so entlarven sie marken-kopien
Transcription
so entlarven sie marken-kopien
AUSGABE 1/2011 EUR 4,– SFR 5,30 $ 5,30 ELITE EINMALIG, ERLESEN & EDEL Cover-Story Emily my Waterloo so entlarven sie marken-kopien ein desillusionierter rolls-royce fahrer packt aus SEITE 56 Stein-Reich so werden sie im urlaub beim juwelenkauf gelinkt SEITE 120 SEITE 96 Originale echt gefälscht An welchen Merkmalen man gefälschte Markenware erkennt....56 Editorial.......................................14 Die zehn edelsten Überflüssigkeiten Vom Bugatti Atlantic bis zum juwelenbesetzten BH........................20 Binär & Elitär Im Zeichen der Emily Wenn der Rolls teure Mätzchen macht........................................96 Literarische Stern(chen)stunden Wenn Promis zur Feder greifen....106 Technische Spielereien für Die Oberen 10.000 .................................26 Hipp & Lux Trendiges aus der Glitzerwelt der Elite............................................30 Thumsers Cultcar Der Henkel-Konzernchef und seine geheime Leidenschaft: Eine Chevrolet Corvette 1978 ............................34 Funkelnde Verführer Exklusiv für ELITE öffnet Juwelier Kornmesser seine Schmuckschatulle ..........................................38 Der Teppich-König Ali Rahimi und die Geheimnisse eines Top-Netzwerkers..............44 Geiselhaft der 3S Wolfgang Lusak über Spekulanten, Schmarotzer und Schurken........44 Noblesse Oblige Auf dem Titel: Ekaterina Mucha Foto: Sepp Gallauer Outfit: Alberta Ferretti 4 Jahreszeiten Styling: Ken Krüger Schmuck: Juwelier Kornmesser Ohrclipse in 18 Karat Weißgold und Diamanten in Brillantschliff, zusammen ca. 11,5 Carat um 32.000 Euro Ring: The Globe in 18 Karat Weißgold und Diamanten in Brillantschliff, zusammen ca. 11,3 Carat um 23.000 Euro Armband in 18 Karat Weißgold und Diamanten in Brillantschliff, zusammen ca. 31 Carat um 66.000 Euro Die Handtasche von Chanel ist echt 10 Eine neue Studie offenbart, dass Millionäre sich nicht als reich sehen. Auch die klassischen Stereotype greifen nicht...............................50 Was kostet die Welt? Reisen, wenn Geld keine Rolle spielt: Von einsamen Luxus-Eilanden bis zum Cruise auf elitären Yachten....................................112 Steinreich – oder auch nicht Die klassische Urlaubsposse – beim Juwelenkauf übervorteilt...........120 Veredelt Trends am Sektor Luxusküchen....122 Edle Tropfen Darf man, soll man, muss man beim Wein auf den Preis schauen? Heimische Weinexperten verraten ihre Geheimtipps............................126 Top Marken Rückkehr der fetten Jahre: Die globale Luxusgüterindustrie verzeichnet wieder Wachstum ..............132 Elitär Kulturjournalisten krönen die kulturelle Elite Österreichs................142 Celebrity Cases Style-Tempel ELITE stellt das Nonplusultra der noblen Einkaufsmeilen vor..........72 Tierisch gut Prominente Hunde- und Katzenbesitzer und ihre Lieblinge..............92 Wenn Ruhm, Geld und Eitelkeit schlagzeilenträchtig ins Gefängnis führen.......................................146 Solide gebunden Wir baten einen der besten Vertreter der heimischen Handwerkselite, die Firma Papyrus vor den Vorhang..............154 ELITE Inhalt Mag. G. Thumser und seine Chevrolet Corvette Seite 34 Jüngere Zielgruppe Joka-Chef Gerold Fallend zum Revival der Firma..........................156 Hollywood lässt grüßen Der Chef empfiehlt Die absoluten Must-Haves für die Reichen und Schönen..............180 Pierce Brosnan als Testimonial für die Spar-Premiummarken.........158 Best Dressed Women...............196 Worst Dressed Women.............202 Luxury for your body ELITE besuchte John Harris-Boss Ernst Minar................................206 Status unbekannt Akademiker mit 16, Rekordhalter im Rückwärtsmarathon oder Hockey unter dem Eis. Eliten, die kaum einer kennt........................................164 So feiert die Elite......................208 Humor Der Verzicht – Erotische Geschichte Tradition und Moderne Das neue Corso im Herrnhuter Haus........................................170 Spitzen-Literatur Warum es manchmal im Leben schöner ist, zu gehen. Als zu bleiben. Oder zu kommen......................182 Der Oeref in der Schüssel.........222 Biologisches Alter Sind Sie so alt, wie Sie sich fühlen? Der ultimative Test....................226 Glamour im Glas Wie nützlich sind Ratgeber zum Reichwerden wirklich?..............174 Glamour Bottles Seite 188 Getränke-Produzenten verpassen ihren Produkten eine edle Note....188 Umfrage Was ist für Sie Elite?.................228 IMPRESSUM: Medieninhaber & Verleger: Mucha Verlag GmbH, 1072 Wien, Zieglergasse 1 Redaktion & Anzeigenverwaltung (01) 521 31-0 Telefax-Redaktion: (01) 523 92 17, Telefax-Anzeigen: (01) 523 28 41 Herausgeber: Christian W. Mucha Chefredaktion: Christian W. Mucha, Mag.Wolfgang Beigl Geschäftsführung: Rudolf Kobler Anzeigen-Disposition: Andrea Pertich, Waltraud Eilenberger Chefsekretariat:Andrea Ehrenhöfer, Claudia Leonhartsberger, Lisa Filip (Assistenz) Redaktionssekretariat: Waltraud Dimand Produktion: Edward Kranz (Ltg.), Georg Bock, Anja Schreiber Export-Leitung und Controlling: Ekaterina Mucha Lektorat: Mag. Bernhard Plos, Rolf Seyfried Druck: Ferdinand Berger & Söhne GesmbH, 3580 Horn,Wienerstraße 80 Bankverbindung Raiffeisenbank Wien, Kto.Nr. 7.016.207 Blattlinie: Stets der Wahrheit verpflichtet – und um nichts weniger, wenn’s um Luxus geht. Redaktionelle Mitarbeiter: Ulrich Bentz, Reinhard Binder, Ralf Dzioblowsky, Ute Fuith, Sabine Hahlweg, Johannes Hofer, Bruno Jaschke, Thomas Königshofer, Alexander Lukacs, Ekaterina Mucha, Gabriella Mühlbauer, Verena Plank, Christian Prenger, Rainer Ranetzky, Stefan Roboch, Alexander Siebenaller, Rolf Seyfried, Josef Sommer, Wolfgang Wassner Alle Artikel mit der Unterzeile „Werbung“ oder Beiträge, die den Vermerk „Anzeige“ tragen, sind bezahlte Einschaltungen. Der Inhalt und die Gestaltung dieser Textanzeigen oder Advertorials unterstehen der Kompetenz der Anzeigenabteilung und unterliegen daher nicht der Verantwortung der Redaktion. Für Inhalt und Gestaltung dieser gekennzeichneten Artikel und Beiträge haftet jeweils der Auftraggeber der entsprechenden Einschaltungen. Es gelten die Anzeigenpreise sowie die Geschäftsbedingungen in der jeweils letzten gültigen Fassung. Offenlegung gemäß Paragraph 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Mucha Verlag GmbH, 1070 Wien, Zieglergasse 1/3 Unternehmensgegenstand: der Verlag, die Herstellung, die Herausgabe und der Vertrieb von Zeitschriften und sonstigen Druckwerken Geschäftsführung:Wolfgang Christian Mucha‚ Gesellschafter:99,8 Prozent Mucha Privatstiftung,0,2 Prozent:Wolfgang Christian Mucha ELITE 11 EDITORIAL Die Oberen Zehn Millionen An kaum einer Frage erhitzen sich die Gemüter so nachhaltig, wie an jener, wer der Elite zuzuzählen ist. V Seite 34 – Interview mit Magister Günter Thumser). Zur Elite gehören Astrid Hartmann, die mit 19 ihr Jusstudium absolvierte, Eva Moser, die Schach-Staatsmeisterin oder Christian Redl, der 150 Meter tief ohne Sauerstoffgerät tauchen kann (siehe Seite 164). Zur Elite gehören jene Frauen, die nicht stupid dem Markenwahn folgen, aber weitsichtig und informiert genug sind, eine Fake-Marke auf den ersten Blick vom Original unterscheiden zu können (siehe Coverstory ab Seite 56). Könnte das jede Frau, dann wäre das wohl fatal: Dann würde ein Multi-Milliarden-Geschäft, jenes der Nachahmer, Kopierer und Faker spielkartengleich über Nacht zusammenbrechen. Denn schließlich lebt das Fälscher-Geschäft von zwei Arten von Konsumidioten: Den einen, die noch immer glauben, dass sie, wenn R e i c h e h a b e n e s n i c h t n ö t i g , a n z u g e b e n . D i e sie ein Topprodukt oder einen Spitzenmarkenartikel kaufen, damit meisten geben an, dem Mittelstand zuzugehören. auch dessen Charisma erwerben. Diese idiotische Pseudo-Elite stürzt sich auf die Ersatzbefriedigung Einkauf, dies oft aus Mangel an SelbstDer typische Österreicher ist im Zweifelsfalle ein Mitglied des Mit- wertgefühl. Und aus der Unfähigkeit heraus, der eigenen Persönlichtelstandes, gleich, ob er knapp am Existenzminimum kratzt oder sei- keit Kraft, Kreativität, Schaffensgabe und Initiative zu verleihen, holen ner Frau einen Porsche Cayenne unter den Weihnachtsbaum legen sie sich all dies aus dem Reich der großen Marken. Dumm gelaufen, kann. Was übrigens schon vor Jahrzehnten die politischen Parteien wenn man nicht genug Geld hat, um sich das Ding im Original zu leiserkannt haben, weshalb alle in ihren Werbekampagnen um diese brei- ten und seine Hilflosigkeit noch dazu mit Kopien befriedigen muss. Die Betreffenden scheitern kläglich. te Mittelschicht buhlen. Denn ihr Motto „mit dem Erwerb des Wer sohin eine Zeitschrift namens Chanel-Parfums, der Wunderl-SchuELITE am Kiosk erwirbt, so lässt sich he oder eines Ferrari kaufst du die entmesserscharf schlussfolgern, der wird sprechende Persönlichkeit gleich mit“ sich selbst in der Mehrzahl der Fälle So sah geht garantiert in die Hosen. Diese bescheiden nicht zu derselben zählen ELITE These versteht jeder, wenn man pro(selbst wenn er dazugehört), sondern 1991 aus vokant fragt: „Glauben Sie, dass jeder interessiert sich viel mehr dafür, wie Mann, der Nespresso trinkt, danach die leben, was die treiben und ob das aussieht wie George Clooney?“ die besseren Menschen sind als man Die zweite Art von IdiotInnen glauselbst. ben, dass man ihre falschen HandtaEbenso, wie ja auf einer Millionärsmesse nur die allerwenigsten Besucher über eine Million Euro liquide schen für echte hält und sie damit besser, wichtiger, etablierter als in verfügen, sondern dort Menschen wie du und ich hingehen, weil’s halt der Wirklichkeit dastehen. Die wahrhaftige Elite nach unserer Definition sind sohin jene, die schon faszinierend ist, die da oben bei ihren Eskapaden einmal aus der Nähe zu betrachten. Wobei, das sei nur am Rande erwähnt, das, die Fallen der geheimen Verführer durchschauen, und die nicht in den was auf sogenannten Luxusmessen ausgestellt wird, mit dem Leben „Kaufe Charisma“-Abgrund tappen. Die rund 70.000 Millionäre in Ösder wahrhaftig Superreichen wenig bis gar nichts zu tun hat. Denn terreich definieren sich nicht über materielle Dinge. Denen sind Kulkaum einer von denen, die es zu Wohlstand und Reichtum gebracht tur und soziale Verantwortung wichtig (siehe Seite 50). Elite-Persönlichkeiten, jene, die clever sind, den Durchblick haben haben, schafft sich platinene Wachtel-Eierbecher an oder Straußenleder-Schuhe mit golddurchwirkten Schuhbändern, an deren Ende und es aus eigener Kraft zu etwas gebracht haben, sind freilich noch lupenreine Zweikaräter das Schnüren erleichtern. Solchen Schmon- etwas: Sie sind Konsum-Pioniere und damit für die Wirtschaft absozes überlassen die den Neureichen, den Protzern, den Angebern, den lut unverzichtbar. Pseudos und jenen, die als Drogendealer, Waffenhändler oder Zuhälter miese Moneten, sprich schmutziges Geld gemacht haben. Die rund 70.000 Millionäre in Österreich defiNun mag jeder seine persönliche Definition der Elite finden: Wir n i e re n s i c h n i c h t ü b e r m a t e r i e l l e D i n g e . D e n e n sehen das so: Zur Elite gehört ein Spitzenmanager, der als Vorstand s i n d K u l t u r u n d s o z i a l e Ve r a n t w o r t u n g w i c h t i g . eines Waschmittelkonzerns für neuntausend Mitarbeiter verantwortlich ist und Sie, geschätzte LeserInnen, an seinem Spaß teilhaben Dinge, die dem Leben zusätzlichen Komfort verleihen, wie produklässt, den Anblick seiner 78er Chevrolet Corvette zu genießen (siehe tionstechnische Neuentwicklungen (neue Elektronikgeräte, techni- ielen Dank, dass Sie sich unser neues Magazin ELITE gekauft haben. Die Frage, wer wahrhaftig zur Elite zählt, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wer der Elite zugehört, ist Ansichtssache. Gehören zur Elite jene, die über die Macht verfügen? Definieren sich die Auserwählten, jene, die die Auslese der Besten darstellen, über die Finanzen? Tummeln sich die bevorzugt im IQ-Club Mensa? Gehören Rassehunde zur Elite? Nun, alles nur eine Frage des Blickwinkels. Und uns kümmert’s auch wenig: Denn die Mehrzahl unserer LeserInnen – so viel ist meinungsforschungsmäßig gewiss – zählt sich definitiv, auf Befragung, der Elite nicht zu. 14 ELITE Originale echt gefälscht E ine gute Geschichte beginnt wie ein Vulkanausbruch und fängt dann an, sich langsam zu steigern. Von Louis Vuitton gibt es jetzt auch Flip Flops. Jedenfalls bei Bülent auf dem Kapali Carsi, dem großen Basar in Istanbul. Sein strahlendes Lachen wird umrahmt von tiefen Falten in braun gebrannter Haut und einer Fahne von Galatasaray. Im zweiten Gang links hat er seinen Stand, so groß wie eine Trafik. An sechs Tagen die Woche verkauft er mit ausladender Gestik Shirts, Mützen und Handtaschen – viele im Vuitton-typischen Braunton mit den bekannten Initialen. Für die Badelatschen verlangt Bülent 14 Euro pro Paar; wenn man handelt, bekommt man sie auch für acht. Wer fragt, ob es sich um Originale handelt, erhält – auf Deutsch und deutlich – die Antwort, die er verdient: „Natürlich Original. Türkisches Original!