Der Laubfrosch

Transcription

Der Laubfrosch
Aktuelles aus der Umwelttechnik
Der Laubfrosch
04 VTA International:
Erfolge in der Schweiz,
Tschechien und den
Niederlanden
16 VTA ELTO:
Aus Abwärme wird Strom
22 100 Jahre Belebungsverfahren:
Spitzenforschung
im Zukunftsdialog
Ausgabe 67 | Dezember 2014
www.vta.cc
Die Inhalte im Dezember
Wissenschaft
Abwassertechnik
in der Praxis
Kreuz & Quer
Visionär
Wissenschaft
für Anwender
Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger
VTA-Geschäftsführer
10
Serie Bio?Logisch!
So machen Sie
Ihre Anlage winterfit
04
VTA International:
Schweiz, Tschechien,
Niederlande
20
Energie:
Im Kanal steckt Potenzial
14
VTA Biosolit®
So geht sparen
22
100 Jahre
Belebungsverfahren
Spitzenforschung
im Zukunftsdialog
Editorial
Bloß Durchschnitt ist zu wenig: Das ist ein zentraler Punkt der
VTA-Philosophie. Als europäisches Unternehmen mit mittlerweile
weltweitem Fokus können wir auf dem Markt nur dann erfolgreich sein,
wenn wir nicht mit der Masse schwimmen, sondern eine innovative
Speerspitze bilden.
Wir wünschen
Ihnen ein
besinnliches
Weihnachtsfest
im Kreise
Ihrer Liebsten!
Dass uns dies gut gelingt, liegt nicht zuletzt an unserer intensiven
Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Wir stehen in bestem Kontakt und
engem Austausch mit den führenden Wasser- und Abwasserforschern des
deutschsprachigen Raums. Schließlich werden die Anforderungen immer
komplexer. Von Spurenstoffen bis Mikroplastik - wir stehen heute vor
Herausforderungen, die gestern noch gar nicht bekannt waren.
Sichtbarer Ausdruck dieser guten Kooperation ist die Bereitschaft so
vieler renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, bei
VTA-Veranstaltungen Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis auf
höchstem Niveau zu ermöglichen. Wir bieten ein Wissenschaftsforum für
Anwender. Jüngstes Beispiel dafür war ein umfassender Erfahrungsaustausch zum Thema „100 Jahre Belebungsverfahren“ in Salzburg –
mehr darüber in dieser „Laubfrosch“-Ausgabe.
24
Die Fragen der Zukunft
25
Wechsel im Controlling
26
Kurz & Klar
16
VTA ELTO:
Aus Abwärme wird Strom
27
VTA-Gewinnspiel
Herzlichst Ihr
02 Der Laubfrosch
03 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
1/ Wieder alles o.k.
am Genfer See
Nachklärbecken in Lausanne nach der Behandlung
Einfluss von VTA Nanofloc ®-Dosierung auf einige Ablaufparameter
100
1,8
90
1,6
80
1,4
70
1,2
60
1
50
0,8
DCO [mg O2/L]
0,6
MES [mg/L]
0,4
40
30
20
1,8
10 1,8
1,6
0 1,6
1,4
1,4
0,2
0
1,2
1,2
11
0,8 [mg O2/L]
DCO
0,8
DCO
CSB [mg
[mg 0O2/L]
/L]
2
0,6
0,6
MES
[mg/L]
GUS
[mg/L]
MES [mg/L]
0,4
0,4
0,2
04 Der Laubfrosch
0,2
00
„Praktisch unmittelbar!“: So beschreibt Klärwärter Yves
Duperrex, wie sich VTA Nanofloc® in der Kläranlage
Lausanne-Vidy ausgewirkt hat. Aber der Reihe nach.
Die Kläranlage in Vidy, einem Stadtteil von Lausanne
am schönen Genfer See, ist nicht mehr die jüngste:
Sie stammt aus dem Jahr 1964, wurde für 200.000 EW
gebaut und ist heute mit 250.000 EW überlastet.
Probleme mit Schwimmschlamm in den beiden
Nachklärbecken waren für Yves Duperrex nicht neu.
Sie traten jedes Jahr gegen Ende des Sommers, bei
niedrigerer Belastung, auf und verschwanden im
September wieder.
Doch nicht dieses Jahr, im Gegenteil: Die Situation
verschlimmerte sich von Tag zu Tag, die Schwimmschlammschicht wuchs zu beträchtlicher Stärke.
Da griff Monsieur Duperrex zum Telefon und rief
David Rietsch vom Technischen Außendienst der
VTA Schweiz an – „denn ich habe gedacht, dass VTA
vielleicht eine Lösung hätte“, erzählt der Klärwärter.
Wie stets bei VTA standen am Anfang der Problemlösung ausführliche mikrobiologische Analysen. Die
P TOT [mg P/L]zeigten jede Menge Fadenbakterien im Schwimmschlamm, vorwiegend Nocardia. Als optimale VorgehensN-NO2 [mg N/L]
weise wurde daraufhin beschlossen, VTA Nanofloc® in
den Rücklaufschlamm zu dosieren, vorerst bei einer der
beiden Belebungsstraßen.
Wirkungsvoll selbst
ohne Belüftung
„Das Ergebnis war fast augenblicklich zu sehen“,
schildert Yves Duperrex: Die Schwimmschlammschichten schwanden, ebenso die Fadenbakterien,
die Ablaufwerte normalisierten sich. Grund genug,
nun auch in der zweiten Belebungsstraße VTA Nanofloc®
einzusetzen. Nach einer Woche war kein Schwimmschlamm mehr zu sehen – „wer weiß, wie lange das ohne
diese spezielle Behandlung gedauert hätte“, meint der
Klärwärter. Die Behandlung war selbst dann erfolgreich,
als eine der beiden Straßen, durch technische Probleme,
20 Stunden lang ungenügend belüftet wurde.
Die Dosierung wurde anschließend in den Zulauf
der Nachklärung verlegt und gegenüber der ohnehin
niedrigen Ausgangsdosis nochmals verringert mit 15
ppm in einer Straße und 8 ppm in der zweite. Nach
jeweils zwei Wochen sahen die Verantwortlichen der
Anlage in beiden Straßen das Ziel erreicht. Neben
der erhöhten Reinigungsleistung bewirkt dies eine
wahrscheinliche Senkung des Energiebedarfs in der
Belüftung um bis zu 20 % – ein wesentlicher
wirtschaftlicher Aspekt.
„Wir danken VTA und David Rietsch für die aussagekräftigen Analysen und die tatkräftige Unterstützung
vor Ort. Ihnen ist es gelungen, unsere Biologie wieder
in den Normalzustand zurückzubringen“, resümiert
Yves Duperrex.
