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Magazin des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V.
2‑|‑14
Juni 2014
H 10496
Spektrum
Gesund altern
Fit durch
Bewegung
WirtschaftsforumLeitbildprozess Autoimmunerkrankungen
Es geht ein bisschen aufwärts
Apotheker diskutieren Zukunft Kinderwunsch nicht unerfüllbar
Editorial
Berend Groeneveld
Fit für die Zukunft
2030 diese Jahreszahl klingt weit weg. Tatsächlich handelt ist sich aber um einen Zeitraum, der gerade mal
eine halbe Generation umfasst – 16 Jahre. Wir erlebten vor 16 Jahren Gerhard Schröder als neu gewählten
Bundeskanzler, Frankreich gewann im eigenen Land die Fußballweltmeisterschaft und für die deutschen
Apotheken war es das erste Jahr nach dem GKV-Neuordnungsgesetz. Wo werden die Apotheken in 2030
stehen? Wie wird es insbesondere in den ländlichen Regionen Niedersachsens um die Gesundheitsversorgung bestellt sein?
Es ist richtig und wichtig, insbesondere mit Blick auf den demographischen Wandel, dass wir uns nicht
nur über das Hier und Jetzt Gedanken machen. Sondern darüber, wo wir als Apotheken in 2030 stehen
wollen. Wie gehen wir mit einer Bevölkerung um, in der mehr als zwei Drittel der Patienten über 60
Jahre alt sein werden?
Ein gemeinsam entwickeltes Leitbild, zu dem bereits viele Kollegen in dankenswerter Weise aktiv beigetragen haben, gibt uns die Chance Maxime zu entwickeln, nach denen wir handeln wollen und werden.
Nur so können wir dafür sorgen, dass die Apotheken in Deutschland auch in Zukunft eine Schlüsselrolle
auf qualitativ hohem Niveau in der Gesundheitsversorgung übernehmen werden.
Genau wie beim Leitbildprozess, ist auch in diesem Heft die alternde Bevölkerung ein zentrales Thema.
Im zweiten Teil unserer neuen Serie „Gesund altern“ schildert unsere Autorin unter anderem, warum
Sport für Senioren besonders wichtig ist. Das Beispiel der 101-jährigen Ostfriesin Hildegard Kaiser demonstriert anschaulich, wie es auch in hohem Alter gelingt, sich mit Turnübungen geistig und körperlich
fit zu halten.
Außerdem erfahren Sie in diesem Heft mehr über die jüngsten Aktivitäten des LAV. Zum Beispiel fand
in Bad Zwischenahn bereits zum zehnten Mal der „Zwischenahner Dialog“ statt. Außerdem haben wir
in Hannover mit zahlreichen Gästen Heinz-Günter Wolf in den Ruhestand verabschiedet. Im Namen
der niedersächsischen Apothekerschaft danke ich ihm auch an dieser Stelle ganz herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz für die unabhängige, sichere und flächendeckende Arzneimittelversorgung in Niedersachsen. Wir werden an seine Verdienste anknüpfen, um die niedersächsischen Apotheken gemeinsam
mit unseren Partnern fit für die Zukunft zu machen.
Bleiben Sie gesund und genießen Sie die Sommer- und Urlaubszeit!
Ihr
Berend Groeneveld
Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V.
Geschäftsstelle
LAV Niedersachsen e.V.
Rendsburger Straße 24, 30659 Hannover
WINA GmbH
Rendsburger Straße 24, 30659 Hannover
Telefon 0511 61573-0, Fax 0511 61573-30/-31
E-Mail geschaeftsstelle@lav-nds.de
Telefon 0511 61573-21, Fax 0511 61573-32
E-Mail geschaeftsstelle@wina-nds.de
Geschäftszeiten: Mo. – Do. 8.00 bis 18.00 Uhr, Fr. 8.00 bis 16.00 Uhr
Foto: LAV Nds.
2 Spektrum
Spektrum
Inhalt Spektrum
LAV aktiv
■ Jubiläum:
■ FDP
und SPD: Apotheker besuchen Parteitage
■ Festakt:
18
Fit im Freien: Die wetterfesten Fitness-Geräte werden
meist generationenübergreifend eingesetzt. Mittler‑
weile sind sie häufig in Parks von Seniorenresidenzen und
Reha-Kliniken zu finden. Sie werden auch in Stadtparks, Kur‑
anlagen, Freizeitparks sowie auf Wohn- oder Firmen­geländen
eingesetzt und finden regen Zuspruch.
6
Gleich zwei
Mal waren die
Apotheker mit ihrem
Stand in Oldenburg.
Auf den Landespar‑
teitagen der FDP
und der SPD freuten
sich die Besucher
über Handcreme
und frisches Obst.
16
Auch für Pati‑
entinnen mit
einer schweren chro‑
nischen Erkrankung
kann sich der Kinder­
wunsch erfüllen.
Wichtig sind eine
frühzeitige Planung
und eine umfas‑
sende Beratung.
18
Bewegung hält
gesund. Das
gilt im fortgeschritte‑
nen Alter mehr denn
je. Selbst wer früher
ein Sportmuffel war,
kann im Alter noch
mit Sport beginnen.
Beispielsweise beim
Projekt „fit für 100“.
Titelfoto: playfit GmbH
21
Auch mit
ihren 101
Lebensjahren trai‑
niert Hildegard Kaiser
noch fleißig beim
Sportangebot in
Aurich. Geistig und
körperlich beweglich
ist sie ihr ganzes
Leben über gewesen.
Zehn Jahre Zwischenahner Dialog
Abschied von Heinz-Günter Wolf
■ Interview:
Der neue ABDA-Presseprecher
4
6
7
8
Politik und Wirtschaft
■ Wirtschaftsforum:
■ Leitbildprozess:
■ Kommentar:
Es geht ein bisschen aufwärts
Apotheker diskutieren Zukunft
Nachholbedarf
10
12
13
Markt
■ Innenarchitektur:
■ Kassensysteme:
Moderne Wohlfühlatmosphäre
14
Auf Knopfdruck den eigenen Bildschirm 15
Apothekenpraxis
■ Autoimmunerkrankungen:
■ Serie
Kinderwunsch nicht unerfüllbar 16
Gesund altern: Bewegt in den Ruhestand
■ Interview:
■ Porträt
Sport im Alter mit „fit für 100“
einer 101-Jährigen: Immer in Bewegung
■ WINA-Seminare:
18
18
21
Zeitmanagement und Selbstorganisation 23
Rubriken
■Förderkreis
14
■Fachliteratur
22
■Impressum
22
Diese Ausgabe enthält Beilagen der Curapharm Versicherungsmakler GmbH & Co. KG
und der TZMO Deutschland GmbH. Wir bitten freundlich um Beachtung.
3
LAV aktiv
Zehn Jahre gesundheitspolitische Debatte
Dialog feiert Jubiläum
Die Ökonomisierung im Gesundheitswesen schreitet weiter voran. Das zeigte der 10.
Zwischenahner Dialog. Schon frühzeitig warnte das Plenum vor den negativen Ent‑
wicklungen zu Lasten der Patienten und Versicherten.
„Wenig neue Ideen, keine
Prioritäten, mangelnde Positionierung“: Auch die aktuellen
gesundheitspolitischen Strategien der Großen Koalition
werden den drängenden Problemen und Herausforderungen in keiner Weise gerecht.
So hieß es auf der diesjährigen
Jubiläumsveranstaltung des
Zwischenahner Dialogs, zu
dem wieder der Landesapothekerverband Niedersachsen
e.V. gemeinsam mit dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis Nordwest der Forschenden Arzneimittelhersteller
(GPA-NW) zahlreiche Vertreter aus dem Gesundheitswesen eingeladen hatte.
Bei den Eckpunkten der
Gesundheitspolitik nach der
Wahl 2013 und Aufnahme der
Arbeit durch einen neuen Gesundheitsminister handele es
sich um ein „Sammelsurium“
von Einzelmaßnahmen, die
zum Teil nicht umsetzbar und
kaum zu koordinieren seien.
Das konstatierten Repräsentanten der Ärzte- und Apothekerschaft, der Kassen und forschenden Arzneimittelhersteller. Dieses „Sammelsurium“
umfasse unter anderem die
Änderung der Organisationsstrukturen der Vertragsärzte
bei gleichzeitiger Öffnung der
Krankenhäuser zur ambulanten Versorgung, die Koordination des Entlassmanagements
an der Schnittstelle ambulantstationär sowie Möglichkeiten
der Gründung von Medizinischen Versorgungszentren
(MVZ) durch Kommunen.
Es beinhaltet des Weiteren
die Schaffung eines Innova-
Von links: Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes
Niedersachsen e.V. mit den federführenden Initiatoren des Zwischenahner
Dialogs: Heinz-Günter Wolf und Joseph Schnieders.
tionsfonds, die Definition
von Korruption im Gesundheitswesen als Straftatbestand
sowie die Etablierung eines
Instituts für Transparenz und
Qualität zur sektorenübergreifenden Messung und Darstellung der Versorgungsqualität.
Kein ganzheitlicher Wurf
In Ermangelung des von allen Heilberuflern vermissten
ganzheitlichen Wurfes machte
Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), deutlich, dass
er eine klare Linie vermisse.
„Im Großen und Ganzen ist
das nichts“, konstatierte er.
Obwohl oder gerade weil so
unausgegoren, werden die
Eckpunkte jedoch mit erheblichen negativen Auswirkungen
auf das System, die Heilberufe
und die Patienten einhergehen, prognostizierte er.
Dem pflichtete auch Brigitte Käser, AOK Niedersachsen,
bei: „Alles, was derzeit disku-
tiert wird, ist keine Antwort
auf die großen Probleme
auch und gerade angesichts
des demographischen Wandels und steht für die große
Hilflosigkeit der Politik.“ Sowohl Brigitte Käser als auch
Rechtsanwalt Dr. Joachim
Kasper gingen in ihren Vorträgen detailliert auf den Referentenentwurf des GKV-Finanzstruktur- und QualitätsWeiterentwicklungsgesetzes
(GKV-FQWG) ein.
Detlev Parow von der DAK
Hamburg begrüßte die Absicht der Bundesregierung,
mit dem Referentenentwurf
zum GKV-FQWG schnell in
die praktische Umsetzung
wichtiger Maßnahmen des
Koalitionsvertrages einzusteigen. Die Neujustierung der
Finanzierung der gesetzlichen
Krankenversicherung gehöre
nach seiner Meinung zu den
vordringlichen Aufgaben.
Vor allen weiteren Maßnahmen und Reformen gelte es
zunächst, die Auswirkungen
des AMNOG zu betrachten
und dieses als „lernendes System“ ernst zu nehmen, mahnte Norbert Schellberg vom
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa). Es
könne nicht sein, dass medizinische Aspekte und Inhalte im
deutschen Gesundheitssystem
mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt und von
ökonomischen Interessen
überlagert werden.
Dazu bemängelte er, dass
insbesondere die frühe Nutzenbewertung durch den
G-BA und Erstattungsbetragsverhandlungen mit dem
GKV-Spitzenverband von
letzterem dominiert werden,
da er Regelgeber, Schiedsrichter und Spieler im AMNOGProzess sei. Innovationen
müssten angemessen honoriert werden. Arzneimittel
mit Zusatznutzen müssten
den Patienten auch erreichen.
Einbindung der Apotheker
Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Nie­
der­sachsen e.V. (LAV), forderte die verstärkte Einbindung
der Apotheker in das Versorgungsmanagement und die
Prävention bei honorierter
Wirtschaftlichkeit für pharmazeutische Dienstleistungen
(BTM, Rezeptur, Beratung im
Rahmen des ABDA-KBV-Modells gemäß der Devise „Pay
for Performance“ etc.).
Das System Apotheke werde
suboptimal genutzt. Dabei sei
diese flächendeckend vorhanden. „Keine andere Institution
im Gesundheitswesen kann
ohne Anmeldung für jeden
Menschen qualifizierten akademischen Rat erbringen und
als Lotse im Gesundheitswesen dienen. Keine andere Institution genießt eine so hohe
Akzeptanz der Bevölkerung“,
sagte er. Groeneveld forderte
die Gewährleistung von „Flä-
Foto: LAV Nds.
4 Spektrum
LAV aktiv Spektrum
chendeckung als ein Modul
der medizinischen und pharmazeutischen Versorgungssicherheit mit der Gewissheit,
dass jeder Patient Zugang zu
gleicher Leistung und zu gleichen Bedingungen jederzeit
und überall haben kann.“
Der LAV-Vorsitzende plädierte außerdem für die Institutionalisierung der Zusammenarbeit zwischen Arzt
und Apotheker zum Wohl des
Patienten. Wichtig zur Stärkung der Therapiesicherheit
sei die verstärkte Verknüpfung
der Kommunikation an der
Grenze ambulant-stationär.
