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Ernährungstherapie und Dialysebehandlung 12 Botschaften zum Thema: Ernährungstherapie bei chronischer Niereninsuffizienz mit Dialysebehandlung Dialyse Interaktiver Workshop Idee und Konzeption Elsbeth Hanxleden Wissenschaftliche Ausarbeitung und Umsetzung Irmgard Landthaler Ambulantes Schulungsprogramm für Ihre Dialyse - Patienten Schirmherr Prof. Dr. med. Johannes Mann Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 1 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Die 12 Botschaften Botschaft 1: Die richtige Ernährung bei Dialysebehandlung Seite 3 Botschaft 2: Die Bedeutung von Eiweiß bei Dialysebehandlung Seite 5 Botschaft 3: Die richtige Energiezufuhr Seite 7 Botschaft 4: Die richtige Trinkmenge Seite 8 Botschaft 5: Warum „Würzen statt Salzen“ sich lohnt Seite 9 Botschaft 6: Warum gute Phosphatwerte so wichtig sind und was Sie dafür tun können Seite 10 Botschaft 7: Die Bedeutung von Kalium bei Dialysebehandlung Seite 13 Botschaft 8: Wie ein ausgewogener Speiseplan aussieht Seite 16 Botschaft 9: Bauchfelldialyse-Behandlung (Peritonealdialyse) und die richtige Ernährung Seite 17 Botschaft 10: Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel Seite 19 Botschaft 11: Diabetes und Dialysebehandlung Seite 20 Botschaft 12: Alles Interessante und Wichtige für Ihre Patienten über die Anämie Seite 22 Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 2 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 1: Die richtige Ernährung bei Dialysebehandlung Bedeutung und Ziele Ernährungstherapie ist in allen Stadien einer Nierenerkrankung ein unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung. Ist eine regelmäßige Dialysebehandlung erforderlich, ergeben sich für den Nierenkranken erneut Ernährungsumstellungen. Das Prinzip der Ernährung bei Dialyse • • • • • • Ausreichend Energie Kaliumarm Phosphorarm Eiweißreich Begrenzte Flüssigkeitszufuhr Kochsalzarm Unter Hämodialyse versteht man die Entfernung harnpflichtiger Substanzen und Wasser aus dem Blut über eine körpereigene oder künstliche Membran. Die Dialyse findet bei der Hämodialyse außerhalb des Körpers statt. Bei der Bauchfelldialyse (Peritoneal) erfolgt die Entfernung von Giftstoffen und Stoffwechselschlacken über das gut durchblutete Bauchfell als Membran. Die Dialyse ist zwar ein guter, aber kein vollwertiger Ersatz der natürlichen Nierenfunktion. Während die Nieren 24 Stunden am Tag arbeiten und Stoffe, die nicht vom Körper verwertet werden können, ausscheiden, dialysiert ein Patient in der Regel nur drei- bis viermal in der Woche für vier bis fünf Stunden. Zwischen den Dialysen steigt der Gehalt des Körpers an Wasser, Stoffwechselprodukten und Mineralstoffen deutlich an. Erst bei der nächsten Dialyse können diese Stoffe wieder ausgeschieden werden. Auf diese Weise ist der Körper großen Schwankungen unterworfen, die durch eine ausgewogene, auf die Nierensituation zugeschnittene Ernährungsweise verringert werden können. Hinzu kommt, dass über das Verfahren der künstlichen Blutwäsche bestimmte lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweißbausteine (Aminosäuren) und Vitamine verloren gehen. Werden diese Verluste nicht über entsprechende Ernährungsmaßnahmen ausgeglichen, kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Die richtige Ernährung ist also eine notwendige Ergänzung der Dialysebehandlung. Im Wesentlichen muss dabei auf die Zufuhr von Flüssigkeit, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen wie z. B. Kalium, Natrium und Phosphat geachtet werden. Die richtige Ernährung muss individuell angepasst werden und kann sich im Laufe der Therapie ändern. Essen Sie zunächst einmal ganz normal. Im Dialysezentrum werden Ihre Blutwerte kontrolliert und man wird Ihnen sagen auf was Sie achten sollten. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 3 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Ihr persönlicher Essensplan ist zum Beispiel von diesen Faktoren abhängig: • • • • • Der Art des Dialyseverfahrens Den aktuellen Laborwerten Der Körpergröße und dem Körpergewicht Der Bewegung und den Essgewohnheiten. Von zusätzlichen Erkrankungen wie z. B. Diabetes Die Ernährungstherapie bei Dialyse hat folgende Ziele: • • • • • • • Durch eine ausreichende Eiweiß- und Energieversorgung für einen guten Ernährungszustand und bessere Abwehrkräfte zu sorgen Durch optimale Phosphatwerte Knochenerkrankungen und Verkalkungen zu vermeiden Durch einen Kaliumspiegel im Normbereich Herzrhythmusstörungen zu verhindern Durch eine kontrollierte Trinkmenge Blutdruckschwankungen zu vermeiden Durch eine Reduzierung des Kochsalzes den Durst zu lindern und die Blutdruckeinstellung unterstützen Folgeerkrankungen verhindern Das Wohlbefinden zu verbessern Wichtig: Dialyseleistung und Ernährung müssen miteinander im Gleichgewicht gehalten werden. Merke: Auch wenn allgemeine Richtlinien für die Ernährung von Dialysepatienten vorliegen, ist es unumgänglich, einen individuellen Plan, immer an die jeweiligen Bedürfnisse des Betroffenen anzupassen. Tipp des Monats: Wir möchten Sie motivieren, selbst aktiv zu werden, denn Sie können mit Ihrem Ernährungsverhalten entscheidend Ihr Wohlbefinden, Ihre Risiken für Folgeerkrankungen und nicht zuletzt Ihre Lebenserwartung beeinflussen. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 4 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 2: Die Bedeutung von Eiweiß bei Dialysebehandlung Orientierungstabelle für tierische Lebensmittel bei Dialysebehandlung Eiweiß spielt bei Nierenerkrankungen immer eine wichtige Rolle. Der größte Teil der Endprodukte des Eiweißstoffwechsels wie Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin wird mit dem Urin ausgeschieden. Im Vordialysestadium wird deshalb eine eiweißbilanzierte Ernährung empfohlen, um die Nierenfunktion möglichst lange zu erhalten. Wird eine regelmäßige Dialysebehandlung erforderlich, entfällt die Eiweißbeschränkung, da anfallende harnpflichtige Substanzen wie z. B. Harnstoff mit Hilfe der Dialyse entfernt werden. Während der Dialysebehandlung gehen Aminosäuren, die Bausteine der Eiweiße verloren, dadurch ist der Eiweißbedarf bei Dialysepatienten erhöht. Eiweißbedarf: Die empfohlene Eiweißzufuhr liegt für Hämodialysepatienten bei 1,0 – 1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht, die Hälfte davon sollte aus tierischen Lebensmitteln stammen Ein Beispiel für eine 70 kg Person: Bedarf : 1,2 g Eiweiß pro kg Normalgewicht 1,2 g mal 70 = 84 g pro Tag Auf Lebensmittel umgelegt heißt das z. B.: 3 Scheiben Brot belegt mit Wurst oder Käse, 1 Schälchen Früchtequark, eine Portion Fleisch oder Fisch dazu Kartoffeln, Gemüse und Obst ergeben zusammen rund 80 g Eiweiß - das entspricht dem Tagesbedarf für eine 70 kg schwere Person mit Dialysebehandlung. Wichtig: Eine vegetarische Ernährung ist bei Dialysepatienten wegen der Gefahr der erhöhten Kaliumzufuhr und der zu geringen Eiweißzufuhr nicht empfehlenswert. Merke: Eiweiß kann nur sehr begrenzt gespeichert werden kann. Darum muss Eiweiß ständig über die Nahrung zugeführt werden. Tipp des Monats: Als Dialysepatient sollten Sie den Eiweißbedarf mindestens zur Hälfte über Nahrungsmittel tierischen Ursprungs decken: Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 5 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Orientierungstabelle für eiweißreiche tierische Lebensmittel Pro Tag sollten Sie mindestens 30 - 40 g Eiweiß aus tierischen Lebensmitteln essen. ☺ Nahrungsmittel Empfehlenswert * Nicht zu empfehlen ** Milch und Milchprodukte Hartkäse (100 g = ca. 25 g Eiweiß) wie z.B. Emmentaler, Bergkäse, Gouda, Parmesan Weichkäse (100 g = ca. 20 g Eiweiß) wie Camembert, Romadur, Brie, Mozzarella Frischkäse (100 g = ca. 12 g Eiweiß) wie Quark, Doppelrahmfrischkäse, körniger Frischkäse Milch, Joghurt, Dickmilch Kefir, Buttermilch (jeweils 1/8 l = ca. 5 g Eiweiß) Schmelzkäse, Scheibletten-Käse, Kochkäse Kaffeeweißer, Milchpulver Milchmixgetränke, Kondensmilch Kaffeesahne, Sahne, Creme fraiche (ohne Eiweißanrechnung) Fleisch, Geflügel alle Sorten (100 g = ca. 20 g Eiweiß) sehr salzige und gepökelte Produkte, Innereien Wurst alle Sorten (100 g = ca. 15 g Eiweiß) sehr salzige Produkte Fisch- und Schalentiere alle Sorten (100 g = ca. 20 g Eiweiß) sehr salzige Produkte Eier 1 Hühnerei 1 Eigelb 1 Eiweiß Eipulver enthält 7 g Eiweiß enthält 3 g Eiweiß enthält 4 g Eiweiß * Empfehlenswert: Diese Nahrungsmittel sind geeignet. **Nicht zu empfehlen: Diese Nahrungsmittel sollten Sie vermeiden oder nur in kleinen Mengen essen, denn sie enthalten viel Phosphor, Kalium oder viel Salz. Wichtig: Diese sehr allgemein gehaltenen Empfehlungen müssen mit Ihrem behandelnden Arzt und einer fachkundigen Ernährungsberaterin an die individuelle Situation angepasst werden. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 6 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 3: Die richtige Energiezufuhr Vermeiden Sie eine Mangelernährung! Wegen der Gefahr der Mangelernährung muss bei Nierenerkrankungen immer auf eine ausreichende Energiezufuhr geachtet werden. Der Energiestoffwechsel wird durch die Nierenfunktionsstörung allein nicht wesentlich beeinflusst, sondern eher durch die Grunderkrankung und die begleitenden Komplikationen. Entzündliche Prozesse z. B. schlecht heilende Wunden oder im Rahmen eines diabetischen Fußes oder anderer chronisch-entzündlicher Prozesse vermindern ebenso wie die Urämie selbst den Appetit. Ein guter Kontrollwert für die optimale Kalorienzufuhr ist das Erhalten eines normalen Körpergewichts. Für jeden Patienten wird das optimale Körpergewicht zusammen mit dem behandelnden Dialysearzt festgelegt Der Energiebedarf Die Ernährung muss den Körper mit ausreichend Energie (Kalorien) und mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgen. Dazu braucht es in der Regel keine komplizierten Diätvorschriften. Unsere Lebensmittel enthalten alles was ein Mensch braucht. Ob Eiweiß. Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente, jeder Stoff hat im Körper seine ganz bestimmten Aufgaben. Die Nährstoffe haben einen unterschiedlichen Energiegehalt 1 g Kohlenhydrate liefert 4 Kilokalorien 1 g Eiweiß liefert 4 Kilokalorien 1 g Fett liefert 9 Kilokalorien 1 g Alkohol liefert 7 Kilokalorien Wenn Sie als Dialysepatient zu wenig essen, kommt es zu Mangelerscheinungen und das ist immer schädlich. Eine Gewichtsreduktion ist beim Dialysepatienten meist nicht notwendig. Falls Ihr Gewicht bleiben soll wie es ist, benötigen Sie als Dialysepatient pro Kilogramm Körpergewicht und Tag ca. 30 - 35 kcal. Dies ist jedoch sehr stark von der körperlichen Belastung abhängig. Wichtig: Das Ziel ist Mangelernährung zu vermeiden! Merke: Mangelernährung schadet den Dialysepatienten, Übergewicht aber nicht! Tipp des Monats: Manchmal verfälscht die Wassereinlagerung das tatsächliche Gewicht. Eine regelmäßige Überprüfung der Nahrungsaufnahme ist deshalb immer sinnvoll um eine Unterversorgung mit Energie zu vermeiden. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 7 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 4: Die richtige Trinkmenge Die tägliche Flüssigkeitsaufnahme ist ein zentrales Thema für jeden Dialysepatienten. Zum einen sammelt sich bei zu großen Flüssigkeitsmengen im Körper das Wasser in bestimmten Geweben an und führt zur Ödembildung. Besonders gefährlich ist dabei die Entwicklung von Lungenödemen. Zum anderen steigt bei einem zu hohen Flüssigkeitsgehalt des Blutes der Blutdruck. Da Dialysepatienten in der Regel keine oder nur sehr wenig Flüssigkeit mehr über den Urin ausscheiden können, müssen sie ihre Flüssigkeitsaufnahme zwischen den Dialysen streng kontrollieren. Dabei ist sowohl auf die Trinkmenge als auch auf die Flüssigkeitszufuhr über die Nahrungsmittel (z.B. Suppen, Saucen, Obst und Joghurt) zu achten. Wenn Sie zu viel Wasser (Ödeme) im Körper haben, muss die Zufuhr von Flüssigkeit begrenzt werden. Eine sehr einfache Methode um Wassereinlagerungen rechtzeitig zu erkennen ist das tägliche Wiegen. Kurzfristige Gewichtsschwankungen von mehr als einem Kilogramm sind in aller Regel durch Schwankungen des Wassergehaltes im Körper bedingt. So kann z.B. eine Gewichtszunahme von 1,5 kg eine Wassereinlagerung anzeigen, bevor Beinödeme entstehen. Die beste Kontrolle ist hier wiederum das Körpergewicht, das zwischen zwei Dialysen nicht mehr als 1 kg pro Tag ansteigen sollte. Wichtig: Erlaubte Trinkmenge pro Tag bei Dialysebehandlung = Restausscheidung in 24 Stunden + 800 ml Merke: Salz macht Durst! „10 g Salz binden 1 Liter Wasser“! Tipp des Monats: Eine schnelle Gewichtszunahme entsteht immer durch Wasser! Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 8 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 5: Warum „Würzen statt Salzen“ sich lohnt Die erste Maßnahme bei der Behandlung des Bluthochdrucks bei Dialysepatienten ist die Senkung eines erhöhten Trockengewichtes. 80% des Bluthochdrucks werden durch Wassereinlagerungen (Ödeme) bedingt. Um dieses Problem zu verhindern, ist es notwendig, große Gewichtszunahmen zwischen den Dialysetagen zu vermeiden Bei beiden Maßnahmen steht Kochsalz im Vordergrund. • Die optimale Blutdruckeinstellung ist für alle Nierenkranken ganz wichtig! • Ein zusätzlich bestehender Bluthochdruck belastet die Gefäße der Nieren und des Herzens zusätzlich. • Wenn Sie es schaffen Ihre tägliche Kochsalzzufuhr auf durchschnittlich 6 g zu reduzieren, ergänzen Sie die medikamentösen Maßnahmen optimal. • 6 Gramm/Tag ist etwas mehr als die Hälfte der üblichen Salzmenge, die Europäer essen. Natrium/Kochsalz In den Lebensmitteln liegt Natrium überwiegend als Kochsalz vor, so dass im Allgemeinen aus dem Natriumgehalt der Lebensmittel auf den Kochsalzgehalt geschlossen werden kann. Die Umrechnung von Natrium in Kochsalz (1 g Kochsalz enthält 0,4 g Natrium und 0,6 g Chlorid - Natriumchlorid) errechnet sich folgendermaßen: Kochsalzgehalt = Natriumgehalt in g x 2,5 Mit ein paar Tricks können Sie das Essen geschmacklich aufwerten: • Salzhering, Salzfleisch wässern, in Buttermilch einlegen, gesalzenes Fleisch in viel Wasser kochen. • Marinieren Sie Fleisch mit etwas Olivenöl, Pfefferkörner, Lorbeer, Thymian, Rosmarin, Knoblauch und braten Sie dann diese Gewürze mit. • Gemüsekonserven nicht nachsalzen. • Salzen Sie immer zum Schluss und sehr sparsam. • Sojasoße ist auch sehr salzig, es gibt salzreduzierte Sojasoße (z. B. von Kikkoman mit 43% weniger Salz). Reduzieren Sie jede Art von Salz zum Beispiel: Jodsalz, Meersalz, Kräutersalz, Knoblauchsalz, Selleriesalz, Steinsalz, HimalayaSalz, Gemüse-Brühwürfel, Fleisch-Brühwürfel, Würzmischungen wenn Salz auf der Zutatenliste steht. Wichtig: Keine Diätsalze oder Kochsalzersatzmittel verwenden, denn sie sind sehr kaliumreich, es ist dann statt Natrium meistens Kalium enthalten Merke: Kräuter und Gewürze sind das „Salz“ in der Suppe Tipp des Monats: Reduzieren Sie die Kochsalzmenge langsam, die Geschmacksnerven gewöhnen sich mit der Zeit daran. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 9 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 6: Warum gute Phosphatwerte so wichtig sind und was Sie dafür tun können Zu hohe Phosphatwerte sind ein Zeichen einer nachlassenden Nierenfunktion. Normalerweise wird Phosphat im Darm aus der Nahrung aufgenommen und der Überschuss über die Nieren ausgeschieden. Eine funktionsgestörte Niere ist nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Entfernung des Phosphates zu gewährleisten. Warum ist es so wichtig, dass der Phosphatspiegel im Blut normal ist • • • • Weil zu hohe Phosphatkonzentrationen zu Gefäßverkalkungen führen! Gefäßverkalkungen sind eines der Hauptprobleme bei Nierenerkrankungen. Diese führen zu einem erhöhten Risiko einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden oder zu Durchblutungsstörungen. Diese Gefäßprobleme sind bei normalen Blutphosphatspiegeln (< 1,6 mmol bzw. 5 mg/dl) viel seltener als bei zu hohen Phosphatspiegeln. Außerdem können hohe Phosphatspiegel zu einer Knochenerweichung beitragen. Was man dagegen tun kann: Therapeutisch wichtig ist eine gute Dialyse, die phosphorarme