A10 Die Zeit 1945 – 1960

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A10 Die Zeit 1945 – 1960
A10 Die Zeit 1945 – 1960
Mai 1945
Ländliches Mardorf „Am Brink“ (Foto unten links: Kuhgespann und im Hintergrund Scheune von Nr.19)
Nördliche „Poggenecke“ (Foto rechts: links Scheune Nr.22, Mitte hinten Hof Nr.45, rechts Scheune Nr.12)
Sommer 1945 Endlich Frieden in Mitteleuropa!
Britische Besatzungszone in ganz Norddeutschland und damit auch in der Provinz Hannover!
In der brit. Besatzungszone (Provinz Hannover) gilt das Autokennzeichen „HAN...“ (schwarz auf
blauem Grund).
Ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter heißen jetzt „DP“ (Displaced Persons). Sie
wollen natürlich so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat zu ihren Familien. Einige „DP“’s in
Nachbarorten versuchen sich selbst für erlittenes Leid zu entschädigen und nehmen mit was geht.
Auch Mardorf hat viele Menschen, die nicht freiwillig hier sind. Ihnen muss es aber trotz der
schweren Arbeit einigermaßen gut gegangen sein, denn sie nehmen keine „Rache“ an ihren
ehemaligen „Arbeitgebern“. Auch verhindern sie durch ihre Sprachkenntnisse Übergriffe und
Plünderungen von durchziehenden „DP“’s (z. B. Franz ? bei Nr.84 und Maria Sabat bei Nr.8).. Sie
kehrt nicht nach Polen zurück und lebt noch als Rentnerin in Mardorf (+~1984).
Familien trauern um ca. 60 gefallene (getötete) Mardorfer oder bangen um vermisste Söhne, Väter
und Brüder. Die westlichen Alliierten entlassen die meisten Gefangenen bis Ende 1946. Einige
sogen. „Spätheimkehrer“ (Kriegsgefangene Soldaten in der Sowjetunion) werden erst nach 1955 –
oft sehr verändert – wieder heimkehren. Sie haben mindestens 10 Jahre schwerste Zwangsarbeit in
abgelegenen Gegenden der Sowjetunion hinter sich. 1,3 Mio. Deutsche Kriegsgefangene sind erst
nach dem 31.12.1946 verstorben oder bleiben auf Dauer vermisst.
Not und Elend herrscht überall. Lebensmittel sind rationiert und nur mit Bezugsscheinen zu
bekommen. Auch deshalb blüht der Tauschhandel zwischen Stadt- und Landbewohnern. 1 Pfund
Butter kostet auf dem „schwarzen Markt“ um 250 Rentenmark (=Reichsmark / entspr.895 €). Das
„alte“ Geld verliert zunehmend an Wert.
Im Ort sind schon während des Krieges evakuierte Großstädter (u. a. Hannover, Hamburg,
Ruhrgebiet) untergebracht worden. Auch viele Jugendliche aus diesen Gebieten sind bereits seit
Jahren als Pflegekinder in Mardorfer Familien.
Mardorf hat um 1940 nur ca. 650 Einwohner in 128 Wohnhäusern (bei 170 Hausnummern). Im
Laufe des Krieges und der folgenden Jahre nach 1945 erhöht sich die Bevölkerungszahl aber
dramatisch um 702 auf dann 1352. Es sind Flüchtlinge aus dem ganzen ehemaligen Reich,
überwiegend aber Ostvertriebene aus West– und Ostpreußen, Pommern; die meisten aber aus
Schlesien. Besonders das kleine Eckersdorf (Bozkow), Landkreis Glatz-Neurode in
Niederschlesien ist einer der häufigsten Ursprungsorte (u. a. Grehl, Jaschke, Knospe, Schlombs,
Weisser). Aus Oberschlesien sind die u. a. Kreise Falkenberg, Grottkau, Lüben, Lublinitz zu
nennen. 1967 sind von den vielen Neuankömmlingen noch 200 in Mardorf. Rund 30 Familien
gründen hier dauerhaft eine neue Existenz. Auf jeden Fall haben die „Nachkriegsneubürger“ die
dörfliche Struktur nachhaltig und durchaus positiv verändert.
170
Karte der Hauptursprungsgebiete von Mardorfer Neubürgern (rot ehemalige Ostgebiete / gelb ehemalige DDR)
Sommer 1945
Ein Flüchtlings-Schicksal, das als Beispiel für viele stehen kann – es wird sicher einige noch
viel härter getroffen haben!
(erzählt von Erwin Schulz, Mardorf Nr.225)
Die Familie von Erwin Schulz lebt vor dem Krieg in Ostpreußen. Dort im Kreis Rastenburg liegt die Kleinstadt
Barten am Rande der Masurischen Seenplatte. In der Nähe befindet sich die „Wolfsschanze“ (Hitlers
Führerhauptquartier Ost). Vater Schulz ist Schneider und schon früh gestorben. Die Mutter und eine jüngere
Schwester bewohnen ein kleines Haus an der Hauptstraße. Sie betreiben eine kleine Landwirtschaft für den
Eigenverbrauch. Eine ältere Schwester ist bei Königsberg verheiratet. Der Bruder kommt ebenso wie Erwin als
Soldat an der Ostfront. Im Januar 1945 beginnt der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Ostpreußen. Die
Rest-Familie hat schon rechtzeitig vorher Kontakt miteinander aufgenommen und sich eigentlich für eine Flucht
nach Südwesten entschieden. Durch den weiteren Vormarsch ist dann aber nur noch der Weg nach Nordwesten
frei. Mit Pferdewagen und einem der letzten Züge gelangen sie schließlich über Berlin bis nach Mardorf. Mit
anderen Evakuierten und Flüchtlingen kommen sie vorerst auf dem Hof Nr.30 unter. Erwin ist zuerst noch in
Ostpreußen stationiert; kommt dann aber nach Minsk und Leningrad, wo er im September 1945 verwundet
wird. Dadurch ist er Anfang 1945 in Rostock im Lazarett und kommt durch dessen Verlegung bis zum
Frühsommer nach Lübeck. So versucht er von dort aus auf abenteuerlichen Wegen die restliche Familie zu
erreichen. Da es keine Brücken mehr gibt, rudert er bei Mölln über die Elbe. Über Verden/Aller, Völksen,
Springe landet er schließlich in Hameln. Dort wird er von den englischen Besatzern gefasst, gefilzt und erst
einmal eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. So bleibt er bis 1946 in Hameln bei einem Schmied, denn diesen
Beruf hat er gelernt. Endlich in Mardorf bei der Familie wohnt auch er bei Nr.30. Die ältere Schwester ist in
Wirren Anfang 1945 ohne den vermissten Ehemann mit drei Kindern über das zugefrorene Frische Haff, von
Pillau aus mit einem Schiff nach Dänemark entkommen. Nach der Weiterreise kommt sie in Mardorf auf dem
Hof (Dankenbring) Nr.96 unter. Später verzieht sie mit den Kindern nach Hannover. Die jüngere Schwester
heiratet einen Besatzungssoldaten und lebt seit 1947 in England. Erwin bleibt bis zur Heirat mit Elfriede 1950
auf dem Hof Nr.30. Dann ziehen sie in das neue Haus von Nr.96 an der Lehmkuhle (Nr.225) bekommen 2
Söhne (Hans-Jürgen / Hartmut oo in Nr.18), wo er selbst beim Bau hilft und noch heute wohnt.
Die Gemeinde Mardorf versucht durch Vergabe von Gartenteilen die Selbstversorgung der
„Neubürger“ zu lindern. Sie dürfen sich auch selbst kleine Behelfsunterkünfte errichten. So entstehen
überall (auch am Nordufer und Bannsee) einfache Bauten, die z. T. in umgebauter Form bis in
unsere Zeit überleben. Die Gemeinde baut 2 Behelfsheime auf dem Lindenberg (Nr.174 – nach
1960 Neubau: Auf dem Lindenberg 6 und 8 / Nr.175 – nach 1960 Auf dem Lindenberg 4).
Flüchtlingsbetreuer ist Erich Rudolf (Nr.152).
171
Sommer 1945
Neuer Lehrer in Mardorf wird Herr Strohscher.
Gemeindebrandmeister ist Friedrich Wiebking (Nr.83 *~1896) bis 1951.
Durch die gesetzlichen Regulierungen nach 1830 im Königreich Hannover wurden Wildschweine
immer seltener. Nördlich des Steinhuder Meeres kommen sie fast gar nicht mehr vor. Da durch den
2.Weltkrieg kaum noch Jagd stattfand und am Ende des Krieges aus dem Saupark Springe fast alle
Wildschweine entweichen, breiten sie sich aber auch in unserer Umgebung wieder stark aus. In den
3 Mardorfer Jagden werden daher immer öfter (zunächst noch) seltsame „Schäden“ festgestellt.
Seitdem hat sich vor allem in den größeren dichten Wald- und Moorgebieten der bestand stetig
erhöht.
1.Vors. des Männergesangvereins „Concordia“ Mardorf wird W.Heidorn (Nr.68) bis 1947 und
Chorleiter Richard Schütze (bei Nr.11) bis 1950.
Die Poststelle I in Rehburg (mit Briefträger Rode) ist immer noch für Mardorf zuständig.
Mardorf erhält die neue Postleitzahl „(20a)“.
Die Ortsnetz-Vorwahl 05036 für Mardorf und Schneeren wird ausgebaut. Das Telefon (noch aus
Bakelit-Kunststoff) hat nur einige Knöpfe und ab 1948 eine Wählscheibe (Foto
Modell W48). Aber es wird vorwiegend aber immer noch von Hand verbunden.
Die Rufnummern sind jetzt dreistellig (u. a. hat Asche Nr.78 die Nummer 123)
und Ortsgespräche sind noch viele Jahre kostenlos.
6.8.1945
1.Atombombe über Hiroshima (und später auch Nagasaki) in Japan
(Kapitulation) führt zum tatsächlichen Ende des II. Weltkrieges. Bis heute sterben immer noch
Menschen an den Folgen des ersten Nukleareinsatzes.
Weltweit hat der II. große Krieg bis zu 92 Mio. Menschenleben (viele Zivilisten) gefordert und
Deutschland und Europa völlig neu aufgeteilt. Deshalb sind jetzt Millionen Flüchtlinge und
Vertriebene mit ihren wenigen Habseligkeiten auf der Suche nach einer neuen Heimat.
23.11.1945
Dekret zur Bildung des Landes Niedersachsen. Das aktive Wahlalter wird von 20 auf 21 gehoben.
15.12.1945
Die Temperatur fällt innerhalb weiniger Stunden bis auf -15°C und lässt das Meer schnell zufrieren.
Die begehbare Eisschicht hält bis Mitte März 1946.
Nach 1945
Die ca. 100 neuen katholischen Mitbürger halten in den ersten Jahren mangels eines eigenen
Kirchengebäudes ihre Gottesdienste in der evang. Mardorfer Kapelle ab. Seit dieser Zeit ist auch die
Beerdigung auf dem Mardorfer Friedhof üblich, wenngleich am Anfang noch der schmale südliche
Teil (Kleinkinder und „Andersgläubige“) für katholische Gräber reserviert wird. Seit Jahrzehnten gibt
es aber keine Einschränkung mehr.
