- Dietrich-Bonhoeffer
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Die Rheinpfalz Die Rheinpfalz − Nr. 294 Mittwoch, 19. Dezember 2007 LUDCN_01 Marktplatz LU In Dieser Ausgabe Dankeschön für 30 Jahre Hilfe Viele Jahre hat sich das Ehepaar Frey um Kinder der Spielwohnung III gekümmert. Nun gab es ein Dankeschön. Das „Marktplatz LU“-Team war dabei. —Seite 2 Die LUdwigshafener Stadtteilseiten Pfingstweide Oggersheim Ruchheim Gottesdienst für Kritische Edigheim Oppau Umfrage unter Besuchern Friesenheim þ Volles Haus bei Pfarrer Gunter Schmitt in Friesenheim: Sein „Gottesdienst Anders“, den er und sein Team jeden dritten Sonntag im Monat in einer katholischen Kapelle abhalten, ist so gut besucht, dass er nun sogar zweimal nacheinander gefeiert wird. Unsere Mitarbeiterin Sandra Sauer hat vor Ort Besucher gefragt, warum sie ausgerechnet an diesem Gottesdienst teilnehmen. Nord/Hemshof West Mitte Süd Maudach Gartenstadt Rheingönheim Mundenheim ich bin LU, weil ... Pfingstweider: E. Birnbaum ... ich mich im schönsten Stadtteil Ludwigshafens wohl fühle“, sagt Eberhard Birnbaum (69). Seit 1978 genießt er in Pfingsweide die gute Anbindung zur Stadt und die Nähe zu den Feldern, da er oft spazieren geht. (hah/Foto: hah) Sind Sie auch LU? Dann teilen Sie es dem „Marktplatz LU“-Team unter 5902 555 mit oder mailen Sie an stadtteilelud@rheinpfalz.de. stadt-tipp Krippenwanderung durch LU Ein Spaziergang von einer öffentlichen Krippe zur nächsten – dazu rufen die katholischen Kirchen des Dekanats auf. Eigens dafür haben sie ein Heftchen herausgegeben, in dem die einzelnen Krippen und die Besichtigungsmöglichkeiten während der Weihnachtszeit aufgelistet sind. Jede einzelne Gemeinde hat ihre Krippe beschrieben, wann sie entstanden ist, welche Krippenfiguren man sieht, und welche Ausstrahlung die Krippe beim Betrachter haben kann. So wird zum Beispiel die Krippenlandschaft in St. Albert in der Pfingstweide jedes Jahr von den Jugendlichen der Pfarrei neu gestaltet. Die Krippenfiguren selbst wurden 2002 angeschafft und haben kein Gesicht. So kann sich der Betrachter selbst in ihnen sehen, mit seinen Sehnsüchten, Hoffnungen und Problemen. Auch die Krippenlandschaft von St. Bonifaz in der Gartenstadt wird jedes Jahr neu aus Naturmaterialien modelliert, und auch die beweglichen Figuren, die neu angeschafft wurden, lassen Veränderungen zu. Deshalb ändert sich das Krippenbild in der Weihnachtszeit und stellt verschiedene Szenen dar. Der Lichtpunkt, Passantenseelsorge im S-Bahnhof LU-Mitte, tritt „aus dem Gewohnten heraus“, heißt es in der Beschreibung. Die Krippe dort besteht aus Schattenfiguren und soll so an Geborgenheit und kindliche, unbeschwerte Nähe erinnern. (red/Archivfoto: Kunz) — Das Heftchen „Krippenweg“ ist in allen Pfarreien des Katholischen Dekanats Ludwigshafen erhältlich oder als Download im Internet unter http://www.dekanat-lu.kirche.org/ aktuelles/nachrichten.html in eigener sache Liebe Leser, die nächste Ausgabe „Marktplatz LU – die Stadtteilseiten der RHEINPFALZ“ erscheint am Mittwoch, den 2. Januar. Bis dahin wünscht Ihnen das „Marktplatz LU“-Team frohe und besinnliche Feiertage mit Ihren Familien und einen Guten Rutsch ins neue Jahr. Ihre „Marktplatz LU“-Redaktion Gottesdienst mal ganz anders: Mit Gitarrenrock und Powerpoint-unterstützten Predigten lockt das Team von Pfarrer Gunter Schmitt über 300 Menschen in die Kapelle. Die Friesenheimer Gemeinde ist die missionierende Außenstelle der Ludwigshafener Protestanten. —FOTO: KUNZ Kirchgang nicht nur an Heiligabend in Pfarrer Schmitt begeistert auch Kritiker in Friesenheim – Kirchenaustritte in der Stadt stark rückläufig Von unserer Redakteurin Steffi Schneider þ Immer weniger Ludwigshafener wenden sich vom Glauben ab: Beide große Kirchen verzeichnen einen Tiefstand