Trigonale 2010 Das Programm Gewidmet Herrn Ing. Stefan
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Trigonale 2010 Das Programm Gewidmet Herrn Ing. Stefan
Trigonale 2010 Das Programm Gewidmet Herrn Ing. Stefan Schweiger, Lebenskünstler und große Seele. Hören Dieter Dorner Unser Leben war und ist geprägt vom Hören. Ich habe berufsbedingt immer besonders für das Ohr gedacht, geschrieben, geredet. Der Gehörsinn ist mit viel Geheimnisvollem und Erstaunlichem verwoben: Das Ohr ist das einzige Organ, das bereits vor der Geburt seine endgültige Größe erreicht hat. Als jeder von uns noch keinen Zentimeter groß war – schon 8 Tage nach der Befruchtung der weiblichen Eizelle – gibt es bereits mikroskopisch kleine Ansätze zur Bildung von Ohren. Viereinhalb Monate später, in der Mitte der Schwangerschaft, ist unser Hörorgan bereits fertig ausgebildet. In seiner endgültigen Größe! Die moderne Sterbeforschung wiederum hat erkannt, dass der Sinn, der bei der Mehrzahl der Menschen als letzter verlischt, der Hörsinn ist. Der Mensch »hört« auf zu sein. Das lässt den Schluss zu: Wenn ich höre, bin ich. Das Ohr ist auch dem heute so überbewerteten Auge haushoch überlegen. Trigonale 2010 – Das Programm - 3 - Es ist genauer, sensibler, schneller, leistungsfähiger und weniger täuschungsanfällig als das Auge. Das Ohr misst mit mathematischer Genauigkeit, das Auge schätzt. Um zwei aufeinander folgende Reize zu unterscheiden braucht das Ohr 3/1000 Sekunden. Das Auge benötigt dazu siebenmal so lang. Eine weitere Besonderheit: Dieses höchst komplizierte »Empfangsgerät« wird vom Felsenbein geschützt, es ist das mit Abstand härteste Knochengewebe des menschlichen Körpers! Doch was will unser Ohr hören und wie gehen wir mit ihm um? Alfred Tomatis, der bedeutendste französische Hörforscher sagt, der Embryo könne das »Rauschen der Zellen« hören. Den Klang des Seins, Klang des Lebens. Untersuchungen der Universität Baltimore und unabhängig davon der Züricher Universität belegen, dass junge Menschen der westlichen Welt zwischen 20 und 25 Jahren das durchschnittliche Hörvermögen 70 jähriger Afrikaner haben. Eine immer lauter werdende Welt zerstört zunehmend unsere Fähigkeit zu hören. »Gott machte eine Statue aus Ton. Er formte den Ton nach seinem Bilde. Er wollte, dass die Seele in diese Statue eingehe. Aber die Seele wollte nicht gefangen sein. Denn es liegt in ihrer Natur, dass sie fliegend ist und frei. Sie will nicht begrenzt und gebunden sein. Der Körper ist ein Gefägnis und die Seele wollte dieses Gefängnis nicht betreten. Da bat Gott seine Engel Musik zu spielen. Und als die Engel spielten, wurde die Seele ekstatisch bewegt. Sie wollte die Musik noch klarer und unmittelbarer erfahren und deshalb betrat sie den Körper.« Und in einem anderen Kulturkreis wird von Gott Brahma erzählt: Er meditierte hunderttausend Jahre, das Ergebnis war die Erschaffung von Klang und Musik. Es gibt keine Kultur, die nicht erfahren hat: Musik ist Lobgesang! Musik ist wie die Rose des Angelus Silesius. »Sie blühet, weil sie blüht.« Dieter Dorner Deshalb ist es wesentlich darauf zu achten, was und wie wir hören. Hafiz, der großer Poet des alten Persien, hat uns eine Legende überliefert: - 4 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 5 - Vorworte Artistic Advisors Bjarte Eike In den letzten Jahren habe ich mich ausgiebig mit einer bestimmten Epoche des Londoner Musiklebens beschäftigt. Einer Zeit, in der professionelle Musiker durch die Straßen zogen, ohne einen Spielort für ihre Musik zu finden, weil sämtliche Theater geschlossen waren und das Geldverdienen mit Musik verboten war. Ich sehe diese Gestalten mit ihren grauen Umhängen vor mir, wie sie ihre Instrumente versteckten, um sie vor Regen und Wind zu schützen – aber auch, um Auseinandersetzungen mit der Polizei zu vermeiden – und wie sie dann in die städtischen Tavernen und Alehäuser weiterzogen, um Freunde zu treffen, zu trinken und vor allem zu musizieren und zu singen. Die Treffen professioneller Musiker wurden so beliebt, dass manche dieser Orte zu so genannten »musick-houses« und damit zu den ersten öffentlichen Konzertsälen in der Geschichte der westlichen Musik wurden. An diesen Orten muss eine unglaubliche Atmosphäre geherrscht haben – eine Mischung aus Musik, Alkohol, Eros, Klatsch, Streit, Rauch, Geschrei, Singen, Lachen und Tanzen… Wie aber kann es gelingen, dies in unserer saubergewaschenen, durchgeplanten, digitalisierten, gesundheitsbesessenen und gewerkschaftlich organisierten Gesellschaft auch nur ansatzweise wiederzugeben? - 6 - Trigonale 2010 – Das Programm Nun, hierzu bedarf es zunächst einer Gruppe erfahrener Musiker und Sänger, die man ein vollständiges seriöses Konzertprogramm spielen lässt. Im Anschluß daran serviere man den Künstlern alkoholische Getränke in ausreichender Menge und bitte sie dann, ein zweites Konzert zu geben, bestehend aus hochgradig unterhaltsamen, berührenden, schönen, rauhen und virtuosen Stücken im Stil der Folk Music. Wenn nun auch noch dem Publikum Bier und Wein kredenzt werden und ihm erlaubt wird, sich am Konzert zu beteiligen, befinden wir uns inmitten einer Szenerie, die wohl eher an ein Alehouse des 17. Jahrhunderts als an die heutigen Konzertsäle mit ihrer sterilen und formalen Atmosphäre erinnert. Jedenfalls freue ich mich sehr darauf, mein Projekt »An alehouse session« erstmals in Österreich präsentieren zu können. Bjarte Eike Trigonale 2010 – Das Programm - 7 - Vorworte Artistic Advisors Robert Hollingworth Was hilft einem Musiker, morgens aus dem Bett zu kommen? 1. der »Ruf der Entrüstung«. Dieser ereilt Sie möglicherweise am Morgen nach einem Konzert im Ausland. Vielleicht haben Sie anschließend noch ein paar Drinks zu sich genommen und sind schließlich um 1 Uhr Nachts ins Bett gegangen (nachdem Sie am Tag zuvor schon um 4.30 Uhr aufstehen mussten, um Ihren Flug nicht zu verpassen). Kein Wunder, dass Sie am nächsten Morgen Ihren Wecker überhören. Der »Ruf der Entrüstung« ist der prompt folgende Anruf von der Hotelrezeption, um Ihnen mitzuteilen, dass alle anderen schon im Bus zum Flughafen sitzen und nur noch auf Sie warten ... 2. die Befürchtung, eine Mahlzeit zu verpassen. 3. Musik. Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik. Diejenigen unter uns, die das Glück haben, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, möchten deshalb nur vollkommene Musik spielen. »Dafür würde ich morgens aufstehen« ist in gewissen Kreisen eine Umschreibung für ein gutes Musikstück, ein Stück mit dem »Ooh«-Faktor, das ein Kribbeln auslöst und den Wunsch weckt, es bis in alle Ewigkeit zu proben. Ob es stimmt, dass Ihnen dies bei Musik aus Ihrem Heimatland eher widerfährt, mag ein lohnendes Thema für eine Doktorarbeit sein ... Die Musik, die ich für das diesjährige Festival ausgewählt habe, ist jedenfalls ausnahmslos englisch und entspricht unserem Lebensgefühl perfekt. - 8 - Trigonale 2010 – Das Programm Das erste Programm von I Fagiolini zeigt das Zusammenspiel zwischen der englischen Melancholie im frühen 17. Jh. und dem deskriptiven, klangvollen Stil Italiens. Es ist eine Musik, deren Einfluss auf Purcell zwei Generationen später offenkundig ist. Obwohl seine unmittelbaren Vorbilder zeitgenössische italienische und französische Werke waren, entfernte Purcell sich nie weit von der Kirche. Das kirchliche Repertoire des 16. und frühen 17. Jhs. (vor dem Bürgerkrieg) war ihm geistige Heimat, insbesondere die Musik von Byrd und Gibbons, was auch in den Streichersinfonien und Interludien, die seine Odes und Anthems zu einem wahren Hörgenuß machen, deutlich wird. Wir freuen uns, in diesem Jahr mit unseren skandinavischen Partnern von Barokksolistene zusammenarbeiten zu können. Bislang haben wir bereits Monteverdi und Bach mit ihnen gesungen. Ihre Leidenschaft fürs Detail und ihr besonderes Gespür werden sich auch bei Purcell bewähren. Dies gilt vor allem für das Programm »Welcome to all the pleasures«. Was hingegen die »Alehouse-Session« betrifft: Hierfür übernehme ich keinerlei Garantie und verweise Sie vorsorglich an meine Anwälte. Robert Hollingworth Trigonale 2010 – Das Programm - 9 - Vorworte Artistic Advisors Enrico Onofri Vorworte Artistic Advisors Konrad Junghänel Die Einladung nach St. Veit als Dirigent von Harmony of Nations freut mich wirklich sehr. Die Trigonale bietet immer wieder eine Gelegenheit, Musik anders zu erleben als auf sonstigen Festivals ... Vom Wort zur Stimme, von der Stimme zum Klang, vom Klang zum Ausdruck – hier schließt sich ein magischer Kreis, der die Menschen seit Jahrtausenden fasziniert und berührt. Eine besondere Anziehungskraft strahlen jene aus, denen es gelingt, als versierte Techniker und charismatische Persönlichkeiten den vielleicht beglückendsten Fall in der Musik als Kunst eintreten zu lassen: Dann nämlich, wenn die Virtuosität der Komposition zum Geist spricht und die dahinter stehenden menschlichen Leidenschaften – sei es Lieb' oder Leid – ins Herz treffen. Daher wird sich auch das Programm, das ich dirigieren werde und das speziell für die Trigonale gestaltet wurde, von unseren üblichen Programmen unterscheiden. Unser Konzert bringt Musiker zusammen, mit denen ich gerne spiele (zwei sehr spezielle Sänger und ein junges Orchester, das ich in den letzten Jahren während meiner Arbeit mit dem Barockorchester der Europäischen Union kennengelernt habe). Musikalischer Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Liebe zur Barockmusik gehen dabei eine gelungene Verbindung ein. Viel Vergnügen! Enrico Onofri In diesem Sinne habe ich mit Vergnügen die Bitte der Trigonale aufgenommen, dem Festival als »künstlerischer Berater« zur Verfügung zu stehen. Die eigene musikalische Erfahrung, speziell auf dem Gebiet vokaler Musik, hat hierbei sicher meinen Beitrag geprägt. Ich sehe ihn als eine Kommentierung mit dem Ziel, den Besuchern der Trigonale mögen viele der gehörten Konzerte in beglückender Erinnerung bleiben: als musikalische Freuden und bewegende Erlebnisse. Konrad Junghänel - 10 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 11 - Trigonale Festival der Alten Musik Dank! Seite | Konzerte 14 Harmony of Nations Baroque Orchestra 1 42 Mikado & Quadriga Consort 2 92 Bella Discordia 3 130 Trio Mediæval 4 172 Austrian Baroque Company & Chris Pichler 5 188 Rebeka Rusò 6 200 the royal wind music 7 222 I Fagiolini 8 250 I Fagiolini & Barokksolistene 9 272 Barocksolisten München 10 292 Kristin & Hans von der Goltz 11 308 Hopkinson Smith 12 Dem ist nichts hinzuzufügen! 320 Cantus Cölln 13 Stefan Schweiger, Leiter der Trigonale 366 Präsentationskonzert 2011 14 lt e r Tilo Berlin.PHorst Kristin Deeken. l at z htaeDanner. tS f x e T Harald Dobernig. Jutta Frank. Albrecht Haller. Gerda Heger. Robert Hollingworth. Anne Hooss. Konrad Junghänel. Anita und Stephan Koranyi. Bernhard Kreuter. Joachim Kronawetter. Felix Kucher. Almut Lenz-Konrad. Gerhard Mock. Ernst Nickles. Guido Morini. Franco Pavan. Werner Pietsch. Reinhart Rohr. Rudi Rattenberger. Edgar Sallager. Konrad Seunig. Elisabeth Schleicher. Stefan Schmid. Claudia Schmied. Dietmar Schüle. Ursula Simek. David Skinner. Veronika Skuplik. Hans Slamanig. Marcus Stäbler. Gotho Stromberger. Martina Uster. Armin Wagner. Martin Wiedenbauer. Hildegard Wiener. Clare Wilkinson. - 12 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 13 - Freitag, 10.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit 1 1 Eröffnungskonzert – An Italian »Accademia« in London Harmony Of Nations Baroque Orchestra Enrico Onofri: Leitung, Solo-Violine Maria Hinojosa Montenegro: Sopran Martín Oro: Alt Erste Violine: Barbara Barros Johannes Heim Katarina Bengtson Huw Daniel - 14 - Trigonale 2010 – Das Programm Zweite Violine: Fani Vovoni Kristin Deeken Clara Mühlethaler Sara Mosetti Gregor Reinberg Magdalena Malecka, Lothar Haass: Viola Lucy Scotchmer, Gyöngy Erödi: Cello Josep Domènech Lafont, Andreas Helm: Oboe Riccardo Coelati: Kontrabass Raphael Collignon: Cembalo Franco Pavan: Theorbe Katrin Lazar: Fagott Trigonale 2010 – Das Programm - 15 - E inle itun g Die Accademia im Barock 1 Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Aufführungen unter der Bezeichnung »Accademia« in den meisten europäischen Ländern großer Beliebtheit. Die Accademias wurden von musikbegeisterten reichen Bürgern oder Adligen gefördert, wobei es sich zumeist um private Aufführungen für ein zahlendes Publikum handelte. Die Programme der Accademias unterschieden sich grundlegend von den Konzerten, an die wir heute gewöhnt sind: sie beinhalteten eine Mischung einzelner Sätze aus verschiedenen Werken eines oder mehrerer Komponisten, die stilistisch miteinander nicht in Bezug standen. In den meisten Fällen nutzten Komponisten solche Aufführungen, um dem Publikum ihre neuen Stücke vorzustellen oder die Kunstfertigkeit der Interpreten hervorzuheben. Einzelne Sätze aus Händels Concerti Grossi Op.6 dienen als Introduktionen zu vokalen Arien aus geistlichen und weltlichen Werken, insbesondere aus Händels Oper Giulio Cesare, sowie auch aus Oratorien wie Il Trionfo del tempo e del disinganno (ein Werk, das Händel in Rom für die Musiker und Sänger um Corelli komponierte) und aus dem wunderbaren Caldara-Oratorium Maddalena ai piedi di Cristo. So soll eine Art vokaler bzw. instrumentaler Pastiche entstehen, in dem die unterschiedlichsten »affetti« vertreten sind. Mich haben die alten Accademias beim Zusammenstellen des Programmes für das diesjährige Trigonale-Eröffnungskonzert inspiriert. Das Thema der italienischen Musik diente mir dabei als Roter Faden, selbst wenn einer der Komponisten in diesem Programm (Händel) kein Italiener war. Dennoch zählen viele seiner Werke zu den besten Stücken im italienischen Stil, die je komponiert wurden! Den Abschluss bilden in jedem Teil virtuose Instrumentalstücke wie das Violinkonzert Il Grosso Mogul von Vivaldi oder Geminianis Follia: Vivaldis Grosso Mogul war ursprünglich wahrscheinlich anlässlich der Jahresfeier der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 komponiert worden, in der die Venezianer die Flotte des türkischen Imperiums besiegten und so das Ende der türkischen Vorherrschaft im Mittelmeer einleiteten. Aus diesem Grund knüpft der Stil dieses Concerto – insbesondere im zweiten Satz – unmittelbar an die Musiktradition Osteuropas und des Balkans an. Der Titel 'Grosso Mogul' wurde vermutlich erst später hinzugefügt, da sich das Werk nicht direkt auf das Osmanische Reich bezieht, sondern im allgemeineren Sinn auf den gesamten asiatischen und islamischen Kulturraum (die Mogule waren zu Vivaldis Lebzeiten muslimische Kaiser, die den größten Teil Indiens beherrschten). - 16 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 17 - 1 1 Geminianis Follia (die den Abschluss der Accademia bildet) kann als Hommage des toskanischen Violinisten an seinen Lehrmeister Arcangelo Corelli betrachtet werden: bei diesem Stück handelt es sich um eine Bearbeitung der berühmten Follia für Violine solo und Continuo, die Corelli 1700 als letztes Stück seines revolutionären Opus V schrieb. Wahrlich ein musikalischer Genuss! Enrico Onofri Übersetzung: Almut Lenz-Konrad Pro g r a mm G. F. Händel (1685 – 1759) 1. Sinfonia – aus Concerto op.6 n.1 A tempo giusto – Allegro – Adagio, 2. Se pietà – aus Giulio Cesare soprano aria 3. Sinfonia – aus Concerto op.6 n.8 Adagio 4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare alto aria 5. Sinfonia – aus Concerto op.6 n.3 Larghetto 6. Da tempeste – aus Giulio Cesare soprano aria - 18 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 19 - 1 1 A. Caldara (1670 – 1736) 7. Da quel strale che stilla veleno from Maddalena ai piedi di Cristo alto aria 8a. Padre del cielo from Il Trionfo del Tempo e del Disinganno Recitativo 8b. Tu del ciel ministro eletto soprano aria A. Vivaldi (1678 – 1741) 9. Concerto for solo violin, orchestra and bc, Grosso Mogul Allegro – Grave recitativo – Allegro Paus e - 20 - Trigonale 2010 – Das Programm G. F. Händel 10. Sinfonia from Concerto Op.6 n.2 Andante larghetto and Allegro 1 11. Al lampo dell'armi from Giulio Cesare alto aria 12. Entr’acte from Concerto Op.6 n.10 Allegro moderato 13a. Orsù, giacché ostinato from Il Duello Amoroso Recitativo a 2 13b. Si si, lasciami alto duo F. S. Geminiani (ca. 1680 – 1762) 14. Concerto grosso – La Follia from Corelli’s Op.V n.12 Trigonale 2010 – Das Programm - 21 - T e x te 2. Se pietà – aus Giulio Cesare 2. Se pietà – aus Giulio Cesare Soprano Aria Sopran Se pietà di me non senti, giusto ciel, io morirò. Tu da' pace a' miei tormenti, o quest'alma spirerò. Wenn du dich meiner nicht erbarmst, gerechter Himmel, werde ich sterben. Gib Frieden meinen Qualen, oder ich werde diese Seele aushauchen! 4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare 4. Empio dirò tu sei – aus Giulio Cesare Alto Aria Alt, Arie Empio, dirò, tu sei; togliti agli occhi miei, sei tutto crudeltà. Non è di re quel cor, che donasi al rigor, che in sen non ha pietà. Ruchlos, werde ich sagen, bist du, geh mir aus den Augen, du bist Grausamkeit ganz und gar! Nicht eines Königs ist ein Herz, das sich der Härte hingibt, das im Busen kein Erbarmen hat. 1 1 - 22 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 23 - 6. Da tempeste – aus Giulio Cesare 6. Da tempeste – aus Giulio Cesare Soprano Aria Sopran, Arie Da tempeste il legno infranto, se poi salvo giunge in porto, non sa più che desiar. Così il cor tra pene e pianto, or che trova il suo conforto, torna l'anima a bear. Wenn von Unwettern zertrümmert das Schiff sich in den Hafen gerettet hat, ist es wunschlos. So macht das Herz in Leid und Tränen, wenn es seinen Trost findet, das Gemüt glückselig. 7. Da quel strale che stilla veleno – 7. Da quel strale che stilla veleno – aus Maddalena ai piedi di Cristo aus: Caldara, Magdalena zu Füßen Christi Alto Aria Alt, Arie Da quel strale che stilla veleno Beve l’alma un sol cieco furor. Ma se il cielo con bella pietade Di quel strale scopre il male Sol rimane nell’alma il dolor. Von jenem Pfeil, der Gift einflößt, trinkt die Seele nur blinde Wut. Doch wenn der Himmel aus lauterem Erbarmen das Unheilvolle jenes Pfeils enthüllt, bleibt in der Seele nur der Schmerz zurück. 1 1 - 24 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 25 - 1 8a. Padre del cielo 8a. Padre del cielo aus Il Trionfo del Tempo e del Disinganno aus Händel, Der Triumph der Zeit und der Enttäuschung Recitativo Recitativ Pure del Cielo intelligenze eterne, che vera scuola a ben amare aprite, udite, angeli, udite il pianto mio. E se la Verità dal Sole eterno tragge luce immortale, e a me lo scopre, fate che al gran desio rispondan l'opre. Des Himmels Geister, ewig reine, die Ihr rechter Liebe wahre Schule öffnet, hört, Engel, hört mein Klagen! Und wenn die WAHRHEIT aus der ewigen SONNE unsterbliches Licht schöpft und mir enthüllt, dann lasst dem heftigen Begehren die Taten entsprechen! 8b. Tu del ciel ministro eletto 8b. Tu del ciel ministro eletto Soprano Aria Sopran, Arie Tu del Ciel ministro eletto non vedrai più mio petto, voglia infida, o vano ardor. E se vissi ingrata a Dio tu custode del cor mio a lui porta il nuovo cor! Du, des Himmels auserwählter Minister, wirst meinen Busen nicht mehr sehen, treuloses Verlangen, oder eitle Leidenschaft. Und habe ich Gott gegenüber undankbar gelebt, dann bring du, Hüter meines Herzens, ihm das neue Herz! - 26 - Trigonale 2010 – Das Programm 1 Trigonale 2010 – Das Programm - 27 - 11. Al lampo dell'armi aus Giulio Cesare 11. Al lampo dell'armi aus Giulio Cesare Alto Aria Alt, Arie Al lampo dell’armi quell’alma guerriera vendetta farà. Non fia che disarmi la destra guerriera che forza le da. Im Blitzen der Waffen wird diese streitbare Seele Rache üben. Nichts mag die kampfbereite Rechte entwaffnen, die ihr Kraft verleiht! 13a. Orsù, giacché ostinato 13a. Orsù, giacché ostinato aus Il Duello Amoroso aus Händel, Das Liebesduell Recitativo Recitativ Amarilli Or su, già che ostinato Oscurar d’onore il pregio, il core trapassami col ferro; e poi, crudele, di questo sen fedele, di cui non curi il tormentoso affanno, renditi pure a tuo piacer tiranno, Amarilli Los, jetzt, da du schon darauf bestehst, mit der Frage der Ehre mein Ansehen zu schmälern, durchbohr’ mir das Herz mit dem Eisen! Und dann, Grausamer, wende dich ruhig deinem Vergnügen an diesem treuen Busen zu, dessen quälenden Schmerz du missachtest, Tyrann! 1 1 - 28 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 29 - 1 Daliso Come? Amarilli? Oh Dio, dunque… Amarilli Non più; desio l’empia voglia saziar che ti tormenta; Barbaro! Su, che fai? Prendi lo strale e in questo sen l’avventa. Daliso Vincesti, ah sì, vincesti, ora ti chiedo pietade all’error grave; alma che di penar tu sempre accesa già sitibonda aspetta giusto risentimento all’alta offesa. Amarilli Ecco giunge opportuno Silvano il mio buon Padre; or sappi, amico semplicetto Pastore, che tu credendo a lusinghieri detti dal mio timore usato perder Esti il tempo ed il piacer bramato. - 30 - Trigonale 2010 – Das Programm Daliso Wie? Amarilli? O Gott, du willst also… Amarilli Nicht mehr; ich wünsche das schändliche Begehren, das dich quält, zu stillen. Unmensch! Los! Was machst du? Nimm doch den Pfeil und schleudere ihn in diesen Busen! Daliso Du hast gesiegt, ach ja, du hast gesiegt; ich bitte dich jetzt um Erbarmen mit der schweren Verfehlung: ein Gemüt, das ständig du entflammst zu leiden, dürstet schon nach dem gerechten Groll für die tiefe Kränkung. Amarilli Sieh, da kommt gerade zurecht Silvano, mein gütiger VATER: So wisse denn, einfältiger Freund HIRTE, dass du, falls du Schmeichelworten glauben solltest, zermürbt von meiner Furchtsamkeit, Zeit und das ersehnte Vergnügen verlieren würdest. Trigonale 2010 – Das Programm - 31 - 1 13b. Si si, lasciami 13b. Si si, lasciami duo Duett Daliso Sì, sì, lasciami ingrata, ma pria rendimi il cor. Sei tu selce spietata, priva di senso e ardor. Amarilli Su, su, restati in pace Né più chiedermi Amor; No, non hai tu la face Per accender ardor Amarilli e Daliso a due Daliso Sì, sì, etc. Amarilli Su, su, etc. Daliso Ja, ja, laß mich, Undankbare, zuvor aber gib mir das Herz zurück! Du bist erbarmungsloser Stein, gefühllos und kaltherzig. Amarilli Auf, auf, gib Frieden, und bitte mich nicht mehr um LIEBE! Nein, du hast nicht die Fackel, um Glut zu entfachen. Amarilli und Daliso zu zweit Daliso Ja, ja, etc. Amarilli Auf, auf,etc. 1 1 Übersetzungen: Edgar Sallager - 32 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 33 - Harmony of Nations Baroque Orchestra 1 heißt das junge, multinationale Ensemble aus gutem Grund. In aller Welt zuhause haben sich die Musiker in diesem Orchester eine musikalische Heimat geschaffen, die sich auf harmonische Zusammenarbeit, Offenheit und Spielfreude gründet. Seit seinem Debut 2005 etablierte sich das Ensemble bei internationalen Musikfestivals in Frankreich, Großbritannien, Schweden, Belgien, Kroatien, Deutschland und Österreich und kehrt dieses Jahr zum dritten Mal zur Trigonale zurück. Seine erste CD »Les caractères de la danse« (erschienen bei Raumklang) nahm das Orchester gemeinsam mit dem italienischen Oboenvirtuosen Alfredo Bernardini auf. Eine zweite CD mit Werken von Bach unter der musikalischen Direktion von Laurence Cummings (Cembalo) wird voraussichtlich 2011 erscheinen. Der Barockgeiger Enrico Onofri wurde 1967 in Ravenna geboren. Bereits während des Studiums verpflichtete ihn J. Savall als Konzertmeister von La Capella Reial. Seit 1987 ist er auch Konzertmeister und Solist von Il Giardino Armonico, außerdem arbeitet er regelmäßig mit Ensembles wie Concentus Musicus Wien, Ensemble Mosaiques und Concerto Italiano sowie mit Cecilia Bartoli. Enrico ist Gründer und Leiter des 2000 ins Leben gerufenen Ensembles Imaginarium, ab 2002 erfolgten auch immer wieder Einladungen als Dirigent zu internationalen Festspielen in Europa und Japan. Viele seiner Aufnahmen wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Er unterrichtet Barockvioline und Historische Aufführungspraxis am Conservatorio Bellini in Palermo, darüber hinaus gibt er regelmäßig Meisterkurse im In- und Ausland. Enrico Onofri ist auch Tutor des EUBO (European Union Baroque Orchestra). www.enricoonofri.com Die Sopranistin Maria Hinojosa wurde in Sabadell, Spanien, geboren und graduierte mit Auszeichnung an der School of Music of Catalonia (ESMUC). Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte sie im Alter von 16 Jahren als Hauptdarstellerin in mehr als 20 Zarzuelas. »Zarzuela« ist die Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung des Musiktheaters, die einige - 34 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 35 - 1 1 Ähnlichkeit mit der französischen »Opéra comique« oder der Operette hat. Neben ihrer Zusammenarbeit mit Ensembles wie Le Parlement de Musique, Al Ayre Español, Des Honnestes Curieux, Elyma, Concerto Italiano, Accademia Bizantina, Le Tendre Amour und La Capella Mediterránea nahm sie auch zahlreiche Opern und Zarzuelas für die Labels Harmonia Mundi und K 617 auf; eine Aufnahme mit einer Auswahl von Werken des katalanischen Komponisten Joan Guinjoan ist in Planung. In folgenden Produktionen wird sie zukünftig zu hören sein: El dúo de la Africana (Buenos Aires), die von L. Cunillés Oper La Pajarera Catalana (Teatre Lliure, Barcelona), A. Vivaldis Oratorium Juditha triumphans (Venedig, unter Ottavio Dantone), W. A. Mozarts Don Giovanni (Oviedo), S. Prokofievs The Gambler (Gran Teatre del Liceu, Barcelona), H. Purcells Dido and Aeneas (Lausanne Opera) sowie V. Martín y Soler Una cosa rara (Palau de les Arts, Valencia). Nach seiner Entscheidung für die Laufbahn als Sänger schloss er seine Studien an den Schweizer Konservatorien in Fribourg (Lehrdiplom), Neuchâtel (Solistendiplom) und in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis (Aufbaustudium) mit höchsten Prädikaten ab. Zu seinen wichtigsten Lehrern zählen René Jacobs, Richard Levitt, Marie-Françoise Schuwey und Jeanne Roth. Hochgeschätzt für seine warme, natürliche und kraftvolle Altstimme, ist er in bedeutenden Musikzentren Europas, den USA und Südamerikas aufgetreten. Er sang unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt, Marc Minkowski, Rinaldo Alessandrini, Alessandro de Marchi, Philippe Herreweghe, Christophe Rousset, René Jacobs, Christophe Coin, Jordi Savall, Helmuth Rilling, Wieland Kuijken, Gabriel Garrido, Eduardo López-Banzo und anderen. Zu den Sängerinnen und Sängern, mit denen Martín Oro zusammengearbeitet hat, gehören Cecilia Bartoli, Emma Kirkby, Maria Bayo, Sara Mingardo und Jennifer Larmore. Martín Oro wurde in Buenos Aires, Argentinien, geboren und stammt aus einer italienischen Musikerfamilie. Der argentinisch-schweizerische Countertenor machte seine ersten lyrischen Erfahrungen als Mitglied im Kinderchor des Teatro Colón. Parallel dazu widmete er sich dem Bratschenspiel, das er bei Yuri Bashmet am TschaikowskyKonservatorium in Moskau perfektionierte. Zu den zahlreichen Opernpartien, die Martín Oro auf Bühnen in aller Welt interpretiert hat, zählen Tolomeo, Nireno und Giulio Cesare in Händel's Giulio Cesare in Egitto (Opernhaus Zürich, Cité de la Musique Paris, Stadttheater Bern), Anfinomo in Monteverdis Il Ritorno d'Ulisse in Patria (Opernhaus Zürich), Ottone und Arnalta in L'Incoronazione di Poppea (Teatro Liceo de Salamanca, Teatro Massimo di Palermo, Teatro Avenida de Buenos Aires), Dardano in Händels Amadigi (Teatro Olimpico di Roma), Dydimus in Händels Theodora (Opéra de Montpellier), Joad in Händels Athalia (Teatro - 36 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 37 - 1 1 Colón de Buenos Aires), Grifone und Aristea in Vivaldis Orlando Finto Pazzo und L'Olimpiade (Théâtre des ChampsElysées Paris, Teatro Regio di Torino), Fernando in Contis Don Chisciotte della Mancia (Teatro Liceo de Salamanca), Emone in Traettas Antigona (Theater Biel), Fedra in B. Marcellos Arianna (Theater Basel), Oberon in Brittens A Midsummernight's Dream (Opéra de Fribourg) sowie Orfeo in Glucks Orfeo ed Euridice (Teatro Guaira, Curitiba, Brasilien). Martín Oro ist als einer der international bedeutendsten Countertenöre mit dem Premio Velluti in Italien ausgezeichnet worden. Buenos Aires, Toppan Hall, Tokyo). Weiters ist er in Uruguay, Chile, Mexiko, Kolumbien, Brasilien, China, Ägypten und Marokko aufgetreten. 1 Franco Pavan hat über 40 CDs aufgenommen (u.a. mit den Plattenfirmen Opus 111, Emi und Virgin, Glossa, Cyprès, Cantus, Alpha) und Preise, wie den Gramophon Award, Diapason d’Or oder Premio Vivaldi della Fondazione Cini (Venedig) gewonnen. Weiters hat er Aufnahmen für zahlreiche europäische und internationale Radio- und Fernsehsender eingespielt. Seine Soloaufnahme »Le Mouton Fabuleux« gewann den Premio del Disco Amadeus 2009. www.martinoro.ch Der italienische Lautenist und Theorbist Franco Pavan schloss sein Studium der Laute und Musikwissenschaft in Mailand mit summa cum laude ab und ist seither mit den wichtigsten italienischen Ensembles im Bereich der Alten Musik, wie Concerto Italiano, Accordone, La Cappella della Pietà dei Turchini, La Riso-nanza, La Venexiana sowie mit dem Londoner Ensemble Trinity Baroque aufgetreten. Er arbeitet mit namhaften Dirigenten wie Rinaldo Alessandrini, Enrico Gatti, Alan Curtis, Julian Podger, Roberto Gini, Antonio Florio, Alessandro Ciccolini und Claudio Cavina zusammen und hat in den bedeutendsten Konzerthäusern weltweit gastiert (u.a. Konzerthaus und Musikverein Wien, Konzerthaus Berlin, Cité de la Musique, Paris, Auditorio Nacional, Madrid, Teatro Colon, - 38 - Trigonale 2010 – Das Programm Er unterrichtet die Fächer Laute und Kammermusik für historische Musikinstrumente am Konservatorium E. F. Dall’ Abaco in Verona und schrieb musikwissenschaftliche Artikel über die Geschichte der Laute und die Musik des frühen 17. Jahrhunderts sowie eine Abhandlung über neue Dokumente zu Monteverdi und Carlo Gesualdo. Er hat an der neuen Ausgabe des »New Grove Dictionary of Music and Musicians« und an der Enzyklopädie »Die Musik in Geschichte und Gegenwart« mitgearbeitet. Er ist Mitglied des Redaktionskomitees des »Journal of the Lute Society of America«. Übersetzung: Elisabeth Schleicher Trigonale 2010 – Das Programm - 39 - Autogramme 1 1 - 40 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 41 - Samstag, 11.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit 2 The High Art of English Popular Music Ensemble Mikado Quadriga Consort & Ensemble Mikado E inle itun g Quadriga Consort Elisabeth Kaplan: Gesang Angelika Huemer: Blockflöten, Viola da Gamba Karin Silldorff: Blockflöte Dominika Teufel: Viola da Gamba Peter Trefflinger: Barockcello Laurenz Schiffermüller: historische Trommeln Nikolaus Newerkla: Leitung, Cembalo - 42 - Trigonale 2010 – Das Programm 2 Theresa Dlouhy: Sopran Thomas List: Blockflöte Katharina Lugmayr: Blockflöte Maja Osojnik: Blockflöte Eva Reiter: Blockflöte & Viola da Gamba England im 16. und 17. Jahrhundert: Hier die »hohe« Kunst, die in Kirchen und bei Hofe gepflegt wurde: Dort die eingängigen Gesänge und Tanzlieder des Volkes. Ein Spannungsfeld mit ungeahnten Berührungspunkten. Wenn die international erfolgreichen Ensembles Mikado und Quadriga Consort exklusiv für die Trigonale aufeinandertreffen, ist ein Konzert voll Emotion, Spannung und PopAppeal garantiert. Trigonale 2010 – Das Programm - 43 - The High Art of English Popular Music 2 Wohl selten hat eine CD-Neuerscheinung im Bereich der Alten Musik soviel Staub aufgewirbelt wie jene 2006 erschienene Dowland-Interpretation »Songs from the Labyrinth« des bis dahin ausschließlich aus dem Popmusikbereich bekannten Sängers Sting. Was auch immer man von dieser Aufnahme in Hinblick auf Kategorien wie »Historische Aufführungspraxis« oder »Stilistik« denken mag, wird man dennoch zugeben müssen, dass – selbst nachdem diese vier Jahrhunderte alten Lautenlieder und Consortsongs bereits vielfach von den best geschulten Interpreten eingespielt wurden – Dowland jetzt erst durch die Sting'sche Aufführungsweise einen bisher unerreichten Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erfuhr. Dass Sting den englischen Renaissance-Komponisten als eine Art »Urvater der europäischen Singer-Songwriter« ansieht, erscheint gar nicht einmal so vermessen: John Dowland, ein klassischer Vertreter der hohen Kunst der polyphon komponierten, notierten Musik schreibt in seinen Liedern über zeitlos populäre Themen wie Liebe, Melancholie, Lebenslust und Todessehnsucht. Sicherlich war die höfische Kunstmusik eine ganz andere als die des »einfachen« Volkes, dennoch waren die Grenzen in vielen Genrebereichen der Musik eher fließend und dadurch undeutlich. Wer ausschließlich in den Kategorien »high art« versus »pop(ular)« denkt und hört, hat vermutlich schon verloren, selbst wenn das Wissen darum, in welchem Metier welche jeweils anderen ästhetischen Regeln gelten, ein durchaus bewahrenswertes Gut ist. Das Beispiel Sting zeigt, - 44 - Trigonale 2010 – Das Programm dass jenseits der fundamentalen Kritik einiger Hohepriester der Alten Musik die Musik selbst im Zentrum steht und stehen sollte – und damit offen ist: nicht für alle, aber für sehr viele Lesarten aus unterschiedlichen Richtungen, Perspektiven und Zeiten. 2 Genau aus dieser Haltung heraus sieht Mikado ganz besonders diesem Konzertprojekt mit dem Quadriga Consort mit großer Freude entgegen, da es viele Fragen und Themen aufwirft und hörbar macht – Fragen, die auch innerhalb der Arbeit bei allen anderen Projekten unseres Ensembles eine wichtige Rolle spielen. Das Repertoire und die »klassische Herkunft« des Ensemble Mikado sind vorderhand nicht zuletzt durch die Besetzung Stimme und Instrumental-Consort klar definiert: Im Fokus steht eine ausgewählte Musik der bedeutenden Blütezeit der englischen Renaissance im Zeitalter Elisabeths I. Das englische Madrigal befindet sich in dieser Periode auf dem Gipfelpunkt seiner Entwicklung. Zu den weiteren typischen Gattungen zählen Kanzonetten, die beliebten englischen Sololieder mit Lautenbegleitung, Stücke für Lyra Viol (solo oder auch als Liedbegleitung), Ayres in textgebundener, schlichter Melodik und ihrem natürlichen rhythmischen Fluss sowie zahlreiche Fantasien, Consortsongs und schließlich unzählige mehr oder weniger schlicht homophone Tanzsätze. Zu den ausgewählten Komponisten zählen unter anderen William Byrd, John Dowland, John Tomkins, Thomas Campian, Thomas Ford und Tobias Hume. Trigonale 2010 – Das Programm - 45 - 2 Das Repertoire also ist klar umrissen, die Aufführungsform selbst allerdings stets Gegenstand vieler interner Diskussionen: Wir Musiker suchen immer wieder nach sowohl historischen als auch gegenwärtig zeitgemäßen Ausdrucksmöglichkeiten der Interpretation und nach erfrischend gewagten Instrumentierungen und Arrangements, die über den historischen Kontext der Musik hinausweisen. Diese »alte« Musik erfordert nach unserem Verständnis zeitgemäße Lesarten, die aber die Musik immer zu ihrem Recht kommen lässt und auf übermäßige interpretatorische Dehnungen verzichtet. Hier kreuzen sich wohl die Wege von Quadriga Consort, der »Early Music Band«, und dem immer noch klassisch verankerten Ensemble Mikado – und beide sehen einer viel versprechenden, interessanten Begegnung und Kooperation entgegen, ob wir dieses Projekt nun als »high art of English popular music« bezeichnen oder eben – Sting sei Dank – umgekehrt… Eva Reiter, Ensemble Mikado In meiner Kindheit habe ich Simon and Garfunkel für die größten Komponisten aller Zeiten gehalten – wegen Scarborough Fair. Dass dieser Ruhm eigentlich einem unbekannten Schöpfer (oder mehreren?) des 16. (?) Jahrhunderts gebührt, war mir damals nicht bewusst, hielt ich das Lied doch für einen Popsong der Gegenwart. Das Phänomen, dass gute Musik nie verstaubt und also immer frisch und modern klingt, kommt wohl auch in diesem Fall zu tragen. Erst später, nämlich im Zuge der Arbeit für Quadriga Consort ist - 46 - Trigonale 2010 – Das Programm das möglicherweise sogar bis ins Mittelalter zurückgehende Lied über den großen Markt von Scarborough, wieder in mein Leben getreten. Das Lied wurde das erste (von mittlerweile über zweihundert) Stück meiner Arrangierarbeit für das Ensemble und eine Initialzündung für alle weiteren Bearbeitungen. Es stellte sich mir die große Herausforderung, der alten kraftvollen und doch melancholischen Melodie gerecht zu werden, sich unbedingt gänzlich von der romantischen Pop-Version zu lösen und doch Originalität zu beweisen. Die Verarbeitung zu einem mehrstimmigen Satz schien mir naheliegend, ganz im Sinne der englischen Consort-Tradition. Mit Quadriga, der Early Music Band, beschreiten wir neue Pfade in der Alte-Musik-Bewegung. Nicht authentische und möglichst originalgetreue Wiedergabe von mittelalterlicher Musik, von Renaissance- oder Barockwerken beschäftigt uns, sondern die Idee, Melodien, Texte, Lieder, die bereits Generationen von Menschen lange vergangener Tage berührt haben, wieder zu beleben, deren Emotion, deren Persönlichkeit wach zu halten und mit der uns eigenen Emotion und unseren persönlichen Zugängen neu zu beleben. Wir wollen ein Jungbrunnen für populäre alte Musik sein, in welchem die betagten Stücke regelmäßig einem ausgiebigen Bad unterzogen werden. Das Ensemble Mikado mit seinen unkonventionellen und zeitgemäßen aber stets fundierten Interpretationen mehrstimmiger Renaissancemusik ist uns für das Projekt »The High Art of English Popular Music« ein willkommener Trigonale 2010 – Das Programm - 47 - 2 2 Partner für eine gegenseitig befruchtende und aufregende Zusammenarbeit. Gerade das englische Repertoire bietet eine große Bandbreite an unterschiedlicher (und vielleicht doch nicht so unterschiedlicher) Musik für ein spannendes Wandeln zwischen komplexer mehrstimmiger Tonsetzerkunst und bodenständiger Tanzmusik. In England verlief die musikalische Entwicklung schließlich immer etwas anders als auf dem europäischen Kontinent. So finden sich in der Kompositionskunst etwa Terz und Sext als anerkannte konsonante Intervalle weitaus früher als im Rest von Europa. Das liegt wohl daran, dass sich gerade auf den Inseln die Grenzen zwischen Kunst- und Folkmusik nie so deutlich abgezeichnet haben wie auf dem Festland. Ein Phänomen, das in diesem gemeinsamen Projekt Mikado-Quadriga ganz besonders anschaulich gemacht werden soll. Mit unserer »Early Music Band« begeben wir uns immer wieder auf spannende Expeditionen zu den Wurzeln der Popmusik, zu archaischen Balladen und Melodien der britischen Inseln zwischen ausgelassener Tanzmusik, keltischgälischen Gesängen und englisch höfischer Liedkultur. Aus den zeitlosen Melodien entsteht nicht alte Musik in originalgetreuer Wiedergabe, sondern authentische Musik von heute und morgen – auf alten Instrumenten frisch interpretiert. Die Frage nach dem Alter der nachhaltig ergreifenden, die Zeiten überdauernden Songs von Liebe, Sehnsucht, Freud und Leid verschwindet hinter der viel wichtigeren Komponente immer neu gelebter musikalischer Emotionen. - 48 - Trigonale 2010 – Das Programm Aus den zahllosen Quellen traditioneller Melodien und populärer Tänze der Renaissance- und Barockzeit lässt sich ein großteils noch »unbeackertes«, aufregendes Konzertrepertoire schöpfen. Dazu bedarf es allerdings Eigeninitiative. Schließlich müssen die meist einstimmig überlieferten Melodien erst einer Bearbeitung unterzogen werden, um sie in spannender Weise aufführbar zu machen. Viele der tradierten Melodien und Tänze lassen sich dabei weder in die Schublade reiner Kunstmusik stecken, noch in das Genre traditioneller Folkmusik einordnen. Mit dem Quadriga Consort wollen wir zeigen, wie es gelingen kann, den alten Tunes mit historischem Instrumentarium wie Gamben und Blockflöten stilistisch gerecht zu werden und dabei eine geschmackvoll dosierte Mischung aus Zutaten zwischen zugleich irisch-keltischer Pub-Romantik und englisch-höfischer Hochkultur zu finden. Nikolaus Newerkla, Quadriga Consort Trigonale 2010 – Das Programm - 49 - 2 Pro g r a mm I. 1. John Barleycorn (Traditional Song*) 2 Quadriga Consort John Dowland (1563 – 1626) 2. Come again Ensemble Mikado 3. Captain James (Traditional Tune) Thomas Ford (ca. 1580 – 1648) 8. Goe passions Ensemble Mikado Thomas Campian (1567 – 1620) 9. Never weather-beaten saile Ensemble Mikado Quadriga Consort 4. Pulling the Sea Dulse (Traditional Song) Quadriga Consort 5. Boyne Water /Morrison Jig (Traditional Ayre & Jig) Quadriga Consort Thomas Morley (ca. 1557 – 1602) 10. Now is the month of maying Quadriga Consort & Ensemble Mikado 11. The Old Grey Cat (Trad. Tune) Anonymous (16. Jh.) 6. Pavan Ensemble Mikado Quadriga Consort & Ensemble Mikado John Tomkins (1589 – 1638) 7. O thrice blessed earthbed Ensemble Mikado Paus e *Alle Traditional-Arrangements © Nikolaus Newerkla - 50 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 51 - 2 II . Quadriga Consort & Ensemble Mikado Thomas Vautor (ca. 1580 – ?) 18. Mother, I will have a husband Ensemble Mikado John Coperario (ca. 1570 – 1626) 13. Fantasia Ensemble Mikado Alfonso Ferrabosco (ca. 1575 – 1628) 19. Allemande Quadriga Consort & Ensemble Mikado John Dowland 14. Clear or cloudy Ensemble Mikado Thomas Morley 20. Phillis, I fain would die now Quadriga Consort & Ensemble Mikado Thomas Ford 15. There is a Ladie Ensemble Mikado 21. The Maid who sold her Barley (Traditional Song) Giles Farnaby (ca. 1565 – 1640) 16. His humour Ensemble Mikado Wife (Traditional Tune) Quadriga Consort Richard Nicholson (? – 1639) 17. Joan, quoth John Ensemble Mikado William Byrd (ca. 1540 – 1623) 25. Pavan und Gaillard Quadriga Consort & Ensemble Mikado 12. Scarborough Fair (Traditional Song) 2 Quadriga Consort 22. Neil Gow's Lament for the Death of His Second 23. The Saucy Sailor (Traditional Song) Quadriga Consort 26. The Wraggle-Taggle Gypsies, O! (Traditional Song) Quadriga Consort & Ensemble Mikado - 52 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 53 - 2 T e x te 2 1. John Barleycorn John Gerstenkorn There was three farmers in the North, as they were passing by, They swore an oath, a mighty oath that Barleycorn should die, One of them said drown him and the other said hang him high, For whoever shall stick to barley grain a-begging he will die. Drei Bauern gab's im Norden wohl, die zogen einst vorbei, Sie schworen, dass John Gerstenkorn sollt sterben, in 'nem Eid. »Ertränkt ihn!« schrie der eine, und der andere: »Hängt ihn auf!« Und wehe dem, der zu ihm hält, ist auch dem Tod geweiht! They put poor barley into a sack of a cold and rainy day And brought him down to culm fields and burned him in the clay, Frost and snow began to melt and the dew began to fall, When barley grain put up his head and soon surprised them all. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, and soon surprised them all. Der arme John, bei Kält' und Regen sackten sie ihn ein. Sie hab'n ihn tief ins Moor gesetzt, auf Tonerd' ihn verbrannt, Frost und Schnee schmolzen dahin, und der Tau fiel auf die Erd. Da hob das Gerstenkorn den Kopf, hat alle überrascht. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, hat alle überrascht. Being in the summer season the harvest coming on, It's the time he stands up in the field with a beard like any man. The reaper then came with his hook and used me barbarously, He caught me by the middle so small and cut me above the knee. Es kam der Sommer, und es kam mit ihm die Erntezeit. S'ist nun Zeit im Felde aufzustehn mit gar männlich bärt'ger Mähn. Die Sichel nahm der Schnitter da und hat mich wild gequält. Er fasst' mich um die Taille so eng, schnitt ab mich überm Knie. - 54 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 55 - 2 2 The next came was the binder and looked on me with a frown, But in the middle there was a thistle that pulled his courage down. The farmer came with his pitchfork and pierced me to the heart, Like a thief, a rogue or a highwayman, they tied me to the cart. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, they tied me to the cart. Als nächstes kam der Binder und schaut' mich abfällig an, Doch zwischen Halmen da wuchsen Disteln, da schwand seine Courage. Der Bauer kam mit der Gabel, stach jäh ins Herz mir rein. Wie nur Diebe, Gauner, Lumpen sonst, zerrt man mich auf den Karr'n. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, zerrt man mich auf den Karr'n. The thrasher came with his big flail and soon he broke my bones, 'Twould grieve the heart of any man to hear my sighs and groans, The next thing that they done to me: They steeped me in a well, They left me there for a day and a night until I began to swell. Ein Drescher kam, mit großem Flegel brach er mir die Bein'. Mein Wehgeschrei brach jedem wohl, der es gehört, das Herz. Doch damit nicht genug: Sie tränkten mich in einer Quell'. Dort musst ich darben bei Tag und bei Nacht, bis vollgesogen ich war. The next thing that they done to me: They dried me in a kiln, They used me ten times worse than that: They ground me in a mill. They used me in the kitchen, they used me in the hall, They used me in the parlour, among the ladies all. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, among the ladies all. Und damit nicht genug: Zum Trocknen in den Ofen rein. Doch zehnmal schlimmer: in der Mühle schroteten sie mich. Benutzten mich in Küche und Speisesaal gleichwohl, Sowie in feinen Stuben bei Damenrunden auch. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, bei Damenrunden auch. - 56 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 57 - 2 2 The barley grain is a comical grain, it makes men sigh and moan, For when they take a glass or two, they forget their wives and home The drunkard is a dirty man – he used me worse than all, He drank me up in his dirty maw and tumbled against the wall. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, and tumbled against the wall. Das Gerstenkorn ist ein närrisches Korn, verursacht Gram und Pein. Oft reicht ein Glas nur oder zwei, gleich vergisst man Frau und Heim. Der Trinker ist ein Dreckskerl, der zum Schändlichsten mich braucht'. Kippt' mich in seinen üblen Schlund und torkelt an die Wand. With me fa-la-la-the-dee, toor-a-lay, und torkelt an die Wand. 2. Come again 2. Come again Come again, sweet love doth now invite Thy graces that refrain To do me due delight, To see, to hear, to touch, to kiss, to die With thee again in sweetest sympathy. Komm zurück, denn süße Liebe jetzt den Charme erbittet, den zurück du hieltest, zu schenken angemess'ne Freude mir, zu sehen, hören, tasten, küssen, sterben erneut mit dir in schönster Harmonie. Come again, that I may cease to mourn Through thy unkind disdain; For now left and forlorn I sit, I sigh, I weep, I faint, I die In deadly pain and endless misery. Komm zurück, damit ich aufhör'n kann zu jammern über dein lieblos Verschmäh'n; denn jetzt verlassen und verloren sitz', seufz' und wein' ich, wank' und sterb' in Todesqual und Pein ohn' End'. All the night my sleeps are full of dreams, My eyes are full of streams. My heart takes no delight To see the fruits and joys that some do find And mark the raging storms are me assign'd. Die ganze Nacht mein Schlaf ist voller Träume, sind meine Augen voller Tränen, fehlt meinem Herz die Freude an all dem Glück, das andre finden, sieht sich statt dessen Stürmen ausgesetzt. - 58 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 59 - 2 All the day the sun that lends me shine By frowns doth cause me pine And feeds me with delay; Your smiles, my springs that make my joy to grow, Your frowns the winter of my woe. Den ganzen Tag, da mir die Sonne scheint, weckt Gram sie mir aus Zweifeln, verlängert sie mein Sehnen; dein Lächeln wär' mir Quelle neuer Freude, dein finst'rer Blick ist Winter meines Wehs. Gentle Love, draw forth thy wounding dart, Thou canst not pierce her heart; For I, that to approve By sighs and tears more hot than are my shafts Did tempt, while she for scanty triumph laughs. Du Liebesgott, nimm weg den harschen Pfeil, nicht kannst durchdringen du ihr Herz; versucht ich's doch mit tränenreichen Seufzern, die schärfer noch als alle meine Pfeile, doch sie macht sich nur ihren Spaß darauf. 4. Pulling the Sea Dulse 4. Abreißen der Rotalge Adó, Adé Clings dulse to the sea rock Clings heart to the loved one Be't high tide or low tide Adó, Adé. Adó, Adé Wie Tang am Felsen haftet So haftet das Herz am Liebsten Gleichwohl bei Flut und Ebbe Adó, Adé. Pulling the dulse by the sea rocks at low tide, Ne'er pull I thy love, lad, be't high tide or low. Reiß ich auch den Seetang vom Felsen bei Ebbe, Nie lass ich deine Liebe reißen, nicht bei Ebbe und Flut. Adó, Adé… Adó, Adé… Shoreward the sea mew comes flying at low tide, But seaward my heart flies out seaward to thee. Die Möwe bei Ebbe fliegt zur Küste stets her, Mein Herz aber seewärts hinaus fliegt's zu dir. Adó, Adé,… Adó, Adé… 2 2 - 60 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 61 - 2 7. O thrice blessed earthbed 7. O dreifach gesegnetes Erdbett O, o, thrice-blessed earthbed, Under whose happy pressure All in a sheet more blessed, Lies fast my sleeping treasure. Palilia, Palilia, Palilia awaken! Leave death's cold, too cold pleasure. No love in death is taken. But thou with death, aye me, Aye me, art ever living. And I in death still live, in love am dying. But death's hand is but vain, souls to dissever: We'll live in heav'n again, we'll live for ever. No chance shall there pursue souls here distressed. Till then adieu, Adieu, most blessed. O dreifach gesegnetes Erdbett, Unter dessen glücklichem Druck Im überdies gesegneten Tuch Liegt mein schlafender Schatz. Palilia, Palilia, Palilia – erwache! Verlaß' des Todes Kälte, die allzu kalte Freude. Der Tod nimmt keine Liebe weg. Doch mit dem Tod, glaub mir, Glaub mir, wirst leben immerdar. Und im Tode leb' ich weiter, in Liebe sterb' ich. Denn Todes Hand streckt sich vergeblich, die Seelen zu trennen: Im Himmel werden wir leben erneut, und leben für immer. Kein Schicksal wird dort hetzen Seelen, die hier gequält. Bis dann adieu, Adieu, du höchst Gesegnete. - 62 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 63 - 2 2 8. Goe passions 8. Geht, ihr Leiden Goe, Passions, to the cruel fair, Plead my sorrows never ceasing; Tell her those smiles are empty air, Growing hopes but not increasing, Hasting, wasting, with swift pace, Date of joy in dull disgrace. Urge her but gently, I request, With breach of faith and wrack of vows; Say that my grief and mind's unrest Lives in the shadow of her brows, Plying, flying, there to die In sad woe and misery. Geht, ihr Leiden, zur grausamen Schönen, Verlangt, mein Kummer möge enden nie; Sagt ihr, dies Lächeln sei bloß Schein, Gewachsene Hoffnung, die nicht weitertreibt, Hastend, verschwendend, in flüchtiger Eil', Statt Tag des Glücks gleichgültige Ungunst. Drängt sie, aber höflich, so bitte ich, Mit Vertrauensbruch und gebrochenem Eid; Sagt ihr, mein Gram und meines Herzens Unrast Lebten im Schatten ihrer Brauen, Sich mühend, flatternd, um zu sterben In traurigem Elend und Weh. Importune pity at the last, (Pity in those eyes should hover); Recount my sighs and torments past As annals of a constant lover Spending, ending, many days Of blasted hopes and slack delays. Erfleht Erbarmen nun zum Schluß (Erbarmen sollte in diesen Augen stehn); Zählt meine Seufzer auf und Qualen Als des beständig Liebenden Annalen, der durchlitt und beendete viele Tage Zerplatzter Hoffnung und lustlosen Aufschubs. - 64 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 65 - 2 2 9. Never weather-beaten saile 9. Never weather-beaten saile Never weather-beaten saile more willing bent to shore, Never tyred pilgrims limbs affected slumber more; Then my weary spright now longs to flye out of my troubled brest. O come quickly sweetest Lord, and take my soule to rest. Nie war das wettergebeutelte Segel fürs Ufer mehr bereit, Nie waren des ermatteten Pilgers Glieder vom Schlummer mehr erquickt; Jetzt sehnt mein müder Geist sich, zu entfliehen der geplagten Brust. O komme rasch, süßester Herr, und leg' meine Seele zur Ruh'. Ever-blooming are the ioyes of Heav'ns high paradice, Cold age deafes not there our eares, nor vapour dims our eyes; Glory there the Sun outshines, whose beames the blessed onely see: O come quickly glorious Lord, and raise my spright to thee. Ewiglich blühen die Freuden in des Himmels hohem Paradies, Wo nicht frostige Zeit unsere Ohren betäubt und kein Nebel die Augen trübt; Wo die Sonne überstrahlt von Glorie ist, deren Schein nur die Seligen schaun: O komme rasch, glorreicher Herr, und heb' meinen Geist zu dir. 10. Now is the month of maying 10. Now is the month of maying Now is the month of maying, When merry lads are playing, fa la... Each with his bonny lass Upon the greeny grass. Fa la... Nun ist der Monat Mai, wenn fröhliche Burschen spielen, fa la... jeder mit seinem lieben Schatz auf dem grünen Gras. Fa la... The Spring, clad all in gladness, Doth laugh at Winter's sadness, fa la... And to the bagpipe's sound The nymphs tread out their ground. Fa la... Der Frühling, ganz in Freude gewandet, lacht über des Winters Traurigkeit, fa la... Und zum Klang des Dudelsacks schreiten die Nymphen ihre Runde. Fa la... - 66 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 67 - 2 Fie then! Why sit we musing, Youth's sweet delight refusing? Fa la... Say, dainty nymphs, and speak, Shall we play barley-break? Fa la... Wohlan! Was sitzen wir und sinnen, verschmähen der Jugend süße Lust? Fa la... Ihr zierlichen Nymphen, sagt, wann findet ihr euch ein zu heiterem Liebesspiel? Fa la... 12. Scarborough Fair 12. Scarborough Fair Are you going to Scarborough Fair? Parsley, sage, rosemary and thyme Remember me to one who lives there For she once was a true love of mine. Gehst du zum Markt in Scarborough? Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian Erinnere eine an mich, die dort wohnt War sie doch einst eine wahre Liebe mir. 14. Clear or cloudy 14. Heiter oder bewölkt Clear or cloudy, sweet as April show'ring, Smooth or frowning, so is her face to me; Pleas'd or smiling, like mild May all flow'ring, When skies blue silk and meadows carpets be; Her speeches notes of that night bird that singeth, Who thought all sweet, yet jarring notes outringeth. Heiter oder bewölkt, süß wie Schauer im April, Glatt die Stirn oder gerunzelt, so ist ihr Gesicht für mich. Vergnügt oder lächelnd, wie der sanfte Mai ganz blühend, Wenn der Himmel blauer Seide gleicht und wie Teppiche die Wiesen sind; Ihr Sprechen Töne vom Gesang des Vogels in der Nacht, Der süß zu singen dachte, doch seine Noten: schrill. Her grace like June, when earth and trees be trimmed In best attire of complete beauty's height. Her love again like summer's days be-dimmed With little clouds of doubtful constant faith. Her trust, her doubt, like rain and heat in skies Gently thund'ring, she lightning to mine eyes. Ihre Anmut wie der Juni, da Erde und Bäume getrimmt Zu bester Gewandung für das vollkommen Schöne. Ihre Liebe kann wie Sommertage sein, getrübt Von kleinen Wolken zweifelhaft beständigen Vertrauens. Ihr Glaube, ihr Zweifel, wie Regen und Hitze im Himmel Sanft donnernd, so blitzt sie in meine Augen. 2 2 - 68 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 69 - 2 Sweet summer-spring, that breatheth life and growing In weeds as into herbs and flowers, And sees of service divers sorts in sowing, Some haply seeming, and some being, yours: Rain on your herbs and flowers that truly serve, And let your weeds lack dew, and duly starve. Der süße Sommer-Lenz, der Leben haucht und Wachstum In Unkraut wie in Kräuter und in Blumen, Und sieht, daß dienlich ist verschied'ner Arten Saat, Von denen manche nur vielleicht und manche sicher dein: Er soll beregnen deine Kräuter und die Blumen, die gebraucht, Jedoch dein Unkraut lassen unbenetzt, so daß zu Recht es dürstet. 15. There is a Ladie 15. Da ist eine Lady There is a ladie sweet and kind, Was never face so pleas'd my mind; I did but see her passing by, And yet I love her till I die. Da ist eine Lady, süß und fein, Kein Antlitz je mir so gefiel; Zwar sah ich sie nur kurz vorübergehn, Und doch lieb' ich sie bis in den Tod. Her gesture, motion, and her smiles, Her wit, her voice, my heart beguiles, Beguiles my heart, I know not why, And yet I love her till I die. Ihre Haltung, ihr Gang und ihr Lächeln, Ihr Geist, ihre Stimme ergreifen mein Herz, ergreifen mein Herz, ich weiß nicht warum, Und doch lieb' ich sie bis in den Tod. Her free behaviour, winning looks, Will make a lawyer burn his books; I touch'd her not, alas! not I, And yet I love her till I die. Ihr freies Benehmen, gewinnendes Ausseh'n Ließen gar einen Anwalt seine Bücher verbrennen; Ich berührte sie nicht, ach, nicht ich, Und doch lieb' ich sie bis in den Tod. Had I her fast betwixt mine arms, Judge you that think such sports were harms, Were't any harm? no, no, fie, fie, For I will love her till I die. Hätt' ich sie rasch in meine Arme genommen, Dann richtet mich, die ihr denkt, daß solch Verhalten schadet. Wär's irgendein Schaden? Nein, nein, pfui, pfui, Denn ich liebe sie bis in den Tod. - 70 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 71 - 2 2 Should I remain confined there So long as Phœbus in his sphere, I to request, she to deny, Yet would I love her till I die. Bliebe ich nun eingesperrt So lang wie Phoebus auf seiner Bahn, Dieweil ich sie bitte – und sie sich verweigert, Würd' ich doch sie lieben bis in den Tod. Cupid is winged and doth range, Her country so my love doth change: But change she earth, or change she sky, Yet will I love her till I die. Cupido hat Flügel und streift umher, Und meine Liebste verändert so ihr Land. Aber ob sie die Erde verändert oder den Himmel, Ich liebe sie doch bis in den Tod. 17. Joan, quoth John 17. Joan, sprach John »Joan«, quoth John, »when will this be? Tell me when wilt thou marry me? My cow and eke my calf and rent, my land and all my tenement. Say, Joan, what wilt thou do? I cannot come every, every, every day to woo. To woo, to woo, to woo I cannot come every day to woo.« »Joan«, sprach John, »wann wird es sein? Sag an, wann heiratest du mich? Die Kuh, das Kalb dazu, die Pacht, mein Land, all den Besitz? Sag, Joan, was wirst du tun? Ich kann nicht kommen jeden, jeden, jeden Tag zu freien dich. Zu freien, freien, freien, Ich kann nicht kommen jeden Tag, um dich zu frei'n.« »John«, quoth Joan, »is there such haste? Look ere you leap, lest you make waste. If haste you have with me to wed, more belongs to a bride's bed. Wherefore thus must you do: Day and night come every, every, every hour to woo. To woo, to woo, to woo Come every hour to woo. »John«, sprach Joan, »ist solche Eil'? Bevor du springst, die Augen auf, dann fällst du nicht. Willst hastig mich zur Ehe treiben? 's braucht mehr, ein Brautbett zu besteigen. Drum mußt du dieses tun: Tag und Nacht jede, jede, jede Stund' kommen zu freien mich. Zu freien, freien, freien, Mußt kommen jede Stunde mich zu frei'n. - 72 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 73 - 2 2 John if you will needs me have, this is that which I do crave: To let me have my will in all, and then with thee I'll never brawl. Say, John, shall this be so? Then you need not come every, every, every hour to woo. To woo, to woo, to woo Then you need not come every hour to woo.« John, wenn du mich haben willst, so verlang' ich: Daß du dich fügst in allem meinem Willen, dann zank' ich nie mit dir. Sag, John, soll es so sein? Dann brauchst nicht kommen jede, jede, jede Stund' zu freien mich. Zu freien, freien, freien, Dann brauchst nicht kommen jede Stunde mich zu frei'n.« 18. Mother, I will have a husband 18. Mutter, ich werde einen Gatten haben Mother, I will have a husband, and I will have him out of hand. Mother, I will sure have one, in spite of her that will have none. John a Dun should have had me long ere this, He said I had good lips to kiss, to kiss, to kiss. Mother, I will sure have one, in spite of her that will have none. For I have heard 'tis trim when folks do love By good Sir John I swear now I will prove. For Mother, I will sure have one, in spite of her who will have none. To the town therefore will I gad, to get me a husband good or bad. Mother, I will have a husband, and I will have him out of hand. Mother, I will sure have one, in spite of her that will have none. Mutter, ich werde einen Gatten haben, und ich krieg' ihn gleich. Mutter, sicher werd' ich einen haben, ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'. John a Dun sollt' mich längst schon haben müssen, Er sagte, ich hätt' gute Lippen zum Küssen, Küssen, Küssen. Mutter, sicher werd' ich einen haben, ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'. Da ich doch hörte, ganz in Ordnung sei es, wenn die Leute lieben, Genau, Sir John, drum schwör' ich, jetzt es zu beweisen. Denn, Mutter, sicher werd' ich einen haben, ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'. So schlendere ich zur Stadt und fang' mir, ob gut oder böse, einen Gatten ein. Mutter, ich werde einen Gatten haben, und ich krieg' ihn gleich. Mutter, sicher werd' ich einen haben, ihr zum Trotz, sie kriegt ja kein'. - 74 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 75 - 2 20. Phillis, I fain would die now 20. Phillis, am liebsten wollt' ich sterben Phillis, I fain would die now, O to die what should move thee, for that you do not love me, Phillis, am liebsten wollt' ich sterben, ach, sterben, denn wie könnte ich dich rühren, da du mich doch nicht liebst. I love thee, but plain to make it, ask what thou wilt and take it. Ich liebe dich, doch um es dir zu zeigen sage ich: erbitte eine Gunst und nehme sie entgegen. O sweet then this I crave thee, since you to love will have me, give me in my tormenting, One kiss for my contenting. Dann flehe ich dich sehnlichst an, da du einst mein sein wirst: schenk' mir in meiner Seelenqual Zu meinem Glück nur einen Kuss. This unawares doth daunt me, else what thou wilt I grant thee. Du ängstigst unversehens mich, erbitte eine andere Gunst und sie ist dein. Ah Philis, well I see then, My death thy Joy will be then, Ah Phillis, ich erkenne: mein Tod wird deine Freude sein. O no, no, no, I request thee, to tarry but some fitter time and leisure. Oh nein, oh nein, ich bitte dich, verweile, bis Zeit und Anlass uns gewogen sind. Alas, death will arrest me, you know before I shall possess this treasure, Ach, der Tod wird mich ereilen, bevor ich diesen Schatz in meinen Händen halte. No no no no, dear, do not languish, Temper this sadness, for time and love with gladness, Once ere long will provide for this our anguish. Nein, nein, Liebster, ermatte nicht, und mäßige dich in deiner Trauer, denn Zeit und Liebe werden früher oder später uns aus dieser Qual befreien. 2 2 - 76 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 77 - 2 21. The Maid who sold her Barley 21. Von der Maid, die ihre Gerste verkauft hat It's cold and raw the north winds blow Black in the morning early, When all the hills were covered with snow Oh then it was winter fairly. As I was riding o'er the moor I met a farmer's daughter Her cherry cheeks and sloe-black hair They caused my heart to falter. Kalt bläst der raue Nordwind her Am dunklen frühen Morgen. Und alle Hügel unter Schnee Der Winter hat verborgen. Ein Landmädchen mit schwarzem Haar Wie Schleedorn, ros'gen Wangen, Traf ich bei meinem Ritt durchs Moor. Sie nahm mein Herz gefangen. I bowed my bonnet very low To let her know my meaning. She answered with a courteous smile Her looks they were engaging. "Where are you bound my pretty maid, It's now in the morning early?" The answer that she made to me, "Kind sir, to sell my barley." Ich zog die Kappe tief vor ihr, Zu zeigen ihr mein Sinnen. Sie lächelte gar nett, um mich Mit Blicken zu gewinnen. »Wo gehst du hin, mein Kind, wohin Musst du so früh schon laufen? Zur Antwort gab sie: »Lieber Herr, Hab Gerste zu verkaufen.« "Now twenty guineas I've in my purse And twenty more that's yearly. You need not go to the market town For I'll buy all your barley. If twenty guineas would gain the heart Of the maid I love so dearly, All for to tarry with me one night And go home in the morning early." »Hab zwanzig Guineas im Portmonnaie, Und zwanzig hab ich im Jahr. Zum Markt brauchst nicht mehr gehn, Ich kauf die ganze Gerste da. Und zwanzig Guineas gebe ich gern, Bekomm ich dein Herz dafür. Verbring mit mir doch diese Nacht Und Geh erst früh morgens von mir.« - 78 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 79 - 2 2 As I was riding o'er the moor The very evening after, It was my fortune for to meet The farmer's only daughter. Although the weather being cold and raw With her I thought to parley. The answer that she made to me, "Kind sir, I've sold my barley." Und wieder ritt ich durch das Moor Am Tag danach zur Abendzeit. Es war mein Glück, ich traf des Bauern Einz'ge Tochter da erneut. Zwar war das Wetter kalt und rau, Doch bat ich sie: »Sag jetzt nicht nein!« Zur Antwort gab sie: »Lieber Herr, Verkauft hab ich die Gerste mein.« 23. The Saucy Sailor 23. Der freche Seemann Come, my dearest, come, my fairest, Come and tell unto me, Will you pity a poor sailor boy, Who has just come from sea? Komm, o Liebste, komm, o Schönste, Komm und sag mir, ob du Dich Erbarmst des armen Seemanns wohl, Grad vom Meer heimgekehrt. I can fancy no poor sailor: No poor sailor for me! For to cross the wide ocean Is a terror to me. Ich will keinen armen Seemann, Bloß kein armer Matros'! Salzgewässer zu befahren Ist ein Albtraum für mich. You are ragged, love, you are dirty, love, And your clothes they smell of tar. So begone, you saucy sailor boy, So begone, you Jack Tar! Du bist schäbig, Schatz, du bist dreckig, Schatz, Deine Kleidung stinkt nach Teer. Los, hau ab, du frecher Seefahrer, Fort, du teeriger Kerl! - 80 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 81 - 2 2 If I'm ragged, love, if I'm dirty, love, If my clothes they smell of tar, I have silver in my pocket, love, And of gold a bright store. Bin ich schäbig, Schatz, bin ich dreckig, Schatz, Stinkt die Kleidung auch nach Teer, Hab doch Silber in der Tasche, Schatz, Und ein Lager voll Gold. When she heard those words come from him, On her bended knees she fell. To be sure, I'll wed my sailor, For I love him so well. Als sie seine Worte hörte, Fiel sogleich sie auf die Knie. Sicher frei'n will ich mein'n Seemann. Lieb ich ihn doch so sehr. Do you think that I am foolish? Do you think that I am mad? That I'd wed with a poor country girl Where no fortune's to be had? Hältst du mich denn gar für töricht? Hältst du mich für so verrückt, Dass ich nehm' ein armes Landmädchen, Wo kein Glück zu machen ist? I will cross the briny ocean Where the meadows they are green; Since you have had the offer, love, Another shall have the ring. So befahr' ich salz'ge Meere, Dorthin wo die Wiesen grün; Den Antrag, Liebchen, macht' ich dir, 'Ne andre kriegt meinen Ring. For I'm young, love, and I'm frolicksome, I'm good-temper'd, kind and free. And I don't care a straw, love, What the world says of me. Bin noch jung und voller Übermut, Ich bin munter, froh und frei. Keinen Deut drum mich kümm're, Was die Welt von mir spricht. - 82 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 83 - 2 2 26. The Wraggle-Taggle Gypsies, O! 26. Die lottrigen Zigeuner, O! There were three gypsies a-come to my door, And downstairs ran this lady, O! One sang high and another sang low, And the other sang bonny, bonny Biscay, O! Ja drei Zigeuner, die kamen ans Tor, Hinab gleich lief die Lady, O! Hoch sang einer, der andre sang tief, Und der dritte sang »Schön, o schön Biscaya, O!« Then she pulled off her silk finished gown And put on hose of leather, O! The ragged, ragged rags about our door, She's gone with the wraggle-taggle gypsies, O! Schon zog sie aus ihr seidenes Kleid Legt' an die Hos' aus Leder, O! Die lump-zerlumpten Lumpen dort beim Tor. Ab ging's mit den lottrigen Zigeunern, O! It was late last night when my lord came home, Enquiring for his a-lady, O! The servants said on ev'ry hand: She's gone with the wraggle-taggle gypsies, O! Letzte Nacht gar spät kam mein Herr nach Haus verlangte nach seiner Lady, O! Die Diener sagten nur so viel: Sie ging mit den lottrigen Zigeunern, O! O, saddle to me my milk-white steed, Go and fetch me my pony, O! That I may ride and seek my bride, Who's gone with the wraggle-taggle gypsies, O! O, sattelt die weiße Stute mir, Geht und holt mir mein Pony, O! Sodass ich reit' und such' die Braut, Die ging mit den lottrigen Zigeunern, O! O, he rode high and he rode low, He rode through woods and copses too, Until he came to an open field, And there he espied his a-lady, O! O, über Berg und Tal er ritt, Er ritt durch Wälder und Gehölz, Bis dass er kam an ein off'nes Feld, Und dort er erspäht' seine Lady O! - 84 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 85 - 2 2 What makes you leave your house and land? What makes you leave your money, O! What makes you leave your new wedded lord? To go with the wraggle-taggle gypsies, O! Was treibt dich fort von Haus und Land? Dein Geld zurückzulassen, O! Vom neu vermählten Lord wegzugehn? Zu ziehn mit den lottrigen Zigeunern, O! What care I for my house and land? What care I for my money, O! What care I for my new wedded lord? I'm off with the wraggle-taggle gypsies, O! Was kümmert mich mein Haus und Land, Was kümmert mich mein Geld schon, O! Und was mein neu getrauter Gemahl? Bin weg mit den lottrigen Zigeunern, O! Last night you slept on a goose-feather bed With the sheet turned down so bravely, O! And tonight you'll sleep in a cold open field, Along with the wraggle-taggle gypsies, O! Noch letzte Nacht schliefst im Daunenbett du Wohl auf Laken, fein zurechtgemacht. Und heut Nacht willst du schlafen auf offenem Feld, Umgeben von lottrigen Zigeunern, O! What care I for a goose-feather bed? With the sheet turned down so bravely, O! For tonight I shall sleep in a cold open field Along with the wraggle-taggle gypsies, O! Was brauche ich ein Gäns-Daunenbett Mit den Laken, fein zurechtgemacht? Schlaf heut Nacht auf dem kalten und offenen Feld Umgeben von lottrigen Zigeunern, O! - 86 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 87 - 2 Qua d r ig a Co n s o rt 2 Das österreichische Ensemble Quadriga Consort hat sich seit seiner Gründung durch den Cembalisten Nikolaus Newerkla im Jahr 2000 mit alter Musik jenseits der heute üblichen Kategorisierung in E- und U- Musik auch über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen gemacht. Bereits mit ihrem ersten Programm Ground (CD 2003, Label Harp, Berlin) überraschten die MusikerInnen mit kompromisslosen Interpretationen und ungekannter Frische, fernab aller Konventionen. Besonders seit der Zusammenarbeit mit der aus Südafrika stammenden Jazz- und Popsängerin Elisabeth Kaplan kann das Quadriga Consort auf zahlreiche Auftritte bei renommierten Festivals in ganz Europa und den USA verweisen. Mit innovativen Programmen zwischen alter populärer traditioneller Musik und Renaissance- und Barockmusik aus England, Irland und Schottland istQuadriga Consort nicht nur in Österreich, sondern auch in ganz Europa und Amerika aufgetreten. In Amerika wurde dem Quadriga Consort der wohl treffendste Titel verliehen: »The Austrian Renaissance Band«. Unverwechselbares Markenzeichen des Ensembles: Einstimmig überlieferte Melodien und Lieder, meist traditioneller Natur oder ohne bekannte Komponisten, werden neu und ohne Scheu davor, musikalische Kategorisierungen zu durchbrechen, für historisches Instrumentarium (Gamben, Blockflöten, Barock-Cello, Cembalo, Rahmentrommeln und andere Perkussionsinstrumente) arrangiert. Die vielgelobte - 88 - Trigonale 2010 – Das Programm Bühnenpräsenz und Live-Stärke des Ensembles, allen voran die der Frontfrau Elisabeth Kaplan, hat sich mittlerweile sowohl bei Alte-Musik-Freunden wie auch bei Pop-und Folk-Fans herumgesprochen. Das Ensemble ist Preisträger der Gotthard-Schierse-Stiftung in Berlin sowie der European Recorder Teachers Association, den einzelnen MusikerInnen wurden Stipendien und Auszeichnungen zuerkannt, so sind etwa die beiden Blockflötistinnen Trägerinnen des Würdigungspreises der Gesellschaft der Freunde der Musikuniversität Graz. CD-Einspielungen bei der ORF-Edition Alte Musik und Gramola dokumentieren in jüngster Zeit das Schaffen des Quadriga Consort (CD As I Walked Forth, 2005, CD By Yon Bonnie Banks, 2007 – ausgezeichnet mit 5 Sternen des internationalen Goldberg Magazine, CD Songs from the British Isles, 2010). Das Quadriga Consort ist nunmehr beim renommierten französischen Label Alpha unter Vertrag. Die CD »Ships Ahoy!« erscheint 2011. www.quadriga-consort.at Trigonale 2010 – Das Programm - 89 - 2 Das E n s e mb le Mik ad o hat sich auf die Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert. 2 Aut o g r a mme Auf der Suche nach neuen Wegen, Alte Musik zu interpretieren, entstehen aufregende Besetzungen und unkonventionelle Arrangements. In ihren Programmen legen die Musiker darüber hinaus besonderen Wert auf die Verbindung von virtuosen Stücken mit sinnlicher, feinst komponierter Musik, die sie voller Leidenschaft auf historischen Instrumenten interpretieren. 2 Zahlreiche Konzertauftritte führten das Ensemble unter anderem in die Schweiz, nach Liechtenstein, Polen, Italien und Belgien, zu den Wiener Blockflötentagen, zu den »Hörgängen« im Wiener Konzerthaus, den ISCM Welt-Musiktagen, zum Festival für Alte Musik in Brežice/Slowenien, zum Festival für Alte Musik in Bozen/Italien, zum Festival Wratislavia Cantans in Polen, Festival Aqua Musica und Oude-Muziek-Network in den Niederlanden, zum MDR-Musiksommer und zu den Tagen Alter Musik in Regensburg. Auch bei der Trigonale war das Ensemble schon zu Gast. Das Ensemble Mikado ist der Gewinner des Wettbewerbs IYAP-EM (International Young Artists' Presentation – Early Music). www.ensemblemikado.com mail@ensemblemikado.com - 90 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 91 - Samstag, 11.09., 22.00 Uhr Bürgerspitalskirche St. Veit 3 Eternità e Amore E inle itun g Geistliche Motetten und weltliche Kantaten – ein musikalischer Vergleich Der erste Teil dieses Programms besteht aus einer Auswahl Barbara Strozzis weltlicher Kantaten für Sopran und Continuo. Diese Stücke wurden sicherlich mit dem Hintergedanken komponiert, die Virtuosität der Sängerin zur Schau zu stellen. In den meisten Fällen wurden sie höchstwahrscheinlich von der Komponistin selbst aufgeführt, und zwar bei den Treffen der Accademia degli Unisoni, die eigens zu diesem Zweck von Barbaras Vater Giulio Strozzi gegründet worden war. Bella Discordia Der zweite Teil zeigt geistliche Werke der selben Komponistin. Unzweifelhaft haben diese Motetten die gleiche hohe musikalische Qualität wie ihre weltlichen Schwestern, allerdings ist der Zweck ein gänzlich anderer: diese Musik soll die Andacht wecken und die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf den Schöpfer beziehungsweise die Heilige Maria lenken. Konzert mit von Angélica Castelló Im Laufe des 17. Jahrhunderts begannen die Komponisten, dramatische musikalische Elemente, wie z.B. Rezitative und Arien, die bis dahin der weltlichen Musik, besonders der Oper, vorbehalten waren, auch in die Kirchenmusik einzuführen. An den geistlichen Werken von Barbara Strozzi kann man das deutlich erkennen, auch wenn ihre Kirchenmusik wesentlich weniger exzentrisch ist als viele ihrer weltlichen - 92 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 93 - 3 Stücke – immerhin geht es hier ja nicht darum, die Fähigkeiten der Sängerin unter Beweis zu stellen, sondern darum, die Gedanken des Zuhörers zu sammeln, und ihn nicht etwa durch allzu waghalsige Harmonien oder Koloraturen abzulenken. 3 Barbara Strozzi – eine Schülerin Franceso Cavallis – war eine der erfolgreichsten Komponistinnen des 17. Jahrhunderts. Zwischen 1644 und 1664 wurden in Venedig nicht weniger als acht Bücher mit Vokalmusik von Barbara Strozzi gedruckt. Bis auf eine Ausnahme sind alle ihre Publikationen weltliche Werke; die darin enthaltenen Madrigale, Arien und Kantaten sind im typischen Stil des mittleren siebzehnten Jahrhunderts geschrieben, in dem auch berühmte Kollegen wie Luigi Rossi, Giacomo Carissimi und Antonio Cesti ihre Kantaten komponierten. Die Widmungsträger ihrer frühen Sammlungen waren allesamt wichtige Persönlichkeiten, die erstaunlicherweise zum Großteil außerhalb Venedigs, oft sogar im Ausland, ansässig und tätig waren. So auch im Falle der beiden Bücher, aus denen die Musik des heutigen Abends stammt: Strozzis opus 5 (Sacri musicali affetti, 1655) sind der Innsbrucker Erzherzogin Anna de’Medici gewidmet, opus 2 (Cantate, ariette e duetti, 1651) dem Kaiser Ferdinand III. von Österreich. auch genügend Ausdauer für lange Legato-Abschnitte. Wie die meisten Sänger ihrer Zeit begleitete sie sich vermutlich selbst, vielleicht mit einer Laute oder Theorbe. Für welches Publikum waren Barbara Strozzis Lieder gedacht? Wem wurden sie vorgetragen? Man kann davon ausgehen, dass ihre Kantaten, ebenso wie die ihrer Zeitgenossen, in kleinem Rahmen aufgeführt wurden, etwa in Künstlerateliers oder als Unterhaltung in den Akademien. Leider haben wir keine konkreten Hinweise mehr für Strozzis eigene Aufführungen nach ihren Auftritten bei den UnisoniTreffen in den späten 1630er Jahren. Es ist aber anzunehmen, dass sie auch weiterhin unter ähnlichen Umständen aufgetreten ist. Ihre Kompositionen bleiben eng mit ihren Aktivitäten als Sängerin verbunden. Mit ihrer letzten Publikation im Jahr 1664 verschwindet Barbara Strozzis Spur für die Nachwelt. Sie hinterlässt kein anderes Testament oder Zeugnis als ihre Werke. Ihre Konzerte in der Akademie und ihre acht Publikationen sind alles, was wir mit Sicherheit von dieser außergewöhnlichen, talentierten, schönen, intelligenten und geschäftstüchtigen Frau wissen. Reinhild Waldek Barbara Strozzis Werke sind eindeutig die Musik einer Sängerin, geschrieben für die Komponistin selbst. Barbaras eigene Stimme muss demzufolge ein leichter Sopran gewesen sein, mit genügend Flexibilität für schnelle Passagen, aber - 94 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 95 - 3 Pro g r a mm Geistliche Motetten und weltliche Kantaten von Barbara Strozzi (1619 – 1677) 3 1. Donna di maestá 5. Ardo in tacito foco Cantate (per le nozze della Imperial Maestá di Ferdinando Terzo di Austria con la serenissima Leonora Seconda di Mantova) [Opus 2; Cantate, ariette e duetti, Venice 1651] Cuore che reprime alla lingua di manifestare il nome della sua cara [Opus 3] Kantate (für die Hochzeit Seiner kaiserlichen Majestät Ferdinand des Dritten von Österreich mit der durchlauchtigsten Leonore der Zweiten von Mantua) [Opus 2, Kantaten, Arien und Duette, Venedig 1651] Das Herz verbietet der Zunge, den Namen seiner Angebeteten zu verraten [Opus 3] 6. Salve sancta caro [Opus 5] 2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi 7. Mater Anna [Opus 2] [Opus 5] 3. L'amante bugiardo 8. O Maria [Opus 2] [Opus 5] 4. Lilla crudele ad onta d'Amore [Opus 2] - 96 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 97 - 3 T e x te 3 1. Donna di Maestá 1. Donna di Maestá Donna di maestà, di valor tanto, lascia al tuo regio merto i regni angusti e l'Austria vieni a fecondar di Augusti. Eroina bellissima di Manto, se dal nume terren del gran Fernando al trono eletta imperial tu sei, ascolta, o dea benigna, i prieghi miei ch'a un ciel di cortesia devoti io mando. Erhabene und hochgeschätzte Dame, überlass deinem königlichen Gemahl die Sorge um das Reich und komm und beschenke Österreich mit erlauchten Erben. Schönste Heldin Mantuas erwählt bist du durch göttliche Fügung auf den irdischen Thron des großen Kaisers Ferdinand. Höre, oh geneigte Gottheit, meine Gebete, die ich gläubig flehend an den Himmel richte. Dalle sfere più belle scenda Imeneo, deh scenda! Al foco delle stelle allumi la sua face e i cori accenda. Aus den höchsten Himmelssphären Steige Hymen herab, er steige herab! Am Feuer der Sterne entzünde er seine Fackel und entflamme die Herzen. Se mai lieto venisti, vola Imeneo, deh vola, e con sì grati acquisti de' gravi affanni suoi l'Austria consola. Wenn du je freudig gekommen bist, flieg, Hüter der Ehe, ja flieg, und tröste Österreich mit solch angenehmem Gewinn in seiner großen Not. Su presti, su presti, Amori celesti! Fugate le noie, portate le gioie! Vezzosi, scherzosi, Auf, auf, flink, ihr himmlischen Liebesgötter! Verjagt die Sorgen bringet Freuden! Ihr Anmutigen, Verspielten, - 98 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 99 - 3 3 di veri diletti empiteci i petti. Si eterni l'ardore, lieto quaggiù s'imparadisi il core. mit wahren Freuden erfüllt uns die Brust. Ewiglich währe die Glut, hier unten schaffe sich das Paradies ein fröhliches Herz. Di quattr'aquile gonzaghe la primiera quella fu che portar sull'ali vaghe seppe in Vienna la virtù. Von den vier Adlern Gonzagas war der erste derjenige der auf schönen Schwingen die Tugend nach Wien zu bringen wusste.1) La seconda il caro nido col suo Cesare farà e di prole augusta il lido del Danubio arrichirà. Der zweite wird ein trautes Nest mit dem Kaiser bauen und mit erlauchter Nachkommenschaft die Gestade der Donau bereichern.2) Voi nasceste, o Leonore, per due Cesari bear: gran figliuol, gran genitore voi veniste a ravvivar. Ihr, Leonore, seid geboren gleich zwei Kaiser zu beglücken: einen großen Sohn3) und einen großen Vater4) neu zu beleben seid ihr gekommen. Questo è il grido comun del mondo in guerra, sazio di fiere strepitose trombe; son di estinti guerrier carche le tombe, di viventi miglior vota è la terra. Die gesamte Welt schreit auf im Krieg, übersatt von stolz schmetternden Trompeten. Von getöteten Kriegern sind die Gräber voll, der besten Lebenden beraubt ist die Erde. A sì bella concordia di due sposi beati fuggite, voi mal nati mostri dell'eresia della discordia. Vor solch schöner Eintracht zweier glücklicher Brautleute flieht, ihr unseligen Monster Häresie und Spaltung. - 100 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 101 - 3 3 Inesorabili, inevitabili e spaventevoli, abbominevoli, entro i vostri dirupi intanatevi, o lupi! Ihr unerbittlichen, unüberwindbaren, fürchterlichen und abscheulichen Wölfe, in eure Abgründe verkriecht euch, ihr Wölfe! Ogni discordia spengasi ad union sì piena, di amor in sulla scena di tamburo infernal rumor non sentasi. Inescusabili, imperdonabili, serpenti orribili, d'urli e di sibili entro i tartarei laghi profondatevi, o draghi! Alle Zwietracht verlösche vor einem so vollkommenen Bund. Auf dieser Bühne der Liebe höre man keinen Lärm einer höllischen Trommel. Ihr nicht zu entschuldigenden, nicht zu verschonenden, schrecklichen Schlangen, unter Brüllen und Zischen, stürzt euch in die Seen der Unterwelt, ihr Drachen! Su presti, su presti, Amori celesti! Fugate le noie, portate le gioie! Vezzosi, scherzosi, di veri diletti empiteci i petti. Si eterni l'ardore, lieto quaggiù s'imparadisi il core. Auf, auf, flink, ihr himmlischen Liebesgötter! Verjagt die Sorgen Bringet Freuden! Ihr Anmutigen, Verspielten, mit wahren Freuden erfüllt uns die Brust. Ewiglich währe die Glut, hier unten schaffe sich das Paradies ein fröhliches Herz. - 102 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 103 - 3 Gl'augusti sposi tra dolcezze tenere d'un ' aurea pace ogni tranquillo godino, mentre un santo Imeneo fa che s'annodino l'austriaco Marte e la gonzaga Venere. Mögen sich die erlauchten Brautleute unter zärtlichen Liebkosungen der Ruhe eines goldenen Friedens erfreuen, während ein heiliger Hymen bewirkt dass Mars und Venus, Österreich und Gonzaga, eins werden. 1) Adler ist auf Italienisch weiblich, wodurch im Bild die Adler aus dem Wappen der Gonzaga als Frauen auftreten können. 2) Gemeint ist hier Eleonore I von Gonzaga (1598-1655), die Ferdinand II von Österreich (1578-1637) als tugendsame Jungfrau geheiratet hatte und deren Ehe kinderlos blieb. Eleonore II, 1630-1686, die Widmungsträgerin der Kantate. Sie heiratete 1651 Ferdinand III (1608-1657), der bereits zweifach verwitwet war. 3) Ferdinand IV(1633-1654), der Sohn Ferdinands III aus erster Ehe, »gran figlio«, also Leonores Stiefsohn. 4) Ferdinand III, Vater des obigen, »gran padre«. 3 Übersetzung: Brita Käßmayer - 104 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 105 - 3 3 2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi 2. Begli occhi, Voi pur, begl' occhi Voi pur, begli'occhi, sete porte d'un paradiso, voi tra lo scherzo e 'l riso in ciel m'introducete Ma tanto il cor m'ardete che dal mio foco eterno per le porte del ciel corro all'inferno. Ihr, schöne Augen, seid wirklich Die Pforten eines Paradieses, ihr führt mich unter Scherzen und Lachen in den Himmel hinein, ihr seid wirklich schöne Augen! Doch dermassen entzündet ihr mein Herz, dass ich durch mein ewiges Feuer durch die Pforten des Paradieses zur Hölle eile. Sì, bei seno, che tu sei una neve animata, sì che tua giogia grata consola gl'ardor miei. Ma tanto alfin godei che grande a poco a poco fra le falde di gel provo il mio foco. Ja, schöner Busen, welch ein beseelter Schnee bist du; ja, wie tröstet deine willkommene Wonne meine Gluten, ja, welch schöner Busen bist du! Aber schließlich hab ich’s so genossen, dass unter den Eisflocken mein Feuer größer und größer wurde. Voi pur, bei crini, adoro, cari dolci legami, voi, preziosi stami del mio ricco tesoro. Ma della selva d'oro se non mi fate un dono, fra le miniere d'or povero io sono. Auch euch, schöne Haare, bete ich an, teure, sanfte Fesseln, euch kostbare Fäden meines reichen Schatzes, auch euch, schöne Haare, bete ich an! Aber wenn ihr mit von diesem Wald aus Gold kein Geschenk macht, dann bin ich arm inmitten der Goldmine. - 106 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 107 - 3 No, no, pomi e rubini, che voi non pareggiate di quelle labbra amate i coralli divini. Ma non mai ne' giardini di quella bella bocca coglier quanti vorrei baci mi tocca. Nein, es gibt keine Früchte und Edelsteine, denen ihr nicht gleichkommt, ihr göttlichen Korallen jener geliebten Lippen, nein, keine Früchte noch Edelsteine! Aber nie darf ich in den Gärten jenes schönen Mundes soviele Küsse ernten wie ich möchte. 3 3 Übersetzung: Andreas Wernli 3. L'amante bugiardo 3. Der verlogene Liebste I miei giorni sereni infetti col tuo sguardo e col sospir bugiardo l'aria tu m'avveleni. Ah, scherza e non schernire, ah, mira e non mentire! Ma falso e menzogner se parli o taci, i vezzi hai finti e traditori i baci. Provo dalle bugie un'aria tormentata da tue frodi abitata e dalle furie mie. Ah, giura e non mentire, ah, taci e non tradire! Ma falso e menzogner se parli o taci, i vezzi hai finti e traditori i baci. Meine heiteren Tage: vergiftet mit deinem Blick! und deine falschen Seufzer: die Luft hast Du mir verpestet! Ach, scherze du nur - doch spotte nicht, ach, schau mich an und lüge nicht! Doch falsch und verlogen, ob du schweigst oder sprichst, sind deine angeblichen Zärtlichkeiten und verräterischen Küsse. Ich fühle von all den Lügen den Frieden um mich ganz zerquält, alles ist angefüllt von deinem Trug und meiner Wut. Ach, schwör du nur - doch belüg mich nicht, ach, schweige still und betrüg mich nicht! Doch falsch und verlogen... Übersetzung: Maria Jonas - 108 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 109 - 3 4. Lilla crudele ad onta d’Amore 4. Die grausame Lilla verhöhnt Amor Lascia sì la benda e l'ali, cieco fanciul di Venere! Dell'arco e degli strali fa' pur, fanne pur cenere, spegni, spegni la face mentre accender, Amore, non puoi di Lilla il core: troppo l'esser crudel, troppo le piace! Taci si, bamboccio dio! Non trattar più d'uccidere, che dei tuoi strali anch'io vo' pur burlarmi e ridere, frena, frena l'ardire. Tu ti vanti, insolente, di stral onnipotente e una femmina vil, non puoi ferire! Laß doch die Binde und Flügel, du blindes Kind der Venus! Den Bogen und die Pfeile mach, mach sie nur gleich zu Asche! Lösche, lösch die Fackel kannst ja, Amor, nicht einmal Lillas Herz entzünden: Gar zu sehr gefällt's ihr, gar zu sehr, das Grausamsein! Sei still, du dickes Kind von einem Gott! Leg's nicht mehr auf's Zielen an, ich will an deinen Pfeilen nämlich bloß meinen Spaß haben und drüber lachen. Zügle, zügel deinen Eifer! Du rühmst dich, Frechdachs, deines allmächtigen Pfeils und kannst nicht einmal eine gewöhnliche Frau verwunden! Übersetzung: Maria Jonas - 110 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 111 - 3 3 5. Ardo in tacito foco 5. Ich brenne in schweigendem Feuer Cuore che reprime alla Lingua di manifestare il Nome della sua Cara Das Herz verbietet der Zunge, den Namen seiner Angebeteten zu verraten Ardo in tacito foco, neppure m'è concesso dal geloso cor mio far palese a me stesso il nome di colei ch'è 'l mio desio, ma nel carcer del seno racchiuso tien l'ardore, carcerier di se stesso, il proprio core e appena sia contento con aliti e sospiri far palese alla lingua i suoi martiri. Ich brenne in schweigendem Feuer, und mein eifersüchtiges Herz erlaubt mir nicht, den Namen meiner Begehrten bekannt zu machen. Aber im Kerker meiner Brust hält mein Herz als sein eigener Wärter die Glut verschlossen. Und es begnügt sich allein damit, durch Hauchen und Seufzen der Zunge seine Leiden zu offenbaren. Se pur per mio ristoro con tributi di pianto mostrar boglio con fede a quella ch'amo tanto che son d'amor le lagrime mercede, ecco 'l cor ch'essalando di più sospiri il vento, assorbe il pianto e quell'umor n'ha spento e con mio duol m'addita che gl'occhi lagrimanti sono mutole lingue negli amanti. Qual sia l'aspro inio stato Wenn ich zu meiner Labung mit tränenreichen Bekundungen ihr, die ich so sehr liebe, treu zeigen will, dass diese Tränen der Lohn der Liebe sind, sieh, dann haucht das Herz mehr Seufzer aus als der Wind, saugt es die Tränen auf und hat diese Stimmung ausgelöscht. Und zu meinem Schmerz zeigt es mir, dass die weinenden Augen stumme Zungen der Liebenden sind. Die Winde können nicht ausdrücken, - 112 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 113 - 3 3 ridir nol ponno i venti, neppur le selve o l'onde udiro i miei lamenti, ma solo il duol entro al mio cor s'asconde e quale in chiuso specchio disfassi pietra al foco, tal io m'incenerisco a poco a poco e s'ad altri la lingua è scorta alla lor sorte, a me la lingua è sol cagion di morte. wie bitter meine Lage ist, und weder Wälder noch Meere haben meine Klagen gehört. Denn nur mein Schmerz ist in meinem Herz verborgen, und wie in einem verschlossenen Raum Stein durch Feuer zerfällt, so werde ich nach und nach zu Asche. Und wie für andere die Zunge das Geleit zu ihrem Schicksal ist, ist für mich die Zunge allein Ursache des Todes. Übersetzung: Mona Spägele 6. Salve sancta caro 6. Sei gegrüsst, Heiliger leib Per il Santissimo Für den Allerheiligsten Salve sancta caro Dei, per quam salvi sumus rei, salve. Tu nos Christe redemisti, salve. Dum in Cruce pependisti, salve. O magna vis amoris, o immense benefitium largitatis Ut homines Deo faciat Homo factus est Deus. Salve sancta caro (…) Mensa hec nos alit virtutis cibo salutis epulo deliciis gloriae Dum in panem vitae sededit Dominus et sanguinem suum effundit in poculum Sancta caro tu me munda. Sancte sanguis sancta unda Sei gegrüßt, Heiliger Leib Gottes, durch den uns Armen Heil zukommt. Sei gegrüßt. Als du am Kreuz hingst, hast Du, Christ, uns erlöst. Sei gegrüßt. O große Kraft der Liebe, o großzügiges Geschenk: um die Menschen ins Göttliche zu erhöhen, hat zum Menschen Gott sich erniedrigt. Sei gegrüßt, Heiliger Leib... Dieser Tisch nährt uns mit der Speise der Tugend, dem Festmahl des Heils und der Köstlichkeit des Ruhms. So gab sich der Herr selbst als Brot des Lebens dar und vergoss sein Blut in den Kelch. Heiliger Leib reinige mich, heiliges Blut wasche mich als heilige - 114 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 115 - 3 Lava me ab omni sorde ut te puro queram corde. Quid hac mensa pretiosius Quid hoc Sacramento mirabilius Quo purgantur peccata virtutes augentur Animus impinguatur dulcedo gustatur spiritualis. Sancta caro (...) Flut von allem Unflat, auf dass ich dich mit reinem Herzen begehre. Was ist kostbarer als dieser Tisch, was mehr Wunder als dieses Sakrament, durch welches Sünden weggewaschen, Tugenden gemehrt, der Geist gesalbt und geistige Ruhe geschmeckt werden können. Sei gegrüßt, Heiliger Leib.... Übersetzung: Sven Schwannberger 3 7. Mater Anna 7. Mutter Anna Per S. Anna Für S. Anna Mater Anna quisquae personat promissionis foetum peperit, dulcis Anna quae piissima tantum vobis fructum edidit ex quo dulcis Iesus prodiit. Mater Anna, dulcis Anna, quam beata Domus David ex quam prodiisti et venter in quo Deus sanctificationis Aram fabricavit. Audite gentes inopinatum miraculum. Audite, Annam congaudete mecum, quia per divinum germem ex sterili ventre peperi. Matrem Annam quisque personat promissionis foetum peperit. Audite gentes miraculum, audite Filium Mariae, Mutter Anna, die die Frucht der Verheißung hervorgebracht hat; Süße Anna, die, so fromm, eine solch herrliche Frucht getragen hat, aus der der süße Jesus entsprang. Mutter Anna, süße Anna, wie gesegnet ist das Haus Davids, aus dem du hervorgingst, und dein Leib, in dem Gott den Altar der Heiligung errichtet hat. Hört, ihr Völker, dieses unerhörte Wunder. »Freut euch mit mir, dass ich durch eine göttliche Saat aus meinem unfruchtbaren Leib geboren habe.