Bulletin 2 - Siempelkamp
Transcription
Bulletin 2 - Siempelkamp
Ausgabe 02 | 2004 Die Reportage: Thailands Spanplatten-Industrie Nukleartechnik: Eine Großfertigung geht auf Wanderschaft Bericht aus den USA: Huber nimmt OSB-Anlage in Betrieb Das Porträt: Romeo Paladin Synergien am Standort Krefeld: Ein Gigant wird geboren Analyse: Kommt jetzt die Spanplattenproduktion in China in Fahrt? und vieles mehr bulletin Das Siempelkamp-Magazin M E N S C H E N M Ä R K T E M A S C H I N E N SIEMPELKAMP INHALT Titelbild: Einweihungsfeier bei Vanachai, Sura Thani, Thailand. Das Team der Anlagenoperator im Controllerraum. Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG _04 Die Lage der Holzwerkstoff-Industrie in Thailand Eine Reportage Bernard Neufeld, BIS Shrapnel Pty Ltd., Australien _16 Folgt dem chinesischen MDF-Boom eine Ausweitung der Spanplatten-Produktion in China? Gastkolumne Dr. Wolfgang Steinwarz, Siempelkamp Nukleartechnik GmbH _18 Eine Großfertigung geht auf Wanderschaft Umzug einer kompletten Großfertigung der Siempelkamp Nukleartechnik Stefan Wissing, Siempelkamp LP, USA _20 Neue OSB-Anlage in Broken Bow übertrifft alle Erwartungen Die weltgrößte OSB-ContiRoll®-Anlage wurde übergeben Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG _26 Die Männer hinter den Maschinen Romeo Paladin über seine neueste Erfindung Klaus Zitzmann, Siempelkamp Maschinen & Anlagenbau GmbH & Co. KG _30 Pressen-Evolution zur Oberflächenvergütung Das neue Kurztakt-Pressen-Konzept Horst-Werner Oehler, Wenutec GmbH _34 Ein Auftrag von strategischer Bedeutung Die Modernisierung einer Schraubenspannmaschine für das französische KKW Cattenom Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG, Lutz Riedemann, Siempelkamp Giesserei GmbH _36 Neue Dimensionen im Pressenbau – ein Gigant wird geboren Eine Mehretagen-Presse entsteht Impressum Herausgeber G. Siempelkamp GmbH & Co. KG, Abteilung Marketing/Kommunikation, Siempelkampstraße 75, 47803 Krefeld Schlussredakteur (V. i. S. d. P.) Ralf Griesche Satz und Layout vE&K Werbeagentur GmbH & Co. KG Druck Karten Druck & Verlag GmbH Das Bulletin erscheint in deutscher und englischer Sprache, der Nachdruck (auch auszugsweise und von Bildmaterial) bedarf der Zustimmung des Herausgebers, die i. d. R. gern erteilt wird. Besuchen Sie Siempelkamp im Internet www.siempelkamp.com SIEMPELKAMP EDITORIAL 2|3 Dr. Hans W. Fechner Sprecher der Geschäftsführung G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Mit Innovationen überzeugen Vor Ihnen liegt die neue Ausgabe von Bulletin, dem Magazin der Siempelkamp-Gruppe. Die meisten von Ihnen werden Bulletin bereits kennen. Allen, die das Magazin heute zum ersten Mal in den Händen halten, kann ich versprechen, dass sich der Zeitaufwand für die Lektüre auf jeden Fall lohnt. Denn die Siempelkamp-Gruppe verfolgt das ehrgeizige Ziel, ihre Kunden im In- und Ausland immer wieder mit zukunftsweisenden neuen Technologien und Maschinen zu überzeugen. Im Vordergrund steht dabei das Anliegen, den Nutzern deutliche Mehrwerte zu erschließen. Sie sollen sich durch höchste Qualität und Einzigartigkeit ihrer Produkte vom Wettbewerb differenzieren sowie ihre Produktivität nachhaltig verbessern. Einige aktuelle Beispiele für die Innovationskraft von Siempelkamp und ihre hohe Relevanz für die Kunden möchte ich Ihnen auf den nächsten Seiten präsentieren. Lesen Sie zum Beispiel von der neuen OSB-Anlage, die von der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau sowie ihren Tochtergesellschaften und Beteiligungen in Broken Bow (USA) installiert wurde. Hier gelang es uns einmal mehr, einen Meilenstein zu setzen und sogar einen Weltrekord einzustellen: Das Herzstück der Anlage besteht aus einer 60,3 Meter langen ContiRoll®-Presse – keine andere OSB-Anlage verfügt über eine ähnlich lange und damit produktive kontinuierliche Presse. Für nicht viel weniger aufsehenerregend halte ich die neueste Innovation unseres Partners PAL S.r.l. – den QuadradynTM, eine Anlage zur Fraktionierung von Strands für die OSB-Produktion. Damit gibt es eine echte Alternative zu den bisher verwendeten Trommelsieben, mit dem Vorteil qualitativ und optisch optimierter Produkte. Vielen Dank für Ihr Interesse. Ihr Dr. Hans W. Fechner Auch die Technik der Kurztaktpressen wurde von uns weiter optimiert. Diese Innovation führt beim Kunden u. a. zu einer besseren Oberflächenqualität der Platten und erlaubt eine wesentlich effizientere Wartung. Mehr über die vielfältigen Vorteile der neuen Generation von Kurztaktpressen erfahren Sie auf den folgenden Seiten dieses Magazins. Und damit bin ich längst noch nicht am Ende der Aufzählung unserer Innovationen aus der jüngsten Vergangenheit. So ist unsere Tochtergesellschaft Wenutec nicht nur Weltmarktführer bei der Herstellung von Schraubenspannmaschinen für Kernkraftwerke (KKW). Mit einem gerade fertig gestellten Auftrag zur Modernisierung der Schraubenspannmaschine im französischen KKW Cattenom konnte sich Wenutec auch in diesem volumenstarken Markt etablieren. Zu guter Letzt möchten wir Ihnen im Bulletin noch von einem weiteren Rekord berichten. Der Kundenwunsch nach immer produktiveren Anlagen wurde von einem Team der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau und der Gießerei erfüllt: Sie konstruierten und bauen zurzeit die größte Mehretagenpresse der Welt. Ihre Jahresleistung liegt bei über 700.000 m3 OSB-Platten. Von dieser gewaltigen Produktivität konnte die Branche vor kurzer Zeit nur träumen. Ich bin optimistisch, dass ich Ihnen nicht zu viel versprochen habe und Sie von der Innovationskraft unserer Unternehmensgruppe überzeugen konnte. Sollten Sie Fragen zu den neuen Technologien oder Maschinen haben, stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung. SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU 4 | 5 Thailand: einige wirtschaftliche Daten Fläche: 513.000 km2; 61 Mio. Einwohner; Religion: 94 % Buddhisten; Hauptstadt: Bangkok mit mehr als 6,5 Mio. Einwohnern; Bruttosozialprodukt pro Kopf: US$ 7.400 p. a. (PPP). THAILAND Wälder und Forsten auf einer Fläche von 14 Mio. Hektar; Gummibaum-Anpflanzungen auf 1,8 Mio. Hektar; Gummibaum-Holz-Verbrauch ca. 1,2 Mio. m3 p. a. für die Produktion von Sperrholz, Spanplatten und MDF. Kapazität für Spanplatten: 2,7 Mio. m3 p. a. (Ende 2004), Nr. 1 in SO-Asien, Nr. 2 in Asien nach China. Nonthaburi Petchburi Bangkok Kapazität für MDF: 810.000 m3 p. a., Nr. 2 in SO-Asien nach Malaysia Rayong Surat Thani Hatyai Die wirtschaftliche Situation in Thailand im Jahre 2004 Thailand hat sich, nach der schrecklichen Wirtschaftskrise von 1997/98, sehr rasch und sehr nachhaltig erholt. Alle Indikatoren stehen auf Wachstum und die politische Lage ist stabil. von Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Nach einem Zuwachs des Bruttosozialproduktes von 1,9 % in 2001 und 5,2 % in 2002 wurden 2003 schon starke 6,3 % Wachstum erreicht. Getragen wurde und wird dieses Wachstum durch eine sehr lebhafte Inlandsnachfrage, die sich in einem starken privaten Konsum, aber auch in hohen privaten Investitionen zeigt. Unterstützt wird diese Entwicklung durch niedrige Zinsen und großzügige Kreditvergabe durch das Bankensystem. Die Arbeitslosenrate liegt bei ca. 2,5 %, die Inflationsrate liegt bei unter 1 %. Die quirlige Metropole Bangkok ist der wirtschaftliche Mittelpunkt Thailands Dieses ausgesprochen positive wirtschaftliche Umfeld wird auch in 2004 weiter vorankommen, es wird ein Zuwachs des BSP um 6,5 % bis 7,5 %, je nach Entwicklung des Ölpreises, vorausgesagt. Der Bausektor, der sich einer verstärkten Inlandsnachfrage erfreut, ist eine der Top-Wachstumsbranchen in Thailand, gesponsert durch Anreize zum Eigentumserwerb der Regierung. Aber auch der Export trägt zu diesem positiven Wachstum bei; bei einem sehr vorteilhaften Wechselkursverhältnis zum Amerikanischen Dollar sind Waren und Dienstleistungen im Bath international gesehen günstig. Nach der Asienkrise in den Jahren 1997/98, die von Thailand aus ihren Anfang nahm und das Land an den Rand des Abgrunds führte, ist das eine zuverlässige Ausgangssituation für die nächsten Jahre. SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Die Form- und Pressenstraße mit ContiRoll® in der Anlage Rayong noch während der Aufbauphase Die Lage der Holzwerkstoff-Industrie in Thailand Die guten ökonomischen Daten spiegeln sich auch in dem positiven Investitionsklima der Holz verarbeitenden Industrie wider. Siempelkamp konnte im letzten Jahr 4 neue Spanplattenwerke mit modernster Technik in Thailand verkaufen. Eine weitere Anlage wurde nach einem Brandschaden total saniert, eine zweite Anlage soll in 2005 modernisiert werden. Grund genug, nach Thailand zu reisen, um den Trends in der Spanplattenfertigung nachzuspüren. Die Lage der Holzwerkstoff-Industrie unter den oben dargestellten allgemeinen Voraussetzungen, aber auch bezogen auf ihre Absatzkanäle Möbelbau und Innenausbau, stellt sich zz. in Thailand als äußerst zufrieden stellend dar. So rechnet die Agency for Real Estate Affairs mit einem Wachstum des Wohnungsmarktes um 30 % in 2004. In diesem Zusammenhang wird auch im Großraum Bangkok der Markt für Bürogebäude stark expandieren. Dies und die kontinuierlich steigende Konsumbereitschaft großer Teile der Bevölkerung haben der Möbelbranche neuen Auftrieb gegeben. Über 2400 Betriebe, überwiegend Kleinstbetriebe, produzieren zu 90 % Holzmöbel, die zu 70 % exportiert werden. Für 2004 wird eine deutliche Steigerung der Ausfuhren (2002: 382,6 Mio. Euro) vorausgesagt. Unter diesem Eindruck einer stark wachsenden Nachfrage nach Holzwerkstoffen hat die Industrie in den letzten beiden Jahren massiv in neue Kapazitäten investiert: Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau hat hier eine führende Rolle bei dem Ausbau der Spanplatten-Fabrikation gespielt. So wurden in 2004 insgesamt 4 neue Werke ihrer Bestimmung übergeben (Vanachai, Green Panel, Metro, Rayong folgt bis November 2004). Damit verdoppelt sich die Jahreskapazität an Spanplatten auf über 2,7 Mio. m3. Ein solches Szenario ist, was Preis und Mengengerüste angeht, auch bei steigender Nachfrage ein Spiel mit vielen Unbekannten! Wird sich der derzeitige Verkäufermarkt unter dem Einfluss der Mehrproduktion in einen Käufermarkt verwandeln? Grund genug, diesen boomenden Markt zu besuchen und vor Ort Eindrücke zu sammeln und zu diesem Bericht zu verdichten. 