das programm

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das programm
DAS PROGRAMM
Hören
Dieter Dorner
Trigonale 2010
Das Programm
Unser Leben war und ist geprägt vom
Hören.
Ich habe berufsbedingt immer besonders
für das Ohr gedacht, geschrieben, geredet.
Der Gehörsinn ist mit viel Geheimnisvollem und Erstaunlichem verwoben:
Unserem Publikum,
unseren Künstlerinnen und Künstlern
Das Ohr ist das einzige Organ, das bereits vor der Geburt
seine endgültige Größe erreicht hat.
Als jeder von uns noch keinen Zentimeter groß war – schon
acht Tage nach der Befruchtung der weiblichen Eizelle –
gibt es bereits mikroskopisch kleine Ansätze zur Bildung
von Ohren.
Viereinhalb Monate später, in der Mitte der Schwangerschaft,
ist unser Hörorgan bereits fertig ausgebildet. In seiner endgültigen Größe!
Die moderne Sterbeforschung wiederum hat erkannt, dass
der Sinn, der bei der Mehrzahl der Menschen als letzter verlischt, der Hörsinn ist. Der Mensch »hört« auf zu sein. Das
lässt den Schluss zu: Wenn ich höre, bin ich. Das Ohr ist auch
Trigonale 2010 – Das Programm - 3 -
dem heute so überbewerteten Auge haushoch überlegen.
Es ist genauer, sensibler, schneller, leistungsfähiger und weniger täuschungsanfällig als das Auge. Das Ohr misst mit
mathematischer Genauigkeit, das Auge schätzt.
Um zwei aufeinander folgende Reize zu unterscheiden,
braucht das Ohr 3/1000 Sekunden. Das Auge benötigt dazu
siebenmal so lang.
Eine weitere Besonderheit: Dieses höchst komplizierte »Empfangsgerät« wird vom Felsenbein geschützt, es ist das mit Abstand härteste Knochengewebe des menschlichen Körpers!
Doch was will unser Ohr hören und wie gehen wir mit ihm
um? Alfred Tomatis, der bedeutendste französische Hörforscher sagt, der Embryo könne das »Rauschen der Zellen«
hören. Den Klang des Seins, Klang des Lebens.
Untersuchungen der Universität Baltimore und unabhängig
davon der Züricher Universität belegen, dass junge Menschen
der westlichen Welt zwischen 20 und 25 Jahren das durchschnittliche Hörvermögen 70-jähriger Afrikaner haben. Eine
immer lauter werdende Welt zerstört zunehmend unsere
Fähigkeit zu hören.
»Gott machte eine Statue aus Ton. Er formte den Ton nach seinem Bilde. Er wollte, dass die Seele in diese Statue eingehe.
Aber die Seele wollte nicht gefangen sein. Denn es liegt in ihrer
Natur, dass sie fliegend ist und frei. Sie will nicht begrenzt und
gebunden sein. Der Körper ist ein Gefängnis und die Seele wollte dieses Gefängnis nicht betreten. Da bat Gott seine Engel,
Musik zu spielen. Und als die Engel spielten, wurde die Seele
ekstatisch bewegt. Sie wollte die Musik noch klarer und unmittelbarer erfahren und deshalb betrat sie den Körper.«
Und in einem anderen Kulturkreis wird von Gott Brahma
erzählt: Er meditierte hunderttausend Jahre, das Ergebnis
war die Erschaffung von Klang und Musik.
Es gibt keine Kultur, die nicht erfahren hat: Musik ist Lobgesang!
Musik ist wie die Rose des Angelus Silesius. »Sie blühet, weil
sie blüht.«
Dieter Dorner
Deshalb ist es wesentlich darauf zu achten, was und wie wir
hören.
Hafiz, der große Poet des alten Persien, hat uns eine Legende überliefert:
- 4 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 5 -
Vorworte Artistic Advisors
Bjarte Eike
In den letzten Jahren habe ich mich ausgiebig mit einer bestimmten Epoche des
Londoner Musiklebens beschäftigt. Einer
Zeit, in der professionelle Musiker durch
die Straßen zogen, ohne einen Spielort
für ihre Musik zu finden, weil sämtliche
Theater geschlossen waren und das Geldverdienen mit Musik verboten war. Ich sehe diese Gestalten mit ihren grauen
Umhängen vor mir, wie sie ihre Instrumente versteckten,
um sie vor Regen und Wind zu schützen – aber auch, um
Auseinandersetzungen mit der Polizei zu vermeiden – und
wie sie dann in die städtischen Tavernen und Alehäuser
weiterzogen, um Freunde zu treffen, zu trinken und vor
allem zu musizieren und zu singen. Die Treffen professioneller Musiker wurden so beliebt, dass manche dieser Orte
zu so genannten »musick-houses« und damit zu den ersten
öffentlichen Konzertsälen in der Geschichte der westlichen
Musik wurden.
Nun, hierzu bedarf es zunächst einer Gruppe erfahrener Musiker und Sänger, die man ein vollständiges seriöses Konzertprogramm spielen lässt. Im Anschluss daran serviere man den
Künstlern alkoholische Getränke in ausreichender Menge
und bitte sie dann, ein zweites Konzert zu geben, bestehend
aus hochgradig unterhaltsamen, berührenden, schönen, rauhen und virtuosen Stücken im Stil der Folk Music.
Wenn nun auch noch dem Publikum Bier und Wein kredenzt werden und ihm erlaubt wird, sich am Konzert zu beteiligen, befinden wir uns inmitten einer Szenerie, die wohl
eher an ein Alehouse des 17. Jahrhunderts als an die heutigen Konzertsäle mit ihrer sterilen und formalen Atmosphäre
erinnert.
Jedenfalls freue ich mich sehr darauf, mein Projekt »An Alehouse Session« erstmals in Österreich präsentieren zu können.
Bjarte Eike
An diesen Orten muss eine unglaubliche Atmosphäre geherrscht haben – eine Mischung aus Musik, Alkohol, Eros,
Klatsch, Streit, Rauch, Geschrei, Singen, Lachen und Tanzen… Wie aber kann es gelingen, dies in unserer saubergewaschenen, durchgeplanten, digitalisierten, gesundheitsbesessenen und gewerkschaftlich organisierten Gesellschaft
auch nur ansatzweise wiederzugeben?
- 6 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 7 -
Vorworte Artistic Advisors
Robert Hollingworth
Was hilft einem Musiker, morgens aus
dem Bett zu kommen?
1. der »Ruf der Entrüstung«. Dieser ereilt Sie möglicherweise am Morgen nach
einem Konzert im Ausland. Vielleicht haben Sie anschließend noch ein paar Drinks
zu sich genommen und sind schließlich um 1 Uhr nachts ins
Bett gegangen (nachdem Sie am Tag zuvor schon um 4.30
Uhr aufstehen mussten, um Ihren Flug nicht zu verpassen).
Kein Wunder, dass Sie am nächsten Morgen Ihren Wecker
überhören. Der »Ruf der Entrüstung« ist der prompt folgende Anruf von der Hotelrezeption, um Ihnen mitzuteilen,
dass alle anderen schon im Bus zum Flughafen sitzen und nur
noch auf Sie warten ...
2. die Befürchtung, eine Mahlzeit zu verpassen.
3. Musik.
Die Musik, die ich für das diesjährige Festival ausgewählt
habe, ist jedenfalls ausnahmslos englisch und entspricht unserem Lebensgefühl perfekt.
Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik. Diejenigen unter
uns, die das Glück haben, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, möchten deshalb nur vollkommene Musik spielen.
»Dafür würde ich morgens aufstehen« ist in gewissen Kreisen
eine Umschreibung für ein gutes Musikstück, ein Stück mit
dem »Ooh«-Faktor, das ein Kribbeln auslöst und den Wunsch
weckt, es bis in alle Ewigkeit zu proben. Ob es stimmt, dass
Ihnen dies bei Musik aus Ihrem Heimatland eher widerfährt,
mag ein lohnendes Thema für eine Doktorarbeit sein ...
Wir freuen uns, in diesem Jahr mit unseren skandinavischen
Partnern von Barokksolistene zusammenarbeiten zu können. Bislang haben wir bereits Monteverdi und Bach mit ihnen gesungen. Ihre Leidenschaft fürs Detail und ihr besonderes Gespür werden sich auch bei Purcell bewähren. Dies
gilt vor allem für das Programm »Welcome to all the pleasures«. Was hingegen die »Alehouse-Session« betrifft: Hierfür übernehme ich keinerlei Garantie und verweise Sie vorsorglich an meine Anwälte.
Robert Hollingworth
- 8 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 9 -
Das erste Programm von I Fagiolini zeigt das Zusammenspiel zwischen der englischen Melancholie im frühen 17. Jh.
und dem deskriptiven, klangvollen Stil Italiens. Es ist eine
Musik, deren Einfluss auf Purcell zwei Generationen später
offenkundig ist. Obwohl seine unmittelbaren Vorbilder zeitgenössische italienische und französische Werke waren, entfernte Purcell sich nie weit von der Kirche. Das kirchliche
Repertoire des 16. und frühen 17. Jhs. (vor dem Bürgerkrieg)
war ihm geistige Heimat, insbesondere die Musik von Byrd
und Gibbons, was auch in den Streichersinfonien und Interludien, die seine Odes und Anthems zu einem wahren Hörgenuss machen, deutlich wird.
Vorworte Artistic Advisors
Enrico Onofri
Die Einladung nach St. Veit als Dirigent
von Harmony of Nations freut mich wirklich sehr. Die trigonale bietet immer wieder eine Gelegenheit, Musik anders zu
erleben als auf sonstigen Festivals ...
Daher wird sich auch das Programm, das ich dirigieren werde und das speziell für die trigonale gestaltet wurde, von unseren üblichen Programmen unterscheiden.
Unser Konzert bringt Musiker zusammen, mit denen ich
gerne spiele (zwei sehr spezielle Sänger und ein junges Orchester, das ich in den letzten Jahren während meiner Arbeit
mit dem Barockorchester der Europäischen Union kennengelernt habe). Musikalischer Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Liebe zur Barockmusik gehen dabei eine gelungene Verbindung ein.
Viel Vergnügen!
Enrico Onofri
Vorworte Artistic Advisors
Konrad Junghänel
Vom Wort zur Stimme, von der Stimme
zum Klang, vom Klang zum Ausdruck –
hier schließt sich ein magischer Kreis, der
die Menschen seit Jahrtausenden fasziniert
und berührt. Eine besondere Anziehungskraft strahlen jene aus, denen es gelingt,
als versierte Techniker und charismatische Persönlichkeiten
den vielleicht beglückendsten Fall in der Musik als Kunst
eintreten zu lassen: dann nämlich, wenn die Virtuosität der
Komposition zum Geist spricht und die dahinter stehenden
menschlichen Leidenschaften – sei es Lieb' oder Leid – ins
Herz treffen.
In diesem Sinne habe ich mit Vergnügen die Bitte der trigonale aufgenommen, dem Festival als »künstlerischer Berater« zur Verfügung zu stehen. Die eigene musikalische
Erfahrung, speziell auf dem Gebiet vokaler Musik, hat hierbei sicher meinen Beitrag geprägt. Ich sehe ihn als eine
Kommentierung mit dem Ziel, den Besuchern der trigonale
mögen viele der gehörten Konzerte in beglückender Erinnerung bleiben: als musikalische Freuden und bewegende
Erlebnisse.
Konrad Junghänel
- 10 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 11 -
Trigonale Festival der Alten Musik
Dank!
Susanne Ansorg. Ulrike Baumgartner. Claudia
Caffagni. Horst Danner. Kristin Deeken.
Harald Dobernig. Bjarte Eike. Marianne
Fischer. Jutta Frank. Heidi Freithofnig.
Familie Goëss. Albrecht Haller. Gerda Heger.
Edith Heilig. Erwin Hirtenfelder. Robert
Hollingworth. Anne Hooss. Winfried Horn.
Manfred Huditz. Konrad Junghänel. Aurelia
und Cäcilia Kegley. Christina Kogler. Anita
und Stephan Koranyi. Bernhard Kreuter.
Joachim Kronawetter. Felix Kucher. Christian
Lehner. Almut Lenz-Konrad. Andrea Lexer.
Irina Lino. Uschi Loigge. Josef Martinz.
Eva-Maria Maurer. Gerhard Mock.
Michaela Monschein. Karl-Heinz Müller.
Josef Nadrag. Ernst Nickles. Seppi Ofner.
Gernot Ogris. Enrico Onofri. Sebastian Pank.
Franco Pavan. Libby Percival. Werner Pietsch.
- 12 - Trigonale 2010 – Das Programm
Esther Planton. Christoph Prendl. Martin
Pühringer. Rudi Rattenberger. Peter
Rauchenwald. Linde Rainer. Nicole Richter.
Marion Rothschopf. Rebeka Rusó. Christine
Sadjina. Edgar Sallager. Konrad Seunig. Maja
Schlatte. Elisabeth Schleicher. Claudia
Schmied. Anton Schmidt. Verena Schneider.
Dietmar Schüle. Josef und Elfriede Schweiger.
Ursula Simek. Hans Slamanig. Hopkinson
Smith. Karin Sonnleitner. Rebecca Sparkes.
Iris Staudacher. Marcus Stäbler. Gotho
Stromberger. Franz Sturm. Helga Suppan.
Guenther M. Trauhsnig. Walter Vonbank.
Fani Vovoni. Armin Wagner. Ernst Wallisch.
Martin Wiedenbauer. Clare Wilkinson.
Peter Wollny. Maria Zlanabitnig.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Stefan Schweiger, Leiter der trigonale
Trigonale 2010 – Das Programm - 13 -
Seite | Konzerte
- 14 - Trigonale 2010 – Das Programm
16
Harmony of Nations Baroque Orchestra
1
44
Mikado & Quadriga Consort
2
94
Bella Discordia 3
132
Trio Mediæval
4
174
Austrian Baroque Company & Chris Pichler
5
190
Rebeka Rusó
6
202
the royal wind music
7
224
I Fagiolini
8
252
I Fagiolini & Barokksolistene
9
274
Barocksolisten München
10
294
Kristin & Hans von der Goltz
11
310
Hopkinson Smith
12
324
Cantus Cölln
13
370
Präsentationskonzert 2011
14
Trigonale 2010 – Das Programm - 15 -
Freitag, 10.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
1
1
Eröffnungskonzert –
An Italian »Accademia« in London
Harmony Of Nations Baroque Orchestra
Hinojosa Montenegro, Onofri, Oro
Enrico Onofri: Leitung, Solo-Violine
Maria Hinojosa Montenegro: Sopran
Martín Oro: Countertenor
Erste Violine:
Bárbara Barros
Johannes Heim
Katarina Bengtson
Huw Daniel
- 16 - Trigonale 2010 – Das Programm
Zweite Violine:
Fani Vovoni
Kristin Deeken
Clara Mühlethaler
Sara Mosetti
Gregor Reinberg
Magdalena Malecka, Lothar Haass: Viola
Lucy Scotchmer, Gyöngy Erödi: Cello
Josep Domènech Lafont, Andreas Helm: Oboe
Riccardo Coelati: Kontrabass
Raphael Collignon: Cembalo
Franco Pavan: Theorbe
Katrin Lazar: Fagott
Trigonale 2010 – Das Programm - 17 -
E inle itun g
Die Accademia im Barock
1
Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Aufführungen unter der
Bezeichnung »Accademia« in den meisten europäischen
Ländern großer Beliebtheit. Die Accademias wurden von
musikbegeisterten reichen Bürgern oder Adligen gefördert,
wobei es sich zumeist um private Aufführungen für ein zahlendes Publikum handelte.
Die Programme der Accademias unterschieden sich grundlegend von den Konzerten, an die wir heute gewöhnt sind:
Sie beinhalteten eine Mischung einzelner Sätze aus verschiedenen Werken eines oder mehrerer Komponisten, die stilistisch miteinander nicht in Bezug standen. In den meisten
Fällen nutzten Komponisten solche Aufführungen, um dem
Publikum ihre neuen Stücke vorzustellen oder die Kunstfertigkeit der Interpreten hervorzuheben.
Mich haben die alten Accademias beim Zusammenstellen
des Programmes für das diesjährige trigonale-Eröffnungskonzert inspiriert. Das Thema der italienischen Musik diente mir dabei als roter Faden, selbst wenn einer der Komponisten in diesem Programm (Händel) kein Italiener war.
Dennoch zählen viele seiner Werke zu den besten Stücken
im italienischen Stil, die je komponiert wurden!
- 18 - Trigonale 2010 – Das Programm
Einzelne Sätze aus Händels Concerti Grossi Op.6 dienen als
Introduktionen zu vokalen Arien aus geistlichen und weltlichen Werken, insbesondere aus Händels Oper Giulio Cesare,
sowie auch aus Oratorien wie Il Trionfo del tempo e del disinganno (ein Werk, das Händel in Rom für die Musiker und
Sänger um Corelli komponierte) und aus dem wunderbaren
Caldara-Oratorium Maddalena ai piedi di Cristo. So soll eine
Art vokaler bzw. instrumentaler Pastiche entstehen, in dem
die unterschiedlichsten »affetti« vertreten sind.
Den Abschluss bilden in jedem Teil virtuose Instrumentalstücke wie das Violinkonzert Il Grosso Mogul von Vivaldi oder Geminianis Follia: Vivaldis Grosso Mogul war ursprünglich wahrscheinlich anlässlich der Jahresfeier der
Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 komponiert worden,
in der die Venezianer die Flotte des türkischen Imperiums
besiegten und so das Ende der türkischen Vorherrschaft im
Mittelmeer einleiteten. Aus diesem Grund knüpft der Stil
dieses Concerto – insbesondere im zweiten Satz – unmittelbar an die Musiktradition Osteuropas und des Balkans
an. Der Titel 'Grosso Mogul' wurde vermutlich erst später
hinzugefügt, da sich das Werk nicht direkt auf das Osmanische Reich bezieht, sondern im allgemeineren Sinn auf den
gesamten asiatischen und islamischen Kulturraum (die Mogule waren zu Vivaldis Lebzeiten muslimische Kaiser, die
den größten Teil Indiens beherrschten).
Trigonale 2010 – Das Programm - 19 -
1
1
Geminianis Follia (die den Abschluss der Accademia bildet)
kann als Hommage des toskanischen Violinisten an seinen
Lehrmeister Arcangelo Corelli betrachtet werden: Bei diesem
Stück handelt es sich um eine Bearbeitung der berühmten
Follia für Violine solo und Continuo, die Corelli 1700 als letztes Stück seines revolutionären Opus V schrieb. Wahrlich
ein musikalischer Genuss!
Enrico Onofri
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
Pro g r a mm
G. F. Händel
(1685 – 1759)
1. Sinfonia – aus Concerto op. 6 n.1
A tempo giusto – Allegro – Adagio,
2. Se pietà – aus Giulio Cesare
soprano aria
3. Sinfonia – aus Concerto op.6 n.8
Adagio
4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare
alto aria
5. Sinfonia – aus Concerto op.6 n.3
Larghetto
6. Da tempeste – aus Giulio Cesare
soprano aria
A. Caldara
(1670 – 1736)
7. Da quel strale che stilla veleno
Aus: Maddalena ai piedi di Cristo
alto aria
8a. Padre del cielo
Aus: Il Trionfo del Tempo e del Disinganno
Recitativo
8b. Tu del ciel ministro eletto
soprano aria
- 20 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 21 -
1
1
A. Vivaldi
(1678 – 1741)
9. Concerto für solo violine,
Streicher und Basso Continuo
Grosso Mogul
Allegro – Grave recitativo – Allegro
1
Paus e
G. F. Händel
10. Sinfonia aus Concerto Op.6 n.2
Andante Larghetto – Allegro
11. Al lampo dell'armi aus Giulio Cesare
alto aria
12. Entr'acte aus Concerto Op.6 n.10
Allegro moderato
13a. Orsù, giacché ostinato
Aus: Il Duello Amoroso
Recitativo a 2
13b. Si si, lasciami
soprano, alto duo
F. S. Geminiani
(ca. 1680 – 1762)
14. Concerto grosso – La Follia
Aus: Corelli's Op. V n.12
- 22 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 23 -
T e x te
2. Se pietà – aus Giulio Cesare
2. Se pietà – aus Giulio Cesare
Soprano Aria
Sopran
Se pietà di me non senti,
giusto ciel, io morirò.
Tu da' pace a' miei tormenti,
o quest'alma spirerò.
Wenn du dich meiner nicht erbarmst,
gerechter Himmel, werde ich sterben.
Gib Frieden meinen Qualen,
oder ich werde diese Seele aushauchen!
4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare
4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare
Alto Aria
Alt, Arie
Empio, dirò, tu sei;
togliti agli occhi miei,
sei tutto crudeltà.
Non è di re quel cor,
che donasi al rigor,
che in sen non ha pietà.
Ruchlos, werde ich sagen, bist du,
geh mir aus den Augen,
du bist Grausamkeit ganz und gar!
Nicht eines Königs ist ein Herz,
das sich der Härte hingibt,
das im Busen kein Erbarmen hat.
1
1
- 24 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 25 -
6. Da tempeste – aus Giulio Cesare
6. Da tempeste – aus Giulio Cesare
Soprano Aria
Sopran, Arie
Da tempeste il legno infranto,
se poi salvo giunge in porto,
non sa più che desiar.
Così il cor tra pene e pianto,
or che trova il suo conforto,
torna l'anima a bear.
Wenn von Unwettern zertrümmert das Schiff
sich in den Hafen gerettet hat,
ist es wunschlos.
So macht das Herz in Leid und Tränen,
wenn es seinen Trost findet,
das Gemüt glückselig.
7. Da quel strale che stilla veleno –
7. Da quel strale che stilla veleno –
aus Maddalena ai piedi di Cristo
aus: Caldara, Magdalena zu Füßen Christi
Alto Aria
Alt, Arie
Da quel strale che stilla veleno
Beve l'alma un sol cieco furor.
Ma se il cielo con bella pietade
Di quel strale scopre il male
Sol rimane nell'alma il dolor.
Von jenem Pfeil, der Gift einflößt,
trinkt die Seele nur blinde Wut.
Doch wenn der Himmel aus lauterem Erbarmen
das Unheilvolle jenes Pfeils enthüllt,
bleibt in der Seele nur der Schmerz zurück.
1
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- 26 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 27 -
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8a. Pure del cielo
8a. Pure del cielo
aus Il Trionfo del Tempo e del Disinganno
aus Händel, Der Triumph der Zeit und der Enttäuschung
Recitativo
Recitativ
Pure del Cielo intelligenze eterne,
che vera scuola a ben amare aprite,
udite, angeli, udite il pianto mio.
E se la Verità dal Sole eterno
tragge luce immortale, e a me lo scopre,
fate che al gran desio rispondan l'opre.
Des Himmels Geister, ewig reine,
die Ihr rechter Liebe wahre Schule öffnet,
hört, Engel, hört mein Klagen!
Und wenn die WAHRHEIT aus der ewigen SONNE
unsterbliches Licht schöpft und mir enthüllt,
dann lasst dem heftigen Begehren die Taten entsprechen!
8b. Tu del ciel ministro eletto
8b. Tu del ciel ministro eletto
Soprano Aria
Sopran, Arie
Tu del Ciel ministro eletto
non vedrai più mio petto,
voglia infida, o vano ardor.
E se vissi ingrata a Dio
tu custode del cor mio
a lui porta il nuovo cor!
Du, des Himmels auserwählter Minister,
wirst meinen Busen nicht mehr sehen,
treuloses Verlangen, oder eitle Leidenschaft.
Und habe ich Gott gegenüber undankbar gelebt,
dann bring du, Hüter meines Herzens,
ihm das neue Herz!
- 28 - Trigonale 2010 – Das Programm
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Trigonale 2010 – Das Programm - 29 -
11. Al lampo dell'armi aus Giulio Cesare
11. Al lampo dell'armi aus Giulio Cesare
Alto Aria
Alt, Arie
Al lampo dell'armi
quell'alma guerriera
vendetta farà.
Non fia che disarmi
la destra guerriera
che forza le da.
Im Blitzen der Waffen
wird diese streitbare Seele
Rache üben.
Nichts mag die kampfbereite
Rechte entwaffnen,
die ihr Kraft verleiht!
13a. Orsù, giacché ostinato
13a. Orsù, giacché ostinato
aus Il Duello Amoroso
aus Händel, Das Liebesduell
Recitativo
Recitativ
Amarilli
Or su, già che ostinato
Oscurar d'onore il pregio,
il core trapassami col ferro;
e poi, crudele, di questo sen fedele,
di cui non curi il tormentoso affanno,
renditi pure a tuo piacer tiranno!
Amarilli
Los, jetzt, da du schon darauf bestehst,
mit der Frage der Ehre mein Ansehen zu schmälern,
durchbohr' mir das Herz mit dem Eisen!
Und dann, Grausamer, wende dich ruhig
deinem Vergnügen an diesem treuen Busen zu,
dessen quälenden Schmerz du missachtest, Tyrann!
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- 30 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 31 -
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Daliso
Come? Amarilli? Oh Dio, dunque…
Amarilli
Non più; desio
l'empia voglia saziar
che ti tormenta;
Barbaro! Su, che fai?
Prendi lo strale e in questo sen l'avventa.
Daliso
Vincesti, ah sì, vincesti, ora ti chiedo
pietade all'error grave;
alma che di penar tu sempre accesa
già sitibonda aspetta
giusto risentimento all'alta offesa.
Amarilli
Ecco giunge opportuno
Silvano il mio buon Padre; or sappi,
amico semplicetto Pastore,
che tu credendo a lusinghieri detti
dal mio timore usato
perder Esti il tempo ed il piacer bramato.
- 32 - Trigonale 2010 – Das Programm
Daliso
Wie? Amarilli? O Gott, du willst also…
Amarilli
Nicht mehr; ich wünsche
das schändliche Begehren, das dich quält,
zu stillen.
Unmensch! Los! Was machst du?
Nimm doch den Pfeil und schleudere ihn in diesen Busen!
Daliso
Du hast gesiegt, ach ja, du hast gesiegt; ich bitte dich jetzt
um Erbarmen mit der schweren Verfehlung:
ein Gemüt, das ständig du entflammst zu leiden,
dürstet schon
nach dem gerechten Groll für die tiefe Kränkung.
Amarilli
Sieh, da kommt gerade zurecht
Silvano, mein gütiger VATER: So wisse denn,
einfältiger Freund HIRTE,
dass du, falls du Schmeichelworten glauben solltest,
zermürbt von meiner Furchtsamkeit,
Zeit und das ersehnte Vergnügen verlieren würdest.
Trigonale 2010 – Das Programm - 33 -
1
13b. Si si, lasciami
13b. Si si, lasciami
duo
Duett
Daliso
Sì, sì, lasciami ingrata,
ma pria rendimi il cor.
Sei tu selce spietata,
priva di senso e ardor.
Amarilli
Su, su, restati in pace
Né più chiedermi Amor;
No, non hai tu la face
Per accender ardor
Amarilli e Daliso a due
Daliso
Sì, sì, etc.
Amarilli
Su, su, etc.
Daliso
Ja, ja, laß mich, Undankbare,
zuvor aber gib mir das Herz zurück!
Du bist erbarmungsloser Stein,
gefühllos und kaltherzig.
Amarilli
Auf, auf, gib Frieden,
und bitte mich nicht mehr um LIEBE!
Nein, du hast nicht die Fackel,
um Glut zu entfachen.
Amarilli und Daliso zu zweit
Daliso
Ja, ja, etc.
Amarilli
Auf, auf, etc.
1
1
Übersetzung: Edgar Sallager
- 34 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 35 -
Harmony of Nations Baroque Orchestra
1
heißt das junge, multinationale Ensemble aus gutem Grund.
In aller Welt zuhause haben sich die Musiker in diesem Orchester eine musikalische Heimat geschaffen, die sich auf
harmonische Zusammenarbeit, Offenheit und Spielfreude
gründet.
Seit seinem Debut 2005 etablierte sich das Ensemble bei
internationalen Musikfestivals in Frankreich, Großbritannien, Schweden, Belgien, Kroatien, Deutschland und Österreich und kehrt dieses Jahr zum dritten Mal zur trigonale
zurück.
Seine erste CD »Les caractères de la danse« (erschienen
bei Raumklang) nahm das Orchester gemeinsam mit dem
italienischen Oboenvirtuosen Alfredo Bernardini auf. Eine
zweite CD mit Werken von Bach unter der musikalischen
Direktion von Laurence Cummings (Cembalo) wird voraussichtlich 2011 erscheinen.
- 36 - Trigonale 2010 – Das Programm
Der Barockgeiger Enrico Onofri
wurde 1967 in Ravenna geboren. Bereits während des Studiums verpflichtete ihn J. Savall als Konzertmeister von
La Capella Reial. Seit 1987 ist er auch
Konzertmeister und Solist von Il Giardino Armonico, außerdem arbeitet er regelmäßig mit Ensembles wie Concentus Musicus Wien, Ensemble Mosaiques und
Concerto Italiano sowie mit Cecilia Bartoli.
Enrico ist Gründer und Leiter des 2000 ins Leben gerufenen
Ensembles Imaginarium, ab 2002 erfolgten auch immer wieder Einladungen als Dirigent zu internationalen Festspielen
in Europa und Japan.
Seine Laufbahn als Dirigent begann 2002 und fand bald den
Beifall der Kritik; so erhielt er Einladungen von Orchestern
und Festivals in ganz Europa sowie in Japan. Seit 2005 ist er
Chefdirigent von Divino Sospiro (residierendes Barockorchester am Centro Cultural de Belém in Lissabon).
Viele seiner Aufnahmen wurden mit internationalen Preisen
ausgezeichnet. Er unterrichtet Barockvioline und Historische Aufführungspraxis am Conservatorio Bellini in Palermo,
darüber hinaus gibt er regelmäßig Meisterkurse im In- und
Ausland. Enrico Onofri ist auch Tutor des EUBO (European
Union Baroque Orchestra). www.enricoonofri.com
Trigonale 2010 – Das Programm - 37 -
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Die Sopranistin Maria Hinojosa wurde in Sabadell, Spanien, geboren und graduierte mit Auszeichnung an der School
of Music of Catalonia (ESMUC). Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte sie im
Alter von 16 Jahren als Hauptdarstellerin
in mehr als 20 Zarzuelas. »Zarzuela« ist die Bezeichnung für
eine typisch spanische Gattung des Musiktheaters, die einige
Ähnlichkeit mit der französischen »Opéra comique« oder
der Operette hat. Neben ihrer Zusammenarbeit mit Ensembles wie Le Parlement de Musique, Al Ayre Español, Des Honnestes Curieux, Elyma, Concerto Italiano, Accademia Bizantina,
Le Tendre Amour und La Capella Mediterránea nahm sie auch
zahlreiche Opern und Zarzuelas für die Labels Harmonia
Mundi und K 617 auf; eine Aufnahme mit einer Auswahl
von Werken des katalanischen Komponisten Joan Guinjoan
ist in Planung.
In folgenden Produktionen wird sie zukünftig zu hören sein:
El dúo de la Africana (Buenos Aires), die von L. Cunillés Oper
La Pajarera Catalana (Teatre Lliure, Barcelona), A. Vivaldis Oratorium Juditha triumphans (Venedig, unter Ottavio
Dantone), W. A. Mozarts Don Giovanni (Oviedo), S. Prokofievs The Gambler (Gran Teatre del Liceu, Barcelona), H.
Purcells Dido and Aeneas (Lausanne Opera) sowie V. Martín
y Soler Una cosa rara (Palau de les Arts, Valencia).
Martín Oro, Kontratenor Alt, wurde
in Buenos Aires geboren und stammt aus
einer italienischen Musikerfamilie.
Hochgeschätzt für seine warme, natürliche und kraftvolle Altstimme ist der argentinisch-schweizerische Countertenor
in bedeutenden Musikzentren aufgetreten.
- 38 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 39 -
Er sang unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt, Marc
Minkowski, Rinaldo Alessandrini, Alessandro de Marchi,
Jean-Christophe Spinosi, Philippe Herreweghe, Christophe
Rousset, René Jacobs, Jordi Savall, und anderen; mit illustren Kollegen wie Cecilia Bartoli, Philippe Jaroussky, Emma
Kirkby, Sara Mingardo u. a.
Zu den zahlreichen Opernpartien, die er interpretiert hat,
zählen Ottone, Arnalta, Nutrice, Anfinomo und Pastore in
Monteverdis »Orfeo«, »Ulisse« und »Poppea« (Scala di Milano, Opernhaus Zürich, Opéra de Bordeaux, Teatro Massimo, Palermo, Teatro Avenida, Buenos Aires); Artemis in
Henzes »Fedra« und Tiresia in Fedeles »Antigone« (Teatro
Comunale e Teatro Goldoni, Maggio Musicale Fiorentino),
Orlando in Händels »Orlando« (Theater Biel), Tolomeo, Nireno. Giulio Cesare und Joad in Händel's »G. Cesare« und
»Athalia« (Opernhaus Zürich, Stadttheater Bern, Teatro Colón, Buenos Aires), Tisaferno, Grifone und Aristea in Vivaldis »Orlando Finto Pazzo«, »L'Olimpiade« und »Armida«
(Théâtre des Champs-Elysées, Teatro Regio, Torino, Theater
an der Wien), Alcandro in Pergolesis »L’olimpiade« (Innsbruck Landestheater).
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1
Er hat zahlreiche CDs aufgenommen und ist als international bedeutender Kontratenor mit dem »Premio Velluti«
in Italien, sowie in der Schweiz mit dem »Network Kulturpreis« ausgezeichnet worden. www.martinoro.ch
Der italienische Lautenist und Theorbist
Franco Pavan schloss sein Studium
der Laute und Musikwissenschaft in Mailand mit summa cum laude ab und ist seither mit den wichtigsten italienischen Ensembles im Bereich der Alten Musik, wie
Concerto Italiano, Accordone, La Cappella della Pietà dei
Turchini, La Risonanza, La Venexiana sowie mit dem Londoner Ensemble Trinity Baroque aufgetreten. Er arbeitet mit
namhaften Dirigenten wie Rinaldo Alessandrini, Enrico Gatti, Alan Curtis, Julian Podger, Roberto Gini, Antonio Florio,
Alessandro Ciccolini und Claudio Cavina zusammen und hat
in den bedeutendsten Konzerthäusern weltweit gastiert (u. a.
Konzerthaus und Musikverein Wien, Konzerthaus Berlin, Cité de
la Musique, Paris, Auditorio Nacional, Madrid, Teatro Colon,
Buenos Aires, Toppan Hall, Tokyo). Weiters ist er in Uruguay,
Chile, Mexiko, Kolumbien, Brasilien, China, Ägypten und
Marokko aufgetreten.
Franco Pavan hat über 40 CDs aufgenommen (u.a. mit den
Plattenfirmen Opus 111, Emi und Virgin, Glossa, Cyprès,
Cantus, Alpha) und Preise, wie den Gramophon Award, Diapason d'Or oder Premio Vivaldi della Fondazione Cini (Venedig) gewonnen. Weiters hat er Aufnahmen für zahlreiche
europäische und internationale Radio- und Fernsehsender
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eingespielt. Seine Soloaufnahme »Le Mouton Fabuleux« gewann den Premio del Disco Amadeus 2009.
Er unterrichtet die Fächer Laute und Kammermusik für historische Musikinstrumente am Konservatorium E. F. Dall'
Abaco in Verona und schrieb musikwissenschaftliche Artikel
über die Geschichte der Laute und die Musik des frühen 17.
Jahrhunderts sowie eine Abhandlung über neue Dokumente
zu Monteverdi und Carlo Gesualdo. Er hat an der neuen Ausgabe des »New Grove Dictionary of Music and Musicians«
und an der Enzyklopädie »Die Musik in Geschichte und
Gegenwart« mitgearbeitet. Er ist Mitglied des Redaktionskomitees des »Journal of the Lute Society of America«.
Übersetzung: Elisabeth Schleicher
Trigonale 2010 – Das Programm - 41 -
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Autogramme
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Trigonale 2010 – Das Programm - 43 -
Samstag, 11.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
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The High Art
of English Popular Music
Ensemble Mikado
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
E inle itun g
Quadriga Consort
Elisabeth Kaplan: Gesang
Angelika Huemer: Blockflöte, Viola da Gamba
Karin Silldorff: Blockflöte
Dominika Teufel: Viola da Gamba
Peter Trefflinger: Barockcello
Laurenz Schiffermüller: historische Trommeln
Nikolaus Newerkla: Leitung, Cembalo
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Theresa Dlouhy: Sopran
Thomas List: Blockflöte
Katharina Lugmayr: Blockflöte
Maja Osojnik: Blockflöte
Eva Reiter: Blockflöte & Viola da Gamba
England im 16. und 17. Jahrhundert: hier die »hohe« Kunst,
die in Kirchen und bei Hofe gepflegt wurde: dort die eingängigen Gesänge und Tanzlieder des Volkes. Ein Spannungsfeld mit ungeahnten Berührungspunkten.
Wenn die international erfolgreichen Ensembles Mikado
und Quadriga Consort exklusiv für die trigonale aufeinandertreffen, ist ein Konzert voll Emotion, Spannung und PopAppeal garantiert.
Trigonale 2010 – Das Programm - 45 -
The High Art of English Popular Music
2
Wohl selten hat eine CD-Neuerscheinung im Bereich der
Alten Musik soviel Staub aufgewirbelt wie jene 2006 erschienene Dowland-Interpretation »Songs from the Labyrinth« des bis dahin ausschließlich aus dem Popmusikbereich bekannten Sängers Sting. Was auch immer man von
dieser Aufnahme in Hinblick auf Kategorien wie »Historische Aufführungspraxis« oder »Stilistik« denken mag, man
wird dennoch zugeben müssen, dass – selbst nachdem diese vier Jahrhunderte alten Lautenlieder und Consortsongs
bereits vielfach von den best geschulten Interpreten eingespielt wurden – Dowland jetzt erst durch die Sting'sche Aufführungsweise einen bisher unerreichten Bekanntheits- und
Beliebtheitsgrad erfuhr. Dass Sting den englischen Renaissance-Komponisten als eine Art »Urvater der europäischen
Singer-Songwriter« ansieht, erscheint gar nicht einmal so
vermessen: John Dowland, ein klassischer Vertreter der hohen Kunst der polyphon komponierten, notierten Musik,
schreibt in seinen Liedern über zeitlos populäre Themen
wie Liebe, Melancholie, Lebenslust und Todessehnsucht.
Sicherlich war die höfische Kunstmusik eine ganz andere als
die des »einfachen« Volkes, dennoch waren die Grenzen in
vielen Genrebereichen der Musik eher fließend und dadurch
undeutlich. Wer ausschließlich in den Kategorien »high art«
versus »pop(ular)« denkt und hört, hat vermutlich schon
verloren, selbst wenn das Wissen darum, in welchem Metier welche jeweils anderen ästhetischen Regeln gelten, ein
durchaus bewahrenswertes Gut ist. Das Beispiel Sting zeigt,
- 46 - Trigonale 2010 – Das Programm
dass jenseits der fundamentalen Kritik einiger Hohepriester
der Alten Musik die Musik selbst im Zentrum steht und stehen sollte – und damit offen ist: nicht für alle, aber für sehr
viele Lesarten aus unterschiedlichen Richtungen, Perspektiven und Zeiten.
2
Genau aus dieser Haltung heraus sieht Mikado ganz besonders diesem Konzertprojekt mit dem Quadriga Consort mit
großer Freude entgegen, da es viele Fragen und Themen
aufwirft und hörbar macht – Fragen, die auch innerhalb der
Arbeit bei allen anderen Projekten unseres Ensembles eine
wichtige Rolle spielen.
Das Repertoire und die »klassische Herkunft« des Ensemble
Mikado sind vorderhand nicht zuletzt durch die Besetzung
Stimme und Instrumental-Consort klar definiert: Im Fokus
steht eine ausgewählte Musik der bedeutenden Blütezeit der
englischen Renaissance im Zeitalter Elisabeths I. Das englische Madrigal befindet sich in dieser Periode auf dem Gipfelpunkt seiner Entwicklung. Zu den weiteren typischen Gattungen zählen Kanzonetten, die beliebten englischen Sololieder mit Lautenbegleitung, Stücke für Lyra Viol (solo oder
auch als Liedbegleitung), Ayres in textgebundener, schlichter Melodik und ihrem natürlichen rhythmischen Fluss sowie zahlreiche Fantasien, Consortsongs und schließlich unzählige mehr oder weniger schlicht-homophone Tanzsätze.
Zu den ausgewählten Komponisten zählen unter anderen
William Byrd, John Dowland, John Tomkins, Thomas Campian, Thomas Ford und Tobias Hume.
Trigonale 2010 – Das Programm - 47 -
2
Das Repertoire also ist klar umrissen, die Aufführungsform
selbst allerdings stets Gegenstand vieler interner Diskussionen: Wir Musiker suchen immer wieder nach sowohl
historischen als auch gegenwärtig zeitgemäßen Ausdrucksmöglichkeiten der Interpretation und nach erfrischend gewagten Instrumentierungen und Arrangements, die über
den historischen Kontext der Musik hinausweisen. Diese
»alte« Musik erfordert nach unserem Verständnis zeitgemäße Lesarten, die aber die Musik immer zu ihrem Recht
kommen lässt und auf übermäßige interpretatorische Dehnungen verzichtet. Hier kreuzen sich wohl die Wege von
Quadriga Consort, der »Early Music Band«, und dem immer
noch klassisch verankerten Ensemble Mikado – und beide
sehen einer viel versprechenden, interessanten Begegnung
und Kooperation entgegen, ob wir dieses Projekt nun als
»high art of English popular music« bezeichnen oder eben –
Sting sei Dank – umgekehrt…
Eva Reiter, Ensemble Mikado
In meiner Kindheit habe ich Simon and Garfunkel für die
größten Komponisten aller Zeiten gehalten – wegen Scarborough Fair. Dass dieser Ruhm eigentlich einem unbekannten Schöpfer (oder mehreren?) des 16. (?) Jahrhunderts gebührt, war mir damals nicht bewusst, hielt ich das Lied doch
für einen Popsong der Gegenwart. Das Phänomen, dass
gute Musik nie verstaubt und also immer frisch und modern klingt, kommt wohl auch in diesem Fall zu tragen. Erst
später, nämlich im Zuge der Arbeit für Quadriga Consort ist
- 48 - Trigonale 2010 – Das Programm
das möglicherweise sogar bis ins Mittelalter zurückgehende
Lied über den großen Markt von Scarborough, wieder in
mein Leben getreten. Das Lied wurde das erste (von mittlerweile über zweihundert) Stück meiner Arrangierarbeit
für das Ensemble und eine Initialzündung für alle weiteren
Bearbeitungen. Es stellte sich mir die große Herausforderung, der alten kraftvollen und doch melancholischen Melodie gerecht zu werden, sich unbedingt gänzlich von der
romantischen Pop-Version zu lösen und doch Originalität
zu beweisen. Die Verarbeitung zu einem mehrstimmigen
Satz schien mir naheliegend, ganz im Sinne der englischen
Consort-Tradition.
Mit Quadriga, der Early Music Band, beschreiten wir neue
Pfade in der Alte-Musik-Bewegung. Nicht authentische und
möglichst originalgetreue Wiedergabe von mittelalterlicher
Musik, von Renaissance- oder Barockwerken beschäftigt uns,
sondern die Idee, Melodien, Texte, Lieder, die bereits Generationen von Menschen lang vergangener Tage berührt
haben, wieder zu beleben, deren Emotion, deren Persönlichkeit wach zu halten und mit der uns eigenen Emotion
und unseren persönlichen Zugängen neu zu beleben. Wir
wollen ein Jungbrunnen für populäre Alte Musik sein, in
welchem die betagten Stücke regelmäßig einem ausgiebigen
Bad unterzogen werden.
Das Ensemble Mikado mit seinen unkonventionellen und
zeitgemäßen, aber stets fundierten Interpretationen mehrstimmiger Renaissancemusik ist uns für das Projekt »The
High Art of English Popular Music« ein willkommener
Trigonale 2010 – Das Programm - 49 -
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2
Partner für eine gegenseitig befruchtende und aufregende
Zusammenarbeit. Gerade das englische Repertoire bietet
eine große Bandbreite an unterschiedlicher (und vielleicht
doch nicht so unterschiedlicher) Musik für ein spannendes
Wandeln zwischen komplexer mehrstimmiger Tonsetzerkunst und bodenständiger Tanzmusik. In England verlief
die musikalische Entwicklung schließlich immer etwas anders als auf dem europäischen Kontinent. So finden sich in
der Kompositionskunst etwa Terz und Sext als anerkannte
konsonante Intervalle weitaus früher als im Rest von Europa. Das liegt wohl daran, dass sich gerade auf den Inseln
die Grenzen zwischen Kunst- und Folkmusik nie so deutlich
abgezeichnet haben wie auf dem Festland. Ein Phänomen,
das in diesem gemeinsamen Projekt Mikado-Quadriga ganz
besonders anschaulich gemacht werden soll.
Mit unserer »Early Music Band« begeben wir uns immer
wieder auf spannende Expeditionen zu den Wurzeln der
Popmusik, zu archaischen Balladen und Melodien der britischen Inseln zwischen ausgelassener Tanzmusik, keltischgälischen Gesängen und englisch-höfischer Liedkultur. Aus
den zeitlosen Melodien entsteht nicht alte Musik in originalgetreuer Wiedergabe, sondern authentische Musik von heute und morgen – auf alten Instrumenten frisch interpretiert.
Die Frage nach dem Alter der nachhaltig ergreifenden, die
Zeiten überdauernden Songs von Liebe, Sehnsucht, Freud
und Leid verschwindet hinter der viel wichtigeren Komponente immer neu gelebter musikalischer Emotionen.
- 50 - Trigonale 2010 – Das Programm
Aus den zahllosen Quellen traditioneller Melodien und populärer Tänze der Renaissance- und Barockzeit lässt sich
ein großteils noch »unbeackertes«, aufregendes Konzertrepertoire schöpfen. Dazu bedarf es allerdings Eigeninitiative.
Schließlich müssen die meist einstimmig überlieferten Melodien erst einer Bearbeitung unterzogen werden, um sie in
spannender Weise aufführbar zu machen.
Viele der tradierten Melodien und Tänze lassen sich dabei
weder in die Schublade reiner Kunstmusik stecken, noch
in das Genre traditioneller Folkmusik einordnen. Mit dem
Quadriga Consort wollen wir zeigen, wie es gelingen kann,
den alten Tunes mit historischem Instrumentarium wie
Gamben und Blockflöten stilistisch gerecht zu werden und
dabei eine geschmackvoll dosierte Mischung aus Zutaten
zwischen zugleich irisch-keltischer Pub-Romantik und englisch-höfischer Hochkultur zu finden.
Nikolaus Newerkla, Quadriga Consort
Trigonale 2010 – Das Programm - 51 -
2
Pro g r a mm
I.
1. John Barleycorn (Traditional Song*)
2
Quadriga Consort
John Dowland
(1563 – 1626)
2. Come again
Ensemble Mikado
3. Captain James (Traditional Tune)
Thomas Ford
(ca. 1580 – 1648)
8. Goe passions
Ensemble Mikado
Thomas Campian
(1567 – 1620)
9. Never weather-beaten saile
Ensemble Mikado
Quadriga Consort
4. Pulling the Sea Dulse (Traditional Song)
Quadriga Consort
5. Boyne Water /Morrison Jig (Traditional Ayre & Jig)
Quadriga Consort
Thomas Morley
(ca. 1557 – 1602)
10. Now is the month of maying
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
11. The Old Grey Cat (Trad. Tune)
Anonymous (16. Jh.)
6. Pavan
Ensemble Mikado
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
John Tomkins
(1589 – 1638)
7. O thrice blessed earthbed
Ensemble Mikado
Paus e
*Alle Traditional-Arrangements © Nikolaus Newerkla
- 52 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 53 -
2
II .
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
Thomas Vautor
(ca. 1580 – ?)
18. Mother, I will have a husband
Ensemble Mikado
John Coperario
(ca. 1570 – 1626)
13. Fantasia
Ensemble Mikado
Alfonso Ferrabosco
(ca. 1575 – 1628)
19. Allemande
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
John Dowland
14. Clear or cloudy
Ensemble Mikado
Thomas Morley
20. Phillis, I fain would die now
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
Thomas Ford
15. There is a Ladie
Ensemble Mikado
21. The Maid who sold her Barley (Traditional Song)
Giles Farnaby
(ca. 1565 – 1640)
16. His humour
Ensemble Mikado
Wife (Traditional Tune) Quadriga Consort
Richard Nicholson
(? – 1639)
17. Joan, quoth John
Ensemble Mikado
William Byrd
(ca. 1540 – 1623)
25. Pavan und Gaillard
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
12. Scarborough Fair (Traditional Song)
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Quadriga Consort
22. Neil Gow's Lament for the Death of His Second
23. The Saucy Sailor (Traditional Song)
Quadriga Consort
26. The Wraggle-Taggle Gypsies, O! (Traditional Song)
Quadriga Consort & Ensemble Mikado
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Trigonale 2010 – Das Programm - 55 -
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T e x te
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1. John Barleycorn
John Gerstenkorn
There was three farmers in the North,
as they were passing by,
They swore an oath,
a mighty oath that Barleycorn should die,
One of them said drown him
and the other said hang him high,
For whoever shall stick to barley grain a-begging
he will die.
