Thomas Wedgwood John Frederick William Herschel
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Thomas Wedgwood John Frederick William Herschel
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Thomas Wedgwood (14.05.1771 Etruria (Stafforshire) - 10.07.1805 Eastbury (Dorset)) und John Frederick William Herschel (07.03.1792 Slough bei Windsor - 11.05.1871 Hawkhurst/Kent) und zur Geschichte der Fotographie, insbesondere der Fixierung der Bilder von 1800 bis 1850 Klaus Beneke Institut für Anorganische Chemie der Christian-Albrechts-Universität der Universität D-24098 Kiel k.beneke@email.uni-kiel.de Aus: Thomas Wedgwood Klaus Beneke John Herschel Biographien und wissenschaftliche Lebensläufe von Kolloidwissenschaftlern, deren Lebensdaten mit 1996 in Verbindung stehen Beiträge zur Geschichte der Kolloidwissenschaften, VIII Mitteilungen der Kolloid-Gesellschaft, 1999, Seite 60Verlag Reinhard Knof, Nehmten ISBN 3-934413-01-3 60 Wedgwood, Thomas [Tom] (14.05.1771 Etruria (Stafforshire) - 10.07.1805 Eastbury (Dorset)) Thomas Wedgwood Black Jasperware Josiah Wedgwood Thomas Wedgwood wurde als jüngster Sohn von sechs Kindern (Susannah 1765 - 1817; John 1766 1844; Josiah [Jos] 1769 - 1843; Catherine 1774 - 1823 und Sarah Elizabeth 1776 - 1856) des berühmten Töpfers Josiah Wedgwood (1730 - 1795) und dessen Frau, einer entfernten Cousine, Sarah Wedgwood (1745 - 1815), die 1764 geheiratet hatten, geboren. Josiah Wedgwood, dessen Vorfahren Töpfer seit dem 16. Jahrhundert waren, baute 1771 nahe seinem Geburtsort Burslem für seine Arbeiter eine Stadt, Etruria genannt, als Ausdruck seiner Bewunderung für die etruskische Keramik. Hier hatte er 1759 einen eigenen Töpferbetrieb eröffnet. Bereits 1759 stellte er weißes Steinzeug her, das erstmals den Namen Wedgwood trug. Er experimentierte und erwarb sich Kenntnisse der Chemie, so daß er im Laufe der Jahre verschiedenes Steingut und Porzellane (Queen´s Ware, Jasper Ware) herstellen konnte. Die Jasper Ware, welche er erstmals 1774 produzierte, war ein hartes, gefärbtes Steingut mit aufgarnierten weißen Reliefs von klassischen Figuren. Die Firma Wedgwood produziert noch heute Steingut, welches man in Deutschland über die Firma Rosenthal in Selb beziehen kann. Josiah Wedwood, dem am 31. Mai 1768 das rechte Bein amputiert wurde, gehörte zu einem Kreis liberal gesinnter, fortschrittlicher Persönlichkeiten, die sich zu einer kleinen, erlesenen Gesellschaft der Lunear Society (Mondgesellschaft) zusammenschlossen. Da man weit auseinanderwohnte, fanden die Zusammenkünfte bei Vollmond statt, so daß man nicht im Dunkel den Heimweg antreten mußte. Im Volksmund wurde des öfteren aus der Lunear Society auch von einer Lunatic Society (Club der Verrückten) gesprochen. Zu ihr gehörten unter anderem der Theologe und Wissenschaftler Joseph Priestley (1733 - 1804), James Watt (1736 - 1819), der die Dampfmaschine vervollkommnete, Matthew Boulton (1728 - 1809), Partner Watts in der Soho-Maschinenfabrik in Birming- 61 ham, William Murdoch (1754 - 1839), der Erfinder der Gasbeleuchtung, ferner der Arzt, Botaniker und Dichter Erasmus Darwin (1731 1802), Großvater von Charles Robert Darwin (1809 1882), der Astronom Sir Friedrich Wilhelm Herschel (1738 - 1822) (siehe → Herschel), der Zoologe und Präsident der Royal Society Sir Joseph Banks (1743 - 1820), die Chemiker Joseph Black (1728 - 1799) und John Roebuck (1718 - 1794). Josiah Wedgwood, der sich für die Abschaffung des Sklavenhandels einsetzte, entwarf ein Sklavenmedaillon mit der Aufschrift „Bin ich nicht auch ein Mensch und Bruder?“ Er startete sein Geschäft mit 10 £, bei seinem Tode 1795 betrug das Vermögen ein halbe Million £ (Beneke, 1998). Joseph Black Thomas Wedgwood wurde zu Hause in Etruria unterrichtet. Dort erhielt er Unterricht von einem französischen Lehrer, Monsieur Potet, nach einer Methode, die sein Vater entwickelt hatte. Diese umfaßte auch die Naturwissenschaften und neue technische Entwicklungen. Von 1786 bis 1788 studierte Wedgwood Chemie an der Universtät in Edinburgh. Er beendete das Studium vorzeitig, da ihn ständige Kopfschmerzen plagten. Danach machte er sich in seines Vaters Töpferei nützlich, mußte dies aber wegen seiner schlechten Gesundheit abbrechen. Wedgwood reiste durch England, beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und traf sich mit Söhnen der „Neuen Reichen“. Wedgwood litt an Depressionen, doch deutet einiges darauf hin, daß er auch ein Hypochonder war. In dieser Zeit verbrachte er einige Monate bei seinem Freund, dem Poeten Samuel Taylor Coleridge (1772 - 1834), der einen Hang zu Opium besaß, welches Wedgwood auch eine zeitlang auf Anordnung seines Arztes Erasmus Darwin (1759 1799) benutzte. 1798 stellten Thomas Wedgwood und sein Bruder John eine Leibrente für Coleridge von 150 £ jährlich zur Verfügung. Coleridge brachte 1798 mit William Wordsworth (1770 - 1850) Lyrical Ballads heraus. Er brachte in seiner Dichtung das Übersinnliche mit klangreicher Wortkunst zu sinnlicher Anschaung wie in seiner Ballade vom Alten Matrosen und in seinem Traumfragment Kubla Khan. Dabei stand er auch unter dem Einfluß der deutschen idealistischen Philosophie (Immanuel Kant 1724 - 1804, Johann Gottlieb Fichte 1762 - 1814) und der deutschen Romantik. Viel Zeit verbrachte Wedgwood ab 1791 mit Kuren bei verschiedenen klimatischen Verhältnissen. 1796 war er in Deutschland und 1800 in Westindien. Im Juli 1801 ging er auf Reisen, kehrte aber nach wenigen Tagen mit einer tiefen Depression zurück. Seine letzte Reise begann er am 25. April 1803. Über Calais führte sein Weg nach Genf. Am 16. Mai 1803 kehrte er unter Mühen nach England zurück, denn Napoleon (1769 - 1821), der spätere Kaiser von Frankreich (1804 - 1814/15), erklärte an diesem Tag England den Krieg. In diesem Jahr stellte Wedgwood eine Kompanie von 80 Soldaten mit Gewehren zusammen, die sich Wedgwood´s Mountaineers 62 nannten und 800 £ pro Jahr kosteten. Thomas Wedgwood starb mit 34 Jahren, am 1. Juli 1805, in den Armen seines Bruders in Eastbury (Wedgwood, 1980). Josiah Wedgwood hatte schon früh mit der Camera obscura (Lochkamera) (siehe → Herschel) experimentiert. Er schrieb am 14. August 1773 an seinen Geschäftspartner Thomas Bentley: „Ob Sie mir wohl eine gute Camera obscura schicken würden, nicht zu unhandlich, damit ich sie auf die hiesigen Landsitze mitnehmen könnte“. Mit dieser wollte er Bilder anfertigen für ein für Katharina der Großen (1729 1796; Zarin 1762 - 1796) bestimmtes Prachtservice, das mit Ansichten von englischen Schlössern, Abteien, Parks, Brücken usw. dekoriert werden sollte. Er übertrug die Bilder dann auf Steingut zum Einbrennen. Das Service für Katharina der Großen, mit 1200 Ansichten versehen, kostete 3 000 £ Sterling und wurde 1774 ausgeliefert (Gernsheim, 1983; Beneke, 1998). Thomas Wedgwood interessierte sich sehr früh für chemische Versuche, weshalb er einige Zeit Chemie in Edinburgh studierte. Nach dem Studium untersuchte er längere Zeit die Beziehungen zwischen Wärme und Licht. Eine erste Arbeit darüber publizierte er 1792 unter dem Titel Versuche und Beobachtungen über die Entstehung von Licht bei verschiedenen Stoffen durch Wärme und Reibung (Wedgwood, 1792). Dabei erfuhr Wedgwood große Unterstützung von Priestley. Dieser hatte 1772 in einem Buch über die Camera obscura und über die Versuche von Johann Heinrich Schulze (1687 1744) berichtet (Priestley, 1772). Schulze hatte 1727 Joseph Priestley nachgewiesen, daß die Schwärzung von Silbernitrat durch das Licht und nicht durch die Wärme hervorgerufen wird. Auch waren Priestley die photochemischen Untersuchungen von Carl Wilhelm Scheele (1742 1786) bekannt, hatte er doch für die englische Übersetzung von Scheeles Chemischer Abhandlung von der Luft und dem Feuer 1780 ein eigenes Kapitel geschrieben (Scheele, 1777). Darin bekräftigte Scheele, daß die Schwärzung von Silbersalzen nicht durch Wärme, sondern durch Licht bewirkt wird. Er fragte sich, ob diese schwarze Farbe vielleicht Silber sei? Er brachte deshalb Humphry Davy Chlorsilberpulver auf ein weißes Blatt Papier und setzte es dem Sonnenlicht aus. Nach zwei Wochen hatte sich die Oberfläche des weißen Pulvers schwarz gefärbt. Da er von