Village fig. - sofie thorsen
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Sofie Thorsen Village fig. Sofie Thorsen Village fig. Sofie Thorsen Village fig. Herausgegeben von Sofie Thorsen, Julia Schäfer, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig Inhalt/contents Julia Schäfer 5 Blicke von außen – Phänomene des Suburbanen Christian Teckert 13 Ortsbildpflege – Homes for America (and the Rest of the World) 21 Village fig. 2 /Counting the Parts 33 Village fig. 4 / Einige öffentlich zugängliche Informationen… 41 Village fig. 5 / Thousands of Houses… 57 Ein Haus innerhalb der letzten zehn Jahre… 67 Village fig. 6 / Entertainment Architecture 79 Village fig. 7 / +- Guided Tours 93 105 117 Village fig. 8 / Fertighausträume Village fig. 9 / The Golden Castle that Hung in the Air Village fig.10/Am Hauptplatz, im Wald Julia Schäfer 125 Views from the Outside—Phenomena of the Suburban Christian Teckert 133 Site Image Maintenance—Homes for America (and the Rest of the World) 140 Biografie/biography 5 Blicke von außen Phänomene des Suburbanen Julia Schäfer 1 Im Juli 2006 ist am Eiger eine gewaltige Felsmasse aufgrund der Gletscherschmelze heruntergebrochen. Die Karten des Blindenverbandes gewinnen durch die geologische Veränderung eine neue und völlig andere Dimension. Die Frage bleibt natürlich bei dem Test des Verbandes auch, inwieweit ein Foto „richtig“ sein kann? 2 Codieren im Sinne von Branden, Labeln. In einer Zeitschrift las ich kürzlich über eine Kampagne des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands, die sehende Menschen dazu bringen wollten, sich Gedanken darüber zu machen, was man wirklich sieht, wie differenziert unser Blick auf die Welt ist. Hierfür sind eine Reihe von Sehenswürdigkeiten in zweifacher Version auf Postkarten abgebildet worden: eine „richtige“ und eine verfälschte Version z. B. von Eiger, Mönch und Jungfrau.1 Von außen betrachtet und in Gedanken abgespeichert, neigen wir dazu, schnell Ansichten zu verflachen, sie einzufrieren – vielleicht auf ein besonderes Merkmal – nämlich jenes, welches uns bei der Wiedererkennung hilft, die Orientierung zu gewinnen. Auf dem Schulweg waren das die Ampel, die Straßen, die zu überqueren waren, das blaue Haus an der letzten Ecke usw. Aber haben wir einmal genau hingesehen, woraus das Dazwischen war? Wie die anderen Häuser aussahen? Welche Merkmale am Weg verschwanden, welche konstant waren? Was wissen wir von Orten bevor wir sie sehen? Und wie verändert sich unser Blick, wenn wir ihnen das erste Mal begegnen, wie das 17. Mal? Ist es möglich, etwas immer gleich anzusehen? Bzw. stellt sich hier die Frage nach einem Ort, der immer gleich bleibt – fernab jeder Veränderung? Durch das Codieren 2 unserer Umwelt teilen wir uns diese ein. Als Jugendliche tun wir das und als Erwachsene auch, jedoch sind die Motive, die eigene Umwelt zu gliedern, andere. So kann es auch passieren, dass 6 Julia Schäfer 7 Blicke von außen Orte über die Zeit hinweg anders besetzt werden. Das passiert entweder Sofie Thorsen hat seit 2001 unter verschiedenen Gesichtspunkten Phäno- ganz schleichend oder sehr plötzlich, wenn gewisse Ereignisse mit Orten mene dörflicher Strukturen studiert, analysiert, inventarisiert und fiktiv verbunden werden. Spielplätze werden zu Treffpunkten von Rendezvous, animiert. „Die Arbeiten befassen sich mit dem Dorf als Begriff, als System der Wald ist Abenteuerspielplatz – später schlicht „schöne Natur“. Die aber auch als Sehnsuchtsmodell, als Wohnmodell. … Die Siedlung oder das Turnhalle wird zur Festhalle, zur Disco oder sie fungiert lebenslänglich als Gebaute ist etwas, über das man reflektieren kann, wo man auch auf ganz Verortung des „ersten Kusses“. Vielleicht passiert es auch, dass man einen verschiedenen Levels nachdenken kann. Das zieht sich durch die ganzen Ort niemals verlässt und man sich in einen Kreislauf einreiht, der einem, Arbeiten.“ (Sofie Thorsen im Interview mit Julia Schäfer, 2005) zwar mit Veränderungen versehen, Stabilität gibt, weil die kleinen Verände- Sofie Thorsen arbeitet in Serien: innerhalb jeder Arbeit selbst, jedoch rungen über die Jahre hinweg für einen selbst fast unbemerkt bleiben – man auch in Werkzyklen. Seit 2001 sind insgesamt zehn Village figures ent- sich an sie gewöhnen kann und sie in den Alltag integriert. In diesem Zustand standen. Einer Village fig. liegt im Wort selbst schon die Serialität bzw. der wächst (altert) man mit der Landschaft mit: In den Alpen brechen riesige Modellfall zugrunde. Die Nummerierung erzeugt einen Hauch von Wissen- Gesteinsmassen ab, da das Eis der Gletscher zurückgeht, Kriege zerstören schaftlichkeit. Exemplarisch, so der Blick von außen auf die Arbeit Thorsens, Häuser und ganze Orte. Da wo früher Wald war steht nun eine Neubau- scheint hier ein System dem Zyklus zugrunde zu liegen – welches es aber siedlung. Markierungen städtischer oder suburbaner Landschaften kommen nicht gibt. Village fig. 1 als Vorstufe zu Village fig. 2 taucht in der Serie nicht und gehen, werden ersetzt und neu codiert – von jeder Generation aufs mehr auf. Gleiches gilt für Village fig. 3 und die Serie der Zeichnungen Ein Neue – (vermutlich) überall. Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer In Gesellschaften setzen sich gewisse Werte durch und werden zu Kon- Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m 2, bewohnt von einer zwei- bis stanten. Das Dorf als gewachsene Struktur mit seiner Geschichte ist z. B. ein sechsköpfigen Familie wird nicht in die Inventarisierung der Village fig.s auf- solcher Wert. Der Mythos Dorf verspricht Gemütlichkeit, soziale Kontrolle, genommen – sie erhält keine Nummer. Ebenso wie die zum Teil auftauchen- die Aufhebung von Anonymität. „Das glückliche Leben auf dem Lande“ mit den Statistiken keinen Rückschluss auf Realität oder Wahrheit zulassen. der Familie als Keimzelle gehört zu einem jener auch medial vermittelten Sie nehmen eher den Part der Narration ein, die parallel zur Arbeit läuft. Bilder des trauten Miteinanders. Dies spiegelt sich in staatlichen Eigenheim- Einige der Village fig.s entstanden zeitgleich und beziehen sich aufeinander. förderungsprogrammen wieder, es manifestiert sich in den normierten Je nach Region (zum Teil sind die Arbeiten im Rahmen einer Einladung oder Fertighäusern der Musterhaussiedlungen neben den Shoppingmalls und den eines Stipendiums entstanden) verändert sich der Fokus der Künstlerin. „neuen Dörfern“ am Rande der Städte. Dörfer als Spiegel von Gesellschaft Sie ist u. a. Analystin, Touristin, Forschende, Neugierige, Fremde, Global sind geeignete Projektionsflächen für Sympathien und Antipathien zugleich. Village-Bewohnerin, Reisende, Dokumentaristin: Die Idee Dorf ist nichts Spektakuläres, eher etwas Gewöhnliches, scheinbar Normales. Das idealisierte System Dorf, welches in seinem Mythos einer 2001 dekonstruiert und inventarisiert Thorsen in Village fig. 2 / Festung gleich Neues nur zäh aufnimmt und verdaut, birgt jedoch auch seine Counting the Parts die Fassade eines typischen dänischen Dorfes Schattenseiten in sich: enge, mangelnde Flexibilität, eingeschränktes Ange- und zeigt dessen Zusammenhanglosigkeit auf. (siehe S. 20) bot, weniger Arbeitsplätze, weniger Vielfalt, kaum Platz für Andersartigkeit. Die Schattenseiten sind weniger räumlicher, denn sozialer Natur. Sie mani- 2002 beobachtet sie aus einiger Entfernung in Village fig. 4 / festieren sich jedoch auch in Architektur, Struktur und Anlage dieses speziel- Einige öffentlich zugängliche Informationen und 20 Ereignisse, len Raums. Die neuen Dörfer – also jene, die von heute auf morgen aus einer die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben könnten Wiese eine Siedlung machen – besitzen die Kompetenz von gewachsenen ein Dorf im Engadin / CH. (siehe S. 32) Dörfern nicht. Sie lehnen sich in ihrer Struktur an ihre Vorbilder an, schöpfen jedoch nicht aus ihren Wurzeln, da sie keine haben. Hier wird „Dorf“ insze- 2003 seziert sie in Village fig. 5 / Thousands of Houses (built in niert und zur Replik, die lediglich Wohnstadt ist – nichts mehr. Denmark with State Funding 1938–1958) ein staatliches Wohnförderprogramm im Dänemark der Jahre 1938–1958. (siehe S. 40) 8 Julia Schäfer 9 Blicke von außen 2003 sucht sie in Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Sofie Thorsen sagt selbst: „Meine Arbeiten beschreiben fast immer aus der Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und Distanz. Es gibt selten Charaktere. Das „Persönliche“ oder „Subjektive“ 150 m 2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie das interessiert mich nicht. Ich bewege mich nur sehr ungern in den privaten Innere von Fertighäusern am Stadtrand von Leipzig auf. (siehe S. 56) Raum. … Und wenn es passiert, sorge ich dafür, dass ich wieder rauskomme, und dass diese Räume oder Erzählungen in der Arbeit später eben nicht 2004 erforscht sie in Village fig. 7 /+ - Guided Tours den suburbanen mehr privat sind, das heißt nicht mehr erkennbar und spezifisch sind, son- Raum Leipzigs. (siehe S. 78) dern modellhaft und offen für einen gewissen Projektionsraum.“ (Aus: Festival der Regionen 2005, S. 42 f. Sofie Thorsen im Interview mit Sören 2004 spürt sie in Village fig. 8 / Fertighausträume am Stadtrand von Wien auf. (siehe S. 92) Grammel) Der Blick von außen – das heißt der Blick aus einer emotionalen räumlichen Distanz – so sagt man, ist frisch, unverbraucht und in der Lage Dinge 2005 stößt sie in Village fig. 9 / The Golden Castle that Hung in the Air zu sehen, die einem von innen verwehrt bleiben, weil man, wie anfangs in Warschau auf eine sprießende Anzahl von videoüberwachten erwähnt, mit der Situation mitgewachsen ist. Der Blick von außen besitzt Wohngebieten. (siehe S. 104) auch die Qualität des Relativierenden. Sofie Thorsens distanzierter Blick jedoch ist nicht wertfrei. Von ihm geht auch nichts Beruhigendes aus, wie 2003–2005 spürt sie in Village fig. 6 / Entertainment Architecture man es evtl. von einem Blick auf ein touristisches Dorf von einem Aussichts- tagsüber Orte des nächtlichen suburbanen Entertainments für punkt aus vermuten könnte. Er bleibt auch nicht neutral beim Versuch, Jugendliche in Dänemark auf. (siehe S. 66) eine Gated Community in Warschau zu besichtigen. Und er bleibt keineswegs distanziert, wenn Thorsen Zitate aus dem Prospekt der Fertighaus- 2005 begleitet sie in Village fig. 10 / Am Hauptplatz, im Wald … träume Bildern der Mustersiedlung gegenüberstellt und zur eigenen Wertung Jugendliche in Oberösterreich zum Thema Aneignung von öffent- freigibt. lichem Raum. (siehe S. 116) Die Village fig.s verleugnen ihre geografischen Koordinaten nicht unbedingt: das dänische Dorf zeigt dessen Wohnarchitektur, das touristische Thorsen wahrt eine gewisse Distanz zu den Innenräumen, Häusern und Dorf bleibt, egal in welcher Version die Künstlerin es zeigt, ein Dorf in den Landschaften. Der Blick wirkt meist als einer „von außen“, ein beobachten- Alpen. Zudem spricht eine weibliche Stimme mit Schweizer Akzent über der, analytischer. Er ist niemals voyeuristisch. Und diese Art von Blick Ereignisse, die sich im Alltag dort ereignen (könnten). In Ein Haus, innerhalb macht es möglich, dass wir den Standort der Künstlerin einnehmen können, der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, … verrät der Mitschnitt einer was für die Betrachtung und Erschließung des Zyklus der Village fig.s sehr Radiosendung aus Sachsen, dass das Fertighaus dort zur Verlosung ver- wesentlich ist. Die meisten Arbeiten lassen darüber hinaus zu, dass das schenkt wird. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen der besuchten Innenräume unter die Lupe Genommene auf andere Kontexte, Räume und Kulturen über- der Fertighäuser lassen Verortung nicht zu. Eine jugendliche Mädchenstim- tragbar bleibt. Das private Moment spielt vordergründig in der Village fig. me beschreibt in Village fig. 7 / + - Guided Tours das Kommen und Gehen von keine Bedeutung, und doch sind Arbeiten wie Village fig. 2, die das eigene Einrichtungen und Gebäuden in einem unkonkreten Ort im suburbanen Herkunftsdorf behandeln und auch Entertainment Architecture eindeutig Raum einer schrumpfenden Region (Leipzig). Fertighausträume bleiben biografisch an die Künstlerin rückbindbar. Dies jedoch steht nicht im Vorder- mc-donaldisiert, konfektioniert – austauschbar. Ähnliches gilt für die Version grund der Untersuchungen und verweist vielmehr auf den privaten Hinter- der S/W-Prints von Village fig. 9, die Elemente der Überwachung der grund, dass Jugend, Herkunft und die damit verbundenen Phänomene Gated Communities freilegen. Diese von Sicherheit geprägten Wohngebiete derart beschaffen sind, dass sie zumindest im europäischen Kontext aus- sprießen weltweit rasant in die Höhe. Hier ist es in einer anderen Version tauschbar oder zumindest leicht vergleichbar werden und sind. der Arbeit eine männliche, amerikanisch sprechende Stimme, die Auszüge aus einem Märchen liest, welches Parallelen in der Schwierigkeit des 10 Julia Schäfer 11 Blicke von außen Eindringens in ein Gebäude (Schloss) beschreibt. Der starke österreichi- Interessant wäre in diesem Zusammenhang der Versuch, bei zugehaltenen sche Akzent des Mädchens, das den Text zur Arbeit Village fig. 10 / Am Augen die eigenen Bilder zu untersuchen, die entstehen, wenn man sich Hauptplatz, im Wald … spricht, kann ihre Herkunft keineswegs leugnen. Das lediglich auf die Erzählspur einließe. … Codierte Landschaften blieben ste- Lokale der Tonspur wird jedoch auf ein modellhaft-übertragbares Visuelles hen, reduzierte Versionen von dem Modell Dorf würden erscheinen. Der gelegt: Die sich überblendenden Standbilder des 35mm-Films sind S/W- Blick von außen, der uns durch Sofie Thorsens Arbeiten angeboten wird, ist Zeichnungen der Szenerien und Orte, an denen die Jugendlichen ihre Frei- eine Möglichkeit auf jeden Fall mehr zu sehen als man eigentlich schon weiß. zeit verbringen. Die Bildebene ist leicht übertragbar, die Szenerien und Handlungen ebenso. Häufig treffen wir in den Blicken und Beobachtungen, die Thorsen auf das Suburbane wirft, auf die eben erwähnten für sie charakteristischen meist weiblichen Stimmen mit Verweis auf deren Herkunft. Eine Hochdeutsch sprechende Schweizerin lässt im Zusammenhang mit der Arbeit auf Tourismus schließen, und die jugendliche Stimme, die über die sich verändernde Region des suburbanen Raums Ostdeutschlands redet, ist zwar betroffen, jedoch aufgrund ihres Alters nicht schuld an diesen Veränderungen. Sie steht selbst für Entwicklung und für ein Dazwischen. Das Visuelle der Arbeiten Sofie Thorsens ist stark geprägt vom Licht der Diaprojektion bzw. -installation und einer in den meisten Arbeiten auftauchenden Serialität, was im Bezug auf den Zyklus der Village fig.s das mitklingende Examinierende und den damit verbundenen Vergleichsmoment unterstützt. „Das Dia lässt eine ganz andere narrative Ebene zu. Man befreit sich auch vom Print, da das Dia gleich wieder verschwindet. Du hast kein Objekt, welches sich im Raum behaupten muss, welches statisch ist. Du hast das Licht. Es ist eine Lichtprojektion, die gleich wieder weg ist. Außerdem mag ich, dass das Dia in eine ganz bestimmte Tradition einzuordnen ist – eine bestimmte didaktische und dokumentarische Tradition. Es erzeugt auch eine andere Aufmerksamkeit, weil es gleich wieder weg ist.“ (Sofie Thorsen im Interview mit Julia Schäfer, 2005). Zudem unterstützt das Medium des Dias inhaltlich Aspekte der Veränderung, des Temporären, des Kommen und Gehens sowie der Serialität, die den Arbeiten der Village fig.s innewohnt. Die Dias leuchten auf. Mal eines, mal zwei, mal drei nebeneinander. Und gleich sind sie schon wieder weg. Der Sound bleibt. Diese visuellen Zwischenräume lassen Projektionsraum und Freifläche für unsere gedanklichen Verlinkungen zur Village fig. Das Betrachten der reduzierten S/WZeichnungen bewirkt Ähnliches. Das Gehirn erzeugt eine eigene Narration, zusammengesetzt aus Visioniertem, Erfahrenem, Gekanntem sowie medial Vermitteltem. 13 Ortsbildpflege Homes for America (and the Rest of the World) Suburbia, Nicht-Orte, Generic City, Zwischenstadt, urbanes Plankton, die Stadt als Region, Sprawl, Randstadt, Slurbs, Peripherie, Non Place Urban Realm … Christian Teckert Endlos scheinen die Versuche, jene Phänomene rund um das Verschwinden einer klaren Grenze zwischen Stadt und Land, zwischen urban und rural zu begreifen. Ehemals hochverdichtete Innenstädte veröden, während die sogenannten Speckgürtel um die Metropolen kontinuierlich anschwellen, um sich entlang von Verkehrsadern anzulagern und sich schließlich mit der nächsten städtischen Wucherung zu verbinden. Während diese Räume von Schriftstellern wie J.G. Ballard enthusiastisch begrüßt und beschrieben werden oder von Rem Koolhaas als Potential ohne Ballast der Historie gefeiert werden, so stehen sie für die meisten Zeitgenossen eher für Identitäts- und Gesichtslosigkeit. Für das Unspezifische, das Zufällige, das Triviale. Diese Zonen sind ein zentrales Arbeits- und Forschungsgebiet von Sofie Thorsen. Die Auseinandersetzung von KünstlerInnen mit den Räumen des banalen und trivialen Alltags ist nicht neu und spätestens mit den Arbeiten von Ed Ruscha wie etwa Every Building on Sunset Strip von 1966 oder Thirtyfour Parking Lots in Los Angeles von 1967 im Feld der Concept- und Minimal Art sanktioniert und fest verankert. Auch die 1966 für das Magazin Art in America produzierte Arbeit Homes for America von Dan Graham nahm die beschleunigte Massenproduktion leistbaren Wohnraumes in Form von seriell gefertigten Vorortesiedlungen zum Anlass einer ironischen Wendung von etablierten thematischen Konventionen der Pop- und Minimal Art. Die Alltäglichkeit und 14 Christian Teckert 15 Beiläufigkeit der Suburbs sowie die Produkthaftigkeit der industriell herge- Wahrnehmung durch den Screen der Windschutzscheibe fungiert. Diese stellten Häuser entsprach genau den ästhetischen Vorlieben einer Genera- medialen Kopplungen, die allesamt zu einer Ambiguität der Bereiche von tion von KünstlerInnen, die sich an der Prototypen- und Serienästhetik der Privat /Öffentlich bzw. Innen /Außen beitrugen, lösten auch die Dialektik Alltagsprodukte abarbeiteten. Die Arbeit von Graham thematisierte, wie sich zwischen Stadt und Land auf. städtische Prinzipien ausdehnten und die neue (post)industrielle Landschaft Der Künstler Robert Smithson, der die Vorstädte ebenfalls als Teil umgestalteten. Das Land wurde sozusagen Stadt, auch dort wo es noch seiner These von umfassenden entropischen Entwicklungen sah 3, erkannte Land hieß. darin auch eine semantische Re-Naturalisierung des Urbanen. In seiner Site/ Non-Site Dialektik war der institutionelle Ort der künstlerischen Repräsen- In den Vororten wurde ein Lebensstil entwickelt, der um die homogene Idee der Kernfamilie herum aufgebaut war und durch Technologien wie das tation, die Galerie bzw. das Museum ein abstrakter Raum, ein Non-Site, der Automobil und das Fernsehen ermöglicht wurde. Lynn Spigel wies darauf dazu diente, seine „Sites“ – Wastelands, verödete Landstriche – einer ge- hin, wie das städtische Leben in einer metropolitanen Kultur der Verdichtung steigerten Sichtbarkeit zuzuführen. Allerdings: An- und Abwesendes, Site sukzessive vom Medium des Fernsehens als (vorerst noch) kollektiver, aber und Non-Site sind immer zugleich anwesend. „Both sides are present and auch mono-direktionaler Raum der Informationsvermittlung abgelöst wur- absent at the same time.