das pdf - Dr. Klaus Dann
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SOTSCHI 2014 NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN SPORT INHALT Heft 4 2013 Orthopädie Traumatologie Available online at www.sciencedirect.com Die vorliegende Datei ist ein Auszug aus dem Heft Sport - Orthopädie Traumatologie Jg. 29 Heft 04/2013 dem Organ der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin GOTS und dem Organ der Verbandsärzte Deutschland e.V. ScienceDirect Inhalt EDITORIAL _____________________________________________________________________________________________________________ 267 SCHWERPUNKT: NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN WINTER / NEW OLYMPIC WINTER SPORTS SCHWERPUNKT/REVIEW Heinz Kusche, Peter Gutsfeld, Volker Bühren Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille _________________________________________________ 270 SCHWERPUNKT/REVIEW Heinz Kusche, Peter Gutsfeld, Volker Bühren Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf höchstem Niveau ___________________________ 276 SCHWERPUNKT/REVIEW Markus Knöringer Rückenprotektoren im Wintersport ____________________________________________________________________________ 283 SCHWERPUNKT/REVIEW Josef Kröll, Jörg Spörri, Matthias Gilgien, Julien Chardonnens, Erich Müller Verletzungsprävention innerhalb eines internationalen Sportverbandes – Eine Prozessbeschreibung am Beispiel des alpinen Skirennsports ______________________________________________________________________________________________ 288 SCHWERPUNKT/REVIEW Manuel Sabeti Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf__________________________________________________________________ 297 SCHWERPUNKT/REVIEW INTERVIEW Erich Altenburger Frauenskisprung− eine neue Olympische Disziplin − Interview mit einem der Urväter dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer ____ 304 ORIGINALARBEITEN Corina Nüesch, Thomas Hügle, Hubert Hörtere, Martin Majewski, Victor Valderrabano, Annegret Mündermann Leg muscle function during recreational alpine skiing in two patients following unilateral total knee arthroplasty __________ 306 ORIGINALARBEIT Marlene Mauch, Hans-Joachim Rist Biomechanische Eigenschaften bei Achillessehnen- Tendinopathien und deren Korrelation mit der elastosonografisch bestimmten Sehnenqualität __________________________________________________________________________________ 314 JOURNAL CLUB ______________________________________________________________________________________________ 321 DANK AN GUTACHTER ___________________________________________________________________________________________________ 323 GOTS NEWS ____________________________________________________________________________________________________________ 324 FORSCHUNGSFÖRDERUNG ________________________________________________________________________________________________ 327 GOTS-PATRONAT für VERANSTALTUNGEN ____________________________________________________________________________________ 330 EDITORIAL Orthop€adie Traumatologie Sport Orthop. Traumatol. 29, 267 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.07.009 Sportorthopädie · Sporttraumatologie Editorial Jahrgang 29 · Nr. 4(2013) · S. 267–344 Organ der Gesellschaft für OrthopädischTraumatologische Sportmedizin Sehr geehrte Mitglieder der GOTS, liebe Freunde der Sportmedizin! Sports Orthopaedics and Traumatology Organ der Verbandsärzte Deutschland e.V. http://ees.elsevier.com/sportorthotrauma 4 Jahrgang 29 · Heft 4 · 2013 SCHWERPUNKT NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN WINTER / NEW OLYMPIC WINTER SPORTS Im Februar 2014 werden die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi, Russland, ausgetragen. ,,Gateway to the Future‘‘, Sotschi soll für Russland das Tor zur Zukunft werden. Das Motto der Spiele ist ,,Hot, Cool, Yours‘‘. In sieben verschiedenen Sportstätten werden 96 Wettbewerbe ausgetragen, so viele wie noch nie bei Olympischen Spielen. Zu den 86 etablierten Sportarten kommen der Skisprungwettbewerb für Frauen, Ski-Halfpipe-Wettkämpfe für Damen und Herren, eine MixedStaffel im Biathlon sowie Teamwettbewerbe im Rennrodeln und Eiskunstlaufen. Weitere Sportarten wurden im Vorfeld geprüft, der Mannschaftsbewerb der Alpinen, Slopestyle für Ski und Snowboard, wobei die beiden Slopestylebewerbe und der Snowboard Spezialparallelslalom für Männer und Frauen in das Programm aufgenommen wurden. Sotschi bewarb sich schon einmal zur Austragung der Winterspiele und konnte sich diesmal gegen Pyeongchang und Salzburg durchsetzen. Es sind dies die ersten Olympischen Winterspiele auf russischem Boden, wobei diese Bewerbung auch stark durch die Politiker des Landes unterstützt wurde. Im Vorfeld gab es mehrere Kritikpunkte; im Speziellen die hohen Kosten, die durch die Bewerbung einer subtropischen Stadt für Winterspiele erklärbar sind. Keine der benötigten Sportstätten war vorhanden, sodass zum Beispiel nur für die Anbindung des Skigebietes an die Stadt Sotschi mit den entsprechenden infrastrukturellen Einrichtungen mehr Geld als für die gesamten Winterspiele in Vancouver aufgewendet werden musste. Blickpunkt der Kritik war auch der kompromisslose Ausbau der Infrastruktur, der mit Zwangsenteignungen und Zwangsumsiedlungen der dort lebenden Menschen verbunden war. Eine langfristige € Auswirkung auf die Lebensqualität und Okologie der Stadt wurde auch negativ bewertet. Der große finanzielle Aufwand von derzeit wahrscheinlich 30 Milliarden Dollar (von der russischen Opposition noch viel höher geschätzt) steht im krassen Gegensatz zum Lebensstandard der dort lebenden Bevölkerung. Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf höchstem Niveau Rückenprotektoren im Wintersport Verletzungsprävention innerhalb eines internationalen Sportverbandes – Eine Prozessbeschreibung am Beispiel des alpinen Skirennsports Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf Frauenskisprung- eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urväter dieser Disziplin Mag. Anton „Toni“ Innauer Leg muscle function during recreational alpine skiing in two patients following unilateral total knee arthroplasty Biomechanische Eigenschaften bei Achillessehnen- Tendinopathien und deren Korrelation mit der elastosonografisch bestimmten Sehnenqualität Insgesamt werden 1300 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für diese Spiele zur Verfügung gestellt. In diesen 98 Bewerben kämpfen Sportler aus aller Welt um die begehrten olympischen Auszeichnungen. ELSEVIER JOURNAL CLUB DANK AN GUTACHTER GOTS NEWS FORSCHUNGSFÖRDERUNG GOTS-PATRONAT FÜR VERANSTALTUNGEN GOTS-AUFNAHMEANTRAG VERBANDSÄRTZTE DEUTSCHLANDS E.V. KONGRESSKALENDER HINWEISE FÜR AUTOREN BANDINHALTSVERZEICHNIS Die neuen Bewerbe zeigen die Veränderung bei den Wintersportarten. Ski- und Snowboard-Halfpipe- und Slopestylebewerbe sowie Mixed-Staffeln in Biathlon und Rennrodeln sind als Sportarten recht jung und erfreuen sich sehr hoher Beliebtheit. Auch das Damenskispringen und der Mixed-Bewerb wurden erstmals bei der WM in Val di Fiemme ausgetragen und zählten zu den spannendsten und beliebtesten Wettkämpfen. Vor allem die junge Generation reflektiert sehr auf die neuen Obstacle-Sportarten, die mehr dem derzeitigen Lifestyle entsprechen. ISSN 0949-328X Sport Orthop. Traumatol. · 29(2013)4 S. 267–344 Wir wollen Sie mit der Vorstellung dieser neuen Sportarten über die sportartspezifischen Probleme informieren bzw. den Hintergrund der verschiedenen Bewerbe beleuchten. S Orthopädie PORT Traumatologie Sports Orthopaedics and Traumatology Wir hoffen und freuen uns auf interessante und sportlich faire Winterspiele 2014 in Sotschi. Dr. Erich Altenburger (re.) Dr. Klaus Dann Ordinationszentrum TOP-MED Kinderspitalgassse 1/2/4 A-1090 Wien www.topmed.at Available online at www.sciencedirect.com Band 29 · 2013 Editorial 267 Orthop€adie Traumatologie SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.004 Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) Zusammenfassung REVIEW Parallelslalom und Parallelriesenslalom bereichern neben drei weiteren Disziplinen das olympische Snowboardprogramm der Winterspiele in Sotschi 2014. Hierbei handelt es sich um h€ochst anspruchsvolle und durch den direkten Vergleich im K.o.-System f€ur den Zuschauer attraktive Disziplinen. Das Verletzungsrisiko ist im Vergleich zu den weiteren Snowboarddisziplinen und anderen Wintersportarten verh€altnism€aßig niedrig. Es treten vor allem Verletzungen im Bereich der H€ande, bei extrem schr€ager K€orperlage und N€ahe zum Boden und, trotz des festen Schuhwerks, im Sprunggelenkbereich auf. Schwere Verletzungen mit l€angeren Ausfallzeiten sind nahezu eine Seltenheit. Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille €rter €sselwo Schlu Parallelslalom – Parallelriesenslalom – Snowboardverletzungen – Rennboard – Olympische Spiele H. Kusche et al. Olympic Medal in Raceboarding – Carving at its purest Summary Parallel Slalom und Parallel-Giant-Slalom will be beside three more disciplines, part of the Olympic snowboard program in Sochi 2014. These two disciplines are very challenging and because of the man to man competition very exciting for the spectator. The risk of injury compared to other disciplines in snowboarding and winter sports in general is relatively low. Focus of injuries are the hands, caused by a very oblique boarding position and repetitive contact of the joints to the ground. Despite hard boots also ankle injuries are common. Severe injuries with longer periods of not being able to snowboard are very rare. Keywords Parallel slalom – Parallel giant slalom – Snowboard injuries – Raceboard – Olympic games 270 H. Kusche et al. die Strecken häufig ausgefahren, sodass tiefe Wannen um die Tore, Buckel und eisiger Untergrund bewältigt werden müssen (Abb. 1 und Abb. 2). Verwendet werden spezielle Alpinboards. Diese sind je nach Disziplin bis zu 185 cm lang, verhältnismäßig schmal und haben eine an die Anforderung der Disziplin angepasste Taillierung, um ein scharfes Umfahren der Kurvenradien in Carvingtechnik und ein rasantes Umkanten zu ermöglichen. Als Schuhwerk werden dem Skischuh ähnliche Stiefel verwendet, die über starre Bindungen am Board mit schräger Ausrichtung fixiert sind. Je nach individueller Veranlagung ist das linke (,,regular’’) oder das rechte Bein (,,goofy’’) nach vorne hin positioniert. Zur verbesserten Hebelwirkung in den Kurven werden Bindungsplatten zur Erhöhung der Position auf dem Board montiert. Eine Höhenbegrenzung wie im Skisport ist derzeit noch nicht definiert worden. Sicherheitsbindungen werden nicht verwendet und durch die Industrie nicht serienreif angeboten. Die Erforderlichkeit steht aufgrund der nicht gegebenen Verletzungsmuster wie beim Skisport, insbesondere im Kniegelenkbereich, derzeit prinzipiell nicht zur Diskussion (Abb. 3). Heinz Kusche1, Peter Gutsfeld1, Volker Bühren1,2 1 Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Abteilung für Unfallchirurgie und Sportorthopädie/BG-Unfallklinik Murnau 2 Ärztlicher Direktor Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau Eingegangen/submitted: 27.06.2013; akzeptiert/accepted: 18.09.2013 Einleitung B ei den Spielen 1998 in Nagano hat der Snowboardsport Einzug in das olympische Programm gefunden. Zunächst wurden Medaillen in den Disziplinen Parallelriesenslalom und Halfpipe vergeben. Zu dieser Zeit hat sich der Snowboardsport bereits weltweit über die Wintersportgebiete ausgebreitet und eine vom Skisport unabhängige Entwicklung genommen. Als Alternative zum etablierten Skisport zeigten sich Möglichkeiten, den Wintersport neu zu erleben, was insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene inspiriert hat. Vor allem im nordamerikanischen und ostasiatischen Raum hat das Snowboarden einen hohen Stellenwert, jedoch auch im europäischen Bereich ist der Snowboardsport nicht mehr aus den Wintersportgebieten wegzudenken. Dieser Entwicklung wurde auch durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) Respekt gezollt, sodass bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 in fünf Disziplinen, jeweils für Männer und Frauen, um olympische Medaillen gekämpft wird. Hierdurch sind im Snowboardsport insgesamt 30 olympische Medaillen zu vergeben. Neben Halfpipe (HP), Snowboardcross (SBX) und Slopestyle (SBS) wird als zweite Race (Alpin)-Disziplin neben dem Parallelriesenslalom (PGS) nun auch der Parallelslalom (PSL) ausgefahren. Durch die kürzere Streckenführung können die Rennen zum Teil im Bereich von Städten auf speziell aufgebauten Rampen erfolgen, wodurch die Sportart vor einem zum Teil großen und begeisterten Publikum ausgetragen werden kann. Im Breitensport spielt das Raceboarden mittlerweile eine untergeordnete Rolle, da sich eine Vielzahl der Sportler abseits der Pisten oder in speziellen Anlagen wie Funparks oder Halfpipes bis hin zu Treppengeländern (,,Rails’’), welche hinuntergerutscht werden, bewegt. Zudem ist die Sportart auf den breiteren und kürzeren Freestyle und Allroundboards wesentlich leichter zu erlernen. Wettkampfmodus und Technik Beide Disziplinen werden als Parallel-Wettbewerb im K.o.