TOT [mg
[mg P/L]
P/L] [mg/L]
PPGesamtphosphor
TOT
N-NO2
[mg N/L]
N/L]
Nitrit [mg/L]
N-NO2
[mg
05 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
2/ Markant besser,
nachhaltig, stabil
Kläranlage in Strážnice
Einfluss von VTA Nanofloc ®-Dosierung auf den Schlammindex
300
Schlammindex
250
200
Start der Dosierung
150
100
50
Schlammindex [mL/g]
Schlammindex
0
• Im Rücklaufschlamm gemessen
• Dosierung VTA Nanofloc®:
14.06.2012 bis 10.07.2012
06 Der Laubfrosch
Beim Stichwort Wein denkt man spontan nicht
unbedingt an Tschechien – schließlich verzeichnet das
Land den höchsten Pro-Kopf-Bierkonsum in Europa.
Doch Weinbau hat hier eine tausendjährige Geschichte,
besonders in Südmähren, das die Weintrauben sogar im
Wappen führt. Auch in Strážnice, einer 5600-EinwohnerStadt am Fluss Velička, spielt Weinbau eine wichtige
Rolle, seit Burgherr Peter Strážnicky von Krawarn dort
im 14. Jahrhundert die ersten Weinberge anlegte.
Wie in jeder Weinbauregion bringt die Weinproduktion
auch in Strážnice besondere Herausforderungen für
die Kläranlage mit sich. Die 10.000-EW-ARA wurde
in den Jahren 2008/2009 umgebaut, was sich auf
die Wassergüte der March (in welche die Velička
mündet) positiv ausgewirkt hat. Der gelungene
Umbau der Anlage wurde als bestes Bauprojekt der
regionalen Wasserwirtschaft bewertet; dennoch
stieß die ARA wiederholt an ihre Grenzen. Deutlicher
Hinweis darauf waren Schlammindex-Werte von bis
zu 250 mL/g. Daher entschlossen sich die Verantwortlichen nach eingehender Analyse und Beratung durch
VTA-Mitarbeiter, im Rahmen eines Betriebsversuchs
VTA Nanofloc® in das Nachklärbecken zu dosieren.
Dauerhafter Erfolg
mit nur 5 ppm
Die darauffolgenden Analysen im akkreditierten
Labor des Wasserverbandes Hodonín zeigten, dass
sich der Schlammindex binnen weniger Tage auf
rund 100 mL/g normalisierte. Die Sinkgeschwindigkeit
erhöhte sich enorm, dadurch kann nun das hydraulische
Potenzial der ARA voll ausgeschöpft werden. Die
Sedimentation in den Eindickbehälter stieg um 40 %,
die Schlammeigenschaften besserten sich sofort und
nachhaltig.
Fazit der Analysen, die in Zusammenarbeit mit Dr.
Richard Babicek, dem Cheftechnologen des Wasserverbands Hodonín, durchgeführt wurden: Mit
VTA Nanofloc® kam es auf der ARA Strážnice zu einer
schnellen, nachhaltigen Stabilisierung des Reinigungsprozesses und zu einer markanten Verbesserung
zahlreicher Abwasserparameter.
Diese Betriebssicherheit wird mit einer minimalen
Einsatzmenge von VTA Nanofloc® bis heute aufrechterhalten: Zugegeben werden lediglich 5 ppm.
Einfluss von VTA Nanofloc®-Dosierung auf CSB, BSB und Phosphor
36,0
34,0
32,0
30,0
28,0
26,0
24,0
22,0
20,0
18,0
16,0
14,0
12,0
10,0
8,0
6,0
4,0
2,0
0,0
CHSK
mg/l
CSB cr
mg/l
BSK
BSBmg/l
mg/l
Fosfor
mg/l
Phosphor
• Im Ablauf KA gemessen
• Dosierung VTA Nanofloc®:
29.07.2014 bis 09.09.2014
• Grenzwerte: für CSB - 120 mg/L,
BSB - 25 mg/L, Phosphor 2 mg/L
07 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
3/ Wirksame Waffe gegen
Fadenbakterium 0041/0675
Der Störenfried in der Kläranlage Kaffeberg im
niederländischen Kerkrade hatte keinen Namen, nur
eine Nummer: 0041/0675. Fadenbakterien dieses Typs
machten Ralph Bröcheler, dem Technologen des Waterschapsbedrijfs (Wasserversorgungsunternehmens)
Limburg, heftig zu schaffen. Er wusste jedoch anfangs
noch nicht, dass diese Mikroorganismen die Ursache
der Probleme in der KA Kaffeberg waren. Fest stand nur,
dass der Schlammindex massiv nach oben gegangen
war, auf bis zu 200 mL/g. Die Gefahr von Schlammabtrieb drohte.
Ralph Bröcheler wandte sich in dieser Situation
an Erik Vos, den VTA-Verantwortlichen für die BeneluxStaaten. Der schickte eine Probe zur Analyse an die
VTA-Zentrale in Österreich, wo man die Wurzel des Übels
zweifelsfrei identifizierte: Die Biologen stellten fest,
dass eben jene Fadenbakterien vom Typ 0041/0675 gemeinsam mit anderen in Kaffeberg ihr Unwesen trieben.
Nach einem Laborversuch vor Ort empfahl Erik Vos,
VTA Nanofloc® einzusetzen. Der Erfolg stellte sich
prompt ein: Der Schlammindex sank auf Werte um
110 mL/g, der Schlammabtrieb wurde gestoppt. Dabei
waren die Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt
nicht gerade günstig: Es regnete stark; entsprechend
hoch war die hydraulische Belastung der Anlage, die ausgelegt auf einen Regenwetterabfluss von 4050 m³/h
- nun mit mehreren hunderttausend m³/Tag belastet
wurde. „Ohne den Einsatz von VTA Nanofloc® wäre es in
dieser Situation sicher zu Schlammabtrieb gekommen“,
erklärt Ralph Bröcheler.
Stabiler Betrieb ohne Mehrkosten
Nach einer Woche wurde die festgelegte Dosierung
von lediglich 15 ppm weiter gesenkt. Seither
werden nur noch 10 ppm VTA Nanofloc® dosiert.
Trotz dieser äußerst geringen Einsatzmenge läuft die
Anlage stabil und problemlos. Und das ohne Mehraufwand, denn auch die wirtschaftliche Rechnung
stimmt: Durch die erzielten Optimierungen bedeutet
der Einsatz des hochwertigen Produkts VTA Nanofloc®
unterm Strich keinen Mehraufwand.
