Besuch im Museum
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Besuch im Museum
1.11.2015 Kornwestheim: Von Stopfleber bis Sekundenzeiger Nachrichten Kornwestheimer Zeitung http://www.kornwestheimer‐zeitung.de Kornwestheim Von Stopfleber bis Sekundenzeiger Von Susanne Mathes, aktualisiert am 14.10.2015 um 18:12 Famoses Fabrikat: Dr. Klaus Allgöwer und Fünftklässler an Hahn‐Tellurium mit Sonne, Erde, Merkur, Venus, Mars , Jupiter, Saturn und mehreren Monden. Foto: Kornwestheim ‐ So ganz die feine Art war das nicht. Heute macht man das nicht mehr so. Aber die Zeiten waren halt andere.“ Das muss Dr. Klaus Allgöwer dann doch dazusagen, als ihn seine zehn‐ bis elfjährigen Zuhörer etwas entsetzt anschauen. Schließlich haben sie gerade eine Anleitung zum richtigen Stopfen einer Gans vorgelesen bekommen, die an Anschaulichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Quelle: der Landwirtschaftskalender für Bauern, den Philipp Matthäus Hahn bis zum Jahr 1779 herausgab. Was? Hahn war auch noch Ratgeber in agrikulturellen Belangen? „Er war einfach ein Universalgenie. Jemanden, der so viele Fähigkeiten hatte, gab es in der Geschichte selten“, so ordnet Otmar Fahrion vom Freundeskreis Philipp Matthäus Hahn den Pfarrer und Erfinder ein. Oder, wie es sein Kollege Allgöwer zusammenfasst: „Der war ein Käpsele, auf Deutsch g’sagt. So einen guten Kerle hat Kornwestheim danach nie wieder gehabt. Und deshalb hat euer Rektor auch gesagt: Nach dem muss die neue Gemeinschaftsschule heißen.“ Fünftklässler eben dieser Gemeinschaftsschule sind es, die sich an diesem Vormittag im Philipp‐Matthäus‐Hahn‐Museum über die Facetten ihres Schul‐Namensgebers kundig machen. Mit ihren Lernbegleitern Petra Gohl und Jannik Barabas ist die Klasse 5c in die Kirchstraße gepilgert; die 5a und die 5b waren schon da. Und die Mädchen und Jungen kommen http://www.kornwestheimerzeitung.de/inhalt.kornwestheimvonstopfleberbissekundenzeiger.8da057e936f54e119ae1a16d0af43eff.presentation.print.… 1/2 1.11.2015 Kornwestheim: Von Stopfleber bis Sekundenzeiger Nachrichten Kornwestheimer Zeitung keineswegs unbeleckt. Sie haben sich in der Schule schon mit Hahn beschäftigt, wissen, dass er Ingenieur und Pfarrer war, „Astronomie gemacht“ und tolle Sachen erfunden hat. Manche haben auch noch extra recherchiert, zum Beispiel die zehnjährige Parthena. „Ich bin ins Internet gegangen und habe über ihn nachgelesen“, erzählt sie. Und die Drei vom Förderverein – Klaus Allgöwer, Otmar Fahrion und Bernd Bürle – legen sich ins Zeug, dass auch der Funken, der sie für ihr Hahn‐Engagement entzündet hat, auf die Schüler überspringt. Das reicht vom Empfang mit einem Korb voller Brezeln bis hin zum Wissenstransfer auf Augenhöhe. Die Ohren spitzen die Kinder zum Beispiel, als sie erfahren, dass Klein‐Philipp‐Matthäus gerade mal acht Jahre alt war, als er schon darüber nachgrübelte, warum der Schatten eines in die Wand eingeschlagenen Nagels sich mit dem Sonnenstand veränderte. „Dass der mal als kurzer, mal als langer Schatten mitwandert, hat er nicht verstanden. Und das hat ihm keine Ruhe gelassen.“ Klaus Allgöwer zeigt das Phänomen am Exempel und lässt eine Taschenlampe über einen in die Wand gehauenen Nagel kreisen. Waagen von einer bis dahin nie gekannten Präzision, eine Rechenmaschine, die alle vier Grundrechenarten beherrscht und bis 10 000 Millionen rechnen kann, seine Uhren (Allgöwer: „Die ersten mit Sekundenzeiger, so exakt hat das vorher noch keiner geschafft!“), seine astronomischen Weltmaschinen, die der Vereinsvorsitzende gestikulierend vorführt: Das spricht die meisten Kinder unmittelbar an, aufmerksam und neugierig folgen sie seinen Erklärungen. „Jetzt wundert’s euch ja wohl nicht mehr, dass sogar der österreichische Kaiser und der Goethe nach Kornwestheim gekommen sind, um Hahn kennenzulernen“, meint Allgöwer. „Hier haben sie gesessen und ein Viertele zusammen getrunken“, malt er sich und den Kindern die Begegnung mit dem Dichterfürsten aus – und zeigt auf das von Heinz Grell zur Hahn‐Goethe‐Begegnung angefertigte Diorama. Und eines finden die Schüler offensichtlich auch ganz sympathisch: Dass es mit Hahns Schönschrift nicht ganz so weit her war. „Er hatte eine furchtbare Schrift, die konnte man kaum lesen“, kommentiert Otmar Fahrion. Hahns Brüder, Söhne und Gesellen brachten es in der eigens eingerichteten Werkstatt dennoch fertig, nach Hahns Plänen die feinmechanischen Wunderwerke zu fabrizieren. Und das, wie Bernd Bürle anmerkt, obwohl es damals noch keine hoch technologisierten Bohr‐ und Fräsmaschinen gegeben habe. „Philipp Matthäus Hahn“, so seine Überzeugung, „war für Deutschland das, was Leonardo da Vinci für Italien war.“ „Juhuu“, jubeln die Gemeinschaftsschüler dann auch, als sie von ihren Museumsführern Dietrich Stecks Buch „Ein Kornwestheimer Tag im Leben des Philipp Matthäus Hahn“ mit auf den Weg bekommen. Lernbegleiterin Petra Gohl ist von dem Besuch im Pfarrhaus angetan: „Es war sehr lehrreich und hat gut gepasst.“ Es dürfte nicht der letzte Besuch aus der Philipp‐Matthäus‐Hahn‐Gemeinschaftsschule gewesen sein. http://www.kornwestheimerzeitung.de/inhalt.kornwestheimvonstopfleberbissekundenzeiger.8da057e936f54e119ae1a16d0af43eff.presentation.print.… 2/2