WAS BRINGT ES DEM HOTELIER?
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WAS BRINGT ES DEM HOTELIER?
Vorteile, Nachteile, Chancen, Risiken FRANCHISING Was bringt es dem Hotelier? Mehr Gäste und Umsatz? Höhere Marktanteile und Markteffizienz? Kommissionsfreie Buchungen? Weltweite Werbung für das Hotel? Bessere Be triebsabläufe? Franchising. In der Hotellerie derzeit ein brisantes, aber auch kontroverses Thema. Was bringt es dem Hotelier konkret, wenn er sich einer internationalen Hotelmarke anschliesst? Walter Zueck, Direktor bei Accor und FranchiseExperte, über Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken des Franchise-Modells für Hotelbetriebe. Ibis Hotel, Zürich-Adliswil. «Wir haben mitten in der Wirtschaftskrise die Zimmerkapazität um 60 Prozent ausgebaut und erfreuen uns heute wieder der gleichen Auslastung wie zuvor», so Rolf W. Gysin, Franchise-Nehmer. 26 1–2I2012 Report Franchising in der Hotellerie 1 Um was geht es beim Franchising in der Hotellerie ganz generell? Franchising besteht in der Übertragung einer auf dem Markt bereits gut eingeführten Hotelmarke und eines im Tourismus getesteten Geschäftskonzepts auf einen Unternehmensgründer oder Unternehmensinhaber. Dieser, auch FranchisePartner oder Franchise-Nehmer genannt, tritt als unabhängiger Unternehmer in die Kette des Franchise-Gebers ein. Er darf dessen Dienstleistungen vermarkten und stellt sich unter dessen einheitliches Erscheinungsbild. Und er garantiert die Einhaltung des Markenversprechens gegenüber dem Gast. 2 Worin liegt der Unterschied zwischen einem Franchise- und einem Management-Vertrag? Beim Franchise-Vertrag benützt der Unternehmer das Markenkonzept, beispielsweise von Ibis, und führt den Betrieb weiterhin selber. Dabei kann er die Dienstleistungszentrale von Accor benützen. Es fällt eine Franchise-Gebühr an. Beim Management-Vertrag lässt der Inhaber seinen Betrieb von einer Drittpartei (Manager) treuhänderisch führen. Dafür bezahlt er Managementgebühren. Der Cash-flow gehört dem Eigentümer. In der Regel entscheidet der Eigentümer, ob der Betrieb unabhängig, mit einem Referral oder mit einem Franchising geführt werden soll. 3 Was sind die Vorteile des Management Vertrages? Der Eigentümer kann sich auf die Strategie des Hotelunternehmens konzentrieren. Der Besitzer braucht keine Hotelerfahrung zu haben, und er braucht wenig eigene Ressourcen. Dank des Vertrags hat er eine bessere Risikokontrolle. Das Potenzial des Betriebes wird voll ausgeschöpft. 4 Was sind die konkreten Vorteile des Franchisings für den Hotelier? Beim Franchising mit einer Franchising-Marke, zum Beispiel von Accor, hat der Hotelier namentlich die folgenden konkreten Vorteile: • Sicherheit, den Gästekreis zu erweitern; • Weltweiter Bekanntheitsgrad des Hotels durch Zugehörigkeit zu einer starken Marke; • Unterstützung durch Schweizer Fachkräfte: In der Schweizer Accor-Zentrale bieten über 40 Mitarbeitende den Franchise-Nehmern sämtliche Dienstleistungen, die es für den Betrieb eines Hotels braucht, und zwar in der gewohnten Schweizer Qualität; • Bessere Resultate im ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich; • Nutzung einer starken Einkaufszentrale mit vorteilhaften Preisen; • Vertrieb über ein weltweites Reservations system. So ist der Hotelier seinem Mitbewerber immer einen Schritt voraus. In schwierigen Zeiten (Rezession, starker Franken) hat er einen starken Partner an seiner Seite. › 1–2I2012 27 Franchise-Betrieb: Mercure Hotel Europe, Basel. Franchise-Betrieb: Ibis Hotel, Bulle (Freiburg). Mercure Classic Hotel, Leysin. 