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Karl F o t o : K arl lagerfeld Das Gespräch mit Karl Lagerfeld findet in seinem Büro im 6. Arrondissement in der Rue St. Guillaume statt, einem hellen, fast leeren Raum mit Holz täfelung und großem Kamin, in dem nichts steht außer einem Schreibtisch, drei Stühlen, einem Papierkorb und einer iPod-Docking-Station. An einer Wand hängt ein Originalplakat von Claire Waldorf. Lagerfeld trägt einen taubenblauen Geh rock, eine schmale, schwarz-grau gemusterte Hose, ein weißes Hemd mit hohem Kragen und einen Schlips mit drei Broschen darauf. Er sieht gleich zeitig modern aus und wie eine Figur aus einer anderen Zeit. Er wirkt gutgelaunt, geradezu auf geräumt, als würde man sich zum Tee treffen – stattdessen wird hier Coca-Cola light getrunken, natürlich aus den eigens von Karl Lagerfeld ent worfenen Flaschen. Intelligenz ist natürlich auch eine Ungerechtigkeit. Aber die kann man nicht operieren. Wenn man das Fernsehprogramm betrachtet, wird die Intelligenz im Zuge der Demokratisierung ja auch gerade abgeschafft. Ich sehe so gut wie nicht fern. Davon wird man zu sehr beeinflusst – das empfinde ich wie eine In diskretion. Ich möchte mittelmäßige Dramen, erzählt in mittelmäßigen Bildern, nicht in meinem Haus haben. Nachrichten sehe ich oder Beiträge habe ein Haus für Gäste, in dem ich aber nicht schlafe – höchstens mache ich dort mal einen Mittagsschlaf – , das ist ganz in der Nähe von meiner anderen Wohnung. Wenn ich Personal will, rufe ich an. Aber in dem Haus ist kein Mensch, solange ich niemanden rufe. Außerdem habe ich ein Privat büro, gegenüber von dem Stadthaus, das voller Bücher ist, und mein Fotostudio gleich um die Ecke. Und zwei Wohnungen für Gäste, weil ich keine Gäste im Haus haben will. Sie machen für Chanel die teuerste Mode, die es gibt. Gleichzeitig machen Sie jetzt „Karl“. Warum? Mir gefällt es, einerseits das Teuerste zu machen, andererseits das Preiswerteste. Nur alles das, was dazwischen ist – Mittelschicht, Mittelstand und all das – , das ist nichts für mich. Mode war mal eine Kunstform. Was hat sich verändert? Das soziale Leben entsprach dieser Kunstform nicht mehr. Auch wurden wir im Zuge der Demokratisierung immer gleicher – damit wurde Kleidung zum Massenartikel. Das fing ganz unschuldig an mit Prêt-à-porter, das war noch wirklich neu. Mittlerweile werden die Stile der verschiedenen Epochen ja inflationär wiederholt, die 70er hundertmal bei allen Marken wieder aufgekocht. Wie interessant ist es unter diesen Umständen noch, Mode zu machen? Diese Frage darf man sich nicht stellen, dann bleibt man nämlich im Bett. Mode ist wie Nahrung – irgendwas müssen wir ja anziehen. Ist Schönheit im Zeitalter von kosmetischer Chirurgie noch etwas wert? Das hat sich alles verändert, seit soziale Gerechtigkeit so betont wird. Schönheit ist doch eine schlimme soziale Ungerechtigkeit. KARL DER GRO S SE Karl Lagerfeld gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten der westlichen Welt. Er wurde irgendwann in den 30er Jahren in Schleswig-Holstein in wohlhabenden Verhältnissen geboren, wann genau, verschweigt er diskret. Eigentlich wollte er Porträtmaler werden. Stattdessen wurde aus ihm einer der berühmtesten Modeschöpfer der Welt, der das Haus Chanel ins neue Jahrtausend katapultierte. Er entwirft im Jahr 20 Kollektionen, außerdem Opernkostüme, Parfums, Coca-Cola-Flaschen