Benchmarking des Business-Angels
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Benchmarking des Business-Angels
Benchmarking des Business-Angels-Marktes Abschlussbericht 4 November 2002 ZUSAMMENFASSUNG........................................................................................................................................................... 3 1. EINFÜHRUNG................................................................................................................................................................. 4 1.1. 1.2. 2. ZIELSETZUNG DES BERICHTS...................................................................................................................................4 GLIEDERUNG DES BERICHTS.....................................................................................................................................5 POLITISCHER HINTERGRUND ................................................................................................................................ 6 2.1 2.2 EFFIZIENTE UND INTEGRIERTE KAPITALMÄRKTE .............................................................................................6 DIE ROLLE DER BUSINESS A NGELS .........................................................................................................................7 2.2.1. Definitionen und Operationsmodell........................................................................................................... 7 2.2.2. Finanzierung durch Business Angels......................................................................................................... 9 2.2.3. Die verschiedenen Arten von Business Angels .......................................................................................11 2.3 BUSINESS A NGELS IN EUROPA................................................................................................................................12 2.3.1. Investitionen von Business Angels............................................................................................................12 2.3.2. Business-Angels-Netze.................................................................................................................................13 2.3.3. Zahl der Netze...............................................................................................................................................16 2.4 EU-POLITISCHER KONTEXT ...................................................................................................................................17 2.4.1. Risikokapital-Aktionsplan.........................................................................................................................17 2.4.2. Ergebnisse der Pilotaktion „Business-Angels-Netzwerke“.................................................................17 2.4.3. Unterstützung für innovative Unternehmen............................................................................................20 3. RAHMENVORGABEN FÜR DAS BENCHMARKING..........................................................................................20 3.1. 3.2. 4. INTERAKTIONSMODELL .....................................................................................................................................20 KONZEPT FÜR DAS BENCHMARKING DES BUSINESS-A NGELS-M ARKTES.......................................................22 POLITISCHE MASSNAHMEN UND UMFELD......................................................................................................23 4.1. UNTERNEHMERKULTUR .........................................................................................................................................23 4.2. BESTEUERUNG ..........................................................................................................................................................23 4.2.1 Einführung.....................................................................................................................................................23 4.2.2 Kapitalertragssteuern in den Mitgliedstaaten.......................................................................................24 4.3. REGULATORISCHES UMFELD..................................................................................................................................28 4.3.1 Administrative Hindernisse........................................................................................................................28 4.3.2 Entwicklung von politischen Maßnahmen .............................................................................................29 5. PARTNERSCHAFTEN MIT BUSINESS-ANGELS-NETZEN ..............................................................................29 5.1. VERSTÄRKTE SENSIBILISIERUNG.....................................................................................................................29 5.2. QUALIFIZIERUNGSMASSNAHMEN FÜR BUSINESS A NGELS UND UNTERNEHMER ..........................................30 5.3. BETEILIGUNGSVORBEREITUNG..............................................................................................................................32 5.4. QUALITÄT UND VERTRAUENSWÜRDIGKEIT DER NETZE .................................................................................34 5.4.1 Verhaltenskodex...........................................................................................................................................34 5.4.2 Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen ..................................................................................36 5.4.3 Integrationsfähigkeit...................................................................................................................................36 5.5 FINANZIERUNG DER BUSINESS-A NGELS-NETZE .................................................................................................37 6. ZUSAMMENFÜHRUNG VON BUSINESS ANGELS UND UNTERNEHMERN................................................38 6.1. DER M ATCHING-PROZESS .......................................................................................................................................38 6.1.1. Vorgehensweise der Netze..........................................................................................................................38 6.1.2. Nationale Matching-Dienste .....................................................................................................................40 6.2. M ULTIPLIKATORWIRKUNG DURCH KOOPERATION .........................................................................................41 6.2.1 Kooperation mit anderen Investorengruppen ........................................................................................41 6.2.2 Integrierter Ansatz .......................................................................................................................................43 6.3. GRENZÜBERSCHREITENDE A KTIVITÄTEN ..........................................................................................................44 7. SCHLUSSFOLGERUNG UND EMPFEHLUNGEN.................................................................................................45 7.1. 7.2. SCHLUSSFOLGERUNGEN DER UNTERSUCHUNG ...................................................................................................45 EMPFEHLUNGEN .......................................................................................................................................................47 2 ZUSAMMENFASSUNG Bei der Beschaffung von Finanzmitteln für die Eigenkapitalfinanzierung in der Anlauf- und Frühphase sind junge Unternehmen zunehmend auf Business Angels, wohlhabende Privatinvestoren, angewiesen. Die Gründe hierfür sind unter anderem in veränderten Bedingungen im Bankgewerbe zu suchen, die das Kreditgeschäft mit kleinen Unternehmen für die Banken aufgrund geringer Margen und hoher Gemeinkosten unattraktiv machen. Hinzu kommt, dass Risikokapitalfonds vielfach nicht in der Lage sind, die große Zahl kleinerer Abschlüsse mit weitreichenden Due-Diligence-Anforderungen zu bewältigen. Es ist besonders bei den derzeit schwierigen Marktbedingungen entscheidend, dass Business Angels weiterhin in der Lage sind, Investitionen zu tätigen. Business Angels helfen mit finanziellen Mitteln, aber auch mit ihrer Erfahrung als Manager und verbessern damit die Überlebenschancen von Unternehmen in der Anlaufphase beträchtlich. Business-Angels-Netze führen die Förderer zusammen und sorgen für eine erhöhte Effizienz bei der Vermittlung geeigneter Partner, indem sie den Business Angels geeignete Unternehmen vorstellen. Von seinen Grundlagen her ist der Business-Angels-Markt informell organisiert. Die meisten Business Angels wollen anonym bleiben und wollen vermeiden, dass Informationen über ihre Investitionstätigkeit an die Öffentlichkeit gelangen. Alle Angaben über die tatsächlichen und potenziellen Dimensionen des Business-Angels-Beteiligungsmarktes stützen sich somit auf Vermutungen, und es kann keinesfalls mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass eine bestimmte Stichprobe von Business Angels repräsentativ ist. Das Fehlen verlässlicher Informationen schließt also ein auf statistische Daten gestütztes Benchmarking aus, und bei Rückschlüssen auf den gesamten Markt der Business Angels ist Vorsicht geboten. Für fundierte und auf sachliche Grundlagen gestützte politische Entscheidungen werden mehr Daten über den BusinessAngels-Beteiligungsmarkt benötigt. Die Kapitalertragssteuer hat direkte Auswirkungen auf die Kapitalrendite. Ein steuerliches Umfeld, das Kapitalgeber zur risikoreichen Investitionen ermutigt, kann durch eine niedrige Kapitalertragsbesteuerung für Beteiligungen von Business Angels oder aber durch die Einführung von Beteiligungsstaffeln begünstigt werden, die Beteiligungen für Business Angels attraktiv machen. Eine verstärkte Sensibilisierung für Nutzen und Leistungen von Business Angels und BusinessAngels-Netzen ist der erste Schritt zu einer vermehrten Investitionsbereitschaft von Business Angels. Um potenzielle Förderer und Unternehmer über die Vorzüge von Business-Angels-Netzen aufzuklären, müssen die Netze, aber auch der öffentliche Sektor Zeit aufwenden und konzentriert vorgehen. Die Aussichten von Unternehmern, für ihr Vorhaben Business Angels zu finden, die bereit sind, in das Unternehmen zu investieren, können durch eine bessere Beteiligungsvorbereitung der Unternehmer verbessert werden. Dies ist deshalb so wichtig, weil sich die Unternehmer der Unterschiede zwischen verschiedenen Finanzierungsquellen und der besonderen Ansprüche von Business Angels bewusst sein müssen. Business-Angels-Netze müssen darauf achten, ihre Integrität und ihren Ruf zu schützen. Ein Mittel hierzu ist die Aufstellung eines Verhaltenskodex, der zwar keine Garantie für die Einhaltung von Verhaltensregeln bieten kann, der jedoch gezielt auf kritische Punkte hinweisen kann, die es zu beachten gilt. Letztlich ist die Vertrauenswürdigkeit jedes einzelnen Business Angels, Unternehmers und Netzes entscheidend dafür, ob der Markt den hohen ethischen Ansprüchen gerecht wird. 3 Business-Angels-Netze haben häufig Schwierigkeiten, ihre Betriebsausgaben auf eine sichere Grundlage zu stellen. Da jedoch die Dienstleistungen der Netze für das Funktionieren eines Business-Angels-Marktes unverzichtbar sind, beziehen viele Netze finanzielle Zuschüsse von lokalen, regionalen oder staatlichen Behörden. Als Schlussfolgerung aus den Untersuchungen spricht der Bericht die folgenden Empfehlungen aus: • Langfristig angelegte Sensibilisierungskampagnen sind in zahlreichen Mitgliedstaaten und in den Beitrittsländern das Mittel der Wahl, um den Nutzen des Business-Angels-Marktes für potenzielle Förderer und Unternehmer nach außen darzustellen. • Das Sammeln von Daten über die Akteure am Business-Angels-Markt sollte die Grundlage für sachlich fundierte Entscheidungen bilden. • Es sollte ein Business-Angels-Panel auf europäischer Ebene geschaffen werden, in welchem die Business-Angels-Gemeinschaft betreffende Sachfragen erörtert werden. • Die Mitgliedstaaten müssen verstärkt darauf achten, welche Auswirkungen steuerliche Maßnahmen auf die Investitionsbereitschaft von Business Angels haben. • Business-Angels-Netze sind bei ihren Aktivitäten vielfach auf Unterstützung durch lokale und regionale Behörden angewiesen. Business-Angels-Netze sollten durch größtmögliche Transparenz und die Annahme eines verbindlichen Verhaltenskodexes hohe ethische Standards setzen. 1. EINFÜHRUNG 1.1. Zielsetzung des Berichts Als Business Angels bezeichnete, informell operierende Einzelinvestoren finanzieren und beraten viele Unternehmen in der Anfangsphase. Mit der Weitergabe ihrer Erfahrung und der Erweiterung der finanziellen Möglichkeiten von Unternehmern leisten die Business Angels einen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung in Europa und fördern den Unternehmergeist in den europäischen Kultur. Bei der Beschaffung von Finanzmitteln für die Eigenkapitalfinanzierung in der Anlauf- und Frühphase sind junge Unternehmen zunehmend auf Business Angels angewiesen, da Risikokapitalfonds vielfach nicht in der Lage sind, eine große Zahl kleinerer Abschlüsse mit weitreichenden Due-DiligenceAnforderungen zu bewältigen. Die übliche Quelle für die Beschaffung von Gründungs- und Anfangskapital waren in Europa bisher Bankkredite, doch ist das Kreditgeschäft für die Banken aufgrund hoher Gemeinkosten zwischenzeitlich unattraktiv geworden. Um ein günstiges Investitionsklima zu schaffen, muss die Bedeutung der Business Angels und der Business-Angels-Netze entsprechend ihrem Stellenwert Anerkennung in der Politik finden. Der Schwerpunkt des vorliegenden Berichts über das Benchmarking-Projekt für den Business-AngelsMarkt liegt daher auf den Möglichkeiten, die dem öffentlichen Sektor zu Gebote stehen, um die Aktivitäten von Business Angels und Business-Angels-Netzen zu fördern. Das Projekt wurde von einer von der Generaldirektion Unternehmen der Europäischen Kommission eingesetzten Expertengruppe durchgeführt, der von den Regierungen nominierte Experten sowie Sachverständige aus der Privatwirtschaft angehörten. Mit dieser Zusammensetzung wurde eine für die Arbeit der Gruppe höchst fruchtbare Grundlage geschaffen. Ausgangspunkt für das Projekt war die in verschiedenen Foren getroffene Feststellung, dass die potenziellen Investitionskapazitäten der Business Angels in Europa nicht in vollem Umfang ausgeschöpft werden. In vielen Mitgliedstaaten waren die Aktivitäten der vorhandenen Business4 Angels-Netze nicht soweit entwickelt, dass diese in der Lage gewesen wären, Investoren und Projekte effektiv zusammenzuführen. Mit dem Benchmarking-Projekt wurde das Ziel verfolgt, beispielhafte Verfahrensweisen aufzuzeigen und Benchmarks als Bezugsgrößen für eine Verbesserung der Situation aufzustellen. Die ursprüngliche Formulierung für die Zielsetzung des Benchmarking-Projekts lautete: „Den Zugang von KMU zu Beteiligungen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase verbessern, indem in den Mitgliedstaaten verstärkt auf das Potenzial von Business Angels aufmerksam gemacht wird, entsprechendes Kapital auch in Situationen bereitzustellen, in denen Banken zögern.“ Die grundlegenden Vorgaben für das Benchmarking-Projekt lieferte das Mehrjahresprogramm für Unternehmen und unternehmerische Initiative (2001-2005)1, in dem der Rat die Bedeutung der Business Angels für eine auf Unternehmertum ausgerichtete Wirtschaft hervorhob: „Entsprechend den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates von Lissabon vom 23. und 24. März 2000 werden mit diesem Programm insbesondere folgende Maßnahmen gefördert: […] Maßnahmen zur Förderung einer unternehmensnahen Finanzierung, insbesondere zur Ausweitung der Netze der „Business Angels“[…]“. Zu den weiteren wichtigen Basisdokumenten zählen der Risikokapital-Aktionsplan von 1998 und dessen jährliche Follow-up-Berichte2 sowie der BEST-Bericht 20003. Auf die Machbarkeitsuntersuchung über das Potenzial von Business-AngelsNetzen in Europa (1998)4 folgte eine im Rahmen des dritten Mehrjahresprogramms für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Europäischen Union (1997-2000)5 durchgeführte Pilotaktion, mit welcher der Aufbau von Business-Angels-Netzen unterstützt wurde. Auf die speziellen Problemstellungen des Business-Angels-Marktes ging die Kommission in ihrer Mitteilung „Zu den Verpflichtungen stehen und den Reformprozess beschleunigen“ vom November 20016 ein. 1.2. Gliederung des Berichts Der Abschlussbericht wurde von den Dienststellen der Kommission auf der Grundlage der bei den Sitzungen der Expertengruppe erzielten Ergebnisse erstellt7. Zwei Papiere, in denen zur Erörterung und Stellungnahme in der Expertengruppe die Zielsetzung und die einzelnen Elemente des Projekts dargelegt wurden, wurden ebenfalls von den Dienststellen der Kommission erarbeitet. Die Mitglieder der Gruppe trugen ihrerseits Unterlagen über die politischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten, über Erfahrungen mit Business-Angels-Netzen und statistische Schlüsseldaten bei. Ziel dabei war es, sich gemeinsam ein Bild der Problemstellung zu verschaffen, zentrale Bereiche für Aktivitäten der öffentlichen Hand zu definieren und die Vorgaben für das Benchmarking festzulegen. Die Expertengruppe trat im Zeitraum von Oktober 2001 bis September 2002 sechsmal zusammen. Der Bericht ist wie folgt gegliedert: • Kapitel 2 erläutert den politischen Hintergrund des Projekts. • Kapitel 3 legt die Rahmenvorgaben für das Benchmarking dar. • Kapitel 4 schildert die Maßnahmen der Politik zur Schaffung eines positiven Umfelds für die Aktivitäten der Business Angels. • Kapitel 5 prüft die Möglichkeiten für Partnerschaften mit Business-Angels-Netzen. 1 2000/819/EG SEK(1998)552 endg., KOM(2000)653 endg., KOM(2001)605 endg., und KOM(2002)563 endg. 3 SEK(2000)1825. 4 Dissemination Report on the Potential for Business Angels Investment and Networks in Europe, 1998. 5 97/15/EG 6 KOM(2001)641 endg. 7 Mitglieder der Expertengruppe siehe Anhang. 2 5 • • Kapitel 6 untersucht Verbesserungsmöglichkeiten bei der Zusammenführung von Business Angels und Unternehmern. Kapitel 7 enthält die Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Berichts. Der vorliegende Bericht wendet sich an all diejenigen, die in den Mitgliedstaaten und in den Beitrittsländern für Fragen der KMU-Finanzierung zuständig sind oder auf diesem Gebiet arbeiten. 