5 7 Eignet sich das Franchise-Modell auch für die Ferienhotellerie? Ja. Wichtig ist dabei, dass der Hotelier sich eine Marke aussucht, die zu seinem Betrieb passt. Und dass diese Marke in den bestehenden und zukünftigen Quellmärkten seiner Destination einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. ansprechen, welche möchte ich ausbauen? • Welche Märkte möchte ich in Zukunft besser bearbeiten? • Mein Kundenversprechen deckt sich mit dem Kundenversprechen welcher Marke? 8 11 Welche Hotelbetriebe (Grösse, Anzahl Betten, Standorte, Region) eignen sich besonders für das Franchise-Geschäftsmodell? Generell ist wichtig, dass der Eigentümer den Willen hat, mit einer Hotelkette eine langfristige Partnerschaft einzugehen. Ab einer Umsatzgrösse von zwei Millionen Franken im Übernachtungsbereich ist die Partnerschaft für beide Parteien attraktiv. Ganzjährig geöffnete Betriebe in der Stadt erreichen diese Umsatzgrösse schon ab 50 Zimmern. Punkto Kategorie gibt es zum Beispiel bei Accor für jedes Hotel die passende Marke – vom Einstern-Hotel bis zum Vierstern-Hotel. Besonders im Zwei- bis Dreistern-Bereich bietet die Marke Ibis Styles Hoteliers in allen Regionen eine interessante Möglichkeit der Neupositionierung. Mercure mit mehr als 700 Hotels weltweit ist die passende Marke für Vierstern-Hotels. 6 Welche Hotelbetriebe eignen sich überhaupt nicht als Franchise-Nehmer? Betriebe mit weniger als 1,5 Millionen Franken Jahresumsatz im Übernachtungsbereich. Auch für Betriebe an einmaliger Lage, ohne lokale oder regionale Konkurrenz mit einem sehr hohen Stammgästeanteil und einem sehr hohen Anteil an Buchungen aus der unmittelbaren Umgebung des Hotels bietet Franchising keinen entscheidenden Mehrwert. Ist das Franchising in der Fünfstern Hotellerie ein Thema in der Schweiz? Im Luxusbereich – mit der Marke Sofitel – bietet Accor kein Franchising an. Die Einhaltung und Umsetzung des Gästeversprechens ist auf der höchsten Ebene von Personalisierung im Service nicht möglich, wenn die Marke nicht auch die vollständige Führung innehat. 9 Was bringt eine Marke wie Ibis oder Mercure dem Franchise-Nehmer ganz konkret? Kurz gesagt: Garantiert mehr Gäste, Umsatz und tiefere Betriebskosten! 10 Welche Marke eignet sich für welchen Hotelbetrieb, beziehungsweise Standort? Der potenzielle Franchise-Nehmer muss in diesem Zusammenhang folgende Fragen klären: • Woher kommen meine Gäste? • Wie buchen meine Gäste? • Welche neuen Gästesegmente möchte ich Gebührenbeispiel: Gebührenbeispiel Hotel 3 Sterne, Marke: Ibis Styles, 70. Logis-Umsatz: Zimmer: 70, Logis Umsatz: Hotel: 3 Sterne. Marke: Ibis Styles. Zimmer: 2,5 Mio. Franken2.5 Mill. Leistung Nationale und internationale Marketingmassnahmen Umsatzgeneration über alle Accor Kanäle: accorhotels.com.com und mercure.com z.B. Benützung von TARS und angeschlossener Systeme Benützung des Intranet Gewinnung von neuen Gästen Gebühr Berechnet auf Betrag % Gebühr Marketing Beherbergungsertrag 2‘500‘000 2 50‘000 Distributions-Gebühr direkten TARS Umsatz 2‘500‘000 2 50‘000 Loyalty Programm Gesamtumsatz von Le Club Accorhotels Gästen 330‘000 4.5 14‘850 Beherbergungsertrag 2‘500‘000 3 75‘000 Betriebsgrösse 1‘100 pro Zimmer Nutzung der Markenkonzepte und des Know-Hows der