Der Laubfrosch
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Der Laubfrosch
Aktuelles aus der Umwelttechnik Der Laubfrosch 04 VTA International: Erfolge in der Schweiz, Tschechien und den Niederlanden 16 VTA ELTO: Aus Abwärme wird Strom 22 100 Jahre Belebungsverfahren: Spitzenforschung im Zukunftsdialog Ausgabe 67 | Dezember 2014 www.vta.cc Die Inhalte im Dezember Wissenschaft Abwassertechnik in der Praxis Kreuz & Quer Visionär Wissenschaft für Anwender Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger VTA-Geschäftsführer 10 Serie Bio?Logisch! So machen Sie Ihre Anlage winterfit 04 VTA International: Schweiz, Tschechien, Niederlande 20 Energie: Im Kanal steckt Potenzial 14 VTA Biosolit® So geht sparen 22 100 Jahre Belebungsverfahren Spitzenforschung im Zukunftsdialog Editorial Bloß Durchschnitt ist zu wenig: Das ist ein zentraler Punkt der VTA-Philosophie. Als europäisches Unternehmen mit mittlerweile weltweitem Fokus können wir auf dem Markt nur dann erfolgreich sein, wenn wir nicht mit der Masse schwimmen, sondern eine innovative Speerspitze bilden. Wir wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Liebsten! Dass uns dies gut gelingt, liegt nicht zuletzt an unserer intensiven Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Wir stehen in bestem Kontakt und engem Austausch mit den führenden Wasser- und Abwasserforschern des deutschsprachigen Raums. Schließlich werden die Anforderungen immer komplexer. Von Spurenstoffen bis Mikroplastik - wir stehen heute vor Herausforderungen, die gestern noch gar nicht bekannt waren. Sichtbarer Ausdruck dieser guten Kooperation ist die Bereitschaft so vieler renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, bei VTA-Veranstaltungen Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis auf höchstem Niveau zu ermöglichen. Wir bieten ein Wissenschaftsforum für Anwender. Jüngstes Beispiel dafür war ein umfassender Erfahrungsaustausch zum Thema „100 Jahre Belebungsverfahren“ in Salzburg – mehr darüber in dieser „Laubfrosch“-Ausgabe. 24 Die Fragen der Zukunft 25 Wechsel im Controlling 26 Kurz & Klar 16 VTA ELTO: Aus Abwärme wird Strom 27 VTA-Gewinnspiel Herzlichst Ihr 02 Der Laubfrosch 03 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis 1/ Wieder alles o.k. am Genfer See Nachklärbecken in Lausanne nach der Behandlung Einfluss von VTA Nanofloc ®-Dosierung auf einige Ablaufparameter 100 1,8 90 1,6 80 1,4 70 1,2 60 1 50 0,8 DCO [mg O2/L] 0,6 MES [mg/L] 0,4 40 30 20 1,8 10 1,8 1,6 0 1,6 1,4 1,4 0,2 0 1,2 1,2 11 0,8 [mg O2/L] DCO 0,8 DCO CSB [mg [mg 0O2/L] /L] 2 0,6 0,6 MES [mg/L] GUS [mg/L] MES [mg/L] 0,4 0,4 0,2 04 Der Laubfrosch 0,2 00 „Praktisch unmittelbar!“: So beschreibt Klärwärter Yves Duperrex, wie sich VTA Nanofloc® in der Kläranlage Lausanne-Vidy ausgewirkt hat. Aber der Reihe nach. Die Kläranlage in Vidy, einem Stadtteil von Lausanne am schönen Genfer See, ist nicht mehr die jüngste: Sie stammt aus dem Jahr 1964, wurde für 200.000 EW gebaut und ist heute mit 250.000 EW überlastet. Probleme mit Schwimmschlamm in den beiden Nachklärbecken waren für Yves Duperrex nicht neu. Sie traten jedes Jahr gegen Ende des Sommers, bei niedrigerer Belastung, auf und verschwanden im September wieder. Doch nicht dieses Jahr, im Gegenteil: Die Situation verschlimmerte sich von Tag zu Tag, die Schwimmschlammschicht wuchs zu beträchtlicher Stärke. Da griff Monsieur Duperrex zum Telefon und rief David Rietsch vom Technischen Außendienst der VTA Schweiz an – „denn ich habe gedacht, dass VTA vielleicht eine Lösung hätte“, erzählt der Klärwärter. Wie stets bei VTA standen am Anfang der Problemlösung ausführliche mikrobiologische Analysen. Die P TOT [mg P/L]zeigten jede Menge Fadenbakterien im Schwimmschlamm, vorwiegend Nocardia. Als optimale VorgehensN-NO2 [mg N/L] weise wurde daraufhin beschlossen, VTA Nanofloc® in den Rücklaufschlamm zu dosieren, vorerst bei einer der beiden Belebungsstraßen. Wirkungsvoll selbst ohne Belüftung „Das Ergebnis war fast augenblicklich zu sehen“, schildert Yves Duperrex: Die Schwimmschlammschichten schwanden, ebenso die Fadenbakterien, die Ablaufwerte normalisierten sich. Grund genug, nun auch in der zweiten Belebungsstraße VTA Nanofloc® einzusetzen. Nach einer Woche war kein Schwimmschlamm mehr zu sehen – „wer weiß, wie lange das ohne diese spezielle Behandlung gedauert hätte“, meint der Klärwärter. Die Behandlung war selbst dann erfolgreich, als eine der beiden Straßen, durch technische Probleme, 20 Stunden lang ungenügend belüftet wurde. Die Dosierung wurde anschließend in den Zulauf der Nachklärung verlegt und gegenüber der ohnehin niedrigen Ausgangsdosis nochmals verringert mit 15 ppm in einer Straße und 8 ppm in der zweite. Nach jeweils zwei Wochen sahen die Verantwortlichen der Anlage in beiden Straßen das Ziel erreicht. Neben der erhöhten Reinigungsleistung bewirkt dies eine wahrscheinliche Senkung des Energiebedarfs in der Belüftung um bis zu 20 % – ein wesentlicher wirtschaftlicher Aspekt. „Wir danken VTA und David Rietsch für die aussagekräftigen Analysen und die tatkräftige Unterstützung vor Ort. Ihnen ist es gelungen, unsere Biologie wieder in den Normalzustand zurückzubringen“, resümiert Yves Duperrex. TOT [mg [mg P/L] P/L] [mg/L] PPGesamtphosphor TOT N-NO2 [mg N/L] N/L] Nitrit [mg/L] N-NO2 [mg 05 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis 2/ Markant besser, nachhaltig, stabil Kläranlage in Strážnice Einfluss von VTA Nanofloc ®-Dosierung auf den Schlammindex 300 Schlammindex 250 200 Start der Dosierung 150 100 50 Schlammindex [mL/g] Schlammindex 0 • Im Rücklaufschlamm gemessen • Dosierung VTA Nanofloc®: 14.06.2012 bis 10.07.2012 06 Der Laubfrosch Beim Stichwort Wein denkt man spontan nicht unbedingt an Tschechien – schließlich verzeichnet das Land den höchsten Pro-Kopf-Bierkonsum in Europa. Doch Weinbau hat hier eine tausendjährige Geschichte, besonders in Südmähren, das die Weintrauben sogar im Wappen führt. Auch in Strážnice, einer 5600-EinwohnerStadt am Fluss Velička, spielt Weinbau eine wichtige Rolle, seit Burgherr Peter Strážnicky von Krawarn dort im 14. Jahrhundert die ersten Weinberge anlegte. Wie in jeder Weinbauregion bringt die Weinproduktion auch in Strážnice besondere Herausforderungen für die Kläranlage mit sich. Die 10.000-EW-ARA wurde in den Jahren 2008/2009 umgebaut, was sich auf die Wassergüte der March (in welche die Velička mündet) positiv ausgewirkt hat. Der gelungene Umbau der Anlage wurde als bestes Bauprojekt der regionalen Wasserwirtschaft bewertet; dennoch stieß die ARA wiederholt an ihre Grenzen. Deutlicher Hinweis darauf waren Schlammindex-Werte von bis zu 250 mL/g. Daher entschlossen sich die Verantwortlichen nach eingehender Analyse und Beratung durch VTA-Mitarbeiter, im Rahmen eines Betriebsversuchs VTA Nanofloc® in das Nachklärbecken zu dosieren. Dauerhafter Erfolg mit nur 5 ppm Die darauffolgenden Analysen im akkreditierten Labor des Wasserverbandes Hodonín zeigten, dass sich der Schlammindex binnen weniger Tage auf rund 100 mL/g normalisierte. Die Sinkgeschwindigkeit erhöhte sich enorm, dadurch kann nun das hydraulische Potenzial der ARA voll ausgeschöpft werden. Die Sedimentation in den Eindickbehälter stieg um 40 %, die Schlammeigenschaften besserten sich sofort und nachhaltig. Fazit der Analysen, die in Zusammenarbeit mit Dr. Richard Babicek, dem Cheftechnologen des Wasserverbands Hodonín, durchgeführt wurden: Mit VTA Nanofloc® kam es auf der ARA Strážnice zu einer schnellen, nachhaltigen Stabilisierung des Reinigungsprozesses und zu einer markanten Verbesserung zahlreicher Abwasserparameter. Diese Betriebssicherheit wird mit einer minimalen Einsatzmenge von VTA Nanofloc® bis heute aufrechterhalten: Zugegeben werden lediglich 5 ppm. Einfluss von VTA Nanofloc®-Dosierung auf CSB, BSB und Phosphor 36,0 34,0 32,0 30,0 28,0 26,0 24,0 22,0 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 CHSK mg/l CSB cr mg/l BSK BSBmg/l mg/l Fosfor mg/l Phosphor • Im Ablauf KA gemessen • Dosierung VTA Nanofloc®: 29.07.2014 bis 09.09.2014 • Grenzwerte: für CSB - 120 mg/L, BSB - 25 mg/L, Phosphor 2 mg/L 07 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis 3/ Wirksame Waffe gegen Fadenbakterium 0041/0675 Der Störenfried in der Kläranlage Kaffeberg im niederländischen Kerkrade hatte keinen Namen, nur eine Nummer: 0041/0675. Fadenbakterien dieses Typs machten Ralph Bröcheler, dem Technologen des Waterschapsbedrijfs (Wasserversorgungsunternehmens) Limburg, heftig zu schaffen. Er wusste jedoch anfangs noch nicht, dass diese Mikroorganismen die Ursache der Probleme in der KA Kaffeberg waren. Fest stand nur, dass der Schlammindex massiv nach oben gegangen war, auf bis zu 200 mL/g. Die Gefahr von Schlammabtrieb drohte. Ralph Bröcheler wandte sich in dieser Situation an Erik Vos, den VTA-Verantwortlichen für die BeneluxStaaten. Der schickte eine Probe zur Analyse an die VTA-Zentrale in Österreich, wo man die Wurzel des Übels zweifelsfrei identifizierte: Die Biologen stellten fest, dass eben jene Fadenbakterien vom Typ 0041/0675 gemeinsam mit anderen in Kaffeberg ihr Unwesen trieben. Nach einem Laborversuch vor Ort empfahl Erik Vos, VTA Nanofloc® einzusetzen. Der Erfolg stellte sich prompt ein: Der Schlammindex sank auf Werte um 110 mL/g, der Schlammabtrieb wurde gestoppt. Dabei waren die Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt nicht gerade günstig: Es regnete stark; entsprechend hoch war die hydraulische Belastung der Anlage, die ausgelegt auf einen Regenwetterabfluss von 4050 m³/h - nun mit mehreren hunderttausend m³/Tag belastet wurde. „Ohne den Einsatz von VTA Nanofloc® wäre es in dieser Situation sicher zu Schlammabtrieb gekommen“, erklärt Ralph Bröcheler. Stabiler Betrieb ohne Mehrkosten Nach einer Woche wurde die festgelegte Dosierung von lediglich 15 ppm weiter gesenkt. Seither werden nur noch 10 ppm VTA Nanofloc® dosiert. Trotz dieser äußerst geringen Einsatzmenge läuft die Anlage stabil und problemlos. Und das ohne Mehraufwand, denn auch die wirtschaftliche Rechnung stimmt: Durch die erzielten Optimierungen bedeutet der Einsatz des hochwertigen Produkts VTA Nanofloc® unterm Strich keinen Mehraufwand. Kläranlage Kaffeberg Limburg „VTA Nanofloc® ist wirtschaftlicher als weniger hochwertige Produkte!“ Ralph Bröcheler, Betriebsleiter for chemical-paper-food-water-wastewater-industry A-2514 Traiskirchen, Römerstrasse 18 T 02252-562 94, F 02252-570 28 M 0664-522 77 37, M 0664-456 35 05 E grundfos@dosiertechnik.at 08 Der Laubfrosch 09 Der Laubfrosch Bio?Logisch! Glockentierchen - Über Urzeitbakterien Microthrix liebt Kälte Serie von VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer Luftaufnahme RHV Gasteinertal-Kläranlage So machen Sie Wenn die Bakteriengemeinschaft auf Winterbetrieb umstellt, kann das jedoch auch zu wesentlich unangenehmeren Auswirkungen kommen. Microthrix parvicella gehört zu den wenigen Fadenbakterien, die bei Temperaturen unter 15 °C unter geeigneten Bedingungen schneller wachsen können als die Flockenbakterien. Zu diesen geeigneten Bedingungen gehören unter anderem ein hohes Schlammalter, eine