“ Es ist eine Welt aus Geldbündeln, Turnschuhen, Taschen und frisch geschlachteten Tieren. Völlig surreal. In eine Oper verpackt, vielleicht „plagio e il plagiare“ genannt, stelle man sich das Libretto von Franz Kafka, die Musik von Karlheinz Stockhausen und das Bühnenbild von Salvador Dali vor. Na, Servus! Dieses Chaos ist unüberblickbar, 4.000 Stände erstrecken sich über 31 Hektar, das entspricht 43 Fußballfeldern, dahinter zieht sich ein Wall von unzähligen Frachtcontainern, deren Türen sich wie Herzklappen hundertfach täglich öffnen und schließen – fälschen und feilschen sind hier eine Art Nationalsport. Aus der Türkei stammen immerhin zehn Prozent der EU-weit beschlagnahmten Fakes. Déjà vu: Seit Jahrzehnten wird am busy Bosporus, Europas größtem Copy-Shop, unbehelligt imitiert und plagiiert, was das Zeug hält. T-Shirts, Handtaschen, Schuhe und Uhren, aber auch größere Teile wie Autoreifen oder Werkzeuge. ELITE In Istanbul ist es der Kapali Carsi, in Budapest der Markt der vier Tiger, in Paris der Marché aux Puc es de Saint Ouen, in Rom der Pónte Sant’Angelo (die Brück zur Engelsburg). In asiatischen Metropolen muss man die Händler nicht erst suchen, sie kommen von selbst. Tausende Österreicher kehren jährlich mit gefälschten Kleidungsstücken, Accessoires und Uhren aus dem Ausland zurück. Jeder vierte Westeuropäer, so eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, hat in den vergangenen drei Jahren Plagiate gekauft, mehr wissentlich denn unwissentlich. Ein täuschend gutes Geschäft Jede Nachfrage schafft sich ihr Angebot. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich so hohe wirtschaftliche Gewinne erzielen lassen wie mit Plagiaten. Dieses täuschend gute Geschäft verspricht enormen Profit. Und die Nachfrage nach Fälschungen umfasst alle Produktgruppen: von den hochwertigen und hochpreisigen Luxus- und Konsumgütern bis hin zu Produkten des täglichen Bedarfs. Erwartungsgemäß nimmt gefälschte Kleidung die Favoritenrolle ein, an zweiter Stelle stehen Accessoires wie Handtaschen, Sonnenbrillen, Schmuck, Uhren und Lederartikel. An den Stränden Italiens werden durch Produktfälschungen jährlich 7,5 Milliarden Euro umgesetzt, das entspricht dem anderthalbfachen Bruttoinlandsprodukt von Montenegro. Zahlen des österreichischen Zolls belegen, dass sich mit Mogelpackungen längst mehr Geld verdienen lässt als mit anderen kriminellen Geschäften, etwa dem Drogenhandel oder dem Handel mit Falschgeld. Mit dem Verkauf von einem Kilo Cannabis-Blättern kann man in Europa etwa 2.000 Euro verdienen, ein Kilo raubkopierter DVDs, das Zentrum derer, die sich ihre Silberlinge vergolden lassen, liegt in Spanien, bringt aber viel mehr ein – immerhin 3.000 Euro. EU-Zöllner haben 2009 fast 80 Millionen nachgemachte und gefälschte Waren konfisziert. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs der tatsächlich eingeführten Waren, denn die Beamten, in Österreich 1.000 an der Zahl, kontrollieren lediglich zwei Prozent des gesamten Warenverkehrs. Habe die Ehre! Die österreichische Zollverwaltung ist im Jahr 2009 in 2.516 Fällen, bei denen insgesamt 416.263 Stück gefälschte Artikel entdeckt wurden, nach der EU-Produktpiraterie-Verordnung tätig geworden und hat die Überlassung der Waren ausgesetzt oder die Waren beschlagnahmt. Daraus resultierten, weil bei einer Sendung manchmal mehrere Rechtsinhaber betroffen waren, insgesamt 4.040 Verfahren. Diese Waren repräsentieren, würde es sich um Originalwaren handeln, einen Wert von 16.026.849 Euro. Darunter waren auch in 367 Sendungen versteckt 2.741 Taschen, Brieftaschen, Geldbeutel, Etuis mit einem Originalwarenwert von 344.529 Euro. Der Fälscher wird man nur selten habhaft. Dr. Markus Grötschl, bei der Wiener Kanzlei Schwarz-Schönherr zuständig für Markenrecht und Kennzeichenrecht, Designrecht, Produktpiraterie, Unlauterer Wettbewerb, Urheberrecht, ITRecht, erklärt: „Es ist so wie mit dem Schwarzfahren. An 29 Tagen im Monat klappt es, am 30. Tag werde ich erwischt.“ Im Übrigen schöpften die Richter bei einem Prozess das Strafmaß von maximal zwei Jahren nie aus. Bei unseren Nachbarn in Deutschland ist bereits jedes zwölfte Markenprodukt gar keines. Adidas zum Beispiel leidet schon seit Jahren unter der Piraterie. „Von unseren Produk- 57 Oben: Bei diesem Original liegen die Nähte perfekt deckungsgleich übereinander, bei der ChanelKopie darunter sieht man schon von Weitem, dass die Nähte der aufgesetzten Tasche nicht genau gleich wie der darunter liegende Taschen-Corpus verlaufen – bei einem echten Chanel-Produkt undenkbar. Bitte weisen Sie die Trägerin von solch’ einer Tasche in Gesellschaft möglichst lautstark darauf hin und beobachten Sie erfreut, wie die im Boden versinkt. Samt Fake-Tasche. ten werden jährlich mehr als 30 Millionen Stück gefälscht“, erklärt Tim Behean, Leiter der Markenschutz-Abteilung. Mitte November 2007 hob der Zoll im Hamburger Hafen den bisher weltweit größten Fund von gefälschten Produkten. In 115 Containern stapelten sich über eine Million Paare nachgemachter Turnschuhe von Nike, Adidas und Puma. Der geschätzte Wert: 383 Mio. Euro. Doch alle Beteiligten wissen: Es ist so wie mit dem Hasen und dem Igel. Das einzige Unternehmen, dem es weltweit gelinge, Plagiate zu verhindern, sei der Sportwagenhersteller Ferrari mit seinen 200 bis 300 Anwälten, behauptete man aus Maranello. Kurze Zeit später wurden im Internet auffrisierte Toyotas und Pontiacs im FerrariLook um 20.000 Euro feilgeboten. Die Asservatenkammer des Wiener Zolls, in dessen Poststelle jährlich hunderte Pakete beschlagnahmt werden, wirkt auf den ersten Blick wie eine Mi- 58 schung aus billigem Ramschladen und Edel-Boutique. Dolce-&-Gabbana-Jeans und Pullover von Lacoste hängen hier gleich neben Gucci- und Fendi-Taschen, den beliebtesten im Internet vertriebenen Plagiaten. Auf dem Wühltisch stapeln sich Sonnenbrillen von Prada, Unterwäsche von Calvin Klein und CDs mit „Windows Vista“ und DVDs von Filmen, die gerade erst im Kino angelaufenen sind. Selbst iPhone-4-Geräte zierten die Amtsstube, als es die noch gar nicht offiziell bei T-Mobile und Konsorten zu kaufen gab. Der Tand wird alle vier Wochen – für die Empfänger wenig herzerwärmend und zudem auf ihre Kosten – thermisch entsorgt, zu 90 Prozent bei den EbS (Entsorgungsbetriebe Simmering), der Rest im Heizkraftwerk Spittelau. Für wenige Sekunden werden, nicht spürbar, Gemeindebau wie Nobelvilla dann mit Fast-oder-so-ähnlich Guccis, Pradas, Burberrys, Chanels und wie sie alle heißen, beheizt. Der Angriff auf die Konsumgüterindustrie ist zu einem eigenen Weltmarkt geworden mit einem geschätzten Gesamtvolumen von 800 Milliarden Euro pro Jahr. Die OECD sieht den Anteil von Produktfälschungen am Welthandel bei fünf bis sieben Prozent. Für die europäische Kon- sumgüterindustrie wird der Verlust durch Produkt- und Markenpiraterie auf jährlich 35 Milliarden Euro geschätzt. Die hohen Gewinnmargen und das geringe Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung sind ein idealer Nährboden für die illegalen Aktivitäten der Piraten. Barbara Stöttinger, Universitätsprofessorin an der Wirtschaftsuniversität Wien mit dem Forschungsschwerpunkt „Produktpiraterie“ erzählt von Fällen, in denen Kunden gefälschte Louis-VuittonTaschen zur Reparatur gebracht haben und der Hersteller nicht bemerkt hat, dass es sich um eine Kopie handelt. Dies kann Magister Florian Jonak, Konzessionär von Hermès und Geschäftsführer des Stores am Graben in Wien, nur bestätigen. „Es gibt Kopien, die wir sofort, wenn wir das Produkt in der Hand haben, erkennen. Vor allem durch das Leder, die Art der Verarbeitung, das Gewicht, wie die Nähte aussehen, ob die Tasche von innen oder außen genäht worden ist, wie die Schließen montiert sind, da gibt es viele Details, die wir als Profis sehen – und dann gibt es Taschen, die sind so gut gemacht, dass wir es nicht unterscheiden können und sie nach Paris schicken müssen, wo man die Tasche einer Qualitätskontrolle unterzieht und dann sagt, ob sie echt oder falsch sind. Es gibt in der Tat Situationen, wo es sehr eng ist, wo die Kopien schon nahezu perfekt sind.“ Man könne solchermaßen kopierte Taschen an einer Hand im Jahr abzählen. Auch im Produktpirateriebericht 2009 des Bundesministeriums für Finanzen heißt es: „Bei der physischen Kontrolle von piraterieverdächtigen Waren zeigt sich immer öfter, dass es selbst für erfahrene Zöllner zunehmend schwierig wird, die Fälschungen zu erkennen, weil deren Qualität immer besser wird.“ Früher haben Unternehmen die Fälschungsindustrie nicht als verlorenen Umsatz betrachtet, weil sich diese Kunden die Originale ohnehin nicht hätten leisten können. Aber an diesem Punkt wird es für die Hersteller kritisch. Denn die „Super Copies“ sind nur geringfügig billiger. Mit nachgeahmten Louis-Vuitton-Taschen, die regulär um die 800 Euro kosten, verdienen die Fälscher viel Geld. Ekaterina Mucha, die ELITE gemeinsam mit ihrem Mann plante und konzipier- ELITE te, ist eine versierte Expertin in Sachen Produktpiraterie. Die gelernte Juristin kommt aus St. Petersburg, einer Hochburg des Marken-Wahns. Mucha lebte sieben Jahre in Italien, wo sie sich detailliertes Wissen um die teils versteckten Erkennungszeichen der Nobel-Taschen aneignete. Dutzende von Fälschungen haben ELITE-Informanten zusammengetragen und mit den Originalen verglichen (siehe Produktpiraterie: Un(r)echt und billig: Seite 62). Mucha hat im Laufe der Zeit ein unnachahmliches Gespür entwickelt und sich das Know How angeeignet, um selbst nahezu perfekte Imitate als solche an Details zu erkennen. Sie meint: „Vor allem auf die drei ,P´s‘ müssen sie achten: Product, Price, Place!“ Für Philippe Schaus, im LVHM-Konzern als Directeur International für das weltweite Geschäft von Louis Vuitton zuständig, ist Luxus „eben keine Verschwendung, sondern der sorgfältige Einsatz kostbarer Ressourcen – auch weil die Artikel oft Jahre oder gar Jahrzehnte in Gebrauch bleiben.“ Den Jäger des geklonten Produkts danach gefragt, wie sich das Unternehmen gegen immer dreistere Fälscher zur Wehr setzt, gesteht er offen: „Wir haben jährlich über 8.800 Beschlagnahmungen weltweit, also täglich 30. Im vergangenen Jahr haben wir 22.000 Prozesse geführt. Wir gewinnen viele Schlachten, aber der Kampf geht weiter. Es ist wichtig, das Bewusstsein der Verbraucher dafür zu schärfen, dass die Fälschungsindustrie von Banden geführt wird, die oft auch im Drogenhandel oder der Zwangsprostitution tätig sind. Im Übrigen ist in der Fälscherbranche Kinderarbeit üblich, das sollte sich jeder vergegenwärtigen, der sich billig mit unseren Insignien schmücken möchte.“ Das Vorgehen ist rigoros. Im letzten Jahr drehte der Luxuskonzern mit Hilfe der Polizei 400 zwielichtigen Internetseiten den Saft ab. Am 20. März wurden auf einen Schlag 140.000 gefälschte Louis-Vuitton-Schals und 12.000 Meter gefälschter Stoff beschlagnahmt. Ein Schlag ist dem Konzern auch gegen Ebay gelungen: Ein Pariser Gericht verdonnerte das Internetauktionshaus zu einer Strafe von 80.000 Euro, weil es Kunden zu gefälschten Produkten des Konzerns geleitet habe. Zur Aufdeckung von Fälschungen führen die ELITE Unternehmen systematisch Markt- und Internetbeoachtungen sowie Testkäufe durch. Einige Unternehmen setzen in problematischen Märkten sogenannte Markenschutzteams oder Brand Protection Teams ein. Diese ermitteln und recherchieren den Ursprung der Plagiate unter Einsatz polizeilicher Methoden meist vor Ort. Die Marke mit dem auffälligen Muster zählt laut der Nichtregierungsorganisation „International Anti Counterfeiting Coalition“ (IACC) zu den Top Ten der am häufigsten gefälschten Marken der Welt. Auf Anfrage gibt sich der Luxuskonzern bedeckt. Man wolle dem Thema nicht noch mehr Aufmerksamkeit widmen, heißt es. Im Kampf gegen Produktfälscher hält sich der Konzern , der neben Louis Vuitton auch Marken wie Christian Dior, Donna Karan oder Kenzo unter seinem Dach vereint, bedeckt. Eine vorgefertigte Pressemeldung muss reichen. Bezüglich der Authentifizierung erklärt Macrco Sacchettini vom Kundenservice in der Düsseldorfer Dependance: „Wir haben eine Chrono-Nummer, aber die beweist nicht die Authentizität des Produktes, das heißt, der einzige Beweis für Authentifizierung ist nur die Rechnung, die man im Geschäft bekommt.