Erfahrungsbericht Peking Beihang
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Erfahrungsbericht Peking Beihang
Beijing University of Aeronautics & Astronautics Erfahrungsbericht In den folgenden Seiten möchte ich über meinen interessanten und aufregenden Studienaufenthalt, mein Leben und meine vielfältigen Erfahrungen in einer der größten Städte der Welt berichten: Der chinesischen Millionen-Metropole Peking. 1. Überblick zum Studium an der Gasthochschule Gasthochschule Beijing University of Aeronautics and Astronautics – Beihang University http://ev.buaa.edu.cn/ Electronic Engineering Peking, Volksrepublik China 1 12.09.2012 – 10.02.2013 Master Englisch Computer Communication Networks Object Oriented Programming (Java) Micro Computer Theory and Application Software Engineering Digital Image and Video Processing Chinese (Level I) Internationaler Webauftritt Studienfach Stadt, Land Absolvierte Semester Zeitraum Kursniveau Unterrichtssprache Absolvierte Kurse 1 2. Motivation Schon während der Anfangssemester meines Bachelorstudiums spielte ich häufig mit dem Gedanken, ein Semester im Ausland zu studieren. Mir war es zum einen wichtig, neben der regulären naturwissenschaftlichen Ausbildung auch weitere Sprachkenntnisse sowie in der heutigen globalisierten Welt immer wichtiger werdende „interkulturelle Kompetenzen“ zu erwerben. Zum anderen stand natürlich auch das große Interesse am Leben und Studieren in einem anderen Land im Vordergrund. Der enorme wirtschaftliche Aufschwung des Landes, die sprachlichen Herausforderungen, die wachsende Bedeutung des chinesische Marktes für deutsche Firmen sowie nicht zuletzt die von Grund auf verschiedene Kultur waren ein großer Anreiz, mein persönliches Auslandssemester in der Volksrepublik China zu verbringen. Das Land ist Exportweltmeister und löste dieses Jahr auch erstmals die USA als größte Handelsnation ab. Im Vergleich zu anderen westlichen Nationen ist es politisch grundlegend anders gelenkt und weißt ein äußerst unterschiedliches soziales Wertesystem auf. Diese Tatsachen weckten in mir das Interesse, dieses Land näher kennenzulernen. Meine Wahl fiel auf das wie oft von Chinesen bezeichnete „Herz Chinas“ Peking, das kulturelle, politische und wissenschaftliche Zentrum des Landes. Die Metropole bietet über 80 Universitäten, welche von internationalen Studierenden von offizieller Seite aus besucht werden dürfen. Ursprünglich viel meine Wahl auf eine andere Universität, bei welcher man mir zu Beginn meiner durch Sprachbarrieren nicht immer einfachen Recherchen die Auskunft gab, dass die von mir gewählten Kurse in Englisch verfügbar wären. Als mir jedoch nach erfolgreicher Bewerbung am Austauschprogramm 4 Monate vor Vorlesungsbeginn mitgeteilt wurde, dass diese Kurse aufgrund überfüllter Räumlichkeiten fast ausnahmslos nicht angeboten werden könnten, habe ich mich für die „Beijing University of Aeronautics and Astronautics“, oder auch „Beihang University“ genannt, entschieden. Mir war es wichtig, trotz des Auslandsaufenthaltes anerkennbare Prüfungen zu absolvieren, um mein Studium nicht in die Länge zu ziehen. Die Beihang University gilt in China als eine der besten Universitäten im Bereich Luft- und Raumfahrttechnik und bietet eine, für viele chinesische Universitäten untypisch hohe Anzahl an englischsprachigen Vorlesungen an. Des Weiteren ist sie Partneruniversität meiner Heimatuniversität und ein Austausch konnte so reibungslos realisiert werden. 