Glauber und anderen Forschern wußte, daß Ammoniak Chlorsilber auflöst, goß er wenig davon über das Chlorsilber und er sah wie erwartet, daß sich Chlorsilber auflöste und das schwarze Pulver zurückblieb. Dieses wiederum war durch Lichteinwirkung reduziertes Silber. Die Beobachtung 63 Scheeles, daß geschwärztes Chlorsilber d. h. Silber in Ammoniak nicht mehr löslich ist, hatten Thomas Wedgwood und Humphry Davy (1778 - 1829) übersehen, sonst hätten sie bereits um 1800 ein partiell brauchbares Fixiermittel gehabt (Gernsheim, 1983a). Albertus Magnus (1193 - 1280) wies darauf hin, daß Silbernitrat „der menschlischen Haut eine schwarze Farbe verleiht, die sehr schwer zu entfernen ist“. In Georgius Agricola´s (1490 - 1555) Werken findet man keinen Hinweis auf Silbersalze. Georgius Fabricius (1516 - 1571) beschrieb erstmalig natürlich vorkommendes Chlorsilber (argentum comei) oder Hornsilber, nach der Transparenz von Horn benannt. Er teilte außerdem mit, daß es von leberartiger Farbe, weich wie Blei und über offener Flamme schmelze. Er schrieb aber nichts über die Veränderung der Farbe bei Lichteinwirkung. Mehrere Passagen findet man in Johann Rudolph Glaubers (1604 - 1670) Opera chymica (1658), in denen die ebenholzartige Färbung von Holz mit Silbernitratlösung, sowie die schwarze Tönung von Leder und Federn beschrieben wurde (Gernsheim, 1983; 1983a). Nur Angelo Sala (1576 - 1637) und Wilhelm (Guillaume) Homberg (1652 - 1715) haben vor Schulze auf die Verdunkelung von Silbersalzen durch Sonnenlicht hingewiesen. Sala schrieb: „Wenn man gepulvertes Silbernitrat [lapus lunearis] der Sonne aussetzt, wird es schwarz wie Tinte“ (Sala, 1614). Homberg führte am 4. September 1694 der Académie Royale des Sciences in Paris einen kleinen Kasten aus gesprengtem Rinderknochen vor. Dabei hatte er die Knochen erst in eine Silbernitratlösung getaucht, durch Aussetzen in der Sonne geschwärzt, und die Sprenkelung erreicht, in dem er die unter der geschwärzten Oberfläche verborgenen weißen Knochen wieder freilegte (Gernsheim, 1983). Johann Heinrich Schulze, Professor der Anatomie in Altdorf bei Nürnberg, beobachtete 1725 bei einem Versuch zur Herstellung von Phosphor, in dem er Kreide mit Salpetersäure tränkte, die zufällig ein wenig Silber enthielt, daß der dem Fenster zugewandte Teil des Niederschlags durch das Sonnenlicht violett gefärbt wurde, während der dem Licht abgewandte Teil seine weiße Farbe behielt. Schulze war von dieser Erscheinung so beeindruckt, daß er das eigentliche Experiment aufschob, um das Phänomen der Färbung zu ergründen. Bei Versuchen mit der offenen Flamme stellte er fest, daß es nicht an der Wärme lag. Danach teilte er die Mischung in zwei Hälften. Einen Teil hielt er Alchemistisches Labor dunkel, den anderen Teil setzte er der Sonne aus, band aber vorher noch eine dünne Schnur um die Flasche. Schulze stellte nach einigen Stunden erfreut fest, daß die von der Schnur bedeckte Flüssigkeit dieselbe Farbe behalten hatte wie der Teil auf der anderen Seite 64 der Flasche, an den kein Sonnenlicht gelangt war. Das Ergebnis seiner Versuche teilte er der Kaiserlichen Akademie in Nürnberg unter dem Titel Scotophorus pro Phosphoro Inventus mit (Schulze, 1727). Dies ist ein scherzhafter Titel in Anspielung auf den Umstand, daß die Sonne Dunkelheit produzieren vermag, Schulze aber Phosphor, den „Lichtbringer“, suchte und stattdessen den „Dunkelheitsbringer“ (Scotophorus) entdeckte. Er maß der von ihm entdeckten Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers erhebliche Bedeutung bei und erwähnte, daß eine auf die Haut, auf Holz oder Knochen aufgetragene und der Sonne ausgesetzte Silbernitratlösung sich schwarz färbt. Dabei wies er nochmals darauf hin, daß das Sonnenlicht, nicht die Wärme, die chemische Reaktion auslöst (Schulze, 1745). Eine praktische Anwendung hat Schulze nicht beschrieben. Jean Hellot (1685 - 1766), der spätere Generalinspekteur der französischen Färbereien, berichtete vor der Académie Royale des Sciences erstmals 1737 über die Behandlung von Papier mit Silbernitrat. Er hatte ein Stück weißes Papier mit verdünnter Silbernitratlösung beschrieben. Solange er dieses im Dunkel hielt, blieb das Papier weiß. Im Sonnenlicht konnte er binnen einer Stunde das Geschriebene in einer Art blau-grauen Farbe lesen. Hellot schrieb diese Schwärzung allerdings der Unreinheit der Salpetersäure zu, in der er Schwefel vermutete (Hellot, 1737) Dr. William Lewis (1708 - 1781) aus Kingston-upon-Thames wiederholte die Versuche von Schulze und bestätigte sie in einer Schrift (Lewis, 1763). Nach dem Tod von Lewis gelangten seine Notizhefte mit Beschreibungen eigener Versuche und Auszügen aus Schriften andere Forscher in den Besitz von Josiah Wedgwood. Dieser nahm 1782, Alexander Chisholm, der dreißig Jahre bei Lewis gearbeitet hatte, in seine Dienste, der in Etruria als Sekretär und Assistent arbeitete. Chisholm, ein hochgebildeter Altphilologe, wurde die rechte Hand Wedgwoods. Gleichzeitig unterrichtete er den elfjährigen Sohn Thomas in Latein, Griechisch und Chemie (Gernsheim, 1983a). Wann Thomas Wedgwood mit seinen photographischen Versuchen begonnen hat ist, nicht ganz genau bekannt. Der Chirug und Professor der Anatomie Sir Anthony Carlisle (1768 - 1840) erklärte 1839, er habe vor ungefähr vierzig Jahren an fotographischen Experimenten seines Freundes Wedgwood teilgenommen. „Wir erzeugten auf dem Leder kurzfristig eine Abbildung oder Kopie der Figur [Glasbild], die unter der Wirkung des Lichts jedoch rasch dunkel wurde“. Wie aus anderen Dokumenten zu entnehmen ist, wird es wohl das Jahr 1798 gewesen sein. Sir John Leslie (1766 - 1832), ein mit Wedgwood befreundeter Wissenschaftler, teilte diesem am 18. November 1800 mit: „Vor einigen Tagen ließ ich in der York Street [Wedgwoods Londoner Keramikgeschäft in der Duke of York Street, an der Nordseite des St. James´s Square] eine Linse und ein paar dünne Zylinder für das Sonnenmikroskop sowie ein halbes Dutzend farbige Gläser, die Dir hoffentlich zusagen. Ich habe noch mehr davon, sie stehen jederzeit zur Deiner Verfügung“. Mit diesen eingefärbten Gläsern experimentierte 65 Wedgwood, um die Auswirkungen der verschiedenen Farben des Lichts auf Silbernitrat zu untersuchen (Gernsheim, 1983). Wedgwood hatte Humphry Davy (1778 - 1829) bei einem Aufenhalt im Winter 1797/98 in Cornwall kennengelernt. Davy arbeitete in seinem Geburtsort Penzance in einer Apotheke. Beide liebten das Jagen und Fischen und unterhielten sich abends über die Naturwissenschaften und Chemie. Im Jahr darauf trafen sie sich öfters im „Pneumatischen Institut“ von Dr. Thomas Beddoes in Clifton bei Bristol, wo Wedgwood Patient und Davy inzwischen Direktor war. Beddoes hoffte durch Inhalation von medikatösen Gasen und chemisch modifizierter Luft, Krebs, Magengeschwüre und Lähmungen heilen zu können. Beddoes, der die Chemische Abhandlung von der Luft und dem Feuer von Scheele ins Englische übersetzt hatte, hatte einen Lehrstuhl für Chemie an der Universität Oxford, mußte diesen aber aufgeben, da er für die Französische Revolution eingetreten war. Die Brüder Wedgwoods unterstützten das Institut durch großzügige finanzielle Zuwendungen. Wedgwood war Patient und mußte verschiedene Gase inhalieren, was aber nicht half, die Krankheit konnten auch die besten Ärzte nicht feststellen bzw. lindern (Wedgwood, 1980; Gernsheim, 1983). Im Jahre 1801 machte das Institut bankrott. Kurze Zeit später wurde Davy zum Leiter des Chemischen Laboratoriums der Royal Institution berufen und im Jahre darauf zum Professor ernannt. Er führte in London die Experimente weiter von denen ihm Wedgwood berichtet hatte. Wahrscheinlich war Wedgwood teilweise daran beteiligt, denn er war von März bis Mai 1802 in London. Davy und Thomas Young (1773 - 1829) brachten das Journal of the Royal Institution heraus. In der Juni-Nummer 1802 wurden die Forschungsergebnisse Wedgwoods in Englisch unter dem Titel Bericht über eine Methode, Glasbilder zu kopieren und Silhouetten herThomas Young zustellen durch Einwirkung von Licht auf Silbernitrat. Erfunden von T[homas] Wedgwood, mit Beobachtungen von H[umphry] Davy, abgedruckt (Wedgwood, Davy, 1802). Dabei war es Wedgwoods