“ Auch er gesteht, dass es sehr, sehr gute Imitate gebe. „Wenn ein 15-jähriges Mädchen in Italien mit einer Speedy-Tasche herumläuft, dann kann man davon ausgehen, dass es eine Fälschung ist, denn wer kann das bezahlen in dem Alter, außer es ist ein Geschenk.“ Gefertigt würden die falschen Produkte in China, Italien, der Türkei. Das Schweigen der Konzerne hat oft einen simplen Grund: Sie wollen nicht, dass ihre Marken mit dem Begriff Fälschung in Verbindung gebracht werden. Dabei begrüßen sie eigentlich die Aufklärung über das Fälscherunwesen – solange der eigene Markenname nicht fällt. Geschätzte 20 Millionen Euro gibt Louis Vuitton pro Jahr für den Kampf gegen Piraterie aus. Aber nicht nur die Franzosen kämpfen gegen die Fälscherbanden. Von Adidas bis Zigaretten. Unter den Top Ten der am häufigsten kopierten Marken finden sich neben dem Computerlabel Microsoft und den Sportmarken Nike und Adidas auch das Potenzmittel Viagra und das Zigarettenlabel Benson & Hedges. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. „Fälschungen haben aufgrund der Nachfrage in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als 10.000 Prozent zugelegt“, mahnt die IACC, die sich dem Schutz des geistigen Eigentums verschrieben hat. Erste und sicherlich ausschlaggebende Dimension ist der Markenwert. Das Risiko für Fälschungen steigt mit dem Markenwert. Ein hoher Markenwert lädt Trittbrettfahrer ein, da sich der Markenwert auf das (gut gemachte) Plagiat überträgt. Das erlaubt es den Fälschern in vielen Fällen, die Plagiate ebenfalls zu einem guten Preis zu verkaufen, was die Fälschung wirtschaftlich so attraktiv macht. Neben dem Imageverlust droht einer Marke bei starker Verbreitung von Fälschungen auch der Verlust von Exklusivität. Wenn Fälschungen im Markt präsenter sind als das Original und die Marke damit für „jedermann“ zugänglich wird, verliert die Marke an Exklusivität. Damit verliert auch ein Kunde, der sich das Original leisten könnte, sein Interesse an der Marke. Ein gefährlicher Kreislauf. Die große Illusion Welche psychologischen Muster verbergen sich hinter der Scheinwelt, die „Möchtegern Adabeis“ mit einem „Willkommen im Klub“ lockt? „Von den Unglücksvögeln und Glückspilzen abgesehen, leben alle Menschen gleich schlecht, aber sie leben in verschiedenen Etagen. Diese Selbstgefühlslage der Etage ist für den Menschen heute, der ja im allgemeinen wenig Ausblick auf den Sinn seines Lebens hat, ein überaus anstrebenswerter Ersatz", sinnierte Robert Musil in seinem "Der Mann ohne Eigenschaften". Haben ist Sein. Unsere Konsumgewohnheiten und Besitztümer „erzählen“, wer wir sind. Konsumenten kaufen nicht nur Güter, die sie brauchen, sondern Symbole, die bestimmte Informationen kommunizieren. Die Welt der Dinge ist eine Welt der Symbole. Konsumenten kaufen „Versprechungen“, nicht Kleider, um sich vor Kälte und Regen zu schützen, sondern Eleganz, nicht Seife, um sich zu waschen, sondern eine Eigenschaft, die sie begehrenswert macht. Gerade der Wunsch, begehrenswert zu sein, durch modische Accessoires auf andere attraktiv zu wirken, ist der Transmissionsriemen der Modeindustrie. „Mode ist Inszenierung, 59 Oben: Echte Tasche mit perfekter Naht Unten: Naht verläuft beim Fake nicht perfekt Selbstinszenierung, ob die nun ganz dezent oder originell, edel oder witzig ist. Und die meisten Menschen, die Mode lieben, haben Spaß daran. Accessoires sind das Spielmaterial, das jeder dazu braucht.“ So Gabriele Strehle, Chefdesignerin der Marke Strenesse kürzlich bei einem Kamingespräch in Wien. Manche Frauen haben einen exquisiten Geschmack, aber leider nichts „auf der Naht“, um sich Edelzwirn und Feingestepptes leisten zu können. Dennoch gelingen ihnen immer wieder tolle „Schnäppchen“, um die sie im Freundinnen-Kreis glühend bewundert werden. Das Prestige und die Emotion der Marke zum günstigen Preis der Fälschung verlocken zum Kauf. Zugunsten der falschen Schnäppchen verzichten dessen Käufer zumeist wissentlich auf die Qualität, die Verwendungssicherheit der Markenartikel und die ethischen Produktionsgrundsätze des 60 Markenherstellers. Dieses Verhalten stößt auf relativ hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Nichts ist, wie es scheint, die große Illusion ist, der Schein wird mit Scheinen erworben. Der Geldschein transformiert den Schein ins materialistische Sein. Für den Wirtschaftspsychologen Prof. Dr. Erich Kirchler dienen Güter der „Komplettierung unseres Selbst“, der symbolischen Selbstergänzung. Ersatzsymbole repräsentieren anderen Personen das eigene Idealbild. Güter positionieren Individuen und Gruppen. Teure Gewänder oder eben ein Accessoire wie eine Handtasche, die sich nicht jeder leisten kann, sind deshalb attraktiv, weil sie zur Demonstration dienen und damit der Hautevolee einen hohen Zusatznutzen versprechen. Kleider und Accessoires sind „Sprache ohne Worte“. Sie sind der „Spiegel der Seele“. Für den Betrachter sind Kleider Ausdruck der Eigenschaften der Person und für den Träger selbst sind seine Kleider Hoffnung und Bestätigung seines Selbstbildes. Kleider bedecken nicht nur den Körper, um vor Scham und Kälte zu schützen, sondern sind Ausdruck des Einzelnen zur Beeindruckung anderer. Aus sozialpsychologischer Sicht wird dem Modeverhalten vor allem der Wunsch nach Selbstbestätigung, Steigerung des Selbstwertgefühls und nach Identifikation zugrunde gelegt. Mode dient vor allem der Selbstdarstellung einer Person gemäß der eigenen Identitätsvorstellung. Accessoires dienen zur Kompensation von Mangelzuständen und informieren nicht nur über das Selbstbild, sondern auch über das Wunschbild einer Person. Kleider verschmelzen mit dem Körper und lassen uns anders denken und fühlen; sie heben oder senken die Stimmung und sind Ausdruck von Freude, Trauer und anderen Emotionen. Vor allem teure Mode, sogenannte „brands“, sind beliebt. Weil sich nur ein Teil der Gesellschaft teure Markenbekleidung leisten kann, müssen andere zu vergleichbar ähnlichen Produkten greifen, um den Anschein zu erwecken, zur „Avantgarde“ zu gehören. Nicht zuletzt deshalb floriert der Kauf von gefälschten Markenwaren. Warum kaufen Konsumenten gefälschte Produkte? Persönlichkeitsfaktoren, wie Materialismus und das persönliche Wertesystem spielen keine relevante Rolle, wenn es darum geht, zwischen jenen Konsumenten zu unterscheiden, die Plagiate kaufen und solchen, die dies ablehnen. Ein hochwertiges Accessoire symbolisiert Zugehörigkeit und, den jeweils gegebenen Freiheitsgraden entsprechend, auch Individualität. Es hebt den Träger von der Masse ab und betont die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen. Partners in Crime Fälschungen haben ihren Platz in der Gesellschaft gefunden. Neun von zehn Verbrauchern sehen durch den Kauf einer Fälschung Ihr Ansehen bei Freunden und Verwandten nicht gefährdet. Offenbar empfinden es viele als durchaus „cool“, gefälschte Uhren, Jeans oder Handtaschen zu tragen mit dem Hinweis, dass man diese für wenige Euro irgendwo aus dem Urlaub mitgebracht habe und kaum vom Original unterscheiden könne. Der Kauf einer Fälschung wird damit als „Kavaliersdelikt“ abgetan. Würden Verbraucher weniger Interesse an nachgeahmten Waren äußern, wäre der Anreiz zum Kopieren erheblich geringer. Doch die Realität sieht anders aus. Während Prof. Mag. Dr. Elfriede Penz darin ein „Consumer misbe- ELITE haviour“ sieht, spricht ihre Kollegin Stöttinger es offen aus: „Sie finden heute kaum jemanden mehr, der keine gefälschten Produkte kauft. Und die Nachfrage nach gefälschten Produkten hängt nicht von Einkommen, Bildung oder Wissen darüber ab. Im Gegenteil: Konsumenten werden mehr und mehr „Partners in Crime“, sie kaufen Fälschungen also in vollem Bewusstsein. Die Erklärung ist einfach: „Sie bekommen das Prestige, ohne dafür zu bezahlen.“ Oder zumindest, ohne voll zu zahlen. Das Phänomen der Purse Mania Apropos: Kann denn eine Tasche Sünde sein? In den letzten anderthalb Jahrzehnten habe es eine regelrechte Handtaschen-Explosion gegeben. Behandeln Sie Ihre Lieblingstasche wie den Mann fürs Leben. Sie ist ein treuer Begleiter. Wie symbiotisch die Beziehung sein sollte, hat Alfred Hitchcock 1954 bereits in seinem Film „Das Fenster zum Hof“ gezeigt. Darin entdeckt Grace Kelly das finale Indiz für die Ermordung der Nachbarin. Denn, so Kellys These: Nur der Tod kann eine Frau von ihrer Lieblingstasche trennen. Die Modezeitschriften quellen über von Fotos immer neuer Modelle. Die Handtasche ist zum Zentralorgan inszenierter Weiblichkeit geworden. Als ihre Hohepriesterin darf Viktoria Beckham gelten, deren Handtaschensammlung stattliche 1,7 Millionen Euro wert ist. Für ihr bestes Stück, eine 142.000 Euro teure Himalayan von Hermès, von der es weltweit nur drei gibt, musste ihr zweitbestes Stück, David Beckham, immerhin vier Tage arbeiten. Einige Taschen sehen aus wie Mary Poppins’ Medizinkoffer mit Zauberausstattung – mit einer gewaltigen Ansammlung von „Gut zu haben“-, „Man weiß ja nie“- und „Für den Fall, dass...“- Gegenständen. Andere dagegen sehen wie ein Logistikzentrum aus: sauber und gut organisiert, so dass alles innerhalb einer Sekunde aufgefunden werden kann. Doch die sind äußerst rar. Die allermeisten könnte man eigentlich am besten als 500-Euro-Mülleimer bezeichnen, sozusagen „Schwarze Löcher“, in denen Frauen addierte 76 Tage ihres Lebens suchen. Eine Tasche erfüllt viele Funktionen: ist Finanzzentrum, Schönheitssalon, Notfallkoffer, Sicherheitszentrum, Spirituelles Zentrum, Ver- ELITE Das Logo ist beim echten Produkt stets zentral platziert (oben), außerdem gibt es deutliche Farbunterschiede gegenüber der Kopie (unten) bindungszentrale, Snackbar, Unterhaltungszentrum, Erinnerungsliste. F for Fake Im Film „F for Fake“, einem Artefakt, einem Schneidetisch-Bravourstück, einer Recherche nach dem wahren und dem Warenwert der Kunst, versetzt Orson Welles Autobiographisches mit ironischer Mystifikation. Die Reflexion über Kunstfälschung entpuppt sich als Frage nach dem Wesen der Kunst, diese wieder als Frage nach der Wahrheit. „Wahrheit ist eine Lüge“, sagt Picasso. „Eine Lüge, die hilft, Wirklichkeit zu begreifen“, ergänzt Welles diabolisch und gehüllt in einen schwarzen Mantel des Magiers. „Man versehe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige kann ich verzichten“, lautet ein Zitat des Schriftstellers Oscar Wilde. Luxus ist immer eine besondere Belohnung für sich selbst, eine sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten oder einfach nur freie Zeit, die man in gepflegtem Ambiente genießt. Bevor ELITE am Ende noch selbst „abgekupfert“ wird, schreibt es sich wieder zum Anfang zurück, zu Bülent und seinen Latschen. Das Louis Vuitton Original Solstice, eine „luxuriöse, urbane Zehensandale aus außergewöhnlichem Velours-Alligatorleder“ mit „besonders weicher Gummisohle“ übrigens um 735 Euro, das „Einstiegsmodell“ Helios Mule aus Canvas um 265 Euro. Aus diesen wie jenen könnte man kippen, wenn der Leser oder die Leserin liest, was (fast) noch schlimmer als ein Plagiat ist. „Nun können Sie endlich auch Designer- und Luxus-Taschen auf Raten kaufen. Von Armani, Aigner oder Joop über Gucci, Louis Vuitton bis hin zu Prada und Versace finden sie eine breite Auswahl exklusiver Luxus-Designer-Taschen. Natürlich bieten wir in unserem Handtaschenoutlet auch andere Lables, wie Liebeskind, Picard oder italienische Marken an. Entweder die Handtasche auf Raten und Laufzeiten, die Sie selbst bestimmen, oder Sie suchen sich gebrauchte Taschen aus unserem Taschenverleih.