Urärztlich: Mit Peer Reviews Qualität gestalten und leben
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Urärztlich: Mit Peer Reviews Qualität gestalten und leben
Nr. 1 Januar 2016 Bad Segeberg 69. Jahrgang Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein Mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Eine positive Atmosphäre gehört beim Peer Review zum Erfolgsrezept: Nicht gegenseitiges Bewerten, sondern voneinander lernen ist das Ziel. PEER REVIEW T H E M E N 12 Interview mit Dekan Prof. Ulrich Stephani Urärztlich: Mit Peer Reviews Qualität gestalten und leben 17 Seit 2011 gibt es das Verfahren in Schleswig-Holstein. Nach den Intensivmedizinern sollen nun auch Allgemeinmediziner davon profitieren. 18 Q Klinikum Nordfriesland vor Einschnitten UPD in Kiel zieht Bilanz 20 Ärzte proben den Wiedereinstieg in den Beruf 23 Rendsburger Ärzte helfen im Nordirak ualitätsmanagement wird im medizinischen Arbeitsalltag nicht immer als attraktives Betätigungsfeld wahrgenommen, sondern oft mit Bürokratie, Dokumentationsaufwand und Datensammlungen assoziiert. Spaß ist ein Begriff, den man in diesem Zusammenhang selten hört. Beim Peer Review Verfahren, bei dem sich Fachkollegen gegenseitig in der Praxis oder in der Klinik besuchen und auf Augenhöhe voneinander lernen, ist das anders: „Es macht Freude, daran teilzunehmen und die direkten Effekte wahrzunehmen“, ist einer der Sätze, den fast jeder Beteiligte mühelos über die Lippen bringt – egal ob besuchter Arzt oder besuchender Peer. Das Verfahren, das von Ärzten für Ärzte entwickelt wurde, steht für gegenseitigen Respekt und kollegialen Dialog. Besuchender und besuchter Arzt analysieren dabei gemeinsam die medizinischen Sachverhalte, erarbeiten Stärken und Schwächen, wägen Chancen und Risiken ab. Verbesserungspotenziale sollen erkannt, Prozessabläufe optimal organisiert und Fehler möglichst vermieden werden. Seit 2011 wird das Peer Review-Verfahren von der Ärztekammer SchleswigHolstein als Koordinierungsstelle als freiwillige Methode der Qualitätsverbesserung angeboten. Zunächst nur im Rahmen der Intensivmedizin gestartet, ist das Verfahren seit 2015 auch als Pilotprojekt auf die Allgemeinmedizin ausgeweitet worden. Um sich als Peer zu qualifizieren, ist die Teilnahme an einem Kurs nach dem Curriculum der Bundesärztekammer erforderlich. Aufgrund der besonderen Struktur und der Möglichkeit, Qualitätssicherung selbst mitbestimmen zu können, erfährt das Verfahren eine hohe Akzeptanz in der Ärzteschaft. Das zeigt sich auch in den Erfahrungsberichten der Teilnehmer aus Intensiv- und Allgemeinmedizin, die in diesem Heft zu Wort kommen. Wie genau das Peer Review-Verfahren abläuft, wie es sich in der Intensiv- und in der Allgemeinmedizin in Schleswig-Holstein entwickelt hat, welche Vorteile und Verbesserungspotenziale die Teilnehmer für sich persönlich und ihr Fachgebiet sehen und warum es auch ein interessantes Verfahren für Praxisnetze sein könnte, lesen Sie in unserer Titelgeschichte. W EI T ER AUF SEI T E 6 Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt informiert elf mal im Jahr über zentrale Themen aus dem Gesundheitswesen zwischen Nord- und Ostsee. Das Mitgliedermagazin der Ärztekammer Schleswig-Holstein erreicht neben den Ärzten auch viele Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen. ANZEIGE Kontakt: Stefanie Beinl 089 55241-240, stefanie.beinl@atlas-verlag.de AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 E D I T O R I A L // 3 Auf dass es ewig bleibe ... Liebe Kolleginnen und Kollegen, Datenschutz und Transparenz sind bei uns seit einigen Jahren ein hoch angesagtes Begriffspaar. Erfahrene Strategen wissen, dass bei fehlenden oder ausgehenden Argumenten allemal der Versuch über den Vorwurf fehlenden Datenschutzes und/oder mangelnder Transparenz lohnt, um ein Projekt noch in letzter Minute zu Fall zu bringen. Auch im Gesundheitswesen sind uns derartige Verhaltensmuster nicht ganz fremd. Etwas völlig anderes ist es, wenn ein derartiger Vorwurf – nicht ganz zu Unrecht – auf der Komplexität eines Verfahrens beruht, das nur noch wenigen Eingeweihten den Ein- und Durchblick erlaubt. Im KV-Bereich betrifft dies zum Beispiel den großen Bereich der Honorarverteilung, bei uns in der Kammer herrscht nicht selten Verwirrung angesichts der jeweils gültigen Fassung einer Weiterbildungsordnung mit den zahlreichen – sich zum Teil sogar überlappenden – Übergangsbestimmungen. Ein gemeinsames Problem, das in gleicher Weise die Transparenz- als auch die Datenschutzproblematik berührt, ist der in fünfjährigen Abschnitten zu leistende Nachweis der erfüllten Fortbildungsverpflichtung. Zur Erinnerung: Zur Jahrhundertwende hatten die Ärztekammern zur Abwehr einer drohenden Rezertifizierung, bei der eine Facharztanerkennung nur noch auf Zeit hätte vergeben werden können, das zunächst freiwillige Fortbildungszertifikat mit jährlich 50 nachzuweisenden Punkten eingeführt. Der Gesetzgeber hat dies in Form eines fünfjährigen Fortbildungszyklusses mit dann obligaten 250 Fortbildungspunkten übernommen. So weit so gut. Das Problem besteht nun aber darin, dass ein Kammerzertifikat über abgeleistete Fortbildung nach dem Erreichen der erforderlichen Punktzahl beantragt werden kann, für angestellte Krankenhausärzte und für Niedergelassene mit Sonderverträgen aber spezifische Fortbildungsverpflichtungen bestehen, die zusätzlich eine qualitative Komponente beinhalten. Das kann bedeuten, dass zur Erreichung des im SGB V verankerten Fortbildungsziels eventuell mehr Punkte als im Kammerzertifikat bescheinigt erforderlich sind, wenn diese speziellen Pflichten nicht von vornherein in einem individuellen Fortbildungsplan berücksichtigt waren. Und um es noch etwas komplizierter zu machen: Die 250 Punkte müssen während eines Fünf-Jahreszeitraumes erlangt werden, der bei den KV-Ärzten erstmals mit dem Zeitpunkt der Niederlassung beginnt, bei den angestellten Krankenhausärzten mit Erlangung der Facharztreife. Diese Zeiträume können dann wiederum durch Unterbrechung der ärztlichen Tätigkeit z. B. Krankheit, Schwangerschaft oder Elternzeit unterbrochen werden und damit variieren. Alles klar? Wenn Ja – Herzlichen Glückwunsch! Wenn Nein – Das verstehen wir! Und deshalb möchten wir Sie in Zukunft noch besser als bisher in dieser Sache unterstützen. Unsere EDV-Abteilungen sind gemeinsam dabei, eine Plattform zu entwickeln, auf der Sie transparent Ihren Fortbildungsverlauf und den jeweiligen Fortbildungsstand, auch im Hinblick auf Ihre speziellen Anforderungen, verfolgen können. Und selbstverständlich können Sie dann auch Ihr Zertifikat selbst ausdrucken. Einen ausreichenden Punktestand vorausgesetzt, müssen Sie sich über die Meldung an die Kassenärztliche Vereinigung zum Ablauf Ihres Fortbildungszeitraumes keine Gedanken mehr machen – diese erfolgt automatisch! Natürlich werden wir Sie – aus Datenschutzgründen – einmalig dafür um Ihre Zustimmung bitten müssen. Und wenn es Sie zumindest etwas tröstet: Klagen über eine immer verrücktere Welt und eine viel bessere Vergangenheit sind uns spätestens aus der Literatur der griechischen Antike überliefert. Illustration: Bernd Schifferdecker ... so wie es niemals war. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz Joseph Bartmann Präsident Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung – wir freuen uns über Kritik und Anregungen: aerzteblatt@aeksh.de 4 // N A C H R I C H T E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Inhalt 4 Errichtungsausschuss für Pflegekammer ernannt 4 Hörbuch zur Abstimmung zwischen Therapeuten erstellt 4 20 Jahre Psychiatrie in Heide 5 Jubiläum für Arzneimittelüberwachungsstelle 5 Kurz notiert 5 TITELTHEM A 6 Freude an Qualität: Das Peer Review-Verfahren 6 G ES UN DHEIT S P OLIT IK 12 Interview: Prof. Ulrich Stephani 12 Flüchtlingsversorgung: Engagement auf allen Seiten 14 Nordfriesland diskutiert über Zukunft seiner Kliniken 17 UPD: Der Lotse auf neuen Wegen 18 ZIP: Zukunftsfähige Psychiatrie 19 Serie: Neue Mitglieder der Kammerversammlung 16 I M N OR DEN 20 Wiedereinstieg: Es geht doch noch! 20 Früherkennung: Zwischen Segen und Kritik 22 Medizinische Hilfe für Flüchtlinge vor Ort im Nordirak 23 Digitalisierung: Mehr Chancen als Risiken 24 Weiterbildung: Pädiater gründen Verbund 26 IGeL: Geld darf Medizin nicht beeinflussen 28 PE RS ON A LIA 30 ME DIZ IN & W IS S ENS C H A F T 32 Ärzte und Politik gefragt 32 F OR TB ILDU NGEN/ A K A D E M I E / E C S 34 AR ZT & REC HT 36 Faktor Zeit entscheidet über Amputation 36 Schwanger in der Ausbildung 38 KASSE NÄ RZT LIC HE V ER E I N I G U N G 39 AN ZEIG EN 45 I MP RES S U M / T ELEFONVE R Z E I C H N I S 50 Sozialministerin Kristin Alheit (Mitte) mit den Mitgliedern des Errichtungsausschusses. Pflegekammer kommt Hörbuch hilft E inen wichtigen Schritt in Richtung Pflegekammer hat Schleswig-Holstein im Dezember mit der Ernennung der Mitglieder des Errichtungsausschusses der Pflegeberufekammer getan. Sozialministerin Kristin Alheit ernannte die 13 Mitglieder und ihre Stellvertreter am 9. Dezember in ihrem Ministerium. Alheit bezeichnete die Pflegekammer als „starke Basis für eine gleichwertige Anerkennung der Pflegeberufe im Gesundheitswesen“. Mit der Kammer erhalte die Pflege eine „kompetente und mandatierte Stimme“. Zur Diskussion um die Kammer sagte die Ministerin: „Ja, sie ist umstritten. Aber sie ist beschlossen.“ Der Landtag hatte im Juli das entsprechende „Gesetz zur Errichtung einer Kammer für die Heilberufe in der Pflege“ verabschiedet. Die Kammer wird zukünftig alle im Land tätigen Pflegefachkräfte vertreten. Damit bekommt die Pflege als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen ein Selbstverwaltungsorgan ähnlich wie andere berufsständige Vertretungen etwa der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Psychotherapeuten. Neben Rheinland-Pfalz gehört SchleswigHolstein zu den ersten Bundesländern, in denen eine Pflegekammer gegründet wird. Über den weiteren Gründungsverlauf entscheiden nun die Mitglieder des Errichtungsausschusses, für den sich mehr Interessenten gemeldet hatten, als Plätze zu vergeben waren. Die drei Berufsgruppen Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege sind genauso vertreten wie die wesentlichen Tätigkeitsbereiche ambulant, stationär, Reha, Pflegedienstleitung, Qualitätsmanagement und Ausbildung. Auch Vertreter von Berufsverbänden, Gewerkschaft und freie Bewerbungen wurden berücksichtigt. (PM/Red) E in „Hörbuch“ soll die Abstimmung zwischen den an der Therapie hörgeschädigter Kinder beteiligten Berufsgruppen erleichtern. Entwickelt wurde die Idee nach Hamburger Vorbild an einem Runden Tisch, an dem schleswig-holsteinische Ärzte unterschiedlicher Fachgruppen und weitere Berufsgruppen teilnahmen. Das Buch beinhaltet u. a. eine Entbindung von der Schweigepflicht, eine Übersicht über die Personen und Institutionen, die für die Therapie relevant sind, Behandlungsplanungen und -termine. Der behandelnde Arzt trägt Daten der pädaudiologischen Erstdiagnose ein, empfiehlt Zusatzuntersuchungen, verschreibt Hörhilfen und leitet weitere Maßnahmen ein. Das Buch wird Begleiter des Kindes. „Akustiker, Ärzte und Pädagogen können so Hand in Hand zum Wohle des Kindes agieren. Auch bei einem Akustikerwechsel lassen sich die Vorgeschichte und die Fortschritte des hörgeschädigten Kindes jederzeit nachvollziehen“, heißt es in einer Mitteilung der beteiligten Therapeuten. Sie sehen das Hörbuch als erhebliche Verbesserung für die ganzheitliche Behandlung und Betreuung hörgeschädigter Kinder. Die Hörbehinderung eines Kindes hat erhebliche Auswirkungen auf seine gesamte Entwicklung. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass ohne intensive Hilfe und Betreuung eine Kommunikationsbehinderung die Folge der Hörbehinderung ist. Besonders Eltern benötigen beratende Unterstützung. Interessenten können die Seiten des Buches unter www.lfzhoeren-schleswig.de im Downloadbereich unter „Hörbuch“ herunterladen. Den Einband kann man bei shop@p-papini.com bestellen. (pm/red) Titelbild: adobe Stock Kurhan Foto: Di N AC HRIC HT EN N A C H R I C H T E N // 5 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 KURZ NOTIERT 20 Jahre Psychiatrie am WKK SÄTAZ-Ball steigt am 20. Februar Ärzte und andere Heilberufe aus der Region Segeberg feiern am 20. Februar den „SÄTAZ“ 2016. Die Abkürzung steht für Segeberger Ärzte, Tierärzte, Apotheker und Zahnärzte. Der Ball findet in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Neben Tanzvergnügen kündigen die Veranstalter auch Showeinlagen und einen geselligen Abend an. Der Ball beginnt um 19:30 Uhr im Vitalia-Seehotel. Anmeldungen sind noch bis 7. Februar per Mail (dr.henning.achilles@alice-dsl.net) oder Fax (04551 963 615) möglich. Die Karten kosten 40 Euro pro Person und müssen per Überweisung bezahlt werden. Die Karten werden nicht vorher versandt, Plätze werden in der Reihenfolge der Reservierung vergeben. (PM/Red) D ie Psychiatrische Klinik im WKK Heide feierte vergangenen Monat ihr 20-jähriges Jubiläum. Leiter ist von Beginn an Dr. Thomas Birker, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Klinik stellt die gemeindenahe stationäre Behandlung für die Dithmarscher Bevölkerung sicher. Das 20-jährige Jubiläum wurde im Dezember im Rahmen eines Symposiums gefeiert, an dem rund 100 Personen teilnahmen. Dabei wurde Rückschau gehalten, Aktuelles beleuchtet und ein Ausblick in die Zukunft gewagt. Gelobt wurde die Zusammenarbeit mit dem Kreis Dithmarschen und den Sozialstellen. Zudem wurde die stetige Entwicklung der Klinik mit inzwischen fünf Bereichen, fünf Tageskliniken und einem Tiergarten immer wieder als Meilenstein für die Versorgung der Patienten hervorgehoben. „Die Entwicklung geht aber weiter“, sagte WKKGeschäftsführerin Dr. Anke Lasserre. „Wir bauen derzeit eine Tagesklinik für Psychosomatik mit 15 Betten, sodass wir Patienten, bei denen körperliches und psychisches Leid eng zusammenhängen, verstärkt betreuen können.“ Merkmale der Klinik waren von Beginn an das sozialpsychiatrische Konzept und das Bemühen, die betroffenen Menschen in einer möglichst „offenen“ Psychiatrie, mit hoher therapeutischer Kontinuität zu behandeln. So wurde auf Haushalts- und Beitragssatzung 2016 Dr. Thomas Birker eine spezialisierte Aufnahmestation verzichtet, die Behandlung von Menschen mit verschiedenen Diagnosen auf einer Station und die Kooperation mit anderen Einrichtungen erfolgreich umgeStudierende zieht es nach Hamburg setzt. Die medizinischen Konzepte und Jeder zweite Studierende in Schleswig-Holstein will das Land Vergütungssysteme entwickelten sich weiter. 2008 stieg die Psychiatrische Kli- nach Studienabschluss verlassen. Schon im vergangenen Jahr gab es einen negativen Wanderungssaldo: Der Wegzug junger nik in das bundesweit beachtete „Psychiatrische Regionalbudget“ ein. Dieses Akademiker lag um 19 Prozent über dem Zuzug. Dies ist laut einer Pressemitteilung das Ergebnis einer Befragung von StudieFinanzierungsmodell ermöglicht den renden in der Studienreihe „Fachkraft 2020“ von Studitemps.de Leistungserbringern, Patienten in inteund der Maastricht University. Besonders Studierende der sogrierten patientenorientierten Behandlungspfaden zu versorgen. Am Westküs- genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwistenklinikum Heide konnte die Nachhal- senschaften, Technik) zieht es in andere Regionen. Besonders tigkeit der Therapie dadurch vergrößert Hamburg profitiert von der Wanderung: 23 Prozent der Abwerden, sodass individualisiert, bedarfs- solventen aus Schleswig-Holstein gingen im vergangenen Jahr nach Hamburg, den umgekehrten Weg nahmen nur drei Proorientiert und flexibel auch ambulante zent. Um mehr Absolventen zum Bleiben zu motivieren, empund teilstationäre Behandlungen erfehlen die Initiatoren der Umfrage mehr Gehalt und Investitiomöglicht wurden. (pm/red) nen der Unternehmen in die Familienfreundlichkeit. (PM/Red) 18.000 Arzneimittelproben untersucht Foto: Westküstenklinken Brunsbüttel und Heide gGmbH R Die Satzung über die Feststellung des Haushaltsplanes der Ärztekammer Schleswig-Holstein (Haushaltssatzung) für das Rechnungsjahr 2016 sowie die Beitragssatzung für das Beitragsjahr 2016 wurden im Dezember veröffentlicht. Die Dokumente sind auf der Homepage der Kammer unter www.aeksh.de/amtliche_bekanntmachungen und www.aeksh.de/aerzte/recht/ rechtsgrundlagen einzusehen. (Red) und 18.000 Arzneimittelproben hat die gemeinsame Arzneimitteluntersuchungsstelle (OMCL, Official Medicines Control Laboratory) der Länder Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland und Schleswig-Holstein mit Sitz in Bremen seit ihrer Gründung vor 20 Jahren untersucht. Um die Qualität aller in Deutschland in den Handel gebrachten Arzneimittel sicherzustellen, muss die jeweils zuständige Landesbehörde nach dem Arzneimittelgesetz Proben von Arzneimitteln amtlich untersuchen lassen. Nach Angaben des Institutsleiters und Geschäftsführers Dr. Konrad Horn werden neben regulär aus der Vertriebskette oder bei Pharmaunternehmen gezogenen Arzneimittelproben auch Verdachtsproben von den Behörden zur Untersuchung eingesandt. Dies sind Proben, bei denen aufgrund von Nebenwirkungen, äußerlichen Auffälligkeiten oder aus sonstigen Gründen der Verdacht besteht, dass sie in ihrer Qualität gemindert sind. „Während die Qualität der aus der legalen Vertriebskette stammenden Proben nur selten zu beanstanden ist, werden vor allem bei illegal über das Internet vertriebenen Arzneimitteln häufig und zum Teil auch gravierende Qualitätsmängel festgestellt“, sagte Horn. Ursprünglich von den vier norddeutschen Bundesländern gegründet, sind der Gesellschaft in den Jahren 2001 das Land Hessen und 2002 das Saarland beigetreten. (PM/Red) Beskes Perspektiven Gesundheitsökonom Prof. Fritz Beske will mit seinem jüngsten Buch „Perspektiven des Gesundheitswesens“ eine Diskussion über eine geregelte Gesundheitsversorgung im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft anregen. Beske geht in dem Buch insbesondere auf die Finanzierung und auf die Frage ein, wer künftig die benötigten Leistungen im Gesundheitswesen erbringen soll. Für beides fehlt nach seiner Beobachtung die öffentliche Bewusstseinsbildung. Der Politik wirft der Kieler Arzt, Gesundheitsökonom und Staatssekretär a. D. vor, das Problem zu vertagen. Aus seiner Sicht ist dies fahrlässig, denn: „Im nächsten Jahr beginnt die Baby-Boomer-Generation aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Als Rentner stehen sie dann nicht mehr als volle Beitragszahler zur Verfügung.