Diät und zur Phosphatbindung im Darm Phosphatbinder die häufig in Kombination mit aktiviertem Vitamin D verordnet werden. Phosphatentfernung durch die Dialyse Einer durchschnittlichen diätetischen Phosphatzufuhr von 1000 mg/Tag steht eine Entfernung von 700 - 900 mg Phosphat pro Dialysebehandlung gegenüber. Mit einer normalen Dialysebehandlung von 3 x 4 Stunden wird also gerade einmal die Phosphat-Zufuhr eines Tages entfernt. Phosphatarme Ernährung Phosphat ist ein Mineralstoff, der in fast allen Lebensmitteln in unterschiedlicher Menge vorkommt, insbesondere in Fleisch, Fisch und anderen tierischen Eiweißträgern. Die tägliche Aufnahme sollte 1000 - 1400 mg Phosphat nicht überschreiten. Nahrungsmittel im Vergleich Phosphatgehalt 60 g Schmelzkäse 60 g Briekäse 590 mg 100 mg 30 g Hartkäse 30 g Frischkäse 260 mg 50 mg 200 ml Trinkmilch 50 ml Sahne + 150 ml Wasser 180 mg 30 mg 1 Flasche Bier (0,5 Liter) 1 Flasche Limonade 200 mg 0 mg Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 10 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Praktische Tipps: • In Schmelzkäsezubereitungen jeder Art, Kochkäse, Milchpulver, Kondensmilch und Nüssen ist viel Phosphat enthalten. Diese Nahrungsmittel sollten Sie also meiden. • Essen Sie Hart- bzw. Schnittkäse nur selten und in kleinen Mengen. • Bevorzugen Sie phosphatarmen Käse wie Quark, Frischkäse, Camembert, Briekäse, Mozzarella, Harzer Roller (Sauermilchkäse), Limburger. • Alle flüssigen Milchprodukte enthalten viel Kalium und Phosphor, trinken Sie deshalb nicht mehr als 1/8 l Milch, Buttermilch oder Joghurt am Tag. • Statt Milch können Sie 1/3 Sahne und 2/3 Wasser verdünnen und dann wie Milch verarbeiten, z. B. für Pfannkuchen, Pudding, Kartoffelbrei usw. • Manche Lebensmittel enthalten eine schwer aufschließbare Form von Phosphaten, die Phytinsäure, sie kommt besonders in den Außenschichten des Getreidekorns und der Hülsenfrüchte vor, z.B. in Vollkornprodukten, Erbsen, Bohnen, Linsen getrocknet. Der Körper kann aus ballaststoffreichen Nahrungsmitteln nur 50 - 60% des Phosphates aufnehmen. Deshalb dürfen Sie Vollkornbrot und Hülsenfrüchte ruhig ab und zu essen. Das Kalium der Hülsenfrüchte reduzieren Sie, indem Sie das Kochwasser wegschütten. Außerdem sind in diversen Lebensmitteln phosphathaltige Zusatzstoffe enthalten. Die Tabelle nennt einige wichtige, „versteckte“ phosphathaltige Zusatzstoffe Säuerungsmittel Verdickungsmittel Lockerungsmittel Kutterhilfsmittel Schmelzsalze in Colagetränken in Pudding in Backwaren in Wurstwaren in Käse Lebensmittel die Phosphatzusätze enthalten erkennen Sie an folgenden „E“uropa – Nummern. Diese sollten Sie nach Möglichkeit meiden: E 338 E 450 b E 1412 E 339 E 450 c E 1413 E 340 E 540 E 1414 E 341 E 543 E 1442 E 343 E 544 E 450 a E 1410 Phosphatbinder einnehmen Meist gelingt es nicht, nur mit Ernährungseinschränkungen allein die Phosphatwerte im Normalbereich zu halten. Deshalb benötigen fast alle Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung zusätzlich so genannte Phosphatbinder. Diese Medikamente gehen im Darm mit dem in der Nahrung enthaltenen Phosphat eine chemische Verbindung ein. Diese Verbindung wird nicht oder nur geringfügig im Darm aufgenommen und deshalb nahezu vollständig im Stuhlgang ausgeschieden. Auf diese Weise gelangt ein Großteil des in der Nahrung enthaltenen Phosphats nicht ins Blut, sondern verlässt Ihren Körper wieder ohne Schaden anzurichten. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 11 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Einnahme zu den Mahlzeiten Die Phosphatbinder müssen direkt vor bzw. zu einer Mahlzeit eingenommen werden, denn sie müssen sich im Magen mit der Nahrung mischen, um das Phosphat zu binden. Zu einem Käse oder Wurstbrot sollte man also einen Phosphatbinder nehmen, während man diese Medikamente weglassen kann, wenn eine Mahlzeit ausfällt oder man nur ein Marmeladenbrötchen isst, in dem sich kaum Phosphat befindet. Präparate Die Menge der pro Tag verschriebenen Phosphatbinder legt der Arzt mit Ihnen zusammen fest. Die Präparate heißen beispielsweise Kalzium-Azetat, KalziumCarbonat, Sevelamer, Lanthan-Carbonat, Aluminiumhydroxid. Durch eine günstige Verteilung zu den Mahlzeiten können Sie selbst den Effekt dieser Medikamente deutlich verbessern. Fragen Sie das Praxisteam nach PEP: Das Phosphat - Einheiten - Programm Es hilft Ihnen die Phosphatbinder richtig zu verteilen und an den Phosphatgehalt im Essen anzupassen. Wichtig: Lassen Sie sich bitte nicht von der oft recht hohen Tablettenanzahl bei den Phosphatbindern abschrecken. Der größte Teil dieses „Bindemittels“ für Phosphat wird ja mit dem Stuhl ausgeschieden. Merke: Es ist eindeutig bewiesen, dass diejenigen Patienten, denen es gelingt, die Phosphatwerte niedrig zu halten, länger und besser leben als Menschen mit deutlich erhöhten Phosphatwerten. Eine ausreichende Eiweißzufuhr ist wichtiger als eine zu strenge phosphorarme Ernährung! Tipp des Monats: Nahrung aus frischen Zutaten selbst zuzubereiten ist und bleibt also auch für Dialyse-Patienten die allerbeste Wahl. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 12 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 7: Die Bedeutung von Kalium bei Dialysebehandlung Orientierungstabelle für die Lebensmittelauswahl bei erhöhten Kaliumwerten Da bei Dialysepatienten die Ausscheidung von Kalium über den Urin in der Regel nicht mehr gewährleistet ist, müssen sie ihre Kaliumzufuhr mit der Nahrung im Vergleich zum Gesunden stark einschränken (nicht mehr als 2000 -2500 mg täglich). Kalium ist im Körper entscheidend für die Übertragung von Nervenimpulsen, die die Muskulatur steuern. Deutlich zu hohe Kaliumwerte verursachen eine Muskelschwäche und können im ungünstigen Fall bis zum Herzstillstand führen. Zu niedrige Kaliumwerte sind bei Dialysepatienten eher selten. • • • • • • • • • Besonders viel Kalium ist in Obst und Obstsäften und Wein. Auch Trockenfrüchte und Nüsse sind kaliumreich. Alle Gemüsesorten enthalten relativ viel Kalium. Obstsäfte können gut mit Wasser verdünnt werden und schmecken meist immer noch ganz gut. Kartoffeln und Gemüse verlieren viel von ihrem Kalium wenn sie klein geschnitten gekocht werden und das Kochwasser (mit dem darin enthaltenen ausgekochten Kalium) weggeschüttet wird. Dosenflüssigkeit nicht verwenden und nur 1 Stück rohes Obst pro Tag essen. Wie streng Sie die kaliumarme Diät einhalten müssen, sollten sie anhand der Blutwerte mit ihrem Nierenfacharzt besprechen. Worauf Nierenkranke generell verzichten sollten, sind so genannte Diätsalze, die anstatt Natriumchlorid Kaliumchlorid enthalten. Ihr Arzt wird auch darauf achten, ob eventuell bestimmte Medikamente den Kaliumwert beeinflussen. Außer der Ernährung gibt es noch eine Reihe anderer Ursachen, die das Kalium im Blut ansteigen lassen wie zum Beispiel eine schlechte Verdauung (Verstopfung/Obstipation) oder Muskelabbau, wenn Sie also zu wenig essen. Wenn das Blut sauer ist (Azidose), dann werden saure Abbauprodukte des Stoffwechsels nicht gut ausgeschieden, es kommt dadurch zum Kaliumanstieg. Erbrechen und Durchfall senken das Kalium im Blut. Wichtig: Diese sehr allgemein gehaltenen Empfehlungen müssen mit Ihrem behandelnden Arzt und einer fachkundigen Ernährungsberater/in der individuellen Situation angepasst werden. Merke: Wenn die Kaliumwerte im Blut erhöht sind, müssen Sie unbedingt darauf achten, dass sie nicht zuviel Kalium mit der Nahrung aufnehmen. Tipp des Monats: Die Menge macht’s, es ist nichts verboten! Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 13 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Orientierungstabelle für die Lebensmittelauswahl bei erhöhten Kaliumwerten. ☺ Nahrungsmittel Empfehlenswert * Nicht zu empfehlen ** Gemüse, Salate und Kartoffeln ca. 150 g Gemüse oder 50 g Blattsalat pro Tag Alle Sorten Gemüse und Kartoffeln klein schneiden und in zehnfacher Wassermenge kochen, das Kochwasser anschließend wegschütten. Gemüse und Pilze aus der Dose ohne Flüssigkeit Fertigprodukte (wenn sie viel Salz enthalten oder Phosphat zugesetzt wurde) Kartoffel-Fertigprodukte, Hülsenfrüchte und getrocknete Pilze, Kartoffelchips Obst, Nüsse Nur einmal am Tag ca. 100 g (1 Handvoll) rohes Obst oder 150 g Kompott ohne Saft Nüsse, Bananen Trockenfrüchte wie Rosinen, Datteln und Feigen Sternfrucht Zucker, Süßwaren Vorsicht bei erhöhten Triglyceriden , Diabetes oder Übergewicht! Zucker, Honig, Marmelade In kleinen Mengen Schokolade Marzipan, Müsliriegel, Lakritz Gewürze, Kochsalz Verschiedenes alle Kräuter und Gewürze, Knoblauch, Zwiebeln, Essig, Meerrettich und Senf, Flüssigwürzmittel, Weinstein-Backpulver, Natron Kleine Mengen Tomatenmark und Ketchup Kochsalz sehr sparsam!!! Würzmischungen mit Salz, Sojasoße, Fleisch- und Hefeextrakt, Brühwürfel, Instantbrühe, Fertigsuppen und Fertigsoßen, Soßenbinder Kochsalzersatzmittel (=Diätsalz) und alle damit hergestellten Produkte Fette und Öle Menge abhängig vom Kalorienbedarf Alle Sorten sind geeignet! Verwenden Sie gute und hochwertige Öle wie z.B. Olivenöl, Rapsöl, Distelöl, Sonnenblumenöl usw. Erdnussbutter oder -mus Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 14 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Orientierungstabelle für die Lebensmittelauswahl bei erhöhten Kaliumwerten. Nahrungsmittel ☺ Empfehlenswert * Nicht zu empfehlen ** Getreideprodukte Bei Diabetes müssen Sie die KH/BE wie gewohnt beachten. Alle Sorten Brot, Cornflakes, Reis, Mais, Grieß und Teigwaren. Kuchen und Gebäck möglichst mit WeinsteinBackpulver, Natron oder Hefe zubereitet Backmischungen mit Phosphatzusatz, Backpulver. Leinsamen und Kleie. Sehr salziges Gebäck wie Salzstangen und Käsegebäck. Getränke Trinkmenge individuell! Leitungswasser, Mineralwasser bis 100 mg Natrium, Zitronensaft, alle Teesorten, 1-2 Tassen Kaffee, Limonade. Obst- und Gemüsesäfte, Instantgetränke, Mineraldrinks, Getränke mit Phosphatzusatz wie z.B. Colagetränke, Alkohol wie Schnaps, Wein und Bier nach Rücksprache mit dem Arzt Alle Sorten sind erlaubt! Aber die Menge beachten. Zum Beispiel ca. 50 g/Tag Pro Tag. ca. 150 g Milch, Joghurt, Kefir, Dickmilch oder Buttermilch, Kaffeesahne, sehr salzige und geräucherte Produkte Bei erhöhten Triglyceriden oder bei Diabetes sind Limonaden mit Süßstoff günstiger. Milch Milchprodukte Käse SchmelzkäseZubereitungen jeder Art Kochkäse, Milchpulver, Kondensmilch Statt Milch als Alternative: 1/3 Sahne mit 2/3 Wasser verdünnen = Milchersatz * Empfehlenswert: Diese Nahrungsmittel sind geeignet. **Nicht zu empfehlen: Diese Nahrungsmittel sollten Sie vermeiden oder nur in kleinen Mengen essen, denn sie enthalten viel Phosphor, Kalium oder viel Salz. Wichtig: Diese sehr allgemein gehaltenen Empfehlungen müssen mit Ihrem behandelnden Arzt und einer fachkundigen Ernährungsberaterin an die individuelle Situation angepasst werden. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 15 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 8: Wie ein ausgewogener Speiseplan aussieht Geschickt auswählen - Ein Speiseplan für Dialysepatienten könnte so aussehen: statt lieber Frühstück: Milchkaffee mit Zucker oder Süßstoff Weizenbrötchen und Vollkornbrot Butter, Marmelade, Honig 1 Scheibe Tilsiter (30 g) Frühstück: Kaffee mit Sahne und Zucker oder Süßstoff Weizenbrötchen und Vollkornbrot Butter, Marmelade, Honig 2 Esslöffel Frischkäse (30 g) Vormittags: Vormittags: 1 Becher Joghurt (150 g) 1 kleiner Apfel (100 g) Mittagessen: Mittagessen: Schnitzel (150 g) und Instant-Champignonsoße Instant-Kartoffelbrei mit Milch 1 große Portion Salat (150 g) Schnitzel (150 g) mit Champignons aus der Dose und Sahnesoße Kartoffelbrei aus „gewässerten“ Kartoffeln mit Sahne und Wasser-Gemisch zubereitet 1 kleine Portion Salat (50 g) 1 kleines Glas Radler oder Limo (100 ml) 1 großes Glas Bier (250 ml) Nachmittags: Instant – Capuccino 1 Stück Nusskuchen Nachmittags: Capuccino mit Sahne selbst gemacht 1 Stück Hefekuchen Abendessen: Abendessen: Brot nach Belieben, Butter 2 Scheiben Emmentaler (50 g) 2 Scheiben gekochter Schinken (60 g) 5 Radieschen und 2 Tomaten Brot nach Belieben, Butter 1 Stück Briekäse (50 g) 2 Scheiben gekochter Schinken (60 g) 2 Radieschen Später: 1 Stück Nuss-Schokolade (20 g) Später: 1 Schokoladenkuss (Negerkuss) Summe: 100 g Eiweiß 1700 mg Phosphor 3300 mg Kalium 2500 Kcal Summe: 85 g Eiweiß 1000 mg Phosphor 2000 mg Kalium 2500 Kcal Die Trinkmenge müssen Sie ganz individuell an Ihre Restausscheidung anpassen. Wie Sie an diesem Beispiel deutlich sehen, ist es gar nicht schwer ausreichend Kalium einzusparen, genug Eiweiß zu essen und trotzdem Phosphat zu reduzieren. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 16 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 9: Bauchfelldialyse-Behandlung (Peritonealdialyse) und die richtige Ernährung Energie und Kohlenhydrate Die empfohlene Energiezufuhr pro kg Normalgewicht und Tag beim Dialysepatienten liegt bei 30 kcal für Ältere (über 60 Jahre) und 35 kcal für Jüngere. Beispiel für eine 70 kg Person = 35 Kcal x 70 kg = 2450 Kcal Die Empfehlung für die Höhe der Kohlenhydratzufuhr liegt bei ca. 50 % der Gesamtenergie, abzüglich davon die Traubenzuckeraufnahme (Glukose) aus der Dialyselösung. Je nach Glukosegehalt der Dialyselösung liegt die Energiezufuhr durch die Dialyselösung bei etwa 25 Prozent der Gesamtenergie (des Kalorienbedarfs). Dies sind ca. 300 - 700 Kilokalorien am Tag. Mit der Peritonealdialyse kommt es also zu einer Mehrbelastung des Kohlenhydratstoffwechsels durch den Traubenzucker in der Dialyselösung. Davon nimmt der Körper etwa 70 Prozent auf. Die Folgen können eine Gewichtszunahme und/oder eine Erhöhung bestimmter Blutfette sein. Deshalb muss der Glukoseanteil in der Dialyselösung mit ca. 70 Prozent auf die tägliche Kalorienzufuhr angerechnet werden. Durch entsprechende Kontrolle des Körpergewichts und durch einen kontrollierten Umgang mit den hochprozentigen Dialyselösungen können diese Folgen vermieden werden. Energiegehalt von Dialyselösungen ( 2000 ml) Energiegehalt 1,50% Glukose ca. 120 kcal 2.30% Glukose ca. 185 kcal 4,25% Glukose ca. 340 kcal Resorption (ca. 70%) 85 kcal 130 kcal 240 kcal Eiweißbedarf bei Bauchfelldialyse Bedingt durch die Durchlässigkeit des Bauchfelles kommt es zu einem Verlust an Aminosäuren (Bausteine der Eiweiße) über die Spüllösung von etwa 1,5 - 2 g pro Tag und einem Eiweißverlust von durchschnittlich 10 g am Tag, hauptsächlich Albumin, aber auch anderer Eiweiße. Diesen Verlust gilt es über die tägliche Nahrung auszugleichen, dafür sind etwa 1,2 - 1,5 g Eiweiß pro kg/Körpergewicht und Tag notwendig. Davon sollen mindestens 50% biologisch hochwertiges Eiweiß sein. Kalium, Phosphat, Calcium und Vitamine Ein erhöhtes Kalium gehört bei der kontinuierlichen Bauchfelldialyse eher zur Seltenheit. Gelegentlich kann eine Kaliumbeschränkung notwendig sein. Andererseits kann es aber durch die Kaliumverluste über das Bauchfell erforderlich sein, die tägliche Kaliumzufuhr mit der Nahrung zu erhöhen. Es gilt also auch hier den individuellen Kaliumwert zu ermitteln und entsprechend die Ernährung anzupassen. Auch die Bauchfelldialyse ist nicht in der Lage, eine ausreichende Entfernung der Phosphate zu gewährleisten, somit liegt bei der Bauchfelldialyse die gleiche Problematik vor wie bei Hämodialyse. Da durch die Dialyselösung wasserlösliche Vitamine verloren gehen, müssen diese bei Bedarf ersetzt werden. Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 17 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Natrium - Kochsalz - Trinkmenge Die Flüssigkeitszufuhr bei Bauchfelldialyse orientiert sich an der durch die Urinausscheidung und Ultrafiltration zu erzielenden Flüssigkeitsausscheidung. Der Flüssigkeitsentzug über das Bauchfell (Ultrafiltration) lässt sich über die Höhe der eingesetzten Glucosekonzentrationen steuern. Bei der Verordnung wird der Zuckergehalt so gewählt, dass der Wasserhaushalt des Körpers ausgeglichen ist. Diese kontinuierliche Entwässerung ist in der Regel sehr günstig, will man aber den Einsatz der glukosehaltigen Lösungen unter Kontrolle haben, muss trotzdem auch die Flüssigkeitsaufnahme kontrolliert werden. Chronische Überwässerung stellt eine Belastung des Herz-Kreislauf-Systems dar, führt zu Blutdruckerhöhung und schädigt den Herzmuskel. Mehr Informationen über Trinkmenge und Art der Getränke lesen Sie auf Seite 8 Wichtige Ernährungs-Tipps bei Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) • • • • • • • • • • Essen Sie regelmäßig eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Eier oder Käse Denken Sie dabei auch immer an die gleichzeitige Einnahme Ihrer Phosphatbinder zum phosphathaltigen Essen. Vermeiden Sie Phosphatzusätze. (Siehe Kapitel bei Hämodialyse) Der Kaliumgehalt im Blut kann zu nieder oder zu hoch sein. Individuelle Überprüfung der Blutwerte sind nötig Kaliumreiche Lebensmittel sind:, Gemüse, Pilze, Kartoffeln, Nüsse, Säfte, Obst, Trockenfrüchte Alkohol und Zucker sollten Sie reduzieren wenn bestimmte Blutfette wie die „Triglyceride“ zu hoch sind. „Würzen statt Salzen“ hilft den Blutdruck gut einzustellen! Seien Sie sparsam mit Fett, wenn Sie abnehmen möchten Stets bewusst und mit allen Sinnen genießen. Neben einer ausgewogenen Ernährung gibt Bewegung Ihrem Körper noch mehr Leistungsfähigkeit. Nach dem Motto, wer rastet der rostet. Wichtig: Phosphor lässt sich durch Zubereitung nicht aus Speisen herauslösen, also auch in gekochten Speisen ist genauso viel Phosphor enthalten wie in den rohen Produkten. Merke: Um eine Eiweißmangelernährung zu vermeiden muss frühzeitig mit einer eiweißreichen Ernährung (1,0 - 1,5 g Eiweiß pro kg Körpergewicht und Tag) begonnen werden. Tipp des Monats: Eine ausreichende Eiweißzufuhr ist wichtiger als eine zu strenge phosphorarme Ernährung! Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 18 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 10: Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel Was Sie über Vitamine wissen sollten! Bei Dialysepatienten liegt häufig eine ungenügende Versorgung mit wasserlöslichen Vitaminen (C und B-Komplex) vor. Die Ursache ist einerseits dir ungenügende Zufuhr von Vitaminen und andererseits werden wasserlösliche Vitamine über die Dialyse entfernt. Eine zusätzliche Einnahme dieser Vitamine wird daher empfohlen. Fettlösliche Vitamine wie A, E und K können im Organismus gespeichert werden, ein zusätzlicher Bedarf ist deshalb im Allgemeinen nicht vorhanden. Vitamin A kann sogar bis in den toxischen Bereich erhöht sein. Vitamin D wird nur bei Bedarf individuell als „Hormon“ verabreicht. Fragen Sie dazu immer Ihren Nierenfacharzt. Nahrungsergänzungsmittel und andere Heilmittel • Für Nierenpatienten ist es ganz besonders wichtig, dem Arzt alle Medikamente zu nennen die sie einnehmen und eben auch naturheilkundliche Präparate und Mittel aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Es gibt chinesische Kräuter, die ein endgültiges Nierenversagen auslösen können, das nicht mehr heilbar ist. • Lakritze vermeiden, sie kann den Blutdruck erhöhen. Verantwortlich dafür ist die Glycyrrhizinsäure, ein Inhaltsstoff der Süßholzwurzel, aus der Lakritz gemacht wird. Glyzyrrhizin bewirkt eine erhöhte Produktion von Kortisol in der Nebenniere. Kortisol wiederum lässt den Blutdruck steigen. Besonders Menschen mit hohem Blutdruck oder Herzschwäche sollten auf Lakritz verzichten. • Bei Grapefruits ist Vorsicht geboten. Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen. So kann sich die Wirkung von Cholesterinsenkern bis zum Dreifachen erhöhen. Im Verdacht, gleiches zu bewirken, stehen außerdem Südfrüchte wie Pomelo (Kreuzung aus Pampelmuse und Grapefruit) und Pomeranze (auch Saure, Bitter oder Sevilla Orange genannt). Wichtig: Jede Einnahme zusätzlicher Medikamente zum Beispiel rezeptfreier und / oder pflanzlicher Medikamente sowie Tees aus Heilpflanzen - auch rezeptfreier - sollten Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Merke: Bei Einnahme von Johanniskraut werden andere Medikamente schneller abgebaut und sind damit weniger wirksam. Tipp des Monats: Für Dialysepatienten ist es ganz besonders wichtig, dem Arzt alle Medikamente zu nennen, die sie einnehmen. Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 19 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 11: Diabetes und Dialysebehandlung Sind Diabetesdiät und Dialysediät zu vereinbaren? Grundsätzlich ist die Diät bei Diabetes und Dialysebehandlung nicht anders als bei Dialysepatienten ohne Diabetes. Wenn aber zu den Hinweisen bei Dialysebehandlung noch die Diätempfehlungen für Menschen mit Diabetes hinzukommen, dann wird es wirklich kompliziert. Hier hilft nur eine gute vernünftige Diätberatung und zwar nicht nur einmal sondern mehrmals! Je mehr Einschränkungen eine Diät enthält, umso schwieriger wird es, allen Empfehlungen gerecht zu werden. Veränderungen, die auftreten können: • Bei abnehmender Nierenfunktion verlängert sich die Halbwertzeit von Insulin. Andererseits ist die Insulinwirkung bei Urämie abgeschwächt. Häufige Blutzuckerkontrollen sind daher notwendig. • Die Neigung zu erhöhtem Kalium ist beim Diabetiker wegen der Insulinresistenz verstärkt. Bei Dialysepatienten mit Diabetes mellitus hat die Hyperglykämie zwei sehr nachteilige Folgen: Hohe Zuckerkonzentrationen entwässern die Körperzellen (ähnlich wie Salz Wasser aus einem Rettich zieht). Die Körperzellen schrumpfen, und es kommt infolgedessen zum Austritt von Kalium (mit der Gefahr des erhöhten Kaliums) und