1/2008

Transcription

1/2008
Ausgabe 1/08
Universitätsklinikum
Halle (Saale)
medialog
ZEITSCHRIFT DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS HALLE (SA ALE)
KINDER- UND JUGENDMEDIZIN
Wenn Spezialisten gefragt sind
RECHTSMEDIZIN
Doktor im Zeugenstand
AUGENHEILKUNDE / HNO
Orbita-Sprechstunde
Ausgabe 1/08
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ed i t or ial
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sie halten die erste Ausgabe der Zeitschrift medialog in den Händen.
Die Fachzeitschrift des Universitätsklinikums Halle (Saale) erscheint
künftig mindestens zwei Mal im Jahr und richtet sich an die niedergelassenen Ärzte in Sachsen-Anhalt.
Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den Klinikern und
den einweisenden Ärzten weiter zu verbessern. Dazu benötigen Sie Informationen und wir als Universitätsklinikum wollen die Inhalte für
Sie als niedergelassene Haus- und Fachärzte informativ darstellen.
Mit der Zeitschrift werden wir Sie künftig über aktuelle Entwicklungen im Universitätsklinikum Halle (Saale) auf dem Laufenden halten.
Sie finden hier sowohl Fachartikel über neue Behandlungsmethoden und über unsere technischen Möglichkeiten als auch allgemeine
Informationen über Personalia und Veranstaltungen. Darüber hinaus
wollen wir Sie über mögliche Kooperationsfelder informieren. Ebenso
sind Einblicke in die Geschichte der Universitätsmedizin in Halle angedacht. Zu jedem Artikel finden Sie die Kontaktdaten zu den jeweiligen Ansprechpartnern, falls Sie zu dem Fachartikel weitere Fragen haben oder Kontakt zur Patientenvorstellung aufnehmen wollen.
Im ersten Heft stellen wir unter anderem die ambulanten Versorgungsstrukturen mit Spezialsprechstunden im Bereich der Kinderund Jugendmedizin vor.
Wir möchten mit medialog zu einer Intensivierung des Dialogs zwischen niedergelassenen Kollegen und dem Universitätsklinikum beitragen. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mit Anregungen und
Hinweisen aus ihrer Praxis dabei unterstützen. Letztlich wollen wir
unsere Leistungen und unseren Service weiter verbessern und wir
möchten medialog zu einer Plattform des kollegialen Austausches entwickeln.
Ich hoffe, dass diese erste Ausgabe von medialog Ihr Interesse weckt
und für Sie viele interessante Informationen zusammengetragen worden sind.
Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Thomas Klöss
Ärztlicher Direktor
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inhal t
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A m b ul a n t e V e r s o r g u n g
Wenn Spezialisten gefragt sind
Prof. Dr. Dieter Körholz, Prof. Dr. Rainer Finke,
Prof. Dr. Ralph Grabitz
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G e r ic h t s m e d iz in
Der Doktor im Zeugenstand
Prof. Dr. Manfred Kleiber, Dr. Dankwart Stiller
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Kin d e r h e il k u n d e
Übersicht über die Sprechstunden in den Kinderkliniken
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St r a hl e n t h e r a p ie
Moderne Therapien bei Hirntumoren
Prof. Dr. Dirk Vordermark
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A u g e n h e il k u n d e / H N O
Interdisziplinäre Orbita-Sprechstunde
Dr. Viktoria Bau, Dr. Kerstin Neumann
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M el d u n g e n
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U n fall c h ir u r g ie
Sportmedizinische Versorgung
Dr. Kay Brehme
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P f l e g e d ie n s t
Versorgung zu Hause sichern
Michael Beau, Annett Stephan
Ausgabe 1/08
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A m b ul a n t e
V e r s o r g u n g
Der stationäre Versorgungsauftrag des Departments für operative und konservative Kinderund Jugendmedizin des Universitätsklinikums
Halle (Saale) umfasst das gesamte Spektrum
der Kinder- und Jugendheilkunde, der Kinderkardiologie sowie der Kinderchirurgie. Darüber hinaus werden in der Poliklinik umfassende
Spezialsprechstunden der jeweiligen Fachgebiete angeboten. Jährlich werden etwa 30.000 Patienten stationär und ambulant behandelt. Die
hohe Qualität in allen Leistungsbereichen ist
dabei Anspruch und Verpflichtung zugleich.
Wenn Spezialisten
gefragt sind
Mehr als zwei Dutzend Spezialsprechstunden werden im Department
für operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin
angeboten. Die drei darin verbundenen universitären Kinderkliniken
verstehen sich dabei als Partner der niedergelassenen Kollegen in der
ambulanten Versorgung.
Prof. Dr. Dieter Körholz, Prof. Dr. Rainer Finke, Prof. Dr. Ralph Grabitz
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A m b ul a n t e
D
em Department für operative und
konservative Kinder- und Jugendmedizin gehören die Universitätskliniken und Polikliniken für Kinder- und
Jugendmedizin, Kinderchirurgie sowie Kinderkardiologie an. Das Ziel ist die interdisziplinäre Versorgung schwer und schwerstkranker Kinder und Jugendlicher. Unser
Department versteht sich als kompetenter
Ansprechpartner in allen Bereichen der Kinder- und Jugendmedizin sowie der Kinderchirurgie für niedergelassene Kinder- und Hausärzte und die kooperierenden Kinderkliniken
unseres Bundeslandes. Im Department werden für die stationäre Versorgung der Kinder
und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr folgende Stationen vorgehalten:
K1: Kinderonkologische Station
K2: Allgemeinpädiatrische Station
K4: Station für autologe und allogene
Stammzelltransplantationen
K5: Neonatologische Station
K6: Neonatologische und Interdisziplinäre
Intensivstation und Einheit für
Schwerbrandverletzte
Kinderkardiologische Station
Kinderchirurgische Station
Insgesamt stehen für die stationäre Versorgung der Patienten 89 Betten zur Verfügung.
Besonders hervorheben möchten wir unseren
ganzheitlichen medizinischen Betreuungsansatz. Aus diesem Grunde steht dem Department ein spezialisierter PsychosomatischPsychosozialer Dienst zur Verfügung.
V e r s o r g u n g
Zusammen mit den Partnern innerhalb des
Universitätsklinikums Halle (Saale)
– beispielsweise Kinderradiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie - ist das Department für operative und konservative
Kinder- und Jugendmedizin der Maximalversorger der Region für die Diagnostik und
Therapie von kranken Kindern und Jugendlichen und damit unverzichtbares Bindeglied
in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen im südlichen Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Regionen.
Die prä- und postoperative Betreuung von
Kindern und Jugendlichen der Kliniken für
Augenheilkunde, Gynäkologie, Hals-NasenOhrenheilkunde, Dermatologie und MundKiefer-Gesichtschirurgie erfolgt auf der Kinderchirurgischen Station.
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V e r s o r g u n g
Über die umfangreiche interdisziplinäre VerVerdacht auf Misshandlung, sexuelle Gewalt
netzung innerhalb des Universitätsklinikums
oder Vernachlässigung anbietet,
hinaus sind besondere Schwerpunkte:
• Zentrum für Herzschrittmacherversorgung
• das Schwerbrandverletzten-Zentrum für
im Kindes- und Jugendalter,
Kinder und Jugendliche, in dem überregio• Zentrum für arterielle Hochdruckerkrannal schwer brandverletzte Kinder und Jukungen im Kindes- und Jugendalter,
gendliche intensivmedizinisch und chirur• Kompetenzzentrum für angeborene Herzgisch behandelt werden,
fehler im Erwachsenenalter: Hier werden
• das Perinatalzentrum, in dem Schwangere
Patienten gemeinsam mit den Universimit besonderen Risikofaktoren prä- und petätskliniken für Kardiologie und Herz-Thorinatal betreut und eine hohe Zahl extrem
rax-Chirurgie versorgt.
unreif Frühgeborener behandelt werden,
• die Internationalen Referenzzentren für
Bedeutung des Departments
Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin Lymphom)
für die Region
und Hirntumore (Glioblastome). Diese Referenzzentren steuern die Behandlung krebsDie Größe unserer Einrichtung verpflichtet
kranker Kinder mit den entsprechenden Tu- uns nicht nur Ansprechpartner der umliegenmorerkrankungen in ganz Deutschland und
den Kinderkliniken und Kinder- und Hausärzeinigen europäischen Ländern,
te zu sein, sondern auch aktiv mitzuwirken,
• das Rheumazentrum, das zu den 15 größten den Fortbestand der Kinder- und JugendmeRheumazentren für Kinder und Jugendliche dizin in Sachsen-Anhalt trotz Ärztemangel
in Deutschland zählt,
zu sichern. Neben den in den Subdisziplinen
• das zertifizierte Zentrum für Mukoviszidose, angebotenen Hospitationen (z.B. Echokardi• das Diabeteszentrum, das sich gemeinsam
ographie, Bronchoskopie, Endoskopie u.ä.)
mit Ernährungsberatern, Psychologen, spewurden in der Kinderklinik zwei reguläre Vollzialisierten Krankenschwestern und Ärzten
zeitstellen eingerichtet. Auf diesen beiden
um die Patienten kümmert. Zudem besteht
Stellen können Ärzte in Weiterbildung zum
am Zentrum ein Register für seltene DiabeKinder- und Jugendmediziner, die an anderen
tesformen, in das Kliniken aus dem gesamKinderkliniken des Landes tätig sind, zusätzliten Bundesgebiet ihre Patienten melden,
che Fähigkeiten, insbesondere im Bereich der
• die Sozialmedizinische Ambulanz, welche
Intensivmedizin erwerben. Auf diese Art und
überregional eine interdisziplinäre Diagnos- Weise leisten wir einen erheblichen Beitrag zu
tik, Krisenintervention und Beratung bei
Sicherstellung der kinderärztlichen Versor-
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gung in unseren kooperierenden Kinderkliniken. Bislang wurden in den vergangenen drei
Jahren auf diesem Wege Ärzte aus den Kliniken in Wernigerode, Dessau, Bitterfeld und
Merseburg weitergebildet. Für die Zukunft ist
eine weitere Ausweitung dieses Programms
geplant. Um die flächendeckende Versorgung
in der Neugeborenenheilkunde (Neonatologie) zu sichern, werden wir in Zukunft eine
weitere Ausbildungsstelle schaffen, mit der
Fachärzte für Kinderheilkunde die Schwerpunktbezeichnung Neonatologie erwerben
können.
