das programm

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das programm
DAS PROGRAMM
Trigonale 2011
Das Programm
Unserem Publikum,
unseren Künstlerinnen und Künstlern
Trigonale 2011 – Das Programm - 3 -
Vorwort
Liebe Freundinnen und Freunde der Alten Musik,
was im Jahr 2003 als hoffnungsvoller Versuch begonnen hat,
das geographische Dreieck, St. Veit an der Glan – Maria Saal, –
St. Georgen am Längsee, unter der Bezeichnung »trigonale«
mit Alter Musik zu erfüllen, ist mittlerweile eine liebgewordene Tradition.
Dass die trigonale zumal in der jüngeren Vergangenheit
blüht, ist – neben den Musikern und ihren Darbietungen –
vor allem Ihnen, liebes Publikum, geschuldet. Denn ohne
Ihren Zuspruch und Ihre Treue wären Fortbestand und
Weiterentwicklung des Festivals nicht denkbar. Wir danken
für Ihren bisherigen Enthusiasmus und hoffen, auch heuer
wieder Ihre Neugier zu wecken und Ihre Erwartungen zu
erfüllen.
Als ehrenamtlicher und nur im Hintergrund tätiger Vorstand des Trägervereins danken wir aber auch jenem, der
an vorderster »Front« und mit schier unerschöpflichen
Energien (und einem von ihm handverlesenen, engagierten Team!) für das Gelingen der trigonale arbeitet: Stefan
Schweiger. Er leitet die trigonale heuer im dritten Jahr und
hat wiederum ein Programm entworfen und ausgearbeitet,
das – Dreieck hin, Dreieck her – im besten Sinn des Wortes
rund ist.
Wir wünschen Ihnen und uns berührende und anregende
Musikerlebnisse!
- 4 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 5 -
Martin Wiedenbauer
Hans Slamanig
Albrecht Haller
Vorstände der trigonale
Trigonale Festival der Alten Musik
Dank 2011
Horst und Judith Danner. Anne
Marie Dragosits. Jutta Frank.
Albrecht Haller. Gerda Heger.
Edith Heilig. Ulrike Hofbauer.
Anne Hooss. Manfred Huditz.
Bernhard Kreuter. Joachim
Kronawetter. Felix Kucher.
Almut Lenz-Konrad. Ernst
Nickles. Rudolf Pacher. Edgar
Sallager. Elisabeth Schleicher.
Verena Schneider. Dietmar
Schüle. Josef und Elfriede
Schweiger. Hans Slamanig.
Marcus Stäbler. Franjo Vidovic.
Martin Wiedenbauer ...
... und in besonderer Weise unseren Subventionsgebern und
Sponsoren, sowie all jenen, die durch ihre Unterstützung und
Mitarbeit die trigonale 2011 überhaupt erst möglich machen.
-6-
Seite | Konzerte
10
Les Ambassadeurs
1
30
Accordone
2
72
La Ziriola 3
110
Miriam Andersén
4
134
Talents in Residence & Alexis Kossenko
5
148
Viva Biancaluna Biffi
6
202
Sequentia
7
220
&Cetera
8
264
Steenbrink, Pandolfo & Freunde
9
282
Trinity Baroque
10
306
Le Tendre Amour
11
364
Modena Consort
12
394
Johann Joseph Fux Kinderkonzert
13
408
Trinity Baroque
14
Inhalt - 7 -
Seite | Konzerte
-8-
444
Trigonale Sonderkonzert
15
462
Präsentationskonzert 2012
16
480
Anhang
17
Inhalt - 9 -
Freitag, 09.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
1
Lumières & Ténèbres –
Licht und Schatten
am Hof Augusts des Starken
Das Goldene Zeitalter des Dresdner Orchesters:
Arien und virtuose Konzerte von Vivaldi, Händel,
Heinichen, Zelenka, Quantz und Pisendel
Les Ambassadeurs
1
Zefira Valova: Violine
Ivan Iliev: Violine
Isabelle Bania: Violine
Cecilia Clares Clares: Violine
Irma Niskanen: Violine
Yannis Roger: Violine
Laurent Muller: Viola
Gabriel Bania: Viola
Tom Pitt: Cello
Marco Frezzato: Cello
Vega Montero: Kontrabass
Jean Rondeau: Cembalo
Lidewei De Sterck: Oboe
Katharina Andres: Oboe
Moni Fischaleck: Fagott
Gast:
Ida Aldrian: Mezzosopran
Alexis Kossenko: Leitung & Traversflöte
Sabine Devieilhe: Sopran
- 10 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 11 -
E inle itun g
1
In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts genoss
besonders ein Orchester einen so ausgezeichneten Ruf, dass
die besten Komponisten aus ganz Europa ihm gern ihre
Werke widmeten. Es handelte sich um die Dresdner Hofkapelle, eine »Armee von Virtuosen«, die unter der Leitung
des Violinisten Johann Georg Pisendel ein unübertroffenes
Niveau an Perfektion, Brillanz und Finesse erreicht hatte und sich durch instrumentale Vielfalt und Klanggewalt
auszeichnete. Vielen galt die Dresdner Hofkapelle damals als
das »beste Orchester der Welt«. Pisendel, der von seinen
Musikern ebenso geliebt wie respektiert wurde, war nicht
nur ein ausgezeichneter Konzertmeister, sondern gab darüber hinaus mit Begeisterung neue Werke in Auftrag und
verfügte über einen weitgespannten Freundeskreis: auch
Telemann und Vivaldi hielten trotz der Entfernung engen
Kontakt mit ihm und versahen regelmäßig glanzvolle und
schwierige Konzerte mit Widmungen an »Signor Pisendel«
und das »Orchestra di Dresda«.
Les Ambassadeurs laden den Hörer zur Entdeckung des außerordentlichen Repertoires dieses Dresdner Orchesters ein,
das in der Kirchenmusik nicht weniger überzeugte als in der
Instrumental- oder Opernmusik. Zu den Schwerpunkten
seiner Arbeit zählte das Werk von Jan Dismas Zelenka. In
den letzten Jahren ist dieser tschechische Komponist wieder ins Bewusstsein eines breiteren Publikums gerückt und
erobert nach und nach seinen rechtmäßigen Platz unter den
Genies der Barockzeit zurück. Zelenka war seit 1710/11 als
- 12 - Trigonale 2011 – Das Programm
Kontrabassist Mitglied der Dresdner Hofkapelle. Bald schon
übertrug man ihm die wichtige Aufgabe, als Komponist den
gesundheitlich angegriffenen Kapellmeister Johann David
Heinichen zu unterstützen und gelegentlich zu vertreten.
Als Heinichen 1729 starb, sah Zelenka sich als seinen natürlichen Nachfolger. Das Amt war jedoch insgeheim bereits
dem charismatischeren (und international renommierteren)
Johann Adolf Hasse versprochen worden – ein Verrat, der
möglicherweise zumindest zum Teil den düsteren Charakter seiner Musik erklärt. In ihr tritt seine Melancholie, seine
Wut, seine Verzweiflung oftmals auf eine Weise zutage, die
man fast als »romantisch« bezeichnen kann. Zelenkas ungewöhnlich lange Proportionen, seine häufige Verwendung
von Chromatismen und die für ihn typischen schmerzlichen
Harmonien begegnen uns zum Beispiel in dem Gloria Patri
des Miserere oder dem Qui tollis der Missa dei Filii. Ganz
anders mutet die eingängige und lichte Musik von Heinichen
an. Das Et in spiritum sanctum verdeutlicht eines seiner bevorzugten Instrumentierungsprinzipien: eine Kombination
des alten Flötentyps (Blockflöte) mit der neuen Variante
(Traversflöte) zu einer einfühlsamen Violinbegleitung, die
die Sopranstimme in der engelhaften melodischen Linie ihres Solovortrags unterstützt.
Die bedeutendste Gruppe von Orchesterwerken Zelenkas
trägt den Titel: »6 concerti fatti in fretta a Praga, 1723« –
6 Concerti, 1723 in größter Eile in Prag geschrieben. Seine
Eile ist deutlich spürbar: zum einen sind die Handschriften
kaum lesbar, zum anderen besteht das Ensemble nur aus insgesamt 4 Werken – bzw. 3 fertigen und einem unvollendeten
Trigonale 2011 – Das Programm - 13 -
1
1
Werk! Die Hypocondrie (eine Ouvertüre im französischen
Stil) scheint der erste Satz einer Suite gewesen zu sein –
aber es folgen nur leere Seiten. So einzigartig wie der Titel
ist die Tatsache, dass Zelenka den Hörer bis zum Schluss in
völliger Ungewissheit darüber lässt, ob es sich um ein Stück
in Dur oder Moll handelt ... es scheint einer ganz und gar
instabilen Stimmung zu unterliegen ...
Faustina Bordoni
In Dresden waren damals sogenannte Serenate beliebt,
Opern im Miniaturformat, die ohne Inszenierung aufgeführt wurden. In dieses Genre gehört Zelenkas 'Il Diamante'.
Die Arie der Venus wurde von der berühmtesten Sopranistin der damaligen Zeit gesungen – von Hasses Ehefrau
Faustina Bordoni. Auch hier zeigt sich, wie zart und einfühlsam Zelenka sein konnte, wenn er nur wollte. Auf weitläufige Proportionen verzichtete er aber auch in diesem Fall
nicht: mit über 10 Minuten Spieldauer übertrifft das Stück
jede normale Arie seiner Zeitgenossen um das Doppelte!
Bei einem anderen der »Concerti« handelt es sich um eine weitere – in diesem
Fall offenbar vollendete – Suite oder
Ouvertüre. Der tragische Charakter des
Eingangsteils – jede Kadenz führt zu einem dissonanten
Akkord, wodurch das Ohr nicht zur Ruhe kommt – wird
durch den epischen Mittelteil ausgeglichen. Der Begriff
»concertare« findet hier zu seiner ursprünglichen Bedeutung zurück (lateinisch concertare: wetteifern, miteinander
streiten). Auch die Rückkehr des langsamen Tempos im
nächsten Satz vermag es kaum, die Dinge wieder ins Lot zu
bringen. Erst nach einem letzten »Coup de théâtre« endet
die Musik mehr oder weniger friedlich in F-Dur. Die folgende Arie für Streicher solo zeigt Zelenka von einer ganz
anderen Seite: anmutig und zart, mit einigen bewegenden
Akzenten in der Violenstimme, die herzzerreißende Dissonanzen enthält ... Nach einem Siciliano auf der Grundlage
eines wohldurchdachten Kontrapunkts endet das Werk mit
einer ausgelassenen »Folie«.
Auch der Konzertmeister Pisendel selbst
war ein bemerkenswerter Komponist.
Die geringe Zahl seiner eigenen Werke, die oft mehr als einmal überarbeitet wurden, lässt sich vielleicht durch seine ausgeprägte
Bescheidenheit erklären. Urteilt man aber anhand seiner
strengen und kurzen sonata da chiesa in c-Moll für Orchester, so war er selbst ein Meister seines Faches. Er war ein
enger (wenn nicht der einzige) Freund Zelenkas, und dieses
Stück erinnert ganz besonders an die düstere Manier des
tschechischen Kontrabassisten.
Seit ihrer Begegnung in Venedig im Jahr 1712 waren
Pisendel und Vivaldi gute Freunde; das in Dresden erhaltene umfangreiche Werkekorpus Vivaldis (viele Werke
sind Pisendel gewidmet) lässt darauf schließen, dass er dort
zu den am häufigsten gespielten Komponisten zählte. Das
- 14 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 15 -
Johann Georg Pisendel
1
Concerto RV 564 wurde ursprünglich für zwei Violinen und
zwei Celli geschrieben, wird hier jedoch in einer Dresdner
Bearbeitung für zwei Violinen und zwei Oboen aufgeführt.
1
Händel besuchte Dresden bekanntermaßen im Jahr 1719,
als er den Feierlichkeiten anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen beiwohnte. Bei dieser Gelegenheit begegnete er
dem berühmten Kastraten Senesino, den er als Sänger für
seine Oper in London gewinnen konnte (der Skandal, der
ein Jahr später durch das Zerwürfnis zwischen Senesino und
Heinichen entstand, war mit Sicherheit absichtlich herbeigeführt worden, um seinen Vertrag in Dresden beenden und
für Händel in London arbeiten zu können). Das Dresdner
Orchester führte Händels Opernouvertüren in der Regel als
konzertante Stücke auf. Mit ihren theatralischen Modulationen und dem unerwarteten Ende erregt Agrippina besondere
Aufmerksamkeit.
Il Ruggiero, die letzte Oper von Johann Adolf Hasse, stellt eine
Verbindung zwischen dem Barock und dem Zeitalter der
Klassik her: die Oper wurde einen Tag vor Mozarts Ascanio in
Alba uraufgeführt. Hasse war damals bereits alt. Sein Ruhm
hatte schon über 30 Jahre zuvor seinen Höhepunkt erreicht,
als er das Amt antrat, das Zelenka hätte erhalten sollen: Kapellmeister der Dresdner Hofkapelle. Die heroische Arie der
Bradamante verlangt ungewöhnliche Virtuosität: der gewaltige Stimmumfang der Sopranstimme in den schnellen Koloraturpassagen reicht vom Altregister bis zum Hohen D.
Pro g r a mm
Johann Georg Pisendel
(1687 – 1755)
1.Sonata in c minor
Largo – Allegro
Jan Dismas Zelenka
(1679 – 1745)
2.Qui tollis peccata mundi
ZWV 20
Aus: Missa dei Filii
Jan Dismas Zelenka
3.Gloria Patri ZWV 57
Aus: Miserere
Jan Dismas Zelenka
4.Ouverture à 7 concertanti in F major
ZWV 188
Arie
Jan Dismas Zelenka
5.Benedictus
ZWV 17
Aus: Missa sanctissimae Trinitatis
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
- 16 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 17 -
1
1
Johann David Heinichen
(1683 – 1729)
6.Concertino in D major
Allegro
Aus: Missa 9 for flute and orchestra
Jan Dismas Zelenka
11. Hypocondrie à 7 concertanti
ZWV 187 Allegro – Lentement
Johann David Heinichen
7. Et in Spiritum Sanctum Aus: Missa 12
Jan Dismas Zelenka
12. Aria di Venere »Qui piegate, qui posate«
ZWV 177
Aus: Serenta »Il Diamante«
Antonio Vivaldi
(1678 – 1741)
8.Concerto in D major RV 564a
for 2 oboes, 2 violins & orchestra
Allegro – Adagio non molto – Allegro
Georg Friedrich Händel
(1685 – 1759)
13. Ouverture
HWV 6
Aus: Agrippina
Johann Adolf Hasse
(1699 – 1783)
14. Aria di Bradamante »Faro ben io«
Aus: Il Ruggiero
Paus e
Jan Dismas Zelenka
9.Ouverture à 7 concertanti in F major
ZWV 188
Ouverture – Siciliano – Folie
Antonio Lotti
(ca. 1667 – 1740)
10. Aria (Isilde) »Sospirando, lagrimando«
Aus: Giove in Argo
- 18 - Trigonale 2011 – Das Programm
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1
T e x te
2. Qui tollis peccata mundi
2. Der du trägst die Sünden der Welt
Qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram.
Der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser.
Der du trägst die Sünden der Welt, nimm an das Gebet von uns.
3. Gloria Patri
3. Ehre sei dem Vater
Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto.
Ehre sei dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geist.
5. Benedictus 5. Gepriesen sei
Benedictus qui venit in nomine Domini.
Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn.
7. Et in Spiritum Sanctum
7. Und an den Heiligen Geist
Et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem,
qui ex Patre Filioque procedit.
Qui cum Patre et Filio simul adoratur
et conglorificatur,
qui locutus est per prophetas.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum.
Und an den Heiligen Geist, den Herrn, den lebendigmachenden,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht.
Der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet
und zusammen verherrlicht wird,
der geredet hat durch die Propheten.
Und eine heilige, weltweite und apostolische Kirche.
Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden,
und ich warte auf die Auferstehung der Toten.
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1
- 20 - Trigonale 2011 – Das Programm
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10. Sospirando, lagrimando
10. Mit Seufzern und in Tränen
Sospirando, lagrimando,
griderò che son tradita senza padre, e senza regno.
Minacciando udite l'Idra inuitarui a Radamanto
già ministro del mio sdegno.
Mit Seufzern und in Tränen werde ich wehklagen,
dass ich verraten bin, vaterlos und ohne Reich.
Hört die Hydra drohen, Euch zu Radamanto einzuladen,
der schon Vollstrecker meiner Empörung ist.
12. Qui piegate, qui posate
Recit (Venere)
Dove Amor si festeggia,
il nome moi forse posto è in oblio?
Votra felicità render perfetta io sola posso,
illustri sposi,
e scendo dal terzo cielo
al bel disegno accinta.
Vanti Giugno il suo dono,
chè ella da me con più bei doni e vinta.
Vengon meco il piacer, gli scherzi arditi,
non meno dolci e men cari,
quei che sembran ripulse
e sono inviti.
Io sol porgo gli affetti,
io sol secondo i letti,
devesi a me quanto respira e vive;
e se cosa leggiadra il mondo abbella,
tutto è virtù di mia benigna stella.
- 22 - Trigonale 2011 – Das Programm
12. Es glänzt im Grau die Lichtlasur
Rezitativ (Venus)
Dort, wo Liebe gefeiert wird,
soll mein Name wohl vergessen bleiben?
Euer Glück kann allein ich vollenden,
durchlauchte Jungvermählte.
Deshalb steige ich vom dritten Himmelskreis
zu diesem schönsten Auftrag hinab.
Möge denn Juno nach Lust mit ihrer Gabe prahlen,
ich werde sie mit schöneren Geschenken schlagen!
Zusammen mit mir kommen Lust, feurige Scherze,
nicht minder süße und nicht minder liebreiche,
solche, die als Zurückweisung erscheinen
und Verlockungen sind.
Allein ich entzünde Gefühle,
die Betten fruchtbar machen,
mir verdankt ihr alles, was atmet und lebt;
und wenn etwas Anmutiges die Welt ziert,
dann samt und sonders durch Verdienst
meines wohlwollenden Sternes.
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1
Aria
Qui piegate, qui posate,
mie colombe, i vanni erranti.
E alternando e morsi e baci
dolci sdegni e dolci paci
insegnate alla coppia degli amanti.
Arie Hier faltet sie, meine Tauben,
lasst eure irrenden Schwingen ruhen,
und lehrt das Liebespaar
unter wechselnden Bissen und Küssen
süßen Widerstand und süße Versöhnung!
14. Faro ben io
14. Bald werde ich
Farò ben io frà poco impallidir l'audace
che vuol turbar la pace d'un si costante amor.
Vedrà quanto più fiero divien l'ardor guerriero
quando congiura insieme con l'amoroso ardor.
Bald werde ich den Verwegenen erbleichen lassen,
der den Frieden einer so standhaften Liebe stört.
Er wird sehen, um wieviel kühner die Lust am Kampf wird,
wenn sie sich mit der Lust der Liebe verschwört.
Übersetzungen Nr. 10 und 14: Edgar Sallager
- 24 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 25 -
1
L e s A mba ssade ur s
1
Eine einzigartige Orchesterpersönlichkeit, die ihren Weg
außerhalb der Dogmen, Moden und Schulen findet; ein gemeinsames musikalisches Ideal auf der Grundlage vielfältiger Kulturen; der Wunsch nach Begegnung, Experiment
und geteilter Erfahrung zwischen jungen Musikern aus ganz
Europa; ein kulturelles und humanistisches Projekt in musikalischem Gewand – dies ist die Mission der Ambassadeurs
(deutsch: Botschafter), die von Alexis Kossenko in Anlehnung an seinen eigenen Werdegang, zwischen traditioneller
Ausbildung und Spezialisierung in den alten Repertoires,
geformt wurden.
Nach vielgepriesenen Konzerten im Auditorium du Louvre
in Paris und im Palast der Schönen Künste (Bozar) in Genf
setzen Les Ambassadeurs ihren Erfolgskurs 2011 auf den
Festspielen von Paradyz und Poznan (Polen), Brežice (Slowenien), Sofia (Bulgarien) und auf der trigonale (Österreich) fort. Neben der Interpretation bekannter Werke von
Händel und Rameau gilt ihr Interesse der Wiederentdeckung des glänzenden Repertoires der Dresdner Hofkapelle
und der Meisterwerke Zelenkas.
- 26 - Trigonale 2011 – Das Programm
Der Flötist Alexis Kossenko ist als
Solist ebenso gefragt wie als Orchesteroder Kammermusiker. In der modernen,
barocken oder romantischen Flötenmusik fühlt er sich ebenso zu Hause wie im
Repertoire für Blockflöte. Er ist Erster
Flötist des Chambre Philharmonique (Emmanuel Krivine) –
mit dem er 2011 die Konzerte von Mozart spielen wird. Seine Aktivitäten als Orchesterdirigent weitet Kossenko an der
Spitze der Arte dei Suonatori (Polen), der Holland Baroque
Society (Niederlande) und vor allem seines eigenen Orchesters Les Ambassadeurs aus. Zurzeit beschäftigt er sich mit
theoretischen Arbeiten zu Rameau und Zelenka. Seine Einspielungen von Konzerten Telemanns, Haydns, CPE Bachs
und Vivaldis (Alpha) haben mittlerweile Referenzcharakter.
Sabine Devieilhe wurde nach ihrem
Studium in Cello und Musikwissenschaft
2007 am Pariser Konservatorium (CNSMDP) aufgenommen. Sie ist Mitglied der
Ensembles Les Cris de Paris unter der Leitung von Geoffroy Jourdain und Pygmalion unter der Leitung von Raphaël Pichon. Außerdem sang
sie von 2004 bis 2007 im Opernchor Rennes.
Auf der Bühne interpretierte Sabine Devieilhe die Lauretta,
Lucia und Die Königin der Nacht. Im letzten Sommer war sie
mit dem Ensemble Arte dei Suonatori und der Holland Baroque
Society unter der Leitung Alexis Kossenkos auf den Festspielen von Brügge und Utrecht in Werken Rameaus zu hören.
Trigonale 2011 – Das Programm - 27 -
1
1
Im April 2011 wird Sabine Devieilhe an der Produktion
»L'enfant et les sortilèges« mit dem Orchestre National d'Île
de France (ONDIF) unter der Leitung von David Levi teilnehmen. Im Oktober dieses Jahres gibt sie die Sonnambula
(Die Nachtwandlerin) an der Seite Jean-Claude Malgoires.
Ferner wird sie in Aix-en-Provence in einer Inszenierung
von Vincent Boussard die Serpetta singen.
Ida Aldrian wurde in Bruck an der Mur
(Steiermark, Österreich) geboren. Ihren
ersten Gesangsunterricht erhielt sie bei
Sigrid Rennert, seit 2004 studiert sie an
der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien bei Prof. Leopold Spitzer und
absolvierte das Diplomstudium 2008 mit Auszeichnung. Seit
2008 Studium für Lied und Oratorium bei Prof. KS Marjana Lipovšek sowie Musikdramatische Darstellung in der
Klasse von Prof. Uwe Theimer und Prof. Didier Orlowsky.
2010 schloss sie das Studium Musikdramatische Darstellung
mit dem akademischen Titel Mag. art. mit Auszeichnung ab.
Derzeit wird sie stimmlich von Karlheinz Hanser betreut.
Ida Aldrian ist Preisträgerin beim Wettbewerb Prima la Musica (2004). 2005, 2006 und 2009 erhielt sie den Förderungspreis
der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Des
Weiteren ist sie Preisträgerin bei Musica Juventutis (2010).
Im Jahr 2011 wurde der jungen Mezzosopranistin der Preis
der Armin Weltner Stiftung zuerkannt, welcher alljährlich
zur Förderung junger hochbegabter SängerInnen österreichischer und schweizerischer Nationalität vergeben wird.
- 28 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trotz ihrer jungen Karriere kann sie bereits auf eine regelmäßige Zusammenarbeit mit europäischen Ensembles und
Orchestern, wie der Wiener Akademie, dem Haydn Quartett,
den Barockorchestern barucco, Il Concerto Tivoli und Musica
Figuralis, Virtuosi Brunensis, Savaria Symphony Orchestra
Szombathely, Philharmonisches Orchester Györ und dem Vokalensemble a piu voci zurückblicken.
Neben ihrer Konzerttätigkeit fühlt sich Ida Aldrian auch auf
der Opernbühne zuhause. 2008 verkörperte sie in G. F. Händels ALCINA die Rolle der Bradamante (Neue Studiobühne
und Schlosstheater Schönbrunn in Wien). Bei den donauFESTWOCHEN im Strudengau war sie als Aristea in Vivaldis
L'OLIMPIADE zu hören und im Jänner 2010 stand sie als
Dorabella in W. A. Mozarts COSI FAN TUTTE im Schlosstheater Schönbrunn (Wien) unter der künstlerischen Leitung
von Martin Haselböck auf der Bühne.
Aut o g r a mme
Trigonale 2011 – Das Programm - 29 -
1
Samstag, 10.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
2
Una Iliade
mit:
Eine Neue Oper von Guido Morini
mit Texten von Marco Beasley
Triaca musicale vocal quartet
2
Paola Cialdella
Mara Colombo
Mattia Pelosi
Guglielmo Buonsanti
Accordone
Marco Beasley: Gesang
Guido Morini: Orgel, Cembalo, Leitung
Enrico Gatti: 1. Violine
Rossella Croce: 2. Violine
Gianni Maraldi: Viola
Marco Testori: Cello
Vanni Moretto: Kontrabass
- 30 - Trigonale 2011 – Das Programm
E inle itun g
Die Ilias umfasst viele wichtige Themen: Stolz als Quelle
von Ruin und Größe gleichermaßen; Ruhm, das Schicksal
eines jeden Kriegers; Verlockungen und Gräuel des Krieges.
Diese Themen waren in der Gesellschaft zu Zeiten Homers
von fundamentaler Bedeutung. Neben ihnen kommen andere, intimere Themen zum Ausdruck, die den poetischen Kern
dieses Werks bilden: Liebe zur Familie, Trauer um den Tod
geliebter Menschen, Sorge angesichts der Leiden selbst des
Feindes.
Diese zentralen Themen in Una Iliade werden in schlichten
und direkten Versen und mittels einer Musik präsentiert, die
ebenso abwechslungsreich wie bewegend ist. Als Erzähler
erleben wir den Kärntner Schauspieler Maximilian Achatz.
Trigonale 2011 – Das Programm - 31 -
2
»Es ist alles eitel. Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf
Erden«. Dieser Satz hatte für die Entstehung von Una Iliade
katalysatorische Wirkung. Ein Werk, das die Abwesenheit
zum Thema hat: der Mensch, der nicht gegen den Tod, sondern im Grunde für den Tod kämpft; die Leere, die seine
Familie bedrückt, der stille Kummer der Witwen und die
laute Klage der Waisen.
2
Was verbirgt sich hinter dieser Seite der Medaille? Und ist
dies nicht in Wirklichkeit die düstere Seite? Die Nichtigkeit
des Krieges und seine sinnlose Verherrlichung werden in
diesem Werk auf dramatische und manchmal groteske Weise dargestellt. Una Iliade will nicht dazu ermutigen, ins Gefecht zu ziehen, sondern ermutigt den Mann zur Konfrontation mit sich selbst: eine Aufforderung, in den Spiegel zu
blicken, allein, auf seine eigene Zerbrechlichkeit und seine
eigenen Schwächen zu hören und zu lernen, mit sich selbst
zu leben. Sein Spiegel ist die Frau als idealisiertes Sinnbild
für Würde, Weisheit, Wissen um die Welt und ihre Regeln:
Sibyllen, Mütter, Geliebte, Stimmen, die allzu häufig zum
Verstummen gebracht und manchmal der Lächerlichkeit
anheim gegeben werden. Und doch, wenn wir die uns umgebende Welt betrachten, drängt sich die Frage auf, wie
anders die Dinge sein könnten, wenn Männer einfach innehalten und horchen würden ...
Marco Beasley & Guido Morini
- 32 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 33 -
T e x te
2
Prologo
Sono gabbiani, Padre, quelli che vedo all'orizzonte?
E' loro questo volo verso terra,
alla ricerca di cibo?
Padre, non vedo il loro lento girare,
non vedo gaiezza nelle loro ali.
Sono i neri corvi, Figlio,
e non hanno leggerezza le loro ali.
Sono gli uccelli neri che accompagnano l'ombra,
Sono il nero colore delle navi Greche.
Come andrà, Padre, se i corvi arriveranno?
Saremo storia, Figlio,
perchè i corvi arriveranno.
Prolog
Sind das Möwen, Vater, die ich dort am Horizont sehe?
Sind sie es, die sich zum Boden senken,
auf der Suche nach Nahrung?
Vater, ich seh' ihr langsames Kreisen nicht,
auch fehlt die Anmut in ihren Schwingen.
Es sind die schwarzen Krähen, mein Sohn.
Ihren Flügeln fehlt die Leichtigkeit.
Es sind die schwarzen Vögel, die den Schatten begleiten.
Sie sind das Schwarz der griechischen Schiffe.
Was wird geschehen, Vater, wenn die Krähen hier sind?
Dann werden wir Geschichte sein,
denn die Krähen werden kommen.
Pensieri sparsi
Rousignol che canti
Vieni a cantare ciò
Che la mia voce cantare non sa.
E vola su tutti noi,
Sui padroni della pace,
Sui signori della guerra vola
E racconta con tragica voce
La più tragica delle storie:
Di chi celebra il sangue con gioia.
Le grida del giusto urleranno la loro rabbia.
Fa che il sole non tramonti, Cielo,
Fa che il buio non armi la mia mano omicida.
Verstreute Gedanken
Nachtigall, die du singst,
Komm her und singe das,
Was meine Stimme nicht zu singen weiß.
Und kreise über uns allen,
Über den Herren des Friedens,
Über den Herren des Krieges
Und erzähle mit tragischer Stimme
Die tragischste aller Geschichten:
Von dem, der das Blut mit Freude preist.
Die Schreie des Gerechten werden ihre Wut hinaus brüllen,
Oh Himmel, mach, dass die Sonne nicht untergeht,
Lass die Dunkelheit meine Mörderhand nicht bewaffnen.
- 34 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 35 -
2
2
Ma la morte dell'empio
Non darà requie alla mia anima.
Doch wird der Tod des Verruchten
meiner Seele keine Ruhe lassen.
Spada, Scudo, Freccia
Ecco la spada
Su cui riflette il raggio
D'un sole rosso sangue
Ch'illumina il passaggio
Da questa certa vita
A bruna morte e oscura;
Ecco la sconsolata
Di cui Destin si cura.
Schwert, Schild, Pfeil
Sieh da, der Degen,
Auf dem sich der Sonne Strahlen
Blutrot widerspiegeln.
Er leuchtet dir den Weg,
vom sich'ren Leben,
Hinein in schwarze, dunkle Todeshallen.
Sieh da, wie arg betrübt,
Die Maid ist, um die Fortuna sich bemüht.
Scudo, fardello
Cui affido la mia vita
Né lancia, freccia o spada
Ti scavi una ferita.
Sii tu il mio fratello
E vieni a me in aita
Se mortal colpo vada
A prendersi la vita.
Dem Bündel und dem Schild
Ich anvertrau' mein Leben,
So solln noch Lanz', noch Pfeil, noch Schwert
Dich mit Wunden übersäen,
Sei du der Bruder mein,
Und sollst zu Hilfe mir nun schreiten,
Wenn einst der Todeshieb
Mei'm Leben wird ein End' bereiten.
Vola freccia,
Saetta sibilante,
Squarcia la vera vita
D'ogni guerriero errante.
Vola e nel tuo volo
Non ti prender pensiero
Se il cor ch'uccidi sia
Cor di letal guerriero.
So sollst' nun fliegen,
Pfeil, du pfeifendes Geschoss,
Zermalm' das wahre Leben
Jedes versprengten Kriegesspross.
Flieg nur und während du dann zischst,
Denk nicht daran,
Ob's Herz, das du getötet,
Eines sterbend Krieger ist.
- 36 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 37 -
2
2
Gli Amanti
Elena
Mille e mille frecce lanciate verso di noi,
mille e mille ferite scavano i nostri corpi.
Hanno parlato i nostri ventri,
Uomo, so che la morte ti attende.
Ma l'amore che ci unisce non avrà fine o forse l'avrà,
come la polvere che diventeremo.
Ma l'amore che ci separa avrà un altro inizio
o forse non l'avrà, come la vita che ci abbandona.
Dimmi Paride, dimmi che mi ami.
Non ho coraggio senza il tuo amore,
non ho forza senza il tuo cuore.
Ecco cosa è questa guerra: un capriccio,
un inutile scherno di Dei assetati del sangue,
che sia del popolo di Priamo o dell'Acheo.
Ho bisogno dei tuoi baci, Paride,
come un bimbo desidera il sogno.
Die Liebenden
Helena
Abertausende Pfeile, die gegen uns geschossen,
Haben unsre Körper mit abertausenden Wunden übersät.
Unsere Leiber haben gesprochen:
Mensch, ich weiß, dass dir der Tod beschieden ist.
Doch die Liebe, die uns vereint, sie kennt kein Ende;
oder kennt sie's doch, so wie der Staub, zu dem wir zerfallen.
Doch die Liebe, die uns trennt, wird anders beginnen,
oder vielleicht doch nicht, wie das Leben, das uns verlässt.
Sprich zu mir, oh Paris, sag, dass du mich liebst.
Ohne deine Liebe schwindet mir der Mut,
ohne dein Herz vergeht meine Kraft.
Dieser Krieg ist nichts anderes als eine Laune,
ein sinnloser Hohn der Götter, die nach dem Blute
des Volkes Priamos und Acheos dürsten.
Paris, ich brauche deine Küsse
wie ein Kind den Schlaf.
Paride
Se dovessi andare a morte,
A far guerra senza fine,
Per lottar senza confine
Giocherei il mio cuore a sorte.
Vedi, Donna sempre amata,
Come il mondo è poco umano:
Ti concede un corpo sano
Ma con l'anima dannata.
E poi questa è storia antica,
Ammazzar, ferir, morire:
Paris
Sollt' in diesem ew'gen Kriege
Der Tod mir gar beschieden sein,
Um grenzenlos zu kämpfen,
setzt' ich aufs Spiel sogar das Herze mein.
Sieh' nur, du Frau, die ich stets liebe,
Wie unmenschlich die Welt kann sein,
Gewährt dir einen Leib, einen gesunden,
Doch mit verdammter Seele drinnen.
Übrigens: s'ist eine alte G'schicht,
Zu töten, ja zu sterben, zu verwunden,
- 38 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 39 -
2
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Degli Dei son strane l'ire
Non ci dan mai sorte amica.
O donna che mi hai amato e mi ami ancora,
Giaci con me che questa è l'ultim'ora.
Offrimi il tempo ed offrimi il tuo seno
Scosso dal pianto ma dell'amore pieno.
Lascia che parli il dialogo dei ventri
Pria che sicura spada
nel petto mio si addentri,
Quando a brandelli le mie membra forti
Cibo saran per nutrir erba ed orti.
Der Götter Zorn bisweilen seltsam ist,
Ein freundlich Schicksal sie uns nie beschieden.
Oh Frau, die du mich liebtest und mich immer liebst,
Magst du in unsrer letzten Stund' an meiner Seite liegen?
Schenk mir die Zeit und deine Brust,
Die trotz der Tränen ist erfüllt von Lieb und Lust.
Mögen die Leiber sich im Zwiegespräche wiegen,
Bevor ein Schwert mit sich'ren Hieben,
Mir einst durchbohrt die Brust,
Und dann die starken Glieder nur,
Zerschlagen, Dünger sind für Au und Flur.
Elena
Ma cosa sono le nuvole?
Esistenza del niente ...
Si prendon gioco dell'uomo
E del suo cuore tremante.
Ma cosa c'è in quest'amore?
Come un tocco di dita,
Un sapore pungente
Sfugge sempre alla vita.
Ma cosa resta del vento?
I colori cangianti
Di un tramonto felice
Nelle sabbie danzanti.
E allora ascolta le nuvole
Il sapore dei venti
O il silenzio dei corpi
Di due languidi amanti.
Helena
Doch was sind die Wolken?
Existenz des Nichts …
Der Mensch ist Spielball ihnen
Und ebenso sein bebend' Herz.
Doch was birgt diese Liebe?
Wie die Berührung eines Fingers,
Wie ein stechender Geschmack
Entflieht sie stets dem Leben.
Und was bleibt vom Wind?
Der Farbenreigen
eines glücklichen Sonnenunterganges
Im tanzenden Sand.
So lausche doch den Wolken,
Dem Geschmack des Windes,
Oder der Stille
zweier sehnsüchtig liebender Körper.
- 40 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 41 -
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Athena
Tale è la forza del guerriero antico
Che mura di gran pietra getta in terra
No so se confidar nel mio nemico
O se volgere ad altri questa guerra.
Esercito guerrier com'una mandra
D'infuriati tori e sì feroci,
Che non sentono il pianto di Cassandra
O dei superni Dei le forti voci.
O Achille, Agamemnon, Ulisse, e voi Achei
Che coi Troiani avete dura sorte
Giammai il ritorno rivedrà colei
Che fu di Menelao fatal consorte.
Athene
Solche Kraft hat der antike Kriegesmann
Dass er mächt'ge Mauern wirft zu Boden.
Weiß nicht, ob ich meinem Feinde trauen kann,
Oder ob dieser Krieg soll andre holen.
Gleich einer wild geword'nen
Herde toller Stiere,
Hört die Kriegerschar nicht der Kassandra Klagen
Noch die mächt'gen Stimmen all der Götter, der erhab'nen.
Oh Achilles, Agamemnon und Odysseus, oh ihr Achäerschar,
Mit den Trojanern habt ihr gar kein Glück,
Niemals wird je kehrn zurück,
Die Menelaos schicksalhafte Gattin war.
Cassandra
Kai Zeuth, Kai Zeuth Arthai!
Zeuth Arthai!
Virgoram frisco acquesum cortai
Neve tallis miserai
Orribil grida dai.
Het si milar gaudendo
Sanguoso vit marcando
Cum glado straferendo
Di poi che in guerra andando
La vita abbandonai.
Kassandra
(Der Text basiert auf der Tradition des Grammelot,
einer erfundenen Sprache, bei der sich zu den Lautnachahmungen erkennbare Verse gesellen.
Von einer Übersetzung wurde daher abgesehen, a. d. Ü.)
- 42 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 43 -
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Kai Zeuth, Kai Zeuth Arthai!
Zeuth Arthai!
Malavissions ne nego, ut sem harai
Pestiante remirai
Non fregumir, non dego mai.
Het si milar gaudendo
Sanguoso vit marcando
Cum glado straferendo
Vita va morendo
Per me che Amore ascoltai.
Prima Battaglia
Alla guerra, alla guerra, alla guerra!
Sonate tamburi, cistri e sonagli
Gridate voi trombe le glorie, i perigli
Di questi guerrieri che sfidan la terra!
Alla guerra, alla guerra, alla guerra!
E voi donne fiere perché combattete
Quest'orda di carne che mai abbatterete,
Di lance infocate che tutti sotterra?
Alla guerra, alla guerra, alla guerra!
Soldati tremendi, guerrieri feroci
Migliaia di grida di orribili voci
Il nero destino la porta ci serra!
Alla guerra, alla guerra, alla guerra!
- 44 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Erste Schlacht
Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!
Erschallet nun ihr Trommeln, Cistern ihr und Schellen,
Ihr Posaunen tönt den Ruhm und die Gefahren nur hinaus,
All dieser Krieger, die die Erde fordern woll'n heraus.
Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!
Und ihr, ihr stolzen Frauen, warum bekämpft ihr diese Horde
Fleisch, von brennenden Lanzen, die alles begraben?
Gegen sie werdet ihr nie das Sagen haben!
Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!
Schreckliche Soldaten, grausame Krieger,
Tausende Schreie aus furchtbaren Kehlen
Schwarzes Geschick versperrt uns die Wege.
Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!
Trigonale 2011 – Das Programm - 45 -
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Sognare, sognare, sognare …
Quanto silenzio, stanotte, e com'è gravido di sogni …
E i sogni si dividono, si frammentano …
Un sogno ci dice che è sera e ci lascia vedere una
spiaggia e un mare quieto. E su questa spiaggia un uomo,
un vecchio che lagrima in solitudine … Ma no,
và via, via, non è questo ora il sogno che vogliamo …
Träumen, träumen, träumen …
Welche Stille heut' Nacht und wie traumschwer sie ist …
Die Träume teilen sich, zerbrechen in tausend Stücke …
Ein Traum sagt uns, dass es Abend ist und lässt uns einen
sanften Strand, ein ruhiges Meer betrachten. Und auf diesem
Strand sitzt ein alter Mann, der einsam weint … Aber nein,
geh weg, verschwinde. Nicht diesen Traum wollen wir jetzt …
Ecco, un altro ci porta, su un alato cavallo, lassù,
oltre le nubi, in cieli nuovi, distanti.
Sì, è questo il sogno, è questo … Dall'alto non più si
vedono guerrieri, non più le nere navi:
i contorni di Troia si distinguono appena.
E' forse questo l'Olimpo? E ciò che le nostre orecchie
raccolgono, sono forse le voci di altri guerrieri,
i suoni di un'altra battaglia?
E stavolta, una guerra fra dei come quella tra gli umani,
che sembra non avere mai fine?
Ecco la potente e fiera Atena venirci incontro:
sembra appena uscita dal sonno,
i capelli arruffati, gli occhi socchiusi.
Und schon trägt uns ein anderer auf einem geflügelten Pferd
hinauf bis über die Wolken, in neue, weit entfernte Himmel.
Ja, das ist der Traum, genau der … Von dort oben sind
keine Krieger mehr zu sehen und nicht die schwarzen Schiffe.
Die Umrisse Trojas sind kaum zu erkennen.
Ist das dort gar der Olymp? Und das, was unsere Ohren
hören, sind das vielleicht die Stimmen anderer Krieger,
das Tosen einer anderen Schlacht?
Nur, ist es diesmal ein Krieg unter Göttern; so wie jener
zwischen den Sterblichen, der nie zu enden scheint?
Und schon kommt uns die mächtige und stolze Athene
entgegen. Sie sieht aus, als wäre sie soeben aus dem Schlaf
erwacht: die Haare zerzaust, die Augen halb verschlossen.
A lei si affianca l'indifferente e scalzo Apollo.
Ci sorpassano, non ci vedono –
allora è proprio un sogno!
E vanno, i due nemici, al cospetto di Zeus.
Questi li guarda, ma ha voce sottile il dio, distante …
An ihrer Seite der gleichgültige, barfüßige Apollo.
Sie überholen uns, ohne uns zu sehen –
dann ist es also wirklich ein Traum!
Da schreiten sie dahin, die beiden Feinde, im Angesicht des Zeus,
der sie betrachtet. Doch spricht der Gott mit dünner, ferner
Stimme …
- 46 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 47 -
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Il Giudizio di Zeus
Vieni Apollo, vieni Atena
Preparatemi 'sta scena:
Che tra Greci e Troiani
Ci si morda come cani!
Sono troppi 'sti guerrieri
Sono molti più di ieri,
Scudi, lance, lame e spade
Se ne andranno giù nell'Ade!
Non c'è spazio per la pace
Ma soltanto per chi è audace
Non c'è spazio per l'amore
Voglio che vinca il dolore.
Voglio sangue in quantità
Voglio una calamità
Voglio che ci sia la guerra
Voglio mille corpi a terra.
Voglio i mari scatenati
Voglio i nembi infuriati.
Il deserto lì io voglio
Che non nasca più un germoglio.
E che nei secoli futuri
La memoria sempre duri
Di quegli uomini ammazzati
Da noi dei un po' annoiati.
- 48 - Trigonale 2011 – Das Programm
Das Urteil des Zeus
Kommt her, Apollo und du, Athene,
Bereitet vor mir diese Szene:
Die Trojaner und die Griechen
Sich wie die Hund' bekriegen!
Zu groß sind nun der Krieger Scharen
Sind heut mehr als sie noch gestern waren
Schilder, Lanzen, Schwerter, Klingen
Hinunter in den Hades dringen!
Es gibt hier keinen Platz für Frieden
Nur für verweg'ne Triebe
Es gibt hier keinen Platz für Liebe
So soll der Schmerz nun siegen,
Blut soll fließen gar in Strömen,
Unheil möge sprießen,
Der Krieg soll frönen
Tausend Körper mögen liegen in den Wiesen,
Die Meere sollen toben
Wüten sollen die Gewitterwolken droben.
Nur mehr Wüste soll dort sein,
Soll sprießen dort nicht mehr ein Keim.
In den Jahrhunderten, die kommen,
Solln stets eingedenk wir sein,
Wohl jener Männerscharen,
Die wir Götter nur aus Langeweil getötet haben.
Trigonale 2011 – Das Programm - 49 -
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Achille
Voglio bere il tuo sangue, Ettore,
tormentarti la carne.
Sentire la spada che trafigge il tuo corpo,
Lama che lenta uccide.
Ricordi, infelice, la morte dei giusti?
Dov'è ora il tuo dio, eroe, dove la vita?
Non più calpesterai questo mondo,
non più potrai vederlo.
Non più corse, non più guerra,
non più amori, non gloria.
Muori, principe eroe,
muori adesso che tutto finisce.
Muori, portatore di morte,
muori oggi al morire del sole.
Achilles
Dein Blut, oh Hektor, will ich trinken,
dein Fleisch will quälen.
Das Schwert, das deinen Leib durchdringt, das will ich fühlen,
So wie die Klinge, die dich langsam tötet.
Bist eingedenk, Unglücklicher, des Todes der Gerechten?
Wo war dein Gott, oh Held, wo nur das Leben?
Nicht mehr betreten wirst du diese Erde,
wirst niemals sie mehr sehen.
Kein Wettstreit mehr, kein Krieg,
kein' Liebschaft, keine Wonne.
So stirb, du heldenhafter Fürst, stirb jetzt,
dass alles mag vergehen.
Stirb du – trägst schon den Tod in dir –
stirb heute noch beim Untergang der Sonne.
Da dieci anni camminiamo
sul terreno fatto dei nostri morti.
Urliamo la nostra pena,
il sangue dei morti beviamo.
Nel clangore delle armi ascoltiamo la loro voce,
Parole sussurrate come il suono dell'erba che nasce,
Che cresce su di loro. Sono loro quell'erba,
Sono loro l'acqua che piove, sono loro l'onda del mare.
I nostri figli non giocano più.
Feriti i sorrisi, uccisi i ricordi.
Guarda i loro occhi, senza una speranza
Che li nutra, vuoti alberghi del nulla.
Perché questa guerra, o Dei, perché il dolore?
Dov'è la gloria, dove la vittoria?
Seit zehn Jahren sind unsre Toten nun der Untergrund,
auf dem wir schreiten.
Wir brüllen unsren Schmerz hinaus
und trinken auch das Blut der Toten.
Im Geklirr' der Waffen hörn wir ihre Stimmen,
Geflüsterte Wörter, wie der Klang des sprießenden Grases,
das auf ihnen wächst. Sie sind dieses Gras,
sie das Regenwasser, sie des Meeres Wellen.
Unsre Kinder haben aufgehört zu spielen.
Ihr Lächeln ist verwundet, die Erinnerung getötet.
Sieh nur ihre Augen, ohne jede Hoffnung, die sie nährt;
leere Herbergen des Nichts.
Warum nur dieser Krieg, oh Götter, warum dieser Schmerz?
Wo ist all der Ruhm, wo nur der Sieg?
- 50 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 51 -
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Non c'è che il grigio del cielo
E la risata cattiva del tempo.
Dei, perché?
Geblieben sind das Grau des Himmels
und das böse Lachen nur der Zeit.
Warum, ihr Götter?
Sto cavalcando da tre giorni e tre notti
col tuo cadavere, Ettore.
Pietà non sento, la vittoria mi è sacra.
Il mio amico, il mio fedele amico da te è stato colpito,
deriso, da te ucciso, spogliato delle sacre armi.
Ed io non dovevo vendicare la sua morte?
In guerra ancora, in questa guerra infinita dove più non
contiamo i nostri morti, qui in questa guerra mi hai
sfidato, Ettore, e hai perso.
Sento il tuo spirito ancora aleggiare qui accanto,
ancora piangere la vita perduta,
il corpo sfracellato, violato, vuoto.
Ma il mio spirito è forte e si nutre della vittoria,
di questa amara vittoria che mai potrà ridare
le parole del mio amico.
Muori, Ettore.
Seit drei Tagen und drei Nächten
reite ich mit deiner Leiche, Hektor.
Erbarmen fühl ich keins, denn heilig ist der Sieg wohl mir.
Mein Freund, mein treuer Freund getroffen ward, verlacht,
getötet gar von dir, und seiner heil'gen Waffen noch beraubt.
Und ich sollt' seinen Tod nicht rächen?
Unendlich dieser Krieg, wo wir unsre Toten nicht mehr zählen,
Du Hektor, der du mich zum Kampf gefordert, hast verloren
diesen Krieg.
Deinen Geist fühl ich an meiner Seite wehen,
beweinen ihn verlor'nes Leben,
den leeren, zerschmetterten, geschändeten Körper.
Doch ist mein Geiste stark, er nährt sich von dem Sieg,
von diesem bitt'ren Sieg,
der meines Freundes Worte nie zurück wird geben.
Oh, Hektor, sollst nun sterben!
Signora Morte
La guerra è guerra, e guerra sia ogn'ora
Ma senza aver paura vedo la Signora,
che accompagna i vivi all'oscura sorte
che tutti prenderà, perché lei è la Morte.
Frau Tod
Krieg ist Krieg und sei's allzeit.
Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,
Die Lebende in finstre Aun' geleit'
Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.
E vedi, guarda guarda come il tempo fugge
Sembrava giorno ed ora tutto si distrugge
Le mura, il tempio, l'ara e tutti noi mortali
Und sieh nur wie die Zeit von dannen rinnt,
Kaum war's noch Tag und schon ist all's zerschlagen
Mauern, Tempel, der Altar und wir, die sterblich sind,
- 52 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 53 -
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Solo le pietre sembra ch'abbiano le ali.
Le nostre donne poi le renderanno schiave
Le lasceranno in cella e butteran la chiave,
E non ritorneranno a dare luce al giorno
O ad essere le amanti con il capo adorno.
Nur die Steine mögen Flügel haben.
Unsre Frauen werden einst als Sklaven darben. In Fesseln werden
sie sie legen. Die Schlüssel werfen sie dann weg, Damit sie niemals kehren mehr zurück, Dem Tag das Licht zu geben, Oder
als Liebende mit schön geschmücktem Haupt sich hinzugeben.
La guerra è guerra, e guerra sia ogn'ora
Ma senza aver paura vedo la Signora,
che accompagna i vivi all'oscura sorte
che tutti prenderà, perché lei è la Morte.
Krieg ist Krieg und sei's allzeit.
Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,
Die Lebende in finstre Aun' geleit'
Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.
E tutto crolla cade e intorno il fuoco brucia
Io resto fermo e guardo e non ho più fiducia
Che l'uom che credo tale possa darmi il senso
Di tutto ciò che è soltanto un male immenso.
E adesso guardo il cielo, il mare e vedo il sole
Son vivo ancora e sento tutto il suo calore
Di certo servirà e sì, ne avrò bisogno
Se l'incubo che vivo si trasforma in sogno.
Und alles rundherum zusammenbricht und brennt,
Beweg mich nicht und schaue nur, hab kein Vertrauen mehr,
Dass mir der Mensch, den ich als solchen glaub',
den Sinn mir nennt, Von all dem Tränenmeer.
Ich schau den Himmel an, das Meer und seh sie Sonne
Ich lebe noch und fühle ihrer Wärme Wonne,
Sicher nützt sie mir, ich werd sie brauchen,
Wenn im Traum sich kehrt der Albtraum
den ich muss durchtauchen.
La guerra è guerra, e guerra sia ogn'ora
Ma senza aver paura vedo la Signora,
che accompagna i vivi all'oscura sorte
che tutti prenderà, perché lei è la Morte.
Krieg ist Krieg und sei's allzeit.
Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,
Die Lebende in finstre Aun' geleit'
Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.
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- 54 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 55 -
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L'ultimo attimo I
Ecco, arrivano.
Pochi metri e poi le lance mi cercheranno,
speriamo che lo scudo tenga – si, terrà, gli ho
dato il grasso, ho pregato per lui –
pochi metri e sentirò il sudore dell'altro,
chi sarà a colpirmi, di che colore saranno i suoi occhi,
cosa sarà l'ultima cosa che vedrò, chi ammazzerò
prima di essere ammazzato, come lo ammazzerò,
come mi ammazzerà, sarà di taglio o di punta?
Come io morirò, con le membra aperte o la mia testa
volerà sullo scontro, facendomi vedere un'ultima
volta il mio nemico? Oppure cadrò rivolto al mare,
con l'onda che accarezzerà il mio corpo,
mentre anche il sole morirà nell'ultimo giorno.
Letzter Augenblick I
Da kommen sie.
Wenige Meter noch, dann werden mich die Lanzen suchen.
Hoffentlich hält der Schild den Lanzen stand – ja, er wird
halten, ich habe ihn eingefettet, hab für ihn gebetet –
wenige Meter noch und ich werde den Schweiß des Andren
riechen. Wer wird mich treffen, welche Augenfarbe wird er
haben, was wird das Letzte sein, das ich sehe? Wen werde ich
noch töten, bevor ich getötet werde? Wie werde ich ihn töten?
Wie wird er mich töten? Mit der Klinge oder mit der Spitze?
Wie werde ich sterben? Mit offenen Gliedern oder wird mein
Kopf das Duell gar überfliegen und mir den Feind ein letztes
Mal noch zeigen? Oder werde ich zum Meer geneigt hinfallen,
mit den Wellen, die über meinen Körper streichen,
während am letzten Tage auch die Sonne stirbt.
Ecco le armi che si vanno incontro, ecco i corpi
che si toccano, si rovesciano, si staccano si riuniscono, –
abbraccio di morte e non d'amore –
la sabbia penetra nelle armature, il ferro una prigione
di dolore il respiro veloce il sudore feroce.
Da klirren schon die Waffen gegeneinander und die Körper
berühren sich, drehen sich, lassen voneinander, um sich gleich
wieder ineinander zu verkeilen – eine Todes-, keine Liebesumarmung. Der Sand dringt in die Rüstungen und das Eisen
wird ein Gefängnis voller Schmerzen – schnelles Keuchen,
grausamer Schweiß.
- 56 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 57 -
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Ares
Kai Zeuth, kai Zeuth Arthai!
Vengam sedeth in loco 'hal mis erum denthai
Fir comporim tethis et philiaas Achille,
Hal morsit vis emus am eroit fra mille,
Nil egam farest virga iovinjos fretanque
Ot suter focoi eus de magna pira ardanque,
Chennanen, scemamen, orditores tindecta
Semprum abixu nero terribilant vendecta.
Orchamennoi virgam come ridens la jena
Produs tenda dolor mani liaut catena
Eramoc retai miser otua fercamen vistra
Micredinins ottaumen fidelis mano distra.
Kai Zeuth, kai Zeuth Arthai!
Almortis vistrim carnem sermon morgoth de falco
Pietàs non revandèm orgoi un non sarbalco:
Qui non metallo sento argicolent multedo
De ghentis troianoi incendio orribil vedo.
Kai Zeuth, kai Zeuth Arthai!
Ares
(Der Text basiert auf der Tradition des Grammelot, einer
erfundenen Sprache, bei der sich zu den Lautnachahmungen
erkennbare Verse gesellen. Von einer Übersetzung wurde daher
abgesehen, a. d. Ü.)
L'ultimo attimo II
Corpi. L'odore nauseabondo delle viscere aperte –
perché hai ancora gli occhi in vita, uomo,
se le tue gambe non ci sono più – il cuore impazzito
che penetra il petto, vuole uscire, scappare da tanta
ferocia mettersi in salvo lontano.
Ma è lì costretto nella sua armatura di ossa e di grida,
e anche lui grida, grida il dolore,
la paura, grida, non si calma, grida e batte, batte,
grida, vuole scappare.
Letzter Augenblick II
Körper. Widerlicher Geruch offener Leiber –
warum sind deine Augen noch am Leben, Mensch,
wenn du keine Beine mehr hast – das wild gewordene Herz,
das die Brust durchdringt, will raus, will weg von so viel
Grausamkeit, will sich fernab in Sicherheit bringen.
Doch ist es in diese Rüstung aus Knochen und Geschrei
gezwängt und schreit selbst, schreit hinaus den Schmerz,
die Angst, und schreit und schreit, beruhigt sich nicht
und schreit und will nur fliehen.
- 58 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Trigonale 2011 – Das Programm - 59 -
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Vedo gli eroi, cosa resta di loro?
Un velo di sangue – ah che aspro sapore
di ferro che ha il sangue – mi turba la vista:
non so più chi è il mio nemico,
l'assurdo amplesso dei corpi uniti non è di pace,
non è di niente, neanche la morte ha voglia
di girare fra i corpi intrecciati.
Perché affaticarsi se c'è qualcun altro che lo fa per lei?
Chi ha detto che la morte è pietosa?
Mi vede, mi rincorre, afferra quello
che inciampa in lei, lo sbrana come un cane famelico,
ne apre il petto con le sue dita ossute,
affonda il volto nelle viscere calde.
E' alta, la Morte. Il suo viso oscuro tutto sovrasta,
incita quelli che si fermano, osserva i feriti,
li deride, ne prende il fiato e versa il suo fiato,
li guarda negli occhi
mentre si lasciano prendere da lei.
Sì, è l'ultimo orgasmo, l'ultimo, il più vero.
Non mi guarda più ora, è altrove.
Ma so che in questa battaglia la rivedrò,
fiera, e mi sorriderà come una perfida,
orribile amante. Dov'è la salvezza?
Ich seh' die Helden, was bleibt von ihnen?
Ein Schleier aus Blut – Pfui Teufel! wie sehr das Blut doch
nach Eisen schmeckt – er vernebelt mir die Sicht.
Ich erkenne meinen Feind nicht mehr.
Die absurde Umarmung der Körper ist kein Zeichen des
Friedens, sie bedeutet gar nichts. Nicht einmal der Tod hat
Lust zwischen den verschlungenen Körpern umzugehen.
Warum soll er sich abmühen, wenn's wer anders für ihn tut?
Wer hat gesagt, dass der Tod sich erbarmen würde?
Er sieht mich, läuft mir nach und packt jeden, der in ihn
hineinstolpert. Er zerfleischt ihn, wie ein gieriger Hund.
Er öffnet ihm die Brust mit seinen knöchernen Fingern und
versenkt sein Gesicht in den warmen Eingeweiden.
Der Tod ist groß. Sein dunkles Gesicht überragt alles.
Die stehenbleiben, treibt er an. Er beobachtet die Verwundeten.
Er lacht sie aus, nimmt ihnen den Atem und verteilt den eigenen.
Er schaut ihnen in die Augen,
während sie sich von ihm hinwegraffen lassen.
Ja, es ist der letzte Orgasmus, der allerletzte und wahrhaftigste.
Nun sieht er mich nicht mehr an. Er ist schon anderswo.
Doch weiß ich, dass ich ihn in dieser Schlacht wieder sehen
werde, und er mir stolz zulächeln wird, wie ein hinterlistiger,
schrecklicher Liebhaber. Wo ist das Heil?
Come un bimbo ti stringe la mano
Viene la Morte e ti porta lontano.
Ciò che eri ti sembrerà vano
Come il volo di un bianco gabbiano.
A te, Morte, appartiene la vita,
Avventura che sembra infinita,
Wie ein Kind, das dir die Hände reicht,
So kommt der Tod und trägt dich weit.
Was du auch warst, es scheint dir öde
So wie der Flug der weißen Möwe.
Dir Tod, gehört das Leben,
Ein ew'ges Abenteuer eben,
- 60 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 61 -
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Dall'amore e dall'odio riempita:
Ma è soltanto un'amante tradita.
Von Lieb' und Hass erfüllt ist er,
Und ist doch nur ein betrog'ner Liebhaber.
Silenzio, c'è silenzio, ora. Chi resta non parla,
non un grido ferisce il sole oscurato dalle froge fumanti
dei cavalli stanchi e impauriti,
non c'è lamento di guerriero ferito,
non c'è il canto del mare
o della sabbia mossa dal vento leggero.
La notte verrà a coprire il dolore.
Stille. Nun ist Stille eingekehrt. Wer bleibt, der spricht kein Wort.
Kein Schrei verletzt die von den qualmenden Nüstern
der verängstigten Pferde verdunkelte Sonne.
Kein Klagen der verwundeten Krieger ist zu hören.
Auch der Gesang des Meeres ist verstummt,
wie jener des vom sanften Wind bewegten Sandes.
Die Nacht wird kommen, zu bedecken all den Schmerz.
Perché mi torni in mente tu donna, ora, ricordi, donna,
la sabbia nelle vesti, i nostri corpi sulla sabbia,
il nostro … ?
Warum kommst du mir gerade jetzt in den Sinn, Frau!
Erinnerst du dich noch an den Sand in unseren Kleidern,
an unsere Körper im Sand, an unseren … ?
Ulisse
Io, Ulisse, chi sono io?
Ho affidato a un cavallo le sorti di una guerra antica.
Fuggirò lontano e sarò sempre solo.
Lo so, lo sento, è una certezza
E' una condanna, è una ferita,
Un sentimento, un abbandono,
Un desiderio, una carezza, una fatica.
Odysseus
Ich, Odysseus, wer bin ich?
Hab einem Pferd das Schicksal des antiken Krieges anvertraut.
Weit weg werd' fliehen ich, werd stets allein nur sein.
Ich weiß es, fühl's, es ist gewiss,
S'ist eine Strafe, eine Wunde,
Ein Gefühl nur, ein Verlassensein,
Ein Wunsch nur, eine Mühe, eine Zärtlichkeit.
Nel buio tra poco sarà luce
Di fuoco e fiamme, una notte feroce.
Non c'è speranza e non c'è amore
E si dipinge di dolore
Questa terra, questa città:
Troia morirà.
Bald wird ins Dunkel Licht nun dringen,
Von Feuer und von Flammen, oh Nacht der Grausamkeit.
Alle Hoffnung, alle Lieb verklingen,
In Schmerz sich färbt nun
diese Stadt und diese Erden:
Troja wird sterben.
- 62 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 63 -
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Alla fine del tempo …
Il corpo odora di paura
In questa notte così oscura
Lontana è la mia speranza, lontana è la casa mia,
Lontana la mia vita, la mia guerra,
La donna mia.
Il nostro sangue …
Il sangue mi chiedi, cuore?
Il nostro e il loro, stesso colore …
E lance e spade s'incontreranno
E frecce e scudi si parleranno:
Che sia la morte allora a dare
Storia agli eroi, oblio agli dei.