geringe Schlammbelastung und ein hoher Fettgehalt. Eine Beschreibung, wie sie auf viele kommunale Anlagen zutrifft und für einen gesichterten N-Abbau häufig auch notwendig ist. Daher empfiehlt es sich, in der kalten Jahreszeit auf die aktuelle Entwicklung von Microthrix parvicella zu achten. Zahlreiche Anwendungen haben gezeigt, dass sich das Wachstum von Microthrix parvicella mit Fällungsmitteln wie z. B. VTA Biokat ® oder VTA CW 43 effektiv bekämpfen lässt. Diese Produkte wirken auf den Stoffwechsel von Microthrix und können die Entwicklung hemmen oder – bei höherer Dosierung – sogar die bereits vorhandenen Filamente schädigen. Ihre Anlage winterfit Wenn im Winter die Temperaturen sinken, ziehen wir uns eine warme Daunenjacke an, drehen die Heizung auf und gönnen uns öfter mal eine deftige Mahlzeit. Mit diesen Hilfsmitteln kommen wir Menschen meist gut durch die kalte Jahreszeit. Mikroorganismen, die in einer Kläranlage leben, stehen da vor einer ganz anderen Herausforderung. Verringerte Leistung Es ist vor allem die geringe Temperatur, die den Bakterien zu schaffen macht. Mit jedem Grad weniger verringert sich die Stoffwechselaktivität und damit auch das Wachstum der Bakterien. Besonders markant wird dies bei den Nitrifikanten deutlich. So teilt sich Nitrosomonas bei 20 °C etwa alle 32 Stunden, während das gleiche Bakterium bei 10 °C über 80 Stunden dafür braucht. Damit die Nitrifikationsleistung und auch die Denitrifikation nicht zusammenbrechen, ist es bei 10 Der Laubfrosch Gute Vorbereitung ist alles Wenn sich jedoch mit den sinkenden Temperaturen gleichzeitig die Belastung erhöht, sollte die Kläranlage darauf vorbereitet sein. In Schigebieten hungern die Bakterien während des Sommers und auch im Herbst, bis sich dann – meist zu Weihnachten – die Belastung schlagartig vervielfacht. In manchen Gebieten steigen sowohl die Abwassermenge als auch die Fracht innerhalb weniger Tage auf das Zehnfache an. Hier trifft dann eine extrem hohe Belastung auf eine – aufgrund der niedrigen Temperatur – stark verringerte Abbauleistung. In solchen Fällen ist es extrem wichtig, dass die Bakteriengemeinschaft des Belebtschlamms dafür gerüstet ist. Verstärkt werden die Probleme häufig durch den Einsatz von Streusalz auf den vereisten Straßen, das die Ausbildung einer stabilen Flockenmatrix hemmt. So wurde durch den Einsatz von VTA Biosolit® beim Abwasserverband Pitztal in Tirol verhindert, dass im Winter 2013/14 der Schlammindex wie in den letzten Jahren auf über 400 mL/g angestiegen ist, sondern sich bei soliden 120 mL/g eingependelt hat. Durch die rechtzeitige Vorbereitung des Schlammes, die Ausbildung einer stabilen Flockenstruktur und die gleichzeitige Bekämpfung von Fadenbakterien konnte hier eine hohe Betriebssicherheit erreicht werden. Abbildung siehe Seite 12. vielen Anlagen empfehlenswert, die Trockensubstanz und das Schlammalter im Winter zu erhöhen. Der Kohlenstoffabbau ist in weitaus geringerem Maße betroffen, da sich diese Aufgabe auf viele unterschiedliche Mikroorganismen aufteilt. Auch wenn es den Betreibern einer Kläranlage meist nicht bewusst ist, so besteht der Belebtschlamm aus einer sehr fein abgestimmten Gemeinschaft aus verschiedensten Bakterien, die genau an die Lebensbedingungen in der Anlage angepasst ist. Mit dem Wintereinbruch stirbt zwar ein Teil der Bakterien ab, wird aber durch andere – kälteresistentere – Mikroorganismen ersetzt. Dieses Absterben von Bakterien führt in manchen Anlagen dazu, dass sich auf der Oberfläche der Nachklärbecken ein ölig schimmernder Film ausbildet. Dabei handelt es sich um die freigesetzten Zellbestandteile der abgestorbenen Bakterien, die bereits nach wenigen Tagen von anderen Organismen abgebaut werden. Unter der verringerten Stoffwechselaktivität leidet häufig auch der Zusammenhalt der Bakterien im Flockenverband. Um Flockenzerfall zu vermeiden, können betroffene Anlagen auf VTA Nanofloc® zugreifen, welches die Feinstsuspensa bindet und wieder einen gut funktionierenden Zellaustausch ermöglicht. Microthrix parvicella (blaue Fäden) verursacht im Winter häufig Probleme mit Bläh- und Schwimmschlamm. Probleme mit Microthrix lassen sich mit rechtzeitig gesetzten Maßnahmen leicht vermeiden. VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer 11 Der Laubfrosch Bio?Logisch! Glockentierchen 500 Schlammvolumenindex [mL/g] VTA für alle Fälle 2012/13 (mit FeCl3 und Kalk) 450 2013/14 (mit VTA Biosolit) Einige VTA-Produkte haben sich für die spezielle Anforderung während des Winterbetriebs besonders bewährt. Sie gewährleisten nicht nur eine sichere Phosphatfällung, sondern verbessern und stabilisieren den Anlagenbetrieb. 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Sep Okt Nov Dez Jän Feb Mär Apr Der Einsatz von VTA Biosolit® hat den Schlammindex der KA Pitztal deutlich verringert und stabilisiert. LABORANALYTIK RFID SPEKTRALPHOTOMETER DR 3900 Neu: Sicherheit durch RFID ➔ Proben-Kennzeichnung für 100% Rückführbarkeit per RFID-Technologie: keine Verwechslung im gesamten Analyseprozess Als Fällungsmittel für den Winter liefert besonders VTA CW 43 bei Anlagen, die nicht unter zusätzlichen Problemen leiden, überzeugende Ergebnisse. Neben der raschen Phosphatfällung wird auch das Wachstum von Microthrix parvicella gebremst. Wenn aufgrund der Betriebsbedingungen mit einer massiven Entwicklung von Microthrix parvicella zu rechnen ist, empfiehlt sich allerdings der Einsatz von VTA Biokat®, das speziell für die Bekämpfung dieser Fadenbakterien und zur Verbesserung der biologischen Aktivität