Drei Bauern gab's im Norden wohl,
die zogen einst vorbei,
sie schworen,
dass John Gerstenkorn sollt sterben, in 'nem Eid.
»Ertränkt ihn!« schrie der eine, und der andere:
»Hängt ihn auf!«
Und wehe dem, der zu ihm hält,
ist auch dem Tod geweiht!
They put poor barley into a sack of a cold and rainy day
And brought him down to culm fields
and burned him in the clay,
Frost and snow began to melt and the dew began to fall,
When barley grain put up his head
and soon surprised them all.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
and soon surprised them all.
Der arme John, bei Kält' und Regen sackten sie ihn ein.
Sie hab'n ihn tief ins Moor gesetzt,
auf Tonerd' ihn verbrannt,
Frost und Schnee schmolzen dahin,
und der Tau fiel auf die Erd.
Da hob das Gerstenkorn den Kopf, hat alle überrascht.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
hat alle überrascht.
Being in the summer season the harvest coming on,
It's the time he stands up in the field
with a beard like any man.
The reaper then came with his hook
and used me barbarously,
He caught me by the middle so small
and cut me above the knee.
Es kam der Sommer, und es kam mit ihm die Erntezeit.
S'ist nun Zeit im Felde aufzustehn
mit gar männlich bärt'ger Mähn.
Die Sichel nahm der Schnitter da
und hat mich wild gequält.
Er fasst' mich um die Taille so eng,
schnitt ab mich überm Knie.
- 56 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 57 -
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The next came was the binder
and looked on me with a frown,
But in the middle there was a thistle
that pulled his courage down.
The farmer came with his pitchfork
and pierced me to the heart,
Like a thief, a rogue or a highwayman,
they tied me to the cart.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
they tied me to the cart.
Als nächstes kam der Binder
und schaut' mich abfällig an,
doch zwischen Halmen da wuchsen Disteln,
da schwand seine Courage.
Der Bauer kam mit der Gabel,
stach jäh ins Herz mir rein.
Wie nur Diebe, Gauner, Lumpen sonst,
zerrt man mich auf den Karr'n.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
zerrt man mich auf den Karr'n.
The thrasher came with his big flail
and soon he broke my bones,
'Twould grieve the heart of any man
to hear my sighs and groans,
The next thing that they done to me:
They steeped me in a well,
They left me there for a day and a night
until I began to swell.
Ein Drescher kam, mit großem Flegel
brach er mir die Bein'.
Mein Wehgeschrei brach jedem wohl,
der es gehört, das Herz.
Doch damit nicht genug:
Sie tränkten mich in einer Quell'.
Dort musst ich darben bei Tag und bei Nacht,
bis vollgesogen ich war.
The next thing that they done to me:
They dried me in a kiln,
They used me ten times worse than that:
They ground me in a mill.
They used me in the kitchen, they used me in the hall,
They used me in the parlour, among the ladies all.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, among the ladies all.
Und damit nicht genug:
Zum Trocknen in den Ofen rein.
Doch zehnmal schlimmer:
in der Mühle schroteten sie mich.
Benutzten mich in Küche und Speisesaal gleichwohl,
sowie in feinen Stuben bei Damenrunden auch.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, bei Damenrunden auch.
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Trigonale 2010 – Das Programm - 59 -
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The barley grain is a comical grain,
it makes men sigh and moan,
For when they take a glass or two,
they forget their wives and home
The drunkard is a dirty man –
he used me worse than all,
He drank me up in his dirty maw and tumbled against the wall.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
and tumbled against the wall.
Das Gerstenkorn ist ein närrisches Korn,
verursacht Gram und Pein.
Oft reicht ein Glas nur oder zwei,
gleich vergisst man Frau und Heim.
Der Trinker ist ein Dreckskerl,
der zum Schändlichsten mich braucht'.
Kippt' mich in seinen üblen Schlund und torkelt an die Wand.
With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay,
und torkelt an die Wand.
2. Come again
2. Come again
Come again, sweet love doth now invite
Thy graces that refrain
To do me due delight,
To see, to hear, to touch, to kiss, to die
With thee again in sweetest sympathy.
Komm zurück, denn süße Liebe jetzt
den Charme erbittet, den zurück du hieltest,
zu schenken angemess'ne Freude mir,
zu sehen, hören, tasten, küssen, sterben
erneut mit dir in schönster Harmonie.
Come again, that I may cease to mourn
Through thy unkind disdain;
For now left and forlorn
I sit, I sigh, I weep, I faint, I die
In deadly pain and endless misery.
Komm zurück, damit ich aufhör'n kann
zu jammern über dein lieblos Verschmäh'n;
denn jetzt verlassen und verloren
sitz', seufz' und wein' ich, wank' und sterb'
in Todesqual und Pein ohn' End'.
All the night my sleeps are full of dreams,
My eyes are full of streams.
My heart takes no delight
To see the fruits and joys that some do find
And mark the raging storms are me assign'd.
Die ganze Nacht mein Schlaf ist voller Träume,
sind meine Augen voller Tränen,
fehlt meinem Herz die Freude
an all dem Glück, das andre finden,
sieht sich statt dessen Stürmen ausgesetzt.
- 60 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 61 -
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All the day the sun that lends me shine
By frowns doth cause me pine
And feeds me with delay;
Your smiles, my springs that make my joy to grow,
Your frowns the winter of my woe.
Den ganzen Tag, da mir die Sonne scheint,
weckt Gram sie mir aus Zweifeln,
verlängert sie mein Sehnen;
dein Lächeln wär' mir Quelle neuer Freude,
dein finst'rer Blick ist Winter meines Wehs.
Gentle Love, draw forth thy wounding dart,
Thou canst not pierce her heart;
For I, that to approve
By sighs and tears more hot than are my shafts
Did tempt, while she for scanty triumph laughs.
Du Liebesgott, nimm weg den harschen Pfeil,
nicht kannst durchdringen du ihr Herz;
versucht ich's doch mit tränenreichen Seufzern,
die schärfer noch als alle meine Pfeile,
doch sie macht sich nur ihren Spaß darauf.
4. Pulling the Sea Dulse
4. Abreißen der Rotalge
Adó, Adé
Clings dulse to the sea rock
Clings heart to the loved one
Be't high tide or low tide
Adó, Adé.
Adó, Adé
Wie Tang am Felsen haftet
So haftet das Herz am Liebsten
Gleichwohl bei Flut und Ebbe
Adó, Adé.
Pulling the dulse by the sea rocks at low tide,
Ne'er pull I thy love, lad, be't high tide or low.
Reiß ich auch den Seetang vom Felsen bei Ebbe,
nie lass ich deine Liebe reißen, nicht bei Ebbe und Flut.
Adó, Adé…
Adó, Adé…
Shoreward the sea mew comes flying at low tide,
But seaward my heart flies out seaward to thee.
Die Möwe bei Ebbe fliegt zur Küste stets her,
mein Herz aber seewärts hinaus fliegt's zu dir.
Adó, Adé…
Adó, Adé…
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Trigonale 2010 – Das Programm - 63 -
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7. O thrice blessed earthbed
7. O dreifach gesegnetes Erdbett
O, o, thrice-blessed earthbed,
Under whose happy pressure
All in a sheet more blessed,
Lies fast my sleeping treasure.
Palilia, Palilia, Palilia awaken!
Leave death's cold, too cold pleasure.
No love in death is taken.
But thou with death, aye me,
Aye me, art ever living.
And I in death still live, in love am dying.
But death's hand is but vain, souls to dissever:
We'll live in heav'n again, we'll live for ever.
No chance shall there pursue souls here distressed.
Till then adieu,
Adieu, most blessed.
O dreifach gesegnetes Erdbett,
unter dessen glücklichem Druck
im überdies gesegneten Tuch
liegt mein schlafender Schatz.
Palilia, Palilia, Palilia – erwache!
Verlaß' des Todes Kälte, die allzu kalte Freude.
Der Tod nimmt keine Liebe weg.
Doch mit dem Tod, glaub mir,
glaub mir, wirst leben immerdar.
Und im Tode leb' ich weiter, in Liebe sterb' ich.
Denn Todes Hand streckt sich vergeblich, die Seelen zu trennen:
Im Himmel werden wir leben erneut, und leben für immer.
Kein Schicksal wird dort hetzen Seelen, die hier gequält.
Bis dann adieu,
Adieu, du höchst Gesegnete.
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Trigonale 2010 – Das Programm - 65 -
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8. Goe passions
8. Geht, ihr Leiden
Goe, Passions, to the cruel fair,
Plead my sorrows never ceasing;
Tell her those smiles are empty air,
Growing hopes but not increasing,
Hasting, wasting, with swift pace,
Date of joy in dull disgrace.
Urge her but gently, I request,
With breach of faith and wrack of vows;
Say that my grief and mind's unrest
Lives in the shadow of her brows,
Plying, flying, there to die
In sad woe and misery.
Geht, ihr Leiden, zur grausamen Schönen,
verlangt, mein Kummer möge enden nie;
wagt ihr, dies Lächeln sei bloß Schein,
gewachsene Hoffnung, die nicht weitertreibt,
hastend, verschwendend, in flüchtiger Eil',
statt Tag des Glücks gleichgültige Ungunst.
Drängt sie, aber höflich, so bitte ich,
mit Vertrauensbruch und gebrochenem Eid;
sagt ihr, mein Gram und meines Herzens Unrast
lebten im Schatten ihrer Brauen,
sich mühend, flatternd, um zu sterben
in traurigem Elend und Weh.
Importune pity at the last,
(Pity in those eyes should hover);
Recount my sighs and torments past
As annals of a constant lover
Spending, ending, many days
Of blasted hopes and slack delays.
Erfleht Erbarmen nun zum Schluß
(Erbarmen sollte in diesen Augen stehn);
zählt meine Seufzer auf und Qualen
als des beständig Liebenden Annalen,
der durchlitt und beendete viele Tage
zerplatzter Hoffnung und lustlosen Aufschubs.
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Trigonale 2010 – Das Programm - 67 -
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9. Never weather-beaten saile
9. Never weather-beaten saile
Never weather-beaten saile more willing bent to shore,
Never tyred pilgrims limbs
affected slumber more;
Then my weary spright now longs
to flye out of my troubled brest.
O come quickly sweetest Lord,
and take my soule to rest.
Nie war das wettergebeutelte Segel fürs Ufer mehr bereit,
nie waren des ermatteten Pilgers Glieder
vom Schlummer mehr erquickt;
jetzt sehnt mein müder Geist sich,
zu entfliehen der geplagten Brust.
O komme rasch, süßester Herr,
und leg' meine Seele zur Ruh'.
Ever-blooming are the ioyes of Heav'ns high paradice,
Cold age deafes not there our eares,
nor vapour dims our eyes;
Glory there the Sun outshines,
whose beames the blessed onely see:
O come quickly glorious Lord,
and raise my spright to thee.
Ewiglich blühen die Freuden in des Himmels hohem Paradies,
wo nicht frostige Zeit unsere Ohren betäubt
und kein Nebel die Augen trübt;
wo die Sonne überstrahlt von Glorie ist,
deren Schein nur die Seligen schaun:
O komme rasch, glorreicher Herr,
und heb' meinen Geist zu dir.
10. Now is the month of maying
10. Now is the month of maying
Now is the month of maying,
When merry lads are playing, fa la...
Each with his bonny lass
Upon the greeny grass. Fa la...
Nun ist der Monat Mai,
wenn fröhliche Burschen spielen, fa la...
jeder mit seinem lieben Schatz
auf dem grünen Gras. Fa la...
The Spring, clad all in gladness,
Doth laugh at Winter's sadness, fa la...
And to the bagpipe's sound
The nymphs tread out their ground. Fa la...
Der Frühling, ganz in Freude gewandet,
lacht über des Winters Traurigkeit, fa la...
Und zum Klang des Dudelsacks
schreiten die Nymphen ihre Runde. Fa la...
- 68 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 69 -
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Fie then! Why sit we musing,
Youth's sweet delight refusing? Fa la...
Say, dainty nymphs, and speak,
Shall we play barley-break? Fa la...
Wohlan! Was sitzen wir und sinnen,
verschmähen der Jugend süße Lust? Fa la...
Ihr zierlichen Nymphen, sagt, wann findet ihr euch ein
zu heiterem Liebesspiel? Fa la...
12. Scarborough Fair
12. Scarborough Fair
Are you going to Scarborough Fair?
Parsley, sage, rosemary and thyme
Remember me to one who lives there
For she once was a true love of mine.
Gehst du zum Markt in Scarborough?
Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian
erinnere eine an mich, die dort wohnt
war sie doch einst eine wahre Liebe mir.
14. Clear or cloudy
14. Heiter oder bewölkt
Clear or cloudy, sweet as April show'ring,
Smooth or frowning, so is her face to me;
Pleas'd or smiling, like mild May all flow'ring,
When skies blue silk
and meadows carpets be;
Her speeches notes of that night bird that singeth,
Who thought all sweet, yet jarring notes outringeth.
Heiter oder bewölkt, süß wie Schauer im April,
glatt die Stirn oder gerunzelt, so ist ihr Gesicht für mich.
Vergnügt oder lächelnd, wie der sanfte Mai ganz blühend,
wenn der Himmel blauer Seide gleicht
und wie Teppiche die Wiesen sind;
ihr Sprechen Töne vom Gesang des Vogels in der Nacht,
der süß zu singen dachte, doch seine Noten: schrill.
Her grace like June, when earth and trees be trimmed
In best attire of complete beauty's height.
Her love again like summer's days be-dimmed
With little clouds of doubtful constant faith.
Her trust, her doubt, like rain and heat in skies
Gently thund'ring, she lightning to mine eyes.
Ihre Anmut wie der Juni, da Erde und Bäume getrimmt
zu bester Gewandung für das vollkommen Schöne.
Ihre Liebe kann wie Sommertage sein, getrübt
von kleinen Wolken zweifelhaft beständigen Vertrauens.
Ihr Glaube, ihr Zweifel, wie Regen und Hitze im Himmel
sanft donnernd, so blitzt sie in meine Augen.
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- 70 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 71 -
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Sweet summer-spring, that breatheth life and growing
In weeds as into herbs and flowers,
And sees of service divers sorts in sowing,
Some haply seeming, and some being, yours:
Rain on your herbs and flowers that truly serve,
And let your weeds lack dew, and duly starve.
Der süße Sommer-Lenz, der Leben haucht und Wachstum
in Unkraut wie in Kräuter und in Blumen,
und sieht, daß dienlich ist verschied'ner Arten Saat,
von denen manche nur vielleicht und manche sicher dein:
Er soll beregnen deine Kräuter und die Blumen, die gebraucht,
jedoch dein Unkraut lassen unbenetzt, so daß zu Recht es dürstet.
15. There is a Ladie
15. Da ist eine Lady
There is a ladie sweet and kind,
Was never face so pleas'd my mind;
I did but see her passing by,
And yet I love her till I die.
Da ist eine Lady, süß und fein,
kein Antlitz je mir so gefiel;
zwar sah ich sie nur kurz vorübergehn,
und doch lieb' ich sie bis in den Tod.
Her gesture, motion, and her smiles,
Her wit, her voice, my heart beguiles,
Beguiles my heart, I know not why,
And yet I love her till I die.
Ihre Haltung, ihr Gang und ihr Lächeln,
ihr Geist, ihre Stimme ergreifen mein Herz,
ergreifen mein Herz, ich weiß nicht warum,
und doch lieb' ich sie bis in den Tod.
Her free behaviour, winning looks,
Will make a lawyer burn his books;
I touch'd her not, alas! not I,
And yet I love her till I die.
Ihr freies Benehmen, gewinnendes Ausseh'n
ließen gar einen Anwalt seine Bücher verbrennen;
ich berührte sie nicht, ach, nicht ich,
und doch lieb' ich sie bis in den Tod.
Had I her fast betwixt mine arms,
Judge you that think such sports were harms,
Were't any harm? no, no, fie, fie,
For I will love her till I die.
Hätt' ich sie rasch in meine Arme genommen,
dann richtet mich, die ihr denkt, daß solch Verhalten schadet.
wär's irgendein Schaden? Nein, nein, pfui, pfui,
denn ich liebe sie bis in den Tod.
- 72 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 73 -
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Should I remain confined there
So long as Phœbus in his sphere,
I to request, she to deny,
Yet would I love her till I die.
Bliebe ich nun eingesperrt
so lang wie Phoebus auf seiner Bahn,
dieweil ich sie bitte – und sie sich verweigert,
würd' ich doch sie lieben bis in den Tod.
Cupid is winged and doth range,
Her country so my love doth change:
But change she earth, or change she sky,
Yet will I love her till I die.
Cupido hat Flügel und streift umher,
und meine Liebste verändert so ihr Land.
Aber ob sie die Erde verändert oder den Himmel,
ich liebe sie doch bis in den Tod.
17. Joan, quoth John
17. Joan, sprach John
»Joan«, quoth John, »when will this be?
Tell me when wilt thou marry me?
My cow and eke my calf and rent,
my land and all my tenement.
Say, Joan, what wilt thou do?
I cannot come every, every, every day to woo.
To woo, to woo, to woo
I cannot come every day to woo.«
»Joan«, sprach John, »wann wird es sein?
Sag an, wann heiratest du mich?
Die Kuh, das Kalb dazu, die Pacht,
mein Land, all den Besitz?
Sag, Joan, was wirst du tun?
Ich kann nicht kommen jeden, jeden, jeden Tag zu freien dich.
Zu freien, freien, freien,
Ich kann nicht kommen jeden Tag, um dich zu frei'n.«
»John«, quoth Joan, »is there such haste?
Look ere you leap, lest you make waste.
If haste you have with me to wed,
more belongs to a bride's bed.
Wherefore thus must you do:
Day and night come every, every, every hour to woo.
To woo, to woo, to woo
Come every hour to woo.
»John«, sprach Joan, »ist solche Eil'? Bevor du springst,
die Augen auf, dann fällst du nicht.
Willst hastig mich zur Ehe treiben?
'S braucht mehr, ein Brautbett zu besteigen.
Drum mußt du dieses tun:
Tag und Nacht jede, jede, jede Stund' kommen zu freien mich.
Zu freien, freien, freien,
mußt kommen jede Stunde mich zu frei'n.
- 74 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 75 -
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John if you will needs me have, this is that which I do crave:
To let me have my will in all,
and then with thee I'll never brawl.
Say, John, shall this be so?
Then you need not come every,
every, every hour to woo.
To woo, to woo, to woo
Then you need not come every hour to woo.«
John, wenn du mich haben willst, so verlang' ich:
daß du dich fügst in allem meinem Willen,
dann zank' ich nie mit dir.
Sag, John, soll es so sein?
Dann brauchst nicht kommen jede,
jede, jede Stund' zu freien mich.
Zu freien, freien, freien,
dann brauchst nicht kommen jede Stunde mich zu frei'n.«
18. Mother, I will have a husband
18. Mutter, ich werde einen Gatten haben
Mother, I will have a husband,
and I will have him out of hand.
Mother, I will sure have one,
in spite of her that will have none.
John a Dun should have had me long ere this,
He said I had good lips to kiss, to kiss, to kiss.
Mother, I will sure have one,
in spite of her that will have none.
For I have heard 'tis trim when folks do love
By good Sir John I swear now I will prove.
For Mother, I will sure have one,
in spite of her who will have none.
To the town therefore will I gad,
to get me a husband good or bad.
Mother, I will have a husband,
and I will have him out of hand.
Mother, I will sure have one,
in spite of her that will have none.
Mutter, ich werde einen Gatten haben,
und ich krieg' ihn gleich.
Mutter, sicher werd' ich einen haben,
ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'.
John a Dun sollt' mich längst schon haben müssen,
er sagte, ich hätt' gute Lippen zum Küssen, Küssen, Küssen.
Mutter, sicher werd' ich einen haben,
ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'.
Da ich doch hörte, ganz in Ordnung sei es, wenn die Leute lieben,
genau, Sir John, drum schwör' ich, jetzt es zu beweisen.
Denn, Mutter, sicher werd' ich einen haben,
ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'.
So schlendere ich zur Stadt und fang' mir,
ob gut oder böse, einen Gatten ein.
Mutter, ich werde einen Gatten haben,
und ich krieg' ihn gleich.
Mutter, sicher werd' ich einen haben,
ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'.
- 76 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 77 -
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20. Phillis, I fain would die now
20. Phillis, am liebsten wollt' ich sterben
Phillis, I fain would die now,
O to die what should move thee,
for that you do not love me,
Phillis, am liebsten wollt' ich sterben,
ach, sterben, denn wie könnte ich dich rühren,
da du mich doch nicht liebst.
I love thee, but plain to make it,
ask what thou wilt and take it.
Ich liebe dich, doch um es dir zu zeigen sage ich:
erbitte eine Gunst und nehme sie entgegen.
O sweet then this I crave thee,
since you to love will have me,
give me in my tormenting,
One kiss for my contenting.
Dann flehe ich dich sehnlichst an,
da du einst mein sein wirst:
schenk' mir in meiner Seelenqual
zu meinem Glück nur einen Kuss.
This unawares doth daunt me,
else what thou wilt I grant thee.
Du ängstigst unversehens mich,
erbitte eine andere Gunst und sie ist dein.
Ah Philis, well I see then,
My death thy Joy will be then,
Ah Phillis, ich erkenne:
mein Tod wird deine Freude sein.
O no, no, no, I request thee,
to tarry but some fitter time and leisure.
Oh nein, oh nein, ich bitte dich, verweile,
bis Zeit und Anlass uns gewogen sind.
Alas, death will arrest me,
you know before I shall possess this treasure,
Ach, der Tod wird mich ereilen,
bevor ich diesen Schatz in meinen Händen halte.
No no no no, dear, do not languish,
Temper this sadness,
for time and love with gladness,
Once ere long will provide for this our anguish.
Nein, nein, Liebster, ermatte nicht,
und mäßige dich in deiner Trauer,
denn Zeit und Liebe werden früher oder später
uns aus dieser Qual befreien.
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- 78 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 79 -
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21. The Maid who sold her Barley
21. Von der Maid, die ihre Gerste verkauft hat
It's cold and raw the north winds blow
Black in the morning early,
When all the hills were covered with snow
Oh then it was winter fairly.
As I was riding o'er the moor
I met a farmer's daughter
Her cherry cheeks and sloe-black hair
They caused my heart to falter.
Kalt bläst der raue Nordwind her
am dunklen frühen Morgen.
Und alle Hügel unter Schnee
der Winter hat verborgen.
Ein Landmädchen mit schwarzem Haar
wie Schleedorn, ros'gen Wangen,
traf ich bei meinem Ritt durchs Moor.
Sie nahm mein Herz gefangen.
I bowed my bonnet very low
To let her know my meaning.
She answered with a courteous smile
Her looks they were engaging.
"Where are you bound my pretty maid,
It's now in the morning early?"
The answer that she made to me,
"Kind sir, to sell my barley."
Ich zog die Kappe tief vor ihr,
zu zeigen ihr mein Sinnen.
Sie lächelte gar nett, um mich
mit Blicken zu gewinnen.
»Wo gehst du hin, mein Kind, wohin
musst du so früh schon laufen?
Zur Antwort gab sie: »Lieber Herr,
hab Gerste zu verkaufen.«
"Now twenty guineas I've in my purse
And twenty more that's yearly.
You need not go to the market town
For I'll buy all your barley.
If twenty guineas would gain the heart
Of the maid I love so dearly,
All for to tarry with me one night
And go home in the morning early."
»Hab zwanzig Guineas im Portmonnaie,
und zwanzig hab ich im Jahr.
Zum Markt brauchst nicht mehr gehn,
ich kauf die ganze Gerste da.
Und zwanzig Guineas gebe ich gern,
bekomm ich dein Herz dafür.
Verbring mit mir doch diese Nacht
und Geh erst früh morgens von mir.«
- 80 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 81 -
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As I was riding o'er the moor
The very evening after,
It was my fortune for to meet
The farmer's only daughter.
Although the weather being cold and raw
With her I thought to parley.
The answer that she made to me,
"Kind sir, I've sold my barley."
Und wieder ritt ich durch das Moor
am Tag danach zur Abendzeit.
Es war mein Glück, ich traf des Bauern
einz'ge Tochter da erneut.
Zwar war das Wetter kalt und rau,
doch bat ich sie: »Sag jetzt nicht nein!«
Zur Antwort gab sie: »Lieber Herr,
verkauft hab ich die Gerste mein.«
23. The Saucy Sailor
23. Der freche Seemann
Come, my dearest, come, my fairest,
Come and tell unto me,
Will you pity a poor sailor boy,
Who has just come from sea?
Komm, o Liebste, komm, o Schönste,
komm und sag mir, ob du
dich Erbarmst des armen Seemanns wohl,
grad vom Meer heimgekehrt.
I can fancy no poor sailor:
No poor sailor for me!
For to cross the wide ocean
Is a terror to me.
Ich will keinen armen Seemann,
bloß kein armer Matros'!
Salzgewässer zu befahren
ist ein Albtraum für mich.
You are ragged, love, you are dirty, love,
And your clothes they smell of tar.
So begone, you saucy sailor boy,
So begone, you Jack Tar!
Du bist schäbig, Schatz, du bist dreckig, Schatz,
deine Kleidung stinkt nach Teer.
Los, hau ab, du frecher Seefahrer,
fort, du teeriger Kerl!
- 82 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 83 -
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If I'm ragged, love, if I'm dirty, love,
If my clothes they smell of tar,
I have silver in my pocket, love,
And of gold a bright store.
Bin ich schäbig, Schatz, bin ich dreckig, Schatz,
stinkt die Kleidung auch nach Teer,
Hab doch Silber in der Tasche, Schatz,
und ein Lager voll Gold.
When she heard those words come from him,
On her bended knees she fell.
To be sure, I'll wed my sailor,
For I love him so well.
Als sie seine Worte hörte,
fiel sogleich sie auf die Knie.
Sicher frei'n will ich mein'n Seemann.
Lieb ich ihn doch so sehr.
Do you think that I am foolish?
Do you think that I am mad?
That I'd wed with a poor country girl
Where no fortune's to be had?
Hältst du mich denn gar für töricht?
Hältst du mich für so verrückt,
dass ich nehm' ein armes Landmädchen,
wo kein Glück zu machen ist?
I will cross the briny ocean
Where the meadows they are green;
Since you have had the offer, love,
Another shall have the ring.
So befahr' ich salz'ge Meere,
dorthin wo die Wiesen grün;
den Antrag, Liebchen, macht' ich dir,
'ne andre kriegt meinen Ring.
For I'm young, love, and I'm frolicksome,
I'm good-temper'd, kind and free.
And I don't care a straw, love,
What the world says of me.
Bin noch jung und voller Übermut,
ich bin munter, froh und frei.
Keinen Deut drum mich kümm're,
was die Welt von mir spricht.
- 84 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 85 -
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26. The Wraggle-Taggle Gypsies, O!
26. Die lottrigen Zigeuner, O!
There were three gypsies a-come to my door,
And downstairs ran this lady, O!
One sang high and another sang low,
And the other sang bonny, bonny Biscay, O!
Ja drei Zigeuner, die kamen ans Tor,
hinab gleich lief die Lady, O!
Hoch sang einer, der andre sang tief,
und der dritte sang »Schön, o schön Biscaya, O!«
Then she pulled off her silk finished gown
And put on hose of leather, O!
The ragged, ragged rags about our door,
She's gone with the wraggle-taggle gypsies, O!
Schon zog sie aus ihr seidenes Kleid
legt' an die Hos' aus Leder, O!
Die lump-zerlumpten Lumpen dort beim Tor.
Ab ging's mit den lottrigen Zigeunern, O!
It was late last night when my lord came home,
Enquiring for his a-lady, O!
The servants said on ev'ry hand:
She's gone with the wraggle-taggle gypsies, O!
Letzte Nacht gar spät kam mein Herr nach Haus
verlangte nach seiner Lady, O!
Die Diener sagten nur so viel:
Sie ging mit den lottrigen Zigeunern, O!
O, saddle to me my milk-white steed,
Go and fetch me my pony, O!
That I may ride and seek my bride,
Who's gone with the wraggle-taggle gypsies, O!
O, sattelt die weiße Stute mir,
geht und holt mir mein Pony, O!
Sodass ich reit' und such' die Braut,
die ging mit den lottrigen Zigeunern, O!
O, he rode high and he rode low,
He rode through woods and copses too,
Until he came to an open field,
And there he espied his a-lady, O!
O, über Berg und Tal er ritt,
er ritt durch Wälder und Gehölz,
bis dass er kam an ein off'nes Feld,
und dort er erspäht' seine Lady O!
- 86 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 87 -
2
2
What makes you leave your house and land?
What makes you leave your money, O!
What makes you leave your new wedded lord?
To go with the wraggle-taggle gypsies, O!
Was treibt dich fort von Haus und Land?
Dein Geld zurückzulassen, O!
Vom neu vermählten Lord wegzugehn?
Zu ziehn mit den lottrigen Zigeunern, O!
What care I for my house and land?
What care I for my money, O!
What care I for my new wedded lord?
I'm off with the wraggle-taggle gypsies, O!
Was kümmert mich mein Haus und Land,
was kümmert mich mein Geld schon, O!
Und was mein neu getrauter Gemahl?
Bin weg mit den lottrigen Zigeunern, O!
Last night you slept on a goose-feather bed
With the sheet turned down so bravely, O!
And tonight you'll sleep in a cold open field,
Along with the wraggle-taggle gypsies, O!
Noch letzte Nacht schliefst im Daunenbett du
wohl auf Laken, fein zurechtgemacht.
Und heut Nacht willst du schlafen auf offenem Feld,
umgeben von lottrigen Zigeunern, O!
What care I for a goose-feather bed?
With the sheet turned down so bravely, O!
For tonight I shall sleep in a cold open field Along with the wraggle-taggle gypsies, O!
Was brauche ich ein Gäns-Daunenbett
mit den Laken, fein zurechtgemacht?
Schlaf heut Nacht auf dem kalten und offenen Feld umgeben von lottrigen Zigeunern, O!
- 88 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 89 -
2
Qua d r i g a Co n s o rt
2
Das österreichische Ensemble Quadriga Consort hat sich seit
seiner Gründung durch den Cembalisten Nikolaus Newerkla
im Jahr 2000 mit alter Musik jenseits der heute üblichen
Kategorisierung in E- und U-Musik auch über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen gemacht. Bereits mit
ihrem ersten Programm Ground (CD 2003, Label Harp,
Berlin) überraschten die MusikerInnen mit kompromisslosen Interpretationen und ungekannter Frische, fernab aller
Konventionen.
Besonders seit der Zusammenarbeit mit der aus Südafrika
stammenden Jazz- und Popsängerin Elisabeth Kaplan kann
das Quadriga Consort auf zahlreiche Auftritte bei renommierten Festivals in ganz Europa und den USA verweisen.
Mit innovativen Programmen zwischen alter populärer traditioneller Musik und Renaissance- und Barockmusik aus
England, Irland und Schottland ist Quadriga Consort nicht
nur in Österreich, sondern auch in ganz Europa und Amerika aufgetreten. In Amerika wurde dem Quadriga Consort der
wohl treffendste Titel verliehen: »The Austrian Renaissance
Band«. Unverwechselbares Markenzeichen des Ensembles:
Einstimmig überlieferte Melodien und Lieder, meist traditioneller Natur oder ohne bekannte Komponisten, werden neu
und ohne Scheu davor, musikalische Kategorisierungen zu
durchbrechen, für historisches Instrumentarium (Gamben,
Blockflöten, Barock-Cello, Cembalo, Rahmentrommeln und
andere Perkussionsinstrumente) arrangiert. Die vielgelobte
- 90 - Trigonale 2010 – Das Programm
Bühnenpräsenz und Live-Stärke des Ensembles, allen voran die der Frontfrau Elisabeth Kaplan, hat sich mittlerweile
sowohl bei Alte-Musik-Freunden wie auch bei Pop- und
Folk-Fans herumgesprochen.
Das Ensemble ist Preisträger der Gotthard-Schierse-Stiftung
in Berlin sowie der European Recorder Teachers Association,
den einzelnen MusikerInnen wurden Stipendien und Auszeichnungen zuerkannt, so sind etwa die beiden Blockflötistinnen Trägerinnen des Würdigungspreises der Gesellschaft
der Freunde der Musikuniversität Graz.
CD-Einspielungen bei der ORF-Edition Alte Musik und
Gramola dokumentieren in jüngster Zeit das Schaffen des
Quadriga Consort (CD As I Walked Forth, 2005, CD By Yon
Bonnie Banks, 2007 – ausgezeichnet mit 5 Sternen des internationalen Goldberg Magazine, CD Songs from the British
Isles, 2010).
Das Quadriga Consort ist nunmehr beim renommierten französischen Label Alpha unter Vertrag. Die CD »Ships Ahoy!«
erscheint 2011.
www.quadriga-consort.at
Trigonale 2010 – Das Programm - 91 -
2
Das E n s e mb le Mik ad o hat sich auf die Musik des
Mittelalters und der Renaissance spezialisiert.
2
Aut o g r a mme
Auf der Suche nach neuen Wegen, Alte Musik zu interpretieren, entstehen aufregende Besetzungen und unkonventionelle Arrangements. In ihren Programmen legen die Musiker darüber hinaus besonderen Wert auf die Verbindung
von virtuosen Stücken mit sinnlicher, feinst komponierter
Musik, die sie voller Leidenschaft auf historischen Instrumenten interpretieren.
2
Zahlreiche Konzertauftritte führten das Ensemble unter anderem in die Schweiz, nach Liechtenstein, Polen, Italien und
Belgien, zu den Wiener Blockflötentagen, zu den »Hörgängen« im Wiener Konzerthaus, den ISCM Welt-Musiktagen,
zum Festival für Alte Musik in Brežice/Slowenien, zum Festival für Alte Musik in Bozen/Italien, zum Festival Wratislavia Cantans in Polen, Festival Aqua Musica und Oude-Muziek-Network in den Niederlanden, zum MDR-Musiksommer
und zu den Tagen Alter Musik in Regensburg. Auch bei der
trigonale war das Ensemble schon zu Gast.
Das Ensemble Mikado ist der Gewinner des Wettbewerbs
IYAP-EM (International Young Artists' Presentation –
Early Music).
www.ensemblemikado.com
mail@ensemblemikado.com
- 92 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 93 -
Samstag, 11.09., 22.00 Uhr
Bürgerspitalskirche St. Veit
3
Eternità e Amore
E inle itun g
Geistliche Motetten und weltliche Kantaten –
ein musikalischer Vergleich
Der erste Teil dieses Programms besteht aus einer Auswahl
Barbara Strozzis weltlicher Kantaten für Sopran und Continuo. Diese Stücke wurden sicherlich mit dem Hintergedanken komponiert, die Virtuosität der Sängerin zur Schau
zu stellen. In den meisten Fällen wurden sie höchstwahrscheinlich von der Komponistin selbst aufgeführt, und zwar
bei den Treffen der Accademia degli Unisoni, die eigens zu
diesem Zweck von Barbaras Vater Giulio Strozzi gegründet
worden war.
Bella Discordia
Der zweite Teil zeigt geistliche Werke der selben Komponistin. Unzweifelhaft haben diese Motetten die gleiche hohe
musikalische Qualität wie ihre weltlichen Schwestern, allerdings ist der Zweck ein gänzlich anderer: Diese Musik soll
die Andacht wecken und die Aufmerksamkeit des Zuhörers
auf den Schöpfer beziehungsweise die Heilige Maria lenken.
Konzert mit
von Angélica Castelló
Im Laufe des 17. Jahrhunderts begannen die Komponisten,
dramatische musikalische Elemente, wie z.B. Rezitative und
Arien, die bis dahin der weltlichen Musik, besonders der
Oper, vorbehalten waren, auch in die Kirchenmusik einzuführen. An den geistlichen Werken von Barbara Strozzi kann
man das deutlich erkennen, auch wenn ihre Kirchenmusik
wesentlich weniger exzentrisch ist als viele ihrer weltlichen
- 94 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 95 -
3
Stücke – immerhin geht es hier ja nicht darum, die Fähigkeiten der Sängerin unter Beweis zu stellen, sondern darum,
die Gedanken des Zuhörers zu sammeln und ihn nicht etwa
durch allzu waghalsige Harmonien oder Koloraturen abzulenken.
3
Barbara Strozzi – eine Schülerin Franceso Cavallis – war eine
der erfolgreichsten Komponistinnen des 17. Jahrhunderts.
Zwischen 1644 und 1664 wurden in Venedig nicht weniger als
acht Bücher mit Vokalmusik von Barbara Strozzi gedruckt.
Bis auf eine Ausnahme sind alle ihre Publikationen weltliche
Werke; die darin enthaltenen Madrigale, Arien und Kantaten
sind im typischen Stil des mittleren siebzehnten Jahrhunderts geschrieben, in dem auch berühmte Kollegen wie Luigi
Rossi, Giacomo Carissimi und Antonio Cesti ihre Kantaten
komponierten. Die Widmungsträger ihrer frühen Sammlungen waren allesamt wichtige Persönlichkeiten, die erstaunlicherweise zum Großteil außerhalb Venedigs, oft sogar im
Ausland, ansässig und tätig waren. So auch im Falle der
beiden Bücher, aus denen die Musik des heutigen Abends
stammt:
Strozzis opus 5 (Sacri musicali affetti, 1655) sind der Innsbrucker Erzherzogin Anna de'Medici gewidmet, opus 2
(Cantate, ariette e duetti, 1651) dem Kaiser Ferdinand III.
von Österreich.
auch genügend Ausdauer für lange Legato-Abschnitte.
Wie die meisten Sänger ihrer Zeit begleitete sie sich vermutlich selbst, vielleicht mit einer Laute oder Theorbe.
Für welches Publikum waren Barbara Strozzis Lieder gedacht? Wem wurden sie vorgetragen? Man kann davon ausgehen, dass ihre Kantaten, ebenso wie die ihrer Zeitgenossen, in kleinem Rahmen aufgeführt wurden, etwa in Künstlerateliers oder als Unterhaltung in den Akademien. Leider
haben wir keine konkreten Hinweise mehr für Strozzis eigene Aufführungen nach ihren Auftritten bei den UnisoniTreffen in den späten 1630er Jahren. Es ist aber anzunehmen, dass sie auch weiterhin unter ähnlichen Umständen
aufgetreten ist. Ihre Kompositionen bleiben eng mit ihren
Aktivitäten als Sängerin verbunden.
Mit ihrer letzten Publikation im Jahr 1664 verschwindet
Barbara Strozzis Spur für die Nachwelt. Sie hinterlässt kein
anderes Testament oder Zeugnis als ihre Werke. Ihre Konzerte in der Akademie und ihre acht Publikationen sind alles, was wir mit Sicherheit von dieser außergewöhnlichen,
talentierten, schönen, intelligenten und geschäftstüchtigen
Frau kennen.
Reinhild Waldek
Barbara Strozzis Werke sind eindeutig die Musik einer Sängerin, geschrieben für die Komponistin selbst. Barbaras eigene Stimme muss demzufolge ein leichter Sopran gewesen
sein, mit genügend Flexibilität für schnelle Passagen, aber
- 96 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 97 -
3
Pro g r a mm
Geistliche Motetten und weltliche Kantaten von
Barbara Strozzi (1619 – 1677)
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1. Donna di maestá
5. Ardo in tacito foco
Cantate (per le nozze della Imperial Maestá di Ferdinando
Terzo di Austria con la serenissima Leonora Seconda di
Mantova) [Opus 2; Cantate, ariette e duetti, Venice 1651]
Cuore che reprime alla lingua di manifestare il nome della
sua cara [Opus 3]
Kantate (für die Hochzeit Seiner kaiserlichen Majestät Ferdinand des Dritten von Österreich mit der durchlauchtigsten
Leonore der Zweiten von Mantua) [Opus 2, Kantaten, Arien
und Duette, Venedig 1651]
Das Herz verbietet der Zunge, den Namen seiner Angebeteten
zu verraten [Opus 3]
6. Salve sancta caro
[Opus 5]
2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi
7. Mater Anna
[Opus 2]
[Opus 5]
3. L'amante bugiardo
8. O Maria
[Opus 2]
[Opus 5]
4. Lilla crudele ad onta d'Amore
[Opus 2]
- 98 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 99 -
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T e x te
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1. Donna di Maestá
1. Donna di Maestá
Donna di maestà, di valor tanto,
lascia al tuo regio merto i regni angusti
e l'Austria vieni a fecondar di Augusti.
Eroina bellissima di Manto,
se dal nume terren del gran Fernando
al trono eletta imperial tu sei,
ascolta, o dea benigna, i prieghi miei
ch'a un ciel di cortesia devoti io mando.
Erhabene und hochgeschätzte Dame,
überlass deinem königlichen Gemahl die Sorge um das Reich
und komm und beschenke Österreich mit erlauchten Erben.
Schönste Heldin Mantuas
erwählt bist du durch göttliche Fügung
auf den irdischen Thron des großen Kaisers Ferdinand.
Höre, oh geneigte Gottheit, meine Gebete,
die ich gläubig flehend an den Himmel richte.
Dalle sfere più belle
scenda Imeneo, deh scenda!
Al foco delle stelle
allumi la sua face e i cori accenda.
Aus den höchsten Himmelssphären
Steige Hymen herab, er steige herab!
Am Feuer der Sterne
entzünde er seine Fackel und entflamme die Herzen.
Se mai lieto venisti,
vola Imeneo, deh vola,
e con sì grati acquisti
de' gravi affanni suoi l'Austria consola.
Wenn du je freudig gekommen bist,
flieg, Hüter der Ehe, ja flieg,
und tröste Österreich mit solch angenehmem Gewinn
in seiner großen Not.
Su presti, su presti,
Amori celesti!
Fugate le noie,
portate le gioie!
Vezzosi, scherzosi,
Auf, auf, flink, ihr
himmlischen Liebesgötter!
Verjagt die Sorgen
bringet Freuden!
Ihr Anmutigen, Verspielten,
- 100 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 101 -
3
3
di veri diletti
empiteci i petti.
Si eterni l'ardore,
lieto quaggiù s'imparadisi il core.
mit wahren Freuden
erfüllt uns die Brust.
Ewiglich währe die Glut,
hier unten schaffe sich das Paradies ein fröhliches Herz.
Di quattr'aquile gonzaghe
la primiera quella fu
che portar sull'ali vaghe
seppe in Vienna la virtù.
Von den vier Adlern Gonzagas
war der erste derjenige
der auf schönen Schwingen
die Tugend nach Wien zu bringen wusste.1)
La seconda il caro nido
col suo Cesare farà
e di prole augusta il lido
del Danubio arrichirà.
Der zweite wird ein trautes Nest
mit dem Kaiser bauen
und mit erlauchter Nachkommenschaft
die Gestade der Donau bereichern.2)
Voi nasceste, o Leonore,
per due Cesari bear:
gran figliuol, gran genitore
voi veniste a ravvivar.
Ihr, Leonore, seid geboren
gleich zwei Kaiser zu beglücken:
einen großen Sohn3) und einen großen Vater4)
neu zu beleben seid ihr gekommen.
Questo è il grido comun del mondo in guerra,
sazio di fiere strepitose trombe;
son di estinti guerrier carche le tombe,
di viventi miglior vota è la terra.
Die gesamte Welt schreit auf im Krieg,
übersatt von stolz schmetternden Trompeten.
Von getöteten Kriegern sind die Gräber voll,
der besten Lebenden beraubt ist die Erde.
A sì bella concordia
di due sposi beati
fuggite, voi mal nati
mostri dell'eresia della discordia.
Vor solch schöner Eintracht
zweier glücklicher Brautleute
flieht, ihr unseligen
Monster Häresie und Spaltung.
- 102 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 103 -
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Inesorabili,
inevitabili
e spaventevoli,
abbominevoli,
entro i vostri dirupi
intanatevi, o lupi!
Ihr unerbittlichen,
unüberwindbaren,
fürchterlichen
und abscheulichen Wölfe,
in eure Abgründe
verkriecht euch, ihr Wölfe!
Ogni discordia spengasi
ad union sì piena,
di amor in sulla scena
di tamburo infernal rumor non sentasi.
Inescusabili,
imperdonabili,
serpenti orribili,
d'urli e di sibili
entro i tartarei laghi profondatevi, o draghi!
Alle Zwietracht verlösche
vor einem so vollkommenen Bund.
Auf dieser Bühne der Liebe
höre man keinen Lärm einer höllischen Trommel.
Ihr nicht zu entschuldigenden,
nicht zu verschonenden,
schrecklichen Schlangen,
unter Brüllen und Zischen,
stürzt euch in die Seen der Unterwelt, ihr Drachen!
Su presti, su presti,
Amori celesti!
Fugate le noie,
portate le gioie!
Vezzosi, scherzosi,
di veri diletti
empiteci i petti.
Si eterni l'ardore,
lieto quaggiù s'imparadisi il core.
Auf, auf, flink, ihr
himmlischen Liebesgötter!
Verjagt die Sorgen
Bringet Freuden!
Ihr Anmutigen, Verspielten,
mit wahren Freuden
erfüllt uns die Brust.
Ewiglich währe die Glut,
hier unten schaffe sich das Paradies ein fröhliches Herz.
- 104 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 105 -
3
Gl'augusti sposi
tra dolcezze tenere
d'un ' aurea pace ogni tranquillo godino,
mentre un santo Imeneo fa che s'annodino
l'austriaco Marte e la gonzaga Venere.
Mögen sich die erlauchten Brautleute
unter zärtlichen Liebkosungen
der Ruhe eines goldenen Friedens erfreuen,
während ein heiliger Hymen bewirkt,
dass Mars und Venus, Österreich und Gonzaga, eins werden.
1)
Adler ist auf Italienisch weiblich, wodurch im Bild die Adler aus
dem Wappen der Gonzaga als Frauen auftreten können.
2)
Gemeint ist hier Eleonore I von Gonzaga (1598-1655),
die Ferdinand II von Österreich (1578-1637) als tugendsame
Jungfrau geheiratet hatte und deren Ehe kinderlos blieb.
3
Eleonore II, 1630-1686, die Widmungsträgerin der Kantate.
Sie heiratete 1651 Ferdinand III (1608-1657), der bereits zweifach
verwitwet war.
3)
Ferdinand IV(1633-1654), der Sohn Ferdinands III aus erster Ehe,
»gran figlio«, also Leonores Stiefsohn.
4)
Ferdinand III, Vater des obigen, »gran padre«.
Übersetzung: Brita Käßmayer
- 106 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 107 -
3
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2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi
2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi
Voi pur, begli'occhi, sete
porte d'un paradiso,
voi tra lo scherzo e 'l riso
in ciel m'introducete
Ma tanto il cor m'ardete
che dal mio foco eterno
per le porte del ciel corro all'inferno.
Ihr, schöne Augen, seid wirklich
die Pforten eines Paradieses,
ihr führt mich unter Scherzen und Lachen
in den Himmel hinein, ihr seid wirklich schöne Augen!
Doch dermassen entzündet ihr mein Herz,
dass ich durch mein ewiges Feuer
durch die Pforten des Paradieses zur Hölle eile.
Sì, bei seno, che tu sei
una neve animata,
sì che tua giogia grata
consola gl'ardor miei.
Ma tanto alfin godei
che grande a poco a poco
fra le falde di gel provo il mio foco.
Ja, schöner Busen,
welch ein beseelter Schnee bist du;
ja, wie tröstet deine willkommene Wonne meine Gluten,
ja, welch schöner Busen bist du!
Aber schließlich hab ich's so genossen,
dass unter den Eisflocken mein Feuer
größer und größer wurde.
Voi pur, bei crini, adoro,
cari dolci legami,
voi, preziosi stami
del mio ricco tesoro.
Ma della selva d'oro
se non mi fate un dono,
fra le miniere d'or povero io sono.
Auch euch, schöne Haare, bete ich an,
teure, sanfte Fesseln,
euch kostbare Fäden
meines reichen Schatzes, auch euch, schöne Haare, bete ich an!
Aber wenn ihr mit von diesem Wald aus Gold
kein Geschenk macht, dann bin ich arm
inmitten der Goldmine.
- 108 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 109 -
3
No, no, pomi e rubini,
che voi non pareggiate
di quelle labbra amate
i coralli divini.
Ma non mai ne' giardini
di quella bella bocca
coglier quanti vorrei baci mi tocca.
