Textvergleich „Ugolino“ und „Der gestiefelte Kater“

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Textvergleich „Ugolino“ und „Der gestiefelte Kater“
Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch
Thema: Modularbeit Sturm und Drang
Modul Nr. 5 von Cécile Kühn
3037 Zeichen ergibt 2 Pt.
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Bewertung: gut
Textvergleich „Ugolino“ und „Der gestiefelte Kater“
Ich habe diese beiden Texte für den Vergleich ausgewählt, weil sie aus zwei verschiedenen Epochen stammen und meiner Meinung nach sehr unterschiedlich geschrieben sind.
Ludwig Tieck schrieb „Der gestiefelte Kater“ 1797 und das Werk wird der Epoche Romantik zugeteilt. (Wer sagt das?) In der Zeit der Romantik will man fliehen vor der totalen Industrialisierung,
man besinnt sich zurück zum Mythischen und Sagenhaften und will zeigen, dass nicht alles nur mit
dem Verstand und der Logik erklärbar ist. Ganz in diesem Sinne schrieb auch Ludwig Tieck; iIn
seinem Drama versucht der Dichter das Publikum zurück in seineihre Kindheit zu versetzen um für
einen Moment ihren Verstand ab zu schalten. „Ich hatte den Versuch gemacht, Sie alle in die entfernten Empfindungen Ihrer Kinderjahre zurückzuversetzen (...) Sie hätten dann freilich Ihre ganze
Ausbildung auf zwei Stunden beiseit legen müssen“ (Seite 61/62)1. Dem Publikum scheint dies
aber unmöglich, sie widerspiegeln den rationalen Geist der Industrialisierung und das Drama auf
der Bühne den verspielten Geist der Romantik. (Du gehst hier von einem Romantikbegriff aus, der
für sich genommen zwar stimmen mag, aber auf Tieck nicht wirklich anwendbar ist. Das mit der Industrialisierung war 1797 in Deutschland sicher noch kein Thema. Ich würde anstelle davon eher
von 'nüchterner Aufklärung' sprechen.)
H.W. v Gerstenberg schrieb „Ugolino“ hingegen 1768 und gilt somit als Vorläufer der literarischen
Epoche Sturm und Drang. Während man in der Romantik bereits den Gegenzug zur Aufklärung
suchte, war man bei Sturm und Drang noch damit beschäftigt die Logik mit Gefühlen zu ergänzen.
(Gute Feststellung!) Es brach ein regelrechter Gefühlsüberschwall aus, indem man versuchte alles
mit Gefühlen zu erleben. Das fällt auch im Drama „Ugolino' auf;, der Schriftsteller scheint sehr viel
Wert darauf gelegt zu haben, den Lesen spüren zu lassen wie es den Gefangenen ergeht. Detailliert erzählt jeder Akteur, was er denkt und wie er sich dabei fühlt. Die Gefühlsebene wird soweit
auf die Spitze getrieben und mit einem grossen Vokabular verfeinert, dass es im Gegensatz zu
„Der gestiefelte Kater“ schwülstig und übertrieben theatralisch wirkt. Das Werk von Tieck Hhingegen das Werk von Thieck scheint viel einfacher geschrieben zu sein,. Ees soll nur gefallen und in
eine andere Welt ziehen. Das Wichtige ist die Handlung, und weniger das Gefühl, welches vom
Schreibstil hervorgerufen wird wie bei „Ugolino“.
Ich finde es interessant zu sehen, wie unterschiedlich zwei Dramen sein können, auch wenn nur
29 Jahre dazwischen liegen. Beide widerspiegeln einen Zeitgeist, der stark von der Aufklärung ab1
„Der gestiefelte Kater“ von Ludwig Tieck, Reclams universal-Bibliothek, 1964
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hängt und beeinflusst ist, und doch in zwei verschiedene Richtungen geht. Spannend ist auch,
dass ich die Merkmale der Romantik im Drama hauptsächlich in der Handlung wieder finde, bei
Sturm und Drang hingegen vor allem der Schreibstil an die Epoche erinnert. (Gute Feststellung)
Das mag wohl auch daran liegen, dass „Der gestiefelte Kater“ bereits einfach mit seiner Handlung
genug Stoff für ein interessantes Drama liefert, während „Ugolino“ fast nur aus Gefühlen und Gedanken besteht und viel weniger aktiv passiert. Somit muss mit Formulierung und Beschreibung
gepunktet werden. Meiner Meinung nach gelingt bBeides, auch wenn ich Tiecks Stück dem von
Gerstenberg vorziehenbevorzugen würde, weil mir das Lletztere zu langatmig ist.
Kommentar
Positiv:
•
Die Werke, welche du für den Vergleich ausgewählt hast, sind passend.
•
Einige Beobachtungen/Schlussfolgerungen in deinem Text treffen 'den Nagel auf den Kopf'.
Negativ:
•
Du sprichst – ganz korrekt – davon, dass sich die Merkmale des Sturm und Drang v. a. Auf
der sprachlichen Ebene manifestieren. Das könnte man auch noch belegen.
•
Dein Romantik-Begriff ist mir etwas zu wenig auf die konkrete Situation, in welcher Tieck
das Stück geschrieben hat, ausgerichtet. Hier könnte man noch mehr herausholen.