Stationen
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S t a t i o n e n J u t t a B ra u n Jutta Braun Stationen Dieses Buch erscheint anlässlich des 60. Geburtstages von Jutta Braun. Danksagung Ich möchte mich ganz herzlich bedanken bei all denen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Für die Texte: Mag. Ursi Breidenbach Kunsthistorikerin und Galeristin, Leoben, Österreich Dr. Svetlana Rakic, Bloomington, Indiana, USA Prof. Dr. Karl-Dieter Ulke, Pähl Dr. Rudolf Lippert, Wolfratshausen Prof. Simon Hundmeyer, München Prof. Dr. Dionys Zink, Grafrath Prof. Dr. Joel & Erna Gwinn, Louisville, KY, USA Für die Fotografie: Jakob Braun, Germering Hans Gschwendtner, Kottgeisering Götz Lebküchner, Germering Für die Gestaltung und Herstellung: Hans Gschwendtner, Kottgeisering Alexandra Braun, Fürstenfeldbruck Braun-Verlag, Fürstenfeldbruck 2003 Titelbild: Zweisamkeit (Nr. 343) Das Buch ist als CD erhältlich. 2 Inhalt Vorwort Einführung Liebe zur Natur In den Appalachen Mondschein Schneesturm Expressive Symbolik Die Geschichte Sunwatch Trost Angst Arabische Nacht Der Winter geht Jogger Separation Ursprung Leben Kopfgeburten Kreislauf des Lebens Explosion Farbigkeit als lustvolles Erlebnis Küste Stolperstein Das Dorf Das Haus Abend am Meer Hot Spot Hoffnung Stadtbegegnung Andacht Begegnung Seite Sturmflut 71 Ausweg 73 Offene Mauer 75 Im Rückspiegel 77 Kommunikation I 79 Kommunikation II 81 Kommunikation III 83 Kommunikation V 85 Kommunikation VII 87 Kommunikation VIII 89 Baum der Bäume 91 Leben mit Natur – verbunden mit Kultur 93 Indian Spirit I 95 Indian Spirit II 97 Yucca 99 Meditation 101 Hyalite Falls 103 Sonnenfinsternis 105 In den Hügeln 107 Ägypten 109 Nil 113 Mongolei 115 Sommer in der Mongolei 117 Winter in der Mongolei 119 Transparenz in Form und Farbe 121 Geheimnis des Waldes 123 Überwältigt 125 Vergangenheit 127 Zweisamkeit 129 Ausstellungen 131 Biografische Notiz 133 Seite 5 6 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 3 4 Vorwort Wie kann das Schaffen einer bestimmten Künstlerin, eines bestimmten Künstlers in die Entwicklung der Kunst eingeordnet werden? Meine Aufgabe als Kunsthistorikerin liegt darin, Kunst zu kategorisieren und zu beurteilen. Ich will versuchen, gängige Begriffe für eine Beschreibung von Jutta Brauns Kunst heranzuziehen: Wenn ich das Oeuvre der Künstlerin in der Chronologie seiner Entstehung betrachte, erkenne ich, dass sie einen klar nachvollziehbaren Weg gegangen ist. Wie viele Künstler begann sie mit naturnahen Landschaftsdarstellungen. Doch schon bald löste sie sich von dieser Richtung, als sie merkte, dass sie der Naturalismus in den Gestaltungsmöglichkeiten stark einschränkte. Sehr schnell schlichen sich erste surrealistische Elemente in ihre Bilder. Jutta Braun arbeitete in einer Vielzahl an Techniken, wobei sie das Gegenständliche niemals ganz verließ. Wichtig war und ist für sie die Perfektionierung der Maltechnik. Sehr diszipliniert arbeitet sie stets an ihren Fertigkeiten. Thematisch interessiert sich die Künstlerin für die Welt hinter dem äußeren Anschein: Träume, Erinnerungen, Gefühle und Ahnungen. Auch Techniken, die mit dem Zufall arbeiten, wie das Schütten von Farbe auf die Leinwand, benutzt sie als Vehikel für Realitäten aus ihrem Unterbewusstsein. Dabei spielt die Aussagekraft der Farbe immer eine entscheidende Rolle. Meine kunsthistorische Kategorisierung lautet daher „expressiver Surrealismus". Eigentlich liegt bei der Betrachtung von Jutta Brauns Kunstschaffen aber ein viel persönlicherer Zugang nahe. Bei aller Theorie kann ich nicht umhin, die Bilder mit all meinen eigenen Erfahrungen (Träume, Erinnerungen, Gefühle und Ahnungen) zu sehen. Die Acrylbilder der Künstlerin regen zu Assoziationen an, die aus dem eigenen Unterbewusstsein kommen. Die Werke sind also Treffpunkt des Unterbewusstseins der Malerin und des Unterbewusstseins des Betrachters. Der vorliegende Katalog stellt einen Querschnitt des bisherigen Oeuvres Jutta Brauns anlässlich ihres 60. Geburtstags vor. Ich ermuntere alle Leser und Betrachter, die Bilder mit den Sinnen wahrzunehmen und für Assoziationen offen zu sein. Für ihre weitere künstlerische Entwicklung wünsche