“ Incroyable! n 61 COVERSTORY – SO ERKENNEN SIE DIE KOPIE Un(r)echt und billig Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber nicht jeder hat denselben Horizont. Vor allem Fälscher, die sich fataler- und natürlich auch sträflicherweise nicht an jene Lebensweisheit halten, die das Gute vom Schlechten trennt: Halte nie jemanden für dümmer, als du selbst bist. lle Sinne sind gefordert, wenn man die Echtheit von noblen Handtaschen sicherstellen möchte. Optik, Haptik, Geruch, Gewicht und vieles mehr. Auch wenn die Produktionsmethoden und Vertriebskanäle immer perfekter und perfider werden, gibt es – auch ohne Wikileaks – Anhaltspunkte, woran man Edles von Ekligem unterscheiden kann. Neben Materialien, Farben, Formen, Nähten, Garnen, Steppungen, Verschlüssen spielen vor allem Details wie Labels, Prägungen und Nummernkombinationen eine wichtige Rolle. Bei Louis Vuitton beispielsweise erzählt die Seriennummer ihre eigene, enigmatische Geschichte. Sie ist nie einfach und sofort zu finden, in den Taschen gut versteckt eingearbeitet. Seit 1990 muss die Seriennummer aus zwei Buchstaben und vier Ziffern bestehen (z.B. SP1009), SP steht für die Produktionsstätte, die erste und dritte Ziffer geben den Monat (hier also Oktober) an, die zweite und vierte Ziffer das Jahr (2009) an. Seit 2007 (Bsp.SP1010) gilt: SP steht weiterhin für die Produktionsstätte, die erste und dritte Ziffer geben aber nun die Kalenderwoche (hier 10. Woche des Kalenderjahres) an.* Die zweite und vierte stehen weiterhin für das Jahr (2010) neben der Seriennummer gibt es eine Modellnummer. Sie fängt mit „M“ an und darauf folgen dann 5 Zahlen (z.B. die Modell-/Referenznummer bei der Neverfull Monogram MM: M40156). Alle Monogram Neverfulls MM haben die gleiche Modellnummer. Die Modellnummer findet man nicht in der Tasche, sie ist in Katalogen oder auf der Homepage zu finden. Sie ist eigentlich nur eine Fachabkürzung für den Modellnamen. Das Innenleben der Monogram-Tasche ist entwe- A 62 Chanel-Schlaufen werden immer genäht (oben), bei Fälschungen werden sie geklebt Der Verschluss der falschen Chanel-Tasche (rechts) ist um 180 Grad gedreht der aus dunklem Canvas oder aus rehbraunem ganz leicht strukturiertem Leder, niemals jedoch Wildleder und schon gar nicht in beige (Ausnahme: Deuville, Trouville). Viele gute Fakes, erkennt man auch an der Farbgebung, die leicht rötlich wirkt. Die Original-Logos sind „senfgelb“. Die Logos sind symmetrisch angebracht, das fällt an Nähten auf – Logos sind nie unterschiedlich angeschnitten (z.B. dort, wo der Reißverschluss ist). Bei Fälschungen steht auf den Staubbeuteln oder Umkartons meist „Louis Vuitton Malletiera (mit ‚a‘ am Ende) Paris“ statt „Louis Vuitton Malletier à Paris“. Oft kann man ein Fake von einem Original unterscheiden, indem man an den Taschen riecht, denn oft sind Fakes aus billigem Schafsleder, was man auch dementsprechend riecht! Original Louis Vuitton Produkte erhalten nach einer Zeit eine typisch braune Patina, was Plagiate meistens nicht aufweisen. Weiters bestehen Louis Vuitton Taschen im Monogram Canvas nicht aus Leder sondern aus mit Vinyl beschichtetem Segeltuch. Die Henkel- und Lederteile einer solchen Tasche bestehen aus unbehandeltem Naturleder, das durch Regen, Sonne und alltäglichem Gebrauch nachdunkelt. Die Enden der Lederteile und Henkel sind leicht weinrot angestrichen, bei Fakes sind diese oft grell orange ange- ELITE *Als Produktionsstätten gelten : A2 (France) Mono Canvas, Epi; AA (France) Mono Canvas, Vernis, Damier Ebene, AR (France) Mono Canvas, CB, Damier Canvas, Epi, LV Cup, AS (France) Suhali, Epi, Vernis, Mini Lin, AX (France) Mono Canvas, BA (France) Mat Mono, Vernis, CB, BJ (France) Mat Mono, Epi, Vernis, BU (France) Mono Canvas, CA (Spain) Mono Canvas, CB, Epi, Mini Mono, Vernis, MC, Damier Canvas, Mat Mono, Damier Azur, Suhali, Glace, Groom, CB Mono Ambre, CE (Italy) Vernis, Damier Sauvage, CR (Spain) Damier Canvas, CT (France) Mono Canvas, Cerises, Mono Groom, Damier Canvas, DU (France) Mono Canvas, Mono Mirage, Damier Canvas, ET (France) Mono Canvas, FC (USA) Mono Canvas, FA (Switzerland) Monte Carlo Loafer, FH (USA) Mono Canvas, FL (France) Mono Canvas, MC, Damier Canvas, Mono Denim, Epi, FO (Italy) Damier Lune,Paris, JA (France) Patent sandal from 2009 RTW, LA (USA) Monogram LM (Spain) Mat Mono, Vernis, Damier Canvas, Suhali, LW (Spain) Vernis, MA (Italy) Balmoral Heels, MI (France) Mono Canvas, Mini Mono, Vernis, Mat Mono, Damier Canvas, Epi, Damier, Azur, Mono Dentelle, MC, Damier Centenaire, Mono Perfo, Cerises, MB (France) Mono Canvas, Damier Canvas, Mono Charms, Mono Motard, RA (France) Mono Canvas, Damier Canvas, RC (Italy) Mono Denim, Nimbus, RI (France) Vernis, Tobago, SD (USA & France) Mono Canvas, MC, Damier Canvas, Damier Azur, SL (France) Mono Canvas, MC, SN (France) MC Wish Bracelet, Mini Mono Wish Bracelet, Vernis Wish Bracelet, SP (France) Mono Canvas, Mini Mono, Damier Canvas, Epi, Mono Denim, MC, Cerises, Damier Azur, Mono Perfo, Mirage, Mini Lin, SR (France) Mono Canvas, Mini Mono, MC, Mono Satin, Epi, Vernis, TH (France) CB, MC, Vernis, Mat Mono, Suhali, Damier Canvas, Mono Canvas, Damier Azur, Mono Mini, Epi, Mono Leopard, TS (France), TR (France) Vernis, VI (France) Mono Canvas, Mini Mono, Vernis, Damier Canvas, Epi, Mono Denim, MC, Damier Azur. Nur bei echten Chanel-Taschen gibt es im Innenfutter einen Produkt-Erkennungs-Code strichen. Das Monogram Multicolore oder auch Multicolor genannt, das 2003 vom japanischem Künstler Takashi Murakami designt wurde, besteht aus 33 Farben, die jeweils auf weißem sowie auch auf schwarzem Hintergrund erhältlich sind. Die Taschen im Multicolor blanc sind innen immer in einem Rot ausgelegt. Die Taschen im Multicolor noir sind innen immer mit dunkelgrauem Alacantra Leder ausgelegt. Fakes im ELITE multicolor, bestehen häufig nur aus 5-6 Farben, daher ist es relativ leicht, eine Fälschung zu erkennen. Der Klassiker Speedy hat eine Innentasche, deren Eingriff mit Leder eingefasst ist (kein Reißverschluss!), ebenfalls findet man in der Speedy einen D-Ring zur Befestigung einer Pochette oder ähnliches. Das Monogram steht bei einer Monogram Speedy auf einer Seite immer auf dem Kopf, da die Tasche aus einem Stück gearbeitet ist – d.h. es gibt am Taschenboden keine Mittelnaht. Ganz wichtig ist das LV-Logo. Logos sind immer symmetrisch angeordnet und optisch perfekt ausgelegt. Die Logos sind niemals abgeschnitten (am Reißverschluss oder an den Seiten). Beispiel Prada: Alle Prada-Taschen werden in Italien hergestellt. Die entsprechende Kennzeichnung „Prada Made in Italy“ ist innen entweder auf einem Lederschild eingeprägt oder auf einer rechteckigen Logoplatte festgehalten. Des Weiteren haben alle PradaTaschen außen ein Triangel-Logo mit Prada-Wappen, den Markennamen ins Leder eingeprägt oder in den Verschluss graviert. Bei Fälschungen ist das wappenartige Firmenzeichen undeutlich und schlecht gemacht. Sowohl Wappen als auch Innenlogoplatte sind sicher an die Tasche angenietet. Das TriangelLogo ist oftmals auf einem Leder- oder Nylonuntersatz angenietet und sauber auf der Tasche vernäht. Zusätzlich ist der Markenname auf den meisten Metallteilen zu finden. Prada platziert diesen jedoch niemals auf Reißverschlüssen. Ein wichtiges Merkmal ist, dass gerade schwer zugängliche Stellen, wie das Lederstück bzw. Nylonstück am Reißverschluss mit sauberen, kleinen Nähten vernäht ist. Die Lederkanten sind sauber versiegelt oder zumindest akkurat geschnitten und vernäht. Während die Optik einer Fälschung auf den ersten Blick dem Original ähneln mag, so ist das haptische Gefühl von echtem, aufwendig handgegerbtem Leder ein vollkommen anderes. Auch der fehlende typische Ledergeruch kann ein Signal für eine Fälschung sein. Grundsätzlich dürfte es dem Laien jedoch sehr schwer fallen, Prada-Nappaleder von nachgemachtem Leder zu unterschei- den. Hier hilft nur der Weg in eine PradaBoutique, um sich ein Gefühl von einem Original zu machen. Die Art des Innenfutters ist bei den unterschiedlichen Prada-Produktlinien verschieden. Das Prada-MonogrammInnenfutter ist die am häufigsten anzutreffende Variante. In der Luxuslinie wird größtenteils Kalbsleder für das Innenfutter genutzt. ACHTUNG: Viele Prada Fälschungen haben bereits das PradaMonogramm-Innenfutter. Der Unterschied zum Original liegt in der unsauberen Naht oder darin, dass das Innenfutter schief eingenäht wurde. Alle Taschen werden mit einem kleinen lilafarbenen Briefumschlag ausgeliefert, welcher die Identifikationskarten enthält (Chipkarte und Pappkärtchen). Bei Fälschungen ist die Schrift auf der Chipkarte leicht unsauber gedruckt oder entspricht farblich nicht dem Original. Des Weiteren liegen ein weißer oder blauer Staubschutzbeutel mit blauem Marken-Schriftzug (bzw. grau bei den blauen Flanellbeuteln) und immer eine lilafarbene mehrsprachige Pflegeanleitung bei. Ähnlich akribisch sind die „Sicherheitscodes“ bei andern Luxus-Labels. Gucci zum Beispiel verweist auch in punkto Produktpiraterie auf Verarbeitung und Details. So muss auch hier explizit eine sechsstellige Artikelnummer auf einem kleinen Lederfähnchen in Inneren der Tasche vorhanden sein. Gestanzt mit dem Gucci-Logo und der Herkunftsbezeichnung „made in Italy“. Darüber hinaus betont man gerne – und ist sich mit Chanel-, Burberry- und Hermès-Verantwortlichen einig – die drei „P´s“: Product, Place, Price. Wo kaufe ich mit welcher Erwartung welches Produkt zu welchem Preis? Fälschungen haben einen Souffle´-Effekt. Nur kurz schnellt das Selbstbewusstsein, erzeugt durch den „ständigen Begleiter“ in die Höhe und sackt, wenn die Liebe dazu abkühlt, tief ein. Eine seriöse Veranlagung schließt man selten auf einer Raststätte ab, für die thailändische Lebensabschnittsgefährtin habe ich im einschlägigen Katalog 14-Tage Rückgaberecht, für „die Handtasche fürs Leben“ erwarten Frauen aber mehr als Treue: Ehrlichkeit. n 63 Nicht reich, sondern vermögend Wie denkt, handelt und lebt jemand, der gemeinhin als reich gilt? Eine neue Studie gibt Aufschluss über die Lebensgewohnheiten von Millionären. Das wichtigste Ergebnis: Sie sehen sich selbst nicht als „reich“ und entsprechen keinem Stereotyp. Von Wolfgang Beigl 50 ELITE G eschätzte 60-70.000 Millionäre leben in Österreich. Die meisten von ihnen meiden die Öffentlichkeit und leben eher zurückgezogen. Schließlich weiß man als Ve r m ögender, dass man einer gesellschaftlichen „Sondergruppe“ angehört. Da ist das Verhältnis zu den Medien ein distanziertes. Kein Wunder, dass die Einstellungen und Lebenswelten von Millionären noch kaum untersucht sind; wissenschaftliche Studien sind Mangelware. Schwer zu erforschen schon alleine deshalb, weil auch Sozialwissenschafter normalerweise nur schwer an diese Zielgruppe herankommen. Geholfen hat die Wirtschaftskrise, dass es jetzt eine qualitative Untersuchung über vermögende Menschen in Österreich, Deutschland, Italien und Polen gibt. Denn die Private Banking Divison der UniCredit wollte mehr über ihre Kernzielgruppe der Vermögenden wissen, um das eigene Geschäftsmodell anzupassen und gab die Studie „Wealth Society Report 2010“ in Auftrag. Ein groß angelegter länderübergreifender Report auf Basis strukturierter Tiefeninterviews. Länderübergreifender Report Die Konzeption und Durchführung der Studie erfolgte durch vier große Forschungsinstitute, welche die Ergebnisse aus den länderspezifischen Tiefeninterviews ausgewertet und strukturiert haben. In Österreich wurden 35 Menschen mit größerem Vermögen vom Institut Sensor aus dem Kundenkreis von Bank Austria Private Banking und der Schoellerbank interviewt. Unter den Interviewten waren 23 Personen aus Wien, 12 aus den Bundesländern Steiermark, Salzburg und Oberösterreich. Befragt wurden Menschen im Alter von 40 bis 80 Jahren mit einem Vermögen von einer bis 400 Millionen Euro liquides Vermögen. Wie sehen nun die Ergebnisse aus? Entsprechen die Reichen überhaupt den Vorstellungen, die die Öffentlichkeit gemeinhin von ihnen hat? Diese Frage kann klar mit Nein beantwortet werden. Vermögende leben in keiner Märchenwelt, umgeben von Statussymbolen. Sie entsprechen keinem Stereotyp, sind vielmehr starke Individualisten. Dies bestätigen auch die Ergebnisse aus Deutschland, Italien und Polen, wo insgesamt 109 Personen befragt wurden. Materielles nicht wichtig Kurz gefasst: Vermögende Österreicherinnen und Österreicher leben vornehmlich sehr bescheiden, gehen tendenziell zurückhaltend und sehr überlegt mit ihrem Vermögen um, nehmen ihre soziale Verantwortung ernst und denken pro-europäisch. Die heimischen Millionäre entsprechen also ganz und gar nicht den gängigen Klischees, sondern es