In der Nr.11a (der Hofstelle „Kroeger“) entstehen Flüchtlingsunterkünfte (Familien Schütze aus
Schlesien, Richter und Hoffmann). Dann werden dort 2 Busgaragen (jetzt ehem. Nr.137) an der
1.Bushaltestelle der Deutschen Post gebaut mit darüber liegender Unterkunft für die Busfahrer. Nach
1975 kommt das Segelgeschäft Horstmann in die Räumlichkeiten, 2007 wird es eine
Backwarengeschäft (W.Hoffmeyer).
Das Cafe/Restaurant „Inselblick“ (Nr.138 / Ankerweg-Uferweg 120) wird von Alfred Baier (oo
Irmgard Meier – Nr.164) betrieben. Vor 1970 ist
es Karl Lohmeier (mit eig. Konditorei) und um
1975 Gisela Hake.
(Restaurant Foto rechts um 1980)
1980 erwirbt Karl Jaschke (*13.4.1938
Eckersdorf
oo
Renate
Behrendt*1953
Hamburg / seit 1975 Nr.71) die Gaststätte mit
Steganlage
N35,
Bootsverleih
und
Campingplatz. Ab 1997 folgen verschiedene
Pächter (u. a. Fritz Rohde, Nr.172 / 1999 Heide
Hunger / 2007 Santo Pagano). Der
Campingplatz wird bis 2000 aufgelöst. 2009 wird die Anlage verkauft an Ilse Halbeck. Umbau und
Erweiterung um einen Kiosk am Uferweg.
Die Nr.139 wird neu (Vor der Mühle 3) vergeben. Die in Essen ausgebombte Familie Karl Grüter (oo
Elfriede Schmidt*1914 / in Mardorf Nr.22 / Tochter Helga*1938 oo Wolfgang Rübenhaus) baut 1980
ihr neues Haus.
172
Nach 1945
Die Nr.171 ist die erste wirklich neuvergebene Hausnummer in Mardorf – Berty Goedeke aus
Hannover baut an der Meerstraße 47.
Am Uferweg (heute 128/Ecke Ankerweg) entsteht die
Nr.172. Betreiber der kleinen Gaststätte „Haus am Meer“
(SCMa) ist um 1950 Fritz Dünnwald, bis 1962 Waldemar
(oo Waltraud Hische - später Nr.241). Ihnen folgt Heinz
(oo Christel Altvater - Nr.415), Fritz Rode, Gunnar
Knietsch. 1969 wird der vereinseigene Kran errichtet.
(Foto: Gaststätte vor 1969)
Nr.173 („Weißdornweg 1“ – Schmidt / 2009 Neubau).
In Nr.176 Am Sperberweg (13) betreibt Walter Ehlers
(1955) die kleine Kneipe „Goldige Freiheit“ noch bis nach
1960.
Nr.177 (Sölter – ???).
Nr.178 („Im Moorgraben“
Ankerweg / Nr.14).
–
W.Wichmann*1913
–
Nr.181 (um 1950 „In der Weißen Riede“ – Otto
Meier*1908 – Nr.164).
Nr.185 („An der Lehmkuhle“ – Adolf Ahrens / Gertrud
Krause Nr.1-Nr.413 oo Alfred Krause*1912+gef.1943 mit
Sohn Peter - Frisör / nach 1965 abgerissen).
Nr.183 entsteht an der Meerstraße (73). 1966 Rudolf Hoge (*17.10.1911+2005 oo Irmgard*1920 –
Nr.458 / Familie Drewitzki) Fabrikant aus Vörden/Bersenbrück.
Nr.186 wird als Wohnhaus ausgebaut (Marie Peters*1915+2008 und Sohn: Horst*1938+2004 Maler /
Josef Potempa). Das Grundstück wird erst 1954 von der Gemeinde verkauft.
Nr.187 entsteht als Wochenendhaus am Weißen Berg (Dettmers aus Hannover).
Nr.190 wird um 1950 von Maurer Albert Mußmann (*1915 oo Lina Thiele*1914 Nr.46 / Kinder:
Monika, Albert, Dieter) erbaut.
Nr.191 wird 1949 an der Rehburger Straße (24) gebaut von Heinrich Rusche (*19.3.1922 Nr.47
Schmied, Schlosser, Installateur, Schützenverein +2.11.1988 oo Ingeborg
Meisnerowski *1928+2006 / 3 Kinder: Heinz*1.2.1949 Kfz. Mechaniker und
Werkstatt bis ~2002+, Helmut, Renate). Es entsteht neben dem Wohnhaus
auch eine Schlosserei-Werkstatt und 1952 eine DEA-Tankstelle (1970
TEXACO). Das Grundstück wird erst 1954 von der Gemeinde erworben.
Außerdem wird mit Heizöl und Landmaschinen gehandelt. Es ist die
2.Tankstelle im Ort und wird bei der Aufgabe 1998 auch die letzte sein.
Im kleinen Wäldchen (auf Realgemeindegrund) hinter dem Anwesen von
Nr.191 entsteht nach 1945 eine Sozialunterkunftsbaracke, die noch bis 1996 von der Stadt
Neustadt betrieben wird.
Otto Heidorn (Nr.20 *1901) hat noch eine große Schafherde mit ca. 300 Tieren.
Der „Rübenfelder Milchkannenbrand“:
(Nachkriegsgeschichte von Otto Gerberding Nr.84)
Der Krieg ist vorbei und das Leben normalisiert sich. Lange hat man auf vieles verzichten müssen, vor allem
aber auf Feiern und Tanz. Es gibt keine Verdunkelung mehr, überall darf nun Licht brennen. Die Fenster sind
von ihren schwarzen Pappvorhängen befreit. Willi Thürnau (Nr.18) hat im Dorf noch einen großen Saal neben
der Gaststätte, der notdürftig wieder hergerichtet wird und los geht’s. Fast jedes Wochenende ist nun Tanz.
Heinrich holt seine Klarinette aus dem Schrank, Wilhelm putzt seine Tuba. Woher die Instrumente und die
Musiker kommen, weiß ich nicht. Jedenfalls geht es rund „bis zum Teufel komm heraus“. Mit den Getränken
hapert es allerdings. Bier gibt es nur manchmal, hochprozentiges gar nicht. So ist es üblich, dass jeder eine
Flasche Schnaps mitbringt. Aber woher haben die Leute den nur? Ich glaube, in jedem Haushalt steht damals
ein zusammen gebasteltes „Schnapsbrenngerät“. Es werden dazu überwiegend Milchkannen umgebaut. In den
Deckel wird ein Loch gebohrt und ein dünnes Rohr eingelötet. Das dann anschließend als Kühlschlange durch
ein Wasserbad läuft. Fertig ist das Brenngerät. Ganz vornehme haben im Deckel zusätzlich noch ein
Thermometer. Dann ist die Gefahr „Methylalkohol“ zu brennen, nicht so groß. Den meisten ist das aber egal.
Hauptsache das Zeug, was da unten herausläuft, „kratzt“ im Hals. Da überwiegend Zuckerrüben vergoren und
gebrannt werden, tauft man es kurzerhand „Rübenfelder Milchkannenbrand“.
173
1946
Der „Französische Indochinakrieg“ (bis 1954) beginnt.
Die DP (Deutsche Partei) gründet sich in
Niedersachsen
als
Nachfolger
der
1933
verbotenen DHP (Welfentreue Dt. Hann. Partei)
und später auch der NLP (Nds. Landespartei von
1945).
Neuer Personalausweis für die Britische Zone
(Foto rechts). Ohne dieses Dokument ist selbst eine
Reise in eine andere Besatzungszone unmöglich.
Elektrifizierung
der
wenigen
vorhandenen Gaslaternen.
in
Mardorf
Beginn der Landwirtschaftsschule in Neustadt.
Auch viele Mardorfer werden hier ausgebildet: z.
B. als Landwirtschaftliche Hauswirtschafterin oder
andere staatl. geprüfte landwirtschaftliche Berufe.
Eröffnung
einer
kleinen
Filiale
der
Kreissparkasse Neustadt a. Rbge. in der „guten
Stube“ von Friedrich Brase (Mardorf Nr.80 – bis
1960) mit kleinem Tresor und „flexiblen
Öffnungszeiten“.
Die beiden Mardorfer Gesangvereine treffen sich
wieder regelmäßig.
Postleitzahl für Mardorf/Wunstorf „ 20 “
Gründung der Wettfahrvereinigung (WVStM) auf
dem Steinhuder Meer.
Aufhebung der Beschlagnahme des „Lagers Mardorf“ der Kanufahrer-Vereinigung.
1.1.1946
Nur wenige Mardorfer Nationalsozialisten müssen sich verantworten. So kommen nur der
Ortsgruppenleiter und eine weitere „Parteigröße“ in ein Internierungslager, aus dem Sie ein halbes
Jahr später allerdings „seelisch gebrochen“ zurückkehren. Auch andere müssen den
„Entnazifizierungsfragebogen“ (teilweise Abbildung oben) ausfüllen, aber dabei bleibt es in der
Regel. Die britische Besatzungsmacht ist eher an einem funktionierenden Gemeinde-System
interessiert. Sie möchte gut untergebracht und verpflegt werden. Das öffentliche Leben soll
weitergehen.
Jan.1946
Ein provisorischer Gemeinderat wird von den englischen Besatzern eingesetzt.
10.2.1946
Eine Woche ungewöhnlich starker Dauerregen nach einer mehrwöchigen Frostperiode (bis -20°) mit
viel Schnee führt zum Jahrhunderthochwasser – an der Weser eine Katastrophe!
Sommer 1946 spielen auf dem provisorischen Fußballplatz – die Wiese südlich der Mardorfer Warte – englische
Soldaten (u. a. Jack Smith, Nr.106) und deutsche junge Männer (u. a. Jupp Boslar, Nr.109)
einträchtig gegen- und miteinander.
23.8.1946
Verordnung Nr46 der brit. Militärregierung zur Bildung des Landes Hannover. Mit der Verordnung
Nr.55 entsteht rückwirkend zum 1.11.1946 aus den 4 ehem. Ländern (Braunschweig, Oldenburg,
Hannover, Schaumburg-Lippe) das Land Niedersachsen mit Regierungsbezirken (u. a. Hannover).
174
15.9.1946
Erste freie Kommunalwahlen (Gemeindewahlen) in Niedersachsen, bei der der Bürgermeister
erstmals wieder gewählt wird.
In Mardorf dürfen wegen ehemaliger NSDAP-Mitgliedschaft 14 Personen nicht wählen und 1
Kandidat wird ausgeschlossen. Wegen der zusätzlichen 702 Flüchtlinge im Ort werden 2140
Stimmen für die 2 angetretenen Parteien abgegeben:
SPD (1246 – 6 Sitze) / NLP (894 – 5 Sitze). Bürgermeister wird Friedrich Meier (Nr.72 *1891) /
Gemeindedirektor und Standesbeamter Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885).