“ Entscheidend ist hier die Herausbildung einer de.1 Neben dem im Kalten Krieg zumindest in den USA relevanten Aspekt kulturellen Hegemonie der Virtualisierung des Raums, die weniger in Simu- der gezielten Streuung von Ansiedlungen, der kalkulierten Zersiedelung der lationstechnologien zu verorten ist, sondern eher in den vielfältigen Doppel- Landschaft als Schutz vor atomarer Bedrohung, ging es auch um einen figuren von An- und Abwesendem. Das Fernsehen und die Window Wall neuen „diskursiven Raum“, der von einer grundlegend veränderten Form der bildeten hierzu die populärkulturelle Analogie. Beziehung zwischen „Privat“ und „Öffentlich“ geprägt war. Einerseits multi1 Vgl. dazu: Lynn Spigel: The Suburban Home Companion: Television and the Neighborhood Ideal in Postwar America, in: Sexuality and Space, hg. von Beatriz Colomina, New York 1992, S. 185 f. 2 Das Programm der Case Study-Modellhäuser wurde 1945 von John Entenza, dem Chefredakteur der Zeitschrift arts & architecture, initiiert und versammelte bis 1966 achtundzwanzig Prototypen kalifornischer Nachkriegs-Einfamilienhäuser von ausgewählten Architekten. Ortsbildpflege plizierte das Fernsehen die Sphäre von Öffentlichkeit in serieller Form, faltete sie sozusagen in jeden Innenraum hinein und adressierte durch Identifikationsangebote in Form von Soaps, die wiederum in Suburbs angesiedelt waren, die Bildung imaginärer Gemeinschaften – televisionäre Was im Zusammenhang mit diesen systemischen Verschiebungen nicht 3 Vgl. dazu: Ann Reynolds: Robert Smithson. Learning from New Jersey and Elsewhere, Cambridge, London 2003, S. 196 f. übersehen werden darf, ist die Homogenität des mit den Vororten verbundenen Lebensstils. Im Zentrum der Idee des Suburbs stand die junge, aufstrebende Mittelklassefamilie, deren Ideologie sich hier räumlich verfestigte und reproduzierte. Ausgegrenzt und zumeist auch medial ausgeblendet Communities. In Siedlungen wie Levittown war das Fernsehgerät schon von blieben gesellschaftliche Randgruppen, die sich mit dem Verbleib in langsam vorneherein fix in die Wand integriert und übernahm die Funktion eines verfallenden Innenstädten abfinden mussten. Diese Entwicklung ist zwar weiteren Fensters. So wie damit Lebensstile und Rollenmodelle primär aufs Engste mit der spezifischen Situation der USA verbunden, aber die kul- medial vermittelt erschienen, veränderte sich auch der räumliche und archi- turelle Hegemonie und die damit verbundene Vorbildwirkung in Bezug auf tektonische Bezug zwischen Innen und Außen. Mit dem Picture Window oder Lebensstile war der Garant für die globale Expansion dieser mit hohem sym- der Window Wall kam ein Motiv in der Alltagsarchitektur der Suburbs zu bolischen Kapital aufgeladenen Leitbildern der Nachkriegszeit. – „The Good Popularität, das ursprünglich aus der Architektur der Moderne und den in Life“. den USA entwickelten Case Study Houses 2 entlehnt war. Mit den großflächi- Für eine Generation von in diesen Vororten Geborenen war dies der gen Verglasungen der Häuser, die üblicherweise den Vorgarten im Visier hat- Anlass zur möglichst schnellen Flucht aus der purifizierten Normalität, die ten, war eine visuelle Domestizierung des Außenraums – eine Besitzerschaft, mit der Exklusion und Verdrängung sozialer und politischer Komplexität hergestellt über den Blick – verbunden. In der populären Presselandschaft erkauft war. Und wie schon von Sigmund Freud beschrieben, schleicht sich waren diese beiden Motive eng aneinander gekoppelt. Der Fernseher wurde das Verdrängte über die Hintertür – oder über die Window Wall – wieder ein. gerne als „Fenster zur Welt“ bezeichnet, die Fenster-Metaphorik diente Das Un-Heimliche gibt sich als immer präsente Rückseite des Heimlichen immer wieder als Argument für die Möglichkeit zu reisen, ohne das Wohn- zu erkennen, es ist das, was „im Verborgenen hätte bleiben sollen und her- zimmer verlassen zu müssen. Das Haus selbst war mithilfe dieser Verschie- vorgetreten ist“. Eine Verkehrung des von alters her Bekannten ins allzu Be- bungen zum Medium, zum Transportmittel geworden – ein mediatisierter kannte. So tauchen seit den frühen 60er Jahren verstärkt Thematisierungen Durchgangsraum, der als Fortführung der mit dem Automobil verbundenen des dystopischen Charakters der Suburbs auf, Buchtitel wie The Split Level 16 Christian Teckert 17 Ortsbildpflege Trap oder The Crack in the Picture Window legen davon Zeugnis ab. Dennoch, maßstabsprägende Dimension die optimale Größe der Schule. Davon leitet in den Vereinigten Staaten wie auch in Europa bleibt die Zersiedelung und sich dann Anzahl und Anordnung der Häuser innerhalb einer „Community“ fortschreitende Suburbanisierung ein Faktum. Die Hegemonie der spätindu- ab. Die Fassaden der Häuser unterliegen dabei strengen stilistischen Regeln striellen Werteproduktion ist geprägt vom Bild des Hauses als Synonym für und bedienen nostalgisch verbrämte Bilder wie etwa „Spanish Style“ oder Heim bzw. Heimat. Entscheidend ist hier die hegemoniale Wirkungsmacht „Art Deco“, die Architektur suggeriert eine geschmackssichere Individualität dieses Bildes, die über jegliche ökonomische oder ökologische Bedenken in der einzelnen Häuser, auch wenn die hochgerüstete Technik dahinter sowie Bezug auf Zersiedelung, Energiekosten oder Verkehrsaufkommen zu domi- die Tiefgaragen darunter ein durchgängiges, homogenes, infrastrukturelles nieren scheint. System bilden. Die Gebäude sind hier zu einer bildhaften Repräsentation War die serielle Ästhetik der von Graham oder Ruscha thematisierten des Häuslichen geworden. – Die Transparenz der „Window Wall“ ist ver- Suburbs der 60er Jahre noch ein spätmodernes Produkt im Zuge des schwunden, im „verkabelten“ Haus sind die Grenzziehungen zwischen Innen ausklingenden Fordismus und deswegen auch so offensichtlich in seinem und Außen, zwischen Privat und Öffentlich nun wesentlich differenzierter Warencharakter erkennbar, so hat sich daraus mittlerweile eine ausdifferen- gestaltet, eingelagert, internalisiert und variabel. Mit Internet, Mobiltele- zierte Produktpalette entwickelt, die (beinahe) jedem Geschmack ein ent- fonen oder GPS-Systemen wird diese Grenzziehung immer mehr zu einer sprechendes Surrogat verspricht. Arbeiten wie Sofie Thorsens Village fig. 8 / Agenda des Subjekts und weniger der Architektur. Die Strukturierung der Fertighausträume zeigen die Phrasen und Vorstellungsbilder, die austausch- An- und Abwesenheit im architektonischen Raum oder im Chat-room oder bar auf jeden beliebigen Typus projizierbar sind. Das Haus ist hier nicht mehr im gemeinsamen virtuellen Raum des Mobilfunknetzes ist zu einer Aufgabe nur ein Medium oder Transportmittel oder eine Apparatur um, wie noch in des Individuums geworden. Die direkte Visualität der „Window Wall“, das „Blickregime“ der Kommunikation von Innen und Außen als Indikator gesell- den 60er Jahren, Blickverhältnisse zu reorganisieren, sondern es ist selbst Bild geworden. Ein Bild, das den Raum dahinter maskiert und in seiner Bedeutungszuweisung offen hält. Arbeiten wie Village fig. 5 /Thousands 4 Vgl. dazu: Kaja Silverman: The Threshold of the Visible World, New York 1995, S. 12. schaftspolitischer Neuordnungen der Sphäre von Öffentlichkeit tritt in den Hintergrund, die mediale Figur der Repräsentation des Hauses schiebt sich of Houses dagegen betreiben eine Art Archäologie der Elementarteile sozial- als Filter zwischen Innen und Außen und macht es damit austauschbar. demokratischer, spätmoderner Planungsideologie, in der versucht wurde, Gerade dadurch, dass die Architektur ihre entscheidende Aufgabe der Mo- wohlgemeinte Anleitungen zur Selbstverwirklichung des Einfamilienhaus- derne verliert, nämlich die der virtuosen physischen Grenzziehung bei gleich- Traumes zu geben. Die sanft ironischen Gegenüberstellungen von den aus zeitiger visueller Verknüpfung, greift sie auf Methoden der Werbung und Broschüren entnommenen Texten im Verhältnis zu den Bildern der Häuser des Marketings zurück, um sich als Marke, als Image noch positionieren zu dokumentieren aber in beiden Fällen eindringlich die Schwäche der Ver- können. Dabei geht es nicht mehr primär um die materielle Gestaltung einer bindung zwischen Form und Funktion und auch zwischen Intention und Behausung, sondern um die Produktion eines Bildes, das eine Behausung Repräsentation. Deutlich wird hier, wie entscheidend die Überzeugungskraft verspricht. Also um die Produktion eines Bildes von einem Haus, mit dem des Images ist, die zum Kauf eines Eigenheims verführen soll. sich potenzielle Kunden identifizieren können oder wollen. Diese Konsumier- Das im Titel der Village fig.-Serie angelegte Motiv des Dörflichen mar- barkeit von Lebensstilen ist natürlich an die entsprechende ökonomische kiert dabei das zentrale ästhetische Bezugsfeld, dessen Ideologie sich Potenz gebunden, aber die Tendenz, Architektur als austauschbare Kulisse mittlerweile als neoliberales Erfolgsmodell herauskristallisiert hat. Im urba- zu betrachten, lässt sich allerorten beobachten. Die technologischen Mög- nistischen Diskurs haben Ideologien wie der in den USA äußerst erfolgreiche lichkeiten, sich aus den realräumlichen Verhärtungen und Tristessen wegzu- „New Urbanism“ wieder starken Aufwind, weil sie in der Lage sind, realöko- beamen sind ein boomender Markt. nomische und technologische Avanciertheit hinter vertrauten, nostalgischen Entwicklungen wie der New Urbanism stehen für eine Tendenz, den Bildern kleinstädtischen Lebens zu verbergen. Die zu Beginn des letzten konsensuellen Vorstellungsbildern einer Mittelklasse-Sozialisation zu ent- Jahrhunderts von Ebenezer Howard entwickelte Gartenstadtidee, die den sprechen. Sie betreiben eine kalkulierte Annäherung an eine hegemoniale Rückzug zu überschaubaren Wohneinheiten im Grünen forderte, stand „Dominant Fiction“ 4 der Vorstellungen über das Wohnen. Insofern arbeiten dafür Pate. Bei Howard wie auch in den New Urbanism-Projekten war die diese Ansätze an einer Politik der Unsichtbarkeit, indem sie naturalisierte 18 Christian Teckert 19 Ortsbildpflege Bilder und Stereotypen wiederholen und beschwören, betreiben sie eine wieder als Gespenst auftauchenden Dorf laboriert. Sie lässt das Dorf als Mimikry, die eine ganz bestimmte Idee der Stadt reproduziert: Das Bild einer Projektionsfigur aus Perspektive des Städtischen erkennen, als Sehnsucht vorindustriellen kleineren Stadt, mit klaren Grenzen nach Außen und einem nach dem vormodernen, „authentischen“ Leben in der „Natur“, das mit- eindeutigen Zentrum rund um die Kirche in der Mitte. Ein Abbild domesti- unter offenbar nur noch mittels Videoüberwachung und Stacheldrahtzaun zu zierter Natur, das selbst bei Ultra-Modernisten wie Le Corbusier als Argu- erkaufen ist. Sie installiert mit ihren Arbeiten ein Regime der Sichtbarkeit, ment ins Feld geführt wurde. Dieses Bild ist es, das gemeint ist, wenn in welches daran arbeitet, das allzu Gewohnte, das jenseits von Wahrnehm- Diskussionen um die Stadt von Fragmentierung, Chaos, Unübersichtlichkeit barkeit Naturalisierte wahrnehmbar zu machen – das Heimelige und Heim- oder Zerstreuung die Rede ist, die es einzudämmen gilt. Das Bild dient liche als Unheimliches zu erkennen. Sie leistet damit eine Arbeit an der immer wieder dazu, den vermeintlichen Verlust von Öffentlichkeit zu bekla- Basis gegenwärtiger Imageproduktion, eine Analyse der Begehren, die sich gen, negiert aber üblicherweise jede Auseinandersetzung mit den realpoliti- an den Oberflächen banaler Alltagsarchitektur manifestieren. schen Machtverhältnissen und Exklusionsmechanismen der jeweiligen historischen Zeit, der es entnommen ist. Und so wird allzu gerne das Bild des Dörflichen, ein Ambiente des Dörflichen beschworen, auch wenn es nur mühselig die ihm zugrunde liegende urbane Infrastruktur maskieren kann. Paradox ist, dass es die Referenz ans Dörfliche ist, welche die Psychopathologie der Vororte, denen die Stadt abhanden gekommen ist, erträglich machen soll. Arbeiten wie Village fig. 7/+ - Guided Tours entwerfen ein Panorama neo-entropischer Entwicklungen in ex-urbanen Zonen am Rande der Stadt und verweisen darüber hinaus auf die sozio-ökonomischen Verhältnisse hinter den Bildern. Das panoramatische Format der Projektionen legt eine Lesart der gezeigten Landschaften als „auratische“ Kulturlandschaft nahe, während der Text ein verschobenes Narrativ aufbaut, das den Bildern immer wieder neue Bedeutungen unterstellt. Die Kontingenz der kulturellen Konstrukte des Wohnens wird dabei ebenso deutlich wie die identitätspolitische Leerstelle inmitten der mehr oder weniger gescheiterten Versuche mit dem Eigenheim eine eigene Heimat zu konstruieren. War das Panorama des 19. Jahrhunderts als proto-cinematische Apparatur angetreten, abwesende Orte erlebbar zu machen, so bringen die Panoramen in Village fig. 7/+ Guided Tours die Abwesenheit der Möglichkeit von räumlicher Identität inmitten des banalen Präsenten zum Vorschein. Allein der Warencharakter der Fertigteilhäuser zeigt sich in dieser Ökonomie des Begehrens sowie eine dysfunktionale Landschaft, die nur noch dann sichtbar wird, wenn sie gerade als Bildhintergrund für neue Siedlungen oder Gewerbeparks dient. Und ging es in den Arbeiten von Graham oder Smithson noch um die Auswirkungen einer spätindustriellen Kultur auf die Landschaft, so stehen hier die medialen und bildhaften Verwertungspolitiken im Vordergrund. Die Arbeit von Sofie Thorsen stellt in diesem Zusammenhang eine Art Psychoanalyse des Urbanen dar, das an seinem verdrängten und immer 20 21 162 von insgesamt 172 Häusern eines dänischen Durchschnittsdorfes sind, 2001 entsprechend dem Blick von der öffentlichen Straße aus, in Frontalansicht fotografiert. Eine ruhige, weibliche Stimme mit undefinierbarem Akzent Diaprojektion, 81 Dias Ton: 17 Min. (Englisch) Stimme : Gudrun Ludescher Tonschnitt : Julian Hruza erfasst und berechnet architektonische Elemente wie Details und Eigenschaften der von der Straße aus sichtbaren Bauweise der Hausfassaden. as they are seen from the public street. A calm female voice with an indefinable accent counts and calculates architectural elements: the details and Slide projection, 81 slides Audio: 17 min. (English) Voice: Gudrun Ludescher Sound editing: Julian Hruza 2 Counting the Parts 162 of the 172 houses in an average Danish village are photographed frontally, 2001 Village fig. the qualities of the architecture of the house façades in the village as they appear from the road. 22 Village fig. 2 162 of 172 houses in the village stand along a public street. The houses are built around the intersection of the main road and a smaller road leading into the surrounding countryside. They are placed at various distances from the street, more or less hidden by hedges and front gardens. 56 houses are located right next to the sidewalk, like in a city. Most of these houses are placed in the center of the village with the church, the last remaining shop, and buildings originally used for commerce and offices. 34 houses have a driveway forming an open square in front of the house and are separated but fully visible from the street. Most of these are located at the periphery of the village. Judging from the character of the houses and the red brick school building, the area was developed in the 50s and 60s. 33 houses are somewhat recessed from the street but have a clearly marked entranceway. 20 houses stand set back from the street. 18 houses are completely hidden from the street. It is impossible to know anything about these houses, as they disappear completely behind bushes and trees, fences, and hedges. 29 of the houses were built before 1900, judging from their small windows and low roofs. 43 houses were constructed between 1900 and the Second World War, built with solid red bricks and large windows. 37 have large window panes and no ornamentation in the brickwork but are still relatively high. They were supposedly built 23 Counting the Parts between 1940 and 1965. 46 of the houses appear to have been built between 1965 and 1990. 20 of these houses form an entire street of low yellow bungalows which appears to have been planned around 1970. The village seemed to have held some promise at that time. 7 houses look as if they were built within the last ten years. 6 buildings clearly have a commercial function such as retail or manufacturing. 10 appear as if they used to have some commercial function. They now face the street with empty display windows and bricked-up doors. 8 two-storey houses in the village are among the previously commercial buildings, all with an empty shop at street level and an apartment on the first floor. 1 building, the pub, can be classified as having a social function. 2 houses used to contain public institutions. These are the former post office and the former public school. The latter has a huge colourful sign indicating that it is now a private school or a free school. As with many other former public schools in small villages in Denmark during the last fifteen years, the school was closed by the county in order to centralize and improve education in the area. In protest against this policy, the school was bought by a group of parents in the community in order to keep a school in the village. It is now run privately through a collaboration between parents and teachers. It has less than 50 pupils. 1 building, the church, could be said today to have a spiritual 24 Village fig. 2 function, as well as a social and even a partly public function. 1 abandoned building, built by the evangelical community just after the turn of the century, used to have a spiritual as well as a social function. 2 industrial buildings are still in use. 3 buildings obviously had some industrial function at some stage. One of these was as the former cooperative dairy, which, judging from the size of the buildings, seems to have been one of the major enterprises in the village. 5 buildings, some typical farm buildings now surrounded by newer village houses and the former dairy, used to have an agricultural function. Today, most of the agricultural production occurs outside the village. 2 houses appear to still have an agricultural function today, judging by the machines and the farming equipment parked around the buildings. 132 houses are made out of bricks in different colours. 70 of the brick houses are built of red bricks. The red-brick buildings are centered along the main road, making red brick the most popular material by far for the older buildings in the village, as well as the school and former public and cooperative buildings. 29 are built of yellow bricks, most of these are bungalows and seem to have been built between 1965 and 1990. 4 are built of snow-white bricks. 8 are built of brown bricks. 10 are built of a mixture of bricks in mainly brownish and reddish tones. 3 houses have brickwork painted in the colours white, beige, and a pale yellow. 8 brick houses were recently sandblasted, 25 Counting the Parts probably in order to remove the peeling emulsion paint that was applied to the houses some ten to twenty years before. 6 of the 7 houses in the village built after 1990 are red-brick buildings. In the last decade, red brick has come back into fashion. 29 houses have rendered walls painted in different colours. 16 of these are white, making it the most popular colour for a rendered house. 9 of them are painted in different pale yellow tones. 2 are bright red. 1 is olive-green. 1 is bright orange, an unusual colour for a house. 1 house is built of wood and painted white. 1 is clad in corrugated iron and painted green. 2 houses are built of gas concrete. 131 of all the houses have a simple, traditional double-pitched roof. Some of these are bungalows with rather low roofs with no possibility of using the attic for living. 16 of the houses have the slightly more advanced hip roof. 1 yellow-brick bungalow has a flat roof. 43 of the houses have roof windows or dormer windows and seem to have some living space in the attic. 25 of these have just roof windows, and 18 have actual dormer windows. 6 of the dormer windows are part of the brickwall, forming the center of a symmetrical facade. All of these houses were built before 1940. 107 houses in the village are not tiled, as many of the older buildings must have originally been, but are instead covered with cheaper and stronger corrugated fibre cement plates. Sometimes the roofs have colours similar to the brick red of a tiled roof, but more often they 26 Village fig. 2 are simply dark grey. The plates are probably from the Eternit manufacturer, one of the biggest brands on the market. 34 of the roofs are still tiled and many appear to have been restored quite recently in order to look more old-fashioned. Several of the brand new houses have tiled roofs as well, even though tile is much more expensive than fibre cement. 21 of the houses are tiled with traditional red tiles. 10 of the tiled houses are not covered with light red clay tiles but with greyish fibre cement tiles. 3 houses are tiled with glamourous black glazed tiles. All of these houses, turned into little mansions, were very recently restored or are still under renovation. 2 houses are covered with metal sheets, one of them painted in a deep orange-red. 4 houses are covered with roof felt. 8 houses have only one window facing the street. 43 houses face the street with 2 windows. 35 houses have 3 windows facing the street. 29 houses have 4 windows. 11 houses have 5 windows. 7 houses have 6 windows. 2 houses have 7 windows. 1 house has 8 windows. 2 houses have 9 windows. 1 house has 10 windows. 4 houses have more than 11 windows in the front. 18 houses are so hidden that you cannot see any windows at all. 47 of the houses have side-hung windows. There must have been many more of these windows, judging by the proportions of the window frames and the probable age of the houses. However, several of the houses built in the last 27 Counting the Parts decade and all the houses recently renovated or currently under renovation, have oldfashioned windows, which match with the preferred red brickwork and the tile roofs. 15 houses have casements divided by crossbars. 97 are mainly equipped with large top-hung panes of glass, sometimes divided into two unequal parts in which only the smaller part opens and the larger part of the window stays permanently closed. These windows are easier to maintain and let more light into the house. They were presumably installed for these reasons. 90 of the houses have vertical windows. 54 have mainly horizontal windows. However, a lot of the seemingly horizontal windows are in fact simply an undecided square, producing a sensation of horizontality through the wooden panels between the windows, as well as for the general character of the house. 6 houses have corner windows. Some of these windows do not have any curtains and offer a particularly good view of the street from inside the living room and an extraordinary view into the house from the street. 13 houses in the village do not have any curtains at all. 54 houses are equipped with normal fabric curtains in different patterns. 33 have roller blinds in the windows, more or less pulled down. 14 have Venetian blinds. 