Last but not least brauche der
Apotheker Rechtssicherheit
für verhandelte oder „schiedsgesprochene“ Vergütungen.
Rückblick
Schon früh hat der 1998 als
„Fachtagung Gesundheitsökonomie“ gestartete „Zwischen­
ahner Dialog“ begonnen, die
Entwicklungen des Gesundheits- und Apothekenwesens
zu begleiten und ihnen durch
Bewusstseinsbildung entgegen
zu wirken.
Unter Federführung des
damaligen LAV-Vorsitzenden
Heinz-Günter Wolf, des GPANW-Sprechers Joseph Schnie-
ders sowie Kammerpräsidentin Magdalene Linz wurde die
Veranstaltungsreihe vom Landesapothekerverband und der
Apothekerkammer Niedersachsen sowie dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis
Nordwest der Forschenden
Arzneimittelhersteller (GPANW) ins Leben gerufen.
2005 startete der Arbeitskreis den ersten „Zwischen­
ahner Dialog“ als Weiterentwicklung der Fachtagung, um
gemeinsam mit hochkarätigen
Referenten und Repräsentanten der Ärzteschaft, der Pharmaindustrie, der Krankenkassen, des Bundesgesundheitsministeriums und des
niedersächsischen Gesundheitsministeriums regelmäßig
die Zukunft der Gesundheitsund Arzneiversorgung in
Deutschland zu diskutieren.
„Warteliste für Medikamente?“: Angesichts heute zu registrierender Lieferengpässe
kann der Titel des ersten Zwischenahner Dialogs als weitblickend und vorausschauend
bezeichnet werden.
Im Laufe der Jahre wiesen
die Mitwirkenden des Dialoges immer wieder auf die gravierenden Folgen der wachsenden Bürokratisierung und
Seit nunmehr zehn Jahren ist das Zwischenahner Meer stets im Frühling
Kulisse gesundheitspolitischer Diskussionen.
Überregulierung im Gesundheitssystem hin. Vor einer
Zwei-Klassen-Medizin warnend, forderten sie Lösungen
der Politik zur Gewährleistung der medizinischen Versorgung und Pflege im Spannungsfeld zwischen Eigenbeteiligung und Solidarleistung.
Führende Gesundheitsökonomen rieten wiederholt zur
Aufklärung der Bevölkerung
und klaren Neuordnung des
Systems.
Verdeckte Rationierung
Zwar werde es durch verdeckte Rationierung zunächst
gelingen, den finanziellen
Kollaps zu verschieben. Doch
zeichne sich der „gesellschaftliche Kollaps“ und die „gesellschaftliche Revolte“, sprich:
„Rebellion wegen intergenerativer Ungleichheiten“, ab.
Das sagte Dr. Anne Prenzler
als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Professor Dr. J.Matthias Graf von der Schulenburg, Forschungsstelle für
Gesundheitsökonomie, Hannover, 2011. Nur wenn Politiker „Tacheles“ reden, lasse sich
verhindern, dass „das Ganze
kippt, sobald die Zahl derer
überwiegt, die sich ungerecht
behandelt fühlen". Das werde
spätestens 2040 der Fall sein.
Dr. Christiane Berg
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5
6 Spektrum
LAV aktiv
Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt im Gespräch mit Ina Bartels (l.), stellvertretende LAV-Vorsitzende, und Frank Germeshausen (2. v. l.),
LAV-Vorstandsmitglied.
Apotheker besuchen Parteitage
Mit leckerem Obst, selbst hergestellter Handcreme und vielen weiteren Give-Aways
lockte das Standteam des Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. und der Apo‑
thekerkammer im Frühjahr wieder zahlreiche Gäste an seinen Stand.
Im ersten Halbjahr ging es
gleich zwei Mal mit dem neuen LAV-Stand in die beliebte
Fahrrad-Stadt Oldenburg.
Auf dem Landesparteitag der
FDP im März sowie dem Parteitag der niedersächsischen
SPD im April freuten sich die
Besucher über die am Stand
abgefüllte Handcreme und
frisches Obst.
Zahlreiche FDP-Delegierte
waren nach Oldenburg gekommen, um unter anderem
den Landesvorsitz zu wählen.
Mit knapp 93 Prozent der
Stimmen wurde der Jurist
Stefan Birkner für zwei weitere Jahre im Amt des Landesvorsitzenden bestätigt. Bereits
seit 2001 steht er an der Spitze der FDP. Er hatte das Amt
von Philipp Rösler übernommen. Neben Birkner freuten
sich die Apotheker über regen Kontakt mit zahlreichen
weiteren FDP-Politikern, darunter auch Gesine Meißner
als Spitzenkandidatin für die
Europawahl.
Auf dem SPD-Landesparteitag Ende April wurde Nie-
dersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil mit 96,1 Prozent
als Landesvorsitzender der
SPD wiedergewählt. Neben
Stephan Weil plauderten die
Apotheker in entspannter Atmosphäre unter anderem mit
der niedersächsischen Ge-
Auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok ließ
es sich nicht nehmen, die Apotheker an ihrem Stand zu
besuchen. Hier im Gespräch mit Ina Bartels, stellvertretende
LAV-Vorsitzende.
sundheitsministerin Cornelia
Rundt oder Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok. Die meisten Themen
betrafen die Versorgungssicherheit der Menschen insbesondere in den ländlichen Regionen Niedersachsens – darunter auch die Lieferengpässe
von Arzneimitteln. Weitere
Themen waren die ansteigende Zahl der Pflegebedürftigen
oder auch der zunehmende
Verwaltungsaufwand für die
Apotheken.
AJ
Hundertfach wurde die beliebte, selbst hergestellte
Handcreme wieder auf beiden Parteitagen als willkommenes Give-Away an die anwesenden Delegierten
verteilt.
Fotos: LAV Nds.
LAV und Apothekerkammer: Im Dialog mit der Politik
LAV aktiv Spektrum
Große Feier für Heinz-Günter Wolf
Festakt zum Abschied
Nach 24 Jahren an der Spitze des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V., 32
Jahren LAV-Gesamtvorstand und 36 Jahren Verbandszugehörigkeit hat sich HeinzGünter Wolf aus der aktiven Berufspolitik zurückgezogen.
Langjährige Weggefährten,
Vertreter des niedersächsischen Ministeriums, der Ärzteschaft, der Krankenkassen,
des Pharmazeutischen Großhandels, der Treuhand, der
Apothekengewerkschaft, der
Rechenzentren, der Apotheker- und Ärztebank sowie Repräsentanten von Kammern,
Verbänden und Pharmaunternehmen würdigten das
Lebenswerk von Wolf im
Rahmen eines feierlichen
Empfangs.
Symbol für Bodenständigkeit
Fotos: LAV Nds.
Verabschiedet wurde HeinzGünter Wolf in einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1581
in Hannover. Wolfs Nachfolger im Amt des LAV-Vorsitzenden, Berend Groeneveld,
sagte bei der Begrüßung: „Die
Atmosphäre dieses Ortes zeigt
authentisch die Bodenständigkeit von Herrn Wolf, die er
in all den Jahrzehnten verkörpert hat.“
Neben seiner berufspolitischen Tätigkeit als LAV-Vorsitzender war Wolf von 1992
Ein offener Kamin sorgte für behagliche Atmosphäre im Festsaal des
restaurierten Fachwerkhauses aus
dem Jahr 1581.
Von links: Walter Hirche, Ehrenvorsitzender der FDP Niedersachsen und niedersächsischer Wirtschaftsminister a. D., mit Heinz-Günter Wolf und ABDAPräsident Friedemann Schmidt.
bis 2000 stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes e.V. (DAV)
sowie von 2005 bis 2013 Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. 2011 wurde er
für ein Jahr zum Präsidenten
der Apotheker im Zusammenschluss der Apotheker in der
Europäischen Union (ZAEU)
gewählt.
Seine Arbeit als Pharmazeut
zum Wohl seiner Patienten sei
für Wolf stets das Schönste
gewesen, betonte der jetzige
ABDA-Präsident Friedemann
Schmidt. „Die Rolle des Berufsstandes zu stärken und
die unabhängige, inhabergeführte Apotheke in Zeiten der
Liberalisierung unverzichtbar
und unersetzlich zu machen:
Das ist es, was Wolf in all
den Jahren angetrieben hat“,
konstatierte Schmidt. „Nichts
bleibt so, wie es ist. Die Dinge ändern sich und man muss
sich mit ihnen ändern“, zitierte der ABDA-Präsident Wolfs
berufspolitische Maxime.
Dieser, so Schmidt, sei stets
davon überzeugt gewesen,
dass „die Rettung im Wandel liegt, in der Entwicklung
neuer, nicht skalierbarer
pharmazeutischer Dienstleistungen und in der weiteren
konsequenten Abkopplung
von Preis und Absatz, in der
Erhöhung der Wertschöpfung
in jeder Apotheke und in der
gerechten Honorierung der
apothekerlichen und menschlichen Versorgungsleistung“.
Schmidt dankte Wolf im
Namen der deutschen Apothekerinnen und Apotheker
für seine Verdienste um den
Berufsstand. Ebenso bedankte sich der Vorsitzende
des Deutschen Apothekerverbandes e.V. (DAV), Fritz
Becker, bei dem „engagierten Netzwerker“ für die gute
Zusammenarbeit.
Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, sprach in seiner
Laudatio von seiner großen
Wertschätzung für die Arbeit
von Wolf. Zu seinem Bedauern habe sich das generelle
Verhältnis zwischen Krankenkassen und Apothekern abgekühlt. Das gelte aber nicht für
Niedersachsen. Hier lasse sich
die „sehr respektvolle Zusammenarbeit“ zwischen Kassen
und Apotheken als gelungen
bezeichnen.
Ebenso dankten der Phagro-Vorsitzende Dr. Thomas
Trümper sowie Professor Kuno Winn, Ehrenvorsitzender
des Hartmannbundes, Wolf
für die gute Zusammenarbeit.
Anlässlich des Rückzugs von
Wolf aus der aktiven Berufspolitik auf Landes- und Verbands- sowie überregionaler
und internationaler Ebene
hatte der LAV zuvor in einer
Pressemitteilung deutlich gemacht, dass dieser sich mit
„unermüdlichem Engagement
für die unabhängige, sichere
und flächendeckende Arzneimittelversorgung in Niedersachsen eingesetzt hat“.
ABDA-KBV-Modell
Besonders wichtig sei Wolf
dabei der Auf- und Ausbau
der Beziehungen zu den Partnern im Gesundheitswesen
im Interesse des Patienten gewesen. Hierbei „war ihm die
Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Arzt und
Apotheker eine besondere
Herzensangelegenheit“.
Heinz-Günter Wolf hat sich
unter anderem für das sogenannte ABDA-KBV-Modell
eingesetzt, das Eingang in das
am 1. Januar 2012 in Kraft
getretene GKV-Versorgungsstrukturgesetz fand. Seit Beginn dieses Jahres wird es in
Thüringen und Sachsen im
Modellversuch (ARMIN)
von Ärzten und Apothekern
getestet.
Dr. Christiane Berg
7
LAV aktiv
Interview: Der neue ABDA-Pressesprecher stellt sich vor
„Die Apothekerschaft ist in einer
Phase der programmatischen
Neuorientierung“
Dr. Reiner Kern ist seit Anfang April der neue Pressesprecher der ABDA – Bundesverei‑
nigung Deutscher Apothekerverbände. Mit Spektrum spricht der gebürtige Schwarz‑
wälder über die spannenden Herausforderungen seiner neuen Tätigkeit. Er gibt erste
Einblicke in die Schwerpunkte, Mittel und Ziele seiner Öffentlichkeitsarbeit für die
deutschen Apotheken.
? Herr Dr. Kern, warum
haben Sie sich nach Ihren
Tätigkeiten in Politik, PR
und zuletzt der Kassen‑
zahnärztlichen Bundesver‑
einigung für die Leitung
der Stabstelle Kommunika‑
tion bei der ABDA ent‑
schieden?
Die Kommunikation hat
bei der ABDA einen großen
zahnärztlichen Bundesvereinigung wollte ich eine neue
Herausforderung.
? Worin sehen Sie die
größte Herausforderung in
Ihrer neuen Tätigkeit?
Es geht um Kommunikationsarbeit im politischen Umfeld, und die ist eigentlich nie
wirklich einfach. Komplexe
deswegen besonders wichtig.
Im Grunde geht es darum,
den Anspruch der Kommunikation nach Tempo und Klarheit auf der einen Seite mit
der typischen Situation von
Verbänden zu versöhnen, die
manchmal Zeit für Entscheidungen brauchen und mit
Kompromisspositionen leben
müssen.