3. Vorbereitungen vor dem Aufenthalt 3.1 Finanzierung und Stipendium Bei der Planung eines solchen Aufenthalts sollte man sich zuerst um eine ausreichende, finanzielle Deckung kümmern. Hier empfehle ich jedem, sich bei einer entsprechenden Organisation für ein Auslandsstipendium zu bewerben. Das Bayerische Hochschulzentrum für China bietet hier eine hervorragende Unterstützung für bayerische Studierende, welche ein Studium oder ein Praktikum in der Volksrepublik China absolvieren wollen. 2 Durch die erfolgreiche Aufnahme in das Programm konnte ich nicht nur die hohen Kosten meines Fluges decken, sondern mit den monatlichen Zuschüssen auch einen Großteil der anfallenden Lebensmittelkosten begleichen. Hierdurch erhält man den Luxus und die Möglichkeit, sich vollkommen auf seine Vorlesungen, die bewerteten Hausaufgaben und Projekte konzentrieren zu können, ohne notwendigerweise im Gastland auf Nebenjobs zurückgreifen zu müssen. 3.2 Impfungen Bei einem längeren Aufenthalt in der Volksrepublik China sollte man sich rechtzeitig auf den entsprechenden Seiten des Auswärtigen Amtes bezüglich der Impfungen erkundigen. Ich war gegen alle empfohlenen Krankheiten bis auf „Japanische Enzephalitis“ geimpft, da diese hauptsächlich durch Mücken übertragen wird, welche in meinem Studienzeitraum eher seltener anzutreffen sind. Doch hier muss jeder persönlich entscheiden, welches Risiko er eingehen will. 3.3 Flug Die Zusage der Universität kam bei mir erst etwa 1,5 Monate vor Vorlesungsbeginn. Den Flug sollte man meiner Erfahrung nach mindestens 3 Monate im Voraus buchen, andererseits geht man so jedoch ein gewisses Risiko ein. Für das Ticket von München aus hin und zurück habe ich 641,26 Euro bei Qatar Airways mit einem 7 stündigen Zwischenaufenthalt in Doha bezahlt. Alternativ könnte man auch immer zu der chinesischen Millionenstadt Tianjin fliegen, um von dort aus für derzeit 6,80 Euro mit dem Schnellzug bei einer Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h in 30 Minuten nach Peking zu fahren. 3.4 Visum Für die Einreise in die Volksrepublik China wird ein Visum benötigt. Zur Beschaffung kann man entweder persönlich zu den zuständigen Stellen gehen oder eine private Firma damit beauftragen. Im ersten Falle müssen dabei zunächst alle erforderlichen Dokumente inklusive der Immatrikulationsbestätigung der chinesischen Universität an das zuständige Amt gebracht werden. Daher kann dieser Schritt auch erst nach der offiziellen Zusage durch die Partneruniversität erfolgen. Nach einer Bearbeitungsdauer von in meinem Fall 4 Tagen kann dann das für 6 Monate gültige Studentenvisum abgeholt werden, der Preis beträgt derzeit für eine einmalige Einreise 30 Euro. In München befindet sich beispielsweise das „Generalkonsulat der Volksrepublik China in München“, bei welchem das Visum beantragt werden kann. 3.5 Auslandskrankenversicherung Eine Auslandskrankenversicherung hätte ich mir bei der Vorbereitung sparen können, da sie während einer der Einführungstermine an der Beihang University abgeschlossen wird. Die Universität hat dazu einen Vertrag mit einem chinesischen Versicherungsunternehmen geschlossen, bei welcher sich jeder Austauschstudierende registriert. Der Preis für die Auslandsversicherung für ein Semester liegt bei etwa 38 Euro. 3 3.6 Sprache Sprachlich vorbereitet habe ich mich durch die Teilnahme an den, von meiner Heimatuniversität im Sprachzentrum angebotenen, jeweils einsemestrigen Kursen „Chinesisch Grundstufe I“, „Chinesisch Grundstufe II“ sowie „English-Intercultural Communications“. Ich kann jedem Interessenten nur empfehlen, sich im Voraus mit Chinesisch intensiv auseinanderzusetzen – besonders außerhalb der Universität sprechen nur sehr wenige Pekinger Englisch. Gutes Chinesisch zu lernen erfordert sehr viel Zeit, man sollte den Lernprozess daher langfristig planen. Den genannten Englischkurs habe ich gewählt, einerseits, um mein Englisch aufzufrischen und andererseits, um an möglichst viel Theoriewissen bezüglich Kommunikationstechniken und Ausdrucksweisen in anderen Ländern mitzubringen. Solch ein Kurs ist für Interessierte zu empfehlen, jedoch nicht unbedingt notwendig. 