Organisation der ambulanten
Versorgung
Besonderes Gewicht wird im Department für
operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin darauf gelegt, möglichst alle
Disziplinen der Pädiatrie und Kinderchirurgie mit einem spezialisierten Facharzt zu besetzen. Dieses Vorhaben wird auch aktiv vom
Vorstand des Universitätsklinikums unterstützt, in dem die Subdisziplinen grundsätzlich als Oberarztstellen ausgewiesen sind. So
gibt es derzeit für alle Subspezialisierungen
der Pädiatrie (mit Ausnahme der Nephrologie) einen Oberarzt, der über entsprechende Kenntnisse in diesem Fachgebiet verfügt
und damit höchst kompetent für die spezialisierte Betreuung dieser Patienten zur Verfügung steht.
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K O N TA K T
Universitätsklinik und Poliklinik
für Kinder- und Jugendmedizin
Professor Dr. Dieter Körholz
Ernst-Grube-Str. 40
06120 Halle (Saale)
Tel.: (0345) 557-2388
Fax: (0345) 557-2389
E-Mail: dieter.koerholz@medizin.uni-halle.de
Web: www.medizin.uni-halle.de/kkh
K O N TA K T
Grundvoraussetzung für eine optimale und
— die interdisziplinäre Sprechstunde (Hämospezialisierte medizinische Versorgung kranstaseologie, Neuropädiatrie, Kardiologie)
ker Kinder und Jugendlicher ist aber nicht nur
für Kinder und Jugendliche mit Schlagandie Kooperation mit den regionalen Kinderfällen und Thrombosen
kliniken in der stationären Versorgung, son— interdisziplinäre Sprechstunde für Adidern insbesondere auch die Kooperation in der
positas (Endokrinologie, Psychosomatik,
ambulanten Versorgung mit den Kinder- und
Kardiologie)
Hausärzten besonders dort, wo es um spezielle • Die verbesserte Integration psychosomamedizinische Fragestellungen geht. Die ambutischer sowie psychosozialer Aspekte in
lante Versorgung der kranken Kinder und Judie medizinische Versorgung kranker Kingendlichen findet organisatorisch im Rahmen
der und Jugendlicher durch ein Team, beder Hochschulambulanz und im Rahmen von
stehend aus einem Facharzt für Kinder- und
ermächtigten Sprechstunden nach ÜberweiJugendpsychiatrie und -psychotherapie und
sung durch einen Kinder- oder Hausarzt statt.
Psychologen, in das ambulante Behandlungskonzept des Departments für operatiErgänzt wird dieses Profil seit Juli 2007 durch
ve und konservative Kinder- und Jugendmedas Facharztzentrum Pädiatrie und Humandizin. Beispiele für derart fachübergreifende
genetik. Hier werden in einem Medizinischen
Sprechstunden mit einem ganzheitlichen
Versorgungszentrum in den Räumen des Unimedizinischen Behandlungsansatz sind:
versitätsklinikums Patienten mit besonderen
— interdisziplinäre Sprechstunde für Patienkinderkardiologischen, endokrinologischen,
ten mit funktionellen Bauchschmerzen
neuropädiatrischen und pulmologischen sowie — interdisziplinäre Sprechstunde für Patienhumangenetischen Fragestellungen betreut.
ten mit funktionellen Herz- und Thoraxbeschwerden.
Für die nahe Zukunft haben wir uns hinsicht- — interdisziplinäre Sprechstunde für Patienlich des Ausbaus der ambulanten Versorgung
ten mit Kopfschmerzen
zwei Ziele gesteckt:
— die Schrei-Schlaf-Fütter-Sprechstunde für
• Den weiteren Ausbau interdisziplinärer
Eltern mit Babys und Kleinkindern von
Sprechstunden. Beispiele hierfür sind:
0 – 3 Jahren
— die gemeinsame Sprechstunde der Klini— interdisziplinäre Sprechstunde für Kinder
ken für Kinderchirurgie und Kinder- und
mit Neurodermitis und allergischen ErJugendmedizin für Patienten mit Nierenkrankungen.
und Harnwegserkrankungen
Universitätsklinik und Poliklinik
für Kinderchirurgie
Professor Dr. Rainer Finke
Ernst-Grube-Str. 40
06120 Halle (Saale)
Tel.: (0345) 557-2240
Fax: (0345) 557-2779
E-Mail: rainer.finke@medizin.uni-halle.de
Web: www1.medizin.uni-halle.de/kkc/
K O N TA K T
Universitätsklinik und Poliklinik
für Pädiatrische Kardiologie
Professor Dr. Ralph Grabitz
Ernst-Grube-Str. 40
06120 Halle (Saale)
Tel.: (0345) 557-2611
Fax: (0345) 557-2633
E-Mail: ralph.grabitz@medizin.uni-halle.de
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G e r ic h t s m e d iz in
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G e r ic h t s m e d iz in
Der Doktor im
Zeugenstand
Ein Arzt steht vor den
Schranken des Gerichts.
Nicht als Angeklagter,
sondern als Zeuge oder als
Sachverständiger. Im deutschen
Rechtssystem werden hier hohe
Ansprüche gestellt. Die eigene
gute Befunddokumentation
kann weiterhelfen.
Professor Dr. Manfred Kleiber
Dr. Dankwart Stiller
Z
ur rechtlichen Bewertung von
Körperverletzungsdelikten sind
Polizei und Juristen (Staatsanwälte, Richter und Schöffen) zwingend auf den
Sachverstand von uns Ärzten angewiesen.
Probleme bereiten aber nicht nur die unterschiedliche Terminologie und die unterschiedlichen Definitionen von Medizinern und Juristen (z. B. gefährliche/schwere/einfache
Körperverletzung), sondern auch die ärztlicherseits mitunter übertrieben erscheinenden
Anforderungen bei der Beschreibung von Bagatellbefunden.
Bereits im Mittelalter spielte die Dokumentation von Verletzungen als Aufgabe der Feldscher und Wundchirurgen eine große Rolle
(Titelbild). Später wurde sie von den Amtsärzten übernommen. Heute werden Opfer von
Rohheitsdelikten im Regelfall an die Hausärzte oder behandelnden Ärzte zur Einholung
so genannter „Prügelatteste“ verwiesen. In
den vergangenen Jahren – einer bundesweiten Entwicklung folgend – erfreut sich unsere
Rechtsmedizinische Ambulanz im Universitätsinstitut einer zunehmenden Inanspuchnahme. Hier besteht das niederschwellige
Angebot für Jedermann – ohne primäre Anzeigeerstattung – zu einer ärztlichen Untersuchung und beweissicheren Befunddokumentation, wie sie in der Arztpraxis kaum möglich
ist. Untersuchung, Dokumentation und Archivierung sind für den Betroffenen selbst kostenfrei. Er behält die volle Verfügungsgewalt
über das Material im Sinne des Datenschutzes
und der ärztlichen Schweigepflicht bis zum
Zeitpunkt seiner endgültigen Entscheidung
(Anzeige oder Vernichtung der Daten). Dies
gilt natürlich nicht bei primär von der Staats-
anwaltschaft angeordneten körperlichen Untersuchungen. Nur in Ausnahmefällen (Kinder, hilflose Personen) würden wir von uns
aus Anzeige erstatten. Speziell bei Verdachtsfällen von Kindesmisshandlung geschieht
dies stets in Abstimmung mit der Sozialmedizinischen Ambulanz der Universitätskinderklinik, dem Hausarzt oder dem Kinderarzt.
Es kommt häufig vor, dass der rechtsmedizinische Sachverständige Befundberichte oder
Gutachten anderer Kollegen (aus der Klinik
oder Niederlassung) erläutern oder verwerten soll. Mitunter ist dabei zu beobachten,
dass ärztliche Atteste eine unzureichende
Befunddokumentation zum Inhalt haben
(Abbildung 1). Die Rekonstruktion von Tatabläufen und Verletzungen des Opfers (Abbildung 2) – die wesentliche Voraussetzung
einer juristischen Abwägung gegenüber möglichen Schutzbehauptungen des Täters – ist
infolge unpräziser Angaben nur sehr schwer
oder gar nicht möglich. Wenn dann der ärztliche Kollege von der Sprechstunde weg auch
noch als Zeuge vor Gericht erscheinen muss,
kann es sein, dass er sich bei den Fragen des
Gerichts regelrecht vorgeführt vorkommt.