Am Ende der Zeiten …
Nach Angst nun riecht der Leibe,
In dieser dunklen Nacht.
Fern ist meine Hoffnung, fern auch mein Zuhause,
Fern mein Leben und mein Krieg,
Fern nun auch mein Weibe.
Fuori c'è sol coraggio, dentro c'è morte
Che sia la morte allora a dare
Storia agli eroi, oblio agli dei.
Draußen nur der Mut, drinnen ist der Tod
So gehn die Helden durch den Tod in die Geschichte ein,
Die Götter aber fallen dem Vergessen anheim.
Ed il mare berrà la nostra vita …
Ed è un deserto il nostro cuore,
Sabbia di anni di odio e di furore
Cenere copra questa città
Scritto è il destino: Troia morirà.
Und das Meer wird unser Leben trinken …
Und unser Herz gleicht einer Wüste gar,
S'ist Sand von Hass und Raserei so vieler Jahr,
So möge Asche nun die Stadt bedecken,
Das Schicksal ist besiegelt: Troja wird verrecken.
Piangete il grave e universal dolore.
Piangete d'aspra morte il crudo affanno
Siamo nuvole.
Il tempo corre più di noi,
Ciò che oggi è, domani non sarà.
Lasst den schweren, weiten Schmerz in Tränen sich ergießen.
Beweint den bittren Tod, den öden Kummer,
Wir sind nur Wolken.
Die Zeit läuft schneller als wir's können,
Was heute ist, wird morgen nicht mehr sein.
- 64 - Trigonale 2011 – Das Programm
Unser Blut …
An meinem Blut willst du, oh Herz, dich laben?
Das unsre wie das ihre, dieselbe Farbe haben …
Die Lanzen und die Schwerter werden sich treffen,
Die Pfeile und die Schilder werden sich sprechen.
So gehn die Helden durch den Tod in die Geschichte ein,
Die Götter aber fallen dem Vergessen anheim.
Trigonale 2011 – Das Programm - 65 -
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Già le ferrate e inespugnabil porte
Il grande e astuto Ulisse ha rotte e prese
Per far la Grecia più guerriera e forte.
Il nostro sangue ...
Schon hat der große, schlaue Odysseus die Gitter und die
unbezwingbaren Pforten zerschlagen, eingenommen,
So wird Hellas noch stärker und noch kriegslustiger.
Unser Blut …
Epilogo
Guarda, Padre, guarda quelle mura grigie!
Vedo, Figlio, e quello che ora è fatto di cenere
era il segno di un potere immenso.
Come può essere, Padre?
E' semplice: il tempo corre via, e corre più di noi.
A noi sembra di decidere tutto in questa vita e mai
pensiamo a chi ha deciso prima e a chi dopo deciderà.
Siamo nuvole, cambiamo continuamente.
Epilog
Schau Vater, sieh nur jene grauen Mauern!
Sohn, ich sehe sie und das, was jetzt in Asche liegt,
war das Symbol unermesslicher Macht.
Wie kann das sein, Vater?
Ganz einfach: Die Zeit läuft dahin und sie läuft schneller als wir.
Wir glauben, alles in diesem Leben zu entscheiden, und niemals
denken wir an den, der schon vorher alles entschieden hat und
auch danach alles entscheiden wird.
Wir sind Wolken, die sich stets verändern.
Was heute wichtig ist, ist morgen unbedeutend.
Was uns heut' als hier und jetzt erscheint, ist morgen überall.
Diese Mauern, gestern noch aus festem Sandstein,
sind heute schon verstreut in Rauch und Wind.
Vielleicht sind sie es wert, in die Geschichte einzugehen.
Die Zeit wird's weisen.
Gehen wir, Vater. Der Strand erwartet uns.
Schau nur, wie weit der Himmel ist. Schau nur,
was für ein Meer!
Ciò che oggi è importante, domani non lo è più;
ciò che oggi ci appare qui e ora, domani sarà ovunque.
Queste mura di solida arenaria ieri,
oggi sono perse nel fumo e nel vento,
e forse saran degne di storia e di memoria.
Il tempo deciderà.
Andiamo, Padre, la spiaggia ci attende.
Guarda che cielo largo, guarda che mare!
Übersetzungen: Michael Paumgarten
- 66 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 67 -
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Acco r d o ne –
M a rco B e a sle y & Guid o Mo rini
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Marco und Guido zählen unbestritten zu den Künstlern, die
in den letzten Jahren eine besondere Beziehung zur trigonale
aufgebaut haben. Seit 2003 standen sie mehrfach hier auf
der Bühne, und ob sie zu zweit (mit Surprise bei der trigonale
2009) oder in größerer Besetzung auftraten – stets gelang es
ihnen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Jahr 2003 erschien Accordones erste Studioaufnahme La Bella Noeva beim Label Alpha. Im Jahr darauf folgte Vivifice
Spiritus Vitae Vis, ein geistliches Werk von Guido zu lateinischen Texten des Alten Testaments. Die Alben Frottole
und Recitar Cantando sind die ersten beiden Aufnahmen für
das belgische Label Cypres; sie wurden 2005 bzw. 2006 veröffentlicht.
Weitere Aufnahmen, die inzwischen erschienen sind: Settecento napoletano (Cypres), Una Iliade (bei NBE live) sowie
Frà Diavolo (Arcana).
Ihr leidenschaftliches Interesse für Fragen der Darbietung
und ihre Begeisterung für die italienische Vokalmusik von
der Renaissance bis ins frühe 18. Jahrhundert veranlasste
die beiden im Jahr 1984 zur Gründung von Accordone. Der
Wunsch, sich auf der Bühne noch stärker an den im 17.
Jahrhundert gültigen Regeln zu orientieren, führte schließlich dazu, sich einer Form von Konzert zuzuwenden, in dem
der dramatische Aspekt noch stärker in den Vordergrund
tritt und sich der Sänger in einen Bühnencharakter verwandelt. Darüber hinaus nahmen sie die Herausforderung an,
den Instrumenten eine für die Stücke des jeweiligen Programms »maßgeschneiderte« Rolle zuzuordnen. Aus dieser Herangehensweise entstand im Jahr 2001 Una Odissea,
eine von Guido zu Texten von Marco komponierte Oper. Im
- 68 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 69 -
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2
Maximilian Achatz
Schauspieler und Regisseur. In Klagenfurt geboren. Studium der Schauspieltechnik nach Michael Cechov in Berlin.
Gründungsmitglied klagenfurter ensemble
und Theater WalTzwerk.
Aut o g r a mme
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Theaterpädagogische Arbeiten.
Engagements
Stadttheater Klagenfurt
Neue Bühne Villach
Fritz Rémond Theater – Frankfurt/Main
theater forum/Kreuzberg – Berlin
Theater Neu-Ulm
Opernhaus Graz – Next Liberty Graz
Schauspielhaus Wien
aktionstheater ensemble Wien/Bregenz
theater 3raum – anatomie theater Wien
Theater an der Wien
Bühne 04 Linz
Theater Kaendace Graz
Theater am Ortweinplatz Graz
Diverse Filmrollen und zahlreiche Hörspiele
- 70 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 71 -
Samstag, 10.09., 22.00 Uhr
Burg Hochosterwitz
Der Wolkensteiner
und der Vogelweider
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Liebes- und Lebenslieder
zweier Dichter und Abenteurer
E inle itun g
»Ein Leben für drei Leben: Fahrender Ritter und bäuerlicher
Edelmann. Politiker und Diplomat. Und Dichter, Komponist,
Sänger, so virtuos und reich und vielseitig wie kein anderer in
seinem Land und seiner Zeit. Ein sperriger, ichbewußter, fast
barock-pompöser Mensch in seiner zerfallenden spätmittelalterlichen Welt. Oft äußerlich, lärmend, brutal in seinen Liedern
wie in seiner Existenz, und zugleich überempfindlich, verwundbar, von einer bis dahin unbekannten Intensität des Fühlens.
Das schiere Gegenbild zur höfisch-idealen Spiritualität seines
einzig ebenbürtigen Vorgängers Walther von der Vogelweide.«
Klaus J. Schönmetzler, in: Oswald von Wolkenstein. Die Lieder, 1979.
Ensemble La Ziriola
Robert Weinkauf:
Gesang, Sinfonia, Trommel, Triangel
Peter Rabanser:
Gesang, Laute, Doppelflöte, Dudelsack, Tamburello
Susanne Ansorg: Fidel
Kay Krause: Laute, Maultrommel
als Gast: Jörg Peukert – Moderation
- 72 - Trigonale 2011 – Das Programm
Walther von der Vogelweide (ca. 1170 – ca. 1228) und Oswald
von Wolkenstein (1370 – 1445), die Ikonen des mittelalterlichen Minnesangs. Reisende ihr Leben lang, in diplomatischen Diensten von Kaisern und Königen unterwegs durch
ganz Europa, zu Gast an Fürstenhöfen und in Wirtshäusern. Tiroler? Von Oswald weiß man mit Sicherheit, dass er
in einem Südtiroler Bergtal geboren wurde. Sieben Städte
stritten einst darum, als Heimat Homers zu gelten – in
mindestens vierzehn Landschaften wurde der Geburtsort
Walthers vermutet; aber einige interessante Indizien deuten
darauf hin, dass auch er Südtiroler gewesen sein könnte.
Trigonale 2011 – Das Programm - 73 -
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3
Beide verbindet ihr unbändiger Wille zur Individualität, auf
Seitenwegen abseits der Konventionen der mittelalterlichen
Literaturgesellschaft und sie oft übertreffend. Kunstvoll
jonglieren sie mit dem Wort, der Waffe des Dichters, und
bewegen sich dabei auf einem schmalen Grat: waren beide
doch abhängig vom Wohlwollen ihrer jeweiligen Gönner.
Dem einen brachte es ein Lehen und einen Pelzmantel, dem
anderen mehrere Orden und mehrere Monate Gefangenschaft.
Pro g r a mm
Walther von der Vogelweide
(ca. 1170 – ca. 1228)
Oswald von Wolkenstein
(1370 – 1445)
3
1.Ungarischer Tanz (instrumental)
Ungarn traditionell
2.Es füget sich do ich was von zehen jaren alt Oswald von Wolkenstein
3.Nu hebe ichz hie mit schirmeslegen /
Her Oswald habt irs ere Walther von der Vogelweide
4.Ich saz ûf eime steine Walther von der Vogelweide
5.Ondas do mar (instrumental)
Martin Codax, Portugal, 13. Jahrhundert
- 74 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 75 -
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6.Do frayg Amors
12. A virgen mui gloriosa
Oswald von Wolkenstein
Cantigas de Santa Maria, Spanien, 13. Jahrhundert
7. Mejn hercz das ist versert (instrumental)
Francesco Landini, 1325 – 1397 / O. v. Wolkenstein
13. Diu menschheit muoz verderben
8.Es leucht durch graw die vein lasur
Oswald von Wolkenstein
14. Kreuzzugslied (instrumental)
Thibaut de Champagne, 1201 – 1253
9.Ajn tunckle farb von occident
Oswald von Wolkenstein
15. Man de fyer: Ritter Eisenhand
10. Amor mi fa cantar (instrumental)
Codex Rossi, Norditalien, 14. Jahrhundert
Walther von der Vogelweide
Sage aus den Dolomiten
16. Zergangen ist meins hertzen we
Oswald von Wolkenstein
11. Steter dienest der tuot gut
Der Tanhuser, 13. Jahrhundert
17. Nu alrerst lebe ich mir werde (instrumental)
Walther von der Vogelweide
18. Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr!
Walther von der Vogelweide
19. Ich spür ain tyer mit füssen brait
Oswald von Wolkenstein
- 76 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 77 -
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T e x te
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2. Es füget sich do ich was von zehen jaren alt
2. Es kam soweit, als ich zehn Jahre erst alt war
Es fügt sich, do ich was von zehen jaren alt
ich wolt besehen, wie die werlt wer gestalt.
Mit ellend, armut mangen winkel, haiss und kalt
hab ich gebawt bei Cristen, Kriechen, Haiden.
Drei pfenning in dem peutel und ain stücklin brot,
das was von haim mein zerung, do ich loff in not.
Von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot
gelassen seider, das ich wand verschaiden.
Ich loff ze fuss mit swerer buss, bis das mir starb mein
vatter, zwar wol vierzen jar nie ross erwarb,
wann aines roupt, stal ich halbs zu mal mit valber varb
und des geleich schied ich da von mit laide.
Zwar renner, koch so was ich doch und marstaller,
auch an dem ruder zoch ich zu mir, das was swër,
in Kandia und anderswo, ouch widerhar,
vil mancher kittel was mein bestes klaide.
Es kam so weit, als ich zehn Jahre erst alt war,
dass ich die Welt schon sehen wollt', wie sie denn sei.
Hilflos und arm hab' ich gehaust in manchem Land, in Hitze,
Kälte, unter Christen, Orthodoxen, Heiden.
Drei Pfennige im Beutel und ein Stücklein Brot
nahm ich als Wegzehrung mit, als ich ins Elend lief.
Durch falsche Freunde hab' ich manchen Tropfen Blut
vergossen seither – ich war nah' dem Tode.
Ich lief zu Fuß nach Büßerart, bis dass mir, als ich vierzehn
war, mein Vater starb. Ich hatt' kein Pferd,
ich raubte eins, halb stahl ich es, ein Falbe war's,
und derart wurd' ich ihn mit Schmerzen wieder los dann.
Ich war auch Laufbursch, Koch und Pferdeknecht,
und an dem Ruder zog ich fleißig, das war schwer,
in Kreta und auch anderswo und auch zurück.
Und viele Kittel war'n die besten Kleider.
Ain künigin von Arragon, was schon und zart,
da für ich kniet, zu willen raicht ich ir den bart.
Mit hendlein weiss bant si darein ain ringlin zart
lieplich und sprach: »Non mai plus dis ligaides.«
Von iren handen ward ich in die oren meingestochen
durch mit ainem messin nädelein, nach ir gewonheit sloss
si mir zwen ring dorein, die trüg ich lang, und nennt man si
»raicades«. Ich sucht ze stund künig Sigmund,
wo ich in vand, den mund er spreutzt und macht ain kreutz,
Die Königin von Aragon war schön und lieb,
ich kniete vor ihr, reichte willig ihr den Bart,
mit weißen Händchen flocht sie ein Ringlein mir hinein recht
liebevoll und sprach: »Bind' dieses nicht mehr los!«
Durch ihre Hände wurden mir die Ohren dann durchstochen
sanft mit einem Messing-Nädelein, nach ihrer Art zog
sie mir zart zwei Ringlein ein, die trug ich lang, man nennt
sie »Raicades«. Ich suchte bald König Sigmund auf,
dort wo er war, er riss den Mund auf, kreuzigt' sich,
- 78 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 79 -
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do er mich kant, der rufft mir schier: »Du zaigest mir hie
disen tant«, freuntlich mich fragt: »Tun dir die ring nicht
laides?« Weib und ouch man mich schauten an mit lachen
so; neun personier kungklicher zier, die waren da ze
Pärpian, ir babst von Lun, genant Petro, der Römisch
künig der zehent und die von Praides.
als er mich sah, und rief sofort: »Du zeigst dich mir mit
diesem Tand!« Er fragte freundlich: »Tun dir die Ringe nicht
weh?« Und Frau'n wie Männer schauten mich jetzt lachend
an; neun Leute königlichen Adels war'n dabei in
Perpignan, der Papst von Luna, Petrus war's, als Zehnter
dann der Römische König und die Frau von Prades.
Gen Preussen, Littwan, Tartarei, Türkei, uber mer,
gen Frankreich, Lampart, Ispanien, mit zwaien königs
her traib mich die minn auf meines aigen geldes wer:
Ruprecht, Sigmund, baid mit des adlers streiffen.
franzoisch, mörisch, katlonisch und kastilian, teutsch,
latein, windisch, lampertisch, reuschisch und roman,
die zehen sprach hab ich gebraucht, wenn mir zerran;
auch kund ich fidlen, trummen, paugken, pfeiffen.
Ich hab umbfarn insel und arn, manig land, auff scheffen
gros, der ich genos von sturmes band, des hoch und nider
meres gelider vast berant; die schwarzen see lert
mich ain vas begreiffen, do mir zerbrach mit ungemach
mein wargatein, ain koufman was ich, doch genas ich und
kom hin, ich und ain Reuss; in dem gestreuss houbgut,
gewin, das sucht den grund und swam ich zu dem reiffen.
Nach Preußen, Litauen, in die Tartarei, Türkei
und übers Meer, nach Frankreich, Lombardei und Spanien,
in zweier Könige Heer trieb mich die Liebe hin:
Ruprecht und Sigmund, mit des Adlers Zeichen. Französisch,
Maurisch, Katalanisch und Kastilisch, Deutsch, Latein,
Slowenisch, Lombardisch, Russisch, Ladinisch:
Ja die zehn Sprachen sprach ich dann, wenn's nötig war;
auch fiedeln konnt' ich und trompeten, trommeln, flöten.
Ich hab' umsegelt Inseln, viele Länder auch auf großen
Schiffen, die im Sturm die Rettung war'n, ich raste über's
ganze Meer in Nord und Süd, das Schwarze Meer, das lehrte
mich ein Fass umarmen, als mir zum Unheil noch mein Schiff
zerbrach dort. Ein Kaufmann war ich, ward gerettet, kam
davon – ich und ein Russe; in dem Toben sanken weg zum
Grund das Kapital und der Gewinn – ich schwamm ans Ufer.
- 80 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 81 -
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3. Her Oswald habt irs ere
3. Herr Oswald, besitzt ihr die Vermessenheit
Her Oswald, habt irs êre,
daz ir den meister treten welt sin meisterlichen sprüche?
Lâtz euch geschehen niht mêre,
sît daz manz euch zum witzen zelt.
Wan ob Her Walther kröche, man sieht ihn doch besser
danne euch. Er ist daz korn, ir sît die spreu.
Singent ir einz, er singet drei.
Ir sît gelîch als ars unde mond!
Her Walther singet, swaz er will, des kurzen und
des langen vil, sus mêret er der welt ir spil.
Sô jagent ir als ein valscher hunt nach wâne!
Herr Oswald, besitzt ihr die Vermessenheit, euch neben den
Meister mit seinen meisterlichen Sprüchen stellen zu wollen?
Dass man euch zu den Narren zählt,
mag noch das wenigste sein, was euch dafür blüht.
Selbst wenn Herr Walther kröche, würde man von ihm mehr
sehen als von euch. Er ist das Korn, ihr seid die Spreu.
Singt ihr ein Lied, so singt er drei.
Ihr seid ihm so gleich wie der Arsch dem Mond.
Herr Walther singt, was er will, viel kurze und
viel lange Lieder; so bereichert er das Spiel der Welt:
Ihr falscher Hund aber jagt dem Wahne nach!
4. Ich saz ûf eime steine 4. Ich saß auf einem Stein
Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine;
dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant
gesmogen daz kinne und ein mîn wange.
Dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer werlte solte leben:
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der deheinez niht verdurbe.
Diu zwei sint êre und varnde guot, der ietwederz dem
andern schaden tuot, daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
Die wolte ich gerne in einen schrîn.
Jâ leider desn mac niht gesîn,
Ich saß auf einem Stein und schlug ein Bein über das andere;
darauf setzte ich den Ellenbogen; in meine Hand
hatte ich das Kinn und eine Wange geschmiegt.
So dachte ich eindringlich nach,
auf welche Weise man auf der Welt leben müsse:
Keinen Rat konnte ich aber geben,
wie man drei Dinge so erwerben könne,
ohne dass eines von ihnen zugrunde ginge.
Zwei von ihnen sind Ehre und Besitz, die einander oft
schaden, das dritte ist Gottes Gnade,
die viel mehr wert ist als die beiden andern.
Diese wollte ich gerne zusammen in einem Kästchen.
Aber leider ist es nicht möglich,
- 82 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 83 -
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daz guot und werltlich êre und gotes hulde mêre zesamene
in ein herze komen. Stîg unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze;
fride unde reht sint sêre wunt. Diu driu enhabent geleites
niht, diu zwei enwerden ê gesunt.
dass Besitz und weltliche Ehre und Gottes Gnade zusammen
in ein Herz kommen. Weg und Steg sind ihnen genommen:
Verrat liegt auf der Lauer, Gewalt beherrscht die Straße;
Friede und Recht sind schwer verwundet. Die drei haben keine
Sicherheit, bevor die zwei nicht gesund werden.
6.Do frayg Amors
6.Do frayg Amors
Do frayg amors adiuva me! Ma lot, mein orss, na moy
serce, rennt mit gedanck, frow puraty, eck lopp, ick slapp,
vel quo uado, wesegg mein krap ne dirs dobro. Lu gslaff
ee franck merschy voys gry. Tewczsch wellisch mach,
franczoisch wach, vngrischen lach, brot windisch bach,
flemming so krach, latein die sybend sprach!
Oswald hat hier das Kunststück unternommen, ein Liebeslied
aus sieben Sprachen bzw. Dialekten zu montieren, wobei ihm
allerdings manche sprachlichen Unrichtigkeiten unterlaufen sind.
Für weniger Sprachkundige, die dieses Renommierstück nicht
verstehen konnten, hat er selbst eine freie Übersetzung beigefügt.
Das Lied ist an »Gret«, Margarethe von Schwangau, gerichtet.
Mjlle schenna, yme, man gür, peromnia des leibes spür
cenza befiu mit gschoner war dut seruiray, pur tzschätti
gayss, nem tudem fray kain falsche rays Got wett wol
twyw, eck de amar. Tewczsch wellisch mach, franczoisch
wach, vngrischen lach, brot windisch bach, flemming so
krach, latein die sybend sprach!
De mit mundesch, Margaritha well, exprofundes das tun
ich snell. Datt löff draga, griet per ma foy! Jnrecommisso
dyors et not my ty commando, wo ich trott, jambre, twoya
allopp my troy. Tewczsch wellisch mach, franczoisch
wach, vngrischen lach, brot windisch bach, flemming so
krach, latein die sybend sprach!
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Trigonale 2011 – Das Programm - 85 -
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8.Es leucht durch graw die vein lasur
8.Es glänzt im Grau die Lichtlasur
Es leucht durch graw die vein lasur durchsichtiklich
gesprenget; plick durch die praw, rain creatur, mit aller zier
gemenget. Preislicher jan, dem niemand kan nach meim
verstan plasnieren neur ain füesslin, an tadels mail ist er
so gail. Wurd mir zu teil von ir ain freuntlich grüesslin, so
wär mein swär auff ringer wag vollkomenlich geschaiden,
von der man er, lob singen mag ob allen schönen maiden.
Es glänzt im Grau die Lichtlasur durchsichtig ausgesprenget.
Blick durch die Brau, oh Kreatur, mit aller Zier gemenget.
Du Ehrenfeld, so schön bestellt! Wer auf der Welt trüg so ein
zieres Füßlein? Sie ist allein an Tadel rein. Und würde mein
auch nur ein liebes Grüßlein, so wär mein Schwer auf leichter
Waag und müsste von mir scheiden, von deren Ehr man singen
mag vor allen schönen Maiden.
Der tag scheint gogeleichen hel, des klingen alle auen,
darin mang vogelreich sein kel zu dienst der rainen frauen.
Schärfflichen pricht, süesslichen ticht und tröstlich flicht
mit strangen heller stimme. All plüemlin spranz, des maien
kranz, der sunnen glanz des firmaments hoch klimme dient
schon der kron, die uns gepar ain frucht keuschlich zu
freuden. Wo wart kain zart junkfrau so klar ie pillicher zu
geuden?
Das wasser, feuer, erd und wint, schatz, kraft der edlen
staine, all abenteuer, die man vint, gleicht nicht der maget
raine, die mich erlöst, täglichen tröst. Si ist die höst in
meines herzen kloster. Ir leib so zart ist unverschart.
Ach rainer gart, im heil frölicher oster ste für die tür
grausleicher not, wenn sich mein haupt wird senken gen
deinem veinen mündlin rot, so tue mich, lieb, bedenken!
Der Tag erstrahlt so minnig hell, es klingen alle Auen,
und singen Vögel in der Kehl zum Dienst der reinen Frauen.
Da schallt es licht: ein süß Gedicht sich tröstlich flicht,
von Stimmen hell durchzogen. Der Blumen Kranz, des Maien
Tanz, der Sonne Glanz, des Firmamentes Bogen ist der Lohn
der Kron, die einst gebar den Sohn in keuschem Wissen.
Wo ward eine zarte Jungfrau klar so billig je gepriesen?
- 86 - Trigonale 2011 – Das Programm
Das Wasser, Feuer, Erde, Wind, die Kraft der edlen Steine,
all Abenteuer, so man findt, gleicht nicht des Mägdleins
Reine. Die mich erlöst und täglich tröst, sie wohnt zuhöchst in
meines Herzen Klostern. Wie ist sie zart und wohl bewahrt!
Ach, reiner Gart, im Heil der frohen Ostern steh vor den Toren
meiner Not! Muss sich mein Haupt einst senken zu
deinem feinen Mündlein rot, so wolle mein Gedenken!
Trigonale 2011 – Das Programm - 87 -
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9.Ajn tunckle farb von occident
Ain tunckle farb von occident mich senlichen erschrecket,
seid ich ir darb und lig ellenddes nachtes ungedecket.
Die mir zu vleiss mit ermlein weiss und hendlin gleiss
kan freuntlich zu ir smucken, die ist so lang,
das ich von pang in meim gesang mein klag nicht mag
verdrucken. Von strecken krecken mir all bain,
wenn ich die lieb beseuffte, die mir mein gier nur weckt
allain, darzu meins vatters teuchte.
9.Die dunkle Farb' von Westen her
Durch wincken wanck ich mich verker des nachtes
ungesla-a-a-afen, gierlich gedanck mir nahent ferr mit
unhilflichem waffen. Wenn ich mein hort an seinem ort
nicht vind all dort, wie offt ich nach im greiffe, so ist nur,
ach, vil ungemach, feur in dem tach, als ob mich brenn der
reiffe. Und winden, binden sunder sail tut si mich dann gen
tage. Ir mund all stund weckt mir die gail mit seniklicher
klage.
Ich wälze mich so hin und her des Nachts und kann nicht
schl-a-a-afen, Begierden nähern sich von fern unwiderstehlich
kämpfend. Wenn meinen Schatz ich nicht dort find' an seinem
Platz, so oft ich nach ihm greife, so gibt es,
große Plag', das Feuer auf dem Dach, als ob der Reif mich
brennte. Sie dreht und fesselt ohne Strick mich bis zum frühen
Morgen. Ihr Mund weckt dauernd mir die Lust bei meiner
Sehnsuchtsklage.
Also vertreib ich, liebe Gret, die nacht bis an den
morgen. Dein zarter leib mein herz durchgeht,
das sing ich unverborgen. Kom, höchster schatz,
mich schreckt ain ratz mit grossem tratz, davon ich dick
erwachen, die mir kain ru lat spät noch frü, lieb, dorzu tu,
damit das bettlin krache! Die freud geud ich auf hohem stul,
wenn das mein herz bedencket, das mich hoflich
mein schöner bul gen tag freuntlichen schrencket.
Und so vertreib' ich, liebe Gret, die Nacht mir bis zum
Morgen, dein zarter Leib durchbohrt mein Herz,
das singe ich ganz offen. Komm', höchster Schatz,
mich schreckt der »Ratz« recht heftig, wodurch ich oft erwache.
Die du mir keine Ruhe lässt, so hilf' dazu,
damit das Bettchen krache. Die Freude juble ich hinaus, wenn
das mein Herz sich denke, dass mich mein edler,
schöner Schatz am Morgen zart umfasste.
- 88 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 89 -
Die dunkle Farb' von Westen her erschreckt im Sehnsuchtsschmerz mich, weil sie mir fehlt, ich einsam lieg' die Nacht
und unbedeckt auch. Die mich recht fest mit hellen Ärmlein,
Händchen weiß so liebevoll kann drücken, die ist so weit,
dass ich aus Angst mit meinem Lied die Klag' nicht kann
verbergen. Beim Strecken knackt ein jedes Glied,
seufz' ich um meine Liebste, die mein Verlangen weckt
allein und meiner Lenden Krämpfe.
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11. Steter dienest der tuot gut
11. Treue Dienste, die sind gut
Steter dienest der ist guot, den man schonen frowen tuot,
als ich miner han getan, der muos ich den salamander
bringen. Eines hat si mir gebotten, daz ich schike ir abe den
rotten hin von provenz in das lant ze nuerenberg, so mag
mir wol gelingen. Unde die tuonouwe uber rin, fuege ich
das, so tuot si swes ich muote. So selig si daz frowelein sist
geheissen guote. Spriche ich ia, si sprichet nein. Sus so
hellen wir en ein: Heia hei, sist ze lange gewesen us miner
huote! – Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle unde aber ia,
ziehent herze wafena! Wie tuot mir diu liebe so, diu reine
unde div vil guote, daz si mich niht machet fro, des ist mir
we ze muote.
Mich tuot wol ein lieber wan, den ich von der schonen han,
so der miuseberg zerge sam der sne, o lonet mir diu reine.
Alles des min herze gert, des bin ich an ir gewert, minen
willen tuot si gar, buwe ich ir ut ein hus von helfenbeine.
Swa si will uf einen se, so habe ich ir friuntschaft unde ir
hulde. Bringe ich ir von galylee her an alle schulde ein
grozen berk, gefuoge ich daz, da her adan uffe sas:
Heia hei, daz were aller dienste ein uber gulde! –
Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle …
Treue Dienste, die sind gut, die man edlen Damen tut. Ich hab meine auch getan, durfte ihr den Salamander
bringen. Weiter hat sie mir befohlen, ihr das Meer vors Haus
zu holen, ich befolgte jeden Plan, wollte ja ihr stolzes Herz
bezwingen. »Schick die Donau in den Rhein«, so und ähnlich
klangen die Befehle. »Denn bei mir, da gibt's kein Nein, du sollst ganz mein Diener sein, dass ich dich, ja, dich allein, mir zum Liebsten wähle: Heiahei! Mir gehört dein Herz und
deine Seele!« – Heute will sie viel und morgen noch viel mehr.
Das, was sie will, das bring ich her, doch macht sie mir das
Herz nur schwer. Warum quält mich die Liebste so, die Edle,
Holde und Gute? Ihr wisst, sie macht mich niemals froh, da
wird mir weh zumute!
In meinem süßen Liebeswahn hab ich dies und das getan, sang
die schönsten Lieder ihr, war sie nicht die beste aller Frauen?
Sie versprach mir ihre Huld, bat mich aber um Geduld, schon
verlangte sie von mir, ihr ein Haus aus Elfenbein zu bauen.
»Einen See direkt ans Haus, mitten zwischen ewig grünen
Bäumen. Schnell, mein Diener, mach dich raus!« Ach, so nutzte
sie mich aus. Und ich baute an dem Haus, folgte ihren Träumen:
Heiahei! Musste fast mein eignes Glück versäumen. –
Heute will sie viel und morgen noch viel mehr …
- 90 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 91 -
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Unde den mantel, der beslos gar die frowen diu ist
unwandelbere. Dannoch wil si wunder gros, daz ist mir
worden swere. Ir ist nach der arke we, diu da gebûwen hat
Noe: Heia hei, brehte ich die, wie lieb ich danne were. –
Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle …
Nur aus Indien noch ein Baum fehlte ihr in ihrem Raum.
Schnell schon war ich wieder da, dass ich ihren nächsten
Wunsch erriete. Ja, den Gral vom Parzival wollte sie dann
auch nochmal mit dem Apfel – ist das klar? –, den einst Paris schenkte Aphrodite. Nein, sie gab so schnell nicht auf, auch Marias Mantel wollt'
sie haben. Alles nahm ich still in Kauf, ließ den Launen ihren
Lauf, trieb selbst Noahs Arche auf und noch mehr Wundergaben: Heiahei – doch jetzt sollen and're weiterdarben! –
Heute will sie viel und morgen noch viel mehr …
12. A virgen mui groriosa
12. Die Glorreiche Jungfrau
A Virgen mui groriosa, Reina espirital,
dos que ama é ceosa, ca non quer que façan mal.
Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin, wünscht,
dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt, nichts Falsches tun.
Dest' un miragre fremoso, ond' averedes sabor,
vos direy, que fez a Virgen,
Madre de Nostro Sennor,
per que tirou de gran falla a un mui falss' amador,
que a mude cambiava seus amores
dun en al …
Hier ist ein herrliches Wunder,
das nach Eurem Geschmack sein wird,
ich werde euch berichten, was die Jungfrau
und Mutter Gottes vollbrachte,
um einen falschen Liebhaber
vor einem großen Fehler zu bewahren,
welcher im Stillen seine Geliebten wechselte,
von einer zur anderen …
– A Virgen mui groriosa, Reina espirital,
dos que ama é ceosa, ca non quer que façan mal –
– Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin, wünscht,
dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt, nichts Falsches tun –
Ein boum der stet in yndian, gros, den wil si von mir han.
Minen willen tuot si gar, seht ob ich irs alles her gewinne.
Ich muos gewinnen ir den gral, des da pflac her parcyfal
unde den apfel den paris gab dur minne venus der güttine.
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- 92 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 93 -
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… e pois en toda ssa vida,
per com' eu escrit' achei,
serviu a Santa Maria, Madre do muit' alto Rei,
que o levou pois conssigo per com' eu creo e sei,
deste mund' a Parayso, o Reino celestial.
… worauf dieser dann für den Rest seines Lebens –
wie ich hier geschrieben habe –
Santa Maria diente, der Mutter des höchsten Königs,
welche dann mit ihm, wie ich glaube und weiß, emporstieg
von dieser Welt ins Paradies, ins himmlische Königreich.
A Virgen mui groriosa, Reina espirital,
dos que ama é ceosa,
ca non quer que façan mal.
Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin,
wünscht, dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt,
nichts Falsches tun.
13. Diu menschheit muoz verderben
13. Das Menschenleben muss vergehn
Diu menscheit muoz verderben,
suln wir den lon erwerben,
Got wolte dur uns sterben,
sin dro ist uf gespart:
sin kriuze vil geheret hat maniges heil gemêret;
swer sich von zwivel keret, der hat den geist bewart.
sundic lip vergezzen dir sint diu jar gemezzen:
der tot hat uns besezzen, die veigen ane wer.
Nu hellent hin geliche das wir daz himelriche
erwerben sicherliche bi dulteklicher zer.
Got wil mit heldes handen dort rechen sinen anden:
sich schar von manigen landen des heile gestes her!
Das Menschenleben muss vergehn,
soll'n wir den ew'gen Lohn erwerben.
Gott wollt um unsretwillen sterben,
der Jüngste Tag steht erst bevor.
Sein Kreuz, so hoch gepriesen, hat vielen Seelenheil beschert.
Wer nur den Zweifel von sich kehrt, hat seine Seel' bewahrt.
Sünder, gedankenlos, die Jahr' sind dir gezählt.
Der Tod hat uns umstellt, die ihm Verfallenen sind ohne Wehr.
Nun eilt dorthin sogleich, wo wir das Himmelreich
hingebungsvoll und ganz gewiss erringen!
Gott will durch Ritters Hand dort rächen seine Schmach,
es sammle sich aus vielen Ländern des Heil'gen Geistes Heer.
Got, dine helfe uns sende! Mit diner zeswen hende
bewar uns an dem ende, so uns der geist verlat,
vor helle heizzen wallen, daz wir dar in iht vallen!
Ez ist wol kunt uns allen, wie iamerliche ez stat,
Gott, gib uns deine Hilfe: Mit deiner rechten Hand
bewahre uns am Ende, wenn uns die Seel' verlässt,
davor, dass wir nicht stürzen in heiße Höllenglut.
Es ist uns allen wohlbekannt, wie jammervoll es steht
- 94 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 95 -
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daz here laut vil reine, gar helfelos und eine.
Jerusalem, nu weine, wie din vergezzen ist!
Der heiden überhere hat dich verschelket sere.
Dur diner namen ere la dich erbarmen, Krist,
mit welher not sie ringen, die dort den borgen dingen,
daz si uns also betwingen,
daz wende in kurzer frist!
um das reine Heilige Land, so hilflos und allein.
Weine, Jerusalem, wie hat man dich vergessen!
Der Heiden Übermacht hat dich zum Knecht erniedrigt.
Um der Dreifaltigkeit Ehre lass dich erbarmen, Christ,
über die Not, mit der sie ringen, die dort auf Beistand hoffen –
dass wir auf solche Art bezwungen werden,
das wende in kurzer Frist!
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16. Zergangen ist meins hertzen we
16. Vergangen ist mein's Herzens Weh
Zergangen ist meins hertzen we, seit das nu fliessen
wil der sne ab Seuser alben und auss Flack,
hort ich den Mosmair sagen. Erwachet sind der erden tünst,
des meren sich die wasserrünst von Kastellrut in den Eisack,
das wil mir wol behagen. Ich hör die voglin gross und klain
in meinem wald umb Hauenstain die musik prechen in der
kel, durch scharffe nötlin schellen, auff von dem ut hoch in
das la und hrab zu tal schon auff das fa durch manig süesse
stimm so hel; des freut euch, guet gesellen!
Was get die red den Plätscher an? Mein singen mag ich
nicht gelan, wem das missvall, der lass mich gan,
und seimir heur als vert! Ob mir die vaigen sein gevar,
noch tröst ich mich der frummen zwar, wie wol das heuer
an dem jarvalsch pöse münz hat wert.
Verswunden was meins herzen qual, do ich die ersten
nachtigal hort lieplich singen nach dem pflueg dort enhalb
in der Matzen. Da sach ich vier stund zwai und zwai
geweten schon nach ainem rai, die kunden nach des Mutzen
fueg wol durch die erden kratzen. Wer sich den winder hat
Vergangen ist mein's Herzens Weh, weil jetzt zerschmelzen
wird der Schnee da auf der Seiseralm und Flagg,
hört' ich den Mosmair sagen. Die Bodendünste sind erwacht,
die Wasserläufe schwellen an von Kastelrut zum Eisack hin –
das wird mich richtig freuen. Ich hör' die Vöglein groß und klein
in meinem Wald um Hauenstein, die Dreiklänge aus ihrer
Kehl' durch helle Töne schallen: vom Ut hinauf bis hoch
zum La und dann herab schön auf das Fa aus vielen zarten
Stimmen hell, das freut euch, liebe Freunde!
Was geht die Red' den Plätscher an? Mein Singen höre ich
nicht auf, wem es missfällt, der lass' mich zieh'n,
es interessiert mich nicht. Wenn mir die Üblen feindlich sind,
dann tröst' ich mit den Guten mich, obwohl jetzt schon in
diesem Jahr gefälschte Münzen wertvoll sind.
Verschwunden ist mein's Herzens Qual, als ich die erste
Nachtigall hinter dem Pflug schön singen hört' dort drüben
in der Matzen. Dort sah ich viermal zwei und zwei in einer
Reihe eingespannt, die konnten nach des Mutzers Art gut
durch die Erde scharren. Wer sich im Winter hat versteckt
- 96 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 97 -
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gesmuckt und von der pösen welt verdruckt, der freu sich
gen der grüenen zeit, die uns der mai wil pringen.
Ir armen tier, nu raumpt eur hol, get, suecht eur waid,
gehabt euch wol! Perg, au und tal ist rauch und weit,
des mag euch wol gelingen. Was get die red den Plätscher an?
Mein singen mag ich nicht gelan, wem das missvall, der lass
mich gan, und seimir heur als vert! Ob mir die vaigen sein
gevar, noch tröst ich mich der frummen zwar, wie wol
das heuer an dem jarvalsch pöse münz hat wert.
und vor der bösen Welt verdrückt, der freu' sich auf die
grüne Zeit, die uns der Mai wird bringen.
Ihr armen Tiere, kommt hervor, geht auf die Weide,
gehabt euch wohl! Berg, Au und Tal belaubt und weit –
das wird euch gut gefallen. Was geht die Red' den Plätscher an?
Mein Singen höre ich nicht auf, wem es missfällt, der lass'
mich zieh'n, es interessiert mich nicht. Wenn mir die Üblen
feindlich sind, dann tröst' ich mit den Guten mich, obwohl
jetzt schon in diesem Jahr gefälschte Münzen wertvoll sind.
18. Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr!
18. Wehe, wohin sind alle meine Jahre
entschwunden?
Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr!
Ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
Daz ich je wânde ez wære, was daz allez iht?
Dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.
Nû bin ich erwachet, und ist mir unbekant daz mir hie vor
was kündic als mîn ander hant. Liut unde lant,
dârinne ich von kinde bin erzogen, die sint mir worden
vremde rehte als ez sî gelogen.
Die mîne gespilen wâren, die sint træge unt alt.
Daz velt ist unbereitet, verhouwen ist der walt: wan daz
daz wazzer vliuzet als ez wîlent vlôz, vür wâr mîn ungelücke
wande ich wurde grôz. Mich grüezet maneger trâge, der
mich bekande ê wol. Diu werlt ist allenthalben ungenâden
vol. Als ich gedenke an manegen vil wünneclîchen tac,
die mir sint gar entvallen als in daz mer ein slac, iemer mêre
ouwê.
Wehe, wohin sind alle meine Jahre entschwunden!
Habe ich mein Leben geträumt oder ist es wirklich gewesen?
Wovon ich immer glaubte, es wäre, war das alles ein Nichts?
Demnach habe ich geschlafen und weiß es nicht einmal.
Nun bin ich erwacht, und alles, was mir einst wie meine Hand
vertraut war, kenne ich nicht mehr. Die Menschen und das Land,
in dem ich als Kind erzogen worden bin, die sind mir fremd
geworden, gerade als sei es nicht wahr gewesen.
Die meine Gespielen waren, die sind nun träge und alt.
Bebaut ist das Land, gerodet ist der Wald. Flösse nicht das
Wasser, wie es ehdem geflossen, fürwahr, möcht ich glauben,
mein Leid würde wahrlich groß. Mancher grüßt mich lässig,
der mich früher gut kannte. Die Welt ist überall voller Undank.
Wenn ich an so manche herrlichen Tage zurückdenke,
die mir entglitten sind wie ein Schlag ins Wasser, immerdar:
o weh!
- 98 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 99 -
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Ouwê wie jæmerlîche junge liute tuont, den ê vil
hovelîchen ir gemüete stuont! Die kunnen niuwan sorgen:
wê wie tuont si sô? Swar ich zer werlte kêre, dâ ist nieman
vrô: der jugende tanzen, singen zergât mit sorgen gar:
nie kein kristenman gesach sô jæmerliche schar.
Nû merkent wie den vrouwen ir gebende stât:
die stolzen ritter tragent an dörpellîche wât.
Uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen, uns ist
erloubet trûren und vreude gar benomen. Daz müet mich
inneclîchen (wir lebeten ie vil wol)
daz ich nû für mîn lachen weinen kiesen sol.
Die vogele in der wilde betrüebet unser klage:
waz wunders ist ob ich dâ von an vreuden gar verzage?
Ouwê waz spriche ich tumber man durch mînen bœsen
zorn? Swer dirre wünne volget, hât jene dort verlorn,
iemer mêre ouwê.
Wehe, wie kläglich führt sich die Jugend auf, deren Denken
und Trachten früher so höfisch war! Sie kennen nur noch ihre
Sorgen. Wehe, weshalb tun sie das? Wo ich auch hinkomme,
keiner ist mehr fröhlich. Tanzen, Lachen, Singen geht in Sorgen
unter. Nie sah ein Christenmensch einen so beklagenswerten
Haufen. Beobachtet nur, wie den Frauen ihr Kopfputz steht
und wie die hochgemuten Ritter bäurische Kleidung tragen.
Wir haben unerfreuliche Briefe aus Rom erhalten: man hat
uns das Trauern erlaubt und die Freude restlos genommen.
Das schmerzt mich tief (lebten wir doch früher so glücklich),
dass ich jetzt mein Lachen mit Weinen vertauschen muss.
Sogar die Vögel in der Wildnis trauern um uns. Ist es da ein
Wunder, wenn ich nicht mehr den Mut aufbringe, mich zu
freuen? Aber ach, was rede ich Narr in meiner Erregung? Wer
irdischem Glück nachjagt, der hat das himmlische verloren,
immerdar: o weh!
Ouwê wie uns mit süezen dingen ist vergeben!
Ich sihe die bittern gallen in dem honege sweben:
diu werlt ist ûzen schœne, wîz grüene unde rôt,
und innân swarzer varwe, vinster sam der tôt.
Swen si nû habe verleitet, der schouwe sînen trôst:
er wirt mit swacher buoze grôzer sünde erlôst.
Dar an gedenkent, ritter: ez ist iuwer dinc, ir traget die
liehten helme und manegen herten rinc, dar zuo die vesten
schilte und diu gewîhten swert. Wolte got, wan wære ich
der segenunge wert! Sô wolde ich nôtic armman verdienen
rîchen solt. Joch meine ich niht die huoben noch der
hêrren golt: ich wolte sælden krône êweclîchen tragen:
die mohte ein soldenære mit sîme sper bejagen.
Wehe, wie hat man uns mit den Süßigkeiten dieser Welt
vergiftet! Ich sehe die Galle mitten im Honig schwimmen.
Nach außen hin ist die Welt schön, weiß, grün und rot,
doch im Innern ist sie schwarz und finster wie der Tod.
Wen sie aber verführt hat, der sehe zu, wo er Rettung findet.
Durch geringe Buße wird er von schwerer Sünde erlöst.
Daran denkt, Ritter, es ist eure Pflicht! Ihr tragt die
leuchtenden Helme und die starken Rüstungen, dazu die festen
Schilde und die geweihten Schwerter. Wollte Gott, ich wäre
dieses Triumphes würdig! Dann könnte ich dürftiger Bettler
reichen Lohn verdienen. Doch fürwahr, ich meine weder ein
Stück Land noch der Fürsten Gold. Die Krone der Seligkeit
möchte ich für immer erkämpfen: die konnte einst ein einfacher
- 100 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 101 -
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Möht ich die lieben reise gevarn über sê, sô wolte ich
denne singen »wol« und niemêr mêre »ouwê«, niemer mêre
ouwê.
Söldner mit seiner Lanze erringen. Könnte ich die herrliche
Kriegsfahrt übers Meer mitmachen, dann würde ich »Heil«
singen und nimmermehr: »O weh!« Nimmermehr: O weh!
19. Ich spür ain tyer mit füssen brait
19. Ich spür ein Tier mit breiten Füssen
Ich spür ain tier mit füssen brait, gar scharpf sind im die
horen; das wil mich tretten in die erd und stösslichen
durchboren; den schlund so hat es gen mir kert,
als ob ich im für hunger sei beschert, und nahet schier
dem herzen mein in befündlichem getöte, dem tier ich
nicht geweichen mag, o we der grossen nöte, seid all mein jar
zu ainem tag geschübert sein, die ich ie hab verzert.
Ich bin erfordert an den tanz, do mir geweiset würt
all meiner sünd ain grosser kranz, der rechnung mir gebürt.
Doch wil es got, der ainig man, so wirt mir pald ain
strich da durch getan.
Ich spür ein Tier mit breiten Füßen, scharf sind seine
Hörner, das will mich treten in die Erd' und stoßen und
durchbohren. Sein Rachen kommt schon auf mich zu,
als ob ich ihm zum Fraße vorgesetzt. Es naht sehr schnell,
dem Herzen mein den Tod zu bringen, ich komme diesem Tier
nicht aus. Ach, welche großen Nöte, weil meine Jahr',
erst halb verbraucht, auf einen Tag sich derart zugespitzt.
Man fordert mich zu einem Tanz, wo mir gezeigt dann wird
all meiner Sünden Riesenkranz – die Abrechnung trifft mich.
Doch will es Gott, der Einzige, dann wird für mich ein
Schlussstrich bald gesetzt.
Erst deucht mich wol, solt ich ner leben eines jares lenge
vernünftiklich in dieser welt, so wolt ich machen enge,
mein schuld mit klainem widergelt, der ich laider gross
von stund bezalen muss. Darumb ist vol das herzen mein
von engestlichen sorgen, und ist der tod die minst gezalt.
O seel, wo bistu morgen? Wer ist dein tröstlich aufenthalt,
wenn du verraiten solst mit haisser buass?
O kinder, freund, gesellen rain, wo ist eur hilf und rat?
Ir nempt das gut, lat mich allain hin fahren in das bad,
da alle münz hat klainen wert, nur gute werck, ob ich der
hett gemert.
Es dünkt mich gut, sollt' ich nur mehr ein einz'ges Jahr noch
leben vernünftig jetzt auf dieser Welt, so würd' ich meine
Schulden in Raten doch verkleinern bald, die ich sogleich
auf einmal zahlen sollt'. So ist mein Herz von Angst und
Sorgen übervoll geworden, der Tod zählt so am wenigsten.
Oh Seele, wo bist du morgen? Wer ist dein Trost und Zufluchtsort, wenn du abrechnen musst in arger Buß'?
Oh Kinder, Freunde, edle Leut', wo ist denn eure Hilf'?
Ihr nehmt das Geld, lasst mich allein wegfahren zu der Buß',
wo keine Münze etwas gilt, nur gute Werke – wenn ich die
nur hätt'.
- 102 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 103 -
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Allmächtikait an anefangk noch end, bis mein gelaite
durch all dein barmung göttlich gross, das mich nicht
überraite der lucifer und sein genos, da mit ich werd
enzuckt der helle slauch. Maria, maid, erman dein liebes
kind des grossen leiden! Seit er all cristen hat erlost,
so well mich auch nit meiden, und durch sein marter werd
getrost, wenn mir die seel fleusst von des leibes drouch.
O welt, nu gib mir deinen lohn, trag hin, vergiss mein
bald! Hett ich dem herren für dich schon gedient in wildem
wald, so für ich wol die rechten far: got, schepfer,
leucht mir Wolkensteiner … Vogelweider … klar!
Allmächtiger ohn' Anfang oder End', sei mein Geleite,
denn dein Erbarmen ist so groß, dass mich nicht überlisten
Luzifer und sein Kumpan und ich entrissen werd'
der Hölle Schlund. Maria, Magd, erinnere dein Kind
der argen Leiden! Da er die Christen hat erlöst,
soll er mich nicht verleugnen, durch seine Marter gib mir Mut,
wenn meine Seele aus dem Leib entflieht.
Oh Welt, nun gib mir deinen Lohn, lass mich, vergiss mich
bald! Hätt' ich dem Herrn statt dir gedient in einem dichten
Wald, dann ging' ich wohl den rechten Pfad: Gott, Schöpfer,
leucht' mir Wolkensteiner … Vogelweider … hell!
- 104 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 105 -
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E n s e mb le L a Ziri o l a
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Robert Weinkauf, Ausbildung in Klavier, Waldhorn und Gitarre sowie Gesangsstudium Jazz/Musical an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig.
Sänger des Leipziger Ensembles für mittelalterliche Musik Ioculatores, zahlreiche
Konzertreisen, CD-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen.
Außerdem eigene ChanSong-Programme, Gitarrist, Sänger
und Autor der Leipziger Beat-Band The Butlers, seit 2000
Projekt THE BUT – Fake Sixties unplugged. Hauptberuflich Repräsentanz für die Musikvertriebe Note1 und Codaex
in den Neuen Ländern und Berlin.
Peter Rabanser, Ausbildung in klassischer Gitarre, später Instrumente des
Balkans und des Nahen Ostens. 1984 Mitbegründer des Ensembles Oni Wytars;
seitdem intensive Auseinandersetzung
mit süd- und osteuropäischen Musiktraditionen und deren Spuren in der Alten Musik. Workshops
in Österreich, Deutschland und Italien. Konzertreisen, CDund Rundfunkproduktionen mit den Ensembles Oni Wytars,
Katharco Consort, Accentus und Unicorn, Ensemble Llull sowie mit Glen Velez, Renaud Garcia-Fons und René Clemencic.
2004 deutscher Weltmusikpreis Ruth-Newcomer mit Yalla
Babo Express Orchestra.
- 106 - Trigonale 2011 – Das Programm
Susanne Ansorg, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Leipzig
sowie mittelalterliche Streichinstrumente
und Musiktheorie des Mittelalters an der
Schola Cantorum Basiliensis. Konzerte in
Europa, Nord- und Südamerika, Japan
und Australien mit verschiedenen Ensembles für mittelalterliche Musik, u.a. Sarband, Sequentia, Boston Camerata und The Harp Consort. Ständige Begleiterin von Maria
Jonas/Köln. Lehraufträge, Projektleitung und Workshops
zur Musik des Mittelalters. Künstlerische Leitung und Koordination des internationalen Musikfestivals montalbâne.
Kay Krause, Grafiker und Musiker.
Schon als Schüler mit Folk- und Weltmusik als Gitarrist beschäftigt, dann
bald mit Alter Musik auf Laute und Ud.
Spielt in verschiedenen Konzert- und
CD-Projekten sowie für Bühnenmusiken an Theatern, vorrangig mit mittelalterlicher Musik,
aber auch experimenteller Musik und Jazz.
Jörg Peukert, Studium der Geschichte
und der Germanistik an der Universität
Leipzig (Freyburg/Unstrut). 2003 Übernahme der Leitung des Museums Schloss
Neuenburg. Seit 1991 wissenschaftlichkünstlerische Tätigkeit im konzeptionellen
Trigonale 2011 – Das Programm - 107 -
3
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sowie aufführungspraktischen Bereich: thematische Konzertprogramme zur mittelalterlichen Musik und Literatur.
Auftritte in Sprecherrollen (mittelhochdeutsch, frühneuhochdeutsch) mit verschiedenen Gruppen und Ensembles; diverse CD- und Rundfunk-Produktionen. In diesem
Zusammenhang inhaltliche Schwerpunkte: mittelalterliche
Epik, Minnesang und Sangspruchdichtung im mittel- und
nordostdeutschen Raum, mittelalterliche Chronistik.
- 108 - Trigonale 2011 – Das Programm
Aut o g r a mme
3
Trigonale 2011 – Das Programm - 109 -
Sonntag, 11.09., 06.00 Uhr
Magdalensberger Kirche
Ein tönender Rosenkranz
Die ersten fünf Geheimnisse sind freudenreich: die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Jesu, die Anbetung
der Könige und das Wiederfinden von Jesus im Tempel.
Die folgenden fünf Geheimnisse sind schmerzhaft: die Todesangst in Gethsemane, die Geißelung und Dornenkrönung,
die Kreuzigung, der Schmerz Marias beim Verlust ihres erstgeborenen Sohnes und die Kreuzabnahme.
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Miriam Andersén
Gesang, gotische Harfe, Glocken
E inle itun g
Schließlich fünf glorreiche Geheimnisse: die Auferstehung
Jesu, die Sendung des Heiligen Geistes, Mariä Himmelfahrt,
die Krönung Mariens als Himmelskönigin und ihr Beistand
und ihr Geleit für jeden, der um Hilfe fleht.
Der Rosenkranz
Dieses meditative Programm, das die wichtigsten Ereignisse im Leben der Jungfrau Maria besingt, ist von den »sieben
Freuden Mariens«, den »sieben Schmerzen Mariens« und
vom traditionellen Rosenkranz inspiriert. Dieser setzt sich
aus fünfzehn »Mysterien« oder »Geheimnissen« zusammen.
Die Lieder haben ihren Ursprung im Mittelalter, sind zum
Teil traditionell überliefert und stammen aus Schweden,
Deutschland, Italien und England. Jedes Lied beschreibt
ein »Geheimnis«, ein wichtiges Ereignis in Marias und Jesus
Leben, und erzählt auf diese Art und Weise die Geschichte
von beiden.
Der Rosenkranz ist der Name für die Zählkette und auch
die lange Gebetskette, bestehend aus einem Vater Unser und
zehn Ave Maria, welche fünfmal wiederholt werden. Für
verschiedene Tage der Woche steht jeweils eine Gruppe
von fünf »Mysterien«, über die jeweils meditiert wird. Außerdem gibt es verschiedene Einleitungs- und Abschlussgebete, welche variieren.
- 110 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 111 -
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Der Rosenkranz ist vor allem bekannt als katholisches Phänomen und hat seine Wurzeln im Mittelalter. Zu dieser Zeit
hatte der Marienkult seinen Gipfel erreicht. Viele der bedeutendsten Künstler, Dichter und Komponisten verehrten
die »Mutter Gottes« in ihrer Kunst. Innerhalb der anglikanischen und evangelischen Kirche werden heute auch Rosenkränze gebetet. Das Ave Maria tauscht man jedoch hier
mit dem Jesusgebet.
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Der Gebrauch von Zählketten zur Unterstützung von langen
Gebetsketten ist sehr alt und findet sich schon im Hinduismus, im Buddhismus, im Sikhismus und auch in den orthodoxen Kirchen und im Islam. Unter den Urchristen haben
die »Wüstenväter« als erste Zählketten in Form von Seilen
mit Knoten benutzt. Den letzten Beitrag zu dieser »Flora«
von Zählketten und Gebetssystemen sind die »Perlen des
Glaubens« des schwedischen Bischofs Martin Lönnebo.
Miriam Andersén
Übersetzung: A. Görmar
Pro g r a mm
Freudenreiche Geheimnisse
Die Verkündigung
1. Heel maria ful medh nåd
Gegrüßet seist du, Maria!
Musikhandschrift aus Hög (Schweden), 1541
Die Heimsuchung
2. O rosa in iherico
Aus: En klosterbok (Schweden, damals Dänemark), 15. Jh.
Die Geburt Jesu
3.Congaudeat, turba fidelium
Piæ Cantiones (Finnland, damals Schweden), 1582
Die Anbetung der Könige
4.En stjärna gick på himlen fram
Schwedischer Volkschoral
Das Wiederfinden von Jesus im Tempel
5.Pievisan
Schwedische traditionelle Ballade
- 112 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 113 -
4
Schmerzhafte Geheimnisse
Glorreiche Geheimnisse
Die Todesangst in Gethsemane
6. Deus, Deus meus
Gregorianisch, Psalm 22, 1-6
Die Auferstehung Jesu
11. Alleluia – Pascha nostrum
Gregorianisch
Die Geisselung
7. Worldes blisse, have good day!
England, 13. Jh.
Die Sendung des Heiligen Geistes
12. Kom, helge ande, till mig in!
Schwedischer Volkschoral
Die Dornenkrönung
8.Voi ch'amate lo criatore
Laudario di Firenze, 14. Jh.
Die Aufnahme Mariens in den Himmel
13. Mary, du bist daz bernde rys
Kolmarer Liederhandschrift, 14. Jh.,
Walther von der Vogelweide, im Hofton
4
4
Die Kreuzigung
9.Skåder, skåder nu här alle!
Schwedischer Volkschoral
Die Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams
an maria
10. Or piangiamo, ché piange Maria
Laudario di Firenze, 14. Jh.
- 114 - Trigonale 2011 – Das Programm
Die Krönung Mariens
14. Wer ist die da durchleuchtet?
Oswald von Wolkenstein (1376/77 – 1445)
Die Wegweiserin
15. Sancta mater gracie / Dou way, Robin
England, 13. Jh.
Trigonale 2011 – Das Programm - 115 -
T e x te
1. Heel maria ful medh nåd
1. Gegrüßet seist du, Maria!
Heel maria ful medh nåd herren är medh tik
Welsignath thu owir alla quinnor
Ok wälsignath är thyns lyfs frukt Ihesus cristus
AMEN
Gegrüßet seist du Maria!
2. O rosa in iherico
2. O Rose of Jericho
O rosa in iherico,
then hellion munde innen tich boo,
then tid thw christum fødhæ
thu blefft en rein iomfru.
O Rose of Jericho,
the Holy Spirit dwelt within you,
when you bore Christ
you remained a pure virgin.
O Arons edle riis
wy synghe thic loff ok priis.
O noble rod of Aaron,
we sing your praise and honour.
O jomfru sker och reen,
gem oss fran alskøns meen,
thet han oss helper
som ær threfoldich och en.
O bright and pure virgin,
protect us from all harm!
In this he aids us
who is both three and one.
4
4
- 116 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 117 -
4
3.Congaudeat, turba fidelium
3.All believers rejoice together
Congaudeat turba fidelium,
Virgo mater peperit filium in Bethlehem.
All believers rejoice together;
the virgin mother bears her child in Bethlehem!
Ad pastores descendit angelus,
Dicens eis: natus est Dominus in Bethlehem.
The angel descends to the shepherds, saying to them:
The Lord is born in Bethlehem!
Loquebantur pastores invicem,
Transeamus ad novum hominem in Bethlehem.
The shepherds said one to another:
Let us go to this new man born in Bethlehem!
Ad præsepe stant bos et asinus,
Cognoverunt quis esset Dominus in Bethlehem.
At the manger stand the ox and ass;
they recognised the Lord in Bethlehem!
Trini, trino, trina dant munera,
Regi regum sugenti ubera in Bethlehem.
Three kings give three gifts to the triune God,
to the King of kings feeding at the breast in Bethlehem!
4.En stjärna gick på himlen fram
4.A star sprang forth in the sky
En stjärna gick på himlen fram, Halleluja!
För Österns vise undersam.
Halleluja! Halleluja!
Då märkte de, att Konungen
var kommen ned av himmelen.
Ty kommo de till Betlehem,
diy gudaskenet lyste dem.
Guld, rökverk, myrra buro de, och gladdes att få Kristus se.
Halleluja! Halleluja!
A star sprang forth in the sky, hallelujah!,
wonderful to the wise men from the East.
Hallelujah, hallelujah!
Then they beheld that the King
was come down from the heavens.
Because they arrived in Bethlehem,
where the divine light shone.
Gold, incense, myrrh they carried and rejoyced at seeing Christ.
Hallelujah, hallelujah!
- 118 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 119 -
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5.Pievisan
5.Pievisan
Jungfru Maria gick vägen fram,
lovat vare Guds heliga namn!
där mötte hon sin trolovade man – också den helige And.
»Och hör du nu, Josef, vad jag säger dig,
har du ej sett Jesus, kär sonen min?«
»Jag har ej sett Jesus, kär son, sen igår.
Då såg jag honom i örtagård.«
Jungfru Maria gick i örtagård in,
där mötte hon Jesus, kär sonen sin.
»Får jag då ej gå vart jag vill?
Ty himmel och jord de höra mig till.«
Virgin Mary walked upon a road –
praised be God's holy name! –
There she met her betrothed – and the Holy Spirit.
»And listen up, Josef, to what I'm telling you:
have you not seen Jesus, my beloved son?«
»I have not seen Jesus, beloved son, since yesterday.
Then he was sitting in the temple, amidst our teachers.«
Virgin Mary she entered the temple,
there she met Jesus, her beloved son.
»May I not go wherever I want?
Heaven and earth they belong to me.«
6. Deus, Deus meus
6. My God, my God
Deus, Deus meus, respice in me:
quare me dereliquisti?
Longe a salute mea verba delictorum meorum.
Deus meus clamabo per diem, nec exaudies:
in nocte, et non ad insipientiam mihi.
Tu autem in sancto habitas,
laus Israel.