2. POLITISCHER HINTERGRUND 2.1 Effiziente und integrierte Kapitalmärkte Die Kommission hat ihr Programm zur Entwicklung der europäischen Risikokapitalmärkte im Risikokapital-Aktionsplan dargestellt, mit dem sie die übergeordnete Zielsetzung verfolgt, regulatorische und administrative Schranken abzubauen. Diese Märkte fördern die Entwicklung einer Unternehmerkultur als unverzichtbaren Baustein für das Wachstum der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Im Laufe der zurückliegenden 20 Jahre wurden in Europa 35 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, in den USA waren es im gleichen Zeitraum 68 Millionen. Gemessen am BIP erreicht Europa gegenüber den USA nur die Hälfte der Zahl der Unternehmensneugründungen. Mit dem Risikokapital-Aktionsplan wird das Ziel verfolgt, Unternehmern in Europa für den Aufbau ihrer Unternehmen den Zugang zur richtigen Finanzierung zum angemessenen Preis am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt zu verschaffen. Es besteht Einigkeit darüber, dass der Markt bei der Finanzierung junger Unternehmen in der Gründungs- und Anfangsphase versagt. Dieses Phänomen wird gemeinhin als die „Kapitalbeteiligungslücke“ bezeichnet. Zwar wird hier vielfach das Problem auf der Angebotsseite gesehen, doch handelt es sich eigentlich um Problem von Angebot und Nachfrage. Neben ihrem Bedarf an Gründungs-, Anschub- und Expansionskapital müssen Unternehmer auch bereit sein, die Beteiligung privater und institutioneller Kapitalbeteiligungsinvestoren zu akzeptieren und aktiv zu suchen. Eine ausgeprägte Kultur der Kapitalbeteiligung hilft bei der Finanzierung von Unternehmen in der Anlaufphase. Eine Kapitalbeteiligungskultur zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Erstens setzt eine weit verbreitete und anhaltende Nachfrage nach Kapitalbeteiligungen zu Investitionszwecken voraus, dass institutionelle und Einzelinvestoren die Bereitschaft zeigen und die Mittel dazu haben, die Risiken, aber auch die Erträge von Kapitalbeteiligungen anzunehmen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Investitionspolitik und die Investitionsregelungen von Investmentund Pensionsfonds. Zweitens wirken sich entsprechend groß dimensionierte und liquide Aktienmärkte und kostengünstige Maklerdienstleistungen günstig auf die Bereitschaft zu Kapitalbeteiligungen aus. Effizienz und Transparenz auf den Aktienmärkten wirken vertrauensbildend, geringe Margen der Makler ermutigen Investoren zum Ein- und Ausstieg. Drittes Merkmal ist ein lebhafter Risikokapitalmarkt, auf dem Business Angels und Risikokapitalfonds rasch wachsenden Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen und erfolgreiche Unternehmen durch ihren Börsengang und eine zweite Finanzierungsrunde die Aktienmärkte kontinuierlich mit neuen Aktienemissionen versorgen. Die Aussicht auf einen erfolgreichen Börsengang als Exit-Szenario für einen Investor bildet einen wichtigen Anreiz für Beteiligungen an Unternehmen in der Anlaufphase mit hohem Risikofaktor. Das Entstehen einer solchen Kapitalbeteiligungskultur kann durch politische Maßnahmen wirkungsvoll gefördert werden. Der europaweite Risikokapital-Aktionsplan erhöht durch Liberalisierung, den Abbau von Schranken, Harmonisierung der Rechtsvorschriften und Wettbewerbsförderung die Liquidität und die Effizienz des europäischen Marktes. Auf nationaler 6 Ebene setzen viele Mitgliedstaaten auf steuerliche Anreize zur Förderung von Risikokapitalbeteiligungen. Gemeinsames Ziel dieser Maßnahmen ist es, die notwendigen Voraussetzungen für Wohlstand und das Entstehen von Arbeitsplätzen durch unternehmerische Initiative zu schaffen. In Verbindung mit Rechtsverordnungen, die die Transparenz verbessern, Vertrauen schaffen und Investoren mehr Sicherheit bieten, bilden diese Maßnahmen die Grundlage für die Entwicklung einer verstärkt unternehmerisch geprägten Kultur. Was den Aufbau eines Risikokapitalmarktes anbelangt, liegt Europa hinter den Vereinigten Staaten zurück. Die USA setzen systematisch auf steuerliche Anreize, um Kapitalbeteiligungen zu fördern. Durch steuerliche Vorteile, die den 401 000 privaten Pensionsfonds gewährt werden, werden Einzelaktionäre gezielt gefördert. Mitarbeiter können bis zu 9 % ihres Einkommens in steuerbegünstigte Sparkonten investieren (Steuern werden erst dann fällig, wenn die Mittel in Anspruch genommen werden), die Fonds wiederum investieren in großem Umfang an der Börse. Von den Investitionen aus diesen Pensionsplänen profitieren auch die Risikokapitalmärkte. Darüber hinaus zahlen nicht wenige Investoren wie z. B. Universitäten, überhaupt keine Steuern für die Ausstattung mit Kapital. Die Obergrenze für die Kapitalertragsbesteuerung beträgt bei natürlichen Personen in der Regel 20 %. Weitere Investitionen kommen aus dem gut entwickelten Sektor der Wagniskapitalgesellschaften. Dem Aufbau der Risikokapitalmärkte in den USA kommt auch die Initiative „Small Business Investment Companies Program“ (SBIC) zugute. Sie unterstützt in Privatbesitz befindliche und von den Inhabern geführte Investitionsgesellschaften, die ihr eigenes Kapital und zu günstigen Konditionen mit Garantie der Small Business Administration (SBA) geliehenes Geld einsetzen. Diese Investitionsgesellschaften stellen Kleinunternehmen, die die Förderkriterien erfüllen, Kapitalbeteiligungen, langfristige Kredite, auf der Transformation von Bankkrediten in Eigenkapital basierende Beteiligungen und Managementunterstützung zur Verfügung. Im Geschäftsjahr 2001 erreichte die Gesamtfinanzierung im Rahmen der SBIC-Initiative 4,5 Mrd. USD. Abschließend lässt sich hierzu feststellen, dass zahlungskräftige und gut funktionierende Kapitalmärkte eine wesentliche Voraussetzung für die Schaffung einer Unternehmerkultur sind. Initiativen der Politik können einen Beitrag zum Aufbau eines gut funktionierenden Kapitalmarktes und damit auch des informellen Risikokapitalmarktes, in dem die Business Angels operieren, leisten. Unternehmerkultur und effiziente Finanzmärkte fördern sich wechselseitig, denn erfolgreiche Unternehmer investieren Mittel in den weiteren Ausbau eines Beteiligungsmarktes, der wiederum weitere Unternehmen in der Anlaufphase unterstützt. 2.2 Die Rolle der Business Angels 2.2.1. Definitionen und Operationsmodell Business Angels sind Privatpersonen, die Kapital und unternehmerisches Know-how und Erfahrung in Unternehmen mit Wachstumspotenzial einbringen. Business Angels sind nicht mit dem Problem mangelnder Information behaftet, das Banken und Risikokapitalfonds drückt. Sie treffen ihre Investitionsentscheidungen auf der Grundlage ihrer persönlichen Kenntnisse auf dem Gebiet und ihrer Einschätzung des Potenzials des Unternehmens, in das sie investieren. Business Angels tätigen ihre Investitionen zielgerichtet in der Anfangs- und auch in der Ausbauphase von Unternehmen, zuweilen haben sie Multiplikatorwirkung für die Erschließung weiterer Finanzierungsquellen wie z. B. Bankkredite und formelle Risikokapitalinvestitionen. Damit bilden Business Angels ein wichtiges Glied in der Finanzierungs- und Unternehmensentwicklungskette von der Neugründung hin zum börsennotierten Unternehmen. 7 Es wird häufig gemutmaßt, dass Business Angels lokale Projekte bevorzugen, weil sie mit der Unternehmensleitung in regelmäßigem Kontakt stehen wollen. Die Unternehmen, in die Business Angels investieren, liegen nicht selten im Umkreis von zwei bis drei Fahrtstunden vom Sitz der Business Angels, was zum Teil sicherlich durch Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung begründet ist, aber auch mit Risikomanagement zu tun hat. Die Business Angels haben bessere Möglichkeiten, die Aktivitäten eines Unternehmens unter Aufsicht zu behalten, wenn sie räumlich nicht zu weit entfernt sind. In jüngerer Zeit zeichnet sich hier allerdings eine Veränderung ab. Insbesondere in Sektoren wie der High-Tech-Industrie, in denen in einer bestimmten Marktnische weltweit nur sehr wenige Unternehmen operieren, sehen Business Angels den geografischen Standort eines Unternehmens nicht als einschränkenden Faktor. Sie sind vielmehr im Gegenteil dazu bereit, in geeignete Unternehmen überall auf der Welt zu investieren. Informelle Investitionen gibt es in Europa bereits seit langem, doch Business-Angels-Netze sind eine neuere Erscheinung. Bei Business-Angels-Netzen handelt es sich um Organisationen, deren primärer Zweck darin besteht, gezielt Business Angels und geeignete Unternehmen zusammenzuführen. Grund für die Einführung derartiger „Matching“-Dienste ist, dass der Beteiligungsmarkt der Business Angels unter den auf beiden Seiten bestehenden Informationslücken leidet. Die Unternehmer tun sich schwer, Business Angels zu finden, die Interesse an ihren Unternehmen zeigen, während die Business Angels ihrerseits vor dem Problem stehen, Unternehmen zu finden, die ihren Kriterien entsprechen. Diesen Schwierigkeiten kann durch Business-Angels-Netze abgeholfen werden, die den MatchingProzess effizienter gestalten.. In einer 1998 im Auftrag der Kommission durchgeführten Studie8 wird das Potenzial für Investitionen von Business Angels auf eine Größenordnung von 10 Mrd. € bis 20 Mrd. € jährlich geschätzt. Verglichen mit dem Investitionsvolumen der gesamten europäischen Risikokapitalbranche, die 2001 Investitionen in Unternehmen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase in Höhe 4,1 Mrd. € tätigte9, ist dies ein ganz beträchtliches Potenzial. Die Zahl der aktiven Business Angels in Europa wird auf rund 125 000 geschätzt, die Zahl der potenziellen Investoren gar auf eine Million. Zwar positionieren Business Angels ihre Investitionen häufig individuell, doch sind auch andere Investitionsformen wie z. B. Gruppeninvestitionen möglich. Bei einer solchen Gruppe kann es sich um ein informelles Syndikat oder auch um eine Gesellschaft mit eigener Satzung handeln. Einzeln operierende Business Angels tätigen ihre Investitionen aus steuerlichen oder anderen Gründen gelegentlich auch über eine Gesellschaft. Insbesondere in den USA nutzen Business Angels für ihre Investitionen zumeist Syndikate, formelle Business-Angels-Netze spielen hier im Vergleich zu Europa eine eher untergeordnete Rolle. Aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Vorgehensweisen und der „Öffentlichkeitsscheu“ der Business Angels ist es schwierig, statistische Daten über die Aktivitäten von Business Angels zu erheben. Bislang liegen lediglich Daten über Business Angels vor, die sich zu Netzen zusammengeschlossen haben, doch decken diese lediglich einen kleinen Teil der Gesamtaktivitäten ab. Angesichts des informellen Charakters dieses Marktes werden statistische Daten jedoch immer nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Der vorliegende Bericht geht von der Annahme aus, dass die Matching-Dienste von BusinessAngels-Netzen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, geeignete Unternehmer bzw. geeignete Business 8 European Business Angels Network (1998), „Dissemination Report on the Potential for Business Angels Investment and Networks in Europe“. 9 EVCA Yearbook 2001. 8 Angels zu finden. Die von den Business-Angels-Netzen gebotene Transparenz und Information führen dazu, dass mehr Finanzierungsabschlüsse getätigt werden als dies sonst geschehen wäre. Aufgrund fehlender Angaben ist diese Annahme allerdings schwer zu belegen. Ein Fazit muss daher lauten, dass als Grundlage für gut fundierte rationale Entscheidungen in der Politik dringend mehr Informationen über den Beteiligungsmarkt der Business Angels erhoben werden müssen. 2.2.2. Finanzierung durch Business Angels Viele Unternehmen sehen den Zugang zu Finanzmitteln als langfristiges Wachstumshemmnis. Die jüngste Befragung10 ergab, dass 18 % der KMU in Europa die Finanzierungskosten und 19 % die Verfügbarkeit von langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten als Hindernis für ihr weiteres Wachstum betrachten. Für Unternehmen in der Anlaufphase, die keine Sicherheit, Kreditvorgeschichte oder nachweisbare Erfolge vorweisen können, gestaltet sich die Lage noch schwieriger. Besonders deutlich zeigt sich die Problematik auch in Ländern, in denen bislang die Finanzierung über Kredite vorherrschend war. Lediglich 2 % der britischen Unternehmen betrachten das Fehlen von Eigenkapital als ein größeres Hindernis für ihre langfristigen Expansionspläne, wohingegen dies bei 19 % der deutschen Unternehmen der Fall ist. Das Problem bei derartigen Umfragen liegt allerdings darin, dass es hierbei zu Verzerrungen hinsichtlich des unternehmerischen Erfolgs kommen kann, da sie Firmen, die aus Finanznot die Gründungsphase nicht überstehen oder schon nach kurzer Zeit scheitern, gar nicht erst berücksichtigen. Die Veränderungen im Bankensektor sind der Grund dafür, dass Banken heute zögern, Aktivitäten mit geringer Marge, zu denen die Kreditvergabe an KMU zweifellos zählt, noch fortzuführen. Die Expertengruppe hält daher eine verstärkte Investitionstätigkeit von Business Angels für eine Möglichkeit, den Rückzug der Banken aus der KMU-Finanzierung auszugleichen. Dies könnte insbesondere bei der Finanzierung von innovativen Unternehmen der Fall sein, die aufgrund der mit der Innovationstätigkeit verbundenen erhöhten Risiken und weil sie häufig nicht in der Lage sind, Sicherheiten für Bankkredite zu bieten, auf Eigenkapitalbeteiligungen angewiesen sind. Banken sind daher meist nicht bereit, innovativen Unternehmen in der Anlaufphase Geld zur Verfügung zu stellen, und so bildet Risikokapital für solche Unternehmen die geeignetste Finanzierungsquelle. Die zentralen Probleme des hohen Risikos und der hohen Gemeinkosten halten auch Wagniskapitalfonds davon ab, kleinere Beträge zu investieren, wohingegen derartige Sachzwänge für Business Angels durchaus überwindbar sind. Als Folge der Veränderungen im Bankensektor, der Entwicklung der Finanzmärkte und immer ambitionierterer Unternehmenskonzeptionen sind kleine und mittlere Unternehmen in Europa zunehmend auf der Suche nach Alternativen zur Kreditfinanzierung. Zu diesen Alternativen zählen Kapitalbeteiligungen, aus der Transformation von Krediten in Eigenkapital basierende Beteiligungen („Debt-Equity“-Kombinationen), Leasing und durch Bürgschaften gesicherte Kredite und Beteiligungen. Der europäische Risikokapitalmarkt hat in den vergangenen fünf Jahren eine beachtliche Entwicklung durchlaufen, Risikokapital steht heute in verstärktem Umfang zu Verfügung. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sich Angebot und Nachfrage decken, für Unternehmen in der Anlaufphase ist es nach wie vor schwierig, genügend Kapital aufzutreiben, um ihren Anfangsbedarf zu decken. Institutionelle Wagniskapitalanleger behaupten vielfach, eine Knappheit am Wagniskapital gebe es nicht, es fehle lediglich an geeigneten Projekten. Diese Behauptung muss allerdings im Kontext des Risikokapitalmarktes gewertet werden, dessen Schwerpunkt größere Projekte in weiter 10 Grant Thornton „European Business Survey 2002“. 9 fortgeschrittenen Phasen der Unternehmensentwicklung bilden. Hinzu kommt, dass angesichts der vorherrschenden schwierigen Marktbedingungen Wagniskapitalfonds ihre bestehenden Portfolios durch zusätzliche Investitionen in die vorhandenen Kunden schützen und nicht in neue Unternehmen in der Anlaufphase investieren. Die mit kleineren Abschlüssen verbundenen hohen Due-Diligence-Kosten halten formelle Fonds häufig davon ab, in Unternehmen in der Frühphase zu investieren; in Europa engagieren sich Wagniskapitalfonds vielmehr in der Finanzierung von Management-Buy-outs und Unternehmen in weiter fortgeschrittenen Entwicklungsphasen. Im Jahr 2001 gingen in Europa lediglich 17 % des formalen Wagniskapitals in Unternehmen in der Vorbereitungs- und Anlaufphase, allerdings machten – gemessen an der Zahl der Unternehmen – die 3 300 Unternehmen, die Hilfen für die Anlauf- und die Vorbereitungsphase erhielten, 40 % der Gesamtzahl der finanzierten Unternehmen aus. Weitere 3 700 Unternehmen erhielten Kapital für ihre Erweiterung. Naturgemäß operiert der Risikokapitalmarkt sehr selektiv, wobei sich die Mittel zumeist auf umfangreiche Investitionen konzentrieren. Im Jahr 2001 betrug die Höhe der Investitionen in Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten durchschnittlich 1,15 Mio. €. Diese Zahl zeigt ansteigende Tendenz seitdem die Wagniskapitalbranche einen wachsenden Mittelzufluss verzeichnen kann11 .. Der europäische Durchschnitt verbirgt allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten, wobei sich in einigen Staaten die Wagniskapitalsituation deutlich schlechter darstellt. In der Kapitalbeteiligungskultur der Vereinigten Staaten ist die Wagniskapitalbranche reifer, der durchschnittliche Umfang der Wagniskapitalinvestitionen stieg rasch auf über 10 Mio. USD12 , dies ungeachtet der Tatsache, dass rund 25 % der Neugründungen mit einem Kapital von weniger als 5 000 USD starten, 50 % mit weniger als 25 000 USD und 75 % mit unter 100 000 USD. In den USA haben Business Angels in der Vergangenheit zehnmal mehr Unternehmen in der Anlaufphase finanziert als die Wagniskapitalfonds des Landes; Schätzungen zufolge beteiligen sich etwa 400 000 Business Angels mit 30 bis 40 Mrd. USD jährlich an 50 000 Unternehmen13 .. Besonders akut ist das Finanzierungsproblem in der Phase, in der das Unternehmen noch nicht die Größe erreicht hat, ab der es für die meisten Wagniskapitalfonds erst interessant wird. Business Angels können hier eine wichtige Überbrückung zwischen den Anfangsinvestitionen des Unternehmers, seiner Familie und von Verwandten und Bekannten und dem späteren Engagement anderer Investoren wie etwa Wagniskapitalfonds und des öffentlichen Sektors leisten. Es bestehen unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zwischen Business Angels und Wagniskapitalfonds, unter anderem in Gestalt von Folgeinvestitionen, Weiterverweisung von Transaktionen und KoInvestitionen. Eine Zusammenarbeit zwischen Business Angels und anderen Investoren lässt sich allerdings nur erreichen, wenn zwischen beiden ein Vertrauensverhältnis, z. B. aufgrund früherer Geschäftsbeziehungen, besteht. Die unterschiedlichen Motive, Erwartungen und Exit-Horizonte von Business Angels und anderen Investoren können Probleme hervorrufen, die manchmal schwer zu überwinden sind, doch besteht ein Potenzial für Kooperationen14 . Dies ist ein Hinweis, dass 11 EVCA Yearbook 2002. Laut NVCA Yearbook 2002 betrug das durchschnittliche Volumen 11,7 Mio. USD. 13 Zahlen für die USA aus Sohl, J. und Sommer, B. (2002), „Angel Investment Activity: Funding High Tech Innovations“. 14 Harrison, R. und Mason, C. (2000), „Venture Capital Market Complementarities: The Links Between Business Angels and Venture Capital Funds in the UK“, Venture Capital 2, S. 223-242; und eine Studie von A. Riding über High-Tech-Unternehmen in Ottawa, wo 57 % der von Business Angels geförderten Unternehmen gegenüber nur 10 % der nicht von Business Angels unterstützten Unternehmen Wagniskapitalfinanzierung erhielten. 12 10 vermehrte Transparenz, intensivere Kooperationsanstrengungen zwischen Investoren und womöglich ein Qualitätssicherungssystem der Netze erforderlich sind. Finanzielle Mittel sind jedoch nur ein Teil des Beitrags, den ein richtiger Business Angel für ein Unternehmen leistet. Der wertvollste Beitrag, den er einzubringen vermag, ist sicherlich seine Erfahrung sowohl im operativen Bereich als auch in der Unternehmensführung. Mit dem Problem der fehlenden Managementerfahrung müssen sich viele expandierende Unternehmen nach der Anlaufphase auseinander setzen, und dies ist auch mit die Ursache für die hohe Unternehmenssterblichkeitsrate (mehr als die Hälfte der europäischen Unternehmen stellt innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Gründung die Geschäftstätigkeit ein). Darüber hinaus verfügen Business Angels in der Regel über ein umfangreiches Netz von Kontakten, die für Unternehmen in der Anlaufphase von Nutzen sein können. Unternehmer betonen immer wieder, dass die Erfahrung der Business Angels für sie sogar einen noch höheren Stellenwert hat als die eigentliche Finanzierung15.. Insbesondere für technologieorientierte Unternehmen spielt das eine entscheidende Rolle, sie setzen unternehmerische und strategische Beratung an die erste Stelle ihrer Wünsche an Investoren, erst danach folgen Geld und Kontakte16.. Es ist unumstritten, dass der Aufbau eines Unternehmens, also eine unternehmerische Aktivität, andere Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert als die Führung eines Unternehmens in der Wachstumsphase, in der es vermehrt auf Managementfähigkeiten ankommt. Da Business Angels selbst Unternehmer mit Erfahrung sind, können sie den von ihnen betreuten Unternehmern wichtige Managementerfahrung aus der Praxis vermitteln und so das Risiko des Scheiterns verringern. In Deutschland wandten Business Angels für die von ihnen betreuten Unternehmen durchschnittlich 3,2 Wochenstunden auf, andere Schätzungen gehen von bis zu 8 Stunden pro Woche aus. Fazit: Business Angels gewinnen an Bedeutung als eine Kategorie von Investoren, die in der Lage ist, die Investitionslücke zwischen der unternehmensnahen Finanzierung durch Verwandte und Bekannte und dem formellen Wagniskapital zu schließen. Darüber hinaus treten die Business Angels an die Stelle der Banken, die heute zögern, in riskante Neugründungen zu investieren. Business Angels stellen Beteiligungen und Managementerfahrung zur Verfügung und erhöhen somit die Überlebensquote von Unternehmen in der Anlaufphase. Die Wirksamkeit der Investitionen von Business Angels kann durch Ko-Investitionen von öffentlicher oder privater Seite noch gesteigert werden, und sie kann Signalwirkung für die Beteiligung von Wagniskapitalfonds in einer späteren Phase haben. Was die Investitionen durch die öffentliche Hand betrifft, so ist die Einhaltung der staatlichen Beihilferegeln notwendig. 2.2.3. Die verschiedenen Arten von Business Angels Von seiner grundlegenden Struktur her ist der Markt der Business Angels informell. Die meisten Business Angels legen Wert auf Anonymität, über ihre Investitionstätigkeit geben sie nur ungern Auskunft. Alle Angaben über das tatsächliche und potenzielle Volumen des Marktes der BusinessAngels-Beteiligungen stützen sich somit auf Vermutungen, und man kann nie sicher sein, ob eine bestimmte Gruppe von Business Angels repräsentativ ist oder nicht. Diese Tatsache ist Anlass zur Vorsicht bei Schlussfolgerungen über diesen Markt und ist auch der Grund dafür, weshalb kein veritabler, auf statistische Daten gestützter Benchmarking-Bericht erstellt werden kann. 15 Lindström, G., Olofsson, C. (2001), „Early Stage Financing of NTBFs: An Analysis of Contributions from Support Actors“. Venture Capital, 3:2. 16 Red Herring, Juni 2002. 