Die oft mehrmonatige Zeitspanne zwischen
Patientenuntersuchung und Gerichtstermin,
das Untergehen dieses Falles im eigentlichen
„Alltagsgeschäft“, der Behandlung von Kranken, und die Ungeübtheit im Umgang mit
den Gegebenheiten der Rechtsprechung erschweren es dem ärztlichen Praktiker, den Erwartungen der Justiz und seiner ärztlichen
Verpflichtung dem Patienten gegenüber nachzukommen. Eine einmal versäumte Befunddokumentation lässt sich nicht mehr nachholen.
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G e r ic h t s m e d iz in
Praxis Dr. XXX
Halle, d.
Ärztliches Attest zur Vorlage bei ...
Am 16.03.d.J. gegen 09.00 Uhr kam Herr
M. in meine Behandlung und gab an letzte
Nacht mit Fäusten geschlagen worden zu
sein.
Abbildung 1
Klinische Rechtsmedizin
Unter der neuen Bezeichnung „Klinische
Rechtsmedizin“ werden historisch gewachsene Schwerpunkte rechtsmedizinischer Tätigkeit zusammengefasst, so unter anderem die
Befunddokumentation und Begutachtung von
Gewaltopfern. So ist das Hallenser Institut
für Rechtsmedizin fester Bestandteil der aktuellen Netzwerkstrukturen (u. a. im „Netzwerk gegen häusliche Gewalt“ und „Netzwerk
Kinderschutz“). Es hat insbesondere eine Knotenfunktion bei der Verknüpfung der medizinischen und der juristischen Seiten des Netzes.
Erst eine beweissichere Befunddokumentation
ermöglicht die juristische Beurteilung, insbesondere im Sinne der von den Folgen der Gewalt Betroffenen. Wichtig sind hierbei eben
nicht nur die klinisch im Mittelpunkt stehenden vital bedrohlichen, sondern auch die bei
der Behandlung scheinbar unwichtigen Verletzungen (z. B. kleine Schnitte an den Fingern
oder Unterblutungen an den Unterarmen).
Eine rechtsmedizinische Konsiliaruntersuchung kann bei der Beurteilung von Verletzungen (Fremd-/Selbstbeibringung; Sturz/
Schlag) von entscheidender Hilfe sein. Wegen
fundierter Kenntnisse der Traumatologie, der
Wundmorphologie und eigener forensischer
Erfahrung kann der Rechtsmediziner auch
den Kollegen in der Praxis behilflich sein (z. B.
bei der Entscheidung ob Meldung an das Jugendamt, den ASD, Anzeige bei der Polizei).
A N S P R E C H PA R T N E R :
Institut für Rechtsmedizin:
Franzosenweg 1
Während der Regelarbeitszeit:
Tel.: (0345) 557 -1885 (Pforte)
-1768 Sekretariat
-4553 Fax
24-Stunden Bereitschaft:
(0345) 5570 Vermittlung Diensthabender
Rechtsmediziner oder Toxikologe
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Abbildung 2
Voraussetzung einer forensischen Anforderungen genügenden Befunddokumentation
ist, dass die Arztberichte für Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht, Anwälte und auch für den
Betroffenen selbst lesbar sind und verstanden
werden. Nicht nur Juristen haben Schwierigkeiten mit der sprichwörtlichen „Doktorschrift“ und mit dem Verständnis medizinischer Fachbegriffe (sowohl Latein als auch
Englisch). Oft genug erschließt sich selbst
dem ärztlichen Sachverständigen Sinn und Inhalt einer Befund- oder Verlaufsdokumentation nicht, weil das Dokument von einem teilweise inflationären Gebrauch hausinterner
Abkürzungen nur so strotzt.
In einem Befundbericht (Abbildung 3, beispielhaft für den gleichen Patienten) sollte neben dem Praxisstempel des Untersuchers der
Zweck und/oder der Adressat eindeutig ersichtlich sein. Dies dient vor allem auch dem
Selbstschutz des ärztlichen Kollegen, der sich
keine Vorstellung vom Missbrauchspotential solcher, mitunter als Gefälligkeit erbetener,
Kurz-„Atteste“, macht.
Von gleicher Bedeutung sind die Protokollierung von Datum, Uhrzeit und Ort der Untersuchung. Enthalten sein müssen natürlich
auch die möglichst kompletten Angaben zur
Person des Betroffenen. Wichtig ist, falls Aussagen zur Verletzungsentstehung gemacht
werden, diese als anamnestische (u. U. fremdanamnestische) Angaben zu kennzeichnen
und nicht einfach zu übernehmen und damit den Anschein eigener Feststellung zu erwecken.
Die eigentliche Beschreibung der Verletzung
muss, um den Anforderungen einer möglichen Rekonstruktion zu genügen, zunächst
die Lokalisation, am besten mit Bezugspunkt
am Körper des Betroffenen oder einfach oberhalb der Fußsohlenebene beinhalten (hilfreich ist hier mitunter die Anfertigung einer
Skizze).
Befund: Massive Schwellung der Wangenund Oberlippenhaut links mit kräftiger blauschwarzer Unterblutung. Unterblutung der
Oberlippe links. Scharfrandige Berstungen
der Lippen und Wangenschleimhaut
korrespondierend zu den Zähnen 22 bis 25.
Streifige 4:1,5cm messende Schürfung über
dem linken Jochbein.
Dr. XXX
Abbildung 3
Es sind dann Art und Gestalt der
Verletzung(en) zu beschreiben, wobei beispielsweise unterschieden werden sollte nach
Schwellung, Unterblutung, Schürfung (flächig oder oberflächliche Einzelkratzer) oder
Hautdurchtrennung. Dabei sollte jede einzelne Verletzung hinsichtlich Form und Größe
beschrieben werden. Hämatome erfordern es,
deren Intensität, Farbe und eventuelle Farbunterschiede zu protokollieren.
Bei perforierenden Verletzungen sollten neben der Beschreibung der Wundränder (glattrandig, unregelmäßig, Schürfsaum usw.)
wenn möglich Wundkanäle (mit Richtung
und Tiefe) sowie Verletzungen innerer Organe in der Beschreibung enthalten sein.
Auf durchgeführte Zusatzuntersuchungen
bzw. Dokumentationen (Fotos, Sonographie, Röntgen, CT) muss im Attest neben
dem eigentlichen Befundbericht hingewiesen werden. Verweise auf weitere fachärztliche Konsultationen oder Behandlungen sowie Hinweise auf die voraussichtliche Dauer
eines stationären Aufenthaltes oder einer Arbeitsunfähigkeit können hilfreich sein.
Grundsätzlich gilt, dass Äußerungen zur
Kausalität in diesem Stadium des Verfahrens und durch den als Zeugen - nicht als
Sachverständigen (!) - geladenen Arzt nur
sehr zurückhaltend erfolgen sollten. Erst
in Kenntnis der Ermittlungsergebnisse, der
Zeugenaussagen und der unter Umständen mehrfach revidierten eigenen Angaben
des Betroffenen ist, ausgehend vom dokumentierten Befund, eine zusammenfassende
Würdigung möglich.