Kläranlage Kaffeberg Limburg
„VTA Nanofloc® ist wirtschaftlicher
als weniger hochwertige Produkte!“
Ralph Bröcheler, Betriebsleiter
for chemical-paper-food-water-wastewater-industry
A-2514 Traiskirchen, Römerstrasse 18
T 02252-562 94, F 02252-570 28
M 0664-522 77 37, M 0664-456 35 05
E grundfos@dosiertechnik.at
08 Der Laubfrosch
09 Der Laubfrosch
Bio?Logisch! Glockentierchen
- Über Urzeitbakterien
Microthrix liebt Kälte
Serie von VTA-Biologin
Dr. Brigitte Auer
Luftaufnahme RHV Gasteinertal-Kläranlage
So machen Sie
Wenn die Bakteriengemeinschaft auf Winterbetrieb
umstellt, kann das jedoch auch zu wesentlich
unangenehmeren Auswirkungen kommen. Microthrix
parvicella gehört zu den wenigen Fadenbakterien,
die bei Temperaturen unter 15 °C unter geeigneten
Bedingungen schneller wachsen können als die
Flockenbakterien. Zu diesen geeigneten Bedingungen
gehören unter anderem ein hohes Schlammalter, eine
geringe Schlammbelastung und ein hoher Fettgehalt.
Eine Beschreibung, wie sie auf viele kommunale
Anlagen zutrifft und für einen gesichterten N-Abbau
häufig auch notwendig ist. Daher empfiehlt es sich,
in der kalten Jahreszeit auf die aktuelle Entwicklung
von Microthrix parvicella zu achten. Zahlreiche
Anwendungen haben gezeigt, dass sich das Wachstum
von Microthrix parvicella mit Fällungsmitteln wie z. B.
VTA Biokat ® oder VTA CW 43 effektiv bekämpfen
lässt. Diese Produkte wirken auf den Stoffwechsel von
Microthrix und können die Entwicklung hemmen oder –
bei höherer Dosierung – sogar die bereits vorhandenen
Filamente schädigen.
Ihre Anlage winterfit
Wenn im Winter die Temperaturen sinken, ziehen wir
uns eine warme Daunenjacke an, drehen die Heizung
auf und gönnen uns öfter mal eine deftige Mahlzeit.
Mit diesen Hilfsmitteln kommen wir Menschen meist
gut durch die kalte Jahreszeit. Mikroorganismen, die in
einer Kläranlage leben, stehen da vor einer ganz
anderen Herausforderung.
Verringerte Leistung
Es ist vor allem die geringe Temperatur, die den
Bakterien zu schaffen macht. Mit jedem Grad weniger
verringert sich die Stoffwechselaktivität und damit
auch das Wachstum der Bakterien. Besonders markant
wird dies bei den Nitrifikanten deutlich. So teilt sich
Nitrosomonas bei 20 °C etwa alle 32 Stunden, während
das gleiche Bakterium bei 10 °C über 80 Stunden
dafür braucht. Damit die Nitrifikationsleistung und auch
die Denitrifikation nicht zusammenbrechen, ist es bei
10 Der Laubfrosch
Gute Vorbereitung ist alles
Wenn sich jedoch mit den sinkenden Temperaturen
gleichzeitig die Belastung erhöht, sollte die Kläranlage
darauf vorbereitet sein. In Schigebieten hungern die
Bakterien während des Sommers und auch im Herbst,
bis sich dann – meist zu Weihnachten – die Belastung
schlagartig vervielfacht. In manchen Gebieten steigen
sowohl die Abwassermenge als auch die Fracht
innerhalb weniger Tage auf das Zehnfache an. Hier trifft
dann eine extrem hohe Belastung auf eine – aufgrund
der niedrigen Temperatur – stark verringerte Abbauleistung. In solchen Fällen ist es extrem wichtig, dass
die Bakteriengemeinschaft des Belebtschlamms dafür
gerüstet ist. Verstärkt werden die Probleme häufig durch
den Einsatz von Streusalz auf den vereisten Straßen,
das die Ausbildung einer stabilen Flockenmatrix hemmt.
So wurde durch den Einsatz von VTA Biosolit® beim
Abwasserverband Pitztal in Tirol verhindert, dass im
Winter 2013/14 der Schlammindex wie in den letzten
Jahren auf über 400 mL/g angestiegen ist, sondern
sich bei soliden 120 mL/g eingependelt hat. Durch die
rechtzeitige Vorbereitung des Schlammes, die
Ausbildung einer stabilen Flockenstruktur und die
gleichzeitige Bekämpfung von Fadenbakterien konnte
hier eine hohe Betriebssicherheit erreicht werden.
Abbildung siehe Seite 12.
vielen Anlagen empfehlenswert, die Trockensubstanz
und das Schlammalter im Winter zu erhöhen.
Der Kohlenstoffabbau ist in weitaus geringerem Maße
betroffen, da sich diese Aufgabe auf viele
unterschiedliche Mikroorganismen aufteilt. Auch wenn
es den Betreibern einer Kläranlage meist nicht bewusst
ist, so besteht der Belebtschlamm aus einer sehr fein
abgestimmten Gemeinschaft aus verschiedensten
Bakterien, die genau an die Lebensbedingungen in der
Anlage angepasst ist. Mit dem Wintereinbruch stirbt
zwar ein Teil der Bakterien ab, wird aber durch andere
– kälteresistentere – Mikroorganismen ersetzt. Dieses
Absterben von Bakterien führt in manchen Anlagen
dazu, dass sich auf der Oberfläche der Nachklärbecken
ein ölig schimmernder Film ausbildet. Dabei handelt
es sich um die freigesetzten Zellbestandteile der
abgestorbenen Bakterien, die bereits nach wenigen
Tagen von anderen Organismen abgebaut werden.
Unter der verringerten Stoffwechselaktivität leidet
häufig auch der Zusammenhalt der Bakterien im
Flockenverband. Um Flockenzerfall zu vermeiden,
können betroffene Anlagen auf VTA Nanofloc® zugreifen,
welches die Feinstsuspensa bindet und wieder einen
gut funktionierenden Zellaustausch ermöglicht.
Microthrix parvicella (blaue Fäden) verursacht im Winter häufig
Probleme mit Bläh- und Schwimmschlamm.
Probleme mit Microthrix lassen
sich mit rechtzeitig gesetzten
Maßnahmen leicht vermeiden.
VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer
11 Der Laubfrosch
Bio?Logisch! Glockentierchen
500
Schlammvolumenindex [mL/g]
VTA für alle Fälle
2012/13 (mit FeCl3 und Kalk)
450
2013/14 (mit VTA Biosolit)
Einige VTA-Produkte haben sich für die spezielle
Anforderung während des Winterbetriebs besonders
bewährt. Sie gewährleisten nicht nur eine sichere
Phosphatfällung, sondern verbessern und stabilisieren
den Anlagenbetrieb.
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Sep
Okt
Nov
Dez
Jän
Feb
Mär
Apr
Der Einsatz von VTA Biosolit® hat den Schlammindex der KA Pitztal deutlich verringert und stabilisiert.
LABORANALYTIK
RFID SPEKTRALPHOTOMETER
DR 3900
Neu: Sicherheit
durch RFID
➔ Proben-Kennzeichnung für 100% Rückführbarkeit per RFID-Technologie: keine
Verwechslung im gesamten Analyseprozess
Als Fällungsmittel für den Winter liefert besonders
VTA CW 43 bei Anlagen, die nicht unter zusätzlichen
Problemen leiden, überzeugende Ergebnisse.