Ziel, die Bilder der Camera obscura zu fixieren. Dies gelang ihm aber nicht. „Die mit der Camera obscura erzeugten Bilder sind zu schwach, als daß sie, in angemessener Zeit, auf das Silbernitrat wirken könnten. Diese Bilder zu kopieren war das eigentliche Ziel von Mr. Wedgwoods Untersuchungen, und zu diesem Zweck verwendete er zuerst Silbernitrat, das ihm von einem Freund als ein sehr lichtempfindlicher Stoff empfohlen worden war. Alle seine zahlreichen Versuche waren indessen im Hinblick auf das erstrebte Ziel erfolglos“. Bei dem Freund könnte es sich um Chisholm oder Priestley handeln. Hätte Wedgwood wie Joseph Nicéphore Niépce (1765 - 1833) ein 66 Vierteljahrhundert später acht oder mehr Stunden belichtet, wäre ihm wahrscheinlich ein Bild gelungen (siehe → Herschel) (Gernsheim, 1983). Wedgwood stellte daraufhin einfacher herzustellende Kontaktdrucke her. Dabei setzte er Objekte und lichtempfindliches Papier oder Leder dem direkten Sonnenlicht aus und verkürzte dadurch die Belichtungszeit auf zwei bis drei Minuten. Er stellte auch fest, daß weißes mit Silbernitrat getränktes Leder durch die im Tannin enthaltene Gallussäure schneller reagierte als Papier. Dabei vermutete er, daß dies Methode zu kopieren „empfehlenswert ist, wenn man all jene Gegenstände zeichnen will, die zum Teil undurchsichtig, zum Teil durchsichtig sind. Die Rippen von Blättern und Insektenflügel lassen sich so sehr exakt darstellen“. Wegdwood entdeckte, wenn man Glasbilder, die damals sehr in Mode waren, auf weißes mit Silbernitrat beschichtetes Leder gebracht wurden, so wirkte das Licht durch die unterschiedlichen Farben des Glases verschieden intensiv auf das Silbernitrat. Bei einem Kontaktabdruck eines Kupferstiches, ergab sich keine merkliche Übereinstimmung mit dem Original, vermutlich wegen der Umkehrung von Licht und Schatten. „Wirft man den Schatten einer beliebigen Figur auf die präparierte Fläche, so bleibt der von ihm bedeckte Teil weiß, während die anderen Partien rasch dunkel werden“. Wedgwood erzeugte auf diese Art Umrisse von Gegenständen und Profile (Silhouetten) (Gernsheim, 1983). Diese auf Papier oder Leder abgedruckten Bilder waren weder mit Wasser noch mit Seifenlösung abzuwaschen. Jedoch waren „alle Versuche die man bisher unternommen hat, um zu verhindern, daß die hellen Partien der Kopien oder des Profils vom Licht geschwärzt werden, bislang vergeblich geblieben. Ein Überzug mit feinem Firnis hat nichts daran geändert, daß sie lichtempfindlich sind; und selbst nach wiederholtem waschen haftet den weißen Stellen des Leders oder Papiers immer noch so viel Silbernitratlösung an, daß sie dunkel werden, wenn man sie dem Sonnenlicht aussetzt“. Gleichzeitig erinnert Wedgwood daran, daß die Kopie der Glasbilder oder des Profils gleich nach der Fertigstellung ins Dunkle gebracht werden muß. „Sie kann durchaus im Schatten angesehen werden, aber auch in diesem Fall nur wenige Minuten; im Licht der üblichen Lampen oder Kerzen zeigt sie keine nennenswerten Veränderungen“ (Wedgwood, Davy, 1802; Gernsheim, 1983). Davy selbst fand das Chlorsilber lichtempfindlicher als das von Wedgwood verwendete Silbernitrat, aber auch er schaffte es nicht, mit der Camera obscura Bilder herzustellen. Er fertigte Vergrößerungen von kleinen Objekten mit Hilfe des Sonnenmikroskops an und sah darin eine nützliche Anwendung der Methode, doch mußte dabei das Papier sehr nahe an die Linse gebracht werden. Davy schloß seine Beobachtungen: „Man muß nur eine Methode finden, die verhindert, daß die weißgebliebenen Teile der Zeichnung vom Tageslicht geschwärzt werden, um dieses Verfahren ebenso nutzbar zu machen wie es elegant ist“ (Wedgwood, Davy, 1802; Gernsheim, 1983). Erstaunlich ist es, daß Davy, der ein hervorragender Chemiker war, der in seiner Anmerkung die Ergebnisse Scheeles zitiert, aus dessen Versuchen es nicht abzu- 67 leiten vermochte, daß man unbelichtetes Chlorsilber mit Ammoniak auflösen und somit das Bild festhalten konnte. Die Vermutung liegt nahe, daß Davy nicht imstande war, die Tragweite der Experimente Wedgwoods zu erkennen. Er veröffentlichte sie vielleicht nur, um seinem Freund einen Gefallen zu tuen. Louis Jacques Mandé Daguerre (1787 - 1851) und William Henry Fox Talbot (1800 - 1877), beide keine Chemiker, kamen später auf die Idee Kochsalz als Fixiermittel zu verwenden (siehe → Herschel). Da das Journal of the Royal Institution nur eine begrenzte Leserschaft hatte, wurden Wedgwoods Versuche im November 1802 in dem vielgelesenen Nicholsons´s Journal of Natural Philosophy, Chemistry and the Arts original nachgedruckt, und in der Dezemberausgabe des Edinburgh Magazine veröffentlichte David Brewster eine Rezension der Experimente. Thomas Young (1773 - 1829), Verfechter der Wellentheorie des Lichtes, übertrug Wedgwoods und Davys Erkenntnisse auf ein anderes Experiment. Er referierte im November 1803 über die gerade erst entdeckten ultravioletten Strahlen (Friedrich Wilhelm Herschel, Louis Jaques Mandé 1800) (siehe → Herschel) und berichtete, daß es ihm Daguerre gelungen sei, mittels eines Sonnenmikroskops ein Bild der Newtonschen Ringe auf einem Papier erzeugt zu haben, das er in eine Silbernitratlösung getaucht und in einem Abstand von etwa neun Zoll unter dem Mikroskop gebracht habe. Dabei habe er den Nachweis für die Ähnlichkeit zwischen sichtbaren und unsichtbaren Strahlen führen können. Zu Wedgwoods und Davys Beobachtungen stellte er fest, daß Leder, das mit Silbermuriat (Chlorsilber) getränkt wurde, das Resultat mit mehr Genauigkeit angegeben würde. Da er nur das Verhalten von Licht erforschte, übertrug er die Experimente nicht auf die Fotographie (Young, 1804; Gernsheim, 1983). Ab 1801 traten Wedgwoods Depressionen häufiger auf und er wurde schwermütiger. Der Londoner Arzt Matthew Baillie schrieb am 3. April 1802 dem Bruder Jos: „Your brother´s complaint seems to me to be hypochondriasis. It is very apt to last long and is but very little under the influence of medicine. He should endeavour as much as he can to amuse his mind among objects which are new and interesting and by travelling in foreign countries“. Drei Jahre nach der Veröffentlichung seiner Experimente starb Thomas Wedgwood am Abend des 10. Juli 1805. Ob Wedgwood die vorher beschriebenen Versuche nochmals aufgenommen hat, ist nicht bekannt. Die nächsten fotographischen Versuche unternahm der Franzose Joseph Nicéphore Niépce (1765 - 1833). Auch er scheiterte, weil er seine Papierbilder nicht fixieren konnte, schlug aber eine andere Richtung ein und diese führten ihn zur Fotographie auf Metall (1826) (siehe → Herschel). 68 Literatur Beneke K (1998) Wedgwood, Josiah (1730 - 1795). In: Biographien und wissenschaftliche Lebensläufe von Kolloidwissenschaftlern, deren Lebensdaten mit 1995 in Verbindung stehen. Beiträge zur Geschichte der Kolloidwissenschaften, VII. Mitteilungen der Kolloid-Gesellschaft. Verlag R. Knof: 9-11 Gernsheim H (Hrsg.) (1983) Die erste Vorstellung der Photograsphie. In: Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. Propyläen Verlag: 36-41 Gernsheim H (Hrsg.) (1983a) Frühe photochemische Versuche. In: Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. Propyläen Verlag: 28-33 Hellot J (1737) Sur une nouvelle encre sympathique. Histoire de l´Académie Royale des Sciences, année 1737. Paris, 1766 Lewis W (1763) Philosophical commerce of arts. Comercium philosophicotechnicum, London, 1763: 350 Priestley J (1772) The history and present state of discoveries relating to vision, light and colours. London, 1772 Sala A (1614) Septem planitarum terrestrium spagirica recensio. Amsterdam, 1614. Die Schrift findet man auch in seinen gesammelten Werken Opera medico-chymica, Frankfurt a. M., 1647 Scheele CW (1777) Aeris atque ignis examen chemicum. Uppsala und Leipzig, 1777. Chemische Abhandlung von der Luft und dem Feuer. Uppsala und Leipzig, 1777; Chemical observations on air and fire. London, 1780; Traité chemique de l´air et du feu. Paris, 1781 Schulze JH (1727) Scotophorus pro phosphoro inventus. Acta physico-medica Academiae Caesariae Bd. 1, Nürnberg, 1727: 528; Observatio: 233 Schulze JH. (1745) Strumpff DCC (Hrsg.) Dr. Joh. Heinr. Schulzens Chemische