40 houses have white semitransparent curtains, sometimes in combination with other types of curtains. The semitransparent curtains seem to be quite popular, offering protection 28 Village fig. 2 from curious passerbys. 40 houses have no curtains drawn in any windows. Many of these houses have no front gardens and are located right next to the sidewalk in the center of the village. For the pedestrian passerby, the village is quite transparent, as if it was expected that the only people who would pass by on the street and possibly look in were other villagers who would not find any surprises anyway. But for a car driver passing through the village with a speed perhaps a little higher than the permitted 50 km/h, the village looks closed and the facades appear impenetrable. 14 houses have the curtains completely drawn in order to prevent any views into the living areas. 62 of the houses have the entrance door hidden somewhere on the side or in the back of the house, which cannot be seen from the street. 100 houses, the rest, have the entrance door in the front. 30 of these houses have a front garden with bushes and trees as a buffer zone between the house and the sidewalk. To ring the doorbell, one has to pass through this zone. 70 houses do not put any such obstacles in the visitor’s way and the front doors open directly onto the street. 95 houses have a garden clearly used for recreational purposes, in many cases, relatively open, allowing the passerby to look in. 67 houses do not have a garden that is visible from the street. But considering the fact that gardening is a popular leisure- 29 Counting the Parts time activity, it is assumed that there is a garden behind the house. 40 of the houses have front gardens with no obvious recreational purpose, meant merely to be something to look at between the house and the street. 27 of these gardens are very well cared for: small lawns surrounded by trees and beds filled with roses and low-flowering bushes. The rest of the front gardens are simply lawns or formerly well-kept flowerbeds that have been left untouched for years. 21 houses do not have an actual garden in front, but do have little beds with roses and other small bushes at the point where the wall meets the ground, as if to soften the transition from house to street. 13 of the houses that have neither gardens nor flowerbeds in the front are decorated with flowerpots next to the door. 30 of the houses in the village, excluding commercial and industrial buildings, do not have any botanical decoration at all. 30 houses have a visible rose bed. Roses in different colours and pine trees in variable sizes seem to be the favoured decorative plants. 17 houses have a pine tree planted in front of the house. For some reason, this is mostly popular in front of the smaller red-brick houses that were built in the 50s and 60s. 58 of the houses can be described as in a very good condition. 66 as in a good condition. 38 houses can be described as poorly kept and in some state of disorder. A certain importance is given to a well-maintained garden and house front. 30 Village fig. 2 41 houses mark the difference between the street and the private piece of land with a private hedge. 29 of these are too low to have any shielding function against wind and onlookers, and thus must be regarded as purely decorative. 12 of them are high enough for a person to hide behind them and prevent any views into the garden. 13 houses have their borders to the street defined by fences, in most cases more decorative than protective: they are either low or just high enough to keep a small dog locked up in the garden. 27 houses have the border of the garden marked with a stone fence or a stone garden. 8 of these are done with natural stones, all the rest are done with flagstones. 56 houses have a visible garage but almost all the buildings can be reached by car. Still, the newer houses have noticeably better and larger driveways and entrances. 1 caravan is standing in the driveway of a house. 37 TV antennas and as few as 8 satellite dishes can be seen in the whole village, the rest must be hidden under roofs and behind walls. 2 houses carry the names Home and The Fence. 2 houses have visible children’s recreational equipment in the garden, such as swings and seesaws. 67 houses have a little lamp next to the front door. 2 front doors have brick banisters decorated with cement balls the size of footballs. 1 house has a black and white ceramic dog sitting next to the front door. 3 houses have a 31 Counting the Parts winter garden attached to the front. 32 houses of all the houses in the village are equipped with flagpoles. On holidays, the red and white Danish flag can be seen on most of them. If a single flag is up, somebody is celebrating a birthday. 5 of the flagpoles are in use on any random weekday, one with a commercial banner in front of the shop, and the other 4 with red and white streamers. 12 of the houses have seats in front of the house. 7 houses have a number of chairs around a table on a veranda or in an open garden, fully visible from the street. 5 houses have a single chair turned towards the street, as if a resident of the house usually sits there. 32 Der Name La Plaiv bezeichnet den Zusammenschluss von fünf kleinen 2002 Gemeinden im Schweizer Kanton Graubünden im Engadin, eine Region mit starkem Tourismusaufkommen während der Winter- und Sommersaison. Bank aus dem Foyer der Galerie, Wandzeichnung Ton: ca. 25 Min. (Deutsch) Stimme: Sascha Reichstein Tonschnitt: Christoph Amann Übersetzung : Nina Stuhldreher Village fig. 4 wurde ursprünglich als permanente Außeninstallation entworfen und ist an einer Sitzbank angebracht, die auf einem Wanderweg oberhalb einer der Gemeinden steht und einen Panoramablick über das Tal und den Fluss bietet. In der Ausstellungssituation wird der Panoramablick durch die Wandzeichnung einer nicht spezifizierten alpinen Landschaft ersetzt. Sobald sich der Besucher auf der Bank niederlässt, beginnt automatisch eine weibliche Stimme mit leichtem Schweizer Dialekt zu sprechen. Sie erzählt Anekdoten und Geschichten aus den Dörfern, die nach dem Zufallsprinzip abgespielt werden. The Plaiv is the name of the union of four small villages in Engadin, located 2002 in the Swiss canton of Graubünden, a region with extensive tourism in the winter and summer seasons. Bench from the foyer of the Gallery, wall drawing Audio: approx. 25 min. (German) Voice: Sascha Reichstein Sound editing: Christoph Amann Translation: Nina Stuhldreher Village fig. 4 was originally produced as a permanent outdoor installation, and is installed on a bench located on a hiking path above one of the villages with a panoramic view over the valley and the river. In an exhibition situation, the panorama is exchanged with a wall drawing of an unspecified alpine landscape. When the visitor sits down on the bench, a female voice with a hint of a Swiss accent automatically begins to speak. Her anecdotes and stories are staged in the villages and are played in random order. Village fig. 4 Einige öffentlich zugängliche Informationen und 20 Ereignisse, die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben könnten 34 Village fig. 4 Informationen über die Dörfer in der Plaiv gibt es reichlich. Die Verkehrsvereine von La Punt Chamues-ch, Madulain, Zuoz und S-chanf betreiben alle eine Touristeninformation, in der Unmengen an gedrucktem Informationsmaterial erhältlich sind. So gibt z.B. Engadin Ferien, die regionale Touristeninformation, zahlreiche Broschüren heraus. Engadina, die örtliche Organisation von Plaiv, Zernez und Brail, veröffentlicht zusätzliche Broschürenreihen, manche davon mit identischen, manche mit zusätzlichen Informationen. Beide Organisationen haben Websites. Auch viele Hotels, Restaurants und Sportcentren besitzen ihre eigenen Websites, Informations- und Werbebroschüren. In den letzten zehn Jahren sind auch Bücher über La Punt Chamues-ch, Madulain und Zuoz erschienen, die historische Aspekte aufarbeiten. Mit Ausnahme von Zuoz liegen alle Touristeninformationen im gleichen Gebäude wie die Gemeindekanzlei. Hier können Neuzuzüger und andere Einwohner Auskünfte über die Gemeinde einholen. Abgesehen von S-chanf bieten die Gemeinden zudem Informationen im Internet an. Hier kann man Gesetzeserlasse und Bekanntmachungen herunterladen und Neuigkeiten und Protokolle der Gemeinderatssitzungen nachlesen. Es ist ein bisschen schwieriger, sich über S-chanf zu informieren, da dort weniger offizielle Informationen öffentlich erhältlich sind und Gesetze und Bestimmungen in Rätoromanisch geschrieben sind. Selbstverständlich werden jedoch auch hier die gewünschten Informationen auf Anfrage vom Gemeindehaus herausgegeben. Zwei Vitrinen stehen vor dem Gemeindehaus in La Punt Chamues-ch. Eine dient der Bekanntmachung von Informationen für Einwohner über Sozialhilfe, Steuern, die Feuerwehr und Fluchtwege bei einer Überschwemmung. Diese Dokumente haben zwar unterschiedliche Formate, aber alle ein offizielles Aussehen, dadurch dass sie in schwarz-weiß gehalten und mit Logos der jeweiligen Institutionen versehen sind. Die andere Vitrine enthält Informationen und Angebote für Gäste, Ankündigungen von Dorfführungen, Exkursionen, Aktivitäten für Kinder und vieles mehr. Diese sind alle auf farbigem DIN A4 Papier gedruckt: rosa, hellgrün, rot, blau, orange, gelb. Im April 2001 kommt eine Touristin nach Madulain, ohne konkrete Pläne oder Vorwissen über die Gegend. Dass hier in der Zwischensaison nicht viel los sein wird, darauf war sie nicht vorbereitet. Sie liest die vergleichsweise wenigen Informationen in den Vitrinen und bemerkt die Ankündigung des jährlichen Putztags des Ortes. Sie fragt sich, für wen und warum die Einwohner das wohl tun mögen. Ob sie wohl nach Abreise der letzten Gäste der Wintersaison putzen. Oder ob sie das einfach für sich selbst machen, um sich in der Zwischensaison an einem sauberen, ruhigen Ort zu erfreuen. Oder ob sie bereits die ersten Vorbereitungen für die Ankunft der Sommergäste treffen. Oder ob es einfach eine Art soziales Ereignis ist, eine Gemeindetradition, bei der man sich einmal im Jahr trifft und gemeinsam durch den Ort zieht, um ihn zu putzen. Die Bevölkerung wächst. 1980 gab es in den Dörfern La Punt Chamues-ch, Madulain, Zuoz und S-chanf und den Fraktionen Chapella, Susauna und Chinuos-chel insgesamt 2131 Einwohner. Im Jahr 2000 ist deren Zahl auf 2826 gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von 32% in 20 Jahren. 68% der Bevölkerung arbeiten im Dienstleistungssektor, 18% in Industrie und Handel und 14% in Landwirtschaft und Forstbetrieb. Der Anteil des rätoromanisch sprechenden Teils der Bevölkerung variiert von Gemeinde zu Gemeinde, von 34% der Einwohner in Zuoz bis hin zu 80% in S-chanf. Knapp 60% der Bevölkerung sind reformiert und beinahe 40% katholisch. Die restlichen vier bis fünf Prozent haben andere Konfessionen. Zum wiederholten Male verbringt ein Hotelmanager einige Minuten damit, das viele Gratisinformationsmaterial auf der Ablage neben der Rezeption zu sortieren. Dies muss mehrmals täglich wiederholt werden, denn die sich stapelweise schichtenden Broschüren wie Eviva, 35 Einige öffentlich zugängliche Informationen und 20 Ereignisse, die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben könnten Exclusiv, Piz, Engadin Ferien, Engadina – das andere Engadin sowie Informationen vom Nationalpark, von Museen, von Inline-Events und dem Golfclub kommen permanent durcheinander. Eine Touristin schickt ihrer Familie in München vier Postkarten. Eine mit fünf Steinböcken darauf, eine von einem typischen Engadiner Haus mit frisch restaurierten Graffitis, eine mit einer Lärche im Herbst und dem Piz Palü im Hintergrund und eine von einem Jungen mit einer großen Kuhglocke. Sie überlegt eine weitere Postkarte zu kaufen, die den Marktplatz von Zuoz zeigt, auf dem direkt neben dem Bärenbrunnen ein Volkswagen steht. Diese könnte sie ihrer Tante schicken, die einmal einen blauen Volkswagen hatte. Doch dann erscheint ihr die Karte doch ein wenig zu altmodisch und sie schickt der Tante stattdessen jene mit dem Engadiner Haus. Im Jahr 2002 waren in der Plaiv 1792 Personen wahlberechtigt. Ein Neuzuzüger darf nach einer Karenzzeit von drei Monaten wählen. Und laut den Zeittafeln auf den GemeindeWebsites sind Frauen, zumindest in Zuoz und La Punt, seit 1972 im Besitz des Wahlrechts. Gewählt werden 4 Gemeindepräsidenten und 23 Mitglieder der 4 Gemeinderäte, 6 in La Punt Chamues-ch, 3 in Madulain, 8 in Zuoz and 6 in S-chanf. Die Gemeindevorstände betreuen folgende Departemente: Finanzwesen, Alpen, Weiden und Forstwirtschaft, Baudepartemente, Polizei und Kehricht, Wasser, Kanalisation und Feuerwehr, Straßen und Erziehung, Sanität und Kultur. Die Gemeinden La Punt Chamuesch, Madulain, Zuoz und S-chanf haben sich im Konsortium La Plaiv suot Funtauna Merla zusammengeschlossen, um regionale Aufgaben gemeinsam zu lösen. Hierdurch wurde z.B. die Sekundar- und Realschule in Zuoz ermöglicht, die integrierten Kleinklassen in drei Gemeinden, die gemeinsame Kläranlage Furnatsch in S-chanf, die Zivilschutzorganisation La Plaiv, die Tourismusorganisation Plaiv, genannt TOP Engadin, die Wirtschaftsorganisation La Plaiv suot Funtauna Merla, genannt WOP, sowie die Zusammenarbeit der Feuerwehren der jeweiligen Gemeinden. Gemeinsam mit den Oberengadiner Gemeinden werden folgende Gebiete bearbeitet: Kehrichtbeseitigung, Hauspflege und Spitex, Sonderschulen, Kreisspital, Grundbuchamt, Regionalplanung etc. Der Besitzer einer Wohnung in Chaunt da Crusch kennt alle Namen der Brunnen im alten Dorfkern von Zuoz auswendig. Mulin, Somvih, Plaz, San Bastiaun, Dorta, Dimvih 1, Dimvih 2, Ritscha, Aquel und Chantaluf. Ihm gefällt die Vorstellung, in der Nähe eines Brunnens zu wohnen. So wie er den traditionellen Stil seiner Arwenholzmöbel und seiner Trichterfenster und deren Dekoration mag, auch wenn alles neu ist, hätte er auch nichts dagegen, wenn in seiner Nachbarschaft ein Brunnen gebaut würde. Aber ohne einen öffentlichen Platz in der Umgebung gibt es dort natürlich nicht wirklich eine geeignete Stelle dafür. Die neue Besitzerin einer Zweitwohnung kauft in einem Kunsthandwerksladen bestickte Spitzenvorhänge für die Fenster ihres Wochenenddomizils. Nicht, dass ihre im 2. Stock gelegene Wohnung einsehbar wäre, aber sie mag die geometrischen Muster und Figuren, die Nelken, Meerjungfrauen und Steinböcke zeigen. Es erscheint ihr angemessen, den örtlichen Traditionen mit der Dekoration ihres Fensters einen gewissen Respekt zu zollen. Gern würde sie selbst sticken lernen, doch nachdem sie einige Wochenenden hier verbracht hat muss sie feststellen, dass neben Skifahren und anderen Freizeitaktivitäten hierfür wohl keine Zeit bleiben wird. Sie kauft die gleichen Spitzenvorhänge auch für ihr Haus in Basel, aber dort passen sie nirgendwo wirklich hin, wirken fehl am Platz. Daher spielt sie mit dem Gedanken, diese bei Gelegenheit zu verschenken, allerdings ohne konkrete Vorstellung, was der Beschenkte damit anfangen könnte. Irgendwann in den 60er Jahren fotografiert ein Tourist einen Jungen, der das Vieh durch den Ort treibt. Dieses Bild geht ihm durch den Kopf, als er 35 Jahre später das Dorf wieder besucht. 36 Village fig. 4 13 Personen sind in den Gemeindeämtern angestellt. Die 4 Forstämter beschäftigen 13 Mitarbeiter, und die Werkgruppen der Gemeinden bestehen aus insgesamt 6 Personen. Die Lehrer aus Primar- und Sekundarschulen eingeschlossen, ergibt dies eine Summe von 56 Angestellten in den Gemeinden im Jahr 2002. Zusätzlich zu dieser Zahl leisten 149 Einwohner ihren Dienst bei der Feuerwehr und eine unbestimmte Anzahl von Personen arbeitet ehrenamtlich für Vereine verschiedenster Art, wovon es insgesamt in der Plaiv über 30 gibt. Manche der neuen Dorfbewohner integrieren sich stärker in die Gemeinschaft als andere, je nachdem, welche Sprache sie sprechen, was ihre Interessen sind und ob sie Kinder im schulpflichtigen Alter haben, die in die Dorfschule gehen. Sie arbeiten nicht unbedingt im Dorf selbst, sondern leben vielleicht nur hier und arbeiten auswärts – wie es auch in anderen kleineren Orten üblich ist, die in der Nähe von größeren Zentren liegen. 37 Einige öffentlich zugängliche Informationen und 20 Ereignisse, die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben könnten In den örtlichen Baugesetzen werden die Zonen in Madulain folgendermaßen definiert: Kernzone, Wohnzonen A und B, Wohnzone für Ortsansässige, Gewerbezone, Zone für öffentliche Bauten und Anlagen, Landwirtschaftszone, Forstwirtschaftzone, Landschutzzone, Ruhezone, Wintersportzone, Campingzone, Golfplatzzone, Grundwasser- und Quellschutzzone und Gefahrenzone I + II. Hier wird auch darauf hingewiesen, dass alle Bauten und Anlagen architektonisch gut gestaltet sein und sich in die Umgebung und den Charakter der Landschaft einfügen müssen. Dies beinhaltet, dass Neubauten und Umbauten in Bezug auf Proportionen, Baumaterial und Farbgebung der am Orte vorherrschenden, traditionellen und bewährten Bauweise angepasst werden müssen. Benachbarte Bauten dürfen zudem in ihrer Form und Gestaltung nicht identisch sein. 2002 haben 58 Kinder die 3 Kindergärten in der Plaiv besucht. In allen wird rätoromanisch gesprochen. Weitere 252 Kinder gehen hier zur Schule. 151 von ihnen besuchen die Primarschulen in La Punt Chamues-ch, Zuoz und S-chanf und werden von 12 Lehrern in rätoromanisch unterrichtet. Ab dem 4. Schuljahr lernen sie Deutsch als erste Fremdsprache. Kinder, deren Muttersprache nicht rätoromanisch ist, erhalten Nachhilfeunterricht. 71 Kinder gehen zur Sekundarschule und Realschule in Zuoz und werden dort von 6 Lehrern unterrichtet. Das Lyceum Alpinum hat 490 Schüler, davon 300 direkt aus der Umgebung. Die restlichen sind Internatsschüler und kommen aus aller Welt. Zu Beginn der Sommersaison setzt sich der Besitzer eines alten Hauses im oberen Teil von Zuoz an den Computer, um ein Papier mit der Aufschrift „Privatgrundstück, Zutritt verboten“ auszudrucken. Er steckt es in eine Plastikhülle und heftet es an ein Holzschild, das er dann in die Auffahrt vor dem Haus stellt. Eine Familie, die Ferien macht, setzt ihre drei Kinder in der Skischule von Zuoz ab. Die Erwachsenen fahren mit dem Auto weiter, um den Tag in Silvaplana zu verbringen. Am Abend essen sie dann gemeinsam Pizza. Pizza ist etwas, das alle mögen. Manche Leute behaupten, dass das Haus Nr. 262 in Chinous-chel das meistfotografierte dieser Gegend sei. Die Supermarktverkäuferin beginnt ihren Arbeitstag damit, die Warenauslagen und Aktionsständer nach draußen zu rollen und einige mit neuen Preisschildern zu versehen. Eines der Tagesangebote ist das Edelweiß in roten Tontöpfen zu zwei Franken das Stück. In La Punt Chamues-ch leben im Jahr 2000 in 311 Haushalten 717 Einwohner. Insgesamt gibt es 449 Gebäude im Dorf. 9 davon sind öffentliche Gebäude, darunter 2 Kirchen, der Rest sind Privathäuser. Neben den normalen Wohnhäusern gehören dazu 7 Hotels, ein Aparthotel, 2 Ferienlager, 655 Ferienwohnungen und Zweitwohnungen, 6 Restaurants und eine Bar. Zudem gibt es eine Bäckerei/Konditorei, einen Coiffeur, ein Elektrogeschäft, eine Geschenksboutique, La Punt Ferien, die Post, ein Sportgeschäft, eine Tankstelle, ein Volg mit Metzgerei und eine Wursterei. Außerdem 2 Architektur- und Ingenieurbüros, 3 Architekturbüros, einen dipl. Architekten, ein Elektro-Ingenieurbüro, ein Ingenieur- und Vermessungsbüro, 3 reine Ingenieurbüros, ein Innenarchitekturbüro und eine Multimedia- und Web-Designfirma. Des weiteren 4 Bauunternehmen, eine Firma für Boden- und Wandbeläge, eine Druckerei, eine Firma für Elektroinstallationen, eine für Elektroplanung. Eine Firma ist spezialisiert auf Fassadengestaltung und Restaurierung, eine auf Forst- und Gartenbau, eine andere auf Gartenbau und Gartenmöbel, eine Firma betreibt Gerüstbau und zwei weitere bieten Kanalreinigung an. Dann gibt es noch ein Malergeschäft, eine Firma für Natursteine, Plattenarbeiten und Cheminées, eine Firma für Ölfeuerungen, Wärmepumpen und Heizkessel, ein Sanitär-Service und 2 Schreinereien, von denen eine auf Innenausbau spezialisiert ist. Zu guter Letzt gibt es noch eine Bank und 2 Treuhandbüros. Ein Bienenzüchter verkauft seinen Honig auf dem Dorfmarkt. Er könnte ihn auch über Zwischenhändler vertreiben, aber der Markt ist gut besucht und bei den Gästen beliebt. Das Einkaufen scheint ihnen hier mehr Spaß zu machen als im Supermarkt, als ob die auf dem Markt gekauften Lebensmittel besser schmecken würden. Eine Besucherin fragt sich, wie es hier wohl vor 100 Jahren gewesen sein muss. Sie weiß nicht, dass es auf diesem Dorfplatz erst seit 1987 einen Markt gibt. Im Zuge der Renovierung ihres Hauses lässt eine Familie ihre ehemalige Stallscheune in zwei Wohnungen umbauen, von der sie eine dauerhaft vermietet und die andere als Ferienwohnung mit sechs Betten einrichtet. In der „Revision der Ortsplanung, Leitbild ZUOZ 2001, ein Wohn-, Arbeits-, Schul- und Ferienort“ wird der geplante verkehrsfreie Dorfplatz beschrieben. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, den oberen Teil des Ortes mit dem Auto zu erreichen, ohne das Zentrum zu durchqueren, könnte man den Dorfplatz und die Hauptstraße in eine Fußgängerzone verwandeln, um sie schöner und für Schulkinder sicherer zu gestalten und den Ortskern als Einkaufszentrum attraktiver zu machen. Nur Anwohner würden eine Durchfahrtsgenehmigung besitzen, alle Parkplätze würden entfernt. Stattdessen würde es neue Parkbereiche außerhalb der Fußgängerzone geben und weitere Parkplätze am Ortsrand würden eingerichtet. Vielleicht würde die Fußgängerzone nur zu Hauptsaisonzeiten im Sommer und Winter aktiviert. Zu Ostern reist der Besitzer einer Ferienwohnung in Zuoz an, um die Feiertage hier zu verbringen. Er muss feststellen, dass ein weiteres Apartmenthaus genau vor seinem gebaut wird, und der Blick von seinem Balkon aus auf das Tal teilweise verstellt sein wird. An einem Frühlingsabend sprühen Jugendliche aus der Gegend ein großes, schwarz- und silberfarbenes Graffiti in die Unterführung unter der Durchfahrtsstraße, dort wo die Inlineskating-Strecke sich von der Durchfahrtsstraße trennt und Richtung S-chanf abbiegt. An einem Tag im Februar 2000 fahren 7.193 Autos auf dem Weg von oder nach Samedan, Zernez oder kleineren, dazwischen gelegenen Ortschaften durch das Tal. Mit durchschnittlich 2,1 Personen pro Auto ergibt sich eine Gesamtsumme von 15.105,3 Personen, die an jenem Tag das Tal durchqueren. Im April, zwei Monate später, sind es nur 882 Autos pro Tag. Vier Monate später wiederum, im August, werden 10.231 Autos mit durchschnittlich 1,8 Insassen gezählt, sodass es an jenem Tag 18.415,8 Menschen sind, die das Tal durchqueren. Diese Daten wurden auf dem Abschnitt Bever-La Punt gesammelt. Insofern könnten diese Angaben in den Sommermonaten etwas ungenau sein, da Autos dann das Tal auch über den Albula Pass erreichen oder verlassen können. Dabei dürfte es sich aber nur um eine minimale Differenz handeln, da die Albula Passstraße keine Hauptstraße ist, sondern hauptsächlich von Autofahrern genutzt wird, die die Aussicht genießen wollen. 38 Village fig. 4 Die Mutter einer Familie mit zwei Kindern, die auf dem Campingplatz von Chapella zeltet, kauft frische Kuhmilch bei einem Bauern. Das erinnert sie an Ferien in ihrer Kindheit. Aber ihre Kinder mögen den intensiven Geschmack der Milch nicht und weigern sich, diese zu trinken. In der Plaiv gibt es insgesamt 22 Hotels mit 911 Betten, 16 Gruppenunterkünfte mit 1.289 Betten, 2 Campingplätze und ca. 650 Ferienwohnungen mit insgesamt 1.750 Betten. Im Jahr 2002 ist das eine Gesamtsumme von 3.950 Gästebetten. 1999 wurde 371.353 Mal dafür bezahlt, eine Nacht hier zu verbringen, Tendenz steigend. In allen Ortschaften gibt es mehrere öffentliche Spielplätze. Es gibt 6 Tennisplätze in Zuoz, 1 Kegelbahn in S-chanf, 1 Reitzentrum in Zuoz, 1 Ponyhof in La Punt, eine 8,6 km lange Inline-Strecke von La Punt bis S-chanf, ein 150 km umfassendes Radfahrnetz sowie nahezu 500 km Wanderwege in der Region Oberengadin. Auf der rechten Seite des Flusses wird der zukünftige 18 Loch-Golfplatz Zuoz-Madulain nach den neuesten ökologischen und golftechnischen Erkenntnissen angelegt. Die kanadische Firma hat bereits in der ganzen Welt Golfplätze gebaut. Den Fairview Golf Club in Cochrane, Canada, den Ahrensburg Golf Club in Hamburg, Deutschland, den Chamonix Golf Club in Chamonix, Frankreich, den Las Lomas del Bosque Golf Club in Valencia, Spanien, den I Roveri Golf Club in Turin, Italien, das Las Americas Golf Resort in Varadero, Kuba, den Royal Dar-Es-Salam Golf Club in Rabat, Marokko und den Prague Karlstejn Golf Club in Prag, Tschechien, um nur einige davon zu nennen. Im Winter gibt es in jedem Ort in der Plaiv ein Natureisfeld, 1 Curlingplatz in La Punt Chamues-ch und in Zuoz 6 Tennisplätze, die in Curlingbahnen umfunktioniert werden können. Es gibt eine 3 km lange Schlittenbahn in La Punt, eine 1,5 km lange in Madulain und eine 1,5 km lange in Zuoz, den Skilift Müsella in La Punt Chamues-ch, die Skilifte Pizzet, Albanas, Crasta und Survih in Zuoz, einen Kinderskilift in S-chanf, 150 km Langlaufloipen insgesamt in der Region, ein Langlaufzentrum in Zuoz mit Umziehkabinen und Duschen und 150 km Winterspazierwege in der gesamten Region Oberengadin. Am späten Vormittag fragt ein Wanderer einen Bauarbeiter auf einer der Baustellen in La Punt Chamues-ch nach dem Weg zu einem Geschäft. Aber der Bauarbeiter entschuldigt sich auf Italienisch und holt einen deutschsprachigen Kollegen, der die Frage beantworten kann. Montag Nachmittag kommen die 7–14 Jahre alten Teilnehmer des Inline für Kinder-Kurses die Inlineskating-Strecke mit unglaublicher Geschwindigkeit in Gruppen von bis zu 20 Kindern heruntergeschossen. Ein Bauer erzählt den Mietern einer Ferienwohnung auf seinem Bauernhof, dass, wenn die Alpen nicht beweidet werden, die Gefahr von Lawinenabgängen im Winter steigt. In S-chanf steht morgens ein Mann auf, frühstückt und fährt zu seiner Arbeit in einem Büro in Pontresina. Abends kommt er rechtzeitig zum Essen wieder, unterhält sich mit seiner Frau und den Kindern, sieht ein bisschen fern und geht ins Bett. Der nächste Tag läuft fast haargenau gleich ab. Die Besitzer einer Zweitwohnung in Madulain kommen auf ihrem Sonntagsspaziergang an der Kirche von Chamues-ch vorbei, an die ein Friedhof angrenzt. Auf ihrem Nachhauseweg diskutieren sie, ob es wohl möglich ist, hier begraben zu werden, auch wenn man nicht Einwohner mit Erstwohnsitz ist. 39 Einige öffentlich zugängliche Informationen und 20 Ereignisse, die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben könnten Nach einer anstrengenden Wintersaison überlegt sich der Eigentümer mehrerer Ferienwohnungen am Ort, ob er sich nicht irgendwo anders eine weitere als Feriendomizil für sich selbst kaufen sollte. Auf seinem Weg durch Landschaft und Orte wird der Besucher von einem verlässlichen System aus Schildern und Karten geleitet. Die Wanderwege sind dicht mit Wegweisern im Standarddesign der Bündner Wanderwege bestückt, die die Entfernung zu einem Ort in Kilometern und Minuten sowie den Schwierigkeitsgrad der Route angeben. An den Wanderwegen, die an Wiesen entlang führen, bitten Schilder die Wanderer, diese vor der Heuernte nicht zu betreten und keine Hunde darauf laufen zu lassen. Die Schilder informieren über den Gebrauch von „Robidog“ und weisen auf die speziell hierfür aufgestellten Container hin. Manchmal werden diese Schilder von der Gemeinde hergestellt und haben ein einheitliches Aussehen, manchmal bestehen sie nur aus einem Stück Papier mit Plastikhülle, das der Besitzer des Grundstückes angefertigt hat. Die Schilder der letzten Kategorie sind oft mit einem Familiennamen unterschrieben. An einigen der schönen, alten Häuser befinden sich selbstgemachte Schilder mit Texten wie „Dies ist ein Privathaus. Das Betreten des Hauses ist streng verboten“. Vor einigen der älteren Häuser steht neben dem Eingang eine Bank mit Blick auf den Platz oder die Straße. Das Aussehen dieser Bänke variiert von Haus zu Haus, oft ist es eine mehr oder weniger kunstvolle Holzbank, manchmal ein zur Architektur des Eingangsbereichs gehörender Mauervorsprung. Die Bänke werden, selbst an einem schönen Sommertag, nicht sehr häufig benutzt. Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob sich hier jeder hinsetzen darf oder nur die Hausbesitzer. Im Gegensatz zu anderen, auch heute noch populären Aspekten der traditionellen Engadiner Architektur findet man solche Bänke bei den Neubauten der Satelliten-Quartiere an den Ortsrändern nicht wieder. Heutzutage werden die meisten Bänke, die es hier gibt, von den Verkehrsbüros gekauft und gewartet und in der Landschaft entlang der Wanderwege aufgestellt. Genau wie diejenige, auf der Sie gerade sitzen. 40 Zwischen 1938 und 1958 bot der dänische Staat Personen mit geringem 2003 Einkommen und wenig Eigenkapital günstige Kredite an, um ihnen den Bau eines Eigenheims zu ermöglichen. Insgesamt wurden in diesen 20 Jahren 2 Diaprojektionen, 162 Dias ca. 15 Min. (Deutsch / Englisch) Übersetzung : Dave Duchin, Barbara Zorman etwa 25.000 Häuser errichtet. 1941 veranstaltete die Akademische Architektenvereinigung (Akademisk Arkitektforening) in Kopenhagen einen Wettbewerb für den Bau von Kleinhäusern, die innerhalb der finanziellen und legalen Rahmenbedingungen des Programms gebaut werden mussten. Ziel dieses Wettbewerbes war es, die architektonischen Aspekte selbst bei diesen sehr bescheidenen Häusern auf ihre Möglichkeiten hin zu erforschen und ihre Bedeutung zu betonen. Der Katalog Smaa Huse med Statslaan (Kleine Häuser mit staatlichem Darlehen) wurde nach dem Wettbewerb veröffentlicht und beinhaltete 56 Beispiele für kleine, preiswerte Häuser in der Stadt und auf dem Land. Die Diaprojektion stellt den isolierten Textausschnitten Schnitte und axonometrische Zeichnungen aus dem Wettbewerbskatalog gegenüber. From 1938 to 1958, the Danish state offered cheap loans to people with 2003 low incomes and little equity in order to allow them to build their own homes. A total of about 25,000 houses were built in twenty years. In 1941, the 2 slide projections, 162 slides approx. 15 min. (German / English) Translation: Dave Duchin, Barbara Zorman Academic Architects Union (Akademisk Arkitektforening) in Copenhagen held a competition for small houses which could be built within the financial and legal frameworks of the program. The purpose of the competition was to explore the possibilities and to point out the importance of the architectural aspects, even in the case of these very modest houses. The catalogue, Smaa Huse med Statslaan (Small Houses with a State Loan), was published after the competition and contains 56 suggestions for small and inexpensive houses in the city and the countryside. The slide projection juxtaposes isolated text excerpts with the sections and axonometric drawings from the competition catalogue. Village fig. 5 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 42 Village fig. 5 a single family house imagined for a specific location a better and healthier way of living the dream of owning one’s own house room for planting potatoes, vegetables, fruits, and flowers gardening useful plants single-storey houses fully utilised split-level houses split-level houses two-storey houses garden flower garden kitchen garden terrace yard entrance front room eat-in kitchen living room bedroom children’s room play area side room room utility room laundry room kitchen bathroom W.C. workshop fuel room shed a well-lit cellar and a little hallway 43 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 44 Village fig. 5 one begins by securing a site to develop reasonably stable conditions are a prerequisite for the granting of a loan a little, normal house can fulfill any demand a modest building budget can only produce a modest house quality and equipment will have substantial influence on the sum total of the building costs dreams of possible scenarios that can in no way be possible to achieve hopes and dreams the family had harboured for some time now lie outside their grasp the dreamt-of possibilities can only be realised at the cost of other intrinsic elements the demand for a individual solution the advantages offered by the so-called prefab house 45 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 46 Village fig. 5 detached house built to standardised specifications as rational as possible houses with no form of cellar at all trade badly is there a paved road in the immediate vicinity of the property? inexpensive and solid standard products to what degree will foreign materials be employed? the work will be completed in accordance with the permission building is a bit of an obsession 47 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 48 Village fig. 5 the house is imagined to be located near a city the little detached split-level house on the edge of the city lives up to the minimum a modest family demands from a home, whether they live in the provinces or the capital screened off to the north westward exposure there will always be a way to situate the house correctly in relation to the sun and the grounds the rear of the neighbour’s house closes off the property in a pleasant way only recognised Danish materials are used red brick with a roof of red tiles and white-painted woodwork small bushes are planted along the road room for the possible addition of a garage access from the road to the front door will be quick and easy, but without compromising the convenience of the back door the main door is, as a rule, locked, and is only used in the event of large gatherings access directly from the entrance hall to all the residential rooms, kitchen, and bathroom in the shed or passageway, the most soiled clothes can be disposed of W.C., sink, and shower for daily hygiene very few rooms have to be placed correctly in relation to each other it is important that work, play, eating, and sleeping do not overlap the house is divided by a flagstone walk as economical with the working space as possible none of the space goes to waste 49 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 50 Village fig. 5 the housewife’s improved access to family life while working from her work area in the kitchen she has a clear overview her daily workload is eased as much as possible the kitchen is centrally placed near the front door with a window looking in to the living room so that there is always a clear view of the children’s activity both there and on the terrace the spacious eat-in kitchen is the centre of the house; here, there is always the warmth of the oven, here is where food is served, here is where the larger children (when it rains) work at the table while the small children play on the floor under the mother’s watchful eye the kitchen door leading out into the garden gives the housewife a pleasant feeling of not being closed in during the summer months daily meals are eaten in the kitchen when the day’s work is done, and one has eaten, then one can go to the communal room or straight to the sleeping area the male occupants of the house at the end of the working day come home from work tired and dirty 51 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 52 Village fig. 5 a large light sitting room with both morning and afternoon exposure has been prioritised a fireplace warm surfaces in the kitchen and living room access to the garden and a warm sitting area a sun-filled recreation area, shielded from view of neighbour and road sleeping area, isolated from noise a bedroom with enough space for a bed, closet, and bureau a closet for each room if one should desire, the sleeping quarters can be divided up into several rooms the quarters and sleeping rooms are elevated enough so that the psychic uncertainty of sleeping on ground level is eliminated satisfactory accessibility to all rooms work area free time area 53 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 54 Village fig. 5 rooms for children of both sexes toward the east work room for the adults the room contains a writing table with papers from the property and the family, bookshelves and cupboards with finery, and a divan for the man’s afternoon naps the room is situated so that it can be rented out even in the worst of times all rooms have southern exposure each have their own room 55 Thousands of Houses (built in Denmark with State Funding 1938–1958) 56 57 Seit 1989 haben sich die Vorstadtbezirke um Leipzig aufgrund der Aus2003 weitung von Gewerbezonen und riesigen neuen Wohngebieten stark verändert. Die gesamte postsozialistische Stadt und speziell die großen Wohn- 33 Zeichnungen, Tintenstrahldrucke (29,7 x 42 cm), Postkarte Audio: 8:15 Min. Tonschnitt : Katharina Lampert siedlungen der sozialistischen Ära haben ihre Bewohner verloren, während stehen. Der Staat fördert die Errichtung von Einfamilienhäusern, und die Medien verlautbaren die Idee „sein eigenes Haus zu bauen“. Werbespots von Baufirmen, die standardisierte Lösungen für einen vermeintlich „individuellen“ Lebensstil bieten, überfluten den öffentlichen Raum. Die 33 Zeichnungen zeigen bewohnte Innenräume sowie Details von kürzlich errichteten Einfamilienhäusern in einer Vorstadtgegend bei Leipzig. Der Soundtrack gibt Ausschnitte einer örtlichen Radiolotterie wieder, in der ein neues, voll ausgestattetes Haus als Hauptpreis verlost wird. 2003 Ein Haus in den Randbezirken der Stadt immer mehr Einfamilienhaussiedlungen ent- Since 1989, the suburban area around Leipzig has been changing as a result of the growth of commercial zones and large new residential areas. The 33 drawings, ink-jet prints post-socialist city as a whole, and the blocks in the large housing estates (29,7 x 42 cm), postcard from the socialist era in particular, are losing their inhabitants, whereas the Audio: 8:15 min. Tonschnitt : Katharina Lampert single-family house settlements on the periphery of the city are expanding. The building of a single-family home is funded by the state, and the media is saturated with the idea of “building your own home”. Commercials for construction companies are omnipresent in public spaces, offering standardized solutions for an allegedly “individual” lifestyle. The 33 drawings show the inhabited interior spaces and details of recently built single-family houses in the suburban area around Leipzig. The soundtrack contains excerpts of a local radio lottery offering a brand-new, fully-equipped house as the prize. innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie 58 59 Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie 60 61 Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie 62 63 Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie 64 65 Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie 66 67 Die Dias und Videoclips in Village fig. 6 / Entertainment Architecture zeigen 2003 Sporthallen, Gemeindehäuser und Gebäude unbestimmter Funktion, sowie Gebäude, die leicht als Bars und Nachtclubs erkennbar sind. Sie bil- Diaprojektion, 81 Dias (Englisch) Video: 13 Min. 3 bedruckte T-Shirts den jene Orte ab, an denen sich in einer nicht weiter spezifizierten ländlichen Gegend in Dänemark das Nachtleben abspielt: Veranstaltungsorte, die weit voneinander entfernt liegen und mitunter für eine Nacht in Discotheken 2005 und Tanzhallen umfunktioniert werden. Aufnahmen der Gebäude in grellem Tageslicht wechseln mit kurzen fiktionalen Texten, die die Sichtweise einer Video, 40 Min. (Deutsch) Videoschnitt : Katharina Lampert Übersetzung : Dave Duchin, Barbara Zorman Gruppe von weiblichen Teenagern wiedergeben, beruhend auf Erzählungen eines Jugendlichen aus dem Ort. The slides and video clips in Village fig. 6 / Entertainment Architecture 2003 show sports halls, community houses, and buildings with undefined functions, as well as buildings easily recognizable as bars and nightclubs. They Slide projection, 81 slides (English) Video, 13 min. 3 printed T-shirts map the sites where nightlife in an unspecified area in rural Denmark takes place: venues far apart from each other, and from time to time, adapted into discotheques and ballrooms for one night. The images of the buildings in bright daylight alter with short fictional texts narrated from the point of view 2005 Video, 40 min. (German) Video editing: Katharina Lampert Translation: Dave Duchin, Barbara Zorman of a group of teenage girls, based on the narratives of a local teenager. Village fig. 6 Entertainment Architecture 68 Village fig. 6 You come in through a little old foyer, walls lined with wood. The main room is a large hall with a little stage at the one end. It’s all painted light green. There’s a little kitchen attached; it’s old and quite dingy. The youth dances have gotten a better reputation over the last couple of years; they aren’t as wild as they once were. There’s no longer the risk of being slapped around because you come from the wrong village. You have to have been confirmed if you want to take part, and the majority of the people that come are between 13 and 16 years old. There are also a few fellows in their early 20s who have come to score. There are always a few boys that come on their mopeds, even though it’s far away. Most take a taxi there and are picked up by their parents when the party is over. 69 Entertainment Architecture It’s a large athletics hall with a cafeteria, kitchen, and of course, changing rooms. Very new and modern, it’s a typical sports hall. For the Christmas party, long tables are set up in the hall and food is served buffet style in the middle of the room. There are a few bars where you can buy something to drink. Later, they take away the buffet table and a local cover band plays dance music. The party is over at one in the morning. Some of us go from there on to town. Most take taxis, but there are always some people that take their own cars. 70 Village fig. 6 It’s an eight-sided room with a gallery up at first-floor height. The walls are light green, and the woodwork is painted dark red. Very nice and a little old-fashioned. The village hall is comparatively expensive to rent. The school ball is the party of the year. It’s actually an elegant occasion, people come in suits and long dresses. But it gets wild later on. We go out with our boyfriends to meet up with one or two other couples before the party. We go there together. We get welcome drinks and stand in line to get our pictures taken with our dates. After that, we sit down and the food is served. We eat and then we dance the lancers. We’ve practised during our gymnastics classes, but that doesn’t mean we get it right. Later on there’s a disco. 