Marken, Recht auf Nutzung der Marke, Drucksachen, Zentraleinkauf, Schulungen, Trademark Qualitätskontrollen, Technische Unterstützung, Benchmarking, Ressourcenbewirtschaftung Beratung durch Experten, Integration, Eintrittsgebühr (einmalig im Eintrittsjahr) Methoden und Instrumente Total wiederkehrende Gebühren Total einmalige Gebühren 28 77‘000 189‘850 77‘000 Wie hoch sind die Franchise-Kosten für den Hotelier? Machen wir ein Beispiel für ein ganzjährig geöffnetes Hotel mit einem Jahresumsatz von 2,5 Millionen Franken, das sich der Marke Ibis Styles von Accor anschliesst. Laufzeit des Vertrages: zehn Jahre mit zweimal fünfjähriger Verlängerung. 75 Zimmer, 60 Prozent Zimmerbelegung, 158 Franken Durchschnittspreis. Die einmaligen Gebühren betragen in diesem Fall 77 000 Franken, die wiederkehrenden Gebühren jährlich total 189 850 Franken (vgl. Tabelle Gebührenbeispiel). 12 Was alles umfasst ein Franchise-Vertrag, was wird da genau geregelt? Im Franchisevertrag werden die Rechte und Pflichten beider Parteien sowohl des Franchise-Gebers wie auch des FranchiseNehmers geregelt. Der Franchise-Vertrag, auch Konzessionsverkauf genannt, ist ein Innominatkontrakt, bei dem der Franchise-Geber dem Franchise-Nehmer sein Geschäftskonzept gegen Entgelt zur Nutzung zur Verfügung stellt. Der FranchiseVertrag enthält Komponenten des Kaufs, des einfachen Auftrags, des Markenrechts und allenfalls weiterer Rechtsinstitute. Das Konzept wird auch als hybride Verkaufsform bezeichnet. Das Geschäftskonzept, beziehungsweise das Organisationskonzept umfasst in der Regel: 1–2I2012 Report Franchising in der Hotellerie • Nutzung des internationalen Buchungs systems; • Markennutzung: eine örtlich und sachlich limitierte Markenlizenz; • Betriebs- und Vertriebs-Know-how; • Schulung von Management und Service personal. 13 Wie gross ist der Einfluss des Franchise- Gebers auf den Franchise-Nehmer? Der Franchise-Geber überwacht die Einhaltung des Markenversprechens der Marke durch den Franchise-Nehmer. Damit der Franchise-Nehmer dieses Versprechen einhalten kann, findet eine laufende Interaktion zwischen beiden Partnern statt. Die Art dieser Interaktionen ist sehr vielfältig. Eine der häufigsten Arten ist die Schulung der Mitarbeiter auf allen Stufen des Hotels. Der Franchise-Nehmer bleibt unabhängiger Unternehmer! Das heisst, er führt den Betrieb selbst. Dies tut er mit Hilfe von Instrumenten und Methoden, die ihm zum Beispiel von Accor und der Marke zur Verfügung gestellt werden. Der Franchise-Nehmer entscheidet selbst, ob die Empfehlungen der Marke und von Accor zu seinem Erfolg beitragen oder nicht, und er handelt danach. Accor schlägt seinen Mitgliedsbetrieben aber nichts vor, was wir in unseren eigenen Betrieben nicht auch machen. 14 Ist das Franchising in der Schweizer Hotellerie überhaupt ein Thema? Internationale Hotelketten sind in der Schweiz bis jetzt im Vergleich zu Europa oder Frankreich sehr schwach vertreten. Sieben Prozent der Hotels und 16 Prozent aller Zimmer sind Eigentum oder im Management einer der internationalen Hotelketten und tragen das Logo einer integrierten Hotelmarke. Etwa 30 Betriebe und 2,5 Prozent aller Zimmer sind im Franchising mit einer integrierten Hotelmarke. In fast jeder der 15 Schweizer Top-Tourismusdestinationen gibt es schon ein Franchise-Hotel. Die Tendenz ist steigend. Für bestehende, traditionelle Schweizer Zwei- und Dreistern-Hotels gab es in