Kin d e r h e i l k u n d e
Übersicht
über die Sprechstunden
in den Kinderkliniken
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Sprechstunden in d
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Hämatologie und Onkologie; Tagesklinik
UNIVERSITÄTSKLINIK UND POLIKLINIK FÜR
KINDER- UND JUGENDMEDIZIN
Diabetes und angeborenene Stoffwechselerkrankungen
Dr. med. Kerstin Placzek
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Schwerpunktbezeichnung: Endokrinologie und Diabetologie
(DDG)
( (0345) 557-2053
E-Mail: kerstin.placzek@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: oGTT
Endokrinologie (Schwerpunkt Adipositas)
Dr. med. Dorothea Kreuter
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2053
E-Mail: dorothea.kreuter@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Sonographie, oraler
Glukosetoleranztest, 24-Blutdruckmessung (gemeinsam mit der
Klinik für Päd. Kardiologie)
Frühgeborenennachsorge
Oberärztin Dr. med. Ulla Lieser
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Schwerpunktbezeichnung: Neonatologie
Zusatzbezeichnung: Pädiatrische Intensivmedizin
( (0345) 557-2484
E-Mail: ulla.lieser@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: EEG und Sonographie
Gastroenterologie und seltene Diabetesformen
Oberarzt Dr. med. Frank Schmidt
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Zusatzbezeichnung: Pädiatrische Gastroenterologie und
Diabetologie
( (0345) 557-2053
E-Mail: frank.schmidt@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Laktose-, Fruktose-, Glukose-,
Laktulose- und Sorbitol-H2-Atemtest, C13-Atemtest, oGTT
Gerinnungsstörungen und Hämophilie
Priv. Doz. Dr. med. Christine Mauz-Körholz (Oberärztin)
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2746/2053
E-Mail: christine.mauz-koerholz@medizin.uni-halle.de
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Oberärztin Dr. med. Tamara Reiß
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2911
E-Mail: tamara.reiss@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Knochenmarkbeurteilung,
Blutbilddifferenzierung
Mukoviszidose
Oberarzt Dr. med. Nick Merkel
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,
Schwerpunktbezeichnung: Neonatologie
( (0345) 557-2032/7039
E-Mail: nick.merkel@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Pilocarpin-Iontophorese
(Schweißtest), Spirometrie, Bodyplethysmographie, NO-Messung,
Spiroergometrie, Bronchoskopie, Genetische Untersuchung des
CFTR-Gens und genetische Beratung in Zusammenarbeit mit dem
MVZ (Humangenetik, OÄ Dr. Wand)
Neuropädiatrie
Oberarzt Dr. med. Sören Heß
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2053
E-Mail: soeren.hess@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: EEG, Schlaf-EEG, Langzeit-EEG
Neuropädiatrie: Neuromuskuläre Erkrankungen,
Rheumatologie
Oberärztin Dr. med. Regina Hühn
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2053
E-Mail: regina.huehn@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: EEG, EMG, NLG
Pulmologie und Allergologie
Oberärztin Priv. Doz. Dr. med. Christiane Lex
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin,
Zusatzbezeichnung: Allergologin
( (0345) 557-2053
E-Mail: christiane.lex@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Lungenfunktion, NO-Messung,
Prick-Test
den Kinderkliniken
Rheumatologie, Infektiologie und Immunologie
Oberarzt Dr. med. Thomas Müller
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-2397
E-Mail: thomas.mueller2@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Immunologische Tests und
Funktionsuntersuchungen, Phago-Burst-Test, EEG, Diagnostische
und therapeutische Gelenkpunktionen; Gelenksonografie,
Niederfeld-MRT-Untersuchungen der peripheren Gelenke, MRTUntersuchungen der Gelenke, Kapillarmikroskopie
UNIVERSITÄTSKLINIK UND POLIKLINIK FÜR
KINDERCHIRURGIE
Allgemeine kinderchirurgische Sprechstunde
2
Oberarzt Dr. Gunter Klohs
Facharzt Kinderchirurgie
( (0345) 557-5791
E-Mail: gunter.klohs@medizin.uni-halle.de
Nierendispensaire
Pädiatrische Psychologie
Dipl.-Psych. Tobias Johannes Feiereis
( (0345) 557-2030
E-Mail: tobias.feiereis@medizin.uni-halle.de
Ambulante Diagnostik: testpsychologische Diagnostik
(Entwicklungs- u. Intelligenzdiagnostik, neuropsychologische
Diagnostik, medizin-psychologische Diagnostik)
Psychosomatisch-Psychosoziale Sprechstunde und
Schrei-Schlaf-Fütter-Sprechstunde
Daniel Clauß
Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
( (0345) 557-5870
E-Mail: daniel.clauss@medizin.uni-halle.de
Ambulante Diagnostik: Psychosomatische Diagnostik,
Videointeraktionsanalyse
Sozialmedizinische Ambulanz
( (0345) 557-5870
E-Mail: sma@medizin.uni-halle.de
24-Stunden-Beratung: (0345) 557-2494
Ansprechpartner: Daniel Clauß
Ambulante Diagnostik: alle notwendigen medizinischen
und psychologischen Untersuchungen zur Abklärung einer
Misshandlung, Vernachlässigung oder sexueller Gewalt
Dr. Elke Böhme
Fachärztin für Kinderchirurgie
( (0345) 557-2075
Aufgabenbeschreibung: angeborene Fehlbildungen des Harn- und
-Genitalsystems
D-Arztsprechstunde/Kindertraumatologie
Prof. Dr. med. habil. Rainer Finke
Facharzt Kinderchirurgie, D-Arzt
Tel.: (0345) 557-2240
E-Mail: rainer.finke@medizin.uni-halle.de
Oberarzt Dr. Gunter Klohs
stellvertretender D-Arzt
( (0345) 557-5791
E-Mail: gunter.klohs@medizin.uni-halle.de
Aufgabenbeschreibung: Schul- und Kindergartenunfälle,
Knochenbrüche im Kindesalter, Fehlbildungen (Syndaktylie,
Polydaktylie) und Knochenanomalien (Knochenzyste,
Exostosen usw.)
Manuelle Medizin /Chirotherapie im Kindesalter
Dr. Lukas Hinz
Facharzt für Kinderchirurgie
( (0345) 557-2075
E-Mail: lukas.hinz@medizin.uni-halle.de
Aufgabenbeschreibung: Behandlung von Kindern mit
funktionellen Störungen des Bewegungssystems, insbesondere
auch im Kleinkind und- Säuglingsalter (z.B. KISS)
Ausgabe 1/08
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UNIVERSITÄTSKLINIK UND POLIKLINIK FÜR
PÄDIATRISCHE KARDIOLOGIE
Allgemeine Kinderkardiologische Sprechstunde
3
Oberarzt Dr. Jörg Heuser
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Schwerpunktbezeichnung: Neonatologie und Kinderkardiologie
( (0345) 557-2610
E-Mail: joerg.heuser@medizin.uni-halle.de
Oberarzt Dr. Hassan Issa
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,
Schwerpunktbezeichnung: Kinderkardiologie
( (0345) 557-5768
E-Mail: hassan.issa@medizin.uni-halle.de
Ulrike Hartelt
Kinderärztin
( (0345) 557-2763
E-Mail: ulrike.hartelt@medizin.uni-halle.de
Sprechstunden: Mo/Di/Mi/Do/Fr 9 – 13 Uhr
Aufgabenbeschreibung: Diagnostik und Behandlung
von typischen kinderkardiologischen Symptomen und
Erkrankungen (u. a. Herzgeräusch, Leitungsschwäche, unklare
Rhythmusstörungen, Synkopen) bis zu speziellen Erkrankungen
(z. B. Kardiomyopathien), Vor- und Nachbetreuung herzoperierter
Patienten
Sprechstunde Patienten im Kindes- und Jugendalter
mit Herzschrittmacher
Oberarzt Dr. Hassan Issa
( (0345) 557-5768
E-Mail: hassan.issa@medizin.uni-halle.de
Sprechstunde: Mittwoch 11 – 15 Uhr und nach Vereinbarung
Aufgabenbeschreibung: Indikationsstellung zur
Schrittmacherversorgung, Schrittmacherprüfung im Verlauf
einschließlich Schrittmacherimplantation, Prüfung von
Drei-Kammern-Schrittmachern und ICD-Schrittmachern
Sprechstunde für Angeborene Herzfehler im
Jugend- und Erwachsenenalter
Oberarzt Dr. Joachim Syska
( (0345) 557-2051
E-Mail: joachim.syska@medizin.uni-halle.de
Sprechstunde: Donnerstag 8 – 15 Uhr und nach Vereinbarung
Aufgabenbeschreibung: Versorgung von Jugendlichen und
Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern einschließlich
Berufsberatung und Beratung von Aspekten der Familienplanung.
| 14
Sprechstunde für vorgeburtliche Kardiovaskuläre
Erkrankungen (fetale Echokardiographie)
Univ.-Prof. Dr. med. Ralph Grabitz
( (0345) 557-2611
E-Mail: ralph.grabitz@medizin.uni-halle.de
Sprechstunde: Mittwoch 13 – 15 Uhr und nach Vereinbarung
Aufgabenbeschreibung: Einschätzung und Diagnose
vorgeburtlicher, kardiovaskulärer Fehlbildungen einschließlich
fetaler Rhythmusstörungen.
FACHARZTZENTRUM
PÄDIATRIE HUMANGENETIK
[MVZ UNIVERSITÄTSKLINIKUM
HALLE (SAALE) gGMBH]
4
Endokrinologie
Dr. med. Andrea Csecke-Friedrich
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
( (0345) 557-7171
E-Mail: andrea.csecke@medizin.uni-halle.de
Ambulante Funktionsdiagnostik: Endokrinologische
Funktionstests z. B. OGT-Test, ACTH-Test, Arginin-Infusionstest,
LHRH-Test
Humangenetik
Dipl.med. Dorothea Wand
Fachärztin für Humangenetik
( (0345) 557-7168
E-Mail: dorothea.wand@medizin.uni-halle.de
Aufgabenschwerpunkt: Humangenetische Beratung und
Diagnostik
Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler
Oberarzt Dr. Jörg Heuser
E-Mail: joerg.heuser@medizin.uni-halle.de
Oberarzt Dr. Hassan Issa
E-Mail: hassan.issa@medizin.uni-halle.de
Univ.-Prof. Dr. med. Ralph Grabitz
E-Mail: ralph.grabitz@medizin.uni-halle.de
( (0345) 557-7171
Ambulante Funktionsdiagnostik: Echokardiographie, StressEchokardiographie, EKG, LZ-EKG, Belastungs-EKG, Ergometrie,
Spirometrie, Schrittmacherabfragen, Langzeit-Blutdruckmessung,
Synkopen-Diagnostik
S t ra hl e n t h e ra p ie
Mit der stereotaktischen
Strahlentherapie kann ein
modernes und schonendes
Verfahren zur Therapie maligner
und benigner Hirntumore
angeboten werden.