Nein, es gibt keine Früchte und Edelsteine,
denen ihr nicht gleichkommt,
ihr göttlichen Korallen
jener geliebten Lippen,
nein, keine Früchte noch Edelsteine!
Aber nie darf ich in den Gärten jenes schönen Mundes
soviele Küsse ernten wie ich möchte.
3
3
Übersetzung: Andreas Wernli
3. L'amante bugiardo
3. Der verlogene Liebste
I miei giorni sereni
infetti col tuo sguardo
e col sospir bugiardo
l'aria tu m'avveleni.
Ah, scherza e non schernire,
ah, mira e non mentire!
Ma falso e menzogner se parli o taci,
i vezzi hai finti e traditori i baci.
Provo dalle bugie
un'aria tormentata
da tue frodi abitata
e dalle furie mie.
Ah, giura e non mentire,
ah, taci e non tradire!
Ma falso e menzogner se parli o taci,
i vezzi hai finti e traditori i baci.
Meine heiteren Tage:
vergiftet mit deinem Blick! und deine falschen Seufzer:
die Luft hast Du mir verpestet!
Ach, scherze du nur - doch spotte nicht,
ach, schau mich an und lüge nicht!
Doch falsch und verlogen, ob du schweigst oder sprichst,
sind deine angeblichen Zärtlichkeiten und verräterischen Küsse.
Ich fühle von all den Lügen
den Frieden um mich ganz zerquält,
alles ist angefüllt von deinem Trug
und meiner Wut.
Ach, schwör du nur - doch belüg mich nicht,
ach, schweige still und betrüg mich nicht!
Doch falsch und verlogen...
Übersetzung: Maria Jonas
- 110 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 111 -
3
4. Lilla crudele ad onta d'Amore
4. Die grausame Lilla verhöhnt Amor
Lascia sì la benda e l'ali,
cieco fanciul di Venere!
Dell'arco e degli strali
fa' pur, fanne pur cenere,
spegni, spegni la face
mentre accender, Amore,
non puoi di Lilla il core:
troppo l'esser crudel, troppo le piace!
Taci si, bamboccio dio!
Non trattar più d'uccidere,
che dei tuoi strali anch'io
vo' pur burlarmi e ridere,
frena, frena l'ardire.
Tu ti vanti, insolente,
di stral onnipotente
e una femmina vil, non puoi ferire!
Laß doch die Binde und Flügel,
du blindes Kind der Venus!
Den Bogen und die Pfeile
mach, mach sie nur gleich zu Asche!
Lösche, lösch die Fackel kannst ja, Amor,
nicht einmal Lillas Herz entzünden:
Gar zu sehr gefällt's ihr, gar zu sehr, das Grausamsein!
Sei still, du dickes Kind von einem Gott!
Leg's nicht mehr auf's Zielen an,
ich will an deinen Pfeilen nämlich bloß
meinen Spaß haben und drüber lachen.
Zügle, zügel deinen Eifer!
Du rühmst dich, Frechdachs,
deines allmächtigen Pfeils
und kannst nicht einmal eine gewöhnliche Frau verwunden!
Übersetzung: Maria Jonas
- 112 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 113 -
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3
5. Ardo in tacito foco
5. Ich brenne in schweigendem Feuer
Cuore che reprime alla Lingua di manifestare il
Nome della sua Cara
Das Herz verbietet der Zunge, den Namen
seiner Angebeteten zu verraten
Ardo in tacito foco,
neppure m'è concesso
dal geloso cor mio
far palese a me stesso
il nome di colei ch'è 'l mio desio,
ma nel carcer del seno
racchiuso tien l'ardore,
carcerier di se stesso, il proprio core
e appena sia contento
con aliti e sospiri
far palese alla lingua i suoi martiri.
Ich brenne in schweigendem Feuer,
und mein eifersüchtiges Herz
erlaubt mir nicht,
den Namen meiner Begehrten
bekannt zu machen.
Aber im Kerker meiner Brust
hält mein Herz als sein eigener Wärter
die Glut verschlossen.
Und es begnügt sich allein damit,
durch Hauchen und Seufzen
der Zunge seine Leiden zu offenbaren.
Se pur per mio ristoro
con tributi di pianto
mostrar boglio con fede
a quella ch'amo tanto
che son d'amor le lagrime mercede,
ecco 'l cor ch'essalando
di più sospiri il vento,
assorbe il pianto e quell'umor n'ha spento
e con mio duol m'addita
che gl'occhi lagrimanti
sono mutole lingue negli amanti.
Qual sia l'aspro inio stato
Wenn ich zu meiner Labung
mit tränenreichen Bekundungen
ihr, die ich so sehr liebe,
treu zeigen will,
dass diese Tränen der Lohn der Liebe sind,
sieh, dann haucht das Herz
mehr Seufzer aus als der Wind, saugt es die Tränen auf und
hat diese Stimmung ausgelöscht.
Und zu meinem Schmerz zeigt es mir,
dass die weinenden Augen
stumme Zungen der Liebenden sind.
Die Winde können nicht ausdrücken,
- 114 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 115 -
3
3
ridir nol ponno i venti,
neppur le selve o l'onde
udiro i miei lamenti,
ma solo il duol entro al mio cor s'asconde
e quale in chiuso specchio
disfassi pietra al foco,
tal io m'incenerisco a poco a poco
e s'ad altri la lingua
è scorta alla lor sorte,
a me la lingua è sol cagion di morte.
wie bitter meine Lage ist,
und weder Wälder noch Meere
haben meine Klagen gehört.
Denn nur mein Schmerz ist in meinem Herz verborgen,
und wie in einem verschlossenen Raum Stein durch Feuer zerfällt,
so werde ich nach und nach zu Asche.
Und wie für andere die Zunge
das Geleit zu ihrem Schicksal ist,
ist für mich die Zunge allein Ursache des Todes.
Übersetzung: Mona Spägele
6. Salve sancta caro
6. Sei gegrüsst, Heiliger leib
Per il Santissimo
Für den Allerheiligsten
Salve sancta caro Dei,
per quam salvi sumus rei, salve.
Tu nos Christe redemisti, salve.
Dum in Cruce pependisti, salve.
O magna vis amoris, o immense benefitium largitatis
Ut homines Deo faciat Homo factus est Deus.
Salve sancta caro (…)
Mensa hec nos alit virtutis cibo salutis epulo deliciis gloriae
Dum in panem vitae sededit Dominus et sanguinem suum
effundit in poculum
Sancta caro tu me munda.
Sancte sanguis sancta unda
Sei gegrüßt, Heiliger Leib Gottes,
durch den uns Armen Heil zukommt. Sei gegrüßt.
Als du am Kreuz hingst, hast Du,
Christ, uns erlöst. Sei gegrüßt.
O große Kraft der Liebe, o großzügiges Geschenk:
um die Menschen ins Göttliche zu erhöhen, hat zum Menschen
Gott sich erniedrigt. Sei gegrüßt, Heiliger Leib...
Dieser Tisch nährt uns mit der Speise der Tugend,
dem Festmahl des Heils und der Köstlichkeit des Ruhms.
So gab sich der Herr selbst als Brot des Lebens dar
und vergoss sein Blut in den Kelch.
Heiliger Leib reinige mich, heiliges Blut wasche mich als heilige
- 116 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 117 -
3
Lava me ab omni sorde ut te puro queram corde.
Quid hac mensa pretiosius
Quid hoc Sacramento mirabilius
Quo purgantur peccata virtutes augentur
Animus impinguatur dulcedo gustatur spiritualis.
Sancta caro (...)
Flut von allem Unflat, auf dass ich dich mit reinem Herzen begehre.
Was ist kostbarer als dieser Tisch,
was mehr Wunder als dieses Sakrament,
durch welches Sünden weggewaschen, Tugenden gemehrt,
der Geist gesalbt und geistige Ruhe geschmeckt werden können.
Sei gegrüßt, Heiliger Leib....
Übersetzung: Sven Schwannberger
3
7. Mater Anna
7. Mutter Anna
Per S. Anna
Für S. Anna
Mater Anna
quisquae personat promissionis foetum peperit,
dulcis Anna quae piissima tantum
vobis fructum edidit
ex quo dulcis Iesus prodiit.
Mater Anna, dulcis Anna, quam beata Domus David
ex quam prodiisti et venter
in quo Deus sanctificationis Aram fabricavit.
Audite gentes inopinatum miraculum.
Audite, Annam congaudete mecum,
quia per divinum germem ex sterili ventre peperi.
Matrem Annam
quisque personat promissionis foetum peperit.
Audite gentes miraculum, audite Filium Mariae,
Mutter Anna,
die die Frucht der Verheißung hervorgebracht hat;
Süße Anna, die, so fromm,
eine solch herrliche Frucht getragen hat,
aus der der süße Jesus entsprang.
Mutter Anna, süße Anna, wie gesegnet ist das Haus Davids,
aus dem du hervorgingst, und dein Leib,
in dem Gott den Altar der Heiligung errichtet hat.
Hört, ihr Völker, dieses unerhörte Wunder.
»Freut euch mit mir, dass ich durch eine göttliche Saat
aus meinem unfruchtbaren Leib geboren habe.«
Mutter Anna,
die die Frucht der Verheißung hervorgebracht hat;
Hört, ihr Völker, dieses Wunder, hört vom Sohn Marias.
- 118 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 119 -
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congaudete mecum quia pratum Divino opificium
formatum supra naturam edidi.
Dulcis Anna quae piissima tantum vobis fructum edidit
ex quo dulcis Iesus prodiit.
Mater Anna, dulcis Anna, tu benedictionis fructum
uberibus tuis nutriisti non eius partum
Iesum precatis cruci configimus.
Tu dulcis Anna, tu miserere, tu salva nos, adiuva nos.
»Jubelt mir mir, dass ich einen Nachkommen hervorgebracht habe,
von göttlicher Hand geformt.«
Süße Anna, die, so fromm, eine so herrliche Frucht getragen hat,
aus der der süße Jesus entsprang.
Mutter Anna, süße Anna, du hast die segensreiche Frucht
mit deinen Brüsten genährt; lass uns, die wir zu dir beten,
Jesus nicht mit unseren Sünden ans Kreuz nageln.
Du, süße Anna, sei uns gnädig, errette uns, komm uns zu Hilfe.
8. O Maria
8. O Maria
Per La Madonna
Für Die Madonna
O maria quam pulchra es, quam suavis, quam decora.
Tegit terram sicut nebula lumen ortum indeficiens
Flamma ignis Arca federis inter spinas ortum lilium.
Tronum sion in Altissimis in columna nubis positum.
O Maria (...)
Ante saecula creata girum coeli circuivit
sola profundum abissi penetravit
Et in fluctibus maris ambulavit
omnium corda virtute calcavit
Et in hereditate Domini morata est.
Tegit terram (...) O Maria (...)
Alleluia.
O Maria, wie schön bist du, wie süß, wie zierlich.
Nebelgleich überzog die Welt ein ohne Unterlass
scheinendes Licht, Feuerflamme, Bundeslade,
zwischen den Dornen erblühende Lilie,Thron von Zion in
höchster Höhe in der Wolkensäule aufgestellt. O Maria....
Vor der Zeit geschaffen umkreiste sie das Rund des Himmels,
durchbrach allein den Abgrund der Hölle,
wandelte in den Fluten des Meeres,
betrat aller Herzen mit ihrer Tugend
und verblieb so im Erbe des Herrn.
Nebelgleich überzog... O Maria,...
Alleluia.
Übersetzung: Sven Schwannberger
- 120 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 121 -
3
B e ll a D is co rdia
3
Das Ensemble Bella Discordia entstand 2005, als Maria Skiba
und die Harfenistin Reinhild Waldek begannen, eine Auswahl aus Barbara Strozzis Stücken zu erarbeiten. Der Gesangspart dieser Stücke erfordert einen beweglichen und
schlanken Sopran und schien vom ersten Moment an wie
geschaffen für Maria Skibas Stimme. Bald entstand der
Wunsch nach einer größeren Continuo-Formation. Gerd
Amelung und Frank Pschichholz ergänzten mit Cembalo und
Theorbe folgerichtig das Ensemble, später kam noch der
Violonespieler Thomas de Pierrefeu dazu. Diese Continuogruppe nützt die Farbenvielfalt der verschiedenen Zupfinstrumente, Theorbe, Gitarre, Harfe und Cembalo wie auch
der Violone, um der Ausdrucksvielfalt von Barbara Strozzis
Musik gerecht zu werden.
Die Musiker hatten bereits in verschiedensten Produktionen miteinander gearbeitet. Mit Bella Discordia haben sie
nun endlich ihr eigenes Ensemble, in dem sie sich mit ihren
jahrelangen Erfahrungen wunderbar ergänzen. Die Tatsache, dass alle Ensemblemitglieder, obwohl in verschiedenen
Ländern geboren und aufgewachsen, doch mit erstaunlich
ähnlichen musikalischen Vorstellungen und Erfahrungen
zusammentreffen, macht das gemeinsame Musizieren spannend und lebendig. Ihr Ziel ist es, einen einzigartigen und
interessanten Klang zu finden, alle erdenklichen Mittel der
Musik des 17. Jahrhunderts, Ornamente, Stimmungssysteme, Affekte, Klangfarben auszuschöpfen.
- 122 - Trigonale 2010 – Das Programm
Nicht nur die hohe Qualität von Barbara Strozzis Musik hat
das Ensemble zu diesem Programm inspiriert, sondern auch
die Person der Komponistin selbst, die eine herausragende
Persönlichkeit und Musikerin war. Barbaras Geschichte ist
es ebenso wie ihre Musik wert, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.
3
Maria Skiba studierte historische Gesangstechniken und
mittelalterliche Musik bei Marius van Altena, Rina Cornelissens und Eric Mentzel am Königlichen Konservatorium in
Den Haag. Ihr an der Jagellonischen Universität Krakau erworbener Magister in kultureller Anthropologie gibt ihr eine
ausgezeichnete theoretische Basis für ihre musikalischen
Aktivitäten.
Maria Skiba ist spezialisiert auf historische Aufführungspraxis und singt als Solistin in ganz Europa. Sie arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie Weser Renaissance, Cantus Coelln,
Le Concert Brise, Musica Fiata Köln, Capella Sagittariana Dresden und Instrumenta Musica Dresden zusammen. Auch bei
etlichen CD-Aufnahmen und Rundfunkproduktionen hat
sie mitgewirkt.
Reinhild Waldek ist als Spezialistin auf dem Gebiet der
historischen Harfen international gefragt. Sowohl mit ihren eigenen Ensembles Vivante und Bella Discordia als auch
als festes Mitglied der Ensembles Tasto Solo, Unicorn und
Accentus Austria spielt sie Konzerte in ganz Europa. Als
Continuospielerin wird sie regelmäßig von Ensembles wie
Trigonale 2010 – Das Programm - 123 -
L'Arpeggiata, Akademie für Alte Musik Berlin, Les Cornets
Noirs und L'Orfeo Barockorchester eingeladen.
Reinhild Waldek absolvierte ihre Studien am Brucknerkonservatorium Linz sowie bei Walter van Hauwe, Sebastien Marq
und Christina Pluhar in Holland.
3
Gerd Amelung studierte Cembalo, Clavichord und Generalbasspraxis in Weimar und Basel. Seit 2004 ist er als freischaffender Cembalist tätig, als Continuospieler arbeitet
er mit Ensembles wie Kammerorchester Basel barock, Akademie für Alte Musik Berlin und RIAS Kammerchor zusammen
und war mit diesen Ensembles an diversen CD- und Rundfunkaufnahmen beteiligt. Er unterrichtet an der Weimarer
Musikhochschule Sänger in barocker Stilistik und Generalbasspraxis für Dirigenten.
Thomas de Pierrefeu studierte Kontrabass an den Konservatorien Aix de Provence und Saint Maur und anschließend Violone bei Richard Myron am Conservatoire Nationale
Superieur de Musique (CNSM) in Paris.
Thomas spielt regelmäßig mit Il Seminario Musicale (Gérard
Lesnes), Concerto Vocale (René Jacobs), Les Paladins (Jérôme
Correas), L'Ensemble Baroque de Limoges (Christophe Coin),
Le Concert d'Astrée (Emmanuelle Haim), Les Arts Florissants
(William Christie) und Les Grandes Chapelles in Madrid.
Er ist außerdem Mitbegründer der Ensembles Le Cercle de
l'Harmonie und Sit Fast Consort.
Frank Pschichholz studierte klassische Gitarre bei
Klaus Hempel und Laute bei Nigel North und Stephen Stubbs.
Seine Konzerttätigkeit führte ihn nach Russland, Polen,
Skandinavien und in die USA. Er wirkte bei Rundfunkaufnahmen und bei CD Produktionen für Capriccio (Tölzer
Knabenchor, Musikalische Compageney) und Marc Aurel
Edition (Ensemble Anima Mea) mit.
Frank Pschichholz ist Gründungsmitglied der Renaissancegruppe Gargantuas Nachfahren und Gründer von The Foscarini Experience. Schwerpunkte seiner Arbeit sind zur Zeit
die Kompositionen von Giovanni Paolo Foscarini und John
Dowland.
- 124 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 125 -
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Angélica Castelló Blockflötistin, (+
electronic devices, toys, distortions und
feedbacks und electronics), Komponistin,
Improvisatorin, Klangkünstlerin, Kuratorin, Lehrerin.
*1972 México City. Sie studierte Musik in
ihrer Geburtsstadt (Conservatorio Nacional de México), in
Montreal (Université de Montréal), Amsterdam (Conservatorium van Amsterdam) und Wien (Konservatorium der Stadt
Wien, Institut für Elektroakustische und Computer Musik).
Seit 1999 lebt sie in Wien, wo sie unterrichtet, im Jahr 2004
die Konzertreihe »Neue Musik in St. Ruprecht« gründete
und diese seither organisiert. Sie arbeitet spartenübergreifend mit TänzerInnen, SchriftstellerInnen, MusikerInnen,
VideokünstlerInnen und SchauspielerInnen zusammen.
Rosenfeld, Veryan Weston, John Butcher, dieb13, Kazu Uchihashi u. v. a. trat sie in Europa und Amerika auf.
Als Komponistin schreibt sie für ihr eigenes Instrumentarium (vornehmlich Paetzold-Subgroßbassblockflöte, mit und
ohne Elektronik), für Ensembles (u.a. Danubia Saxophonquartett, subshrubs) sowie für Theater und Tanz; sie komponierte auch mehrere elektronische und elektroakustische
Werke. Ihre Musik ist u.a. auf den Labels Einklang records,
Mandorla label, chmafu nocords erschienen und wurde in
zahlreichen Radiosendungen präsentiert.
Wiewohl sie der Alten Musik treu geblieben ist (Ensemble fiori
musicali), steht im Zentrum ihrer Arbeit die neue und elektroakustische Musik: Mitgründung der Ensembles low frequency
orchestra, subshrubs, los autodisparadores (mit Thomas Grill
und Katharina Klement), frufru (mit Maja Osojnik), cilantro
(mit Billy Roisz), subshrubs (mit Katharina Klemen, Billy Roisz
und Maja Osojnik) und Chesterfield (mit Burkhard Stangl ).
Mit diesen Ensembles und anderen MusikerInnen wie Olga
Neuwirth, Wolfgang Mitterer, Martin Siewert, Eva Reiter, Marina
Sie spielte bei renommierten Festivals wie den Klangspuren, Salzburger Osterfestspiele, Musikprotokoll, Music Unlimited in Wels, Ulrichsberger Kaleidophon, Kontraste Krems,
Osterfestival in Tirol, lmc festival (London), Taktlos Bern,
Grabenfesttage Wien, Numusic (Norwegen), Interpenetration
(Graz), Radar (Mexiko) und wirkte als artist in residence in
Schrattenberg (A) und in Topolo (I).
- 126 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 127 -
Zahlreiche KomponistInnen wie Hilda Paredes, Daniel de la
Cuesta, Katharina Klement, Burkhard Stangl, JSX, Mario
Lavista u.a. arbeiteten mit Angélica Castelló oder widmeten
ihr neue Werke.
3
Angélica Castelló
Lamento (2010)
Gewidmet dem Ensemble Bella Discordia
3
Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia,
io ti aspetto fino all'una:
quando vedrò che non vieni
ti cercherò nel vicinato.
Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter
ich warte auf dich bis ein Uhr nachts
und wenn ich sehe, dass du nicht kommst
suche ich dich in der Nachbarschaft.
Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia,
io ti aspetto fino alle cinque:
quando vedrò che non vieni
ti cercherò da tutti i parenti.
Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter
ich warte auf dich bis fünf Uhr früh
und wenn ich sehe, dass du nicht kommst
suche ich dich bei der Verwandtschaft.
Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia,
io ti aspetto per quaranta giorni:
quando vedrò che non vieni
perderò ogni speranza.
Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter
ich warte auf dich vierzig Tage
und wenn ich sehe, dass du nicht kommst
verliere ich die Hoffnung.
(Trad. Canto di pianto aus Salento)
- 128 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 129 -
3
Angélica Castelló
über ihre Arbeit als Komponistin:
Aut o g r a mme
komponieren
componer hat auf spanisch 2 bedeutungen:
3
1. klänge ordnen, komponieren
2. etwas reparieren
3
ich mag diese 2 pole.
der weg zur komposition führte im meinem fall über unerschöpfliche auseinandersetzungen, kampf und forschung mit meinem
eigenen instrument, dessen möglichkeiten, erweiterungen und
grenzen. um die klangoptionen der flöte zu erweitern, bin ich in
die wundersame welt der elektronik eingetaucht und langsam
auch in andere klangliche kosmen, wo ich nicht hinein gehöre...
forschen, komponieren, reparieren, kreieren, um diese welten zu
verstehen... bis ich es schaffe, selbst neue kosmen zu kreieren, die
die klänge, meine träume und albträume reflektieren und so die
schleife schließen zwischen dort und hier.
- 130 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 131 -
Samstag, 11.09., 24.00 Uhr
Seminarkirche Tanzenberg
Folk Songs &
Mittelalterliche Polyphonie
4
Trio Mediæval & Birger Mistereggen
E inle itun g
Seit der Gründung unseres Ensembles im Jahr 1997 haben
norwegische Folk Songs und mittelalterliche Balladen unser geistliches und zeitgenössisches Musikrepertoire bereichert. Obwohl keine von uns ursprünglich aus der Volksmusik kam, waren wir dennoch von Volksmusik umgeben.
Diese Lieder sind uns seit unserer Kindheit vertraut. Sie in
unserer Muttersprache zu singen und für unsere Stimmen
und unseren eigenen Klang zu bearbeiten, war ein spannendes Erlebnis.
- 132 - Trigonale 2010 – Das Programm
Begeistert von der Schönheit der Melodien, Harmonien
und rhythmischen Strukturen hat Linn Andrea einige dieser
Lieder für das Ensemble bearbeitet. Als Inspiration dienten ihr unter anderem Interpretationen von Kirsten Bråten
Berg, Sondre Bratland, Agnes Buen Garnås, Berit Opheim,
Unni Løvlid, dem weiblichen Vokaltrio Tiriltunga und Tone
Krohn. Tone sammelte eine Vielzahl an Melodien aus ihrer
Heimatregion Vestfold in Südnorwegen (einer Gegend, die
nicht gerade für ihre Volksmusik bekannt ist), wo auch Linn
Andrea aufwuchs. Wir schätzen uns glücklich, dass wir so
eng mit Tone zusammenarbeiten konnten, die viele der Folk
Songs in unserem Repertoire arrangierte.
Eine klangliche Besonderheit der norwegischen vokalen
Volksmusik ist die Tradition, ohne Worte zu singen. Dieser
Stil ist auch als »tulling«, »sulling« oder »tralling« bekannt:
hier wird eine Folge von Konsonanten von dem Sänger erfunden oder improvisiert. In der Tanzmusik, die sich durch
rhythmische, oftmals schnelle Passagen im Instrumentalklang sowie durch unregelmäßige Taktschläge auszeichnet,
erzeugen die Sänger ihren eigenen Klang durch die Verwendung von Plosivlauten und nasalen Konsonanten mit
relativ hellen Vokalen. Eine typische »Tralling«-Sequenz
(wie in Springdans, Bruremarsj, Eg aktar inkje) wäre z. B. die
Lautfolge »tra di da di dadi damm di dadndidå«. Hier zeigt
sich eine auffallende Ähnlichkeit mit der als »mouth music«
Trigonale 2010 – Das Programm - 133 -
4
bekannten schottischen oder irischen Tradition. Weiter gibt
es einen traditionellen Gesang, der als »lokk« oder »laling«
bekannt ist: kurze Motive, die gesungen werden, um nachts
auf entfernten Berghöfen das Vieh zum Stall zu rufen, oder
die als wirksames Kommunikationsmittel über weite Entfernungen dienen (wie in Till, till Tove). Abgesehen von den
eben beschriebenen Gesangformen ist der Text ein wichtiges Element in der Tradition der vokalen Volksmusik.
4
Ebenso wie Kulturen, Sprachen und Mundarten von Ort
zu Ort variieren, sind die musikalischen Ausdrucksformen
nicht homogen. Es ist charakteristisch für die norwegische
Volksmusik, dass ein bestimmtes Lied oder eine Ballade mit
einem besonderen Ort, einem Ereignis oder sogar einer
spezifischen Person verbunden wird. In der Volksmusik
sprechen wir nicht von Komponisten, sondern führen ein
besonderes Lied eher auf einen Interpreten zurück, indem
wir das Wort »nach« im Sinne von »in der Interpretation
von« verwenden. Wir erwähnen dabei nur die Quelle, von
der wir selbst die Melodie gehört und gelernt haben, obwohl sie möglicherweise auf eine mündliche Überlieferung
über viele Generationen zurückgeht.
Stil des »tralling« aus. Später hat Andrew Smith einige Bearbeitungen von Tiriltunga für uns transkribiert. Auf dieser
Tournee dachten wir vermutlich erstmals ernsthaft über die
Zusammenstellung eines rein norwegischen Programms
nach. Außerdem nahmen wir uns vor, den Percussionisten
Birger Mistereggen, der sich auf die traditionelle norwegische Trommeltradition spezialisiert hat, für dieses Projekt
zu gewinnen. Wir hatten in der Vergangenheit bereits mehrmals mit Birger zusammengearbeitet und dabei verblüfft
festgestellt, wie Trommel, Maultrommel und andere Schlaginstrumente unseren Gesang durch weitere Klangstrukturen und rhythmische Grooves bereicherten. Vielleicht eine
ungewöhnliche Konstellation – aber uns begeistert der Klang
dieser Instrumente als Gegengewicht zu unseren Stimmen.
Trio Mediæval ist besonders der Gruppe Tiriltunga verpflichtet, die uns über die Jahre eine unerschöpfliche Quelle
der Inspiration war. Erstmals hörten wir Tiriltunga zusammen im Jahr 2000 auf einer Schul-Konzerttour im Autoradio, als wir Kilometer um Kilometer durch die triste Landschaft Nordnorwegens fuhren. Wir sangen mit und malten
uns die unterschiedlichen Stimmen, Verzierungen und den
Die Verwendung seilbespannter Trommeln geht in Norwegen wahrscheinlich auf mittelalterliche Zeiten zurück.
Um 1628, als Norwegen seine eigene unabhängige Armee
gründete, wollte jedes Regiment eigene Trommler haben.
Der militärische Bezug führte dazu, dass die Trommel als
Instrument hohen Respekt genoss. Trommler waren auf
Hochzeiten, Tänzen und anderen feierlichen Anlässen begehrte Musiker. Damit wurde die militärische Trommeltradition auch zur Volksmusiktradition. Bei Trauungen spielte
der Trommler den Hochzeitsmarsch beim Einzug in die und
Auszug aus der Kirche; er kündigte die Gäste an und hieß
sie willkommen, und am zweiten und dritten Tag der üblicherweise dreitägigen Hochzeitsfeierlichkeiten weckte er
die Gäste am Morgen, um eine neue Runde der Festlichkeiten einzuleiten. Diese Traditionen blieben bis ins 20. Jh.
- 134 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 135 -
4
lebendig (in einigen Teilen des Landes hielten sie sich bis
1940), verschwanden dann jedoch gemeinsam mit dem alten
Militärsystem. Wären die zwischen 1915 und 1935 niedergeschriebenen Transkriptionen der norwegischen Trommelmusik von Johannes Sundvor nicht erhalten geblieben, wüssten wir heute nur noch sehr wenig von dieser Tradition.
4
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Volksmusik kaum
gesammelt und transkribiert. Ludvig Mathias Lindeman begann 1848 mit der Sammlung von Musik aus den ländlichen
Gebieten Norwegens, etwa zur selben Zeit, als auch verschiedene berühmte Fiddler mit der Zusammenstellung und Transkription musikalischen Materials begannen. Es war eine Zeit
intensiven Bemühens um nationale Identität nach der Erlangung der norwegischen Unabhängigkeit von Dänemark
im Jahr 1814; Komponisten wie Lindeman, Johan Halvorsen
und Edvard Grieg schlugen damals Brücken zwischen Volksmusik und Kunstmusik, indem sie traditionelle Elemente in
ihre Kompositionen einbanden und die Volksmusik so ins
Bewusstsein der gebildeten städtischen Mittelklasse rückten. Die Ursprünge der Volksmusik sind zweifelsohne internationaler, als es die Begründer des norwegischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert wahrhaben wollten.
Wir betrachten diese Aufführung als unseren Beitrag zu einer lebendigen mündlichen Überlieferung – obwohl diese
Lieder unsere musikalische Handschrift tragen, erhielten
sie ihre besondere Färbung durch alle, die vor uns diese
Musik gespielt und weitergegeben haben.
Trio Mediæval und Birger Mistereggen
- 136 - Trigonale 2010 – Das Programm
E n g li s che P o ly ph o nie d e s Mit te l a lte r s
Die heutige Aufführung mittelalterlicher Musik unterscheidet sich grundlegend von ihrem ursprünglichen Kontext.
Wir setzen diese Musik in einen neuen Zusammenhang: Keines der Stücke entstand als Teil eines Konzertprogramms
oder für die Art von Publikum, vor dem wir heute spielen.
Eines unserer Hauptprobleme als zeitgenössische weibliche
Interpreten mittelalterlicher Musik liegt darin, dass wir nie
historische Authentizität erzielen können (sosehr wir uns
darum bemühen mögen), schon allein aufgrund der damaligen Marginalisierung der Frau durch die Kirche. Die Musik
des vorliegenden Programms wäre im Mittelalter höchstwahrscheinlich von Männerstimmen interpretiert worden.
Wir erzeugen also eine Klangwelt, für die es historisch
kaum Nachweise gibt. Wir wissen allerdings, dass sich der
liturgische Tagesablauf der Nonnen in nichts von dem ihrer männlichen Kollegen unterschied, und dass sie in ihren
Klöstern monophone Stücke sangen. Wir werden vielleicht
nie erfahren, inwieweit Frauen polyphone Musik sangen
oder zur Verfügung hatten. Es sind jedoch Handschriften
aus sechzehn Klöstern in Europa erhalten, die zweistimmige und/oder dreistimmige Stücke beinhalten, was darauf
hindeutet, dass Frauen vermutlich polyphone Werke sangen, wenn sie Zugang zu ihnen hatten.
Heute gehen wir davon aus, dass die Frauen und Männer,
die damals geistliche Vokalmusik sangen oder hörten, im
Zusammenhang mit religiösen Einrichtungen standen und
überzeugt von ihrem christlichen Lebensstil waren. Anders
Trigonale 2010 – Das Programm - 137 -
4
als ihre mittelalterlichen Vorfahren sind die modernen Interpreten mittelalterlicher Musik und ihr Publikum nicht
zwangsläufig religiös. Jeder kann heute diese Musik singen,
sei er religiös oder nicht, und die spirituellen Deutungen
sind vermutlich ebenso zahlreich wie die Interpreten. Ebenso steht es den heutigen Hörern frei, selbst zu entscheiden,
wie sie zu spirituellen Fragen stehen.
4
Wie diese Musik tatsächlich im Mittelalter geklungen hat,
lässt sich heute nicht mehr feststellen. Es ist daher unmöglich, einen mittelalterlichen Vokalklang originalgetreu zu
rekonstruieren. Wir verfügen weder über Tonaufnahmen
noch über präzise Beschreibungen im Hinblick auf die verwendeten Klang- oder Gesangstechniken, sondern können
lediglich auf knappe schriftliche Anweisungen für die Sänger zurückgreifen. Am problematischsten bei der Interpretation einer mittelalterlichen Quelle (abgesehen davon,
dass die meisten von uns sich das mittelalterliche Latein erst
einmal übersetzen lassen müssen) ist die Tatsache, dass die
Norm (die damals allen klar war) für uns unbekannt ist. Natürlich gibt es eine umfangreiche mittelalterliche Ikonographie, aber es ist unter Umständen noch schwieriger, einen
Klang aus einem Bild abzuleiten als von einem Text. Und
selbst wenn es uns gelänge, hätten wir nie Gewissheit…
unserer heutigen Zeit uns die Freiheit gibt, unsere Phantasie
und unsere Ideen so fließen zu lassen, als hätten wir es mit
zeitgenössischer Musik zu tun.
Heute Abend bringt jeder Einzelne im Publikum seine ganz
persönlichen Erfahrungen mit und wird deshalb die Musik
und ihren Kontext auf eigene Weise empfinden. Gemeinsam
ist uns, dass wir norwegische Volkslieder und englische Polyphonien des Mittelalters erleben werden.
4
Noch mehr als dies aber eint uns die Tatsache, dass wir lebendig sind – hier und jetzt in diesem Augenblick.
Anna Maria Friman
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
Bei Aufführungen mittelalterlicher Musik bleiben viele Fragen offen. Die Mitglieder des Trio Mediæval haben deshalb
beschlossen, gerade diesen Mangel an Information zu einem
Element ihrer Interpretation zu machen. Wir haben das Gefühl, dass gerade die Aufführung mittelalterlicher Musik in
- 138 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 139 -
Pro g r a mm
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1. Springdans fra Vestfold
10. Rolandskvadet
Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn
Mittelalterl. Ballade, Arrangement Linn Andrea Fuglseth
2. Det lisle bånet
11. Solbønn
Traditional Telemark, Arrangement Tone Krohn
Traditional Telemark, Solo: Linn Andrea Fuglseth
3. So ro, godt barn
12. Lova Line
Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn
Traditional Vest-Agder, Arrangement Linn Andrea Fuglseth
4. Den signede dag
13. Trumbeslaat
Traditional Vestfold, Solo: Torunn Østrem Ossum
Traditional, Arrangement Birger Mistereggen
5. Chorum
14. Lokk
Traditional, Arrangement Birger Mistereggen
Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn
6. I mine kåte ungdomsdagar
15. Till, till Tove
Traditional Hallingdal, Arrangement Andrew Smith
Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn
7. Salve mater misericordie
16. Sordølen
Anonym, England, 14. Jh.
Traditional Setesdal, Arrangement Birger Mistereggen
8. Salve virgo virginum
17. Sven Svane
Anonym, England, 14. Jh.
Traditional Telemark, Solo: Berit Opheim Versto
9. Dou way, Robyn / Sancta mater
18. Brureslått
Anonym, England, 13. Jh.
Traditional Sogn, Arrangement Berit Opheim Versto
- 140 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 141 -
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19. Flos regalis
Anonym, England, 13. Jh.
20. Beata viscera
Anonym, England, 13. Jh.
21. Quem trina polluit
Anonym, England, 13. Jh.
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22. Villemann og Magnhild
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Mittelalterl. Ballade, Arrangement Linn Andrea Fuglseth
23. Bruremarsj
Traditional Gudbrandsdalen, Arrangement Tone Krohn
24. Eg aktar inkje
Traditional Telemark, Arrangement Tiriltunga
- 142 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 143 -
T e x te
2. Det lisle bånet
2. The Little Child
Å, Gullmund han ville te gjestebod fara,
Sådomereven, kå gjorde han der?
Å, reven sku taka gjæsann i vari.
Bånet dotte, blomekinna.
Han lokka reven av bosjen inn.
Gullmund was off, he'd been asked to a feast
Foolish fox, what was he up to?
and the fox was left to guard the hens.
The baby fell down, cheeks all rosy,
and lured the fox inside.
Å, Gullmund han kom seg av gjestebodi heim,
Sådomereven, kå gjorde han der?
Å fyri satt reven, den valboren svein.
Bånet dotte, blomekinna.
Han lokka reven av bosjen inn.
Gullmund returned from the banquet and found
Foolish fox, what was he up to?
a satisfied creature, the fox by the door.
The baby fell down, cheeks all rosy,
and lured the fox inside.
Å, kjære Gullmund, du biar meg ei stund,
Sådomereven, kå gjorde han der?
Ti eg fær skifte mine sjælegaver um
Bånet dotte, blomekinna.
Han lokka reven av bosjen inn.
Dear Gullmund, stay with me a while,
Foolish fox, what was he up to?
until I've changed my ways.
The baby fell down, cheeks all rosy,
and lured the fox inside.
Det lisle bånet gjev eg min skalle,
Sådomereven, kå gjorde han der?
Han må så titt i golvet falle.
Bånet dotte, blomekinna.
Han lokka reven av bosjen inn.
To the little child I'll give my skull,
Foolish fox, what was he up to?
for he seems prone to fall.
The baby fell down, cheeks all rosy,
and lured the fox inside.
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- 144 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 145 -
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Klokkaren gjeve eg min tunge,
Sådomereven, kå gjorde han der?
Han må så ofte baa les og sjunge.
Bånet dotte, blomekinna.
Han lokka reven av bosjen inn.
To the sexton I'll give my tongue,
Foolish fox, what was he up to?
for he often has to read and sing.
The baby fell down, cheeks all rosy,
and lured the fox inside.
3. So ro, godt barn
3. Rest now, sweet child
So ro, godt barn
mor spinner blått garn,
by, by liten ting.
Snart kommer pappa'n din,
han kjører plogen,
søster går i skogen.
Søster gjeter sauene
langt nord i hauene,
bror står i uren
og blåser i luren.
Bukken går i lunden
med løv og gress i munnen.
Rest now, sweet child
mother's spinning blue thread,
bye, bye, my little one.
Your daddy will be coming soon,
he's out ploughing the field,
sister's walking in the woods.
Sister's herding the sheep
in the hills to the north,
brother's up at the scree
blowing his horn.
The goat's in the meadow,
with its mouth full of leaves and grass.
- 146 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 147 -
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4. Den signede dag
4. The day of joy
Den signede dag, den salige tid
Hver morgen vi burde betenke.
Da nådens sol så vennlig og blid
Rant opp for all verden å blinke.
Og hyrdene hørte Guds engler i sky.
Som sang om at dagen er kommet.
Every morning we should bear in mind
the day of joy, the blessed time
when the sun of mercies so graciously
arose and shone for the world,
and the shepherds heard the angels of God in the sky
singing that the day had come.
Rett så som en fugl mot himmelens høyd
Seg svinger på ledige vinger.
Den priser sin Gud, er glad og fornøyd.
Når den over jorden seg svinger;
Så løfter seg sjelen i åndelig fryd
Til himlen med lovsang og bønner.
Like a bird rising to the heights of heaven,
gliding on effortless wings,
praising God, joyful and content,
soaring above the earth,
my soul lifts itself in spiritual joy
to heaven in prayer and praise.
6. I mine kåte ungdomsdagar
6. In my reckless, youthful days
I mine kåte ungdomsdagar, eg minnest dei so vel.
Eg va' så fri fe' plagur, og ha' så glad ei sjel.
Så tok eg te å tenkje på hoss detta kom te gå,
om eg kunne få ein gut som eg kunne lite på.
In my reckless, youthful days – I recall them well –
I was free of worries and was such a happy soul.
Then I began to think about just how it all would end,
if I could find a decent boy on whom I could depend.
Dei pratar om å gifte seg, men hu det e'kje godt
å leite ut eit mannfolk iblant så stor ein flokk.
Ein flink og fin og snål den er vanskeleg å få,
og skull'n vera doven, då blei det inga råd.
They often talk of marrying, but it's no easy job
to pick a real gentleman from such a motley mob.
A clever, fine and fancy one's not easy to procure,
and should he turn out lazy, it's a fate you must endure.
- 148 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 149 -
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Når eg ska' sei mi meining så trur eg no visst det
at det va' mykje bære å aldri gifte seg.
Men fara fint og leike seg med guten litt iblant,
og einkvar henta gongen sova i hans fang.
I'll tell you what I think of this, and I believe it true,
that marrying is something which it's better not to do.
Go about your life and see your boy from time to time,
And cherish every chance you have to linger in his arms.
7. Salve mater misericordie
7. Hail, mother of mercy
Salve mater misericordie
Stella maris decus ecclesie
Porta via celestis curie
Mundi salus et datrix venie.
Hail, mother of mercy
Star of the Ocean and highest glory of the church
You are the gateway of the court of heaven
The salvation of the world and the giver of pardon.
Que portasti regem justitie
Miro modo non nostra serie
Miserere huius familie
Et a malis serva nos hodie.
You who bore the King of Righteousness
In miraculous manner, not from lineage
Have mercy on this family
And keep us safe from evil this day.
- 150 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 151 -
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8. Salve virgo virginum
8. Hail, maid of maidens
Salve virgo virginum
Parens genitoris,
Salve lumen luminum,
Radius splendoris.
Salve flos convallium,
Stilla veri roris,
Hail, maid of maidens,
Mother of the creator;
Hail, light of lights,
Beam of shining brightness;
Hail, flower of the valleys,
Drop of pure dew,
Nostra spes in te.
Salve virgo regia
Porta salutaris,
Veri viri nescia,
Quia decum paris.
Ave quia deica
Prole fecundatis,
Nostra spes in te.
Our hope is in you.
Hail, royal maiden,
Gate of salvation,
Who never knew a man,
Because you gave birth to God.
Hail to you, because you were fruitful
With a divine offspring;
Our hope is in you.
Ave nostre spei
Finis et salutis,
Ave per quam rei
Letantur cum tutis.
Ave speciei
Decus et salutis,
Nostra spes in te.
Hail, final point of our hope
And our salvation;
Hail to you, the one through whom
The accused rejoice with the saved;
Hail, model of
beauty and salvation;
Our hope is in you.
- 152 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 153 -
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9. Dou way, Robyn / Sancta mater
9. Hush, Robin / Holy mother of grace
Sancta mater gratiae, stella claritatis
visita nos hodie plena pietatis.
Holy mother of grace, star of brightness,
visit us today, full of compassion.
Veni, vena veniae mox incarceratis,
solamen angustiae, fons suavitatis.
Come soon, channel of pardon, to those in prison,
as a solace of misery, a source of sweetness.
Recordare, mater Christi, quam amare tu flevisti;
juxta crucem tu stetisti, suspirando viso tristi.
Remember, mother of Christ, how bitterly thou didst weep;
thou didst stand beside the cross sighing at the sad sight.
O, Maria, flos regalis, inter omnes nulla talis;
Tuo nato specialis nostrae carnis parce malis.
O Mary, royal flower, among all women nonesuch,
in thy son unequalled, forgive the sins of our flesh.
O, quam corde supplici locuta fuisti,
Gabrielis nunci i cum verba cepisti.
O, with how humble a heart thou didst speak
when thou didst receive the words of Gabriel the messenger.
'En ancilla Domini', propere dixisti;
vernum vivi gaudii post hoc perperisti.
'Behold the handmaid of the Lord', thou didst quickly say;
thereafter thou didst bear the springtime of living joy.
Gaude, digna, tam benigna caeli solio;
tuos natos, morbo stratos, redde filio.
Rejoice, worthy lady, so gracious, in the throne of heaven;
restore thy children, brought low by vice, to the Son.
Dou way, Robyn, the child wile weepe;
dou way Robyn.
Stop it, Robin, the child will weep;
stop it, Robin.
- 154 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 155 -
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10. Rolandskvadet
10. The Song of Roland
Seks mine sveinar heime vera
og gjøyme det gullet balde
Dei andre seks på heidningslando
gjøyme dei jarni kalde.
Ria dei ut or Franklandet
med dyre dros i sadel.
Blæs i luren, Olifant,
på Ronsarvollen.
Six men stayed behind
to guard their gold;
the other six, in heathen lands,
brandished cold steel.
They rode out of Frankish lands
with spoils in their saddles.
Blow your horn, Olifant,
at Roncevaux.
Slogest dei ut på Ronsarvollen
i dagane två og trio,
då fekk'kje soli skine bjart
for røykjen av manneblodet.
Ria dei ut or Franklandet
med dyre dros i sadel.
Blæs i luren, Olifant,
på Ronsarvollen.
They fought at Roncevaux
for two days, if not three;
and the sun could not shine clear
through the stench of the soldiers' blood.
They rode out of Frankish lands
with spoils in their saddles.
Blow your horn, Olifant,
at Roncevaux.
Roland sette luren for blodiga mundi
blæs han i med vreide.
Då rivna jord og jardarstein i trio døger av leide.
Ria dei ut or Franklandet
med dyre dros i sadel.
Blæs i luren, Olifant,
på Ronsarvollen.
Roland placed the horn to his bloodied mouth
and blew with all his might.
The earth shook and the mountains
resounded for three days and nights.
They rode out of Frankish lands
with spoils in their saddles.
Blow your horn, Olifant,
at Roncevaux.
- 156 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 157 -
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11. Solbønn
11. Sun-prayer
Tru soli måtte skine
yvi småbodni mine,
yvi topp, yvi tre
yvi folk, yvi fe,
yvi åker og eng,
yvi hus og hjem
og yvi jomfru Marias silkjeseng.
May the sun shine
upon my little children,
upon the peak, upon the tree,
upon my kin, upon my herd,
upon the meadow and the field,
upon my house and home
and upon the Virgin Mary's silken bed.
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12. Lova Line
12. Lova Line
Lova, lova Line,
lat no soli skine
for småbodni mine.
Lova, lova Line,
let the sun shine
upon my little children.
Skur liten spikkje,
lån meg dine vengji,
Kor langt vil du fjuke?
Langt nord i heiann', der site møyann'
og sauma på gulltrøyann',
der site drengjinn',
spilarr på gullstrengjinn'.
Der e godt å liva og døy
for adde dei tolv småbodni.
Little bird,
lend me your wing,
how far will you fly?
On the moor to the north sit the maidens
sewing their shirts of gold;
there sits the boy,
playing on strings of gold.
It is a good place to live and die
for all the twelve small children.
Lova, lova Line,
lat no soli skine
for småbodni mine.
Lova, lova Line,
let the sun shine
upon my little children.
- 158 - Trigonale 2010 – Das Programm
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15. Till, till Tove
15. Till, till Tove
Till, till Tove
tolv mand i skoge.
Tolv mand vare di,
tolv mand svare di.
Store stuten stinga di,
Bjøllekua binda di,
Gjeslehølingen dengde di,
Fehunden flengde di
Alt det andre lause fe dro di
langt oppover åsane.
Franse og Skaute
sto høgt oppå Dårefjell og raute.
Der hørte jeg mi Litago,
ho rauta, ho sauta.
Men jeg torde inte svara ho.
Till, till Tove
Twelve men in the forest,
twelve men were they.
They stabbed the bull,
tied up the bell cow,
beat the herdsman,
and slashed the farm dog.
They led the rest of the cattle
far into the hills.
Franse and Skaute
were high up on Dåre mountain, calling.
There I heard my dear Litago,
mooing and moaning.
But I dared not answer her.
17. Sven Svane
17. Sven Svane
Sven Svane han ganger seg et stykke ut på veg,
der møtte det hannem en vandringsmann.
Å hør nå min vandring hva jeg spørger deg
og om du på de spørsmåla vil svara meg.
Svend Svane went out on the road one day
and met a wanderer upon his way.
Listen, wanderer, to these questions I ask,
and consider if you might answer them.
Hva er det som er rundare enn rundaste hjul,
og hvem synger høyest utav all kreatur?
Hva er det som er hvitere enn svanen,
og hvem roper høyere enn tranen?
What is it that's rounder than the roundest wheel
and who sings the brightest of all creatures?
What is it that's whiter than the swan,
and who cries louder than the crane?
- 160 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 161 -
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Jo himmelen er rundare enn rundaste hjul
og englen synger høyest utav all kreatur.
Månen den er hvitere enn svanen
og torden roper høyere enn tranen.
The heavens are rounder than the roundest wheel
and the angel sings brightest of all creatures.
The moon is whiter than the swan
and the thunder cries louder than the crane.
Og vet du nå dette, så vet du fulla mer,
Sven Svane tok gullringen utav fingeren ned,
og gav så den vandringsmann for svara.
Og dermed skiltest båe desse kara.
And now you know this, you know much more;
Sven Svane took the gold ring off his finger
and gave it to the wanderer for his answers.
And so they parted company.
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19. Flos regalis
19. The royal flower
Flos regalis
virginalis
chori dux egregia
quam Iesse
natam esse
stripe constat regia.
Rosa fragrans, primula vernalis,
servos tuos libera de malis.