“ Zweites großes Thema in dem Buch ist die Patientensicherheit. Beske und seine Lübecker MitAutoren Alexander Katalinic, Elke Peters und Ron Pritzkuleit zeigen Wege auf, wie die Patientensicherheit verbessert werden kann. Das Buch erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg (ISBN 978-3-662-48940-6) (PM/Red) 6 // T I T E L T H E M A JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 PEER REVIEW Freude an Qualität Prof. Petra Saur Foto: am Einhellige Begeisterung: Das Peer Review-Verfahren wird von Intensivund Allgemeinmedizinern geschätzt. T I T E L T H E M A // 7 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Foto: Äksh E ine ungewöhnliche Geschichte: Ein Hausarzt von der Westküste be sucht an einem regulären Arbeits tag einen Kollegen an der Ostküste in seiner Praxis. Dort schaut er ihm bei der Sprechstundenarbeit zu, be obachtet die Medizinischen Fach angestellten (MFA) bei der Arbeit und tauscht sich zwischendurch über die be obachteten Arzt-Patienten-Kontakte aus. Anfangs sind beide Kollegen etwas ner vös, denn die Situation ist für sie recht ungewohnt, aber schnell stellt sich die gewohnte Routine ein. Dies gelingt u. a. auch deswegen, weil der Besucher sich überhaupt nicht in die Arzt-PatientenGespräche einmischt. Am Ende des Ta ges setzen die Ärzte sich zusammen und besprechen den Tag. Beide haben sich schon vor dem Praxisbesuch einige The men zurechtgelegt, zu denen sie gerne die Meinung des Fachkollegen einho len würden. Etliche weitere Themen er geben sich aus den Eindrücken des Ta ges. Am Ende des Gesprächs werden die wichtigsten Inhalte stichwortartig no tiert und beide sind verblüfft, über wie viele Themen sie sich schließlich unter halten haben: Fachliches und Praxisor ganisation, Kommunikation, Arbeitstei lung in der Praxis, Fragen der Hygiene, das Einarbeiten neuer Mitarbeiter und vieles mehr. Noch erstaunlicher ist aber für bei de, dass sie sogar kritische Themen oder echte Defizite in ihrer jeweiligen Ar beitsweise besprechen konnten, ohne dass sie sich gekränkt oder demotiviert fühlen. Im Gegenteil: Sie nehmen viele neue Impulse und Ideen für ihre Pra xisarbeit mit nach Hause und sind mo tiviert, diese bald umzusetzen. In vielen Bereichen entdecken sie aber auch Ge meinsamkeiten und schätzen viele Din ge medizinisch ganz ähnlich ein, sodass sie sich insgesamt jetzt etwas sicherer und auf ihrem Weg bestätigt fühlen. Das klingt alles weit hergeholt? Nein, das ist es zum Glück nicht, sondern es ist gelebte Praxis: In Schleswig-Holstein ist dies eine neue Möglichkeit, als Haus arzt CME-Fortbildung und Qualitäts management (QM) zugleich durchzu führen und nebenher Spaß am kollegi alen Austausch zu haben. Die Rede ist vom Peer Review-Verfahren in der All gemeinmedizin. Angeregt durch Berich te aus anderen Ländern, wo Praxisbege hungen und -hospitationen unter Haus ärzten schon länger für Fortbildung und QM genutzt werden, wird in SchleswigHolstein ein ähnliches Modell zurzeit in einer Pilotphase getestet. Der eingangs skizzierte Fall stellt den Prototyp der praktischen Anwendung dar, und es fällt auf, dass diese Art des Peer Reviews er staunlich unbürokratisch anmutet. Dies ist auch so gewollt: Der Entwicklung gingen u. a. etliche Interviews mit Haus ärzten aus ganz Deutschland voraus, die mit einem ähnlichen Konzept, das die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinund Familienmedizin (DEGAM) 2012 entwickelt hatte, bereits Erfahrungen gesammelt hatten. Auch die DEGAM setzt sich dafür ein, gegenseitiges Hos pitieren unter Hausärzten als Mittel der Fortbildung zu etablieren, und ist über das Institut für Allgemeinmedizin der CAU Kiel an der Entwicklung des Peer Reviews in Schleswig-Holstein betei ligt (nähere Informationen zu DEGAMHospitationen finden sich auf www.de gam.de/praxishospitation.html). Untersuchung der DEGAMHospitationen DEGAM-Hospitationen bestehen eben falls aus einem Praxisbesuch mit Beglei tung der Sprechstunde und einer Feed backrunde im Anschluss. Ein Charakte ristikum der DEGAM-Hospitationen ist der niedrigschwellige Ansatz mit mög lichst wenigen Vorgaben. Die Interview teilnehmer hatten dieses unbürokrati sche Vorgehen als eine der wichtigsten Eigenschaften sehr geschätzt, und genau dies sollte auch für das Peer Review-Pro jekt oberste Maßgabe bleiben. Die In terviews gewährten viele weitere Einbli „KE I N PAPI E RTIGER“ cke in die Abläufe und Erfahrungen bei Praxishospitationen und ergaben häu fig ein Bild, das dem Beispiel zu Beginn des Artikels ähnelte. Im Unterschied zu regulären Fortbildungsformaten wur de während der Hospitationen eine äu „Peer Review is defined as a continuous, ßerst breite Palette an Themen diskutiert. systematic, and criDas Besondere an Hospitationen ist da tical reflection by a bei die Art des Lernens, wie ein Kollege number of care probeschrieb: „Die personenzentrierte Me viders, on their own and colleagues perfor- dizin, die lernt man ja nicht aus irgend mance, using structu- welchen Büchern oder wenn man ir red procedures, with gendeinem Lehrer zuhört, sondern die the aim of achieving lernt man, wenn man Kollegen zuhört.“ continuous improvement of the quality of Angeregt durch den kollegialen Aus care.“ Grol (1994) tausch führten viele Hospitationen di rekt zu Veränderungen in der Praxistä Definition Marcus Jünemann ist Facharzt für Innere Medizin, in hausärztlicher Gemeinschaftspraxis in Großhansdorf niedergelassen und seit 2013 Mitglied im Ausschuss Qualitätsmanagement der Ärztekammer, wo ihm das Peer Review-Verfahren zum ersten Mal begegnete: „Ich fand das spontan interessant und konnte mir sofort vorstellen, selbst mitzumachen.“ Vor dem ersten Besuch seines „Peer“ war Jünemann schon etwas aufgeregt, aber „ich hatte den Vorteil, dass es vor dem Besuch eine Schulung gab Marcus Jünemann und ich meine Partnerin, meinen „Peer“, schon kannte und wusste, was auf mich zukommt.“ Jünemanns Peer habe eigentlich auch eine Arzthelferin mitbringen wollen, die an jenem Tag aber erkrankt war und so kam spontan eine Studentin mit: „Das war sehr interessant, da sie noch einmal andere Sichtweisen eingebracht und neue Fragen gestellt hat.“ Das Vertrauensverhältnis spielt für den Hausarzt beim Peer Review eine große Rolle, da es am Anfang schon ein komisches Gefühl sei, wenn da plötzlich jemand anderes mit im Patientenzimmer sitzt. „Insofern war das mehrstündige Kommunikationstraining vorab schon sehr hilfreich.“ Aber auch ein Problem tat sich während des fünfstündigen Besuchs auf: „In der Allgemeinmedizin haben wir im Gegensatz zur Intensivmedizin sprechende Patienten. Ich hatte eine Situation, wo es um den Beginn einer Therapie ging und der Patient dann meinen Peer fragte, was sie dazu sagen würde. Das hat das eingeschliffene Arzt-Patienten-Gespräch in diesem Moment verändert. Das ist problematisch und man muss sehen, wie man damit umgeht. Wie weit darf sich der Peer einbringen und wie kann man die Bitte entsprechend formuliert abweisen?“ Insgesamt zeigt sich Jünemann aber begeistert: „Das Verfahren macht einfach sehr viel Spaß. Ich habe QM sonst immer als etwas verstaubt wahrgenommen. Es ist großartig, die gute und hohe Qualität in der ambulanten Versorgung dadurch selbst mit zu definieren. Das Verfahren macht Freude, weil es nichts von außen Aufgezwängtes und auch kein ‚Papiertiger‘ wie sonst häufig bei QM ist. Das ist eine Art von Qualitätsmanagement, die lebt. Ich bin sicher, dass wir in der ambulanten Versorgung Qualität in Zukunft auch nachweisen müssen und das ist ein sehr schönes Verfahren dafür.“ Jünemann kann sich vorstellen, auch selbst Besucher zu werden. Ein Gegenbesuch mit seiner Besucherin ist bereits angestrebt. „In diesem Jahr wird es wieder eine Schulung geben, sodass mehr Peers geschult werden und mehr Dynamik reinkommt. Dann würde ich sehr gern auch andere besuchen, weil es wirklich Spaß macht und eine sehr gute Fortbildung ist.“ (am) 8 // T I T E L T H E M A JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Das Peer Review Verfahren – eine Einordnung Datensammlung und zusätzliche Bü rokratie – damit werden etablierte Ver fahren wie die sogenannte externe Qua litätssicherung mit ihrem strukturier ten Dialog nach § 137 SGB V, umfassen des Qualitätsmanagement, Audits und Zertifizierungen, häufig assoziiert. Auch der konkrete Nutzen für Patienten wird hin und wieder infrage gestellt. Nichts destotrotz machen aktuell das Kranken hausstrukturgesetz (KHSG) sowie die Gründung des Instituts für Qualitätssi cherung und Transparenz im Gesund heitswesen (IQTIG) einmal mehr deut lich, was für einen Stellenwert der Quali tät im deutschen Gesundheitswesen bei gemessen wird. Peer Review dagegen kann, wie von Martin Williamson und Prof. Hanna Ka duskiewicz zuvor eindrücklich geschil Weiterentwicklung zum Peer Reviewdert, ein Verfahren sein, das allen Be Verfahren in Schleswig-Holstein teiligten „Spaß macht“ und trotzdem Zurück zum Peer Review-Verfahren in zur Qualitätssteigerung und Verbesse Schleswig-Holstein: Um möglichst of rung der Patientensicherheit beiträgt. fen und konstruktiv über alle Aspekte Schon seit Jahren werden Elemente des Peer Review-Verfahrens im Qualitäts management eingesetzt und methodolo gisch weiterentwickelt. Allerdings wird der Begriff des Peer Review nicht im mer einheitlich gebraucht. Den meis ten Ärzten wird der Begriff des Peer Re view aus der Wissenschaft bekannt sein: Zur Publikation vorgesehene Artikel werden hier durch unabhängige Gut achter des gleichen Fachgebietes auf Eig Die Bundesärztekam- nung zur Veröffentlichung nach qualita mer sieht das Peer Re- tiven Gesichtspunkten bewertet. Hier view-Verfahren invon soll hier nicht die Rede sein. Bei nerhalb der Qualidem beschriebenen Peer Review-Ver tätsmanagementbefahren handelt es sich um ein „urärzt strebungen als ärztProf. Ulf Linstedt, Diakonissenkrankenhaus Flensburg liche Leitmethode an liches“ freiwilliges Verfahren, das von und hat das Curricu- Ärzten für Ärzte entwickelt wurde. Die lum „Ärztliches Peer Kollegen besuchen sich in der Regel ge Review“ zur Qualifider Praxistätigkeit sprechen zu können, lichst gering ausfällt. Sowohl die einmali kation zum Peer sogenseitig am Arbeitsort. Eine mögliche ist es äußerst wichtig, dass stets eine At ge Schulung wie auch jedes durchgeführ wie einen Leitfaden Übersetzung für „Peer“ wäre „Ebenbür mosphäre der gegenseitigen Wertschät te Peer Review wird für beide Teilnehmer „Ärztliches Peer Retiger“ – im Fokus steht der kollegiale Di view“ herausgegezung herrscht. Beide Seiten verstehen mit CME-Punkten bewertet und kann alog auf Augenhöhe, bei dem eine Ana ben, zu finden unter: sich als Partner, die denselben Sachver als Nachweis über durchgeführte QMlyse medizinischer und organisatori www.bundesaerztehalt aus zwei Blickwinkeln betrachten, Maßnahmen eingereicht werden. scher Sachverhalte erfolgt. Gemeinsam kammer.de/aerzte/ nämlich dem des Inhabers und dem des Zurzeit befindet sich das Peer Re werden Stärken, Schwächen, Chancen qualitaetssicherung/ Außenstehenden. Eine Aufteilung in ei view in Schleswig-Holstein in der Pilot peer-review/ und Risiken erarbeitet und Lösungswe nen „Prüfer“ und einen „Geprüften“ wie phase und wird vom Institut für Allge ge aufgezeigt. Ziel des Peer Reviews ist etwa beim QM-Audit ist nicht Teil des meinmedizin intensiv begleitet und eva die Verbesserung der Qualität der Pati Peer Reviews. Die Beteiligten sollten al luiert. Es ist also „work in progress“ im entenversorgung und damit implizit der lerdings in der Lage sein, kritische As besten Sinne. Interessierte Hausärzte Patientensicherheit. Es können sich aber pekte zu diskutieren, ohne unbeabsich sind herzlich eingeladen, das Peer Re durch den gegenseitigen Austausch der Die Kassenärztliche Bundesvereinigung tigt verletzend zu wirken. Viele Ärzte ha view auszuprobieren und an der Evalu Experten auch hilfreiche Aspekte erge ben mit einer solchen Situation wenig ation und Weiterentwicklung mitzuwir hat im Jahr 2014 ben, die den ärztlichen Alltag erleichtern Empfehlungen für Erfahrung und fühlen sich verunsichert, ken. Die nächste Schulung ist für den können. Peer Reviews fördern somit ei Praxen, Arztnetze insbesondere wenn es um ihre eige Sommer geplant. Zusätzliche Termine nen effektiven Wissenstransfer und eine und Qualitätszirkel ne Arbeit geht. Oft besteht auch Unklar sind in Planung. Interessenten können konkrete direkte Anwendung der Er erarbeitet: „Peer Review-Verfahren in heit, wie bzw. aufgrund welcher Kriterien diesbezüglich gern Kontakt mit Dr. Uta kenntnisse im Alltag. man einer anderen Praxis Feedback ge Kunze von der Ärztekammer Schleswig- der vertragsärztliHierfür ist eine gewisse minimale chen Versorgung“ und ben soll. Als Weiterentwicklung gegen Holstein aufnehmen. Strukturvorgabe sehr hilfreich. Nach ei rekurriert darin auf über den DEGAM-Hospitationen bie Martin Williamson, Prof. Hanna Ka das genannte Curriner offiziellen Anmeldung aus Eigenin tet das Peer Review-Verfahren in Schles duszkiewicz, Institut für Allge culum: www.kbv.de/ itiative läuft ein Peer Review in der In wig-Holstein daher eine Professionali meinmedizin, Christian-Albrechts- html/10848.php tensivmedizin typischerweise in drei sierung dieser Bereiche an, damit bei Universität Kiel Phasen ab: In der ersten Phase findet tigkeit: Manchmal handelte es sich dabei nur um kleine Kniffe zur Arbeitserleich terung wie z. B. praktischere Computer formulare oder anders gestellte Stühle im Behandlungszimmer. In anderen Fäl len bezogen sich die Änderungen mehr auf die Umsetzung von Leitlinien oder die Wortwahl bei bestimmten Krank heitsbildern. Zwei Teilnehmer berichte ten sogar, dass Hospitationen Änderun gen bei geplanten Baumaßnahmen be wirkt hätten. Gerade für Einzelpraxen war zudem die Rückversicherung durch Kollegen von besonderem Wert: „Ich habe mich gefreut, dass da mal von au ßen jemand kam, der einem auch mal sagt: ‚Das machst du gut‘.“ Der allgemei ne Tenor der Interviews war entspre chend positiv, ein Hausarzt aus Nieder sachsen formulierte es schließlich so: „Fazit ist, es macht total Spaß.“ de Seiten aus dem kollegialen Austausch möglichst viel für sich herausziehen kön nen. Drei Ergänzungen gegenüber den DEGAM-Hospitationen wurden entwi ckelt. Erstens: eine sechsstündige Schu lung über die konkrete Durchführung des Peer Reviews. Diese Schulung geht weit über eine allgemein gehaltene Feed backschulung hinaus und vermittelt ein praktisch erprobtes Verständnis über die Rolle sowohl als Besucher wie als Be suchter. Zu den weiteren Inhalten zählen verschiedene Aspekte der Kommunikati on, der Umgang mit problematischen Si tuationen und die sinnvolle Dokumen tation des Besuchs. Zweitens wurde ein Satz ergänzender Unterlagen entwickelt, um den Besuch zu gliedern und bes ser vor- und nachzubereiten. Die Ver wendung dieser Unterlagen ist freiwillig (Stichwort wenig Bürokratie), die ersten Rückmeldungen zeigen aber, dass die se gerne genutzt werden. Drittens wurde dafür gesorgt, dass die Ärztekammer die interessierten Praxen beim Finden einer „Partnerpraxis“ unterstützt, sodass der Planungsaufwand für die Praxen mög „Man weiß, wie man es machen sollte, aber in der Realität läuft es dann doch häufig anders. Da ist der Blick von außen auf die eingefahrene Klinikstruktur sehr wertvoll. “ BÄK KBV T I T E L T H E M A // 9 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 eine Selbstbewertung der zu besuchen Im Jahr 2014 kamen dann die ersten den Einheit statt, anschließend erfolgen Impulse auf, im ambulanten Bereich eine Fremdbewertung und das Kern in Schleswig-Holstein ein Peer Re element eines Peer Review: der kollegi view-Verfahren in der Allgemeinmedi ale Dialog der Experten im Rahmen ei zin zu etablieren, das zuvor bereits be nes Besuches vor Ort mit Abschlussge schrieben wurde. Bereits ein Jahr spä spräch. Nach dem Besuch erfolgt in der ter konnte das Verfahren im Rahmen Regel innerhalb von etwa vier Wochen eines Pilotprojektes starten, nachdem die Erstellung und Zusendung des ver sich sowohl der Kernbereichsausschuss traulichen Abschlussberichtes. Die Er Qualitätsmanagement als auch der Vor gebnisse können in der besuchten Abtei stand der Ärztekammer eingehend mit lung des Krankenhauses diskutiert und der Thematik befasst hatten. Es wurde idealerweise in das interne Qualitätsma eine dem Ausschuss angegliederte Ar nagement integriert werden. Adressat ist beitsgruppe mit dem Auftrag gegrün immer der jeweilige Chefarzt, der auch det, das weitere Verfahren und Proce über die weitere Verwendung der Ergeb dere zu entwickeln. Die wesentlichen nisse dieses vertraulichen Berichtes ent Eckpunkte sind mittlerweile unter Ein scheidet. Alle Teilnehmer des Peer Re beziehung der Bundesebene festgelegt. views unterzeichnen zudem eine Ver Die Ärztekammer hat für beide schwiegenheitserklärung. Verfahren die Koordinierungsfunkti Ein Peer Review nimmt je nach Fach on übernommen, ist Ansprechpartner gebiet etwa einen halben bis einen Tag in für Interessierte und stellt umfangrei Anspruch. Wichtig sind der gegenseiti che Informationsmaterialien zur Ver ge Respekt, eine vertrauensvolle Atmo fügung. sphäre und