Benchmarking des Business-Angels

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Benchmarking des Business-Angels
Benchmarking des
Business-Angels-Marktes
Abschlussbericht
4 November 2002
ZUSAMMENFASSUNG........................................................................................................................................................... 3
1.
EINFÜHRUNG................................................................................................................................................................. 4
1.1.
1.2.
2.
ZIELSETZUNG DES BERICHTS...................................................................................................................................4
GLIEDERUNG DES BERICHTS.....................................................................................................................................5
POLITISCHER HINTERGRUND ................................................................................................................................ 6
2.1
2.2
EFFIZIENTE UND INTEGRIERTE KAPITALMÄRKTE .............................................................................................6
DIE ROLLE DER BUSINESS A NGELS .........................................................................................................................7
2.2.1. Definitionen und Operationsmodell........................................................................................................... 7
2.2.2. Finanzierung durch Business Angels......................................................................................................... 9
2.2.3. Die verschiedenen Arten von Business Angels .......................................................................................11
2.3 BUSINESS A NGELS IN EUROPA................................................................................................................................12
2.3.1. Investitionen von Business Angels............................................................................................................12
2.3.2. Business-Angels-Netze.................................................................................................................................13
2.3.3. Zahl der Netze...............................................................................................................................................16
2.4 EU-POLITISCHER KONTEXT ...................................................................................................................................17
2.4.1. Risikokapital-Aktionsplan.........................................................................................................................17
2.4.2. Ergebnisse der Pilotaktion „Business-Angels-Netzwerke“.................................................................17
2.4.3. Unterstützung für innovative Unternehmen............................................................................................20
3.
RAHMENVORGABEN FÜR DAS BENCHMARKING..........................................................................................20
3.1.
3.2.
4.
INTERAKTIONSMODELL .....................................................................................................................................20
KONZEPT FÜR DAS BENCHMARKING DES BUSINESS-A NGELS-M ARKTES.......................................................22
POLITISCHE MASSNAHMEN UND UMFELD......................................................................................................23
4.1. UNTERNEHMERKULTUR .........................................................................................................................................23
4.2. BESTEUERUNG ..........................................................................................................................................................23
4.2.1
Einführung.....................................................................................................................................................23
4.2.2
Kapitalertragssteuern in den Mitgliedstaaten.......................................................................................24
4.3. REGULATORISCHES UMFELD..................................................................................................................................28
4.3.1
Administrative Hindernisse........................................................................................................................28
4.3.2
Entwicklung von politischen Maßnahmen .............................................................................................29
5.
PARTNERSCHAFTEN MIT BUSINESS-ANGELS-NETZEN ..............................................................................29
5.1. VERSTÄRKTE SENSIBILISIERUNG.....................................................................................................................29
5.2. QUALIFIZIERUNGSMASSNAHMEN FÜR BUSINESS A NGELS UND UNTERNEHMER ..........................................30
5.3. BETEILIGUNGSVORBEREITUNG..............................................................................................................................32
5.4. QUALITÄT UND VERTRAUENSWÜRDIGKEIT DER NETZE .................................................................................34
5.4.1
Verhaltenskodex...........................................................................................................................................34
5.4.2
Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen ..................................................................................36
5.4.3
Integrationsfähigkeit...................................................................................................................................36
5.5 FINANZIERUNG DER BUSINESS-A NGELS-NETZE .................................................................................................37
6.
ZUSAMMENFÜHRUNG VON BUSINESS ANGELS UND UNTERNEHMERN................................................38
6.1. DER M ATCHING-PROZESS .......................................................................................................................................38
6.1.1. Vorgehensweise der Netze..........................................................................................................................38
6.1.2. Nationale Matching-Dienste .....................................................................................................................40
6.2. M ULTIPLIKATORWIRKUNG DURCH KOOPERATION .........................................................................................41
6.2.1
Kooperation mit anderen Investorengruppen ........................................................................................41
6.2.2
Integrierter Ansatz .......................................................................................................................................43
6.3. GRENZÜBERSCHREITENDE A KTIVITÄTEN ..........................................................................................................44
7.
SCHLUSSFOLGERUNG UND EMPFEHLUNGEN.................................................................................................45
7.1.
7.2.
SCHLUSSFOLGERUNGEN DER UNTERSUCHUNG ...................................................................................................45
EMPFEHLUNGEN .......................................................................................................................................................47
2
ZUSAMMENFASSUNG
Bei der Beschaffung von Finanzmitteln für die Eigenkapitalfinanzierung in der Anlauf- und
Frühphase sind junge Unternehmen zunehmend auf Business Angels, wohlhabende
Privatinvestoren, angewiesen. Die Gründe hierfür sind unter anderem in veränderten Bedingungen im
Bankgewerbe zu suchen, die das Kreditgeschäft mit kleinen Unternehmen für die Banken aufgrund
geringer Margen und hoher Gemeinkosten unattraktiv machen. Hinzu kommt, dass
Risikokapitalfonds vielfach nicht in der Lage sind, die große Zahl kleinerer Abschlüsse mit
weitreichenden Due-Diligence-Anforderungen zu bewältigen. Es ist besonders bei den derzeit
schwierigen Marktbedingungen entscheidend, dass Business Angels weiterhin in der Lage sind,
Investitionen zu tätigen.
Business Angels helfen mit finanziellen Mitteln, aber auch mit ihrer Erfahrung als
Manager und verbessern damit die Überlebenschancen von Unternehmen in der Anlaufphase
beträchtlich. Business-Angels-Netze führen die Förderer zusammen und sorgen für eine erhöhte
Effizienz bei der Vermittlung geeigneter Partner, indem sie den Business Angels geeignete
Unternehmen vorstellen.
Von seinen Grundlagen her ist der Business-Angels-Markt informell organisiert. Die meisten
Business Angels wollen anonym bleiben und wollen vermeiden, dass Informationen über ihre
Investitionstätigkeit an die Öffentlichkeit gelangen. Alle Angaben über die tatsächlichen und
potenziellen Dimensionen des Business-Angels-Beteiligungsmarktes stützen sich somit auf
Vermutungen, und es kann keinesfalls mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass eine
bestimmte Stichprobe von Business Angels repräsentativ ist. Das Fehlen verlässlicher Informationen
schließt also ein auf statistische Daten gestütztes Benchmarking aus, und bei Rückschlüssen auf
den gesamten Markt der Business Angels ist Vorsicht geboten. Für fundierte und auf
sachliche Grundlagen gestützte politische Entscheidungen werden mehr Daten über den BusinessAngels-Beteiligungsmarkt benötigt.
Die Kapitalertragssteuer hat direkte Auswirkungen auf die Kapitalrendite. Ein steuerliches
Umfeld, das Kapitalgeber zur risikoreichen Investitionen ermutigt, kann durch eine niedrige
Kapitalertragsbesteuerung für Beteiligungen von Business Angels oder aber durch die Einführung von
Beteiligungsstaffeln begünstigt werden, die Beteiligungen für Business Angels attraktiv machen.
Eine verstärkte Sensibilisierung für Nutzen und Leistungen von Business Angels und BusinessAngels-Netzen ist der erste Schritt zu einer vermehrten Investitionsbereitschaft von Business Angels.
Um potenzielle Förderer und Unternehmer über die Vorzüge von Business-Angels-Netzen
aufzuklären, müssen die Netze, aber auch der öffentliche Sektor Zeit aufwenden und konzentriert
vorgehen.
Die Aussichten von Unternehmern, für ihr Vorhaben Business Angels zu finden, die bereit sind, in das
Unternehmen zu investieren, können durch eine bessere Beteiligungsvorbereitung der
Unternehmer verbessert werden. Dies ist deshalb so wichtig, weil sich die Unternehmer der
Unterschiede zwischen verschiedenen Finanzierungsquellen und der besonderen Ansprüche von
Business Angels bewusst sein müssen.
Business-Angels-Netze müssen darauf achten, ihre Integrität und ihren Ruf zu schützen. Ein
Mittel hierzu ist die Aufstellung eines Verhaltenskodex, der zwar keine Garantie für die Einhaltung
von Verhaltensregeln bieten kann, der jedoch gezielt auf kritische Punkte hinweisen kann, die es zu
beachten gilt. Letztlich ist die Vertrauenswürdigkeit jedes einzelnen Business Angels, Unternehmers
und Netzes entscheidend dafür, ob der Markt den hohen ethischen Ansprüchen gerecht wird.
3
Business-Angels-Netze haben häufig Schwierigkeiten, ihre Betriebsausgaben auf eine sichere
Grundlage zu stellen. Da jedoch die Dienstleistungen der Netze für das Funktionieren eines
Business-Angels-Marktes unverzichtbar sind, beziehen viele Netze finanzielle Zuschüsse von lokalen,
regionalen oder staatlichen Behörden.
Als Schlussfolgerung aus den Untersuchungen spricht der Bericht die folgenden Empfehlungen
aus:
• Langfristig angelegte Sensibilisierungskampagnen sind in zahlreichen Mitgliedstaaten und
in den Beitrittsländern das Mittel der Wahl, um den Nutzen des Business-Angels-Marktes für
potenzielle Förderer und Unternehmer nach außen darzustellen.
• Das Sammeln von Daten über die Akteure am Business-Angels-Markt sollte die Grundlage
für sachlich fundierte Entscheidungen bilden.
• Es sollte ein Business-Angels-Panel auf europäischer Ebene geschaffen werden, in welchem
die Business-Angels-Gemeinschaft betreffende Sachfragen erörtert werden.
• Die Mitgliedstaaten müssen verstärkt darauf achten, welche Auswirkungen steuerliche
Maßnahmen auf die Investitionsbereitschaft von Business Angels haben.
• Business-Angels-Netze sind bei ihren Aktivitäten vielfach auf Unterstützung durch lokale und
regionale Behörden angewiesen. Business-Angels-Netze sollten durch größtmögliche
Transparenz und die Annahme eines verbindlichen Verhaltenskodexes hohe ethische Standards
setzen.
1. EINFÜHRUNG
1.1.
Zielsetzung des Berichts
Als Business Angels bezeichnete, informell operierende Einzelinvestoren finanzieren und beraten viele
Unternehmen in der Anfangsphase. Mit der Weitergabe ihrer Erfahrung und der Erweiterung der
finanziellen Möglichkeiten von Unternehmern leisten die Business Angels einen Beitrag zu Wachstum
und Beschäftigung in Europa und fördern den Unternehmergeist in den europäischen Kultur.
Bei der Beschaffung von Finanzmitteln für die Eigenkapitalfinanzierung in der Anlauf- und Frühphase
sind junge Unternehmen zunehmend auf Business Angels angewiesen, da Risikokapitalfonds vielfach
nicht in der Lage sind, eine große Zahl kleinerer Abschlüsse mit weitreichenden Due-DiligenceAnforderungen zu bewältigen. Die übliche Quelle für die Beschaffung von Gründungs- und
Anfangskapital waren in Europa bisher Bankkredite, doch ist das Kreditgeschäft für die Banken
aufgrund hoher Gemeinkosten zwischenzeitlich unattraktiv geworden.
Um ein günstiges Investitionsklima zu schaffen, muss die Bedeutung der Business Angels und der
Business-Angels-Netze entsprechend ihrem Stellenwert Anerkennung in der Politik finden. Der
Schwerpunkt des vorliegenden Berichts über das Benchmarking-Projekt für den Business-AngelsMarkt liegt daher auf den Möglichkeiten, die dem öffentlichen Sektor zu Gebote stehen, um die
Aktivitäten von Business Angels und Business-Angels-Netzen zu fördern.
Das Projekt wurde von einer von der Generaldirektion Unternehmen der Europäischen Kommission
eingesetzten Expertengruppe durchgeführt, der von den Regierungen nominierte Experten sowie
Sachverständige aus der Privatwirtschaft angehörten. Mit dieser Zusammensetzung wurde eine für
die Arbeit der Gruppe höchst fruchtbare Grundlage geschaffen.
Ausgangspunkt für das Projekt war die in verschiedenen Foren getroffene Feststellung, dass die
potenziellen Investitionskapazitäten der Business Angels in Europa nicht in vollem Umfang
ausgeschöpft werden. In vielen Mitgliedstaaten waren die Aktivitäten der vorhandenen Business4
Angels-Netze nicht soweit entwickelt, dass diese in der Lage gewesen wären, Investoren und
Projekte effektiv zusammenzuführen. Mit dem Benchmarking-Projekt wurde das Ziel verfolgt,
beispielhafte Verfahrensweisen aufzuzeigen und Benchmarks als Bezugsgrößen für eine
Verbesserung der Situation aufzustellen.
Die ursprüngliche Formulierung für die Zielsetzung des Benchmarking-Projekts lautete: „Den
Zugang von KMU zu Beteiligungen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase verbessern, indem
in den Mitgliedstaaten verstärkt auf das Potenzial von Business Angels aufmerksam gemacht
wird, entsprechendes Kapital auch in Situationen bereitzustellen, in denen Banken zögern.“
Die grundlegenden Vorgaben für das Benchmarking-Projekt lieferte das Mehrjahresprogramm für
Unternehmen und unternehmerische Initiative (2001-2005)1, in dem der Rat die Bedeutung der
Business Angels für eine auf Unternehmertum ausgerichtete Wirtschaft hervorhob: „Entsprechend
den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates von Lissabon vom 23. und 24. März 2000
werden mit diesem Programm insbesondere folgende Maßnahmen gefördert: […]
Maßnahmen zur Förderung einer unternehmensnahen Finanzierung, insbesondere zur
Ausweitung der Netze der „Business Angels“[…]“. Zu den weiteren wichtigen Basisdokumenten
zählen der Risikokapital-Aktionsplan von 1998 und dessen jährliche Follow-up-Berichte2 sowie der
BEST-Bericht 20003. Auf die Machbarkeitsuntersuchung über das Potenzial von Business-AngelsNetzen in Europa (1998)4 folgte eine im Rahmen des dritten Mehrjahresprogramms für kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) in der Europäischen Union (1997-2000)5 durchgeführte Pilotaktion,
mit welcher der Aufbau von Business-Angels-Netzen unterstützt wurde. Auf die speziellen
Problemstellungen des Business-Angels-Marktes ging die Kommission in ihrer Mitteilung „Zu den
Verpflichtungen stehen und den Reformprozess beschleunigen“ vom November 20016 ein.
1.2.
Gliederung des Berichts
Der Abschlussbericht wurde von den Dienststellen der Kommission auf der Grundlage der bei den
Sitzungen der Expertengruppe erzielten Ergebnisse erstellt7. Zwei Papiere, in denen zur Erörterung
und Stellungnahme in der Expertengruppe die Zielsetzung und die einzelnen Elemente des Projekts
dargelegt wurden, wurden ebenfalls von den Dienststellen der Kommission erarbeitet. Die Mitglieder
der Gruppe trugen ihrerseits Unterlagen über die politischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten, über
Erfahrungen mit Business-Angels-Netzen und statistische Schlüsseldaten bei. Ziel dabei war es, sich
gemeinsam ein Bild der Problemstellung zu verschaffen, zentrale Bereiche für Aktivitäten der
öffentlichen Hand zu definieren und die Vorgaben für das Benchmarking festzulegen. Die
Expertengruppe trat im Zeitraum von Oktober 2001 bis September 2002 sechsmal zusammen.
Der Bericht ist wie folgt gegliedert:
• Kapitel 2 erläutert den politischen Hintergrund des Projekts.
• Kapitel 3 legt die Rahmenvorgaben für das Benchmarking dar.
• Kapitel 4 schildert die Maßnahmen der Politik zur Schaffung eines positiven Umfelds für die
Aktivitäten der Business Angels.
• Kapitel 5 prüft die Möglichkeiten für Partnerschaften mit Business-Angels-Netzen.
1
2000/819/EG
SEK(1998)552 endg., KOM(2000)653 endg., KOM(2001)605 endg., und KOM(2002)563 endg.
3
SEK(2000)1825.
4
Dissemination Report on the Potential for Business Angels Investment and Networks in Europe, 1998.
5
97/15/EG
6
KOM(2001)641 endg.
7
Mitglieder der Expertengruppe siehe Anhang.
2
5
•
•
Kapitel 6 untersucht Verbesserungsmöglichkeiten bei der Zusammenführung von Business
Angels und Unternehmern.
Kapitel 7 enthält die Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Berichts.
Der vorliegende Bericht wendet sich an all diejenigen, die in den Mitgliedstaaten und in den
Beitrittsländern für Fragen der KMU-Finanzierung zuständig sind oder auf diesem Gebiet arbeiten.
2. POLITISCHER HINTERGRUND
2.1
Effiziente und integrierte Kapitalmärkte
Die Kommission hat ihr Programm zur Entwicklung der europäischen Risikokapitalmärkte im
Risikokapital-Aktionsplan dargestellt, mit dem sie die übergeordnete Zielsetzung verfolgt,
regulatorische und administrative Schranken abzubauen. Diese Märkte fördern die Entwicklung einer
Unternehmerkultur als unverzichtbaren Baustein für das Wachstum der Wirtschaft und die Schaffung
von Arbeitsplätzen. Im Laufe der zurückliegenden 20 Jahre wurden in Europa 35 Millionen
Arbeitsplätze geschaffen, in den USA waren es im gleichen Zeitraum 68 Millionen. Gemessen am
BIP erreicht Europa gegenüber den USA nur die Hälfte der Zahl der Unternehmensneugründungen.
Mit dem Risikokapital-Aktionsplan wird das Ziel verfolgt, Unternehmern in Europa für den Aufbau
ihrer Unternehmen den Zugang zur richtigen Finanzierung zum angemessenen Preis am richtigen Ort
und zum richtigen Zeitpunkt zu verschaffen. Es besteht Einigkeit darüber, dass der Markt bei der
Finanzierung junger Unternehmen in der Gründungs- und Anfangsphase versagt. Dieses Phänomen
wird gemeinhin als die „Kapitalbeteiligungslücke“ bezeichnet. Zwar wird hier vielfach das Problem
auf der Angebotsseite gesehen, doch handelt es sich eigentlich um Problem von Angebot und
Nachfrage. Neben ihrem Bedarf an Gründungs-, Anschub- und Expansionskapital müssen
Unternehmer
auch
bereit
sein,
die
Beteiligung
privater
und
institutioneller
Kapitalbeteiligungsinvestoren zu akzeptieren und aktiv zu suchen.
Eine ausgeprägte Kultur der Kapitalbeteiligung hilft bei der Finanzierung von Unternehmen in der
Anlaufphase. Eine Kapitalbeteiligungskultur zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Erstens
setzt eine weit verbreitete und anhaltende Nachfrage nach Kapitalbeteiligungen zu
Investitionszwecken voraus, dass institutionelle und Einzelinvestoren die Bereitschaft zeigen und die
Mittel dazu haben, die Risiken, aber auch die Erträge von Kapitalbeteiligungen anzunehmen. Eine
wichtige Rolle spielen hierbei die Investitionspolitik und die Investitionsregelungen von Investmentund Pensionsfonds. Zweitens wirken sich entsprechend groß dimensionierte und liquide
Aktienmärkte und kostengünstige Maklerdienstleistungen günstig auf die Bereitschaft zu
Kapitalbeteiligungen aus. Effizienz und Transparenz auf den Aktienmärkten wirken
vertrauensbildend, geringe Margen der Makler ermutigen Investoren zum Ein- und Ausstieg. Drittes
Merkmal ist ein lebhafter Risikokapitalmarkt, auf dem Business Angels und Risikokapitalfonds rasch
wachsenden Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen und erfolgreiche Unternehmen durch ihren
Börsengang und eine zweite Finanzierungsrunde die Aktienmärkte kontinuierlich mit neuen
Aktienemissionen versorgen. Die Aussicht auf einen erfolgreichen Börsengang als Exit-Szenario für
einen Investor bildet einen wichtigen Anreiz für Beteiligungen an Unternehmen in der Anlaufphase mit
hohem Risikofaktor.
Das Entstehen einer solchen Kapitalbeteiligungskultur kann durch politische Maßnahmen
wirkungsvoll gefördert werden. Der europaweite Risikokapital-Aktionsplan erhöht durch
Liberalisierung, den Abbau von Schranken, Harmonisierung der Rechtsvorschriften und
Wettbewerbsförderung die Liquidität und die Effizienz des europäischen Marktes. Auf nationaler
6
Ebene setzen viele Mitgliedstaaten auf steuerliche Anreize zur Förderung von
Risikokapitalbeteiligungen. Gemeinsames Ziel dieser Maßnahmen ist es, die notwendigen
Voraussetzungen für Wohlstand und das Entstehen von Arbeitsplätzen durch unternehmerische
Initiative zu schaffen. In Verbindung mit Rechtsverordnungen, die die Transparenz verbessern,
Vertrauen schaffen und Investoren mehr Sicherheit bieten, bilden diese Maßnahmen die Grundlage
für die Entwicklung einer verstärkt unternehmerisch geprägten Kultur.
Was den Aufbau eines Risikokapitalmarktes anbelangt, liegt Europa hinter den Vereinigten Staaten
zurück. Die USA setzen systematisch auf steuerliche Anreize, um Kapitalbeteiligungen zu fördern.
Durch steuerliche Vorteile, die den 401 000 privaten Pensionsfonds gewährt werden, werden
Einzelaktionäre gezielt gefördert. Mitarbeiter können bis zu 9 % ihres Einkommens in
steuerbegünstigte Sparkonten investieren (Steuern werden erst dann fällig, wenn die Mittel in
Anspruch genommen werden), die Fonds wiederum investieren in großem Umfang an der Börse.
Von den Investitionen aus diesen Pensionsplänen profitieren auch die Risikokapitalmärkte. Darüber
hinaus zahlen nicht wenige Investoren wie z. B. Universitäten, überhaupt keine Steuern für die
Ausstattung mit Kapital. Die Obergrenze für die Kapitalertragsbesteuerung beträgt bei natürlichen
Personen in der Regel 20 %. Weitere Investitionen kommen aus dem gut entwickelten Sektor der
Wagniskapitalgesellschaften.
Dem Aufbau der Risikokapitalmärkte in den USA kommt auch die Initiative „Small Business
Investment Companies Program“ (SBIC) zugute. Sie unterstützt in Privatbesitz befindliche und von
den Inhabern geführte Investitionsgesellschaften, die ihr eigenes Kapital und zu günstigen Konditionen
mit Garantie der Small Business Administration (SBA) geliehenes Geld einsetzen. Diese
Investitionsgesellschaften stellen Kleinunternehmen, die die Förderkriterien erfüllen,
Kapitalbeteiligungen, langfristige Kredite, auf der Transformation von Bankkrediten in Eigenkapital
basierende Beteiligungen und Managementunterstützung zur Verfügung. Im Geschäftsjahr 2001
erreichte die Gesamtfinanzierung im Rahmen der SBIC-Initiative 4,5 Mrd. USD.