der Kirchenaustritten. Der Grund ist unbekannt. Wohl spielen allgemeine Trends eine große Rolle – und ein bisschen Pfarrer Schmitt. Leer sind die Kirchenbänke landauf, landab. Nur an den Weihnachtsfeiertagen holen sich die Gläubigen in den Gottesdiensten den Segen ab – so die herrschende Meinung. Die Realität sieht anders aus. Religion gewinnt wieder an Bedeutung, auch in Ludwigshafen. Zwar treten nach wie vor Ludwigshafener aus der Kirche aus, doch verzeichnen beide großen Kirchen im laufenden Jahr einen starken Rückgang. Nur 231 Katholiken und 235 Protestanten haben sich bis Ende November von der Mitgliedschaft in ihrer Kirche verabschiedet. Noch vor zehn Jahren lag die Zahl bei 371 und 460. Am schlimmsten hat es die Kirchen im Jahr 1992 getroffen: 886 Evangelen und 644 Katholiken beschlossen damals, sich die Kirchensteuer zu sparen. Grund: Die Einführung des Solidaritätszuschlags. „Auf die Zahl der Kirchenaustritte haben wir meist keinen Einfluss“, er- klärt Stadtdekan Gerd Babelotzky, der die Friesenheimer Gemeinde St. Josef betreut. Häufig störten sich die Leute einfach an Kirchenpolitik, Steuererhöhungen oder an Aussagen des Papstes. Sein evangelischer Kollege sieht das ähnlich: „Wir sind Stimmungen unterworfen“, sagt Dekan Michael Gärtner. Viele Gläubige verspürten einen Zorn gegen Gott oder gegen die Gesellschaft. „Und aus der kann man nicht austreten, also tritt man aus der Kirche aus.“ Derzeit muss sich Gärtner darum aber nicht so viele Sorgen machen, denn auch die Eintritte sind angestiegen: 101 verzeichnete er 2006 – so viele wie seit 30 Jahren nicht. Auch diese Entwicklung sei mehr dem Zeitgeist als einzelnen Aktionen geschuldet, weiß der Pfarrer der Luthergemeinde. Dennoch will er die Kirchengemeinde nicht als machtlos bezeichnen, einen gewissen Einfluss habe man doch: „Wir müssen nur einfach immer so gut wie möglich sein.“ Gottesdienst mit Powerpoint-Predigt Ein Schlüssel dazu liegt für ihn in der Flexibilität und die wird im Kirchenbezirk Ludwigshafen mittlerweile groß geschrieben: So feiern die Protestanten in Oppau einmal monatlich statt des Gottesdienstes am Sonntagmorgen einen „Guten-Abend-Gottes- dienst“. Im Friesenheimer Westen lockt Pfarrer Gunter Schmitt zahlreiche Interessierte jeden dritten Sonntag im Monat in den „Gottesdienst anders“. Der Zulauf ist so groß, dass Schmitt am Jahresanfang aus dem Bonhoeffer-Zentrum ausziehen und in die benachbarte Maximilian-KolbeKapelle der katholischen St. Gallus-Gemeinde einziehen musste – und durfte. Besuchten anfangs noch 150 Menschen den Gottesdienst mit Lobpreisgesang und Powerpoint-unterstützter Predigt, pilgerten bald 250 dahin – erneut herrschte Platzmangel. Seit November gibt Schmitt nun ab 12.45 Uhr noch eine Gottesdienst-Zugabe. Typ E3 ist besonders gefragt Die Gemeinde des 41-Jährigen bildet mit dem Konzept die missionierende Außenstelle des Kirchenbezirks. Vor allem Kirchendistanzierte sollen angesprochen werden – im Fachjargon der Typ E3. Soll heißen: der jugendkulturell-moderne Lebensstiltypus. Sechs dieser Lebensstil-Typen unterscheidet die Evangelische Kirche Deutschland und das Ziel ist es, alle zu erreichen. Hierfür soll vor Ort Schwerpunktarbeit geleistet werden, wie Schmitts 1100-Seelen-Gemeinde es tut. „Natürlich sind nicht alle Gemeindemitglieder von Rock- und Pop- musik im Gottesdienst begeistert“, sagt Schmitt. Gerade anfangs habe Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen – vor allem bei den älteren Kirchgängern. Doch halten auch sie Schmitt die Stange, um für den Glauben ein Zeichen zu setzen. Von diesen treuen Gläubigen gibt es immer weniger. „Die Zahl der Menschen, die in den Gottesdienst gehen hat zwar nicht abgenommen“, erklärt Gärtner, nur kämen die Leute nicht mehr so regelmäßig wie früher. Diesen Trend erkennt