6 |7 Folgende Persönlichkeiten wurden über die Zukunft der thailändischen Spanplatten-Industrie befragt: Wanthana Jaroennawarat, Deputy Managing Director, Vanachai Group Public Co., Ltd. Somporn Pisolpool, President, Rayong Particle Board Co., Ltd. Piya Piyasombatkul, Managing Director, Metro Fiber Co., Ltd. Sompong Palarit, Project Manager, Green Panel Co., Ltd. Amporn Kanjanakumnerd, Managing Director, MP Particle Board Co., Ltd. Kuo Jen Chang, Managing Director, Siam Fibreboard Co., Ltd. Einschätzungen über das Verhalten der Spanplatten-Industrie nach der größten Kapazitätserweiterung ihrer Geschichte Auf unserer Rundreise durch Thailand hatten wir die Gelegenheit, mit den Betreibern der neuen Spanplattenwerke zu sprechen. Die wirtschaftlichen Randbedingungen und die Frage nach den Marktchancen für die Hersteller bei einer drastischen Kapazitätserweiterung interessierten uns besonders. Die erste Frage betraf natürlich die augenblickliche wirtschaftliche Lage und die Aussichten für die nächsten 2–3 Jahre: Alle Befragten waren sich einig, dass die Wirtschaftskrise nun endgültig überwunden sei. Das Vertrauen ist auf breiter Front zurückgekehrt und damit wurde der Inlandskonsum zum tragenden Pfeiler des Aufschwungs. Aber auch der Export konnte angekurbelt werden, vor allem durch das rasante Wachstum des Nachbarn China, aber auch durch die Erholung der Weltwirtschaft. Einige kleine Fragezeichen die Zukunft betreffend wurden diskutiert: Die Entwicklung des Rohölpreises, die bei einem Verbleib von über 45 $ per Barrel Wachstum kosten wird; das schnelle Eindämmen von möglichen Epidemien wie Sars oder der Geflügelpest; die Entwicklung von China allgemein, dessen schiere wirtschaftliche Größe das Gravitationszentrum Asiens schlechthin geworden ist. Es wurde als nicht wahrscheinlich angesehen, dass eine Krise wie 1997/98 heute noch einmal das Land überrennen könnte. Man habe aus der Krise gelernt und Indikatoren geschaffen, die ein frühzeitiges Gegensteuern erlauben würden. Außerdem setzt die Wirtschaft großes Vertrauen in den derzeitigen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, selbst ein ehemaliger Unternehmer, der seit 2001 die Geschicke des Landes lenkt. Als auslösender Faktor, die Kapazität in der Spanplattenproduktion innerhalb eines Jahres um mehr als 100 % zu erhöhen, wurde von den Gesprächspartnern Unterschiedliches genannt: Je nach Ausrichtung ihrer Marketingaktivitäten wird ein Großteil der zusätzlichen Platten in den Export gehen oder die heimische Möbelindustrie wird mit den neuen Qualitäten vorrangig bedient. Einig war man sich in der Beurteilung des Marktes, der eine Verknappung an Spanplatten sah, die eine Preishausse auslöste. Außerdem gab es nur zwei Hersteller, die mit kontinuierlicher Presstechnik (der modernsten und im Stückkostenvergleich günstigen Produktionstechnik) produzierten, die höhere Flexibilität in der Technologie und in der Formataufteilung bietet. Investitionen in eine solche fortschrittliche Technik schaffen Wettbewerbsvorteile, die die anderen Mitbewerber Marktanteile kosten können. die neuen Kapazitäten auszulasten, sei es über den Export und/oder die Inlandsnachfrage. Ob in Zukunft kleine Plattenhersteller, die mit alter Technik und qualitativ weniger guten Platten arbeiten, vom Markt verschwinden werden, wird sich zeigen. Auf der einen Seite können sie billig anbieten und oft werden regional inferiore Qualitäten akzeptiert. Auf der anderen Seite werden die Preise wahrscheinlich durch das größere Angebot fallen, dann hätten die kleinen Produzenten keine Investitionsmittel mehr und könnten mittelfristig aus dem Markt ausscheiden. Die Exportmärkte werden ihnen wahrscheinlich schwerer zugänglich sein. Ein Verdrängungswettbewerb über die Qualität und den Preis wird allerdings nicht ausgeschlossen werden können. Auch in den nächsten Jahren wird die Möbelindustrie mit zweistelligen Zuwächsen aufwarten, denn nach der Krise hat sich ein enormer Nachholbedarf bei der Beschaffung preiswerter Möbel in der Bevölkerung gezeigt, der erst über die kommenden Jahre abgebaut werden kann. Diese Möbel werden überwiegend aus Spanplatten gemacht. Eine weitere Erklärung ist die verbesserte Exportfähigkeit der thailändischen Plattenindustrie: Da nach der Krise der Bath um 2/3 abgewertet wurde, sind die Platten äußerst preiswert auch über längere Reisewege anzubieten. Dazu kommt, dass nur Thailand in Südostasien seine Spanplattenproduktion ausgeweitet hat und selbst China vorrangig in MDFKapazitäten investierte. Zusammenfassend ist der Eindruck wiederzugeben, dass die Hersteller keine Bedenken haben, Die Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass mit der Kapazitätsausweitung das Verhältnis von Export zu Inlandsverbrauch weiter zu Gunsten des Exports ausschlagen wird. Es wird geschätzt, dass bis zu 70 % der Mengen in den Export gehen könnten, 30 % werden vom Inlandskonsum aufgenommen. 95 % der Spanplatten werden als Rohplatten exportiert, Hauptabnehmer sind China, Südkorea, Taiwan, Vietnam, Malaysia, Indonesien, die Philippinen und Japan. Natürlich ist die Möbelindustrie in Thailand die treibende Kraft bei der Nachfrage nach Spanplatten. Nach der Krise brach der Inlandskonsum ein und die Möbelindustrie musste sich im Ausland neue Märkte suchen. Das hat die Industrie stark gemacht, heute werden ca. 70 % der Möbel SIEMPELKAMP exportiert. Dazu kommt, dass einige Hersteller aus lohnintensiven Ländern wie Japan, das auch noch unter Rohholzknappheit leidet, ihre Fertigung nach Thailand verlagert haben. Klar ist, alle werden sich aus dem thailändischen Spanplattenangebot bedienen, das zum größten in Südostasien geworden ist. In Thailand wird die Oberflächenvergütung von Holzwerkstoffplatten in erster Linie von Spezialisten, die nicht aus der Plattenproduktion kommen, durchgeführt. Erst allmählich erkennen die großen Hersteller die Chancen, die in der Ausweitung der Wertschöpfungskette liegen. Da 95 % aller Spanplatten von der Möbelindustrie verarbeitet werden, ist diese Menge auch vergütet: Die billigste Vergütung mit 20-grPapier (LBWP) macht den Löwenanteil mit ca. 80 % aller vergüteten Platten aus. Der Rest setzt sich aus 10 % Low Pressure Melamine (LPM), 5 % Furnier und 5 % anderen Oberflächenvergütungen zusammen. Die große Menge von LBWP geht auf den Einsatz bei billigen Knock-Down-Möbeln zurück, die im Produktmix führend sind. Nach weiteren Anwendungsmöglichkeiten für Spanplatten gefragt, wurde die Produktion von Lautsprecherboxen genannt. Viele Audiohersteller haben Produktionskapazitäten in Asien aufgebaut. An den Einsatz im Flooring glaubt allerdings nur ein Diskussionsteilnehmer, alle anderen meinen, Südostasien sei wegen der klimatischen Verhältnisse kein Markt für Laminatboden. Der Einsatz im Innenausbau könnte jedoch ein Wachstumsmarkt werden – gerade im Hinblick auf den Bau von repräsentativen Hotels und Bürogebäuden – in Bangkok und Umgebung und hier das Sperrholz als Trägerplatte langsam substituieren. Erste Erfolge konnten wir in der Lobby des neuen J.W. Marriott Hotels, Bangkok, bewundern. Arbeitskraft wird auch in Thailand teurer; damit könnten arbeitsintensive Anwendungen wie z. B. Rahmentüren in Zukunft durch die Spanplatte ersetzt werden. Mittelfristig werden Teile der Vollholz- und Sperrholzproduktion von der Spanplatte ersetzt werden. Trotzdem können sich die wenigsten Teilnehmer vorstellen, dass OSB bald Sperrholz ersetzen wird. Das liegt natürlich auch daran, dass diese Hersteller aus der Produktion des Sperrholzes kommen und es heute sogar noch herstellen oder im Programm führen. Das Argument, dass Sperrholz heute noch in vielen Familienbetrieben mit minimaler Maschinenausrüstung hergestellt wird und damit sehr billig angeboten werden kann (es gibt keinen preislichen Vorteil für OSB), überzeugt natürlich. Auf der anderen Seite geht die Verfügbarkeit von schälbaren Stämmen auch in Thailand zurück und so wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch das neue Produkt OSB für dieses Land interessant werden wird. MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Ob in Thailand das Produkt MDF einen ähnlichen Siegeszug antreten wird wie die Spanplatte, ist ungewiss. Auf der einen Seite wird MDF (das ja schon in größeren Mengen in Thailand hergestellt wird) eine gute Zukunft vorausgesagt, denn es wird mehr und mehr Vollholz ersetzen. Auch der Einsatz als Laminatboden erscheint nachvollziehbar, da hängt vieles von China ab, das große Kapazitäten aufbaut. Man wird sehen! Zum Abschluss folgte natürlich die Frage nach der Verfügbarkeit des Rohstoffs Holz. Dazu muss man wissen, dass im südlichen Teil von Thailand, dort wo die Mehrzahl der Spananlagen betrieben werden, der Gummibaum zu 100 % das Ausgangsmaterial zur Erzeugung der Spanplatten ist. Sie werden natürlich in erster Linie zur Rohgummiproduktion in Plantagen angebaut, und ihr Erhalt wird vom Staat gefördert. Alte Bäume, die kein Latex mehr produzieren und ersetzt werden müssen, wurden früher verbrannt, mit allen bekannten CO2-Problemen. Die Spanplattenindustrie füllt hier ökologisch sinnvoll eine Lücke, indem sie den größten Teil der „Holzabfälle“ zu Plattenware verwandelt. Diese Konstellation macht eine Verknappung des Rohmaterials unwahrscheinlich. Denn heute stehen mehr als 2,2 Mio. ha unter Ertrag, von denen jährlich ca. 3 % durch Neuanpflanzungen ersetzt werden. Man kann sich leicht ausrechnen, dass auch ein Stopp der Gummiproduktion noch viele Jahre Zeit ließe, neue Ressourcen zu aktivieren. Siempelkamp Singapore: „Your one stop service centre in Asia“ Owen Pickersgill, Electrical/Electronic Engineer; Rene Funger, Business Development Spare Parts Service and Rubber Industry; Hui Lee Wong, Finance and Bookkeeping; Henning Gloede, Managing Director; Madeline Leng, Executive Secretary and Administration; Wolfgang Schulz, Mechanical Engineer; Patricia Lopez, Spare Parts Purchasing & Sales Siempelkamp Singapore wurde vor mehr als 20 Jahren für den südostasiatischen Markt als Verkaufs- und Service-Niederlassung gegründet. Die Niederlassung ist neben dem Neugeschäft vor allem für den After Sales Service zum Kunden verantwortlich. Hier werden technische Unterstützung bei Serviceleistungen und Hilfe bei Notfällen organisiert und durchgeführt. Hierzu gibt es ausgebildetes Personal, das in der Lage ist, regelmäßige Inspektionsprogramme an den Anlagen der Kunden durchzuführen oder Hilfe bei Notfällen zu leisten. Schnelle Ersatzteillieferungen werden ebenfalls von der Niederlassung sichergestellt. Alle Leistungen werden ohne Zeitdifferenz und Sprachbarrieren erbracht. 8 |9 Firmenhintergrund und Steckbrief der neuen Spanplattenanlagen Vanachai Group Public Co., Ltd., Bangkok Vanachai wurde 1943 als Sägewerk gegründet, stieg 1966 in das Sperrholzgeschäft ein und wandte sich 1979 den Holzwerkstoffplatten mit dem Aufbau einer Spanplattenanlage zu. Schon diese erste Anlage wurde von Siempelkamp geliefert. Seit 1994 produziert Vanachai in Chonburi MDF-Platten. 1995 ging das Unternehmen an die Börse, 1997 wurde das Unternehmen mit dem Aufbau eines weiteren Spanplatten-Werkes Asiens größter Holzwerkstoffhersteller. Mit der neuen Siempelkamp-Anlage, die seit Mai 2004 produziert, stellt Vanachai heute mehr als 1,2 Mio. m3 Holzwerkstoffplatten im Jahr her. Die 48,7 Meter lange ContiRoll®-Presse mit einlaufender Spanmatte Anlagensteckbrief der neuen Spanplattenanlage von Vanachai Group Public Co., Ltd. Vertragsabschluss: Juli 2002 Baubeginn: Mai 2003 Erste Platte: 4. Februar 2004 3-Schichtbetrieb: 23. Februar 2004 Location: Surat Thani Planung, Engineering und Inbetriebnahme durch Dr. Schnitzler/Siempelkamp Siebe: PAL Beleimung: IMAL Trockner: Trommeltrockner von Büttner Streumaschinen: Metso Vorpresse und kontinuierliche Presse ContiRoll®-Technik von Siempelkamp, 8‘ x 48,7 m, ausgelegt auf 1.000 mm/s Vorschub, Plattenmaße: 2.550 x 4.955 mm, Plattendicke von 6 – 40 mm Leistung: 1.500 m3 pro Tag Automation: ATR Kühl- und Abstapelung: Siempelkamp Handling Systeme (SHS) Automatisches Lagersystem: SHS Schleifstraße: SHS 4 PAL Oscillating Screens trennen sehr effizient die Spanfraktionen Der Büttner Trommeltrockner schafft es leicht, die Späne für 1.500 m3 Spanplatte pro Tag zu trocknen SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Metro Particle Co., Ltd., Nonthaburi Metro wurde 1960 als Sägewerk zur Verarbeitung von Teakholz gegründet. Danach Aktivitäten im Sperrholz und im Furnier. Starteten 1991 eine Nassfaser-Anlage zur Produktion von Hardboard. 