Abschließend lässt sich hierzu feststellen, dass zahlungskräftige und gut funktionierende
Kapitalmärkte eine wesentliche Voraussetzung für die Schaffung einer Unternehmerkultur sind.
Initiativen der Politik können einen Beitrag zum Aufbau eines gut funktionierenden Kapitalmarktes
und damit auch des informellen Risikokapitalmarktes, in dem die Business Angels operieren, leisten.
Unternehmerkultur und effiziente Finanzmärkte fördern sich wechselseitig, denn erfolgreiche
Unternehmer investieren Mittel in den weiteren Ausbau eines Beteiligungsmarktes, der wiederum
weitere Unternehmen in der Anlaufphase unterstützt.
2.2
Die Rolle der Business Angels
2.2.1. Definitionen und Operationsmodell
Business Angels sind Privatpersonen, die Kapital und unternehmerisches Know-how und Erfahrung
in Unternehmen mit Wachstumspotenzial einbringen. Business Angels sind nicht mit dem Problem
mangelnder Information behaftet, das Banken und Risikokapitalfonds drückt. Sie treffen ihre
Investitionsentscheidungen auf der Grundlage ihrer persönlichen Kenntnisse auf dem Gebiet und ihrer
Einschätzung des Potenzials des Unternehmens, in das sie investieren. Business Angels tätigen ihre
Investitionen zielgerichtet in der Anfangs- und auch in der Ausbauphase von Unternehmen, zuweilen
haben sie Multiplikatorwirkung für die Erschließung weiterer Finanzierungsquellen wie z. B.
Bankkredite und formelle Risikokapitalinvestitionen. Damit bilden Business Angels ein wichtiges
Glied in der Finanzierungs- und Unternehmensentwicklungskette von der Neugründung hin zum
börsennotierten Unternehmen.
7
Es wird häufig gemutmaßt, dass Business Angels lokale Projekte bevorzugen, weil sie mit der
Unternehmensleitung in regelmäßigem Kontakt stehen wollen. Die Unternehmen, in die Business
Angels investieren, liegen nicht selten im Umkreis von zwei bis drei Fahrtstunden vom Sitz der
Business Angels, was zum Teil sicherlich durch Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung
begründet ist, aber auch mit Risikomanagement zu tun hat. Die Business Angels haben bessere
Möglichkeiten, die Aktivitäten eines Unternehmens unter Aufsicht zu behalten, wenn sie räumlich
nicht zu weit entfernt sind.
In jüngerer Zeit zeichnet sich hier allerdings eine Veränderung ab. Insbesondere in Sektoren wie der
High-Tech-Industrie, in denen in einer bestimmten Marktnische weltweit nur sehr wenige
Unternehmen operieren, sehen Business Angels den geografischen Standort eines Unternehmens
nicht als einschränkenden Faktor. Sie sind vielmehr im Gegenteil dazu bereit, in geeignete
Unternehmen überall auf der Welt zu investieren.
Informelle Investitionen gibt es in Europa bereits seit langem, doch Business-Angels-Netze sind eine
neuere Erscheinung. Bei Business-Angels-Netzen handelt es sich um Organisationen, deren primärer
Zweck darin besteht, gezielt Business Angels und geeignete Unternehmen zusammenzuführen. Grund
für die Einführung derartiger „Matching“-Dienste ist, dass der Beteiligungsmarkt der Business Angels
unter den auf beiden Seiten bestehenden Informationslücken leidet. Die Unternehmer tun sich
schwer, Business Angels zu finden, die Interesse an ihren Unternehmen zeigen, während die Business
Angels ihrerseits vor dem Problem stehen, Unternehmen zu finden, die ihren Kriterien entsprechen.
Diesen Schwierigkeiten kann durch Business-Angels-Netze abgeholfen werden, die den MatchingProzess effizienter gestalten..
In einer 1998 im Auftrag der Kommission durchgeführten Studie8 wird das Potenzial für Investitionen
von Business Angels auf eine Größenordnung von 10 Mrd. € bis 20 Mrd. € jährlich geschätzt.
Verglichen mit dem Investitionsvolumen der gesamten europäischen Risikokapitalbranche, die 2001
Investitionen in Unternehmen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase in Höhe 4,1 Mrd. € tätigte9, ist
dies ein ganz beträchtliches Potenzial. Die Zahl der aktiven Business Angels in Europa wird auf rund
125 000 geschätzt, die Zahl der potenziellen Investoren gar auf eine Million.
Zwar positionieren Business Angels ihre Investitionen häufig individuell, doch sind auch andere
Investitionsformen wie z. B. Gruppeninvestitionen möglich. Bei einer solchen Gruppe kann es sich um
ein informelles Syndikat oder auch um eine Gesellschaft mit eigener Satzung handeln. Einzeln
operierende Business Angels tätigen ihre Investitionen aus steuerlichen oder anderen Gründen
gelegentlich auch über eine Gesellschaft. Insbesondere in den USA nutzen Business Angels für ihre
Investitionen zumeist Syndikate, formelle Business-Angels-Netze spielen hier im Vergleich zu Europa
eine eher untergeordnete Rolle.
Aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Vorgehensweisen und der „Öffentlichkeitsscheu“ der
Business Angels ist es schwierig, statistische Daten über die Aktivitäten von Business Angels zu
erheben. Bislang liegen lediglich Daten über Business Angels vor, die sich zu Netzen
zusammengeschlossen haben, doch decken diese lediglich einen kleinen Teil der Gesamtaktivitäten
ab. Angesichts des informellen Charakters dieses Marktes werden statistische Daten jedoch immer
nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen.
Der vorliegende Bericht geht von der Annahme aus, dass die Matching-Dienste von BusinessAngels-Netzen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, geeignete Unternehmer bzw. geeignete Business
8
European Business Angels Network (1998), „Dissemination Report on the Potential for Business Angels
Investment and Networks in Europe“.
9
EVCA Yearbook 2001.
8
Angels zu finden. Die von den Business-Angels-Netzen gebotene Transparenz und Information
führen dazu, dass mehr Finanzierungsabschlüsse getätigt werden als dies sonst geschehen wäre.
Aufgrund fehlender Angaben ist diese Annahme allerdings schwer zu belegen. Ein Fazit muss daher
lauten, dass als Grundlage für gut fundierte rationale Entscheidungen in der Politik dringend mehr
Informationen über den Beteiligungsmarkt der Business Angels erhoben werden müssen.
2.2.2. Finanzierung durch Business Angels
Viele Unternehmen sehen den Zugang zu Finanzmitteln als langfristiges Wachstumshemmnis. Die
jüngste Befragung10 ergab, dass 18 % der KMU in Europa die Finanzierungskosten und 19 % die
Verfügbarkeit von langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten als Hindernis für ihr weiteres Wachstum
betrachten. Für Unternehmen in der Anlaufphase, die keine Sicherheit, Kreditvorgeschichte oder
nachweisbare Erfolge vorweisen können, gestaltet sich die Lage noch schwieriger. Besonders
deutlich zeigt sich die Problematik auch in Ländern, in denen bislang die Finanzierung über Kredite
vorherrschend war. Lediglich 2 % der britischen Unternehmen betrachten das Fehlen von
Eigenkapital als ein größeres Hindernis für ihre langfristigen Expansionspläne, wohingegen dies bei
19 % der deutschen Unternehmen der Fall ist. Das Problem bei derartigen Umfragen liegt allerdings
darin, dass es hierbei zu Verzerrungen hinsichtlich des unternehmerischen Erfolgs kommen kann, da
sie Firmen, die aus Finanznot die Gründungsphase nicht überstehen oder schon nach kurzer Zeit
scheitern, gar nicht erst berücksichtigen.
Die Veränderungen im Bankensektor sind der Grund dafür, dass Banken heute zögern, Aktivitäten
mit geringer Marge, zu denen die Kreditvergabe an KMU zweifellos zählt, noch fortzuführen. Die
Expertengruppe hält daher eine verstärkte Investitionstätigkeit von Business Angels für eine
Möglichkeit, den Rückzug der Banken aus der KMU-Finanzierung auszugleichen. Dies könnte
insbesondere bei der Finanzierung von innovativen Unternehmen der Fall sein, die aufgrund der mit
der Innovationstätigkeit verbundenen erhöhten Risiken und weil sie häufig nicht in der Lage sind,
Sicherheiten für Bankkredite zu bieten, auf Eigenkapitalbeteiligungen angewiesen sind. Banken sind
daher meist nicht bereit, innovativen Unternehmen in der Anlaufphase Geld zur Verfügung zu stellen,
und so bildet Risikokapital für solche Unternehmen die geeignetste Finanzierungsquelle. Die zentralen
Probleme des hohen Risikos und der hohen Gemeinkosten halten auch Wagniskapitalfonds davon
ab, kleinere Beträge zu investieren, wohingegen derartige Sachzwänge für Business Angels durchaus
überwindbar sind.
Als Folge der Veränderungen im Bankensektor, der Entwicklung der Finanzmärkte und immer
ambitionierterer Unternehmenskonzeptionen sind kleine und mittlere Unternehmen in Europa
zunehmend auf der Suche nach Alternativen zur Kreditfinanzierung. Zu diesen Alternativen zählen
Kapitalbeteiligungen, aus der Transformation von Krediten in Eigenkapital basierende Beteiligungen
(„Debt-Equity“-Kombinationen), Leasing und durch Bürgschaften gesicherte Kredite und
Beteiligungen.
Der europäische Risikokapitalmarkt hat in den vergangenen fünf Jahren eine beachtliche Entwicklung
durchlaufen, Risikokapital steht heute in verstärktem Umfang zu Verfügung. Allerdings bedeutet dies
nicht zwangsläufig, dass sich Angebot und Nachfrage decken, für Unternehmen in der Anlaufphase
ist es nach wie vor schwierig, genügend Kapital aufzutreiben, um ihren Anfangsbedarf zu decken.
Institutionelle Wagniskapitalanleger behaupten vielfach, eine Knappheit am Wagniskapital gebe es
nicht, es fehle lediglich an geeigneten Projekten. Diese Behauptung muss allerdings im Kontext des
Risikokapitalmarktes gewertet werden, dessen Schwerpunkt größere Projekte in weiter
10
Grant Thornton „European Business Survey 2002“.
9
fortgeschrittenen Phasen der Unternehmensentwicklung bilden. Hinzu kommt, dass angesichts der
vorherrschenden schwierigen Marktbedingungen Wagniskapitalfonds ihre bestehenden Portfolios
durch zusätzliche Investitionen in die vorhandenen Kunden schützen und nicht in neue Unternehmen
in der Anlaufphase investieren.
Die mit kleineren Abschlüssen verbundenen hohen Due-Diligence-Kosten halten formelle Fonds
häufig davon ab, in Unternehmen in der Frühphase zu investieren; in Europa engagieren sich
Wagniskapitalfonds vielmehr in der Finanzierung von Management-Buy-outs und Unternehmen in
weiter fortgeschrittenen Entwicklungsphasen. Im Jahr 2001 gingen in Europa lediglich 17 % des
formalen Wagniskapitals in Unternehmen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase, allerdings machten
– gemessen an der Zahl der Unternehmen – die 3 300 Unternehmen, die Hilfen für die Anlauf- und
die Vorbereitungsphase erhielten, 40 % der Gesamtzahl der finanzierten Unternehmen aus. Weitere
3 700 Unternehmen erhielten Kapital für ihre Erweiterung. Naturgemäß operiert der
Risikokapitalmarkt sehr selektiv, wobei sich die Mittel zumeist auf umfangreiche Investitionen
konzentrieren. Im Jahr 2001 betrug die Höhe der Investitionen in Unternehmen mit weniger als
200 Beschäftigten durchschnittlich 1,15 Mio. €. Diese Zahl zeigt ansteigende Tendenz seitdem die
Wagniskapitalbranche einen wachsenden Mittelzufluss verzeichnen kann11 .. Der europäische
Durchschnitt verbirgt allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, wobei sich in
einigen Staaten die Wagniskapitalsituation deutlich schlechter darstellt.
In der Kapitalbeteiligungskultur der Vereinigten Staaten ist die Wagniskapitalbranche reifer, der
durchschnittliche Umfang der Wagniskapitalinvestitionen stieg rasch auf über 10 Mio. USD12 , dies
ungeachtet der Tatsache, dass rund 25 % der Neugründungen mit einem Kapital von weniger als
5 000 USD starten, 50 % mit weniger als 25 000 USD und 75 % mit unter 100 000 USD. In den
USA haben Business Angels in der Vergangenheit zehnmal mehr Unternehmen in der Anlaufphase
finanziert als die Wagniskapitalfonds des Landes; Schätzungen zufolge beteiligen sich etwa 400 000
Business Angels mit 30 bis 40 Mrd. USD jährlich an 50 000 Unternehmen13 ..
Besonders akut ist das Finanzierungsproblem in der Phase, in der das Unternehmen noch nicht die
Größe erreicht hat, ab der es für die meisten Wagniskapitalfonds erst interessant wird. Business
Angels können hier eine wichtige Überbrückung zwischen den Anfangsinvestitionen des
Unternehmers, seiner Familie und von Verwandten und Bekannten und dem späteren Engagement
anderer Investoren wie etwa Wagniskapitalfonds und des öffentlichen Sektors leisten. Es bestehen
unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zwischen Business Angels und Wagniskapitalfonds,
unter anderem in Gestalt von Folgeinvestitionen, Weiterverweisung von Transaktionen und KoInvestitionen. Eine Zusammenarbeit zwischen Business Angels und anderen Investoren lässt sich
allerdings nur erreichen, wenn zwischen beiden ein Vertrauensverhältnis, z. B. aufgrund früherer
Geschäftsbeziehungen, besteht. Die unterschiedlichen Motive, Erwartungen und Exit-Horizonte von
Business Angels und anderen Investoren können Probleme hervorrufen, die manchmal schwer zu
überwinden sind, doch besteht ein Potenzial für Kooperationen14 . Dies ist ein Hinweis, dass
11
EVCA Yearbook 2002.
Laut NVCA Yearbook 2002 betrug das durchschnittliche Volumen 11,7 Mio. USD.
13
Zahlen für die USA aus Sohl, J. und Sommer, B. (2002), „Angel Investment Activity: Funding High Tech
Innovations“.
14
Harrison, R. und Mason, C. (2000), „Venture Capital Market Complementarities: The Links Between Business
Angels and Venture Capital Funds in the UK“, Venture Capital 2, S. 223-242; und eine Studie von A. Riding
über High-Tech-Unternehmen in Ottawa, wo 57 % der von Business Angels geförderten Unternehmen
gegenüber nur 10 % der nicht von Business Angels unterstützten Unternehmen Wagniskapitalfinanzierung
erhielten.
12
10
vermehrte Transparenz, intensivere Kooperationsanstrengungen zwischen Investoren und womöglich
ein Qualitätssicherungssystem der Netze erforderlich sind.
Finanzielle Mittel sind jedoch nur ein Teil des Beitrags, den ein richtiger Business Angel für ein
Unternehmen leistet. Der wertvollste Beitrag, den er einzubringen vermag, ist sicherlich seine
Erfahrung sowohl im operativen Bereich als auch in der Unternehmensführung. Mit dem Problem der
fehlenden Managementerfahrung müssen sich viele expandierende Unternehmen nach der
Anlaufphase auseinander setzen, und dies ist auch mit die Ursache für die hohe
Unternehmenssterblichkeitsrate (mehr als die Hälfte der europäischen Unternehmen stellt innerhalb
von fünf Jahren nach ihrer Gründung die Geschäftstätigkeit ein). Darüber hinaus verfügen Business
Angels in der Regel über ein umfangreiches Netz von Kontakten, die für Unternehmen in der
Anlaufphase von Nutzen sein können.
Unternehmer betonen immer wieder, dass die Erfahrung der Business Angels für sie sogar einen noch
höheren Stellenwert hat als die eigentliche Finanzierung15.. Insbesondere für technologieorientierte
Unternehmen spielt das eine entscheidende Rolle, sie setzen unternehmerische und strategische
Beratung an die erste Stelle ihrer Wünsche an Investoren, erst danach folgen Geld und Kontakte16..
Es ist unumstritten, dass der Aufbau eines Unternehmens, also eine unternehmerische Aktivität,
andere Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert als die Führung eines Unternehmens in der
Wachstumsphase, in der es vermehrt auf Managementfähigkeiten ankommt. Da Business Angels
selbst Unternehmer mit Erfahrung sind, können sie den von ihnen betreuten Unternehmern wichtige
Managementerfahrung aus der Praxis vermitteln und so das Risiko des Scheiterns verringern. In
Deutschland wandten Business Angels für die von ihnen betreuten Unternehmen durchschnittlich
3,2 Wochenstunden auf, andere Schätzungen gehen von bis zu 8 Stunden pro Woche aus.
Fazit: Business Angels gewinnen an Bedeutung als eine Kategorie von Investoren, die in der Lage ist,
die Investitionslücke zwischen der unternehmensnahen Finanzierung durch Verwandte und Bekannte
und dem formellen Wagniskapital zu schließen. Darüber hinaus treten die Business Angels an die
Stelle der Banken, die heute zögern, in riskante Neugründungen zu investieren. Business Angels
stellen Beteiligungen und Managementerfahrung zur Verfügung und erhöhen somit die
Überlebensquote von Unternehmen in der Anlaufphase. Die Wirksamkeit der Investitionen von
Business Angels kann durch Ko-Investitionen von öffentlicher oder privater Seite noch gesteigert
werden, und sie kann Signalwirkung für die Beteiligung von Wagniskapitalfonds in einer späteren
Phase haben. Was die Investitionen durch die öffentliche Hand betrifft, so ist die Einhaltung der
staatlichen Beihilferegeln notwendig.
2.2.3. Die verschiedenen Arten von Business Angels
Von seiner grundlegenden Struktur her ist der Markt der Business Angels informell. Die meisten
Business Angels legen Wert auf Anonymität, über ihre Investitionstätigkeit geben sie nur ungern
Auskunft. Alle Angaben über das tatsächliche und potenzielle Volumen des Marktes der BusinessAngels-Beteiligungen stützen sich somit auf Vermutungen, und man kann nie sicher sein, ob eine
bestimmte Gruppe von Business Angels repräsentativ ist oder nicht. Diese Tatsache ist Anlass zur
Vorsicht bei Schlussfolgerungen über diesen Markt und ist auch der Grund dafür, weshalb kein
veritabler, auf statistische Daten gestützter Benchmarking-Bericht erstellt werden kann.
15
Lindström, G., Olofsson, C. (2001), „Early Stage Financing of NTBFs: An Analysis of Contributions from
Support Actors“. Venture Capital, 3:2.
16
Red Herring, Juni 2002.
11
Darüber hinaus ist der Business-Angels-Beteiligungsmarkt heterogen geprägt. Es gibt hier äußerst
wohlhabende Investoren, die Summen bis zu 500 000 € oder gar 1 000 000 € einbringen, und
Business-Angels-Syndikate, die auch 4 oder 5 Mio. € investieren. Beide Kategorien stehen in
Konkurrenz zu kleineren Wagniskapitalfonds. Insbesondere der am weitesten entwickelte Markt des
Vereinigten Königreichs nähert sich mit dem Aufkommen größerer Syndikate dem US-Modell an,
wo Syndikate absolut üblich sind. Mit der zunehmenden Reife des Business-Angels-Marktes in
Europa sollten Business-Angels-Netze möglicherweise verstärkt auf die Vorteile von Syndikaten und
die für deren Bildung benötigte Unterstützung achten. Dieser Komplexität des Marktes müssen
Business-Angels-Netze Rechnung tragen, wenn sie Strategien zur Aktivierung weiterer Business
Angels aufstellen, gleiches gilt für die Politik, wenn sie politische Maßnahmen konzipiert, die Business
Angels zu verstärkter Investitionstätigkeit anregen sollen.
Die Herausforderung besteht darin, potenzielle Business Angels zu gewinnen, die zwar Interesse
zeigen, bislang aber noch nicht investiert haben, und inaktive Business Angels, die möglicherweise
bereits über erste Investitionserfahrung verfügen, zu aktivem Investieren zu veranlassen. Einer
Studie17 zufolge ist ein großes Hemmnis, dass das mit informellen Investitionen verbundene Risiko als
zu hoch angesehen wird. Zusätzliche Aufklärungsarbeit und persönliches Kennenlernen des
betreffenden Unternehmers könnten diese Hemmschwelle senken. Andere Studien haben
herausgefunden, dass die Schwierigkeiten beim Auffinden geeigneter Projekte und Unternehmer
Business Angels von Beteiligungen abhalten. Durch Matching-Dienste können Business-AngelsNetze den Pool der zur Verfügung stehenden Projekte und Business Angels erweitern und damit die
Wahrscheinlichkeit einer geeigneten Paarung gegenüber dem Fall des alleine operierenden Business
Angels erhöhen. Ergänzend hierzu tragen Sensibilisierungskampagnen dazu bei, dass sowohl
Business Angels als auch Unternehmer verstärkt die Chancen wahrnehmen, die sich ihnen durch
informelle Investitionen bieten.
Angesichts der Heterogenität des Business-Angels-Marktes hat es den Anschein, als sei der beste
Weg, hier weitere Anreize zu schaffen, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen. Dies spräche
für politische Maßnahmen zur Förderung einer Unternehmerkultur ganz generell, für die Aufklärung
über das Potenzial und die Vorteile eines Business-Angels-Marktes und für die Konzeption
politischer Maßnahmen, die diesen Markt fördern.
2.3
Business Angels in Europa
2.3.1. Investitionen von Business Angels
Die überwiegende Mehrzahl der Geschäfte zwischen Business Angels und Unternehmern läuft nicht
über Netze, doch die Netze bieten wertvolle Informationen über die Geschäfte, die über sie
abgewickelt werden. Studien und Umfragen über Business Angels in verschiedenen Mitgliedstaaten
liefern die wesentlichen Grundinformationen über den Markt.
Die Aktivitäten der meisten Business-Angels-Netze konzentrieren sich auf die großen
Mitgliedstaaten, so sind beispielsweise über 80 % der Business-Angels-Netze im Vereinigten
Königreich, Deutschland und Frankreich angesiedelt. Die Zahl der aktiven Business Angels wird im
Vereinigten Königreich auf 20 000 bis 40 000 geschätzt, die jährlich rund 3 000 bis 6 000 tätigen
und dabei zwischen 0,5 und 1 Mrd. £ (0,8-1,6 Mrd. €) investieren18 . In Deutschland ist der
17
Mason C. und Harrison, R., „Strategies for expanding the informal venture capital market“. International Small
Business Journal, Vol II, S. 23-28.
18
Mason, C. und Harrison, R. (2000), „The size of the informal venture capital market in the UK“, Small Business
Economics, 15, S. 137-148.