Rex te salem
ad regalem
introduxit thalamum
flos decoris
et honoris
precellentis balsamum.
Tu glorie speculum,
solis umbraculum,
da famulis gaudium.
The royal flower
virginalis the glorious leader
of the virginal chorus,
whom, they say,
was born
from Jesse's royal stem.
O fragrant rose, first bud of spring,
free thy servants from evils.
The King
has led you pure
into his royal chamber,
O flower of elegance
and honour,
surpassing all fragrance.
You are a mirror of glory,
shade for the sun:
grant joy to your servants.
- 162 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 163 -
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20. Beata viscera
20. The blessed flesh
Beata viscera
Marie virginis,
Que fructo gravida
Eterni germinis;
In vite poculo
Propinat seculo
[Pro mala hominis
Potum] dulcedinis.
Hail the blessed flesh
Of the virgin Mary,
Which was laden with fruit
Of the eternal seed
In the cup of life.
She offers to the world,
On behalf of man's evils,
The draught of sweetness.
21. Quem trina polluit
21. Whom earlier the threefold denial defiled
Quem trina polluit
prius negatio,
peccatum diluit
trina confessio:
qui purum abliut,
Petrum admonuit
veri iudicio.
Whom earlier the threefold
denial defiled,
his sin was softened
by a threefold confession:
he who washed him pure,
chided Peter
by a judgment of truth.
A petra diceri,
O Petre, rectius,
eo quod ceteris,
in fide firmius;
mille sustinuit
penas martyrio.
Mille sustinuit
Palmas in premio.
Thou wast said to come from a rock,
O Peter, more righteously
than the others,
and in faith more firm;
he who sustained a thousand
punishments in martyrdom,
now holds a thousand
palms in reward.
- 164 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 165 -
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Post lapsum steteris,
et dimicaveris
cruce nobilius;
qui sic promeruit
nobis ut meruit
perfrui gaudio.
After they lapse thou didst hold firm,
and did fight
by the Cross most gloriously;
thus as he gained merit
for us, so did he deserve
to enjoy eternal joy.
22. Villemann og Magnhild
22. Villemann and Magnhild
Villemann gjekk seg te storan å,
Hei fagraste lindelauvi alle
Der han ville gullharpa slå,
For de runerne de lyster han å vinne.
Villemann went down to the wide river,
O beautiful leaves of the linden tree
to play upon his harp of gold.
For he wanted victory over the runes.
Villemann gjenge for straumen å stå,
Hei fagraste lindelauvi alle
Mesterleg kunne han gullharpa slå
For de runerne de lyster han å vinne.
Villemann stood beside the torrent,
O beautiful leaves of the linden tree
playing masterfully upon his golden harp.
For he wanted victory over the runes.
Han leika med lente, han leika med list,
Hei fagraste lindelauvi alle
Og fugelen tagna på grønande kvist
For de runerne de lyster han å vinne.
He played softly, he played skilfully,
O beautiful leaves of the linden tree
and the birds fell silent on their green perch.
For he wanted victory over the runes.
Han leika med lente, han leika med gny,
Hei fagraste lindelauvi alle
Han leika Magnhild på nykkens arm
For de runerne de lyster han å vinne.
He played softly, he played loudly,
O beautiful leaves of the linden tree
he freed Magnhild of the water nymph's lure.
For he wanted victory over the runes.
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- 166 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 167 -
Men då steig trolli upp or djupaste sjø,
Hei fagraste lindelauvi alle
Det gjalla i berg og det runga i sky
For de runerne de lyster han å vinne.
Then the troll rose from the watery depths,
O beautiful leaves of the linden tree
the mountains clamoured and the skies thundered.
For he wanted victory over the runes.
Då slo han si harpe til bonns i sin harm
Hei fagraste lindelauvi alle
Og utvinner krafti av trollenes arm.
For de runerne de lyster han å vinne.
In his rage he struck his harp with full force
O beautiful leaves of the linden tree
and drained the troll of all its strength.
For he wanted victory over the runes.
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24. Eg aktar inkje
24. I don't think much of those boys
Eg aktar inkje mykje hine gutan eg,
si dulla å dei,
inkje meir hell skit innunder skoa mine
so vyr'eg no dei.
I don't think much of those boys
si dulla å dei,
I don't think any more of them
than the dirt under my shoes.
Englische Übersetzung von Andrew Smith (Folk Songs)
& Selene Webb (Englische Polyphonie)
- 168 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 169 -
T r i o Me di æ val
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Es ist eine so faszinierende wie einzigartige Klangwelt, in der
sich die virtuosen Sopranistinnen des Trio Mediæval bewegen.
Das 1997 in Oslo gegründete Vokalensemble hat sich auf drei
klar umrissene Repertoirebereiche spezialisiert: zum einen
Eigenbearbeitungen mittelalterlicher Balladen und Lieder aus
Norwegen, zum anderen polyphone, für das Ensemble arrangierte mittelalterliche Musik aus England, Frankreich und
Italien und schließlich zeitgenössische Werke, von denen viele
eigens für das Ensemble komponiert wurden.
Bereits mit seiner ersten CD bei ECM Records gelang dem
Trio Mediæval der Durchbruch. Words of the Angel erreichte sofort die »Billboard Top 10« Bestseller List und war im
April 2002 »Recording of the Month« bei Stereophile. Weitere Veröffentlichungen (ebenfalls bei ECM) folgten in 2004
mit Soir, dit-elle und bereits ein Jahr darauf mit Stella Maris.
Im Oktober 2007 erschien die langerwartete CD »Folk Songs«
mit norwegischen Balladen und Volksliedern. Nachdem die
CD schon unmittelbar nach ihrem Erscheinen begeisterte
Kritiken erhalten hatte, wurde sie im darauffolgenden Jahr
für einen Grammy Award in der Kategorie »Best Chamber
Music Performance« nominiert.
Das Trio Mediæval arbeitet mit einer Vielzahl von Komponisten zusammen, darunter Gavin Bryars, Ivan Moody, Paul
Robinson, Oleh Harkavyy, Bjørn Kruse und Andrew Smith.
Aus der Zusammenarbeit mit den amerikanischen Komponisten Michael Gordon, Julia Wolfe und David Lang und
der musikFabrik Köln ging das bisher größte intermediale
- 170 - Trigonale 2010 – Das Programm
Projekt des Trios mit zeitgenössischer Musik hervor: Shelter
wurde im März 2005 in Köln uraufgeführt und im darauf
folgenden November an der Brooklyn Academy of Music
erstmals szenisch umgesetzt. Für die Saison 2009/10 plant
Bang on a Can mit dem Trio ein neues gemeinsames Projekt
mit Kompositionen von Julia Wolfe.
Konzerte und Radiosendungen des Trios waren bereits
in ganz Europa zu hören, so unter anderem im Oslo Konserthus, dem Concertgebouw in Brügge oder in der Londoner
Wigmore Hall. Im Februar 2004 fand eine erste, sehr erfolgreiche USA-Tournee statt; seither tourt das Trio zweimal
jährlich in den Vereinigten Staaten.
Sein zehnjähriges Bestehen feierte das Trio Mediæval im
Frühsommer 2007 als Artist in Residence beim renommierten
Bergen International Festival. Die Saison 2008/09 begann mit
einer Residenz bei den Sommerlichen Musiktagen in Hitzacker,
auf die Einladungen zu verschiedenen Festivals wie zum
MDR Musiksommer, St. Magnus Festival (Orkney Islands),
West Cork Festival, Festival Alpenklassik oder Rheingau Musikfestival folgten.
In der laufenden Saison wird das Trio erneut u. a. in Großbritannien, Belgien, Portugal, Italien, Österreich und Deutschland zu hören sein. Neben ihren Auftritten in so renommierten und großen Häusern wie der Wigmore Hall in London
oder am Bozar in Brüssel nehmen sie an hochkarätigen Festivals für Alte Musik teil und brechen im Dezember zu einer
Tournee nach Japan und Korea auf.
Trigonale 2010 – Das Programm - 171 -
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Berit Opheim Versto aus Voss zählt
zu den bekanntesten norwegischen Interpretinnen des Folk-Repertoires. Sie ist
eine sehr vielseitige Sängerin – bei ihren
Auftritten überwindet sie Genregrenzen
und bezieht ihre Inspiration aus den unterschiedlichsten Bereichen, darunter Traditional Music, Alte
Musik, Improvisation und zeitgenössische Musik. Ihre Fähigkeit, diese breitgefächerte stilistische Palette zu meistern,
ließ sie zur gefragten Interpretin werden. Neben ihren eigenen
Soloprojekten war sie an zahlreichen CD-Einspielungen
beteiligt.
Berit ist regelmäßig innerhalb und außerhalb Norwegens zu
hören und gab Gastspiele in den USA, Japan und Europa.
Sie trat als Solistin mit dem Norwegischen Kammerorchester,
dem Osloer Kammerchor, dem BIT 20 Ensemble und dem Norwegischen Rundfunkorchester auf und brachte mehrere speziell für sie komponierte Werke zur Uraufführung. 2005 und
2006 sang sie die Königin der Nacht und die Papagena in der
Produktion der Tryllefløyta (Die Zauberflöte) und tourte
mit dieser Volksoper durch Norwegen und Schweden.
Birger Mistereggen, geboren 1967 in Rendalen, Norwegen, ist zur Zeit als Percussionist und Paukist beim
Norwegian Radio Orchestra tätig. Weiters unterrichtet er
am Tromsø University College, er ist aber auch regelmäßig
Gastdozent an der Ole Bull Academy in Voss sowie an der
Norwegian Academy of Music in Oslo. Sein besonderes Interesse gilt der traditionellen norwegischen Musik. Mit dem
Trio Mediæval verbindet ihn nicht nur eine siebenjährige
Zusammenarbeit – er ist auch als Gastmusiker auf der CD
Folk Songs zu hören.
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Trigonale 2010 – Das Programm - 173 -
Aut o g r a mme
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Sonntag, 12.09., 11.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Venezianische Märchen
Donna Leon, die in Venedig lebende Meisterin des KrimiGenres, schätzt an den Märchen, dass sie ein wunderbares
Zeugnis vom Witz und der Respektlosigkeit der Venezianer ablegen. Treffsicherer Humor, gepaart mit Weltklugheit,
zeichnet die Erzählungen aus. Daher sind sie – wie die Märchenklassiker der Gebrüder Grimm – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen faszinierend.
Austrian Baroque Company & Chris Pichler
Als musikalischer »spiritus rector« dieser Matinee fungiert
der österreichische Ausnahmeblockflötist Michael Oman, der
mit seiner Austrian Baroque Company venezianische Barockmusik von Monteverdi bis Vivaldi zum Besten geben wird.
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E inle itun g
Märchen aus dem alten Venedig
Venedig, früher die »Königin der Meere«, ist nicht nur reich
an architektonischen Wundern, sie besitzt auch eine vielfältige, eigenständige Märchen- und Legendentradition: In
den Geschichten – sie sind bald rührend, bald spannend,
bald witzig und erotisch, dann wieder derb und lakonisch,
tummeln sich u. a. Fischer, Kaufleute, Bettler, Priester, Hexen, Feen, Heilige, Dienstboten oder Bauern.
- 174 - Trigonale 2010 – Das Programm
Gemeinsam mit der österreichischen Schauspielerin Chris
Pichler geben die Musiker in Wort und Musik Einblick in
dieses wunderbare südliche Spiegelbild menschlicher Befindlichkeiten, Sehnsüchte und Begehrlichkeiten.
Trigonale 2010 – Das Programm - 175 -
Aus tr ian Baro que Compan y
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»Explosives Musizieren, prachtvolles Flötenspiel, barocker Swing« –
so könnte man die Grundbefindlichkeiten jener international agierenden Kammermusikgruppe nennen, die sich zur Austrian Baroque
Company formiert hat und seit dessen Gründung 2001 mit
Lobeshymnen und internationalen CD-Auszeichnungen
gefeiert wird. Spiritus rector des Ensembles ist der österreichische Blockflötenvirtuose Michael Oman.
Die Austrian Baroque Company (ABC) musiziert europäische
Musik des 16. – 18. Jhs. in verschiedenster Formation (vom
Trio bis Kammerorchester), wobei der Versuch unternommen wird, Musik aus ihrer rhetorischen Tradition heraus zu
begreifen und dem emotionalen Spannungsfeld Künstler –
Publikum nachzuspüren. Seit jeher gilt das besondere Interesse der Arbeit eines reichhaltigen Continuoconsorts, welches die klanglichen und stilistischen Merkmale barocker
Blockflötenmusik vielfältig zum Ausdruck bringt. Vom intimen Blockflötenrecital bis zu barocken Blockflötenkonzerten (Vivaldi) wurden bereits zahlreiche künstlerische
Projekte mit spezieller Programmthematik der Öffentlichkeit präsentiert und auf CD aufgenommen.
Das Lob der Fachpresse und internationale Auszeichnungen
bestätigen den rasanten Aufschwung eines jener Topensembles barocker Kammermusik, das als »unglaublich agil,
- 176 - Trigonale 2010 – Das Programm
stürmisch, teilweise schon folkloristisch« sowie als »hinreißendes Zelebrieren mit pulsierendem Donaublut in den
Adern« umschrieben wird.
In Zusammenarbeit mit dem Label »ORF Edition Alte Musik« des österreichischen Rundfunks konnten bereits vier
CD-Projekte vorgestellt werden, zuletzt »Greetings from
London« (2007). Im Jänner 2009 startete das Ensemble eine
Kooperation mit Sony Music (deutsche harmonia mundi) mit
2 CD-Aufnahmen: »Exit Baroque« und Händel's »Neun
deutsche Arien« mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial.
Zusammen mit ihr wurde der Austrian Baroque Company unter der Leitung von Michael Oman 2010 der begehrte »Orphée d'Or« von der Académie du Disque Lyrique verliehen,
eine der höchsten Auszeichnungen, welche die internationale Fachpresse vergibt.
Seit dem Gründungsjahr 2001 folgte die Austrian Baroque
Company zahlreichen Einladungen im In- und Ausland und
gastiert regelmäßig bei internationalen Festivals.
www.austrianbaroquecompany.com
Michael Oman zählt zu den profilier-
testen und vielseitigsten Blockflötisten
unserer Zeit. Als Absolvent des Musikgymnasiums und der Bruckneruniversität
Linz bekam er entscheidende Impulse
von seinem Lehrer Balduin Sulzer. Als
Trigonale 2010 – Das Programm - 177 -
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Blockflötist wurde er u.a. von Johannes Mastnak, Walter van
Hauwe und Kees Boeke an der Bruckneruniversität Linz sowie am Conservatorium van Amsterdam ausgebildet. Michael
Oman konzertiert seit über 15 Jahren als Solist und Kammermusiker in ganz Europa, Asien und Südamerika. Sein Repertoire deckt die stilistische Bandbreite einstimmig mittelalterlicher Balladen und Estampien, die reichhaltige Consortliteratur der Renaissance sowie früh- und hochbarocke Sonaten und Concertoliteratur bis hin zu Uraufführungen ab.
Mit heimischen Barockensembles und modernen Kammerorchestern sowie mit seiner 2001 gegründeten Austrian
Baroque Company präsentiert er regelmäßig vom intimen
Blockflötenrezital über barocke Ensemblemusik bis hin zu
Blockflötensolokonzerten seine künstlerischen Projekte.
Seine CD-Aufnahmen wurden mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Innovative Programmkonzeptionen sowie sein impulsives und hochvirtuoses Blockflötenspiel werden von Publikum und Presse gleichsam mit
höchstem Lob bedacht.
Im Jänner 2009 startete er zusammen mit seiner Austrian
Baroque Company eine Kooperation mit Sony Music (deutsche harmonia mundi) mit zwei CD-Aufnahmen: »Exit baroque« und Händel's »Neun deutsche Arien« mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial.
Seit 1989 ist Michael Oman Professor für Blockflöte, Kammermusik und historische Aufführungspraxis an der Anton
Bruckner Privatuniversität Linz. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit als Dozent in Seminaren, Workshops und
Masterclasses für Blockflöte und Alte Musik setzt er sich
auch intensiv mit zeitgenössischer Blockflötenmusik aus-
einander. In diesem Zusammenhang spielte er Uraufführungen oberösterreichischer Komponisten und präsentierte
Komponistenportraits von Isang Yun (»Chinesische Bilder«), Luciano Berio (»Gesti«) und Karlheinz Stockhausen
(»In Freundschaft«).
Als künstlerischer Kurator betreut er seit 2007 die Konzertreihe »Abendmusik in der Ursulinenkirche« Linz und gründete 2009 die »Eferdinger Schlosskonzerte«.
- 178 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 179 -
Alessandro Tampieri studierte zunächst in seiner Heimatstadt Ravenna Gitarre und historische Aufführungspraxis. An der Musikhochschule Zürich studierte er Violine
und Viola bei Carlo Chiarappa (Diplom mit Auszeichnung).
Er spezialisierte sich sowohl in Alter als auch zeitgenössischer Musik.
1987 wirkte er bei der Welturaufführung von Luciano Berio's
»Study« beim Festival für zeitgenössische Musik in Salzburg
mit. Ebenso führte er 1989 Berio's »Sequenza VI per viola
sola« beim Salzburg Festival auf.
Alessandro Tampieri konzertierte mit Anner Bijlsma, Reinhard
Goebel, Gustav Leonhardt, Bob van Asperen, Giuliano Carmignola und trat bei namhaften Festivals wie S. Cecilia Academy
in Rom, Unione Musicale in Turin, Gulbelkian Foundation in
Lissabon, New York University and Frick Collection in New
York City, Ravenna Festival, Guanajuato Festival und Centro
Historico in Mexico auf. Er ist Gründungsmitglied des Ensembles Accademia Bizantina, bestritt seit 1994 als Mitglied
von Il Giardino Armonico mehrere Konzerttourneen in Europa, Japan und Amerika und ist seit 2003 Konzertmeister
des Barockorchesters Accademia Montis Regalis.
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CD-Einspielungen bei den Labels R.C.A., Denon, Opus
111, Teldec, Arts und Decca.
Alessandro Tampieri unterrichtet als Assistent in Azio Corghi's Klassen an der Accademia Chigiana und als Professor
für Viola am Konservatorium von Messina.
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Balázs Máté, geboren in Budapest, begann seine Violoncellostudien mit 8 Jahren und setzte diese am Béla Bartók
Musikgymnasium und an der Franz Liszt Musikakademie Budapest fort. Das Diplom legte er mit Auszeichnung ab.
1985 bis 1992 war er Mitglied des Ungarischen Nationalphilharmonischen Orchesters und später als Kammermusiklehrer
im Leo Weiner Musikgymnasium Budapest tätig.
1990 bis 1992 studierte er Barockcello am Königlich Holländischen Konservatorium Den Haag bei Jaap ter Linden und erwarb hier sein Künstlerdiplom im Fach Barockcello.
Balázs Máté ist Gründungsmitglied des ungarischen Barockorchesters Concerto armonico, des Trio Cristofori und
des Ensembles The Rare Fruits Council. 1996 gründete er das
Barockensemble Aura musicale, dessen Leiter er ist. 2002
gründet er gemeinsam mit László Paulik, Erzsébet Rácz und
Éva Posvanecz das Streichquartett Quartetto Luigi Tomasini,
seit 2005 ist er Mitglied der Austrian Baroque Company.
Seit den 1990er Jahren ist er international tätig und wurde
Solocellist in renommierten Barockorchestern wie Le Concert des Nations, Wiener Akademie, Les Musiciens du Louvre,
Akademie für Alte Musik Berlin u. a. Außerdem wirkte er bei
mehreren Konzerten des Amsterdam Baroque Orchestra, der
Nederlandse Bachvereeniging, Lyriarte und Café Zimmermann mit.
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Als Dozent für Barockcello gibt er regelmäßig Kurse in Österreich, Ungarn sowie beim European Union Baroque Orchestra. Seit 2010 ist er Professor für Barockvioloncello an der
Hochschule für Musik F. Mendelssohn Bartholdy Leipzig.
Als Jordi Savalls erster Solocellist zählt Balázs Máté weltweit zu den führenden Barockcellisten seiner Generation.
Als Solocellist und Kammermusiker pflegt er seit vielen
Jahren eine weltweite Konzerttätigkeit, die ihn mit Dirigenten wie Marc Minkowski, Jordi Savall, Martin Haselböck,
Nicholas McGegan, Joos van Immerseel, Christopher Hogwood, Ton Koopman u. a. zusammenführte.
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Wolfgang Heiler ist in Linz geboren. Erster Blockflötenunterricht bei Winfried Hackl in Schwertberg. Seit 2001
Blockflötenstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität
Linz bei Prof. Michael Oman. 2002 Beginn des Fagottstudiums an der ABPU bei Prof. Alexander Varga.
Seither zahlreiche Auftritte als Kammermusiker und Orchestermusiker u. a. mit dem Orchester der ABU, dem JohannStrauß-Ensemble Linz und dem Innviertler Sinfonieorchester.
Seit 2004 Mitglied des Wiener Jeunesse Orchester, hiermit
Auftritt bei internationalen Jugendorchesterfestivals und
Orchestertourneen durch Deutschland und Österreich.
Orchestertätigkeit unter Dirigenten wie Ton Koopman, Dennis Russell Davies, Karen Kamensek. 2009/2010 Substitut im
Brucknerorchester Linz, Frühjahr 2010 Abschluss des Bachelorstudiums »Konzertfach Fagott« an der ABPU Linz.
Seit 2006 intensive Beschäftigung mit historischem Fagott.
Seither Konzerttätigkeit als Barockfagottist in der Austrian
Baroque Company.
Trigonale 2010 – Das Programm - 181 -
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Daniel Oman, geboren in Linz, Österreich. Nach der Matura Studium am Brucknerkonservatorium Linz für Klassische
Gitarre, Jazz und Musikpädagogik.
1998: 1. Preis bei dem jährlich von der deutschen Fachzeitschrift Akustik Gitarre ausgeschriebenen internationalen Fingerstyle-Gitarrewettbewerb. 1999: viel beachteter Auftritt
beim Internationalen Open Strings Guitar Festival in Osnabrück (D), dem größten europäischen Podium für Fingerstyle-Gitarre, mit Rezensionen u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gitarren Solo-Konzerte in Österreich,
Deutschland und der Schweiz. 2000: 1. Preis beim Gitarrewettbewerb des Saarlandes (D).
Im Vertrieb der MICA-Austria erscheint die erste Solo-CD
mit Eigenkompositionen für Gitarre Solo unter dem Titel
»constant changin«.
Schon während des Studiums intensive Beschäftigung mit
Alter Musik und historischen Instrumenten. Mitglied der
auf Barockmusik spezialisierten Ensembles Austrian Baroque Company, Ars Antiqua Austria, Naoki Kitaya Consort
Zürich, Lauten-Duos mit Thomas Boysen.
Zusammenarbeit und Konzerte auch mit dem österreichischen Ensemble MTW, welches avantgardistische Elemente,
Jazz und Klassik verbindet.
Zahlreiche CD-Auszeichnungen mit dem Ensemble Austrian
Baroque Company, CD-Produktionen bei Sony Music, ORF
Edition Alte Musik, Raumklang, Acoustic Music Records,
Symphonia, Olive Music und Edition Marc Aurel.
Regelmäßige Auftritte bei bedeutenden Festivals Alter Musik und im Bereich Jazz in ganz Europa.
Seit 2000 Lehrtätigkeit an der Musikschule der Stadt Linz.
Martina Schobersberger erhielt ihren ersten Orgelunterricht bei Ernst Raab an der Landesmusikschule Eferding. Danach studierte sie am Brucknerkonservatorium Linz
(Orgel bei August Humer), absolvierte mit Auszeichnung
und unterrichtete am Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk. Anschließend unternahm sie Studien für Alte
Musik an der Musikhochschule Trossingen (Orgel bei Andrea
Marcon) und an der Schola Cantorum Basiliensis (Orgel bei
Jean-Claude Zehnder, Cembalo bei Andrea Marcon), die sie
jeweils mit einem Diplom abschloss, und war in dieser Zeit
Organistin an der Marienkirche in Olten (CH).
Martina Schobersberger ist Gründungsmitglied der Austrian
Baroque Company, übt eine internationale Konzerttätigkeit
als Solistin und Ensemblemusikerin aus und wird regelmäßig zu Internationalen Kursen für Alte Musik eingeladen.
Sie konzertierte als Cembalistin und Organistin u. a. mit Solisten der Wiener und Berliner Philharmoniker, Barockensemble der Wiener Symphoniker, Philharmonische Camerata Berlin, l'Orfeo Barockorchester, Capriccio Basel, The Monteverdi
Choir unter Sir John Elliot Gardiner, Luzerner Sinfonieorchester unter Diego Fasolis, Armonico Tributo Austria, Festival Sinfonietta Linz, Opera stravagante Venedig, Aura musicale Budapest, Cappella Istropolitana und widmet sich projektweise
der zeitgenössischen Musik u. a. als Mitglied des Orchesters
Basel Sinfonietta. Auftritte in ganz Europa bei namhaften
Konzerthäusern und Festivals wie Salzburger Festspiele, Montreux, Carinthischer Sommer, Internationale Barocktage Stift
Melk, Tage Alter Musik Regensburg, styriarte, Musikverein Wien,
Wiener Konzerthaus, Herkulessaal Residenz München, Meistersingerhalle Nürnberg, KKL Luzern, Brucknerhaus Linz u. a.
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Trigonale 2010 – Das Programm - 183 -
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Außerdem beschäftigt sie sich mit mittelalterlicher Musik
für Organetto (Portativorgel), ist als Organistin an der HerzJesu-Kirche in Linz tätig und übt eine private Unterrichtstätigkeit aus.
Diverse Rundfunkaufnahmen (ORF, DRS, Bayerischer Rundfunk, NDR u. a.) und CD-Einspielungen bei den Labels
Sony Music, ORF Edition Alte Musik, Claves u. a. 2004 nahm
Martina Schobersberger ihre erste Orgelsolo-CD an zwei historischen Orgeln aus der Renaissance- und Barockzeit in
Oberösterreich auf. 2009 gründete sie zusammen mit Michael Oman die Eferdinger Schlosskonzerte und ist weiters als
Projektmanagerin für die Austrian Baroque Company tätig.
Chris Pichler: »Ich spiele an renommierten deutschsprachigen Bühnen in Berlin, Wien, Frankfurt, Köln, Weimar…
Mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, verfüge ich über ein großes Rollenrepertoire,
dessen Bandbreite von der Klassik bis zur
Moderne reicht.
Die Zuseher kennen mich aus verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen, die Zuhörer aus vielen Produktionen der
Sender in Deutschland, Österreich, Schweiz aus Hörbüchern
und Hörspielen.
Von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert sind auch
meine zahlreichen ausdrucksstarken Soloprogramme, in deren
Mittelpunkt Frauen der Zeitgeschichte stehen: Jackie Kennedy,
Molly Bloom, Marie Antoinette. Allen voran: Romy Schneider
– zwei Gesichter einer Frau, ein Soloabend, mit dem ich u. a.
am Hamburger Schauspielhaus, Berliner Ensemble, in Wien,
Stuttgart, Köln, gastiere und damit 2009 zur Schauspielerin
des Jahres des ORF ausgezeichnet wurde.«
Preise
Prix Italia, Prix Europa, Prix Suisse 2009, Carl Skraup Preis,
Theaterpreis der Europäischen Kulturhauptstadt 09, Deutscher
Kritikerpreis 2009, Schauspielerin des Jahres des ORF 2009.
Rollenrepertoire
Goethe
Gretchen, Stella, Iphigenie, Prinzessin
Leonore
Schiller
Luise Miller, Königin Elisabeth, Agnes
Sorel
- 184 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 185 -
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Lessing
Hauptmann
Shakespeare
Franziska, Recha
Käthe Vockerat, Pipercarcka
Jessica
Cechov
Grillparzer
Büchner
Horvath
Brecht
Schnitzler
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Warja
Königin Kunigunde
Lena
Marianne, Karoline, Frl. Pollinger
Polly, Lucie
Lina Loos, Süßes Mädl, Adele Sandrock,
Josefine Weninger
Sternheim
Luise Maske
Ionesco
Fräulein Daisy
Shaffer
Konstanze Mozart
Franzobel, Jelinek,Turrini, Nis Momme Stockkmann
Solo
Chris Pichler
Elfriede Jelinek
James Joyce
Jean Cocteau
Janis Ritsos
Theresia Walser
Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau
Jackie
Molly Bloom
Geliebte Stimme
Crysothemis
Kleine Zweifel
Bombenfrau, Marie Antoinette
Wichtige Stationen
2010/11
Schlossparktheater Berlin (Gast)
2009/10
Hans Otto Theater (Gast)
2008/10
Schauspiel Dortmund (Gast)
2007/09
Berliner Ensemble (Gast)
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2008/09
2006/09
2004-05
2003/04
1999-2004
1994-1998
Ruhrfestspiele Recklinghausen
Schauspiel Frankfurt (Gast)
Theater in der Josefstadt
Festspiele Reichenau
Volkstheater Wien
Deutsches Nationaltheater Weimar
Kino
Rattenkinder – Andreas Kurz | Gebürtig – Robert Schindel,
Lukas Stepanek | Blindflug – Ben von Grafenstein | Twinni –
Ulrike Schweiger | Der Nachbar – Götz Spielmann
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TV
Schnell ermittelt – Andreas Kopriva
Herzdamen – Karola Hattop
Winzerkönig – Claudia Jüptner Jonsdorf
Da wo es noch Treue gibt – Heidi Kranz
Der Elefant – Andreas Prohaska
Kommissar Rex – Holger Barthel
Sokokitz – Klaus Gendries
Julia eine ungewöhnliche Frau – Holger Barthel
Dr. Schwarz und Dr. Martin – Bernd Fischerauer
Schlosshotel Orth – Stefan Klisch
Der Salzbaron – Bernd Fischerauer
Regisseure Theater
Manfred Karge, Frank Hoffmann, Katja Paryla, Niels Peter
Rudolph, Leander Haussmann, Amelie Niermeyer, Michael
Gruner, Anselm Weber, Eric Uwe Laufenberg, Harald Clemen,
Thirza Bruncken, Horst Schönemann, Georg Schmiedleitner,
Trigonale 2010 – Das Programm - 187 -
Emm Werner, Brigitte Landes, Hans Gratzer, Ernst Josef
Köpplinger, Otto Schenk, Janusz Kiza, Marc Günther.
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Aut o g r a mme
Arbeiten mit Musik
Marcel Prawy Matinee: Rosenkavalier – Octavian
Frau ohne Schatten – Färberin
Tannhäuser – Elisabeth
Dreigroschenoper – Polly
Kammeroper: Haus aus Stimmen – Frau
Melodrame: Schöne Magelone
Ennoch Arden, Leonore, Heideknabe
Auftragsarbeit Musikverein 2010: Gestiefelter Kater
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Hörbücher
Romy Schneider zwei Gesichter einer Frau, Radiotatort, Madame Bovary, Medea Stimmen, Hercule Poirot, Dr. Faustus,
Steppenwolf, Rot und Schwarz, An der Arche um Acht, Jane
Goodal, Agatha Christie, Gräfin von Carliostro, Strudelhofstiege, Romy Schneider – fragen sie mich nicht wie einsam ich bin, Geboren in Bagdad, Die Jagd nach dem Schnatz,
Assoult/Anschlag. www.chrispichler.com
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Sonntag, 12.09., 15.00 Uhr
Pfarrkirche St. Peter bei Taggenbrunn
Les Amusements
E inle itun g
Musikalische Amusements für den Sonnenkönig
Les Amusements ... Hinter diesem Titel verbergen sich die
verschiedensten musikalischen Vergnügungen, die durch
ihre Nähe zum französischen Hof geeint werden.
Vergnügungen für den König und seine Gäste
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Rebeka Rusó
Rebeka Rusó: Viola da Gamba
Juan Sebastian Lima: Theorbe
Michael Hell: Cembalo
- 190 - Trigonale 2010 – Das Programm
Stellen wir uns vor, der heutige französische Präsident würde sich Sting, begleitet von Lang Lang am Klavier, in seine
privaten Gemächer bestellen, um sich von den beiden ein
Schlaflied aufführen zu lassen. Ganz ähnlich hatten es die
französischen Staatschefs im Barock nämlich gemacht: die
besten Musiker des Landes waren am Hofe angestellt, die
außergewöhnlichsten von ihnen für die »Chambre du Roy«,
wo sie zum Vergnügen des Königs und seiner Gäste u. a. zum
»Souper« (Abendessen) und »Coucher du Roy« (Zubettgehen des Königs) erlesenste Kammermusik spielten. Allen
voran der vielleicht größte Virtuose, den die Viola da Gamba
je gesehen hat: Marin Marais (1656-1728) durchlief in seinem Leben eine beispiellose Karriere. Als Sohn eines Schuhmachers geboren, kam er über die Tradition der katholischen
Singschulen zur Musik. In St. Germain-l'Auxerrois gehörte u. a. Michel Richard de Lalande (1657 – 1726) zu seinen
Klassenkameraden. Gambenunterricht erhielt er vom genialen, aber ziemlich verschrobenen Sieur de Sainte-Colombe
Trigonale 2010 – Das Programm - 191 -
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(† um 1701), welcher der Viola da gamba die siebte Saite
hinzufügte. Es ist überliefert, dass der junge Marais ihn oft
heimlich beim Üben in seinem Gartenhäuschen belauschte.
Schon mit zwanzig Jahren wird Marais Hofmusiker und erhält vom »Surintendant de la Musique« Jean-Baptiste Lully
(1632 – 1687) unterstützt den Titel »joueur de la viole de la
musique de la Chambre«. Er wird von Lully sehr gefördert,
spielt in allen seinen Opern im Continuo und vertritt ihn
gelegentlich auch als Leiter des Orchesters. Nach Lullys Tod
übernimmt er die Leitung desselben.
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Am Hofe spielte Marais mit den berühmtesten Musikern seiner Zeit zusammen: Neben dem schon genannten Hofkomponisten Jean-Baptiste Lully und dem Cembalisten François
Couperin (1668 – 1733), gehören dazu auch der Gitarrist und
Théorbist Robert de Visée (ca. 1655 – 1732) und der Cembalist Jean-Henry d'Anglebert (1629 – 1691), deren Werke auch
heute unser Programm bereichern. Die gemeinsamen Auftritte dieser Musiker waren sicherlich nicht nur unterhaltend, sondern wahrscheinlich atemberaubend.
Bearbeitungen der »Folies d'Espagnes«, einer aus Spanien
importierten Sarabande, finden wir aus der Feder fast jedes
Komponisten (so auch von Lully und d'Anglebert). Marais
reizt in seinen Variationen die Möglichkeiten der Gambe
voll aus und zeigt sie von ihrer virtuosesten Seite. Nachahmungen eines anderen Instrumentes waren sehr beliebt. La
Guitarre aus Marais' drittem Buch von 1711 ist wohl eine
Verbeugung vor dem König selbst, der auch Gitarre spielte.
Amusements für die Musiker
Ein besonderes Amusement war es sicher für die Musiker
am Hofe, die Stücke der anderen Mitspieler für das eigene
Instrument zu bearbeiten. Die Lautenbearbeitungen de Visées
von Cembalostücken Couperins sind hier besonders hervorzuheben, da diese Stücke von Couperin im »style luthé« komponiert worden sind, der die Laute auf dem Cembalo nachahmte. Les Bergeries, ein intimes Rondeau, hat übrigens nicht
nur de Visée und dem französischen König sehr gefallen, auch
Bachs Frau Anna Magdalena notierte es in ihr Notenbüchlein.
Die Zusammenstellung der Kompositionen ist typisch für
den Kreis der musikalischen Elite in Paris um 1700. Neben
Tanzsätzen wie der prächtigen, unser Programm abschliessenden Chaconne (Ludwig XIV. war selbst ein hervorragender Tänzer) finden sich vor allen Dingen Charakterstücke (wie z. B. »Le Badin« = der Scherz). Chinoiserien
waren in Mode und finden sich nicht nur in Gärten und
auf Möbeln sondern auch in der Musik (Gigue La Pagode).
Die Cembalobearbeitung von Lullys Orchesterpassacaille
aus seiner Oper Armide (1686) von Jean-Henry d'Anglebert
ist wiederum ein mehrfaches Amusement. In ihrem originalen Kontext bildet die Passacaille den Rahmen für ein
großartiges Divertissement, welches Armida für den Helden
der Oper, Rinaldo, veranstaltet. Nach der getanzten Passacaille besingt eine Schar glücklicher Liebender die angenehmen Vergnügungen junger Liebe, ein Da Capo der Passacaille folgt. In der Cembalofassung ist das Stück nicht nur
- 192 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 193 -
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ein virtuoses Paradestück, sondern bietet auch die Möglichkeit, den Höhepunkt der Oper zu Hause in der Kammer
wiederzuerleben. Sein Buch mit Cembalokompositionen
widmete d'Anglebert übrigens der Princesse de Conti, Tochter des Sonnenkönigs.
All diese königlichen Divertissements durchziehen Délicatesse und Élégance, die quasi Synonym für die französische
Hofkultur des 17. und 18. Jahrhunderts sind und gleichzeitig
so perfekt die Eigenschaften der Viola da gamba verkörpern.
Rebeka Rusó & Michael Hell
Ein erst kürzlich wiederentdecktes Stück von Marais' einzigem ernstzunehmenden Rivalen Antoine Forqueray (1672 –
1745) haben wir in unser Programm mit aufgenommen:
La Girouette (= Windfahne, oder vielleicht eine Person, die
ihre Meinung nach dem Wind der Zeit wechselt?). Marais
und Forqueray wurden in ihrer Zeit als Engel und Teufel auf
der Viola da gamba bezeichnet.
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Ein Wort zu den Praeludien: Ursprünglich zum Einstimmen und Einspielen der Musiker gedacht, weiteten sie sich
mit der Zeit immer mehr aus, um den Charakter der jeweiligen Tonart auszuloten. In unserem Programm finden sich
verschiedene Typen solcher Vorspiele: Préludes non mesurés (d'Anglebert), die keine Taktangabe und -striche haben,
hauptsächlich in ganzen Noten notiert sind und dem Interpreten sehr viel Freiheit lassen; Marais' Préludes en Harpègement (Arpeggiopraeludien), die keine Melodie haben,
sondern sich aus oft sehr ungewöhnlichen harmonischen
Progressionen in klangvollen Arpeggien zusammensetzen,
und extrem ausdrucksstarke mensurierte Praeludien, wie das
mit Gravement überschriebene Prélude zu Beginn des Konzerts, die zwar Takt- und Tempoangabe haben, aber dennoch wesentlich freier als die folgenden Tanzsätze sind.
- 194 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 195 -
Pro g r a mm
Marin Marais
(1656 – 1728)
Suite en sol
de Pièces de Viole du Cinquième livre – Paris, 1725:
1. Prélude (Nr. 63)
2. Allemande La Marianne (Nr. 70)
3. Gigue La Pagode (Nr. 67)
4. Rondeau Le Badin (Nr. 72)
5. La Georgienne dite la Maupertuy (Nr. 73)
6. La Guitarre (Nr. 107, Troisième livre – Paris, 1711)
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Robert de Visée
(ca. 1650 – 1720)
7. Prélude
8. Les Sylvains de Mr Couperin
(Piéces de claveçin, 1 ère livre, 1713, Manuscript Saizenay)
9. Les Bergeries (Man. Anon., Paris R 1575)
Marin Marais
10. Couplets de Folies d'Espagne
(2 ème livre – Paris, 1701)
Marin Marais
11. Prélude en Harpègement (Nr. 16, 5 ème livre)
12. La Paraza (Nr. 113, 5 ème livre)
Antoine Forqueray
(1672 – 1745)
13. La girouette
(Recueil de pieces de violle, Bibl. Nat. Paris)
Jean-Henry d'Anglebert
(ca. 1629 – 1691)
14. Prelude & Passacaille d'Armide
(nach Jean-Baptiste Lully,
aus: Pieces de Clavecin – Paris, 1689)
Marin Marais
15. Les Amusements (Nr. 105, 5 ème livre)
16. Rondeau Le Troilleur (Nr. 82, 5 ème livre)
17. Chaconne (Nr. 83, 5 ème livre)
Paus e
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Trigonale 2010 – Das Programm - 197 -
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Rebeka Rusó – Viola da Gamba
Die international renommierte slowakische Gambistin und Cellistin Rebeka Rusó
stammt aus einer Musikerfamilie und erhielt ihre erste musikalische Ausbildung
in ihrer Geburtsstadt Bratislava. Während
ihres Cello-Studiums besuchte sie zahlreiche Kurse für Alte
Musik, wobei sie ihre Faszination für die Viola da Gamba
entdeckte.
Auf ihr abgeschlossenes Cello-Studium in Bratislava folgte
das Studium der Gambe bei Wieland Kuijken am Königlichen Konservatorium in Brüssel, wo sie 1996 ihr Diplom
mit Auszeichnung erlangte. Weitere Studien führten sie nach
Basel an die Schola Cantorum zu Paolo Pandolfo und Christophe Coin (Barockcello). Außerdem besuchte sie Meisterkurse bei Jordi Savall.
Sie ist Preisträgerin des ersten internationalen Bach-AbelGambenwettbewerbs in Köthen 1997.
Als Mitglied und als Solistin namhafter Barockensembles wie
La Petite Bande, Hespèrion XXI, Le Parlement de Musique, La
Chapelle Rhénane, Musica Fiorita, Marais Consort und Labyrinto spielt sie regelmäßig Konzerte bei zahlreichen AlteMusik-Festivals in Europa, Südamerika, China und Japan
und hat in zahlreichen Aufnahmen mitgewirkt.
Sie ist Mitglied des Basler Gambenconsorts Concerto di Viole,
das mit Andreas Scholl für Harmonia Mundi im Herbst 2007
Stücke von Dowland und seinen Zeitgenossen eingespielt hat.
Mit dem Ensemble La Chapelle Rhénane nahm sie drei mit dem
Diapason d'or ausgezeichnete CDs mit Werken von Capricornus und Schütz auf.
Eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit verbindet
sie mit Paolo Pandolfo. Als Lehrerin an der Schola Cantorum
Basiliensis, dem Conservatoire de Strasbourg sowie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz, wo sie von
Oktober 2005 bis Juli 2008 eine Professur innehatte, gibt
sie die Liebe und Leidenschaft für das Gambenspiel an ihre
Schüler und Studenten weiter.
Auf ihrer ersten Solo-CD »Touch me Lightly« (PanClassics
2008), ließ sie sich durch die Affinität der Gambe zur Laute
inspirieren.
- 198 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 199 -
www.rebekaruso.com
»Nicht nur berührt Rebeka Rusó die Viola da Gamba leicht und
zaubert dabei pastellfarbige Klangfarben aus dem Instrument...
sie berührt des Hörers Gemüt auch mit einer wohltuenden
Leichtigkeit. Das macht die Schönheit dieser CD aus, das Extravagante, Einzigartige...«
R. Strobl, Toccata 39/2009
Juan Sebastian Lima - Theorbe
1973 in Buenos Aires, Argentinien geboren, beginnt Juan Sebastian Lima seine
musikalische Laufbahn mit dem Studium
der klassischen Gitarre an der nationalen Juan Pedro Esnaola-Musikschule und
schließt dort im Alter von 17 Jahren mit einem Diplom ab.
Er setzt sein Studium am Nationalen Konservatorium von
Buenos Aires fort und gewinnt 1989 den ersten Preis im
'Wettbewerb Junger Gitarristen' der Jrimian Stiftung.
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Unterstützt durch ein Stipendium kann er an einigen Meisterkursen zur Interpretation Alter Musik für Gitarristen und
Lautenisten teilnehmen, die 1993 und 1994 von Hopkinson
Smith in Argentinien organisiert und geleitet werden. Dieser ist es auch, der Azul Juan Sebastian Lima an die Schola
Cantorum Basiliensis einlädt, wo dieser 1999 sein Studium
mit einem Diplom abschliesst. 1997 gewinnt er den ersten
Preis bei »The 7th International Young Artists Competition« in York, England. Parallel zu seinem Studium wirkt
er an unzähligen Konzerten an den wichtigsten Theatern
in Argentinien mit (Teatro Cervantes, Teatro San Martin,
Centro Cultural Recoleta, Teatro Colon). Es folgen verschiedene Projekte in Europa, den USA, Kanada und Südamerika mit renommierten Ensembles der Alten Musik-Szene
wie dem Concerto Vocale (dir. René Jacobs), dem Huelgas
Ensemble (P. van Nevel), Le Concert Spirituel (H. Niquet),
der Wiener Akademie, der Accademia Bizantina (O. Dantone), Zefiro (A. Bernardini), dem Complesso Barocco (Alain
Curtis), La Fenice (Jean Tubéry) und Musica Fiorita (Daniela
Dolci). 2004 erwirbt er sein Solistendiplom am Konservatorium von Genf (Schweiz).
Michael Hell – Cembalo
Als Preisträger zahlreicher nationaler und
internationaler Wettbewerbe studierte
Michael Hell zunächst in Hannover Blockflöte und Cembalo, dann Cembalo und
Generalbass bei Jesper Christensen an der
Schola Cantorum Basiliensis (CH).
Eine rege Konzerttätigkeit als Solist, Kammermusiker und
Continuospieler führte ihn mittlerweile in fast alle Länder
Europas, nach Japan, Israel, Kolumbien und in die USA.
Seit 2005 unterrichtet Michael Hell sowohl Blockflöte als
auch Cembalo am Institut für Alte Musik der Kunstuniversität Graz. www.michaelhell.com
- 200 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 201 -
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Aut o g r a mme
Sonntag, 12.09., 19.00 Uhr
Stiftskirche St. Georgen
Angeli, Zingare e Pastori
Symbole und Sinnbilder
in der italienischen Renaissancemusik
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The Royal Wind Music
E inle itun g
Angeli, Zingare e Pastori stellt die instrumentale und vokale Musik Italiens vor, die während der Spätrenaissance und
des Frühbarock in den musikalischen Zentren wie Venedig,
Rom und Neapel gepflegt wurde.
Die stilistischen Entwicklungen in diesen Städten hatten großen Einfluss auf das musikalische Leben in kleineren Orten
wie Genua (wo Simone Molinaro eine Sammlung Madrigale
des neapolitanischen Komponisten Gesualdo bearbeitete),
- 202 - Trigonale 2010 – Das Programm
Cremona (wo Tarquinio Merula als Komponist, Organist
und Violinist aktiv war) oder Lucca (wo Gioseffo Guami für
20 Jahre an der Kathedrale angestellt war, nachdem er Posten in Bayern und Venedig inne hatte).
1501 begann Ottaviano Petrucci mit dem ersten Musikdruck
in Venedig, dem Ort, der das Zentrum für Musikdruck im
Italien des 16. Jahrhunderts bleiben sollte. Girolamo Scotto
und Antonio Gardane, die seit den 1530er Jahren im Musikdruckgeschäft aktiv waren, druckten Musik vieler national
und international bekannter Musiker wie z.B. De Rore,
Clement Janequin, Palestrina, Arcadelt und anderer Komponisten Italiens, Deutschlands, Hollands, Frankreichs und
Spaniens. Die zahlreichen Drucke, die in dieser Zeit produziert wurden, sind sicherlich auch auf die große Verbreitung des frühen venezianischen Stils in Italien und im
europäischen Ausland zurückzuführen. Adriaen Willaert,
Kapellmeister an San Marco zwischen 1527 und 1562, wird
als einer der frühen Meister des Ricercars gesehen, dem
musikalischen Vorgänger der Fuge. Andrea Gabrieli (Organist an San Marco) und im besonderen Girlolamo Frescobaldi,
der in Ferrara, Mantua, Florenz und Rom tätig war, haben
diese Form zur Perfektion gebracht.
Rom genoss durch den Stuhl Petri eine besondere Stellung.
Der päpstliche Chor war aller Wahrscheinlichkeit nach die
Trigonale 2010 – Das Programm - 203 -
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prestigeträchtigste musikalische Institution der Stadt, obwohl verschiedene andere Kirchen und Basiliken auch Sänger, Organisten und Instrumentalisten beschäftigten: Giovanni Pierluigi da Palestrina beispielsweise verbrachte sein
ganzes Leben in Rom und hatte an einigen dieser Kirchen
Anstellungen inne. Ebenso verhielt es sich mit Paolo Agostini und Girolamo Frescobaldi.
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Neapel wurde 1503 zum Vizekönigreich Spaniens und entwickelte sich von diesem Zeitpunkt an zu einem »Königreich der Musik«: Die königliche Kapelle war die größte
Italiens und junge Aristokraten wurden unter der Anleitung der besten und vielversprechendsten Komponisten des
Kontinentes umfassend musikalisch ausgebildet. Auch Mailand geriet 1535 unter spanische Regentschaft. Vincenzo
Ruffo, der zum größten Teil Vokalmusik komponierte, war
zwischen 1563 und 1572 Kapellmeister an der Kathedrale
in Mailand. Selbst Orazio Vecchi publizierte seine Canzonettas und Villanellas hier.