Versuche, nach dem eigenhändigen Manuscript des Herrn Verfassers zum Druck befördert durch D. Christoph Carl Strumpff. Halle a. d. S. 1745: 119 Wedgwood T (1792) Trans Royal Soc: 28 Wedgwood T, Davy H (1802) An account of a method of copying paintings upon glass and making profiles by the agency of light upon nitrate of silver, invented by T. Wedgwood, Esq., with observations by H. Davy. J Royal Institution Bd. 1, Nr. 9, London, 22. Juni 1802: 170; auch in Nicholson´s Journal of Natural Philosophy, Chemistry and the Arts Bd. 3, London, November 1802: 167 Wedgwood B, Wedgwood H (1980) The Wedgwood Circle 1730 - 1897. Four generations of a family and their friends. Studio Vista, London. Young T (1804) Experiments and calculations relative to physical optics. Phil Trans Royal Soc : 15 69 Herschel, John Frederick William Sir (07.03.1792 Slough bei Windsor 11.05.1871 Hawkhurst/Kent) John Frederick William Herschel wurde in einer Astromomenfamilie (Sir Friedrich Wilhelm Herschel und dessen Schwester Lucretia Karoline Herschel) geboren. Sein Vater, einer der bedeutensten Astronomen seiner Zeit, Sir Friedrich Wilhelm Herschel (1738 - 1822), wurde in Hannover der Anna Ilse Herschel geb. Moritzen geboren und wirkte als Oboist in der Militärkapelle seines Vaters Isaak Herschel. Mit diesem reiste er 1757 nach England, da dessen König in Personalunion auch das Fürstentum Hannover regierte (König Georg II. (1683 1760; König von England 1727 - 1760; zugleich Kurfürst von Hannover). Neben der Musik, er war 1765 Organist in Halifax, 1766 in Bath, interessierte er sich auch für astronomische Fernrohre und Himmelbeobachtungen. Friedrich Wilhelm Herschel Dieses Interesse wurde durch das Lesen des Buches Opticks von R. Smith wachgerufen. Herschel baute und schliff ab ca. 1770 parabolische Metallspiegel für große Spiegelteleskope in einer besonderen Bauart (HerschelTeleskop). Am 13. März 1781 entdeckte F. W. Herschel den vermeintlichen Kometen Georgium sidus (benannt nach König Georg III.), der sich als Planet Uranus herausstellte. Dadurch wurde er berühmt und erhielt vom englischen König Georg III. (1738 - 1820; König von England 1760 - 1820; zugleich Kurfürst, ab 1814 König von Hannover) eine finanzielle Unterstützung (jährlich 200 £), wurde Königlicher Hofastronom, und widmete sich fortan mit viel Erfolg ganz der Astronomie. 1799 entdeckte der Apotheker und Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 - 1817) bei seinen chemischen Mineralanalysen aus Pecherz ein Element, das er nach dem Planeten Uranus, Uran nannte. F. W. Herschel wurde 1781 Mitglied der Royal Society in London. Er publizierte Werke mit Angaben der Positionen und anderen Details von 848 Doppelsternen; seine Kataloge von lichtschwachen Gebilden, insbesonders Nebelflecken, enthielten über 2 500 Gebilde. Durch sorgfältige Sternzählung in über 3 000 ausgewählten Himmelsfeldern wurde er zum Begründer der Stellarstatistik. Er erkannte u. a. 1783 die Eigenbewegung (Pekuliarbewegung) des Sonnensystems in Richtung auf das Sternbild Herkules und 1800 bei Untersuchungen des Sonnenspektrums die Infrarotstrahlung. Diese UntersuJohann Wilhelm Ritter chung führte er mit einem Thermometer durch, wobei er jenseits der sichtbaren roten Strahlen noch Wärmestrahlen fand und diese Infrarot- 70 strahlen nannte (Herschel, 1800; Herschel, 1801). Johann Wilhelm Ritter (1776 1810) tränkte 1801 Papierstreifen mit Silbernitrat und legte diese in verschiedene Abschnitte eines Lichtspektrums und stellte fest, daß sie vom roten Ende des Spektrums zum violetten Spektrums immer dunkler wurden. Später legte er, durch F. W. Herschels Experiment zur Infrarotstrahlung angeregt, Papierstreifen mit Silbernitrat getränkt, hinter das violette Spektrum des Lichts, wo kein Licht mehr festzustellen war und fand heraus, daß die Streifen dennoch noch schneller dunkler wurden. Es mußte also auch nicht nur jenseits des roten Endes sondern auch jenseits des violetten Endes des Spektrums eine unsichtbare Strahlung vorhanden sein. Dabei handelte es sich um die ultraviolette Strahlung (siehe → Wegdwood). Friedrich Wilhelm Herschel hatte neun Geschwister, von denen vier sehr jung starben. Die Spiegelteleskope, das größte ein 1789 fertiggestelltes 122 cm Teleskop mit 11.9 m Brennweite, baute er teilweise zusammen mit seinem Bruder Alexander Herschel (1745 - 1821), der ebenfalls Musiker war. Herschels Instrumente waren auch im Ausland sehr begehrt. Da wissenschaftliche Prüfmethoden für die Spiegelteleskope fehlten, suchte 40 Fuß Herschel-Teleskop er aus jeder Serie anhand ihrer Eigenschaften bei der Beobachtung von Fixsternen die besten aus und verglich diese dann mit den besten aus anderen Serien. Diese Herschel-Teleskope waren bahnbrechend, wurden von anderen Technikern aufgegriffen und weiterentwickelt. Herschels verkauften bis 1795 etwa vierhundert ihrer Teleskope, was ihnen 16 000 £ einbrachte. Dieses Einkommen war bedeutend höher als das Gehalt, das Herschel vom König bekam. Die Brüder Herschel verkauften u. a. Teleskope an den König von Spanien und Österreich, den russischen Hof, an die Astronomen Johann Elert Bode (1747 - 1821), in Berlin, Johann Hieronymus Schroeter (1745 - 1816) an der Sternwarte in Lilienthal und Giuseppe Piazzi (1746 - 1826) an der Sternwarte Palermo (Herrman, 1992; Freudig, 1996). Eine seiner Schwestern, Karoline Lucretia Herschel (1750 - 1848), übersiedelte 1772 nach Bath in England zu ihrem Bruder Friedrich Wilhelm, wo sie eine erfolgreiche Ausbildung als Sopranistin erhielt. Da sie nur mit ihrem Bruder auftreten wollte, dieser sich aber vermehrt der Astronomie widmete, half sie Karoline Lucretia Herschel ihrem Bruder ab 1775 bei seinen astronomischen Arbeiten und wurde dabei selbst eine ausgezeichnete Astronomin. Nächtelang blieb sie an der Seite ihres Bruders, um alles zu notieren, was er sah. Danach führte sie 71 die Berechnungen für ihn durch. Wenn ihr Bruder nicht anwesend war, „durchmustere“ sie selbst den Himmel. Am 1. August 1786 entdeckte sie als erste Frau einen Kometen. Da sie sich der Bedeutung der Entdeckung sicher war, schickte sie einen Bericht an den Sekretär der Royal Society, Charles Blagden. Dadurch wurde sie 1787 offizielle Assistentin ihres Bruders, und erhielt jährlich 50 £ Salär. Karoline Herschel entdeckte u. a. acht Kometen. Nach dem Tod ihres Bruders (1822) fühlte sie sich als „Mensch, der in dieser Welt nichts mehr verloren hat“ und kehrte überstürzt nach Hannover zurück, ein Entschluß, den sie bald bereute. Trotzdem widmete sie sich weiter astronomischen Studien. In Hannover wurde sie von dem Mathematiker, Physiker und Astronom Carl Friedrich Gauss (1777 - 1855) und dem Naturforscher Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt (1769 - 1859) besucht. Über alle Maßen verehrte sie ihren Bruder, für den sie 50 Jahre gearbeitet hatte. Sie sagte: „Alles was ich bin, alles was ich weiß, verdanke ich meinem Bruder. Ich bin nur ein Instrument, daß er zu seinem Gebrauch formte“. Nach ihrem Tod wurde sie auf dem kleinen Friedhof an der Gartenkirche in Hannover begraben. Die von ihr selbst verfaßte Inschrift auf der flach liegenden Grabplatte lautet: „Der Blick der Verklärten war hienieCarl Friedrich Gauss den dem gestirnten Himmel zugewandt, die eigenen Cometen-Entdeckungen und die Theilnahme an den unsterblichen Arbeiten ihres Bruders zeugen davon in die späte Nachwelt...In dem Alter von 97 Jahren, 9 Monaten, 24 Tagen entschlief sie mit heiterer Ruhe und bei völliger Geisteskraft...