12
informelle Markt – gemessen am Gesamtbetrag der Investitionen – etwa halb so groß wie der
formelle Wagniskapitalsektor, doch unterstützt der informelle Sektor mehr Unternehmen19 .
Der für den vorliegenden Bericht durchgeführten europaweiten Umfrage zufolge gaben die befragten
Business-Angels-Netze ihr durchschnittliches Investitionsvolumen mit 200 000 € an, allerdings bei
einer Bandbreite von 40 000 € bis 750 000 €. Im Vereinigten Königreich investierte mehr als die
Hälfte der Business Angels über 50 000 £ (78 000 €), wohingegen in Deutschland 75 % der
Beteiligungen einen Umfang von weniger als 500 000 € hatten20 . An rund einem Drittel der
Investitionen waren Syndikate mit zwei und mehr Business Angels beteiligt. Business Angels
investieren nur in einen kleinen Teil der ihnen gebotenen Beteiligungsmöglichkeiten, so werden
beispielsweise im Vereinigten Königreich in der Regel sieben von acht Beteiligungsmöglichkeiten
links liegen gelassen.
Ein Fünftel der Beteiligungen im Vereinigten Königreich21 erreichte eine durchschnittliche jährliche
Rendite von 50 % und mehr; 33 % der Beteiligungen erwiesen sich als Totalausfälle, während es bei
13 % zu teilweisen Verlusten oder einem ausgeglichenen Ergebnis kam. Die Exit-Kanäle der
Business Angels im Vereinigten Königreich sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Tabelle 1. Deinvestment von Business Angels in UK
Abschreibung als Verlust
40 %
Verkauf an ein anderes
Unternehmen (Trade Sale)
26 %
Verkauf an andere Aktionäre
16 %
Verkauf an Dritte
10 %
Börsengang
8%
Es liegt in der Natur des Marktes, dass bei den Beteiligungen vielfach Verluste und Firmenpleiten in
Kauf genommen werden müssen. Die von Mason und Harrison durchgeführte Studie ergab, dass die
mittlere Eigentumsdauer bei profitablen Exits vier Jahre betrug, bei Ausfällen zwei Jahre und bei
“Living Dead”-Beteiligungen sechs Jahre.
Ein entscheidender Faktor, der einer raschen Ausweitung der Finanzierung durch Business Angels im
Wege steht, ist die kritische Masse, die für einen echten Durchbruch erforderlich wäre. Wenn
Business Angels in 5 % bis 15 % der ihnen vorgestellten Beteiligungsmöglichkeiten investieren, muss
die Zahl der Business Angels das 7 bis 20fache der Zahl der finanzierten Unternehmen betragen.
Wenn von 20 Unternehmen eines die Business-Angels-Finanzierung nutzen könnte, müsste es in den
Mitgliedstaaten zwischen 7 und 19 Millionen Business Angels geben. Die Dimension der Aufgabe ist
also immens.
2.3.2. Business-Angels-Netze
Business-Angels-Netze erleichtern die Anpassung von Angebot und Nachfrage bei Investitionen. Ihr
Dienstleistungsangebot reicht vom „Deal Matching“ über Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zur
19
European Business School (2000), „Business Angels . Die Bedeutung von informellem Beteiligungskapital für
die Entwicklung von Internet/E-Commerce-Gründungen in Deutschland“.
20
Zahlen für UK aus Mason, C. und Harrison, R. (2000), „The Size of the Informal Venture Capital Market in the
UK“. Small Business Economics, 15, S. 137-148. Angaben für Deutschland aus FH Hannover (2002), „Business
Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche Ausgleichsbank.
21
Zahlen für UK aus Mason, C. und Harrison, R. (2002), „Is It Worth It? The Rates of Return from Informal
Venture Capital Investments“, Journal of Business Venturing, 17, S. 211-236.
13
Beteiligungsvorbereitung. Eine Vorreiterrolle bei den nationalen Netzen in Europa hat das National
Business Angels Network (NBAN) im Vereinigten Königreich, das sich verschiedene weitere
nationale Netze zum Vorbild nahmen.
Die Entstehung von Business-Angels-Netzen in Europa hat sich mit der Errichtung des European
Business Angel Network (EBAN) 1998 beschleunigt. Dem EBAN ist es gelungen, dem Konzept
der Business Angels zu mehr Außenwirkung zu verhelfen, Erfahrungen und bewährte
Verfahrensweisen unter den Mitgliedstaaten weiterzugeben und im Sinne einer Förderung der
Aktivitäten von Business-Angels-Netzen auf die Politik Einfluss zu nehmen.
In Europa gibt es verschiedene Arten von Business-Angels-Netzen, die zumeist eher klein sind. Viele
regionale Netze sind wie Investment-Clubs angelegt, während einige der größeren regionalen Netze
fast die Dimension eines nationalen Business-Angels-Netzes erreichen. Darüber hinaus gibt es Netze,
die sich auf bestimmte Branchen oder bestimmte Wirtschaftszweige konzentrieren, und auch
hinsichtlich der Häufigkeit der Zusammenkünfte und der Kontaktforen unterscheiden sich die Netze
erheblich.
In der Regel verfügen die Netze nur über wenige Angestellte. Das Business Angels Netzwerk
Deutschland (BAND) führte 2001 eine Umfrage unter den aktiven Business-Angels-Netzen in
Deutschland22 durch, der zufolge die deutschen Netze durchschnittlich 1,6 angestellte Mitarbeiter
beschäftigen. Pro Netz sind in Deutschland durchschnittlich 25 Business Angels registriert, jährlich
kommt es im Mittel zu 9 Abschlüssen. In Frankreich liegt die Zahl der Business Angels je Netz
zwischen 15 und 100, zwei kommerziell arbeitende Netze konnten allerdings 300 bzw.
500 potenzielle Investoren vorweisen.
Bei weitem nicht alle Business Angels und Unternehmer haben sich in Netzen zusammengeschlossen.
Die Umfrage zu diesem Bericht ergab, dass rund 19 % der kontaktierten potenziellen Business
Angels in einem Netz registriert sind, und nur rund 2 % der Unternehmensgründer wandten sich an
ein Netz.
Die Rechtsformen der Business-Angels-Netze sind ebenfalls unterschiedlich, in vielen Fällen handelt
es sich jedoch um Non-Profit-Organisationen. In Deutschland sind beispielsweise 47 % der Netze in
Initiativen zusammengeschlossen, 38 % in Vereinen, 17 % sind als GmbH organisiert, der Rest
verfügt nicht über eine festgelegte Organisationsform. In Frankreich existieren sowohl
nichtkommerzielle (16) als auch kommerzielle (16) Business-Angels-Netze.
Das Vereinigte Königreich verfügt über den bestentwickelten Business-Angels-Markt in Europa. Die
bereits seit Jahren durchgeführten jährlichen Befragungen ergeben folgendes Bild des britischen
Business-Angels-Marktes:
•
Die Zahl der Netze ist mit rund 50 stabil.
•
Im Finanzjahr 1999/2000 investierten 386 registrierte Business Angels über 28 Mio. £
(44 Mio. €) in 215 Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich.
•
Nahezu einem Drittel der von Business Angels geförderten Unternehmen gelang es, zusätzlich
weitere Finanzierungsquellen zu erschließen (Banken, Wagniskapitalfonds, staatliche Beihilfen
und andere Business Angels), die den Investitionsbetrag um insgesamt 51 Mio. £ (80 Mio. €)
aufstockten.
•
Der Großteil der Gelder floss in Unternehmen in der Vorbereitungs-, Anlauf- oder Frühphase
ihrer Entwicklung in einem breiten Spektrum von Wirtschaftszweigen.
22
BAND (2001), eine empirische Studie des Business Angels Netzwerkes Deutschland.
14
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 1: Business Angel Panel in Deutschland
Das Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND) rief in Zusammenarbeit mit zwei Hochschulen
und einem Medienunternehmen ein Business Angel Panel ins Leben, an dem rund 30 Business
Angels teilnehmen, die jedes Quartal über ihre Aktivitäten Auskunft geben. Bei der Auswahl der
Teilnehmer wurde auf regionale Ausgewogenheit geachtet.
Unter anderem werden folgende Daten erhoben: Investitionssektor, geografischer Schwerpunkt,
Meinung zur Entwicklung des Marktes und Motive der Business Angels. Außerdem gibt das Panel
Auskunft auf Fragen bezüglich des Transfers von Know-how, den „Deal-Flow“ und die
Investitionssummen – insgesamt 16 regelmäßig, zumeist im Multiple-Choice-Verfahren zu
beantwortende Fragen. Ergänzend kommen in jedem Quartal eine oder zwei themenspezifische
Fragen hinzu, und die Teilnehmer werden gebeten, ihre Einschätzung der Stimmungslage unter den
Business Angels abzugeben.
Die Ergebnisse des Panels werden in anonymisierter Form in einer Fachzeitschrift und auch in
anderen Medien veröffentlicht. Meist werden zusätzlich neben den Daten auch Interviews und
Unternehmerporträts abgedruckt.
Weitere Informationen unter: www.ba-panel.de
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 2: Datenerhebung unter Business Angels im
Vereinigten Königreich
Die jährliche Datenerhebung unter den britischen Business-Angels-Netzen wird bereits seit 1993
durchgeführt. Zu Beginn wurde sie von der British Venture Capital Association (BVCA) gesponsert
und veröffentlicht, inzwischen teilen sich die BVCA und das National Business Angel Network
(NBAN) die Finanzierung, während das NBAN für die Veröffentlichung verantwortlich zeichnet.
Professor Colin Mason von der University of Strathclyde nimmt die Analyse der Daten vor und
erstellt den Jahresbericht.
An der Erhebung nehmen 22 der im NBAN organisierten Netze teil. Die Ergebnisse werden mehr
wegen ihrer Aussagekraft über Trends geschätzt als wegen der eigentlichen Zahlen, denn wie
bekannt läuft nur ein kleiner Teil der von Business Angels getätigten Investitionen über die Netze. In
dem Fragebogen werden detaillierte Fragen zu allen über die Netze getätigten Investitionen gestellt,
u. a. über das Unternehmen, in das investiert wurde, Investitionssummen, Syndikatbildung und
mögliche Ko-Investoren.
Weitere Informationen unter: www.nationalbusangels.com
In Italien entstanden in den vergangenen drei Jahren 12 regionale Netze mit fast 300 registrierten
Business Angels. Im Jahr 2001 ergaben sich aus rund 70 angebotenen Beteiligungen sechs
Abschlüsse.
In Dänemark wurden im ersten Halbjahr 2002 zusätzlich zum nationalen Netz fünf regionale Netze
eingerichtet, über die bislang acht Beteiligungen realisiert wurden, die alle von Syndikaten mit
mindestens drei Business Angels getätigt wurden. Alle dänischen Netze werden von der öffentlichen
Hand unterstützt. Das finnische Modell basiert nicht auf einem formellen Netz, sondern auf dem
finnischen Nationalfonds für Forschung und Entwicklung, der einen Markt für
Technologieunternehmen in der Vorbereitungsphase und Business Angels organisiert. Der
Nationalfonds kümmert sich auch um Möglichkeiten zur Bildung von Business-Angels-Syndikaten.
Auch in den Beitrittsländern sind bereits Business-Angels-Netze entstanden oder gerade im
Entstehen begriffen. Damit könnte sich in den betreffenden Ländern ein Weg zum Entstehen einer
15
Unternehmerkultur auftun. Durch die bessere Verfügbarkeit von Geldern könnten sich mehr
Unternehmer ermuntert fühlen, ihre Projekte vorzutragen, zugleich können die Business Angels mit
ihren Investitionen dazu beitragen, dass das Vertrauen in die betreffenden Unternehmen und in die
gesamte Wirtschaft wächst.
Das Fehlen vergleichbarer Daten macht es schwierig, stichhaltige Schlussfolgerungen zu ziehen. Das
Datenproblem kann dadurch umgangen werden, dass – wie im Vereinigten Königreich – Daten über
die Business-Angels-Netze erhoben werden oder indem man dem deutschen Weg folgt und
nationale Business-Angels-Panels einrichtet, in denen eine Gruppe ausgewählter Business Angels
regelmäßig über ihre Investitionsaktivitäten berichtet.
Abschließend bleibt festzustellen, dass zwar die Zahl und die Aktivitäten der Business-Angels-Netze
rasch zugenommen haben, der Weg zur Reife – ersichtlich an einem stabilen und zufrieden stellenden
Deal Flow – allerdings noch weit ist.
2.3.3. Zahl der Netze
Die Zahl der Business-Angels-Netze in Europa hat in den letzten Jahren rasch zugenommen, in den
meisten Ländern existieren ein nationales Netz und mehrere regionale Netze. Größe und
Arbeitsweise der regionalen Netze richten sich in den einzelnen Ländern nach den lokalen
Gegebenheiten, doch lässt die rasche Zunahme der Zahl der Netze den Schluss zu, dass hier ein
Bedarf besteht und dass sie einen konkreten Bedarf decken.
Tabelle 2. Business-Angels-Netze in Europa
Belgien
Dänemark
Deutschland
Griechenland
Spanien
Frankreich
Irland
Italien
Luxemburg
Niederlande
Österreich
Portugal
Finnland
Schweden
Vereinigtes Königreich
Europäische Union
Business-Angels-Netze
Unternehmen
2002 Anteil in % Tausend Anteil in %
7
4%
545
3%
6
4%
180
1%
40
25 %
3 550
18 %
0
0%
800
4%
2
1%
2 700
14 %
31
20 %
2490
12 %
1
1%
95
0%
13
8%
4 125
21 %
1
1%
20
0%
2
1%
555
3%
1
1%
225
1%
1
1%
685
3%
1
1%
210
1%
1
1%
270
1%
50
32 %
3 490
18 %
157
100 % 19 940
100 %
Zahl der Netze
2001 1999
62
40
36 3
00
11
24 3
11
60
11
21
11
10
11
11
49 49
134 64
Quelle: Angaben über KMU von der Europäische Beobachtungsstelle für KMU (2000); Angaben über Netze von EBAN und den
Mitgliedstaaten.
16
2.4
EU-politischer Kontext
2.4.1.
Risikokapital-Aktionsplan
Der unterentwickelte Risikokapitalmarkt in Europa hat zur Folge, dass Unternehmer und
Unternehmen bei der Finanzierung der Frühphase in hohem Maße – und wesentlich stärker als in den
USA – auf Bankkredite und Überziehungskredite angewiesen sind. Die Finanzierung über Kredite ist
in der Regel gegenüber dem Risikokapital die weniger flexible, teurere und unsicherere Alternative,
die zudem häufig nur unter günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen in Anspruch genommen
werden kann. Die Sicherheiten, die die Banken üblicherweise verlangen, stellen KMU vor Probleme,
und ganz besonders ungeeignet erscheint die Kreditfinanzierung für High-Tech-Unternehmen in der
Anlaufphase, deren Cash-Flow zunächst entweder negativ oder aber sehr begrenzt ist.
Im Risikokapital-Aktionsplan (RCAP) werden sechs Hindernisse für die Entwicklung von
Risikokapitalmärkten in Europa ermittelt: (1) Marktzersplitterung, (2) institutionelle und
regelungsbedingte Hindernisse, (3) Besteuerung, (4) Mangel an hochtechnologieintensiven KMU, (5)
Humanressourcen und (6) kulturelle Hemmnisse. Mit dem RCAP wird das Ziel verfolgt, diese
Hindernisse abzubauen und damit das Entstehen eines echten, europaweiten Risikokapitalmarktes zu
ermöglichen.
Der Europäische Rat betont immer wieder23 , wie wichtig es ist, den Risikokapital-Aktionsplan bis
2003 vollständig umzusetzen; auf dem Weg zu diesem Ziel sind zwischenzeitlich beträchtliche
Fortschritte zu verzeichnen. Derzeit stehen mehrere Rechtsetzungsinitiativen zur Genehmigung durch
den Rat und das Europäische Parlament an.
2.4.2.
Ergebnisse der Pilotaktion „Business-Angels-Netzwerke“
Die Pilotaktion „Business Angel-Netzwerke“ wurde als Antwort auf die 1998 im Rahmen des
Dritten Mehrjahresprogramms für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) (1997–2000)24
vorgelegte Machbarkeitsstudie aufgelegt, um mehr private Investoren für informelle Beteiligungen an
jungen Unternehmen zu gewinnen. Mit der Aktion sollte versucht werden, die kulturellen Hindernisse
abzubauen, die Unternehmer davon abhalten, sich um eine Finanzierung aus dem informellen Sektor
zu bemühen, und bewährte Verfahrensweisen von Business-Angels-Netzen in ganz Europa
weiterzugeben. Im Rahmen des Programms wurden drei Arten von Aktionen finanziert:
Verbreitungsaktionen, die die Netze verstärkt in der Öffentlichkeit bekannt machen und für die
Verbreitung von bewährten Verfahrensweisen sorgen sollten.
Machbarkeitsstudien, mit denen die Tragfähigkeit des Konzepts der Business-Angels-Netze in einem
bestimmten Bereich geprüft werden sollte.
Projekte zum Aufbau und zur Förderung von neuen Netzen.
Mit der Pilotaktion sollten Problemstellungen der Angebots- und der Nachfrageseite wie z. B.
Information und Aufklärung, Strukturprobleme, negative Einstellung vieler Unternehmer und Business
Angels, Außenwirkung und Transfer von bewährten Verfahrensweisen angegangen werden. Mit
Blick auf diese Problemstellungen förderte die Pilotaktion den Aufbau von Business-Angels-Netzen
23
24
Schlussfolgerungen der Europäischen Räte von Lissabon, Stockholm und Barcelona.
97/15/EG
17
in ganz Europa und setzte sich für die Schaffung eines besseren Investitionsumfelds für Business
Angels ein. Neben der direkten Förderung von Projekten unterstützte die Pilotaktion auch den
Aufbau des European Business Angel Network (EBAN).
Die Evaluierung des Programms ergab Folgendes:
•
Sensibilisierung: Um die Zugangsmöglichkeiten zu Finanzmitteln zu verbessern und die
bestehende Lücke bei den informellen Kapitalbeteiligungen zu beseitigen, müssen die
Unternehmer durch Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen dahin gebracht werden, ihre
Außenwirkung zu verbessern und in jeder Entwicklungsphase ihrer Unternehmen mit den
geeigneten Investoren Kontakt aufzunehmen. Parallel hierzu müssen den Unternehmern die
potenziellen Vorteile der Risikofinanzierung – verbunden mit dem persönlichen Engagement, das
Business Angels einbringen können – als eine attraktive und geeignete Finanzierungsquelle in der
Frühphase der Unternehmensfinanzierung nahe gebracht werden. Hier bietet sich eine
Gelegenheit zum Transfer von bewährten Verfahrensweisen.
•
Finanzierung der Netze: Herausragendes Merkmal von beispielhaften Projekten zum Aufbau
von Business-Angels-Netzen sind Aktivitäten, die gezielt darauf ausgerichtet sind, effektive
persönliche Kontakte zwischen gut vorbereiteten Unternehmern und hoch motivierten Business
Angels herzustellen; flankierend hierzu existiert meist ein entsprechender Verhaltenskodex für
beide Seiten. Es besteht Konsens darüber, das dies nur mit Unterstützung aus öffentlichen
Mitteln erreicht werden kann.
•
Nutzen der Netze : Als direkte Folgewirkung des Aufbaus von Business-Angels-Netzen erhofft
man sich eine Erweiterung der Vermittlungskapazitäten und in der Folge eine zunehmende Zahl
neuer Abschlüsse („Deal-Flow“). Weiter reichende Auswirkungen dürften eher in den lokalen
und regionalen Business-Angels-Gemeinschaften auftreten als in den allgemeineren
Wirkungskreisen, die mit virtuellen und grenzüberschreitenden Netzen geschaffen werden sollen.
Um wirklich zukunftsfähige Netze zu schaffen, reichen allerdings die zwei Jahre, die den
Pilotprojekten eingeräumt wurden, nicht aus.
•
Matching-Prozess: Bei informellen Investitionen handelt es sich um einen ausgesprochen
personenbezogenen Vorgang, und den individuellen Erfahrungen zufolge bevorzugen Business
Angels Unternehmen in räumlicher Nähe, so dass dies als Voraussetzung für den Aufbau eines
erfolgreichen Netzes gesehen werden muss. Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass
Investitionsveranstaltungen ein geeignetes Medium darstellen, um Partner zusammenzubringen.
Eine hohe Außenwirkung durch zielgerichtetes Marketing ist der beste Garant für die Bekanntheit
eines Netzes unter Business Angels und Unternehmern.
•
Europaweite Vernetzung: Die besten Ergebnisse zeitigte die Pilotaktion offensichtlich in der
den Investitionen nachgelagerten Phase, insbesondere bei der Vernetzung und dem Aufbau von
Beziehungen in ganz Europa. Erfahrung im Management von Business-Angels-Netzen als
Voraussetzung für das Erreichen der angestrebten Wirkung ist ein kritischer Faktor – nicht zuletzt
aufgrund des Fehlens eines geeigneten Instrumentariums. Zwar ist davon auszugehen, dass sich
das Programm positiv auf den Kenntnisstand über Business-Angels-Aktivitäten in der
Europäischen Union auswirken wird, doch wurden zugleich Bedenken laut, dass das Programm
mit seinem Anliegen zu wenig in das Bewusstsein der Allgemeinheit vordringen konnte, um eine
entscheidende Wirkung zu erzielen.
Bezüglich der Relevanz der Pilotaktion gelangt der Bericht zu folgenden Ergebnissen:
18
•
Ausgewählte Projekte: Die eingereichten Projekte hatten Bezug zu den konkreten
Problemstellungen und den Zielen des Pilotprogramms. Bei einigen Projekten war die Relevanz
allerdings geringer als bei anderen, und das Themenspektrum hätte breiter sein können (z. B. bei
den Sensibilisierungsprojekten). Denkbar wäre, dass verstärkt auf die Eignung der
Organisationen geachtet wird, die als Träger der Business-Angels-Netze fungieren, um zu
gewährleisten, dass diese Organisationen die Ziele der Netze aktiv unterstützen. Die
Projektpräsentation hängt von der Kapitalbeteiligungskultur ab, also von der Akzeptanz externer
Investoren, die in einigen Mitgliedstaaten weniger stark ausgeprägt ist.
•
Geringe Ausstattung der Aktion: Zwar wird die Relevanz des Pilotprogramms allgemein
festgestellt, doch lassen seine geringe Außenwirkung und das angesichts der umfangreichen
Problemstellung bescheidene Budget die Relevanz insgesamt fragwürdig erscheinen, so dass
neue Mittel, sollten diese bereitgestellt werden, wahrscheinlich anders eingesetzt werden
müssten.