Neben der raschen Phosphatfällung wird auch das
Wachstum von Microthrix parvicella gebremst.
Wenn aufgrund der Betriebsbedingungen mit einer
massiven Entwicklung von Microthrix parvicella zu
rechnen ist, empfiehlt sich allerdings der Einsatz von
VTA Biokat®, das speziell für die Bekämpfung dieser
Fadenbakterien und zur Verbesserung der biologischen
Aktivität entwickelt wurde. Damit können Bläh- und
Schwimmschlamm effektiv bekämpft werden (z. B. KA
Bad Staffelstein, KA Schirmeck).
VTA Biosolit® verbessert durch das enthaltende Kalzium
die Pufferkapazität des Wassers und sorgt für ein
ausgeglichenes
Kalk-/Kohlensäure-Gleichgewicht.
Dadurch bildet sich ein selbstregulierendes Puffersystem aus, das die Flockenstabilität erheblich
verbessert. Besonders Kläranlagen mit weichem Wasser
profitieren von der erhöhten Pufferkapazität. Zusätzlich
sorgt der enthaltene biologische Ladungsträger für
exzellente Koagulationseigenschaften und für eine
Erhöhung der Sinkgeschwindigkeiten (z. B. RHV
Gasteinertal und AWV Großache Süd (Kitzbühel),
KA Wasserfeld).
Bei Anlagen mit Flockenabtrieb oder geringen
Sinkgeschwindigkeiten hat sich der Einsatz von
VTA Nanofloc® bewährt, das extrem rasch die Flockenbildung verbessert. Dieses Produkt führt nicht nur bei
akuten Störfällen zu einer schnellen Stabilisierung,
sondern festigt auch im Dauerbetrieb – mit geringer
Dosierung – die Flockenbildung (z. B. KA Lech am
Arlberg, KA Flirsch).
Nur wer die Problematik einer
Anlage genau kennt, kann das
richtige Produkt auswählen.
VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer
VTA-Biologin
Dr. Brigitte Auer
➔ Automatische Methoden-Updates:
vom RFID-Tag der Küvettentestschachtel über
die RFID-Schnittstelle direkt ins DR 3900
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stehen via RFID unmittelbar zur Qualitätssicherung zur Verfügung
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12 Der Laubfrosch
www.spedition-kaemmler.de
13 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
Der außergewöhnliche Faulturm ist ein „Wahrzeichen“ der Kläranlage Wasserfeld (rechts zwei Luftaufnahmen).
VTA Biosolit®
So geht sparen
Ein Langzeitversuch in Südtirol zeigt
schwarz auf weiß: VTA Biosolit® sorgt auch
unter schwierigen Bedingungen für einen
optimalen Anlagenbetrieb und spart dabei
bares Geld.
Die Kläranlage Wasserfeld in Welsberg ist eine von
fünf Anlagen der ARA Pustertal AG. Das extrem
weiche Wasser dieser Region stellt die 40.000-EWAnlage vor große Herausforderungen. 2010 gingen zwei
Neutralisationsanlagen in Betrieb, um Betonkorrosion
vorzubeugen. Ein Kalk-Granulat wurde zugegeben, um
den pH-Wert anzuheben und das Calcit-Lösevermögen
zu verringern. Zugleich wurde durch die parallel
14 Der Laubfrosch
laufende Phosphatfällung der pH-Wert wieder gesenkt.
Das war nicht zufriedenstellend, zumal sich das
Granulat nicht zur Gänze auflöste und sich tonnenweise
in der Biologie ablagerte. „Beim Entleeren der Biologie
mussten wir die Ablagerungen mit einem Spülauto aus
dem Becken holen und entsorgen“, berichtete das Kläranlagenpersonal. Gab es – was immer wieder einmal
vorkam – Probleme mit dem Schlammindex, dann kamen
schon bisher erfolgreich VTA-Produkte zum Einsatz.
Um die Situation nachhaltig zu verbessern, entschloss
man sich bei der ARA Pustertal AG zu einem Ganzjahresversuch: Mit Jänner 2014 wurde die Neutralisation und
die Zugabe von Kalk außer Betrieb genommen und
stattdessen VTA Biosolit® dosiert. Die Erfahrungen aus
dem Versuch fasste das Personal im Oktober 2014 so
zusammen: „Die Biologie hat hervorragend gearbeitet,
wir hatten das ganze Jahr über keine Probleme. Der
Schlammindex betrug im Jahresmittel um die 100 mL/g.“
Bis zu 15 Prozent Kosten gespart
Das Fazit fällt aber auch aus wirtschaftlicher Sicht
äußerst positiv aus: Durch den Verzicht auf jegliche
Kalkzugabe und die eingesparten Energiekosten für die
Kalkreaktoren waren die Gesamtkosten der Kläranlage
mit VTA Biosolit® um mehr als 6 Prozent niedriger.
Durch eine Automatisierung der Dosierung, die dieses
Jahr manuell bzw. fix eingestellt erfolgte, wären weitere
Einsparungen möglich.
Berücksichtigt man auch die Ersatzteil- und Wartungskosten der Neutralisationsanlagen, die ab 2015
angefallen wären, so fällt die Einsparung noch
wesentlich deutlicher aus: Unter dem Strich steigt man
in der KA Wasserfeld mit VTA Biosolit® jährlich um bis
zu 15 Prozent besser aus.
für die eigenen Anforderungen konzipierte Weiterentwicklung dieses Top-Produkts zu setzen. Mit VTA
hat man in Wasserfeld übrigens auch in anderer
Hinsicht schon beste Erfahrungen gemacht: Eine
Ultraschall-GSD-Anlage von VTA erhöht dort seit 2003
die Gasausbeute in der Faulung.
„Die Biologie hat hervorragend
gearbeitet, wir hatten das ganze
Jahr über keine Probleme!“
Das Team der Kläranlage Wasserfeld
Diese Resultate haben die ARA Pustertal AG bewogen,
auch im Jahr 2015 auf VTA Biosolit® bzw. eine speziell
15 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
In vielen technischen Bereichen, etwa in
Industrieanlagen, Biogas- oder Kläranlagen,
entsteht Energie in Form von Wärme – oft gibt
es keine Möglichkeit, sie sinnvoll zu verwenden.
So wird thermische Energie ungenutzt an die
Umgebung abgegeben. Im ungünstigsten Fall
muss diese Wärme sogar unter Zuführung von
Kühlenergie auf niedrigere Temperaturen
gebracht werden, das bedeutet: Energie wird
aufgewendet, um Energie zu vernichten.
Mit dem VTA ELTO-Prozess wird Energie aus NiedertemperaturMedien gewonnen. Auf diese Weise lässt sich überschüssige
Abwärme einer KWK-Anlage, eines Verbrennungsprozesses,
Prozesswärme aus Industrie oder aus der Geothermie in Strom
umwandeln.