13.10.1946
1. Nachkriegskreistag in Neustadt a. Rbge. Der parteilose Kandidat Wilhelm Nortmeier (Mardorf
Nr.90 *1907) erhält zwar 366 Stimmen, aber kein Mandat. Die NLP (Nds. Landespartei) erhält 22
Sitze, SPD 14, CDU 1, KPD 1.25.11.1946
Die brit. Besatzer ernennen einen provisorischen
Landtag in Hannover mit Ministerpräsident Kopf.
Ende 1946
Es beginnt der strengste Winter seit Jahrzehnten.
Um 1947
wird ein Biber (Zeichnung rechts) im
Dorf vor der Gaststätte Asche
(Nr.78) tot aufgefunden. Danach ist
auch im Meerbruch keiner mehr
gesehen
worden.
Stattdessen
nimmt die Zahl der erst im 18.Jhd.
eingewanderten
Biberratten
(Nutria, Wasserratten – Foto oben
rechts) zu. Zusätzlich werden die nicht verwandten Bisamratten allmählich zur Plage, denn sie
zerstören Gräben und Böschungen.
1947
Extrem kalter Januar und Februar.
Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen um Palästina (Israel und arabische
Nachbarn).
Postleitzahl für Mardorf (Hannover) „ 23 “.
Autokennzeichen „HA ....“ für Brit. Zone / Hannover (senkrecht, weiß auf schwarz).
Gründung Landes-Kanu-Verband Niedersachsen im DKV mit einer eigenen Einrichtung in Mardorf
(DKV-Weg 19 / Stege N31-33). Seit 1948 ist Walter Künne (*1909+1998 oo Thea) erster
Vorsitzender für mehr als 30 Jahre.
1.Vors. des MGV „Concordia“ wird bis 1950 Heinrich Wiebking (Nr.40). 1.Vors. „Liedertafel“ ist
August Nülle (Nr.39). Sein Nachfolger wird bis 1973 Heinrich Heidorn (*1914 Nr.60).
175
1947
Die „Mardorfer Warte“ (Nr.119) wird nach dem Auszug der Briten eine weitere Flüchtlingsunterkunft.
Gründung des Ortsverbandes des
Reichsbundes
der
Kriegsund
Zivilbeschädigten, Sozialrentner und
Hinterbliebene (RKZSH) durch Herrn
Freytag aus Neustadt und Franz Rudolf
(Mardorf Nr.118). Weiter Vorsitzende:
Hildegard Herrmann (bei Nr.127), um
1966 Bernhard Kausch (Nr.104), Paul
Paschke (Nr.221), Georg Kuschbert
(Nr.237), 1985 Vorsitzender Martin
Mücke (Mardorf Nr.229).
20.2.1947
1. Landtagswahl in Niedersachsen:
Die SPD siegt deutlich im Bereich
Neustadt) und 1. Ministerpräsident wird
Hinrich Wilhelm Kopf (SPD / bis 1955).
Juni 1947
Arbeits-Pass in der Britischen Zone
(Foto rechts - F.Meyer Nr.23). Ohne
dieses Dokument ist eine öffentliche
Beschäftigung
oder
bei
den
Besatzungsmächten unmöglich.
Sommer 1947 Sehr
heiße
Temperaturen
(Jahresdurchschnitt auf Rekordhoch von
18,5°C)!
Das letzte Mal brütet ein WeißstorchenPaar in Mardorf auf dem Dach bei
Kahle/Rabe Nr.4.
10.7.1947
Wiedergründung des TSV Mardorf mit
dem 1.Vors. Willi Denker (*25.3.1917
Nr.8 / bis 1960) und 22 weiteren
Sportbegeisterten. Turnen, Tanz, Gymnastik, Theater, Tischtennis sind erste Aktivitäten auf dem
Saal Asche Nr.78. Handballer und Fußballer müssen erstmal mit einer Wiese (nördlich gegenüber
von Nr.128) an der Rehburger Straße zufrieden sein. Leichtathletik findet wohl auf dem Brink statt?
Bei der Gründungsfeier kommen schon 125 Mitglieder.
Heute z. T. sehr seltene Tiere gibt es noch zahlreich in ihrer natürlichen Umgebung bei Mardorf:
(Abbildungen unten)
Haubentaucher – Gänsesänger – Blässhuhn – Enten
Bis 1948
Kranich Rohrdommel
Lachmöwe
Reiher
gibt es jedes Jahr im Steinhuder Meer bis zu 8 Tote durch Ertrinken. Der neueingerichtete
Rettungsdienst verringert diese Zahl bis auf ein oder zwei.
176
Bis 1948
Abbau der Windmühle auf dem Mühlenberg (auf 61,2 m „Erdholländer“ von 1871, Mardorf Nr.75,
Müllerei Otto Meier) zugunsten einer neuen Motormühle, die bis dahin im benachbarten Wohnhaus
mit untergebracht war. Die altersschwache Mühle ist bis zuletzt noch als Flüchtlingsunterkunft
genutzt worden. Alle alten Ziegelsteine werden im Neubau verwendet.
1948
Autokennzeichen (-1956) Britische Zone / Niedersachsen „BN ......“ (senkrecht, weiß auf schwarz).
Oskar Brühmann eröffnet die „Neue Moorhütte“ (Nr.188) als kleinen Ausschank in einem Gebäude
auf einem Kiesberg in der Nähe des Ufers und am Rande des Hochmoores. Der Gaststättenbetrieb
wird 1954 aufgenommen.
Frühjahr 1948 Deutschland wird geteilt in die 3 Westzonen (11 Länder mit Berlin-West) und die sowjetische
Ostzone (mit neuen Bezirke statt Länder und Ostberlin).
20.6.1948
Währungsreform in Deutschland! Am Sonntag werden neue Ausweise (auch an Kinder)
ausgegeben. Danach kann jeder die neuen (nur) 40 DM (Deutsche Mark) in Empfang nehmen.
Juni 1948
Die „Berlin-Blockade“ (-Mai 1949) der Sowjetunion wird durch die alliierte „Luftbrücke“ überstanden.
Der Fliegerhorst Wunstorf (mit inzwischen befestigten Beton-Startbahnen) ist der wichtigste
britische Umschlagplatz und es werden von hier allein 38.663 Hilfsflüge (Avro York und DC3)
durchgeführt. 1950 verlegt die Royal Air Force Jagdbomber (123 Wing / Spitfire, Vampire, Venon)
nach Wunstorf.
Aug.1948
Verfassungskonvent zum westdeutschen Grundgesetz. Im September beginnt der Parlamentarische
Rat (aus allen Parteien) mit der Feinarbeit.
11.8.1948
Gründung der Sparte Kanusport im Sportkreis Hannover.
Sommer1948
Ein Wolf reißt bis zum Abschuß (27.8.) 65 Rinder und über 100 Schafe im Moor bei Lichtenhorst.
28.11.1948
Gemeindewahl: Bürgermeister bleibt Friedrich Meier (Nr.72 *1891) und Gemeindedirektor und
Standesbeamter H.Niemeyer (Nr.37 *1885). Die NLP tritt nicht wieder an. Dafür gibt es jetzt für viele
Jahre eine Wählergemeinschaft (WG – 4 Sitze). Erstmals erscheint dort Wilhelm Brase (Nr.3 *1921).
Außer der SPD (4 Sitze) gibt es noch 3 unabhängige Kandidaten.
21.12.1948
Wilh. Dannenberg (*1897 Schneeren Nr.31) ist Landrat, Dr.Homann ist Oberkreisdirektor (-1963)
1949
Die CDU gründet sich als bundesweite Partei (aus Resten von Zentrum, DNVP, DVP, DDP).
Die Einwohnerzahl in Mardorf sinkt wieder auf 1.195!
Das Vereinsleben in Mardorf kommt langsam wieder in Gang. Erste kleinere Feste (wie Sängerball
oder Schützenfest) werden aber vorerst nur in einem der beiden Säle im Ort gefeiert.
Hochzeit am 29.4.1949 auf dem Mummrian (W.Wiebking Nr.55 oo Marie-Luise Schmidt)
177
1949
Die „PREUSSAG“ baut für die Mitarbeiter transportable Baracken am Weißen Berg (1954 wieder
abgerissen).
Günter Wagner („Pelikan“-Werke in Hannover) errichtet für jugendliche Mitarbeiter ein
Erholungsheim am Warteweg 8 (um 1938 von Nr.125 abgetrennt / Nr.211 – ab 1970 Aloys Bunge).
Die Gebäudemaße sind 15x8,75 m mit Keller und Holzfachwerk mit Stulpschalung (damals üblich bei
vielen Wochenendhäusern).
Nr.212 wird (Rehburger Str.25) als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb gebaut von Wilhelm Wiebking
(*2.2.1901 Mdf.Nr.83+1980 oo Else Nülle, Mdf.Nr.1). Helmut Juhnke (*13.7.1938 Westpreußen /
angenommen – später Nr.69). Nach 1967 wird der Betrieb zu Mietwohnungen umgebaut: u. a.
Familien Manfred Fischer, Sörries, Campos-Ferreira, Breuer.
23.5.1949
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft.
Sommer 1949
Die I. Fußball-Herren (Foto unten) des TSV Mardorf nimmt den Spielbetrieb auf.
(hinten: ? , Friedr.Förthmann Nr.45,
? , Erwin Schulz Nr.225,
August Meyer Nr.103)
(mittlere R.: Alfred Breuer Nr.224,
Wilhelm Heidorn Nr.36,
Manfred Silbe Nr.242 )
(vorne: Helmut Dankenbring Nr.23,
? , Gerhard Dunker Nr.10)
14.8.1949
1.Bundestagswahl (SPD siegt im Bereich Neustadt) und Konrad Adenauer (CDU) wird erster
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
7.9.1949
Mit der Deutschen Bundespost kommt jetzt
auch der Postautobus bis nach Mardorf
und es gibt bald regelmäßigen Busverkehr
nach Neustadt zum Bahnhof (Foto rechts).
12.9.1949
Erster Bundespräsident wird Theodor Heuss
(FDP).
Um 1950
Der Segelsport auf dem Steinhuder Meer
nimmt wieder kräftig zu.
An der Rehburger Straße baut Nortmeier
(Wieschen Nr.19) das Mietshaus Nr.219. Es
wird bis heute überwiegend von ehemaligen Flüchtlingen und Vertriebenen bewohnt.
Heuernte um 1950 mit (3)Pferde-Leiterwagen
Alte Schmiede (Nr.58) um 1950 (heute Aalräucherei)
178
Um 1950
Kornernte (Stroh nachharken mit „Strohhut“) Erntekaffee (auf dem Stoppelfeld mit weißen „Tüüghoet“)
Der letzte in winterlicher Geminschaftsarbeit
(„Mynewarken“)
mit
kleinen
Findlingen
gepflasterte
Wirtschaftsweg
geht
seiner
Vollendung (bis 1957) entgegen. Die damals
noch „Wiskchaussee“ genannte Wiesenstraße
heisst heute: Zum Meerbach.
An der späteren „Ladenstraße“ (17 später 19)
wird aus einem Vorgängergebäude die
Gaststätte „Paradies“ (Nr.222). Eröffnet von
Erwin
Feige
(*25.5.1908
oo
Melitta
Rasch*28.12.1914 – 3 Töchter: Inge, Isa, Rita).