•
Integrierte Politik: Es wird als zielführend angesehen, weiterhin öffentliche Mittel
bereitzustellen, um den schnelleren und flächendeckenderen Aufbau von Business-AngelsNetzen mit entsprechenden Fähigkeiten und Kapazitäten in ganz Europa zu fördern. Wenn mit
dieser Unterstützung ein Beitrag zur Behebung des fortdauernden Marktversagens auf
europäischer Ebene geleistet werden soll, müssen Business-Angels-Initiativen in die allgemeine
Vernetzung von Unternehmen und in politische Maßnahmen und Programme zur Förderung des
Unternehmertums eingegliedert werden.
Die Wirkung der Pilotaktion „Business-Angels-Netze“ wurde wie folgt zusammengefasst:
•
Begrenzte Wirkung: Von den im Rahmen des Berichts untersuchten Projekten können eines
oder zwei als effektiv bezeichnet werden, doch ist insgesamt gesehen der Beitrag zu den Zielen
des Programms eher gering einzuschätzen. Allerdings gilt es hierbei zu berücksichtigen, dass sich
die Gemeinschaft der Business-Angels-Netze erst im Aufbau befindet. Als wichtigste Wirkungen
waren zu verzeichnen, dass die Bekanntheit zugenommen hat und ein europäisches Netz
geschaffen wurde. Somit lässt sich feststellen, dass das Pilotprogramm aus einem kleinen Budget
relativ viel gemacht hat.
•
Mangelnde Außenwirkung: Schwer beeinträchtigt wurde das Projekt durch die mangelnde
Außenwirkung in Bezug auf die wichtigsten Akteure der Gemeinschaft der Business Angels und
der Business-Angels-Netze im Zielgebiet. Da die Existenz des Pilotprogramms „Business AngelNetzwerke“ ohnehin kaum bekannt war, wurde nur wenig Anstrengung darauf verwandt zu
gewährleisten, dass die Projekte effektiv waren und die Erkenntnisse aus den finanzierten
Machbarkeitsstudien und Projekten zum Aufbau von Netzen aufgenommen und weitergegeben
wurden.
•
Follow-up erforderlich: Um eine längerfristige Wirkung zu erzielen, ist ein Follow-up des
Programms auf der Grundlage eines neuen Konzepts erforderlich. Größere Wirkung lässt sich
nur durch stärkere Außenwirkung, verstärkte Einwirkung auf die Politik und die Einbindung der
Initiativen in die allgemeine Politik zur Förderung des Unternehmertums erreichen.
Die Ergebnisse der Evaluierung machen deutlich, dass die Möglichkeiten der Pilotaktion sowohl
hinsichtlich der finanziellen Ausstattung als auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Dauer begrenzt waren.
Allerdings lassen die Evaluierungsergebnisse auch erkennen, dass der Aufbau von Netzen einen
beträchtlichen Nutzen bietet und dass durch die Einbindung von Maßnahmen in Bezug auf Business
Angels in den allgemeinen politischen Rahmen bessere Ergebnisse erzielt werden könnten.
19
2.4.3.
Unterstützung für innovative Unternehmen
Die Kommission unterstützt die Finanzierung von innovativen Unternehmen durch den Dienst
Gate2Growth, der bei der Suche nach Investoren behilflich ist und Beratungsleistungen anbietet. Das
Gate2Growth-Team besteht aus Investment-Analysten mit Erfahrung in den Bereichen Wagniskapital
und Unternehmensführung, der Dienst verwaltet eine eigene Online-Datenbank, in der
Investitionsmöglichkeiten präsentiert werden. Seit dem Start im März 2002 ließen sich bereits 1300
Unternehmer und 60 aktive Investoren bei der Datenbank registrieren. Die ersten Erfahrungen in
Bezug auf den Mehrwert, den der Dienst für die Beteiligungsvorbereitung von Unternehmern bringt,
sind positiv. Bereits bei den ersten Aktionen wurde allerdings auch deutlich, dass die derzeitige Lage
auf den Finanzmärkten allmählich negative Auswirkungen auf unternehmerische Aktivitäten zeigt. In
der Datenbank sind auch 150 Dienstleistungsanbieter und Innovationsberater registriert, bei denen
sich Unternehmer Unterstützung in Form von Hilfsmitteln für die Unternehmensplanung, Zugang zu
Beratungsleistungen und Geschäftsplandiagnosen sowie einer Datenbank mit entsprechenden
Förderdienstleistungen und Spezial-Workshops holen können. Um den Vorbereitungsstand der
Unternehmer zu verbessern, wird der Dienst auch gezielt Unternehmer bei der Aufstellung eines
Geschäftsplans beraten.
Die Website Gate2Growth.com fungiert als zentrale Zugangsstelle und operationelle Plattform für
spezialisierte Netze von Frühphasen-Wagniskapitalinvestoren, Manager von Gründerzentren, Leiter
von Beratungsstellen der Industrie an Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Anbieter von
Qualifizierungsmaßnahmen für Unternehmensgründer. Sie erleichtert es innovativen Unternehmern, in
ihrer jeweiligen Region die geeignetste Unterstützung zu finden. Gate2Growth beabsichtigt, zukünftig
auch Partnerschaften mit lokalen Veranstaltern von Geschäftsplan-Wettbewerben, Business-AngelsNetzen und Investitionsforen aufzubauen.
3. RAHMENVORGABEN FÜR DAS BENCHMARKING
3.1.
INTERAKTIONSMODELL
Im Idealfall ist für ein Benchmarking eine quantifizierbare Gruppe von Indikatoren vorgegeben,
anhand derer die Bezugsgrößen (Benchmarks) festgelegt und Unterschiede aufgezeigt und
beispielhafte Verfahrensweise bestimmt werden. Die Festlegung der Methodik für ein Benchmarking
des Business-Angels-Marktes erfordert zunächst eine differenzierte Betrachtung der
unterschiedlichen Aspekte, die als Basis für das Benchmarking dienen könnten. Ausgehend von
dieser Betrachtung kann dann bestimmt werden, welches die maßgeblichen Aspekte sind.
Die Übertragung eines Modells für ein umfassendes Benchmarking auf den Beteiligungsmarkt der
Business Angels bereitet allerdings gewisse Probleme. Zunächst schließt das Fehlen umfangreicher
Daten eine quantitative Analyse und Vergleiche anhand von Statistiken aus. Und wenngleich die Zahl
der speziell auf Business Angels ausgerichteten politischen Maßnahmen ebenfalls beschränkt ist,
sollte doch das Benchmarking schwerpunktmäßig auf solche politischen Maßnahmen ausgerichtet
sein, die das Entstehen eines reifen Business-Angels-Beteiligungsmarktes fördern.
In den Diskussionen in der Expertengruppe zeigte sich, dass sich die wichtigsten Bereiche, in denen
die Politik Einfluss auf die Investitionstätigkeit von Business Angels nehmen kann, nach folgenden
Kategorien zusammenfassen lassen:
Maßnahmen zur Schaffung eines positiven Umfelds für die Aktivitäten von Business Angels;
Maßnahmen, mit denen die Zukunftsfähigkeit von Business-Angels-Netzen gefördert wird;
20
Maßnahmen, die das Zusammenfinden von Unternehmern und Investoren erleichtern.
Abbildung 1 zeigt das Interaktionsmodell, das dem Benchmarking zugrunde gelegt wurde. Die
vorliegende Benchmarking-Studie beschränkt sich auf die Betrachtung von politischen Maßnahmen,
die für Business Angels und Business-Angels-Netze von Belang sind. Allgemeiner angelegte
Maßnahmen zur Förderung unternehmerischer Initiative und spezifische Maßnahmen, etwa zur
Förderung der Einrichtung von Gründerzentren, wurden bereits an anderer Stelle untersucht25. Die
politischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten für den Bereich der Business Angels und der BusinessAngels-Netze datieren zumeist aus jüngster Zeit und beschränken sich in der Regel auf einen oder
einige wenige Aspekte des Business-Angels-Marktes. Dies erschwert den systematischen Vergleich
und die Bewertung von politischen Initiativen.
Abbildung 1. Interaktionsmodell
Umfeld für Aktivitäten
Inkubatoren,VC-Fonds
Entwicklungsagenturen
Incubators, VC funds
, Banken, Börsen, etc.
Business Angel
Business-Angel-Netz
Unternehmer
Matching-Prozeß
Die Schwierigkeiten, das Phänomen der Investitionen von Business Angels direkt zu beobachten,
schränkten die Möglichkeiten der vorliegenden Studie ein. Die meisten Investitionen von Business
Angels werden auf privater Ebene und ohne Zutun eines Netzes getätigt – und erscheinen daher in
keiner Statistik. Bedingt durch die Besonderheiten des Marktes können umfassende Statistiken gar
nicht erstellt werden und sind auch gar nicht wünschenswert, da eine aufdringliche Datenerhebung
mögliche Investoren abschrecken könnte. Und auch im Bereich der Business-Angels-Netze ist die
Zahl der erfolgreichen Abschlüsse in Fällen, in denen ein Erfolgshonorar verlangt wird, vermutlich
eher zu niedrig angesetzt, da diese Gebühr unter Umständen verhindert, dass erfolgreiche Abschlüsse
gemeldet werden.
Während man also berücksichtigen muss, dass Business-Angels-Netze lediglich einen Teil der
tatsächlichen Abschlüsse erfassen, sitzen sie andererseits – was ihre Möglichkeiten im MatchingProzess und ihre Multiplikatorwirkung durch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, die
Unternehmer fördern, wie Gründerzentren und Entwicklungsagenturen, anbelangt, an einer
Schaltstelle.
25
Siehe den Bericht über die Aktivitäten der Europäischen Union für KMU (1997 –2000), KOM(2001)98 vom
01.03.2001 und den Benchmarking-Bericht über das Management von Gründerzentren. (Im Internet unter
http://europa.eu.int/comm/enterprise/entrepreneurship/promoting_entrepreneurship/index.htm bzw.
http://europa.eu.int/comm/enterprise/entrepreneurship/support_measures/incubators/index.htm).
21
3.2.
Konzept für das Benchmarking des Business-Angels-Marktes
Das Benchmarking schafft einen Bezugsrahmen für die Ermittlung und den Transfer von
beispielhaften Verfahrensweisen, allerdings ist die Bandbreite der Maßnahmen, die in diesem
Kontext angewandt werden können, beschränkt. Wie andere Fördermaßnahmen der Politik auch, so
sollten Maßnahmen zur Unterstützung der Business-Angels-Gemeinschaft über eindeutig definierte
Ziele und wirksame Umsetzungsmechanismen verfügen und sie sollten regelmäßig einer Bewertung
unterzogen werden. Die Branche der Business-Angels-Netze steckt noch in den Kinderschuhen,
daher kann dieser Benchmarking-Bericht nicht mehr als ein erster Schritt zur Entwicklung
entsprechender politischer Maßnahmen in den Mitgliedstaaten sein.
Die erste Gruppe sind politische Maßnahmen, die sich auf das Umfeld für die Aktivitäten von
einzelnen Business Angels und Business-Angels-Netzen auswirken. Bei Netzen geht es hier
vorwiegend um das regulatorische Umfeld, während bei einzelnen Business Angels die Besteuerung
den entscheidenden politischen Faktor darstellt, da sie die zu erwartende Nettorendite einer
Beteiligung beeinflusst.
Voraussetzung für das Entstehen eines zukunftsfähigen Business-Angels-Beteiligungsmarktes ist, dass
es den Business-Angels-Netzen gelingt, diesen Markt verstärkt in das Bewusstsein der Zielgruppen
zu rücken, die Vorbereitung der Unternehmer auf Beteiligungen zu verbessern, ihre eigene Qualität zu
halten und die Finanzierung ihrer Aktivitäten sicherzustellen. Eine möglichst große Zahl dieser
Aufgaben zu bewältigen, ist nur in einer langfristig angelegten Partnerschaft mit Einrichtungen des
öffentlichen Sektors möglich.
Wichtigstes Ziel der Aktivitäten von Business-Angels-Netzen muss es sein, Investoren und Projekte
erfolgreich zusammenzuführen. Business-Angels-Netze können durch die Zusammenarbeit mit
anderen Organisationen wie z. B. Gründerzentren die Qualität ihrer Projekte verbessern und für
andere Investoren Qualitätszusicherungen bieten. Durch grenzüberschreitende Kooperationen
können die Netze die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in Nischenmärkten wie der Hochtechnologie
passende Partner zusammenzuführen. Zielgerichtete Maßnahmen der Politik können diese Aktivitäten
maßgeblich unterstützen.
Zwar sollte bei einem Benchmarking im Idealfall mit quantifizierbaren Leistungsindikatoren gearbeitet
werden, doch ist dies im Fall des Business-Angels-Marktes in dessen derzeitigem Stadium nicht
möglich. Allerdings sollten die Maßnahmen zur Ermittlung beispielhafter Verfahrensweisen im
Allgemeinen folgende Kriterien erfüllen:
•
Relevanz: Die geschilderten Beispiele für beispielhafte Verfahrensweisen sollten Business
Angels und Business-Angels-Netzen anschauliche Hilfestellung bieten.
•
Übertragbarkeit: In einem entsprechenden Kontext sollten die beispielhaften Verfahrensweisen
auf unterschiedliche Kulturen übertragbar sein; sie sollten nicht nur auf bestimmte rechtliche oder
administrative Rahmenbedingungen zutreffen.
•
Umsetzbarkeit: Die ermittelten beispielhaften Verfahrensweisen und Indikatoren sollten für alle
Mitgliedstaaten umsetzbar sein.
Die für jede der drei Gruppen von Maßnahmen ermittelten beispielhaften Verfahrensweisen sind
zusammengefasst nach Umfeld, Netzwerkaktivitäten und Matching-Prozess.
•
Umfeld: Steuerliches und regulatorisches Umfeld.
•
Netzwerkaktivitäten: Sensibilisierung, Beteiligungsvorbereitung, Qualifizierungsmaßnahmen,
Qualität und Vertrauenswürdigkeit des Netzes und Finanzierung von Business-Angels-Netzen.
22
•
Matching-Prozess: Effizienz, Multiplikatorwirkung und Kooperation, Integrationsfähigkeit und
grenzüberschreitende Aktivitäten.
4. POLITISCHE MASSNAHMEN UND UMFELD
4.1. Unternehmerkultur
Unternehmerische Initiative ist ein Motor für Innovation und Wachstum. Unternehmerische Initiative
zu fördern, heißt daher, die Dynamik der europäischen Wirtschaft steigern – für anhaltendes
Wachstum, die Mehrung des Wohlstands und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Unternehmerische
Initiative ist in allen Lebensphasen eines Unternehmens gefordert, von kleinen Anfängen bis hin zu
Großunternehmen. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, der wettbewerbsfähigste und
dynamischste wissensbasierte Wirtschaftsraum der Welt zu werden; um dieses Ziel zu erreichen,
braucht es eine ausgeprägte Unternehmerkultur.
Unternehmerische Initiative kennt viele unterschiedliche Erscheinungsformen, die in gleichem Maße
von der Motivation und den Fähigkeiten des Einzelnen geprägt sind, wie von einer Kultur, die sie
schätzt und fördert. Unterschiede hinsichtlich unternehmerischer, kultureller und finanzieller
Traditionen bedingen unterschiedliche Einstellungen der Unternehmer und unterschiedliche Haltungen
der Umwelt, wenn diese sich auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten machen.
In vielen Mitgliedstaaten bedeuten Unternehmern ihre persönlichen Möglichkeiten der
Machtausübung im Unternehmen mehr als die Wachstumschancen, die sich durch die Hereinnahme
externer Anteilseigner realisieren ließen. Dadurch reduziert sich die Zahl der aussichtsreichen
Projekte auf der Seite der Nachfrage nach Beteiligungen, gleichzeitig ist die Angebotsseite
(Wagniskapitalfonds, Business Angels) noch nicht voll entwickelt. Wenngleich Aufklärungs- und
Informationskampagnen dazu beitragen können, dieses kulturelle Hindernis aus dem Weg zu räumen,
herrscht doch die Meinung vor26, dass der effektivste Weg, Unternehmer dazu zu bringen,
Kapitalbeteiligungen zu akzeptieren, über steuerliche Anreize führt.
4.2. Besteuerung
4.2.1
Einführung
Die Besteuerung von Risikokapitalinvestitionen und Beteiligungen am Eigenkapital von Unternehmen
wirkt sich direkt auf die Attraktivität dieser Investitionsmöglichkeiten aus. Dies gilt sowohl für die
Nachfrageseite (die rasch wachsende Zahl von KMU, die Finanzierungsmöglichkeiten suchen) als
auch für die Angebotsseite (die institutionellen und Einzelinvestoren). Die Stabilität und
Vorhersagbarkeit des steuerlichen Gesamtumfeldes ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wie nicht
anders zu erwarten, ist das steuerliche Bild der Europäischen Union sehr komplex, mit erheblichen
Unterschieden von einem Mitgliedstaat zum anderen.
Die Kapitalertragssteuer betrifft Business Angels gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens ist
Kapitalertragssteuer auf den Abgang von Vermögenswerten zu entrichten und wirkt sich somit auf
die Investitionsrentabilität aus. Sie beeinflusst Entscheidungen von Einzelinvestoren, Finanzinstituten
und Wagniskapitalgebern bezüglich ihrer Investitionen in Unternehmen in der Anfangsphase.
Zweitens kann die Kapitalertragssteuer Vergütungspakete betreffen, die in Form von Vermögen, in
der Regel in Form von Aktienoptionen, ausgegeben werden. Unternehmen in der Anfangsphase sind
26
Harrison, R. und Mason, C. (1995), „Final Review and Evaluation of Five Informal Investment Demonstration
Projects“, Report to the Small Firms Policy Branch of the DTI.
23
häufig darauf angewiesen, Aktienoptionen anbieten zu können, um qualifiziertes Personal zu
bekommen und Wachstum zu erzielen. Wenngleich Aktienoptionen in jüngster Zeit in Misskredit
geraten sind – insbesondere, wenn in größeren Unternehmen damit operiert wird –, stellen sie für
viele wachstumsstarke kleinere Unternehmen eine der wenigen ihnen zu Gebote stehenden
Vergütungsmöglichkeiten dar.
Die Kommission sieht in der Unternehmensbesteuerung einen wichtigen Faktor, der das
Funktionieren des Binnenmarktes beeinflusst. Seit 1990 hat die Kommission drei Mitteilungen27 und
mehrere Richtlinien zur Unternehmensbesteuerung vorgelegt. Die Besteuerung von Einzelpersonen
war jedoch bisher nicht Gegenstand entsprechender Aktivitäten. Die meisten Business Angels
investieren als Privatpersonen, für sie ist daher die wichtigste Steuer die Kapitalertragssteuer für
Einzelpersonen.
4.2.2 Kapitalertragssteuern in den Mitgliedstaaten
Ein Vergleich der Kapitalertragsbesteuerung in den Mitgliedstaaten gestaltet sich aufgrund der
Vielzahl unterschiedlicher Steuersätze, Vorschriften, Befreiungen und Voraussetzungen schwierig.
Tabelle 3 fasst die wichtigsten Aspekte der Kapitalertragssteuerregelungen in den Mitgliedstaaten
zusammen.
Tabelle 3. Kapitalertragsbesteuerung von Einzelpersonen in den Mitgliedstaaten
Mitgliedstaat
Belgien
Kapitalertragssteuer für
Einzelpersonen
Kapitalertragssteuer nur
für gewerbliche
Investoren.
Dänemark
Bei Dauer der Beteiligung
unter 3 Jahren: zwischen
38,5 % und 59 %. Bei
mind. 3 Jahren Dauer der
Beteiligung: 28 % bis
max. 5 337 €, darüber:
43 %. Keine
Kapitalertragssteuer,
wenn der Gesamtwert der
notierten Aktien während
der letzten 3 Jahre vor der
Veräußerung unter
16 817 € lag.
Bei Beteiligungen unter
1 % keine
Kapitalertragssteuer auf
Aktien, die sich länger als
1 Jahr im Besitz des
Veräußerers befanden.
Deutschland
Griechenland
Keine
Kapitalertragssteuer auf
Aktien, die an der
Athener Börse notiert
Anmerkungen
Steuersatz 17 % (zzgl. lokale Steuern), wenn eine Beteiligung von über
25 % an einem belgischen Unternehmen an ein ausländisches
Unternehmen veräußert wird. Handelt es sich bei dem Verkäufer um
einen gewerblichen Investor, sind Kapitalerträge immer entweder als
reguläres Einkommen (bei Dauer der Beteiligung unter 5 Jahren) oder
mit 17 % zzgl. lokale Steuern zu versteuern.
Wenn sich die Aktien weniger als 3 Jahre im Besitz des Veräußerers
befanden, sind Verluste nur gegen Kapitalerträge auf andere Aktien
aufrechenbar, die innerhalb des Dreijahreszeitraums veräußert werden.
Verluste aus notierten Aktien, die sich mindestens 3 Jahre im Besitz
des Veräußerers befanden, können nur gegen Gewinne auf notierte
Aktien aufgerechnet werden, die sich mindestens 3 Jahre im Besitz
des Veräußerers befanden. Verluste aus nicht-notierten Aktien, die
sich mindestens 3 Jahre im Besitz des Veräußerers befanden, können
von Aktienerträgen abgezogen werden. Der steuerliche Wert eines
höheren Verlustes kann steuerlich gegen sonstige Einnahmen
aufgerechnet werden.
Bei Aktien, die weniger als 1 Jahr gehalten wurden oder bei
erheblichen Beteiligungen (1 % und darüber) unterliegt nur die Hälfte
der Gewinne der Einkommensteuer (2002: 19,9 % bis 48,5 %; 2003/4:
17 % bis 47 %; ab 2005: 15 % bis 42 %, mit 5,5 % Zuschlag auf die
Einkommensteuerschuld). In diesem Fall kann auch die Hälfte der
entstandenen Verluste geltend gemacht werden.
Keine Kapitalertragssteuer auf Aktien, die von Kapitalgesellschaften
veräußert werden.
Besteuerung von 5% auf jeden An- und Verkauf von Aktien jener
Firmen, die nicht an der Börse notiert sind.
27
SEK(90)601, KOM(97)495 und KOM(2001)582.
24
Mitgliedstaat
Spanien
Kapitalertragssteuer für
Einzelpersonen
sind.
18 %
Frankreich
26 %
Irland
20 %
Italien
12,5 %
Luxemburg
Keine
Kapitalertragssteuer,
wenn die Anteile über
6 Monate gehalten
werden.
1,2 % für Gewinne über
einem Schwellenwert
(18 146 € bis 240 166 € je
nach Steuerklasse).
Keine
Kapitalertragssteuer,
wenn die Anteile über
1 Jahr und Beteiligung
von unter 1 %.