Moderne Therapie
bei Hirntumoren
Stereotaktische Strahlentherapie:
eine Übersicht
• Bestrahlungsplanungs-CT in hoher Auflösung, in der Regel ergänzt durch ein Planungs-MRT (Bildfusion)
ie stereotaktische Strahlentherapie • Einstrahlung aus einer großen Anzahl von
ist ein nicht-invasives Verfahren
Richtungen, somit starker Dosisabfall vom
der HochpräzisionsstrahlentheraZielvolumen zum angrenzenden gesunden
pie, bei dem mit einer oder mehreren SitzunHirngebewebe
gen am speziell ausgerüsteten Linearbeschleu- • Überprüfung des Zielpunktes im Patienten
niger gutartige und bösartige Tumore – bisher
unmittelbar vor der (ersten) Bestrahlung
überwiegend im Bereich des ZNS – behandelt • Einsatz hoher Einzeldosen und somit weniwerden können. Qualitätsmerkmale dieser
ger Sitzungen (auch Einzeitbestrahlung)
Methode sind vor allem:
Konzeptionell wird die stereotaktische Ein• rigide Fixation des Kopfes am
zeitbestrahlung („radiosurgery“, RadiochirurBestrahlungstisch
gie) von der „fraktionierten“ stereotaktischen
• Definition aller Volumina und Zielpunkte im Strahlentherapie abgegrenzt, die entweder in
stereotaktischen Raum, der durch einen mit normal großen Einzeldosen („normofraktider Kopfhalterung verbundenen Plexiglasoniert“) oder in wenigen hohen Einzeldosen
Rahmen vorgegeben wird
(„hypofraktioniert“) appliziert wird.
D
Prof. Dr. Dirk Vordermark
(Abbildungen: C. Richter, M. Janich)
Ausgabe 1/08
15 |
S t ra hl e n t h e ra p ie
Abb. 1:
Abb. 2: Fallbeispiel Glioblastom-Rezidiv
Abb. 3:
sche Strahlentherapie ausgerüsteten Line-
Bei der Patiententin wurde nach Resektion ei-
mit hypofraktionierter stereotaktischer Re-
arbeschleuniger („X-Knife“) erfolgt die Ein-
nes rechts frontalen Glioblastoms bei einem Re-
Bestrahlung eines malignen Glioms in Ab-
stellung auf den Zielpunkt. Dr. R. Gerlach,
zidiv am dorsalen Rand der Resektionshöhle
hängigkeit von der im Rezidiv applizierten
leitender Physiker, Prof. Dr. D. Vordermark
eine hypofraktionierte stereotaktische Re-Be-
Gesamtdosis, vorteilhaft ist eine Gesamtdo-
und Oberärztin Dr. C. Richter (v. l. n. r.)
strahlung mit 6 x 5 Gy (tumorumschließend)
sis von 30 Gy (6 x 5 Gy; aus: Vordermark et
überprüfen die Einstellung am Patienten.
durchgeführt (links: Planungs-MRT, rechts:
al., BMC CANCER 2005).
Am speziell für die stereotakti-
Gesamtüberleben von Patienten
Planungs-CT, jeweils mit Dosisverteilung).
Der erste Schritt:
die interdisziplinäre Beratung
Die Indikation zur einer stereotaktischen
Strahlentherapie wird in enger interdisziplinärer Absprache mit den Kolleginnen und
Kollegen der an der Therapie von Hirntumoren beteiligten Fachdisziplinen, also insbesondere der Neurochirurgie, Neurologie,
Onkologie, Neuroradiologie und Neuropathologie, gestellt. Vor jeglicher Therapie steht
ein ausführliches ambulantes Beratungsgespräch über Sinn, Ablauf und mögliche Nebenwirkungen der stereotaktischen Strahlentherapie. Primäre Ansprechpartner für die
stereotaktische Strahlentherapie sind in der
Universitätsklinik für Strahlentherapie Oberärztin Dr. Christine Richter, Dr. Frank-Peter
Sieker sowie Prof. Dr. Dirk Vordermark.
Von der Bestrahlungsplanung zur
Therapie
Entscheidet sich der Patient für eine stereotaktische Strahlentherapie, werden die Bestrahlungsplanung sowie der eigentliche Behandlungsbeginn terminiert. In der Regel
erfolgen Anpassung der stereotaktischen
Maskenfixation, Bestrahlungsplanung-CT
und -MRT unter ambulanten oder teilstationären Bedingungen. Bei Patienten in reduziertem Allgemeinzustand kann eine
stationäre Aufnahme bereits zur Bestrahlungsplanung erforderlich sein. Die physikalische Bestrahlungsplanung mit Ermittlung
der für den individuellen Patienten optimalen Dosisverteilung erfordert nur
wenige Tage.
| 16
Einzeitbestrahlungen („Radiochirurgie“) werden im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes zur Überwachung der Patienten
durchgeführt. Aus wenigen höher dosierten
Bestrahlungssitzungen bestehende Behandlungsserien („hypofraktionierte stereotaktische Strahlentherapie“, z. B. fünf Sitzungen
in einer Woche) werden üblicherweise stationär verabreicht. Fraktionierte Behandlungen
mit normaler Einzeldosis, die sich meist über
etwa sechs Wochen erstrecken, können bei
gutem Allgemeinzustand der Patienten in der
Regel ambulant absolviert werden.
Eine einzelne Sitzung der stereotaktischen
Strahlentherapie dauert 20 bis 30 Minuten.
Der Mikro-Multileaf-Kollimator, ein auf den
Strahlerkopf aufgesetztes System zur individuellen Begrenzung der Bestrahlungsfelder,
fährt für jeden Winkel computergesteuert die
gewünschte Position der drei Milimeter breiten Bleilamellen an, so dass aus der jeweiligen
Projektion eine maximale Schonung gesunder
Hirnareale und anderer Normalgewebe erfolgen kann. Die therapeutische Strahlung wird
jeweils nur für einige Sekunden aktiviert und
vom Patienten nicht bemerkt.
Indikation: Hirnmetastasen
maligner Tumore
Hirnmetastasen maligner Tumore sind in der
Regel nicht heilbar und häufig mit einer kurzen Überlebenszeit verbunden. Eine Standardbehandlung stellt die Ganzhirnbestrahlung, z. B. mit 10 x 3 Gy über zwei Wochen
dar. In randomisierten Studien konnte gezeigt werden, dass auch die stereotaktische
Einzeitbestrahlung, ähnlich wie die operative
Entfernung, bei Patienten mit solitärer Hirnmetastase in Ergänzung zur Ganzhirnbestrahlung einen signifikanten Überlebensvorteil ermöglicht.
Das einzeitige Vorgehen mit Dosierung von ca.
1x18 bis 1x20 Gy (bezogen auf den Rand der
Metastase) wird bei kleineren Metastasen, bis
etwa zwei Zentimeter Durchmesser, bevorzugt (Abb. 1). Hiermit werden bei allen Entitäten hohe lokale Kontrollraten von 70 bis 90
Prozent erreicht. In der Fachliteratur wird diskutiert, ob die lokale Einzeitbestrahlung auch
ohne die zusätzliche Ganzhirnbestrahlung
durchgeführt werden kann bzw. ob letztere für den Fall eines intrakraniellen Rezidives
zurückgestellt werden kann. Nach aktueller
Datenlage hat die Kombination einer Einzeitbestrahlung mit der sofortigen („Up-front“)
Ganzhirnbestrahlung keinen Vorteil bezüglich
des Gesamtüberlebens, jedoch im Hinblick
auf die Freiheit von weiteren Hirnmetastasen.
Der primäre Verzicht auf eine Ganzhirnbestrahlung erfordert eine engmaschige bildgebende Kontrolle, möglichst mittels MRT.
Auch bei Metastasen mit einem Durchmesser von mehr als drei Zentimeter können mit
modernen Konzepten der hypofraktionierten
Strahlentherapie (z. B. 5 x 6 Gy in einer Woche) lokale Kontrollraten erreicht werden, die
mit denen der Einzeitbestrahlung kleinerer
Metastasen vergleichbar sind.
Die stereotaktische einzeitige oder mehrzeitige Bestrahlung wird unter kurzzeitiger Kortikoid-Abdeckung durchgeführt und in den
S t ra hl e n t h e ra p ie
In einer großen Fallserie der Heidelberger
Strahlenklinik wurde bei Schädelbasismeningeomen vom WHO-Grad I (primäre Therapie,
inkomplette Resektion oder Rezidive) eine lokale Kontrolle von 96 Prozent nach zehn Jahren erreicht (Debus et al., J Clin Oncol 2001).
Abb. 4: Fallbeispiel Schädelbasis-
Abb. 5: Fallbeispiel Akustikusneurinom.
meningeom mit Orbitainfiltration.
Hier wurde eine hypofraktionierte stere-
Im Rahmen der fraktionierten stereotaktischen
otaktische Strahlentherapie mit 5 x 5 Gy
Strahlentherapie mit 54 Gy wurde besonde-
durchgeführt, wesentliches Ziel der Be-
rer Wert auf die Schonung der Augenlinsen und
strahlungsplanung war die Schonung des
des kontralaterateralen N. opticus gelegt (links:
Hirnstamms (links: Planungs-MRT, rechts:
Planungs-MRT, rechts: Planungs-CT, jeweils
Planungs-CT, jeweils mit Dosisverteilung).
mit Dosisverteilung).
allermeisten Fällen ohne Nebenwirkungen
vertragen. Langzeitfolgen wie neurologische
Defizite oder dementielle Veränderungen, die
im längeren Verlauf nach Ganzhirnbestrahlung selten auftreten können, werden als Therapiefolge der stereotaktischen Bestrahlung
von Hirnmetastasen nicht beobachtet. Mit einem Haarausfall ist aufgrund der geringen
Strahlendosis an der Kopfhaut ebenfalls nicht
zu rechnen.