ich Jutta Braun viel Inspiration und auch ein Schäuflein Glück auf ihrem kreativen Weg. Ursi Breidenbach 5 Einführung Characteristic of Jutta Braun’s Art A constant characteristic of Jutta Braun’s art is its dreamlike quality that conveys the dreamlike nature of life and reality, a characteristic found in works of many Surrealist painters. Braun uses symbol-images to describe abstract (universal) concepts such as ‘communication,’ ‘universe,’ ‘circle of life,’ ‘birth of dream,’ ‘creation,’ ‘clouds,’ ‘explosion,’ etc., as suggested by the titles of her paintings. Her color abstractions, that sometimes indicate recognizable forms, most of all attempts to reflect the dreamlike, subconscious dimension of life and reality as the ‘true’ reality (surreality) and the essence of our existence. Color and its properties are important for understanding Braun’s ‘color-full’ work. The vibrant colors in her paintings are in constant fluctuation, each depending on and changed by another. If we remember that ‘color’ is in fact reflected light (light waves of certain lengths) and that all matter is nothing but condensed energy and light, we can begin to comprehend the meaning of her art. Color/light and its energy in Braun’s paintings symbolically stand for ‘matter’ itself — whether physical or imaginary; whether consciously recognized or only intuitively felt. The condensed and simplified signification for the sky, clouds, trees, rivers and seas, mountains and fields, houses and walls, and occasional human figuration — that all appear to be made of the same substance — intertwine in the artist’s mind. They all come together to create a unique and deeply personal vision of all-embracing life environment. The truly vast subject of Braun’s work unites the psychological, spiritual, and material worlds. The element of personal projection is clearly evident in Braun’s paintings: they show a spontaneous, expressive, and meditative approach. Her fantastic dreamlands, that include elements of both landscapes and cityscapes, are created with broad, visible brushstrokes that effortlessly flow through the picture space. The thick dark contours that enclose fragmented forms resemble the bars of stain-glass windows on medieval cathedrals, thus bringing in a feeling of the transience of time. Braun’s paintings combine linear with painterly approach. Rhythmically inflected contours and their linear patterns combined with vivid, multi-layered coloration suggest many levels of conscious and intuitive communication patterns, as well as different forms of ‘life,’ especially evident in her Communication series. Many layers of nuanced color construct abstract (universal) ‘land’ and ‘city’ surroundings in her fantastic environments. Certain elements that retain recognizable associations appear to be wrapped within blue infinity (of heavens or subconscious mind) suggested as the background space in most of her works. Braun’s paintings can be appreciated for their purely abstract qualities as well as their associative and symbolic implications. Different levels of reality — abstract and concrete, spiritual and physical — intertwine as exchanging signals in order to transmit the passage of ideas. Both ‘constructed’ and ‘reflected’ images in Braun’s paintings must be considered as relative and ambiguous rather than absolute signs for ‘reality’ (trees, buildings, figures) that always escapes the final definition of its ‘true’ nature. The idea of the ceaseless cycle and power of life is an underlying theme of her dense, often swirling compositions. An ever-changing fusion of colors in Braun’s paintings reinforces the philosophical concept of constant change and the message that everything is impermanent, fluid, and interdependent. This, in turn, relates to a vision of the true nature of ‘reality’ or ‘matter’ — or the true colors of the artist’s mind. This is a flowing vibrant world of light and color. The colors of Braun’s ‘experience’ express the intrinsic qualities of her mind — her intuitive perception of space and time, of the landscapes and towns around her. It almost seems as if the ‘light-energy’ of her mind is being released. After