71 Entertainment Architecture Apart from the annual Christmas party, the hall is used for bingo. It looks like a sports hall, and it might have been used for that at one point. 72 Village fig. 6 73 Entertainment Architecture It’s decorated in Western style, with saloon swinging doors and saddles on the barstools. There’s a bar in the front room and in the next room, there’s a dance floor. In the last room, there’s another bar. You come in to a little room where you can hang your coat and pay to enter. The discotheque is a big room with a bar in the middle. There’s yellow carpeting on the walls! Nice … There are lots of pictures on the walls, strange pictures: fat naked women, angry dogs. In the room out back, there’s another dance floor and a bar. The bars, bar stools, and tables are made out of a dark wood. The lights are low, and there’s a disco ball over the dance floor. It’s been getting wild here the last couple of years, partly because the crowd has gotten younger and younger. The youngest are now around twelve years old. The dance floor is always packed. They play the newest pop music. The bartenders take pictures of the crowd and put them on the internet: www.rockbar.dk It’s known as a good place to score. 74 Village fig. 6 First you come into a little tiny hallway that leads into the pub. Against the one wall is a bar with small tables. The walls are green. The tables are made out of a dark wood. The room is pretty small. 75 Entertainment Architecture You come in and there’s a cloakroom where you pay and leave your jacket. On the ground floor, there’s a bar in the middle of the room, and along the side there are some sofas and tables. At the end of the bar, there’s a little dance floor. The music they play is for a slightly older audience. It’s kind of a dingy place. There’s a jukebox. On the first floor, there are lots of sofa set along the left side of the room. In the middle, there’s another bar and the whole right side of the room is a dance floor. The walls are dark red, the tables and bars are made out of dark wood. On this floor they play techno and dance music. The boys are asked to show their ID more often than the girls. We come here a lot, it’s really fun but also really expensive. The discotheque is open Friday and Saturday, and sometimes on Thursday if Friday is a bank holiday. They close at 7 am. The next day you can see pictures on the internet and read gossip about who seems to have gone home with who. 76 Village fig. 6 77 Entertainment Architecture You come into the village hall through an entrance way with a cloakroom and toilets. There’s a little room with space for a bar and a big room with a stage and there’s also a big kitchen. The colours are light. It’s all newly renovated. It’s a big athletics hall with a cafeteria and a changing room. The colours are light. The hall is decorated like any other sports hall, with a big entrance, lines painted on the floor, and sound panels on the ceiling. The village hall is used for local parties, birthdays, and the monthly youth dance. There is one big party every year, the Sporting Club’s Christmas Party, which is on the last Saturday of November. It’s popular, about 800–1000 people between 16 and 65 come. The monthly dance isn’t so popular any more. But there are still around 80–100 people between 13 and 18 years old every time. They serve lots of alcohol and there are lots of fights. A discotheque is hired. We decide who we’re going with in advance. We meet in the afternoon to warm up a little before we go to the party around 8 pm. For the annual Christmas party they switch off the neon lights and use hired lighting equipment instead. 78 79 Wie viele andere ostdeutsche Städte ist Leipzig seit der Wiedervereinigung mit Westdeutschland im Jahre 1990 kleiner geworden und hat viele seiner 2004 Einwohner verloren. Gleichzeitig haben sich in den Vororten Handel, Industrie und Wohnsiedlungen großflächig niedergelassen und damit die kleineren 3 Diaprojektionen, 243 Dias Ton: ca. 20 Min. (Englisch/ Deutsch) Gemeinden am Stadtrand beeinflusst. Die panoramische dreiteilige Diaprojektion zeigt Landschaftsszenen von der Umgebung bei Leipzig. Der mit den Bildern nicht übereinstimmende Stimme : Rebecca Bergmann Tonschnitt : Katharina Lampert Übersetzung : Barbara Zorman und in zufälliger Beziehung stehende Soundtrack beinhaltet die Schilderung eines fiktiven Modelldorfes in den Außenbezirken der Stadt und wird von einem jungen Mädchen oder Kind gesprochen. Auf der Tonebene erhält man genaue Informationen darüber, was seit der Wiedervereinigung und seit der Einführung einer kapitalistischen Wirtschaft in einem typischen Durchschnittsdorf am Stadtrand in der Regel dazugekommen und was verschwunden ist, womit die parallel laufenden Prozesse des Schrumpfens und des Wachsens beschrieben werden. Like many other East German cities, Leipzig has been shrinking and losing 2004 inhabitants since the reunification with West Germany in 1990. At the same time, commerce, industry, and residential areas have been developing 3 slide projections, 243 slides Audio: approx. 20 min. (English/German) Voice: Rebecca Bergmann Audio editing: Katharina Lampert Translation: Barbara Zorman in a large suburban zone, affecting the smaller communities on the edge of the city. The panoramic triptych projection shows scenes from the periphery of Leipzig. In a non-synchronized and random relation to the images, a soundtrack containing the narrative of a fictitious model village in the suburban zone of the city is spoken by the voice of a young girl or a child. The soundtrack contains accurate information as to what has typically been added and what has disappeared in an average village on the border of the city within the years since the reunification and the introduction of a capitalist economy, thereby describing a parallel process of shrinkage and expansion. Village fig. 7 + - Guided Tours 80 Village fig. 7 As the village was integrated into the city, the district council was dissolved. The municipality house was closed as such and re-opened as a nature conservancy center. An office was assigned to the bailiff. A showcase with information for the citizens was put up outside the building. The main street was renewed and widened. A bike lane was marked out on the sidewalk, new trees were planted on one side of the street, and parking spaces were designated next to grass areas. The bike lane has become part of the regional network of biking routes. The village green was redone. The larger pond was cleaned up and secured off on the sides. The smaller pond was filled up with earth and a playground was erected in its place. The playground was erected by the community during the process of rebuilding the main street. Another playground was built by the developer of the new apartment building complex. This is the only communal facility in the complex which has been realized. 81 +- Guided Tours During the renewal of the main street, the old streetlamps were removed and new ones installed. The new street lighting has also been completed along the unfinished streets in the new residential areas. A large number of parking lots were built in these new residential areas. They are next to the hotel, in front of the shopping mall, and along the main street. Trees, mainly linden trees and a few chestnut trees, have been planted within the village green, along the main street, and around the new squares. Some of the older benches on the main street and along the river were removed. Some were renovated and put back while many new ones were put up in the village centre, in the new neighbourhoods, and along the walking paths. After some time, several of the benches were removed again to avoid vandalism and loitering. The wall around the church was renovated. 82 Village fig. 7 83 +- Guided Tours The majority of the shops on the main street have closed. A grocery store, two bakeries, a post office, a garden market, a hairdresser, a butcher, and a fabric store have all disappeared. One of the village pubs was closed. One pub opened up in the former community center. A discotheque was built in the hall of the building. A small shopping mall with a number of new shops opened next to the bridge across the highway. A pharmacy, a lamp shop, a hairdresser, a children’s clothing shop, a jeans shop, a discount fashion shop, a supermarket, a drug store, a post office, an ice cream parlour, a bistro, a pizzeria, a florist, a locksmith, a cobbler shop, a jeweller, and two cash machines were opened in the mall. A mobile kebab stand was placed at the entrance of the mall. Later on, the bistro, the supermarket, the pizzeria, and the jeweller closed down and a discount supermarket opened up instead. A number of shops have remained empty. The school has undergone a number of changes and a certain degree of modernization. It will probably be closed in the near future. A hotel meant for accommodating mainly business guests and holding conferences was built at the same time as the shopping mall. In addition to the hotel, three other smaller guesthouses opened up in the village, housing mainly construction workers. One of them closed down again after a while. The village kindergarten, Happiness for All, was renovated and renamed The Maple Lane Kindergarten. Another one named Sunshine has opened up near the new single-family housing area. The village library closed down. The mobile library visits every other week, stopping in front of the school. 84 Village fig. 7 85 +- Guided Tours The population is growing, although not as fast as expected. The natural population growth is negative. The majority of the new inhabitants have moved here from somewhere else. Two of the farms on the main street are becoming more and more derelict. A sign warning of the risk of entering the grounds has been put up. Several of the houses in the centre of the village have been declared cultural monuments. In some cases, this applies to a whole farm complex including stables and sheds. Some of the buildings were renovated with state support. In most cases, however, the buildings have remained empty even after renovation. One farm with historical stables and barns was rebuilt into a three-storey apartment house with over fifteen units. One irreparable farmhouse on the main street was torn down to make room for four single-family houses. Some of the large farm buildings now house small businesses and workshops. New office rooms and garages for the volunteer fire brigade have been built in one of these former farm buildings on the main street. The land-use plan of the whole community has been changed. Large areas of agricultural land have been reallocated as residential and industrial areas. The price of land has risen. A riding stable was opened on a farm off the main street offering riding holidays and riding classes. It was closed after some time and is now being used as a stable for three privately owned horses. Building activities increased. After a while, they started to decline again. 86 Village fig. 7 87 +- Guided Tours A large single-family housing development has been planned in a field at the edge of the village. About half of the lots have been sold. Most of the new houses are white with redgabled roofs. Some have black roofs, although the building regulations require red ones. A few houses have hipped roofs. Some have basements. Some have gardens. A number of roofs in the pre-war residential area were renovated. Some owners built an extra garage. Several concrete walls were replaced by wooden fences. A residential area with apartment buildings and terrace housing was planned. Four different European styles of landscape and dwelling were offered – French, Italian, Swiss, or Spanish. A community centre with shops, restaurants, a kindergarten, and a medical center was planned. However, the expectations were not met and the number of planned units had to be reduced. Only a few of these units have been built, they are still working on the French section. The national phone company installed digital connection boxes for phone lines in all households. A skateboard ramp was erected on some unsold lots at the edge of the new residential area, with the consent of the construction company that owns them. The ramp will have to be removed when the lots are sold. A grove of fruit trees behind the church became overgrown and was abandoned. The amount of satellite dishes has increased rapidly. The settlers’ association in the pre-war residential area has decided to cease its activities. The multi-purpose building has been leased out and is now run as a pub. The annual summer party no longer takes place on the outdoor stage. 88 Village fig. 7 89 +- Guided Tours The number of electrical appliances in each household has risen, causing an increase in consumption of electricity per inhabitant. In the neighbouring community, a large industrial plant is still in the process of being built. This will provide more jobs for the region. The number of cars per inhabitant has increased. Nearby, an open-cast mine was closed. The production buildings were all removed. A small industrial area has been planned. All lots have been sold, companies have set up their facilities on less than half of them. The total number of businesses in the village has increased. This applies to all branches. The former mine was flooded, the emerging lake will become part of the new landscape. On the edge of the still-small lake, which will have fully developed in a few years, some teenagers built a small wooden hut to use as a hangout. After a while, the hut was removed by the authorities. A sewage system was built for the village with the income from the industrial area. The land that used to be cultivated by the VEG, the publicly owned agricultural property, has been leased out to an individual farmer. Some large stables were removed, others have been converted into garages and storage space for equipment. There are plans for the new lake, such as the construction of a small beach and a sausage stand. The question of the sanitary facilities remains unsolved. In the long run, a diving school could be opened up and new hiking trails will become part of the regional network. The highway will be expanded from four to six lanes in order to accommodate the expected increase in traffic from the new plant. 90 Village fig. 7 A noise barrier was planned as part of the apartment complex to offer protection from the noise of the highway. It has not yet been realized by the developer of the area. New streets have been planned, some of which have been built. One was built in the new industrial area, some in the new apartment complex, and some in the still emerging settlement of single-family houses. A connecting street to the large plant in the neighbouring community has been built. Two squares have been created in the new residential areas. Several streets were renamed as the village was integrated into the larger city in order to avoid the repetition of names such as The Meadows, Willow Street, and School Street. New traffic signs were put up, especially in the new areas. The historical association in the community has put up signs with historical facts in the centre of the village and in front of some of the older buildings. The developer of the apartment complex and the construction companies of the single-family housing development have put up large commercial signs and billboards in the fields. 91 +- Guided Tours A roundabout was built at the intersection of the village road and the federal road. A gas station was built near the roundabout. A few kilometers up the highway, another gas station with a cafeteria and a playground has opened. The amount of traffic through the village has increased. The municipal railway line is no longer operating. The station house was rebuilt into a residential house. When the industrial park opened, an additional bus line started operating. Some new bus stops were installed. 92 93 Die Fotografien in der Diaprojektion zeigen Häuser aus einer großen Fertig2004 haus-Mustersiedlung am Stadtrand von Wien. Diesen Bildern werden Textausschnitte aus dem Jahresmagazin Fertighausträume gegenüber- 2 Diaprojektionen, 162 Dias ca. 15 min. (Deutsch /Englisch) Übersetzung : Barbara Zorman, Emily Lemon gestellt, in dem die neuesten Modelle von Fertighäusern der wichtigsten Baufirmen Österreichs vorgestellt werden. Die Texte definieren die Träume und Wünsche der zukünftigen Hausbesitzer zwischen standardisierten Produkten und dem Versprechen auf Individualität. The photographs in the slide projection depict the houses in a large commer2004 cial exhibition of prefabricated houses outside of Vienna, a place resembling an artificial village. These images are juxtaposed with text excerpts from the 2 slide projections, 162 slides approx. 15 min. (German/English) Translation: Barbara Zorman, Emily Lemon annual magazine Fertighausträume (Pre-fab House Dreams), which presents the new models of prefabricated houses by major construction companies in Austria. The texts define the dreams and desires of the owners-to-be, between standardized products and the promise of individuality. Village fig. 8 Fertighausträume 94 Village fig. 8 Die Garage ein großer Windfang Diele, Treppe, Dachgalerie Untergeschoß, Obergeschoß, Keller der Wohn- und Essbereich eine offen gestaltete Küche, die Kochen mit Blick auf die Gäste oder Familie ermöglicht ein zweckmäßiger Wirtschaftsraum ein weitläufiges Wohnzimmer mit Panoramablick Erker, Wintergarten und Bibliothek nutzungsneutrale Räume drei annähernd gleich große, separat begehbare Zimmer das Arbeits- oder Kinderzimmer das Elternschlafzimmer ein praktischer Schrankraum Wellnessbereich eine Badelandschaft mit Eckbadewanne, Doppelwaschbecken, Dusche und WC Fußbodenheizung Sauna oder Abstellraum? moderne Multimedia-Ausstattung Alarmanlage eine überdachte und sonnige Terrasse, zusätzlich ein kleiner Balkon 95 Fertighausträume 96 Village fig. 8 ein wahres Raumwunder typisch für den modernen Wohnstil: offenes Wohnen viel Platz viel Luft zum Atmen hell, offen und transparent Räume, die fließend ineinander übergehen keine einengenden Wände fast unendliches Platzangebot Bewegungsfreiheit nach außen naturnahes Wohnen uneingeschränkte Sicht ins Freie bodentiefe Verglasungen mit Blick auf die umgebende Gartenlandschaft Terrassentüren, die die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum auflösen Licht- und Schattenspiele aus der Natur in den Wohnraum holen große Fenster, die es der Sonne ermöglichen, ihre Strahlen ins Haus zu schicken Urlaubsfeeling 97 Fertighausträume 98 Village fig. 8 Flexible Wohnverhältnisse Wohnen und Arbeiten unter einem Dach ein helles Büro ein eigener Eingang, der Privatleben und Business trennt viel Platz für alle Familienmitglieder Entfaltungs- und Rückzugsmöglichkeiten eine freundliche Stimmung friedliche Koexistenz Abschalten und Entspannen Individualität die eigenen vier Wände ein Haus mit Charakter Umbauten, Einbauten, Vergrößerungen, Zubauten Tradition und moderne Raumgestaltung kombiniert Walmdach, Pultdach, Satteldach landschaftstypische Elemente wie Klapptüren, Sprossenfenster und sichtbares Fachwerk klare Linien und ruhig oder eher ländlich rustikal? Gestalten nach den eigenen Sehnsüchten, Wünschen, Ideen und Vorstellungen keine Kompromisse individuelle Wünsche persönliche Vorstellungen vom Wohnen frei nach eigener Planung zufriedene Bauherren 99 Fertighausträume 100 Village fig. 8 rationelle Fertigung und stärkere Normierung ein preiswertes Eigenheim fix und fertig hohe Grundstückspreise Baukosten, Nebenkosten, Finanzierungskosten, Einrichtungskosten, Sonstiges böse Überraschungen finanzieller Natur ausräumen maßgeschneiderte Beratung, kostenorientiertes Denken die Dachgeschoßwohnung lässt sich leicht vermieten prüfen, ob Wohnbauförderung möglich ist Innenausbauarbeiten übernehmen, Kosten sparen durch Eigenleistungen den Kaufpreis reduzieren je nach handwerklichem Können Heimwerkerhobby handwerkliches Geschick? Teamarbeit beim Innenausbau? 101 Fertighausträume 102 Village fig. 8 unberechenbare Energiepreisentwicklung, zunehmende Rohstoffverknappung und klimatische Veränderungen Umdenken im Umgang mit Energie Niedrigenergiehaus minimale Energiekosten Wärmedämmung, Polarisolierung, Wärmeschutzisolierglas Regenwasserzisterne, Solaranlage, Erdwärme ein Beitrag zum Umweltschutz eine ökologisch sinnvolle Bauweise Natürlichkeit beim Wohnen, Arbeiten und Schlafen das gestiegene Bedürfnis nach gesundem Wohnen kontinuierliche Frischluftzufuhr, angenehmes Raumklima, geringe Lärm-, Staub- und Pollenbelastung eingerichtet nach Feng Shui-Grundsätzen ein funktionelles Haus 103 Fertighausträume 104 105 Das Projekt geht auf Recherchen in Warschau/Polen zurück: speziell bezieht 2005 es sich auf eine Reihe von Interviews mit Vertretern von Bau- und Sicherheitsfirmen sowie mit ehemaligen und jetzigen BewohnerInnen von bewach- 2 Diaprojektionen, 162 S/W-Dias (Englisch /Polnisch), ca. 16 Min. Video: ca. 13 Min. (Polnisch /Englisch) 32 Lambdadrucke, (Deutsch / Polnisch), je 70 x 50 cm ten Wohnkomplexen. Das Leben auf privaten, bewachten Grundstücken Stimme: Borys PugaczMuraszkiewicz Tonschnitt: Andrzej Gladki Übersetzung: Borys PugaczMuraszkiewicz, Helena Chmielewska-Szlajfer, Ula Siemion, Patti Maciesz, Barbara Zorman, Emily Lemon Castle that Hung in the Air (Das goldene Schloss, das in der Luft hing). 