“. Karoline Herschel war Mitglied der Königlichen Irländischen Akademie zu Dublin und der Königlichen Astronomischen Gesellschaft in London. Im Jahre 1835 wurde sie mit der Mathematikerin und Physikerin Mary Somerville geb. Fairfax (1780 - 1872) Mitglied der Royal Society in London. Sie waren die ersten Frauen, denen diese Ehre zuteil wurde (Hoskin, 1972; Denz, 1994; Freudig, 1996b). Friedrich Wilhelm Herschel heiratete am 8. Mai 1788 im Alter von beinahe 50 Jahren die Witwe Mary Pitt aus Upton. Am 7. März 1792 wurde ihr einziges Kind, der Sohn John Frederick Herschel, geboren. Nach kurzer Zeit an der Schule in Eton bekam John Herschel mit 8 Jahren Privatunterricht. Mit 17 Jahren ging er ans St. John´s College in Cambridge, wo er die Fächer Mathematik und Physik belegte. Die Examina bestand er mit Auszeichnung. Während des Studiums Mary Somerville gründete er mit seinen Studienkollegen George Pea- 72 cock (1791 - 1858) und Charles Babbage (1792 - 1871) die „Analytical Society of Cambridge“. Babbage erfand später die erste programmgesteuerte Rechenmaschine, die durch die Unzulänglichkeiten seiner Zeit zwar scheiterte, gilt aber als der Vater der modernen Rechentechnik. Herschel setzte sich für die Anwendung der von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) 1675 eingeführten Infinitesimalrechnung (Calculus genannt) an den englischen Universitäten ein. Für mathematische Abhandlungen bekam er mehrere Preise und Auszeichnungen. Bereits 1813, mit 21 Jahren, wurde er Mitglied der Royal Society of London. Herschel, der auch als Experte der Chemie galt, verfehlte den Ruf auf den Lehrstuhl der Chemie in Cambridge nur mit einer Stimme (Evans, 1972, Friedrich, 1992; Freudig,1996a) Sein Vater wollte, daß der Sohn Theologie studierte, doch John Herschel begann ein Jurastudium in London, wo er viel Zeit mit dem Mediziner und Naturforscher William Hyde Wollaston (1766 - 1828), der 1807 die Camera Lucida entwickelt hatte, und dem Astronomen James South (1785 - 1867) verbrachte. Nach einem Jahr nahm er in Cambridge eine Tudorenstelle für Mathematik an und erwarb 1816 den akademischen Grad Master of Arts. Er verzichtete auf Wunsch des Vaters auf eine akademiWilliam Hyde Wollaston sche Karriere und führte mit den im Garten des elterlichen Hauses vorhandenen Instrumenten die von seinem Vater begonnenen Durchmusterungsarbeiten fort. Dabei erarbeitete er mit South einen Doppelsternkatalog, der 380 Objekte enthielt. Er verbesserte die Spiegel und Instrumente. Weitere Kataloge entstanden 1825-1833 mit Nebelflecken und Sternhaufen, parallel dazu 18261836 ein sechteiliger Doppelsternkatalog, der 3 346 Objekte enthielt. Außer der Astronomie und Mathematik beschäftigte sich Herschel auch mit der physikalischen und geometrischen Optik. Dabei studierte er die Polarisation und Doppelbrechung an Kristallen und untersuchte das Spektrum der Interferenzen von Licht- und Schallwellen. 1819 beschrieb er in einem Aufsatz das Natriumthiosulfat und erkannte dessen auflösende Wirkung auf Silbersalze, eine Tatsache die ihn später (1839) wieder beschäftigte (Herschel, 1819). Zwischen 1820 und 1830 machte Herschel verschiedene Reisen zu führenden WissenschaftPierre Simon Laplace lern in Europa. 1821 begleitete Babbage Herschel, der diese Reise wegen einer unglücklichen Liebesaffaire unternahm. Sie gingen nach Frankreich und trafen dort den Physiker und Astronom Dominique François Jean Arago (1786 - 1853), den Mathematiker und Physiker Pierre Simon Laplace 73 (1749 - 1827), den Physiker Jean-Baptiste Biot (1774 - 1862) und den Naturforscher Alexander von Humboldt, der seinen Wohnsitz von 1807 bis 1827 von einigen Reisen abgesehen, in Paris hatte. Danach gingen sie in die Schweiz und nach Italien, zum Bergsteigen. Bei einer Reise zu seinem Studienfreund, dem Juristen James Grahame 1822, ereilte ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters. Bei einer Reise nach Frankreich, Italien und Deutschland besuchte (1824) traf er sich mit dem Chemiker Joseph Louis Gay-Lussac (1778 - 1850), dem Mathematiker und Physiker Simon Denis Poisson (1781 - 1840), dem Mathematiker und Physiker Jean-Baptiste Jean de Fourier (1768 - 1830), dem Physiker und Botaniker Giovanni Battista Amici (1786 - 1863), dem Astronom Giovanni Piazzi, der von Herschels Vater ein Teleskop erworben hatte, dem Astronom Johann Franz Encke (1791 - 1865) auf der Sternwarte auf dem Seeberg bei Gotha und dem Astronom Karl Ludwig Harding (1765 - 1834) in Göttingen. Den Abschluß dieser Reise bildete der Besuch bei seiner Tante Karoline Herschel in Hannover. 1827 führte ihn eine kurze Reise zu dem Mathematiker und Physiker William Rowan Hamilton (1805 - 1865) nach Irland (Evans, 1972). Auf diesen Reisen machte Herschel viele physikalische und meteorologische Experimente sowie geologische und andere Beobachtungen. Er baute ein Gerät, das er Actinometer nannte, welches aus einem großen Kolbenthermometer bestand und eine dunkle Flüssigkeit enthielt. Mit diesem verglich er das Aufsteigen der FlüsJoseph Louis Gay-Lussac sigkeit in der Sonne und im Schatten und konnte viele Ergebnisse zur Sonnenenergie erhalten. Mit französischen Wissenschaftlern versuchte er, die unterschiedlichen Ergebnisse der Messungen des geographischen Längen- und Breitengrades der Observatorien Greenwich (England) und Paris, zu klären. Herschel war 1820 einer der vierzehn Mitbegründer der Astrological Society (ab 1831 Royal Astrolocical Society), deren Präsident er in drei Perioden war. Er schrieb außer astronomischen Werken und Artikel auch auf anderen Gebieten. So für die „Edinburgh Encyclopaedia“ Isoperimetrical Problems and Mathematics (1830), für die „Encylopaedia Metropolitana“ Light (1827) and Sound (1830), für die „Cabinet Cyclopaedia“ A Preliminary Discourse on the Study of Natural Philosophy (1830) und 1833 A Treatise on Astronomy. Herschel inzwischen bald vierzig Jahre alt, lebte als John Herschel Junggeselle. Dieses wollte er auch nicht ändern. Doch sein Freund James Grahame meinte, es wäre besser für ihn, wenn er heirate und 74 suchte für Herschel eine Frau aus. Dieses war Margaret Brodie Stewart, Tochter von Dr. Alexander Stewart, einem Presbyterianischen Geistlichen und Lehrer der gälischen Sprache. Maggie, wie Herschel sie nannte, war achtzehn Jahre jünger, und sie heirateten im Jahre 1829. Ihre Ehe war glücklich, und sie hatten zwölf Kinder. Herschel konzentrierte seine Kräfte auf eine astronomische Expedition in die südliche Hemisphäre. Nach dem Tod der Mutter (1832) wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Er segelte am 13. November 1833 von Porthmouth mit dem Schiff Mountstuart Elphinstone ab, an Bord seine Frau Maggie, drei Kinder, der Mechaniker John Stone, und das Kindermädchen. Dazu noch ein Zwanzig-Fuß-Teleskop und ein Sieben-Fuß-Reaktor. Am 16. Januar 1834 landeten sie wohlbehalten in Kapstadt, nachdem alle außer Herschel mit der Seekrankheit gekämpft hatten. Dort wurden sie von dem Direktor des Kap-Observatoriums Thomas Maclear empfangen. Es sollte eine über vier Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit werden. Als erstes wurde der Reaktor aufgebaut. Bis 1838 hatte Herschel 1 707 Nebelflecken und Sternhaufen, außerdem 2 102 Doppelsterne der südlichen Hemisphäre registriert. In dem von seinem Vater Wilhelm angelegten Sternenkatalog konnte er 68 948 Sterne in 3 000 verschiedenen Himmelsregionen eintragen. Dazu machte er spezielle Karten von der Orion-Region und den Magellan-Wolken. Er untersuchte auch Encke´s und Halley´s Komet, experimentierte mit dem Actinometer und untersuchte das Kochen mit Sonnenenergie. Am 15. Mai 1838 kam die inzwischen vergrößerte Familie wohlbehalten in London an, wo John Herschel kurze Zeit später zum Ritter geschlagen wurde (Evans, 1972, Friedrich, 1992; Freudig,1996a) . Am Kap machte er mit der Camera Lucida Zeichnungen von Szenen der Familie und von Blumen, welche seine Frau Maggie teilweise handkolorierte. In der Botanik sowie in der Meteorologie sind einige Pflanzen bzw. Sterne nach HerZeichnerische Wiedergabe von Teilen eines menschschel benannt. lichen Skeletts mit der Camera obscura Herschel machte einen großen Schritt der Entwicklung der Fotographie mit. Die Camera obscura oder Lochkamera ist die Urform einer Kamera. Sie besteht aus einem geschwärzten Kasten mit transparenter Rückwand, auf der eine an der Vorderseite angebrachte Sammellinse, ursprünglich eine einfache Lochblende, ein kopfstehendes seitenverkehrtes Bild erzeugt. Die Kamera wurde wohl aus der Beobachtung entwickelt, daß ein kleines Loch im Fensterladen in das verdunkelte Zimmer, ein umgekehrtes Abbild der Landschaft oder Gegenstände vor dem Fenster warf. 75 Es wird vermutet, daß schon Aristoteles (384 322 v. Chr.) das Prinzip der Camera obscura kannte. Die ersten Zeichnungen der Camera obsura fand man in Leonaro da Vincis (1452 - 1519) Schriften. Geronimo (Girolomo) Cardano [Hieronymus Cardanus] (1501 - 1576), ein italienischer Mediziner und Mathematiker, nach ihm ist das Kardangelenk benannt, baute um 1550 bikonvexe Linsen in seine Kamera ein und erzielte größere Helligkeit und Schärfe. Daniele Barbaro konnte dies durch den Einbau von Blenden 1568 noch steigern. Im 17. Jahrhundert konstruierte man verschiedene Formen tragbarer Kameras (Camera Aristoteles obscura portabilis). Diese Kamera wurde bis ins 19. Jahrhundert als Hilfsmittel der Malerei benutzt. Eine andere Art zu zeichnen, beruhte auf der 1807 von Wollaston entwickelten Camera Lucida. Dabei wurde der Gegenstand über eine Spiegel-(Prismen)-Kombination in die Zeichenebene abgebildet, so daß die Konturen des Gegenstandes leicht nachgezogen werden konnten. Das Prinzip der Camera Lucida wurde später bei mikroskopischen Zeichenapparaten angewandt (Gernsheim, 1983). Die Entwicklung der zum Fotographieren benutzten Chemikalien setzte 1614 ein, als Angelo Sala (1576 1637) herausfand, daß Silbernitrat sich in der Sonne schwärzt. Erst Johann Heinrich Schulze (1687 - 1744) wies 1727 nach, daß die Schwärzung durch das Licht und nicht durch die Wärme hervorgerufen wurde. Thomas Wedgwood (1771 - 1805) verband um 1800 die optischen und chemischen Kenntnisse zu fotographischen Versuchen (siehe → Wedgwood). Joseph Nicéphore Niépce (1765 - 1833), Sohn eines Königlichen Rats in Chalon-sur-Saône, französischer Offizier, dessen Vermögen durch die Revolution Johann Heinrich Schulze dezimiert wurde, war noch immer so wohlhabend, daß er sich mit seinem Bruder Claude Niépce (1763 - 1828) nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst naturwissenschaftlichen Studien widmen konnte. Beide entwickelten einen Schiffsantrieb Pyreolophore und ließen diesen 1807 patentieren. Dieser fand tatsächlich auf der Saône und der Seine Verwendung, war seiner Zeit aber weit voraus. Über zwanzig Jahre wurde versucht, die Erfindung zu vervollkommenen und zu einem kommerziellen Erfolg daraus zu machen. 76 Joseph Nicéphore Niépces Sohn Isidore Niépce (1805 - 1868) fertigte auf Steinplatten Zeichnungen; der Vater kümmerte sich um die Chemikalien, um Lithographien herzustellen. Als kein geeigneter Kalkstein zur Verfügung stand, nahmen sie dafür Zinnplatten. Als der Sohn zur Armee ging, Niépce aber nicht gut zeichnen konnte, experimentierte er mit transparent gemachten Kupferstichen auf Platten, die mit verschiedenen, von ihm selbst hergestellten lichtempfindlichen Materialien beschichtet Joseph Nicépore Niépce waren, und setzte sie dem Sonnenlicht aus. Der Erfolg ließ sehr zu wünschen übrig. Joseph Nicéphore Niépce begann im April 1816 mit einer Kamera fotographische Versuche. Diese Versuche führte er selbständig durch, holte aber immer wieder de Rat des Bruders ein. Bei den Aufnahmen auf mit Silberchlorid sensibilisierten Papier festgehalten standen Licht und Schatten im umgekehrten Verhältnis und die Negative konnten nicht fixiert werden. Da dies nicht gelang, fixierte er die mit einer selbsthergestellten Camera obscura gewonnenen Bilder auf dünne lichtempfindliche Bitumenschichten und löste die unbelichteten Teile in Terpentinöl auf (Niepcotypie). Mit diesem Verfahren gelang ihm 1822 auf Glas eine heliographische Reproduktion eines Stiches von Papst Pius VII. (bürgerlicher Name: Barnaba Gregorio Chiaramoti (1740 - 1823; Papst 1800 - 1823) im Kontaktverfahren herzustellen. Dazu löste er Asphalt in Lavendelöl auf und trug dieses sehr dünn auf eine Glasplatte auf. Auf diese legte Niépce dann den in Öl transparent gemachten Stich. Bei der Belichtung von zwei bis drei Stunden wurde der Asphalt unter den weißen Partien des Stichs hart, blieb unter den dunklen Strichen aber löslich. Diese ließen sich mit einer Lösung von Lavendelöl und hellem Petroleum (Terpentin) abwaschen, und es entstand ein lichtbeständiges Bild. Weitere heliographische Versuche machte Niépce auf lithographischen Stein und auf Metallplatten (Zinn, Zink, versilberte Kupferplatten). Er benötigte Metallplatten, die sich ätzen ließen um einen Papierabzug herzustellen. 1826 gelang ihn die erste Kameraaufnahme, der Hof seines Landhauses, auf Zinn, wobei die Belichtung zehn Stunden dauerte. Im gleichen Jahr konnte er im Kopierverfahren eine Heliographie (Sonnenzeichnung) vom Kupferstecher Augustin François Lemaitre (1790 - 1870) erzeugen, die er ätzen ließ, um zwei Drucke herzustellen. Niépce wurde somit 1826 Erfinder der Fotographie und des ersten fotomechaniLouis Jaques Daguerre schen Reproduktionsverfahrens. Während eines Auf- 77 enthaltes in England lernte Niépce das Mitglied der Royal Society, den Zeicher des Botanischen Gartens, Francis Bauer (1758 - 1840) in Kew lernen. Als dieser von Niépces Erfindung erfuhr, wollte er eine Mitteilung in der Royal Society bringen. Niépce gab ihm einen Artikel betitelt Notice sur l´héliographie. und einige eiligst aus Frankreich geschickte Heliographien. Dieser Artikel wurde aber weder veröffentlicht, ja noch nicht einmal akzeptiert, da der vorsichtige Niépce nur sehr allgemein von seiner Erfindung sprach und das Geheimnis seines Verfahrens nicht preisgab. Da ihm königliche Protektion versagt war, konnte Niépce König George IV seine Erfindung nicht vortragen. Auch die Society of Arts zeigte kein Interesse. Enttäuscht kehrte Niépce im Januar 1828 nach Frankreich zurück, machte Station in Paris und traf sich mehrere Male mit dem Bühnenmaler Louis Jaques Mandé Daguerre (1787 - 1851) (Gernsheim, 1983a). Was wäre passiert, wenn der Artikel nicht abgelehnt worden wäre? Präsident der Royal Society war zu dieser Zeit Sir Humphrey Davy (1778 - 1829). Dieser hätte sich durch die Veröffentlichung von Niépce an seine früheren eigenen Versuche und die von Thomas Wedgwood (1771 - 1805) (siehe → Wedgwood) sicher erinnert. John Herschel hätte von deren Versuchen und den von Niépce gehört und hätte Davy das benötigte Fixiermittel, das Natriumthiosulfat, liefern können, hatte er dessen Eigenschaft, Silbersalze zu lösen, doch schon 1819 beschrieben. Das Verfahren der Fotographie auf Papier wäre damit zwölf Jahre früher entwickelt worden. Diese Spekulation ist jedoch müßig, denn es war niemand an der Erfindung interessiert. Im Dezember 1829 kam es zu einem Partnerschaftsvertrag von Niépce und Daguerre, um die Heliographie zu beschleunigen und praktisch verwendbar zu machen. Auf Niépces letzten Versuch vor seinem Tod aufbauend, mit versilberten Kupferplatten, die Joddämpfen ausgesetzt wurden, entdeckte Daguerre 1835 zufällig die Entstehung eines latenden Bildes, das sich mit Quecksilberdämpfen entwickeln ließ. Dadurch wurden die Belichtungszeiten auf ein Zehntel gesenkt. 1837 konnte Daguerre ein Jodsilberbild in einer Kochsalzlösung beständig machen und nannte das abgeänderte Niépcesche Jodsilberverfahren trotz des Vertrages, mit Niépces Sohn Isidore, Daguerrotypie. Der Vater Joseph Nicéphore Niépce war am 5. Juli 1833 recht verarmt gestorben. Am 7. Januar 1839 verlieh der französische Physiker und Abgeordnete Dominique François Jean Arago (1786 - 1853) der Erfindung eine Art offiziellen Status, indem er sie in einer kurzen Mitteilung in der Académie des Sciences vorstellte. Er gab am 19. August 1839 bekannt, daß die französische Regierung das Verfahren angekauft hatte. Das Verfahren wurde folgendermaßen kurz beschrieben: „Eine gründlich gereinigte und polierte versilberte Kupferplatte wurde in einem Jodierkasten durch Bedampfen mit Jod lichtempfindlich gemacht. Dabei bildete sich auf der Oberfläche eine dünne Jodsilberschicht. Nach der Belichtung wurde das latente Bild mit Hilfe von Quecksilberdämpfen, die über eine Spirituslampe erhitzt wurden, entwickelt. Dabei setzte sich das Quecksilber an den belichteten Teilen des 78 Jodsilbers fest. Das Bild wurde dann mit Natriumthiosulfat [Herschel] fixiert (vor März 1839 war es noch Kochsalz), mit destilliertem Wasser abgewaschen und über eine Flamme vorsichtig getrocknet, da auf der Oberfläche befindliche Wassertropfen Spuren hinterlassen hätten. Um ein Abreiben des empfindlichen Quecksilberpräzipats zu verhindern, mußte man die Daguerreotypie unter Glas bringen; die Ränder wurden sorgfältig verschlossen, um eine Oxidation des