all, modern physics understands light (color) in a many-sided way: it is energy and it is also information, it is content, form, and structure. It is the potential for everything, and this potential for communication is the inherent meaning of Braun’s paintings. Svetlana Rakic November 2001 6 Charakteristik der Kunst von Jutta Braun (Übersetzung aus dem Amerikanischren) Eine konstante Charakteristik der Kunst von Jutta Braun ist ihre traumartige Qualität, welche die traumartige Natur des Lebens und der Realität überträgt, eine Charakteristik, die in den Werken vieler surrealistischer Maler zu finden ist. Braun gebraucht symbolische Bilder, um abstrakte (universale) Konzepte zu beschreiben, als da sind „Kommunikation“, „Universum“, „Kreislauf des Lebens“, „Geburt eines Traums“, „Schöpfung“, „Wolken“, „Explosion“, etc., wie sie als Titel ihrer Bilder erscheinen. Ihre Farbabstraktionen nehmen manchmal bemerkenswerte Formen an, die meisten davon versuchen die traumhafte, unterbewusste Dimension von Leben und Realität als die „wahre“ Realität (Surrealität) und das Wesen unserer Existenz zu reflektieren. Farben und ihre Besonderheiten sind wichtig, um Brauns farbenprächtiges Werk zu verstehen. Die pulsierenden Farben in ihren Bildern sind in ständiger Bewegung, alle von einander abhängig und verändert. Wenn wir daran denken, dass „Farbe“ in Wirklichkeit reflektiertes Licht ist (Lichtwellen bestimmter Länge) und dass alle Materie nichts weiter ist als geballte Energie und verdichtetes Licht, dann können wir beginnen, die Bedeutung ihrer Kunst zu erfassen. Farbe/Licht und ihre Energie stehen in Brauns Bildern symbolisch für die „Dinge“ an sich – ob tatsächlich physisch oder imaginär, ob bewusst wahrgenommen oder nur intuitiv gefühlt. Die verdichtete und vereinfachte Bedeutung von Himmel, Wolken, Bäume, Flüsse und Seen, Berge und Felder, Häuser und Wände und gelegentlich menschliche Figuren – das alles scheint aus der selben Substanz gemacht zu sein – verflechten sich mit dem Gemüt der Künstlerin. All das kommt zusammen, um eine einzigartige und tief empfundene Vision einer all umfassenden Lebenswelt zu schaffen. Das wahrhaft weitreichende Subjekt von Jutta Brauns Arbeit vereinigt die psychologische, geistige und materielle Welt. In Brauns Bildern ist das Element der persönlichen Projektion eindeutig: Sie zeigen eine spontane, ausdruckvolle und meditative Annäherung. Ihre phantastischen Traumländer, die sowohl Elemente von Landschaften wie auch von Stadtansichten einschließen, sind mit breiten, sichtbaren Pinselstrichen erzeugt, die mühelos durch den Bildraum fließen. Die dicken schwarzen Konturen, die fragmentierte Formen einschließen, ähneln den Bleifassungen der mittelalterlichen Kirchenfenster und bringen uns so ein Gefühl von der Vergänglichkeit der Zeit. Brauns Bilder verbinden den linearen mit dem malerischen Zugang. Rhythmisch geschwungene Konturen und ihre linearen Muster, kombiniert mit lebendiger, viel geschichteter Färbung, lassen zahlreiche Bewusstseinsebenen und intuitive Kommunikationsmuster, wie auch verschiedene Formen des „Lebens“ vermuten, besonders evident in ihrer Kommunikation Serie. Viele Lagen abgestufter Farben konstruieren abstrakte (universale) Land- und Stadtumgebungen in ihrer phantastischen Umwelt. Bestimmte Elemente, die beachtenswerte Assoziationen zurückhalten, scheinen umschlungen zu sein von blauer Unbegrenztheit (oder ebensolchem Himmel oder unbewusstem Geist), vorgestellt als der Hintergrundraum in den meisten ihrer Werke. Brauns Bilder können sowohl für ihre reine abstrakte Qualität wie auch für ihre assoziative und symbolische Tragweite geschätzt werden. Verschiedene Ebenen der Realität - abstrakt und konkret, spirituell und physisch – verflechten sich als sich austauschende Signale, um den Weg der Ideen zu übertragen. Beides, ‚konstruierte’ und ‚reflektierte’ Bilder in der Malerei Brauns, muss eher relativ und zweideutig denn als absolute Zeichen für ‚Realität’ (Bäume, Gebäude, Figuren) angesehen werden, die immer der endgültigen Festlegung ihrer „wahren“ Natur entfliehen. Die Idee vom ewigen Kreislauf und einer immerwährenden Kraft des Lebens ist ein zugrundeliegendes Thema