1994 erste MDF-Anlage; 2001 2. MDF-Anlage. Die 23,8 Meter lange ContiRoll®-Presse schon während des 3-Schichtbetriebes Anlagensteckbrief der neuen Spanplattenanlage von Metro Particle Co., Ltd. Vertragsabschluss: August 2002 Baubeginn: Juni 2003 Erste Platte: 3. Februar 2004 3-Schichtbetrieb: Ende Februar 2004 Location: Nonthaburi Planung, Engineering und Inbetriebnahme der kompletten Anlage durch Dr. Schnitzler/Siempelkamp Siebe: PAL Beleimung: IMAL Trockner: Büttner Form- und Pressenstraße mit ContiRoll®-Technik von Siempelkamp, 6‘/8‘ x 23,8 m, verlängerbar auf 30,4 m, ausgelegt auf 750 mm/s Vorschub, für Plattenmaße 1.850 – 2.520 x 3.690 – 5.600 mm in den Dicken 6 – 40 mm, Leistung: 745 m3 pro Tag Automation: ATR Kühl- und Abstapelung: SHS Der Trockner von Büttner im Betrieb mit anschließenden Zyklonen zur Trennung von Wasserdampf und Spänen 10 | 11 Green Panel Co., Ltd., Petchburi 1984 startete das Unternehmen mit dem Aufbau einer Sperrholzproduktion. 1994 wurde die 1. Linie – eine 1-Etagen-Spanplattenanlage – zur Spanplattenproduktion in der Nähe von Bangkok mit einer Tagesleistung von 300 m3 errichtet. Diese Linie produziert Standardmaße 4‘ x 8‘ für die Möbelindustrie. Die Brüder Sompong und Somyot Palarit mit Erwin Scholz (Mitte), Verkaufsdirektor Siempelkamp M&A, SE-Asia Die 20,5 Meter lange ContiRoll® mit einer durchschnittlichen Leistung von 650 m3 pro Tag Anlagensteckbrief der neuen Spanplattenanlage von Green Panel Co., Ltd. Vertragsabschluss: November 2002 Baubeginn: Juli 2003 Erste Platte: 8. März 2004 3-Schichtbetrieb: Ende März 2004 Location: Petchburi Siebe: PAL Beleimung: IMAL Trockner: Binos Streumaschinen: Binos Vorpresse und kontinuierliche Presse ContiRoll®-Technik von Siempelkamp, 8‘ x 20,5 m, ausgelegt auf 600 mm/s Vorschub, für die Plattenbreite 2.500 mm, Plattendicke von 6 – 40 mm Leistung: 650 m3 pro Tag Automation: ATR Doppeldiagonal-/ Besäumsäge: SHS SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Rayong Particle Board Co., Ltd., Klaeng Das Unternehmen begann 1986 mit der Gründung der Möbelfertigung Tokyo Para Wood Co., Ltd., die Möbel für den Export nach Japan fertigt. In 1994 Einstieg in das SpanplattenGeschäft mit dem Aufbau einer 1-Etagen-Spanplattenanlage, ausgelegt auf 240 m3 pro Tag. Die 30,4 Meter lange ContiRoll® von Rayong noch während der Aufbauphase Anlagensteckbrief der neuen Spanplattenanlage von Rayong Particle Board Co., Ltd. Vertragsabschluss: November 2002 Baubeginn: Februar 2004 Erste Platte: voraus. November 2004 3-Schichtbetrieb: Ende November 2004 Location: Klaeng, Rayong Planung, Engineering und Inbetriebnahme der kompletten Anlage durch Sicoplan/Siempelkamp Siebe: PAL Beleimung: IMAL Trockner: Büttner Streumaschinen: CMC, je 2 WindFormer/ CageFormer Vorpresse und kontinuierliche Presse ContiRoll®-Technik von Siempelkamp, 8‘ x 30,4 m, ausgelegt auf 700 mm/s Vorschub, für die Plattenmaße 2.500 x 4.600/5.595 mm Plattendicke von 6 – 40 mm Leistung: 700 m3, erweiterbar auf 1.000 m3 pro Tag Automation: ATR Kühl- und Abstapelanlage: SHS Herr Pisolpool von Rayong Particle Board auf der Siempelkamp Streumaschine 12 | 13 Hatyai Panel Co., Ltd. und Siam Fibreboard Co., Ltd. Bei einer Reise zu den Siempelkamp-Anlagen in Thailand darf der Besuch der Anlagen in Hatyai an der Grenze zu Malaysia nicht fehlen. Diese haben eine besondere Geschichte: In den Jahren 1990 bis 1995 investierte die Firma STA in Gestalt von Mr. Supotphong Vilaipun ca. 1 Mrd. Bath in einen einzigartigen Holzwerkstoffkomplex. Aufgebaut wurden 2 Spananlagen und 2 MDF-Werke jeweils mit Siempelkamp ContiRoll®-Technik, 4 Kurztaktpressenanlagen, ebenfalls von Siempelkamp. Dazu kamen eine Sperrholzproduktion und diverse Möbelfertigungen. Ehe der gesamte Komplex fertig gestellt war, kam der Besitzer durch einen tragischen Unfall ums Leben. Viele Versuche wurden unternommen, die Anlagen in einer Gesellschaft weiterzuführen, was letztlich an den hohen Verbindlichkeiten scheiterte. In 2004 wurden die Span- und MDF-Anlagen in einer Versteigerung verkauft. Heute ist die Firma Hatyai Panel Co., Ltd. die Besitzerin der 2 Spananlagen und der Kurztaktpressen, die Firma Siam Fibreboard Co., Ltd. Eignerin der beiden MDFAnlagen. Hinter Hatyai Panel steht die Mitr Phol Sugar Group, Asiens größter Zuckerhersteller, der schon eine Spananlage auf Bagassebasis in Thailand betreibt. Siam Fibreboard wurde von dem erfolgreichen MDF-Produzenten Evergreen Fibreboard aus Malaysia übernommen. Siempelkamp leistete einige Hilfestellung bei der erneuten Inbetriebnahme der ersten MDFAnlage, die heute sehr erfolgreich produziert. Die zweite MDF-Anlage wurde in 1996 nur zu ca. 80 % fertig gestellt, als die Firma STA in große Schwierigkeiten kam. Auch diese Anlage soll in 2005 fertig gebaut und in Betrieb genommen werden. Am Tag der Übernahme der Spanplattenanlagen durch Hatyai Panel wurde die größere der beiden Spananlagen durch einen Brandanschlag stark beschädigt. Der Controllerraum und die ContiRoll® brannten aus und die Anlage lag still. Seit März dieses Jahres ist ein Team von Siempelkamp-Spezialisten mit der Sanierung und Modernisierung der Anlage beschäftigt. Die erste Platte wurde im September 2004 produziert. Die kleinere und ältere Spananlage wird in 2005 überholt und in Betrieb gehen. Damit wäre das Holzwerkstoffzentrum von Hatyai wieder zu neuem Leben erwacht. Form- und Pressenstraße der zurzeit stillgelegten Siempelkamp Spanplattenanlage A333 von Hatyai Panel Co.,Ltd. Diese Anlage soll in 2005 modernisiert und wieder in Betrieb genommen werden Varapong Ruangvoravat, Assistant Managing Director of Hatyai Panel Co., Ltd., vor der nach einem Brandschaden sanierten Siempelkamp Spanplattenanlage A444 in Hatyai SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU 14 | 15 Die feierliche Eröffnung der Spanplattenanlage von Vanachai in Surat Thani Glücklicherweise fiel unser Aufenthalt in Thailand mit der feierlichen Eröffnungszeremonie des neuen Spanplattenwerkes von Vanachai zusammen. Auch Dr. h. c. Dieter Siempelkamp kam aus Deutschland und freute sich darauf, wieder mal ein neues Werk, dessen Maschinen seinen Namen tragen, mit einzuweihen. Ein Highlight der Thailand-Reise war die Einladung zur Eröffnungszeremonie der neuen Vanachai-Anlage. Am Morgen des 23. August 2004 um 6.30 Uhr starteten zwei Großraumjets vom Flughafen Bangkok in Richtung Surat Thani ca. 600 km südlich von Bangkok. Sie hatten einen Teil der Gäste aus der Region Bangkok an Bord, die zu der Zeremonie eingeladen waren. Nicht fehlen durfte eine Schar Mönche, die eine Hauptrolle spielen sollten. Während der Einweihung erbaten sie den Segen des Himmels für ein allzeit prosperierendes Unternehmen. Für uns westliche Beobachter war es überraschend und schön zu sehen, wie selbstverständlich die buddhistische Religion auch die wirtschaftlichen Interessen der Menschen unterstützt. Unter den 1200 Gästen waren die Mönche natürlich die Ehrengäste. Es folgte ein großes gemeinsames Mittagessen mit einer anschließenden Begehung des neuen Werkes, das sich zu diesem Zweck besonders herausgeputzt hatte. Bei so vielen guten Wünschen kann der Erfolg einfach nicht ausbleiben! Der Standort ist eröffnet Mr. Sompon Sahavat, Chairman of the Group, dankt den Mönchen ... ... und hält die Festrede Einweihungszeremonie der neuen Siempelkamp Spanplattenanlage von Vanachai am Standort Surat Thani Eine Einweihungszeremonie wird von vielen guten Wünschen getragen GASTKOLUMNE Folgt dem chinesischen MDF-Boom eine Ausweitung der Spanplatten-Produktion in China? Nach rasanter Steigerung der MDF-Produktionskapazität wird eine ähnliche – wenn auch nicht so spektakuläre – Entwicklung im Spanplattenbereich erwartet von Bernard Neufeld, Director Forestry Group, BIS Shrapnel Pty Ltd., Australien Mio m3 2003 2005 MDF-Produktionskapazität in Chinas 15 größten Produktionsregionen in den Jahren 2003 und 2005 (Prognose) 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 Yunan Lianoning Beijing Heilongjiang Henan Anhui Hubei Fujian Zhejiang Hebei Jiangshu Jiangxi Guangxi Guangdong Shandong 0 Während in Nordamerika und Europa die Plattenindustrie die Talsohle überwindet, ist China zum wichtigsten Hersteller und Verbraucher von MDF avanciert; außerdem entwickelt sich dort der größte Spanplattenmarkt. Diese Entwicklung wird angefacht durch einen Boom am heimischen Markt, eine Verlagerung der Möbelproduktion von den Vereinigten Staaten, Europa und anderen asiatischen Ländern nach China und durch die Entwicklung Chinas zum weltweit größten Möbelexporteur. der Produktionskapazität ausmachen, ist die jüngste Entwicklung mit Hilfe mittlerer und großer Fabriken erfolgt. Im Jahre 2003 hatten mittlere Fabriken mit einer Kapazität von 35.000 bis 100.000 m3 zu ca. 37 % und Fabriken mit einer Kapazität von mehr als 100.000 m3 zu 33 % Anteil an der gesamten Produktionskapazität. Auf der Basis bereits angekündigter Expansionspläne wird die MDF-Produktion um weitere 29 % auf über 16,2 Mio m3 bis zum Jahre 2005 ansteigen. MDF-Produktion Spanplattenproduktion Chinas MDF-Produktionskapazität ist in den letzten fünf Jahren massiv angestiegen: 1999 waren es 4,8 Mio m3, 2003 bereits 13,2 Mio m3; das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 29 %. Bei 278 Produktionslinien ist es heute das Land mit der höchsten Produktionsrate, höher als Ost- und Westeuropa zusammen (12,4 Mio m3) und mehr als doppelt so hoch wie die Produktionskapazität Nordamerikas (4,9 Mio m3). Die meisten der chinesischen Produktionsanlagen vor 1999 bestanden aus kleineren Fabriken mit einer Kapazität von weniger als 35.000 m3. Obgleich diese Fabriken immer noch fast 30 % Anders als die spektakulär ausgebauten MDFProduktionskapazitäten stieg die Produktionskapazität im chinesischen Spanplattensektor von 5 Mio m3 im Jahre 1997 auf 5,4 Mio m3 im Jahre 2003, ein Wachstum von gerade 1 %. In den fünf Jahren bis 2002 erhöhte sich die Kapazität nur um 355.000 m3, wobei die größte Steigerung im Jahre 2002 zu verzeichnen war. Den 278 MDF-Anlagen stehen in China schätzungsweise zwischen 800 und 900 Spanplattenanlagen gegenüber. Bei 800 davon handelt es sich um sehr kleine Anlagen mit einer Kapazität von weniger als 5.000 m3 pro Jahr; die gesamte Produktionskapazität beläuft sich auf schätzungs- weise 800.000 m3. Die übrigen 72 Anlagen hatten eine Produktionskapazität von ca. 4,6 Mio m3 im Jahre 2003 und lagen bei einer Größe zwischen etwas über 5.000 m3 und 100.000 m3; die meisten hatten jedoch eine Kapazität von weniger als 100.000 m3. Nach einer Vorschau über die nächsten fünf Jahre soll die Produktionskapazität im chinesischen Spanplattensektor um ca. 4 % p. a. wachsen, und zwar von weniger als 5,4 Mio m3 im Jahre 2003 auf über 6 Mio m3 im Jahre 2008. Selbst bei einem so bescheidenen Wachstum wird sich China in den nächsten 5 Jahren zu einem der größten Spanplattenproduzenten entwickeln. Die vielen kleinen Fabriken werden schließlich durch größere Anlagen ersetzt werden. Es ist bekannt, dass 9 Anlagen in Planung sind: die größte unter ihnen mit einer Kapazität von 300.000 m3, eine mit 150.000 m3 und eine mit 100.000 m3. Weitere fünf Anlagen sind mit einer Kapazität von je 50.000 m3 bzw. einer von 30.000 m3 geplant. Mit Ausnahme der kleineren Werke (weniger als 5.000 m3) hatte die Provinz Heilongjiang eine Produktionskapazität von über 400.000 m3 im Jahre 2003, die drei Provinzen Jilin, Guandong und Shandong von über 200.000 m3 und die Provinzen Henan, Shichuan, Inner Mongolia und Hubei zwischen 100.000 und 200.000 m3. In naher Zukunft wird Fujians Spanplattenproduktion am meisten expandieren und zur zweitgrößten produzierenden Provinz mit über 300.000 m3 bis zum Jahre 2005 avancieren. 