Revue Schweiz 5/2007

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Revue Schweiz 5/2007
DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER
OKTOBER 2007 / NR. 5
Das bunte Treiben im
Schweizer Zeitungsmarkt
Jahrhundertbauwerk:
Der Lötschberg-Express rollt
Die Guten Dienste der
Schweiz sind sehr gefragt
CONFŒDERATIO HELVETICA
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EDITORIAL
I N H A LT
Schweizer Armeemesser – Made in China?
s tönte wie eine hiobsbotschaft, was der Nachrichtensprecher am frühen Morgen Anfang Juli im Schweizer Radio verkündete: Es liege durchaus im Bereich des
Möglichen, dass das neue Schweizer Soldatenmesser in China produziert werden
müsse. Aufgrund des grossen Auftragsvolumens komme es wohl zu einer weltweiten
WTO-Ausschreibung, an der sich alle Lieferanten und Produzenten von Messern beteiligen können.
Zwar wird das berühmte Schweizer Armeemesser schon längst und in guter Qualität als Raubkopie hergestellt und verkauft. Aber die Idee, dass das offizielle Schweizer Soldatenmesser das Prädikat «Made in China» tragen könnte, begann dann doch einige Gemüter zu erhitzen. Das kleine Sommertheater in den Schweizer Medien konnte beginnen
und führte sogar zu einer Soldatenmesser-Petition an den Bundesrat, mit der Aufforderung, das neue Soldatenmesser als Stichwaffe zu definieren. Denn eine Waffe unterliegt
keinen WTO-Bestimmungen und muss nicht international ausgeschrieben werden.
Warum braucht die Schweizer Armee eigentlich ein neues Soldatenmesser? Armasuisse, das Beschaffungsamt des Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz
und Sport (VBS), erklärt: Das alte Soldatenmesser 61 entspricht nicht mehr den Anforderungen, die heute an Sicherheit und Technologie gestellt werden. So ist beispielsweise
die Klinge nicht arretierbar, was beim Gebrauch zu Verletzungen führen kann. Zudem
ist heute auch besserer Edelstahl für die Klinge erhältlich. Die Armee soll nun also 65 000
neue Soldatenmesser im Wert von 1,17 Millionen Franken erhalten. Das neue Messer, das
2009 den Rekruten abgegeben wird, soll folgende Anforderungen erfüllen: Edelstahlklingen, arretierbare Schneideklinge mit Wellenschliff, Kreuzkopfschraubenzieher, Holzsäge,
Bohr- und Stechahle, Schraubenzieher mit arretierbarem Dosenöffner, Ein-Handöffnung der Schneideklinge ohne Sprungfeder zum Öffnen. Ausserdem soll das Soldatenmesser wartungsarm sein und am Gürtel getragen werden
können.
Seit 1891 wird das Schweizer Soldatenmesser von der Firma
Victorinox in Schwyz fabriziert. Für das Schwyzer Unternehmen
wäre ein «Swiss Army Knife - Made in China» weniger finanziell
als vom Image her fatal. Muss denn nun das neue Messer tatsächlich international ausgeschrieben werden? Nein, sagt der Urheber
der Soldatenmesser-Petition, Alois Kessler, ein Rechtsanwalt und
Ständeratskandidat aus Schwyz. Für ihn ist das neue Messer klar
Heinz Eckert
eine Stichwaffe und deshalb kein Gegenstand für eine WTO-Ausschreibung. Kessler wirft dem Bundesrat eine «Musterknabenmentalität» vor, mit der er
Arbeitsplätze gefährde. Andere Staaten würden die WTO-Regeln auch zu ihren Gunsten auslegen, sagt Kessler. Man darf gespannt sein, wie es nun weitergeht. Bis Ende Jahr
soll ein Entscheid vorliegen. Die Armasuisse geht nun nochmals über die Bücher. Nach
dem «Eiertanz um eine Sackmesser-Ausschreibung» («Neue Zürcher Zeitung») will jedoch niemand mehr so recht glauben, dass die Rekruten des Jahres 2009 ein Soldatenmesser aus China am Gurt tragen werden.
Zahlreiche Leserinnen und Leser haben sich per E-Mail oder in Briefen beklagt, dass
wir Wahlinserate der SVP veröffentlicht haben, und uns wegen unserer vermeintlichen
SVP-Nähe kritisiert. Tatsache ist, dass sämtliche im Bundesparlament vertretenen
Parteien von uns eingeladen worden sind, in der «Schweizer Revue» zu inserieren und
ihre politischen Botschaften auch an die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland zu
übermitteln. Wie gross und wie oft eine politische Gruppierung in der «Schweizer
Revue» inseriert, wird nicht von der Redaktion entschieden, sondern liegt im Ermessen
der Partei.
HEINZ EC KER T, C HEFREDAK T OR
S C HWEIZ ER REVUE Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: photopress
E
Das erste Soldatenmesser der Schweizer Armee,
hergestellt von Victorinox. Im Jahre 1891 erfolgte
die erste Lieferung.
5
Briefkasten
5
Gelesen: Leben und Werk des ersten Tessiner
Bundesrates
7
Gesehen: Schweizer Bergleben
8
Der Schweizer Zeitungsmarkt ist in
Bewegung geraten
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Auf Säumerpfaden über den Gotthard
Regionalnachrichten
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Cartoon: Seglernation Schweiz
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Aus dem Bundeshaus
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Die Schweiz als gefragte FriedensVermittlerin
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Der neue Lötschbergtunnel ist ein
Jahrhunderbauwerk
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ASO-Informationen
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In Kürze
Titelbild: Mit dem neuen Jahrtausend
kam das Gratisblatt «20 Minuten» in die Schweiz.
Foto: RDB
IM P R E S S U M : «Schweizer Revue», die Zeitschrift für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, erscheint im 33. Jahrgang in deutscher, französischer, italienischer, englischer
und spanischer Sprache in 21 regionalen Ausgaben und einer Gesamtauflage von rund 400 000 Exemplaren. Regionalnachrichten erscheinen viermal im Jahr.
■ R E DA K T I O N : Heinz Eckert (EC), Chefredaktor; Rolf Ribi (RR), René Lenzin (RL), Alain Wey (AW), Gabriela Brodbeck (BDK), Auslandschweizerdienst EDA, CH-3003 Bern, verantwortlich für die «Offiziellen EDA-Informationen». Übersetzung: CLS Communication AG ■ P O S T A D R E S S E : Herausgeber/Sitz der Redaktion/Inseraten-Administration: AuslandschweizerOrganisation, Alpenstrasse 26, CH-3006 Bern, Tel. +41 31 356 6110, Fax +41 31 356 61 01, PC 30-6768-9. Internet: www.revue.ch ■ E - M A I L : revue@aso.ch ■ D RU C K : Zollikofer AG,
CH-9001 St.Gallen. ■ ADRESS ÄNDERUNG: Bitte teilen Sie Ihre neue Adresse Ihrer Botschaft oder Ihrem Konsulat mit und schreiben Sie nicht nach Bern.
Einzelnummer CHF 5.– ■
3
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BRIEFKASTEN
Bei uns in Griechenland ist
Aromat tatsächlich nicht zu bekommen. Meine Mutter hat 15
Jahre nichts anderes als Aromat
für ihren Enkelsohn nach Griechenland gebracht. Die letzten
6 Jahre konnte sie altershalber
nicht mehr kommen. Meine
Schwägerin hat das nun übernommen und schickt uns das
heiss geliebte Aromat, das
übrigens auch bei vielen Dorfbewohnern beliebt ist.
Zur «Schweizer Revue»
möchte ich gratulieren; es ist
halt so richtig «Schweizer Qualität», auf die ich, obwohl ich
schon seit 22 Jahre im Ausland
lebe, sehr stolz bin.
T. GIANNOU-L USSI, MOUS THENI-
und war eine Überraschung.
Canmore liegt rund 130 Meilen
(210 km) südwestlich von Red
Deer und westlich von Calgary.
Meine Freunde in Wetaskivin,
Alberta, sind aus Olten und
kamen vor 45 Jahren nach
Kanada.
Ich besuchte die Schweiz
in meinen 77 Lebensjahren
10 oder 12 Mal. Besonders
gefiel mir Genf mit seinem
wunderschönen See. Hier
in Alberta haben wir die Rocky
Mountains, das berühmte
Banff und den Lake Louise.
Danke für die künstlerische
Leistung der «Schweizer
Revue»!
WALTER PRICE, RED DEER,
KAN ADA
KAVAL A , GRIEC HENL AND
Geliebtes Antlitz der Heimat
Nume nid gsprängt
Man kann von Herrn Blocher
denken, wie man will. Nur wenige Leute erinnern sich noch
an die Zeit vor 1940. Wenn wir
nicht Bundesräte wie die Herren Etter und Motta (die in gewissen Kreisen genau so unbeliebt waren wie Herr Blocher)
gehabt hätten, hätte sich die
Schweiz möglicherweise einem
vereinten Europa unter Hitler
angeschlossen. Allzu viele und
hauptsächlich mittelständische
Kaufleute sahen das Gold hinter dem Hakenkreuz.
So, Herr Blocher, wenn Sie
denken, «Nume nid gsprängt»,
sind Sie in guter Gesellschaft.
PAUL MERK,
WINFIELD, B.C. KAN ADA
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Danke, «Schweizer Revue»
Wir freuen uns so sehr über die
«Schweizer Revue», dass wir
Ihnen und dem Mitarbeiterstab unseren heissen Dank dafür aussprechen möchten! Ihre
«Schweizer Revue» ist wunderbar! Wir kaufen sie hier im
«Chapters Book Store» in der
Bower Mall. Die Werbung für
Canmore, Alberta, in der Ausgabe vom Juni 2007 ist reizend
Ich schätze die inhaltliche und
gestalterische Qualität der
«Schweizer Revue». Seit einiger Zeit finden die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland in ihren Seiten «das
geliebte Antlitz der Heimat»
wieder, obschon sie natürlich
der Welt und anderen Kulturen
gegenüber offen sind.
PAULETTE SC HILD, C ANNES,
FRANKREIC H
Landessprachen
Seit ich in Goa lebe, wird mir
die «Schweizer Revue» von
Mumbai aus gesandt, ausschliesslich in Deutsch und
eben frisch und spritzig. So
lange ich in Orissa war, wurde
mir die «Schweizer Revue»
vorwiegend in englischer Sprache zugestellt, was ich nicht so
recht verstehen konnte und irgendwie entfremdend fand.
Die schweizerischen Landessprachen zu verstehen, sollte
auch für Schweizer im Ausland
ein Muss sein. Ich hoffe, dass
trotz www.revue.ch die
«Schweizer Revue» noch lange
gedruckt wird.
GIANC ARL O ALBIZZATI, GOA ,
INDIEN
Vor 150 Jahren starb Stefano Franscini, der erste Tessiner
Bundesrat sowie Begründer der Schweizer Statistik und der
Volksschule seines Kantons. Unter dem Titel «Stefano Franscini. Le vie alla modernità» (Wege zur Modernität) hat das
Tessin eine Ausstellung über Leben und Werk dieses herausragenden Tessiner Staatsmanns konzipiert. Der gleichnamige,
350-seitige Katalog in italienischer Sprache bietet eine vielfältige und lesenswerte Reise ins Tessin und in die Schweiz
des 19. Jahrhunderts.
Stefano Franscini kam 1796 in Bodio in der unteren Leventina zur Welt. Er lebte in einer Zeit epochaler Umwälzungen: In einem eidgenössischen Untertanengebiet geboren,
wurde er 1798 Bürger der zentralistischen helvetischen Republik und 1803 des neu gegründeten Kantons Tessin. Gestorben ist er als Angehöriger des föderalistischen Bundesstaates. Dazwischen hatten die konservative Restauration (1815),
die liberale Regeneration (1830) und mit dem Sonderbundskrieg
(1847) der bisher letzte bewaffnete Konflikt in der Schweiz stattgefunden.
Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, stand Franscini nur
das Priesterseminar als höhere Ausbildungsmöglichkeit offen. Er
brach die Ausbildung jedoch ab, um sich der Schule und der
Wissenschaft zu widmen. 1827 publizierte er die «Statistik der
Schweiz», die erste umfassende Zahlensammlung über das Land.
Mit dem dreibändigen Werk über die italienische Schweiz legte er
wenig später eine präzise und heute noch lesenswerte Beschreibung von Geschichte und Zustand seines Kantons vor. Und 1847
erschien seine «Neue Statistik der Schweiz». Mit der anonym veröffentlichten Streitschrift «Über die Reform der Tessiner Verfassung» wies Franscini den Weg für den liberalen Aufbruch von 1830.