Keine
Kapitalertragssteuer auf
Anteile, die über 1 Jahr
gehalten wurden, sonst
10 %.
29 %
30 %
Niederlande
Österreich
Portugal
Finnland
Schweden
Vereinigtes
Königreich
10 % bis 40 %
Anmerkungen
Progressiver Steuersatz bis zu 48 %, wenn die Aktien weniger als
1 Jahr gehalten wurden.
Nur zu entrichten, wenn der Gesamtertrag über 7 623 €/Jahr liegt.
Verluste sind bis zu 15 200 €/Jahr vom zu versteuernden Einkommen
abzugsfähig. Nach 5 Jahren müssen nur Sozialbeiträge gezahlt
werden. 25 % der Beteiligungen an nicht-börsennotierten KMU
können vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden. Der
Umsatz des Unternehmens muss unter 21 Mio. € betragen, die
Bilanzsumme unter 10 Mio. €.
1 270 €/Jahr steuerfrei. Für Investitionen von über 5 Jahren in nichtnotierte Anteile wird Steuererleichterung von bis zu 31 750 €/Jahr
gewährt. Wiederholungsbefreiungen für Mitarbeiter und Direktoren
von Kapitalgesellschaften (und Handelsgesellschaften). Verluste
können in den Folgejahren auf die Kapitalertragssteuer angerechnet
werden.
Bei Beteiligungen über 2 % - 5 % an börsennotierten Unternehmen
oder 20 % - 25 % an nicht börsennotierten Unternehmen beträgt der
Kapitalertragssteuersatz 27 %.
Bei Beteiligungen über 25 % oder wenn sich die Aktien weniger als
6 Monate im Besitz des Veräußerers befanden, progressive
Einkommensteuer.
Bei Beteiligungen über 5 %, Steuersatz 25 %. Steuervergünstigungen
für Investitionen in Unternehmen in der Anfangsphase.
Bei Beteiligungen ab 1 % (in den zurückliegenden 5 Jahren) ist auf
Beteiligungsgewinne für Anteile, die über 1 Jahr gehalten wurden, die
Hälfte des durchschnittlichen Einkommensteuersatzes (bis zu 50 %) zu
entrichten.
Wenn eine natürliche Person Anteile an einem Unternehmen
veräußert und die Summe aus Finanzanlagen, flüssigen Mitteln und
ähnlichen Vermögenswerten die Hälfte der Bezahlung für die
verkauften Anteile übersteigt, wird der Gewinn aus dieser
Veräußerung für den Verkäufer als Einnahmen aus Erwerbstätigkeit
gewertet. Der Steuersatz beträgt für natürliche Personen zwischen
30 % und 55 %. Auf die Gewinne sind Sozialversicherungsbeiträge in
Höhe von 24,26 % zu entrichten. Wenn es sich um Anteile einer
personenbezogenen Kapitalgesellschaft handelt, werden 50 % der
Gewinne als Einnahmen aus Erwerbstätigkeit besteuert und 50 % als
Kapitalerträge. Die Kapitalertragsbesteuerung ist bei 418 000 €
gedeckelt.
Abhängig von der Steuerklasse, 11 977 €/Jahr sind steuerfrei.
Gleitende Senkung des Steuersatzes für geschäftliche
Vermögenswerte auf 10 % nach 2 Jahren. Steuerbefreiung für
reinvestierte Gewinne.
Quellen: Mitgliedstaaten, Generaldirektion Unternehmen, EVCA, Finnische Stiftung zur Förderung von Aktienbesitz.
25
Aus der Tabelle geht hervor, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Steuersätze gibt, die zum Teil mit
steuerlichen Anreizen verbunden sind, die auch Business Angels bei ihren Investitionen zugute
kommen. Einen aussagefähigen Vergleich anzustellen, ist schwierig, jedoch gibt es eindeutige
Kriterien, die für die Bewertung der Konzepte verwendet werden können. Die erste Prämisse lautet,
dass es für Business Angels keine speziellen Steuerregelungen geben muss, sondern dass vielmehr ein
Gesamtrahmen gefördert werden sollte, der Risikoinvestitionen nicht bestraft.
Generell ist eine einfache, gerechte und für alle verständlicher Steuerordnung ein erstrebenswertes
Ziel in einer demokratischen Gesellschaft. Außerdem sollten, da Investitionen in Unternehmen in der
Anlaufphase eine wirksame Methode zur Schaffung von Wohlstand, Arbeitsplätzen und Wachstum
darstellen, Kapitalerträge nicht steuerlich bestraft werden, denn sie sind den Lohn für Investitionen in
risikobehaftete Unternehmungen. Eine relativ niedriger Steuersatz bei der Kapitalertragssteuer (z. B.
unter 20 %) wäre somit der Beitrag des öffentlichen Sektors zur Förderung von Investitionen in
Unternehmen in der Anfangsphase. Außerdem sollte das System Investitionen in nicht-notierte
Beteiligungen gegenüber dem Erwerb von börsennotierten Anteilen nicht bestrafen.
Spezielle Steuererleichterungen für Einzelinvestoren können Anreize für wiederholte Investitionen
schaffen. Ob steuerliche Anreize wirtschaftlich überhaupt wünschenswert, rechtlich zulässig oder in
der Praxis innerhalb der spezifischen Konzeption eines Steuersystems sinnvoll sind, ist hingegen eine
andere Frage. Steuererleichterungen sollten keine kontraproduktiven Anreize schaffen, die
ökonomische Berechnungen verzerren. Eine Alternative zu steuerlichen Anreizen sind niedrige
Kapitalertragssteuersätze für längerfristige Investitionen, während kurzfristige Investitionen höher
besteuert werden.
Zwar kann die Bereitstellung von Risikokapital nicht der wichtigste Einzelaspekt bei der
Ausarbeitung der Struktur von Steuersystemen sein, doch muss darauf geachtet werden, dass nicht
unbeabsichtigt negative Effekte entstehen, die derartige Aktivitäten untergraben. Die Struktur eines
nationalen Steuersystems sollte daher die positiven Zielsetzungen von Risikokapital, Innovation und
FuE nicht behindern. Im Gegenteil werden besondere steuerliche Regelungen eingesetzt, um derartige
Aktivitäten zu fördern, und dies sollte auch weiterhin der Fall sein, sofern sie den Anforderungen des
Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung, den EU-Vorschriften für staatliche Beihilfen und
sonstigen Verpflichtungen der EU-Mitgliedstaaten auf steuerlichem Gebiet entsprechen.
Aus den zugänglichen Forschungsarbeiten28 geht hervor, dass die Kapitalertragssteuer die
Entwicklung eines qualitätvollen Risikokapitalmarktes negativ beeinflussen kann. Eine
Steuererhöhung zeigt deutliche Auswirkungen in Form einer geringeren Investitionsbereitschaft. Im
Gegenzug erhöht sich bei einer Steuersenkung und größeren Steuervergünstigungen die
Investitionsbereitschaft der Business Angels. Ein annehmbares Steuerniveau ist eine notwendige,
wenngleich nicht hinreichende Voraussetzung für das Wachstum des Business-AngelsBeteiligungsmarktes.
Im Gegensatz zu Einzelpersonen zahlen Investmentfonds und Pensionsfonds in der Regel keine
Steuern auf ihre Kapitalerträge, doch die an diesen Fonds beteiligten Einzelinvestoren zahlen Steuern
entweder auf die Dividende oder auf die Kapitalerträge, die sie erhalten, wenn sie ihre Anteile
verkaufen. Hier bringt die mögliche unterschiedliche steuerliche Behandlung von Dividenden und
Kapitalerträgen verschiedene Investitionsinstrumente in ungleiche Ausgangspositionen, insbesondere,
28
Siehe Keuschnigg, C. und Nielsen, S. (2002), „Start-ups, Venture Capitalists, and the Capital Gains Tax“,
Universität St. Gallen, Diskussionspapier 2002-05; Mason, C. und Harrison, R. (2000), „Influences on the
Supply of Informal Venture Capital in the UK: An Exploratory Study of Investor Attitudes“, International Small
Business Journal, 18(4), S. 11-28, und FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche
Ausgleichsbank.
26
wenn man hierbei die in vielen Mitgliedstaaten geltenden Vorschriften bezüglich der Höhe der
Beteiligung berücksichtigt.
Nicht im Land ansässige natürliche Personen sind nach den Doppelbesteuerungsabkommen in dem
Land, in dem die Investition getätigt wird, zumeist von der Kapitalertragssteuer ausgenommen, zahlen
jedoch im Wohnsitzland Kapitalertragssteuer. In einigen Ländern bestehen Ausnahmeregelungen,
wenn die Beteiligung 25 % überschreitet oder wenn die Investitionen vorwiegend Immobilien
betreffen.
Zum Vergleich: In den USA werden Kapitalerträge – abhängig von der Steuerklasse der
betreffenden Person – mit 10 % bis 28 % besteuert. Die Hälfte der Erträge ist von der Besteuerung
ausgenommen, wenn die Beteiligung ein Kleinunternehmen betrifft, das die Kriterien erfüllt, und die
Anteile fünf Jahre gehalten werden.
Abschließend ist festzustellen, dass es kein allein selig machendes Konzept für die Besteuerung von
Kapitalerträgen gibt. Welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation konkret ergriffen werden
können, hängt von der Konzeption des bestehenden Steuersystems und dem politischen Willen zu
dessen Änderung ab. Die einfachste Alternative ist die Abschaffung der Kapitalertragssteuer. Eine
weiter verbreitete Lösung ist die Einführung von Beteiligungsstaffeln, die Investitionen für Business
Angels attraktiv machen.
Steuerliche Vorteile lassen sich auf unterschiedliche Weise erreichen, unter anderem durch
steuerliche Vorabzüge. Eine weitere Möglichkeit bietet die Senkung des Kapitalertragssteuersatzes,
eine dritte besteht in der Wiederholungsinvestition (Rollover) von Kapitalerträgen, und eine vierte im
Abzug von Verlusten von Kapitalerträgen. Im Vereinigten Königreich zeichnet sich eine Präferenz
der Business Angels für steuerliche Vorabzugsmöglichkeiten ab.
27
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 3: Kapitalertragssteuer im Vereinigten
Königreich und in Belgien
Die Expertengruppe befand die Kapitalertragssteuerregelungen in Belgien und dem Vereinigten
Königreich für aussichtsreiche Kandidaten für beispielhafte Verfahrensweisen in der Europäischen
Union. Nach der belgischen Regelung sind die meisten Kapitalerträge von der Steuer befreit, nach
der britischen Regelung werden Anreize für langfristige Unternehmensbeteiligungen gewährt.
Die britische Kapitalertragssteuerregelung fördert Beteiligungen an expandierenden Unternehmen in
der Frühphase. Einschränkungen sorgen dafür, dass Investitionen in spekulative Unternehmungen wie
Immobilien weniger interessant sind und fördern Beteiligungen über Zeiträume von mehr als drei
Jahren.
Der erste Teil des britischen Systems besteht in einer Einkommensteuererleichterung auf
Beteiligungen, die die Nettokosten der Beteiligung senkt. Wenn beispielsweise ein Investor eine
Beteiligung von 150 000 £ einbringt, betragen dank des Vorsteuerabzugs von 30 000 £ die
Nettokosten nur noch 120 000 £.
Außerdem kann die Kapitalertragssteuer gestundet werden, wenn aus dem realisierten Gewinn eine
Beteiligung in ähnlicher Größenordnung getätigt wird. Die Steuer wird nur fällig, wenn die Anteile
endgültig veräußert werden. Wenn beispielsweise der Kapitalertrag zum Ende der Beteiligung
150 000 £ beträgt und eine gleich große Investition getätigt wird, belaufen sich die Nettokosten der
Beteiligung auf 90 000 £, die eingesparten 60 000 £ sind erst bei der endgültigen Veräußerung der
Anteile zu entrichten. Bei dieser zuletzt beschriebenen Komponente handelt es sich allerdings um ein
Steuerbefreiungssystem, das nur in Fällen zum Tragen kommt, in denen die Beteiligung über einen
Zeitraum von mindestens zwei Jahren besteht.
Die steuerlichen Vorteile können kombiniert werden, um die effektiven Investitionskosten zu senken.
Durch dieses Konzept kann das Angebot an Investitionsmitteln wirksam vergrößert werden,
insbesondere, wenn die Wiederholungsinvestition (Rollover) innerhalb einer vorgegebenen Frist
erfolgen muss.
Weitere Informationen unter: www.inlandrevenue.gov.uk, fiscus.fgov.be
4.3. Regulatorisches Umfeld
4.3.1
Administrative Hindernisse
Die Rechtsvorschriften für den Wertpapiermarkt können insofern Auswirkungen auf die Aktivitäten
von Business-Angels-Netzen haben als sie gelegentlich künstliche Einschränkungen bedingen. Auch
sollte Unsicherheit hinsichtlich der Anwendbarkeit von Kapitalmarktvorschriften auf BusinessAngels-Netze vermieden werden, da dadurch schnell jede Dynamik erstickt werden kann, die sich
auf dem gerade eben erst entstehenden Business-Angels-Markt entwickelt.
Auf europäischer Ebene haben die Bemühungen zur Verwirklichung eines einheitlichen Marktes zur
Folge, dass Gesetzentwürfe und andere Vorschläge gezielt mit Blick auf die vollständige Umsetzung
des Risikokapital-Aktionsplans bis 2003 und des Aktionsplans Finanzdienstleistungen bis 2005
verabschiedet werden. Wichtig ist, dass bei diesen Vorschlägen auch die Erfordernisse des
entstehenden Risikokapitalmarktes berücksichtigt werden. Der geänderte Vorschlag der
Kommission für eine Richtlinie betreffend den Prospekt, der beim öffentlichen Angebot von
28
Wertpapieren oder deren Zulassung zum Handel zu veröffentlichen ist29, enthält eine
Ausnahmeregelung, der zufolge KMU bis zu 2,5 Mio. € pro Jahr an Mitteln aufnehmen können,
ohne dass sie hierfür einen Emissionsprospekt auflegen müssen. Diese Ausnahmeregelung ist direkt
auf den Markt der Business Angels ausgerichtet, dessen ungehinderte Entwicklung sie ermöglicht.
Das Funktionieren der Business-Angels-Netze wird gelegentlich durch nationale Verordnungen oder
deren Auslegung behindert. Die meisten Mitgliedstaaten sind zu dem Schluss gelangt, dass BusinessAngels-Netze keine Investitionsempfehlungen aussprechen und daher von den für Anlageberater
geltenden Rechtsvorschriften ausgenommen sind. Gegenüber Netzen, die Gebühren verlangen,
bestehen allerdings unterschiedliche Einstellungen. In Belgien dürfen von den Unternehmern keine
Gebühren verlangt werden. Im Vereinigten Königreich dürfen die Netze ein Erfolgshonorar
verlangen, wenn sie jedoch Gewinn erwirtschaften, fallen sie unter die Bestimmungen der
Vorschriften für Finanzdienstleistungen, und hierfür sind zusätzliche Qualifikationen erforderlich. Im
Vereinigten Königreich müssen die Netze grundsätzlich eine Zulassung der Aufsichtsbehörde für
Finanzdienstleistungen (Financial Services Authority) beantragen oder aber einer
Wirtschaftsförderungsinitiative angehören.
Zwar bestehen im Regulierungsbereich kleinere Schwierigkeiten für Business-Angels-Netze, doch im
Allgemeinen können diese in den Mitgliedstaaten weitgehend ohne regulatorische Behinderung
operieren. Wichtig erscheint, dass sowohl die Mitgliedstaaten als auch die europäischen Institutionen
bei der Ausarbeitung von Entwürfen für Rechtsvorschriften die Bedürfnisse des informellen
Risikokapitalmarktes nicht aus dem Blickfeld verlieren – angesichts des informellen Charakters
dieses Marktes nicht immer eine leichte Aufgabe.
4.3.2
Entwicklung von politischen Maßnahmen
Mit wachsender Zahl und zunehmender Außenwirkung der Business-Angels-Netze sind die
Mitgliedstaaten schrittweise dazu übergegangen, in ihre Wirtschaftspolitik Maßnahmen einzubinden,
die Business Angels fördern. Einige Mitgliedstaaten experimentieren mit speziellen Instrumenten, die
Investitionen von Business Angels gezielt unterstützen sollen. So kann in Österreich die öffentliche
KMU-Entwicklungsagentur AWS (Austria Wirtschaftsservice) Bürgschaften für Investitionen von
Business Angels übernehmen. Belgien arbeitet an politischen Initiativen zur Förderung von BusinessAngels-Investitionen, und das Vereinigte Königreich hat eine Reihe von Pilotprojekten angekündigt,
die die Beteiligungsvorbereitung von Unternehmern verbessern sollen.
Im Gegensatz zu politischen Maßnahmen, durch die ein günstiges Umfeld geschaffen wird, wie
niedrige Besteuerung und liquide Finanzmärkte, müssen spezielle Investitionsförderungsprogramme
der öffentlichen Hand immer die von der Kommission vorgegebenen Verordnungen für staatliche
Beihilfen für KMU30 beachten.
5.
5.1.
PARTNERSCHAFTEN MIT BUSINESS-ANGELS-NETZEN
VERSTÄRKTE SENSIBILISIERUNG
Eine verstärkte Sensibilisierung für die Vorteile und Dienstleistungen von Business Angels und
Business-Angels-Netzen bildet den ersten Schritt zur Entwicklung des Business-Angels-Marktes.
Potenziellen Business Angels und Unternehmern gleichermaßen müssen die Vorzüge von BusinessAngels-Netzen bewusst gemacht werden. Diese Sensibilisierung kann nur durch langfristig angelegte
29
30
KOM(2002) 460 endg.
2001/C 235/03, 21.8.2001.
29
Anstrengungen erreicht werden, öffentlich-private Partnerschaften haben in diesem Zusammenhang
ihren Nutzen bereits in vielen Ländern unter Beweis gestellt. Business-Angels-Netze spielen in dem
Prozess eine wichtige Rolle, da sie viel Zeit für die Suche nach potenziellen Business Angels und für
die Vermittlung geeigneter Vorschläge aufwenden.
Da es Business-Angels-Netze vielerorts noch nicht lange gibt, muss auch im öffentlichen Sektor eine
verstärkte Sensibilisierung stattfinden, und zwar sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene.
Die Erfahrung zeigt, dass Medienpräsenz ein wirksames Mittel darstellt, um ein Thema in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Mit in diesen Themenbereich gehört auch die Diskussion
über das administrative, rechtliche und steuerliche Umfeld, in dem Business Angels und BusinessAngels-Netze operieren.
Sensibilisierung hat viele Aspekte: Netze in den Niederlanden, Italien, Österreich und Belgien setzen
auf Seminare, die potenzielle Business Angels und Unternehmer über die Vorzüge des BusinessAngels-Marktes aufklären. Derartige Seminare bringen zumeist erfahrene Business Angels und
bereits erfolgreiche, aber auch potenzielle Unternehmer zu einem Meinungsaustausch über den Markt
zusammen. Sensibilisierung ist generell ein langwieriger Prozess, so dass selbst spezifische intensive
Aktionen zur verstärkten Sensibilisierung bestimmter Zielgruppen unter Umständen drei bis fünf Jahre
laufen müssen, bevor Ergebnisse sichtbar werden.
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 4: Sensibilisierungsmaßnahmen in Österreich
Das aus öffentlichen Mitteln finanzierte und mit AWS verbundene Business-Angels-Netz i2 in
Österreich setzt vor allem auf Medienpräsenz. i2 betreibt aktiv die flächendeckende Darstellung in
verschiedenen Medien – Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen. Das Netz hat eine umfangreiche
Website entwickelt und verfügt über lokale Partner in allen Bundesländern, die die Idee der
informellen Beteiligung in die Öffentlichkeit tragen; außerdem wird mit Business-Angels-Mentoren
experimentiert, die die Anwerbung neuer Business Angels für das i2-Netz unterstützen.
i2 veranstaltet auch Seminare für Unternehmer, die deren Position in Verhandlungen mit potenziellen
Investoren verbessern sollen. Für diese Weiterbildungsveranstaltungen zahlen Mitglieder 100 €,
Nichtmitglieder 150 €. Die Seminare dienen neben der Qualifizierung auch der Sensibilisierung. Sie
beinhalten Beispiele erfahrener Business Angels, Präsentationen erfolgreicher Unternehmer, die durch
Business Angels unterstützt wurden, und Vorträge von Bankern und Consultants zum
Investitionsprozess. Darüber hinaus veröffentlicht i2 Leitfäden für Unternehmer mit Informationen zur
Vorgehensweise bei privaten Beteiligungen.
Weitere Informationen unter: www.innovation.co.at
5.2.
Qualifizierungsmaßnahmen für Business Angels und Unternehmer
Die Qualifizierung von Business Angels und Unternehmern in Finanzierungsfragen ist eine
Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit einer Zusammenführung passender Partner zu erhöhen. Es gibt
allerdings bei dieser Beziehung Aspekte, die in formellen Qualifizierungsprogrammen nur schwer zu
vermitteln sind. Hierzu zählen die Bereitschaft beider Seiten zur Teamarbeit und das Schaffen von
Vertrauen. Hier bieten Syndikate von Business Angels vielfach gute Voraussetzungen für die
Weitergabe von Praxiswissen von erfahrenen an weniger erfahrene Investoren. Beteiligungen von
Syndikaten sind beispielsweise in Dänemark weit verbreitet.
Nicht selten müssen Business Angels ermuntert werden, ihren Horizont über die Märkte und
geografischen Standorte, die sie genau kennen, hinaus zu erweitern. Dies kann insbesondere dann
problematisch sein, wenn Business Angels ihr Geld in traditionellen Branchen verdient haben, die
30
Beteiligungsmöglichkeiten jedoch überwiegend im Technologiebereich angeboten werden. Diese
Hemmschwelle lässt sich überwinden, wenn man die Business Angels dazu veranlasst, sich einem
Syndikat anzuschließen und sie durch unabhängige Due-Diligence-Dienstleistungen unterstützt31.
Viele Netze organisieren Qualifizierungsprogramme und –seminare für beide Seiten, in denen die
Erwartungen in Bezug auf die Aufteilung von Befugnissen, Investitionsschutz, Exit und sonstige
wichtige Fragen geklärt werden. Eine weitere weit verbreitete Form des Erfahrungstransfers stellt das
„Coaching“ von neuen Netzmitgliedern durch ältere Mitglieder dar. Dies lässt sich auch auf die
europäische Ebene übertragen – viele neu gegründete Netze profitieren vom Erfahrungsaustausch mit
anderen Netzen. EBAN veranstaltet eigens Seminare über das Management von Business-AngelsNetzen, und hat generell bereits viel dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad der Netzaktivitäten zu
erhöhen.