Dr. Reiner Kern ist seit dem 1. April diesen Jahres Pressesprecher
und Leiter der Abteilung Kommunikation bei der ABDA – Bun‑
desvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Kern wurde
1966 im Schwarzwald geboren und studierte Politik, Anglistik
und Geschichte in Freiburg und Bonn. In Rostock promovierte
er 2001 zum Dr. rer. pol. In den Jahren 1991 bis 2002 arbeite‑
te er in verschiedenen Positionen im Deutschen Bundestag in
Bonn und Berlin, zuletzt als Büroleiter eines Bundestagsabge‑
ordneten. Anschließend zog es ihn in die PR-Branche: Von 2002
bis 2003 war er Senior-Berater für Public Affairs bei einer PRAgentur in Berlin. Von 2003 bis März dieses Jahres leitete er die
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung.
Stellenwert. Sie ist inhaltlich breit aufgestellt, es gibt
neben der politischen Kommunikation auch eine große
Palette von Verbraucherthemen für die Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit.
Die Apothekerschaft ist außerdem in einer Phase der
programmatischen Neuorientierung. Das ist spannend.
Und nach über zehn Jahren
als Sprecher bei der Kassen-
Verbandsstrukturen und eine
föderale Orientierung machen
sie noch ein bisschen schwieriger. Entscheidungsprozesse
werden dadurch verlangsamt
und müssen argumentativ
gut unterlegt sein. Das ist der
Preis der Demokratie, den
man kennen und akzeptieren
muss. Eine intensive interne Kommunikation mit den
Mitgliedsorganisationen aufzubauen bzw. zu pflegen ist
? Worin sehen Sie die
Schwerpunkte der ABDAÖffentlichkeitsarbeit in
diesem Jahr?
Wir sind jetzt in der Startphase der mehrjährig angelegten Image-Kampagne, die
in Zukunft ein sehr wichtiger Transportweg für unterschiedliche Einzelthemen der
Apothekerschaft sein wird.
Daneben läuft der Diskussionsprozess zum Leitbild wei-
ter, den wir in der Kommunikationsabteilung eng begleiten. Wir arbeiten außerdem
an einer Modernisierung des
Corporate Design und nehmen uns einen Relaunch von
abda.de vor. Arbeit und Projekte gibt es mehr als genug.
? Welche Ziele verfolgen
Sie grundsätzlich für die
Apotheken mit Ihrer Pres‑
se- und Öffentlichkeits­
arbeit?
Es geht darum, ein positives
und seriöses Bild der Apothekerschaft in der Öffentlichkeit
zu befördern, ihre Bedeutung
für die Gesellschaft zu unterstreichen und damit ihre politischen sowie ökonomischen
Ziele zu unterstützen.
Gegenüber der Öffentlichkeit muss sich heute jede Berufsgruppe erklären, die im
weitesten Sinne aus öffentlichen Mitteln, also Steuern
oder Beitragsmitteln der Sozialversicherung mitfinanziert
wird. Das gilt im sensiblen
Bereich der Gesundheitsversorgung, wo eine ganze Reihe
von Akteuren um begrenzte
Systemressourcen konkurrieren, ganz besonders.
Deswegen ist es auch für
die Apothekerschaft entscheidend, ihre Rolle und Aufgaben
in der Gesundheitsversorgung
darzustellen, ihre Alleinstellungsmerkmale und ihren
Wert für die Gesellschaft herauszuarbeiten. Wenn dieser
Wert, diese Alleinstellungsmerkmale nicht erkannt werden, laufen die öffentlichen
Apotheken Gefahr, für entbehrlich gehalten zu werden.
Der Ruf nach einer Liberalisierung der Arzneimittelversorgung wird da schnell laut.
Kommunikation kann als
strategische Managementfunktion dabei unterstützen,
solche Fehlentwicklungen zu
vermeiden und positive Ziele
umzusetzen.
Foto: ABDA
8 Spektrum
LAV aktiv Spektrum
? Mit welchen Mitteln
wollen Sie diese errei‑
chen?
Wichtig ist eine möglichst
homogene Außendarstellung
des Berufsstandes, die auf guten Argumenten basiert. In
der Politik finden außerdem
die Gruppen am leichtesten
Gehör, die sich im Mainstream der aktuellen Diskussion bewegen können. Im
Bereich Gesundheit besteht
dieser Mainstream im Wesentlichen aus vier Megathemen: Demografie, Patientenorientierung, Prävention und
Versorgungsqualität sind die
großen Herausforderungen
für das System.
Wer in seinem Kompetenzbereich Probleme identifiziert,
die sich an diese Megathemen
andocken lassen, und der
Politik dafür auch Lösungskonzepte anbieten kann, der
hat gute Chancen. Es ist also
sinnvoll, die konkreten politischen Forderungen der Apothekerschaft argumentativ in
den Kontext der Bewältigung
der Systemherausforderungen zu stellen. Glücklicherweise passiert genau das derzeit in der Diskussion zum
Leitbildprozess.
? Welche Rolle spielen
bei der Durchführung Ih‑
rer Kampagne der LAV Nie‑
dersachsen und seine Mit‑
gliedsapotheken?
Eine wichtige! Die ganze
Kampagne ist logistisch und
inhaltlich so aufgebaut, dass
sie auf regionalen Pfeilern
ruht. Zum einen sind es die
Verbände und Kammern auf
Landesebene, die die Hauptlast bei der Mobilisierung der
Apotheken zur Teilnahme an
der Kampagne tragen. Je mehr
sie sich engagieren, desto wirkungsmächtiger kann die
Kampagne werden.
Und zum anderen gibt es bei
den Kampagnenmotiven eine
Vielzahl an individualisierten Absenderkennungen, mit
denen die regionale Identität
der Apotheken unterstrichen
wird. Allein für die Städte und
Landstriche in Niedersachsen
stehen zwanzig unterschiedliche Absenderkennungen zur
Verfügung. Mehr Infos für
Apotheken gibt es dazu auf
www.apothekenkampagne.de.
? Sind Sie zufrieden mit
der Resonanz der Apothe‑
ken auf die Leitbilddiskus‑
sion und die erste „Bestell‑
welle“ der neuen Kampa‑
gnenmotive?
Aus meiner Warte gab und
gibt es um das Leitbild eine
engagierte Diskussion – so-
wohl aus den Apotheken heraus als auch in den Kammern
und Verbänden auf Landesebene. Den zweitägigen Konvent, der Anfang April in Berlin dazu stattgefunden hat,
habe ich als sehr lebendig und
konstruktiv erlebt. Die Entwicklung eines gemeinsamen
Selbstverständnisses und einer
gemeinsamen Zukunftsperspektive braucht eine intensive
Auseinandersetzung um Ziele
und Wege.
Was die Kampagne angeht,
sind wir zwar noch in der Mobilisierungsphase. Aber schon
bis Ende April hat etwa jede
vierte Apotheke Materialien
abgerufen. Das ist aus meiner
Sicht ein guter Wert.
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10 Spektrum
Politik & Wirtschaft
DAV-Vorsitzender
Fritz Becker forderte eine
regelmäßige Dynamisierung
der Apothekerhonorierung.
Es geht ein bisschen aufwärts
Mit einem Betriebsergebnis von durchschnittlich 124.393 Euro haben die Apothe‑
ken in Deutschland so viel erwirtschaftet wie noch nie. Grund zur Euphorie besteht
allerdings nicht. Bereinigt um die Preissteigerung liegen die öffentlichen Apotheken
immer noch unter dem Niveau von 2002.
Jahrelang war der Wirtschaftsbericht ein Ärgernis
für die Apotheker. Jedes Jahr
beim Wirtschaftsforum des
Deutschen Apothekerverbandes e.V. (DAV) im Mai konnten sie sich bestätigen lassen,
was sie ohnehin schon wussten: Um die Branche steht es
schlecht. In diesem Jahr trifft
dies allerdings nicht zu.
Wie ABDA-Geschäftsführer
Karl-Heinz Resch und Abteilungsleiter Dr. Eckart Bauer
am 7. Mai in Berlin erläuterten, ging es 2013 im Vergleich
zum Vorjahr bergauf. Im Jahr
2012 erzielte die durchschnittliche Apotheke ein Betriebsergebnis von 105.149 Euro.
Ein Jahr später waren es rund
20.000 Euro mehr. Das steuerliche Betriebsergebnis stieg
von 5,7 Prozent des Nettoumsatzes auf 6,6 Prozent.
Nicht auf Niveau von 2002
Auf den ersten Blick ist dies
eine erfreuliche Entwicklung.
Der Aufwärtstrend wird allerdings relativiert, wenn man
auf die Zahlen vom Beginn
des Jahrtausends blickt. Im
Jahr 2002 lag das Betriebser-
gebnis noch bei 8,3 Prozent
des Nettoumsatzes.
Kleine Schritte
Den Anstieg im vergangenen Jahr verdanken die Apotheker drei Faktoren: Zum
1. Januar 2013 stieg die Packungspauschale für rezeptpflichtige Arzneimittel um 25
Cent auf 8,35 Euro. Gleichzeitig sank der Zwangsabschlag
an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) um 25
Cent auf 1,80 Euro. Außerdem wurde im Herbst 2013
die Notdienstpauschale einge-
führt. Für sich alleine betrachtet waren die drei Änderungen
keine große Verbesserung für
die Apotheker. In der Summe haben sie dann aber doch
spürbar zum Betriebsergebnis
beigetragen.
Trend zu größeren Einheiten
Dennoch bleibt die Lage
für die Apotheken weiterhin
angespannt. Ein Blick auf die
Zahl der Betriebsschließungen
macht dies deutlich. Seit 2005
ist die Zahl der Betriebsstätten
bundesweit um 800 auf nunmehr 20.662 gesunken. Noch
deutlicher ist der Rückgang
bei der Zahl der Betriebe. Im
Jahr 2005 gab es 20.248 Betriebe, im vergangenen Jahr
waren es noch 16.661. Im selben Zeitraum stieg die Zahl
der Filialapotheken von 1228
auf 4001. Es gibt also einen
klaren Trend hin zu größeren
Einheiten.
Fotos: PZ
Wirtschaftsforum 2014 des Deutschen Apothekerverbandes
Politik & Wirtschaft Spektrum
Bemerkenswert ist die Mitarbeiterentwicklung in den
Apotheken. Trotz der nicht
ganz einfachen Lage wird
gerade beim qualifizierten
Personal weiterhin aufgerüstet. Obwohl es 2013 weniger
Apotheken gab als im Jahr
zuvor, stieg die Zahl der Arbeitsplätze in Apotheken um
1,3 Prozent auf 150.692. Während Arbeitsplätze für Pharmazeutisch-kaufmännische
Angestellte und PharmazieIngenieure abgebaut wurden,
investierten Apothekenleiter
in Pharmazeutisch-technische
Assistenten (plus 1.500) und
Apotheker (plus 900).
2014 droht Stagnation
Nach Einschätzung des
DAV wird sich die positive
Entwicklung des vergangenen
Jahres in diesem Jahr nicht
fortsetzen. Nach dem guten
Jahr 2013 droht 2014 eine
Stagnation, immerhin soll
es aber nicht wieder bergab
gehen. Wie Dr. Eckart Bauer
beim DAV-Wirtschaftsforum
ausführte, ist ein neuerlicher
Gewinnsprung für die Apotheken nicht absehbar.
An der Arzneimittelpreisverordnung werde sich nichts
ändern. Es bleibe bei 8,35
Euro abzüglich des Kassenrabatts. Dieser Abschlag werde
ebenfalls beim Vorjahreswert
von 1,80 Euro bleiben. Da
weder bei verschreibungspflichtigen noch bei OTCArzneimitteln nennenswerte
Veränderungen beim Absatz
zu erwarten sind, bleibt der
Ertrag aus dem Kerngeschäft
der Apotheken im Jahr wohl
weitgehend konstant.
Licht und Schatten
Positiv wird sich der Nachtund Notdienstfonds auf das
Ergebnis der Apotheken auswirken. Er wird 2014 erstmals
für das ganze Jahr ausbezahlt.
Dem stehe aber wahrschein-
des Gesundheitsökonomen
Uwe May sparen die Apotheker dem System nämlich
deutlich mehr Geld als sie
kosten. Neben dem Inkasso
des Herstellerrabattes und
der Patientenzuzahlung sowie
der Umsetzung der Rabattverträge entlasten sie mit Selbstmedikationsarzneimitteln die
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erheblich. Um
rund 4,5 Milliarden Euro senke der Einsatz von OTC-Arzneimitteln die Ausgaben der
GKV pro Jahr, rechnete May
den Apothekern in Berlin vor.
In die Apotheke statt zum Arzt
Gesundheitsökonom Uwe May stellte die Ergebnisse seiner Untersuchung
vor. Ergebnis: Der Gang in die Apotheke spart Zeit und dem System Kosten.
lich ein Rückgang bei den
Großhandelskonditionen
gegenüber, sagt Bauer. Diese
hätten sich in den vergangenen Monaten verschlechtert.
Es sei nicht absehbar, dass sich
dies schnell ändern wird.