16 | 17 Die Produktionskapazität könnte sogar um mehr als 4 % ansteigen, denn die Wachstumsprognosen bezüglich der Verbrauchernachfrage lassen hier noch Spielraum für eine Kapazitätssteigerung; jedoch ist es unwahrscheinlich, dass das Wachstum so spektakulär ausfällt wie im MDF-Bereich der letzten Dekade, es sei denn, es gäbe eine rasante Verschiebung des Verbrauchs in Richtung Spanplatten, was auch durchaus möglich ist. Konsummotor Das schnelle Wachstum in den letzten 10 Jahren im Bereich der MDF- und Spanplattenproduktion wurde anfänglich durch die Möbelhersteller angefacht, die Mitte der 90er Jahre aus Taiwan umsiedelten; später kamen noch Unternehmen aus anderen Teilen der Welt, einschließlich Nordamerika und Europa, hinzu. Diese Unternehmen verlagerten ihre Produktionsstätten zu einer Zeit, als in den meisten Ländern MDF boomte und die älteren, weniger flexiblen Produkte wie Spanplatte und Sperrholz ersetzte. Im Zuge der Verlagerung der Produktionsstätten brachten die Möbelhersteller aus Taiwan ihre Produktionstechniken ebenfalls mit nach China, einschließlich des intensiven Einsatzes von MDF in der Möbelherstellung. Zu dieser Zeit wurde in Taiwan MDF zum Hauptrohmaterial in der Möbelindustrie und ersetzte hier schnell die Spanplatte. Als die Möbelhersteller nach China umgezogen waren, sorgten sie dort für eine starke Nachfrage nach MDF. Infolgedessen stieg tion etwas über dem Spanplattenverbrauch liegt. In den meisten anderen Ländern war das Produkt Spanplatte sehr gut eingeführt, ehe MDF auf den Markt kam. Dies war aber nicht in Südkorea oder Taiwan der Fall. Dort ist MDF intensiver genutzt worden als Spanplatte. In einigen Ländern, einschließlich Taiwan und Südkorea, verwenden Möbelhersteller wieder vermehrt Spanplatten für einige Einsatzzwecke, für die bereits MDF eingesetzt worden war. Es handelt sich insbesondere um Einsatzzwecke, für die nicht die besonderen Eigenschaften von MDF benötigt werden, wie etwa extrem glatte Oberflächen. Nach diesem Wechsel blieb man beim Einsatz von Spanplatten. Dies könnte sich in China in der nächsten Dekade wiederholen, da die Möbelhersteller nach kostengünstigeren Produktionsmethoden suchen werden. Die heimische Nachfrage nach Möbeln ist groß in China und wird mit Chinas expandierender Wirtschaft weiterhin wachsen. China ist auch zum größten Möbelexporteur der Welt geworden. Da in den nächsten 10 Jahren vermehrt Möbelhersteller aus anderen Ländern ihre Produktionsstätten nach China verlagern werden, wird es vielfach Möglichkeiten zur Erhöhung der Spanplattenkapazität in China geben. der prozentuale Anteil von MDF an der Holzplattenproduktion in China von 6 % im Jahre 1997 auf 25 % im Jahre 2001. Mitte der 90er Jahre wurde fast die gesamte MDF-Produktion in der Möbelindustrie eingesetzt. Bis zum Jahre 2003 wurden schätzungsweise 65 % für die Möbelherstellung verwendet, 15 % für die Baumaterialien, 10 % für Bodenbeläge und 10 % für Verpackungen und andere Einsatzzwecke. MDF hat über die letzte Dekade die Endverbrauchermärkte durchsetzt, die nicht zur Möbelindustrie gehören; dies hat zu einer zusätzlichen Erweiterung der Produktionskapazität geführt. Im Vergleich dazu werden 85 % aller Spanplatten in China immer noch für die Möbelherstellung eingesetzt, 15 % werden im Bausektor und anderen Industriezweigen verwendet. Der MDF-Verbrauch in China wurde im Jahr 2004 auf über 14 Mio m3 geschätzt verglichen mit 6 Mio m3 Spanplatten. Dies ist ein ungewöhnliches Verbrauchsmuster, da in den meisten Ländern die Spanplattenproduktion den MDF-Verbrauch übersteigt. In Japan beispielsweise ist der Spanplattenverbrauch fast 2-mal so hoch wie der MDF-Verbrauch, ebenso wie in Nordamerika und Europa. Andere wesentliche Ausnahmen stellen Südkorea und Taiwan dar, wo die MDF-Produk- Mio m3 2003 2005 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 Shangxi Hunan Guangxi Anhui Hebei Hubei Yuannan Inner Mongolia Sichuan Henan Shandong Jilin Fujian Guangdong Spanplatten-Produktionskapazität in Chinas 15 größten Produktionsregionen in den Jahren 2003 und 2005 (Prognose) Heilongjiang 0 SIEMPELKAMP NUKLEARTECHNIK Eine Großfertigung geht auf Wanderschaft Fast jeder Mensch ist irgendwann einmal umgezogen. Wohnungseinrichtung und Hausrat sind zu verpacken, zu transportieren und am neuen Standort hoffnungsvollerweise intakt und ohne Verluste wieder aufzubauen und einzuräumen. Die Folge: Trotz aller Vorbereitung sind meist Chaos und Aufregung kaum zu vermeiden. Es dauert seine Zeit, bis wieder Normalität im täglichen Ablauf eingekehrt ist. von Dr. Wolfgang Steinwarz, Siempelkamp Nukleartechnik GmbH CASTOR®-Behälterkörper zur mechanischen Bearbeitung auf der Langdrehbank Nun stelle man sich die entsprechenden Rahmenbedingungen für den Umzug einer kompletten Großfertigung vor: Begrenzung des Produktionsausfalls auf das absolute Minimum, Ab- und Wiederaufbau von großdimensionierten Maschinen und Bauteilen für die Handhabung von Komponenten mit Gewichten bis zu 200 Tonnen bei den extrem hohen Qualitätsanfor- derungen der Kerntechnik, Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens bei allen Unwägbarkeiten während der Abwicklungsphase. Genau vor dieser logistischen Aufgabe stand das SNT-Team, als Mitte 2002 durch die Geschäftsführung entschieden wurde, die bislang an mehreren Standorten operierende mechanische Bearbeitung der Rohgusskomponenten, wie z. B. CASTOREN®, MOSAIK-Behälter und Elemente für Windkraftanlagen, in einem Fertigungszentrum zusammenzuführen. Die Zielsetzung lautete: Verbesserung der Marktposition durch integrierte Fertigung mit Vorteilen aus diversen Synergien, wie Know-how-Bündelung, Reduzierung von Schnittstellen, Realisierung optimaler 18 | 19 Mit dem Tieflochbohrwerk werden ca. 6 m lange Bohrungen zur Aufnahme von Neutronenabschirmmaterial in die CASTOR®-Wandung eingebracht Kostenstrukturen sowie effizienter Maschinenanordnung. Als neuer Standort bot sich eine Fertigungshalle zur Miete an, die in Mülheim/Ruhr unweit der bisherigen CASTOR®-Bearbeitungsstätte gelegen ist und bislang von SIEMENS zur Fertigung von Turbinengehäusen genutzt wurde. Besonders interessant war diese Lösung durch die Teilnutzung der Halle seitens unseres CASTOR®Hauptkunden GNB, der schon zwei Jahre vorher die über ein Jahrzehnt gemeinsam genutzte „alte“ CASTOR®-Halle verlassen hatte. Auf diese Weise konnte die für beide Seiten vorteilhafte Fortsetzung des früheren Arrangements (Reduzierung von Transporten, direkter Kundenkontakt, vereinfachte Gesamtprozessführung) wieder aufgegriffen werden. Nach Unterzeichnung des Mietvertrages am 16.10.2002 einschließlich des Kaufvertrages zur Übernahme diverser SIEMENS-Maschinen und Gerätschaften wurde die detaillierte Umzugsplanung durchgeführt. Im Sommer 2003 konnte dann mit den ersten Umbauarbeiten begonnen werden. Anfang Dezember 2003 erfolgte der Umzug eines wesentlichen Teils des Abwicklungs- und Fertigungspersonals. Durch spezielle Schicht- und Fertigungsabwicklungsmodelle unter Nutzung von Maschinenredundanzen konnten signifikante terminliche Fertigungs- Das Fertigungszentrum Mülheim während der Umbauphase einbußen vermieden werden. Die ersten Späne, sichtbares Zeichen der Produktionsaufnahme, „flogen“ Ende Januar 2004. Die letzte Phase des Umzugs mit der zweiten CASTOR®-Großdrehbank startete im Mai 2004. Mit der offiziellen Eröffnungsfeier am 15. Oktober 2004 endet ein spannendes und immer interessantes Kapitel. Denn trotz einer Unmenge Stress erbrachte die logistische Aufgabe des Umzugs auch viele neue positive Erfahrungen, technische, strategische und menschliche. Denn Teamgeist stand von Anfang an im Vordergrund. Und Normalität wird wohl auch bald wieder einkehren ...! Das Bearbeitungszentrum für MOSAIK-Behälter SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Neue OSB-Anlage in Broken Bow (USA) übertrifft alle Erwartungen Siempelkamp-Gruppe unterstreicht mit J. M. Huber Corporation Marktführerschaft von Stefan Wissing, Siempelkamp LP, USA Nicht überraschend, aber immer wieder beeindruckend: Die nächste Rekordmarke im jungen OSB-Geschäft ist nun gerissen. 60,3 Meter Länge misst die neueste, bei Huber Engineered Woods in Broken Bow (Oklahoma) installierte Presse. Hinter diesem Erfolg steht die Siempelkamp-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Wieder ist es dem Unternehmen gelungen, ein Stück Technikgeschichte zu schreiben. Huber Engineered Woods – Konzern in Familienbesitz Das Spektrum des Konzerns reicht von der Rohstofferzeugung über Papier- und Forstprodukte bis hin zu Kunststoffen und Baumaterial sowie zugehörigen Dienstleistungen. Sitz ist Edison Andy Trott, Präsident von Huber Engineered Woods, ist zu Recht stolz auf das Erreichte: Bisher betrieb der Geschäftsbereich vier Werke zur Herstellung von „Engineered Wood Products“ überwiegend für den heimischen Markt. Und nun brandneu in Oklahoma: das OSB-Werk Broken Bow, seit 2002 gewachsen auf der grünen Wiese, mit einer Gesamtinvestition von über 130 Mio USD. Mit seinen knapp 5.000 Einwohnern steht Broken Bow am Schnittpunkt der US-Highways 70 und 259 selten im Rampenlicht der Medien. Eine typische amerikanische Kleinstadt des mittleren Westens – idyllisch zwischen Seen und Flüsschen, Wäldern und Bergen gelegen. Nach Texas, über den Red River, ist es ebenso ein Katzensprung wie ins benachbarte Arkansas. Für Huber das erste Investment außerhalb seiner Betriebe an der Ostküste und eine unternehmerische Entscheidung für einen nahezu idealen Standort. Das betrifft nicht nur die riesigen Einzugsgebiete von Southern Yellow Pine im Osten, die hier fast vor der Haustür liegen. Genauso wichtig ist das Willkommensein dieses Investors in einer strukturschwachen und ökologisch außerordentlich wertvollen Region. Oklahoma – the Sooner State Eine Gegend reich an Holz, arm an Jobs. Aber Oklahoma heißt nicht umsonst „Sooner State“. Denn hier ist man schon immer etwas ausgeschlafener, der Spitzname des Bundesstaates hat historischen Bezug zur außergewöhnlich schnellen Landnahme der Siedler. Man hat die Nase vorn, auch wenn es um Investitionen großen Stils geht – wie Stadtdirektor Mark Guthrie mit Blick auf das neue Huber-OSB-Werk betont. J. M. Huber Corporation – ein kapitalkräftiger Mittelständler in den USA. Recht außergewöhnlich: nicht an der Börse notiert, vollständig im klassischen Familienbesitz. Und „Huber“ klingt ganz schön deutsch. Stimmt punktgenau, aber dass als Resultat der ersten Geschäftsreise eines Joseph Maria Huber aus München nach New York einst eine Unternehmensgruppe mit über 1 Milliarde Umsatz werden sollte – das ahnte 1883 niemand dies- und jenseits des Atlantiks. (New Jersey). Eine der maßgeblichen BusinessUnits des multinationalen Unternehmens ist die Huber Engineered Woods LLC. Von der Zentrale in Charlotte (North Carolina) aus geführt, hat sich diese Gruppe zu einem der innovationsfreudigsten OSB-Hersteller in Nordamerika entwickelt. Welcome to Oklahoma Denn einerseits ist Huber eines der Unternehmen in den USA, in denen Umweltakzeptanz bei jeder Entscheidung im Fokus steht. Andererseits unterstützen Broken Bow und der Kreis McCurtain County Investitionen, die Arbeitsplätze schaffen und die Infrastruktur beleben. Im Huber-Werk werden nach Erreichen der vollen Kapazität ca. 150 Beschäftigte tätig sein. Vertrauen und Berechenbarkeit als Geschäftsprinzipien Daneben wirkt eine Investition dieser Größenordnung immer als Kondensationskern: Über 250 weitere Jobs entstehen in der Region 20 | 21 Herzlichen Glückwunsch: Das Huber-Team voller Stolz über die gepresste „Erste Platte“ am 13. April 2004! neu durch Dienstleister, Logistikunternehmen, Services usw. Im Ergebnis werden jährlich rund 25 Mio USD in den Finanzkreislauf von Stadt, Kreis und Bundesstaat fließen. Andy Trott beschreibt die enge Verbundenheit zwischen Unternehmen und Region so: „Wir sind nicht nur ein ‚Unternehmen’ in Oklahoma. Wir sind Freunde und Nachbarn, die sich wünschen, dass dieser Staat wächst und blüht!