Später Familie Nellessen und ab 1997 Inge
Fabritz-Rolofs. Heute „Surfer’s Paradise“ mit
Ralf Madert.
(Foto unten: Kleiner Brink um 1950 noch mit Schulgarten)
179
1950er Jahre Die Steinhuder Meerbahn fährt mit den später bekannten roten Dieseltriebwagen.
Wegen des für viele Gäste ungewohnt flachen Gewässers und Stellen tückischer Strömungen
kommt es beim Baden immer wieder zu tödlichen Unfällen im Steinhuder Meer.
Beginn des eigentlichen Tourismus am Nordufer des Meeres. Der Beginn der „Campingwelle“ lässt
rund 2.000 Camper einen günstigen Urlaub auf einem der neu entstehenden kleinen und großen
Plätze verbringen. Beispielsweise betreibt auch der freischaffende Maler (Heimat, Landschaften)
namens Wilhelm Hammer (Nr.281 *~1895) einen kleinen Zeltplatz am Ankerweg.
Auf dem Pausen- und Spielhof am Brink gegenüber den beiden Schulen drängen sich 110
Schulkinder (20 Vertriebenenkinder, 22 Pflegekinder, 68 „Mardorfer“). 2-3 Schülerlotsen regeln den
gefährlichen Überweg. Die Toiletten sind in einem kleinen alten Nebengebäude (ehem. Stall)
untergebracht. Viel Arbeit wird in den Schulgarten gesteckt, denn Obst und Gemüse sind rar.
Jüngere Schülerlotsen gegenüber der Schule am Brink (1950er Jahre)
Ältere Schülerlotsen auf der Hauptstraße (1950er Jahre)
180
Camping am Weißen Berg (1950er Jahre)
Camping direkt am Wasser (1950er Jahre)
„Lütjen Mardorf“ Nr.164 um 1950 (Betrieb noch von
Otto Meier*1908 geführt)
1950
Die Bevölkerungszahl in Mardorf normalisiert
sich bei 1.156 Einwohnern.
Ausweisung des Nordufers Mardorf zum ersten
LSG (Landschaftsschutzgebiet) in Mardorf.
1.Vors. des Männergesangvereins „Concordia“
Mardorf wird Heinrich Förthmann (Nr.12 / bis
1973). und Chorleiter Lehrer Gerloff (Nr.50 – bis
1953).
181
1950
Die Alte Moorhütte (Nr.144) erhält elektrischen Strom.
Am Weißen Berg (Sperberweg 4) entsteht 1950 auf dem schon 1927 von Zimmermann Wilhelm
Engelbart
(Schneeren
Nr.90)
gekauften Grundstück die Nr.217.
Weil er im Winter wenig in seinem
Beruf zu tun hat, baut er sich die
kleine
Kneipe
„Kiefernklause“.
Betreiber ist 1950 Paul Rex (*1905
Eckersdorf oo Ida*1909 – Nr.328).
Ihm folgt (1965/1971) Bernhard Greiß
(oo Hildegard*1914) und Familie Lutz
(1983). Danach (1983) W.Müller,
H.J.Raiss (Nr.313), Dieter Ulrich,
Reinhard Nast (oo Minna), Kurt
Lochmann
und
Ulrich
Liedtke
(Nr.133). 2005 übernimmt wieder
Walter Müller („Seglertreff“).
1.1.1950
Gemeindewahlen (Kommunalwahlen) in Niedersachsen (schon Nov.1949) führen zu einer
wesentlichen Veränderung: Der bisherige Bürgermeister Friedrich Meier (Nr.72) wechselt sein Amt
mit dem bisherigen Ratsherrn August Nülle (Nr.39 *1906) – beide SPD.
Der BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) gründet sich als Partei. Auch in Mardorf
gibt es eine Untergliederung mit Erich Rudolf (Nr.152) an der Spitze. Im Mardorfer Gemeinderat
sitzen neben E.Rudolf für den BHE noch Richard Sacher (Nr.193) und Erich Kielies (Nr.115). In der
Wählergemeinschaft sind Wilhelm Brase (Nr.3 *1921),
Heinr.Stadtländer (Nr.5 *1880) und Karl Syrup (Nr.15 *1900). Für
die SPD Friedr.Dankenbring (Nr.43 *1894), Friedr.Heidorn (Nr.64
*1880) und Friedr.Meier (Nr.72 *1891). Gemeindedirektor und
Standesbeamter ist schon seit 1945 H.Niemeyer (Nr.37 *1885) in
einer Person. Er ist seit 1944 auch Realgemeindevorsitzender.
27.-29.5.1950 (Pfingsten) Erstes Schützenfest nach dem Krieg; noch auf dem
Saal von Nr.18! Schützenkönig wird beim Luftgewehrschießen
(größere Kaliber sind noch konfisziert und verboten) vor dem Saal
von Nr.78 der Festwirtssohn Heinrich Thürnau Nr.18
(*1933 – seine restaurierte Scheibe auf dem Foto rechts).
25.6.1950
Beginn Koreakrieg (bis 27.7.1953 / UN mit vorwiegend
US Truppen).
Ende 1950
Fertigstellung des neuen massiven Wohnhauses
Mardorf Nr.63 (Haesterkamp 1 – Foto rechts). Es wird
wie oft üblich vor das alte Fachwerk gebaut.
Nach 1950
Nr.192 wird von F.W. Tiemann (Minden) am Weißen
Berg gebaut.
Nr.193 als Mietshaus (u. a. Familien Sacher und Renger) vor „Syrups Eichen“ (Meerstr.58) gebaut.
Nr.194 auf Realgemeindegrund (Weißdornweg 7) gebaut: F. Brase (*~1890 Nr.38) / später Horst oo
Gudrun Thiel.
Nr.195 (Haus von ~1938 / „Schilfweg 2“) wird von Familie Hermann (Hannover, schon seit 1938 in
Steinhude) übernommen. Nach dem Brand um 1960 baut Ulrich Hermann (Kaufmann) das Reet
gedeckte Haus wieder auf und bewohnt es mit Familie bis 2005 – Kauf durch Rechtsanwalt
Rosentreter aus Hannover („Seegurgenweg“). Nebenan (auf Grundstück von H.Kahle Nr.17 ? /
„Schilfweg 4“) entsteht nach dem Krieg ein weiteres kleines Haus. Hier werden u. a. erwähnt die
Familien Franz Bittner (später Nr.413 / Kinder: Franz*1927+gef.1944, Fridolin*1929) und Alfred
Franke (*1914+gef.1942 oo Martha Breuer*10.9.1929 Brandenburg+1998 / Kinder: Manfred,
Marianne, Dieter Breuer*1947 – Krananlage Holunderweg). Etwas weiter östlich werden noch 2
kleine Gebäude errichtet (der Grund gehört schon zu Steinhude – „Schilfweg 6 = später Nr.251 und
8“) durch Hermann Beye (Modehaus in Hannover).
Nr.196 wird im Dorfbereich behelfsmäßig errichtet von Familie Paul Hilbig (*9.11.1893+1967 oo
Marie Lauterbach*2.5.1896+1969 / Kinder: Gertrud*1918, Alfred*1922+gef.1944 / Abriss v. 1980).
182
Nach 1950
Nr.197 entsteht am Weißen Berg durch Klaus Scholtyssek aus Hannover.
Nr.198 wird am Weißen Berg gebaut: Walter Bormann, Wolfgang Schwandt.
Nr.199 entsteht als Behelfsbau im Dorfbereich und wird vor 1980 abgerissen.
Nr.213 wird als Mietshaus an „Syrups Eichen“ (Meerstr.60) erbaut.
Nr.214 wird als kleines Häuschen am Bannsee (-weg 9) von Herbert Lettmann (*Moskau) und Hertha
Schwindowski (Tanzlehrerin auf dem Saal von Nr.78) errichtet und bis 1970 aufgegeben. Die Nr.214
erhält nun der Neubau im Dorf (B.d.Langen Birken 7) von Herbert Kowarsch (*12.10.1924
Kostellitz,OS – Sparkasse Mardorf oo Annemarie Walter*15.2.1926 Eckersdorf,NS / Tochter
Monika*1957).
Nr.220 wird auf einem Gemeindegrundstück am Mummrian von Landwirt W.Lempfer (*1.12.1914
Rehburg oo Lina Seeger*1918 Nr.107) errichtet. Nach 1980 umgebaut zum Doppelhaus.
1951
Der Kanu-Verband (Nr.133) hat fast 20.000 m² Eigentum und ca. 3.000 m² als Pacht von der
Realgemeinde. Am Uferweg entsteht vor dem Vereinsheim ein Kiosk, der später auch Laden ist und
seit 2005 die Restauration „Dat Brötchen“ (Ulrich Liedtke) beherbergt.
Neuer Gemeindebrandmeister ist Heinrich Hüper (Nr.142 *1905 / bis 1957).
12.-14.5.1951 (Pfingsten)
mit
Schützenkönig Heinrich
Nortmeier (*1931 Nr.14).
1952
Der später legendäre
„Fliegenpilz“ (Nr.121) am
südlichen
Ende
des
Warteweges entsteht. Der
„pilzförmige“ Holzbau wird
am Uferweg direkt am
Landungssteg vor den
„Dükerstuben“
(Nr.118)
auf einem Grundstück der
Realgemeinde von der
Luther Tischlerei Fritz
Wehrmann (Dükerstuben
Nr.118 / bis um 1960 / Nähe Mdf.Warte) errichtet. Die Hermann Waldner KG aus Walden/Allgäu hat
den „Milchpilz als Milchverbrauchswerber“ dorthin gestellt. Am Anfang wird auch vorrangig Milch
verkauft. Heute ist auch ein Imbiss angebaut. 2004 wird er renoviert und neu eröffnet. Betreiber sind
u. a. Familie Müller (Nr.144) und Helmut Tschechne (Nr.114). „Der Fliegenpilz“ am Landungssteg vor den
Dükerstuben (Fotos oben und unten)
183
1952
Die erste Wasserstoffbombe (Nuklear-) wird getestet. Die europäische Montanunion wird gegründet.
Das Schwarzweiß-Fernsehen (NWDR) und die Bild-Zeitung werden deutschlandweit eingeführt.
Die Partei BHE (Heimatvertr.) schließt sich mit GB (Gesamtdt. Block) zusammen zum GB/BHE.
Der Akademische Segelverein zu Hannover (ASVzH 1874) errichtet an der Neuen Moorhütte
(später Hubertusstr.5) ein Vereinsgelände und baut 1986 ein „Seglerhaus“.
Wiedergründung des Kriegervereins Mardorf (von 1895) mit dem
1.Vorsitzenden Heinrich Förthmann (Nr.12 *1.9.1904).
Nr.218 entsteht auf einem Realgemeindegrundstück.
Die Gemeinde Mardorf versucht den alten Fußweg am Ufer zum
Uferweg zu erklären.
Frühjahr 1952 Letzter Storch nistet in Mardorf auf dem Hausanbau der Hofstelle
Nr.4 Kahle/Rabe.
(Zeichnung in den „Horn-Heften“)
Marie-Louise Heller(*20.12.1908) erweitert das Landhaus am
Bannsee (Nr.153) zum „Waldcafe“.