11 Darüber hinaus ist der Business-Angels-Beteiligungsmarkt heterogen geprägt. Es gibt hier äußerst wohlhabende Investoren, die Summen bis zu 500 000 € oder gar 1 000 000 € einbringen, und Business-Angels-Syndikate, die auch 4 oder 5 Mio. € investieren. Beide Kategorien stehen in Konkurrenz zu kleineren Wagniskapitalfonds. Insbesondere der am weitesten entwickelte Markt des Vereinigten Königreichs nähert sich mit dem Aufkommen größerer Syndikate dem US-Modell an, wo Syndikate absolut üblich sind. Mit der zunehmenden Reife des Business-Angels-Marktes in Europa sollten Business-Angels-Netze möglicherweise verstärkt auf die Vorteile von Syndikaten und die für deren Bildung benötigte Unterstützung achten. Dieser Komplexität des Marktes müssen Business-Angels-Netze Rechnung tragen, wenn sie Strategien zur Aktivierung weiterer Business Angels aufstellen, gleiches gilt für die Politik, wenn sie politische Maßnahmen konzipiert, die Business Angels zu verstärkter Investitionstätigkeit anregen sollen. Die Herausforderung besteht darin, potenzielle Business Angels zu gewinnen, die zwar Interesse zeigen, bislang aber noch nicht investiert haben, und inaktive Business Angels, die möglicherweise bereits über erste Investitionserfahrung verfügen, zu aktivem Investieren zu veranlassen. Einer Studie17 zufolge ist ein großes Hemmnis, dass das mit informellen Investitionen verbundene Risiko als zu hoch angesehen wird. Zusätzliche Aufklärungsarbeit und persönliches Kennenlernen des betreffenden Unternehmers könnten diese Hemmschwelle senken. Andere Studien haben herausgefunden, dass die Schwierigkeiten beim Auffinden geeigneter Projekte und Unternehmer Business Angels von Beteiligungen abhalten. Durch Matching-Dienste können Business-AngelsNetze den Pool der zur Verfügung stehenden Projekte und Business Angels erweitern und damit die Wahrscheinlichkeit einer geeigneten Paarung gegenüber dem Fall des alleine operierenden Business Angels erhöhen. Ergänzend hierzu tragen Sensibilisierungskampagnen dazu bei, dass sowohl Business Angels als auch Unternehmer verstärkt die Chancen wahrnehmen, die sich ihnen durch informelle Investitionen bieten. Angesichts der Heterogenität des Business-Angels-Marktes hat es den Anschein, als sei der beste Weg, hier weitere Anreize zu schaffen, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen. Dies spräche für politische Maßnahmen zur Förderung einer Unternehmerkultur ganz generell, für die Aufklärung über das Potenzial und die Vorteile eines Business-Angels-Marktes und für die Konzeption politischer Maßnahmen, die diesen Markt fördern. 2.3 Business Angels in Europa 2.3.1. Investitionen von Business Angels Die überwiegende Mehrzahl der Geschäfte zwischen Business Angels und Unternehmern läuft nicht über Netze, doch die Netze bieten wertvolle Informationen über die Geschäfte, die über sie abgewickelt werden. Studien und Umfragen über Business Angels in verschiedenen Mitgliedstaaten liefern die wesentlichen Grundinformationen über den Markt. Die Aktivitäten der meisten Business-Angels-Netze konzentrieren sich auf die großen Mitgliedstaaten, so sind beispielsweise über 80 % der Business-Angels-Netze im Vereinigten Königreich, Deutschland und Frankreich angesiedelt. Die Zahl der aktiven Business Angels wird im Vereinigten Königreich auf 20 000 bis 40 000 geschätzt, die jährlich rund 3 000 bis 6 000 tätigen und dabei zwischen 0,5 und 1 Mrd. £ (0,8-1,6 Mrd. €) investieren18 . In Deutschland ist der 17 Mason C. und Harrison, R., „Strategies for expanding the informal venture capital market“. International Small Business Journal, Vol II, S. 23-28. 18 Mason, C. und Harrison, R. (2000), „The size of the informal venture capital market in the UK“, Small Business Economics, 15, S. 137-148. 12 informelle Markt – gemessen am Gesamtbetrag der Investitionen – etwa halb so groß wie der formelle Wagniskapitalsektor, doch unterstützt der informelle Sektor mehr Unternehmen19 . Der für den vorliegenden Bericht durchgeführten europaweiten Umfrage zufolge gaben die befragten Business-Angels-Netze ihr durchschnittliches Investitionsvolumen mit 200 000 € an, allerdings bei einer Bandbreite von 40 000 € bis 750 000 €. Im Vereinigten Königreich investierte mehr als die Hälfte der Business Angels über 50 000 £ (78 000 €), wohingegen in Deutschland 75 % der Beteiligungen einen Umfang von weniger als 500 000 € hatten20 . An rund einem Drittel der Investitionen waren Syndikate mit zwei und mehr Business Angels beteiligt. Business Angels investieren nur in einen kleinen Teil der ihnen gebotenen Beteiligungsmöglichkeiten, so werden beispielsweise im Vereinigten Königreich in der Regel sieben von acht Beteiligungsmöglichkeiten links liegen gelassen. Ein Fünftel der Beteiligungen im Vereinigten Königreich21 erreichte eine durchschnittliche jährliche Rendite von 50 % und mehr; 33 % der Beteiligungen erwiesen sich als Totalausfälle, während es bei 13 % zu teilweisen Verlusten oder einem ausgeglichenen Ergebnis kam. Die Exit-Kanäle der Business Angels im Vereinigten Königreich sind in Tabelle 1 aufgeführt. Tabelle 1. Deinvestment von Business Angels in UK Abschreibung als Verlust 40 % Verkauf an ein anderes Unternehmen (Trade Sale) 26 % Verkauf an andere Aktionäre 16 % Verkauf an Dritte 10 % Börsengang 8% Es liegt in der Natur des Marktes, dass bei den Beteiligungen vielfach Verluste und Firmenpleiten in Kauf genommen werden müssen. Die von Mason und Harrison durchgeführte Studie ergab, dass die mittlere Eigentumsdauer bei profitablen Exits vier Jahre betrug, bei Ausfällen zwei Jahre und bei “Living Dead”-Beteiligungen sechs Jahre. Ein entscheidender Faktor, der einer raschen Ausweitung der Finanzierung durch Business Angels im Wege steht, ist die kritische Masse, die für einen echten Durchbruch erforderlich wäre. Wenn Business Angels in 5 % bis 15 % der ihnen vorgestellten Beteiligungsmöglichkeiten investieren, muss die Zahl der Business Angels das 7 bis 20fache der Zahl der finanzierten Unternehmen betragen. Wenn von 20 Unternehmen eines die Business-Angels-Finanzierung nutzen könnte, müsste es in den Mitgliedstaaten zwischen 7 und 19 Millionen Business Angels geben. Die Dimension der Aufgabe ist also immens. 2.3.2. Business-Angels-Netze Business-Angels-Netze erleichtern die Anpassung von Angebot und Nachfrage bei Investitionen. Ihr Dienstleistungsangebot reicht vom „Deal Matching“ über Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zur 19 European Business School (2000), „Business Angels . Die Bedeutung von informellem Beteiligungskapital für die Entwicklung von Internet/E-Commerce-Gründungen in Deutschland“. 20 Zahlen für UK aus Mason, C. und Harrison, R. (2000), „The Size of the Informal Venture Capital Market in the UK“. Small Business Economics, 15, S. 137-148. Angaben für Deutschland aus FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche Ausgleichsbank. 21 Zahlen für UK aus Mason, C. und Harrison, R. (2002), „Is It Worth It? The Rates of Return from Informal Venture Capital Investments“, Journal of Business Venturing, 17, S. 211-236. 13 Beteiligungsvorbereitung. Eine Vorreiterrolle bei den nationalen Netzen in Europa hat das National Business Angels Network (NBAN) im Vereinigten Königreich, das sich verschiedene weitere nationale Netze zum Vorbild nahmen. Die Entstehung von Business-Angels-Netzen in Europa hat sich mit der Errichtung des European Business Angel Network (EBAN) 1998 beschleunigt. Dem EBAN ist es gelungen, dem Konzept der Business Angels zu mehr Außenwirkung zu verhelfen, Erfahrungen und bewährte Verfahrensweisen unter den Mitgliedstaaten weiterzugeben und im Sinne einer Förderung der Aktivitäten von Business-Angels-Netzen auf die Politik Einfluss zu nehmen. In Europa gibt es verschiedene Arten von Business-Angels-Netzen, die zumeist eher klein sind. Viele regionale Netze sind wie Investment-Clubs angelegt, während einige der größeren regionalen Netze fast die Dimension eines nationalen Business-Angels-Netzes erreichen. Darüber hinaus gibt es Netze, die sich auf bestimmte Branchen oder bestimmte Wirtschaftszweige konzentrieren, und auch hinsichtlich der Häufigkeit der Zusammenkünfte und der Kontaktforen unterscheiden sich die Netze erheblich. In der Regel verfügen die Netze nur über wenige Angestellte. Das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) führte 2001 eine Umfrage unter den aktiven Business-Angels-Netzen in Deutschland22 durch, der zufolge die deutschen Netze durchschnittlich 1,6 angestellte Mitarbeiter beschäftigen. Pro Netz sind in Deutschland durchschnittlich 25 Business Angels registriert, jährlich kommt es im Mittel zu 9 Abschlüssen. In Frankreich liegt die Zahl der Business Angels je Netz zwischen 15 und 100, zwei kommerziell arbeitende Netze konnten allerdings 300 bzw. 500 potenzielle Investoren vorweisen. Bei weitem nicht alle Business Angels und Unternehmer haben sich in Netzen zusammengeschlossen. Die Umfrage zu diesem Bericht ergab, dass rund 19 % der kontaktierten potenziellen Business Angels in einem Netz registriert sind, und nur rund 2 % der Unternehmensgründer wandten sich an ein Netz. Die Rechtsformen der Business-Angels-Netze sind ebenfalls unterschiedlich, in vielen Fällen handelt es sich jedoch um Non-Profit-Organisationen. In Deutschland sind beispielsweise 47 % der Netze in Initiativen zusammengeschlossen, 38 % in Vereinen, 17 % sind als GmbH organisiert, der Rest verfügt nicht über eine festgelegte Organisationsform. In Frankreich existieren sowohl nichtkommerzielle (16) als auch kommerzielle (16) Business-Angels-Netze. Das Vereinigte Königreich verfügt über den bestentwickelten Business-Angels-Markt in Europa. Die bereits seit Jahren durchgeführten jährlichen Befragungen ergeben folgendes Bild des britischen Business-Angels-Marktes: • Die Zahl der Netze ist mit rund 50 stabil. • Im Finanzjahr 1999/2000 investierten 386 registrierte Business Angels über 28 Mio. £ (44 Mio. €) in 215 Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich. • Nahezu einem Drittel der von Business Angels geförderten Unternehmen gelang es, zusätzlich weitere Finanzierungsquellen zu erschließen (Banken, Wagniskapitalfonds, staatliche Beihilfen und andere Business Angels), die den Investitionsbetrag um insgesamt 51 Mio. £ (80 Mio. €) aufstockten. • Der Großteil der Gelder floss in Unternehmen in der Vorbereitungs-, Anlauf- oder Frühphase ihrer Entwicklung in einem breiten Spektrum von Wirtschaftszweigen. 22 BAND (2001), eine empirische Studie des Business Angels Netzwerkes Deutschland. 14 Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 1: Business Angel Panel in Deutschland Das Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND) rief in Zusammenarbeit mit zwei Hochschulen und einem Medienunternehmen ein Business Angel Panel ins Leben, an dem rund 30 Business Angels teilnehmen, die jedes Quartal über ihre Aktivitäten Auskunft geben. Bei der Auswahl der Teilnehmer wurde auf regionale Ausgewogenheit geachtet. Unter anderem werden folgende Daten erhoben: Investitionssektor, geografischer Schwerpunkt, Meinung zur Entwicklung des Marktes und Motive der Business Angels. Außerdem gibt das Panel Auskunft auf Fragen bezüglich des Transfers von Know-how, den „Deal-Flow“ und die Investitionssummen – insgesamt 16 regelmäßig, zumeist im Multiple-Choice-Verfahren zu beantwortende Fragen. Ergänzend kommen in jedem Quartal eine oder zwei themenspezifische Fragen hinzu, und die Teilnehmer werden gebeten, ihre Einschätzung der Stimmungslage unter den Business Angels abzugeben. Die Ergebnisse des Panels werden in anonymisierter Form in einer Fachzeitschrift und auch in anderen Medien veröffentlicht. Meist werden zusätzlich neben den Daten auch Interviews und Unternehmerporträts abgedruckt. Weitere Informationen unter: www.ba-panel.de Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 2: Datenerhebung unter Business Angels im Vereinigten Königreich Die jährliche Datenerhebung unter den britischen Business-Angels-Netzen wird bereits seit 1993 durchgeführt. Zu Beginn wurde sie von der British Venture Capital Association (BVCA) gesponsert und veröffentlicht, inzwischen teilen sich die BVCA und das National Business Angel Network (NBAN) die Finanzierung, während das NBAN für die Veröffentlichung verantwortlich zeichnet. Professor Colin Mason von der University of Strathclyde nimmt die Analyse der Daten vor und erstellt den Jahresbericht. An der Erhebung nehmen 22 der im NBAN organisierten Netze teil. Die Ergebnisse werden mehr wegen ihrer Aussagekraft über Trends geschätzt als wegen der eigentlichen Zahlen, denn wie bekannt läuft nur ein kleiner Teil der von Business Angels getätigten Investitionen über die Netze. In dem Fragebogen werden detaillierte Fragen zu allen über die Netze getätigten Investitionen gestellt, u. a. über das Unternehmen, in das investiert wurde, Investitionssummen, Syndikatbildung und mögliche Ko-Investoren. Weitere Informationen unter: www.nationalbusangels.com In Italien entstanden in den vergangenen drei Jahren 12 regionale Netze mit fast 300 registrierten Business Angels. Im Jahr 2001 ergaben sich aus rund 70 angebotenen Beteiligungen sechs Abschlüsse. In Dänemark wurden im ersten Halbjahr 2002 zusätzlich zum nationalen Netz fünf regionale Netze eingerichtet, über die bislang acht Beteiligungen realisiert wurden, die alle von Syndikaten mit mindestens drei Business Angels getätigt wurden. Alle dänischen Netze werden von der öffentlichen Hand unterstützt. Das finnische Modell basiert nicht auf einem formellen Netz, sondern auf dem finnischen Nationalfonds für Forschung und Entwicklung, der einen Markt für Technologieunternehmen in der Vorbereitungsphase und Business Angels organisiert. Der Nationalfonds kümmert sich auch um Möglichkeiten zur Bildung von Business-Angels-Syndikaten. Auch in den Beitrittsländern sind bereits Business-Angels-Netze entstanden oder gerade im Entstehen begriffen. Damit könnte sich in den betreffenden Ländern ein Weg zum Entstehen einer 15 Unternehmerkultur auftun. Durch die bessere Verfügbarkeit von Geldern könnten sich mehr Unternehmer ermuntert fühlen, ihre Projekte vorzutragen, zugleich können die Business Angels mit ihren Investitionen dazu beitragen, dass das Vertrauen in die betreffenden Unternehmen und in die gesamte Wirtschaft wächst. Das Fehlen vergleichbarer Daten macht es schwierig, stichhaltige Schlussfolgerungen zu ziehen. Das Datenproblem kann dadurch umgangen werden, dass – wie im Vereinigten Königreich – Daten über die Business-Angels-Netze erhoben werden oder indem man dem deutschen Weg folgt und nationale Business-Angels-Panels einrichtet, in denen eine Gruppe ausgewählter Business Angels regelmäßig über ihre Investitionsaktivitäten berichtet. Abschließend bleibt festzustellen, dass zwar die Zahl und die Aktivitäten der Business-Angels-Netze rasch zugenommen haben, der Weg zur Reife – ersichtlich an einem stabilen und zufrieden stellenden Deal Flow – allerdings noch weit ist. 2.3.3. Zahl der Netze Die Zahl der Business-Angels-Netze in Europa hat in den letzten Jahren rasch zugenommen, in den meisten Ländern existieren ein nationales Netz und mehrere regionale Netze. Größe und Arbeitsweise der regionalen Netze richten sich in den einzelnen Ländern nach den lokalen Gegebenheiten, doch lässt die rasche Zunahme der Zahl der Netze den Schluss zu, dass hier ein Bedarf besteht und dass sie einen konkreten Bedarf decken. Tabelle 2. Business-Angels-Netze in Europa Belgien Dänemark Deutschland Griechenland Spanien Frankreich Irland Italien Luxemburg Niederlande Österreich Portugal Finnland Schweden Vereinigtes Königreich Europäische Union Business-Angels-Netze Unternehmen 2002 Anteil in % Tausend Anteil in % 7 4% 545 3% 6 4% 180 1% 40 25 % 3 550 18 % 0 0% 800 4% 2 1% 2 700 14 % 31 20 % 2490 12 % 1 1% 95 0% 13 8% 4 125 21 % 1 1% 20 0% 2 1% 555 3% 1 1% 225 1% 1 1% 685 3% 1 1% 210 1% 1 1% 270 1% 50 32 % 3 490 18 % 157 100 % 19 940 100 % Zahl der Netze 2001 1999 62 40 36 3 00 11 24 3 11 60 11 21 11 10 11 11 49 49 134 64 Quelle: Angaben über KMU von der Europäische Beobachtungsstelle für KMU (2000); Angaben über Netze von EBAN und den Mitgliedstaaten. 16 2.4 EU-politischer Kontext 2.4.1. Risikokapital-Aktionsplan Der unterentwickelte Risikokapitalmarkt in Europa hat zur Folge, dass Unternehmer und Unternehmen bei der Finanzierung der Frühphase in hohem Maße – und wesentlich stärker als in den USA – auf Bankkredite und Überziehungskredite angewiesen sind. Die Finanzierung über Kredite ist in der Regel gegenüber dem Risikokapital die weniger flexible, teurere und unsicherere Alternative, die zudem häufig nur unter günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen in Anspruch genommen werden kann. Die Sicherheiten, die die Banken üblicherweise verlangen, stellen KMU vor Probleme, und ganz besonders ungeeignet erscheint die Kreditfinanzierung für High-Tech-Unternehmen in der Anlaufphase, deren Cash-Flow zunächst entweder negativ oder aber sehr begrenzt ist. Im Risikokapital-Aktionsplan (RCAP) werden sechs Hindernisse für die Entwicklung von Risikokapitalmärkten in Europa ermittelt: (1) Marktzersplitterung, (2) institutionelle und regelungsbedingte Hindernisse, (3) Besteuerung, (4) Mangel an hochtechnologieintensiven KMU, (5) Humanressourcen und (6) kulturelle Hemmnisse. Mit dem RCAP wird das Ziel verfolgt, diese Hindernisse abzubauen und damit das Entstehen eines echten, europaweiten Risikokapitalmarktes zu ermöglichen. Der Europäische Rat betont immer wieder23 , wie wichtig es ist, den Risikokapital-Aktionsplan bis 2003 vollständig umzusetzen; auf dem Weg zu diesem Ziel sind zwischenzeitlich beträchtliche Fortschritte zu verzeichnen. Derzeit stehen mehrere Rechtsetzungsinitiativen zur Genehmigung durch den Rat und das Europäische Parlament an. 2.4.2. Ergebnisse der Pilotaktion „Business-Angels-Netzwerke“ Die Pilotaktion „Business Angel-Netzwerke“ wurde als Antwort auf die 1998 im Rahmen des Dritten Mehrjahresprogramms für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) (1997–2000)24 vorgelegte Machbarkeitsstudie aufgelegt, um mehr private Investoren für informelle Beteiligungen an jungen Unternehmen zu gewinnen. Mit der Aktion sollte versucht werden, die kulturellen Hindernisse abzubauen, die Unternehmer davon abhalten, sich um eine Finanzierung aus dem informellen Sektor zu bemühen, und bewährte Verfahrensweisen von Business-Angels-Netzen in ganz Europa weiterzugeben. Im Rahmen des Programms wurden drei Arten von Aktionen finanziert: Verbreitungsaktionen, die die Netze verstärkt in der Öffentlichkeit bekannt machen und für die Verbreitung von bewährten Verfahrensweisen sorgen sollten. Machbarkeitsstudien, mit denen die Tragfähigkeit des Konzepts der Business-Angels-Netze in einem bestimmten Bereich geprüft werden sollte. Projekte zum Aufbau und zur Förderung von neuen Netzen. Mit der Pilotaktion sollten Problemstellungen der Angebots- und der Nachfrageseite wie z. B. Information und Aufklärung, Strukturprobleme, negative Einstellung vieler Unternehmer und Business Angels, Außenwirkung und Transfer von bewährten Verfahrensweisen angegangen werden. Mit Blick auf diese Problemstellungen förderte die Pilotaktion den Aufbau von Business-Angels-Netzen 23 24 Schlussfolgerungen der Europäischen Räte von Lissabon, Stockholm und Barcelona. 97/15/EG 17 in ganz Europa und setzte sich für die Schaffung eines besseren Investitionsumfelds für Business Angels ein. Neben der direkten Förderung von Projekten unterstützte die Pilotaktion auch den Aufbau des European Business Angel Network (EBAN). Die Evaluierung des Programms ergab Folgendes: • Sensibilisierung: Um die Zugangsmöglichkeiten zu Finanzmitteln zu verbessern und die bestehende Lücke bei den informellen Kapitalbeteiligungen zu beseitigen, müssen die Unternehmer durch Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen dahin gebracht werden, ihre Außenwirkung zu verbessern und in jeder Entwicklungsphase ihrer Unternehmen mit den geeigneten Investoren Kontakt aufzunehmen. Parallel hierzu müssen den Unternehmern die potenziellen Vorteile der Risikofinanzierung – verbunden mit dem persönlichen Engagement, das Business Angels einbringen können – als eine attraktive und geeignete Finanzierungsquelle in der Frühphase der Unternehmensfinanzierung nahe gebracht werden. Hier bietet sich eine Gelegenheit zum Transfer von bewährten Verfahrensweisen. • Finanzierung der Netze: Herausragendes Merkmal von beispielhaften Projekten zum Aufbau von Business-Angels-Netzen sind Aktivitäten, die gezielt darauf ausgerichtet sind, effektive persönliche Kontakte zwischen gut vorbereiteten Unternehmern und hoch motivierten Business Angels herzustellen; flankierend hierzu existiert meist ein entsprechender Verhaltenskodex für beide Seiten. Es besteht Konsens darüber, das dies nur mit Unterstützung aus öffentlichen Mitteln erreicht werden kann. • Nutzen der Netze : Als direkte Folgewirkung des Aufbaus von Business-Angels-Netzen erhofft man sich eine Erweiterung der Vermittlungskapazitäten und in der Folge eine zunehmende Zahl neuer Abschlüsse („Deal-Flow“). Weiter reichende Auswirkungen dürften eher in den lokalen und regionalen Business-Angels-Gemeinschaften auftreten als in den allgemeineren Wirkungskreisen, die mit virtuellen und grenzüberschreitenden Netzen geschaffen werden sollen. Um wirklich zukunftsfähige Netze zu schaffen, reichen allerdings die zwei Jahre, die den Pilotprojekten eingeräumt wurden, nicht aus. • Matching-Prozess: Bei informellen Investitionen handelt es sich um einen ausgesprochen personenbezogenen Vorgang, und den individuellen Erfahrungen zufolge bevorzugen Business Angels Unternehmen in räumlicher Nähe, so dass dies als Voraussetzung für den Aufbau eines erfolgreichen Netzes gesehen werden muss. Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass Investitionsveranstaltungen ein geeignetes Medium darstellen, um Partner zusammenzubringen. Eine hohe Außenwirkung durch zielgerichtetes Marketing ist der beste Garant für die Bekanntheit eines Netzes unter Business Angels und Unternehmern. • Europaweite Vernetzung: Die besten Ergebnisse zeitigte die Pilotaktion offensichtlich in der den Investitionen nachgelagerten Phase, insbesondere bei der Vernetzung und dem Aufbau von Beziehungen in ganz Europa. Erfahrung im Management von Business-Angels-Netzen als Voraussetzung für das Erreichen der angestrebten Wirkung ist ein kritischer Faktor – nicht zuletzt aufgrund des Fehlens eines geeigneten Instrumentariums. Zwar ist davon auszugehen, dass sich das Programm positiv auf den Kenntnisstand über Business-Angels-Aktivitäten in der Europäischen Union auswirken wird, doch wurden zugleich Bedenken laut, dass das Programm mit seinem Anliegen zu wenig in das Bewusstsein der Allgemeinheit vordringen konnte, um eine entscheidende Wirkung zu erzielen. Bezüglich der Relevanz der Pilotaktion gelangt der Bericht zu folgenden Ergebnissen: 18 • Ausgewählte Projekte: Die eingereichten Projekte hatten Bezug zu den konkreten Problemstellungen und den Zielen des Pilotprogramms. Bei einigen Projekten war die Relevanz allerdings geringer als bei anderen, und das Themenspektrum hätte breiter sein können (z. B. bei den Sensibilisierungsprojekten). Denkbar wäre, dass verstärkt auf die Eignung der Organisationen geachtet wird, die als Träger der Business-Angels-Netze fungieren, um zu gewährleisten, dass diese Organisationen die Ziele der Netze aktiv unterstützen. Die Projektpräsentation hängt von der Kapitalbeteiligungskultur ab, also von der Akzeptanz externer Investoren, die in einigen Mitgliedstaaten weniger stark ausgeprägt ist. • Geringe Ausstattung der Aktion: Zwar wird die Relevanz des Pilotprogramms allgemein festgestellt, doch lassen seine geringe Außenwirkung und das angesichts der umfangreichen Problemstellung bescheidene Budget die Relevanz insgesamt fragwürdig erscheinen, so dass neue Mittel, sollten diese bereitgestellt werden, wahrscheinlich anders eingesetzt werden müssten. • Integrierte Politik: Es wird als zielführend angesehen, weiterhin öffentliche Mittel bereitzustellen, um den schnelleren und flächendeckenderen Aufbau von Business-AngelsNetzen mit entsprechenden Fähigkeiten und Kapazitäten in ganz Europa zu fördern. Wenn mit dieser Unterstützung ein Beitrag zur Behebung des fortdauernden Marktversagens auf europäischer Ebene geleistet werden soll, müssen Business-Angels-Initiativen in die allgemeine Vernetzung von Unternehmen und in politische Maßnahmen und Programme zur Förderung des Unternehmertums eingegliedert werden. Die Wirkung der Pilotaktion „Business-Angels-Netze“ wurde wie folgt zusammengefasst: • Begrenzte Wirkung: Von den im Rahmen des Berichts untersuchten Projekten können eines oder zwei als effektiv bezeichnet werden, doch ist insgesamt gesehen der Beitrag zu den Zielen des Programms eher gering einzuschätzen. Allerdings gilt es hierbei zu berücksichtigen, dass sich die Gemeinschaft der Business-Angels-Netze erst im Aufbau befindet. Als wichtigste Wirkungen waren zu verzeichnen, dass die Bekanntheit zugenommen hat und ein europäisches Netz geschaffen wurde. Somit lässt sich feststellen, dass das Pilotprogramm aus einem kleinen Budget relativ viel gemacht hat. • Mangelnde Außenwirkung: Schwer beeinträchtigt wurde das Projekt durch die mangelnde Außenwirkung in Bezug auf die wichtigsten Akteure der Gemeinschaft der Business Angels und der Business-Angels-Netze im Zielgebiet. Da die Existenz des Pilotprogramms „Business AngelNetzwerke“ ohnehin kaum bekannt war, wurde nur wenig Anstrengung darauf verwandt zu gewährleisten, dass die Projekte effektiv waren und die Erkenntnisse aus den finanzierten Machbarkeitsstudien und Projekten zum Aufbau von Netzen aufgenommen und weitergegeben wurden. • Follow-up erforderlich: Um eine längerfristige Wirkung zu erzielen, ist ein Follow-up des Programms auf der Grundlage eines neuen Konzepts erforderlich. Größere Wirkung lässt sich nur durch stärkere Außenwirkung, verstärkte Einwirkung auf die Politik und die Einbindung der Initiativen in die allgemeine Politik zur Förderung des Unternehmertums erreichen. Die Ergebnisse der Evaluierung machen deutlich, dass die Möglichkeiten der Pilotaktion sowohl hinsichtlich der finanziellen Ausstattung als auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Dauer begrenzt waren. Allerdings lassen die Evaluierungsergebnisse auch erkennen, dass der Aufbau von Netzen einen beträchtlichen Nutzen bietet und dass durch die Einbindung von Maßnahmen in Bezug auf Business Angels in den allgemeinen politischen Rahmen bessere Ergebnisse erzielt werden könnten. 19 2.4.3. Unterstützung für innovative Unternehmen Die Kommission unterstützt die Finanzierung von innovativen Unternehmen durch den Dienst Gate2Growth, der bei der Suche nach Investoren behilflich ist und Beratungsleistungen anbietet. Das Gate2Growth-Team besteht aus Investment-Analysten mit Erfahrung in den Bereichen Wagniskapital und Unternehmensführung, der Dienst verwaltet eine eigene Online-Datenbank, in der Investitionsmöglichkeiten präsentiert werden. Seit dem Start im März 2002 ließen sich bereits 1300 Unternehmer und 60 aktive Investoren bei der Datenbank registrieren. Die ersten Erfahrungen in Bezug auf den Mehrwert, den der Dienst für die Beteiligungsvorbereitung von Unternehmern bringt, sind positiv. Bereits bei den ersten Aktionen wurde allerdings auch deutlich, dass die derzeitige Lage auf den Finanzmärkten allmählich negative Auswirkungen auf unternehmerische Aktivitäten zeigt. In der Datenbank sind auch 150 Dienstleistungsanbieter und Innovationsberater registriert, bei denen sich Unternehmer Unterstützung in Form von Hilfsmitteln für die Unternehmensplanung, Zugang zu Beratungsleistungen und Geschäftsplandiagnosen sowie einer Datenbank mit entsprechenden Förderdienstleistungen und Spezial-Workshops holen können. Um den Vorbereitungsstand der Unternehmer zu verbessern, wird der Dienst auch gezielt Unternehmer bei der Aufstellung eines Geschäftsplans beraten. Die Website Gate2Growth.com fungiert als zentrale Zugangsstelle und operationelle Plattform für spezialisierte Netze von Frühphasen-Wagniskapitalinvestoren, Manager von Gründerzentren, Leiter von Beratungsstellen der Industrie an Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Anbieter von Qualifizierungsmaßnahmen für Unternehmensgründer. Sie erleichtert es innovativen Unternehmern, in ihrer jeweiligen Region die geeignetste Unterstützung zu finden. Gate2Growth beabsichtigt, zukünftig auch Partnerschaften mit lokalen Veranstaltern von Geschäftsplan-Wettbewerben, Business-AngelsNetzen und Investitionsforen aufzubauen. 3. RAHMENVORGABEN FÜR DAS BENCHMARKING 3.1. INTERAKTIONSMODELL Im Idealfall ist für ein Benchmarking eine quantifizierbare Gruppe von Indikatoren vorgegeben, anhand derer die Bezugsgrößen (Benchmarks) festgelegt und Unterschiede aufgezeigt und beispielhafte Verfahrensweise bestimmt werden. Die Festlegung der Methodik für ein Benchmarking des Business-Angels-Marktes erfordert zunächst eine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Aspekte, die als Basis für das Benchmarking dienen könnten. Ausgehend von dieser Betrachtung kann dann bestimmt werden, welches die maßgeblichen Aspekte sind. Die Übertragung eines Modells für ein umfassendes Benchmarking auf den Beteiligungsmarkt der Business Angels bereitet allerdings gewisse Probleme. Zunächst schließt das Fehlen umfangreicher Daten eine quantitative Analyse und Vergleiche anhand von Statistiken aus. Und wenngleich die Zahl der speziell auf Business Angels ausgerichteten politischen Maßnahmen ebenfalls beschränkt ist, sollte doch das Benchmarking schwerpunktmäßig auf solche politischen Maßnahmen ausgerichtet sein, die das Entstehen eines reifen Business-Angels-Beteiligungsmarktes fördern. In den Diskussionen in der Expertengruppe zeigte sich, dass sich die wichtigsten Bereiche, in denen die Politik Einfluss auf die Investitionstätigkeit von Business Angels nehmen kann, nach folgenden Kategorien zusammenfassen lassen: Maßnahmen zur Schaffung eines positiven Umfelds für die Aktivitäten von Business Angels; Maßnahmen, mit denen die Zukunftsfähigkeit von Business-Angels-Netzen gefördert wird; 20 Maßnahmen, die das Zusammenfinden von Unternehmern und Investoren erleichtern. Abbildung 1 zeigt das Interaktionsmodell, das dem Benchmarking zugrunde gelegt wurde. Die vorliegende Benchmarking-Studie beschränkt sich auf die Betrachtung von politischen Maßnahmen, die für Business Angels und Business-Angels-Netze von Belang sind. Allgemeiner angelegte Maßnahmen zur Förderung unternehmerischer Initiative und spezifische Maßnahmen, etwa zur Förderung der Einrichtung von Gründerzentren, wurden bereits an anderer Stelle untersucht25. Die politischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten für den Bereich der Business Angels und der BusinessAngels-Netze datieren zumeist aus jüngster Zeit und beschränken sich in der Regel auf einen oder einige wenige Aspekte des Business-Angels-Marktes. Dies erschwert den systematischen Vergleich und die Bewertung von politischen Initiativen. Abbildung 1. Interaktionsmodell Umfeld für Aktivitäten Inkubatoren,VC-Fonds Entwicklungsagenturen Incubators, VC funds , Banken, Börsen, etc. Business Angel Business-Angel-Netz Unternehmer Matching-Prozeß Die Schwierigkeiten, das Phänomen der Investitionen von Business Angels direkt zu beobachten, schränkten die Möglichkeiten der vorliegenden Studie ein. Die meisten Investitionen von Business Angels werden auf privater Ebene und ohne Zutun eines Netzes getätigt – und erscheinen daher in keiner Statistik. Bedingt durch die Besonderheiten des Marktes können umfassende Statistiken gar nicht erstellt werden und sind auch gar nicht wünschenswert, da eine aufdringliche Datenerhebung mögliche Investoren abschrecken könnte. Und auch im Bereich der Business-Angels-Netze ist die Zahl der erfolgreichen Abschlüsse in Fällen, in denen ein Erfolgshonorar verlangt wird, vermutlich eher zu niedrig angesetzt, da diese Gebühr unter Umständen verhindert, dass erfolgreiche Abschlüsse gemeldet werden. Während man also berücksichtigen muss, dass Business-Angels-Netze lediglich einen Teil der tatsächlichen Abschlüsse erfassen, sitzen sie andererseits – was ihre Möglichkeiten im MatchingProzess und ihre Multiplikatorwirkung durch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, die Unternehmer fördern, wie Gründerzentren und Entwicklungsagenturen, anbelangt, an einer Schaltstelle. 25 Siehe den Bericht über die Aktivitäten der Europäischen Union für KMU (1997 –2000), KOM(2001)98 vom 01.03.2001 und den Benchmarking-Bericht über das Management von Gründerzentren. (Im Internet unter http://europa.eu.int/comm/enterprise/entrepreneurship/promoting_entrepreneurship/index.htm bzw. http://europa.eu.int/comm/enterprise/entrepreneurship/support_measures/incubators/index.htm). 21 3.2. Konzept für das Benchmarking des Business-Angels-Marktes Das Benchmarking schafft einen Bezugsrahmen für die Ermittlung und den Transfer von beispielhaften Verfahrensweisen, allerdings ist die Bandbreite der Maßnahmen, die in diesem Kontext angewandt werden können, beschränkt. Wie andere Fördermaßnahmen der Politik auch, so sollten Maßnahmen zur Unterstützung der Business-Angels-Gemeinschaft über eindeutig definierte Ziele und wirksame Umsetzungsmechanismen verfügen und sie sollten regelmäßig einer Bewertung unterzogen werden. Die Branche der Business-Angels-Netze steckt noch in den Kinderschuhen, daher kann dieser Benchmarking-Bericht nicht mehr als ein erster Schritt zur Entwicklung entsprechender politischer Maßnahmen in den Mitgliedstaaten sein. Die erste Gruppe sind politische Maßnahmen, die sich auf das Umfeld für die Aktivitäten von einzelnen Business Angels und Business-Angels-Netzen auswirken. Bei Netzen geht es hier vorwiegend um das regulatorische Umfeld, während bei einzelnen Business Angels die Besteuerung den entscheidenden politischen Faktor darstellt, da sie die zu erwartende Nettorendite einer Beteiligung beeinflusst. Voraussetzung für das Entstehen eines zukunftsfähigen Business-Angels-Beteiligungsmarktes ist, dass es den Business-Angels-Netzen gelingt, diesen Markt verstärkt in das Bewusstsein der Zielgruppen zu rücken, die Vorbereitung der Unternehmer auf Beteiligungen zu verbessern, ihre eigene Qualität zu halten und die Finanzierung ihrer Aktivitäten sicherzustellen. Eine möglichst große Zahl dieser Aufgaben zu bewältigen, ist nur in einer langfristig angelegten Partnerschaft mit Einrichtungen des öffentlichen Sektors möglich. Wichtigstes Ziel der Aktivitäten von Business-Angels-Netzen muss es sein, Investoren und Projekte erfolgreich zusammenzuführen. Business-Angels-Netze können durch die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie z. B. Gründerzentren die Qualität ihrer Projekte verbessern und für andere Investoren Qualitätszusicherungen bieten. Durch grenzüberschreitende Kooperationen können die Netze die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in Nischenmärkten wie der Hochtechnologie passende Partner zusammenzuführen. Zielgerichtete Maßnahmen der Politik können diese Aktivitäten maßgeblich unterstützen. Zwar sollte bei einem Benchmarking im Idealfall mit quantifizierbaren Leistungsindikatoren gearbeitet werden, doch ist dies im Fall des Business-Angels-Marktes in dessen derzeitigem Stadium nicht möglich. Allerdings sollten die Maßnahmen zur Ermittlung beispielhafter Verfahrensweisen im Allgemeinen folgende Kriterien erfüllen: • Relevanz: Die geschilderten Beispiele für beispielhafte Verfahrensweisen sollten Business Angels und Business-Angels-Netzen anschauliche Hilfestellung bieten. • Übertragbarkeit: In einem entsprechenden Kontext sollten die beispielhaften Verfahrensweisen auf unterschiedliche Kulturen übertragbar sein; sie sollten nicht nur auf bestimmte rechtliche oder administrative Rahmenbedingungen zutreffen. • Umsetzbarkeit: Die ermittelten beispielhaften Verfahrensweisen und Indikatoren sollten für alle Mitgliedstaaten umsetzbar sein. Die für jede der drei Gruppen von Maßnahmen ermittelten beispielhaften Verfahrensweisen sind zusammengefasst nach Umfeld, Netzwerkaktivitäten und Matching-Prozess. • Umfeld: Steuerliches und regulatorisches Umfeld. • Netzwerkaktivitäten: Sensibilisierung, Beteiligungsvorbereitung, Qualifizierungsmaßnahmen, Qualität und Vertrauenswürdigkeit des Netzes und Finanzierung von Business-Angels-Netzen. 22 • Matching-Prozess: Effizienz, Multiplikatorwirkung und Kooperation, Integrationsfähigkeit und grenzüberschreitende Aktivitäten. 4. POLITISCHE MASSNAHMEN UND UMFELD 4.1. Unternehmerkultur Unternehmerische Initiative ist ein Motor für Innovation und Wachstum. Unternehmerische Initiative zu fördern, heißt daher, die Dynamik der europäischen Wirtschaft steigern – für anhaltendes Wachstum, die Mehrung des Wohlstands und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Unternehmerische Initiative ist in allen Lebensphasen eines Unternehmens gefordert, von kleinen Anfängen bis hin zu Großunternehmen. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, der wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensbasierte Wirtschaftsraum der Welt zu werden; um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine ausgeprägte Unternehmerkultur. Unternehmerische Initiative kennt viele unterschiedliche Erscheinungsformen, die in gleichem Maße von der Motivation und den Fähigkeiten des Einzelnen geprägt sind, wie von einer Kultur, die sie schätzt und fördert. Unterschiede hinsichtlich unternehmerischer, kultureller und finanzieller Traditionen bedingen unterschiedliche Einstellungen der Unternehmer und unterschiedliche Haltungen der Umwelt, wenn diese sich auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten machen. In vielen Mitgliedstaaten bedeuten Unternehmern ihre persönlichen Möglichkeiten der Machtausübung im Unternehmen mehr als die Wachstumschancen, die sich durch die Hereinnahme externer Anteilseigner realisieren ließen. Dadurch reduziert sich die Zahl der aussichtsreichen Projekte auf der Seite der Nachfrage nach Beteiligungen, gleichzeitig ist die Angebotsseite (Wagniskapitalfonds, Business Angels) noch nicht voll entwickelt. Wenngleich Aufklärungs- und Informationskampagnen dazu beitragen können, dieses kulturelle Hindernis aus dem Weg zu räumen, herrscht doch die Meinung vor26, dass der effektivste Weg, Unternehmer dazu zu bringen, Kapitalbeteiligungen zu akzeptieren, über steuerliche Anreize führt. 4.2. Besteuerung 4.2.1 Einführung Die Besteuerung von Risikokapitalinvestitionen und Beteiligungen am Eigenkapital von Unternehmen wirkt sich direkt auf die Attraktivität dieser Investitionsmöglichkeiten aus. Dies gilt sowohl für die Nachfrageseite (die rasch wachsende Zahl von KMU, die Finanzierungsmöglichkeiten suchen) als auch für die Angebotsseite (die institutionellen und Einzelinvestoren). Die Stabilität und Vorhersagbarkeit des steuerlichen Gesamtumfeldes ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wie nicht anders zu erwarten, ist das steuerliche Bild der Europäischen Union sehr komplex, mit erheblichen Unterschieden von einem Mitgliedstaat zum anderen. Die Kapitalertragssteuer betrifft Business Angels gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens ist Kapitalertragssteuer auf den Abgang von Vermögenswerten zu entrichten und wirkt sich somit auf die Investitionsrentabilität aus. Sie beeinflusst Entscheidungen von Einzelinvestoren, Finanzinstituten und Wagniskapitalgebern bezüglich ihrer Investitionen in Unternehmen in der Anfangsphase. Zweitens kann die Kapitalertragssteuer Vergütungspakete betreffen, die in Form von Vermögen, in der Regel in Form von Aktienoptionen, ausgegeben werden. Unternehmen in der Anfangsphase sind 26 Harrison, R. und Mason, C. (1995), „Final Review and Evaluation of Five Informal Investment Demonstration Projects“, Report to the Small Firms Policy Branch of the DTI. 23 häufig darauf angewiesen, Aktienoptionen anbieten zu können, um qualifiziertes Personal zu bekommen und Wachstum zu erzielen. Wenngleich Aktienoptionen in jüngster Zeit in Misskredit geraten sind – insbesondere, wenn in größeren Unternehmen damit operiert wird –, stellen sie für viele wachstumsstarke kleinere Unternehmen eine der wenigen ihnen zu Gebote stehenden Vergütungsmöglichkeiten dar. Die Kommission sieht in der Unternehmensbesteuerung einen wichtigen Faktor, der das Funktionieren des Binnenmarktes beeinflusst. Seit 1990 hat die Kommission drei Mitteilungen27 und mehrere Richtlinien zur Unternehmensbesteuerung vorgelegt. Die Besteuerung von Einzelpersonen war jedoch bisher nicht Gegenstand entsprechender Aktivitäten. Die meisten Business Angels investieren als Privatpersonen, für sie ist daher die wichtigste Steuer die Kapitalertragssteuer für Einzelpersonen. 4.2.2 Kapitalertragssteuern in den Mitgliedstaaten Ein Vergleich der Kapitalertragsbesteuerung in den Mitgliedstaaten gestaltet sich aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Steuersätze, Vorschriften, Befreiungen und Voraussetzungen schwierig. Tabelle 3 fasst die wichtigsten Aspekte der Kapitalertragssteuerregelungen in den Mitgliedstaaten zusammen. Tabelle 3. Kapitalertragsbesteuerung von Einzelpersonen in den Mitgliedstaaten Mitgliedstaat Belgien Kapitalertragssteuer für Einzelpersonen Kapitalertragssteuer nur für gewerbliche Investoren. Dänemark Bei Dauer der Beteiligung unter 3 Jahren: zwischen 38,5 % und 59 %. Bei mind. 3 Jahren Dauer der Beteiligung: 28 % bis max. 5 337 €, darüber: 43 %. Keine Kapitalertragssteuer, wenn der Gesamtwert der notierten Aktien während der letzten 3 Jahre vor der Veräußerung unter 16 817 € lag. Bei Beteiligungen unter 1 % keine Kapitalertragssteuer auf Aktien, die sich länger als 1 Jahr im Besitz des Veräußerers befanden. Deutschland Griechenland Keine Kapitalertragssteuer auf Aktien, die an der Athener Börse notiert Anmerkungen Steuersatz 17 % (zzgl. lokale Steuern), wenn eine Beteiligung von über 25 % an einem belgischen Unternehmen an ein ausländisches Unternehmen veräußert wird. Handelt es sich bei dem Verkäufer um einen gewerblichen Investor, sind Kapitalerträge immer entweder als reguläres Einkommen (bei Dauer der Beteiligung unter 5 Jahren) oder mit 17 % zzgl. lokale Steuern zu versteuern. Wenn sich die Aktien weniger als 3 Jahre im Besitz des Veräußerers befanden, sind Verluste nur gegen Kapitalerträge auf andere Aktien aufrechenbar, die innerhalb des Dreijahreszeitraums veräußert werden. Verluste aus notierten Aktien, die sich mindestens 3 Jahre im Besitz des Veräußerers befanden, können nur gegen Gewinne auf notierte Aktien aufgerechnet werden, die sich mindestens 3 Jahre im Besitz des Veräußerers befanden. Verluste aus nicht-notierten Aktien, die sich mindestens 3 Jahre im Besitz des Veräußerers befanden, können von Aktienerträgen abgezogen werden. Der steuerliche Wert eines höheren Verlustes kann steuerlich gegen sonstige Einnahmen aufgerechnet werden. Bei Aktien, die weniger als 1 Jahr gehalten wurden oder bei erheblichen Beteiligungen (1 % und darüber) unterliegt nur die Hälfte der Gewinne der Einkommensteuer (2002: 19,9 % bis 48,5 %; 2003/4: 17 % bis 47 %; ab 2005: 15 % bis 42 %, mit 5,5 % Zuschlag auf die Einkommensteuerschuld). In diesem Fall kann auch die Hälfte der entstandenen Verluste geltend gemacht werden. Keine Kapitalertragssteuer auf Aktien, die von Kapitalgesellschaften veräußert werden. Besteuerung von 5% auf jeden An- und Verkauf von Aktien jener Firmen, die nicht an der Börse notiert sind. 27 SEK(90)601, KOM(97)495 und KOM(2001)582. 