“ Diese Art von Vertrauensbildung ist oberstes Geschäftsprinzip bei Huber. Nicht nur bei der Standortwahl. Auch bei der Wahl der Partner, die diese und die anderen Investitionen der Gruppe zum Erfolg geführt haben, wie: Maschinen- und Anlagenbauer, Steuerungs- und IT-Profis, Bauund Montagefirmen, Dienstleister. Nach vier von Siempelkamp aufgebauten OSB-Werken – in Easton (Maine), Commerce (Georgia), Crystal Hill (Virginia) und Spring City (Tennessee) – kennt man sich, man verlässt sich aufeinander. Ein Konzept, das in Broken Bow wiederum hundertprozentig aufging. Denn wie in allen vorgenannten Werken wurde der Bau von Herz, Hirn, Adern und alle anderen wichtigen „Organen“ des künftigen Betriebes an eine Gruppe vergeben, mit der man allerbeste Erfahrungen gemacht hat: Siempelkamp aus Krefeld. Mit deren Töchtern und Beteiligungen ATR, Büttner, CMC-Texpan, Imal, PAL und SHS. Siempelkamp – neuer alter Partner Natürlich ist jede Investition mit Risiken behaftet. Wenn Huber jedoch seinen hohen Qualitäts-, Umwelt- und Servicestandards genügen will, brauchen die Werke Know-how und Ausrüstungen von Spitzenniveau. Das bietet die Siempel- SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Von CMC Texpan kommen die Streumaschinen kamp-Gruppe – seit vielen Jahren weltweit. Typisch „Sooner State“ und, abgewandelt, typisch „Sooner Company“. Doch Top-Qualität und Integration neuester Entwicklungen sind eine Seite der Medaille. Zur Verlässlichkeit des Partners gehören auch die eher „weichen“ Faktoren: Lieferpünktlichkeit, Schnelligkeit, das Unmögliche möglich zu machen. Auch hier die Siempelkamp-Gruppe „in front“. Büttner beispielsweise konstruierte einen Trockner, dessen Größe den Transport der Trommel in einem Stück nicht zuließ. Also wurden Segmente geliefert, die erst auf der Baustelle zu 190-t-Giganten zusammenwuchsen. A big fish: 550.000 m3 Jahresproduktion OSB Doch das alles passt zu Oklahoma, Huber und Siempelkamp: eben „sooner“. So wurde nach weniger als einem Jahr von Montagebeginn am 13. April 2004 die erste Platte gepresst. Dabei ist das Werk keine Peanut – 1.660 m3 OSB ist die geplante Tagesleistung, wie Betriebsleiter Ed Milburn mit Stolz unterstreicht. Aber wahrscheinlich, so Milburn, beeindruckt die Jahresproduktion sogar noch stärker: 550.000 m3 (3/8“ Plattendicke). Experte für Trocknungsanlagen Die erste technische Herausforderung für die Produktion dieser gewaltigen Mengen von OSB ist die Trocknung der Strands. Als Strand wird der lange, unterschiedlich breite Schneidespan bezeichnet, der beleimt, richtungsorientiert in einer Matte gestreut und gepresst die OSB-Platte bildet. Die Siempelkamp-Tochter Büttner Trock- Gigantische Zwillinge: die beiden Büttner-Trommeltrockner 22 | 23 Die ContiRoll® ist rohbaufertig: Der „Weltrekordhalter“ misst 8.5’ x 60,3m nungs- und Umwelttechnik mit beinahe 200 Jahren Erfahrung im Trocknerbau ist weltweit führend in der Trocknung von Strands für OSB und andere Holz-Produkte. Broken Bows Bedarf an trockenen Spänen erforderte zwei EinzugTrommeltrockner. Aufgrund von Transportproblemen der übergroßen Trockner wurden die einzelnen Sektionen direkt auf der Baustelle montiert. Nobody is perfect, außer QuadradynTM Unmittelbar nach den Trocknern eine WeltPremiere: Quadradyn™ – die Innovation der Strandsiebung von PAL. Diese jüngste Entwicklung des mit Siempelkamp verbundenen Unternehmens fraktioniert die Strands über ein Rollensystem. Die Separierung in Strands für die Deckschicht, die Mittelschicht sowie in Feingut erfolgt mit diesem System viel genauer, der spätere Aufbau der Platte wird erheblich homogener und strukturierter. Das Feingut wird über ein „Superscreening“ nochmals fraktioniert Gute Zugänglichkeit zu den Hydraulikventilen erhöht die Wartungsfreundlichkeit nach Holzstaub zur Verbrennung und nutzbaren Fines, welche nach separater Beleimung bei Bedarf der Mittelschichtstreuung wieder zugeführt werden können (Fines Recovery System). Quadradyn™ ist extrem flexibel und wartungsarm. Nach den Trockenspanbunkern kommt die Siempelkamp-Gruppe wiederum maßgeblich ins Spiel. So lieferte IMAL die Beleim-Bandwaagen und das System zur separaten Beleimung der Fines. Die Streumaschinen wurden von CMC Texpan geliefert. Die Strands werden nach typischem Siempelkamp-Prinzip so gestreut, dass sich die größten Strands an der Mattenoberfläche befinden, wo sie am meisten zur Plattenfestigkeit beitragen. Die hochwertig aufgebaute und fertig gestreute Strandmatte wird auf der Formstraße an Elektromagneten sowie einer Metallsuchspule vorbeigeführt. So sind metallische Verunreinigungen ausgeschlossen. Der unverpresste Strang wird vor dem Presseneinlauf beidseitig besäumt und durchläuft eine abschließende Mattendichtemessung (IMAL). SIEMPELKAMP Weltrekord über 60 m: die ContiRoll® für Huber Das eigentliche Herzstück des von CPM Consultants Inc. (Vancouver) projektierten Werks ist die 8,5’ x 60,3 m (198‘) ContiRoll®-Presse mit Mattenvorwärmer und Siebeindruck. Der patentierte Vorwärmer oder Pre-Heater ContiTherm® ist eines der Highlights der Anlage und wurde schon vier Mal in den USA in Siempelkamp ContiRoll®-Anlagen zur Herstellung von OSB installiert. Direkt vor der Presse wird ein Wasserdampf-Luft-Gemisch von oben und unten in die Strandmatte eingeblasen. So lässt sich einerseits die Feuchtigkeit der einlaufenden Matte exakt regulieren, andererseits wird die Matte erwärmt, was zu einer eindrucksvollen Steigerung der Presskapazität führt. Die Temperatur der Matte kann durch die Regulierung des Verhältnisses von Wasserdampf und Luft genau eingestellt werden. Durch das Vorwärmen wird die Matte plastifiziert, was zu einer Verringerung des spezifischen Pressdruckes, der in der ContiRoll®Presse benötigt wird, führt. Zusätzlich wird der Feuchtigkeitsgehalt der Matte angehoben, was zu einer geringeren Quellung und besseren Platteneigenschaften führt. Einige Produkte erfordern einen Siebeindruck auf einer Seite der Platte. Aus diesem Grund hat Siempelkamp die Presse mit ihrem patentierten Siebeindruck-System ausgerüstet. Falls benötigt läuft ein endloses Sieb zusammen mit dem oberen Stahlband durch die Presse. Dieser Siebeindruck ist identisch zu den Siebeindrucken, die die Verbraucher von Platten aus einer MehrEtagen-Presse gewohnt sind. Ein solches Siebeindruck-System ist nun bereits bei 4 ContiRoll®Anlagen in den USA erfolgreich im Einsatz. Die Anlage produziert neben der 11 mm dicken Massenware auch sehr spezielle Produkte. Wie beispielsweise eine 18,2 mm starke, hochwertige Fußbodenplatte namens AdvanTech®. Durch die große Flexibilität der ContiRoll®-Linie können Platten in einem weiten Bereich für Plattendichte und Platteneigenschaften hergestellt werden. Besäumung und Lagerung der Platten Nach Verlassen der ContiRoll® wird die Endlosplatte übernommen von Maschinen, die von SHS (Siempelkamp Handling Systeme) geliefert wurden. Die Endlosplatte wird beidseitig besäumt und erhält schließlich an der Doppel- MASCHINEN- UND ANLAGENBAU diagonalsäge ihre Länge. Das endgültige Masterboard-Format ist typischerweise 8’ x 24’. Für die Herstellung von Rim Boards kann die Plattenlänge auf 12’ reduziert werden. Nach einer Qualitätsvorkontrolle gelangen die Rohplatten zur Abkühlung in zwei Kühlsternwender. Die Platten werden nach Qualität sortiert und abgestapelt und werden dann anschließend in das Zwischenlager transportiert. Dieses Zwischenlager, ebenfalls von SHS, operiert mit einem vollautomatischen Kransystem. Das Lager dient zum einen der abschließenden Aushärtung der OSB. Zum anderen kann hiermit die Produktion des 3-Schicht-Pressenbetriebs verteilt werden zu den verschiedenen Nachbearbeitungsprozessen – wie Schleifstraße, Buchsäge und Nut- und Federanlage –, die alle im 2-Schichtbetrieb laufen. Über das Lagerverwaltungssystem können Bediener OSB-Stapel direkt von der Schleifstraße oder von der Buchsäge anfordern. Im Kranbereich ist kein Bedienungspersonal erforderlich, um die Stapel ein- oder auszulagern. Das Lagersystem ermöglicht es auch, bereits durch die Buchsägenanlage durchgelaufene Platten wieder einzulagern. Hinter dieser ausgeklügelten Steuerungstechnik stehen ATR Deutschland und Siempelkamp Canada Inc. – jene Unternehmen der Siempelkamp-Gruppe, welche die gesamte Automatisierungstechnik vom Trockenbunkeraustrag bis hin zur Verpackungslinie entwickelt haben. Mit der Kraft eines Mittelklasse-PKW: die Buchsäge Neben der Schleifstraße mit angeschlossener Sortierlinie (A- und B-Qualität) ragt bei Huber besonders die Buchsäge heraus – eine Neuent- Die Pressenstraße nimmt Form an: im Vordergrund der Vorwärmer ContiTherm®, der ein WasserdampfLuft-Gemisch von oben und unten in die Strandmatte einbläst. Ergebnis: eine Steigerung der Pressenkapazität und bessere Platteneigenschaften 24 | 25 Die Buchsäge zum flexiblen, hochgenauen und schnellen Aufteilen der Masterboards. 100 PS starke Antriebsmotoren durchtrennen OSB-Stapel („Bücher“) bis 260 mm Höhe in einem Arbeitsschritt wicklung der SHS. OSB-Stapel können aus den folgenden verschiedenen Bereichen an die Buchsägenanlage weitergeleitet werden: aus dem Kranlagersystem, der Schleifstraße oder direkt von der Masterboard-Abstapelung. Die hohen Produktionsleistungen der Säge werden durch die Fähigkeit, Masterboard-Stapel („Buch“) bis zu 260 mm Höhe in einem Arbeitsschritt zu durchtrennen, erreicht. Mit ihren etwa 100 PS starken Antriebsmotoren kann die Leistung der Buchsäge mit der eines Mittelklasse-PKW verglichen werden. Die Buchsäge besticht durch ihre Vielseitigkeit. Rim Boards können gefertigt und dann direkt der Verpackungslinie zugeführt werden. Direkt heißt, dass ohne weitere Schnitte die Boards in ihrer Normhöhe von 260 mm (10“) weiterverarbeitet bzw. verpackt werden. Andere OSBFertigware (commodity products) wird nach kompletten Aufteilbildern gesägt und verlässt die Buchsäge in Schwerterwagen. Die einzelnen OSB-Stapel werden dann von einem Stapel-Verschiebewagen zu einer der drei Verpackungsstraßen, der Nut- und Federanlage oder zurück ins Kranlager transportiert. Die Nut- und Federanlage benutzt Siempelkamps Platten-Vereinzelungssystem, um mit hohen Produktionsgeschwindigkeiten arbeiten zu können. Durch die Vereinzelung werden die Platten auf Stoß gefahren, was wiederum die Zykluszeiten verringert und ebenfalls für eine bessere Qualität in der Nut- und Federanlage sorgt, da ein Ausbrechen an den Plattenkanten deutlich vermindert wird. Ausgefeilte Produkte rund um den Hausbau Die überdurchschnittliche Flexibilität der Siempelkamp-Aggregate in der OSB-Anlage bei Huber Engineered Woods ermöglicht ein außergewöhnlich breites Produktspektrum. Alle Sortimente erfreuen sich