« Mutter Anna, die die Frucht der Verheißung hervorgebracht hat; Hört, ihr Völker, dieses Wunder, hört vom Sohn Marias. - 116 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 117 - 3 3 congaudete mecum quia pratum Divino opificium formatum supra naturam edidi. Dulcis Anna quae piissima tantum vobis fructum edidit ex quo dulcis Iesus prodiit. Mater Anna, dulcis Anna, tu benedictionis fructum uberibus tuis nutriisti non eius partum Iesum precatis cruci configimus. Tu dulcis Anna, tu miserere, tu salva nos, adiuva nos. »Jubelt mir mir, dass ich einen Nachkommen hervorgebracht habe, von göttlicher Hand geformt.« Süße Anna, die, so fromm, eine so herrliche Frucht getragen hat, aus der der süße Jesus entsprang. Mutter Anna, süße Anna, du hast die segensreiche Frucht mit deinen Brüsten genährt; lass uns, die wir zu dir beten, Jesus nicht mit unseren Sünden ans Kreuz nageln. Du, süße Anna, sei uns gnädig, errette uns, komm uns zu Hilfe. 8. O Maria 8. O Maria Per La Madonna Für Die Madonna O maria quam pulchra es, quam suavis, quam decora. Tegit terram sicut nebula lumen ortum indeficiens Flamma ignis Arca federis inter spinas ortum lilium. Tronum sion in Altissimis in columna nubis positum. O Maria (...) Ante saecula creata girum coeli circuivit sola profundum abissi penetravit Et in fluctibus maris ambulavit omnium corda virtute calcavit Et in hereditate Domini morata est. Tegit terram (...) O Maria (...) Alleluia. O Maria, wie schön bist du, wie süß, wie zierlich. Nebelgleich überzog die Welt ein ohne Unterlass scheinendes Licht, Feuerflamme, Bundeslade, zwischen den Dornen erblühende Lilie,Thron von Zion in höchster Höhe in der Wolkensäule aufgestellt. O Maria.... Vor der Zeit geschaffen umkreiste sie das Rund des Himmels, durchbrach allein den Abgrund der Hölle, wandelte in den Fluten des Meeres, betrat aller Herzen mit ihrer Tugend und verblieb so im Erbe des Herrn. Nebelgleich überzog... O Maria,... Alleluia. Übersetzung: Sven Schwannberger - 118 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 119 - 3 B e ll a D is co rdia 3 Das Ensemble Bella Discordia entstand 2005, als Maria Skiba und die Harfenistin Reinhild Waldek begannen, eine Auswahl aus Barbara Strozzis Stücken zu erarbeiten. Der Gesangspart dieser Stücke erfordert einen beweglichen und schlanken Sopran und schien vom ersten Moment an wie geschaffen für Maria Skibas Stimme. Bald entstand der Wunsch nach einer größeren Continuo-Formation. Gerd Amelung und Frank Pschichholz ergänzten mit Cembalo und Theorbe folgerichtig das Ensemble, später kam noch der Violonespieler Thomas de Pierrefeu dazu. Diese Continuogruppe nützt die Farbenvielfalt der verschiedenen Zupfinstrumente, Theorbe, Gitarre, Harfe und Cembalo wie auch der Violone, um der Ausdrucksvielfalt von Barbara Strozzis Musik gerecht zu werden. Die Musiker hatten bereits in verschiedensten Produktionen miteinander gearbeitet. Mit Bella Discordia haben sie nun endlich ihr eigenes Ensemble, in dem sie sich mit ihren jahrelangen Erfahrungen wunderbar ergänzen. Die Tatsache, dass alle Ensemblemitglieder, obwohl in verschiedenen Ländern geboren und aufgewachsen, doch mit erstaunlich ähnlichen musikalischen Vorstellungen und Erfahrungen zusammentreffen, macht das gemeinsame Musizieren spannend und lebendig. Ihr Ziel ist es, einen einzigartigen und interessanten Klang zu finden, alle erdenklichen Mittel der Musik des 17. Jahrhunderts, Ornamente, Stimmungssysteme, Affekte, Klangfarben auszuschöpfen. - 120 - Trigonale 2010 – Das Programm Nicht nur die hohe Qualität von Barbara Strozzis Musik hat das Ensemble zu diesem Programm inspiriert, sondern auch die Person der Komponistin selbst, die eine herausragende Persönlichkeit und Musikerin war. Barbaras Geschichte ist es ebenso wie ihre Musik wert, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. 3 Maria Skiba studierte historische Gesangstechniken und mittelalterliche Musik bei Marius van Altena, Rina Cornelissens und Eric Mentzel am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Ihr an der Jagellonischen Universität Krakau erworbener Magister in kultureller Anthropologie gibt ihr eine ausgezeichnete theoretische Basis für ihre musikalischen Aktivitäten. Maria Skiba ist spezialisiert auf historische Aufführungspraxis und singt als Solistin in ganz Europa. Sie arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie Weser Renaissance, Cantus Coelln, Le Concert Brise, Musica Fiata Köln, Capella Sagittariana Dresden und Instrumenta Musica Dresden zusammen. Auch bei etlichen CD Aufnahmen und Rundfunkproduktionen hat sie mitgewirkt. Reinhild Waldek ist als Spezialistin auf dem Gebiet der historischen Harfen international gefragt. Sowohl mit ihren eigenen Ensembles Vivante und Bella Discordia als auch als festes Mitglied der Ensembles Tasto Solo, Unicorn und Accentus Austria spielt sie Konzerte in ganz Europa. Als Continuospielerin wird sie regelmäßig von Ensembles wie Trigonale 2010 – Das Programm - 121 - L'Arpeggiata, Akademie für Alte Musik Berlin, Les Cornets Noirs und L'Orfeo Barockorchester eingeladen. Reinhild Waldek absolvierte ihre Studien am Brucknerkonservatorium Linz sowie bei Walter van Hauwe, Sebastien Marq und Christina Pluhar in Holland. 3 Gerd Amelung studierte Cembalo, Clavichord und Generalbasspraxis in Weimar und Basel. Seit 2004 ist er als freischaffender Cembalist tätig, als Continuospieler arbeitet er mit Ensembles wie Kammerorchester Basel barock, Akademie für Alte Musik Berlin und RIAS Kammerchor zusammen und war mit diesen Ensembles an diversen CD- und Rundfunkaufnahmen beteiligt. Er unterrichtet an der Weimarer Musikhochschule Sänger in barocker Stilistik und Generalbasspraxis für Dirigenten. Thomas de Pierrefeu studierte Kontrabass an den Konservatorien Aix de Provence und Saint Maur und anschließend Violone bei Richard Myron am Conservatoire Nationale Superieur de Musique (CNSM) in Paris. Thomas spielt regelmäßig mit Il Seminario Musicale (Gérard Lesnes), Concerto Vocale (René Jacobs), les Paladins (Jérôme Correas), l'Ensemble Baroque de Limoges (Christophe Coin), le Concert d'Astrée (Emmanuelle Haim), les Arts Florissants (William Christie) und les Grandes Chapelles in Madrid. Er ist außerdem Mitbegründer der Ensembles Le Cercle de l'Harmonie und Sit Fast Consort. Frank Pschichholz studierte klassische Gitarre bei Klaus Hempel und Laute bei Nigel North und Stephen Stubbs. Seine Konzerttätigkeit führte ihn nach Russland, Polen, Skandinavien und in die USA. Er wirkte bei Rundfunkaufnahmen und bei CD Produktionen für Capriccio (Tölzer Knabenchor, Musikalische Compageney) und Marc Aurel Edition (Ensemble Anima Mea) mit. Frank Pschichholz ist Gründungsmitglied der Renaissancegruppe Gargantuas Nachfahren und Gründer von The Foscarini Experience. Schwerpunkte seiner Arbeit sind zur Zeit die Kompositionen von Giovanni Paolo Foscarini und John Dowland. - 122 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 123 - 3 3 Angélica Castelló Blockflötistin, (+ electronic devices, toys, distortions und feedbacks und electronics), Komponistin, Improvisatorin, Klangkünstlerin, Kuratorin, Lehrerin. *1972 México City. Sie studierte Musik in ihrer Geburtsstadt (Conservatorio Nacional de México), in Montreal (Université de Montréal), Amsterdam (Conservatorium van Amsterdam) und Wien (Konservatorium der Stadt Wien, Institut für Elektroakustische und Computer Musik). Seit 1999 lebt sie in Wien, wo sie unterrichtet, im Jahr 2004 die Konzertreihe »neue Musik in St. Ruprecht« gründete und diese seither organisiert. Sie arbeitet spartenübergreifend mit TänzerInnen, SchriftstellerInnen, MusikerInnen, VideokünstlerInnen und SchauspielerInnen zusammen. Marina Rosenfeld, Veryan Weston, John Butcher, dieb13, Kazu Uchihashi u.v.a. trat sie in Europa und Amerika auf. Als Komponistin schreibt sie für ihr eigenes Instrumentarium (vornehmlich Paetzold-Subgroßbassblockflöte, mit und ohne Elektronik), für Ensembles (u.a. Danubia Saxophonquartett, subshrubs) sowie für Theater und Tanz; sie komponierte auch mehrere elektronische und elektroakustische Werke. Ihre Musik ist u.a. auf den Labels Einklang records, Mandorla label, chmafu nocords erschienen und wurde in zahlreichen Radiosendungen präsentiert. Wiewohl sie der alten Musik treu geblieben ist (Ensemble fiori musicali) steht im Zentrum ihrer Arbeit die neue und elektroakustische Musik: Mitgründung der Ensembles low frequency orchestra, subshrubs, los autodisparadores (mit Thomas Grill und Katharina Klement), frufru (mit Maja Osojnik), cilantro (mit Billy Roisz), subshrubs (mit Katharina Klemen, Billy Roisz und Maja Osojnik) und Chesterfield (mit Burkhard Stangl). Mit diesen Ensembles und anderen MusikerInnen wie Olga Neuwirth, Wolfgang Mitterer, Martin Siewert, Eva Reiter, Sie spielte bei renommierten Festivals wie den Klangspuren, Salzburger Osterfestspiele, Musikprotokoll, Music Unlimited in Wels, Ulrichsberger Kaleidophon, Kontraste Krems, Osterfestival in Tirol, lmc festival (London), Taktlos Bern, Grabenfesttage Wien, Numusic (Norwegen), Interpenetration (Graz), Radar (Mexiko) und wirkte als artist in residence in Schrattenberg (A) und in Topolo (I). - 124 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 125 - Zahlreiche KomponistInnen wie Hilda Paredes, Daniel de la Cuesta, Katharina Klement, Burkhard Stangl, JSX, Mario Lavista u.a. arbeiteten mit Angélica Castelló oder widmeten ihr neue Werke. 3 Angélica Castelló Lamento (2010) Gewidmet dem Ensemble Bella Discordia 3 Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia, io ti aspetto fino all'una: quando vedrò che non vieni ti cercherò nel vicinato. Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter ich warte auf dich bis ein Uhr nachts und wenn ich sehe, dass du nicht kommst suche ich dich in der Nachbarschaft. Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia, io ti aspetto fino alle cinque: quando vedrò che non vieni ti cercherò da tutti i parenti. Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter ich warte auf dich bis fünf Uhr früh und wenn ich sehe, dass du nicht kommst suche ich dich bei der Verwandtschaft. Io ti aspetto, ti aspetto, figlia mia, io ti aspetto per quaranta giorni: quando vedrò che non vieni perderò ogni speranza. Ich warte auf dich, ich warte auf dich, meine Tochter ich warte auf dich vierzig Tage und wenn ich sehe, dass du nicht kommst verliere ich die Hoffnung. (Trad. Canto di pianto aus Salento) - 126 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 127 - 3 Angélica Castelló über ihre Arbeit als Komponistin: Aut o g r a mme komponieren componer hat auf spanisch 2 bedeutungen: 3 1. klänge ordnen, komponieren 2. etwas reparieren 3 ich mag diese 2 pole. der weg zur komposition führte im meinem fall über unerschöpfliche auseinandersetzungen, kampf und forschung mit meinem eigenen instrument, dessen möglichkeiten, erweiterungen und grenzen. um die klangoptionen der flöte zu erweitern, bin ich in die wundersame welt der elektronik eingetaucht und langsam auch in andere klangliche kosmen, wo ich nicht hinein gehöre... forschen, komponieren, reparieren, kreieren, um diese welten zu verstehen... bis ich es schaffe, selbst neue kosmen zu kreieren, die die klänge, meine träume und albträume reflektieren und so die schleife schließen zwischen dort und hier. - 128 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 129 - Samstag, 11.09., 24.00 Uhr Seminarkirche Tanzenberg Folk Songs & Mittelalterliche Polyphonie 4 Trio Mediæval & Birger Mistereggen E inle itun g Seit der Gründung unseres Ensembles im Jahr 1997 haben norwegische Folk Songs und mittelalterliche Balladen unser geistliches und zeitgenössisches Musikrepertoire bereichert. Obwohl keine von uns ursprünglich aus der Volksmusik kam, waren wir dennoch von Volksmusik umgeben. Diese Lieder sind uns seit unserer Kindheit vertraut. Sie in unserer Muttersprache zu singen und für unsere Stimmen und unseren eigenen Klang zu bearbeiten, war ein spannendes Erlebnis. - 130 - Trigonale 2010 – Das Programm Begeistert von der Schönheit der Melodien, Harmonien und rhythmischen Strukturen hat Linn Andrea einige dieser Lieder für das Ensemble bearbeitet. Als Inspiration dienten ihr, unter anderem, Interpretationen von Kirsten Bråten Berg, Sondre Bratland, Agnes Buen Garnås, Berit Opheim, Unni Løvlid, dem weiblichen Vokaltrio Tiriltunga und Tone Krohn. Tone sammelte eine Vielzahl an Melodien aus ihrer Heimatregion Vestfold in Südnorwegen (einer Gegend, die nicht gerade für ihre Volksmusik bekannt ist), wo auch Linn Andrea aufwuchs. Wir schätzen uns glücklich, dass wir so eng mit Tone zusammenarbeiten konnten, die viele der Folk Songs in unserem Repertoire arrangierte. Eine klangliche Besonderheit der norwegischen vokalen Volksmusik ist die Tradition, ohne Worte zu singen. Dieser Stil ist auch als »tulling«, »sulling« oder »tralling« bekannt: hier wird eine Folge von Konsonanten von dem Sänger erfunden oder improvisiert. In der Tanzmusik, die sich durch rhythmische, oftmals schnelle Passagen im Instrumentalklang sowie durch unregelmäßige Taktschläge auszeichnet, erzeugen die Sänger ihren eigenen Klang durch die Verwendung von Plosivlauten und nasalen Konsonanten mit relativ hellen Vokalen. Eine typische »Tralling«-Sequenz (wie in Springdans, Bruremarsj, Eg aktar inkje) wäre z.B. die Lautfolge »tra di da di dadi damm di dadndidå«. Hier zeigt sich eine auffallende Ähnlichkeit mit der als »mouth music« Trigonale 2010 – Das Programm - 131 - 4 bekannten schottischen oder irischen Tradition. Weiter gibt es einen traditionellen Gesang, der als »lokk« oder »laling« bekannt ist: kurze Motive, die gesungen werden, um nachts auf entfernten Berghöfen das Vieh zum Stall zu rufen, oder die als wirksames Kommunikationsmittel über weite Entfernungen dienen (wie in Till, till Tove). Abgesehen von den eben beschriebenen Gesangformen ist der Text ein wichtiges Element in der Tradition der vokalen Volksmusik. 4 Ebenso wie Kulturen, Sprachen und Mundarten von Ort zu Ort variieren, sind die musikalischen Ausdrucksformen nicht homogen. Es ist charakteristisch für die norwegische Volksmusik, dass ein bestimmtes Lied oder eine Ballade mit einem besonderen Ort, einem Ereignis oder sogar einer spezifischen Person verbunden wird. In der Volksmusik sprechen wir nicht von Komponisten, sondern führen ein besonderes Lied eher auf einen Interpreten zurück, indem wir das Wort »nach« im Sinne von »in der Interpretation von« verwenden. Wir erwähnen dabei nur die Quelle, von der wir selbst die Melodie gehört und gelernt haben, obwohl sie möglicherweise auf eine mündliche Überlieferung über viele Generationen zurückgeht. Stil des »tralling« aus. Später hat Andrew Smith einige Bearbeitungen von Tiriltunga für uns transkribiert. Auf dieser Tournee dachten wir vermutlich erstmals ernsthaft über die Zusammenstellung eines rein norwegischen Programms nach. Außerdem nahmen wir uns vor, den Percussionisten Birger Mistereggen, der sich auf die traditionelle norwegische Trommeltradition spezialisiert hat, für dieses Projekt zu gewinnen. Wir hatten in der Vergangenheit bereits mehrmals mit Birger zusammengearbeitet und dabei verblüfft festgestellt, wie Trommel, Maultrommel und andere Schlaginstrumente unseren Gesang durch weitere Klangstrukturen und rhymthmische Grooves bereicherten. Vielleicht eine ungewöhnliche Konstellation – aber uns begeistert der Klang dieser Instrumente als Gegengewicht zu unseren Stimmen. Trio Mediæval ist besonders der Gruppe Tiriltunga verpflichtet, die uns über die Jahre eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration war. Erstmals hörten wir Tiriltunga zusammen im Jahr 2000 auf einer Schul-Konzerttour im Autoradio, als wir Kilometer um Kilometer durch die triste Landschaft Nordnorwegens fuhren. Wir sangen mit und malten uns die unterschiedlichen Stimmen, Verzierungen und den Die Verwendung seilbespannter Trommeln geht in Norwegen wahrscheinlich auf mittelalterliche Zeiten zurück. Um 1628, als Norwegen seine eigene unabhängige Armee gründete, wollte jedes Regiment eigene Trommler haben. Der militärische Bezug führte dazu, dass die Trommel als Instrument hohen Respekt genoss. Trommler waren auf Hochzeiten, Tänzen und anderen feierlichen Anlässen begehrte Musiker. Damit wurde die militärische Trommeltradition auch zur Volksmusiktradition. Bei Trauungen spielte der Trommler den Hochzeitsmarsch beim Einzug in die und Auszug aus der Kirche; er kündigte die Gäste an und hieß sie willkommen, und am zweiten und dritten Tag der üblicherweise dreitägigen Hochzeitsfeierlichkeiten weckte er die Gäste am Morgen, um eine neue Runde der Festlichkeiten einzuleiten. Diese Traditionen blieben bis ins 20. Jh. - 132 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 133 - 4 lebendig (in einigen Teilen des Landes hielten sie sich bis 1940), verschwanden dann jedoch gemeinsam mit dem alten Militärsystem. Wären die zwischen 1915 und 1935 niedergeschriebenen Transkriptionen der norwegischen Trommelmusik von Johannes Sundvor nicht erhalten geblieben, wüssten wir heute nur noch sehr wenig von dieser Tradition. 4 Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Volksmusik kaum gesammelt und transkribiert. Ludvig Mathias Lindeman begann 1848 mit der Sammlung von Musik aus den ländlichen Gebieten Norwegens, etwa zur selben Zeit, als auch verschiedene berühmte Fiddler mit der Zusammenstellung und Transkription musikalischen Materials begannen. Es war eine Zeit intensiven Bemühens um nationale Identität nach der Erlangung der norwegischen Unabhängigkeit von Dänemark im Jahr 1814; Komponisten wie Lindeman, Johan Halvorsen und Edvard Grieg schlugen damals Brücken zwischen Volksmusik und Kunstmusik, indem sie traditionelle Elemente in ihre Kompositionen einbanden und die Volksmusik so ins Bewusstsein der gebildeten städtischen Mittelklasse rückten. Die Ursprünge der Volksmusik sind zweifelsohne internationaler, als es die Begründer des norwegischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert wahrhaben wollten. Wir betrachten diese Aufführung als unseren Beitrag zu einer lebendigen mündlichen Überlieferung – obwohl diese Lieder unsere musikalische Handschrift tragen, erhielten sie ihre besondere Färbung durch alle, die vor uns diese Musik gespielt und weitergegeben haben. Trio Mediæval und Birger Mistereggen - 134 - Trigonale 2010 – Das Programm E n g li s che P o ly ph o nie d e s Mit te l a lte r s Die heutige Aufführung mittelalterlicher Musik unterscheidet sich grundlegend von ihrem ursprünglichen Kontext. Wir setzen diese Musik in einen neuen Zusammenhang: keines der Stücke entstand als Teil eines Konzertprogramms oder für die Art von Publikum, vor dem wir heute spielen. Eines unserer Hauptprobleme als zeitgenössische weibliche Interpreten mittelalterlicher Musik liegt darin, dass wir nie historische Authentizität erzielen können (sosehr wir uns darum bemühen mögen), schon allein aufgrund der damaligen Marginalisierung der Frau durch die Kirche. Die Musik des vorliegenden Programms wäre im Mittelalter höchstwahrscheinlich von Männerstimmen interpretiert worden. Wir erzeugen also eine Klangwelt, für die es historisch kaum Nachweise gibt. Wir wissen allerdings, dass sich der liturgische Tagesablauf der Nonnen in nichts von dem ihrer männlichen Kollegen unterschied, und dass sie in ihren Klöstern monophone Stücke sangen. Wir werden vielleicht nie erfahren, in wie weit Frauen polyphone Musik sangen oder zur Verfügung hatten. Es sind jedoch Handschriften aus sechzehn Klöstern in Europa erhalten, die zweistimmige und/oder dreistimmige Stücke beinhalten, was darauf hindeutet, dass Frauen vermutlich polyphone Werke sangen, wenn sie Zugang zu ihnen hatten. Heute gehen wir davon aus, dass die Frauen und Männer, die damals geistliche Vokalmusik sangen oder hörten, im Zusammenhang mit religiösen Einrichtungen standen und überzeugt von ihrem christlichen Lebensstil waren. Anders Trigonale 2010 – Das Programm - 135 - 4 als ihre mittelalterlichen Vorfahren sind die modernen Interpreten mittelalterlicher Musik und ihr Publikum nicht zwangsläufig religiös. Jeder kann heute diese Musik singen, sei er religiös oder nicht, und die spirituellen Deutungen sind vermutlich ebenso zahlreich wie die Interpreten. Ebenso steht es den heutigen Hörern frei, selbst zu entscheiden, wie sie zu spirituellen Fragen stehen. 4 Wie diese Musik tatsächlich im Mittelalter geklungen hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Es ist daher unmöglich, einen mittelalterlichen Vokalklang originalgetreu zu rekonstruieren. Wir verfügen weder über Tonaufnahmen noch über präzise Beschreibungen im Hinblick auf die verwendeten Klang- oder Gesangstechniken, sondern können lediglich auf knappe schriftliche Anweisungen für die Sänger zurückgreifen. Am problematischsten bei der Interpretation einer mittelalterlichen Quelle (abgesehen davon, dass die meisten von uns sich das mittelalterliche Latein erst einmal übersetzen lassen müssen) ist die Tatsache, dass die Norm (die damals allen klar war) für uns unbekannt ist. Natürlich gibt es eine umfangreiche mittelalterliche Ikonographie, aber es ist unter Umständen noch schwieriger, einen Klang aus einem Bild abzuleiten als von einem Text. Und selbst wenn es uns gelänge, hätten wir nie Gewissheit… unserer heutigen Zeit uns die Freiheit gibt, unsere Phantasie und unsere Ideen so fließen zu lassen, als hätten wir es mit zeitgenössischer Musik zu tun. Heute Abend bringt jeder Einzelne im Publikum seine ganz persönlichen Erfahrungen mit und wird deshalb die Musik und ihren Kontext auf eigene Weise empfinden. Gemeinsam ist uns, dass wir norwegische Volkslieder und englische Polyphonien des Mittelalters erleben werden. 4 Noch mehr als dies aber eint uns die Tatsache, dass wir lebendig sind – hier und jetzt in diesem Augenblick. Anna Maria Friman, Übersetzung: Almut Lenz-Konrad Bei Aufführungen mittelalterlicher Musik bleiben viele Fragen offen. Die Mitglieder des Trio Mediæval haben deshalb beschlossen, gerade diesen Mangel an Information zu einem Element ihrer Interpretation zu machen. Wir haben das Gefühl, dass gerade die Aufführung mittelalterlicher Musik in - 136 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 137 - Pro g r a mm 4 1. Springdans fra Vestfold 10. Rolandskvadet Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn Mittelalterl. Ballade, Arrangement Linn Andrea Fuglseth 2. Det lisle bånet 11. Solbønn Traditional Telemark, Arrangement Tone Krohn Traditional Telemark, Solo: Linn Andrea Fuglseth 3. So ro, godt barn 12. Lova Line Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn Traditional Vest-Agder, Arrangement Linn Andrea Fuglseth 4. Den signede dag 13. Trumbeslaat Traditional Vestfold, Solo: Torunn Østrem Ossum Traditional, Arrangement Birger Mistereggen 5. Chorum 14. Lokk Traditional, Arrangement Birger Mistereggen Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn 6. I mine kåte ungdomsdagar 15. Till, till Tove Traditional Hallingdal, Arrangement Andrew Smith Traditional Vestfold, Arrangement Tone Krohn 7. Salve mater misericordie 16. Sordølen Anonym, England, 14. Jh. Traditional Setesdal, Arrangement Birger Mistereggen 8. Salve virgo virginum 17. Sven Svane Anonym, England, 14. Jh. Traditional Telemark, Solo: Berit Opheim Versto 9. Dou way, Robyn / Sancta mater 18. Brureslått Anonym, England, 13. Jh. Traditional Sogn, Arrangement Berit Opheim Versto - 138 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 139 - 4 19. Flos regalis Anonym, England, 13. Jh. 20. Beata viscera Anonym, England, 13. Jh. 21. Quem trina polluit Anonym, England, 13. Jh. 4 22. Villemann og Magnhild 4 Mittelalterl. Ballade, Arrangement Linn Andrea Fuglseth 23. Bruremarsj Traditional Gudbrandsdalen, Arrangement Tone Krohn 24. Eg aktar inkje Traditional Telemark, Arrangement Tiriltunga - 140 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 141 - T e x te 2. Det lisle bånet 2. The Little Child Å, Gullmund han ville te gjestebod fara, Sådomereven, kå gjorde han der? Å, reven sku taka gjæsann i vari. Bånet dotte, blomekinna. Han lokka reven av bosjen inn. Gullmund was off, he'd been asked to a feast Foolish fox, what was he up to? and the fox was left to guard the hens. The baby fell down, cheeks all rosy, and lured the fox inside. Å, Gullmund han kom seg av gjestebodi heim, Sådomereven, kå gjorde han der? Å fyri satt reven, den valboren svein. Bånet dotte, blomekinna. Han lokka reven av bosjen inn. Gullmund returned from the banquet and found Foolish fox, what was he up to? a satisfied creature, the fox by the door. The baby fell down, cheeks all rosy, and lured the fox inside. Å, kjære Gullmund, du biar meg ei stund, Sådomereven, kå gjorde han der? Ti eg fær skifte mine sjælegaver um Bånet dotte, blomekinna. Han lokka reven av bosjen inn. Dear Gullmund, stay with me a while, Foolish fox, what was he up to? until I've changed my ways. The baby fell down, cheeks all rosy, and lured the fox inside. Det lisle bånet gjev eg min skalle, Sådomereven, kå gjorde han der? Han må så titt i golvet falle. Bånet dotte, blomekinna. Han lokka reven av bosjen inn. To the little child I'll give my skull, Foolish fox, what was he up to? for he seems prone to fall. The baby fell down, cheeks all rosy, and lured the fox inside. 4 4 - 142 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 143 - 4 Klokkaren gjeve eg min tunge, Sådomereven, kå gjorde han der? Han må så ofte baa les og sjunge. Bånet dotte, blomekinna. Han lokka reven av bosjen inn. To the sexton I'll give my tongue, Foolish fox, what was he up to? for he often has to read and sing. The baby fell down, cheeks all rosy, and lured the fox inside. 3. So ro, godt barn 3. Rest now, sweet child So ro, godt barn mor spinner blått garn, by, by liten ting. Snart kommer pappa'n din, han kjører plogen, søster går i skogen. Søster gjeter sauene langt nord i hauene, bror står i uren og blåser i luren. Bukken går i lunden med løv og gress i munnen. Rest now, sweet child mother's spinning blue thread, bye, bye, my little one. Your daddy will be coming soon, he's out ploughing the field, sister's walking in the woods. Sister's herding the sheep in the hills to the north, brother's up at the scree blowing his horn. The goat's in the meadow, with its mouth full of leaves and grass. - 144 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 145 - 4 4 4. Den signede dag 4. The day of joy Den signede dag, den salige tid Hver morgen vi burde betenke. Da nådens sol så vennlig og blid Rant opp for all verden å blinke. Og hyrdene hørte Guds engler i sky. Som sang om at dagen er kommet. Every morning we should bear in mind the day of joy, the blessed time when the sun of mercies so graciously arose and shone for the world, and the shepherds heard the angels of God in the sky singing that the day had come. Rett så som en fugl mot himmelens høyd Seg svinger på ledige vinger. Den priser sin Gud, er glad og fornøyd. Når den over jorden seg svinger; Så løfter seg sjelen i åndelig fryd Til himlen med lovsang og bønner. Like a bird rising to the heights of heaven, gliding on effortless wings, praising God, joyful and content, soaring above the earth, my soul lifts itself in spiritual joy to heaven in prayer and praise. 6. I mine kåte ungdomsdagar 6. In my reckless, youthful days I mine kåte ungdomsdagar, eg minnest dei so vel. Eg va' så fri fe' plagur, og ha' så glad ei sjel. Så tok eg te å tenkje på hoss detta kom te gå, om eg kunne få ein gut som eg kunne lite på. In my reckless, youthful days – I recall them well – I was free of worries and was such a happy soul. Then I began to think about just how it all would end, if I could find a decent boy on whom I could depend. Dei pratar om å gifte seg, men hu det e'kje godt å leite ut eit mannfolk iblant så stor ein flokk. Ein flink og fin og snål den er vanskeleg å få, og skull'n vera doven, då blei det inga råd. They often talk of marrying, but it's no easy job to pick a real gentleman from such a motley mob. A clever, fine and fancy one's not easy to procure, and should he turn out lazy, it's a fate you must endure. - 146 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 147 - 4 4 Når eg ska' sei mi meining så trur eg no visst det at det va' mykje bære å aldri gifte seg. Men fara fint og leike seg med guten litt iblant, og einkvar henta gongen sova i hans fang. I'll tell you what I think of this, and I believe it true, that marrying is something which it's better not to do. Go about your life and see your boy from time to time, And cherish every chance you have to linger in his arms. 7. Salve mater misericordie 7. Hail, mother of mercy Salve mater misericordie Stella maris decus ecclesie Porta via celestis curie Mundi salus et datrix venie. Hail, mother of mercy Star of the Ocean and highest glory of the church You are the gateway of the court of heaven The salvation of the world and the giver of pardon. Que portasti regem justitie Miro modo non nostra serie Miserere huius familie Et a malis serva nos hodie. You who bore the King of Righteousness In miraculous manner, not from lineage Have mercy on this family And keep us safe from evil this day. - 148 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 149 - 4 4 8. Salve virgo virginum 8. Hail, maid of maidens Salve virgo virginum Parens genitoris, Salve lumen luminum, Radius splendoris. Salve flos convallium, Stilla veri roris, Hail, maid of maidens, Mother of the creator; Hail, light of lights, Beam of shining brightness; Hail, flower of the valleys, Drop of pure dew, Nostra spes in te. Salve virgo regia Porta salutaris, Veri viri nescia, Quia decum paris. Ave quia deica Prole fecundatis, Nostra spes in te. Our hope is in you. Hail, royal maiden, Gate of salvation, Who never knew a man, Because you gave birth to God. Hail to you, because you were fruitful With a divine offspring; Our hope is in you. Ave nostre spei Finis et salutis, Ave per quam rei Letantur cum tutis. Ave speciei Decus et salutis, Nostra spes in te. Hail, final point of our hope And our salvation; Hail to you, the one through whom The accused rejoice with the saved; Hail, model of beauty and salvation; Our hope is in you. - 150 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 151 - 4 4 9. Dou way, Robyn / Sancta mater 9. Hush, Robin / Holy mother of grace Sancta mater gratiae, stella claritatis visita nos hodie plena pietatis. Holy mother of grace, star of brightness, visit us today, full of compassion. Veni, vena veniae mox incarceratis, solamen angustiae, fons suavitatis. Come soon, channel of pardon, to those in prison, as a solace of misery, a source of sweetness. Recordare, mater Christi, quam amare tu flevisti; juxta crucem tu stetisti, suspirando viso tristi. Remember, mother of Christ, how bitterly thou didst weep; thou didst stand beside the cross sighing at the sad sight. O, Maria, flos regalis, inter omnes nulla talis; Tuo nato specialis nostrae carnis parce malis. O Mary, royal flower, among all women nonesuch, in thy son unequalled, forgive the sins of our flesh. O, quam corde supplici locuta fuisti, Gabrielis nunci i cum verba cepisti. O, with how humble a heart thou didst speak when thou didst receive the words of Gabriel the messenger. 'En ancilla Domini', propere dixisti; vernum vivi gaudii post hoc perperisti. 'Behold the handmaid of the Lord', thou didst quickly say; thereafter thou didst bear the springtime of living joy. Gaude, digna, tam benigna caeli solio; tuos natos, morbo stratos, redde filio. Rejoice, worthy lady, so gracious, in the throne of heaven; restore thy children, brought low by vice, to the Son. Dou way, Robyn, the child wile weepe; dou way Robyn. Stop it, Robin, the child will weep; stop it, Robin. - 152 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 153 - 4 4 10. Rolandskvadet 10. The Song of Roland Seks mine sveinar heime vera og gjøyme det gullet balde Dei andre seks på heidningslando gjøyme dei jarni kalde. Ria dei ut or Franklandet med dyre dros i sadel. Blæs i luren, Olifant, på Ronsarvollen. Six men stayed behind to guard their gold; the other six, in heathen lands, brandished cold steel. They rode out of Frankish lands with spoils in their saddles. Blow your horn, Olifant, at Roncevaux. Slogest dei ut på Ronsarvollen i dagane två og trio, då fekk'kje soli skine bjart for røykjen av manneblodet. Ria dei ut or Franklandet med dyre dros i sadel. Blæs i luren, Olifant, på Ronsarvollen. They fought at Roncevaux for two days, if not three; and the sun could not shine clear through the stench of the soldiers' blood. They rode out of Frankish lands with spoils in their saddles. Blow your horn, Olifant, at Roncevaux. Roland sette luren for blodiga mundi blæs han i med vreide. Då rivna jord og jardarstein i trio døger av leide. Ria dei ut or Franklandet med dyre dros i sadel. Blæs i luren, Olifant, på Ronsarvollen. Roland placed the horn to his bloodied mouth and blew with all his might. The earth shook and the mountains resounded for three days and nights. They rode out of Frankish lands with spoils in their saddles. Blow your horn, Olifant, at Roncevaux. - 154 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 155 - 4 11. Solbønn 11. Sun-prayer Tru soli måtte skine yvi småbodni mine, yvi topp, yvi tre yvi folk, yvi fe, yvi åker og eng, yvi hus og hjem og yvi jomfru Marias silkjeseng. May the sun shine upon my little children, upon the peak, upon the tree, upon my kin, upon my herd, upon the meadow and the field, upon my house and home and upon the Virgin Mary's silken bed. 4 4 12. Lova Line 12. Lova Line Lova, lova Line, lat no soli skine for småbodni mine. Lova, lova Line, let the sun shine upon my little children. Skur liten spikkje, lån meg dine vengji, Kor langt vil du fjuke? Langt nord i heiann', der site møyann' og sauma på gulltrøyann', der site drengjinn', spilarr på gullstrengjinn'. Der e godt å liva og døy for adde dei tolv småbodni. Little bird, lend me your wing, how far will you fly? On the moor to the north sit the maidens sewing their shirts of gold; there sits the boy, playing on strings of gold. It is a good place to live and die for all the twelve small children. Lova, lova Line, lat no soli skine for småbodni mine. Lova, lova Line, let the sun shine upon my little children. - 156 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 157 - 4 15. Till, till Tove 15. Till, till Tove Till, till Tove tolv mand i skoge. Tolv mand vare di, tolv mand svare di. Store stuten stinga di, Bjøllekua binda di, Gjeslehølingen dengde di, Fehunden flengde di Alt det andre lause fe dro di langt oppover åsane. Franse og Skaute sto høgt oppå Dårefjell og raute. Der hørte jeg mi Litago, ho rauta, ho sauta. Men jeg torde inte svara ho. Till, till Tove Twelve men in the forest, twelve men were they. They stabbed the bull, tied up the bell cow, beat the herdsman, and slashed the farm dog. They led the rest of the cattle far into the hills. Franse and Skaute were high up on Dåre mountain, calling. There I heard my dear Litago, mooing and moaning. But I dared not answer her. 17. Sven Svane 17. Sven Svane Sven Svane han ganger seg et stykke ut på veg, der møtte det hannem en vandringsmann. Å hør nå min vandring hva jeg spørger deg og om du på de spørsmåla vil svara meg. Svend Svane went out on the road one day and met a wanderer upon his way. Listen, wanderer, to these questions I ask, and consider if you might answer them. Hva er det som er rundare enn rundaste hjul, og hvem synger høyest utav all kreatur? Hva er det som er hvitere enn svanen, og hvem roper høyere enn tranen? What is it that's rounder than the roundest wheel and who sings the brightest of all creatures? What is it that's whiter than the swan, and who cries louder than the crane? - 158 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 159 - 4 Jo himmelen er rundare enn rundaste hjul og englen synger høyest utav all kreatur. Månen den er hvitere enn svanen og torden roper høyere enn tranen. The heavens are rounder than the roundest wheel and the angel sings brightest of all creatures. The moon is whiter than the swan and the thunder cries louder than the crane. Og vet du nå dette, så vet du fulla mer, Sven Svane tok gullringen utav fingeren ned, og gav så den vandringsmann for svara. Og dermed skiltest båe desse kara. And now you know this, you know much more; Sven Svane took the gold ring off his finger and gave it to the wanderer for his answers. And so they parted company. 4 4 19. Flos regalis 19. The royal flower Flos regalis virginalis chori dux egregia quam Iesse natam esse stripe constat regia. Rosa fragrans, primula vernalis, servos tuos libera de malis. Rex te salem ad regalem introduxit thalamum flos decoris et honoris precellentis balsamum. Tu glorie speculum, solis umbraculum, da famulis gaudium. The royal flower virginalis the glorious leader of the virginal chorus, whom, they say, was born from Jesse's royal stem. O fragrant rose, first bud of spring, free thy servants from evils. The King has led you pure into his royal chamber, O flower of elegance and honour, surpassing all fragrance. You are a mirror of glory, shade for the sun: grant joy to your servants. - 160 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 161 - 4 20. Beata viscera 20. The blessed flesh Beata viscera Marie virginis, Que fructo gravida Eterni germinis; In vite poculo Propinat seculo [Pro mala hominis Potum] dulcedinis. Hail the blessed flesh Of the virgin Mary, Which was laden with fruit Of the eternal seed In the cup of life. She offers to the world, On behalf of man's evils, The draught of sweetness. 21. Quem trina polluit 21. Whom earlier the threefold denial defiled Quem trina polluit prius negatio, peccatum diluit trina confessio: qui purum abliut, Petrum admonuit veri iudicio. Whom earlier the threefold denial defiled, his sin was softened by a threefold confession: he who washed him pure, chided Peter by a judgment of truth. A petra diceri, O Petre, rectius, eo quod ceteris, in fide firmius; mille sustinuit penas martyrio. Mille sustinuit Palmas in premio. Thou wast said to come from a rock, O Peter, more righteously than the others, and in faith more firm; he who sustained a thousand punishments in martyrdom, now holds a thousand palms in reward. - 162 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 163 - 4 Post lapsum steteris, et dimicaveris cruce nobilius; qui sic promeruit nobis ut meruit perfrui gaudio. After they lapse thou didst hold firm, and did fight by the Cross most gloriously; thus as he gained merit for us, so did he deserve to enjoy eternal joy. 22. Villemann og Magnhild 22. Villemann and Magnhild Villemann gjekk seg te storan å, Hei fagraste lindelauvi alle Der han ville gullharpa slå, For de runerne de lyster han å vinne. Villemann went down to the wide river, O beautiful leaves of the linden tree to play upon his harp of gold. For he wanted victory over the runes. Villemann gjenge for straumen å stå, Hei fagraste lindelauvi alle Mesterleg kunne han gullharpa slå For de runerne de lyster han å vinne. Villemann stood beside the torrent, O beautiful leaves of the linden tree playing masterfully upon his golden harp. For he wanted victory over the runes. Han leika med lente, han leika med list, Hei fagraste lindelauvi alle Og fugelen tagna på grønande kvist For de runerne de lyster han å vinne. He played softly, he played skilfully, O beautiful leaves of the linden tree and the birds fell silent on their green perch. For he wanted victory over the runes. Han leika med lente, han leika med gny, Hei fagraste lindelauvi alle Han leika Magnhild på nykkens arm For de runerne de lyster han å vinne. He played softly, he played loudly, O beautiful leaves of the linden tree he freed Magnhild of the water nymph's lure. For he wanted victory over the runes. 4 4 - 164 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 165 - Men då steig trolli upp or djupaste sjø, Hei fagraste lindelauvi alle Det gjalla i berg og det runga i sky For de runerne de lyster han å vinne. Then the troll rose from the watery depths, O beautiful leaves of the linden tree the mountains clamoured and the skies thundered. For he wanted victory over the runes. Då slo han si harpe til bonns i sin harm Hei fagraste lindelauvi alle Og utvinner krafti av trollenes arm. For de runerne de lyster han å vinne. In his rage he struck his harp with full force O beautiful leaves of the linden tree and drained the troll of all its strength. For he wanted victory over the runes. 4 4 24. Eg aktar inkje 24. I don’t think much of those boys Eg aktar inkje mykje hine gutan eg, si dulla å dei, inkje meir hell skit innunder skoa mine so vyr'eg no dei. I don't think much of those boys si dulla å dei, I don't think any more of them than the dirt under my shoes. Englische Übersetzung von Andrew Smith (Folk Songs) & Selene Webb (Englische Polyphonie) - 166 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 167 - T r i o Me di æ val 4 Es ist eine so faszinierende wie einzigartige Klangwelt, in der sich die virtuosen Sopranistinnen des Trio Mediæval bewegen. Das 1997 in Oslo gegründete Vokalensemble hat sich auf drei klar umrissene Repertoirebereiche spezialisiert: zum einen Eigenbearbeitungen mittelalterlicher Balladen und Lieder aus Norwegen, zum anderen polyphone, für das Ensemble arrangierte mittelalterliche Musik aus England, Frankreich und Italien, und schließlich zeitgenössische Werke, von denen viele eigens für das Ensemble komponiert wurden. Bereits mit seiner ersten CD bei ECM Records gelang dem Trio Mediæval der Durchbruch. Words of the Angel erreichte sofort die Billboard Top 10 Bestseller List und war im April 2002 »Recording of the Month« bei Stereophile. Weitere Veröffentlichungen (ebenfalls bei ECM) folgten in 2004 mit Soir, dit-elle und bereits ein Jahr darauf mit Stella Maris. Im Oktober 2007 erschien die langerwartete CD Folk Songs mit norwegischen Balladen und Volksliedern. Nachdem die CD schon unmittelbar nach ihrem Erscheinen begeisterte Kritiken erhalten hatte, wurde sie im darauffolgenden Jahr für einen Grammy Award in der Kategorie »Best Chamber Music Performance« nominiert. Das Trio Mediæval arbeitet mit einer Vielzahl von Komponisten zusammen, darunter Gavin Bryars, Ivan Moody, Paul Robinson, Oleh Harkavyy, Bjørn Kruse und Andrew Smith. Aus der Zusammenarbeit mit den amerikanischen Komponisten Michael Gordon, Julia Wolfe und David Lang und der musikFabrik Köln ging das bisher größte intermediale - 168 - Trigonale 2010 – Das Programm Projekt des Trios mit zeitgenössischer Musik hervor: Shelter wurde im März 2005 in Köln uraufgeführt und im darauf folgenden November an der Brooklyn Academy of Music erstmals szenisch umgesetzt. Für die Saison 2009/10 plant Bang on a Can mit dem Trio ein neues gemeinsames Projekt mit Kompositionen von Julia Wolfe. Konzerte und Radiosendungen des Trios waren bereits in ganz Europa zu hören, so unter anderem im Oslo Konserthus, dem Concertgebouw in Brügge oder in der Londoner Wigmore Hall. Im Februar 2004 fand eine erste, sehr erfolgreiche USA-Tournee statt; seither tourt das Trio zweimal jährlich in den Vereinigten Staaten. Sein zehnjähriges Bestehen feierte das Trio Mediæval im Frühsommer 2007 als Artist in Residence beim renommierten Bergen International Festival, wo es in fünf Konzerten zu erleben war. Die Saison 2008/09 begann mit einer Residenz bei den Sommerlichen Musiktagen in Hitzacker, auf die Einladungen zu verschiedenen Festivals wie zum MDR Musiksommer, St. Magnus Festival (Orkney Islands), West Cork Festival, Festival Alpenklassik oder Rheingau Musikfestival folgten. In der laufenden Saison wird das Trio erneut u. a. in Großbritannien, Holland, Dänemark, Deutschland, Österreich, Portugal und Italien sowie in der Schweiz zu hören sein, wo sie in so renommierten und großen Häusern wie dem Wiener Konzerthaus, der Wigmore Hall in London, De Doelen Rotterdam oder dem Concertgebouw Amsterdam auftreten. Trigonale 2010 – Das Programm - 169 - 4 4 Berit Opheim Versto aus Voss zählt zu den bekanntesten norwegischen Interpretinnen des Folk-Repertoires. Sie ist eine sehr vielseitige Sängerin – bei ihren Auftritten überwindet sie Genregrenzen und bezieht ihre Inspiration aus den unterschiedlichsten Bereichen, darunter Traditional Music, Alte Musik, Improvisation und zeitgenössische Musik. Ihre Fähigkeit, diese breitgefächerte stilistische Palette zu meistern, ließ sie zur gefragten Interpretin werden. Neben ihren eigenen Soloprojekten war sie an zahlreichen CD-Einspielungen beteiligt. Berit ist regelmäßig innerhalb und außerhalb Norwegens zu hören und gab Gastspiele in den USA, Japan und Europa. Sie trat als Solistin mit dem Norwegischen Kammerorchester, dem Osloer Kammerchor, dem BIT 20 Ensemble und dem Norwegischen Rundfunkorchester auf und brachte mehrere speziell für sie komponierte Werke zur Uraufführung. 