zum Austritt von Wasser (mit der Gefahr der Überwässerung und der Überladung des Kreislaufs). • Glukosebedingte erhöhte Blutfette und eine ungewollte Gewichtszunahme (können bei einzelnen Patienten durch eine frühzeitige Ernährungsberatung verhindert werden). • Spezifisch beim Diabetiker mit fortgeschrittener Nierenbeteiligung ist eine extreme Kochsalzempfindlichkeit zu berücksichtigen. • Durch den stark eingeschränkten katabolen (= Muskelabbau) Stoffwechsel wird Eiweiß verstärkt abgebaut und muss entsprechend ersetzt werden. • Es kann zur Magenentleerungsstörung kommen. Sie ist gekennzeichnet durch Sodbrennen und Erbrechen. Merke: Auf Grund der Stoffwechselstörung bei Diabetikern ist die Gefahr einer Mangelernährung größer als bei Nichtdiabetikern. Wichtig: Diese Ernährungsumstellung sollte unbedingt durch Ihren Nierenfacharzt und einen qualifizierten Ernährungsberater betreut werden. Die Effektivität der diätetischen Maßnahmen sollte durch regelmäßige Stoffwechselkontrollen überprüft werden. Tipp des Monats: Lassen Sie sich einen individuellen Ernährungsplan zusammenstellen der an Ihre Bedürfnisse angepasst ist. Nach dem Motto: So wenig Einschränkungen wie nötig - so viel Lebensqualität wie möglich! Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 20 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Grundsätzlich ist die Diät bei Diabetes und Dialysebehandlung nicht anders als bei Dialysepatienten ohne Diabetes. Ernährungsprinzip Empfehlung bei Diabetes Empfehlung bei Diabetes und Dialyse Energie Energiebewusst Kohlenhydrate Die blutzuckerwirksamen Kohlenhydrate werden in den Mahlzeiten gezielt beachtet (je nach Behandlungsart) 30 -35 kcal/kg KG/Tag Mangelernährung vermeiden! Bleibt gleich! Ballaststoffe Ballaststoffreiche Ernährung Ballaststoffreiche Lebensmittel nur bedingt einsetzbar (wegen Kalium, Phosphat und Trinkmenge) Fett Hochwertige Fette und Öle bevorzugen 1 g Fett liefert 9 Kcal Evt. reduzieren zur Gewichtsreduktion Die Auswahl bleibt gleich, die Fettmenge wird bei Bedarf (Gewichtsverlust) erhöht Eiweiß und Phosphat Soll: 0,8 – 1,0 g/kg KG/Tag Ist: 1,0 – 1,5 g/kg KG/Tag Eher eiweißreich 1,0 - 1,2 g/kg KG/Tag bei HD 1,0 - 1,5 g/kg KG/Tag bei PD Bei eingeschränkter Nierenfunktion: Phosphatmanagement wie bei a Eiweiß- und Phosphatbilanziert Dialysepatienten üblich Flüssigkeit/Getränke Wie für Gesunde ca. 1,5 Liter Auswahl meist kalorienfrei Bilanziert je nach Restfunktion 500-800 ml plus Ausscheidung Bei eingeschränkter Gezielte Getränkeauswahl Nierenfunktion: Wegen Kalium und Phosphat Bilanziert je nach Restfunktion Zubereitung Schonende Zubereitung um Vitamine und Mineralstoffe zu erhalten. Reichlich Gemüse, Salate und Obst. Nach dem Motto: „5 am Tag“ Genau umgekehrt! Grund: Wasser und Kalium! In viel Wasser kochen! Kompott besser als rohes Obst Eine Handvoll Obst pro Tag Vitamin-Substitution Kochsalz Kochsalz 5 - 6 g/Tag Kochsalz 5 - 6 g/Tag Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 21 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Botschaft 12: Alles Interessante und Wichtige für Ihre Patienten über die Anämie Anämie ist der medizinische Fachausdruck für Blutarmut. Anämie bedeutet, dass die Anzahl der roten Blutkörperchen, der so genannten Erythrozyten, vermindert ist. Die roten Blutkörperchen werden im Knochenmark der platten Knochen, wie beispielsweise im Brustbein oder im Beckenknochen, gebildet. Sie schwimmen circa 120 Tage im Blutstrom, bis sie dann in der Leber und Milz abgebaut werden. Damit die Erythrozytenzahl konstant bleibt, müssen ständig rote Blutkörperchen nachgeliefert werden. Dies wird durch das Hormon Erythropoetin, das in der Niere gebildet wird, sichergestellt. Ist die Niere jedoch geschädigt, muss gentechnologisch hergestelltes Erythropoetin verabreicht werden. Die Hauptaufgabe der Erythrozyten ist es, den Sauerstoff der Luft, der über die Lungen aufgenommen wird, zu den Organen und Geweben des Körpers zu transportieren. Wenn also bei einer Anämie die roten Blutkörperchen verringert sind, entsteht im Körper Sauerstoffmangel – der Patient fühlt sich müde und schwach. Welche Beschwerden weisen auf eine Anämie hin? • • • • • • • • • • • • Schwäche, leichte Ermüdbarkeit Schwindel Kopfschmerzen Ohrensausen Augenflimmern Benommenheit Kurzatmigkeit, Atemnot Herzklopfen, schneller Herzschlag, Ohrensausen Reizbarkeit, depressive Verstimmung Kälteempfindung Tachykardie Brüchige Haare und/oder Nägel Was ich Ihnen als Ihr Nierenfacharzt rate: Meine Fragen als Patient: Damit es Ihnen gut geht! Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 22 Ernährungstherapie und Dialysebehandlung Notizen Allgemeines: Die Ratschläge in diesem Leitfaden sind sorgfältig geprüft und ausgewählt, dennoch kann keine Garantie übernommen werden. Eine Haftung des Autors für Personen-, Sach- und Vermögensschäden kann nicht übernommen werden. Übrigens - Ihre Meinung ist uns wichtig. Deshalb möchten wir Ihre Kritik, gerne aber auch Ihr Lob erfahren, um als Ratgeber noch besser zu werden. Darum: Schreiben Sie uns. Wir freuen uns auf Ihre Post und wünschen Ihnen viel Spaß mit diesem Ratgeber. Irmgard Landthaler Praxis für Ernährungsberatung Neuhauser Straße 15 80331 München Tel. 089 23 25 99 67 Fax 089 23 25 99 68 e-mail: i.landthaler@t-online.de web : www.i-landthaler.de Irmgard Landthaler - Praxis für Ernährungsberatung – München Seite 23