In te speraverunt patres nostri:
speraverunt, et liberasti eos.
Ad te clamaverunt, et salvi facti sunt:
in te speraverunt, et non sunt confusi.
Ego autem sum vermis, et non homo:
opprobrium hominum, et abiectio plebis.
My God, my God, why have you forsaken me?
Why are you so far from saving me,
so far from the words of my groaning?
O my God, I cry out by day, but you do not answer,
by night, and am not silent.
Yet you are enthroned as the Holy One;
you are the praise of Israel.
In you our fathers put their trust;
they trusted and you delivered them.
They cried to you and were saved;
in you they trusted and were not disappointed.
But I am a worm and not a man,
scorned by men and despised by the people.
- 120 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 121 -
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7. Worldes blisse, have good day!
7. Worldly bliss, good day to you
Worldes blisse, have good day;
nou fram min herte wend away!
Him for to loven min hert is went
that thurgh his side spere rent
and shed his herte blood for me,
nayled to the harde tree.
That sweete bodi was yteend, with nayles three ypreend.
Ha Jesu! thin holi heved with sharpe thornes was byweved;
thi feyre neb was al bispet,
with spote and blood meynd al bywet.
Fro the crune to the to thi body
was ful of pine and wo and wan and red.
Ha Jesu! thi smerte ded be my sheeld,
and me ared fram devles lore.
Ha, sweet Jesu, thin ore!
For thine pines sore
tech right min herte love thee
hwas herte blood was shed for me.
Worldly bliss, good day to you;
now depart from my heart!
My heart is inclined to love him
through whose side a spear tore
and who shed his heart's blood for me,
nailed to the hard tree.
That sweet body was tortured, ransfixed with three nails.
Ah, Jesu! thy holy head was encircled with sharp thorns;
thy fair face was all spat upon,
all wet with mingled spittle and blood.
From the crown [of the head] to the toe thy body
was full of pain and misery, and wan and red.
Ah, Jesu! may thy painful death be my shield,
and liberate me from the devil's teaching.
Ah, sweet Jesu, thy mercy!
For the sake of thy grievous sufferings
teach properly my heart to love thee,
whose heart's blood was shed for me.
8.Voi ch'amate lo criatore
8.You who love the Creator
Voi ch'amate lo Criatore,
ponete mente a lo meo dolore!
Ch'io son Maria co lo cor tristo;
la quale avea per figliuol Cristo: la speme mia et dolce
aquisto fue crocifixo per li peccatori.
You who love the Creator,
turn your thoughts upon my grief.
For I am the heavy-hearted Mary;
Christ was my son: my hope and sweet asset
was crucified for sinners.
- 122 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 123 -
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Capo bello et dilicato,
come ti vegio stare 'nkinato!
Li tuoi capelli di sangue intrecciati,
infin a la barba ne va i 'rrigore.
O beautiful and delicate head,
how I see you bowed!
Your hair is entwined with blood
that flows down as far as your beard.
9.Skåder, skåder nu här alle!
9.Behold, behold now everyone!
Skåder, skåder nu här alle, huru Jesus plågad är!
Tårar flyte, klagan skalle,
då vår syndaskuld han bär.
Så som Jesu smärta var, aldrig någons varit har.
Hand och fot man genomborrat, sträckt och plågad
är var led.
Huvudet, av törnen sårat,
blekt och blodigt sjunker ned.
Så som Jesu smärta var, aldrig någons varit har.
Behold, behold now everyone how tortured Jesus is!
Tears shall flow, mournful cries resound,
since our sinful debt he carries.
Such a pain as Jesus suffered, never any man has felt.
Hand and foot they pierced, stretched and tortured
was every joint.
The head, by thorns wounded,
pale and bloody it sinks down.
Such a pain as Jesus suffered, never any man has felt.
10. Or piangiamo, ché piange Maria
10. Let us now weep, since Mary is weeping
Or piangiamo, ché piange Maria,
in questa dia sovr' ogna dolente.
»A cui rimango, da ch'io t'ò perduto?
Al core venuto m'è sì grande coltello, laxa,
c'ora piango lo dolze saluto annuntiato da san Gabriello;
sì grande flagello lo dolzore del parto!
Se mi diparto morrò di presente.«
Let us now weep, since Mary is weeping,
on this day sadder than any other.
»To whom am I left, since I have lost you?
Such a great knife penetrates my heart that, alas,
I now regret the sweet salutation announced by Saint Gabriel;
the sweetness of giving birth was such a great calamity!
If I am parted from you, I will die immediately«.
- 124 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 125 -
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11. Alleluia – Pascha nostrum
11. Alleluia – Christ, our Passover
Alleluia.
Pascha nostrum immolatus est Christus.
Hallelujah, Hallelujah!
Christ, our Passover, has been immolated.
12. Kom, helge ande, till mig in!
12. Come, Holy Ghost, into me
Kom, Helge Ande, till mig in, upplys min själ,
upptänd mitt sinn, att jag i dig må bliva!
Låt lysa livets ljus för mig
och led mig på den rätta stig!
Dig vill jag helt mig giva.
Uppå min sida alltid stå,
att Satan mig ej skada må, ej världen mig förföra.
Med minom anda vittne bär, att ett Guds barn jag också är,
det Han vill saligt göra.
Come, Holy Ghost, into me; enlighten my soul,
ignite my spirit, that I may stay with you!
Let the light of life shine for me
and lead me onto the right path!
To you I wish to fully give myself.
Upon my side always stand,
that Satan not may harm me, nor the world seduce me.
With mine spirit bear witness that a child of God I also am,
that he wants to beautify.
13. Mary, du bist daz bernde rys
Mary, du bist daz bernde rys,
daz Adam uß dem paradys gesendet wart
zu einer helffe sture!
Mary, du bist daz lebend zwy,
daz Noe machet leydez fry,
do in verließ das wasser ungehure!
Mary, du bist daz kindelin so cleine,
das opfert Abraham, der reine gotte,
der ym die besnydung gab!
- 126 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 127 -
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Mary, du bist die tafel lobeliche,
daryn die zehen bot so ffron geschryben worden
also schon, die Moyses syder nam dar ab!
Mary, du bist die cron herliche,
die David trug biß in sin grab.
14. Wer ist die da durchleuchtet?
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Wer ist sie, die da leuchtet vor aller Sonnen Glanz,
erquicket und durchfeuchtet den rings verdorrten Kranz?
Wer ist sie, die voran im Reihen führt den Tanz,
und die dem zarten Maien bringt Blüt' und Pflanz?
Die hehrste Jungfrau gar, die klar führwahr
den Sohn gebar, der sie als Vater keusch erlas,
bis sie jungfräulich rein genas der dreifach freien Unitas.
Durch sie sind wir getröst, erlöst von scharfer Höllengier.
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15. Sancta mater gracie / Dou way, Robin
15. Holy mother of grace / Stop it, Robin
Dou way, Robin, the child wilë weepë; dou way, Robin
Sancta mater graciæ,
stella claritatis,
visita nos hodie,
plena pietatis.
Veni, vena veniæ,
mox incarceratis,
solamen angustiæ,
fons suavitatis.
Stop it, Robin, the child will weep; stop it, Robin.
Holy mother of grace,
star of brightness,
visit us today,
full of compassion.
Come soon, channel of pardon,
to those in prison,
as a solace of misery,
a source of sweetness.
- 128 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 129 -
4
Recordare, mater Christi,
quam amare tu flevisti;
juxta crucem tu stetisti
suspirando viso tristi.
O Maria, flos regalis,
inter omnes nulla talis,
tuo nato specialis,
nostræ carnis parce malis.
O quam corde supplici
locuta fuisti
Gabrielis nuncii
verba cum cepisti.
'En ancilla Domini'
propere dixisti;
vernum vivi gaudii
post hoc peperisti.
Gaude, digna,
tam benigna,
cæli solio;
tuos natos,
morbo stratos,
redde filio.
- 130 - Trigonale 2011 – Das Programm
Remember, mother of Christ,
how bitterly thou didst weep;
thou didst stand beside the cross
sighing at the sad sight.
O Mary, royal flower,
among all women nonesuch,
in thy son unequalled,
forgive the sins of our flesh.
O with how humble a heart
thou didst speak
when thou didst receive the words
of Gabriel the messenger.
»Behold the handmaid of the Lord«
thou didst quickly say;
thereafter thou didst bear
the spring-time of living joy.
Rejoice, worthy lady,
so gracious,
in the throne of heaven;
restore thy children,
brought low by vice,
to the Son.
Trigonale 2011 – Das Programm - 131 -
4
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Die Schwedin Miriam Andersén gehört zu den renommiertesten Sängerinnen Skandinaviens. Ihre Ausbildung – sie
studierte Gesang, mittelalterliche Harfe,
Notation und Aufführungspraxis des
Mittelalters – erhielt sie an der traditionsreichen Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz.
»Best Small Ensemble Performance« für die Aufnahme The
Little Match Girl Passion. Für ihre hervorragenden Leistungen als Interpretin wurde sie 2007 mit dem Anders-ZornsAbzeichen in Silber sowie dem Titel Riksspelman, dem wichtigsten Volksmusik-Preis Schwedens, ausgezeichnet.
Sie ist heutzutage äußerst gefragt als Gesangsinterpretin
aller mittelalterlichen Musikstile, und sie ist zudem eine
Expertin der schwedischen Volksmusik und deren mittelalterlichen Wurzeln. Ihr Repertoire ist breit gefächert und
umfasst neben der Musik des Mittelalters und der Renaissance auch Lautenlieder, Barockarien sowie Stücke von
Komponisten wie Eric Satie, John Cage, Steve Reich und
David Lang.
Aut o g r a mm
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In eigens von ihr konzipierten Projekten arrangiert und
rekonstruiert Miriam Andersén Musik und Text. So hat sie,
oft in Zusammenarbeit mit Sprach- und Literaturforschern,
altnordische Gedichte und Teile der Eriks-Chronik vertont.
In ihren Konzerten ergänzt sie häufig den Klang ihrer Stimme mit dem der Harfe, auf der sie sich selbst begleitet.
Konzertreisen haben sie in die ganze Welt geführt. In den
vergangenen zehn Jahren hat sie zwanzig CDs aufgenommen, u.a. mit bedeutenden internationalen Ensembles wie
Sarband, Josquin Capella, Ferrara Ensemble und Ensemble
Gilles Binchois; gemeinsam mit dem Ensemble Theatre of
Voices gewann sie 2010 einen Grammy in der Kategorie
- 132 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 133 -
Sonntag, 11.09., 11.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Matinée der
Talents in Residence
E inle itun g
Mit Harriet Krijgh (Cello) und Milan Popovic (Cembalo)
gibt es bei der trigonale 2011 erstmals zwei »Talents in Residence«, und die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben
uns darin bestärkt, unser Engagement in diese Richtung
hin auszuweiten. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen,
ihnen ein eigenes Konzert zu widmen, in dem sie die Möglichkeit haben sollen, ihr Können unter Beweis zu stellen
und darüber hinaus eigens für sie in Auftrag gegebene Musikstücke zur Aufführung zu bringen.
5
Konzert mit trigonalevon Tristan Schulze
Harriet Krijgh: Cello
Milan Popovic: Cembalo
Gäste:
Karin Hageneder: Altblockflöte
Jadran Duncumb: Theorbe
Alexis Kossenko: Flöte
- 134 - Trigonale 2011 – Das Programm
Tristan Schulze, in Wien lebender Komponist und Musiker,
hat mit Un pour tous et tous pour un (Einer für alle und alle
für einen) nicht nur unseren beiden Talents 2011 ein Stück
zeitgenössische Musik auf den Leib geschrieben, sondern
auch Jadran Duncumb (Theorbe) und Karin Hageneder (Altblockflöte) – den beiden Talents in Residence der Jahre
2009 und 2010 – Stimmen zugewiesen. Dass diese spontan
ihr Kommen und ihre Mitwirkung zugesagt haben, kann
nicht nur als besonderer Beweis ihrer Verbundenheit mit
der trigonale gesehen werden, sondern unterstreicht für uns
auch die Sinnhaftigkeit unserer Bestrebungen, wenn es darum geht, herausragende junge Künstler auf ihrem Weg in
das Leben als Berufsmusiker zu unterstützen.
Trigonale 2011 – Das Programm - 135 -
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Mit Solo für Harriet erlebt ein weiteres Musikstück an diesem Vormittag seine Uraufführung. Die trigonale bedankt
sich mit diesem ebenfalls von Tristan Schulze komponierten
Werk bei Harriet für ihre Mitwirkung beim heurigen Festival
und wünscht ihr viel Glück und Erfolg bei ihrer Tournee,
die sie in viele bedeutende Konzerthäuser Europas – auch
ins Concertgebouw Amsterdam – führen wird, das trigonaleAuftragswerk Solo für Harriet mit im Gepäck.
5
Zusätzliche Unterstützung erfahren Harriet und Milan in
diesem Konzert auch durch Alexis Kossenko, Dirigent und
Solist des heurigen Eröffnungskonzertes (siehe Seite 10).
Zur Auftragskomposition – von Tristan Schulze
»Un pour tous et tous pour un« (Einer für alle und alle für
einen) ist das Motto von Alexandre Dumas wohlbekannten
Drei Musketieren. Ich finde es ein schönes Bild für die wechselhafte Unterstützung, die Musizierende einander bieten.
Mal steht der eine im Vordergrund, dann wieder die andere. Mehrere bereiten den Boden dafür, dass einer oder eine
strahlen kann. Der gemeinsame Atem markiert den Beginn
des gemeinsam gefühlten Pulses, der so stark und klar ist,
das ihn alle im Raum spüren können, ob sie nun mitspielen
oder nicht. Ich hab mich immer gefragt, was das wohl ist,
dieser Puls der Musik. Spürbar ist er nur in der Zeit, man
spürt ihn schon, wenn man die Noten nur liest. Für andere
wahrnehmbar wird er erst, wenn die Töne auch erklingen,
wenn der Klang sich ausbreitet und von den Wänden zurückgeworfen wird als abertausend winzige Echos.
- 136 - Trigonale 2011 – Das Programm
Pro g r a mm
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
1.Suite No. 1, G-dur für solo Violoncello
BWV 1007
Prelude – Allemande – Courante – Sarabande –
Menuett I, II – Gigue
Harriet Krijgh: Cello
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
2.Ouverture nach Französischer Art,
h-moll für Cembalo
BWV 831
Ouverture – Courante – Gavotte 1, 2 – Passepied 1, 2 –
Sarabande – Bourree 1, 2 – Gigue – Echo
Milan Popovic: Cembalo
Tristan Schulze
(*1964)
3.Piece for solo Violoncello
Harriet Krijgh: Cello
Trigonale 2011 – Das Programm - 137 -
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Jean-Philippe Rameau
(1683 – 1764)
4.Pieces de Clavecin en Concerts No. 3, A-dur
La Poupliniere – La Timide – Tambourin Alexis Kossenko: Flöte
Harriet Krijgh: Cello
Milan Popovic: Cembalo
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Luigi Boccherini
(1743 – 1805)
5.Sonata for Violoncello and Continuo
G. 4, A-dur
Adagio – Allegro – Affetuoso
Harriet Krijgh: Cello
Milan Popovic: Continuo
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Tristan Schulze
6.Un pour Tous et Tous pour un
Karin Hageneder: Altblockflöte
Jadran Duncumb: Theorbe
Harriet Krijgh: Cello
Milan Popovic: Cembalo
- 138 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 139 -
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Harriet Krijgh, 1991 in den Niederlanden geboren, bekam ihre ersten Cellostunden im Alter von fünf Jahren bei
Johannes Eisenmeier. Im Jahr 2000 wurde
sie in die Klasse für junge Talente an der
Hochschule für Musik und Kunst in Utrecht aufgenommen, wo sie von Lenian Benjamins unterrichtet wurde.
Seit 2004 lebt Harriet Krijgh in Wien. Hier setzt sie ihr Cellostudium im vorbereitenden Lehrgang am Konservatorium
Wien Privatuniversität bei Mag. Lilia Schulz-Bayrova und
Prof. Jontscho Bayrov fort. Weitere Impulse bekam sie durch
Clemens Hagen, Steven Isserlis, Enrico Bronzi und Dmitri
Ferschtman. 2008 nahm Harriet an mehreren Wettbewerben teil; beim
Prinses Christina Concours in den Niederlanden bekam sie
einen 1. Preis sowie den Laureaten Sonderpreis, es folgten
zahlreiche Einladungen zu Meisterkursen und Solokonzerten.
Bei Prima la Musica 2008 erreichte sie einen 1. Preis mit ausgezeichnetem Erfolg und den Spezialpreis, eine CD-Einspielung ihres vorgetragenen Stückes.
Auch beim International Antonio Janigro Cello Competition
2008 in Porec, Kroatien, erspielte sie den 1. Platz und erhielt
darüber hinaus auch den Nicole Janigro Sonderpreis.
2010 bekam Harriet einen 1. Preis bei dem Wiener FidelioWettbewerb. Im Sommer 2009 und 2010 spielte sie auf Einladung von Lukas Hagen beim Diabelli Sommerfestival und
beim Hagen Open Festival auf Burg Feistritz, Niederösterreich.
- 140 - Trigonale 2011 – Das Programm
Als Solistin spielte sie im August 2009 das Haydn Cellokonzert in C-Dur mit dem St. Gallen Festival Orchester unter der
Leitung von Frieder Obstfeld. Im Oktober 2009 debütierte
Harriet mit einem Solorecital im Concertgebouw Amsterdam
und im Konzerthaus Vredenburg, Utrecht. Im Oktober 2010
gab sie ein Solorecital im Concertgebouw Rotterdam, de Doelen.
Harriet ist Schützling der von Yehudi Menuhin ins Leben
gerufenen »Live Music Now Foundation« und spielt ein
Ludwig Neuner Cello, Berlin, aus dem Jahr 1880.
Milan Popovic absolvierte sein Studium an der Fakultät für Musik (Bachelor of Arts in Cembalo und Klavier) in
Belgrad, Serbien, wo er auch ein Aufbaustudium in Cembalo abschloss.
Während seiner Studienzeit nahm er an
zahlreichen Meisterkursen innerhalb und außerhalb Serbiens teil. Er gehörte zu den ersten Studenten, die ihre Kunst
auf dem Internationalen Cembalo-Festival Ars vivendi clavicembalum von 2005, 2006 und 2007 in Spezialkursen vertiefen konnten.
Milan trat in einer Konzertreihe mit dem Titel »Barocke
Nächte an der Fakultät für Musik« auf. Der junge Musiker
war Stipendiat der Austria Barock Akademie in den Jahren
2007 und 2008, in denen er die Internationale Sommerschule
und Kurse in Gmunden, Österreich, besuchte und sich bei
zahlreichen europäischen Cembalisten weiterbildete, darunter Siegbert Rampe, Jory Vinikour, Erich Traxler, Anne
Marie Dragosits und Jeremy Joseph.
Trigonale 2011 – Das Programm - 141 -
5
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Er nahm an dem Cembalo-Wettbewerb der Internationalen Barock-Festspiele MAfestival 2010 im belgischen Brügge teil. 2010 gab er Konzerte auf dem Festival Ars Vivendi
Clavicembalum 2010 und trat als Solist im Konzertsaal des
Belgrader Kulturzentrums auf.
Er gastierte bei dem Orchester der Musikwissenschaftlichen
Fakultät Belgrad und dem Jugoslawischen Militärorchester.
Milan Popovic tritt als Solist und Kammermusiker auf, wobei er immer wieder sein besonderes Interesse für das Cembalorepertoire des 20. Jahrhunderts unter Beweis stellt.
Zurzeit absolviert er ein Postgraduiertenstudium (PhD) im
Fach Cembalo in der Klasse von Prof. Zorica Cetkovic.
Karin Hageneder wurde 1987 in Pettenbach, Österreich geboren. Vor ihrem
Studium lernte sie in Musikschulen bei
Christa Anleitner-Obergruber Querflöte
und bei Petra Holl und Jacqueline Clemens Blockflöte.
Sie studierte an der Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz
(Ö) bei Prof. Michael Oman und Prof. Helmut Trawöger,
wo sie im Juni 2009 beide Instrumente mit dem Bachelor of
Art mit Auszeichnung abschloss. 2006 – 07 studierte sie an
der gleichen Universität Traversflöte bei Claire Genewein.
Seit September 2009 studiert sie Blockflöte am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts, Erik Bosgraaf, Jorge
Isaac und Daniël Brüggen (Blockflöte) und bei Harrie Starreveld (Querflöte).
- 142 - Trigonale 2011 – Das Programm
Als Solistin und Ensemblemitglied gewann Karin in Wettbewerben (u.a. Prima la Musica) 1. Preise. 2005 führte sie
im Zuge vom Preisträgerkonzert Prima la Musica im Großen
Saal im Brucknerhaus Linz, ein Solostück auf.
Karin ist temporäres und fixes Mitglied von diversen Ensembles und Bands. Sie erwarb Erfahrungen durch verschiedene Workshops und Projekte in symphonischen und
barocken Orchestern, z.B. Oberösterreichisches Jugendsinfonieorchester, Quadriga Consort, Austrian Baroque Company,
Konzerttourneen in Europa und Australien, Solokonzerte,
CD-Aufnahme mit Harfenistin Angela Stummer und The
Royal Wind Music, etc.
In der Saison 2008 – 09 spielte sie als 1. Blockflötistin im
Brucknerorchester am Landestheater Linz in der Barockoper
La Calisto. In 2010 war sie Talent in Residence bei der trigonale – Festival der alten Musik in Kärnten (A). Seit Oktober
2009 ist sie Mitglied des Ensemble The Royal Wind Music.
Jadran Duncumb wurde 1989 im
nordenglischen Sheffield geboren und begann mit acht Jahren Gitarre zu spielen.
1999 zog er nach Norwegen und wurde
2002 in die Sektion für junge Talente am
Barratt Due Musikinstitut aufgenommen,
wo er bei Vegard Lund Gitarre studierte. Er erhielt Gitarrenunterricht bei Prof. Sven Lundestad an der norwegischen
Akademie der Musik.
Beim Wettbewerb Norwegan Music Competitions for Youth
gewann er den ersten Preis sowohl in der Klasse Gitarre
Trigonale 2011 – Das Programm - 143 -
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als auch in der Kategorie 'Duo' gemeinsam mit seinem Bruder, dem Pianisten Emil Duncumb. Im vergangenen Jahr
war Jadran Finalist bei Virtuos, einem Konzertwettbewerb
des norwegischen Fernsehens, bei BBC Young Musician of
the Year gewann er den ersten Preis in der Kategorie Saiteninstrumente. Am Royal College of Music in London studiert
Jadran seit Herbst 2008 Laute bei Jakob Lindberg.
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Der Flötist Alexis Kossenko ist als
Solist ebenso gefragt wie als Orchesteroder Kammermusiker. In der modernen,
barocken oder romantischen Flötenmusik fühlt er sich ebenso zu Hause wie im
Repertoire für Blockflöte. Er ist Erster
Flötist des Chambre Philharmonique (Emmanuel Krivine) –
mit dem er 2011 die Konzerte von Mozart spielen wird. Seine Aktivitäten als Orchesterdirigent weitet Kossenko an der
Spitze der Arte dei Suonatori (Polen), der Holland Baroque
Society (Niederlande) und vor allem seines eigenen Orchesters Les Ambassadeurs aus. Zurzeit beschäftigt er sich mit
theoretischen Arbeiten zu Rameau und Zelenka. Seine Einspielungen von Konzerten Telemanns, Haydns, CPE Bachs
und Vivaldis (Alpha) haben mittlerweile Referenzcharakter.
- 144 - Trigonale 2011 – Das Programm
Tristan Schulze wurde 1964 in Annaberg – Buchholz (Sachsen) geboren.
Im Alter von 5 Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht mit 12 folgte das
Cello und mit 15 die Orgel. Nach dem
Cellostudium an der Dresdner Musikhochschule spielte er drei Jahre im Orchester der Landesbühnen Sachsen. Ein sechsmonatiger Studienaufenthalt
führte ihn nach Varanasi (Indien), wo er sich dem Studium
der klassischen indischen Musik widmete. In Wien folgten
Dirigier- und Kompositionsstudien an der Hochschule für
Musik. Parallel dazu komponierte er für den ORF Hörfunk
und das Theater der Jugend. Gemeinsam mit Daisy Jopling
und Aleksey Igudesman gründete er das Streichtrio Triology,
mit welchem er eine langjährige internationale Konzerttätigkeit unterhielt. Seine Kompositionen wurden u.a. von
Julian Rachlin und Janine Jansen, dem Minetti Quartett und
Mnozil Brass, dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester und der Tonhalle Zürich aufgeführt. Einige seiner Werke
sind bei Doblinger verlegt.
Trigonale 2011 – Das Programm - 145 -
5
Aut o g r a mme
In eigener Sache
Wir freuen
uns über
Ihre Spende!
5
Das trigonale – Unterstützungskonto:
Raiffeisenlandesbank Kaernten
Konto-Nr.: 9.01.123.322.
BLZ: 39000
- 146 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 147 -
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Sonntag, 11.09., 15.00 Uhr
Pfarrkirche St. Peter bei Taggenbrunn
Fermate il Passo!
VivaBiancaLuna Biffi
6
Auf der Suche nach den Anfängen des Sprechgesanges (recitar cantando) zwischen Dichtung und
Musik in Italien zu Beginn des XVI. Jahrhunderts
E inle itun g
Das nur dem Anschein nach unproblematische Repertoire
der Frottola [volkstümliches italienisches Tanzlied, satirisch,
heiter, lehrhaft] ist ein unerschöpflicher und nach wie vor
erstaunlicher Quell künstlerischer und geistiger Inspiration.
Je tiefer man in diese unendliche kompositorische und literarische Vielfalt eindringt, desto stärker ist man von dem
riesigen dort vorhandenen musikalischen als auch dichterischen Potential fasziniert.
Das Instrument:
Das Intavolieren für Streichinstrumente
Vorbemerkung: Zum leichteren Verständnis dieser musikwissenschaftlichen Ausführungen werden Übersetzungen bzw. kurze Sachkommentare
[…] hinzugefügt. (Edgar Sallager)
[»Tabulatur« = »Spielbrett«; »tabulare« = »tabellarisch
ordnen«; »intavolieren« = Notenschrift mittels Ziffern,
Notensymbolen oder Buchstaben in Griffschrift umsetzen].
Wenn man von der riesigen Hinterlassenschaft Ottaviano
Petruccis mit seinen elf den Frottole gewidmeten und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts veröffentlichten Büchern ausgeht und diese erste Ausgabe gedruckter Musik (in der die
originalen Kompositionen vierstimmig vorgesehen sind)
mit den später intavolierten Fassungen für Singstimme
und Laute von Francesco Bossinenis vergleicht, dann kann
man mit einiger Wahrscheinlichkeit behaupten, dass sich
- 148 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 149 -
VivaBiancaLuna Biffi:
Singstimme und gestrichene Viola [Geige] (viola d'arco)
6
6
Ähnliches auch in der Aufführungspraxis der Streichinstrumente nachweisen lassen müsste und dass die Gepflogenheit,
»ad usum« für viola d'arco [gestrichene Violine] und ihresgleichen zu intavolieren, als wahrscheinlich wenn nicht geradezu als unumgänglich zu erachten ist. Das Vorhandensein von Instrumenten wie die lira da braccio [etwa: Armlyra, ein Streichinstrument] und der lirone [große Lyra, lira
da gamba, Gambe], die wesentlich dafür konzipiert wurden,
dank dem fast flachen Steg Akkorde für die geeignete Begleitung der Gesangslinie zu erzeugen, scheint diese Theorie zu stützen, auch wenn man sich für »Haltet an!« nach
reiflicher Überlegung dafür entschieden hat, vorrangig die
Instrumente mit gewölbtem Steg zu verwenden, wie eben
die viola d'arco, die viella [Drehleier] oder die violetta bastarda [kleine viola d'amore; hat mitschwingende Resonanzsaiten]. Zweck dieser Entscheidung ist es, dem Interpreten
ein breiteres Spektrum an Ausführungsmodalitäten zu ermöglichen (kontrapunktische Passagen, Akkorde, einzelne
melodische Linien, Pizzicato nach Art der liuto/Laute oder
der viola da mano/Zupfgeige) und somit in verstärktem Maß
die Erforschung eines kohärenten und effizienten Modus
vorantreiben zu können, um dieses Repertoire auf den
Streichinstrumenten zu intavolieren.
Auf den ersten, oberflächlichen Blick scheinen die Frottole
für den, der sie singen will, keine besonderen Schwierig-
keiten darzustellen. Erstaunlicherweise bildet jedoch die
von diesem Repertoire erforderte extreme stimmliche und
interpretatorische Transparenz auch für den erfahrensten
Interpreten ein sehr tückisches Hindernis. In der Tat sind
die Linien des Cantus großteils einprägsam, oft ganz
schlicht, und zwar sowohl auf Grund der Konstruktion der
Sätze als auch wegen des verwendeten melodischen Materials. In Wirklichkeit ist diese vermeintliche Schlichtheit
die Frucht einer sorgfältigen kompositorischen Arbeit, die
nichts dem Zufall überlässt. Sehr viele Frottole beginnen mit
einer einfachen silbischen Repetition auf der ersten Note –
der Text scheint sozusagen »es sich bequem zu machen«
und raumgreifend zu werden, um sodann mit der eigenen
melodischen Entwicklung fortzufahren und oft in Kadenzen
mit festgelegten rhythmischen und melodischen Formeln
zu enden. Die unmissverständliche Häufigkeit, mit der sich
diese Situation darbietet, ist bezeichnend für den speziellen
Willen der Komponisten, das deklamatorische Potential des
Textes mit größtmöglicher Wirkung wiederzugeben, auch
wenn sie ihn auf einer wohlorganisierten Melodie und auf
einer harmonischen Struktur anlegen. Eine weit verbreitete
Praxis war übrigens die Verwendung von »arie per cantar sonetti, ode, strambotti o arie de capituli« [Melodien/Weisen,
um Sonette, Oden, Strambotti/eine der ältesten volkstümlichen italienischen Gedichtformen/oder Kapitel-Arien zu
singen] für den Vortrag der poetischen Texte; Ottaviano
Petrucci selbst schlägt einige dieser Kompositionen ohne
Text in seinem IV. Frottole-Buch gerade mit der eben zitierten Angabe vor. Darauf gründet auch die Entscheidung,
in das Programm »Haltet an!« regelrechte Deklamationen
- 150 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 151 -
Der Gesang:
die deklamatorische Natur der Frottola
6
einzufügen, die auf Melodien aufbauen, die von den Frottole selbst her oder nach einfachen melodischen Mustern readaptiert wurden, die noch heutzutage bei den Sängern der
uralten Tradition des toskanischen Achtsilbers [Stanze] in
Gebrauch sind.
und Instrument herauszufinden. Eine von vielen anderen
möglichen Hypothesen darüber, was im Umfeld des Singens zur Viola getan werden kann. Ein Ansporn, um weiter
zu suchen.
Haltet an!: Inszenierung eines Archetyps
Zur Viola singen: eine historische Praxis
6
In seinem Libro del Cortegiano (Das Buch vom Hofmann)
(Venedig 1528) definiert Baldassare Castiglione die Praxis
des Singens zur Viola als eine der erlesensten Künste der
Renaissancekultur: »/…/ vor allem das Singen zur Viola
scheint mir höchst erfreulich; welches den Worten soviel
Anmut und Wirkung hinzufügt, dass es ganz wundervoll
ist/…/.«
Intavolaturen für Steichinstrumente, Deklamation, von der
Viola begleiteter Gesang, ein zur Gänze solistisches Programm und schließlich, in nicht allzu ferner Zukunft (wenn
nicht in der unmittelbaren Gegenwart), das Aufkommen des
Sprechgesanges (recitar cantando) und seines grundlegenden Einflusses auf die italienische Musik ab dem XVI. Jahrhundert.
Eine der hauptsächlichen Eigenheiten von »Haltet an!« besteht in eben dieser Entscheidung hinsichtlich Interpretation und Ausführung: es ist ein Programm, bei dem die
Fähigkeit, sich singend mit der Viola zu begleiten, mit all
ihrer expressiven und technischen Lauterkeit gefordert ist,
ohne irgendein Zugeständnis an den Interpreten, welcher
Person, Begleiter, Solist, Deklamator und Kommentator
zur gleichen Zeit ist. Aus diesen Beweggründen geht klar
hervor, wie sehr die Aufführung aus dem Gedächtnis absolut notwendig ist. Es war eine langwierige Arbeit des Experimentierens, der Analyse und der ständigen Beschäftigung
mit dem Repertoire durch fünf Jahre hindurch erforderlich,
um eine glaubwürdige Ausgewogenheit zwischen Stimme
Wie kann man all diese Konzeptionen in ein Konzertprogramm einbringen, ohne deshalb auf den rein künstlerischen Akt zu verzichten? Und da ist der Archetyp: die Inszenierung eines Handlungsgerüsts/einer Vorgabe (oder
»Fabula«/Fabel, um es mit Angelo Poliziano zu sagen), die
sich in der Form möglichst auf das Ideal des antiken Theaters (welches dann das künftige werden sollte) beruft und
daher das musikalische und dichterische Material unterteilt,
indem sie es in einen Prolog, drei Akte und einen Epilog
strukturiert. Die drei Akte (der Sonnenuntergang, die Nacht,
die Morgendämmerung) beschreiben den Verlauf einer vollkommenen und idealisierten Liebesbeziehung ( percorso
amoroso), eine hypothetische Zeitreise, von der Dämmerung
an – der erste Blick –, über die Nacht – die Qualen –, bis
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Trigonale 2011 – Das Programm - 153 -
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6
zum Heraufdämmern eines neuen Tages – das sich-Ergeben. Der Prolog und der Epilog verlautbaren indessen die
zynische Ernüchterung und die Moral dieser deklamierten
»Fabel«: lieber in der Gegenwart leben, als der Liebe vertrauen und auf eine unsichere Zukunft hoffen. Im Verlauf der
Handlung werden poetische Texte von Francesco Petrarca,
Jacopo Sannazzaro, Luigi Pulci, Niccolò Machiavelli, Angelo
Poliziano und Serafino Aquilano vorgetragen, und zwar sowohl in Vertonungen durch die großen Exponenten der
Gattung der Frottola (wie Bartolomeo Tromboncino, Marchetto Cara und Francesco d'Ana, um nur einige der bedeutendsten zu nennen) als auch in der deklamierten Fassung.
Pro g r a mm
Die Frottole und die Deklamationen, welche die um den
Beginn des XVI. Jahrhunderts bekanntesten dichterischen
Formen verwenden (barzellette/Scherze, Strambotti (s.o.),
Sonette, Oden, Kapitel, Stanzen), wechseln sich mit kurzen
Textauszügen der klassisch lateinischen Literatur ab, die
ihrerseits ebenfalls in deklamatorischer Form ausgearbeitet
sind: Vergil und Didos bitterer Schmerz, nachdem sie von
Äneas verlassen wurde (Äneis), Ovid und der beim Aufbruch von Cupido gegen 'die Liebenden' gewonnene Kampf,
Horaz und die vergebliche Hoffnung (Carmina). Die Philosophie und die Mythen der Alten beschreiben die Qual,
die Not und den Reichtum der menschlichen Wirklichkeit
jenseits aller Zeit und aller Zeiten.
Vui che passate qui, fermate il passo*
Sonett, Text: Serafino Aquilano
Fermate il Passo / Haltet an!
Die Anfänge des Rezitativs zwischen Musik und
Dichtkunst in Italien zu Beginn des XVI. Jahrhunderts
Pro lo g
Tempus Fugit / Die Zeit flieht dahin
In dem die Rede ist von der flüchtigen Zeit
und der sterblichen menschlichen Natur.
O tempo, o ciel volubil che fuggendo
Sonett, Text: F. Petrarca
Paolo Scotti
(15./16. Jh.?)
VivaBiancaLuna Biffi
Übersetzung und Sachkommentar von Edgar Sallager
- 154 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 155 -
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6
I. Akt
II . A k t
Die Liebe und der Blick: Der Sonnenuntergang
Die Liebe und die Empörung: Die Nacht
Se a mi che t'amo tanto doni morte
Strambotto
Hor che'l ciel e la terra e'l vento tace *
Sonett, Text: Francesco Petrarca
S'io sedo all'ombra
Amor giù pone'l strale e l'arco
Sonett
Marchetto Cara
(ca. 1470 – 1525)
Non val aqua al mio gran foco
Bartolomeo Tromboncino
(ca. 1470 – ca. 1535)
Se m'è grato il tuo tornare,
io so ben che giaccio in foco
Philippus de Luprano
(16. Jh.)
Se per colpa del vostro altiero sdegno *
Madrigal, Text: Jacopo Sannazzaro
Nasce l'aspro mio tormento
donna mia sol per mirarte
Francesco Varoter
(ca. 1460 – 1502)
Haimè, perché m'hai privo
del tuo divino aspetto
Ode
- 156 - Trigonale 2011 – Das Programm
Dissimulare etiam sperasti, perfide *
Äneis, Vergil
6
Scopri, lingua, el mio martire,
non tenir più el mal occulto
Io spero, e lo sperar cresce il tormento **
Strambotto, Text: Niccolò Machiavelli
Per servirte perdo i passi, donna,
e'l tempo e la fatica
Niccolò Broco
(15./16. Jh.)
Se de fede vengo a meno,
prima tu de fe' mancasti
Marchetto Cara
Trigonale 2011 – Das Programm - 157 -
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III . A k t
E pilo g
Das liebevolle sich-Ergeben:
Die Morgendämmerung
Carpe Diem / Geniesse den Tag
In welchem die Rede ist von der vergeblichen Hoffnung
O numquam pro re satis indignande Cupido **
Amores, Ovid
Tu ne quaesieris, scire nefas ***
Carmen XI, Horaz
Deh non più, deh non più mo',
non temer ch'io me sdegnasse
Marchetto Cara
Io non compro più speranza
ché gli è falsa mercanzia
Marchetto Cara
Son più matti a questo mondo *
Instrumentalversion
Antonius Patavus, Stringari
(16. Jh.)
Voi che passate qui, firmate il passo
Strambotto, Text: Luigi Pulci
Francesco Varoter
Fammi quanto dispetto far mi sai *
Rispetto, Text: Angelo Poliziano
Nasce la speme mia da un dolce riso
Dreifaches Kapitel
Marchetto Cara
Ostinato vo' seguire
la magnanima mia impresa
Bartolomeo Tromboncino
- 158 - Trigonale 2011 – Das Programm
*Ausarbeitung und Arrangement:
VivaBiancaLuna Biffi
**Ausarbeitung von Gloria Moretti,
Arrangement von VivaBiancaLuna Biffi
* **lateinische Ode, ohne Melodie vorgetragen
Trigonale 2011 – Das Programm - 159 -
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T e x te
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Pro lo g o
Pro lo g
Tempus Fugit
Die Zeit flieht dahin
Vui che passate qui, fermate il passo,
E contemplate la mia acerba morte
Giovene fu', amato, ardito e forte
Et hor son polve tutto in questo sasso.
Ihr, die hier vorbeikommt, haltet an
Und besinnt Euch auf meinen bitteren Tod!
Jung war ich, geliebt, war kühn und stark,
Und nun bin ich Staub ganz in diesem Stein.
Che val essere altiero e far fracasso
D'oro, terreni aver, aurate porte
Se in un sol punto la incurabil morte
Alfin conduce ogni disegno al basso?
Was nützt es, hochmütig zu sein und mit Gold
Aufsehen zu erregen, Land zu haben, vergoldete Türen,
Wenn an einem einzigen Zeitpunkt unrettbar der Tod
Am Ende alle Pläne hinabführt?
Ma virtù che non è sotto sua possa
Fiorisce più verde al suo dispetto,
El resto val nulla (se si) giace in fossa.
Doch Tugend, die nicht in seiner Macht steht,
Erblüht grüner, ihm zum Hohn,
Alles Übrige ist wertlos, wenn man in der Grube liegt.
Guardate adunque al mio mutato aspetto
Gioveni, che vil cosa è un corpo d'ossa
Se d'immortal virtù non è concetto.
Achtet daher auf mein verändertes Aussehen,
Ihr Jungen, welch schäbiges Etwas ein Gerippe ist,
Wenn es nicht Entwurf unsterblicher Tugend ist.
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Trigonale 2011 – Das Programm - 161 -
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O tempo, o ciel volubil che fuggendo
Inganni i ciechi e miseri mortali,
O dì veloci più che vento e strali,
Hor ab experto vostre frodi intendo.
O Zeit, o unbeständiger Himmel, du entfliehst
Und täuschst die blinden und armen Sterblichen.
O Tage, schneller als Wind und Pfeile,
Nun begreife ich aus eigener Erfahrung eure Irreführungen.
Ma scuso voi e me stesso riprendo,
Ché natura a volar ve aperse l'ali,
A me diede occhi, et io pur nei miei mali
Li tenni, onde vergogna e dolor prendo.
Doch euch entschuldige ich und mich selbst weise ich zurecht,
Hat doch die Natur euch die Flügel zum Fliegen geöffnet.
Mir gab sie Augen, und selbst in meinem Unglück
ließ ich sie geöffnet, wodurch ich Schmach und Schmerz erfahre.
Et sarebbe hora, et è passata homai,
De rivoltarli in più secura parte,
E poner fine a gli infiniti guai,
Und es wäre an der Zeit, und sie ist nun gekommen,
Sie auf Beständigeres zu richten
Und dem endlosen Unglück ein Ende zu bereiten,
Né dal tuo giogo, amor, l'alma si parte,
Ma dal suo mal, con che studio tu'l sai:
Non a caso è virtute, anzi è bell'arte.
Und nicht von deinem Joch, Liebe, trennt sich die Seele,
Sondern von seinem Leid, mit welchem Eifer, weißt du:
Nicht zufällig ist sie Tugend, oder vielmehr schöne Kunst.
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- 162 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 163 -
At t o I
I. Akt
Il Tramonto
Der Sonnenuntergang
Se a mi che t'amo tanto doni morte,
a cui non t'ama che pena darai?
Se a me che son liale fai gran torto,
li traditori come trattarai?
Se mi, che per te piango, non conforti,
de chi ride di te che ne farai?
Ma d'una cossa, donna, i' me conforto:
che qualche tempo me cognoscerai!
Wenn du schon mir, der dich sosehr liebt,
den Tod gibst,
wie wirst du erst den bestrafen, der dich nicht liebt?
Wenn du schon mir, der ich treu bin, großes Unrecht tust,
wie wirst du erst mit den Betrügern umgehen?
Wenn du schon mich, der deinetwegen weint, nicht tröstest,
was wirst du erst mit dem machen, der dich verlacht?
Doch Eines, Herrin, tröstet mich:
dass du mich in kurzer Zeit kennenlernen wirst!
S'io sedo all'ombra
Amor giù pone el strale e l'arco
e meco sedendo si posa.
S'io piango, e lui la faccia ha lachrymosa,
E dolsi del mio affanno e del mio male.
Wenn ich im Schatten sitze,
legt Amor Pfeil und Bogen ab
und setzt sich zu mir.
Wenn ich weine, hat er ein verweintes Gesicht
Und ist betrübt über meinen Kummer und mein Weh.
S'io mi lamento dil colpo mortale,
Lui me conforta con voce amorosa.
S'io mostro la ferita sanguinosa,
E lui l'asciuga con le sue bianche ale.
Wenn ich über den tödlichen Stoß klage,
Tröstet er mich mit liebevoller Stimme.
Wenn ich die blutige Wunde herzeige,
Trocknet er sie mit seinen weißen Flügeln.
S'io vado in boschi, e lui per boschi viene.
S'io solco il mar, e lui volge le sarte
E'l timon dritto contro il vento tiene.
Wenn ich in die Wälder gehe, kommt er durch die Wälder.
Wenn ich das Meer durchpflüge, wendet er die Taue
Und hält das Steuerruder geradewegs dem Wind entgegen.
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- 164 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 165 -
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S'io vado in guerra, e lui diventa Marte.
E perché siano eterne le mie pene,
Questo tiran da me mai non si parte.
Wenn ich in den Krieg ziehe, wird er Mars.
Und damit meine Qualen ewig dauern,
Trennt dieser Tyrann sich niemals von mir.
Se m'è grato il tuo tornare
io el so ben che giacio in foco,
anchor spero nel suo loco
verrà il cor ad abitare.
Se m'è grato il tuo tornare ...
Ob mir deine Rückkehr willkommen ist,
weiß ich, obwohl ich in Feuer liege.
Noch habe ich Hoffnung, das Herz
werde an seiner Stelle einziehen.
Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …
Se già fui privo de lume
son in quel hora disperso,
el mio pianger era un fiume
hor son lieto e non summerso.
Se è voltato el ciel perverso
vivo in lieto e dolce amare.
Se m'è grato il tuo tornare ...
Wenn es mir schon an Klarsicht gefehlt hat,
so bin ich zu dieser Stunde aufgelöst.
Mein Weinen war ein Strom,
nun bin ich fröhlich und nicht überflutet.
Der feindselige Himmel hat sich gewendet,
ich lebe und liebe in süßer Fröhlichkeit.
Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …
Dirme posso esser beato
fuor de fraude e fuor d'inganno.
Mio destin se è consumato
qual nutriva del mio danno.
Son pur fuor d'un grande affanno
volse al fin sempre sperare.
Se m'è grato il tuo tornare ...
Ich kann mich glücklich schätzen
abseits von Betrug und Täuschung.
Mein Schicksal hat sich darin erschöpft,
als es meinen Schaden nährte.
Dennoch liegt mir großer Kummer fern,
ich neigte schließlich immer zu hoffen.
Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …
- 166 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 167 -
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Se, per colpa del vostro altiero sdegno,
Il dolor che me afflige,
Madonna, me conduce all'atra Stige,
Non avrò duol di mio supplicio indegno
Né de l'eterno foco,
Ma de voi, che verrete in simil loco.
Perché, sovente in voi mirando fisso,
Per virtù del bel viso
Pena non fia là giù, che'l cor mi tochi.
Sol un tormento arò: de chiuder gli ochi.
Wenn wegen Eurer hochmütigen Verachtung
Der Schmerz, der mich betrübt,
Meine Dame, mich zum finsteren Styx hinführt,
Werde ich keinen Schmerz ob meiner schändlichen Qual empfinden,
Noch des ewigen Feuers wegen,
Sondern Euretwegen, dass Ihr an einen solchen Ort kommen
werdet. Auf dass es, wenn ich Euch oft unverwandt ansehe,
Dank dem schönen Antlitz
Keine Pein da unten gebe, die mir zu Herzen ginge.
Nur eine Qual werde ich haben: die Augen zu schließen.
Nasce l'aspro mio tormento
donna mia sol per mirarte
e per meglio contemplare
voria haver de gli ochi cento.
Nasce l'aspro mio tormento ...
Es regt sich meine bittere Qual,
meine Herrin, nur um dich anzusehen
und besser zu betrachten,
hätte ich gern der Augen hundert.
Es regt sich meine bittere Qual …
La dolcezza del tuo aspetto
mista ad un venen sì forte
mi dà al cor tanto diletto
ch'el morir non mi par morte
e contento di tal sorte
fo con gaudio il mio lamento.
Nasce l'aspro mio tormento ...
Die Süße deines Anblicks,
mit einem so starken Gift vermischt,
schenkt mir im Herzen soviel Freude,
dass Sterben mir nicht als Tod erscheint,
und ich, mit solchem Los zufrieden,
mein Klagen mit Wonne verrichte.
Es regt sich meine bittere Qual …
- 168 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 169 -
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Haimè, perché m'hai privo
Del tuo divino aspetto
Al qual sempre subietto
Esser voglio.
Haimè di te mi doglio
E de tua pocha fede
Che la man tua mi diede
Per amarme.
Haimè sento straziarme
El cor in mille parte
Che fermo è sempre amarte
Come el suole.
Haimè se così vole
La mia fortuna ria
Che me per te me oblia
Son contento.
Haimè se'l mio lamento
Da te pur fosse inteso
E che'l mio cor acceso
Liberasti.
Haimè per che te irasti
Ver me senza cagione
Tu sai che ho gran ragione
E pur m'offendi.
Haimè ché non intendi
El mio grave lamento
E l'aspro mio tormento
Ch'al cor porto.
- 170 - Trigonale 2011 – Das Programm
Ach, warum hast du mich beraubt
Deines göttlichen Anblicks,
Dem ich immer untertan
Sein möchte?
Ach, deinetwegen bin ich betrübt,
Und wegen deines geringen Vertrauens,
Das deine Hand mir schenkte,
Um mich zu lieben.
Ach, ich spüre, wie es mir
Das Herz in tausend Stücke reißt,
Welches gewohnt ist,
Dich standhaft immer zu lieben.
Ach, wenn mein schlimmes
Schicksal es will,
Dass ich mich dir zuliebe selber vergesse,
Bin ich zufrieden.
Ach, wenn doch mein Klagen
Von dir nur gehört würde,
Würdest du mein entflammtes Herz
Erlösen.
Ach, warum zürnst du
Mir ohne Grund?
Du weißt, ich habe sehr wohl Recht,
Und dennoch beleidigst du mich.
Ach, warum hörst du nicht
Mein trauriges Klagen
Und meine bittere Qual,
Die ich im Herzen trage?
Trigonale 2011 – Das Programm - 171 -
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Haimè son quasi morto
Sol per amarte tanto
E vivo sol de pianto
Del tuo amore.
Haimè che il mio core
Per te si strugge in foco
E vassi a poco a poco
Consumando.
Haimè che sol chiamando
El tuo benigno aiuto
Che non sia al fin conduto
Per amarte.
Ach, ich bin fast tot,
Nur weil ich dich sosehr liebe,
Und ich lebe nur von Tränen
Um deine Liebe.
Ach, dass mein Herz
Für dich im Feuer schmilzt
Und nach und nach
Sich verzehrt!
Ach, dass es bloß bei der Anrufung
Deiner gütigen Hilfe
Am Ende nicht dazu gebracht wird,
Dich zu lieben!
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At t o II
II . A k t
La Notte
Die NAcht
Hor che'l ciel et la terra e'l vento tace
et le fere et gli augelli il sonno affrena,
notte 'l carro stellato in giro mena
et nel suo letto il mar senz'onda giace:
Da nun Himmel und Erde und der Wind schweigen,
und Schlaf die wilden Tiere und die Vögel zügelt,
da die Nacht den Sternenwagen herumführt,
und spiegelglatt in seinem Bett das Meer daliegt:
bin ich wach, denke, brenne, weine, und wer mich zugrunde richtet,
ist mir stets gegenwärtig wegen meiner süßen Qual:
Krieg ist mein Zustand, voll Wut und Schmerz,
und nur wenn ich an sie denke, habe ich ein wenig Frieden.
veggio, penso, ardo, piango e chi mi sface
sempre m'è inanzi per mia dolce pena:
guerra è'l mio stato, d'ira et di duol piena
et sol di lei pensando ho qualche pace.
- 172 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 173 -
Così sol d'una chiara fonte viva
move'l dolce et l'amaro ond'io mi pasco;
una man sola mi risana et punge;
So rührt einzig von einem lebendig klaren Quell
das Bittersüße her, mit dem ich mich ernähre;
eine einzige Hand heilt und verletzt mich;
et perché mio martyr non giunga a riva,
mille volte il dì moro et mille nasco,
tanto dalla salute mia son lunge.
und damit meine Marter nicht zu Ende geht,
sterbe ich tausendmal am Tag, und tausendmal werde ich geboren,
so weit bin ich von meinem Heil entfernt.
Non val aqua al mio gran foco,
che per pianto non si amorza
anzi ognhor più se rinforza
quanto più con quel mi sfoco.
Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer,
das vom Weinen nicht schwächer wird,
sondern ständig umso stärker wird,
je mehr ich meinen Tränen freien Lauf lasse.
El mio foco ha tal usanza
che per pianto ognhor più crescie
e magior prende possanza
se'l mio intento non riescie.
El mio foco è come el pescie
che n l'aqua ha el proprio loco.
Non val aqua al mio gran foco …
Mein Feuer hat die Gewohnheit,
dass es beim Weinen stets heftiger auflodert
und mächtiger wird,
wenn ich mein Ziel nicht erreiche.
Mein Feuer ist wie der Fisch,
der seinen ureigenen Platz im Wasser hat.
Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …
Ho nel petto un mongibello
e negli occhi un largo mare
che per mio magior flagello
son concordi al mio penare.
Piango et ardo e il lachrymare
col mio ardor m'han tolto a ioco,
Non val aqua al mio gran foco …
Ich habe in der Brust einen Vulkan,
und in den Augen ein weites Meer,
die beide zu meiner größten Pein
einträchtig für mein Leiden sind.
Ich weine und brenne, und das Tränenvergießen
hat mit meiner Hitze mich aus dem Spiel genommen.
Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …
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- 174 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 175 -
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Non mi val getar sospiri
per scemar l'ardor ch'io sento
che per un che fuor ne tiri
poi ne nascon più di cento,
dove per menor tormento
morte acerba ognhor invoco,
Non val aqua al mio gran foco …
Es nützt mir nichts, Seufzer auszustoßen,
um die Hitze zu mildern, die ich spüre,
denn für einen, den ich herauslasse,
kommen gleich mehr als hundert nach,
weshalb ich, um die Qual zu verringern,
immerzu einen bitteren Tod erflehe.
Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …
Non mi vale l lamentarmi,
ché per gridi el duol non scema.
Qual saran doncha bon armi
a la pena mia sì extrema?
Star patiente e con tal tema
ben servir chi m'ama pocho,
Non val aqua al mio gran foco …
Es nützt mir nichts, mich zu beklagen,
denn vom Wehklagen wird der Schmerz nicht weniger.
Was sind also wohl die richtigen Waffen
gegen meine so übergroße Pein?
Geduldig und mit diesem Vorsatz
wohl zu Diensten sein, wer mich wenig liebt.
Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …
Dissimulare etiam sperasti, perfide,
tantum posse nefas tacitusque mea decedere terra.
Nec te noster amor?
Nec te data dextera quondam?
Nec moritura tenet crudeli funere Dido?
Hast du wirklich gehofft, du Meineidiger,
du könntest einen solchen Verrat verheimlichen
und ohne ein Wort aus meinem Lande entweichen?
Hält dich weder unsere Liebe,
noch der gemeinsam geschlossene Bund,
noch Dido – ich selbst – zurück,
die einem grausamen Tod verfallen wird?
- 176 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 177 -
6
Scopri, lingua, el mio martire,
non tenir più el mal oculto,
ché bisogna egli è pur stulto
chi tacendo vuol morire.
Scopri, lingua, el mio martire …
Enthülle, Zunge, meine Marter,
halte den Schmerz nicht mehr geheim,
denn töricht muss einer sein,
der stillschweigend sterben will.
Enthülle, Zunge, meine Marter ...
Io so ben che forsi temi
de sdegnar la donna mia.
Che convien che tanto temi?
De parlar trova la via,
per che al fin lei dir potria:
»A me il danno, a te il pentire!«
Scopri, lingua, el mio martire …
Ich weiß ja, dass du vielleicht fürchtest,
meine Herrin zu verachten.
Wozu soll es gut sein, dass du so große Angst hast?
Finde den Weg zum Sprechen,
damit sie am Ende sagen kann:
»Der Schaden für mich, die Reue für dich!«
Enthülle, Zunge, meine Marter ...
Chi non parla non se intende,
chi non chiede non se aita,
chi non chaza mai non prende,
chi non giocha non se invita;
apri hormai la mia ferita,
parla pur, non te smarire.
Scopri, lingua, el mio martire …
Wer nicht spricht, verständigt sich nicht,
wer nicht bittet, hilft sich nicht,
wer nicht jagt, fängt nie was,
wer nicht spielt, ermuntert sich nicht;
öffne nun meine Wunde,
sprich nur, werd' nicht irre!
Enthülle, Zunge, meine Marter …
Non convien tanto celare
un accerbo, aspro tormento,
non convien troppo aspetare
quando se ha bonaza el vento,
ché Fortuna in un momento
rompe e fiacha ogni desire.
Scopri, lingua, el mio martire …
Es ist nicht gut, eine bitterstrenge Qual
sosehr zu verheimlichen,
es ist nicht gut, allzu lange auf Wind zu warten,
wenn Flaute ist,
denn in einem Augenblick
bricht und schwächt Fortuna alles Begehren.
Enthülle, Zunge, meine Marter …
6
6
- 178 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 179 -
6
Sì troppo alto il pè firmai
fu d'onore la mia guerra
ché guardar l'aquila mai
già non sol con gli ochi a terra
presto lingua el duol diserra
non temer più de falire.
Scopri, lingua, el mio martire …
Wenn ich zu hoch hinaus wollte,
so war mein Krieg ehrenvoll,
denn niemals hat der Adler
zum Schauen die Augen zu Boden gerichtet.
Rasch, Zunge, lass den Schmerz heraus,
hab' keine Angst mehr zu versagen!
Enthülle, Zunge, meine Marter …
Io spero, e lo sperar cresce'l tormento,
io piango, e il pianger ciba il lasso core,
io rido, e el rider mio non passa dentro,
io ardo, e l'arsion non par di fore,
io temo ciò che io veggo e ciò che io sento
ogni cosa mi dà nuovo dolore;
così sperando, piango, rido e ardo,
e paura ho di ciò che io odo e guardo.
Ich hoffe, und das Hoffen vergrößert die Qual,
ich weine, und das Weinen ist Nahrung für das erschöpfte Herz,
ich lache, und mein Lachen dringt nicht durch,
ich brenne, und der Brand ist außen nicht sichtbar,
ich fürchte, was ich sehe und was ich höre,
alles bereitet mir neuen Schmerz:
Solcherart hoffend, weine, lache und brenne ich,
und fürchte mich vor dem, was ich höre und sehe.
Per servirte perdo i passi donna,
el tempo e la fatica,
per che como mia nemica,
si ti guardo, gli occhi abassi.
Per servirte perdo i passi …
Dir zu dienen, vergeude ich Schritte, Frau,
und Zeit und Mühe,
denn wenn ich dich wie meine Feindin ansehe,
schlägst du die Augen nieder.
Dir zu dienen, vergeude ich Schritte ...
Tu nascesti per mio male,
per mia guerra e mala sorte;
tua bellezza è tanta e tale
che me induce al fin de morte;
Du bist zu meinem Unglück geboren,
zu meinem Krieg und meinem Unheil;
deine Schönheit ist so groß und derart,
dass sie am Ende meinen Tod herbeiführt;
- 180 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 181 -
6
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sol Speranza mi tien forte
che di vita non trapassi.
Per servirte perdo i passi …
nur HOFFNUNG hält mich stark,
dass ich nicht aus dem Leben scheide.
Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …
Se a chi te ama tante stente,
tanti oltraggi e torti dai,
che faresti a chi la mente
de servirte n'habe mai,
se a chi t'ama tanti guai
doni al cor che per te sfassi?
Per servirte perdo i passi …
Wenn du dem, der dich liebt, soviel Mühsal,
soviel Kränkung und Unrecht zufügst,
was wirst du wohl dem antun,
dem es nie in den Sinn kommt, dir zu dienen,
wenn du dem, der dich liebt, soviel Ungemach
im Herzen bescherst, das für dich zerbricht?
Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …
Volgi adoncha opinione,
ama me che sol ti adoro.
De straziarmi n'hai rasone;
se per ti languisco e moro
renderai al somo coro
la ragion che non mi amasti.
Per servirte perdo i passi ...
Ändere darum deine Ansicht,
liebe mich, der nur dich anbetet!
Mich zu zerreißen ist nicht recht von dir;
wenn ich mich für dich verzehre und sterbe,
wirst du dem höchsten Chor
den Grund mitteilen, warum du mich nicht geliebt hast.
Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …
Se de fede vengo a meno
Prima tu de fé mancasti,
Fin che vera fede usasti
Fui ver te di vera fede pieno.
Wenn ich untreu werde,
Hast zuerst du gegen die Treue gefehlt,
Solange du wahre Treue geübt hast,
War ich von wahrer Treue dir gegenüber erfüllt.
Horamai te instessa incolpa
S'io non sono a te fidele.
Iusta causa a me discolpa
Per che in bocha avesti el mele
Beschuldige jetzt dich selbst,
Wenn ich dir nicht treu bin!
Mich entschuldigt ein triftiger Grund,
Denn im Mund hattest du den Honig,
- 182 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 183 -
6
6
Poi qual perfida e crudele
Nascondesti in cor veneno.
Se de fede vengo a meno …
Und, falsch und grausam, wie du bist,
Hattest du im Herzen Gift verborgen.
Wenn ich untreu werde …
Non può l'homo esser chiamato
Senza fede e senza amore
Verso che ha de fé mancato
Ché del primo è il disonore
Che dimostra un volto fuore
Poi nasconde un altro in seno.
Se de fede vengo a meno …
Man kann den Menschen nicht
Treulos und lieblos nennen
Dem gegenüber, der untreu gewesen ist,
Denn als erster ist ehrlos,
Wer ein Gesicht nach außen zeigt
Und ein anderes in der Brust verbirgt.
Wenn ich untreu werde …
Non è già de mia natura
Far offesa a chi m'offende
Ch'io non stimo e non fo cura
de chi meco ognhor contende
Ché se lite fra dui pende
Quel c'ha torto va al terreno.
Se de fede vengo a meno …
Es entspricht nicht meiner Natur,
Dem eine Beleidigung zuzufügen, der mich beleidigt,
Den ich nicht schätze, und ich kümmere mich nicht
Um den, der ständig mit mir in Streit liegt.
Denn wenn eine Streitsache zwischen zwei Parteien schwebend ist,
Geht der zu Boden, der Unrecht hat.
Wenn ich untreu werde … Che me stima sempre stimo
Che me aprezza io prezzo anchora
E chi me ama io so nel primo
Ad amar servendo ognora.
La mia fé ferma dimora
Verso chi non muta freno.
Se de fede vengo a meno …
Wer mich achtet, den achte ich immer,
Wer mich schätzt, den schätze auch ich,
Und wenn mich jemand liebt, bin ich der erste,
Ihn jederzeit dienend zu lieben.
Meine Treue bleibt unerschütterlich
Gegenüber dem, der sich im Zaum hält.
Wenn ich untreu werde …
- 184 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 185 -
6
At t o III
III . A k t
L'Alba
Die Morgendämmerung
O numquam pro re satis indignande Cupido,
o in corde meo desidiose puer
quid me, qui miles numquam tua signa reliqui,
laedis, et in castris vulneror ipse meis?
cur tua fax urit, figit tuus arcus amicos?
gloria pugnantes vincere maior erat.
O Cupido, über den ich nicht genug
empört sein kann,
o Junge, der sich in meinem Herzen träge herumtreibt,
warum verletzt du mich,
der ich als Soldat niemals deine Standarte verließ,
warum werde ich in meinem eigenen Lager verwundet?