Indikation: Rezidive maligner
Hirntumore nach Vorbestrahlung
Die Strahlentherapie gehört zur Standardbehandlung maligner Gliome, insbesondere der
anaplastischen Astrozytome WHO III° und
der Glioblastome WHO IV°, und wird auf der
Basis aktueller Studiendaten häufig bis zu einer Gesamtdosis von 60 Gy (Dauer sechs Wochen) in Kombination mit dem oralen Chemotherapeutikum Temozolomid (Temodal®)
durchgeführt. Bei den genannten Tumorentitäten ist regelhaft mit einem lokalen Rezidiv
zu rechnen. Dieses tritt fast ausschließlich im
Hochdosisbereich der primären Bestrahlungsserie auf, so dass eine erneute voll dosierte
fraktionierte Strahlentherapie nicht möglich
ist. Allerdings eröffnen die günstigen mit einer stereotaktischen Bestrahlung erreichbaren Dosisverteilungen in ausgewählten Fällen
eine erneute strahlentherapeutische Option.
Geeignete Kandidaten für eine stereotaktische Re-Bestrahlung weisen einen Rezidivtumor mit einer unifokalen Kontrastmittelanreicherung weniger als fünf Zentimeter auf
und sollten noch in einem guten Allgemeinzustand sein (Abb. 2).
Das derzeit bevorzugte Behandlungskonzept
für so selektierte Patienten beinhaltet sechs
Fraktionen zu je 5 Gy (Gesamtdosis 30 Gy),
bezogen auf den Rand des Rezidivtumors, in
gut einer Woche (Abb. 3). Diese Behandlung
wird in der Regel stationär durchgeführt und
kann mit der Einleitung einer erneuten Chemotherapie kombiniert werden. Nach eigenen
Ergebnissen kann mit einem solchen Vorgehen bei Patienten mit Glioblastom-Rezidiven
(WHO IV°) eine mittlere Überlebenszeit von
etwa acht Monaten ab Re-Bestrahlung und für
Patienten mit Grad-III-Astrozytom-Rezidiven
von etwa 15 Monaten erreicht werden (Vordermark et al., BMC CANCER 2005).
Indikation: benigne Tumore
(Meningeome, Akustikusneurinome)
Die stereotaktische Strahlentherapie benigner Tumore wird in enger Abstimmung mit
neurochirurgischen Kolleginnen und Kollegen durchgeführt. Indikationen können hier
in der Primärtherapie (bei Inoperabilität oder
Wunsch des Patienten nach einem nicht-invasiven Verfahren) oder in der postoperativen
Situation (z. B. nach inkompletter Resektion)
liegen. Aufgrund der guten Prognose bezüglich der Überlebenszeit wird die spezielle Methodik der stereotaktischen Strahlentherapie
bei benignen Tumoren in erster Linie mit dem
Ziel einer Minimierung von Spättoxizitäten
eingesetzt (Abb. 4).
Die Gesamtdosis bei Meningeomen beträgt in
der Regel etwa 54 bis 57,6 Gy, entsprechend
einer Gesamttherapiedauer von etwa sechs
Wochen bei wochentäglicher Bestrahlung.
Beim Einsatz der stereotaktischen Strahlentherapie von Akustikusneurinomen (Abb. 5)
steht die lokale Tumorkontrolle in einem sensiblen Gleichgewicht mit dem angestrebten
Erhalt der Hirnnervenfunktionen. Klassischerweise wird die Behandlung hier einzeitig durchgeführt. Neuere Vergleichsuntersuchungen zeigen gute Ergebnisse auch für eine
hypofraktionierte Behandlung, z. B. 5x5 Gy
im Laufe einer Woche. In einer niederländischen Fallserie erreichte dieses Therapieregime eine Lokalkontrollrate nach fünf Jahren
von 94 Prozent, bei Erhalt der Facialisfunktion von 97 Prozent und des Gehörs von 61
Prozent (Meijer et al., Int J Radiat Oncol Biol
Phys 2003).
Fazit
Stereotaktische Einzeitbestrahlungen stellen
bei kleineren Hirnmetastasen, hypofraktionierte stereotaktische Bestrahlungen bei größeren Metasten, umschriebenen vorbestrahlten Astrozytom- oder Glioblastomrezidiven
oder Akustikusneurinomen und normofraktionierte stereotaktische Bestrahlungen (Behandlungsdauer ungefähr sechs Wochen) bei
Meningeomen nichtinvasive Therapieverfahren dar, die mit
hohen Raten lokaler
Kontrolle und geringer Toxizität verbunden sind.
K O N TA K T
Prof. Dr. Dirk Vordermark
Direktor der Klinik für Strahlentherapie
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Dryanderstr. 4
06110 Halle (Saale)
Tel.: (0345) 557-4310
Fax: (0345) 557-4333
E-mail: dirk.vordermark@medizin.uni-halle.de
Ausgabe 1/08
17 |
A u g e nh e i l k u n d e / H N O
Die OrbitaSprechstunde
Erkrankungen der Augenhöhle bedürfen einer engen interdisziplinären
Zusammenarbeit. Die Orbita-Sprechstunde am Universitätsklinikum
durchstößt daher die fachlichen Grenzen von „Einzelkämpfern“ und
bietet damit nicht nur dem Patienten einen Mehrwert an.
Dr. Viktoria Bau, Dr. Kerstin Neumann
| 18
E
rkrankungen der Augenhöhle bedingen wie kaum ein anderes Gebiet
eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Orbita stellt durch ihre anatomische Lage eine Schnittstelle verschiedener
kopfchirurgischer Fächer dar und kann Schauplatz sehr differenter Krankheitsbilder sein
(Kasten 1). Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Orbita erfordern somit das
Know-how von Ophthalmologie, Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde, Diagnostischer Radiologie, Innerer Medizin, Neurochirurgie, Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie, Interventioneller Radiologie, Strahlentherapie, Pädiatrie oder
Neurologie. Als „Einzelkämpfer“ des eigenen
Fachgebietes stößt man dagegen schnell an
seine fachbezogenen Grenzen.
Vor zwei Jahren wurde deshalb am Universitätsklinikum Halle (Saale) die Interdisziplinäre Orbitasprechstunde unter Organisation der
Kliniken für Augenheilkunde, HNO, Diagnostischer Radiologie und – seit 2008 – Endokrinologie etabliert. Einmal im Monat bietet diese Sprechstunde niedergelassenen Kollegen die
Möglichkeit, ihre Patienten mit Orbitaerkrankungen vorzustellen und diese hinsichtlich Diagnostik und therapeutischer Möglichkeiten
umfassend beraten und behandeln zu lassen.
Nach Anamnese und Untersuchung der Patienten (vor allem ausführlichem orthoptischen,
A u g e n h e i l k u n d e / H N O
Hinweise zur Organisation
der Orbita-Sprechstunde
ERKRANKUNGSSPEKTRUM:
W A N N ?
Entzündliche Orbitaerkrankungen
• Endokrine Orbitopathie
• Idiopathische orbitale Entzündungen
(„Pseudotumor orbitae“, okuläre Myositis)
• M. Wegener
Orbitatumoren:
• Hämangiome, Lymphangiome,
Lymphome u.v.a.
Vaskuläre Prozesse
• (Orbitavarizen, arteriovenöse Fisteln)
In der Regel jeden 1. Donnerstag im Monat
Termine 2008:
6.11., 4.12.
Termine 2009:
08.01., 05.02., 05.03., 02.04., 07.05., 04.06.
Beginn 13 Uhr
(Untersuchungen der Patienten,
Befundsichtung)
Ab 15 Uhr: interdisziplinäre Konferenz
W O ?
ophthalmologischen und, wenn notwendig,
HNO-Status oder allgemein-körperlicher Untersuchung) erfolgt eine gemeinsame Befundbesprechung. Beteiligt sind hierbei regelmäßig Professorin Dr. Sabrina Kösling und
Oberarzt Dr. Silvio Brandt (Diagnostische Radiologie), PD Dr. Kerstin Neumann, Oberarzt
Dr. Ernst Röpke oder PD Dr. Stephan Knipping (HNO), Dr. Antje Spens (Endokrinologie) und Oberärztin Dr. Viktoria Bau (Augenheilkunde). Wenn notwendig, werden andere
Fachdisziplinen, wie beispielsweise die Universitätsklinik und Poliklinik für Allgemein-,
Viszeral- und Gefäßchirurgie bei Fragen zur
operativen Therapie von Schilddrüsenerkrankungen, unter der Leitung von Professor Dr.