Nicht brennbar, nicht giftig
Die Grundlage liefert der „thermodynamische Kreisprozess“:
Ein flüssiges Arbeitsmittel wird durch die Abwärme verdampft.
Dieser Dampf treibt eine Turbine mit angeschlossenem
Generator an. Danach wird dem Arbeitsmittel die Wärme durch
einen Kondensator wieder entzogen, es kehrt in den
ursprünglichen, flüssigen Aggregatzustand zurück. Der Kreis
schließt sich.
Aus Abwärme
wird Strom
Die nächste Innovation von VTA: ELTO* verwandelt
überschüssige Abwärme in elektrische Energie –
sauber, effizient und komplett ohne CO₂.
* Energy from Low Temperature Organic Rankine Cycle
VTA ELTO:
Die direkte Energie-Ausnutzung aus dem heißen Massenstrom wird
durch ein speziell für diesen Zweck optimiertes Verdampfungsmedium (Arbeitsmittel) ermöglicht, das bereits bei einer
Temperatur ab 55 °C verdampft. Dieses Medium ist gesundheitlich
unbedenklich und nicht brennbar. Der gesamte Prozess benötigt
keinen zusätzlichen fossilen Brennstoff. Somit handelt es sich um
eine völlig CO2-freie Stromerzeugung.
Thermoöl wird nicht gebraucht
Da thermische Energie in verschiedener Form auftritt, wurde
der VTA ELTO-Prozess für zwei Einsatzbereiche konzipiert, die sich
durch die Temperatur der Wärmequelle unterscheiden:
Bis zu einer Temperatur von ca. 400 °C erfolgt der Wärmeübergang
in einem Direktverdampfer. Die Wärmeenergie wird direkt von
der Wärmequelle auf das Arbeitsmittel übertragen, es wird kein
Zwischenkreis benötigt. Ab einer Temperatur von ca. 400 °C wird
ein zusätzlicher Wasser-Kreislauf zwischen Wärmequelle und
17 Der Laubfrosch
Abwassertechnik in der Praxis
Alles ist möglich
Arbeitsmittel geschaltet. Es wird kein Thermoöl
verwendet. Mit VTA ELTO werden elektrische Wirkungsgrade von bis zu 20 % der nutzbaren thermischen
Energie erreicht.
MicroTurbinen von VTA nun besonders kompakt
und in jeder beliebigen Aufstellungsvariante realisierbar
Die Anwendungsgebiete:
•
•
•
•
Abwärme von BHKW
(Motoren/Turbinen) bzw. von
vorhandenem Kühlkreislauf
Biogas, Klärgas, Erdgas, Deponiegas
Biomasseanlagen, Anlagen zur
Abfall- bzw. Kehrichtverbrennung
Industrieprozesse (Brüden, Dampf,
Kühlwasser usw.)
Prozessdaten VTA ELTO
Rauchgas
Liefergrößen
15 kW variabel bis 500 kW
Thermische Leistung am Verdampfer
Temperatur Eintritt Verdampfer
ca. 300 kW …… 5.000 kW
100 °C - 400 °C
Dampftemperatur Arbeitsmedium
75 °C - 900 °C
75 °C …… 160 °C
Dampfdruck Arbeitsmedium
3 …… 21 bar a
Elektrische Leistung Turbine
15 kW variabel bis 500 kW
Elektrischer Wirkungsgrad Turbine
bis 20 % brutto
SCHEMATISCHE DARSTELLUNG
TURBINE
Generator
VERDAMPFER
Niedertemperatur:
ab 75 °C, mind. 600 kWth
Hochtemperatur:
ab 400 °C, mind. 200 kWth
Optional:
REKUPERATOR
PUMPE
Gasförmig als Rauchgas
Flüssig als Wasserkreis
Abfallverbrennung
Industrieprozesse
Abluft BHKW
Geothermie
Biomasse
Solarthermie
18 Der Laubfrosch
Heißwasser
Kühlung:
Luft oder Wasser
gasförmig
flüssig
Die Inbetriebnahme einer MicroTurbine CR30 in der
Kläranlage Oberstaufen im Allgäu ist ein weiterer
Meilenstein in der VTA-Anlagentechnik. Eine neuartige
Bauweise sowie eine innovative Kompressionseinheit
kommen zum Einsatz. Dadurch ist es nun möglich,
sowohl den Schaltschrank als auch die Gasaufbereitung
direkt an die Turbine anzukoppeln. So entsteht eine
besonders kompakte Einheit, zu der nur noch der
Wärmetauscher hinzukommt.
Der technische Hintergrund: Bislang bestand eine
Turbinenanlage aus vier separat aufgestellten
Aggregaten: dem Schaltschrank, dem Wärmetauscher,
der Kompressionseinheit und der Turbine selbst.
Mit dem neuen Aufstellungskonzept können zwei
entscheidende Verbesserungen erzielt werden. Erstens
werden die Turbine, der Schaltschrank und die Gaskompression
zu
einer
Einheit
verschmolzen
(siehe Foto). Dieses Konzept spart Platz und vereinfacht
die Vorortmontage der Turbinenanlage. Zweites wird
durch den Einsatz einer Magnetkupplung zwischen
Motor und Kompressor eine technisch dauerhaft
dichte Lösung erzeugt. Dieser Umstand verbessert die
Kompressionseigenschaften der Anlage und vereinfacht
die Aufstellmöglichkeit der Gesamtanlage.
Alfred Blank
Marktgemeinde Oberstaufen
bedingt schwankenden Belastungen. Neben dem
geringeren Wartungsaufwand im Vergleich zu einem
Blockheizkraftwerk sprachen daher auch der problemlose Teillastbetrieb im Bereich zwischen 15 und 30 kW
sowie der Betrieb bei schwankender Gasqualität klar für
die MicroTurbine.
Lob gab es von der Marktgemeinde Oberstaufen auch
für die gute Zusammenarbeit von der Planung bis zur
Montage und Inbetriebnahme, die termingerechte und
unkomplizierte Umsetzung und die hilfreiche Hotline
bei Rückfragen im laufenden Betrieb der MicroTurbine.
„Neben dem geringeren Wartungsaufwand im Vergleich zu einem
Blockheizkraftwerk sprechen auch
der problemlose Teillastbetrieb im
Bereich zwischen 15 und 30 kW sowie
der Betrieb bei schwankender Gasqualität klar für die MicroTurbine!“
Alfred Blank (Marktbauamt-Technik,
Wasserwerk, Kläranlage)
MicroTurbine spart
30 Prozent Fremdstrom
In der Kläranlage Oberstaufen fallen täglich 250 bis
350 m³ Gas an. Es wurde bisher nur genutzt, um den
Schlamm im Faulturm aufzuheizen und die Betriebsgebäude mit Heizenergie und Warmwasser zu versorgen.
Rund ein Drittel des Gases wurde abgefackelt, was
angesichts der sinnvollen Nutzung von Ressourcen
nicht mehr zeitgemäß war. Mit der MicroTurbine wird
das anfallende Gas rund 30 % des täglichen Stromverbrauchs decken.