2005 und 2006 sang sie die Königin der Nacht und die Papagena in der Produktion der Tryllefløyta (Die Zauberflöte) und tourte mit dieser Volksoper durch Norwegen und Schweden. Birger Mistereggen, geboren 1967 in Rendalen, Norwegen, ist zur Zeit als Percussionist und Paukist beim Norwegian Radio Orchestra tätig. Weiters unterrichtet er am Tromsø University College, er ist aber auch regelmäßig Gastdozent an der Ole Bull Academy in Voss sowie an der Norwegian Academy of Music in Oslo. Sein besonderes Interesse gilt der traditionellen norwegischen Musik. Mit dem Trio Mediæval verbindet ihn nicht nur eine siebenjährige Zusammenarbeit – er ist auch als Gastmusiker auf der CD Folk Songs zu hören. - 170 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 171 - Aut o g r a mme 4 Sonntag, 12.09., 11.00 Uhr Rathaus St. Veit Venezianische Märchen Donna Leon, die in Venedig lebende Meisterin des KrimiGenres, schätzt an den Märchen, dass sie ein wunderbares Zeugnis vom Witz und der Respektlosigkeit der Venezianer ablegen. Treffsicherer Humor, gepaart mit Weltklugheit, zeichnet die Erzählungen aus. Daher sind sie – wie die Märchenklassiker der Gebrüder Grimm – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen faszinierend. Austrian Baroque Company & Chris Pichler Als musikalischer »spiritus rector« dieser Matinee fungiert der österreichische Ausnahmeblockflötist Michael Oman, der mit seiner Austrian Baroque Company venezianische Barockmusik von Monteverdi bis Vivaldi zum Besten geben wird. 5 5 E inle itun g Märchen aus dem alten Venedig Venedig, früher die »Königin der Meere«, ist nicht nur reich an architektonischen Wundern, sie besitzt auch eine vielfältige, eigenständige Märchen- und Legendentradition: In den Geschichten – sie sind bald rührend, bald spannend, bald witzig und erotisch, dann wieder derb und lakonisch, tummeln sich u. a. Fischer, Kaufleute, Bettler, Priester, Hexen, Feen, Heilige, Dienstboten oder Bauern. - 172 - Trigonale 2010 – Das Programm Gemeinsam mit der österreichischen Schauspielerin Chris Pichler geben die Musiker in Wort und Musik Einblick in dieses wunderbare südliche Spiegelbild menschlicher Befindlichkeiten, Sehnsüchte und Begehrlichkeiten. Trigonale 2010 – Das Programm - 173 - Aus tr ian Baro que Compan y 5 »Explosives Musizieren, prachtvolles Flötenspiel, barocker Swing« – so könnte man die Grundbefindlichkeiten jener international agierenden Kammermusikgruppe nennen, die sich zur Austrian Baroque Company formiert hat und seit dessen Gründung 2001 mit Lobeshymnen und internationalen CD-Auszeichnungen gefeiert wird. Spiritus rector des Ensembles ist der österreichische Blockflötenvirtuose Michael Oman. Die Austrian Baroque Company (ABC) musiziert europäische Musik des 16. – 18. Jhs. in verschiedenster Formation (vom Trio bis Kammerorchester), wobei der Versuch unternommen wird, Musik aus ihrer rhetorischen Tradition heraus zu begreifen und dem emotionalen Spannungsfeld Künstler – Publikum nachzuspüren. Seit jeher gilt das besondere Interesse der Arbeit eines reichhaltigen Continuoconsorts, welches die klanglichen und stilistischen Merkmale barocker Blockflötenmusik vielfältig zum Ausdruck bringt. Vom intimen Blockflötenrecital bis zu barocken Blockflötenkonzerten (Vivaldi) wurden bereits zahlreiche künstlerische Projekte mit spezieller Programmthematik der Öffentlichkeit präsentiert und auf CD aufgenommen. Lob der Fachpresse und internationale Auszeichnungen bestätigen den rasanten Aufschwung eines jener Topensembles barocker Kammermusik, das als »unglaublich agil, - 174 - Trigonale 2010 – Das Programm stürmisch, teilweise schon folkloristisch« sowie als »hinreißendes Zelebrieren mit pulsierendem Donaublut in den Adern« umschrieben wird. In Zusammenarbeit mit dem Label »ORF Edition Alte Musik« des österreichischen Rundfunks konnten bereits vier CD-Projekte vorgestellt werden, zuletzt »Greetings from London« (2007). Im Jänner 2009 startete das Ensemble eine Kooperation mit Sony Music (deutsche harmonia mundi) mit 2 CD-Aufnahmen: »Exit Baroque« und Händel’s »Neun deutsche Arien« mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial. Zusammen mit ihr wurde der Austrian Baroque Company unter der Leitung von Michael Oman 2010 der begehrte »Orphée d'Or« von der Académie du Disque Lyrique verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen, welche die internationale Fachpresse vergibt. Seit dem Gründungsjahr 2001 folgte die Austrian Baroque Company zahlreichen Einladungen im In- und Ausland und gastiert regelmäßig bei internationalen Festivals. www.austrianbaroquecompany.com Michael Oman zählt zu den profilier- testen und vielseitigsten Blockflötisten unserer Zeit. Als Absolvent des Musikgymnasiums und der Bruckneruniversität Linz bekam er entscheidende Impulse von seinem Lehrer Balduin Sulzer. Als Trigonale 2010 – Das Programm - 175 - 5 5 Blockflötist wurde er u.a. von Johannes Mastnak, Walter van Hauwe und Kees Boeke an der Bruckneruniversität Linz sowie am Conservatorium van Amsterdam ausgebildet. Michael Oman konzertiert seit über 15 Jahren als Solist und Kammermusiker in ganz Europa, Asien und Südamerika. Sein Repertoire deckt die stilistische Bandbreite einstimmig mittelalterlicher Balladen und Estampien, die reichhaltige Consortliteratur der Renaissance sowie früh- und hochbarocke Sonaten und Concertoliteratur bis hin zu Uraufführungen ab. Mit heimischen Barockensembles und modernen Kammerorchestern sowie mit seiner 2001 gegründeten Austrian Baroque Company präsentiert er regelmäßig vom intimen Blockflötenrezital über barocke Ensemblemusik bis hin zu Blockflötensolokonzerten seine künstlerischen Projekte. Seine CD-Aufnahmen wurden mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Innovative Programmkonzeptionen sowie sein impulsives und hochvirtuoses Blockflötenspiel werden von Publikum und Presse gleichsam mit höchstem Lob bedacht. Im Jänner 2009 startete er zusammen mit seiner Austrian Baroque Company eine Kooperation mit Sony Music (deutsche harmonia mundi) mit zwei CD-Aufnahmen: »Exit baroque« und Händel's »Neun deutsche Arien« mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial. Seit 1989 ist Michael Oman Professor für Blockflöte, Kammermusik und historische Aufführungspraxis an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit als Dozent in Seminaren, Workshops und Masterclasses für Blockflöte und Alte Musik setzt er sich auch intensiv mit zeitgenössischer Blockflötenmusik auseinander. In diesem Zusammenhang spielte er Uraufführungen oberösterreichischer Komponisten und präsentierte Komponistenportraits von Isang Yun (»Chinesische Bilder«), Luciano Berio (»Gesti«) und Karlheinz Stockhausen (»In Freundschaft«). Als künstlerischer Kurator betreut er seit 2007 die Konzertreihe »Abendmusik in der Ursulinenkirche« Linz und gründete 2009 die »Eferdinger Schlosskonzerte«. - 176 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 177 - Amandine Beyer, in Aix-en-Provence geboren, begann bereits früh mit Violin- und Blockflötenunterricht am Konservatorium ihrer Heimatstadt und schloss ihr Violinstudium am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris 1994 mit dem »premier prix« ab. Ein Jahr später begann sie mit dem Studium der Barockvioline an der Schola Cantorum Basiliensis in der Klasse von Chiara Banchini. Ihr Musikwissenschaftsstudium schloss sie 1996 ab, 1998 erhielt sie das »certificat d'aptitude d'enseignement de musique ancienne«. 1999 beendete sie ihre Studien mit dem Solodiplom als Barockgeigerin. Seither konzertierte sie regelmäßig mit namhaften Ensembles wie Mala Punica, Le Concert Français, Al Ayre Español, La Fenice, Concerto Vocale und Les Cornets noirs. Seit 2006 intensive Zusammenarbeit mit dem französischen Cembalisten Pierre Hantaï. Mit ihrem Ensemble L'Assemble des Honnestes Curieux gewann Amandine Beyer 1998 den »Premio Bonporti« in Rovereto, 2001 war sie Siegerin des Antonio-Vivaldi-Wettbewerbs in Turin. 5 CD-Aufnahmen für die Labels Zig-Zag-Territoires, Erato, Harmonia Mundi France, Alpha and Opus 111 sowie zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen. Mit ihrem neuen Ensemble Gli Incogniti nahm sie bereits mehrere CDs beim Label Zig-Zag-Territoires auf, die zahlreiche Auszeichnungen erhielten. Ab Herbst 2010 unterrichtet Amandine Beyer Barockvioline an der Schola Cantorum Basiliensis. 5 Balázs Máté, geboren in Budapest, begann seine Violoncellostudien mit 8 Jahren und setzte diese am Béla Bartók Musikgymnasium und an der Franz Liszt Musikakademie Budapest fort. Das Diplom legte er mit Auszeichnung ab. 1985 bis 1992 war er Mitglied des Ungarischen Nationalphilharmonischen Orchesters und später als Kammermusiklehrer im Leo Weiner Musikgymnasium Budapest tätig. 1990 bis 1992 studierte er Barockcello am Königlich Holländischen Konservatorium Den Haag bei Jaap ter Linden und erwarb hier sein Künstlerdiplom im Fach Barockcello. Balázs Máté ist Gründungsmitglied des ungarischen Barockorchesters Concerto armonico, des Trio Cristofori und des Ensembles The Rare Fruits Council. 1996 gründete er das Barockensemble Aura musicale, dessen Leiter er ist. 2002 gründet er gemeinsam mit László Paulik, Erzsébet Rácz und Éva Posvanecz das Streichquartett Quartetto Luigi Tomasini, seit 2005 ist er Mitglied der Austrian Baroque Company. Seit den 1990er Jahren ist er international tätig und wurde Solocellist in renommierten Barockorchestern wie Le Concert des Nations, Wiener Akademie, Les Musiciens du Louvre, Akademie für Alte Musik Berlin u. a. Außerdem wirkte er bei - 178 - Trigonale 2010 – Das Programm mehreren Konzerten des Amsterdam Baroque Orchestra, der Nederlandse Bachvereeniging, Lyriarte und Café Zimmermann mit. Als Dozent für Barockcello gibt er regelmäßig Kurse in Österreich, Ungarn sowie beim European Union Baroque Orchestra. Seit 2010 ist er Professor für Barockvioloncello an der Hochschule für Musik F. Mendelssohn Bartholdy Leipzig. Als Jordi Savalls erster Solocellist zählt Balázs Máté weltweit zu den führenden Barockcellisten seiner Generation. Als Solocellist und Kammermusiker pflegt er seit vielen Jahren eine weltweite Konzerttätigkeit, die ihn mit Dirigenten wie Marc Minkowski, Jordi Savall, Martin Haselböck, Nicholas McGegan, Joos van Immerseel, Christopher Hogwood, Ton Koopman u. a. zusammenführte. Wolfgang Heiler ist in Linz geboren. Erster Blockflötenunterricht bei Winfried Hackl in Schwertberg. Seit 2001 Blockflötenstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz bei Prof. Michael Oman. 2002 Beginn des Fagottstudiums an der ABPU bei Prof. Alexander Varga. Seither zahlreiche Auftritte als Kammermusiker und Orchestermusiker u. a. mit dem Orchester der ABU, dem JohannStrauß-Ensemble Linz und dem Innviertler Sinfonieorchester. Seit 2004 Mitglied des Wiener Jeunesse Orchester, hiermit Auftritt bei internationalen Jugendorchesterfestivals und Orchestertourneen durch Deutschland und Österreich. Orchestertätigkeit unter Dirigenten wie Ton Koopman, Dennis Russell Davies, Karen Kamensek. 2009/2010 Substitut im Brucknerorchester Linz, Frühjahr 2010 Abschluss des Bachelorstudiums »Konzertfach Fagott« an der ABPU Linz. Trigonale 2010 – Das Programm - 179 - 5 Seit 2006 intensive Beschäftigung mit historischem Fagott. Seither Konzerttätigkeit als Barockfagottist in der Austrian Baroque Company. 5 Symphonia, Olive Music und Edition Marc Aurel. Regelmäßige Auftritte bei bedeutenden Festivals Alter Musik und im Bereich Jazz in ganz Europa. Seit 2000 Lehrtätigkeit an der Musikschule der Stadt Linz. Daniel Oman, geboren in Linz, Österreich. Nach der Matura Studium am Brucknerkonservatorium Linz für Klassische Gitarre, Jazz und Musikpädagogik. 1998: 1. Preis bei dem jährlich von der deutschen Fachzeitschrift Akustik Gitarre ausgeschriebenen internationalen Fingerstyle-Gitarrewettbewerb. 1999: viel beachteter Auftritt beim Internationalen Open Strings Guitar Festival in Osnabrück (D), dem größten europäischen Podium für Fingerstyle-Gitarre, mit Rezensionen u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gitarren Solo-Konzerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz. 2000: 1. Preis beim Gitarrewettbewerb des Saarlandes (D). Im Vertrieb der MICA-Austria erscheint die erste Solo-CD mit Eigenkompositionen für Gitarre Solo unter dem Titel »constant changin«. Schon während des Studiums intensive Beschäftigung mit Alter Musik und historischen Instrumenten. Mitglied der auf Barockmusik spezialisierten Ensembles Austrian Baroque Company, Ars Antiqua Austria, Naoki Kitaya Consort Zürich, Lauten-Duos mit Thomas Boysen. Zusammenarbeit und Konzerte auch mit dem österreichischen Ensemble MTW, welches avantgardistische Elemente, Jazz und Klassik verbindet. Zahlreiche CD-Auszeichnungen mit dem Ensemble Austrian Baroque Company, CD-Produktionen bei Sony Music, ORF Edition Alte Musik, Raumklang, Acoustic Music Records, Martina Schobersberger erhielt ihren ersten Orgelunterricht bei Ernst Raab an der Landesmusikschule Eferding. Danach studierte sie am Brucknerkonservatorium Linz (Orgel bei August Humer), absolvierte mit Auszeichnung und unterrichtete am Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk. Anschließend unternahm sie Studien für Alte Musik an der Musikhochschule Trossingen (Orgel bei Andrea Marcon) und an der Schola Cantorum Basiliensis (Orgel bei Jean-Claude Zehnder, Cembalo bei Andrea Marcon), die sie jeweils mit einem Diplom abschloss, und war in dieser Zeit Organistin an der Marienkirche in Olten (CH). Martina Schobersberger ist Gründungsmitglied der Austrian Baroque Company, übt eine internationale Konzerttätigkeit als Solistin und Ensemblemusikerin aus und wird regelmäßig zu Internationalen Kursen für Alte Musik eingeladen. Sie konzertierte als Cembalistin und Organistin u. a. mit Solisten der Wiener und Berliner Philharmoniker, Barockensemble der Wiener Symphoniker, Philharmonische Camerata Berlin, l'Orfeo Barockorchester, Capriccio Basel, The Monteverdi Choir unter Sir John Elliot Gardiner, Luzerner Sinfonieorchester unter Diego Fasolis, Armonico Tributo Austria, Festival Sinfonietta Linz, Opera stravagante Venedig, Aura musicale Budapest, Cappella Istropolitana und widmet sich projektweise der zeitgenössischen Musik u. a. als Mitglied des Orchesters Basel Sinfonietta. Auftritte in ganz Europa bei nam- - 180 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 181 - 5 5 haften Konzerthäusern und Festivals wie Salzburger Festspiele, Montreux, Carinthischer Sommer, Internationale Barocktage Stift Melk, Tage Alter Musik Regensburg, Styriarte, Musikverein Wien, Wiener Konzerthaus, Herkulessaal Residenz München, Meistersingerhalle Nürnberg, KKL Luzern, Brucknerhaus Linz u. a. Außerdem beschäftigt sie sich mit mittelalterlicher Musik für Organetto (Portativorgel), ist als Organistin an der HerzJesu-Kirche in Linz tätig und übt eine private Unterrichtstätigkeit aus. Diverse Rundfunkaufnahmen (ORF, DRS, Bayerischer Rundfunk, NDR u. a.) und CD-Einspielungen bei den Labels Sony Music, ORF Edition Alte Musik, Claves u. a. 2004 nahm Martina Schobersberger ihre erste Orgelsolo-CD an zwei historischen Orgeln aus der Renaissance- und Barockzeit in Oberösterreich auf. 2009 gründete sie zusammen mit Michael Oman die Eferdinger Schlosskonzerte und ist weiters als Projektmanagerin für die Austrian Baroque Company tätig. Chris Pichler: »Ich spiele an renommierten deutschsprachigen Bühnen in Berlin, Wien, Frankfurt, Köln, Weimar… Mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, verfüge ich über ein großes Rollenrepertoire, dessen Bandbreite von der Klassik bis zur Moderne reicht. Die Zuseher kennen mich aus verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen, die Zuhörer aus vielen Produktionen der Sender in Deutschland, Österreich, Schweiz aus Hörbüchern und Hörspielen. Von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert sind auch meine zahlreichen ausdrucksstarken Soloprogramme, in deren Mittelpunkt Frauen der Zeitgeschichte stehen: Jackie Kennedy, Molly Bloom, Marie Antoinette. Allen voran: Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau, ein Soloabend, mit dem ich u. a. am Hamburger Schauspielhaus, Berliner Ensemble, in Wien, Stuttgart, Köln, gastiere und damit 2009 zur Schauspielerin des Jahres des ORF ausgezeichnet wurde.« Preise Prix Italia, Prix Europa, Prix Suisse 2009, Carl Skraup Preis, Theaterpreis der Europäischen Kulturhauptstadt 09, Deutscher Kritikerpreis 2009, Schauspielerin des Jahres des ORF 2009. Rollenrepertoire Goethe Gretchen, Stella, Iphigenie, Prinzessin Leonore Schiller Luise Miller, Königin Elisabeth, Agnes Sorel - 182 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 183 - 5 Lessing Hauptmann Shakespeare Franziska, Recha Käthe Vockerat, Pipercarcka Jessica Cechov Grillparzer Büchner Horvath Brecht Schnitzler 5 Warja Königin Kunigunde Lena Marianne, Karoline, Frl. Pollinger Polly, Lucie Lina Loos, Süßes Mädl, Adele Sandrock, Josefine Weninger Sternheim Luise Maske Ionesco Fräulein Daisy Shaffer Konstanze Mozart Franzobel, Jelinek, Turrini, Nis Momme Stockkmann 2007/09 2008/09 2006/09 2004-05 2003/04 1999-2004 1994-1998 Berliner Ensemble (Gast) Ruhrfestspiele Recklinghausen Schauspiel Frankfurt (Gast) Theater in der Josefstadt Festspiele Reichenau Volkstheater Wien Deutsches Nationaltheater Weimar Kino Rattenkinder – Andreas Kurz | Gebürtig – Robert Schindel, Lukas Stepanek | Blindflug – Ben von Grafenstein | Tweeny – Ulrike Schweiger | Der Nachbar – Goetz Spielmann Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau Elfriede Jelinek Jackie James Joyce Molly Bloom Jean Cocteau Geliebte Stimme Janis Ritsos Crysothemis Theresia Walser Kleine Zweifel Bombenfrau, Marie Antoinette TV Schnell ermittelt – Andreas Kopriva Herzdamen – Karola Hattop Winzerkönig – Claudia Jüptner Jonsdorf Da wo es noch Treue gibt – Heidi Kranz Der Elefant – Andreas Prohaska Kommissar Rex – Holger Barthel Sokokitz – Klaus Gendries Julia eine ungewöhnliche Frau – Holger Barthel Dr. Schwarz und Dr. Martin – Bernd Fischerauer Schlosshotel Orth – Stefan Klisch Der Salzbaron – Bernd Fischerauer Wichtige Stationen 2010/11 Schlossparktheater Berlin (Gast) 2009/10 Hans Otto Theater (Gast) 2008/10 Schauspiel Dortmund (Gast) Regisseure Theater Manfred Karge, Frank Hoffmann, Katja Paryla, Niels Peter Rudolph, Leander Haussmann, Amelie Niermeyer, Michael Gruner, Anselm Weber, Eric Uwe Laufenberg, Harald Clemen, Solo Chris Pichler - 184 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 185 - 5 Thirza Bruncken, Horst Schönemann, Georg Schmiedleitner, Emm Werner, Brigitte Landes, Hans Gratzer, Ernst Josef Köpplinger, Otto Schenk, Janusz Kiza, Marc Günther. 5 Aut o g r a mme Arbeiten mit Musik Marcel Prawy Matinee: Rosenkavalier – Octavian Frau ohne Schatten – Färberin Tannhäuser – Elisabeth Dreigroschenoper – Polly Kammeroper: Haus aus Stimmen – Frau Melodrame: Schöne Magelone Ennoch Arden, Leonore, Heideknabe Auftragsarbeit Musikverein 2010: Gestiefelter Kater 5 Hörbücher Romy Schneider zwei Gesichter einer Frau, Radiotatort, Madame Bovary, Medea Stimmen, Hercule Poirot, Dr. Faustus, Steppenwolf, Rot und Schwarz, An der Arche um Acht, Jane Goodal, Agatha Christie, Gräfin von Carliostro, Strudelhofstiege, Romy Schneider – fragen sie mich nicht wie einsam ich bin, Geboren in Bagdad, Die Jagd nach dem Schnatz, Assoult/Anschlag. www.chrispichler.com - 186 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 187 - Sonntag, 12.09., 15.00 Uhr Pfarrkirche St. Peter bei Taggenbrunn Amusements E inle itun g Musikalische Amusements für den Sonnenkönig Les Amusements ... Hinter diesem Titel verbergen sich die verschiedensten musikalischen Vergnügungen, die durch ihre Nähe zum französischen Hof geeint werden. Vergnügungen für den König und seine Gäste 6 Rebeka Rusò Rebeka Rusò: Viola da Gamba Juan Sebastian Lima: Theorbe Michael Hell: Cembalo - 188 - Trigonale 2010 – Das Programm Stellen wir uns vor, der heutige französische Präsident würde sich Sting, begleitet von Lang Lang am Klavier, in seine privaten Gemächer bestellen, um sich von den beiden ein Schlaflied aufführen zu lassen. Ganz ähnlich hatten es die französischen Staatschefs im Barock nämlich gemacht: die besten Musiker des Landes waren am Hofe angestellt, die außergewöhnlichsten von ihnen für die »Chambre du Roy«, wo sie zum Vergnügen des Königs und seiner Gäste u. a. zum »Souper« (Abendessen) und »Coucher du Roy« (Zubettgehen des Königs) erlesenste Kammermusik spielten. Allen voran der vielleicht größte Virtuose, den die Viola da Gamba je gesehen hat: Marin Marais (1656-1728) durchlief in seinem Leben eine beispiellose Karriere. Als Sohn eines Schuhmachers geboren, kam er über die Tradition der katholischen Singschulen zur Musik. In St. Germain-l'Auxerrois gehörte u. a. Michel Richard de Lalande (1657 – 1726) zu seinen Klassenkameraden. Gambenunterricht erhielt er vom genialen, aber ziemlich verschrobenen Sieur de Sainte-Colombe Trigonale 2010 – Das Programm - 189 - 6 († um 1701), welcher der Viola da gamba die siebte Saite hinzufügte. Es ist überliefert, dass der junge Marais ihn oft heimlich beim Üben in seinem Gartenhäuschen belauschte. Schon mit zwanzig Jahren wird Marais Hofmusiker und erhält vom »Surintendant de la Musique« Jean-Baptiste Lully (1632 – 1687) unterstützt den Titel »joueur de la viole de la musique de la Chambre«. Er wird von Lully sehr gefördert, spielt in allen seinen Opern im Continuo und vertritt ihn gelegentlich auch als Leiter des Orchesters. Nach Lullys Tod übernimmt er die Leitung desselben. 6 Am Hofe spielte Marais mit den berühmtesten Musikern seiner Zeit zusammen: Neben dem schon genannten Hofkomponisten Jean-Baptiste Lully und dem Cembalisten François Couperin (1668 – 1733), gehören dazu auch der Gitarrist und Théorbist Robert de Visée (ca. 1655 – 1732) und der Cembalist Jean-Henry d'Anglebert (1629 – 1691), deren Werke auch heute unser Programm bereichern. Die gemeinsamen Auftritte dieser Musiker waren sicherlich nicht nur unterhaltend, sondern wahrscheinlich atemberaubend. Bearbeitungen der »Folies d'Espagnes«, einer aus Spanien importierten Sarabande, finden wir aus der Feder fast jedes Komponisten (so auch von Lully und d'Anglebert). Marais reizt in seinen Variationen die Möglichkeiten der Gambe voll aus und zeigt sie von ihrer virtuosesten Seite. Nachahmungen eines anderen Instrumentes waren sehr beliebt. La Guitarre aus Marais' drittem Buch von 1711 ist wohl eine Verbeugung vor dem König selbst, der auch Gitarre spielte. Amusements für die Musiker Ein besonderes Amusement war es sicher für die Musiker am Hofe, die Stücke der anderen Mitspieler für das eigene Instrument zu bearbeiten. Die Lautenbearbeitungen de Visées von Cembalostücken Couperins sind hier besonders hervorzuheben, da diese Stücke von Couperin im »style luthé« komponiert worden sind, der die Laute auf dem Cembalo nachahmte. Les Bergeries, ein intimes Rondeau, hat übrigens nicht nur de Visée und dem französischen König sehr gefallen, auch Bachs Frau Anna Magdalena notierte es in ihr Notenbüchlein. Die Zusammenstellung der Kompositionen ist typisch für den Kreis der musikalischen Elite in Paris um 1700. Neben Tanzsätzen wie der prächtigen, unser Programm abschliessenden Chaconne (Ludwig XIV. war selbst ein hervorragender Tänzer) finden sich vor allen Dingen Charakterstücke (wie z. B. »Le Badin« = der Scherz). Chinoiserien waren in Mode und finden sich nicht nur in Gärten und auf Möbeln sondern auch in der Musik (Gigue La Pagode). Die Cembalobearbeitung von Lullys Orchesterpassacaille aus seiner Oper Armide (1686) von Jean-Henry d'Anglebert ist wiederum ein mehrfaches Amusement. In ihrem originalen Kontext bildet die Passacaille den Rahmen für ein großartiges Divertissement, welches Armida für den Helden der Oper, Rinaldo, veranstaltet. Nach der getanzten Passacaille besingt eine Schar glücklicher Liebender die angenehmen Vergnügungen junger Liebe, ein Da Capo der Passacaille folgt. In der Cembalofassung ist das Stück nicht nur - 190 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 191 - 6 ein virtuoses Paradestück, sondern bietet auch die Möglichkeit, den Höhepunkt der Oper zu Hause in der Kammer wiederzuerleben. Sein Buch mit Cembalokompositionen widmete d'Anglebert übrigens der Princesse de Conti, Tochter des Sonnenkönigs. Ein erst kürzlich wiederentdecktes Stück von Marais' einzigem ernstzunehmenden Rivalen Antoine Forqueray (1672 – 1745) haben wir in unser Programm mit aufgenommen: La Girouette (= Windfahne, oder vielleicht eine Person, die ihre Meinung nach dem Wind der Zeit wechselt?). Marais und Forqueray wurden in ihrer Zeit als Engel und Teufel auf der Viola da gamba bezeichnet. All diese königlichen Divertissements durchziehen Délicatesse und Élégance, die quasi Synonym für die französische Hofkultur des 17. und 18. Jahrhunderts sind und gleichzeitig so perfekt die Eigenschaften der Viola da gamba verkörpern. Rebeka Rusó & Michael Hell Aut o g r a mme 6 6 Ein Wort zu den Praeludien: Ursprünglich zum Einstimmen und Einspielen der Musiker gedacht, weiteten sie sich mit der Zeit immer mehr aus, um den Charakter der jeweiligen Tonart auszuloten. In unserem Programm finden sich verschiedene Typen solcher Vorspiele: Préludes non mesurés (d'Anglebert), die keine Taktangabe und -striche haben, hauptsächlich in ganzen Noten notiert sind und dem Interpreten sehr viel Freiheit lassen; Marais' Préludes en Harpègement (Arpeggiopraeludien), die keine Melodie haben, sondern sich aus oft sehr ungewöhnlichen harmonischen Progressionen in klangvollen Arpeggien zusammensetzen; und extrem ausdrucksstarke mensurierte Praeludien, wie das Gravement überschrieben Prélude zu Beginn des Konzerts, die zwar Takt- und Tempoangabe haben, aber dennoch wesentlich freier als die folgenden Tanzsätze sind. - 192 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 193 - Pro g r a mm Marin Marais (1656 – 1728) Suite en sol de Pièces de Viole du Cinquième livre – Paris, 1725: 1. Prélude (Nr. 63) 2. Allemande La Marianne (Nr. 70) 3. Gigue La Pagode (Nr. 67) 4. Rondeau Le Badin (Nr. 72) 5. La Georgienne dite la Maupertuy (Nr. 73) 6. La Guitarre (Nr. 107, Troisième livre – Paris, 1711) 6 Robert de Visée (ca. 1650 – 1720) 7. Prélude 8. Les Sylvains de Mr Couperin (Piéces de claveçin, 1 ère livre, 1713, Manuscript Saizenay) 9. Les Bergeries (Man. Anon., Paris R 1575) Marin Marais 10. Couplets de Folies d'Espagne (2 ème livre – Paris, 1701) Marin Marais 11. Prélude en Harpègement (Nr. 16, 5 ème livre) 12. La Paraza (Nr. 113, 5 ème livre) Antoine Forqueray (1672 – 1745) 13. La girouette (Recueil de pieces de violle, Bibl. Nat. Paris) Jean-Henry d'Anglebert (ca. 1629 – 1691) 14. Prelude & Passacaille d'Armide (nach Jean-Baptiste Lully, aus: Pieces de Clavecin – Paris, 1689) Marin Marais 15. Les Amusements (Nr. 105, 5 ème livre) 16. Rondeau Le Troilleur (Nr. 82, 5 ème livre) 17. Chaconne (Nr. 83 , 5 ème livre) Paus e - 194 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 195 - 6 6 Rebeka Rusò – Viola da Gamba Die international renommierte slowakische Gambistin und Cellistin Rebeka Rusò stammt aus einer Musikerfamilie und erhielt ihre erste musikalische Ausbildung in ihrer Geburtsstadt Bratislava. Während ihres Cello-Studiums besuchte sie zahlreiche Kurse für Alte Musik, wobei sie ihre Faszination für die Viola da Gamba entdeckte. Auf ihr abgeschlossenes Cello-Studium in Bratislava folgte das Studium der Gambe bei Wieland Kuijken am Königlichen Konservatorium in Brüssel, wo sie 1996 ihr Diplom mit Auszeichnung erlangte. Weitere Studien führten sie nach Basel an die Schola Cantorum zu Paolo Pandolfo und Christophe Coin (Barockcello). Außerdem besuchte sie Meisterkurse bei Jordi Savall. Sie ist Preisträgerin des ersten internationalen Bach-AbelGambenwettbewerbs in Köthen 1997. Als Mitglied und als Solistin namhafter Barockensembles wie La Petite Bande, Hespèrion XXI, Le Parlement de Musique, La Chapelle Rhénane, Musica Fiorita, Marais Consort und Labyrinto spielt sie regelmäßig Konzerte bei zahlreichen AlteMusik-Festivals in Europa, Südamerika, China und Japan und hat in zahlreichen Aufnahmen mitgewirkt. Sie ist Mitglied des Basler Gambenconsorts Concerto di Viole, das mit Andreas Scholl für Harmonia Mundi im Herbst 2007 Stücke von Dowland und seinen Zeitgenossen eingespielt hat. Mit dem Ensemble La Chapelle Rhénane nahm sie drei mit dem Diapason d'or ausgezeichnete CDs mit Werken von Capricornus und Schütz auf. Eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit verbindet sie mit Paolo Pandolfo. Als Lehrerin an der Schola Cantorum Basiliensis, dem Conservatoire de Strasbourg sowie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz, wo sie von Oktober 2005 bis Juli 2008 eine Professur innehatte, gibt sie die Liebe und Leidenschaft für das Gambenspiel an ihre Schüler und Studenten weiter. Auf ihrer ersten Solo-CD »Touch me Lightly« (PanClassics 2008), ließ sie sich durch die Affinität der Gambe zur Laute inspirieren. - 196 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 197 - www.rebekaruso.com »Nicht nur berührt Rebeka Rusò die Viola da Gamba leicht und zaubert dabei pastellfarbige Klangfarben aus dem Instrument... sie berührt des Hörers Gemüt auch mit einer wohltuenden Leichtigkeit. Das macht die Schönheit dieser CD aus, das Extravagante, Einzigartige...« R. Strobl, Toccata 39/2009 Juan Sebastian Lima - Theorbe 1973 in Buenos Aires, Argentinien geboren, beginnt Juan Sebastian Lima seine musikalische Laufbahn mit dem Studium der klassischen Gitarre an der nationalen Juan Pedro Esnaola-Musikschule und schließt dort im Alter von 17 Jahren mit einem Diplom ab. Er setzt sein Studium am Nationalen Konservatorium von Buenos Aires fort und gewinnt 1989 den ersten Preis im 'Wettbewerb Junger Gitarristen' der Jrimian Stiftung. 6 6 Unterstützt durch ein Stipendium kann er an einigen Meisterkursen zur Interpretation Alter Musik für Gitarristen und Lautenisten teilnehmen, die 1993 und 1994 von Hopkinson Smith in Argentinien organisiert und geleitet werden. Dieser ist es auch, der Azul Juan Sebastian Lima an die Schola Cantorum Basiliensis einlädt, wo dieser 1999 sein Studium mit einem Diplom abschliesst. 1997 gewinnt er den ersten Preis bei 'The 7th International Young Artists Competition' in York, England. Parallel zu seinem Studium wirkt er an unzähligen Konzerten an den wichtigsten Theatern in Argentinien mit (Teatro Cervantes, Teatro San Martin, Centro Cultural Recoleta, Teatro Colon). Es folgen verschiedene Projekte in Europa, den USA, Kanada und Südamerika mit renommierten Ensembles der Alten Musik-Szene wie dem Concerto Vocale (dir. René Jacobs), dem Huelgas Ensemble (P. van Nevel), Le Concert Spirituel (H. Niquet), der Wiener Akademie, der Accademia Bizantina (O. Dantone), Zefiro (A. Bernardini), dem Complesso Barocco (Alain Curtis), La Fenice (Jean Tubéry) und Musica Fiorita (Daniela Dolci). 2004 erwirbt er sein Solistendiplom am Konservatorium von Genf (Schweiz). Michael Hell - Cembalo Als Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe studierte Michael Hell zunächst in Hannover Blockflöte und Cembalo, dann Cembalo und Generalbass bei Jesper Christensen an der Schola Cantorum Basiliensis (CH). Eine rege Konzerttätigkeit als Solist, Kammermusiker und Continuospieler führte ihn mittlerweile in fast alle Länder Europas, nach Japan, Israel, Kolumbien und in die USA. Seit 2005 unterrichtet Michael Hell sowohl Blockflöte als auch Cembalo am Institut für Alte Musik der Kunstuniversität Graz. Seit 2005 unterrichtet Michael Hell sowohl Blockflöte als auch Cembalo am Institut für Alte Musik der Kunstuniversität Graz, zur Zeit als Gastprofessor für Blockflöte. - 198 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 199 - www.michaelhell.com Aut o g r a mme 6 Sonntag, 12.09., 19.00 Uhr Stiftskirche St. Georgen Angeli, Zingare e Pastori Symbole und Sinnbilder in der italienischen Renaissancemusik 7 The Royal Wind Music E inle itun g Angeli, Zingare e Pastori stellt die instrumentale und vokale Musik Italiens vor, die während der Spätrenaissance und des Frühbarock in den musikalischen Zentren wie Venedig, Rom und Neapel gepflegt wurde. Die stilistischen Entwicklungen in diesen Städten hatten großen Einfluss auf das musikalische Leben in kleineren Orten wie Genua (wo Simone Molinaro eine Sammlung Madrigale des neapolitanischen Komponisten Gesualdo bearbeitete), - 200 - Trigonale 2010 – Das Programm Cremona (wo Tarquinio Merula als Komponist, Organist und Violinist aktiv war) oder Lucca (wo Gioseffo Guami für 20 Jahre an der Kathedrale angestellt war, nachdem er Posten in Bayern und Venedig inne hatte). 1501 begann Ottaviano Petrucci mit dem ersten Musikdruck in Venedig, dem Ort, der das Zentrum für Musikdruck im Italien des 16. Jahrhunderts bleiben sollte. Girolamo Scotto und Antonio Gardane, die seit den 1530er Jahren im Musikdruckgeschäft aktiv waren, druckten Musik vieler national und international bekannter Musiker wie z.B. De Rore, Clement Janequin, Palestrina, Arcadelt und anderer Komponisten Italiens, Deutschlands, Hollands, Frankreichs und Spaniens. Die zahlreichen Drucke, die in dieser Zeit produziert wurden, sind sicherlich auch auf die große Verbreitung des frühen venezianischen Stils in Italien und im europäischen Ausland zurückzuführen. Adriaen Willaert, Kapellmeister an San Marco zwischen 1527 und 1562, wird als einer der frühen Meister des Ricercars gesehen, dem musikalischen Vorgänger der Fuge. Andrea Gabrieli (Organist an San Marco) und im besonderen Girlolamo Frescobaldi, der in Ferrara, Mantua, Florenz und Rom tätig war, haben diese Form zur Perfektion gebracht. Rom genoss durch den Stuhl Petri eine besondere Stellung. Der päpstliche Chor war aller Wahrscheinlichkeit nach die Trigonale 2010 – Das Programm - 201 - 7 prestigeträchtigste musikalische Institution der Stadt, obwohl verschiedene andere Kirchen und Basiliken auch Sänger, Organisten und Instrumentalisten beschäftigten: Giovanni Pierluigi da Palestrina beispielsweise verbrachte sein ganzes Leben in Rom und hatte an einigen dieser Kirchen Anstellungen inne. Ebenso verhielt es sich mit Paolo Agostini und Girolamo Frescobaldi. 7 Neapel wurde 1503 zum Vizekönigreich Spaniens und entwickelte sich von diesem Zeitpunkt an zu einem »Königreich der Musik«: Die königliche Kapelle war die größte Italiens und junge Aristokraten wurden unter der Anleitung der besten und vielversprechendsten Komponisten des Kontinentes umfassend musikalisch ausgebildet. Auch Mailand geriet 1535 unter spanische Regentschaft. Vincenzo Ruffo, der zum größten Teil Vokalmusik komponierte, war zwischen 1563 und 1572 Kapellmeister an der Kathedrale in Mailand. Selbst Orazio Vecchi publizierte seine Canzonettas und Villanellas hier. 7 Das vokale Repertoire dieser Zeit wurde oft auch auf Instrumenten, wie z.B. Blockflöten, Zinken und Gamben gespielt. Zuweilen arrangierte man die Werke sogar für die Laute und für Tasteninstrumente. Die meisten Kirchen beschäftigten Instrumentalisten, die während der Gottesdienste die Stimmen der Sänger doppelten. Nur der päpstliche Chor sang ausschließlich 'a capella'. - 202 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 203 - Pro g r a mm Alessandro Orologio (ca. 1550 – 1633) Intrada x [A6] Aus: Intradae Alexandi Orologii ..., Liber primus, Helmstädt, 1597 Innocenzio Alberti (ca. 1535 – 1615) Pavin Of Alberti & Gallyard [A5] Aus: British Library, London, MS R. App. 74, f.40 rev & f.41 rev [Lumley Books] 7 Simone Molinaro (ca. 1565 – 1615) Ballo Detto Il Conde Orlando [A5] Aus: Intavolatura di liuto, Libro primo, Venedig, 1599 Vincenzo Ruffo (ca. 1510 – 1587) El Travagliato [A3] Aus: Capricci in Musica a tre Voci, Mailand, 1564 Girolamo Cavazzoni (ca. 1525 – 1577) Canzon Sopra 'Falt d'Argens' [A4] Aus: Intavolatura, cioè ricercari, canzoni, himni, ..., Libro Primo, Venedig, 1543 - 204 - Trigonale 2010 – Das Programm Tarquinio Merula (ca. 1595 – 1665) Canzon La Chremasca [A4] Aus: Il Primo Libro delle Canzoni ..., Venedig, 1612 Gioseffo Guami (1542 – 1611) Canzon La Poggina [A4] Aus: Partidura per sonare delle canzonette alla francese, Venedig, 1612 Jacopo Corfini (ca. 1529 – 1591) O Quam Suavis est Domine Spiritus Tuus Aus: Concerti... continenti musica di chiesa..., Venedig, 1591 Paolo Agostini (ca. 1583 – 1629) Adoramus Te, Christe [A4] Aus: Basilica di San Giovanni in Laterano, MS 8925 Rari, st. mus. 29 (ca. 1625 – 26) Ascanio Trombetti (1544 – 1590) Diligam Te Domine [A6] Aus: Il Primo Libro di Motetti accomodati per cantare e far concerti, Venedig, 1589 Trigonale 2010 – Das Programm - 205 - 7 Giovanni Pierluigi Da Palestrina (1525 – 1594) Viri Galilaei / Ascendit Deus [A6] Aus: Liber Primus Motettorum, Venedig, 1569 Paus e 7 Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643) •Praeambulum Legatura [A5] Aus: Toccate e Partite, Rome, 1637 •Ricercar Ottavo [A4] Aus: Ricercari et Canzoni Francese fatte sopra diversi obblighi in partitura, Rom, 1615 Andrea Gabrieli (1510 – 1586) Ricercar Del Primo Tono [A4] Aus: Ricercari di Andrea Gabrieli Organista di Venetia ..., Venedig, 1595 Orazio Vecchi (1550 – 1605) •Gitene Ninfe Pass'e Mezo. Per Sonare e Cantare Insieme [A5] •Salterello Detto Triuella [A5] Aus: Selva di Varia Ricreatione, Venedig, 1590 Salomone Rossi (1570 – ca. 1630) •Odekha Ki'Anitani [A6] Aus: Hashirim asher lish'lomo [The Songs of Solomon], Venedig, 1623 •Sinfonia [A5] & Gagliarda detta Narciso [A5] Aus: Il secondo libro delle sinfonie et gagliarde, Venedig, 1608 Giovanni Maria Trabaci (ca. 1575 – 1647) •Gagliarda Seconda Detta La Scabrosetta [A5] •Gagliarda Prima Detta La Galante [A5] •Gagliarda Terza Detta La Talianella [A5] Aus: Il Secondo Libro de Ricercate & altri varij Capricci, Neapel, 1615 Alle Arrangements & Diminutionen von Paul Leenhouts - 206 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 207 - 7 7 Petri Arvo, geboren 1982 in Eura, Finnland, nahm das Blockflötenstudium 1997 als Jungstudent an der Sibeliusakademie in Helsinki bei Rabbe Forsman und Jari S. Puhakka auf. Von 2003 bis 2009 studierte er dort in der Alten Musik Abteilung als Vollzeitstudent und graduierte mit einem Master of Music. Ergänzend dazu studiert er seit 2007 am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts und Jorge Isaac. Neben The Royal Wind Music spielt Petri Arvo regelmäßig mit Ensembles wie Musica Curiosa Helsinki, Un'altra ondata und Harmoniset Oikut. Das Ensemble Harmoniset Oikut beschäftigt sich nicht nur mit barockem Repertoire sondern spezialisiert sich verstärkt darauf, mit der neuen Generation finnischer Komponisten zusammenzuarbeiten und zeitgenössische theatrale Musik für Stimme und historische Instrumente aufzuführen. Darüber hinaus ist Petri Arvo an der Kombination von zeitgenössischer elektronischer Musik, modernem Tanz und Theater interessiert. Australian Recorder Quartet gab sie Konzerte in Queensland und Neuseeland, die von Radio NZ (Radio Neuseeland) und 2GB Sydney aufgezeichnet wurden. In den vergangenen Jahren war sie unter anderem im Sydney Opera House (Australien), der Wigmore Hall (England) und dem Concertgebouw Amsterdam (Holland) zu hören. Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums 2004 mit Auszeichnung am Conservatorium of Music in Sydney setzte sie ihr Studium dort mit dem Masterstudium fort und spezialisierte sich auf zeitgenössische japanische Kompositionen für Blockflöte bei Hans-Dieter Michatz. Seit 2008 studiert Alana mit der Unterstützung eines Stipendiums des Ian Potter Cultural Trust und des PPCA Performers Trust in der Blockflötenklasse von Paul Leenhouts am Conservatorium van Amsterdam. Seit 2008 ist sie Mitglied bei The Royal Wind Music. 7 Alana Blackburn, Blockflötistin, wurde 1983 in Armidale, Australien, geboren. Sie konzertierte als Solistin und Kammermusikerin mit Ensemles wie z. B. The Royal Wind Music, The New Dutch Academy, Salut! Baroque, The Bell Shakespeare Company, The Sydney Consort, ThoroughBass, The Tall Poppeas, The Sydneian Bach Choir und Manly-Warringah Symphony Orchestra. Mit dem Blockflötenquartett Bellatrix: The Stephanie Brandt wurde 1978 in Aachen geboren und liebt die Blockflöte seit ihrer ersten Unterrichtsstunde. Nachdem sie mehrere erste Preise bei nationalen und internationalen Jugendwettbewerben gewonnen hatte, studierte sie Blockflöte in Frankfurt und Amsterdam. Ihr Engagement in Ensembles wie The Royal Wind Music und ÆroDynamic (einem auf zeitgenössische, multidisziplinäre Musikprojekte sowie mittelalterliche Musik spezialisierten Trio) trug ihr mehrere Preise ein, unter anderem bei der »9th Contemporary Chamber Music Competition Krakow« 2005 und beim »Vriendenkrans-Concours« Amsterdam 2006. - 208 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 209 - Darauf folgten zahlreiche Konzerte in Europa und den USA. Mit einem mittelalterlich bis zeitgenössisch-experimentellen Programm gewann sie den dritten Preis bei der »Moeck/ SRP Solo Recorder Competition« 2005. Da Stephanie großen Wert auf die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses legt, tritt sie regelmäßig für die in Amsterdam ansässige Stiftung »Memorable Moments« auf und bringt auf diese Weise Musik in Kindergärten und Grundschulen. Darüber hinaus unterrichtet sie an der interdisziplinären Kunst- und Musikschule De Kunstlinie in Almere (Niederlande). Stephanie verbringt ihre Freizeit entweder mit Shotokan-Karate-Training oder widmet sich ihrem Pädagogikstudium. 7 sie an der selben Institution ihr Studium im Masterstudiengang bei Paul Leenhouts fort und tritt mit einem breitgefächertem Repertoire nicht nur als Solistin sondern auch als Kammermusikpartnerin auf. Mit The Royal Wind Music spielte Ruth im letzten Jahr eine CD ein und trat bei namhaften Festivals auf. Ruth Dyson wurde 1986 in Leeds, England, geboren. 1996 begann sie ihre musikalische Ausbildung an der Chetham's School of Music in Manchester, wo sie Blockflöte bei Alan Davis studierte. Zwischen 2002 und 2004 nahm sie Unterricht bei Daniel Brueggen an der Royal Academy in London. Schon während ihres Studiums in Manchester trat sie mehrfach in renommierten Konzertsälen auf. So spielte sie beispielsweise das Blockflötenkonzert von David Bedford gemeinsam mit dem Halle Orchestra in der Bridgewater Hall. Sie erhielt den zweiten Preis bei der »Moeck/SRP Recorder Competition« 2003 und begann 2004 ihr Studium am Conservatorium van Amsterdam bei Walter van Hauwe, wo sie 2008 ihren Bachelorabschluss erhielt. Im Moment setzt Belén Nieto Galán wurde 1985 in Madrid, Spanien, geboren, wo sie Blockflöte bei Fernando Paz, Querflöte bei María Ángeles Grau und Kammermusik bei Leonardo Luckert und Jesús Sánchez am Konservatorium für Musik »Padre Antonio Soler« in San Lorenzo de El Escorial studierte. Sie besuchte Kurse sowohl im Bereich Musik als auch Instrumentenbau bei Paul Leenhouts, Aurele Nicolet, Kees Boeke, Sara Parés, Jacqueline Sorel, Monika Musch, Kate Clark, Pierre Hamon und Wilbert Hazelzet. Seit 2004 lebt Belén in Amsterdam, wo sie 2008 ihr Blockflötenstudium bei Paul Leenhouts am Conservatorium van Amsterdam mit dem Bachelor of Music abschloss. 2010 schloss sie ihr Traversflötenstudium bei Jed Wentz mit einem weiteren Bachelor ab. Im Studienjahr 2010/11 wird sie ein Masterstudium im Fach historische Blasinstrumente bei Benny Aghassi (Barockfagott) und Jed Wentz (Traversflöte) am Conservatorium van Amsterdam beginnen. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr konzertiert Belén regelmäßig und war u. a. mit Dirigenten wie Gary Cooper und Masaaki Suzuki zu hören. Konzerte mit The Royal Wind - 210 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 211 - 7 Music, Jed Wentz und Manfred Kraemer wurden in holländischen, amerikanischen und spanischen Radioprogrammen ausgestrahlt. Ihre Engagements führten sie zum Boston Early Music Festival, Festival de Música Antigua de Sevilla, Festival de Música Antigua de Barcelona, Festival Oude Muziek Utrecht, Aldeburgh Festival und dem Greenwich International Early Music Festival and Exhibition. Außerdem tritt sie regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Stiftung »Memorable Moments« für junge Kinder in Kindergärten auf. 7 Eva Gemeinhardt wurde 1986 in Neuhaus am Inn geboren und erlernte Klavier, Blockflöte und Violine an verschiedenen Musikschulen in Deutschland und Österreich. Sie nahm an Meisterkursen, u.a. mit dem Amsterdam Loeki Stardust Quartet, dem Flanders Recorder Quartet und Paolo Pandolfo teil. Seit 2006 studiert sie bei Paul Leenhouts und Jorge Isaac am Conservatorium van Amsterdam. Eva wurde mit mehreren ersten Preisen bei nationalen und internationalen Blockflötenwettbewerben ausgezeichnet, sowohl als Solistin als auch als Mitglied des Blockflötenquintetts Seldom Sene und des Blockflötenquartetts Quadriga della Musica, das den SONBU Blockflötenwettbewerb 2004 gewann. Im Jahre 2009 erhielt sie das Gerd Bucerius-Stipendium der Deutschen Stiftung Musikleben. Eva wirkte an mehreren CD-Aufnahmen mit, u. a. als Mitglied von The Royal Wind Music. Sie war bei Musikfestivals in Österreich, der Tschechischen Republik, Deutschland, - 212 - Trigonale 2010 – Das Programm den Niederlanden, Großbritannien, Portugal und Spanien zu hören. Neben der Alten Musik gilt ihr Interesse vor allem zeitgenössischen Solo- und Ensemblewerken. Arwieke Glas wurde 1981 in den Niederlanden geboren und studierte Blockflöte bei Paul Leenhouts in Amsterdam und Antonio Politano in Luzern, wo sie ihr Konzertdiplom 2006 erhielt. Neben der Ausbildung am Konservatorium besuchte sie Meisterkurse bei Ernst Reijseger, Stefano Gervasoni und Rebbeca Stewart. 2005 erhielt sie einen Bachelor im Fach Musikwissenschaften und 2008 einen Master cum laude in »Cultural Analysis« an der University of Amsterdam. Arwiekes Hauptinteresse gilt der zeitgenössischen Kammermusik und der Musik der Renaissance. Sie ist als Musikerin und Instrumentallehrerin tätig und wurde mit Stipendien von der »Kasbank« und der »VSB-foundation« ausgezeichnet. Arwieke spielt seit 2001 bei The Royal Wind Music, wo sie sich auf Bassinstrumente spezialisiert hat, wie z. B. Basset, Cund F- Bass und das tiefste Instrument des Ensembles, den Subkontrabass in B. Außerdem ist sie Mitglied des Duos Quatsch! und arbeitet als Editorin bei Viertakt, einem Programm für klassische Musik beim holländischen Sender Radio 4. Trigonale 2010 – Das Programm - 213 - 7 7 Hester Groenleer wurde 1980 in den Niederlanden geboren und studierte Blockflöte am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts. Sie erhielt sowohl ihr Bachelor- als auch ihr Masterdiplom »cum laude« und beschäftigt sich vor allem mit moderner Improvisationskunst, zeitgenössischer Kammermusik und Consortmusik der Renaissance. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Stipendium »Ruim baan voor talent« des Niederländischen Kulturministeriums ausgezeichnet. Als Solistin als auch mit den Ensembles The Royal Wind Music, Trio Tritone und gemeinsam mit ihrem Duopartner, dem Tastenspieler Matthias Havinga, konzertierte sie auf Festivals und Bühnen im In- und Ausland, darunter im Concertgebouw Amsterdam, beim Amsterdamse Grachtenfestival, bei den Festivals für Alte Musik in Utrecht, Barcelona, Valencia und Boston sowie im Rahmen des First European Recorder Performance Society Festival. Ein Höhepunkt war ihr Auftritt als Solistin für das Niederländische Königshaus während des Taufgottesdienstes für H.K.H. Prinzessin Ariane der Niederlande, der im nationalen Fernsehen übertragen wurde. 