-System ausgetragen. Hierzu müssen die Athleten zunächst zwei Qualifikationsläufe mit Zeitnahme absolvieren. Die schnellsten 16 Sportler erreichen die Finalserie. Hier wird im direkten Duell der Aufstieg in die nächste Runde ausgefahren. Im Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille Abbildung 1 Raceboard (Copyright SG Snowboards) Gefahren und Verletzungen Wechsel werden gegeneinander jeweils beide Kurse befahren. Im zweiten Lauf startet der zurückliegende Fahrer mit dem Zeitrückstand aus dem ersten Lauf, sodass im direkten häufig hoch spannenden Duell der Sieger ermittelt wird. Dieser muss insgesamt acht Läufe als Zweikampf absolvieren, was einen hohen Anspruch an die mentale und körperliche Verfassung darstellt. Insbesondere zum Ende des Wettkampfes sind Durch die Exposition im meist alpinen Gelände in großer Höhe mit oft wechselnden Wetterbedingungen und sich über den Tag hinziehenden Wettkämpfen sind die Athleten starken körperlichen Belastungen ausgesetzt. So entscheiden sich Wettkämpfe nicht allein durch die körperlichen, mentalen und technischen Voraussetzungen, sondern auch durch die Fähigkeiten, sich mit den äußeren Bedingungen zu arrangieren. Bei den zuletzt im H. Kusche et al. Januar 2013 im kanadischen Stoneham ausgefahrenen FIS-Weltmeisterschaften waren viele der Teilnehmer bei Temperaturen zum Teil unter minus 308 Celsius durch Erfrierungen, insbesondere im Gesicht und im Bereich der Akren belastet und hierdurch in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Die Versorgung mit Flüssigkeit bei gesteigertem Bedarf durch die geänderten physiologischen Abläufe in der Höhe und eine ausreichende Energiezufuhr können die Wettkampffähigkeit, insbesondere zu den entscheidenden Phasen am Ende des Wettkampftages, in erheblichem Maße beeinflussen. Verletzungen spielen im Vergleich zu den weiteren Disziplinen eine eher untergeordnete Rolle. Das konnte durch eine systematische Auswertung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Skiverband (FIS) klar aufgezeigt werden. So konnte im Bereich des alpinen Snowboardens ein erheblich geringeres Verletzungsrisiko aufgezeigt werden [1–4]. Durch die differierende Ausrüstung und Art der Ausübung der Sportart zeigen sich entsprechend abweichende Verletzungsmuster im Vergleich zum Freestyle und Snowboardcross. Eigene Auswertungen, die sich aus der Betreuung der Deutschen Snowboard-Nationalmannschaft seit dem Jahre 2000 ergeben, stellen dies deutlich dar. Die Analyse aus 138 relevanten Verletzungen konnte Folgendes darstellen: In den Racewettbewerben ist im Gegensatz zu den Freestyledisziplinen und zumSnowboardcross mit 42% am häufigsten die Hand, einschließlich der Handgelenkregion betroffen, da diese bei extrem schräger Kurvenlage in Kontakt mit dem Boden und den Toren kommt. Folge sind Fingerverletzungen durch Einfädeln an den Torstangen, sowie Mittelhand-, distale Radius -und Unterarmfrakturen durch Stürze direkt auf die obere Extremität. Interessant ist die Tatsache, dass Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille 271 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) Abbildung 4 MRT (sagittale Ebene, PD-Wichtung, fettsaturiert), Fraktur des Processus lateralis tali nach Stauchungstrauma im Hardboot bei 19-j€ ahriger Kaderathletin Abbildung 2 Zwei Raceboarder im Parallel-Wettbewerb Sprunggelenkverletzungen mit 28% trotz des festen und gut führenden Schuhwerks verhältnismäßig häufig diagnostiziert werden. Insbesondere das ,,Snowboarders ankle’’, eine an- sonsten seltene Fraktur des Processus lateralis tali, musste auch in unserem Kader mehrfach versorgt werden. Kniegelenkverletzungen finden sich in lediglich 8% der Fälle und sind zumeist Kontusionen durch Anpralltraumen. Kreuzbandrupturen, Meniskusverletzungen und komplexe Läsionen wie Tibiakopffrakturen sind im Vergleich zum alpinen Abbildung 3 Tiefe Kurvenlage mit scharfem Aufkanten des Boardes 272 H. Kusche et al. Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille Abbildung 5 Intraoperativer Befund mit vielen kleinen Fragmenten im Gelenkspalt H. Kusche et al. Skisport wesentlich seltener zu versorgen. Als Grund hierfür ist die fixierte Stellung beider Beine auf dem Board anzunehmen, die eine Torsion der Kniegelenke erheblich einschränkt. Durch die tiefliegende Position mit abduzierten Armen im Kurvenbereich und Stürze mit direktem Trauma auf harte, meist aus Kunstschnee präparierten Pisten ist das Schultergelenk an vierter Stelle der Verletzungsstatistik zu finden. Hierbei kommt es meist zu Prellungen, aber auch Luxationen, Schultereckgelenkverletzungen und Klavikulafrakturen werden, wenn auch in geringeren Zahlen als die oben aufgeführten Verletzungen, diagnostiziert. Trotz des verpflichtenden Tragens von Helmen kommt es bei Stürzen auf eisigem Untergrund immer wieder zu leichteren Schädelverletzungen mit Prellungen und erstgradigen Schädel-Hirn-Traumen (Abb. 4 und Abb. 5). Kollisionsereignisse stellen ein nicht vollständig auszuschließendes Gefahrenpotenzial dar. Nach dem Todesfall eines Schweizer Athleten im Jahre 2000, in der ehemals zum FIS Weltcup parallel laufenden Rennserie der ISF (International Snowboard Federation), als dieser mit einem Zielbegrenzungspfosten kollidierte, wurden die Maßnahmen zur Absicherung der Strecken verbessert. Kollisionen mit dem parallel fahrenden Athleten oder mit Pistenhelfern, Fotografen und ähnlichem, sind nicht auszuschließen und treten immer wieder auf (Abb. 6). Chronische Beeinträchtigungen zeigen sich sehr häufig durch das sehr eng getragene, harte Schuhwerk. So müssen viele Athleten aufgrund von schmerzhaften Reizungen im Bereich der Schienbeinkanten und an exponierten Bereichen der Füße behandelt werden. Durch exakt angepasste (geschäumte) Innenschuhe, hohllegen von besonders belasteten Arealen und lokale Behandlungen können Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille 273 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013) [4] J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among elite snowboarders (FIS Snowboard World Cup), Br J Sports Med 40 (2006) 230–234. Adressen und Kontaktstellen www.fis-ski.com www.snowboardverband.de www.fis.smugmug.com www.deutsche-olympiamannschaft.de www.sochi2014.com Korrespondenzadresse: Dr. med. Heinz Kusche Verbandsarzt SVD (Snowboardverband Deutschland) Abteilung für Unfallchirurgie und Sportorthopädie (in Kooperation mit der BG-Unfallklinik Murnau) Klinikum Garmisch-Partenkirchen Auenstraße 6 D-82467 Garmisch-Partenkirchen Tel.: +49 (0)8821-77-1220. E-Mail: heinz-kusche@web.de Available online at www.sciencedirect.com ScienceDirect Abbildung 6 Kollision zweier Athleten w€ahrend des Parallel-Wettbewerbs derartige Probleme vermieden und gemindert, aber nicht immer voll ausgeschaltet werden. Durch die schräge Positionierung auf dem Board ist der Bewegungsapparat, insbesondere der Wirbelsäulenund Beckenbereich, hohen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend häufig treten Überlastungssyndrome und Reizungen an der Wirbelsäule, häufig an den Iliosakralgelenken, auf. Im Rahmen des erforderlichen, insbesondere in den Sommermonaten, oft monotonen Ausdauertrainings stellen sich regelmäßig Athleten mit typischen Überlastungserscheinungen, wie Sehnenansatzreizungen, meist im Kniegelenkbereich vor. Verletzungsprophylaxe Zur Protektion von Verletzungen werden regelhaft Helme und Rückenprotektoren getragen. Vollständige Sicherheit ist hierdurch nicht zu 274 H. Kusche et al. gewährleisten. Das schützende Potenzial von Helmen, vor allem vor schwersten Verletzungen durch direkte Krafteinwirkung ist unbestritten, doch können leichtere Verletzungen wie erschütterungsbedingte, meist erstgradige Schädel-Hirn-Traumen kaum verhindert werden. Die Wirbelsäule kann vor axial einwirkenden Kräften durch Protektormaterial nur sehr begrenzt geschützt werden, sodass Kompressionsverletzungen der Wirbel auftreten können. Von Seiten der Rennorganisatoren gilt es, die Streckenbereiche ausreichend weit zu gestalten, um das Risiko für Kollisionsereignisse gering zu halten und die Wahrscheinlichkeit für Sturzereignisse durch bestmögliche Pistenpräparation zu minimieren. Die ausreichende körperliche Fitness zur Bewältigung der Anstrengungen im Rahmen der Rennveranstaltung, einschließlich einer entsprechenden Vorbereitung auf die Wettkampfsaison ist als Grundvoraussetzung zu werten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das alpine Wettkampfsnowboarden eine trotz ihrer Rasanz ungefährliche Disziplin darstellt und durch die Aufnahme des Parallelslaloms eine Bereicherung des olympischen Programms gegeben ist. Interessenkonflikt Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literatur [1] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R. Bahr, Recording injuries among World Cup skiers and snowboarders: a methodological study, Scand J Med Sci Sports 21 (2011) 196–205. [2] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R. Bahr, Injuries among World Cup ski and snowboard athletes, Scand J Med Sci Sports 22 (2012) 58–66. [3] J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among competitive snowboarders at the national elite level, Am J Sports Med 33 (2005) 370–377. Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille H. Kusche et al. Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille 275 Orthop€adie Traumatologie SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.003 Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) Zusammenfassung REVIEW Die Disziplinen Halfpipe, Slopestyle und Boardercross stellen h€ochst attraktive Disziplinen im Kampf um olympische Medaillen dar. Aufgrund ihrer Dynamik und Rasanz, bei zuletzt deutlich gesteigertem Wettkampfniveau, ist ein gewisses Potenzial f€ur das Auftreten teils nicht unerheblicher Verletzungen gegeben. Durch gesteigerte Anspr€uche in den Wettbewerben erh€oht sich die Notwendigkeit zur Optimierung der Sicherheitsvorkehrungen und der individuellen k€orperlichen Voraussetzungen jedes einzelnen Athleten. Es sollten sowohl durch Athleten und Betreuer als auch durch die Rennorganisatoren alle M€oglichkeiten zur Protektion von Verletzungen ausgesch€opft werden, um die Aktiven zu sch€utzen und das Dasein der aufgef€uhrten Disziplinen im Wintersportkalender nicht zu gef€ahrden. Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und €chstem Anforderung auf ho Niveau €rter €sselwo Schlu Halfpipe – Slopestyle – Snowboardcross – Snowboardverletzungen – Olympische Spiele H. Kusche Halfpipe, Slopestyle and Snowboardcross - suspense and demand of the highest order Summary Halfpipe, Slopestyle and Snowboardcross are very attractive disciplines fighting for Olympic medals. There is a potential for minor and also severe injuries, caused by the dynamic and the speed of these disciplines, especially in a highly competitive environment. It is necessary to upgrade safety rules and the quality of the protectors as well as the individual boarding skills to prevent major injuries because of an increased competitive pressure during the race. Athletes, doctors, therapists and the race directors should focus on the improvement of the prevention of injuries – first of all to protect the athlete itself, but also to protect these interesting disciplines as a fixed part in winter sports. Keywords Halfpipe – Slopestyle – Snowboardcross – Snowboard injuries – Olympic games 276 H. Kusche nahezu exponentiell gestiegen. Sportler, die im olympischen Finale bei den Spielen in Vancouver eine entscheidende Rolle spielen wollten, kamen an der Präsentation des ,,Double-Corks’’, einem technisch höchst anspruchsvollen Trick mit zweifacher Verwindung während des Sprunges, nicht vorbei. Einer verhältnismäßig weiche Stiefel (,,Softboots’’) getragen. Im Wettkampf werden zunächst zwei Qualifikationsläufe ausgetragen, die entweder direkt für den Einzug ins Finale oder ein zwischengeschaltetes Halbfinale qualifizieren. Über ein Punktesystem werden von so genannten ,,Judges’’ neben der Schwierigkeit, dem ,,Style’’, der Sprunghöhe und die Qualität der Ausführung der Tricks bewertet. Wird das Board während des Sprunges nicht mit den Händen gefasst (,,gegrabbed’’) führt das zu erheblichem Punktabzug. Das technische Niveau der Disziplin Halfpipe ist in den letzten Jahren von Jahr zu Jahr Abbildung 1 Freestyleboard (Copyright SG Snowboards) Abbildung 2 Olympische Halfpipe in Vancouver 2010 (CAN) Heinz Kusche1, Peter Gutsfeld1, Volker Bühren1,2 1 Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Abteilung für Unfallchirurgie und Sportorthopädie/BG-Unfallklinik Murnau 2 Ärztlicher Direktor Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau Eingegangen/submitted: 27.06.2013; akzeptiert/accepted: 18.09.2013 Einleitung Nachdem in der Halfpipe (HP) und beim Parallelriesenslalom (PGS) schon 1998 in Nagano erstmals olympische Medaillen im Snowboardsport vergeben wurden, kam 2006 in Turin die spektakuläre Disziplin Snowboardcross (SBX) hinzu. Bei den anstehenden Winterspielen 2014 in Sotschi wurde nun das olympische Snowboardprogramm mit Parallelslalom (PSL) und Slopestyle (SBS) um zwei weitere Disziplinen ergänzt. Neben Halfpipe, dem Klassiker im Freestylebereich, bildet der Slopestyle die Entwicklung der Sportart Snowboard und auch die Ansprüche vieler jugendlicher Wintersportler in idealer Weise ab. Beim Befahren eines Parcours mit diversen Elementen spielt neben den technischen Fähigkeiten die möglichst stylische Ausführung der Tricks eine entscheidende Rolle. Die Spannung in den Snowboardcross-Wettbewerben lebt durch den direkten Vergleich der Sportler auf teils höchst anspruchsvollen Strecken mit Steilkurven, kurz aufeinander folgenden Bodenwellen (,,Rollern’’), Sprüngen und plötzlichen Richtungswechseln. Der Snowboardsport wurde zunächst als reine Funsportart eingeordnet und führte lange ein Schattendasein im Programm der arrivierten Wintersportarten. Um den mittlerweile erheblichen Ansprüchen im Wettkampf auf höchstem Niveau gerecht werden zu können, sind eine intensive Vorbereitung und Betreuung, wie beispielsweise im alpinen Skisport, unerlässlich. Die neuen Sportarten zeigen gegenüber den Racedisziplinen ein deutlich erhöhtes Verletzungspotenzial und stellen hohe Ansprüche an die Sicherheitsvorkehrungen im Streckenbereich sowie an die individuelle Vorbereitung der Athleten. Wettkampfmodus und Technik Halfpipe Die Halfpipe ist eine bis zu 7 Meter tiefe und ca. 150 bis 170 Meter lange Halbröhre. Sie wird in maximaler Größe als Superpipe bezeichnet. Verwendet werden Freestyleboards, die eine breite Auflagefläche bieten und eine deutlich höhere Flexibilität haben als alpine Boards. Es werden Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau H. Kusche Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau 277 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) der wenigen Sportler, die dem Überflieger der Szene, dem US-Amerikaner Shaun White, wenigstens ansatzweise in Konkurrenz treten konnten, erlitt beim Training hierzu ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Mittlerweile haben die ersten Athleten mit dem ,,Triple-Cork’’ das Niveau weiter angehoben (Abb. 1 und Abb. 2). Slopestyle Im gleichen Modus wird der Slopestyle ausgetragen. Durch die Aufnahme in das aktuelle olympische Programm durch das IOC erfährt die ursprünglich vom Skateboarden abgeleitete Sportart eine relevante Aufwertung. Auf einem Parcours werden trickreich diverse Elemente (,,Obstacles’’) befahren und bis zu fünf Meter hohe, direkt aufeinander folgende Schanzen (,,Kicker’’) mit Sprungweiten bis zu 20 Metern Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) übersprungen. Hierbei bestehen wie in der Halfpipe höchste Ansprüche an die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit, um bei hoher Geschwindigkeit dem Wechsel zwischen den Elementen und einer sicheren und sauberen Ausführung der höchst anspruchsvollen Tricks gerecht zu werden (Abb. 3 und Abb. 4). Snowboardcross Beim Snowboardcross treten die Athleten im direkten Vergleich auf einem Hindernisparcours gegeneinander an. Bei Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h muss, neben den Konkurrenten im Lauf, auf eine möglichst rasante Bewältigung der teils massiven Elemente mit Sprüngen über 20 bis 30 Meter geachtet werden. Bislang waren jeweils vier Sportler am Start, neuerdings treten sechs Sportler im K.o.