Oberstaufen ist vom Tourismus geprägt und verzeichnet
rund 1,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Die
Kläranlage (18.750 EW) unterliegt deshalb saison-
MicroTurbine
19 Der Laubfrosch
Wissenschaft
Energie:
Im Kanal
steckt
Potenzial
Kanal und Kläranlage könnten künftig
für die regionale Energieversorgung
eine maßgebliche Rolle spielen.
Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl aus Wien
ist federführend bei einem breit
angelegten Projekt, das dieses
Potenzial weiter erschließen will.
Herr Professor Ertl, warum ist Energie aus
dem Abwasser in Österreich noch ein recht
exotisches Thema?
Ertl: Es ist richtig, dass etwa in der Schweiz oder in
Skandinavien die Nutzung von Abwasserwärme deutlich
weiter verbreitet ist als in Österreich. Daher gibt
es seit dem Vorjahr ein interdisziplinäres Projekt,
das erfolgversprechende Anwendungsfelder für die
Einbindung der abwassertechnischen Infrastruktur in
regionale
Energieversorgungskonzepte
wissenschaftlich untersucht. Daran sind z. B. auch Raumordnung und Nachhaltigkeitsforschung beteiligt.
Was sind die Schwerpunkte des Projekts?
Die Abwasserwirtschaft sollte heute nicht nur unter
dem Gesichtspunkt „end of pipe“ betrachtet werden.
Abwasser sollte als Ressource und nicht mehr nur
als Abfall wahrgenommen werden. In energetischer
Hinsicht sind vor allem zwei Bereiche interessant:
Erstens die Abwassertemperatur, die auch im Winter
kaum unter 10 °C liegt und damit vielerorts ausreicht,
20 Der Laubfrosch
Welche Konsequenzen hat die Entwicklung
für das Personal auf Kläranlagen?
Wichtig ist, das Betriebspersonal auch in dieser Richtung
auszubilden. Je mehr Kläranlagen zu Energielieferanten
werden, umso mehr werden die Betriebsleiter zu einem
Teil des Ressourcenmanagements. Diese zusätzlichen
Aufgaben können es auch nötig machen, bestehende
Strukturen zu überdenken. Ziel muss ein Win-WinSystem sein, in dem alle Beteiligten profitieren. Gute
Beispiele zeigen schon heute, dass dies gelingt.
Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl
um mittels Wärmepumpe Heizenergie zu erzeugen.
Und zweitens der organische Kohlenstoff, aus dem in
der Faulung Klärgas entsteht, das zu Strom und Wärme
umgewandelt werden kann.
Bleiben wir einmal bei der Wärme aus
dem Abwasser: Wie sieht die praktische
Nutzung zu Heizzwecken aus?
Das am meisten verbreitete Prinzip ist, im Kanal
Wärmetauscher, z. B. aus Edelstahl, anzubringen.
Sie entziehen dem Abwasser Wärme, die über einen
Wasserkreislauf zu einer Wärmepumpe geleitet und
dort auf das zum Heizen benötigte Temperaturniveau
gebracht wird. Dass dies in der Praxis funktioniert,
zeigt z. B. die Anlage in Amstetten. Dort versorgt ein
Abwasserkanal ein Betriebsgebäude der Stadtwerke mit
Nahwärme.
Welche Voraussetzungen müssen
gegeben sein, um die Abwasserwärme
wirtschaftlich nutzen zu können?
Die Rentabilität hängt im Wesentlichen von drei
Faktoren ab: vom Wärmebedarf der jeweiligen
Gebäude, von der Durchflussmenge und Abwassertemperatur im Kanal und von der Entfernung der
Gebäude zum Kanal. Einfamilienhäuser haben in der
Regel einen zu geringen Wärmebedarf, da wird eine
solche Investition nicht rentabel sein.
Bei größeren Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden
ist das anders.
Und die Entfernung?
Soll die Wärme effizient bzw. wirtschaftlich genutzt
werden, sollten sich Abnehmer in der Nähe befinden,
d. h. im Idealfall nur wenige hundert Meter entfernt.
Aus technischer Sicht sind heute aber auch schon
größere Distanzen bis zu mehreren Kilometern
machbar. Daher spielt auch die Raumordnung eine
wichtige Rolle. So könnte man etwa Betriebe rund um
Kläranlagen ansiedeln, was sich im Grunde ja anbietet,
denn für den Wohnbau gibt es attraktivere Gegenden.
Entsprechende Planungen müssten zusammen mit den
Abwasserverbänden erfolgen. Natürlich muss auch die
Energiewirtschaft ins Boot geholt werden.
Wie wirkt sich die Wärmeentnahme auf die
Kläranlagen aus – leidet möglicherweise
die Biologie darunter?
Tatsache ist, dass die Mikroorganismen eine bestimmte
Abwassertemperatur benötigen, um effektiv zu arbeiten.
Derzeit kühlen solche Anlagen das Abwasser um
deutlich weniger als 1 °C ab, das hat meist keine
relevanten Auswirkungen auf die Abwasserreinigung.
Wenn die Technologie in größerem Maßstab eingesetzt
wird, könnte das aber möglicherweise Probleme
bereiten. Daher gibt es auch Überlegungen, die Wärme
statt aus dem Kanal aus dem Ablauf von Kläranlagen
zu gewinnen. Die Abwasserreinigung hat jedenfalls
Priorität vor der Energiegewinnung.
Das Projekt:
Das Projekt „Einbindung der abwassertechnischen
Infrastruktur in regionale Energieversorgungskonzepte“ wurde im April 2013 gestartet; es läuft bis
Ende März 2016. Projektpartner sind das Institut für
Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und
Gewässerschutz sowie das Institut für Raumplanung
und ländliche Neuordnung der Universität für Bodenkultur Wien, das Austrian Institute of Technology, die
Österreichische Energieagentur, das Institut für
Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz, der Verein
Infrawatt aus der Schweiz und eine Wärmepumpenfirma. www.abwasserenergie.at
Zur Person:
Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl ist seit Ende 2012
Leiter des Instituts für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Universität für Bodenkultur Wien. Entsprechend der Größe des
Institutes ist der gebürtige Oberösterreicher mit
zahlreichen unterschiedlichen Themen der Siedlungswasserwirtschaft befasst. Neben Abwasserfragen
nehmen auch verschiedenste Aspekte zum Thema
Trinkwasser breiten Raum in der wissenschaftlichen
Arbeit des Institutes ein.
21 Der Laubfrosch
Kreuz & Quer Visionär
Abwasser als wichtige Ressource
Prof. Krampe beleuchtete Abwasser unter dem Aspekt
der Gewinnung von Nährstoffen bzw. Ressourcen,
Energie und Wasserrecycling. So liegt etwa das Potenzial
der Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasser in
Österreich bis 5300 Tonnen pro Jahr – das ist knapp die
Hälfte des jährlichen Düngemittelabsatzes.