die Bereitschaft, voneinan Dr. Uta Kunze, Leiterin der zu lernen. Mit entscheidend für den Qualitätsmanagement der Dr. Thomas Schang, Vositzender des Ärztenetzes Eutin-Malente e.V. Erfolg sind die sozialen und kommuni Ärztekammer SH kativen Kompetenzen des besuchenden Peer Review in der Intensivmedizin: Peers. Die Rolle des Peers ist eine ande re als die in der täglichen Arbeit als Chef Besser werden, Qualitätsindikatoren arzt oder Praxisinhaber. Deshalb umfasst umsetzen, von anderen IntenAuch der ambulante Versorgungsbereich die Fortbildung zum Peer nach dem Cur sivmedizinern lernen – eine interprofessionelle Aufgabe hat ein zunehmendes Interesse, die erriculum der Bundesärztekammer nicht brachten hohen Qualitätsleistungen auch nur die Vermittlung theoretischer Kennt Die Intensivmedizin war die erste me öffentlich zu kommunizieren. Dabei ist dizinische Disziplin, die das Peer Re nisse, sondern auch ein intensives Trai es eine ureigene ärztliche Aufgabe, ärztning der kommunikativen Kompetenzen view-Verfahren bundesweit etabliert liche Qualität zu definieren und geeignein der Rolle als Peer, wie z. B. die lösungs hat. Als Verfahren im Qualitätsma te Wege zur Umsetzung von Standards zu nagement schaut es auf die Qualität ei orientierte Gesprächsführung und der finden. Der kollegiale Austausch bei Fortner Intensivstation in der Realität am Umgang mit Konflikten. In Schleswigbildungen, Qualitätszirkeln und ArbeitsKrankenbett. Holstein wurden mittlerweile vier Fort gemeinschaften in Ärztenetzen hatte imEs ist ein freiwilliges Qualitätsma bildungen in Anlehnung an das Curricu mer schon einen hohen Stellenwert in den nagementverfahren der Intensivmedi lum der Bundesärztekammer angeboten Praxen. Qualität in der ärztlichen Verund die Resonanz war – auch bei anfäng ziner selbst, und zwar von Ärzten und sorgung kann nicht nur an nüchternen Pflegekräften, die die Durchführung in licher Skepsis bezüglich des Erfordernis ging ein deutlicher Impuls zur EtablieKennzahlen festgemacht werden. Vielder Hand haben, aber auch an der Ent ses – durchweg positiv. rung von Peer Remehr müssen „weiche“ Faktoren wie Pawicklung der Inhalte und an der Ent Derzeit werden in Schleswig-Hol view-Verfahren von tientenzentrierung, Kooperationswilstein jeweils im Rahmen eines Pilotpro wicklung der Qualitätsindikatoren selbst der Initiative Qualile, Kooperationsfähigkeit und die Wahr– gemeinsam mit den Fachgesellschaf jektes zwei Verfahren angeboten: tätsmedizin (IQM) und dem Peer Renehmung eines Versorgungsauftrages weten – und an ihrer Umsetzung auf der Seit dem Jahr 2011 das Peer Reviewview Verfahren in sentliche Bestandteile des QualitätsbegrifIntensivstation arbeiten. Die Landes Verfahren in der Intensivmedizin, das der Intensivmedizin fes sein. Deshalb erscheint es sehr sinnvoll, ärztekammern übernehmen rein orga Prof. Elke Muhl, Sprecherin der Natio der DeutschenGesellnisatorische Aufgaben und die Bundes schaft für Anästhesi- unter Berücksichtigung dieser Kriterien nalen Steuerungsgruppe Peer Reviewkollegial und auf Augenhöhe einen strukärztekammer ist für das Curriculum für ologie und IntensivVerfahren in der Intensivmedizin, im turierten Austauschprozess zwischen die Ausbildung der Peers verantwortlich medizin, der DeutFolgenden näher vorstellen wird. Nach schen Interdisziplinä- den Praxen zu schaffen. Das Peer Reund gibt strukturelle Unterstützung. einer Bedarfsermittlung wurde zur Eta ren Vereinigung für view-Verfahren ist geeignet, genau diesem Die Fortbildung von Peers, Inten blierung dieses Verfahrens in Schles Notfall- und Intensivsivmedizinern und Pflegekräften über wig-Holstein eine Lenkungsgruppe ge medizin und dem Be- Zweck zu dienen und sollte daher perspektivisch auf den gesamten ambulanten gründet. Das Review Team in der Inten nimmt die jeweilige Landesärztekam rufsverband DeutVersorgungsbereich ausgedehnt werden. mer. Aus diesen Peers rekrutiert sich das scher Änästhesissivmedizin ist multidisziplinär besetzt Netzwerk Intensivmedizin im Kammer ten aus. und besteht aus zwei Chefärzten Inten sivmedizin und einer Fachpflegekraft In bezirk, das dann auch in der nationa len Steuerungsgruppe für das Verfahren tensivmedizin. Es wird von einem ärzt tion kann man natürlich nach außen lichen Mitarbeiter der Ärztekammer be vertreten ist und dessen Sprecherin die kommunizieren: „Wir unterziehen uns Verfasserin ist. gleitet (Methodenkompetenz). Für den einer Kontrolle von außen! Und zwar Besuch ist etwa ein Tag zu veranschla von Intensivmedizinern und Pflegekräf Review-Besuche wur- ten, die etwas von dem verstehen, was Die Ziele gen. Zehn Review-Besuche haben mitt den in Schleswig-HolDas Ziel des Peer Reviews ist keine Zer stein im Bereich der lerweile in Schleswig-Holstein stattge wir tun. Wir lassen uns in die Karten gu tifizierung, die als Marketinginstrument Intensivmedizin bisfunden, bundesweit waren es Mitte 2015 cken! Wir wollen noch besser werden.“ der Klinik eingesetzt werden kann. Aber her durchgeführt. etwa 150. Eine Evaluation begleitet das Das Deutsche Ärzteblatt titelte in einem als am Peer Review teilnehmende Sta Verfahren. Bericht über das Peer Review-Verfahren PEER REVIEW AUCH FÜ R PRAXISNETZE SINN V O LL? 2008 Foto: Äksh 10 1 0 // T I T E L T H E M A Intensivmedizin: „Abgucken erwünscht“ und trifft es damit gut. Das Ziel ist auch kein Ranking der Intensivstationen in einem bundeswei ten Benchmark-Verfahren, so sinnvoll diese auch ergänzend sein mögen. Und Herr der Daten ist im Fall des Peer Re view-Verfahrens nicht die Organisation/ das Krankenhaus, sondern der Leiter der Intensivstation. Dies waren und sind wichtige Vo raussetzungen für die Verwirklichung der Ziele des Peer Review-Verfahrens: Qualitätsverbesserung durch kollegia les Voneinanderlernen; das Erkennen und Heben von Optimierungspotenzial auf der eigenen Station; die Umsetzung und Standardisierung evidenzbasierter, leitliniengerechter Qualitätsindikatoren; Strukturmerkmale und Prozesse verbes sern; die Mitarbeiter für qualitätsverbes sernde Prozesse motivieren. Das Peer Review-Verfahren stellt die Frage nach leitliniengerechten und evi denzbasierten Therapiestandards und darauf aufbauenden individualisierten Therapieplänen, nach Systemen zur Feh lervermeidung. Und es schaut, ob die Ziele für den Patienten tatsächlich er reicht, ob und bei wieviel Prozent der Patienten die Qualitätsindikatoren um gesetzt werden. Was ist Qualität in der Intensivmedizin? Wenn wir von Qualität sprechen, ist zwi schen Struktur-, Prozess- und Ergeb nisqualität zu unterscheiden. Bei den komplexen und vielfältigen Prozessen und Prozeduren in der Intensivmedi zin und der Vielfältigkeit der behandel ten Erkrankungen wird das Qualitäts management leicht zu einem schwerfäl ligen Schiff. Das Peer Review-Verfahren in der Intensivmedizin aber will mit we nig bürokratischem Aufwand viel bewir JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 ken. Es gibt vier wesentliche Pfeiler des Peer Review-Verfahrens in der Intensiv medizin: Termine Die nächste Schulung zum Peer in der Allgemeinmedizin in Anlehnung an das Curriculum „Ärztliches Peer Review“ der Bundesärztekammer wird am Samstag, 18. Juni 2016 von 9 bis 16 Uhr in der Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Bad Segeberg angeboten. Weitere Termine sind in Planung. Interessierte wenden sich gern an die Ärztekammer Schleswig-Holstein. P E E R R EV I EW A LS GU T E S ME SSI NST RU ME N T 1. Der Fragebogen vorab Der Fragebogen umfasst 52 Fragen zur Selbstbewertung und Vorbereitung der zu besuchenden Intensivstation und zur Überprüfung in der Fremdbewertung durch das Peer Review-Team. Es werden Struktur-, Prozess- und Ergebnisquali tät erfragt. Auch Fragen zur Organisati on der Station, zur Zahl und Weiterbil dung der Mitarbeiter, zum Umgang mit Patienten und Angehörigen, zu Stations abläufen und Verantwortlichkeiten, zum Controlling und Berichtswesen und zur Umsetzung der zehn Qualitätsindika toren sind Bestandteil des Dokuments. Die Beantwortung des Fragebogens wird erleichtert durch die semiquantitative Struktur der Antworten: z. B. voll umge setzt, teilweise umgesetzt, in Planung/in Vorbereitung, nicht vorhanden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass schon die Vorbereitung auf den Be such des Peer Review-Teams ein Ge winn für unser intensivmedizinisches Team war. Das Pflegeleitungsteam und die ärztliche Leitung nehmen den Be such zum Anlass, sich zusammenzuset zen und anhand des Fragebogens über die Qualität auf der eigenen Intensivsta tion nachzudenken: Wo sind wir gut? Was machen wir noch nicht so gut? Was sollten wir machen, tun es aber im Mo ment nicht? Was hindert uns, etwas bes ser zu machen? Welche Ressourcen ha ben wir, welche brauchen wir und wie können wir dahin kommen? 2. Die zehn Qualitätsindikatoren Die Initiatoren des Peer Review-Verfah rens Intensivmedizin haben hohe An forderungen an die Qualitätsindikato Imke Otto, Fachpflegekraft Intensivmedizin an den Segeberger Kliniken, hat schon einige Erfahrungen beim Peer Review-Verfahren gesammelt. Sie ist seit der ersten Gruppe dabei und hat inzwischen vier Reviews als Peer absolviert. Sie war sofort Feuer und Flamme: „Mein Chefarzt hat mich gefragt, ob ich das nicht machen möchte und hat uns direkt angemeldet. Ich war sofort begeistert. Ich bin jemand, die immer gern am Ball bleiben möchte und das leitliniengetreue Arbeiten schätzt. Daher passte das gut.“ Vor dem ersten Review war sie neugierig und gespannt, wie andere arbeiten und was sie möglicherweise für ihre eigene Arbeit mitnehmen kann. „Man kann sich über Peer Review gut mit anderen messen, Dinge übernehmen oder Anregungen für eigene Verbesserungen finden. Es ist ein gutes Messinstrument, um zu erkennen, ob man selbst gut aufgestellt ist.“ Otto schätzt daran auch, dass Besucher und Besuchte auf einer Ebene miteinander kommunizieren: „Nirgendwo sonst erlebe ich diese Ebenbürtigkeit, man spricht mit Gleichgesinnten und braucht nichts zu erklären. Das Verfahren hat eine super Energie, es macht Spaß und ist auf jeden Fall empfehlenswert.“ Aus diesem Grund wirbt die Fachpflegekraft auch in ihrem Arbeitsumfeld für das Verfahren: „Es müsste meiner Meinung nach viel mehr publik gemacht werden. Ich frage auch unter neuen Kollegen und Ärzten immer mal, ob sie schon etwas von Peer Review gehört haben. Aber häufig haben sie noch nichts davon gehört. Es scheint also noch nicht so angekommen zu sein. Ich wünsche mir, dass das Thema auch auf Kongressen viel mehr an den Mann gebracht wird. Das Verfahren ist etwas, was uns voranbringt. Wir wollen das Beste an das Patientenbett bringen und genau das sollte mehr kommuniziert werden.“ (am) ren gestellt: Sie sollten validiert und evi denzbasiert sein, gut verständlich, mess bar, überprüfbar und natürlich relevant für die Behandlung von Intensivpatien ten. Außerdem sollten sie vom intensiv medizinischen Team veränderbar, er reichbar und durchführbar sein. Es wurde festgelegt, dass die An zahl der Qualitätsindikatoren zehn nicht übersteigen sollte, um das Verfahren nicht aufzublähen, sondern schlank und damit praktikabel zu halten. Es sollte sich zudem um Indikatoren handeln, die an einem Besuchstag vom Peer ReviewTeam überprüft werden können. Derzeit gelten diesen Maßstäben gerecht wer dend folgende Qualitätsindikatoren: Tägliche multiprofessionelle klini sche Visite mit Dokumentation von Tageszielen Monitoring von Sedierung, Analge sie und Delir Protektive Beatmung Weaning und andere Maßnahmen zur Vermeidung ventilatorassoziier ter Pneumonien Frühzeitige und adäquate Antibioti katherapie Therapeutische Hypothermie nach Herzstillstand Frühe enterale Ernährung Strukturierte Dokumentation von Angehörigengesprächen Händedesinfektionsmittelverbrauch (BQS Indikator 2010) Leitung der Intensivstation durch Facharzt mit Zusatzbezeichnung In tensivmedizin, der keine anderen kli nischen Aufgaben hat, Präsenz eines FA mit Zusatzbezeichnung Intensiv medizin in der Kernarbeitszeit und Gewährleistung der Präsenz von in tensivmedizinisch erfahrenem ärzt lichem und pflegerischem Personal über 24 Stunden. Die genaue Definition der Qualitätsindi katoren, Daten zu ihrer Evidenz und Li teraturhinweise finden sich auf der Web seite der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin und Notfallmedizin DIVI (www.divi.de/qua litätssicherung/peer-review). Der Prozess der Findung und Ak tualisierung dieser Qualitätsindikato ren erfolgt in einem Delphi-Verfahren durch die Nationale Steuerungsgruppe Peer Review Intensivmedizin in Abstim mung mit allen Fachgesellschaften, die in die Intensivmedizin-Weiterbildung eingebunden sind. Denn selbstverständ lich haben die Qualitätsindikatoren ein „Haltbarkeitsdatum“ und müssen mit Ablauf desselben nach dem Stand der Wissenschaft aktualisiert werden. 3. Der Peer Review-Besuch auf der Station Bei dem Besuch erfolgt die Fremdbe wertung anhand des Fragebogens und der Qualitätsindikatoren. Im kollegialen T I T E L T H E M A // 1 1 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Gespräch werden die qualitätsrelevan ten Fragen besprochen. Mögliche Diffe renzen zwischen Selbst- und Fremdbe wertung werden im Abschlussgespräch ebenso thematisiert wie die Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken sowie das Entwicklungspotenzial, das das Peer Review-Team auf der Station bei seinem Besuch wahrgenommen hat. Das Ergeb nis des Peer Review-Besuchs mündet in einem abschließenden Bericht. Foto: Privat 4. Der strukturierte Ergebnisbericht Dieser geht auf Stärken und Schwä chen, Risiken und Chancen sowie Ent wicklungsoptionen der besuchten In tensivstation ein. Letzterer Punkt ist die Grundlage für die Planung der weiteren Qualitätsziele der Station, die im Ideal fall Früchte tragen und im Re-Review dann überprüft werden können. Der strukturierte Ergebnisbericht sollte gegebenenfalls auch Best-Practice Beispiele enthalten, d. h. Beispiele be sonders guter Umsetzung bestimmter qualitätsrelevanter Prozesse auf der In tensivstation oder von Qualitätsindika toren. Diese können dann – anonymi siert über die Ärztekammern und mit dem Einverständnis der besuchten Stati on – auch anderen Intensivstationen zur Kenntnis gebracht werden. Die Nationa le Steuerungsgruppe plant die Veröffent lichung solcher „Best-Practice“-Mel dungen für alle zugänglich auf der Web seite der DIVI. Was ist der Benefit für die Peers? Was ist der Benefit der besuchten Intensivstationen? Erfahrungen der Peers zeigen: Schon die Fortbildung zum Peer bei der Ärztekam mer ist wertvoll für die eigene Perfor mance. Wie besuche ich eine Station als ebenbürtiger Partner und Kollege? Wie vermeide ich es, als Kontrolleur oder Besserwisser aufzutreten? Wie kommu niziere ich so, dass gemeinsames Lernen möglich wird? All dies lerne ich als Peer in dem entsprechenden Seminar. Viele Intensivstationen kamen als Team aus Intensivmedizinern und lei tenden Pflegekräften zur Peer ReviewFortbildung. Dies hat sich als Vorteil er wiesen. Allein schon die Tatsache ei ner gemeinsamen berufsübergreifen den Fortbildung verbessert die Kom munikation im multiprofessionellen Team auf der Station, eine Erfahrung, die nicht nur ich selbst gemacht habe. In Schleswig-Holstein, aber auch in ande ren Kammerbezirken haben sich inten sivmedizinische Netzwerke gebildet, die das Peer Review-Verfahren regional tra gen. Zum einen besucht man sich ge genseitig in den Peer Reviews. Ein jähr liches Treffen bei der Kammer unter stützt zum anderen das bessere Kennen lernen und den Austausch zwischen den Intensivstationen. Die Peers lernen so weiter voneinander und auch die Abläu fe im Peer Review-Verfahren lassen sich so verbessern. In meinen persönlichen Besuchen als Peer auf anderen Stationen konnte ich Problemlösungen entdecken, die ich als „Best-Practice“ mitnehmen konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die sys tematische Sammlung und Kommuni kation von „Best-Practice“-Beispielen zur Entstehung einer Art SOP-Tausch börse (Standard-Operating Procedures) beitragen kann, von der viele, auch über die Grenzen des eigenen Kammerbezir kes hinaus, profitieren könnten. Je mehr Feedback aus der Evaluati on der Peer Review-Verfahren zurück kommt, desto besser wird auch die Stan dardisierung des Verfahrens. Die Fort schritte in der Entwicklung der Berichts dokumente und des Fragebogens sind Resultate aus der Praxis der intensivme dizinischen Netzwerke. Kontakt Alle Interessierten zum Thema Peer Review können sich bei Dr. Uta Kunze von der Ärztekammer Schleswig-Holstein unter 04551 803 302 melden. Dies gilt auch, wenn Sie gern an einer Schulung zum Peer in der Intensivmedizin teilnehmen wollen. zureichendes klinikinternes Berichts wesen wird im Nachgang verbessert. Es werden strukturelle Veränderungen in Angriff genommen. Es werden Wege zur Optimierung von Prozessen stationsin tern angestoßen und im interprofessio nellen Dialog auch umgesetzt. Nächste Ziele für die Qualitätsverbesserung und die Umsetzung von Qualitätsindikato ren lassen sich festlegen und auch beim nächsten Re-Review überprüfen. Mein Fazit: Das Peer Review-Ver fahren lohnt sich – für die Peers und für die besuchten Stationen. Ich würde mich freuen, wenn das Verfahren im Kam merbezirk Schleswig-Holstein an Breite gewinnt. Prof. Elke Muhl, Klinik für Allge meine Chirurgie, UKSH Lübeck Erfahrungen aus Review-Verfahren bei den besuchten Intensivstationen An dieser Stelle möchte ich nur einige Punkte aus meinen eigenen Beobach tungen sowie den Erfahrungsberichten anderer nennen. Die Fokussierung auf die Problemzonen einer Station durch das Review-Verfahren wirkt auf die Sta tion zurück. Die interprofessionelle He rangehensweise wird gefördert. Ein un AU S DE R PRA XIS FÜR DIE PRAXI S Prof. Elke Muhl ist Oberärztin und Intensivmedizinerin in der Klinik für Allgemeine Chirurgie am UKSH, Campus Lübeck. Die Fachärztin für Chirurgie hat ihre Fortbildung zum Peer gemeinsam mit einer Fachpflegekraft aus ihrem Team gemacht: „Das fördert auch die Kooperation auf der eigenen Station.