Als erster Kanton gab sich das Tessin ein freiheitliches und demokratisches Grundgesetz. In der Folge war er Staatsschreiber und
anschliessend Regierungsrat seines Kantons. Seine Schulreformen
legten die Basis für die moderne Volksschule.
Nach der Gründung des Bundesstaats entsandten die Tessiner
Franscini 1848 in die Bundesversammlung, die ihn in den ersten
Bundesrat wählte. Er übernahm das Departement des Innern und
engagierte sich auch auf Bundesebene vor allem für den Ausbau
der Statistik und der Bildung. 1854 verpasste er zwar die Wiederwahl ins Parlament, damals noch eine Voraussetzung für die Wahl
in den Bundesrat. Er konnte aber trotzdem in der Regierung bleiben, weil ihn die Schaffhauser Stimmberechtigten in den Nationalrat wählten. Mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule weihte Franscini 1855 die bis
heute einzige eidgenössische Universität ein.
Zwei Jahre danach starb er unerwartet im
Amt.
Für Franscini waren die politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten nie Selbstzweck.
Statistik verstand er als unabdingbare Grundlage für politische und
wirtschaftliche Entscheidungen, die Bildung der breiten Massen
als Voraussetzung für die Demokratie, die auf mündige Bürger angewiesen sei. Über Leben und Werk dieses liberalen Vordenkers geben Ausstellung und Buch beredte Auskunft.
RENÉ LENZIN
Bundesrat Stefano Franscini
Heiss geliebtes Aromat
GELESEN
Die Ausstellung «Stefano Franscini. Le vie alla modernità» ist noch bis am 21. Oktober in der Villa Ciani in Lugano zu sehen. Der Katalog kann unter folgender Adresse
bestellt werden: www.ti.ch/DECS/dc/temi/franscini/ordinelibroonline.htm
5
Publireportage
Soliswiss Generalversammlung
Neue Kräfte im Vorstand
Mit reger Beteiligung hat die Generalversammlung
Jahresbericht, Rechnung und Gewinnverteilung genehmigt
und dem Vorstand Entlastung erteilt. Neue Mitglieder
des Vorstands sind Eric Herren und alt Botschafter
Walter Suter. Zum Vergnügen der Gäste fand die diesjährige Generalversammlung auf dem Raddampfer
«Savoie» während einer Fahrt auf dem Genfersee statt.
der Hilfsfonds einen Härtefall
positiv auffangen.
Die Leistungen aus dem
Hilfsfonds werden mit freiwilligen Spenden und Legaten
gedeckt. Die Entschädigungen
kommen also nur dank der
Solidarität mit notleidenden
Auslandschweizern zustande.
Statuten zum Bundesrat
Die diesjährige Generalversammlung unter der erstmaligen Führung von Dr. Barbara
Rigassi verlief in ruhigen Bahnen. Die Erläuterungen zum
Jahresbericht wurden mit beispielhaften Leistungen der
Genossenschaft für notleidende Mitmenschen in Nordund Südamerika, Asien und
Afrika veranschaulicht.
Der Entschädigungsfonds
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Der Entschädigungsfonds wird
durch Jahresbeiträge und Risikoprämien geäufnet. Er ist eine
Art Versicherung auf Gegenseitigkeit: Mitglieder, die durch
eine politische Zwangsmassnahme ihre Existenz verlieren,
erhalten Unterstützung aus
dem Entschädigungsfonds.
Dieser klassische Entschädigungsfall tritt zunehmend in
den Hintergrund. Soliswiss er-
hält immer häufiger Anfragen,
die Grenz- oder Härtefälle
sind.
Hilfsfonds
Ist die ein Gesuch stellende
Person erst kurz vor dem Eintritt des schädigenden Ereignisses in das betreffende Land
eingewandert, geht sie leer aus,
sofern die Karenzfrist noch
läuft. In diesem Fall kann sie
eine Unterstützung durch den
Hilfsfonds beantragen, weil
die anderen Kriterien einer
politischen Zwangsmassnahme
erfüllt sind.
Ist das schädigende Ereignis
nicht politischer, sondern polizeilicher Natur – zum Beispiel
wenn der Staat das öffentliche
Gut Gesundheit schützt –, ist
nach strenger Auslegung der
Statuten kein Entschädigungsfall möglich. Auch hier kann
Die Präsidentin verdankte die
Leistungen des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA.
Botschafter Markus Börlin
hatte im Frühjahr 2007 die
Verabschiedung der Statuten
2006 durch den Bundesrat
begleitet. Dank den neuen
Mitgliederkategorien, dem
Wegfall des Technischen
Reglements und anderen Vereinfachungen kann die Weiterentwicklung von Soliswiss
voranschreiten.
Abstimmungen und Wahlen
Die Rechnung 2006 wurde wie
alles andere einstimmig genehmigt und der Vorstand entlastet. In den Vorstand wurden
a. Botschafter Walter Suter
gewählt. Mit über 40 Jahren in
konsularischen und diplomatischen Diensten kennt er die
Anliegen der Auslandschweizer
bestens. Daneben verstärkt
Eric Herren, Mandatsträger
für verschiedene Bundesämter
und kantonale Stellen wie auch
Sicherheitsberater für ausländische Institutionen, den Vorstand.
Auflösung stiller Reserven
Durch die neue Rechnungslegung bedingt, wurden die versicherungstechnischen Reserven
neu bestimmt. Nicht benötigte
Reserven wurden ins Eigenkapital der Genossenschaft
überführt. Zusätzlich wurden
verfallene Anteilscheine aufgelöst. Damit fliessen insgesamt
8,4 MCHF in den Allgemeinen
Fonds.
Soliswiss AG
Die Tochtergesellschaft für
Vermögensverwaltung und
Versicherungsvermittlung hat
die Feuertaufe erlebt. Sie
schreitet nun in ihr zweites
Geschäftsjahr. Die Produktepalette wird laufend erweitert,
und die Mitarbeitenden werden für Beratung und Verkauf
gut geschult. Entwicklung und
Ambition prägen die Zukunft
von Soliswiss.
Dr. Felix Bossert,
Direktor Soliswiss
GESEHEN
7
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Fotos: Buchverlag Aura, Luzern/www.aura.ch
Bergleben. Peter Ammon (1924) ist einer der ersten Schweizer Fotografen,
der bereits in den Fünfzigerjahren grossformatige Farbbilder machte. Als damals
25-Jähriger faszinierte ihn vor allem das Schweizer Bergleben. Die in diesem
Buch erstmals publizierten 125 Aufnahmen zeigen ein Stück Schweiz, wie es in
dieser Art selten dokumentiert worden ist. Das Buch kostet 78 Franken und
ist in allen vier Landessprachen erschienen. www.aura.ch
Kartoffellese in Malvaglia.
Brot backen im Lugnez.
Suifi auf der Alp Gummen in Nidwalden.
Kornmühle in Poschiavo.
Käserei auf der Greyerzeralp.
Burgunderkamin im Val d’Illier.
8
PRINTMEDIEN IN DER SCHWEIZ
Buntes Treiben auf dem Schweizer Zeitungsmarkt
Gedruckte und elektronische Medien kämpfen im Publikum
um das knappe Gut «Aufmerksamkeit». Das gilt in unserem
Land besonders für die Tageszeitungen und Wochenzeitungen.
Ein Blick auf die Zeitungslandschaft Schweiz. Von Rolf Ribi
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: rdb
Auf dem schweizerischen Markt der Tagesund Wochenzeitungen herrscht ein reges
Kommen und Gehen, ein Miteinander und
ein Gegeneinander. Ein paar Schlagzeilen aus
der jüngsten Zeit: Der grosse Zürcher Tamedia-Verlag übernimmt die nicht viel kleinere
Berner Espace Media, der deutsche Springer-Medienkonzern kauft den Jean-FreyVerlag und macht sich hier zu Lande breit,
die Winterthurer Regionalzeitung «Landbote» kooperiert mit dem Regionalblatt
«Thurgauer Zeitung», das Nachrichtenmagazin «Facts» und die Wirtschaftszeitung
«Cash» verschwinden vom Markt, immer
mehr Gratiszeitungen buhlen um die Gunst
der Pendler, und ständig neue Sonntagszeitungen erscheinen am Tage des Herrn.
Was sich bei den gedruckten Medien seit
einiger Zeit abspielt, ist von staatspolitischer
Bedeutung: Im Artikel 16 der Bundesverfas-
sung ist die Meinungs- und Informationsfreiheit der Bürger gewährleistet. Und im Artikel 17 des Grundgesetzes ist die Freiheit von
Presse, Radio und Fernsehen garantiert. Unabhängige Medien sind ein Grundpfeiler der
Demokratie, denn sie ermöglichen die freie
Meinungsbildung und Entscheidungsfindung. Was aber, wenn immer weniger und
immer mächtigere (auch ausländische) Medienkonzerne das Sagen haben?
Nicht weniger als 400 Zeitungstitel gab es
vor dem Zweiten Weltkrieg in unserem Land.
Heute sind es noch 205 Zeitungen (die mindestens einmal pro Woche und gegen Bezahlung erscheinen): In der Deutschschweiz 145
Titel, in der Romandie 48, in der italienisch
sprechenden Schweiz 10 und im rätoromanischen Landesteil noch 2. Doch die gesamte
Auflage dieser Blätter ist im gleichen Zeitraum von gut 2 auf 3,7 Millionen gestiegen.
Der sinkenden Zahl von
Zeitungstiteln stehen
also steigende Auflagen
und höhere Leserzahlen
gegenüber. Allerdings –
seit der Jahrtausendwende ist die Gesamtauflage aller gekauften
Zeitungen von 4,2 Millionen auf nunmehr 3,7
Millionen gesunken.
Dennoch lässt sich sagen: «Im internationalen Vergleich ist die hiesige Presselandschaft
immer noch höchst vielfältig» (so die «Neue
Zürcher Zeitung»).
Die meistgelesenen
Tageszeitungen in der
Deutschschweiz sind
«20 Minuten» (Gratiszeitung), «Blick» und
«Tages-Anzeiger», in der
Romandie «Le Matin»,
«24 Heures» und «Tribune de Genève», im
Tessin der «Corriere del
Die neuen Gratisblätter bedrängen die etablierten Tageszeitungen vor allem
als Pendlerzeitungen und bedienen ein junges Publikum.
Ticino», «La Regione
Ticino» und «Giornale del Popolo». Die Rangliste der grössten Tageszeitungen im Lande
findet sich im Kasten auf der nächsten Seite.
Vier Entwicklungen prägen den schweizerischen Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt:
die Konzentration auf grosse Verlage, die
umkämpfte Sonntagspresse, immer neue
Gratiszeitungen und die wachsende Präsenz
des Internets.
Gesättigter Pressemarkt
Medienkenner sind sich einig, dass der
schweizerische Markt der gedruckten Presse
ein «reifer und gesättigter Markt» ist (so der
Publizist Karl Lüönd). Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb mit spektakulären
«Takeovers». Zwei jüngste Beispiele: Der
Zürcher Medienkonzern Tamedia übernahm
die Berner Mediengruppe Espace Media.
Damit wurde Tamedia zum grössten Medienunternehmen auf dem Schweizer Markt mit
rund einer Milliarde Franken Umsatz. Zum
Zürcher Imperium gehören namentlich der
«Tages-Anzeiger», das Gratisblatt «20 Minuten», die «Sonntags-Zeitung», die Frauenzeitschrift «Annabelle», «Finanz und Wirtschaft», nun auch die «Berner Zeitung» und
«Der Bund» sowie lokale Radio- und Fernsehsender. Insider erwarten eine baldige redaktionelle Zusammenarbeit zwischen dem
«Tages-Anzeiger» und den beiden Berner Tageszeitungen. Die künftige Selbstständigkeit
der «Berner Zeitung» und das Weiterleben
der traditionsreichen Zeitung «Der Bund»
sind in Gefahr.
Schon im vergangenen Dezember war es zu
einem veritablen Coup gekommen: Der deutsche Medienkonzern Axel-Springer-Verlag
übernahm die Zürcher Mediengruppe Jean
Frey mit dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz»,
der auflagenstarken Ratgeber-Zeitschrift
«Beobachter» und der Fernsehzeitschrift
«TV-Star». Eigentümer des Jean-Frey-Verlages war zuletzt eine Investorengruppe um den
Financier Tito Tettamanti. Deren erklärtes
Ziel war es, die ebenfalls zum Verlag gehörende renommierte «Weltwoche» den «linken» Verlagen Tamedia und Ringier zu verwehren. Nur allzu gern hätte Springer auch
die «Weltwoche» erworben, doch die Schweizer Eigner überliessen diesen Titel dem neuen,
politisch rechts denkenden Chefredaktor.