Warum verbrennt mich deine Fackel,
warum zielt dein Bogen auf Freunde?
Größerer Ruhm liegt doch darin, Kämpfende zu besiegen.
6
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Deh non più, deh non più mo'
Non temer ch'io me sdegnasse
Né che mai t'abandonasse
Poi ch'Amor m'ha fatto tuo.
Ach, niemehr, ach, niemehr
Sollst du Angst haben, dass ich mich aufrege,
Noch dass ich dich jemals verlasse,
Nachdem AMOR mich zu dem Deinen gemacht hat.
Deh non più, deh non più mai
Voglio teco corrucciarmi
Non più mai, non più giamai
Te potrò dal cor levarmi
Poi che tuo volse Amor farmi
Sempre anch'io voglio esser tuo.
Deh non più, deh non più mo …
Ach, nicht mehr, ach, nie mehr
Will ich mich mit dir ärgern,
Nie mehr, niemals mehr
Werde ich dich aus dem Herzen herausbekommen.
Nachdem AMOR mich zu dem Deinen machen wollte,
Will auch ich immer dein sein.
Ach, nie mehr, ach, nie mehr …
- 186 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 187 -
6
I toi begli atti e il parlar grato
Le carezze dolci e accorte
M'han il cor preso e ligato
De catene di tal sorte
Ch'io son stretto fino a morte
Ad amarte et esser tuo.
Deh non più, deh non più mo …
Deine anmutigen Gebärden und dein angenehmes Sprechen,
Die süßen und bedachtsamen Liebkosungen
Haben mein Herz ergriffen und derart
In Ketten gelegt,
Dass ich gezwungen bin, dich mein Leben lang
Zu lieben und dein zu sein.
Ach, nie mehr, ach nie mehr …
A tua posta ama e dissama
Si' a me altera e usa ogni arte
Ch'io vo' quel che'l tuo cor brama
Et non posso altro che amarte
Né mai penso de lassarte
Poi che Amor m'ha fatto tuo.
Deh non più, deh non più mo …
Liebe und hör' auf zu lieben, wie es dir beliebt,
Sei hochmütig zu mir und gebrauche jeden Kunstgriff,
Denn ich will, was dein Herz begehrt,
Und ich kann nicht anders, als dich zu lieben,
Noch gedenke ich, dich je zu verlassen,
Nachdem AMOR mich zu dem Deinen gemacht hat.
Ach, nie mehr, ach nie mehr …
Son più matti a questo mondo
(versione strumentale)
Es gibt mehr Verrückte auf dieser Welt
(Instrumentalfassung)
Fammi quanto dispetto far mi sai,
dammi quanto tu vuoi pena e tormento,
riditi del mio male e de' miei guai,
guastami ogni disegno, ogni contento,
mostramiti nimica come fai,
tienmi sempre in sospetto, in briga e stento:
e' non potrà però mai fare el cielo
ch'io non ti onori e ami di buon zelo.
Mach' mir soviel Ärger, wie du nur kannst,
bereite mir soviel du willst Pein und Qual,
mach' dich lustig über mein Unglück und mein Missgeschick,
zerstöre mir alle Pläne, alle Freuden,
zeige dich mir, wie du es als Feindin machst,
halte mich immer in Argwohn, in Sorge und Entbehrung:
und trotzdem wird der Himmel nie erreichen,
dass ich dich nicht verehre und mit großer Hingabe liebe.
- 188 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 189 -
6
Nasce la speme mia da un dolce riso,
ogni mio ben da un humil sguardo pende;
la mia felicità sta in un bel viso.
Hoffnung keimt in mir
von einem freundlichen Lachen,
mein ganzes Wohl hängt an einem ergebenen Blick;
meine Glückseligkeit ruht in einem schönen Angesicht.
Però che for di quel sempre riprende
un modo tal, una tanta bellezza
che'l cor m'alegra e'l corpo in fiamma acende.
Doch abgesehen davon, nimmt sie immer
ein solches Betragen und eine so große Schönheit an,
dass sie mir das Herz erfreut und den Körper in Brand setzt.
S'advien ch'alcun nel mio conspecto sprezza
per trarmi fuor di doglia o di sospetto,
o che dolce signal, o che dolcezza!
Wenn es vorkommt, dass sie in meiner Gegenwart
jemanden verächtlich macht,
um mir den Schmerz und den Argwohn zu nehmen,
o was für ein Zeichen, o was für eine Wohltat!
Se per mirar nel suo leggiadro aspetto
driza ver me un suspir con lieto volto,
o che dolce piacer, o che diletto!
Wenn sie, um zu schauen, in ihrem lieblichen Aussehen
mit heiterer Miene mir einen Seufzer zukommen lässt,
o was für eine süße Wonne, o was für eine Freude!
Se per veder se li posso esser tolto
ad altra donna parlar mi concede,
aimè che libertà senza esser sciolto!
Wenn sie, um zu sehen, ob ich ihr abhanden kommen kann,
mir zugesteht, mit einer anderen Frau zu sprechen,
ach, was für eine Freiheit, ohne entbunden zu sein!
Se'l foco che ho nel petto ognhor mi cede
e che pietosa sia d'ogni mio affanno,
o che dolce pietà, pur ch'ella el crede!
Wenn sie das Feuer, das ich in der Brust habe, mir immer lässt,
und Mitleid mit all meinem Leid hat,
o welch süße Barmherzigkeit, wenn sie es nur ernst meint!
S'in me compensa l'amoroso danno
e dentro al cor se ne triumphi e gloria,
o che gran pompa a mio sublime scanno!
Wenn sie mich für den Liebeskummer entschädigt
und tief im Herzen triumphiert und sich dessen rühmt,
o welch großer Prunk für meinen erhabenen Stuhl!
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6
- 190 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 191 -
Se per mostrar palese la victoria
ritratto in cor mi porta in laci avinto,
o ch'alta impresa,
o che dolce memoria!
Wenn sie, um den Sieg offen zu zeigen,
mich als besiegt und gefesselt abgebildet im Herzen trägt,
o was für ein hochherziges Unternehmen,
o was für ein süßes Andenken!
Se per veder se'l grande amor mio è finto
potermi a gran cimento s'asicura,
o che chiar prova, o che felice istinto!
Wenn sie, um zu sehen, ob meine große Liebe nur vorgetäuscht ist,
sich vergewissert und mich hart auf die Probe stellt,
o was für ein klarer Beweis, o was für ein glücklicher Spürsinn!
De sua beltà e de mia fede pura
altro non si po' dir né del mio stato
se non che'l gaudio mio non ha misura
tal che chiamar mi posso hor fortunato.
Über ihre Schönheit und über meine reine Treue
kann man nichts anderes sagen, auch nicht über mein Befinden,
als dass meine Wonne derart unermesslich ist,
dass ich mich nunmehr glücklich nennen kann.
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6
Ostinato vo' seguire
la magnanima mia impresa:
fame, Amor, qual voi offesa,
s'io dovesse ben morire.
Ostinato vo' seguire …
Standhaft will ich weiterführen
mein großmütiges Unterfangen:
beleidigt mich, LIEBE, wie Ihr es tut,
wenn ich denn sterben sollte.
Standhaft will ich weiterführen …
Fame Ciel, fame Fortuna,
bene o mal como a te piace:
né piacer né ingiuria alcuna
per avilirmi o far più audace:
ché de l'un non son capace,
l'altro più non po' fugire.
Ostinato vo' seguire …
Bereite mir den HIMMEL, lass FORTUNA walten,
Tu mir Gutes oder Böses, wie es dir gefällt:
keine Freude, noch irgendeine Beschimpfung
kann mich demütigen oder ermutigen:
denn zu dem einen bin ich nicht fähig,
dem anderen entkomme ich nicht mehr.
Standhaft will ich weiterführen …
- 192 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 193 -
Vinca o perda, io non attendo
de mia impresa altro che honore:
sopra il Ciel beato ascendo
s'io ne resto vincitore;
s'io la perdo, alfin gran core
mostrarà l'alto desire.
Ostinato vo' seguire …
Ob ich siege oder verliere, ich erwarte mir
von meinem Unterfangen nichts als Ehre:
in den seligen Himmel steige ich auf,
wenn ich Sieger bleibe:
Verliere ich, wird am Ende das hehre Verlangen
ein edles Herz zum Vorschein bringen.
Standhaft will ich weiterführen …
E pilo g o
E pilo g
Carpe Diem
Nütze den Tag
Tu ne quaesieris, scire nefas,
quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe,
nec Babylonios
temptaris numeros.
ut melius, quidquid erit, pati.
seu pluris hiemes seu tribuit
Iuppiter ultimam,
quae nunc oppositis debilitat
pumicibus mare Tyrrhenum:
sapias, vina liques et spatio brevi
spem longam reseces.
dum loquimur,
fugerit invida aetas:
carpe diem
quam minimum credula postero.
Du frage nicht – es zu wissen wäre Frevel,
welches Ziel die Götter mir, welches sie dir
gesetzt haben, o Leuconoë.
Befrage nicht babylonische
Horoskope.
Wieviel besser ist es, das, was auch geschieht, zu ertragen.
Ob viele Winter noch, oder ob
Jupiter dir den letzten zugeteilt hat,
der jetzt an widerstrebenden
Klippen das Tyrrhenische Meer bricht:
Sei klug, kläre den Wein, schneide
die lange Hoffnung auf eine kurze Zeitspanne zurück!
Während wir reden,
ist die neidische Zeit schon entflohen.
Pflücke den Tag,
traue nimmer dem nächsten!
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- 194 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 195 -
Io non compro più speranza
ché gli è falsa mercancia,
a dar solo attendo via
quella poca che m'avanza.
Io non compro più speranza …
Ich kaufe keine Hoffnung mehr,
denn sie ist eine gefälschte Ware, ich führe sie nur auf der Soll-Seite,
mal der wenigen, die mir als Rest verbleibt.
Ich kaufe keine Hoffnung mehr …
Cara un tempo la comprai,
or la vendo a buon mercato
e consiglio ben che mai
non ne compri un sventurato
ma più presto nel suo stato
se ne resti con costanza.
Io non compro più speranza ...
Teuer habe ich sie einst eingekauft,
jetzt verkaufe ich sie günstig,
und ich gebe den guten Rat,
nie soll ein Unglücklicher sie kaufen,
sondern schleunigst in seinem Zustand
weiter ausharren.
Ich kaufe keine Hoffnung mehr …
El sperar è come el sogno
che per più riesce in nulla,
el sperar è il bisogno
de chi al vento di trastulla,
el sperar sovente annulla
chi continua la sua danza.
Io non compro più speranza ...
Hoffen ist wie der Traum,
der meistens zu nichts führt,
Hoffen ist dem ein Bedürfnis,
mit dem der Wind sein Spiel treibt,
Hoffen schreibt oft den ab,
der seinen Tanz weiter tanzt.
Ich kaufe keine Hoffnung mehr …
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- 196 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 197 -
Voi che passate qui firmate il passo,
Guardate il corpo mio che in terra giace
E queste membra poste in freddo sasso
Per seguitar desir sempre fallace.
Io son qui posto in loco humido e basso
Per donna altiera ingrata senza pace
Però fugite amor e sua mercede
Che porge altrui a un fin che non si crede.
Ihr, die hier vorüberkommt, haltet an,
Seht an meinen Leib, der in der Erde ruht,
Und diese Glieder, in kalten Stein gelegt
Infolge eines immer trügerischen Begehrens!
Ich wurde hier an feuchter und tiefer Stätte beigesetzt
Wegen einer hochmütigen, undankbaren und unverträglichen Frau.
Doch flieht vor der Liebe und ihrem Lohn,
Die dem anderen ein Ende bereitet, das man nicht wahrhaben will!
Übersetzungen aus dem Italienischen: Edgar Sallager
Übersetzungen aus dem Lateinischen: Felix Kucher
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- 198 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 199 -
VivaBiancaLuna Biffi
Gesang, Viella Medievale und Violetta
Bastarda/Mittelalterliche Streichinstrumente.
VBL Biffi hat in sehr jungem Alter bei Marco Pace ihr
Violoncello-Studium begonnen (klassisch und modern). In
weiterer Folge trat sie in Kammermusikensembles und auch
solistisch in zahlreichen Konzerten in ganz Europa auf.
6
Parallel dazu erwarb sie sich das Wissen der Kompositionstechnik und der ästhetischen Analyse unter Vilmos Leskò.
Neben den akademischen Studien galt ihr Interesse der ethnischen und der experimentellen Musik in Kombination mit
verschiedenen Theaterproduktionen.
Von 1997 bis 2001 besuchte sie die Schola Cantorum Basiliensis (Basel, Schweiz). Dort erwarb sie das Diplom für Viella
und Renaissance-Viola da Gamba bei Randall Cook. Gesang
studierte sie bei Richard Levitt und Dominique Vellard.
In ihrer Eigenschaft als Sängerin und Instrumentalistin arbeitet sie seit 1997 mit einigen der bedeutendsten Ensembles
für Alte Europäische Musik, die auf der ganzen Welt auftreten, zusammen. Zu diesen Ensembles zählen unter anderem:
Alla Francesca (Brigitte Lesne und Pierre Hamon, Frankreich), die Projekte »L'Amoureus Tourment« und »Remede
de Fortun« mit Pierre Hamon, Marc und Angélique Mauillon,
Salon Des Musiques (Marco Ferrari, Italien), darüber hinaus
- 200 - Trigonale 2011 – Das Programm
mit Gilles Binchois (Dominique Vellard, Frankreich), Tasto
Solo (Guillermo Péres, Spanien) und Hesperion XXI – Capella
Raial de Catalunia (Jordi Savall, Spanien).
Von 2005 bis 2008 lehrte sie bei der Fondazione Royaumont
(Frankreich) mit dem Ensemble Lucidarium im Bereich der
Ausbildungskurse bezüglich der Vokal- und Instrumentalpraxis für Alte Musik (z.B. »La Fabula d'Orfeo« und »Codex
Chantilly«). Darüber hinaus ist sie regelmäßig eingeladen,
Meisterkurse und Praktika am Centre de Musiques Médiévale de Paris (Frankreich), an den Konservatorien in Genf
(Schweiz) und Lyon (Frankreich) sowie an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel (Schweiz) zu halten.
6
Die unermessliche Leidenschaft für die Dichtung und Musik Italiens am Beginn des 16. Jahrhunderts führte zur Konzeption zweier Programme, eines für Gesang und Tabulatur für Violetta Bastarda (Fermate il Passo) und eines für ein
Vokal-Instumentalensemble (Ti Par Gran Maraviglia).
Aut o g r a mm
Trigonale 2011 – Das Programm - 201 -
Sonntag, 11.09., 18.00 Uhr
Seminarkirche Tanzenberg
Endzeitfragmente
Sequentia
Welt während der fürchterlichen letzten Schlacht (Ragnarök) zwischen den heidnischen Göttern (Odin, Thor usw.)
und ihren Erzfeinden, den Riesen. Diese sehr gegensätzlichen Quellen (heidnisch und christlich) haben einige gemeinsame Charakteristika: die Prophezeiungen von weiblichen Orakeln; der Klang des Horns; die Bedrohung durch
übernatürliche Bestien wie Schlangen und Drachen; die Ansammlung von Armeen von unten und oben; der Zusammenbruch der materiellen Welt und schließlich die Zerstörung der Welt durch Feuer.
Von der Zeit der Christianisierung bis zum Ende des ersten
Jahrtausends waren die apokalyptischen Bilder vom 'Ende
der Tage' und vom 'Jüngsten Gericht' weit verbreitet, sowohl
in Texten als auch in der bildenden Kunst. Diese Bilder,
hauptsächlich basierend auf der biblischen 'Offenbarung
des Johannes', zeigen bisweilen erstaunliche Ähnlichkeiten
mit den germanischen Beschreibungen der Zerstörung der
Das Bild von der Apokalypse, welches am schnellsten ins
Auge springt, ist verbunden mit dem rational nicht zu erfassenden Mysterium vom Ende der Zeit, erfüllt von Terror und
Zerstörung. Wir erblicken das erschreckende Bild von den
vier Reitern, welche über die untergehende Welt hinwegpreschen. Aber das griechische Wort apokalypsis heißt in Wirklichkeit Enthüllung, Offenbarung – eine Vorstellung, welche
eng gekoppelt ist an unsere Sehnsucht nach Zugang zu den
Geheimnissen der Existenz über die Sterblichkeit hinaus, zu
unserem fast körperlichen Verlangen nach Einheit mit der
Schöpfung und dem Göttlichen. Johannes 'Buch der Offenbarung' ist nicht nur ein gläubiger Bericht über das, was er
in seinen Visionen auf der Insel Patmos sah und hörte, es ist
auch voller Ungeduld und Verlangen. In all diesen differenzierten Wortbedeutungen schufen die mittelalterlichen
- 202 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 203 -
7
Benjamin Bagby: Gesang, Leier, Harfe
Norbert Rodenkirchen: Flöten, Leier
E inle itun g
7
Künstler ein besonders kraftvolles Werk von singend vorzutragenden Dichtungen, oft unter Verwendung obskurer
Allegorien und sprachlicher Ausdrücke – visionär und prophetisch – um Sänger und Zuhörer gleichermaßen auf eine
innere Reise des Verstehens vorzubereiten und die Seele
aufzuwecken zu der Erfahrung der »Schau« dessen, was eines Tages offenbar werden wird.
7
In diesem Programm erforschen wir die musikalische Welt
dieser überraschenden, kraftvollen Texte, von denen einige
nur als Fragment überliefert sind: die apokalyptische Sequenz 'Fortis atque amara', das althochdeutsche Muspilli,
welches das Erwachen der Toten, die Tätigkeit des Satans,
den Kampf des Elias mit dem Antichrist, den Ruf zum Gericht und Warnungen vor der Nutzlosigkeit weltlich listenreicher Verteidigung dort beschreibt; die Prophezeiung der
eryhräischen Sybille, ein akrostischer Text, welcher erstmals in Augustinus Gottesstaat erscheint, hier in der musikalischen Fassung, wie sie in aquitanischen Klöstern gesungen wurde; die gereimten Verse des Alsäßer Mönchs Otfrid,
welche Anweisung geben, wie man sich auf den letzten Tag
vorzubereiten hat; der altenglische Gesang vom letzten
Überlebenden (Auszug aus dem angelsächsischen BeowulfEpos), welcher das erbarmungslose, einsame Ende eines
namenlosen Stammes beschreibt, während dem der letzte
Überlebende die nutzlosen Schätze in einer Höhle verbirgt,
wo sie nach seinem Tode einem Drachen zuteil werden;
meisterhafte lateinische Sequenzen der fränkischen Tradition über Engel und Erzengel; instrumentale Zwischenspiele,
welche auf sequelae basieren, untextierten Sequenzweisen,
- 204 - Trigonale 2011 – Das Programm
welche höchstwahrscheinlich auch instrumental ausgeführt
wurden und schließlich die erschreckende Beschreibung der
Götterdämmerung Ragnarök aus der alt-isländischen Edda,
wenn die Unterwelt Armeen von Surt und Loki ihren tödlichen Angriff auf die angestammten nordeuropäischen
Götter durchführen.
Die Instrumente, welche in diesem Konzert benutzt werden,
sind: germanische Leiern, basierend auf Instrumenten des
7. Jhs. aus Oberflacht in der Nähe von Stuttgart (Rainer
Thurau, Wiesbaden), eine frühmittelalterliche Harfe (Geoff
Ralph, London) sowie Kopien von mittelalterlichen Traversflöten, u.a. von einer Schwanenknochenflöte nach einem
Fund vor dem 11. Jh. bei Speyer (Friedrich von Huene, Boston).
7
Trigonale 2011 – Das Programm - 205 -
Pro g r a mm
1.Fortis atque amara
7. Occidentana
Fränkische Sequenz mit apokalyptischer Thematik, 9. Jh.
[Instrumentalstück basierend auf
fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]
2. ... sin tac piqueme, daz er touuan scal Das Muspilli-Fragment, vermutlich Fulda, frühes 9. Jh.
8.Iudicii signum
3.Unsar trohtin hat farsalt Die Prophezeihung der Erythräischen Sybille
(Aquitanien, 11. Jh.)
[Instrumentalstück basierend auf dem Freisinger Petruslied,
Bayern, spätes 9. Jh.]
4.Thes habet er ubar woroltring 9.Scalam ad caelos
[Instrumentalstück basierend auf
fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]
De die Iudicii aus dem Evangelienbuch des
Otfrid von Weißenburg (Elsass, † 875)
10. Summi regis archangele Michahel
5.Gaude coelestis sponsa
Sequentia‚ quam Alcuinus composuit Karolo Imperatori
(Einsiedeln, 10. Jh. / Ursprung: 8. Jh.?)
[Instrumentalstück basierend auf
fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]
11. A fellr austan um eitrdala
6.Thaer waes swylcra fela
Die Prophezeihung der Seherin
aus der alt-isländischen Edda (Island, 10. Jh.)
7
Der Gesang vom letzten Überlebenden
aus dem Beowulf-Epos (Angelsächsisch, 8. Jh.?)
- 206 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 207 -
7
E ndz e itf r agme nte
Erläuterungen
1.Fortis atque amara
Fränkische Sequenz mit apokalyptischer Thematik, 9. Jh.
7
Die fränkischen Sequenzen – neu geschaffene Stücke, deren Rolle in der Liturgie nicht immer klar zu umreißen ist –
waren oft Werke von großer Schönheit und Vorstellungskraft. Einige ihrer Melodien haben höchstwahrscheinlich
Wurzeln in früheren Traditionen und auch die Texte zeigen eine bezwingende Virtuosität bei der geschickten Einbindung der Bildsprache früherer christlicher Autoren auf
neue, überraschende Art und Weise. Diese apokalyptische
Sequenz, mit seiner ungewöhnlichen Melodik, stellt viele
Themen unseres Programmes vor.
Transkription: Alejandro Planchart
2.... sin tac piqueme, daz er touuan scal (Das Muspilli-Fragment, vermutlich Fulda, frühes 9. Jh.)
Von den teilweise sehr rätselhaften Texten in Althochdeutsch
hat diese anonyme Meditation über das 'Jüngste Gericht' nur
in fragmentarischer Form überlebt. Es wurde im 19. Jh.
nach dem mysteriösen Wort Muspilli benannt, welches generell in Verbindung gebracht wird mit dem Ende der Welt
durch Feuer – ein heidnisch germanischer Begriff, welcher
im christlichen Kontext überlebte. Der predigtähnliche Vortrag strömt frei durch eine Reihe von Bildern: Armeen von
- 208 - Trigonale 2011 – Das Programm
Engeln und Dämonen kämpfend um die gerade gestorbene
Seele; die Sicherheit und Süße des Paradieses; der Kampf
des Elias mit dem Antichrist; das Verbrennen von Erde und
Himmeln (Muspilli) als Zeichen des heranrückenden Gerichts; der Schall des Horns, welcher die Toten aufstehen
lässt, um ihrem Richter gegenüberzustehen; die Unmöglichkeit zu bestechen oder vergangene Verbrechen zu verbergen.
Quelle: München, Bayr. Staatsb. Clm 14098
Rekonstruktion: B. Bagby
3.Unsar trohtin hat farsalt (instrumental)
Das 'Freisinger Petruslied' (Bayern, 9. Jh.)
Das Manuskript, in dem jede Kurzstrophe von einem 'Kyrie
eleison' Refrain gefolgt wird, ist durchgehend neumiert, was
eine annähernd genaue Transkription möglich macht. Vieles spricht dafür, dass Teile der archaischen Melodie über
Jahrhunderte hinweg zum spätmittelalterlichen Pfingstlied
'Nun bitten wir den heiligen Geist' verwandelt wurden.
Quelle: München, Bayr. Staatsb. Clm 6260, fol. 158v.
Transkription: N. Rodenkirchen
4.Thes habet er ubar woroltring 'De die Iudicii' ['vom Gerichtstag'] aus dem Evangelienbuch des Otfrid von Weißenburg (Elsass, † 875)
Diese ans Herz gehende Beschreibung des Letzten Gerichtstags stammt aus dem Evangelienbuch des Alsäßer Mönchs
Trigonale 2011 – Das Programm - 209 -
7
Otfrid (des ersten deutschen Dichters, dessen Namen wir
kennen), der Kommentare und Paraphrasen auf die Bibel
im lokalen Dialekt seiner Mitbrüder und naher Adliger
schrieb. In seinem Prolog erwähnt er eine fromme Dame
namens Judith, die ihn zu dem Werk gedrängt hat. Die Verse waren nicht zum stillen Lesen gedacht, sondern wurden
wohl vor einem gebildeten, quasi vorliterarischen – auch
juristisch kundigem – Publikum musikalisch vorgetragen.
Somit bekommen wir nicht nur ein Gefühl für Otfrids persönliches Engagement für die furchterregende Geschichte,
die er erzählen will, sondern wir erfahren auch etwas über
die karolingischen Gebräuche der Rechtssprechung.
Flöteninterludien dieses Programms geht es vorrangig um
auffällige Verwandtschaften verschiedener Sequenzen zueinander, welche den Schluss zulassen, dass sich der melodische Strom dieser frühmittelalterlichen Gattung auf eine
knappe Handvoll archetypischer Phrasen zurückführen
lässt – sozusagen auf einige wenige Ursequenzen, welche
hier in der instrumentalen Reflektion improvisatorisch angedeutet werden. Im Zentrum steht die in zahlreichen Manuskripten überlieferte St. Gallener Melodie Adducentur,
welche ebenso unter mehreren anderen Namen bekannt
war, u.a. unter dem Namen Gaude coelestis sponsa ('Freue
Dich, Braut des Himmels').
Quelle: Heidelberg, Cod.Pal.lat. 52
Rekonstruktion: B. Bagby
Quelle: München, clm.10075 xiii in
Rekonstruktion: N. Rodenkirchen (unter zusätzlicher Verwendung mehrerer
verwandter Melodien)
7
7
5.Gaude coelestis sponsa (instrumental)
Die Sequenzmelodien aus der Zeit des St. Gallener Mönchs
Notker (9. Jh.) wurden teilweise auch textlos als sogenannte
sequelae in Neumenschrift niedergelegt. Erschließen lassen
sie sich im genauen Notentext leider erst von späteren Quellen, was aber dennoch aufgrund ihrer kontinuierlichen,
reichhaltigen Überlieferung über Jahrhunderte hinweg ein
relativ klares Bild von ihrer Gestalt ergibt. Eine sequela
konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch instrumental
ausgeführt werden. Die Melodien waren schon vor der Textdichtung vorhanden und entstammen nicht dem gregorianischen Repertoire. Sie weisen also eventuell auf eine vorchristliche Tradition hin. In den ex tempore vorgetragenen
- 210 - Trigonale 2011 – Das Programm
6.Thaer waes swylcra fela
'Der Gesang vom letzten Überlebenden'
aus dem Beowulf-Epos (Angelsächsisch, 8. Jh.?)
Das Ende eines Volkes, die bittere Konfrontation mit dem
Verlust aller Freunde, der Familie, der Besitztümer und Erinnerungen, kann als ein Mikrokosmos des Weltendes angesehen werden. In diesem Fragment (Auszug aus dem Beowulf-Epos, wo es ein trauriges Vorspiel zu der Episode vom
gestohlenen Kelch aus dem goldenen Schatz in der Drachenhöhle bildet) erfahren wir, dass ein kompletter nordischer
Stamm, dessen Name unerwähnt bleibt, durch Krieg vernichtet worden ist und nur ein einziger Mann am Leben
Trigonale 2011 – Das Programm - 211 -
bleibt. Er schafft die Schätze seines Volkes in eine nahegelegene Höhle (Gold, Waffen und sogar eine Harfe) als letzte Geste der Erinnerung, verfällt in eine elegische Klage,
bevor auch er in einen einsamen Tod hinübergleitet. Der
versteckte Schatz wird später von einem Drachen entdeckt,
einer übernatürlichen Kreatur, welche in der christlichen
Tradition oft in Zusammenhang mit der Apokalypse gebracht wird.
Quelle: London, BL, Cotton Vitellius A. XV.
Rekonstruktion: B. Bagby
7. Occidentana (instrumental)
7
Diese Weise hier taucht in zahlreichen Liederhandschriften
auf und ist alternativ auch unter dem Namen cithara bekannt. Der Ursprung und genaue Sinn der oft sehr illustrierenden Namen für die untextierten Sequenzmelodien
wird für alle Zeiten im Dunkeln bleiben müssen und stattdessen die Fantasie anregen. Diese titelgebenden Namen
tauchen in den später hinzugefügten Sequenztexten meist
nicht mehr auf; sehr oft sind es Instrumentenbezeichnungen. Dieser berühmten Melodie zu Ehren wird das Stück
auf der Kopie einer frühmittelalterlichen Flöte, gefertigt aus
der Ulna eines Schwans, vorgetragen.
Quelle: St. Gallen 10. Jh.
Rekonstruktion: N. Rodenkirchen
- 212 - Trigonale 2011 – Das Programm
8.Iudicii signum
'Die Prophezeihung der Erythräischen Sybille'
(Aquitanien, 11. Jh.)
Dies ist die Prophezeiung der Erythräischen Sybille, einem
heidnischen Orakel, welche zur Zeit Trojas gelebt haben
soll. Ihre Worte finden sich in Augustinus Gottesstaat (Civitate Dei, XVIII, 23) in einem akrostischen Gedicht. Die
Version in unserem Programm wurde in aquitanischen
Klöstern zum Fest der unschuldigen Kinder (28. Dezember)
gesungen, einem Fest mit starker Verbindung zu apokalyptischen Themen.
Quelle: Paris, BN lat. 1154
Transkription: B. Bagby
7
9.Scalam ad caelos (instrumental)
Hier rekonstruieren wir ein Stück, so wie es als instrumentale Überlieferung einer alten fränkischen Melodie von
Spielleuten wiedergegeben worden sein könnte. Es ist uns
als Sequenz des Notker von St. Gallen (ca. 840 – 912) erhalten geblieben ist. Wir kennen die starke Wirkung, die
diese Melodie innerhalb wie auch außerhalb der Kirche
über die Jahrhunderte besaß.
Quelle: Notker-Sequenz Scalam ad caelos
(Transkription: A. Planchart)
Rekonstruktion: B. Bagby & N. Rodenkirchen
Trigonale 2011 – Das Programm - 213 -
7
10. Summi regis archangele Michahel
11. A fellr austan um eitrdala
'Sequentia‚ quam Alcuinus composuit Karolo Imperatori'
['Sequenz vom heiligen Michael, welche Alkuin dem Kaiser
Karl komponiert hat']
(Einsiedeln, 10. Jh./Original evtl. 8. Jh.)
'Die Prophezeihung der Völva [Seherin]'
(aus der alt-isländischen Edda, Island, 9. Jh.)
'Summi Regis' ist eine der weitverbreitetsten Sequenzen des
Mittelalters. In der ausdrücklichen Widmung des Mönchs
Alkuin an Kaiser Karl den Großen wird deutlich, dass der
Sänger den Kaiser mit dem Erzengel Michael ideell gleichsetzt, welcher den Drachen zur Erlösung der Menschheit
besiegt hat. Vielleicht lässt sich die Faszination der mittelalterlichen Menschen an der christlichen Gestalt des Drachentöters mit der damals unterschwellig noch lebendigen
heidnischen Mythologie erklären und der darin vorkommenden Unzahl an Schlangen oder drachenartigen Ungeheuern, besonders im Zusammenhang mit dem Weltuntergang. Bei 'Summi Regis' ist aufgrund der Quellenlage
unklar, ob es sich tatsächlich um eine Originalsequenz von
Alkuin oder lediglich eine Nachdichtung des 10. Jhs. handelt. Alkuin weilte von 782 – 789 im Frankenreich und wirkte im Gelehrtenkreise um Karl den Großen.
Völuspá, eine der berühmtesten alt-isländischen Lieddichtungen, ist der persönliche Bericht einer Seherin von einer
grandiosen Schau. Darin gibt sie ihrer Zuhörerschaft eine
überwältigende seherische Beschreibung von der Erschaffung der Welt, vom Auftauchen der Götter und Zwerge,
und schließlich – im heute vorgetragenen Auszug – vom
feurigen Weltende wie auch dem Endschicksal der Götter.
Auch wenn der Codex Regius in seiner schriftlichen Form
aus dem 13. Jh. stammt, ist das darin enthaltene – mündlich
überlieferte – Repertoire der Epensänger nachweislich um
viele Jahrhunderte älter.
Quelle: Reykjavik, Stofnun A. Magnussonar‚
Gl.kgl.sml.2365 4to ('Codex Regius')
Rekonstruktion: B. Bagby & N. Rodenkirchen
Quelle: Einsiedeln, Stiftsbibliothek Codex 121
Transkription: N. Rodenkirchen
- 214 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 215 -
7
Se que ntia
Ensemble für Musik des Mittelalters
7
1977 durch Benjamin Bagby und die verstorbene Barbara
Thornton gegründet, zählt Sequentia zu den innovativsten
und international am meisten geschätzten Ensembles für
Musik des Mittelalters. Unter der Leitung Benjamin Bagbys blickt Sequentia nun auf eine fast 35-Jahre andauernde
Arbeit zurück. Diese umfasst internationale Konzertreisen,
eine umfangreiche, das gesamte Mittelalter umspannende
Liste von Veröffentlichungen auf Tonträgern, darunter das
Gesamtwerk der Hildegard von Bingen, sowie Film- und
Fernsehproduktionen mit mittelalterlichen Musikdramen.
Außerdem zogen Mitglieder des Ensembles eine neue Generation von jungen Musikern in professionellen Ausbildungskursen heran.
Das Ensemble trat bisher in ganz Europa, in Nord- und
Südamerika, in Indien, im Mittleren Osten, in Asien, Afrika
sowie Australien auf und konnte zahlreiche Auszeichnungen für viele seiner 31 Einspielungen bei der BMG Deutsche Harmonia Mundi, bei Marc Aurel Edition, bei Raumklang und anderen Labels entgegennehmen, darunter einen
Disque d'Or, mehrere Diapasons d'Or, zwei Edison-Preise,
und den Deutschen Schallplattenpreis. Außerdem wurde das
Ensemble für einen Grammy nominiert.
Fluch des Rheingolds) sowie der frühesten europäischen
Liedern (Verschollene Lieder eines rheinischen Harfners) und
mittelalterlich liturgischen Gesang (Chant Wars, eine Koproduktion mit dem Pariser Ensemble Dialogos unter der
Leitung von Katarina Livljanic). Das Programm Endzeitfragmente ist in 2008 als CD bei Raumklang erschienen.
Sequentia hat über 70 innovative, weltweit präsentierte
Konzertprogramme geschaffen, welche das gesamte Spektrum der mittelalterlichen Musik ausloten, zusätzlich zur
Durchführung von mehreren großen Musiktheaterprojekten, wie Hildegard von Bingens Ordo Virtutum, dem Cividale
Planctus Mariae, der Bordesholmer Marienklage, Heinrich von
Meissens Frauenleich und der mittelalterlichen isländischen
Edda. Die Arbeit des Ensembles wird zwischen einem kleineren Ensemble mit Gesangs- und Instrumentalsolisten für
die Konzertreisen und einem Männerstimmenensemble für
ein- und mehrstimmige Gesänge aufgeteilt. Nach 25 Jahren
Köln ist der Sitz des Ensembles nun Paris.
www.sequentia.org
Jüngste Veröffentlichungen beinhalten das vielbeachtete
Programm des Ensembles mit apokalyptischen Gesängen
(Endzeitfragmente), mit Musik der isländischen Edda (Der
Der Sänger, Harfenist und Mediävist
Benjamin Bagby, den die mittelalterliche Musik schon in früher Jugend begeisterte, nimmt seit über 25 Jahren eine
bedeutende Stellung im Bereich Aufführungspraxis mittelalterlicher Musik ein.
Seit 1977 widmet sich Benjamin Bagby fast ausschließlich der
Forschungs-, Aufführungs- und Aufnahmetätigkeit von
- 216 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 217 -
7
Sequentia. Zusätzlich beschäftigt sich Benjamin Bagby intensiv mit solistischen Aufführungen von angelsächsischer
Dichtung in mündlicher Überlieferung: Eine vielbeachtete
bardische Aufführung des Beowulf-Epos wurde weltweit
gehört und 2007 als DVD veröffentlicht. In Ergänzung zur
Entwicklung von Programmen für Sequentia und der damit
verbundenen Forschungsarbeit hat Benjamin Bagby als Autor ausgiebig über mittelalterliche Aufführungspraxis geschrieben und veröffentlicht. Als Gastprofessor und Dozent
hat er Kurse und Workshops in ganz Europa und Nordamerika gegeben. Seit 2005 unterrichtet er mittelalterliche Aufführungspraxis an der Sorbonne, Universität Paris.
In den letzten Jahren engagiert er sich auch zunehmend für
Projekte mit Neuer Musik und zeitgenössischer Improvisation, denen er mit seinen archaischen Flötentönen und
seiner an mittelalterlicher Musik geschulten Klangauffassung eine unverwechselbare Farbe gibt. In diesem Bereich
arbeitet er vor allem mit Albrecht Maurer zusammen. Zudem
hat er sich als vielseitiger Komponist im Bereich Film- und
Theatermusik einen Namen gemacht.
Norbert Rodenkirchen ist künstlerischer Leiter der Schnütgen
Konzerte – Musik des Mittelalters im Kölner Museum Schnütgen. www.norbertrodenkirchen.de
www.BagbyBeowulf.com
7
Norbert Rodenkirchen ist Mitglied
von Sequentia seit 1995. Neben der Arbeit
mit Sequentia spielt er im französischen
Ensemble Dialogos sowie mit dem Ensemble Personat, gibt Workshops zur Aufführungspraxis des Mittelalters an verschiedenen Musikhochschulen und erforscht in seinen Soloprogrammen die Möglichkeiten für eine authentische Rekonstruktion mittelalterlicher Improvisationskunst.
Im Jahr 2009 erschien seine zweite Solo-CD Flour de Flours /
Guillaume de Machaut / Lais & Virelais bei marc aurel edition.
Zusätzlich gründete er 2009 das Ensemble Candens Lilium,
welches in seiner ersten, vom WDR produzierten CD die
faszinierenden Gesänge des Antiphonars der Anna Hachenberch / St. Cäcilien, Köln, eingespielt hat (2010).
- 218 - Trigonale 2011 – Das Programm
Aut o g r a mme
Trigonale 2011 – Das Programm - 219 -
7
Mittwoch, 14.09., 19.00 Uhr
Stiftskirche St. Georgen
Jephta
E inle itun g
»eins zu eins – unentschieden«
Zu mancher richtigen Entscheidung kam es nur, weil der Weg
zur falschen gerade nicht frei war.
Hans Krailsheimer
Ensemble &cetera
8
Ulrike Hofbauer: Sopran
Kristine Jaunalksne: Sopran
Julie Comparini: Alt
Jakob Pilgram: Tenor
Georg Poplutz: Tenor
Jon Stainsby: Bass
Marie Bournisien: Arpa doppia
Julian Behr: Theorbe
Brigitte Gasser: Lirone
Ralph Stelzenmüller: Orgel
Markus Hünninger: Cembalo
Ann Allen: gestalterische Mitarbeit
- 220 - Trigonale 2011 – Das Programm
Wir dürfen in unserem Leben immer wieder Entscheidungen
fällen – oder sollte es eher heißen, wir »müssen«? Konsequenzen zeigen sich häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Und weil oft alles Überlegen und Abwägen keine Klarheit
bringen kann, handeln wir manchmal vorschnell oder schrecken davor zurück, überhaupt eine Entscheidung zu fällen.
Das Ensemble &cetera befasst sich mit genau diesem Thema,
denn an den spannenden Entscheidungs-Punkten im Leben
der vorgestellten Helden entzündet sich gewaltige Dramatik. Namensgebend für das Programm ist die Geschichte von
Jephta, der seine eigene Tochter opfert, um ein unbedacht
gemachtes Gelübde zu erfüllen. Giacomo Carissimis Vertonung dieser verstörenden, alttestamentlichen Erzählung mit
der ergreifenden Klage der Tochter um ihren vorzeitigen
Tod machte das Oratorium im 17. Jh. in ganz Europa berühmt. Im weiteren Verlauf des Abends kommen Heroen
zu Wort, die mit dem Fällen von Entscheidungen und deren
Folgen ihre liebe Not haben. Die Vertonungen stammen
von italienischen Meistern des frühen 17. Jahrhunderts.
Trigonale 2011 – Das Programm - 221 -
8
Mit L'Astratto eröffnet eine kapriziöse Sängerin den Konzertabend: Sie kann sich nicht entscheiden, mit welchem Lied
sie ihr gebrochenes Herz trösten könnte!
In Dispietata pietate klagt Aminta Daphne an, zu Unrecht
den Pfeil zurückgehalten zu haben: Er leide so sehr unter
seinem gebrochenen Herzen, dass er nur noch den Tod herbeisehne.
Se m'amate, io v'adoro schildert heiter das »richtige« Verhalten zweier Liebenden: Wenn der Eine liebt, will der Andere
auch lieben, er will sterben, wenn der Andere stirbt und
eben auch hassen, wenn der Andere hasst.
8
Timore e che sarà beleuchtet hingegen einen gespaltenen
Charakter: Barbara Strozzi vertonte hier in einem Dialogo
a voce sola den inneren Widerstreit zwischen Angst und
Hoffnung: Die beiden können sich nicht darauf einigen, ob
sie jetzt wagen sollen zu lieben oder es doch lieber bleiben
lassen sollen, aus Angst, verletzt zu werden.
Ebenfalls von der venezianischen Komponistin Barbara
Strozzi stammt das Madrigal L'Usignuolo. Hier geht der
Dichter einer der grundlegenden Fragen zur Musik überhaupt nach: warum singt die Nachtigal und warum singen
wir? Aus Freude oder eher aus Wut? Wollen wir singen,
oder müssen wir?
Maria Stuart zeigt sich als furchtlose, stolze Frau, die mit
unverbundenen Augen ihren Weg zur Guillotine beschreitet. Ihren Putsch gegen Königin Elisabeth bereut sie zu keinem Zeitpunkt, vielmehr flüchtet sie sich in die wiederholte
Beteuerung ihrer Unschuld. Sie kann der Wahrheit nicht ins
Auge sehen, dass ihre eigene Ungeschicklichkeit beim Verschlüsseln ihrer Briefe zum Scheitern des Attentatversuchs
– und damit zu ihrem eigenen Todesurteil – geführt haben.
Den Abschluss des ersten Teils bildet ein zweiteiliges Madrigal von Sigismondo D'India. Hier gibt sich der Dichter
ein letztes Mal seiner maßlosen Bewunderung für die »göttlichen und gesegneten« Augen seiner Geliebten hin, die seine Liebe nicht erwidern will oder kann, bevor er seine Konsequenzen zieht und sie für immer verlässt. Jedoch weiß er
wohl, dass ihre Augen ihn noch sehr, sehr lange verfolgen
werden, egal wie viel Distanz er zwischen sich und sie bringen wird.
Nach der Pause erklingt die Hohelied-Vertonung »Filiae
Jerusalem« des sizilianischen Komponisten Erasmo Marotta:
»Sie« sucht »ihn« und kann sich nicht erklären, warum er
weggegangen ist, und wohin. Dieser Motette folgt das eingangs vorgestellte Oratorium Jephta des römischen Komponisten Giacomo Carissimi.
Die letzten Momente der schottischen Königin Maria Stuart
vertonte Giacomo Carissimi in einer großangelegten Monodie.
- 222 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 223 -
8
Pro g r a mm
Barbara Strozzi
(1619 Venezia – 1677 Padova)
1.L'Astratto. Voglio si vò cantar
Aus: Arie a voce sola, op. 8, Venezia, 1664
Barbara Strozzi
6.L'Usignuolo
Donzella Ateniese sforzata dal Re di Tracia
Aus: Il primo libro de madrigali, Venezia, 1644
Sigismondo D'India
(ca. 1582 Palermo – ca. 1629 Modena?)
2.Dispietata pietate
Aus: Il terzo libro de Madrigali,Venezia, 1615
Giacomo Carissimi
(1605 Marino bei Roma – 1674 Roma)
7. Ferma, lascia ch'io parli
Girolamo Frescobaldi
(1583 Ferrara – 1643 Roma)
3.Se m'amate io v'adoro Aus: Primo libro d'arie musicali per cantarsi, Firenze, 1630
8
Barbara Strozzi
4.Trà la speranze e'l timore
Dialogo à voce sola
Aus: Cantate, ariette e duetti, op. 2, Venezia, 1651
Girolamo Frescobaldi
5.Correnti
Aus: Toccate d'intavolatura di cimbalo et organo, Roma, 1637
Luigi Rossi
(ca. 1597 Torremaggiore? – 1653 Roma)
8.Passacaglia
Sigismondo D'India
9.Alme Luci beate
Aus: Ottavo libro de madrigali, Roma, 1624
Paus e
Erasmo Marotta
(ca. 1576 Randazzo in Sizilien – 1641 Palermo)
10. Filiae Jerusalem
Aus: Raccolta di mottetti, libro primo, Palermo, 1635
Giacomo Carissimi
11. Jephta
Manuskript, Paris
- 224 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 225 -
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T e x te
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1. L'Astratto. Voglio si vò cantar
1. Ich will singen
Text: Giuseppe Artale
Text: Giuseppe Artale
Voglio si vò cantar, forse cantando
trovar pace potessi al mio tormento
hà d'opprimere il duol forza il concento
si, si pensiero aspetta
a sonar comintiamo
e a nostro senso una canzon troviamo.
hebbi il core legato un di
d'un bel crin
la straccerei subito ch'apro un foglio
sento che mi raccorda il mio cordoglio
Fuggia la notte e sol spiegava intorno
eh, si confondon qui la nott'èl giorno
volate ò furie
volate e conducete
un miserabile al foco eterno …
ma che fò nell'inferno?
Al tuo ciel vago desio
spiega l'ale e vanne
à fè che quel che ti compose
poco sapea dell'amoroso strale
desiderio d'amante in ciel non sale.
Goderò sotto la luna
hor questa si ch'è peggio
fà il destin de gl' amanti e vuol fortuna.
Ich will singen,
vielleicht kann ich beim Singen Ruhe finden vor meiner Qual.
Musik hat die Kraft, das Leid zu unterdrücken.
Ja, ja, Gedanken haltet ein!
Fangen wir an zu spielen
und für unsere Stimmung ein Lied zu finden.
»Mein Herz war einst gebunden
von wunderschönen Haaren …«
Ich will's zerreissen. Sobald ich umblättere,
werde ich an meinen Gram erinnert.
»Die Nacht ist geflohen und überall scheint die Sonne ...«
Ha, hier verwechseln sie Nacht und Tag!
»Fliegt, oh Furien,
fliegt und führt
diesen Elenden zum ewigen Feuer ...«
Aber was mache ich in der Hölle?
»Nach deinem Himmel, schöne Ersehnte,
breite die Flügel aus und fliege ...«
Ach wirklich, wer dich geschrieben hat,
wusste sehr wenig von den Pfeilen Amors!
Das Sehnen eines Liebenden steigt nie bis zum Himmel.
»Ich werde im Mondlicht genießen ...«
Das ist ja noch schlimmer!
Es kennt das Schicksal der Liebenden und erwartet Glück!
- 226 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 227 -
8
misero i guai m'han da me stesso astratto
e cercando un soggetto
per volerlo dir sol cento n'ho detto.
Chi nel carcere d'un crine
i desiri hà prigionieri
per sue crude aspre ruine
ne men suoi sono i pensieri.
Chi ad' un vago alto splendore
diè fedel la libertà
schiavo al fin tutto d'amore
ne men sua la mentre havrà.
Quind' io misero e stolto
non volendo cantar cantato hò molto.
Ich Arme, mein Unglück hat mich zerrissen
und nach einem einzigen Stück suchend,
um nur eine Sache zu sagen, hab ich hunderte gesagt.
Er, der von seinen Wünschen
in ein Gefängnis von schönen Haaren eingesperrt ist,
besitzt wegen seines eigenen grausamen, harten Ruins
nicht einmal seine eigenen Gedanken.
Wer treu seine Freiheit einem hohen
schönen Glanz verpfändet hat,
– letztlich ein Sklave der Liebe –
dem gehört nicht einmal mehr sein eigener Kopf!
Daher habe ich, elend und dumm,
obwohl ich gar nicht singen wollte, so viel gesungen.
2. Dispietata pietate
2. Erbarmungsloses Mitleid
Text: Torquato Tasso
Text: Torquato Tasso
Dispietata pietate
Fu la tua veramente, o Dafne, allora
Che ritenesti il dardo:
Però che'l mio morire
Più amaro sarà quanto più tardo.
Ed or perché m'avvolgi
Per sí diverse strade e per sí varii
Ragionament' invano? Di che temi?
Temi ch'io non m'uccida?
Temi del mio bene.
Deh, lasciami morire in tante pene.
Es war also wirklich nichts
als erbarmungsloses Mitleid, oh Daphne,
als du den Pfeil zurückhieltest.
Trotzdem wird mein Sterben
bitterer sein, je später es eintritt.
Und warum verwickelst du mich jetzt
unnötig in so unterschiedliche Wege und so
verschiedenartige Gedankengänge? Wovor hast du Angst?
Fürchtest du, dass ich mich nicht töten werde?
Du fürchtest um mein Wohl.
Ach, lass mich sterben in so großer Pein!
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- 228 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 229 -
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3. Se m'amate io v'adoro
3. Wenn Ihr mich liebt, bete ich Euch an
Se m'amate, io v'adoro,
Se pur mi disprezzate,
io vi disprezzo,
Se morite per me, io per voi moro.
Se m'odiate voi, io son' avvezzo
A secondar d'Amor gli effetti suoi,
Sempre farò quel che farete voi.
Wenn Ihr mich liebt, bete ich Euch an,
Wenn Ihr mich verachtet,
verachte ich Euch,
Wenn Ihr für mich sterbt, werde ich für Euch sterben.
Wenn Ihr mich hasst, so werde ich, da ich gewohnt bin,
Der Liebe in allen Dingen Beistand zu leisten,
Stets nachahmen, was Ihr tut.
4. Trà la speranze e'l timore
4. Zwischen Hoffnung und Furcht
Dialogo à voce sola
Dialog für eine Stimme
»Timore, e che sarà?
Godremo si ò nò?«
»Datemi libertà,
speranze, e vel' dirò:
Non s'accordano mai
le speranze el' timor,
che l'uno sogna guai
e l'altre accieca Amor.«
»Datemi libertà,
speranze, e vel' dirò:
»timore, di, di pur di!«
»speranze, io vel' dirò,
mà se dirò di nò,
voi direte di sì.«
»O Furcht, was wird sein?
Werden wir glücklich, ja oder nein?«
»Gebt mir Freiheit,
Hoffnung, und ich will es euch sagen:
Hoffnung und Furcht
stimmen nie überein,
denn die eine träumt stets von Schmerzen,
Amor aber blendet die andere.«
»Gebt mir Freiheit,
Hoffnung, und ich will es euch sagen:
»Sag, Furcht, sag es!«
»Hoffnung, ich will es euch sagen,
aber wenn ich nein sage,
werdet ihr ja sagen.«
- 230 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 231 -
8
6. L'Usignuolo
6. Die Nachtigall
Donzella Ateniese sforzata dal Re di Tracia
Ein athenisches Fräulein, bedrängt vom König von Thrakien
Quel misero usignuolo
spiega la pompa de' canori accenti
e racconta il suo duolo
al fonte, al prato, a la foresta, ai venti.
Piange l'ingiurie Filomena e i torti
d'un trace ingannatore;
e non canta d'amore,
ma con l'irata lingua
ricorda al Ciel che i traditori estingua.
Chi credería che voce
cara e soave tanto
muovan gli sdegni al canto?
Die armselige Nachtigall
entfaltet den Prunk ihres musikalischen Gesanges
und erzählt ihren Schmerz
der Quelle, der Wiese, dem Wald und den Winden.
Philomena beweint die Schmähungen und das Unrecht,
die ihr durch einen thrakischen Betrüger zuteil werden,
und sie singt nicht von der Liebe,
sondern erinnert mit erzürnter Zunge
den Himmel daran, dass er die Verräter auslöschen solle.
Wer hätte geglaubt, dass der Zorn
eine Stimme, so lieblich und süß,
zum Singen veranlassen könnte?
8
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- 232 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 233 -
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Noi pur, o belle avare,
allor ch'al nostro ossequioso affetto
son le mercedi rare,
più di rabbia cantiam che per diletto.
Auch wir, oh ihr schönen Gierigen,
die wir selten Lohn erhalten
für unsere unterwürfigen Liebesbezeigungen,
singen mehr aus Wut als aus Freude.
7. Ferma, lascia ch'io parli
7. Halt, Lass mich sprechen
Ferma, lascia ch'io parli, sacrilego Ministro!
Se ben fato inclemente
a morte indegna come rea mi destina,
Vissi e moro Innocente,
son del sangue Stuardo e son Regina,
perche bendarmi i lumi?
s'io mirai tanti giorni,
hò petto ancora da mirar l'ultim' ora,
e s'io gl' apersi al' cielo,
saprò ben' senza velo alla Vita serarli.
ferma, ferma, lascia, lascia ch'io parli!
Mà, che dirò?
Purtroppo hoggi favella à mio pro l'Innocenza
e di si rea sentenza a Dio s'appella.
Vilipesa Innocenza, s'una Regina
à ti salvar non lice cui l'invidia fà guerra,
à chi ricorrer deve in Inghilterra
un Mendico, un' Vassalo, un' infelice?
vilipesa Innocenza,
Vattene pur dà mè, torna alle stelle,
ch'io con Anima intrepida, e serena
sarò frà tante squadre a Dio rubelle
Halt, lass mich sprechen, gotteslästerlicher Priester!
Wenn auch das ungünstige Schicksal
mir einen unverdienten Tod beschert,
leb' und sterb' ich in Unschuld.
Ich bin vom Blute der Stuarts und ich bin Königin.
Warum mir die Augen verbinden?
Wenn ich doch so viele Tage vorbeiziehen sah,
habe ich auch den Mut, meiner letzten Stunde entgegenzusehen.
Und so wie ich sie zum Himmel hob
kann ich nun ohne Schleier aus dem Leben scheiden.
Halt, wartet, lasst mich doch sprechen!
Aber – was werde ich sagen?
Leider spricht für mich heute nur die Unschuld
und gegen dieses grausame Urteil ruft sie zu Gott.
Verachtete Unschuld, wenn sie sogar eine Königin nicht rettet,
die dem Neid den Krieg erklärt hat,
an wen darf sich dann in England
ein Bettler, ein Vasall, ein Unglücklicher wenden?
Verachtete Unschuld.
Geh weg von mir, kehre zurück zu den Sternen,
denn ich werde mit furchtloser, abgeklärter Seele
inmitten gottloser Menschenmassen
- 234 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 235 -
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di mia Tragedia, e spetatrice e scena.
A morire, à morire!
Per serbar Giustizia, e fede,
più non vaglion le Corone,
che di stato la Ragione
anco la verità sà far mentire.
à morire, à morire!
Versarò dal collo il sangue
mà non già dai lumi il pianto,
che se bene Io resto esangue,
la costanza al mio duol' mesce elisire
A morire, à morire!
Voi, mie care donzelle,
che m'inchinaste al soglio
et hor piagenti mi seguite ai tormenti,
compatite i miei casi,
e s'io lassa rimasi spogliata d'ogni ben', d'ogni fortuna,
non per questo morendo gl'oblighi miei tralascio,
partitevi l'amor con cui vi lascio.
Soffrite costanti la dura mia sorte,
e s'invida Morte stillandovi in pianti
à voi mi toglie, ò fide ancelle in terra,
con sempiterno riso v'abbraccerò
Compagne in Paradiso.
Mira Londra, et impara le vicende mondane
e tu, ch'all' Anglicane schiere dai legge
o Jezabelle altera,
di Giustitia severa aspetta i colpi,
e se per farti in brani
mancheranno alle belve artigli e morsi
- 236 - Trigonale 2011 – Das Programm
in meiner Tragödie Zuschauerin und Szene sein.
Zum Sterben!
Um Gerechtigkeit und Glauben zu bewahren
sollen keine Kronen mehr gelten,
denn für Gründe der Vernunft
weiß sogar die Wahrheit zu lügen.
Zum Sterben!
Es wird wohl vom Halse das Blut fließen,
aber aus meinen Augen keine Träne,
auch wenn ich verblute,
wird Standhaftigkeit meinem Schmerz ein Elixier mischen.
Zum Sterben!
Ihr, meine lieben Mädchen,
die ihr vor meinem Thron knietet
und klagend meiner Qual folgt,
beweint meinen Fall.
Und ich, ach, beraubt alles Guten, allen Glückes,
unterlasse trotzdem meine Pflichten nicht:
Teilt die Liebe, die ich Euch hinterlasse.
Erduldet standhaft mein hartes Schicksal,
Und wenn der neidvolle Tod mich Euch Aufbegehrenden
und Weinenden entreißt, oh, treue Frauen auf der Erde,
werde ich Euch, Gefährtinnen, mit einem ewigen Lächeln
im Paradies umarmen.
Sieh, London, und lerne die Wechselfälle der Welt,
und du, die du die Briten regierst,
hochmütige Isabella,
erwarte von der strengen Gerechtigkeit die Strafe!
Und wenn, um dich in Stücke zu hauen,
den Bestien Klauen und Bisse fehlen,
Trigonale 2011 – Das Programm - 237 -
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serviranno di Cani i tuoi rimorsi.
Sì, sì, sfogati, assali
scarica sul mio capo à cento à mille
del tuo furor gli strali!
Vibra senza pietà sù questo petto esangue
strazi, scempi, flagelli, atrocità.
Lascia ch'un' mar di sangue m'inostri il nero Manto,
fulmina pur, che tanto stratiarmi non saprai
quant'io soffrire.
A morire, à morire
Qui tacque, e forte e invitta
al suo destin s'arrese la Regina Scozzese,
ne guari andò ch'un colpo indegno e rio
divise il Corpo, et unì l'alma à Dio.
bleiben doch die Hunde zu deiner Reue.
Ja, ja, tobe dich aus, Wut,
regne über meinem Kopf hunderte, tausende Pfeile
deines rasenden Zorns!
Schlage ohne Erbarmen zu über dieser blutgetränkten Brust
mit Qualen, Marter, Geißeln und Wildheit.
Lass ein Meer aus Blut meinen Mantel schwarz färben,
erschlag mich, denn du wirst mich nicht soviel quälen
wie ich leide!
Zum Sterben!
Hier schwieg sie, und stark und unbesiegt
ergab sich die schottische Königin Ihrem Schicksal,
und einen Moment später teilte ein unwürdiger und böser
Schlag den Körper und vereinte die Seele mit Gott.
9. Alme Luci beate
9. Ihr seligen Augenlichter
Alme luci beate,
Che dolcemente ardeste
E dolce distrugeste
L'incenerito core,
Chi di bei lampi hor farà lieto Amore?
Ihr seligen Augenlichter,
die ihr süß branntet
und lieblich zerstörtet
das eingeäscherte Herz,
wen wird Amor nun mit schönen Blitzen glücklich machen?
Io vi lascio, mie scorte,
Io mi parto, bei lumi,
Io vò lungi, miei Numi,
E non ho speme ohimè che mi conforte.
Alme luci beate,
Se per sì lunga etate
Ich gehe, meine Lichter,
ich gehe weit weg, meine Götter,
und habe keine Hoffnung mehr,
die mich trösten könnte.
Ihr seligen Augenlichter,
wenn für so lange Zeit
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- 238 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 239 -
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Amando e desiando
Voi foste il mio gioire,
Hor per sì lunga etate
Amando e rimembrando
Sarete il mio martire.
liebend und sehnend
ihr meine Freude wart,
werdet ihr nun für so lange Zeit
liebend und erinnernd
mein Martyrium.
10. Filiae Jerusalem
10. Ihr Töchter Jerusalems
-Filiae Ierusalem,
num quem diligit anima mea vidistis?
-Quo abiit dilectus tuus,
o pulcherrima mulierum?
-Quaesivi eum in lectulo meo per noctem
et non inveni.
-Qualis est dilectus tuus? et quaeremus eum tecum.
-Dilectus meus candidus et rubicundus,
caput eius aurum optimum,
oculi eius sicut columbae super rivulos aquarum,
labia eius dulcia super mel et favum,
manus eius tornatiles aureae plenae iacinthis.
-Qualis est dilectus tuus?
-Talis est dilectus meus, filiae Ierusalem:
si inveneritis, dicite ei quia amore langueo.
-Ihr Töchter Jerusalems,
habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?
-Wo ist dein Geliebter hingegangen,
o Schönste unter den Frauen?
-Ich suchte ihn in meinem Bett des Nachts
und fand ihn nicht.
-Wie ist dein Geliebter? Wir werden ihn mit dir suchen.
- Mein Geliebter ist weiß und rot,
sein Kopf lauteres Gold,
seine Augen wie Tauben an Wasserquellen,
seine Lippen süßer denn Honig und Wabe,
seine Hände goldene Rollen, mit Topasen-Stein besetzt;
-Wie ist dein Geliebter?
-So ist mein Geliebter, ihr Töchter Jerusalems:
wenn ihr ihn findet, sagt ihm, dass ich vor Liebe verschmachte.
- 240 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 241 -
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11. Jephta
11. Jephta
Testo: Richter XI, 29-38
Text nach Richter XI, 29-38
Altus solo
Cum vocasset in proelium filios Israel rex filiorum Ammon
et verbis Jephte acquiescere noluisset, factus est super Jephte
Spiritus Domini, et progressus ad filios Ammon votum
vovit Domino dicens:
Alt Solo
Als der König der Ammoniter die Israeliten zum Kampf gefordert
hatte und die Worte Jephtes nicht beachten wollte,
kam über Jephte Gottes Geist, und da er gegen die Ammoniter
vorrückte, sprach er vor dem Herrn ein Gelübde:
Jephte – Tenor solo
Si tradiderit Dominus filios Ammon in manus meas,
quicumque primus de domo mea occurrerit mihi,
offeram illum Domino in holocaustum.
Jephte – Tenor Solo
Wenn der Herr die Kinder Ammon in meine Hand gibt,
dann werde ich dem Herrn als Opfer darbringen, wer auch
immer mir als erster aus meinem Hause entgegentritt.
Chorus
Transivit ergo Jephte ad filios Ammon, ut in Spiritu forti
et virtute Domini pugnaret contra eos;
et clangebant tubae, et personabant tympana,
et proelium commissum est adversus Ammon.
Chor
Also zog Jephte gegen die Ammoniter, um mit tapferem Geist
und der Kraft des Herrn gegen sie zu kämpfen.
Es schmetterten die Trompeten und es dröhnten die Pauken,
als die Schlacht gegen Ammon begann.