2009 erhielt Hester einen wichtigen Förderbeitrag des »Prins Bernhard Cultuurfonds« für die Anschaffung von Instrumenten. Sie unterrichtet an der Musikschule Amsterdam, gibt darüber hinaus Workshops und hält Vorträge für die ERTA (European Recorder Teachers Society) und bei verschiedenen Symposien zum Thema Improvisation. Karin Hageneder wurde 1987 im oberösterreichischen Pettenbach geboren. Sie begann ihre musikalische Ausbildung an den lokalen Musikschulen: Blockflöte bei Petra Holl (Musikschule Pettenbach) und Jacqueline Clemens (LMS Wels), Querflöte bei Christa Anleitner-Obergruber (LMS Kirchdorf/Krems), Klavier bei Prof. Wolfgang Mitterschiffthaler (LMS Kirchdorf ). Nach Abschluss der Matura am Stiftsgymnasium Schlierbach studierte Karin an der Anton Bruckner Privatuni-versität Linz bei Prof. Michael Oman (Blockflöte) und Prof. Helmut Trawöger (Querflöte). Im Juni 2009 schloss sie das Bachelorstudium für beide Instrumente mit Auszeichnung ab. Von 2006 bis 2007 studierte sie Traversflöte bei Prof. Claire Genewein (Anton Bruckner Privatuniversität). Seit 2009 studiert sie am Conservatorium van Amsterdam Querflöte bei Harrie Starreveld und Blockflöte bei Paul Leenhouts. Als Solistin und Kammermusikerin gewann sie erste Preise bei den Wettbewerben »Prima la Musica« und »Musik in kleinen Gruppen«. 2005 führte sie beim Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbes »Prima la Musica«, mit der Blockflöte ein Solostück im Brucknerhaus Linz auf. Als Solistin trat sie in Braunau (unter der Leitung von Andreas Penninger) und mit dem Städtischen Symphonieorchester Wels (unter der Leitung von Walter Rescheneder) auf. Karin trat auf mit dem Atlas-Ensemble auf, war 2005 im Herbstprojekt des OÖ. Jugendsinfonieorchester mit dabei, hatte Auftritte mit der türkischen Band Rostiyam und spielte 2008 mit Harfenistin Angela Stummer eine CD ein. - 214 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 215 - 7 Am Landestheater Linz spielte Karin 2008/09 mit dem Brucknerorchester in der Barockoper Calisto. Seit Oktober 2009 ist sie Mitglied des Ensembles The Royal Wind Music. 7 Marco Paulo Alves Magalhães wurde 1980 in Porto geboren. Er erwarb Diplome am Conservatório de Música do Porto, an der Escola Superior de Música de Lisboa und am Conservatorium van Amsterdam. An diesen Institutionen studierte er Blockflöte mit Lehrern wie Pedro Sousa Silva, Pedro Couto Soares, Paul Leenhouts, Walter van Hauwe und Jorge Isaac. Er besuchte Workshops u.a. bei Jill Feldman, Kees Boeke, Paolo Pandolfo, Heiko ter Schegget, Peter Holtslag, Peter van Heyghen, Ku Ebbinge und Enrico Onofri. Während seines Studiums in Holland wurde er durch ein Stipendium des »Centro Nacional de Cultura/Instituto Português da Juventude« unterstützt. In seinem Beruf als Musiker hat Marco immer wieder Gelegenheit mit Ensembles und Orchestern wie z. B. Capela Real de Lisboa, A Imagem de Melancolia, Il Dolcimelo, Concertus Antiquus, Sete Lágrimas, The Garnier Ensemble, Les Cinq Élèments, The Royal Wind Music, Orquestra Sinfónica Portuguesa und dem CvA Baroque Orchestra zu konzertieren und tritt u. a. in Portugal, Spanien, Frankreich, Holland, Deutschland und den USA auf. Mit diesen Ensembles war er in wichtigen Konzertsälen wie dem Casa da Música (Porto), dem Concertgebouw (Amsterdam), Muziekgebouw (Amsterdam), Jordan Hall (Boston) sowie beim Utrecht Early Music - 216 - Trigonale 2010 – Das Programm Festival und dem Festival de Musica Antigua (Barcelona) zu Gast. Marco Magalhães nahm eine CD mit dem Ensemble Sete Lágrimas beim Murecords Label auf (Lachrimæ #1). Mit dem Ensemble A Imagem da Melancolia spielte er die CDs »A Arte da Usurpacao« und »The bad tempered Consort« ein, die beim Label Phonedition erhältlich sind. María Martínez Ayerza wurde 1982 in Cuenca, Spanien, geboren. Sie studierte Musik in Cuenca, Sevilla und Amsterdam und ist eine vielseitige, an allen Facetten ihres Instrumentes interessierte Blockflötistin. 2005 gewann sie den ersten Preis bei der »Moeck/SRP Solo Recorder Competition« und ist Mitglied von The Royal Wind Music sowie von ÆroDynamic, einem Trio, das die Möglichkeiten von Musik, Bewegung, Theater, Kostümen und Multimedia kombiniert. Aufgrund ihres Wunsches, Musik neuen Publikumskreisen zugänglich zu machen, tritt sie regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Stiftung »Memorable Moments« für junge Kinder in Kindergärten, Gemeindezentren und Grundschulen in Amsterdam auf. Seit 2009 ist María Redaktionsmitglied bei »Blokfluitist«, dem einzigen niederländischsprachigen Magazin für Blockflöte. Ebenfalls 2009 erhielt sie ihren Abschluss als Master of Arts in Musikwissenschaft an der Universität von Amsterdam. Ihr akademisches Interesse konzentriert sich auf spanische Musik des 16. Jahrhunderts sowie auf die Rolle der klassischen Musik in der Popkultur. Trigonale 2010 – Das Programm - 217 - 7 7 Filipa Margarida Pereira wurde 1981 in Tomar, Portugal, geboren. Im Alter von vier Jahren begann sie mit dem Musikunterricht an der Musikschule Canto Firme, wo sie bis 2000 ergänzend auch Blockflötenunterricht nahm. Danach war sie bis 2005 Studentin von Pedro Couto Soares an der Escola Superior de Música in Lissabon und schloss ihr Studium mit dem Bachelor of Music ab. 2009 graduierte sie mit einem weiteren Bachelor am Conservatorium van Amsterdam bei Paul Leenhouts. Zudem studiert sie seit 2008 Barockfagott bei Benny Aghassi am selben Institut. Neben ihrem Studium besuchte sie zahlreiche Meisterkurse, u. a. bei Peter Holtslag, Richard Gwilt, Jill Feldman, Rainer Zipperling, Ketil Haugsand, Peter van Heyghen, Kees Boeke und Enrico Onofri. Zwischen 1998 und 2005 sang sie außerdem im Canto FirmeChor und konzertierte mit diesem in ganz Portugal. Mit dem Blockflötenconsort A Imagem de Melancolica spielte sie u. a. im Fringe-Programme des Utrecht Early Music Festival. Seit 2006 ist Filipa Mitglied von The Royal Wind Music. Anna Stegmann ist eine Blockflötistin, die sich in vielen Stilen zu Hause fühlt. Ihr Repertoire reicht von der Musik des Mittelalters über barocke Kammermusik bis hin zur zeitgenössischen Sololiteratur. In der kommenden Konzertsaison 2010/11 wird sie europaweit auf verschiedenen Festivals als Kammermusikerin und Solistin zu hören sein. Mit The Royal Wind - 218 - Trigonale 2010 – Das Programm Music gastiert sie unter anderem bei den Tagen für Alte Musik in Berlin, bei summerwinds in Münster sowie im Concertgebouw Amsterdam. In den letzten zwei Jahren spielte sie Konzerte unter anderem im Muziekgebouw aan't Ij in Amsterdam, beim Greenwich Early Music Festival in London, bei Música Antiga de Loulé in Portugal und in der Tanna Schulich Hall in Montreal. Neben der intensiven Beschäftigung mit alter Musik ist Anna Stegmann in mehreren Neue-Musik-Ensembles, wie z. B. dem Blockflötentrio aXolot, aktiv und arbeitet eng mit Komponistinnen und Komponisten in Holland und Deutschland zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit sind in den letzten Jahren neue Werke für Blockflötentrio entstanden, die von aXolot uraufgeführt wurden. Anna Stegmann erhielt bei verschiedenen nationalen und internationalen Wettbewerben Preise und Auszeichnungen. So wurde sie z. B. Preisträgerin bei der 11th Competition of Contemporary Music in Krakau 2007 und der Montreal Recorder Competition 2009. Sie ist Stipendiatin der GWK, Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit und der Deutschen Stiftung Musikleben. 1983 in Münster geboren, studierte sie zunächst an der dortigen Musikhochschule sowie an der Musikakademie Kassel Instrumentalpädagogik und erlangte die künstlerische Reife bei Winfried Michel, wobei sie beide Studiengänge mit Auszeichnung abschloss. Anna Stegmann lebt in Amsterdam, wo sie 2011 das Blockfötenstudium bei Paul Leenhouts mit dem »Master of Music« beenden wird. Trigonale 2010 – Das Programm - 219 - 7 Aut o g r a mme 7 7 - 220 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 221 - Donnerstag, 16.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit The English Muse E inle itun g In church and chamber In den Jahren um 1600 war die englische Musik von einer kuriosen Mischung aus tiefster Melancholie und lebensfroher Frivolität geprägt. In dieser Hinsicht erinnerte das englische Musikgeschehen an Italien mit dessen Vorliebe für das grave und das piacevole. Während jedoch zeitgenössische Musiktheoretiker in Italien die Ansicht vertraten, gerade im Zusammenführen der beiden zeige sich wahre Meisterschaft (wie z. B. in Vecchis Madrigalkomödie L'Amfiparnaso, die I Fagiolini letztes Jahr hier gegeben haben), existierten in England beide Varianten nebeneinander, ohne sich zu begegnen. I Fagolini 8 Konzert mit von Julia Purgina Robert Hollingworth: Leitung, Countertenor Anna Crookes: Sopran William Purefoy: Countertenor Nicholas Hurndall Smith: Tenor Charles Gibbs: Bass Eligio Quinteiro: Laute - 222 - Trigonale 2010 – Das Programm Auf der einen Seite gab es eine Vielzahl leichter Madrigale, die vorwiegend zum Vergnügen derjenigen komponiert wurden, die sie sangen. Der pastorale bzw. arkadische Charakter dieser Stücke orientierte sich unverkennbar an italienischen Modellen, und ihre Beliebtheit bei englischen Sängern reicht bis in die Gegenwart. Zwar wurden sie im 18. Jahrhundert teilweise von Glees (Rundgesängen) und mehrstimmigen Liedern verdrängt (ganz zu schweigen von den Catches, die Sie morgen Abend in der Alehouse-Session hören werden), aber immer – bis zum heutigen Tag – wurden in England mit Freude auch Madrigale gesungen, sei es von kleinen Chören, privaten Ensembles oder so majestätischen Institutionen wie der London Madrigal Society. Trigonale 2010 – Das Programm - 223 - 8 Auf der anderen Seite finden wir die melancholische Variante, vor allem in den Lautenliedern von Dowland, aber auch in bittersüßen Madrigalen und Motetten von Weelkes, Tomkins und anderen. Der Erfolg dieser letzteren erklärt sich zum einen daraus, dass sie dem ernsten Charakter und der sehr polyphonen Schreibart ihrer unmittelbaren Vorfahren, insbesondere Tallis und Byrd, verpflichtet bleiben, und zum anderen aus den leicht herben Färbungen dieser Musik, insbesondere der Vorliebe für eine sorgsam strukturierte Dissonanz, die das Ohr erfreut. Aber erst das Zusammenspiel dieser Merkmale mit dem eleganten italienischen Stil der Stimmkombination (z. B. zwei Sopranstimmen in Terzen), verlieh dem englischen Stil des frühen 17. Jahrhunderts seinen unverwechselbaren Charakter. 8 Unser Programm beginnt am anderen Ende des 16. Jahrhunderts und allem Anschein nach in der Kirche, mit einem sakral geprägten Text, obwohl John Skeltons lebhaft ausgemalte fiktive Worte Christi am Kreuz im »Woefully array'd« von William Cornysh niemals im Rahmen der Liturgie aufgeführt worden wären, sondern eher in einer privaten Form der Andacht. Es handelt sich um Musik aus den frühesten Tagen Heinrichs VIII., in einem Stil langer individueller Stimmlinien, welcher der Sakralmusik der damals noch katholischen englischen Kirche verhaftet ist. Die Pracht der Gebäude, für die diese Werke komponiert wurden, spiegelt sich in der Architektur der Musik wider. Aber anstelle der Messsprache oder langer lateinischer Antiphone ist die Stimme Christi hier persönlich und volkssprachlich und erzeugt so eine Unmittelbarkeit, die in der damaligen englischen Sakralmusik nur selten zu hören war. - 224 - Trigonale 2010 – Das Programm Etwa siebzig Jahre später hatte sich das religiöse Umfeld in England fast bis zur Unkenntlichkeit gewandelt. Die römische Kirche war zugunsten Heinrichs neuer Church of England aufgegeben worden, die sich anschließend – während der sechsjährigen Regentschaft seines Sohnes Edward VI. – immer offener zum Protestantismus wandte. Eine ca. fünfjährige Rückkehr zum Katholizismus in der Regierungszeit Marys I. gab Anlass zu weiteren Verfolgungen. Als Königin Elizabeth 1558 den Thron bestieg, versuchte sie, das Land mit ihrem entspannteren Ansatz zu befrieden. »I have no desire to make windows into men's souls« (Ich will mir nicht gewaltsam Einblick in die Seele der Menschen verschaffen) ist ein berühmter Ausspruch, den man der englischen Monarchin in diesem Zusammenhang zuordnet. Aber nach der Ridolfi-Verschwörung im Jahr 1571, einem Komplott der Katholiken, das darauf abzielte, die englische Königin durch Maria Stuart zu ersetzen (gefolgt von einer päpstlichen Erklärung, nach der englische Katholiken für den Mord an ihrer Monarchin Vergebung finden sollten), nahm ihre Toleranz angesichts der erkannten Bedrohung ab. Katholische Priester kamen in geheimer Mission nach England, bis sie entdeckt wurden. Ein solches Beispiel war Edmund Campion, der 1581 auf besonders brutale Weise, durch Erhängen und Vierteilen, hingerichtet wurde. Der Komponist William Byrd, ein Günstling der Königin, selbst aber Katholik, hatte die Erlaubnis erhalten, weiterhin lateinische Gesänge in Musik zu setzen, vermutlich für die Colleges von Oxford und Cambridge sowie die Hofkapelle. Er vertonte Psalmen, deren alttestamentarische Texte, in denen die Leiden Trigonale 2010 – Das Programm - 225 - 8 des von Gott erwählten Volkes beklagt wurden, für Katholiken doppeldeutig gewesen wären, da diese sich selbst in der Rolle der Israeliten sahen. »Deus venerunt gentes« ist das berühmteste Beispiel, wurde aber nur selten gesungen (teilweise wegen des enormen Stimmumfangs der Vokalpartien). Um das Leiden so anschaulich wie möglich zu schildern, verwandte er eine besonders bildhafte und farbenfrohe Kompositionstechnik, sowohl im Bezug auf das Sterben Campions [»They have laid out the dead bodies of thy servants as food for the birds of the air« (Sie haben den Leichnam deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben)], als auch im Hinblick auf das Gefühl englischer Katholiken, von der Mutterkirche isoliert zu sein [»We are become a disgrace in the eyes of our neighbours« (Wir sind unseren Nachbarn eine Schmach geworden)]. 8 Bei einer solchen Melancholie, die sich wie ein roter Faden durch die englische Geschichte des 16. Jahrhunderts zieht, ist es kein Wunder, dass auch die englischen Komponisten der nächsten Generation betroffen waren. Dowland, bekannt auch unter dem lateinischen Beinamen »Semper Dowland, semper dolens« (Dowland, immer leidend) ist hierfür das berühmteste Beispiel, mit einer Subtilität und Finesse, die ihn als besten seiner Generation ausweisen. Thomas Tomkins würdigt ihn in »O let me live«, indem er ihm das Stück widmet und den Beginn des berühmten Lieds »Flow my tears« von Dowland in der ersten Phrase des Tenors zitiert. Tomkins kam um 1610 nach London und veröffentlichte dieses Stück zusammen mit weiteren Madrigalen und Motetten in einem Band von bemerkenswerter Vielfalt. Sein »When David - 226 - Trigonale 2010 – Das Programm heard« ist eine Vertonung der Klage Davids über den Tod seines Sohnes Absalom. In Analogie wird damit der Tod des englischen Erben, des Prinzen Heinrich, im Jahr 1616 beklagt. Die Wirkung der Stimmführung und die eindringliche Harmonie waren für die damalige Zeit unvergleichlich. Am Schluss meiner Ausführungen angelangt, stelle ich fest, dass ich mich eher auf die düstere Seite der Englischen Muse konzentriert habe... Bei einem rein zahlenmäßigen Vergleich der fröhlichen und der traurigen Texte aus der damaligen Zeit würden die fröhlichen Stücke wahrscheinlich den Sieg davontragen. Aber wenn Sie einen beliebigen Musiker nach seinen Lieblingsstücken englischer Renaissancemusik fragen, gewinnen stets die klagenden Stücke mit ihren bitteren Harmonien und ihrem traurigen Widerhall. (Viel leichter, Stücke für eine Beerdigung als für einen Geburtstag zusammenzustellen…). Erfrischend wirkt hingegen Byrds köstlicher Consort Song (ein Genre, das ursprünglich für eine Singstimme und Gamben, eher als für das vokal geprägte Madrigal bestimmt war): »Though Amaryllis dance in green« weckt mit seinen extrovertierten Synkopen schiere Sangeslust. Robert Hollingworth Übersetzung: Almut Lenz-Konrad Trigonale 2010 – Das Programm - 227 - 8 Pro g r a mm In Kirche ... und Kammer William Cornyshe († 1523) 1. Woefully array’d William Byrd 6. Though Amaryllis dance in green Francesco da Milano (1497 – 1543) 2. Fantasia William Byrd (1540 – 1623) 3. Deus venerunt gentes 8 John Danyel (1564 – ca. 1626) 4. Rosa Thomas Tomkins (ca. 1575 – 1656) 5. When David heard Paus e Julia Purgina (*1980) 7. New Work William Ballet (ca. 1600) 8. Quadro Paven Anonym 9. Canarie ('Swan' Ms., 1614) 8 Thomas Tomkins 10. O let me live John Dowland (1563 – 1626) 11. Praeludium 12. Come ye heavy states of night Thomas Weelkes (1576 – 1623) 13. O care, thou wilt despatch me - 228 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 229 - T e x te 8 1. Woefully arrayed 1. In Schmerzen dargeboten Woefully arrayed, My blood, man, For thee ran, It may not be nayed; My body blo and wan, Woefully arrayed. Behold me, I pray thee with all thy whole reason And be not hard-hearted and for this encheason, Sith I for thy soul sake was slain in good season Beguiled and betrayed by Judas's false treason. Unkindly entreated, with sharp cord sore fretted the Jews me threatened. They mowed, they grinned, they scorned me, Condemned to death, as thou mayest see, Woefully arrayed. Thus naked am I nailed; O man, for thy sake I love thee, then love me, Why sleep'st thou? Awake, awake, Remember my tender heart-root With pains my veins constrained to crake, Thus tugged to and fro, Thus wrapped all in woe, Wheareas never man was so entreated, In Schmerzen dargeboten mein Blut, Mensch, floss für dich, das darf nicht geleugnet werden; mein bleicher Leib in Schmerzen dargeboten. Betrachte mich, ich bitte dich mit wachem Sinn. Verschließe nicht dein Herz, da ich um deiner Seele willen im besten Mannesalter starb, getäuscht und verkauft durch des Judas falschen Verrat. Grob behandelt, mit scharfen Schnüren wund gerieben, von den Juden bedroht. Sie zogen Grimassen, spotteten, verhöhnten mich, Zum Tode verurteilt, wie du siehst, in Schmerzen dargeboten. Nackt wurde ich ans Kreuz genagelt; Oh Mensch, um deinetwillen liebe ich dich, dann liebe mich auch: Warum schläfst du? Erwache, erwache, gedenke meines gütigen Herzens, voller Schmerzen wollten meine Adern bersten, hin und her gezerrt, ganz in Schmerz gehüllt, wie nie ein Mensch behandelt wurde, - 230 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 231 - 8 8 Thus in most cruel wise Was like a lamb offered in sacrifice. Of sharp thorn I have worn a crown on my head. So pained, so strained, so rueful, so red. Thus bobbed, thus robbed, thus for thy love dead; Unfeigned, not deigned, my blood for to shed. My feet and handes sore, Thy sturdy nailes tore, What might I suffer more Than I have done, O man, for thee? Come when thou list, welcome to me, Woefully arrayed. - 232 - Trigonale 2010 – Das Programm auf grausamste Weise ward ich wie ein Lamm als Opfer dargebracht. Aus spitzen Dornen trug ich eine Krone auf dem Haupt. So qualvoll, so bedrängt, so kläglich, voller Blut. Betrogen, beraubt und aus Liebe zu dir tot; wahrhaftig, aufrichtig mein Blut vergießend. Füße und Hände wund, von deinen starken Nägeln zerrissen, was könnte ich noch mehr erleiden als ich es tat, oh Mensch, für dich? Komm, wenn du hörst, sei mir willkommen: In Schmerzen dargeboten. Trigonale 2010 – Das Programm - 233 - 8 3. Deus, venerunt gentes 3. Deus, venerunt gentes (Psalm 78:1-4) (Psalm 78:1-4) Deus, venerunt gentes in hereditatem tuam; polluerunt templum sanctum tuum; posuerunt Hierusalem in pomorum custodiam. Gott, es sind Heiden in dein Erbe gefallen; die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht. Posuerunt morticinia servorum tuorum escas volatilibus coeli, carnes sanctorum tuorum bestiis terrae. Sie haben die Leichname deiner Knechte den Vögeln zu fressen gegeben, und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande. Effuderunt sanguinem ipsorum tanquam aquam in circuiti Hierusalem, et non erat qui sepeliret. Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser; und niemand war da, der sie begrub. Facti sumus opprobrium vicinis nostris, subsannatio et illusio his qui in circuiti nostro sunt. Wir sind unsern Nachbarn eine Schmach geworden, ein Spott und Hohn denen, die um uns sind. 8 8 - 234 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 235 - 8 5. When David heard 5. Als David hörte When David heard that Absalom was slain, he went up to his chamber over the gate and wept, and thus he said: O, my son, Absalom my son, would God I had died for thee. Als David hörte, dass Absalom erschlagen ward, ging er hinauf in seine Kammer über dem Tore und weinte und sprach: Oh mein Sohn, Absalom! Mein Sohn, mein Sohn! Wollte Gott, ich wäre statt deiner gestorben, Oh Absalom, mein Sohn, mein Sohn! 6. Though Amaryllis dance in green 6. Wie Amaryllis in grünem Reigen Though Amaryllis dance in green Like fairy queen; And sing full clear Corinna can, with smiling cheer. Yet since their eyes make heart so sore, Heigh ho, 'chill love no more. Wie Amaryllis in grünem Reigen, einer Feenkönigin gleich, tanzen und mit klarer Stimme singen das kann Corinna, mit Schalk im Blick. Doch da ihre Augen mein Herz betrüben, Heigh ho, will ich nie wieder lieben. My sheep are lost for want of food, And I so wood, That all the day I sit and watch a herdmaid gay, Who laughs to see me sigh so sore, Heigh ho, 'chill love no more. Meine Schafe verlangt es nach Futter, und mir ist es so ums Herz, dass ich den ganzen Tag verweile und die frohe Schäferin betrachte, die ob meiner Seufzer lacht, Heigh ho, ich will nie wieder lieben. - 236 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 237 - 8 Her loving looks, her beauty bright Is such delight, That all in vain I love to like and lose my gain, For her that thanks me not therefor, Heigh ho, 'chill love no more. Ihre liebliche Gestalt, ihre strahlende Schönheit entzücken mich so, Dass ganz vergeblich ich mich sehne und verliere an sie, die mir es doch nicht dankt, Heigh ho, ich will nie wieder lieben. 10. O let me live 10. Oh lass mich für wahre Liebe leben O let me live for true love, fa, la la O let me live, yet let me live no longer, Than that my life may make my love the stronger. Oh lass mich für wahre Liebe leben, fa, la la Oh lass mich leben, doch nicht länger, als mein Leben meine Liebe stärken mag O let me die for true love, fa, la la Let not hope or old time come to end my woe. Oh lass mich für wahre Liebe sterben, fa, la la Lass weder Hoffnung noch Alter meinem Kummer ein Ende bereiten. 8 8 12. Come ye heavy states of night 12. Kommt, ihr schwermütigen Nachtzustände Come ye heavy states of night, do my father's spirit right, soundings baleful let me borrow, come Sorrow come her eyes that sings, by thee are turned into springs. Kommt, ihr schwermütigen Nachtzustände, erweist dem Geist meines Vaters die Ehre, düstre Klänge lasst mich borgen, komm, Trauer, komm, ihre singenden Augen werden durch dich in Quellen verwandelt. - 238 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 239 - 8 Come you virgins of the night, that in dirges sad delight choir my anthems, I do borrow gold nor pearl, but sounds of sorrow; come sorrow come her eyes that sings, by thee are turned into springs. Kommt, ihr Jungfrauen der Nacht, Die ihr euch an traurigen Grabgesängen erfreut, seid der Chor zu meinen Hymnen, weder Gold noch Perlen will ich borgen, lediglich den Klang von Sorgen: Komm, Trauer, komm, ihre singenden Augen Werden durch dich in Quellen verwandelt. 13. O care, thou wilt despatch me 13. Oh, Zärtlichkeit, du wirst mich töten O Care, thou wilt despatch me, if music do not match thee. So deadly thou dost sting me, mirth only help can bring me. Oh, Zärtlichkeit, du wirst mich töten, Wenn nicht Musik dich in die Schranken weist. So tödlich schmerzt du mich, Dass mir nur heitere Weisen helfen können. Hence Care, thou art too cruel, come, music, sick man's jewel. His force had well nigh slain me, but thou must now sustain me. Oh, Zärtlichkeit, du bist zu grausam, Komm, Musik, des Sehnenden Juwel, Unter ihrer Herrschaft bin ich fast gefallen, Doch du verschaffst mir Trost und Linderung. - 240 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 241 - 8 I Fag o lini Nachdem sich I Fagiolini jahrelang durch innovative Präsentationen alter und zeitgenössischer Musik ausgezeichnet hatten, gewann die Gruppe 2006 mit dem Royal Philharmonic Society Ensemble Award den im UK anerkanntesten Preis für Ensembles. 8 In »The Full Monteverdi« wird das Vierte Madrigalbuch als Auseinanderbrechen von sechs Liebesbeziehungen während eines Abendessens inszeniert. Das Stück wurde 88 Mal aufgeführt; krönender Höhepunkt war die Aufführung im New Yorker Lincoln Center. Das Werk wurde verfilmt und weltweit ausgestrahlt. »Ein düsterer, aber brillanter Abend« (The Times) »Ein unvergessliches Erlebnis« (The Guardian) und stellte sein Programm dem Fachpublikum ebenso wie einer völlig neuen Zuhörerschaft vor. 1997 arbeitete I Fagiolini zwei Wochen lang mit einem Chor aus Soweto an einem teilweise improvisierten Album mit dem Titel Simunye. Dieses bewegende Crossover-Projekt erschien bei Warner. Die 13 anderen CDs von I Fagiolini entstanden rund um das italienische Renaissance-Repertoire, wobei Monteverdi in den letzten Jahren einen besonderen Arbeitsschwerpunkt bildete. www.ifagiolini.com Das Ensemble trat auf der ganzen Welt auf, unter anderem bei den BBC Proms, im Fernen Osten, in Nord- und Südafrika, Ro b e r t H o l l i n g wo r t h gründete I Fagiolini im Jahr 1986. Weiters war er Leiter der BBC Singers, des Norddeutschen Rundfunk Chors, der Academy of Ancient Music und der St.James' Baroque Players. 2004 dirigierte Robert Hollingworth den Nederlands Kamerkoor in einem wegweisenden neuen Musiktheater-Projekt (Faust), mit verblüffenden Schauplätzen wie dem weitläufigen Hof einer Werft in Amsterdam oder dem Bremer Dom. Er leitete das BBC Concert Orchestra in einem Projekt mit der »Full Monty«-Komponistin Anne Dudley und die BBC Singers in einer Auswahl verschiedener Programme. Robert Hollingworth schreibt und präsentiert Programme für die BBC, insbesondere für Discovering Music und The Early Music Show. Er leitet Chorseminare im In- und Ausland und war 2010 Dirigent der 40- bzw. 60-stimmigen Messe von Striggio in Dartington. 2006 wurde er zu einem der künstlerischen Leiter des York Early Music Festival ernannt; seit 2009 ist Robert Artistic Advisor der Trigonale. - 242 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 243 - »Die Vögel« ist eine neue Oper nach dem Bühnenstück von Aristophanes für Sprecher, 10 Sänger, 2 Instrumente und ohne Dirigenten, während Purcells »Indian Queen« mit Marionetten und viele Renaissance-Komödien mit Masken inszeniert wurden. »Ein Aufführungsstil, welcher der damaligen Zeit treu bleibt und es dennoch vermag, das anspruchsvolle Publikum der heutigen Zeit zu berühren«, urteilt der Daily Telegrap 8 8 Julia Purgina wurde 1980 in Straubing/Deutschland geboren. Sie studierte Viola bei Prof. Klos an der Univeristät für Musik und darstellende Kunst Wien und bei Prof. Knörzer an der Universität der Künste Berlin. Weiters studierte sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Komposition bei Prof. Urbanner und Prof. Czernowin. Alle Studien schloss sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Derzeit widmet sie sich ihrer Dissertation über aleatorische Kompositionstechniken, betreut von Prof. Eybl an der Universität für Musik Wien. Julia Purgina erhielt mehrere Preise und Stipendien (u. a. Startstipendium 2009, Theodor-Körner-Preis, Viktor-Fohn-Stipendium, Gustav-Mahler-Jugendorchester Stipendium, AntonioSalieri-Kompositionspreis). In den Jahren 1999 – 2004 war sie Mitglied beim Europäischen Jugendorchester und beim Gustav Mahler Jugendorchester. Von 2004 – 2007 war sie als Orchesterakademistin beim Radiosymphonieorchester Wien tätig, wo sie auch heute noch regelmäßig spielt. Derzeit ist Julia Purgina als freischaffende Musikerin in Wien tätig und legt ihren eigenen Schwerpunkt auf die Aufführung von neuer und neuester Musik. Sie ist Mitglied in mehreren Ensembles (Ensemble Reconsil, Wiener Kammerphilharmonie, Ensemble XX. Jahrhundert, Studio Dan) und Mitbegründerin des Ensemble LUX. Als Solistin führte sie bereits das Violakonzert von Roland Freisitzer, sowie Konzerte von Bruno Strobl und sich selbst mit dem Studio New Music in Moskau auf. Derzeit schreiben mehrere Komponisten Solokonzerte für Julia Purgina. Als Komponistin erhielt Julia Purgina bereits mehrere Aufträge und ihre Stücke wurden in mehreren Ländern Europas aufgeführt. Derzeit arbeitet sie an einem Doppelkonzert für zwei Flöten, einem Gitarrenkonzert und einem Stück für Sänger, Klarinette und Klavier. Auch Solostücke für Klavier, Violine und Kammermusik für 2 Klarinetten und Streichtrio sind in Arbeit. - 244 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 245 - 8 Julia Purgina über Ihre Komposition: Bei meiner Komposition für das Ensemble I Fagiolini spielt nicht nur die Bedeutung des Gedichts (ein von Liebeskummer geplagter Mann, der hoffnungslos in seinem Kummer verharrt) eine Rolle, sondern vor allem die Struktur und der Aufbau des Textes. Auffällig sind die Verschränkungen der Verse, welche ich durch kontrapunktische Komposition auch als Element in der Musik verwendet habe. Durch Engführungen in den Stimmen entstehen auch immer wieder Knotenpunkte, wo sich das Geflecht der Linien zu einem bestimmten Wort überschneidend trifft. Die Laute ist an diesen Knotenpunkten angesiedelt und ihre Funktion ist vor allem in der Textdeutung zu spüren. Die barocke Klangwelt spielt nur in der Verwendung einiger versteckter Klischees in das Stück hinein; die Klangwelt, die für das Publikum hörbar wird, ist doch in der Gegenwart angesiedelt. Der Titel des Stückes lautet »Sonnet for 5 singers and lute«. 8 Sonnet XIX Cecco Angolieri (1260-1312) Sonnet XIX Cecco Angolieri (1260-1312) Eo ho sì tristo il cor di cose cento, che cento – volte el dì penso morire, avvegna che'l morir – mi fora abento, ch´eo non ho abento – se non di dormire; e nel dormir – ho tanto di tormento, che di tormento – non posso guarire; ma ben guarir – porìa en un momento, se un momento – avesse quella che ire mi fa tanto dolente, en fede mia, che mia – non par che sia alcuna cosa, altro che cosa – corrucciosa e ria. Ed è si ria – la mia vita dogliosa, ch'eo so doglios'a – chi mi scontra en via; e via – non veggio che mai aggia posa. Mein Herz ist mir so schwer aus hundert Gründen, dass hundert Mal am Tag ich sterben will, und Sterben wär' mir Trost, da Trost ich sonst im Schlaf nur finde. Und selbst im Schlaf erleide ich solche Qualen, dass es von diesen Qualen keine Heilung gibt. Doch Heilung wäre möglich in nur einem Augenblick, wenn sie den Augenblick gewähren würde – sie, die mich - bei meiner Seele - so betrübt, dass mir nichts bleibt als Grausamkeit und Quälerei. Da Quälerei mein Leben ganz mit Schmerz erfüllt, bereite ich allen Schmerz, die mir auf meinem Weg begegnen. Der Weg jedoch, auf dem ich Frieden finde er scheint mir unerreichbar fern. Übersetzung: Almut Lenz-Konrad - 246 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 247 - 8 Aut o g r a mme - 248 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 249 - Freitag, 17.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit Freitag, 17.09., 21.00 Uhr Rathaus St. Veit lDo p pzee rt k on I Fagiolini und Barokksolistene Besetzung Welcome to all the Pleasures: Welcome to all the Pleasures Leitung: Bjarte Eike, Robert Hollingworth An evening of Purcell's odes and anthems for 8 voices and 5 strings I Fagiolini 9 An Alehouse-Session der Klang der Londoner Tavernen und Alehouses im 17. Jahrhundert, versetzt mit guter Laune, Humor und Bier. - 250 - Trigonale 2010 – Das Programm Anna Crookes, Helen Neeves: Sopran William Purefoy, Robert Hollingworth: Countertenor Nicholas Hurndall Smith: Tenor Robert Rice: Bariton Thomas Guthrie, Charles Gibbs: Bass Eligio Quinteiro: Laute Catherine Pierron: Cembalo, Orgel Barokksolistene Bjarte Eike, Peter Spissy: Violine Torbjörn Köhl: Viola Thomas Pitt: Cello Hans Knut Sveen: Cembalo Mattias Frostenson: Violone Fredrik Bock: Laute, Barockgitarre Trigonale 2010 – Das Programm - 251 - 9 Besetzung An Alehouse-Session: E inle itun g Leitung : Bjarte Eike Henry Purcell (1659 – 1695) Barokksolistene Musik ist die »Stimme der Natur«. So sang der CounterTenor Henry Purcell in seiner eigenen Komposition von 1692, in der Ode Hail Bright Cecilia – und dem Gentleman's Journal zufolge tat er dies »mit unglaublicher Anmut«. Purcell wurde gefeiert und gilt selbst heute noch als Orpheus Britannicus, als der Komponist, der die englische Sprache durch Musik zum Leben erweckte. In seinem Musikstil erfasst er wesentliche Merkmale der Bühnenkunst seiner Zeit – William Shakespeares edle Stücke, den scharfsinnigen Humor der Komödien und den feierlichen Charakter der Tragödien von John Dryden. Religiöse Texte gewinnen durch Purcells genialen Sinn für das Theater bühnenwirksame Präsenz. Bjarte Eike, Peter Spissy: Violine Torbjörn Köhl: Viola Thomas Pitt: Cello Hans Knut Sveen: Cembalo Mattias Frostenson: Violone Fredrik Bock: Laute, Barockgitarre I Fagiolini Thomas Guthrie, Robert Hollingworth, Nicholas Hurndall Smith: Sänger 9 - 252 - Trigonale 2010 – Das Programm In der Musiktradition Englands werden Soli mit verse bezeichnet und von Mitgliedern des Chores vorgetragen. Manchmal werden Textpassagen im selben Rhythmus von einem verse-ensemble oder dem gesamten kollektiven Chor deklamiert. In anderen Fällen übernimmt das Ensemble den Rhythmus moderner Tänze der Epoche, wie courant, sarabande und jig. In den letzteren symbolisiert die streng geordnete Choreographie des Tanzes religiös motivierte Regeltreue und Akzeptanz der sozialen Hierarchie. In den solo verses hingegen verwendet er häufig einen Stil in der Art der neuen Opernrezitative, der für Individualität und emotionalen Ausdruck steht. Trigonale 2010 – Das Programm - 253 - 9 Die Psalms of David boten Purcell reichlich Gelegenheit zum Einsatz dieser persönlichen Variante – in den Texten, die immer wieder auf die »Stimme« des Psalmisten hinweisen, auf seine »Rufe« und »sein neues Lied«. Aber auch ein langes und scheinbar wortloses »Halleluja« ist für Purcell Quelle der Inspiration. Purcell gibt den Instrumenten erkennbare individuelle Stimmen, verleiht ihnen so in seiner Kirchenmusik dramatische Präsenz und befreit sie von ihrer herkömmlichen Rolle als bloße Begleitung der Sänger. Erhabene Preludes bilden die Introduktion zu seinen königlichen Hymnen, und die lebhaften Symphonies verkörpern die tänzerische Freude in den religiösen Texten. Wandernde Musikanten – im London des 17. Jahrhunderts und heute 9 Das Londoner Musikgeschehen in der Barockzeit war von Dynamik, Energie und pulsierender Lebensfreude gekennzeichnet. Zahlreiche Komponisten und Musiker strömten aus ganz Europa in diese Stadt, in der Hoffnung, ihren Lebensunterhalt in einem der vielen Musikhäuser oder in den neu erbauten Theatern und Opernhäusern verdienen zu können. Musik erfreute sich in England großer Beliebtheit, und London war voller Musiker, die von einem Aufführungsort zum nächsten eilten – ein Phänomen, das freischaffenden Musikern der heutigen Zeit nicht unbekannt sein dürfte... - 254 - Trigonale 2010 – Das Programm Im Gegensatz zu Italien, Frankreich und Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert gehörten in England die Orchester weder zum Hof noch waren sie Bestandteil der aristokratischen Kultur. Der Englische Hof und seine Kultur wurden durch die puritanische Revolution und den Beginn des Commonwealth zeitweilig abgeschafft. König Charles II. wurde 1660 zusammen mit seinem Hofstaat wieder eingesetzt, hatte aber mit den ständigen Querelen zwischen Katholiken und Protestanten, Whigs und Tories, Stadt und Hof und mit dem Parlament zu kämpfen, das dem englischen Haushalt sehr straffe Zügel anlegte. Ebenso wie sein Mentor und finanzieller Förderer Ludwig XIV. hatte Charles II. eine Gruppe von 24 Streichern eingestellt. Ludwig konnte es sich leisten, seine Musiker in Vollzeit zu beschäftigen, die Musiker von Charles hingegen mussten zusätzlich in den Theatern und öffentlichen Konzerthäusern der Stadt arbeiten, um ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Trigonale 2010 – Das Programm - 255 - 9 Die englischen Aristokraten engagierten Musiker zu bestimmten Anlässen ein; außerdem kauften sie Abonnements für die Opern- und Konzertsaison. Auch der König war Abonnent, da ihm weder die Theater, noch die Konzertsäle, noch die in ihnen spielenden Orchester gehörten. Im 18. Jahrhundert wurde es üblich, dass die Veranstalter und Förderer von Konzerten Anzeigen in den Zeitungen veröffentlichten und Karten über Abonnements, in Läden oder an der Haustür verkauften. Die Kartenverkäufe waren offen für alle – man musste nicht Mitglied der Aristokratie sein, um Musik hören zu können. 9 Musik sorgte in London im 17. und 18. Jahrhundert für Begeisterungsstürme, zugleich aber gab es keine Orchester, die Musikern eine Vollzeitanstellung boten. Dies führte dazu, dass London vor freischaffenden Musikern schier überquoll. Musiker, die in einem Moment zwischen Biergläsern und schreienden Menschen auf einem der vielen informellen volkstümlichen Konzerte in den Tavernen und Alehäusern der Stadt spielten, und im nächsten Augenblick auf den großen Wohltätigkeitsveranstaltungen, bevor sie zu einer Opernaufführung in Bühnenhäusern wie dem King's Theatre im Haymarket eilten. Zwischen Mai und September, außerhalb der Theaterspielzeiten, waren die Musiker in den so genannten Pleasure Gardens anzutreffen – riesigen Freiluftveranstaltungen mit Musik. Musiker im London des 18. Jahrhundert zu sein, erforderte große Flexibilität und Ausdauervermögen, um das ganze Jahr über zu spielen. Trotzdem war die Bezahlung für die meisten äußerst gering. Sie hatten keinerlei Sicherheit - 256 - Trigonale 2010 – Das Programm und nur sehr wenig Rechte, und oft genug waren sie gezwungen, ohne Gage zu spielen, in der Hoffnung, dass ein reicher Gentleman im Publikum ihnen aus Mitleid ein paar Schilling geben würde. Wie ist es dem freischaffenden Musiker in den letzten 350 Jahren ergangen? Wir Mitglieder von Barokksolistene und I Fagiolini spielen und singen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Ensembles in Kirchen und Konzertsälen, in Theatern, Opernhäusern, Pubs, sowie – wenn ihnen danach ist – auf der Straße (oftmals in Verbindung mit einem Besuch im Pub). Manchmal sind wir so in Zeitnot, dass vor dem Konzertsaal bereits ein Taxi wartet, um uns von einem Gig zum nächsten zu bringen. Dann wieder ist der Terminkalender so leer, dass wir uns fragen, ob die Welt uns vergessen hat. Es fällt auf, dass sich im Leben freischaffender Musiker in den letzten 350 Jahren verblüffend wenig geändert hat – vielleicht mit der Ausnahme, dass ein Musiker mit den heutigen Gagen ein relativ anständiges Einkommensniveau erreichen kann. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die deutlichsten Parallelen zwischen den Musikern der Barockzeit und den heutigen Interpreten des Repertoires aus dieser Zeit bestehen. Purcell komponierte Musik für die Kirche, den Königshof und das Theater, zu offiziellen Feierlichkeiten, privaten Anlässen und zur vergnüglichen Unterhaltung. Musik, die sich Trigonale 2010 – Das Programm - 257 - 9 für die offiziellen Zeremonien in der Westminster Abbey und die Pracht der Königlichen Kapelle eignete – genauso schrieb er jedoch fröhliche Melodien, die dem deftigen Humor der Alehäuser und Songclubs entsprachen. Von allen berühmten Komponisten aus England ist er vielleicht am unverkennbarsten »englisch«: In seiner Vokalmusik beweist er sein einzigartiges Gespür für die englische Sprache, und in all seinen Werken verbindet er sein angeborenes musikalisches Erbe mit italienischen und französischen Einflüssen zu einem Stil, der typisch englisch und persönlich zugleich ist. Wir wandernden Musikanten im Jahr 2010 freuen uns, dieses Porträt eines genialen, spontanen, eigenwilligen, unprätentiösen und einzigartigen Komponisten präsentieren zu können – eines der besten, die je den Fuß auf diese Erde setzten. Welcome to all the pleasures that delight! Bjarte Eike Übersetzung: Almut Lenz-Konrad Pro g r a mm Welcome to all the pleasures Ode zum Fest der Hl. Cäcilie (1683) 1. Symphony 2. Welcome to all the pleasures 3. Here the deities approve – while joys celestial 4. Then lift up your voices 5. Beauty, thou scene of love 6. In a consort of voices 7. The Blessed Virgin's expostulation Harmonia sacra (London, 1693) Chacconne, Sonate Nr. 6 8. Zehn Sonaten zu vier Stimmen (London, 1697) 9. My heart is inditing of a good matter 9 Mein Herz dichtet ein feines Lied, Psalm 45 (anlässlich der Krönung von James II. in Westminster Abbey, 1685) - 258 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 259 - 9 Pro g r a mm An Alehouse session – Pub-Musik wie in alten Zeiten Traditionelle Folk Music neben Kompositionen von Purcell und seinesgleichen – und all dies in den Londoner Tavernen und Alehäusern des 17. Jahrhunderts. Lieder, Musik, Humor, Bier, Bier und Humor unter der Leitung von Bjarte Eike. »Ein Haus der Sünde könnte man sagen, nicht aber ein Haus der Dunkelheit, da die Kerzen nie verlöschen… Es ist wie in einem jener Länder weit im Norden, wo es um Mitternacht ebenso hell ist wie am Mittag.« John Earle, Microcosmographie: Or a Peece of the World Discovered (1628) 9 Es ist nicht nur die Musik der Alehouses, die wir nach St. Veit bringen. Auch für die Verpflegung der Gäste wird nach englischem Vorbild gesorgt. - 260 - Trigonale 2010 – Das Programm 9 - 261 - Trigonale 2010 – Das Programm T e x te 9 1. – 7. Welcome to all the pleasures 1. – 7. Willkommen im Kreise aller Freuden (Christopher Fishburn) (Christopher Fishburn) Welcome to all the pleasures that delight of ev'ry sense the grateful appetite. Hail, great assembly of Apollo's race. Hail to this happy place, this musical assembly that seems to be the arc of universal harmony. Willkommen im Kreise aller Freuden, die beglücken, die unserer Sinne Appetit entzücken. Sei gegrüßt, du edle Runde von Apollos Stamm. Heil diesem heiteren Ort, und dieser Runde, dem Mittelpunkt der Weltenharmonie. Here the Deities approve the God of Music and of Love; all the talents they have lent you, all the blessings they have sent you, pleas'd to see what they bestow, live and thrive so well below. Hier huldigen die höchsten Wesen dem Gott der Liebe und Musik; alle Talente, die sie euch geliehen, alle Gnaden, die sie euch gesandt wie froh sind sie, zu sehen, dass die gewährte Gunst hienieden so gut leben und gedeihen kann. While joys celestial their bright souls invade to find what great improvement you have made. Then lift up your voices, those organs of nature, those charms to the troubled and amorous creature. The power shall divert us a pleasanter way, for sorrow and grief find from music relief, and love its soft charms must obey. Then lift up your voices, those organs of nature, those charms to the troubled and amorous creature. In himmlischer Freude erkennen ihre lichten Seelen den großen Fortschritt eurer Kunst. Erhebet eure Stimmen, Organe der Natur, Verzauberung der bedrängten und der liebenden Kreatur. Ihre Kraft ist Kurzweil und Vergnügen, denn Sorge und Kummer finden in Musik Erleichterung, selbst Liebe muss sich ihren sanften Reizen beugen. Erhebet eure Stimmen, Organe der Natur, Verzauberung der bedrängten und der liebenden Kreatur. - 262 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 263 - 9 9 Beauty, thou scene of love, and virtue thou innocent fire, made by the powers above to temper the heat of desire, music that fancy employs in rapture of innocent flame, we offer with lute and with voice to Cecilia, Cecilia's bright name. Schönheit, du Schauplatz der Liebe, Tugend, du unschuldiges Feuer, von himmlischen Mächten geschaffen die Glut des Begehrens zu lindern. Musik beflügelt die Sinne, entfacht die reine Flamme. Wir huldigen mit Laute und Stimme Cäcilia und ihrem strahlenden Namen. In a consort of voices while instruments play With music we celebrate this holy day; Iô Cecilia. Im Konzert der Stimmen, zur Instrumente Klang begehen wir mit Musik den heiligen Tag; Cäcilia sei gepriesen! 