24.3.1952
25 Jahre nach der Gründung wird der Schützenverein Mardorf in
der Gastwirtschaft Asche Nr.78 wieder gegründet. 22 Männer
wählen Friedrich „Fritz“ Meyer (Nr.23 *1910 / bis 1961 im Amt) zu
ihrem 1.Vorsitzenden und Fritz Heidorn (Nr.64 *1880) zum
Ehrenvorsitzenden. Der Monatsbeitrag liegt noch bei 20 Pfg. Der
bisherige hölzerne 100 m Schießstand wird „von Hand“ auf die neue Kleinkaliberdistanz von 50 m
getragen.
28.3.1952
Innerhalb weniger Stunden fallen 50 cm Neuschnee und sind am nächsten schon Tag wieder weg.
17.Mai 1952 (8 Uhr) Ein sonniger trockener Frühsommer-Samstag (*Friedel Dankenbring Mdf.Nr.23).
31.5.-2.6.1952 (Pfingsten) Erstes Schützenfest in Mardorf wieder traditionell im Festzelt unter den Eichen.
Festwirt ist Wilhelm Thürnau (*1903 Nr.18). Schützenkönig ist Wilhelm Vogeler (*1928 Nr.126). Er
darf auch als erster die neu gestiftete Königskette (von Dr.Blase, Ufer-Nr.147) tragen.
Abrechnungsversammlung ist am 7.Juni. Es sind schon 98 Mitglieder im Verein.
5.10.1952
Erstes Nachkriegserntefest des Schützenvereins. Zum Preisschießen gibt es ganze 5 Preise.
Jedes Mitglied muss zur Finanzierung 1 DM zahlen. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst findet
der Umzug durchs Dorf statt „mit der vom jungen Volk, der Erntekrone sowie Stock und Kranz“.
9.11.1952
In den Kreistag wird Erich Rudolf („Rudolph“ *25.1.1907 Prokurist / Mardorf Nr.27 / 152 / oo Käte
Eidner – 2 Töchter Helga und Christel / später Neustadt a.Rbge.) für den BHE gewählt. Der BHE
erhält 10 Sitze, SPD 10, DP 10, CDU 1, FDP 1. Er bekleidet viele Ämter im Dorf und ist u. a.
Flüchtlingsbetreuer, im Verkehrsverein und Gemeinderat. Er bleibt Abgeordneter bis 1968.
9.11.1952
Gemeindewahlen: (1.10.) Der BHE hat jetzt 4 Sitze. Dabei sind außer Bernhard Kausch (Nr.104) und
Herrn Polarski (Nr.165) erstmals zwei Frauen: Hildegard Herrmann (Nr.127) und Franziska Landgrebe
(Nr.169). Sie bleiben ununterbrochen dabei bis 1968. Um 1963 kommt noch eine Frau Meyer (Nr.175)
hinzu, sodass wohl aus dieser Zeit die „Sage“ stammt, wonach nach jeder Gemeinderatssitzung
(immer in Gaststätten) anschließend gesellig gefeiert und wild getanzt wurde. Die WG erhält 5 Sitze
(W.Brase Nr.3, H.Förthmann Nr.12, Aug.Nortmeier Nr.42, H.Struckmann Nr.85, Otto Heidorn Nr.20) und der
SPD bleiben 2 Sitze (W.Nortmeier Nr.90, Georg
Kuschbert Nr.9). Zusammen mit BHE stellen
sie aber weiterhin den Bürgermeister
Aug.Nülle (Nr.39).
Kapelle mit Schornstein und Schulgarten (von Westen)
Sylvester 1952 Beim Sylvesterläuten der Konfirmanden
löst sich beim 3.Zug am Seil die
Kapellenglocke
vom
Glockenstuhl
im
Dachreiter stürzt fast zu Boden. Weil die
Konfirmanden beherzt das Seil halten und
festbinden gibt es zum Glück keinen weiteren
Schaden. Die Glocke wird noch bis um 1960
von Hand gezogen; erst dann kommt der
Motorantrieb.
184
Um 1953
Nr.215 wird von Kahle Nr.82 als Mietshaus (Am Vogelherd 2) errichtet. U. a. Familie Werner Glinka
(*9.1.1924 Fröhlichswalde, Ostpreußen+2002 oo Hertha Busse / Tochter Rosemarie*1955). 19842002 Familie Tribuleit aus Hannover. Nebenan wird nach 1980 ein Bungalow gebaut.
1953
wird eine Orgel (Harmonium) für die Mardorfer Kapelle angeschafft. Für das dadurch nötige Podest
muß die Sakristei verkleinert werden.
Kapelle mit dem Denkmal für die Gefallenen I.WK (von Osten)
Orgel in der Kapelle (Harmonium 1953)
1953
Bad Rehburg verliert den Titel „Staatsbad“ und
der einstige Kurbetrieb immer mehr an
Bedeutung.
H.Kleine (Nr.106) wird Chorleiter im MGV
„Concordia“ (bis 1958).
Frühjahr 1953 Nr.184 entsteht als kleines Mietshaus in Syrups (Nr.15) Eichen (Meerstraße 54/56).
Erste Jugendliche können in der „Mardorfer Warte“ (Nr.119) übernachten, während die
Hauptnutzung aber immer noch Flüchtlingsunterkunft ist.
23.-25.5.1953 (Pfingstsonntag) Schützenkönig ist H.Stadtländer (*1920 Nr.61).
Feierliche Fahnenweihe beim Schützenfest „Sicheres Auge, ruhige Hand und ein Herz fürs Vaterland /
Schützen-Verien 1927 Mardorf 1953“ (beide Seiten).
Um 1954
werden erste „Halbstarkenkrawalle“ am Weißen Berg zeitungsbekannt.
Josef Wilhelm aus Schneeren verkauft für je 20 Pfennig eine Portion Kartoffeln zum Kochen am
Weißen Berg (bei späterer Nr.304).
Nr.224 wird von der Gemeinde nach 1953 als Mietshaus gebaut. Mieter sind u. a.: Alfred Breuer
(*1930 Würben, Kreis Neiße, Schlesien, war vorübergehend in Amerika oo Edith Bosse*1931 – 3
Kinder), Ernst Strzoda (oo Elfriede Meier*1921 Nr.57 – 2 Kinder), Karl Mantei (*1907 Preußen oo
Hildegard Brase*1921 Nr.66 – 2 Kinder), Paul Kutsche (oo Hildegard Peschke*1927 Klein-Carlowitz,
Kreis Grottkau, Schlesien – 4 Kinder), Familie Sonnabend (Nr.208).
185
Um 1954
Mardorfer (Nr.23) „Familienausflug mit 22er Güldner!“
Beginn der Baggerarbeiten zur Neuordnung des Grabensystems
südwestlich von Mardorf und Meerbachausbau bis
Rehburg mit Hochwasserschutzdeichen.
Am Weißen Berg herrschen an guten Wochenenden
„chaotische“ Zustände. Als Konsequenz wird dort eine
erste kleine Polizeistation eingerichtet.
Nach Oskar Brühmann (jetzt fest in Nr.188 – Neue
Moorhütte) übernimmt der gerade aus Gefangenschaft
zurückgekehrte Heinrich „Heini“ Köhler (*1906 / 1934
spätere Nr.222) die „Alte Moorhütte“ (Nr.144 bis 1968).
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat eine Mardorfer
Gruppe. Vorsitzender in den frühen Jahren ist Dr.
Hübner aus Rehburg, Johanna und Dr. Gottfried
Motzheim (Nr.656), Marie Ideker (Nr.91 / bis 2003 stellv.
Vorsitzende).
Anfang 1954 wird der Sportplatz des TSV Mardorf, der noch nördlich
direkt an der Rehburger Straße (Grundstück Kahle 7 neben Pferdehof) lag, an der heutigen Stelle
neugebaut. Englische Pioniere bereiten mit schwerem Gerät die Grundlage, um dann wie damals
üblich die rote Industrieschlacke aufzubringen.
Das Steinhuder Meer ist Anfang Februar noch so dick zugefroren, sodass Autokolonnen zum
Wilhelmstein fahren können.
Febr.1954
Das Gemeinde-Grundstück zum Fuhrenkamp wird verkauft an Schneider Paul Paschke (*31.8.1912
oo Helene Zimmermann*1911 – Sohn Norbert – Nr.221).
10.2.1954
Dr. Werner Hübner (Arzt in Rehburg und Vorsitzender des Mardorfer DRK) wird 1.Vorsitzender des
wieder gegründeten Verkehrsvereins Mardorf am Steinhuder Meer e.V. (mit Satzung vom 20.3.).
Am Anfang treten 30 Mitglieder bei (u. a. Oberkreisdirektor Homann-Neustadt, Franziska Landgrebe-Nr.169,
Fritz Meyer-Nr.23, Erich Rudolph-Nr.152, Marie Luise Heller-Nr.153, Ernst Dökel-Rehburg, Paul Rex-Nr.217,
die Gemeinde Mardorf, Heinrich Meyer-Nr.49, Heinrich Uranowski-Rehburg, O.Brühmann-Nr.188, Heinrich
Lustfeld-Rehburg, Wolfgang Schulz-Rehburg, Günter Wagner-Hannover, Erna Wehrmann-Nr.118, Otto
Plettner-Nr.316).
5.-7.5.1954
(Pfingsten) Jubiläum 65 Jahre MGV „Concordia“ Mardorf in Verbindung mit dem Schützenfest,
dessen König wieder H.Stadtländer (*1920 Nr.61) ist. Dazu gibt es ein Treffen der Vereine mit 5
Fahnen (3xMGV, SchV, KrV) am Denkmal (Ehrenmal), das damals noch mit einem provisorischen
Holzkreuz für die Opfer des II.WK östlich neben der Kapelle und vor dem alten Friedhof steht.
(Foto unten: 1954 Festeröffnung mit Antreten der Fahnenabordnungen am Denkmal neben der Kapelle / Vor
den Fahnen mit Schärpe hält der Vors. des Kriegervereins H.Förthmann Nr.12 gerade eine Ansprache)
186
23.5.1954
Hannover 96 wird im Hamburger Volksparkstadion vor 80.000 Zuschauern („Wunder aus Hannover“)
unter Trainer Helmut („Fiffi“ *1914+1991) Kronsbein Deutscher Fußballmeister (Sohn Peter wohnt
heute in Mardorf, Vor der Mühle).
4.7.1954
Deutschland wird („Wunder von Bern“) Fußball-Weltmeister.
Juli 1954
Im Monat fällt über 175 mm Niederschlag (normal 60).
Hochzeit Sommer 1954 an der Ecke „Hinterm Dorf/Ohlhagen Steinweg“ (Wilhelm Thürnau Nr.18 oo Ilse Ohlhagen Nr.16)
1.10.1954
Lehrer in Mardorf wird Helmut Dannenberg (*1923 Nr.22 oo Jutta Schütze / vorher Lehrer in
Hannover-Hainholz / 2 Söhne).
Okt.1954
Ein Wolf reißt im Moor bei Lichtenhorst/Rodewald 12 Rinder und Schafe
Seit 1954
besteht der SPAR-Markt in Nr.102 an der Hauptstraße. Das Fachwerk wird durch Klinker ersetzt und
die alte „Zapfsäule“ (Tankstelle) abgebaut.