und Werbekampagnen, er arbeitet als Fotograf, illustriert und verlegt Bücher. Nun hatte das Multitalent eine weitere Idee: die Luxus-Streetfashionkollektion „Karl“, die sich jeder leisten kann. Ab dem 28. Februar gibt es „Karl“ in Deutschland exklusiv bei Breuninger. F o t o : S tefan H einrichs 12 Color T e x t : K atharina v o n der L e y en Ach so? Na, nicht für mich. Aber wenn man arm geboren ist, kann man immer noch reich werden. Nur diese Kurzbeinigen mit der Kartoffelnase und dem dicken Arsch, was sollen die denn machen? Sind Schönheits-OPs die ultimative Form der Demokratisierung? Furchtbar! Vor 20 Jahren fingen dann alle an, sich spritzen zu lassen. Man sehe sich Nicole Kidman an. Vor 15 Jahren habe ich sie zum ersten Mal foto grafiert: Was war sie schön! Und noch mal vor sechs Jahren für Chanel: Da war sie auf ihrem Höhe punkt, aber es ging schon los mit diesem starren Gesicht. Und jetzt? Da ist nichts mehr. Das Wichtigste, was Schauspieler haben, ist doch ihre Mimik. Was soll sie noch spielen? Na, eine Gelähmte vielleicht. Sie kann noch mit den Augen kullern. Er spricht so schnell, wie er denkt. Er wechselt auch die Themen schneller, als man blinzeln kann, was ein Gespräch mit ihm zu einer Art amüsan ten Gesellschaftsspiel macht: Wer den Anschluss verpasst, hat verloren. Anna: Bikerweste, € 499,00, nur in Fr, Nü, St. T-Shirt, mit Slogan, € 69,00, nur in Fr, Nü, St. Plisseerock, € 119,00, nur in Fr, Lp, Nü, St. Alles von Karl. zu bestimmten Themen. Aber alles, was nicht in mein von mir konstruiertes Universum passt, halte ich möglichst draußen. Ein eigener Planet, um nicht den Verstand zu verlieren? Ich habe eine ganz eigentümliche Art zu leben. Ich habe eine Wohnung, in der ich schlafe und zeichne, wenn ich morgens aufwache. Da kommt kein Mensch hin, ich empfange dort nicht. Ich Ihre Mutter hat doch bei Ihnen in Paris gelebt – hat das funktioniert? Na, meine Mutter ist meine Mutter, das ist ja etwas anderes. Und das war eine Riesenwohnung an der Place St. Sulpice. Die Wohnung war L-förmig, meine Mutter war in einem Flügel, ich in dem anderen. Damals war ich auch noch nicht so exzentrisch. Und nicht so bekannt. Und machte auch noch nicht so viel wie jetzt. Vor Chanel habe Color 13 Karl ich auch keine Haute Couture gemacht, sondern zwei Kollektionen im Jahr für Fendi und zwei für Chloé. Heute mache ich allein für Chanel acht Kollektionen. Mögen Sie Hunde? Hunde? Nein, die stecken ihre Nase überall hinein. Aber ich habe eine Katze. Die gehört eigentlich einem Bekannten, der sie mir gegeben hat, weil er verreist ist, aber ich will sie nicht zurückgeben, weil sie so witzig ist. Weiß der Bekannte das schon? Mehr oder weniger. Es ist eine schneeweiße Birma. Erst drei Monate alt. Sie ist so intelligent. hasst Fotos: Da zerreißt sie gerade ein Foto von meinem kleinen Patenjungen. Ist das der Sohn von Brad Kroenig? (Kroenig ist eines der erfolgreichsten Männermodels der Welt und wurde von Lagerfeld sehr protegiert.) Ja. Hudson. Il est irrésistible – dreieinhalb Jahre alt. Er ruft mich an, um sich bei mir über seine Eltern zu beklagen, wenn es nicht so läuft, wie er es möchte. Der macht alles wie ich, trägt eine schwarze Brille, Handschuhe, er liebt Garderobe. Er spielt wenig, zeichnet aber sehr viel. Er mag auch kaum andere Kinder. Kleine Mädchen zur Not schon. Waren Sie auch so? Ich habe nie mit anderen Kindern gespielt. Ich fand die furchtbar. Ich habe immer gezeichnet und gelesen, ich habe ja nichts anderes gemacht. Ich wollte immer erwachsen sein, ernst genommen werden. Heute ist es mir völlig egal, ob ich ernst genommen werde. Ihre Mutter hat Sie doch offenbar sehr ernst genommen. Ja, aber man musste trotzdem immer aufpassen: Ich konnte als Kind keinen Quatsch reden. Sie sagte dann: „Du bist sechs, nicht ich: Gib dir Mühe oder halt den Mund.