Kenner vermuten, dass es nur eine Frage der
Zeit ist, bis der viertgrösste Medienkonzern
Europas die «Weltwoche» übernimmt.
«Die Schweiz ist ein kleines Land, aber ein
hochinteressanter Markt», hatte Springer-
9
Vorstandschef Mathias Döpfner letztes Jahr
erklärt. Der deutsche Medienkonzern, der
die «Bild-Zeitung» und die Tageszeitung
«Die Welt» herausgibt, hatte schon vorher
die «Handelszeitung», das Börsenorgan
«Stock» und die Programmzeitschrift «TV
Digital» gekauft. Der Springer-Verlag ist
heute in der Schweiz der stärkste Anbieter
von Wirtschaftspublikationen und bezahlten Programmzeitschriften. In Branchenkreisen kursiert schon das Gerücht von einer
Fusion des Springer-Konzerns mit dem
Schweizer Verlagshaus Ringier. In der Westschweiz verfolgt die französische Mediengruppe Hersant (die «Le Figaro» herausgibt)
eine ähnliche Strategie.
Ein ganz anderer Trend im hiesigen Zeitungswesen ist die Regionalisierung: Grosse
Medienhäuser kaufen Mehrheits- oder Minderheitsanteile an kleineren Verlagen in
der Agglomeration: So die «Neue Zürcher
Zeitung» am «Zürcher Unterländer», am
«Zürcher Oberländer» und an der «Zürichsee-Zeitung». So der «Tages-Anzeiger» am
Winterthurer «Landboten» und an der
«Thurgauer Zeitung». Mit fünf regionalen
Ausgaben im Kantonsgebiet gibt sich der
Tamedia-Verlag besonders offensiv. Andere
regionale Kooperationen: Der von der «Aargauer Zeitung» angeführte Mittelland-Zeitungsverbund liefert der «Basellandschaftlichen Zeitung» den Mantelteil und stösst
damit in die Rheinstadt vor. Und der Winterthurer «Landbote» und die «Thurgauer
Zeitung» schliessen sich zum Zeitungsverbund «Die Nordostschweiz» zusammen, wobei die Winterthurer den überregionalen
Mantelteil liefern. «Mit dieser Kooperation
können beide Zeitungen ihre führende Rolle
in der Nordostschweiz weiter ausbauen
und ihre publizistische Unabhängigkeit sichern», erklärte «Landbote»-Chefredaktorin
Colette Gradwohl.
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Prominente Opfer
Das heftige Gerangel auf dem Schweizer
Markt der Printmedien forderte in diesem
Sommer zwei prominente Opfer: das Nachrichtenmagazin «Facts» und die Wirtschaftszeitung «Cash». Beide galten als die letzten
Pioniergründungen im schweizerischen Zeitungswesen. Nach zwölf Jahren und einem
Hundert-Millionen-Verlust stellte der Tamedia-Verlag das Wochenmagazin «Facts» im
Juni ein. «Facts» stand nie unter einem guten
Stern: Am Anfang war es eine Marketingidee, denn das Magazin sollte Farbanzeigen
anlocken. Immer wieder wurde das Zeitungsdesign verändert und Chefredaktoren ausgewechselt. Schlagzeilen wie «Frauen kassieren,
Männer bezahlen» gab es viele, doch grosse
«Geschichten» fehlten. Schlimmer noch: Als
ein bürgerlicher Bundesrat mit dem Berner
Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht
wurde, musste sich der Chefredaktor öffentlich entschuldigen.
Kurz vor dem (erwarteten) Ende von
«Facts» war es zum (unerwarteten) Aus für
das Wirtschaftsblatt «Cash» gekommen.
Mitten in der Hochkonjunktur verfügte der
Ringier-Verlag das Ende der auflagenstärksten Wirtschaftszeitung der Schweiz «nach
zweistelligen Millionenverlusten». Nach der
Lancierung vor 18 Jahren hatte «Cash» schon
bald eine Auflage von 70 000 erreicht und
war in der Folge sehr profitabel. Doch dann
sackte der Verkauf ab und die Wochenzeitung geriet in die roten Zahlen. Grundidee
von «Cash» war gemäss dem früheren Chefredaktor Markus Gisler eine «kritische Sympathie zur Wirtschaft» – ein sehr gewagtes
Konzept (zum Beispiel haben sich die Banken dem Verlag verweigert).
«Häuserkampf» bei Gratiszeitungen
Von einem «freesheet war», also von einem
Krieg der Gratisblätter, ist in der Schweiz
die Rede. Nicht weniger als 120 Millionen
Werbefranken fliessen heute in die Pendlerzeitungen. Schon 30 Prozent der Bevölkerung lesen die gratis verteilten Tageszeitun-
gen, vor allem jüngere Menschen und solche
mit einer weniger hohen Bildung. Der tägliche Gratismarkt wird von der Morgenzeitung «20 Minuten» mit 420 000 Exemplaren
angeführt – eine veritable «Cashcow» von
100 Millionen Franken Umsatz und 40 Millionen Gewinn im Mehrheitsbesitz des Tamedia-Verlages. Kein Wunder, dass andere Konkurrenten bei solchen Margen angelockt
werden: Ringier mit der Abendzeitung
«heute» und dem dünnen Gratiswirtschaftsblatt «Cash daily», die bisher finanzielle
Misserfolge waren. In der Romandie bekämpfen sich «20 minutes» von Tamedia und
«Le Matin Bleu» der Edipresse-Gruppe.
Doch nun steht in diesem Herbst ein eigentlicher «Häuserkampf» bevor. In den grossen Agglomerationen will die Gratiszeitung
«.ch» mit 425 000 Exemplaren am frühen
Morgen zuerst beim Publikum sein – «vor sieben Uhr» mit Zeitungsboxen am Eingang von
Liegenschaften oder in den Briefkästen der
Häuser. Der Tamedia-Verlag will reagieren,
mit einer neuen Gratiszeitung oder mit einer
Kurzversion des «Tages-Anzeigers» oder mit
einer erhöhten Auflage von «20 Minuten».
Das Vordringen der Gratiszeitungen
schafft Unruhe im hiesigen Pressewesen.
«Die klassischen Tageszeitungen, bis anhin
das Rückgrat der direkten Demokratie, geraten immer mehr unter Druck», schrieb die
«Neue Zürcher Zeitung». Der verschärfte
Wettbewerb werde «früher oder später seine
Opfer fordern». Ähnlich tönt es beim «Ta-
DIE GRÖSSTEN VERKAUFTEN TITEL DER TAGES-,WOCHEN- UND SONNTAGSPRESSE 2006
Rang Titel
Verkaufte Auflage
+/- 2005 %
Website www.
1
Sonntags-Blick
272 425
- 2,8
blick.ch/sonntagsblick
2
Blick
254 657
-2,9
blick.ch
3
Tages-Anzeiger
225 287
-2,6
tagesanzeiger.ch
4
Berner Zeitung
215 707
-5,1
espace.ch
5
Le Matin Dimanche
215 024
-1,1
lematin.ch
6
Mittelland-Zeitung
210 274
+11,0
mittellandzeitung.ch
7
Sonntags-Zeitung
201 358
-0,6
sonntagszeitung.ch
8
Neue Zürcher Zeitung 146 729
-2,8
nzz.ch
9
Die Südostschweiz
139 802
+0,2
suedostschweiz.ch
10
Neue Luzerner Zeitung 131 004
-0,9
neue-lz.ch
11
NZZ am Sonntag
121 204
+4,8
nzz.ch
12
Zürcher Landzeitung 109 931
-2,2
zuercherlandzeitung.ch
13
St. Galler Tagblatt
103 077
-2,9
tagblatt.ch
14
Basler Zeitung
98 645
-0,0
baz.ch
15
24 Heures
95 315
-7,7
24heures.ch
16
Die Weltwoche
82 849
+3,0
weltwoche.ch
17
Le Matin
76 194
-0,3
lematin.ch
18
Tribune de Genève
67 151
-5,5
tdg.ch
19
Le Temps
45 970
-2,1
letemps.ch
20
L ’Hebdo
44 870
+2,2
hebdo.ch
10
PRINTMEDIEN IN DER SCHWEIZ
ges-Anzeiger»: «Die Regionalzeitungen werden im Anzeigenmarkt eine neue Gratiszeitung sicher spüren. Der Konkurrenzkampf
verschärft sich.» Gar das «Lied vom Tod»
wird angestimmt: «Die Gratiszeitungen vernichten zuerst die traditionellen Tageszeitungen. Dann vernichtet der Kampf zwischen den Gratiszeitungen auch dieses neue
Geschäft», vermutet der Medienkolumnist
Kurt W. Zimmermann.
Gerangel am Tag des Herrn
Schon früh haben Schweizer Verleger den
Markt der Sonntagszeitungen entdeckt.
Pionier ist der schon 1969 gegründete «Sonntags-Blick». In den Achtzigerjahren verschwand das neu gegründete Sonntags-Blatt
verschiedener Regionalzeitungen rasch wieder, als der Tamedia-Verlag 1987 die «Sonntags-Zeitung» herausbrachte. Nach zehn Jahren wurde das Blatt zu einer Goldgrube. Vor
fünf Jahren kam die «NZZ am Sonntag» auf
den Markt. Die Tageszeitung «Südostschweiz» bringt am Sonntag eine siebte Ausgabe, die «Mittelland Zeitung» tut es ihr im
September gleich, und auch die «Basler Zeitung» wird am Samstag einen zusätzlichen
Wochenende-Bund bringen. Alle wollen von
den Millionen Werbefranken profitieren, die
in die Sonntagspresse fliessen. Im Tessin sind
am Sonntag die Gratisblätter «il caffè» und
«Il Mattino della domenica» ein Erfolg.
Was macht Sonntagszeitungen für Leser
und Werber so interessant? Der Samstag liefert ausser Sportanlässen, Parteitagen und
Verkehrsunfällen meistens wenig relevante
Nachrichten. Und die «breaking news» gehören ohnehin den schnellen digitalen Medien.
Damit die Zeitung am Sonntag gekauft und
gelesen wird, muss sie eine brisante Titelstory
– einen «Primeur» – liefern. Sie befriedigt
zudem «das Bedürfnis nach Erklärung, Hintergrund, Zusammenhang und Vertiefung,
aber auch nach Service, Unterhaltung und
Nähe» (so der Publizist Karl Lüönd). Für Redaktion und Werbung ist interessant, dass
Zeitungen am Sonntag doppelt so lange genutzt werden wie die Blätter am Werktag.
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Inserat
Die Zukunft der Tageszeitung
Hat die klassische, bezahlte Tageszeitung im
Zeitalter des Internets und vieler digitaler
Medienkanäle noch eine Chance? Die Frage
ist von staatspolitischer Bedeutung: Die direkte Demokratie zählt auf die aktive Mitsprache mündiger und informierter Bürger.
Es ist die Presse, die den freien Informations- und Meinungsaustausch gewährleistet.
Die audiovisuellen Medien sind zwar schnell
und attraktiv, aber sie informieren mit weniger Tiefe und vor allem wenig nachhaltig.
«Who killed the newspaper?», fragte der
Londoner «Economist» auf seiner Titelseite.
In der Tat verändert eine Revolution die Medienwelt – das Internet. Leser und Werbewirtschaft gehen immer mehr online. Ein
Blick über den Grossen Teich kann das Ausmass des Wandels bestätigen: In den Vereinigten Staaten ging die Zahl der verkauften
Zeitungen in gut zwanzig Jahren um ein Drittel zurück. «In den USA haben wir die Zeitungen weitgehend abgeschrieben», verkündete das Magazin «Vanity Fair» schon vor
zwei Jahren.