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Das vokale Repertoire dieser Zeit wurde oft auch auf Instrumenten, wie z.B. Blockflöten, Zinken und Gamben gespielt. Zuweilen arrangierte man die Werke sogar für die
Laute und für Tasteninstrumente. Die meisten Kirchen
beschäftigten Instrumentalisten, die während der Gottesdienste die Stimmen der Sänger doppelten. Nur der päpstliche Chor sang ausschließlich 'a capella'.
- 204 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 205 -
Pro g r a mm
Alessandro Orologio
(ca. 1550 – 1633)
Intrada x [A6]
Aus: Intradae Alexandi Orologii ..., Liber primus,
Helmstädt, 1597
Innocenzio Alberti
(ca. 1535 – 1615)
Pavin Of Alberti & Gallyard [A5]
Aus: British Library, London,
MS R. App. 74, f.40 rev & f.41 rev [Lumley Books]
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Simone Molinaro
(ca. 1565 – 1615)
Ballo Detto Il Conde Orlando [A5]
Aus: Intavolatura di liuto, Libro primo, Venedig, 1599
Vincenzo Ruffo
(ca. 1510 – 1587)
El Travagliato [A3]
Aus: Capricci in Musica a tre Voci,
Mailand, 1564
Girolamo Cavazzoni
(ca. 1525 – 1577)
Canzon Sopra 'Falt d'Argens' [A4]
Aus: Intavolatura, cioè ricercari, canzoni, himni, ...,
Libro Primo, Venedig, 1543
- 206 - Trigonale 2010 – Das Programm
Tarquinio Merula
(ca. 1595 – 1665)
Canzon La Chremasca [A4]
Aus: Il Primo Libro delle Canzoni ...,
Venedig, 1612
Gioseffo Guami
(1542 – 1611)
Canzon La Poggina [A4]
Aus: Partidura per sonare delle canzonette alla francese,
Venedig, 1612
Jacopo Corfini
(ca. 1529 – 1591)
O Quam Suavis est Domine Spiritus Tuus
Aus: Concerti... continenti musica di chiesa..., Venedig, 1591
Paolo Agostini
(ca. 1583 – 1629)
Adoramus Te, Christe [A4]
Aus: Basilica di San Giovanni in Laterano,
MS 8925 Rari, st. mus. 29 (ca. 1625 – 26)
Ascanio Trombetti
(1544 – 1590)
Diligam Te Domine [A6]
Aus: Il Primo Libro di Motetti accomodati
per cantare e far concerti,
Venedig, 1589
Trigonale 2010 – Das Programm - 207 -
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Giovanni Pierluigi Da Palestrina
(1525 – 1594)
Viri Galilaei / Ascendit Deus [A6]
Aus: Liber Primus Motettorum,
Venedig, 1569
Paus e
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Girolamo Frescobaldi
(1583 – 1643)
•Praeambulum Legatura [A5]
Aus: Toccate e Partite,
Rome, 1637
•Ricercar Ottavo [A4]
Aus: Ricercari et Canzoni Francese fatte
sopra diversi obblighi in partitura,
Rom, 1615
Andrea Gabrieli
(1510 – 1586)
Ricercar Del Primo Tono [A4]
Aus: Ricercari di Andrea Gabrieli Organista di Venetia ...,
Venedig, 1595
Orazio Vecchi
(1550 – 1605)
•Gitene Ninfe Pass'e Mezo.
Per Sonare e Cantare Insieme [A5]
•Salterello Detto Triuella [A5]
Aus: Selva di Varia Ricreatione,
Venedig, 1590
Salomone Rossi
(1570 – ca. 1630)
•Odekha Ki'Anitani [A6]
Aus: Hashirim asher lish'lomo [The Songs of Solomon],
Venedig, 1623
•Sinfonia [A5] & Gagliarda detta Narciso [A5]
Aus: Il secondo libro delle sinfonie et gagliarde,
Venedig, 1608
Giovanni Maria Trabaci
(ca. 1575 – 1647)
•Gagliarda Seconda Detta La Scabrosetta [A5]
•Gagliarda Prima Detta La Galante [A5]
•Gagliarda Terza Detta La Talianella [A5]
Aus: Il Secondo Libro de Ricercate & altri varij Capricci,
Neapel, 1615
Alle Arrangements & Diminutionen von Paul Leenhouts
- 208 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 209 -
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Petri Arvo, geboren 1982 in Eura,
Finnland, nahm das Blockflötenstudium
1997 als Jungstudent an der Sibeliusakademie in Helsinki bei Rabbe Forsman und
Jari S. Puhakka auf. Von 2003 bis 2009
studierte er dort in der Alten Musik Abteilung als Vollzeitstudent und graduierte mit einem Master
of Music. Ergänzend dazu studiert er seit 2007 am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts und Jorge Isaac.
Neben The Royal Wind Music spielt Petri regelmäßig mit
Ensembles wie Musica Curiosa Helsinki, Un'altra ondata und
Harmoniset Oikut. Das Ensemble Harmoniset Oikut beschäftigt sich nicht nur mit barockem Repertoire, sondern spezialisiert sich verstärkt darauf, mit der neuen Generation
finnischer Komponisten zusammenzuarbeiten und zeitgenössische theatrale Musik für Stimme und historische Instrumente aufzuführen. Darüber hinaus ist Petri an der Kombination von zeitgenössischer elektronischer Musik, modernem Tanz und Theater interessiert.
Australian Recorder Quartet gab sie Konzerte in Queensland
und Neuseeland, die von Radio NZ (Radio Neuseeland) und
2GB Sydney aufgezeichnet wurden. In den vergangenen
Jahren war sie unter anderem im Sydney Opera House (Australien), der Wigmore Hall (England) und dem Concertgebouw Amsterdam (Holland) zu hören.
Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums 2004 mit Auszeichnung am Conservatorium of Music in Sydney setzte sie
ihr Studium dort mit dem Masterstudium fort und spezialisierte sich auf zeitgenössische japanische Kompositionen
für Blockflöte bei Hans-Dieter Michatz. Seit 2008 studiert
Alana mit der Unterstützung eines Stipendiums des Ian Potter
Cultural Trust und des PPCA Performers Trust in der Blockflötenklasse von Paul Leenhouts am Conservatorium van Amsterdam. Seit 2008 ist sie Mitglied bei The Royal Wind Music.
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Alana Blackburn, wurde 1983 in Armidale, Australien, geboren.
Sie konzertierte als Solistin und Kammermusikerin mit Ensemles wie z. B. The
Royal Wind Music, The New Dutch Academy, Salut! Baroque, The Bell Shakespeare
Company, The Sydney Consort, ThoroughBass, The Tall Poppeas, The Sydneian Bach Choir und Manly-Warringah Symphony Orchestra. Mit dem Blockflötenquartett Bellatrix: The
Stephanie Brandt wurde 1978 in
Aachen geboren und liebt die Blockflöte
seit ihrer ersten Unterrichtsstunde.
Nachdem sie mehrere erste Preise bei nationalen und internationalen Jugendwettbewerben gewonnen hatte, studierte sie
Blockflöte in Frankfurt und Amsterdam.
Ihr Engagement in Ensembles wie The Royal Wind Music und
ÆroDynamic (einem auf zeitgenössische, multidisziplinäre
Musikprojekte sowie mittelalterliche Musik spezialisierten
Trio) trug ihr mehrere Preise ein, unter anderem bei der
»9th Contemporary Chamber Music Competition Krakow«
2005 und beim »Vriendenkrans-Concours« Amsterdam 2006.
- 210 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 211 -
Darauf folgten zahlreiche Konzerte in Europa und den USA.
Mit einem mittelalterlich bis zeitgenössisch-experimentellen
Programm gewann sie den dritten Preis bei der »Moeck/
SRP Solo Recorder Competition« 2005.
Da Stephanie großen Wert auf die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses legt, tritt sie regelmäßig für die in Amsterdam ansässige Stiftung »Memorable Moments« auf und
bringt auf diese Weise Musik in Kindergärten und Grundschulen. Darüber hinaus unterrichtet sie an der interdisziplinären Kunst- und Musikschule De Kunstlinie in Almere
(Niederlande). Stephanie verbringt ihre Freizeit entweder
mit Shotokan-Karate-Training oder widmet sich ihrem Pädagogikstudium.
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sie an der selben Institution ihr Studium im Masterstudiengang bei Paul Leenhouts fort und tritt mit einem breitgefächertem Repertoire nicht nur als Solistin sondern auch als
Kammermusikpartnerin auf.
Mit The Royal Wind Music spielte Ruth im letzten Jahr eine
CD ein und trat bei namhaften Festivals auf.
Ruth Dyson wurde 1986 in Leeds, England, geboren. 1996 begann sie ihre musikalische Ausbildung an der Chetham's
School of Music in Manchester, wo sie
Blockflöte bei Alan Davis studierte. Zwischen 2002 und 2004 nahm sie Unterricht
bei Daniel Brueggen an der Royal Academy in London.
Schon während ihres Studiums in Manchester trat sie mehrfach in renommierten Konzertsälen auf. So spielte sie beispielsweise das Blockflötenkonzert von David Bedford gemeinsam mit dem Halle Orchestra in der Bridgewater Hall.
Sie erhielt den zweiten Preis bei der »Moeck/SRP Recorder Competition« 2003 und begann 2004 ihr Studium am
Conservatorium van Amsterdam bei Walter van Hauwe, wo
sie 2008 ihren Bachelorabschluss erhielt. Im Moment setzt
Belén Nieto Galán wurde 1985 in
Madrid, Spanien, geboren, wo sie Blockflöte bei Fernando Paz, Querflöte bei
María Ángeles Grau und Kammermusik
bei Leonardo Luckert und Jesús Sánchez
am Konservatorium für Musik »Padre
Antonio Soler« in San Lorenzo de El Escorial studierte. Sie besuchte Kurse sowohl im Bereich Musik als auch Instrumentenbau bei Paul Leenhouts, Aurele Nicolet, Kees Boeke, Sara
Parés, Jacqueline Sorel, Monika Musch, Kate Clark, Pierre
Hamon und Wilbert Hazelzet.
Seit 2004 lebt Belén in Amsterdam, wo sie 2008 ihr Blockflötenstudium bei Paul Leenhouts am Conservatorium van Amsterdam mit dem Bachelor of Music abschloss. 2010 schloss
sie ihr Traversflötenstudium bei Jed Wentz mit einem weiteren Bachelor ab. Im Studienjahr 2010/11 wird sie ein Masterstudium im Fach historische Blasinstrumente bei Benny
Aghassi (Barockfagott) und Jed Wentz (Traversflöte) am
Conservatorium van Amsterdam beginnen.
Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr konzertiert Belén regelmäßig und war u. a. mit Dirigenten wie Gary Cooper und
Masaaki Suzuki zu hören. Konzerte mit The Royal Wind
- 212 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 213 -
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Music, Jed Wentz und Manfred Kraemer wurden in holländischen, amerikanischen und spanischen Radioprogrammen
ausgestrahlt. Ihre Engagements führten sie zum Boston Early Music Festival, Festival de Música Antigua de Sevilla, Festival de Música Antigua de Barcelona, Festival Oude Muziek
Utrecht, Aldeburgh Festival und dem Greenwich International
Early Music Festival and Exhibition. Außerdem tritt sie regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Stiftung »Memorable
Moments« für junge Kinder in Kindergärten auf.
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Eva Gemeinhardt wurde 1986 in Neuhaus am Inn geboren und erlernte Klavier, Blockflöte und Violine an verschiedenen Musikschulen in Deutschland und
Österreich. Sie nahm an Meisterkursen,
u.a. mit dem Amsterdam Loeki Stardust
Quartet, dem Flanders Recorder Quartet und Paolo Pandolfo
teil. Seit 2006 studiert sie bei Paul Leenhouts und Jorge Isaac
am Conservatorium van Amsterdam.
Eva wurde mit mehreren ersten Preisen bei nationalen und
internationalen Blockflötenwettbewerben ausgezeichnet, sowohl als Solistin als auch als Mitglied des Blockflötenquintetts Seldom Sene und des Blockflötenquartetts Quadriga
della Musica, das den SONBU Blockflötenwettbewerb 2004
gewann. Im Jahre 2009 erhielt sie das Gerd Bucerius-Stipendium der Deutschen Stiftung Musikleben.
Eva wirkte an mehreren CD-Aufnahmen mit, u. a. als Mitglied von The Royal Wind Music. Sie war bei Musikfestivals
in Österreich, der Tschechischen Republik, Deutschland,
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den Niederlanden, Großbritannien, Portugal und Spanien
zu hören. Neben der Alten Musik gilt ihr Interesse vor
allem zeitgenössischen Solo- und Ensemblewerken.
Arwieke Glas wurde 1981 in den Niederlanden geboren und studierte Blockflöte bei Paul Leenhouts in Amsterdam
und Antonio Politano in Luzern, wo sie
ihr Konzertdiplom 2006 erhielt. Neben
der Ausbildung am Konservatorium besuchte sie Meisterkurse bei Ernst Reijseger, Stefano Gervasoni
und Rebbeca Stewart. 2005 erhielt sie einen Bachelor im Fach
Musikwissenschaften und 2008 einen Master cum laude in
»Cultural Analysis« an der University of Amsterdam. Arwiekes Hauptinteresse gilt der zeitgenössischen Kammermusik
und der Musik der Renaissance. Sie ist als Musikerin und Instrumentallehrerin tätig und wurde mit Stipendien von der
»Kasbank« und der »VSB-foundation« ausgezeichnet.
Arwieke spielt seit 2001 bei The Royal Wind Music, wo sie
sich auf Bassinstrumente spezialisiert hat, wie z. B. Basset, Cund F-Bass und das tiefste Instrument des Ensembles, den
Subkontrabass in B. Außerdem ist sie Mitglied des Duos
Quatsch! und arbeitet als Editorin bei Viertakt, einem Programm für klassische Musik beim holländischen Sender
Radio 4.
Trigonale 2010 – Das Programm - 215 -
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Hester Groenleer wurde 1980 in
den Niederlanden geboren und studierte
Blockflöte am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts. Sie erhielt sowohl ihr Bachelor- als auch ihr Masterdiplom »cum laude« und beschäftigt sich
vor allem mit moderner Improvisationskunst, zeitgenössischer Kammermusik und Consortmusik der Renaissance.
Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Stipendium »Ruim baan
voor talent« des Niederländischen Kulturministeriums ausgezeichnet.
Als Solistin als auch mit den Ensembles The Royal Wind
Music, Trio Tritone und gemeinsam mit ihrem Duopartner, dem Tastenspieler Matthias Havinga, konzertierte sie
auf Festivals und Bühnen im In- und Ausland, darunter im
Concertgebouw Amsterdam, beim Amsterdamse Grachtenfestival, bei den Festivals für Alte Musik in Utrecht, Barcelona,
Valencia und Boston sowie im Rahmen des First European
Recorder Performance Society Festival.
Ein Höhepunkt war ihr Auftritt als Solistin für das Niederländische Königshaus während des Taufgottesdienstes für
H.K.H. Prinzessin Ariane der Niederlande, der im nationalen
Fernsehen übertragen wurde.
2009 erhielt Hester einen wichtigen Förderbeitrag des »Prins
Bernhard Cultuurfonds« für die Anschaffung von Instrumenten. Sie unterrichtet an der Musikschule Amsterdam, gibt
darüber hinaus Workshops und hält Vorträge für die ERTA
(European Recorder Teachers Society) und bei verschiedenen Symposien zum Thema Improvisation.
Karin Hageneder wurde 1987 im oberösterreichischen Pettenbach geboren. Sie
begann ihre musikalische Ausbildung an
den lokalen Musikschulen: Blockflöte bei
Petra Holl (Musikschule Pettenbach) und
Jacqueline Clemens (LMS Wels), Querflöte
bei Christa Anleitner-Obergruber (LMS Kirchdorf/Krems),
Klavier bei Prof. Wolfgang Mitterschiffthaler (LMS Kirchdorf ).
Nach Abschluss der Matura am Stiftsgymnasium Schlierbach
studierte Karin an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz
bei Prof. Michael Oman (Blockflöte) und Prof. Helmut Trawöger (Querflöte). Im Juni 2009 schloss sie das Bachelorstudium für beide Instrumente mit Auszeichnung ab.
Von 2006 bis 2007 studierte sie Traversflöte bei Prof. Claire
Genewein (Anton Bruckner Privatuniversität). Seit 2009 studiert sie am Conservatorium van Amsterdam Querflöte bei
Harrie Starreveld und Blockflöte bei Paul Leenhouts.
Als Solistin und Kammermusikerin gewann sie erste Preise bei den Wettbewerben »Prima la Musica« und »Musik in
kleinen Gruppen«. 2005 führte sie beim Preisträgerkonzert
des Bundeswettbewerbes »Prima la Musica«, mit der Blockflöte ein Solostück im Brucknerhaus Linz auf. Als Solistin
trat sie in Braunau (unter der Leitung von Andreas Penninger) und mit dem Städtischen Symphonieorchester Wels (unter der Leitung von Walter Rescheneder) auf.
Karin trat mit dem Atlas-Ensemble auf, war 2005 im Herbstprojekt des OÖ. Jugendsinfonieorchester mit dabei, hatte
Auftritte mit der türkischen Band Rostiyam und spielte
2008 mit Harfenistin Angela Stummer eine CD ein.
- 216 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 217 -
7
Am Landestheater Linz spielte Karin 2008/09 mit dem
Brucknerorchester in der Barockoper Calisto. Seit Oktober
2009 ist sie Mitglied des Ensembles The Royal Wind Music.
7
Marco Paulo Alves Magalhães
wurde 1980 in Porto geboren. Er erwarb
Diplome am Conservatório de Música do
Porto, an der Escola Superior de Música de
Lisboa und am Conservatorium van Amsterdam. An diesen Institutionen studierte
er Blockflöte mit Lehrern wie Pedro Sousa Silva, Pedro Couto
Soares, Paul Leenhouts, Walter van Hauwe und Jorge Isaac.
Er besuchte Workshops u.a. bei Jill Feldman, Kees Boeke,
Paolo Pandolfo, Heiko ter Schegget, Peter Holtslag, Peter van
Heyghen, Ku Ebbinge und Enrico Onofri. Während seines
Studiums in Holland wurde er durch ein Stipendium des
»Centro Nacional de Cultura/Instituto Português da Juventude« unterstützt.
In seinem Beruf als Musiker hat Marco immer wieder Gelegenheit mit Ensembles und Orchestern wie z. B. Capela
Real de Lisboa, A Imagem de Melancolia, Il Dolcimelo, Concertus Antiquus, Sete Lágrimas, The Garnier Ensemble, Les
Cinq Élèments, The Royal Wind Music, Orquestra Sinfónica
Portuguesa und dem CvA Baroque Orchestra zu konzertieren und tritt u. a. in Portugal, Spanien, Frankreich, Holland,
Deutschland und den USA auf. Mit diesen Ensembles war er
in wichtigen Konzertsälen wie dem Casa da Música (Porto),
dem Concertgebouw (Amsterdam), Muziekgebouw (Amsterdam), Jordan Hall (Boston) sowie beim Utrecht Early Music
- 218 - Trigonale 2010 – Das Programm
Festival und dem Festival de Musica Antigua (Barcelona) zu
Gast. Marco Magalhães nahm eine CD mit dem Ensemble
Sete Lágrimas beim Murecords Label auf (Lachrimæ #1). Mit
dem Ensemble A Imagem da Melancolia spielte er die CDs
»A Arte da Usurpacao« und »The bad tempered Consort«
ein, die beim Label Phonedition erhältlich sind.
María Martínez Ayerza wurde 1982
in Cuenca, Spanien, geboren. Sie studierte Musik in Cuenca, Sevilla und Amsterdam und ist eine vielseitige, an allen Facetten ihres Instrumentes interessierte
Blockflötistin.
2005 gewann sie den ersten Preis bei der »Moeck/SRP Solo
Recorder Competition« und ist Mitglied von The Royal Wind
Music sowie von ÆroDynamic, einem Trio, das die Möglichkeiten von Musik, Bewegung, Theater, Kostümen und Multimedia kombiniert. Aufgrund ihres Wunsches, Musik neuen
Publikumskreisen zugänglich zu machen, tritt sie regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Stiftung »Memorable Moments« für junge Kinder in Kindergärten, Gemeindezentren und Grundschulen in Amsterdam auf. Seit 2009 ist
María Redaktionsmitglied bei »Blokfluitist«, dem einzigen
niederländischsprachigen Magazin für Blockflöte.
Ebenfalls 2009 erhielt sie ihren Abschluss als Master of Arts
in Musikwissenschaft an der Universität von Amsterdam.
Ihr akademisches Interesse konzentriert sich auf spanische
Musik des 16. Jahrhunderts sowie auf die Rolle der klassischen Musik in der Popkultur.
Trigonale 2010 – Das Programm - 219 -
7
7
Filipa Margarida Pereira wurde
1981 in Tomar, Portugal, geboren. Im Alter von vier Jahren begann sie mit dem
Musikunterricht an der Musikschule Canto Firme, wo sie bis 2000 ergänzend auch
Blockflötenunterricht nahm. Danach war
sie bis 2005 Studentin von Pedro Couto Soares an der Escola
Superior de Música in Lissabon und schloss ihr Studium mit dem
Bachelor of Music ab. 2009 graduierte sie mit einem weiteren Bachelor am Conservatorium van Amsterdam bei Paul
Leenhouts. Zudem studiert sie seit 2008 Barockfagott bei
Benny Aghassi am selben Institut. Neben ihrem Studium besuchte sie zahlreiche Meisterkurse, u. a. bei Peter Holtslag,
Richard Gwilt, Jill Feldman, Rainer Zipperling, Ketil Haugsand, Peter van Heyghen, Kees Boeke und Enrico Onofri.
Zwischen 1998 und 2005 sang sie außerdem im Canto FirmeChor und konzertierte mit diesem in ganz Portugal. Mit dem
Blockflötenconsort A Imagem de Melancolica spielte sie u. a.
im Fringe-Programme des Utrecht Early Music Festival. Seit
2006 ist Filipa Mitglied von The Royal Wind Music.
Anna Stegmann ist eine Blockflötistin, die sich in vielen Stilen zu Hause fühlt.
Ihr Repertoire reicht von der Musik des
Mittelalters über barocke Kammermusik bis
hin zur zeitgenössischen Sololiteratur.
In der kommenden Konzertsaison 2010/11
wird sie europaweit auf verschiedenen Festivals als Kammermusikerin und Solistin zu hören sein. Mit The Royal Wind
- 220 - Trigonale 2010 – Das Programm
Music gastiert sie unter anderem bei den Tagen für Alte
Musik in Berlin, bei summerwinds in Münster sowie im Concertgebouw Amsterdam. In den letzten zwei Jahren spielte sie
Konzerte unter anderem im Muziekgebouw aan't Ij in Amsterdam, beim Greenwich Early Music Festival in London, bei
Música Antiga de Loulé in Portugal und in der Tanna Schulich Hall in Montreal.
Neben der intensiven Beschäftigung mit alter Musik ist
Anna in mehreren Neue-Musik-Ensembles, wie z. B. dem
Blockflötentrio aXolot, aktiv und arbeitet eng mit Komponistinnen und Komponisten in Holland und Deutschland
zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit sind in den letzten
Jahren neue Werke für Blockflötentrio entstanden, die von
aXolot uraufgeführt wurden.
Anna erhielt bei verschiedenen nationalen und internationalen Wettbewerben Preise und Auszeichnungen. So wurde
sie z. B. Preisträgerin bei der 11th Competition of Contemporary
Music in Krakau 2007 und der Montreal Recorder Competition
2009. Sie ist Stipendiatin der GWK, Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit und der Deutschen Stiftung Musikleben.
1983 in Münster geboren, studierte sie zunächst an der dortigen Musikhochschule sowie an der Musikakademie Kassel
Instrumentalpädagogik und erlangte die künstlerische Reife
bei Winfried Michel, wobei sie beide Studiengänge mit Auszeichnung abschloss. Anna lebt in Amsterdam, wo sie 2011
das Blockfötenstudium bei Paul Leenhouts mit dem »Master
of Music« beenden wird.
Trigonale 2010 – Das Programm - 221 -
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Aut o g r a mme
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- 222 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 223 -
Donnerstag, 16.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
The English Muse
E inle itun g
In church and chamber
In den Jahren um 1600 war die englische Musik von einer kuriosen Mischung aus tiefster Melancholie und lebensfroher
Frivolität geprägt. In dieser Hinsicht erinnerte das englische
Musikgeschehen an Italien mit dessen Vorliebe für das grave
und das piacevole. Während jedoch zeitgenössische Musiktheoretiker in Italien die Ansicht vertraten, gerade im Zusammenführen der beiden zeige sich wahre Meisterschaft (wie
z. B. in Vecchis Madrigalkomödie L'Amfiparnaso, die I Fagiolini
letztes Jahr hier gegeben haben), existierten in England beide
Varianten nebeneinander, ohne sich zu begegnen.
I Fagiolini
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Konzert mit
von Julia Purgina
Robert Hollingworth: Leitung, Countertenor
Anna Crookes: Sopran
William Purefoy: Countertenor
Nicholas Hurndall Smith: Tenor
Charles Gibbs: Bass
Eligio Quinteiro: Laute
- 224 - Trigonale 2010 – Das Programm
Auf der einen Seite gab es eine Vielzahl leichter Madrigale,
die vorwiegend zum Vergnügen derjenigen komponiert wurden, die sie sangen. Der pastorale bzw. arkadische Charakter
dieser Stücke orientierte sich unverkennbar an italienischen
Modellen, und ihre Beliebtheit bei englischen Sängern reicht
bis in die Gegenwart. Zwar wurden sie im 18. Jahrhundert
teilweise von Glees (Rundgesängen) und mehrstimmigen Liedern verdrängt (ganz zu schweigen von den Catches, die Sie
morgen Abend in der Alehouse-Session hören werden), aber
immer – bis zum heutigen Tag – wurden in England mit Freude auch Madrigale gesungen, sei es von kleinen Chören,
privaten Ensembles oder so majestätischen Institutionen wie
der London Madrigal Society.
Trigonale 2010 – Das Programm - 225 -
8
Auf der anderen Seite finden wir die melancholische Variante,
vor allem in den Lautenliedern von Dowland, aber auch in bittersüßen Madrigalen und Motetten von Weelkes, Tomkins und
anderen. Der Erfolg dieser letzteren erklärt sich zum einen daraus, dass sie dem ernsten Charakter und der sehr polyphonen
Schreibart ihrer unmittelbaren Vorfahren, insbesondere Tallis
und Byrd, verpflichtet bleiben, und zum anderen aus den leicht
herben Färbungen dieser Musik, insbesondere der Vorliebe
für eine sorgsam strukturierte Dissonanz, die das Ohr erfreut.
Aber erst das Zusammenspiel dieser Merkmale mit dem eleganten italienischen Stil der Stimmkombination (z. B. zwei
Sopranstimmen in Terzen), verlieh dem englischen Stil des
frühen 17. Jahrhunderts seinen unverwechselbaren Charakter.
8
Unser Programm beginnt am anderen Ende des 16. Jahrhunderts und allem Anschein nach in der Kirche, mit einem sakral geprägten Text, obwohl John Skeltons lebhaft ausgemalte
fiktive Worte Christi am Kreuz im »Woefully array'd« von
William Cornysh niemals im Rahmen der Liturgie aufgeführt
worden wären, sondern eher in einer privaten Form der Andacht. Es handelt sich um Musik aus den frühesten Tagen
Heinrichs VIII., in einem Stil langer individueller Stimmlinien, welcher der Sakralmusik der damals noch katholischen
englischen Kirche verhaftet ist. Die Pracht der Gebäude, für
die diese Werke komponiert wurden, spiegelt sich in der Architektur der Musik wider. Aber anstelle der Messsprache
oder langer lateinischer Antiphone ist die Stimme Christi
hier persönlich und volkssprachlich und erzeugt so eine Unmittelbarkeit, die in der damaligen englischen Sakralmusik
nur selten zu hören war.
- 226 - Trigonale 2010 – Das Programm
Etwa siebzig Jahre später hatte sich das religiöse Umfeld in
England fast bis zur Unkenntlichkeit gewandelt. Die römische Kirche war zugunsten Heinrichs neuer Church of England aufgegeben worden, die sich anschließend – während der
sechsjährigen Regentschaft seines Sohnes Edward VI. – immer offener zum Protestantismus wandte. Eine ca. fünfjährige
Rückkehr zum Katholizismus in der Regierungszeit Marys I.
gab Anlass zu weiteren Verfolgungen. Als Königin Elizabeth
1558 den Thron bestieg, versuchte sie, das Land mit ihrem entspannteren Ansatz zu befrieden. »I have no desire to make windows into men's souls« (Ich will mir nicht gewaltsam Einblick
in die Seele der Menschen verschaffen) ist ein berühmter Ausspruch, den man der englischen Monarchin in diesem Zusammenhang zuordnet. Aber nach der Ridolfi-Verschwörung im
Jahr 1571, einem Komplott der Katholiken, das darauf abzielte, die englische Königin durch Maria Stuart zu ersetzen
(gefolgt von einer päpstlichen Erklärung, nach der englische
Katholiken für den Mord an ihrer Monarchin Vergebung finden sollten), nahm ihre Toleranz angesichts der erkannten
Bedrohung ab.
Katholische Priester kamen in geheimer Mission nach England, bis sie entdeckt wurden. Ein solches Beispiel war Edmund Campion, der 1581 auf besonders brutale Weise, durch
Erhängen und Vierteilen, hingerichtet wurde. Der Komponist
William Byrd, ein Günstling der Königin, selbst aber Katholik, hatte die Erlaubnis erhalten, weiterhin lateinische Gesänge in Musik zu setzen, vermutlich für die Colleges von Oxford und Cambridge sowie die Hofkapelle. Er vertonte Psalmen, deren alttestamentarische Texte, in denen die Leiden
Trigonale 2010 – Das Programm - 227 -
8
des von Gott erwählten Volkes beklagt wurden, für Katholiken doppeldeutig gewesen wären, da diese sich selbst in der
Rolle der Israeliten sahen. »Deus venerunt gentes« ist das
berühmteste Beispiel, wurde aber nur selten gesungen (teilweise wegen des enormen Stimmumfangs der Vokalpartien).
Um das Leiden so anschaulich wie möglich zu schildern,
verwandte er eine besonders bildhafte und farbenfrohe Kompositionstechnik, sowohl im Bezug auf das Sterben Campions
[»They have laid out the dead bodies of thy servants as food
for the birds of the air« (Sie haben den Leichnam deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben)], als auch
im Hinblick auf das Gefühl englischer Katholiken, von der
Mutterkirche isoliert zu sein [»We are become a disgrace in
the eyes of our neighbours« (Wir sind unseren Nachbarn eine
Schmach geworden)].
8
Bei einer solchen Melancholie, die sich wie ein roter Faden
durch die englische Geschichte des 16. Jahrhunderts zieht,
ist es kein Wunder, dass auch die englischen Komponisten
der nächsten Generation betroffen waren. Dowland, bekannt
auch unter dem lateinischen Beinamen »Semper Dowland,
semper dolens« (Dowland, immer leidend) ist hierfür das berühmteste Beispiel, mit einer Subtilität und Finesse, die ihn als
besten seiner Generation ausweisen. Thomas Tomkins würdigt ihn in »O let me live«, indem er ihm das Stück widmet und den Beginn des berühmten Lieds »Flow my tears«
von Dowland in der ersten Phrase des Tenors zitiert. Tomkins kam um 1610 nach London und veröffentlichte dieses
Stück zusammen mit weiteren Madrigalen und Motetten in
einem Band von bemerkenswerter Vielfalt. Sein »When David
- 228 - Trigonale 2010 – Das Programm
heard« ist eine Vertonung der Klage Davids über den Tod
seines Sohnes Absalom. In Analogie wird damit der Tod des
englischen Erben, des Prinzen Heinrich, im Jahr 1616 beklagt.
Die Wirkung der Stimmführung und die eindringliche Harmonie waren für die damalige Zeit unvergleichlich.
Am Schluss meiner Ausführungen angelangt, stelle ich fest,
dass ich mich eher auf die düstere Seite der Englischen Muse
konzentriert habe... Bei einem rein zahlenmäßigen Vergleich
der fröhlichen und der traurigen Texte aus der damaligen
Zeit würden die fröhlichen Stücke wahrscheinlich den Sieg
davontragen. Aber wenn Sie einen beliebigen Musiker nach
seinen Lieblingsstücken englischer Renaissancemusik fragen,
gewinnen stets die klagenden Stücke mit ihren bitteren Harmonien und ihrem traurigen Widerhall. (Viel leichter, Stücke
für eine Beerdigung als für einen Geburtstag zusammenzustellen…). Erfrischend wirkt hingegen Byrds köstlicher Consort Song (ein Genre, das ursprünglich für eine Singstimme
und Gamben, eher als für das vokal geprägte Madrigal bestimmt war): »Though Amaryllis dance in green« weckt mit
seinen extrovertierten Synkopen schiere Sangeslust.
Robert Hollingworth
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
Trigonale 2010 – Das Programm - 229 -
8
Pro g r a mm
In Kirche
... und Kammer
William Cornyshe
(† 1523)
1. Woefully array'd
William Byrd
6. Though Amaryllis dance in green
Francesco da Milano
(1497 – 1543)
2. Fantasia
William Byrd
(1540 – 1623)
3. Deus venerunt gentes
8
John Danyel
(1564 – ca. 1626)
4. Rosa
Thomas Tomkins
(ca. 1575 – 1656)
5. When David heard
Paus e
Julia Purgina
(*1980)
7. Sonnet for 5 singers and lute
William Ballet
(ca. 1600)
8. Quadro Paven
Anonym
9. Canarie ('Swan' Ms., 1614)
8
Thomas Tomkins
10. O let me live
John Dowland
(1563 – 1626)
11. Praeludium
12. Come ye heavy states of night
Thomas Weelkes
(1576 – 1623)
13. O care, thou wilt despatch me
- 230 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 231 -
T e x te
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1. Woefully arrayed
1. In Schmerzen dargeboten
Woefully arrayed,
My blood, man,
For thee ran,
It may not be nayed;
My body blo and wan,
Woefully arrayed.
Behold me, I pray thee
with all thy whole reason
And be not hard-hearted and for this encheason,
Sith I for thy soul sake was slain in good season
Beguiled and betrayed by Judas's false treason.
Unkindly entreated, with sharp cord sore fretted
the Jews me threatened.
They mowed, they grinned, they scorned me,
Condemned to death, as thou mayest see,
Woefully arrayed.
Thus naked am I nailed;
O man, for thy sake I love thee, then love me,
Why sleep'st thou?
Awake, awake,
Remember my tender heart-root
With pains my veins constrained to crake,
Thus tugged to and fro,
Thus wrapped all in woe,
Wheareas never man was so entreated,
In Schmerzen dargeboten mein Blut, Mensch,
floss für dich,
das darf nicht geleugnet werden;
mein bleicher Leib
in Schmerzen dargeboten.
Betrachte mich, ich bitte dich
mit wachem Sinn.
Verschließe nicht dein Herz,
da ich um deiner Seele willen im besten Mannesalter starb,
getäuscht und verkauft durch des Judas falschen Verrat.
Grob behandelt, mit scharfen Schnüren wund gerieben,
von den Juden bedroht.
Sie zogen Grimassen, spotteten, verhöhnten mich,
Zum Tode verurteilt, wie du siehst,
in Schmerzen dargeboten.
Nackt wurde ich ans Kreuz genagelt;
Oh Mensch, um deinetwillen liebe ich dich, dann liebe mich
auch:
Warum schläfst du?
Erwache, erwache,
gedenke meines gütigen Herzens,
voller Schmerzen wollten meine Adern bersten,
hin und her gezerrt,
ganz in Schmerz gehüllt,
wie nie ein Mensch behandelt wurde,
- 232 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 233 -
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Thus in most cruel wise
Was like a lamb
offered in sacrifice.
Of sharp thorn I have worn
a crown on my head.
So pained, so strained,
so rueful, so red.
Thus bobbed, thus robbed,
thus for thy love dead;
Unfeigned, not deigned,
my blood for to shed.
My feet and handes sore,
Thy sturdy nailes tore,
What might I suffer more
Than I have done,
O man, for thee?
Come when thou list,
welcome to me,
Woefully arrayed.
- 234 - Trigonale 2010 – Das Programm
auf grausamste Weise
ward ich wie ein Lamm
als Opfer dargebracht.
Aus spitzen Dornen trug ich
eine Krone auf dem Haupt.
So qualvoll, so bedrängt,
so kläglich, voller Blut.
Betrogen, beraubt
und aus Liebe zu dir tot;
wahrhaftig, aufrichtig
mein Blut vergießend.
Füße und Hände wund,
von deinen starken Nägeln zerrissen,
was könnte ich noch mehr erleiden
als ich es tat,
oh Mensch, für dich?
Komm, wenn du hörst,
sei mir willkommen:
In Schmerzen dargeboten.
Trigonale 2010 – Das Programm - 235 -
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3. Deus, venerunt gentes
3. Deus, venerunt gentes
(Psalm 78:1-4)
(Psalm 78:1-4)
Deus, venerunt gentes in hereditatem tuam;
polluerunt templum sanctum tuum;
posuerunt Hierusalem in pomorum custodiam.
Gott, es sind Heiden in dein Erbe gefallen;
die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt
und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht.
Posuerunt morticinia servorum tuorum
escas volatilibus coeli,
carnes sanctorum tuorum bestiis terrae.
Sie haben die Leichname deiner Knechte
den Vögeln zu fressen gegeben,
und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande.
Effuderunt sanguinem ipsorum tanquam aquam
in circuiti Hierusalem, et non erat qui sepeliret.
Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser;
und niemand war da, der sie begrub.
Facti sumus opprobrium vicinis nostris,
subsannatio et illusio his qui in circuiti nostro sunt.
Wir sind unsern Nachbarn eine Schmach geworden,
ein Spott und Hohn denen, die um uns sind.
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- 236 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 237 -
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5. When David heard
5. Als David hörte
When David heard that Absalom was slain,
he went up to his chamber over the gate and wept,
and thus he said:
O, my son, Absalom my son,
would God I had died for thee.
Als David hörte, dass Absalom erschlagen ward,
ging er hinauf in seine Kammer über dem Tore und weinte
und sprach:
Oh mein Sohn, Absalom! Mein Sohn, mein Sohn!
Wollte Gott, ich wäre statt deiner gestorben,
Oh Absalom, mein Sohn, mein Sohn!
6. Though Amaryllis dance in green
6. Wie Amaryllis in grünem Reigen
Though Amaryllis dance in green
Like fairy queen;
And sing full clear
Corinna can, with smiling cheer.
Yet since their eyes make heart so sore,
Heigh ho, 'chill love no more.
Wie Amaryllis in grünem Reigen,
einer Feenkönigin gleich,
tanzen und mit klarer Stimme singen das kann Corinna, mit Schalk im Blick.
Doch da ihre Augen mein Herz betrüben,
Heigh ho, will ich nie wieder lieben.
My sheep are lost for want of food,
And I so wood,
That all the day
I sit and watch a herdmaid gay,
Who laughs to see me sigh so sore,
Heigh ho, 'chill love no more.
Meine Schafe verlangt es nach Futter,
und mir ist es so ums Herz,
dass ich den ganzen Tag
verweile und die frohe Schäferin betrachte,
die ob meiner Seufzer lacht,
Heigh ho, ich will nie wieder lieben.
- 238 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 239 -
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Her loving looks, her beauty bright
Is such delight,
That all in vain
I love to like and lose my gain,
For her that thanks me not therefor,
Heigh ho, 'chill love no more.
Ihre liebliche Gestalt, ihre strahlende Schönheit
entzücken mich so,
Dass ganz vergeblich
ich mich sehne und verliere
an sie, die mir es doch nicht dankt,
Heigh ho, ich will nie wieder lieben.
10. O let me live
10. Oh lass mich für wahre Liebe leben
O let me live for true love, fa, la la
O let me live, yet let me live no longer,
Than that my life may make my love the stronger.
Oh lass mich für wahre Liebe leben, fa, la la
Oh lass mich leben, doch nicht länger,
als mein Leben meine Liebe stärken mag.
O let me die for true love, fa, la la
Let not hope or old time come to end my woe.
Oh lass mich für wahre Liebe sterben, fa, la la
Lass weder Hoffnung noch Alter
meinem Kummer ein Ende bereiten.
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12. Come ye heavy states of night
12. Kommt, ihr schwermütigen Nachtzustände
Come ye heavy states of night,
do my father's spirit right,
soundings baleful let me borrow,
come Sorrow come her eyes that sings,
by thee are turned into springs.
Kommt, ihr schwermütigen Nachtzustände,
erweist dem Geist meines Vaters die Ehre,
düstre Klänge lasst mich borgen,
komm, Trauer, komm, ihre singenden Augen
werden durch dich in Quellen verwandelt.
- 240 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 241 -
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Come you virgins of the night,
that in dirges sad delight
choir my anthems, I do borrow
gold nor pearl, but sounds of sorrow;
come sorrow come her eyes that sings,
by thee are turned into springs.
Kommt, ihr Jungfrauen der Nacht,
Die ihr euch an traurigen Grabgesängen erfreut,
seid der Chor zu meinen Hymnen, weder
Gold noch Perlen will ich borgen, lediglich
den Klang von Sorgen:
Komm, Trauer, komm, ihre singenden Augen
Werden durch dich in Quellen verwandelt.
13. O care, thou wilt despatch me
13. Oh, Zärtlichkeit, du wirst mich töten
O Care, thou wilt despatch me,
if music do not match thee.
So deadly thou dost sting me,
mirth only help can bring me.
Oh, Zärtlichkeit, du wirst mich töten,
Wenn nicht Musik dich in die Schranken weist.
So tödlich schmerzt du mich,
Dass mir nur heitere Weisen helfen können.
Hence Care, thou art too cruel,
come, music, sick man's jewel.
His force had well nigh slain me,
but thou must now sustain me.
Oh, Zärtlichkeit, du bist zu grausam,
Komm, Musik, des Sehnenden Juwel,
Unter ihrer Herrschaft bin ich fast gefallen,
Doch du verschaffst mir Trost und Linderung.
- 242 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 243 -
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I Fag i o lini
Nachdem sich I Fagiolini jahrelang durch innovative Präsentationen alter und zeitgenössischer
Musik ausgezeichnet hatten, gewann die Gruppe 2006 mit dem
Royal Philharmonic Society Ensemble Award den im UK anerkanntesten Preis für Ensembles.
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In »The Full Monteverdi« wird das Vierte Madrigalbuch als
Auseinanderbrechen von sechs Liebesbeziehungen während
eines Abendessens inszeniert. Das Stück wurde 88 Mal aufgeführt; krönender Höhepunkt war die Aufführung im New
Yorker Lincoln Center. Das Werk wurde verfilmt und weltweit ausgestrahlt.
»Ein düsterer, aber brillanter Abend« (The Times)
»Ein unvergessliches Erlebnis« (The Guardian)
und stellte sein Programm dem Fachpublikum ebenso wie einer völlig neuen Zuhörerschaft vor. 1997 arbeitete I Fagiolini
zwei Wochen lang mit einem Chor aus Soweto an einem teilweise improvisierten Album mit dem Titel Simunye. Dieses
bewegende Crossover-Projekt erschien bei Warner. Die 13
anderen CDs von I Fagiolini entstanden rund um das italienische Renaissance-Repertoire, wobei Monteverdi in den letzten
Jahren einen besonderen Arbeitsschwerpunkt bildete.
www.ifagiolini.com
Das Ensemble trat auf der ganzen Welt auf, unter anderem bei
den BBC Proms, im Fernen Osten, in Nord- und Südafrika,
Ro b e r t H o l l i n g wo r t h gründete
I Fagiolini im Jahr 1986. Weiters war er
Leiter der BBC Singers, des Norddeutschen
Rundfunk Chors, der Academy of Ancient
Music und der St.James' Baroque Players.
2004 dirigierte Robert Hollingworth den
Nederlands Kamerkoor in einem wegweisenden neuen Musiktheater-Projekt (Faust), mit verblüffenden Schauplätzen wie
dem weitläufigen Hof einer Werft in Amsterdam oder dem
Bremer Dom. Er leitete das BBC Concert Orchestra in einem
Projekt mit der »Full Monty«-Komponistin Anne Dudley
und die BBC Singers in einer Auswahl verschiedener Programme. Robert Hollingworth schreibt und präsentiert Programme für die BBC, insbesondere für Discovering Music und
The Early Music Show. Er leitet Chorseminare im In- und
Ausland und war 2010 Dirigent der 40- bzw. 60-stimmigen
Messe von Striggio in Dartington. 2006 wurde Robert zu einem der künstlerischen Leiter des York Early Music Festival
ernannt; seit 2009 ist er artistic advisor der trigonale.
- 244 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 245 -
»Die Vögel« ist eine neue Oper nach dem Bühnenstück von
Aristophanes für Sprecher, 10 Sänger, 2 Instrumente und ohne
Dirigenten, während Purcells »Indian Queen« mit Marionetten und viele Renaissance-Komödien mit Masken inszeniert
wurden.
»Ein Aufführungsstil, welcher der damaligen Zeit treu bleibt
und es dennoch vermag, das anspruchsvolle Publikum der heutigen Zeit zu berühren«, urteilt der Daily Telegraph.
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Julia Purgina wurde 1980 in Straubing/Deutschland geboren. Sie studierte
Viola bei Prof. Klos an der Univeristät für
Musik und darstellende Kunst Wien und
bei Prof. Knörzer an der Universität der
Künste Berlin. Weiters studierte sie an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Komposition bei Prof. Urbanner und Prof. Czernowin. Alle Studien
schloss sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Derzeit widmet
sie sich ihrer Dissertation über aleatorische Kompositionstechniken, betreut von Prof. Eybl an der Universität für
Musik Wien.
Julia Purgina erhielt mehrere Preise und Stipendien (u. a.
Startstipendium 2009, Theodor-Körner-Preis, Viktor-Fohn-Stipendium, Gustav-Mahler-Jugendorchester Stipendium, AntonioSalieri-Kompositionspreis).
In den Jahren 1999 – 2004 war sie Mitglied beim Europäischen Jugendorchester und beim Gustav Mahler Jugendorchester. Von 2004 – 2007 war sie als Orchesterakademistin beim
Radiosymphonieorchester Wien tätig, wo sie auch heute noch
regelmäßig spielt. Derzeit ist Julia Purgina als freischaffende
Musikerin in Wien tätig und legt ihren eigenen Schwerpunkt
auf die Aufführung von neuer und neuester Musik. Sie ist
Mitglied in mehreren Ensembles (Ensemble Reconsil, Wiener Kammerphilharmonie, Ensemble XX. Jahrhundert, Studio
Dan) und Mitbegründerin des Ensemble LUX. Als Solistin
führte sie bereits das Violakonzert von Roland Freisitzer,
sowie Konzerte von Bruno Strobl und sich selbst mit dem
Studio New Music in Moskau auf. Derzeit schreiben mehrere
Komponisten Solokonzerte für Julia Purgina.
Als Komponistin erhielt Julia Purgina bereits mehrere Aufträge und ihre Stücke wurden in mehreren Ländern Europas aufgeführt. Derzeit arbeitet sie an einem Doppelkonzert
für zwei Flöten, einem Gitarrenkonzert und einem Stück für
Sänger, Klarinette und Klavier. Auch Solostücke für Klavier,
Violine und Kammermusik für zwei Klarinetten und Streichtrio sind in Arbeit.
- 246 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 247 -
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Julia Purgina über Ihre Komposition:
Bei meiner Komposition für das Ensemble I Fagiolini spielt
nicht nur die Bedeutung des Gedichts (ein von Liebeskummer geplagter Mann, der hoffnungslos in seinem Kummer
verharrt) eine Rolle, sondern vor allem die Struktur und
der Aufbau des Textes. Auffällig sind die Verschränkungen
der Verse, welche ich durch kontrapunktische Komposition
auch als Element in der Musik verwendet habe. Durch Engführungen in den Stimmen entstehen auch immer wieder
Knotenpunkte, wo sich das Geflecht der Linien zu einem
bestimmten Wort überschneidend trifft. Die Laute ist an
diesen Knotenpunkten angesiedelt und ihre Funktion ist vor
allem in der Textdeutung zu spüren. Die barocke Klangwelt
spielt nur in der Verwendung einiger versteckter Klischees
in das Stück hinein; die Klangwelt, die für das Publikum
hörbar wird, ist doch in der Gegenwart angesiedelt.
Der Titel des Stückes lautet »Sonnet for 5 singers and lute«.