-System gegeneinander an, von denen sich drei für die nächste Runde qualifizieren. Nach zunächst zwei Qualifikationsläufen um die schnellste Zeit werden anschließend bei den Männern vier, bei den Frauen drei K.o.Runden ausgetragen, um den Sieger zu ermitteln. Dies stellt eine maximale Herausforderung an die mentale und körperliche Belastbarkeit dar (Abb. 5). Gefahren und Verletzungen Die aufgeführten Disziplinen bergen durch ihre Rasanz und teils erhebliche Sprunghöhen ein verhältnismäßig hohes Verletzungspotenzial. In einer modernen Halfpipe werden, ausgehend von einer Pipehöhe von mittlerweile bis zu sieben Meter und einer Sprunghöhe von sechs bis sieben Metern ab der Pipekante („Coping’’), Sprunghöhen bis zu 14 Abbildung 4 €ber Kicker bei WM 2013 im Slopestyle Sprung u Abbildung 3 Slopestylekurs der FIS-WM 2013 in Stoneham (CAN) 278 H. Kusche Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau Metern gemessen. Kommt der Athlet nach dem Absprung von der senkrechten Sprunglinie ab, ist ein Aufschlag auf dem Coping oder im flachen Bereich der Pipemitte (,,Flat’’), nicht zu vermeiden. Neben dem zuletzt rasant gestiegenen Niveau und den ebenso erheblich gestiegenen Dimensionen der Pipes stellen wechselnde Qualitäten bei der Präparation der Pipes einen relevanten Sicherheitsfaktor dar. Sowohl im Slopestyle als auch im Snowboardcross müssen zum Teil Hindernisse mit gewaltigen Dimensionen gemeistert werden. Das erfordert eine optimale Abstimmung der Anfahrtsgeschwindigkeit, um im sicheren Bereich zur Landung zu kommen. Meist muss die Feinabstimmung hierzu in vielen, nicht immer zur Verfügung stehenden TrainingsH. Kusche läufen erarbeitet werden. Durch Temperaturänderungen kann aus einem verhältnismäßig langsamen Kurs eine hochrasante Strecke mit extremen Sprungweiten folgen. Die weltweit nur wenigen, erfahrenen Kursbauer müssen hierbei nach den ersten Trainingsruns regelmäßig Änderungen am Kurs vornehmen, um die Gesundheit der Sportler nicht zu gefährden. Da im Snowboardsport als Randsportart wesentlich weniger finanzielle Mittel für die Rennorganisation und Präparation bereit stehen, sind die Absicherungen der Rennstrecken durch Fangzäune teils marginal, obwohl die Rasanz der Sportart dem Skisport in vielen Bereichen in nichts nachsteht. Die Tatsache, dass im Snowboardcross sechs Athleten gegeneinander antreten, ist von einer Vielzahl der antretenden Sportler gewünscht, um die Attraktivität der Sportart zu erhöhen. Hierdurch stoßen die Kursbauer bei oft begrenztem Platzangebot an ihre Grenzen, was zu Engpässen auf der Strecke führt. Ein hohes Gefährdungspotenzial ist durch die eng aufeinander folgenden Streckenelemente gegeben, wodurch die Athleten bei kurzen Unkonzentriertheiten oder Irritationen ihre Linie mit teils schmerzhaften Folgen verlassen müssen. Bei Stürzen in Rollerfeldern mit hoher Geschwindigkeit kommt es immer wieder zum unkontrollierten Aufschlagen der sich teils grotesk überschlagenden Sportler, mit immer wieder erheblichen Verletzungsfolgen. Die Tatsache, dass beide Geschlechter aus organisatorischen Gründen Kurse befahren, die meist für Männer Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau 279 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) Abbildung 6 Femurfraktur eines 21-j€ ahrigen Athleten bei Snowboardcross-Weltcup. Trauma €ber nach einem unkontrollierten Sprung u 55 m mit Landung in den flachenPistenbereich. Abbildung 5 6er Heat im Snowboardcross (Bildquelle wwww.fis-smugmug.com) konzipiert sind, führt nicht selten dazu, dass die zum Teil jugendlichen Frauen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Die medizinische Notfallversorgung vor Ort wird durch die FIS-Regeln (FIS = F�ed�eration Internationale de Ski)vorgegeben. Doch zeigen sich ortsabhängig regelmäßig erhebliche Unterschiede in der Qualität der Betreuung, sei es durch das vom Veranstalter gestellte medizinische Personal, sei es durch die Organisation der Rettungskette. Bei nie auszuschließender schwerster Traumatisierung kann jedoch eine zeitnahe und unseren Qualitätsansprüchen entsprechende Versorgung vor Ort von entscheidender Bedeutung sein (Abb. 6). Im Vergleich zu den alpinen Snowboard-Racewettkämpfen zeigen sich beim Freestyle und Snowboardcross erheblich abweichende Verletzungs- 280 H. Kusche muster. Nach eigenen Untersuchungen aus der Betreuung der Deutschen Nationalmannschaft seit dem Jahr 2000 mit der Erfassung von 138 Verletzungen, die einen Ausfall für den Trainings- und Wettkampfbetrieb nach sich zogen, fanden sich unten aufgeführte Verletzungsmuster. Die Ergebnisse aus dem Freestylebereich beziehen sich größtenteils auf Unfälle in der Halfpipe, da der Slopestyle erst kurzfristig einen Bestandteil des Wettkampfkalenders der FIS darstellt. Nach Stürzen bei hohen und weiten Sprüngen, sowohl im Freestyle als auch im Snowboardcross, werden häufig Kniegelenke verletzt. Es zeigt sich hierbei ein hoher Anteil, ähnlich dem Ski-Leistungssport, von über 30% der beobachteten Verletzungen. Hierbei werden Kreuzbandrupturen und Meniskusläsion in verhältnismäßig hoher Frequenz festgestellt. Auch das Schultergelenk ist häufig, im Snowboardcross die am häufigsten betroffene Körperregion, in ca. 35% der Fälle verletzt. Es wird hierbei ein hoher Anteil an relevanten Läsionen wie Schultereckgelenksprengungen, Klavikulafrakturen und Luxationen diagnostiziert. Der Anteil an Sprunggelenkverletzungen, insbesondere durch Stauchungsmechanismen, liegt beim Snowboardcross bei 23%, im Freestylebereich bei ca. 10%. Doch auch schwere Thoraxund-Wirbelsäulenverletzungen sowie Kopfverletzungen mit SchädelHirn-Traumen müssen leider in dieser Aufzählung mit aufgeführt werden. Die hier dargestellten Verletzungen spiegeln sich auch vergleichbar in der Literatur wider. So zeigen sich im Snowboard-Leistungssport, insbesondere in den drei hier aufgeführten Disziplinen, signifikant mehr Kniegelenkverletzungen als im Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau Breitensport [2–4]. Die dort führende Verletzung, die distale Radius-/ Unterarmfraktur, findet sich im Snowboard-Leistungssport in deutlich niedrigeren Fallzahlen (Abb. 7). Florenes et al. [1,3] konnten nach ersten Analysen im Rahmen des Injury Surveillance Systems der FIS aufzeigen, dass Verletzungen mit anschließendem Ausfall im Snowboardsport am häufigsten für sämtliche Wintersportarten im Zuständigkeitsbereich der FIS auftraten. Es wurde gezeigt, dass 56,3 von 100 Athleten pro Weltcup-Saison eine Verletzung erleiden, mehr als in allen anderen Wintersportdisziplinen, schwere Verletzungen mit einem Ausfall über 28 Tage wurden bei Snowboarden etwa gleich häufig wie beim alpinen Skisport und SkiFreestyle erfasst. Torjussen und Bahr [5] stellten dar, dass im Wettkampf ein fünffach erH. Kusche Abbildung 7 Verletzungsregionen nach Disziplinen höhtes Verletzungsrisiko gegenüber dem Trainingsalltag besteht. Dies ist durch die erhöhte Risikobereitschaft im Wettkampf erklärt (Abb. 8). Abbildung 8 Hoher Sprung beim Halfpipe-Weltcup (Bildquelle wwww.fis-smugmug.com) Verletzungsprophylaxe Ein wesentlicher Faktor zur Erhöhung der Sicherheit ist durch die Absicherung der Streckenführung und die Art der Kursbauung gegeben. So stoßen insbesondere im Snowboardcross die Athleten bei der Bewältigung der Kurse oft an ihre Grenzen. Hierbei sollten dicht aufeinander folgende Hindernisse in den Kursen nach Möglichkeit vermieden werden, um bei kurzen Störungen der Konzentration, sei es durch eigene Fehler oder durch Beeinträchtigungen durch andere Athleten, die Möglichkeit zur Korrektur zu geben. Zudem sollte die Breite der Kurse den geänderten Voraussetzungen mit nun sechs Athleten beim Snowboardcross Rechnung tragen. Durch Alternativen in der Streckenführung, beispielsweise durch parallel verlaufende, kleinere Hindernisse für Damenwettbewerbe, können überhöhte Anforderungen umgangen werden. Insbesondere in den Morgenstunden auftretende Vereisungen der Pisten können Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau 281 SCHWERPUNKT/REVIEW gegebenenfalls durch spätere Startzeiten vermieden werden. Allerdings sind diesem durch vorgegebene TVÜbertragungszeiten und organisatorische Probleme bei sich oft über den ganzen Tag hinziehenden Wettbewerben Grenzen gesetzt. Eine ausreichende Anzahl an Trainingsläufen sollte für jeden Wettkampf gewährleistet sein. Es besteht Helmpflicht, zudem werden Rückenprotektoren und so genannte ,,Crash pants’’ (verstärkte Hosen mit Schutz für die Oberschenkel, -Hüft -und Steißbeinregion) getragen. Aufgrund der hohen Ansprüche an die Flexibilität beim Ausüben der Tricks ist das Tragen weiterer, starrer Protektoren kaum möglich. Die passiven Schutzmöglichkeiten durch Protektoren sind hiermit derzeit ausgeschöpft. Spezielle Airbags, ähnlich den Entwicklungen im Motorradsport, die derzeit im alpinen Rennsport erprobt werden, haben noch keine Serienreife erlangt und sind aus Kostengründen aktuell nicht realisierbar. Wettkampforte, die aufgrund der örtlichen Gegebenheiten keine optimale Versorgung, entsprechend den ,,Medical Rules’’ der FIS, in vollem Umfang gewährleisten können, sollten kritisch beleuchtet werden. Durch das Injury Surveillance System, welches die FIS seit einigen Jahren systematisch zur Erfassung der Verletzungen im Wettkampfsport einsetzt, werden wertvolle Daten zur Analyse der Gefahren und zur Planung präventiver Maßnahmen gewonnen. Hierbei sollten speziell die Unfallursachen exakt ausgearbeitet und Verbesserungen möglichst zielführend umgesetzt werden. Optimale physische und mentale Voraussetzungen können bei derart anspruchsvollen Disziplinen erwartet werden und sollten nicht zur Diskussion stehen. Bei internationalen Wettbewerben mit nicht ausreichend qualifizierten Athleten, sollten diese, nicht nur zur eigenen Sicherheit, konsequent aus dem Wettbewerb genommen werden. Interessenkonflikt Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literatur [1] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R. Bahr, Recording injuries among World Cup skiers and snowboarders: a metho- [2] [3] [4] [5] dological study, Scand J Med Sci Sports 21 (9) (2011) 196–205. S. Kim, N.K. Endres, R.J. Johnson, C.F. Ettlinger, J.E. Shealy, Snowboarding injuries, Am J Sports Med 40 (2012) 770–776. T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R. Bahr, Injuries among World Cup ski and snowboard athletes, Scand J Med Sci Sports 22 (2012) 58–66. J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among competitive snowboarders at the national elite level, Am J Sports Med 33 (2005) 370–377. J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among elite snowboarders (FIS Snowboard World Cup), Br J Sports Med 40 (2006) 230–234. Adressen und Kontaktstellen www.fis-ski.com www.snowboardverband.de www.fis.smugmug.com www.deutsche-olympiamannschaft.de www.sochi2014.com Korrespondenzadresse: Dr. med. Heinz Kusche Verbandsarzt SVD (Snowboardverband Deutschland) Abteilung für Unfallchirurgie und Sportorthopädie (in Kooperation mit der BG-Unfallklinik Murnau) Klinikum Garmisch-Partenkirchen Auenstraße 6 D-82467 Garmisch-Partenkirchen Tel.: +49 (0)8821-77-1220. E-Mail: heinz-kusche@web.de Available online at www.sciencedirect.com ScienceDirect H. Kusche Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.001 Zusammenfassung REVIEW Das Verletzungsrisiko beim Ski- und Snowboardfahren sinkt generell in den letzten Jahren. Allerdings ist jedoch ein leichter Anstieg von seltenen schweren Verletzungen wie Sch€adel-Hirn-Traumata, R€uckenmarkverletzungen und Polytraumatisierung zu beobachten. Ursachen sind h€ohere Geschwindigkeit und extreme und akrobatische Formen der Sportaus€ubung sowie eine gesteigerte Risikoakzeptanz. Die Aufkl€arung €uber das Risiko und die Folgen einer m€oglichen Wirbels€aulenverletzung sind entscheidend, denn die auf dem Markt befindlichen R€uckenprotektoren bieten nur einen eingeschr€ankten Schutz der Wirbels€aule in bestimmten Situationen. €ckenprotektoren im Ru Wintersport €rter €sselwo Schlu R€uckenprotektor – alpiner Wintersport – Wirbels€aulenverletzungen – EN 1621 – Ski – Snowboard M. Knöringer Spine protection in Wintersports Summary The general incidence of skiing and snowboarding injuries is decreasing in the last years. But there is some evidence that rare severe injuries like traumatic brain injury and spinal cord injury are increasing. Higher speed, extreme acrobatic forms of sport practice and increased risk taking behavior are discussed as possible reasons. Information about the risk and the sequelae of spine injuries should be placed in the first place. The spine protectors available on the market deliver only protection in specific situations. Keywords Spineprotector – alpine Wintersports – spine injuries – EN1621 – Ski – Snowboard 282 SCHWERPUNKT/REVIEW Orthop€adie Traumatologie Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013) Markus Knöringer Neurochirurgische Praxis für Wirbelsäulen und Schmerztherapie, Sportmedizin, München- Agatharied, Praxis im Krankenhaus Agatharied, Hausham Eingegangen am 28. Juni 2013; akzeptiert am 3. September 2013 Erfreulicherweise zeigen die Aus- wertungen der deutschen Auswertungsstelle für Skiunfälle, dass das Risiko, sich beim alpinen Wintersport zu verletzen, sich in den letzten 30 Jahren halbiert hat [2]. Der Trend hält weiter an; von der Saison 2009/2010 auf 2010/2011 haben sich die Unfälle der deutschen Skifahrer um 15000 auf 45000 reduziert, dies entspricht einer Verringerung um 25%. Das Risiko Ski zu fahren, ist in den letzten Jahren so niedrig wie nie zuvor. Nur 0,2% der Unfälle waren so schwer, dass ein stationärer Aufenthalt erfolgen musste und dies trotz Zunahme der Pistenfrequentation. Laut Fachverband der österreichischen Seilbahnen sind allein von 2000 bis 2009 die Anzahl der Skitage um 11,23 Mio gestiegen. Es werden jährlich im Durchschnitt 600 Millionen Beförderungen gezählt und im Winter 2010/11 51,2 Millionen Skitage. Als Hauptursache für die höhere Sicherheit werden die Einführung der Sicherheitsbindung, optimierte Pistenpräparation sowie Aufklärung über Risiken und Präventivmaßnahmen genannt. Obwohl die Verletzungsinzidenz insgesamt beim alpinen Wintersport niedriger wird, kann eine relative Zunahme des Anteils von Kopfund Rumpfverletzungen an allen verletzten Organen bei den deutschen Skifahrern beobachtet werden M. Kn€oringer (Kopfverletzungen: von 2009/2010 auf 2010/11 für erwachsene Skifahrer um 1% auf 9,7%. Rumpfverletzungen: um 1% auf 10,0%). Auch internationale Studien deuten an, dass folgenschwere Schädel-Hirnund Rückenmarkverletzungen und auch Polytraumata sowohl bei Skifahrern als auch Snowboardfahrern