großer Nachfrage, da auf dem amerikanischen Markt der Einsatz von OSB im Hausbau breit diversifiziert ist. So werden in Nordamerika komplette Häuser aus OSB gebaut. Von der Dacheindeckung (Siebeindruck macht die Platte rutschfest), den Unterschlägen (Rim Boards) bis zu Wänden und Decken und sogar dem Ständerwerk ist alles aus einem Produkt gefertigt. Und für OSB werden sowohl seitens handwerklich-industrieller Nachfrage als auch für den DIY-Bereich überaus positive Zukunftsprognosen abgegeben. Oriented Strand Boards (OSB) erleben seit etwa 20 Jahren einen vergleichbaren Siegeszug wie MDF oder, wie seit den sechziger Jahren, die Spanplatte. Wurden in Nordamerika 1985 noch etwa 4 Mio m3 hergestellt, waren es 1993 ca. 9 Mio m3, 1999 fast 18 Mio m3 und 2002 wurden erstmals 20 Mio m3 erreicht. Dahinter stehen 61 Werke in den USA und Kanada, die rund 70 % des nordamerikanischen Baumaterialmarktes für Wohnhäuser mit OSB abdecken. Oder leicht vorstellbar ausgedrückt: Jedes amerikanische Einfamilienhaus enthält statistisch gesehen 6,4 m3 OSB. Ein gewaltiger Markt also, der auch in Europa mit durchschnittlichen Zuwächsen jenseits von 30 % aufwartet! PAL Die Männer hinter den Maschinen In dieser Serie möchten wir Ihnen die Menschen vorstellen, die in der Siempelkamp-Gruppe die Entwicklung neuer Maschinen oder Techniken entscheidend beeinflussen. Ihre Weitsicht im Markt, ihr technisches Know-how und ihre Durchsetzungsfähigkeit machen Siempelkamp zur Nr. 1 auf dem Weltmarkt für Maschinen zur Holzwerkstoffplatten-Produktion. von Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Der Boss Romeo Paladin, President of PAL S.r.l., Italy Romeo Paladin ist ein Mann, der weiß, was er will. Seine Energie gehört seinem Unternehmen, das er aus kleinen Anfängen zu einem Marktführer im Segment der Rohholzaufbereitung gebracht hat. Überall auf der Welt, wo eine Anlage zur Produktion von Span-, MDF- oder OSB-Platten läuft, sind wahrscheinlich Maschinen von PAL aus Ponte di Piave in Italien zu finden. Sie beherrschen den Prozess der Holzaufbereitung vom Zerkleinern über das Fraktionieren der Holzwerkstoffe bis zu kompletten Anlagen zur Verarbeitung von Recyclingholz. Romeo Paladin hat die Entwicklung immer neuer Maschinen mit seinem Gespür für die Anforderungen des Marktes vorangetrieben. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung ist jetzt der neue Strand Screener QuadradynTM für die effiziente Fraktionierung von Strands für die Deck- und Mittelschicht von OSB-Platten und der Aussonderung von Fines/Staub. Bulletin sprach mit Romeo Paladin über sein Unternehmen und den neuen QuadradynTM: Herr Romeo Paladin Herr Paladin, wie wird man Maschinenbauer für die Holzwerkstoff-Industrie? Paladin: Nun, das ist recht einfach: Wenn man in die Qualität vernarrt ist, aber die richtigen Maschinen nicht auf dem Markt sind, muss man sie eben selbst konstruieren. So machte ich mich im Jahre 1978, nach über 10 Jahren als Manager einer Spanplattenfabrik, mit dem Bau von Beleimungsmaschinen für Späne selbstständig. Sehr schnell weitete sich das auf komplette Leimaufbereitungs- und Applikations-Anlagen aus. Der Erfolg dieser Maschinen gab uns den Mut, in weitere Anwendungsgebiete zu investieren. So wurden relativ schnell Maschinen für die Spanaufbereitung entwickelt, die zerkleinern und fraktionieren. Diesen Prozessschritten widmeten wir hohe Aufmerksamkeit, denn hier wird über die Qualität der erzeugten Platte entschieden. In den 80er Jahren verteuerte sich das Frischholz in Italien sehr und wir gingen daran, Maschinen zu entwickeln, die Verunreinigungen aus recycelten Spänen aussondern konnten. Heute produzieren wir integrierte Systems für die Span-Aufbereitung aus Recyclingholz, die wir bis dato schon 170 Mal weltweit verkauft haben. Diese Anlagen recyceln mehr als 25 Mio t Abfallholz pro Jahr, das entspräche einer Fläche von ca. 4.000 km2 Wald pro Jahr, die nicht abgeholzt werden muss. Um den Ansprüchen der Kunden nach kompletten Lösungen in der Holzwerkstoff-Industrie 26 | 27 In der F&E-Abteilung mit dem Prototyp des QuadradynTM PAL gerecht werden zu können, wurde 1996 eine enge Zusammenarbeit mit Siempelkamp und 1998 mit IMAL vereinbart. Heute stellt PAL ein breites Angebot an Maschinen für die Holzaufbereitung zur Herstellung von Span-, MDF- und OSB-Platten her. vielfältige Versuche zum Nutzen unserer Kunden durchgeführt. Die Ergebnisse dienen der Entwicklung neuer Maschinen und Verfahren, der Optimierung vorhandener Maschinen oder wir empfehlen unseren Kunden spezielle, auf sie zugeschnittene Lösungen. In 25 Jahren wurde eine Menge erreicht, aber sagen Sie uns, wo liegt das Top-Know-how von PAL? Ist die neuste Innovation von PAL, der QuadradynTM, auf diese Weise entstanden? Die Strands „tanzen“ über ... Paladin: Wir entwickeln, konstruieren und bauen hoch spezialisierte Holzaufbereitungs-Maschinen zur Produktion von Span-, MDF- und OSBPlatten. Dabei sind unsere Maschinen so ausgelegt, dass mit einem Minimum an Produktionskosten eine maximale Plattenqualität erreicht wird. Dahinter stehen große Investitionen in F+E. In unserem werkseigenen Versuchslabor werden Paladin: Der QuadradynTM ist eine Neuentwicklung zur Fraktionierung von Strands für die OSB-Produktion. Wir haben uns angeschaut, wie die bisher verwendeten Trommelsiebe arbeiten, und fanden heraus, dass sie die Strands z. T. zerbrechen und die Fraktionierung nur partiell durchführen. Das führt zu qualitativ und optisch wenig ansprechenden Produkten. Wir wollten es besser machen und können den Kunden mit der Neuentwicklung eine echte Alternative bieten. ... das Rollenbett, wobei Staub, ... ... Mittel- und Deckschicht-Material ... ... separiert werden So arbeitet der QuadradynTM (Dry Screening) 28 | 29 Zwei QuadradynTM Screener in der Huber-Anlage in Broken Bow, Oklahoma, USA Wie arbeitet der QuadradynTM? Paladin: Die Maschine ist ein Rollensieb, das heißt, rotierende Rollen mit definierten Durchlässen drehen sich in eine Richtung und befördern die Strands über ein Rollenbett. Die Größe und Lage der Durchlässe hat Einfluss auf die Fraktionierung der Strands. Das ist ganz ähnlich wie bei dem Dynascreen für die Spanfraktionierung. Beim QuadradynTM sind die Rollen jedoch nicht rund, sondern quadratisch (wie der Name schon sagt). Das hat den Effekt, dass die Strands bei ihrer Wanderung über das Rollenbett „tanzen“. Damit fallen die Fines/Staub aus den Schichten, die die Strands durch ein Übereinanderliegen bilden, heraus. Das Ergebnis sind große, unzerbrochene Strands für die Deckschicht, die richtigen Strands für die Mittelschicht, Aussonderung der Fines (und links: Deckschicht mit großen Strands aus dem QuadradynTM Screener, rechts: Deckschicht aus einem Trommelsieb deren separate Beleimung und Zufügung zur Mittelschicht) und des Staubes zum Verbrennen. Der QuadradynTM kann sowohl vor als auch nach dem Trockner eingesetzt werden, was zur Energieeinsparung beitragen kann. Und was ist der Vorteil für den Kunden? Paladin: Die Vorteile liegen eindeutig in niedrigeren Produktionskosten, hervorgerufen durch Leimeinsparungen und geringeren Reinigungsaufwand, sowie bessere physikalische Platteneigenschaften durch breite Strands in der Deckschicht, was wiederum zu einer optisch besseren Anmutung der Platte beiträgt. Unsere Maschine eignet sich auch zur Nachrüstung, denn sie kann leicht an dem Standort eines vorhandenen Trommelsiebes eingebaut werden. Die Vorteile müssten doch die Kunden überzeugen? Paladin: Tun sie auch. Seit QuadradynTM auf dem Markt ist, haben wir schon 9 Maschinen verkauft. Bei Huber in Broken Bow, USA, laufen seit Mai dieses Jahres 2 QuadradynTM zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Wir freuen uns und sind stolz, dass wir mit QuadradynTM einen neuen technischen Impuls für die Holzwerkstoff-Industrie geben konnten. Herr Paladin, vielen Dank für das Gespräch. SIEMPELKAMP Die Vielkolbenpresse, hier mit 3 Zylindern quer MASCHINEN- UND ANLAGENBAU 30 | 31 Pressen-Evolution zur Oberflächenvergütung Der Siegeszug der Holzwerkstoffe in Europa ist in erster Linie auf die große Popularität ihrer Oberflächenvergütung zurückzuführen. Als die Papiere, Drucke, Folien und Lacke immer höheren Anforderungen genügten und die Technik der Applikation perfektioniert wurde, stieg die Nachfrage nach oberflächenvergüteten Holzwerkstoffen sprunghaft an. von Klaus Zitzmann, Siempelkamp Maschinen & Anlagenbau GmbH & Co. KG So wurden im Jahr 2002* ca. 5 Mrd m2 Holzwerkstoff-Oberflächen in Europa vergütet. Den Löwenanteil davon – nämlich ca. 54 % – konnte das Verfahren der Vergütung mit Duroplastharzfilmen in der Direktbeschichtung mittels Kurztaktpressen erringen. Eine weitere Zunahme für die Direktbeschichtung in den nächsten Jahren wird erwartet. Die Technik der Kurztaktpressen wurde jetzt von Siempelkamp weiter verbessert. Wie fing es an? Am Anfang der Entwicklung zur Kurztaktbeschichtung standen Mehretagenpressen, die von der Sperrholztechnik übernommen wurden. Die Leimchemie beanspruchte einen Pressvorgang, der auf kalten Heizplatten begann und über eine Aufheizphase dann die Oberflächen rückkühlte. Dieser Vorgang nahm entsprechend Zeit und Energiekosten in Anspruch. In den 80er Jahren wurden neue Leime entwickelt, die eine Rückkühlung überflüssig machten und die Polymerisation stark beschleunigten. Dieser Quantensprung brachte die Technik der heute verwendeten Kurztaktpressen hervor, die mit großen Formaten und Zykluszeiten von ca. 180 Pressungen pro Stunde und mehr eine wirtschaftliche Vergütung der Holzwerkstoff-Oberfläche mit duroplastischen Papieren sicherstellt. Diese Standardpressen sind im Prinzip gleich aufgebaut: * Jaakko Pöyry: The Panel Surfacing Business 2003 2 Zylinderreihen quer und, je nach Länge der Presse, bis zu 6 Zylinder längs sorgen für den nötigen Druck auf das Pressgut. Eine ausreichend gleichmäßige Druckverteilung konnte bei diesem Prinzip nur über entsprechend dimensionierte Heizplatten erreicht werden. Damit handelte man sich aber das Problem der relativen thermischen Instabilität dieser dicken Heizplatten ein, wenn sie nur mit einem einzigen mittigen Heizkanalsystem ausgestattet waren. Schon während des Aufheizvorganges schüsselten solche Heizplatten und verloren solche Instabilitäten auch nicht ganz während der Produktion. Um diesen Effekt zu beheben, wurden die Heizkanäle dicht an die Produktoberfläche und eine Gegenheizung im oberen Teil der Heizplatten installiert. Damit haben die Standard-Pressen für die Kurztaktbeschichtung eine akzeptable Druck- und Temperaturverteilung. Trotzdem waren die Siempelkamp-Techniker mit dieser technischen Lösung nicht rundherum zufrieden: Die geringe Anzahl der Druckzylinder brachte bei unterschiedlichen Plattenformaten durch die Druckverteilungs-Varianz nicht immer optimale Oberflächenergebnisse. Das wurde auch hervorgerufen durch die nur bedingt ansteuerbaren Pressdrücke in den Zylindern. Dieser Nachteil machte sich besonders bei der Herstellung von Laminatfußboden bemerkbar, was letztlich Siempelkamp veranlasste, eine neue Kurztaktpressengeneration zu entwickeln. SIEMPELKAMP Die Entwicklung der Vielkolbenpresse Die Entwicklung startete 1999 und hatte die Verbesserung der Druck- und Temperaturverteilung bei gleichzeitig relativer Stabilität der Heizplatten unter unterschiedlichen thermischen Konditionen zum Ziel. Erfahrung und Experimente in dem werkseigenen Versuchsfeld, unterstützt von verschiedenen