Bei der Erzeugung von Strom aus Klärgas ist für
Prof. Krampe die Steigerung des elektrischen Wirkungsgrades mittels ORC-Technologie ein zukunftsweisendes
Forschungsthema. Gerade hier hat VTA ganz aktuell
eine weitere Innovation im Köcher: VTA ELTO nutzt den
thermodynamischen Kreisprozess zur Stromproduktion
aus Abwärme (Lesen Sie dazu auch den Bericht auf
Seite 16 dieser Laubfrosch-Ausgabe).
Neue Bemessungsgrundlagen
Ganz aktuell war auch das Referat von Prof. Jardin:
Er erläuterte ausführlich die neuen Bemessungsgrundlagen für die biologische Abwasserreinigung
gemäß dem Arbeitsblatt A131 der DWA, das
voraussichtlich im Frühjahr 2015 als Normentwurf
(Gelbdruck) erscheinen wird. Darin wird u. a. die
Bemessung auf CSB umgestellt und die Denitrifikationskapazität neu ermittelt.
Diskutierten in Salzburg über die Zukunft von Abwasser und Umwelt. *
Spitzenforschung
im Zukunftsdialog
100 Jahre Belebungsverfahren: Internationale Experten diskutierten
auf Einladung der VTA Gruppe in Salzburg die Zukunft der Abwasserbehandlung.
* (v. l.) Dr. Andreas Unterweger (Leiter Gewässerschutz Land Salzburg), Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann (RWTH Aachen), Prof. DI Dr.-Ing. Jörg Krampe (TU Wien),
Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger (GF VTA Gruppe), Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin (Ruhrverband Essen), Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner (TU Darmstadt).
Eine der wichtigsten Entdeckungen im Bereich des
Umweltschutzes ist heuer 100 Jahre alt: Mit dem
Belebungsverfahren begann im Jahr 1914 eine völlig
neue Ära der Abwasserreinigung. Bis heute ist es weltweit die Grundlage für die Behandlung von kommunalen
und industriellen Abwässern. In den vergangenen
zwei Jahrzehnten hat VTA bedeutende Beiträge zur
Weiterentwicklung dieses Verfahrens geleistet.
22 Der Laubfrosch
Aus diesem Anlass lud die VTA Gruppe gemeinsam mit
dem Land Salzburg am 25. November führende Experten
zu einem Erfahrungsaustausch. Referenten waren
führende Fachleute, darunter Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann
(Aachen), Dr.-Ing. Norbert Jardin (Ruhrverband Essen),
DI Dr.-Ing. Jörg Krampe (TU Wien) und Prof. Dr.-Ing. habil.
Martin Wagner (TU Darmstadt). Sie gaben vor einem
breiten Fachpublikum aus Österreich und Deutschland
im Bildungshaus St. Virgil einen Ausblick in die Zukunft
der biologischen Abwasserreinigung.
Erste Erfolge bei Mikroschadstoffen
Eine Herausforderung ist dabei die zunehmende
Belastung des Abwassers durch Mikroschadstoffe.
Dazu zählen vor allem Medikamentenrückstände und
hormonell aktive Substanzen, die bisher in Kläranlagen
nicht beseitigt werden können. Als Unternehmen, das
seit fast einem Vierteljahrhundert die Optimierung der
Abwasserbehandlung innovativ vorantreibt, arbeitet
die VTA Austria GmbH schon heute an Lösungen in all
diesen Bereichen.
Prof. Dohmann – langjähriger Berater der deutschen
Regierung in Umweltfragen - berichtete von Versuchen
auf der Kläranlage Aachen. Dort laufen derzeit erste
Untersuchungen zur Verringerung von Mikroschadstoffen aus Beruhigungs- und Schmerzmitteln (Diazepam, Diclofenac) sowie anderen Medikamenten im
Abwasser durch das High-Tech-Produkt VTA Nanofloc®.
Dr. Andreas Unterweger, Leiter des Gewässerschutzes im
Land Salzburg, skizzierte die Bedeutung der Abwasserreinigung in diesem Bundesland und zeigte anschaulich
die eindrucksvollen Verbesserungen auf, die in den vergangenen vier Jahrzehnten erreicht wurden. Sie wären
ohne Belebungsverfahren nicht möglich gewesen.
„Wir geben uns nicht mit dem
Erreichten zufrieden und gehen
neue Wege, um die Grenzen des
Machbaren immer wieder ein Stück
weiter zu stecken. Das ist der Kern
unseres Unternehmens, sozusagen
die DNA von VTA.“
Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger
Geschäftsführer VTA Gruppe
23 Der Laubfrosch
Kreuz & Quer Visionär
Die Fragen
der Zukunft
Wechsel
im Controlling
Die zukünftigen Herausforderungen der Abwasserbehandlung
waren in Salzburg Thema einer Podiumsdiskussion unter der Leitung
von Prof. Martin Wagner. Hier einige der Kernaussagen:
Sepp Benetseder verabschiedet sich nach
13 Jahren bei VTA in den Ruhestand.
Sind noch rigorosere Phosphor-Grenzwerte
für Gewässer sinnvoll?
Das kommt darauf an. Dort, wo es eine hohe Wasserführung gibt, ist das nicht notwendig. Aber Seen
reagieren viel schneller auf Phosphor als Fließgewässer.
Dr. Andreas Unterweger
Grenzwerte von 0,2 mg/l wie in Deutschland sind
anspruchsvoll. Ich bezweifle, dass typische Belebungsanlagen das schaffen. Man wird darüber nachdenken
müssen, ob und in welcher Form man sie erweitert.
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin
Kläranlagen sind nicht die einzigen Phosphor-Einleiter.
Aber sie sind am leichtesten zu fassen.
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin
Wie soll recycelter Phosphor
verwertet werden?
Statt auch hier wieder die Kläranlagen in die Pflicht
zu nehmen, soll das der Markt regeln. Man könnte ja
z. B. Düngemittelherstellern eine bestimmte Quote an
Recycling-Phosphor vorschreiben.
Prof. DI Dr.-Ing. Jörg Krampe
Haben Membranverfahren Zukunft?
Derzeit hat das Membranverfahren in Europa aus ökonomischen Gründen noch keine besonders große
Bedeutung. In Hinblick auf den hygienischen Aspekt
kann es aber in Zukunft zu einem großen Thema werden,
da man damit z. B. Viren und andere Krankheitserreger
herausfiltern kann.
Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann
Reicht das Belebungsverfahren aus, um
zukünftige Anforderungen zu erfüllen?