2005 The project is based on research in Warsaw, Poland: in particular, a series of wird in der postsozialistischen Stadt seit der Einführung des Kapitalismus immer beliebter. Diese nicht-öffentlichen Zonen nehmen mehr und mehr das Stadtgebiet ein. Der Titel der Arbeit stammt vom norwegischen Märchen The Golden Darin versucht der männliche Hauptprotagonist, sich Zugang zu drei verschiedenen Schlössern zu verschaffen, und muss dazu an Wache haltenden Drachen, Schlangen und wilden Tieren vorbei gelangen. interviews with representatives from construction and security companies 2 slide projections, 162 b/w-slides, (English /Polish) approx. 16 min. Video, approx. 13 min. (Polish /English) 32 lambda prints, (German/ Polish), each 70 x 50 cm Voice: Borys PugaczMuraszkiewicz Audio editing: Andrzej Gladki Translation: Borys PugaczMuraszkiewicz, Helena Chmielewska-Szlajfer, Ula Siemion, Patti Maciesz, Barbara Zorman, Emily Lemon and former and current inhabitants of gated communities. Living in a private, protected estate is becoming an increasingly popular way of life in the postsocialist city since the introduction of capitalism, such non-public areas are consuming more and more urban space. The title of the piece origins from a Norwegian fairytale with the title The Golden Castle that Hung in the Air, in which the male main character attempts to get into three different golden castles by conning his way past the dragons, snakes, and wild animals who serve as the castle’s guards. Village fig. 9 The Golden Castle that Hung in the Air 106 Village fig. 9 Estate Under Oaks Green Secluded Spot Forest Clearing Birch Woods Beech Manor Renoir Residency Mondrian House Zeus Estate Factory of Dreams Azure Valley Lagoon Houses Green Apartment II Sunny Settlement Sunny Terraces Sunny Slope Sunny Magdalenka On the phone A (curatorial assistant at the Center for Contemporary Art calling security company): Hello. I would like to know if it is possible for an artist who is working on a project at the Center for Contemporary Art to do an interview with one of the security guards at the new estate? B (marketing department at security company): You have to speak to the management of the estate about that. They have to send us permission for the guard to talk about the estate. A: Then I have to wait for that? How long do you think that will take? B: I don’t know. But if they agree to letting you interview the guard, he will be accompanied by the safety manager of the estate and then he can answer some strictly specified questions. But first you have to get permission from the management of the estate. A (calling management): Hello. I am calling from the museum and I would like to know if it is possible for one of our artists to interview one of your security guards. B (management): Hmm … Well, you have to write a written application to our administration department. And then you have to wait for their response. A: Do you know how long that will take? B: No. But you must understand that we have to protect ourselves, there has been a lot of focus on the estate in the media. It has been described in the newspapers and it has also been on television. So we have to protect ourselves. 107 The Golden Castle that Hung in the Air 108 Gate 1 Village fig. 9 A+A (artist and curator waiting at back gate of a secured estate): Could you let us in? We have an appointment inside with the management and some residents. B (security guard): I have to get your clearance from the main gate. Wait here, please. A+A: Do you like your job? B: It’s like every job. Could be better, could be worse. A+A: Do you have time to stand here and talk to us? Don’t you have to go to your checkpoints within a certain time frame? B: No, it’s OK. I have to wait for your clearance anyway. And besides, my next checkpoint is right here. A: How much time do you have between the checkpoints? B: I can’t tell you, it’s confidential. A: When they let us in, could we take a walk with you around the compound? B: No. You could be measuring the time between the checkpoints and you would know my round. You would know how long it takes for me to walk the area. Gate 2 A+A (artist and curator to guard): Do you mind if we talk to you a little? B (guard laughing): About what? A+A: Just about your work, how you like it. B (1st guard): OK, that’s fine. B (2nd guard): No, you can’t. You should not be talking to strangers about our work. You could be talking about our company secrets. A+A: But we don’t want to talk about sensitive issues. Just about your everyday work. B (1st guard slightly confused, smiling): OK, I don’t know. Maybe later. Gate 3 A+A (artist and curator to guard): Do you mind if we talk to you a little? B (guard): No, I don't mind. But I will have to ask my boss. A+A (artist and curator to boss): Do you mind if we do a small interview with the guard for a few minutes? B (boss): What do you want to know from him? A+A: We would just talk about his work, how he likes it, how long he has been working in the security business. Normal things. B (boss): No. I can’t allow it. 109 The Golden Castle that Hung in the Air 110 Village fig. 9 111 Manager’s office 1 The Golden Castle that Hung in the Air A+A (artist and curator to manager of administration company): Do you mind if we talk to the guards at the gate? B (manager): They don’t have time to talk! A+A: And how about the guard who is walking around the area? Could we walk a round with him? B: OK, that is OK. He’ll show you the area. Manager’s office 2 A (artist): Could you tell me about your company? What do you do? B (manager of administration company): What do we do? We try to keep the project in good condition. By project, I mean a group of houses within one fence. We are employed by the owners association and we manage the maintenance and all the subcontractors. The largest portion of our budget is security and still there is not enough on this project. We would need at least one more guard, or camera surveillance and infrared barriers … that would be a lot better. But the owners association doesn’t want to pay more. It very easy to get in. One guard is at the front gate and the other walks around the area like a dog, so you just have to wait until he has passed. Then you can jump over the fence and no one will see you. The thieves are looking for the security guards, not the other way around. We manage the estate for the collective of owners. People are very difficult and nervous. A lot of them believe that if they live in this community and have their own house they can do whatever they want. They don’t care about the communal areas. They will paint the house any colour, put up fences that don’t match the regulations, and keep big barking dogs, walking them on the area without cleaning up the dog shit. Some people don’t want to pay. They just don’t. And there is nothing you can do about it. I send them letters and ask them to pay. But nothing happens. However, the major problem is that very few people come to the yearly meeting of the owners association, which makes it difficult to make decisions. Sometimes there are simply not enough people to vote according to the regulations. 112 Home 1 Village fig. 9 A (artist): Are you happy living here? B (inhabitant, husband): It is green. I like the flowers, the trees. There’s a lot of space. And I don’t like the feeling of being closed in, so it is just right to live on the edge of the city. B (inhabitant, wife): I don’t like to be afraid. And it is a great comfort to know that there is nobody waiting to attack you. There is a certain safety guarantee. B (husband): And the developer was OK. It is important to remember that you can’t choose just any settlement. I knew the company who built this development; I knew there was a good chance that they wouldn’t rip us off. B (wife): The neighbors are nice, we watch each other’s houses during holidays, know all of each other’s codes. We built the fence between our houses together. And the children on the street play with each other. B (husband): The children’s toys are left in the sandbox overnight. In an ungated colony things like that disappear. It is a little like how I imagine it used to be in small towns in the past. B (husband): And in general the maintenance of the area and the different services are better than what the municipality offers. Home 2 A (artist): So tell me, are you happy living here? B (wife): No, I am not! Perhaps I was in the beginning, but not anymore. It is too quiet, too calm here. I thought it would be much more lively. We thought our children would move here as well. But they want to stay in the city! B (husband): We chose this lot to build on because a small park was planned just behind the house with benches and trees. It could have been a meeting point for the people who live here. Then the plan was cancelled, and they built houses on the plot instead. Now there are almost no communal areas. In fact, the developer cheated us. B (wife): And they didn’t find an investor for the tennis courts and the community building. So that lot is still empty. B (husband): The house is OK. But building a house is difficult when you don’t have experience. The developer offered different options, three or four types of houses depending on the size of the piece of land. B (wife): You could choose the raw version, with windows, doors, a roof, walls, and a leveled piece of land or a completed house. We chose the raw version and did the interior ourselves. B (husband): There is a saying that you have to build four houses and then finally the fourth will be for yourself and then you’ll be happy. B (wife): The first house should be for your enemies … 113 The Golden Castle that Hung in the Air 114 Pond 1 Village fig. 9 B (1st inhabitant): I think it would be nice to put a nest-house for the ducks in the pond. B (2nd inhabitant): Yes, maybe. But you should talk to the other owners first. We should have a vote or at least a discussion on the internet forum about it. B (1st inhabitant): OK, I’ll post it on the forum. Pond 2 B (2nd inhabitant): Why did you put this thing here? It looks like a doghouse on a raft in the middle of the pond. Why didn't you ask anybody, or at least tell us you were going to do it? B (1st inhabitant): I thought nobody would like it, that they would vote it down. So I decided to just try and build it. Pond 3 B (3rd inhabitant): The duck house is gone, do you know what happened? B (4th inhabitant): Yes, it disappeared last night. Somebody removed it. You know it was really foggy yesterday, so nobody saw anything. In the morning it was gone. Even the guard didn’t notice, although he sits ten meters away. He must have been asleep. Somebody heard water splashing, and in the morning the area was all wet and the house was gone. Underground garage B (1st inhabitant is trying to leave the garage at around 8 pm.) B: Excuse me, I have forgotten my remote control for the gate upstairs in the flat, could you let me out with yours? B (2nd inhabitant): No. Gate 4 A (artist): Can I take a photograph? B (security guard at gate): No! Gate 5 A: May I take a photo of you? B (security guard at gate): OK. 115 The Golden Castle that Hung in the Air 116 117 Das Material für das Filmprojekt stammt aus Workshops mit Mitgliedern 2005 von vier verschiedenen Jugendklubs in oberösterreichschen Dörfern. Dabei wurden die Orte, an denen die Jugendlichen ihre Freizeit verbringen, er- Film: 35 mm, 6:40 Min. (Deutsch) Video: 36 Min. Posterserie: 6 Motive, je 50 x 70 cm Stimme : Verena Prammer Kamera : Katharina Lampert, Stephan Ludescher Schnitt : Katharina Lampert, Harald Hund Produziert im Rahmen des Festivals der Regionen, 2005 forscht und besucht. Die Teenager – zwischen 13 und 16 Jahren – zeigten jene Orte in der Umgebung her, an denen sie sich treffen und herumhängen, und erzählten wahre und erfundene Geschichten über diese Plätze im öffentlichen Raum, die von ihnen selbst bestimmt und für sich beansprucht werden. Das während der Workshops aufgenomme Videomaterial wurde zu einem Dokumentarvideo über das Projekt verarbeitet und beinhaltet sämtliche Erzählungen. Dieses Material bildet die Basis für den Hauptteil des Projekts – einen 35 mm Kurzfilm bestehend aus einer Reihe von einzelnen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Orten und Situationen, die wie eine Diashow aufeinander folgen. Im Film erzählt ein junges Mädchen mit österreichischem Dialekt eine auf den Workshops basierende Geschichte. Die Premiere des Kurzfilms erfolgte als Vorfilm im örtlichen Kino der Gemeinde, in der das Projekt entwickelt worden war. Zum Film entstand eine Serie von sechs Postern, die in der Region plakatiert wurde. The material for the film project was collected during workshops with the 2005 participants of four different youth clubs in rural villages in Upper Austria. The places where the kids spend their free time were researched and re- Film: 35mm, 6:40 min. (German) Video: 36 min. Poster series: 6 motifs, each 50 x 70 cm Voice: Verena Prammer Camera: Katharina Lampert, Stephan Ludescher Editing: Katharina Lampert, Harald Hund Produced for the Festival der Regionen, 2005 visited. The teenagers, mostly between 13 and 16, showed the places in the landscape and the villages, where they hang out and meet, and told real and invented narratives about these self-defined and self-acclaimed places in public space. The video footage produced during the workshops resulted in a documentary video about the project containing all the collected stories. This material is the basis of the central part of the project—a 35mm short film consisting of a sequence of still frames, black and white drawings of places and situations, following one another as they would in a slide show. A voiceover is spoken by a young girl with an Austrian dialect, telling a story, based on the narratives collected in the workshops. The short film first opened as a trailer in the community’s local cinema, where the project had been developed. In addition to the film a series of six posters were produced and distributed on billboards in the region. Village fig. 10 Am Hauptplatz, im Wald ... 118 Village fig. 10 Als ich jünger war habe ich geglaubt, es gibt ein Ungeheuer oben im Hopfenspeicher. Das haben mir meine Cousins bei einem Dorffest erzählt, und ich habe lange Angst vor dem Hopfenspeicher gehabt. Die habe ich jetzt nicht mehr. Schon gar nicht, wenn wir zusammen sind. 119 Am Hauptplatz, im Wald ... Wir sind viel draußen, wir gehen überall hin, zu verschiedenen Orten im Dorf. Wir gehen in den Jugendtreff, wenn er offen hat. Wenn er zu hat, treffen wir uns draußen. Wir halten uns bei der Sitzbank am Platz vor dem Treff auf. Sitzen herum und reden. Oder wir sind bei der Bank im Wald. Bei jener am Rande vom Wald, in der Nähe von der Discothek. Oder bei der Bank am Hauptplatz. Oder beim Raucherbankerl am Dorfrand zum Rauchen. Manchmal – aber eher selten – sind wir bei der Bank an der Bushaltestelle. Oder bei der vor der Raika oder vor der Kirche, manchmal am Friedhof. Das mögen sie nicht, die Erwachsenen. Wenn es kalt ist, sind wir im Foyer der Raika, zum Playstation spielen oder zum ins Internet gehen. Oder wir gehen ins Gasthaus oder ins Bräu. Aber das dürfen nicht alle. Irgendwie braucht es nicht viel, kein Dach, nichts. Es reicht, wenn eine Bank da ist. Ich weiß nicht, wie es entschieden wird, aber wir gehen hin, und wenn wir genug sind, gehört uns der Ort. Das mögen sie auch nicht so gerne. Sie finden, wir sind zu viele, zu laut. 120 Village fig. 10 Im Sommer sind wir beim See, beim Badesee. Oder bei der Resilacke im alten Steinbruch. Oder eben bei einer dieser Bänke. Irgendwie gehören diese Orte uns. Manche Orte waren immer so, sie haben immer uns gehört, unsere Eltern sind früher auch dort hingegangen. Andere Orte sind nur für eine Zeit. Nach einer Weile sind wir nicht mehr dort. Wir fahren mit dem Fahrrad oder dem Moped hin. Oder man bringt uns. Wir rufen uns an und machen einen Treffpunkt aus. Oder wir treffen uns einfach dort. Meistens stehen wir herum, reden, treffen Leute, die Jungs. Wir warten darauf, dass irgendwas passiert. Oder auch nicht. Das Wichtigste ist, einen schöne Zeit zu verbringen. In Ruhe. Ohne gestört zu werden. Wir haben nicht so viel Zeit. Nur die Wochenenden. Unter der Woche können die meisten nicht raus am Abend. Und wir haben fast alle zu tun – wir müssen am nächsten Tag in die Schule. 121 Am Hauptplatz, im Wald ... Einmal haben wir uns vorgestellt, das Dorf wäre in der Nacht ganz anders. Dass alle Erwachsenen versteinert wären und überall gefeiert wird. Dass die Läden im Dorf in Bars und Lokale umgewandelt wären. Die Plätze im Dorf werden zu Tanzflächen, im Freibad gibt es eine Poolparty mit Bands und überall sind nur Jugendliche unterwegs. Alle über 25 sind weg, niemand sagt, was wir tun sollen und wie wir uns anziehen müssen. Das Jugendschutzgesetz ist aufgehoben, und wir sind unter uns. Und in der Früh ist alles wieder normal, und sie merken es nicht. 122 Village fig. 10 So haben wir also Orte, die unsere sind, die nur uns gehören. Wo wir alle einfach sein können, Mädchen und Jungs. Die Jungs – vor allem die, die ein bisschen jünger sind – haben andere Orte für sich alleine. Die Jungs bauen sich Hütten, schöne Hütten im Wald, mit Fenstern und Vorgärten, kleinen Zäunen und Sound Systems. Wir gehen aber selten hin. Die Jungs liefern sich Schlachten, Bandenkriege. Ziemlich wilde Prügeleien. Einer wurde einmal von den Nachbarjungs mehrere Stunden an einen Baum gefesselt, nachdem er ihre Hütte angegriffen hatte. Bei der größten Schlacht waren um die 30 Kinder beteiligt, Jungs aus mehreren Klassen. Sie hatten es sich in der Schule ausgemacht, die Regeln abgesprochen. Da sind keine Mädchen dabei. Manchmal erzählen sie uns Geschichten. Dass ein Irrer, ein Urwaldmensch, der im Wald wohnt, bei ihnen in der Hütte eingebrochen hat. Sie erzählen, wie sie seine Sachen dort gefunden haben. Oder sie erzählen, dass sie tote Katzen und Kinder im Wald gefunden haben, dass der Schuppen im Wald von einem Satanisten benutzt wird oder dass Leichen eingemauert sind in den Mauern der alten Höfe. Sie sehen zu viele Filme, wir glauben nicht mehr daran. Hätten wir früher vielleicht. 123 Am Hauptplatz, im Wald ... Nur das leere Haus am Hügel finden wir auch unheimlich. Wir sind einmal am Abend hingegangen, obwohl wir das eigentlich nicht dürfen. Wir haben gedacht, wir kommen vielleicht rein ins Haus, vielleicht können wir dort einmal ein Fest feiern, vielleicht kann es ein neuer Jugendtreff werden. Es war dunkel, und wir haben eigenartige Geräusche gehört, vielleicht war es auch nur der Wind. Aber wir sind schnell wieder weggelaufen. Eine von uns hat gemeint, sie hat einen Schatten gesehen, irgendwas, das uns verfolgt. Kann alles nicht sein. Aber es war irgendwie auch lustig. Nur ein bisschen unheimlich. Vielleicht haben wir auch zu viele Filme gesehen. Vielleicht gehen wir wieder mal hin. Meistens bleiben wir sowieso an den alten Orten. Die, die unsere sind, die uns gehören. Wo wir in Ruhe sein können, Mädchen und Jungs. Manchmal wäre es aber schön, wenn es mehr wären. 125 Views from the Outside Phenomena of the Suburban Julia Schäfer 1 In July 2006, a massive rock mass broke and fell off the Eiger as a result of the melting of the glacier. In light of the geological alteration, the Society for the Blind’s cards gain a new and completely different dimension. Naturally, the question also remains in the society’s test as to what extent a photograph can be ‘correct’. 