Höhere Lohnkosten
Negativ zu Buche schlagen
auch die Lohnkosten. Nach
dem Tarifvertrag steigen die
Löhne für die Apothekenangestellten zum 1. Juli 2014
noch einmal um 1,5 Prozent.
Insgesamt würden die von
Bauer aufgeführten Positionen wahrscheinlich zu einem
leichten Minus beim Betriebsergebnis führen. Da aber wohl
auch in diesem Jahr die Zahl
der Apotheken in Deutschland sinken wird und sich damit 2014 weniger Apotheken
als 2013 den Kuchen teilen
werden, dürfte das Ergebnis
der Apotheken auf einem
ähnlichen Niveau liegen wie
im Vorjahr.
Auch von der Politik sei keine Schützenhilfe zu erwarten,
machte die politische Podiumsdiskussion auf dem Wirtschaftsforum deutlich. Die
Forderung des DAV-Vorsit-
zenden Fritz Becker nach einer regelmäßigen Dynamisierung der Apothekerhonorierung stieß bei den Vertretern
der im Bundestag vertretenen
Parteien auf wenig Gegenliebe. Der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich
sprach sich in Berlin deutlich
gegen eine weitere Anhebung
der Packungspauschale aus
und auch die Oppositionspolitikern Kordula Schulz-Asche
(Bündnis 90/ Die Grünen)
lehnte dies ab.
Kein höheres Honorar in Sicht
Schließlich stieß am zweiten Tag der Veranstaltung
der Patientenbeauftragte der
Bundesregierung Karl-Josef
Laumann in dasselbe Horn.
Es gebe im Gesundheitswesen mit den Pflegeberufen
eine Gruppe, die eine bessere Honorierung dringender
bräuchten als die Apotheker.
Die Aussicht auf ein höheres
Honorar für Apotheker dürfte damit zumindest kurzfristig
gering sein.
Dabei gäbe es für eine bessere Honorierung der Apotheker durchaus rationale Gründe. Nach einer Untersuchung
Vom Patienten selbst gekaufte Arzneimittel reduzierten die Zahl der Arztbesuche
und sparten damit Patienten
wie Medizinern viel Zeit. May:
„Wenn nur zehn Prozent der
Patienten bei leichten Beschwerden statt zum Arzt in
die Apotheke gehen, dann
spart eine Arztpraxis rund
zwei Stunden Zeit.“
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Auch für den Patienten geht
es in der Apotheke schneller
als beim Arzt. Gerade einmal
22 Minuten brauche er, um in
die Apotheke zu fahren, sich
dort beraten zu lassen und ein
passendes OTC-Arzneimittel
zu kaufen, so May. Ein Arztbesuch dauere dagegen inklusive Anfahrt rund 75 Minuten.
Geschehe dies in der Arbeitszeit, resultiere daraus ein nicht
unerheblicher finanzieller
Schaden.
Für May steht deshalb der
volkswirtschaftliche Nutzen
der Selbstmedikation außer
Frage. Und er ist bemerkenswert groß. May: „Jeder ausgegebene Euro für ein OTC-Medikament spart dem System
4,50 Euro.“
Daniel Rücker
11
Politik & Wirtschaft
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt bei seiner Begrüßung zum zwei­
tägigen Leitbild-Konvent in der Berliner „Kalkscheune“ am 7. April 2014.
Viele Vertreter der 34 Mitgliedsorganisationen kamen am 7. April 2014 nach
Berlin, um den Leitbildprozess voranzutreiben.
Der Entwurf steht
Leitbildprozess: Apotheker
diskutieren Zukunft
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat den ersten Ent‑
wurf des Leitbildes veröffentlicht. Vom 2. bis zum 14. Mai 2014 konnten Apotheker
das vorläufige Resultat lesen und kommentieren. Ab jetzt beschäftigen sich vornehm‑
lich die Gremien in Bund und Ländern mit dem Leitbild.
Von der Aufgeregtheit zum
Start des Leitbildprozesses ist
wenig geblieben. Ging es vor
und unmittelbar nach dem
Start in den Internet-Foren
und auf den Leserbriefseiten
der Fachzeitschriften noch
hoch her, fiel die Reaktion auf
den Leitbildentwurf deutlich
moderater aus. Offenbar ist
vielen mittlerweile klarer geworden, worum es beim Leitbild geht. Vermutlich gibt es
aber auch Apotheker, die sich
für das Leitbild nicht wirklich
interessieren.
In groben Zügen steht das
Leitbild mit der Veröffentlichung des Entwurfs. Jetzt
soll es nur noch um Details
gehen, eine tiefgreifende
Überarbeitung ist nicht mehr
vorgesehen.
Kernpunkte des Leitbildes
Im Mittelpunkt des Leitbildes steht die öffentliche Apotheke als verantwortlich handelnder Teil des heilberuflichen Netzwerkes. Maßgeblich
ist dabei das Patientenwohl.
Basis für die Versorgung der
Patienten ist die unabhängige,
individuelle, evidenzbasierte
Beratung der heilberuflichen
Apotheker und die daraus
resultierende Vertrauensbeziehung zwischen dem Apotheker und seinen Patienten.
Dies sind die Kernpunkte des
ersten Entwurfs zum Leitbild.
„Die öffentlichen Apotheken
sind die Experten für Arzneimittel“, lautet der erste Satz
des Leitbildentwurfes. Damit die Apotheken dies auch
bleiben, werden sie sich stetig weiterentwickeln müssen.
Demografischer Wandel und
medizinischer Fortschritt seien eine permanente Herausforderung für das System.
Diese Anforderung gelte auch
für die anderen Akteure im
heilberuflichen Netzwerk.
Niedrigschwelliger Zugang
Der Leitbildentwurf stellt
die öffentliche Apotheke als
integralen Bestandteil des
Netzwerkes mit einem niedrigschwelligen Zugang für
die Patienten dar. Sie hat die
Aufgabe, die Arzneimitteltherapie zu begleiten und zu koordinieren. Dabei trifft sie die
Entscheidungen eigenständig
innerhalb ihrer Kompetenzen.
Das gilt auch für rezeptpflichtige Arzneimittel.
Wichtige Rolle bei Prävention
Zu den weiteren Aufgaben
der Apotheken gehört die
Arzneimittelsicherheit mit einer kontinuierlichen Überwachung der Fertigarzneimittel.
Außerdem stellen Apotheken
patientenindividuelle Arzneimittel her und engagieren sich
in der Prävention. Hier soll
die Apotheke eine wichtige
Rolle spielen. Nach Überzeugung der ABDA kann Prävention allerdings grundsätzlich
nicht zum Nulltarif geschehen, vielmehr sollten die „in
diesem Rahmen erbrachten
Dienstleitungen auch im gesetzlichen Leistungskatalog
ihren Niederschlag finden.“
Die Autoren des Leitbildes
sehen auch eine Weiterentwicklung der apothekerlichen
Angebote. Das gewachsene
Gesundheitsbewusstsein der
Bevölkerung führe zu einem
Fotos: ABDA
12 Spektrum
Politik & Wirtschaft Spektrum
steigenden Bedarf an anderen
Gesundheitsprodukten und
-dienstleistungen. Die Apotheker sollten diese als Ergänzung zu ihrem Versorgungsauftrag anbieten.
Orientierung am Gemeinwohl
Auch hierbei ist die Orientierung an den Bedürfnissen
der Patienten zwingend notwendig. „Die Apothekerinnen
und Apotheker handeln als
freie Heilberufler gemeinwohlorientiert aus der öffentlichen Apotheke heraus“, heißt
es in diesem Abschnitt des
Leitbildentwurfs. Ziel müsse
es sein, die passenden Antworten und Strategien zum
Nutzen der Menschen zu finden und dabei immer unabhängig zu bleiben. Zudem sei
die regelmäßige Fortbildung
des gesamten Apothekenpersonals zwingend notwendig.
Im letzten Absatz des Leitbildentwurfs geht es um die
unternehmerische Verant-
wortung der Apothekenleiter:
„Die öffentliche Apotheke ist
ein vom Apotheker als Inhaber geführtes Unternehmen.
Auch in ihrer unternehmerischen Freiheit ist die öffentliche Apotheke stets ihrem heilberuflichen Auftrag und dem
Gemeinwohl verpflichtet.“
Diesem Auftrag können die
Apotheker aber nur bei geeigneten Rahmenbedingungen
und einer fairen Honorierung
nachkommen.
Abschluss im September
Nach dem Verständnis der
ABDA ist der aktuelle Entwurf
der Rahmen für das endgültige Leitbild. Nach der Veröffentlichung im Internet wird
der ABDA-Gesamtvorstand
das Leitbild diskutieren. Auf
der ABDA-Mitgliederversammlung Ende Juni 2014 in
Berlin sollen dann die letzten
Fragen geklärt werden. Der
Prozess findet seinen Abschluss auf dem Deutschen
Es gab viel zu diskutieren: Die anwesenden Vertreter der deutschen Apothekerschaft sprachen in Arbeitsgruppen über die Ergebnisse der entstandenen
Themenblöcke der vorangegangenen Internetdiskussion und über Meinungsbilder der Mitgliedsorganisationen.
Apothekertag vom 17. bis
19. September in München.
Die eigentliche Arbeit dürfte
dann aber erst losgehen. In
den kommenden Jahren ist es
Aufgabe der Apotheker, den
im Leitbild aufgezeichneten
Weg konsequent zu gehen
und bei allen politischen Entwicklungen zu hinterfragen,
ob sie zum aufgestellten Ziel
führen.
Daniel Rücker
Nachholbedarf
War 2013 ein gutes Jahr für die öffentlichen Apotheken? Angesichts der
Jahresbilanz von 2013 werden die Apotheker darauf keine einheitliche Antwort geben. Fest steht, dass es eines
der besseren Jahre dieses Jahrtausends
war. Das Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke ist immerhin
um 20 Prozent gestiegen. Einen solchen
Zuwachs gab es schon lange nicht mehr.
Die Apotheker, die 2013 sogar über dem
Durchschnitt lagen, werden mit dem Ergebnis vermutlich zufrieden sein.
Von der positiven Entwicklung profitieren aber längst nicht alle Apotheker.
Denn es gibt auch viele Betriebe, die im
vergangenen Jahr unter dem Durchschnitt lagen. Es gibt sogar solche, an
denen die positive Entwicklung vollständig vorbeigegangen ist. Auf mindestens
260 trifft dies zu. So viele Betriebsstätten wurden in dem an sich so erfreulich
verlaufenen Jahr geschlossen. Alle diese
Apotheker werden 2013 für ein weiteres
schlechtes Jahr halten.
Dass die Apotheken auf dem Weg der
Besserung sind, das zeigt die Entwicklung. Gleichzeitig geht aber die Schere
immer weiter auf. Der steigenden Zahl
wirtschaftlich stabiler Apotheken steht
eine ganze Reihe von Apotheken gegenüber, die noch viel Nachholbedarf ha-
»im Politik
F
okus
«
Kommentar
ben. Ein einziges ordentliches Jahr reicht
eben nicht aus, die Verluste der vergangenen Jahre auszugleichen. Es ist deshalb
nur schwer nachzuvollziehen, dass die
Politik derzeit weitere Honoraranpassungen kategorisch ausschließt.
Ein Blick auf die Entwicklung seit der
Jahrtausendwende zeigt, dass das wirtschaftliche Fundament der Apotheken
immer noch labil ist. Um die Preissteigerung bereinigt, lagen die Apotheken
2013 rund 7.500 Euro unter dem Betriebsergebnis von 2002. Das hört sich
nicht nach Reichtum an.
In Berlin hatten manche Politiker und
Referenten Ideen, was Apotheker zusätzlich leisten könnten, ohne dafür angemessen bezahlt zu werden. Ein Blick auf
die nackten Zahlen macht deutlich, wie
realitätsfern dies ist. Wenn Apotheker
neue Aufgaben übernehmen sollen – etwa in der Prävention – dann geht das
nur mit einem zusätzlichen Honorar.
Daniel Rücker
13
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Architektur für ein unverwechselbares Apothekenprofil
Moderne Wohlfühlatmosphäre
Apotheken stehen im Wettbewerb. Um sich von der Konkurrenz abheben zu können,
ist ein individuelles Profil gefragt, das auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht. Für die
vielen schwer kranken Kunden des Apothekers Ralf-Peter Brand ist neben fachlicher
Kompetenz der Wohlfühlfaktor wichtig. Gemeinsam mit der Innenarchitektin Renate
Hawig hat er in seiner Apotheke eine freundliche Atmosphäre mit modernen Techno‑
logien geschaffen.