der Vergangenheit nur wenige Möglichkeiten zum Franchising. Mit Ibis Styles kommt hier ein neues Angebot dazu. 15 Was macht das Franchising für den Franchise-Geber, zum Beispiel Accor, so interessant? Accor hat in der Schweiz acht Franchise-Verträge mit den drei Marken Mercure, Ibis und Ibis Budget. Durch Franchising kann die Gruppe ihren Kunden ein dichteres Netz von Hotels und so ein breiteres Angebot bieten. Einen weiteren Vorteil stellt die kontinuierliche Effizienzverbesserung dar, die sich aus der Zusammenarbeit mit unabhängigen Hoteliers automatisch ergibt, da diese sehr qualitäts- und kostenbewusst sind. 16 Warum sollte ein Schweizer Hotelier ausgerechnet mit Accor, einer der grössten Hotelketten der Welt, einen Franchise-Vertrag eingehen? Weil er zusammen mit Accor noch erfolgreicher sein kann! Franchising ist eine Investition in die Zukunft. Accor ist in Europa entstanden und kennt somit das Umfeld. Wir sind uns gewohnt, einen für beide Parteien gangbaren Weg zu suchen und zu finden. Den Franchise-Nehmern steht ein Team von hervorragenden Schweitzer Mitarbeitern zur Seite. Accor hat dem Franchising in der Entwicklungsstrategie eine primäre Bedeutung zugeordnet. Aus diesem Grund ist die Firmenorganisation auf die Sicherstellung des Erfolgs der Franchise-Partner ausgerichtet. Die Erhöhung des Umsatzes und des Gewinns sowie die Optimierung der Qualität der Leistungen des FranchiseNehmers stehen hier im Vordergrund. Seit der Eröffnung des damaligen Novotel Neuchâtel Thielle 1975, hat sich das Team von Accor ein umfassendes, landesspezifisches Wissen in allen Kompetenzfeldern der Hotellerie aufgebaut. Unsere Gruppe besitzt und betreibt, für uns oder Dritte, Hotels aller Kategorien und verschiedener Grössen in allen Landesteilen der Schweiz, und zwar in grossen und kleineren Städten und auch in Ferienregionen. Dadurch haben wir ein sehr hohes regionales Knowhow, von dem unsere Partnerbetriebe profitieren können. Im Franchising hat Accor über 30 Jahre Erfahrung. Ein weiterer Punkt ist das gute PreisLeistungs-Verhältnis der Marken von Accor. 17 Die Kettenhotellerie ist in der Schweiz, im Vergleich zu den USA, noch wenig verbreitet. Ist das nicht ein Nachteil für den Hotelier, der sich für die Marke einer globalen Kette entscheidet? Das ist eher eine Chance, weil visionäre Hoteliers sich jene Marke sichern können, die am besten zu ihnen passt – bevor der direkte Mitbewerber es tut. › nutzen eines franchise-vertrags Für den Hotelier (Beispiel Ihr Nutzen eines Franchisevertrags mit Accor aufAccor) einen Blick Bedürfnis (von Ihnen) Lösung (für Sie) Nutzen (für Sie) Wettbewerbsfähig bleiben trotz Entstehung neuer touristischer Konkurrenzmärkte Zugehörigkeit zu einer weltbekannten Hotelmarke Höhere Marktanteile Mehr Umsatz Qualifizierte Fachkräfte finden Top ausgebildete Mitarbeiter Nutzung von jobs.accor.com Grosses Weiterbildungsangebot der Accor Akademien Mehr Auswahl aus qualifizierteren Kandidaten Tieferer Turn-Over Vom Tourismuswachstum in der Destination mehr profitieren Sich nicht über den Preis von seinen Mitbewerbern abheben sondern durch die Marke Verbesserung des eigenen REVPAR Index Gutes Preis-Leistungsverhältnis betreffend Mitgliedschaft Schweizer Fachkräfte in allen Hotel Fachgebieten stehen Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung Sie haben den Rücken frei, und mehr Zeit für Gäste und Mitarbeiter Mein Betrieb ist zu