sind Persönlichkeiten mit sehr differenzierten Wünschen, Werten und Zielen. Dass materielle Wünsche und Träume bei einem Großteil der vermögenden Menschen keine allzu große Rolle spielen, überrascht, hat jedoch verschiedene Gründe. Einerseits ist man mit dem Erreichten sehr zufrieden, andererseits hat sich die Bedeutung von Besitz schon relativiert. „Mit 30 war Geld sehr wichtig, mit 50 schon etwas weniger und jetzt mit 60 stehen andere Dinge deutlich im Vordergrund“, beschreibt es ein wohlhabender Un- ELITE 51 ternehmer. Oft wird auch die Bescheidenheit als Tugend hochgehalten und deshalb auf die Realisierung von materiellen Wünschen verzichtet. Statussymbole sind negativ besetzt Das teure Auto, die Traumvilla oder die Luxusjacht haben also bei vermögenden Menschen kaum Bedeutung. Das wird verständlich, wenn man nach den Motiven forscht: Denn seinen Reichtum allzu offen zur Schau zu stellen, ist generell negativ besetzt. Man definiere sich nicht über materielle Dinge, heißt es in mehreren Antworten. Das bedeutet aber nicht, dass auf Luxus generell verzichtet wird. Wohlstand drückt sich bei vermögenden Menschen meist nur anders aus. Man legt Wert auf ein gepflegtes Zuhause, auf Stil, auf Kunstwerke oder schöne Gärten und drückt damit seinen Status eher nach innen orientiert – in der Familie, im Freundeskreis – aus. Dieser Kunstsinn äußert sich auch im Besuch von Ausstellungen, Konzerten, Opern- und Theateraufführungen. Dabei spielen die klassischen Institutionen – wie die Staatsoper, das Burgtheater, die Bregenzer oder Salzburger Festspiele – eine große Rolle. Aber auch weniger etablierte Veranstalter, oder für ihre modernen Inszenierungen bekannte Festivals und Theater, werden bewusst gewählt, um zu zeigen, dass man sich vom Mainstream abhebt. Das eigentliche Gesellschaftsleben oder die Zugehörigkeit zur Seitenblicke-Gesellschaft wird von vielen Millionären eher kritisch gesehen. Das Mitpartizipieren an gesellschaftlichen Veranstaltungen hat für die meisten Millionäre wenig Bedeutung. Sie engagieren sich vielmehr in verschiedenen karitativen Organisationen oder für eine gute Sache. Kunst und Kultur wird ebenso unterstützt wie Soziales. Auch die Förderung von Wissenschaft und Forschung oder die Jugendarbeit im Sport haben einen hohen Stellenwert, wenn es um Sponsortätigkeiten geht. Das haben die Forscher bei ihren Interviews herausgefunden. Dabei geht es nicht immer nur um das Spenden von Geld, sondern zum Teil auch darum, sich persönlich und ehrenamtlich für etwas einzusetzen. Zwei unterschiedliche Gruppen Auch wenn Vermögende keinem Stereotyp entsprechen, so konnten aus den 35 Interviews trotz aller Unterschiedlichkeiten einige Gemeinsamkeiten bei den Werten, bei Lebensstil, Wünschen, bei sozialem Engagement oder beim Ve r h ä l tnis zu Vermögen und Banken herausgefiltert werden. Das Ergebnis der Klassifizierung der Antworten sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Gruppen von Millionären: zum einen jene Menschen, die aus einer sehr traditionellen Wertewelt kommen und bei denen das ererbte oder geschaffene Vermögen eher bewahrt wird. Die Forscher bezeichnen sie als die traditionell-bodenständigen Millionäre. Zum anderen jene Gruppe, die Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen ist, die dynamisch mit ihrem Geld umgeht und engagiert neue Pro j e k t e vorantreibt. Hier spricht man von den etabliert-dynamischen Millionären. 52 Was macht den traditionell-bodenständigen Millionär aus? Konservativ-bewahrende Werte – in der Soziologie Pflicht- und Akzeptanzwerte genannt – wie Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein, Tradition und Fleiß prägen das Leben dieser Menschen. Sie sind meist Unternehmerinnen oder Unternehmer, haben sich – teils nach einer Lehre – hochgearbeitet oder Familienbetriebe geerbt und weiter ausgebaut. Traditionell-bodenständig Die Familie hat für diese Millionäre einen sehr hohen Stellenwert. Auch die Absicherung der Liebsten und die Weitergabe des aufgebauten Vermögens an die nächste Generation sind entscheidende Motive. Der Wunsch, das Geschaffene zu erhalten und abzusichern, ist bei Millionären, die ihre Ziele schon weitgehend erreicht haben, sehr ausgeprägt. Der Reichtum wird von traditionell bodenständigen Millionären ganz bewusst nicht zur Schau gestellt und oft auch gar nicht als solcher empfunden. Man lebt eher bescheiden und teilweise sogar sparsam, ist in das lokale Leben gut integriert und nimmt vor allem in seinem unmittelbaren Umfeld – in Familie, Unternehmen oder lokalen Organisationen und Vereinen – Verantwortung wahr. Genuss heißt für diese Menschen, dass man sich ab und zu etwas gönnt. Statussymbole und übertriebener Konsum sind dieser Gruppe von Vermögenden aber zuwider. Etabliert-dynamisch Weiter nach oben streben hingegen die statusorientierten Millionäre. Bei ihnen hat der Konsum einen durchaus hohen Stellenwert. Es gibt oft ausgeprägte materielle Wünsche, die man sich ohne viel Überlegung erfüllt. „Das Motivierende ist zu sehen, dass sich etwas bewegt. Dass etwas, was man tut, Wirkung zeigt.“ Dieser Satz eines Befragten aus der Gruppe der etabliert-dynamischen Millionäre drückt recht deutlich aus, was diese Menschen antreibt. Sie wollen verändern, bewegen und zupacken. Sie suchen die Herausforderung, sind kompetitiv, kämpferisch und haben Spaß daran. Sie genießen es, etwas zu erreichen. Und sie genießen es auch, sich Freizeit oder Konsum leisten zu können. Die etabliert-dynamischen Millionäre findet man vor allem unter den Managern großer Betriebe, in der Finanzbranche, bei Unternehmensberatern oder bei großen Unternehmen. Sie schätzen die finanzielle Unabhängigkeit für sich und ihre Familie als ein wichtiges Gut und verfolgen eine Langzeitstrategie zur Sicherung und Mehrung ihres Vermögens. Diese Gruppe ist stark in das gesellschaftliche Leben integriert, lehnt aber die SeitenblickeGesellschaft tendenziell ab. Im Vordergrund stehen Kontakte, die beruflich und gesellschaftlich nützlich sind. Sie sind stark in Klubs und wirtschaftlichen Organisationen engagiert und übernehmen ehrenamtliche Tätigkeiten. Auch die Unterstützung von anerkannten Institutionen, wie beispielsweise die SOS-Kinderdörfer, hat einen hohen Stellenwert. Auch dieser Gruppe ist es wichtig, nach außen mit dem Vermögen nicht zu sehr aufzufallen. Die Gruppe der etablierten Millionäre schätzt schlichte Eleganz, eine gelungene Mischung aus alten und modernen Möbeln und ist design-affin. ELITE Als eine der größten Tugenden der rund 70.000 heimischen Millionäre wird Verschwiegenheit angesehen, Kunstsinn und soziale Verantwortung stehen hoch im Kurs Diese Menschen haben keine Berührungsängste zu moderner Arc h i t e k t u r und sind auch im kulturellen Bereich offen für Neues und Provokantes. Man besucht etablierte kulturelle Veranstaltungen wie die Salzburger Festspiele oder philharmonische Konzerte und nützt diese Gelegenheiten zur Kontaktpflege. Statusorientierte Vermögende Nach außen auffallen ist eher etwas für statusorientierte Vermögende. Ihr beruflicher oder sozialer Aufstieg ist oder war eine wichtige Triebfeder ihre s Karrierewegs. Sie sind stolz auf die eigene Leistung. Sie wollen aber auch als e r f o l g reich und vermögend wahrg enommen werden und demonstriere n das mit Luxus, den sie sich gönnen. Sie legen Wert auf die entsprechende Kleidung, die angemessene Wohnung, das passende Auto und ein Freizeitverhalten, das ihrem beruflichen und sozialen Aufstieg entspricht. Die statusorientierten Vermögenden wollen zu einer vermögenden Elite dazugehören und passen sich ihrem sozialen Umfeld an. Networking und die Kontakte zu bekann- 54 ten und prominenten Personen spielen in den Lebenswelten der statusorientierten Vermögenden als Ausdruck i h res Aufstiegs ebenfalls eine gro ß e Rolle. Auch in dieser Gruppe findet man häufig großzügige Sponsoren und Spender – insbesondere für moderne Kunst oder junge Künstlerinnen und Künstler. Sehr häufig ist diese Gruppe in innovativen Branchen, in der sogenannten New Economy oder der Unternehmensberatung tätig. Der „Wealth Society Report 2010“ ist also kein Blick hinter die Kulissen einer bunt schillernden SeitenblickeGesellschaft, sondern über Ve r m ö g e nde in Österreich, Deutschland, Italien und Polen, die etwas erreicht haben und ihr Vermögen eng mit Leistung und hohem sozialen Engagement verknüpfen. Die internationale Studie zeigt, dass die Mitglieder im Klub der M i l l i o n ä re vor allem eines gemeinsam haben: Vermögende denken sehr ähnlich, sie haben weitgehend dieselben Grundhaltungen, wenn es um Familie, Gesellschaft und soziale Ve r a n t w o rtung geht, und sie gehen tendenziell zurückhaltend und sehr überlegt mit i h rem Vermögen um. Internationale Perspektive Materielle Wünsche haben bei den vermögenden Menschen nicht jenen Stellenwert, den man erwarten würde. Immaterielle Wünsche – wie Zeit für Familie und Freunde, für Hobbys oder der Wunsch nach Gesundheit oder innerer Ruhe – haben oft eine wesentlich größere Bedeutung, zeigte die internationale Befragung. Dieser Grundhaltung entspricht auch eine länderübergreifende Skepsis oder sogar Ablehnung gegenüber stark nach außen getragenem Luxus oder Statussymbolen. In allen Ländern zeigte sich, dass die Kultur von allen vermögenden Menschen als sehr wichtige Freizeitbeschäftigung gesehen wird. Kulturelle Veranstaltungen haben auch die Funktion der Kontaktpflege und werden als Möglichkeit gesehen, seinen individuellen Geschmack auszuleben. Auftraggeber UniCredit Private Banking plant, diese Studie regelmäßig zu machen. Alle drei bis fünf Jahre soll eine groß angelegte Befragung der Millionäre durchgeführt werden – als Orientierung der wichtigsten Anliegen der Kunden. Und als Möglichkeit der Soziologen, in diesem weitgehend unerforschten Feld n nach Motiven zu suchen. ELITE Die ganze Wahrheit Von Christian W. Mucha Sollten Sie, geschätzte Elite Leser, zu jener Sorte Mensch gehören, die ganz genau verfolgt, mit welchen Insignien sich die Reichen und Mächtigen umgeben, dann soll uns das recht sein. Von Autor Fotos: philipphutter.com V ielleicht geben Sie, geschätzte LeserInnen, es ja auch zu: Manch einer von denen, die zuschauen, sich ergötzen, sich wundern oder schockiert sind, wie viel Geld die Reichen für Wahnsinniges ausgeben, wird bisweilen vom Neid angestachelt. Einer bösen Charaktereigenschaft, ja einer der Todsünden, die dein eigenes Leben verkürzt, die Gallensäfte in Wallung bringt und damit nicht nur für schlechte Verdauung, sondern auch für ein übles Leben sorgt. ELITE ist nun die beste Medizin gegen derartige Anwandlungen. Nun mögen die Reichen, die Mächtigen, die Haute Volée, die Society-Hengste, und die Über-Drüber-Bussi-Society in vielen Punkten blöd genug sein, irrwitzige, überteuerte Statussymbole einzukaufen. Blöd genug zuzugeben, was man ihnen damit freilich an Ramsch angedreht hat, sind die meisten nicht. Denn wer würde schon nach dem Kauf eines Luxusgefährts um eine halbe Million Euro zugeben, dass der erworbene Luxusschlitten unter Kinderkrankheiten erbärmlichster Art leidet, und dass man letztlich ein Volltrottel gewesen ist, so unvorstellbar viel Geld für so wenig Qualität beim Fenster hinausgeschmissen zu haben. Selbstverständlich wird Frau Nawratil, wenn sie von ihrer zweitbesten Freundin nach ihrer neuen Cartier Uhr befragt wird, es nie und nimmer zugeben, dass das X-tausend Euro teure Prunkstück an ihrem Handgelenk von einem Quarzwerk angetrieben wird. Denn Frau Nawratil weiß das im besten Fall nicht einmal, und wenn es ihr irgendjemand steckt, dann wird sie sich hüten, sich (oder ihren Liebhaber, der ihr das gute Stück zur Defloration verehrt hat) anzuzünden. Herr Neureich, der Banken-Insolvenzberater, der gerade Millionen irgendeiner Republikförderung abgestaubt hat, würde seinem besten Feind niemals erzählen, dass sein FerrariVertu-Handy immer wieder den Text „Programm ohne Chipkarte fortset- ELITE zen“ zeigt. Weil es dem Handyhersteller (das Innenleben stammt übrigens von Nokia, nur sagt einem das keiner) bis dato nicht gelungen ist, die FixierSchiebeeinrichtung, mit der die Chipkarte auf die Kontakte gepresst wird, so zu konstruieren, dass sie nicht zurückschnappt, wenn man sie nicht bis zum äußersten Ende arretiert. Und dass die Reparatur des Vorgängermodells, wo die Antenne abgebrochen war, neben den Kosten, die lawinös sind, lächerliche zweieinhalb