auch Babelotzky: „Das projektbezogene Engagement ist groß, doch dann verfallen die Leute in eine Art Standby-Funktion“, sagt der Stadtdekan.Seit den 68ern wolle sich einfach niemand verlässlich binden. Ökumene statt Konkurrenz Umstrukturierungen wie die Evangelischen planen die Katholiken nicht. „Zum einen haben auch wir sehr lebendige Gemeinden wie in Oggersheim oder in der Gartenstadt“, sagt Babelotzky. Zum anderen mangle es für so eine Arbeit auch an Personal. Allerdings gönnt der Priester Schmitt seinen Erfolg: „Das wichtigste ist doch, dass jeder Mensch ein Leutturm-Erlebnis hat, das ihn am Glauben festhalten lässt.“ Und wenn er es bei der Konkurrenz erlebt, sei das auch in Ordnung. IM INTERVIEW „Viele sind in der Weihnachtszeit besonders einsam“ þ Eine gemeinsame Feier an Heiligabend bietet die protestantische Kirchengemeinde im Gemeindehaus Mundenheim für Menschen an, die alleine leben oder einsam sind. Organisiert und gestaltet wird der Abend von Erzieherin Ulrike Denk. Unser Mitarbeiter Florian Karlein wollte wissen, wie dieser Abend ablaufen wird. Frau Denk, was genau bedeutet „Heiliger Abend in Gemeinschaft feiern“? Es gibt so viele Menschen, die ohne liebende Menschen um sich herum leben müssen. Gerade in der Weihnachtszeit spürt man die Einsamkeit besonders. Wir wollen diesen Menschen die Möglichkeit bieten, Heiligabend in Gemeinschaft zu verbringen. Der Alltagstrott soll hinter sich gelassen werden. Getreu dem Motto: „Kommen und wohl fühlen“. Wie kamen Sie auf die Idee, solch eine Aktion zu verwirklichen? Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, wurde schon gläubig erzogen. Deswegen war die Weihnachtszeit schon immer eine Zeit von Gemeinsamkeit, Fröhlichkeit und Menschlichkeit für mich. Bereits mit 16 Jahren wollte ich ein Weihnachtsfest mit allein stehenden oder einsamen Menschen feiern. Aber traditionell standen um diese Zeit die Verwandtschaftsbesuche an. Als ich schließlich verheiratet war und ein Kind hatte, war die Interessenslage auch eine andere. Aber mein Sohn ist schon 17 und deswegen ist dieses Jahr die Zeit gekommen. Wie viele und welche Gäste erwarten Sie denn? Zu viele Erwartungen sind nicht gut. Ich erwarte nur, dass sie auch kommen. Wenn auch nur ein Einziger kommt und am Ende froh wieder nach Hause geht, hat sich das gelohnt. Ich habe extra Flugblätter in der Kirche, auf der Straße und in Apotheken verteilt. Auch in der Kirche sind viele einsam. Auf Menschen bin ich „Wenn nur diese auch im Gottesdienst geeiner kommt zielt zugegangen. Die Tür ist für jedermann offen, und froh egal ob arm oder reich, nach Hause jung oder alt. Auch Familisind willkommen. Mitgeht, hat es en bringen müssen unsere sich gelohnt“ Gäste nichts, Eintritt wird selbstverständlich auch nicht verlangt, WeihnachtsUlrike Denk, stimmung wird dann von alorganisatorin leine aufkommen. Ich bin von „HeiligAbend jedenfalls sehr gespannt in Gemeinschaft und werde mich überrafeiern“ schen lassen. Steht denn die Planung des Abends schon? Es ist das erste Mal, dass ich so ein Fest organisiere und plane. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich diesen Abend gerne erleben würde. Der Raum wird mit wenig Licht festlich geschmückt sein. Das soll für Gemütlichkeit und besinnliche Stimmung sorgen. Ich habe ein Diabilderbuch mit Erzählung vorbereitet. Die „Sonne in Malon“ heißt es und ist keine typische Weihnachtsgeschichte, aber es geht um Wärme und Geborgenheit. Eine Planung habe ich in der Hinterhand, aber am liebsten wäre es mir, ich würde sie nicht brauchen. Ich bin mir sicher, Langeweile wird keine aufkommen. Für Leute, die nicht mehr gut gehen können, haben wir einen Fahrdienst organisiert. Jeder, der kommen will, soll auch kommen können. Wie steht es denn um das leibliche Wohl? Die Gemeinde hat