Basso solo
Fugite, cedite, impii, perite, gentes;
occumbite in gladio, Dominus exercituum in proelium
surrexit et pugnat contra vos.
Bass solo
Flieht, weicht, ihr Gottlosen, geht zugrunde,
fallt unter dem Schwert. Der Herr der Heere
steht auf zur Schlacht und kämpft gegen euch.
Chorus
Fugite, cedite impii, corruite
et in furore gladii dissipamini.
Chor
Flieht, weicht, ihr Gottlosen, stürzt zusammen
und werdet zersprengt unter dem Wüten des Schwertes.
- 242 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 243 -
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Solo
Et percussit Jephte viginti civitates Ammon
piaga magna nimis.
Solo
Und Jephte zertrümmerte zwanzig Städte Ammons
mit einem über alle Maßen gewaltigen Schlag.
Chorus
Et ululantes filii Ammon
facti sunt coram filiis Israel humiliati.
Chor
Und die Ammoniter weinten,
da sie öffentlich von den Israeliten gedemütigt wurden.
Solo
Cum autem victor Jephte in domum suam reverteretur,
occurrens ei unigenita filia sua
cum tympanis et choris praecinebat:
Solo
Als aber Jephte als Sieger nach Hause zurückkehrte,
trat ihm seine einzige Tochter entgegen
und sang mit Pauken und Reigen:
F (Filia)
Incipite in tympanis et psallite in cymbalis,
hymnum cantemus Domino
et modulemur canticum.
Laudemus Regem coelitum, laudemus belli Principem,
qui filiorum Israel victorem ducem reddidit.
Tochter
Schlagt die Pauken, lobsingt mit Zimbeln.
Lasst uns dem Herrn ein Loblied singen
und einen Freudenchor anstimmen.
Lasst uns den König des Himmels loben, den Kriegsfürsten,
der den Feldherrn der Israeliten als Sieger zurückgegeben hat.
A2
Hymnum cantemus Domino
et modulemur canticum,
qui dedit nobis gloriam et Israel victoriam.
A2
Lasst uns dem Herrn ein Loblied singen
und einen Freudenchor anstimmen,
denn er schenkte uns Ruhm und Israel den Sieg.
F (Filia)
Cantate mecum Domino, cantate omnes popoli,
laudate belli Principem,
qui nobis dedit gloriam et Israel victoriam.
Tochter
Singt mit mir dem Herrn, singt alle Völker,
lasst uns den Kriegsfürsten preisen,
denn er schenkte uns Ruhm und Israel den Sieg.
- 244 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 245 -
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Chorus
Cantemus omnes Domino, cantate omnes popoli,
laudemus belli Principem,
qui nobis dedit gloriam et Israel victoriam.
Chor
Lasst uns alle dem Herrn singen,
lasst uns alle den Kriegsfürsten preisen,
denn er schenkte uns den Ruhm und Israel den Sieg.
Solo
Cum vidisset Jephte, qui votum Domino voverat,
filiam suam venientem in occursum,
prae dolore et lachrimis scidit vestimenta sua et ait:
Solo
Als Jephte, der dem Herrn das Gelübde geleistet hatte,
seine einzige Tochter ihm entgegentreten sah,
zerriss er in Schmerz und Tränen seine Kleider und sagte:
Jephte
Heu mihi, filia mea! Heu, decepisti me, filia unigenita.
et tu pariter, heu, filia mea, decepta es.
Jephte
Wehe, meine Tochter, wie täuschst du mich, meine einzige Tochter,
und du gleichermaßen, wie bist du getäuscht.
F (Filia)
Cur ego te, pater, decepi, et cur ego,
filia tua unigenita, decepta sum?
Tochter
Warum habe ich dich, Vater, getäuscht und weshalb bin ich,
deine einzige Tochter, getäuscht?
Jephte
Aperui os meum ad Dominum
ut quicumque primus de domo mea occurrerit mihi,
offeram illum Domino in holocaustum.
Heu mihi, filia mea!
Heu, decepisti me, filia unigenita;
et tu pariter, heu, filia mea, decepta es.
Jephte
Ich habe dem Herrn versprochen,
ich würde ihm als Opfer darbringen,
wer mir als erster aus meinem Hause entgegentrete.
Wehe mir, meine Tochter,
du hast mich getäuscht, meine einzige Tochter,
und du meine Tochter, wehe, bist gleichermaßen getäuscht.
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- 246 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 247 -
F (Filia)
Pater mi,
si vovisti votum Domino,
reversus victor ab hostibus,
ecce ego filia tua unigenita:
offer me in holocaustum victoriae tuae.
Hoc solum, pater mi,
praesta filiae tuae unigenitae ante quam moriar.
Tochter
Mein Vater, mein Vater,
wenn du dem Herrn dies versprochen hast
und nun als Sieger über deine Feinde heimkehrst,
siehe, dann biete ich, deine einzige Tochter,
mich zum Brandopfer an für deinen Sieg.
Nur eines gewähre mir, deiner einzigen Tochter,
bevor ich sterben soll.
Jephte
Quid poterit animam tuam, quid poterit te,
moritura filia, consolari?
Jephte
Was wird deine Seele, was wird dich,
todgeweihte Tochter, trösten können?
F (Filia)
Dimitte me, ut duobus mensibus
circumeam montes, ut cum sodalibus
meis plangam virginitatem meam.
Tochter
Lass mich gehn, dass ich zwei Monate lang
im Gebirge umherwandere, um mit meinen Freundinnen
meine Jungfräulichkeit zu beklagen.
Jephte
Vade filia, vade filia mea unigenita,
et plange virginitatem tuam.
Jephte
Geh, meine Tochter, geh,
und beklage deine Jungfräulichkeit.
Chorus
Abiit ergo in montes filia Jephte
et plorabat cum sodalibus virginitatem suam,
dicens:
Chor
Also ging die Tochter Jephtes in die Berge
und beklagte mit ihren Freundinnen ihre Jungfräulichkeit
und sagte:
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- 248 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 249 -
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F (Filia)
Plorate colles, dolete montes
et in afflictione cordis mei ululate.
Ecce, moriar virgo et non potero morte
mea meis filiis consolari.
Ingemiscite silvae, fontes et flumina,
in interitu virginis lachrimate.
Heu me dolentem, in laetitia populi,
in victoria Israel et gloria patris mei;
ego sine filiis virgo, ego filia unigenita moriar
et non vivam!
Exhorrescite rupes, obstupescite colles,
valles et cavernae in sonitu horribili resonate.
Plorate filii Israel, plorate virginitatem mea,
et Jephte filiam unigenitam in carmine doloris lamentamini.
Tochter
Weint, ihr Hügel, trauert, ihr Berge,
und heult mit mir über meine Herzensqual.
Seht, ich sterbe als Jungfrau und kann in meinem Tod
nicht von meinen Söhnen getröstet werden.
Seufzt, ihr Wälder, Quellen und Flüsse,
weint über den Untergang einer Jungfrau.
Wehe mir Armer, beim Jubel des Volkes,
beim Sieg Israels und beim Ruhm meines Vaters muss ich,
seine einzige Tochter, kinderlos als Jungfrau sterben
und darf nicht leben.
Erschauert, ihr Felsen, erstarrt, ihr Hügel, und ihr
Täler und Schluchten, hallt wider in schrecklichem Klang.
Beweint meine Jungfräulichkeit, ihr Kinder Israels
und beklagt Jephtes einzige Tochter in einem Trauergesang.
Chorus
Plorate filii Israel, plorate omnes virgines
et filiam Jephte unigenitam in carmine doloris lamentamini.
Chor
Weint, ihr Kinder Israels, weint, alle Jungfrauen
und beklagt Jephtes einzige Tochter in einem Trauergesang.
- 250 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 251 -
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E n s e mb le & ce te r a
movere gli affetti dell'animo – den Zuhörer mitreißen in einem
Konzerterlebnis, das bewegt und definitiv nicht »von der
Stange« ist – das ist das Ziel von &cetera. Auf der Grundlage aktuellster Erkenntnisse aus der Aufführungspraxis
widmen wir uns mit Spielfreude und Esprit musikalischen
Entdeckungen aus der italienischen Musik des Früh- und
Hochbarocks.
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Ulrike Hofbauer, Sopran und Motor des Ensembles, ist fasziniert davon,
wie, warum, wobei, und wann Menschen
ihre oft überraschenden Entscheidungen
fällen. Die geistliche Oper Jephta von
Giacomo Carissimi begleitet sie seit ihrer
Jugend und war ein wichtiger Impuls für Ulrikes Entschluss,
Sängerin zu werden.
Sie studierte Gesang und Gesangspädagogik an den Hochschulen Würzburg und Salzburg und an der Schola Cantorum
Basiliensis. Zu ihren maßgeblichen Lehrern zählen Sabine
Schütz, Evelyn Tubb und Anthony Rooley. In der Arbeit mit
Christina Pluhar und Andrea Marcon erhielt sie weitere wertvolle Anregungen.
Die in Oberbayern geborene Sängerin ist heute in der Nähe
von Basel ansässig und musizierte als Solistin unter anderem
mit Singer Pur, dem Collegium Vocale Gent, L'Arpeggiata, La
Chapelle Rhénane, L'Orfeo Barockorchester und Cantus Cölln
- 252 - Trigonale 2011 – Das Programm
und arbeitete mit Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt,
Daniel Reuss, Manfred Cordes, Christoph Siebert und Jos van
Veldhofen zusammen.
Neben Radiomitschnitten und live-Hörfunkauftritten dokumentieren CD- und Film-Produktionen die Vielseitigkeit der Sängerin.
Ihr schauspielerisches Interesse kann Ulrike auch auf der
Opernbühne ausleben. Sie sang unter anderem am Theater
Basel und am Theater Bern und war als Calisto in Cavallieris
gleichnamiger Oper, als Galathea in Händels Acis and Galathea, als Euridike in Telemanns Orpheus und in sämtlichen
Frauenrollen in Purcells Dido and Aeneas zu hören.
Mit ihrem eigenen Ensemble savadi hat sie 2003 den York
Early Music International Young Artists Competition und 2004
den Van Wassenaer Concours in Den Haag gewonnen. Bis vor
Kurzem unterrichtete sie Barockgesang an der Universität
Mozarteum Innsbruck. www.savadi.net
Ulrikes Repertoire umfasst alle Epochen und Stilrichtungen.
Die intensive Beschäftigung mit musikalischer Rhetorik,
Ornamentik und dem »recitar cantando« Stil bildet einen
Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.
www.ulrikehofbauer.com
Kristine Jaunalksne, Sopran, geboren in Riga, Lettland, studierte zunächst
Chorleitung an der Musikakademie in
Lettland.
Unter ihrem Dirigat erhielt der Mädchenkammerchor Tonika bei verschiedenen
Trigonale 2011 – Das Programm - 253 -
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internationalen Chorwettbewerben zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Nach dem Diplom kam sie in die Schweiz
und studierte Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis bei
Andreas Scholl und Evelyn Tubb und am Konservatorium
Neuchâtel bei Jeanne Roth. Derzeit arbeitet sie mit Sabine
Schütz.
Als gefragte Solistin im Oratorienbereich reist sie durch
ganz Europa. Daneben gilt ihre besondere Liebe den musikdramatischen Formen. Kreative Impulse erhielt sie dabei
durch Projekte wie Se m'amate io v'adoro unter der Regie von Joachim Schlömer, Rappresentatione di Anima, et
di Corpo von Emilio de' Cavalieri unter Christina Pluhar, Il
matrimonio segreto von Dominico Cimarosa am Theater von
Neuchâtel, Combattimento di Tancredi e Clorinda von Claudio
Monteverdi unter der Regie der Berliner Tänzerin und Choreographin Mirella Weingarten und Barockburlesque, einer
Verbindung klassischer Barockmusik mit klassischem Jazz
unter der Regie von Ann Allen.
Neben ihrer Arbeit als Solistin musiziert Kristine Jaunalksne
auch gerne in kleinen Ensemble-Besetzungen, so arbeitete
sie z.B. mit dem Collegium Vocale Gent unter der Leitung
von Peter Phillips, der Akademie für Alte Musik Berlin unter
der Leitung von Attilio Cremonesi, L'Arpeggiata unter Christina Pluhar und »Sette Voci« unter Peter Kooij.
Ihr besonderes Engagement gilt ihrem eigenen Ensemble
savadi, mit welchem sie im Jahr 2003 den Early Music Wettbewerb in York und im Jahr darauf auch den Van Wassenaer
Concours in Den Haag gewonnen hat. In der Musik von
savadi kann Kristine ihr Bemühen um historische Authentizität mit dem modernen Esprit unserer Zeit verbinden.
- 254 - Trigonale 2011 – Das Programm
BBC, ORF und DRS haben das Ensemble regelmäßig im
Programm. Ihre neue CD Fabellae sacrae wurde von der
Kritik begeistert aufgenommen.
Julie Comparini, Alt, ist als Opernund Oratoriensolistin sowohl unter der
Leitung von Michi Gaigg, Reinhard
Goebel, Thomas Hengelbrock und Marc
Minkowski aufgetreten, als auch in interdisziplinären Theaterprojekten in St.
Pölten (Festival Nox Illuminata), Berlin (theaterbar), Oldenburg (Staatstheater) und Regensburg (Tage Alter Musik).
Sie singt regelmäßig mit dem Balthasar-Neumann-Chor
und der Schola Heidelberg und ist Gründungsmitglied des
belgischen Ensembles Sospiri Ardenti, für welches sie die
theatralischen Konzerte Liefde en Magie bij Shakespeare,
Métamorphoses und De nachtegaal, eine Pasticcio-Oper für
Kinder mit Musik von G. P. Telemann, entwickelte.
www.juliecomparini.com
Georg Poplutz, Tenor, wurde in
Arnsberg, Deutschland, geboren. Er
schloss an sein Staatsexamen für Musik
und Englisch ein Gesangsstudium an den
Musikhochschulen in Frankfurt a. M.
und Köln bei Berthold Possemeyer und
Christoph Prégardien an, das er 2007 mit dem Konzertexamen erfolgreich beendet hat.
Trigonale 2011 – Das Programm - 255 -
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Konzertengagements im Oratorienfach führten Poplutz in
zahlreiche Städte Deutschlands und des europäischen Auslands sowie nach China, Mexiko, Singapur und durch das
südliche Afrika. Dabei arbeitete er u.a. mit Marcus Creed,
Georg Grün, Ludwig Güttler, Matthias Jung, Tonu Kaljuste,
Peter Neumann, Ralf Otto, Ralf Popken, Wolfgang Schäfer,
Winfried Toll und Roland Wilson zusammen. Liederabende gibt er u.a. mit seinem Klavierpartner Hilko Dumno. Im
Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung von Arno
Paduch sowie in Konrad Junghänels Cantus Cölln, mit dem er
2010 bei der trigonale zu hören war, widmet er sich in Konzert und Rundfunk der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Poplutz ist regelmäßig in großen Konzerthäusern und bei
Musikfestivals zu Gast und macht sich vor allem als Evangelist einen Namen. 2010/11 ist er u.a. im Berliner Konzerthaus, in der Dresdner Frauenkirche, in der Frankfurter Alten
Oper, im Hamburger Michel, in der Kölner Philharmonie,
bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, beim RheingauMusik-Festival und in verschiedenen Rundfunk- und CDProduktionen zu hören. www.georgpoplutz.de
und Ausland mit und hat Engagements an den Theatern
Basel, Bern und Luzern. Seit 2005 ist er fester Bestandteil im Ensemble des Festival Cultural Origen. Er ist Träger der Studienpreise der Friedl Wald Stiftung und des
Migros-Genossenschafts-Bundes.
2008 wurde er mit dem Kammermusikpreis der Basler Orchestergesellschaft ausgezeichnet. www.jakobpilgram.ch
Jon Stainsby, Bass, promovierte in
Englischer Literatur des 17. Jahrhunderts an der University of Oxford bevor
er sich ganz dem Singen zuwendete.
Neben seiner Tätigkeit als Oratoriensolist und Konzertsänger ist er Mitglied
verschiedener Ensembles, darunter der Academy of Ancient
Music, Choir and Orchestra of the Age of the Enlightenment,
EXAUDI consort und English Voices.
Er setzte seine Studien an der Schola Cantorum Basiliensis
und an der Royal Scottish Academy of Music and Drama,
Glasgow, und privat bei Rudolf Piernay fort.
Jakob Pilgram, Tenor, studierte bei
Hans-Jürg Rickenbacher in Basel (Lehrdiplom mit Auszeichnung) und Werner
Güra in Zürich (Konzertdiplom mit Auszeichnung). Er ist Dirigent des professionellen Vokalensembles larynx sowie
Mitglied im Balthasar Neumann-Chor. Er wirkt bei verschiedenen Konzerten als Lied- und Oratoriensänger im In-
Marie Bournisien, Arpa doppia,
studierte moderne Harfe an der Musikschule Montbéliard (Frankreich) und am
Konservatorium in Paris bei Frédérique
Cambreling. Im Jahr 1999 schloss sie mit
dem Prix de la ville de Paris ab. Seit 1999
beschäftigt sie sich vorwiegend mit historischen Harfen.
- 256 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 257 -
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Sie studierte Barockharfe bei Marion Fourquier am Centre
de Musique Médiévale de Paris und danach bei Heidrun Rosenzweig an der Schola Cantorum Basiliensis. In Basel nahm
sie auch Unterricht bei Hopkinson Smith, Andrea Marcon
und Jesper Christensen (basso continuo). 2002 begann sie
ein Aufbaustudium am Konservatorium von Den Haag bei
Christina Pluhar und schloss mit dem Diplom 2005 ab.
Zahlreiche Konzerte mit Ensembles wie savadi (www.
savadi.net), La Chapelle Rhénane, Akadémia, Musica Nova,
und Le poème harmonique führten sie durch ganz Europa.
Als gefragte Continuospielerin wurde sie eingeladen, bei
Händels Lotario am Stadttheater Karlsruhe, Monteverdis Il ritorno di Ulisse und dem Orfeo an der Oper Frankfurt und am
Theater Basel mitzuwirken.
Derzeit unterrichtet Marie Bournisien Barockharfe an der
Musikhochschule Zürich.
bon, Brüssel und Luzern. CD-Aufnahmen bei Alpha, ORF
Wien, mit Andreas Scholl bei Harmonia Mundi und bei Capriccio dokumentieren die Arbeit des Musikers. Julian Behr
hat einen Lehrauftrag für Laute an der Hochschule für Musik
Nürnberg.
Julian Behr, Theorbe, studierte klassische Gitarre und Laute bei Mario Sicca,
Robert Barto, Joachim Held und bei Hopkinson Smith in Stuttgart, Hamburg und
an der Schola Cantorum Basiliensis in
Basel. Er trat als Solist und in verschiedenen Kammermusik-Formationen auf Festivals in den
meisten Ländern Europas sowie in Südamerika auf. Neben
kammermusikalischer Arbeit ist die Mitwirkung an Barockopern-Produktionen ein Bestandteil seiner Arbeit, zuletzt
an der Hamburgischen Staatsoper, an der Deutschen Oper
Berlin, den Opernhäusern in Amsterdam, Ferrara, Lissa-
Brigitte Gasser, Lirone, studierte
Gambe an der Schola Cantorum Basiliensis bei Jordi Savall und erhielt ihr Diplom 1990. Seitdem arbeitet sie als freiberufliche Musikerin und konzertiert mit
verschiedenen Solisten und Ensembles
in ganz Europa. Ihr stilistisches Repertoire reicht vom 15.
Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen.
Daneben unterrichtet sie seit vielen Jahren vor allem Kinder und erwachsene Amateure und gibt regelmäßig Kurse
für Alte Musik. Sie ist Autorin eines Unterrichtswerkes
Viola da Gamba, Schule für Anfänger, erschienen 2008
beim deutschen Verlag Musiche Varie.
Brigitte Gasser wirkte bei zahlreichen Radio- und Plattenaufnahmen mit, etwa mit dem Concerto Vocale (René Jacobs),
dem Parlement de musique (Martin Gester) und dem Ensemble Daedalus (Roberto Festa), und dem von ihr mitgegründeten Concerto di Viole und The Earle his Viols. Sie war an
Opernprojekten im Grand Théâtre in Genf, im Theater Basel
und an den Festspielen in Innsbruck beteiligt. Neben ihrer
Arbeit mit stilistisch getreuen Kopien von Gambeninstrumenten des 16. bis 18. Jhs. beschäftigt sie sich seit einigen
Jahren mit der Lira da Gamba als Continuo-Instrument.
- 258 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 259 -
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Markus Hünninger, Cembalo, absolvierte 1981 – 1984 ein Studium für Historische Tasteninstrumente an der Schola
Cantorum Basiliensis. Anschließend setzte er seine Ausbildung bei Johann Sonnleitner an der Musikhochschule in Zürich
fort, wo er 1986 ein Konzertdiplom mit dem Cembalo ablegte. Seit 1989 unterrichtet er an der SCB Cembalo, Clavichord und Generalbass.
Neben seiner Unterrichtstätigkeit verfolgt er eine Karriere
als Solist und Ensemblespieler, die auch zu zahlreichen Radio- und CD-Aufnahmen führte. Mit Solisten wie Christophe
Coin oder Paolo Pandolfo verbindet ihn eine enge musikalische Zusammenarbeit.
Er ist künstlerischer Leiter einer Konzertreihe für Alte Musik in Südfrankreich (Les Moments Musicaux de Cacharel ).
8
Ralph Stelzenmüller, Orgel, wurde in Burghausen/Salzach geboren. Er
studierte Kirchenmusik und Orgel an
der Universität Mozarteum in Salzburg.
In einem Aufbaustudium an der Schola
Cantorum Basiliensis bei Jean-Claude
Zehnder spezialisierte er sich auf Alte Musik. Ein Lehrauftrag für Musikgeschichte und Korrepetition führte ihn
für drei Jahre an die Athanor Akademie für Theater. Neben
seiner solistischen Tätigkeit gilt seine Aufmerksamkeit der
Liedbegleitung und dem Continuospiel. So arbeitete er mit
vielen Namen der Alten Musik-Szene zusammen, wie auch
- 260 - Trigonale 2011 – Das Programm
mit Anthony Rooley (u.a. Royal Stationers Hall, London, St.
Gallen Festival ). 2005 gründete er das Ensemble Combassal.
Im Moment wirkt er als Universitätsorganist und Dozent an
der University of Aberdeen, wo er auch über die Entwicklung
des Basso Continuo in England promoviert.
Ann Allen, gestalterische Mitarbeit,
wurde in England geboren. Sie studierte
Musikwissenschaft an der Universität
von Manchester und Barockoboe und
Blockflöte in London an der Royal Academy of Music, bevor sie nach Basel an
die Schola Cantorum Basiliensis kam. Hier spezialisierte sie
sich auf Musik des Mittelalters und das Spiel der Schallmei.
Mit ihrem Ensemble Mediva, das sich der Musik des Mittelalters widmet, behauptete sie sich als Finalistin beim EMN
Young Artists Competition (England) und der Antwerp Young
Artists Presentation (Belgien). Sie arbeitet als Barockoboistin und als Spielerin früher Holzblasinstrumente mit unterschiedlichen Ensembles und Orchestern in ganz Europa.
2003 rief Ann Allen das Nox Illuminata Festival ins Leben,
in der Musik mit Licht, Dekorationen, Visuals und Theater
lebendig gemacht wird. Das Festival findet jährlich in Basel
statt und wurde vom Festspielhaus St. Pölten (Österreich) in
sein Programm aufgenommen. Darüber hinaus inszeniert
Ann Allen die Konzertreihe ILLUMINATIONEN im Burghof Lörrach (Deutschland).
Trigonale 2011 – Das Programm - 261 -
8
Aut o g r a mme
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- 262 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 263 -
Donnerstag, 15.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Verwandtschaft
E inle itun g
Zwei Brüder aus Italien und zwei Schwestern aus den Niederlanden, zwischen denen rund 1.000 km liegen. Was kann
diese verbinden?
Judith Steenbrink: Violine
Tineke Steenbrink: Cembalo
Andrea Pandolfo: Trompete
Paolo Pandolfo: Viola da Gamba
Sowohl Andrea und Paolo Pandolfo als auch Judith und
Tineke Steenbrink sind mit Musik aufgewachsen und entwickelten schon in jungen Jahren eine große Liebe zur Alten
Musik. Sowohl die Brüder als auch die Schwestern gründeten unterdessen eigene Ensembles – Fratelli Pandolfo und
Severijn – mit breitgefächertem Repertoire, das von gregorianischer Musik und italienischen Tänzen des 17. Jahrhunderts bis zu den Sonaten und Kantaten Bachs reicht.
Und in den Projekten beider Ensembles gibt es stets reichlich Platz für unerwartete Improvisationen ...
Merel Kriegsman: Sopran
Dagmar Valentova: Violine
Thomas Boysen: Theorbe, Gitarre
Adrián Rodríguez Van der Spoel:
Percussion, Gesang
Wenn Judith, Tineke, Andrea und Paolo gemeinsam mit ihren
Freunden nun also ihre Leidenschaft zur Musik teilen und
auf der Bühne die Konfrontation suchen, so erklingen neben
Werken von Komponisten des 16., 17. und 18. Jhs. auch eigene Kompositionen.
Steenbrink, Pandolfo & Freunde
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- 264 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 265 -
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Die Idee zu diesem Konzert wurde übrigens schon während
der trigonale 2009 geboren. Damals fragten wir Judith und
Tineke – sie waren mit ihrem Programm Diese Nacht und
allezeit zu Gast – nach einem Projekt, das ihnen besonders
am Herzen liegt und dessen Realisierung ihnen bisher noch
nicht ermöglicht wurde. Die musikalische Antwort auf diese Frage erleben wir heute ...
Pro g r a mm
Johann Joseph Fux
(ca. 1660 – 1741)
1.Janitshara aus der Synfonia in C
Abschrift im Stift Kremsmünster um 1701
Tarquinio Merula
(1595 – 1665)
2.Ballo Detto Pollico
Aus: Libro terzo, opera duodecima, Venedig, 1637
Marin Marais
(1656 – 1728)
3.Plainte Aus: Suite in g-moll, Pièces de viole 3e livre, Paris, 1711
François Couperin
(1668 – 1733)
4.Sarabande grave et tendre Aus: 8e concert dans le goût théatral / Nouveaux concerts,
in Les goûts-réünis, ou Nouveaux concerts, Paris, 1724
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Anonym
5.Melodia
Ost-Europa um 1700
- 266 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 267 -
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6.Improvisation über
Dialogo sopra un pass'emezzo Johann Heinrich Schmelzer
(1623 – 1680)
7. Sarabanda variata
Aus: Düben collection
Claudio Monteverdi
(1567 – 1643)
8.Maledetto sia l'aspetto
Aus: Scherzi Musicali, Venedig, 1632
Paolo Pandolfo
(*1958)
9.Baghdad's Spring
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Majida el Roumi
(*1956)
10. Ya nab' muhabbah
Arr. Judith und Tineke Steenbrink (*1977)
- 268 - Trigonale 2011 – Das Programm
Paolo Pandolfo
11. Keep Going
Andrea Pandolfo
(*1963)
12. Addaura
Wolfgang Dachstein
(1487 – 1553)
Text: Paul Gerhardt
13. Variationen über:
Mein herzer Vater, weint ihr noch?
Auf den Tod eines Kindes des Rektors Adam Spengler
(1650)
Thomas Tallis
(1505 – 1585)
14. If ye love me
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Judith Steenbrink
(*1977)
15. Ciacona thema
Trigonale 2011 – Das Programm - 269 -
T e x te
8.Maledetto sia l'aspetto
8.Verflucht sei der Anblick
Maledetto sia l'aspetto
Che m'arde tristo me!
Poich'io sento rio tormento
Poich'io moro ne ristoro
Ha mia fè sol per te.
Maledetto sia l'aspetto
Che m'arde tristo me!
Verflucht sei der Anblick,
Der mich verbrennt, ich Armer!
Da ich schlimme Qual verspüre,
Da ich sterbe, hat meine Treue
Trost nur durch dich.
Verflucht sei der Anblick,
Der mich verbrennt, ich Armer!
Maledetta la saetta
Ch'impiago ne morro;
Così vuole il mio sole
Così brama chi disama
Quanto può – che farò?
Maledetta la saetta
Ch'impiago ne morro.
Verflucht der Pfeil,
Denn an der Wunde werde ich sterben;
So will es meine Sonne,
Solches ersehnt, wer so gut er kann
nicht mehr liebt – was soll ich tun?
Verflucht der Pfeil,
Denn an der Wunde werde ich sterben.
Donna ria morte mia
Vuol così chi ferì.
Prende gioco del mio foco;
Vuol ch'io peni, che mi sveni;
Morrò quì, fiero dì;
Donna ria morte mia
Vuol così chi ferì.
Donna ria morte mia
Vuol così chi ferì.
Böse Herrin, meinen Tod
Will, wer mich so verwundet hat.
Macht sich einen Spaß aus meinem Feuer,
Will, dass ich leide, mir die Adern aufschneide;
Ich werde hier sterben, grausamer Tag;
Böse Herrin, meinen Tod
Will, wer mich so verwundet hat.
Böse Herrin, meinen Tod
Will, wer mich so verwundet hat.
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- 270 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 271 -
10. Ya nab' muhabbah
10. O Source beloved
Ya nab' muhabbah
Wa hadduka saakina qalbi
Laa tatakhalaa 'anaa aynaka aw …
bi'l ayaamil sa'bii
Miladuka miladu'l khayr
Ya nur al-haqiiqah
Maa basharta bi ghayril khayr wa khalaasil khaliiqat
Wa basharta bis-salaám
Wa 'adaáka salaám
Qultu ya rabbi dakhulaka saamih sha'bii
Ya naba' muhabbah wa hadduka saakina qalbi
Bilaaduka ya faadii alkaun.
O source beloved
your appearance soothens my heart
you have not withdrawn from me your eyes
nor left me alone in days of hardship
your birth is a wonderful birth
Oh light of truth
you have never brought a message
but a good one and the fullness of creation
and you bring a message of peace
and your return is peace
I say: my Lord, bring happiness to my people
your town, oh master of the universe.
13. Mein herzer Vater, weint ihr noch?
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Mein herzer Vater, weint ihr noch?
Und ihr, die mich geboren?
Was grämt ihr euch? Was macht ihr doch?
Ich bin ja unverloren.
Ach, sollt ihr sehen, wie mirs geht,
Und wie mich der so hoch erhöht,
Der selbst so hoch erhoben;
Ich weiß, ihr würdet anders tun
Und meiner Seele süßes Ruhn
Mit eurem Munde loben.
- 272 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Trigonale 2011 – Das Programm - 273 -
14. If ye love me
14. Wenn Ihr mich liebt
If ye love me,
keep my commandments,
and I will pray the Father,
and he shall give you another comforter,
that he may bide with you forever,
e'en the spirit of truth.
Wenn ihr mich liebt,
so haltet meine Gebote,
und ich werde den Vater bitten,
und er wird euch einen anderen Tröster geben,
der immer bei euch bleiben soll,
nämlich den Geist der Wahrheit.
Übersetzung »Maledetto sia l'aspetto«, Nr. 8: Edgar Sallager
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- 274 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 275 -
Tineke Steenbrink studierte Orgel
bei Bernhard Winsemius und Willem
Tanke in Utrecht und Cembalo bei
Professor Ketil Haugsand an der Hochschule für Musik in Köln. Sie schloss ihr
Studium 2004 mit dem »Konzertexamen« ab. Tineke gastierte u.a. bei der Cappella Amsterdam,
Concerto Köln und der Akademie für Alte Musik Berlin. Seit
2006 ist sie Hauptfachdozentin für Cembalo und VocalCoach am Art-EZ-Konservatorium in Zwolle. Sie ist außerdem Organistin an der St. Martinuskerk in Cuijk, wo sie die
berühmte Severijn-Orgel von 1650 spielt. Tineke ist Gründungsmitglied der Holland Baroque Society und Besitzerin
eines Schwinn Manta Ray.
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Judith Steenbrink (Barockvioline)
begann ihr Studium bei Alda Stuurop am
Konservatorium von Utrecht, wo sie 2000
mit dem ersten akademischen Grad abschloss. Ein Studium bei Lucy van Dael
folgte am Konservatorium von Amsterdam.
Judith gastiert bei Ensembles wie dem Concerto Copenhagen,
Les Talens Lyriques, B'rock und dem Amsterdam Baroque Orchestra. Zurzeit ist sie Konzertmeisterin am Tallinn Barockorchester und beim Barockorchester der Europäischen Union.
Während ihrer Studienzeit gründete sie zusammen mit ihrer
Zwillingsschwester Tineke das Ensemble Severijn. Gemeinsam mit einer Gruppe gleichgesinnter junger Kollegen ist sie
außerdem Gründungsmitglied der Holland Baroque Society.
- 276 - Trigonale 2011 – Das Programm
Paolo Pandolfo (Viola da Gamba) ist
ein richtungsweisender Musiker in der
europäischen Szene der Alten Musik.
Sein Interesse an Renaissance- und Barockmusik begann 1979 mit der Gründung des Ensembles La Stravaganza.
1989 wurde Paolo Pandolfo Dozent für Viola da Gamba an
der Schola Cantorum Basiliensis.
Neben den »klassischen« Werken für Viola da Gamba aus
dem 17. und 18. Jh. hat er immer ein spezielles Interesse
am weniger bekannten frühen Repertoire des Instrumentes
gezeigt. Andrea Pandolfo, Trompeter und
Komponist, wurde in Rom geboren.
Seit 1997 ist er Mitglied des KlezmerEnsembles Klezroym. Die Musiker von
Klezroym schreiben und spielen Originalmelodien, für die sie sich von der Musik
der jüdischen Diaspora Europas und Nordafrikas inspirieren lassen. Andrea Pandolfo war künstlerischer Leiter für
Paolo Pandolfos Album Travel Notes und spielte in der darauffolgenden Produktion Travel Notes Project.
2007 war er Mitautor und Arrangeur in Abel Ferraras Film
Go Go Tales. 2005 komponierte und spielte er die Musik zu
dem Dokumentarfilm In un altro paese (Excellent cadavers)
von Marco Turco.
Trigonale 2011 – Das Programm - 277 -
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Adrián Rodríguez Van der Spoel
wuchs in Rosario, Argentinien, auf. Sehr
früh entdeckte er seine Vorliebe für Folk
und Alte Musik. 1989 wanderte er in die
Niederlande aus, wo er sein Musikstudium am Sweelinck Konservatorium in Amsterdam fortsetzte. Viel Zeit widmete Adrián Rodríguez dem
Studium der Alten Lateinamerikanischen Musik. Er ist Gastdirigent des argentinischen Ensembles Promusica de Rosario
sowie beim Bach Festival von Rosario. 2005 dirigierte er die
Kammeroper Don Quichote mit den I Piccoli Holandesi und
erhielt gute Kritiken für seine Aufführung von Thomas Tallis'
Motette für 40 unabhängige Stimmen, Spem in Alium, beim
Eröffnungskonzert des Festivals Oude Muziek in Utrecht.
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Thomas C. Boysen (Lauteninstrumente) stammt aus Norwegen und wuchs
in einer musikalischen Familie auf. Er beendete 1995 sein Lautenstudium an der
Hochschule für Musik Oslo und absolvierte erfolgreich sein künstlerisches Aufbaustudium bei Prof. Rolf Lislevand am Institut für Alte
Musik in Trossingen. Die letzten Jahre konzertierte Thomas
u.a. mit Labyrinto, Armonico Tributo Austria, dem Balthasar-Neumann-Ensemble, Freiburger Barockorchester und dem
Oman Consort. Er wirkte mit bei Rundfunkproduktionen
und CD-Aufnahmen sowie Konzerten mit einflussreichen
Musikern der europäischen Szene Alter Musik wie Emma
Kirkby, Rolf Lislevand und Paolo Pandolfo.
- 278 - Trigonale 2011 – Das Programm
Dagmar Valentova studierte Geige
und Bratsche am Konservatorium von Teplitz (CZ). Seit ihrer Studienzeit trat sie mit
verschiedenen internationalen Barockensembles auf, darunter Musica Antiqua
Praha und Musicalische Compagney.
Dagmar Valentova war eines der Gründungsmitglieder und
Konzertmeisterin des Ensembles Musica Florea.
Nach ihrem Studienabschluss am Konservatorium erhielt
sie ein Stipendium für Barockvioline an der Musikakademie
Krakau in Polen und setzte ihr Studium anschließend zwei
weitere Jahre bei Enrico Gatti in Mailand fort.
Dagmar Valentova ist weiter als Violinistin und Bratschistin tätig und arbeitet regelmäßig mit zahlreichen internationalen Barockensembles zusammen, unter anderem mit
Tragicomedia, dem BEMF Orchestra, Solamente Naturali,
Orlandi Bremen, dem Festspielorchester Göttingen, Les Talens Lyriques und Alla Polacca. Seit 1999 ist sie Mitglied von
Epoca Classica.
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Die Sopranistin Merel Kriegsman
(Arnheim, Niederlande) begann im Alter von 13 Jahren zu singen, nachdem
sie bereits seit einigen Jahren Cello- und
Klavierunterricht hatte. Nach ihrem 16.
Geburtstag nahm sie Unterricht bei der
Sopranistin Iris de Koomen. Merel Kriegsman wird 2011 ihr
Studium bei Professor Harry van Berne am Art-EZ-Konservatorium in den Niederlanden abschließen. Trigonale 2011 – Das Programm - 279 -
Noch Studentin, sang sie bereits als Solistin in Pan and
Syrinx von Galliard und La Catena d'Adone mit dem belgischen Ensemble Scherzi Musicali. Merel und ihre Partnerin Heleen Vegter geben regelmäßig Vokalkonzerte. Ihr
Repertoire beinhaltet unter anderem Werke französischer
Komponisten wie Fauré, Debussy, Viardot und Chaminade.
Vor kurzem sang sie Schumanns berühmten Liederzyklus
»Frauenliebe und Leben«. Merel liebt die Musik Rameaus,
ebenso wie übrigens den Gesang der Vögel! (»Merel« ist
auch das holländische Wort für »Amsel«).
Aut o g r a mme
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- 280 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 281 -
Freitag, 16.09., 19.00 Uhr
Seminarkirche Tanzenberg
Meines Herzens Weide
E inle itun g
Trinity Baroque
Bachs Motetten sind für Ausführende und Zuhörer gleichermaßen ein Fest des Ensemblegesangs: die musikalische
Spannung, der Einfallsreichtum, die Bandbreite des Ausdrucks, die Schärfe, der pure Spaß am Concertato-Gesang,
die Art und Weise wie jedes Stück an Komplexität und Raffinesse zunimmt, die Intensität, mit der es uns berührt, die
Visionen, die es in uns erweckt ...
Julian Podger: Leitung
Rachel Elliott, Christine Maria Rembeck: Sopran
Joanna Campion, Catherine King: Alt
Julian Podger, Hermann Oswald: Tenor
10 Tom Guthrie, Matthew Brook: Bass
Arno Jochem: Violone
James Johnstone: Orgel
Die Meinungen über die Zahl der von Bach geschriebenen
Motetten gehen ebenso auseinander wie die Ansichten darüber, welche seiner Vokalwerke als Motetten bezeichnet
werden können. Da wir von »starren Zuordnungen« nicht
besonders viel halten, haben wir von sechs Bach-Motetten,
die üblicherweise als eine zusammengehörige Gruppe betrachtet werden, fünf ausgewählt. Mit einer Ausnahme sind
die Daten der Erstaufführungen nicht bekannt und auch zu 10
den Anlässen, für die sie geschrieben wurden, gibt es allenfalls Vermutungen. Aber möglicherweise braucht diese
Musik – die so zugänglich, so kompromisslos gut ist – überhaupt keine wissenschaftliche Einführung ...
Es genügt zu sagen, dass viele Musikwissenschaftler der
Meinung sind, dass die hier aufgezeichneten Motetten ihre
heute bekannte Form um die Mitte der 1720er Jahre oder nur
- 282 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 283 -
wenig später erhielten und dass sie für Begräbnisse und Geburtstage lokaler Würdenträger geschrieben wurden – das
heißt für Gelegenheiten, die für Bach während seiner Zeit als
Kantor der Leipziger Thomaskirche außerhalb der üblichen
Routine des Chorbetriebs lagen. Bach selbst vermerkte in
der Handschrift, dass die erste Aufführung von 'Der Geist
hilft unsrer Schwachheit auf' im Jahre 1729 anlässlich des
Begräbnisses eines Professors der benachbarten Thomasschule stattfand.
Jede dieser Motetten hat sicherlich ihren zugrundeliegenden Sinn durch den entsprechenden Anlass, durchdrungen
von der eleganten Haltung und Festlichkeit der Tanzformen des 18. Jahrhunderts. In der Auswahl von biblischen
Textstellen und geistlicher Poesie sind sie in ihrer (lutherischen) Schilderung des christlichen Glaubens besonders ergreifend und bringen damit eine besonders starke seelische
Investition zum Ausdruck. Geschichte und spezifische Anlässe einmal beiseite lassend, haben wir für diese Aufnahme,
die auf keine Weise eine historische Rekonstruktion ist, eine
Abfolge aus diesen beeindruckenden Motetten und dazwi10 schengestreuten lutherischen Chorälen und Orgelpräludien
– Säulen von Bachs musikalischem Erbe – gestaltet. Letztere dienen als Wegweiser in einem Verlauf, der mit einem
»Aufruf der Inspiration« ('Komm, Gott Schöpfer' und 'Der
Geist hilft unsrer Schwachheit auf') beginnend in ein »Ringen mit den Prüfungen des Lebens« ('Jesu, meine Freude')
führt und schließlich in einem »ekstatischen Jubel« endet,
der zurück auf die Quelle der Inspiration gelenkt wird
('Meine Seele erhebt den Herren' und 'Singet dem Herrn').
- 284 - Trigonale 2011 – Das Programm
Zur Aufführungspraxis
Man kann davon ausgehen, dass der Bestand an Motetten,
den Bach bei seinem Amtsantritt in Leipzig vorfand, von
seinen unmittelbaren Vorgängern in Leipzig bis zurück in
die Zeit Palestrinas reichte. Im Vergleich zum Kantatenrepertoire ist diese Musik relativ leicht zu singen und der
ganze Chor hätte in der Aufführung beteiligt gewesen sein
können. Heute sind viele davon überzeugt, dass die Kantaten – besonders diejenigen Bachs – mit ihrem anspruchsvolleren virtuosen Stil nur von Solisten gesungen wurden.
Obwohl sich Bach auf die verschiedenen, im frühen 18.
Jahrhundert üblichen Stile der Motettenkomposition stützte, ist der Vokalstil seiner Motetten etwas komplexer und
anspruchsvoller als der des normalen Motettenrepertoires,
er ist dem Concertato-Stil der Kantaten ähnlicher. Wir haben diese Beobachtung fortgeführt und mit dem Singen seiner Motetten in solistischer Besetzung experimentiert.
Nicht gesichert ist auch, ob die Motetten generell von Instrumenten, die die Vokalstimmen colla parte mitspielten, begleitet wurden. Zur Motette 'Der Geist hilft unsrer Schwach- 10
heit auf' existiert ein Stimmsatz für Holzbläser und Streicher; möglicherweise ist dies ein Hinweis, dass die instrumentale Begleitung von Motetten ein Teil des Klangideals
dieser Musik war. Für die anderen Motetten unseres Programms sind aber keine colla parte Instrumentalstimmen
vorhanden; dies könnte bedeuten, dass sie im Allgemeinen
fakultativ waren. Auch scheint der Einsatz von Basso continuo-Instrumenten (Orgel, Streichbass, usw.) variabel zu sein.
Trigonale 2011 – Das Programm - 285 -
Wahrscheinlich wurden einige der Trauerstücke im Freien
gesungen, eventuell bei dem Begräbnis selbst; dies hätte eine
Instrumentalbegleitung ausgeschlossen. Die Gepflogenheiten
einiger Kirchen verlangten ohnehin, dass die Instrumente
während der Trauergottesdienste »schweigen« sollten. Andererseits war es in der Kirche üblich, Generalbassinstrumente für die Begleitung von Motetten zu verwenden – mit
bis zu zwei oder sogar drei Instrumenten im Continuopart.
Vermutlich wurden Entscheidungen bezüglich der Instrumentation je nach Aufführungssituation und Verfügbarkeit
der Instrumente getroffen, und vermutlich gab es keine allgemeingültige Art, die Musik aufzuführen. Innerhalb der
Sprache der Orchestrierung gibt es außerdem viel Raum für
Variationen je nach Geschmack. Der musikalische Stoff ist
zudem so stark, dass er auf verschiedenste Art erfolgreich
wiedergegeben werden kann. Subjektiv betrachtet funktioniert Bachs Musik mit oder ohne colla parte-Instrumente.
Wir haben uns entschlossen, sie vor allem mit vokalen Mitteln darzubieten. Uns hat die Idee von der Färbung und Betonung der Funktion der Basslinie in dieser Musik gefallen.
10
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Julian Podger
Übersetzung: Howard Weiner
- 286 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 287 -
Pro g r a mm
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist
Choral, überliefert /Martin Luther
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf
Motette, BWV 226
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Gott, nimm dich ferner unser an
Intonation
Du heilige Brunst
Choral, BWV 226
Johann Sebastian Bach
Zünd uns ein Licht an im Verstand
(Komm, Gott, V3, V6)
Choral, überliefert /Martin Luther
Komm, Jesu, komm
Motette, BWV 229
Johann Sebastian Bach
Denn du bist der Tröster (Komm, Gott, V2)
Choral, überliefert /Martin Luther
Fantasia super 'Jesu, meine Freude'
BWV 713, Orgel
Johann Sebastian Bach
Nun freut euch, lieben Christen g'mein
Choral
Johann Sebastian Bach
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Jesu, meine Freude
Motette, BWV 227
Johann Sebastian Bach
Paus e
- 288 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 289 -
10
Was ich getan hab und gelehrt
(Nun freut euch v10)
BWV 734a, Orgel & Choral
Johann Sebastian Bach
Trostesvolle Gnaden (3vv)
Geistliches Lied
Georg Böhm
(1661 – 1733)
Meine Seele erhebt den Herren (1v)
Gregorianik
Anonym
Alles was Odem hat
Intonation und Responsorium
Gott Vater sei Lob (Komm, Gott, V7)
Choral, überliefert /Martin Luther
Alleluia
Responsorium
Heinrich Schütz
(1585 – 1672)
Singet dem Herrn ein neues Lied
Motette, BWV 225
Johann Sebastian Bach
Fürchte dich nicht
Motette, BWV 228
Johann Sebastian Bach
Ehre sei dem Vater (Meine Seele erhebt)
Gregorianik
10 Anonym
10
Allein Gott in der Höh
Fuge, BWV 711
Johann Sebastian Bach
- 290 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 291 -
T e x te
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
besuch das Herz der Menschen dein,
mit Gnaden sie füll, wie du weißt,
dass's dein Geschöpf vorhin sein.
und stärk des Fleisches Blödigkeit,
dass wir hier ritterlich ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen.
Hallelujah!
Martin Luther (1483 – 1546)
Martin Luther (1483 – 1546)
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf,
denn wir wissen nicht, was wir beten sollen
wie sich's gebühret,
sondern der Geist selbst
vertritt uns aufs beste
mit unaussprechlichem Seufzen.
Zünd uns ein Licht an im Verstand,
gib uns ins Herz der Liebe Brunst,
das schwach Fleisch in uns, dir bekannt,
erhalt fest dein Kraft und Gunst.
Lehr uns den Vater kennen wohl,
dazu Jesum Christ, seinen Sohn,
dass wir des Glaubens werden voll,
dich, beider Geist, zu verstahn.
Der aber die Herzen forschet,
der weiß, was des Geistes Sinn sei,
denn er vertritt die Heiligen,
nachdem, das Gott gefället.
Römer 8, 26-27
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Gott, nimm dich ferner unser an,
denn ohne dich ist nichts getan,
mit allen unsern Sachen.
Du heilige Brunst, süßer Trost,
nun hilf uns fröhlich und getrost
in deinem Dienst beständig bleiben,
die Trübsal uns nicht abtreiben.
O Herr, durch dein' Kraft uns bereit'
- 292 - Trigonale 2011 – Das Programm
Martin Luther (1483 – 1546)
Komm, Jesu, komm, mein Leib ist müde,
die Kraft verschwind't je mehr und mehr,
ich sehne mich nach deinem Friede;
der saure Weg ist mir zu schwer!
Komm, komm, ich will mich dir ergeben;
du bist der rechte Weg,
die Wahrheit und das Leben.
Drum schließ ich mich in deine Hände
und sage, Welt, zu guter Nacht!
Eilt gleich mein Lebenslauf zu Ende,
ist doch der Geist wohl angebracht.
Trigonale 2011 – Das Programm - 293 -
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Er soll bei seinem Schöpfer schweben,
weil Jesus ist und bleibt
der wahre Weg zum Leben.
Paul Thymich (1656 – 1694)
Es ist nun nichts Verdammliches
an denen, die in Christo Jesu sind,
die nicht nach dem Fleische wandeln,
sondern nach dem Geist.
Römer 8, 1
Denn du bist der Tröster genannt,
des Allerhöchsten Gabe teur,
ein geistlich Salb an uns gewandt,
ein lebend Brunn, Lieb und Feur.
Martin Luther (1483 – 1546)
Nun freut euch, lieben Christen g'mein,
und lasst uns fröhlich springen,
dass wir getrost und all in ein
mit Lust und Liebe singen,
was Gott an uns gewendet,
und seine süße Wundertat
gar teur' hat er's erworben.
Martin Luther (1483 – 1546)
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Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
ach wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst liebers werden.
Unter deinem Schirmen
bin ich vor den Stürmen
aller Feinde frei.
Lass den Satan wittern,
lass den Feind erbittern,
mir steht Jesus bei.
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
ob gleich Sünd und Hölle schrecken:
Jesus will mich decken.
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v2
Denn das Gesetz des Geistes,
der da lebendig machet in Christo Jesu,
hat mich frei gemacht
von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
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Römer 8, 2
Trotz dem alten Drachen,
Trotz des Todes Rachen,
Trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe,
ich steh' hier und singe
in gar sichrer Ruh.
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v1
- 294 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 295 -
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Abgrund muss verstummen,
ob sie noch so brummen.
Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich,
so anders Gottes Geist in euch wohnet.
Wer aber Christi Geist nicht hat,
der ist nicht sein.
Gute Nacht, O Wesen,
das die Welt erlesen,
mir gefällst du nicht.
Gute Nacht, ihr Sünden,
bleibet weit dahinten,
kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
gute Nacht gegeben.
Römer 8, 9
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v5
Weg mit allen Schätzen!
Du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust!
Weg ihr eitlen Ehren,
ich mag euch nicht hören,
bleibt mir unbewusst!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
soll mich, ob ich viel muss leiden,
nicht von Jesu scheiden.
So nun der Geist des, der Jesum von den Toten
auferwecket hat, in euch wohnet,
so wird auch derselbige,
der Christum von den Toten auferwecket hat,
eure sterbliche Leiber lebendig machen
um des willen, dass sein Geist in euch wohnet.
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v3
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v4
10
So aber Christus in euch ist,
so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen;
der Geist aber ist das Leben
um der Gerechtigkeit willen.
Römer 8, 10
Römer 8, 11
Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
muss auch ihr Betrüben
lauter Zucker sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.
Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v6
- 296 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 297 -
10
Was ich getan hab und gelehrt
das sollst du tun und lehren,
damit das Reich Gotts werd gemehrt
zu Lob und seinen Ehren,
und hüt dich vor der Menschen Satz,
davon verdirbt der edle Schatz,
das lass ich dir zur Letze.
Martin Luther (1483 – 1546)
Trostesvolle Gnaden,
uns in Lust zu baden,
gehn von Gott herfür,
unsern Seelenlüsten
quillt aus Gottes Brüsten
Milch und Labung hier.
Kommet dann, wer eilen kann,
schmeckt den Honig, der hier fließet,
wohl, wer des genießet.
Hört die Friedensstimmen,
seht den Brand erglimmen,
10 merkt den Sonnenschein.
Fühlet Wolkentauen
freudig sonder Grauen,
trinket Labung ein.
Gottes Schrift uns Menschen trifft,
alles, was darin verschrieben
zeugt von Gottes Lieben.
- 298 - Trigonale 2011 – Das Programm
Herr! nimm Dank und Ehre
für die reine Lehre,
die von Jesu fließt,
lass uns sein geflissen,
dass ein Angstgewissen
solches Heils genießt,
also wird uns, treuer Hirt,
deine süße Weide laben,
dass wir satt Trost haben.
Geistliches Lied – Hamburg 1681
Meine Seele erhebt den Herren
und mein Geist freut sich Gottes,
meines Heilandes.
Lukas 1, 47
Fürchte dich nicht, ich bin bei dir,
weiche nicht, denn ich bin dein Gott;
Ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich erhalte dich
durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
10
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset,
ich habe dich bei deinem Namen gerufen,
du bist mein.
Jesaja 41, 10; 43, 1
Trigonale 2011 – Das Programm - 299 -
Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden!
Du bist mein, ich bin dein; niemand kann uns scheiden.
Ich bin dein, weil du dein Leben
und dein Blut, mir zugut, in den Tod gegeben.
Du bist mein, weil ich dich fasse,
und dich nicht, O mein Licht! aus dem Herzen lasse!
Lass mich, lass mich hingelangen,
wo du mich, und ich dich, ewig werd' umfangen.
Paul Gerhardt (1607 – 1676)
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und auch dem Heiligen Geiste.
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.
Alleluia.
Gott Vater sei Lob und dem Sohn,
der von den Toten auferstund,
dem Tröster sei dasselb getan,
in Ewigkeit alle Stund.
10
Martin Luther (1483 – 1546)
Wie sich ein Vater erbarmet
über seine junge Kinderlein,
so tut der Herr uns allen,
so wir ihn kindlich fürchten rein.
Er kennt das arm Gemächte,
Gott weiß, wir sind nur Staub,
gleich wie das Gras vom Rechen,
ein Blum und fallend Laub!
Der Wind nur drüber wehet,
so ist es nicht mehr da.
Also der Mensch vergehet,
sein End, das ist ihm nah.
Johann Gramann (1487 – 1541) nach Psalm 103, vv 13-16
Gott, nimm dich ferner unser an,
denn ohne dich ist nichts getan
mit allen unsern Sachen;
Drum sei du unser Schirm und Licht,
und trügt uns unsre Hoffnung nicht,
so wirst du's ferner machen.
Wohl dem, der sich nur steif und fest
auf dich und deine Huld verlässt.
Anonymus (Picander?)
Singet dem Herrn ein neues Lied,
die Gemeine der Heiligen sollen ihn loben.
Israel freue sich des, der ihn gemacht hat.
Die Kinder Zion sei'n fröhlich über ihrem Könige,
sie sollen loben seinen Namen im Reigen,
mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen.
Lobet den Herrn in seinen Taten,
lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit!
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn,
Halleluja!
Psalm 150, vv 2, 6
Psalm 149, vv 1-3
- 300 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 301 -
10
T r init y Baro que
Trinity Baroque wurde am Trinity College in Cambridge
gegründet. Schon bald entwickelte sich das Ensemble zur
treibenden Kraft in der dortigen Szene der Alten Musik.
Seine Aufführungen bekannter und bedeutender Renaissance- und Barockwerke, sowie »Celebrations« mit szenischen Elementen aus eigener Komposition zu bestimmten
Themen oder Jahreszeiten, fanden schnell begeisterte Anhänger.
Mit seinem festen Kern von sechs bis acht Sängern erkundet
Trinity Baroque weiterhin die Musik der Renaissance und
des Barock. Seinem Ansatz treu, historisch fundierte Interpretationen mit der Spontaneität des Augenblicks zu kombinieren, machte das Ensemble Programme mit innovativen
Zusammenstellungen aus geistlicher und weltlicher Musik
zu seinem Markenzeichen. Trinity Baroque ist mittlerweile
im Vereinigten Königreich und darüber hinaus bekannt.
Seine erste Einspielung mit dem Titel Rites of Spring (»Cantoris Records« CRCD6031) wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Das Ensemble trat regelmäßig auf dem
10 Festival Oude Muziek Utrecht und dem Flanders Festival,
auf den Internationalen Festtagen Alter Musik Stuttgart, dem
Feldkirch Festival (Österreich) und dem Spitalfields Festival
auf, wo es die Elegie Umbra Sumus interpretierte, die der
britische Komponist Terry Mann speziell für das Ensemble
komponiert hatte. Trinity Baroque spielte auch auf Festivals
in York und Edinburgh und führte – in einer erweiterten Besetzung mit Renaissance-Blasinstrumenten – auf dem Festival der Alten Musik Sevilla ein Programm mit polyphonen
- 302 - Trigonale 2011 – Das Programm
spanischen Werken auf. Trinity Baroque interpretierte Bachs
Motetten bei zahlreichen Auftritten in Deutschland, England, Frankreich und Österreich und war häufig beim
staatlichen Rundfunksender BBC sowie auf anderen europäischen Radiosendern zu hören. Seine jüngste Veröffentlichung einer Aufnahme von Bachs Motetten für Singstimmen
solo (2007, Raumklang RK 2601) sicherte Trinity Baroque
einen festen Platz unter den barocken Vokalensembles. Zudem gastierte das Ensemble wiederholt mit einer Reihe von
musikalischen Programmen des Mittelalters und der Tudorzeit und wirkte als Solistengruppe bei einer Einspielung von
Rosenmüllers Psalmen mit dem Wiesbadener Knabenchor mit.
Trinity Baroque arbeitete mit Instrumentalensembles wie
The English Concert, Florilegium und The English Cornett
and Sackbut Ensemble zusammen. Zu seinen Projekten für
Singstimmen und Instrumente im Vereinigten Königreich
zählten außerdem ein Programm mit Musik der Tudorzeit in
einer Bearbeitung für Stimmen und Blechblasinstrumente,
Psalms, Songs and Sundrie Natures; Monteverdis 'Il ballo dell'
ingrate'; die Auferstehungs-Historia und die Musikalischen
Exequien von Schütz sowie einstimmige und zweistimmige
Interpretationen der Johannespassion, der Messe in h-moll und 10
des Weihnachtsoratoriums von Bach.
Unter den künftigen Projekten sind eine Aufnahme der Musikalischen Exequien von Schütz und eine Einspielung der
Psaulmes de David von Sweelinck zu nennen.
www.trinitybaroque.com | info@trinitybaroque.com
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
Trigonale 2011 – Das Programm - 303 -
Julian Podger begann seine Laufbahn
als Leiter und Dirigent während seiner
Schulzeit in Kassel. Er erhielt 1987 ein
Stipendium für das Trinity College in
Cambridge, wo er sein Ensemble Trinity
Baroque gründete, das ihm auch bei seinem Studium der historischen Aufführungspraxis half. Inzwischen leitet er in ganz Europa Projekte und ist als Gastdirigent und Dozent tätig.
Als Sänger ist Julian Mitglied mehrerer renommierter Ensembles, u.a. Gothic Voices und The Harp Consort. Als Solist
ist er besonders gefragt als Evangelist in den Passionen von
Bach, Telemann und Schütz. Weiters ist er regelmäßig in den
Hauptrollen von frühen Opern zu sehen. Höhepunkte seiner bisherigen Laufbahn waren Projekte mit Andrew Parrott, John Eliot Gardiner (Bach Cantata Pilgrimage) und als
Ulisse (Monteverdi) mit dem Ricercar Consort und der Handspring Puppet Company.
Aut o g r a mme
10
10
- 304 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 305 -
Samstag, 17.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Los Elementos
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Vier Soprane und ein Bass treffen sich zum
Dinner – und die verblüffende Kammeroper
von Literes ist das schmackhafte Ergebnis
Le Tendre Amour
Adriana Alcaide: Violine
Bárbara Barros: Violine
Katy Elkin: Oboe
Lixsania Fernández: Viola da Gamba
Krishnasol Jiménez: Theorbe, Gitarre
Adrián van der Spoel: Gitarre
Esteban Mazer: Cembalo
Sergey Saprychev: Schlagzeug
Adrián Schvarzstein: Schauspieler
E inle itun g
Literes und das spanische Theater
im 18. Jahrhundert
Katy Elkin, Esteban Mazer: Musikalische Leitung
Adrián Schvarzstein: Szenische Leitung
11
Luanda Siqueira da Silva: Sopran (Luft)
Lidia Vinyes Curtis: Sopran (Erde)
María Hinojosa Montenegro: Sopran
(Wasser und Aurora)
Marina Pardo: Sopran (Feuer)
Donato di Gioia: Bariton (Zeit)
- 306 - Trigonale 2011 – Das Programm
Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, wurde Antonio
Literes später zum vielleicht bedeutendsten spanischen Bühnenmusik-Komponisten des 18. Jahrhunderts. Literes wurde 11
auf Mallorca geboren, verließ seine Heimatinsel aber im Alter von etwa 15 Jahren und begann in Madrid sein Musikstudium am Konservatorium Real Colegio de Niños Cantoricos.
Dort spielte er außerdem violón (Violoncello) und vihuela
de arco (Viola da Gamba). Kurz darauf wurde Literes als
»violón principal de la Real Capilla« (Erster Violoncellist
Trigonale 2011 – Das Programm - 307 -
der Capilla Real) unter Vertrag genommen. Später wurde
er Leiter des Orchesters und Direktor der höfischen Musik.
In Los Elementos verleiht Literes den Stimmen für Gamba
und Bass einen besonderen Stellenwert und lässt damit seine
persönliche Vorliebe für diese Instrumente erkennen.
Bühnenwerke. Und anders als der Königshof stand der englische Adel Neuerungen durchaus aufgeschlossen gegenüber!
Der berühmte benediktinische Professor Feijoo, ein drei
Jahre älterer Zeitgenosse von Literes, beschrieb letzteren
wie folgt: »Antonio Literes [ist] ein erstklassiger Komponist
und vielleicht der Einzige, dem es gelang, zwischen dem feierlichen und getragenen Charakter der Alten Musik und dem
geschäftigen Dröhnen der Moderne Brücken zu schlagen. Ganz
besonders aber zeichnet er sich durch seine Handhabung von
Versetzungszeichen aus; wo immer er sie einsetzt, erfüllen sie
die Musik je nach Wortbedeutung mit pulsierender Energie.
Dies erfordert Können und Inspiration – aber mehr noch Inspiration als Können.«
Die Partitur von Los Elementos, die in der Nationalbibliothek von Madrid entdeckt wurde, enthält ein kunstvoll gestaltetes Titelblatt, auf dem das Werk als eine »harmonische
Oper im Italienischen Stil« bezeichnet wird. Die Widmung
galt möglicherweise María Ana Sinforosa, der Gattin des
Herzogs von Medina, anlässlich eines ihrer Geburtstage (A
LOS AÑOS DE LA Excma. Sra. DVQUESA DE MEDINA
DE LAS TORRES MI SEÑORA, »Zum Jahrestag Ihrer
Hoheit, der Herzogin von Medina de las Torres, My Lady«).