ihrer dichten, oft sehr bewegten Kompositionen. Die ständig wechselnde Verschmelzung der Farben in Brauns Malerei verstärkt das philosophische Konzept vom ständigen Wandel und von der Botschaft, dass alles nicht von Dauer ist, immer veränderlich und voneinander abhängig. Dies wiederum, auf der anderen Seite, bezieht sich auf eine Vision von der wahren Natur der „Realität“ oder der „Materie“ – oder von den wahren Farben des Gemüts der Künstlerin. Dies ist eine strömend pulsierende Welt aus Licht und Farbe. Die Farben in Brauns Erlebniswelt drücken die innewohnenden Qualitäten ihres Geistes aus – ihre intuitive Aufnahme von Raum und Zeit, von Landschaften und Städten um sie herum. Es sieht fast so aus, als ob die „Licht - Energie“ ihres Geistes freigesetzt werde. Zu guter Letzt, die moderne Physik versteht Licht (Farbe) auf vielfache Weise: Es ist Energie und es ist gleichzeitig Information, es ist Inhalt, Form und Struktur. Es ist das Potential für alles, und dieses Potential für Kommunikation ist die innewohnende Bedeutung von Brauns Bildern. Svetlana Rakic, November 2001 7 8 Bilder entstehen durch die Gestaltung von Form und Farbe, ein Wechselspiel, in dem mal das Eine, mal das Andere zu dominieren scheint. Bei einer Künstlerin, deren Name eine Farbe ist, bietet sich ein Wortspiel an, das Name und Werk miteinander verbindet und das beispielhaft auch für andere Farben gelten kann. Gedanken eines Philosophen: Die Farbe Braun „Die Farben“, schreibt Ludwig Wittgenstein, “scheinen uns ein Rätsel aufzugeben, ein Rätsel, das uns anregt, - nicht aufregt.“ Der Philosoph hat gleich dreimal Recht. Erstens, weil tatsächlich jede Farbe Rätsel aufgibt. Zweitens, weil wir beim Anblick jeder Farbe gleichfarbene Dinge assoziieren. Drittens, weil zu jeder Farbe zwar vieles zu sagen, das Gesagte aber genauso wenig zu enträtseln ist wie die Farbe selbst. Aber stimmt das auch? Versuchen wir, an ein paar Erinnerungsbildern die Frage durchzuspielen, ob Farben Rätsel aufgeben und Vorstellungen von Dingen wachrufen, die nicht aufzulösen sind. Braun ist das B r o t , von dem die Mutter dem Kind eine Schnitte abschneidet. Später die Scheibe Brot im Krieg: auf der Herdplatte geröstet, mit Butter bestrichen und mit Salz bestreut, - ein ganzes Buffet lasse ich dafür stehen. Nachhaltig das Verbot, jemals eine Rinde wegzuwerfen. Wer das tat, verging sich am „lieben Brot“. Braun ist das H e r b s t l a u b . Es rauscht in den Bäumen. Es raschelt unter den Füßen. Es überwältigt Augen und Herz so unbändig, dass du denkst: wer in solcher Schönheit die Welt verlassen kann, muss die Gewissheit haben, dass er wiederkehrt. Übrigens changieren Herbstblätter, besonders Buche und Ahorn, im Sonnenlicht zu Gold. Goldgeränderte Madonnenmäntel spiegeln Herbstlaub unter blauem Himmel. Braun ist die E r d e , vor allem der Acker. Braun sind die im dunklen Erdreich gewachsenen Kartoffeln, die ich als Elfjähriger mit Händen „ausgemacht“ und, vorbei am Bauern, unterm Pullover versteckt heimgetragen habe. Braun sind meine beiden Schultaschen gewesen, meine festen Schuhe mit den runden Kappen, meine Holzsandalen mit den angenagelten Lederriemen. Braun leuchten alte K i r c h e n von innen, so hat sie Adolph Menzel in Breslau, Dresden und Prag gemalt. Kerzen bringen den Innenraum zum Leuchten, und manchmal kniet ein Beter in der Bank, der hüftabwärts mit dem Mauerbraun verschmilzt, während sein betendes Gesicht im Schein der flackernden Flammen aufglänzt. Dürers rätselhaft modern anmutendes Christusporträt in der Alten Pinakothek lebt aus solchen Brauntönen. Braun ist auch der Habit der F r a n z i s k a n e r . Ihr Braun steht für Armut, Nacktheit und Verzicht. Im Sterben verfügt Franziskus, dass man seinen Leichnam unbekleidet auf die bloße Erde legen soll. Dieses Braun! Worte können Farben nicht erklären, doch sie können beschwören, was an ihnen unerklärbar ist. Karl-Dieter Ulke 9 10 Eine gute Farbauswahl ist der Spiegel von Stimmung und Empfindung. Nicht der Korrespondenz zwischen Malerei und Musik, auch nicht dem Zusammenspiel von Farbe und Klang messe ich überdurchschnittliche Bedeutung bei, sondern dem Vorgang, in dessen Verlauf aus absoluter Stille