“ So muss das auch sein. Als Anna, links: Pulli, € 139,00, nur in Nü, St. Shorts, Lackoptik, € 99,00, nur in Lb, Lp, Nü, Si, St. Rechts: Pailettenkleid, € 359,00, nur in Fr, Nü, St. Lederhandschuhe, € 49,00, nicht in Er, Rt. Alles von Karl. Karl Lagerfeld als Katzensitter ist eine Vorstel lung, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Er zeigt ganz hingerissen lauter Fotos auf seinem iPhone: kleine weiße Katze auf dem Bett, Katze auf einem riesigen, vollgepackten Schreib tisch, Katze im Bad, Katze im Papierkorb. In welchem Haus wohnt sie denn? Da, wo ich schlafe. Sie spricht ja nicht und ist ganz sauber. Sehen Sie hier, da sitzt sie auf meinem Schreibtisch. Wenn ich im Bad bin, macht die Katze auch ihre Toilette (mehr Fotos). Gestern habe ich sie mal ins Studio zu Chanel mitgenommen. Sie hat eine besondere Tasche, für sie gemacht. Macht sie gar nichts kaputt? Katzen benutzen ja gerne mal ihre Krallen. Nein! So was tut sie nicht. Niedlich, nicht? Sie 14 Color „Ich sehe so gut wie nicht fern. Davon wird man zu sehr beeinflusst. Das empfinde ich als Indiskretion.“ ich acht Jahre alt war, habe ich ihr gesagt, ich sei homosexuell. Wissen Sie, was sie gesagt hat? „Das ist nicht weiter wichtig. Manche Leute sind so, andere so: Das ist wie eine Haarfarbe.“ – Ich hätte nie Kinder haben mögen. Ich würde immer davon ausgehen, dass sie so sind wie ich, aber was für mich okay war, ist nicht unbedingt gut für andere Kinder. Jetzt, als Erwachsener, scheinen Sie mir aber sehr verspielt. Ich bin total verspielt. Das ist ja der Witz an der Sache, das Geheimnis. Zwischendurch zeigt er auf seinem iPad zahllose politische Karikaturen, die er demnächst regel mäßig in einer französischen Zeitung veröffent lichen wird. Das iPad wohnt in einem Koffer zu sammen mit vier iPhones und ungefähr 20 iPods, den ihm sein Fahrer immer hinterherträgt – ein Mann wie aus einem französischen Film, mit Ba rett und altmodischem Schnauzbart. lassen, stehenbleiben, all das gibt es bei mir nicht. Stimmt es, dass Sie 300 iPods haben? Nein. Aber ich sehe sie auf eine bestimmte Weise, und wenn sie nicht mehr so sind, wie ich sie mir vorstelle, dann will ich sie nicht mehr sehen. Vor allen Dingen: Ich habe keinerlei Sinn fürs Vergeben. Leute, die irgendetwas gemacht haben: Da kann ich zehn Jahre lang warten, und dann ziehe ich den Stuhl weg. Sie kennen die Geschichte von Kriemhild: Die hat 20 Jahre nach dem Mord an Siegfried bei ihrer Hochzeit mit dem König der Hunnen Siegfrieds Mörder eingeladen – und alle verbrannt. Möglich, ja. Da sind hinten Codes drauf, dann weiß ich genau, was drauf ist. Viel Nouveauté, das mir von DJs draufgespielt wird. Auf diesem hier sind zwei Japaner, die auf ganz alten Holzinstrumenten spielen. Ganz toll. Lesen Sie auch auf dem iPad? Stellen Sie sehr hohe Ansprüche an Ihre Freunde? „Ich bin total verspielt. Das ist ja der Witz an der Sache. Das ist das Geheimnis.