Computersimulationen, ergaben schließlich, dass ein Pressensystem mit vielen Zylindern, die kleiner im Durchmesser sind, die Zielsetzungen optimal erfüllt. Damit war die Idee der Vielkolbenpresse geboren, die bis zu 4 Presszylinder quer und bis zu 14 Zylinderreihen aufweist. Diese Presse wurde erstmals im Versuchsfeld in Krefeld zu Testzwecken aufgebaut. Zehntausende von Pressvorgängen wurden absolviert, um die Zuverlässigkeit des neuen Designs zu prüfen. Eine von 2 VK-Pressen bei Shaw Industries, USA Die Druck- und Wärmeverteilung wurde mit drucksensitiven Filmen, die mit schnell reagierenden Harzen getränkt waren, getestet. Es stellte sich heraus, dass das neue Pressendesign bei unterschiedlichen Produktformaten durch die gleichmäßigere Druckverteilung einen Vorteil hat. MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Die technischen Vorteile Temperaturverteilung Nach den Ergebnissen einer thermo-dynamischen Studie, die im Vorfeld erarbeitet wurde, wurde die Heizkanal-Geometrie in der Heizplatte verbessert, um die Temperaturverteilung an der Produktoberfläche zu optimieren. Durchmesser und Lage des Heizkanalsystems wurden optimiert, um eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung zu erhalten. Druckverteilung Die dünneren Heizplatten, verglichen mit denen in Standard-Pressen, zusammen mit der höheren Anzahl von Presszylindern ermöglichen eine individuelle Anpassung des Pressdruckes auf das Pressgut. Alle Zylinder der Presse sind in mehreren Gruppen von unterschiedlich ansteuerbaren Drucksystemen verbunden. Damit kann, je nach Format des Pressgutes, über die verschiedenen Regelsysteme die optimale Druckverteilung aufgebaut werden. Thermische Stabilität der Heizplatten Das Verhältnis von Heizplattendicke und Heizkanaldurchmesser bedingt eine thermische Balance der Heizplatte während der Produktion. Ein Gegenheizsystem ist überflüssig. Niedriger Druck an der Rändern und Ecken des Pressgutes beim Start der Presse werden automatisch durch das Gegensteuern des Drucks in den betreffenden Zylindern kompensiert. Nach dem thermischen Ausgleich wird dieser erhöhte Druck automatisch auf Normal zurückgeregelt. 32 | 33 Die VK-Presse von Utisa, Utiel, Spanien Der Nutzen für die Kunden Verbesserte Produktqualität Die neue Presse verspricht eine gleichmäßigere Oberflächengüte über die gesamte Pressfläche, auch bei schwierigen Dekoren, aufgrund der optimierten Druckverteilung und produktspezifischen Einstellbarkeit durch separate hydraulische Systeme; lokale Überpressungen der Trägerplatten oder Kantenquetschungen gehören der Vergangenheit an. Flexibilität im Format Öftere Formatwechsel sind jetzt kein Problem mehr. Druck- und Temperaturverteilung und deren individuelle Anpassung garantieren erstklassige Oberflächengüte. Wartung verbessert Durch ein spezielles Zylinderdesign und erprobte Verfahren zum Dichtungswechsel ist die Wartungsfreundlichkeit gewährleistet. Die Anforderungen an die Dichtungen werden bei kleineren Kolben durch ein geringeres Spiel zwischen Kolben und Führung gesenkt, hierdurch erhöht sich die mittlere Gebrauchsdauer. Je nach maximaler Breite und Formatvielfalt kann bei geeigneter Arbeitshöhe von ca. 1.500 – 2.200 mm auf eine Grube verzichtet werden. Das spart Investitionskosten und hat Vorteile bei Reinigung und Wartung. Diese Vorteile haben schon eine ganze Reihe von Kunden überzeugt. Bis heute wurden 22 Kurztaktpressenlinien, bei denen die MultiCylinder Press das Herzstück darstellt, verkauft. Allein von Januar bis September 2004 konnten 10 Pressen dieses Typs verkauft werden. Die VK-Presse bei Casca, Portugal SIEMPELKAMP NUKLEARTECHNIK Ein Auftrag von strategischer Bedeutung Die Modernisierung der Schraubenspannmaschine im französischen Kernkraftwerk (KKW) Cattenom durch Wenutec von Horst-Werner Oehler, Wenutec GmbH A B C D Reaktordruckbehälter (RDB), Schemadarstellung A: RDB-Deckel, B: RDB-Schrauben und -Muttern, C: RDB-Unterteil, D: Brennelemente 1987 ging im französischen Cattenom der erste 1.300-MWe-Kernkraftwerksblock ans Netz. Die Blöcke 2, 3 und 4 folgten 1988,1991 und 1992. Seit dieser Zeit speist das KKW nuklear erzeugte Elektroenergie in das Stromnetz des staatlichen französischen Energieerzeugers Electricité de France (EdF). Für die von Wenutec gelieferte Schraubenspannmaschine (französische Kurzform MSDG) erfolgte der Ersteinsatz auf dem Reaktordruckbehälter (RDB) aber bereits 3 Jahre vor der Inbetriebnahme des ersten KKW-Blockes. Wozu wird so eine MSDG benötigt? Kurz gesagt, mit ihrer Hilfe werden Reaktordruckbehälter in KKWs geöffnet oder geschlossen, um in Intervallen von ca. 12–18 Monaten abgebrannte Brennelemente durch neue zu ersetzen und um behördlich vorgeschriebene Prüfungen durchzuführen. Wie aus der Abbildung links ersichtlich, besteht ein RDB aus dem „Unterteil“, dem so genannten Kessel, und dem „Oberteil“, dem RDB-Deckel. Beide Teile werden mit Schrauben mit Abmessungen zwischen M150 und M210 (von denen bis zu 92 Stück gleichmäßig am RDB-Umfang angeordnet sind) und Muttern gegeneinander verpresst, damit während des KKW-Betriebes keine Radioaktivität austreten kann. Um den Reaktor zu öffnen, werden die bis ca. 2 m langen Schrauben alle gleichzeitig hydraulisch mit Kräften bis etwa 1.000 t je Schraube und Drücken bis zu 3.000 bar bis nahezu 4 mm in die Länge gezogen (der Fachmann spricht vom Schraubenspannen) und die Muttern ohne großen Kraftaufwand gelöst. Danach werden die Schrauben ausgedreht und separat oder mit der Schraubenspannmaschine zu einer Lagerposition im Reaktorgebäude transportiert. Hieran schließt sich das Abheben des RDB-Deckels vom Unterteil an und der RDB-Behälter ist geöffnet. Die für den Standort Cattenom gelieferte MSDG wurde ab 1982 nach den Wünschen des französischen Kunden EdF konzipiert und verkörperte seinerzeit den modernsten Stand von Wissenschaft und Technik auf dem Gebiet der automatisierten Schraubenspanntechnik. Durch den Einsatz dieser Maschine konnte der Zeitaufwand für das Öffnen bzw. Schließen eines Reaktors im Vergleich zu traditioneller Technik um mehr als 50 % verkürzt und ein Produktionsgewinn von mehr als 13.000 MW-Stunden ermöglicht werden. Über 120 Mal kam die Maschine in den 20 Betriebsjahren zum Einsatz. Eine Zeitspanne, die von einer rasanten Entwicklung im Maschinenbau und der Höchstdruckhydraulik, insbesondere aber in der Automatisierungstechnik geprägt ist. Jede technische Weiterentwicklung ist naturgemäß mit dem Nachteil der erschwerten und irgendwann unmöglich werdenden Ersatzteilversorgung für ältere Ausrüstungen verbunden. Dieser Zeitpunkt war für die MSDG in Cattenom bereits überschritten, was aus der statistischen Erfassung der Ausfallhäufigkeit und der Reparaturzeiten unschwer nachzuweisen war. 34 | 35 Schraubenspannmaschine vor Beginn der Modernisierung mit ausgedrehten Schrauben auf dem Abstellstand Dem dringend gebotenen Handlungsbedarf trug EdF mit der Beauftragung der Wenutec zur grundlegenden Modernisierung der MSDG am 5. August 2004 Rechnung, wobei eine nochmalige Verkürzung der Einsatzdauer beim Öffnen oder Schließen eines RDB auf max. 4 Stunden durch Wenutec nachgewiesen werden muss. Trotz der späten Bestellfreigabe wird die Auslieferung der neuen MSDG-Komponenten pünktlich ab dem 1. Dezember 2004 anlaufen, um den vertraglich fixierten Fertigstellungstermin 4. Februar 2005 gewährleisten zu können. Das Modernisierungskonzept für die MSDG in Cattenom repräsentiert eine Variante der von Wenutec im französischen 900-MWe-KKW Dampierre zur Zufriedenheit von EdF zum Abschluss gebrachten MSDG-Modernisierung. Mit dem Erhalt des Cattenom-Auftrages ist Wenutec der einzige MSDG-Hersteller, der in Frankreich für die KKW-Leistungsklassen 900 und 1.300 MWe auf Referenzanlagen verweisen kann, einem Markt, in dem noch vergleichbare Modernisierungsmaßnahmen in mehr als 40 KKW-Blöcken an 14 Standorten zur Vergabe anstehen. Modernisierte Schraubenspannmaschine im 900-MWe-Kernkraftwerk in Dampierre SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Neue Dimensionen im Pressenbau – ein Gigant wird geboren Den Trend zu immer größeren und produktiveren Pressen für die Holzwerkstoffherstellung hat Siempelkamp seit langem entscheidend geprägt. Jetzt hat ein Team aus Technikern die größte Mehretagenpresse weltweit mit einer Leistung von über 700.000 m3 (800 MMSF/Y) OSB p. a. entwickelt. von Ralf Griesche, G. Siempelkamp GmbH & Co. KG, und Lutz Riedemann, Siempelkamp Giesserei GmbH 1 2 Dass die Abmessungen, Gewichte sowie die zu übertragenden Kräfte der Presse groß sind – sehr groß sogar –, versteht sich, eine Herausforderung also für Planung, Konstruktion, Fertigung, Transport und Montage. Darum mussten neue Wege A B D C E beschritten werden, die enormen Kräfte sicher in den Griff zu bekommen. Dafür wurde ein Konzept entwickelt, das die erprobten und zuverlässigen Baustandards aus dem Bereich der kleineren Pressen auf die größere Dimension überträgt, gleichzeitig aber auch notwendige innovative Lösungen mit einbezieht. Dieses Konzept überzeugte Slocan-LP aus Richmond, BC, Kanada, und Siempelkamp erhielt den Auftrag für eine 12-Etagenpresse mit den Rohplatten-Abmessungen 12‘ (3.785 mm) x 34‘ (10.515 mm), so hoch wie ein 8-stöckiges Haus mit einem Gewicht von mehr als 3.000 t. Acht hydraulische Presszylinder, jeder mit einem Kolben-Durchmesser von mehr als einem Meter, sorgen für eine Presskraft von insgesamt 210.000 kN. Die Presse ist als Unterkolbenpresse ausgebildet, mit einem modularen Aufbau des Pressenrahmens. Die einzelnen Seitenständer werden von unteren und oberen Querträgern, den so genannten Rahmenholmen, zusammengehalten und bilden den Pressenrahmen. Alle Teile sind gesteckt und geschraubt und nicht geschweißt, wodurch eine hohe Dauerfestigkeit erreicht wird. F G Darstellung der Mehretagenpresse A: Oberholm, B: Seitenständer, C: Heizplatten, D: Schließmechanismus, E: Unterholm, F: Rahmenholm, G: Mensch 3 4 Das gesamte Siempelkamp-Know-how und die Synergien in der Siempelkamp-Gruppe zeigten sich u. a. in der Herstellung der Schwerteile wie der Ober- und Unterholme (hier beispielhaft beschrieben). Der Kunde konnte davon überzeugt werden, dass in dieser Größenklasse – die Abmessungen betragen 4 x 11 Meter bei 1,8 m Dicke mit einem Rohgewicht von 215 t je Holm – eine Gusskonstruktion einer Schweißkonstruktion in puncto Langlebigkeit und Preiswürdigkeit überlegen ist. Damit war das eine Aufgabe für die Siempelkamp Giesserei am Standort Krefeld. Die große Erfahrung unserer Handformgießerei hier am Werksstandort, die zur Weltelite bei Gussteilen bis 300 t Gewicht zählt, wird damit zu einem echten Wettbewerbsvorteil. Anhand der Konstruktionszeichnungen der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau wurden von der Siempelkamp Gusstechnik die notwendigen Gießformen aus furangebundenem Quarzsand hergestellt. Dafür benötigten sie ca. 260 m3 Sand. Diese Form bildet das Negativabbild des zu gießenden Werkstücks. Wo im Innern der Form Kernteile angebracht sind, werden nach dem Gießen im Werkstück Hohlräume entstehen. Die äußerlich massiv wirken- 36 | 37 1: Die Kernformteile werden in die Gussform eingebracht, 2: Abguss aus 4 Pfannen gleichzeitig, 3: Der Unterholm in der Putzerei, 4: Ein Spezialtransporter bringt das 215-t-Teil in die benachbarte Maschinenfabrik, 5: Beindicke Stahlseile für den Krantransport, 6: Die Oberflächenbearbeitung ..., 7: ... auf der großen Portalfräse beginnt, 8: Der fertige