Monate gedauert hat. Auch dass man ihm ein Ersatz-Tool leihweise zur Verfügung gestellt hat, würde er nie zugeben. Denn täte er das, dann könnte ja jemand auf die Idee kommen, dass er ein ganz schöner Idiot war, 8.000 Euro für ein Handy auszugeben. Und das ist nicht einmal aus Gold und hat keine Diamanten auf der Tastatur. Doch dazu und zur Information, dass die Firma Haban-Bucherer auf der Wiener Kärntnerstraße zu Jahresende ihre VertuVertretung zurücklegt, weil man einfach die Zores nicht mehr haben möchte, kommen wir in einer späteren Ausgabe. Lassen Sie mich Ihnen diesmal etwas über das wohl edelste Statussymbol der Welt, über Rolls Royce, erzählen. Rolls Royce Wer einen Rolls Royce fährt, der hat es geschafft. Der bewegt sich in einer Liga, die jenseits des Neides angesiedelt ist. In diesem Clan der Superreichen findet sich das englische Königshaus ebenso wie Hocharistokraten in ganz Europa, pensionierte Milliardäre und Multimillionäre, die ihre Firmen abgestoßen haben (vorher empfiehlt sich die Anschaffung eines Rolls Royce nicht – es könnte ja jemand auf blöde Ideen kommen), sowie internationale Stars der Musik-, Film- und Unterhaltungsbranche. Als absolutes „nogo“ gilt die Nobelmarke mit dem „Spirit of Ecstasy“-Symbol auf der Kühlerhaube bei Bankern, Versicherungsmanagern, Investmentexperten und Immobilienmanagern, weil man mit dem Bewegen eines solchen Fahrzeuges nachhaltig und deutlich signalisiert, dass man sich mit üblichen Provisionen nicht zufrieden gibt, sondern mit beiden Händen zulangt. Sehr beliebt ist diese Nobelmarke (das wird Ihnen kein Repräsentant von denen erzählen) auch bei Waffenhändlern, Drogendealern, im Rotlichtgewerbe, bei Bordellbesitzern, besonders erfolgreichen Zuhältern, Drahtziehern von Callgirl-Ringen und Escort-Betreibern. Während die Aristos und Stars auf den gediegenen Komfort von Rolls Royce setzen, glauben die letztgenannten, damit ihr Image und ihren Status zu verbessern. Beides scheitert, wie wir in der Folge erläutern werden: Ich habe meinen ersten Rolls Royce vor vielen Jahren unter extremen Umständen erworben; hatte die glückliche Fügung des Zufalls an meiner Seite. Ich war in meinem Leben erst ein einziges Mal Rolls Royce gefahren. Als Gast des „trend“-Chefredakteurs Lajos Ruff, der mich auf eine Spritzfahrt mit seinem guten Freund Franz Kalal einlud. Der hatte einen Rolls Royce. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Das Leder, das Wurzelholz, die Monumentalität und Größe dieses Fahrzeuges, das Kalal wie selbstverständlich bewegte. Irgendwie war der, wie man mir mitteilte, sehr erfolgreich und hatte einen Mietwagenverleih. Slogan : Auto hin, Kalal her. Unvergesslich Die Fahrt in seinem Rolls Royce ist mir unvergesslich geblieben. Und hat mich hin- und hergerissen. Was dem Franz Kalal Jahre später auch widerfuhr, als er wegen allerlei Malversationen den Ausblick aus der Rolls RoyceScheibe gegen schwedische Gardinen tauschen musste. Jahre später lernte ich auf meinen Reisen einen umtriebigen Autohändler in Süddeutschland kennen. Sein Name tut nichts zur Sache, sein Geschäft ist längst ver- 97 Würden Sie mir glauben, dass man im Kofferraum einer der teuersten Limousinen der Welt keine zwei handelsüblichen Reisekoffer unterbringt? kauft, den großen Schnitt hatte er seinerzeit gemacht. Jetzt – in der Wirtschaftskrise – beißen seine Nachfolger die Hunde. Im Schauraum des wunderbaren Autosalons südlich von München sah ich ihn das erste Mal: einen Rolls Royce Silver Spirit. Ein unförmiges, unglaublich beeindruckendes, mächtiges Fahrzeug, das seinerzeit das Spitzenmodell der Rolls RoyceFamilie war. Als ich den Preis sah, ahnte ich, das würde ich mir niemals leisten können. Doch der Autohändler machte mir ein interessantes Angebot. Er hatte eine Geschichte parat, die wahrhaftig ihresgleichen suchte. Dieses Fahrzeug stand seit zwei Jahren in seinem Schauraum. Mit Null Kilometern. Er hatte es einem Bauunternehmer verkauft, der die Finanzierung des sauteuren Fahrzeuges einer Leasingfirma übertrug. Und da passierte das Unglaubliche: Nicht nur der Bauunternehmer ging bankrott, sondern zeitgleich die Leasingfirma. Damit hatte er einen ersten Vorbesitzer im Fahrzeugs-Typen- 98 schein. Der zweite Besitzer, ein Bordellbetreiber, wurde leider, bevor er das Fahrzeug übernehmen und bezahlen konnte, auf offener Straße erschossen. Numero zwo im Typenschein. Als dritter musste das Autohaus selber in die Papiere, um das Fahrzeug nun, nach der zu langen Wartezeit, anzumelden. Ein Luxusgefährt mit Null Kilometern und drei Vorbesitzern ? Unverkäuflich. Also machte mir der Händler ein Angebot, das man einfach nicht ablehnen konnte: Ich überreichte ihm meinen relativ frischen Jaguar/Daimler, durfte ein Drittel des Kaufpreises des Rolls Royce in Barem bezahlen und er erhielt für das dritte Drittel Werbung in meinen Zeitungen. Für fünf Jahre. In jeder Ausgabe. In jeder meiner Zeitschriften. Längerfristiger Test So kam ich zu meinem ersten Rolls Royce. Und hantelte mich im Laufe der Jahre langsam nach oben. Über den Silver Seraph ( für den wir die nächsten fünf Jahre Werbung machten) zum Phantom, dem neuen Spitzenmodell des krisen- und eigentümerwechselgebeutelten Unternehmens. Heute weiß ich Bescheid. Heute können Sie mir über diese Edelmarke nichts mehr erzählen. Das Problem an der Chose ist nur folgendes: Jeder Motorjournalist ist glücklich, wenn er solch ein Fahrzeug vorstellen darf. Er sieht es – und das gilt bei Leibe nicht für jeden Motorjournalisten beim Badener Schulterblatt – bestenfalls für einige Stunden. Der Motorchef einer großen Tageszeitung darf mit diesem Fahrzeug vielleicht einen Tag verbringen. Kaum einer von denen macht jemals einen längerfristigen Test. Und: die geringen Stückzahlen und die Verschlossenheit der Eigentümer dieser Fahrzeuge, die (siehe oben) sich eher die Zungenspitze abbeißen würden, als die Wahrheit über ihr Auto zu verlautbaren, tragen das ihre dazu bei, dass der Nimbus und das Image von Rolls Royce nach wie vor in Himmelshöhe angesiedelt sind und Passanten sofort ihre Handykameras zücken und Lustschreie ausstoßen, wenn man laut- ELITE sich befinden, ein Mechanikerteam einreiten wird, das die Sache in Ordnung bringt.“ Wir sind beglückt, fahren nach Kärnten und bringen das Fahrzeug zur Werkstatt unserer Wahl, dem Autohaus Grasser (richtig, der Vater des ehemaligen Finanzministers), wo Range Rover verkauft werden. Ein Mechanikerteam, das aus München heraneilt, nimmt mein Fahrzeug in ihre Obhut und man erklärt mir, dass bei jedem der vier Stoßdämpfer Geber montiert sind, die den Untergrund messen. Man findet heraus, dass der Geber rechts vorne defekt ist, ersetzt ihn und die Sache ist schon erledigt. Die Münchner fahren nach Hause nach München, ich fahre weiter zu meinem Domizil nach Krumpendorf. autoride Die Uhr auf dem Armaturenbrett sah nicht immer so aus: die Metallkonstruktion mit den Quadranten für 12, 3, 6 und 9 ist ausgebrochen … los an ihnen vorüber gleitet. Nun möchte ich nicht sagen, dass das Fahren in einem Rolls Royce kein Luxus wäre. Die Fahrt Wien-Florenz vergeht in 7,5 Stunden wie im Flug, und man steigt aus dem Auto aus und fühlt sich, wie wenn man im Clubfauteuil gesessen wäre. Das Handling ist angenehm, die Einrichtung geschmackvoll und nur vom Feinsten, die Wurzelhölzer edel und das weiche Leder kommt gar aus Österreich. Wer hätte das gedacht. Überraschungen Freilich hat der Rolls Royce auch so einige Überraschungen parat. Nehmen wir das Vorgängermodell, den Silver Seraph. Auf dem Weg von Wien nach Klagenfurt verlautete der intelligente Bordcomputer plötzlich etwas, was ich bis dato nicht kannte. Natürlich auf Englisch, denn damals sprach der Bordcomputer noch nicht Deutsch. Er schrieb das wunderbare Wort autoride. In diesem Fall lässt man sich über das Bordtelefon zur 24-Stunden Hotline ELITE von Rolls Royce, die Ihnen aus jedem Problem heraushilft, weiter verbinden. Man landet bei Rolls Royce Zürich, wird weiter verbunden zu Rolls Royce München und landet schlussendlich bei Rolls Royce Basel, die dir folgende Auskunft geben: „ Unter autoride versteht man die Fähigkeit Ihres Fahrzeuges, den Untergrund, auf dem Sie sich bewegen, zu qualifizieren. Die Fahrwerkseinstellung ihres Fahrzeuges wird härter sein, wenn Sie sich auf einer Autobahn bewegen, und weicher positioniert, wenn Sie auf ruppigem Untergrund mit geringerer Geschwindigkeit dahinfahren. Die Information autoride bedeutet nun, dass Ihr Fahrzeug die Fähigkeit verloren hat, den Untergrund zu qualifizieren, weshalb die Stoßdämpfer des Fahrzeuges auf eine Mittelposition arretiert wurden. Sie können damit gerne bei Bedarf die nächsten tausend bis fünftausend Kilometer fahren, verzichten freilich auf den Vorzug der Fahrwerksabstimmung, weshalb im Zuge Ihrer Vollgarantie selbstverständlich, ganz gleich wo auch immer Sie Drei Tage später, als wir eine nette Ausfahrt rund um den Wörthersee machen wollen, schreibt das Fahrzeug autoride. Ich rufe bei den Münchnern, deren Telefonnummer ich mir geben habe lassen, nochmals an und die erklären mir: Kein Problem, wir werden auch die anderen Geber tauschen. Das Mechanikerteam kommt schon am nächsten Tag wieder nach Kärnten, ich trinke einen gemütlichen Kaffee beim Grasser und wir ersetzen in lächerlichen fünf Stunden alle Geber. Schon wenige Minuten nach der Ausfahrt, wo ich mich freue, dass das Fahrzeug mich nicht mehr ärgert, erscheint die Botschaft autoride. Leider sind die Münchner bereits abgefahren und telefonisch nicht mehr erreichbar. Als ich sie am nächsten Tag am Telefon habe, versprechen sie mir, dass sie schon am kommenden Montag wieder nach Kärnten kommen wollen, diesmal mit der Komplettaustattung. Wir treffen uns wieder bei Grasser, wo ich schon wie ein alter Freund des Hauses behandelt werde. Nett, dass uns die die Werkstatt zur Verfügung stellen. Die Münchner haben vier neue Stoßdämpfer mitgebracht und ersetzen alle. Gott bin ich froh, dass ich eine Vollgarantie habe und dass das alles nichts kostet. Die Firma Rolls Royce freilich muss das ein Vermögen kosten. 99 Schön schaut er schon aus, der Royce: denkt David Beckham, dachte Josef Meinrad und denkt jeder, an dem er vorbeifährt, der 500.000-Euro-Traum Als wir die Stoßdämpfer getauscht haben, weiß ich: Jetzt haben wir alles ersetzt, nichts kann mehr passieren. Ich umarme die Münchner und wir verabschieden uns ein letztes Mal. Ich sollte mich geirrt haben. Schon vier Tage später schreibt das Fahrzeug erneut autoride auf dem Bordcomputer. Ich hoffe, man wird mir keinen Strick daraus drehen, wenn ich zugebe, dass ich an dieser Stelle mit dem Fuß in Richtung Bordcomputer getreten habe. Den Münchnern habe ich es jedenfalls nicht erzählt, die schon zwei Tage später zum Grasser nach Klagenfurt kamen und den ultimativen, letzten und äußersten Schritt setzten, um die Botschaft autoride für alle Zeiten aus meinem Leben zu streichen: Sie brachten einen komplett neuen Bordcomputer mit und tauschten das elektronische Gehirn des Fahrzeuges. Sie beginnen zu ahnen, dass dies nicht das Ende der Geschichte ist. Schon drei Wochen später schrieb das Fahrzeug autoride. Es gibt gewisse Dinge, an die gewöhnt man sich im Leben. Bis zum letzten Tag, an dem 100 ich die Limousine gegen den neuen Phantom eintauschte, zeigte sie die Botschaft autoride. In unregelmäßigen Abständen. Irgendwie dürfte das wie Zahnschmerzen bei diesem Fahrzeug gewesen sein. Als ich meinen neuen Phantom übernahm, vergewisserte ich mich zu allererst, ob die autoride-Krankheit eine Erbkrankheit wäre, und ob er die vielleicht von seinem Vorgängermodell übernommen haben könnte. Mitnichten, erläuterte mir der elegante Verkäufer im Münchner Autohaus. Ich wusste sofort, warum. Der Computer hatte mittlerweile Deutsch gelernt: Es gab kein autoride mehr, nie wieder. Fahrwerksregelung Ich fuhr mit dem Fahrzeug aus dem Autohaus hinaus und hatte ein unglaubliches Gefühl. Freilich hatte ein Abmessen des Fahrzeuges ergeben, dass es in meine Garage in der Innenstadt nicht passen würde. Ich musste eine Nische in die tragende Wand des Hauses konstruieren lassen, um das Fahrzeug mit der Kühlerhaube in der Wand verschwinden lassen. Um dahinter die Garagentüre versetzen zu können. Eine läppische Investition von 14.000 Euro, die man bei einem Fahrzeug, das 500.000 Euro kostet, gerne einmal in Kauf nimmt. Bei diesem Fahrzeug lernst du, wie die Queen