klein, die Kosten für eine Betriebserweiterung sind zu hoch Bauberatung und Nutzung des Skaleneffekts von Accor Erweiterung ist durch Kostenreduzierung möglich ROI im Marketing erhöhen (Mein Werbefranken verschwindet in der Informationsflut) Bündelung des Werbefrankens mit anderen Betrieben der gleichen Marke Höhere Marketingeffizienz Anteil der kommissionsfreien Buchungen erhöhen Top Content des Hotels auf der Markenseite und auf ah.com verfügbar machen Tiefere Distributionskosten, und Befreiung von OLTA Abhängigkeiten Die Bettenbelegung in frequenzarmen Perioden erhöhen Le Club Accor Hotels Kundenprogramm Anzahl Stammkunden vervielfachen und neue Stammkunden gewinnen Meine Margen erhöhen Nutzung des Accor Know-Hows und der Landes Dienstleistungszentrale Tiefere Kosten 1–2I2012 Was ist Franchising? Franchising ist eine «Geschäftsheirat» zwischen einem bestehenden Unternehmen (Franchise-Geber) und dem Inhaber eines neuen Unternehmens (Franchise-Nehmer). Gegen Entgelt (Eintritts- und laufende Gebühren, häufig auch Marketingabgaben) wird dem Franchise-Nehmer vom Franchise-Geber ein komplettes Geschäftskonzept zur Verfügung gestellt. Die Investitionen für die Geschäftsstelle trägt der Franchise-Nehmer. Spezifische Produkte oder Dienstleistungen, eine erprobte Marketingkonzeption, Marken und Knowhow sowie laufendes Coaching und Weiterentwicklung des Geschäftskonzepts durch den Franchise-Geber bilden ein eigentliches Franchise-Paket. Das einheitliche Erscheinungsbild gegen aussen ist franchisetypisch. 29 18 Thema Preispolitik. Wer legt die Zimmer- preise fest? Der Franchise-Nehmer oder der Franchise-Geber? Aus rechtlichen Gründen darf der Franchise-Geber keine Zimmerpreise für das Franchise-Hotel festlegen. Der Franchise-Nehmer legt die Preise fest. Dies ist auch so, weil er die Marktsituation vor Ort und seinen Betrieb selber am besten kennt. Die Marke bietet das Angebotsgebilde mit den Angeboten und den dazugehörigen Konditionen. Das richtige Pricing ist entscheidend für den Erfolg. 19 Accor unterhält in der Schweiz ein Revenue- Management-Team. Profitiert davon auch der Franchise-Nehmer? Wir haben derzeit ein RevenueManagement-Team von zehn Personen. Davon profitiert der Franchise-Nehmer durch Teilnahme an Meetings und dem Informationsaustausch, wie beispielsweise Event-Kalender, Forecast-Trends und globale Entwicklungen. 20 Wer ist für Marketing- aktivitäten oder Werbekampagnen zuständig? Die zu erreichenden Ziele werden von den Hoteliers und dem Schweizer Markendirektor der jeweiligen Marke aufgrund von Analysen und Umfragen festgelegt. Es werden Marketingpläne auf Hotelebene, Landesebene und regionaler Ebene erstellt. Die verschiedenen Massnahmen werden aufeinander abgestimmt. Für die Umsetzung der Massnahmen ist das Schweizer Marketingteam zuständig. Die Kontrolle und Messung der Wirksamkeit ist in der Verantwortung des Markendirektors. 21 Was sind die konkreten Vorteile des Franchisings im Personalbereich? Kostenersparnis durch Zeitgewinn bei der Suche. Zugriff auf einen grossen Pool von gut ausgebildeten Fachkräften über www.jobs.accor.com. Attraktive Karrierechancen durch gute Weiterbildung in den Weiterbildungszentren von Accor. 