Leider fehlt auf dem Titelblatt allerdings das Datum. Traditionelle Elemente der spanischen Bühnenmusik gegen Ende
des 17. Jahrhunderts – wie z.B. eine starke Präsenz der oberen Stimmlagen (fünf Soprane und ein Bariton), sowie eine
schlicht gehaltene tonale Palette (im wesentlichen werden
nur zwei Tonarten, mit ihren parallelen Moll-Tonarten, verwendet) – lassen eine Entstehung des Werks in dieser Zeit
vermuten. Der italienische Einfluss (Rezitative im 4/4-Takt)
und die Da Capo-Arien deuten jedoch darauf hin, dass das 11
Werk zu Beginn des 18. Jahrhunderts komponiert wurde.
Die spanische Manier, für eine vollständig weibliche Besetzung zu schreiben, erlebte im ausgehenden 17. Jahrhundert
insbesondere in Madrid, Barcelona und Valencia eine letzte
Blüte. Weibliche Interpreten sollten in üblicherweise maskulinen Rollen, wie z.B. Wasser oder Feuer, eindrückliche
Die Zeiten waren für die Musiker damals hart. Noch während Literes der höfischen Musik vorstand, starb König
Karl II. Der neue König, Philipp V., stürzte das Orchester
in eine Krise, als er die Aufnahme einer großen Anzahl
italienischer Musiker erzwang und verfügte, dass ein ita11 lienisches Repertoire zu spielen sei. Doch damit nicht genug – er beschnitt die Einkünfte der Musiker so drastisch,
dass sie gezwungen waren, andernorts zusätzliche Beschäftigung zu finden. Als Reaktion darauf gaben sie Konzerte
für die Aristokratie und andere hochstehende Familien und
komponierten Werke nach deren Geschmack. Unter diesen
schwierigen Bedingungen schrieb Literes seine wichtigsten
- 308 - Trigonale 2011 – Das Programm
Die Musik
Trigonale 2011 – Das Programm - 309 -
Effekte erzielen. Wann immer er jedoch Los Elementos
schrieb – Literes verwendete wechselnde Taktmaße in atemberaubender Geschwindigkeit, und seine berühmten Polyrhythmen und Hemiolen verliehen seiner Musik eine rhythmische Lebendigkeit, deren ansteckende Wirkung bis heute
anhält.
Nebenbei sei bemerkt, dass Literes für seine typischen Synkopierungen eine Notation verwendete, die sich von der
heutigen unterscheidet: er notierte synkopierte Noten gefüllt, nicht-synkopierte Noten hingegen leer. Auch änderte
er – ohne entsprechende Hinweise in der Partitur – etwa in
jedem zweiten Takt das Tempo, was jede moderne Ausgabe
seines Werks zur Herausforderung macht.
Die zwölf Arien von Los Elementos mit ihren entsprechenden
Rezitativen sind in drei größere Blöcke zu je vier Arien unterteilt. Jeder Block wird von Choralpassagen eingerahmt.
Auf jeden der sechs Charaktere (die vier Elemente, Morgenröte und Zeit) entfallen in gleichmäßiger Aufteilung
zwei Arien. Neben den Arien enthält die Oper acht Chöre,
eine Reihe von Ariosi, Duette und ein außergewöhnliches
Trio in der Form eines Kanons für drei Stimmen in hoher
11 Lage. Häufig nutzt Literes die Instrumentalstimmen als eine
Art Ritornello oder Echo als Gegenpart zum Gefüge der
Singstimmen. Der Chor, oder treffender ein »Ensemble«
aus Solisten, tritt in allen denkbaren Formationen auf, angefangen vom einfachen Duett bis zu einer sechsstimmigen
Gruppe. Literes schöpfte alle ihm zur Verfügung stehenden
Optionen und Stimmkombinationen aus.
- 310 - Trigonale 2011 – Das Programm
Besondere Beachtung schenkte er der musikalischen Umsetzung der unterschiedlichen Charaktere. So fallen die
Schönheit und Einfühlsamkeit der beiden Stücke auf, die
der Morgenröte gewidmet sind; zunächst eine bewegende
Klage, »¡Ay amor!« (Ach, Liebe!), dann das eindringliche
Villancico »Dormida fatiga« (Ermatteter Schlaf ), zur Begleitung der beiden Obbligato-Instrumente. Auffallend ist
auch Literes' Bemühung um die Textvertonung – wenn EL
AYRE (Die Luft) zum Beispiel einen Stieglitz besingt, dessen Lied aus traurigen Molltönen besteht, bewegt sich die
Musik chromatisch abwärts, oder wenn EL AYRE fragt,
warum die Vögel nicht singen, imitiert sie den Gesang der
Vögel mit ihren eigenen Trillern. In der Arie »Iras fatales
… « (Tödlicher Zorn ...) wird der Satz »los torpes movimientos destemplados …« (dissonante, plumpe Bewegungen ...)
mit Musik in einem instabilen Dreierrhythmus unterlegt,
und »bolviendo va en bemoles …« (wiederkehrendes B ...)
mit Modulationen, die uns auf ein für die Barockmusik unsicheres und ungewöhnliches Terrain führen – die Tonart
Ces und ihre Dominante.
Die Geschichte
11
Der Librettist bleibt ebenso wie das Entstehungsdatum ungewiss. Es wird angenommen, dass er ein Mitglied derselben Adelsfamilie war, die den Auftrag zu der Oper erteilt
hatte: der Herzöge von Medina de las Torres, für die Literes
eine Reihe von Werken komponierte.
Trigonale 2011 – Das Programm - 311 -
Der verwendete Sprachstil ist barock und blumig, aber inmitten dieser eleganten Verse zeichnet sich ein Handlungsstrang ab: jedes der vier Elemente erzählt in seinen Arien
vom Warten auf die Morgenröte im Dunkel der Nacht. In
dem Villancico ¡Ay amor! tritt die Morgenröte auf, gefolgt
von der Zeit, und kündigt das Anbrechen eines neuen Tages
an. Die vier Elemente erscheinen erneut, bevor die ersehnte
Morgenröte den Reigen der zwölf Arien mit dem Villancico
Dormida fatiga beschließt. Im Verlauf der Oper lassen sich
zwei klar umrissene Teile erkennen: der eine enthält die
Vorstellung der Elemente und ihr Sehnen nach Licht und
nach dem Anbruch des Tages; der andere nimmt die ersehnte Zeit ankündigend bereits vorweg. In dem abschließenden Villancico kann jedes der Elemente – sowie die Zeit
– seine Rolle reflektieren. Als der Tag endlich anbricht,
besingen sie zusammen, wie »das Licht der Morgendämmerung den Tag feiert«, und das Werk kommt zu einem feurigen, rhythmischen Abschluss.
Le Tendre Amour wird unterstützt von
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
11
11
- 312 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 313 -
T e x te
1. Ayre
Frondosa apacible estancia,
verde esperanza florida,
blando ospedaje del alva,
vistoso catre del dia.
Tierra
Pomposo, fertil alvergue,
de bruta esmeralda rica,
noble pensil donde el aura
risueño aljofar destila.
2. Tierra y Ayre
Moradores de estas playas,
Huespedes de estas riveras,
Alerta, aplaudid el dia,
Despertad que el alva llega.
Y su luz zelebren con clausulas tiernas
los dulzes sonidos
y suaves cadencias.
Las flores tributen
11 el ambar que albergan
los ramos se ajiten,
que el aura se acerca,
los prados se rian,
las ojas se mueban.
- 314 - Trigonale 2011 – Das Programm
1. Luft
Dichtbelaubter, ruhiger Aufenthalt,
grüne keimende Hoffnung,
weiche Herberge der Morgendämmerung,
prächtiges Ruhebett des Tages.
Erde
Prunkhafte und fruchtbare Unterkunft,
reich an ungeschliffenen Smaragden,
edler Lustgarten, dort wo ein Lufthauch
freudig Tautropfen spendet.
2. Erde und Luft
Bewohner dieser Strände,
und ihr, die ihr an diesen Gestaden beherbergt seid,
begrüßt freudig den Tag.
Erwacht, auf dass die Morgendämmerung komme.
Heißt ihr Licht mit lieblichen Klängen,
weichen Rhythmen und
süßen Kadenzen willkommen.
Die Blumen mögen
den Amber entbieten, den sie bergen,
die Zweige sich bewegen,
damit der Morgenwind sich nähere.
Die Auen sollen lachen,
die Blätter sich bewegen;
Trigonale 2011 – Das Programm - 315 -
11
11
Y el rustico rumor de tanta lyra
bastardo, bejetable armonioso,
matizado boscaje, vulgo hermoso,
de q(uan)to ocupa el orbe el ayre jira.
und die Luft durchquert das ländliche Stimmengewirr
wohlklingender Pflanzen
und des schön schattierten Gebüschs,
die den Erdkreis bedecken.
3. A4
Y asi le festejen
celebren y sirvan
con tiernos arrullos
y suaves caricias.
3. A4
So sollen sie den Tag feiern,
preisen und ehren
mit zartem Getändel
und weichen Liebkosungen.
4. Ayre y Tierra
Pues reverentes aves le gorgean
quando rendidos pajaros le trinan.
4. Luft und Erde
Und wenn die ergebenen Vögel ihm ihr Tirilieren weihen,
so soll auch das ehrerbietige (niedere) Federvieh
sein Zwitschern erklingen lassen.
5. A6
La tierra con flores,
el fuego que anima,
el viento gorgeos,
el agua la risa.
5. A6
Die Erde bringt Blumen,
das Feuer belebt,
der Wind gibt sein Säuseln
und das Wasser sein Lachen.
6. Agua
Y al rapido sonido de mi aliento
despertaran las flores apacibles,
susurrando con blando mobimiento
los ramos y los troncos insensibles,
la venida del sol vaticinando,
unos con rudo estilo y otros cantando.
6. Wasser
Zum schnellen Klang meines Atems
erwachen die sanftmütigen Blumen,
es murmeln mit sanften Bewegungen
die Zweige und die gefühllosen Stämme,
sie sagen die Ankunft der Sonne voraus,
die einen mit rauhen Klängen, die anderen mit Gesängen.
- 316 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 317 -
11
11
7. Olmo apacible
q(ue e)n voz perzeptible
el susto mitiga
del palido horror;
de la noche severa
las sombras opacas,
que su centro embia,
al salir el sol en la luz se enziendan,
que su ardor abriga.
7. Die sanftmütige Ulme
Lindert mit vernehmbarer Stimme
die Furcht
und das Grauen.
Die düsteren Schatten
der finsteren Nacht,
sollen sich am Licht
des Sonnenaufganges entzünden,
damit dessen Glut uns vor ihnen beschütze.
8. Fuego
Mas si fuese la planta fugitiva,
siempre verde y esquiva
la adorada de Apolo,
para que hallase solo
qu(e e)n humilde dedique reverente,
de esmeraldas hunidas,
con sus hojas texidas
su culto diferente
sin que assi se equiboque lo rendido,
pues quanto fuere aplauso le es devido.
8. Feuer
Jedoch, obwohl diese flüchtige,
immergrüne und scheue Pflanze
der Liebling Apollos ist,
muss sie sich, um alleine zu bestehen,
demütig und ehrerbietig
mit einer Menge von Smaragden
an den Blättern
einem anderen Kult unterwerfen,
damit der Tribut nicht missverstanden werde;
denn aller Beifall gebührt ihr.
9.
Fuego enzendido
sea el diamante:
de luz cambiante,
rico y luzido,
haga brillante
su ardor flamante
lo que es florido.
9.
Wie entflammtes Feuer
soll der Diamant sein:
Mit wechseldem Leuchten,
reich und klar.
Sein feuriger Glanz
soll alles, was blüht,
zum Leuchten bringen.
- 318 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 319 -
11
10. Agua y Fuego
Pues soy el agua.
Pues soy el fuego.
La espuma salada
fatigue los remos,
porque la ardiente fragua
reprima en los cristales su arroganzia.
10. Wasser und Feuer
Ich bin das Wasser,
ich bin das Feuer.
Die salzige Gischt
ermüdet die Ruder.
Und die brennende Esse
presst sich anmaßend auf die kristallenen Gläser.
11.
Y aunque no aya materia combustible,
donde esgrima mis iras irritadas,
fatigando las ondas mis bolcanes
los pielagos undosos seran llamas,
y al oir el estruendo de vozes
contrapuestas y encontradas,
fuego, agua, que el fuego se anega,
agua, fuego, que el agua se abrasa,
las furias sedientas
inzendios exalan
si el agua despide
sus olas rizadas,
hidropico el fuego,
que nunca se sazia,
11 sus raudales bebe,
pero no se apaga.
11.
Und obwohl es keine brennbare Materie gibt,
an der ich meinen wütenden Zorn auslassen kann,
bezwingen meine Vulkane die Wogen,
die Meere werden zu Flammen.
Man hört das Gewirr der Stimmen,
gegensätzlich und doch vereint.
Feuer und Wasser: wie das Feuer ertrinkt!
Wasser und Feuer: wie das Wasser verbrennt!
Die dürstenden Furien
speien Flammen,
wenn das Wasser
seine gekräuselten Wellen ausschickt.
Und das unersättliche Feuer
trinkt durstig
dessen Fluten,
doch es erlöscht nicht.
12. Ayre
El ayre soy que aliento la armonía,
que condensaron los vapores frios,
y vagando los paramos umbrios
12. Luft
Ich bin die Luft und hele der Harmonie,
die die kalten Dämpfe niedergeschlagen hat.
Und wenn ich über die schattigen Ödlande streife,
- 320 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 321 -
11
todo a mis respiraziones se desvia;
los negros arreboles sin el dia
de sombras van llenando los vazios,
pero el espazio con los soplos mios
las nieblas va dejando que tenia,
pues q(uan)do el sol de mi region se aleja,
a sostituir benebolo me deja.
muss alles meinem Atem weichen.
Die schwarzen Wolken werden
die Ödnis mit Schatten füllen.
Doch das Gebiet mit meinen Winden
verjagd die Nebel, die es gab;
und wenn die Sonne sich von meinen Gegenden entfernt,
lasst sie mich an ihrer Stelle wohlwollend zurück.
13. Ayre
Surque alagüeña la esfera dorada
del aura suave los dulzes orgullos,
y luego que ocupe su hermosa morada,
descanse y sosiegue con blandos arrullos.
13. Luft
Durchquere freudig die goldene Sphäre,
den anmutigen Stolz des weichen Lüftchens.
Und nachdem sie ihre schöne Wohnung einnimmt,
ruhe aus und entspanne mit sanftem Wohllaut.
14. Tierra
No podrá, que en mis senos intrincados
estaran los inzendios embozados,
y mis incultas breñas
abultaran las sombras con sus peñas,
y pues que soy la tierra a q(uie)n influyen los Astros,
que en su ausenzia sostituyen,
faltandoles la luz a tantas flores,
que otro cielo adornavan sus colores
11 en la noche confusa y tenebrosa,
el suave olor, fraganzia deliziosa,
al campo no saluda,
aunque el zefiro blando le sacuda.
- 322 - Trigonale 2011 – Das Programm
14. Erde
Nein, es darf nicht sein, dass auf meiner
(vielförmigen) Oberfläche die Brände weiter lodern
und meine zerklüfteten Gebirge
mit ihren Felsen die Schatten noch vergrößern.
Ich bin doch die Erde, gelenkt von den Sternen,
die mich in Abwesenheit der Sonne leiten.
So vielen Blumen fehlt nun das Licht, die einst
durch einen anderen Himmel ihre Farbenpracht darboten.
In der wirren und finsteren Nacht,
grüßt nicht die Wiesen
ihr sanfter und köstlicher Duft,
obwohl der milde Westwind sie zärtlich bewegt.
Trigonale 2011 – Das Programm - 323 -
11
15.
De flores vestida,
la tierra aterida
con zeño erizado,
que el zierzo entumeze,
marchita ê impide,
por mas que el favonio
risueño y templado
aromas le mueva su aliento,
en las hojas se mira ya elado.
15.
Gekleidet in Blumen
blickt die Erde,
vor Kälte erstarrt,
mit finsterer Miene drein,
denn der Nordwind lähmt,
macht welk und hemmt. Wie sehr auch der milde Südwind,
freudig und sanft,
mit seinem Hauch ihren Duft verteilt,
man sieht in den Blättern schon den Frost sitzen.
16. A4
En tan triste confusión,
las ya repetidas vozes
con destemplados suspiros
le lloren la ausenzia.
16. A4
In solch trauriger Verwirrung
beklagen die soeben gehörten Stimmen
mit rauhen Seufzern
der Sonne Abwesenheit.
17. Aurora
Ay amor!
que tierna se escucha la respirazion,
que dulce, que suave el eco veloz,
del ayre formado me buelve la voz,
haziendo armonia la repetizion.
17. Aurora
Ach Geliebte, ach Geliebte!
Wie zärtlich hört man den Atem,
wie süß, wie sanft das flinke Echo,
von der Luft geformt, kehrt mir die Stimme zurück,
Wohlklang gibt ihr die Repetition.
18. Tiempo
Sienta la Tierra
quando el sol obscureze sus reflexos
siendo funestos lutos las sombras
con que viste el emisferio.
18. Zeit
Bedaure die Erde!
Wenn die Sonne ihre Strahlen verdunkelt,
werden die Schatten, die die Hemisphäre verhüllen,
zu unheilvollen Trauerfloren.
11
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- 324 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 325 -
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Y pues que nada sirve
y faltando la luz todo falleze.
Ha desmayar sus rayos
trepiden sus influxos,
pues que mueren.
Und schließlich hilft nichts mehr!
Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen.
Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen,
erlahmen auch ihre Einflüsse,
bis sie letztendlich ersterben.
Llore el ocaso,
y q(uan)do ya se apaguen sus incendios,
las exequias le cante
la funebre region de que va huyendo.
Beklage den Untergang der Sonne!
Denn wenn ihre Strahlen verlöschen,
singt das düstere Land,
aus dem sie floh, die Exequien.
Y pues que nada sirve,
y faltando la luz todo falleze.
Ha desmayar sus rayos
trepiden sus influxos,
pues que mueren.
Und schließlich hilft nichts mehr!
Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen.
Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen,
erlahmen auch ihre Einflüsse,
bis sie letztendlich ersterben.
Jima y suspire,
y sus deliquios vaya padeciendo,
que, si la luz se apaga,
de que servira su adorno lisonjero.
Stöhne und seufze!
Und erdulde dein Schicksal,
denn wenn das Licht verlöscht,
kann es dir nicht zur Zierde dienen.
Y pues que nada sirve,
y faltando la luz todo falleze.
Ha desmayar sus rayos
trepiden sus influxos,
pues que mueren.
Und schließlich hilft nichts mehr!
Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen.
Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen,
erlahmen auch ihre Einflüsse,
bis sie letztendlich ersterben.
- 326 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 327 -
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19. Fuego
Mas en la obscura noche
el Monjiuelo oculto desabroche
las hypocritas llamas rigurosas,
que bolando a su azento belicosas,
quando en su esfera vagan
una vez enzendidas no se apagan.
19. Feuer
Doch in der dunklen Nacht
öffnet sich der Ätna
und schickt seine falschen, unerbittlichen Flammen aus.
Sie züngeln unter kriegerischem Lärm
durch seinen Wirkungskreis;
und einmal entzündet, sind sie nicht mehr zu löschen.
Y pues mi ardiente hoguera
en los quatro elementos reverbera,
hasta que Apolo luminoso venga,
la presidenzia de las luzes tenga.
Mein flammendes Feuer soll
die Führung der Lichter übernehmen
und sich mit Hilfe des strahlenden Apollo
in den vier Elementen widerspiegeln.
20. Fuego
Edienta de influjos,
al sol ha bebido
mi altiva arroganzia
ardores flamantes;
y entre las sombras
el fuego esparzido
los rayos hermosos
de luzes brillantes.
20. Feuer
Dürstend nach Einflüssen
hat mein stolzer Hochmut
bei der Sonne
neue Glut getrunken.
Und mitten in die Schatten
hat das Feuer
schöne Strahlen
gleißenden Lichtes ausgestreut.
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- 328 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 329 -
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21. A3: Ayre, Tierra y Agua
Iras fatales fulminan
los contrarios elementos,
mas, tan iguales se embisten,
que conziertan el estruendo;
lidian dentro del compas
donde suenan contrapuestos,
duro golpe los sonidos,
dulze ruido con los ecos.
Y el fuego tenaz,
que jime voraz;
la tierra pesada,
ya cruxe irritada;
el mar prozeloso
que va caudaloso;
y triste el azento
del ayre violento,
Los torpes movimientos destemplados
bolbiendo va en bemoles y trinados,
acordando las iras en el viento
porque sirva su enojo de instrumento.
21. A3: Luft, Erde und Wasser
In erbittertem Zorn
toben die gegensätzlichen Elemente,
doch so ebenbürtig greifen sie einander an,
dass das Getümmel zum Gleichklang wird;
sie kämpfen im Takt,
doch klingt das gegensätzlich:
die Klänge harten Schlagens,
das Echo süßen Lärmens.
Gefräßig ächzt
das unbeugsame Feuer;
die gewichtige Erde knarrt irritiert;
das stürmische Meer
kommt mit seinen Wasserfluten.
Der traurige Zustand der heftigen Luft
verwandelt die plumpen,
unharmonischen Bewegungen
in Moll und in Triller.
Sie vereinigt den Zorn (der Elemente)
mit dem Wind,
damit er ihrem Unmut als Instrument diene.
22. Tiempo
Y aunque intente la fatiga,
Ilusión, orror o miedo,
con tan confusos rumores,
interrumpir mi sosiego.
Ni el audaz, altivo orgullo,
de furiosos elementos
podra entiviar mi arroganzia,
22. Zeit
Trotz Ermüdung,
Täuschung, Grauen und Furcht,
versucht ihr, wirre Stimmen,
meinen Frieden zu stören!
Doch der dreiste, hochmütige Stolz
der wütenden Elemente
kann weder meine Arroganz mäßigen,
- 330 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 331 -
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ni entorpezer mi denuedo;
que esempto a las impresiones,
y â sus influjos adversos,
reservado el tiempo dura
sin que nadie acave al tiempo;
y pues que ya en el oriente
preludios de luz advierto,
vuestras furias olvidando
vayan mis vozes diziendo.
noch meinen Eigensinn lähmen.
Denn unerreichbar für ihren Druck
und ihre feindlichen Einflüsse
besteht die Zeit,
ohne dass einer je sie beenden könnte.
Und da ich schon im Osten
die Vorboten des Lichtes bemerke,
sage ich, euren Zorn
missachtend, folgendes:
23. Tiempo
Risueña el aurora,
del sol precursora,
su luz vatizina
borrando a la noche;
los negros celages
del vasto vapor,
que teme su ruina,
mirando que Apolo
por ella el ardor
de sus rayos fulmina.
23. Zeit
Freudig kündigt Aurora,
die Vorbotin der Sonne,
deren Licht an,
die Nacht verdrängend.
Sie tilgt das dunkle Gewölk,
voll massiger Schwaden,
das seine Zerstörung fürchtet,
da es sieht, wie Apollo
für sie die Glut
seiner Strahlen schleudert.
24. Tierra
Y pues la luz del dia que amaneze,
las asperas escarchas enternece,
y de varios matizes y colores
se registra el adorno de las flores,
que en las verdes alfombras esparzidas,
pareziendo pintadas, son nazidas.
Las aves, que su noble arquitectura
24. Erde
Dann wird das Licht des werdenden Tages
den Rauhreif auftauen.
Und in zahlreichen Schattierungen und Farben
wird die Pracht der Blumen offenbar,
die, einem Gemälde gleich,
sich über die grünen Teppiche ausgestreut haben.
Die Vögel, die in der finsteren Nacht
- 332 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 333 -
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alvergan en la triste noche obscura,
al mirar a la aurora
cada qual con su pico la enamora,
pues le rinden las flores y las aves
fraganzias dulzes y armonias suaves.
ihre edle Baukunst bewahrten,
machen Aurora, wenn sie sie sehen,
den Hof, ein jeder mit seinem Schnabel.
Dann geben ihr Blumen und Vögel
süße Düfte und weiche Harmonien.
25. Tierra
Rompa la tierra la carzel
de esmeralda entumezida,
que las flores enzierra;
y su fraganzia unida
derramen en la campaña,
y quando el sol la baña
le cante agradezida.
25. Erde
Möge die Erde den Kerker
aus starren Smaragden aufbrechen,
der die Blumen einschließt,
und dann ihren gemeinsamen Duft
über die Lande verteilen.
Und wenn die Sonne sie bescheint,
singen sie ihr Lieder der Dankbarkeit.
26. A4
Y sus acordes fraganzias
le tribute agradezida:
la tierra vistosas flores,
y el rozio tierna risa,
porque compitan,
porque celebren,
porque anelen al dia
11 los floridos aromas,
las escarchas marchitas.
- 334 - Trigonale 2011 – Das Programm
26. A4
Ihre gemeinsamen Düfte
entbieten ihr dankbar:
Die Erde mit prachtvollen Blumen,
der Tau mit zärtlichem Lachen,
um zu wetteifern,
um zu feiern,
um mit blühenden Düften
den Tag zu ersehnen,
das Ende des Frostes.
Trigonale 2011 – Das Programm - 335 -
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27. Ayre
Y pues ya se desvian los vapores,
que en la funesta noche se animaron,
y en sus densas tinieblas se quajaron
para escandalo torpe de las flores,
conviertiendo en aplausos los horrores.
Alegres los jilgueros que callaron,
con destreza sus picos entonaron
sus enfaticas clausulas de amores,
y a soplos de la luz que el ayre embia
hizieron con su aliento la armonía,
porque mis vozes imitando vayan
los metros que tan dulzemente ensayan.
28. Ayre
En brazos del alva
surcaba la esfera
el dulze gilguero.
En el discreto idioma,
que canta cromáticos,
forma su blando conzento
de triste bemol,
que alaga y suspende
11 su ruido alagüeño.
29. Agua
Deydades, que en el monte vipartido
le prestais armonia al dios de Apolo,
porque sirva desde oy de fijo polo
premiando vuestro canto con su oído,
- 336 - Trigonale 2011 – Das Programm
27. Luft
Doch schon weiden die Dämpfe,
die in der unheilvollen Nacht lebendig wurden
und die sich in schwärzester Finsternis ausbreiteten,
und zur dumpfen Empörung der Blumen (durch ihr Weichen)
den Schrecken zur Freude wandelten.
Beschwingt fangen die Distelfinken,
die bisher schwiegen, kunstfertig an zu singen
und lassen Liebeslieder erklingen.
Und mit der Hilfe des Lichtes, ausgesandt vor der Luft,
verschmilzt ihr Atem zu Harmonie,
denn meine Stimmen imitierend,
erklingen die Strophen, die sie so lieblich erproben.
28. Luft
In den Armen der Morgendämmerung
durchquerte der sanfte Distelfink
die Sphäre.
In einem geheimnisvoll-geistvollen Idiom,
das chromatisch erklingt,
formt er trauriges Moll
zu einem weichen Tonfall,
um mit seinem schmeichelnden Singen zu erfreuen
und Staunen zu machen.
29. Wasser
Ihr Götter, die ihr auf dem zweigeteilten Berge
dem göttlichen Apollo die Harmonie verliehen habt,
damit er ab heute als fester Pol diene
und euern Gesang mit seiner Anteilnahme kröne.
Trigonale 2011 – Das Programm - 337 -
11
ya que suenan los plectos acordados,
vuestra atenzion os pido;
y de mi voz llamados,
esta vez os combido
porque obsequiosas le mandeis a Clio
que mi azento corrija,
y a mi zitara suave la dirija.
De vosotras lo fio,
que assi podre alentarme
y en aplauso tan alto dedicarme.
Jetzt, da die Instrumente schon gestimmt sind,
erbitte ich eure Aufmerksamkeit.
Euch rufe ich an
und lade diesmal ein,
Clio Gefälligkeiten zu erweisen,
auf dass sie meine Stimmung hebe
und meine Kythara sanft leite.
Euch bitte ich,
mich dadurch zu ermuntern,
dass ihr mein großes Vorhaben mit Beifall bedenkt.
30. Agua/A4
Suenen los clarines,
toquen los instrumentos,
y en clausulas tiernas
y suaves azentos
embien sus ecos
los dulzes violines.
30. Wasser/A4
Erschallt, ihr Trompeten,
erklingt, ihr Instrumente!
In zarten Liedern,
mit sanften Weisen
senden die süßen Violinen
ihre Klänge aus.
31. Aurora
Dormida fatiga
despierta â mis ecos,
que el torpe letargo
11 del alva va huyendo.
Quedito, silenzio,
que se oye apazible
bolver el azento.
- 338 - Trigonale 2011 – Das Programm
31. Aurora
Schläfrige Mattigkeit,
mach dich auf, erwache von meiner Stimme,
auf dass die schändliche Schlafsucht
der Morgendämmerung weiche.
Schweigt!Stille!
Dass man vernehme
die ruhige Rückkehr des Echos.
Trigonale 2011 – Das Programm - 339 -
11
Del blando alago del aura
al rumor acorde vuelve,
siendo el bostezo fragante
la seña de que amaneze.
Das süße Schmeicheln der Morgenröte
verkehrt den Lärm in Wohlklang.
Das wohlige Gähnen
sei das Zeichen des beginnenden Tages.
Quedito, silenzio,
que se oye apazible
bolver el azento.
Schweigt! Stille!
Dass man vernehme
die ruhige Rückkehr des Echos.
Del aliento la armonia
apacible flores mueve
y del contacto las luzes
acordes suenan y alegres.
Quedito, silenzio,
que se oye apazible
bolver el azento.
32. Agua
El moble diamante
de espuma rizada,
del yelo erizada
en campo volante,
11 del alva es amante,
pues ya la enriqueze.
Y quando amaneze
las Luzes que embia,
con perlas que cria
sus rayos guarneze.
- 340 - Trigonale 2011 – Das Programm
32. Wasser
Der wogende Diamant
aus gekräuseltem Schaum,
starr vor Frost,
irrt auf dem Lande umher.
Er bereichert
die geliebte Morgendämmerung,
und wenn es tagt,
schmücken seine Lichter
ihre Strahlen
mit selbstgeschaffenen Perlen.
Trigonale 2011 – Das Programm - 341 -
11
Tierra
Aqueste emisferio
y duro obelisco,
que sirve de aprisco
a tanto viviente,
si busca, si siente
el hermoso farol
el bello arrebol,
del alva le borre
la sombra que corre
huyendo del sol.
Erde
Man sucht sie, diese Hemisphäre,
diesen harten Obelisk,
der so vielen Lebewesen
zum Schutze dient.
Man fühlt sie schon,
den schönen Quell des Lichts,
das schöne Morgenrot,
das die Schatten der Dämmerung löscht,
die eilends der Sonne
zu entfliehen suchen.
Ayre
Mi esfera recive
el plumado velamen,
que buela al examen
del cento que vive
en donde percibe
del alva divina
la luz peregrina,
y Apolo brillante,
la llama bolante
de rayos fulmina.
Luft
Meine Sphäre empfängt
die gefiederte Schwinge,
die zur Prüfung
des herrschenden Zentrums fliegt.
Dort bekommt sie
das ungewohnte Licht
der göttlichen Morgendämmerung.
Und der strahlende Apollo
schleudert die fliegenden Flammen
seiner Strahlen.
Fuego
La timida hoguera
y llama medrosa,
al frio quejosa,
al yelo severa,
si ya rebervera,
Feuer
Das furchtsame,
ängstliche Feuer
beklagt die Kälte
des eisigen Frostes.
Sein brennendes Licht
11
11
- 342 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 343 -
y la luz que arde
del sol es alarde,
padezca desmayos
y tema sus rayos,
pues luze covarde.
ist doch nur ein anmaßendes
Nachahmen der Sonne.
Es muss seine Schwäche spüren
und die Strahlen der Sonne fürchten,
als Feigling wird es schließlich erscheinen.
33. A4
Y pues tierra, agua y ayre
son sus trofeos,
con el fuego se aviven
sus luzimientos.
33. A4
Dann steigern Erde, Wasser und Luft
mit ihren Trophäen
im Spiegel des Feuers
ihre wütende Erscheinung.
34. Ayre
Flores, aves, fuentes, ríos,
Oid los azentos mios.
34. Luft
Ihr Blumen, Vögel, Quellen und Flüsse:
hört meine Lieder.
Tierra
Prados, riscos, montes, selvas,
escuchad mis ardientes finezas.
Erde
Ihr Wiesen, Felder, Berge und Wälder:
venehmt mein brennendes Kosen.
Ayre
Aves, que el ayre jirais,
por que no trinais.
Luft
Ihr Vögel, die ihr die Luft durchquert,
warum singt ihr nicht?
Tierra
Fuentes, que el prado correis,
por que os suspendeis.
Erde
Ihr Quellen, die ihr die Auen durcheilt,
warum haltet ihr euch zurück?
11
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- 344 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 345 -
35. Ayre Y Tierra
Y a la luz que madruga,
por que no cantais,
si en cuna de plata
al sol le mezeis.
35. Luft und Erde
Das Licht der Morgenfrühe,
warum besingt ihr es nicht,
wenn ihr schon die Sonne
in einer silbernen Wiege ehrt?
36. Ayre
Mas ya se escucha el estruendo
del carro del sol, que aguijan
golpes de luz con que Apolo
las sombras apaga,
los rayos aviva.
36. Luft
Angeküdigt von Lichtstrahlen,
hört man schon den Sonnenwagen
mit dem Apollo,
der Schatten tilgt
und das Licht entfacht.
Tierra
Y dejandose ver de la atalaya,
empinado penacho y cumbre altiva,
la bieren velozes
sus rayos primero,
por que es la primera
que su ardor registra.
Erde
Man sieht ihn vom Wachturm aus,
steil wie ein Berg und hoch wie die Wolken.
Ihn treffen zuerst
die schnellen Strahlen,
denn er ist der erste,
der wahrnimmt ihr Licht.
37. A4
Y assi el canto de las aves
11 y el aroma de las flores,
con armonias suaves,
con apacibles olores,
ofrezcan sus vozes graves
y tributen sus colores.
- 346 - Trigonale 2011 – Das Programm
37. A4
Auf diese Weise bieten die Vögel ihren Gesang,
die Blumen ihren Duft,
ihre festlichen Stimmen
und Farben dar,
mit sanften Harmonien
und zarten Wohlgerüchen.
Trigonale 2011 – Das Programm - 347 -
11
38. Ayre
Esfera copiosa
de luz peregrina,
en donde se afina
suave, armoniosa
con voz deliziosa,
de aquel ruiseñor,
que siempre que canta,
preserva el horror.
38. Luft
Die Sphäre reich
an pilgerndem Licht,
in ihm harmonierend,
sanft,
wohlklingend
mit jener Nachtigall,
deren Gesang jedes Mal
vor dem Grauen bewahrt.
A4
Y con dulzes picos
sus triunfos alegren,
y al dia en que naze
le den parabienes.
A4
Auf dass sie mit zierlichen Schnäbeln
ihre Triumphe erheitern,
und den sie ins Leben rufenden Tag
freudig willkommen heißen.
Agua
Fuente canora,
risueña y parlera
que corre ligera
al prado que adora,
si ya la enamora
quien quiere en rigor,
11 si logra corriendo
los triunfos de Amor.
- 348 - Trigonale 2011 – Das Programm
Wasser
Der trällernde Bach,
redselig heiter,
zur angebeteten Wiese
eilt beschwingt,
bald ist er verliebt in die,
die er eigentlich liebt,
bald erringt er eilig
des Liebesgottes Sieg.
Trigonale 2011 – Das Programm - 349 -
11
11
A4
Poniendo las aguas
en claros espejos,
a vista de todos
sus altos trofeos.
A4
Er glättet die Wasser
zu Spiegeln klar,
in denen seine Trophäen
er allen offenbart.
Fuego
Puro elemento
de todos temido,
voraz, enzendido
y siempre sediento,
por que tan sangriento
esta tu furor
si sabes quemar
y alagar con tu ardor.
Feuer
Reines Element
ausnahmslos gefürchtet,
gierig, entfacht,
unaufhörlich dürstend,
weshalb die Blutgier
in deiner Wut,
du weißt doch zu entflammen,
zu schmeicheln mit deiner Glut.
A4
Con luzes e inzendios
el fuego publique,
que ilustra, que brilla
que anima, y vive.
A4
Mit Lichtern und Bränden
verkünde ich Feuer,
dass es strahlt und belehrt,
dass es lebt und beseelt.
Tierra
Selvas vestidas de varios colores,
en donde las flores
se ven esparzidas,
si sois advertidas,
verted vuestro olor,
pues ya essa fraganzia
os da el esplendor.
Erde
Ihr Wälder, in verschiedene Farben gekleidet,
worin die Blumen
ausgestreut sind,
seid ihr weise,
so vergießt euren Duft,
damit dieser Wohlgeruch
euch Schönheit verleihe.
- 350 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 351 -
11
A4
Alfombra de flores
tribute la tierra,
de varios matizes
de luzes y estrellas.
A4
Einen Teppich aus Blumen
entbietet der Erde
in zahlreichen Farbtönen
von Lichtern und Sternen.
Aurora
Si vozes respiran
mis suaves alientos,
de los elementos
las sombras retiran,
y alegres se miran
vistiendo el color
mis rayos brillantes
con luz superior.
Aurora
Wenn die Stimmen
der Elemente
meinen sanften Odem einatmen,
tilgen meine leuchtenden Strahlen
die Schatten.
Sie zeigen sich heiter
und schmücken die Farben
mit schönstem Licht.
A4
Y llena de influxos
la luz peregrina
del alva que naze
celebre su dia.
A4
Und voll des Ansehens
preist das wunderbare Licht
der Morgendämmerung
den Tag.
11
11
- 352 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 353 -
Tiempo
Los siglos ha unido
que el tiempo divide.
La dicha que mide
lo que ha conseguido,
si lo ha merezido
culpable es error,
que el merito grande
es el premio mayor.
Zeit
Was die Jahrhunderte vereint haben,
trennt nun die Zeit.
Fortuna ermisst,
ob das Erreichte verdient war.
Dafür das Glück zu beschuldigen,
wäre ein Fehler,
denn der große Verdienst
ist die höchste Auszeichnung.
A4
Ynstantes abrazen
los siglos enteros
en que aplausos logren
sus merezimientos.
A4
Augenblicke umfassen
ganze Jahrhunderte,
wenn der Beifall
so gross wie ihr Verdienst ist.
11
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- 354 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 355 -
L e T e ndre A mo ur
Das Ensemble Le Tendre Amour, dessen Name auf ein verbreitetes literarisches Thema der Zeit Ludwigs XIV. zurückgeht, ist eine Gruppe dynamischer Musiker, die sich mit
dem gemeinsamen Ziel zusammengefunden haben, Musik
des späten 17. und des 18. Jhs. so aufzuführen, dass sie das
Publikum der heutigen Zeit inspiriert und bewegt. Das Ensemble unter der Leitung und Organisation von Katy Elkin
und Esteban Mazer ist in Barcelona beheimatet, obwohl seine
Mitglieder ursprünglich aus unterschiedlichen Teilen der
Welt stammen. Seit seinen Anfängen lag der Schwerpunkt
des Ensembles auf der Interpretation ungewöhnlicher Programme, stets mit dem Ziel, ein Publikum quer durch alle
Altersgruppen anzusprechen. In den letzten Jahren wandte
sich das künstlerische Interesse von Le Tendre Amour verstärkt der Kammeroper zu, obwohl das Ensemble in seiner
ursprünglichen Formation von sieben Musikern weiterhin
in unterschiedlichen Repertoires zu hören ist. Seine Forschungsarbeit im Bereich der Jüdischen Barockmusik wurde 2008 mit dem Preis für die beste Interpretation bei den
Varazdiner Barockabenden (Kroatien) belohnt und führte in
der Folge zur ersten Kammeropernproduktion des Ensemb11 les, Esther von C.G. Lidarti. Der Erfolg dieses Werks in
Paris inspirierte die Produktion des Intermedio Le Devin
du Village von J.J. Rousseau für die steirischen Festspiele
Styriarte im Jahr 2009. Seine jüngste Opernproduktion realisierte Le Tendre Amour mit Pergolesis La Serva Padrona in
Barcelona (2011). Alle genannten Produktionen sind weiterhin auf Tour und entstanden in Zusammenarbeit mit dem
- 356 - Trigonale 2011 – Das Programm
Schauspieler Adrián Schvarzstein. Zu den kommenden Produktionen zählen La Foire im Jahr 2012 und Don Quixote
im Jahr 2013. Das Ensemble realisierte Aufnahmen für das
renommierte Label K617 und ist gegenwärtig bei Brilliant
Classics unter Vertrag.
Der Regisseur und Schauspieler Adrián
Schvarzstein vereint in sich Elemente Spaniens, Argentiniens, Italiens und
vieles mehr. Adrián ist bekannt für seine kreativen Produktionen, die Künstler und Publikum miteinander in Kontakt bringen. Ein Unterhaltungskünstler durch und durch,
lockt Adrián das Kind in jedem von uns hervor. Seine Erfahrungen mit der Commedia Dell'Arte (nach dem Studium bei Dario Fo in Italien) halfen ihm dabei, seinen eigenen Straßentheaterstil und einen einzigartigen Charme zu
entwickeln. Zahlreiche Projekte verbinden ihn mit der Welt
des Zirkus (Circus Ronaldo, Circus Klezmer, Call Me Maria)
und des Straßentheaters (The Greenman, Dans). Die Uraufführung seines Straßentheaterprogramms Kamchatka (Miramiro-Preis 2008) und die Leitung der Oper La Barca in der
Nationalen Reisopera in Holland zählen zu seinen jüngsten 11
erfolgsgekrönten Projekten. Adrián erhielt 2008 den ErnstPreis auf dem Festival La Strada; 2010 wurde er mit dem
Zirkolika-Preis als bester Zirkusdirektor ausgezeichnet.
Mehrere Jahre wirkte er in Inszenierungen am Opernhaus
Tel Aviv in Israel mit. Seit 2003 arbeitet er mit Le Tendre
Amour zusammen und brachte die Opern Esther, Le Devin du
Trigonale 2011 – Das Programm - 357 -
Village, La Serva Padrona sowie vor kurzem Los Elementos
zur Aufführung. Zu den künftigen Projekten mit Le Tendre
Amour zählen La Foire 2012 und Don Quixote 2013.
Die brasilianische Sopranistin Luanda
Siqueira da Silva begann ihr Opernstudium bei Therezinha Schiavo an der
Musikakademie der Bundesuniversität von
Rio de Janeiro. 2000 erhielt sie ein Stipendium der französischen Regierung, um
an der Klasse für Barockgesang des Conservatoire Supérieur
de Paris (CNR) teilzunehmen. Dort studierte sie bei Michel
Laplénie, Sophie Boulin, Kenneth Weiss und Howard Crook.
2003 schloss sie dieses Aufbaustudium mit dem einstimmigen Prädikat 'summa com laude' ab. Seither ist Luanda Siqueira da Silva Solistin beim Maîtrise et Orchestre du Palais
Royal und wurde vom Opernstudio der Opéra National du
Rhin/Straßburg in mehreren Rollen unter Vertrag genommen. Sie trat als Solistin in unterschiedlichen Projekten
auf, unter anderem mit Le Parlement de Musique unter der
Leitung von Martin Gester. Sie sang an der Opéra National
de Lyon, der Opéra de Rouen, an der Opéra Comique und
11 dem Théâtre des Champs-Élysées, um nur einige zu nennen. Luanda Siqueira da Silva gewann den ersten Preis
beim Concours International de Chant Baroque du Château de
Chimay, Belgien, unter der Leitung von William Christie.
Sie war Preisträgerin des Förderprogramms des Ouvre des
Saints Anges und Finalistin der 8. Handel Singing Competition in London. Ihre erste Aufnahme mit Le Tendre Amour
- 358 - Trigonale 2011 – Das Programm
erschien 2009 bei K617 unter dem Titel Le Passage de la Mer
Rouge (Der Durchzug durchs Rote Meer).
Die Mezzosopranistin Lidia Vinyes
Curtis wurde in Barcelona (Spanien)
geboren. Neben Gesang studierte sie
Geige und absolvierte am Konservatorium der Region Toulouse (Frankreich) einen Master-Studiengang in Alter Musik
und Barockvioline. Lidia Vinyes Curtis studierte Gesang
an der Schola Cantorum Basiliensis, Schweiz, bei Richard
Levitt, David Mason und Rosa Dominguez. Von 2008 bis
2009 war sie Solistin (Alt) im professionellen Vokal-Oktett
Nova Lux Ensemble, das sich auf spanische Renaissancemusik spezialisiert hat. Außerdem arbeitete sie für die Vozes de
Al Ayre Español unter der Leitung von Eduardo López Banzo,
mit Martin Gester in seinem Le Parlement de Musique (Straßburg, Frankreich) und mit La Capella Reial de Catalunya
unter der Leitung von Jordi Savall. Sie trat unter anderem
auf dem Internationalen Festival von Santander, dem Festival Música Antiga von Loulé, dem Festival Castelo Branco
und dem Musikfestival von Alcobaça auf. Im September 2010
interpretierte sie auf dem Festival d'Ambronay die Rol- 11
le der La Fama in der Oper La Guerra de los gigantes von
Sebastián Durón, mit dem Dirigenten Gabriel Garrido und
dem Ensemble Elyma. Für die Spielzeiten 2011 und 2012 erhielt sie Einladungen zur Mitwirkung an zwei Barockopern
am Theater Freiburg (Deutschland). Dies ist ihr erstes Projekt mit dem Ensemble Le Tendre Amour.
Trigonale 2011 – Das Programm - 359 -
Die Sopranistin María Hinojosa
Montenegro wurde in Sabadell, Spanien, geboren und graduierte mit Auszeichnung an der School of Music of Catalonia (ESMUC). Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte sie im Alter von
16 Jahren als Hauptdarstellerin in mehr als 20 Zarzuelas.
»Zarzuela« ist die Bezeichnung für eine typisch spanische
Gattung des Musiktheaters, die einige Ähnlichkeit mit der
französischen »Opéra comique« oder der Operette hat.
Neben ihrer Zusammenarbeit mit Ensembles wie Le Parlement de Musique, Al Ayre Español, Des Honnestes Curieux,
Elyma, Concerto Italiano, Accademia Bizantina, Le Tendre
Amour und La Capella Mediterránea nahm sie auch zahlreiche Opern und Zarzuelas für die Labels Harmonia Mundi
und K617 auf; eine Aufnahme mit einer Auswahl von
Werken des katalanischen Komponisten Joan Guinjoan ist
in Planung. Zu ihren jüngsten Produktionen zählen El
dúo de la Africana (Buenos Aires), L. Cunillés Oper La
Pajarera Catalana (Teatre Lliure, Barcelona), A. Vivaldis
Oratorium Juditha triumphans (Venedig, unter Ottavio
Dantone), W. A. Mozarts Don Giovanni (Oviedo), S. Prokofjews Der Spieler (Gran Teatre del Liceu, Barcelona),
11 H. Purcells Dido und Aeneas (Opera Lausanne), und Martini
Solers l'Arbore de Diana unter der Leitung von Fabio Biondi
(Montpellier). Seit 2003 tritt sie regelmäßig mit Le Tendre
Amour auf.
- 360 - Trigonale 2011 – Das Programm
Die Mezzosopranistin Marina Pardo
wurde in Santander, Spanien, geboren
und schloss ihr Studium mit dem Prädikat 'summa cum laude' an der Universität
Oviedo ab. 1994 konnte sie auf Empfehlung von Alfredo Kraus ihr Studium an
der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid fortsetzen. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Alberto Zedda, Helmut
Rilling, Peter Guth, James Levine, Rafael Frübeck de Burgos
und Jesús López Cobos zusammen. Marina Pardo debütierte
am Teatro Campoamor in Prokofjews Alexander Nevsky und
gab unterschiedliche Konzerte, unter anderem die AltRhapsodie von Brahms am Teatro Monumental in Madrid,
Schuberts Messe in b-moll in der Liederhalle Stuttgart und
Fallas El amor brujo im Auditorio Nacional in Madrid. Sie
trat mit der Nationalen Spanischen Tanzkompanie in Raptus, in einer Choreographie von Nacho Duato auf, sowie am
Teatro Real Madrid, wo sie Wagners Wesendonck-Lieder interpretierte. Sie ist Mitglied des Ensembles Al Ayre Español,
mit dem sie auf vielen renommierten europäischen Festivals
auftrat und unter anderem barocke Zarzuelas sang. Marina
Pardo trat mit fast allen spanischen Orchestern auf, sowie
mit dem Sacro Cuore di Milano, den London Schubert Players und der Bachakademie Stuttgart. Zu ihren jüngsten und 11
künftigen Projekten zählen Rigoletto von Verdi, Manon von
Massenet, das Internationale Festival von Granada im Palacio
de Carlos V. und Fallas La vida breve mit Rafael Frühbeck
de Burgos und dem Israel Philharmonic Orchestra. Los Elementos ist Marina Pardos erste Zusammenarbeit mit Le
Tendre Amour.
Trigonale 2011 – Das Programm - 361 -
Der in Campobasso (Italien) geborene
Bariton Donato di Gioia absolvierte
sein Violin- und Klavierstudium sowie
seine technische Stimmausbildung bei
Maestro Bruno Praticò und Maestro Paride Venturi. Sein Talent trat bereits bei
seinem Bühnendebüt in Il Borgomastro di Saardam von Donizetti deutlich zutage. Es folgten bald Verträge renommierter Häuser, die es ihm erlaubten, sein Repertoire zu erweitern und sich über die nationalen Grenzen hinaus Ansehen
zu erwerben: zu seinen Stationen gehören das Verdi-Theater
Triest; das Regio-Theater Turin; das Carlo Felice-Theater
Genua; die Opernfestspiele Arena von Verona; das PucciniFestival Torre del Lago; das Calderon-Theater Madrid; das
Concertgebouw, Amsterdam und das Opernhaus Bayreuth.
Zu seinen beachteten Opernauftritten zählen La Serva Padrona von Pergolesi; Il Matrimonio Segreto von Cimarosa; Il
Barbiere di Siviglia und Gli Astrologi Immaginari von Paisiello; Don Giovanni, Le Nozze di Figaro und Così fan Tutte von
Mozart; sowie Il Barbiere di Siviglia, Cenerentola, Adina, Il
Signor Bruschino und La Cambiale di Matrimonio von Rossini. Donato di Gioia gewann den ersten Preis beim Zweiten
Internationalen Gesangswettbewerb Gaspare Spontini in
11 Maiolati Spontini (Ancona) und wurde vom Verdi-Theater
Triest als Bester Junger Sänger der Spielzeit 1999/2000 ausgezeichnet. Er spielte Opern für die Labels Dynamic und
BmG Arte Nova ein. Im April dieses Jahres gab Donato di
Gioia als Uberto in Pergolesis La Serva Padrona seine ersten
Konzerte mit Le Tendre Amour. - 362 - Trigonale 2011 – Das Programm
Aut o g r a mme
11
Trigonale 2011 – Das Programm - 363 -
Samstag, 17.09., 22.00 Uhr
Stadtpfarrkirche St. Veit
Vox dilecti mei
Modena Consort
Ulrike Hofbauer: Gesang
Sarah van Cornewal,
Claudio Santambrogio,
Hiroko Suzuki,
Richard Robinson: Renaissancetraversflöten
René Genis: Laute
E inle itun g
Die jahrtausendealte Dichtung des Hohelieds hat seit jeher die Menschheit bewegt – seine Botschaft der Liebe hat
gleichermaßen die jüdische, christliche und sogar die SufiTradition inspiriert. Das Canticum Canticorum ist ein orientalisches, erotisches Gedicht, das in der jüdischen Tradition
als die Liebe Gottes zu Israel, in zahlreichen christlichen
Traditionen als die Liebe Christi zu seiner Kirche und in
mittelalterlichen Stundenbüchern als ein Lobgesang auf die
Jungfrau Maria interpretiert wurde.
Für die Komponisten der Renaissance bedeutete das Canticum eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration: Die
Musik des vorliegenden Programms bietet eine Auswahl von
Hohelied-Vertonungen aus dem gesamten 16. Jahrhundert.
Den ersten Teil des Konzerts bilden Kompositionen der ersten Generation franko-flämischer Komponisten, wie Josquin
de Prez und Gaspar van Weerbecke, sowie des Schweizer Komponisten Ludwig Senfl. Im zweiten Teil stellen wir italienische Werke aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor.
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Als Autor der sinnlichen Hohelied-Gedichte wurde lange
Zeit der biblische König Salomon angenommen. Die Forschung der letzten Jahre hat sich jedoch von dieser Annahme gelöst1 und geht von einem eher »weltlichen« Ursprung
- 364 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 365 -
aus. Dies haben wir zum Anlass genommen und den Hohelied-Vertonungen »Frottole« gegenübergestellt – scheinbar
einfach gestrickte Melodien, die eigentlich eine Art gesungene Textrezitation ermöglichen sollten – sowie »Hofweisen« und »Gesellschaftslieder«, deutsche Formen weltlicher
Liebesliederdichtung.
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als weiterführende Lektüre sei »Das Hohelied Salomons« von Klaus Reichert, dtv-Verlag, 1998, empfohlen.
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- 366 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 367 -
Pro g r a mm
Josquin des Prez
(ca. 1450 – 1521)
1.Ave Maria
Aus: Petrucci, Motetti A, (1502)
Marchetto Cara
(1465 – 1525)
5.Dolci ire dolci sdegni
Aus: Petrucci, Frottole XI, (1514)
Josquin des Prez
2.Una Musca
Aus: Bologna, Q 18
Anonymus
6.Tente alora
Aus: Paris, Bibliothèque Nationale, Rés Vm7 676
Marco Dall'Aquila
(ca. 1480 – 1538)
3.Recercare Aus: Herwarh lute MS
Franciscus Bossinensis
(Wirkungszeit um 1510)
7. Recercare
Aus: Tenori e contrabassi intabulati […] libro secundo (1509)
Gaspar van Weerbecke
(1440 – 1518)
4.Anima mea
Aus: Brussels, Ms 228
Niccolo Brocco
(ca. 1480 – 1530)
8.Se mia trista e dura sorte
Aus: Canzoni sonetti strambotti e frottole libro quarto (1517)
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- 368 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 369 -
Ludwig Senfl
(1486 – 1542)
9.Alme Luci beate
Prima pars: Tota pulchra es
Secunda pars: Iam enim hiems
Tertia pars: Et vox turturis
Aus: Munich Mus. ms. 12
Orlande de Lassus
(1532 – 1594)
10. Madona mia, pietà
Aus: Il primo libro de madrigali (1555)
Paul Hoffheymer
(1459 – 1537)
Leonhard Kleber
(1495 – 1556)
13. Die Brünnlein, die da fliessen Aus: Wien, Österreichische Nationalbibliothek MS 18810
Erasmus Lapicida
(ca. 1440 – 1547)
Hans Newsidler
(ca. 1508 – 1563)
14. Tannernack
Aus: Ein newgeordent künstlich Lautenbuch, Nürnberg
Vincenzo Ruffo
(1508 – 1587)
11. Giovene donna
Aus: Il primo libro de madrigali, (1552)
Paul Hoffheymer
15. Ich hab heimlich ergeben mich
Aus: Harmoniae poeticae, Nürnberg, 1539
Orlande de Lassus
12. Per pianto la mia carne
Aus: Il primo libro de madrigali, (1555)
Giovanni Pierluigi da Palestrina
(1525 – 1594)
16. Vox dilecti mei
17. Dilectus meus descendit
18. Pulchra es amica mea
Aus: Motettorum liber quartus ex Canticis canticorum (1584)
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- 370 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 371 -
T e x te
1. Ave Maria
1. Gegrüßet seist du, Maria
Ave Maria, gratia plena,
Dominus tecum Virgo serena.
Ave coelorum Domina, Maria plena gratia coelestia,
terrestria, mundum replens laeticia.
Ave cuius nativitas, nostra fuit solemnitas,
ut lucifer lux oriens, verum solem praeveniens.
Ave pia humilitas sine viro foecunditas,
cuius annunciatio nostra fuit salvatio.
Ave vera virginitas immaculata castitas,
cuius purificatio nostra fuit purgatio.
Ave praeclara omnibus angelicis virtutibus,
cuius fuit assumptio nostra glorificatio.
O Mater Dei, memento mei. Amen.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade.
Der Herr ist mit dir, o milde Jungfrau.
Gegrüßet seist du, Herrin des Himmels, Maria, voll der Gnade.
Du erfüllst Himmel und Erde und die Welt mit Freude.
Gegrüßet seist du, deren Geburt für uns ein Fest war.
Du erstrahlst wie der Morgenstern, bevor die Sonne erwacht.
Gegrüßet seist du, o heilige Demut und jungfräuliche Fruchtbarkeit, deren Verkündigung unsere Errettung war.
Gegrüßet seist du, wahre Jungfrau, unbefleckte Keuschheit,
deren Reinigung unsere Läuterung war.
Gegrüßet seist du, Erhabene, die du den Engeln gleichst,
deren Himmelfahrt unsere Verherrlichung war.
O Mutter Gottes, gedenke meiner. Amen.
4. Anima mea
4. Meine Seele
Text: Hohelied, Kapitel 5
Text: Hohelied, Kapitel 5
Anima mea liquefacta est, ut dilectus meus locutus est.
Quaesivi illum et non inveni,
vocavi, et non respondit mihi.
12 Invenerunt me custodes civitatis,
Et percusserunt me et vulneraverunt me.
Tulerunt pallium meum custodes murorum.
Filiae Jerusalem, nunciate dilecto meo,
quia amore langueo.
- 372 - Trigonale 2011 – Das Programm
Meine Seele war außer sich, als er redete.
Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht,
ich rief, aber er antwortete mir nicht.
Es fanden mich die Hüter, die in der Stadt umhergehen,
die schlugen mich wund, die Hüter auf der Mauer
nahmen mir meinen Schleier.
Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, findet ihr meinen
Freund, so sagt ihm, dass ich vor Liebe dahinschmachte.
Trigonale 2011 – Das Programm - 373 -
12
5. Se m'amate io v'adoro
5. Süßer Zorn
Text: Francesco Petrarca
Text: Francesco Petrarca
Dolci ire, dolci sdegni & dolci paci,
dolce mal, dolce affanno & dolce peso,
dolce parlar & dolcemente inteso,
hor di dolce ora, hor pien di dolci faci.
Süßer Zorn, süße Verachtung und süßer Frieden,
süßer Schmerz, süßes Leid und süße Last,
süßes Reden und süßes Verstehen,
teils süße Stunden, teils süßes Glühen.
Alma non ti lagnar, ma soffra & taci
et tempra il dolce amaro che n'à offeso,
col dolce honor che d'amar quella ài preso
a cui io dissi: Tu sola mi piaci.
Meine Seele, klage nicht, sondern leide in Stille
und mildere die süße Bitterkeit, die dich verletzte,
mit der süßen Ehre, die dir zuteil wird, weil du diejenige liebst,
der ich sagte: Du allein gefällst mir.
Forse anchor fia chi sospirando dica,
tinto di dolce invidia: Assai sostenne
per bellissimo amor quest'al suo tempo.
Vielleicht wird einer seufzend sagen,
in sanftem Neid errötend: Jener litt
für die allerschönste Liebe.
Altri: O fortuna a gli occhi miei nemica,
perché non la vid'io? perché non venne
ella più tardi, over io più per tempo?
Andere wiederum: Ach, du mein feindlich' Glück,
warum sah nicht ich sie? Wieso ist sie nicht
später geboren, wieso nicht ich zu ihrer Zeit?
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- 374 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 375 -
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8. Se mia trista e dura sorte vol ch'io mora
8. Wenn mein trauriges und erbarmungsloses
Schicksal will, daß ich sterbe
Se mia trista e dura sorte
vol ch'io mora, sia con dio,
Con mia man mi darò morte.
Per sactiarti, amante mio,
Se incantata m'ai a torto
De mia pura castitade,
Voglio ognun che per pietade
Di me habia lachrimare.
Wenn mein trauriges und erbarmungsloses Schicksal will,
dass ich sterbe, so geschehe es in Gottes Namen.
Ich werde mich selber töten,
um dich zufrieden zu stellen, mein Geliebter.
Wenn du mich zu Unrecht
um meine reine Keuschheit gebracht hast,
soll ein jeder aus Mitleid
um mich weinen.
Ben lo sa dio,
son vergine, e pura
nel ben fare.
Però che false infamie
Rimoverà la veritade.
Gott weiß es wohl,
ich bin eine Jungfrau
und handle rechtschaffen.
Die Wahrheit wird falsche
Beschuldigungen beseitigen.
Gita mai sintieramente,
con amore senza malitia,
cor ingrato e scognoscente,
pien de inganni e de nequitia.
Tu ti avanti apertamente
de mia pura castitade.
Ich habe mich ehrlich verhalten,
mit Liebe und ohne Bosheit,
undankbares Herz,
so trügerisch und falsch.
Du nützt ohne Scham
meine reine Keuschheit aus.
Ben lo sa dio,
son vergine, e pura
nel ben fare.
Però che false infamie
Rimoverà la veritade.
- 376 - Trigonale 2011 – Das Programm
Gott weiß es wohl,
ich bin eine Jungfrau
und handle rechtschaffen.
Die Wahrheit wird falsche
Beschuldigungen beseitigen.
Trigonale 2011 – Das Programm - 377 -
12
Vedi ben c'hai perso in tutto
la memoria e lo intellecto.
Se gran ben io t'ho voluto
tu dovevi aver rispetto
E non dir che havessi havuto
La mia pura castitade.
Du siehst wohl, dass du
den Sinn und den Verstand verloren hast.
Da ich dich lieb gehabt habe
musst du mir Respekt zollen
und dich nicht rühmen,
dass du meine reine Keuschheit besiegt hast.
Ben lo sa dio,
son vergine, e pura
nel ben fare.
Però che false infamie
Rimoverà la veritade.
Gott weiß es wohl,
ich bin eine Jungfrau
und handle rechtschaffen.
Die Wahrheit wird falsche
Beschuldigungen beseitigen.
9. Tota pulchra es
9. Du bist so schön
Text: Hohelied, Kapitel 2 und 4
Text: Hohelied, Kapitel 2 und 4
Tota pulchra es, amica mea,
et macula non est in te,
favus distillans labia tua,
mel et lac sub lingua tua,
odor unguentorum tuorum
super omnia aromata.
Iam enim hiems transiit
imber abiit, et recessit:
12 flores apparuerunt,
vineae florentes odorem dederunt.
