Mäuse wieder auf dem Vormarsch
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Mäuse wieder auf dem Vormarsch
Mäuse wieder auf dem Vormarsch Werner Roth Die große Wühlmaus, auch Schermaus genannt, kann mit 12-23 cm Länge die Größe einer Ratte erreichen. Sie wird zwischen 80 g und 180 g schwer, hat einen stumpfen Kopf mit kleinen Ohren, der Schwanz ist halb so lang wie der Körper. Die Goße Wühlmaus auch Schermaus genannt Die Pfoten sind relativ groß und mit starken Krallen besetzt. Die großen kräftigen Nagezähne stehen etwas hervor. Nach einer Tragezeit von 21 Tagen bringen die Weibchen während der Vegetation vier bis fünf Mal durchschnittlich vier Junge zur Welt. Die Schermaus, welche keinen Winterschlaf hält, lebt fast ausschließlich unter der Erde in hochovalen, etwa 5 cm breiten und 7cm hohen Gängen. Die hochovale Öffnung des Wühlmausganges Die Gänge des Maulwurfs hingegen sind queroval. Die Gänge verlaufen meistens in 5-6 cm Tiefe waagerecht zur Erdoberfläche, im Herbst können auch tiefere Gänge angelegt werden. An ruhigen tiefer liegenden Stellen des Gangsystems werden Nester aus Gräsern zur Aufzucht der Jungen sowie für Ruhezeiten angelegt. Außerhalb der Jungenaufzucht wird ein Gangsystem, das bis zu 50 m lang sein kann, oft nur von einem Tier bewohnt. Besonders Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 1 im Herbst sind neben den Gängen, die oftmals flachen und lang gestreckten Erdhaufen zu erkennen. Der Maulwurf hingegen wirft runde kegelförmige Erdhaufen auf, in dessen Mitte der Gang endet. Die Wühlmaus schädigt vor allem durch unterirdischen Fraß an Wurzeln oder Knollen aller Pflanzen. In den Gängen wird alles abgefressen. Die Schäden können so massiv sein, dass eine Neuansaat erforderlich ist. Die Erdhaufen können im Folgejahr zu erheblichen Futterverschmutzungen führen. Der größte Schaden wird an jungen Obstbäumen verursacht, da sie die Wurzeln so stark abnagen, dass Bäume total ausfallen können. Wühlmäuse verlassen auch ihre Gänge, um Pflanzen oberirdisch abzufressen. Im Gegensatz zur Wühlmaus, ist der Maulwurf kein Pflanzenfresser; er ernährt sich nur von Insekten und Würmern. Der Maulwurf schädigt nicht die Pflanzenbestände, seine Erdhaufen stören, Arbeitsabläufe und verursachen eine Verschmutzung des Futters. Ein starker Wühlmausbesatz Durch aufgeworfene Erdhügel vorprogrammierte Futterverschmutzung Bekämpfungsverfahren Welches Bekämpfungsverfahren oder Methode zum Einsatz kommt, hängt von der Befallstärke, Größe der geschädigten Fläche, den vorhandenen Arbeitskräften sowie der Beachtung von gesetzlichen Auflagen, ab. An erster Stelle sollte die Förderung der natürlichen Feinde stehen, dies gilt für Wühlmäuse als auch für Feldmäuse. Zu den natürlichen Feinden zählen Greifvögel, z.B. Bussard, Turmfalke und Schleiereule. Ein Bussard kann am Tag bis zu acht Mäuse erbeuten. Den Greifvögeln wird das bejagen durch Aufstellen von Sitzstangen erleichtert. Diese sollten 2 – 3 m hoch, der Querbalken 25 – 30 cm lang und 2 – 5 cm Durchmesser haben. Sitzstangen können auch am Feldrand aufgestellt werden. Auch andere Wildtiere wie Fuchs, Dachs, Hermelin und Wiesel machen Jagd auf Feld- und Wühlmäuse. Da der Fuchs nach dem Gehör jagd, ist er in der Lage, Mäuse auch unter einer Schneedecke aufzuspüren. Für den Fuchs als bedeutenden Feind sollte ein Bejagungsverbot erlassen werden, da die Population durch den Straßenverkehr stark dezimiert wird. Hermelin und Wiesel jagen beide unterirdisch. Bei einer starken Befallslage ist zu erkennen, dass gerade in ausgeräumten Fluren die Schäden durch Mäuse am größten sind. Natürliche Feinde sind auf eine ausreichende Anzahl vorhandener „Landwirtschaftselemente“ (Bäume, Hecken, Feldgehölze) angewiesen, welche ihnen Schutz- und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 2 Eine Bekämpfung der Wühlmäuse ist schwierig und aufwendiger als eine Feldmausbekämpfung. Für fast alle Verfahren, ob chemisch oder mechanisch, muss ein bewohntes Gangsystem mittels Suchstab gesucht werden, um dort etwas aufzustellen oder einzuführen. Ob ein Gangsystem bewohnt ist, stellt man durch öffnen des Ganges und Kontrolle nach 1-2 Stunden fest. Ist der Gang bewohnt, wird die Maus versuchen, die Öffnung binnen kurzer Zeit zu verschließen. Eine wirksame, aber aufwendige Methode ist die Bekämpfung mittels Fallenfang und deswegen nur für kleine Flächen praktikabel. Im Handel werden verschiedene Fallentypen angeboten. Bei den Meisten muss der Gang geöffnet und die Fallen am besten nach beiden Richtungen im Gang platziert werden. Anschließend wird die Aufbruchstelle wieder zugelegt. Um eine Erfolgskontrolle durchführen zu können, müssen die Stellen markiert werden. Neue Fallen sollten erst einige Tage im Freien auf der Erde liegen, damit sie den Umgebungsgeruch annehmen. Wühlmäuse reagieren empfindlich auf Fremdgerüche und würden den Fallen fernbleiben. Am einfachsten zu Handhaben ist die „Topcat Falle“. Es wird nur ein etwa 5 cm großes Loch im Wühlmausgang ausgestochen, die rohrähnliche Falle von oben eingesetzt und gespannt. Da die Falle zur Hälfte aus der Erde ragt und der Spannhebel ganz oben sitzt, ist eine einfache Erfolgskontrolle möglich. Im Obstbau sollte zur Vorbeugung bei Pflanzung von jungen Bäumen im Wurzelbereich ein Drahtkorb angelegt werden. In Anzeigen wird häufig für Geräte geworben, die durch Schall oder Erschütterungswellen Wühlmäuse vertreiben oder bekämpfen sollen. In Versuchen konnten die Geräte die Versprechen nicht bestätigen. Eine relativ einfache Möglichkeit zur Bekämpfung ist das einleiten von Auspuffgasen (Kohlenmonoxyd CO) aus Benzinmotoren in die Gänge. Hat man in der Vergangenheit oftmals Abgase aus vorhandenen Zweitaktmotoren (Moped) eingeleitet, so werden heute für dieses Verfahren spezielle Geräte angeboten. Das WÜMA „Wühlmausbekämpfungsgerät“ besteht aus einem Zweitakt Benzinmotor mit Gebläse, einem Schlauch und Einführungslanze. Die Gaseinführungslanze wird in den Gang gesteckt und ca. fünf Minuten Kohlenmonoxydgas eingeleitet. Durch das Gebläse verbreitet sich das Gas mit so hoher Geschwindigkeit, dass der Wühlmaus keine Zeit mehr bleibt, die Gänge abzudichten oder zu verlassen. Der MAUKI Mausvernichter arbeitet nach einem etwas anderen System. Der MAUKI - Mausvernichter Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 3 Der Motor ist ein starker Viertakt Benzinmotor, auf dem Gerät befindet sich ein Zusatzbehälter für ein Benzin-Diesel Gemisch (1:50). Mit einer Benzinpumpe wird dieses Gemisch angesaugt, genau dosiert in den Spezialschalldämpfer eingespritzt und dort verdampft. Es entsteht Rauch mit einem sehr hohen CO-Anteil. Diese Gase werden über einen flexiblen Metallschlauch und einer Glocke in das Gangsystem geleitet. Der hohe Abgasdruck des Motors bewirkt eine schnelle Gasverteilung. Der stark CO-haltige Rauch lähmt in Sekunden die Atemwege der Mäuse, was zu einem raschen und schmerzlosen Tod führt. Da das Gangsystem einer Wühlmaus sehr lang sein kann, reicht bei intakten Gängen alle 10-20 m eine Einleitung. Beide Geräte sind nicht zur Feldmausbekämpfung geeignet, da hier stets offene Gänge vorhanden sind, wo sowohl Mäuse als auch Gase entweichen können. Eine Anwendung in Wasserschutzgebieten ist nicht zulässig; wegen Eigengefährdung sollte auch kein Einsatz auf sehr leichten und skelettreichen Böden erfolgen. Mit