Auch hier zu Lande orakeln Medienkenner vom Ende der gedruckten Zeitung. «Die
bezahlte Information auf Papier ist ein Auslaufmodell», meint der Medienfachmann
Kurt W. Zimmermann. Er verweist auf den
Verlust an Lesern bei fast allen grossen Tageszeitungen und auf den Boom der Gratisblätter. «Zeitungen werden bald nicht mehr
in gedruckter, sondern in elektronischer
Form erscheinen», erklärt Hanspeter Lebrument, der Präsident des Verbandes der
Schweizer Presse. Die junge Handy-Generation werde bald auf den Kauf von Zeitungen
verzichten. Sogar Hugo Bütler, der frühere
Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung»,
sagte kürzlich: «Ob es die Arbeit der «NZZ»Redaktion auch in dreissig Jahren noch in
Form der gedruckten Zeitung geben wird, ist
eine offene Frage, über die letztlich die Leser entscheiden.»
Doch es gibt andere gewichtige Stimmen.
«Ich teile die allgemeine Verdriesslichkeit im
Zeitungsgeschäft überhaupt nicht», erklärte
der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Marcus Brauchli, Chefredaktor des
angesehenen «Wall Street Journal». Aber nur
jene Zeitung werde sich behaupten, «die auf
eigene Geschichten, Kommentare und Analysen setzt.» Die führende Wirtschaftszeitung der USA will ihre Online-Ausgabe ausbauen, ohne die gedruckte Ausgabe zu
schwächen. Peter Hartmeier, Chefredaktor
des «Tages-Anzeigers», sieht es so: «Der vertrauenswürdige Titel einer Qualitätszeitung
und die enge Verbundenheit zur Leserschaft
bieten Potenzial für die Zukunft.» Und das
gelte für die gedruckte wie für die OnlineZeitung.
«Alles deutet darauf hin, dass Zeitungsverlage ein blühendes und profitables Geschäft
bleiben, und dass Nachrichten noch sehr
lange Zeit auf Papier verbreitet werden»,
schrieb die deutsche Wochenzeitung «Die
Zeit». Die Zeitungen könnten im Wettbewerb gegen Fernsehen und Internet nicht
durch Schnelligkeit bestehen, sondern
«durch Gründlichkeit, durch Sachkenntnis,
ja durch Exzellenz». Aber: «Ohne journalistische Glaubwürdigkeit und ohne den Willen, in redaktionelle Qualität zu investieren,
geht es nicht.»
Wohin die Zeitung der Zukunft gehen
mag, zeigt das meistgelesene Nachrichtenmagazin Europas: Vier Millionen lesen die
deutsche Wochenzeitschrift «Spiegel» und
zwei Millionen User informieren sich in der
virtuellen Internet-Tageszeitung «SpiegelOnline». Chefredaktor Stefan Aust: «Es gibt
beim Publikum ein riesiges Bedürfnis, erfahrene Journalisten zur Verfügung zu haben,
welche die Informationen sichten, prüfen,
aufarbeiten und Zusammenhänge herstellen.» Schweizer Verleger und Redaktionen
könnten auf das Wort des «Spiegel»-Chefredaktors hören: «Die Leute sind überhaupt
nicht müde, Zeitungen und Zeitschriften zu
kaufen.»
DOKUMENTATION
Bundesamt für Statistik, Verband Schweizer Presse,
Dokumentationszentrum www.doku-zug.ch
Z U F U S S Ü B E R D E N G O T T H A R D PA S S
Unterwegs auf dem Pfad der Säumer. Vom alpinen
Norden in den mediterranen Süden führt eine Wanderung vom
Urnerland ins Tessin. Notizen zu Geschichte und Kultur am
alten Saumweg über den Sankt Gotthard. Von Rolf Ribi
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: Keystone
Die historische Zugskomposition zieht auf der Fahrt zum 125-jährigen Gotthardbahn-Jubiläum am 1. Juni
2007 auf der Strecke zwischen Erstfeld und dem Tessin ihre Rauchfahnen über das Wassner Viadukt.
Ein heisser Tag im August, mehr als dreissig
Grad im Schatten. Im Bahnhof Flüelen am
Urnersee gönnen sich die meisten Gotthardzüge eine kurze Rast. Im Seehafen verabschiedet sich das alte Dampfschiff «Schiller».
Hier steht die grosse Eisenplastik «Rütlischwur» der Landesausstellung von 1964.
Und hier führt seit der 700-Jahr-Feier der
Eidgenossenschaft der «Weg der Schweiz»
vom Rütli her vorbei.
Der Reusskanal von Flüelen nach Attinghausen war eine der ersten grossen Leistungen des neuen schweizerischen Bundesstaates von 1848. Auf dem Talboden der Reuss
denken wir an das Katastrophenjahr 1987. In
der Nacht auf den 25. August gingen extreme
Niederschläge über dem Gotthardgebiet nieder. An drei Stellen brachen die Dämme des
Flusses. Die Wassermassen unterspülten die
Eisenbahnschienen und rissen ganze Häuser
weg. Flüelen, Seedorf und Attinghausen versanken in der braunen Flut, 270 Hektaren
Land standen unter Wasser, 800 Nutztiere
ertranken (aber Gott sei Dank keine Menschen). Die Autobahn als wichtigste NordSüd-Verbindung war wochenlang ganz oder
teilweise gesperrt.
Wir wandern flussaufwärts weiter, immer
den mächtigen Bristenstock vor Augen. Kurz
vor Erstfeld militärisches Sperrgebiet und
schwere Eisentore im Fels – da haben wir
doch vor Jahren im Militär den kriegerischen
Ernstfall geübt und tief im Stollen drin Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen für
die Bevölkerung produziert. Erstfeld ist ein
Eisenbahnerdorf, seit es die 1882 eröffnete
Gotthardbahn gibt. Bald ist das Dorf Silenen erreicht, das ab dem 13. Jahrhundert ein
Stützpunkt für Säumer und Pilger war. Berühmt ist das «Dörfli» in Obersilenen – in
diesem Weiler von nationaler Schutzwürdigkeit stehen eine 1240 erbaute fünfstöckige
Turmruine und eine prächtige alte Sust, wo
die Säumer ihre Lasten umluden. Nur ein
paar Schritte weiter eröffnet sich die neue
Zeit: Kurz vor Amsteg erscheint eine Grossbaustelle des Gotthard-Basistunnels. Hier
baut die Alptransit Gotthard AG im Auftrag
von Bund und Bundesbahnen den längsten
Eisenbahntunnel der Welt, eine Flachbahn
von 57 Kilometern Länge zwischen Erstfeld
und Bodio.
Berühmter Gotthardwanderer
In Amsteg nächtigen wir im historischen
Haus des «Hotel Stern & Post». Hier am Anfang der Steigung zum Gotthardpass stand
schon 1357 ein Wirtshaus. Der Saumweg
führte daran vorbei, es gab eine Sust zum
Umladen der Lasten und zur Fütterung der
Tiere, und hier wurde ein Wegzoll erhoben.
Das Gästebuch der Besitzerfamilie reicht bis
11
1833 zurück. Der berühmteste Zeitgenosse
kam schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts
vorbei – Johann Wolfgang von Goethe auf
seinen drei Reisen zum Gotthard. «Am
20. Juni 1775 brachen wir von Altdorf nach
Amsteg auf, wo man uns gebackene Fische
gar schmackhaft bereitete», steht in des
Dichters Tagebuch.
Am Himmel hängen schwere graue Regenwolken, es ist kühler geworden. Wir folgen
dem Riedweg aufwärts und queren ein von
Lawinen gefährdetes Gebiet am Bristenstock. Im Ried stehen noch heute schmucke
Urnerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert
aus sonnengebräuntem Holz auf steinernem
Fundament, mit Laubengängen und vielen
Blumen.
Auf der Kantonsstrasse nähern wir uns
dem Dorf Gurtnellen. Es ist kühl und nass,
und so verziehen wir uns in das kleine Hotel
«Gotthard». Da wirten seit Jahren vier
Schwestern und werden von den Gourmetführern mit Lob überhäuft.
Spektakel am Berg
In einer Wegstunde sind wir in Wassen mit
seinem schmucken Kirchlein auf einem Hügel. Das Dorf liegt im Kreuzpunkt von drei
Alpenstrassen – der Oberalp führt ins Bündnerland, die Furka ins Wallis und der Sustenpass ins Berner Oberland.
Der Weg zum Gotthard folgt jetzt einem
alten Säumerpfad. Nach einem Holzsteg
über die Reuss (beim Weiler Neiselen) bewegen wir uns auf einem immer steiler werdenden Abgrund zu und müssen vorsichtig
sein. Darnach ist der Weg frei nach Göschenen, dem bekannten Dorf am GotthardNordportal. Die oberste Gemeinde des
Urner Reusstals wirkt an diesem kalten und
nassen Tag wie ausgestorben, grau und
bedrückend.
Der neue Tag bleibt kalt und regnerisch.
Der Weg durch den alten Dorfteil führt an
dem gut erhaltenen alten Zolltor vorbei. Wir
wandern aufwärts bis zur Abzweigung zu den
Schöllenen. Nach der Häderlisbrücke, die
originalgetreue Nachbildung einer ReussÜberführung aus dem 17. Jahrhundert, zwängen sich Passstrasse, Bahngeleise und Wanderweg durch die immer enger werdenden
steilen Felswände. Eine Tafel warnt vor
Steinschlag.
Sage von der Teufelsbrücke
Plötzlich ist sie da, die sagenhafte engste
Stelle der Schöllenen. Man schreitet über die
12
Z U F U S S Ü B E R D E N G O T T H A R D PA S S
Brücke, welche im Jahr 1830 die Schlucht der
Postkutsche und später dem Autoverkehr
öffnete. Tief unten stehen noch die Mauerreste der berühmten alten Teufelsbrücke aus
der Zeit um 1220. Auf diesem von der Gischt
des Wassers «stiebenden Steg» ohne schützendes Geländer musste der todesmutige
Säumer, Rinderhirte oder Rompilger die tosende Reuss überqueren. Der kalte Wind
zieht die Nebelschwaden vom Gotthard her
durch dieses Nadelöhr. In der Gaststube bei
der Brücke erinnern wir uns an die Sage von
der Teufelsbrücke, die uns schon die Eltern
erzählt haben: Die Urner wollten in der
Schöllenen eine Brücke errichten, doch keiner wusste Rat. Da anerbot sich der Teufel,
die Brücke zu bauen – aber nur, wenn ihm
die Seele desjenigen gehöre, der als erster
darüber schreitet. Als die schlauen Urner zuerst einen Ziegenbock über die Brücke jagten, erzürnte dies den Teufel. Er wollte die
Brücke zerschlagen und holte einen haushohen Stein herbei. Da begegnete ihm ein altes Mütterlein und kritzelte das Gotteskreuz
auf den Stein. Der Teufel lief davon und liess
Stein und Brücke stehen (Der Teufelstein
steht heute vor dem Nordportal des Strassentunnels).
Neben der Teufelsbrücke gibt es ein ganz
besonderes Denkmal – ein zwölf Meter hohes, in den harten Granit gehauenes Kreuz
mit einer Inschrift in kyrillischer Sprache.
Gewidmet ist es dem russischen General Alexander Suworow und seinen gefallenen Soldaten für die gewaltige Leistung der Alpenüberquerung vom 24. September 1799. In
der damaligen Eidgenossenschaft hatte der
französische Herrscher Napoleon die Helvetische Republik errichtet. Russland und Österreich wollten die Franzosen verdrängen.
Von Oberitalien her stiess Suworow mit
21 000 Soldaten über den Gotthardpass vor.
In der Schöllenen kam es zu schweren Kämpfen mit den dort verschanzten Franzosen.
Der 70-jährige General siegte trotz grossen
Verlusten und zog gegen Altdorf weiter. Von
den Franzosen verfolgt, verliessen die verbliebenen 14 000 Mann am 11. Oktober die
Schweiz.
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Inserate
Goldgräberstimmung in Andermatt
Mit solchen Erinnerungen an frühere Zeiten wandern wir ins heitere Urserental. Im
Hintergrund grüsst Andermatt mit seinem
Jahrhunderte alten Schutzwald. Im gut erhaltenen alten Dorfteil ist die enge Strasse
mit Natursteinen gepflästert und hat zwei
Fahrbahnen aus Granitplatten – ein Zeugnis aus der Zeit der Postkutsche. Das liebevoll eingerichtete Talmuseum befindet sich
in einem der schönsten Häuser des Urserentals, darin hatte General Suworow genächtigt.
Wie die anderen Dörfer im Reusstal und
Urserental hat auch Andermatt seine Sorgen: Wirtschaft und Tourismus haben zu
kämpfen, junge Leute wandern ab, Armee
und Bundesbahnen ziehen sich aus dem Kanton zurück. Wie ein Geschenk des Himmels
kommen da die Pläne eines reichen ägyptischen Investors, in Andermatt ein Ferienresort der Luxusklasse zu bauen, mit 800 Gästebetten, Wellness- und Sportanlagen samt
einem Golfplatz. Schon herrscht im Dorf
eine Art Goldgräberstimmung.