zunehmen [1]. Zum Studium der Epidemiologie von Wirbelsäulenverletzungen beim Skiund Snowboardfahren wurden vom Autor im Dezember 2012 43 Artikel in den Datenbanken: Pubmed, Medline, Embase, Cinahl und Cochrane library analysiert. Gesucht wurde nach den Begriffen: spinal injuries, winter sports, ski, snowboard und spine protector. Die zusammenfassende Auswertung zeigt, dass die Verletzung der Wirbelsäule ein seltenes Ereignis ist mit einer durchschnittlichen Inzidenz von 0,001/1000 Skitagen. Allerdings ziehen die Verletzungen in über der Hälfte der Fälle (66%) eine operative Konsequenz mit sich. In 1/5 der Fälle ist das Rückenmark mitverletzt. Halswirbel-, Brustwirbel- und Lendenwirbelsäule sind in etwa gleichen Anteilen zu je 1/3 betroffen. Das Risiko einer Rückenmarkverletzung ist bei Trauma der Halswirbelsäule am höchsten. Bei den Verletzungsmechanismen dominierten bei der Halswirbelsäule die Hyperflexion/Hyperextension R€uckenprotektoren im Wintersport 283 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013) sowie der Sturz axial auf den Kopf. Ursache kann ein Sturz nach vorn sein, beispielsweise mit Überschlag. Im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule ist meist die axiale Kompression verantwortlich für eine Verletzung (über 90%). Die axiale Kompression führt meist mittels einer Hyperflexionskomponente zu einer Verletzung des lumbothorakalen Übergangs. Ursache ist eine Landung nach Sprung auf dem Gesäß oder unterem Rücken. Die Verletzung durch direkte Kontusion ist selten [1,4–6]. Unterschieden werden müssen Skifahrer und Snowboardfahrer. Während die Hauptursache für die Verletzung der Wirbelsäule beim Skifahrer die überhöhte Geschwindigkeit, die Kollision und der Vorwärtssturz darstellen, ist es beim Snowboardfahrer das Springen. Eine Risikogruppe kristallisiert sich dabei heraus: Es handelt sich um sportliche, risikobereite junge Männer. Das Risiko für eine Rückenmarkverletzung ist dagegen beim Skiund Snowboardfahren gleich hoch [6]. Als Hintergrund für die zunehmende Inzidenz von Kopf- und Rückenmarkverletzungen werden in erster Linie zunehmende Geschwindigkeit der Pistenteilnehmer [8] und eine gesteigerte Risikoakzeptanz jüngerer männlicher Fahrer in Bezug auf akrobatische Manöver in Terrainparks (Halfpipe, Funpark) gesehen [3]. Beobachtet man die aktuellen Entwicklungen in den Wintersportresorts, so zeigt sich der bereits vollzogene und zunehmende Trend zur Aufrüstung der Gebiete mit so genannten Terrainparks. Diese Areale mit künstlichen Hindernissen beinhalten z.B. Funpark, Halfpipe oder Sprunghügel (Kicker). In den Print- und Videomedien wird dem Trend der Zeit entsprechend kaum noch normale Fahraktivität 284 M. Kn€oringer Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013) beim Ski- und Snowboardfahren zur Darstellung gebracht. Gezeigt werden nahezu ausnahmslos extreme akrobatische Manöver. Die Verletzung der Wirbelsäule im alpinen Winterskisport ist also eine seltene Verletzung, jedoch können Verletzungen des Rückenmarks fatale Langzeitfolgen bedeuten. Das Risiko steigt bei entsprechend risikobereiter Sportausübung. Die Wintersportler haben das Bedürfnis sich zu schützen, 29% tragen Abbildung 1 €ckenprotektoren Beispiele von Ru R€uckenprotektoren im Wintersport regelmäßig einen Rückenprotektor. Eine Studie aus der Schweiz zeigt dabei, dass 76% der Wintersportler davon überzeugt sind, dass der Protektor schützt. [7] Die Industrie ist längst auf den Zug aufgesprungen und neben auf Schutzausrüstung spezialisierten Firmen bieten die meisten Ski- und Skibekleidungsfirmen einen Rückenprotektor unter eigenem Namen an (Abb. 1). In der Produktwerbung wird dabei vermittelt, durch Forschung und Bestehen von Testnormen optimale Sicherheit bieten zu können. Laut den Berichten von der aktuellen Winter-ISPO bietet der Rückenprotektorenbereich noch enorm viel Marktpotenzial. Für manche Firma ist es bereits das Hauptstandbein geworden. Man kann die auf dem Markt befindlichen Rückenprotektoren in folgende Gruppen einteilen: - Aufteilung nach Design des Protektors: Hartschale (Schaumdämpfung/harte schuppenartige Panzer), Weichschale (reine Schaumdämpfung), - Aufteilung nach Fixation am Körper: Gurt, Träger, Weste, im Rucksack integriert. Theoretisch lässt sich vermuten, dass für eine optimale Schutzwirkung folgende Faktoren entscheidend sind: Passform/Schutz vor dem Verrutschen, Abdeckung der Wirbelsäule und Schutzwirkung. Die Schutzwirkung soll Schläge dämpfen und vor Penetration schützen. Kompromittierende Faktoren beim Design sind: Tragekomfort, Erhalt der Beweglichkeit des Athleten, Wasserdampf- und Wärmedurchlässigkeit, Gewicht, Optik sowie die Herstellungskosten. Der Protektor sollte im Wintersport vor folgenden potentiellen Gefahrensituationen schützen: Sturz auf eine plane Fläche (mit dem Rücken auf die Piste), Sturz auf eine Kante (Hindernis), Sturz auf einen spitzen Gegenstand (Fels, Ast, Stange, Pistenabsperrung). Eine Schutzwirkung des Rückenprotektors vor einem axialen Kompressionsschaden der Wirbelsäule kann nicht erwartet werden, ebenso keine Protektion einer Hyperflexion/Hyperextension oder Hyperrotation. Es besteht kein Schutz für die Halswirbelsäule. Auch kann bei einem Sturz auf eine Kante der Schlag zwar gedämpft werden, die bei einem extremen Sturz auftretende Hypomochlionwirkung der Kante auf die Wirbelsäule kann jedoch nicht verhindert werden. Irrtümlich wird immer wieder von Sportlern vermutet, der Rückenprotektor stabilisiere die Wirbelsäule in Flexion und Extension. Die Konstruktion der gängigen Protektoren bietet diese Möglichkeit nicht. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit ein Rückenprotektor den Wintersportler schützen kann (Abb. 2). Das Design der Rückenprotektoren wurde aus dem Straßenmotorradrennsport übernommen. Bei dieser Sportart wird allerdings auf Rundkursen ohne Hindernisse gefahren. Ein Sturz geschieht meist auf eine plane Fläche (Rundkurs) und die Energie wird durch Abrutschen bis zum Stillstand absorbiert. Die Umgebung der Rundkurse ist daher nach Möglichkeit von Hindernissen befreit. Für den Straßenmotorradrennsport wurde auch die Prüfnorm EN Abbildung 2 €bung. Der Autor bei der Sportausu M. Kn€oringer R€uckenprotektoren im Wintersport 285 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013) 1621-2 entwickelt. Die EN 1621-1 betrifft Schützer für die Gelenke. Der Entwurf der europäischen Norm (prEN) 1621-2 definiert die Mindestgröße und stellt Anforderungen an die Fähigkeit des Protektors, auftreffende Schläge zu absorbieren und den Träger vor Verletzungen zu schützen. Die Fähigkeit des Protektors, mechanische Energie zu absorbieren, wird über einen Schlagtest ermittelt. Aus 1 m Höhe wird ein Stempel mit 5 kg Masse und einer Aufprallkante, die ungefähr dem Radius einer Bordsteinkante entspricht, auf den Protektor fallen gelassen. Der Protektor liegt auf einem leicht gewölbten Amboss mit einer Kraftmesseinrichtung. Gemessen wird, wieviel Kraft noch unter dem Protektor ankommt. Dies wird Restkraft genannt. Bei mehreren Schlägen darf keine Restkraft über 24 kN und der Mittelwert muss unter 18 kN liegen. Ohne Protektor würden Spitzenkräfte von 150 bis 180 kN anfallen. Bei einer zweiten höheren Qualitätsstufe müssen die Werte bei 12 kN als Maximalwert und 8 kN als Mittelwert liegen. Die Schweizer Arbeitsgruppe um Schmitt [7] hat 12 gängige Rückenprotektoren für Ski- und Snowboardfahrer auf die Europäische Norm 1621-2 hin getestet. Es kamen sowohl Hard- als auch Softshellprotektoren zum Einsatz. Die Level-2-Restkraftminimierung konnte mit beiden Designs erreicht werden. Die Softshelldesigns brachten im Durchschnitt eine bessere Energieabsorption. Interessanterweise konnte ein normaler Rucksack, der mit einem Pullover gefüllt war, auch den Safety Level 2 bestehen. Da die EN 1621-2 keine Aufschlüsse zulässt, wie sich die Protektoren gegenüber spitzen Gegenständen verhalten, hat die Arbeitsgruppe den Penetrationstest EN 1077 an den Rückenprotektoren durchgeführt. Dieser Test wurde zur Erpro- 286 M. Kn€oringer Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013) bung von Helmen entwickelt und wird normalerweise an Rückenprotektoren nicht durchgeführt. Hier wird eine Masse von 3 kg auf einen Konus fallen gelassen (40 mm Höhe, 60-Grad-Exkursion), der auf der Oberfläche des Protektors platziert ist. Um Klasse-B-Schutzwirkung zu erreichen liegt die Fallhöhe der Masse bei 37,5 cm, um die Klasse A zu erreichen bei 75 cm, wobei der Konus nicht durchschlagen darf. Im Ergebnis hielten dem Penetrationstest nur drei von vier Hardshellprotektoren stand und nur einer von fünf Softshellprotektoren. In der Zusammenfassung muss postuliert werden, dass die derzeit eingesetzten Rückenprotektoren die Erwartungen der Wintersportler nicht erfüllen können. Die Wintersportler müssen darüber aufgeklärt werden, was ein Rückenprotektor leisten kann und was nicht: - Es besteht kein Schutz für die Halswirbelsäule. - Es besteht kein Schutz gegenüber dem Hauptverletzungsmechanismus, der axialen Kompression, wie er sich z.B. bei einem Sturz auf das Gesäß ereignet. - Die gängigen Rückenprotektoren bieten keine Stabilisation der Wirbelsäule in Flexion, Extension oder Rotation. - Rückenprotektoren können bei direkter Kontusion (z.B. Sturz auf den Rücken) eine signifikante Schlagabsorption und damit eine gute Schutzfunktion bieten. - Rückenprotektoren werden nach der Europäischen Norm 1621-2 getestet, dies entspricht einem leichten Schlag mit einem Gegenstand in Form einer Bordsteinkante; nicht alle Protektoren auf dem Markt erfüllen diese Norm. - Es besteht derzeit keine Prüfnorm, wie sich Rückenprotektoren gegenüber einem Sturz auf einen R€uckenprotektoren im Wintersport - - - spitzen Gegenstand verhalten (Penetrationstest). Die derzeitige Prüfnorm ist aus dem Motorradrennsport übernommen, neue Prüfnormen, die den Ansprüchen des Wintersports und dem Gelände/Umfeld in dem gefahren wird, gerecht werden, sind erforderlich und müssen etabliert werden. Im Vergleich scheinen Softshellprotektoren gegenüber den Hartschalenprotektoren eine bessere Restkraftminimierung aber geringeren Widerstand gegenüber penetrierenden Gegenständen zu bieten. Die Prophylaxe und Aufklärung über Risikofaktoren müssen an Nummer eins stehen. Das Tragen eines Rückenprotektors erscheint sinnvoll und ist empfehlenswert bei frequentierten Pisten und einer Umgebung mit entsprechenden gefährlichen Hindernissen (Felsen, künstliche Hindernisse). Korrespondenzadresse: Dr. med. Markus Knöringer Neurochirurgische Praxis für Wirbelsäulen und Schmerztherapie, Sportmedizin, München-Agatharied, Praxis im Krankenhaus Agatharied Norbert-Kerkel-Platz D-83734 Hausham Tel.: +49 (0)8026 929 1781 Fax: +49 (0)80269291788 www.wirbelsäule-schmerz.de E-Mail: info@wirbelsaeule-schmerz.de Available online at www.sciencedirect.com ScienceDirect Interessenkonflikt Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literatur [1] A. Ackery, et al. Injury Prevention 13 (2007) 368–375. [2] ASU. http://www.ski-online.de/xfiles_a6/1322749889_7.pdf. [3] M.A. Brooks, et al. Inj Prev 16 (2010) 119–122. [4] S. Corra, et al. Eur J Emerg Med. 19 (2012) 69–72. [5] T. Franz, et al. Br J Sports Med 42 (2008) 55–58. [6] E. Molly, et al. Neurosurg Focus 31 (2011) 1–5. [7] K.U. Schmitt, Br J Sports Med 44 (2010) 822–826. [8] R. Williams, et al. Wilderness Environ Med. 18 (2007) 102–105. M. Kn€oringer R€uckenprotektoren im Wintersport 287 Orthop€adie Traumatologie SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.002 Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Zusammenfassung REVIEW Seit dem Jahr 2006 wird im Rahmen des durch den internationalen Skiverband (FIS) geleiteten Injury Surveillance Systems (ISS) strukturiert an Maßnahmen zur Verletzungspr€avention im Hochleistungsskirennsport geforscht. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden einerseits FIS-intern zum Setzen von pr€aventiven Maßnahmen (z. B. im Rahmen des Regelwerks) herangezogen und andererseits der wissenschaftli€ chen Offentlichkeit in Form von Publikationen zug€anglich gemacht. Der vorliegende Beitrag beschreibt den bisherigen Forschungsprozess innerhalb des FIS-ISS-Netzwerkes anhand der bislang ver€offentlichen Arbeiten und erl€autert bereits umgesetzte Pr€aventionsmaßnahmen im Bereich Equipment. Verletzungspr€ avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes – Eine Prozessbeschreibung am Beispiel des alpinen Skirennsports €rter €sselwo Schlu Verletzungspr€avention – Verletzungsrisiko – Verletzungsmechanismen – Alpiner Skirennlauf Josef Kröll1, Jörg Spörri1, Matthias Gilgien2, Julien Chardonnens3, Erich Müller1 1 IFFB Sport und Bewegungswissenschaften, Universität Salzburg, Salzburg, € Osterreich 2 Norwegian School of Sport Sciences, Department of Physical Performance, Oslo, Norway 3 Ecole Polytechnique F�ed�erale de Lausanne, Laboratory of Movement Analysis and Measurement, Lausanne, Switzerland Eingegangen/submitted: 16.08.2013; akzeptiert/accepted: 17.09.2013 J. Kröll et al. The process of injury prevention within an international sport federation - Elite Alpine ski racing as an example Summary Since 2006 structured and evidence based research on injury prevention is conducted under the guidance and support of the International Ski Federation (FIS) within the Injury Surveillance System (ISS). The outcome of this work is used directly by the FIS for the implementation of concrete injury prevention measures through regimentation modification on the one hand. On the other hand the outcome of the FIS ISS Network is a series of journal publications for the scientific community. The current paper describes the scientific process within the FIS ISS Network on the basis of the work which has already been published and explains recently implemented prevention measures in the area of equipment. Keywords Injury prevention – Injury risk – Injury mechanism – Alpine ski racing 288 J. Kr€oll et al. Einleitung I m alpinen Skisport wird der Verletzungsproblematik aufgrund des beträchtlichen Verletzungsrisikos schon seit langer Zeit viel Beachtung geschenkt. Speziell im Freizeitskilauf wurde bereits seit den frühen 1970er Jahren an Häufigkeit, Schweregrad, Ursachen und Präventionsmaßnahmen geforscht [7] [14]. Im Bereich des Skirennlaufs standen demgegenüber bis zum Jahre 2006 lediglich wissenschaftliche Arbeiten von zwei Großveranstaltungen (Olympische Spiele 1994 & Junioren-WM 1995) zur Verfügung [6] [8]. Aus diesem Grund führte der Internationale Skiverband (FIS) das Injury Surveillance System (ISS) ein. Das ,,FIS Medical Committee‘‘ beauftragte im Jahre 2006 das Oslo Sports Trauma Research Center (OSTRC, Leitung Prof. Roald Bahr) mit der Durchführung dieses Projektes. Das zu Beginn als Werkzeug zur Erhebung von Verletzungshäufigkeiten angesehene FIS-ISS-Projekt hat sich unter anderem durch Hinzuziehung weiterer Forschungseinrichtungen zu einem strukturiertem Netzwerk im Sinne der Verletzungsprävention im alpinen Skirennsport entwickelt (Universität Salzburg, Prof. Erich Müller / Norwegian School of Sport Science, Matthias Gilgien / EPFL Lausanne, Prof. Kamiar Aminian). Ziel dieses Netzwerkes ist es unter Koordinierung der FIS möglichst evidenzbasiert Maßnahmen zur Reduzierung des Verletzungsrisikos im Skirennsport zu etablieren. Zu diesem Zweck wird als Strategie die vierstufige Präventionssequenz von Van Mechelen et al. [21] angewandt (Abb. 1). An erster Stelle steht die Bestimmung des Ausmaßes des Verletzungsproblems mit der Häufigkeit und dem Schweregrad der Verletzungen. Basierend auf dieser epidemiologischen Datenerfassung folgt in der zweiten Stufe die sportartspezifische Analyse der Verletzungsmechanismen. Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes Darauf aufbauend können Hypothesen für potentielle Präventionsmaßnahmen entwickelt und in Stufe drei adäquat implementiert werden. Um die Effektivität des präventiven Programms zu beurteilen, wird im vierten Schritt wiederum die Verletzungsrate analysiert. Im weiteren Verlauf dieses Beitrages werden ausgewählte Arbeiten und Ergebnisse zu den einzelnen Schritten des FIS-ISS-Projektes dargestellt. Bestimmung des Ausmaßes des Verletzungsproblems In einem ersten Schritt mussten die dafür adäquaten Methoden entwickelt werden, zumal es bis zu diesem Zeitpunkt keine Langzeitbeobachtungssysteme gab. Florenes et al. [12] entwickelten drei verschiedene Messinstrumente und verglichen diese hinsichtlich ihrer Messgenauigkeit und Anwendbarkeit in der Saison 2006/07: A) strukturierte Aufzeichnungen der Verletzungen durch den technischen Delegierten der FIS; B) medizinische Reports von ausgewählten nationalen Teams; C) retrospektive Athletenbefragung am Ende der Saison. Dabei wurde festgestellt, dass mittels retrospektiver Athletenbefragung mit Abstand die meisten der beobachteten Verletzungen erfasst werden konnten (94%). Im Vergleich dazu wurden mittels der Technischen Delegierten (36%) und der Teamreports wesentlich weniger erfasst. Aus diesem Grund verwendete das OSTRC retrospektive Athletenbefragungen bis heute standardmäßig. Die für die Saisons 2006/7 und 2007/8 von Florenes et al. [11] publizierten epidemiologischen Daten brachten alarmierend hohe Zahlen für Weltcup-Athleten zu Tage. Dabei stellte sich heraus, dass jeder dritte Athlet eine akute Verletzung während einer fünfmonatigen Wettkampfperiode erleidet (36,7%). Diese hohe Zahl wurde auch für die Folgesaisons bis einschließlich 2010/11 bestätigt [10]. Die Häufigkeit (Verletzungen pro 1000 Läufe) war dabei für die Abfahrtsdisziplin am höchsten (17,2), gefolgt von Super-G (11,0), Riesenslalom (9,2) und Slalom (4,9). Mehr als 30% aller Verletzungen wurden als schwere Verletzungen eingestuft und führten zu einer Abstinenz von Training und Wettkampf von mehr als 28 Tagen. Bei 63% aller schweren Verletzungen war das Kniegelenk betroffen. Dabei war eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes die am häufigsten gestellte Diagnose. Determinieren der Ursachen von Verletzungen Um effektive Präventionsstrategien zu entwickeln, ist es notwendig, die Ursachen möglichst umfassend zu beschreiben. In der Literatur wird dabei in der Regel in Risikofaktoren und Verletzungsmechanismen unterschieden [1] [18]. Externe und interne Risikofaktoren Die zentrale Studie im Bereich der Risikofaktoren welche bislang im Rahmen des FIS ISS Netzwerkes durchgeführt wurde, stammt von Spörri et al. [18]. Diese Studie wurde als qualitative Interviewstudie im Bereich interner (z. B. physische Fitness, skitechnisches Niveau) sowie externer Risikofaktoren angelegt (z. B. Wetter, Kurssetzung, Equipment). Ziel war es, einerseits möglichst umfassend Risikofaktoren zu benennen und andererseits auch den subjektiv wahrgenommenen Einfluss der jeweiligen Risikofaktoren auf die Verletzungsproblematik zu erforschen. Es wurden 61 ca. einstündige Experteninterviews(Athleten,Trainer, J. Kr€oll et al. Equipment-Ausrüster, Organisatoren, Offizielle und themenspezifische Experten) in einem semistrukturierten Interviewverfahren durchgeführt. Die Daten aus dem Hauptteil der Befragung wurden anschließend nach Methoden der qualitativen Forschung (Paraphrasieren, induktive Kategorienbildung, Inhaltsanalyse) ausgewertet und in einer Datenbank abgespeichert (Risikofaktorenanalyse). Am Ende jedes Interviews hatten die Befragten zusätzlich die Aufgabe, die im Hauptinterview genannten Faktoren hinsichtlich ihres subjektiv wahrgenommenen Einflusses auf die Verletzungsproblematik zu reihen (Risikofaktorenbewertung). Insgesamt wurden mit Hilfe der Risikofaktorenanalyse 32 unterschiedliche Risikofaktoren induktiv extrahiert. Zu den einzelnen Risikofaktoren wurden jeweils eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Expertenaussagen gesammelt, strukturiert und abgelegt [19]. Diese inhaltliche Dimension der Analyse wurde bzw. wird vom FIS-ISS-Netzwerk im Sinne der Hypothesengenerierung für Präventionsstrategien verwendet und hat sich dafür bereits als sehr hilfreich erwiesen. Mit Hilfe der Risikofaktorenbewertung konnten die einzelnen Risikofaktoren einer Reihung hinsichtlich der Priorität unterzogen werden. Die Analyse der Experteninterviews ergab dabei folgende „Top 5’’-Reihung inklusive repräsentativer Expertenaussagen (kursiv): (1) System Ski-Bindung-PlatteSchuh: ,,zu aggressive SkiSchneeinteraktion’’. (2) Wechselnde Schneeverhältnisse: ,,im speziellen innerhalb eines Laufes’’. (3) Geschwindigkeits- und Kurssetzungsaspekte: ,,Kombination aus Geschwindigkeit und kleinem Kurvenradius führt zu hohen Kräften’’. Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes 289 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Abbildung 1 Pr€ aventionssequenz nach Van Mechelen et al. [21] (4) Physische Fitness: ,,einerseits läuft man Gefahr, die Grenzen der Trainierbarkeit zu erreichen und trotzdem den wirkenden Kräften nicht adäquat entgegen wirken zu können; andererseits weisen immer wieder Athleten ein nicht ausreichendes Fitnesslevel auf (speziell Nachwuchsathleten und Damen)’’. (5) Geschwindigkeit im Generellen: ,,hohe Geschwindigkeit führt zu verkürzten Reaktionszeiten bei schnell auftretenden Situationsänderungen sowie zu hoher kinetischer Energie im System, welche im Falle eines Sturzes zu schweren Verletzungen führt.’’ Bereits Florenes et al. [11] haben in ihrer Interpretation der Geschwindigkeit eine zentrale Rolle bezüglich der unterschiedlichen Verletzungsraten in den jeweiligen Disziplinen zugeschrieben. Auch in der oben beschriebenen Analyse der Risikofaktoren wurde der Geschwindigkeit eine sehr zentrale 290 J. Kr€oll et al. Rolle zugesprochen (Punkt 3 & 5). Andererseits gibt es in der Literatur bis dato keine validen Angaben wie sich Geschwindigkeiten bei Weltcup-Rennen darstellen und wie sich diese in Abhängigkeit der gefahrenen Kurvenradien auswirken. Um diesen Risikofaktor besser zu verstehen, wurde 2010 ein Weltcup-Monitoring-Projekt im Rahmen des FIS-ISS-Netzwerkes initiiert. Ziel dieses Projektes war es, möglichst exakt den Einfluss von Kurssetzung und Terrain auf mechanische Parameter wie Geschwindigkeit, kinetische Energie und Kräfte zu ermitteln. Dafür wurden insgesamt sieben Riesentorläufe, vier Super G und fünf Abfahrten in den Weltcup-Saisons 10/11 und 11/12 herangezogen. Bei den jeweiligen Rennen wurden Vermessungen der Geländetopographie und Kurssetzungen mittels differenziellen Globalen Satellitennavigationssystem (dGPS) vorgenommen. Zudem wurde jeweils ein Vorläufer mit einem dGPS-System ausgestattet, wodurch die gefahrene Trajektorie in hoher zeitlicher Auflösung bestimmt werden konnte. Mit diesen Daten konnten mechanische Parameter mit den Kurssetzungsdaten in Verbindung gebracht werden. Alleine im Riesentorlauf ergab dies eine Datenbank mit ca. 600 Schwüngen, welche nach verschiedensten Kriterien (z. B. Einfluss von Steilheit, horizontaler Kurssetzungsversatz) sortiert und hinsichtlich der mechanischen Parameter beurteilt werden konnte. Erste Ergebnisse wurden bereits veröffentlicht bzw. weitere zur Veröffentlichung eingereicht [13]. Verletzungsmechanismen Wie bereits aufgezeigt, nehmen Knieverletzungen im alpinen Skirennsport eine herausragende Stellung ein [11]. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des FIS-ISS-Projektes von Seiten des OSTRC auch ein starkes Augenmerk auf die Beschreibung der Verletzungsmechanismen im Kniegelenk und im Speziellen Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes auf die Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) gelegt [3] [4] [5]. Hinsichtlich der Situationen bzw. Ereignisse, welche zu einer Ruptur des VKB führen, wurden skitechnische und skitaktische Fehler als Hauptgrund für das Auftreten von Verletzungen identifiziert [4]. Mittels einer groben biomechanischen Beschreibung wurden bei 20 VKBRupturen aus dem Skiweltcup mittels einer Videoanalyse von Bere et al. [3] drei unterschiedliche Mechanismen identifiziert. Bei den drei Mechanismen handelt es sich um den ,,landing back weighted’’, ‘‘slipcatch’’ und ‘‘dynamic snowplough’’ Mechanismus. Der ‘‘landing back weighted’’ Mechanismus tritt bei Landungen nach Sprüngen auf und wurde von Bere et al. [3] als ähnlich zum ,,boot induced anterior drawer (BIAD)’’ Mechanismus bewertet. Der BIAD-Mechanismus nimmt vor allem eine zentrale Rolle im Freizeitskilauf ein und ist demnach auch in der Literatur umfassend beschrieben [9]. Im Gegensatz zu diesem klassischen ,,Schublade-bedingten’’ Mechanismus unterscheiden sich die anderen beiden relativ deutlich von den im Freizeitskilauf beschriebenen Mechanismen [3] [17]. Charakteristisch für beide Mechanismen ist, dass beim Athleten ursächlich ein Gleichgewichtsverlust nach posterior und/oder kurveneinwärts verbunden mit einem Verlust des Schneekontaktes am Außenski zu beobachten ist. Während der Athlet wieder den Grip am Außenski aufzubauen versucht, kommt es zu einem plötzlichen Kantenfassen mit direkter Kraftübertragung. Die dabei wirkenden Kräfte führen zu einer extremen Valgus-Position, Innenrotation sowie Flexion im Kniegelenk und damit unweigerlich zu sehr hohen Belastungen des VKB. Im Fall einer Ruptur des VKB durch diesen Verletzungsmechanismus kommt es im Unterschied zum ,,landing back weighted’’ bzw. BIAD-Mechanismus häufiger zu schwereren Kniegelenkverletzungen mit Polytraumata anstelle von isolierten VKB-Rupturen. Die deskriptive biomechanische Beschreibung der rennlaufspezifischen Verletzungsmuster konnte vertiefend anhand zweier VKB-Fallstudien mit biomechanischen Daten zur Kniegelenkkinematik beschrieben werden [5]. Dabei ist auffallend, dass vor allem hohe Flexions- und (mediale) Rotationsgeschwindigkeiten während der Verletzungsmechanismen auftreten. €hrung von Einfu Pr€aventionsmaßnahmen In diesem Schritt der Präventionssequenz sollten Präventionsmaßnahmen eingeführt werden, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit das Verletzungsrisiko und/oder den Schweregrad der Verletzung positiv beeinflussen [21]. Diese Maßnahmen sollten basierend auf Faktoren aus Stufe eins (Häufigkeiten, beteiligte Körperregionen) und Stufe zwei (Risikofaktoren und Mechanismen) der Präventionssequenz erfolgen [21]. Im Rahmen des FIS-ISS-Netzwerkes wurde aus diesem Grund primär versucht, den spezifischen Verletzungsmechanismen im Skirennsport [3], welche in kausalem Zusammenhang mit der hauptsächlich betroffenen Körperregion Kniegelenk stehen [11], entgegenzutreten. An Hand der Priorität der Risikofaktoren [18] sowie anhand deren potentiellen Möglichkeiten der Beeinflussung seitens der FIS bzw. durch Athleten und Trainer waren bislang folgende zwei Risikofaktoren Gegenstand von Forschungsarbeiten: ,,Geschwindigkeits- und Kurssetzungsaspekte (=Kurssetzung)‘‘ und ,,System Ski-Bindung-Schuh’’ (Equipment)’’. J. Kr€oll et al. Nachdem prinzipiell die Richtung der Interventionsmaßnahmen sowohl für Kurssetzung wie auch Equipment aus den vorherigen Stufen ableitbar war, musste die sinnvolle Ausprägung der Intervention mit Hilfe von aufwändigen biomechanischen Feldstudien untersucht werden. Kurssetzung In der ,,Skirennlauf-Community’’ ist die Temporegulierung und damit die Beeinflussung der im Falle eines Sturzes vorhandenen zerstörerischen Energie mittels Kurssetzung eine zentrale Maßnahme im Sinne der Verletzungsprävention. Wie sich allerdings eine konkrete Maßnahme (z. B. Veränderung des seitlichen Versatzes der Tore) auf verschiedene präventionsrelevante Faktoren auswirkt war a priori nicht klar. Aus diesem Grund untersuchten Spörri et al. [20] den Einfluss verschiedener horizontaler Torabstände auf mechanische Parameter (Geschwindigkeit, Kurvenradius, Kräfte) und Parameter, welche im Zusammenhang mit dem Auftreten der rennlauftypischen Verletzungsmechanismen (Gleichgewichtsverlust nach posterior und kurveneinwärts) zu sehen sind. Dabei wurde bei einem Weltklasseathleten mittels aufwändiger 3-D-Photogrammmetrie ein Ganzkörpersegmentmodell erstellt. Aus diesem Modell konnten anschließend die relevanten Parameter für einen Schwung berechnet werden. Bezüglich des Risikofaktors Geschwindigkeit konnte aufgezeigt werden, dass sich für den gemessenen Schwung trotz substantiell erhöhten seitlichen Versatzes keine signifikante Reduzierung ergab. Solange die Intervention nicht radikal genug war, hatten Athleten aufgrund ihrer taktischen und technischen Fähigkeiten die Möglichkeit sich anzupassen und ihre Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Ob sich die Erhöhung des seitlichen Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes 291 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Versatzes auf die Geschwindigkeit über mehrere Schwünge auswirken würde, bleibt mit dieser Studie ungeklärt. Besonders interessant war, dass zwei Nachteile der untersuchten Kurssetzungsmaßnahme beobachtet werden konnten: Der vergrößerte seitliche Torversatz führte dazu, dass sich die Kräfte über einen längeren Zeitraum auf einem hohen plateauartigen Niveau halten und somit der Athlet einer erhöhten Ermüdung ausgesetzt sein könnte. Dieser Punkt ist nicht unwesentlich, zumal erst kürzlich gezeigt wurde, dass vermehrt Verletzungen im letzten Viertel eines Rennens auftreten [2]. Ein zweiter Nachteil ist das erhöhte Risiko eines Gleichgewichtsverlustes bei Kurssetzungen mit erhöhtem seitlichem Versatz. Der Athlet wies mehr Ganzkörperinnenlage sowie einen Trend zu geringerer Vorlage auf, was dahingehend interpretiert werden kann, dass insgesamt weniger Kompensationsmöglichkeiten beim Auftreten von kritischen Situationen (taktische oder technische Fehler) vorhanden sind. In solchen Fällen würden die kritischen Verletzungsmechanismen (,,slip-catch’’ und ‘‘dynamic snowplough’’) [3] leichter zur Wirkung kommen. Spörri et al. [20] zogen folglich den Schluss, dass eine Geschwindigkeitsregulation mit mehr seitlichem Versatz über mehrere Tore hinweg aufgrund der auftretenden Nachteile nicht die beste Wahl sei. Einzelne lokale Geschwindigkeitsregulierungen mit radikalerer Ausprägung (an Geländeübergängen oder Schlüsselstellen) sowie die Tempokontrolle mit horizontalen Abständen könnten bessere Werkzeuge mit weniger nachteiligen Wirkungen sein. Equipment Der Risikofaktor Equipment wurde wie bereits dargestellt von Experten 292 J. Kr€oll et al. Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) als der mit dem (gefühlt) höchsten Impact auf die Verletzungsproblematik beurteilt [18]. Aus diesem Grund wurde in diesem Bereich in den letzten Jahren von Seiten des FIS-ISS-Netzwerkes auch ein sehr zentraler Schwerpunkt gesetzt. Von Juni 2010 bis August 2011 bildeten Vertreter der FIS, der Universität Salzburg und der Skiindustrie (Ski Racing Suppliers - SRS) ein Projektteam, welches in einem strukturierten Prozess an der Umsetzung und Erforschung gezielter Skimodifikationen arbeitete. Basierend auf den Projekterkenntnissen wurden von der FIS die Regelspezifikationen im November 2011 neu beschlossen. Seit der Wintersaison 2012/13 sind die neuen Spezifikationen in Kraft. Da die substantiellsten Änderungen den Riesentorlauf (GS)-Ski betreffen und hier auch am meisten Forschungsarbeit geleistet wurde, wird im Folgenden nur auf diesen Prozess eingegangen (Abb. 2). Prototypendefinition & Konstruktion Aufgrund der Informationen aus den Untersuchungen zu den Risikofaktoren und Verletzungsmechanismen [3] [18] wurde als Primärziel eine substanzielle Reduktion der Aggressivität in der Ski-Schnee-Interaktion vereinbart. Wenn möglich, sollte damit auch eine Reduktion der Belastung im Schwung (Kräfte) sowie der kinetischen Energie (Geschwindigkeit) einhergehen. Seitens der FIS und der SRS wurde zudem gefordert, dass die Attraktivität des Skirennsports für den Zuschauer darunter nicht leiden sollte und dies bei der Umsetzung zu berücksichtigen ist. Unter einer aggressiven Ski-SchneeInteraktion versteht man, wenn das verwendete Equipment direkte Kraftübertragung aufweist und speziell in unkontrollierten Situationen sehr viel Eigendynamik entwickelt. Des Weiteren ist sie gekennzeichnet durch eine sehr rigide und nur schwer lösbare Verbindung zwischen Ski und Schnee. Diese Skieigenschaften, die hinsichtlich der Performance zweckmäßig sind, haben aber gerade in unkontrollierten Situationen (,,out of balance’’) oft schwerwiegende Folgen. Um die Prototypen zu definieren, stützte sich die Projektgruppe auf die gesammelten Expertenmeinungen aus der Ski Community [18] [19]. Dabei konnten einige potentielle technische Möglichkeiten im Sinne einer reduzierten Aggressivität (weniger aggressive Skischuhe oder das Vorschreiben einer nicht homogenen Biegelinie) nicht umgesetzt werden. Konstruktive und kommerzielle Überlegungen seitens der Industrie und/oder Probleme hinsichtlich adäquater Reglementierung seitens der FIS waren hierfür ausschlaggebend. Deshalb wurde entschieden, die Skigeometrie anzupassen und Prototypen nach der Definition aus Tabelle 1 zu konstruieren. In Tabelle 1 ist ersichtlich, dass alle Prototypen reduzierte Skibreite sowie erhöhte Skilänge aufweisen. Als Hauptfaktor wurde der Skiradius systematisch abgestuft. Aufgrund einfacher mechanischer Überlegungen ist gerade der Skiradius in großem Maße für das Eigensteuerverhalten und damit für die Aggressivität von Rennskiern verantwortlich [16].Die für viele VKBVerletzungen im Skirennlauf verantwortliche internale Rotation der Tibia in unkontrollierten Situationen wird durch die geometrische Form am Vorderski essentiell beeinflusst. Durch Erhöhung der Skiradien sollte dieser Selbststeuerungseffekt reduziert werden. Zudem ist dieser Parameter relativ einfach zu reglementieren und exekutieren. Wissenschaftliche Experimente Die von den beteiligten Firmen konstruierten Prototypen mit den Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes Abbildung 2 Prozess-Equipment-Projekt. Die jeweiligen Farben entsprechen der Verantwortlichkeit der Projektpartner in den einzelnen Teilphasen. Spezifikationen aus Tabelle 1 wurden einem mehrstufigen Testverfahren unterzogen. Bei den beiden zentralen Experimenten wurde einmal das Hauptaugenmerk auf komplexe Analysen in einem beschränkten Messvolumen und einmal auf ein messtechnisch weniger aufwändiges Setup mit mehr Messvolumen gelegt. Insgesamt nahmen 14 Personen (Weltcup- und Europacupniveau) an den Experimenten teil. Jedes Experiment beinhaltete mehrere Fahrten unter möglichst weltcupgerechten Bedingungen (Kurs und Schneeverhältnisse) mit jedem der drei Prototypen (GS1, GS2, GS3) und dem damals üblichen Originalrennski (GS0). Während der Messfahrten wurden Daten für biomechanische Analysen erhoben (GPS, 3D Photo- grammmetrie, Beschleunigungssensoren, Gyroskope, Messsohlen zur Messung der Bodenreaktionskraft, Zeit). Des Weiteren wurden mit Methoden qualitativer Forschung Parameter quantifiziert, welche biomechanisch nicht so eindeutig fassbar sind (z. B. Aggressivität). Die Beurteilung inwieweit die Prototypen im Sinne der Attraktivität vom originalen Rennski abweichen, wurde mit Hilfe von Laufzeiten und Videobeurteilungen durch Experten (Abb. 3) vorgenommen. Dabei ergaben sich für den extremsten Prototypen (GS3 Radius = 40m) eine lediglich durchschnittlich ca. 3% längere Laufzeit gegenüber dem originalen Rennski. Der Vergleich der Videos durch Experten (FIS & SRS), ließ ebenfalls nicht auf eine J. Kr€oll et al. dramatische Einschränkung der Attraktivität bei Verwendung des extremsten Prototyps schließen. Den Experten war es kaum möglich zu erkennen, welcher Ski welchem Video zugeordnet war. Die qualitativen Befragungen sowie die biomechanischen Analysen ergaben in Summe ein sehr einheitliches Bild. Der Prototyp, welcher sich durch seine Länge, Breite und marginal in seinem Radius vom Originalrennski unterschied (GS1), zeigte keinen substantiellen Effekt auf die verletzungsrelevanten Parameter. Andererseits zeigten die Prototypen mit deutlich höherem Radius (GS2 und GS3) substantielle Verbesserungen (Abb. 4). Diese Verbesserungen decken sich nicht nur für die Parameter in Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes 293 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) auch einer permanenten Fortsetzung der Präventionsforschung innerhalb des FIS-ISS-Netzwerkes in allen vier Stufen der Präventionssequenz nach Van Mechelen et al. [21]. Tabelle 1. Prototypendefinition Riesentorlauf (GS). GS0 repräsentiert den Referenzski aus der Saison 2010/11. GS1, GS2, GS3 repräsentieren die Ski-Prototypen. Länge Skibreite Radius GS0 GS1 GS2 GS3 190 cm -193 cm 66 mm-68 mm 28 m-30 m 195cm 65mm 30m 195cm 65mm 35m 195cm 65mm 40m Interessenkonflikt Abbildung 4 sondern auch für eine Reihe anderer Parameter. So verringern sich beispielsweise die Maximalkräfte am schwungäußeren Bein und speziell am Schwungende substantiell bei Verwendung von GS2 (8%) und GS3 (10%). Funktional betrachtet kann dies durch das verringerte Eigensteuerverhalten begründet werden. Aus wissenschaftlicher Sicht konnte somit klar gezeigt werden, dass erst mit einer substantiellen Änderung des Konstruktionsradius ein relevanter Effekt eintritt, der zur Verminderung des Verletzungsrisikos beitragen kann [15]. Regelimplementierung Aus rein wissenschaftlichen Überlegungen hätte der Prototyp mit 40 m Radius am meisten Potential hinsichtlich Verletzungsprävention gezeigt, wobei auch mit dem 35-m-Ski substantielle Effekte gegenüber dem Referenzmodell aufgezeigt wurden. Im Zuge der Diskussionen über die Neugestaltung der Spezifikationen gab es von Seiten der Athleten, einiger nationaler Verbände sowie der Industrie massive Bedenken hinsichtlich der Fahrbarkeit sowie massive marktpolitische Gegenargumente. Somit wurde von der FIS nach intensiven Diskussionen schlussendlich der Ski GS2 (35 m Radius, 195 cm Länge, 65 mm Breite) Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literatur Abbildung 4 €r den Referenzski GS0 und Beispielhaftes Ergebnis zweier erhobener Parameter (jeweils fu €r die Zielstellung entscheidende Parameter die drei Prototypen GS1-3). Oben: der fu €ber den Gesamtschwung (Parameter fu €r Aggressivit€ at. Unten: Mittlere Gesamtkr€ afte u Belastung). für den Herren-Weltcup eingeführt. Damit die ab der Saison 12/13 verwendeten Skier möglichst den ursprünglichen Prototypen entsprechen, wurde auch eine maximale Breite im Vorderbereich des Skis eingeführt (98 mm). Neben der hier ausführlich skizzierten Änderung des Herren-Riesentorlauf-Skis wurde auch der der Damen adäquat angepasst. Beurteilung der Effektivit€at von Pr€aventionsmaßnahmen Abbildung 3 Testfahrer in einer Experimentalsituation unter Verwendung der zu testenden Skimodelle (links oben GS0, rechts oben GS1, links unten GS2, rechts unten GS3) 294 J. Kr€oll et al. Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes Im Auftrag der FIS untersucht das OSTRC (Leitung Prof. Roald Bahr) weiterhin mit den in Stufe eins vorgestellten Methoden die Häufigkeiten und Schweregrade von Verletzungen. Inwieweit sich die verschiedenen Präventionsmaßnahmen in einer po- sitiven Veränderung der Verletztenstatistiken niederschlagen, wird sich über mehrere Saisons hinweg zeigen. Da die saisonale Varianz der Verletztenzahlen relativ groß ist, können kurzfristige Betrachtungen sehr irreführend sein. Dementsprechend wird erst der langfristige Trend wirkliche Veränderungen zeigen. Sollte ein positiver Trend beobachtbar sein, so ist an dieser Stelle auch festzuhalten, dass eine solche Veränderung nie auf eine singuläre Präventionsmaßnahme (z. B. neue Materialspezifikationen) alleine hin reduziert werden darf. Es ist dann vielmehr das Gesamtpaket an Maßnahmen (z. B. bessere Protektoren, noch konstantere Schneebeschaffenheit), welche in diesem Beitrag nicht vollständig ausgeführt worden sind. Um eine solches positives Ergebnis zu erzielen, bedarf es aber J. Kr€oll et al. [1] R. Bahr, T. Krosshaug, Understanding injury mechanisms: a key component of preventing injuries in sport, British Journal of Sports Medicine 39 (2005) 324–329. [2] T. Bere, T.W. Florenes, T. Krosshaug, P. Haugen, I. Svandal, L. Nordsletten, R. Bahr, A systematic video analysis of 69 injury cases in World Cup alpine skiing, Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports (2013), http://dx. doi.org/10.1111/sms.12038. [3] T. Bere, T.W. Florenes, T. Krosshaug, H. Koga, L. Nordsletten, C. 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Kemper, Incidence, Severity, Etiology and Prevention of Sports Injuries - a Review of Concepts, Sports Medicine 14 (1992) 82–99. Korrespondenzadresse: Ass.-Prof. Dr. Josef Kröll Department of Sport Science and Kinesiology University of Salzburg Schlossallee 49 A-5400 Hallein-Rif, Austria Tel.: +43 662 8044 4896. E-Mail: josef.kroell@sbg.ac.at Available online at www.sciencedirect.com ScienceDirect REVIEW Skifahren ist eine traditionsreiche, weltweit beliebte Sportart bei Jung und Alt. Die technische Entwicklung des Skisportes hat vor allem in den letzten 15 Jahren zu einer drastischen Reduktion der Unf€alle gef€uhrt. Allerdings sind vor allem schwere Bandverletzungen um das Kniegelenk in den Vordergrund ger€uckt. Hier spielt die Ruptur des vorderen Kreuzbandes die dominante Rolle. Die Einf€uhrung der Carving Ski d€urfte diese Entwicklung relevant beeinflusst haben. Diese Erkenntnis betrifft den Rennsport wie auch den Hobbyskilauf, wobei die Wahrscheinlichkeit sich bei einem Sturz das vordere Kreuzband zu reißen, bei Frauen signifikant h€oher ist. Ziel dieses Manuskriptes ist € €uber die es einen aktuellen Uberblick medizinische Fachliteratur zu geben. Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf €rter €sselwo Schlu Knie – Schi – Alpinsport – Bandverletzung M. Sabeti Anterior cruciate ligament injuries in alpine skiing Abstract Key words knee – ski – alpine sports – ligament injury J. Kr€oll et al. Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.10.006 Zusammenfassung Alpine skiing is a traditional, world wide performed sports and appreciated in young and old people. In the last 15 years, technical evolution reduced drastically the number of injuries. How ever, severe ligament injuries around the knee play now the major role of which anterior cruciate ligament ruptures are dominant. The introduction of carving skis potentially influenced this trend. These observations are made in competitive and recreational skiers. The incidence of anterior cruciate ligament injuries is significantly higher in women than in men. The purpose of this manuscript ist o give a overview of recent medical literature. 296 SCHWERPUNKT/REVIEW Orthop€adie Traumatologie Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013) Manuel Sabeti Medizinische Universität Wien, Abteilung für Orthopädie und Orthopädische € Chirurgie, AKH Wien, Osterreich Eingegangen/submitted: 9.10.2013; akzeptiert/accepted: 21.10.2013 Die Verwendung von zwei Holzlat- ten an den Füßen ist seit über 4000 Jahren eine bewährte Methode, um im tieferen Schnee voran zu kommen. Archäologische Funde und Steinmeißelungen aus dem skandinavischen Raum belegen dies ausreichend. Die damalige Verwendung der Skier diente aber vor allem der Fortbewegung im flacheren Terrain. Eine sportliche oder lustvolle Verwendung ist nicht überliefert. Malereien aus dem Ende des 18. Jahrhunderts zeigen Skifahrer, die mit einem Stock ausgestattet, einen Berg hinunterfahren und dies offensichtlich sehr genießen. Mathias Zdarsky entwickelte 1900 eine eigens für den Ski und einen festen Lederschuh geeignete Bindung. 1905 wurde in Lilienfeld (Niederösterreich) der erste dokumentierte Skitorlauf der Welt abgehalten. Kurz darauf wurde von Hannes Schneider der berühmte ArlbergSki-Stil beschrieben. Man kann also behaupten, dass Skifahren seit über 100 Jahren als Wettkampfsport bekannt und beliebt ist. Die Anzahl an Skifahrern nimmt kontinuierlich zu (Grafik 1), obwohl Skifahren per se ein gefährlicher Sport ist (Grafik 2). Betrachtet man die aktuelle Situation im alpinen Skisport aus der Sicht der ,,Sportchirurgie‘‘, so hat sich im Wesentlichen seit Anfang der 1970er Jahre ein hoch erfreulicher Trend im Sinne einer Verletzungsabnahme bis M. Sabeti heute um mehr als 50% gezeigt. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl an Verletzungen nahezu konstant geblieben (Grafik 3). Es haben sich aber einige bemerkenswerte Änderungen im Spektrum der Verletzungen ergeben. Dies ist vor allem durch das inzwischen akzeptierte und zum Teil verpflichtende Tragen eines Helmes (für Kinder gültig), die Zunahme an verwendeten Protektoren (Wirbelsäule, Schulter,...) und die an sich verbesserte Ausrüstung (SkischuhBindungseinheit) begründet. Die Anzahl an Schädelverletzungen hat abgenommen, die Gesichts- und Wirbelfrakturen haben jedoch zugenommen [26]. 1960 war das Verhältnis zwischen Unterschenkel und Sprunggelenk- zu Knieverletzungen 1:2; so war es 1990 bereits 1:6 [1]. Ein weiterer relevanter Faktor in der Dynamik der Verletzungen war die Einführung der Carving Ski seit Beginn der 1990er Jahre. Durch die wesentlich stärkere Taillierung und die gekürzte Länge kann bei gleicher Geschwindigkeit und gleichem Gewicht ein engerer Radius mit einem geschnittenen Schwung gefahren werden. Die Carving Ski wurden fälschlicher Weise für eine Zunahme der Verletzungen verantwortlich gemacht (siehe Grafik 3). Tatsächlich aber sind seit der Einführung der Carving Ski die Anzahl an Verletzungen um 9 bis 15% gesunken [11]. Allerdings scheinen die Carving Ski für eine Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf 297 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) Grafik 3 Verletzte im alpinen Skisport (Quelle: DSV, Sicherheit im Skisport) Grafik 1 € € Zunahme an Skifahrern in Osterreich (Quelle: Wirtschaftskammer Osterreich) zeigt auch eine Statistik aus € Osterreich (Grafik 2). Diese Arbeit präsentiert eine aktuelle Literaturreche. Pathomechansimen Grafik 2 € €r Verkehrssicherheit, Osterreich) Anzahl an sportbezogenen Verletzungen 2012 (Quelle: Kuratorium fu Zunahme der Knie-Läsionen (mehr als ein Drittel aller Verletzungen) verantwortlich zu sein. Ganz besonders gilt dies für das vordere Kreuzband (VKB). Die VKB-Ruptur (VKBR) stellt gegenwärtig mit nahezu einem Drittel bis 298 M. Sabeti 50% aller schwerer Knieverletzungen die mit Abstand größte Herausforderung in der Vermeidung und Behandlung von Verletzungen im alpinen Skisport dar. Dies gilt sowohl für den Hobby- als auch Rennsport, obgleich sich hier spezifische Unter- Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf schiede finden. Ebenso lassen sich geschlechtsabhängige Differenzen erkennen. Eine Metaanalyse zeigte, dass im Hobbybereich der alpine Skilauf im Vergleich mit Fußball, Basketball und anderen, die höchste Rate an VKBR aufweist [13]. Dies Aktuell gehören noch die meisten alpinen Skier auf den Bergen zur Familie der Carving Ski. Die Ski der neuen Generation aus der Rockerfamilie nehmen aber kontinuierlich zu (verlässliche Daten sind nicht verfügbar). Kaum eine Bedeutung haben die alten konventionellen, nichttaillierten und langen Skier. Aus diesem Grunde ist der für die konventionellen Ski typische Verletzungsmechanismus heute nicht mehr von großer Bedeutung. Nichts- destotrotz soll er hier Erwähnung finden. Der häufigste Grund für eine VKBR für diesen Skityp ist folgender: Der/die Skifahrer/in (im Folgenden der Skifahrer) gerät während der Fahrt in Rücklage, das Gesäß sinkt nach hinten ab, das Knie wird flektiert bis das Gesäß fast oder ganz die Oberfläche berührt und das Knie bzw. der Unterschenkel dreht nach innen (Flexions-Innenrotationsmechanismus). In sehr vielen Fällen liegt der Fahrer bereits auf dem Schnee während das VKB lädiert wird. Dieser Mechanismus ist auch bei Carving Ski von Bedeutung, findet sich aber vor allem in der Gruppe der weniger erfahrenen Skifahrer sowie auch häufiger bei Frauen [15]. Ein für offensivere Fahrer typischer Mechanismus ist der Sturz nach vorne über die Schaufel ,,Slip Catch‘‘ wobei der Talski während des Schwunges kurz den Kantenhalt verliert und abrutscht. Da dies sehr rasch passiert, bleibt der Oberkörper fast in gleicher Position, das Talbein aber wird gestreckt und der Unterschenkel dreht nach außen. Die Rutschphase des Skis wird durch abrupten Kantenhalt plötzlich beendet und der Ski drückt nun wieder nach oben. Die Folge ist eine blitzartige unkontrollierte und unkontrollierbare Beugung im Knie (>308 in 60msec) mit Valgus- und Innenrotation (>98/60msec) des Schienbeins [2]. Dieser Mechanismus ist bei Rennläufern in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom der häufigste in der VKBR-Entstehung [2–4]. Videoanalysen zeigten, dass M. Sabeti besonders im Spitzensport zwei weitere Mechanismen von besonderer Bedeutung sind. Der ,,dynamische Schneepflug‘‘ funktioniert nach einem anderen Muster. Der Skifahrer ist in Gleitfahrt und eine Außenkante fängt sich. Das betroffene Bein dreht blitzartig nach außen, während der Körper und das andere Bein weiter geradeaus in Gleitfahrt unterwegs sind. Da der Ski nicht weiterdrehen kann (es erfolgt keine gezielte Belastung des Skis), dreht er von der Außenkante blitzartig wieder auf die Innenkante und steuert zurück. So kommt es zu einer sinngemäßen Schneepflugstellung des betroffenen Skis. Hier besteht also auch eine FlexionsValgus-Innenrotationsstellung mit Kompression. Die Auswirkung des Mechanismus wird durch fast gestreckte oder stark gebeugte Kniegelenke während der Initialphase begünstigt. Die beiden letztgenannten Typen haben gemeinsam, dass der Skifahrer zum Zeitpunkt der Bandruptur immer noch in fast voller Fahrt ist. Anders verhält es sich mit dem ,,Phantom-Schuh‘‘-Mechanismus, Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf 299 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) der meist bei Speed-Disziplinen gesehen wird. Der Skifahrer kommt während eines Sprunges oder in einer Kompression in eine nicht korrigierbare Rückenlage. Trotz maximaler Quadricepskontraktion (Sturzvermeidung, um dem Schwerpunkt wieder unter den Schuh zu bekommen), wird der Skifahrer nach hinten gedrückt, dies wird durch die Landung rasant verstärkt. Durch den hohen und steifen Skischuh in Kombination mit dem maximal kontrahierenden Quadriceps und durch den nach vorn schiebenden Ski/ Unterschenkel kommt es dann zur VKBR. Eine Analyse basierend auf einem Computermodel zeigte eine 2,5-fach höhere Belastung des VKB bei einer Landung in Rückenlage im Vergleich mit einer korrekt ausgeführten Landung (589N vs 1350N) [7]. Unterschiede zwischen Hobbyund Rennfahrer/ Frau und Mann Die VKBR stellt die häufigste Verletzungsdiagnose der Renn- und Hobby-Skifahrer dar. Die durchschnittliche Verletzungswahrscheinlichkeit war für den Hobbybereich mit ca. 7-10/1000 Skitage in den 1980er Jahren angegeben und ist gegenwärtig auf ca. 2,5/1000 gefallen [12]. Es wurde auch beobachtet, dass Anfänger die geringste VKBRRate aufwiesen. Skifahrer mit VKBR hatten am Tage der Ruptur noch keinen Sturz gehabt [25]. Im Vergleich mit dem WC-Rennsport wird die Wahrscheinlichkeit einer schweren Knieverletzung mit 85/1000 Skitage/ Jahr [14] angegeben. Im Weltcup entstanden die meisten Verletzungen während eines Kurvenmanövers, gefolgt von Landungen nach Sprüngen. In 83% aller Fälle fuhr der Athlet noch zum Zeitpunkt der Knieverletzung. Knapp die Hälfte aller Verletzungen waren im 300 M. Sabeti Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) letzten Streckenviertel zu beobachten [4]. Der internationale Skiverband (FIS) publizierte im Injury Surveillance System (ISS) eine Analyse und zeigte, dass in der Saison 2006/07 ein Drittel aller Athleten einen Ausfall von mehr als vier Wochen aufgrund irgend einer Verletzung hinnehmen musste. Im alpinen Skirennsport beobachtete man in den Saisonen 2006 bis 2008 36,7 Verletzungen auf 100 Rennen pro Saison. Mehr als ein Drittel aller Verletzungen (35,6%) betrafen das Knie. Betrachtet man die Disziplinen im Kontext mit den Verletzungen, so konnte ein signifikanter (sig.) Zusammenhang mit der Zunahme der Geschwindigkeit hergestellt werden. Die meisten Verletzungen waren in der Abfahrt, gefolgt von Super G, Riesenslalom und Slalom zu beobachten. Pujol konnte dies in seiner Studie nicht beobachten. Aufgrund des Untersuchungszeitraumes von 25 Jahren ist seiner Arbeit sicherlich mehr Gewicht beizumessen [14]. Im Hobbysport sind Frauen dreibis sechsmal so häufig betroffen [1,11,13,15]. Einer der dafür relevanten Gründe scheint der weibliche Hormonzyklus zu sein [5,10]. Eine erhöhte ligamentäre mechanische Empfindlichkeit in der präovulatorischen Phase wurde postuliert aufgrund der 2,4-fach erhöhten VKBR während dieser Zyklusphase [5,10]. Kontrazeptiva scheinen dabei keinen protektiven Einfluss zu haben. Demgegenüber zeigt eine Analyse bei WC-Läufern keinerlei sig. Geschlechtsunterschied im Bezug auf VKBR aber eine sig. höhere Verletzungswahrscheinlichkeit für Knieverletzungen bei Männern [6]. Zusätzlich fiel auf, dass Frauen am linken Knie sig. häufiger (68% vs 48% bei Männern) eine VKBR erlitten, wobei in 90% aller Fälle das rechte Bein das dominante war. Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf Beobachtungen aus dem Jungendsport Im Nachwuchsrennsport wurden in einem Beobachtungszeitraum von 10 Jahren in Summe 15% VKBR registriert, wobei allerdings doppelt so viele VKBR bei Mädchen im Vergleich mit Buben auffielen [16]. Ein Grund wurde in der nicht ausreichenden Rumpfstabilität der jungen Rennfahrerinnen und der im Verhältnis mit den Buben sig. niedrigeren Kraft der Beine gesehen. Westin [27] beobachtete im schwedischen Jugendkikader fast 50% an verletzten Athleten in einem Zeitraum von fünf Jahren. Dies bedeutet 1,62 Verletzungen auf 1000 Skistunden (nicht Skitage!). Das Knie war mit 41% am häufigsten verletzt, wovon 70% Bandläsionen ausmachten. Das linke Bein war sig. häufiger betroffen. Bei Kindern und Jugendlichen außerhalb des Rennsports, sind die selben Verletzungstrends mit dem Fokus am Kniegelenk zu beobachten. Kinder, die mit dem Helikopter wegen Verletzungen vom Berg geholt werden mussten (Sommer und Winter gemeinsam) hatten in 82% einen Skiunfall und in 45% Verletzungen am Knie, 72% der Verletzten waren Buben [22]. Verletzungsursachen Sportlerbezogen: Ein sehr relevanter Faktor in der Entstehung schwerer Knieverletzungen ist die Geschwindigkeit, mit der ein Unfall passiert. Eine Analyse zeigte, dass die durchschnittliche Geschwindigkeit im Hobbyskilauf ca. 48 km/h beträgt [17]. Im Durchschnitt unterschätzten die Skifahrer ihre Geschwindigkeit um 8%. Frauen und Anfänger verschätzten sich sig. häufiger als alle anderen. In bekanntermaßen direktem Zusammenhang mit Geschwindigkeit ist die Risikobereitschaft zu nennen, wobei Alkohol ein wichtiger Katalysator sein kann. Eine Studie [8] erhob 43% Anteil an stark alkoholisierten Patienten, die sich im Rahmen eines Skiunfalles schwer verletzten. 30% alkoholisierte Skifahrer wurden in einer anderen Studie beobachtet [18], wobei Skitourengeher anteilsmäßig häufiger, Pistenskifahrer aber stärker alkoholisiert waren. In diesem Zusammenhang sind auch der physische Trainingszustand und die Müdigkeit zu nennen. Der Carving-Fahrstil ist wesentlich fordernder für den Fahrer als der konventionelle Rutsch- oder Umsteigschwung. Besonders gilt dies für kurzschwungorientiertes Fahren [24]. Kollisionen mit anderen Skifahrern spielen eine bedeutende Rolle im Hobbyskilauf, da doppelt so viele Kopfverletzungen beobachtet werden wie bei einem Sturz ohne Kollision. Die Knieverletzungen sind im Verhältnis mit 20% geringer als beim Sturz des Einzelnen [19]. Äußere Einflüsse: Neben oben genannten Einflüssen zeigte sich die Außentemperatur als weiterer Faktor. Frauen verletzten sich ab einer Temperatur von unter -11 8C sig. häufiger als bei höheren Temperaturen. Zusätzlich waren bei schlechter Sicht durch Schneefall ebenso hoch sig. mehr Verletzungen bei Frauen zu beobachten. Bei Männern spielte die Außentemperatur keine wesentliche Rolle [20]. Die FIS beschrieb wechselnde Schneeverhältnisse als einen dominanten Sturzparameter. Besonders gefährlich wurde dabei der Wechsel auf aggressiven Schnee (kalt, trocken) angegeben. Im Hobbybereich ist es vor allem die eisige Piste mit wechselndem weichen und aufgehäuftem Schnee. Technische Gründe: Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Skibindung. Diese, so wie alle mechanischen Geräte unterliegen einem natürlichen Verfall, besonders die beweglichen und elastischen Teile (z. B. Federmechanismus). Kälte, Nässe und Streusalz (Skitransport mit Dachträger) können zusätzlich das Material schädigen. Die Bindungseinstellung erfolgt nach einem multifaktoriellen Standard (Gewicht, Fahrstil, Schuhgröße,...) und wird über den Z-Wert eingestellt. ,,Meine eigene Bindung (3 Jahre altes Prämiumprodukt) zeigte bei der elektronischen Auslöseüberprüfung bei eingestelltem Z-Wert von 8,5 zum Zeitpunkt der Auslösung vorn einen Z-Wert von 5 am vorderen und 10 am hinteren Bindungsbacken‘‘. Es ist deshalb unerlässlich, die Skibindung regelmäßig überprüfen zu lassen. Urabe [25] berichtete, dass bei Hobbyskifahrern mit VKBR, bei denen ein Ausrüstungsproblem die Sturzursache war, ein nicht Aufgehen der Bindung in 96% vorzufinden war. Anfänger waren mit weitem Abstand am wenigsten betroffen. Ruedl [21] beobachtete, das bei einem Slip-Catch-Mechanismus mit konsekutiver VKBR in 29% der Fälle und beim Sturz nach hinten nur in 3,1% die Bindung aufging. Bei Frauen öffnete die Bindung 2,6mal seltener (sig.). Der Phantom-SchuhMechanismus in Kombination mit der maximalen Quadricpeskontraktur ist bis heute durch selbst mordernste Bindungssysteme nicht zu kontrollieren, da gegenwärtig keine einzige Bindung auf dem Markt am vorderen Backen den nach dorsal gedrückten Schuh freigibt und auslöst. Keine Diskussion besteht über den Einfluss der Bindungsplatte auf die Verletzungsentstehung. Die Bindungsplatte erfüllt zwei Aufgaben. Sie macht den Ski torsions- und biegungssteifer und sie hebt den Schuh über dem Ski und so auch den Schwerpunkt an. Damit kann ein taillierter Ski stärker auf die Kante gestellt werden und somit ein kürzerer Radius mit höherer Geschwindigkeit gefahren werden. Die FIS M. Sabeti identifizierte die Bindungsplatte als einen der wesentlichsten Parameter in der Entstehung von Knieverletzungen. Im gleichen Atemzug mit der Bindungsplatte ist auch der Ski selbst zu nennen. Moderne Rennund Sport-Skis sind schwerer, torsions- und biegungssteifer. Wie zuvor gesagt, werden diese Eigenschaften durch die Bindungsplatte noch verstärkt. Aufgrund des Carving-Designs (sig. Taillierung unter der Bindung) und der Camber-Konstruktion (Ski hat Vorspannung unter der Bindung) sind heute fantastische Schräglagen und hohe Kurvengeschwindigkeiten möglich. Sowohl die FIS wie auch andere messen der Einführung der Carving Skier mit der dazugehörenden Fahrtechnik eine sig. Rolle in der Zunahme der Inzidenz der VKBR bei. Pr€avention Aufgrund der massiven verletzungsbedingten