und aus dem Unbewussten Farbe sich entwickelt. Kandinsky äußerte die Überzeugung, dass die Welt der Farben und Formen ebenso wie Musik aus der Tiefe der Seele aufsteigt. Durch die Kraft der Farbwahl wird die Intensität der Symbolik in den Bildern beeinflusst und verstärkt. Die unterschiedlichen Empfindungen, die Form und Farbe auslösen, sind gewollt. Die Oberfläche der Leinwand wird so zum Schauplatz von Bewegung, Konflikten und Lösungen. Mein Ziel ist es, dass Farbzonen, die nach ihrer Wertigkeit, ihren Überschneidungen oder ihrer Schattierung vor- oder zurücktreten, immer wieder neue Einblicke in imaginäre Tiefen freigeben. Jutta Braun 11 12 Liebe zur Natur Zu Beginn meiner Malerei entstanden Landschaften, mit der ich meine Liebe zur Natur ausdrücken wollte. 13 14 In den Appalachen Acryl auf Hartfaserplatte, 40/50 cm (Nr. 125) 15 16 Mondschein Acryl auf Hartfaserplatte, 30/24 cm (Nr. 113) 17 18 Schneesturm Acryl auf Hartfaserplatte, 30/40 cm (Nr. 101) 19 20 „Expressive“ Symbolik Die intensive Beschäftigung mit dem Medium Farbe veränderte meinen Stil. Surreale und symbolische Elemente vermischen sich mit der Natur. 21 22 Die Geschichte Mischtechnik, 60/80 cm (Nr. 318) 23 24 25 Sunwatch Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 60/50 cm (Nr. 203) 25 26 Trost Acryl auf Leinwand, 70/50 cm (Nr. 230) 27 28 Angst Acryl auf Hartfaserplatte, 30/40 cm (Nr. 172) 29 30 Arabische Nacht Acryl auf Leinwand, 70/50 cm (NR. 333) 31 32 Der Winter geht Acryl auf Leinwand, 70/50 cm (Nr. 334) 33 34 Jogger Mischtechnik, 60/80 cm (Nr. 306) 35 36 Separation Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 50/60 cm (Nr. 241) 37 38 Ursprung Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 40/30 cm (Nr. 212) 39 40 Leben Mischtechnik, 80/100 cm (Nr. 311) 41 42 Kopfgeburten Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 316) 43 44 Kreislauf des Lebens Mischtechnik, 60/80 cm (Nr. 313) 45 46 Explosion Mischtechnik, 80/60 cm (Nr. 320) 47 48 Farbigkeit als lustvolles Erlebnis Beim Experimentieren mit Farben und verschiedenen Techniken entstanden durch das Gießen der Farben auf die Leinwand, dem Auswaschen mit Wasser und dem gleichzeitigen Bewegen der Leinwand Strukturen, die anschließend mit dem Pinsel bearbeitet wurden. Dabei füllte sich das Ganze mit einem assoziativen Inhalt. 49 50 Küste Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 273) 51 52 Stolperstein Acryl auf Leinwand, 80/80 cm (Nr. 328) 53 Kraft aus der Tiefe bricht hervor, geballt, steigt hoch. Fang sie ein, Natur -, lenke sie, dass sie sich löse! Rudolf Lippert 54 Das Dorf Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 301) 55 56 Das Haus Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 260) 57 Natur führt zum Schweigen – Zur Stille –, Zur Stille, die uns zu uns führt, – zu unserem Ich – Von da eine Brücke schlägt zum Unendlichen – Zum Ewigen – Zur Erkenntnis – Zu Gott, – Zu Gott, der in uns ist, – Um uns ist – Im Unendlichen ist – In Ewigkeit ist. Lasst uns schweigen! Lass uns öffnen! Du hilfst uns, – Natur. Rudolf Lippert 58 Abend am Meer Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 275) 59 Leuchtende Kraft und Tiefe, die das Dunkel durchbricht, Hoffnung – Erlösende Freude, Die zum Blau des Himmels strebt. Befreiung -, Die Freude bringt. Leuchtende Kraft! Rudolf Lippert 60 Hot Spot Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 271) 61 62 Hoffnung Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 288) 63 64 Stadtbegegnung Acryl auf Hartfaserplatte, 80/60 cm (Nr. 321) 65 66 Andacht Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 265) 67 68 Begegnung Acryl auf Leinwand, 80/60 cm (Nr. 285) 69 70 Sturmflut Mischtechnik, 60/80 cm (Nr. 308) 71 72 Ausweg Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 70/50 cm (Nr. 339) 73 74 Offene Mauer Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 315) 75 Im Rückspiegel Warum geht man in eine Ausstellung? Wahrscheinlich weil einen das Schaffen einer Künstlerin interessiert. Und warum kauft man ein Bild und gerade dieses? Wahrscheinlich nicht wegen der Technik, dem besonderen Pinselstrich etwa; eher wohl weil es einen anspricht, weil es meine innere Befindlichkeit, meine