„Der Kunde soll sich wohl
fühlen und ein Ambiente erleben, das ihn nicht an seine
Krankheit erinnert“, sagt RalfPeter Brand, der nach 15 Jahren Selbstständigkeit in recht
bescheidenen und begrenzten
Räumlichkeiten in Minden
eine Filiale in der Nähe des
Klinikums Minden in Porta
Westfalica eröffnet hat. Bei
der Gestaltung der 280 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Neubau eines medizinischen Zentrums setzte
er auf Frische, Freundlichkeit,
Modernität und Großzügigkeit unter Einbindung modernster Technologien. Denn
neben Offizin, Beratungsräumen und Rezeptur-Labor
wurden in die Apotheke ein
hochmodernes Sterillabor,
ein Kommissionier-Automat
sowie ein Autoschalter integriert. „Bei unserer Lage inmitten eines Gewerbegebietes in
Ostwestfalen und in der Nähe
des Klinikums bietet sich der
Autoschalter an. Er kommt
jungen Leuten, die es eilig
haben oder auch Älteren, die
nicht gut zu Fuß sind, sehr
entgegen“, erklärt Brandt.
Geplant hat er seine Inneneinrichtung mit Architek-
tin Renate Hawig, der es vor
allem wichtig ist, die Ausstattung den individuellen
Abläufen und spezifischen
Anforderungen des jeweiligen
Apotheken-Teams anzupassen. „Keine meiner bislang
geplanten Apotheken ähneln
sich. Denn der wichtigste
Baustein für eine erfolgreiche Neu- bzw. Umgestaltung
ist die Standortanalyse“, sagt
Renate Hawig im Gespräch
Förderkreis-Mitglied
Spektrum
Apotheke in dieser Region
unverwechselbar macht“, resümiert Apotheker Brand, der
heute froh ist, rechtzeitig mit
den Planungen begonnen zu
haben. Denn damit während
der gesamten Neu- und Umgestaltung einer Apotheke
nichts schief geht, plant Hawig sehr sorgfältig: „Für die
Umbaumaßnahmen rechne
ich bei den meisten Projekten
mit rund drei Monaten für
Planung und Genehmigung.
So kann jedes Detail sauber
durchgeplant und die Kosten
können vollständig erfasst
werden.“
AJ
mit Spektrum. Daran schließt
sich ein Gespräch mit dem Inhaber bzw. der Inhaberin an.
Hier geht es der Innenarchitektin darum, herauszufinden,
wo deren Stärken liegen und
welches Konzept sich am besten für den Standort eignet.
„Schließlich hat Frau Hawig
meine Wünsche umgesetzt
und mit ihrem Gespür für
Farbharmonien und passende Materialien eine Atmosphäre geschaffen, die meine
Renate Hawig (Dipl. Ing.
Innenarchitektin) ist seit
Kurzem neues Mitglied im
Förderkreis Spektrum. Ihr
Innenarchitekturbüro ist
auf die speziellen Anfor‑
derungen von Apotheken,
Arztpraxen und Parfümeri‑
en/ Wellness spezialisiert.
Das Leistungsspektrum
beginnt bei der Suche
nach dem richtigen Stand‑
ort und endet mit vielen
guten Wünschen zur
Neueröffnung.
Fotos: Renate Hawig
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Individuelle Kassenbildschirme für die Apotheke
Auf Knopfdruck den
eigenen Bildschirm
Die „Neue Kasse“ macht es möglich: Mit einem benutzerfreundlichen BildschirmLayout mit Touchscreen-Funktion von ASYS Apotheken Systeme können Apotheker
den Bildschirm ihrer Kasse nach eigenen Vorstellungen einrichten und an die Arbeits‑
abläufe anpassen. Das ist besonders im Apothekenalltag nützlich, wo jeder Handgriff
sitzen muss.
In vielen Marktsegmenten
gibt es sie bereits: Computersoftware mit individuell
anpassbaren Bildschirm-Layouts mit Touchscreen-Funktion. Fenster, Menüs, Buttons
und Eingabefelder lassen sich
durch die Berührung des Bildschirms an- und abdocken,
verschieben, vergrößern und
verkleinern.
„Jeder Mitarbeiter erhält inner‑
halb einer Sekunde und in der
laufenden Auftragsbearbeitung
seine eigenen, auf seine Arbeits‑
aufgabe oder persönlichen
Belange ausgerichtetes Layout.“
Sven Bertram
Abbildung: ASYS
„Erstaunlicherweise hat
diese bewährte Praxis in
Bildschirm-orientierten Warenwirtschaftssystemen in
den meisten Apotheken noch
nicht Einzug gehalten“, sagt
Sven Bertram, Geschäftsführer der ASYS Softwareentwicklung GmbH, Entwickler
des gleichnamigen Waren-
wirtschaftssystem für Apotheken. „Alle bisherigen Programme erinnern an die Anfänge von Windows – ein eher
starres optisches und funktionales Konzept, an das sich der
Nutzer anpassen muss.“
Schaltflächen erscheinen nur,
wenn es im aktuellen Zusammenhang sinnvoll und
Förderkreis-Mitglied
Spektrum
Bedienung durch Berührung
ASYS hat nun seine Software
um dieses benutzerfreundliche Bildschirm-Layout erweitert. Spaltenbreiten, Schriftgrößen und -arten können
individuell angepasst werden.
Das gilt auch für Informationsfelder und Schaltflächen.
Für die Eingabe von Zahlen
und Texten ist keine externe
Tastatur notwendig, denn
die „Neue Kasse“ wird durch
Berührung bedient. Wird auf
den Bildschirm getippt, wird
automatisch die Tastatur
eingeblendet.
Auch Funktionen, die bisher nicht auf der Kassenoberfläche lagen, können in die
Oberflächendesigns aufgenommen werden. Oder diese
Das neue benutzerfreundliche Bildschirm-Layout.
gewünscht ist. Beispielsweise
können die Apotheker eine
Schaltfläche mit Angeboten
anlegen, wo alle Produkte
und deren Preise aufgelistet
sind. Durch das Antippen der
Schaltfläche hätte der Apotheker die Liste schnell für den
Kunden parat. Linkshänder
haben die Möglichkeit sich
die Bildschirmelemente spiegelverkehrt anzuordnen.
Ergonomisches Layout
Jeder Anwender kann dadurch selbst entscheiden, wie
das Bildschirm-Layout aussehen soll, welche Elemente
er benötigt und wo sie ergometrisch gut platziert werden
können.
Der Wechsel von einem
Bildschirm-Layout zu einem
anderen geschieht dabei ohne Neustart des Kassenprogramms oder Rechners. Nur
die Authentifizierung des
jeweiligen Benutzers ist erforderlich. „Jeder Mitarbeiter
erhält so innerhalb einer Se-
kunde und in der laufenden
Auftragsbearbeitung seine eigenen, auf seine Arbeitsaufgabe oder persönlichen Belange
ausgerichtetes Layout“, erklärt
Bertram. „Im oft hektischen
Offizin-Betrieb eine unschätzbare Arbeitserleichterung.“
Für ASYS-Kunden kostenlos
ASYS-Kunden erhalten die
„Neue Kasse“ kostenlos. Verschiedene Standard-Layouts,
wie die Bildschirmoberflächen
aussehen können, sind im
Software-Set bereits enthalten
Jeder Apotheken-Mitarbeiter
kann sich so sein eigenes Layout aussuchen.
Die Layouts lassen sich auch
über ein Zusatzmodul kopieren und nach persönlichen
Vorlieben anpassen. „Das ist
besonders praktisch für Mitarbeiter, die bisher mit anderen Kassensystemen gearbeitet
haben und bestimmte Bildschirmelemente an ganz bestimmten Positionen haben
möchten“, so Bertram.
Der Apotheker kann das
gesamte Layout auch selbst
entwerfen: „Dafür haben wir
den ASYS GUI Designer entwickelt. Apotheker, die beispielsweise für Filialbetriebe
ganz spezielle Funktionen benötigen, verfügen damit über
nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten“, betont
TB
Bertram.
Die ASYS Softwareentwick‑
lung GmbH ist neues Mit‑
glied im Förderkreis Spek‑
trum. Das Unternehmen
wurde 1982 als apothe‑
kereigenes Unternehmen
gegründet. ASYS ist Markt‑
führer für internetbasier‑
te Apothekenverwaltung
(Schwerpunkt Warenwirt‑
schaftssysteme) und bie‑
tet Anwendungen sowie
Lösungen für Einzelapothe‑
ken und Filialapotheken.
15
16 Spektrum
Apothekenpraxis
Viele chronisch kranke Frauen
befürchten, dass ihr Kind mit derselben Krankheit auf die Welt kommt,
an der sie selbst leiden. Experten
können hier häufig beruhigen:
Vererbt wird im Allgemeinen nicht
die Krankheit selbst, sondern allenfalls eine Veranlagung.
Kinderwunsch nicht unerfüllbar
Auch für Patientinnen mit einer schwerwiegenden chronischen Erkrankung wie
Multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis kann sich der Wunsch nach eigenen
Kindern erfüllen. Wichtig für sie sind eine frühzeitige Planung und eine umfassende
Beratung.
Einige chronische Erkrankungen beginnen in einem
Alter, in dem die Familienplanung bei den Betroffenen
in vollem Gange ist. So liegen
die Erkrankungsgipfel von
Autoimmunerkrankungen
wie Multipler Sklerose (MS)
bei 20 bis 45 Jahren und bei
rheumatoider Arthritis (RA)
bei 30 bis 40 Jahren. An MS
erkranken etwa doppelt so
viele Frauen wie Männer, bei
der RA sind Frauen sogar vier
Mal häufiger betroffen.
Mit dem Wunsch nach eigenen Kindern melden sich
bei den Betroffenen meistens
auch die ersten Bedenken.
Nicht nur über Schwangerschaft und Stillzeit machen
sie sich Sorgen. Viele befürchten auch, dass ihr Kind mit
derselben Krankheit auf die
Welt kommt, an der sie selbst
leiden. Experten können hier
häufig beruhigen: Vererbt
wird im Allgemeinen nicht die
Krankheit selbst, sondern allenfalls eine Veranlagung. Die
Erkrankung bricht erst dann
aus, wenn weitere Faktoren
hinzukommen.
So liegt in Deutschland das
durchschnittliche Risiko an
MS zu erkranken bei 0,05
bis 0,1 Prozent. Bei Kindern
mit einem erkrankten Elternteil steigt es auf zwei bis vier
Prozent. Erst wenn beide Elternteile an MS erkrankt sind,
nimmt das Risiko für ihre
Kinder sehr stark zu.
Manche Betroffene fühlen
sich aber nicht nur durch ihre
eigenen Befürchtungen belastet oder verunsichert, sondern
auch durch die von Angehö-
rigen und Freunden. Oft haben nicht betroffene Laien
von diesen Erkrankungen ein
veraltetes Bild vor Augen und
halten eine Schwangerschaft
daher für fahrlässig. Vielen
ist jedoch gar nicht bewusst,
dass die heute verfügbaren
pharmazeutischen und medizinischen Möglichkeiten nicht
nur die akuten Beschwerden
lindern, sondern auch den
langfristigen Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen können. Das eröffnet
chronisch erkrankten Frauen
mit Kinderwunsch neue Perspektiven. Zur besseren Aufklärung der Patienten und ihrer
Angehörigen können auch
Apotheken beitragen und mit
ihrem Fachwissen Vorbehalte
abbauen helfen.
Häufiger Anlass für Fragen und Verunsicherungen
bieten vor allem die stark
wirksamen Arzneimittel, die
zur Behandlung vieler chronischer Krankheiten erforderlich sind. Da Studien mit
Schwangeren ethisch nicht
vertretbar sind, fehlen häufig Daten auf der gewohnten
statistisch abgesicherten Basis
und folglich entsprechende
Hinweise in den Packungsbeilagen und Patienteninformationen. Das bedeutet aber
nicht, dass es kein Wissen zu
den einzelnen Wirkstoffen
Informationen für Fachkreise und Betroffene
• MS-Schwangerschaftsregister:
www.ms-und-kinderwunsch.de
• Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft: www.dmsg.de
• Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: www.dgrh.de
• Deutsches Rheumaforschungszentrum: www.drfz.de
• Arzneimittel in der Schwangerschaft: www.embryotox.de
Foto: panthermedia.net/Hannes Eichinger
Autoimmunerkrankungen
Apothekenpraxis Spektrum
gibt. So bestehen seit einiger
Zeit für etliche Erkrankungen
sogenannte Schwangerschaftsregister. Diese sammeln Daten
und Erfahrungen zum Verlauf
von geplanten und ungeplanten Schwangerschaften bei
der jeweiligen Erkrankung
oder unter einer bestimmten
Arzneimitteltherapie (ausgewählte Internetadressen siehe Kasten auf Seite 16). Die
Schwangerschaftsregister bieten Informationen für Fachkreise und häufig auch für Patientinnen und Patienten. Die
Datensammlung wird umso
fundierter, je mehr Betroffene
sich dort nicht nur Informationen holen, sondern diese
auch liefern.