Et vox turturis audita est in terra nostra:
Surge, propera amica mea,
veni de Libano, coronaberis.
- 378 - Trigonale 2011 – Das Programm
Du bist so schön, meine Freundin,
und es ist kein Makel an dir.
Wie eine Honigwabe tropfen deine Lippen,
Honig und Milch unter deiner Zunge
und der Geruch deiner Salben
übertrifft alle Gewürze.
Denn siehe, der Winter ist vergangen,
der Regen ist weg und dahin,
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Blumen sind aufgegangen,
die Blüten der Weinstöcke verströmen ihren Geruch.
Und die Stimme der Turteltaube lässt sich hören in unserem Land:
Steh auf, meine schöne Freundin,
komm aus dem Libanon, und du wirst gekrönt sein.
Trigonale 2011 – Das Programm - 379 -
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10. Madonna mia, pietà chaim' et aita
10. Meine Dame, ich bitte um Gnade und Hilfe
Madonna mia, pietà chiam' et aita,
ch'io moro e stento a torto, e pur volete.
Io grido e nol sentete:
»Acqua madonn' al foco,
ch'io mi sento morire, a poco a poco«.
Meine Dame, ich bitte um Gnade und Hilfe,
da ich sterbe und erlösche, und dennoch wendet ihr euch weg.
Ich rufe und ihr hört nicht:
»Wasser, meine Dame, es brennt,
ich sterbe langsam, Stück für Stück!«
Vostra altiera beltà sola infinita
è causa ch'io me abbruscia, e 'l consentete.
Io grido e nol sentete:
»Acqua madonn' al foco,
ch'io mi sento morire, a poco a poco«.
Eure stolze Schönheit ist einzig und allen
Ursache meines Brennens, und ihr lasst dies zu.
Ich rufe und ihr hört nicht:
»Wasser, meine Dame, es brennt,
ich sterbe langsam, Stück für Stück!«
Di chiedervi mercè son quasi roco,
sol della pena mia prendete gioco.
Pur grido in ogni loco:
»Acqua madonn' al foco,
ch'io mi sento morire, a poco a poco«.
Ich bin schon heiser vom vielen Flehen
und ihr macht euch von meinen Schmerzen Spaß.
Ich rufe ständig:
»Wasser, meine Dame, es brennt,
ich sterbe langsam, Stück für Stück!«
12. Per pianto la mia carne si distilla
12. Durch Weinen schmilzt mein Körper
Text: Jacopo Sannazaro
Text: Jacopo Sannazaro
Per pianto la mia carne si distilla,
sì come al sol la neve,
o com'al vento si disfà la nebbia,
né so che far mi debbia.
Or pensate al mio mal qual esser deve.
Durch Weinen schmilzt mein Körper
wie in der Sonne der Schnee,
oder wie im Wind der Nebel sich auflöst,
und ich weiß mir nicht zu helfen.
Denkt an meinen Schmerz, der sein muss.
- 380 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 381 -
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15. Ich hab heimlich
Ich hab heimlich
ergeben mich
eim schönen helden werde
in ehr und treu,
on alle reu:
seinsgleichen lebt nicht auf erde.
An wolgestalt
findt man kein bald,
schön Absalon muß weichen.
Salmon ist er zu vergleichen.
Den helden kön
für all ich krön,
von edlem stamm geboren.
Zu im stet hin
mein mut und sinn,
zu lieben in erkoren.
Er ist mein freud,
mein augenweid,
mein bester schatz auf erden.
Ich bin im hold,
hoff auch, er soll mir werden.
Hoffnung mich nert,
ich werd gewert,
12 in disem fall beglücken.
Ein kleine zeit
ich wol erpeit,
Gott kanns und wird's wol schicken,
auf den ich bau,
- 382 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Trigonale 2011 – Das Programm - 383 -
hoff und vertrau,
zu im mein stetes flehen.
Gib im die sach,
er wird mich wol versehen.
16. Vox dilecti mei
16. Die Stimme meines Geliebten
Vox dilecti mei:
ecce iste venit
saliens in montibus,
transiliens colles.
Similis est dilectus meus capreae
hinnuloque cervorum.
En ipse stat post parietem nostrum
respiciens per fenstras prospiciens per cancellos.
En dilectus meus loquitur mihi.
Die Stimme meines Geliebten:
Siehe, da kommt er,
springt über die Hügel
und Berge.
Mein Geliebter gleicht der Gazelle
und dem Böcklein der Hirsche.
Siehe, da steht er hinter unserer Mauer
durch unsere Fenster schauend und durch die Tore guckend.
Das sagte mein Geliebter zu mir.
17. Dilectus meus
17. Mein Geliebter
Dilectus meus descendit in hortum suum
ad areolam aromatum,
ut ibi pascatur in hortis et lilia colligat.
Ego dilecto meo et dilectus meus mihi
12 qui pascitur inter lilia.
- 384 - Trigonale 2011 – Das Programm
Mein Geliebter steigt in seinen Garten herab
zu den Gartenterassen des Balsams,
zu weiden in den Gärten und um Lilien zu sammeln.
Ich bin meines Geliebten und mein Geliebter ist mein,
der unter den Lilien weidet.
Trigonale 2011 – Das Programm - 385 -
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18. Pulchra es
18. Schön bist du
Pulchra es, amica mea,
suavis et decora sicut Jerusalem,
terribilis ut castrorum acies ordinata.
Averte oculos tuos a me,
quia ipsi me avolare fecerunt.
Schön bist du, meine Freundin,
süß und anmutig wie Jerusalem,
furchterregend wie Kriegsscharen.
Wende deine Augen von mir ab,
denn sie verwirren mich!
Übersetzungen 5, 8, 10, 12: Claudio Santambrogio
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- 386 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 387 -
Mo d e na Co n s o rt
Das Modena Consort lässt Renaissance-Polyphonie auf historischen Traversflöten erklingen. Zusammen mit der Sopranistin Ulrike Hofbauer und dem Lautenisten Réne Genis
hat das Ensemble in zahlreichen Festivals in den Niederlanden, in Belgien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz
konzertiert und wurde zu internationalen Veranstaltungen
rund um die Renaissanceflöte eingeladen. Die erste CD des
Ensembles, 2007 erschienen bei dem deutschen Label Cornetto, ist der Musik am Hofe der Margarete von Österreich
gewidmet. Die Tour durch die Schweiz mit diesem Programm wurde 2007 von DRS 2 aufgezeichnet. 2011 erschien
die neue CD des Ensembles Frottole.
Die vom Consort gespielten Traversflöten wurden durch
den Instrumentenbauer Boaz Berney nach originalen Vorbildern aus dem Instrumentenmuseum in Brüssel gebaut.
www.modenaconsort.com
Sarah van Cornewal , Traversflöte,
hat ihre musikalische Ausbildung an der
Schola Cantorum Basiliensis in Basel
(Schweiz) und am Königlichen Konservatorium Den Haag (Holland) in den
Hauptfächern Traversflöte und Block-
flöte absolviert.
Sie spielt in Europa sowie in Brasilien, Korea und Japan
mit verschiedenen Ensembles und Orchestern wie Modena
Consort, Anasarel, Fue, Il Désidério, La Cetra, Café Zimmermann, Elyma, l'Ensemble Baroque du Léman. Außerdem ist
sie mit zwei Soloprogrammen zu hören (Telemann »Fantasien« und »La flûte dans tous ses états«).
Sarah van Cornewal unterrichtet in Wettingen und Genf
(Schweiz) Blockflöte und gibt regelmäßig Master-Classes
in Frankreich.
Sie ist Preisträgerin des Internationalen Telemann Wettbewerbs in Magdeburg (2007), sowie des Traversflöten-Wettbewerbs der National Flute Association (USA), ebenfalls 2007.
Cl audio Santambrogio, Traversflöte, studierte am Sweelink Conservatorium in Amsterdam bei Marten Root. Er ist
sowohl auf dem Gebiet der frühen wie
auch der neuen Musik tätig und hat sich 12
in der Aufführungspraxis auf Originalinstrumenten spezialisiert.
Er hat mit zahlreichen europäischen Ensembles gearbeitet
und ist besonders auf dem Gebiet der Kammermusik tätig.
12
- 388 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 389 -
In zunehmendem Maße widmet er sich dem Spätmittelalter
und vereint dabei Musik mit Literatur, wobei er auch als
Schauspieler auftritt. Er hat ausgiebige Studien zur Ikonographie der Querflöte im Mittelalter betrieben.
Hiroko Suzuki, Traversflöte, wurde
1981 geboren. Er studierte Musikwissenschaft an der Oxford University mit
einem »St-Anne's-College Stipendium«
und schloss 2004 ein Master of MusicStudium am King's College London an,
wo er eine Auszeichnung für seine Hauptdissertation über
Henry VIII's Manuscript erhielt.
Neben seiner akademischen Ausbildung studierte er Querflöte bei Paul Edmund-Davies und Jonathan Rimmer. Er war
im Jahr 2000 Halbfinalist beim BBC Young Musicians Nationalwettbewerb und gewann im selben Jahr als einer von drei
britischen Flötisten die erste Runde des Tunbridge Wells
International Young Concert Artists Competition. Im folgenden Jahr bestand er sein Diplom mit Auszeichnung.
2006 setzte er seine Studien der Traversflöte an der Schola
Cantorum Basiliensis fort. Er wurde auf Radio DRS 2 übertragen und wirkte 2009 beim Radiosender WPRB Princeton (USA) an der Weltpremiere-Übertragung einer unver12 öffentlichten Arie Händels, Dell'onda instabile (HWV 214)
mit. Er hat mit dem Ensemble Arcimboldo aufgenommen.
- 390 - Trigonale 2011 – Das Programm
Ulrike Hofbauer studierte Gesang
und Gesangspädagogik an den Hochschulen Würzburg und Salzburg und an
der Schola Cantorum Basiliensis. Zu ihren maßgeblichen Lehrern zählen Sabine
Schütz, Evelyn Tubb und Anthony Rooley.
In der Arbeit mit Christina Pluhar und Andrea Marcon erhielt sie weitere wertvolle Anregungen.
Die in Oberbayern geborene Sängerin ist heute in der Nähe
von Basel ansässig und musizierte als Solistin unter anderem
mit Singer Pur, dem Collegium Vocale Gent, L'Arpeggiata, La
Chapelle Rhénane, L'Orfeo Barockorchester und Cantus Cölln
und arbeitete mit Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt,
Daniel Reuss, Manfred Cordes, Christoph Siebert und Jos van
Veldhofen zusammen.
Neben Radiomitschnitten und live-Hörfunkauftritten dokumentieren CD- und Film-Produktionen die Vielseitigkeit der Sängerin.
Ihr schauspielerisches Interesse kann Ulrike auch auf der
Opernbühne ausleben. Sie sang unter anderem am Theater
Basel und am Theater Bern und war als Calisto in Cavallieris
gleichnamiger Oper, als Galathea in Händels Acis and Galathea, als Euridike in Telemanns Orpheus und in sämtlichen
Frauenrollen in Purcells Dido and Aeneas zu hören.
Mit ihrem eigenen Ensemble savadi hat sie 2003 den York
Early Music International Young Artists Competition und 2004 12
den Van Wassenaer Concours in Den Haag gewonnen (www.
savadi.net). Größer besetzte Projekte verwirklicht sie mit
ihrem neu gegründeten Ensemble &cetera (www.ensembleetcetera.com).
Trigonale 2011 – Das Programm - 391 -
Bis vor Kurzem unterrichtete sie Barockgesang an der Universität Mozarteum Innsbruck.
Ulrikes Repertoire umfasst alle Epochen und Stilrichtungen.
Die intensive Beschäftigung mit musikalischer Rhetorik,
Ornamentik und dem »recitar cantando« Stil bildet einen
Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.
Aut o g r a mme
www.ulrikehofbauer.com
René Genis, Laute, entdeckte seine
Liebe zu ganz früher Lautenmusik schon
während seines Studiums am Sweelinck
Conservatorium in Amsterdam bei Anthony
Bailes. Er erforschte begeistert Lautenwerke in den frühesten Quellen.
Nach dem Erlernen der Barocklaute, der Theorbe und verwandter Instrumente konzentrierte er sich nach beendetem
Studium auf die früheste Musik für die Laute. Im Laufe der
Jahre arbeitete er mit verschiedenen Ensembles, darunter
dem Ensemble Antequera ( Johannette Zomer), Ensemble
L'Alba (Mikae Natsuyama), dem Modena Consort, Super Librum (Jankees Braaksma) und Fala Música (Maurice van Lieshout). Sowohl als Solist als auch als Ensemblespieler kann er
sich mit Begeisterung der Musik widmen, die ihm am vertrautesten ist: Musik aus dem Mittelalter und dem frühen 16.
12 Jahrhundert, gespielt mit den Fingern oder dem Plektrum.
- 392 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Trigonale 2011 – Das Programm - 393 -
Sonntag, 18.09., 14.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Vom steirischen Bauernbuben zum
Wiener Hofcompositeur
die spannende Lebensgeschichte
des Johann Joseph Fux
Lucia Froihofer: Violine, Leitung
Johanna von der Deken: Erzählerin
Mitwirkende MusikerInnen
Spielmusik
Anna Larissa Fischer (9)
Anna Tropper (11)
13 Luka Wibmer (11)
Johannes Bartl (12)
Amadeus Köck (12)
- 394 - Trigonale 2011 – Das Programm
Kammermusik
Alexandra Röck (17)
Gerda Naftz (17)
Marianne Haditsch (15)
Anna-Maria Zechner (15)
Violine: Gabriel Karacsonyi (16)
Gesang: Johannes Bartl (12)
Hackbrett: Hugo Mali
Orgel/Cembalo: Vilimas Norkunas
Spafudla
Lucia Froihofer
Bernadette Froihofer
Daniel Fuchsberger
Gabriel Froihofer
Kammerorchester
Lucia Froihofer
Alexandra Röck
Gerda Naftz
Aitak Farzi
Gabriel Karacsonyi
Johannes Jeindl
Bernadette Froihofer
Marianne Haditsch
Franziska Lang
Steffi Waegner
Anna Maria Zechner
Herbert Lang
13
Trigonale 2011 – Das Programm - 395 -
E inle itun g
Der um 1660 in Hirtenfeld in der Nähe von St. Marein bei
Graz – damals hieß es noch »am Pickelbach« – geborene
Bauernsohn Johann Joseph Fux durchlebte eine beispiellose
Karriere, die so manche Erfolgsstory heutigen Zuschnitts
gehörig in den Schatten stellen könnte. Nach Studien in
Graz und Ingolstadt avancierte er nach mehreren musikalischen Positionen in Ingolstadt und Wien schließlich zum
hoch angesehenen kaiserlichen Hofkapellmeister, bekleidete von 1715 bis 1740 eines der bedeutendsten musikalischen Ämter Europas. Obwohl sein Name in der Musikwelt hinlänglich bekannt sein dürfte und so mancher weiß,
dass sein Lehrbuch Gradus ad parnassum (Wien 1725), die
führende Kompositionslehre des 18. Jahrhunderts, von einer ganzen Reihe von Komponistengenerationen bis ins 20.
Jahrhundert hinein benützt wurde, gehört der bedeutendste
österreichische Barockkomponist nach wie vor weithin zu
den großen Unbekannten. Lange hat man – vollkommen zu
Unrecht – seine Musik als die eines »komponierenden Theoretikers« und deshalb als »trocken« abgetan. Ein solches
Urteil, welches ja aufgrund mangelhafter Kenntnis seiner
Werke gebildet wurde, ist heute freilich längst überholt und
die Musik von Johann Joseph Fux gilt als ganz erstaunlich
temperamentvoll und innovativ.
Fux. Erzählt wird die erstaunliche Geschichte des begabten
Buben aus einfachen Verhältnissen, der es mit viel Mut und
Fleiß bis an den Wiener Hof schaffte und Komponist des
Kaisers wurde.
Junge, ambitionierte Musikerinnen und Musiker des Johann
Joseph Fux-Konservatoriums im Alter von 8 Jahren aufwärts,
spielen in verschiedenen Besetzungen Musik aus den vielseitigen musikalischen Welten des Johann Joseph Fux. Das
Ensemble Spafudla wird seine Musik stilistisch umspielen
und quasi »Weltmusik à la Fux« humorvoll dazwischenpfeffern. Die Schauspielerin Johanna von der Deken erzählt und
spielt auf mitreißende Weise die Geschichte des kleinen Johann Joseph.
So wird neben alter Volksmusik und Kirchenmusik des 17.
Jahrhunderts, die der junge Johann Joseph als Kind gehört
haben mag, auch Musik zu hören sein, die an die Zeit der
Türkenkriege erinnert. Den Höhepunkt jedoch bilden die
Werke aus der Feder des Meisters selbst, die auch nach dreihundert Jahren immer noch mitreißend schön sind.
Klaus Hubmann
13
Lucia Froihofer und Johanna von der Deken nehmen ihr
junges Publikum mit auf eine musikalische Reise auf den
Spuren des großen steirischen Komponisten Johann Joseph
- 396 - Trigonale 2011 – Das Programm
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Trigonale 2011 – Das Programm - 397 -
Pro g r a mm
J. J. Fux
(ca. 1660 – 1741)
1.Marche des Ecurieus, K 356
Spafudla
H. I. F. Biber
(1644 – 1704)
6.Variato aus Sonata in A-Dur für Violine
Gabriel Karacsonyi
Traditional
(1651)
2.Branlé
Spielmusik
J. K. F. Fischer
(1656 – 1746)
7. Air des Combattans
Kammermusik
Aufgezeichnet von Ritter von Spaun
(1790 – 1849)
3.Alter Steirer Spielmusik
J. J. Fux
8.Janitschara
Spafudla
Aus der Knaffl-Handschrift
(1813)
4.»Deutscher« Spafudla
Philipp Nicolai
(1556 – 1608)
5.Wie schön leuchtet der Morgenstern/
Ave Maria zart
Volksweise (1675)
13 Johannes Bartl
- 398 - Trigonale 2011 – Das Programm
J. J. Fux / Spadulfa
9.Valse chic
Spafudla
J. J. Fux
10. Sonata Quarta, K 401: (Grave)-Allegro assai
Vilimas Norkunas
J. J. Fux / Spadulfa
11. Contredance
Spafudla
13
Trigonale 2011 – Das Programm - 399 -
Volkslied aus Wien
(17. Jh.)
12. Oh, du lieber Augustin
Daniel Fuchsberger
J. Pachelbel
(1653 – 1706)
13. Kanon
Kammermusik
J. J. Fux
14. Rigaudon, K 323
Kammermusik
J. J. Fux
15. Arie der Ifigenia aus »Diana placata«
Kammerorchester
J. J. Fux
16. Ouverture für Streicher in C-Dur, K 356
Ouverture – Menuet – Aire la Volage –
Marche des Ecurieus
Kammerorchester
13
13
- 400 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 401 -
Johanna von der Deken wurde in
Graz geboren, lernte am dortigen Konservatorium Violine und absolvierte eine
Schauspielausbildung an der Schule des
Wiener Volkstheaters. Es folgten Engagements in Fernsehen, Film und Theater.
Ihre Gesangsausbildung erhielt sie am Konservatorium der
Stadt Wien, sowie im Privatstudium bei Hilde Rössel-Majdan, Hilde Zadek und Herwig Reiter. Ihr vielfältiges Repertoire erstreckt sich von Barockmusik bis zu zeitgenössischen Werken.
Die lyrische Sopranistin gastierte im Rahmen von Opernprojekten am Theater an der Wien, der Grazer Oper, der Berliner Staatsoper, der Wiener Kammeroper, der Neuen Oper
Wien, dem Wiener Odeon, bei der Ruhrtriennale, der Oper
Klosterneuburg, am Wiener Schauspielhaus, am Stadttheater
Klagenfurt, beim Carinthischen Sommer, sowie an der Pariser Opéra Garnier. Im Konzertbereich wurde sie zur Zusammenarbeit mit renommierten Ensembles wie Die Reihe,
das Klangforum Wien, die Wiener Akademie, Armonico Tributo, das Haydn-Trio Eisenstadt, Ensemble Prisma Wien, La
Capella Reial de Catalunya sowie die Wiener Symphoniker eingeladen. Projekte der jüngsten Vergangenheit waren 'König
David' von Arthur Honegger im Wiener Konzerthaus, 'Opern
der Zukunft' an der Grazer Oper, 'Death in Venice' im Theater
an der Wien, 'Xenos-Szenen' von Beat Furrer mit dem Klangforum Wien, Haydns 'Schöpfung' bei der Styriarte, 'Sinfonia'
13 von L. Berio im Herkulessaal in München unter R. Chailly,
sowie 'Jahrlang ins Ungewisse hinab' von F. Cerha unter
J. Kalitzke im Mozarteum Salzburg.
- 402 - Trigonale 2011 – Das Programm
Seit vielen Jahren macht Johanna von der Deken in Zusammenarbeit mit der Jeunesse, der Philharmonie Luxemburg,
sowie der Styriarte Kinderproduktionen, die von Opernbearbeitungen (Die Entführung aus dem Serail, Die Hochzeit
des Figaro, La finta giardiniera, Il mondo della luna), über
Konzertprogramme (Es werde Licht) bis zu eigenen Stücken
(Ein Lipizzaner in Havanna) führen, und für die sie stets als
Texterin, als auch als Sängerin tätig war. Zur Zeit schreibt
sie im Auftrag der Wiener Staatsoper an dem Libretto für
eine Kinderoper, die von Lisi Naske vertont wird.
Lucia Froihofer studierte Violine und
Instrumentalpädagogik in Graz und spezialisierte sich auf die Alte Musik; Studium der Barockvioline in Leipzig, Brüssel
und Novarra. Ihre sehr rege Konzerttätigkeit, vorwiegend in (eigenen) Kammermusikensembles, führt sie in viele Länder Europas und zu
zahlreichen Festivals wie z.B. Styriarte, Bachfest Leipzig,
Festival di Cremona, Salzburger Festspiele, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, RuhrTriennale etc.
Seit 2000 Unterrichtstätigkeit am J.J.-Fux-Konservatorium
(Violine, Kammermusik, Volksmusik) und seit 2007 auch an
der Kunstuniversität in Graz (Barockvioline).
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Trigonale 2011 – Das Programm - 403 -
E n s e mb le s a m
Jo ha nn -Jose ph - Fux- Ko n se rvato rium
Eine inhaltliche Nähe von Alter Musik und Volksmusik aufgreifend, etablierten Kolleginnen des Johann-Joseph-FuxKonservatoriums den teamorientierten Ensembleunterricht
der Spielmusik unter der Leitung von Lucia Froihofer. Der
Fokus liegt auf dem Zusammenspiel, dem Erlernen der Stücke nach dem Gehör und der Kombination von verschiedenen Instrumenten. So waren im Laufe der Jahre Schülerinnen und Schüler mit Geige, Cello, Blockflöte, Gambe,
Klarinette und Klavier vertreten, die zum Teil im Team unterrichtet wurden. Das Repertoire wird an die jeweils vorhandene Besetzung angepasst und reicht naturgemäß von
der Volksmusik, die ja eine vorwiegend mündlich tradierte
ist, über Renaissancetänze bis hin zu modernen Kompositionen und Improvisationen.
Auch die älteren Schüler/innen, die Sie im Konzert hören,
waren einst Kinder der Spielmusik, wo sie die Grundlagen
des Zusammenspiels erlernten.
Das Kammerorchester ist langjähriger Bestandteil der Ensemblekultur am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium. Vor
ca. 10 Jahren übernahm Lucia Froihofer die Verantwortung
für das Ensemble und leitete von nun an das Orchester vom
Konzertmeisterpult aus. Ziel dieses Ensembles ist u.a. die
13 Schülerinnen und Schüler zum aktiven, eigenverantwortlichen Musizieren im Orchester mit und ohne Dirigenten
anzuleiten. Die Zusammenarbeit mit Franz Herzog und den
- 404 - Trigonale 2011 – Das Programm
Studierenden des Chorleiter/innen/lehrgangs prägte das
Ensemble in den letzten Jahren stark, ebenso die jährlichen
Konzerte mit Preisträger/innen des Wettbewerbs prima la
musica in Schloss Schielleiten. So wurden u.a. folgende Werke aufgeführt: Haydn – Schöpfung, Mozart – Requiem, Zeisel
– Requiem Ebraico, Mendelssohn – Psalm 42, Fux – Te Deum,
Vivaldi – Gloria, Bach – Magnificat uvm.
Ein weiterer Höhepunkt war auch die Einladung in das
Jugendtheater next liberty, wo das Kammerorchester gemeinsam mit den Bläsern des Musikgymnasiums und dem
Dirigenten Mag. Robert Fischer bei 17 Aufführungen Durchhaltevermögen, Konzentration, Aufmerksamkeit und Begeisterung über eine lange Dauer bewies.
Spafudla
Ein Spafudla ist ein
merkwürdiger Artgenosse, ein liebenswerter Schalk oder einer,
der mit dem (Licht-)
Span fuchtelt. Wenn so ein Spafudla seine Liebe zur traditionellen Musik wieder findet, drei musikalische Artgenossen
entdeckt und sich von volkskulturellen Konventionen nicht
einschränken lässt, dann entsteht Musik, voller Leidenschaft, Witz und Originalität.
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Das Ergebnis ist ein Repertoire, bestehend aus heimischer
und weniger heimischer Volksmusik, Liedern und Jodlern,
Trigonale 2011 – Das Programm - 405 -
sowie eigenen Kompositionen und barocker Musik des steirischen Meisters Fux – immer arrangiert und interpretiert
nach Spafudla-Art.
Aut o g r a mme
Johannes Bartl (12): Schüler des Konservatoriums (G.
Illenberger) und Mitglied des hib-art-chores. 2. Preis bei
Prima la Musica 2010 (Gesang).
Gabriel Karacsonyi (16): Schüler des Konservatoriums
(H. Fister/L. Froihofer), Mitglied und Solist der Singschule
der Grazer Oper. Zahlreiche Preise bei Wettbewerben, u.a.
2. Preis in Triest 2008, 1. Preis bei Prima la Musica 2010.
Der aus Vilnius stammende Musiker Vilimas Norkunas
(geb. 1981) studiert zur Zeit an der Kunstuniversität Graz
Chorleitung, Kirchenmusik und Alte Musik und ist bereits
in zahlreichen Konzerten als Organist, Dirigent und Cembalist in ganz Europa an die Öffentlichkeit getreten.
Hugo Mali unterrichtet am J.J. Fux-Konservatorium Hackbrett und beschäftigt sich auch intensiv mit der Sololiteratur
für Salterio des 18. Jhs.
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- 406 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 407 -
Sonntag, 18.09., 18.00 Uhr
Seminarkirche Tanzenberg
Georg Friedrich Händel: Messiah
Arte dei Suonatori | Trinity Baroque
on /
tützt v
Unters or ted by
p
sup
Arte dei Suonatori
Daniela Ivanova: Leitung
a
on
R e g i l ko p o l s k
e
Wi
Aureliusz Goli Ń ski, Ewa Goli Ń ska,
Adam Pastuszka, Marta Mamulska
Violetta Szopa-Tomczyk, Anna Nowak: Violine
Dymitr Olszewski, Rastko Roknic: Viola
Tomasz Pokrzywi Ń ski: Cello
Daniel Zorzano: Kontrabass
Joanna Bo Ś lak-Górniok: Cembalo
Marcin Ś wi Ątkiewicz: Orgel
Rodrigo Gutierréz, Matthieu Loux: Oboe
Györgyi Farkas: Fagott
Trompeten-Consort Innsbruck
Andreas Lackner, Herbert Walser: Trompete
Georg Tausch : Pauke
Trinity Baroque
Rachel Elliott, Nicki Kennedy,
Andrea Oberparleiter: Sopran
Joanna Campion, Catherine King,
David Allsopp: Alt
Julian Podger, Hermann Oswald,
Nils Giebelhausen: Tenor
Thomas Guthrie, Matthew Brook,
Paul Willenbrock: Bass
E inle itun g
»Händel ist so faul und halsstarrig, ich zweifle an einem Erfolg«, schimpfte der Librettist Charles Jennens über Georg
Friedrich Händel und seinen Messiah. Tja. So kann man sich
täuschen. Heute wissen wir: Das Oratorium gehört auch
rund 270 Jahre nach seiner Entstehung zu den meistgespielten Kompositionen der Musikgeschichte.
14
14
- 408 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 409 -
Es verdankt seine Popularität nicht zuletzt dem HallelujaChor, einem unsterblichen Ohrwurm, der schon mehrfach
verjazzt, verpoppt und verrockt wurde: Ein echter Evergreen, ohne Frage einer der größten Hits aller Zeiten.
Aber es wäre falsch, den Messiah auf diese prachtvollen
Minuten – für die sich viele Engländer von ihren Sitzen erheben – zu reduzieren. Denn das »Halleluja« (auf Hebräisch: »preiset Jahwe!«) ist nur ein kleiner und keinesfalls
repräsentativer Ausschnitt aus dem rund zweieinhalbstündigen Meisterwerk. Händels Oratorium verströmt gerade
deshalb eine zeitlose Kraft, weil es die Glaubensbotschaft
in einer besonders vielschichtigen Klangsprache verkündet.
Charles Jennens hat das Libretto aus Texten des Alten Testaments zusammengestellt, die sich der christlichen Heilsgeschichte widmen: In drei Teilen berichtet das Stück zunächst
von den Prophezeiungen des Jesaja, dann von der Geburt
Jesu und seinem Leben bis zum Tod am Kreuz, und schließlich von seiner Wiederkehr am 'Jüngsten Tag'.
Händel beseelt diese Erzählung mit einer Musik, die selbst
nicht-religiöse Hörer berührt.
Da ist etwa – um nur ein Beispiel zu nennen – dieser
magische Moment im Bass-Rezitativ For behold, Darkness
shall cover the Earth. Beim Wort »arise« schält sich aus den
dunklen Orchesterfarben allmählich der helle Vokal »a«,
während die Melodielinie langsam aufsteigt: Als schiene
14 ganz vorsichtig ein zarter Sonnenstrahl hinter den Wolken
- 410 - Trigonale 2011 – Das Programm
auf. Schöner lässt sich die Hoffnung auf ein Licht nach langer Dunkelheit kaum ausdrücken. Man muss kein Christ
sein, um diese Hoffnung zu kennen.
Genau das macht die zeitlose Größe des Stücks aus: Händel
findet stets den emotionalen Kern der Handlung und offenbart die Aussage auf eine Weise, die allgemein verständlich
ist. Seine Musik erspürt den universalen Gehalt der religiösen Botschaft.
Wir erleben die unschuldige Freude (For unto us a child is
born) ebenso wie das tiefe Mitleid (Behold the lamb of God ),
oder eben den majestätischen Jubel im »Halleluja«, mit
Pauken und Trompeten.
Die besondere Inbrunst des Stücks lässt sich vielleicht auch
mit der biografischen Situation des Komponisten erklären.
Als Händel seinen Messiah schrieb, steckte er in einer tiefen
persönlichen Krise: Er erholte sich nur mühsam von einem
Schlaganfall und hatte Gläubiger am Hals; seine italienischen Opern waren inzwischen völlig aus der Mode. Mit
dem neuen Oratorium kehrte die Inspiration zurück: Händel schrieb den Messiah in einem wahren Schaffensrausch
von nur drei Wochen nieder. Von Faulheit konnte also keine
Rede sein. Jennens war trotzdem nicht überzeugt und moserte: »Sein Messias enttäuscht mich, er wurde in großer Eile
geschrieben, ich werde ihm wohl keine heiligen Worte mehr anvertrauen, da er sie so misshandelt.«
Marcus Stäbler
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Trigonale 2011 – Das Programm - 411 -
T e x te
Pa r t I
T e il I
Overture
Ouverture
Recitative (Accompanied – Tenore)
Comfort ye, comfort ye my people, saith your God;
speak ye comfortably to Jerusalem; and cry unto her,
that her warfare is accomplished,
that her iniquity is pardoned.
The voice of him that crieth in the wilderness:
Prepare ye the way of the Lord,
make straight in the desert a highway for our God.
Rezitativ (Accompagnato – Tenor)
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
Bringt die Freudenbotschaft nach Jerusalem und rufet ihr zu,
dass die Drangsal ist beendet
und ihre Missetat vergeben.
Vernehmt den Ruf des Predigers in der Wüste:
Bereitet die Wege des Herrn
und bahnt in der Wildnis die Pfade unserm Gott.
Air (Tenore)
Every valley shall be exalted,
and every mountain and hill made low,
the crooked straight and the rough places plain.
Arie (Tenor)
Alle Tale, ihr sollt euch heben,
ihr Berg und Hügel, senkt euch herab!
Der krumme Pfad werde eben und grad!
Chorus
And the glory of the Lord shall be revealed,
and all flesh shall see it together,
for the mouth of the Lord hath spoken it.
Chor
Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn wird offenbaret!
Alle Völker werden es sehen,
da es Gott, unser Herr, verheißen hat.
Recitative (Accompanied – Basso)
Thus saith the Lord of Hosts
Yet once a little while and I will shake
the heavens and the earth,
14 the sea and the dry land;
- 412 - Trigonale 2011 – Das Programm
Rezitativ (Accompagnato – Bass)
So spricht der Herr, der Herr der Welt:
Noch eine kleine Weil, und ich beweg
den Himmel, die Erd,
das Meer und das Trockne,
Trigonale 2011 – Das Programm - 413 -
14
and I will shake all nations;
and the desire of all nations shall come.
The Lord, whom ye seek,
shall suddenly come to His temple,
even the messenger of the covenant,
whom ye delight in: behold, He shall come,
saith the Lord of Hosts.
und ich erreg die Völker;
dann wird die Sehnsucht der Völker erfüllt:
der Herr, den ihr sucht,
kommt plötzlich zu seinem Tempel;
und der Bote des neuen Bundes,
des ihr begehret, er kommt, ja, er kommt!
So spricht Gott, der Herr.
Air (Alto)
But who may abide the day of His coming?
and who shall stand when He appeareth?
For He is like a refiner's fire.
Arie (Alt)
Doch wer kann bestehn am Tag seiner Ankunft,
und wer erträgt des Herrn Erscheinen?
Denn er durchglüht wie ein läuternd Feuer.
Chorus
And He shall purify the sons of Levi,
that they may offer unto the Lord
an offering in righteousness.
Chor
Und er wird reinigen seine Priester,
auf dass sie bringen Gott, ihrem Herrn,
das Opfer in Gerechtigkeit.
Recitative (Alto)
Behold, a virgin shall conceive and bear a Son,
and shall call his name Emmanuel, God with us.
Rezitativ (Alt)
Denn sieh, eine Jungfrau wird gebär'n den Menschensohn,
und sein Name heißt Emanuel, »Gott mit uns«.
Air (Alto) and Chorus
O thou that tellest good tidings to Zion,
get thee up into the high mountain:
O thou that tellest good tidings to Jerusalem,
lift up thy voice with strength; lift it up, be not afraid;
say unto the cities of Judah,
behold your God!
Arie (Alt) und Chor
O du, der uns frohe Botschaft verkündet,
steig empor zur Höhe der Berge!
O du, der bringt frohe Botschaft nach Jerusalem,
erheb die Stimm mit Macht, ruf es laut und unverzagt,
verkünde den Städten in Juda:
Der Herr ist da!
14
14
- 414 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 415 -
O thou that tellest good tidings to Zion,
arise, shine, for thy light is come,
and the glory of the Lord is risen upon thee.
O thou that tellest good tidings to Zion,
arise, say unto the cities of Judah, behold your God!
behold, the glory of the Lord is risen upon thee.
O thou that tellest good tidings to Zion,
say unto the cities of Judah, behold,
the glory of the Lord is risen upon thee.
O du, er uns frohe Botschaft verkündet,
steh auf, strahle, dein Licht ist nah,
und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.
O du, der uns frohe Botschaft verkündet in Jerusalem,
steh auf, verkünde den Städten in Juda: Der Herr ist da,
die Herrlichkeit des Herrn ist über dir erschienen.
O du, er uns frohe Botschaft verkündet,
verkünde den Städten in Juda:
die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.
Recitative (Accompanied – Basso)
For Behold, darkness shall cover the earth,
and gross darkness the people;
but the Lord shall rise upon thee,
and His glory shall be seen upon thee,
and the Gentiles shall come to thy light,
and kings to the brightness of thy rising.
Rezitativ (Accompagnato – Bass)
Schau umher! Dunkel bedecket die Welt,
finstre Nacht alle Völker.
Doch der Herr wird erstrahlen vor dir,
seine Herrlichkeit erscheinet vor dir,
und die Heiden, sie wandeln im Licht,
die Fürsten im Glanze deines Aufgangs.
Air (Basso)
The people that walked in darkness
have seen a great light;
and they that dwell in the land of the shadow of death,
upon them hath the light shined.
Arie (Bass)
Das Volk, das da wandelt im Dunkel,
es sieht ein großes Licht.
Und die da wohnen im Lande der Schatten des Tods,
vor ihnen geht ein strahlend Licht auf.
Chorus
For unto us a Child is born, unto us a Son is given,
and the government shall be upon His shoulder;
and His name shall be called Wonderful, Counsellor,
The Mighty God, The Everlasting Father,
14 The Prince of Peace.
- 416 - Trigonale 2011 – Das Programm
Chor
Denn es ist uns ein Kind geborn, es ist uns ein Sohn gegeben,
und die Herrschaft ist gelegt auf seine Schulter,
und sein Name wird heißen: Wunderbar, Herrlicher,
der starke Gott, der ewig Vater
und Friedefürst!
Trigonale 2011 – Das Programm - 417 -
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Pastoral Symphony
Pastorale
Recitative (Soprano)
There were shepherds abiding in the field,
keeping watch over their flock by night.
Rezitativ (Sopran)
Es waren Hirten beisammen auf dem Feld,
hielten Wacht bei ihren Herden zur Nacht:
Recitative (Accompanied – Soprano)
And lo! the angel of the Lord came upon them,
and the glory of the Lord shone round about them,
and they were sore afraid.
Rezitativ (Accompagnato – Sopran)
Und sieh, der Engel des Herrn trat zu ihnen,
und die Klarheit des Herrn umglänzte sie,
und sie fürchteten sich sehr.
Recitative (Soprano)
And the angel said unto them, Fear not;
for behold I bring you good tidings of great joy,
which shall be to all people.
For unto you is born this day in the city of David,
a Saviour, which is Christ the Lord.
Rezitativ (Sopran)
Und der Engel zu ihnen sprach: Fürchtet euch nicht!
Ich bringe euch Kunde großen Heils,
das da wird allen Völkern.
Denn es ist euch geboren heut in der Stadt König Davids
ein Heiland, der ist Christ, der Herr!
Recitative (Accompanied – Soprano)
And suddenly there was with the angel
a multitude of the heavenly host,
praising God and saying:
Rezitativ (Accompagnato – Sopran)
Und alsobald war da bei dem Engel
die große Schar des himmlischen Heers,
Gott, dem Herrn, lobsingend:
Chorus
Glory to God in the highest, and peace on earth,
good will towards men.
Chor
Ehre sei Gott in der Höhe, und Fried auf Erden und allen
Menschen Heil, allen Heil!
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14
- 418 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 419 -
Air (Soprano)
Rejoice greatly, O daughter of Zion;
Shout, O daughter of Jerusalem!
behold, thy King cometh unto thee!
He is the righteous Saviour,
and He shall speak peace unto the heathen.
Arie (Sopran)
Frohlock, frohlock und jauchze, du Tochter Zion!
Auf, du Tochter von Jerusalem,
denn sieh, dein König kommt zu dir.
Er ist der rechte Helfer, er bringt den Frieden zu den Heiden,
er bringt den Frieden, er ist der rechte Helfer.
Recitative (Alto)
Then shall the eyes of the blind be opened,
and the ears of the deaf unstopped;
then shall the lame man leap as an hart,
and the tongue of the dumb shall sing.
Rezitativ (Alt)
Dann wird sich auftun das Aug' des Blinden,
und des Tauben Ohr wird hören;
der Lahme wird springen wie ein Hirsch,
und der Stumme fängt an zu singen.
Duet (Alto and Soprano)
Air (Alto)
He shall feed His flock like a shepherd:
and He shall gather the lambs with His arm,
and carry them in His bosom,
and gently lead those that are with young.
Duett (Alt und Sopran)
Arie (Alt)
Er weidet die Herd' wie ein Hirte
und sammelt die Lämmer gar sanft in seinem Arm;
er trägt sie liebend an dem Herzen
und leitet die Mütter mit milder Hand.
Air (Soprano)
Come unto Him, all ye that labour
and are heavy laden, and He will give you rest.
Take His yoke upon you, and learn of Him,
for He is meek and lowly of heart,
and ye shall find rest unto your souls.
Arie (Sopran)
Kommt her zu ihm, die ihr in Nöten seid,
kommt her zu ihm, die ihr schwer beladen, er spendet süßen Trost.
Nehmt auf euch sein Joch und lernt von ihm,
denn er ist sanft und liebevoll,
so findet ihr Ruh für euer Herz.
Chorus
His yoke is easy and His burthen is light.
Chor
Sein Joch ist sanft, die Bürde ist leicht.
14
14
- 420 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 421 -
Pa r t II
T e il II
Chorus
Behold the Lamb of God
that taketh away the sin of the world.
Chor
Seht an das Gotteslamm,
es träget hinweg die Sünde der Welt.
Air (Alto)
He was despised and rejected of men;
a man of sorrows and acquainted with grief.
He gave His back to the smiters,
and His cheeks to them that plucked off the hair:
He hid not His face from shame and spitting.
Arie (Alt)
Er ward verschmähet, von allen verschmäht,
ein Mann der Schmerzen und beladen mit Gram.
Den Rücken bot er der Geißel,
bot die Wangen dar dem, der das Haar ihm riß;
er barg nicht die Stirn vor Schmach und Schande.
Chorus
Surely He hath borne our griefs,
and carried our sorrows!
He was wounded for our transgressions;
He was bruised for our iniquities;
the chastisement of our peace was upon Him.
Chor
Wahrlich, er hat unsre Qual
und Schmerzen erlitten;
ward verwundet um unsre Sünden,
ward zerschlagen für unsre Missetat;
und die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden.
Chorus
And with His stripes we are healed.
Chor
Durch seine Wunden sind wir geheilet.
Chorus
All we like sheep have gone astray;
we have turned every one to his own way.
And the Lord hath laid on Him the iniquity of us all.
Chor
Der Herde gleich warn wir zerstreut,
und wir suchten jeder seinen eignen Weg;
doch der Herr Gott warf auf ihn unsre Sünde und Missetat.
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- 422 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 423 -
Recitative (Accompanied – Tenore)
All they that see Him laugh Him to scorn;
they shoot out their lips, and shake their heads, saying:
Rezitativ (Accompagnato – Tenor)
All die, die ihn sehen, lachen ihm Hohn,
sie sperren das Maul und schütteln den Kopf, sagen:
Chorus
He trusted in God that He would deliver Him;
let Him deliver Him, if He delight in Him.
Chor
Er traute auf Gott, dass er würd befreien ihn;
mag er befreien ihn, wenn er hat Lust an ihm.
Recitative (Accompanied – Tenore)
Thy rebuke hath broken His heart;
He is full of heaviness.
He looked for some to have pity on Him,
but there was no man,
neither found He any to comfort Him.
Rezitativ (Accompagnato – Tenor)
Diese Schmach zerbrach ihm das Herz;
er ist voll von Traurigkeit.
Er schaute umher, ob sich keiner erbarm;
aber da war keiner,
da war auch nicht einer, zu trösten ihn.
Air (Tenore)
Behold, and see if there be any sorrow
like unto His sorrow.
Arie (Tenor)
Schau hin und sieh, wo gibt es solche Qualen
gleichwie seine Qualen?
Recitative (Accompanied – Tenore)
He was cut off out of the land of the living;
for the transgression of Thy people was He stricken.
Rezitativ (Accompagnato – Tenor)
Er ist dahin, fort aus dem Land der Lebend'gen, der für die
Sünden seines Volkes ward geschlagen.
Air (Tenore)
But Thou didst not leave His soul in hell;
nor didst Thou suffer
Thy Holy One to see corruption.
Arie (Tenor)
Doch du ließest ihn dem Tode nicht,
noch wollts du dulden,
dass dein Heiliger Verwesung sähe.
14
14
- 424 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 425 -
Chorus
Lift up your heads, O ye gates, and be ye lift up,
ye everlasting doors, and the King of Glory shall come in.
Who is the King of Glory?
The Lord strong and mighty, the Lord mighty in battle.
Lift up your heads,
O ye gates, and be ye lift up, ye everlasting doors,
and the King of Glory shall come in.
Who is the King of Glory?
The Lord of Hosts, He is the King of Glory.
Chor
Hebt euer Haupt und öffnet das Tor der ewigen Stadt,
dass der Ehren König ziehe ein!
Wer ist der Ehren König?
Der Herr, stark und mächtig im Streite.
Hebt euer Haupt
und öffnet das Tor der ewigen Stadt,
dass der Ehren König ziehe ein.
Wer ist der Ehren König?
Gott Zebaoth, er ist der Ehren König, Gott Zebaoth.
Paus e
Paus e
Recitative (Tenore)
Unto which of the angels said He at any time,
Thou art My Son, this day have I begotten Thee?
Rezitativ (Tenor)
Denn zu welchem der Engel hat er jemals gesagt:
Du bist mein Sohn, und heut hab ich gezeuget dich?
Chorus
Let all the angels of God worship Him.
Chor
Lasst alle Engel des Herrn preisen ihn.
Air (Alto)
Thou art gone up on high;
Thou hast led captivity captive,
and received gifts for men, yea,
even for Thine enemies,
that the Lord God might dwell among them.
Arie (Alt)
Du fuhrst zum Himmel auf,
ins Gefängnis warfst du die Häscher,
hast erworben Gnad für uns,
ja selbst für deine Feinde,
dass der Herr Gott stets wohne bei ihnen.
14
14
- 426 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 427 -
Chorus
The Lord gave the word,
great was the company of the preachers.
Chor
Der Herr gab das Wort:
Groß war die Menge der Boten Gottes.
Air (Soprano)
How beautiful are the feet of them
that preach the gospel of peace,
and bring glad tidings of good things.
Their sound is gone out into all lands,
and their words unto the ends of the world.
Arie (Sopran)
Wie lieblich ist der Boten Schritt,
sie künden Frieden uns an,
sie bringen frohe Kunde, die Kunde des Heils.
Ihr Schall gehet aus in jedes Land
und ihr Wort bis an die Enden der Welt.
Air (Basso)
Why do the nations so furiously rage together,
and who do the people imagine a vain thing?
The kings of the earth rise up,
and the rulers take counsel together against the Lord,
and against His Annointed.
Arie (Bass)
Warum denn rasen die Heiden und toben im Zorne,
warum verblendet der Wahn ein jedes Volk?
Die Fürsten der Welt stehn auf,
und die Herrscher entfachen den Aufruhr wider den Herrn
und seinen Gesalbten.
Chorus
Let us break their bonds asunder,
and cast away their yokes from us.
Chor
Auf, zerreisset ihre Bande
und schüttelt ab ihr Joch von uns.
Recitative (Tenore)
He that dwelleth in heaven shall laugh them to scorn;
the Lord shall have them in derision.
Rezitativ (Tenor)
Der da wohnet im Himmel, verlacht ihren Zorn;
und Gott, der Herr, wird ihrer spotten.
Air (Tenore)
Thou shalt break them with a rod of iron;
Thou shalt dash them in pieces like a potter's vessel.
Arie (Tenor)
Du zerschlägst sie mit dem Eisenzepter,
du zerbrichst sie zu Scherben wie die irdnen Töpfe.
14
14
- 428 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 429 -
Chorus
Hallelujah: for the Lord God Omnipotent reigneth.
The kingdom of this world
has become the kingdom of our Lord, and of His Christ;
and He shall reign for ever and ever.
King of Kings, and Lord of Lords. Hallelujah!
Chor
Halleluja, denn Gott der Herr regieret allmächtig!
Das Königreich der Welt
ist fortan das Königreich des Herrn und seines Christ,
und er regiert auf immer und ewig,
Herr der Herrn, der Welten Gott, Halleluja!
Pa r t III
T e il III
Air (Soprano)
I know that my Redeemer liveth,
and that He shall stand at the latter day upon the earth;
and though worms destroy this body,
yet in my flesh shall I see God.
I know that my Redeemer liveth:
For now is Christ risen from the dead,
the first fruits of them that sleep.
Arie (Sopran)
Ich weiß, dass mein Erlöser lebet
und dass er erscheint am Jüngsten Tag auf dieser Erd.
Und ob Würmer mich verzehren,
in meinem Fleisch werd ich Gott sehn.
Ich weiß, dass mein Erlöser lebet:
Denn Christ ist erstanden von dem Tod,
der Erstling derer, die schlafen.
Chorus
Since by man came death,
by man came also the resurrection of the dead.
For as in Adam all die,
even so in Christ shall all be made alive.
Chor
Kam durch Einen Tod,
so kam durch Einen die Auferstehung von dem Tod.
Denn wie durch Adam alles stirbt:
Also lebt durch Christ nun alles wieder auf.
Recitative (Accompanied – Basso)
Behold, I tell you a mystery;
We shall not all sleep;
but we shall all be changed in a moment,
14 in the twinkling of an eye, at the last trumpet.
- 430 - Trigonale 2011 – Das Programm
Rezitativ (Accompagnato – Bass)
Vernehmt, ich künd' ein Geheimnis an:
Wir entschlafen nicht alle,
doch werden alle verwandelt, und das plötzlich,
in einem Augenblick, beim Schall der Tromba.
Trigonale 2011 – Das Programm - 431 -
14
Air (Basso)
The trumpet shall sound,
and the dead shall be raised incorruptible,
and we shall be changed.
For this corruptible must put on incorruption,
and this mortal must put on immortality.
Arie (Bass)
Die Tromba erschallt
und die Toten erstehn zu neuem Leben;
wir werden verwandelt.
Denn dies Verwesliche wird erstehn unverweslich,
und dies Sterbliche muss anziehn die Unsterblichkeit.
Recitative (Alto)
Then shall be brought to pass the saying that is written:
»Death is swallowed up in victory.«
Rezitativ (Alt)
Dann wird erfüllt das Wort, das da geschrieben stehet:
Tod ist in den Sieg verschlungen.
Duet (Alto and Tenore)
O death, where is thy sting?
O grave, where is thy victory?
The sting of death is sin,
and the strength of sin is the law.
Duett (Alt und Tenor)
O Tod, wo ist dein Stachel?
Grab, wo deine Siegesmacht?
Der Stachel ist die Sünde
und der Sünde Kraft das Gesetz.
Chorus
But thanks be to God,
who giveth us the victory through our Lord Jesus Christ.
Chor
Drum Dank sei dir, Gott,
der uns den Sieg gegeben hat durch Christum, unsern Herrn.
Air (Soprano)
If God be for us, who can be against us?
who shall lay anything to the charge of God's elect?
It is God that justifieth,
who is he that condemneth?
It is Christ that died,
yea, rather that is risen again,
who is at the right hand of God,
14 who makes intercession for us.
- 432 - Trigonale 2011 – Das Programm
Arie (Sopran)
Ist Gott für uns, wer kann widerstehen?
Wer wird dann noch verklagen, die Er hat auserwählt?
Hier ist Gott, der da gerecht macht!
Wer kann uns noch verdammen?
Hier ist Christ, der gestorben,
vielmehr, der auferstanden vom Tod.
Er sitzt zu der Rechten des Herrn,
bei dem er uns Gnade erwirkt.
Trigonale 2011 – Das Programm - 433 -
14
Chorus
Worthy is the Lamb that was slain,
and hath redeemed us to God by His blood,
to receive power, and riches, and wisdom, and strength,
and honour, and glory and blessing.
Blessing and honour, glory and power,
be unto Him that sitteth upon the throne,
and unto the Lamb, for ever and ever.
Amen.
Chor
Würdig ist das Lamm, das da starb
und hat versöhnet uns mit Gott durch sein Blut,
zu nehmen Stärke, und Reichtum, und Weisheit, und Macht,
und Ehre, und Hoheit, und Segen.
Alle Gewalt, Lob, Ehr und Preis gebühret ihm,
der auf dem Stuhle thront,
gebühret auch dem Lamm, von nun an auf ewig, Ehre.
Amen.
14
14
- 434 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 435 -
A r te d e i Suo nat o ri
Ein Barockorchester? Ja. Mehr noch – ein Orchester nach
barocker Manier. Ein Orchester also, das über eine bloße
historisch versierte Interpretation der vor 300 Jahren komponierten Stücke hinausgeht. Ein Orchester mit einem wahrhaft barocken Ansatz des Musizierens. Ein Orchester, das
Partitur, theoretische Abhandlungen und Instrumente als
Ausgangspunkt für künstlerische Experimente nimmt, für
lange Expeditionen ins Unbekannte, für den Schaffensprozess mehr als für die Wiedergabe!
Arte dei Suonatori gibt durchschnittlich fast hundert Konzerte pro Jahr, wobei seine Musiker in verschiedenen Besetzungen und Instrumentenkombinationen auftreten. Das
Orchester war Initiator und Gastgeber von fünf Festivals für
Alte Musik in Polen: Festival der Alten Musik – Persona Grata (seit 1998); Musik im Paradies (2003 – 2009 in Paradyz);
Torun Haendel Festival (2004 – 2006); Drei Barock Festival
(2004 – 2007 in Wroclaw) und Festival der barocken Bogen
und Saiten (2005 – 2009 in Poznan).
Die CD's von Arte dei Suonatori erschienen bei renommierten Labels wie Alpha, Channel Classics und BIS Records. Sie
fanden internationale Anerkennung und wurden mit begehrten Preisen ausgezeichnet: Gramophone Award 2003 für
die »Beste Barocke Instrumentalaufnahme« (für Vivaldis
La Stravaganza mit Rachel Podger), Diapason d'Or, Gramophone Editor's Choice, Choc du Monde de la Musique, Luister
14 10, 10 de Repertoire, Classics Today und Classic CD.
- 436 - Trigonale 2011 – Das Programm
Daniela Ivanova – Dirigentin, wurde 1977 in Burgas, Bulgarien, geboren
und erhielt im Alter von vier Jahren
ihren ersten Violin- und Klavierunterricht, später studierte sie auch Bratsche,
Gesang und Barockgeige. Nachdem sie
1999 ihr Studium als Bratschistin an der Bulgarischen National Akademie mit dem Bakkalaureat abgeschlossen hatte,
setzte sie die Ausbildung bei Hans Peter Ochsenhofer an der
Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien fort,
wo sie 2008 die Diplomprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ablegte. Im Jahr 2003 wurde ihr der frauen.kunst.preis
(Sparte Musik) von Bundesministerin Elisabeth Gehrer im
Parlament in Wien verliehen.
Daniela gründete 2004 ein Kammerorchester, mit welchem
sie in Österreich, Bulgarien und Italien bis 2007 zahlreiche
Konzerte gab. Wichtige künstlerische Inspirationen gewann
sie bei Meisterkursen und Workshops für Dirigieren bei
Ralf Weikert, Simeon Pironkoff, Daniel Harding, Daniel
Barenboim, Riccardo Muti, Mariss Jansons, Bertrand de Billy,
Sir Simon Rattle.
Seit 1999 wohnt Daniela in Wien, widmet sich neben ihrer
Fortbildung als Dirigentin auch der Tätigkeit als Solistin,
Kammermusikerin und Pädagogin und tritt in Europa,
Israel, Japan und den USA auf.
Seit September 2007 ist sie Bratschistin im Orchester der
Wiener Staatsoper, 2010 erfolgte die Aufnahme in den Verein der Wiener Philharmoniker.
14
Trigonale 2011 – Das Programm - 437 -
T r init y Baro que
Trinity Baroque wurde am Trinity College in Cambridge
gegründet. Schon bald entwickelte sich das Ensemble zur
treibenden Kraft in der dortigen Szene der Alten Musik.
Seine Aufführungen bekannter und bedeutender Renaissance- und Barockwerke, sowie »Celebrations« mit szenischen Elementen aus eigener Komposition zu bestimmten
Themen oder Jahreszeiten, fanden schnell begeisterte Anhänger.
Mit seinem festen Kern von sechs bis acht Sängern erkundet
Trinity Baroque weiterhin die Musik der Renaissance und
des Barock. Seinem Ansatz treu, historisch fundierte Interpretationen mit der Spontaneität des Augenblicks zu kombinieren, machte das Ensemble Programme mit innovativen
Zusammenstellungen aus geistlicher und weltlicher Musik
zu seinem Markenzeichen. Trinity Baroque ist mittlerweile
im Vereinigten Königreich und darüber hinaus bekannt.
Seine erste Einspielung mit dem Titel Rites of Spring (»Cantoris Records« CRCD6031) wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Das Ensemble trat regelmäßig auf dem
Festival Oude Muziek Utrecht und dem Flanders Festival,
auf den Internationalen Festtagen Alter Musik Stuttgart, dem
Feldkirch Festival (Österreich) und dem Spitalfields Festival
auf, wo es die Elegie Umbra Sumus interpretierte, die der
britische Komponist Terry Mann speziell für das Ensemble
komponiert hatte. Trinity Baroque spielte auch auf Festivals
in York und Edinburgh und führte – in einer erweiterten Besetzung mit Renaissance-Blasinstrumenten – auf dem Fes14 tival der Alten Musik Sevilla ein Programm mit polyphonen
- 438 - Trigonale 2011 – Das Programm
spanischen Werken auf. Trinity Baroque interpretierte Bachs
Motetten bei zahlreichen Auftritten in Deutschland, England, Frankreich und Österreich und war häufig beim
staatlichen Rundfunksender BBC sowie auf anderen europäischen Radiosendern zu hören. Seine jüngste Veröffentlichung einer Aufnahme von Bachs Motetten für Singstimmen
solo (2007, Raumklang RK 2601) sicherte Trinity Baroque
einen festen Platz unter den barocken Vokalensembles. Zudem gastierte das Ensemble wiederholt mit einer Reihe von
musikalischen Programmen des Mittelalters und der Tudorzeit und wirkte als Solistengruppe bei einer Einspielung von
Rosenmüllers Psalmen mit dem Wiesbadener Knabenchor mit.
Trinity Baroque arbeitete mit Instrumentalensembles wie
The English Concert, Florilegium und The English Cornett
and Sackbut Ensemble zusammen. Zu seinen Projekten für
Singstimmen und Instrumente im Vereinigten Königreich
zählten außerdem ein Programm mit Musik der Tudorzeit in
einer Bearbeitung für Stimmen und Blechblasinstrumente,
Psalms, Songs and Sundrie Natures; Monteverdis 'Il ballo dell'
ingrate'; die Auferstehungs-Historia und die Musikalischen
Exequien von Schütz sowie einstimmige und zweistimmige
Interpretationen der Johannespassion, der Messe in h-moll und
des Weihnachtsoratoriums von Bach.
Unter den künftigen Projekten sind eine Aufnahme der Musikalischen Exequien von Schütz und eine Einspielung der
Psaulmes de David von Sweelinck zu nennen.
www.trinitybaroque.com | info@trinitybaroque.com
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
14
Trigonale 2011 – Das Programm - 439 -
Julian Podger begann seine Laufbahn
als Leiter und Dirigent während seiner
Schulzeit in Kassel. Er erhielt 1987 ein
Stipendium für das Trinity College in
Cambridge, wo er sein Ensemble Trinity
Baroque gründete, das ihm auch bei seinem Studium der historischen Aufführungspraxis half. Inzwischen leitet er in ganz Europa Projekte und ist als Gastdirigent und Dozent tätig.
Als Sänger ist Julian Mitglied mehrerer renommierter Ensembles, u.a. Gothic Voices und The Harp Consort. Als Solist
ist er besonders gefragt als Evangelist in den Passionen von
Bach, Telemann und Schütz. Weiters ist er regelmäßig in den
Hauptrollen von frühen Opern zu sehen. Höhepunkte seiner bisherigen Laufbahn waren Projekte mit Andrew Parrott, John Eliot Gardiner (Bach Cantata Pilgrimage) und als
Ulisse (Monteverdi) mit dem Ricercar Consort und der Handspring Puppet Company.
Das Trompeten-Consort Innsbruck wurde 1990 von Andreas
Lackner gegründet um die Tradition dieser Epoche wieder
aufleben zu lassen und sich der virtuosen Trompetenliteratur des 17. und 18. Jhs. zu widmen. Das Repertoire erstreckt
sich von prachtvollen Repräsentationsmusiken über Kirchenmusik des Barock bis hin zu groß besetzten Instrumentalwerken aus der Blütezeit der Trompetenkunst.
Das Trompeten-Consort Innsbruck arbeitet mit Ensembles
wie dem Concentus Musicus (Nikolaus Harnoncourt), Concerto Palatino, Cantus Cölln (Konrad Junghänel), Il Giardino Armonico, Armonico Tributo Austria (Lorenz Duftschmid)
zusammen und tritt bei verschiedenen Festivals, wie Resonanzen (Wien), Innsbrucker Festwochen der Alten Musik,
Styriarte (Graz), Festival für Alte Musik Berlin, Tage Alter
Musik Herne, Les journées folles Nantes, Daroca Zaragoza
etc auf.
Für unsere Messiah-Aufführung wird das Trompeten-Consort Innsbruck durch einen weiteren Tiroler, Georg Tausch an
der Pauke, verstärkt.
Trompeten-Consort
Innsbruck
Das Trompetenensemble
war im höfischen Leben
des ausgehenden 16. Jhs.
zu einem unumgänglichen Instrument der Machtdemonstration geworden. Die
Einbindung in die Kunstmusik im 17. Jh. erweiterte die bis
dahin auf militärische und höfische Repräsentationsmusik
14 beschränkte Literatur um ein Vielfaches.
- 440 - Trigonale 2011 – Das Programm
14
Trigonale 2011 – Das Programm - 441 -
Aut o g r a mme
Arte dei Suonatori wird unterstützt von der
Region Wielkopolska
14
14
- 442 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 443 -
Samstag, 17.09., 14.00 Uhr
Schloss Frauenstein
15
15
Das Land, das ich suchte
E inle itun g
Aus dem Schiffstagebuch
des Christoph Kolumbus
»... und dennoch glaubten sie, dass die ungeordneten Gefühle
von süßen und lieblichen Harmonien in ihrer Art zu mildern angeregt würden, so dass zwischen ihnen keine Missklänge seien.«
Vincenzo Galilei (1520 - 1591), aus: Il Fronimo
Chris Pichler, Stefano Rocco, Fabio Accurso
Chris Pichler: Erzählerin
Stefano Rocco, Fabio Accurso:
Lute, archlute, theorbo, baroque guitar
- 444 - Trigonale 2011 – Das Programm
Während der gesamten Renaissance und auch während
eines großen Teils des Barock war die Laute in der musikalischen Landschaft als Instrument massiv präsent. Es ist
also ein natürlicher Vorgang, dass die Musik für Laute,
oder allgemeiner gesprochen für Zupfinstrumente, oft Tendenzen antizipiert hat, die später zum Usus wurden. Das
ist der Fall für jene Musik, die sich nach der Entdeckung
Amerikas in Europa verbreiten wird und die eine ähnliche
Art der Diffusion erleben wird wie die Briefe von Kolumbus
und Vespucci, die die Neue Welt – Mundus Novus – und ihre
Wunder und Absonderlichkeiten präsentierten und damit
die Phantasie der Alten Welt eroberten. Neue musikalische
Formen, importiert aus der Neuen Welt oder schon dort aus
autochtonen Elementen und europäischer Tradition verschmolzen, waren anfangs wie die Ciaccona und Sarabanda
nur im Repertoire für Gitarre präsent, verbreiteten sich von
Spanien ausgehend und kreuzten sich manchmal mit bereits
existierenden Gattungen wie der Passacaglia.