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 5: „Schulen“ für Business Angels in Frankreich
und Spanien
Das französische nationale Business-Angels-Netz „France Angels“ führt derzeit die
Qualifizierungsinitiative „l’Ecole des Business Angels“ ein, die das Ziel verfolgt, Investoren verstärkt
für die Aktivitäten von Business Angels zu sensibilisieren und mit anspruchsvollen
Qualifizierungsveranstaltungen neue Investoren zu gewinnen.
Das Programm befasst sich mit Themen wie der Erarbeitung des Profils eines typischen Business
Angels und von dessen Investitionshorizont, Erwartungen in Bezug auf Ertrag und Exit, die Stellung
von Business Angels in der Finanzierung von Unternehmen, Ergänzungsmöglichkeiten und Konflikte
zwischen verschiedenen Geldgebern sowie den verschiedenen Schritten bei der Beteiligung von
Business Angels (unter Einbeziehung rechtlicher und steuerlicher Aspekte). Angeboten werden auch
Informationen darüber, wie man zum Business Angel wird, sowie über die Aspekte der Beziehung
zwischen Unternehmer und Business Angel. Diese Beziehung wird unter verschiedenen Aspekten
beleuchtet: erwarteter Beitrag des Business Angels zu Finanzierung und Entscheidungsfindung,
vertragliches Verhältnis, Organisation des Informationsaustauschs, Zugang zum Beziehungsnetz des
Business Angels und verschiedene Exit-Szenarien für den Business Angel.
Das katalonische Privatinvestorennetz XIP und die IESE Busines School in Barcelona haben
gemeinsam eine „Schule für Business Angels“ als Plattform für den Austausch von Informationen und
Erfahrungen eingerichtet. Das Programm, mit Vorträgen von Externen, darunter auch Unternehmer,
wird von Fachleuten der IESE verwaltet.
Weitere Informationen unter: www.franceangels.org, www.cidem.com
In Deutschland wurde ein umfassender Leitfaden32 mit Information zu allen Aspekten der
Unternehmensgründung aufgelegt. Das Vademecum setzt sich auch mit den Besonderheiten des
Risikokapitalmarktes im Allgemeinen und des Business-Angels-Marktes im Besonderen auseinander.
Es erläutert die Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Business Angel, die
Aufstellung eines detaillierten Geschäftsplans und die Auswahl der für sie geeigneten Projekte durch
die Business Angels. Der Leitfaden geht auch auf die rechtlichen Aspekte der Zusammenarbeit ein,
weist auf vermeidbare Fehler, die gängigen Probleme im Verlauf einer Zusammenarbeit und Wege
31
Die Hindernisse werden genannt in Mason, C. und Harrison, R. (2002), „Barriers to Investment in the Informal
Venture Capital Sector“, in: Entrepreneurship and Regional Development.
32
„Ein Beitrag zum Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen: Vademecum für
Unternehmensgründer, Business Angels und Netzwerke“. Eine Veröffentlichung der Stiftung Brandenburger
Tor der Bankgesellschaft Berlin, verfügbar unter
http://www.stiftung.brandenburgertor.de/wissenschaft/index_vademecum.html.
31
zur Beendigung der Zusammenarbeit hin. Darüber hinaus enthält das Vademecum ein umfangreiches
Kapitel über Business-Angels-Netze, deren Arbeitsweise und Aufgabenstellung und die für diese
Netze geltenden Regeln. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium hat eine detaillierte
Studie33 über die Qualifizierung von Business Angels in Auftrag gegeben, die unter anderem auch
Pilotseminare umfasst und bei der es um die Entwicklung eines einheitlichen Konzepts für die
Qualifizierung von Business Angels geht.
In Schweden und Finnland werden an den Hochschulen Geschäftsplan-Wettbewerbe
ausgeschrieben, um den Unternehmergeist zu fördern. Das dänische Business-Angels-Netz
veranstaltete für 24 von ihm betreute Business Angels ein Qualifizierungsseminar, bei dem es um die
Gestaltung der Beziehung zwischen Unternehmer und Business Angel, die Vernetzung unter den
Business Angels und den Austausch von Erfahrungen ging. Im Mittelpunkt des Seminars standen
soziale und verhaltenspsychologische Aspekte der Beziehung zwischen Unternehmer und Business
Angel aus der Sicht von Business Angels, Forschern und Unternehmern. Fazit des Seminars war,
dass Business Angels im Umgang mit Unternehmern Offenheit und Freimütigkeit zeigen, aber auch
bereit sein sollten, zurückzustecken. Dieser psychologische Ansatz vermittelte den Teilnehmern neue
Perspektiven, wenngleich zu Beginn Widerstände gegen das Konzept des Seminars überwunden
werden mussten. Diskussionsrunden und Erfahrungsaustausch begründeten den Lernerfolg des
Seminars.
Grundsätzlich befinden sich Business-Angels-Netze als Branche in der Anlaufphase wie viele andere
Branchen auch. Es braucht einen langen Atem, bis sichtbare und dauerhafte Ergebnisse erkennbar
werden. Nur konzentrierte Anstrengungen von Netzen und öffentlichem Sektor können Business
Angels dazu bewegen, immer wieder zu investieren, bringen erfahrene Manager hervor, die in der
Lage sind, die Netze durch den gesamten Konjunkturzyklus zu führen, und sensibilisieren eine
möglichst breite Zielgruppe für die Aktivitäten von Business Angels.
5.3.
Beteiligungsvorbereitung
Ein wesentliches Merkmal des gesamten Risikokapitalmarktes, einschließlich des Business-AngelsMarktes, ist seine Wettbewerbsorientierung. Nur den besten Projekten gelingt es, sich Beteiligungen
von Business Angels zu sichern, und nur ein Bruchteil der finanzierten Projekte zeichnet sich durch
rasches Wachstum aus. Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, welche Unternehmen Erfolg haben
werden, und es wird Fehlschläge geben: viele Projekte werden keine Investoren finden, und
zahlreiche Unternehmen, in die investiert wurde, werden scheitern oder zumindest nicht weiter
wachsen.
Die Erfolgsaussichten in diesem Wettbewerbsprozess können dadurch erhöht werden, dass man die
Beteiligungsvorbereitung der Unternehmer verbessert. Dies ist insofern ein wichtiger Aspekt des
Partnervermittlungsprozesses als den Unternehmern die Unterschiede zwischen verschiedenen
Finanzierungsquellen und die besonderen Belange der Business Angels nahe gebracht werden
müssen.
Beteiligungsvorbereitung kann definiert werden als das Verständnis des Unternehmers für die
Belange des Investors und sein Eingehen auf diese Belange bei der Vorstellung seines Projekts.
Wichtigstes Instrument hierbei ist der Geschäftsplan. Häufig gelingt es Unternehmern nicht, sich in die
Lage des Investors zu versetzen, sie sind nicht in der Lage, ihre Projekte so zu präsentieren, dass
mögliche Business Angels die Informationen erhalten, die sie haben wollen. Zu den Bereichen, auf die
die Unternehmer eingehen sollten, gehören die Bewertung des Unternehmens, die voraussichtliche
33
BAAR (2002), „Qualifizierung und Zusammenarbeit im Markt des informellen Beteiligungkapitals“.
32
Exit-Strategie, der Schutz von Minderheitsbeteiligungen, steuerliche Aspekte und die Wahrung der
angemessenen Sorgfalt („Due Diligence“).
Forschungsarbeiten34 zu den Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand in mehreren Mitgliedstaaten
haben ergeben, dass die wirksamsten Möglichkeiten, den Risikokapitalmarkt zu stimulieren, auf der
Nachfrageseite ansetzen. Dies bedeutet, dass die kulturell bedingte Unsicherheit und Widerstände
der Unternehmen, die im Bildungssystem, dem Wirtschaftsklima, administrativen Traditionen und
politischen Gepflogenheiten verwurzelt sind, überwunden werden müssen.
Um die „Verständnislücke“ der Unternehmer gegenüber den Bedürfnissen der Investoren zu
schließen, können verschiedene Unterstützungsdienstleistungen angeboten werden. Ein Beispiel für
derartige Dienstleistungen, die Hilfestellung bei der Aufstellung eines attraktiven Geschäftsplans
bieten, war das Projekt „aIRe“ im Vereinigten Königreich, das im Rahmen des Programms
„eContent“ der Europäischen Union durchgeführt wurde. Es gab Unternehmern, die auf der Suche
nach Finanzierungsmöglichkeiten waren, unter anderem ein Instrument an die Hand, mit dem sie den
Stand ihrer Beteiligungsvorbereitung selbst bewerten konnten, außerdem Dienstleistungen zum
Aufbau von Kapazitäten, Zugang zu Informationen sowie einen Matching-Dienst. Im Zuge des
Projekts wurde festgestellt, dass es für die Beschaffung von Finanzmitteln keine einfachen Lösungen
gibt, und auch wenn bereits ein investitionsfertiger Vorschlag vorliegt, nimmt die Suche nach
geeigneten Investoren im Durchschnitt immer noch 12 bis 16 Wochen in Anspruch.
Ein weiteres Beispiel für einen Dienst zur Beteiligungsvorbereitung bietet der finnische Nationalfonds
für Forschung und Entwicklung. Er gewährt Unternehmen im Stadium der Gründungsvorbereitung bis
zu 33 600 € als Zuschuss für die Aufstellung eines tragfähigen Geschäftsplans und die Vorbereitung
des Führungsteams auf die Beteiligung von Business Angels über den nachfolgenden MatchingDienst.
Business-Angels-Netze bieten aktiv Qualifizierungsdienste für Unternehmer an, die auf der Suche
nach informellen Investoren sind. In Deutschland bieten 25 % der Netze derartige Dienste an, 58 %
der Netze planen ein solches Angebot35. Doch auch wenn der Vorschlag eines Unternehmers
technisch gesehen für die Investition bereit ist, ist schlussendlich die „Attraktivität“ eines Projekts
ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung eines Business Angels. Diese „Attraktivität“
beinhaltet die Fähigkeit des Unternehmers, sein Projekt darzustellen, die „persönliche Chemie“
zwischen Investor und Investitionsnehmer und das Gesamtpotenzial, das der Investor in dem
Vorschlag erkennt.
34
Harding, R. (2001), „Plugging the Knowledge Gap: An International Comparison of the Role for Policy in the
Venture Capital Market“, Venture Capital, 4, S. 59-76.
35
BAND (2001).
33
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 6: Pilotprojekte zur Beteiligungsvorbereitung im
Vereinigten Königreich
Der britische Small Business Service hat eine Reihe von Pilotprojekten aufgelegt, die den Nutzen von
Aufklärung und Unterstützung im Hinblick auf die Beteiligungsvorbereitung belegen sollen. Die
Pilotprojekte konzentrieren sich auf KMU mit Wachstumspotenzial; sie solchen die Unternehmer
über die verfügbaren Formen und Quellen einer Finanzierung durch den privaten Sektor aufklären.
Im Rahmen der Projekte sollen ausgewählte Unternehmen bei der Beteiligungsvorbereitung soweit
begleitet werden, bis sie bereit sind, ihre Vorschläge potenziellen Investoren vorzustellen.
Die sechs Pilotprojekte werden von regionalen und lokalen privaten und öffentlichen Organisationen
im gesamten Land durchgeführt. Die ersten Ergebnisse dürften Ende 2002 vorliegen. Sie sollen in ein
landesweites Programm zum Aufbau regionaler Dienste zur Beteiligungsvorbereitung münden.
Weitere Informationen unter: www.sbs.gov.uk
5.4.
Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Netze
5.4.1
Verhaltenskodex
Grundlage der Business-Angels-Netze ist gegenseitiges Vertrauen. Die Business Angels vertrauen
darauf, dass die Netze ihnen eine Auswahl guter Projekte anbieten können und keine Zeit an
minderwertige Projekte verschwenden. Die Unternehmer vertrauen darauf, dass die BusinessAngels-Netze ihnen eine gute Gelegenheit bieten, ihre Projekte interessierten Investoren mit ernsten
Beteiligungsabsichten vorzustellen. Darüber hinaus muß den Unternehmern versichert werden, dass
eine vertrauliche Behandlung der Information gewährleistet ist, da die Netze keiner rechtlichen
Bestimmung bezüglich des Bankgeheimnisses unterstehen. Die Stärke ihrer „Marke“ ist somit der
wichtigste Aktivposten, den die Business-Angels-Netze einsetzen können.
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass in Business-Angels-Netzen Verhaltenskodizes weit
verbreitet sind. Ein solcher Kodex stellt ein Instrument dar, mit dem dafür gesorgt werden kann, dass
die Standards der „Marke“ gewahrt werden. Er legt die für alle Beteiligten geltenden
Verhaltensgrundsätze dar, erhöht die Transparenz und wirkt somit vertrauensbildend.
Verhaltenskodizes werden sowohl für Business-Angels-Netze als auch für die Business Angels selbst
aufgestellt.
34
Beispielhafte Verfahrensweisen – Beispiel 7: Verhaltenskodex in Belgien und Dänemark
Das European Business Angel Network (EBAN) hat einen Muster-Verhaltenskodex für BusinessAngels-Netze entwickelt. Dieser Kodex wurde unter anderem vom belgischen Verband der
Business-Angels-Netze, BeBAN, übernommen. Der EBAN-Kodex spricht die folgenden Punkte an:
• Offenheit ist eine Grundvoraussetzung in den Beziehungen der Netze zu Unternehmern, Business
Angels und anderen Netzen.
• Ansehen und guter Ruf des Netzes müssen gewahrt werden.
• Gelder aus verdächtigen Quellen sind abzulehnen.
• Zwischen Business Angels und Unternehmern muss eine vertragliche Beziehung hergestellt
werden.
• Die Weitergabe von Firmeninterna innerhalb des Netzes muss auf das erforderliche Minimum
beschränkt bleiben.
• Investitionen in erheblichem Umfang in die betreuten Unternehmen sind den Netzen nicht
gestattet.
• Die Netze müssen auch dann ihre Unparteilichkeit wahren, wenn sie ein Erfolgshonorar erheben.
• Die Netze tun alles in ihren Möglichkeiten Stehende, um die Vertraulichkeit von Informationen zu
wahren.
Das dänische Business-Angels-Netz, DBAN, hat ethische Leitlinien für einzeln operierende Business
Angels aufgestellt, die folgende Elemente enthalten:
• Ansehen und guter Ruf des Business Angels müssen gewahrt werden.
• Der Beteiligungsstandard muss gewahrt und der Verhaltenskodex muss eingehalten werden.
• Gelder aus verdächtigen Quellen sind abzulehnen.
• Barzahlungen an die Business Angels sind untersagt.
• Die Vertraulichkeit von Informationen muss gewahrt werden.
• Diffamierende Äußerungen über andere Business Angels sind nicht gestattet.
• Bei Beteiligungen von Syndikaten sind alle Informationen offen zu legen.
• Dem Netz müssen statistische Daten zur Verfügung gestellt werden.
• Die zur Verfügung gestellten Informationen dürfen nicht missbräuchlich verwendet werden.
Weitere Informationen unter: www.beban.be, www.dban.dk
Mit dem Verhaltenskodex sollen den Beteiligten Standardleitlinien für die Arbeit der Netze an die
Hand gegeben werden. Die Expertengruppe sprach sich dagegen aus, die Inhalte derartiger
Verhaltensregeln zu weit zu fassen, da im Einzelfall der Markt die geeignete Vorgehensweise
bestimmten sollte.
Als Ergänzung zu einem Verhaltenskodex können die Netze einen Austausch von bewährten
Verfahrensweisen pflegen. Ein Beispiel hierfür bietet der wachsende Trend zur Durchführung von
Geschäftsplan-Wettbewerben. Dies wird als sinnvolle Übung für die Unternehmer angesehen, und für
die siegreichen Geschäftspläne steigen die Chancen, einen Business Angel zu finden. Nach
Auffassung der Expertengruppe sollten derartige Formen der Zusammenarbeit gefördert, jedoch
nicht unbedingt in einem Verhaltenskodex festgeschrieben werden.
Ob Business-Angels-Netze die Möglichkeit haben sollten, sich an den Unternehmen, die sie den von
ihnen betreuten Business Angels anbieten, zu beteiligen, ist eine interessante Frage. Der belgische
BeBAN-Kodex beispielsweise untersagt solche Praktiken bis auf eine geringfügige Beteiligung in
Höhe von max. 5 % als Vergütung für die Dienste des Netzes. LINC in Schottland hingegen hat
diese Praxis eingeführt, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich das Netz selbst trägt.
35
Abschließend ist festzuhalten, dass ein Verhaltenskodex nur Leitlinien vorgeben und Hinweise auf
Themen geben kann, die bei der Vermittlung von Investoren und Unternehmern zu beachten sind. Ein
Verhaltenskodex bietet als solcher keine Gewähr für ein bestimmtes Verhalten, vielmehr gibt die
tatsächliche Integrität der beteiligten Business Angels, Unternehmer und Netze den Ausschlag dafür,
ob der Markt auch entsprechend den genannten Grundsätzen funktioniert. Ein Verhaltenskodex kann
für politische Zwecke durchaus Auskunft darüber geben, dass auf Fairness geachtet wird.
5.4.2
Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen
Der Aufbau eines Business-Angels-Netzes erfordert meist die Zusammenarbeit mit Banken,
Regionalentwicklungsagenturen, professionellen Dienstleistungsanbietern und natürlich Business
Angels und den Firmen, die Investoren suchen. Häufig leisten bereits bestehende Business-AngelsNetze bei der Einrichtung neuer Netze logistische Unterstützung, ebenso die Einrichtungen der
betreffenden Länder zur Unternehmensförderung.
Seit seinen Anfängen bietet das EBAN ein Forum in dem die Betreiber von Netzen Informationen
austauschen, persönliche Kontakte knüpfen und beispielhafte Verfahrensweisen ermitteln können. In
den großen Ländern, in denen zahlreiche Business-Angels-Netze bestehen (Vereinigtes Königreich,
Deutschland, Frankreich), fungiert ein übergeordnetes nationales Netz als Forum für die
Zusammenarbeit; in den skandinavischen Ländern werden derzeit die Möglichkeiten für die
Errichtung transnationaler Netze von Business-Angels-Netzen geprüft.
Bereits aktive und potenzielle Business Angels für die Gründung eines Netzes zu finden, ist nicht
immer einfach. Der übliche Weg sind persönliche Kontakte von einem Business Angel zum nächsten.
Unternehmen zu finden, die Investoren suchen, ist einfacher, da sie über die zahlreich existierenden
Interessenvertretungen ausfindig gemacht werden können, etwa über Entwicklungsagenturen,
Gründerzentren und Banken.
In den Beitrittsländern gestaltet sich der Aufbau von Netzen schwieriger als in den Mitgliedstaaten,
da sich die Entwicklung funktionierender Risikokapitalmärkte hier noch im Anfangsstadium befindet.
Dies bedeutet, dass die Beitrittsländer bei Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen ein
beträchtliches Maß an Unterstützung und Hilfestellung benötigen.
Es wird deutlich, dass sich das Konzept der Business-Angels-Netze in den meisten Mitgliedstaaten
durchgesetzt hat. Den gereiftesten Business-Angels-Markt in Europa hat das Vereinigte Königreich.
Dort bestehen die Netze häufig schon über einen längeren Zeitraum, ihre Arbeitsweise und ihre
Finanzierung haben sich stabilisiert. Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und
Dänemark verfügen – relativ gesehen – über die meisten Netze (Zahl der Netze im Verhältnis zur
Zahl der KMU).
Außerhalb der Mitgliedstaaten existieren Business-Angels-Netze in Norwegen, der Schweiz und
Monaco. In den Beitrittsländern bestehen Netzwerkaktivitäten oder ein Interesse an der Aufnahme
derartiger Aktivitäten in Malta, Slowenien, Rumänien, der Tschechischen Republik, Ungarn und
Polen.
5.4.3
Integrationsfähigkeit
Noch spiegelt die Business-Angels-Gemeinschaft nicht die Vielfalt der europäischen Gesellschaft
wider. Frauen und ethnische Minderheiten sind unterrepräsentiert; dieser Zustand kann sich erst im
Laufe der Zeit ändern, wenn sich erfolgreiche UnternehmerInnen aus den unterrepräsentierten
Gruppen in ausreichender Zahl der Business-Angels-Gemeinschaft anschließen. Mit Blick auf dieses
Ziel sollten allerdings Sensibilisierungskampagnen diesen Aspekt konkret ansprechen und
36
unterrepräsentierte Gruppen potenzieller Business Angels ermuntern, sich der Gemeinschaft
anzuschließen und aktiv zu werden.
Dies ist auch insofern von Bedeutung, als die bislang unterrepräsentierten Gruppen primär in anderen
Bereichen aktiv werden können als die bereits beteiligten Business Angels. So wäre es denkbar,
dass sich Frauen verstärkt in den Bereichen Dienstleistungen, Betreuung und Pflege und Bildung
engagieren. Die vorliegenden Statistiken stützen diese Annahme. In Deutschland36 investiert zwar die
überwiegende Mehrheit sowohl der männlichen als auch der weiblichen Business Angels (über 50 %)
in Unternehmen im Bereich der Informationstechnologie, doch bevorzugen Frauen deutlich stärker
den Dienstleistungssektor.
Es gibt Initiativen, die gezielt dem Ungleichgewicht in der Business-Angels-Gemeinschaft
entgegenwirken wollen. So bemüht sich beispielsweise in Schweden das Unternehmerinnennetz
Hernova (das u. a. Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds erhält), Unternehmerinnen und
weibliche Investoren zusammenzubringen und hat hierfür auch ein spezielles Business-AngelsNetzwerk namens HerBAN eingerichtet. Diese Initiative wird auch von der schwedischen Agentur
für Unternehmensförderung, Nutek, unterstützt.
5.5 Finanzierung der Business-Angels-Netze
Zu den potenziellen Finanzierungsquellen für die Aktivitäten der Business-Angels-Netze gehören
neben Beihilfen der öffentlichen Hand Erfolgshonorare, Mitgliedsbeiträge, Gebühren für
Qualifizierungsveranstaltungen sowie Gelder von Sponsoren. Rund die Hälfte der Business-AngelsNetze erhält zumindest eine gewisse Unterstützung von lokalen, regionalen oder staatlichen Stellen.
Viele Business-Angels-Netze sind – vor allem zu Beginn ihrer Tätigkeit – auf diese finanzielle
Unterstützung angewiesen. Allerdings sollte eine solche Unterstützung in der Anfangsphase auf einer
transparenten Grundlage erfolgen und es sollte nicht nach Rechtsform oder Rechtsstatus der Netze
unterschieden werden.
Die Unterstützung durch den öffentlichen Sektor läuft zumindest in Belgien und dem Vereinigten
Königreich über den europäischen Regionalentwicklungsfonds. Einzelne Netze werden auch von
Banken, Wirtschaftsprüfungsfirmen, Anwaltskanzleien, Factoring-Firmen oder Wertpapiermaklern
gesponsert.