Um 1955
Es sollen sich angeblich erneut Wölfe nördlich des Steinhuder Meeres (im Bereich des Nordkreises
Neustadt bei Lichtenhorst) aufhalten.
(Foto unten) Um 1955 am Weißen Berg mit Kiefer Stelzwurzel
187
Um 1955 Blick von der Wanderdüne am Weißen Berg zum Wilhelmstein.
Um 1955
Erlebnisbericht eines 10-jährigen Mädchens
zum ersten Urlaub am Weißen Berg in
Mardorf am Steinhuder Meer: (Käthe Müller,
Wegholm)
„Mit der Kirchengemeinde des CVJM
Petershagen geht es von Minden auf der
offenen Ladefläche eines „GoliathDreirad-Lkw“
(von
einem
Kohlenhändler geliehen) Richtung
Mardorf. Das Gemeinschaftszelt für
Mädchen wird in der Nähe des
Badehotels am Weißen Berg auf die
Sanddüne gebaut. Für die Jungen
werden 2 oder 3-Mann Zelte mit
Pflöcken im weißen Sand verankert,
während größere Jugendliche etwas
entfernt ein großes Loch graben – den
sogenannten „Donnerbalken“. Von
Zweigen abgeschirmt und mit einem
Sitzbrett versehen, dient er uns als Klo.
So sitzen wir in frischer Luft –
abenteuerlich, aber Natur pur! Die
Köchin hat von zuhause einen ganzen
Ofen mitsamt Ofenrohr (die sogenannte Maschine mit Tante Kitze
– siehe Zeichnung rechts) und Töpfen mitgebracht. Weiter werden
angekarrt: Säcke mit Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln usw. aber fast
kein Fleisch. Wir sitzen draußen an Tischen und Bänken, essen
mit großem Heißhunger unsere leckere Mahlzeit aus altem
Kochgeschirr oder mitgebrachten Tellern. Trinken dazu
„Muckefuck“ oder Wasser aus der Schwengel-Pumpe und versammeln uns abends um das Lagerfeuer und singen zur Gitarre
wunderschöne romantische Lieder.
Später werden die Nachtwachen eingeteilt. Ich melde mich gleich zur ersten Schicht von 22 Uhr bis Mitternacht, weil ich dann
noch nicht soviel Angst habe, wenn mal ein Ast knackt oder Blätter wegen eines vorbeihuschenden Kaninchens rascheln. Da
wir auf Strohsäcken schlafen, kriecht die Kälte im Laufe der Nacht an uns hoch, doch krank wird niemand. Wenn dann die
Sonne aufgeht, ist aller Kummer vergessen. Tagsüber machen wir schöne Wanderungen, Schnitzeljagden oder fahren hinüber
zur Insel Wilhelmstein; auch schwimmen wir täglich im Meer.“
Die 8 Tage kosteten mich damals übrigens nur 8 Mark. Nie wieder habe ich so eindrucksvolle Ferien verlebt, wie diese in
Mardorf am Steinhuder Meer.
Um 1955
Die alte Hofstelle Nr.33 (Mardorfer Str.11) wird umgebaut und bekommt die neue Nr.223. Es entsteht
neben dem Wohnhaus eine Schlosserei und ARAL-Tankstelle.
Heinrich Heidorn (*14.4.1924 Nr.99 oo Ursula Frerking*1926 /
Sohn: Reiner*1952). Um 1970 wird im Vorderhaus eine
Außenstelle des Textilgeschäfts in Rehburg von Anni Grote
eröffnet. 1978 beendet Heidorn seinen Betrieb. In die Werkstatt
kommt nun eine Filiale vom Getränkehandel „Hermann Wecken“
in Basse. Bis 1995 führt Ingrid Meier (Nr.94) den Laden; ihr folgt
später Thomas John (Hinter dem Fuhrenkamp).
1955
Wirtschaftsplan der Gemeinde
Wochenendgebiet regeln.
soll
die
Bebauung
im
Der Seestern (Nr.115) wird nach dem Auszug der letzten Flüchtlinge wieder Hotel und Gaststätte
und der Badestrand füllt sich mit Touristen.
Schwerer Sturm über Mardorf.
Anschaffung der TS 8 (Tragkraftspritze mit VW Motor). Sie wird im Brandfall noch mit einem
Pferdegespann und später auch mit Treckern von der Feuerwehr Mardorf zum Einsatz gebracht.
Damit hat die alte „Handdruckspritze“ (auf einem Holzräderwagen) ausgedient.
188
Hochzeitsfoto 1955 direkt an der Hauptstraße vor Nr.105 (Wilhelm Vogeler Nr.126 oo Ida Nülle Nr.39)
Frühjahr 1955 Hochzeit (Nr.126) wie damals üblich mit oft weit über 100 Gästen und dem gemeinsamen
Hochzeitsfoto (Foto oben). Gefeiert wird in der wärmeren Jahreszeit auf einem (Schützen-)Festzelt
und die Nachbarn helfen bei den Vorbereitungen und Bewirtung. Ansonsten gibt es 2 große Säle im
Dorf und wenn der Platz nicht reicht, kommt eben noch ein Zelt davor.
28.-30.5.1955 (Pfingsten) Schützenkönig ist F.Struckmann (*1938 Nr.20). Kinderkönig ?.
13.6.1955
Eigener Vorsteher der Neuapostolischen Kirche in Mardorf (Priester Kahle aus Stolzenau).
Bis 1956
Ausbau eines Abschnitts des „Dyckerhoff-Dammes“ von Neustadt ausgehend. Ab 1956 erfolgt von
Mardorfern in freiwilligem Einsatz ein Dammbau östlich der Moorhütte zum Neustädter Damm.
1956
Fidel Castro errichtet in Kuba eine Diktatur, die bis heute andauert.
„Suez-Krise“ – der Konflikt im Nahen Osten geht jetzt auch ums Öl.
Beide Schulgebäude in Mardorf erhalten fließend Wasser.
Erstes Fernsehgerät in Mardorf (bei ?).
Südbachverlegung: Bis dahin floss er ins südliche Steinhuder Meer. Jetzt dient er als Vorfluter für
das Klärwerk in Rehburg und wird bis westlich des Ortes verlegt.
Am Nordufer wächst die Gästebetten-Zahl auf ca. 115 allein in Hotels (Mdf. Warte, Weißer Berg),
Gaststätten und Pensionen (Meeresblick, Inselblick, Kiefernklause).
19.-21.5.1956 (Pfingsten) Schützenkönig ist H.Struckmann (*1937 Nr.85).
1.7.1956
Deutschland erhält einheitliche Autokennzeichen. Der Kreis Neustadt a. Rbge. hat „NRÜ – XX 11„ (1974 / schwarz auf weiß).
7.7.1956
Erlass (Verordnung der Bez. Reg.) Hannover: „Das „Weiderecht“ der Mardorfer Bauern am Nordufer
des Steinhuder Meeres bleibt bestehen!“
189
21.7.1956
Gründung der Bundeswehr in Deutschland mit einer allgemeinen Wehrpflicht.
28.10.1956
Kommunalwahlen: Es gibt kaum Veränderungen zu 1952. lediglich Bürgermeister wird nach 6
Jahren wieder Friedrich Meier (Nr.72 *1891)
27.11.1956
Friedrich Meyer (*10.2.1910 Mardorf Nr.23) wird Landrat des Kreises Neustadt a. Rbge. mit der DP
(Deutsche Partei). 1961 wechselt er in die WG (Wählergemeinschaft / FDP) und bleibt ab 1964 mit
der SPD Landrat bis zum 15.11.1972.
1.12.1956
Zweigpostamt Rehburg (1959 Postamt) – Mardorf erhält die Post jetzt vom Postamt Neustadt.
22.12.1956
Beschluss der Gemeinde Mardorf zum Ausbau des Uferweges.
Ab 22.12.1956 Durch die Gemeinde erster Ausbau der Meerstraße bis zum Weißen Berg und um 1958 dann bis
zum späteren Buswendeplatz (Alte Moorhütte). Zunächst noch mit Pflastersteinen und erst Jahre
später mit Asphalt. Es gibt aber schon damals eine 40 km /h Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung.
Nach 1956
Weitere Lehrer in Mardorf sind. Irmela Münzner, Frau
Müller-Hellwig (bis nach 1961), Herr Reckewerth
(Kriegsversehrter Offizier – bis nach 1961), Frau Schliep
(bis nach 1963).
Um 1957
Nordbachverlegung weiter nach Nordosten. Durch die
Neuordnung des Grabensystems im gesamten Meerbruch
wird der Beginn des Nordbachs in den Bereich des
späteren Klärwerks Mardorf gelegt. Der vorhandene kleine
Graben wird deshalb ausgebaut zum Gewässer II.
Ordnung und erreicht westl. des Heudammes sein altes
Bachbett. Dazu kommt eine neue Brücke mit Überbreite,
um „2 Heuwagen“ das Begegnen zu ermöglichen. Der
Meerbachverband wird Oberverband mit Sitz in Leese und
Vorsteher F.Meyer (Mardorf Nr.23).
Der Kaufmannsladen Mardorf Nr.102 (seit 1950 SPAR)!
1962 auf 110 m² vergrößert und als erstes
Selbstbedienungsgeschäft geführt. 1971 wird auf 275 m²
Verkaufsfläche erweitert.
(Foto 1957: Heinrich Frenzel*1938 oo Magdalene Döpke / 2
Kinder / Geschäft 1967 +2005 und Mutter Gertrud Jonischeit geb. Bleeck/Meier 1916 / 1.oo H.Frenzel 2.oo
Erich Jonischeit / Geschäft 1949 +1989)
(Foto 1977: Erich oo Gertrud Jonischeit,
Magdalene oo Heinrich Frenzel)
1988 übernimmt Wolfgang Frenzel (*1963
1.oo Anke Stünkel+ /2 S./ 2.oo Paula
Campos-Silva / T.) den Super-Markt, der
1999 zu MARKANT wird. 2001 kommt
LOTTO und 2008 eine Post-Filiale hinzu.
1957
Mardorf hat 932 Einwohner bei ca. 225
Hausnummern.
Einheiten der US Air Force werden auf dem
Fliegerhorst Wunstorf stationiert (-1973).
Katholischer Pfarrer Josef Barthel von der St. Marien Kirchengemeinde in Rehburg betreut auch
die Mardorfer Katholiken (bis 1959).
Neugründung des Wasser- und Bodenverbandes „Steinhuder-Meerbruch“. Aus Mardorf sind als
Vorstandsmitglied F.Meyer Nr.23 und als Ausschussmitglieder: H.Rusche Nr.53, F.Brase Nr.38,
H.Kahle Nr.17 dabei. Später wird daraus der Unterhaltungsverband „Meerbach und Führse“.
Der Steg beim „Badehotel Weißer Berg“ ist der wichtigste Anleger der Steinhuder Berufsschiffer.
190
1957
Die Segelgebühr für eine Jolle beträgt 25 DM und die Steggebühr 5 DM.
Wilhelm Ideker (*1923 Nr.91), Wilhem Asche (Nr.88) und 12 andere interessierte Musiker (u. a.