Foto: ABDA
Bei Kinderwunsch zum Arzt
Patientinnen mit einer chronischen Erkrankung sollten
bereits ihren Kinderwunsch
und nicht erst den positiven
Schwangerschaftstest mit ihrem Arzt besprechen, raten
Mediziner, Rheumatologen
und Neurologen, die werdende Mütter mit RA bzw. MS
tagtäglich betreuen. Keinesfalls sollten sie eigenmächtig
ihre Arzneimittel reduzieren,
wenn sie schwanger werden
möchten. Sie würden sonst
riskieren, mit einem behandlungsbedürftigen akuten Krankheitsschub in ihre
Schwangerschaft zu starten.
Besser sei es abzuwarten, bis
die Schubrate abgenommen
hat. Dann kann die Medikation unter ärztlicher Kontrolle
abgesetzt werden.
Wer mit einer geringen
Krankheitsaktivität in die
Schwangerschaft startet, hat
bessere Chancen, dass es während dieser Zeit zu wenigen
oder vielleicht zu gar keinem
Schub kommt. So bilden sich
während einer Schwangerschaft beispielsweise mehr
entzündungshemmende als
entzündungsfördernde Bo-
tenstoffe, die einen RA- oder
MS-Schub unterdrücken
können. Die Zahl der MSSchübe nimmt bis zum dritten Schwangerschaftsdrittel
um bis zu 80 Prozent ab. Und
sogar noch auf die Zeit nach
der Entbindung kann sich eine geringe Krankheitsaktivität
vor der Schwangerschaft positiv auswirken. Zwar erleben
dann viele Patientinnen mit
RA oder MS einen erneuten
Schub. Das Risiko dafür ist
aber niedriger, wenn sie mit
einer geringen Krankheitsaktivität in die Schwangerschaft
starten.
Eine Reihe von Arzneimitteln, die sich aus verschiedenen Gründen mit Kinderwunsch und Schwangerschaft
nicht gut vereinbaren lassen,
sollten frühzeitig abgesetzt
werden. Dies kann je nach
Wirkstoff recht unterschiedliche Zeitpunkte bedeuten. Ab
etwa drei Monate vor einer
geplanten Schwangerschaft
sollte das in der Eskalationstherapie der schubförmig
verlaufenden MS eingesetzte
Fingolimod (Gilenya®) nicht
mehr eingenommen werden,
da es nach dem Absetzen noch
circa zwei Monate dauert, bis
der Wirkstoff aus dem Körper
eliminiert ist.
Etwa sechs Monate vor einer Schwangerschaft sollte
das sowohl bei MS als auch
bei RA – inzwischen selten
– eingesetzte Cyclophosphamid abgesetzt werden. Und
sogar rund zwei Jahre vorher
muss die Einnahme des bei
RA eingesetzte Leflunomid
(Arava®) gestoppt werden.
Grund dafür ist ein aktiver
Metabolit mit einer langen
Eliminationshalbwertszeit.
Etliche Arzneimittel können aber bis zum positiven
Schwangerschaftsnachweis
und auch während einer
Schwangerschaft weiter angewendet werden, sodass die
Apotheken können zur besseren Aufklärung der MS- oder RA-erkrankten
Patienten und ihrer Angehörigen beitragen und Vorbehalte gegenüber der
Arzneimitteltherapie abbauen helfen.
Erkrankung auch in dieser
Zeit nicht unbehandelt bleiben muss.
Was aber, wenn die Schwangerschaft sich doch früher als
geplant einstellt? Schließlich
ist die Fruchtbarkeit auch bei
Patientinnen mit MS oder RA
nicht oder kaum vermindert.
Auch dann stellt die Therapie
mit einem Arzneimittel, das
üblicherweise vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden würde, keinen
Anlass für einen Schwangerschaftsabbruch dar. Mediziner raten aber zu häufigeren
Kontrollen.
Und was ist zu tun, wenn
es im Verlauf der Schwanger­
schaft doch zu einem Erkrankungsschub kommt? Üblicherweise wird dieser auch
während der Schwangerschaft
mit einem Corticoid behandelt. Vor allem im ersten
Schwangerschaftsdrittel müssen Nutzen und Risiken dabei
sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, denn Corticoide werden als „schwache
Teratogene“ diskutiert, die
möglicherweise das Risiko
für Kiefer-Lippen-Gaumenspaltbildung erhöhen. Häufig
kommen hier im Bedarfsfall
geringere Dosierungen zum
Einsatz. Im zweiten und drit-
ten Schwangerschaftsdrittel
kann aber wie gewohnt hoch
dosiert werden.
Meistens reicht bereits eine
einmalige Stoßtherapie aus,
um beispielsweise einen MSSchub zu unterdrücken. Da
die Corticoide Prednisolon
und Methylprednisolon im
Gegensatz zu Dexamethason
kaum plazentagängig sind,
kommen diese beiden bevorzugt zum Einsatz.
Plan B parat haben
Patientinnen mit Kinderwunsch sollten für die Zeit der
Schwangerschaft und auch für
die Zeit nach der Entbindung
einen „Plan B“ parat haben,
zum Beispiel für den Fall eines Schubs. Sich in der neuen
Familien- und Lebenssituation zurechtzufinden, kann mit
einer chronischen Erkrankung
schwieriger werden, als man
es sich während der Vorfreude
auf das Baby möglicherweise
gedacht hat. Ein frühzeitig
organisiertes Netzwerk von
Helfern kann dann wertvolle
Unterstützung leisten. Dazu
gehören nicht nur Familienangehörige und Freunde,
sondern auch eine Apotheke,
deren kompetenter Rat dann
besonders gefordert ist.
Apothekerin Maria Pues
17
18 Spektrum
Journal
Serie
Gesund altern
Bewegt im Ruhestand
Bewegung hält gesund. Das gilt im fortgeschrittenen Alter mehr denn je. Selbst wer
in jungen Jahren ein Sportmuffel war, kann im Alter noch mit Sport beginnen. Bei‑
spielsweise beim – mehrfach preisgekrönten – Projekt „fit für 100“, das sich an ältere
Menschen richtet.
Längst ist es wissenschaftlich
belegt: Auch im fortgeschrittenen Alter lohnt es sich, mit
Sport zu beginnen. Das berichteten 2013 beispielsweise
britische Mediziner nach einer
Studie mit 3.500 Menschen.
Die Probanden in einem
Durchschnittsalter von 64
Jahren wurden über acht Jahre
beobachtet. Dabei zeigte sich:
Diejenigen, die mindestens
einmal in der Woche körperlich aktiv waren, blieben mit
einer drei- bis vierfach erhöhten Wahrscheinlichkeit gesünder als die Inaktiven. Selbst,
wer erst im Laufe der Studie
mit Sport begann, hatte den
positiven Gesundheitseffekt.
Neben körperlichen Effekten
Vielfältige Möglichkeiten
Angebote für sportliche
Betätigung im Alter gibt es
reichlich. Prinzipiell ist für Senioren alles möglich, was auch
jüngere Menschen machen.
Selbst in Fitness-Studios, die
lange Zeit als „Muckibuden“
eher ein junges Publikum bedienten, sind inzwischen einer
Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge rund
13 Prozent der Mitglieder älter als 60 Jahre. Wer dennoch
den Weg ins Studio scheut,
hat in Niedersachsen vieler-
Foto: D. Haß
Die „fit für 100“-Gruppe aus Aurich und Kursleiterin Heike Ravenschlag in Aktion: Wie alles im Programm sind die
Übungen auf praktische Alltagstätigkeiten, zum Beispiel wie Haare kämmen oder Schuhe zubinden, ausgerichtet.
bewirkt Sport auch ein gesteigertes seelisches Wohlbefinden – die Stimmung hebt
sich, Angst und Depressionen
können gemindert werden.
„Die Senioren sind begeistert“
Knapp 200 „fit für 100“-Gruppen gibt es inzwischen in Deutschland. Und es werden
immer mehr. Die Nachfrage nach den Schulungen für neue Trainer ist ungebrochen
groß. Warum dieses Training so beliebt ist und was ein Training speziell für Senioren
beachten muss, erläutert Diplom-Sportlehrer Frank Nieder im Gespräch mit Spektrum.
Gehirnzellen im Alter vermehrt. Die Eindrücke werden
ja kognitiv verarbeitet. Die
sozialpsychologische Ebene
beim Sport ist ebenfalls nicht
zu unterschätzen. Es hat Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, wenn man merkt, dass
man leistungsfähig ist, leistungsfähiger wird und sich
die neuen Fähigkeiten im Alltag nutzen lassen. Das macht
unabhängig und zufrieden.
Außerdem werden neue Kon-
takte in Gruppen geknüpft
und neue Impulse verarbeitet.
? Wie viel Training raten
Sie älteren Menschen?
Wir trainieren mindestens
zweimal pro Woche eine volle
Stunde. Dabei hat sich gezeigt,
dass die noch gesunden Senioren das hervorragend schaffen. Sogar bei Menschen mit
Demenz hat sich herausgestellt, dass sie das Programm
erlernen können und eine
Diplom-Sportlehrer Frank Nieder,
47, ist Leiter des Projekts „fit für
100“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bewegungsund Sportgerontologie an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Stunde Sport kein Problem
ist. Allerdings muss die Dosierung des Trainings immer
dem individuellen Zustand
angepasst sein. Und je älter die
Foto: privat
? Hält Sport im Alter nur
den Körper fit?
Mit unserem Programm zielen wir zunächst auf die körperliche Leistungsfähigkeit.
Und da ist belegt, dass der
menschliche Körper in jedem
Alter trainierbar ist. Sogar
über 90-Jährige können noch
Muskeln aufbauen. Aber selbst
Gehirnzellen können sich neu
bilden und vernetzen. Inzwischen ist nachgewiesen, dass
gesteigerte Fitness auch die
Journal Spektrum
orts im Freien die Möglichkeit
sich körperlich und geistig fit
zu halten. Die so genannten
„Bewegungsparcours“ bieten
hierfür zahlreiche Möglichkeiten. Sie fordern die Besucher
spielerisch zu Bewegung im
Freien auf. Nach asiatischem
Vorbild bieten verschiedene
Geräte ein sanftes Training:
Die Lockerung von Muskeln
oder die Massage von Akupunkturpunkten an Handflächen, Beinen und Rücken.
Vorreiterfunktion in Niedersachsen hat der 2009 gegründete Mehrgenerationen-Bewegungs-Park in Langenhagen (Region Hannover). Hier
bieten acht Geräte allen Generationen Bewegung, Spaß
und Miteinander. Ein RiesenSchachspiel, eine Bouleanlage
oder ein MehrgenerationenBewegung-Pfad runden das
Angebot ab.
Eine besonders beliebte
Sportart für ältere Semester
im Freien ist beispielsweise
Nordic Walking, eine Ausdauersportart, die sich aus dem
Sommertraining für Skiläufer
Menschen sind, desto unterschiedlicher ist ihre körperliche Verfassung.
? Wann werden die er‑
sten Effekte sichtbar?
Erste Veränderungen zeigen
sich bei den Muskeln nach
etwa vier bis acht Wochen.
Bänder und Knochen reagieren jedoch wesentlich langsamer. Hier sind Zeiträume
von mindestens einem Jahr
realistisch. Das Herz-Kreislaufsystem wird sofort aktiviert und die psychosozialen
Effekte – wie Zufriedenheit,
neuer Lebensmut, einfach Lebensfreude – treten auch sofort ein. Man kann also sagen,
dass der „Wohlfühleffekt“ mit
der ersten Trainingseinheit
aktiviert wird.
Fit für 100
Wer eine Übungsgrup‑
pe in seiner Nähe sucht,
Anregungen für Übungen
haben möchte oder Inter‑
esse an einer Fortbildung
zum Trainer hat, findet
Informationen über die
Homepage www.ff100.de
entwickelt hat. Prinzipiell ist
es ein schnelles Spazierengehen mit speziellen Stöcken.
Durch den Einsatz der Stöcke
wird zusätzlich zu den Beinen auch die Muskulatur des
Oberkörpers beansprucht. Effizient ist auch Aqua-Fitness
als gelenkschonendes Training für gesundheitsbewusste
Senioren.
Immer mehr Bewegungsformen werden speziell für
Senioren umstrukturiert. So
gibt es in der Deutschen Qigong Gesellschaft seit Jahren
einen Arbeitskreis, der sich für
„Qigong für ältere Menschen“
stark macht. In einer immer
älter werdenden Gesellschaft
passen sich die Angebote den
? Welche Rückmel‑
dungen gibt es?
Immer wieder kommen von
den Trainern Erfolgsmeldungen. Beispielsweise, dass ein
Teilnehmer mit 82 Jahren und
Muskelschwund und Schwindel seinen Puls deutlich reduziert hat und sich besser und
sicherer bewegen kann. Oder,
dass eine 79-jährige Teilnehmerin, die zur ersten Stunde
noch mit einem Gehstock
kam, nach acht Wochen ohne
Stock gehen konnte. Auffällig
ist auch, dass die Teilnehmer,
die einmal angefangen haben,
dran bleiben. Die allererste
Gruppe, die wir 2005 gegründet haben, besteht immer
noch. Und vier Teilnehmerinnen sind seit der ersten Stunde bis heute aktiv dabei.