“ Inzwischen hat sie drei Reviews als Peer durchgeführt und war zwei Mal selbst „Besuchte“ bei ei- Prof. Elke Muhl nem Review und einem zweiten Re-Review auf ihrer Station. „Das war eine sehr interessante Erfahrung. Wir haben im Anschluss alle zusammen mit dem Pflegeleitungsteam die Ergebnisse besprochen und den Handlungsbedarf analysiert und dann auch konkrete Projekte angestoßen. Bei dem Re-Review nach zwei Jahren haben sich diese qualitätsverbessernden Effekte dann schon gezeigt. Es hat also auch nachhaltig etwas gebracht.“ Doch sie sammelte nicht nur als Besuchte wertvolle Erfahrungen für ihre Arbeit in der Intensivmedizin: „Man bekommt als Peer tolle Ideen für die eigene Station. Es ist ein Verfahren, bei dem ‚Abgucken erwünscht‘ ist. Sowohl Besucher als auch Besuchte haben einen Benefit davon.“ Als Peer ist Muhl stets besonders gespannt zu sehen, was in den Kliniken anders ist, was die besuchten Intensivmediziner anders machen, wie die Ausstattung und die Abläufe sind oder auch welche Geräte benutzt werden. „Außerdem ist es eine Gelegenheit, andere Fachkollegen kennenzulernen und sich weiter auszutauschen“, so Muhl zu den allgemeinen Vorteilen des Verfahrens. Sie hält Peer Review für eine besondere Form des Qualitätsmanagements, „da Intensivmediziner und Fachpflegekräfte auf Augenhöhe agieren und sich begegnen. Der Fokus liegt auf der Qualität im täglichen Arbeitsleben. Es werden nicht nur einfach Daten ausgewertet und man stützt sich auf diese Ergebnisse. Es ist berufsübergreifend und es nimmt nicht so viel Zeit in Anspruch wie beispielsweise eine Zertifizierung mit den ganzen bürokratischen Anforderungen. Es ist ein Verfahren aus der Praxis für die Praxis.“ Muhl würde sich wünschen, dass das Verfahren noch mehr an Breite gewinnt. Auch für andere Fachgebiete hält sie Peer Reviews für sinnvoll: „Wir sammeln weiter Erkenntnisse und haben die Qualitätsindikatoren des Verfahrens schon mit einem Update versehen. Aus meiner Sicht sollten noch mehr Stationen an dem Verfahren teilnehmen.“ (am) 1 2 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Neue Runde, neues Glück Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, über Denkräume, Baustellen und Professuren als Vorleistung. Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Kieler Christian-Albrecht-Universität (CAU), nimmt im Interview mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt Stellung zu den Herausforderungen für die CAU im neuen Jahr. Herr Professor Stephani, verlassen Sie dieses Jahr klüger als Sie hineingegangen sind? Ulrich Stephani: Selbstverständlich lernen wir alle ständig dazu, natürlich auch ich, in jeder Hinsicht. Aber unter ,klüger’ verstehe ich, seine Handlungsoder Herangehensweisen zu ändern. Und dazu sehe ich keinen Anlass. Die Medizinische Fakultät insgesamt hat sich bemüht, dazuzulernen: Aus Anlass des 350. Gründungstages der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sie einen „Denkraum“ eingerichtet. Lassen sich zumindest einige der dort gestellten Fragen beantworten? Stephani: Der Denkraum ist eingebunden in eine Ausstellung zur Historie der Fakultät. So ein Forum gibt einer Institution die Chance, selbstkritisch die eigene Geschichte und die eigene Rolle zu betrachten. Wir wollten allerdings nicht einen heiligen Gral hüten, sondern uns den Fragen der Gegenwart stellen, sie zumindest benennen. Das tun wir in dieser speziellen Form. Es geht unter anderem um medizinethische Fragen, auf die es kein einfaches Ja oder Nein gibt. Beispielsweise kann die Behandlung einer seltenen Stoffwechselkrankheit, die wir nicht heilen, sondern nur verlangsamen können, 200.000 Euro im Jahr kosten. Die Frage, die die Gesellschaft beantworten muss: Wie teuer dürfen einige Jahre mehr Leben für einige wenige Menschen sein? Wer entscheidet darüber? Ab wann kippt das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen? Die Fragen und Antworten – sofern es welche gibt – sind auf transparente Tafeln gedruckt. Dadurch hat man auch ein besonderes Erlebnis, weil man parallel andere Besucher vor anderen Tafeln wahrnimmt. Diese Gleichzeitigkeit von vielen Fragen beschäftigt uns schließlich auch täglich. 350 Jahre CAU bedeuten auch 350 Jahre Medizin an der Kieler Universität. Die Gründungsfakultät hat sich wie berichtet intensiv an den Vorbereitungen und Veranstaltungen zum Jubiläum der Universität beteiligt. An der zentralen Rolle der Medizinischen Fakultät wird sich auch künftig wenig ändern. 2016 steht die Medizin an der CAU vor großen Herausforderungen: Der Campus wird zur Baustelle, der Haushalt liegt unter dem Ansatz von vor 15 Jahren und die Anforderungen steigen u. a. durch die Behandlung von Flüchtlingen. Eine der Fragen lautet: Verbrauchen wir die Medizin unserer Enkel? Unwillkürlich denkt man dabei an die Antibiotika-Resistenzen – sind die gemeint? Stephani: Im Umgang mit resistenten Keimen gerät die Medizin weltweit tatsächlich in eine Situation, in der es kaum mehr Mittel gibt und wir unser Pulver an Antibiotika verschossen haben. Andererseits werden gerade in Kiel neue Antibiotika entdeckt, was hoffen lässt. Kiel hat in diesem Jahr Erfahrungen mit dem multiresistenten Keim Acinetobacter Baumannii gemacht. Welche Lehren hat die CAU daraus gezogen? Stephani: Wir haben einige Hinweise von den Hygiene-Experten erhalten, die wir hinzugezogen hatten. Vieles setzen wir um, aber der Ratschlag, jeden zu isolieren, der aus dem Mittelmeerraum kommt, sprengt unsere Kapazitäten angesichts der vielen Flüchtlinge, die wir zurzeit zu betreuen haben. Und es ist erneut klargemacht worden, dass die Ärzte die schlimmsten Überträger sind. Wir haben überlegt, ob wir darauf verzichten, Patienten die Hände zu schütteln. Aber davon haben wir doch Abstand genommen. Wir müssen dennoch sorgfältig darauf achten, unsere Hände zu desinfizieren – ich selbst bemühe mich, ein gutes Vorbild zu sein. Ein Experte, der Mainzer Professor Sucharit Bhakdi, sagte in einem Vortrag, es sei nicht nachgewiesen, ob es in Kiel überhaupt einen Befall mit Keimen gegeben habe. Wie das? Stephani: Tatsächlich lässt sich nicht nachweisen, ob Patienten, die mit dem Keim besiedelt waren, auch durch diesen Keim zu Tode gekommen sind. Schließlich litten alle, die gestorben sind, unter sehr schweren anderweitigen Krankheiten. Aber man muss sich darüber klar sein, dass es Infektionen gibt, und man muss – keine Frage – daran arbeiten, das Problem in den Kliniken in den Griff zu bekommen. Also muss genau nachgewiesen werden, wo Keime auftreten, wie Übertragungswege sind. Was getan werden kann, müssen wir tun. Jedenfalls wollen wir nichts unter den Teppich kehren. Das Jahr 2016 bringt Schleswig-Holstein den doppelten Abiturjahrgang. Wird es eng in den Hörsälen? Stephani: In der Medizin trifft uns das nicht, wir haben schließlich ein über den Numerus Clausus geregeltes Verfahren. Das sieht in anderen Fakultäten deutlich anders aus. Bei den Betriebswirten saßen jüngst 1.000 Studierende im Hörsaal, die Vorlesung wurde wegen Überfüllung abgebrochen. In Foto: Esther Geisslinger INTERVIEW G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 3 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 unserem Fach könnte man nur darauf hinweisen, dass durch den Doppeljahrgang der Einzelne prozentual schlechtere Chancen hat, zu den Besten zu gehören und einen Studienplatz zu erhalten. Aber das ist etwas, das nicht wir zu entscheiden haben, sondern die Politik, die über die Zuweisung von Geld die Ausstattung der Universitäten und die Zahl der Plätze steuert. eine Verschiebung in der Rolle der Eltern und Sorgerechtsträger, die wesentlich mehr Informationen fordern und stärker einbezogen werden wollen – ich muss sie quasi parallel zum Kind aufnehmen. Auf der anderen Seite beteiligen sich viele von ihnen aktiv, sind viele Stunden am Tag bei ihren Kindern und entlasten so die Pflegekräfte auf der Station oder in der Ambulanz. Stichwort Beste: Es gibt immer wieder Kritik am beruflichen und akademischen Nachwuchs. Sehen Sie eine Verschlechterung des Niveaus? Stephani: Ich verweise erneut auf den Numerus Clausus – wir bekommen die Jahrgangsstärksten. Die Abiturnote ist immer noch ein guter Indikator für Leistungsbereitschaft, das sehen wir unter anderem daran, dass es nur sehr wenig Abbrecher im sehr anspruchsvollen Medizinstudium gibt. Ob am Schluss alle, die erfolgreich studieren, auch gute Ärzte werden, steht auf einem anderen Blatt. Aber wir sehen, dass heutige Studierende höhere Ansprüche an das Studium haben, sie wollen mehr als nur Folienwissen. Auf den Wunsch nach schnellerem Zugang zu praktischen medizinischen Tätigkeiten gehen wir unter anderem mit unserem Haus der Lehre ein, in dem Studierende an Puppen üben zu intubieren, Wunden zu nähen oder Katheter zu legen. Insgesamt ist das Studium in Kiel relativ traditionell – einfach deshalb, weil wir von der Sinnhaftigkeit des traditionellen Studiums weiterhin überzeugt sind. Wir beginnen jetzt damit, einige Bestandteile des Medizinstudiums – immer unter Einbeziehung der Fachschaft – zu ändern. Man kann sich die Frage stellen, ob es didaktisch vernünftig ist, acht Klausuren in einer Woche schreiben zu lassen. Wenn Sie nach der Generation Y fragen: Eine Verschiebung der Werte sehen wir zurzeit bei den Assistenzärzten. Die entscheiden heute angesichts der Arbeitsverdichtungen zugunsten von Freizeit und verzichten eher auf zusätzliches Geld. In meiner Generation hätte man gesagt: Ich muss eine Familie ernähren, ich möchte lieber mehr Geld. Schauen wir nochmals auf das Jahr 2016. Was wird Sie da besonders beschäftigen? Stephani: Die größten Baustellen auf dem Campus sind im direkten Wortsinn die Baustellen, um das Offenkundigste zu benennen. 2016 beginnen wir als Fakultät mit dem ersten Forschungsneubau von unserem neuen Forschungs- und Lehrcampus. Gleichzeitig baut auch das UKSH. Beide Baukomplexe sind „alternativlos“. Es ist gut, dass wir in absehbarer Zeit – in drei bis vier Jahren – mit der Kinderklinik in das neue ÖPP-Gebäude umziehen können, in die direkte Nähe der Intensivstation für Neu- und Frühgeborene. Künftig werden Universitätskinderklinik und Universitätsfrauenklinik eng zusammengelegt. Und jenseits der Baumaßnahmen wird uns die Bewerbung für die dritte Förder-Runde des Exzellenzclusters beschäftigen. Verschiebt sich nicht auch die Vorstellung davon, was ein guter Arzt ist? Der allwissende Halbgott in Weiß ist es nicht mehr unbedingt. Wie bereiten Sie die Studierenden auf die neue Rolle vor? Stephani: Das ist eigentlich kein neues Phänomen, und wir bereiten die Studierenden bereits im vorklinischen Studium darauf vor, auf Patienten einzugehen und die Patienten etwa angesichts schwerer Krankheiten gut zu informieren und zu begleiten. In meinem Bereich als Kinderarzt erlebe ich Dabei geht es um das Thema „Entzündung an Grenzflächen“, für das die Unis Kiel und Lübeck mit dem UKSH, dem Forschungszentrum Borstel und dem Max-Planck-Institut einen solchen Cluster bilden. Wann fällt die Entscheidung, ob es eine erneute Förderung gibt? Und wie sicher ist es, dass Schleswig-Holstein wieder den Zuschlag erhält? Stephani: Es heißt immer: Neue Runde, neues Glück oder neues Pech. Die Entscheidung wird 2017 fallen, aber das sehr aufwendige Antragsverfahren läuft 2016. Um die Ernsthaftigkeit unserer Bewerbung zu unterstreichen, werden wir in Vorleistung treten und einige Professuren ins Leben rufen, die teils aus dem Zuschuss des Landes für die Universitätsmedizin bezahlt werden. Für diese „Schleswig-Holstein Chairs“ wollen wir exzellente, international sichtbare Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewinnen und so signalisieren, dass Schleswig-Holstein bereit für die nächste Runde ist. Die Landesregierung hat ihren Jahresetat 2016 beschlossen, und Sie sind vermutlich nicht zufrieden mit dem, was die Politik für die Universität vorgesehen hat? Stephani: Wie könnte ich? Die Universitäten Kiel und Lübeck haben aus dem Landeszuschuss für Forschung und Lehre vor 15 Jahren 15 Millionen Euro mehr erhalten. Unser Etat ist nicht nur eingefroren – was angesichts steigender Löhne, Energiepreise und sonstiger Kosten bereits ein Absenken bedeutet –, sondern er ist real zusammengestrichen worden. Dabei sind wir als Krankenversorger diejenigen, die keinen Patienten ablehnen dürfen. Kliniken aus dem ganzen Land überweisen die Fälle, mit denen sie bezüglich medizinischer Versorgung oder finanzieller Belastung überfordert sind, an uns weiter. Ich möchte die Verantwortlichen wirklich fragen, wie wir angesichts immer höherer Ansprüche an die Universitätsmedizin, zumal als Maximalversorger, unsere Arbeit leisten sollen. Biografie Ein großer Kritikpunkt war immer der Landesbasisfallwert. Da wurde doch nun nachgebessert? Stephani: Ja, wir sind endlich im Korridor, aber immer noch am unteren Rand. Es bleibt ein Rätsel, warum Schleswig-Holstein hier so niedrig angesetzt hat. Vielleicht hoffte man vor Jahren auf Medizintourismus, nach dem Motto: Hier gibt es Top-Leistungen zum kleinen Preis. Aber der niedrige Basisfallwert hat mit dazu beigetragen, dass wir im Lauf der Zeit ein erhebliches Minus aufgehäuft haben. Prof. Ulrich Stephani ist seit Mai 2013 Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU, 2012 wurde er zum Prodekan gewählt. Der Kinderarzt mit Schwerpunkt Neuropädiatrie folgte 1992 Das Thema, das uns alle 2015 beschäfdem Ruf nach Kiel, tigt hat und weiter beschäftigen wird, wo er die Professur für sind die Flüchtlinge. Die Uni wird abNeuropädiatrie ansehbar mit den Neubürgern zu tun hanahm und als Direktor die Klinik für Neu- ben, als Beschäftigte, als Studierende ropädiatrie leitet. und als Patienten. Wie stellen Sie sich Hannover, Würzburg, darauf ein? Berlin und GöttinStephani: Als Patienten sind sie begen waren die berufreits da. Mitten in der Sommer-Urlaubslichen Stationen vor diesem Wechsel an die zeit erreichte uns der Hilferuf, mediziOstseeküste. An der nisch in den Erstaufnahmen zu helfen. Medizinischen HochWir haben kurzerhand der Fachschaft schule Hannover beangeboten, dass Medizin-Studierende gann Stephani 1971 ihre Famulaturen bei den Erstaufnahsein Studium, wechselte 1975 an die Julime-Einrichtungen absolvieren können, us-Maximilians-Uni- und fast 80 Studierende haben sich geversität Würzburg, meldet, einige davon sind auch noch wo er 1978 auch prowährend des Semesters ehrenamtlich movierte. Bis 1985 in den Erstunterkünften tätig. Auch auf war er an der Freien Universität Berden Stationen sehen wir immer wielin tätig. Nach einem der Flüchtlinge. Ein Riesenproblem ist Wechsel an die Kindie Sprache. Eine arabischsprachige derklinik der GeorgSchwesternschülerin tragen wir zurzeit August-Universität auf Händen, weil sie als eine der ganz Göttingen machte er 1989 seinen Facharzt wenigen übersetzen kann. Aber uns strafür Kinderheilkunde tegisch auf neue Patientengruppen, Mitund wurde Oberarzt der Abteilung Kinder- arbeiter oder Studierende einstellen? Wie bitte soll das gehen? Wir arbeiten heilkunde mit dem Schwerpunkt Neuroam Limit, wir sind so auf Kante genäht, pädiatrie. 1990 habidass wir einfach keine Chance dazu halitierte sich Stephani ben. Wenn die Politik mehr von uns will, für das Fach Kinderwozu wir gerne bereit sind, dann sollte heilkunde und wurde zum Hochschuldo- die Politik uns so ausstatten, dass wir die zenten ernannt. Arbeit leisten können. Interview Esther Geisslinger 1 4 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 FLÜCHTLINGE Engagement auf allen Seiten W ie schaffen wir die Integration von Flüchtlingen in unser System? Unter dieser Fragestellung hatte die gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen, Dr. Marret Bohn, Mitte Dezember in das Landeshaus in Kiel eingeladen, um mit Fachleuten und Gästen über die medizinische Versorgung der Geflüchteten zu diskutieren. Gesundheitskarte Staatssekretärin Anette Langner zeigte sich im Vorfeld ihres Vortrages zur GeNicht nur Probleme, auch pragmatische Lösungen und sundheitskarte beeindruckt von den vollen Reihen des Konferenzsaales und Chancen wurden bei einer Veranstaltung der Grünen zur dem damit verbundenen Interesse am medizinischen Versorgung von Flüchtlingen thematisiert. Thema. „Es hat Anfang des Jahres einen großen Flüchtlingspakt im Land gegeben. Als Resultat sind die Zielsetzungen für die Umsetzung einer Gesundheitskarte in Schleswig-Holstein formuliert worden“, so Langner. Ziel sei es gewesen, den bürokratischen Aufwand zu reduzieren, eine schnelle und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge sowie eine landesweite Annäherung an den regulären Versichertenstatus zu erreichen. Zur Zielsetzung gehörte auch, die Nutzung der elek tronischen Gesundheitskarte in Schleswig-Holstein unabhängig vom konkreten Wohnort zu ermöglichen. Sie soll ab dem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, wenn ein Wohnsitz in den Kommunen eingenommen wird. „Die Leistungsgewährung soll zwar unter Beachtung der Vorgaben des Asylbewerberleistungsgesetzes erfolgen, aber mit der Gesundheitskarte nähert sich das Leistungsangebot sehr an das an, was den GKV-Versicherten zur Verfügung steht“, erläuterte Langner. Die Rahmenvereinbarung zwischen dem GesundheitsministeriHolger Adamek, um und den beteiligten Kassen im Land stellvertretender sieht drei Leistungsbereiche vor: Referatsleiter an 1) Leistungen im Rahmen der Notfallder Behörde der und Schmerzbehandlung, die direkt Senatorin für Soziales, Jugend, von den Kassen abgerechnet werden; Frauen, Integration 2) Leistungsbereiche, die regelhaft von und Sport Bremen, den Kassen im Rahmen eines Genehstellte das „Bremer migungsverfahrens zur Verfügung Modell“ vor. Seit gestellt werden (Heil- und Hilfsmitzehn Jahren gibt es in dem Stadtstaat die tel); Gesundheitskarte für 3) Leistungsbereiche, die AntragsleisAsylsuchende von tungen sind (Vorsorge, Kuren, Rehader AOK Bremen. Maßnahmen, psychologische LangDas Modell, das zeittherapien, Zahnersatz, sofern es 2012 von Hamburg und 2015 von keine Notfallbehandlung ist, HausNordrhein-Westfalen haltshilfen, künstliche Befruchübernommen wurde, tung, strukturierte Behandlungen bei habe sich bewährt chronischen Erkrankungen). und sei derzeit „alternativlos“. Daher „In Zukunft entscheiden Ärzte über die soll es auch mit Erforderlichkeit von Behandlungen und Asylverfahrensbenicht mehr Mitarbeiter in den Sozialschleunigungs-Gesetz und Gesundheitsämtern. Das hat in viein unveränderter len Bereichen zu einer sehr unterschiedPD Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) am Praxis weitergeführt lichen Gewährung von Leistungen geUniversitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Kiel beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der werden. medizinischen Erstuntersuchung von Flüchtlingen in Schleswig-Holstein. führt, die natürlich unserem Anspruch, Foto: UKSH Modell G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 5 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 jedem Menschen die gleiche Behandlung zukommen zu lassen, widerspricht“, so Langner, die sich stolz darüber zeigte, dass nahezu alle Krankenkassen in Schleswig-Holstein die Vereinbarung unterzeichnet haben und damit auch demonstrierten, dass sie darin eine gemeinsame Verantwortung sehen. Mit den Kassen wurde ein Satz von acht Prozent verhandelt, um die Verwaltungskosten zu decken. Nach zwei Quartalen sollen die Kosten dann exakt evaluiert werden, „damit nachweisbar ist, ob die Kosten tatsächlich so anfallen oder nicht“. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die Kassen erfolgt laut der Staatssekretärin in den Kreisen nach Marktanteilen der Krankenkassen. Geplant ist die Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte an Flüchtlinge ab dem 1. Januar 2016. Allerdings hat ein privates Unternehmen, das selbst eine Gesundheitskarte für Flüchtlinge herstellen will, Beschwerde bei der Vergabekammer eingereicht, was den Prozess der Einführung noch verschieben könnte. Dieser Sachverhalt war bis Redaktionsschluss noch nicht geklärt. multiprofessionellen Team, wovon viele der Therapeuten dreisprachig sind. „Nur ein psychisch gesunder Mensch kann sich in der Gesellschaft integrieren“, so Kaya. Und dies gelinge besonders gut, wenn die Flüchtlinge in ihrer Muttersprache behandelt würden, denn „elementare Emotionen werden in der Muttersprache am besten ausgedrückt“. Außerdem gebe es Dinge, die Migranten krank machen, die wir im Okzident gar nicht kennen, wie die Verletzung der Ehre oder des Ansehens. Kaya beleuchtete in seinem Vortrag auch die Unterschiede des Umganges mit Krankheit, was bei einer kultursensiblen Behandlung berücksichtigt werden müsse: Im Gegensatz zur westlichen Welt, wo ein Kranker lieber seine Ruhe haben möchte, sich zurückzieht und eher keinen Besuch empfangen möchte, würde ein solches Verhalten im Orient als Beleidigung empfunden. Dort werde man in Gemeinschaft schneller gesund. In der Spezialambulanz und auch der stationären Behandlung von Migranten in Rickling berücksichtigt Kaya all diese Aspekte bei der Therapie, die auf den Bausteinen Stabilisieren, Konfrontieren und Integrieren aufbaut. Das Gefühl von Sicherheit zu geben sei dabei besonders wesentlich. Traumabehandlung Auf Verbesserungen durch die Gesundheitskarte hofft Krystyna Michalski vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, die das „Projekt zur psychotherapeutischen Medizinische Erstuntersuchung und Flüchtlingsambulanz und psychosozialen Versorgung von Im Gegensatz zur psychischen Gesundtraumatisierten Flüchtlingen in Schleswig-Holstein“ vorstellte. Laut ihrer Aus- heit stellte PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner, sage sind 40 bis 50 Prozent der Geflüch- Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) am Universitätsteten traumatisiert und benötigen Unklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) terstützung. Das Projekt will daher geKiel, fest, dass 95 Prozent der Flüchtlineignete Hilfen vor Ort und Ansprechge körperlich vollkommen gesund sind. partner für Behörden und Ärzte bieten. Gräsners Institut unterstützte die ErstAußerdem sind psychotherapeutische aufnahmeeinrichtungen in Rendsburg Krisenintervention und psychosoziaund Albersdorf. Aktuell werden von le Begleitung sowie Netzwerkarbeit Beden Institutsmitarbeitern in Neumünsstandteil des Konzeptes. Auch Schulunter Erstuntersuchungen durchgeführt. gen z. B. für Ehrenamt, Landespolizei oder auch das Security-Personal in Erst- „Wir haben einen Röntgencontainer vor Ort, sodass die komplette Erstuntersuaufnahmeeinrichtungen werden angechung an einem Platz absolviert werden boten. „Die soziale Sicherheit ist wichtig zur Heilung, was bei ungeklärter Auf- kann“, so Gräsner. Die Konzentration von Erstuntersuchung und Röntgen an enthaltsperspektive schwierig ist“, so einem Ort ohne große Wege und TransMichalski. Auch Dr. Ali Ekber Kaya beschäftig- fer der Flüchtlinge habe sich als effektiver Weg bewährt. Das Land plane daher te sich in seinem Vortrag mit traumatibereits, einen zweiten Röntgencontainer sierten Flüchtlingen, sieht die Lage jedoch nicht ganz so prekär wie seine Vor- dort einzusetzen. Unter Volllast schafft es das Team laut Gräsners Aussage, 350 rednerin: „Ein Trauma-Erlebnis heißt bis 400 Flüchtlinge am Tag zu untersunicht, dass man automatisch eine trauchen, wobei die Ergebnisse derzeit wematische Störung bekommt. Man muss gen unterschiedlicher IT-Systeme auf auch mal die Kirche im Dorf lassen“, so einem Blatt Papier festgehalten würden. der Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Allgemeinmedizin, der von sich Dies kommentierte sein Kollege PD Dr. Ivo Markus Heer, Ärztlicher Direktor selbst sagt: „Ich erfülle alle Kriterien eiam Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neunes Flüchtlings“ und damit zeigen will, münster, mit den Worten: „Ein gescheit dass Migration nicht immer problemaausgefüllter Zettel ist sehr viel mehr tisch ist. 2007 startete der Oberarzt am wert als ein nicht vorhandenes CompuPsychiatrischen Krankenhaus Rickling tersystem. Daher bin ich sehr dankbar seine muttersprachliche Institutsambulanz. 40 Personen arbeiten dort in einem für Zettel.“ 2-3% der Patienten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster sind laut Dr. Hilmar Keppler, leitender Arzt der zentralen Aufnahmeeinrichtung, schwerstkrank. Dazu zählen schwere onkologische Erkrankungen, suizidale und Dialyse-Patienten. 30 % der Patienten haben laut Keppler lediglich banale Erkrankungen, z. B. kleinere bei der Flucht erlittene Verletzungen. 6.000 Menschen waren im September 2015 in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster untergebracht. Als problematisch hat sich in der Praxis die Angabe der Identifikationsnummer erwiesen, so Gräsner. Er begrüßte daher die Ankündigung eines einheitlichen Flüchtlingsausweises, dessen gesetzliche Grundlagen am Tag der Veranstaltung vom Bundeskabinett beschlossen wurden. Damit verbunden ist auch eine Datenbank, auf die verschiedene Behörden zugreifen können. Somit hätten dann auch nachbehandelnde Einrichtungen die Chance, die aufgenommenen Daten zu nutzen. Gräsner stellte auch klar, dass die Erstuntersuchungen gezeigt haben, dass Befürchtungen vor großen Infektionskrankheiten oder Ausbrüchen Richtung Varizellen o. ä. letztendlich unbegründet waren. Er sieht daher in den Untersuchungen nicht nur eine medizinische Notwendigkeit, sondern auch die Möglichkeit, Fakten und Wissen zu schaffen. Von 5.000 Flüchtlingen habe man beispielsweise gerade einmal drei Patienten wegen Tuberkulose nach Borstel geschickt. Auch diese Fakten müssen verbreitet werden, um Ängste abzubauen – eine Aufgabe, die das Gesundheitsamt wahrnimmt, wie Dr. Alexandra Barth, Leitende Amtsärztin am Gesundheitsamt Neumünster, schilderte. So gehöre viel Pressearbeit dazu, um Vorurteile wie „Flüchtlinge sind dreckig und bringen Krankheiten“ abzubauen. Der ärztliche Direktor am FEK stellte anschließend die „Einheit Integrierende Versorgung“ (EIV) vor, eine Ambulanz speziell für Flüchtlinge (das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt berichtete in Heft 11/2015), in der derzeit zwei syrische Ärzte und vier Pflegekräfte und Medizinische Fachangestellte beschäftigt sind. Als schwierig erweise sich allerdings bisher die Akquise von Pflegekräften mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Diese seien häufig nicht so gut vorbereitet wie die Ärzte, die aus den Krisengebieten flüchten, und hätten oftmals keine Papiere und Urkunden dabei, die ihre Fachkenntnisse belegen. Positiv hob Heer allerdings hervor, dass die Erteilung der vorläufigen Berufserlaubnis bei geflüchteten Ärzten mit entsprechenden Unterlagen äußerst schnell vonstattengeht; so habe er nur vier Tage darauf warten müssen. Hintergrund für die Einrichtung der Ambulanz war die hohe Frequentierung des FEK durch Flüchtlinge, für die aufgrund der Sprachbarriere im Schnitt drei bis fünf Mal mehr Zeit benötigt wird als bei deutschen Patienten. Vom ersten Krisentreffen im August bis zur Aufnahme des Teilbetriebes am 16. Oktober sind laut Heer gerade einmal knapp zwei Monate vergangen. Der Vollbetrieb soll im Januar starten. Schon jetzt sei aber eine Entlastung der allgemeinen Strukturen und der zentralen Notaufnahme durch die EIV bemerkbar. Anne Mey 1 6 // I M N O R D E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 KAMMERVERSAMMLUNG Mehr inhaltlicher Diskurs gewünscht U m die 5.000 km schafft Dr. Gerdt Hübner jedes Jahr auf dem Fahrrad. Wo andere ins Auto steigen, schwingt sich der gebürtige Westfale morgens auf den Drahtesel und fährt mit eigener Muskelkraft zur Arbeit. „Das tut mir sehr gut, denn dabei kann ich einiges hinter mir lassen.“ Es sind die schweren, zuweilen auch persönlich berührenden Schicksale seiner Patienten, mit denen er als Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatologie und internistische Onkologie täglich konfrontiert wird und von denen er sich so freistrampelt. Die Onkologie fasziniert Hübner schon seit dem Beginn seiner Medizinkarriere: „Ich hatte im Studium eine Begegnung mit einer Krebspatientin, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Dadurch habe ich mir in dem Bereich eine Doktorarbeit gesucht und dann festgestellt, dass das etwas ist, was mir liegt. Das hat sich auch in den ganzen Jahren immer wieder bestätigt. Ich empfinde das als Vorrecht: Ich bin Leuten nahe in Situationen, die für sie sehr relevant sind. Man bekommt einen anderen Blick aufs Leben und ich erlebe das als persönliche Bereicherung.“ Das Thema Palliativmedizin und Lebensende empfindet Hübner daher auch für die Berufspolitik als wichtig: „Ich glaube, der Wunsch, über das eigene Lebensende zu bestimmen, ist bundesweit stärker als wir uns das eingestehen. Ich denke, dass man in dem Bereich sehr viel tun und die Kultur wesentlich verbessern kann. Die Palliativstationen und Hospize können das super und in ländlichen Bereichen habe ich in Ostholstein tolles Engagement von Hausärzten erlebt. Aber in Krankenhäusern könnte man da noch viel mehr machen, weil die unter einem extremen Sparzwang stehen und nur in DRGs rechnen. Da muss man Lenkungsinstrumente entwickeln, um eine Kultur zu fördern, Menschen in ihren letzten Tagen zu begleiten.“ Außerdem liegt dem 52-Jährigen am Herzen, die Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung durchlässiger zu machen DR. GE RDT HÜBNER Facharzt für Innere Medizin, SP Hämatologie und internistische Onkologie Jahrgang 1963 seit 2005 leitender Arzt der Abteilung Hämatologie und internistische Onkologie an den Sana Kliniken Ostholstein, seit 2008 zusätzlich niedergelassen in eigener Praxis Dr. Gerdt Hübner ist seit 2013 Mitglied der Kammerversammlung und Synergien aufzudecken. Als Onkologe ist er selbst ständig zwischen Krankenhaus und Praxis unterwegs und erlebt beide Seiten. „Wir leben in einer Ärztemangelzeit. Da muss man miteinander arbeiten und nicht versuchen, dem anderen was abzuluchsen, was man am Ende nicht vernünftig besetzen kann. Da würde ich mich gern für einen konstruktiven und pragmatischen Umgang einsetzen.“ In der Kammerversammlung, in der sich Hübner seit 2013 engagiert, würde er sich mehr inhaltliche Schwerpunkte wünschen. „Es gibt Unmengen von Pflichtthemen. Der Regularienkatalog ist enorm. Das macht auch Sinn. Aber es sind häufig keine inhaltlichen Themen, die einen als Ärzteschaft voranbringen. Ich finde, dass unsere Ärztekammer relativ unpolitisch und pragmatisch agiert. Das sehe ich als Vorteil, weil ich emotionsgeladene Debatten, die von inhaltlichen Ergebnissen weit entfernt sind, nicht übermäßig fruchtbar finde.“ Er begrüßt daher die diskursive Kammerversammlung im September mit dem Fokus Sterbehilfe. „Dieses Gespräch fand ich bereichernd. Da kann man aber auch ruhig noch ein bisschen mehr Mut haben und auch ein Votum einfordern von einer Ärztekammerversammlung. Der Deutsche Ärztetag wird am Ende darüber abstimmen und da finde ich, dass unsere Vertreter auch durchaus ein Mandat bekommen könnten, wie sie da votieren.“ Er selbst hat schon immer versucht, sich „auch über den Tellerrand hinaus zu engagieren und zu interessieren“. Hübner war in der christlichen Studentenarbeit aktiv und bringt sich auch heute noch in seiner Kirchengemeinde ein. Als er 2005 nach Eutin kam, half er vor allem beim Aufbau der Palliativmedizin im Palliativnetz Östliches Holstein. „Da war irgendwann ein Punkt erreicht, wo wir das etabliert hatten und da dachte ich mir, dass ich auch nochmal in einer anderen Richtung gucken will. Und demokratische Gremien haben mich schon immer interessiert und auch fasziniert.“ Anne Mey Foto: Privat Dr. Gerdt Hübner hält wenig von emotionsgeladenen Debatten. Er will sich lieber für die bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung einsetzen. G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 7 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 KLINIKEN Tagesklinik in Tönning ? Der Kreistag muss Entscheidung über die Zukunft der vier Klinikstandorte in Nordfriesland treffen. I aussichtlich eher wachsen, weil die eingestellt. Weitere Maßnahmen in Niebüll und Tönning wegfallensieht der Masterplan für die mit 18 den Angebote dort aufgefangen werBetten kleinste Einheit im Klinikverden. 450 Mitarbeiter sind dort zurbund derzeit nicht vor. Die Inselklizeit beschäftigt. Sie versorgen rund nik versorgt bislang rund 1.500 Pati11.500 Patienten stationär und mehr enten stationär und rund 7.200 Menals 15.000 ambulant. schen ambulant. Am größten Standort Husum stehen Auch über eine engere Kooperation mit der Diako Flensburg etwa in Orthopädie Neurochirurgie und die Physiodie, Pathologie und Geriatrie wird nachtherapie auf dem Prüfstand; bei unverändertem Defizit droht die Schlie- gedacht. dirk schnack ßung. Dennoch wird Husum vor- 4 Standorte hat das Klinikum Nordfriesland bislang: Husum, Niebüll, Tönning und Wyk auf Föhr. Die Klinik in Tönning könnte laut Empfehlung in ein MVZ umgewandelt werden. ANzeige n Nordfriesland wird über die Zukunft der Klinikstandorte diskutiert. Vor einer Entscheidung will der Kreistag Empfehlungen eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens abwarten. Die Empfehlungen sollen am 25. Februar vorliegen, am 23. März wird der Kreistag entscheiden. Neben betriebswirtschaftlichen Erwägungen sollen auch die Folgen für die Versorgung berücksichtigt werden. Die wirtschaftlichen Vorzeichen sind ungünstig: Fast zwölf Millionen Euro Defizit musste der Kreis seit 2007 durch den Betrieb seiner Tochtergesellschaft Klinikum Nordfriesland verkraften. Die unterhält Standorte in der Kreisstadt Husum, in Niebüll, in Tönning und in Wyk auf Föhr. „Wenn wir jetzt nicht den Mut zu klaren Entscheidungen finden, muss das Klinikum im nächsten Jahr Konkurs anmelden“, hatte Kreispräsident Heinz Maurus (CDU) gewarnt. In einer ersten Analyse hatte der frühere Diako-Manager Karl-Heinz Vorwig Maßnahmen für die vier Standorte empfohlen: Die stationäre Versorgung in Tönning soll komplett aufgelöst und durch ein MVZ ersetzt werden. Tönning kann mit 29 Betten und nur 2.500 stationär aufgenommenen Patienten im Jahr bei gleichzeitig hohen Fixkosten nicht wirtschaftlich betrieben werden. In Tönning arbeiten rund 80 Mitarbeiter. In Niebüll stehen die gynäkologische Abteilung mit Geburtshilfe und die HNO-Abteilung auf der Streichliste. Die Chirurgie soll in eine Tages-Chirurgie mit Anschluss an ein MVZ umgewandelt werden. Die Innere Abteilung soll erhalten bleiben und die geriatrischen Kapazitäten sollen ausgebaut werden. Die Klinik Niebüll beschäftigt 280 Mitarbeiter, die jährlich rund 5.700 stationäre und mehr als 13.000 ambulante Patienten im Jahr versorgen. Die Klinik in Wyk auf Föhr hat ihre Geburtshilfe wie berichtet bereits 1 8 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 PATIENTENBERATUNG Der Lotse auf neuen Wegen Callcenter statt Beratung Auge in Auge: Wie die Unabhängige Patientenberatung künftig arbeiten wird. D er Name bleibt, doch der Träger ist gGmbH, die vom Bundesverband der neu: An der neuen „UnabhängiVerbraucherzentralen, dem Sozialvergen Patientenberatung“ gab es im band VdK und dem Verbund UnabhänVorfeld viel Kritik. Nun muss die gige Patientenberatung getragen wurde, Praxis zeigen, wie die Umstellung pro Jahr beschäftigte, betreffen Finanziefunktioniert. rungsfragen, berühren also die Interessen Das Schild mit dem Lotder Kassen. Besonders heikel ist die Lage sen, der mit zwei Fähnchen den Weg bei Krankengeld und stationärer Rehabiweist, ist abmontiert, das Büro der Unlitation: „Gerade das Thema Krankengeld abhängigen Patientenberatung Deutsch- ist besonders angstbesetzt. Ratsuchende land (UPD) in der Kieler Innenstadt ge- fühlen sich von ihrer Krankenkasse unter schlossen – genau wie die übrigen 20 Be- Druck gesetzt“, heißt es im UPD-Jahresratungsstellen zwischen Bielefeld und bericht von 2014. Besonders häufig geht Berlin, Leipzig und Landshut. Wer künf- es um langwierige psychische Störuntig die zentrale Beratungsnummer wählt, gen, bei denen trotz ärztlichem Attest das landet bei einem Callcenter: Die UPD Krankengeld verweigert wird. Ob solche wechselte den Träger und bietet nun nur Patienten bei der neuen UPD eine neunoch telefonische Auskunft an. Kritiker trale Beratung erhalten, bezweifelt Rolf bedauern nicht nur, dass der Service vor Rosenbrock, Vorsitzender des ParitätiOrt verschwunden ist, sondern haben schen Gesamtverbandes. Der Gesundauch Zweifel daran, ob das neue Modell heitsexperte gehörte dem Beirat der altatsächlich eine unabhängige Hilfe gaten UPD an, ist aber nach der Vergabe an rantiert. Sanvartis zurückgetreten, weil das Unter„Beratung, gerade bei so persönlinehmen „in seiner ganzen Prägung auf chen Themen, braucht Nähe“, sagt Dr. Gewinn, Kostenersparnis und sparsames Carsten Leffmann, Ärztlicher Geschäfts- Wirtschaften ausgerichtet ist; das ist etführer der Ärztekammer Schleswig-Hol- was ganz anderes als UPD“, sagte er in eistein. Daher seien bisher viele der Ratnem Interview. suchenden „mit den Aktenordnern unDie Existenz einer Patientenberater dem Arm“ direkt in das UPD-Büro tungsstelle ist gesetzlich geregelt. Finanin der Kieler Innenstadt gegangen. Beim ziert wird sie durch den Spitzenverband Gedanken an ein Callcenter mit mögliBund der Krankenkassen (GKV-Spitcherweise nicht genügend qualifiziertem zenverband). Der Verband der PrivaPersonal „sträuben sich mir die Haare“, ten Krankenversicherung (PKV) fördert so Leffmann. eine telefonische Beratung auf Türkisch Denn hinter der neuen UPD Patien- und Russisch. Die Arbeit begann mit eitenberatung Deutschland gGmbH steckt ner Modellphase, in der die 2006 von das Duisburger Unternehmen Sanvartis, mehreren Verbänden gegründete UPD ein Callcenter-Anbieter, der unter angGmbH den Zuschlag erhielt. Die Neuderem für Krankenkassen tätig ist. Weausschreibung des Großauftrags stand gen dieser Verflechtung „kann eine solplanmäßig für Mitte 2015 an. Hier kam che Einrichtung per se nicht unabhängig die Sanvartis-Tochter zum Zug. Der sein“, kritisiert Günter Jonitz, Präsident Zeitpunkt für den Wechsel ist günsder Ärztekammer Berlin. Durch die Ent- tig: Bisher erhielt die UPD 5,2 Millionen scheidung sei „der Bock zum Gärtner“ Euro im Jahr, 2016 steigt die Förderung gemacht worden. auf neun Millionen. Damit soll erreicht Gut 27.000 der rund 80.000 Anfrawerden, das Angebot zu erweitern. Das gen, mit denen sich die bisherige UPD wird nun allerdings nur durch längere Info 80.000 Anfragen erreichten die UPD bisher pro Jahr. Rund 27.000 betrafen das Leistungsrecht, also Ansprüche an die Krankenkassen. In 7.132 Fällen vermuteten Patienten einen ärztlichen Behandlungsfehler. Die meisten Fälle betrafen Krankenhausbehandlungen. Dabei standen operative Therapien im Mittelpunkt. Auch über mutmaßliche falsche Diagnosen beschwerten sich Patienten. Telefonzeiten geschehen, da die lokalen Büros geschlossen wurden. Befürworter des Wechsels finden sich kaum, weder auf Bundes- noch auf Landesebene. Im Sommer beschloss das schleswig-holsteinische Parlament mit großer Mehrheit einen Antrag gegen die Vergabe der Beratung an Sanvartis, und die Redner aller Fraktionen waren sich in ihrer Einschätzung einig. „Einen ausgegliederten Krankenkassenpartner, der als Callcenter im Ruhrpott daherkommt, können wir uns als patientengerechte Beratungsstelle schlicht nicht vorstellen“, sagte Bernd Heinemann (SPD). Das sei, als „würden Aldi, Lidl und Co. eine Tochterfirma gründen, die Ernährungsberatung anbieten soll“, so Bernd Voß (Grüne). Auch Karsten Jasper (CDU) meinte: „Wettbewerb darf nicht dazu führen, dass die Unabhängigkeit und Qualität der Beratung leidet.“ Anita Klahn (FDP) sieht bereits das Vergabeverfahren kritisch: Obwohl alle unabhängigen Mitglieder des Beirats gegen Sanvartis gestimmt hätten, entschied am Ende das Votum des Spitzenverbandes der Krankenkassen im Einvernehmen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patienten: „Das Gesetz ist so ausgestaltet, dass die Bundesregierung zustimmen musste“, so Klahn. Der Patientenbeauftragte ist KarlJosef Laumann, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Der CDUPolitiker verteidigt seine Entscheidung: Vergaberechtlich sei an der SanvartisBewerbung nichts auszusetzen, zudem habe die neue UPD zugesagt, die Beratungszeiten deutlich auszuweiten. Dies hatte allerdings der frühere Träger gewollt und mit einem fast verdoppelten Budget mutmaßlich auch leisten können. Trotz aller Proteste – auch Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) hatte im Sommer „versprochen, das Unsrige dazu beizutragen, Schaden von der Patientenberatung abzuwenden“ – kam es zur Neuvergabe. „Vom Grundsatz ist das aus den genannten Gründen nicht ideal, aber man muss nun sehen, wie es sich in der Praxis bewährt“, sagt Leffmann. Er verweist darauf, dass Patienten auch über die UPD hinaus eine Reihe von Informationsquellen haben. So entstand die Patientenberatung der Ärztekammer vor allem, um Fragen nach Praxen in der Nähe, Fachkliniken oder der richtigen Medikamenteneinnahme zu beantworten: „Solche Fragen klären Patienten heute im Internet. Auch Selbsthilfegruppen lassen sich über soziale Netzwerke finden.“ Bei Konflikten mit den Kassen, dem Medizinischen Dienst oder auch Ärzten stehen zudem landesweit vier ehrenamtliche Patientenombudsleute zur Verfügung. Esther Geisslinger G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 9 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 TAGESKLINIK Zukunftsfähige Psychiatrie Mit der Eröffnung der neuen Tagesklinik des ZIP setzt das Land den Plan zur Dezentralisierung der psychosomatischen Behandlung fort. Prof. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzender UKSH), Gesundheitsministerin Kristin Alheit und Hans-Adolf Bilzhause (Geschäftsführer der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR) (v. l.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe. Fotos: am P rof. Fritz Hohagen, Medizinischer Geschäftsführer des Zentrums für Integrative Psychiatrie gGmbH (ZIP), freute sich im November 2015 schon zum zweiten Mal über die Eröffnung einer Tagesklinik auf dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Nachdem bereits im März 20 Therapieplätze und Räume für die Institutsambulanzen für Psychosomatik und Psychiatrie im Gebäude 33 geschaffen worden waren, fand nun die Schlüsselübergabe für das Haus 35 statt. Dieses bietet ebenfalls 20 Therapieplätze für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen sowie Essstörungen. Der Umbau des Hauses hat laut UKSH-Vorstandvorsitzendem Prof. Jens Scholz rund 2,2 Millionen Euro gekostet, wovon das Land 1,1 Millionen Euro bereitgestellt hat. „Die Therapieplätze sind für Patienten mit psychotherapeutischem Behandlungsbedarf als ganz wichtige Ergänzung für die Patientenversorgung in Lübeck und für die gesamte Region zu sehen sowie auch als Baustein im Rahmen der Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Psychiatrie im Land insgesamt“, betonte Gesundheitsministerin Kristin Alheit im Rahmen der feierlichen Schlüsselübergabe in Lübeck. Im Gesundheitsministerium habe man den Bereich der psychiatrischen Versorgung schon län- Das Haus 35, in dem die neue Tagesklinik untergebracht ist, stammt aus dem Jahr 1910 und diente damals als Waschhaus für die Heilanstalt Strecknitz. ger darauf ausgelegt, die Tageskliniken zu fördern: „In den letzten Jahren sind in Schleswig-Holstein an 25 Orten insgesamt 28 Tageskliniken in der Psychiatrie und der Psychotherapie, plus neun Tageskliniken für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen worden“, so die Ministerin. Im Gegensatz zur Psychiatrie, wo bereits seit vielen Jahren ein gestuftes Behandlungskonzept vorhanden und erprobt ist, finden psychosomatische Behandlungen „nach wie vor zentralisiert und in vollstationär ausgerichteten Kliniken für Psychosomatik statt“, erläuterte Alheit. Diesen Zustand wolle man im Rahmen des Konzepts für psychosomatische Versorgung in Schleswig-Holstein ändern. Darin heißt es auch, dass zur Verbesserung einer flächendeckenden Versorgung tagesklinische (teilstationäre) Versorgungsangebote vorrangig an Kliniken angesiedelt werden, die möglichst beide Behandlungsbereiche (Psychiatrie und Psychosomatik) vorhalten und zugleich für die somatische Versorgung der Bevölkerung verantwortlich sind. Hohagen begrüßte diesen Ansatz und stellte klar, dass es eine große Schnittmenge zwischen Psychiatrie und Psychosomatik gebe und es so sinnvoll sei, Versorgungsstrukturen zusammen zu planen. Es habe sich außerdem gezeigt, dass in dem Maße, wie die Verweildauer in der stationären Behandlung nach unten gehe, die Zahl der Wiederaufnahmen steige. „Die Patienten haben nicht genug Zeit, sich zu stabilisieren“, so der Medizinische Geschäftsführer. Durch die Tagesklinik könne das aufgefangen werden: „Im Rahmen des der tagesklinischen Behandlung ist das Therapieangebot in der Intensität vergleichbar mit einer stationären Behandlung. Gleichzeitig müssen die Patienten abends und am Wochenende mehr Verantwortung für den Umgang mit ihrer Erkrankung übernehmen und können so feststellen, wie weit sie die gelernten Fähigkeiten um Alltag umsetzen können“, erklärt Hohagen die Ausrichtung des Angebotes. Das Konzept der psychotherapeutischen Behandlung an der neuen Tagesklinik wurde am UKSH in Lübeck entwickelt. Im Fokus steht die Behandlung der Essstörung durch Emotionsregulierung. Die Psychotherapie soll sowohl in Gesprächen mit Ärzten und Psychologen als auch in Kontakten mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes stattfinden. Auch die Angebote der Ergotherapie und der Physiotherapie sollen sich an den Prinzipien der Psychotherapie orientieren. Die Psychiatrische Institutsambulanz gehört ebenfalls zum Konzept. Hier werden viele Patienten aus der Tagesklinik für einige Zeit weiterbehandelt, um die Behandlungserfolge zu sichern. Anne Mey 2 0 // I M N O R D E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 F reudige Erwartung, aber auch Unsicherheit darüber, was auf sie zukommen mag, ließ sich auf den Gesichtern der Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zum Thema „Wiedereinstieg in den Arztberuf “ lesen. Rund 40 Ärztinnen und Ärzte hatten Anfang November den Weg nach Bad Segeberg angetreten, um sich an zwei Tagen umfassend über die Möglichkeiten und Wege zu informieren, die sich nach langer Berufspause zurück in die Medizin bieten. Doch nicht nur Information, auch der Austausch zwischen den Teilnehmern und mit Experten aus den Gebieten Allgemeinmedizin, Recht, Niederlassung, Finanzierung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte im Mittelpunkt stehen. Unterschiedliche Berufserfahrung – von wenigen Monaten bis zur Facharztkompetenz – und unterschiedlich lange Auszeiten der Wiedereinstiegswilligen machten es nicht einfach, „ein Format zu finden, das für alle passt“, schilderte Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein, den Entstehungsprozess der Veranstaltung. Dem vorangegangen war eine Befragung der Kammer im Jahr 2013, deren Ergebnisse nahelegten, dass deutlich über 100 Ärzte in Schleswig-Holstein zwar zu diesem Zeitpunkt nicht ärztlich tätig waren, sich einen Wiedereinstieg aber gut vorstellen konnten oder bereits auf der Suche danach waren (Ärzteblatt berichtete in Heft 05/2014). Um diese ärztlichen Kollegen in ihrem Wunsch zu unterstützen, tüftelte die Ärztekammer gemeinsam mit dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin in Lübeck, Prof. Jost Steinhäuser, an einem passenden Veranstaltungskonzept, das nun Anfang November seine Premiere feierte. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Teilnehmer gerecht zu werden, stand zunächst das Kennenlernen der potenziellen Wiedereinsteiger untereinander sowie die Bedarfsanalyse im Fokus. Schnell entwickelten sich lebIn der Auftaktverhafte Gespräche an den (vorwiegend anstaltung noch weiblichen) Gruppentischen. Hoffnunnicht im Fokus: gen, Wünsche und Ängste fanden ebendie Weiterbildung. Bei Fragen zur so Platz an der bereitgestellten PinnAnerkennungsfähigwand wie Erwartungen an die Veranstalkeit von Inhalten und tung, die danach in einen praktischen Zeiten aus früheren Teil überging. In vier unterschiedlich Tätigkeiten auf ausgestatteten Räumen wagten sich die Facharztqualifikationen stehen Ihnen die Seminarteilnehmer in lockerer AtmoMitarbeiterinnen der sphäre an ärztliche Tätigkeiten wie Blut Abteilung Ärztliche abnehmen, Wunden nähen, WiederbeWeiterbildung der lebungsmaßnahmen, intubieren oder Ärztekammer gerne laparoskopieren. Unterstützt von Experzur Verfügung. Gleiches gilt für ten stellte sich hier bei dem einen oder Fragen zum Wechsel anderen das positive Gefühl ein: „Es der Ausrichtung. geht doch noch!“ Bitte vereinbaren Sie Zur Niederlassung, rechtlichen Asbei Interesse einen persönlichen Termin. pekten oder auch zum Themenfeld Familie und Beruf suchten die Seminar- WIEDEREINSTIEG „Es geht doch noch!“ Auftaktveranstaltung zum ärztlichen Wiedereinstieg erntete positive Resonanz und den Wunsch nach mehr. Nähen von Wunden an Schweinefüßen – eine von vielen Übungen, die die Teilnehmer an dem zweitägigen Seminar ausprobieren konnten. Foto: am Facharzt I M N O R D E N // 2 1 Fotos: am AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 schleppen viel Ballast mit uns rum und teilnehmer u. a. Expertenrat bei Bianca Hartz, Leiterin der Abteilung Zulassung wir sagen oft: ‚Ich kann das nicht main der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. chen, weil ich das schon so oder so mal erlebt habe.‘ Meine Botschaft ist aber: jur. Klaus Kossen, Rechtsanwalt in Bad Das ist das Fundament, auf dem Sie steSegeberg, oder Dr. Bettina Schultz, niehen, um Ihre prachtvolle Zukunft zu gedergelassene Gynäkologin aus Eutin. stalten. Es ist vollkommen egal, was Sie An Tag zwei übernahm Dr. Klaus bisher gemacht haben. Das Fundament Riehl, Referatsleiter im Gesundheitsmikönnen Sie nutzen als zusätzliche Resnisterium, die Begrüßung und machte source“, motivierte Niebuhr die Teilnehklar: „Aussteigen auf Zeit ist kein Karrimer, den mit dem Seminar eingeschlageereknick, sondern ein Karrieresprung.“ nen Weg weiterzugehen. Man erwerbe beispielsweise im FamiliSteinhäuser setzte sich in seinem enleben Kompetenzen, die auch im BeVortrag dafür ein, das Image der Allgeruf relevant seien. Riehl erzählte mit eimeinmedizin zu verbessern: „Generanem Augenzwinkern, dass er sich ganz listen sind die Zukunft!“ Junge Medizipersönlich über den Zuspruch, den das ner entscheiden sich laut dem ReferenSeminar erfahre, freue, denn auch er sei jetzt in einem Alter, in dem er bald ärzt- ten aufgrund der holistischen Arbeitsweise für das Facharztgebiet der Allgeliche Versorgung in Anspruch nehmen meinmedizin. Das breite Gebiet birgt müsse. für viele aber auch emotionale FallstriEin Thema, mit dem sich viele Wiecke: Sie haben Angst, dass der Patient etdereinsteiger befassen, stellte Leffmann was Schlimmes haben könnte und sie es in den Mittelpunkt einer kurzen Inforübersehen. Entgegen der medizinischen mation: Hospitationen. Was immer erlaubt und relativ unproblematisch ist, ist Ausbildung in Häusern der Maximalversorgung, die vor allem Diagnosen stellen, das Mitlaufen, Zuschauen, aber nichts anfassen in einer Klinik. Wer aber unter sei der Allgemeinmediziner Spezialist im Ausschließen von Diagnosen, gleichAnleitung erste Untersuchungen durchzeitig aber auch Spezialist im Umgang führen will, absolviert laut Leffmann mit Komplexität. In sein Aufgabengeeine Hospitation, die bereits unter das Mindestlohngesetz fällt, was sich in An- biet fällt die Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und seelischen betracht der finanziellen Situation vieler Krankenhäuser als schwierig entpup- Gesundheitsstörungen, wobei er somapen könnte. Der ärztliche Geschäftsfüh- tische, psychosoziale, soziokulturelle rer stellte aber eine Klärung dieses Sach- und ökologische Aspekte berücksichtigen muss. Die spezifischen Problemlöverhaltes in Aussicht. Man sei u. a. im sungsfertigkeiten sind dabei die ArbeitsGespräch mit der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) darü- grundlage des Allgemeinmediziners. Nachdem Rechtsanwalt Kossen in ber, welche Häuser Hospitationen anbieseiner Präsentation auf die Themen ten. Dennoch seien auch Hospitationen „Haftung und Verantwortung“ einge„ohne Anfassen“ für den Anfang sinngangen war und auf die Relevanz einer voll – gern auch über mehrere FachgeBerufshaftpflicht auch bei nicht-ärztlibiete hinweg, um einen Eindruck zu gecher Tätigkeit hingewiesen sowie klargewinnen und Kontakte zu knüpfen. Und macht hatte, dass bei angestellten Ärzten vielleicht auch, um die ersten Angstgefühle zu überwinden, die Dr. Frank Nie- der Arbeitgeber haftet, wurde schließlich noch das Themenfeld „Beruf und buhr, niedergelassener Allgemeinmediziner in Lübeck, in seinem anschließen- Familie“ in den Fokus gerückt. Gynäkoden Vortrag thematisierte. „Wir sind ko- login Schultz, selbst Mutter eines zwölfjährigen Sohnes und niedergelassen in gnitiv nicht handlungsfähig bei Angst“, einer Einzelpraxis in Eutin, schilderso der Referent, und jede Veränderung te ihre eigenen Erfahrungen und zeigmache erst einmal unsicher. Die Unsite verschiedene Arbeitsmodelle zur Vercherheit wiederum hindere uns daran, einbarkeit von Kind und Niederlaseinen Weg zu gehen, nicht die fehlensung auf. Den größten Gestaltungsspielde Kraft. „Ich brauche einmal kurz den raum hat man in der Einzelpraxis, allerMut, die Unsicherheit zu ertragen, um die Chance zu haben, dass es klappt.