Trigonale 2011 – Das Programm - 445 -
Ab dem Ende des 16. Jhs. wird jeder Komponist seine eigene
Version, und oft auch zahlreiche verschiedene Versionen, von
diesen Tanztypen hinterlassen, die über einen sogenannten
15 »basso ostinato«, eine Figur, die sich ohne Pause von Anfang bis Ende der Komposition wiederholt, aufgebaut sind.
Dieser Gattung »neuer« Kompositionen stellt das Programm
typische Formen der Lauten- und Instrumentalmusik wie Toccate, Fantasie, Passamezzi, Saltarelli und Gagliarde zur Seite.
Das »Compendium Tarantulae« ist eine Bearbeitung von
uns, die das von dem deutschen Jesuiten Kircher in einem
seiner Traktate erwähnte »Antidotum Tarantolae«, also
dem Gegengift für den Biss der Tarantel, mit den Tarantelle
vermischt, über die im achzehnten Jahrhundert Xavier Cid,
ein spanischer Arzt berichtet, der damit Zeugnis von Riten
der Besessenheit auch in Spanien gibt.
Anstatt das gut bekannte Repertoire für zwei Lauten, das
umfangreich ist, zu spielen, konzentrieren wir uns schon seit
einiger Zeit auf eine Praxis, die von einem Werk für Laute
solo ausgeht und uns zu einer Ausführung für zwei Lauten
führt, in der Texttreue und Improvisation sich verschmelzen, ohne eine dauerhafte Lösung zu bilden. Der Zugang
zu den Kompositionen ist also philologisch in der Aufführungspraxis, aber frei im Umgang mit den musikalischen
Materialien, und schließt damit den Rückgriff auf improvisierende Momente nicht aus – all das in der Gewissheit, dass
die Musik (und vor allem die »Alte« Musik) oft »Ketten«
im Moment der Interpretation braucht, aber dass es ebenso
oft angebracht ist, dass diese Ketten durchbrochen werden.
- 446 - Trigonale 2011 – Das Programm
Pro g r a mm
Francesco da Milano
(1497 – 1545)
1.Fantasia
Pietro Paulo Borrono
(1490 – 1563)
2.La Milanese Pavana e Saltarello
Giovanni Girolamo Kapsberger
(1580 – 1651)
3.Toccata 6ta per il liuto
4.Gagliarda 5a
Giovanni Antonio Terzi
(1580 – 1620)
5.Balletto Francese
Hieronimo Ferrutio
(16. Jh.)
6.Passemezzo col suo Todaro saltarello
7. Saltarello Vien dal porto
Trigonale 2011 – Das Programm - 447 -
15
Francesco Corbetta
(1615 – 1681)
8.Preludio
15 9.Chiacona per la chitarra spagnola
Alessandro Piccinini
(1566 – 1639)
10. Passacagli
11. Aria di Saravanda in varie partite
Athanasius Kircher / Anonymus
(1601 – 1680)
16. Compendium Tarantulae
15
Alessandro Piccinini
17. Corrente
Alessandro Piccinini /
Giovanni Girolamo Kapsberger
18. Ciaccona
Claudio Monteverdi
(1567 – 1643)
12. Si dolce è'l tormento
Anonymus
13. La bela noeva
Giovanni Girolamo Kapsberger
14. Toccata X per il chitarrone
15. Gagliarda
- 448 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 449 -
Aufbruch in die neue Welt
Christoph Kolumbus sticht am 3. August 1492 bei Huelva in
Kontinent. Die auf Amerigo Vespucci zurückgehende Bezeichnung »America« für den neuen Kontinent, wurde erst
nach seinem Tod gebräuchlich.
15 See, um den Osten im Westen zu suchen. Er wollte das fer-
ne Indien, wie damals das östliche Asien genannt wurde,
nicht auf dem bekannten Landweg, sondern auf dem westlichen Seeweg über den Atlantik erreichen.
Sein Flagschiff ist die Santa Maria, von ihm selbst befehligt,
begleitet von der Niña mit Kapitän Alonzo Pinzón und der
Pinta mit Kapitän Vicente Yáñez Pinzón. Die gesamte Besatzung soll ungefähr 90 Mann betragen haben. Am 69. Tag
seiner Reise, am 12. Oktober 1492, erreicht er Indien, wie er
glaubt, es ist aber eine Insel der Bahamas, die er als erster
betritt, von den Eingeborenen Guanahani genannt, und von
dort aus segelte er weiter bis Kuba und Haiti. Für Kolumbus
sind die Ureinwohner zukünftige Untertanen, Entdeckung
und Annexion waren kaum voneinander zu trennen. Da er
sich in Indien glaubt, nennt er sie Indianer.
Jeden Tag führt Kolumbus genau Buch über das, was er beobachtet und was ihn bewegt, so dass wir jetzt nach mehr
als 500 Jahren die Abenteuer und Anforderungen, Schwierigkeiten und überwältigenden Eindrücke der ersten Reise
des Christoph Kolumbus in allen Einzelheiten nach-, ja miterleben können.
15
Es muss zu Anfang eine friedliche Begegnung gewesen sein,
kein feindlicher Zusammenstoß, als Konquistadoren und
»Indios« zum ersten Mal aufeinandertrafen. Das Bordtagebuch erwähnt mit keinem Wort von bösen Menschen in der
näheren Umgebung gehört zu haben. Er sagt im Gegenteil
von ihnen, dass sie ihren Nächsten lieben wie sich selbst.
Dem Tagebuch ist auch zu entnehmen, dass der Seefahrer
bald auf den Gedanken kam, die freundlichen und zurückhaltenden Ureinwohner als Arbeitskraft auszunutzen, nachdem sie zum christlichen Glauben bekehrt worden waren.
Jede Insel, die Kolumbus entdeckte, annektierte er als Erstes
für Spanien.
Im Glauben an die Kugelgestalt der Erde wollte er »Indien«,
wie damals das östliche Asien bezeichnet wurde, von Westen über den Atlantik erreichen. Dabei betrat er auf einer
Insel der Bahamas als Erster den Boden Amerikas und entdeckte und erforschte im Auftrag des spanischen Königshauses bei mehreren Entdeckungsfahrten Teile Mittel- und
Südamerikas. Kolumbus glaubte bis an sein Lebensende »Indien« gefunden zu haben.
Das Land, das Kolumbus suchte, fand er nicht, obgleich er
sein Leben lang in dem Glauben blieb, Teile Indiens erschlossen zu haben. In Wirklichkeit entdeckte er einen neuen
Er schildert dabei auch das Asien- und Afrikabild des Spätmittelalters, das entscheidend für Kolumbus werden sollte
und bietet einen Einblick in die Konflikte zwischen Europa
und der muslimischen Welt während des 15. Jahrhunderts.
- 450 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 451 -
Die erste Reise, 1492/1493, beginnt nur wenige Monate
nach der Vertragsunterzeichnung. Da nach nur drei Tagen
auf der Pinta ein Schiffsmast bricht, muss die kleine Flotte
15 für einen Monat auf den Kanarischen Inseln Halt machen.
Weiter ging es dann am 6. September 1492 nach einem
Monat und sechs Tagen Fahrt. Die Fahrt drohte mehrfach
zu scheitern, da die Matrosen wegen Unzufriedenheit und
Angst mehrmals zu meutern drohten. Die entdeckte Insel
wird San Salvador (Heiliger Retter) genannt. Wahrscheinlich
ist es die Insel Samana Kay. Kolumbus machte leider keine eindeutigen Hinweise zum geografisch korrekten Landungsort.
schaft, etwa 40 Mann, auf La Isla Española in La Navidad
zurück. Keine gute Idee, sie werden später von den Kaziken
ermordet und die Stadt La Navidad wird niedergebrannt.
Da sein Flagschiff ja zerstört worden ist, übernimmt er das 15
Kommando der Niña. Am 15. März erreicht er nach stürmischer Fahrt Spanien. Dort wird ihm ein triumphaler Empfang bereitet. Seine Privilegien werden von Isabella und
Fernando, die ihn begeistert empfangen, bestätigt.
Rückreise nach Europa – Vertrag von Tordesilla
Auch Papst Alexander VI. bestätigt in der Bulle Inter caetera
das Anrecht Spaniens auf die entdeckten und noch zu entdeckenden Gebiete, er teilt die Welt quasi in einen spanischen
und einen portugiesischen Teil auf. Die Grenze legt er 100
spanische Meilen westlich der Kapverdischen Inseln fest.
Damit wollte der Papst einen Krieg zwischen den damals
bedeutendsten katholischen Mächten in Europa verhindern.
Vielleicht spielte aber auch eine Rolle, dass Alexander VII.
in Spanien geboren worden war. Diese Grenze wird ein Jahr
später durch den Vertrag von Tordesilla modifiziert und auch
von Portugal anerkannt. Die Grenze wird auf 370 spanische
Meilen (Leguas) westlich der Kapverdischen Inseln verschoben. Portugal behält damit die Kontrolle des Seewegs
nach Indien entlang der afrikanischen Küste und – was damals noch nicht bekannt war – erhält später die Kontrolle
über Brasilien. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Portugal von der Existenz Brasiliens wusste.
Bereits am 16. Januar 1493 macht sich Kolumbus mit seinen
verbleibenden zwei Schiffen auf die Rückreise. Da diese
beiden Schiffe zu klein sind, lässt er einen Teil seiner Mann-
Auf der Grundlage des Vertrages von Tordesilla ließ König Ferdinand II. von Aragon das Dokument Requerimiento
(Aufforderung) anfertigen. Dieses sollten die spanischen
- 452 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 453 -
Bei seiner ersten Fahrt entdeckt er auch Kuba, Hispaniola
(heute Haiti und Dominikanische Republik). Kolumbus
wähnt sich in Ostindien. Am 25. Dezember strandet hier
die Santa Maria, aus den Überresten des Schiffs errichtet
Christoph Kolumbus die erste spanische Festung, La Navidad
(Weihnachten). La Isla Española ist die erste Kolonie in der
neuen Welt, Christoph Kolumbus deren Gouverneur und Vizekönig. Dort trifft er auch zum ersten Mal auf die Ureinwohner der Insel, den Arawak. Von deren König Guacanagari wird er freundlich empfangen.
Kapitäne vortragen, wenn sie in der Neuen Welt auf Einheimische stießen. Die Kapitäne sollten dieses eröffnen, dass
der Papst als Stellvertreter Gottes das betreffende Land dem
15 König geschenkt habe. Die Einheimischen wurden darin
aufgefordert, den Papst, die Kirche und den König als neue
Herren anzuerkennen. Sollten sie dieses nicht tun, wurde in
der Aufforderung Requerimiento mit Gewalt gedroht und
die Versklavung von Frauen und Kindern.
Chris Pichler
- 454 - Trigonale 2011 – Das Programm
Fabio Accurso & Stefano Rocco ,
beide mit einem Lautendiplom des Konservatoriums Verona ausgestattet, haben
eine rege Konzerttätigkeit mit weitgefä- 15
chertem Repertoire: von mittelalterlicher
Musik (besonders Fabio Accurso) bis zu
Musik der Renaissance und des Barock,
von traditioneller Musik zu Verbindungen von Alter und elektronischer Musik.
Gemeinsam haben sie das Duo Acrocco!
gegründet, ein experimentelles Projekt
für Lautenduo mit elektronischen Mitteln und digitalen Effekten. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles für
mittelalterliche, Renaissance- und Barockmusik, zahlreiche
CD-Aufnahmen (Philips, Alpha, Cypres), Radio- und Fernsehproduktionen (RAI, ZDF, ORT, ORF, Radio della Svizzera Italiana, Radio Bremen, Radio Capodistria).
Trigonale 2011 – Das Programm - 455 -
Chris Pichler lebt in Wien und Berlin, spielt an den renommierten deutschsprachigen Bühnen in Berlin, Wien,
Frankfurt, Köln, Weimar (Deutsches The15
ater Weimar, Volkstheater Wien, Theater
in der Josefstadt, Schauspiel Frankfurt, Berliner Ensemble, Schauspiel Dortmund, Hans Otto Theater Berlin Potsdam ...). Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete
österreichische Schauspielerin verfügt über ein großes Charakterrollenrepertoire, dessen Bandbreite von der Klassik
bis zur Moderne reicht.
Die Zuseher kennen sie aus verschiedenen Kino- und Fernsehproduktionen (Salzbaron, Kommissar Rex, Der Elefant,
Herzdamen, Winzerkönig. Kino: Gebürtig, Blindflug ...), die
Zuhörer aus vielen Produktionen der Sender in Deutschland, Österreich, Schweiz aus zahlreichen preisgekrönten
Hörbüchern und Hörspielen.
Von Kritik und Publikum gefeiert sind ihre zahlreichen ausdrucksstarken Soloprogramme, in deren Mittelpunkt Frauen der Zeitgeschichte stehen: »Jackie Kennedy«, «Molly
Bloom«, »Marie Antoinette«. Allen voran: »Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau«, ein Soloabend, mit dem
sie u.a. am Hamburger Schauspielhaus, Berliner Ensemble, in
Wien, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und derzeit am Schlossparktheater Berlin gastiert und wurde damit 2009 zur Schauspielerin des Jahres des ORF Ö1 ausgezeichnet.
- 456 - Trigonale 2011 – Das Programm
Preise
Prix Italia, Prix Europa, Prix Suisse 2009, Carl Skraup Preis,
Theaterpreis der Europäischen Kulturhauptstadt 09, Deutscher
Kritikerpreis 2009, 'Schauspielerin des Jahres' des ORF 2009, 15
Nominierung Theatertreffen NRW 2010.
Wichtige Stationen
2010/11
Schlossparktheater Berlin (Gast)
2009/10 Hans Otto Theater (Gast)
2008/10 Schauspiel Dortmund (Gast)
2007/09 Berliner Ensemble (Gast)
2008/11 Ruhrfestspiele Recklinghausen
2006/09 Schauspiel Frankfurt (Gast)
2004-05 Theater in der Josefstadt
2003/04 Festspiele Reichenau
1999 – 2004 Volkstheater Wien
1994 – 1998 Deutsches Nationaltheater Weimar
Kino Rattenkinder – Andreas Kurz
Gebürtig – Robert Schindel, Lukas Stepanek
Blindflug – Ben von Grafenstein
Tweeny – Ulrike Schweiger
Der Nachbar – Goetz Spielmann
TV
Schnell ermittelt – Andreas Kopriva
Herzdamen – Karola Hattop
Winzerkönig – Claudia Jüptner Jonsdorf
Da wo es noch Treue gibt – Heidi Kranz
Trigonale 2011 – Das Programm - 457 -
Der Elefant – Andreas Prohaska
Kommissar Rex – Holger Barthel
Sokokitz – Klaus Gendries
15 Julia, eine ungewöhnliche Frau – Holger Barthel
Dr. Schwarz und Dr. Martin – Bernd Fischerauer
Schlosshotel Orth – Stefan Klisch
Der Salzbaron – Bernd Fischerauer
Rollenrepertoire
Goethe
Gretchen, Stella, Iphigenie,
Prinzessin Leonore
Schiller
Luise Miller, Königin Elisabeth,
Agnes Sorel, Prinzessin Leonore
Lessing
Franziska, Recha
Hauptmann
Käthe Vockerat, Pipercarcka
Shakespeare
Jessica
Cechov
Warja
Grillparzer
Königin Kunigunde
Büchner
Lena
Horvath
Marianne, Karoline, Frl. Pollinger
Brecht
Polly, Lucie
Schnitzler
Lina Loos, Süßes Mädl, Adele Sandrock, Josefine Weninger
Sternheim
Luise Maske
Ionesco
Fräulein Daisy
Shaffer
Konstanze Mozart
Franzobel, Jelinek, Turrini, Nis Momme Stockkmann
- 458 - Trigonale 2011 – Das Programm
Solo
Chris Pichler Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau (am Berliner Ensemble, Hamburger Schauspielhaus, Köln, Düsseldorf, Wien ...)
Elfriede Jelinek Jackie
James Joyce
Molly Bloom
Jean Cocteau Geliebte Stimme
Janis Ritsos
Crysothemis
Theresia WalserKleine Zweifel, Bombenfrau,
Marie Antoinette
Regiearbeiten
Rabbit Hole, Wahlverwandtschaften, Antigone, Lottes Werther, Romy Schneider, Jackie, Marie Antoinette.
Im Musikverein Uraufführung ihres Librettos 'Gestiefelter
Kater' mit ihr in der Hauptrolle. Eine besondere Liebe liegt
für Chris Pichler in Rezitationen mit Musik: Rosenkavalier,
Schöne Magelone, Melodrame.
Brucknerhaus: Peter und der Wolf.
OÖ Stiftskonzerte: Marie d'Agout und Liszt.
Wiener Akademie: Mayröcker Requiem mit Martin Haselböck.
Regisseure Theater Manfred Karge, Frank Hoffmann, Katja Paryla, Niels Peter
Rudolph, Leander Haussmann, Amelie Niermeyer, Michael
Gruner, Anselm Weber, Eric Uwe Laufenberg, Harald Clemen, Thirza Bruncken, Horst Schönemann, Georg Schmiedleitner, Emmy Werner, Brigitte Landes, Hans Gratzer, Ernst Josef
Köpplinger, Otto Schenk, Janusz Kiza, Marc Günther.
Trigonale 2011 – Das Programm - 459 -
15
Arbeiten mit Musik
Marcel Prawy Matinee: Rosenkavalier – Octavian, Frau ohne
Schatten – Färberin, Tannhäuser – Elisabeth, Dreigroschen15 oper – Polly
Kammeroper: Haus aus Stimmen – Frau
Melodrame: Schöne Magelone, Ennoch Arden, Leonore, Heideknabe, Peter und der Wolf
Auftragsarbeit Musikverein: Gestiefelter Kater, Kleine Komödie mit Hermann Beil
Aut o g r a mme
15
Hörbücher
Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau, Radiotatort,
Madame Bovary, Medea Stimmen, Hercule Poirot, Dr. Faustus, Steppenwolf, Rot und Schwarz, An der Arche um Acht,
Jane Goodal, Agatha Christie, Gräfin von Carliostro, Strudelhofstiege, Romy Schneider – 'Fragen sie mich nicht wie
einsam ich bin', Geboren in Bagdad, Die Jagd nach dem
Schnatz, Assoult/Anschlag.
www.chrispichler.com
- 460 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 461 -
Sonntag, 05.02.2012, 17.00 Uhr
Großer Wappensaal des Landhauses
zu Klagenfurt
16
Vorankündigung
Präsentationskonzert Trigonale 2012:
Con voce sola
Eine Reise durch das Italien des Cinquecento:
Von den leidenschaftlichen Frottole des Nordens
zu den temperamentvollen Tarantellen des Südens
Marco Beasley, Stefano Rocco & Fabio Accurso
Marco Beasley: Gesang
Stefano Rocco: Arciliuto & Chitarra
Fabio Accurso: Laute
Zählkarten zum Preis von 0,– | 7,– | 10,–
gibt es ab sofort bei unseren Verkaufsstellen (siehe Seite 480).
- 462 - Trigonale 2011 – Das Programm
E inle itun g
EINE REISE
Alles, was in unserem Konzert geschieht, ist Frucht unserer
Vorstellungskraft. Ein Traum; ein Verlangen danach, zu
hören, wie unsere Musik sich den Orten annähert, die uns
lieb sind; mit Personen zu sprechen, denen wir selbst vielleicht gerne begegnet wären; Erzählungen und Geschichten
zu lesen und zu hören, die begraben sind in einer alten Erinnerung. Ihre Verse und unser Gesang begegnen sich in diesem Programm, sollen aber nicht eine Abgrenzungslinie
oder eine stilistische Anthologie illustrieren, sondern die
Etappen einer Reise, die – wie jede Reise – aus Geschmäckern, Gefühlen, Vorstellungen und Farben gemacht ist –
mit einem Wort: aus Fantasie.
Von den Frottole, wahren musikalischen Juwelen, die aus
dem brodelnden Leben an den Höfen Norditaliens entstanden, zu den Tarantelle, Ausdruck einer von den vulkanischen
Eingeweiden Süditaliens geschmiedeten Kultur. Von Neapel bis Sizilien und Apulien, Orten, die später zu dem Reich
der »zwei Sizilien» (Neapel-Sizilien) wurden und stets ein
natürlicher Schnittpunkt der mediterranen Kulturen des
Orients und des Okzidents waren. Hier sind bis heute die
Trigonale 2011 – Das Programm - 463 -
16
Zeichen und Einflüsse antiker Kulturen sichtbar: Griechen,
Römer, Araber und Normannen haben dieses freigebige
Stück Erde mit seinem außergewöhnlich milden Klima zu
ihrer Heimat auserkoren.
16 Abgesehen von unseren eigenen Recherchen in Bibliothe-
ken und Archiven, haben wir uns dafür entschieden, auf den
Straßen des Südens im »Feld« zu sammeln, von den letzten
Bewahrern einer mündlichen Tradition, lebendige Bezeugungen und Erinnerungen an die alten Gesänge, um den
authentischsten und geheimsten Traditionen des südlichen
Italien eine Stimme zu geben: dem Gesang und dem Spiel
als Magie und Medizin.
Ein Programm, in dem die zarteste Feinheit einer unwiderstehlichen und mitreißenden Lebenslust begegnet:
Con voce sola lasciai parlare al cuore
Amor che dona ad amator amante:
Ma dianzi a te 'l mio cor si fe' esitante
Donna che della voce mia senti 'l languore.
Nur mit der Stimme allein ließ zum Herzen ich sprechen
die Liebe, die dem Liebenden die Geliebte gibt.
Aber es zögerte mein Herz vor dir,
Donna, die du durch meine Stimme mein Sehnen fühlst.
- 464 - Trigonale 2011 – Das Programm
PRO G R A MM
1. Tarantella del Passariello
Tanz, trad. Apulien
2. Alla Carpinese
Trad. Apulien
3. Per fuggir d'amor le punte
Marco Cara
(1470 – 1525)
Libro I, Franciscus Bossiniensis, 1509
4. L'amor, donna, ch'io te porto
Jacopo Fogliano
(1468 – 1548)
Settimo libro del Petrucci, Venezia, 1507
5. Saltarello e Piva
Gio Ambrogio Dalza
(? – 1508)
Intabolatora … Libro II, Petrucci, Venezia, 1508
6. Su, su leva alza le ciglia
Bartolomeo Tromboncino
(1470 – 1535)
IV Libro di Andrea Antico, Roma, 1517
Trigonale 2011 – Das Programm - 465 -
16
7. Io non compro più speranza
14. Tu bella ca tieni lu pettu tundu
Marco Cara
Libro I, Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509
Trad. Kampanien/Apulien
15. Sona Carmagnola
Anonymer Gesang der Truppen des Kardinals Ruffo di
Calabria (1799)
8. Capra mozza sonemus et cantemus
16 Paolo Scoto
(16. Jahrhundert)
Settimo libro del Petrucci, Venezia, 1507
9. Pavana e Saltarello della Milanese
Pietro Paolo Borrono
(ca. 1490 – ca. 1563)
Intavolature de leuto … G. A. Casteliono, Milano, 1546
10. Ostinato vo'seguire
Marco Cara
Libro I, Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509
11. Tu dormi
Marco Beasley
(*1957)
Nach einer Frottola von Bartolomeo Tromboncino,
Libro I di Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509
12. Compendium Tarantulae (Variationen)
Anonym, aus einer Erwähnung Athanasius' Kirchers
13. Tarantella per strumenti
Trad. Kampanien
- 466 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 467 -
16
T e x te *
1. Tarantella del Passariello
3. Per fuggir d'amor le punte
O re, re, lu passariello 'nta ll'avena, e si nun lu va' a
Do Tienti alora. Tienti alora, ruzelnenta, tu sarai la
malcontenta.
Per fuggir d'amor le punte come ingrato e rio tiranno,
vagabondo in piano e in monte era un giorno in grave
affanno; Quando ahimé ch'io non me inganno vidi un
divo e sacro aspetto ad amar tutto subietto, se ne gìa
cantando allora: Do Tienti alora. Tienti alora, ruzelnenta,
tu sarai la malcontenta.
Io che mai udito avìa si' soave e dolce canto, pian pian
drieto gli venia confortando il duol mio alquanto;
e da poi, dall'altro canto per trovare in lei pietade poi
riposta in libertade se ne gìa cantando allora: Do Tienti
alora. Tienti alora, ruzelnenta, tu sarai la malcontenta.
16 parà tutta ll'avena se magnarrà.
'O riavulo, stanotte e mugliereme è caduta da lu liette;
'O riavulo stanotte. La jatta s'è magnata li cunfiette.
E si prima eremo a tre a ballà la tarantella, mo' simmo
rimaste a dduje e mugliereme quant'è bella.
Santo Michele sarva ogne Christiane:
moniche, monicelle e artigiane.
O re, re, lu passariello 'nta ll'avena,
si nun lu va' a parà tutta ll'avena se magnarrà.
2. Alla Carpinese
Pigliate la paletta e vae pi' ffoco e va' alla casa di lu
'nnammurato e passa duje ore 'e juoco. Si mamma se
n'addona 'e chiste juoco dille ca so' state falelle de foco,
e vule di' e llà, chello che vo' la femmena fa!
Luce lu sole quanno & egrave; buono tiempo, luce lu
pettu tujo, donna galante, mpietto li tieni duje pugnali
argiento. A chi li tocchi bella, nci fa santo, e ti li tocchi
je ca so' l'amante e 'mParaviso jamme certamente …
E vule di' e llà, chello che vo' la femmena fa!
* Die Übersetztungen ins Deutsche lagen uns bei Redaktionsschluss leider
noch nicht vor.
- 468 - Trigonale 2011 – Das Programm
4. L'amor, donna, ch'io te porto
L'amor, donna, ch'io te porto volentier vorria scoprire
e 'l mio affanno vorria dire che per te pena sopporto.
L'amor, donna, ch'io te porto volentier vorria scoprire.
Io non so come ti possa descovrir l'ardente foco, che me
bruza nfino all'ossa e non vedo tempo e loco: e che ahimé!
io bruzo in foco senza aver alcun conforto!
Non me fido a mandar messo per che temo esser gabbato;
s'io te passo per appresso, tu te volti in altro lato; chiuso
son più giorni stato e son anche a pergior porto!
Trigonale 2011 – Das Programm - 469 -
16
6. Su, su leva alza le ciglia
Sú, sú leva, alza le ciglia, non dormir ché non dorm'io;
e se hai caro el viver mio, apri li ochi e te resviglia.
Sú, sú leva …
16 Lassa il somno et odi il canto d'un che va per te penando e
che affetto è d'amor tanto, che per te va quinci errando
e si forte lamentando, che col strido te resviglia.
Sú, sú leva …
Tu riposi et io, qua fora, per te fo pensier diversi e l'ardor
che cresce ognora tenmi i spirti in duol sumersi, tal che
con dolenti versi forza m'è che ti resviglia. Sú, sú leva …
Lassa adonque, o donna, il somno e pietà ti svegli il core
ché mie forze piú non pono riparar a un tanto ardore;
e se hai dramma in te d'amore, odi il canto e te resviglia.
Sú, sú leva …
El sperar proprio il bisogno de chi al vento si trastulla,
el sperar sovente a nulla chi continua la sua danza.
Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!
8. Capra mozza sonemus et cantemus
Turlurù la capra è moza, tu me pass no de bebé,
pò fa' quest Domedè, che de mi not curi goza.
Mavres pensat che un asnel sfus voltat ai me pregheri, et
anchora i bis e i feri, ma tu à orechi d'un mastrel!
T'ho amada za tant agn e servida fidelmet,
ma comprendi chiaramet, ch'o spis el tep e rot i pagn.
Snot fasti cont di fat me, che nol disivi al prim trat,
crit perzò che sia u' mat: e so' pur, ché so el ma fè.
Horsù da po' che veg za, la to perversa opiniò,
e no' so' miga u' babiò: sta' con Dè che men vo in za!
7. Io non compro più speranza
10. Ostinato vo'seguire
Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!
A dar sol attendo via quella poca che m'avanza,
io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!
Cara un tempo la comprai or la vendo a buon mercato,
e consiglio ben che mai non ne compri un sventurato,
ma sempre nel suo stato se ne resti con costanza.
Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!
El sperare è come il sogno che per più riesce in nulla.
- 470 - Trigonale 2011 – Das Programm
Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa fammi
Amor qual voi offesa s'io dovessi ben morire,
ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.
Famme ciel, famme fortuna, bene o male come a te piace,
nè piacer, nè ingiuria alcuna per avilirmi o far più audace,
che de l'un non son capace, l'altro più non po' fuggire.
Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.
Trigonale 2011 – Das Programm - 471 -
16
Vinca o perda io non attendo de mia impresa altro che onore; sopra il ciel beato ascendo s'io ne resto vincitore: s'io la
perdo alfin gran core mostrarà l'alto desire.
Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.
16
11. Tu dormi
Tu dormi, io veglio alla tempesta e al vento su la
marmorea petra di tua porta.
Tu dormi, io veglio e sto sempre in tormento e l'anima
ed il core da me scampo.
Tu dormi, io veglio e con amaro accento ognhor chiamo
pietà che è per me morta.
Tu dormi, io veglio e poi in un sol momento di lagrime
e di pianto io qui divampo.
Tu dormi, io veglio con grave tormento né trovo al mio
penar chi me conforta.
Tu dormi, io veglio e solo mi lamento di vita vo' soffrir
tutto l'inciampo.
Tu dormi riposata senza affanno, e gli occhi miei serrati mai
non stanno.
Tu dormi ed io, crudel, lamento e ploro, e moro ahimé,
ch'io moro.
- 472 - Trigonale 2011 – Das Programm
14. Tu bella ca tieni lu pettu tundu
Tu bella ca lu tienu lu pettu tunnu non saccio ci sò menne
o sò cutugna. Maria ti chiami tu, ci bellu nomi, stu nomi
ti la misu la Madonna. Stateve citte, stateve 'n sulenzia
vogghiu ca vuje sintiti lu mia cantare. Bellu è lu mare e
bella è la marina. Bella è la figghia di lu marinaru.
La ninà, ni ninà, la nininena, ha dittu l'amuri miu,
staseri vena. Marange e marangelle vogghiu chiantari
nu limuncello pi lu beni mia. Tu rondine ca rundini
u mare ferma quando ti dicu dduje parole.
15. Sona Carmagnola
A lu suono de grancascia viva lu popolo vascio, a lu
suono de tammurrielli so' risorti li puverielli, a lu suono
de campane viva li pupulane, a lu suono de violine morte
alli giacubbine! Sona, Carmagnola, sona li cunziglie,
viva 'o Rre cu la famiglie!
A Sant'Eramo tanta forte l'hanno fatto comm'a ricotta,
a stu cornuto sbrevugnato l'hanno mise 'a mitria ncapa;
maistà, chi t'ha traduto, chistu stommaco chi ha avuto,
'e Signure, 'e Cavaliere te vulevano priggiunniere! Sona,
Carmagnola … A lu tridece de giugno Sant' Antonio
gloriuso, 'e Signure, sti birbante, 'e ffacetero 'o mazzo tanto. So' arrivate li francise ati ttasse nc'anno mise,
Libbertè, Egalitè, tu arruobbe a mme, io arruobbe a tte!
Sona Carmagnola …
Trigonale 2011 – Das Programm - 473 -
16
Li francise so' arrivate, nc'anno buono carusate, e vualà,
e vualà, cavece nculo a la libbertà a lu muolo senza guerra
se tiraje l'albero nterra afferrajeno 'e giacubbine, 'e
facettero na mappina! Sona, Carmagnola … Venne lu
mese chiuvuso, lu ventuso, l'addiruso, a lu mese ca se mete,
16 hanno avuto l'aglio arreto! Viva Tata maccarone ca rispetta
'a religgione, Giacubbine, jate a mmare ca v'abbrucia lu
panare! Sona, Carmagnola …
- 474 - Trigonale 2011 – Das Programm
16
Trigonale 2011 – Das Programm - 475 -
Stimme der Bühne
Im Laufe der letzten vierzig Jahre haben musikwissenschaftliche Studien zu einem Umdenken in Fragen der Instrumentaltechnik geführt; der Bereich Gesang blieb davon
16 bislang jedoch unberührt. Die heute übliche Gesangstechnik – ursprünglich für das große Opernrepertoire des 18.
und 19. Jahrhunderts entwickelt – folgt einem ästhetischen
Ideal, das für drei Jahrhunderte zuvor entstandene Musik
schlichtweg unpassend ist. Marco Beasley hat im Zuge seiner (in Europa möglicherweise einzigartigen) Recherchen
eine Gesangstechnik entwickelt, die es ihm ermöglicht, den
Text absolut verständlich zu transportieren und gleichzeitig die völlige Übereinstimmung mit der charakteristischen
Klangqualität der historischen Instrumente zu erzielen. Das
Ergebnis ist eine unverwechselbare Stimme, die durch die
Schönheit ihrer Klangfarbe sogleich erkennbar ist und nie
gekünstelt wirkt.
Sie steht in einem perfekten stilistischen Gleichgewicht zu
den begleitenden Instrumenten. Wir haben für jedes Programm eine einfache Faustregel: das Notenpult wird entfernt und der Sänger wird zu einem »Charakter« wie in einer
Theateraufführung, der mit Recitar cantando den Emotionen des Textes mehr Ausdruck und Glaubwürdigkeit
verleiht.
- 476 - Trigonale 2011 – Das Programm
Marco Beasley kam 1957 als Sohn eines englischen Vaters und einer neapolitanischen Mutter zur Welt. Er wuchs in
Neapel auf, der musikalischsten aller italienischen Städte. Mit außerordentlicher
stimmlicher Begabung und einem ange- 16
borenen Talent für das Kommunizieren ausgestattet, zog er
aufgrund seiner Begeisterung für das Singen nach Bologna,
wo er an der Universität Klassen für darstellende Kunst
belegte und sich dabei vor allem auf Vokalmusik der Renaissance und des Barock spezialisierte. Er begeisterte sich
insbesondere für die äußerst vielfältige traditionelle Musik
Süditaliens, die – genau zu dieser Zeit (in den frühen 1980er
Jahren) wieder entdeckt – entscheidend zur Herausbildung
seiner ganz besonderen künstlerischen Persönlichkeit beitrug. Seine große stimmliche Begabung, die bereits voll des
persönlichen und leidenschaftlichen Ausdrucks war, wurde
wohl auch von jenen Eigenschaften bereichert, die seiner
englischen Herkunft zugeschrieben werden müssen: starke
Selbstkontrolle, eine tiefe Empfindsamkeit für Klang und
eine breite Palette an ausgeprägten Timbres. So kann er
ein weites Spektrum an Klangfarben in allen Registern ertönen lassen. In diese Jahre fiel auch das Zusammentreffen
mit Cathy Berberian, das für ihn von zentraler Bedeutung
war. Berberian, unvergessene Ikone der zeitgenössischen
Kunst, war – leider nur für kurze Zeit – seine Lehrerin. Ihr
vorzeitiger Tod hatte geradezu katalytische Wirkung auf
Marco Beasley: auf der Grundlage seiner vielseitigen musikalischen Erfahrungen fand er zu seinem einzigartigen, wenn
auch schwer zu definierenden künstlerischen Ausdruck. Es
Trigonale 2011 – Das Programm - 477 -
ist kaum möglich zu sagen, was bei seinen Auftritten wichtiger ist – der Zauber seiner schönen Stimme oder seine
außergewöhnliche Bühnenpräsenz. Gemeinsam mit Stefano
Rocco und Guido Morini gründete er Accordone, jenes Ensemble, in dem er seinen künstlerischen Ausdruck zur vol16 len Entfaltung bringen konnte und das zum Zentrum seiner
musikalischen Tätigkeit und zur natürlichen Umgebung
für die Entwicklung neuer Ideen geworden ist. Seit 2001
schreibt Marco Beasley auch die Texte für die neuen Werke
des Ensembles.
Aut o g r a mme
16
Fabio Accurso & Stefano Rocco ,
beide mit einem Lautendiplom des Konservatoriums Verona ausgestattet, haben
eine rege Konzerttätigkeit mit weitgefächertem Repertoire: von mittelalterlicher
Musik (besonders Fabio Accurso) bis zu
Musik der Renaissance und des Barock,
von traditioneller Musik zu Verbindungen von Alter und elektronischer Musik.
Gemeinsam haben sie das Duo Acrocco!
gegründet, ein experimentelles Projekt
für Lautenduo mit elektronischen Mitteln und digitalen Effekten. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles für
mittelalterliche, Renaissance- und Barockmusik, zahlreiche
CD-Aufnahmen (Philips, Alpha, Cypres), Radio- und Fernsehproduktionen (RAI, ZDF, ORT, ORF, Radio della Svizzera Italiana, Radio Bremen, Radio Capodistria).
- 478 - Trigonale 2011 – Das Programm
Trigonale 2011 – Das Programm - 479 -
Verkaufsstellen
Buchhandlung Heyn
Buchhandlung-Galerie Magnet
Kramergasse 2 – 4, 9020 Klagenfurt
Hauptplatz 6, 9100 Völkermarkt
17 Buchhandlung Hermagoras
Viktringerring 26, 9020 Klagenfurt
Kärntner Buchhandlung
Am Weiher 7, 9400 Wolfsberg
Landhaus Buchhandlung
Trafik Kohlweg
Wiesbadener Straße 5, 9020 Klagenfurt
Hauptstraße 3, 9063 Maria Saal
Kärntner Buchhandlung
Alpen-Adria Universität
Neuer Platz 14, 9020 Klagenfurt
Abteilung Musikwissenschaft, Carmen Strutz, Raum I.1.36
(Nordtrakt), Universitätsstraße 65 – 67, 9020 Klagenfurt
Kärntner Buchhandlung
8. Mai Platz 3, 9500 Villach
Buchhandlung Besold
Hauptplatz 14, 9300 St. Veit/Glan
Buchhandlung Nest
Hauptplatz 2, 9800 Spittal/Drau
Buch-Papier Huber,
Obervellach 169, 9821 Obervellach
Kleintierpraxis Dr. Ladstätter
Gailtalstraße 33, 9620 Hermagor
- 480 - Trigonale 2011 – Anhang
Für Kelag-Pluskunden gelten die üblichen Ermäßigungen
(siehe Kelag-PlusClub-News). Online ist die Bezahlung ausnahmslos nur mit Kreditkarte möglich. Bei Online-Buchung
erhalten Sie eine Bestätigung per Email, die Karten liegen
dann an der Konzertkasse für Sie bereit.
Trigonale 2011 – Anhang - 481 -
17
Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
17
Carinthischer Brass Herbst im Stift Ossiach
Auf Tuchfühlung mit den Stars
Zum dritten Mal zieht in Ossiach der Brass Herbst ins Land.
Waren es in den ersten beiden Jahren Kärntner und österreichische Formationen, die den Brass Sound verbreiteten,
blicken wir 2011 erstmals über die Grenzen hinaus.
Im September und Oktober 2011 gastieren im Alban Berg
Konzertsaal Top Ensembles. Von Kärnten bis nach Canada,
von der klassischen Quintett-Besetzung bis zur originalen
Brass Band reicht der musikalische Bogen.
Wichtig ist uns dabei zu zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten der Besetzung und der Klangfarben in diesem Genre
sind. So gastiert erstmals eine Band aus dem Ursprungsland
des Brass, aus England, in Kärnten, die in der Brass Band
Originalbesetzung zu hören ist. Brass Formationen wie Canadian Brass und die »königlichen Blechbläser« des Concertgebouw Orchestra aus den Niederlanden genießen Weltruf.
- 482 - Trigonale 2011 – Anhang
Mit dem HoViHoLoHoff Austrian Brass Quintett und der
Brass Band des Musikschulwerkes ist die heimische Brass
Sze-ne vertreten. Dass die ausgezeichnete Arbeit des Musikschulwerkes ihre Früchte trägt, zeigt der Brass Nachwuchs, 17
der im diesjährigen Programm des Brass Herbstes präsentiert wird. Die Jugend Brass Band präsentiert sich im Rahmen des Brass Herbstes dem Publikum. Österreichischen
Brass Sound versprechen die Brass Boys, die gemeinsam mit
HoViHoLoHoff den Brass Herbst und gleichzeitig den 8. Österreichischen Blasmusikwettbewerb eröffnen.
Neben dem Konzerterlebnis ist uns die musikalische Fortbildung ein wichtiges Anliegen. Beim Workshop mit Canadian Brass kann man mit den Stars auf Tuchfühlung gehen.
Das Ensemble spielt in Ossiach sein einziges ÖsterreichKonzert. Beim Workshop verraten die Musiker Tipps und
Tricks aus ihrer internationalen Konzerterfahrung und zeigen natürlich, wie es geht!
Ich freue mich auf viele »Begegnungen mit dem Blech« im
Carinthischen Brass Herbst 2011!
Marion Rothschopf
CMA Carinthische Musikakademie Stift Ossiach
Geschäftsführung
Trigonale 2011 – Anhang - 483 -
Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
Konzertüberblick
Fr, 23.09., 19.30 Uhr 17 HoViHoLoHoff Austrian Brass Quintett
& Brass Boys
Kartenpreise
Erwachsene: Euro 18,– / ermäßigt * Euro 10,–
Festivalpass: 4 Konzerte + 1 gratis **
Besuchergruppen: 5 Karten + 1 gratis
17
Für Jugendliche bis zum vollendeten 14. Lebensjahr kostenloser Eintritt
Fr, 30.09., 19.30 Uhr Fairey (Geneva) Band (GB)
So, 09.10., 11.00 Uhr Brass of the Royal Concertgebouw Orchestra (NL)
Fr, 14.10., 19.30 Uhr Karten
CMA Carinthische Musikakademie GmbH
Stift Ossiach 1, 9570 Ossiach
Tel.: +43 (0) 4243 45594
office-ossiach@die-cma.at
www.die-cma.at
Canadian Brass (CAN) Mi, 26.10., 19.30 Uhr
Brass Band Kärntner Landesmusikschulwerk
Dirigent: Hans Pircher
Kärntner Jugend Brass Band
Dirigent: Robert Hofer
CMA Platzhalter
Generell gilt freie Platzwahl. Sitzplatzreservierungen innerhalb der ersten 4 Reihen für 50 Besucher pro Konzert sind
gegen einen Aufpreis von Euro 10,–/Karte möglich. Die
Reservierung ist schriftlich oder telefonisch bis spätestens
einen Tag vor dem Konzert bekannt zu geben.
Programmänderungen vorbehalten.
* Schüler, Studenten, Pensionisten, Menschen mit Behinderung,
Lehrlinge, Wehr- und Zivildiener
** Bei Buchung aller 5 Konzerte
- 484 - Trigonale 2011 – Anhang
Trigonale 2011 – Anhang - 485 -
Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
Die Ensembles und ihr Programm
HoViHoLoHoff Austrian Brass Quintett
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Das aus Kärnten stammende Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht,
die klanglichen Möglichkeiten eines Brass Quintetts quer durch alle Sparten
der Musik auszuloten, will aber auch neue Wege finden, um die sogenannte
E-Musik einem breiten Publikum unterhaltsam näher zu bringen.
Brass Boys
Freude an der Musik, Spaß am gemeinsamen Musizieren und professionelles Proben, um optimale Resultate und Erfolge zu erreichen. Dank dieser
Zielsetzung erspielten die Brass Boys im Jahre 2010 ihre tollen Erfolge bei
Landes- und Bundeswettbewerben, sowie auch bei einem internationalen
Wettbewerb. Alle Musiker sind ausgezeichnete Solisten, deren Spielfreude
sich rasch auf das Publikum überträgt. Der musikalische Leiter der Gruppe ist Peter Vierbach.
Mitglieder
Stefan Hofer, Trompete
Robert Hofer, Trompete
Peter Vierbach, Posaune
Werner Loipold, Horn
Johannes Ogris, Tuba
Programm
Antonio Vivaldi/Johann Sebastian Bach: Concerto in D-Dur
Gioacchino Rossini: Ouvertüre zu »Die Italienerin in Algier«
Malcolm Arnold: Quintett
Ennio Morricone: Gabriels Oboe
John Lennon/Paul McCartney: Penny Lane, When I'm Sixty-Four
Johann Strauss: Perpetuum Mobile
- 486 - Trigonale 2011 – Anhang
Mitglieder
Bernhard Winkler, Trompete
Michael Mayer, Trompete
Daniel Loipold, Horn
Bernhard Vierbach, Posaune
Manuel Mayer, Tuba
Leitung: Peter Vierbach
Programm
Jean-Joseph Mouret: Rondeau
Ivan Jevtic: Quintett
Klaus-Peter Bruchmann: Cinq Pour Cinq
Jeffrey Agrell: Oh no!
Joseph Horowitz: Music Hall
Mürztalermarsch
Trigonale 2011 – Anhang - 487 -
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Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
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Fairey (Geneva) Band
Brass of the Royal Concertgebouw Orchestra
Leitung: Russel Gray
Die Fairey (Geneva) Band wurde im Jahre 1937 in Stockport von Angestellten der Fairey Aviation Works gegründet. Bis dato wurde diese weltweit zu den besten Brassbands zählende Formation insgesamt 16 Mal mit
dem Titel der British Open Champions ausgezeichnet, darüber hinaus 9 Mal
mit dem Titel National Champions of Great Britain. Zudem war die Fairey
(Geneva) Band in der Vergangenheit drei Mal Sieger der 'BBC Television
Champion Brass' und einmaliger Gewinner der 'BBC Best of Brass'. Zwei
Mal wurde die Formation in Granada die Band Of The Year. Damit gehört
die Fairey (Geneva) Band weltweit zu den führenden Brassbands.
Die Blechbläser des Königlichen Concertgebouw-Orchesters treten seit 2003
als gesamte Blechbläsergruppe auf und konzertieren weltweit. Das Ziel der
Blechbläser des RCO ist es, der Öffentlichkeit und Musikstudenten anhand
von Konzerten und Masterclasses auf hohem Niveau die Vielseitigkeit der
Blechblasinstrumente zu vermitteln, sowohl was das Repertoire betrifft,
als auch durch unterschiedliche Zusammenstellungen. Diese variieren vom
Quartett bis hin zum großen Ensemble von ungefähr 20 Spielern, zuweilen
ergänzt um Schlaginstrumente. 2007 erschien die erste CD.
Programm
Arr. Reid Gilje: Blackbird Special
Arr. Reid Gilje: Wedding Dance
Hector Berlioz Arr. Frank Wright: Overture »Carnival Romain«
Arr. Sandy Smith: The Debutante
Arr. James Curnow: Psalm of Praise
Chuck Mangione / Arr. Reid Gilje: The Children of Sanchez
Edward Elgar /Arr. Eric Ball: Nimrod Boelman /Arr. Eric Ball: Toccata from Suite Gothique
James Curnow: Blenheim Flourishes
Peter Graham: Bravura
Maynard Ferguson / Arr. Sandy Smith: Birdland
Beatles /Arr. Sandy Smith: Honey Pie
Bill Geldard Arr.: Autumn Leaves
Traditional /Arr. Reid Gilje: Rasarit
Traditional /Arr. Phil Harper: In Love for Me
Aram Khatchaturian /Arr. Ray Farr: Finale Symphony No. 3
- 488 - Trigonale 2011 – Anhang
Programm
Otto Ketting: Intrada Festiva
Sergei Prokofjew: Leutnant Kishe
Saverio Mercadante: Concerto for Horn
Gottfried Veit: Gustav Mahler-Musik
Richard Wagner: Elza's Procession
Tylman Susato: Suite aus Danserye
Dmitri Shostakovich: Jazz-Suite
Camille Saint-Sains: Danse Bacchanale
Trigonale 2011 – Anhang - 489 -
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Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
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Canadian Brass
Jugend Brass Band
Das Quintett wurde 1970 von Chuck Daellenbach und Gene Watts gegründet und hat im Laufe seines Bestehens mehrfach seine Besetzung
gewechselt. Das Ensemble hat über 5000 Auftritte und Konzerte weltweit
durchgeführt, mehr als 60 Tonträger aufgenommen, eine Serie von Blechblasinstrumenten des Herstellers Yamaha Corporation unter eigenem Design herausgegeben und vertreibt die eigenen Arrangements. Musikpädagogik spielt eine Schlüsselrolle in der Geschichte von Canadian Brass. Bei
ihren weltweiten Tourneen pausieren die Mitglieder des Öfteren, um in
Workshops und Meisterklassen zu unterrichten. Canadian Brass schafft es
nahtlos, zwischen allen Stilen und Epochen einen musikalischen Bogen zu
spannen. Mit ihrer unschlagbaren Mischung aus Virtuosität, Spontaneität
und Humor bleiben diese Herren weltweit die Lineups von Konzertsälen,
internationalen Festivals und Orchester-Reihen.
Leitung: Robert Hofer
Die erste Kärntner Jugend Brass Band geht – wie auch die Gründung der
Brass Band des Kärntner Landesmusikschulwerkes – auf Initiative von Robert
Hofer zurück. Fachgruppenleiter für Blechblasinstrumente im Kärntner
Landesmusikschulwerk und Mitglied des Austrian Brass Quintetts HoViHoLoHoff. Die Umsetzung der Idee in die Tat wurde durch die Zusammenarbeit zwischen dem Landesmusikschulwerk und der Carinthischen Musikakademie Ossiach, welche einige Instrumente sowie die nötige Infrastruktur für
dieses Projekt zur Verfügung stellte.
Mitglieder
Chris Coletti, Trompete
Brandon Ridenour, Trompete
Eric Reed, Horn
Achilles Liarmakopoulos, Posaune
Chuck Daellenbach, Tuba
Programm
Norman Tailor: Ceremonial Fanfare
Arthur Frackenpohl: Celebration Overture
Jean-Francois Michel: Tower Music
Bertrand Moren: Brass Passion
Bertrand Moren: Jazzy Brass
H. Belolo/J. Morali/V. Willis: Y.M.C.A
Philip R. Buttal: Samba alla Turca
Programm
Samuel Scheidt: Galliard Battaglia
Giovanni Gabrieli: Canzona per sonare IV
Johannes Brahms: Waltzes
George Gershwin: Porgy & Bess Suite
Luther Henderson: Well-Tamperad Bach
Brandon Ridenour: Adagio for Brass (2002)
Sonny Kompanek: Tribute to the ballet
- 490 - Trigonale 2011 – Anhang
Trigonale 2011 – Anhang - 491 -
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Carinthische Musikakademie
im Stift Ossiach
Brass Band Kärntner Landesmusikschulwerk
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Leitung: Hans Pircher
Die Brass Band des Kärntner Landesmusikschulwerkes wurde 2007 anlässlich
einer Blechbläserfortbildung vom Fachgruppenleiter des Kärntner Musikschulwerkes und Mitglied des Austrian Brass Quintetts HoViHoLoHoff,
Robert Hofer, gegründet. Sie setzt sich vorwiegend aus Blechbläser- und
Schlagwerklehrern des Kärntner Landesmusikschulwerkes sowie einigen
Musikstudenten zusammen. Nach dem überaus erfolgreichen Start 2007
gestaltete die Brass Band 2008 das Eröffnungskonzert des 'Österreichischen Blasmusikwettbewerbes' in Feldkirchen.
Der Tiroler Brass Band Pionier Hannes Buchegger, der als Jurymitglied
auch bei internationalen Brass Band Wettbewerben aktiv ist, leitete 2007
bis 2009 als Gastdirigent das Orchester.
Seit 2010 leitet Hans Pircher die Brass Band. Der gelernte Instrumentenmacher mit Meisterprüfung (Spezialgebiet Harfenbau) ist seit 2009 Leiter
der Landesmusikschule Lienzer Talboden und verfügt als Musiklehrer, Leiter
zahlreicher Konzertprojekte in Südtirol und Kärnten und Dirigent (u.a.
Dirigentenstudium an der Musikhochschule Maastricht) über eine reiche
Erfahrung im Bereich der Orchesterleitung.
Joy of performance
Exklusiv Workshop mit Canadian Brass
Freitag, 14. Oktober 2011, ab 14.00 Uhr
Kosten: Euro 68,– für Workshop und Konzert
Wie spielt man leichter und wie kann man den Erfolg optimal genießen?
Das und vieles mehr erfährt man aus erster Hand. Bei diesem Spezialworkshop verraten die Musiker von Canadian Brass Tipps und Tricks für einen
erfolgreichen Bühnenauftritt. Sie zeigen, wie es geht und stehen den Teilnehmer/innen für Fragen zur Verfügung.
Info / Anmeldung:
CMA Carinthische Musikakademie GmbH
Stift Ossiach 1, 9570 Ossiach
Tel.: +43 (0) 4243 45594
office-ossiach@die-cma.at
www.die-cma.at
Programm
James Curnow: Blenheim Flourishes
Paul Lovatt-Cooper: Vitae Eternum
Gustav Holst: Mars
Philipp Sparke: Hymn of the Highlands
John Williams: Fanfare & Flying Theme from E.T.
- 492 - Trigonale 2011 – Anhang
Trigonale 2011 – Anhang - 493 -
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www.reclam.de
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Kinderlieder.
Texte und Melodien mit Harmonien.
Hrsg.: A. Mohr u. F. Trüün. Illustr.: M. Lefrançois.
Mit CD zum Mitsingen.
128 S., HC, 10784, 25.60 Euro (Oktober)
Volkslieder.
Texte und Melodien mit Harmonien. Illustr.: C. Mett.
Mit CD zum Mitsingen.
128 S., HC, 10794, 25.60 Euro
»Endlich ein richtig schönes deutsches Volksliederbuch.«
Rund 80 der schönsten Kinderlieder für alle, die mit ihren
Kindern singen wollen. Mit wunderbar verspielten und frechen, teils ganzseitigen Illustrationen.
- 494 - Trigonale 2011 – Anhang
Stuttgarter Nachrichten
»Ein schmuckes Liederbuch.« Südwest Presse
Trigonale 2011 – Anhang - 495 -
www.reclam.de
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Wiegenlieder.
Texte und Melodien mit Harmonien. Illustr.: F. Walka.
Mit CD zum Mitsingen.
128 S., HC, 10739, 25.60 Euro
»Schöner können Eltern wohl kaum dazu aufgefordert werden,
ihre Kinder mal wieder in den Schlaf zu singen.« dpa
»Traumhaft … ein wirklich großes Geschenk.« Brigitte
- 496 - Trigonale 2011 – Anhang
Die Welt hebt an zu singen.
Musik-Gedichte. Hrsg.: G. Sander.
192 S., HC, 10832, 10.30 Euro
Lyrik und Musik gehören wie Geschwister zusammen, seit
im alten Griechenland der mythische Orpheus Lieder zum
Vortrag mit der Lyra dichtete. Gedichte über dieses familiäre
Verhältnis gehören zum Schönsten, was man lesen kann –
den Wunsch nach gelegentlicher Ruhe mit eingeschlossen.
Trigonale 2011 – Anhang - 497 -
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Johann Sebastian Bach: Motetten
Meines Herzens Weide
Bon Voyage –
Musik von Giovanni Paolo Foscarini
Trinity Baroque, Julian Podger
Best.-Nr.: RK 2601
The Foscarini Experience
Frank Pschichholz – Chitarra Spagnuola
Nora Thiele – Percussion
Daniel Zorzano – Violone
Derart lebendig in Tempo und Phrasierung, homogen im Ensembleklang, aber
auch derart innig und berührend, hat man Bachs Motetten lange Zeit nicht
gehört. BR-Klassik
Una musa plebea
Das »gemeine« Repertoire
der italienischen Renaissance
Ensemble Lucidarium & Traditionelle Poeten
aus der Toskana und Korsika
Best.-Nr.: RK 2410
Eine Muse ... nimmt sich unbekümmert Zeit. Und damit Freiraum – für ihre
ganz eigene Version eines leuchtenden Utopia aus der Vergangenheit.
CD-Tipp, HR 2
Rosenmond und Lindentraum
Lieder von Liebe und Leben
Christine Maria Rembeck – Gesang, Klavier
Emilia Gliozzi – Violoncello
Best.-Nr.: RK 3002
Schlicht und zugleich kunstvoll sind diese Arrangements ...
FAZ, 21. 5. 2011
- 498 - Trigonale 2011 – Anhang
Best.-Nr.: RK 2904
Einmal mehr Musik des 17. Jahrhunderts mit viel Drive und Beat. Dem Label
entsprechend wunderbar aufgenommen. Radio Stephansdom
Modena 1665
Georg Kallweit – Violine
Björn Colell – Theorbe, Barockgitarre
Best.-Nr.: RK 2905
Hier stimmt einfach alles, das Können auf dem Instrument, die Klanggebung,
die Beweglichkeit der langen Töne, die rasante Spieltechnik …
Bernhard Morbach, RBB
Endzeitfragmente
Sequentia
Benjamin Bagby, Norbert Rodenkirchen
Best.-Nr.: RK 2803
Die Produktion ermöglicht mit vielen bislang nicht oder nur wenig bekannten
Sequenzen einen weiteren Einblick in die tiefe, mystische Welt des mittelalterlichen Denkens und Fühlens. BR-Klassik
Trigonale 2011 – Anhang - 499 -
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Winterreise
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Nataša Mirković-De Ro – Gesang
Matthias Loibner – Drehleier
Best.-Nr.: RK 3003
Nicht nur wegen des letzten Lieds (Der Leiermann) eine Idealbesetzung! Das
gilt auch für Nataša Mirkovic-De Ro, die ungekünstelt und tief ergreifend interpretiert. CD-Tipp, Ö1
Mütterkinderlieder
(Bertl Mütter nach Gustav Mahler)
Bertl Mütter – Posaune
Best.-Nr.: RK 3009
… großartig! BR-Klassik
Heinrich Schütz –
Ich hebe meine Augen auf
Musik aus der Dresdner Schlosskapelle I
Cappella Sagittariana Dresden, Norbert Schuster
Best.-Nr.: RK 3001
Schütz-Interpretation auf sehr hohem Niveau … Die Einspielung zeigt Heinrich Schütz als Meister des Klangeffekts und als Souverän der expressiven Möglichkeiten im Frühbarock. Klassik.com
- 500 - Trigonale 2011 – Anhang
Von den letzten Dingen
Barocke Trauermusiken
aus Mitteldeutschland
amarcord, Cappella Sagittariana Dresden
Best.-Nr.: RKap 30107
Trauermusik als beseelter Klangzauber! MDR-Figaro
Rose van Jhericho
Das Liederbuch
der Anna von Köln (um 1500)
Ars Choralis Coeln, Maria Jonas
Best.-Nr.: RK 2604
Die volle Stimme von Maria Jonas mit ihrer leidenschaftlichen Betonung gibt
den Melodien ihre große Überzeugungskraft.
Le monde de la musique 6/2007
Vita S. Elisabethæ
Das Leben der heiligen Elisabeth
von Thüringen (1207–1231),
erzählt in mittelalterlichen
Liedern und Texten
Ioculatores, Ars Choralis Coeln, amarcord
Best.-Nr.: RK 2605
Über fast 80 Minuten entfaltet sich ein Spannungsbogen, der der Chronologie der Ereignisse von Ungarn über die Wartburg bis nach Marburg folgt, um
schließlich im überirdischen Mönchsgesang mit dem Wort ›Elisabeth‹ zu verklingen. Minnesang.com
Trigonale 2011 – Anhang - 501 -
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Frolich, zärtlich, lieplich ... N eu
Oswald von Wolkenstein –
Liebeslieder
Der Erlauchte Fürst
Höfische Kultur zur Zeit
des Naumburger Meisters
Ensemble Unicorn, Michel Posch
Best.-Nr.: RK 2901
Ioculatores & Jörg Peukert
Best.-Nr.: TAL 90003
Tromba Hispanica
Battallas y Canciones
Barocktrompeten Ensemble Berlin
Johann Plietzsch
Best.-Nr.: RK 2906
Les Caractères de la Danse
Purcell, Corelli, Rebel,
Albinoni, Telemann
Harmony of Nations Baroque Orchestra
Alfredo Bernardini – Oboe
Best.-Nr.: RK 2704
Virgo Sancta Caecilia
Gesänge aus dem Antiphonar
der Anna Hachenberch
Candens Lilium, Norbert Rodenkirchen
Best.-Nr.: RKma 20044
N eu
Amours me fait desirer
Liebeslieder aus dem
14. Jahrhundert
Ensemble Alta musica, Rainer Böhm
Best.-Nr.: TAL 90004
Chanterai d’aquestz Trobadors
Live at montalbâne
Ensemble Belladonna
Best.-Nr.: TAL 90006
Raumklang & Talanton
Schloss Goseck | D-06667 Goseck
Fon: +49 - 3443 - 348008-0 | Fax: +49 - 3443 - 348008-9
brief@raumklang.de
Den vollständigen Bestellkatalog finden Sie unter: www.raumklang.de
- 502 - Trigonale 2011 – Anhang
Trigonale 2011 – Anhang - 503 -
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anne art + ideas
graphic – design
books
magazines
artist profiles
cd's
flyer
corporate identity
etc.
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contact:
anne.hooss@gmx.com
- 504 - Trigonale 2011 – Anhang
Trigonale 2011 – Anhang - 505 -
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Impressum
Geschäftsführer
Trigonale FestivalbetriebsgmbH
Ing. Stefan Schweiger
E-Mail
Internet
Winklern 17
A - 9063 Maria Saal
Telefon: +43 - (0)4223 - 29079
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Herausgeber
Trigonale
Redaktion
Stefan Schweiger
17 Redaktionsassistenz Gerda Heger
Artdirector Anne Hooss
Fotografie
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Nancy Horowitz, Karina Körbler,
Katrin Kreiner, Stefan Schweiger
Übersetzungen Anne Marie Dragosits, Almut Lenz-Konrad, Felix Kucher, Michael Paumgarten,
Edgar Sallager, Claudio Santambrogio,
Elfriede Schweiger
Herstellung
Philipp Reclam jun.
Graphischer Betrieb GmbH,
Ditzingen
Stand August 2011, Änderungen vorbehalten
- 506 - Trigonale 2011 – Impressum