Silbers zu vermeiden“ (Stenger, 1949; Gernsheim, 1983b). Bei der Daguerrerotypie waren infolge der langen Belichtungszeiten von 30 bis 60 Minuten Porträts zunächst noch ausgeschlossen, doch wurde das Verfahren binnen 12 Monaten auch durch den Bau kleinerer Kameras mit lichtstarken Objektiven und durch die Verwendung von Chlor- und Bromdämpfen verbessert. Bereits im Mai 1840 wurde in New York das erste Porträtstudio eröffnet. Mit der Daguerreotypie konnten keine Kopien gemacht werden. William Henry Fox Talbot (1800 - 1877), der schon 1834 mit Silberchloridschichten und später mit Silberbromidschichten auf Papier experimentiert hatte, gab am 31. Januar 1839 vor der Royal Society sein Photogenische Zeichnung als Photogenic drawing (Photogenisches Zeich(Farn, Jasmin) nen) bezeichnetes Papierverfahren mit Kochsalz als Fixiermittel, bekannt. Aber auch hier wurden noch längere Belichtungszeiten benötigt. Francis Bauer, der ein guter Freund von J. N. Niépce blieb, zeigte am 14. März 1839 Heliographien von diesem, auf dem ersten Empfang des neuen Präsidenten der Royal Society, dem Marquis von Northampton. Gleichzeitig wurden auch photogenische Zeichnungen und Fotographien von Sir John Herschel gezeigt. Bauer konnte damit beweisen, daß Niépce, dessen Name in Aragos Bericht nicht vorkam, die Priorität zukam. Bisher war J. Herschel als Wissenschaftler mehr an der Theorie der Fotographie als an der Praxis interessiert. Als Herschel am 22. Februar 1839 vom späteren Admiral Francis Beaufort die bloße Nachricht von Daguerres Entdeckung erhielt, konnte er sich sofort eine ganze Reihe von Verfahren vorstellen. Die Tatsache, daß Natriumthiosulfat Silbersalze löst, von Herschel 1819 beschrieben, war anderen Experimentatoren bisher verborgen geblieben (Herschel, 1919). Bereits eine Woche nach Beauforts Nachricht gelang ihm die Herstellung seiner ersten Fotographie. Am 29. Januar 1839 trug er in sein Notizbuch ein: 79 „Daguerres Verfahren: versuche es nachzuahmen. Benötige 1. Sehr empfindliches Papier, 2. Eine sehr gute Kamera, 3. Mittel zum Aufhalten weiterer Schwärzung. Habe versucht, mit Natriumhyposulfit [Natriumthiosulfat] die Einwirkung des Lichtes aufzuhalten...mit sehr gutem Erfolg“. Am nächsten Tag notierte er: „Habe mit der aplanatischen Linse ein Bild des Fernrohres hergestellt...und Papier mit kohlensaurem Silber in den Brennpunkt gebracht. Es entstand ein Bild, weiß auf sepiafarbenem Grund,...das einem Natriumhyposulfitbad standhielt und sich im Licht dann nicht weiter veränderte. Daguerres Problem ist also gelöst...“(Gernsheim, 1983c). Herschel hatte völlig unabhängig erreicht, wozu andere Jahre benötigten, ihm war damals aber nicht bekannt, daß sein Aufnahmeverfahren sich von Daguerres und Talbots unterschied. Am 1. Februar 1839 besuchte Talbot Herschel. Dieser zeigte ihm seine Aufnahme des Fernrohres. In einem Brief vom 12. Februar 1839 teilte Herschel ihm, ohne Gegenleistung, sein Verfahren zur Herstellung von Fotographien mit. Am 14. März 1839 verlas Herschel der Royal Society seinen Bericht Note on the Foto vom Herschel-Fernrohr art of Photography, or The application of the (Januar 1839) chemical rays of light to the purpose of pictorial representation (Über die Kunst der Fotographie oder Die Anwendung der chemischen Lichtstrahlen zum Zwecke der Abbildung). Dabei wies er darauf hin, daß zum Fixieren von Fotographien das Natriumthiosulfat sehr viel besser geeignet sei als alle bisher beschriebenen Substanzen (Herschel, 1839). Herschel wird immer wieder als Wortschöpfer von „Fotographie“ (photo, griech.: phõs, phõtós = Licht; graphie, graph griech.: grapho = schreiben) in Verbindung gebracht. Er hatte das Zeitwort „fotographieren“ und das Eigenschaftswort „fotographisch“ mehrmals Anfang Februar 1839 in seinen Versuchsheften verwendet. Sir Charles Wheatstone (1802 - 1875) verwendete den Begriff „Fotographie“ in einem Brief an Talbot vom 2. Februar 1839. Herschel selbst schlug Talbot in einem Brief vom 28. Februar 1839 vor das von Talbot bevorzugte Wort „photogenisch“ durch „fotographisch“ zu ersetzen. Der deutsche Astronom J. H. von Mädler (1794 - 1874) hatte das Wort „Fotographie“ am 25. Februar 1839 in einem Artikel der Vossischen Zeitung verwendet. Der französischer Forscher Paul Desmarets hatte im Februar 1839 bei der Académie des Sciences ein durch Aragos Unterschrift beglaubigtes, versiegeltes Kuvert mit der Aufschrift Descripton d´un procédé photographique hinterlegt. Der Begriff „Fotographie“ taucht hier zum erstenmal in französischer Sprache auf. Allen zuvorgekommen aber war Antoine Hercules Florence (1804 - 1879), der in Nizza geboren seit 1830 im brasilianischen Campinas in der Provinz São Paulo lebte. Dieser führte zwischen 1833 und 1837 photographische Experimente durch, wie man erst 1977 erfuhr. Der Botaniker und Apotheker Joaquim Correra de Mello in 80 Campias bezeichnete sie im Jahre 1833 als „photographica“. Florence verwendete als Franzose das Verb „photographier“ und das Substantiv „photograhie“ erstmals in seinen Manuskripten vom 21. Januar und 19. Februar 1834 (Kossoy, 1977; Gernsheim, 1983c). Talbot, der sehr geschäftstüchtig und durch Herschels Erfindungen beeindruckt war, befürchtete, dieser würde ihm die Prioritätsansprüche absprechen. Herschels Artikel an die Royal Society vom 20. Februar 1840 Über die chemische Einwirkung der Strahlen des Sonnenspektrums auf Silber und andere, sowohl metallische als auch nichtmetallische Substanzen sowie über gewisse photographische Verfahren (Herschel, 1840) begann mit dem Satz, „Ich habe selbstverständlich nicht die Absicht, Mr. Talbots rechtmäßige und vorrangige Prioritätsanprüche anzufechten“. In diesem Artikel standen eine Fülle von wichtigen Angaben und Beobachtungen, die für die weitere Fotographie von großer Bedeutung waren. Die wichtigsten dabei waren: „1. Herschel betonte die Notwendigkeit absolut achromatischer Linsen, zu deren unerläßlichen Eigenschaften Bildfeldebnung und Bildschärfe zählten. 2. Er brachte die Begriffe „Negativ“ und „Positiv“ in die photographische Fachsprache ein (im ersten Bericht sprach er noch von „Erstübertragung“ beziehungsweise „Zweitübertragung“. Raoul Rochette hatte am 2. November 1839 in seinem Bericht über Bayards [Hippolyte Bayard (1801 - 1887)] Direktpositiv-Photographien von „effet positif“ geschrieben). 3. Herschel beschrieb ein Verfahren zur Erzeugung von Direktpositiv-Photographien auf Papier (vor der Bekanntgabe von Bayards Verfahren). 4. Im Zuge seiner Experimente mit der Photographie auf Glas stellte er fest, daß Negative wie Positive wirken, wenn man sie auf einen schwarzen Grund legte oder ihre Rückseite schwärzte - eine viele Jahre später in der Ambrotypie angewendete Methode. Von seinen Glasnegativen stellte er auch Positivabzüge her. [Unter Ambrotypie, verstand man eine von Frederick Scott Archer (1813 - 1857) und Peter Wickens Fry († 1860) entwickelte Variante des Kollodiumverfahrens, ein Kolloidiumpositiv auf Glas, das von 1852 bis ca. 1863 angewandt wurde]. 5. Herschel erkannte, daß Bromsilber sehr viel lichtempfindlicher war als alle anderen Silbersalze. (Das von J. F. Goddard [John Frederick Goddard (1795 - 1866)] vorgeschlagene Verfahren zur Erhöhung der Lichtempfindlichkeit der Daguerreotypie geht vermutlich auf diese Beobachtung zurück.). 