8
Sonnet XIX
Cecco Angolieri (1260 – 1312)
Sonnet XIX
Cecco Angolieri (1260 – 1312)
Eo ho sì tristo il cor di cose cento,
che cento – volte el dì penso morire,
avvegna che'l morir – mi fora abento,
ch´eo non ho abento – se non di dormire;
e nel dormir – ho tanto di tormento,
che di tormento – non posso guarire;
ma ben guarir – porìa en un momento,
se un momento – avesse quella che ire
mi fa tanto dolente, en fede mia,
che mia – non par che sia alcuna cosa,
altro che cosa – corrucciosa e ria.
Ed è si ria – la mia vita dogliosa,
ch'eo so doglios'a – chi mi scontra en via;
e via – non veggio che mai aggia posa.
Mein Herz ist mir so schwer aus hundert Gründen,
dass hundert Mal am Tag ich sterben will,
und Sterben wär' mir Trost,
da Trost ich sonst im Schlaf nur finde.
Und selbst im Schlaf erleide ich solche Qualen,
dass es von diesen Qualen keine Heilung gibt.
Doch Heilung wäre möglich in nur einem Augenblick,
wenn sie den Augenblick gewähren würde – sie,
die mich - bei meiner Seele - so betrübt,
dass mir nichts bleibt
als Grausamkeit und Quälerei.
Da Quälerei mein Leben ganz mit Schmerz erfüllt,
bereite ich allen Schmerz, die mir auf meinem Weg begegnen.
Der Weg jedoch, auf dem ich Frieden finde er scheint mir unerreichbar fern.
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
- 248 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 249 -
8
Aut o g r a mme
- 250 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 251 -
Freitag, 17.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Freitag, 17.09., 21.00 Uhr
Rathaus St. Veit
lDo p pzee rt
k on
I Fagiolini und Barokksolistene
Besetzung Welcome to all the Pleasures:
Welcome to all the Pleasures
Leitung: Bjarte Eike, Robert Hollingworth
An evening of Purcell's odes and anthems
for 8 voices and 5 strings
I Fagiolini
9
An Alehouse-Session
der Klang der Londoner Tavernen und Alehouses
im 17. Jahrhundert, versetzt mit guter Laune,
Humor und Bier.
- 252 - Trigonale 2010 – Das Programm
Anna Crookes, Helen Neeves: Sopran
William Purefoy, Robert Hollingworth:
Countertenor
Nicholas Hurndall Smith: Tenor
Robert Rice: Bariton
Thomas Guthrie, Charles Gibbs: Bass
Eligio Quinteiro: Laute
Catherine Pierron: Cembalo, Orgel
Barokksolistene
Bjarte Eike, Peter Spissky: Violine
Torbjörn Köhl: Viola
Thomas Pitt: Cello
Hans Knut Sveen: Cembalo
Mattias Frostenson: Violone
Fredrik Bock: Laute, Barockgitarre
Trigonale 2010 – Das Programm - 253 -
9
Besetzung An Alehouse-Session:
E inle itun g
Leitung: Bjarte Eike
Henry Purcell (1659 – 1695)
Barokksolistene
Musik ist die »Stimme der Natur«. So sang der CounterTenor Henry Purcell in seiner eigenen Komposition von
1692, in der Ode Hail Bright Cecilia – und dem Gentleman's
Journal zufolge tat er dies »mit unglaublicher Anmut«. Purcell wurde gefeiert und gilt selbst heute noch als Orpheus
Britannicus, als der Komponist, der die englische Sprache
durch Musik zum Leben erweckte. In seinem Musikstil erfasst er wesentliche Merkmale der Bühnenkunst seiner Zeit –
William Shakespeares edle Stücke, den scharfsinnigen Humor
der Komödien und den feierlichen Charakter der Tragödien
von John Dryden. Religiöse Texte gewinnen durch Purcells
genialen Sinn für das Theater bühnenwirksame Präsenz.
Bjarte Eike, Peter Spissky: Violine
Torbjörn Köhl: Viola
Thomas Pitt: Cello
Hans Knut Sveen: Cembalo
Mattias Frostenson: Violone
Fredrik Bock: Laute, Barockgitarre
I Fagiolini
Thomas Guthrie, Robert Hollingworth,
Nicholas Hurndall Smith: Sänger
9
- 254 - Trigonale 2010 – Das Programm
In der Musiktradition Englands werden Soli mit verse bezeichnet und von Mitgliedern des Chores vorgetragen. Manchmal werden Textpassagen im selben Rhythmus von einem
verse-ensemble oder dem gesamten kollektiven Chor deklamiert. In anderen Fällen übernimmt das Ensemble den Rhythmus moderner Tänze der Epoche, wie courant, sarabande und
jig. In den letzteren symbolisiert die streng geordnete Choreographie des Tanzes religiös motivierte Regeltreue und
Akzeptanz der sozialen Hierarchie. In den solo verses
hingegen verwendet er häufig einen Stil in der Art der
neuen Opernrezitative, der für Individualität und emotionalen Ausdruck steht.
Trigonale 2010 – Das Programm - 255 -
9
Die Psalms of David boten Purcell reichlich Gelegenheit
zum Einsatz dieser persönlichen Variante – in den Texten,
die immer wieder auf die »Stimme« des Psalmisten hinweisen, auf seine »Rufe« und »sein neues Lied«. Aber auch ein
langes und scheinbar wortloses »Halleluja« ist für Purcell
Quelle der Inspiration.
Purcell gibt den Instrumenten erkennbare individuelle Stimmen, verleiht ihnen so in seiner Kirchenmusik dramatische
Präsenz und befreit sie von ihrer herkömmlichen Rolle als
bloße Begleitung der Sänger. Erhabene Preludes bilden die
Introduktion zu seinen königlichen Hymnen, und die lebhaften Symphonies verkörpern die tänzerische Freude in
den religiösen Texten.
Wandernde Musikanten –
im London des 17. Jahrhunderts und heute
9
Das Londoner Musikgeschehen in der Barockzeit war von
Dynamik, Energie und pulsierender Lebensfreude gekennzeichnet. Zahlreiche Komponisten und Musiker strömten aus
ganz Europa in diese Stadt, in der Hoffnung, ihren Lebensunterhalt in einem der vielen Musikhäuser oder in den neu
erbauten Theatern und Opernhäusern verdienen zu können. Musik erfreute sich in England großer Beliebtheit, und
London war voller Musiker, die von einem Aufführungsort
zum nächsten eilten – ein Phänomen, das freischaffenden
Musikern der heutigen Zeit nicht unbekannt sein dürfte...
- 256 - Trigonale 2010 – Das Programm
Im Gegensatz zu Italien, Frankreich und Deutschland im
17. und 18. Jahrhundert gehörten in England die Orchester
weder zum Hof noch waren sie Bestandteil der aristokratischen Kultur. Der Englische Hof und seine Kultur wurden durch die puritanische Revolution und den Beginn des
Commonwealth zeitweilig abgeschafft. König Charles II. wurde 1660 zusammen mit seinem Hofstaat wieder eingesetzt,
hatte aber mit den ständigen Querelen zwischen Katholiken
und Protestanten, Whigs und Tories, Stadt und Hof und
mit dem Parlament zu kämpfen, das dem englischen Haushalt sehr straffe Zügel anlegte.
Ebenso wie sein Mentor und finanzieller Förderer Ludwig
XIV. hatte Charles II. eine Gruppe von 24 Streichern eingestellt. Ludwig konnte es sich leisten, seine Musiker in Vollzeit
zu beschäftigen, die Musiker von Charles hingegen mussten
zusätzlich in den Theatern und öffentlichen Konzerthäusern
der Stadt arbeiten, um ein ausreichendes Einkommen zu erzielen.
Trigonale 2010 – Das Programm - 257 -
9
Die englischen Aristokraten engagierten Musiker zu bestimmten Anlässen; außerdem kauften sie Abonnements für
die Opern- und Konzertsaison. Auch der König war Abonnent, da ihm weder die Theater, noch die Konzertsäle, noch
die in ihnen spielenden Orchester gehörten. Im 18. Jahrhundert wurde es üblich, dass die Veranstalter und Förderer
von Konzerten Anzeigen in den Zeitungen veröffentlichten
und Karten über Abonnements, in Läden oder an der Haustür verkauften. Die Kartenverkäufe waren offen für alle –
man musste nicht Mitglied der Aristokratie sein, um Musik
hören zu können.
9
Musik sorgte in London im 17. und 18. Jahrhundert für
Begeisterungsstürme, zugleich aber gab es keine Orchester, die Musikern eine Vollzeitanstellung boten. Dies führte dazu, dass London vor freischaffenden Musikern schier
überquoll. Musiker, die in einem Moment zwischen Biergläsern und schreienden Menschen auf einem der vielen
informellen volkstümlichen Konzerte in den Tavernen und
Alehäusern der Stadt spielten, und im nächsten Augenblick
auf den großen Wohltätigkeitsveranstaltungen, bevor sie zu
einer Opernaufführung in Bühnenhäusern wie dem King's
Theatre im Haymarket eilten. Zwischen Mai und September, außerhalb der Theaterspielzeiten, waren die Musiker in
den so genannten Pleasure Gardens anzutreffen – riesigen
Freiluftveranstaltungen mit Musik.
Musiker im London des 18. Jahrhundert zu sein, erforderte große Flexibilität und Ausdauervermögen, um das ganze Jahr über zu spielen. Trotzdem war die Bezahlung für
die meisten äußerst gering. Sie hatten keinerlei Sicherheit
- 258 - Trigonale 2010 – Das Programm
und nur sehr wenig Rechte, und oft genug waren sie gezwungen, ohne Gage zu spielen, in der Hoffnung, dass ein
reicher Gentleman im Publikum ihnen aus Mitleid ein paar
Schilling geben würde.
Wie ist es dem freischaffenden Musiker
in den letzten 350 Jahren ergangen?
Wir Mitglieder von Barokksolistene und I Fagiolini spielen
und singen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Ensembles in
Kirchen und Konzertsälen, in Theatern, Opernhäusern, Pubs,
sowie – wenn ihnen danach ist – auf der Straße (oftmals
in Verbindung mit einem Besuch im Pub). Manchmal sind
wir so in Zeitnot, dass vor dem Konzertsaal bereits ein Taxi
wartet, um uns von einem Gig zum nächsten zu bringen.
Dann wieder ist der Terminkalender so leer, dass wir uns
fragen, ob die Welt uns vergessen hat.
Es fällt auf, dass sich im Leben freischaffender Musiker in
den letzten 350 Jahren verblüffend wenig geändert hat –
vielleicht mit der Ausnahme, dass ein Musiker mit den heutigen Gagen ein relativ anständiges Einkommensniveau erreichen kann. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass
die deutlichsten Parallelen zwischen den Musikern der Barockzeit und den heutigen Interpreten des Repertoires aus
dieser Zeit bestehen.
Purcell komponierte Musik für die Kirche, den Königshof
und das Theater, zu offiziellen Feierlichkeiten, privaten Anlässen und zur vergnüglichen Unterhaltung. Musik, die sich
Trigonale 2010 – Das Programm - 259 -
9
für die offiziellen Zeremonien in der Westminster Abbey
und die Pracht der Königlichen Kapelle eignete – genauso
schrieb er jedoch fröhliche Melodien, die dem deftigen Humor der Alehäuser und Songclubs entsprachen. Von allen
berühmten Komponisten aus England ist er vielleicht am
unverkennbarsten »englisch«: In seiner Vokalmusik beweist
er sein einzigartiges Gespür für die englische Sprache, und
in all seinen Werken verbindet er sein angeborenes musikalisches Erbe mit italienischen und französischen Einflüssen zu
einem Stil, der typisch englisch und persönlich zugleich ist.
Wir wandernden Musikanten im Jahr 2010 freuen uns, dieses
Porträt eines genialen, spontanen, eigenwilligen, unprätentiösen und einzigartigen Komponisten präsentieren zu können. Denn Henry Purcell ist zweifellos einer der besten
Komponisten, die je den Fuß auf diese Erde setzten.
Welcome to all the pleasures that delight!
Bjarte Eike
Übersetzung: Almut Lenz-Konrad
9
Pro g r a mm
Welcome to all the pleasures
Ode zum Fest der Hl. Cäcilie (1683)
1. Symphony
2. Welcome to all the pleasures
3. Here the deities approve – while joys celestial
4. Then lift up your voices
5. Beauty, thou scene of love
6. In a consort of voices
7. The Blessed Virgin's expostulation
Harmonia sacra (London, 1693)
Chacconne, Sonate Nr. 6
8. Zehn Sonaten zu vier Stimmen
(London, 1697)
9. My heart is inditing of a good matter
Mein Herz dichtet ein feines Lied, Psalm 45
(anlässlich der Krönung von James II.
in Westminster Abbey, 1685)
- 260 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 261 -
9
Pro g r a mm
An Alehouse session –
Pub-Musik wie in alten Zeiten
Traditionelle Folk Music neben Kompositionen von Purcell
und seinesgleichen – und all dies in den Londoner Tavernen
und Alehäusern des 17. Jahrhunderts. Lieder, Musik, Humor,
Bier, Bier und Humor unter der Leitung von Bjarte Eike.
»Ein Haus der Sünde könnte man sagen, nicht aber ein Haus der
Dunkelheit, da die Kerzen nie verlöschen… Es ist wie in einem
jener Länder weit im Norden, wo es um Mitternacht ebenso hell
ist wie am Mittag.«
John Earle, Microcosmographie:
Or a Peece of the World Discovered (1628)
9
Es ist nicht nur die Musik der Alehouses, die wir nach St. Veit
bringen. Auch für die Verpflegung der Gäste wird nach englischem Vorbild gesorgt.
- 262 - Trigonale 2010 – Das Programm
9
- 263 - Trigonale 2010 – Das Programm
T e x te
9
1. – 6. Welcome to all the pleasures
1. – 6. Willkommen im Kreise aller Freuden
(Christopher Fishburn)
(Christopher Fishburn)
Welcome to all the pleasures that delight
of ev'ry sense the grateful appetite.
Hail, great assembly of Apollo's race.
Hail to this happy place, this musical assembly
that seems to be the arc of universal harmony.
Willkommen im Kreise aller Freuden, die beglücken,
die unserer Sinne Appetit entzücken.
Sei gegrüßt, du edle Runde von Apollos Stamm.
Heil diesem heiteren Ort, und dieser Runde,
dem Mittelpunkt der Weltenharmonie.
Here the Deities approve
the God of Music and of Love;
all the talents they have lent you,
all the blessings they have sent you,
pleas'd to see what they bestow,
live and thrive so well below.
Hier huldigen die höchsten Wesen
dem Gott der Liebe und Musik;
alle Talente, die sie euch geliehen,
alle Gnaden, die sie euch gesandt wie froh sind sie, zu sehen, dass die gewährte Gunst
hienieden so gut leben und gedeihen kann.
While joys celestial their bright souls invade
to find what great improvement you have made.
Then lift up your voices, those organs of nature,
those charms to the troubled and amorous creature.
The power shall divert us a pleasanter way,
for sorrow and grief find from music relief,
and love its soft charms must obey.
Then lift up your voices, those organs of nature,
those charms to the troubled and amorous creature.
In himmlischer Freude erkennen ihre lichten Seelen
den großen Fortschritt eurer Kunst.
Erhebet eure Stimmen, Organe der Natur,
Verzauberung der bedrängten und der liebenden Kreatur.
Ihre Kraft ist Kurzweil und Vergnügen,
denn Sorge und Kummer finden in Musik Erleichterung,
selbst Liebe muss sich ihren sanften Reizen beugen.
Erhebet eure Stimmen, Organe der Natur,
Verzauberung der bedrängten und der liebenden Kreatur.
- 264 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 265 -
9
9
Beauty, thou scene of love,
and virtue thou innocent fire,
made by the powers above
to temper the heat of desire,
music that fancy employs
in rapture of innocent flame,
we offer with lute and with voice
to Cecilia, Cecilia's bright name.
Schönheit, du Schauplatz der Liebe,
Tugend, du unschuldiges Feuer,
von himmlischen Mächten geschaffen
die Glut des Begehrens zu lindern.
Musik beflügelt die Sinne,
entfacht die reine Flamme.
Wir huldigen mit Laute und Stimme
Cäcilia und ihrem strahlenden Namen.
In a consort of voices while instruments play
With music we celebrate this holy day;
Iô Cecilia.
Im Konzert der Stimmen, zur Instrumente Klang
begehen wir mit Musik den heiligen Tag;
Cäcilia sei gepriesen!
7. The Blessed Virgin's expostulation
7. Die Klage der Jungfrau Maria
(Nahum Tate)
when our Saviour (at twelve years of age)
had withdrawn himself.
(Nahum Tate)
als unser Erlöser (im Alter von zwölf Jahren)
sich im Tempel zurückzog.
Tell me, some pitying angel, quickly say,
where does my soul's sweet darling stay,
in tiger's, or more cruel Herod's way?
O! rather let his tender footsteps press
unregarded through the wilderness,
where milder savages resort:
the desert's safer than a tyrant's court.
Why, fairest object of my love,
why dost thou from my longing eyes remove?
Was it a waking dream that did foretell
thy wond'rous birth? no vision from above?
Sage mir doch ein mitleidsvoller Engel,
wo mein Seelenliebling umherschweift,
auf dem Pfad des Tigers oder des grausameren Herodes?
Ah, lieber lass seine kleinen Fußstapfen sich
unbeachtet durch die Wildnis abdrücken,
wohin sanftere Barbaren sich begeben:
die Wüste ist sicherer als des Tyrannen Hof.
Warum, edelstes Objekt meiner Liebe,
entfernst du dich von meinen verlangenden Augen?
War es ein Wachtraum, der deine
wundersame Geburt ankündigte?
- 266 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 267 -
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Where's Gabriel now that visited my cell?
I call; he comes not; flatt'ring hopes, farewell.
Me Judah's daughters once caress'd,
call'd me of mothers the most bless'd;
now (fatal change) of mothers most distress'd.
How shall my soul its motions guide,
how shall I stem the various tide,
whilst faith and doubt my lab'ring thoughts divide?
For whilst of thy dear sight I am beguil'd,
I trust the God, but oh! I fear the child.
Wo ist Gabriel nun, der meine Zelle aufsuchte?
Ich rufe: Gabriel! Gabriel! Er kommt nicht.
Trügerische Hoffnung, leb wohl.
Mich liebkoste Judahs Tochter einst,
nannte mich die gesegnetste der Mütter.
Welch tödlicher Wandel, der Mutter zur Pein.
Wie soll meine Seele ihre Regung lenken?
Wie soll ich mich gegen den Wechsel stemmen,
während Treue und Zweifel meine Seele teilen?
Denn von deinem teuren Anblick getäuscht,
traue ich Gott, doch ach! Ich fürchte das Kind.
9. My heart is inditing
9. Mein Herz dichtet ein feines Lied
From psalm 45 and Isiah 49
Aus Psalm 45 und Jesaja 49
My heart is inditing of a good matter,
I speak of the things which I have made unto the King.
At his right hand shall stand the Queen all glorious within,
her clothing is of wrought gold.
She shall be brought unto the King
in raiment of needle-work,
the virgins that follow her shall bear her company.
With joy and gladness shall they be brought,
and shall enter into the King's palace.
Hearken, O daughter, consider, incline thine ear;
forget also thine own people, and thy father's house.
Mein Herz dichtet ein feines Lied,
Ich will singen von meinem König.
Zu seiner Rechten steht die Königin ganz herrlich inwendig,
sie ist mit güldenen Stücken gekleidet.
Man führet sie in gestickten Kleidern zum König,
und ihre Gespielen, die Jungfrauen,
die ihr nachgehen, führet man zu dir.
Man führet sie mit Freuden und Wonne,
und (sie) gehen in des Königs Palast.
Höre, Tochter, sieh und neige dein Ohr;
Vergiss deines Volkes und Vaterhauses.
- 268 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 269 -
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Instead of thy fathers thou shalt have children,
whom thou mayest make princes in all lands.
Praise the Lord, O Jerusalem, praise thy God, O Sion,
for Kings shall be thy nursing fathers,
and their Queens thy nursing mothers.
Alleluja. Amen.
An deiner Väter statt werden deine Söhne sein,
die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt.
Preiset den Herrn, Oh Jerusalem, preise deinen Gott, oh Zion,
denn die Könige sollen deine Pfleger,
und ihre Fürstinnen deine Säugammen sein.
Halleluja. Amen.
9
9
- 270 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 271 -
Ba ro k k s o li s te ne
2005 gegründet, bietet das Ensemble seinen Instrumentalisten mit solistischem Format – sie alle zählen auf ihrem Instrument zu den herausragendsten Interpreten in Europa –
die Gelegenheit, sich als Künstler und Kammermusiker
weiterzuentwickeln. Durch Eikes engagierte, bewusst persönliche und innovative Programmgestaltung und die mitreißende virtuose Spielweise der Musiker vermittelt das Ensemble einem breiten Publikum Barockmusik auf verblüffend natürliche Art. Seine Konzerte werden oftmals als spielerisch und wegweisend beschrieben.
Bjarte Eike
Der norwegische Violinist Bjarte Eike
zählt zu den führenden Musikern im Bereich der Alten Musik. Er studierte Violine an der Grieg-Akademie in Bergen und
Barockvioline bei Richard Gwilt in London, wo er mit Bestnote (»Distinction«) abschloss.
Bjarte arbeitet als freischaffender Violinist und Konzertmeister in ganz Europa in Ensembles wie Concerto Copenhagen, Concerto Palatino, I Fagiolini, Dunedin Consort, CaeciliaConcert, Arte dei Suonatori, Altapunta sowie Bergen Barokk.
Er lehrt Barockvioline an der Grieg-Akademie in Bergen und
ist Gastdozent am Königlich Dänischen Musikkonservatorium.
Bjarte war »artist in residence« beim Bergen international
Festival (2008) sowie beim Nordwind Festival in Berlin (2009).
Außerdem ist er einer der artistic advisors der trigonale 2010.
In den Jahren 2006 bis 2008 war Barokksolistene 'ensemble in
residence' bei Larvik Barokk im Rahmen des norwegischen
Vestfold Festivals.
Die Biografien von I Fagiolini und Robert Hollingworth finden
Sie auf den Seiten 244/245
unter der künstlerischen Leitung des führenden norwegischen Barockviolinisten Bjarte Eike, tritt in flexibler Zusammensetzung auf.
9
2008 gab Barokksolistene zahlreiche Konzerte, unter anderem
auf dem Bergen International Festival, beim Rikskonsertene,
auf dem Maijazz in Stavanger und den BBC Proms.
2009 tourte das Ensemble durch Dänemark, Schweden, Norwegen und Deutschland und schloss das Jahr gemeinsam
mit dem Vokalensemble I Fagiolini mit Konzerten in London
und Oslo ab.
www.barokksolistene.no
- 272 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 273 -
9
Samstag, 18.09., 19.00 Uhr
Rathaus St. Veit
Die Musikerinnen der Serenissima
E inle itun g
»Ich schwöre Ihnen, es gibt keinen ergötzlicheren Anblick, als so
eine junge, hübsche Nonne, die im weißen Kleid und ein Granatblütensträußchen über dem Ohr ihr Orchester anführt und mit
unübertrefflicher Anmut und richtigem Gefühl den Takt schlägt.
Wie leicht ihre Stimmen einsetzen, und wie rein sie die Töne
treffen, ist einfach himmlisch.«.
Barocksolisten München
Dorothea Seel: Traversflöte
Andreas Helm: Barockoboe
Katrin Lazar: Barockfagott
Dmitry Sinkovsky: Barockvioline
Elisabeth Wiesbauer: Barockvioline
10 Lothar Haass: Barockviola
Balázs Máté: Barockcello
Christine Sticher: Violone
Christopher Dickie: Theorbe
Anne Marie Dragosits: Cembalo
- 274 - Trigonale 2010 – Das Programm
Fast schon ekstatisch schwärmte der französische Baron
Charles de Brosses nach einer Venedig-Reise im Jahr 1739
über die Konzerte in den dortigen »Ospedali«: So hießen die
vier berühmten venezianischen Waisenhäuser, deren Aufführungen zur damaligen Zeit als Höhepunkte des europäischen Musiklebens galten.
In diesen Internaten lebten junge Mädchen von teilweise sehr
nobler Abstammung und wohlhabenden Vätern: Viele von 10
ihnen waren nämlich die (natürlich inoffiziellen) Töchter angesehener Adliger und ihrer diversen Mätressen. Sie genossen eine exquisite künstlerische Ausbildung bei renommierten Lehrern – und zu denen gehörte unter anderem auch
Antonio Vivaldi, der bereits 1703, kurz nach seiner Priesterweihe, als Geigenlehrer des Ospedale della pietà angestellt
wurde. Der 25-jährige Musiker, wegen seiner auffälligen Haarpracht oft »Il prete rosso« (»der rote Priester«) genannt, las
Trigonale 2010 – Das Programm - 275 -
in der zugehörigen Kirche außerdem ein paar Monate lang
die Messe und unterrichtete die Mädchen bald auch noch auf
dem Cello und der Viola d'amore.
Später stieg er zum Hauskomponisten und stellvertretenden
Orchesterleiter des Ospedale della pietà auf, das vor allem
auch durch seine Arbeit als das beste unter den sehr guten
Waisenhäusern galt.
Vivaldi schrieb eine ganze Reihe seiner Werke für die jungen Musikerinnen des Konservatoriums – darunter nicht
weniger als 30 Violinkonzerte, die seine Schülerin und spätere Kollegin Anna Maria da Violin aufführte, aber auch
Oratorien für Frauenstimmen und Sonaten, die alle in den
regelmäßigen Gottesdiensten gespielt und gesungen wurden. Das musikalische Niveau dieser Gottesdienste muss
außergewöhnlich hoch gewesen sein, denn es bescherte dem
Ospedale einen legendären Ruf (und begründete nicht zuletzt auch den internationalen Ruhm von Vivaldi selbst).
Vielleicht trugen ja die leicht geheimnisumwobenen Umstände der Aufführungen ihren Teil zum Interesse des Pub10 likums bei – denn die Mädchen spielten hinter schmiedeeisernen Gittern und waren von Tüchern verdeckt. Hier vielleicht doch irgendwie einen Blick auf die jungen Damen
werfen zu können, dürfte der Traum vieler Besucher gewesen sein. Auch der französische Baron Charles de Brosses
hätte wahrscheinlich einiges dafür gegeben – er war ja
schon von der dirigierenden Nonne ganz hingerissen.
Marcus Stäbler
- 276 - Trigonale 2010 – Das Programm
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Trigonale 2010 – Das Programm - 277 -
Pro g r a mm
Vivaldi und das Ospedale
A. Vivaldi
(1678 – 1741)
1. Concerto F-Dur, RV 597
Flöte, Oboe, Violine, Fagott, basso continuo
Allegro – Largo – Allegro
5. Concerto g-moll, RV 106
für Flöte, Violine, Fagott und basso continuo
Allegro – Largo – Allegro
6. Concerto C-Dur, RV 450
2. Concerto g-moll, RV 417
für Oboe solo
Allegro molto – Larghetto – Allegro
für Violoncello solo
Allegro – Largo – Allegro
7. Concerto g-moll, RV 107
3. Concerto B-Dur, RV 504
Flöte, Oboe, Violine, Fagott, basso continuo
Allegro – Largo – Allegro
für Fagott solo
Allegro ma poco – Larghetto – Allegro
4. Concerto g-moll, La Notte, RV 104
für Flöte solo
Largo – Fantasi – Presto – Il Sonno – Allegro
10
10
Paus e
- 278 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 279 -
Dorothea Seel, Flöte, schloss ihr Konzertfachstudium mit Auszeichnung am
Mozarteum Salzburg bei Irena Grafenauer
ab. Darauf folgte das Aufbaustudium
Alte Musik an der Staatl. Hochschule für
Musik in Trossingen bei Linde Brunmayr.
1995 war sie Piccolistin bei einem Projekt im Rahmen der
Salzburger Festspiele (Mozarteumorchester Salzburg, Wiener Philharmoniker, Leitung: Riccardo Muti). Ab 1997 war sie regelmäßig Soloflötistin bei The English Concert, The Orchestra of the
Age of Enlightenment, The New London Consort, Hanover Band,
London Baroque und London Classical Players unter Dirigenten
wie Simon Rattle, Roger Norrington, Trevor Pinnock, Charles
Mackerras u. a.
Sie spielt regelmäßig mit Orchestern wie Neue Münchner Hofkapelle, Das Neue Orchester Köln, Concerto Köln, Ludwigsburger Festspielorchester, Münchner Kammerorchester, Salzburger
Hofmusik und dem Ensemble Cordia.
Tourneen führten sie als Solistin durch viele Länder Europas,
in das New Yorker Lincoln Center, nach Japan, Neuseeland und
Mexico. Von 2001 bis zur seiner Auflösung 2006 spielte sie bei
10 Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel.
Als Dozentin gab sie Meisterkurse für Barock- und Klassische Flöte an der Southampton University in England und
leitete Vorträge und Kurse zum Thema Klangsynthese der
Flöte in der Romantik an der Staatl. Hochschule für Musik
Trossingen, dem Institut für Musikwissenschaft Innsbruck,
sowie der Universität Wien und dem Landeskonservatorium
Innsbruck.
- 280 - Trigonale 2010 – Das Programm
2010 erscheinen in der ORF-Edition 'Alte Musik' Aufnahmen mit den Flötensonaten von G. F. Händel (mit Luca
Guglielmi) sowie mit hochromantischem Repertoire für
Flöte und Klavier (mit Christoph Hammer). Eine CD-Aufnahme mit Vivaldi Solokonzerten ist noch für 2010 geplant.
Mit ihrem in diesem Jahr gegründeten Ensemble Barocksolisten München debütierte sie bei den Europäischen Festwochen Passau, es folgte ein Konzert in der Kartause Mauerbach
bei Wien (ORF-Live-Mitschnitt).
Andreas Helm erhielt seine Ausbildung in Blockflöte, Oboe und Instrumentalpädagogik am Linzer Brucknerkonservatorium bei Carin van Heerden. Nach seinem Abschluss 1999 ging er nach Amsterdam, wo er sein dreijähriges Studium bei
Alfredo Bernardini mit dem Konzertdiplom beendete.
Als Oboist und Blockflötist arbeitet er mit dem L'Orfeo Barockorchester, der Wiener Akademie, dem Freiburger Barockorchester, dem Concentus Musicus Wien, Concerto Köln, dem
Irish Baroque Orchestra und Les talens lyrique, außerdem ist 10
er Mitglied des Blockflötentrios tricorders, des Rossi Piceno
Baroque Ensembles und des Ensembles Schikaneders Jugend.
Für die Saisonen 2001/02/03 wurde er vom European Union
Baroque Orchestra als erster Oboist und Blockflötensolist eingeladen. Im Jahr 2004 gründete er zusammen mit dem Dirigenten Heinz Ferlesch das Orchester Barucco.
Als Kammermusiker und auch solistisch konnte er schon
bei zahlreichen Wettbewerben Preise gewinnen (u. a. Gradus
Trigonale 2010 – Das Programm - 281 -
ad Parnassum, Premio Bonporti). Konzertreisen führten ihn
durch viele Länder Europas und nach China, Japan, Mexiko,
Singapur und Südafrika.
Aufnahmen von Andreas Helm sind erschienen bei bei CPO,
harmonia mundi, Capriccio, Cavalli, ORF, Carus u. a.
Andreas Helm unterrichtet Barockoboe und Kammermusik
bei der Aestas Musica Summer School of Baroque Music in
Varaždin, Kroatien und bei den Tagen der Alten Musik Burghausen, Deutschland. Seit 2007 ist er Lehrbeauftragter für
Barockoboe an der Musikuniversität Graz.
Katrin Lazar, Barockfagott, studierte
an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main Blockflöte
bei Prof. Michael Schneider und Barockfagott bei Christian Beuse. Danach studierte sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) am Koninklijk Conservatorium in Den Haag bei Peter van Heyghen und Dorothea
Winter (Blockflöte) und bei Donna Agrell (Barockfagott).
10 Für das Jahr 2004 wurde sie als Fagottistin für das Europäische Barockorchester (EUBO) ausgewählt.
Als Barockfagottistin und Blockflötistin konzertiert Katrin
Lazar mit verschiedenen Ensembles im In- und Ausland
und wirkt bei zahlreichen CD- und Radioaufnahmen mit,
u. a. mit der Akademie für Alte Musik Berlin, Balthasar-Neumann-Ensemble, Cantus Cölln, La Stagione Frankfurt, Düsseldorfer Hofkapelle, Capella Augustina und mit dem Ensemble
Harmony of Nations, wo sie selbst Gründungsmitglied ist.
- 282 - Trigonale 2010 – Das Programm
Sie spielte unter der Leitung von Ton Koopman, René Jacobs,
Konrad Junghänel, Thomas Hengelbrock, Lars Ulrik Mortensen, Trevor Pinnock, Michael Schneider, Alfredo Bernardini,
Marcus Creed, Ivor Bolton u. v. a.
Dmitry Sinkovsky, ist Preisträger diverser internationaler Wettbewerbe für
Barockvioline, wie des Wettbewerbs Musica Antiqua Brügge 2008 (1. Preis, Publikums- und Pressepreis), des Premio Bonporti Rovereto 2005 (2. Preis), des Bachwettbewerbs Leipzig (3. Preis) und des Romanus Weichlein
Preises des Heinrich Franz Biber Wettbewerbs (2009).
Er trat auf zahlreichen bedeutenden Festivals auf, wie Nantes Printemps des Arts, Haut Jura Festival, Nordmaling Baroque Festival in Schweden, Tage Alter Musik in Regensburg, December Evenings in Moskau, Sankt-Petersbourg Early
Music Festival, MAFestival Brügge, Potsdam Sans-Soucci,
Festival Oude Muziek Utrecht, etc. und arbeitet als Konzertmeister und Solist mit Ensembles, wie Il Giardino armonico,
Pratum Integrum, Musica Antiqua Roma, Il Complesso Barocco, 10
La Claudiana, The Pocket Symphony, Catherine The Great Orchestra, Bergen Barokk und The Soloists of Moscow zusammen. Daneben trat er unter anderem mit Musikern wie
Trevor Pinnock, Alexej Lubimov, Marcel Ponseele, Michael
Chance, Emma Kirkby, Alfredo Bernardini, Rolf Lislevand
und Riccardo Minasi auf.
Dmitry Sinkovsky wurde 1980 in Moskau geboren. 1999 schloss
er sein Studium am College des Moskauer Konservatoriums ab,
Trigonale 2010 – Das Programm - 283 -
2005 erlangte er sein Solistendiplom in der Klasse von A. Kirov
am Moskauer Tschaikovsky Konservatorium. Seit 2005 besucht er
dort die Meisterklasse von Alexej Lubimov (Barockensemble).
Er studierte Barockvioline bei Marie Leonhardt und nahm an
Meisterkursen mit Sigiswald Kuijken, Rio Terrakado, Roger
Norrington und Andreas Staier teil. Von 1995 bis 2000 war er
der Solist des »New Names« Programms für junge Musiker.
Ab 2001 übernahm er den Violinpart im Klavier-Trio A La
Russe, ab 2003 spielte er auch im Ensemble Musica Petropolitana. Seit 2005 lehrt er Barockvioline im Staatlichen Konservatorium Moskau. Daneben entriss Dmitry zahlreiche Meisterwerke des Barock und der Klassik dem Vergessen, führte
sie auf und spielte sie teilweise auch auf CD ein. Darunter finden sich etwa Violinkonzerte von Georg Philipp Telemann, Anton Tietz, Antonio Rosetti, die 'Sinfonia Concertante' von J. C. Bach oder drei Quartette von Joseph Wolfl.
Seine ersten CD-Einspielungen erschienen bei dem russischen Label 'Caro Mitis'. Im September 2009 wurde Dmitry
Sinkovsky eine Violine von Francesco Ruggeri (1680) durch
die »Jumpstart jr. Foundation» im Concertgebouw, Amsterdam, verliehen.
10
- 284 - Trigonale 2010 – Das Programm
Elisabeth Wiesbauer wurde 1977 in
Oberösterreich geboren. Sie studierte an
der Universität für Musik und darstellende
Kunst in Wien Violine bei Jussuf Karajev,
weiters Musikerziehung und Instrumentalpädagogik. 2002 schloss sie ihr Studium
mit Auszeichnung und Überreichung des Würdigungspreises des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und
Kultur ab. In der folgenden Zeit Spezialisierung auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis, Konzertfachstudium Barockgeige an der Privatuniversität Konservatorium der
Stadt Wien bei Ulli Engel. Künstlerisches Masterdiplom mit
Auszeichnung 2008. Meisterkurse bei Gottfried von der Goltz,
John Holloway, Michi Gaigg, Gunar Letzbor und Erich Höbarth.
Als Konzertmeisterin, Kammermusikerin und Orchestermitglied konzertiert sie mit zahlreichen Ensembles im In- und
Ausland (u. a. Capella Leopoldina Graz, L'Orfeo Barockorchester, Triphonis, Wiener Akademie, barucco, Accentus Austria,
Il Concerto Viennese) und arbeitet mit Dirigenten wie Martin Haselböck, Andreas Spering und Trevor Pinnock. Mit dem
Kammermusikensemble saitsiing wurde sie für die CD »Appassionata« 2005 mit dem Ö1-Pasticcio-Preis ausgezeichnet. 10
- 285 - Trigonale 2010 – Das Programm
Lothar Haass wurde 1962 in Darmstadt geboren, wuchs in einem musikliebenden Elternhaus auf und fand früh zur
klassischen Musik. Nach Abbruch eines
Psychologiestudiums in München widmete er sich voll und ganz seinem Bratschenstudium am Mozarteum in Salzburg bei Jürgen Geise.
Durch verschiedene Begegnungen wandte er sich zur sinnvollen Aufführungspraxis so genannter Alter Musik, studierte mit Nikolaus Harnoncourt und besuchte Kurse u. a. bei
Ingrid Seifert, Reinhold Goebel, Monica Huggett und Jaap
Schröder. Um die Musik auch durch Bewegung zu begreifen, studierte er Historischen Tanz mit Margaride Basto da
Silva Amaral und Sibylle Dahms am Musikwissenschaftlichen
Institut der Universität Salzburg.
Als Gründungsmitglied des Ensembles La Follia Salzburg
errang er beim Wettbewerb für Alte Musik in Brügge einen
zweiten Preis. Rasch begann eine rege Konzerttätigkeit mit
bedeutenden mitteleuropäischen Ensembles (Freiburger Barockorchester, Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Köln,
Les Amis de Philippe, Musica Antiqua Köln, Barockorches10 ter Stuttgart, Neue Hofkapelle München, Cambini Quartett,
u.v.m.), die ihn in die wichtigsten Musikzentren der Welt
führte.
Trigonale 2010 – Das Programm - 286 -
Der Cellist Balázs Máté (geb. 1965 in
Budapest) war 1979 – 83 Schüler des Béla
Bartók Musikgymnasiums und 1983 – 88
der Franz Liszt Musikakademie seiner
Heimatstadt. Das Diplom legte er mit
Auszeichnung ab. 1985 wurde er Mitglied
des Ungarischen Nationalphilharmonischen Orchesters, danach
für einige Jahre Kammermusikprofessor des Leo Weiner
Musikgymnasiums Budapest. Er interessierte sich schon früh für
die historische Aufführungspraxis alter Musik und studierte
1990 – 92 Barockcello am Königlich Holländischen Konservatorium Den Haag bei Jaap ter Linden. 1992 erwarb er hier sein
Künstlerdiplom im Fach Barockcello. Er nahm auch Kammermusikstunden am Mozarteum Salzburg bei Nikolaus
Harnoncourt. Balázs ist Gründungsmitglied des ungarischen
Barockorchesters Concerto armonico und des Trio Cristofori.
Seit den 90-er Jahren ist er auch international tätig, spielt als
Solocellist in folgenden weltberühmten Barockorchestern:
Le Concert des Nations ( J. Savall ), Wiener Akademie (M.
Haselböck), Les Musiciens du Louvre (M. Minkowski), Neue
Hofkapelle München (Chr. Hammer), The Rare Fruits Council
(M. Kraemer) und wirkte bei mehreren Konzerten des Ams- 10
terdam Baroque Orchestra (Ltg.: T. Koopman), der Nederlandse Bachvereeniging (Ltg.: J. van Veldhoven), des Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin und Harmonie
Universelle (F. Deuter) mit. 1996 gründete er das Barockensemble Aura musicale, dessen Leiter er ist. Mit diesem gab
er viele Konzerte bei bedeutenden Festivals Alter Musik und
machte wichtige CD-Ersteinspielungen für das Label Hungaroton, die von der internationalen Kritik enthusiastisch
- 287 - Trigonale 2010 – Das Programm
aufgenommen wurden. Im Bachjahr 2000 erschienen sämtliche
Werke für solistisches Violoncello von J. S. Bach in seiner
Einspielung auf Originalinstrumenten bei Hungaroton. Er
debütierte als Solist im Oktober 2000 mit grossem Erfolg
im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit dem Cellokonzert in C-Dur und der Sinfonia concertante in B-Dur
von J. Haydn unter der Leitung von Christopher Hogwood.
Im gleichen Monat gab er ein Konzert mit Bachschen Solowerken im Wiener Palais Eschenbach. Mit diesen und anderen Programmen trat er schon in fast allen europäischen
Ländern, Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Japan auf.
Das Repertoire von Balázs Máté reicht von ca. 1600 (Frescobaldi, da Selma) bis weit in die Romantik (Schumann, Mendelssohn, Brahms, C. Franck) hinein. Er spielt auf folgenden
Instrumenten: barockes und modernes Violoncello, Violoncello piccolo (4- und 5-saitig), Bass de violon (B- oder CStimmung). Auch ist er sehr gefragt als Continuocellist in
Oratorien- und Opernproduktionen. 2002 gründet er gemeinsam mit László Paulik, Erzsébet Rácz und Éva Posvanecz
das Streichquartett Quartetto Luigi Tomasini, das ebenfalls
auf Originalinstrumenten musiziert. Er ist auch als Lehrer
10 tätig. Neben Privatstunden gibt er regelmäßig Kurse in Österreich (Austria Baroque Academy) und Ungarn (Tage Alter
Musik Sopron) und ist seit 2004 der Violoncelloprofessor des
European Union Baroque Orchestra. Seine umfassende Diskographie enthält neben berühmten Werken auch zahlreiche bedeutende Neuentdeckungen der Celloliteratur.
Trigonale 2010 – Das Programm - 288 -
Christine Sticher, Kontrabass, wurde im Saarland geboren, wo sie in einem
kleinen Ort mit großem Interesse für Musik aufwuchs.
Ihre ersten musikalischen Gehversuche
machte sie als Gitarristin und Posaunistin und entwickelte sehr jung den Wunsch, einmal Musikerin zu werden. Als Siebzehnjährige hatte sie endlich das
richtige Instrument für sich gefunden: den Kontrabass.
Nach drei Jahren Studium in Mannheim bekam sie ein Engagement an der Staatsoper in Wiesbaden, wo sie sich ein sehr
umfangreiches Opernrepertoire erarbeitete. Doch nach kurzer Zeit kehrte sie der Orchesterwelt den Rücken und ging
nach Salzburg, um bei Frank Reineke und Georg Kekeisen zu
studieren – inspirierende Lehrer, die sie ermutigten, ihrem
großen Interesse an Aufführungspraxis nachzugehen. Sie
graduierte in Salzburg mit Auszeichnung und ging in die
Niederlande, um bei Maggie Urquhart Violone zu studieren.
Zeitgleich hatte sie das Glück, im European Union Baroque
Orchestra als Bassistin spielen zu dürfen – zwei Jahre Barockorchester unter der Leitung so berühmter Musiker wie
Lars Ulrik Mortensen, Roy Goodman, Fabio Biondi und Rein- 10
hard Goebel.
Anschließend folgten Engagements bei Orchestern wie
Sonnerie, The Sixteen, The King's Consort, L'Orfeo Linz, Orchestra of the Age of Enlightenment, Gabrieli Consort, Amsterdam Baroque, Collegium Vocale Gent und Orchestre des
Champs Elysees.
- 289 - Trigonale 2010 – Das Programm
Christopher Dickie (Theorbe, Erzlaute). Gitarrenstudium am Konservatorium Innsbruck bei Erika Santek-Pircher
und am Konservatorium Wien bei Inge
Scholl-Kremmel. 1999 Lehr- und Konzertdiplom mit Auszeichnung.
Ab 2001 Lauten- und Generalbassstudium bei Luciano Contini
an der Privatuniversität Konservatorium Wien mit Schwerpunkt Generalbasspraxis des 16. – 18. Jhs. und der italienischen und französischen Theorbensololiteratur. Ab 2004 zusätzlich Beschäftigung mit der Barockgitarre als Solo- und
Continuoinstrument. 2007 Abschluss mit Auszeichnung.
Meisterkurse und Workshops u. a. mit Hopkinson Smith, Nigel
North, Jürgen Hübscher und Pierre Pitzl.
Seit 2003 Mitglied des Ensembles Vivante, das sich auf italienische Musik des 17. Jhs. spezialisiert hat (1. Preis beim
Johann Heinrich Schmelzer-Wettbewerb im Rahmen der Internationalen Barocktage Stift Melk 2005). Auftritte u. a. bei
den Resonanzen 2007 im Wiener Konzerthaus, beim Festival
Italia mia im Radiokulturhaus, bei den Donaufestwochen, bei
den Paul Hofheimer-Tagen, beim Brunnentaler Konzertsom10 mer, beim Festival Itineraire Baroque in Frankreich, beim
Flandern Festival in Belgien, in der Münchner Residenz …
CD-Aufnahmen für den ORF mit der Ersteinspielung von
Vokal- und Instrumentalmusik von G. G. Kapsperger (»Li
Fiori« 2005) sowie Musik von C. Monteverdi, B. Strozzi, G.
Frescobaldi und G. Rovetta (»Alla Luce« 2008).
Mitglied des Ensembles Unidas (im Trio mit Theresa Dlouhy,
Sopran, Eva Reiter, Gambe) mit Schwerpunkt auf englischer
Renaissancemusik. Auftritte u. a. in Frankreich und beim
- 290 - Trigonale 2010 – Das Programm
MDR-Musiksommer in Deutschland. 2009 CD-Aufnahme
mit Musik von J. Dowland, T. Hume, etc.
Mitglied des Ensembles Prisma unter der Leitung von Thomas Fheodoroff mit Auftritten u. a. im Rahmen der Jeunesse und dem Carinthischen Sommer. 2008 CD-Aufnahme mit
Blockflötenkonzerten von A. Vivaldi.
Zusammenarbeit und Konzerte mit dem Ensemble Dolce Risonanza vor allem im Bereich der geistlichen Musik des 17.
Jahrhunderts. 2010 CD-Aufnahme im Stift Heiligenkreuz
mit Musik von A. Mazak.
Weiters Auftritte im Duo mit der Sängerin Anna Clare Hauf
mit Arien aus dem englischen und italienischen Frühbarock
sowie Mitwirkung an zahlreichen Opern- und Orchesterprojekten als Continuospieler.
Anne Marie Dragosits, Cembalo.
Cembalostudium bei Wolfgang Glüxam
an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und bei Ton Koopman und Tini Mathot am Koninklijk Conservatorium Den Haag. Generalbasskurse 10
bei Lars Ulrik Mortensen und Jesper Christensen.
Auftritte und Aufnahmen als Solistin und als Cembalistin
verschiedener Ensembles wie vivante, Barucco, les sentimens,
Neue Münchner Hofkapelle, progetto semiserio, Capella Leopoldina, L'Orfeo Barockorchester, Marini Consort Innsbruck,
Camerata Salzburg…
Trigonale 2010 – Das Programm - 291 -
Sie begleitete namhafte Solisten wie Andreas Scholl, Nuria
Rial oder Mirko Guadagnini und tritt regelmässig im Duo
mit der spanischen Barockgeigerin Lina Tur-Bonet auf.
Ihr Ensemble vivante gewann im Mai 2005 den ersten Preis
beim J. H. Schmelzer Wettbewerb der Internationalen Barocktage Stift Melk und debütierte im Januar 2007 bei den Resonanzen im Wiener Konzerthaus, im August 2009 folgt das
Debut beim Festival van Vlaanderen Brugge.
Sie unterrichtet auf Meisterkursen wie den Internationalen
Tagen für Alte Musik in Schloss Weinberg oder der Akademie für Alte Musik Bruneck und hat einen Lehrauftrag an der
Kunstuniversität Graz.
Zahlreiche Radioauftritte und Aufnahmen für den ORF.
Anne Marie Dragosits arbeitet an einem praktischen Doktorat über Giovanni Girolamo Kapsperger im Rahmen des Programms docARTES in Holland/Belgien mit dem Arbeitstitel »G.G.Kapsperger – life and vocal works with special
attention paid to basso continuo«.