Hoffnungen, Wünsche, Ängste und die Widersprüchlichkeiten in mir spiegelt. Realität und Traum fließen ineinander; heftige Bewegung, lebenspralle Dynamik mit Einschlüssen der vier Elemente der uns umgebenden Natur im Vordergrund, Ruhe, ja sogar Beschaulichkeit im Hintergrund. So drückt sich das Leben in seiner Vielfältigkeit aus. Morgen schon bin ich ein anderer und würde meine Eindrücke wohl auch anders beschreiben. Deswegen habe ich das Bild erstanden. Simon Hundmeyer 76 Rückspiegel Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 283) 77 78 Kommunikation I Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 257) 79 80 Kommunikation II Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 263) 81 Die heutige Welt, in ihrer globalen Vielfältigkeit, kann nicht mehr in ihrer Gesamtheit gesehen werden. Ausschnitte aus Ereignissen, Landschaften, Konstrukten, Ideen und Phantasien wechseln sich in rascher Folge ab. Im Augenblick noch festgehalten, im nächsten schon durch ein anderes Bild ersetzt. Manches fügt sich zu einem Ganzen, anderes bleibt getrennt, sogar widersprüchlich, und doch ist alles immer diese Welt. Bilder entstehen und vergehen, verändern sich beim Betrachten. Natur erscheint in ihrer Schönheit und in ihrer Verfremdung, Menschen tauchen schemenhaft auf, ihre Produkte im Raum zwischen Realität und Phantasie und alles ist wie in einem großen Netzwerk miteinander verbunden. The world today, in its global diversity, can no longer be viewed in its totality. Elements of incidents, landscapes, constructs, ideas and fantasies change quickly. You capture one in the twinkle of an eye, but immediately it is replaced by another image. Some fit together as a whole, but others remain separated, even contradictory; nevertheless, everything is of this world. Pictures arise and fade away; they alter as you view them. Nature appears in its beauty and in its alienation. Shadowy human figures emerge; their creations appear in the space between reality and fantasy, but everything is connected in a big network. 82 Kommunikation III Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 266) 83 84 Kommunikation V Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 268) 85 86 Kommunikation VII Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 279) 87 88 Kommunikation VIII Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 280) 89 90 Baum der Bäume Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 282) 91 92 Leben mit Natur – verbunden mit Kultur Die Studienaufenthalte in den USA 1980/81, 1989 u. 1990 ließen meine Leidenschaft zur Natur in den folgenden fünf Werken wieder stärker hervortreten. Die Kultur der Indianer hat besonderen Eindruck hinterlassen. 93 94 Indian Spirit I Mischtechnik, 80/60 cm (Nr. 303) 95 96 Indian Spirit II Mischtechnik, 80/60 cm (Nr. 304) 97 98 Yucca Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 60/80 cm (Nr. 194) 99 In dieser Zeit der Maßlosigkeit, der Betriebsamkeit, des Geschwätzes, der Achtlosigkeit, missverstandener Freiheit, der Lust, der Lieblosigkeit bedarf der Mensch der Stille, der Besinnung, des Schweigens -. Rudolf Lippert 100 Meditation Acryl auf Leinwand, 100/80 cm (Nr. 224) 101 Ausgleich gegen die Hetze der Zeit – Das Gleiten im Wasser – Das Erleben des Grüns der Natur – Wer es erkennt, beglückt sich und andere, Denn Erkenntnis allein schon Bringt Licht in die Welt, Wärme, Sonne. Rudolf Lippert 102 Hyalite Falls, Montana Mischtechnik, 80/100 cm (Nr. 232) 103 104 Sonnenfinsternis Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 238) 105 106 In den Hügeln Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 40/30 cm (Nr. 213) 107 108 Ägypten Die Ausstellung „Im Reich der Pharaonen – Ägypten“ in der Kunsthalle der Stadt Leoben war Anlass für die Ausstellung: „Ägypten aus Künstlersicht“ Kunstraum Leoben, Oktober 2001 109 110 Nile Prominently, the blue trace of the Nile, Africa’s mightiest river, winds itself through the almost square painting by artist Jutta Braun. The banks and delta are hemmed in green. Yet, before this association with a "map" dominates, the attention of the observer is drawn to two heads in profile, in the style of ancient Egyptian