Holm, filigran, aber stabil und immer noch ca. 200 t schwer, 9: Schweißen eines Seitenständers, 10: Ein 18 m langer Seitenständer auf einem Bohr- und Fräswerk, 11: Rahmenholm mit den Öffnungen für die Zylinder, 12: Die Oberfläche der Heizplatte wird gefräst, 13: Einbringung der überlangen Bohrungen für die Heizkanäle 5 6 den Ober- und Unterholme sind in ihrem Inneren gitterförmig strukturierte Gussteile, mit dem Ergebnis minimalen Gewichts bei gleichzeitig höchster dynamischer Festigkeit. Am Tag der Herstellung eines solchen Gussteils wurden 236 t Eisen erschmolzen und aus 4 Pfannen gleichzeitig in die Form gegossen. Die Form, die in betonierten Gruben eingelassen ist, wurde mit 760 t Gewicht beschwert, um die Formstabilität beim Abguss zu gewährleisten und die Auftriebskräfte durch das Flüssigeisen in der Form zu bändigen. Nach 3 Wochen war das Gussteil so weit abgekühlt, dass es aus der Form genommen werden konnte und in der Putzerei von Gießgraten und Sand gereinigt wurde. Alsdann konnte die kurze Reise auf einem Spezialtransporter zur nebenan gelegenen Werkshalle der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau angetreten werden. Dort wurde die Endbearbeitung des Gussrohlings durchgeführt. Bei dem Holm wurde zuerst die Flächenbearbeitung mit einer Oberfräse vorgenommen. Damit 10 7 wird das Fertigmaß des Werkstücks hergestellt. Anschließend werden die Bohrungen für die nachträgliche Befestigung des Holms in der Presse eingebracht. Alle Anlagen der Maschinenhalle waren mit der Größe und dem Gewicht des Werkstücks bis an die Grenze ihrer Kapazität ausgelastet – so etwas hatten selbst die sturmerprobten Meister in der Bearbeitung noch nicht unter den Händen gehabt. Auch die Heizplatten für die Presse werden im Werk Krefeld gebaut. Jede Heizplatte hat ein Bruttomaß von 4.105 mm x 10.730 mm und ein Gewicht von 70 t. Die Flächenbearbeitung erfolgt mit der Oberfräse auf das Nettomaß der Heizplatte. Sodann werden auf einer Tiefenlochbohrmaschine die Heizkanäle in das volle Material gebohrt. Hier hat Siempelkamp seit 120 Jahren ein überragendes Know-how, denn mit dieser patentierten Technik hatte sich der Firmengründer einst selbstständig gemacht. Pro Heizplatte werden ca. 700 Meter Bohrungen eingebracht, durch die später das Heizmedium zirkuliert und die Platten auf 220 – 250 Grad Celsius erhitzt. 11 8 9 Die Slocan-Presse besitzt 12 Etagen, also mussten 13 dieser übergroßen Heizplatten in Tagund Nachtarbeit gefräst und gebohrt werden, eine kniffelige Aufgabe auch für die Verantwortlichen Planer der Arbeitsprozesse. Ein weiteres technisches Meisterwerk ist die Herstellung der Presszylinder. Die aus Walzstahl gefertigten Segmente der Zylinder werden in einem ersten Schritt spanend bearbeitet, dann zusammengeschweißt und geglüht. In einem weiteren Arbeitsgang werden sie fertig gedreht, woran sich die Endbearbeitung mit dem Einbringen diverser Bohrungen anschließt. Das Einsetzen der Laufbuchsen in die Zylinder ist ein „cooler“ Vorgang, denn die Buchsen werden dabei in flüssigem Stickstoff auf -195 ° Celsius abgekühlt. Die so unterkühlten Buchsen werden in die Zylinder eingelegt. Durch Ausdehnung bei Umgebungstemperatur bekommen sie dann einen festen Sitz im Zylinder. Der Betrieb der 12-Etagenpresse erfordert ein ausreichend dimensioniertes Hydrauliksystem. Dieses System liefert den hydraulischen 12 13 SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU 14: Endbearbeitung der Heizplatte auf der Oberfräse, 15: Ein Teil des Hydrauliksystems, 16: Rundschweißen der Zylinder, 17: Letzte Überprüfung der Zylinder 14 Druck von 320 bar, der die zum Pressen notwendige große Presskraft erzeugt. Bei der Drucklegung zu diesem Bericht waren noch alle bei Siempelkamp mit der Fertigstellung der Teile vollauf beschäftigt. Die erste Schwerlastverschiffung ist auf Ende Oktober 2004 terminiert. Ein Vorteil aus dem neuen modularen Konstruktionsprinzip der Presse sind die relativ einfache Verschiffung und der Transport der Einzelteile sowie ein rascher Aufbau am Produktionsstandort in Fort St. John, BC, Kanada. Die neue Presse wird das Herzstück innerhalb einer Band-/Sieb-Kombi-Anlage, die Siempel- 15 kamp schon 16 Mal in Nordamerika verkaufen konnte. Für die Trocknung der Strands wird Büttner drei große Trommeltrockner installieren; das Separieren der getrockneten Strands in die verschiedenen Fraktionen erfolgt durch die neuen QuadradynTM von PAL. In der Formstraße werden 6 OSB-Streumaschinen das Formen der Matte übernehmen. Siempelkamp Handling Systeme wird die komplette Endfertigung, inkl. einer vollautomatischen Sägenlinie, liefern; Siempelkamp Canada ist verantwortlich für die Automatisierung der Pressenstraße und der Endfertigung. 16 17 Baubeginn wird im Dezember 2004 sein. Ab September 2005 werden dann pro Tag 2.020 m3 OSB in den Plattenstärken von 6 bis 32 mm produziert. Nur eine robuste Presse, die mit hoher Zuverlässigkeit arbeitet, kann diese Leistung wirtschaftlich erbringen. Alle Mitarbeiter am Standort Krefeld haben bei diesem Projekt ihr Bestes gegeben, alle Synergien wurden genutzt und neue Wege beschritten, um die Geburt des Giganten zu ermöglichen. Wir sind stolz auf diese Leistung! Finite Elemente-Berechnung, dargestellt an der Slocan 12-Fuß-Presse Die Finite Elemente-Methode (Abkürzung FEM) stellt ein Verfahren dar, mit dem komplexe Fragestellungen im Bereich Technik und Naturwissenschaft gelöst werden können. Basis des Verfahrens ist die Zerlegung des Gesamtproblems in kleinere, mathematisch beschreibbare Einzelteile. Mit der FEM können Fragestellungen nach Bauteilbelastungen, Crashsimulationen, Umformvorgängen, Strömungsberechnungen oder Wärmeleitungsfragen etc. geklärt werden. von Klaus Schürmann, Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG Auch bei der Konstruktion der 12-Fuß-SlocanPresse kam die FEM zum Einsatz. Alle Schwerteile der Presse (Rahmenteile, Zylinder, Tische) sind untersucht worden. Fragestellungen wie Verformungen und Spannungen an den Bauteilen, aber auch Fragen nach der Druckverteilung am Produkt wurden geklärt. Gerade wenn, wie bei der Presse für Slocan, sehr große Kräfte und Bauteildimensionen im Spiel sind, ist die numerische Simulation solcher Bauteile unerlässlich. Die geometrische Beschreibung der Bauteile wird aus dem 3-D CAD-System direkt in die Berechnung übergeben. Hier werden Lasten und Rand- bedingungen ergänzt und die so entstandenen Modelle berechnet und ausgewertet. In der Analyse sind Schwachstellen zu erkennen, die durch geometrische Varianten beseitigt werden. Die rasante Entwicklung im Bereich Berechnungsleistung ermöglicht die Analyse von sehr komplexen Strukturen. So ist heute die Darstellung des Gesamtsystems Presse möglich, während vor einigen Jahren nur die Abbildung von einzelnen Komponenten möglich war. Die Weitergabe der 3-D-Daten innerhalb des Herstellungsprozesses beschleunigt die Optimierung. Von der Konstruktion über die Berechnung bis zur Arbeitsvorbereitung der Gießerei bildet sich eine zusammenhängende Prozesskette. Durch die Möglichkeit, die Geometrie im Gussmodell in weiten Grenzen zu beeinflussen, können homogene Spannungsverteilungen in der Struktur erzeugt werden. Dadurch ist eine optimale Materialverteilung im Bauteil möglich. Die unterschiedlichen Farben repräsentieren verschiedene Spannungsniveaus in der Struktur. Ist ein solches Modell einmal erstellt und berechnet, lassen sich daraus alle Spannungen, Verformungen, Reaktionskräfte, Druckverteilungen und damit die Wechselwirkungen zu den 38 | 39 Siempelkamp Giesserei erweitert die Kapazität Zusätzliche Sandregenerierung und neue Kernmacherei In der neuen Halle, im Anbau an den Großformbereich, nahmen im August 2004 die Großkernmacherei und die neue Sandregenerierung ihren Betrieb auf. Die Kernmacherei mit eigenen Mischerkomponenten ist ausgelegt auf die Herstellung von Großkernen. Durch die Verlagerung der ehemaligen Kernmacherei in diese neue Betriebseinheit wird der gewonnene Platz zur neuen Formfläche umgestaltet, wodurch eine Produktionssteigerung von 7 % oder umgerechnet ca. 4000 t gutem Guss erreicht wird. Die neue Sandregenerierungsanlage inklusive Formkastenausschlagrost und neuen Sandsilos entlastet die bestehenden Sandregenerierungen und ist für die zusätzliche Fertigung erforderlich. In den bestehenden Anlagen wurden Regenerierungsleistungen zwischen 92 % und 95 % erzielt. Diese Schwankungsbreiten ergaben sich zwangsläufig aus der Produktionspalette, d. h., bei vielen Großgussteilen war die Kapazität nicht ausreichend, um die großen Mengen an Altsand wieder aufzubereiten. Positiv beeinflusst wird dieser Faktor jetzt zusätzlich durch Pufferstrecken und Lagerungsmöglichkeiten für Formkästen. Die neue Betriebseinheit verfügt über drei Siloanlagen mit je 200 t Fassungsvermögen und eine mechanische Regenerierungsleistung von bis zu 600 t pro Tag. links: Die Hallenwand wird geschlossen, rechts: Der Portalkran in der Kernmacherei ist schon installiert Die neue Kernmacherei arbeitet jetzt auf einer Gesamtfläche von 900 m2 und die Sandregenerierung wurde auf 700 m2 erweitert. Gebäude und Anlagetechnik wurden in 4,5 Monaten erstellt. angrenzenden Gewerken (Fundamente, Rohrleitungen etc.) ableiten. Auch die Materialkontakte zwischen den einzelnen Bauteilen in der Gesamtstruktur werden abgebildet. Hier können z. B. Fragen nach notwendigen Schraubenvorspannungen geklärt werden. 1 Das Modell der Presse beinhaltet neben den metallischen Bauteilen der Presse auch die Eigenschaft des zu verpressenden Holzmaterials. In jeder einzelnen Etage der Presse kann somit eine Voraussage der zu erwartenden Produktgeometrie gemacht werden. Fazit: 3 2 Mit der FEM steht uns ein sehr effizientes Werkzeug zur Verfügung, ohne dessen Hilfe die präzise Auslegung von Bauteilen nicht möglich wäre. 1: Spannungsverteilung im unteren Rahmenholm, 2: Auf dem Bild ist das Ergebnis einer FE-Simulation für das Gesamtmodell Presse zu sehen, 3: Presstisch unter Belastung. Die Abbildung zeigt einen Schnitt durch das Innere des unteren Presstisches in der Spannungsverteilung. Erkennbar sind die Krafteinleitung durch die acht Kolben und die homogene Lasteinleitung in die Gesamtstruktur. Tochter- und Beteiligungsgesellschaften Maschinen- und Anlagenbau Italien Nukleartechnik Siempelkamp S.r.I. Frankreich Maschinen- und Anlagenbau Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG Siempelkamp France SARL Nukleartechnik USA Siempelkamp Nukleartechnik GmbH Siempelkamp Limited Partnership Australien Siempelkamp Pty Ltd. Engineering Sicoplan N.V. Singapur Siempelkamp Pte Ltd. Entsorgungs- und Sicherheitstechnik Safetec Entsorgungs- und Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG China Siempelkamp (Tianjin) International Trade Ltd. Brasilien Engineering Dr. E. Schnitzler GmbH & Co. KG Siempelkamp do Brasil Ltda. Russland Wenutec GmbH Siempelkamp Moskau Industrieautomation Prüf- und Gutachter-Gesellschaft Trocknungs- und Umwelttechnik Siempelkamp Prüf- und Gutachter-Gesellschaft mbH Büttner Gesellschaft für Trocknungsund Umwelttechnik mbH ATR Industrie-Elektronik GmbH & Co. KG Gusstechnik CMC S.r.I. ferrocontrol Steuerungssysteme GmbH & Co. KG Giesserei Siempelkamp Giesserei GmbH PAL S.r.I. Handling Systeme Siempelkamp Handling Systeme GmbH & Co. KG Metallumformung IMAL S.r.I. Machines & Handling Pressen Systeme W. Strothmann GmbH & Co. KG Siempelkamp Pressen Systeme GmbH & Co. KG Handling Systeme Schermesser S.A.