“ Nein, das hasse ich. Ich liebe schöne Bücher, deshalb verlege ich jetzt ja auch selbst. Aber ich zeichne auf dem iPad. Ich wollte ursprünglich ja Illustrator und Porträtmaler werden. Anna, links: Bluse, mit Einsatz, € 229,00, nicht in Er, Rt. Hose, mit Zippern, € 159,00, nur in Lb, Nü, Si, St. Rechts: Kurzblazer, schwarz/weiß, € 199,00, nicht in Er, Rt. Paillettenshorts, € 199,00, nur in Fr, Ka, Lp, Nü, St. Alles von Karl. Wie sind Sie denn von diesem Weg abgekommen? Na ja. Es gab bei diesem Wettbewerb 200.000 Bewerber aus der ganzen Welt. Gebracht hat es ihr aber nichts: Kriemhild selbst wurde dabei auch erschlagen. Ich habe mit 16 nebenbei bei einem Wettbewerb des Deutschen Wollsekretariats mitgemacht. Es hieß: Schicken Sie eine Zeichnung von einem Kleid, einem Kostüm oder einem Mantel aus Wolle. Ich habe ein paar Zeichnungen hingeschickt und das Ganze wieder vergessen. Sechs Monate später bekam ich die Nachricht: Sie haben den 1. Preis gewonnen. Der Entwurf wurde von Balmain realisiert, und als ich dort hinfuhr zur Anprobe, fragte der mich, was ich denn mal machen wolle. Ich sagte, ich würde gerne in die Mode gehen, aber ich ginge noch zur Schule. Die habe ich mit Erlaubnis meiner Eltern dann abgebrochen. Sie hatten großes Talent. Aber Sie haben sich nicht besonders angestrengt. Ich bin auch nicht stolz darauf. Haben Sie mal den Film gesehen „Les Dames du Bois de Boulogne“ mit Maria Casares? Sehen Sie sich den mal an: Das ist mein Charakter. Das heißt, Sie sind, was Sie sind, eigentlich aus Versehen? Nein, ich gebe mir nie die geringste Mühe. Ich bin im Grunde gar nicht seriös, wissen Sie. Sind Sie ein guter Freund? Bilde ich mir ein, ja. Aber ich bin dagegen, dass man mit der ganzen Welt befreundet ist. Andererseits: Viele Leute kenne ich seit 30, 40 Jahren, das ist ja nicht so schlecht. Fehler darf man sich bei Ihnen nicht erlauben in Bezug auf Loyalität, oder? Ich versuche ja auch, keine zu machen. Können Sie Verbrechen aus Leidenschaft nachvollziehen? Wenn man sich mit Ihrer Biografie beschäftigt, bekommt man das Gefühl, es gibt relativ viele Abbrüche. Verstehen, aber nicht begehen. Aber ich bewundere so was. Persönlich liegt es nicht in meiner Natur. Ja, gibt es auch. Und wissen Sie, warum? Da gibt es eine Linie, die muss gehalten werden. Gehen- Aber so kühl, wie immer behauptet wird, sind Sie ja gar nicht. Color 15 Karl Wie Elvis seinerzeit. Ja. Das ist grauenhaft. Aber man kann nicht alles haben. Ich habe die ganze Sache vielleicht auch ein bisschen zu weit getrieben – aber das kam automatisch. Ich komme mir total normal vor – ich trage ein Hemd, eine Jacke, einen Schlips, und, na ja, die Haare ein bisschen gepudert, weil die Farbe einfach nicht mehr so schön ist. Wie ist die Haarfarbe denn in echt? An den Seiten und in der Mitte dunkelgrau mit einem leichten Gelbstich. Und bei Männern ist das mit dem Färben nicht gut, die Haare werden dann blaugrau. Ich war nicht schwarzhaarig, meine Haare waren beinahe Coca-Cola-farben. Und meine Mutter hat mir früher schon erzählt: „Dein Haar, wenn das weiß wird – das bekommt die Farbe Kuhschwanz.