2 Coding in the sense of branding or labelling I read in a magazine recently about a campaign by the Swiss Society for the Blind and Visually Impaired that wanted to encourage sighted people to think about what they really see and how differentiated their view of the world is. To this end, a series of sightseeing destinations were illustrated on postcards in two different versions: a ‘correct’ and a ‘distorted’ version of, for example, the mountains Eiger, Mönch, and Jungfrau.1 When looked at from the outside and recorded in our thoughts, we are inclined to rapidly trivialise views, to freeze them, fixing perhaps on a particular feature—the very same feature that, at the moment of recognition, assists us in gaining our orientation. On the way to school, it used to be the traffic lights, the streets that required crossing, the blue house on the last corner, and so on. But did we ever once look more precisely at what lay in between, for example, how the other houses looked, or which features disappeared along the route and which remained constant? What do we know about places before we see them? And how does our gaze alter between when we encounter them for the first time compared to when we encounter them for the seventeenth time? Is it possible to always see something in the same way? That is, is it a question here of a place remaining constant, far removed from any change? We make provisions for this through the coding 2 of our environment. We do it when we are young and we do it as adults, too; however, the motiva- 126 Julia Schäfer 127 Views from the Outside tions we use to classify our environment vary. Thus, what can also occur is Since 2001, Sofie Thorsen has, from various viewpoints, studied, analysed, that over the course of time, places are imputed with different meanings. inventoried, and fictitiously animated the phenomena of village structures. This happens either insidiously or very suddenly, when certain experiences “The works deal with the village as a concept, as a system but also as a are bound up with places. Playgrounds become assignation points for a model of longing, as a model of living … The housing settlement or the built rendez-vous, the forest is an adventure playground—later on turning into, structure is something which can be reflected upon and thought about on simply, ‘lovely nature’. The gymnasium becomes a party venue or a disco or many quite different levels. This runs through all the works.” (Sofie Thorsen functions over the course of a lifetime as the location of a ‘first kiss’. Perhaps in an interview with Julia Schäfer, 2005) it could also be that case that you never really leave a place and insert yourself into a cycle that (with changes too, of course) offers stability because Sofie Thorsen works in series—inside of each work itself, but also within cycles of works. Since 2001, ten Village figures have originated all togeth- the small alterations that occur over the years remain almost unnoticed by er. The term Village fig. itself already indicates seriality or the character of you. You get used to them and integrate them into your everyday life. In this the textbook case. The numeration generates a trace of scholarliness. Exem- state, one grows (ages) along with the landscape. In the Alps, enormous plary, like Thorsen’s view from the outside, the cycle seems to be based on rock masses break off as the ice of the glacier is receding. Wars destroy a system—but in fact there isn’t one. Village fig. 1 as a preliminary stage houses and entire areas. Where there was once a forest, there now stands a for Village fig. 2 does not go on to reappear in the series. The same goes for new housing estate, and so on. The markings of a city or suburban land- Village fig. 3, and the series of drawings, Ein Haus, innerhalb der letzten scape come and go, are replaced and coded anew, from each generation to zehn Jahre am Stadtrand gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 the next, everywhere (probably). und 150 m 2, bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie, which is not Within societies, certain values become established and turn into con- admitted into the inventory process of the Village fig. and hence does not stants. The village as an organic structure with its own history is such a receive a number. The statistics that partially pop up disallow any conclusion value, for example. The myth of ‘village’ promises cosiness, social control, about reality or truth. Rather, they take up the part of the narration that runs the banishment of anonymity. ‘The happy country life’, with the family as a parallel to the work. Several of the Village fig.s originated at the same time nucleus, belongs to an image of mutual trust and living and working together period and refer to one another. According to which region is involved (in that is also conveyed by the media. This is reflected in state programmes part the works came into existence within the framework of an invitation or encouraging home ownership. It manifests itself in the normative prefabs in stipendium), the focus of the artist changes. Amongst other things, she the estates of show houses next to the shopping malls and in the ‘new vil- is analyst, tourist, researcher, curious girl, stranger, inhabitant of the global lages’ at the edge of towns. Villages as a mirror for society are suitable sur- village, traveller, documentary maker: faces for projecting sympathy and antipathy at the same time. The idea of a village is nothing spectacular. It is seen more as something ordinary, appar- 2001: in Village fig. 2 /Counting the Parts, Thorsen deconstructs and ently normal. The idealised system of a village, which in its fortress mytholo- inventories the façade of a typical Danish village and points out its lack gy only sluggishly adopts and digests the new, also has its dark sides, how- of coherence. (see page 20) ever: confinement, lack of flexibility, restricted range, fewer work places, less diversity, scant room for difference, etc. The dark sides are less of a 2002: in Village fig. 4 / Einige öffentlich zugängliche Informationen und spatial and more of a social nature. They also manifest themselves in the 20 Ereignisse, die sich um das Jahr 2002 in der Plaiv zugetragen haben architecture, structure, and facilities of this special space. The new vil- könnten, she observes from some distance away a village in Engadin, lages—for example, those which make a residential estate out of a meadow Switzerland. (see page 32) from one day to the next—do not possess the authority of organic villages. They follow their example in their structure but they do not use their roots as 2003: in Village fig. 5 / Thousands of Houses (built in Denmark with a resource, since they do not have any. Here a ‘village’ is staged and turned State Funding 1938–1958), she dissects a state programme promoting into a replica that is simply a town for living in, nothing more. housing in Denmark from the years 1938–1958 (see page 40) 128 Julia Schäfer 129 Views from the Outside 2003: in Ein Haus, innerhalb der letzten zehn Jahre am Stadtrand Sofie Thorsen herself says: “At the same time, my works almost always do gebaut, mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 110 und 150 m 2, their describing from a distance. There are rarely characters. The ‘personal’ bewohnt von einer zwei- bis sechsköpfigen Familie, she searches or ‘subjective’ does not interest me. It’s only with great reluctance that I out the interiors of the prefabs on the Leipzig city limits. (see page 56) might occupy myself with private space. … And if that happens, then I take care that I exit it again, and that these spaces or narrations in the work are 2004: in Village fig. 7 / +- Guided Tours, she researches the suburban later, for this very reason, no longer private. Meaning they are no longer space of Leipzig. (see page 78) recognisable and specific, but on the contrary, more like models or examples and open for a certain space of projection.” (pp. 42, Sofie Thorsen in an 2004: in Village fig. 8/ Fertighausträume, she sets out along the track of Vienna’s periphery. (see page 92) interview with Sören Grammel. From Festival der Regionen 2005) The gaze cast from outside—meaning the gaze from an emotional/spatial distance—is, so they say, fresh and untouched. It is in the position to see 2005: in Village fig. 9 / The Golden Castle that Hung in the Air, she things that remain obscure to one from the inside, because, as mentioned comes across a burgeoning number of residential areas with video at the beginning, one has grown up with the situation. The gaze from outside surveillance. (see page 104) also possesses the quality of something relativising. Sofie Thorsen’s distanced gaze is not, however, impartial. Nothing reassuring emanates from it, 2003–2005: in Village fig. 6 / Entertainment Architecture, she tracks as one might suspect were possible if one were gazing at a tourist village down places during the day that at night make up the rural entertain- from a sightseeing point. Nor does it remain neutral during the attempt to ment for young people in Denmark. (see page 66) visit a gated community in Warsaw. And in no way does it remain distanced when Thorsen confronts images of the prototype housing estate with quotes 2005: in Village fig. 10/Am Hauptplatz, im Wald …, she accompanies from the brochure of Fertighausträume (Prefab House Dreams), freeing young people in Upper Austria in the exploration of the theme of them up to be judged by their own evaluations. appropriation of public space. (see page 116) The Village fig.s do not necessarily betray their geographic coordinates. The Danish village demonstrates its own residential architecture, whilst Thorsen maintains a certain distance to the interiors, houses, and land- the tourist village remains a village in the Alps in whichever version the artist scapes. The view comes across mostly as one ‘from the outside’, an obser- shows it. A female voice with a Swiss accent talks over this about events vatory and analytical one. It is never voyeuristic. This type of gaze makes it that (could) occur there in the everyday. In Ein Haus, innerhalb der letzten possible for us to take on the position of the artist, something which is very zehn Jahre am Stadtrand gebaut …, a live recording of a radio programme in fundamental to the observation and development of the cycle of Village fig.s. Saxony reveals the fact that the prefab house there was given away via a In addition, most of the works allow what has been scrutinised closely to lottery. The black and white drawings of those prefab interiors visited do not remain transferable onto other contexts, spaces, or cultures. Superficially, give away their location. A youthful girl’s voice describes in Village fig. 7 / +- the private moment has no significance in Village fig., but nonetheless works Guided Tours, the coming and going of fittings and buildings in an undefined like Village fig. 2, which deals with her own home village, as well as Enter- location in the suburban space of a declining region (Leipzig). Prefab house tainment Architecture, both of which are clearly traceable back to the artist. dreams remains ‘Mcdonald’s-ised’, off-the-peg—interchangeable. A similar However, this does not stand in the foreground of the investigations and thing goes for the version of black and white prints of Village fig. 9, which refers much more to the private background that youth, place of origin, and uncovers elements from the surveillance of the gated communities. These the type of phenomena connected to them are composed of, so that, in the residential areas with their ingrained security are appearing at a tremendous European context at least, they become and are interchangeable, or at least rate worldwide. In another version of the work, there is a male American easily comparable. speaking voice, reading excerpts from a fairy tale that describes parallels to the difficulty of penetrating a building (castle). The strong Austrian accent 130 131 of the girl’s voice reading the text in the work Village fig. 10 /Am Hauptplatz, In this connection, it would be interesting to shut your eyes and examine im Wald … cannot fail to betray her origin. However, the location of the sound your own images, the ones that originate when you simply allow yourself to recording is attached to a visual that is exemplary and transferable. The still be drawn into the trail of the narration. … Coded landscapes remain in the images in the 35mm film that blend in and out of each other are black and imagination and reduced versions of the model village might appear. In any white drawings of the settings and locations in which young people spend event, the chance to gaze in from the outside that is offered to us through the their free time. The pictorial level is easily transferable, just like the settings work of Sofie Thorsen is an opportunity to see more than we actually already and treatments. know. In the gaze that Thorsen casts on the suburban, and in the observations that she makes there, we frequently encounter the aforementioned voices, mostly female—as is characteristic of her work—and with a reference to their origin. A Swiss woman speaking high German allows an inference of tourism to develop in association with the work, and the youthful voice talking about the region in the process of change as part of the suburban space of East Germany is definitely affected by these changes—changes which, on account of her age, are not however her fault. She herself stands for development and for an in-between moment. The visual aspect of Sofie Thorsen’s work is strongly characterised by the light of the slide projector, or of the installation, and by a seriality that occurs throughout most of the pieces—something which in regard to the cycle of the Village fig.s supports the connotation of examinatory and the comparison factor connected to it. “The slide permits a quite different narrative level. You are also freed up from the print, since the slide immediately disappears again. You don’t have an object that has to assert itself in the space and which is static. You have the light. It is a light projection that immediately disappears again. On top of this, I like the fact that the slide can be categorised in a quite specific tradition—a specifically didactic and documentary tradition. It also generates another kind of attention, because it is immediately gone again.” (Sofie Thorsen in conversation with Julia Schäfer, 2005) Furthermore, the medium of the slide supports content-based aspects of the process of change, of the temporary, of the comings and goings, as does the seriality inherent to the works of the Village fig. The slides light up: sometimes one, sometimes two, sometimes three alongside one another. And immediately they are gone again. The sound remains. These visual in-between spaces allow us room for projection and open surfaces for our mental links to the Village fig. Consideration of the reduced black and white drawings has a similar effect. The brain generates a narration of its own, assembled out of the envisioned, the experienced, and the known, as well as what is communicated via the media. 133 Site Image Maintenance Homes for America (and the Rest of the World) Suburbia, Non-sites, Generic City, Intercity, Urban Plankton, the City as Region, Sprawl, Outskirts, Slurbs, Periphery, Non-place Urban Realm … Christian Teckert Attempts to comprehend those phenomena surrounding the disappearance of a clear border between city and country, or between urban and rural, seem endless. Inner cities that were previously extremely dense are becoming deserted, whilst the so-called ‘roll of fat’ around the metropolises is steadily swelling—to be taken up along traffic arteries and eventually connected to the next urban growth. While such spaces are enthusiastically welcomed and described by writers like J. G. Ballard or celebrated by Rem Koolhaas as potentially free from the burden of history, for the majority of their contemporaries, they stand instead for facelessness and a lack of identity. They stand for the unspecific, the accidental, the trivial. These zones are a central terrain for the field of research in Sofie Thorsen’s work. The engagement of artists with the spaces of the banal and trivial everyday is not new and has been sanctioned and firmly anchored in the field of conceptual and minimal art at least since the works of Ed Ruscha: for example, Every Building on Sunset Strip from 1966, or Thirty-four Parking Lots in Los Angeles from 1967. The work Homes for America, produced for the magazine Art in America by Dan Graham in 1966, also took the accelerated mass production of affordable living spaces in the form of serial prefabricated suburban estates as an opportunity for an ironic turn away from established thematic conventions in pop and minimal art. The everyday-ness and banality of the suburbs, as well as the mass-produced nature of industrially manu- 134 Christian Teckert 135 factured houses, corresponded exactly to the aesthetic preferences of a through the screen of the windshield. These media linkages, which taken all generation of artists who had been working away on the prototype serial together contributed to an ambiguity in the public/private and inside/outside aesthetic of everyday products. Graham’s work thematised how municipal sectors, respectively, also dissolved the dialectic between city and country. principles spread themselves and reshaped the new (post)industrial land- The artist Robert Smithson, who likewise saw the suburbs as part of scape. The countryside became the city, so to speak, even in the places his thesis on extensive entropic developments 3, also recognised thereby a where it was still called the countryside. semantic re-naturalisation of the urban. In his site/non-site dialectic—the institutional location for artistic representation—the gallery or the museum, In the suburbs, a lifestyle was being developed that was built around the homogenous idea of the nuclear family and was made possible through respectively, was an abstract space, a non-site that served to supply his technologies like the automobile and the television. Lynn Spigel has pointed ‘sites’—wastelands, desolate strips of land—with an increased visibility. One out how city life in a metropolitan culture of densification was gradually thing is for sure, presence and absence, site and non-site, are always simul- taken over by the medium of television as (for the time being, at least) a col- taneously present: “Both sides are present at the same time.” A decisive lective but also mono-directional space for the mediation of information.1 factor here is the development of a cultural hegemony of the virtualisaton of During the Cold War, at least in the USA, a pertinent aspect of the deliberate space, which is not so much locatable in simulation technologies but rather dissemination of housing settlements and the calculated overdevelopment of in the many diverse dual figures of presence and absence. Television and the the landscape was as a protective strategy from an atomic threat, but apart window wall constituted the mass-cultural analogy to this hegemony. from this, it was also about a new ‘discursive space’ which was charac- What should not be overlooked in the context of these systemic shifts terised by a fundamentally altered form of the relationship between ‘private’ is the homogeneity of the lifestyle associated with the suburbs. In the centre and ‘public’. On the one hand, television multiplied the public sphere into 1 Cf: Lynn Spigel: The Suburban Home Companion: Television and the Neighborhood Ideal in Postwar America, in: Sexuality and Space, ed. by Beatriz Colomina, New York 1992, p. 185. 