zu grüßen. Bei diesem Fahrzeug fährt man nicht, man gleitet. Selbstverständlich sitzt man nicht auf dem Vordersitz, weil ein derartiges Automobil pflichtmäßig vom Chauffeur bewegt wird. Nur in den allerseltensten Minuten setzt sich der Herrenfahrer selber ans Steuer. Ungefähr auf der Höhe von Traunstein (noch in Bayern, noch nicht in Österreich), gab mir der Bordcomputer meines neuen Fahrzeuges eine interessante Information mit. Sie lautete: Fahrwerksregelung. Es handelte sich dabei um genau denselben Begriff wie autoride, nur auf Deutsch. Auch die ständig vom Bordcomputer gemeldete Information, dass ein Reifen defekt sei, hat mich nur wenige Wochen geärgert. Danach konnte die ELITE Best of Von Ekaterina Mucha teuer Die teuerste Yacht der Welt Der russische Milliardär Roman Abramowitsch hat sich bei Blohm + Voss ein „kleines“ Spielzeug bauen lassen: die größte und teuerste Yacht der Welt. Die 168 Meter lange „Eclipse“ hat etwa 800 Millionen Euro gekostet. Ein Pappenstiel für einen Mann, dessen Vermögen auf 13,8 Milliarden Euro geschätzt wird. Für Sicherheit ist freilich gesorgt: Die Fenster und Wände sind so dick gepanzert, dass sie selbst dem Angriff einer Rakete standhalten. Zudem gibt es: zwei HubschrauberLandeplätze, ein Mini-U-Boot und einen Haufen bis an die Zähne bewaffneter französischer Fremdenlegionäre. Na, viel Spaß! Die teuerste Uhr der Welt Zeit kostet Geld.Wer sich aber ernsthaft mit dem Gedanken tragen sollte, die Zeit auf der Luxus-Uhr aus dem Hause Chopard abzulesen, dem kostet sie ganz besonders viel Geld, nämlich 18,9 Millionen Euro. Dieses Glanzstück besteht aus herzförmigen Diamanten in den Farben Pink, Blau und Weiß von insgesamt 38 Karat. Zudem ist das Uhrenband mit gelben und weißen Diamanten besetzt, die zusammen 163 Karat wiegen. Ob diese Uhr auch richtig tickt, wissen wir nicht. Das Uhrwerk jedenfalls ist weniger spektakulär. 20 Das teuerste Auto der Welt Nur vier Stück wurden gebaut. Baron Rothschild hatte einen. Modeschöpfer Ralph Lauren besitzt einen. Und einer wurde jetzt versteigert: ein Bugatti Typ 57 SC Atlantic,Baujahr 1936.Und der Sammler hat für diesen schnittigen Oldtimer über 23 Millionen Euro bezahlt.Ob er damit auch fährt oder ihn in einem Hochsicherheitstrakt parkt, ist nicht bekannt. Das teuerste Hotel der Welt Das Marina Bay Sands in Singapur hat flotte 55 Stockwerke, 2.560 Zimmer und 4,9 Milliarden Euro gekostet. Die Preise reichen von 425 Euro pro Nacht aufwärts. Der Zeitung Daily Mail zufolge rechnet der Direktor der riesigen Anlage, Thomas Arasi, mit bis zu 70.000 Besuchern pro Tag. Damit soll das Hotel mit seinen 10.000 Angestellten jährlich einen Gewinn von knapp 60 Millionen Euro einbringen. Im teuersten Hotel der Welt kann man ganz oben am Dach im randlosen Swimmingpool planschen. Der Swimmingpool ist mit 150 Metern drei Mal so lang wie ein olympisches Schwimmbecken, aber die Konstruktion erweckt den Eindruck, als würde er bis zum Horizont reichen.Wer vom Schwimmen genug hat,kann im „SkyPark“ ein wenig im Grünen entspannen – ebenfalls in Schwindel erregender Höhe. Der Park befindet ebenfalls auf der riesigen, einem Schiff nachempfundenen Dach-Plattform, die von den drei Türmen des Hotels getragen wird. Luxus, wohin man blickt:Auf die Besucher wartet ein Kasino, ein Theater, ein Kristallpavillon, ein Einkaufszentrum, ein eigenes Museum in Form einer Lotusblüte und ein Kanal,der durchs Gebäude führt und von traditionellen chinesischen Booten befahren wird. ELITE Die teuerste Hochzeit der Welt Was wäre eine Palast mit 1.788 Zimmern und 2.000 Luxuslimousinen für den Sohn des reichsten Mannes der Welt, den Kronprinz Al Muhtadi Dillah, wenn er kein angetrautes Eheweib hätte. Deshalb heiratete er die 17-jährige Yang Mulia Dayangku und ließ sich die Hochzeit ganze 40 Millionen Euro kosten. Mit insgesamt 4.000 Gästen feierte er im Sultans-Palast von Bruneis Hauptstadt Bandar Seri Begawan. Der teuerste Diamant der Welt Der wohl teuerste Diamant der Welt wurde in Genf versteigert und kostet 34 Millionen Euro. Das Schmuckstück gehört nun dem Londoner Diamantenhändler Laurence Graff, wie Sotheby’s mitteilte. Dieser habe den Edelstein für seine Privatsammlung erstanden. Der pinkfarbene Diamant hat 24,78 Karat und bereits Geschichte gemacht. Schon in den 1960er-Jahren ersteigerte ihn der New Yorker Juwelier Harry Winston.Bisher lag der Rekordpreis, der jemals bei einer Auktion für einen Diamanten geboten wurde, bei 24 Millionen Dollar. Er wurde im Dezember 2008 erzielt,als der „Blaue Wittelsbacher“ – ein berühmter Diamant aus dem Bestand der bayerischen Kronjuwelen – in London versteigert wurde. Reichster Mensch der Erde Derzeit führt Carlos Slim Helú,ein mexikanischer Unternehmer der Telekommunikationsbranche, die Liste der reichsten Menschen der Erde an. Mit einem Vermögen von 53,5 Milliarden Dollar lässt er selbst Microsoft-Mitgründer Bill Gates hinter sich. ELITE Das teuerste Apartment der Welt Sie hat zwar nur drei Schlafzimmer, aber kostete ihrem neuen Besitzer immerhin 240 Millionen Euro. Sie ist die teuerste Wohnung der Welt und liegt im Monaco. Zu jedem Schlafzimmer gibt es übrigens ein eigenes Kino, zwei Badezimmer, Boudoir und eine Küche. Und dass dieser Wohnung ein eigener Privatpark mit Altbaumbestand und eine hauseigene Therme angeschlossen ist, das versteht sich eigentlich von selbst. Das 2-stöckige Penthouse liegt vermutlich am besten Platz in ganz Monaco: in unmittelbarer Küstennähe. Geschätzter Quadratmeterpreis: 150.000 Euro. Der teuerste BH der Welt Warum lächelt dieses Model so verklärt? – Die junge Frau präsentiert gerade den teuersten BH der Welt. Er ist das Werk von „Hearts On Fire“ und „Victoria’s Secret“ und ist mit 800-Karat-Diamanten besetzt. Es kostet sagenhafte sechs Millionen Dollar. Das teuerste Gemälde der Welt Was hätte der amerikanische Maler Jackson Pollock (1912-1956) wohl gesagt, wenn er gewusst hätte, dass dereinst sein Gemälde „No. 5, 1948“ zum teuersten der Welt wird? Der Film- und Musikproduzent David Geffen verkaufte das Bild in Pollocks berühmter Dripping-Technik an einen anonymen Sammler um umgerechnet 109,6 Millionen Euro. 21 Steinreich werden … … oder auch nicht – die klassische Urlaubsposse. Beim Juwelenkauf übervorteilt. nser Verlegerpaar hatte als Hochzeitsgeschenk eine Mitttelmeerkreuzfahrt erhalten. Auf dieser Reise hatten die beiden freilich ein Erlebnis der erbärmlichen Art: In einem eleganten, perfekt ausgestatteten, hochmodernen Einkaufstempel, der alle Stücke spielte, wurden die beiden in Kusadasi, wie man so schön sagt, übers Ohr gehaut. Trotz Expertise, Handelskammergutachten und einem zur Schau gestellten maximalen Maß an Seriosität des Juweliers entpuppte sich alles, was man den Muchas verkaufte, als Fake: falsch, kopiert und unecht. Pech gehabt. Normale Urlauber, denen solches wi- U 120 derfährt, können zu Hause nur mehr weinen. Sie werden ihr Geld niemals wieder sehen. Im Fall der Muchas hatte die Sache dann ein happy end. Vielleicht auch deshalb, weil es den türkischen Offiziellen nicht gerade angenehm war, dass man just den Verleger zweier Touristik-Zeitschriften (im MuchaVerlag erscheinen auch FM und FaktuM) reingelegt hatte. Nach massiver Intervention der türkischen Botschaft und einer Abmahnung des Juweliers in Kusadasi refundierte der sechs Monate nach dem Vorfall die volle Kaufsumme auf das Konto der Muchas zurück. Lesen Sie im Folgenden das persönliche Bekenntnis von einem, der blindlings in die „Gute Laune“-Falle tappte: „Eine Urlaubsreise, das weiß jeder, ist für das Börsel genau so gefährlich, wie hungrig einkaufen zu gehen: Wer mit leerem Magen ELITE zum Billa geht, kauft um 30 Prozent mehr Lebensmittel ein, als er benötigt. Im Urlaub sind wir guter Laune. Da haben wir Zeit. Da will der liebe Schatz ein Andenken, etwas Bleibendes, Schönes und wenn’s geht: ein Schnäppchen, ein Schmuckstück, eine Erinnerung fürs ganze Leben. Auf meinen unzähligen Reisen bin ich auf den Spuren vieler Wahnsinniger gewandelt, die in den Juwelen-Hochburgen dieser Welt sauteure Pretiosen erstanden haben. In Indien erzählte mir ein Reiseleiter, dass er sich von der Kommission, die ihm der hiesige Juwelier beim Verkauf eines Riesenrubins an einen österreichischen Spitzenmanager gezahlt hatte, ein neues Allrad-Auto angeschafft hat und in St. Thomas (Karibik) errötete Goldsmith N.N. vor Freude, als er auf meiner Kreditkarte „Austria“ las („there was this Austro-Canadian millionaire and he bought a yellow diamond for his daughter“). Just auf unserer Hochzeitsreise tappte ich einmal mehr in die Falle. Ein edles Geschäft namens Apollo’s und sein wortgewandter Juwelier luden mich und meine frisch Angetraute in Kusadasi (Türkei) ein, einen blauen und einen pinken Saphir zu kaufen. Schöne große Steine, für die ich nach langem, hartem Feilschen 4.444 Euro berappte. Als kleine Zuwaage legte er zwei Alexandrite drauf. Steine, die bei künstlichem Licht ihre Farbe verändern. Sehr faszinierend und nicht gerade billig. Doch die gab es als Extra. Mäuserich war glücklich, Mäuschen war glücklich und die Mäuse wanderten zu Apollo. Dass die Steine nicht echt waren, entdeckten wir erst nach unserer Rückkehr, als ich unseren Haus-undHof-Juwelier bat, die Ringweite zu ändern. Der sah die beiden Steine kurz an und fragte, was ich dafür bezahlt hätte. Als ich ihm den Preis nannte, schüttel- ELITE Weit verbreitet und dennoch wertlos: betrügerische Zertifikate, die eines vermitteln sollen: Sichrheit te er den Kopf: „Sie hätten das Vierfache dafür bezahlen müssen.“ Schließlich ging es zu Prof. Leopold Rössler, einem der renommiertesten heimischen Gutachter in Sachen Pretiosen. Von ihm gab es das Resultat schriftlich: Der blaue und der rosa Saphir sind Korunde. Freilich synthetische. Wert der beiden Steine: Rund 250 Euro. Die Diamanten und das Gold drum herum, vom Wert her vernachlässigbar, sind – Ironie des Schicksals – echt. Und das Gutachten, das man uns mit großer Geste in die Hand gedrückt hatte? – das „International Guarantee Certificate“, versehen mit dem Text „Our jewellery shop is member of Kusadasi Jewellery Association. All prices and qualities are controlled by the board of Kusadasi Jewellery Association“. Diese vollmundige Ankündigung, alles sei kontrolliert durch die Handelskammer von Kusadasi, ist nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt ist. Die Unverfrorenheit, mit der solche Geschäftemacher ihre Kunden abzocken, ist unvorstellbar. Fachleute schätzen, dass 40 Prozent aller Juwelen, die über den Ladentisch gehen, unsauber sind. Da werden Steine gefärbt, gefüllt, zerschnitten und mit Glas kombiniert. Diamanten werden erhitzt Die Glückslaune auf unserer Hochzeitsreise nutzte ein betrügerische Juwelier schamlos aus und so mutiert ein zartgelber Stein zum Fancy Yellow Vivid und verzwanzigfacht seinen Preis. Unsere beiden „Alexandrite“ bestehen aus gefärbtem Glas, das mit einem Granat verklebt ist. Dadurch entsteht der AlexandritEffekt der Farbveränderung. Aus all dem gibt’s ein Fazit, einen Rat und eine einzige Konsequenz: Juwelen-Kauf ist Vertrauenssache. Vertrauen ist keine Sache von zehn Minuten, sondern von Jahren. Und vertrauen können Sie einn zig ihrem heimischen Juwelier. 121 Elitär aumen rauf – Daumen runter: Sie werden gefürchtet und respektiert. Die Leiter der Kulturressorts der heimischen Tageszeitungen und Magazine. Ihr Urteil entscheidet nicht selten über den Erfolg oder Misserfolg einer Opern-Premiere, eines Kinofilms, eines neuen Buches. D 142 Wer hat im Jahr 2010 brilliert, wer sind die Favorites der Insider? Keine zwei Stunden hat es gedauert, dass Heinz Sichrovsky auf eine entsprechende Mail geantwortet hat. Sichrovsky, Leiter des Kulturressorts bei News, ist eine Großmacht, geht es darum, in kulturellen Belangen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Entsprechend pointiert und spitz fallen seine Urteile aus. Im Bereich Theater hat er eine klare Meinung. Matthias Hartmann hat für Sichrovsky das Burgtheater wieder in einen Zustand gebracht, den man sich für eine lebendige Bühne wünsche. Sichrovsky: „Das lange in ELITE Foto: Burgtheater/Georg Soulek Gert Voss oder doch Christoph Waltz? Die kulturjournalistische Elite dieses Landes krönt die kulturelle Elite Österreichs. Muffigkeit versunkene, von Hartmanns Vorgänger Bachler aus dem Theater heute-Versandkatalog befüllte Burgtheater ist wieder in einem Zustand, den man sich für eine lebendige Bühne wünscht: Mit Gespür für das Spektakuläre und Wissen um die Dominanz des Schauspielers, aber ohne die Qualität zu verraten, hebt Hartmann die Besucherzahlen und die Stimmung des Publikums.