7. The Blessed Virgin's expostulation 7. Die Klage der Jungfrau Maria (Nahum Tate) when our Saviour (at twelve years of age) had withdrawn himself. (Nahum Tate) als unser Erlöser (im Alter von zwölf Jahren) sich im Tempel zurückzog. Tell me, some pitying angel, quickly say, where does my soul's sweet darling stay, in tiger's, or more cruel Herod's way? O! rather let his tender footsteps press unregarded through the wilderness, where milder savages resort: the desert's safer than a tyrant's court. Why, fairest object of my love, why dost thou from my longing eyes remove? Was it a waking dream that did foretell thy wond'rous birth? no vision from above? Sage mir doch ein mitleidsvoller Engel, wo mein Seelenliebling umherschweift, auf dem Pfad des Tigers oder des grausameren Herodes? Ah, lieber lass seine kleinen Fußstapfen sich unbeachtet durch die Wildnis abdrücken, wohin sanftere Barbaren sich begeben: die Wüste ist sicherer als des Tyrannen Hof. Warum, edelstes Objekt meiner Liebe, entfernst du dich von meinen verlangenden Augen? War es ein Wachtraum, der deine Wundersame Geburt ankündigte? - 264 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 265 - 9 9 Where's Gabriel now that visited my cell? I call; he comes not; flatt'ring hopes, farewell. Me Judah's daughters once caress'd, call'd me of mothers the most bless'd; now (fatal change) of mothers most distress'd. How shall my soul its motions guide, how shall I stem the various tide, whilst faith and doubt my lab'ring thoughts divide? For whilst of thy dear sight I am beguil'd, I trust the God, but oh! I fear the child. Wo ist Gabriel nun, der meine Zelle aufsuchte? Ich rufe:Gabriel! Gabriel! Er kommt nicht. Trügerische Hoffnung, leb wohl. Mich liebkoste Judahs Tochter einst, nannte mich die gesegnetste der Mütter. Welch tödlicher Wandel, der Mutter zur Pein. Wie soll meine Seele ihre Regung lenken? Wie soll ich mich gegen den Wechsel stemmen, während Treue und Zweifel meine Seele teilen? Denn von deinem teuren Anblick getäuscht, traue ich Gott, doch ach! Ich fürchte das Kind. 9. My heart is inditing 7. Mein Herz dichtet ein feines Lied From psalm 45 and Isiah 49 Aus Psalm 45 und Jesaja 49 My heart is inditing of a good matter, I speak of the things which I have made unto the King. At his right hand shall stand the Queen all glorious within, her clothing is of wrought gold. She shall be brought unto the King in raiment of needle-work, the virgins that follow her shall bear her company. With joy and gladness shall they be brought, and shall enter into the King's palace. Hearken, O daughter, consider, incline thine ear; forget also thine own people, and thy father's house. Mein Herz dichtet ein feines Lied, Ich will singen von meinem König. Zu seiner Rechten steht die Königin ganz herrlich inwendig, sie ist mit güldenen Stücken gekleidet. Man führet sie in gestickten Kleidern zum König, und ihre Gespielen, die Jungfrauen, die ihr nachgehen, führet man zu dir. Man führet sie mit Freuden und Wonne, und (sie) gehen in des Königs Palast. Höre, Tochter, sieh und neige dein Ohr; Vergiss deines Volkes und Vaterhauses. - 266 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 267 - 9 Instead of thy fathers thou shalt have children, whom thou mayest make princes in all lands. Praise the Lord, O Jerusalem, praise thy God, O Sion, for Kings shall be thy nursing fathers, and their Queens thy nursing mothers. Alleluja. Amen. An deiner Väter statt werden deine Söhne sein, die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt. Preiset den Herrn, Oh Jerusalem, preise deinen Gott, oh Zion, denn die Könige sollen deine Pfleger, und ihre Fürstinnen deine Säugammen sein. Halleluja. Amen. 9 9 - 268 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 269 - Ba ro k k s o lis te ne 2005 gegründet, bietet das Ensemble seinen Instrumentalisten mit solistischem Format – sie alle zählen auf ihrem Instrument zu den herausragendsten Interpreten in Europa – die Gelegenheit, sich als Künstler und Kammermusiker weiterzuentwickeln. Durch Eikes engagierte, bewusst persönliche und innovative Programmgestaltung und die mitreißende virtuose Spielweise der Musiker vermittelt das Ensemble einem breiten Publikum Barockmusik auf verblüffend natürliche Art. Seine Konzerte werden oftmals als spielerisch und wegweisend beschrieben. Bjarte Eike Der norwegische Violinist Bjarte Eike zählt zu den führenden Musikern im Bereich der Alten Musik. Er studierte Violine an der Grieg-Akademie in Bergen und Barockvioline bei Richard Gwilt in London, wo er mit Bestnote (»Distinction«) abschloss. Bjarte arbeitet als freischaffender Violinist und Konzertmeister in ganz Europa in Ensembles wie Concerto Copenhagen, Concerto Palatino, I Fagiolini, Dunedin Consort, CaeciliaConcert, Arte dei Suonatori, Altapunta sowie Bergen Barokk. Er lehrt Barockvioline an der Grieg-Akademie in Bergen und ist Gastdozent am Königlich Dänischen Musikkonservatorium. Bjarte war »artist in residence« beim Bergen international Festival (2008) sowie beim Nordwind Festival in Berlin (2009). Außerdem ist einer der artistic advisors der Trigonale 2010. In den Jahren 2006 bis 2008 war Barokksolistene 'ensemble in residence' bei Larvik Barokk im Rahmen des norwegischen Vestfold Festivals. Die Biografien von I Fagiolini und Robert Hollingworth finden Sie auf den Seiten 242/243 unter der künstlerischen Leitung des führenden norwegischen Barockviolinisten Bjarte Eike, tritt in flexibler Zusammensetzung auf. 9 2008 gab Barokksolistene zahlreiche Konzerte, unter anderem auf dem Bergen International Festival, beim Rikskonsertene, auf dem Maijazz in Stavanger und den BBC Proms. 2009 tourte das Ensemble durch Dänemark, Schweden, Norwegen und Deutschland und schloss das Jahr gemeinsam mit dem Vokalensemble I Fagiolini mit Konzerten in London und Oslo ab. www.barokksolistene.no - 270 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 271 - 9 Samstag, 18.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit Die Musikerinnen der Serenissima E inle itun g »Ich schwöre Ihnen, es gibt keinen ergötzlicheren Anblick, als so eine junge, hübsche Nonne, die im weißen Kleid und ein Granatblütensträußchen über dem Ohr ihr Orchester anführt und mit unübertrefflicher Anmut und richtigem Gefühl den Takt schlägt. Wie leicht ihre Stimmen einsetzen, und wie rein sie die Töne treffen, ist einfach himmlisch.«. Barocksolisten München Dorothea Seel: Traversflöte Andreas Helm: Barockoboe Katrin Lazar: Barockfagott Dmitry Sinkovsky: Barockvioline Elisabeth Wiesbauer: Barockvioline 10 Lothar Haass: Barockviola Balázs Máté: Barockcello Christine Sticher: Violone Christopher Dickie: Theorbe Anne Marie Dragosits: Cembalo - 272 - Trigonale 2010 – Das Programm So begeistert schwärmte der französische Baron Charles de Brosses nach einer Venedig-Reise im Jahr 1739 über die Konzerte in den dortigen »Ospedali«: So hießen die vier berühmten venezianischen Waisenhäuser, deren Aufführungen zur damaligen Zeit als Höhepunkte des europäischen Musiklebens galten. In diesen Internaten lebten junge Mädchen von teilweise sehr nobler Abstammung und wohlhabenden Vätern: Viele von 10 ihnen waren nämlich die (natürlich inoffiziellen) Töchter angesehener Adliger und ihrer diversen Mätressen. Sie genossen eine exquisite künstlerische Ausbildung bei renommierten Lehrern – und zu denen gehörte unter anderem auch Antonio Vivaldi, der bereits 1703, kurz nach seiner Priesterweihe, als Geigenlehrer des Ospedale della pietà angestellt wurde. Der 25-jährige Musiker – während seiner auffälligen Haarpracht oft »Il prete rosso« (»der rote Priester«) Trigonale 2010 – Das Programm - 273 - genannt – las in der zugehörigen Kirche außerdem ein paar Monate lang die Messe und unterrichtete die Mädchen bald auch noch auf dem Cello und der Viola d'amore. Später stieg er zum Hauskomponisten und stellvertretenden Orchesterleiter des Ospedale della pietà auf, das vor allem auch durch seine Arbeit als das beste unter den sehr guten Waisenhäusern galt. Vivaldi schrieb eine ganze Reihe seiner Werke für die jungen Musikerinnen des Konservatoriums – darunter nicht weniger als 30 Violinkonzerte, die seine Schülerin und spätere Kollegin Anna Maria da Violin aufführte, aber auch Oratorien für Frauenstimmen und Sonaten, die alle in den regelmäßigen Gottesdiensten gespielt und gesungen wurden. Das musikalische Niveau dieser Gottesdienste muss außergewöhnlich hoch gewesen sein, denn es bescherte dem Ospedale einen legendären Ruf (und begründete nicht zuletzt auch den internationalen Ruhm von Vivaldi selbst). Vielleicht trugen ja die leicht geheimnisumwobenen Umstände der Aufführungen ihren Teil zum Interesse des Pub10 likums bei – denn die Mädchen spielten hinter schmiedeeisernen Gittern und waren von Tüchern verdeckt. Hier vielleicht doch irgendwie einen Blick auf die jungen Damen werfen zu können, dürfte der Traum vieler Besucher gewesen sein. Auch der französische Baron Charles de Brosses hätte wahrscheinlich einiges dafür gegeben – er war ja schon von der dirigierenden Nonne ganz hingerissen. Marcus Stäbler - 274 - Trigonale 2010 – Das Programm 10 Trigonale 2010 – Das Programm - 275 - Pro g r a mm Vivaldi und das Ospedale A. Vivaldi (1678 – 1741) 1. Concerto F-Dur, RV 597 Flöte, Oboe, Violine, Fagott, basso continuo Allegro – Largo – Allegro 5. Concerto g-moll, RV 106 2. Concerto g-moll, RV 417 6. Concerto C-Dur, RV 450 für Violoncello solo Allegro – Largo – Allegro für Oboe solo Allegro molto – Larghetto – Allegro 3. Concerto B- Dur, RV 504 7. Concerto g-moll, RV 107 für Fagott solo Allegro ma poco – Larghetto – Allegro Flöte, Oboe, Violine, Fagott, basso continuo Allegro – Largo – Allegro für Flöte, Violine, Fagott und basso continuo Allegro – Largo – Allegro 4. Concerto g-moll, La Notte, RV 104 für Flöte solo Largo – Fantasi – Presto – Il Sonno – Allegro 10 10 Paus e - 276 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 277 - Dorothea Seel, Flöte, schloss ihr Konzertfachstudium mit Auszeichnung am Mozarteum Salzburg bei Irena Grafenauer ab. Darauf folgte das Aufbaustudium Alte Musik an der Staatl. Hochschule für Musik in Trossingen bei Linde Brunmayr. 1995 war sie Piccolistin bei einem Projekt im Rahmen der Salzburger Festspiele (Mozarteumorchester Salzburg, Wiener Philharmoniker, Leitung: Riccardo Muti). Ab 1997 war sie regelmäßig Soloflötistin bei The English Concert, The Orchestra of the Age of Enlightenment, The New London Consort, Hanover Band, London Baroque und London Classical Players unter Dirigenten wie Simon Rattle, Roger Norrington, Trevor Pinnock, Charles Mackerras u. a. Sie spielt regelmäßig mit Orchestern wie Neue Münchner Hofkapelle, Das Neue Orchester Köln, Concerto Köln, Ludwigsburger Festspielorchester, Münchner Kammerorchester, Salzburger Hofmusik und dem Ensemble Cordia. Tourneen führten sie als Solistin durch viele Länder Europas, in das New Yorker Lincoln Center, nach Japan, Neuseeland und Mexico. Von 2001 bis zur seiner Auflösung 2006 spielte sie bei 10 Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel. Als Dozentin gab sie Meisterkurse für Barock- und Klassische Flöte an der Southampton University in England und leitete Vorträge und Kurse zum Thema Klangsynthese der Flöte in der Romantik an der Staatl. Hochschule für Musik Trossingen, dem Institut für Musikwissenschaft Innsbruck, sowie der Universität Wien und dem Landeskonservatorium Innsbruck. - 278 - Trigonale 2010 – Das Programm 2010 erscheinen in der ORF-Edition 'Alte Musik' Aufnahmen mit den Flötensonaten von G. F. Händel (mit Luca Guglielmi) sowie mit hochromantischem Repertoire für Flöte und Klavier (mit Christoph Hammer). Eine CD-Aufnahme mit Vivaldi Solokonzerten ist noch für 2010 geplant. Mit ihrem in diesem Jahr gegründeten Ensemble Barocksolisten München debütierte Sie bei den Europäischen Festwochen Passau, es folgte ein Konzert in der Kartause Mauerbach bei Wien (ORF-Live-Mitschnitt). Andreas Helm erhielt seine Ausbildung in Blockflöte, Oboe und Instrumentalpädagogik am Linzer Brucknerkonservatorium bei Carin van Heerden. Nach seinem Abschluss 1999 ging er nach Amsterdam, wo er sein dreijähriges Studium bei Alfredo Bernardini mit dem Konzertdiplom beendete. Als Oboist und Blockflötist arbeitet er mitdem L'Orfeo Barockorchesters, der Wiener Akademie, dem Freiburger Barockorchester, dem Concentus Musicus Wien, Concerto Köln, dem Irish Baroque Orchestra und Les talens lyrique, außerdem ist 10 er Mitglied des Blockflötentrios tricorders, des Rossi Piceno Baroque Ensembles und des Ensembles Schikaneders Jugend. Für die Saisonen 2001/02/03 wurde er vom European Union Baroque Orchestra als erster Oboist und Blockflötensolist eingeladen. Im Jahr 2004 gründete er zusammen mit dem Dirigenten Heinz Ferlesch das Orchester Barucco. Als Kammermusiker und auch solistisch konnte er schon bei zahlreichen Wettbewerben Preise gewinnen (u. a. Gradus Trigonale 2010 – Das Programm - 279 - ad Parnassum, Premio Bonporti). Konzertreisen führten ihn durch viele Länder Europas und nach China, Japan, Mexiko, Singapur und Südafrika. Aufnahmen von Andreas Helm sind erschienen bei bei CPO, harmonia mundi, Capriccio, Cavalli, ORF, Carus u. a. Andreas Helm unterrichtet Barockoboe und Kammermusik bei der Aestas Musica Summer School of Baroque Music in Varaždin, Kroatien und bei den Tagen der Alten Musik Burghausen, Deutschland. Seit 2007 ist er Lehrbeauftragter für Barockoboe an der Musikuniversität Graz. Katrin Lazar, Barockfagott, studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main Blockflöte bei Prof. Michael Schneider und Barockfagott bei Christian Beuse. Danach studierte sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) am Koninklijk Conservatorium in Den Haag bei Peter van Heyghen und Dorothea Winter (Blockflöte) und bei Donna Agrell (Barockfagott). 10 Für das Jahr 2004 wurde sie als Fagottistin für das Europäische Barockorchester (EUBO) ausgewählt. Als Barockfagottistin und Blockflötistin konzertiert Katrin Lazar mit verschiedenen Ensembles im In- und Ausland und wirkt bei zahlreichen CD- und Radioaufnahmen mit, u. a. mit der Akademie für Alte Musik Berlin, Balthasar-Neumann-Ensemble, Cantus Cölln, La Stagione Frankfurt, Düsseldorfer Hofkapelle, Capella Augustina und mit dem Ensemble Harmony of Nations, wo sie selbst Gründungsmitglied ist. - 280 - Trigonale 2010 – Das Programm Sie spielte unter der Leitung von Ton Koopman, René Jacobs, Konrad Junghänel, Thomas Hengelbrock, Lars Ulrik Mortensen, Trevor Pinnock, Michael Schneider, Alfredo Bernardini, Marcus Creed, Ivor Bolton u. v. a. Dmitry Sinkovsky, ist Preisträger diverser internationaler Wettbewerbe für Barockvioline, wie des Wettbewerbs Musica Antiqua Brügge 2008 (1. Preis, Publikums- und Pressepreis), des Premio Bonporti Rovereto 2005 (2. Preis), des Bachwettbewerbs Leipzig (3. Preis) und des Romanus Weichlein Preises des Heinrich Franz Biber Wettbewerbs (2009). Er trat auf zahlreichen bedeutenden Festivals auf, wie Nantes Printemps des Arts, Haut Jura Festival, Nordmaling Baroque Festival in Schweden, Tage Alter Musik in Regensburg, December Evenings in Moskau, Sankt-Petersbourg Early Music Festival, MAFestival Brügge, Potsdam Sans-Soucci, Festival Oude Muziek Utrecht, etc. und arbeitet als Konzertmeister und Solist mit Ensembles, wie Il Giardino armonico, Pratum Integrum, Musica Antiqua Roma, Il Complesso Barocco, 10 La Claudiana, The Pocket Symphony, Catherine The Great Orchestra, Bergen Barokk und The Soloists of Moscow zusammen. Daneben trat er unter anderem mit Musikern wie Trevor Pinnock, Alexej Lubimov, Marcel Ponseele, Michael Chance, Emma Kirkby, Alfredo Bernardini, Rolf Lislevand und Riccardo Minasi auf. Dmitry Sinkovsky wurde 1980 in Moskau geboren. 1999 schloss er sein Studium am College des Moskauer Konservatoriums ab, Trigonale 2010 – Das Programm - 281 - 2005 erlangte er sein Solistendiplom in der Klasse von A. Kirov am Moskauer Tschaikovsky Konservatorium. Seit 2005 besucht er dort die Meisterklasse von Alexej Lubimov (Barockensemble). Er studierte Barockvioline bei Marie Leonhardt und nahm an Meisterkursen mit Sigiswald Kuijken, Rio Terrakado, Roger Norrington und Andreas Staier teil. Von 1995 bis 2000 war er der Solist des »New Names« Programms für junge Musiker. Ab 2001 übernahm er den Violinpart im Klavier-Trio A La Russe, ab 2003 spielte er auch im Ensemble Musica Petropolitana. Seit 2005 lehrt er Barockvioline im Staatlichen Konservatorium Moskau. Daneben entriss Dmitry zahlreiche Meisterwerke des Barock und der Klassik dem Vergessen, führte sie auf und spielte sie teilweise auch auf CD ein. Darunter finden sich etwa Violinkonzerte von Georg Philipp Telemann, Anton Tietz, Antonio Rosetti, die 'Sinfonia Concertante' von J. C. Bach oder drei Quartette von Joseph Wolfl. Seine ersten CD-Einspielungen erschienen bei dem russischen Label 'Caro Mitis'. Im September 2009 wurde Dmitry Sinkovsky eine Violine von Francesco Ruggeri (1680) durch die »Jumpstart jr. Foundation» im Concertgebouw, Amsterdam, verliehen. 10 - 282 - Trigonale 2010 – Das Programm Elisabeth Wiesbauer wurde 1977 in Oberösterreich geboren. Sie studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Violine bei Jussuf Karajev, weiters Musikerziehung und Instrumentalpädagogik. 2002 schloss sie ihr Studium mit Auszeichnung und Überreichung des Würdigungspreises des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur ab. In der folgenden Zeit Spezialisierung auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis, Konzertfachstudium Barockgeige an der Privatuniversität Konservatorium der Stadt Wien bei Ulli Engel. Künstlerisches Masterdiplom mit Auszeichnung 2008. Meisterkurse bei Gottfried von der Goltz, John Holloway, Michi Gaigg, Gunar Letzbor und Erich Höbarth. Als Konzertmeisterin, Kammermusikerin und Orchestermitglied konzertiert sie mit zahlreichen Ensembles im In- und Ausland (u. a. Capella Leopoldina Graz, L'Orfeo Barockorchester, Triphonis, Wiener Akademie, barucco, Accentus Austria, Il Concerto Viennese) und arbeitet mit Dirigenten wie Martin Haselböck, Andreas Spering und Trevor Pinnock. Mit dem Kammermusikensemble saitsiing wurde sie für die CD »Appassionata« 2005 mit dem Ö1-Pasticcio-Preis ausgezeichnet. 10 - 283 - Trigonale 2010 – Das Programm Lothar Haass wurde 1962 in Darmstadt geboren, wuchs in einem musikliebenden Elternhaus auf und fand früh zur klassischen Musik. Nach Abbruch eines Psychologiestudiums in München widmete er sich voll und ganz seinem Bratschenstudium am Mozarteum in Salzburg bei Jürgen Geise. Durch verschiedene Begegnungen wandte er sich zur sinnvollen Aufführungspraxis so genannter Alter Musik und studierte nun mit Nikolaus Harnoncourt und besuchte Kurse u. a. bei Ingrid Seifert, Reinhold Goebel, Monica Huggett und Jaap Schröder. Um die Musik auch durch Bewegung zu begreifen, studierte er Historischen Tanz mit Margaride Basto da Silva Amaral und Sibylle Dahms am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Salzburg. Als Gründungsmitglied des Ensembles La Follia Salzburg errang er beim Wettbewerb für Alte Musik in Brügge einen zweiten Preis. Rasch begann eine rege Konzerttätigkeit mit bedeutenden mitteleuropäischen Ensembles (Freiburger Barockorchester, Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Köln, Les Amis de Philippe, Musica Antiqua Köln, Barockorches10 ter Stuttgart, Neue Hofkapelle München, Cambini Quartett, u.v.m.), die ihn in die wichtigsten Musikzentren der Welt führte. Trigonale 2010 – Das Programm - 284 - Der Cellist Balázs Máté (geb. 1965 in Budapest) war 1979 – 83 Schüler des Béla Bartók Musikgymnasiums und 1983 – 88 der Franz Liszt Musikakademie seiner Heimatstadt. Das Diplom legte er mit Auszeichnung ab. 1985 wurde er Mitglied des Ungarischen Nationalphilharmonischen Orchesters, danach für einige Jahre Kammermusikprofessor des Leo Weiner Musikgymnasiums Budapest. Er interessierte sich schon früh für die historische Aufführungspraxis alter Musik und studierte 1990 – 92 Barockcello am Königlich Holländischen Konservatorium Den Haag bei Jaap ter Linden. 1992 erwarb er hier sein Künstlerdiplom im Fach Barockcello. Er nahm auch Kammermusikstunden am Mozarteum Salzburg bei Nikolaus Harnoncourt. Balázs ist Gründungsmitglied des ungarischen Barockorchesters Concerto armonico und des Trio Cristofori. Seit den 90-er Jahren ist er auch international tätig, spielt als Solocellist in folgenden weltberühmten Barockorchestern: Le Concert des Nations (J. Savall), Wiener Akademie (M. Haselböck), Les Musiciens du Louvre (M. Minkowski), Neue Hofkapelle München (Chr. Hammer), The Rare Fruits Council (M. Kraemer) und wirkte bei mehreren Konzerten des Ams- 10 terdam Baroque Orchestra (Ltg.: T. Koopman), der Nederlandse Bachvereeniging (Ltg.: J. van Veldhoven), des Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin und Harmonie Universelle (F. Deuter) mit. 1996 gründete er das Barokensemble Aura musicale, dessen Leiter er ist. Mit diesem gab er viele Konzerte bei bedeutenden Festivals Alter Musik und machte wichtige CD-Ersteinspielungen für das Label Hungaroton, die von der internationalen Kritik enthusiastisch - 285 - Trigonale 2010 – Das Programm aufgenommen wurden. Im Bachjahr 2000 erschienen sämtliche Werke für solistisches Violoncello von J. S. Bach in seiner Einspielung auf Originalinstrumenten bei Hungaroton. Er debütierte als Solist im Oktober 2000 mit grossem Erfolg im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit dem Cellokonzert in C-Dur und der Sinfonia concertante in B-Dur von J. Haydn unter der Leitung von Christopher Hogwood. Im gleichen Monat gab er ein Konzert mit Bachschen Solowerken im Wiener Palais Eschenbach. Mit diesen und anderen Programmen trat er schon in fast allen europäischen Ländern, Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Japan auf. Das Repertoire von Balázs Máté reicht von ca. 1600 (Frescobaldi, da Selma) bis weit in die Romantik (Schumann, Mendelssohn, Brahms, C. Franck) hinein. Er spielt auf folgenden Instrumenten: barockes und modernes Violoncello, Violoncello piccolo (4- und 5-saitig), Bass de violon (B- oder CStimmung). Auch ist er sehr gefragt als Continuocellist in Oratorien- und Opernproduktionen. 2002 gründet er gemeinsam mit László Paulik, Erzsébet Rácz und Éva Posvanecz das Streichquartett Quartetto Luigi Tomasini, das ebenfalls auf Originalinstrumenten musiziert. Er ist auch als Lehrer 10 tätig. Neben Privatstunden gibt er regelmäßig Kurse in Österreich (Austria Baroque Academy) und Ungarn (Tage Alter Musik Sopron) und ist seit 2004 der Violoncelloprofessor des European Union Baroque Orchestra. Seine umfassende Diskographie enthält neben berühmten Werken auch zahlreiche bedeutende Neuentdeckungen der Celloliteratur. Trigonale 2010 – Das Programm - 286 - Christine Sticher, Kontrabass, wurde im Saarland geboren, wo sie in einem kleinen Ort mit großem Interesse für Musik aufwuchs. Ihre ersten musikalischen Gehversuche machte sie als Gitarristin und Posaunistin und entwickelte sehr jung den Wunsch, einmal Musikerin zu werden. Als Siebzehnjährige hatte sie endlich das richtige Instrument für sich gefunden: den Kontrabass. Nach drei Jahren Studium in Mannheim bekam sie ein Engagement an der Staatsoper in Wiesbaden, wo sie sich ein sehr umfangreiches Opernrepertoire erarbeitete. Doch nach kurzer Zeit kehrte sie der Orchesterwelt den Rücken und ging nach Salzburg, um bei Frank Reineke und Georg Kekeisen zu studieren – inspirierende Lehrer, die sie ermutigten, ihrem großen Interesse an Aufführungspraxis nachzugehen. Sie graduierte in Salzburg mit Auszeichnung und ging in die Niederlande, um bei Maggie Urquhart Violone zu studieren. Zeitgleich hatte sie das Glück, im European Union Baroque Orchestra als Bassistin spielen zu dürfen – zwei Jahre Barockorchester unter der Leitung so berühmter Musiker wie Lars Ulrik Mortensen, Roy Goodman, Fabio Biondi und Rein- 10 hard Goebel. Anschließend folgten Engagements bei Orchestern wie Sonnerie, The Sixteen, The King's Consort, L'Orfeo Linz, Orchestra of the Age of Enlightenment, Gabrieli Consort, Amsterdam Baroque, Collegium Vocale Gent und Orchestre des Champs Elysees. - 287 - Trigonale 2010 – Das Programm Christopher Dickie (Theorbe, Erzlaute). Gitarrenstudium am Konservatorium Innsbruck bei Erika Santek-Pircher und am Konservatorium Wien bei Inge Scholl-Kremmel. 1999 Lehr- und Konzertdiplom mit Auszeichnung. Ab 2001 Lauten- und Generalbassstudium bei Luciano Contini an der Privatuniversität Konservatorium Wien mit Schwerpunkt Generalbasspraxis des 16. – 18. Jhs. und der italienischen und französischen Theorbensololiteratur. Ab 2004 zusätzlich Beschäftigung mit der Barockgitarre als Solo- und Continuoinstrument. 2007 Abschluss mit Auszeichnung. Meisterkurse und Workshops u. a. mit Hopkinson Smith, Nigel North, Jürgen Hübscher und Pierre Pitzl. Seit 2003 Mitglied des Ensembles Vivante, das sich auf italienische Musik des 17. Jhs. spezialisiert hat (1. Preis beim Johann Heinrich Schmelzer-Wettbewerb im Rahmen der Internationalen Barocktage Stift Melk 2005). Auftritte u. a. bei den Resonanzen 2007 im Wiener Konzerthaus, beim Festival Italia mia im Radiokulturhaus, bei den Donaufestwochen, bei den Paul Hofheimer-Tagen, beim Brunnentaler Konzertsom10 mer, beim Festival Itineraire Baroque in Frankreich, beim Flandern Festival in Belgien, in der Münchner Residenz … CD-Aufnahmen für den ORF mit der Ersteinspielung von Vokal- und Instrumentalmusik von G. G. Kapsperger (»Li Fiori« 2005) sowie Musik von C. Monteverdi, B. Strozzi, G. Frescobaldi und G. Rovetta (»Alla Luce« 2008). Mitglied des Ensembles Unidas (im Trio mit Theresa Dlouhy, Sopran, Eva Reiter, Gambe) mit Schwerpunkt auf englischer Renaissancemusik. Auftritte u. a. in Frankreich und beim - 288 - Trigonale 2010 – Das Programm MDR-Musiksommer in Deutschland. 2009 CD-Aufnahme mit Musik von J. Dowland, T. Hume, etc. Mitglied des Ensembles Prisma unter der Leitung von Thomas Fheodoroff mit Auftritten u. a. im Rahmen der Jeunesse und dem Carinthischen Sommer. 2008 CD-Aufnahme mit Blockflötenkonzerten von A. Vivaldi. Zusammenarbeit und Konzerte mit dem Ensemble Dolce Risonanza vor allem im Bereich der geistlichen Musik des 17. Jahrhunderts. 2010 CD-Aufnahme im Stift Heiligenkreuz mit Musik von A. Mazak. Weiters Auftritte im Duo mit der Sängerin Anna Clare Hauf mit Arien aus dem englischen und italienischen Frühbarock sowie Mitwirkung an zahlreichen Opern- und Orchesterprojekten als Continuospieler. Anne Marie Dragosits, Cembalo. Cembalostudium bei Wolfgang Glüxam an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und bei Ton Koopman und Tini Mathot am Koninklijk Conservatorium Den Haag. Generalbasskurse 10 bei Lars Ulrik Mortensen und Jesper Christensen. Auftritte und Aufnahmen als Solistin und als Cembalistin verschiedener Ensembles wie vivante, Barucco, les sentimens, Neue Münchner Hofkapelle, progetto semiserio, Capella Leopoldina, L'Orfeo Barockorchester, Marini Consort Innsbruck, Camerata Salzburg… Trigonale 2010 – Das Programm - 289 - Sie begleitete namhafte Solisten wie Andreas Scholl, Nuria Rial oder Mirko Guadagnini und tritt regelmässig im Duo mit der spanischen Barockgeigerin Lina Tur-Bonet auf. Ihr Ensemble vivante gewann im Mai 2005 den ersten Preis beim J. H. Schmelzer Wettbewerb der Internationalen Barocktage Stift Melk und debütierte im Januar 2007 bei den Resonanzen im Wiener Konzerthaus, im August 2009 folgt das Debut beim Festival van Vlaanderen Brugge. Sie unterrichtet auf Meisterkursen wie den Internationalen Tagen für Alte Musik in Schloss Weinberg oder der Akademie für Alte Musik Bruneck und hat einen Lehrauftrag an der Kunstuniversität Graz. Zahlreiche Radioauftritte und Aufnahmen für den ORF. Anne Marie Dragosits arbeitet an einem praktischen Doktorat über Giovanni Girolamo Kapsperger im Rahmen des Programms docARTES in Holland/Belgien mit dem Arbeitstitel »G.G.Kapsperger – life and vocal works with special attention paid to basso continuo«. Aut o g r a mme 10 10 Trigonale 2010 – Das Programm - 290 - Trigonale 2010 – Das Programm - 291 - Samstag, 18.09., 22.00 Uhr Bürgerspitalskirche St. Veit Ai Limiti Della Notte E inle itun g Am Anfang war die Nacht. Sie gilt in den Mythen und Sagen verschiedener Völker als der Ursprung, als die Mutter des Tages. Nach Hesiod etwa ist sie die Tochter des Chaos und gebiert aus sich selbst den Tod, den Schlaf, die Träume, den Trug und das Alter. Kristin & Hans Von Der Goltz Konzert mit von Katharina Klement 11 Immer wieder begegnen wir der Vorstellung von einem Kampf zweier Gewalten, von denen die eine sich als dunkles, böses Wesen darstellt, das dem lichten, freundlichen und guten Wesen gegenübertritt. Dieser Dualismus von Licht und Finsternis symbolisiert auch die Gegensätze von Gut und Böse, Leben und Tod, Aufklärung und Mystik, Ratio und Glaube, Wachheit und Traum. Aber erst die Wechselwirkung beider scheint ihre jeweilige Bedeutung auszumachen. Bevor ein Kind zur Welt kommt, kennt er nur das Dunkel und fühlt sich darin geborgen. Erst mit der Entdeckung des Lichts lernt der Mensch auch den Schrecken des Dunkels kennen. 11 Die dunkle, kalte Nacht, in der alles Leben verstummt, wurde vor allem zum Sinnbild des Todes (s. Rückert-Gedicht). Sie erweckt im Menschen bis heute nicht nur Unlustgefühle, sondern auch Angst und Furcht. Im Zeitalter des Barock etwa war, nicht zuletzt bedingt durch die Erfahrung - 292 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 293 - 11 der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der Tod allgegenwärtig, in den Sonetten von Gryphius und anderen literarischen Darstellungen erscheinen häufig die Motive Abend und Nacht als Metaphern für das Unentrinnbare, Schreckliche, verbunden mit der Bitte um göttliche Erlösung und der Lobpreisung Gottes (Grimmelshausen). Einsamkeit und der Ängste (Kafka), aber auch eine Quelle der erotischen Phantasien und Triebe (Goethe, Novalis, Hamsun). Andererseits schenkt uns die Nacht Ruhe und Erholung und nicht wenige Menschen schätzen diese nächtliche Stimmung als Inspirationsquelle und fruchtbare Schaffensphase. In der Romantik hingegen finden wir die Sehnsucht nach geheimnisvollen mondhellen und sternenklaren Nächten, die die Phantasie des Einzelnen beflügelt, wie etwa in der Lyrik Eichendorffs, aber ebenso die Vorstellung von der Nacht als Widerspiegelung irrationaler Triebe und dämonischer Kräfte in uns selbst, unter denen beispielsweise viele Helden E.T.A. Hoffmanns leiden. Hoffmann selbst war einer der ersten Schriftsteller, der sich auch für die dunklen Nachtseiten unserer Psyche interessierte und aus diesem Grunde seine privaten Studien zum Wahnsinn betrieb. Auch der Maler C. D. Friedrich verstand es meisterhaft, die verschiedenen Vorstellungen und Stimmungen zum Thema »Nacht« in der Malerei der Romantik zum Ausdruck zu bringen. Mit unserem Programm wollen wir einen Einblick geben in die verschiedenartigen literarischen Auseinandersetzungen des Menschen mit der Nacht, wobei die Auswahl der Texte nur rein willkürlich sein kann. »Musik als Sprache « – oder »Sprache als Musik«, das ist zudem das Thema, das uns durch dieses Nachtkonzert begleitet. Die »Melancholie« wird sich immer wieder mit MollHarmonien verknüpfen. Das Cello durchwandert so – mit einer frühen italienischen Scordatur-Stimmung auf dem Barockcello bis hin zu Flageolett flimmernden Tremoli auf dem modernen Cello – über 300 Jahre Musik. Musik, die es ohne unsere Sprache als Ausdrucksmittel nicht geben würde. Hans Von Der Goltz Bis zum Anbruch des industriellen Zeitalters (und teilweise bis heute) verband man mit dem Beginn der Dämmerung und der Nacht die völlige Arbeitsruhe, die dem Menschen Zeit ließ für Gespräche und Erzählungen (z. B. Märchen und Sagen). Diese beflügelten die Phantasie und lösten Reflexionen und Grübeleien aus, die ihre (oft unheimliche) Fortsetzung in den nächtlichen Träumen fanden. Für viele Menschen ist die Nacht daher eine Zeit der Verunsicherung, der - 294 - Trigonale 2010 – Das Programm 11 Trigonale 2010 – Das Programm - 295 - Pro g r a mm Joseph von Eichendorff Mondnacht Domenico Gabrielli (1651 – 1690) Ricercar 7 Franz Kafka Brief an Max Brod Domenico Gabrielli Ricercar 1 Knut Hamsun Aus »Hunger« Salvatore Sciarrino (*Palermo 1947) Ai Limiti Della Notte 11 Hans Jakob Christoffel v. Grimmelshausen Trost der Nacht Christian Morgenstern Es ist Nacht - 296 - Trigonale 2010 – Das Programm Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Prelude Friedrich Rückert Kindertotenlieder (188) Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Allemande Novalis Aus »Hymnen an die Nacht« (2. Hymne, aus der 4. Hymne) Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Courante Franz Kafka aus dem Tagebuch vom 21. und 23. Januar 1922 Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Sarabande Trigonale 2010 – Das Programm - 297 - 11 Selma Meerbaum-Eisinger Träume Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Gavotte 1+2 Richard Dehmel Verklärte Nacht Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite No.5 in C-moll BWV 1011 – Gigue Johann Wolfgang v. Goethe Willkommen und Abschied 11 - 298 - Trigonale 2010 – Das Programm Kristin von der Goltz spielte während ihres Privatstudiums bei William Pleeth in London u. a. bei New Philharmonia London (unter Sinopoli ), London Philharmonic Orchestra und der Hanover Band. Von 1991 bis 2004 war sie Mitglied des Freiburger Barockorchesters. Sie konzertiert heute sowohl auf modernem als auch auf dem Barockcello, ist als Solocellistin international gefragt und spielt unter Nikolaus Harnoncourt, Michael Hofstetter, Ton Koopman und Marc Minkowski. Seit 2006 ist sie Mitglied der Berliner BarockSolisten, einem Ensemble der Berliner Philharmoniker, sowie seit 2009 Solocellistin im Münchner Kammerorchester. Kristin von der Goltz war als Dozentin beim Internationalen Bohemia Festival Prag und an der Orchesterakademie in Mannheim tätig. Bis zum Sommer 2009 unterrichtete sie Barockcello in München und war mit einer Dozentur für modernes Cello in Regensburg betraut. Seit Oktober 2009 hat sie nun eine Professur für Barockcello an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Beim Label Raumklang sind mit Kristin von der Goltz bereits die CDs »Jakob Klein: 6 Sonaten für Violoncello und B. c.« sowie »11 Capricen für Violoncello von J.-M.-Clément dall’Abaco« erschienen. Auch die 2007 veröffentlichte Ersteinspielung mit Sonaten des unbekannten Komponisten Antoine Dard wurde von der Fachpresse gelobt. 11 Trigonale 2010 – Das Programm - 299 - Hans von der Goltz wurde 1957 als drittes Kind des Geigers Conrad von der Goltz und der Pianistin Kirsti Hjort in Oslo geboren. Schon als kleines Kind faszinierten ihn die verschiedenen mythologischen Sagen sowie die Märchen der norwegischen Nationalromantiker Asbjörnson und Moe und der Gebrüder Grimm, die seine Geschwister und er allabendlich vorgelesen bekamen. Damit wurde ihm die Liebe zur Literatur schon in die Wiege gelegt. Eine zweite starke Prägung erfuhr er durch die Musik, die im Elternhause intensiv gelebt wurde. Für eine musikalische Laufbahn reichten sein Cellospiel und seine Fähigkeiten auf der Querflöte nicht, auch wenn er ein paar Jahre in diversen Kleinensembles und Jazzgruppen spielte. Daneben spielte er eine zeitlang in freien Theatergruppen und entdeckte vor allem während seines Studiums der Germanistik und der Skandinavistik seine Leidenschaft für die literarische Lesung. Heute arbeitet Hans als Lehrer für Deutsch und Geschichte in Nürnberg und betreut nebenher diverse Schultheatergruppen. Seit einigen Jahren tritt er mit verschiedenen Programmen zu den Werken Eichendorffs, Heines, zur Literatur der »Goldenen Zwanziger« und anderen literarischen Schwerpunkten auf, meist mit musikalischer Begleitung. Aut o g r a mme 11 11 - 300 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 301 - K ATHARINA KLEMENT, geb. 1963 in Graz, Österreich. Studien: Klavier (Manfred Wagner-Artzt, Ursula Kneihs), Komposition (Dieter Kaufmann), Lehrgang für elektroakustische und experimentelle Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, Gastkurs »music technology« an der University of York, U.K., private Studien in Tanzimprovisation (Graz) und Plastik/Skulptur (Wien). Als »composer-performer« im Feld von notierter und improvisierter, instrumentaler und elektronischer Musik tätig: Instrumentalkompositionen, querverbindende Projekte in den Bereichen Musiktheater, Performance, Text & Musik, elektronische Kompositionen, speziell Mehrkanal-Stücke, wechselweise in Kombination mit Instrument(en) und/oder Stimme(n), mehrere Arbeiten für mechanisch und elektronisch präpariertes Klavier, Klanginstallationen, Gründerin 11 und Mitglied mehrerer Improvisationsensembles (u. a. monocle, soundog, USE). Festival Midi-Alternativa Moskau, roulette New York, wien modern, O'artoteca Milano, Sammlung Essl Klosterneuburg, Festival unlimited Wels, festivalet Barcelona 08, Kulturhauptstadt Linz 09, Festival »Konfrontationen« Nickelsdorf. 1990 – 2005 Unterrichtstätigkeit Klavier in Musikschulen in Niederösterreich, seit 2006 an der privaten Musikschule Hietzing, Wien. 1995 – 2001 Mitarbeit am österreichischen Schulprojekt »Klangnetze«, seit 1998 Workshops im Bereich elementarer Komposition und Improvisation. 2001/02 Gastlektorat gemeinsam mit der Autorin Karin Spielhofer zum Thema »Sprache & Musik« am Institut für Musikwissenschaften, Universität Wien. Seit 2006 Lehrauftrag für elektroakustische Musik und Komposition innerhalb des Lehrgangs Computermusik und elektronische Medien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 1996 Gründung des eigenen CD-labels KalK, zahlreiche 11 CD-Einspielungen. Konzerte im In- und Ausland, u. a. Festival Kaleidophon Ulrichsberg, Tage für Neue Musik Zürich, Festival Hörgänge Wien, Porgy & Bess Wien, Donau-Festival Krems, Radiokulturhaus Wien, Inventionen Berlin, Hotel Pupik Schrattenberg, Diverse Preise, Förderungen, Stipendien, u. a. »Max BrandPreis« 1994, Staatsstipendium für Komposition 2002, publicity-Preis SKE 2001, Förderungspreis der Stadt Wien 2002, Elektronikpreis Viktring 2004, »composer in residence« beim - 302 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 303 - Komponistenforum Mittersill 2004, »honorary mention« beim Prix ars electronica Linz 2006, Arbeitsstipendium des Bundes Österreich 2009. Kompositionsaufträge u. a. für den ORF, »Jeunesse«, Stadt Wien, Land Steiermark, echoraum Wien, Mozartjahr 2006, Poesietage Linz, Grabenfesttage Wien, Galerie St. Barbara Tirol, Linz 09, Wiener Nobelpreisträgerseminar mehrere Ensembles (u. a. Low Frequency Orchestra, Binar, Monopol, Phacecontemporary) und SolistInnen (u. a. Annelie Gahl, Robert Buschek, Pia Palme). Zusammenarbeit u. a. mit Oskar Aichinger, Cordula Boesze, Lynn Book, Angélica Castelló, Susanna Gartmayer, Thomas Grill, Franz Hautzinger, Peter Herbert, Christoph Herndler, Josef Klammer, Hans W. Koch, Dieter Kovacic, Klaus Lang, Heinz Peter Linshalm, Josef Novotny, Maja Osojnik, Pia Palme, Wolfgang Reisinger, Billy Roisz, Hannes Schweiger, Hermann Stangassinger, Burkhard Stangl, Daniel Studer, Petra Stump, Manon Liu Winter, Christian Wolfarth. Katharina Klement lebt in Wien. 11 Diskographie LP »dot«, Extraplatte, 1989 CD »13 Miniaturen«, KalK CD 01, 1996 CD & Katalog »Brandung I/II«, Werkstadt Graz, KalK CD 02, 1996 CD »Textur«, KalK CD 03, 1998 - 304 - Trigonale 2010 – Das Programm CD »concert trouvé«, KalK CD 04, 2000 CD »Filmscript/fahrspuren«, KalK CD 05, 2001 CD »Beton«, Edition O.K. Linz, 38530703 CD »music for loudspeakers«, KalK CD 06, 2002 CD »zwischen einem Sessel«, 2003 CD »monde«, KalK CD 07, 2003 CD »L.E.O.«, Grazer Etikett, 2003 CD »monocle«, Extraplatte, 2003 CD »soundog«, Extraplatte, 2005 DVD »8∞«, Extraplatte, 2005 CD »los autodisparadores«, ein_klang records, 2007 CD »USE«, KalK CD, 2008 CD «Portrait Katharina Klement«; ORF Edition Zeitton, 2008 DVD »granular«, KalK, 2009 Einzelstücke auf den CDs «innaron«, Extraplatte, 2004 »Passagen«, ein-klang records, 2008 »DAMN!«, freistil-samplerin #1, chmafu records, 2008 Werkauswahl noeud für Cello, Posaune, Vibraphon & Perkussion UA 2010 Kosmostheater Wien. 11 Jalousie für Saxophonquartett UA 2009 Ruprechtskirche Wien. cows caused chaos für 15 Instrumente UA 2009 Linz. Trigonale 2010 – Das Programm - 305 - Summer Klanginstallation 8-Kanal Realisation: 2008/09 Schrattenberg, Österreich. mihrab für Stimme, 2 Blockflöten, Elektronik, Video UA 2008 Radstadt, Österreich. granular für Elektronik, Perkussion/Schlagzeug und Klavier in Zusammenarbeit mit Thomas Grill und Wolfgang Reisinger UA 2007 HMH-Maschinenhalle Südpark Linz. RE:NEXT für Stimme, Klavier, Violine, Elektronik, szenische Darstellung in Zusammenarbeit mit Lynn Book UA 2007 SECCA, WInston-Salem, North Carolina. Chronologie für Elektronik, Klavier, Video in Zusammenarbeit mit Dieter Kovacic UA 2006 Sammlung Essl, Klosterneuburg. www.katharinaklement.com Katharina Kelment über ihre Komposition: noise: s onie Cello solo Katharina Klement, 2010 »Es gibt keine reine Musik wie es keine reine Information gibt. Der Empfänger/die Empfängerin produziert die Information.« Das Stück gliedert sich in mehrere aufeinanderfolgende Zustände, die immer wieder »weiter gesagt« werden – ähnlich wie beim Spiel »stille Post« verändern sich dabei diese Zustände, mutieren zu neuen Zusammenhängen. Dazwischen durchbrechen Geräusch-/Rausch-Texturen den Verlauf, die schließlich das Stück dominieren. Sie sind Kontrapunkt, Gegenstück zur »Information« und bilden gleichzeitig den Grund, die Basis zu möglicher Klanginformation überhaupt. »Jede Botschaft wird durch Rauschen gestört, sei es während der Übertragung, sei es beim Empfänger. Nach dem Empfang eines Signals bleibt immer eine unerwünschte »uncertainty« (Ungewißheit, noise) darüber, was die gesendete Botschaft wirklich 11 war.« 11 Zitate aus dem Aufsatz »Geräusche, Rauschen, Schall und Klang« von Peter Weibel, 1995 - 306 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 307 - Sonntag, 19.09., 11.00 Uhr und 15.00 Uhr Schloss Ebenthal bei Klagenfurt Die Goëss-Tabulaturen Ein Stück Paris auf Schloß Ebenthal Hopkinson Smith E inle itun g Im 17. Jahrhundert blickte ganz (West-)Europa nach Paris – denn Frankreich war in dieser Zeit schwer in Mode, oder auch 'en vogue', wie man damals wahrscheinlich eher gesagt hätte. Das Französische hatte Latein nicht nur als Diplomatenund Wissenschafts-, sondern auch als Umgangssprache ab12 gelöst; wer etwas auf sich hielt, las, schrieb und parlierte fließend. Vor allem die Mitglieder aristokratischer Familien vertieften ihre Kenntnisse bei Reisen nach Frankreich – dadurch entstand ein reger internationaler Austausch, und neben der Sprache erfuhr die gesamte französische Kultur - 308 - Trigonale 2010 – Das Programm nach und nach eine große Verbreitung in den europäischen Nachbarländern, von der Literatur über Haarmode und Wohnungsdesign bis zur Musik. Die Spuren dieser weiten Streuung kultureller Schätze aus Frankreich finden sich auch in Kärnten. Im Archiv des Ebenthaler Schlosses machte der Wissenschaftler Douglas Alton Smith (nicht verwandt mit dem Solisten des heutigen Konzerts, Hopkinson Smith) im Jahr 1979 eine sensationelle Entdeckung – als er in der umfangreichen Musiksammlung der alteingesessenen Adelsfamilie Goëss nicht weniger als 13 Tabulatur-Manuskripte mit insgesamt 1000 Seiten herrlicher Lautenkompositionen aufspürte. Ein Großteil dieser Sammlung, die sich seit der Anfangszeit in Familienbesitz befindet, ist der französischen Lautenmusik des 17. Jahrhunderts gewidmet: Sie enthält vor allem 12 Trigonale 2010 – Das Programm - 309 - Werke von Ennemond Gaultier, von dessen Neffen Denis Gaultier und François Dufaut, letztere beide Schüler des älteren Gaultier. Sie alle wurden in den Pariser Salons fast schon göttergleich verehrt – denn die Laute war in dieser Zeit das erklärte Lieblingsinstrument des wohlhabenden Adels, und die drei Musiker hatten einen neuen Stil kreiert, der die Hörerinnen und Hörer verzückte: Während die Werke der Renaissance vor allem von einer dichten Polyphonie mit strengen Kontrapunkt-Regeln geprägt waren, trat nun die Sinnlichkeit des Klangs viel stärker in den Vordergrund. In ihrem »style brisé«, dem »gebrochenen Stil« – der übrigens bald auch auf das Cembalo und die Gambe abfärbte – becircten sie ihr Publikum vor allem mit reizvollen Melodien, griffigen Rhythmen und raffinierten Farben: Mit genau den Mitteln also, die auch in späteren Epochen, etwa bei Debussy, oft als besonders »französische« Elemente bezeichnet werden. Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Familie Goess, die durch das Öffnen der Türen ihres Schlosses nicht nur einen Herzenswunsch des Lautenisten Hopkinson Smith in Erfüllung gehen läßt, sondern dadurch auch unserem Publikum die Möglichkeit gibt, einzigartige Lautenwerke an einem Originalschauplatz erleben zu können. Stefan Schweiger Es ist eine ganz zarte und stellenweise sehr freie Musik, direkt aus dem Instrument selber geboren und deshalb für seine Möglichkeiten maßgeschneidert. In ihrer sparsamen Intimität wendet sich die leise Laute an einen eher familiären Zuhörerkreis. Und welcher Raum würde besser zu diesen Klängen passen als der Musik-Salon in der Beletage des Schloss' Ebenthal, in dessen Archiven die Noten seit Jahrhunderten verwahrt sind? Wenn Hopkinson Smith dort aus12 gewählte Suiten von Dufaut und den beiden Gaultiers spielt, entführt er die Besucher der Trigonale in einen imaginären Pariser Salon, dorthin, wo im 17. Jahrhundert ganz (West-) Europa blickte. Marcus Stäbler - 310 - Trigonale 2010 – Das Programm 12 Trigonale 2010 – Das Programm - 311 - Pro g r a mm Stücke in A- moll: Musik aus der Welt der Goëss Lautenhandschriften François Dufaut 13. Prélude Vieux Gaultier (ca. 1575 – 1651) Stücke in A- dur: Vieux Gaultier 14. La Belle Homicide 1. Prélude (Anon.) 2. La Pleureuse 3. Chaconne L’Espagnolette 4. Canaries Stücke in d-moll: Anonym 15. Courante François Dufaut 16. Sarabande Vieux Gaultier 17. Chaconne La Cascade 5. Prélude (Anon.) 6. Tombeau de Mézangeau 7. Gigue La Poste François Dufaut (ca. 1604 – ca. 1671) Stücke in A- dur: 12 8. Prélude (Anonym) 9. Allemande 10. Courante 11. Sarabande 12. Gigue - 312 - Trigonale 2010 – Das Programm 12 Trigonale 2010 – Das Programm - 313 - Hopkinson Smith, 1946 in New York geboren, schloss sein Studium der Musikwissenschaft in Harvard 1972 mit Auszeichnung ab. Im nächsten Jahr kam er nach Europa, wo er bei Emilio Pujol in Katalonien und Eugen Dombois in der Schweiz studierte. Er wirkte bei zahlreichen Kammermusikprojekten mit und war unter anderem Mitbegründer des Ensembles Hespèrion XX. Seit Mitte der 80er Jahre beschäftigt sich Hopkinson Smith fast ausschließlich mit dem Solorepertoire für alte Zupfinstrumente. Zeugnis davon gibt eine Reihe preisgekrönter Einspielungen für Astrée. Diese enthalten spanische Musik für Vihuela und Barockgitarre, französische Lautenmusik der Renaissance und des Barock, italienische Musik des frühen 17. Jahrhunderts sowie Musik des deutschen Hochbarock. Die Einspielung seiner Bearbeitungen der Violinsonaten und Partiten von Bach für Laute im Jahr 2000 fand in der Presse einhelliges Lob. Das 'Gramophone Magazine' nannte die Aufnahme »von allen Instrumenten die beste Einspielung dieser Werke«. Später wurde seine Einspielung mit Werken für die Renaissance-Laute von Pierre Attaignant mit einem Diapason d'Or geehrt und von Le Monde als 12 »superbe« bezeichnet. Eine Aufnahme mit Musik von John Dowland, die Anfang 2005 erschien, erhielt ebenfalls einen Diapason d'Or und wurde in einer Kritik in der 'New York Times' als »wonderfully personal« bezeichnet. - 314 - Trigonale 2010 – Das Programm Eine Einspielung mit Werken aus der Welt des Francesco da Milano gewann im November 2009 den Diapason d'Or de l'Année (das französische Äquivalent zum Grammy Award) – der Kritik zufolge die erste Aufnahme, die dem Ansehen Francescos tatsächlich gerecht wurde. Hopkinson Smith gibt Konzerte und Meisterklassen in Osteuropa und Westeuropa, Nord- und Südamerika, Australien und Japan. Dabei kombiniert er mitunter den Lebensstil eines Eremiten mit dem eines Zigeuners. Im März 2007 gab er unter der Schirmherrschaft der Barenboim-Said-Stiftung und dem Swiss Arts Council Konzerte und Workshops in Palestina. Er lehrt an der Schola Cantorum Basiliensis. »Hopkinson Smith ist zweifellos der zurzeit beste Lautenist der Welt…« San Francisco Chronicle »Der Lautenist Hopkinson Smith zählt zu den spektakulärsten Instrumentalisten der Gegenwart.« Der Standard, Wien »Hopkinson Smith ist ein einzigartiger 'Poet' der Laute.« Gramophone, London »…ein herausragender Künstler unserer Zeit.