Werner Wolter, Heinrich Röhr, Friedrich Meier) gründen die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr
Mardorf in der Gaststätte Thürnau (Nr.18). Erster Auftritt ist bei den „Zwei Hochzeiten“ von Nr.13.
Neuer Gemeindebrandmeister wird Wilhelm Ideker (Nr.91 *1923 / bis 1974). Eine Serie von
Brandstiftungen beginnt und reicht bis ins Jahr 1963.
8.-10.6.1957 (Pfingsten) Schützenkönig ist Manfred Silbe (*1932 bei Nr.5-Nr.242).
Sommer 1957 Sehr trocken und heiß – der Wasserstand im Steinhuder Meer sinkt um 70 cm!
4.10.1957
Der russische „Sputnik 1“ ist der erste Satellit in der Erdumlaufbahn.
1958
Nachrücker im Gemeinderat Mardorf: Heinrich Büsselberg (SPD - Nr.43 *1915) und Heinrich Rusche
(WG - Nr.53 *1923).
Erstes eigenes Gastgeberverzeichnis des (Fremden-) Verkehrsvereins Mardorf bei fast 300
Gästebetten in verschiedenen Übernachtungsformen.
Chorleiter im MGV „Concordia“ wird Willi Asche (Nr.88) bis zum Zusammenschluss 1973.
Erste „Mähdrescher“ in Mardorf bei Nr.7 (Fella), bei Nr.3, Nr.4, Nr.23 (Claas Europa) und bei Nr.20
(Claas Columbus).
Chorleiter des MGV „Concordia“ Mardorf wird bis 1973 Wilhelm Asche (Nr.88).
Die „Mardorfer Warte“ (Nr.119 – Foto oben in den 1950er Jahren) wird nach Auszug der letzten
Flüchtlinge als „Deutsche Jugendherberge“ eingeweiht. In der Anlage befinden sich jetzt 126
Betten und 70 Notlager. Der Übernachtungspreis liegt noch bei Erw. 1,60 DM / Jgd. 90 Pfg. Zu den
ersten Herbergseltern zählen Gerhard Wittig (*17.6.1921 Schlesien +2004) und Walli (Schlesien / oo
1949 / 2 Söhne Klaus, Gerd) mit ihren Eltern Heinrich und Martha. Sie sind so beliebt bei den
Gästen, dass sie die Herberge bis 1983 leiten.
17.3.1958
Die Deutsche Luftwaffe übernimmt den Fliegerhorst Wunstorf. Neben der Flugzeugführerschule S
(engl. Flugzeuge: Hunting Percival C.54 „Pembroke“) wird dort auch „FlaRak“ mit „Nike“-Raketen
stationiert. Aus Mardorf werden mehrere Männer angestellt für den zivilen Wachdienst (späterer
Leiter ist W.Wiebking Nr.55) und in der Standortverwaltung.
24.-26.5.1958 (Pfingsten) Schützenkönig ist Willi Nortmeier (*1939 Nr.90), 2. Heiner Koop Nr.9 und 3. Fritz Meier
Nr.41. Dieter Denker (*1946 Nr.8) wird das erste Mal Kinderkönig. 333 m² Festzelt.
191
8.6.1958
Beschluss des Schützenvereins über die Anschaffung von einheitlichen Uniformjacken: Grüne
„Drillichjacken“ (die sogen. „Haujakken“) werden beim Bekleidungshaus Wilhelm Hugo in
Hagenburg in Auftrag gegeben. Er ist damals der Haus- und Hoflieferant von Bekleidung aller Art für
viele Mardorfer, denn eine Fahrt in die Stadt wäre vielen zu aufwendig und teuer gewesen. In
Erinnerung geblieben sind seine grünen Arbeitsmützen.
Könige beim Schützenausmarsch zu Pfingsten mit Bürgermeister F.Meier (Nr.72 *1891)
„Gummiwagen“ mit Pferdegespann beim Erntefest 1958
3.7.1958
Grundsteinlegung für die neue Schule in Mardorf an der heutigen Eichendorffstraße.
(Zeitungsausschnitt 1958 betr. Turnhalle)
14.9.1958
Widmung des Uferweges in Mardorf als überörtlicher Freizeitweg! (Gemäß des Feld- und
Forstsordnungsgesetzes vom 23.12.1958) – später wieder für ungültig erklärt.
192
Herbst 1958 Das Erntefest findet jedes Jahr an anderer Stelle statt. U. a. auf den Sälen von Nr.18 und Nr.78
sowie auf Festzelten vor deren Sälen und auf dem (Kleinen) Brink. Das Kinderfest steht dabei im
Vordergrund.
25.12.1958
Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe wird geboren. Er wächst in Bückeburg, Hagenburg und
Steinhude (ein enger Vertrauter ist dort der „Deutsche Wilhelm“) auf. Er entwickelt das Steinhuder
Meer als ein Bindeglied zwischen Nordufer (Mardorf-Hannover) und Südufer (SteinhudeSchaumburg). Mit ihm wird der Wilhelmstein nach 1995 wieder zu einem Schmuckstück im Meer.
1958/1959
Wie jedes Jahr zur Winterzeit gibt es neben anderen Winterbällen
einen Schützenball!
1959
Auf dem nahen Fliegerhorst Wunstorf (4,5 km Luftlinie) wird die Nord
N2501 „Noratlas / Nora“ (Doppelrumpftransportflugzeug mit 6 Mann
Besatzung) in Dienst gestellt. Die 2 Sternmotoren werden alltägliche Geräuschkulisse („wie
Fischkutter“) über dem Steinhuder Meer und Mardorf.
Unterhalb des Weißen Berges werden in Ufernähe steinzeitliche Steinwerkzeuge im Wasser
geborgen. Im Kreienbrink östlich der Moorhütten am Vogeldamm wird auf dem Sand unter 1,5 m Torf
eine (Boots-) Steinaxt gefunden.
Neuer Gemeindedirektor wird jetzt der amtierende Bürgermeister F.Meier (Nr.72 *1891 / bis 1961);
neuer Standesbeamter H.Struckmann (Nr.85 *1908 / bis zur Gebietsreform 1974).
U.Hermann (Nr.195) kauft von der „Schulgemeinde“ Mardorf in Verlängerung der „Poggenecke“ das
Verbindungsgrundstück zum Meer. Später sollte hier der Uferweg nach Osten beginnen.
Kapellenvorsteher ist Heinrich Struckmann (Nr.85 *1908).
Postellenleiterin in Mardorf ist Ida Freese (*10.12.1926+1997 Nr.112 „Buchenberg“ bis 1986).
In Mardorf gibt es 6 größere Zeltplätze entlang des Ufers.
Der Versammlungsraum der Neuapostolischen Kirche in Mardorf ist bei Frieda Wiebking (Nr.95)
im Wohnzimmer und auf der Diele.
Die Ortsgruppe Mardorf des DRK wird offiziell gegründet. Vorsitzender ist u. a. Dr. Gottfried
Motzheim (Nr.656). Schon 1954 bestand ein Mardorfer DRK-Gruppe.
Es gründet sich aus den Reihen der noch zahlreichen Kartoffelanbauern eine Vorkeimhaus –
Gemeinschaft („Förkiemhuusgemynschap“). Es werden 113 Anteile an Erzeugerbetriebe in Mardorf
vergeben. 1960 werden 2 Glashäuser errichtet. Berechnet für ca. 28-30 ha Anbaufläche Kartoffeln
zum Vorkeimen. Im Herbst werden hauptsächlich veredelte Pflanzkartoffeln aus anderen
Saatzuchtbetrieben neben eigenen in speziellen Holzkisten eingelagert. Durch konstante Wärmeund Luftfeuchtigkeitsregelung während des Winters, bekommt man schon früh entsprechende vor
gekeimte Pflanzen, die dann im Frühjahr von Hand oder Maschinen in die Erde gebracht werden.
Erster Vorsitzender ist Hermann Struckmann (Nr.6); ab 1984 bis zu Auflösung am 31.05.1996
Heinrich Niemeyer (Nr.24).
Mardorf Nr.23 – um 1959
F.Meyer (Nr.23 *1910) mit den Arbeitspferden „Liesel und Max“
193
9.4.1959
Letzte Einschulung in der „Alten Schule“ Nr.50. Die neue erste Klasse wird allgemein zusammen
mit der 2.Klasse durch Frau Müller-Hellwig unterrichtet. Die 3.-5.Klasse hat Herrn Reckewerth und
die 6.-8.Klasse Herrn Helmut Dannenberg. Hauptlehrer ist Herr Gerloff.
Mai 1959
Schwere mutwillige Verwüstungen auf dem Friedhof mit 22 Grabbeschädigungen
Friedhofswärter Wilh. Brase (Nr.81) entdeckt. Das Dorf leidet schon länger unter Vandalismus.
von
16.-18.5.1959 (Pfingsten) Schützenkönig ist Walter Förthmann (*1937 Nr.45).
Sommer 1959 Viele große Flüsse und Talsperren in Deutschland sind ausgetrocknet.
Niedrigster Wasserstand im Steinhuder Meer seit 1934 gemessen mit ~37,50 m üNN. Fast 3
Monate herrschen Tagestemperaturen mit über 30°C Hitze. Der erste Regen wird erst Mitte
November fallen. Im Ostenmeer kann man über eine Sandfurt trockenen Fußes nach Großenheidorn
gehen.
(Foto rechts) Trauung am 4.6.1959
(Heinrich Langhorst Nr.2 oo Inge
Wiebking Nr.62) in der Mardorfer
Kapelle (links die Galerie und
Liedertafeln, Mitte Kanzel mit
Treppenaufgang von rechts und Pastor
Lunde vor dem alten Holzaltar)
Hochzeitszug zur Kapelle am 10.7.1959
(Heinrich Struckmann Nr.85 oo
Anneliese Struckmann Nr.30)
Brautjungfer „kransdeern“ in weiß mit
Brautführer „bröögamsknegt“, den
Schleierträgern „sluurdräger“, Brautpaar
„bruud un bröögam“ und Blumenstreuer
„bloemstreier“. Am Straßenrand wird von
Kindern „geschattet“ (vor dem Brautpaar
Seil über die Straße spannen und zum
runterlassen ein kleines Wegegeld bekommen).
3.9.1959
Hauptlehrer und Schulleiter Friedrich Gerloff (oo Elisabeth / Handarbeit) geht nach vielen
Dienstjahren in Ruhestand.
4.9.1959
Einweihung der neuen Volksschule (ab 1960 Hauptschule / Nr.232) in Mardorf am Schulweg (heute
Eichendorffstr.5) auf einem Gründstück von Nortmeier Nr.19, das
gegen ein an der Meerstraße gelegenem Grundstück der
„Schulgemeinde“ getauscht worden war – es muss auch noch ein
weiteres verkauft werden. Der Gemeinderat beschließt schon am
17.1.1957 unter Führung des Bürgermeisters und Gemeindedirektors Friedrich Meier (Nr.72 *1891)
und mit Hilfe des Landkreises Neustadt mit Landrat Friedrich Meyer (Nr.23 *1910) den Neubau.