dem MAUKI Mäusevernichter wurden auf den Versuchsflächen des DLR Eifel sehr erfolgreich Wühlmäuse bekämpft. Nachteil beider Geräte ist, dass sie wie eine Schubkarre über die Fläche geschoben werden müssen. Da ein Motor vorhanden ist und ständig läuft, wären bequemere Lösungen denkbar.Eine andere Möglichkeit der Begasung ist die Anwendung von Begasungsmitteln, welche unter Einwirkung der Bodenfeuchte giftigen Phosphorwasserstoff entwickeln. Ohne strenge Auflagen ist eine Bekämpfung mit der Arrex Wühlmaus Patrone möglich. Der Anwender muss über 18 Jahre alt sein, ein Einsatz in und an Gebäuden ist untersagt. Die Patrone wird durch Reiben an einer Zündholzschachtel entzündet, die brennende Patrone in den geöffneten Gang eingeführt, der Gang wird dann ohne Beschädigung (am besten mit einer Steinplatte) verschlossen. Der Rauch aus der Patrone ist nicht giftig, erst im Boden entsteht aus der Abbrandschlacke unter Feuchtigkeitseinfluss Phosphorwasserstoff. Da die Gasentwicklung 12-24 Stunden dauert, dürfen die Gänge frühstens nach zwei Tagen geöffnet werden. Strengere Auflagen gelten für die Anwendung von Polytanol oder Detia Wühlmaus Killer. Es handelt sich hier um kleine Brocken, welche in die Gänge gelegt werden und sofort unter Einfluss der Bodenfeuchtigkeit Phosphorwasserstoff entwickeln. Die Anwendung darf nur im Freiland auf Wiesen und Weiden erfolgen. Von sachkundigen Personen dürfen nur kleine Mengen (z.B. bei Polytanol die 125 g Dose) erworben werden. Größere Gebinde können nur mit einem speziellen Befähigungsschein erworben und ausgebracht werden. Bei den oben genannten Produkten ist die Gebrauchsanweisung unbedingt genau zu befolgen, unsachgemäße Anwendung verursacht eine Eigengefährdung. Mit weniger Eigengefährdung und Auflagen ist die Bekämpfung mit so genannten Wühlmausködern oder Schermaus-Sticks verbunden. Es handelt sich um pflanzliche Köder mit dem Akutgift Zinkphosphid. Diese teils verpackten Portionsriegel werden in die noch bewohnten Wühlmausgänge gelegt. Dies kann einfach per Hand erfolgen oder mit Hilfe von Köderstationen. Spezielle Köderstationen (topfähnlicher Behälter im Gang) erleichtern die Kontrolle der Köderaufnahme durch Mäuse. Bei großen Flächen besteht die Möglichkeit die Sticks mit Hilfe eines Schermausfluges, welcher einen künstlichen Gang durch den Boden zieht, auszubringen. Dabei wird von einer Bedienungsperson alle 5-10 m ein Köder durch ein Rohr in denn Gang fallen gelassen. Wühlmäuse nehmen die künstlichen Gänge an und innerhalb weniger Tage die Köder auf. Es zeigt sich, dass auf sehr leichten sandigen Böden die Gänge nicht lange stabil bleiben und schnell einbrechen. Feldmäuse Die Feldmaus, das häufigste Säugetier Mitteleuropas, wird bis zu 12 cm lang und kann ein Körpergewicht von 18 – 35 g erreichen. Im Gegensatz zur Hausmaus hat sie kleinere Ohren und einen kürzeren, nur bis zu 4,5 cm langen Schwanz. Sie hält keinen Winterschlaf und ist sehr kältetolerant. In geschützten, trockenen Nestern sind bis zu – 10 °C kein Problem. Die Feldmaus liebt allgemein eine trockene Witterung, stark zusetzen würde ihr ein ständig feuchtes Nest bei entsprechenden niedrigen Temperaturen. Die hohe Fruchtbarkeit bei bis zu 7 Würfen pro Jahr, mit je 4 – 8 Jungen, die bereits nach vier Wochen wieder Fortpflanzungsfähig sind – führt dazu, dass sich große Populationen bilden, die innerhalb kurzer Zeit die Grasnarbe vollkommen zerstören können. Den Mäusen folgen oft Ungräser und Unkräuter, welche die Narbenlücken füllen. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 4 Feldmäuse werfen im Gegensatz zur Wühlmaus und zum Maulwurf keine Erdhügel auf. Sie zerstören die Grasnarbe durch ein dicht verzweigtes Netz von Fraßgängen, die in ständig offenen Löchern enden Vorbeugende Maßnahmen Weidereste und ein zu starker Aufwuchs im Herbst bieten den Mäusen Schutz und Deckung. Auch unter einer Schneedecke im Winter können die Mäuse ungestört vor natürlichen Feinden ihre Arbeit verrichten. Ein sauberes Mulchen der Flächen mit üppigem Aufwuchs ist im Herbst eine wichtige Maßnahme zur Minderung von Mäuseschäden. Alle produktionstechnischen Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Narbendichte beitragen, vermindern ebenfalls die Schadenswahrscheinlichkeit. Vor Bekämpfung Befallsstärke feststellen Wenn trotz vorbeugender Maßnahmen Feldmäuse Schäden verursachen, sind Bekämpfungsmaßnahmen angezeigt. Die Intensität der Bekämpfung richtet sich nach der Besatzstärke. Die Besatzstärke der Feldmäuse wird nach der sog. Lochtretmethode ermittelt. Hierzu werden die Mauslöcher auf einer Fläche von 16 x 16 m = 250 m² verschlossen und nach 24 Stunden wieder geöffnete Löcher ausgezählt. Ein starker Befall ist ab 20 wieder geöffneter Löcher, ein mittlerer Befall ab 5 und ein geringer Befall ab 2 – 3 Löcher zu erkennen. War es in der Vergangenheit möglich bei starkem Befall eine Ganzflächenbehandlung mit einem Ködergranulat, z.B. Ratron Feldmausköder durchzuführen, so hat dieses Bekämpfungsverfahren keine Zulassung. Der Ratron Feldmausköder darf zurzeit im Freiland nur in sog. Köderstationen mit je 100 g ausgelegt werden. Die Gesamtaufwandmenge je ha darf 10 kg nicht überschreiten. Als Köderstation kann ein 20 – 30 cm langes 50er Kunststoffrohr zum Einsatz kommen. Eine andere Möglichkeit der direkten Bekämpfung ist das Auslegen von Giftweizen oder Giftlinsen in die Mauslöcher. Es handelt sich um einen schnell wirkenden, gebrauchsfertigen Köder mit dem Wirkstoff Zinkphospid. Die Köder müssen verdeckt in die Löcher gelegt werden. In jedes Loch sollen etwa 5 Körner eingebracht werden. Durch den Einsatz einer Giftlegeflinte wird der Zeitaufwand erheblich Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 5 verringert, außerdem kommt der Anwender mit dem Köder nicht in Berührung. Giftlinsen haben im Vergleich zu Giftweizen eine längere Haltbarkeit. Bei mittlerem Befall werden vom Giftweizen ca. 2 kg/ha und bei Giftlinsen ca. 1 kg/ha benötigt. Beide Produkte sollten am Besten bei Trockenheit (3 – 4 Tage) eingesetzt werden, damit sich durch Regen und Feuchtigkeit kein Phosphingas aus dem Zinkphospid des Köders entwickelt, das abstoßend auf die Mäuse wirken kann. Bekämpfung der Feldmäuse Bei geringem Feldmausbefall hat sich das Aufstellen von Sitzbrücken zur Förderung natürlicher Feinde (Greifvögel) bewährt. Ein Bussard kann am Tag bis zu acht Mäuse erbeuten. Die Sitzstangen sollten 2-3 m hoch, der Querbalken 25-30 cm lang und 2-5 cm Durchmesser haben. Je ha reichen 2-3 Sitzstangen. Bei mittlerem Befall kann durch Auslegen von Giftweizen oder Linsen mit dem Wirkstoff Zinkphosphid ein hoher Bekämpfungserfolg erzielt werden. In die Löcher sind ca. 5 Körner verdeckt, d.h. unzugänglich für andere Tiere, auszulegen. Das Verfahren ist preisgünstig, aber sehr zeitaufwendig. Durch den Einsatz einer Legeflinte wird der Zeitaufwand verringert. Ein starker Befall lässt sich nur durch eine Ganzflächenbehandlung eindämmen. Dabei wird breitflächig ein Ködergranulat, z.B. Ratron Feldmausköder (10 kg/ha) mit Hilfe eines Granulats oder Düngestreuers ausgebracht. Die Mittelkosten betragen ca. 60 €/ha. Der Feldmausköder sollte nur bei trockener Witterung und darf nur auf bewachsenen Flächen bei nachgewiesener Notwendigkeit eingesetzt werden. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel November 2008 6