24 Mitgliedstaat Spanien Kapitalertragssteuer für Einzelpersonen sind. 18 % Frankreich 26 % Irland 20 % Italien 12,5 % Luxemburg Keine Kapitalertragssteuer, wenn die Anteile über 6 Monate gehalten werden. 1,2 % für Gewinne über einem Schwellenwert (18 146 € bis 240 166 € je nach Steuerklasse). Keine Kapitalertragssteuer, wenn die Anteile über 1 Jahr und Beteiligung von unter 1 %. Keine Kapitalertragssteuer auf Anteile, die über 1 Jahr gehalten wurden, sonst 10 %. 29 % 30 % Niederlande Österreich Portugal Finnland Schweden Vereinigtes Königreich 10 % bis 40 % Anmerkungen Progressiver Steuersatz bis zu 48 %, wenn die Aktien weniger als 1 Jahr gehalten wurden. Nur zu entrichten, wenn der Gesamtertrag über 7 623 €/Jahr liegt. Verluste sind bis zu 15 200 €/Jahr vom zu versteuernden Einkommen abzugsfähig. Nach 5 Jahren müssen nur Sozialbeiträge gezahlt werden. 25 % der Beteiligungen an nicht-börsennotierten KMU können vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden. Der Umsatz des Unternehmens muss unter 21 Mio. € betragen, die Bilanzsumme unter 10 Mio. €. 1 270 €/Jahr steuerfrei. Für Investitionen von über 5 Jahren in nichtnotierte Anteile wird Steuererleichterung von bis zu 31 750 €/Jahr gewährt. Wiederholungsbefreiungen für Mitarbeiter und Direktoren von Kapitalgesellschaften (und Handelsgesellschaften). Verluste können in den Folgejahren auf die Kapitalertragssteuer angerechnet werden. Bei Beteiligungen über 2 % - 5 % an börsennotierten Unternehmen oder 20 % - 25 % an nicht börsennotierten Unternehmen beträgt der Kapitalertragssteuersatz 27 %. Bei Beteiligungen über 25 % oder wenn sich die Aktien weniger als 6 Monate im Besitz des Veräußerers befanden, progressive Einkommensteuer. Bei Beteiligungen über 5 %, Steuersatz 25 %. Steuervergünstigungen für Investitionen in Unternehmen in der Anfangsphase. Bei Beteiligungen ab 1 % (in den zurückliegenden 5 Jahren) ist auf Beteiligungsgewinne für Anteile, die über 1 Jahr gehalten wurden, die Hälfte des durchschnittlichen Einkommensteuersatzes (bis zu 50 %) zu entrichten. Wenn eine natürliche Person Anteile an einem Unternehmen veräußert und die Summe aus Finanzanlagen, flüssigen Mitteln und ähnlichen Vermögenswerten die Hälfte der Bezahlung für die verkauften Anteile übersteigt, wird der Gewinn aus dieser Veräußerung für den Verkäufer als Einnahmen aus Erwerbstätigkeit gewertet. Der Steuersatz beträgt für natürliche Personen zwischen 30 % und 55 %. Auf die Gewinne sind Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 24,26 % zu entrichten. Wenn es sich um Anteile einer personenbezogenen Kapitalgesellschaft handelt, werden 50 % der Gewinne als Einnahmen aus Erwerbstätigkeit besteuert und 50 % als Kapitalerträge. Die Kapitalertragsbesteuerung ist bei 418 000 € gedeckelt. Abhängig von der Steuerklasse, 11 977 €/Jahr sind steuerfrei. Gleitende Senkung des Steuersatzes für geschäftliche Vermögenswerte auf 10 % nach 2 Jahren. Steuerbefreiung für reinvestierte Gewinne. Quellen: Mitgliedstaaten, Generaldirektion Unternehmen, EVCA, Finnische Stiftung zur Förderung von Aktienbesitz. 25 Aus der Tabelle geht hervor, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Steuersätze gibt, die zum Teil mit steuerlichen Anreizen verbunden sind, die auch Business Angels bei ihren Investitionen zugute kommen. Einen aussagefähigen Vergleich anzustellen, ist schwierig, jedoch gibt es eindeutige Kriterien, die für die Bewertung der Konzepte verwendet werden können. Die erste Prämisse lautet, dass es für Business Angels keine speziellen Steuerregelungen geben muss, sondern dass vielmehr ein Gesamtrahmen gefördert werden sollte, der Risikoinvestitionen nicht bestraft. Generell ist eine einfache, gerechte und für alle verständlicher Steuerordnung ein erstrebenswertes Ziel in einer demokratischen Gesellschaft. Außerdem sollten, da Investitionen in Unternehmen in der Anlaufphase eine wirksame Methode zur Schaffung von Wohlstand, Arbeitsplätzen und Wachstum darstellen, Kapitalerträge nicht steuerlich bestraft werden, denn sie sind den Lohn für Investitionen in risikobehaftete Unternehmungen. Eine relativ niedriger Steuersatz bei der Kapitalertragssteuer (z. B. unter 20 %) wäre somit der Beitrag des öffentlichen Sektors zur Förderung von Investitionen in Unternehmen in der Anfangsphase. Außerdem sollte das System Investitionen in nicht-notierte Beteiligungen gegenüber dem Erwerb von börsennotierten Anteilen nicht bestrafen. Spezielle Steuererleichterungen für Einzelinvestoren können Anreize für wiederholte Investitionen schaffen. Ob steuerliche Anreize wirtschaftlich überhaupt wünschenswert, rechtlich zulässig oder in der Praxis innerhalb der spezifischen Konzeption eines Steuersystems sinnvoll sind, ist hingegen eine andere Frage. Steuererleichterungen sollten keine kontraproduktiven Anreize schaffen, die ökonomische Berechnungen verzerren. Eine Alternative zu steuerlichen Anreizen sind niedrige Kapitalertragssteuersätze für längerfristige Investitionen, während kurzfristige Investitionen höher besteuert werden. Zwar kann die Bereitstellung von Risikokapital nicht der wichtigste Einzelaspekt bei der Ausarbeitung der Struktur von Steuersystemen sein, doch muss darauf geachtet werden, dass nicht unbeabsichtigt negative Effekte entstehen, die derartige Aktivitäten untergraben. Die Struktur eines nationalen Steuersystems sollte daher die positiven Zielsetzungen von Risikokapital, Innovation und FuE nicht behindern. Im Gegenteil werden besondere steuerliche Regelungen eingesetzt, um derartige Aktivitäten zu fördern, und dies sollte auch weiterhin der Fall sein, sofern sie den Anforderungen des Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung, den EU-Vorschriften für staatliche Beihilfen und sonstigen Verpflichtungen der EU-Mitgliedstaaten auf steuerlichem Gebiet entsprechen. Aus den zugänglichen Forschungsarbeiten28 geht hervor, dass die Kapitalertragssteuer die Entwicklung eines qualitätvollen Risikokapitalmarktes negativ beeinflussen kann. Eine Steuererhöhung zeigt deutliche Auswirkungen in Form einer geringeren Investitionsbereitschaft. Im Gegenzug erhöht sich bei einer Steuersenkung und größeren Steuervergünstigungen die Investitionsbereitschaft der Business Angels. Ein annehmbares Steuerniveau ist eine notwendige, wenngleich nicht hinreichende Voraussetzung für das Wachstum des Business-AngelsBeteiligungsmarktes. Im Gegensatz zu Einzelpersonen zahlen Investmentfonds und Pensionsfonds in der Regel keine Steuern auf ihre Kapitalerträge, doch die an diesen Fonds beteiligten Einzelinvestoren zahlen Steuern entweder auf die Dividende oder auf die Kapitalerträge, die sie erhalten, wenn sie ihre Anteile verkaufen. Hier bringt die mögliche unterschiedliche steuerliche Behandlung von Dividenden und Kapitalerträgen verschiedene Investitionsinstrumente in ungleiche Ausgangspositionen, insbesondere, 28 Siehe Keuschnigg, C. und Nielsen, S. (2002), „Start-ups, Venture Capitalists, and the Capital Gains Tax“, Universität St. Gallen, Diskussionspapier 2002-05; Mason, C. und Harrison, R. (2000), „Influences on the Supply of Informal Venture Capital in the UK: An Exploratory Study of Investor Attitudes“, International Small Business Journal, 18(4), S. 11-28, und FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche Ausgleichsbank. 26 wenn man hierbei die in vielen Mitgliedstaaten geltenden Vorschriften bezüglich der Höhe der Beteiligung berücksichtigt. Nicht im Land ansässige natürliche Personen sind nach den Doppelbesteuerungsabkommen in dem Land, in dem die Investition getätigt wird, zumeist von der Kapitalertragssteuer ausgenommen, zahlen jedoch im Wohnsitzland Kapitalertragssteuer. In einigen Ländern bestehen Ausnahmeregelungen, wenn die Beteiligung 25 % überschreitet oder wenn die Investitionen vorwiegend Immobilien betreffen. Zum Vergleich: In den USA werden Kapitalerträge – abhängig von der Steuerklasse der betreffenden Person – mit 10 % bis 28 % besteuert. Die Hälfte der Erträge ist von der Besteuerung ausgenommen, wenn die Beteiligung ein Kleinunternehmen betrifft, das die Kriterien erfüllt, und die Anteile fünf Jahre gehalten werden. Abschließend ist festzustellen, dass es kein allein selig machendes Konzept für die Besteuerung von Kapitalerträgen gibt. Welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation konkret ergriffen werden können, hängt von der Konzeption des bestehenden Steuersystems und dem politischen Willen zu dessen Änderung ab. Die einfachste Alternative ist die Abschaffung der Kapitalertragssteuer. Eine weiter verbreitete Lösung ist die Einführung von Beteiligungsstaffeln, die Investitionen für Business Angels attraktiv machen. Steuerliche Vorteile lassen sich auf unterschiedliche Weise erreichen, unter anderem durch steuerliche Vorabzüge. Eine weitere Möglichkeit bietet die Senkung des Kapitalertragssteuersatzes, eine dritte besteht in der Wiederholungsinvestition (Rollover) von Kapitalerträgen, und eine vierte im Abzug von Verlusten von Kapitalerträgen. Im Vereinigten Königreich zeichnet sich eine Präferenz der Business Angels für steuerliche Vorabzugsmöglichkeiten ab. 27 Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 3: Kapitalertragssteuer im Vereinigten Königreich und in Belgien Die Expertengruppe befand die Kapitalertragssteuerregelungen in Belgien und dem Vereinigten Königreich für aussichtsreiche Kandidaten für beispielhafte Verfahrensweisen in der Europäischen Union. Nach der belgischen Regelung sind die meisten Kapitalerträge von der Steuer befreit, nach der britischen Regelung werden Anreize für langfristige Unternehmensbeteiligungen gewährt. Die britische Kapitalertragssteuerregelung fördert Beteiligungen an expandierenden Unternehmen in der Frühphase. Einschränkungen sorgen dafür, dass Investitionen in spekulative Unternehmungen wie Immobilien weniger interessant sind und fördern Beteiligungen über Zeiträume von mehr als drei Jahren. Der erste Teil des britischen Systems besteht in einer Einkommensteuererleichterung auf Beteiligungen, die die Nettokosten der Beteiligung senkt. Wenn beispielsweise ein Investor eine Beteiligung von 150 000 £ einbringt, betragen dank des Vorsteuerabzugs von 30 000 £ die Nettokosten nur noch 120 000 £. Außerdem kann die Kapitalertragssteuer gestundet werden, wenn aus dem realisierten Gewinn eine Beteiligung in ähnlicher Größenordnung getätigt wird. Die Steuer wird nur fällig, wenn die Anteile endgültig veräußert werden. Wenn beispielsweise der Kapitalertrag zum Ende der Beteiligung 150 000 £ beträgt und eine gleich große Investition getätigt wird, belaufen sich die Nettokosten der Beteiligung auf 90 000 £, die eingesparten 60 000 £ sind erst bei der endgültigen Veräußerung der Anteile zu entrichten. Bei dieser zuletzt beschriebenen Komponente handelt es sich allerdings um ein Steuerbefreiungssystem, das nur in Fällen zum Tragen kommt, in denen die Beteiligung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren besteht. Die steuerlichen Vorteile können kombiniert werden, um die effektiven Investitionskosten zu senken. Durch dieses Konzept kann das Angebot an Investitionsmitteln wirksam vergrößert werden, insbesondere, wenn die Wiederholungsinvestition (Rollover) innerhalb einer vorgegebenen Frist erfolgen muss. Weitere Informationen unter: www.inlandrevenue.gov.uk, fiscus.fgov.be 4.3. Regulatorisches Umfeld 4.3.1 Administrative Hindernisse Die Rechtsvorschriften für den Wertpapiermarkt können insofern Auswirkungen auf die Aktivitäten von Business-Angels-Netzen haben als sie gelegentlich künstliche Einschränkungen bedingen. Auch sollte Unsicherheit hinsichtlich der Anwendbarkeit von Kapitalmarktvorschriften auf BusinessAngels-Netze vermieden werden, da dadurch schnell jede Dynamik erstickt werden kann, die sich auf dem gerade eben erst entstehenden Business-Angels-Markt entwickelt. Auf europäischer Ebene haben die Bemühungen zur Verwirklichung eines einheitlichen Marktes zur Folge, dass Gesetzentwürfe und andere Vorschläge gezielt mit Blick auf die vollständige Umsetzung des Risikokapital-Aktionsplans bis 2003 und des Aktionsplans Finanzdienstleistungen bis 2005 verabschiedet werden. Wichtig ist, dass bei diesen Vorschlägen auch die Erfordernisse des entstehenden Risikokapitalmarktes berücksichtigt werden. Der geänderte Vorschlag der Kommission für eine Richtlinie betreffend den Prospekt, der beim öffentlichen Angebot von 28 Wertpapieren oder deren Zulassung zum Handel zu veröffentlichen ist29, enthält eine Ausnahmeregelung, der zufolge KMU bis zu 2,5 Mio. € pro Jahr an Mitteln aufnehmen können, ohne dass sie hierfür einen Emissionsprospekt auflegen müssen. Diese Ausnahmeregelung ist direkt auf den Markt der Business Angels ausgerichtet, dessen ungehinderte Entwicklung sie ermöglicht. Das Funktionieren der Business-Angels-Netze wird gelegentlich durch nationale Verordnungen oder deren Auslegung behindert. Die meisten Mitgliedstaaten sind zu dem Schluss gelangt, dass BusinessAngels-Netze keine Investitionsempfehlungen aussprechen und daher von den für Anlageberater geltenden Rechtsvorschriften ausgenommen sind. Gegenüber Netzen, die Gebühren verlangen, bestehen allerdings unterschiedliche Einstellungen. In Belgien dürfen von den Unternehmern keine Gebühren verlangt werden. Im Vereinigten Königreich dürfen die Netze ein Erfolgshonorar verlangen, wenn sie jedoch Gewinn erwirtschaften, fallen sie unter die Bestimmungen der Vorschriften für Finanzdienstleistungen, und hierfür sind zusätzliche Qualifikationen erforderlich. Im Vereinigten Königreich müssen die Netze grundsätzlich eine Zulassung der Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen (Financial Services Authority) beantragen oder aber einer Wirtschaftsförderungsinitiative angehören. Zwar bestehen im Regulierungsbereich kleinere Schwierigkeiten für Business-Angels-Netze, doch im Allgemeinen können diese in den Mitgliedstaaten weitgehend ohne regulatorische Behinderung operieren. Wichtig erscheint, dass sowohl die Mitgliedstaaten als auch die europäischen Institutionen bei der Ausarbeitung von Entwürfen für Rechtsvorschriften die Bedürfnisse des informellen Risikokapitalmarktes nicht aus dem Blickfeld verlieren – angesichts des informellen Charakters dieses Marktes nicht immer eine leichte Aufgabe. 4.3.2 Entwicklung von politischen Maßnahmen Mit wachsender Zahl und zunehmender Außenwirkung der Business-Angels-Netze sind die Mitgliedstaaten schrittweise dazu übergegangen, in ihre Wirtschaftspolitik Maßnahmen einzubinden, die Business Angels fördern. Einige Mitgliedstaaten experimentieren mit speziellen Instrumenten, die Investitionen von Business Angels gezielt unterstützen sollen. So kann in Österreich die öffentliche KMU-Entwicklungsagentur AWS (Austria Wirtschaftsservice) Bürgschaften für Investitionen von Business Angels übernehmen. Belgien arbeitet an politischen Initiativen zur Förderung von BusinessAngels-Investitionen, und das Vereinigte Königreich hat eine Reihe von Pilotprojekten angekündigt, die die Beteiligungsvorbereitung von Unternehmern verbessern sollen. Im Gegensatz zu politischen Maßnahmen, durch die ein günstiges Umfeld geschaffen wird, wie niedrige Besteuerung und liquide Finanzmärkte, müssen spezielle Investitionsförderungsprogramme der öffentlichen Hand immer die von der Kommission vorgegebenen Verordnungen für staatliche Beihilfen für KMU30 beachten. 5. 5.1. PARTNERSCHAFTEN MIT BUSINESS-ANGELS-NETZEN VERSTÄRKTE SENSIBILISIERUNG Eine verstärkte Sensibilisierung für die Vorteile und Dienstleistungen von Business Angels und Business-Angels-Netzen bildet den ersten Schritt zur Entwicklung des Business-Angels-Marktes. Potenziellen Business Angels und Unternehmern gleichermaßen müssen die Vorzüge von BusinessAngels-Netzen bewusst gemacht werden. Diese Sensibilisierung kann nur durch langfristig angelegte 29 30 KOM(2002) 460 endg. 2001/C 235/03, 21.8.2001. 29 Anstrengungen erreicht werden, öffentlich-private Partnerschaften haben in diesem Zusammenhang ihren Nutzen bereits in vielen Ländern unter Beweis gestellt. Business-Angels-Netze spielen in dem Prozess eine wichtige Rolle, da sie viel Zeit für die Suche nach potenziellen Business Angels und für die Vermittlung geeigneter Vorschläge aufwenden. Da es Business-Angels-Netze vielerorts noch nicht lange gibt, muss auch im öffentlichen Sektor eine verstärkte Sensibilisierung stattfinden, und zwar sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene. Die Erfahrung zeigt, dass Medienpräsenz ein wirksames Mittel darstellt, um ein Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Mit in diesen Themenbereich gehört auch die Diskussion über das administrative, rechtliche und steuerliche Umfeld, in dem Business Angels und BusinessAngels-Netze operieren. Sensibilisierung hat viele Aspekte: Netze in den Niederlanden, Italien, Österreich und Belgien setzen auf Seminare, die potenzielle Business Angels und Unternehmer über die Vorzüge des BusinessAngels-Marktes aufklären. Derartige Seminare bringen zumeist erfahrene Business Angels und bereits erfolgreiche, aber auch potenzielle Unternehmer zu einem Meinungsaustausch über den Markt zusammen. Sensibilisierung ist generell ein langwieriger Prozess, so dass selbst spezifische intensive Aktionen zur verstärkten Sensibilisierung bestimmter Zielgruppen unter Umständen drei bis fünf Jahre laufen müssen, bevor Ergebnisse sichtbar werden. Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 4: Sensibilisierungsmaßnahmen in Österreich Das aus öffentlichen Mitteln finanzierte und mit AWS verbundene Business-Angels-Netz i2 in Österreich setzt vor allem auf Medienpräsenz. i2 betreibt aktiv die flächendeckende Darstellung in verschiedenen Medien – Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen. Das Netz hat eine umfangreiche Website entwickelt und verfügt über lokale Partner in allen Bundesländern, die die Idee der informellen Beteiligung in die Öffentlichkeit tragen; außerdem wird mit Business-Angels-Mentoren experimentiert, die die Anwerbung neuer Business Angels für das i2-Netz unterstützen. i2 veranstaltet auch Seminare für Unternehmer, die deren Position in Verhandlungen mit potenziellen Investoren verbessern sollen. Für diese Weiterbildungsveranstaltungen zahlen Mitglieder 100 €, Nichtmitglieder 150 €. Die Seminare dienen neben der Qualifizierung auch der Sensibilisierung. Sie beinhalten Beispiele erfahrener Business Angels, Präsentationen erfolgreicher Unternehmer, die durch Business Angels unterstützt wurden, und Vorträge von Bankern und Consultants zum Investitionsprozess. Darüber hinaus veröffentlicht i2 Leitfäden für Unternehmer mit Informationen zur Vorgehensweise bei privaten Beteiligungen. Weitere Informationen unter: www.innovation.co.at 5.2. Qualifizierungsmaßnahmen für Business Angels und Unternehmer Die Qualifizierung von Business Angels und Unternehmern in Finanzierungsfragen ist eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit einer Zusammenführung passender Partner zu erhöhen. Es gibt allerdings bei dieser Beziehung Aspekte, die in formellen Qualifizierungsprogrammen nur schwer zu vermitteln sind. Hierzu zählen die Bereitschaft beider Seiten zur Teamarbeit und das Schaffen von Vertrauen. Hier bieten Syndikate von Business Angels vielfach gute Voraussetzungen für die Weitergabe von Praxiswissen von erfahrenen an weniger erfahrene Investoren. Beteiligungen von Syndikaten sind beispielsweise in Dänemark weit verbreitet. Nicht selten müssen Business Angels ermuntert werden, ihren Horizont über die Märkte und geografischen Standorte, die sie genau kennen, hinaus zu erweitern. Dies kann insbesondere dann problematisch sein, wenn Business Angels ihr Geld in traditionellen Branchen verdient haben, die 30 Beteiligungsmöglichkeiten jedoch überwiegend im Technologiebereich angeboten werden. Diese Hemmschwelle lässt sich überwinden, wenn man die Business Angels dazu veranlasst, sich einem Syndikat anzuschließen und sie durch unabhängige Due-Diligence-Dienstleistungen unterstützt31. Viele Netze organisieren Qualifizierungsprogramme und –seminare für beide Seiten, in denen die Erwartungen in Bezug auf die Aufteilung von Befugnissen, Investitionsschutz, Exit und sonstige wichtige Fragen geklärt werden. Eine weitere weit verbreitete Form des Erfahrungstransfers stellt das „Coaching“ von neuen Netzmitgliedern durch ältere Mitglieder dar. Dies lässt sich auch auf die europäische Ebene übertragen – viele neu gegründete Netze profitieren vom Erfahrungsaustausch mit anderen Netzen. EBAN veranstaltet eigens Seminare über das Management von Business-AngelsNetzen, und hat generell bereits viel dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad der Netzaktivitäten zu erhöhen. Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 5: „Schulen“ für Business Angels in Frankreich und Spanien Das französische nationale Business-Angels-Netz „France Angels“ führt derzeit die Qualifizierungsinitiative „l’Ecole des Business Angels“ ein, die das Ziel verfolgt, Investoren verstärkt für die Aktivitäten von Business Angels zu sensibilisieren und mit anspruchsvollen Qualifizierungsveranstaltungen neue Investoren zu gewinnen. Das Programm befasst sich mit Themen wie der Erarbeitung des Profils eines typischen Business Angels und von dessen Investitionshorizont, Erwartungen in Bezug auf Ertrag und Exit, die Stellung von Business Angels in der Finanzierung von Unternehmen, Ergänzungsmöglichkeiten und Konflikte zwischen verschiedenen Geldgebern sowie den verschiedenen Schritten bei der Beteiligung von Business Angels (unter Einbeziehung rechtlicher und steuerlicher Aspekte). Angeboten werden auch Informationen darüber, wie man zum Business Angel wird, sowie über die Aspekte der Beziehung zwischen Unternehmer und Business Angel. Diese Beziehung wird unter verschiedenen Aspekten beleuchtet: erwarteter Beitrag des Business Angels zu Finanzierung und Entscheidungsfindung, vertragliches Verhältnis, Organisation des Informationsaustauschs, Zugang zum Beziehungsnetz des Business Angels und verschiedene Exit-Szenarien für den Business Angel. Das katalonische Privatinvestorennetz XIP und die IESE Busines School in Barcelona haben gemeinsam eine „Schule für Business Angels“ als Plattform für den Austausch von Informationen und Erfahrungen eingerichtet. Das Programm, mit Vorträgen von Externen, darunter auch Unternehmer, wird von Fachleuten der IESE verwaltet. Weitere Informationen unter: www.franceangels.org, www.cidem.com In Deutschland wurde ein umfassender Leitfaden32 mit Information zu allen Aspekten der Unternehmensgründung aufgelegt. Das Vademecum setzt sich auch mit den Besonderheiten des Risikokapitalmarktes im Allgemeinen und des Business-Angels-Marktes im Besonderen auseinander. Es erläutert die Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Business Angel, die Aufstellung eines detaillierten Geschäftsplans und die Auswahl der für sie geeigneten Projekte durch die Business Angels. Der Leitfaden geht auch auf die rechtlichen Aspekte der Zusammenarbeit ein, weist auf vermeidbare Fehler, die gängigen Probleme im Verlauf einer Zusammenarbeit und Wege 31 Die Hindernisse werden genannt in Mason, C. und Harrison, R. (2002), „Barriers to Investment in the Informal Venture Capital Sector“, in: Entrepreneurship and Regional Development. 32 „Ein Beitrag zum Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen: Vademecum für Unternehmensgründer, Business Angels und Netzwerke“. Eine Veröffentlichung der Stiftung Brandenburger Tor der Bankgesellschaft Berlin, verfügbar unter http://www.stiftung.brandenburgertor.de/wissenschaft/index_vademecum.html. 31 zur Beendigung der Zusammenarbeit hin. Darüber hinaus enthält das Vademecum ein umfangreiches Kapitel über Business-Angels-Netze, deren Arbeitsweise und Aufgabenstellung und die für diese Netze geltenden Regeln. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium hat eine detaillierte Studie33 über die Qualifizierung von Business Angels in Auftrag gegeben, die unter anderem auch Pilotseminare umfasst und bei der es um die Entwicklung eines einheitlichen Konzepts für die Qualifizierung von Business Angels geht. In Schweden und Finnland werden an den Hochschulen Geschäftsplan-Wettbewerbe ausgeschrieben, um den Unternehmergeist zu fördern. Das dänische Business-Angels-Netz veranstaltete für 24 von ihm betreute Business Angels ein Qualifizierungsseminar, bei dem es um die Gestaltung der Beziehung zwischen Unternehmer und Business Angel, die Vernetzung unter den Business Angels und den Austausch von Erfahrungen ging. Im Mittelpunkt des Seminars standen soziale und verhaltenspsychologische Aspekte der Beziehung zwischen Unternehmer und Business Angel aus der Sicht von Business Angels, Forschern und Unternehmern. Fazit des Seminars war, dass Business Angels im Umgang mit Unternehmern Offenheit und Freimütigkeit zeigen, aber auch bereit sein sollten, zurückzustecken. Dieser psychologische Ansatz vermittelte den Teilnehmern neue Perspektiven, wenngleich zu Beginn Widerstände gegen das Konzept des Seminars überwunden werden mussten. Diskussionsrunden und Erfahrungsaustausch begründeten den Lernerfolg des Seminars. Grundsätzlich befinden sich Business-Angels-Netze als Branche in der Anlaufphase wie viele andere Branchen auch. Es braucht einen langen Atem, bis sichtbare und dauerhafte Ergebnisse erkennbar werden. Nur konzentrierte Anstrengungen von Netzen und öffentlichem Sektor können Business Angels dazu bewegen, immer wieder zu investieren, bringen erfahrene Manager hervor, die in der Lage sind, die Netze durch den gesamten Konjunkturzyklus zu führen, und sensibilisieren eine möglichst breite Zielgruppe für die Aktivitäten von Business Angels. 5.3. Beteiligungsvorbereitung Ein wesentliches Merkmal des gesamten Risikokapitalmarktes, einschließlich des Business-AngelsMarktes, ist seine Wettbewerbsorientierung. Nur den besten Projekten gelingt es, sich Beteiligungen von Business Angels zu sichern, und nur ein Bruchteil der finanzierten Projekte zeichnet sich durch rasches Wachstum aus. Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, welche Unternehmen Erfolg haben werden, und es wird Fehlschläge geben: viele Projekte werden keine Investoren finden, und zahlreiche Unternehmen, in die investiert wurde, werden scheitern oder zumindest nicht weiter wachsen. Die Erfolgsaussichten in diesem Wettbewerbsprozess können dadurch erhöht werden, dass man die Beteiligungsvorbereitung der Unternehmer verbessert. Dies ist insofern ein wichtiger Aspekt des Partnervermittlungsprozesses als den Unternehmern die Unterschiede zwischen verschiedenen Finanzierungsquellen und die besonderen Belange der Business Angels nahe gebracht werden müssen. Beteiligungsvorbereitung kann definiert werden als das Verständnis des Unternehmers für die Belange des Investors und sein Eingehen auf diese Belange bei der Vorstellung seines Projekts. Wichtigstes Instrument hierbei ist der Geschäftsplan. Häufig gelingt es Unternehmern nicht, sich in die Lage des Investors zu versetzen, sie sind nicht in der Lage, ihre Projekte so zu präsentieren, dass mögliche Business Angels die Informationen erhalten, die sie haben wollen. Zu den Bereichen, auf die die Unternehmer eingehen sollten, gehören die Bewertung des Unternehmens, die voraussichtliche 33 BAAR (2002), „Qualifizierung und Zusammenarbeit im Markt des informellen Beteiligungkapitals“. 32 Exit-Strategie, der Schutz von Minderheitsbeteiligungen, steuerliche Aspekte und die Wahrung der angemessenen Sorgfalt („Due Diligence“). Forschungsarbeiten34 zu den Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand in mehreren Mitgliedstaaten haben ergeben, dass die wirksamsten Möglichkeiten, den Risikokapitalmarkt zu stimulieren, auf der Nachfrageseite ansetzen. Dies bedeutet, dass die kulturell bedingte Unsicherheit und Widerstände der Unternehmen, die im Bildungssystem, dem Wirtschaftsklima, administrativen Traditionen und politischen Gepflogenheiten verwurzelt sind, überwunden werden müssen. Um die „Verständnislücke“ der Unternehmer gegenüber den Bedürfnissen der Investoren zu schließen, können verschiedene Unterstützungsdienstleistungen angeboten werden. Ein Beispiel für derartige Dienstleistungen, die Hilfestellung bei der Aufstellung eines attraktiven Geschäftsplans bieten, war das Projekt „aIRe“ im Vereinigten Königreich, das im Rahmen des Programms „eContent“ der Europäischen Union durchgeführt wurde. Es gab Unternehmern, die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten waren, unter anderem ein Instrument an die Hand, mit dem sie den Stand ihrer Beteiligungsvorbereitung selbst bewerten konnten, außerdem Dienstleistungen zum Aufbau von Kapazitäten, Zugang zu Informationen sowie einen Matching-Dienst. Im Zuge des Projekts wurde festgestellt, dass es für die Beschaffung von Finanzmitteln keine einfachen Lösungen gibt, und auch wenn bereits ein investitionsfertiger Vorschlag vorliegt, nimmt die Suche nach geeigneten Investoren im Durchschnitt immer noch 12 bis 16 Wochen in Anspruch. Ein weiteres Beispiel für einen Dienst zur Beteiligungsvorbereitung bietet der finnische Nationalfonds für Forschung und Entwicklung. Er gewährt Unternehmen im Stadium der Gründungsvorbereitung bis zu 33 600 € als Zuschuss für die Aufstellung eines tragfähigen Geschäftsplans und die Vorbereitung des Führungsteams auf die Beteiligung von Business Angels über den nachfolgenden MatchingDienst. Business-Angels-Netze bieten aktiv Qualifizierungsdienste für Unternehmer an, die auf der Suche nach informellen Investoren sind. In Deutschland bieten 25 % der Netze derartige Dienste an, 58 % der Netze planen ein solches Angebot35. Doch auch wenn der Vorschlag eines Unternehmers technisch gesehen für die Investition bereit ist, ist schlussendlich die „Attraktivität“ eines Projekts ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung eines Business Angels. Diese „Attraktivität“ beinhaltet die Fähigkeit des Unternehmers, sein Projekt darzustellen, die „persönliche Chemie“ zwischen Investor und Investitionsnehmer und das Gesamtpotenzial, das der Investor in dem Vorschlag erkennt. 34 Harding, R. (2001), „Plugging the Knowledge Gap: An International Comparison of the Role for Policy in the Venture Capital Market“, Venture Capital, 4, S. 59-76. 35 BAND (2001). 33 Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 6: Pilotprojekte zur Beteiligungsvorbereitung im Vereinigten Königreich Der britische Small Business Service hat eine Reihe von Pilotprojekten aufgelegt, die den Nutzen von Aufklärung und Unterstützung im Hinblick auf die Beteiligungsvorbereitung belegen sollen. Die Pilotprojekte konzentrieren sich auf KMU mit Wachstumspotenzial; sie solchen die Unternehmer über die verfügbaren Formen und Quellen einer Finanzierung durch den privaten Sektor aufklären. Im Rahmen der Projekte sollen ausgewählte Unternehmen bei der Beteiligungsvorbereitung soweit begleitet werden, bis sie bereit sind, ihre Vorschläge potenziellen Investoren vorzustellen. Die sechs Pilotprojekte werden von regionalen und lokalen privaten und öffentlichen Organisationen im gesamten Land durchgeführt. Die ersten Ergebnisse dürften Ende 2002 vorliegen. Sie sollen in ein landesweites Programm zum Aufbau regionaler Dienste zur Beteiligungsvorbereitung münden. Weitere Informationen unter: www.sbs.gov.uk 5.4. Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Netze 5.4.1 Verhaltenskodex Grundlage der Business-Angels-Netze ist gegenseitiges Vertrauen. Die Business Angels vertrauen darauf, dass die Netze ihnen eine Auswahl guter Projekte anbieten können und keine Zeit an minderwertige Projekte verschwenden. Die Unternehmer vertrauen darauf, dass die BusinessAngels-Netze ihnen eine gute Gelegenheit bieten, ihre Projekte interessierten Investoren mit ernsten Beteiligungsabsichten vorzustellen. Darüber hinaus muß den Unternehmern versichert werden, dass eine vertrauliche Behandlung der Information gewährleistet ist, da die Netze keiner rechtlichen Bestimmung bezüglich des Bankgeheimnisses unterstehen. Die Stärke ihrer „Marke“ ist somit der wichtigste Aktivposten, den die Business-Angels-Netze einsetzen können. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass in Business-Angels-Netzen Verhaltenskodizes weit verbreitet sind. Ein solcher Kodex stellt ein Instrument dar, mit dem dafür gesorgt werden kann, dass die Standards der „Marke“ gewahrt werden. Er legt die für alle Beteiligten geltenden Verhaltensgrundsätze dar, erhöht die Transparenz und wirkt somit vertrauensbildend. Verhaltenskodizes werden sowohl für Business-Angels-Netze als auch für die Business Angels selbst aufgestellt. 34 Beispielhafte Verfahrensweisen – Beispiel 7: Verhaltenskodex in Belgien und Dänemark Das European Business Angel Network (EBAN) hat einen Muster-Verhaltenskodex für BusinessAngels-Netze entwickelt. Dieser Kodex wurde unter anderem vom belgischen Verband der Business-Angels-Netze, BeBAN, übernommen. Der EBAN-Kodex spricht die folgenden Punkte an: • Offenheit ist eine Grundvoraussetzung in den Beziehungen der Netze zu Unternehmern, Business Angels und anderen Netzen. • Ansehen und guter Ruf des Netzes müssen gewahrt werden. • Gelder aus verdächtigen Quellen sind abzulehnen. • Zwischen Business Angels und Unternehmern muss eine vertragliche Beziehung hergestellt werden. • Die Weitergabe von Firmeninterna innerhalb des Netzes muss auf das erforderliche Minimum beschränkt bleiben. • Investitionen in erheblichem Umfang in die betreuten Unternehmen sind den Netzen nicht gestattet. • Die Netze müssen auch dann ihre Unparteilichkeit wahren, wenn sie ein Erfolgshonorar erheben. • Die Netze tun alles in ihren Möglichkeiten Stehende, um die Vertraulichkeit von Informationen zu wahren. Das dänische Business-Angels-Netz, DBAN, hat ethische Leitlinien für einzeln operierende Business Angels aufgestellt, die folgende Elemente enthalten: • Ansehen und guter Ruf des Business Angels müssen gewahrt werden. • Der Beteiligungsstandard muss gewahrt und der Verhaltenskodex muss eingehalten werden. • Gelder aus verdächtigen Quellen sind abzulehnen. • Barzahlungen an die Business Angels sind untersagt. • Die Vertraulichkeit von Informationen muss gewahrt werden. • Diffamierende Äußerungen über andere Business Angels sind nicht gestattet. • Bei Beteiligungen von Syndikaten sind alle Informationen offen zu legen. • Dem Netz müssen statistische Daten zur Verfügung gestellt werden. • Die zur Verfügung gestellten Informationen dürfen nicht missbräuchlich verwendet werden. Weitere Informationen unter: www.beban.be, www.dban.dk Mit dem Verhaltenskodex sollen den Beteiligten Standardleitlinien für die Arbeit der Netze an die Hand gegeben werden. Die Expertengruppe sprach sich dagegen aus, die Inhalte derartiger Verhaltensregeln zu weit zu fassen, da im Einzelfall der Markt die geeignete Vorgehensweise bestimmten sollte. Als Ergänzung zu einem Verhaltenskodex können die Netze einen Austausch von bewährten Verfahrensweisen pflegen. Ein Beispiel hierfür bietet der wachsende Trend zur Durchführung von Geschäftsplan-Wettbewerben. Dies wird als sinnvolle Übung für die Unternehmer angesehen, und für die siegreichen Geschäftspläne steigen die Chancen, einen Business Angel zu finden. Nach Auffassung der Expertengruppe sollten derartige Formen der Zusammenarbeit gefördert, jedoch nicht unbedingt in einem Verhaltenskodex festgeschrieben werden. Ob Business-Angels-Netze die Möglichkeit haben sollten, sich an den Unternehmen, die sie den von ihnen betreuten Business Angels anbieten, zu beteiligen, ist eine interessante Frage. Der belgische BeBAN-Kodex beispielsweise untersagt solche Praktiken bis auf eine geringfügige Beteiligung in Höhe von max. 5 % als Vergütung für die Dienste des Netzes. LINC in Schottland hingegen hat diese Praxis eingeführt, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich das Netz selbst trägt. 35 Abschließend ist festzuhalten, dass ein Verhaltenskodex nur Leitlinien vorgeben und Hinweise auf Themen geben kann, die bei der Vermittlung von Investoren und Unternehmern zu beachten sind. Ein Verhaltenskodex bietet als solcher keine Gewähr für ein bestimmtes Verhalten, vielmehr gibt die tatsächliche Integrität der beteiligten Business Angels, Unternehmer und Netze den Ausschlag dafür, ob der Markt auch entsprechend den genannten Grundsätzen funktioniert. Ein Verhaltenskodex kann für politische Zwecke durchaus Auskunft darüber geben, dass auf Fairness geachtet wird. 5.4.2 Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen Der Aufbau eines Business-Angels-Netzes erfordert meist die Zusammenarbeit mit Banken, Regionalentwicklungsagenturen, professionellen Dienstleistungsanbietern und natürlich Business Angels und den Firmen, die Investoren suchen. Häufig leisten bereits bestehende Business-AngelsNetze bei der Einrichtung neuer Netze logistische Unterstützung, ebenso die Einrichtungen der betreffenden Länder zur Unternehmensförderung. Seit seinen Anfängen bietet das EBAN ein Forum in dem die Betreiber von Netzen Informationen austauschen, persönliche Kontakte knüpfen und beispielhafte Verfahrensweisen ermitteln können. In den großen Ländern, in denen zahlreiche Business-Angels-Netze bestehen (Vereinigtes Königreich, Deutschland, Frankreich), fungiert ein übergeordnetes nationales Netz als Forum für die Zusammenarbeit; in den skandinavischen Ländern werden derzeit die Möglichkeiten für die Errichtung transnationaler Netze von Business-Angels-Netzen geprüft. Bereits aktive und potenzielle Business Angels für die Gründung eines Netzes zu finden, ist nicht immer einfach. Der übliche Weg sind persönliche Kontakte von einem Business Angel zum nächsten. Unternehmen zu finden, die Investoren suchen, ist einfacher, da sie über die zahlreich existierenden Interessenvertretungen ausfindig gemacht werden können, etwa über Entwicklungsagenturen, Gründerzentren und Banken. In den Beitrittsländern gestaltet sich der Aufbau von Netzen schwieriger als in den Mitgliedstaaten, da sich die Entwicklung funktionierender Risikokapitalmärkte hier noch im Anfangsstadium befindet. Dies bedeutet, dass die Beitrittsländer bei Aufbau und Betrieb von Business-Angels-Netzen ein beträchtliches Maß an Unterstützung und Hilfestellung benötigen. Es wird deutlich, dass sich das Konzept der Business-Angels-Netze in den meisten Mitgliedstaaten durchgesetzt hat. Den gereiftesten Business-Angels-Markt in Europa hat das Vereinigte Königreich. Dort bestehen die Netze häufig schon über einen längeren Zeitraum, ihre Arbeitsweise und ihre Finanzierung haben sich stabilisiert. Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Dänemark verfügen – relativ gesehen – über die meisten Netze (Zahl der Netze im Verhältnis zur Zahl der KMU). Außerhalb der Mitgliedstaaten existieren Business-Angels-Netze in Norwegen, der Schweiz und Monaco. In den Beitrittsländern bestehen Netzwerkaktivitäten oder ein Interesse an der Aufnahme derartiger Aktivitäten in Malta, Slowenien, Rumänien, der Tschechischen Republik, Ungarn und Polen. 5.4.3 Integrationsfähigkeit Noch spiegelt die Business-Angels-Gemeinschaft nicht die Vielfalt der europäischen Gesellschaft wider. Frauen und ethnische Minderheiten sind unterrepräsentiert; dieser Zustand kann sich erst im Laufe der Zeit ändern, wenn sich erfolgreiche UnternehmerInnen aus den unterrepräsentierten Gruppen in ausreichender Zahl der Business-Angels-Gemeinschaft anschließen. Mit Blick auf dieses Ziel sollten allerdings Sensibilisierungskampagnen diesen Aspekt konkret ansprechen und 36 unterrepräsentierte Gruppen potenzieller Business Angels ermuntern, sich der Gemeinschaft anzuschließen und aktiv zu werden. Dies ist auch insofern von Bedeutung, als die bislang unterrepräsentierten Gruppen primär in anderen Bereichen aktiv werden können als die bereits beteiligten Business Angels. So wäre es denkbar, dass sich Frauen verstärkt in den Bereichen Dienstleistungen, Betreuung und Pflege und Bildung engagieren. Die vorliegenden Statistiken stützen diese Annahme. In Deutschland36 investiert zwar die überwiegende Mehrheit sowohl der männlichen als auch der weiblichen Business Angels (über 50 %) in Unternehmen im Bereich der Informationstechnologie, doch bevorzugen Frauen deutlich stärker den Dienstleistungssektor. Es gibt Initiativen, die gezielt dem Ungleichgewicht in der Business-Angels-Gemeinschaft entgegenwirken wollen. So bemüht sich beispielsweise in Schweden das Unternehmerinnennetz Hernova (das u. a. Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds erhält), Unternehmerinnen und weibliche Investoren zusammenzubringen und hat hierfür auch ein spezielles Business-AngelsNetzwerk namens HerBAN eingerichtet. Diese Initiative wird auch von der schwedischen Agentur für Unternehmensförderung, Nutek, unterstützt. 5.5 Finanzierung der Business-Angels-Netze Zu den potenziellen Finanzierungsquellen für die Aktivitäten der Business-Angels-Netze gehören neben Beihilfen der öffentlichen Hand Erfolgshonorare, Mitgliedsbeiträge, Gebühren für Qualifizierungsveranstaltungen sowie Gelder von Sponsoren. Rund die Hälfte der Business-AngelsNetze erhält zumindest eine gewisse Unterstützung von lokalen, regionalen oder staatlichen Stellen. Viele Business-Angels-Netze sind – vor allem zu Beginn ihrer Tätigkeit – auf diese finanzielle Unterstützung angewiesen. Allerdings sollte eine solche Unterstützung in der Anfangsphase auf einer transparenten Grundlage erfolgen und es sollte nicht nach Rechtsform oder Rechtsstatus der Netze unterschieden werden. Die Unterstützung durch den öffentlichen Sektor läuft zumindest in Belgien und dem Vereinigten Königreich über den europäischen Regionalentwicklungsfonds. Einzelne Netze werden auch von Banken, Wirtschaftsprüfungsfirmen, Anwaltskanzleien, Factoring-Firmen oder Wertpapiermaklern gesponsert. Einen Weg zur teilweisen Selbstfinanzierung bietet ein auf Gebühren gestütztes System, wie es im Vereinigten Königreich üblich ist. Bei diesen Gebühren kann es sich um eine Kombination aus Registrierungsgebühr und Erfolgshonorar handeln, oder es wird nur eine Registrierungsgebühr erhoben. Die Registrierungsgebühren bewegen sich in der Regel zwischen 100 £ (162 €) und 300 £ (488 €), die Erfolgshonorare betragen zwischen 1 % und 5 %, wobei allerdings in manchen Fällen die Erfolgshonorare auch verhandelbar sind. Die Berechnung von Erfolgshonoraren kann dazu führen, dass Abschlüsse nicht an das Netz weiter gemeldet werden, um das Erfolgshonorar zu umgehen. Als alternative Finanzierungsquelle berechnen einige britische Netze für jede Projektvorstellung eine Gebühr von 650 £. Es besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen der Finanzierung der Netze und deren Investitionstätigkeit. Die von der öffentlichen Hand unterstützten Business-Angels-Netze im Vereinigten Königreich erzielen eine durchschnittliche Investitionssumme pro Business Angel von 95 000 £ (149 000 €), wohingegen dieser Betrag bei kommerziellen Netzen 182 000 £ (285 000 €) 36 FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“, tbg, Deutsche Ausgleichsbank. Hinsichtlich der Unterschiede ist allerdings anzumerken, dass wegen der zu kleinen Stichprobe der befragten Frauen diese Unterschiede nicht statistisch belegbar sind. 37 erreicht. Abgesehen hiervon gehen 70 % der Beteiligungen der von der öffentlichen Hand unterstützten Non-Profit-Netze an Unternehmen in der Anlauf- oder Frühphase ihrer Entwicklung, während dies bei den kommerziellen Netzen nur 40 % sind. Die Erfahrungen im Vereinigten Königreich belegen, dass von der öffentlichen Hand finanzierte und kommerzielle Business-Angels-Netze offenbar unterschiedliche Marktsegmente bedienen, da die Transaktionsgebühren der kommerziellen Netze meist höher sind, wodurch kleinere Investoren abgeschreckt werden. Andererseits kann ein zu hoher Anteil an Mitteln der öffentlichen Hand für das Image der Netze nachteilige Folgen haben. Wenn sie mit Einrichtungen des öffentlichen Dienstes gleichgesetzt werden, schmälert dies unter Umständen aus Sicht der potenziellen Einzelinvestoren ihre Attraktivität, da sie davon ausgehen, dass derartige Netze bürokratisch und unflexibel arbeiten. Allerdings kann insbesondere in der Sensibilisierungsphase auf die Unterstützung der öffentlichen Hand kaum verzichtet werden, zumal der gesamte Business-Angels-Markt ohne diese Unterstützung nur schwerlich in Gang kommt. Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 8: Finanzierung eines Netzes im Vereinigten Königreich Das unabhängige Non-Profit-Netz Linc Scotland vermittelte 2001 Beteiligungen an 24 rasch wachsenden Unternehmen und veranlasste damit die in dem Netz organisierten Business Angels zu Investitionen in Höhe von über 5 Mio. £. Auf diese Anschubfinanzierung folgten weitere fast 10 Mio. £, so dass insgesamt knapp 15 Mio. £ zusammenkamen. Linc Scotland finanziert sich aus unterschiedlichen Quellen. Zu den Sponsoren gehören TSB, die Bank of Scotland, die Royal Bank of Scotland, das Centre for Entrepreneurial Finance, Scottish Enterprise, TechnologyVentures und der Regionalfonds der Europäischen Union. Aus dem Regionalfonds stammen rund 40 % der Gesamtmittel. Linc Scotland erhebt einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von150 £ (235 €) von den Business Angels, eine Registrierungsgebühr von 75 £ (117 €) von den Unternehmern sowie ein Erfolgshonorar von 350 £ (547 €). In jüngster Zeit ist das Netz dazu übergegangen, als Beitrag zu seiner Selbstfinanzierung eine kleine Beteiligung am Eigenkapital der Unternehmen zu übernehmen. Weitere Informationen unter: www.lincscot.co.uk 6. 6.1. ZUSAMMENFÜHRUNG VON BUSINESS ANGELS UND UNTERNEHMERN Der Matching-Prozess 6.1.1. Vorgehensweise der Netze Der Matching-Prozess, also der Prozess der Vermittlung einer Partnerschaft zwischen einem Business Angel und einem Unternehmer, ist ein personenbezogener Vorgang, wodurch die Zahl der potenziellen Unternehmer, mit denen ein Business Angel Gespräche aufnimmt, begrenzt wird. Viele Business Angels legen zudem großen Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre, was der Entwicklung eines entsprechenden Deal-Flow entgegensteht. Die gängige Klage, dass den Business Angels nicht genügend qualitativ hochwertige Beteiligungsmöglichkeiten geboten werden, ist vielleicht eine Folge der relativen Isolation vieler Business Angels. Das Gegenstück hierzu sind Business Angels, die mit ihrem Netz kommunizieren und die Öffentlichkeit suchen – und die einen entsprechenden Deal-Flow verzeichnen. 38 Business-Angels-Netze verschaffen den Business Angels die Möglichkeit, eine größere Zahl potenzieller Projekte zu prüfen und bieten zudem Gelegenheit zu Vernetzung und besserer Außendarstellung. Die Einschränkungen hinsichtlich des geografischen Raums und der Interessengebiete der von ihnen betreuten Business Angels könnten Ursache dafür sein, dass kleinere Netze nur auf einen begrenzten Deal-Flow verweisen können. Zwar hängt der Geschäftsabschluss letztlich vom persönlichen Kontakt ab, doch können die Netze durch eine effiziente Vorauswahl, Vernetzung und geschicktes Marketing die Aussichten auf die Vermittlung geeigneter Partner beträchtlich erhöhen. Während die meisten Business Angels Projekte bevorzugen, die innerhalb einer vertretbaren räumlichen Entfernung zu ihrem Firmensitz angesiedelt sind, sind sie bei besonders interessanten Vorhaben in aller Regel bereit, Zugeständnisse zu machen. Für die meisten Business Angels spielt die Erreichbarkeit des Unternehmensstandorts eine wichtigere Rolle als die rein geografische Nähe, wenngleich in Deutschland Dreiviertel der Business Angels wie auch der Unternehmer in Großstädten mit über 100 000 Einwohnern ansässig sind. In der großen Mehrzahl der Fälle (85 %) verlangen die deutschen Netze von den Unternehmern die Vorlage eines Geschäftsplans, 52 % verlangen eine Unternehmensdarstellung und 33 % versenden einen speziellen Fragebogen – weitere 14 % erstellen ein detailliertes Unternehmensprofil. Bei der Prüfung der Vorschläge greifen die meisten Netze auf interne Ressourcen zurück, bei 9 % übernimmt diese Aufgabe ein Business-Angels-Ausschuss. Im Durchschnitt dauert die Prüfung 11 Tage, 22 % der geprüften Projekte werden für den Matching-Prozess freigegeben. Das eigentliche „Matching“ erfolgt in Deutschland im Wege von „Matching“-Gesprächsrunden (57 %) oder von Einzelgesprächen (43 %). Für die eigentlichen Vertragsverhandlungen wird das individuelle Gespräch bevorzugt, da es mehr Diskretion, effiziente Zeitnutzung und individuelle Aufmerksamkeit gewährleistet. Die Marktforscher gehen davon aus, dass das individuelle „Matching“ eine höhere Erfolgsrate bietet, wobei bei dieser Variante allerdings die Auswahlmöglichkeiten beider Seiten, also von Business Angel und Unternehmer, begrenzt sind. In Deutschland wurde im Internet unter der Bezeichnung „Business Angels Forum“ ein dem eigentlichen Matching vorgeschalteter Dienst eingerichtet, den bislang 1 500 Unternehmer genutzt haben, um ihre Projekte vorzustellen. Auf diese Weise kamen rund 30 000 Kontakte zwischen Business Angels und Unternehmern zustande, wobei rund 4 % der Unternehmer einen Business Angel fanden und 23 % der Business Angels in ein im Forum vorgestelltes Projekt investierten. Da nicht immer ein Business Angel alleine bereit oder in der Lage ist, die Mittel aufzubringen, die ein Unternehmen benötigt, können mehrere Business Angels gemeinsam ein Beteiligungssyndikat bilden, in dem sie ihre Kräfte bündeln. Die Syndikatbildung hilft den beteiligten Business Angels, indem sie das Risiko verteilt, für den Unternehmer erweitert sich die Erfahrungsgrundlage, auf die er zurückgreifen kann, und noch unerfahrenen Business Angels verschafft sie die Möglichkeit, von den erfahreneren Partnern zu lernen. Syndikate sind nicht überall in gleichem Maße verbreitet, und die Bereitschaft der Business Angels, sich an einem Syndikat zu beteiligen, unterliegt offenkundig beträchtlichen Schwankungen. Verschiedene Studien in den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Finnland ergaben einen Syndikatanteil an den Abschlüssen von 25 % bis 45 %. In Deutschland sind in den meisten Netzen (88 %) Business Angels anzutreffen, die bereit wären, sich an einem Syndikat zu beteiligen, 29 % der Abschlüsse gehen auf das Konto von Syndikaten. In den Vereinigten Staaten dominiert die Syndikatbildung, da bei der Mehrzahl der Abschlüsse die Business Angels in Gruppen agieren. 39 Aus kulturellen und geografischen Gründen kommen die meisten Business-Angels-Verträge nach wie vor auf nationaler Ebene zustande, doch wird sich dies voraussichtlich ändern, da heute selbst Unternehmen in der Anlaufphase mehr und mehr international operieren. Insbesondere im HighTech-Bereich sind viele europäische Unternehmen auch im Silicon Valley vertreten und profitieren so von Business-Angels-Beteiligungen in den USA. Genauso investieren europäische Business Angels in Unternehmen in den USA. Eine derart leistungsfähige Clusterbildung ist in Europa nicht in dem Maße zu verzeichnen, wenngleich der Expertengruppe Fälle von transnationalen Beteiligungen in Europa bekannt sind, bei denen allerdings die steuerlichen und regulatorischen Bedingungen stimmen müssen. Für Einzelinvestoren, die über profunde Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet und über die notwendigen Kontakte verfügen, stellen transnationale Beteiligungen durchaus eine realistische Möglichkeit dar. Um derartige transnationale Investitionen zu fördern, sollten Business Angels auch Zugang zu Matching- und Förderdienstleistungen im Ausland haben, wobei allerdings lokal ausgerichtete Business-Angels-Netze nur selten Projekte außerhalb ihres Gebietes anbieten. 6.1.2. Nationale Matching-Dienste Nationaler und transnationaler Informationsaustausch bietet ein hilfreiches Instrument, um Business Angels zu einer größeren Reichweite zu verhelfen und die Zahl der potenziellen Projekte auf dem Interessengebiet eines Business Angels zu erhöhen. Die Nutzung des Internet als wichtigste Plattform für die Sichtung von Projekten hat beträchtlich zugenommen. In Deutschland wurde im Internet unter der Bezeichnung „Business Angels Forum“ ein dem eigentlichen Matching vorgeschalteter Dienst eingerichtet, den bislang 1 500 Unternehmer genutzt haben, um ihre Projekte vorzustellen. Auf diese Weise kamen rund 30 000 Kontakte zwischen Business Angels und Unternehmern zustande, wobei rund 4 % der Unternehmer im Forum einen Business Angel fanden. Die Funktionsweise dieses Forums unterscheidet sich insofern von dem britischen Dienst „Bestmatch“ (siehe unten), als auch Unternehmer über das Forum aktiv versuchen, einen Business Angel zu finden, während bei Bestmatch Business Angels nach geeigneten Unternehmen suchen. In Dänemark bietet das dänische Business-Angels-Netz auf seiner Website einen Matching-Dienst für Business Angels und Unternehmer an. Der Service sucht mit Hilfe von Suchprogrammen Übereinstimmungen zwischen den Profilen von Business Angels und den angebotenen Projekten, wobei als Suchparameter gewünschte Investitionsbeträge, Region, Entwicklungsphase, spezielle Qualifikationsanforderungen sowie Präferenzen hinsichtlich des Exit-Horizonts angegeben werden. 40 Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 9: Bestmatch im Vereinigten Königreich Im Vereinigten Königreich hat das National Business Angels Network (NBAN) den Dienst „Bestmatch“ eingerichtet, der Investoren und Unternehmer „sammelt“, deren Interessen die im NBAN zusammengeschlossenen Netze vertreten. Bestmatch ist ein Instrument, das mit Hilfe der Fachkenntnisse der beteiligten Netze Investoren und Unternehmer zusammenführt. Bestmatch bietet ein Forum zum Informationsaustausch, das mit moderner Technologie alle wichtigen Geschäftsdaten weitergibt und potenzielle Deals bis zum Vertragsabschluss betreut. Bestmatch wird von Ministerium für Handel und Industrie, der Londoner Börse und allen großen Banken des Vereinigten Königreichs unterstützt. Über Bestmatch erhalten die Business Angels Zugang zu einer Datenbank, in der Unternehmen in der Wachstumsphase gespeichert sind, die auf der Suche nach ihren Auswahlkriterien entsprechenden Beteiligungen und Qualifikationen sind. Der Zugang zu der Datenbank ist durch ein Kennwort geschützt, die Registrierung bietet den Business Angels zusätzliche Vorteile. Derzeit enthält die Datenbank die Profile von über 2000 Business Angels, im vergangenen Berichtsjahr wurden 9 375 Anträge registriert. Unternehmer, die auf der Suche nach Kapitalbeteiligungen sind, erhalten bei Bestmatch einen Betreuer, der sie in Bezug auf die Eignung ihres Projekts und dessen optimale Präsentation für potenzielle Investoren berät. Das Beteiligungsprojekt wird ein halbes Jahr lang im monatlichen Informationsblatt von NBAN veröffentlicht und ein Jahr lang auf der Website präsentiert, die Anonymität bleibt dabei gewahrt. Im Laufe von 18 Monaten bis Ende 2001 investierten rund 500 Business Angels insgesamt 44,3 Mio. £ (69 Mio. €) in 290 Projekte. Viele dieser Abschlüsse wurden durch Ko-Investitionen von Banken und Wagniskapitalfonds ergänzt. Vor kurzem führte das NBAN einen Corporate Venturing Service ein, der Bereiche aufzeigt, in denen sich die Interessen von größeren Firmen und kleineren Unternehmen überschneiden. Weitere Informationen unter: www.bestmatch.co.uk 6.2. Multiplikatorwirkung durch Kooperation 6.2.1 Kooperation mit anderen Investorengruppen Die Höhe des Finanzierungsbedarfs hängt vom jeweiligen Unternehmen ab, wobei manche Unternehmen aus verschiedenen Finanzierungsquellen schöpfen können, während für andere Beteiligungen von Business Angels oder Wagniskapitalfonds überhaupt nicht in Frage kommen. Unter diesen Umständen können durch die Kooperation mehrerer Finanziers Ergebnisse erreicht werden, die mit Einzelaktionen nicht zu erzielen wären. Business-Angels-Netze können mit anderen Netzen, mit Gründerzentren und mit Wagniskapitalfonds kooperieren und so auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen, außerdem bietet die Kooperation die Möglichkeit, interessante Projekte an die Kooperationspartner weiter zu verweisen. So nennen beispielsweise die deutschen Netze die folgenden Aspekte als wichtigste Gebiete ihrer Zusammenarbeit: Austausch von bewährten Verfahrensweisen, Organisation von gemeinsamen Forumveranstaltungen, Aufstellung eines gemeinsamen Angebots an Qualifizierungsprogrammen und die Möglichkeit einer „zweiten Chance“ für die Präsentation von Geschäftsplänen. Gründerzentren können für Business Angels eine Vorauswahl der Projekte übernehmen. Unternehmen in der Anlaufphase, die mit einem Gründerzentrum zusammenarbeiten, haben die ersten Hürden bereits überwunden; Gründerzentren bieten Unternehmen Gelegenheit, voneinander zu 41 lernen, und Gründerzentren können bei ihrer Unterstützungsarbeit Größenvorteile nutzen. Den Business Angels kommt zugute, dass gleich mehrere potenzielle Beteiligungsmöglichkeiten zur Wahl stehen, während die Unternehmer von einem integrierten Unterstützungsumfeld profitieren. Einer britischen Studie37 zufolge bestehen zwischen Business Angels und Wagniskapitalfonds potenzielle Komplementaritäten, von denen insbesondere die Business Angels profitieren könnten. Insgesamt gesehen wird die Beziehung sowohl für die Business Angels und die Fonds als auch für die Beteiligungen suchenden Unternehmen häufiger positiv als negativ bewertet. Ein Sonderbereich, in dem das Synergiepotenzial genauer untersucht werden könnte, ist die Zusammenarbeit zwischen Business Angels und Wagniskapitalgesellschaften. In Deutschland38 bezeichnen 64 % der Business Angels ihre Erfahrungen mit Ko-Investitionen als gut, insbesondere die Zusammenlegung von Know-how. Es bestehen auch erfolgreiche Kooperationen mit der Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH (tbg) der Deutschen Ausgleichsbank (DtA); diese Zusammenarbeit bietet den Vorteil einer zeitnahen Abwicklung bis zum Vertragsabschluss. Generell betrachten in Deutschland viele Business Angels die Beteiligung von Einrichtungen des öffentlichen Sektors (tbg oder KfW) an ihren Abschlüssen als wichtigen Faktor. Durch die Zusammenarbeit zwischen Gründerzentren und Business Angels bieten sich bessere Möglichkeiten, unternehmerisches Know-how zu vermitteln. So wurden in Dänemark 2001 fünf regionale Business-Angels-Netze eingerichtet, die mit Gründerzentren verbunden sind, woraus sich ein konstanterer Deal-Flow ergab. Eine weitere Form der Zusammenarbeit ist die Kombination von Business-Angels-Beteiligungen mit Bürgschaften von öffentlichen Einrichtungen. In Österreich arbeitet das Netz i2 mit der KMUEntwicklungsagentur AWS zusammen und bürgt für Business-Angel-Beteiligungen bis zu einer Gesamthöhe der Verluste von 20 000 € bzw. 50 % von Beteiligungen bis 2 Mio. €. Das italienische Business Angels Network (IBAN) kooperiert mit der italienischen Wagniskapitalvereinigung und einer in ganz Italien tätigen Bank. Die Bank sieht neben dem Branding und PR-Gründen den Vorteil, durch die Zusammenarbeit ihre Risiken bei Krediten an KMU zu verringern, Möglichkeiten für neue Dienstleistungsangebote zu erschließen, Investitionsmöglichkeiten für ihre Kunden und Chancen für private Eigenkapitalbeteiligungen aufzutun. 37 Harrison, R. und Mason, C. (2000), „Venture Capital Market Complementarities: The Links Between Business Angels and Venture Capital Funds in the UK“. Venture Capital, 2, S. 223-242. 38 FH Hannover (2002), „Business Angels in Deutschland“. tbg, Deutsche Ausgleichsbank. 42 Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 10: Regionale Zusammenarbeit in Frankreich In Frankreich wird im Wege einer neuen Initiative zur Zusammenarbeit versucht, Beteiligungen von Business Angels und regionalen Wagniskapitalfonds zu kombinieren. Das Projekt wurde von der Union Nationale des Investisseurs en Capital pour les Entreprises Régionales (UNICER) auf den Weg gebracht und zielt vorrangig darauf ab, die Erfahrung der Business Angels in Management und Unternehmensführung mit den größeren Ressourcen und dem methodischeren Ansatz der regionalen Investmentunternehmen zusammenzubringen. Die Gesamtinvestitionssummen bewegen sich in der Regel zwischen 300 000 € und 2 Mio. €, wobei der Anteil der Business Angels zwischen 45 000 € und 170 000 € liegt. Zwar variiert der Umfang, in dem Business Angels an den Abschlüssen beteiligt sind, doch beläuft sich ihr Anteil in den zurückliegenden vier Jahren auf 17 % bis 40 % der Abschlüsse von UNICER. Nicht selten bilden Business Angels im Verbund mit anderen Investoren eine Kapitalgesellschaft („Joint Stock Company“), die günstige steuerliche Regelungen für Wagniskapitalanlagen in Anspruch nehmen kann. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer solchen Zusammenarbeit ist die Bereitschaft der Business Angels, weitere Partner zu akzeptieren und mit ihnen zu kooperieren. Der regionale Wagniskapitalfonds kann finanzielles und juristisches Know-how einbringen, über das nicht alle Business Angels verfügen. Der Schwerpunkt der Beteiligungen liegt auf Unternehmen in der Vorbereitungsphase. Weitere Informationen unter: www.unicer.asso.fr Durch die Zusammenlegung des Know-hows verschiedener Organisationen, die in der KMUFinanzierung aktiv sind, kann der Finanzierungsprozess effektiver gestaltet werden. Gründerzentren, Wagniskapitalfonds, öffentliche KMU-Entwicklungsagenturen und andere Einrichtungen können durch vermehrte Zusammenarbeit ihren Kunden bessere Dienstleistungen bieten. 