194
(4.9.1959)
Außerdem muss die Gemeinde einen Kredit in Höhe von 59.000 DM aufnehmen und
Schulgemeindegrundstücke
verkaufen.
Architekt ist Ludwig Mercher aus
Nienburg/W.,
Maurermeister
Wilhelm
Meyer und Zimmermeister Ernst Dökel aus
Rehburg, Dachdeckermeister Heinrich
Volkening und Wilhelm Bühmann aus
Schneeren. Feierliche Grundsteinlegung
ist am Do. 3.7.1958 um 10 Uhr! Der
Leitspruch lautet: „Das Geld in Schulen
angelegt, die allerhöchsten Zinsen trägt.“ Zwei
neue Lehrerwohnungen (Nr.232 nebenan)
werden anschließend östlich der Schule
auf Gemeindegrund gebaut.
Neuer Schulleiter wird ab 1.1.1960
Hauptlehrer Helmut Dannenberg (Nr.22
jetzt Nr.232) bis zu seinem Ruhestand
1984. Weiterer langjähriger Lehrer ist
Joachim Perek (Nr.232) bis Ruhestand.
Später kommen als Lehrer noch Frau
Meike Schliep und Herr Dietrich Grammel
hinzu.
(Feierlicher Marsch mit Kranz zur neuen Schule am 4.9.1959)
15.10.1959
Große Brand-katastrophe im Toten
Moor wegen der anhaltenden Trockenheit.
Über 3 Wochen lang wüten die Flammen
östlich der Neuen Moorhütte.
Herbst 1959 Die Kartoffeln sind bei der Ernte nicht größer als Murmeln und müssen vor der Verarbeitung
gewässert werden, damit sie
ein wenig Form erhalten.
Ende 1959
Mit dem Ende der Amtszeit
(1960) von W.Denker (Nr.8)
geht im TSV Mardorf auch
die Theater- und Turnära zu
Ende. Die ehemalige starke
Feldhandball-Sparte verliert
wegen der fehlenden Halle
immer mehr an Bedeutung.
Fußball
wird
zur
bestimmenden Sportart in
Mardorf.
Für den Durchgang über die privaten Grundstücke zwischen Erlenweg und Strandweg gibt es außerdem noch ein altes
(Foto oben Kinderwagen um 1959)
(Foto rechts: Mardorfer „kaffetied“ um 1960 - Diele von Förthmann Nr.12)
195
Die beste Kuh festlich geschmückt als
Brautgeschenk vor der
Hochzeit (Foto links: 1959
Nr.2)!
Der „Holzklotz“ Hochzeits-Tanz um
Mitternacht beim SchleierZerreißen (Foto rechts: 1959
Nr.2)!
10.11.1959
Erklärung des Fußweges am Nordufer des Steinhuder Meeres zum Uferweg!
(Gem. des Preuß. Gesetzes zur Erhaltung des Baumbestandes und Erholung und Freigabe von
Uferwegen im Interesse der Volksgesundheit vom 29.7.1922). Auch die betroffenen privaten
Grundstückseigentümer müssen ihren Anteil am Uferweg gegen Entschädigung freigeben.
Bis 1960
Postleitzahl: „(16) Mardorf im Krs. Neustadt a. R.“
Bau der kleinen Leichenhalle auf dem Friedhof Mardorf. Bis dahin mussten die Verstorbenen bis zur
Beerdigung zu Hause aufgebahrt werden.
Friedrich Dörbaum (oo Erika*1917+1978 – Tochter Brigitte*1943) erwirbt den „Seestern“ (Nr.115)
und macht ihn zu einer beliebten Fischgaststätte.
In der neuen Volksschule wird die erste Gemeindebücherei eingerichtet.
Anlage des neuen Campingplatzes mit extra ausgeschobenen Badeteich und Sandstrand am
Bannsee (Nr.153) anstelle eines kleinen Vorgängerplatzes, der noch von Liesel Lengte (*1911) und
Ernst Brendel (Nr.189 Bannseeweg 1) betrieben wurde. 1990 modernisiert. 1993 Herr Moritz. 2000
Familie Kemkes.
Waldemar Hische (oo Waltraud / Nr.172 – Tochter Renate Nr.241) übernimmt die „Bannseehütte“
(Nr.154) und mit Kiosk. Um 1960 folgen Erhard Schulz, Elisabeth Voss(*1905 oo Grotefend +1987),
Heinrich Strauscheid und 1963 Ilse Braunroth (*15.3.1938 oo Jürgen*1936 – Kinder Jens, Lutz,
Anja). Inoffiziell heißt der beliebte Treffpunkt am Bannseeweg immer nur „Schmackebatz“.
Mardorf Karte von 1960 (vor den Aufspülungen mit gestrichelter Kreisgrenze am Nordufer – der Bereich Kräheninsel gehört
zu Schaumburg-Lippe und ist ausgespart).
196
Um 1960
Beginn der Sand-Aufspülungen am Nordufer und Ausbau des Uferweges.
Mardorf Nr.188 (Neue Moorhütte um 1960)
Postbus noch direkt am Nordufer (um 1960)
(Um 1960) Besichtigung des Kalibergwerks „Sigmundshall“ in Bokeloh mit Bgm. Friedrich Meier (Nr.72)
197
Um 1960
Beginn des konstanten „Wochendtourismus“ ans Nordufer vor allem aus Hannover und NordrheinWestfalen. Aber auch die „Insel“ Berlin besucht gerne das Steinhuder Meer.
Die Sirenen (auf Nr.97, Nr.18, Nr.232) in Mardorf lösen das „alte Signalhorn“ der Feuerwehr ab, mit
dem bis dahin in Notfällen ein Feuerwehrmann im ganzen Dorf Alarm geben musste. Zusätzlich
wurde oft auch noch die Kapellenglocke geläutet, um die Bewohner zu warnen.
Die ehemalige alte Schule (Nr.50) wird umgebaut zu Mietwohnungen (mit Dachgauben) für die
vielen Wohnungssuchenden im Ort, die bis dahin z. T. noch in Baracken leben mussten.
1960
Benno Lohrer (*20.8.1930 Warthegau/Schlesien oo Anneliese Dankenbring Nr.34) eröffnet in dem
ehemaligen landwirtschaftlichen Klinkerbau von 1865 (Foto unten links) seine Bäckerei. Gelernt hat er
bei seinem Onkel in Nr.114 und schnell sind „Bennos Platenkuchen“ (Foto rechtes Fahrrad) und das
Brot nach „schlesischer Art“ über Mardorf hinaus bekannt. Nach 1980 führt Sohn Torsten (*1959 oo
Monika Zühlke / 2 Söhne) den Betrieb mit „natürlichen Backverfahren„ erfolgreich fort.
Schlangestehen ist nach 2000 in den Sommermonaten normal.
(Fotos unten: Backstube mit Torsten und Laden mit Monika).
Der Schülerturnverein am Ratsgymnasium Hannover errichtet an der Roten-Kreuz-Str.24 ein
Erholungsheim. Der Betrieb wird 2005 eingestellt.
Gründung der Segel- und Steggemeinschaft Mardorf (SSGM) mit 22 Mitgliedern am Steg N30
(Lütjen Mardorf) und Genehmigung des Stegbaus (40m lang) durch die Fürstliche Hofkammer
Bückeburg (Gebühr 40 DM). Später gibt es diese Genehmigungen bei der Bezirksregierung
Hannover und seit 2002 bei der Region Hannover. Vors. Bruno Knoll, Karl-Heinz Arndt, Friedrich
Koopmann, seit 1985 Helmut Oelrich, 2000 Harald Abel.
Der Staat fördert ab 1960 mit dem „Grünen Plan“ den Wirtschaftswegebau (bes. im Hand- und
Spanndienst). Viele der heutigen bituminösen Feldwege stammen aus dieser Zeit. Landrat Friedrich
Meyer aus Mardorf Nr.23 und Albrecht Boumann (*1901 Altwarmb.) vom Wasserwirtschaftsamt
Hannover sorgen für die Zuweisung von Mitteln in den Bereich der weiträumigen Gemarkung
Mardorf.
Der seit 1959 ruhende wird als Fremdenverkehrsverein Mardorf wiedergegründet (u. a. F.Meyer
Nr.23, F.Brase Nr.59, G.Wichmann Nr.582, F.Landgrebe Nr.169). 1. Vorsitzender wird Erich Rudolf
(Nr.27 / 152 – bis um 1965). Die Vermarktung erfolgt über das Reisebüro „Hummel“.
198
1960
Die Gemeinde Mardorf baut das Kühlhaus am Brink.
Sie verkauft 132 Fächer und vermietet 12 zum
Einfrieren
von
Lebensmitteln.
Insbesondere
Hausgeschlachtetes wird hier eingelagert, da
Kühltruhen in den Haushalten nicht verbreitet sind. Es
wird am 2.6.1960 dazu eine Kühlhausgemeinschaft
gegründet und der erste Vorsitzende ist Otto
Wiebking (Nr.40). 1975 wird Heinrich Rusche sen.
(Nr.53) sein Nachfolger. Die Gemeinschaft wird am 31.12.1994 aufgelöst, obwohl noch alle Fächer
belegt sind (Foto um 1995).
Bau des Hauses für das Jugendrotkreuz (Jugendbildungsstätte / DRK-Heim) am 2.Fuhrenkamp
(auf Gelände der Realgemeinde). Später wird es auch als Schwesternschule genutzt und schließlich
1964 Therapiezentrum Mardorf.
Bau von 2 Glas-Vorkeimhäusern auf Realgemeindegrundstück hinter den Lehmkuhl-Eichen. Hier
werden Pflanzkartoffeln schon im Winter zum Keimen gebracht, um das spätere Wachstum zu
beschleunigen.
1.Vorsitzender des TSV Mardorf wird Hasso Rodenbeck (*1928 Nr.130) für ein Jahr.
10.3.1960
4.-6.6.1960
Einweihung der Zweigstelle (Baubeginn 1959 / Geschäftsstelle und Filiale) Mardorf der
Kreissparkasse Neustadt im Neubau (Nr.234 / Mardorfer Straße 10).
(Pfingsten)
Schützenkönig ist
Fritz Meier (*1935
Nr.41), Kinderkönig
Dieter
Denker
(*1946 Nr.8).
Bürgermeister
Friedrich Meier
(*1891 Nr.72)
1960 beim zweimaligen
Kinderschützenkönig
Dieter Denker (Nr.8)
Sommer 1960
Es ist sehr heiß
und trocken.
In Pensionen und
Hotels stehen 300
Gästebetten
zur
Verfügung.
2.7.1960
Gründung YachtClub Niedersachsen Hannover (YCN) (Uferweg 1 beim Seestern / Weidenbruchsweg Steg N34).
7.7.1960
Gründung des „Unterhaltungsverbandes Meerbach und Führse“ mit den für Mardorf wichtigen
Schaubezirken V
(nördl. Gemarkung:
Mardorfer
Dorfgraben,
Bannseegraben,
Hochmoorgraben)
und VI (südliche
Gemarkung:
Meerbach,
Nordbach).
Erste Abschlussklasse der neuen
Volksschule in 1960
(dazu war ein
Blumenkranz um den
Hals üblich).
199