Aut o g r a mme
10
10
Trigonale 2010 – Das Programm - 292 -
Trigonale 2010 – Das Programm - 293 -
Samstag, 18.09., 22.00 Uhr
Bürgerspitalskirche St. Veit
Ai Limiti Della Notte
E inle itun g
Am Anfang war die Nacht. Sie gilt in den Mythen und Sagen
verschiedener Völker als der Ursprung, als die Mutter des
Tages. Nach Hesiod etwa ist sie die Tochter des Chaos und
gebiert aus sich selbst den Tod, den Schlaf, die Träume, den
Trug und das Alter.
Kristin & Hans Von Der Goltz
Konzert mit
von Katharina Klement
11
Immer wieder begegnen wir der Vorstellung von einem
Kampf zweier Gewalten, von denen die eine sich als dunkles,
böses Wesen darstellt, das dem lichten, freundlichen und
guten Wesen gegenübertritt. Dieser Dualismus von Licht und
Finsternis symbolisiert auch die Gegensätze von Gut und
Böse, Leben und Tod, Aufklärung und Mystik, Ratio und
Glaube, Wachheit und Traum. Aber erst die Wechselwirkung beider scheint ihre jeweilige Bedeutung auszumachen.
Bevor ein Kind zur Welt kommt, kennt er nur das Dunkel
und fühlt sich darin geborgen. Erst mit der Entdeckung des
Lichts lernt der Mensch auch den Schrecken des Dunkels
kennen.
11
Die dunkle, kalte Nacht, in der alles Leben verstummt, wurde vor allem zum Sinnbild des Todes (s. Rückert-Gedicht).
Sie erweckt im Menschen bis heute nicht nur Unlustgefühle, sondern auch Angst und Furcht. Im Zeitalter des Barock etwa war, nicht zuletzt bedingt durch die Erfahrung
- 294 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 295 -
11
der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der Tod allgegenwärtig, in den Sonetten von Gryphius und anderen
literarischen Darstellungen erscheinen häufig die Motive
Abend und Nacht als Metaphern für das Unentrinnbare,
Schreckliche, verbunden mit der Bitte um göttliche Erlösung und der Lobpreisung Gottes (Grimmelshausen).
Einsamkeit und der Ängste (Kafka), aber auch eine Quelle
der erotischen Phantasien und Triebe (Goethe, Novalis,
Hamsun). Andererseits schenkt uns die Nacht Ruhe und Erholung und nicht wenige Menschen schätzen diese nächtliche Stimmung als Inspirationsquelle und fruchtbare Schaffensphase.
In der Romantik hingegen finden wir die Sehnsucht nach
geheimnisvollen mondhellen und sternenklaren Nächten,
die die Phantasie des Einzelnen beflügelt, wie etwa
in der Lyrik Eichendorffs, aber ebenso die Vorstellung von
der Nacht als Widerspiegelung irrationaler Triebe und dämonischer Kräfte in uns selbst, unter denen beispielsweise
viele Helden E.T.A. Hoffmanns leiden. Hoffmann selbst
war einer der ersten Schriftsteller, der sich auch für die
dunklen Nachtseiten unserer Psyche interessierte und aus
diesem Grunde seine privaten Studien zum Wahnsinn betrieb. Auch der Maler C. D. Friedrich verstand es meisterhaft, die verschiedenen Vorstellungen und Stimmungen zum
Thema »Nacht« in der Malerei der Romantik zum Ausdruck
zu bringen.
Mit unserem Programm wollen wir einen Einblick geben in
die verschiedenartigen literarischen Auseinandersetzungen
des Menschen mit der Nacht, wobei die Auswahl der Texte
nur rein willkürlich sein kann.
»Musik als Sprache « – oder »Sprache als Musik«, das ist
zudem das Thema, das uns durch dieses Nachtkonzert begleitet. Die »Melancholie« wird sich immer wieder mit MollHarmonien verknüpfen. Das Cello durchwandert so – mit
einer frühen italienischen Scordatur-Stimmung auf dem Barockcello bis hin zu Flageolett flimmernden Tremoli auf dem
modernen Cello – über 300 Jahre Musik. Musik, die es ohne
unsere Sprache als Ausdrucksmittel nicht geben würde.
Hans Von Der Goltz
Bis zum Anbruch des industriellen Zeitalters (und teilweise
bis heute) verband man mit dem Beginn der Dämmerung und
der Nacht die völlige Arbeitsruhe, die dem Menschen Zeit
ließ für Gespräche und Erzählungen (z. B. Märchen und Sagen). Diese beflügelten die Phantasie und lösten Reflexionen und Grübeleien aus, die ihre (oft unheimliche) Fortsetzung in den nächtlichen Träumen fanden. Für viele Menschen ist die Nacht daher eine Zeit der Verunsicherung, der
- 296 - Trigonale 2010 – Das Programm
11
Trigonale 2010 – Das Programm - 297 -
Pro g r a mm
Katharina Klement
(*1963)
noise: s onie (2010)
Cello solo
Joseph von Eichendorff
Mondnacht
Domenico Gabrielli
(1651 – 1690)
Ricercar 1 – g-moll
Franz Kafka
Brief an Max Brod
Domenico Gabrielli
Ricercar 7 – d-moll
Knut Hamsun
Aus: »Hunger«
11
Salvatore Sciarrino
(*Palermo 1947)
Ai Limiti Della Notte
Christian Morgenstern
Es ist Nacht
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Prelude
Friedrich Rückert
Kindertotenlieder (188)
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Allemande
Novalis
Aus: »Hymnen an die Nacht«
(2. Hymne, aus der 4. Hymne)
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Courante
11
Franz Kafka
Aus dem Tagebuch
vom 21. und 23. Januar 1922
Hans Jakob Christoffel
v. Grimmelshausen
Trost der Nacht
- 298 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 299 -
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Sarabande
Selma Meerbaum-Eisinger
Träume
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Gavotte 1+2
Richard Dehmel
Verklärte Nacht
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Gigue
Johann Wolfgang v. Goethe
Willkommen und Abschied
11
- 300 - Trigonale 2010 – Das Programm
Kristin von der Goltz spielte während ihres Privatstudiums bei William Pleeth in London u. a. bei New Philharmonia London (unter Sinopoli ), London Philharmonic Orchestra und der Hanover Band. Von 1991 bis 2004 war sie Mitglied des Freiburger Barockorchesters. Sie konzertiert heute sowohl auf modernem als auch auf dem Barockcello, ist als
Solocellistin international gefragt und spielt unter Nikolaus Harnoncourt, Michael Hofstetter, Ton Koopman und Marc
Minkowski. Seit 2006 ist sie Mitglied der Berliner BarockSolisten, einem Ensemble der Berliner Philharmoniker, sowie
seit 2009 Solocellistin im Münchner Kammerorchester.
Kristin von der Goltz war als Dozentin beim Internationalen
Bohemia Festival Prag und an der Orchesterakademie in Mannheim tätig. Bis zum Sommer 2009 unterrichtete sie Barockcello in München und war mit einer Dozentur für modernes
Cello in Regensburg betraut. Seit Oktober 2009 hat sie nun
eine Professur für Barockcello an der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.
Beim Label Raumklang sind mit Kristin von der Goltz bereits
die CDs »Jakob Klein: 6 Sonaten für Violoncello und B. c.«
sowie »11 Capricen für Violoncello von J.-M.-Clément
dall' Abaco« erschienen. Auch die 2007 veröffentlichte Ersteinspielung mit Sonaten des unbekannten Komponisten Antoine Dard wurde von der Fachpresse gelobt.
11
Trigonale 2010 – Das Programm - 301 -
Hans von der Goltz wurde 1957 als drittes Kind des
Geigers Conrad von der Goltz und der Pianistin Kirsti Hjort
in Oslo geboren. Schon als kleines Kind faszinierten ihn die
verschiedenen mythologischen Sagen sowie die Märchen
der norwegischen Nationalromantiker Asbjörnson und Moe
und der Gebrüder Grimm, die seine Geschwister und er allabendlich vorgelesen bekamen. Damit wurde ihm die Liebe
zur Literatur schon in die Wiege gelegt. Eine zweite starke
Prägung erfuhr er durch die Musik, die im Elternhause intensiv gelebt wurde. Für eine musikalische Laufbahn reichten sein Cellospiel und seine Fähigkeiten auf der Querflöte
nicht, auch wenn er ein paar Jahre in diversen Kleinensembles und Jazzgruppen spielte. Daneben spielte er eine zeitlang
in freien Theatergruppen und entdeckte vor allem während
seines Studiums der Germanistik und der Skandinavistik
seine Leidenschaft für die literarische Lesung. Heute arbeitet Hans als Lehrer für Deutsch und Geschichte in Nürnberg und betreut nebenher diverse Schultheatergruppen.
Seit einigen Jahren tritt er mit verschiedenen Programmen
zu den Werken Eichendorffs, Heines, zur Literatur der »Goldenen Zwanziger« und anderen literarischen Schwerpunkten auf, meist mit musikalischer Begleitung.
Aut o g r a mme
11
11
- 302 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 303 -
K ATHARINA KLEMENT, geb. 1963 in
Graz, Österreich. Studien: Klavier (Manfred Wagner-Artzt, Ursula Kneihs), Komposition (Dieter Kaufmann), Lehrgang
für elektroakustische und experimentelle
Musik an der Universität für Musik und
darstellende Kunst in Wien, Gastkurs »music technology« an
der University of York, U.K., private Studien in Tanzimprovisation (Graz) und Plastik/Skulptur (Wien).
Als »composer-performer« im Feld von notierter und improvisierter, instrumentaler und elektronischer Musik tätig:
Instrumentalkompositionen, querverbindende Projekte in
den Bereichen Musiktheater, Performance, Text & Musik,
elektronische Kompositionen, speziell Mehrkanal-Stücke,
wechselweise in Kombination mit Instrument(en) und/oder
Stimme(n), mehrere Arbeiten für mechanisch und elektronisch präpariertes Klavier, Klanginstallationen, Gründerin
11 und Mitglied mehrerer Improvisationsensembles (u. a. monocle, soundog, USE).
Festival Midi-Alternativa Moskau, roulette New York, wien
modern, O'artoteca Milano, Sammlung Essl Klosterneuburg,
Festival unlimited Wels, festivalet Barcelona 08, Kulturhauptstadt Linz 09, Festival »Konfrontationen« Nickelsdorf.
1990 – 2005 Unterrichtstätigkeit Klavier in Musikschulen in
Niederösterreich, seit 2006 an der privaten Musikschule Hietzing, Wien.
1995 – 2001 Mitarbeit am österreichischen Schulprojekt
»Klangnetze«, seit 1998 Workshops im Bereich elementarer
Komposition und Improvisation.
2001/02 Gastlektorat gemeinsam mit der Autorin Karin Spielhofer zum Thema »Sprache & Musik« am Institut für Musikwissenschaften, Universität Wien.
Seit 2006 Lehrauftrag für elektroakustische Musik und Komposition innerhalb des Lehrgangs Computermusik und elektronische Medien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
1996 Gründung des eigenen CD-labels KalK, zahlreiche 11
CD-Einspielungen.
Konzerte im In- und Ausland, u. a. Festival Kaleidophon
Ulrichsberg, Tage für Neue Musik Zürich, Festival Hörgänge
Wien, Porgy & Bess Wien, Donau-Festival Krems, Radiokulturhaus Wien, Inventionen Berlin, Hotel Pupik Schrattenberg,
Diverse Preise, Förderungen, Stipendien, u. a. »Max BrandPreis« 1994, Staatsstipendium für Komposition 2002, publicity-Preis SKE 2001, Förderungspreis der Stadt Wien 2002,
Elektronikpreis Viktring 2004, »composer in residence« beim
- 304 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 305 -
Komponistenforum Mittersill 2004, »honorary mention« beim
Prix ars electronica Linz 2006, Arbeitsstipendium des Bundes Österreich 2009.
Kompositionsaufträge u. a. für den ORF, »Jeunesse«, Stadt
Wien, Land Steiermark, echoraum Wien, Mozartjahr 2006,
Poesietage Linz, Grabenfesttage Wien, Galerie St. Barbara Tirol,
Linz 09, Wiener Nobelpreisträgerseminar mehrere Ensembles (u. a. Low Frequency Orchestra, Binar, Monopol, Phacecontemporary) und SolistInnen (u. a. Annelie Gahl, Robert
Buschek, Pia Palme).
Zusammenarbeit u. a. mit Oskar Aichinger, Cordula Boesze,
Lynn Book, Angélica Castelló, Susanna Gartmayer, Thomas
Grill, Franz Hautzinger, Peter Herbert, Christoph Herndler,
Josef Klammer, Hans W. Koch, Dieter Kovacic, Klaus Lang,
Heinz Peter Linshalm, Josef Novotny, Maja Osojnik, Pia Palme, Wolfgang Reisinger, Billy Roisz, Hannes Schweiger, Hermann Stangassinger, Burkhard Stangl, Daniel Studer, Petra
Stump, Manon Liu Winter, Christian Wolfarth.
Katharina Klement lebt in Wien.
11
Diskographie
LP »dot«, Extraplatte, 1989
CD »13 Miniaturen«, KalK CD 01, 1996
CD & Katalog »Brandung I/II«, Werkstadt Graz, KalK
CD 02, 1996
CD »Textur«, KalK CD 03, 1998
- 306 - Trigonale 2010 – Das Programm
CD »concert trouvé«, KalK CD 04, 2000
CD »Filmscript/fahrspuren«, KalK CD 05, 2001
CD »Beton«, Edition O.K. Linz, 38530703
CD »music for loudspeakers«, KalK CD 06, 2002
CD »zwischen einem Sessel«, 2003
CD »monde«, KalK CD 07, 2003
CD »L.E.O.«, Grazer Etikett, 2003
CD »monocle«, Extraplatte, 2003
CD »soundog«, Extraplatte, 2005
DVD »8'«, Extraplatte, 2005
CD »los autodisparadores«, ein_klang records, 2007
CD »USE«, KalK CD, 2008
CD «Portrait Katharina Klement«; ORF Edition Zeitton, 2008
DVD »granular«, KalK, 2009
Einzelstücke auf den CDs
«innaron«, Extraplatte, 2004
»Passagen«, ein-klang records, 2008
»DAMN!«, freistil-samplerin #1, chmafu records, 2008
Werkauswahl
noeud für Cello, Posaune, Vibraphon & Perkussion
UA 2010 Kosmostheater Wien.
11
Jalousie für Saxophonquartett
UA 2009 Ruprechtskirche Wien.
cows caused chaos für 15 Instrumente
UA 2009 Linz.
Trigonale 2010 – Das Programm - 307 -
Summer Klanginstallation 8-Kanal
Realisation: 2008/09 Schrattenberg, Österreich.
mihrab für Stimme, 2 Blockflöten, Elektronik, Video
UA 2008 Radstadt, Österreich.
granular für Elektronik, Perkussion/Schlagzeug und Klavier in
Zusammenarbeit mit Thomas Grill und Wolfgang Reisinger
UA 2007 HMH-Maschinenhalle Südpark Linz.
RE:NEXT für Stimme, Klavier, Violine, Elektronik,
szenische Darstellung in Zusammenarbeit mit Lynn Book
UA 2007 SECCA, Winston-Salem, North Carolina.
Chronologie für Elektronik, Klavier, Video
in Zusammenarbeit mit Dieter Kovacic
UA 2006 Sammlung Essl, Klosterneuburg.
www.katharinaklement.com
Katharina Kelment über ihre Komposition:
noise: s onie
Cello solo
Katharina Klement, 2010
»Es gibt keine reine Musik wie es keine reine Information gibt.
Der Empfänger/die Empfängerin produziert die Information.«
Das Stück gliedert sich in mehrere aufeinanderfolgende Zustände, die immer wieder »weiter gesagt« werden – ähnlich
wie beim Spiel »stille Post« verändern sich dabei diese Zustände, mutieren zu neuen Zusammenhängen.
Dazwischen durchbrechen Geräusch-/Rausch-Texturen den
Verlauf, die schließlich das Stück dominieren. Sie sind Kontrapunkt, Gegenstück zur »Information« und bilden gleichzeitig den Grund, die Basis zu möglicher Klanginformation
überhaupt.
»Jede Botschaft wird durch Rauschen gestört, sei es während
der Übertragung, sei es beim Empfänger. Nach dem Empfang
eines Signals bleibt immer eine unerwünschte »uncertainty« (Ungewißheit, noise) darüber, was die gesendete Botschaft wirklich 11
war.«
11
Zitate aus dem Aufsatz »Geräusche, Rauschen, Schall und
Klang« von Peter Weibel, 1995
- 308 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 309 -
Sonntag, 19.09., 11.00 Uhr und 15.00 Uhr
Schloss Ebenthal bei Klagenfurt
Die Goëss-Tabulaturen
Ein Stück Paris auf Schloß Ebenthal
Hopkinson Smith, Otto Brusatti
E inle itun g
Im 17. Jahrhundert blickte ganz (West-)Europa nach Paris –
denn Frankreich war in dieser Zeit schwer in Mode, oder auch
'en vogue', wie man damals wahrscheinlich eher gesagt hätte. Das Französische hatte Latein nicht nur als Diplomatenund Wissenschafts-, sondern auch als Umgangssprache ab12 gelöst; wer etwas auf sich hielt, las, schrieb und parlierte
fließend. Vor allem die Mitglieder aristokratischer Familien
vertieften ihre Kenntnisse bei Reisen nach Frankreich – dadurch entstand ein reger internationaler Austausch, und
neben der Sprache erfuhr die gesamte französische Kultur
- 310 - Trigonale 2010 – Das Programm
nach und nach eine große Verbreitung in den europäischen
Nachbarländern, von der Literatur über Haarmode und
Wohnungsdesign bis zur Musik.
Die Spuren dieser weiten Streuung kultureller Schätze aus
Frankreich finden sich auch in Kärnten. Im Archiv des Ebenthaler Schlosses machte der Wissenschaftler Douglas Alton
Smith (nicht verwandt mit dem Solisten des heutigen Konzerts, Hopkinson Smith) im Jahr 1979 eine sensationelle Entdeckung – als er in der umfangreichen Musiksammlung der
alteingesessenen Adelsfamilie Goëss nicht weniger als 13
Tabulatur-Manuskripte mit insgesamt 1000 Seiten herrlicher
Lautenkompositionen aufspürte.
Ein Großteil dieser Sammlung, die sich seit der Anfangszeit in Familienbesitz befindet, ist der französischen Lautenmusik des 17. Jahrhunderts gewidmet: Sie enthält vor allem
12
Trigonale 2010 – Das Programm - 311 -
Werke von Ennemond Gaultier, von dessen Neffen Denis
Gaultier und François Dufaut, letztere beide Schüler des älteren Gaultier. Sie alle wurden in den Pariser Salons fast schon
göttergleich verehrt – denn die Laute war in dieser Zeit das
erklärte Lieblingsinstrument des wohlhabenden Adels, und
die drei Musiker hatten einen neuen Stil kreiert, der die
Hörerinnen und Hörer verzückte: Während die Werke der
Renaissance vor allem von einer dichten Polyphonie mit
strengen Kontrapunkt-Regeln geprägt waren, trat nun die
Sinnlichkeit des Klangs viel stärker in den Vordergrund. In
ihrem »style brisé«, dem »gebrochenen Stil« – der übrigens
bald auch auf das Cembalo und die Gambe abfärbte – becircten sie ihr Publikum vor allem mit reizvollen Melodien,
griffigen Rhythmen und raffinierten Farben: Mit genau den
Mitteln also, die auch in späteren Epochen, etwa bei Debussy,
oft als besonders »französische« Elemente bezeichnet werden.
Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Familie
Goëss, die durch das Öffnen der Türen ihres Schlosses nicht
nur einen Herzenswunsch des Lautenisten Hopkinson Smith
in Erfüllung gehen läßt, sondern dadurch auch unserem Publikum die Möglichkeit gibt, einzigartige Lautenwerke an
einem Originalschauplatz erleben zu können.
Stefan Schweiger
Es ist eine ganz zarte und stellenweise sehr freie Musik,
direkt aus dem Instrument selber geboren und deshalb für
seine Möglichkeiten maßgeschneidert. In ihrer sparsamen
Intimität wendet sich die leise Laute an einen eher familiären Zuhörerkreis. Und welcher Raum würde besser zu diesen Klängen passen als der Musik-Salon in der Beletage des
Schloss' Ebenthal, in dessen Archiven die Noten seit Jahrhunderten verwahrt sind? Wenn Hopkinson Smith dort aus12 gewählte Suiten von Dufaut und den beiden Gaultiers spielt,
entführt er die Besucher der trigonale in einen imaginären
Pariser Salon, dorthin, wo im 17. Jahrhundert ganz (West-)
Europa blickte.
Marcus Stäbler
- 312 - Trigonale 2010 – Das Programm
12
Trigonale 2010 – Das Programm - 313 -
Pro g r a mm
Musik aus der Welt
der Goëss Lautenhandschriften
Stücke in A-moll:
Vieux Gaultier
(ca. 1575 – 1651)
Stücke in A-dur:
François Dufaut
Vieux Gaultier
Anonym
François Dufaut
Prélude (Anonym)
La Pleureuse
Chaconne L'Espagnolette
Canaries
Prélude
La Belle Homicide
Courante
Sarabande
Vieux Gaultier
Chaconne La Cascade
Stücke in d-moll:
Prélude (Anonym)
Tombeau de Mézangeau
Gigue La Poste
François Dufaut
(ca. 1604 – ca. 1671)
Stücke in C-Moll:
12
Prélude (Anonym)
Allemande
Courante
Sarabande
Gigue
- 314 - Trigonale 2010 – Das Programm
12
Trigonale 2010 – Das Programm - 315 -
Hopkinson Smith, 1946 in
New York geboren, schloss sein
Studium der Musikwissenschaft
in Harvard 1972 mit Auszeichnung ab. Im nächsten Jahr
kam er nach Europa, wo er bei
Emilio Pujol in Katalonien und Eugen Dombois in der
Schweiz studierte. Er wirkte bei zahlreichen Kammermusikprojekten mit und war unter anderem Mitbegründer des Ensembles Hespèrion XX. Seit Mitte der 80er Jahre beschäftigt sich Hopkinson Smith fast ausschließlich mit
dem Solorepertoire für alte Zupfinstrumente. Zeugnis davon gibt eine Reihe preisgekrönter Einspielungen für Astrée. Diese enthalten spanische Musik für Vihuela und Barockgitarre, französische Lautenmusik der Renaissance und
des Barock, italienische Musik des frühen 17. Jahrhunderts
sowie Musik des deutschen Hochbarock.
Die Einspielung seiner Bearbeitungen der Violinsonaten
und Partiten von Bach für Laute im Jahr 2000 fand in der
Presse einhelliges Lob. Das Gramophone Magazine nannte
die Aufnahme »von allen Instrumenten die beste Einspielung dieser Werke«. Später wurde seine Einspielung mit
Werken für die Renaissance-Laute von Pierre Attaignant
mit einem Diapason d'Or geehrt und von Le Monde als
12 »superbe« bezeichnet. Eine Aufnahme mit Musik von John
Dowland, die Anfang 2005 erschien, erhielt ebenfalls einen
Diapason d'Or und wurde in einer Kritik in der New York
Times als »wonderfully personal« bezeichnet.
- 316 - Trigonale 2010 – Das Programm
Eine Einspielung mit Werken aus der Welt des Francesco
da Milano gewann im November 2009 den Diapason d'Or
de l'Année (das französische Äquivalent zum Grammy Award)
– der Kritik zufolge die erste Aufnahme, die dem Ansehen
Francescos tatsächlich gerecht wurde.
Hopkinson Smith gibt Konzerte und Meisterklassen in Osteuropa und Westeuropa, Nord- und Südamerika, Australien
und Japan. Dabei kombiniert er mitunter den Lebensstil
eines Eremiten mit dem eines Zigeuners. Im März 2007 gab
er unter der Schirmherrschaft der Barenboim-Said-Stiftung
und dem Swiss Arts Council Konzerte und Workshops in Palestina. Er lehrt an der Schola Cantorum Basiliensis.
»Hopkinson Smith ist zweifellos der zurzeit
beste Lautenist der Welt…«
San Francisco Chronicle
»Der Lautenist Hopkinson Smith zählt zu den
spektakulärsten Instrumentalisten der Gegenwart.«
Der Standard, Wien
»Hopkinson Smith ist ein einzigartiger 'Poet' der Laute.«
Gramophone, London
»…ein herausragender Künstler unserer Zeit.«
Répertoire, Paris
www.hopkinsonsmith.com
Trigonale 2010 – Das Programm - 317 -
12
Me in E n g ag e me nt in Pal ä s tina
Als ich 19 Jahre alt war und bevor ich wusste, was eine Laute
ist, begann ich im Libanon Arabisch zu studieren. In dieser
Zeit reiste ich – zumeist per Autostop – von Beirut bis Kuwait
und war fasziniert von der Sprache, der Schrift, der Lebensart, dem Brot, den Songs und vor allem von den Menschen.
Später habe ich mich auch für Fragen des Menschenrechts
interessiert. Als ich immer mehr vom Schicksal der Palästinenser und ihrer Hilflosigkeit im Spannungsfeld zwischen
den Mächten gelernt hatte, stellte ich mir die Frage, was ich
als Musiker konkret dazu beitragen könnte, um ihnen ihr Leben zu erleichtern. In einem Interview mit dem israelischen
Dirigenten Daniel Barenboim, dessen Engagement für eine
Lösung des Nahost-Konfliktes weltweit Anerkennung findet,
sagte dieser: »Wir können nicht warten bis die Politiker sich
einigen. Jeder muss seinen Beitrag zum Frieden leisten«.
So fasste ich schließlich den Entschluss, mit meinem Instrument nach Palästina zu reisen, um in Konzerten und Workshops mit den Menschen in diesem benachteiligten Gebiet der
Erde die Klangwelt der Laute teilen zu können.
12
Die Laute, ursprünglich aus den arabischen Ländern stammend, wo sie noch heute eine besondere Stellung genießt,
kam im Mittelalter nach Europa. In der Renaissance wurde
sie besonders wegen ihres sensiblen, intimen Klanges und
ihres großen Repertoires bald zur Königin der Musikinstrumente.
- 318 - Trigonale 2010 – Das Programm
12
Trigonale 2010 – Das Programm - 319 -
Im März 2007 war ich zum ersten Mal in Ramallah, Nablus,
Ost-Jerusalem und Bethlehem, und zwar unter den Auspizien
der Barenboim-Said-Stiftung und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Die Konzerte waren sehr gut besucht, und
das teilweise hoch gebildete Publikum zeigte nicht nur Interesse an der Musik und dem Instrument, sondern äußerte auch
große Dankbarkeit.
Schon 2007, aber auch im Rahmen meines zweiten PalästinaAufenthaltes im April dieses Jahres gab ich auch Konzerte
in Schulen. Für mich persönlich stellten diese wohl den Höhepunkt der jeweiligen Reise dar, denn dabei begegnete ich
Scharen von Kindern, die wie selbstverständlich mit großem
Interesse und Begeisterung zuhörten. Selbst ihre Lehrer waren meinten, sie hätten ihre Schüler nie zuvor so still erlebt.
Die Gelegenheit, Konzerte in Palästina zu spielen, bedeutete
für mich als Interpret auch, in einer Welt aufzutreten, in der
das Leiden im täglichen Leben leider nur allzu gegenwärtig
ist. In diesem emotionalen Umfeld steigert sich die Intensität
des »Musik-Erlebens« in einem solchen Maße, dass alleine dadurch jedes Konzert zu einem ganz besonderen Erlebnis wird.
Hopkinson Smith, Juli 2010
12
- 320 - Trigonale 2010 – Das Programm
Es spricht, moderiert,
trägt zeitgenössische Poesie vor:
Otto Brusatti
Autor, Moderator, Regisseur
(*1948 – Dr. phil.)
Theaterproduktionen, Filme (für ORF, ARD, 3sat, arte, z.B.
über Schubert, Freud, Eros ...).
Internationaler Ausstellungsmacher (vor allem Musikthemen).
Leitete Jahre hindurch die Musiksammlung der Stadt Wien.
Live-Moderator, insbesondere für den ORF (etwa Pasticcio
oder Klassik Treffpunkt).
Unterrichtete an der Wiener Universität (vergleichende Ästhetik) und an der Wiener Musikuniversität (Schauspiel).
Vorleseprogramme und Performances (auch außerhalb Österreichs).
Hörspiele, Kompositionen, Drehbücher, Artikel.
36 eigenständige Bücher, Romane, Lyrik, Musikbezogenes
zuletzt:
Von tollkühner Musik – Märchenbilder für Erwachsene und
mutige Kinder – VAbENE 2009,
12
MEDEA – auch als Hörbuch – paladino,
Mahler x 100, von Alma bis Zemlinsky – echomedia 2010.
Trigonale 2010 – Das Programm - 321 -
Aut o g r a mme
- 322 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 323 -
Sonntag, 19.09., 18.00 Uhr
Dom zu Maria Saal
Johannespassion BWV 245
J. S. Bach (1685 – 1750)
Cantus Cölln
Konrad Junghänel: Leitung
Gerlinde Sämann: Sopran
Mechthild Bach: Sopran
Elisabeth Popien: Alt
Alexander Schneider: Alt
Hans Jörg Mammel: Tenor
Georg Poplutz: Tenor
Wolf Matthias Friedrich: Bass
13 Markus Flaig: Bass
- 324 - Trigonale 2010 – Das Programm
Erste Violine:
Margarete Adorf
Gabriele Steinfeld
Ulrike Scobel
Zweite Violine:
Henriette Scheytt
Matthias Hummel
Rahel Mai
Annette Geiger, Ulrike Paetz: Viola
Mieneke van der Velden: Viola da Gamba
Albert Brüggen: Violoncello
Tobias Lampelzammer: Kontrabass
Kate Clark, Amanda Markwick: Traversflöte
Luise Baumgartl, Thomas Meraner: Oboe
Monika Fischaleck: Fagott
Carsten Lohff: Orgel
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 325 -
E inle itun g
Die Johannes-Passion zählt neben der doppelchörigen Matthäus-Passion, dem Weihnachts-Oratorium, dem Magnificat
und der H-Moll-Messe zu den großen Vokalwerken der Leipziger Jahre Johann Sebastian Bachs. Im Gegensatz zu den übrigen oratorischen Werken hat Bach dieser Komposition jedoch
nie eine endgültige Gestalt verliehen, sondern immer wieder
konzeptionelle Änderungen wie auch Eingriffe im Detail vorgenommen. Die so entstandenen verschiedenen Fassungen
bergen auch heute noch eine Vielzahl von offenen Fragen an
die Forschung und lassen die Johannes-Passion als eine der
rätselhaftesten und faszinierendsten von Bachs Schöpfungen
erscheinen.
Die Entstehungs- und Aufführungsgeschichte der JohannesPassion bildete für lange Zeit den wohl komplexesten Problemkreis der neueren Bach-Forschung. Das Werk ist in einer nur
zum Teil von Bach selbst geschriebenen Partitur und einem
umfangreichen Konvolut von Originalstimmen überliefert.
Aufgrund der in den 1950er Jahren entwickelten Methoden
der Quellenkritik ist es Arthur Mendel, dem Herausgeber des
Werks im Rahmen der Neuen Bach-Ausgabe, gelungen, die
unterschiedlichen Stadien der Werkgenese und damit die
außergewöhnliche Stellung der Komposition in Bachs Leipziger Schaffen weitgehend zu rekonstruieren.
13
Anhand minutiöser Untersuchungen des Quellenmaterials
war es schließlich möglich, eine klare Unterscheidung von
nicht weniger als vier im Blick auf konkrete Aufführungen
- 326 - Trigonale 2010 – Das Programm
entstandenen Fassungen sowie einer weiteren, Fragment
gebliebenen Überarbeitung vorzunehmen. Gleichwohl hat
sich im heutigen Konzertleben lediglich eine bereits im 19.
Jahrhundert etablierte Mischfassung durchsetzen können,
die das von Bach angestrebte, de facto aber nur in Ansätzen
realisierte Ziel einer »Fassung letzter Hand« zu verwirklichen sucht. Diese Suche nach einer »künstlerisch optimalen« Werkgestalt mag zwar die unvermeidlichen Konzessionen des Komponisten an vergängliche äußere Umstände weitgehend eliminieren, zugleich darf man aber nicht vergessen, dass wir heute die Johannes-Passion gewöhnlich in
einer Fassung zu Gehör bekommen, die zu Bachs Zeit selbst
nie klangliche Realität geworden ist.
Bach schuf die Johannes-Passion als seine erste Leipziger
Passionsmusik für eine Aufführung am Karfreitag des Jahres
1724. Die für dieses Unterfangen benötigte Zeit gewann der
gerade einmal zehn Monate im Amt stehende Thomaskantor
durch den Umstand, dass mit der nach dem Sonntag Estomihi in Leipzig beginnenden Fastenzeit die sonntäglichen
Kantatenaufführungen in den Kirchen eingestellt wurden;
1724 bedeutete dies immerhin eine fast fünfwöchige Unterbrechung des hektischen Arbeitsalltags (sie wurde lediglich
für den traditionell auch in der Fastenzeit begangenen Feiertag Mariä Verkündigung aufgehoben) – Zeit genug also
für die Konzeption und Niederschrift sowie das Einstudieren eines großangelegten oratorischen Werks, mit dem Bach
die Tradition der »musicirten Passion« fortzusetzen ge- 13
dachte. Diese Tradition war in Leipzig noch jung; erst 1721,
gegen Ende seines Lebens, hatte Bachs Vorgänger Johann
Trigonale 2010 – Das Programm - 327 -
Kuhnau mit seiner Markus-Passion eine oratorische Vertonung der Passionsgeschichte geschaffen, die in den Karfreitagsvespern der Jahre 1721 und 1722 (vielleicht auch
1723) zu Gehör gebracht wurde, und wenige Jahre zuvor,
am Karfreitag 1717, war in der Leipziger Neukirche Georg
Philipp Telemanns Vertonung eines groß angelegten Passions-Oratoriums aus der Feder des Hamburger Dichters
Barthold Hinrich Brockes erklungen.
Im Vorfeld der Uraufführung von 1724 stand eine erste Auseinandersetzung mit den Kirchenbehörden. Bach hatte beschlossen, seine Komposition in der Thomaskirche erklingen
zu lassen und im gedruckten Textheft eine entsprechende
Ankündigung veröffentlicht, doch laut Ratsbeschluss hatten
die Passionsaufführungen jährlich zwischen den beiden
Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai zu wechseln. So
musste Bach eine zweite Bekanntmachung drucken lassen
und zudem eine Rüge des Superintendenten einstecken. Fünfzehn Jahre später löste die Komposition offenbar erneut
einen Konflikt aus – denn es erscheint durchaus plausibel,
zwischen einem am 17. März 1739 durch den Rat der Stadt
an Bach ergangenen Verbot einer Passionsaufführung und
dem Abbruch der revidierten Reinschrift der Johannes-Passion einen Zusammenhang zu sehen.
Die unterschiedlichen Fassungen belegen, dass Bach die Johannes-Passion in seiner Leipziger Zeit insgesamt mindestens
13 viermal in jeweils veränderter Gestalt zu Gehör gebracht hat.
Von der ersten Aufführung (1724) sind lediglich die vokalen
Ripienstimmen sowie die Streicher- und Continuodubletten
- 328 - Trigonale 2010 – Das Programm
erhalten, die nur unvollkommen über die ursprüngliche Besetzung des Werks Auskunft zu geben vermögen. Ein Jahr
später, für eine Wiederaufführung in der Thomaskirche am
30. März 1725, verlieh Bach dem Werk mit einigen hinzugefügten beziehungsweise ausgetauschten Arien und Chorsätzen eine in wesentlichen Teilen veränderte Gestalt.
Mit einer vermutlich am 11. April 1732 anzusetzenden weiteren Aufführung machte er, soweit es das für diese dritte
Fassung wiederum nur unvollständig erhaltene Quellenmaterial erkennen lässt, einen Teil der 1725 vorgenommenen
Eingriffe rückgängig, tauschte aber auch erneut mehrere
Sätze gegen heute nicht mehr eruierbares Material aus. Die
vierte Aufführung der Johannes-Passion unter Bachs eigener
Leitung fand offenbar am 5. April 1749 statt; diese Fassung
zeichnet sich – abgesehen von einigen signifikanten Textänderungen und einer Erweiterung der Besetzung – durch
die weitgehende Rückkehr zu der mutmaßlichen Gestalt
der Erstfassung von 1724 aus. Außerhalb der vier Aufführungsfassungen steht das 1739 in Angriff genommene, jedoch bereits nach 20 Seiten abgebrochene Vorhaben Bachs,
für die Johannes-Passion eine definitive Gestalt zu erarbeiten und diese in einer neuen reinschriftlichen Partitur festzuhalten – ähnlich wie er es drei Jahre zuvor für die Matthäus-Passion verwirklicht hatte. Somit hat das Ringen um
eine optimale Gestalt der Johannes-Passion Bach während
seiner gesamten Leipziger Zeit beschäftigt.
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 329 -
Textgrundlage des Werks ist die Schilderung der Passion
Christi nach dem 18. und 19. Kapitel des Johannes-Evangeliums; an zwei Stellen (Satz 12c und Satz 33) werden jedoch
Passagen aus dem Evangelium nach Matthäus (in Fassung I
auch nach Markus) interpoliert. Die madrigalischen Teile des
Texts wurden von einem unbekannten Verfasser zum Teil
aus älteren Passionsdichtungen direkt entlehnt beziehungsweise umformuliert; die Johannes-Passion ist daher in textlicher Hinsicht ein Konglomerat, dem ein einheitlicher Charakter fehlt. An Quellen für die madrigalischen Texte sind
bislang identifiziert: das im frühen 18. Jahrhundert vielfach
vertonte Libretto »Der für die Sünde der Welt gemarterte und
sterbende Jesus« von Barthold Hinrich Brockes (1713), das Gedicht »Der weinende Petrus« von Christian Weise (1675) sowie
die Johannes-Passion von Christian Heinrich Postel (um1695).
Zu diesen gesellt sich eine große Zahl von Choralstrophen, die
der Librettist möglicherweise in Abstimmung mit dem Komponisten auswählte oder die Bach eigenmächtig einfügte.
Mit ihrer expressiven musikalischen Umsetzung des Texts
fügt sich die Johannes-Passion in den Kontext des ersten
Leipziger Kantaten-Jahrgangs ein. In gewissem Sinne zieht
Bach in dem Werk aber auch die Bilanz seiner stilistischen
Entwicklung während der Weimarer und Köthener Zeit. An
die Stilwelt der frühen Kantaten lehnt sich die symmetrische
Anlage der Turba-Chöre im Zentrum des Werks an, die den
Choralsatz »Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn« umrah13 men, während die allenthalben zu beobachtende große Virtuosität sowie Reichtum und Vielfalt der musikalischen Gestaltung ohne das Köthener Schaffen nicht denkbar wären.
- 330 - Trigonale 2010 – Das Programm
Die komplizierte Quellenlage der Johannes-Passion und die
schon früh erkannte Heterogenität ihres Texts waren maßgeblich verantwortlich dafür, dass das Werk lange Zeit im
Schatten der Matthäus-Passion stand. Erst in neuerer Zeit
werden auch ihre besonderen Vorzüge – darunter die Dramatik der Turba-Chöre, die Farbigkeit und der musikalische
Reichtum der Arien, die bildhafte Umsetzung des Textes –
angemessen gewürdigt. Auch wenn sie letztlich keine abschließend definitive Gestalt erhielt, gehört die JohannesPassion zu den beeindruckendsten Schöpfungen Johann Sebastian Bachs; in der Kühnheit und Neuheit ihrer musikalischen Sprache sowie der überragenden Qualität ihrer Ausarbeitung stellt sie zugleich eine der größten Leistungen der
abendländischen Musikgeschichte dar. Sätze wie der düstere Eingangschor »Herr, unser Herrscher« oder auch der
elegische Chorsatz »Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine«
zum Ende des Passionsberichts stehen ohne Parallele da.
Von besonderer Bedeutung für den Charakter der JohannesPassion sind auch die in symmetrischer Folge geordneten
dramatischen Turba-Chöre im Zentrum des Werks. Die
Rahmenabschnitte sind geprägt von außergewöhnlich expressiven Arien; einen besonderen Effekt hat zum Beispiel
die dichte Abfolge von drei Arien in ungewöhnlich langsamem Zeitmaß, mit denen der Tod Jesu kommentiert wird.
In solchen musikalischen Momenten wird sich die einzigartige Qualität der Johannes-Passion dem Hörer stets aufs
Neue mitteilen.
13
Peter Wollny
Trigonale 2010 – Das Programm - 331 -
We r k te x te
Erster Teil
1. Coro
Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm
In allen Landen herrlich ist!
Zeig uns durch deine Passion,
Dass du, der wahre Gottessohn,
Zu aller Zeit,
Auch in der größten Niedrigkeit,
Verherrlicht worden bist!
2a. Recitativo T B
Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron,
da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger.
Judas aber, der ihn verriet, wusste den Ort auch,
denn Jesus versammlete sich oft daselbst mit seinen Jüngern.
Da nun Judas zu sich hatte genommen die Schar
und der Hohenpriester und Pharisäer Diener,
kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.
Als nun Jesus wusste alles, was ihm begegnen sollte,
ging er hinaus und sprach zu ihnen:
Jesus
Wen suchet ihr?
Evangelist
Sie antworteten ihm:
13
2c. Recitativo T B
Jesus spricht zu ihnen:
Jesus
Ich bin's.
Evangelist
Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen.
Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's,
wichen sie zurücke und fielen zu Boden.
Da fragete er sie abermal:
Jesus
Wen suchet ihr?
Evangelist
Sie aber sprachen:
2d. Coro
Jesum von Nazareth.
2e. Recitativo T B
Jesus antwortete:
Jesus
Ich hab's euch gesagt, dass ich's sei, suchet ihr denn mich,
so lasset diese gehen!
3. Choral
O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße,
Die dich gebracht auf diese Marterstraße.
Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,
Und du musst leiden.
2b. Coro
Jesum von Nazareth.
- 332 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 333 -
13
4. Recitativo T B
Auf dass das Wort erfüllet würde, welches er sagte:
Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast.
Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus
und schlug nach des Hohenpriesters Knecht
und hieb ihm sein recht Ohr ab;
und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro:
Jesus
Stecke dein Schwert in die Scheide!
Soll ich den Kelch nicht trinken,
den mir mein Vater gegeben hat?
5. Choral
Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich
Auf Erden wie im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit,
Gehorsam sein in Lieb und Leid;
Wehr und steur allem Fleisch und Blut,
Das wider deinen Willen tut!
6. Recitativo T
Die Schar aber und der Oberhauptmann
und die Diener der Jüden nahmen Jesum
und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas,
der war Kaiphas Schwäher,
welcher des Jahres Hoherpriester war.
Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet,
13 es wäre gut, dass ein Mensch würde umbracht für das Volk.
- 334 - Trigonale 2010 – Das Programm
7. Aria A
Von den Stricken meiner Sünden
Mich zu entbinden,
Wird mein Heil gebunden.
Mich von allen Lasterbeulen
Völlig zu heilen,
Läßt er sich verwunden.
8. Recitativo T
Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger.
9. Aria S
Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten
Und lasse dich nicht,
Mein Leben, mein Licht.
Befördre den Lauf
Und höre nicht auf,
Selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten.
10. Recitativo T.I S B.I B.II T.II
Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt
und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast.
Petrus aber stund draußen für der Tür.
Da ging der andere Jünger,
der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus
und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein.
Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro:
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 335 -
Sopran
Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer?
Evangelist
Er sprach:
Petrus
Ich bin's nicht.
Evangelist
Es stunden aber die Knechte und Diener
und hatten ein Kohlfeu'r gemacht (denn es war kalt)
und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen
und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um
seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm:
Jesus
Ich habe frei, öffentlich geredet für der Welt.
Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel,
da alle Jüden zusammenkommen,
und habe nichts im Verborgnen geredt.
Was fragest du mich darum? Frage die darum,
die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe!
Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe.
Evangelist
Als er aber solches redete, gab der Diener einer,
die dabeistunden, Jesu einen Backenstreich und sprach:
Diener
Solltest du dem Hohenpriester also antworten?
Evangelist
Jesus aber antwortete:
13 Jesus
Hab ich übel geredt, so beweise es, dass es böse sei,
hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?
- 336 - Trigonale 2010 – Das Programm
11. Choral
Wer hat dich so geschlagen,
Mein Heil, und dich mit Plagen
So übel zugericht'?
Du bist ja nicht ein Sünder
Wie wir und unsre Kinder,
Von Missetaten weißt du nicht.
Ich, ich und meine Sünden,
Die sich wie Körnlein finden
Des Sandes an dem Meer,
Die haben dir erreget
Das Elend, das dich schläget,
Und das betrübte Marterheer.
12a. Recitativo T
Und Hannas sandte ihn gebunden
zu dem Hohenpriester Kaiphas.
Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm:
12b. Coro
Bist du nicht seiner Jünger einer?
12c. Recitativo T.I B T.II
Evangelist
Er leugnete aber und sprach:
Petrus
Ich bin's nicht.
Evangelist
13
Spricht des Hohenpriesters Knecht' einer,
ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte:
Trigonale 2010 – Das Programm - 337 -
Diener
Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?
Evangelist
Da verleugnete Petrus abermal,
und alsobald krähete der Hahn.
Da gedachte Petrus an die Worte Jesu
und ging hinaus und weinete bitterlich.
13. Aria T
Ach, mein Sinn,
Wo willt du endlich hin,
Wo soll ich mich erquicken?
Bleib ich hier,
Oder wünsch ich mir
Berg und Hügel auf den Rücken?
Bei der Welt ist gar kein Rat,
Und im Herzen
Stehn die Schmerzen
Meiner Missetat,
Weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.
14. Choral
Petrus, der nicht denkt zurück,
Seinen Gott verneinet,
Der doch auf ein' ernsten Blick
Bitterlichen weinet.
Jesu, blicke mich auch an,
13 Wenn ich nicht will büßen;
Wenn ich Böses hab getan,
Rühre mein Gewissen!
- 338 - Trigonale 2010 – Das Programm
Zweiter Teil
15. Choral
Christus, der uns selig macht,
Kein Bös' hat begangen,
Der ward für uns in der Nacht
Als ein Dieb gefangen,
Geführt für gottlose Leut
Und fälschlich verklaget,
Verlacht, verhöhnt und verspeit,
Wie denn die Schrift saget.
16a. Recitativo T B
Evangelist
Da führeten sie Jesum von Kaiphas vor das Richthaus,
und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus,
auf dass sie nicht unrein würden,
sondern Ostern essen möchten.
Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach:
Pilatus
Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?
Evangelist
Sie antworteten und sprachen zu ihm:
16b. Coro
Wäre dieser nicht ein Übeltäter,
wir hätten dir ihn nicht überantwortet.
16c. Recitativo T B
Evangelist
Da sprach Pilatus zu ihnen:
Trigonale 2010 – Das Programm - 339 -
13
Pilatus
So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetze!
Evangelist
Da sprachen die Jüden zu ihm:
16d. Coro
Wir dürfen niemand töten.
16e. Recitativo T B.I B.II
Evangelist
Auf dass erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte,
da er deutete, welches Todes er sterben würde.
Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus
und rief Jesu und sprach zu ihm:
Pilatus
Bist du der Jüden König?
Evangelist
Jesus antwortete:
Jesus
Redest du das von dir selbst,
oder haben's dir andere von mir gesagt.
Evangelist
Pilatus antwortete:
Pilatus
Bin ich ein Jüde?
Dein Volk und die Hohenpriester
haben dich mir überantwortet; was hast du getan?
Evangelist
Jesus antwortete:
13
- 340 - Trigonale 2010 – Das Programm
Jesus
Mein Reich ist nicht von dieser Welt;
wäre mein Reich von dieser Welt,
meine Diener würden darob kämpfen,
dass ich den Jüden nicht überantwortet würde;
aber nun ist mein Reich nicht von dannen.
17. Choral
Ach großer König, groß zu allen Zeiten,
Wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten?
Keins Menschen Herze mag indes ausdenken,
Was dir zu schenken.
Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen,
Womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.
Wie kann ich dir denn deine Liebestaten
Im Werk erstatten?
18a. Recitativo T B.I B.II
Evangelist
Da sprach Pilatus zu ihm:
Pilatus
So bist du dennoch ein König?
Evangelist
Jesus antwortete:
Jesus
Du sagst's, ich bin ein König.
Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen,
dass ich die Wahrheit zeugen soll.
Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.
Trigonale 2010 – Das Programm - 341 -
13
Evangelist
Spricht Pilatus zu ihm:
Pilatus
Was ist Wahrheit?
Evangelist
Und da er das gesaget,
ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:
Pilatus
Ich finde keine Schuld an ihm.
Ihr habt aber eine Gewohnheit,
dass ich euch einen losgebe;
wollt ihr nun, dass ich euch der Jüden König losgebe?