Henning Dralle, hinzugezogen.
re zeigen, dass sowohl die Patienten als auch
wir als Therapeuten von dieser gemeinsamen
Sprechstunde sehr profitieren. Für unsere Patienten bietet die Orbita-Sprechstunde die
Möglichkeit, sich fachübergreifend und umfassend über alle Aspekte ihres Krankheitsbildes beraten zu lassen. Das Anlaufen mehrerer Kliniken (Beispiel Endokrine Orbitopathie,
Endokrinologie, Augenheilkunde, HNO) mit
den entsprechenden Wartezeiten entfällt. Neben dem fachlichen sehen wir auch den organisatorischen Aspekt als einen deutlichen
Vorteil für unsere Patienten. Auch für uns als
behandelnde Ärzte spielt dies eine nicht unerhebliche Rolle, können wir doch gemeinsam
und mit dem Patienten Probleme besprechen,
Lösungsvorschläge erarbeiten und direkt organisieren. Daneben zeigt sich auch immer
In einem abschließenden Gespräch werden
wieder, wie fruchtbar die interdisziplinären
dem Patienten das Krankheitsbild, zu empDiskussionen sind, und wieviel jeder einzelfehlende diagnostische Maßnahmen und The- ne von uns von dieser Sicht über den eigenen
rapieoptionen erläutert. Gegebenenfalls kön- „Tellerrand“ hinaus lernen kann.
nen diese auch gleich organisiert werden. Dies Interessierten Kollegen aller Fachdisziplinen
schließt sowohl konservative als auch operasteht eine Teilnahme an der interdisziplinätive Maßnahmen ein (Prismenanpassung, An- ren Orbita-Sprechstunde jederzeit offen. Die
meldung zu einer Bestrahlung der Orbitae in
Sprechstunde ist als interdisziplinäres Kolder Strahlenklinik, Kopfschmerzambulanz,
loquium von der Ärztekammer zertifiziert
Terminvereinbarungen für Operationen in der und wurde pro Sprechstunde mit vier FortbilAugenklinik oder HNO, die gegebenenfalls
dungspunkten bewertet. Wir freuen uns über
auch gemeinsam durchgeführt werden).
jeden teilnehmenden Kollegen, bitten jedoch
Die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahum vorherige Anmeldung (s. Kasten).
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Universitätsklinik und Poliklinik für
Augenheilkunde
Funktionsgebäude 3
(Haupteingang benutzen)
Ernst-Grube-Straße 40
06120 Halle
A N M E L D U N G ?
Tel.: (0345) 557-5988
557-5952 (Frau Kölzsch, Frau Kolb)
Fax: (0345) 557-5987
Email: viktoria.bau@medizin.uni-halle.de
H I N W EI S E :
Bitte weisen Sie Ihre Patienten darauf hin,
dass aufgrund der notwendigen Voruntersuchungen, Befundsichtungen und der anschließenden interdisziplinären Konferenz Wartezeiten für den einzelnen Patienten entstehen
können. In der Regel muss mit einer Gesamtverweildauer von etwa zwei bis drei Stunden
gerechnet werden. Im Klinikum steht ein Kiosk
mit einem Imbiss-, Getränke- und Zeitschriftenangebot zur Verfügung.
Es ist für uns sehr hilfreich, wenn vorhandene MRT- oder CT-Aufnahmen mit Befund vorher zugesandt werden können. Dies verkürzt
die Auswertung und damit die Wartezeiten für
unsere gemeinsamen Patienten erheblich.
Ausgabe 1/08
19 |
M el d u n g e n
Neue nuklearmedizinische
Methode in der Diagnostik des
Prostatakarzinoms
» In der onkologischen Diagnostik gewin-
nen nuklearmedizinische Untersuchungen zunehmend an Bedeutung, da sie die Information der radiologischen Schnittbilddiagnostik
durch funktionelle Daten ergänzen. Mit der
Positronenemissionstomographie (PET) können Rezidive und/oder Metastasen meist früher entdeckt werden als mit morphologischanatomischen Verfahren (MRT oder CT), da
in der Tumor- und Metastasenentwicklung
Stoffwechselveränderungen bis zu sechs Monate früher auftreten können als morphologisch-anatomische Veränderungen.
Während bei zahlreichen Tumorentitäten die
an der Universitätsklinik für Nuklearmedizin etablierte F-18-FDG-PET-Untersuchung
im Vordergrund steht, zeichnen sich Prostatakarzinomzellen durch eine verstärkte Aufnahme von Cholin aus. Der Hauptbestandteil der
Zellmembranen ist aus einer Phospholipiddoppelschicht aufgebaut, welche zum Großteil aus Phosphatidylcholin besteht. Cholin ist
ein Bestandteil des Phosphatidylcholins. Prostatakarzinome zeigen eine hohe Prolife-
| 20
rationsrate und damit einen erhöhten Metabolismus von Zellmembrankomponenten [Dimitrakopoulou-Strauss & Strauss, J Nucl Med
2003]. Dieses Verhalten wird für die F-18Cholin-PET-Untersuchung genutzt, die jetzt
ebenfalls an der Universitätsklinik für Nuklearmedizin angeboten wird.
Häufigste Indikation ist derzeit die Rezidivdiagnostik bei steigendem Wert des Tumormarkers PSA nach primärer operativer Behandlung oder Strahlentherapie. Zeigen die
üblichen klinischen und bildgebenden Untersuchungen keinen eindeutigen pathologischen Befund, kann das F-18-Cholin-PET
häufig das Rezidiv lokalisieren. Aufgrund
der limitierten anatomischen Auflösung der
PET muss diese mit einem morphologischen
Schnittbildverfahren (in unserer Klinik mit
dem MRT) fusioniert werden. Beide Untersuchungen müssen getrennt voneinander mit
liegendem Harnblasenkatheter durchgeführt
werden. Computergestützt erfolgt später mit
Hilfe von extern aufliegenden Markern die
Bildfusion beider Datensätze.
Die Methode ist derzeit keine Kassenleistung. Ansprechpartner in der Universitätsklinik für Nuklearmedizin
ist Oberarzt Dr. med. M. Richter [Tel.
(0345) 557-3463]. Die F-18-CholinPET-Diagnostik kann ambulant nach
telefonischer Voranmeldung durchgeführt werden.
M el d u n g e n
Gütesiegel für Neuromuskuläres
Zentrum
Meldungen
Patientenvorlesungsreihe:
Behandlungsauftrag für HIVInfizierte
» In der Regel am letzten Donnerstag im
» Das Universitätsklinikum Halle (Saale) hat
Monat um 17.30 Uhr findet am Universitätsklinikum Halle (Saale), Ernst-Grube-Str. 40,
eine Patientenvorlesung statt.
Termine bis Ende 2008:
Donnerstag, 27. November:
Rückenschmerzen und am Donnerstag,
11. Dezember: Ernährung im Alter.
Aktuelle Ankündigungen jeweils in der
Tagespresse. Fortsetzung ab Februar 2009.
Telefonische Anmeldung jeweils ab vier
Wochen vor Veranstaltung unter Telefon:
(0345) 690-2858
durch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt einen Behandlungsauftrag für
HIV-Infizierte im südlichen Teil von SachsenAnhalt erhalten. Damit existiert in SachsenAnhalt neben dem Uniklinikum Magdeburg
eine zweite Schwerpunktpraxis. Die Ambulanz steht auch bei versehentlichem HIV-Kontakt, beispielsweise in Zusammenhang mit
einer beruflichen Nadelstichverletzung, beratend zur Verfügung.
A N S P R E C H PA R T N E R :
Neue Internisten
» Professor Dr. Matthias Girndt
(Nephrologie, Universitätsklinik und
Poliklinik für Innere Medizin II) und Professor
Dr. Thomas Seufferlein (Gastroenterologie,
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin I) sind neue Klinikdirektoren.
Sie werden im zweiten Heft von medialog
vorgestellt.
Dr. Burkhard Kreft
Universitätsklinik und Poliklinik für
Dermatologie und Venerologie,
burkhard.kreft@medizin.uni-halle.de
Tel.: (0345) 557-7438
» Die Behandlung von Muskelerkrankun-
gen im Neuromuskulären Zentrum der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für
Neurologie ist mit dem Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM)
ausgezeichnet worden. Das von der DGM zertifizierte Neuromuskuläre Zentrum der Neurologischen Uniklinik in Halle behandelt
nicht nur Patienten aus Sachsen-Anhalt, sondern auf Grund der besonderen Expertise Erkrankte aus dem gesamten Bundesgebiet und
zählt damit zu den größten Einrichtungen in
Deutschland. Es verfügt als eines der wenigen Zentren über ein eigenes Muskellabor. Im
Zentrum werden jährlich etwa 1500 ambulante Patientenkontakte gezählt, außerdem etwa
400 Patienten stationär diagnostiziert und
therapiert. Zu den Erkrankungen zählen beispielsweise ALS, Muskelschwund (Atrophie)
oder auch erblich bedingte Muskelerkrankungen. Es gibt mehr als 200 Muskelerkrankungen, die teilweise nur sehr selten auftreten
und daher eine besondere Behandlungskompetenz bedürfen.
Die DGM vergibt das Gütesiegel mit dem Ziel,
bundesweit einheitliche Standards für die Diagnose, Behandlung und Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen
auf einem qualitativ anerkannten Niveau sicher zu stellen. Dabei legt die Gesellschaft besonderen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Klinikums, da
Muskelerkrankungen nicht nur Muskeln,
sondern auch andere Organe wie Herz, Leber und Augen betreffen können. Für die verschiedenen Erkrankungen werden Spezialsprechstunden angeboten. Regelmäßig finden
interdisziplinäre Fallbesprechungen und Weiterbildungen statt.
Ausgabe 1/08
21 |
U n fal l c h ir u r g ie
Wenn nicht alles
rund läuft
Dr. Kay Brehme
D
er gesundheitliche Nutzen sportlicher Betätigung kann heute von
niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt werden. Gerade im Hinblick auf die
progrediente Zahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch der Änderung der demographischen Daten wegen wird von ärztlichen
Verbänden immer wieder darauf hingewiesen,
dass Sport eine erhebliche protektive Maßnahme zur Vermeidung von Herz-KreislaufErkrankungen darstellt, die Schulung und Sicherung der zunehmend älteren Bevölkerung
zur Folge hat und zu einer echten Sturzprävention im Alter beitragen kann.