Einen Weg zur teilweisen Selbstfinanzierung bietet ein auf Gebühren gestütztes System, wie es im
Vereinigten Königreich üblich ist. Bei diesen Gebühren kann es sich um eine Kombination aus
Registrierungsgebühr und Erfolgshonorar handeln, oder es wird nur eine Registrierungsgebühr
erhoben. Die Registrierungsgebühren bewegen sich in der Regel zwischen 100 £ (162 €) und 300 £
(488 €), die Erfolgshonorare betragen zwischen 1 % und 5 %, wobei allerdings in manchen Fällen
die Erfolgshonorare auch verhandelbar sind. Die Berechnung von Erfolgshonoraren kann dazu
führen, dass Abschlüsse nicht an das Netz weiter gemeldet werden, um das Erfolgshonorar zu
umgehen. Als alternative Finanzierungsquelle berechnen einige britische Netze für jede
Projektvorstellung eine Gebühr von 650 £.
Es besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen der Finanzierung der Netze und deren
Investitionstätigkeit. Die von der öffentlichen Hand unterstützten Business-Angels-Netze im
Vereinigten Königreich erzielen eine durchschnittliche Investitionssumme pro Business Angel von
95 000 £ (149 000 €), wohingegen dieser Betrag bei kommerziellen Netzen 182 000 £ (285 000 €)
36
FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche Ausgleichsbank. Hinsichtlich der
Unterschiede ist allerdings anzumerken, dass wegen der zu kleinen Stichprobe der befragten Frauen diese
Unterschiede nicht statistisch belegbar sind.
37
erreicht. Abgesehen hiervon gehen 70 % der Beteiligungen der von der öffentlichen Hand
unterstützten Non-Profit-Netze an Unternehmen in der Anlauf- oder Frühphase ihrer Entwicklung,
während dies bei den kommerziellen Netzen nur 40 % sind.
Die Erfahrungen im Vereinigten Königreich belegen, dass von der öffentlichen Hand finanzierte und
kommerzielle Business-Angels-Netze offenbar unterschiedliche Marktsegmente bedienen, da die
Transaktionsgebühren der kommerziellen Netze meist höher sind, wodurch kleinere Investoren
abgeschreckt werden. Andererseits kann ein zu hoher Anteil an Mitteln der öffentlichen Hand für das
Image der Netze nachteilige Folgen haben. Wenn sie mit Einrichtungen des öffentlichen Dienstes
gleichgesetzt werden, schmälert dies unter Umständen aus Sicht der potenziellen Einzelinvestoren ihre
Attraktivität, da sie davon ausgehen, dass derartige Netze bürokratisch und unflexibel arbeiten.
Allerdings kann insbesondere in der Sensibilisierungsphase auf die Unterstützung der öffentlichen
Hand kaum verzichtet werden, zumal der gesamte Business-Angels-Markt ohne diese Unterstützung
nur schwerlich in Gang kommt.
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 8: Finanzierung eines Netzes im Vereinigten
Königreich
Das unabhängige Non-Profit-Netz Linc Scotland vermittelte 2001 Beteiligungen an 24 rasch
wachsenden Unternehmen und veranlasste damit die in dem Netz organisierten Business Angels zu
Investitionen in Höhe von über 5 Mio. £. Auf diese Anschubfinanzierung folgten weitere fast
10 Mio. £, so dass insgesamt knapp 15 Mio. £ zusammenkamen.
Linc Scotland finanziert sich aus unterschiedlichen Quellen. Zu den Sponsoren gehören TSB, die
Bank of Scotland, die Royal Bank of Scotland, das Centre for Entrepreneurial Finance, Scottish
Enterprise, TechnologyVentures und der Regionalfonds der Europäischen Union. Aus dem
Regionalfonds stammen rund 40 % der Gesamtmittel.
Linc Scotland erhebt einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von150 £ (235 €) von den Business Angels,
eine Registrierungsgebühr von 75 £ (117 €) von den Unternehmern sowie ein Erfolgshonorar von
350 £ (547 €). In jüngster Zeit ist das Netz dazu übergegangen, als Beitrag zu seiner
Selbstfinanzierung eine kleine Beteiligung am Eigenkapital der Unternehmen zu übernehmen.
Weitere Informationen unter: www.lincscot.co.uk
6.
6.1.
ZUSAMMENFÜHRUNG VON BUSINESS ANGELS UND UNTERNEHMERN
Der Matching-Prozess
6.1.1. Vorgehensweise der Netze
Der Matching-Prozess, also der Prozess der Vermittlung einer Partnerschaft zwischen einem
Business Angel und einem Unternehmer, ist ein personenbezogener Vorgang, wodurch die Zahl der
potenziellen Unternehmer, mit denen ein Business Angel Gespräche aufnimmt, begrenzt wird. Viele
Business Angels legen zudem großen Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre, was der Entwicklung
eines entsprechenden Deal-Flow entgegensteht. Die gängige Klage, dass den Business Angels nicht
genügend qualitativ hochwertige Beteiligungsmöglichkeiten geboten werden, ist vielleicht eine Folge
der relativen Isolation vieler Business Angels. Das Gegenstück hierzu sind Business Angels, die mit
ihrem Netz kommunizieren und die Öffentlichkeit suchen – und die einen entsprechenden Deal-Flow
verzeichnen.
38
Business-Angels-Netze verschaffen den Business Angels die Möglichkeit, eine größere Zahl
potenzieller Projekte zu prüfen und bieten zudem Gelegenheit zu Vernetzung und besserer
Außendarstellung. Die Einschränkungen hinsichtlich des geografischen Raums und der
Interessengebiete der von ihnen betreuten Business Angels könnten Ursache dafür sein, dass kleinere
Netze nur auf einen begrenzten Deal-Flow verweisen können. Zwar hängt der Geschäftsabschluss
letztlich vom persönlichen Kontakt ab, doch können die Netze durch eine effiziente Vorauswahl,
Vernetzung und geschicktes Marketing die Aussichten auf die Vermittlung geeigneter Partner
beträchtlich erhöhen.
Während die meisten Business Angels Projekte bevorzugen, die innerhalb einer vertretbaren
räumlichen Entfernung zu ihrem Firmensitz angesiedelt sind, sind sie bei besonders interessanten
Vorhaben in aller Regel bereit, Zugeständnisse zu machen. Für die meisten Business Angels spielt die
Erreichbarkeit des Unternehmensstandorts eine wichtigere Rolle als die rein geografische Nähe,
wenngleich in Deutschland Dreiviertel der Business Angels wie auch der Unternehmer in Großstädten
mit über 100 000 Einwohnern ansässig sind.
In der großen Mehrzahl der Fälle (85 %) verlangen die deutschen Netze von den Unternehmern die
Vorlage eines Geschäftsplans, 52 % verlangen eine Unternehmensdarstellung und 33 % versenden
einen speziellen Fragebogen – weitere 14 % erstellen ein detailliertes Unternehmensprofil. Bei der
Prüfung der Vorschläge greifen die meisten Netze auf interne Ressourcen zurück, bei 9 % übernimmt
diese Aufgabe ein Business-Angels-Ausschuss. Im Durchschnitt dauert die Prüfung 11 Tage, 22 %
der geprüften Projekte werden für den Matching-Prozess freigegeben.
Das eigentliche „Matching“ erfolgt in Deutschland im Wege von „Matching“-Gesprächsrunden
(57 %) oder von Einzelgesprächen (43 %). Für die eigentlichen Vertragsverhandlungen wird das
individuelle Gespräch bevorzugt, da es mehr Diskretion, effiziente Zeitnutzung und individuelle
Aufmerksamkeit gewährleistet. Die Marktforscher gehen davon aus, dass das individuelle
„Matching“ eine höhere Erfolgsrate bietet, wobei bei dieser Variante allerdings die
Auswahlmöglichkeiten beider Seiten, also von Business Angel und Unternehmer, begrenzt sind.
In Deutschland wurde im Internet unter der Bezeichnung „Business Angels Forum“ ein dem
eigentlichen Matching vorgeschalteter Dienst eingerichtet, den bislang 1 500 Unternehmer genutzt
haben, um ihre Projekte vorzustellen. Auf diese Weise kamen rund 30 000 Kontakte zwischen
Business Angels und Unternehmern zustande, wobei rund 4 % der Unternehmer einen Business
Angel fanden und 23 % der Business Angels in ein im Forum vorgestelltes Projekt investierten.
Da nicht immer ein Business Angel alleine bereit oder in der Lage ist, die Mittel aufzubringen, die ein
Unternehmen benötigt, können mehrere Business Angels gemeinsam ein Beteiligungssyndikat bilden,
in dem sie ihre Kräfte bündeln. Die Syndikatbildung hilft den beteiligten Business Angels, indem sie
das Risiko verteilt, für den Unternehmer erweitert sich die Erfahrungsgrundlage, auf die er
zurückgreifen kann, und noch unerfahrenen Business Angels verschafft sie die Möglichkeit, von den
erfahreneren Partnern zu lernen. Syndikate sind nicht überall in gleichem Maße verbreitet, und die
Bereitschaft der Business Angels, sich an einem Syndikat zu beteiligen, unterliegt offenkundig
beträchtlichen Schwankungen. Verschiedene Studien in den Niederlanden, dem Vereinigten
Königreich, Dänemark und Finnland ergaben einen Syndikatanteil an den Abschlüssen von 25 % bis
45 %. In Deutschland sind in den meisten Netzen (88 %) Business Angels anzutreffen, die bereit
wären, sich an einem Syndikat zu beteiligen, 29 % der Abschlüsse gehen auf das Konto von
Syndikaten. In den Vereinigten Staaten dominiert die Syndikatbildung, da bei der Mehrzahl der
Abschlüsse die Business Angels in Gruppen agieren.
39
Aus kulturellen und geografischen Gründen kommen die meisten Business-Angels-Verträge nach wie
vor auf nationaler Ebene zustande, doch wird sich dies voraussichtlich ändern, da heute selbst
Unternehmen in der Anlaufphase mehr und mehr international operieren. Insbesondere im HighTech-Bereich sind viele europäische Unternehmen auch im Silicon Valley vertreten und profitieren so
von Business-Angels-Beteiligungen in den USA. Genauso investieren europäische Business Angels in
Unternehmen in den USA. Eine derart leistungsfähige Clusterbildung ist in Europa nicht in dem
Maße zu verzeichnen, wenngleich der Expertengruppe Fälle von transnationalen Beteiligungen in
Europa bekannt sind, bei denen allerdings die steuerlichen und regulatorischen Bedingungen stimmen
müssen.
Für Einzelinvestoren, die über profunde Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet und über die notwendigen
Kontakte verfügen, stellen transnationale Beteiligungen durchaus eine realistische Möglichkeit dar.
Um derartige transnationale Investitionen zu fördern, sollten Business Angels auch Zugang zu
Matching- und Förderdienstleistungen im Ausland haben, wobei allerdings lokal ausgerichtete
Business-Angels-Netze nur selten Projekte außerhalb ihres Gebietes anbieten.
6.1.2. Nationale Matching-Dienste
Nationaler und transnationaler Informationsaustausch bietet ein hilfreiches Instrument, um Business
Angels zu einer größeren Reichweite zu verhelfen und die Zahl der potenziellen Projekte auf dem
Interessengebiet eines Business Angels zu erhöhen. Die Nutzung des Internet als wichtigste Plattform
für die Sichtung von Projekten hat beträchtlich zugenommen.
In Deutschland wurde im Internet unter der Bezeichnung „Business Angels Forum“ ein dem
eigentlichen Matching vorgeschalteter Dienst eingerichtet, den bislang 1 500 Unternehmer genutzt
haben, um ihre Projekte vorzustellen. Auf diese Weise kamen rund 30 000 Kontakte zwischen
Business Angels und Unternehmern zustande, wobei rund 4 % der Unternehmer im Forum einen
Business Angel fanden. Die Funktionsweise dieses Forums unterscheidet sich insofern von dem
britischen Dienst „Bestmatch“ (siehe unten), als auch Unternehmer über das Forum aktiv versuchen,
einen Business Angel zu finden, während bei Bestmatch Business Angels nach geeigneten
Unternehmen suchen.
In Dänemark bietet das dänische Business-Angels-Netz auf seiner Website einen Matching-Dienst
für Business Angels und Unternehmer an. Der Service sucht mit Hilfe von Suchprogrammen
Übereinstimmungen zwischen den Profilen von Business Angels und den angebotenen Projekten,
wobei als Suchparameter gewünschte Investitionsbeträge, Region, Entwicklungsphase, spezielle
Qualifikationsanforderungen sowie Präferenzen hinsichtlich des Exit-Horizonts angegeben werden.
40
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 9: Bestmatch im Vereinigten Königreich
Im Vereinigten Königreich hat das National Business Angels Network (NBAN) den Dienst
„Bestmatch“ eingerichtet, der Investoren und Unternehmer „sammelt“, deren Interessen die im
NBAN zusammengeschlossenen Netze vertreten. Bestmatch ist ein Instrument, das mit Hilfe der
Fachkenntnisse der beteiligten Netze Investoren und Unternehmer zusammenführt. Bestmatch bietet
ein Forum zum Informationsaustausch, das mit moderner Technologie alle wichtigen Geschäftsdaten
weitergibt und potenzielle Deals bis zum Vertragsabschluss betreut. Bestmatch wird von Ministerium
für Handel und Industrie, der Londoner Börse und allen großen Banken des Vereinigten Königreichs
unterstützt.
Über Bestmatch erhalten die Business Angels Zugang zu einer Datenbank, in der Unternehmen in der
Wachstumsphase gespeichert sind, die auf der Suche nach ihren Auswahlkriterien entsprechenden
Beteiligungen und Qualifikationen sind. Der Zugang zu der Datenbank ist durch ein Kennwort
geschützt, die Registrierung bietet den Business Angels zusätzliche Vorteile. Derzeit enthält die
Datenbank die Profile von über 2000 Business Angels, im vergangenen Berichtsjahr wurden 9 375
Anträge registriert.
Unternehmer, die auf der Suche nach Kapitalbeteiligungen sind, erhalten bei Bestmatch einen
Betreuer, der sie in Bezug auf die Eignung ihres Projekts und dessen optimale Präsentation für
potenzielle Investoren berät. Das Beteiligungsprojekt wird ein halbes Jahr lang im monatlichen
Informationsblatt von NBAN veröffentlicht und ein Jahr lang auf der Website präsentiert, die
Anonymität bleibt dabei gewahrt. Im Laufe von 18 Monaten bis Ende 2001 investierten rund
500 Business Angels insgesamt 44,3 Mio. £ (69 Mio. €) in 290 Projekte. Viele dieser Abschlüsse
wurden durch Ko-Investitionen von Banken und Wagniskapitalfonds ergänzt.
Vor kurzem führte das NBAN einen Corporate Venturing Service ein, der Bereiche aufzeigt, in
denen sich die Interessen von größeren Firmen und kleineren Unternehmen überschneiden.
Weitere Informationen unter: www.bestmatch.co.uk
6.2.
Multiplikatorwirkung durch Kooperation
6.2.1
Kooperation mit anderen Investorengruppen
Die Höhe des Finanzierungsbedarfs hängt vom jeweiligen Unternehmen ab, wobei manche
Unternehmen aus verschiedenen Finanzierungsquellen schöpfen können, während für andere
Beteiligungen von Business Angels oder Wagniskapitalfonds überhaupt nicht in Frage kommen.
Unter diesen Umständen können durch die Kooperation mehrerer Finanziers Ergebnisse erreicht
werden, die mit Einzelaktionen nicht zu erzielen wären.
Business-Angels-Netze können mit anderen Netzen, mit Gründerzentren und mit Wagniskapitalfonds
kooperieren und so auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen, außerdem bietet die
Kooperation die Möglichkeit, interessante Projekte an die Kooperationspartner weiter zu verweisen.
So nennen beispielsweise die deutschen Netze die folgenden Aspekte als wichtigste Gebiete ihrer
Zusammenarbeit: Austausch von bewährten Verfahrensweisen, Organisation von gemeinsamen
Forumveranstaltungen, Aufstellung eines gemeinsamen Angebots an Qualifizierungsprogrammen und
die Möglichkeit einer „zweiten Chance“ für die Präsentation von Geschäftsplänen.
Gründerzentren können für Business Angels eine Vorauswahl der Projekte übernehmen.
Unternehmen in der Anlaufphase, die mit einem Gründerzentrum zusammenarbeiten, haben die ersten
Hürden bereits überwunden; Gründerzentren bieten Unternehmen Gelegenheit, voneinander zu
41
lernen, und Gründerzentren können bei ihrer Unterstützungsarbeit Größenvorteile nutzen. Den
Business Angels kommt zugute, dass gleich mehrere potenzielle Beteiligungsmöglichkeiten zur Wahl
stehen, während die Unternehmer von einem integrierten Unterstützungsumfeld profitieren.
Einer britischen Studie37 zufolge bestehen zwischen Business Angels und Wagniskapitalfonds
potenzielle Komplementaritäten, von denen insbesondere die Business Angels profitieren könnten.
Insgesamt gesehen wird die Beziehung sowohl für die Business Angels und die Fonds als auch für die
Beteiligungen suchenden Unternehmen häufiger positiv als negativ bewertet. Ein Sonderbereich, in
dem das Synergiepotenzial genauer untersucht werden könnte, ist die Zusammenarbeit zwischen
Business Angels und Wagniskapitalgesellschaften.
In Deutschland38 bezeichnen 64 % der Business Angels ihre Erfahrungen mit Ko-Investitionen als
gut, insbesondere die Zusammenlegung von Know-how. Es bestehen auch erfolgreiche
Kooperationen mit der Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH (tbg) der Deutschen
Ausgleichsbank (DtA); diese Zusammenarbeit bietet den Vorteil einer zeitnahen Abwicklung bis zum
Vertragsabschluss. Generell betrachten in Deutschland viele Business Angels die Beteiligung von
Einrichtungen des öffentlichen Sektors (tbg oder KfW) an ihren Abschlüssen als wichtigen Faktor.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Gründerzentren und Business Angels bieten sich bessere
Möglichkeiten, unternehmerisches Know-how zu vermitteln. So wurden in Dänemark 2001 fünf
regionale Business-Angels-Netze eingerichtet, die mit Gründerzentren verbunden sind, woraus sich
ein konstanterer Deal-Flow ergab.
Eine weitere Form der Zusammenarbeit ist die Kombination von Business-Angels-Beteiligungen mit
Bürgschaften von öffentlichen Einrichtungen. In Österreich arbeitet das Netz i2 mit der KMUEntwicklungsagentur AWS zusammen und bürgt für Business-Angel-Beteiligungen bis zu einer
Gesamthöhe der Verluste von 20 000 € bzw. 50 % von Beteiligungen bis 2 Mio. €.
Das italienische Business Angels Network (IBAN) kooperiert mit der italienischen
Wagniskapitalvereinigung und einer in ganz Italien tätigen Bank. Die Bank sieht neben dem Branding
und PR-Gründen den Vorteil, durch die Zusammenarbeit ihre Risiken bei Krediten an KMU zu
verringern, Möglichkeiten für neue Dienstleistungsangebote zu erschließen, Investitionsmöglichkeiten
für ihre Kunden und Chancen für private Eigenkapitalbeteiligungen aufzutun.
37
Harrison, R. und Mason, C. (2000), „Venture Capital Market Complementarities: The Links Between Business
Angels and Venture Capital Funds in the UK“. Venture Capital, 2, S. 223-242.
38
FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“. tbg, Deutsche Ausgleichsbank.
42
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 10: Regionale Zusammenarbeit in Frankreich
In Frankreich wird im Wege einer neuen Initiative zur Zusammenarbeit versucht, Beteiligungen von
Business Angels und regionalen Wagniskapitalfonds zu kombinieren. Das Projekt wurde von der
Union Nationale des Investisseurs en Capital pour les Entreprises Régionales (UNICER) auf
den Weg gebracht und zielt vorrangig darauf ab, die Erfahrung der Business Angels in Management
und Unternehmensführung mit den größeren Ressourcen und dem methodischeren Ansatz der
regionalen Investmentunternehmen zusammenzubringen. Die Gesamtinvestitionssummen bewegen
sich in der Regel zwischen 300 000 € und 2 Mio. €, wobei der Anteil der Business Angels zwischen
45 000 € und 170 000 € liegt.
Zwar variiert der Umfang, in dem Business Angels an den Abschlüssen beteiligt sind, doch beläuft
sich ihr Anteil in den zurückliegenden vier Jahren auf 17 % bis 40 % der Abschlüsse von UNICER.
Nicht selten bilden Business Angels im Verbund mit anderen Investoren eine Kapitalgesellschaft
(„Joint Stock Company“), die günstige steuerliche Regelungen für Wagniskapitalanlagen in Anspruch
nehmen kann.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer solchen Zusammenarbeit ist die Bereitschaft der
Business Angels, weitere Partner zu akzeptieren und mit ihnen zu kooperieren. Der regionale
Wagniskapitalfonds kann finanzielles und juristisches Know-how einbringen, über das nicht alle
Business Angels verfügen. Der Schwerpunkt der Beteiligungen liegt auf Unternehmen in der
Vorbereitungsphase.
Weitere Informationen unter: www.unicer.asso.fr
Durch die Zusammenlegung des Know-hows verschiedener Organisationen, die in der KMUFinanzierung aktiv sind, kann der Finanzierungsprozess effektiver gestaltet werden. Gründerzentren,
Wagniskapitalfonds, öffentliche KMU-Entwicklungsagenturen und andere Einrichtungen können
durch vermehrte Zusammenarbeit ihren Kunden bessere Dienstleistungen bieten.
6.2.2
Integrierter Ansatz
Der Aufbau eines Unternehmens nimmt viel Zeit in Anspruch, und Unternehmer brauchen
Unterstützung in allen Phasen der Entwicklung ihres Unternehmens. Unternehmer, die über die zur
Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten, die Schritte, die sie unternehmen müssen, und die
Hürden, die es zu meistern gilt, informiert sind, dürften deutlich bessere Erfolgsaussichten haben.
Hieraus folgt, dass ein Bedarf an einer Verknüpfung der verschiedenen Mechanismen zur
Unternehmensförderung besteht, damit Ressourcen effizient eingesetzt und den Unternehmern ein
Weg zu weiteren Fördermöglichkeiten aufgezeigt werden kann.
Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Gründerzentren und
Finanziers hat sich europaweit als ein entscheidender Faktor für die Beschaffung von Finanzmitteln
für die kommerzielle Verwertung von Forschungsarbeiten erwiesen. Daraus ergab sich die
Entwicklung von europaweit agierenden Finanzforen, die z. B. Biotechnologieunternehmen und
Finanziers mit Interesse an diesem Gebiet zusammenführen.