22 Steigert Franchising zwangsläufig die Wettbewerbsfähigkeit der Hotels? Ja. Die weltweit tätigen Marken spüren Trends und Entwicklungen sehr früh und können agieren, bevor man nur noch reagieren kann. Ein Beispiel: Die iPhone-Applikation von www.accorhotels.com wurde bereits am 4. Dezember 2009 lanciert und wurde bis heute über 900 000 Mal heruntergeladen. Für den Franchisenehmer eine Sorge weniger, um auf diese moderne Weise mehr kommissionsfreie Buchungen zu erhalten. 23 Hat das Franchising positive Auswirkungen auf die Kostenstruktur eines Hotelbetriebs? En Beispiel: Beim Einsatz von Opera oder FOLS (Front Office Light System) als Hotelsoftware mit einer direkten Schnittstelle zu TARS (Travel Accor Reservation System) kann der Betrieb bis 1,5 Arbeitsstunden pro Tag sparen. Das sind rund 7000 Franken pro Jahr. Der Betrieb braucht auch keine eigene Website mehr mit allem Drum und Dran. Hier spart man auch wieder viele Stunden ein und mindestens 20 000 Franken. Man spart auch viel bei Übersetzungskosten. Die Website www.accorhotels.com ist in 14 Sprachen und 28 geolokalisierten Versionen verfügbar. 24 Hotels sollten in ihre Betriebe, in Infrastruk- tur, Zimmer, Gebäude und andere Bereiche investieren. Wie läuft das in einem Franchise-Betrieb? Wie werden Investitionen finanziert? In den meisten Fällen genügen die Auflagen der Behörden und von Hotelleriesuisse. Alle unsere Betriebe sind Mitglied des Schweizer HotelierVereins. Die Investitionen werden vom Eigentümer finanziert. Bei Banken ist ein bestehender Franchise-Vertrag mit einer international bekannten Marke meist Grund für ein besseres Kredit-Rating. 25 Wie lange dauert in der Regel ein Franchise-Vertrag? Die Laufzeit ist meistens zehn Jahre und dann in fünf Jahresperioden verlängerbar. Kündigungen kommen sehr selten vor. 26 Unter welchen Bedingungen kann ein Franchise-Vertrag gekündigt werden? In der Regel wird ein Franchise-Vertrag erneuert oder er läuft wegen Betriebsaufgabe aus. 27 Ist das Franchising-Geschäftsmodell weltweit und insbesondere in Europa im Aufschwung? Ja. Das hat einerseits mit der Veränderung in der Eigentümerstruktur zu tun und andererseits mit dem Kundenverhalten. Immer mehr Betriebe gehören nicht mehr der Familie, die den Betrieb führt. Institutionelle Eigentümer wollen das Risiko vermindern, indem sie die Führung einem Brand-Operator übertragen. Oder vom Operator verlangen, eine Franchise-Vereinbarung einzugehen. Eine Marke bietet durch ihre Standards ein konstantes Qualitätsniveau mit wenigen bis keinen negativen Überraschungen. Dadurch bevorzugen viele Kunden Hotels bekannter Marken. Franchising ist in Europa auch im Aufschwung, weil das Geschäftsmodell immer bekannter wird und dadurch viele falsche Vorurteile abgebaut werden. 28 Wie beurteilen Sie generell das Wachstums- potenzial von Franchising in der Schweiz? Generell denke ich, dass in den nächsten zehn Jahren das Wachstumstempo zwar steigen wird. Aber es wird in der Schweiz wohl noch einige Zeit dauern, bis die Durchdringung des Marktes durch Hotelketten ein europäisches Niveau von heute rund 27 Prozent erreicht hat. Mit Mercure sollten wir in zehn Jahren auf 15 Betriebe kommen. Mit Ibis Styles auf zehn. 29 In welchen Segmenten und Regionen der Schweizer Hotellerie wird Franchising eine besondere Rolle spielen? Aufgrund des sehr hohen Anteils von Hotels mit weniger als 40 Zimmern ist das Wachstum in der Schweiz begrenzt. Besonders in den Ferienregionen ist die durchschnittliche Betriebsgrösse sehr klein. Da wir in unserem Portfolio Hotelmar- background Accor-Fakten Die französische Accor-Gruppe ist mit mehr als 4400 Hotels, 530 000 Zimmern und 145 000 Mitarbeitern in 90 Ländern einer der grössten Hotelkonzerne der Welt. Accor erzielte 2011 einen Umsatz von rund 6,1 Milliarden Euro und gilt als grösster Arbeitgeber in der Hotellerie weltweit. 