3.7 Kreditkarte Wer noch keine Kreditkarte hat, sollte sich rechtzeitig vor dem Aufenthalt eine solche zulegen. Empfehlen kann ich hier die Visa-Karte der Comdirect Bank, welche bei der Kontoeröffnung kostenlos an Kunden ausgeliefert wird und des Weiteren auch ein kostenloses Bargeldabheben weltweit ermöglicht. Bei der Eröffnungszeremonie in China wurde stark empfohlen, sich auch ein Konto bei der chinesischen ICBC Bank mit einer Zentrale auf dem Campus zu eröffnen. Ich habe dies zwar getan, jedoch das Konto nie genutzt und am Ende wieder gekündigt. Der einzige Vorteil bestand bei mir letztendlich darin, dass man ein zweites Reservekonto hatte, sollte man seine Visa-Karte tatsächlich verlieren und dringend Bargeld benötigen. 3.8 Wohnung Wichtig ist auch, dass man sich rechtzeitig bei einem der Wohnheime für internationale Studierende, z.B. im „Da Yun Cun“, um eine Unterkunft bewirbt. Dieses liegt direkt auf dem Campus, eine Single-Wohnung kostet etwa 140 Euro pro Monat. Die gleiche Wohnung kann man jedoch auch als Shared-Wohnung mieten zu einem Preis von 72 Euro pro Person. Die Organisation einer Privatwohnung in Peking außerhalb der Universität würde ich, gerade für Sprachanfänger, nicht empfehlen. Außerdem liegt man dort schnell bei dem 3-4 fachen des Preises des Studentenwohnheims und verliert wohl auch ein wenig den täglichen Austausch zu anderen internationalen Studierenden aus aller Welt, welchen ich heute als sehr wertvoll ansehe. Sollte man vor offiziellem Wohnungseinlass in Peking ankommen, ist es ratsam, sich ein Hotel im Voraus zu reservieren. Ich bin mit einer chinesischen Freundin einen Tag vor Einlass angereist und wir haben das Green Tree Hotel gebucht, welches sich nur etwa 1,5 km von der Beihang University befindet. Diese Hotelkette bietet westlichen Standard zu Preisen von etwa 22 Euro pro Nacht und Zimmer. Vorsicht: Nicht jedes Hotel in China ist auch berechtigt, Ausländer einzulassen. Dies ist unbedingt im Voraus abzuklären, wenn man nicht mit vollem Gepäck die Hotelsuche starten will! 4 Des Weiteren empfehle ich im Voraus, einen geeigneten Zwischenmieter für die eigene Heimatsmietwohnung zu finden. An meiner Heimatuniversität kann man sich beispielsweise auch im Büro für internationale Angelegenheiten erkundigen, ob es Austauschstudierende gibt, welche eventuell gerade für diese Zeit ein Zimmer benötigen. 4. Ankunft in Peking Sobald man in Peking am Flughafen angekommen und die Sicherheitskontrollen passiert hat, sollte man sich zunächst Zugang zu Bargeld verschaffen. Hier bietet es sich an, entweder an den Automaten direkt Geld abzuheben, oder am Flughafen übriges Bargeld in chinesische Yuan zu wechseln. Bei letzterem muss man jedoch mit einem teureren Wechselkurs rechnen. Danach kann man sich ein Taxi besorgen und für etwa 11 Euro zur Beihang University fahren. Hier sollte man darauf achten, dass man ein legales Taxi erwischt, welches ein eingeschaltetes Taxameter verwendet. Sollte keines verfügbar sein, kann man notfalls auch auf andere, häufig wartende Fahrer zurückgreifen, welche einen Festpreis für die Fahrt anbieten. Dieser liegt in der Regel erst einmal deutlich über dem Normalpreis – mit