paintings, like mirror image opposite one another. The two are separated by the river, but, at the same time, cleverly bound to each other back to back. Finely dotted lines fix the eyes of these heads on objects suspended at the same height: a pyramid at the right side, and an ever so slightly suggested human mummy on the left. Motionless but alert, the faces appear once more geography enters in the male (?) oriented toward the East, the female (?) turned toward the West. Dynamically following the direction of the river, an imaginary perpendicular line marks the second dimension of the painting. It runs from the bright, sun-like bow at the lower "Southern" edge of the composition to an almost golden pyramid in the "North." It is enclosed in an almond-shaped eye located inside the dark green river delta. With the mummy on the left and the pyramid on the right, it forms a triangle. Ocher dominates the painting. The artist uses sand to enhance the image of the desert, the panoramic background of the descriptive concept of the painting. Jutta Braun gave this work the title "Nile" and with it she fixed, to a degree, the symbolic content of her imagery. She pays homage to the river bringing life to the desert and endowing it with fertility. She awakens our memory of the ancient waterway, fostering communication, commerce, and balance of power between the two empires of the pharaohs. If, however, we take the theoretical fact as assumption that the observer completes the offering of the artist, then the picture divulges a secret, which slumbers under the surface of the waters of the Nile and the sands of the desert. Is not the image of a double head attributed to the Roman Janus, looking forward and backward in time, the "terminus" separating the spatial here and there, the attribute of the god capturing the moment in space and time, who separates the "here" from the "hither and yon?" If we follow this symbolic structure of the painting, the surface of the Nile becomes the Greek "Acheron," the river where Charon, the ferryman rows the souls of the departed to the realm of the dead. There, in the delta, they reach the pyramid, their future home. Such a house of souls is also in the focus of the face turned toward the "East," while the face directed toward the "West" seems to fasten onto the past life of the mummy. Yes, the painting reminds us of a border, the border between life and death. Already, we, the viewers are carried along by the river. Dionys Zink (Translation by Joel & Erna Gwinn) 111 Nil Unverkennbar windet sich der blaue Strich des mächtigsten Stroms Afrikas durch das annähernd quadratische Bild der Künstlerin Jutta Braun. Grün gesäumt sind die Ufer und das Delta. Doch ehe die Assoziation der „Landkarte“ den Eindruck des Betrachters besetzt, fesseln zwei seitenprofilierte Köpfe, im Stil altägyptischer Wandmalerei konzipiert und beinahe spiegelverkehrt einander abgewandt, seinen Blick. Beide werden sie vom Fluss getrennt und zugleich von ihm doch „hinterhältig“ miteinander verbunden. Feine, gestrichelte Linien fixieren die Augen der Häupter auf in gleicher Höhe schwebende Objekte, auf eine Pyramide zur Rechten, auf eine nur angedeutet– mumifizierte Menschengestalt zur Linken. Unbewegt aufmerksam erscheinen die Gesichter des – wiederum meldet sich die Geographie – nach „Osten“ gewandten Mannes (?) und der „westlich“ orientierten Frau (?). Dynamisch dem Lauf des Flusses folgend, markiert eine imaginäre Senkrechte die zweite Dimension des Bildes. Sie verläuft vom lichten, sonnenähnlichen Halbbogen am unteren, „südlichen“ Rand der Komposition zu einer beinahe goldenen Pyramide im „Norden“, die, in ein mandelförmiges Auge gefasst und ins kräftig–grüne Stromdelta gelagert, mit der Mumie zur Linken und der Pyramide zur Rechten ein Dreieck bildet. Ocker beherrscht das Bild. Der von der Künstlerin mitverwendete Sand verstärkt den Eindruck der „Wüste“, des landschaftlichen Hintergrunds der Bildaussage. Jutta Braun hat ihrem Bild den Titel „Nil“ gegeben und so den Symbolgehalt ihrer Darstellung in gewisser Hinsicht festgelegt. Sie huldigt damit dem Fluss, der Leben in die Wüste bringt und diese mit