« Répertoire, Paris www.hopkinsonsmith.com Trigonale 2010 – Das Programm - 315 - 12 Me in E n g ag e me nt in Pal ä s tina Als ich 19 Jahre alt war und bevor ich wusste was eine Laute ist, begann ich im Libanon Arabisch zu studieren. In dieser Zeit reiste ich – zumeist per Autostop – von Beirut bis Kuwait und war fasziniert von der Sprache, der Schrift, der Lebensart, dem Brot, den Songs und vor allem von den Menschen. Später habe ich mich auch für Fragen des Menschenrechts interessiert. Als ich immer mehr vom Schicksal der Palästinenser und ihrer Hilflosigkeit im Spannungsfeld zwischen den Mächten gelernt hatte, stellte ich mir die Frage, was ich als Musiker konkret dazu beitragen könnte, um ihnen ihr Leben zu erleichtern. In einem Interview mit dem Israelischen Dirigent Daniel Barenboim, dessen Engagement für eine Lösung des Nahost-Konfliktes weltweit Anerkennung findet, sagte dieser: »Wir können nicht warten bis die Politiker sich einigen. Jeder muss seinen Beitrag zum Frieden leisten«. So faßte ich schließlich den Entschluß, mit meinem Instrument nach Palästina zu reisen, um in Konzerten und Workshops mit den Menschen in diesem benachteiligten Gebiet der Erde die Klangwelt der Laute teilen zu können. 12 Die Laute, ursprünglich aus den arabischen Ländern stammend, wo sie noch heute eine besondere Stellung genießt, kam im Mittelalter nach Europa. In der Renaissance wurde sie besonders wegen ihres sensiblen, intimen Klanges und ihres großen Repertoires bald zur Königin der Musikinstrumente. - 316 - Trigonale 2010 – Das Programm 12 Trigonale 2010 – Das Programm - 317 - Im März 2007 war ich zum ersten Mal in Ramallah, Nablus, Ost-Jerusalem und Bethlehem, und zwar unter den Auspizien der Barenboim-Said-Stiftung und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Die Konzerte waren sehr gut besucht, und das teilweise hoch gebildete Publikum zeigte nicht nur Interesse an der Musik und dem Instrument sondern äußerte auch große Dankbarkeit. Aut o g r a mm Schon 2007, aber auch im Rahmen meines zweiten PalästinaAufenthaltes im April dieses Jahres gab ich auch Konzerte in Schulen. Für mich persönlich stellten diese wohl den Höhepunkt der jeweiligen Reise dar, denn dabei begegnete ich Scharen von Kindern, die wie selbstverständlich mit großem Interesse und Begeisterung zuhörten. Selbst ihre Lehrer waren meinten, sie hätten ihre Schüler nie zuvor so still erlebt. Die Gelegenheit, Konzerte in Palästina zu spielen, bedeutete für mich als Interpret auch, in einer Welt aufzutreten, in der das Leiden im täglichen Leben leider nur allzu gegenwärtig ist. In diesem emotionalen Umfeld steigert sich die Intensität des »Musik-Erlebens« in einem solchen Maße, dass alleine dadurch jedes Konzert zu einem ganz besonderen Erlebnis wird. Hopkinson Smith, Juli 2010 12 12 - 318 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 319 - Sonntag, 19.09., 18.00 Uhr Dom zu Maria Saal Johannespassion BWV 245 Cantus Cölln Konrad Junghänel: Leitung Gerlinde Sämann: Sopran Mechthild Bach: Sopran Elisabeth Popien: Alt Alexander Schneider: Alt Hans Jörg Mammel: Tenor Georg Poplutz: Tenor Wolf Matthias Friedrich: Bass Markus Flaig: Bass Erste Violine : Margarete Adorf Gabriele Steinfeld Ulrike Scobel Zweite Violine: Henriette Scheytt Matthias Hummel Rahel Mai Annette Geiger, Ulrike Paetz: Viola Mieneke van der Velden: Viola da Gamba Albert Brüggen: Violoncello Tobias Lampelzammer: Kontrabass Kate Clark, Amanda Markwick: Traversflöte Luise Baumgartl, Thomas Meraner: Oboe Monika Fischaleck: Fagott Carsten Lohff: Orgel 13 13 - 320 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 321 - E inle itun g Die Johannes-Passion zählt neben der doppelchörigen Matthäus-Passion, dem Weihnachts-Oratorium, dem Magnificat und der H-Moll-Messe zu den großen Vokalwerken der Leipziger Jahre Johann Sebastian Bachs. Im Gegensatz zu den übrigen oratorischen Werken hat Bach dieser Komposition jedoch nie eine endgültige Gestalt verliehen, sondern immer wieder konzeptionelle Änderungen wie auch Eingriffe im Detail vorgenommen. Die so entstandenen verschiedenen Fassungen bergen auch heute noch eine Vielzahl von offenen Fragen an die Forschung und lassen die Johannes-Passion als eine der rätselhaftesten und faszinierendsten von Bachs Schöpfungen erscheinen. Die Entstehungs- und Aufführungsgeschichte der JohannesPassion bildete für lange Zeit den wohl komplexesten Problemkreis der neueren Bach-Forschung. Das Werk ist in einer nur zum Teil von Bach selbst geschriebenen Partitur und einem umfangreichen Konvolut von Originalstimmen überliefert. Aufgrund der in den 1950er Jahren entwickelten Methoden der Quellenkritik ist es Arthur Mendel, dem Herausgeber des Werks im Rahmen der Neuen Bach-Ausgabe, gelungen, die unterschiedlichen Stadien der Werkgenese und damit die außergewöhnliche Stellung der Komposition in Bachs Leipziger Schaffen weitgehend zu rekonstruieren. 13 Anhand minutiöser Untersuchungen des Quellenmaterials war es schließlich möglich, eine klare Unterscheidung von nicht weniger als vier im Blick auf konkrete Aufführungen - 322 - Trigonale 2010 – Das Programm entstandenen Fassungen sowie einer weiteren, Fragment gebliebenen Überarbeitung vorzunehmen. Gleichwohl hat sich im heutigen Konzertleben lediglich eine bereits im 19. Jahrhundert etablierte Mischfassung durchsetzen können, die das von Bach angestrebte, de facto aber nur in Ansätzen realisierte Ziel einer »Fassung letzter Hand« zu verwirklichen sucht. Diese Suche nach einer »künstlerisch optimalen« Werkgestalt mag zwar die unvermeidlichen Konzessionen des Komponisten an vergängliche äußere Umstände weitgehend eliminieren, zugleich darf man aber nicht vergessen, dass wir heute die Johannes-Passion gewöhnlich in einer Fassung zu Gehör bekommen, die zu Bachs Zeit selbst nie klangliche Realität geworden ist. Bach schuf die Johannes-Passion als seine erste Leipziger Passionsmusik für eine Aufführung am Karfreitag des Jahres 1724. Die für dieses Unterfangen benötigte Zeit gewann der gerade einmal zehn Monate im Amt stehende Thomaskantor durch den Umstand, dass mit der nach dem Sonntag Estomihi in Leipzig beginnenden Fastenzeit die sonntäglichen Kantatenaufführungen in den Kirchen eingestellt wurden; 1724 bedeutete dies immerhin eine fast fünfwöchige Unterbrechung des hektischen Arbeitsalltags (sie wurde lediglich für den traditionell auch in der Fastenzeit begangenen Feiertag Mariä Verkündigung aufgehoben) – Zeit genug also für die Konzeption und Niederschrift sowie das Einstudieren eines großangelegten oratorischen Werks, mit dem Bach die Tradition der »musicirten Passion« fortzusetzen ge- 13 dachte. Diese Tradition war in Leipzig noch jung; erst 1721, gegen Ende seines Lebens, hatte Bachs Vorgänger Johann Trigonale 2010 – Das Programm - 323 - Kuhnau mit seiner Markus-Passion eine oratorische Vertonung der Passionsgeschichte geschaffen, die in den Karfreitagsvespern der Jahre 1721 und 1722 (vielleicht auch 1723) zu Gehör gebracht wurde, und wenige Jahre zuvor, am Karfreitag 1717, war in der Leipziger Neukirche Georg Philipp Telemanns Vertonung eines groß angelegten Passions-Oratoriums aus der Feder des Hamburger Dichters Barthold Hinrich Brockes erklungen. Im Vorfeld der Uraufführung von 1724 stand eine erste Auseinandersetzung mit den Kirchenbehörden. Bach hatte beschlossen, seine Komposition in der Thomaskirche erklingen zu lassen und im gedruckten Textheft eine entsprechende Ankündigung veröffentlicht, doch laut Ratsbeschluss hatten die Passionsaufführungen jährlich zwischen den beiden Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai zu wechseln. So musste Bach eine zweite Bekanntmachung drucken lassen und zudem eine Rüge des Superintendenten einstecken. Fünfzehn Jahre später löste die Komposition offenbar erneut einen Konflikt aus – denn es erscheint durchaus plausibel, zwischen einem am 17. März 1739 durch den Rat der Stadt an Bach ergangenen Verbot einer Passionsaufführung und dem Abbruch der revidierten Reinschrift der Johannes-Passion einen Zusammenhang zu sehen. Die unterschiedlichen Fassungen belegen, dass Bach die Johannes-Passion in seiner Leipziger Zeit insgesamt mindestens 13 viermal in jeweils veränderter Gestalt zu Gehör gebracht hat. Von der ersten Aufführung (1724) sind lediglich die vokalen Ripienstimmen sowie die Streicher- und Continuodubletten - 324 - Trigonale 2010 – Das Programm erhalten, die nur unvollkommen über die ursprüngliche Besetzung des Werks Auskunft zu geben vermögen. Ein Jahr später, für eine Wiederaufführung in der Thomaskirche am 30. März 1725, verlieh Bach dem Werk mit einigen hinzugefügten beziehungsweise ausgetauschten Arien und Chorsätzen eine in wesentlichen Teilen veränderte Gestalt. Mit einer vermutlich am 11. April 1732 anzusetzenden weiteren Aufführung machte er, soweit es das für diese dritte Fassung wiederum nur unvollständig erhaltene Quellenmaterial erkennen lässt, einen Teil der 1725 vorgenommenen Eingriffe rückgängig, tauschte aber auch erneut mehrere Sätze gegen heute nicht mehr eruierbares Material aus. Die vierte Aufführung der Johannes-Passion unter Bachs eigener Leitung fand offenbar am 5. April 1749 statt; diese Fassung zeichnet sich – abgesehen von einigen signifikanten Textänderungen und einer Erweiterung der Besetzung – durch die weitgehende Rückkehr zu der mutmaßlichen Gestalt der Erstfassung von 1724 aus. Außerhalb der vier Aufführungsfassungen steht das 1739 in Angriff genommene, jedoch bereits nach 20 Seiten abgebrochene Vorhaben Bachs, für die Johannes-Passion eine definitive Gestalt zu erarbeiten und diese in einer neuen reinschriftlichen Partitur festzuhalten – ähnlich wie er es drei Jahre zuvor für die Matthäus-Passion verwirklicht hatte. Somit hat das Ringen um eine optimale Gestalt der Johannes-Passion Bach während seiner gesamten Leipziger Zeit beschäftigt. 13 Trigonale 2010 – Das Programm - 325 - Textgrundlage des Werks ist die Schilderung der Passion Christi nach dem 18. und 19. Kapitel des Johannes-Evangeliums; an zwei Stellen (Satz 12c und Satz 33) werden jedoch Passagen aus dem Evangelium nach Matthäus (in Fassung I auch nach Markus) interpoliert. Die madrigalischen Teile des Texts wurden von einem unbekannten Verfasser zum Teil aus älteren Passionsdichtungen direkt entlehnt beziehungsweise umformuliert; die Johannes-Passion ist daher in textlicher Hinsicht ein Konglomerat, dem ein einheitlicher Charakter fehlt. An Quellen für die madrigalischen Texte sind bislang identifiziert: das im frühen 18. Jahrhundert vielfach vertonte Libretto »Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus« von Barthold Hinrich Brockes (1713), das Gedicht »Der weinende Petrus« von Christian Weise (1675) sowie die Johannes-Passion von Christian Heinrich Postel (um1695). Zu diesen gesellt sich eine große Zahl von Choralstrophen, die der Librettist möglicherweise in Abstimmung mit dem Komponisten auswählte oder die Bach eigenmächtig einfügte. Mit ihrer expressiven musikalischen Umsetzung des Texts fügt sich die Johannes-Passion in den Kontext des ersten Leipziger Kantaten-Jahrgangs ein. In gewissem Sinne zieht Bach in dem Werk aber auch die Bilanz seiner stilistischen Entwicklung während der Weimarer und Köthener Zeit. An die Stilwelt der frühen Kantaten lehnt sich die symmetrische Anlage der Turba-Chöre im Zentrum des Werks an, die den Choralsatz »Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn« umrah13 men, während die allenthalben zu beobachtende große Virtuosität sowie Reichtum und Vielfalt der musikalischen Gestaltung ohne das Köthener Schaffen nicht denkbar wären. - 326 - Trigonale 2010 – Das Programm Die komplizierte Quellenlage der Johannes-Passion und die schon früh erkannte Heterogenität ihres Texts waren maßgeblich verantwortlich dafür, dass das Werk lange Zeit im Schatten der Matthäus-Passion stand. Erst in neuerer Zeit werden auch ihre besonderen Vorzüge – darunter die Dramatik der Turba-Chöre, die Farbigkeit und der musikalische Reichtum der Arien, die bildhafte Umsetzung des Textes – angemessen gewürdigt. Auch wenn sie letztlich keine abschließend definitive Gestalt erhielt, gehört die JohannesPassion zu den beeindruckendsten Schöpfungen Johann Sebastian Bachs; in der Kühnheit und Neuheit ihrer musikalischen Sprache sowie der überragenden Qualität ihrer Ausarbeitung stellt sie zugleich eine der größten Leistungen der abendländischen Musikgeschichte dar. Sätze wie der düstere Eingangschor »Herr, unser Herrscher« oder auch der elegische Chorsatz »Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine« zum Ende des Passionsberichts stehen ohne Parallele da. Von besonderer Bedeutung für den Charakter der JohannesPassion sind auch die in symmetrischer Folge geordneten dramatischen Turba-Chöre im Zentrum des Werks. Die Rahmenabschnitte sind geprägt von außergewöhnlich expressiven Arien; einen besonderen Effekt hat zum Beispiel die dichte Abfolge von drei Arien in ungewöhnlich langsamem Zeitmaß, mit denen der Tod Jesu kommentiert wird. In solchen musikalischen Momenten wird sich die einzigartige Qualität der Johannes-Passion dem Hörer stets aufs Neue mitteilen. 13 Peter Wollny Trigonale 2010 – Das Programm - 327 - We r k te x te Erster Teil 1. Coro Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm In allen Landen herrlich ist! Zeig uns durch deine Passion, Dass du, der wahre Gottessohn, Zu aller Zeit, Auch in der größten Niedrigkeit, Verherrlicht worden bist! 2a. Recitativo T B Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wusste den Ort auch, denn Jesus versammlete sich oft daselbst mit seinen Jüngern. Da nun Judas zu sich hatte genommen die Schar und der Hohenpriester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Als nun Jesus wusste alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Jesus Wen suchet ihr? Evangelist Sie antworteten ihm: 13 2c. Recitativo T B Jesus spricht zu ihnen: Jesus Ich bin's. Evangelist Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's, wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal: Jesus Wen suchet ihr? Evangelist Sie aber sprachen: 2d. Coro Jesum von Nazareth. 2e. Recitativo T B Jesus antwortete: Jesus Ich hab's euch gesagt, dass ich's sei, suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen! 3. Choral O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, Die dich gebracht auf diese Marterstraße. Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, Und du musst leiden. 2b. Coro Jesum von Nazareth. - 328 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 329 - 13 4. Recitativo T B Auf dass das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro: Jesus Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? 5. Choral Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich Auf Erden wie im Himmelreich. Gib uns Geduld in Leidenszeit, Gehorsam sein in Lieb und Leid; Wehr und steur allem Fleisch und Blut, Das wider deinen Willen tut! 6. Recitativo T Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nahmen Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet, 13 es wäre gut, dass ein Mensch würde umbracht für das Volk. - 330 - Trigonale 2010 – Das Programm 7. Aria A Von den Stricken meiner Sünden Mich zu entbinden, Wird mein Heil gebunden. Mich von allen Lasterbeulen Völlig zu heilen, Läßt er sich verwunden. 8. Recitativo T Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger. 9. Aria S Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten Und lasse dich nicht, Mein Leben, mein Licht. Befördre den Lauf Und höre nicht auf, Selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten. 10. Recitativo T.I S B.I B.II T.II Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro: 13 Trigonale 2010 – Das Programm - 331 - Sopran Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer? Evangelist Er sprach: Petrus Ich bin's nicht. Evangelist Es stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlfeu'r gemacht (denn es war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Jesus Ich habe frei, öffentlich geredet für der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Jüden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe! Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe. Evangelist Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabeistunden, Jesu einen Backenstreich und sprach: Diener Solltest du dem Hohenpriester also antworten? Evangelist Jesus aber antwortete: 13 Jesus Hab ich übel geredt, so beweise es, dass es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich? - 332 - Trigonale 2010 – Das Programm 11. Choral Wer hat dich so geschlagen, Mein Heil, und dich mit Plagen So übel zugericht'? Du bist ja nicht ein Sünder Wie wir und unsre Kinder, Von Missetaten weißt du nicht. Ich, ich und meine Sünden, Die sich wie Körnlein finden Des Sandes an dem Meer, Die haben dir erreget Das Elend, das dich schläget, Und das betrübte Marterheer. 12a. Recitativo T Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm: 12b. Coro Bist du nicht seiner Jünger einer? 12c. Recitativo T.I B T.II Evangelist Er leugnete aber und sprach: Petrus Ich bin's nicht. Evangelist 13 Spricht des Hohenpriesters Knecht' einer, ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Trigonale 2010 – Das Programm - 333 - Diener Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm? Evangelist Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich. 13. Aria T Ach, mein Sinn, Wo willt du endlich hin, Wo soll ich mich erquicken? Bleib ich hier, Oder wünsch ich mir Berg und Hügel auf den Rücken? Bei der Welt ist gar kein Rat, Und im Herzen Stehn die Schmerzen Meiner Missetat, Weil der Knecht den Herrn verleugnet hat. 14. Choral Petrus, der nicht denkt zurück, Seinen Gott verneinet, Der doch auf ein' ernsten Blick Bitterlichen weinet. Jesu, blicke mich auch an, 13 Wenn ich nicht will büßen; Wenn ich Böses hab getan, Rühre mein Gewissen! - 334 - Trigonale 2010 – Das Programm Zweiter Teil 15. Choral Christus, der uns selig macht, Kein Bös' hat begangen, Der ward für uns in der Nacht Als ein Dieb gefangen, Geführt für gottlose Leut Und fälschlich verklaget, Verlacht, verhöhnt und verspeit, Wie denn die Schrift saget. 16a. Recitativo T B Evangelist Da führeten sie Jesum von Kaiphas vor das Richthaus, und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf dass sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: Pilatus Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen? Evangelist Sie antworteten und sprachen zu ihm: 16b. Coro Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet. 16c. Recitativo T B Evangelist Da sprach Pilatus zu ihnen: Trigonale 2010 – Das Programm - 335 - 13 Pilatus So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetze! Evangelist Da sprachen die Jüden zu ihm: 16d. Coro Wir dürfen niemand töten. 16e. Recitativo T B.I B.II Evangelist Auf dass erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm: Pilatus Bist du der Jüden König? Evangelist Jesus antwortete: Jesus Redest du das von dir selbst, oder haben's dir andere von mir gesagt. Evangelist Pilatus antwortete: Pilatus Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet; was hast du getan? Evangelist Jesus antwortete: 13 - 336 - Trigonale 2010 – Das Programm Jesus Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, dass ich den Jüden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen. 17. Choral Ach großer König, groß zu allen Zeiten, Wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten? Keins Menschen Herze mag indes ausdenken, Was dir zu schenken. Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen, Womit doch dein Erbarmen zu vergleichen. Wie kann ich dir denn deine Liebestaten Im Werk erstatten? 18a. Recitativo T B.I B.II Evangelist Da sprach Pilatus zu ihm: Pilatus So bist du dennoch ein König? Evangelist Jesus antwortete: Jesus Du sagst's, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Trigonale 2010 – Das Programm - 337 - 13 Evangelist Spricht Pilatus zu ihm: Pilatus Was ist Wahrheit? Evangelist Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen: Pilatus Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch der Jüden König losgebe? Evangelist Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen: 18b. Coro Nicht diesen, sondern Barrabam! 18c. Recitativo T Evangelist Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn. 19. Arioso B Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen, Mit bittrer Lust und halb beklemmtem Herzen Dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen, Wie dir auf Dornen, so ihn stechen, Die Himmelsschlüsselblumen blühn! 13 Du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen, Drum sieh ohn Unterlass auf ihn! - 338 - Trigonale 2010 – Das Programm 20. Aria T Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken In allen Stücken Dem Himmel gleiche geht, Daran, nachdem die Wasserwogen Von unsrer Sündflut sich verzogen, Der allerschönste Regenbogen Als Gottes Gnadenzeichen steht! 21a. Recitativo T Evangelist Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und satzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen: 21b. Coro Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig! 21c. Recitativo T B Evangelist Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen: Pilatus Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, dass ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde. Evangelist Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen: Pilatus Sehet, welch ein Mensch! Trigonale 2010 – Das Programm - 339 - 13 Evangelist Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen: 21d. Coro Kreuzige, kreuzige! 21e. Recitativo T B Evangelist Pilatus sprach zu ihnen: Pilatus Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm! Evangelist Die Jüden antworteten ihm: 21f. Coro Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. 21g. Recitativo T B.I B.II Evangelist Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet' er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu: Pilatus Von wannen bist du? Evangelist Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Pilatus Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen, 13 und Macht habe, dich loszugehen? Evangelist Jesus antwortete: - 340 - Trigonale 2010 – Das Programm Jesus Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat's größ're Sünde. Evangelist Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe. 22. Choral Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, Muss uns die Freiheit kommen; Dein Kerker ist der Gnadenthron, Die Freistatt aller Frommen; Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein, Müßt unsre Knechtschaft ewig sein. 23a. Recitativo T Evangelist Die Jüden aber schrieen und sprachen: 23b. Coro Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser. 23c. Recitativo T B Evangelist Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet: Hochpflaster, auf Ebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde, und er spricht zu den Jüden: Trigonale 2010 – Das Programm - 341 - 13 Pilatus Sehet, das ist euer König! Evangelist Sie schrieen aber: 23d. Coro Weg, weg mit dem, kreuzige ihn! 23e. Recitativo T B Spricht Pilatus zu ihnen: Pilatus Soll ich euren König kreuzigen? Evangelist Die Hohenpriester antworteten: 23f. Coro Wir haben keinen König denn den Kaiser. 23g. Recitativo T Evangelist Da überantwortete er ihn, dass er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Ebräisch: Golgatha. 25a. Recitativo T Evangelist Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von Nazareth, der Jüden König«. Diese Überschrift lasen viel Jüden, denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf ebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato: 25b. Coro Schreibe nicht: der Jüden König, sondern dass er gesaget habe: Ich bin der Jüden König. 25c. Recitativo T B Evangelist Pilatus antwortet: Pilatus Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. 24. Aria B e Coro Eilt, ihr angefochtnen Seelen, Geht aus euren Marterhöhlen, Eilt – Wohin? – nach Golgatha! Nehmet an des Glaubens Flügel, 13 Flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel, Eure Wohlfahrt blüht allda! - 342 - Trigonale 2010 – Das Programm 13 Trigonale 2010 – Das Programm - 343 - 26. Choral In meines Herzens Grunde Dein Nam und Kreuz allein Funkelt all Zeit und Stunde, Drauf kann ich fröhlich sein. Erschein mir in dem Bilde Zu Trost in meiner Not, Wie du, Herr Christ, so milde Dich hast geblut' zu Tod! 27a. Recitativo T Evangelist Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewürket durch und durch. Da sprachen sie untereinander: 27b. Coro Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll. 27c. Recitativo T B Evangelist Auf dass erfüllet würde die Schrift, die da saget: Sie haben meine Kleider unter sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen, Solches taten die Kriegesknechte. 13 Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. - 344 - Trigonale 2010 – Das Programm Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Jesus Weib, siehe, das ist dein Sohn! Evangelist Darnach spricht er zu dem Jünger: Jesus Siehe, das ist deine Mutter! 28. Choral Er nahm alles wohl in acht In der letzten Stunde, Seine Mutter noch bedacht, Setzt ihr ein' Vormunde. O Mensch, mache Richtigkeit, Gott und Menschen liebe, Stirb darauf ohn alles Leid, Und dich nicht betrübe! 29. Recitativo T B Evangelist Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllet würde, spricht er: Jesus Mich dürstet! 13 Trigonale 2010 – Das Programm - 345 - Evangelist Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen, und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Jesus Es ist vollbracht! 30. Aria A O Trost vor die gekränkten Seelen! Die Trauernacht Läßt nun die letzte Stunde zählen. Der Held aus Juda siegt mit Macht Und schließt den Kampf. Es ist vollbracht! 31. Recitativo T Evangelist Und neigte das Haupt und verschied. 32. Aria B e Coro Mein teurer Heiland, lass dich fragen, Jesu, der du warest tot, Da du nunmehr ans Kreuz geschlagen Und selbst gesagt: Es ist vollbracht, Lebest nun ohn Ende, 13 Bin ich vom Sterben frei gemacht? In der letzten Todesnot Nirgend mich hinwende - 346 - Trigonale 2010 – Das Programm Kann ich durch deine Pein und Sterben Das Himmelreich ererben? Ist aller Welt Erlösung da? Als zu dir, der mich versühnt, O du lieber Herre! Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen; Gib mir nur, was du verdient, Doch neigest du das Haupt Und sprichst stillschweigend: ja. Mehr ich nicht begehre! 33. Recitativo T Evangelist Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen. 34. Arioso T Mein Herz, in dem die ganze Welt Bei Jesu Leiden gleichfalls leidet, Die Sonne sich in Trauer kleidet, Der Vorhang reißt, der Fels zerfällt, Die Erde bebt, die Gräber spalten, Weil sie den Schöpfer sehn erkalten, Was willst du deines Ortes tun? 13 Trigonale 2010 – Das Programm - 347 - 35. Aria S Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren Dem Höchsten zu Ehren! Erzähle der Welt und dem Himmel die Not: Dein Jesus ist tot! 36. Recitativo T Evangelist Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war, dass nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, dass ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer eröffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß, dass er die Wahrheit saget, auf dass ihr gläubet. Denn solches ist geschehen, auf dass die Schrift erfüllet würde: 13 »Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen«. Und abermal spricht eine andere Schrift: »Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben«. - 348 - Trigonale 2010 – Das Programm 37. Choral O hilf, Christe, Gottes Sohn, Durch dein bitter Leiden, Dass wir dir stets untertan All Untugend meiden, Deinen Tod und sein Ursach Fruchtbarlich bedenken, Dafür, wiewohl arm und schwach, Dir Dankopfer schenken! 38. Recitativo T Evangelist Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich aus Furcht vor den Jüden), dass er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen untereinander, bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garten, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. 13 Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war. Trigonale 2010 – Das Programm - 349 - 39. Coro Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, Die ich nun weiter nicht beweine, Ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh! Das Grab, so euch bestimmet ist Und ferner keine Not umschließt, Macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu. 40. Choral Ach Herr, lass dein lieb Engelein Am letzten End die Seele mein In Abrahams Schoß tragen, Den Leib in seim Schlafkämmerlein Gar sanft ohn eigne Qual und Pein Ruhn bis am jüngsten Tage! Alsdenn vom Tod erwecke mich, Dass meine Augen sehen dich In aller Freud, o Gottes Sohn, Mein Heiland und Genadenthron! Herr Jesu Christ, erhöre mich, Ich will dich preisen ewiglich! C a ntus Cö lln Das 1987 von Konrad Junghänel gegründete solistische Vokalensemble Cantus Cölln hat sich in kürzester Zeit als eines der angesehensten Ensembles dieser Art im internationalen Musikleben etabliert. Es widmet sich in erster Linie dem deutschen und italienischen Vokalrepertoire aus Renaissance und Barock: mit der Wiederbelebung eines weitgehend vergessenen Repertoires hat es in den letzten Jahren beim Publikum großen Anklang gefunden. Die meisten der inzwischen über 30 CD-Produktionen, die ein Repertoire von Monteverdis Madrigalen, der Marienvesper, Schütz’ Psalmen Davids bis hin zu Bachs Kantaten und Motetten umfassen, wurden mit internationalen Preisen gewürdigt. Neben zahlreichen Auszeichnungen wie z.B. dem Edison Awards Classical, dem Diapason d’Or, ffff du Télérama, 10 du Répertoire, dem Choc du Monde de la Musique, dem Grand Prix du Disque (Académie Charles Cros) und Nominierungen für u.a. den Grammy und den Grammophone Award hat Cantus Cölln in 2002 für seine einzigartige Einspielung der Selva morale e spirituale von Claudio Monteverdi sowohl den Grammophone Award, den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik als auch den Caecilia Price verliehen bekommen. Für seine Gesamtaufnahme des Altbachischen Archivs erhielt Cantus Cölln im Jahr 2004 den ECHO Klassik in der Kategorie Choreinspielung. 13 13 Die Mitglieder von Cantus Cölln haben alle als Solisten eine erfolgreiche Karriere aufzuweisen, die sie auch weiterhin - 350 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 351 - verfolgen. Von der Kritik wird aber immer wieder einhellig der außerordentlich homogene Ensembleklang hervorgehoben, der dennoch nicht auf Kosten der Individualität der einzelnen Stimmen geht. Cantus Cölln hatte es sich von Anfang zum Ziel gesetzt, mit möglichst gleichbleibender Besetzung im Laufe der Jahre zu immer größerer Homogenität zu finden, zu einem »blinden« musikalischen Verstehen. Etwas, das beispielsweise bei einem Streichquartett internationaler Ausprägung als selbstverständlich vorausgesetzt werden darf, im allgemeinen schnelllebigen Musikmarkt aber häufig vermißt wird. So sind auch heute noch die meisten Mitglieder von Cantus Cölln Gründungsmitglieder. Für Produktionen in größerer Besetzung wird das Ensemble nach Bedarf durch zusätzliche Kräfte verstärkt, wobei auch da möglichst immer auf dieselben Sänger und Instrumentalisten zurückgegriffen wird. Das Repertoire hat sich im Laufe der Jahre vom Programmschwerpunkt »Madrigal und Motette« des frühen 17. Jahrhunderts ausgeweitet auf die gesamte Entwicklung des geistlichen Konzertes und der Kantate bis zum Hochbarock. Wichtiges Kriterium bei der Auswahl bleibt dabei immer, ob sich das betreffende Musikstück für eine solistische Aufführungsweise anbietet, ob es mehr dadurch gewinnt, als es vielleicht auf der anderen Seite verliert. So geht es nicht um die »einzig richtige« Aufführungsweise, sondern darum, einem Klangideal zu folgen, welches größtmögliche Trans13 parenz mit individueller Emotionalität und sinnlicher Klanglichkeit verbindet. - 352 - Trigonale 2010 – Das Programm Einige herausragende Punkte in der Entwicklung der letzten Jahre waren zum einen die Produktionen der Marienvesper von Monteverdi und die von Johann Rosenmüller, welche den Beginn einer kleinen internationalen Renaissance dieses bedeutenden »deutsch-italienischen« Komponisten einläutete. Desweiteren stießen die Produktionen der Motetten, Frühen Kantaten und der H-Moll Messe von Johann Sebastian Bach auf ein enthusiastisches internationales Echo. Die Frühen Kantaten – ausgezeichnet mit mehreren prestigeträchtigen Preisen – gehören schon jetzt zu einer der erfolgreichsten Bach-Kantaten-Einspielungen überhaupt. Die erste szenische Produktion von Cantus Cölln – »Combattimenti« mit Madrigalen von Monteverdi – war eine 1998 begonnene Koproduktion der Nationalen Reisopera in Holland und dem Tourneetheater Transparant in Belgien, die auf Grund ihres Erfolges bis zum Jahr 2000 auf den Spielplänen stand. Eine neue szenische Produktion ist in Vorbereitung. Nach Ansicht der Zeitschrift Diapason gehört Cantus Cölln zu den größten Entdeckungen der letzten Jahre im Bereich der Alten Musik. Im Jahre 2000 wurde das Ensemble mit dem begehrten Buxtehudepreis der Hansestadt Lübeck für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Kirchemusik ausgezeichnet. Der letzte Preisträger war 1994 John Elliot Gardiner. 13 Auftritte in ganz Europa (Festivals in Utrecht, Herne, Stuttgart, Barcelona, Innsbruck, Schleswig-Holstein, FlandernTrigonale 2010 – Das Programm - 353 - festival, Salzburg, Breslau etc.) sowie Einladungen nach Übersee (Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien) tragen ebenso zu seinem Ruf bei wie die exklusive Zusammenarbeit mit Harmonia Mundi France. Konrad Junghänel zählt heute international zu den bekanntesten Lautenisten. Sein Ruhm beruht auf der ganz außerordentlichen Virtuosität seines Spiels und seiner vollendeten Sicherheit. Er gilt als einer der führenden Interpreten der Lautenwerke Johann Sebastian Bachs und Silvius Leopold Weiss; für seine Aufnahme mit Solowerken von Silvius Leopold Weiss ist er mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden. Konrad Junghänel ist als Solist und als Kammermusiker überall in Europa, in den USA, in Japan, Australien, Südamerika und Afrika aufgetreten. Neben dieser Konzerttätigkeit arbeitete er regelmäßig mit René Jacobs zusammen, aber auch mit Ensembles wie Les Arts Florissants, La Petite Bande, Musica Antiqua Köln. Seit 1994 ist er Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln. 1987 gründete Konrad Junghänel das von ihm geleitete Vokalensemble Cantus Cölln, das sich innerhalb kürzester Zeit 13 als eines der angesehensten Ensembles dieser Art im internationalen Musikleben etablieren konnte. In jüngster Zeit tritt Konrad Junghänel auch vermehrt als Dirigent szeni- 354 - Trigonale 2010 – Das Programm scher Produktionen auf. Drei Jahre lang lief die Produktion Combattimenti mit Madrigalen von Claudio Monteverdi (Regie Geoffrey Layton) an der Nationalen Reisopera von Holland und Belgien. Es folgte Francesco Cavallis La Calisto (Regie Igor Folwill) in Köln und Domenico Mazzocchis La Catena d’Adone (Regie Jakob Peters-Messer) in Innsbruck und Antwerpen. Am Theater Basel dirigierte er »Wie liegt die Stadt so wüste« mit Musik von Heinrich Schütz, sowie das Händel-Oratorium »Israel in Egypt«, beides unter der Regie von Herbert Wernicke, an der Staatsoper Hamburg »Ein geistliches Bankett«, eine szenische Produktion von BachKantaten (Regie Ingrid von Wantoch Rekowski). Am Theater Basel folgte Händels »Semele« (Regie Karin Beier) und Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« (Regie Nigel Lowery). Bei den Göttinger Händelfestspielen 2006 debütierte er mit Händels Oper »Poro« (Regie Igor Folwill) und leitete im Herbst desselben Jahres in Potsdam Mozarts »Così fan tutte« (Regie Uwe Eric Laufenberg). Im April 2007 dirigierte Konrad Junghänel am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken die Premiere der »Florentiner Intermedien« (Regie: Nigel Lowery) sowie im November desselben Jahres Mozarts »Lucio Silla« (Regie: Olga Motta) an der Staatsoper Stuttgart. Im Februar 2008 stand die Premiere von Händels »Agrippina« (Regie: Peter Lund) am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken auf dem Programm. Nach einer weiteren MozartPremiere mit »Die Entführung aus dem Serail« (Regie Uwe Eric Laufenberg) im September 2008 in Potsdam feierte Konrad Junghänel im April 2009 einen außerordentlichen Erfolg 13 als Musikalischer Leiter der Neuproduktion von Glucks »Armida« an der Komischen Oper Berlin (Regie: Calixto Bieito). Trigonale 2010 – Das Programm - 355 - Im selben Jahr folgten Händels »Teseo« an der Staatsoper Stuttgart (Regie: Igor Bauersima) sowie mit »Orfeo ed Euridice« (Regie: Johannes Erath), ebenfalls von Gluck, Junghänels Debüt an der Oper Köln. Hier werden in den kommenden Spielzeiten zudem u.a. ein vollständiger MonteverdiZyklus und ein mehrteiliger Mozart-Zyklus entstehen. Im Januar 2010 machen Rameaus »Les Paladins« (Regie: Arila Siegert) an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg den Auftakt, gefolgt von Purcells »Dido und Aeneas« am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Weitere Produktionen u. a. in Berlin sind in Vorbereitung. Mechthild Bach, geboren in Limburg /Lahn, studierte Gesang an der Musikhochschule in Frankfurt/Main bei Prof. E. Cavelti. Bereits während dieser Zeit arbeitete sie mit Prof. Michael Schneider im Studio für Alte Musik und in der Liedklasse von Prof. Hartmut Höll. Meisterkurse bei Prof. Vera Rosza in Nizza und bei Prof. Laura Sarti in London folgten. Noch während des Studiums kam es zu einem Gastvertrag am Staatstheater Darmstadt, dem sich ein Engagement an das Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/ Duisburg anschloss. Von 1991 bis 1996 war Mechthild Bach als Lyrischer Sopran am Theater der Stadt Heidelberg engagiert und erarbeitete 13 sich ein breites Repertoire in diesem Fach. Seit 1986 ist sie auch als Konzertsängerin tätig und besonders im Bereich der Alten Musik international gefragt. Engagements führten sie - 356 - Trigonale 2010 – Das Programm immer wieder zu wichtigen europäischen Festivals, so nach Dresden, Halle, Stuttgart, Barcelona, Zaragoza, Glasgow, u. a. Sie arbeitete mit den Dirigenten Ton Koopman, Hellmuth Rilling, Michael Schneider, Frieder Bernius, Reinhard Göbel und Sigiswald Kujken. Zahlreiche Rundfunkaufnahmen sowie Platteneinspielungen der Sängerin liegen vor. Markus Flaig, in Horb am Neckar geboren, studierte zunächst Schul- und Kirchenmusik an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Nach erfolgreichen Examina nahm er ein Gesangsstudium bei Beata Heuer-Christen auf und war Mitglied der Opernklasse von Gerd Heinz. Im Anschluß daran absolvierte er ein Aufbaustudium bei Berthold Possemeyer in Frankfurt am Main, welches er im Februar 2004 mit Auszeichnung abschloss. Seit Herbst 2006 arbeitet er mit Carol Meyer-Bruetting in Frankfurt. Bereits während seines Schulmusikstudiums erhielt er einen ersten Gastvertrag an den Städtischen Bühnen Freiburg für die Partie des Azarias in Benjamin Brittens Kirchenparabel »The burning fiery furnace«. Es folgten weitere Engagements für die Uraufführung von Cornelius Schwehrs Revolutionsoper »Heimat« und für »Salome« von Richard Strauss. Auf der Bühne der Schwetzinger Festspiele spielte er in einer viel beachteten und live im Radio übertragenen 13 Inszenierung mit Madrigalen von Claudio Monteverdi und Carlo Gesualdo. 2006 war er in Freiburg als Noah in Benjamin Trigonale 2010 – Das Programm - 357 - Brittens »Noye ’s fludde«, 2007 bei den Herrenhauser Festwochen in Hannover in Henry Purcells »Fairy Queen« zu sehen, im September 2008 schließlich als Alcée und Tirtée in Jean-Philippe Rameaus »Les Fêtes d'Hébé« im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth. Sein Repertoire im Oratorienfach reicht von der Renaissance über die Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Er wirkte bei mehreren Uraufführungen mit; Franz F. Kaern komponierte eigens für ihn einen Orchesterliederzyklus nach Gedichten von Thomas Bernhard. Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie zahlreiche CD-Aufnahmen entstanden unter Dirigenten wie Winfried Toll, Hans Christoph Rademann, Thomas Hengelbrock und Konrad Junghänel. Soeben hat er sein erstes Solo-Album eingespielt mit Kantaten von Bach (BWV 82), Telemann und Graupner. 2004 wurde Markus Preisträger des Internationalen JohannSebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig. Konzertreisen führten den Bassbariton nach Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Holland, Österreich, Dänemark, Slowenien, Polen, Russland, Korea und Kolumbien, im Jahr 2008 schließlich nach Mexiko und nach Japan für eine Tournee unter Masaaki Suzuki. Seit 1997 erarbeitet er sich mit dem Pianisten Jörg Schweinbenz ein umfangreiches Liedrepertoire und ist regelmäßig in Liederabenden in Deutschland und dem benachbarten Ausland zu hören. www.markus-flaig.de Wolf Matthias Friedrich studierte an der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig bei Prof. Eva Schubert Gesang. 1980 war er Preisträger beim Internationalen Dvorak-Wettbewerb in Karlovy Vary. Von 1982 bis 1986 war Wolf Matthias Friedrich Mitglied des Opernstudios der Staatsoper Dresden. Verpflichtungen unter Dirigenten wie Kurt Masur, Rafael Frühbeck de Burgos, Fabio Luisi, Howard Arman, Daniel Reuss, Michel Corboz, Konrad Junghänel, Allessandro de Marchi, Thomas Hengelbrock, Peter Neumann, Paul Dyer u. a. führten ihn in die Konzerthäuser zahlreicher europäischer Festivals (Salzburg, Schwetzingen, Innsbruck, Wien, Utrecht, Halle, Dresden), nach Israel, Asien und Australien und wurden zahlreich in Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert. Als Liedsänger widmet er sich insbesondere dem Werk Franz Schuberts. 2002 war er Mitbegründer des »Kerll-Rosenmüller-Festes«, das seither jährlich unter seiner Leitung zur Förderung des musikalischen Erbes der in seiner vogtländischen Heimat geborenen Komponisten Johann Caspar Kerll, Johann Rosenmüller und Sebastian Knüpfer veranstaltet wird: www.wolfmatthiasfriedrich.de - 358 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 359 - 13 Hans Jörg Mammel wurde in Stuttgart geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, wo er auch ersten Ge- 13 sangsunterricht erhielt. Er studierte an der Musikhochschule Freiburg Gesang bei Prof. Werner Hollweg und Prof. Ingeborg Most. Meisterkurse absolvierte er bei Barbara Schlick, Elisabeth Schwarzkopf, James Wagner für Gesang, sowie bei Reinhard Goebel für historische Aufführungspraxis. In den letzten Jahren machte er sich vor allem als Konzertsänger in Deutschland und dem benachbarten Ausland einen Namen. Er sang bei vielen bedeutenden Festivals wie Utrecht, Schwetzingen, Jerusalem, Breslau, Brügge, Brüssel und Wien. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Hans Zender, Thomas Hengelbrock, Ivan Fischer, Ivor Bolton und Philippe Herreweghe zusammen. Opernengagements führten ihn an die Staatsoper Unter den Linden Berlin, an die Städt. Bühnen Freiburg sowie an die Münchner Staatsoper. Neben Konzert und Oper widmet er sich dem Lied. Außer den großen Liederzyklen der Romantik gilt hier sein Interesse besonders den Komponisten der 2. Berliner Liederschule. Viele dieser Werke sind auf CD eingespielt. www.hansjoergmammel.de Elisabeth Popien studierte zunächst Kirchenmusik an der Musikhochschule in Köln und schloß das Studium 1992 mit dem A-Examen ab. Während der Studienzeit sang sie bereits als Chorsängerin unter Dirigenten, die sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben hatten, wie Jordi Savall, 13 Sigiswald Kuijken, Peter Neumann und Hermann Max. Parallel dazu studierte sie bei Hans-Dieter Saretzki, Düsseldorf, Gesang. - 360 - Trigonale 2010 – Das Programm Ihr künstlerisches Schaffen wird durch Rundfunk- und Fernseh-Aufnahmen, sowie durch zahlreiche CD-Aufnahmen dokumentiert. Viele der CDs sind preisgekrönt. Neben ihrer Ensembletätigkeit tritt Elisabeth Popien auch als klassische Oratoriensängerin auf, mit einem Repertoire, das von der Barockzeit bis zur Moderne reicht. Georg POPLUTZ Der in Arnsberg geborene Tenor schloss nach dem Staatsexamen für Musik und Englisch in Münster und Dortmund ein Gesangsstudium an den Musikhochschulen in Frankfurt am Main und Köln bei Berthold Possemeyer und Christoph Prégardien an, das er 2007 mit dem Konzertexamen erfolgreich beendet hat. 2009 wurde er mit dem Frankfurter Mendelssohn-Preis ausgezeichnet. Konzertengagements im Oratorienfach führten Poplutz in zahlreiche Städte Deutschlands, nach Dänemark, Frankreich, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal und in die Schweiz sowie auf Konzertreisen nach China, Mexiko und durch das südliche Afrika. Dabei arbeitete er u. a. mit Ph. Couvert, M. Creed, W. Ehrhardt, G. Grün, M. Janz, M. Jung, T. Kaljuste, H. Müller-Brühl, P. Neumann, R. Otto, R. Popken,W. Schäfer, W. Toll und R. Wilson zusammen. Liederabende gibt er u. a. mit seinem Klavierpartner Hilko Dumno. Im Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung von Arno Paduch sowie mit Konrad Junghänels Cantus Cölln widmet er 13 sich in Konzert und Rundfunk der Musik des 16. bis 18. Jhs. Poplutz ist regelmäßig in großen Konzerthäusern und bei Trigonale 2010 – Das Programm - 361 - deutschen Festivals zu Gast und macht sich vor allem als Evangelist einen Namen. 2010 ist Poplutz u. a. in der Dresdner Frauenkirche, in der Frankfurter Alten Oper, im Hamburger Michel und in der Laeiszhalle, in der Kölner Philharmonie, bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, beim Rheingau-MusikFestival und in verschiedenen Rundfunk- und CD-Produktionen sowie u. a. am Theater Bern in Purcells »Dido und Aeneas« als Aeneas zu hören. www.georgpoplutz.de Was Gerlinde Sämann auszeichnet ist ihre flexible und feinsinnige Musikalität und Interpretation, die durch ihr fehlendes Augenlicht zu einem speziellen und ungewöhnlichen Erleben von Klangnuancen wird. Die blinde Sopranistin wurde 1969 in Nürnberg geboren. Sie studierte am Richard-Strauss-Konservatorium in München Klavier und Gesang und arbeitete mit Lehrern wie KarlHeinz Jarius, Henriette Meyer-Ravenstein und Selma Aykan. Ausserdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Atemtherapeutin nach Ilse Middendorf. Ihr Repertoire reicht von historischen Werken über Lied und Oratorium bis hin zu Avantgarde und zeitgenössischem Musiktheater. Seit 1991 arbeitet Gerlinde Sämann solistisch mit verschiedensten Chören und Gruppen, vorrangig der alten Musik, auf renommierten Festivals zusammen: Mit dem 13 Dresdner Kreuzchor, dem Choeur de Chambre Accentus, Arsyis Bourgogne, dem Mittelalter-Ensemble Estampie, Armonico Tributo Austria, der himmlischen cantorey, sette voci, Akademie - 362 - Trigonale 2010 – Das Programm für Alte Musik Berlin, la petite bande, u. a. bei der Styriarte, La folle journée de Nantes, Festa da Musica Lissabon, Festival de Vezelay Bourgogne, Festival Oude Muziek Utrecht, Festival van Vlaanderen, Gent, etc. Auch auf den Bühnen von Oper und zeitgenössischem Musiktheater ist Gerlinde Sämann präsent, mit Regisseurinnen und Regisseuren wie Arila Siegert, Gil Mehmert, Sabine Hasz, Thomas Höft, Chrescencia Dünser und Otto Kukla. 