Bedürfnissen an. Auch der
Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband zieht mit: Seit
einigen Jahren bildet er im
Rollatoren-Tanz aus. Ausreden, dass man kein passendes
Bewegungsangebot findet,
sind schwer zu finden.
„Jede Form von körperlicher Aktivität im Alter ist
hilfreich“, fasst es der Sportwissenschaftler Frank Nieder
zusammen. Auch Gartenarbeit, Haushaltstätigkeiten
oder ein Spaziergang fallen
darunter. Allerdings mit einer
Einschränkung: „Menschen ab
65 Jahren sollten sich mindestens 150 Minuten pro Woche
zusätzlich zu ihrem gewohnten Maß körperlich betätigen“, so der Experte. „Wenn
man sich aber vor Augen hält,
dass man nach Beendigen der
Berufstätigkeit in der Regel
rund acht Stunden mehr Zeit
am Tag zur Verfügung hat,
dann ist das machbar“, führt
Nieder fort. Immerhin: Rund
20 bis 25 Prozent der Deutschen im Rentenalter machen
Sport und schaffen so eine
grundlegende Voraussetzung
für gesundes Altern.
? Was ist bei älteren
Sportlern anders als bei
jüngeren?
Je älter ein Mensch wird,
desto mehr verlangsamt sich
der Stoffwechsel. Die Regenerationszeiten und -prozesse sind länger. Ein Tag Pause
sollte zwischen den Trainingseinheiten auf jeden Fall liegen.
lich zehn Übungen für alle
Muskelgruppen des Körpers,
gibt den Senioren durch die
Gleichmäßigkeit Sicherheit.
Das stärkt die Orientierung
und das Erinnern an die einzelnen Übungen.
? Trafen Sie mit dem
Trainingsprogramm auf
Vorbehalte?
Die Senioren sind durchweg begeistert. Nur von wenigen Pflegekräften wird uns
manchmal vorgeworfen, das
Programm sei zu eintönig
und belastend. Das hat sich
allerdings nicht als richtig
herausgestellt. Unser gleichmäßiges Programm, näm-
Die „Tablette Sport“
Nieder, der auch Projektleiter von „fit für 100“ ist (siehe
Interview unten), spricht plakativ von der „Tablette Sport“.
„Fit für 100“ ist ein speziell
für Hochaltrige entwickeltes
Koordinations- und Krafttraining. Entstanden ist es im Jahr
2005 am Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie
an der Deutschen Sporthochschule Köln. Die Idee dahinter: Die Selbstständigkeit von
Senioren möglichst lange zu
erhalten. „Das Team unter der
Leitung von Professor Heinz
Mechling ist davon ausgegangen, welche Fähigkeiten
Menschen brauchen, um
selbstständig leben zu können“, erläutert Nieder. Dazu
gehören Fähigkeiten wie sicheres Gehen, Treppensteigen,
Heben, Beweglichkeit, um
beispielsweise Reißverschlüsse zu schließen, Flaschen zu
öffnen oder die Körperpflege alleine zu bewältigen. „Da
? Welche Erfolge haben
Sie erzielt?
Wir konnten mit dem Trainingsprogramm zeigen, dass
sich die körperliche Leistungsfähigkeit signifikant verbessert. Und mit der Verbesserung der Kraft verbessern
sich auch das Gleichgewicht
und die Beweglichkeit. Das
bestätigen unsere Untersuchungen und auch die Teilnehmer. Zudem wirkt es als
Sturzprävention und erleichtert die Alltagsbewältigung.
19
Journal
Risiko-Bremse Sport
Körperliche
Aktivität
vermindert unter ande‑
rem das Risiko für die
Entstehung folgende
Krankheiten:
• Koronare
Herzkrankheiten
• Schlaganfall
• Bluthochdruck
• Diabetes (Typ II)
• Metabolisches Syndrom
• Depression
solche Tätigkeiten vor allem
Muskelkraft voraussetzen
und diese im Alter abnimmt,
haben wir ein Krafttraining
entwickelt, bei dem Muskeln
aufgebaut werden und die
Koordination gefördert wird“,
führt der Diplom-Sportlehrer
aus. Zweimal pro Woche trainieren die Teilnehmer 60 Minuten lang systematisch Kraft
und Balance. Geleitet werden
die Einheiten von geschulten
und zertifizieren Übungsleitern. Eine von ihnen ist Heike
Ravenschlag aus Aurich. Die
52-jährige Seniorenbetreuerin
hat sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen in der
Altenpflege zu der Zusatzausbildung zur Fitness- und Gesundheitstrainerin entschlossen. „Ich wollte die Senioren
gezielter fördern“, begründet
sie, „und es funktioniert.“
Erfolge erkämpfen
Ortstermin in einer „fit für
100“-Gruppe an einem Freitag, 9.30 Uhr in einer Senioreneinrichtung in Aurich:
Fünf Frauen und ein Mann
haben sich im Gemeinschaftsraum versammelt. 76 Jahre ist
die jüngste Teilnehmerin, 101
Jahre die älteste. Am längsten dabei ist Wilhelmine de
Wall. „Ich mache das Training
schon seit vier Jahren und
fühle mich damit sehr viel
besser. Ich habe mehr Kraft
in Armen und Beinen. Zum
Beispiel konnte ich nach einer Weile Training schneller
wieder aufstehen“, sagt die
87-Jährige.
Zunächst erkundigt sich
Heike Ravenschlag bei jedem,
wie es ihm geht. „Ich führe
Buch darüber und auch darüber, welche Gewichte jeder
nimmt“, erklärt sie. „Bei alten Menschen ist es wichtig,
ihnen Zeit zu geben, sie erst
einmal ankommen zu lassen
und genau hinzusehen.“ Die
Aufwärmphase scheint angenehm: Die Senioren kneten
Kirschkernsäckchen, lassen
die Kerne unter ihren Fingern und Handflächen rollen. „Das wirkt entspannend,
massiert die Handinnenflächen, stimmt ein“, erläutert
die Gesundheitstrainerin. Mit
großem Ernst sind die betagten Sportfreunde bei der Sache. „In die Luft werfen und
auffangen“, lauten die nächsten Anweisungen. „Sehr gut!“,
lobt Heike Ravenschlag – und
freut sich, dass so Konzentration und Koordination der
Teilnehmer geschult werden.
„Jetzt tun wir etwas für die
Schultermuskulatur“, kündigt die Trainerin an – und
beginnt, Hanteln zu verteilen.
Zwischen einem und einem
halben Kilo können die Senioren wählen. Was jetzt kommt,
kennen sie schon: „Der Sieger:
Die Hanteln halten und die
Arme ausgestreckt hoch über
Die beliebten Fitness-Geräte im Freien bieten ein vielseitiges Bewegungsprogramm und greifen die Aspekte Massage und Bewegung auf. Spielerisch
werden Kreislauf, Kraft, Beweglichkeit und Koordination gestärkt. Gleichzeitig dienen die Geräte auch der Entspannung: Muskeln werden gelockert und
Akupunkturpunkte an Handflächen, Beinen und Rücken massiert.
den Kopf heben. Und langsam
wieder runter“, weist Heike
Ravenschlag an. Ausatmen.
„Und wieder hoch.“ Zehnmal
hintereinander die Übung zu
machen, strengt an.
Den Alltag besser bewältigen
Wie alles im Programm „fit
für 100“ ist „der Sieger“ auf
praktische Alltagstätigkeiten ausgerichtet. Wer Kraft
und Koordinationsfähigkeit
in den Armen hat, kann sich
selbst die Haare kämmen oder
eine Kette schließen. „Das ist
ein Stück Lebensqualität“,
sagt Heike Ravenschlag. Und
die Menschen in der Übungsrunde schonen sich nicht, um
genau diese Lebensqualität zu
erreichen oder zu bewahren.
Sturzprophylaxe
Die Krankenkassen erkennen Kurse zur Sturzprävention als
Primärpräventionskurse an und beteiligen sich deshalb in
der Regel an den Kosten. Bei einer regelmäßigen Teilnahme
werden im Anschluss mindestens 80 Prozent der Kosten
übernommen. Interessenten sollten bei Ihrer Krankenkas‑
se nachfragen. Ebenso wie bei den „fit für 100“-Gruppen
wächst die Zahl der Kurse für Sturzprophylaxe ständig. Erkun‑
digen Sie sich über fortlaufende Kurse an Einrichtungen für
Rehabilitationsmedizin in Ihrer Umgebung, bei den örtlichen
Sportvereinen oder beim Seniorenbeirat ihrer Stadt. Fragen
Sie Ihren Arzt, Apotheker oder ihre Krankenkasse, welche
Einrichtungen Sportkurse für Senioren oder 60+ anbieten.
Dazu ist es nie zu spät. „Untersuchungen der Universität
Bremen bei der Bremer Heimstiftung haben gezeigt, dass
durch gezieltes Training in
etwa 75 Prozent der Fälle eine
gesundheitliche Verschlechterung, sprich eine Erhöhung
der Pflegestufe, vermieden
werden kann“, sagt „fit für
100“-Projektleiter Nieder.
Nach einer Trinkpause werden in der Auricher „fit für
100“-Gruppe Gewichtsmanschetten für die Beine verteilt.
„Wir müssen noch etwas für
die Knie machen“, verkündet
die Älteste der Runde, die
101-jährige Hildegard Kaiser
(siehe auch Porträt auf Seite
21). Mit je fünf Kilo Gewicht
lässt sie sich ihre Unterschenkel beschweren. Heike Ravenschlag stellt Rollatoren auf,
an denen sich die Teilnehmer
abstützen können. Einige
Teilnehmer schnaufen immer
lauter, je öfter sie die Knie abwechselnd hochziehen müssen. „Und noch einmal…“,
langsam aber unerbittlich
geht es bis zur zehnten Wiederholung. Am Ende wirkt
die Gruppe zwar ein wenig
erschöpft, aber sehr zufrieden.
Diana Haß
Foto: playfit GmbH
20 Spektrum
Journal Spektrum
Serie: Gesund altern – Das Porträt
„Ohne Bewegung
würde mir etwas fehlen“
Das Ziel, „fit für 100“ zu werden, hat Hildegard Kaiser längst erreicht. Dennoch trai‑
niert die 101-Jährige noch fleißig beim Sportangebot in Aurich. Geistig und körper‑
lich beweglich ist sie ihr ganzes Leben über gewesen.
„Schon als Kind brauchte
ich immer Bewegung. Meine
Eltern haben das sehr gefördert“, erinnert sich Hildegard
Kaiser, Jahrgang 1913. Im
Dortmund der 1920er Jahre
läuft die jüngste Tochter einer
Kaufmannsfamilie Schlittschuh und Rollschuh, sie
schwimmt viel und macht begeistert mit beim Schulsport.
Vor allem Gymnastik liebt sie.
Rollator nur zur Sicherheit
Mühelose Hüftbeuger
Fast ein Jahrhundert später
stützt sich Hildegard Kaiser
aufrecht und mit Körperspannung im ostfriesischen
Aurich auf einem Rollator ab.
Blitzschnell winkelt sie ein
Bein an und zieht ihr Knie
bis vor den Bauchnabel. Der
so genannte Hüftbeuger im
Kurs „Fit für 100“ ist für die
101-Jährige eine der leichtesten Übungen. Eine Übung,
bei der sie auch nach zehn
mühelos überstandenen Wie-
Und auch ihren Ernährungsvorlieben ist sie ihr Leben lang
treu geblieben. „Obst und Gemüse mag ich am liebsten.
Fleisch ist nichts, was ich in
Massen esse.“ Die Formulierungen der 101-Jährigen sind
treffsicher, ihr Verstand arbeitet messerscharf. Und: Sie
ist wissbegierig. „Ich lese immer noch eine Tageszeitung,
weil ich mich sehr für alles
interessiere, was in der Welt
passiert.“
Die 101-jährige Hildegard Kaiser zeigt, wie es geht: Die Hanteln halten und
die Arme ausgestreckt hoch über den Kopf heben. Und langsam wieder runter. Das stärkt die Schultermuskulatur.
derholungen Menschen, die
ihre Kinder sein könnten, „alt
aussehen lässt“.
Hildegard Kaiser macht
nicht nur beim Sport eine gute Figur. Sie ist eine rundum
gepflegte Dame. Ihre modische Bluse ziert ein fröhliches
Muster in Erdfarben, die goldene Armbanduhr und eine
feingliedrige Goldkette gehören wie selbstverständlich
zum Erscheinungsbild.
Eine Dame mit Prinzipien:
„Ohne Bewegung würde mir
etwas fehlen“, stellt sie fest.