ein wenig Freundlichkeit, Geschick und Glück lässt sich dieser jedoch – wie viele Preise bei Kleinunternehmen oder Privatleuten in Peking - meist stark herunterhandeln. Auf der achtspurigen Autobahn angekommen und die Umgebung beobachtend fühlt man dann zum ersten Mal die tatsächlichen Ausmaße einer Stadt, in der inklusive zugehöriger Metropolregion etwa so viele Einwohner leben, wie in Bayern und Österreich zusammen. Angekommen am Hotel haben wir den ersten Tag hauptsächlich mit dem Auskundschaften des großflächigen Universitätsgeländes verbracht und am nächsten Morgen war ich pünktlich zur Registrierung und Wohnungszuteilung um 9 Uhr morgens am „Dormitory 2“. 5. Das Studentenleben an der Beihang University 5.1 Der Universitätscampus Die folgende Karte zeigt den Aufbau des Campus der Beihang University, das „Dormitory 2“ ist mit „1“ bezeichnet. Nach erfolgreicher Registrierung und der Hinterlegung von etwa 50 Euro Kaution kann man ins internationale Studentenwohnheim „Da Yun Cun“, „2“ im Südwesten des Campus einziehen. Der Campus beinhaltet des Weiteren auch nahezu alles, was man im Alltag so benötigt. Einige dieser Einrichtungen gehören jedoch nicht der Beihang University und sind daher auf der offiziellen Karte nicht eingezeichnet, wodurch man diese meist nur durch Hinweise von Mitstudenten oder längerem Auskundschaften findet. Aus diesem Grunde habe ich für künftige Studierende hier das für mich im Alltag Wichtigste zusammengefasst und in der Karte markiert. 5 Der Campus der Beijing University of Aeronautics and Astronautics - Supermärkte (3) - Mensagebäude (9) - Krankenhaus (4) - ICBC Bank (10), Geldautomaten (11) - Friseure (5) - Sporteinrichtungen (12) , Schwimmbad (13), Fitnesscenter (14) - Wäschereien (6) - Parks und Grünflächen (15) - Copy-Shops (7) - Bibliothek und die „International School“ (16) - Restaurants (8) - Das „New Main Building“ (17) 6 5.2 Das internationale Studentenwohnheim „Da Yun Cun“ Schon während der Zimmerzuweisung machte ich zufälligerweise Bekanntschaft mit einem Spanier, bei welchem sich später herausstellte, das er mein zukünftiger Zimmerkollege wird. Gemeinsam bezogen wir dann die neue Wohnung, welche 2 geschätzte 20 m2 große Zimmer mit jeweils 2 Betten, 2 Schränken, 2 Schreibtischen, 1 Klimaanlage und einem großen Fenster enthält. Zudem gibt es einen Gang und zwei Bäder, womit die gesamte Wohnung von 4 Personen genutzt werden kann. Dazu gab es noch einen Kühlschrank, und einen Wasserspender, da das Leitungswasser in Peking nur in abgekochtem Zustand trinkbar ist . Zu unserem Apartment gesellten sich noch ein Franzose und ein Amerikaner - ich nehme an dass die Verwaltung sich darum kümmert, Studierende mit ähnlichem kulturellem Hintergrund in denselben Wohnungen unterzubringen. Denn schon bei den ersten Erkundungen durch das Haus stellte ich fest, dass auch Studierende aus Ländern und Kulturen hier wohnen, mit denen ich noch nahezu nie konfrontiert wurde. Indonesier, Malaien, Kasachstaner, Ägypter, Russen und allem voran Pakistaner waren hier vertreten. Dies hängt vor allem mit den guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Pakistan zusammen, entsprechend werden, nach den Angaben meiner pakistanischen Freunde, besonders viele Stipendien an die Studierenden weitergegeben. Des Weiteren gab es auch viele Europäer auf meinem Stockwerk, unter anderem aus Italien, Polen, Frankreich, Spanien, aber auch einige Deutsche waren vertreten. Das Leben in diesem Wohnheim war besonders interessant. Man lernt unglaublich viel über die verschiedenen Länder, Sitten und Traditionen, sowie die jeweiligen