2007 war sie in Peter Steins »Wallenstein« (Berliner Ensemble) zu hören. Zahlreiche Radioaufnahmen und CD's sind im In- und Ausland entstanden. Mit großer Intensität gestaltet Gerlinde Sämann ausgefallene Lied- und Duoprogramme, beispielsweise mit dem renommierten Hammerflügelspieler Ronald Brautigam, sowie anderen Liedbegleitern wie Hans Adolfsen. www.gerlinde-saemann.de Alexander Schneider wurde in Frankenberg/Sachsen geboren. Von 1987 bis 1996 war er Mitglied im Dresdner Kreuzchor. Ab 1997 studierte er an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Peter Herrmann. 2004 erhielt er sein Gesangs- und Pädagogendiplom. Zudem besuchte er Meisterkurse von David Cordier, Jeffrey Gall und Peter Kooij. Derzeit arbeitet der junge Sänger mit der Sopranistin Elisabeth Scholl. Der Altist sang mit vielen namhaften Ensembles, darunter 13 Cantus Cölln, Concerto Palatino, Collegium Vocale Gent, Akademie für Alte Musik Berlin, Absolut Ensemble New York, Trigonale 2010 – Das Programm - 363 - Rheinische Kantorei, Ricercar Consort, Sächsisches Vocalensemble, Sette Voci, Dresdner Kammerchor, Ensemble Amarcord, Musica Fiata Köln und die Lauttencompagney Berlin. In seiner jungen Karriere arbeitete er mit Dirigenten wie Philipp Herreweghe, René Jacobs, Kristian Järvi, Stephen Stubbs, Herrmann Max, Joshua Rifkin, Philippe Pierlot, Wolfgang Katschner, Martin Haselböck, Marcus Creed, Attilio Cremonesi, Hans Chr. Rademann und Konrad Junghänel zusammen. Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Die Erarbeitung von Soloprogrammen ist dem Sänger ein besonderes Anliegen. Renommierte Künstler, wie die Cembalisten Ludger Rémy und Mark Nordstrand oder die Lautenistin Ophira Zakai sind seine musikalischen Partner. Sein viel beachtetes Operndebüt hatte er 1999 an der Neuköllner Oper Berlin in Johann Adolf Hasses Commedia per Musica »La Sorella amante«. Er gastierte am Theater Heidelberg, der Oper Leipzig, dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt und dem Schlosstheater Potsdam im Neuen Palais. Zur Welturaufführung der Jazz-Oper »Casanova« von Daniel Schnyder stand er in Gstaad/Schweiz und New York City/USA als »Mozart« auf der Bühne. Er ist Preisträger des Wettbewerbes »Musica Antiqua« in Brügge 2002. www.altist.de Aut o g r a mme 13 13 - 364 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 365 - Sonntag, 06.02., 17.00 Uhr Großer Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt Vorankündigung Präsentationskonzert Trigonale 2011: Dolce tormento Du mußt vergessen lernen, Mußt aus der Seele Grund Das süße Bild entfernen, Von dem das Herz dir wund! Sieh, vor dir grüne Auen, Mailust und Sonnenlicht: Und du willst rückwärts schauen, Mit Thränen im Gesicht? Robert Eduard Prutz, 1847 E inle itun g Marc Mauillon: Bariton Friederike Heumann: Viola da gamba und Lirone Angélique Mauillon: Barockharfe Tormenti e dolce oblio Qualen der Liebe und süßes Vergessen Der römische Dichter Ovid beschreibt in seiner »Ars amatoria« die Liebe als eine Kunst, die sich nach festen Regeln und Lehrsätzen wie in einer Schule erlernen lässt. Doch weiß er, dass (wenn nicht die erste Liebe glückt und ein Leben lang anhält, was selten genug ist) neue Liebe immer nur nach gründlichem Vergessen der alten entstehen kann. In der griechischen und römischen Götterwelt, die für alle Lebenslagen 14 14 - 366 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 367 - praktische Gottheiten bereit hält, findet sich auch einer, der in diesem Fall anzurufen ist. Beim Collinischen Tor in Rom stand neben dem Tempel der Venus ein Heiligtum des Amor Lethaeus. Benannt ist er nach Lethe, dem mythischen Strom des Vergessens, der in der Unterwelt fließt. Diese Gottheit konnte helfen, wenn eine unwürdige Geliebte oder ein schurkenhafter Geliebter der Liebe nicht mehr würdig waren und nur das Vergessen Platz für neues Verlieben schaffen konnte. Nun sind seit Menschengedenken auch verschiedene Drogen bekannt, die das Vergessen fördern. Odysseus musste sich auf seinen Irrfahrten bei den Lotophagen (Lotosessern) gegen die alle Erinnerung auslöschende Wirkung der Lotosblume wehren, und er musste mit gezücktem Schwert den Versuch Kirkes abwehren, ihn durch einen Zaubertrank seine geliebte Penelope und damit das Ziel seiner Heimfahrt vergessen zu machen. Doch Ovid ist ein Mann des Geistes, der als Dichter weiß, dass Erinnerung, die einmal in Worte gefasst ist, nicht so einfach dem Vergessen weicht. Er hält nicht viel von der primitiven Art des Vergessens durch Einnahme von Drogen. Vergessen soll ein kultivierter Akt, ein bewusstes Handeln des zivilisierten und gebildeten Menschen sein, und dadurch dauerhaft wirken. Daher schließt er seiner »Ars amatoria«, der systematisch erlernbaren Liebeskunst, die »Remedia Amoris« (Heilmittel gegen die Liebe) an, ein Lehrwerk für das Vergessen der nicht mehr geliebten Liebe. Und wie die Göttin Venus und ihr immer im Knabenalter bleibender Sohn 14 Amor Schutzgötter der »Ars Amatoria« sind, so ruft er nun - 368 - Trigonale 2010 – Das Programm Apollon, den Gott der Künste als Schirmherrn seiner »Remedia Amoris« an: Dich flehe ich zu Beginn an, möge uns dein Lorbeer günstig sein, Phöbus, Erfinder des Lieds und der ärztlichen Kunst. Stehe du uns bei, dem Sänger wie dem Arzt; Bist du doch Schirmherr für beiderlei Sorgen. Unterdrücke gleich zu Beginn die verderblichen Keime der Krankheit. Das Vergessen wird nun ein anstrengendes Verfahren paradoxerweise zunächst der Erinnerung. Alle Eigenschaften der Geliebten müssen aus dem Gedächtnis ans Licht geholt werden, und zwar alle schlechten. Der Schüler des Vergessens der Liebe muss sich vor Augen halten, wie hassenswert seine Geliebte eigentlich war. Alle Mängel müssen genannt werden, damit er sich bewusst wird, wie sehr er unter der Liebe zu leiden hatte. Die Geliebte war ganz sicher launenhaft, lügenhaft und hartherzig und natürlich war sie treulos. Anregungen für die Beschreibung dieser Eigenschaften findet er ja in Fülle in der Poesie und im Lied. Alles, was Leid hervorzurufen vermag, ist hier in vollendeter Weise besungen, auch wenn es zunächst vielleicht so aussah, als ob es das liebreizende Gegenteil gewesen sei. Denn falls sich keine oder nur zu schwache Mängel finden, so müssen vermeintliche Vorzüge ins Gegenteil umgedeutet werden. Schlank war sie sicher nicht, sondern dürr. Sie hatte auch kein lieblich kastanienbraunes Haar, sondern pechschwarze Flechten. Und so fort. 14 Trigonale 2010 – Das Programm - 369 - Nach Erinnerung aller schlechten Merkmale und Eigenschaften müssen im nächsten Schritt alle Dinge entfernt werden, Gegenstände, Bilder vor allem, die positive Erinnerungen an die Geliebte hervorrufen können. Die Briefe müssen ins Feuer, alle gemeinsamen Orte gemieden werden. Ablenkung durch Arbeit und wenn es sich gerade anbietet – Staats- oder Kriegskunst sind hervorragende Mittel. Wichtig ist das langsame Vergessen, denn alles schnelle Handeln birgt die Gefahr, oberflächlich zu bleiben, und Rückfälle sind nicht auszuschließen. Und wenn schließlich das gesamte Programm durchgearbeitet worden ist, die Geliebte gründlich vergessen, jede Erinnerung an sie ausgelöscht ist, so bleibt als Abschluss und wirksamstes Heilmittel noch – sich neu zu verlieben. Und der ewige Kreis ohne Anfang und Ende schließt sich wieder. Ralf Jaensch Oblivion soave I dolci sentimenti In te, figlia, addormenti. Posatevi, occhi ladri Aperti deh che fate Se chiusi ancor rubate. Poppea rimani in pace Luci carie gradite Dormite omai dormite. Möge allmähliches Vergessen deine zärtlichen Gefühle in den Schlaf wiegen, mein Kind. Schliesst euch, herzbetörende Augen: wozu seid ihr im Wachen fähig, wenn ihr schon im Schlaf die Herzen raubt? Poppea, schlaf in Frieden; geliebter, süßer Augapfel, schlaf jetzt, schlaf ein. Claudio Monteverdi Aus: L'Incoronazione di Poppea Text: Giovanni Francesco Busenello 14 14 - 370 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 371 - Pro g r a mm Prolog Claudio Monteverdi (1567 – 1643) 1. Tempro la cetra Tarquinio Merula (1595 – 1665) 8. Folle è ben Claudio Monteverdi 2. Voglio di vita uscir Giovanni Girolamo Kapsberger (1580 – 1651) 9. La Tiorbata Jacopo Peri (1561 – 1633) 3. Tu dormi, e'l dolce sonno Claudio Monteverdi 4. Si dolce è il tormento Giovanni de Macque (1550 – 1614) 5. La Stravaganza Giulio Caccini (1545 – 1618) 6. A quei sospir ardenti Riccardo Rognoni (1560 – 1620) 7. Diminutionen über Ancor che col'partire 14 - 372 - Trigonale 2010 – Das Programm Claudio Monteverdi 10. Dorm'ancora Benedetto Ferrari (1603 – 1681) 11. Voglio di vita uscir PAUSE Estienne Moulinié (1599 – 1676) 12. Seguir più non voglio Sebastien Le Camus (ca. 1610 – 1677) 13. Il n'est rien dans la vie Trigonale 2010 – Das Programm - 373 - 14 Dufaut († ca. 1682) 14. Sarabande Sebastien Le Camus 15. Bois écarté, lieu solitaire Dufaut 16. Sarabande Estienne Moulinié 17. Ondes qui soulevez Anonym 18. Prelude aus dem Ebenthaler Tabulaturmanuskript (Goëss B, 1668) Sebastien Le Camus 19. Laissez durer la nuit Estienne Moulinié 20. Non ha sott'il ciel 14 14 - 374 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 375 - T e x te Prologo Prolog 1. Tempro la cetra 1. Ich stimme die Lyra Tempro la cetra, e per cantar gli onori di Marte alzo talor lo stil e i carmi. Ma invan la tento e impossibil parmi ch'ella già mai risoni altro ch'amore. Ich stimme die Lyra. Um Mars zu lobpreisen, zuweilen ich höherer Kunst mich besinne; doch schlag' ich umsonst sie, nie wird sich's erweisen, dass je sie erklinge für andres denn Minne. Così pur tra l'arene e pur tra' fiori note amorose Amor torna a dettarmi, né vuol ch'io prend' ancora a cantar d'armi, se non di quelle, ond'egli impiaga i cori. So heisset mich Amor, in Lauben, auf Plätzen, nichts andres zu spielen als Cupidos Weise: er will nicht, dass andere Waffen ich preise als jene, mit denen er Herzen verletzet. Or umil plettro a i rozzi accenti indegni, Musa, qual dianzi, accorda, in fin ch'al canto de la tromba sublime il Ciel ti degni. Mit Demut, o Muse, wie einst, musiziere mit Zartheit und Würde, dass gleich der Trompete erhabenem Klange der Himmel dich ziere. Riede a i teneri scherzi, e dolce intanto lo Dio guerrier, temprando i feri sdegni, in grembo a Citerea dorma al tuo canto. Heb an dein zart' Spielen, dass Mars, Gott des Krieges, den Jähzorn bezähmend besänftigt, mag schlafen zu deinem Gesange im Schoß Aphrodites. 14 14 - 376 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 377 - 2. Voglio di vita uscir 2. Aus dem Leben will ich scheiden Voglio di vita uscir Voglio che cadan quest'ossa in polve E queste membra in cenere E che i singulti miei, tra l'ombre, vadano. Già che quel piè ch'ingemma l'erbe tenere Sempre fugge da me Né lo trattengono i lacci oimè Del bel fanciul di venere. Aus dem Leben will ich scheiden, zu Asche sollen meine Knochen und die Glieder zu Staub zerfallen Und mein Schluchzen sich zwischen Schatten verlieren, weil jener Fuß, so zierlich im frischen Grün, mich immer flieht; und nicht halten ihn, ach, die Schlingen des schönen Venusknaben auf. Miei sensi del sepolcro all'orlo vengono E dalla vita quasi s'accongedano Poi che un sol pegno di mercè non tengono Vuò che gli abissi il mio cordoglio vedano E l'aspro mio martir le furie piangano E ch'i dannati al mio tormento cedano. Am Grabesrand wollen mir die Sinne schwinden, und vom Leben fast Abschied nehmen, weil kein Erbarmen sie erreicht. Der Hölle will ich meinen Kummer zeigen, die Furien sollen meine bittere Qual beweinen und meine Pein die Verdammten erweichen. A Dio crudel gli orgoglio tuoi rimangono A incrudelir con altri, a te rinunzio Ne vuo più che mie spemi in te si frangano. S'apre la tomba al mio morir T'annunzio una lagrima spargi E al fin domani di tua tarde Pietà un solo nunzio? E s'amando t'offesi homai perdonami. Mit Gott, Grausame, es möge hinfort dein Hochmut andere quälen. Ich lasse dich, mein Hoffen zerbreche nicht länger an dir. Es öffnet sich das Grab, mein Sterben künde ich dir. Vergieß eine Träne und schenke mir endlich ein einziges Zeichen des späten Erbarmens. Wenn ich liebend dich verletzte, verzeih mir nunmehr. 14 14 - 378 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 379 - 3. Tu dormi, e'l dolce sonno 3. Du schläfst, und der süsse Schlaf ... Tu dormi, e'l dolce sonno Ti lusinga con l'ali, aura volante, Ne mov'ombra già mai tacite piante. Io, che non ho riposo, Se non quando da'lumi Verso torrenti e fiumi, Esc'al notturno sol a me giosioso. Tu lo splendor degl'argentati rai Non rimiri, e tu stai Sord'al duol che m'accora; Io sent'e veggio ogn'hor l'aura e l'aurora. Du schläfst, und der süße Schlaf umschmeichelt dich als wehendes Lüftchen mit seinen Flügeln. Kein Schatten bewegt die schweigenden Bäume. Ich, der ich keine Ruhe finde, außer wenn meine Augen Ströme und Flüsse von Tränen vergießen, gehe hinaus zum Nachtgestirn, das allein mir Freude bringt. Du siehst das Schimmern der silbernen Strahlen nicht, und du bleibst taub für den Schmerz, der mich betrübt. Stets fühle und sehe ich die Brise und das Morgenrot. Tu dormi, e non ascolti Me che prego e sospiro, e piango e bramo, E nel l'altro silentio hora ti chiamo. Ben ha profond'oblio, Filli, sepolt'i tuoi sensi vitali, E prov'invano Destar in te pietà d'alma che more. Non è Febo lontano, Vien l'alba rugiadosa, Ma che, dorm'e riposa, Non piang'indarno i suoi torment'il core; E se non senti tu, e se non senti tu, Mi sent'amore, mi sent'amore. Du schläfst und hörst mich nicht bitten und seufzen, weinen und flehen. In dieser tiefen Stille rufe ich dich. Vollkommenes Vergessen hat deine Lebensgeister begraben, oh Phyllis, und vergeblich versuche ich, dein Mitleid für die sterbende Seele zu wecken. Phöbus ist nicht weit, taufrisch tagt der Morgen, aber das Herz, das sich ausruht, beweint nicht vergeblich seine Qualen. Auch wenn du nichts hörst, so hört mich doch Amor. 14 14 - 380 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 381 - Tu dormi, et io pur piango, O bella, o del mio cor dolce tormento, E col moi pianto io mir'il ciel intento. Entro piume d'odori Tu ripos'il bel fianco; Io, fra mille dolori, Sento senza pietà venir mimanco. O sonno, o tu che porti pace ai cori, E le menti egri conforti, Te non chiamo già mai, ma sol desio Che nei sospir'aquet'il morir mio. Du schläfst und ich weine, oh Schöne, oh süße Qual meines Herzens. Weinend betrachte ich aufmerksam den Himmel. Du ruhst in duftenden Federn und ich fühle wie unter tausend Schmerzen meine Kräfte schwinden. Oh Schlaf, der du den Herzen Frieden bringst und die traurigen Gemüter tröstest, ich rufe dich nicht, ich wünsche mir nur, dass du meinen Tod in Seufzern besänftigen mögest. 4. Si dolce è il tormento 4. So süss ist die Qual Si dolce è il tormento Che in seno mi sta Ch'io vivo contento Per cruda beltà. Nel ciel di bellezza S'accreschi fierezza Et manchi pietà Che sempre qual scoglio All'onda d'orgoglio Mia fede sarà. So süß ist die Qual, Die im Busen ich trage, Dass glücklich ich lebe Der grausamen Lust. Mag am Himmel der Schönheit Auch wachsen der Stolz Und fehlen das Mitleid, Fest wie ein Fels In der Woge des Hochmuts Wird stehn meine Treue. La speme fallace Rivolgam'il piè Diletto ne pace 14 Non scendano ame. - 382 - Trigonale 2010 – Das Programm Soll falsche Hoffnung Den Schritt mir verwirren, Nicht Freude noch Friede Fall auf mich herab, Trigonale 2010 – Das Programm - 383 - 14 E l'empia ch'adoro Mi nieghi ristoro Di buona mercè: Tra doglia infinita Tra speme tradita Vivrà la mia fè. Es verweigre die Unwürd'ge, Die ich lieb, das Erbarmen. In endlosen Schmerzen, Vergeblichem Hoffen Steht fest meine Treue. Per foco e per gelo Riposo non ho Nel porto del cielo Riposo havero. Se colpo mortale Conrigido strale Il cor m'impiago Cangiando mia sorte Col dardo di morte Il cor sanero. Vor Hitze, vor Kälte Find ich keine Ruh. Im Hafen des Himmels Werd Friede ich finden. Wenn der schmerzende Stich Des tödlichen Stachels Das Herz mir verwundet: Erst der Pfeil des Todes Heilt mir das Herz. Se fiamma d'amore Già mai non senti Quel riggido core Ch'il cor mi rapi. Se nega pietate La cruda beltate Che l'alma invaghi Ben fia che dolente Pentita e languente Sospirimi un di. Wenn du die Flamme der Liebe Nicht mehr fühlst, Dieses harte Herz, Das mein Herz geraubt. Wenn sie Mitleid verweigert, Die grausame Schöne, Die du die Seele umtreibst. Eines Tages wirst du doch voll Reue und Schmerz nach mir seufzen und schmachten. 14 14 - 384 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 385 - 7. Ancor che col'partire 7. Ancor che col'partire (Text des Madrigals) (Text des Madrigals) Ancor che col partire io mi sento morire, partir vorrei ogn' hor, ogni momento: tant' il piacer ch'io sento de la vita ch'acquisto nel ritorno: et cosi mill' e mille volt' il giorno partir da voi vorrei: tanto son dolci gli ritorni miei. Immer wieder glaube ich beim Abschiednehmen zu sterben, jede Stunde würde ich fortgehen, so groß ist der Lebensgenuß, den ich bei der Rückkehr erhalte. Deshalb würde ich tausend und abertausendmal am Tag von Euch Abschied nehmen, weil meine Rückkehr so süss ist. 6. A quei sospir ardenti 6. An jene heissen Seufzer A quei sospir'ardenti Che fingesti esalar per troppo ardore A quei dolci lamenti Misti d'amare lagrime d'amore Credulo amant'a pers'il seno e il core Ne d'amoroso strale Schivai colpo mortale Al fin arso'e ferito A deluso e schernito A veggio'e sento Ch'i pianti'ei sospir miei, son acqua'e vento. An jene heißen Seufzer, Die du in falscher Glut gehaucht. An jene süßen Klagen, Mit bitteren Tränen der Liebe versetzt, verlor ich Argloser den Sinn und das Herz. Dem tödlichen Pfeil der Liebe bin ich nicht entronnen. Verbrannt und verwundet am Ende, verhöhnt und verbittert Seh ich und fühl ich: Meine Klagen und Seufzer sind Wasser und Wind. 14 14 - 386 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 387 - 8. Folle è ben 8. Folle è ben Folle è ben che si crede Che per dolci lusinghe amorose O per fiere minaccie sdegnose Dal bel idolo mio rittraga il piede Cangi pur suo pensiero Ch'il mio cor prigioniero Spera che goda la libertà Dica dica chi vuole dica chi sa. Toll ist, wer glaubt, dass ich für süße Liebesschmeichelei oder für stolze Drohungen meine Schritte wende von meinem schönen Angebeteten. Soll er nur seinen Sinn wandeln, dass mein gefesseltes Herz hoffe, die Freiheit zu genießen. Sag es, wer will, sag es, wer es weiß. Altri per gelosia Spiri pur empie fiamme dal seno Versi pure Megera il veneno Perche rompi al mio ben la fede mia Morte il viver mi toglia Mai sia ver che si scioglia Quel caro laccio che preso m'a Dica dica chi vuole dica chi sa. Lass andere aus Eifersucht schändliche Flammen aus ihrer Brust lodern, soll die Megera nur ihr Gift verspritzen, um meine Treue zu brechen. Mag der Tod mein Leben brechen, nie werde ich das süße Band lösen, das mich umschlingt. Sag es, wer will, sag es, wer es weiß. Ben havro tempo, e loco Da sfogar l'amorose mie pene Da temprar de l'amato mio bene E de l'arso mio cor, l'occulto foco E trà l'ombre, e gli orrori De notturni splendori Il mio bel furto s'asconderà Dica dica chi vuole dica chi sa. Bald werde ich Zeit finden, und Platz, meinen Liebesqualen Luft zu verschaffen, mich gegen meinen Liebsten abzuhärten, und mein brennendes Herz, das verborgene Feuer. Und zwischen Schatten und Schrecken der nächtlichen Lichter wird sich mein heimlicher Liebhaber verbergen. Sag es, wer will, sag es, wer es weiß. 14 14 - 388 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 389 - 10. Dorm'ancora 10. Schlafe ich noch Ulisse, si risveglia. Odysseus erwacht. Dormo ancora, o son desto? Che contrade rimiro? qual aria vi respiro e che terren calpesto? Chi fece in me, chi fece il sempre dolce e lusinghevol sonno ministro de' tormenti? Chi cangiò il mio riposo in ria sventura? Qual deità de' dormienti ha cura? Oh sonno, oh mortal sonno! fratello della morte altri ti chiama, solingo, e trasportato deluso et ingannato, ti conosco ben io, padre d'errori. Schlafe ich noch oder wach' ich? Welche Gegenden umgeben mich? Welche Luft atme ich ein? Welchen Boden betrete ich? Schlafe ich noch oder wach' ich? Wer wandte mir den süßen, umschmeichelnden Schlaf zum Quäler? Wer wandelte meine Ruhe in tiefstes Unglück? Welche Gottheit der Schlafenden war es? O Schlaf, Schlaf der Sterblichen! Des Todes Bruder nennt dich mancher. Einsam, verlassen, enttäuscht und betrogen, erkenne ich dich genau, Vater des Irrtums! Pur, degli errori miei son io la colpa. Che, se l'ombra è del sonno sorella, oppur compagna, chi si confida all'ombra, perduto alfin contro ragion si lagna. Oh Dei sempre sdegnati, Numi non mai placati contro Ulisse, che dorme, anco severi, vostri divini imperi contro l'uman voler sien fermi e forti, 14 ma non tolgano, ohimè, la pace ai morti! - 390 - Trigonale 2010 – Das Programm Allein trage ich die Schuld meiner Irrtümer: Denn die Finsternis ist dem Schlaf verwandt; wer der Finsternis vertraut, klagt zu Unrecht sein Verderben. O fortwährend missgestimmte Götter, nimmer besänftigte Götter, grausam selbst gegen den schlafenden Odysseus! Eure göttlichen Fügungen walten gegen den Willen des Menschen; lasst aber, ach, den Toten ihren Frieden! Trigonale 2010 – Das Programm - 391 - 14 Feaci ingannatori, voi pur mi prometteste di ricondurmi salvo in Itaca mia Patria con le richezze mie, co' miei tesori, Feaci mancatori, or non sò come ingrati, mi lasciaste in questa riva aperta, su spiaggia erma e deserta, misero, abbandanato, e vi porta fastosi e per l'aure, e per l'onde così enorme peccato! Se puniti non son sì gravi errori, lascia Giove, deh lascia de' fulmini la cura, che la legge del Caso è più sicura. Sia dalle vostre vele, falsissimi Feaci, sempre Borea nemico, e sian quai piume al vento o scogli in marele vostre infide navi, leggere agli aquiloni, all'aure gravi. Phäaken, ihr Betrüger! Ihr versprachet, mich heil auf mein Land Ithaka zu fahren samt meinen Reichtümern und Schätzen. Phäaken, ihr Wortbrecher! Warum habt ihr mich nun verlassen auf diesem offenen, wüsten, leeren Strand, untröstlich und verloren? Und ihr fahrt unbesorgt durch Luft und Wasser belastet mit solch grausamen Verbrechen! Wenn solche schändlichen Greuel nicht bestraft werden, überlass, Zeus, den Blitzen die Aufgabe, denn das Gesetz des Zufalls ist sicherer. Euren Segeln, ihr falschen Phäaken, seien die Winde immer feindlich! Wie leichte Federn oder schwere Felsen seien eure Schiffe im Meer: Im Sturm leicht und schwer im günstigen Wind! 11. Voglio di vita uscir siehe 2. 11. Voglio di vita uscir siehe 2. 14 14 - 392 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 393 - 12. Seguir più non voglio 12. Ich will ihr nicht mehr folgen Seguir non più voglio La bella tiranna, Che piena d'orgoglio Mi sprezz'e m'inganna Non sa la crudele Ch'io non son amante Di donn infedele D'un falso sembiante Ich will ihr nicht mehr folgen Der schönen Tyrannin, Die voller Hochmut Mich verachtet und betrügt. Die Grausame weiß nicht, Dass ich kein Liebhaber bin Der untreuen Frauen, Der falschen Blenderinnen. Si pensi più ingrata Ch'io moro per tè, Se cieca insegnata Ti giuro'alla fè Non sa la crudele… Ho il corsatto accorto Dall'empie megere Non casco più morto In tante maniere. Non sa la crudele… Undankbare, wenn du weiter denkst, dass ich für dich sterbe, wenn du so blind und verrückt bist, so schwöre ich dir eben Treue. Die Grausame weiß nicht... Ich misstraue den schändlichen Meghären. Ich lasse mich nicht mehr tödlich verwunden auf all diese Weisen. Die Grausame weiß nicht... 13. Il n'est rien dans la vie 13. Es gibt nichts im Leben Il n'est rien dans la vie Qui ne lasse et qui n'ennuye Quand on a point d'amour ; Et peut-on sans aymer, 14 Passer un heureux jour. - 394 - Trigonale 2010 – Das Programm Es gibt nichts im Leben, das so voll der Langeweile und des Ärgernisses ist, wie wenn es ohne Liebe ist. Und kann man ohne zu lieben auch nur einen glücklichen Tag verleben? Trigonale 2010 – Das Programm - 395 - 14 15. Bois écarté, lieu solitaire 15. Abgelegener Wald, einsamer Ort Bois écarté, lieu solitaire, Pour m'affranchir des lois D'une beauté sévère, Je suis venu chercher Ce paisible séjour ; J'y croyais oublier Une ingrate que j'ayme Mais à toute heure, hélas ! Votre silence mesme Me dit que pour Iris Je dois mourir d'amour. Abgelegener Wald, einsamer Ort, Um mich von den Gesetzen Einer strengen Schönheit zu lösen Bin ich gekommen, Diesen friedlichen Ort aufzusuchen. Ich glaubte vergessen zu können Die Undankbare, die ich liebe. Doch ach, zu jeder Stunde Sagt mir gerade euer Schweigen, Dass ich für Iris aus Liebe sterbe. 17. Ondes qui soulevez 17. Ondes qui soulevez Ondes qui soulevez vos voutes vagabondes Contre le foible sein de mon fresle vaisseau, Sçachez que dans le sein Se porte un tel flambeau Qui peut rendre une mer, Des abismes sans ondes. Wellen wie wollt welche wandernden Wölbungen Gegen den schwachen Busen meines zerbrechlichen Schiffleins Wisst worin welch Wonnebrust Trägt teuflisch tolle Trügerfackel, Die ein ganzes Meer Der abgründigen Tiefe ohne Wellen schaffen. Plusieurs fois de mes yeux Les deux sources fécondes, Auroyent desja fait naitre un Ocean nouveau, Si l'ardeur de ce feu ne consommoit leur eau : Vagues refuyés dans vos grottes profondes. Schon oft hätten meine Augen Diese beiden fruchtbaren Quellen Ein neues Meer genährt, Wenn nicht des Feuers Hitze ihr Wasser hätt verzehrt: Wellen, zieht euch in eure tiefen Grotten zurück. 14 14 - 396 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 397 - 19. Laissez durer la nuit 19. Lass die Nacht andauern Laissez durer la nuit, impatiente Aurore, Elle m'ayde à cacher mes secrettes douleurs, Et je n'ay pas encore assez versé de pleurs ; Pour ma douleur, hélas ! est-il des nuits trop sombres ? Depuis que ma Bergère quitta ce beau séjour, Ah ! je ne puis souffrir le vif éclat du jour ; Laissez moy donc pleurer à la faveur des ombres Autant que voudra son amour. Lass die Nacht andauern, ungeduldige Aurora, Sie hilft, meine geheimen Schmerzen zu verbergen Und ich habe nicht genug Tränen vergossen. Gibt es für meinen Kummer, ach, Nächte, die zu dunkel sind? Seit meine Schäferin diesen holden Platz verließ, Ach, kann ich die Helle des Tages nicht mehr ertragen. So lasst mich denn für die Schatten weinen So sehr es ihre Liebe will. 14 14 - 398 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 399 - 20. Non ha sott'il ciel 20. Non ha sott'il ciel Non ha sott'il ciel Un servo Cupido di me più fedel Mio cor e mi alma Ne porta la palma Per tutto si sa Ch'un servo Cupido più fidel non hà. Unter dem ganzen Himmel Gibt es keinen so treuen Diener Cupidos wie mich. Mein Herz und meine Seele tragen den Siegeskranz, damit jeder wisse: einen treueren Diener Cupidos gibt es nicht. Non è per mia fè Nel regno d'Amore la al più di me A suono di tromba La fama ribomba Che tal fedeltà Nel regno d'Amore Cupido non ha. Troncar non si può Nel regno d'Amore che l'alma lego, Mia vita serena Fa dolce catena Contenta sarà Ch'un cor più gioiso Cupido non ha. Im Reiche Amors gibt es keinen Treueren als mich. Zum Schall der Trompete dröhnt der Ruf: solch eine Treue gibt es im ganzen Reiche Amors kein zweites Mal. Es lässt sich nicht trennen im Reiche Amors, was die Seele verbunden. Mein heiteres Leben schließt süße Ketten. Zufrieden wird sein, wer ein Herz so heiter wie kein Cupido hat. - 400 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 401 - Friederike Heumann studierte Viola da gamba an der Schola Cantorum Basiliensis bei Jordi Savall und Paolo Pandolfo. Sie schloss ihre Ausbildung mit einem Solistendiplom für Alte Musik ab. Anschließend war sie Stipendiatin an der Cité Internationale des Arts in Paris und lebte dort mehrere Jahre als freischaffende Musikerin. Als Solistin und als Gast von Ensembles wie Hesperion XXI und Le Concert des Nations (Jordi Savall), Concerto Vocale (René Jacobs), Le Concert d'Astrée (Emmanuelle Haïm), Les Arts Florissants (William Christie), Lucerne Festival Orchestra (Claudio Abbado), Le Poème Harmonique, Ensemble Café Zimmermann, Bayerische Staatsoper München, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Ton Koopman), Montréal Symphony Orchestra und Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (Kent Nagano), Berliner Barocksolisten u. a. ist sie in ganz Europa, Kanada, Brasilien, den USA und Israel zu hören. Mit ihrem Ensemble Stylus Phantasticus ist sie Gast vieler europäischer Festivals, sowohl mit Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts, als auch unter Mitwirkung von Gesangssolisten wie u. a. María Cristina Kiehr, Victor Torres, Andreas Scholl und Furio Zanasi. Unter Friederike Heumanns künstlerischer Leitung erschien 2007 bei Accent »L'Harmonie des Nations« – Musik aus der Zeit des Kurfürsten Max Emanuel. Diese Aufnahme wurde mit dem »Diapason d'or« und den »4 clés de Télérama« ausgezeichnet. Auch frühere Aufnahmen sind von der internationalen Kritik mit großer Begeisterung und vielen Auszeichnungen aufgenommen 14 worden (Diapason d'Or, Choc du Monde de la Musique, 10 de - 402 - Trigonale 2010 – Das Programm Répertoire, Classica, 5 Étoiles de Goldberg, 4 clés de Télérama ffff ): »Solo a viola di gamba col basso« Sonaten für Viola da gamba von Carl Philipp Emanuel Bach (Alpha 2005); »Ciaccona – il mondo che gira« mit Kammermusik von Dietrich Buxtehude (Alpha 2004); »Why not here«, Musik für zwei Lyra-viols, mit ihrer Duopartnerin Hille Perl (2004); »Zeichen im Himmel«, die erste Einspielung von Musik Philipp Heinrich Erlebachs, mit Stylus Phantasticus und Victor Torres (Alpha 2002). Im Herbst 2010 erscheint neu von Stylus Phantasticus »Hortus Musicus – der Musikgarten des Johann Adam Reincken« bei Accent. Beim internationalen Wettbewerb »Premio Bonporti« in Rovereto wurde Friederike Heumann mit dem Ensemble Le Nuove Musiche mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Angélique Mauillon studierte in Lyon Harfe in der Klasse von C. Truant am Konservatorium und Musikwissenschaft an der Universität. Ihr Interesse an historischen Harfen wurde von Marion Fourquier geweckt. Sie studierte weiter am Conservatoire National Supérieur bei Eugène Ferré, sowie bei Mara Galassi an den Scuole Civiche di Milano. Ihr Interesse für das Repertoire von der mittelalterlichen Harfe bis zum 18. Jhd. führte sie mit vielen bekannten Ensembles für Alte Musik zusammen; sie konzertiert mit Mala Punica, Tasto Solo, Alla Francesca, Doulce Memoire, La Fenice, Elyma, Sine Titulo, La Rêveuse, Les Paladins, Il Seminario Musicale, Le concert d'Astrée, und ist mit vielen dieser Ensembles auf 14 Trigonale 2010 – Das Programm - 403 - zahlreichen Aufnahmen zu hören. Seit 2003 unterrichtet sie historische Harfen am Konservatorium von Tours. Marc Mauillon Der französische Bariton wurde 1980 geboren. Er studierte bei Peggy Bouveret am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris, wo er 2004 sein Studium abschloss. 2010 wurde er in der Kategorie Entdeckungen des renommierten französischen Musikpreises Victoires de la Musique nominiert. Seine große Liebe gilt der Alten Musik – und so arbeitet er hauptsächlich mit Ensembles wie Hesperion XXI unter Jordi Savall (Jerusalem, L'Epopée Cathare, Ludi Musici...) und Doulce Mémoire (Les Roses d'Ispahan, Le Requiem des Rois de France...), sowie Les Arts Florissants (William Christie), La Petite Bande (Sigiswald Kuijken), oder Alla Francesca zusammen. Sein Debüt gab er als Papageno in einer Produktion des Konservatoriums unter Alain Altinoglu, die später mit dem Orchestre National d'Île de France auf Tournee ging. Bald sang er auch Bobinet in La Vie Parisienne, Aeneas in Dido and Aeneas, oder Bernardino in Benvenutto Cellini mit dem Orchestre National de France unter John Nelson. Höhepunkte seiner Laufbahn der letzten Jahre waren eine Einladung zu den Berliner Philharmonikern unter William Christie, Bachs Matthäus-Passion mit dem Orchestre National de France unter Kurt Masur am Théâtre des Champs Elysées, oder eine Dido and Aeneas Produktion unter William 14 Christie bei den Wiener Festwochen. Er ist auch in späterem - 404 - Trigonale 2010 – Das Programm Repertoire zuhause, von der Operette (Offenbach »La Vie Parisienne«) bis hin zu zeitgenössischer Oper, wie z. B. in der Rolle des Roger (Le Balcon d'Eötvös) oder in »Roméo et Juliette« von Dusapinan an der Pariser Opéra Comique. Marc Mauillon gibt gerne Liederabende, wobei sein Repertoire von Machaut, Monteverdi und Lully über Mozart und Schubert bis hin zu Mahler, Korngold, Poulenc, Aperghis oder Scelsi reicht. Unter seinen Partnern finden sich Amel Brahim-Djelloul (Sopran), Anne Le Bozec, Guillaume Coppola, Nicolas Jouve (Klavier), Daria Fadeeva (Hammerflügel), Maude Gratton und Marouan Mankar-Benis (Cembalo). Auf CD kann man ihn gemeinsam mit Les Arts Florissants (»Grand Office des Morts/Te Deum und Jugement de Salomon« von Marc-Antoine Charpentier, bei Virgin Classics), mit John Nelson und dem Orchestre National de France (»Benvenutto Cellini« bei EMI), mit Olivier Schneebeli (»Musik von Lully« bei K617) oder mit Marco Horvat und dem Ensemble Faenza (»La semaine mystique« bei Alpha) hören. Mit seinen zwei Solo-CDs mit Werken von Guillaume de Machaut (»L'amoureus tourment« bei Eloquentia, gemeinsam mit Pierre Hamon und Vivabiancaluna Biffi) gewann er einen Diapason d'or' und 'R10 classica Répertoire, sowie den Diapason d'Or de l'année und Choc de Classica mit »Le Remède de Fortune«. 2010/2011 wird er sowohl mit dem Ensemble Poème Harmonique (Vincent Dumestre) in »Cadmus et Hermione« von Lully (in der Inszenierung von Benjamin Lazar) auf der Opernbühne zu hören sein, sowie in »Atys« mit Les Arts Florissants, als auch in der Welturaufführung der Oper 14 »Cachafaz« von Oscar Strasnoy. Trigonale 2010 – Das Programm - 405 - Aut o g r a mme - 406 - Trigonale 2010 – Das Programm Trigonale 2010 – Das Programm - 407 - Verkaufsstellen Buchhandlung Heyn Buchhandlung-Galerie Magnet Kramergasse 2–4, 9020 Klagenfurt Hauptplatz 6, 9100 Völkermarkt Buchhandlung Hermagoras Kärntner Buchhandlung Viktringerring 26, 9020 Klagenfurt Am Weiher 7, 9400 Wolfsberg Kärntner Buchhandlung Trafik Kohlweg Neuer Platz 14, 9020 Klagenfurt Hauptstraße 3, 9063 Maria Saal Kärntner Buchhandlung Alpen-Adria Universität 8. Mai Platz 3, 9500 Villach Abteilung Musikwissenschaft, Carmen Strutz, Raum I.1.36 (Nordtrakt), Universitätsstr. 65 – 67, 9020 Klagenfurt Buchhandlung Besold Hauptplatz 14, 9300 St. Veit/Glan Musikhaus Doblinger Dorotheergasse 10, 1010 Wien Buchhandlung Nest Hauptplatz 2, 9800 Spittal/Drau Buchhandlung Leykam/Pock Stempfergasse 3, 8010 Graz Buch-Papier Huber, Obervellach 169, 9821 Obervellach Kleintierpraxis Dr. Ladstätter Gailtalstraße 33, 9620 Hermagor Buch-Papier Breschan Kirchgasse 6, 9560 Feldkirchen - 408 - Trigonale 2010 – Anhang Für Kelag-Pluskunden gelten die üblichen Ermäßigungen (siehe Kelag-PlusClub-News). Online ist die Bezahlung ausnahmslos nur mit Kreditkarte möglich. Bei Online-Buchung erhalten Sie eine Bestätigung per Email, die Karten liegen dann an der Konzertkasse für Sie bereit. Trigonale 2010 – Anhang - 409 - Canto Novello: Maria! Fanny & Felix Laude aus dem spätmittelalterlichen Italien Ars Choralis Coeln & Oni Wytars Best.-Nr.: RK 2809 F. Hensel: Klaviertrio op. 11 & F. Mendelssohn: Klaviertrio op. 66 Trio Vivente (mit Kristin von der Goltz) Best.-Nr.: RK 2808 Die beiden Ensembles malen mit fantasievoll-lebendigen Interpretationen inklusive umwerfend schönem Chorgesang ein farbenfrohes, opulentes Gegenbild zu den melancholisch-zurückhaltenden Klängen, die wir von historisch-authentischer Mittelalterinterpretation gewohnt sind. CD des Monats, www. Minnesang.com Vocation Impressionen zu Liedern der Hildegard von Bingen Marie-Luise Hinrichs – Klavier Best.-Nr.: RK 2902 Als sie die weit geschwungenen Melodien der Hymne »Oh virga ac diadema« zum Klingen brachte, begann sich der ganze Saal in den Innenraum einer Kathedrale zu verwandeln. Piano-News 6/2009 über die Aufnahme im WDR Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen Silke Strauf & Claas Harders – Viola da gamba Best.-Nr.: RK 2807 Vollendete Transparenz des Zusammenspiels. Klassik Heute 11 Capricen für Violoncello von Joseph-Marie-Clément dall’Abaco Kristin von der Goltz World premiere recording Best.-Nr.: RK 2503 Mit den 11 Capricen für Violoncello ist ihr auf dem für seine hochwertige Ausstattung bekannten Label 'Raumklang' ein echter Coup gelungen … Wer Bachs Cello-Suiten und Marin Marais liebt, muss diese auch äußerlich wie gewohnt schön ausgestattete CD haben. Klassik.com Antoine Dard : 6 sonates pour le violoncelle avec la basse continue (1759) Kristin von der Goltz Hille Perl, Christine Schornsheim Best.-Nr.: RK 2701 Ein völlig neues Hörerlebnis eines altvertrauten Werkes! CD-Tipp, MDR Figaro - 410 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 411 - souvenir Die Birckholtz-Trompete von 1650 Georg Philipp Telemann: Motetten Musik von Praetorius, Thomsen, Speer, Pezel, Buxtehude u. a. Jean-François Madeuf & Ensemble, Nicola Cittadin, Philip Tarr Best.-Nr.: RK 2805 Magdeburger Kammerchor, Magdeburger Barockorchester Best.-Nr.: RKs 59803 Modest Mussorgsky Bilder einer Ausstellung Nicola Cittadin – Orgel Philip Tarr – Percussion Best.-Nr.: RK 2903 Neu Das Vokalensemble wartet mit einem homogenen und geschliffenen Chorklang sowie mit einer sensiblen Phrasierung in der melodischen Ausformulierung auf. Amadeo I/2000 Viola da gamba concertata Telemann, Abel und Händel Juliane Banse, Siegfried Pank, Robert Ehrlich, Mitteldeutsche Barocksolisten Best.-Nr.: RKs 59806 Les Caractères de la Danse Purcell, Corelli, Rebel, Albinoni, Telemann Harmony of Nations Baroque Orchestra Alfredo Bernardini – Oboe Best.-Nr.: RK 2704 Johann Sebastian Bach: Motetten Meines Herzens Weide Trinity Baroque, Julian Podger Best.-Nr.: RK 2601 Siegfried Pank und die Mitteldeutschen Barocksolisten überraschen mit virtuosen Stücken aus der Spätzeit der Viola da gamba, in denen dieses Instrument noch einmal solistisch glänzen durfte … Eine lohnende Rarität! Applaus 4/2000 Raumklang Musikproduktion und Verlag Schloss Goseck | D-06667 Goseck Fon: +49 - 3443 - 348008-0 | Fax: +49 - 3443 - 348008-9 brief@raumklang.de Derart lebendig in Tempo und Phrasierung, homogen im Ensembleklang, aber auch derart innig und berührend, hat man Bachs Motetten lange Zeit nicht gehört. Bayern 4 Klassik Den vollständigen Bestellkatalog finden Sie unter: www.raumklang.de - 412 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 413 - im Vertrieb von harmonia mundi Wer liest: Hört mehr! Johann Sebastian Bachs Musik wird von vielen als zeitlos empfunden, als habe er mit seiner Tonsprache grundlegende, fundamentale Aussagen formuliert, die den Hörer immer wieder berühren und ergreifen. Welche Gattung Bach auch bearbeitet hat, überall gelang es ihm, den barocken Musikstil zur Vollendung zu führen. Michael Wersins neues Buch erschließt diese geniale Musik dem Hörer, um sie besser zu verstehen und immer wieder aufs Neue entdecken zu können. Michael Wersin, geb. 1966, ist Dozent für kirchenmusikalische Fächer in St. Gallen und Luzern, tritt als Sänger und Continuo-Organist mit verschiedenen Profi-Ensembles auf und schreibt als Musikjournalist u. a. für das Klassikmagazin RONDO. Michael Wersin: Bach hören Eine Anleitung 180 S. Mit Notenbeispielen und Abbildungen Hardcover mit Schutzumschlag Format: 12,2 x 19,5 cm ISBN 978-3-15-010779-9 - 414 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 415 - Verein Burgkultur St. Veit Liebe Kulturfreunde, der Verein Burgkultur St.Veit freut sich, Ihnen facettenreiche Veranstaltungen 2010/2011 vorstellen zu dürfen. Wir hoffen, Sie für unser Programm begeistern zu können und Sie als Gäste willkommen zu heißen. Magazin »Guitar Player« zum besten Country-Gitarristen gewählt. Mit Albert Lee steht 2010 ein weiterer Grammy Award Winner auf der Bühne der Herzogburg St. Veit. 9. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan Stars der Zukunft 11. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan Hamburg Blues Band Open Air 2010 Modern-Music-College – Freddy Zitter Schüler und Lehrer des MMC Freddy Zitter – drums | Ales Berisa – keyboards, piano | Gernot Pansi – bass | Kurt Seppele – guitars | Mike Ferrari-Brunnenfeld – vocals, keyboards | Norbert Eipeltauer – guitars | Marco Matschnig – piano, keyboards | Wolfgang Mauchler – guitars | Lisa-Marie Zitter – vocals ... featuring Arthur Brown, Chris Farlowe, Clem Clempson Tourgast »The Voice« Chris Farlowe hatte '67 mit dem Rolling Stones Titel »Out Of Time« einen weltweiten Hit. Der Hammond B3 Organist Adrian Askew machte sich bei Bands wie Joe Cocker, Atlantis und den Foundations verdient; Drummer Hans Wallbaum spielte jahrelang bei Ruhrpott – Rocker Stoppok hinterm Schlagzeug. Gert Lange's Stimme und Michael Becker's Basskünste wurden mit dem Deutschen Filmpreis geehrt (»Burning Life«). Als Special guest dieses Jahr in St. Veit mit dabei: »The Good Of Hellfire« Arthur Brown hatte mit dem von Pete Townsend produzierten Titel »Fire« einen weltweiten Hit und ist bis heute für seine mehrere Oktaven umfassende Stimme und seine exzentrischen Bühneshows bekannt. 10. September, 19 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan Miller Anderson Band Als Gitarrist und Leadvokalist der Keef Hartley Band stand Miller Anderson schon '69 auf der legendären Woodstock-Bühne. Jetzt hat Miller Anderson den Blues wieder entdeckt. Auf seinem brandneuen Album »Chameleon« führt er mit fingerfertiger Leichtigkeit durch die Geschichte des Blues. 10. September, 21 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan Albert Lee & Hogan's Heroes 11. September, 21 Uhr, Herzogburg St. Veit/Glan Peter Green Bekannt für sein außergewöhnlich schnelles und präzises Spiel, gehört Albert Lee ohne Zweifel zur crème de la crème englischer Gitarristen. In fünf aufeinander folgenden Jahren, wurde Albert Lee vom renommierten 1967 gründete Peter Green mit John McVie und Fleetwood seine erste eigene Band. Diverse Hit Singles sowie 4 Alben folgten und eine weitreichende Fangemeinde baute sich auf. Auch Eric Clapton zögerte nicht, Green als »einer der Besten« anzuerkennen. Im September 2006 begegnete Peter Green dem Gitarristen Mike Dodd. Ihre einfühlsame Freundschaft bereitete die Grundlage für ihre jetzige Arbeitsbeziehung und ließ Peter Green erneut vor Publikum treten! - 416 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 417 - Verein Burgkultur St. Veit 10. Oktober 2010, 18 Uhr, Blumenhalle St.Veit/Glan 10.10.10 12. Dezember, 18 Uhr, Blumenhalle St. Veit/Glan Top Dog Brass Band »Weihnachten im Sitzen« Rockkonzert als Signal eines geistigen und kulturellen Aufbruchs ins 21. Jahrhundert – mit Bališ und den Gastmusikern Helmut Bibl, Andy Bartosh, Vlado Kreslin, Willi Resetarits und The Rounder Girls. Bališ lebt mit seinen in den slowenisch gehaltenen Dialekt-Songs eine tiefe slawische, vom starken Rhythmus getragene Emotionalität, die an melancholischer Euphorie nicht zu überbieten ist. Zu erwarten ist eine feurige Rock-Show, gespickt mit vielen prominenten Weggefährten der Band, wie Andy Bartosh (Alice in the fields), Helmut Bibl (Gitarist von Falco), Willi Resetarits, The rounder girls und Vlado Kreslin. Christmas und New Orleans, Stollen und Mambo, Schwippbögen und Louis Armstrong, Nordmann-Tanne und Südstaaten-Brass, Gospel in stiller Nacht, Zwerchfellstechen und Gänsehautentzündung streiten um Erstbehandlung. All dies schaffen die 5 Herren in 2 x 50 Minuten ihrem Publikum auf musikalisch unerhörte Weise zu vermitteln. 13. November, 20 Uhr, Blumenhalle St. Veit Joe Jackson Der studierte Musiker Joe Jackson, bekannt für seine Musik ohne Schnörkel und Spielerei, spannte im Verlauf seiner 30-jährigen Karriere einen weiten musikalischen Bogen. In den Anfangsjahren war intellektueller New Wave angesagt, gefolgt von pompösen – fast klassischen – Kompositionen, untermalt mit Swing und Jazz-Elementen. Joe Jackson unternahm Ausflüge in die Blue Note Welt der 50er und 60er Jahre, kreierte dabei seine eigene Weltmusik. Es gibt wohl kaum einen Künstler, der sich derart vielschichtig seinen Kritikern stellte und im Geheimen längst als musikalisches Genie gehandelt wird. Stehen blieb er nie. 19. Dezember, 18 Uhr, Blumenhalle St. Veit/Glan Christmas meets Pop 2010 - Modern-Music-College Freddy Zitter – drums | Ales Berisa – keyboards, piano | Gernot Pansi – bass | Kurt Seppele – guitars | Mike Ferrari-Brunnenfeld – vocals, keyboards | Norbert Eipeltauer – guitars | Marco Matschnig – piano, keyboards | Wolfgang Mauchler – guitars | Lisa-Marie Zitter – vocals 25. März 2011, Blumehalle St.Veit/Glan Rebekka Bakken Die Kritik überhäuft sie mit Superlativen: »Bis unter die Haarspitzen erotisch« (FAZ), »Die Gesangssensation des Jahres« (AZ), »Unerhört gut« (Die Welt), u.a. Die intime und offene Art, mit der sie ihre selbstbewussten und eleganten Zeilen und Melodien schreibt und singt sowie ihre poetischen Geschichten über das Leben und die Liebe, Geben und Aufgeben, bauen eine einfühlsame Verbindung zwischen ihr und dem Zuhörer auf. Verein Burgkultur St.Veit Burggasse 9 | 9300 St.Veit/Glan www.burgkultur.at - 418 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 419 - anne art + ideas graphic – design a lt e r tur P l at z hn z e i g e i o Ku l für Aschl andr ad Deut Bücher, Magazine, Künstlerportraits, CD's, Flyer, Plakate, Geschäftsausstattung etc. contact: anne.hooss@gmx.com - 420 - Trigonale 2010 – Anhang Trigonale 2010 – Anhang - 421 - Trigonale – Das Programm 2010 Impressum Trigonale FestivalbetriebsgmbH Geschäftsführer Ing. Stefan Schweiger Winklern 17 A - 9063 Maria Saal Telefon: +43 - (0)4223 - 29079 E-Mail Internet contact@trigonale.com www.trigonale.com Herausgeber Trigonale Redaktion Stefan Schweiger Fotografie Constanze Freisitzer, Miriam Lewin Åsa Maria, Wolf Nolting, Photo Preim, Giancarlo Rado, Eric Richmond, Francis von Stechow, Stefan Schweiger Gestaltung Anne Hooss, Stefan Schmid Übersetzungen Brita Käßmayer, Almut Lenz-Konrad, Edgar Sallager, Elisabeth Schleicher, Andrew Smith, Selene Webb Herstellung Philipp Reclam jun. Graphischer Betrieb GmbH, Ditzingen Stand August 2010, Änderungen vorbehalten - 422 - Trigonale 2010 – Anhang