“ Im Bereich Oper ist für ihn die Entscheidung ebenso klar: Franz Welser-Möst. Der neue Generalmusikdirektor erweise sich als Glücksfall für die Staatsoper, die Philharmoniker und die Musiknation. Sichrovsky: „Das musikalische Niveau des Hauses hat sich dank seines umfassenden Einsatzes auch in Repertoirevorstellungen schlagartig gehoben. Mit Welser-Möst ist die interpretatorische Moderne eingekehrt: Emotion entsteht aus Klarheit statt Überschwang. Dass FWM das Neujahrskonzert überantwortet wurde, lässt hoffen, dass die Philharmoniker hinter dieser Erneuerung stehen. Auch bei den Salzburger Festspielen wird er der prägende Dirigent.“ Gert Voss ist für ihn der Schauspieler des Jahres. Unvergleichlich. Laut Spiegel der „vielleicht bedeutendste lebende Bühnenschauspieler”. Sichrovsky launig dazu: „Ohne dem Spiegel alles zu glauben: Hier ist nur das Wort ‚vielleicht‘ anzuzweifeln.“ Sunny Melles ist für den Kulturkritiker die Schauspielerin des Jahres. Ihr Engagement ans Burgtheater sei Matthias Hartmanns bisher größter Coup gewesen. Wien habe sich sofort „hemmungslos verliebt“. Eine Hymne singt Sichrovsky auf Peter Handke, geht es um die wichtigsten Schriftsteller des Jahres 2010. O-Ton: „Ich habe in vielen Jahren Berufsausübung naturgemäß große Schriftsteller getroffen: Thomas Bernhard, Jean Genet, Günter Grass, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch ... Nur von Handke aber bin ich sicher, dass er unzweifelhaft schon in der Literaturgeschichte eingetroffen ist, so dass sein Werk aus der Weltliteratur nicht mehr verschwinden kann.“ Für Norbert Mayer (Ressortleiter Kultur bei der Presse) ist in Sachen bildende ELITE Kunst nach wie vor Maria Lassnig eine Institution. Sie sei auch mit 91 Jahren die wichtigste Malerin des Landes. Mayer: „Keine jüngeren halten da mit.“ Ansonsten schätzt Mayer die Kulturlandschaft Österreichs im Jahr 2010 folgendermaßen ein: „Im Theater überzeugt mich weiterhin das Wiener Schauspielhaus mit mutigen neuen Stücken, zuletzt mit Bruno Schulz: ‚Der Messias‘“. Für die Oper bekommt Dominique Meyer einen Vertrauensvorschuss. Händels barocke „Alcina“ lässt auf Schönes jenseits des Repertoires hoffen. Im Film fiel „Das weiße Band“ spätestens beim Oscar auf. Das sollte für Michael Haneke ermutigend sein. Wann kommt das nächste Remake? Ich warte auf „Funny Games“ 2017, vielleicht sogar mit dem gereiften Paulus Manker. Michael Glawoggers „Contact High“ ist auch tiefgründig und sogar noch lustig! Klaus Maria Brandauer hat als Ödipus in Salzburg entzückt und belehrt. In Zusammenarbeit mit Peter Stein macht er Welttheater. Christiane von Poelnitz spielt im Burgtheater seit Jahren auf höchstem Niveau. Von den Theatermacherinnen sind Anna Badora (Graz) und Isabella Suppanz (Sankt Pölten) belebend für das Genre. Unter den Schriftstellern (ein gutes Jahr für Peter Handke) hat Thomas Stangl beim BachmannPreis-Wettlesen in Klagenfurt die Erwartung geweckt, dass da noch was Großes kommt. Und Elfriede Jelinek ist schon imposant. Jedes Jahr seit langer Zeit.“ Wolfgang Kos ist für Gert Korentschnig (Leiter Kultur beim Kurier) die prägende Gestalt des Jahres 2010 im Bereich bildende Kunst. Korentschnig: „Er gestaltet seit Amtsantritt als Chef des Wien Museums ein fabelhaftes Programm, abseits des Mainstream und doch mit großer Publikumsakzeptanz." Große Stücke hält der KurierKultur-Kritiker auf Sven-Eric Bechtolf. Bechtolf sei in jeder Rolle eine Freude. Zuletzt als Regisseur mit Hindemiths „Cardillac“ erfolgreich. Und: „Gut, dass er Schauspielchef der Salzburger Festspiele wird." In Bereich Oper ist Korentschnig mit seinen Kollegen weitgehend einer Meinung: Dominique Meyer und Franz Welser-Möst hätten dort 2010 eine bestechende Performance geliefert: „Die beiden haben an der Staatsoper ein schweres Erbe angetreten und dieses bisher nicht nur wunderbar verwaltet, sondern auch gestaltet. Dieses Opernhaus wird Musikliebhabern auch in Zukunft viel Freude bereiten.“ Bei Film/Regie fällt Korentschnig die Entscheidung leicht: Michael Haneke. Begründung: „Für einen Oscar hat es mit dem Film ,Das Weiße Band' nicht gereicht, und das ist im Prinzip bezeichnend: Haneke macht kein geschöntes amerikanisches Kino, sondern ist Europas vielleicht wichtigster Regisseur. Ein Meister an Präzision und im genauen Hinschauen.“ Katharina Lorenz ist für Korentschnig der Shootingstar des Jahres am Wiener Burgthater. Hier reife eine Große heran. Korentschnig über Christoph Waltz: „Der Geheimtipp ist zum Topstar geworden – völlig zurecht!“ Und Friederike Mayröcker verdiene als Schriftstellerin seit vielen Jahren den Titel Grande Dame der österreichischen Literatur. Neben der Hochkultur, wie sie von professionellen Beobachtern durch die Bank genannt und gelobt wird, sollen hier aber auch Kulturgößen vor den Vorhang gebeten werden, die längst jenseits aller Rankings stehen und eine Klasse für sich sind. Als einer der ersten ist hier wohl der Doyen der Josefstadt Otto Schenk zu nennen. Und da hatte das ELITE-Verleger-Ehepaar Ekatarina und Christian Mucha das Vergnügen eines gemeinsamen Essens. Wobei: Treffen mit Otto Schenk sind stets Begegnungen der außergewöhnlichen Art. Solche Treffen verlaufen in der Form von Solodarbietungen, von denen man noch seinen Enkelkindern erzählen kann. Da wird wechselweise von allen Tellerchen gekostet; Schenk hat Witze für Zehnjährige ebenso parat wie überraschende Einblicke in sein Kulturschaffen und den großen Abgang an der Garderobe. Mit Ekaterina Mucha spricht Österreichs beliebtester Mime bevorzugt Italienisch. Denn Ekaterina hat sieben 143 Matthias Hartmann reüssiert im Wiener Burgtheater Franz Welser-Möst als Glücksfall für die Staatsoper Josefstadt-Doyen Otto Schenk ist längst eine Klasse für sich Maximillian Schell mit Marika Lichter und Gefährtin Iva Mihanoviv beim Wiener Filmball Viel hofierter Star des Jahres: Oscar-Preisträger Christoph Waltz Aufstrebende Künstlerin: Schell-Nichte Caroline Schell malt mit Sand und wurde von Prof. Ernst Fuchs in höchsten Tönen gelobt Kein Oscar, aber zahlreiche Auszeichnungen für „Das weiße Band“: von Michael Haneke Jahre in Udine gelebt, Schenks Eltern kommen aus Triest. Und also verriet er: „Mit Anna Netrebko habe ich es sehr schwer. Die österreichische Staatsbürgerin spricht leider kein Wort Deutsch. Ich kann zwar Poesie auf Russisch aus dem Gedächtnis vortragen, spreche aber die Sprache freilich nicht. Englisch kann die Netrebko auch nicht. Schließlich bin ich daraufgekommen, dass der einfachste Weg, ihr für die Auftritte an der Metropolitan Opera Regieanweisungen zu geben, ist, wenn wir das auf Italienisch machen. Denn das sprechen wir beide.“ Zum Ende des gemeinsamen Mahls begab sich Schenk zur Garderobe und gab folgenden Witz zum Besten: Er fragte die Umstehenden: Kennen Sie den Witz von den beiden Frauen an der Garderobe? Der Kreis von Fans, der sich um die Josefstadt-Legende gebildet hatte, verneinte. Schenk erzählt in seinem unnachahmlichen Idiom: „Zwei Frauen verlassen die Garderobe und gehen nachhause. Die eine sagt zur anderen: Bist du wahnsinnig? Wieso hast du der Garderobiere gerade 20 Schilling Trinkgeld gegeben? Sagt die andere: Schau’, was sie mir dafür für einen wunderbaren Pelzmantel gegeben hat!“ An dieser Stelle, als alle lachen, breitet Schenk die Arme aus und ruft: „Was ich Ihnen damit zu verstehen geben will, ist: das ist gar nicht mein Mantel!“ Der Schenk fälschlich ausgehändigte Mantel wird gegen den richtigen eingetauscht, er verteilt Autogramme. Abgang. Den trockenen Humor betreffend, steht Schenk Maximilian Schell wohl in Nichts nach. Anlässlich seines Wien-Aufenthaltes ließ es sich Schell nicht nehmen, mit einem anderen Glanzlicht der heimischen Künstlerlandschaft, mit Marika Lichter, das Musical „Ich war noch niemals in New York“ im Raimundtheater zu besuchen. Natürlich lief der Schmäh. Lichter und Schell spielten sich die Wuchteln wechselseitig zu und brillierten um die Wette. Auch Maximillian Schells Nichte Caroline ist künstlerisch sehr begabt. Caroline Schell habe einen unheimlichen Sinn für das Notwendige, meinte der Mitgründer 144 der Wiener Schule des Fantastischen Realismus, Prof. Ernst Fuchs, bei einer Vernissage der Künstlerin. Die 25jährige malt nicht nur, sondern fertigt auch Skulpturen und hat sich im Body-Painting einen Namen gemacht. Vor etwas mehr als einem Jahr stieß die Künstlerin auf die Sandmalerei, die sie faszinierte. Dass Sand vielseitig verwendbar ist, erfuhren die Premierengäste bei Caroline Schells Kunstvorführung. Weiterer Star des sich zu Ende neigenden Jahres ist selbstverständlich Oscar-Preisträger Christoph Waltz. Der zeigte sich bei einem Treffen mit Bundeskanzler Faymann im Bundeskanzleramt entgegen seiner sonstigen Natur durchaus leutselig. Faymann sonnte sich aber nicht nur im Glanz von Waltz. Auch die Oscar-Nominierten Michael Haneke, Christian Berger und Götz Spielmann erwiesen ihm die Ehre. Außerdem mit von der Partie: Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky. „Sie sehen schon an dem Andrang der Journalisten, dass es für uns ein besonderer Tag ist“, so Faymann, der gleich zu Beginn dem Regisseur Michael Haneke zu seinem Geburtstag gratulierte. Die 31 Millionen Euro an jährlicher Filmförderung klingen für den Kanzler „in absoluten Zahlen recht wenig“, man bemühe sich jedoch auch in schwierigen Zeiten die Mittel zu erhöhen. „Sie tragen den Ruf Österreichs als Kulturnation in die Kinos Europas und in die Welt“, überbrachte Faymann der Filmbranche ein „aufrichtiges Dankeschön“. Kultur- und Unterrichtsministerin Claudia Schmied verwies auf insgesamt sieben Oscar-Nominierungen in den letzten zehn Jahren – „das ist eine unglaubliche Intensität“. Auch sie versicherte, dass „der Kampf ums Geld für den österreichischen Film“ weitergehen werde. „Wir stehen auf Ihrer Seite.“ Shooting-Star Christoph Waltz fand die Einladung ins Bundeskanzleramt „eigentlich nur schön“, schließlich sei die Kulturministerin nicht nur zuständig, sondern interessiere sich auch noch für Film, ebenso wie der Bundeskanzler. „Da gibt es nichts dagegen zu sagen.“ n ELITE Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn, Wiener Filmball, Archiv Sie sind für Top-Journalisten unsere Kultur-Elite: Was ist für Sie Elite? Hermann Rudi Semrad Maier Für mich bedeutet Elite, wenn ich Herr über das Wichtigste in meinem Leben bin – das ist die Zeit. Wenn ich mir keine Gedanken machen muss, sie zu messen, zu stoppen oder auf die Uhr zu schauen – ich möchte mich nur an schönen Dingen des Lebens erfreuen. Ich zähle mich sicher nicht zur Elite – auch nicht zur Sport-Elite des Landes. Das, was ich im Sport erreicht habe, waren persönliche Ziele. Koller Christoph Leitl Für mich gehören gut gekleidete und stilvolle Menschen zur Elite. Diese sind für mich immer eine Stufe höher.Stil ist angeboren,oder man kann ihn sich erarbeiten. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und wollte schon als kleines Mädchen zu dieser Elite gehören.Jeder hat die Chance,das zu erreichen – aber das geht nur durch Bildung. Eliten wird es immer geben. Hans Elite empfinde ich als Pioniere und als Avantgarde.Die,die vorausgehen und dabei Risiko auf sich nehmen und auch bereit sind, deshalb bekämpft und angefeindet zu werden.I do it my way, das ist für mich Elite. Ob erfolgreich oder nicht ist dabei sekundär. Mahr Elite sind diejenigen, die die Trends angeben, die ein Stückchen voraus sind.Elite ist nicht unbedingt eine intellektuelle Mitgliedschaft, sondern die Fähigkeit,Vordenker und Vormacher zu sein. Elite ist aber nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch eine Verpflichtung – nämlich sich der Verantwortung bewusst zu sein,dass man mehr erreichen kann als andere.Und das heißt:noch strengere moralische Maßstäbe und soziales Engagement.“ 228 Ronnie Leitgeb Elitär ist für mich, wenn man etwas Besonderes kann: und sich auch bewusst ist,dass dieses Talent mit einer Verantwortung verbunden ist. Das heißt, dass man auch elitär etwas weitergeben kann. Ich helfe ihnen, dass sie Elite werden bzw. Elite sein können. Die nächste Ausgabe von E L I T E erscheint am 25.03.211 Fotos: PhilippHutter.com Dagmar ELITE