Nur eine Wegstunde ist es bis Hospental
in der Mitte des Urserentals. Der mittelalterliche Wohnturm überragt das auf 1500
Meter gelegene Dorf. Am alten Säumerweg,
wo eine Römerbrücke über die Reuss führt,
steht das schöne Barockhaus des Hotels «St.
Gotthard». Hier bezog am 24. September
1799 General Suworow Quartier.
Der Saumweg entlang der jungen Reuss
führt unterhalb der Passstrasse stetig aufwärts. Auf dem Gotthardhospiz auf 2114 Meter mit seinem Seelein ist die 1837 gebaute
«Alte Sust» das schönste Gebäude. Der Tessiner Architekt Domenico Fontana schuf das
quadratische Gebäude, dem der Portikus an
der Hauptfassade einen südländischen Charakter verleiht. Unter seinem grossen Dach
waren früher neben einem Hotel die Zollund Poststelle, die Remise für Kutschen und
Schlitten, die Stallungen für Pferde und
Ochsen untergebracht. Seit 1986 ist darin
das Gotthardmuseum eingerichtet. «Am
Gotthardweg standen sich Gott und der
Teufel gegenüber», verkündet das Museo
Nazionale del San Gottardo dem Besucher.
Es zeigt anschaulich den beschwerlichen
Kampf des Menschen mit der abweisenden
Natur, das Leben der Säumer und der Postboten, den Mut der Reisenden im Winter,
die Zeit der Postkutschen und auch die
Kämpfe um den Pass.
Im «Tal des Zitterns»
Am nächsten Morgen verlassen wir das Albergo «San Gottardo Ospizio» im dichten
Nebel und wählen deshalb für den Abstieg
die alte Strasse statt dem Bergwanderweg.
Die 1830 fertig gestellte und ab 1935 ausgebaute Passstrasse im Val Tremola («Tal des
Zitterns») mit ihrem hellbraunen Granitpflaster führt in 24 ausgebauten engen Kehren talwärts. Der frühe Tag in dieser hochalpinen einsamen Landschaft und den
Murmeltieren mit grossartigen Ausblicken
in die Leventina und ins Bedrettotal wird
zum Erlebnis. Munter sprudelt der junge
Tessin (Ticino) hinab ins Tal. Leider ist die
Tremola heute auch für den Autoverkehr geöffnet; es ist fast ein Wunder, wie der Kutscher die fünf Pferde der nostalgischen Gotthardpost von Airolo nach Andermatt im
Zaum halten kann.
Nach zweieinhalb Stunden ist Airolo erreicht, das Zentrum der oberen Leventina.
Im Westen ragen die Dreitausender der Rotondo-Gruppe auf. Am Bahnhof steht das
Bronzerelief zur Erinnerung an die beim Bau
des Eisenbahntunnels verunglückten Mineure, fast alle italienische Gastarbeiter.
Der Gotthard ist überquert! Wir setzen
die Wanderung vom alpinen Norden zum
mediterranen Süden auf der Strada alta Valle
Leventina fort. Dieser Höhenwanderweg auf
rund 1000 Meter verbindet die Dörfer auf
der linken Seite des Ticino-Tals. Es sind liebliche kleine Orte mit schönen alten Kirchen
und Häusern mit Steindächern. Der Höhenweg lässt sich in drei Tagen bewältigen – bis
Osco, dann nach Anzonico und schliesslich
talwärts nach Biasca und, wenn man will, bis
zur Tessiner Hauptstadt Bellinzona.
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Illustrationen aus der «Basler Zeitung» und dem «Tages Anzeiger»
A M E R I C A’ S C U P I N VA L E N C I A
13
14
AUS DEM BUNDESHAUS
Krankenversichertenkarte ab 2009
in der Schweiz
Die Schweiz führt für das Jahr
2009 eine Schweizer Versichertenkarte ein. Was sind die
Auswirkungen für Auslandschweizer mit einer Schweizer
Krankenversicherung?
Der Bundesrat hat im Februar
2007 entschieden, für das Jahr
2009 eine Versichertenkarte
für die obligatorische Krankenpflegeversicherung in der
Schweiz einzuführen. Alle
Schweizer Krankenversicherer
werden im Jahr 2008 eine solche Versichertenkarte ihren
Versicherten abgeben.
Die Versichertenkarte soll
die Abrechnungsverfahren zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern, also Ärzten,
Apotheken und Spitälern, vereinfachen. Die Versichertenkarte enthält Daten wie Name,
Vorname, AHV-Nummer, Geburtsdatum und Geschlecht.
Diese Angaben sind auf der
Karte gespeichert und können
von den Leistungserbringern
im Einverständnis der versicherten Person online abgeru-
fen werden. Dadurch werden
Effizienzgewinne erhofft.
Die Versicherten können gewisse medizinische Angaben
wie etwa Krankheiten, Allergien, Blutgruppe, Medikation
freiwillig auf ihrer Karte speichern lassen. In der Regel erfasst diese Daten der Hausarzt.
Dieses Verfahren soll die medizinische Versorgung in Notfällen verbessern. Diese Zusatzeinträge können auch wieder
gelöscht werden. Patientinnen
und Patienten können ihre persönlichen Angaben mit einem
PIN-Code schützen. Aus Datenschutzgründen können die
Krankenkassen diese persönlich-medizinischen Daten nicht
einsehen.
STICHWORT INTERNATIONALE
LEISTUNGSAUSHILFE
In der Schweiz versicherungspflichtige Personen (z.B. Bezüger einer schweizerischen
Rente), die eine medizinische
Behandlung in der Schweiz erhalten, müssen dem Leistungserbringer in der Schweiz, also
dem Arzt, Apotheker oder Spital, das entsprechende E-Formular vorweisen, das vom aushelfenden Träger im Wohnstaat
ausgestellt wird.
Die Gemeinsame Einrichtung
KVG in Solothurn übernimmt in
einer solchen Situation aushilfsweise die Kosten und vergütet
diese den schweizerischen
Leistungserbringern.
Zu beachten:
Die neue Schweizer Krankenversichertenkarte ist nicht mit
der Europäischen Krankenversicherungskarte zu verwechseln, die seit 1. Januar 2006 in
Umlauf ist.
Die neue Schweizer Versichertenkarte erhalten nur Personen,
die in der Schweiz versicherungspflichtig sind und in jenen EULändern wohnen, die mit der
Schweiz das so genannte Behandlungswahlrecht vereinbart haben.
Es handelt sich um folgende
Länder: Belgien, Deutschland,
Frankreich, Niederlande,
Österreich und Ungarn. Personen mit Wohnsitz in diesen
Staaten können sich wahlweise
im Wohnsitzstaat oder in der
Schweiz behandeln lassen. Ab
2009 müssen diese Versicherten die Krankenversichertenkarte vorweisen, wenn sie
notwendige medizinische Leistungen in der Schweiz beziehen
und wenn sie wollen, dass ihre
Krankenkasse die Kosten zurückerstattet.
Personen mit Wohnsitz in allen
andern EU-Staaten sowie Island
und Norwegen, die in der
Schweiz versicherungspflichtig
sind, erhalten keine Versichertenkarte.
Sie erhalten die notwendigen
medizinischen Leistungen bei
einem Aufenthalt in der
Schweiz über die internationale Leistungsaushilfe und
müssen daher das notwendige
E-Formular oder die europäische Krankenversicherungskarte vorweisen.
Internet:
■ www.bag.admin.ch/themen/
krankenversicherung/00305/
00306/index.html?lang=de
■ www.kvg.org/default.htm
(Gemeinsame Einrichtung
KVG)
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
STIMMEN VIA INTERNET FÜR STIMMBERECHTIGTE DES KANTONS NEUENBURG
Das Schweizer Parlament hat diesen Frühling
unter anderem eine Revision des Bundesgesetzes über die politischen Rechte der Auslandschweizer verabschiedet. Die Revision sieht
die Harmonisierung oder Zentralisierung der
kantonalen oder kommunalen Auslandschweizer Stimmregister vor. Mit dieser Massnahme
werden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um allen unsern Landsleuten im
Ausland eine Teilnahme an Vote électronique
(VE) zu ermöglichen. Bis die Revision in sämtlichen Gemeinden und Kantonen umgesetzt
ist, werden allerdings noch einige Jahre vergehen.
Die Kantone Genf, Neuenburg und Zürich,
die in der Schweiz bereits Versuche mit VE auf
eidgenössischer Ebene durchgeführt haben,
beabsichtigen, bei künftigen Versuchen auch
Auslandschweizer Stimmberechtigte miteinzubeziehen.
Als Erstes will Neuenburg die in seinem Kanton stimmberechtigten Auslandschweizerinnen und -schweizer in Versuche mit VE einbeziehen – sowohl auf kantonaler wie auch auf
eidgenössischer Ebene. Die in diesem Kanton
Stimmberechtigten werden im Verlaufe dieses
Jahres ein Schreiben der Staatskanzlei Neuenburg erhalten. Es regt an, sich beim «Guichet
unique» einzuschreiben. Über diesen virtuellen Amtsschalter kann elektronisch abgestimmt werden. Der Kanton Neuenburg
informiert in diesem Schreiben auch über
das Anmeldeverfahren.
Wir ermuntern Auslandschweizerinnen
und -schweizer, die im Kanton Neuenburg
stimm- und wahlberechtigt sind, sich aber
für diese Rechte noch nicht angemeldet haben, dies nachzuholen. Die Anmeldung zur Ausübung
der politischen Rechte nimmt die an
Ihrem Wohnsitz im Ausland zuständige
Schweizer Botschaft oder das zuständige
Schweizer Generalkonsulat entgegen.
Mit dieser Anmeldung können Sie sich
gleichzeitig beim «Guichet unique» des
Kantons Neuenburg für die Ausübung von
Vote électronique einschreiben lassen. Nähere
Auskünfte erteilen Ihnen die Botschaften
oder Generalkonsulate.
Adressen der Vertretungen:
www.eda.admin.ch/eda/de/home/reps.html
Informationen zum Guichet unique:
www.GuichetUnique.ch
15
Die Schweiz und
die UNO
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: EDA
Der Bundesrat hat dem Parlament seinen fünften jährlichen
Bericht «Die Schweiz und die
UNO» über die Zusammenarbeit der Schweiz mit den Vereinten Nationen sowie den internationalen Organisationen
mit Sitz in der Schweiz unterbreitet. Der Bundesrat erläutert darin die wichtigsten
Entwicklungen des
letzten Jahres innerhalb
der Vereinten Nationen.
Ferner gibt er einen
Überblick über
einige bedeutende Anliegen
und Herausforderungen der Schweizer Gaststaatspolitik und fasst die
Erkenntnisse zusammen, die
sich aus den Erfahrungen mit
Schweizer Kandidaturen innerhalb der UNO und der internationalen Organisationen
ziehen lassen. Schliesslich enthält der Bericht eine Bilanz
über das Engagement der
Schweiz in der UNO in den
fünf Jahren seit ihrem Beitritt
im Jahr 2002 und erläutert
die Prioritäten unseres Landes
im Hinblick auf die nächste
Generalversammlung der
UNO im September 2007.
Der Bericht ist online erhältlich:
www.eda.admin.ch – Dokumentation – Publikationen –
Internationale Organisationen
und kann beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten
(EDA) kostenlos bestellt werden. Bitte versehen Sie Ihre
Bestellung mit Ihrem Namen,
Ihrer Adresse und der gewünschten Sprache (dt., frz.,
ital. oder engl.)
und senden Sie
diese an:
EDA – UNO
Koordination
Bundesgasse 28,
3003 Bern
Fax: +41 031
324 90 65
E-Mail:
uno@eda.admin.ch
ADRESSÄNDERUNGEN BITTE NICHT NACH BERN
Melden Sie Adressänderungen einzig und allein Ihrer Schweizer Botschaft oder Ihrem Schweizer Generalkonsulat im Ausland. Nur diese
Behörden sind für die Verwaltung der Adressen unserer Landsleute im
Ausland und damit für den korrekten Versand der «Schweizer Revue»
zuständig.
Durch Ihre Mithilfe lassen sich aufwändige Nachforschungen durch
das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten
(EDA) vermeiden.