entwickelt wurde. Damit können Bläh- und Schwimmschlamm effektiv bekämpft werden (z. B. KA Bad Staffelstein, KA Schirmeck). VTA Biosolit® verbessert durch das enthaltende Kalzium die Pufferkapazität des Wassers und sorgt für ein ausgeglichenes Kalk-/Kohlensäure-Gleichgewicht. Dadurch bildet sich ein selbstregulierendes Puffersystem aus, das die Flockenstabilität erheblich verbessert. Besonders Kläranlagen mit weichem Wasser profitieren von der erhöhten Pufferkapazität. Zusätzlich sorgt der enthaltene biologische Ladungsträger für exzellente Koagulationseigenschaften und für eine Erhöhung der Sinkgeschwindigkeiten (z. B. RHV Gasteinertal und AWV Großache Süd (Kitzbühel), KA Wasserfeld). Bei Anlagen mit Flockenabtrieb oder geringen Sinkgeschwindigkeiten hat sich der Einsatz von VTA Nanofloc® bewährt, das extrem rasch die Flockenbildung verbessert. Dieses Produkt führt nicht nur bei akuten Störfällen zu einer schnellen Stabilisierung, sondern festigt auch im Dauerbetrieb – mit geringer Dosierung – die Flockenbildung (z. B. KA Lech am Arlberg, KA Flirsch). Nur wer die Problematik einer Anlage genau kennt, kann das richtige Produkt auswählen. VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer VTA-Biologin Dr. Brigitte Auer ➔ Automatische Methoden-Updates: vom RFID-Tag der Küvettentestschachtel über die RFID-Schnittstelle direkt ins DR 3900 ➔ Die aktuellen Chargeninformationen stehen via RFID unmittelbar zur Qualitätssicherung zur Verfügung Rudolf-Breitscheid-Str. 54 – 60 D-08280 Aue Telefon +49 3771 5689-0 Telefax +49 3771 5689-40 Mehr Informationen: www.hach-lange.at · info@hach-lange.at · Tel. +43 (0) 1 912 16 92 transportieren · umschlagen · lagern 12 Der Laubfrosch www.spedition-kaemmler.de 13 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis Der außergewöhnliche Faulturm ist ein „Wahrzeichen“ der Kläranlage Wasserfeld (rechts zwei Luftaufnahmen). VTA Biosolit® So geht sparen Ein Langzeitversuch in Südtirol zeigt schwarz auf weiß: VTA Biosolit® sorgt auch unter schwierigen Bedingungen für einen optimalen Anlagenbetrieb und spart dabei bares Geld. Die Kläranlage Wasserfeld in Welsberg ist eine von fünf Anlagen der ARA Pustertal AG. Das extrem weiche Wasser dieser Region stellt die 40.000-EWAnlage vor große Herausforderungen. 2010 gingen zwei Neutralisationsanlagen in Betrieb, um Betonkorrosion vorzubeugen. Ein Kalk-Granulat wurde zugegeben, um den pH-Wert anzuheben und das Calcit-Lösevermögen zu verringern. Zugleich wurde durch die parallel 14 Der Laubfrosch laufende Phosphatfällung der pH-Wert wieder gesenkt. Das war nicht zufriedenstellend, zumal sich das Granulat nicht zur Gänze auflöste und sich tonnenweise in der Biologie ablagerte. „Beim Entleeren der Biologie mussten wir die Ablagerungen mit einem Spülauto aus dem Becken holen und entsorgen“, berichtete das Kläranlagenpersonal. Gab es – was immer wieder einmal vorkam – Probleme mit dem Schlammindex, dann kamen schon bisher erfolgreich VTA-Produkte zum Einsatz. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, entschloss man sich bei der ARA Pustertal AG zu einem Ganzjahresversuch: Mit Jänner 2014 wurde die Neutralisation und die Zugabe von Kalk außer Betrieb genommen und stattdessen VTA Biosolit® dosiert. Die Erfahrungen aus dem Versuch fasste das Personal im Oktober 2014 so zusammen: „Die Biologie hat hervorragend gearbeitet, wir hatten das ganze Jahr über keine Probleme. Der Schlammindex betrug im Jahresmittel um die 100 mL/g.“ Bis zu 15 Prozent Kosten gespart Das Fazit fällt aber auch aus wirtschaftlicher Sicht äußerst positiv aus: Durch den Verzicht auf jegliche Kalkzugabe und die eingesparten Energiekosten für die Kalkreaktoren waren die Gesamtkosten der Kläranlage mit VTA Biosolit® um mehr als 6 Prozent niedriger. Durch eine Automatisierung der Dosierung, die dieses Jahr manuell bzw. fix eingestellt erfolgte, wären weitere Einsparungen möglich. Berücksichtigt man auch die Ersatzteil- und Wartungskosten der Neutralisationsanlagen, die ab 2015 angefallen wären, so fällt die Einsparung noch wesentlich deutlicher aus: Unter dem Strich steigt man in der KA Wasserfeld mit VTA Biosolit® jährlich um bis zu 15 Prozent besser aus. für die eigenen Anforderungen konzipierte Weiterentwicklung dieses Top-Produkts zu setzen. Mit VTA hat man in Wasserfeld übrigens auch in anderer Hinsicht schon beste Erfahrungen gemacht: Eine Ultraschall-GSD-Anlage von VTA erhöht dort seit 2003 die Gasausbeute in der Faulung. „Die Biologie hat hervorragend gearbeitet, wir hatten das ganze Jahr über keine Probleme!“ Das Team der Kläranlage Wasserfeld Diese Resultate haben die ARA Pustertal AG bewogen, auch im Jahr 2015 auf VTA Biosolit® bzw. eine speziell 15 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis In vielen technischen Bereichen, etwa in Industrieanlagen, Biogas- oder Kläranlagen, entsteht Energie in Form von Wärme – oft gibt es keine Möglichkeit, sie sinnvoll zu verwenden. So wird thermische Energie ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Im ungünstigsten Fall muss diese Wärme sogar unter Zuführung von Kühlenergie auf niedrigere Temperaturen gebracht werden, das bedeutet: Energie wird aufgewendet, um Energie zu vernichten. Mit dem VTA ELTO-Prozess wird Energie aus NiedertemperaturMedien gewonnen. Auf diese Weise lässt sich überschüssige Abwärme einer KWK-Anlage, eines Verbrennungsprozesses, Prozesswärme aus Industrie oder aus der Geothermie in Strom umwandeln. Nicht brennbar, nicht giftig Die Grundlage liefert der „thermodynamische Kreisprozess“: Ein flüssiges