“ Sehr charmant. Sie selbst hatte pechschwarzes Haar, das später zu einem wunderbaren Weiß wurde. Alles andere wird eben ein bisschen pinkelfarben. Was ist denn auf den Haaren drauf? Ein Puder von Chlorane, der wird da draufgespritzt. Tonnen. Dann kommt da Lack drüber. partie“. Ich liebe es zu illustrieren, aber das ist eine Zeitfrage. Das Dumme ist einfach, dass ich sieben Stunden schlafe. Was könnte man da alles erledigen! Können Sie gut schlafen? Immer. Deshalb fahre ich auch nicht Auto. Wenn ich immer stur nach vorn gucken muss, schlafe ich ein. i Unser Gesicht für KARL Um das richtige Model für die Präsentation der neuen Linie KARL bei Breuninger zu finden, startete Breuninger einen großen Aufruf auf Facebook: Mädchen aus ganz Deutschland konnten sich bewerben, um das Gesicht für die Breuninger Kampagne der Marke KARL zu werden. Die Breuninger Fans stimmten ab, wer ihnen von den hunderten von Bewerberinnen am besten gefiel. Die elf Finalistinnen wurden Karl Lagerfeld vorgelegt, der schließlich höchstpersönlich die 18-jährige Anna-Christina aus Höchberg in Bayern auswählte. Ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin hatte sie kurz vorher schon abgebrochen, um in Zukunft als Model zu arbeiten. Anna-Christina traf Lagerfeld am 4. Januar in Paris und nahm den Auftritt des großen Meisters sehr souverän hin: Nur ihre Wangen röteten sich vielleicht um einen Soupçon mehr als vorher, ansonsten plauderte sie ganz ungezwungen mit ihm. Karl Lagerfeld ließ sich auch gleich ihre Set-Card geben, betrachtete sie gründlich und vertraute sie seiner Assistentin zur Verwahrung an. „Wirklich sehr hübsch“, sagte er hinterher mehrmals. „Da gibt’s nichts auszusetzen.“ Mehr Foto- und Filmmaterial sowie Anna-Christinas Erlebnisse mit Karl Lagerfeld finden Sie auf unserer Facebook-Seite: Anna: Hose, weite Chino-Form, € 159,00, nur in Fr, Ka, Nü, Mtz, St. Bluse mit Einsatz, € 229,00, nicht in Er, Rt. Beides von Karl. F o t o : S tephane F eugere Nein, Gott sei Dank nicht. Aber mir gefällt, dass die Leute das meinen. Ich habe diese Rüstung der Gleichgültigkeit, die dafür sorgt, dass mich manche Dinge nicht so beeindrucken oder quälen. Ich kann ja nicht einmal mehr auf die Straße gehen. Alle Leute wollen mit einem sprechen, fassen einen an, wollen diese dummen Fotos machen – ich gehe nie mehr allein auf die Straße. Nur noch vom Wagen zur Tür. „Ich habe diese Rüstung der Gleichgültigkeit, die dafür sorgt, dass mich manche Dinge nicht so beeindrucken oder quälen.“ Es sieht ein bisschen aus wie besprühte Tannen zweige, gewissermaßen gefrostet. Finde ich auch! I’m frosted. (Grinst vergnügt.) Sie sammeln Bücher, Sie verlegen sie jetzt auch. Wo bewahren Sie die denn alle auf? Überall, in meinen Häusern, meinem Studio, überall. Allein in meinem Studio – das ist ein 1.000 m2 großer Raum – habe ich 70.000. Lesen Sie manche Bücher auch mehrfach? Gewisse Themen interessieren mich als Nachschlagewerke. Ich lese kaum Romane. Nur Biografien, Abhandlungen, Essays und so was. Aber ich will kein intellektuelles Image haben. Sie haben ein spezielles Verhältnis zu Eduard von Keyserling, und das waren doch Novellen, Erzählungen und Romane. Anna: Bikerjacke, aus hochwertigem Leder, € 999,00, nur in Fr, Lp, Nü, St. Tanktop, € 79,00, nur in Nü, St. Hose, Chino-Form, € 159,00, nicht in Er, Rt. Alles von Karl. 16 Color Ja, ich habe ihn auch illustriert! Jemand, den ich überhaupt nicht kenne und der gelesen hatte, dass ich Keyserling liebe, hat mir alte Zeitungen von 1906 geschickt, in denen zwölf Novellen von Keyserling abgedruckt waren, die keiner mehr kannte. Ein davon habe ich herausgebracht. Eine kleine Novelle, sehr hübsch, heißt „Die Land Color 17