Adressen der Vertretungen:
www.eda.admin.ch/eda/de/home/reps.html
geben. Das Ausfuhrverbot
betrifft auch Kleinwaffen und
Güter, die der Entwicklung,
der Herstellung oder dem
Gebrauch von Kriegsmaterial
dienen. Die Initianten wollen
dadurch dem humanitären Engagement und der Neutralität
der Schweiz wieder vermehrt
Glaubwürdigkeit verleihen.
Ferner würde ein starkes Zeichen für eine friedlichere Welt
gesetzt.
Würde die Initiative angenommen, müssten viele Rüstungsbetriebe in der Schweiz
ihre Produktion auf zivile Güter umstellen. Um die betroffenen Regionen und Arbeitnehmer vor wirtschaftlichen
Einbussen zu schützen, würden
entsprechende flankierende
Massnahmen in einer neuen
Ziffer 8 von Artikel 197 der
Übergangsbestimmungen der
BV verankert.
Verbot von Kriegsmaterial-Exporten
VOLKSINITIATIVEN
Seit der letzten Ausgabe sind folgende Volksinitiativen lanciert
worden:
Ein friedenspolitisches Bündnis gegen KriegsmaterialExporte hat im Juni 2006 die
eidgenössische Initiative «Für
ein Verbot von KriegsmaterialExporten» lanciert (siehe
«Schweizer Revue» 5/06).
■
Die Initiative beabsichtigt Artikel 107 der Schweizer Bundesverfassung (BV) zu ändern.
In einem neuen Absatz 3 soll
der Bund verpflichtet werden,
internationale Bestrebungen
für Abrüstung und Rüstungskontrolle zu unterstützen und
fördern. Ein neuer Artikel 107a
regelt die Ausfuhr von Kriegsmaterial und besonderen militärischen Gütern.
Als Grund für die Einreichung der Initiative wird der
Export von Kriegswaffen aus
der Schweiz ins Ausland ange-
■
■
■
■
«Gegen den Bau von Minaretten», bis 1. November 2008
«Für ein gesundes Klima», bis 29. November 2008
«Jugend und Musik», bis 19. Dezember 2008
«Raum für Mensch und Natur», bis 10. Januar 2009
«Für die Ausschaffung krimineller Ausländer», bis 10. Januar 2009
Unter der Seite www.admin.ch/ch/d/pore/vi/vis_1_3_1_1.html
können Sie die Unterschriftenbogen der hängigen Initiativen herunterladen.
VERANT WOR TLIC H FÜR DIE AMTLIC HEN MITTEIL UNGEN DES EDA:
G ABRIEL A BRODBEC K, AUSL ANDSC HWEIZERDIENS T/EDA , BUNDESG ASSE 32,
C H-3003 BERN; TELEF ON: +41 31 324 23 98; TELEFAX: +41 31 324 23 60
WWW.EDA .ADMIN.C H/ASD; PA6-AUSL ANDC H@EDA .ADMIN.C H
Inserat
E I N S AT Z F Ü R D E N F R I E D E N
17
Die Schweiz ist eine gefragte und wichtige Vermittlerin
Die Guten Dienste der Schweiz sind in der ganzen Welt nach wie
vor sehr gefragt. Auf den Friedensvertrag zwischen der maoistischen Opposition und dem Königshaus in Nepal können die
Schweizer Vermittler besonders stolz sein. Von Heinz Eckert
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: Parlamentarische Dienste
Botschafter Thomas Greminger: Stolz auf den Friedensvertrag für Nepal.
Grosse Ehre für die Schweiz: Das renommierte Institut für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Uppsala in Schweden hat mit einer Studie untersucht, welche
Länder und Organisationen am häufigsten
in der Konfliktprävention und Vermittlung
tätig sind. Die Schweiz belegt in dieser Rangliste der wichtigsten Vermittler in kleineren
und mittelgrossen bewaffneten Konflikten
den dritten Platz, gleich hinter der UNO
und den USA.
Botschafter Thomas Greminger, Leiter
der Politischen Abteilung IV Menschliche
Sicherheit des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten
(EDA), ist über das Resultat dieser Studie
nicht erstaunt. Er weiss ja, welche Guten
Dienste die Schweiz international leistet:
«Die Guten Dienste der Schweiz im Bereich
Friedensförderung sind immer gefragter.»
Dass die Schweiz neutral sei, spiele dabei weniger eine Rolle. Wichtiger sei, dass die
Schweiz ein kleines, unabhängiges Land ohne
eigene politische Agenda sei, keine Partikularinteressen verfolge und für niemanden
eine Gefahr darstelle. Hinzu komme die
grosse Erfahrung, über welche die Schweizer Diplomatie in der Rolle einer Vermittlerin verfüge, und die guten Resultate, die sie
ausweisen könne.
2006 war ein erfolgreiches Jahr für die
schweizerische Friedens- und Menschenrechtspolitik. So konnten an verschiedenen
Schauplätzen in aller Welt Schweizer Diplo-
maten und Experten durch Vermittlung oder
durch Fachwissen zur friedlichen Beilegung
von Konflikten beitragen, so zum Beispiel
auch in Nepal, wo ein Friedensabkommen
zwischen der maoistischen Opposition und
dem König den zehn Jahre dauernden Konflikt beendet hat. Die Schweiz leistete aber
auch in anderen Weltgegenden nützliche
Beiträge zu Friedensprozessen, so zum Beispiel im Nahen Osten, im Südsudan, in
Uganda, Burundi, Indonesien, Mexiko, Guatemala und im Kosovo.
Wie kommt es zu solchen Einsätzen der
Schweiz, wo und warum wird die Schweiz jeweils aktiv in der Friedensförderung? Steht
am Anfang die Anfrage einer Konfliktpartei?
Thomas Greminger erklärt: «Wir können natürlich nicht einfach in unseren Büros sitzen
und auf Anfragen warten. Die Friedensförderung ist ein Markt, in dem viele Anbieter
tätig sind. Und wenn einer Erfolg haben will,
muss er besser sein als die anderen und Argumente und Ideen präsentieren, die gut sind
und einleuchten. Wichtig ist, dass bereits
Kontakte zum Land oder zu einzelnen Personen bestehen.» So werde die Schweiz vor
allem dort aktiv, wo sie bereits mit Entwicklungsprojekten aktiv sei, die politische und
gesellschaftliche Situation kenne und gute
Beziehungen zu Institutionen und Einzelpersonen unterhalte. Das seien gute Einstiegspunkte für einen friedensfördernden
Einsatz, sagt Botschafter Greminger.
Seit zwei Jahren ist das EDA im Begriff,
seine friedens- und menschenrechtspolitischen Engagements schrittweise zu fokussieren. Ein Ausstieg aus verschiedenen regionalen Einsätzen (Mosambik, Angola, Myanmar,
Mexiko, Guatemala) erlaubte es, die Ressourcen zu bündeln. Bis Ende 2007 plant das
EDA seine bilateralen friedenspolitischen
Aktivitäten zu 80 Prozent auf sieben Schwerpunktregionen zu konzentrieren: Nepal,
Sri Lanka, Südosteuropa, Grosse Seen,
Kolumbien, Nahost, Sudan. Dadurch sollen
Synergien zwischen den verschiedenen aussenpolitischen Instrumenten des Bundes –
Entwicklungszusammenarbeit, Humanitäre
Hilfe, Menschenrechtspolitik, zivile und militärische Friedensförderung – stärker zum
Tragen kommen.
In der Berner Zentrale der Politischen Abteilung IV sind rund 70 Mitarbeitende beschäftigt. In den Einsatzgebieten sind weitere Spezialisten im Einsatz. Sie sind als
Wahlbeobachter aktiv, beobachten, ob die
Menschenrechte eingehalten werden, und sie
vermitteln oder leisten verfassungsrechtliche Hilfe. Der Bundesrat beantragt für die
Arbeit der Politischen Abteilung IV für die
Jahre 2008–2011 einen Kredit von 240 Millionen Franken, über den das Parlament zu
befinden hat. Thomas Greminger: «Ich bin
optimistisch, dass unsere Arbeit auch vom
Parlament anerkannt wird und wir unsere
Arbeit im Sinne des entsprechenden Bundesgesetzes weiterführen können.»
Auf das Friedensabkommen in Nepal ist
Greminger besonders stolz. Da die Schweiz
in Nepal schon seit rund 50 Jahren mit Programmen für die Entwicklungszusammenarbeit präsent ist, konnte sie auf ein weit
gefächertes Beziehungsnetz und intime
Kenntnisse des Landes aufbauen. Das Friedensabkommen, das im November 2006 den
blutigen Bürgerkrieg mit 13 000 Todesopfern beendet hatte, war zum grossen Teil ein
Erfolg der diskreten Beratungs- und Vermittlerdienste der Schweiz, die aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit im Land nicht nur
das Vertrauen der Konfliktparteien besass,
sondern auch über genaue Kenntnisse der
politischen Situation verfügte.
Es sei leider nicht möglich, laufend über
alle Guten Dienste der Schweiz zu informieren, da sehr diskret gearbeitet werden müsse.
Es gibt Vermittlungsprozesse, die oft über
Jahre vertraulich gehalten werden müssen,
weil sie von den Parteien sofort gestoppt
werden, wenn sie publik würden, bemerkt
Botschafter Greminger.
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NEUER EISENBAHNTUNNEL DURCH DIE ALPEN
Der Lötschberg-Express rollt. Ab Dezember fahren Güter- und Personenzüge durch den
34 Kilometer langen Basistunnel von Frutigen nach Raron. Das ist ein Meilenstein für die
schweizerische Verkehrspolitik. Allerdings ist der Lötschberg bloss der erste, unbedeutendere
Teil der Neat, der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen. Eine durchgehende Flachbahn im
Nord-Süd-Transit entsteht erst mit den Tunnels an Gotthard und Monte Ceneri. Von René Lenzin
Neat-Baustelle in Mitholz (links), Portal-Baustelle bei Raron neben der Rhone im Wallis (Mitte), Eröffnungsfeierlichkeiten am 15. Juni 2007 ebenfalls in Raron (rechts).
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Fotos: Alptransit
Offiziell eröffnet wurde der Lötschberg-Basistunnel am 15. Juni dieses Jahres. Aber voll
in Betrieb gehen wird er erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember. Viel nationale
und internationale Prominenz wohnte der
Eröffnung bei, darunter Bundesrat Moritz
Leuenberger. «Der Lötschbergtunnel ist, bei
aller Bewunderung für die technische Meisterleistung und die grosse Leistung aller Beteiligten, viel mehr als ein grandioses Loch
durch den Berg», sagte der Verkehrsminister.
Er stehe nämlich für «die konsequente Verwirklichung der schweizerischen Verlagerungspolitik, die heute in ganz Europa als
vorbildlich gilt». Tatsächlich erlaubt der neue
Tunnel einen Ausbau der Kapazitäten im
WIE WEITER IM SÜDEN?
Spätestens im Jahre 2020 soll die
Gotthardachse der Neat fertig gestellt sein. Noch ist aber nicht
klar, wie es dann zumal südlich
der beiden Basistunnels weitergehen soll. In einer Vereinbarung
haben sich die Schweiz und Italien zwar darauf verständigt, dass
unser südliches Nachbarland die
Kapazitäten schafft, um das Verkehrsaufkommen auf der Gotthard- und der Lötschbergachse
aufzufangen. Aber konkret ist in
Italien noch wenig bis gar nichts
in die Wege geleitet worden.
Für Aufsehen hat diesen Sommer ein hoher Funktionär der ita-
Transitverkehr durch die Schweiz. Er ist daher eine wichtige Etappe auf dem Weg zum
Verlagerungsziel, das die Schweiz gesetzlich
festgelegt hat, nämlich die Reduktion der
alpenquerenden Lastwagenfahrten auf
650 000 pro Jahr.
Über 16 Millionen Tonnen ausgebrochen
Eindrücklich sind darüber hinaus die technischen Eckdaten des Bauwerks. Der zweiröhrige Tunnel hat eine Länge von 34,6 Kilometern. Zwischen den beiden Röhren gibt es
104 Querverbindungen. Die Bauzeit betrug
inklusive bahntechnischer Ausrüstung acht
Jahre. In der intensivsten Phase waren 2600
Personen auf der Baustelle beschäftigt, da-
lienischen Staatsbahn gesorgt, als
er den Ceneritunnel als überflüssig
bezeichnete. Denn Italien wolle
den Güterverkehr westlich an Mailand vorbeiführen, das heisst entweder auf der Lötschberg-Simplon-Strecke oder durch den
Gotthard und dann auf der heute
noch einspurigen Linie entlang
des Lago Maggiore. Diese Aussage
verursachte vor allem in der
Schweiz viel Wirbel, der sich erst
wieder legte, als der italienische
Verkehrsminister Antonio Di Pietro intervenierte. Für Italien sei
die Gotthardachse prioritär, versicherte er. Sein Land werde die
Linie Como–Mailand durchgehend
von 2000 Arbeiter. Sie haben insgesamt 16,6
Millionen Tonnen Material ausgebrochen.