Evangelist
Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen:
18b. Coro
Nicht diesen, sondern Barrabam!
18c. Recitativo T
Evangelist
Barrabas aber war ein Mörder.
Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn.
19. Arioso B
Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,
Mit bittrer Lust und halb beklemmtem Herzen
Dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,
Wie dir auf Dornen, so ihn stechen,
Die Himmelsschlüsselblumen blühn!
13 Du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen,
Drum sieh ohn Unterlass auf ihn!
- 342 - Trigonale 2010 – Das Programm
20. Aria T
Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken
In allen Stücken
Dem Himmel gleiche geht,
Daran, nachdem die Wasserwogen
Von unsrer Sündflut sich verzogen,
Der allerschönste Regenbogen
Als Gottes Gnadenzeichen steht!
21a. Recitativo T
Evangelist
Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen
und satzten sie auf sein Haupt
und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen:
21b. Coro
Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!
21c. Recitativo T B
Evangelist
Und gaben ihm Backenstreiche.
Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen:
Pilatus
Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, dass ihr erkennet,
dass ich keine Schuld an ihm finde.
Evangelist
Also ging Jesus heraus
und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid.
Und er sprach zu ihnen:
Pilatus
Sehet, welch ein Mensch!
Trigonale 2010 – Das Programm - 343 -
13
Evangelist
Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen,
schrieen sie und sprachen:
21d. Coro
Kreuzige, kreuzige!
21e. Recitativo T B
Evangelist
Pilatus sprach zu ihnen:
Pilatus
Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;
denn ich finde keine Schuld an ihm!
Evangelist
Die Jüden antworteten ihm:
21f. Coro
Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben;
denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.
21g. Recitativo T B.I B.II
Evangelist
Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet' er sich noch mehr
und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu:
Pilatus
Von wannen bist du?
Evangelist
Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm:
Pilatus
Redest du nicht mit mir?
Weißest du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen,
13 und Macht habe, dich loszugehen?
Evangelist
Jesus antwortete:
- 344 - Trigonale 2010 – Das Programm
Jesus
Du hättest keine Macht über mich,
wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben;
darum, der mich dir überantwortet hat,
der hat's größ're Sünde.
Evangelist
Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe.
22. Choral
Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,
Muss uns die Freiheit kommen;
Dein Kerker ist der Gnadenthron,
Die Freistatt aller Frommen;
Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein,
Müßt unsre Knechtschaft ewig sein.
23a. Recitativo T
Evangelist
Die Jüden aber schrieen und sprachen:
23b. Coro
Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht;
denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser.
23c. Recitativo T B
Evangelist
Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus
und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte,
die da heißet: Hochpflaster, auf Ebräisch aber: Gabbatha.
Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde,
und er spricht zu den Jüden:
Trigonale 2010 – Das Programm - 345 -
13
Pilatus
Sehet, das ist euer König!
Evangelist
Sie schrieen aber:
23d. Coro
Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!
23e. Recitativo T B
Spricht Pilatus zu ihnen:
Pilatus
Soll ich euren König kreuzigen?
Evangelist
Die Hohenpriester antworteten:
23f. Coro
Wir haben keinen König denn den Kaiser.
23g. Recitativo T
Evangelist
Da überantwortete er ihn, dass er gekreuziget würde.
Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin.
Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte,
die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Ebräisch:
Golgatha.
25a. Recitativo T
Evangelist
Allda kreuzigten sie ihn,
und mit ihm zween andere zu beiden Seiten,
Jesum aber mitten inne.
Pilatus aber schrieb eine Überschrift
und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben:
»Jesus von Nazareth, der Jüden König«.
Diese Überschrift lasen viel Jüden,
denn die Stätte war nahe bei der Stadt,
da Jesus gekreuziget ist.
Und es war geschrieben auf ebräische,
griechische und lateinische Sprache.
Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato:
25b. Coro
Schreibe nicht: der Jüden König,
sondern dass er gesaget habe: Ich bin der Jüden König.
25c. Recitativo T B
Evangelist
Pilatus antwortet:
Pilatus
Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
24. Aria B e Coro
Eilt, ihr angefochtnen Seelen,
Geht aus euren Marterhöhlen,
Eilt – Wohin? – nach Golgatha!
Nehmet an des Glaubens Flügel,
13
Flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel,
Eure Wohlfahrt blüht allda!
- 346 - Trigonale 2010 – Das Programm
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 347 -
26. Choral
In meines Herzens Grunde
Dein Nam und Kreuz allein
Funkelt all Zeit und Stunde,
Drauf kann ich fröhlich sein.
Erschein mir in dem Bilde
Zu Trost in meiner Not,
Wie du, Herr Christ, so milde
Dich hast geblut' zu Tod!
27a. Recitativo T
Evangelist
Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten,
nahmen seine Kleider und machten vier Teile,
einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock.
Der Rock aber war ungenähet,
von oben an gewürket durch und durch.
Da sprachen sie untereinander:
27b. Coro
Lasset uns den nicht zerteilen,
sondern darum losen, wes er sein soll.
27c. Recitativo T B
Evangelist
Auf dass erfüllet würde die Schrift, die da saget:
Sie haben meine Kleider unter sich geteilet
und haben über meinen Rock das Los geworfen,
Solches taten die Kriegesknechte.
13 Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter
und seiner Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib,
und Maria Magdalena.
- 348 - Trigonale 2010 – Das Programm
Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen,
den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter:
Jesus
Weib, siehe, das ist dein Sohn!
Evangelist
Darnach spricht er zu dem Jünger:
Jesus
Siehe, das ist deine Mutter!
28. Choral
Er nahm alles wohl in acht
In der letzten Stunde,
Seine Mutter noch bedacht,
Setzt ihr ein' Vormunde.
O Mensch, mache Richtigkeit,
Gott und Menschen liebe,
Stirb darauf ohn alles Leid,
Und dich nicht betrübe!
29. Recitativo T B
Evangelist
Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich.
Darnach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war,
dass die Schrift erfüllet würde, spricht er:
Jesus
Mich dürstet!
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 349 -
Evangelist
Da stund ein Gefäße voll Essigs.
Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig
und legten ihn um einen Isopen,
und hielten es ihm dar zum Munde.
Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:
Jesus
Es ist vollbracht!
30. Aria A
O Trost vor die gekränkten Seelen!
Die Trauernacht
Läßt nun die letzte Stunde zählen.
Der Held aus Juda siegt mit Macht
Und schließt den Kampf.
Es ist vollbracht!
31. Recitativo T
Evangelist
Und neigte das Haupt und verschied.
32. Aria B e Coro
Mein teurer Heiland, lass dich fragen,
Jesu, der du warest tot,
Da du nunmehr ans Kreuz geschlagen
Und selbst gesagt: Es ist vollbracht,
Lebest nun ohn Ende,
13 Bin ich vom Sterben frei gemacht?
In der letzten Todesnot
Nirgend mich hinwende
- 350 - Trigonale 2010 – Das Programm
Kann ich durch deine Pein und Sterben
Das Himmelreich ererben?
Ist aller Welt Erlösung da?
Als zu dir, der mich versühnt,
O du lieber Herre!
Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen;
Gib mir nur, was du verdient,
Doch neigest du das Haupt
Und sprichst stillschweigend: ja.
Mehr ich nicht begehre!
33. Recitativo T
Evangelist
Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück
von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und
die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und
stunden auf viel Leiber der Heiligen.
34. Arioso T
Mein Herz, in dem die ganze Welt
Bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,
Die Sonne sich in Trauer kleidet,
Der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,
Die Erde bebt, die Gräber spalten,
Weil sie den Schöpfer sehn erkalten,
Was willst du deines Ortes tun?
13
Trigonale 2010 – Das Programm - 351 -
35. Aria S
Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren
Dem Höchsten zu Ehren!
Erzähle der Welt und dem Himmel die Not:
Dein Jesus ist tot!
36. Recitativo T
Evangelist
Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war,
dass nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat
über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß),
baten sie Pilatum, dass ihre Beine gebrochen
und sie abgenommen würden.
Da kamen die Kriegsknechte
und brachen dem ersten die Beine und dem andern,
der mit ihm gekreuziget war.
Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen,
dass er schon gestorben war,
brachen sie ihm die Beine nicht;
sondern der Kriegsknechte einer
eröffnete seine Seite mit einem Speer,
und alsobald ging Blut und Wasser heraus.
Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget,
und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß,
dass er die Wahrheit saget, auf dass ihr gläubet.
Denn solches ist geschehen,
auf dass die Schrift erfüllet würde:
13 »Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen«.
Und abermal spricht eine andere Schrift:
»Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben«.
- 352 - Trigonale 2010 – Das Programm
37. Choral
O hilf, Christe, Gottes Sohn,
Durch dein bitter Leiden,
Dass wir dir stets untertan
All Untugend meiden,
Deinen Tod und sein Ursach
Fruchtbarlich bedenken,
Dafür, wiewohl arm und schwach,
Dir Dankopfer schenken!
38. Recitativo T
Evangelist
Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger
Jesu war (doch heimlich aus Furcht vor den Jüden),
dass er möchte abnehmen den Leichnam Jesu.
Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er
und nahm den Leichnam Jesu herab.
Es kam aber auch Nikodemus,
der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war,
und brachte Myrrhen und Aloen untereinander,
bei hundert Pfunden.
Da nahmen sie den Leichnam Jesu
und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien,
wie die Jüden pflegen zu begraben.
Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward,
ein Garten, und im Garten ein neu Grab,
in welches niemand je geleget war.
13
Daselbst hin legten sie Jesum,
um des Rüsttags willen der Jüden,
dieweil das Grab nahe war.
Trigonale 2010 – Das Programm - 353 -
39. Coro
Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,
Die ich nun weiter nicht beweine,
Ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh!
Das Grab, so euch bestimmet ist
Und ferner keine Not umschließt,
Macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu.
40. Choral
Ach Herr, lass dein lieb Engelein
Am letzten End die Seele mein
In Abrahams Schoß tragen,
Den Leib in seim Schlafkämmerlein
Gar sanft ohn eigne Qual und Pein
Ruhn bis am jüngsten Tage!
Alsdenn vom Tod erwecke mich,
Dass meine Augen sehen dich
In aller Freud, o Gottes Sohn,
Mein Heiland und Genadenthron!
Herr Jesu Christ, erhöre mich,
Ich will dich preisen ewiglich!
C a ntus Cö lln
Das 1987 von Konrad Junghänel gegründete solistische Vokalensemble Cantus Cölln hat sich in kürzester Zeit als eines
der angesehensten Ensembles dieser Art im internationalen
Musikleben etabliert. Es widmet sich in erster Linie dem
deutschen und italienischen Vokalrepertoire aus Renaissance und Barock: mit der Wiederbelebung eines weitgehend
vergessenen Repertoires hat es in den letzten Jahren beim
Publikum großen Anklang gefunden.
Die meisten der inzwischen über 30 CD-Produktionen, die
ein Repertoire von Monteverdis Madrigalen, der Marienvesper, Schütz' Psalmen Davids bis hin zu Bachs Kantaten und
Motetten umfassen, wurden mit internationalen Preisen gewürdigt. Neben zahlreichen Auszeichnungen wie z.B. dem
Edison Awards Classical, dem Diapason d'Or, ffff du Télérama, 10 du Répertoire, dem Choc du Monde de la Musique, dem
Grand Prix du Disque (Académie Charles Cros) und Nominierungen für u.a. den Grammy und den Grammophone Award
hat Cantus Cölln in 2002 für seine einzigartige Einspielung
der Selva morale e spirituale von Claudio Monteverdi sowohl
den Grammophone Award, den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik als auch den Caecilia Price verliehen bekommen.
Für seine Gesamtaufnahme des Altbachischen Archivs erhielt Cantus Cölln im Jahr 2004 den ECHO Klassik in der
Kategorie Choreinspielung.
13
13
Die Mitglieder von Cantus Cölln haben alle als Solisten eine
erfolgreiche Karriere aufzuweisen, die sie auch weiterhin
- 354 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 355 -
verfolgen. Von der Kritik wird aber immer wieder einhellig
der außerordentlich homogene Ensembleklang hervorgehoben, der dennoch nicht auf Kosten der Individualität der
einzelnen Stimmen geht. Cantus Cölln hatte es sich von Anfang zum Ziel gesetzt, mit möglichst gleichbleibender Besetzung im Laufe der Jahre zu immer größerer Homogenität zu finden, zu einem »blinden« musikalischen Verstehen.
Etwas, das beispielsweise bei einem Streichquartett internationaler Ausprägung als selbstverständlich vorausgesetzt
werden darf, im allgemeinen schnelllebigen Musikmarkt
aber häufig vermißt wird. So sind auch heute noch die meisten Mitglieder von Cantus Cölln Gründungsmitglieder. Für
Produktionen in größerer Besetzung wird das Ensemble nach
Bedarf durch zusätzliche Kräfte verstärkt, wobei auch da
möglichst immer auf dieselben Sänger und Instrumentalisten zurückgegriffen wird.
Das Repertoire hat sich im Laufe der Jahre vom Programmschwerpunkt »Madrigal und Motette« des frühen 17. Jahrhunderts ausgeweitet auf die gesamte Entwicklung des geistlichen Konzertes und der Kantate bis zum Hochbarock.
Wichtiges Kriterium bei der Auswahl bleibt dabei immer,
ob sich das betreffende Musikstück für eine solistische Aufführungsweise anbietet, ob es mehr dadurch gewinnt, als es
vielleicht auf der anderen Seite verliert. So geht es nicht um
die »einzig richtige« Aufführungsweise, sondern darum, einem Klangideal zu folgen, welches größtmögliche Trans13 parenz mit individueller Emotionalität und sinnlicher Klanglichkeit verbindet.
- 356 - Trigonale 2010 – Das Programm
Einige herausragende Punkte in der Entwicklung der letzten Jahre waren zum einen die Produktionen der Marienvesper von Monteverdi und die von Johann Rosenmüller, welche
den Beginn einer kleinen internationalen Renaissance dieses bedeutenden »deutsch-italienischen« Komponisten einläutete. Desweiteren stießen die Produktionen der Motetten, Frühen Kantaten und der H-Moll Messe von Johann Sebastian Bach auf ein enthusiastisches internationales Echo.
Die Frühen Kantaten – ausgezeichnet mit mehreren prestigeträchtigen Preisen – gehören schon jetzt zu einer der
erfolgreichsten Bach-Kantaten-Einspielungen überhaupt.
Die erste szenische Produktion von Cantus Cölln – »Combattimenti« mit Madrigalen von Monteverdi – war eine 1998
begonnene Koproduktion der Nationalen Reisopera in Holland und dem Tourneetheater Transparant in Belgien, die auf
Grund ihres Erfolges bis zum Jahr 2000 auf den Spielplänen
stand. Eine neue szenische Produktion ist in Vorbereitung.
Nach Ansicht der Zeitschrift Diapason gehört Cantus Cölln
zu den größten Entdeckungen der letzten Jahre im Bereich
der Alten Musik.
Im Jahre 2000 wurde das Ensemble mit dem begehrten Buxtehudepreis der Hansestadt Lübeck für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Kirchemusik ausgezeichnet. Der
letzte Preisträger war 1994 John Elliot Gardiner.
13
Auftritte in ganz Europa (Festivals in Utrecht, Herne, Stuttgart, Barcelona, Innsbruck, Schleswig-Holstein, FlandernTrigonale 2010 – Das Programm - 357 -
festival, Salzburg, Breslau etc.) sowie Einladungen nach Übersee (Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien) tragen ebenso zu seinem Ruf bei wie die exklusive Zusammenarbeit mit Harmonia Mundi France.
Konrad Junghänel zählt heute international zu den bekanntesten Lautenisten.
Sein Ruhm beruht auf der ganz außerordentlichen Virtuosität seines Spiels und
seiner vollendeten Sicherheit. Er gilt als
einer der führenden Interpreten der Lautenwerke Johann Sebastian Bachs und Silvius Leopold Weiss;
für seine Aufnahme mit Solowerken von Silvius Leopold Weiss
ist er mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden.
Konrad Junghänel ist als Solist und als Kammermusiker überall in Europa, in den USA, in Japan, Australien, Südamerika
und Afrika aufgetreten. Neben dieser Konzerttätigkeit arbeitete er regelmäßig mit René Jacobs zusammen, aber auch
mit Ensembles wie Les Arts Florissants, La Petite Bande, Musica Antiqua Köln.
Seit 1994 ist er Professor an der Staatlichen Hochschule für
Musik in Köln.
1987 gründete Konrad Junghänel das von ihm geleitete Vokalensemble Cantus Cölln, das sich innerhalb kürzester Zeit
13 als eines der angesehensten Ensembles dieser Art im internationalen Musikleben etablieren konnte. In jüngster Zeit tritt
Konrad Junghänel auch vermehrt als Dirigent szenischer
- 358 - Trigonale 2010 – Das Programm
Produktionen auf. Drei Jahre lang lief die Produktion Combattimenti mit Madrigalen von Claudio Monteverdi (Regie
Geoffrey Layton) an der Nationalen Reisopera von Holland
und Belgien. Es folgte Francesco Cavallis La Calisto (Regie Igor Folwill ) in Köln und Domenico Mazzocchis La Catena d'Adone (Regie Jakob Peters-Messer) in Innsbruck und
Antwerpen. Am Theater Basel dirigierte er »Wie liegt die
Stadt so wüste« mit Musik von Heinrich Schütz, sowie das
Händel-Oratorium »Israel in Egypt«, beides unter der Regie von Herbert Wernicke, an der Staatsoper Hamburg »Ein
geistliches Bankett«, eine szenische Produktion von BachKantaten (Regie Ingrid von Wantoch Rekowski ). Am Theater
Basel folgte Händels »Semele« (Regie Karin Beier) und Monteverdis »L'Incoronazione di Poppea« (Regie Nigel Lowery).
Bei den Göttinger Händelfestspielen 2006 debütierte er mit
Händels Oper »Poro« (Regie Igor Folwill) und leitete im Herbst
desselben Jahres in Potsdam Mozarts »Così fan tutte« (Regie Uwe Eric Laufenberg). Im April 2007 dirigierte Konrad
Junghänel am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken die
Premiere der »Florentiner Intermedien« (Regie: Nigel Lowery) sowie im November desselben Jahres Mozarts »Lucio
Silla« (Regie: Olga Motta) an der Staatsoper Stuttgart. Im
Februar 2008 stand die Premiere von Händels »Agrippina«
(Regie: Peter Lund ) am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken auf dem Programm. Nach einer weiteren MozartPremiere mit »Die Entführung aus dem Serail« (Regie Uwe
Eric Laufenberg) im September 2008 in Potsdam feierte Konrad Junghänel im April 2009 einen außerordentlichen Erfolg 13
als Musikalischer Leiter der Neuproduktion von Glucks »Armida« an der Komischen Oper Berlin (Regie: Calixto Bieito).
Trigonale 2010 – Das Programm - 359 -
Im selben Jahr folgten Händels »Teseo« an der Staatsoper
Stuttgart (Regie: Igor Bauersima) sowie mit »Orfeo ed Euridice« (Regie: Johannes Erath), ebenfalls von Gluck, Junghänels Debüt an der Oper Köln. Hier werden in den kommenden Spielzeiten zudem u.a. ein vollständiger MonteverdiZyklus und ein mehrteiliger Mozart-Zyklus entstehen. Im
Januar 2010 machen Rameaus »Les Paladins« (Regie: Arila
Siegert) an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg den Auftakt, gefolgt von Purcells »Dido und Aeneas«
am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Weitere Produktionen u. a. in Berlin sind in Vorbereitung.
Mechthild Bach, geboren in Limburg
/Lahn, studierte Gesang an der Musikhochschule in Frankfurt/Main bei Prof.
E. Cavelti. Bereits während dieser Zeit
arbeitete sie mit Prof. Michael Schneider
im Studio für Alte Musik und in der Liedklasse von Prof. Hartmut Höll. Meisterkurse bei Prof. Vera
Rosza in Nizza und bei Prof. Laura Sarti in London folgten.
Noch während des Studiums kam es zu einem Gastvertrag
am Staatstheater Darmstadt, dem sich ein Engagement an
das Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/
Duisburg anschloss.
Von 1991 bis 1996 war Mechthild Bach als Lyrischer Sopran
am Theater der Stadt Heidelberg engagiert und erarbeitete
13 sich ein breites Repertoire in diesem Fach. Seit 1986 ist sie
auch als Konzertsängerin tätig und besonders im Bereich der
Alten Musik international gefragt. Engagements führten sie
- 360 - Trigonale 2010 – Das Programm
immer wieder zu wichtigen europäischen Festivals, so nach
Dresden, Halle, Stuttgart, Barcelona, Zaragoza, Glasgow,
u. a. Sie arbeitete mit den Dirigenten Ton Koopman, Hellmuth Rilling, Michael Schneider, Frieder Bernius, Reinhard
Göbel und Sigiswald Kujken.
Zahlreiche Rundfunkaufnahmen sowie Platteneinspielungen der Sängerin liegen vor.
Markus Flaig, in Horb am Neckar geboren, studierte zunächst Schul- und Kirchenmusik an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Nach erfolgreichen Examina nahm er ein Gesangsstudium bei
Beata Heuer-Christen auf und war Mitglied der Opernklasse von Gerd Heinz. Im Anschluß daran
absolvierte er ein Aufbaustudium bei Berthold Possemeyer in
Frankfurt am Main, welches er im Februar 2004 mit Auszeichnung abschloss. Seit Herbst 2006 arbeitet er mit Carol
Meyer-Bruetting in Frankfurt.
Bereits während seines Schulmusikstudiums erhielt er einen ersten Gastvertrag an den Städtischen Bühnen Freiburg
für die Partie des Azarias in Benjamin Brittens Kirchenparabel »The burning fiery furnace«. Es folgten weitere Engagements für die Uraufführung von Cornelius Schwehrs
Revolutionsoper »Heimat« und für »Salome« von Richard
Strauss. Auf der Bühne der Schwetzinger Festspiele spielte
er in einer viel beachteten und live im Radio übertragenen 13
Inszenierung mit Madrigalen von Claudio Monteverdi und
Carlo Gesualdo. 2006 war er in Freiburg als Noah in Benjamin
Trigonale 2010 – Das Programm - 361 -
Brittens »Noye's fludde«, 2007 bei den Herrenhauser Festwochen in Hannover in Henry Purcells »Fairy Queen« zu
sehen, im September 2008 schließlich als Alcée und Tirtée in
Jean-Philippe Rameaus »Les Fêtes d'Hébé« im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth.
Sein Repertoire im Oratorienfach reicht von der Renaissance über die Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik
bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Er wirkte bei
mehreren Uraufführungen mit; Franz F. Kaern komponierte
eigens für ihn einen Orchesterliederzyklus nach Gedichten
von Thomas Bernhard. Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie zahlreiche CD-Aufnahmen entstanden unter
Dirigenten wie Winfried Toll, Hans Christoph Rademann,
Thomas Hengelbrock und Konrad Junghänel.
Soeben hat er sein erstes Solo-Album eingespielt mit Kantaten von Bach (BWV 82), Telemann und Graupner.
2004 wurde Markus Preisträger des Internationalen JohannSebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig. Konzertreisen führten
den Bassbariton nach Spanien, Italien, Frankreich, Belgien,
Holland, Österreich, Dänemark, Slowenien, Polen, Russland,
Korea und Kolumbien, im Jahr 2008 schließlich nach Mexiko und nach Japan für eine Tournee unter Masaaki Suzuki.
Seit 1997 erarbeitet er sich mit dem Pianisten Jörg Schweinbenz ein umfangreiches Liedrepertoire und ist regelmäßig
in Liederabenden in Deutschland und dem benachbarten
Ausland zu hören. www.markus-flaig.de
Wolf Matthias Friedrich studierte
an der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig bei Prof.
Eva Schubert Gesang. 1980 war er Preisträger beim Internationalen Dvorak-Wettbewerb in Karlovy Vary. Von 1982 bis 1986
war Wolf Matthias Friedrich Mitglied des Opernstudios der
Staatsoper Dresden. Verpflichtungen unter Dirigenten wie Kurt
Masur, Rafael Frühbeck de Burgos, Fabio Luisi, Howard
Arman, Daniel Reuss, Michel Corboz, Konrad Junghänel,
Allessandro de Marchi, Thomas Hengelbrock, Peter Neumann,
Paul Dyer u. a. führten ihn in die Konzerthäuser zahlreicher
europäischer Festivals (Salzburg, Schwetzingen, Innsbruck,
Wien, Utrecht, Halle, Dresden), nach Israel, Asien und Australien und wurden zahlreich in Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert. Als Liedsänger widmet er sich insbesondere dem Werk Franz Schuberts. 2002 war er Mitbegründer des »Kerll-Rosenmüller-Festes«, das seither jährlich unter seiner Leitung zur Förderung des musikalischen
Erbes der in seiner vogtländischen Heimat geborenen Komponisten Johann Caspar Kerll, Johann Rosenmüller und Sebastian Knüpfer veranstaltet wird: www.wolfmatthiasfriedrich.de
- 362 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 363 -
13
Hans Jörg Mammel wurde in Stuttgart
geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, wo er auch ersten Ge- 13
sangsunterricht erhielt. Er studierte an
der Musikhochschule Freiburg Gesang bei
Prof. Werner Hollweg und Prof. Ingeborg Most. Meisterkurse
absolvierte er bei Barbara Schlick, Elisabeth Schwarzkopf,
James Wagner für Gesang, sowie bei Reinhard Goebel für
historische Aufführungspraxis.
In den letzten Jahren machte er sich vor allem als Konzertsänger in Deutschland und dem benachbarten Ausland einen Namen. Er sang bei vielen bedeutenden Festivals wie
Utrecht, Schwetzingen, Jerusalem, Breslau, Brügge, Brüssel und Wien. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Hans
Zender, Thomas Hengelbrock, Ivan Fischer, Ivor Bolton und
Philippe Herreweghe zusammen. Opernengagements führten ihn an die Staatsoper Unter den Linden Berlin, an die
Städt. Bühnen Freiburg sowie an die Münchner Staatsoper.
Neben Konzert und Oper widmet er sich dem Lied. Außer
den großen Liederzyklen der Romantik gilt hier sein Interesse besonders den Komponisten der 2. Berliner Liederschule. Viele dieser Werke sind auf CD eingespielt.
www.hansjoergmammel.de
Elisabeth Popien studierte zunächst
Kirchenmusik an der Musikhochschule
in Köln und schloß das Studium 1992 mit
dem A-Examen ab. Während der Studienzeit sang sie bereits als Chorsängerin unter Dirigenten, die sich der historischen
Aufführungspraxis verschrieben hatten, wie Jordi Savall,
13 Sigiswald Kuijken, Peter Neumann und Hermann Max.
Parallel dazu studierte sie bei Hans-Dieter Saretzki, Düsseldorf, Gesang.
- 364 - Trigonale 2010 – Das Programm
Ihr künstlerisches Schaffen wird durch Rundfunk- und Fernseh-Aufnahmen, sowie durch zahlreiche CD-Aufnahmen
dokumentiert. Viele der CDs sind preisgekrönt.
Neben ihrer Ensembletätigkeit tritt Elisabeth Popien auch
als klassische Oratoriensängerin auf, mit einem Repertoire,
das von der Barockzeit bis zur Moderne reicht.
Georg POPLUTZ
Der in Arnsberg geborene Tenor schloss
nach dem Staatsexamen für Musik und
Englisch in Münster und Dortmund ein
Gesangsstudium an den Musikhochschulen in Frankfurt am Main und Köln bei
Berthold Possemeyer und Christoph Prégardien an, das er 2007
mit dem Konzertexamen erfolgreich beendet hat. 2009 wurde
er mit dem Frankfurter Mendelssohn-Preis ausgezeichnet.
Konzertengagements im Oratorienfach führten Poplutz in zahlreiche Städte Deutschlands, nach Dänemark, Frankreich,
Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal und
in die Schweiz sowie auf Konzertreisen nach China, Mexiko
und durch das südliche Afrika. Dabei arbeitete er u. a. mit Ph.
Couvert, M. Creed, W. Ehrhardt, G. Grün, M. Janz, M. Jung,
T. Kaljuste, H. Müller-Brühl, P. Neumann, R. Otto, R. Popken,W. Schäfer, W. Toll und R. Wilson zusammen. Liederabende gibt er u. a. mit seinem Klavierpartner Hilko Dumno.
Im Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung von Arno
Paduch sowie mit Konrad Junghänels Cantus Cölln widmet er 13
sich in Konzert und Rundfunk der Musik des 16. bis 18. Jhs.
Poplutz ist regelmäßig in großen Konzerthäusern und bei
Trigonale 2010 – Das Programm - 365 -
deutschen Festivals zu Gast und macht sich vor allem als
Evangelist einen Namen. 2010 ist Poplutz u. a. in der Dresdner
Frauenkirche, in der Frankfurter Alten Oper, im Hamburger
Michel und in der Laeiszhalle, in der Kölner Philharmonie, bei
den Ludwigsburger Schlossfestspielen, beim Rheingau-MusikFestival und in verschiedenen Rundfunk- und CD-Produktionen sowie u. a. am Theater Bern in Purcells »Dido und
Aeneas« als Aeneas zu hören. www.georgpoplutz.de
Was Gerlinde Sämann auszeichnet ist
ihre flexible und feinsinnige Musikalität
und Interpretation, die durch ihr fehlendes Augenlicht zu einem speziellen und
ungewöhnlichen Erleben von Klangnuancen wird.
Die blinde Sopranistin wurde 1969 in Nürnberg geboren.
Sie studierte am Richard-Strauss-Konservatorium in München Klavier und Gesang und arbeitete mit Lehrern wie KarlHeinz Jarius, Henriette Meyer-Ravenstein und Selma Aykan.
Ausserdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Atemtherapeutin nach Ilse Middendorf.
Ihr Repertoire reicht von historischen Werken über Lied
und Oratorium bis hin zu Avantgarde und zeitgenössischem
Musiktheater. Seit 1991 arbeitet Gerlinde Sämann solistisch
mit verschiedensten Chören und Gruppen, vorrangig der
alten Musik, auf renommierten Festivals zusammen: Mit dem
13 Dresdner Kreuzchor, dem Choeur de Chambre Accentus, Arsyis
Bourgogne, dem Mittelalter-Ensemble Estampie, Armonico
Tributo Austria, der himmlischen cantorey, sette voci, Akademie
- 366 - Trigonale 2010 – Das Programm
für Alte Musik Berlin, la petite bande, u. a. bei der styriarte, La
folle journée de Nantes, Festa da Musica Lissabon, Festival de
Vezelay Bourgogne, Festival Oude Muziek Utrecht, Festival
van Vlaanderen, Gent, etc.
Auch auf den Bühnen von Oper und zeitgenössischem Musiktheater ist Gerlinde Sämann präsent, mit Regisseurinnen
und Regisseuren wie Arila Siegert, Gil Mehmert, Sabine Hasz,
Thomas Höft, Chrescencia Dünser und Otto Kukla. 2007 war
sie in Peter Steins »Wallenstein« (Berliner Ensemble) zu hören. Zahlreiche Radioaufnahmen und CD's sind im In- und
Ausland entstanden.
Mit großer Intensität gestaltet Gerlinde Sämann ausgefallene
Lied- und Duoprogramme, beispielsweise mit dem renommierten Hammerflügelspieler Ronald Brautigam, sowie anderen Liedbegleitern wie Hans Adolfsen.
www.gerlinde-saemann.de
Alexander Schneider wurde in Frankenberg/Sachsen geboren. Von 1987 bis
1996 war er Mitglied im Dresdner Kreuzchor.
Ab 1997 studierte er an der Hochschule für
Musik Hanns Eisler Berlin bei Peter Herrmann. 2004 erhielt er sein Gesangs- und
Pädagogendiplom. Zudem besuchte er Meisterkurse von
David Cordier, Jeffrey Gall und Peter Kooij. Derzeit arbeitet
der junge Sänger mit der Sopranistin Elisabeth Scholl.
Der Altist sang mit vielen namhaften Ensembles, darunter 13
Cantus Cölln, Concerto Palatino, Collegium Vocale Gent, Akademie für Alte Musik Berlin, Absolut Ensemble New York,
Trigonale 2010 – Das Programm - 367 -
Rheinische Kantorei, Ricercar Consort, Sächsisches Vocalensemble, Sette Voci, Dresdner Kammerchor, Ensemble Amarcord, Musica Fiata Köln und die Lauttencompagney Berlin.
In seiner jungen Karriere arbeitete er mit Dirigenten wie
Philipp Herreweghe, René Jacobs, Kristian Järvi, Stephen Stubbs,
Herrmann Max, Joshua Rifkin, Philippe Pierlot, Wolfgang
Katschner, Martin Haselböck, Marcus Creed, Attilio Cremonesi,
Hans Chr. Rademann und Konrad Junghänel zusammen.
Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen dokumentieren
diese Arbeit.
Die Erarbeitung von Soloprogrammen ist dem Sänger ein
besonderes Anliegen. Renommierte Künstler, wie die Cembalisten Ludger Rémy und Mark Nordstrand oder die Lautenistin Ophira Zakai sind seine musikalischen Partner.
Sein viel beachtetes Operndebüt hatte er 1999 an der Neuköllner Oper Berlin in Johann Adolf Hasses Commedia per
Musica »La Sorella amante«. Er gastierte am Theater Heidelberg, der Oper Leipzig, dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt
und dem Schlosstheater Potsdam im Neuen Palais.
Zur Welturaufführung der Jazz-Oper »Casanova« von Daniel Schnyder stand er in Gstaad/Schweiz und New York
City/USA als »Mozart« auf der Bühne.
Er ist Preisträger des Wettbewerbes »Musica Antiqua« in
Brügge 2002. www.altist.de
Aut o g r a mme
13
13
- 368 - Trigonale 2010 – Das Programm
Trigonale 2010 – Das Programm - 369 -
Verkaufsstellen
Buchhandlung Heyn
Buchhandlung-Galerie Magnet
Kramergasse 2–4, 9020 Klagenfurt
Hauptplatz 6, 9100 Völkermarkt
Buchhandlung Hermagoras
Kärntner Buchhandlung
Viktringerring 26, 9020 Klagenfurt
Am Weiher 7, 9400 Wolfsberg
Kärntner Buchhandlung
Trafik Kohlweg
Neuer Platz 14, 9020 Klagenfurt
Hauptstraße 3, 9063 Maria Saal
Kärntner Buchhandlung
Alpen-Adria Universität
8. Mai Platz 3, 9500 Villach
Abteilung Musikwissenschaft, Carmen Strutz, Raum I.1.36
(Nordtrakt), Universitätsstr. 65 – 67, 9020 Klagenfurt
Buchhandlung Besold
Hauptplatz 14, 9300 St. Veit/Glan
Musikhaus Doblinger
Dorotheergasse 10, 1010 Wien
Buchhandlung Nest
Hauptplatz 2, 9800 Spittal/Drau
Buchhandlung Leykam/Pock
Stempfergasse 3, 8010 Graz
Buch-Papier Huber,
Obervellach 169, 9821 Obervellach
Kleintierpraxis Dr. Ladstätter
Gailtalstraße 33, 9620 Hermagor
Buch-Papier Breschan
Kirchgasse 6, 9560 Feldkirchen
- 412 - Trigonale 2010 – Anhang
Für Kelag-Pluskunden gelten die üblichen Ermäßigungen
(siehe Kelag-PlusClub-News). Online ist die Bezahlung ausnahmslos nur mit Kreditkarte möglich. Bei Online-Buchung
erhalten Sie eine Bestätigung per Email, die Karten liegen
dann an der Konzertkasse für Sie bereit.
Trigonale 2010 – Anhang - 413 -
Canto Novello: Maria!
Fanny & Felix
Laude aus dem spätmittelalterlichen Italien
Ars Choralis Coeln & Oni Wytars
Best.-Nr.: RK 2809
F. Hensel: Klaviertrio op. 11 &
F. Mendelssohn: Klaviertrio op. 66
Trio Vivente (mit Kristin von der Goltz)
Best.-Nr.: RK 2808
Die beiden Ensembles malen mit fantasievoll-lebendigen Interpretationen inklusive umwerfend schönem Chorgesang ein farbenfrohes, opulentes Gegenbild
zu den melancholisch-zurückhaltenden Klängen, die wir von historisch-authentischer Mittelalterinterpretation gewohnt sind.
CD des Monats, www. Minnesang.com
Vocation
Impressionen zu Liedern der Hildegard von Bingen
Marie-Luise Hinrichs – Klavier
Best.-Nr.: RK 2902
Als sie die weit geschwungenen Melodien der Hymne »Oh virga ac diadema«
zum Klingen brachte, begann sich der ganze Saal in den Innenraum einer Kathedrale zu verwandeln. Piano-News 6/2009 über die Aufnahme im WDR
Johann Sebastian Bach:
Goldberg-Variationen
Silke Strauf & Claas Harders – Viola da gamba
Best.-Nr.: RK 2807
Vollendete Transparenz des Zusammenspiels. Klassik Heute
11 Capricen für Violoncello
von Joseph-Marie-Clément dall'Abaco
Kristin von der Goltz
World premiere recording
Best.-Nr.: RK 2503
Mit den 11 Capricen für Violoncello ist ihr auf dem für seine hochwertige
Ausstattung bekannten Label 'Raumklang' ein echter Coup gelungen … Wer
Bachs Cello-Suiten und Marin Marais liebt, muss diese auch äußerlich wie
gewohnt schön ausgestattete CD haben. Klassik.com
Antoine Dard :
6 sonates pour le violoncelle avec
la basse continue (1759)
Kristin von der Goltz
Hille Perl, Christine Schornsheim
Best.-Nr.: RK 2701
Ein völlig neues Hörerlebnis eines altvertrauten Werkes!
CD-Tipp, MDR Figaro
- 414 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 415 -
souvenir
Die Birckholtz-Trompete von 1650
Georg Philipp Telemann: Motetten
Musik von Praetorius, Thomsen, Speer, Pezel,
Buxtehude u. a.
Jean-François Madeuf & Ensemble,
Nicola Cittadin, Philip Tarr
Best.-Nr.: RK 2805
Magdeburger Kammerchor,
Magdeburger Barockorchester
Best.-Nr.: RKs 59803
Modest Mussorgsky
Bilder einer Ausstellung
Nicola Cittadin – Orgel
Philip Tarr – Percussion
Best.-Nr.: RK 2903
Neu
Das Vokalensemble wartet mit einem homogenen und geschliffenen Chorklang
sowie mit einer sensiblen Phrasierung in der melodischen Ausformulierung auf.
Amadeo I/2000
Viola da gamba concertata
Telemann, Abel und Händel
Juliane Banse, Siegfried Pank,
Robert Ehrlich, Mitteldeutsche Barocksolisten
Best.-Nr.: RKs 59806
Les Caractères de la Danse
Purcell, Corelli, Rebel, Albinoni, Telemann
Harmony of Nations Baroque Orchestra
Alfredo Bernardini – Oboe
Best.-Nr.: RK 2704
Johann Sebastian Bach: Motetten
Meines Herzens Weide
Trinity Baroque, Julian Podger
Best.-Nr.: RK 2601
Siegfried Pank und die Mitteldeutschen Barocksolisten überraschen mit virtuosen Stücken aus der Spätzeit der Viola da gamba, in denen dieses Instrument
noch einmal solistisch glänzen durfte … Eine lohnende Rarität!
Applaus 4/2000
Raumklang Musikproduktion und Verlag
Schloss Goseck | D-06667 Goseck
Fon: +49 - 3443 - 348008-0 | Fax: +49 - 3443 - 348008-9
brief@raumklang.de
Derart lebendig in Tempo und Phrasierung, homogen im Ensembleklang, aber
auch derart innig und berührend, hat man Bachs Motetten lange Zeit nicht
gehört. Bayern 4 Klassik
Den vollständigen Bestellkatalog finden Sie unter: www.raumklang.de
- 416 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 417 -
im Vertrieb von
harmonia mundi
Wer liest:
Hört mehr!
Johann Sebastian Bachs Musik wird von vielen als zeitlos
empfunden, als habe er mit seiner Tonsprache grundlegende,
fundamentale Aussagen formuliert, die den Hörer immer
wieder berühren und ergreifen. Welche Gattung Bach auch
bearbeitet hat, überall gelang es ihm, den barocken Musikstil zur Vollendung zu führen. Michael Wersins neues Buch
erschließt diese geniale Musik dem Hörer, um sie besser zu
verstehen und immer wieder aufs Neue entdecken zu können.
Michael Wersin, geb. 1966, ist Dozent für kirchenmusikalische Fächer in St. Gallen und Luzern, tritt als Sänger und
Continuo-Organist mit verschiedenen Profi-Ensembles auf
und schreibt als Musikjournalist u. a. für das Klassikmagazin RONDO.
Michael Wersin: Bach hören
Eine Anleitung
180 S.
Mit Notenbeispielen und Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
Format: 12,2 x 19,5 cm
ISBN 978-3-15-010779-9
- 418 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 419 -
Verein Burgkultur
St. Veit
Liebe Kulturfreunde,
der Verein Burgkultur St.Veit freut sich, Ihnen facettenreiche Veranstaltungen 2010/2011 vorstellen zu dürfen. Wir hoffen, Sie für unser Programm
begeistern zu können und Sie als Gäste willkommen zu heißen.
Magazin »Guitar Player« zum besten Country-Gitarristen gewählt. Mit
Albert Lee steht 2010 ein weiterer Grammy Award Winner auf der Bühne
der Herzogburg St. Veit.
9. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan
Stars der Zukunft
11. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan
Hamburg Blues Band
Open Air 2010 Modern-Music-College – Freddy Zitter
Schüler und Lehrer des MMC
Freddy Zitter – drums | Ales Berisa – keyboards, piano | Gernot Pansi – bass |
Kurt Seppele – guitars | Mike Ferrari-Brunnenfeld – vocals, keyboards | Norbert Eipeltauer – guitars | Marco Matschnig – piano, keyboards | Wolfgang
Mauchler – guitars | Lisa-Marie Zitter – vocals
... featuring Arthur Brown, Chris Farlowe, Clem Clempson
Tourgast »The Voice« Chris Farlowe hatte '67 mit dem Rolling Stones Titel
»Out Of Time« einen weltweiten Hit. Der Hammond B3 Organist Adrian
Askew machte sich bei Bands wie Joe Cocker, Atlantis und den Foundations
verdient; Drummer Hans Wallbaum spielte jahrelang bei Ruhrpott – Rocker
Stoppok hinterm Schlagzeug. Gert Lange's Stimme und Michael Becker's
Basskünste wurden mit dem Deutschen Filmpreis geehrt (»Burning Life«).
Als Special guest dieses Jahr in St. Veit mit dabei: »The Good Of Hellfire«
Arthur Brown hatte mit dem von Pete Townsend produzierten Titel »Fire«
einen weltweiten Hit und ist bis heute für seine mehrere Oktaven umfassende Stimme und seine exzentrischen Bühneshows bekannt.
10. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan
Miller Anderson Band
Als Gitarrist und Leadvokalist der Keef Hartley Band stand Miller Anderson
schon '69 auf der legendären Woodstock-Bühne. Jetzt hat Miller Anderson
den Blues wieder entdeckt. Auf seinem brandneuen Album »Chameleon«
führt er mit fingerfertiger Leichtigkeit durch die Geschichte des Blues.
10. September, 21 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan
Albert Lee & Hogan's Heroes
11. September, 21 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan
Peter Green
Bekannt für sein außergewöhnlich schnelles und präzises Spiel, gehört
Albert Lee ohne Zweifel zur crème de la crème englischer Gitarristen. In
fünf aufeinander folgenden Jahren, wurde Albert Lee vom renommierten
1967 gründete Peter Green mit John McVie und Fleetwood seine erste eigene
Band. Diverse Hit Singles sowie 4 Alben folgten und eine weitreichende Fangemeinde baute sich auf. Auch Eric Clapton zögerte nicht, Green als »einer der
Besten« anzuerkennen. Im September 2006 begegnete Peter Green dem Gitarristen Mike Dodd. Ihre einfühlsame Freundschaft bereitete die Grundlage für
ihre jetzige Arbeitsbeziehung und ließ Peter Green erneut vor Publikum treten!
- 420 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 421 -
Verein Burgkultur
St. Veit
10. Oktober 2010, 18 Uhr, Blumenhalle St.Veit/Glan
10.10.10
12. Dezember, 18 Uhr, Blumenhalle St. Veit/Glan
Top Dog Brass Band »Weihnachten im Sitzen«
Rockkonzert als Signal eines geistigen und kulturellen Aufbruchs ins 21.
Jahrhundert – mit Bališ und den Gastmusikern Helmut Bibl, Andy Bartosh,
Vlado Kreslin, Willi Resetarits und The Rounder Girls.
Bališ lebt mit seinen in den slowenisch gehaltenen Dialekt-Songs eine tiefe
slawische, vom starken Rhythmus getragene Emotionalität, die an melancholischer Euphorie nicht zu überbieten ist. Zu erwarten ist eine feurige
Rock-Show, gespickt mit vielen prominenten Weggefährten der Band, wie
Andy Bartosh (Alice in the fields), Helmut Bibl (Gitarist von Falco), Willi
Resetarits, The rounder girls und Vlado Kreslin.
Christmas und New Orleans, Stollen und Mambo, Schwippbögen und Louis
Armstrong, Nordmann-Tanne und Südstaaten-Brass, Gospel in stiller Nacht,
Zwerchfellstechen und Gänsehautentzündung streiten um Erstbehandlung. All dies schaffen die 5 Herren in 2 x 50 Minuten ihrem Publikum auf
musikalisch unerhörte Weise zu vermitteln.
13. November, 20 Uhr, Blumenhalle St. Veit
Joe Jackson
Der studierte Musiker Joe Jackson, bekannt für seine Musik ohne Schnörkel
und Spielerei, spannte im Verlauf seiner 30-jährigen Karriere einen weiten
musikalischen Bogen. In den Anfangsjahren war intellektueller New Wave
angesagt, gefolgt von pompösen – fast klassischen – Kompositionen, untermalt mit Swing und Jazz-Elementen. Joe Jackson unternahm Ausflüge
in die Blue Note Welt der 50er und 60er Jahre, kreierte dabei seine eigene
Weltmusik. Es gibt wohl kaum einen Künstler, der sich derart vielschichtig
seinen Kritikern stellte und im Geheimen längst als musikalisches Genie
gehandelt wird. Stehen blieb er nie.
19. Dezember, 18 Uhr, Blumenhalle St. Veit/Glan
Christmas meets Pop 2010 - Modern-Music-College
Freddy Zitter – drums | Ales Berisa – keyboards, piano | Gernot Pansi – bass |
Kurt Seppele – guitars | Mike Ferrari-Brunnenfeld – vocals, keyboards | Norbert Eipeltauer – guitars | Marco Matschnig – piano, keyboards | Wolfgang
Mauchler – guitars | Lisa-Marie Zitter – vocals
25. März 2011, Blumehalle St.Veit/Glan
Rebekka Bakken
Die Kritik überhäuft sie mit Superlativen: »Bis unter die Haarspitzen erotisch« (FAZ), »Die Gesangssensation des Jahres« (AZ), »Unerhört gut«
(Die Welt), u.a. Die intime und offene Art, mit der sie ihre selbstbewussten
und eleganten Zeilen und Melodien schreibt und singt sowie ihre poetischen Geschichten über das Leben und die Liebe, Geben und Aufgeben,
bauen eine einfühlsame Verbindung zwischen ihr und dem Zuhörer auf.
Verein Burgkultur St.Veit
Burggasse 9 | 9300 St.Veit/Glan
www.burgkultur.at
- 422 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 423 -
anne art + ideas
graphic – design
Bücher, Magazine, Künstlerportraits, CD's, Flyer, Plakate,
Geschäftsausstattung etc. contact: anne.hooss@gmx.com
- 424 - Trigonale 2010 – Anhang
Trigonale 2010 – Anhang - 425 -
Trigonale – Das Programm 2010
Impressum
Trigonale FestivalbetriebsgmbH
Geschäftsführer Ing. Stefan Schweiger
Winklern 17
A - 9063 Maria Saal
Telefon: +43 - (0)4223 - 29079
E-Mail
Internet
contact@trigonale.com
www.trigonale.com
Herausgeber
Trigonale
Redaktion
Stefan Schweiger
Fotografie
Elva photographies, Constanze Freisitzer,
Miriam Lewin, Åsa Maria, Wolf Nolting,
Photo Preim, Giancarlo Rado, Eric Richmond,
Stefan Schweiger, Francis von Stechow
Gestaltung
Anne Hooss, Stefan Schmid
Übersetzungen
Almut Lenz-Konrad, Edgar Sallager,
Elisabeth Schleicher
Herstellung
Philipp Reclam jun.
Graphischer Betrieb GmbH,
Ditzingen
Stand
August 2010, Änderungen vorbehalten
- 448 - Trigonale 2010 – Anhang