6. Er glaubte, später einmal Farbphotographien herstellen zu können, nachdem er im Juli 1839 eine gelungene Aufnahme des Farbspektrums erhalten hatte, ohne die Farben jedoch fixieren zu können“. Auf die Verwendung von Glas kam Herschel, um die im Papier enthaltenen organischen Substanzen, die bei allen Papierverfahren Schwierigkeiten bereiteten, auszuschalten, sowie die Transparenz zu erhöhen. Niépce hatte schon vor Herschel mit der Fotographie auf Glas experimentiert, aber die Aufnahme des berühmten 81 zwölf Meter langen Fernrohres seines Vaters Friedrich Wilhelm Herschel, die er am 9. September 1839 in Slough machte, ist die älteste auf Glas erhaltene Fotographie. Dieses Original wird in einen Lederkästchen aufbewahrt, über das John Herschel später schrieb: „Sehr wertvoll; das letzte verbleibende Dokument eines alten Faktums, photographisch aufgezeichnet in der frühesten Kindheit der Photographie, aufgenommen irgendwann im September 1839 - zwischen dem 9. und Monatsende“ (Gernsheim, 1983c). Die Herstellung des Bildes geschah folgendermaßen: „Herschel überzog eine Glasplatte mit einer dünnen Schicht Chlor-, Jod-, oder Bromsilber, die er unmittelbar vor der Belichtung mit einer Silbernitratlösung bestrich und dann in feuchtem Zustand belichtete. Das Bild erschien bei Verwendung von Bromsilber, der empfindlichsten Substanz, innerhalb weniger Sekunden. Von solchen Negativen konnte man Positivabzüge herstellen, man konnte ihnen aber auch durch Schwärzung der Rückseite oder Auflegen auf schwarzem Grund die Wirkung von Positiven geben, wie das bei der Photographie des Fernrohres geschah. Alexander Herschel gibt an, sein Vater habe mehrere Aufnahmen auf schwarzem Karton aufgezogen und unter Glas gebracht. Er berichtet ferner, daß sein Vater in jener Zeit, da er Photographien auf Glas herstellte, den Besuch Talbots erhielt und seinem Gast eine Probe zeigte als ein Dokument des Fortschritts in der Photographie. Nach eingehender Untersuchung habe Talbot sie als einen „Riesenfortschritt“ bezeichnet. Er hatte eben erst von Herschel einen Brief (10. September) mit einem Bericht über sein Glasverfahren erhalten“ (Gernsheim, 1983c). Herschels Beiträge zur Fotographie war damit noch nicht beendet. In einem Memorandum vom Juni 1842 vor der Royal Society gab er die Cyanotypie (Blaudruck, Blueprint) bekannt. Dieses war das einzige Papierverfahren, das praktische Anwendung fand. Dabei spielte das „Cyanogen“ (gelbes Blutlaugensalz; K4Fe(CN)6 · 3 H2O) eine entscheidende Rolle bei der Herstellung der lichtempfindlichen Schicht. Wegen seiner geringen Lichtempfindlichkeit war es nur für Kontaktdrucke geeignet. Gleichzeitig war es das einfachste und billigste Kopierverfahren mit der größten Lichtbeständigkeit, sieht man von der Platinotypie ab. Das Papier mußte nach der Belichtung nur in kaltem Wasser gebadet werden. Diese Blaudrucktechnik benutzte Herschel immer dann, wenn er Abschriften von komplizierten Berechnungen oder anderen Schriftstücken brauchte, diese aber wegen möglicher Fehler beim Kopieren nicht aus der Hand gab. Damit wurde erstmals dokumentiert, daß die Fotographie die Arbeit des Kopisten übernahm. Andere Kopierverfahren waren die 1844 von Herschel entwickelten Goldsalzverfahren (Chrysotypie) und das Eisensalzverfahren (Amphitypie). Auf Herschel geht auch die Anthotypie (Ableitung von griech.: Blume) (1842) zurück. Dabei wurde das Papier nicht mit Hilfe von Salzen, sondern mit farbstoffhaltigen Säften verschiedener Blüten, in purer Form oder mit Alkohol verdünnt, bestri- 82 chen. Andere Verfahren waren die von Thomas Woods 1844 vorgestellte Catalysotypie. Hier wurde das Papier mit einer schwachen Lösung von Eiseniodid und Iodtinktur präpariert. Nach der Belichtung in der Kamera war noch kein Bild zu erkennen, aber es entwickelte sich im Dunkeln. Die Katalyse gab den Verfahren seinen Namen. Die Chromotypie bezog sich auf mehrere Varianten eines Verfahrens (1843), bei denen Chromsalze verwendet wurden. Bei der Energiatypie, später Ferrotypie (1844) von Robert Hunt erfunden, wurde das Papier mit einer Lösung von Bernsteinsäure und Gummi arabicum bestrichen, getrocknet, anschließend in einer Lösung von Silbernitrat gebadet. Das behandelte, getrocknete Papier konnte lichtgeschützt aubewahrt werden. Nach der Belichtung in einer Kamera wurde das Negativ mit einer Lösung von Eisensulfat und Gummi arabicum entwickelt. Hunt stellte ebenfalls 1844 die Fluorotypie vor. Dabei wurde das Papier mit Natriumfluorid präpariert und das Negativ mit Eisensulfat entwickelt (Gernsheim, 1983c; Müller, 1989). Herschel, der sich 1853 für einen Vergrößerungsapparat von J. J. Heilmann aus Pau aussprach, gab gleichzeitig seiner Hoffnung Ausdruck, sein alter Traum möge sich erfüllen, indem öffentliche Dokumente, Nachschlagewerke, Kartenmaterial, Manuskripte und ähnliches mit Hilfe von sehr kleinen Fotoapparaten auf mikroskopisch winzigen Negativen aufgenommen werden könne. Diese Mikroaufnahmen könnten dann von jedermann mit einem Vergrößerungsapparat auf lesbares Format gebracht werden. Diese Idee der Mikrofilmdokumentation wurde 1938 erstmals in größerem Umfange verwirklicht. Herschels Wunsch einer kleinen handlichen Kamera, mit der man „Schnappschüsse“, ein von ihm man geWilliam Henry Fox Talbot prägter Begriff, machen konnte, wurde noch zu seinen Lebzeiten erfüllt (Gernsheim, 1983e). Die Entwicklung der Fotographie wurde durch Patente von Fox Talbot, (vier Patente zwischen 1841 und 1851), erschwert. Die Entwicklungen, die zu den Patentrechten führten, waren größtenteils von anderen Forschern gemacht worden, wie z. B. im Patent vom 1. Juni 1843, in dem Talbot Natriumthiosulfat zum Fixieren des Bildes patentierte, obwohl Herschel dies schon 1839 öffentlich angeregt hatte. Trotzdem konnte auch er die Entwicklung der Fotographie nicht aufhalten, makiert das Todesjahr von Daguerre (1851) doch den Beginn einer neuen Epoche in der Geschichte der Fotographie, in dem die bereits bestehenden Verfahren wie die Daguerreotypie, Kalotypie und das Albuminverfahren auf Glas durch Fredrick Scott Archers nassem Kollodiumverfahren verdrängt wurden. Aber auch bei letzteren Verfahren meinte Talbot Anspruch zu haben. Dabei wurde mit Kollodium (Schießbaumwolle in 83 Äther aufgelöst) auf einem Glas ein dünner Film hergestellt (Gernsheim, 1983d). Herschel dehnte seine Forschungen auf den Ultraviolett- und Infrarotanteil des Lichtes aus. Dabei entdeckte er den nach ihm benannten Herschel-Effekt: Wird eine nicht-rotempfindliche Emulsion normal belichtet und anschließend mit Rotlicht belichtet, so verringert sich die Schwärzung des Bildes. Herschel bearbeitete weiterhin Fluoreszenzerscheinungen und beschäftigte sich mit der Farbenblindheit. 1849 erschien sein Standartwerk Outlines of Astronomy. Herschel bekeidete das Amt des Direktors der Königlichen Münze von 1850 bis Anfang 1856 und wurde dadurch finanziell unabhängig. Dabei scheiterten seine Reformversuche zur Einführung des Dezimalsystems der Münzen in England. Durch dieses Amt war er gezwungen, oft von zu Hause weg zu sein. Er litt an Gicht, Depressionen und brach körperlich infolge Überlastung zusammen. Nach dem Rücktritt vom Münzamt erholte er sich wieder und bearbeitete einen Katalog mit 5 079 Nebelflecken und Sternhaufen, der 1864 erschien. Ein weiterer Katalog mit 10 300 Doppelsternen erschien nach seinem Tod. Trotzdem fand dieser Universalgelehrte noch Zeit, einige Werke von Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Dante Alighieris (1265 1321) Inferno und am Ende seines Lebens den Ilias von Homer (lebte Ende des 8. Jh. v. Chr.) ins Englische zu übersetzen (Evans, 1972; Müller, 1989; Friedrich, 1992). Ein Sohn von John Herschel, Sir William John Herschel, der ein Richteramt in Bengalen bekleidete, führte dort 1858 die Daktyloskopie, das Verfahren zur Identifizierung eines Menschen durch Fingerabdrücke in seinem Jurisdiktionsbereich, ein. W. J. Herschel hatte in jahrelangen Untersuchungen bestätigt gefunden, daß sich im Muster der Hautleisten an der Fingerinnenseite keine Veränderungen ergeben. Später übernahm dies die Regierung von Bengalen, und kurz danach wurde die Daktyloskopie in Indien eingeführt. Sir Edward Henry hatte inzwischen in England eine Methode zur Klassifizierung von Fingerabdrücken entwickelt und in einem Buch vorgestellt. Als Polizeipräsident von London (1901), führte er bei Scotland Yard den Fingerabdruck ein (Gernsheim, 1983f). Literatur Denz C ( 1994) Karoline Herschel - experimentelle Feinarbeit als Lebenswerk. In: Denz C. (Hrsg.) Von der Antike bis zur Neuzeit - der verleugnete Anteil der Frauen in der Physik. Katalog zur Wanderausstellung. 2. Auflage. Copyright © 1993 Cornelia Denz, TH Darmstadt: 36-38 Evans DS (1972) Herschel, John Frederick William. In: Gillespie Ch. C. (Hrsg.), Dictionary of Scientific Biography, American Council of Learned Societies. Charles Scribner´s Sons, New York 6: 323-328 Freudig D (Hrsg.) (1996) Herschel, Sir Friedrich Wilhelm (William). Lexikon der Naturwissenschaftler. 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