Zu Preisen von 1998 betrugen die Endkosten des Tunnels 4,3 Milliarden Franken. Das
ist eine Milliarde mehr, als damals geplant.
Inklusive Teuerung, Zinsen und Mehrwertsteuer beliefen sich die Kosten auf 5,3 Milliarden.
Der Lötschberg ist der erste Arm der
Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat),
deren Konzept in den späten 1980er-Jahren
entstanden ist. Erste Ideen eines Basistunnels durch die Alpen wurden unmittelbar
nach dem Zweiten Weltkrieg publiziert.
Noch 1983 sah der Bundesrat jedoch keine
Dringlichkeit für solche Tunnels, nachdem
auf vier Spuren ausbauen und
damit die historische Gotthardstrecke über Lugano–Chiasso–
Como stärken. Woher er allerdings
das Geld für diesen Ausbau nehmen will, ist noch alles andere als
klar. Denn in Italien stehen bei
desolaten Staatsfinanzen derart
viele Infrastrukturprojekte an,
dass schmerzliche Abstriche
unvermeidbar sein werden.
Zusätzliche Mittel braucht es
aber auch in der Schweiz. Nicht
nur werden die Basistunnels teurer als projektiert. Wenn die Gotthardlinie eine durchgehende
Schnellbahn sein soll, sind auch
noch happige Zusatzinvestitionen
zwischen Lugano und Chiasso fällig. Die heutige, über hundertjährige und ziemlich kurvige Strecke
führt über den Seedamm von Melide. Das Bundesamt für Verkehr
hat eine Studie in Auftrag gegeben, die vier Varianten für eine
neue und schnellbahntaugliche
Linienführung prüft und vergleicht. Bei allen Varianten sind
eine Seeunter- oder -überquerung
sowie mehrere Tunnels notwendig. Die Kosten dürften sich auf
mindestens drei Milliarden Franken belaufen. Diese Summe ist im
Fonds für die Finanzierung von
grossen Bauwerken des öffentlichen Verkehrs nicht eingeplant. RL
19
er drei Jahre zuvor das zuständige Verkehrsdepartement beauftragt hatte, eine Variantenwahl vorzubereiten. Danach ging es aber
schnell: 1990 beschloss die Regierung das
Konzept mit Gotthard und Lötschberg, dem
das Parlament 1991 zustimmte.
In zwei Abstimmungen hat das Volk die
Neat mit deutlichen Mehrheiten gutgeheissen. 1992 sprach es sich für die Variante mit
zwei Tunnels aus. Und 1998 hat es ein Finanzierungskonzept für die grossen Bauwerke
des öffentlichen Verkehrs verabschiedet,
nachdem sich die ursprünglichen Wirtschaftlichkeitsannahmen für die Neat als völlig unrealistisch erwiesen hatten. Das Konzept sah
einen Fonds aus zweckgebundenen Einnahmen (Mehrwertsteuer, leistungsabhängige
Schwerverkehrsabgabe, Mineralölsteuer) sowie aus rückzahlbaren Darlehen und Vorschüssen vor. Allerdings waren auch die neuen
Annahmen zu optimistisch. Seit Kurzem geht
man nicht mehr davon aus, dass die Bahn dereinst einen Teil der Baukosten wird zurückzahlen können. Daher haben Bundesrat und
Parlament die bis Ende 2004 aufgelaufenen
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Inserate
Darlehen in der Höhe von rund 2,5 Milliarden in Bevorschussung umgewandelt.
Nur eine Spur ausgebaut
Bis heute läuft in der Schweiz ein Gezänk, ob
es wirklich zwei Basistunnels braucht und
welche der beiden Achsen wichtiger ist. Als
Teil des damaligen Finanzkompromisses
wurde beschlossen, dass der Lötschbergtunnel vorerst nur einspurig ausgebaut wird.
Dies beschränkt seine Kapazitäten und damit auch sein Verlagerungspotenzial. Allerdings wäre auch der voll ausgebaute Lötschberg nur von begrenztem Nutzen für den
internationalen Transitverkehr. Denn die
Fortsetzung im Süden durch den Simplontunnel und bis Domodossola bleibt eine
Bergstrecke. Für den Güterverkehr heisst
das: zwei Lokomotiven, geringere Geschwindigkeit und kürzere Züge.
Deutlich sagte es Daniel Nordmann, Chef
von SBB Cargo, kürzlich in einem Interview:
«Für den Güterverkehr ändert sich nicht viel,
denn der Lötschberg ist ja kein Basistunnel,
die Höhendifferenz bleibt. Er verbindet das
Berner Oberland mit dem Oberwallis und
nicht das Mittelland mit Domodossola. Erst
der Basistunnel am Gotthard wird die Produktivität spürbar erhöhen.» Ähnlich lautete
der Tenor auch an einer Tagung der Firma
Hupac, die seit 40 Jahren im kombinierten
Verkehr tätig ist. Erst die Linie durch Gotthard und Monte Ceneri, die zwischen 2017
und 2020 eröffnet werden soll, wird eine
durchgehende Flachbahn sein.
Doch diese Vorbehalte vermögen die
Freude am neuen Lötschbergtunnel vorläufig nicht zu trüben. Zumindest im Personenverkehr führt er zu deutlich kürzeren Reisezeiten. So dauert die Fahrt von Basel und
Bern nach Mailand künftig fast eine Stunde
weniger lang. Aus rein schweizerischer Perspektive gilt es vor allem die Annäherung des
Wallis an die Deutschschweiz zu betonen.
Für Oberwalliser wird die Bundesstadt zur
Pendlerdestination. Sowohl auf der Süd- als
auch auf der Nordseite hofft man dank der
schnellen Verbindung auf zusätzliche Touristen. Wie berechtigt diese Hoffnungen
sind, wird sich zeigen.
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A U S L A N D S C H W E I Z E R - O R G A N I S AT I O N
85. Auslandschweizer-Kongress in Genf
Micheline Calmy-Rey:
«Ihr seid wichtige Brückenbauer»
Für ihre Grussbotschaft am Auslandschweizer-Kongress in Genf
erhielt Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey viel Applaus. Sie
forderte die Auslandschweizer auf, den humanitären Gedanken,
der die Schweiz seit jeher prägt, in aller Welt zu verbreiten. Der
Kongress dauerte vom 17. bis 19. August und stand unter dem Thema: Solidarisch und engagiert – Schweizerinnen und Schweizer
im humanitären Einsatz. Jacques-Simon Eggly wurde zum neuen
Präsidenten der Auslandschweizer-Organisation (ASO) gewählt.
an einem Galadiner auf dem
Motorschiff «Lausanne».
An seiner Sitzung vom Freitag wählte der Auslandschweizerrat den bisherigen Vizepräsidenten und scheidenden
liberalen Genfer Nationalrat
Jacques-Simon Eggly zum
Nachfolger des zurückgetretenen Georg Stucky als neuen
ASO-Präsidenten.Weiter forderte der Rat den Bundesrat
mit einer Resolution auf, den
Kredit für die Schweizer Schulen im Ausland zu erhöhen.
Der nächste Auslandschweizerkongress findet vom 22. bis
24. August 2008 in Freiburg
statt.
Schweizer Schulen
werben für
die Schweiz
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: Stefano Iori
Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey mit dem alten und dem neuen
ASO-Präsidenten: Jacques-Simon Eggly (links) folgt auf Georg Stucky (rechts).
Die Bundespräsidentin betonte die Wichtigkeit der
Fünften Schweiz und erklärte:
«Wir sind stolz auf unsere
Diaspora, Ihr seid wichtige
Brückenbauer.» Nach ihrer
Ansprache beantwortete
Calmy-Rey Fragen aus dem
Publikum und sprach sich dabei für das raschmöglichste
Einführen des E-Voting aus.
Dann unterhielt sich die Bundespräsidentin mit jungen
Auslandschweizern über internationale Politik und das humanitäre Engagement der
Schweiz.
Zum Kongressthema sprach
zuerst Jakob Kellenberger,
Präsident des Internationalen
Komitees vom Roten Kreuz
(IKRK). Er betonte, dass das
IKRK immer grösser werde,
was dem Zustand der Welt leider kein gutes Zeugnis ausstelle. Auf sehr grosses Interesse stiessen die Ausführungen
der jungen Aline Rebeaud, die
in Vietnam das Maison Chance
gegründet hat und dort behinderte Waisenkinder betreut.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion unterhielten sich
DEZA-Direktor Walter Fust,
Peter Brey, Generalsekretär der
Stiftung Terre des Hommes,
Isabelle Ségui-Bitz, Präsidentin
der Ärzte ohne Grenzen, sowie
Hans Lunshof vom UNOHochkommissariat für Flüchtlinge über das Thema «Humanitäre Hilfe: Partner oder
Konkurrenten?».
Am diesjährigen Genfer Kongress beteiligten sich über 500
Auslandschweizer. Am Samstagnachmittag und am Sonntag
hatten die Kongressteilnehmer
Gelegenheit, verschiedene
humanitäre Organisationen zu
besuchen, die in Genf Gastrecht geniessen. Am Samstagabend erfreuten sich die
Schweizerinnen und Schweizer
aus aller Welt während einer
Schiffsfahrt über den Genfersee
Jedes Jahr kommen die Schulleiter der Schweizer Schulen
im Ausland für drei Tage in
die Heimat, um Erfahrungen
auszutauschen und über ihre
Sorgen zu sprechen, die vor
allem finanzieller Art sind.
Die Sparpolitik des Bundes
bekommen auch diese Schulen
zu spüren, deren finanzielle
Ressourcen bloss zu einem
Drittel aus der Heimat abgedeckt werden. «Finanzanalyse»,
«Best practice», «Lohnkosten»,
«Benchmarking»: Das Programm der Konferenz der
Schweizer Schulen im Ausland,
die in Liestal (Baselland) stattfand, tönt eher nach einem Seminar für Unternehmungsleiter. Wie schon in früheren
Jahren wurden die Diskussionen von einem «Business Consultant» geleitet. Das erstaunt
nicht, denn obgleich die Unterstützung aus Bern rund 30%
ihres Budgets ausmacht, sind
die Schulen doch vor allem
Privatunternehmen. Da die
Finanzhilfe des Bundes stetig
abnimmt (12% weniger zwi-
schen 2004 und 2007), müssen
sie die Geschäftsführung optimieren und neue Geldquellen
erschliessen. «Dieses Jahr hätten wir 17,5 Millionen Franken
nötig, während uns im letzten
Jahr knapp 17 Millionen Franken zur Verfügung standen»,
so Derrick Widmer, Präsident
des Komitees der Schweizer
Schulen im Ausland (KSA). Er
betont «die Bedeutung dieser
Schulen für die Kultur und die
Präsenz der Schweiz im Ausland». Die Standorte der Schulen verteilen sich auf vier Kontinente: sechs in Europa, eine
in Afrika, zwei in Asien und
sieben in Lateinamerika. Insgesamt zählen sie rund 6500
Schülerinnen und Schüler,
meistens vom Kindergarten bis
zur Matura.Vom Bund erhalten
die Schulen im Ganzen jährlich
rund 17 Millionen Franken,
das sind ungefähr 30% ihrer
Budgets. Mehrere Kantone
übernehmen für die Schulen
das Patronat. Sie leisten pädagogische Unterstützung, liefern
einen Teil des Schulmaterials
und oft auch einen finanziellen
Zustupf.
Treffpunkt Schweiz
Zwei staatsbürgerliche Vereinigungen, die Neue Helvetische Gesellschaft und der
Treffpunkt Schweiz, haben
fusioniert. Die neue Gesellschaft heisst jetzt Neue
Helvetische Gesellschaft –
Treffpunkt Schweiz.