aktuellen Probleme sowie technische und wirtschaftliche Fortschritte aus erster Hand. Dabei erkennt und erfährt man die teils extremen kulturellen Unterschiede in verschiedensten Ausprägungsformen, gerade gegenüber in vom Islam geprägten Ländern. Man erhält immer mehr die Fähigkeit, alleine vom Aussehen und Englischakzent der verschiedenen Personen, diese zu Ländern der Welt zuordnen zu können und die kulturellen Hintergründe abzuschätzen, um dann in der Lage zu sein, sich um passende Umgangsformen zu bemühen. Dies ist eine sehr schöne Art des Lernens während man sich nebenbei mit der Zeit einen umfangreichen, internationalen Freundeskreis aufbaut, der einen persönlich sehr bereichert. 5.3 Vorlesungen und Betreuung Kurz darauf fanden auch schon die Einführungsveranstaltung für alle international Studierenden im „New Main Building“ statt. Dies ist ein Neubau, welcher, wie man hier stolz erzählt, das flächenmäßig größte universitäre Lehrgebäude Chinas darstellt. Bei der Veranstaltung werden dann Filme sowie Vorträge über die Beihang University präsentiert, welche die herausragende Stellung in Chinas Forschung und Lehre darstellen. Außerdem bekamen wir alle wichtigen Informationen zur Studienorganisation und einen persönlichen Betreuer, einen Professor der Beihang University, zugeteilt. Mit diesem kommt man dann im Anschluss ins Gespräch und erstellt einen individuellen Stundenplan. Diesen hatte ich jedoch bereits im Voraus festgesetzt, mein betreuender Professor gab dazu lediglich einführende Worte und seine Unterschrift. 7 Für weitere Formalien folgten mehrere Besuche bei der „International School“, welche neben dem persönlichen Betreuer auch stets als Ansprechpartner für organisatorische Fragen hilfsbereit zur Seite stand. Entgegen meiner Befürchtungen durch vorher gelesene Erfahrungsberichte war das English der Dozenten zwar nicht immer perfekt, jedoch in ausreichendem Maße verständlich. Für die vielen internationalen Studierenden finden von den chinesischen Kommilitonen gesonderte Vorlesungen statt. In einem Kurs sitzen meist etwa 10 Studierende, was das Verhältnis zum vortragenden Professor stärkt und eine viel persönlichere Arbeitsatmosphäre schafft, als dies in Deutschland der Fall ist. Benotet werden die Kurse in einer Skala von 60-100, alle Werte oberhalb von 60 gelten dabei als „Bestanden“. Die Noten setzen sich, ähnlich wie in Deutschland, aus Zwischenprüfungen, Abschlussprüfungen, bewerteten Hausaufgaben, Zwischenvorträgen oder Abschlussprojekten zusammen. Ich habe hier insgesamt 6 Fächer belegt, was etwa dem Semesterpensum von chinesischen Studierenden entspricht. Das Fach „Computer Communication Networks“ erläutert verschiedene Möglichkeiten des Netzwerkdesigns und stellt grundlegende Architekturen und aktuelle Trends vor. Verschiedene Methoden der Performance Analyse und Datenprotokolle werden behandelt und mit Hausaufgaben, Zwischen- und Abschlussklausur bewertet. In meinem zweiten Fach „Object Oriented Programming (Java)“ hatte ich die Möglichkeit, meine während verschiedener Praktika gewonnen Fähigkeiten in der Programmiersprache Java akademisch weiterzuvertiefen. Meine Heimatuniversität bietet hier in meinem gewählten Masterstudiengang zu diesem wichtigen Thema leider keine Vorlesung an. Der durchaus empfehlenswerte Kurs gibt anschaulich eine Einführung über die Grundstrukturen der objektorientierten Programmierung, steigt jedoch relativ zügig aus dem Anfängerniveau tiefer in das Themengebiet rund um Java ein, während stets alles theoretisch Erklärte auch in der integrierten Entwicklungsumgebung „Eclipse“ demonstriert wird. Abgeschlossen habe ich diesen Kurs mit einem Abschlussprojekt zur Spieleentwicklung in Java mittels der Softwarebibliothek „Slick“. In der Vorlesung „Micro Computer Theory and Application“ lernte ich hingegen verschiedene Architekturen von CPUs kennen. Im speziellen wurde die Intel 8086 Familie behandelt und die Programmierungsmethoden anhand von Projekten der Studierenden vertieft. Ich absolvierte diesen Kurs mit einer praktischen Projektarbeit zu dem Thema „Höhere arithmetische Operationen mit Intels 8086 Mikroprozessor“. Der Kurs „Software Engineering“ behandelt dagegen sehr theoretisch Themen wie z.B. das Schreiben eines Designdokuments, die Planung und Strukturierung von größeren Programmierprojekten sowie die Vorgehensweise beim Erstellen von Softwaretestplänen. Mit diesem Wissen entwickelte ich zusammen mit einer südafrikanischen und zwei pakistanischen Studierenden als Abschlussarbeit eine Datenverschlüsselungssoftware in der Programmiersprache C. Fasziniert hat mich hier neben dem für mich neuen technischen Fachgebiet vor allem die gänzlich unterschiedliche und sehr pragmatische Arbeitsweise der pakistanischen Kommilitonen, welche stark im Gegensatz zur perfektionistischeren und dadurch wesentlich langsameren Herangehensweise der Deutschen steht. 8 Unsere gemeinsamen Arbeiten mussten jedoch regelmäßig für 5-10 Minuten unterbrochen werden, an denen die pakistanischen Kommilitonen neben den anderen Anwesenden im Rechnerraum Teppiche zum Vorschein holten, um in Richtung Mekka zu beten - um nur eine von vielen aufgetretenen interkulturellen Anekdoten zu nennen. „Digital Image and Video Processing“ vermittelt hingegen unter anderem verschiedene Methoden der Bildverarbeitung, Vektor- und Skalarquantisierung sowie moderne Kompressionsmethoden. Ich beendete das Fach mit einer Projektarbeit über das Thema „Digital image data compression via JPEG“. Besonders aber möchte ich jedem Austauschstudierenden den Kurs „Chinese (Level I)“ nahelegen, in welchem das alltäglich benötigte Chinesisch nähergebracht wird. Dieser Kurs ist, im Gegensatz zu meinen bisher gehörten Chinesischkursen, hervorragend auf die alltäglichen Bedürfnisse der Austauschstudierenden abgestimmt und half mir ungemein, mich auch ohne die Hilfe von chinesischen Freunden sehr schnell zurechtzufinden. Daneben wird auch im Speziellen der Pekinger Dialekt nähergebracht, welcher von den meisten Pekingern gesprochen wird. 5.4 Die chinesische Kultur – Das Leben in einer anderen Welt China ist anders – und das spiegelt sich wieder in sehr vielen Lebensbereichen. In China gibt es nahezu keine direkte Kritik an eine im Raum anwesende dritte Person, es wird stets versucht, das Gute an einer Sache zu finden anstatt Negatives direkt anzusprechen. Es gilt, das Gesicht des Anderen zu bewahren anstatt ihm zu zeigen, wie falsch er liegt. Ist es wirklich unausweichlich, so spricht man meist von „nicht so gut“ anstelle von Worten wie „schlecht“ oder „schlimm“. Des Weiteren wird selten ein klares „Nein“ gesprochen, viel mehr wird konstruktiv verhandelt und sollte etwas wirklich nicht möglich sein, so wird dies lange und ausführlich begründet. Diese höflichen Umgangsformen machten es sehr angenehm, mit den Chinesen, welche ich während meiner Zeit kennenlernen durfte, zu arbeiten. Aufgrund von jeder Menge günstiger Restaurants, Mensagebäuden die 3 mal täglich warme Mahlzeiten anbieten und einer fehlenden Küchenausstattung in den Wohnungen wird unter den Studierenden nahezu nicht gekocht. Schon beim Frühstück haben wir uns, wie viele Chinesen meistens an einem der