Eigentlich könnte sie auch
ohne Rollator zurecht kommen. „Aber ich habe meiner
Familie versprochen, dass ich
ihn zur Sicherheit benutze“,
sagt sie. Das war, als sie mit 95
Jahren eine Knie-Operation
hatte. „Damals haben sich die
Ärzte gewundert, wie schnell
ich wieder auf den Beinen
war“, erinnert sich Hildegard
Kaiser eher beiläufig.
Sie macht nicht gerne viel
Aufhebens um ihre Person.
Aus dem Krankenhaus ging
sie nach der Operation zurück in ihre eigene Wohnung.
„Ich habe mich immer selbst
versorgt“, sagt sie. Nachdem
sie 100 Jahre alt geworden
war, wohnte Hildegard Kaiser
noch rund ein halbes Jahr in
ihrer Wohnung. Im Sommer
2013 zog sie in eine Senioren-
Denken Sie langfristiger_Layout 1 20.11.13 15:12 Seite 1
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Foto: D. Haß
Vieles ändert sich. Warenwirtschaft oder Rechenzentrum die Grenzen sind fließend. Andere suchen Sie heim
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21
22 Spektrum
Journal
Kaiser. Auch Musik hätte sie
gerne studiert. Doch wenn
die Westfälin von ihren unerfüllten Wünschen erzählt,
schwingt nie Wehmut mit in
ihren Worten.
fachLiteratur
„Innere Beweglichkeit“
einrichtung. Ihr aktives Leben
behält die zweifache Großmutter dort bei. Sie nimmt an
den Gruppenveranstaltungen
teil, geht zum Gedächtnistraining und pflegt ihre Kontakte. Gedankenaustausch ist ihr
nach wie vor sehr wichtig.
Erfülltes Leben
Die ehemalige Versicherungsangestellte erinnert sich
mit Freude an die Stationen
ihres Lebens. „Ich hatte einen
erfüllenden Beruf bei einer
Lebensversicherung. Dabei
habe ich viel mit Medizinern
korrespondiert.“ Dieser Beruf entsprach eigentlich nicht
ihren Träumen und Wünschen „Ich wollte ursprünglich Lehrerin für Technik werden“, erinnert sich Hildegard
Westfälin in Ostfriesland
Schnell stellte sich die Westfälin auf die norddeutsche
Mentalität ein. „Die Menschen hier sind viel aufgeschlossener als allgemein gesagt wird“, lautet ihr Urteil.
Gerne hat sie einige Angewohnheiten übernommen –
beispielsweise das Teetrinken.
Allerdings nur am Morgen.
„Am Nachmittag da brauche
ich meinen Kaffee, sonst würde mir etwas fehlen.“ Auch
das Fahrradfahren überlässt
die Westfälin bei aller Freude
an der Bewegung den Einheimischen. „Ich komme aus
der Großstadt. Fahrradfahren
wäre dort viel zu gefährlich
gewesen, deshalb habe ich das
nie gelernt.“
Diana Haß
Gut beraten durch das Jahr
Patienten möchten wissen,
welche Auswirkungen die
Arzneimittel-Therapien auf
ihre Lebensqualität haben.
Im Beratungsgespräch wün‑
schen sich viele Apotheker
und PTA, die entscheiden‑
den Hinweise für den Kun‑
den spontan parat zu haben
und verständlich vermitteln
zu können.
Hiltrud von der Gathen hat
in ihrem Buch „Gut beraten
durch das Jahr“ (Govi Ver‑
lag 2014/ www.govi.de) die
Essenz klassischer, pharma‑
zeutischer Beratungsthe‑
men herausgefiltert und
damit innovative Merkhilfen
gestaltet. Sozusagen „im
Vorbeigehen“ kann mit 52
kurzen Lektionen wichtiges
Wissen für die Beratungs‑
praxis verinnerlicht werden.
Woche für Woche gibt es
einen neuen Impuls für das
Apothekenteam, der sofort
in die Praxis umgesetzt wer‑
den kann.
Wie in ihren bewährten
Seminaren setzt die Autorin
dabei auf Eselsbrücken und
Sprachbilder. Die kleinen
Einheiten bestehen jeweils
aus einem einprägsamen
Merksatz, einem Bera‑
tungstipp für die Praxis und
einem Text mit Hintergrund‑
informationen. Das Ganze
wird mit eingängigen Bil‑
dern illustriert.
Dr. Hiltrud von der Gathen
leitete viele Jahre eine öf‑
fentliche Apotheke. Sie ist
bekannt als Referentin in
Fortbildungsveranstaltun‑
gen und als Gedächtnistrai‑
nerin.
Impressum
Herausgeber: WINA GmbH (Wirtschafts- und
Werbeinstitut Niedersächsischer Apotheken
GmbH), Rendsburger Str. 24, 30659 Hanno‑
ver, Tel. 0511 61573-0, Fax 61573-30 | Redak­
tion: Anke Janssen (AJ), verantw., DW -44, E-Mail a.janssen@wina-nds.
de | Verantwortlich für namentlich gezeichnete Beiträge: die Verfas‑
ser | Redaktionsbeirat: Berend Groeneveld, Ina Bartels, Dr. Mathias
Grau | Gestaltung / Anzeigen: signum[kom Agentur für Kommunika‑
tion GmbH, Postfach 270341, 50509 Köln, Tel. 0221 9255512, Fax
9255513, E-Mail kontakt@signum-kom.de | Anzeigenleitung: Jörg
Hengster, Tel. 0221 9255516, E-Mail j.hengster@signum-kom.de | Es
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Erscheinungsweise: zweimonatlich | Nachdruck, Kopien, Aufnahme in
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nehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingesandte Manuskrip‑
te, Fotos etc. keine Gewähr. Die Redaktion behält sich die (sinngemä‑
ße) Kürzung von Leserzuschriften vor.
Foto: D. Haß
Hildegard Kaiser beim sogenannten
„Hüftbeuger“: Aufrecht und mit
Körperspannung auf dem Rollator
abstützen, ein Bein anwinkeln und
das Knie bis vor den Bauchnabel
anwinkeln.
„Wo man hingestellt wird,
da hat man die Pflicht, seinen Platz einzunehmen“, ist
sie überzeugt. Und: „Man tut,
was man kann. Ich habe nie
in der Ecke rumgesessen.“
Unternehmungslustig war
sie immer. Ob beim Wandern mit dem Gebirgsverein,
bei der Wassergymnastik, die
sie jahrelang in einer Gruppe betrieb, oder auf den vielen Reisen, die sie mit ihrem
Mann unternahm. „Herrlich
war es, im Meer zu schwimmen“, erinnert sie sich. Ihre
„innere Beweglichkeit“ kam
Hildegard Kaiser zugute, als
ihre Tochter und ihr Schwiegersohn 1994 anregten, dass
sie zusammen mit ihrem
Mann nach Ostfriesland ziehen sollte.
Apothekenpraxis Spektrum
WINA-Seminar: Zeitmanagement und Selbstorganisation
„Wer hat an der Uhr gedreht…“
„… ist es wirklich schon so spät?“ Diese Frage stellen sich viele Apotheker am Ende
eines Arbeitstages. Nicht selten bleibt das Gefühl zurück, dass wieder zu wenig Zeit für
wichtige und nicht-alltägliche Aufgaben geblieben ist. Dazu zählen zum Beispiel die
Aktualisierung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) oder die Umsetzung neuer
Vorgaben aus Verträgen. Im neuen WINA-Seminar zum Zeitmanagement wird praxis‑
nah vermittelt, wie Apothekenmitarbeiter ihre Zeit noch effektiver nutzen können.
Foto: panthermedia.net/Krisdog
Kundenberatung, Qualitätskontrolle, Buchhaltung
oder die Prüfung des Arzneimittelvorrats sind nur einige
der vielen Aufgaben, die der
Apotheker und sein Team an
einem Tag erledigen müssen.
Diese zeitlich unter einem
Hut zu bekommen, ist nicht
immer leicht. Häufig bleiben
am Ende des Tages Aufgaben liegen, die dann auf den
nächsten Tag verschoben wer-
den. Dass der Umgang mit
der Zeiteinteilung für viele
Apotheker schwierig ist, weiß
auch Katrin Suhle, Leiterin
des WINA-Seminars „Erfolgreiches Zeitmanagement und
Selbstorganisation“: „Die
Apotheken müssen sich im
Arbeitsalltag permanent auf
Veränderungen einstellen. Dazu gehören nicht nur die unterschiedlichen Erwartungen
der Kunden, sondern auch
Veränderungen des Marktes,
der Vertriebswege sowie gesetzlicher und vertraglicher
Vorgaben. Dabei einen reibungslosen Arbeitsablauf,
Quantität und Qualität aufrecht zu erhalten, ist für die
Apotheker eine große Herausforderung. Für manche Dinge haben wir heute einfach
weniger Zeit. Wir müssen mit
der Zeit anders haushalten als
noch vor einigen Jahren.“
Die Referentin stellt in dem
neuen WINA-Seminar die
produktive Nutzung von Zeit
in den Mittelpunkt. So erfährt
jeder Seminarteilnehmer praxisnah, wie er die Effektivität
und Effizienz der eigenen
Arbeitszeit steigern kann.
„Es geht darum, Potentiale
zu erkennen, neues Wissen
zu tanken, Gewohnheiten zu
reflektieren und den Erfolg
auszubauen“, erläutert Katrin
Suhle. Dabei nimmt sie die
Gewohnheiten der Teilnehmer
ganz genau unter die Lupe. Da
jeder Apothekenmitarbeiter
unterschiedlich mit der Zeit
umgeht, erarbeitet jeder sein
Profil des Arbeitsverhaltens
mit Hilfe eines wissenschaftlich fundierten Fragebogens.
Dadurch haben alle eine eigene, greifbare Basis, um den
individuellen Umgang mit
der Zeit, den Zielen und der
Selbstorganisation besser zu
verstehen.
Dazu stellt Katrin Suhle
unterschiedliche Zeitmanagement-Typen vor. „Es
gibt nicht Herrn oder Frau
Mustermann, sondern unterschiedliche Typen“, erläutert
die Referentin. „Zum Beispiel
nimmt sich der eine Apothe-
ker mehr Zeit zum Kontrollieren, Formulieren und legt viel
Wert auf die genaue Planung.
Dieser ‚Typ‘ konzentriert sich
in der Regel weniger auf die
Umsetzung. Dann gibt es
den Apotheker, der offen für
Neues ist, der anpackt und
Veränderungen mag. Dieser
bringt meist weniger Disziplin
für Planung, Einhaltung und
Kontrolle auf.“
Anhand dieser Grundlagen
gibt sie den Seminarteilnehmern hilfreiche Tipps, wie sie
ihre Zeit zukünftig im Alltag
besser nutzen können. „Wichtig ist es, sich Gedanken über
die Tagesplanung und Erwartungen zu machen, um die
richtigen Prioritäten setzen zu
können“, erklärt Katrin Suhle. „Habe ich den Tag optimal
geplant oder spricht hier die
‚reine‘ Gewohnheit? Wie sind
die unterschiedlichen Aufgaben terminiert und definiert
und wie viel Zeit gebe ich dafür aus? Ist die Zeitinvestition
angemessen? Wie kann ich
meine ‚Biokurve‘ besser nutzen? Wo sind negative Gedanken reine Zeitfresser? Wo sind
Checklisten echte Helfer?“
Methoden und Techniken
werden erarbeitet, die die
Teilnehmer für ihren persönlichen Umgang mit der
Zeit einsetzen können. Jeder
arbeitet mit seinem Strategieplaner für Zeit und Persönlichkeit und schreibt seinen Aktionsplan. Denn diese
Vorwärtsstrategien sollen
den Teilnehmern auch nach
dem Seminar präsent sein,
damit Handlungspläne entsprechend umgesetzt werden
können. Dabei profitieren die
Teilnehmer besonders durch
den Erfahrungsaustausch.
In ihrem Seminar setzt Katrin Suhle auch unterschiedliche Medien wie Film, Fragebogen, Metaplantechnik und
Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit ein. Die Teilnehmer
können also gespannt sein
auf ein abwechslungsreiches
Seminar mit Anregungen und
Lösungen.
TB
Erfolgreiches Zeitmanagement
und Selbstorganisation
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Seminarräume des Landesapotheker‑
verbandes Niedersachsen e.V.
Rendsburger Str. 24, 30659 Hannover
Referentin:Katrin Suhle, KSuhle. Erfolgsstrategien
Teilnahmegebühr: 270,00 Euro (Mitglieder des LAV Nds.)
360,00 Euro (Nichtmitglieder)
zzgl. MwSt. inkl. Schulungsunterlagen
und Verpflegung
Anmeldung:WINA-Geschäftsstelle
Telefon: 0511 61573-21
E-Mail: geschaeftsstelle@wina-nds.de
oder online unter www.wina-nds.de
23
Sie erkennen uns am roten „A“ und an der
individuellen Beratung, die Sie zu allen Fragen
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