“ Im dings auch das größte finanzielle Risiko. Die finanzielle Unsicherheit, aber auch Zweifel riet Niebuhr den Teilnehmern, die Gestaltungsmöglichkeiten schränsich diesbezüglich coachen zu lassen, ken sich in der Reihenfolge zunehmend um frei ihren Zielen nachgehen zu könbei folgenden Modellen ein: 1) Praxisnen. Außerdem könne es helfen, Dinge gemeinschaft, 2) Gemeinschaftspraxis, aufzuschreiben, die man erreichen wolle. Die 50 Vorbilder unserer Gesellschaft, 3) Jobsharing und 4) Angestelltenvervon Bill Gates bis Mutter Theresa, hätten hältnis. Auch Kliniken bieten heute unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und nichts gemeinsam, außer einer Sache: bei Bedarf flexible Lösungen an. Sie haben aufgeschrieben, was sie wollIn der abschließenden Feedbackten. „Die Wahrscheinlichkeit ist größer, runde zeigte sich die überwiegend podass man dann sein Ziel auch erreicht“, sitive Resonanz. Zwar spüre man noch so der Allgemeinmediziner, der selbst den „Versuchskaninchenstatus“ der Coaching-Verfahren durchführt. „Wir Volle Konzentration: Bei Operationen unter Vollnarkose oder Notfällen ist die Intubation heute nicht mehr wegzudenken. Finanzen Wer sich mit dem Gedanken an eine Niederlassung trug, war bei Dietmar Godt, Direktor der Apothekerund Ärztebank in Lübeck an der richtigen Adresse. Er riet den Wiedereinsteigern, sich rechtzeitig mit der Bank in Verbindung zu setzen und das Vorhaben durchzusprechen. Dort werde man auch zu Förderungsmöglichkeiten informiert und ein Bankgespräch sei immer kostenfrei: „Seien Sie mutig und kommen Sie vorbei!“ Spielerisches Lernen: Die benötigte Fingerfertigkeit für die Laparaskopie wird hier geübt. Veranstaltung, doch wurde auch der Wunsch nach Folgeveranstaltungen geäußert: „Es wäre schön, die anderen hier wiederzutreffen, den Weg gemeinsam zu gehen und sich über Erfahrungen auszutauschen“, so eine Teilnehmerin. Erfahrungsberichte von erfolgreichen Wiedereinsteigern wurden für kommende Seminare gewünscht, ebenso wie berufliche Alternativen fernab von Klinik und Praxis. Das positive Gefühl, das die Gruppe beim Seminarfinale ausstrahlte, fasste eine Teilnehmerin in Worte, die auch Lohn für die Bemühungen der Organisatoren im Vorfeld waren: „Ich gehe heute mit einem Lächeln weg. Ich wäre nicht hier gewesen, wenn ich nicht angeschrieben worden wäre. Aber da dachte ich: Wow, ich wurde nicht vergessen!“ Anne Mey 2 2 // I M N O R D E N Ü JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 ber mangelnde Beteiligung an vielen Angeboten der Gesundheitsprävention ist oft geklagt worden, besonders zuletzt im Umfeld des neuen Präventionsgesetzes (siehe SHÄ 4/2015, S. 16). Ärztevertreter fordern die Patienten immer wieder zu mehr Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen auf, um die sich ausbreitenden Zivilisationskrankheiten mit entsprechender Mortalität einzudämmen. Das könnte aber nur gelingen, wenn die Akzeptanz durch klare, verständliche, auf das Wesentliche Diskussionsrunde „Ärztekanzel“ in Hamburg. Thema: beschränkte und gut begründete Informationen – also ohne irreführen„Der medizinische Fortschritt und das Risiko Leben“. de Werbung – verbessert würde, so ein Diskussionsergebnis der zweiten von vier „Ärztekanzel“-Veranstaltungen am gen, nur (!) ca. sechs Prozent aller Frau4. November im Gemeindehaus von St. en zwischen 70 und 79 stürben an BrustNikolai in Hamburg-Eppendorf. krebs. Die zum Screening auffordernden Die diesjährige „Ärztekanzel“ hatte Informationen müssten auch auf mögdas Thema „Mein Wille geschehe – Der liche Nachteile wie falschpositive und medizinische Fortschritt und das Risifalschnegative Befunde und aufwendige ko Leben“. Es geht unter Moderation der Überdiagnostik und -therapie hinweiHamburger Proktologin Dr. Christiane sen. Sie dürften die bloß relative RisikoGörlitz-Burmeister um die sich ausminderung (z. B. 25 Prozent bei Senkung breitende Wunschmedizin mit Optider Mortalität von absolut nur vier auf mierungsprogrammen, Machbarkeitsdrei von 1.000 Screening-Teilnehmern) glauben und „unreflektierter Unterwernicht einseitig herausstreichen. Sie habe fung unter den Zeitgeist“. „Die MediRauchen: „Von mir aus könnte man den bisher eine eindeutige Senkung der bezin reißt Grenzen nieder und suggeriert (tabaksteuerbedingten) Preis für eine völkerungsbezogenen Mortalität durch eine technische und pharmakologische Zigarette verdreifachen!“ Nach LungenBrustkrebs-Screening nicht erkennen Machbarkeit, die bei Patienten hohe Erkrebs komme Darmkrebs in vielen westkönnen. wartungen generiert“, hieß es in der Ein- lichen Ländern noch an vorderer Stelle, Bei Krebsgeschwülsten kämen inleitung zur Veranstaltungsreihe. wenn auch z. T. mit sinkendender Inzidividuell ganz unterschiedliche Typen Bemerkenswert positiv mochte denz. Hier habe die Koloskopie-Frühervor, die ein unterschiedliches präventimancher der zahlreichen Zuhörer empkennungsuntersuchung segensreich geves bzw. therapeutisches Vorgehen verfinden, dass als erster Referent einmal wirkt, sie sei „sehr wichtig“. Dagegen sei langten. Tumor-Typ 1 metastasiere erst ein Chirurg dazu Stellung nahm, was die virtuelle Koloskopie per MRT nicht relativ spät, hier könne eine Früherkenbei Vorsorge und Früherkennung wirkganz so sicher, weil flache Krebsverändenungsuntersuchung sinnvoll sein. Tulich hilft. Prof. Tim Strate, Chefarzt der rungen auf der Darmschleimhaut oder mor-Typ 2 metastasiere sehr früh, hier Allgemein- und Viszeralchirurgie am in Darmfalten nicht immer zu erkenwürde eine FrüherkennungsuntersuKrankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift, be- nen seien. Und in der Gynäkologie seien chung nichts ändern. Typ 3 metastasiere kannte allerdings freimütig, eine ausgeVorsorgeuntersuchungen mit Blick auf nie, müsse also auch nicht im Frühstadisprochen chirurgische Prävention könBrustkrebs und Gebärmutterhalskrebs um entdeckt werden. Und Tumor-Typ 4 ne er kaum bieten. Vorsorgeoperationen besonders bedeutsam. würde wegen seiner Beschaffenheit und gebe es nur ausnahmsweise etwa in der Das sei im Prinzip richtig, erwiderLage in vivo nie auffallen. Onkologie, wenn genetisch bzw. durch te im zweiten Referat Prof. Ingrid MühlFazit: Für einen individuellen Padie Krankengeschichte bedingt das hauser (Internistin und Leiterin der Stutienten könnten Vorsorgemaßnahmen Hochrisiko einer lebensbedrohenden dienrichtung Gesundheitswissenschaft und Früherkennungsuntersuchungen Tumorerkrankung ausgeschaltet werden der Universität Hamburg), bezeichnete auch in Form eines Screenings durchaus solle, etwa bei der Schilddrüse oder auch jedoch das bei uns zur Zeit übliche schesinnvoll sein, irreführende Appelle an bei einer noch verbliebenen Brustdrüse. matische Screening gesunder Frauen alle seien bedenklich. Also: „Die üblichen Vorsorgemaßnahwie schon in früheren VeröffentlichunAnzumerken wäre aus Sicht des Bemen fallen medizinisch gesehen eher in gen als fragwürdig. richterstatters, dass es doch ein gutes die Innere Medizin.“ Sie sehe es als ihre Aufgabe an, den Zeichen für eine offene Gesellschaft ist, Als Mitglied des Ärztekanzel-Beischwierigen Umgang mit Daten zu erwenn eine wissenschaftliche Mahnerats und des Kirchengemeinderats nutz- klären und Wissenschaft für die Allgerin ein Forum (hier ein kirchliches) bete Strate aber die Gelegenheit, auf eimeinheit verständlich zu machen. Da Veranstaltungen kommt, um ihre dem Mainstream zuwinige der wichtigsten Präventionsmaßrum kritisierte sie irreführende, angstumfasste die „Ärztederlaufenden Erkenntnisse vorzutragen. nahmen hinzuweisen. Dies seien eine machende Aussagen interessierter Orga- kanzel“ zwischen Zuvor hatte die Hamburger Universiregelmäßige Kontrolle von Blutdruck nisationen wie z. B.: „Jedes Jahr erkrandem 28. Oktober tät den Anschein erweckt, sie wolle den und Cholesterinwerten, um den immer ken zehn Prozent der Frauen an Krebs.“ und 15. November Studiengang Gesundheitswissenschaft noch hohen Anteil der herz-kreislaufbe- Eine solche, je nach Definition vielleicht zur Frage „Alles wird besser! Wird ausbluten lassen. Und der Universitätsdingten Mortalität zu reduzieren. Noch statistisch richtige, aber nicht zwischen alles besser?“ Es ging wichtiger seien mit Blick auf die TodesAlters- und Gesundheitsstufen differen- u. a. um die Grenzen präsident wusste nichts Besseres als die protestierende Professorin öffentlich abursachenstatistik die krebsverhindernzierende Pauschalaussage berücksichti- der Medizin und Selbstbestimmung. zukanzeln ... den und -begrenzenden Maßnahmen ge nicht die spezifische MorbiditätsverHorst Kreussler wie vor allem der sofortige Verzicht auf teilung. Umgekehrt könne man z. B. sa- FRÜHERKENNUNG Zwischen Segen und Kritik „Irreführende Appelle an alle sind bedenklich beim Screening.“ Vier I M N O R D E N // 2 3 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Foto: Klopf I mmer mehr Flüchtlinge aus Syrien und Irak suchen in Europa Schutz. Zugleich wächst die Gefahr, dass sich die Lage der Menschen, die vor dem Terror des IS nach Kurdistan geflohen sind, verschlimmert. Es wird schwieriger, die Mittel zu beschaffen, damit UNHCR und andere Hilfsorganisationen finanziell in der Lage bleiben, den hunderttausenden Flüchtlingen im Nahen Osten zu helfen. In der kurdischen Region Dohuk im Nordirak, wo sich ungefähr doppelt so viele Flüchtlinge wie Einheimische aufhalten, gibt es 20 offizielle Flüchtlingslager. In 16 von ihnen leben fast ausschließlich Jesiden, in vier weiteren mehrheitlich syrische Flüchtlinge. Eine beachtliche Anzahl Flüchtlinge wohnt außerhalb der offiziellen Lager, in Rohbauten oder in Zelten. Die Solidarität der ansässigen Bevölkerung mit den Flüchtlingen ist riesig, doch die gesundheitliche Versorgung ist problematisch. Die Krankenstationen der offiziellen Camps sind nur auf Akutbehandlungen eingestellt. Facharztbesuche sind aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel und der mangelhaften öffentlichen Verkehrsanbindung nicht möglich. Um diesen Menschen zu helfen, aber auch um ein Zeichen zu setzen, bin ich Ende Oktober zusammen mit meinen Ehemann Dr. Martin Klopf, HNO-Arzt aus Rendsburg, der Einladung von Sylvia Wähling vom Menschenrechtszentrum Cottbus und der IGFM Frankfurt am Main gefolgt und zusammen mit zwei weiteren ärztlichen Kollegen aus Brandenburg ins nordirakische Kurdistan geflogen, um dort in Flüchtlingscamps medizinische Hilfe vor Ort zu leisten. Mit einer von der Gesundheitsbehörde zur Verfügung gestellten mobilen Klinik haben wir Patienten in den Flüchtlingslagern Shekhan und Esyan behandelt. Die Menschen vor Ort brauchten uns – als Zuhörer ihrer tragischen Geschichten, bei der Behandlung akuter Beschwerden oder als Sammler chronischer Gesundheitsprobleme, die das örtliche Gesundheitssystem nicht bewältigen kann. Was bei Schmerzen, Fieber und Husten leicht zu behandeln war, da wir gut mit Medikamenten ausgestattet waren, war bei chronischen Herz-, Nieren- oder Gelenkkrankheiten schwierig. Ich spürte ein Gefühl der Ohnmacht beim Anblick behinderter Kinder, Schwangerer oder Neugeborener ohne oder mit nur unzureichender medizinischer Betreuung. Wir hielten Problemfälle schriftlich fest, um später zu versuchen zu helfen. Die Menschen nahmen das Leben so an, wie sie es erfuhren, und gaben die Hoffnung nicht auf, in die Normalität zurückkehren zu können. Wir fanden es bemerkenswert, dass sich niemand beklagte: Nicht die Jugendliche, die ihrer Schwester eine Niere gespendet hatte, nicht der vierjährige Jun- FLÜCHTLINGSHILFE Medizinische Hilfe für Flüchtlinge vor Ort im Nordirak Ioana Klopf aus Rendsburg berichtet, wie sie und ihr Mann Dr. Martin Klopf Flüchtlingen in ihrer Heimat helfen. Dr. Martin Klopf (im Bild oben rechts) und Ioana Klopf (Bild rechts Mitte) halfen im Herbst 2014 bei der Gesundheitsversorgung in einem nord irakischen Flüchtlingslager. Das Rendsburger Arzt-Ehepaar berichtet von großem Bedarf. Bemerkenswert: Trotz schwieriger Umstände und tragischer Schicksale beklagte sich in dem Camp niemand. ge, der aufgrund einer schweren Kopfge und Kleinkinder. Erwachsene mussverletzung durch den IS an einer Epilep- ten warten. Und das taten sie auch. Wir sie erkrankte und nicht die junge zweifa- vergaßen zu essen und zu trinken, konche Mutter, deren 18 Verwandte vom IS zentrierten uns nur auf die Patienten. getötet wurden. Von Zeit zu Zeit wurde uns eine WasJeden Morgen erwarteten uns zahlserflasche gereicht, die wir dankend anreiche Patienten. Unsere Helfer versuch- nahmen. Vor Einbruch der Dunkelheit Die gesundheitliche ten zunächst geordnete Verhältnisse machten wir Schluss, um die BehandVersorgung in den durch Listen zu schaffen. Bei Nummer lungen am nächsten Morgen fortzusetzFlüchtlingscamps im Nordirak ist proble250 fragten sie uns, ob das an einem Tag ten. Als sich ein junger Mann von mir matisch. Die Kranzu schaffen sei. Wussten wir auch nicht mit den Worten „You have done it good!“ kenstationen sind nur – wir konnten nicht abschätzen, wieverabschiedete, vergaß ich sofort die auf Akutbehandlunviel Zeit jeder einzelne benötigen würMüdigkeit. So tief dankende Worte hatte gen eingestellt. Fachich lange nicht mehr erlebt. Der Einsatz arztbesuche sind nicht de. Als aber die Menschen uns fast auf möglich. die Füße traten, gaben wir die Liste auf war eine Bereicherung für uns. und setzten Prioritäten: Zuerst SäuglinIoana Klopf, Rendsburg Info 2 4 // I M N O R D E N DIGITALISIERUNG Mehr Chancen als Risiken Jahrestagung des Förderkreises Qualitätssicherung in Schleswig-Holstein (FKQS) in Kiel. IT-Nutzer der ersten Stunde überzeugt, werden sich wegen solcher Motive nicht von der Nutzung digitaler Angebote in ihrer Praxis abhalten lassen. Er erwartet auch, dass die derzeit noch ungenutzten Möglichkeiten in absehbarer Zeit als selbstverständlich gelten und täglich genutzt werden. Ein Beispiel dafür, wie zögerlich ITLösungen von Ärzten angenommen werden, ist das KV SafeNet. Der sichere Datenaustausch über diesen Weg gewinnt erst jüngst an Fahrt, u. a. weil das KV SafeNet eines der Kriterien für die Zertifizierung der Praxisnetze ist. Christian Götze, Systementwickler der Kas- senärztlichen Vereinigung SchleswigHolstein (KVSH), machte die Ausgangslage deutlich: Alle Akteure arbeiten auf „Kommunikationsinseln“, weil Standards fehlen. Um einen Austausch zu ermöglichen, sind höchstmöglicher Schutz der Praxis-IT und der Patientendaten erforderlich, aber auch eine effiziente Nutzbarkeit und eine große Verbreitung. Hierfür wurde das KV SafeNet entwickelt. Es ermöglicht den sicheren Datenaustausch zwischen Hausarzt, Facharzt, KV, Krankenhaus, Anlaufpraxis und Labor, ist quasi die „Datenautobahn in das sichere medizinische Netzwerk“, wie Götze es ausdrückte. Der verschlüs- Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann: Die Digitalisierung bietet viele Chancen – bei zu zögerlicher Nutzung könnten Ärzte ins Abseits geraten. Foto: di D ie Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet Ärzten zahlreiche neue Möglichkeiten; viele nutzen sie aber nur zögerlich. Über die Gründe diskutierten die Teilnehmer des Förderkreises Qualitätssicherung im Gesundheitswesen in Schleswig-Holstein (FKQS). Die Digitalisierung kann Ärzten im Praxisalltag viele Erleichterungen bringen, dennoch nehmen manche sie auch als Belastung, teils sogar als Bedrohung wahr. Dieses Spannungsfeld wurde schon im ersten Vortrag von Prof. Ludwig Richter von der InterComponent Ware AG in Köln deutlich, als er die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Player wie Industrie und Kostenträger aufzeigte und über strukturierte IT-Steuerung von Selektivverträgen am Beispiel der hausarztzentrierten Versorgung berichtete. Welche Rolle spielt der Arzt dabei? In der Industrie gilt er nicht nur als Anwender und Kunde, sondern manchen auch als „größter Formulartester der Welt“, wie Richter einräumte – eine Einschätzung, die viele Ärzte aus eigener Erfahrung bestätigen dürften. In der von Kammergeschäftsführer Dr. Carsten Leffmann geleiteten Diskussion machten u. a. Dr. Svante Gehring und Marcus Jünemann deutlich, wie stark Softwarelösungen den Praxisinhaber etwa in Verordnungsfragen einengen, ohne ihn aber aus dem Haftungsrisiko zu entlassen. Als Arzt und IT-Mensch kennt Dr. Hans von der Burchard beide Seiten seit Jahrzehnten. Der Kieler Allgemeinmediziner hat Turbomed aufgebaut und an einen Konzern verkauft, weiter als Arzt gearbeitet und auf Drängen seiner früheren Mitarbeiter erneut mit der Entwicklung von Arztsoftware begonnen. Heute ist er Geschäftsführer der T2med GmbH. Größtes Defizit an den bestehenden IT-Lösungen ist nach seiner Ansicht, dass die unterschiedlichen Praxissoftware-Lösungen nicht untereinander kommunizieren können, obwohl dies technisch möglich wäre. „Das wird von den großen Konzernen bekämpft“, sagte von der Burchard. Eine Hürde, die aus seiner Sicht abgebaut werden müsste, ist die Marktmacht der großen IT-Konzerne und eine manchmal übertriebene Datensicherheit. „Unter diesem Deckmantel wird alles Mögliche verhindert“, glaubt von der Burchard. Dies ist aber nicht der einzige Grund, weshalb Ärzte die Möglichkeiten der Digitalisierung nur zögerlich nutzen. Zeitmangel, fehlende Ansprechpartner und Unterstützung, falsche Priorisierung, Kosten – all dies trägt nach Ansicht der Teilnehmer der Diskussion zur zögerlichen Nutzung digitaler Angebote bei. Von der Burchard ist aber sicher: „Diese Gründe sterben aus.