unzähligen kleinen Läden oder Straßenhändlern auf dem Weg zu den Hörsälen mit chinesischen Spezialitäten wie „Baozi“, „Jiaozi“ (Teigtaschen ähnlich der deutschen Maultasche) oder anderen zuvor noch nie gesehenen Produkten versorgt. Hier gilt es mutig zu sein und die verschiedenen Gerichte auszuprobieren – das meiste davon ist auch für Europäer sehr schmackhaft. Alternativ dazu kann man sich an jedem Ort warme Malzeiten zu günstigen Preisen liefern lassen. Das Trinkwasser für die Wasserspender in der Wohnung muss ebenfalls immer wieder durch einen Angestellten in Kanistern angeliefert werden. Generell erkennt man in China schnell, dass aufgrund der niedrigen Kosten des „Produktionsfaktors Mensch“ praktisch überall Reinigungspersonal, Wächter und andere angestellte Arbeitskräfte nach deutschem Maßstab im Überfluss vorhanden sind, was auf der anderen Seite jedoch seinen Beitrag zu der derzeit nach offiziellen Angaben vergleichsweise geringen Arbeitslosenquote von 4,1 % führt. 9 Chinesische Studierende arbeiten viel und das an nahezu jedem Ort. Man sieht sie häufig neben den klassischen Räumlichkeiten wie in Hörsälen, Bibliotheken und Rechnerräumen auch in Restaurants, Cafés, und Sportplätzen alleine oder in Gruppen beim Lernen. Dies liegt vor allem daran, dass die Zimmer oft von bis zu 4-6 Personen gleichzeitig bewohnt werden, sodass ein ruhiger Lernplatz dort selten verfügbar ist. Während des Universitätsalltags ist es meist nicht schwer, bei den chinesischen Studierenden Anschluss zu finden. Trotz des zeitintensiven Studiums sind viele Studierende sehr daran interessiert, mit Ausländern zu sprechen, um die eigenen Englischkenntnisse aufzubessern. So bildete sich schnell ein neuer chinesischer Freundeskreis, welcher einen mittags und abends während des Studiums in der Bibliothek immer gerne zum Essen überredete, wobei nach chinesischer Gastfreundschaft auch stets versucht wurde, das Essen des Gastes zu bezahlen. Die vielen Gespräche haben mir sehr geholfen, die häufig anfangs so unvorhersehbaren Reaktionen und Denkweisen von Chinesen im Nachhinein verstehen und angemessen bewerten zu können. Dies geht über Ausdrucksweisen und Verhaltensmuster bis hin zur Bedeutung verschiedener Gesichtsausdrücke, welche sich interessanterweise teils sehr von den Deutschen unterscheiden. In Bezug auf den wirtschaftlichen Fortschritt ist man sehr stolz auf sein Land, die Regierung wird hingegen gerne unter vorgehaltener Hand aufgrund von Korruption und Steuern kritisiert. Bei einem meiner Gespräche mit einem Professor zu diesem Thema begann dieser zwar offen mit mir zu diskutieren, tat dies jedoch erst, nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass die Türe geschlossen war. Bei all der Kritik dürfe man auch nie vergessen, dass die neue chinesische Führung es geschafft hat, eine beeindruckend hohe Zahl an Menschen innerhalb kürzester Zeit aus der Hungernot in den Wohlstand zu bringen. 5.5 Die Stadt Peking Peking ist eine unglaublich abwechslungsreiche Stadt, welche auf der einen Seite aufwartet mit riesigen, schillernden Einkaufsstraßen, modernen Wolkenkratzern und einzigartigen neuzeitlichen Bauwerken wie dem Olympiazentrum oder das chinesische Nationaltheater. Daneben können jedoch auch weltweit bekannte, historische Bauten wie die Verbotene Stadt, der Platz des himmlischen Friedens oder die chinesische Mauer besichtigt werden. Durch die Metropole verläuft das mit 456 km längste U-bahnnetz der Welt, welches in der Hauptverkehrszeit im 3 bis 4 Minuten Takt abfährt. Mit einem Ticket für etwa 25 Eurocent kann man beliebig weit durch die ganze