Getränke bereitgestellt, und Mitglieder der Gemeinde stiften uns deftige und süße Speisen aller Art. Wer noch etwas mitbringen will, darf das gerne tun, es ist aber selbstverständlich keine Pflicht. Ich bin dankbar für die Unterstützung der Gemeinde und vor allem meiner Familie. Meine Mutter, mein Mann und mein Sohn helfen mir bei jeder Gelegenheit. Ohne sie würde ich das alles gar nicht schaffen. Was dürfen die Gäste noch erwarten? Ich habe ein paar Überraschungsgäste organisiert. Die habe ich gebeten, auch etwas mitzubringen. Dabei wird es sich aber nicht um Materielles handeln. Etwas für das Herz und die Seele. Das kann ein Lied, ein Gebet, eine Geschichte oder etwas Ähnliches sein. Allerdings wird es auch einen Krabbelsack geben für Kinder, weil bestimmt auch Alleinerziehende kommen werden. Da können Kleinigkeiten drin sein oder auch ein Spiel. Also eher Sachen, die man in einem Nikolaussack erwartet. Wird an diesem Abend Alkohol ausgeschenkt werden? Nein. Eine weihnachtliche Stimmung braucht keinen Alkohol. Schließlich soll dieser Abend eine schöne Erinnerung sein. Ob es dann nächstes Jahr eine ähnliche Veranstaltung gibt, werden wir danach sehen. —„Heiligabend in Gemeinschaft feiern“, Montag, 24. Dezember, 18 bis 22 Uhr, Gemeindehaus Mundenheim, Kirchplatz 7 „Besser verständlich im Vergleich zu anderen Mes- Carmen Huber sen“ findet Carmen Huber aus West den „Gottesdienst Anders“. Die Protestantin glaube zwar an Gott, gehe aber sonst nie in die Kirche. „Aber dieser Gottesdienst spricht mich an“, ergänzt sie, „der ist auch was für junge Leute.“ Seit drei Jahren ist sie jeden dritten Sonntag im Monat mit dabei. „Der Gottesdienst Anders ist super“, begeistert sich Van Braun, „ich gehe fast nur noch hierher.“ Der Van Braun Friesenheimer schätzt vor allem die lockere Atmosphäre: „Hier geht es nicht so kirchlich steif zu wie anderswo.“ Sein Sohn arbeitet zudem in Pfarrer Schmitts „Anders“-Team mit und bereitet die Gottesdienste in der Gruppe vor. „Spirituell und besinnlich“ empfand Rainer Grottke den „Gottesdienst Anders“. Er nahm mit seiner Familie – Frau Gisela und den Söhnen Dirk und Sven – zum ersten Mal Familie Grottke daran teil. „Als die Gebetswünsche der einzelnen Leute vorgelesen wurden, spürte man, dass man nicht allein ist, die Gemeinde steht hinter einem“, schildert Grottke, „da wird einem wieder mal klar, dass wahre Werte nicht in so etwas wie einem Bungeesprung zu finden sind.“ Auch sein Sohn Dirk ist begeistert: „Ich fand toll, dass der Pfarrer Fragen zur Predigt beantwortet hat. Außerdem war es nicht lang- Manfred Lemcke weilig.“ Zum zweiten Mal besuchte Manfred Lemcke den Gottesdienst. „Ich werde wiederkommen“, sagt er. „Das Team gibt sich sehr viel Mühe mit der Musik und den Theaterszenen.“ Lemcke findet die Mischung aus Unterhaltung und Ernsthaftigkeit gut. Evelyn Pox war beim „Gottesdienst Anders“ auch dabei – das ist sie seit fünf Jahren: Sie gehört zum „Gottesdienst- Evelyn Pox Anders“-Team und bereitet die Messen in der Gruppe vor. Insgesamt sind das etwa vierzig bis fünfzig Leute. „Wir sind in einzelne Bereiche aufgeteilt: Moderatoren, Musiker, Leute für den Gebetsdienst oder für die Türbegrüßung“, berichtet Pox. Die Arbeit mache ihr sehr viel Spaß. „Jeder Gottesdienst ist eine neue, bisher nicht dagewesene Erfahrung, das wird nie langweilig“, sagt sie. Wegen des großen Andrangs wird der „Gottesdienst Anders“ mittlerweile zweimal nacheinander am dritten Sonntag im Monat abgehalten. „Das braucht viel Vorbereitung“, fügt Pox hinzu, „gerade weil der Anders-Gottesdienst so abwechslungsreich ist.“ Man wolle die „suchenden und kritischen Gemeindemitglieder ansprechen und ihnen neue Perspektiven bieten“, formuliert Pox das Ziel. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. —FOTOS(5): SAUER