2 The programme of the Case Study model houses was initiated in 1945 by John Entenza, editor-in-chief of the magazine, arts & architecture, and up until 1966, it collected twenty-eight prototypes of Californian postwar single family houses by selected architects. Site Image Maintenance a serial form, enfolding it, so to speak, into every domestic interior. Through identification processes offered in the form of soap operas, set in turn on location in the suburbs, television addressed the formation of imaginary communities: ‘televisionary’ communities. In residential estates like Levittown, the television set was from the very beginning already firmly integrated into the wall and assumed the function of an extra window. Therefore, as lifestyles and role models appeared to be primarily communicated via the of the idea of the suburbs stood the young middle-class family, striving for 3 Cf: Ann Reynolds: Robert Smithson. Learning from New Jersey and Elsewhere, Cambridge, London 2003, p. 196 f. 4 Note of translator: the German translation of uncanny is ‘unheimlich’ which literally means ‘un-homely’. upward mobility, whose ideology was here spatially reinforced and reproduced. Remaining excluded and for the most part faded out in the media, were groups on the margins of society who have had to resign themselves to staying in the slowly declining inner cities. To be sure, this development is most closely associated with the specific situation in the USA, but the cultural hegemony and the effect bound up in it as a model in connection to lifestyles was the guarantor for the global expansion of that set of recurring media, the spatial and architectonic connection between inside and outside images, highly charged with symbolic capital and dating from the post war also changed. With the picture window or the window wall, a motif became period—‘The Good Life’. popular in the everyday architecture of the suburbs which had originally been For a generation of those born in these suburbs, this was the cause for borrowed from Modernist architecture and the Case Study Houses 2 that had the most rapid flight possible out of the purified normality that had been pur- been developed in the USA. The large glazed surfaces in the houses—which chased with exclusion and the repression of social and political complexity. generally commanded a good view of the front garden—were connected to And, as has already been described by Sigmund Freud, the repressed does a visual domestication of the outside space: an ownership that was manu- sneak back in again through the back door—or through the window wall. The factured via the gaze. In the landscape of the popular press, these two uncanny 4 can be recognised as the everpresent reverse of the homely. It is motifs were closely linked with one another. The television set was popularly what “ought to have remained concealed and has emerged”. A reversal out described as a ‘window on the world’, the window metaphor repeatedly serv- of what has been known since time immemorial into what is known all too ing as an argument for the possibility to travel without having to leave the well. Thus, since the early 1960s, an increased thematising on the subject of living room. The house itself, with the help of these shifts, had become a the dystopian character of the suburbs has been emerging. Book titles like medium, a mode of transport; a mediatised thoroughfare that functioned as The Split Level Trap or The Crack in the Picture Window bear witness to this. a continuation of the awareness that was linked to the automobile, gained However, in the United States as well as in Europe, overdevelopment and 136 Christian Teckert 137 Site Image Maintenance ongoing suburbanisation remain a fact. The hegemony of late industrial within a ‘community’ is then derived from this factor. The façades of the production of value is marked by the image of the house as a synonym for houses are subject to strong stylistic rules within these parameters and sat- home or homeland. The hegemonic power of the image to make an effect is isfy images that are clad in nostalgia such as ‘Spanish Style’ or ‘Art Deco’. decisive here, a power that seems to dominate every economic or ecologi- The architecture suggests an individuality for each house, even if the well- cal doubt about overdevelopment, energy costs, or volume of traffic. armed technology behind it (as well as the underground garages beneath it) If the serial aesthetic of the suburbs of the 1960s as they were thema- do form an overall homogenous infrastructural system. The buildings here tised by Graham or Ruscha was still a late modern product caught in the pull have turned into a pictorial representation of the domestic. The transparen- of the last throes of Fordism, and for that reason so obviously recognisable cy of the window wall has disappeared and the borders drawn in the ‘wired- in terms of its commodity character, then a more differentiated palette of up’ house between inside and outside or between private and public are products has developed itself out of this in the meantime, able to promise now essentially more differentiated in how they are formed, stored up, inter- provision of a surrogate that corresponds to (almost) all tastes. Works such nalised, and variable. With the Internet, mobile phones, or GPS systems, the as Sofie Thorsen’s Village fig. 8/Fertighausträume (Prefab House Dreams) drawing of these borders becomes ever more part of the subject’s agenda demonstrate the clichés and imaginary pictures that can be projected at will and less one of the architecture’s. The structuring of presence and absence onto each and every type or unit. The house here is no longer merely a medi- in architectonic space, in the chatroom, or in the communal virtual space of um or means of transport or an apparatus in order to reorganise the relations the mobile phone network, has become a task for the individual. The direct of the gaze, as was still the case in the 1960s, but rather it has become an visual quality of the window wall—the ‘regime of vision’ of the relation image in itself—an image which masks the space behind it and which keeps between inside and outside—recedes into the background as an indicator of a new socio-political ordering of the public sphere, and the mediated figure its allocation of meaning open. On the other hand, works like Village fig. 5 / Thousands of Houses tackle a kind of archaeology of the elementary parts of a social democratic late modern planning ideology in which an attempt is 5 Cf: Kaja Silverman: The Threshold of the Visible World, New York 1995, p. 12. of the representation of the house inserts itself as a filter between inside and outside, thereby rendering them interchangeable. Because architecture is made to offer well-meaning instructions for the self-realisation of the dream losing what was once its decisive task in Modernism—the virtuoso drawing of the single family house. The gently ironic comparisons made between of physical borderlines while at the same time creating visual connections— texts taken out of brochures in relationship to the images of the houses force- it now falls back on methods of advertising and marketing in order to be able fully document in both cases the weaknesses in the connection between to still position itself as a brand, as an image. This process is no longer pri- form and function, as well as between representation and intention. It marily about the material design of living accommodation but rather about becomes clear here how decisive the power of persuasion of the image is the production of an image that promises living accommodation. Hence it is when it comes to tempting a buyer into the purchase of his or her own home. about the production of an image of a house with which potential customers The motif of the ‘village-esque’ established in the title of the Village fig. want to or can identify. This consumability of lifestyles is naturally bound up series thereby indicates the central aesthetic field of reference, one whose with the corresponding economic potential, however, the tendency to regard ideology has developed in the meantime into a neo-liberal success story. architecture as an interchangeable piece of scenery may be observed every- Within urbanistic discourse, ideologies like ‘New Urbanism’ (which is excep- where. The technological possibilities of beaming oneself up out of the hard- tionally successful in the USA ) have a renewed strength of impetus because ening attitudes and tristesses of real space constitute a booming market. they are in a position to hide actual economic and technological progress Developments like New Urbanism stand for a tendency to correspond behind familiar and nostalgic images of small-town life. The idea of the ‘gar- to the consensual imaginary models of a middle class socialisation. They den city’ developed by Ebenezer Howard at the beginning of the last century, pursue a calculated approach to a hegemonic “dominant fiction” 5 of ideas which promoted the return to manageable living units set within green sur- about living. To this extent, these approaches are working towards a politics roundings, is the influence lying behind this development. For Howard, as of invisibility in which they repeat and invoke naturalised images and stereo- well as for the New Urbanism project, the dimension that defines the scale is types and pursue a mimicry that reproduces a quite specific idea of the city: the optimal size of the school. The number and arrangement of the houses the image of a pre-industrial smaller kind of town, with clear boundaries 138 Christian Teckert 139 Site Image Maintenance from the outside and a distinct centre around the church in the middle. An ceptible in order to render that which lies naturalised on the far side of per- image of a domesticated nature, which has even been brought into the field ception perceptible: to recognise the canny, cosy, and homely as uncanny, as an argument by ultra Modernists like Le Corbusier. It is this image that uncosy, and unhomely. As a result, she achieves a work that stands at the is referred to in discussions about the city in which the talk turns to fragmen- basis of the contemporary production of images—an analysis of the desire tation, chaos, confusion, or distraction—terms that have to be contained. that manifests itself on the surfaces of a banal, everyday architecture. The image serves again and again to lament the supposed loss of a public sphere, but usually rejects any examination of the real political power relations and exclusionary mechanisms of the particular historical period from which it is lifted. And thus an image and ambiance of the village-esque is all too readily conjured up, even if it is only through laborious effort that this image can mask the basic urban infrastructure underlying it. The paradox is that it is the reference to the village-esque that is supposed to make the psychopathology of the suburbs, which have misplaced the city, bearable. Works like Village fig. 7/+ - Guided Tours design a panorama of neoentropic developments in ex-urban zones at the edges of the city and moreover refer to the socio-economical relationships behind the images. The panoramic format of the projections suggests a way of reading the depicted landscape as an ‘auratic’ cultural landscape, whilst the text builds up a displaced narrative that repeatedly imputes new meanings to the images. The contingency of the cultural constructs of the way of living thereby becomes just as clear as the identity politics that are void from the middle of the more or less failed efforts to construct one’s own ‘homeland’ by means of home ownership. If the panorama of the nineteenth century had been lined up as a proto-cinematic apparatus to create the experience of absent places, then the panoramas in Village fig. 7/+ - Guided Tours also reveal the absence of the possibility of spatial identity in the midst of the banal present. The commodity character of the prefab houses on their own demonstrates a dysfunctional landscape in this economy of desire which only becomes visible just at the point when it serves as a pictorial background for new housing estates or business parks. As in the works of Smithson or Graham, it was still all about the repercussions of a late industrial culture on the landscape, then the medial and pictorial policies of commodification stand in the foreground here. In this context, the work of Sofie Thorsen presents a kind of psychoanalysis of the urban, suffering from the village it has repressed which is forever returning as a ghost. She enables the village to be recognised as a figure projected from the perspective of the urban, as a longing for the pre-modern ‘authentic’ life in ‘nature’ that obviously can only be purchased sporadically by means of video surveillance and a barbed-wire fence. In her work, she installs a regime of visibility that works at making the all-too-habitual per- 1993 – 1994 1995 – 2001 1999 – 2001 1997–2003 2000–2005 1997 – 2001 140 141 Biografie/biography Non-Standard Cities, Schlachthöfe, Berlin, D (cat.) Backstages, Forum Stadtpark, Graz, A (cat.) Shrinking Cities, KunstWerke, Berlin, D (cat.) Born to be a Star, Künstlerhaus Wien, A (mit / with A Room of One’s Own) (cat.) bb3, KunstWerke, Berlin, D (mit / with A Room of One’s Own) (cat.) Mothers of Invention, Mumok Factory, Wien, A (mit / with a Room of One’s Own) Trautes Heim, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, D Out to Grass, Koch und Kesslau, Berlin, D drinnen ist’s anders, Kunsthalle Exnergasse, Wien, A Total motiviert – ein soziokulturelles Manöver, Kunstverein München, D Boring Boring Boring, Ron Mandos Gallery, Rotterdam, NL Home Sweet Home, Århus Kunstmuseum, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) Public Plaiv – Art contemporauna illa Plaiv, Gegenwartskunst im Landschaftsund Siedlungsraum La Plaiv, CH (cat.) site-seeing: disneyfizierung der städte?, Künstlerhaus Wien, A (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) artchitecture, Galerie Jaroslava Fragnera, Praha, CZ Sub-Urban, loop – raum für aktuelle kunst, Berlin, D Ingrepp, Uppsala Konstmuseum, S (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) Brøl, København Zoologisk Have, DK (cat.) Art Primeur, CBK Dordrecht, NL (cat.) Fotofest, Houston, USA Sub-Urbane Modelle, Galerie der Stadt Schwaz, A Non-places, Frankfurter Kunstverein, D (cat.) Das Experiment 2B, Secession, Wien, A (mit / with a Room of One’s Own) (cat.) KOSMOS , Rooseum, Malmø, S Sous le pont, le long de la rivière, Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain, LUX (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) What's an Academy, Akademie der Bildenden Künste, Wien, A Exit 2001, Diplomausstellung, Det Kongelige Danske Kunstakademi, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) Das Experiment 2A, Secession, Wien, A (mit / with a Room of One’s Own) Agitpop, Posterprojekt, arrangiert von / arranged by Nam Nam Beauty, København, DK Efterårsudstillingen, Charlottenborg, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) På Hovedet, Hovedbiblioteket, København, DK Use your illusion, Arnolfini Gallery, Bristol, UK (mit / with Elsebeth Jørgensen) her er værket – OTTO i Rhizom, Rhizom, Århus, DK Just Like a Movie, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) Zeit im Bild, Akademie der Bildenden Künste, Wien, A Models of Resistance, arrangiert von / arranged by Globe, Overgaden, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) Artgenda 2000, Helsinki, FIN (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) 1. maj, arrangiert von/arranged by AV-mobil, Stockholm, S (mit / with Elsebeth Jørgensen) Dispensing with Formalities, arrangiert von / arranged by Recent Works und Brett Bloom, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) ¡Hasta La Vista!, København, DK (mit / with OTTO ) I love nature, arrangiert von / arranged by OTTO , København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) Polka Project, arrangiert von / arranged by Volume, Frederiks Bastion, København, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) OTTO &, arrangiert von / arranged by OTTO , xart hybrid, København, DK Undskyld hr. Frikadelle, Frederiks Bastion, København, DK (mit / with Jes Brinch, Mads Stehen, Peter Holmgård) Windowsill, rum 46, Århus, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) geb. / born in 1971 in Århus, DK School of Visual Arts, Budapest Det Kongelige Danske Kunstakademi, København Akademie der Bildenden Künste, Wien Seit / from 2005 künstlerische Mitarbeiterin an der Akademie der Bildenden Künste, Wien, Ordinariat für Performative Kunst und Bildhauerei Zusammenarbeit mit / collaboration with Elsebeth Jørgensen Zusammenarbeit mit der Künstlerinnengruppe / collaboration with the feminist artist group A Room of One’s Own Mitbegründerin vom Ausstellungsraum OTTO / cofounder of the artistrun exhibitionspace OTTO , København (mit / with Lilibeth Cuenca Rasmussen, Jeppe Hein, Eske Kath, Marie Rømer Westh und /and Tine Bundgaard) 2003 2002 Einzelausstellungen /solo exhibitions 2005 162 von 172 Häusern stehen an der Hauptstraße …, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, D (cat.) The Golden Castle that Hung in the Air, Raster, Warszawa, PL (cat.) 2001 Gruppenausstellungen und Festivals / group exhibitions and festivals (Auswahl / selection) 2006 2005 2004 Public Dreams, Usti nad Labem, CZ 10. Internationale Kurzfilmtage Winterthur, CH Fourth Annual San Diego Women Film Festival, USA 15. dokumentART, Neubrandenburg, D Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration. Drittes Kapitel, Shedhalle, Zürich, CH STORYLINES , Kunstraum München, D Hamburg International Short Film Festival, Hamburg, D Crossing Europe 06, Linz, A Best of Diagonale, Graz, A Diagonale 06 – Festival des Österreichischen Films, Graz, A Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration. Zweites Kapitel, Shedhalle, Zürich, CH STORYLINES , Kunstverein Göttingen, D Scanbul Connection, Istanbul, TR GU.Sicht – Graz Umgebung – Produktion einer Rurbanen Landschaft, Grazer Kunstverein, A STORYLINES , Public>, Paris, F Moving Target, Kluuvi Gallery, Helsinki, FIN (mit / with Mads Lynnerup) Festival der Regionen, Oberösterreich, A (cat.) TRAVELLING EYE – fotografie im urlaub, Quartier 21 im MQ, Wien, A (mit / with Elsebeth Jørgensen) Opacity, UKS, Oslo, N Ude og hjemme, Overgaden, København, DK Stafet, Esbjerg Kunstmuseum, DK Paravent, Artothek, Kunsthalle Krems, A 2000 1999 1998 142 1997 Biografie / biography Bad Hash, Clausens Kunsthandel, København, DK Den Store Perlekæde, Kunstakademiets Udstillingsted, København, DK Kontor, Kørners Kontor, København, DK (mit / with Åsa Frankenberg) Boomerang, Nikolaj Copenhagen Contemporary Art Center, DK (mit / with Elsebeth Jørgensen) (cat.) Kælder, OTTO , København, DK Den Skøre Skov, Kom de Bagfra, København, DK (mit / with Jes Brinch, Mads Sten, Peter Holmgård) In and around the woods + The Screen, Sørup, DK (mit /with Elsebeth Jørgensen) –, Kom de Bagfra, København, DK Alle kanonerne, Rådskælderen, Charlottenborg, København, DK (mit / with Åsa Frankenberg) Publikationen / publications The Golden Castle that Hung in the Air, 2005 Window-sill, Hrsg. mit / ed. with Elsebeth Jørgensen, Space Poetry, 2001 Reol, Hrsg. / ed. by OTTO , Borgen 2001 Bibliographie / bibliography Leap into the City. Chisinau, Sofia, Pristina, Sarajevo, Warsaw, Zagreb, Ljubljana, Hrsg. Katrin Klingan u. Ines Kappert, DuMont, Köln 2006 Art and its Institutions, Hrsg. Nina Möntmann, Black Dog Publishing, London 2006 Sønke Gau: Sofie Thorsen. Fertighausträume / Prefab Dreams. In: Camera Austria, Heft 92 / 2005 Brigitte Schulz: 162 von 172 Häusern stehen an der Hauptstraße ... In: Bauwelt 39/05 Festival der Regionen 2005 – Geordnete Verhältnisse, Hrsg. Martin Fritz u. Peter Arlt, 2005 Trautes Heim, Hrsg. Galerie für Zeitgenössische Kunst, Verlag der Buchhandlung Walther König 2005 Gesammelte Drucksachen, Hrsg. Kunstverein München, Revolver 2005 Dansk FotografiHistorie, Hrsg. Mette Sandby, Gyldendal 2004 Udsigt. Feministiske strategier i dansk billedkunst, Hrsg. Kvinder på Værtshus, Informations forlag, København 2004 3. berlin biennale für zeitgenössische kunst, Hrsg. Ute Meta Bauer, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2004 Schrumpfende Städte. Band 1: Internationale Untersuchung, Hrsg. Philipp Oswalt, Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2004 Julia Schäfer: Trautes Heim / Cosy Home: Interviews with Pia Lanzinger, Moira Zoitl, Isa Rosenberger, Sofie Thorsen and Dorit Margreiter. In: n.paradoxa: international feminist art journal, Nr. 13 Domestic Politics, Jan 2004 Drucksache Fall 03, Kunstverein München, 2003 Public Plaiv – Art contemporauna illa Plaiv, Hrsg. Christoph Schenker, Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich 2002 Migrants, Hrsg. Ivana Keser, 2002 nu er det nok, så er det sagt!, Rosinante, København 2000 Mare Articum – The Baltic art magazine, issue 2 (7), 2000 Pist Protta, Nr. 38, Space Poetry, København 2000 Magasin Schäfer, Nr. 6 + 7 København 1997 Magasin Schäfer, Nr. 5, København 1996 Art-land, vol. 2 + vol. 3, København 1996 143 Biografie / biography Preise und Stipendien / grants and scholarships 2006 2005 2004 2002 2001 2000 1999 Arbeitsstipendium, Statens Kunstfond, DK Arbeitsstipendium, Statens Kunstfond, DK Österreichisches Staatsstipendium, A Blinky-Palermo-Stipendium, D Anni und Heinrich Sussmann Stiftung, A Ragnvald og Ida Blix Fond, DK Fundation Idella, DK Internet www.sofiethorsen.net www.fdr.at www.sixpackfilm.at www.aroomofonesown.at www.kunstnu.dk www.kunstdk.dk Diese Publikation erscheint in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig anlässlich der Ausstellung Sofie Thorsen, 162 von 172 Häusern stehen an der Hauptstraße … vom 17. 9.–6. 11. 2005 kuratiert von Julia Schäfer. This publication is edited in cooperation with the Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig on the occasion of the exhibition Sofie Thorsen, 162 von 172 Häusern stehen an der Hauptstraße … from Sept. 17 to Nov. 6, 2005, curated by Julia Schäfer. Herausgeber /Editor: Sofie Thorsen und /and Julia Schäfer, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig AutorInnen /Authors: Julia Schäfer, Christian Teckert, Sofie Thorsen Redaktion /Editing: Renata Šikoronja, Julia Schäfer Lektorat /Copy-Editing: Janima Nam, Annett Koch Übersetzungen /Translations: Jean Bernis, Barbara Zorman Grafische Gestaltung /Design: Martha Stutteregger Lithografie /Lithography: Markus Wörgötter Fotos/Photos: Andreas Enrico Grunert (Installationsansichten / Installation views Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 2005), Sofie Thorsen (alle Projekte /all projects) Druck /Print: Remaprint Printed in the EU. ISBN 978-3-86588-348-3 © 2007 die Künstlerin, die AutorInnen / the artist, the authors Alle Rechte vorbehalten /All rights reserved. Abdruck (auch auszugsweise) nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch den Verlag. / No part of this book may be reproduced in any form without written permission by the publisher. Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig Karl-Tauchnitz-Straße 11, D-04107 Leipzig www.gfzk.de, office@gfzk.de tel 0049-(0)341-14081-0, fax 0049-(0)341-14081-11 Revolver Archiv für aktuelle Kunst Fahrgasse 23, D-60311 Frankfurt am Main Tel.: +49 (0)69 44 63 62, Fax: +49 (0)69 94 41 24 51 info@revolver-books.de, www.revolver-books.de This publication was supported by Dank an / Thanks to: Christoph Amann, Rebecca Bergmann, Marianka Dobkowska, Dave Duchin, Martin Fritz, Sønke Gau, Lukasz Gorczyca, Søren Grammel, Julian Hruza, Harald Hund, Martin Janda, Jannie Jensen, Emily Lemon, Michal Kaczynski, Walter Kräutler, Katharina Lampert, Gudrun Ludescher, Stephan Ludescher, Verena Prammer, Borys Pugacz-Muraszkiewicz, Martin Putz, Sascha Reichstein, Katharina Schlieben, Ika Sienkiewicz, Barbara Steiner, Nina Stuhldreher, Susann Wintsch und alle anderen, die an den Projekten beteiligt waren / and all the other people who contributed to the projects.