Stadt fahren, bis man sein Ziel erreicht hat und das U-bahngeschoss wieder verlässt. Alternativ kann man auch stets, ohne lange zu warten, auf eine der vielen günstigen Taxis zurückgreifen, welche rund um die Uhr durch Peking fahren. Des Weiteren steht im Nahverkehrsbereich auch ein preisgünstiges Bussystem zur Verfügung. Was mich während meines Aufenthalts in Peking persönlich jedoch gestört hat, war die Luftqualität an vereinzelten Tagen im Dezember, allem voran aber im Januar. Durch über lange Zeit ausbleibende Regenfälle und Winde kam es hier zu einem in Peking vorher noch nie gemessenem, hohen Wert an Feinstaubbelastung in der Luft. Um einen besseren Eindruck dieser Situation zu vermitteln, habe ich ein Foto aus dem Studentenwohnheim geschossen und in der Bildersammlung im Anhang neben einem Foto an einem schönen Tag hinzugefügt. 10 6. Fazit Peking hat mich begeistert, vom ersten Tage bis zum letzten. Die vielen neuen und unerwarteten Erfahrungen haben mich nicht nur persönlich weitergebildet, sondern auch noch jede Menge Spaß gemacht. Durch das internationale Umfeld erhält man einen gänzlich anderen und viel tiefgreifenderen Eindruck von der Welt, als man es von teils sehr oberflächlichen westlichen Medien oder Urlaubsreisen vermittelt bekommen könnte. Die Stadt Peking dagegen hat so viel zu bieten, dass Monotonie und Langeweile nahezu nie aufkam. Ich konnte jeden Tag vor allem auch neben dem Studium außerfachlich dazulernen, mein Chinesisch deutlich verbessern, mein Englisch perfektionieren, meine Ingenieurskurse erfolgreich absolvieren und das in einem freundlichen und höflichen Umfeld, wie ich es so in noch keinem westlichen Land erfahren habe. Während meines Aufenthalts in Peking kam ich aufgrund des zeitintensiven Studiums kaum zu größeren Reisen, ich habe hier lediglich die Städte Shanghai und Tianjin besucht. Aufgrund meiner Begeisterung an Asien absolvierte ich in den Semesterferien jedoch spontan ein Praktikum in Singapur. Von hier aus habe ich unter anderem Hong Kong oder die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur besucht und möchte abschließend sagen, dass mir die Zeit in Peking aufgrund der Abwechslung von Tradition und Moderne, sowie vor allem auch der motivierten und höflichen Menschen dort, am besten gefallen hat. Die Stadt hat etwas Einzigartiges und ich bin mir heute sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch im Herzen Chinas war. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken bei allen Organisatoren meines Austauschprogramms, meinen interessierten chinesischen Betreuer, sowie vor allem allen Beteiligten des Bayerischen Hochschulzentrums für China. Die finanzielle Unterstützung und die Bereitstellung von Erfahrungsberichten und Kontakten zu anderen Stipendiaten waren eine große Hilfe. Vielen Dank für diese wunderschöne Zeit. 7. Kontaktpersonen Allgemeine Angelegenheiten und Wohnen: Mr. Su Li - suli@buaa.edu.cn Vorlesungsbetrieb: Ms. Guo Yuanyuan - gyy@buaa.edu.cn Koordinatoren des Austauschprogramms: Ms. Peng Jin -pengjin@buaa.edu.cn Ms. Jiang Yue - jiangyue@buaa.edu.cn Leiter des Foreign Students Affairs Office: Ms. Gao Xia - fso@buaa.edu.cn 11 Chaoyang District Chinesisches Nationaltheater Nationalstadion Ni hao! „The Place“ Nationales Schwimmzentrum IBM Tower Paulaner Bräuhaus Tor des himmlischen Friedens Chinesische Mauer 12 Steinlöwe „Verbotene Stadt“ Studentenwohnheim „Da Yun Cun“ Absolventen „Baozi“ …an einigen Tagen im Januar 2013 Chinesischer Schneemann Bibliothek Campus Park Typisches Mensagericht „Main Building“ Sporthalle Konfuzius 13 „New Main Building“