Dänemark prüft derzeit die Möglichkeiten zur Einrichtung eines Business-AngelsKo-Investitionsfonds, der eng mit den regionalen Business-Angels-Netzen verbunden wäre. Ein
solcher Fonds könnte dann für Projekte genutzt werden, die von Business Angels bereits ausgewählt
wurden. Hauptaufgabe dieses Fonds wäre die Pflege enger Beziehungen zu Business Angels, um
einen möglichst kontinuierlichen Deal-Flow zu gewährleisten. Ko-Investitionsfonds müssen
43
professionell gemanagt werden und den Business Angels ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, nur
dann sind diese bereit, Risiken und Rendite ihrer Beteiligungen zu teilen.
Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 11: Projektpipeline in Finnland
In Finnland besteht ein Projektvorbereitungs- und –finanzierungsmodell auf der Grundlage einer
öffentlich-privaten Partnerschaft, dessen Hauptzielgruppe Technologieunternehmen in der
Vorbereitungsphase sind und das vom nationalen Fonds für Forschung und Entwicklung organisiert
wird. Mit dem Modell sollen Unternehmer mit guten Geschäftsideen gezielt dazu veranlasst werden,
einen Geschäftsplan aufzustellen und sich möglichst schnell Finanzmittel zu beschaffen.
Das System holt über vier Technologietransferzentren, die mit den führenden Hochschulen des
Landes zusammenarbeiten, Projektvorschläge von Gründerzentren, Technologiezentren und
Wissenszentren herein. Die Technologietransferzentren sammeln die Vorschläge von Unternehmern
(bis dato 250 Vorschläge innerhalb von 10 Monaten) und wählen die besten Projekte (bislang
54 Projekte) für das Beteiligungsvorbereitungsprogramm aus, über das die Unternehmer Zuschüsse
der öffentlichen Hand für die Aufstellung ihres Geschäftsplans erhalten.
Die Unternehmer, deren Projekte ausgewählt wurden, erhalten zwei bis vier Monate Zeit für die
Aufstellung eines Geschäftsplans. Ein regelmäßig zusammentretendes Gremium nimmt eine eintägige
Bewertung der Geschäftspläne vor, daraufhin werden die für gut befundenen Projekte in ein
nationales Matching-System aufgenommen, über das Business Angels die für sie interessanten
Projekte auswählen können. Derzeit beteiligen sich rund 100 Business Angels an dem Modell, bis
Ende 2002 soll die Zahl 200 erreicht sein. Bislang haben von 20 Geschäftsplänen in dem MatchingSystem sechs Investoren gefunden.
Bei Bedarf kann die Beteiligung von Business Angels durch eine Beteiligung von Sitra ergänzt
werden. Für Sitra sind diese Investitionen mit geringem Risiko und geringen Kosten verbunden, da
das Bewertungssystem die Qualität der Vorschläge gewährleistet, so dass Sitra keine eigenen
Bewertungs- und Managementkapazitäten braucht. Derartige öffentlich-private Partnerschaften
fungieren als Multiplikatoren zur Aktivierung von privaten Investoren, da sie ständig neue
Unternehmen auftun und das Engagement des öffentlichen Sektors für die Ergebnisse des
Auswahlprozesses zeigen.
Das finnische Experiment kombiniert einen Prozess der aktiven Suche nach geeigneten Projekten mit
gezielter Beteiligungsvorbereitung, Business-Angel-Matching und Vermittlung an Wagniskapitalfonds.
Katalysator dieses Prozesses ist der öffentliche Sektor, der sich über den Nationalfonds als
zuständige Fachorganisation engagiert.
Weitere Informationen unter: www.sitra.fi
6.3.
Grenzüberschreitende Aktivitäten
Trotz der Bemühungen um eine Vereinheitlichung der europäischen Finanzmärkte kommt die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Business-Angels-Markt nur langsam in Gang.
Transnationale Zusammenarbeit kann neue Perspektiven für die gemeinsame Nutzung von Knowhow und Erfahrung innerhalb eines relativ homogenen Gebiets eröffnen. Transnationale Netze
könnten als ein wichtiger erster Schritt zur Verbesserung der internationalen Kontakte von Business
Angels fungieren, zumal wenn das regionale Beteiligungsmodell in Bereichen, die spezielles Knowhow erfordern, an seine Grenzen stößt.
Die derzeit laufenden Vorarbeiten für die Errichtung eines skandinavischen Business-Angels-Netzes,
das die nationalen Netze in Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland verbinden soll, sind ein
44
Versuch einer derartigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Durch diese Kooperation würden
die Beteiligungsmöglichkeiten gegenüber den begrenzten Märkten in den einzelnen Ländern deutlich
erweitert. Die Verbindung soll über eine gemeinsame elektronische Matching-Plattform hergestellt
werden. Wenn ein solches Business-Angels-Netz für Skandinavien tatsächlich eingerichtet wird und
sich als erfolgreich erweist, wäre damit ein wertvolles Vorbild für andere grenzüberschreitende
Business-Angels-Initiativen in Europa geschaffen.
Das Netz „Connect“ will High-Tech-Unternehmen ein breites Spektrum von Ressourcen erschließen.
Es basiert auf einem amerikanischen Vorbild, das an die Gegebenheiten in Schweden, dem
Vereinigten Königreich, Dänemark und Norwegen angepasst wurde. Neben der Strategieberatung
für Unternehmer bietet es ein Finanzforum als Kontaktebene für Investoren und Unternehmer.
Auch viele Business-Angels-Netze setzen verstärkt auf grenzüberschreitende Aktivitäten. Ein
deutsch-italienisches Netz ist mit Erfolg in beiden Ländern tätig. In Österreich vermittelt die
Innovationsagentur ihren Investoren internationale Partnerschaften über ihre Partner in Südtirol und
im slowakischen Bratislava (Pressburg). In Bratislava arbeitet die Innovationsagentur mit der
slowakischen Garantie- und Entwicklungsbank zusammen. Auch andere Netze sind
grenzüberschreitend aktiv und expandieren insbesondere in die Beitrittsländer. In Märkten, in denen
der Beteiligungssektor noch unterentwickelt ist, beteiligen sich Business Angels auch an Unternehmen
in traditionellen Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe.
Die Vereinheitlichung der europäischen Risikokapitalmärkte wird das Potenzial und auch die
Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verstärken. Die höhere Effizienz und die
Weitergabe von beispielhaften Verfahrensweisen lassen eine solche Kooperation, insbesondere mit
den Beitrittsländern, wünschenswert erscheinen.
7. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN
7.1. Schlussfolgerungen der Untersuchung
Besteuerung
Regulatorisches Umfeld
Umfeld
Die Möglichkeiten zur Verbesserung des steuerlichen Umfelds hängen
davon ab, wie das bestehende Steuersystem konzipiert ist und ob der
politische Wille besteht, Veränderungen vorzunehmen. Niedrige oder gar
keine Kapitalertragssteuern sind eine Alternative. Sehr gebräuchlich ist die
Einführung von Beteiligungsstaffeln, die Beteiligungen für Business Angels
attraktiv machen.
Wichtig ist, dass sowohl die Mitgliedstaaten als auch die Organe der
Europäischen Union bei der Ausarbeitung von Gesetzentwürfen die
Bedürfnisse des informellen Risikokapitalmarktes berücksichtigen.
Aufgrund des informellen Charakters dieses Marktes eine nicht immer
einfache Aufgabe.
45
Aktivitäten der Netze
Die verstärkte Sensibilisierung für die Vorteile und das
Dienstleistungsangebot von Business Angels und Business-Angels-Netzen
ist ein erster Schritt zum Ausbau des Business-Angels-Marktes. Sowohl
den potenziellen Business Angels als auch den Unternehmern müssen die
Vorzüge von Business-Angels-Netzen bewusst gemacht werden.
Verstärkte Sensibilisierung erfordert langfristige Anstrengungen, und genau
hier haben sich öffentlich-private Partnerschaften in vielen Ländern als
ausgesprochen hilfreich erwiesen. Auf europäischer Ebene sollte das
EBAN seine Aktivitäten in diesem Bereich fortführen.
QualifizierungsBusiness Angels sind vielfach auf Information und
maßnahmen
Qualifizierungsmaßnahmen angewiesen, damit sie ihr Potenzial voll
ausschöpfen können. Viele Netze organisieren
Qualifizierungsveranstaltungen für Business Angels und Unternehmer.
Beteiligungsvorbereitung Beteiligungsvorbereitung heißt, dass der Unternehmer bei der Präsentation
seines Projekts Verständnis für die Belange des Investors zeigt und gezielt
darauf eingeht. Die Erfolgsaussichten bei der Suche nach Investoren kann
durch entsprechende Beteiligungsvorbereitung der Unternehmer verbessert
werden. Den Unternehmern müssen die Unterschiede zwischen
verschiedenen Finanzierungsquellen und die spezifischen Belange der
Business Angels bewusst sein.
Qualität und
Mit einem Verhaltenskodex sollen verbindliche Leitlinien für die Arbeit neu
Vertrauenswürdigkeit der eingerichteter Netze vorgegeben, und das Vertrauen der Investoren
Netze
gestärkt werden. Um ein Mehr an Integration zu erreichen, sollten Netze
und öffentliche Einrichtungen Sensibilisierungskampagnen durchführen, die
speziell die unterrepräsentierten Gruppen unter den potenziellen Business
Angels aktivieren.
Finanzierung der
Zu den potenziellen Quellen, aus denen die Aktivitäten von BusinessBusiness-Angels-Netze
Angels-Netzen finanziert werden können, zählen staatliche Beihilfen,
Erfolgshonorare, Mitgliedsbeiträge, Gebühren für
Weiterbildungsmaßnahmen und Sponsorengelder. Etwa die Hälfte der
Business-Angels-Netze erhält zumindest in gewissem Umfang
Unterstützung von lokalen, regionalen oder staatlichen Stellen. Die
Unterstützung des öffentlichen Sektors wird u. a. auch über den
Regionalentwicklungsfonds der EU kanalisiert.
Matching-Prozess
Effizienz der Netze
Durch Business-Angels-Netze können Business Angels ihre Außenwirkung
und ihren Deal-Flow verbessern. Der Informationsaustausch auf nationaler
und transnationaler Ebene stellt für Business Angels ein effizientes
Instrument zur Verbesserung die Reichweite ihrer Aktivitäten und zur
Vergrößerung des Angebots an potenziellen Projekten auf ihrem jeweiligen
Interessengebiet dar. Das Internet wird zunehmend als wichtigste Plattform
für „Prematching“ und Prüfung genutzt.
Multiplikatorwirkung und Business-Angels-Netze können durch die Zusammenarbeit untereinander,
Zusammenarbeit
mit Gründerzentren und mit Wagniskapitalfonds ihr Erfahrungspotenzial
verbreitern.
Sensibilisierung
46
Integration
Grenzüberschreitende
Aktivitäten
Der Aufbau eines Unternehmens ist ein langwieriger Prozess, und
Unternehmer brauchen in allen Phasen der Entwicklung ihres
Unternehmens Unterstützung. Es besteht Bedarf an einer Verknüpfung der
verschiedenen Mechanismen zur Unternehmensförderung, damit
Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden.
Die Vereinheitlichung der europäischen Risikokapitalmärkte wird das
Potenzial und auch die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit verstärken. Die höhere Effizienz und die Weitergabe von
beispielhaften Verfahrensweisen lassen eine solche Kooperation,
insbesondere mit den Beitrittsländern, wünschenswert erscheinen.
7.2. Empfehlungen
1.
Verstärkte Sensibilisierung von Business Angels und Business-Angels-Netzen
Indem der öffentliche Sektor in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor den Aufbau eines
funktionierenden Business–Angels-Marktes bereits in der Frühphase unterstützt, kann er auf
kostenwirksame Weise einen Beitrag dazu leisten, dass die politischen Ziele mit Blick auf die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen erreicht werden. In all
denjenigen Mitgliedstaaten und Beitrittsländern, in denen das Business-Angels-Konzept noch nicht
die kritische Masse erreicht hat, müssen langfristig angelegte Sensibilisierungskampagnen
durchgeführt werden. Die Organisation dieser Kampagnen sollten öffentlicher und privater Sektor
gemeinsam in die Hand nehmen. Ziel der Kampagnen muss es sein, den Wissensstand im Lager der
Unternehmer und der potenziellen Business Angels – auch potenzieller Business Angels aus bislang
unterrepräsentierten Gruppen – zu verbessern.
2.
Datenerhebung über den Business-Angels-Markt
Business Angels unterstützen mit der Beteiligung am Eigenkapital von Unternehmen, durch die
Bereitstellung von Managementerfahrung und mit ihren Kontakten in der Wirtschaft den Aufbau
neuer Unternehmen. Business Angels spielen bei der langfristigen Förderung neuer Unternehmen und
damit für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region und der betreffenden Volkswirtschaft eine
wichtige Rolle. Um diesen Markt verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und
politische Maßnahmen zur Förderung des Business-Angels-Marktes zu unterstützen, müssen im
Rahmen einer europaweit konzertierten Aktion mehr Daten über Business Angels erhoben werden.
3.
Einrichtung eines Business-Angels-Panels für die Erörterung von Themen, die für die
Business-Angels-Gemeinschaft von Belang sind
Aufgrund seines informellen Charakters verfügt der Business-Angels-Beteiligungsmarkt oft nur über
eine geringe Außenwirkung. Um diese Situation zu verbessern und ein Forum zu schaffen, in dem
Business Angels für sie interessante Themen erörtern und darüber berichten können, wird die
Einrichtung eines Business-Angels-Panels auf europäischer Ebene empfohlen, an dem sich auch
Repräsentanten aus der Gemeinschaft der Wagniskapitalinvestoren beteiligen. Eine solche
Diskussionsrunde könnte die Business-Angels-Netze dabei unterstützen, die Aktivitäten der Business
Angels einer breiteren Öffentlichkeit in Europa bekannt zu machen.
4. Verstärkte Aufmerksamkeit für die Auswirkungen von Steuern auf die
Investitionsbereitschaft von Business Angels
Die Besteuerung von Wagniskapital- und Eigenkapitalbeteiligungen hat Auswirkungen auf die
Attraktivität dieser Investitionsformen, da sie direkt die Rendite der Investoren beeinflusst. Ein
47
steuerliches Umfeld, welches risikobehaftete Investitionen fördert, kann einerseits durch eine niedrige
Kapitalertragssteuer auf Investitionen durch Business Angels geschaffen werden, oder aber durch die
Einführung einer Steuerklasse für förderungsfähige Investitionen. Durch ein ungünstiges steuerliches
Umfeld werden Investitionen möglicherweise verhindert, was sich nachteilig auf die Schaffung von
Wohlstand und Arbeitsplätzen auswirkt.
5.
Sicherung der Beteiligung der öffentlichen Hand an der Finanzierung der Arbeit der
Business-Angels-Netze
Viele Business-Angels-Netze beziehen bereits Beihilfen von lokalen, regionalen oder staatlichen
Stellen. Darüber hinaus erhalten sie Unterstützung aus dem Regionalfonds der Europäischen Union.
Diese Unterstützung der öffentlichen Hand ermöglicht es den Netzen, die Beteiligungsvorbereitung
der Unternehmen zu verbessern, Matching-Prozesse durchzuführen und Sensibilisierungskampagnen,
Qualifizierungsmaßnahmen und sonstige Förderaktivitäten zu organisieren. Mit ihrer Arbeit tragen die
Netze auf lokaler Ebene zur Schaffung von Wohlstand und Arbeitsplätzen bei. Insbesondere lokale
und regionale Behörden ziehen aus der Arbeit von aktiven Business-Angels-Netzen beträchtliche
Vorteile für ihre Region, daher sollten sie ihre Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung
insbesondere von neu gegründeten Business-Angels-Netzen ernsthaft prüfen.
6.
Anspruchsvolle ethische Standards für Business-Angels-Netze
Viele Business-Angels-Netze haben sich bereits einen Verhaltenskodex zugelegt; Netze, die dies
noch nicht getan haben, sollten dazu ermuntert werden. Transparente Verhaltensregeln mit
anspruchsvollen ethischen Standards für Investoren und Unternehmer leisten einen wichtigen Beitrag
zur weiteren Entwicklung des Business-Angels-Marktes.
48
ANHANG
Mitglieder der Expertengruppe
Belgien
Herr Bernard Surlemont
Herr Frédéric Nlemvo
Dänemark
Frau Glenda Napier
Deutschland
Herr Udo Neuhäusser
Griechenland
Herr Spyros Makridakis
Herr Ioannis Patiris
Spanien
Herr Gunter Schiendl
Herr Víctor Portillo
Frankreich
Herr André Jaunay
Irland
Frau Noelle Tumson
Italien
Herr Paolo Anselmo
Luxemburg
Herr Albert Frank
Niederlande
Frau Mira Stol-Trip
Université de Lausanne
BFSH1
CH-1015 Lausanne
bernard.surlemont@hec.unil.ch
Université de Liège
Boulevard du Rectorat, 7
B-4000 Liège
f.nlemvo@ulg.ac.be
Danish Business Angels Network
Langlinie Allé 19
DK-2100 Kobenhavn O
gn@dban.dk
Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie Referat VI A 5
(Innovationsfinanzierung)
Heilsbachstrasse 16
D-53123 Bonn
neuhaeusser@bmwi.bund.de
sm@lamda-development.net
Ministry of Development
80 Michalakopoulou Street
EL-111510 Athènes
patirisi@ypan.gr
CIDEM
C/ Provença 339
E-08037 Barcelona
gschiendl@cidem.gencat.es
Ministerio de Economia
Paseo del Prado N6 8 planta
E-28014 Madrid
vportillo@tesoro.mineco.es
Directeur Territorial Conseil Régional
35 Boulevard des Invalides
F- 75007 Paris
andre.jaunay@iledefrance.fr
Investment Services Directorate
Venture Capital/Business Angels
Wilton Park House,
Wilton Place
Dublin 2
noelle.tumson@enterprise-ireland.com
Euro-Bic Vallée d’Aoste
Centro Sviluppo S.p.A.
Regione Borgnalle 10/L
I-11100 AOSTA
info@centrosviluppo.it
Ministère des Classes Moyennes du Tourisme
et du Logement
Avenue Emile Reuter 3
L-2937
albert.frank@cmt.etat.lu
Corporate Finance Department
Directorate General Enterprise
Postbus 20101
NL-2500 EC Den Haag
m.m.stol-trip@minez.nl
49
Österreich
Frau Renate Grabherr
Herr Helmut Dorn
Portugal
Herr Nuno Goncalves
Finnland
Herr Pertti Valtonen
Schweden
Frau Birgitta Österberg
Herr Göran Ekström
Vereinigtes
Königreich
Herr Bernard Hallewell
Norwegen
Herr Truls Erikson
Experten aus
der Privatwirtschaft
Herr Jean-Louis Duplat
Frau Emma Fau
Sebastian
Frau Hilde Goossens
Herr Christian Saublens
Herr Alfons Westgeest
Herr Peter Jungen
Herr Franco Rizzo
Innovationsagentur
Taborstrasse 10
A-1020 Wien
rgrabherr@innovation.co.at
Innovationsagentur
Taborstrasse 10
A-1020 Wien
h.dorn@awsg.at
Dept of SME Financial Policies IAPMEI
Rua Rodrigo da Fonseca 73
P-1269-158 Lisboa
nuno.goncalves@iapmei.pt
Ministry of Trade and Industry
Aleksanterinkatu
PO box 32
FIN-00023 Governement
pertti.valtonen@ktm.vn.fi
Swedish Agency for Business Development
P.O. Box 47631
SE-117 86 Stockholm
birgitta.osterberg@nutek.se
Swedish Agency for Business Development
P.O. Box 47631
SE-117 86 Stockholm
goran.ekstrom@almi.se
National Business Angels Network
40-42 Cannon Lane
UK-London EC4N 6JJ
bernardh@bestmatch.co.uk
Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet
Alfred Getzv. 1
N-7491 Trondheim
truls.erikson@iot.ntnu.no
Ernst & Young
Marcel Thirylaan 204
B – 1200 Brussel
EVCA
Minervastraat 6
B-1930 Zaventem
evca@evca.com
Vlerick Business Angels Network
C/o Vlerick Leuven Gent Management School
B – 9050 GENT
hilde.goossens@vlerick.be
EBAN / EURADA
Avenue des Arts 12, bte 7
B – 1210 BRUSSELS
info@eban.org
Ernst & Young
Marcel Thirylaan 204
B – 1200 Brussel
alfons.westgeest@ey.be
Business Angels Netzwerk Deutschland
Gustav-Heinemann-Ufer 54
D – 50968 KÖLN
peter.jungen@netcologne.de
Business Angel Netzwerk Ostwestfalen
Hans-Boecklerstraße 20-22 a
D – 59423 UNNA
50
Herr Risto Kalske
Herr Ben Lacor
Herr Rui Delgado
Frau Nuria Bosch
Herr Martin Carr
Frau Erika Caruana
Herr David Grahame
Herr Colin Mason
Herr Staffan Gullander
Herr Jacques Putzeys
Europäische
Kommission
Herr Albrecht Mulfinger
Herr Vesa Vanhanen
SITRA
PO Box 160 Itämerentori 2
FI – 00181 HELSINKI
risto.kalske@sitra.fi
NEBIB
Postbus 154
NL – 3620 AD BREUKELEN
nebib@nebib.nl
Gesventure
Rua Jose Manuel
Cerqeira alfonso Santos 3 - 1° Esq
P-2685-344 Prior Velho
rdelgado@mail.telepac.pt
CIDEM
Provença 339
E – 08010 BARCELONA
Business Link Hertfordshire
45, Grosvenor Road
St. Albans
UK – Hertfordshire AL1 3AW
martin.carr@herts.businesslink.co.uk
Project Manager
sisters@maltanet.net
LINC Scotland
Queens House 19,
St Vincent Place
UK – GLASGOW G1 2DT
david_grahame@lincscot.co.uk
University of Strathclyde
Level 14, Livingstone Tower,
Richmond St
Glasgow G1 1XH
colin.mason@strath.ac.uk
Ekonomiska institutionen
Linköpings universitet
S-58183 Linköping
stagu@eki.liu.se
Angel Bourse
Venturers House
Prince Street Bristol
UK – Bristol BS1 4PB
jacquesp@angelbourse.com
Referatsleiter
Generaldirektion Unternehmen, Zugang zu
Finanzmitteln
Europäische Kommission
B-1049 Brüssel
albrecht.mulfinger@cec.eu.int
Generaldirektion Unternehmen, Zugang zu
Finanzmitteln
Europäische Kommission
B-1049 Brüssel
vesa.vanhanen@cec.eu.int
51