K O N TA K T:
Unfallchirurgische Ambulanz
Montag bis Donnerstag:
8 bis 15 Uhr
Freitag:
8 bis 13.30 Uhr
Sportmedizinscher Schwerpunkt
(keine Notfälle):
mittwochs nach Terminvereinbarung
Telefon: (0345) 557-5753 oder 5750
Notfälle:
rund um die Uhr für die Zentrale Notaufnahme des Universitätsklinikums
Halle (Saale), Ernst-Grube-Str. 40
| 22
Standort Ernst-Grube-Str. behandelten verletzten Sportlern permanent zu. Dabei sind nicht
nur die unfallbedingten Verletzungen zu behandeln, und so werden bei Bedarf alle Fachbereiche
des Uniklinikums involviert. Ganz intensiv ist
die Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kardiologischen Universitätsklinik, gerade hinsichtlich der Fragestellung kardialer Leistungsdiagnostik gewachsen.
Trotzdem wir sämtliche Fachbereiche vorhalten,
werden immer wieder aktuelle Schwerpunkte,
die im Interesse des medizinischen Fortschritts
stehen, neu in das Gesamtkonzept integriert.
Hier ist auch die Zusammenarbeit mit den SpeGeht man von Daten des Statistischen Bunzialbereichen der Niederlassungen, wie der
desamtes für das Jahr 2006 aus, dann betreiSportklinik Halle, eine ungemeine Bereicherung,
ben etwa 23 Millionen Bundesbürger regelmä- um bei Themen wie der Rotationsinstabilität des
ßig, das heißt mehrmals im Monat, Sport. Der Kniegelenkes, auch in Zusammenarbeit mit der
einerseits bestehenden Zufriedenheit darüUniversitätsklinik für Radiologie, zu hochinterber, dass viele Bundesbürger sich regelmäßig
essanten wissenschaftlichen Erkenntnissen und
sportlich betätigen, steht das nicht unerhebdamit veränderten Therapiemodellen zu komliche Verletzungsrisiko gegenüber. Die kommen. Gerade in Zusammenarbeit mit der Sportplexe Betreuung von Sportlern leistet am Uni- klinik Halle werden Verknüpfungen zwischen
versitätsklinikum Halle (Saale) mittlerweile
stationärem und ambulantem Bereich sichtbar.
hauptverantwortlich das Zentrum für Erkran- Hier entstehen Synergieeffekte, die dem Wohl
kungen der Haltungs- und Bewegungsorgades Patienten dienen und zu einer schnelleren
ne, in welchem die Synergieeffekte zwischen
und qualitativ besseren Ergebnisgestaltung beidem unfallchirurgischen und dem orthopäditragen.
schen Fachgebiet aufgehen, und für die Kinder
die Universitätsklinik und Poliklinik für KinSo wird es auch weiterhin unsere Aufgabe sein,
derchirurgie.
die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen
und komplexen sportmedizinischen physiotheSo bieten wir rund um die Uhr eine Betreuung rapeutischen trainings- und bewegungswissenvon sportverletzten Patienten, die Wochenschaftlichen, sozialen und psychologischen soenden sind ausdrücklich eingeschlossen, und
wie ernährungswissenschaftlichen Betreuung
durch den unfallchirurgischen Dienst, gegezum einen für die Olympiavorbereitung der Topbenenfalls durch den Oberarzt-Hintergrunds- Teams aber auch im täglichen Training der am
dienst gesichert, an und integrieren diese in
Leistungs- und Breitensport beteiligten Sportleeine nachfolgende ambulante Weiterbehandrinnen und Sportler zu gewährleisten.
lung über eine Unfallchirurgische Spezialambulanz. Im Rahmen der Betreuung des Olym- Diese hochgesteckten Ziele beinhalten nicht
piastützpunktes wie auch der Betreuung von
nur die direkte Betreuung der Sportler, sondern
hochklassigen Handball-, Basketball-, Volleyauch die Entwicklung von Konzepten zur Verballvereinen sowie von Bereichen der Rhythmeidung von Sportunfällen, die die Forschungsmischen Sportgymnastik und Mannschaften
projekte zum Thema Sicherheit im Sport einim American Football, nimmt die Zahl von am schließen sollten.
P f l e g e d ie n s t
Dipl.-GW Michael Beau
Dipl.-KS Ingrid Horn
Annett Stephan
M
it dem Übergang vom stationären
in den nachstationären Bereich,
besteht vor allem für Menschen
mit einem Versorgungs- und Pflegebedarf das
Risiko einer Unterversorgung, beziehungsweise von Lücken in der Betreuung. Der damit
häufig einhergehende „Drehtüreffekt“ – die
Wiederaufnahme in das Krankenhaus – führt
neben ökonomischen Problemen zur unnötigren Leidbelastung der Patienten. Daher ist
ein gezieltes Entlassungsmanagement für folgende Patientengruppen wichtig:
• Patienten mit verkürzten Liegezeiten – beispielsweise nach minimal-invasiven Eingriffen – und weiterem medizinisch-pflegerischen Hilfebedarf
• Multimorbide und pflegebedürftige ältere
Patienten, die einer ständigen medizinischpflegerischen Betreuung bedürfen.
Der Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege (DNQP 2004) fordert, dass
„jeder Patient mit einem poststationären Pflege- und Versorgungsbedarf, ein individuelles
Entlassungsmanagement zur Sicherung einer
kontinuierlichen und bedarfsgerechten Versorgung erhält“. Die klinische Krankenpflege
sieht sich dabei der Aufgabe gegenüber, den
Übergang von Patienten in stationäre Einrichtungen der Kurzzeit- und Langzeitpflegeeinrichtungen und in den häuslichen Bereich
(ambulante Pflegedienste) zu koordinieren
und den Entlassungsprozess zwischen allen
beteiligten Berufsgruppen, den Patienten und
möglichst mit deren Angehörigen abzustimmen. Im Vordergrund steht die Erhaltung und
Stärkung der Selbstständigkeit der Patienten
unter Einbeziehung der Angehörigen und ggf.
der Bekannten/Freunde.
Seitens des Expertenstandards Entlassungsmanagement in der Pflege wird zur Ermittlung eines erwartbaren poststationären Unterstützungsbedarfs eine kriteriengeleitete
Einschätzung gefordert. Diese Risikobeurteilung (initiales Assessment) sollte innerhalb
der ersten 24 Stunden nach der stationären
Versorgung
zu Hause sichern
Aufnahme erfolgen. Es liegt daher nah, eine
Einschätzung im Rahmen des pflegerischen
Aufnahmenprocedere umzusetzen.
Die pflegerische Patientenaufnahme am Universitätsklinikum Halle (Saale) beinhaltet bisher die Dokumentation von Stammdaten,
Aufnahmestatus und Pflegeanamnese des Patienten, wobei pflegerelevante Patientendefizite generiert werden. Mit den so gewonnenen Daten lässt sich anhand der erhobenen
Defizite eine Pflegeplanung umsetzen.
Die bestehende pflegerische Anamnese trifft
bisher keine Aussage zum poststationären
Unterstützungsbedarf der Patienten. Zur Erreichung dieser Zielstellung wird daher zur Risikomessung ein initiales Assessment mittels
Pflegeanamnese umgesetzt. Aus Gründen der
relativ einfachen Zuordenbarkeit zur bestehenden Pflegeanamnese, Verlässlichkeit und
einfachen Handhabung wird daher das standardisierte Instrument „BRASS-Index“ genutzt, um Patienten zu identifizieren, die ein
erhöhtes Risiko für einen poststationären Unterstützungsbedarf aufweisen. Der in der Patientenanamnese erhaltenen „BRASS-Index“
gibt frühzeitig, anhand eines zu berechnenden Punktwertes, einen Hinweis auf einen
möglichen poststationären Versorgungsbedarf. Bei Anzeige eines „Risikopatienten“ werden bereits in den ersten Tagen des Klinikaufenthaltes – in Absprache mit dem ärztlichen
Dienst – erste Schritte zur Entlassungsvorbereitung eingeleitet. Ein geschultes Team
von pflegerischen Spezialkonsilen, zu dessen
Kernaufgabe die Koordination, Kommunikation und Beratung von pflegebedürftigen Patienten gehören, übernimmt im Rahmen des
Expertenstandards die Aufgabe, die nachstationäre Versorgung vorzubereiten. Die Gesamtkoordination der erforderlichen Nachsorgeaktivitäten erfolgt dabei in Kooperation und
Absprache mit den Berufsgruppen inner- und
außerhalb des Universitätsklinikums, den Patienten und – wenn möglich – mit den Angehörigen.
S P E ZI A L K O N SIL E
Universitätsklinikum Halle (Saale),
Bereich der Pflegedienstdirektion:
Ernährungs- und Diabetesberatung
Stomaversorgung
Inkontinenzversorgung
Wundversorgung
Tracheostomaversorung
Überleitungspflege
Sozialdienst
K O N TA K T:
Der Kontakt kann über den behandelnden
Arzt oder die Stationsleitung hergestellt
werden.
Ausgabe 1/08
23 |
I M P R E S S U M
Herausgeber:
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Ernst-Grube-Str. 40
06097 Halle (Saale)
Redakteur:
Pressesprecher Jens Müller
Layout:
konzeptundform, Halle
Kontakt:
medialog@medizin.uni-halle.de