Seit dem Jahr 2001 lag das Controlling bei VTA in den
bewährten Händen von Josef Benetseder. Nun ist der
langjährige Mitarbeiter aus Weibern im Alter von 63
Jahren in den wohlverdienten Ruhestand getreten. „Wir
werden Sepp Benetseder im Unternehmen vermissen,
sowohl wegen seiner fachlichen als auch wegen seiner
menschlichen Qualitäten. Ich danke ihm namens der
gesamten VTA Gruppe für seine äußerst engagierte und
gewissenhafte Arbeit und wünsche ihm nun viel Zeit für
sein Hobby, das Radfahren, und für seine Enkelkinder“,
würdigte Geschäftsführer Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger
den „Jung-Pensionisten“. Zugleich begrüßte er den neuen Leiter des Controllings, Mag. Dr. Helfried Stibal MBA,
bei VTA und wünschte ihm für seine Tätigkeit viel Erfolg.
Sepp Benetseder, langjähriger Mitarbeiter bei VTA.
Das Belebungsverfahren wird das Basisverfahren
bleiben, aber für bestimmte Leistungen, etwa in
Hinblick auf Mikroverunreinigungen, durch andere
verfahrenstechnische Methoden ergänzt werden.
Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann
Mit diesem Verfahren wurde 100 Jahre lang viel
erreicht, es bleibt auch in den nächsten 100 Jahren noch
genügend zu tun.
Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner
Besuchen Sie uns auf unserer
neuen VTA Website
Unser neuer Webauftritt mit Produktinfos, News
und vielem mehr! Vergangene Laubfrosch Ausgaben
stehen ebenfalls zum Download bereit.
24 Der Laubfrosch
www.vta.cc
25 Der Laubfrosch
Kreuz & Quer Visionär
KURZ & KLAR
Immer „up to date“ mit dem iPad Mini von Apple!
Laubfrosch lesen & gewinnen!
Terror-Abwehr im Kanal
Nach dem Spiel ist vor dem Spül
Forscher tüfteln im Auftrag der EU daran, wie man
über das Kanalnetz potenzielle Terroristen aufspüren
kann. Es geht dabei um Sensoren im Abwasser, die auf
bestimmte Substanzen reagieren, die zum Bau einer
Bombe nötig sind. Wenn Reste dieser Stoffe über die
Toilette entsorgt werden und sogar schon, wenn sich
Bombenbastler die Hände waschen, könnten derartige
Sensoren Alarm schlagen und auf deren Spur führen.
Erste derartige Versuche mit Ionen-selektiven
Elektroden im Rahmen eines Programms namens
„Emphasis“ wurden bereits unternommen. Auch
Drogenlaboratorien will man in Zukunft auf diese
Weise aufspüren.
Eine Nachlese der besonderen Art zur Fußball-WM 2014
bietet die „Spülanalyse“ der Berliner Wasserbetriebe.
Sie zeigt das Wasser-Gebrauchs-Verhalten der Fußballbegeisterten während eines Spieltags. Denn wenn der
Schiri zur Pause pfeift, rennen nicht nur Spieler aufs
Klo, sondern auch abertausende Zuschauer vor den
TV-Geräten. Das führt regelmäßig zu Spitzenwerten,
sowohl beim Spülwasser als auch beim Abwasser, das
dann aus der Toilette in den Kanal rauscht. So sank die
Wasserabgabe der BWB von Durchschnittswerten um
25.000 m³ pro Stunde mit dem Anpfiff des Finalspiels
Deutschland gegen Argentinien auf 12.000 m³ ab, zur
Halbzeit und nach dem Ende der regulären Spielzeit
auf 37.500 m³ hinaufzuschnellen. Die „Spülanalyse“ ist
aber mehr als eine Spielerei: Sie liefert Informationen,
um die Schaltwarten der Wasserwerke entsprechend zu
steuern.
Als Dank für die Treue unserer zahlreichen Laubfrosch-Leser verlosen wir
unter allen Teilnehmern unseres Gewinnspiels ein iPad Mini. Teilnehmen
können Sie ganz einfach online unter www.vta.cc
Quellen: www.sueddeutsche.de ,
www.klaerwerk.info , www.bwb.de
Wasserwerke
Überwachung und Visualisierung
Die Steuerung DULCOMARIN®II mit SoftSPS Funktion von ProMinent ist
für die Überwachung und Visualisierung von Wasserwerken bestens geeignet.
Vorteile und Features
•
•
•
•
•
Kostengünstiges Überwachungssystem (auf Wunsch als Paket mit UV-Anlage)
In-Time Visualisierung der Daten (Messparameter einfach erweiterbar)
SD - Datenlogger für Nachvollziehbarkeit der Verbräuche und Erstellung
von Statistiken
SMS / E-Mail Alarm
Webzugang zum Wasserwerk u.v.m.
ProMinent Dosiertechnik
Gewerbepark 4, 3332 Rosenau, Tel: 07448 3040 0, E-Mail: office@prominent.at, Web: www.prominent.at
26 Der Laubfrosch
Gewinnspiel-Frage:
Welche Länder werden im Bericht VTA International hervorgehoben?
a)
b)
c)
Russland, Ukraine, Rumänien
Spanien, Italien, Portugal
Schweiz, Tschechien, Niederlande
Ihre Antwort senden Sie bitte an gewinnspiel@vta.cc
oder auf www.vta.cc ins Gewinnspiel-Formular eingeben und an uns senden.
Ausgabe 66
Gewinnspiel
Richtige Antwort war VTA Nanofloc®
Wir gratulieren Herrn Urs Jäggi (CH) zu einer Panasonic
DMC FZ200 Digital Kamera und wünschen viel Freude damit.
27 Der Laubfrosch
Österreichische PostAG / Firmenzeitung 09Z038133F
Falls unzustellbar, bitte retour an:
VTA Austria GmbH, Umweltpark 1, A-4681 Rottenbach
Das VTA-Netzwerk
www.vta.cc
VTA Deutschland GmbH
Henneberger Straße 1
94036 Passau
VTA Česká republika
spol. S.r.o.
Vĕtrná 72
37005 Budweis
Tel: +49 851 988 98-0
Fax: +49 851 988 98-98
vta@vta.cc
Tel: +420 385 514 747
Fax: +420 385 514 748
vta@vta.cc
Luts'k
L'viv
Rivne
Ternopil
Chernivtsi
Bregenz
VTA Schweiz GmbH
Kalchbühlstrasse 40
7000 Chur
Tel: +41 81 252 27-09
Fax: +41 81 252 27-10
vta@vta.cc
Impressum gem. § 24 Mediengesetz:
Herausgeber und Medieninhaber: VTA Austria GmbH, A-4681 Rottenbach; Layout: abm Feregyhazy & Simon GmbH, A-4050 Traun;
Autoren: Dr. Brigitte Auer, Dr.-Ing. Bernhard Eder, Josef Haslinger, Dr. Dominik Kohr. Bilder & Illustrationen: VTA, www.fotolia.de
Auflage: 20.000 Stück; © VTA Austria GmbH
VTA Austria GmbH
VTA Technologie GmbH
Umweltpark 1
4681 Rottenbach
Tel: +43 7732 4133-0
Fax: +43 7732 2270
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