6.2.2 Integrierter Ansatz Der Aufbau eines Unternehmens nimmt viel Zeit in Anspruch, und Unternehmer brauchen Unterstützung in allen Phasen der Entwicklung ihres Unternehmens. Unternehmer, die über die zur Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten, die Schritte, die sie unternehmen müssen, und die Hürden, die es zu meistern gilt, informiert sind, dürften deutlich bessere Erfolgsaussichten haben. Hieraus folgt, dass ein Bedarf an einer Verknüpfung der verschiedenen Mechanismen zur Unternehmensförderung besteht, damit Ressourcen effizient eingesetzt und den Unternehmern ein Weg zu weiteren Fördermöglichkeiten aufgezeigt werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Gründerzentren und Finanziers hat sich europaweit als ein entscheidender Faktor für die Beschaffung von Finanzmitteln für die kommerzielle Verwertung von Forschungsarbeiten erwiesen. Daraus ergab sich die Entwicklung von europaweit agierenden Finanzforen, die z. B. Biotechnologieunternehmen und Finanziers mit Interesse an diesem Gebiet zusammenführen. Dänemark prüft derzeit die Möglichkeiten zur Einrichtung eines Business-AngelsKo-Investitionsfonds, der eng mit den regionalen Business-Angels-Netzen verbunden wäre. Ein solcher Fonds könnte dann für Projekte genutzt werden, die von Business Angels bereits ausgewählt wurden. Hauptaufgabe dieses Fonds wäre die Pflege enger Beziehungen zu Business Angels, um einen möglichst kontinuierlichen Deal-Flow zu gewährleisten. Ko-Investitionsfonds müssen 43 professionell gemanagt werden und den Business Angels ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, nur dann sind diese bereit, Risiken und Rendite ihrer Beteiligungen zu teilen. Beispielhafte Verfahrensweisen - Beispiel 11: Projektpipeline in Finnland In Finnland besteht ein Projektvorbereitungs- und –finanzierungsmodell auf der Grundlage einer öffentlich-privaten Partnerschaft, dessen Hauptzielgruppe Technologieunternehmen in der Vorbereitungsphase sind und das vom nationalen Fonds für Forschung und Entwicklung organisiert wird. Mit dem Modell sollen Unternehmer mit guten Geschäftsideen gezielt dazu veranlasst werden, einen Geschäftsplan aufzustellen und sich möglichst schnell Finanzmittel zu beschaffen. Das System holt über vier Technologietransferzentren, die mit den führenden Hochschulen des Landes zusammenarbeiten, Projektvorschläge von Gründerzentren, Technologiezentren und Wissenszentren herein. Die Technologietransferzentren sammeln die Vorschläge von Unternehmern (bis dato 250 Vorschläge innerhalb von 10 Monaten) und wählen die besten Projekte (bislang 54 Projekte) für das Beteiligungsvorbereitungsprogramm aus, über das die Unternehmer Zuschüsse der öffentlichen Hand für die Aufstellung ihres Geschäftsplans erhalten. Die Unternehmer, deren Projekte ausgewählt wurden, erhalten zwei bis vier Monate Zeit für die Aufstellung eines Geschäftsplans. Ein regelmäßig zusammentretendes Gremium nimmt eine eintägige Bewertung der Geschäftspläne vor, daraufhin werden die für gut befundenen Projekte in ein nationales Matching-System aufgenommen, über das Business Angels die für sie interessanten Projekte auswählen können. Derzeit beteiligen sich rund 100 Business Angels an dem Modell, bis Ende 2002 soll die Zahl 200 erreicht sein. Bislang haben von 20 Geschäftsplänen in dem MatchingSystem sechs Investoren gefunden. Bei Bedarf kann die Beteiligung von Business Angels durch eine Beteiligung von Sitra ergänzt werden. Für Sitra sind diese Investitionen mit geringem Risiko und geringen Kosten verbunden, da das Bewertungssystem die Qualität der Vorschläge gewährleistet, so dass Sitra keine eigenen Bewertungs- und Managementkapazitäten braucht. Derartige öffentlich-private Partnerschaften fungieren als Multiplikatoren zur Aktivierung von privaten Investoren, da sie ständig neue Unternehmen auftun und das Engagement des öffentlichen Sektors für die Ergebnisse des Auswahlprozesses zeigen. Das finnische Experiment kombiniert einen Prozess der aktiven Suche nach geeigneten Projekten mit gezielter Beteiligungsvorbereitung, Business-Angel-Matching und Vermittlung an Wagniskapitalfonds. Katalysator dieses Prozesses ist der öffentliche Sektor, der sich über den Nationalfonds als zuständige Fachorganisation engagiert. Weitere Informationen unter: www.sitra.fi 6.3. Grenzüberschreitende Aktivitäten Trotz der Bemühungen um eine Vereinheitlichung der europäischen Finanzmärkte kommt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Business-Angels-Markt nur langsam in Gang. Transnationale Zusammenarbeit kann neue Perspektiven für die gemeinsame Nutzung von Knowhow und Erfahrung innerhalb eines relativ homogenen Gebiets eröffnen. Transnationale Netze könnten als ein wichtiger erster Schritt zur Verbesserung der internationalen Kontakte von Business Angels fungieren, zumal wenn das regionale Beteiligungsmodell in Bereichen, die spezielles Knowhow erfordern, an seine Grenzen stößt. Die derzeit laufenden Vorarbeiten für die Errichtung eines skandinavischen Business-Angels-Netzes, das die nationalen Netze in Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland verbinden soll, sind ein 44 Versuch einer derartigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Durch diese Kooperation würden die Beteiligungsmöglichkeiten gegenüber den begrenzten Märkten in den einzelnen Ländern deutlich erweitert. Die Verbindung soll über eine gemeinsame elektronische Matching-Plattform hergestellt werden. Wenn ein solches Business-Angels-Netz für Skandinavien tatsächlich eingerichtet wird und sich als erfolgreich erweist, wäre damit ein wertvolles Vorbild für andere grenzüberschreitende Business-Angels-Initiativen in Europa geschaffen. Das Netz „Connect“ will High-Tech-Unternehmen ein breites Spektrum von Ressourcen erschließen. Es basiert auf einem amerikanischen Vorbild, das an die Gegebenheiten in Schweden, dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Norwegen angepasst wurde. Neben der Strategieberatung für Unternehmer bietet es ein Finanzforum als Kontaktebene für Investoren und Unternehmer. Auch viele Business-Angels-Netze setzen verstärkt auf grenzüberschreitende Aktivitäten. Ein deutsch-italienisches Netz ist mit Erfolg in beiden Ländern tätig. In Österreich vermittelt die Innovationsagentur ihren Investoren internationale Partnerschaften über ihre Partner in Südtirol und im slowakischen Bratislava (Pressburg). In Bratislava arbeitet die Innovationsagentur mit der slowakischen Garantie- und Entwicklungsbank zusammen. Auch andere Netze sind grenzüberschreitend aktiv und expandieren insbesondere in die Beitrittsländer. In Märkten, in denen der Beteiligungssektor noch unterentwickelt ist, beteiligen sich Business Angels auch an Unternehmen in traditionellen Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe. Die Vereinheitlichung der europäischen Risikokapitalmärkte wird das Potenzial und auch die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verstärken. Die höhere Effizienz und die Weitergabe von beispielhaften Verfahrensweisen lassen eine solche Kooperation, insbesondere mit den Beitrittsländern, wünschenswert erscheinen. 7. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 7.1. Schlussfolgerungen der Untersuchung Besteuerung Regulatorisches Umfeld Umfeld Die Möglichkeiten zur Verbesserung des steuerlichen Umfelds hängen davon ab, wie das bestehende Steuersystem konzipiert ist und ob der politische Wille besteht, Veränderungen vorzunehmen. Niedrige oder gar keine Kapitalertragssteuern sind eine Alternative. Sehr gebräuchlich ist die Einführung von Beteiligungsstaffeln, die Beteiligungen für Business Angels attraktiv machen. Wichtig ist, dass sowohl die Mitgliedstaaten als auch die Organe der Europäischen Union bei der Ausarbeitung von Gesetzentwürfen die Bedürfnisse des informellen Risikokapitalmarktes berücksichtigen. Aufgrund des informellen Charakters dieses Marktes eine nicht immer einfache Aufgabe. 45 Aktivitäten der Netze Die verstärkte Sensibilisierung für die Vorteile und das Dienstleistungsangebot von Business Angels und Business-Angels-Netzen ist ein erster Schritt zum Ausbau des Business-Angels-Marktes. Sowohl den potenziellen Business Angels als auch den Unternehmern müssen die Vorzüge von Business-Angels-Netzen bewusst gemacht werden. Verstärkte Sensibilisierung erfordert langfristige Anstrengungen, und genau hier haben sich öffentlich-private Partnerschaften in vielen Ländern als ausgesprochen hilfreich erwiesen. Auf europäischer Ebene sollte das EBAN seine Aktivitäten in diesem Bereich fortführen. QualifizierungsBusiness Angels sind vielfach auf Information und maßnahmen Qualifizierungsmaßnahmen angewiesen, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Viele Netze organisieren Qualifizierungsveranstaltungen für Business Angels und Unternehmer. Beteiligungsvorbereitung Beteiligungsvorbereitung heißt, dass der Unternehmer bei der Präsentation seines Projekts Verständnis für die Belange des Investors zeigt und gezielt darauf eingeht. Die Erfolgsaussichten bei der Suche nach Investoren kann durch entsprechende Beteiligungsvorbereitung der Unternehmer verbessert werden. Den Unternehmern müssen die Unterschiede zwischen verschiedenen Finanzierungsquellen und die spezifischen Belange der Business Angels bewusst sein. Qualität und Mit einem Verhaltenskodex sollen verbindliche Leitlinien für die Arbeit neu Vertrauenswürdigkeit der eingerichteter Netze vorgegeben, und das Vertrauen der Investoren Netze gestärkt werden. Um ein Mehr an Integration zu erreichen, sollten Netze und öffentliche Einrichtungen Sensibilisierungskampagnen durchführen, die speziell die unterrepräsentierten Gruppen unter den potenziellen Business Angels aktivieren. Finanzierung der Zu den potenziellen Quellen, aus denen die Aktivitäten von BusinessBusiness-Angels-Netze Angels-Netzen finanziert werden können, zählen staatliche Beihilfen, Erfolgshonorare, Mitgliedsbeiträge, Gebühren für Weiterbildungsmaßnahmen und Sponsorengelder. Etwa die Hälfte der Business-Angels-Netze erhält zumindest in gewissem Umfang Unterstützung von lokalen, regionalen oder staatlichen Stellen. Die Unterstützung des öffentlichen Sektors wird u. a. auch über den Regionalentwicklungsfonds der EU kanalisiert. Matching-Prozess Effizienz der Netze Durch Business-Angels-Netze können Business Angels ihre Außenwirkung und ihren Deal-Flow verbessern. Der Informationsaustausch auf nationaler und transnationaler Ebene stellt für Business Angels ein effizientes Instrument zur Verbesserung die Reichweite ihrer Aktivitäten und zur Vergrößerung des Angebots an potenziellen Projekten auf ihrem jeweiligen Interessengebiet dar. Das Internet wird zunehmend als wichtigste Plattform für „Prematching“ und Prüfung genutzt. Multiplikatorwirkung und Business-Angels-Netze können durch die Zusammenarbeit untereinander, Zusammenarbeit mit Gründerzentren und mit Wagniskapitalfonds ihr Erfahrungspotenzial verbreitern. Sensibilisierung 46 Integration Grenzüberschreitende Aktivitäten Der Aufbau eines Unternehmens ist ein langwieriger Prozess, und Unternehmer brauchen in allen Phasen der Entwicklung ihres Unternehmens Unterstützung. Es besteht Bedarf an einer Verknüpfung der verschiedenen Mechanismen zur Unternehmensförderung, damit Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden. Die Vereinheitlichung der europäischen Risikokapitalmärkte wird das Potenzial und auch die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verstärken. Die höhere Effizienz und die Weitergabe von beispielhaften Verfahrensweisen lassen eine solche Kooperation, insbesondere mit den Beitrittsländern, wünschenswert erscheinen. 7.2. Empfehlungen 1. Verstärkte Sensibilisierung von Business Angels und Business-Angels-Netzen Indem der öffentliche Sektor in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor den Aufbau eines funktionierenden Business–Angels-Marktes bereits in der Frühphase unterstützt, kann er auf kostenwirksame Weise einen Beitrag dazu leisten, dass die politischen Ziele mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen erreicht werden. In all denjenigen Mitgliedstaaten und Beitrittsländern, in denen das Business-Angels-Konzept noch nicht die kritische Masse erreicht hat, müssen langfristig angelegte Sensibilisierungskampagnen durchgeführt werden. Die Organisation dieser Kampagnen sollten öffentlicher und privater Sektor gemeinsam in die Hand nehmen. Ziel der Kampagnen muss es sein, den Wissensstand im Lager der Unternehmer und der potenziellen Business Angels – auch potenzieller Business Angels aus bislang unterrepräsentierten Gruppen – zu verbessern. 2. Datenerhebung über den Business-Angels-Markt Business Angels unterstützen mit der Beteiligung am Eigenkapital von Unternehmen, durch die Bereitstellung von Managementerfahrung und mit ihren Kontakten in der Wirtschaft den Aufbau neuer Unternehmen. Business Angels spielen bei der langfristigen Förderung neuer Unternehmen und damit für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region und der betreffenden Volkswirtschaft eine wichtige Rolle. Um diesen Markt verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und politische Maßnahmen zur Förderung des Business-Angels-Marktes zu unterstützen, müssen im Rahmen einer europaweit konzertierten Aktion mehr Daten über Business Angels erhoben werden. 3. Einrichtung eines Business-Angels-Panels für die Erörterung von Themen, die für die Business-Angels-Gemeinschaft von Belang sind Aufgrund seines informellen Charakters verfügt der Business-Angels-Beteiligungsmarkt oft nur über eine geringe Außenwirkung. Um diese Situation zu verbessern und ein Forum zu schaffen, in dem Business Angels für sie interessante Themen erörtern und darüber berichten können, wird die Einrichtung eines Business-Angels-Panels auf europäischer Ebene empfohlen, an dem sich auch Repräsentanten aus der Gemeinschaft der Wagniskapitalinvestoren beteiligen. Eine solche Diskussionsrunde könnte die Business-Angels-Netze dabei unterstützen, die Aktivitäten der Business Angels einer breiteren Öffentlichkeit in Europa bekannt zu machen. 4. Verstärkte Aufmerksamkeit für die Auswirkungen von Steuern auf die Investitionsbereitschaft von Business Angels Die Besteuerung von Wagniskapital- und Eigenkapitalbeteiligungen hat Auswirkungen auf die Attraktivität dieser Investitionsformen, da sie direkt die Rendite der Investoren beeinflusst. Ein 47 steuerliches Umfeld, welches risikobehaftete Investitionen fördert, kann einerseits durch eine niedrige Kapitalertragssteuer auf Investitionen durch Business Angels geschaffen werden, oder aber durch die Einführung einer Steuerklasse für förderungsfähige Investitionen. Durch ein ungünstiges steuerliches Umfeld werden Investitionen möglicherweise verhindert, was sich nachteilig auf die Schaffung von Wohlstand und Arbeitsplätzen auswirkt. 5. Sicherung der Beteiligung der öffentlichen Hand an der Finanzierung der Arbeit der Business-Angels-Netze Viele Business-Angels-Netze beziehen bereits Beihilfen von lokalen, regionalen oder staatlichen Stellen. Darüber hinaus erhalten sie Unterstützung aus dem Regionalfonds der Europäischen Union. Diese Unterstützung der öffentlichen Hand ermöglicht es den Netzen, die Beteiligungsvorbereitung der Unternehmen zu verbessern, Matching-Prozesse durchzuführen und Sensibilisierungskampagnen, Qualifizierungsmaßnahmen und sonstige Förderaktivitäten zu organisieren. Mit ihrer Arbeit tragen die Netze auf lokaler Ebene zur Schaffung von Wohlstand und Arbeitsplätzen bei. Insbesondere lokale und regionale Behörden ziehen aus der Arbeit von aktiven Business-Angels-Netzen beträchtliche Vorteile für ihre Region, daher sollten sie ihre Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung insbesondere von neu gegründeten Business-Angels-Netzen ernsthaft prüfen. 6. Anspruchsvolle ethische Standards für Business-Angels-Netze Viele Business-Angels-Netze haben sich bereits einen Verhaltenskodex zugelegt; Netze, die dies noch nicht getan haben, sollten dazu ermuntert werden. Transparente Verhaltensregeln mit anspruchsvollen ethischen Standards für Investoren und Unternehmer leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung des Business-Angels-Marktes. 48 ANHANG Mitglieder der Expertengruppe Belgien Herr Bernard Surlemont Herr Frédéric Nlemvo Dänemark Frau Glenda Napier Deutschland Herr Udo Neuhäusser Griechenland Herr Spyros Makridakis Herr Ioannis Patiris Spanien Herr Gunter Schiendl Herr Víctor Portillo Frankreich Herr André Jaunay Irland Frau Noelle Tumson Italien Herr Paolo Anselmo Luxemburg Herr Albert Frank Niederlande Frau Mira Stol-Trip Université de Lausanne BFSH1 CH-1015 Lausanne bernard.surlemont@hec.unil.ch Université de Liège Boulevard du Rectorat, 7 B-4000 Liège f.nlemvo@ulg.ac.be Danish Business Angels Network Langlinie Allé 19 DK-2100 Kobenhavn O gn@dban.dk Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Referat VI A 5 (Innovationsfinanzierung) Heilsbachstrasse 16 D-53123 Bonn neuhaeusser@bmwi.bund.de sm@lamda-development.net Ministry of Development 80 Michalakopoulou Street EL-111510 Athènes patirisi@ypan.gr CIDEM C/ Provença 339 E-08037 Barcelona gschiendl@cidem.gencat.es Ministerio de Economia Paseo del Prado N6 8 planta E-28014 Madrid vportillo@tesoro.mineco.es Directeur Territorial Conseil Régional 35 Boulevard des Invalides F- 75007 Paris andre.jaunay@iledefrance.fr Investment Services Directorate Venture Capital/Business Angels Wilton Park House, Wilton Place Dublin 2 noelle.tumson@enterprise-ireland.com Euro-Bic Vallée d’Aoste Centro Sviluppo S.p.A. Regione Borgnalle 10/L I-11100 AOSTA info@centrosviluppo.it Ministère des Classes Moyennes du Tourisme et du Logement Avenue Emile Reuter 3 L-2937 albert.frank@cmt.etat.lu Corporate Finance Department Directorate General Enterprise Postbus 20101 NL-2500 EC Den Haag m.m.stol-trip@minez.nl 49 Österreich Frau Renate Grabherr Herr Helmut Dorn Portugal Herr Nuno Goncalves Finnland Herr Pertti Valtonen Schweden Frau Birgitta Österberg Herr Göran Ekström Vereinigtes Königreich Herr Bernard Hallewell Norwegen Herr Truls Erikson Experten aus der Privatwirtschaft Herr Jean-Louis Duplat Frau Emma Fau Sebastian Frau Hilde Goossens Herr Christian Saublens Herr Alfons Westgeest Herr Peter Jungen Herr Franco Rizzo Innovationsagentur Taborstrasse 10 A-1020 Wien rgrabherr@innovation.co.at Innovationsagentur Taborstrasse 10 A-1020 Wien h.dorn@awsg.at Dept of SME Financial Policies IAPMEI Rua Rodrigo da Fonseca 73 P-1269-158 Lisboa nuno.goncalves@iapmei.pt Ministry of Trade and Industry Aleksanterinkatu PO box 32 FIN-00023 Governement pertti.valtonen@ktm.vn.fi Swedish Agency for Business Development P.O. Box 47631 SE-117 86 Stockholm birgitta.osterberg@nutek.se Swedish Agency for Business Development P.O. Box 47631 SE-117 86 Stockholm goran.ekstrom@almi.se National Business Angels Network 40-42 Cannon Lane UK-London EC4N 6JJ bernardh@bestmatch.co.uk Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet Alfred Getzv. 1 N-7491 Trondheim truls.erikson@iot.ntnu.no Ernst & Young Marcel Thirylaan 204 B – 1200 Brussel EVCA Minervastraat 6 B-1930 Zaventem evca@evca.com Vlerick Business Angels Network C/o Vlerick Leuven Gent Management School B – 9050 GENT hilde.goossens@vlerick.be EBAN / EURADA Avenue des Arts 12, bte 7 B – 1210 BRUSSELS info@eban.org Ernst & Young Marcel Thirylaan 204 B – 1200 Brussel alfons.westgeest@ey.be Business Angels Netzwerk Deutschland Gustav-Heinemann-Ufer 54 D – 50968 KÖLN peter.jungen@netcologne.de Business Angel Netzwerk Ostwestfalen Hans-Boecklerstraße 20-22 a D – 59423 UNNA 50 Herr Risto Kalske Herr Ben Lacor Herr Rui Delgado Frau Nuria Bosch Herr Martin Carr Frau Erika Caruana Herr David Grahame Herr Colin Mason Herr Staffan Gullander Herr Jacques Putzeys Europäische Kommission Herr Albrecht Mulfinger Herr Vesa Vanhanen SITRA PO Box 160 Itämerentori 2 FI – 00181 HELSINKI risto.kalske@sitra.fi NEBIB Postbus 154 NL – 3620 AD BREUKELEN nebib@nebib.nl Gesventure Rua Jose Manuel Cerqeira alfonso Santos 3 - 1° Esq P-2685-344 Prior Velho rdelgado@mail.telepac.pt CIDEM Provença 339 E – 08010 BARCELONA Business Link Hertfordshire 45, Grosvenor Road St. Albans UK – Hertfordshire AL1 3AW martin.carr@herts.businesslink.co.uk Project Manager sisters@maltanet.net LINC Scotland Queens House 19, St Vincent Place UK – GLASGOW G1 2DT david_grahame@lincscot.co.uk University of Strathclyde Level 14, Livingstone Tower, Richmond St Glasgow G1 1XH colin.mason@strath.ac.uk Ekonomiska institutionen Linköpings universitet S-58183 Linköping stagu@eki.liu.se Angel Bourse Venturers House Prince Street Bristol UK – Bristol BS1 4PB jacquesp@angelbourse.com Referatsleiter Generaldirektion Unternehmen, Zugang zu Finanzmitteln Europäische Kommission B-1049 Brüssel albrecht.mulfinger@cec.eu.int Generaldirektion Unternehmen, Zugang zu Finanzmitteln Europäische Kommission B-1049 Brüssel vesa.vanhanen@cec.eu.int 51