Fruchtbarkeit beschenkt. Sie weckt die Erinnerung an den uralten Weg der Kommunikation, des Handels und der Machtbalance zwischen den beiden Reichen der Pharaonen. Macht man freilich die erkenntnistheoretische Tatsache zur Vorraussetzung, dass der jeweilige Betrachter die Vorgabe des Künstlers vollendet, dann gibt das Bild Brauns ein Geheimnis preis, das unter der Oberfläche des Wassers des Nils und des Sands der Wüste schlummert. Ist nicht die Doppelköpfigkeit das bildliche Attribut des zeitlich voraus- und zurückblicken-den römischen Janus´, des Terminus´ zugleich, der das räumliche Einerseits vom Andererseits trennt, das Attribut der Gottheit des zeitlichen und räumlichen Augen-Blicks also, der das „Jetzt“ gegen das Zukünftige und Vergangene, das „Hier“ vom Hüben und Drüben scheidet? Folgt man dieser symbolischen Grammatik des Bilds, dann wird der „Nil“ der Oberfläche zum „Acheron“ der Griechen, zu jenem Fluss, auf dem Charon, der Fährmann, die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich rudert. Dort, im Delta, erreichen sie die Pyramide, die ihnen künftig Wohnung gibt. Ein solches Seelenhaus hat auch das nach „Osten“ gerichtete Antlitz im Blick während das nach „Westen“ gewandte Gesicht noch das in der Mumie vergangene Leben festzuhalten sucht. Ja, das Bild erinnert uns auch an eine Grenze, an die Grenze zwischen dem Leben und dem Tod. Schon trägt auch uns, die Betrachter, der Fluss! Dionys Zink 112 Nil Mischtechnik, 80/80 cm (Nr. 322) 113 114 Mongolei Ausstellung: „Dschingis Khan und die Mongolei aus Künstlersicht“ Kunstraum Leoben Oktober 2002 Anlässlich der großen Ausstellung „Die Erben des Dschingis Khan“ in der Kunsthalle der steirischen Stadt Leoben (Österreich) wurden ausgewählte Künstler und Künstlerinnen eingeladen, ihre Ideen zur Mongolei kreativ umzusetzen. Auch Jutta Braun nahm an der daraus entstehenden Ausstellung in der Galerie Kunstraum - Leoben mit zwei Arbeiten teil. Mit großem technischen Können stellte sie die unendlich weite Landschaft der Mongolei im Sommer und im Winter dar. Vor allem die sich bei unterschiedlicher Beleuchtung wandelnden Farbeffekte, die durch viele übereinandergelegte lasierende Schichten zustande kommen, machen den Reiz dieser meditativen Bilder aus. Ursi Breidenbach 115 116 Sommer in der Mongolei Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 337) 117 118 Winter in der Mongolei Acryl auf Leinwand, 60/80 cm (Nr. 338) 119 120 Transparenz in Form und Farbe Ein Farbspiel mit kristalliner Wirkung 121 122 Geheimnis des Waldes Acryl auf Leinwand, 160/60 cm (Nr. 341) 123 124 Überwältigt Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 50/40 cm (Nr. 340) 125 126 Vergangenheit Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 50/40 cm (Nr. 342) 127 128 Zweisamkeit Acryl auf Spanplatte mit Leinwand kaschiert, 30/30 cm (Nr. 343) 129 130 Ausstellungen April 1998 März 1999 Januar 2000 März – Juli 2000 August 2000 September 2000 Juni 2001 Juli 2001 Oktober 2001 Januar 2002 Oktober 2002 September 2003 Braun Verlag (Einzelausstellung) Fürstenfeldbruck Ausstellungshalle (Einzelausstellung) Velden Kunstaktionsstage (Ausstellungsbeteiligung) Germering Fa. Siemens (Einzelausstellung) Essen Aft House (Einzelausstellung) Cincinnati/Ohio, USA Franklin College (Einzelausstellung) Franklin/Indiana, USA Huff Gallery Spalding University (Einzelausstellung) Louisville/Kentucky, USA Kunstraum (Ausstellungsbeteiligung) Leoben, Österreich Kunstraum (Ausstellungsbeteiligung) Thema: Ägypten Leoben, Österreich Forum der Stadthalle (Einzelausstellung) Germering Kunstraum (Ausstellungsbeteiligung) Thema: Dschingis-Khan und die Mongolei Leoben, Österreich Bergen, Norwegen (Einzelausstellung) 131 132 Biografische Notiz: Geboren 1943 in Aussig. Lebt seit 1970 in Germering. Seit 1980 Weiterbildung in der Malerei. 1980/81 einjähriger Studienaufenthalt in Louisville/KY USA. 1989 und 1990 mehrmonatiger Studienaufenthalt in Cincinnati/OH USA. Außerdem mehrere längere Studienreisen durch die USA und Kanada. Seit 1995 freischaffende Malerin. September 2000 auf Einladung des Franklin College Leitung eines Workshops für Kunststudenten. 2001 Kunst-Gesprächskreis Germering gegründet. 133