Arbeitsmittel wird durch die Abwärme verdampft. Dieser Dampf treibt eine Turbine mit angeschlossenem Generator an. Danach wird dem Arbeitsmittel die Wärme durch einen Kondensator wieder entzogen, es kehrt in den ursprünglichen, flüssigen Aggregatzustand zurück. Der Kreis schließt sich. Aus Abwärme wird Strom Die nächste Innovation von VTA: ELTO* verwandelt überschüssige Abwärme in elektrische Energie – sauber, effizient und komplett ohne CO₂. * Energy from Low Temperature Organic Rankine Cycle VTA ELTO: Die direkte Energie-Ausnutzung aus dem heißen Massenstrom wird durch ein speziell für diesen Zweck optimiertes Verdampfungsmedium (Arbeitsmittel) ermöglicht, das bereits bei einer Temperatur ab 55 °C verdampft. Dieses Medium ist gesundheitlich unbedenklich und nicht brennbar. Der gesamte Prozess benötigt keinen zusätzlichen fossilen Brennstoff. Somit handelt es sich um eine völlig CO2-freie Stromerzeugung. Thermoöl wird nicht gebraucht Da thermische Energie in verschiedener Form auftritt, wurde der VTA ELTO-Prozess für zwei Einsatzbereiche konzipiert, die sich durch die Temperatur der Wärmequelle unterscheiden: Bis zu einer Temperatur von ca. 400 °C erfolgt der Wärmeübergang in einem Direktverdampfer. Die Wärmeenergie wird direkt von der Wärmequelle auf das Arbeitsmittel übertragen, es wird kein Zwischenkreis benötigt. Ab einer Temperatur von ca. 400 °C wird ein zusätzlicher Wasser-Kreislauf zwischen Wärmequelle und 17 Der Laubfrosch Abwassertechnik in der Praxis Alles ist möglich Arbeitsmittel geschaltet. Es wird kein Thermoöl verwendet. Mit VTA ELTO werden elektrische Wirkungsgrade von bis zu 20 % der nutzbaren thermischen Energie erreicht. MicroTurbinen von VTA nun besonders kompakt und in jeder beliebigen Aufstellungsvariante realisierbar Die Anwendungsgebiete: • • • • Abwärme von BHKW (Motoren/Turbinen) bzw. von vorhandenem Kühlkreislauf Biogas, Klärgas, Erdgas, Deponiegas Biomasseanlagen, Anlagen zur Abfall- bzw. Kehrichtverbrennung Industrieprozesse (Brüden, Dampf, Kühlwasser usw.) Prozessdaten VTA ELTO Rauchgas Liefergrößen 15 kW variabel bis 500 kW Thermische Leistung am Verdampfer Temperatur Eintritt Verdampfer ca. 300 kW …… 5.000 kW 100 °C - 400 °C Dampftemperatur Arbeitsmedium 75 °C - 900 °C 75 °C …… 160 °C Dampfdruck Arbeitsmedium 3 …… 21 bar a Elektrische Leistung Turbine 15 kW variabel bis 500 kW Elektrischer Wirkungsgrad Turbine bis 20 % brutto SCHEMATISCHE DARSTELLUNG TURBINE Generator VERDAMPFER Niedertemperatur: ab 75 °C, mind. 600 kWth Hochtemperatur: ab 400 °C, mind. 200 kWth Optional: REKUPERATOR PUMPE Gasförmig als Rauchgas Flüssig als Wasserkreis Abfallverbrennung Industrieprozesse Abluft BHKW Geothermie Biomasse Solarthermie 18 Der Laubfrosch Heißwasser Kühlung: Luft oder Wasser gasförmig flüssig Die Inbetriebnahme einer MicroTurbine CR30 in der Kläranlage Oberstaufen im Allgäu ist ein weiterer Meilenstein in der VTA-Anlagentechnik. Eine neuartige Bauweise sowie eine innovative Kompressionseinheit kommen zum Einsatz. Dadurch ist es nun möglich, sowohl den Schaltschrank als auch die Gasaufbereitung direkt an die Turbine anzukoppeln. So entsteht eine besonders kompakte Einheit, zu der nur noch der Wärmetauscher hinzukommt. Der technische Hintergrund: Bislang bestand eine Turbinenanlage aus vier separat aufgestellten Aggregaten: dem Schaltschrank, dem Wärmetauscher, der Kompressionseinheit und der Turbine selbst. Mit dem neuen Aufstellungskonzept können zwei entscheidende Verbesserungen erzielt werden. Erstens werden die Turbine, der Schaltschrank und die Gaskompression zu einer Einheit verschmolzen (siehe Foto). Dieses Konzept spart Platz und vereinfacht die Vorortmontage der Turbinenanlage. Zweites wird durch den Einsatz einer Magnetkupplung zwischen Motor und Kompressor eine technisch dauerhaft dichte Lösung erzeugt. Dieser Umstand verbessert die Kompressionseigenschaften der Anlage und vereinfacht die Aufstellmöglichkeit der Gesamtanlage. Alfred Blank Marktgemeinde Oberstaufen bedingt schwankenden Belastungen. Neben dem geringeren Wartungsaufwand im Vergleich zu einem Blockheizkraftwerk sprachen daher auch der problemlose Teillastbetrieb im Bereich zwischen 15 und 30 kW sowie der Betrieb bei schwankender Gasqualität klar für die MicroTurbine. Lob gab es von der Marktgemeinde Oberstaufen auch für die gute Zusammenarbeit von der Planung bis zur Montage und Inbetriebnahme, die termingerechte und unkomplizierte Umsetzung und die hilfreiche Hotline bei Rückfragen im laufenden Betrieb der MicroTurbine. „Neben dem geringeren Wartungsaufwand im Vergleich zu einem Blockheizkraftwerk sprechen auch der problemlose Teillastbetrieb im Bereich zwischen 15 und 30 kW sowie der Betrieb bei schwankender Gasqualität klar für die MicroTurbine!“ Alfred Blank (Marktbauamt-Technik, Wasserwerk, Kläranlage) MicroTurbine spart 30 Prozent Fremdstrom In der Kläranlage Oberstaufen fallen täglich 250 bis 350 m³ Gas an. Es wurde bisher nur genutzt, um den Schlamm im Faulturm aufzuheizen und die Betriebsgebäude mit Heizenergie und Warmwasser zu versorgen. Rund ein Drittel des Gases wurde abgefackelt, was angesichts der sinnvollen Nutzung von Ressourcen nicht mehr zeitgemäß war. Mit der MicroTurbine wird das anfallende Gas rund 30 % des täglichen Stromverbrauchs decken. Oberstaufen ist vom Tourismus geprägt und verzeichnet rund 1,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Die Kläranlage (18.750 EW) unterliegt deshalb saison- MicroTurbine 19 Der Laubfrosch Wissenschaft Energie: Im Kanal steckt Potenzial Kanal und Kläranlage könnten künftig für die regionale Energieversorgung eine maßgebliche Rolle spielen. Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl aus Wien ist federführend bei einem breit angelegten Projekt, das dieses Potenzial weiter erschließen will. Herr Professor Ertl, warum ist Energie aus dem Abwasser in Österreich noch ein recht exotisches Thema? Ertl: Es ist richtig, dass etwa in der Schweiz oder in Skandinavien die Nutzung von Abwasserwärme deutlich weiter verbreitet ist als in Österreich. Daher gibt es seit dem Vorjahr ein interdisziplinäres Projekt, das erfolgversprechende Anwendungsfelder für die Einbindung der abwassertechnischen Infrastruktur in regionale Energieversorgungskonzepte wissenschaftlich untersucht. Daran sind z. B. auch Raumordnung und Nachhaltigkeitsforschung beteiligt. Was sind die Schwerpunkte des Projekts? Die Abwasserwirtschaft sollte heute nicht nur unter dem Gesichtspunkt „end of pipe“ betrachtet werden. Abwasser sollte als Ressource und nicht mehr nur als Abfall wahrgenommen werden. In energetischer Hinsicht sind vor allem zwei Bereiche interessant: Erstens die Abwassertemperatur, die auch im Winter kaum unter 10 °C liegt und damit vielerorts ausreicht, 20 Der Laubfrosch Welche Konsequenzen hat die Entwicklung für das Personal auf Kläranlagen? Wichtig ist, das Betriebspersonal auch in dieser Richtung auszubilden. Je mehr Kläranlagen zu Energielieferanten werden, umso mehr werden die Betriebsleiter zu einem Teil des Ressourcenmanagements. Diese zusätzlichen Aufgaben können es auch nötig machen, bestehende Strukturen zu überdenken. Ziel muss ein Win-WinSystem sein, in dem alle Beteiligten profitieren. Gute Beispiele zeigen schon heute, dass dies gelingt. Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl um mittels Wärmepumpe Heizenergie zu erzeugen. Und zweitens der organische Kohlenstoff, aus dem in der Faulung Klärgas entsteht, das zu Strom und Wärme umgewandelt werden kann. Bleiben wir einmal bei der Wärme aus dem Abwasser: Wie sieht die praktische Nutzung zu Heizzwecken aus? Das am meisten verbreitete Prinzip ist, im Kanal Wärmetauscher, z. B. aus Edelstahl, anzubringen. Sie entziehen dem Abwasser Wärme, die über einen Wasserkreislauf zu einer Wärmepumpe geleitet und dort auf das zum Heizen benötigte Temperaturniveau gebracht wird. Dass dies in der Praxis funktioniert, zeigt z. B. die Anlage in Amstetten. Dort versorgt ein Abwasserkanal ein Betriebsgebäude der Stadtwerke mit Nahwärme. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um die Abwasserwärme wirtschaftlich nutzen zu können? Die Rentabilität hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: vom Wärmebedarf der jeweiligen Gebäude, von der Durchflussmenge und Abwassertemperatur im Kanal und von der Entfernung der Gebäude zum Kanal. Einfamilienhäuser haben in der Regel einen zu geringen Wärmebedarf, da wird eine solche Investition nicht rentabel sein. Bei größeren Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden ist das anders. Und die Entfernung? Soll die Wärme effizient bzw. wirtschaftlich genutzt werden, sollten sich Abnehmer in der Nähe befinden, d. h. im Idealfall nur wenige hundert Meter entfernt. Aus technischer Sicht sind heute aber auch schon größere Distanzen bis zu mehreren Kilometern machbar. Daher spielt auch die Raumordnung eine wichtige Rolle. So könnte man etwa Betriebe rund um Kläranlagen ansiedeln, was sich im Grunde ja anbietet, denn für den Wohnbau gibt es attraktivere Gegenden. Entsprechende Planungen müssten zusammen mit den Abwasserverbänden erfolgen. Natürlich muss auch die Energiewirtschaft ins Boot geholt werden. Wie wirkt sich die Wärmeentnahme auf die Kläranlagen aus – leidet möglicherweise die Biologie darunter? Tatsache ist, dass die Mikroorganismen eine bestimmte Abwassertemperatur benötigen, um effektiv zu arbeiten. Derzeit kühlen solche Anlagen das Abwasser um deutlich weniger als 1 °C ab, das hat meist keine relevanten Auswirkungen auf die Abwasserreinigung. Wenn die Technologie in größerem Maßstab eingesetzt wird, könnte das aber möglicherweise Probleme bereiten. Daher gibt es auch Überlegungen, die Wärme statt aus dem Kanal aus dem Ablauf von Kläranlagen zu gewinnen. Die Abwasserreinigung hat jedenfalls Priorität vor der Energiegewinnung. Das Projekt: Das Projekt „Einbindung der abwassertechnischen Infrastruktur in regionale Energieversorgungskonzepte“ wurde im April 2013 gestartet; es läuft bis Ende März 2016. Projektpartner sind das Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz sowie das Institut für Raumplanung und ländliche Neuordnung der Universität für Bodenkultur Wien, das Austrian Institute of Technology, die Österreichische Energieagentur, das Institut für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz, der Verein Infrawatt aus der Schweiz und eine Wärmepumpenfirma. www.abwasserenergie.at Zur Person: Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl ist seit Ende 2012 Leiter des Instituts für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Universität für Bodenkultur Wien. Entsprechend der Größe des Institutes ist der gebürtige Oberösterreicher mit zahlreichen unterschiedlichen Themen der Siedlungswasserwirtschaft befasst. Neben Abwasserfragen nehmen auch verschiedenste Aspekte zum Thema Trinkwasser breiten Raum in der wissenschaftlichen Arbeit des Institutes ein. 21 Der Laubfrosch Kreuz & Quer Visionär Abwasser als wichtige Ressource Prof. Krampe beleuchtete Abwasser unter dem Aspekt der Gewinnung von Nährstoffen bzw. Ressourcen, Energie und Wasserrecycling. So