Ausfälle in den Saisonen 2006 bis 2008 begann die FIS das ISS gemeinsam mit dem Oslo Sports Trauma Research Center und später mit der Universität Salzburg zu implementieren. Ziel war es, die Verletzungsursachen zu identifizieren und präventive Maßnahmen abzuleiten. Wechselnde Schneeverhältnisse für den Weltcup konnten vor allem in der Streckenpräparation durch das Entschärfen des aggressiven Schnees mit Wasserpräparation und durch eine an die Natur der Strecke angepasste Kurssetzung sinnvolle Veränderungen implementierten. Es konnte aber kein eindeutig positiver Effekt einer weiteren (im Sinne des horizontalen Torabstandes) Linienführung erkannt werden. Durch den weiteren horizontalen Torabstand war die Fahrgeschwindigkeit nicht relevant beeinflussbar, dafür waren die Belastungen des Athleten vor allem gegen Ende des Schwunges Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf 301 SCHWERPUNKT/REVIEW SCHWERPUNKT/REVIEW Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) größer. Es könnte daher, in Kenntnis der häufigen Stürze am Ende des Rennens zu einer durch Erschöpfung bedingten Vermehrung von Stürzen kommen [23]. Auch hat die FIS durch Reglementänderungen in Bezug auf die Länge und Taillierung der Rennskier vor allem im Riesenslalom reagiert, um den Radius der Skier zu vergrößern. Zuvor wurden unter laborähnlichen Bedingungen auf der Piste exakte Messungen bezüglich biomechanischer Belastungen des Fahrers aber auch zur Medienwirksamkeit des Rennlaufes an sich überprüft [9]. €mee Resu Skifahren ist eine für das Knie gefährliche Sportart. Schwere Bandverletzungen machen den Großteil der kniebezogenen Läsionen bei Hobbyfahrern und auch Rennläufern aus. Außer im Weltcup sind Frauen mehr als doppelt so häufig am vorderen Kreuzband verletzt. Die Verwendung der Carving Ski erhöht das Risiko eine VKBR zu erleiden, signifikant. Im Hobbyskisport scheinen die wesentlichsten Unfallgründe in mangelnder physischer Vorbereitung, zu hoher Geschwindigkeit und mangelhafter Bindungseinstellung zu liegen. €nliche Meinung Perso Die schwere Verletzung des Skirennläufers ist ein bekanntes und akzeptiertes Berufsrisiko, gegen das die Athleten über ihre Sponsoren und Verbände gut versichert sind. Die Aufklärung über das Verletzungsrisiko und in letzter Konsequenz auch über das konsekutive Arthroserisiko nach VKBR und eventueller Operation erscheint mehr als mangelhaft. Insbesondere für die Jugend und der zum Teil fulminant hohen Verletzungswahrscheinlichkeit sind 302 M. Sabeti Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013) unbedingt von medizinischer-, Verbands- und Versicherungsseite adäquate Vorkehrungen zu treffen, um die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ausreichend zu schützen. [10] [11] Interessenkonflikt Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literatur [1] M. Brutscher, H. Gatterer, R. 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Traumatol. 29, 304–305 (2013) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.07.011 Sport Orthop. Traumatol. 29, 304–305 (2013) SCHWERPUNKT/REVIEW INTERVIEW Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urv€ ater dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer Dr. Erich Altenburger TOP MED, Wien, Oesterreich Vorstellung und Lebenslauf Toni Innauer ist ein österreichischer Skispringer und Erfolgstrainer, er startete bereits als 15-Jähriger bei den Weltmeisterschaften in Falun und wurde zweimal in Folge Junioren-Europameister. 1976 gewann er bei den Olympischen Spielen in Innsbruck Silber, vier Jahre später, 1980 in Lake Placid, Gold auf der Normalschanze (Abb. 1). Innauer war der erste Skispringer der Geschichte, der für einen perfekten Flug über 176 m beim Skifliegen 1976 in Oberstdorf von den Sprungrichtern fünfmal die Note 20 erhielt – eine Bewertung, die nach ihm bisher nur vier weitere Springer erhalten haben. Nach einer schweren Knöchelverletzung im Dezember 1980 beendete Innauer mit 22 Jahren seine Karriere. Nach seinem Studium der Philosophie/Psychologie und Sport in Graz und Innsbruck arbeitete er als Lehrer am Sportgymnasium Stams, als Cheftrainer der österreichischen Skispringer und als Rennsportdirektor für den € Nordischen Skisport im OSV. Über viele Jahre hinweg war Innauer in verschiedenen Gremien des Internationalen Skiverbandes (FIS) als € tätig und weRepräsentant des OSV sentlich an entscheidenden Regeländerungen und den Entwicklungen der telegenen Sportart Skispringen 304 Abbildung 1 beteiligt. Beispiele dafür sind die Einführung eines Mindestgewichtes, bezogen auf die Körpergröße, die sog.,,BMI-Regel‘‘, die Durchsetzung von Preisgeld für die Athleten, Entwicklung moderner, fernsehtauglicher Wettkampfformate mit Qualifikation und Finaldurchgang. Am 10. März 2010 gab Innauer gleichzeitig mit der Präsentation seines zweiten Buches,,Am Puls des € Erfolgs‘‘ seinen Rücktritt von OSV und FIS bekannt. Toni Innauer war und ist eine Lichtgestalt des Nordischen Skisports, der durch seine innovativen Ideen und seine Liebe zum Sport die Entwicklung in diesen Disziplinen wesentlich mitgetragen hat. Speziell die Sportart Frauenskisprung lag ihm sehr am Herzen. Durch seine Beharrlichkeit konnte er diese Sportart international etablieren. Er ist für die Aufnahme des Frauenskisprungs als neue Olympiasportart wesentlich verantwortlich (Abb. 2). Mag. Anton Innauer innauerfacts.at info@innauerfacts.at Interview mit Dr. Erich Altenburger Lieber Toni: Seit wann gibt es Frauenskisprung? Erste Berichte gehen zurück bis 1897, als die Norwegerin Ragna Pettersen 12 Meter weit sprang, die € Osterreicherin Paula von Lamberg wird 1911 als Weltrekordhalterin mit 22m erwähnt. Mit Anita Wold, der Norwegischen Ikone aus den 1970er Jahren, bin ich selber noch in Oslo gesprungen. Ihr Weltrekord lag bei 97,5 m. Heute wird die € Osterreicherin Iraschko mit 200 m in Bad Mitterndorf als Rekordhalterin geführt. keine Zahlen. Aber nachdem schon die Zahl der Herrenspringer (z. B. in € Osterreich vermutlich um die 600) überschaubar ist, werden es zw. 120 u. 150 sein. Ab welchem Alter können Mädchen springen? Sie beginnen wie die Buben mit 7-10 Jahren. Wie viele Nationen nehmen an den Bewerben teil? 15 Nationen haben 2013 Weltcuppunkte gemacht. Wo: In Schulen (Stams, Saalfelden, Schladming, NAZ -Nordisches Ausbildungszentrum Eisenerz)? Zunächst bei den heimischen Vereinen. Stams etc. übernehmen erst nach dem Abschluss des Pflichtschulalters mit 14 oder 15 Jahren. Der Teambewerb feiert bei der WM in Val di Fiemme 2013 sein Debüt– ein Erfolg? Der Mixed-Teambewerb mit zwei Damen und zwei Herren/Nation tut der Szene gut. Ein spannender frischer Bewerb hat seine Feuertaufe bei den Sportlern, beim Publikum und bei den Medien mit Bravour bestanden. Er ist eine Bereicherung des Wettbewerbsprogramms und eine tolle Präsentationsplattform für den Damensprunglauf. Mit welchen Schanzen wird begonnen? Anfängerschanzen lassen Sprungweiten von 5 bis 15 Meter zu. Welche Anlauflänge? Die Anlauflänge wird an Können, Selbstvertrauen und Lernfortschritte flexibel angepasst. Gute Anfängerschanzen weisen geringere Anlaufneigungen auf. Seit wann gibt es Frauenskisprung bei Wettkämpfen? Mädchen sprangen schon in den 1980ern mit den Burschen in ,,offenen‘‘ Wettkämpfen mit. 1995 wurde ein sehr schlecht organisierter Vorführbewerb bei der Nordischen Ski-WM in Kanada abgehalten. Wie hat sich dieser Sport in € Osterreich entwickelt? € Der OSV in Kooperation mit dem Skigymnasium Stams und der sehr engagierten Familie Ganster aus Kitzbühel (Eva Ganster, Weltrekord 1997 mit 167m) waren Motoren der Entwicklung des Damenspringens. Die blutjunge Sahra Hendrikson ge€ wann vor Iraschko aus Osterreich. 2012 wurden bereits 15 Bewerbe abgehalten und für 2013/14 sind 21 geplant. Abbildung 2 Seit wann gibt es den Weltcup? Wo und wie viele Bewerbe gibt es? 2010/11 gaben die Damen ihr Debüt im Weltcup, die erste Siegerin kam aus den USA. Ski-Ausrüstung wie Junioren? Prinzipiell ja. Die spezielle Adaption von Bindung, Skilänge und ggf. auch -breite liegt im methodischen Ermessensbereich der Trainer. Wie viele Mädchen/Frauen sind derzeit aktiv? Beim Skispringen ist die mentale Einstiegshürde hoch und existiert nur als Leistungssport. Da hab ich Liegt dir etwas besonders am Herzen, was noch nicht erwähnt wurde? Skispringen wird nicht ausschließlich von der Körperkraft dominiert, spezielle Beweglichkeit und Koordinationsgefühl sowie relatives Körpergewicht spielen eine wichtige Rolle. Daher können Frauen dort relativ nahe an die Leistungen von Männern herankommen. Danke für das interessante Interview Dr. Erich Altenburger www.dr-altenburger.at, www.top-med.at ordination@dr-altenburger.at Seit wann gibt es internationale Wettkämpfe? Der Ladies-Grand-Prix wurde 1999 vom Internationalen Skiverband genehmigt; vorerst für Sommerspringen, dann für den Winter. 2004 wurde die erste Kontinentalcupserie für Damen gestartet Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urv€ater dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urv€ater dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer 305 Chef-Herausgeber / Editor-in-Chief Priv.-Doz. Dr. med. Martin Engelhardt, Klinikum Osnabrück, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie, Unfall- u. Handchirurgie, Am Finkenhügel 1, 49076 Osnabrück, E-Mail: Martin.Engelhardt@klinikum-os.de Vorstandsvorsitzender des Instutes für angewandte Trainingswissenschaft Leipzig Mitherausgeber / Associate Editors Prof. Dr. Jürgen Freiwald M.A., Bergische Universität Wuppertal, Fuhlrottstr. 10, 42110 Wuppertal, E-Mail: freiwald@uni-wuppertal.de Prof. Dr. med. Martin Huonker, Ärztlicher Direktor, Therapiezentrum Federsee, Chefarzt der Inneren Medizin/ Onkologie, Freihofgasse 14, 88422 Bad Buchau, E-Mail: m.huonker@federseeklinik.de Dr. med. Michael Krüger-Franke, Ärztlicher Leiter MVZ am Nordbad, Orthopädisch-chirurg. Gemeinschaftspraxis am Nordbad, Schleißheimer Straße 130, 80797 München, E-Mail: M.Krueger-Franke@t-online.de Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Nehrer, Donau-Universitätsklinik, Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, Dekan der International Advisory Board Fernando Alvarez, Barcelona, Spain Mark E. Easley, Durham, NC, USA Cyril B. Frank, Calgary, Canada Freddie Fu, Pittsburgh, PA, USA Walter Herzog, Calgary, Canada Masahiro Kurosaka, Kobe, Japan Young Lae Moon, Gwangju, South Corea Bert R. Mandelbaum, Sata Monica, CA, USA Tom Minas, Boston, MA, USA Nicholas G. H. Mohtadi, Calgary, Canada James A. Nunley, Durham, NC, USA Per A. F. H. Renström, Stockholm, Sweden Stephen M. Simons, Mishawaka, IN, USA Robert Smigielski, Warsaw, Poland Wissenschaftlicher Beirat Erich Altenburger, Korneuburg, Austria Gerhard Bauer, Stuttgart, Germany Karl-Peter Benedetto, Feldkirch, Germany Roland M. Biedert, Biel, Switzerland Michael Bohnsack, Bremen, Germany Peter Brucker, München, Germany Matthias Buchner, Karlsruhe, Germany Carlo Camathias, Binningen, Switzerland Klaus Dann, Wien, Austria Hans-Jürgen Eichhorn, Straubing, Germany Renée Fuhrmann, Bad Neustadt Germany Andreas Gösele-Koppenburg, Lörrach Klaus-Peter Günther, Dresden, Germany Dietolf Hämel, Bernau-Felden, Germany Fakultät für Gesundheit und Medizin, Leiter des Zentrums für Medizinische Spezialisierungen, Leiter des Zentrums für Regenerative Medizin und Orthopädie, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems, Österreich, E-Mail: Stefan.Nehrer@donau-uni.ac.at Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie Prof. Dr. med. Dr. phil. Victor Valderrabano, Ordinarius für Orthopädie, Chefarzt, Orthopädische Universitätsklinik, Universitätsspital Basel, Spitalstrasse 21, 4031 Basel, Schweiz, E-Mail: vvalderrabano@uhbs.ch Präsident der GOTS Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Wolfarth, Innere Medizin – Sportmedizin, Fachbereichsleiter Sportmedizin, Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Marschnerstr. 29, 04109 Leipzig und Leitender Oberarzt, TU München - Klinikum r.d. Isar, Abtlg. Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Connollystr. 32, 80809 München, E-Mail: wolfarth@sport.med.tum.de Leitender Arzt der Deutschen Olympiamannschaft Bernd Wolfarth (München/Leipzig) Beat Hintermann, Liestal, Switzerland Frank Hoffmann, Rosenheim, Germany Hubert Hörterer, Bad Wiessee, Germany Andreas Imhoff, München, Germany Thomas Jöllenbeck, Warstein, Germany Franz Kainberger, Wien, Austria Wilfried Kindermann, Saarbrücken, Germany Dieter Kohn, Homburg/Saar, Germany Karl-Heinz Kristen, Wien, Austria Andreas Kugler, München, Germany André Leumann, Basel, Switzerland Philipp Lobenhoffer, Hannover, Germany Frank Mayer, Potsdam, Germany Oliver Miltner, Berlin, Germany Gerhard Oberthaler, Salzburg, Austria Dietrich Pape, Luxemburg Markus Parzeller, Obertshausen, Germany Hans-Gerd Pieper, Bremen, Germany Christoph Raschka, Fulda, Germany Iris Reuter, Gießen, Germany Manuel Sabeti, Wien, Austria Rüdiger Schmidt-Wiethoff, Pforzheim, Germany Holger Schmitt, Heidelberg, Germany Claudia Schueller-Weidekamm, Wien, Austria Bernhard Segesser, Muttenz, Switzerland Romain Seil, Luxemburg Christian H. Siebert, Hannover, Germany Klaus Steinbrück, Stuttgart, Germany Axel Urhausen, Luxemburg Lukas Weisskopf, Muttenz, Switzerland Thore Zantop, Straubing Rudolf Ziegler, Heppenheim, Germany Renée Fuhrmann (Bad Neustadt) Charakteristik Die Zeitschrift setzt einen wissenschaftlichen und praktischen sportorthopädischen und sporttraumatologischen Schwerpunkt. Sie veröffentlicht Originalarbeiten zu den Themengebieten Arthroskopie, Biomechanik, internistische Sportmedizin, Bewegungs- und Trainingslehre, Bildgebende Verfahren, Sportpsychologie und Sportrehabilitation sowie Diskussionen über Risiko bzw. Gesundheitswert verschiedener Sportarten, Kongressberichte, Erkenntnisse aus der Arzneimittelforschung sowie traumatologische Rahmenthemen. Interdisziplinären Themen wird in gebotenem Maße Platz eingeräumt. Interessenten In Praxis und Klinik sportmedizinisch tätige Ärzte, Internisten, Chirurgen und Orthopäden Journal Office GOTS-Office Petra Enderlein, Heinrich-von-Eggeling-Str.11 07749 Jena, Germany E-Mail: petra.enderlein@googlemail.com http://ees.elsevier.com/sportorthotrauma/ Abstracted/Indexed in Scopus Manuskripte senden Sie bitte an die Redaktion bzw. an die Herausgeber. Autorenhinweise finden Sie auf der Webseite der Zeitschrift: http://ees.elsevier.com/sportorthotrauma Seit Band 3, Ausgabe 1 (1996) erfüllt das Papier, das für diese Zeitschrift genutzt wurde, die Anforderungen von ANSI/NISO Z39.48-1992 (Beständigkeit von Papier). Henry Ling Ltd, The Dorset Press, Dorchester, UK Coverfoto: Parallelslalom-Ex-Weltmeister Sigi Grabner, Österreich, © Oliver Kraus, FIS.