25 Prozent der Accor-Hotels sind Franchise-Betriebe. Accor deckt alle Hotel-Segmente ab – vom Fünfstern-Hotel (Sofitel) bis zum Budget-Hotel (Ibis Budget). Accor-Marken sind (u. a.) Sofitel, Pullman, M Gallery, Thalassa, Novotel, Mercure, Adagio, Ibis, Ibis Styles und Ibis Budget. In der Schweiz führt Accor 45 Hotels, davon acht als Franchise-Betriebe. Franchise-Betrieb: Mercure Hotel Du Parc, Martigny. 30 www.accor.com 1–2I2012 report FrancHising in der Hotellerie ken aller Kategorien führen, bin ich überzeugt, dass wir in allen Segmenten und Regionen gute Hoteliers überzeugen können, mit uns zusammen noch erfolgreicher zu sein. DerAutor: Walter Zueck, geboren 1965 in Südtirol, hat die Hotelfachschule Kaiserhof in Meran (Südtirol) absolviert. Nach Lehr- und Wanderjahren durch die internationale Hotellerie war er von 1995 bis 1999 Direktor des Hotels Novotel Zürich Airport-Messe. Ab Herbst 1999 war er verantwortlich für das Preopening des weltweit ersten Hotelkomplexes mit drei Hotelmarken unter einem Dach (457 Zimmer) in Zürich-West und ab Mai 2000 Direktor des Vierstern-Hotels Novotel Zürich City-West. Von Januar 2004 bis August 2010 war Zueck verantwortlich für Verkauf/Marketing und Distribution für 42 Accor-Hotels in der Schweiz. In dieser Zeit betreute er 13 Hotel-Neueröffnungen. Seit August 2010 ist er Director Franchise Development von Accor Schweiz. Walter Zueck war zudem neun Jahre Vorstandsmitglied des Züricher Hotelier-Vereins und Mitglied des Beirats von Hotelleriesuisse. 30 Wieläuftderprozess vomerstenKontakt biszumZeitpunktderAufnahme desHotelsindieKetteab? Hier geht es um eine langfristige Partnerschaft, das heisst: Zu einem Vertrag kommt es erst, wenn das gegenseitige Vertrauen gross genug ist. Es gibt nur massgeschneiderte Lösungen. In der Regel beginnt der Prozess mit einem persönlichen Gespräch zwischen dem Eigentümer und mir. Später werden die wichtigsten Informationen über das Haus und den Eigentümer in einem Formular erfasst. Aufgrund dieser Informationen wird eine erste Standortanalyse durchgeführt. Von unserer Seite wird geprüft, ob Accor diesem Betrieb mit der vom Eigentümer gewünschten Marke einen genügenden Mehrwert bieten kann. Ist dies der Fall, schicken wir dem Eigentümer einen «Letter of Interest». Dieser wird unterzeichnet und an uns zurückgesendet. Der nächste Schritt ist die Überprüfung des Betriebes darauf, ob das Gästeversprechen eingehalten werden kann. Oder welche Massnahmen getroffen werden müssen, damit dieses Kriterium erfüllt ist. Gleichzeitig wird der Vorvertrag mit den Konditionen ausgearbeitet. Die Anpassungsmassnahmen werden im Vorvertrag festgehalten. In dieser Phase verhandeln die beiden Parteien über die groben Eckpunkte des Vertrages wie Gebühren, Laufzeit, Datum der Aufnahme des Betriebes in die Kette und so weiter. Wenn sich die Parteien über diese Punkte geeinigt haben, wird der Vertrag ausgearbeitet. Im Betrieb beginnt die Umsetzung der festgelegten Massnahmen. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Betrieb nochmals kontrolliert. Wenn alle Auflagen erfüllt sind, kann der Betrieb in die Kette aufgenommen werden, sofern bis zu diesem Datum auch der Vertrag unterzeichnet worden ist. Bei grösseren Umbauten wird auch ein Architekt der Marke beigezogen. H 1–2I2012 walter.zueck@accor.com FraNchisiNG Was BriNGt es DeM hotelier? Rolf W. Gysin, Franchise-Nehmer Ibis Hotel, Zürich-Adliswil «Ibis ist für mich im Economy-Hotelsegment etwas vom Besten, was es gibt: ein weltweit verbreitetes, überall erfolgreiches, klares Konzept. Die Marke ist überaus bekannt und beliebt; rund um den Globus gibt es eine riesige Ibis-Fangemeinde. Wichtige Erfolgsfaktoren sind überdies der kostensenkende gemeinsame Einkauf der Ibis-Hotelkette, die zur Verfügung gestellten Ressourcen in Backoffice-Bereichen sowie das Online Vertriebssystem. Wir haben mitten in der Wirtschaftskrise die Zimmerkapazität um 60 Prozent ausgebaut und erfreuen uns heute wieder der gleichen Auslastung wie zuvor. Das hätten wir ohne die Marke Ibis kaum geschafft. Die Franchise-Kosten für eine Hotelmarke fallen in der Ertragsrechnung ins Gewicht. Der Gesamterfolg hängt stark von der Auslastung ab. Ist diese ungenügend, können die Franchise-Kosten den Erfolg nachhaltig beeinträchtigen. Eine Franchise-Lösung eignet sich somit nur, wenn eine stabil hohe Auslastung sichergestellt werden kann. Voraussetzungen für die überdurchschnittliche Rendite sind ein vernünftiger Einstandspreis des Hotels, die gute Lage, eine klare Konzeption und ein straffes, zukunftsgerichtetes Management. Wichtig: Jeder Verantwortliche eines bestehenden Hotels muss nach obgenannten Kriterien individuell abklären, ob ein Franchising die Ertragslage zu verbessern vermag.» Hoteliers am Platz mit einer echten Kooperation. Weltweite Mitarbeiter-Rekrutierung und Schulungen in der eigenen Akademie. Qualitätssicherung bei Infrastruktur, Dienstleistungen und Hygiene. Eigene Einkaufsstruktur mit professionellem Team. Einkauf zu äusserst wettbewerbsfähigen Konditionen (23 bis 24 Prozent Warenaufwand). Aktives Benchmark zur steten Überprüfung der Wirtschaftlichkeit. Diese Aufl istung liesse sich beliebig erweitern. Das Franchise-Modell gibt mir die Möglichkeit, mit Spass am Beruf wirtschaftlich unabhängig Hotelier und Unternehmer zu sein. Der Spielraum für Eigeninitiative ist jederzeit gegeben. Ich kann den Fortbestand der Unternehmung langfristig sichern. Zu Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2003 lag die Jahresauslastung bei 34 Prozent. Das Verhältnis Restaurant-Hotelertrag lag bei 70/30 Prozent. 2011 liegt die Auslastung bei über 81 Prozent, und das bei einem Verhältnis 18/82 Prozent. Der GOP liegt bei über 34 Prozent. Die Zusammenarbeit mit Accor ist auch «krisenresistenter». Wir spüren die schwierige Konjunktur auch, können jedoch mit unseren flexiblen Angeboten, die von Accor marktorientiert gestaltet und über die eigene Homepage angeboten werden, die Situation pro-aktiv meistern.» Werner Stoller, Franchise-Nehmer Hotel Mercure Stoller, Zürich «Das Franchise-Modell von Accor bietet ein Paket von Leistungen an: ein hervorragendes Reservationssystem (90 Prozent unserer Buchungen erfolgen darüber). Ein selbstständiges, angelehntes Revenue-Management mit einer dynamischen Preisgestaltung. Ein internationales Marketing, das seinen Namen verdient (weltweit bekannte Marke) und einen professionellen Verkauf vor Ort (inbound/outbound, täglich sind 70 Prozent der Gäste das erste Mal bei uns). Eine gute Zusammenarbeit mit den Accor- Franchise-Betrieb: Hotel Mercure Stoller, Zürich. 31