liegt etwa das Potenzial der Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasser in Österreich bis 5300 Tonnen pro Jahr – das ist knapp die Hälfte des jährlichen Düngemittelabsatzes. Bei der Erzeugung von Strom aus Klärgas ist für Prof. Krampe die Steigerung des elektrischen Wirkungsgrades mittels ORC-Technologie ein zukunftsweisendes Forschungsthema. Gerade hier hat VTA ganz aktuell eine weitere Innovation im Köcher: VTA ELTO nutzt den thermodynamischen Kreisprozess zur Stromproduktion aus Abwärme (Lesen Sie dazu auch den Bericht auf Seite 16 dieser Laubfrosch-Ausgabe). Neue Bemessungsgrundlagen Ganz aktuell war auch das Referat von Prof. Jardin: Er erläuterte ausführlich die neuen Bemessungsgrundlagen für die biologische Abwasserreinigung gemäß dem Arbeitsblatt A131 der DWA, das voraussichtlich im Frühjahr 2015 als Normentwurf (Gelbdruck) erscheinen wird. Darin wird u. a. die Bemessung auf CSB umgestellt und die Denitrifikationskapazität neu ermittelt. Diskutierten in Salzburg über die Zukunft von Abwasser und Umwelt. * Spitzenforschung im Zukunftsdialog 100 Jahre Belebungsverfahren: Internationale Experten diskutierten auf Einladung der VTA Gruppe in Salzburg die Zukunft der Abwasserbehandlung. * (v. l.) Dr. Andreas Unterweger (Leiter Gewässerschutz Land Salzburg), Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann (RWTH Aachen), Prof. DI Dr.-Ing. Jörg Krampe (TU Wien), Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger (GF VTA Gruppe), Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin (Ruhrverband Essen), Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner (TU Darmstadt). Eine der wichtigsten Entdeckungen im Bereich des Umweltschutzes ist heuer 100 Jahre alt: Mit dem Belebungsverfahren begann im Jahr 1914 eine völlig neue Ära der Abwasserreinigung. Bis heute ist es weltweit die Grundlage für die Behandlung von kommunalen und industriellen Abwässern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat VTA bedeutende Beiträge zur Weiterentwicklung dieses Verfahrens geleistet. 22 Der Laubfrosch Aus diesem Anlass lud die VTA Gruppe gemeinsam mit dem Land Salzburg am 25. November führende Experten zu einem Erfahrungsaustausch. Referenten waren führende Fachleute, darunter Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann (Aachen), Dr.-Ing. Norbert Jardin (Ruhrverband Essen), DI Dr.-Ing. Jörg Krampe (TU Wien) und Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner (TU Darmstadt). Sie gaben vor einem breiten Fachpublikum aus Österreich und Deutschland im Bildungshaus St. Virgil einen Ausblick in die Zukunft der biologischen Abwasserreinigung. Erste Erfolge bei Mikroschadstoffen Eine Herausforderung ist dabei die zunehmende Belastung des Abwassers durch Mikroschadstoffe. Dazu zählen vor allem Medikamentenrückstände und hormonell aktive Substanzen, die bisher in Kläranlagen nicht beseitigt werden können. Als Unternehmen, das seit fast einem Vierteljahrhundert die Optimierung der Abwasserbehandlung innovativ vorantreibt, arbeitet die VTA Austria GmbH schon heute an Lösungen in all diesen Bereichen. Prof. Dohmann – langjähriger Berater der deutschen Regierung in Umweltfragen - berichtete von Versuchen auf der Kläranlage Aachen. Dort laufen derzeit erste Untersuchungen zur Verringerung von Mikroschadstoffen aus Beruhigungs- und Schmerzmitteln (Diazepam, Diclofenac) sowie anderen Medikamenten im Abwasser durch das High-Tech-Produkt VTA Nanofloc®. Dr. Andreas Unterweger, Leiter des Gewässerschutzes im Land Salzburg, skizzierte die Bedeutung der Abwasserreinigung in diesem Bundesland und zeigte anschaulich die eindrucksvollen Verbesserungen auf, die in den vergangenen vier Jahrzehnten erreicht wurden. Sie wären ohne Belebungsverfahren nicht möglich gewesen. „Wir geben uns nicht mit dem Erreichten zufrieden und gehen neue Wege, um die Grenzen des Machbaren immer wieder ein Stück weiter zu stecken. Das ist der Kern unseres Unternehmens, sozusagen die DNA von VTA.“ Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger Geschäftsführer VTA Gruppe 23 Der Laubfrosch Kreuz & Quer Visionär Die Fragen der Zukunft Wechsel im Controlling Die zukünftigen Herausforderungen der Abwasserbehandlung waren in Salzburg Thema einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof. Martin Wagner. Hier einige der Kernaussagen: Sepp Benetseder verabschiedet sich nach 13 Jahren bei VTA in den Ruhestand. Sind noch rigorosere Phosphor-Grenzwerte für Gewässer sinnvoll? Das kommt darauf an. Dort, wo es eine hohe Wasserführung gibt, ist das nicht notwendig. Aber Seen reagieren viel schneller auf Phosphor als Fließgewässer. Dr. Andreas Unterweger Grenzwerte von 0,2 mg/l wie in Deutschland sind anspruchsvoll. Ich bezweifle, dass typische Belebungsanlagen das schaffen. Man wird darüber nachdenken müssen, ob und in welcher Form man sie erweitert. Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin Kläranlagen sind nicht die einzigen Phosphor-Einleiter. Aber sie sind am leichtesten zu fassen. Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin Wie soll recycelter Phosphor verwertet werden? Statt auch hier wieder die Kläranlagen in die Pflicht zu nehmen, soll das der Markt regeln. Man könnte ja z. B. Düngemittelherstellern eine bestimmte Quote an Recycling-Phosphor vorschreiben. Prof. DI Dr.-Ing. Jörg Krampe Haben Membranverfahren Zukunft? Derzeit hat das Membranverfahren in Europa aus ökonomischen Gründen noch keine besonders große Bedeutung. In Hinblick auf den hygienischen Aspekt kann es aber in Zukunft zu einem großen Thema werden, da man damit z. B. Viren und andere Krankheitserreger herausfiltern kann. Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann Reicht das Belebungsverfahren aus, um zukünftige Anforderungen zu erfüllen? Seit dem Jahr 2001 lag das Controlling bei VTA in den bewährten Händen von Josef Benetseder. Nun ist der langjährige Mitarbeiter aus Weibern im Alter von 63 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand getreten. „Wir werden Sepp Benetseder im Unternehmen vermissen, sowohl wegen seiner fachlichen als auch wegen seiner menschlichen Qualitäten. Ich danke ihm namens der gesamten VTA Gruppe für seine äußerst engagierte und gewissenhafte Arbeit und wünsche ihm nun viel Zeit für sein Hobby, das Radfahren, und für seine Enkelkinder“, würdigte Geschäftsführer Ing. Dr. h. c. Ulrich Kubinger den „Jung-Pensionisten“. Zugleich begrüßte er den neuen Leiter des Controllings, Mag. Dr. Helfried Stibal MBA, bei VTA und wünschte ihm für seine Tätigkeit viel Erfolg. Sepp Benetseder, langjähriger Mitarbeiter bei VTA. Das Belebungsverfahren wird das Basisverfahren bleiben, aber für bestimmte Leistungen, etwa in Hinblick auf Mikroverunreinigungen, durch andere verfahrenstechnische Methoden ergänzt werden. Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann Mit diesem Verfahren wurde 100 Jahre lang viel erreicht, es bleibt auch in den nächsten 100 Jahren noch genügend zu tun. Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner Besuchen Sie uns auf unserer neuen VTA Website Unser neuer Webauftritt mit Produktinfos, News und vielem mehr! Vergangene Laubfrosch Ausgaben stehen ebenfalls zum Download bereit. 24 Der Laubfrosch www.vta.cc 25 Der Laubfrosch Kreuz & Quer Visionär KURZ & KLAR Immer „up to date“ mit dem iPad Mini von Apple! Laubfrosch lesen & gewinnen! Terror-Abwehr im Kanal Nach dem Spiel ist vor dem Spül Forscher tüfteln im Auftrag der EU daran, wie man über das Kanalnetz potenzielle Terroristen aufspüren kann. Es geht dabei um Sensoren im Abwasser, die auf bestimmte Substanzen reagieren, die zum Bau einer Bombe nötig sind. Wenn Reste dieser Stoffe über die Toilette entsorgt werden und sogar schon, wenn sich Bombenbastler die Hände waschen, könnten derartige Sensoren Alarm schlagen und auf deren Spur führen. Erste derartige Versuche mit Ionen-selektiven Elektroden im Rahmen eines Programms namens „Emphasis“ wurden bereits unternommen. Auch Drogenlaboratorien will man in Zukunft auf diese Weise aufspüren. Eine Nachlese der besonderen Art zur Fußball-WM 2014 bietet die „Spülanalyse“ der Berliner Wasserbetriebe. Sie zeigt das Wasser-Gebrauchs-Verhalten der Fußballbegeisterten während eines Spieltags. Denn wenn der Schiri zur Pause pfeift, rennen nicht nur Spieler aufs Klo, sondern auch abertausende Zuschauer vor den TV-Geräten. Das führt regelmäßig zu Spitzenwerten, sowohl beim Spülwasser als auch beim Abwasser, das dann aus der Toilette in den Kanal rauscht. So sank die Wasserabgabe der BWB von Durchschnittswerten um 25.000 m³ pro Stunde mit dem Anpfiff des Finalspiels Deutschland gegen Argentinien auf 12.000 m³ ab, zur Halbzeit und nach dem Ende der regulären Spielzeit auf 37.500 m³ hinaufzuschnellen. Die „Spülanalyse“ ist aber mehr als eine Spielerei: Sie liefert Informationen, um die Schaltwarten der Wasserwerke entsprechend zu steuern. Als Dank für die Treue unserer zahlreichen Laubfrosch-Leser verlosen wir unter allen Teilnehmern unseres Gewinnspiels ein iPad Mini. Teilnehmen können Sie ganz einfach online unter www.vta.cc Quellen: www.sueddeutsche.de , www.klaerwerk.info , www.bwb.de Wasserwerke Überwachung und Visualisierung Die Steuerung DULCOMARIN®II mit SoftSPS Funktion von ProMinent ist für die Überwachung und Visualisierung von Wasserwerken bestens geeignet. Vorteile und Features • • • • • Kostengünstiges Überwachungssystem (auf Wunsch als Paket mit UV-Anlage) In-Time Visualisierung der Daten (Messparameter einfach erweiterbar) SD - Datenlogger für Nachvollziehbarkeit der Verbräuche und Erstellung von Statistiken SMS / E-Mail Alarm Webzugang zum Wasserwerk u.v.m. ProMinent Dosiertechnik Gewerbepark 4, 3332 Rosenau, Tel: 07448 3040 0, E-Mail: office@prominent.at, Web: www.prominent.at 26 Der Laubfrosch Gewinnspiel-Frage: Welche Länder werden im Bericht VTA International hervorgehoben? a) b) c) Russland, Ukraine, Rumänien Spanien, Italien, Portugal Schweiz, Tschechien, Niederlande Ihre Antwort senden Sie bitte an gewinnspiel@vta.cc oder auf www.vta.cc ins Gewinnspiel-Formular eingeben und an uns senden. Ausgabe 66 Gewinnspiel Richtige Antwort war VTA Nanofloc® Wir gratulieren Herrn Urs Jäggi (CH) zu einer Panasonic DMC FZ200 Digital Kamera und wünschen viel Freude damit. 27 Der Laubfrosch Österreichische PostAG / Firmenzeitung 09Z038133F Falls unzustellbar, bitte retour an: VTA Austria GmbH, Umweltpark 1, A-4681 Rottenbach Das VTA-Netzwerk www.vta.cc VTA Deutschland GmbH Henneberger Straße 1 94036 Passau VTA Česká republika spol. S.r.o. Vĕtrná 72 37005 Budweis Tel: +49 851 988 98-0 Fax: +49 851 988 98-98 vta@vta.cc Tel: +420 385 514 747 Fax: +420 385 514 748 vta@vta.cc Luts'k L'viv Rivne Ternopil Chernivtsi Bregenz VTA Schweiz GmbH Kalchbühlstrasse 40 7000 Chur Tel: +41 81 252 27-09 Fax: +41 81 252 27-10 vta@vta.cc Impressum gem. § 24 Mediengesetz: Herausgeber und Medieninhaber: VTA Austria GmbH, A-4681 Rottenbach; Layout: abm Feregyhazy & Simon GmbH, A-4050 Traun; Autoren: Dr. Brigitte Auer, Dr.-Ing. Bernhard Eder, Josef Haslinger, Dr. Dominik Kohr. 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