Die Neue Helvetische Gesellschaft (NHG) wurde 1914
gegründet. Damals bestand die
Gefahr, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen
Deutsch- und Westschweizern
den inneren Frieden des Landes gefährden würden. Sie verstand sich als Nachfolgerin der
Helvetischen Gesellschaft, die
von 1761 bis 1858 massgeblich
zur Stärkung der Eidgenossen-
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
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schaft und zur Bildung des
Bundesstaates im Jahr 1848 beigetragen hatte. Die NHG war
an der Gründung verschiedener nationaler Institutionen
beteiligt, bei denen die Beziehungen zwischen den Auslandschweizern und ihrem Heimatland im Zentrum stehen. Dazu
gehören die Auslandschweizerkommission (1917) und das
Auslandschweizer-Sekretariat
(1919). Erst 1989 wurde die
ASO eine unabhängige Stiftung, in deren Organen gemäss
Statuten die NHG vertreten
blieb, während umgekehrt der
Direktor der ASO einen Sitz
im Zentralvorstand der NHG
innehatte.
Die Rencontres Suisses (RS)
wurden 1945 und zu einem ähnlichen Zweck wie die NHG gegründet: Förderung der nationalen Verständigung durch den
Dialog zwischen den Sprachregionen, den Sozialpartnern,
den Generationen, Stadt und
Land. 1999 schlossen sich die
Rencontres Suisses mit der
jüngeren Organisation «Agir
pour demain» zu «Rencontres
Suisses – Treffpunkt Schweiz»
(RS – TS) zusammen.
Die Gründe für die Fusion
am 1. Januar 2007 liegen auf
der Hand: Die beiden Organisationen verfolgten ähnliche
Ziele. Sie richteten sich an dasselbe Zielpublikum, gingen dieselben potenziellen Sponsoren
und Gönner um finanzielle
Unterstützung an und hatten
beide Mühe, neue junge Mitglieder zu finden. Durch das
Zusammenlegen der personellen und finanziellen Ressourcen
soll die neue Vereinigung besser in der Lage sein, die Ziele
der ehemaligen NHG und
RS – TS zu erreichen. Christiane Langenberger, Ständerätin
(Waadt), ist die erste Präsidentin der neuen Organisation. Ihr
Vizepräsident, Philippe Lévy,
Altbotschafter, bleibt bis zu
den Wahlen 2009 Mitglied des
ASO-Vorstands und des Auslandschweizerrats. Dasselbe
gilt für die anderen Vertreterinnen und Vertreter der
ehemaligen NHG im Rat.
www. dialoguesuisse.ch
E-Mail: rsnsh@bluewin.ch
Sedrun beherbergt die Auslandschweizer seit Jahren. Die
Rückmeldungen der Teilnehmenden sind überaus positiv.
Jetzt anmelden!
Kontakte über
den ganzen Erdball
23.2. bis 1.3.2008
Erstmals findet die Schneesportwoche im Schanfigg statt.
Ein Angebot für junge Erwachsene ab 18 Jahren. Bis jetzt
war immer eine einzigartige
Stimmung in diesen Camps!
Junge Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer
geniessen ihren Aufenthalt
in den Alpen. Eine Umgebung,
die nicht allen vertraut ist,
die aber alle begeistert. Eine
Brise Alpenluft gefällig?
Über 120 Jugendliche haben
diesen Sommer in La Punt im
Engadin an den beiden grossen
Sommer-Camps teilgenommen. Aktiv erlebten die Jugendlichen die Bergwelt, sei es auf
einer Wanderung, mit dem
Mountainbike, beim Sprung in
einen Bergsee oder bei einem
Geländespiel. Geblieben sind
Kontakte zu jungen Schweizern
aus aller Welt, viele bleibende
Eindrücke und hoffentlich ein
bisschen Sehnsucht nach den
Schweizer Bergen.
Beliebte Schneesportlager
Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) möchte noch
mehr Jugendlichen Erinnerungen an die Schweiz schenken.
Das Winterprogramm 2007/08
bietet die Möglichkeit, Wintersport in renommierten Ferienregionen der Schweiz zu
treiben. Und das alles in einer
kunterbunten, aufgestellten
Atmosphäre, mit Leuten
aus allen Ecken dieser Erde.
Die ASO freut sich, dich in
der Schweiz willkommen
zu heissen:
Neujahrslager in Sedrun (GR)
27.12.2007 bis 5.1.2008
Ein Lager für rund 60 junge
Schweizerinnen und Schweizer
mit Wohnsitz im Ausland.
Winterlagern können 8- bis
14-jährige AuslandschweizerKinder eine tolle Zeit verbringen!
Winterlager Flumserberg (SG)
Schneesportwoche
in Langwies/Arosa (GR)
Osterlager in Fieschertal (VS)
22.3. bis 29.3.2008
Die Frühlingssonne geniessen
und von den ausgebildeten
Snowboard- und Skilehrern
der ASO profitieren. Ein
Lager, das in zwei Altersgruppen geführt wird.
Datum: Samstag, 2. Februar
bis Samstag, 9. Februar 2008
Anzahl Teilnehmer: 24
Kosten: CHF 700.- (exkl.
Ski- und Snowboardmiete)
Anmeldeschluss: 15. Dez. 2007
Anmeldung:
In berechtigten Fällen werden
Beitragsreduktionen gewährt.
Die genauen Angaben zu
den Winterlagern und das
Anmeldeformular finden Sie
ab September 2007 unter
www.aso.ch (Rubrik Angebote). Auf Anfrage stellen
wir Ihnen unsere Informationsbroschüre gerne auch per
Post zu.
Ein Bildungsaufenthalt?
Sich weiterbilden lassen, sich
informieren, sich beraten lassen.
Die ASO versucht deine individuellen Wünsche zu berücksichtigen, auf deine Bildungswünsche einzugehen. Es soll
aber auch Spass machen, denn
schliesslich sind das auch
deine Ferien. Informationen
zu unseren Sprachkursen, den
Bildungstagen oder unseren
Gastfamilienaufenthalten
findest du auf der neuen Internetseite: www.aso.ch unter der
Rubrik Angebote oder bei der
Auslandschweizer-Organisation,
Jugenddienst,
Tel. +41 31 356 61 00
youth@aso.ch
Stiftung für junge
Auslandschweizer
Winterlager 2007/2008
für 8- bis 14-Jährige
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Snowboarder, Anfänger oder
Fortgeschrittener, in unseren
Swiss-Ski
Kostenloses Juskila für 13- und
14-jährige Schweizer und Auslandschweizer-Kinder.
280 Schweizer Kinder und
zwanzig AuslandschweizerKinder mit Jahrgang 1993 und
1994 können kostenlos am
grossen Skilager des Schweizerischen Skiverbandes in der
Lenk teilnehmen. Dieses findet
vom 2. bis 9. Januar 2008 statt.
Um am Juskila teilnehmen zu
können, sollten die Auslandschweizer-Kinder sich wenigstens in einer der drei schweizerischen Landessprachen (Deutsch,
Französisch oder Italienisch) verständigen können.
Wer dabei sein kann, wird
Mitte Oktober durch das Los
entschieden. Anmeldetalon
zum Wettbewerb unter
www.aso.ch (Rubrik Angebote)
Talon bis 15. Oktober 2007 an:
Stiftung für junge Auslandschweizer, Alpenstrasse 26,
CH-3006 Bern
Tel. +41 31 356 61 16
Fax +41 31 356 61 01
E-Mail: sjas@aso.ch
IN KÜRZE
Neue Pro Patria-Marken
«Kulturwege Schweiz» heisst
das Projekt, das die Pro Patria
mit dem Erlös der diesjährigen
Sondermarken unterstützen
und fördern will. Die Schweizerische Post hat zum Thema einmal mehr philatelistische Kostbarkeiten geschaffen. Die vier
Pro-Patria-Briefmarken sind
den Kulturwegen Via Jacobi, der
Via Jura, der Via Gottardo und
der Via Cook gewidmet. Die
vier historischen Verkehrswege
gehören zum Inventar der
Verkehrswege der Schweiz,
das der Bund erstellt hat und
in die Reihe der Inventare
der schützenswerten Landschaften, Naturdenkmäler und Ortsbilder gehört.
Lavaux wird Unesco-Welterbe
Wie die renommierten Weinberge von Saint-Emilion gehört
jetzt auch das Weingebiet
Lavaux am Genfersee zum
Unesco-Welterbe. Zudem
stimmte das Unesco-WelterbeKomitee auch der Erweiterung
des Weltnaturerbe-Gebiets
Jungfrau/Aletsch/Bietschhorn
zu. Die Region trägt diesen
Status bereits seit 2001 und
soll von 539 km2 auf 824 km2
vergrössert werden.
S C HWE IZER REVU E Oktober 2007 / Nr. 5
Foto: Keystone
Nach Afrika das Rütli
Im Juli unternahm Micheline
Calmy-Rey einen zehntägigen
Reise-Marathon in sieben afrikanische Länder. Mit der 1.-August-Feier auf dem Rütli errang
sie zudem einen schönen Sieg.
Denn trotz der Gefahr einer
erneuten Störung der Feier
durch Rechtsextreme, wie vor
zwei Jahren bei Samuel Schmid,
stellte die Bundespräsidentin
einmal mehr ihren Mut
unter Beweis, der sie bei ihren
Engagements antreibt.
Launischer Sommer
Temperatursprünge von bis zu
20°C von einem Tag auf den andern, Schnee bis 1800 m ü. M.,
23
schlechteste Weizenernte seit
30 Jahren: Selten erlebte die
Schweiz einen so launenhaften
Sommer. Im August gab es sogar
Überschwemmungen, die an
diejenigen im August 2005 erinnerten. Sintflutartige Regenfälle
führten dazu, dass in der ganzen
Schweiz hunderte von Menschen evakuiert werden mussten. Beim Bielersee stieg der
Pegel auf 430,90 Meter und
überschritt damit die Alarmstufe um 47 cm: ein historischer
Höchststand!
Und es folgte der zweite Streich
Mit einer Sekunde Vorsprung
entschied die Alinghi in Valencia die 7. Regatta für sich und
gewann damit den 32. America’s
Cup mit 5 zu 2 gegen das Team
New Zealand. Somit kann das
Team von Ernesto Bertarelli die
silberne Trophäe behalten, die
es 2003 in Auckland zum ersten
Mal gewonnen hatte. Die
nächste Auflage dieses berühmten Segelrennens findet 2009
wiederum in Valencia statt.
Frauen an den Herd
Gemäss der vom Schweizer
Haushalts-Panel in Neuenburg
durchgeführten Untersuchung
«Leben in der Schweiz» glaubt
die Mehrheit (51%) der Schweizerinnen und Schweizer, dass
Kinder im Vorschulalter darunter leiden, wenn ihre Mutter abwesend ist. Fast zwei von drei
Männern sind der Ansicht, dass
die Mutter sich um die Kleinen
kümmern sollte, statt arbeiten
zu gehen.
Zufriedene Schweizerinnen
und Schweizer
Gemäss einer vom Geva-Institut veröffentlichten Untersuchung belegt die Schweiz
bezüglich Arbeitszufriedenheit
weltweit den zweiten Rang. Sie
liegt damit hinter Mexiko und
vor den USA. Allerdings ist
bloss die Hälfte der arbeitenden
Bevölkerung mit ihrem Lohn
wirklich zufrieden. Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse verlangt bei den
herbstlichen Lohnverhandlungen mit der Arbeitgeberschaft
Lohnerhöhungen von bis zu 4%.
Einschränkungen beim Fliegen
Waren, die nicht an Bord genommen werden dürfen, überschwemmen die Schweizer
Flughäfen: Seit im November
2006 die im Handgepäck erlaubte Flüssigkeitsmenge beschränkt wurde, werden täglich
fast 2 Tonnen Parfums, Duschgels oder Getränke konfisziert.
Drama an der Jungfrau
Sechs Soldaten verloren bei einem Bergunfall an der Jungfrau
ihr Leben. Sie absolvierten ihre
17. Woche in der Rekrutenschule. Es scheint, dass das
Drama durch den Sturz eines
Inserat
angeseilten Soldaten ausgelöst
wurde. Das ganze Land zeigte
Betroffenheit. Bei der Trauerfeier in Andermatt (UR) konnte
Bundesrat Samuel Schmid seine
Tränen nicht zurückhalten.
Miss Alpes 2007
Nicht nur eine Schönheitskonkurrenz von vielen: Bei einem
neuen Wettbewerb in Villarssur-Ollon (VD) wird die «helvetische» Schönheit der Kandidatinnen bewertet. Die Siegerin
muss zwar schön sein, aber auch
Armbrust schiessen, Fondue zubereiten und Weine im Blindtest erkennen können. AL AIN WEY
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Jahreszeit vergessen.
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21.12.2006 11:21:12 Uhr