“ Die Generation der Ärzte unter 40 Jahren, ist der JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 I M N O R D E N // 2 5 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 selte Datenaustausch ist dann die SafeMail, also der eMail-Dienst im KV Safe Net. In der täglichen Praxis kann etwa der Arztbrief vom Haus- zum Facharzt ohne Medienbrüche direkt in die Patientenakte übernommen werden, kann papierlos mit dem Labor kommuniziert werden und können die Patientendaten aus der Entlassungsdokumentation des Krankenhauses und des kassenärztlichen Notdienstes noch vor dem Patienten selbst zum Hausarzt übermittelt werden. Angenommen wird dieses Angebot trotz dieser Vorzüge von den Ärzten recht verhalten. Die Zahlen: Zum Zeitpunkt der Veranstaltung waren 40 Prozent der Praxen und über 50 Krankenhäuser und Kliniken angeschlossen und es wurden mehr als 10.000 SafeMails pro Monat versendet. Allerdings gibt es das SafeNet auch schon seit 2011. „Das größte Risiko der Telemedizin: Sie nicht als Chance wahrzunehmen.“ Mit dieser Botschaft begann Dr. Franz Bartmann seinen Vortrag zum Thema „IT-Einsatz in der Gesundheitsversorgung. Die neue Welt in der alten“. Bartmann machte zunächst deutlich, wie breit das Spektrum ist, über das in Zusammenhang mit IT im Gesundheitswesen diskutiert wird. Telemedizin, Apps, Telemonitoring, aber auch Telecoaching, eCare und eLearning gehören beispielsweise dazu. Kein Hinderungsgrund für das Angebot der Videosprechstunde ist nach Einschätzung Bartmanns das Fernbehandlungsverbot. Der Telematik-Beauftragte der Bundesärztekammer erinnerte in diesem Zusammenhang an zahlreiche schon bestehende Angebote etwa in der Teleradiologie. Bartmann sieht in der Digitalisierung des Gesundheitswesens Chance und Risiko für Ärzte zugleich: Bei zu zögerlicher Nutzung könnten Ärzte bei dieser Entwicklung zunehmend ins Abseits geraten. Bei angemessener Nutzung dagegen könnten sie ihren Patienten zahlreiche Vorteile bieten. „Die Präsenz-Sprechstunde wird immer notwendig sein. Aber die Digitalisierung eröffnet den Ärzten viele neue Möglichkeiten“, sagte Bartmann, der Programmierern und IT-Firmen riet, sich in der Entwicklung neuer Produkte intensiver mit den Anregungen der Ärzte auseinanderzusetzen. Bartmann beendete den Vortrag mit zwei Sätzen, von denen er hofft, dass sie nicht eines Tages Realität werden: „Die Ärzte hatten die Chance, die Medizin anzuführen. Sie haben sie nicht wahrgenommen.“ Wie aktuell der Förderkreis mit seinem diesjährigen Thema war, zeigen nicht nur eine Reihe weiterer Veranstaltungen unter vergleichbaren Überschriften, sondern auch einige Untersuchungen, die in den vergangenen Wochen zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen veröffentlicht wurden. So widmete sich etwa die Hamburger Stiftung Gesundheit Ende vergangenen Jahres dem Thema mit einer Studie. Danach begegnen niedergelassene Ärzte in Deutschland der Digitalisierung mit „differenzierter Aufgeschlossenheit“. Als „behutsam bei Neuerungen“, aber „ohne Berührungsängste gegenüber den Möglichkeiten der neuen Medien“ beschreiben die Autoren der Studie die Einstellung der Ärzte in Sachen E-Health. Insbesondere gegenüber therapieunterstützenden Apps wird diese Aufgeschlossenheit deutlich. Noch vor einem Jahr konnte sich jeder zweite Arzt nicht einmal vorstellen, dass Apps den Gesundheitszustand ihrer Patienten überwachen könnten. Heute dagegen gehen 44 Prozent der Ärzte davon aus, dass therapieunterstützende Apps innerhalb der kommenden Jahre sogar in die Leitlinien aufgenommen werden; nur Foto: di F Ö R D ER K R EI S Q U A L I TÄT SSI CHE RU NG (F KQ S) Der 1993 gegründete Förderkreis Qualitätssicherung tritt für den Einsatz innovativer Ressourcen für die Patienten und die Förderung einer sinnvollen Prävention für die Versicherten ein. Zu diesem Zweck haben die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer Schleswig-Holstein mit zunächst fünf forschenden Pharmafirmen den Verein gegründet. Mittlerweile gehören ihm rund 60 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens an. Der Förderkreis beschäftigt sich mit aktuellen gesundheitspolitischen Themen und bietet dazu entsprechende Foren an. Der Kreis lebt vom Engagement seiner Mitglieder, das sich in ihrem beruflichen Interesse an der Fortentwicklung der Standards in der Medizin, aber auch in ihrem Anspruch als Bürger in einem demokratischen Gemeinwesen, in der Gesundheitspolitik des Landes konstruktiv mitzuwirken, begründet, wie es auf der Homepage des Vereins heißt. Jeder sei willkommen, Mitglied zu werden und seine Überzeugungen, Ideen und Kompetenzen für eine bessere Medizin einzubringen und zur Diskussion zu stellen. Vereinsvorsitzender ist Dr. Franz Bartmann, der in der Vorstandsarbeit von zwei Stellvertretern, elf Beisitzern und einem Schatzmeister aus den Reihen der Mitgliedsfirmen und -institutionen unterstützt wird. Neben der Jahresveranstaltung gibt es weitere Aktivitäten, die auf der Vereinswebsite einsehbar sind (www.foerderkreis-sh.de). Dazu gehört auch ein „Qualitätspreis für herausragende Leistungen im deutschen Gesundheitswesen“, für den sich Interessenten noch bis zum 1. März bewerben können. Christian Götze, Systementwickler bei der KV Schleswig-Holstein, berichtete über die Entwicklung des KV SafeNet. 2011 wurde das KV SafeNet gestartet. Ziel ist der schnelle und zugleich sichere Datenaustausch auch über die Sektorengrenzen hinweg. 40 % der Ärzte in Schleswig-Holstein nehmen daran teil (Stand: Juli 2015), mit steigender Tendenz. 10.000 Mails wurden zuletzt pro Monat zwischen den Beteiligten über das KV SafeNet in Schleswig-Holstein ausgetauscht, ebenfalls mit steigender Tendenz. knapp 24 Prozent der für die Studie befragten 489 Ärzte stimmten dieser These ausdrücklich nicht zu. Das größte Potenzial von E-Health sehen Ärzte hinsichtlich der Patientenversorgung in einem größeren räumlichen Radius, in der Verbesserung der Patientensicherheit sowie in der Anwendung von Apps im Rahmen der Behandlung und des Self-Monitoring. Aus den Antworten der jährlich im Auftrag der Stiftung Gesundheit veranlassten Befragung wird auch deutlich, dass Praxen das Internet umfassender nutzen als interne Vernetzungen. 84 Prozent der Praxen verfügen über eine Internetverbindung, wobei fast 57 Prozent über das Praxisnetzwerk auf das Web zugreifen und 27 Prozent über einen separaten PC. Zwölf Prozent nutzen das Internet in der Praxis nicht, vier Prozent machten hierzu keine Angaben. Der Anteil der Ärzte, für die negative Folgen der IT im Vordergrund stehen, nimmt immer mehr ab: Weniger als ein Viertel glaubt, dass Computer die Beziehung zum Patienten negativ beeinflussen. Rund 85 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Computer eine erhebliche Arbeitserleichterung darstellen, die sie nicht mehr missen möchten. Auch zur Datensicherheit wurde befragt: 59 Prozent meinen, dass IT nicht sicherer und nicht unsicherer ist als das Arbeiten mit Papier. Sie meinen vielmehr: „Es kommt immer auf die Sorgfalt an.“ Dirk Schnack 2 6 // I M N O R D E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 WEITERBILDUNG den können, schlicht weil sie im klinischen Alltag kaum stattfinden. Relevante Arbeitsfelder wie Langzeitbehandlung und -begleitung von Kindern und Familien in ihrem Sozialraum, Inanspruchnahme durch ein nicht vorselektioniertes Krankengut, Prävention (Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen) und Gesundheitsfürsprache, jugendmedizinische Fragestellungen, sozialpädiatrische und entwicklungsbegleitende Inhalte und die interdisziplinäre Zusammenarbeit (z. B. mit pädagogischen Fachkräften, Jugendhilfe und anderen) können oft nicht ausreichend abgebildet werden. Vor diesem Hintergrund haben sich die Kinderkliniken Schleswig-Holsteins und eine Gruppe von 20 Kinder- und JuModellvorhaben zur Verbundweigendarztpraxen zusammengeschlossen, terbildung in der Pädiatrie. um in einem Modellvorhaben ein Konzept zur Verbundweiterbildung anzubieten, das folgende Aspekte beinhaltet: ie Behandlung akuter und chroni Verbundweiterbildung im verlässlischer Erkrankungen sowie Maßchen Rahmen nahmen der Prävention erfolgen Zusammenarbeit von Kinderkliniin allen Fachgebieten der Mediken und qualifizierten Weiterbilderzin in immer größerem Umfang praxen im Rahmen der ambulanten Ver Durchführung in der Fläche in sorgung. Dies gilt neben der hausSchleswig-Holstein ärztlich geprägten Allgemeinmedizin Fundierte klinische Weiterbildung in zunehmend auch für die fachärztliche den Bereichen der spezialisierten PäVersorgung. diatrie einschließlich der NeonatoloDie Pädiatrie steht dabei vor der begie und Intensivmedizin sonderen Herausforderung, dass sowohl Strukturiertes kompetenzbasiertes die spezialisierte fachärztliche VersorKonzept der Weiterbildung in der gung als auch die hausärztlich geprägte ambulanten Pädiatrie (siehe auch allgemeine pädiatrische Tätigkeit gleichzweiter Teil dieses Artikels in der berechtigt zu den Aufgaben des Fachgenächsten Spalte: „Kompetenzbasierbietes zählen. te Weiterbildung in der allgemeinen In der Weiterbildung zum Fachambulanten Pädiatrie“) arzt für Allgemeinmedizin ist seit vie Vollständiges Angebot aller für die Pädiater erhalten die Möglichkeit, in eilen Jahren ein ambulanter Pflichtteil inFacharztweiterbildung geforderten ner Weiterbildungsnerhalb der fünfjährigen Weiterbildung Weiterbildungsinhalte im vorgegebepraxis allgemeine amfestgeschrieben. Immer deutlicher zeigt nen Zeitrahmen bulante Pädiatrie sich, dass auch für die Weiterbildung zur kennen zu lernen. Vermittlung von Erfahrungen in der Facharztreife auf dem Gebiet der Pädiapädiatrischen Grundversorgung für Dies kann im 3. trie die ambulante Weiterbildung nicht Ärztinnen und Ärzte bereits in der oder 4. Weiterbildungsjahr im Umfang nur eine Möglichkeit, sondern zunehWeiterbildung (auch unter Sichersteleiner 1/2 Stelle für die mend ein Erfordernis darstellt. lungsaspekten der pädiatrisch ambuDauer von 12 bis 24 Dies ist der Tatsache geschuldet, lanten Versorgung in der Fläche) Monaten geschehen. dass wesentliche fachliche Inhalte der Weiterzubildende erhalten die Möglich 20 pädiatrische Weiterbildung heute oft nicht mehr aus- Praxen beteiligen keit, im 3. oder 4. Weiterbildungsjahr in reichend im Rahmen einer ausschließsich. einer Weiterbilderpraxis im Umfang eilich klinischen Tätigkeit vermittelt werner halben Stelle (20 Wochenstunden) allgemeine ambulante Pädiatrie für die Dauer von 12 bis 24 Kalendermonaten ÄRZTLICHE KERNKOMPETENZEN kennenzulernen. Für diese Tätigkeit erMedizinischer Experte halten Weiterzubildende von ihrer Klinik einen Abordnungsvertrag in die Kommunikator Weiterbilderpraxis im vereinbarten UmVerantwortungsträger und Manager fang. Der darüber hinausgehende Stellenanteil der Weiterzubildenden wird Interprofessioneller Partner in Absprache zwischen den BeteiligGesundheitsfürsprecher und Berater ten durch Tätigkeit in der Klinik abgeleistet. Die Vergütung besteht unveränLehrer und Lernender dert fort. Es ist gesichert, dass die Tätigkeit von der Ärztekammer für die WeiProfessionelles Vorbild terbildung in vollem Umfang der TätigTabelle 1: Ärztliche Kernkompetenzen keit anerkannt wird. Pädiater gründen Verbund D Info Für die Vermittlung zwischen Klinik, Praxis und Weiterzubildenden wird eine Koordinierungsstelle gebildet. Diese verfügt über eine aktuelle Übersicht über alle Weiterbilderpraxen und die im gewünschten Zeitraum zur Verfügung stehenden ambulanten Weiterbildungsstellen in Schleswig-Holstein. Sie vermittelt Kontakte zwischen den Beteiligten und unterstützt bei der Organisation und Koordination. Interessierte Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten, ebenso interessierte Weiterbildungspraxen melden sich bitte bei: E-Mail: bvkj.buero@uminfo.de, Betreff Verbundweiterbildung in Schleswig-Holstein, Telefon 0221 6890910 Kompetenzbasierte Weiterbildung – ein Weiterbildungskonzept für die ambulante Pädiatrie im Rahmen des Modellprojekts ‚Verbundweiterbildung Pädiatrie in Schleswig-Holstein‘ Unabhängig von der Frage, welche Weiterbildungsinhalte heute im Rahmen einer allein klinischen Ausbildung noch vollständig vermittelbar sind und wie dem Problem der divergierenden Tätigkeitsspektren in der Spezialversorgung in der Klinik und der Grundversorgung praktisch mit neuen Konzepten entgegengesteuert werden kann, ist es notwendig zu überlegen, in welcher Form Weiterbildungsinhalte vermittelt werden können und sollen. Weiterbildungsordnungen schreiben bisher Mindestzeiten und Mindestzahlen ärztlicher Tätigkeit als Kriterien zur Erlangung der Facharztreife vor, gefolgt von einer Facharztprüfung im Rahmen eines kollegialen Gesprächs von 30 bis 45 Minuten Dauer. Die Weiterbildung ist ein Ergebnis von im klassischen Medizinstudium akkumulierten Wissen, gefolgt von der Verrichtung der im Krankenhaus anfallenden Arbeit, deren theoretische Aufarbeitung und systematischer Wissenserweiterung durch Lehrbuch, Artikel, Vorträge und Kasuistiken im Verlauf der Weiterbildungszeit. Kompetenzbasierte Weiterbildung entwertet diese Schwerpunkte nicht, allerdings kommen weitere Triebkräfte in den Blick: das Ergebnis guter ärztlicher Arbeit und der Weiterzubildende selbst. Dies führt zu einem anderen Weg des Lernens – Mentoren mehr als Partner denn als Vorgesetzte, Lehrer und Lerner tragen gemeinsam Verantwortung für die Weiterbildung. Das „Curriculum“ ist weniger ein Wettlauf wie in seiner lateinischen Urbedeutung als vielmehr die Summe geplanter Bildungserfahrungen mit dem Ziel der Wissensanwendung. I M N O R D E N // 2 7 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Kompetenzbasierte Weiterbildung wird kriterienbezogen evaluiert: Es ist nicht wichtig, wie oft der Mentor eine Tätigkeit beobachtet hat, sondern deren Güte, bevor Lehrer und Lerner gemeinsam das Ergebnis guter ärztlicher Tätigkeit feststellen können. Wichtig ist die wertschätzende, zu persönlichem Wachstum anregende Rückmeldung, die das dominierende Instrument kompetenzbasierter Weiterbildung darstellt (siehe dazu auch Fehr F. (2015): „Zukunftsaufgabe Kompetenzbasierte Weiterbildung“, Kinder- und Jugendarzt 46:613-615). Konzepte der kompetenzbasierten Weiterbildung werden international in verschiedenen medizinischen Bereichen bereits eingesetzt, die Bundesärztekammer arbeitet an neuen Inhalten der Musterweiterbildungsordnung, die nach dem Beschluss des Deutschen Ärztetags zukünftig kompetenzbasiert strukturiert werden sollen. Fachbereiche der Medizindidaktik erarbeiten Umsetzungsvorschläge und Positionspapiere. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeine Ambulante Pädiatrie (DGAAP) hat ein eigenes Konzept der kompetenzbasierten Weiterbildung für die Tätigkeit in der allgemeinen ambulanten Pädiatrie ausgearbeitet. Nach dem Modell der CanMEDS (medizindidaktisches kanadisches kompetenzbasiertes Rahmenwerk) hat sie die für den ärztlichen Beruf erforderlichen Kernkompetenzen beschrieben (siehe Tabelle 1) und etwa 50 Subkompetenzen zugeordnet. Kompetenzen sind dabei komplexe Bereiche, in denen kognitive Fähigkeiten (Wissen), psychomotorische Fähigkeiten (Fertigkeiten) und affektive Fähigkeiten (Haltungen) integriert sind. Sie sind innere, nicht messbare Voraussetzung des selbstorganisierten Handelns. Sie werden jedoch am Verhalten in der Arbeitssituation sichtbar und beobachtbar. Im Rahmen einer Versorgungsstudie der Deutschen Akademie für Kin Kompetenzbasierte der- und Jugendmedizin wurden über Weiterbildung ergänzt die bestehenden den Zeitraum eines Jahres die VorstelSchwerpunkte der lungsanlässe von mehr als 50.000 Patiklassischen Weiterenten und 200.000 Arzt-Patientenkonbildung. takten erfasst, um den ambulanten pä Das Curriculum ist diatrischen Versorgungsbedarf und die die Summe geplanter tägliche ärztliche Tätigkeit in der ambuBildungserfahrungen mit dem Ziel der Wis- lanten Pädiatrie darzustellen (Fegeler U, sensanwendung. Jäger-Roman E, Martin R, Nentwich H. Die Evaluation erJ. (2014) Ambulante allgemeinpädiatrifolgt kriterienbezosche Grundversorgung. Monatsschrift gen: Es ist nicht wichKinderheilkunde 162:1117-1130). Auf der tig, wie oft ein MenBasis dieser Daten hat die DGAAP detor eine Tätigkeit beobachtet hat, sondern finierte Themenfelder der täglichen Arderen Güte, bevor beit in der ambulanten Pädiatrie beLehrer und Lerner gestimmt – im Folgenden als Anzuvertraumeinsam das Ergebende Professionelle Tätigkeiten (APT) nis guter ärztlicher beschrieben. Zwölf solcher Tätigkeiten Tätigkeit feststellen können. oder Arbeitsfelder wurden benannt, die im Rahmen der ambulanten Weiterbil- Info dung durchlaufen werden sollen (siehe Tabelle 2). Sie beschreiben die Tätigkeiten, in denen Kompetenzen zur Anwendung kommen und sichtbar werden. Zu allen APTs sind Lernziele aus den Feldern krankheitsbezogenes Wissen, klinisch-praktische Fertigkeiten, diagnostische Verfahren und therapeutische Verfahren definiert, anhand derer sich Weiterzubildende und Mentor zu jedem Zeitpunkt der Weiterbildung ein Bild des individuellen Lernfortschritts machen können. Lernziele stellen die spezifischen, messbaren, anspruchsvollen, relevanten und terminierten Kriterien dar, um den Weiterbildungsstand zu erfassen und zu dokumentieren Einzelne Elemente können dabei analog zum Grenzsteinkonzept der kindlichen Entwicklung gewissermaßen als Grenzsteine der Weiterbildung verstanden werden. Sie sind auch für die tägliche Arbeit in der Praxis von Bedeutung. Hier wird gemeinsam eingeschätzt, welche Aufgaben und Tätigkeiten noch gemeinsam durchgeführt werden sollten, in welchen Bereichen bereits ein fortgeschrittenes Lernen erreicht ist und eine Anwesenheit des Mentors für die Rücksprache ausreicht und in welchen Arbeitsfeldern Tätigkeiten bereits selbst- ständig durchgeführt werden können. Kernbereich für diese Einschätzung sind dabei Lernbegegnungen, also Beobachtung und Feedback, definierte Rückmeldungs- und Akkreditierungsprozesse. Das Konzept ist fertig erarbeitet, es soll in naher Zukunft auch als tabletbasierte Version als „e-portfolio“ angesteuert werden können und die individuelle Entwicklung von Ärzten in Weiterbildung in Form von Lernkurven abbilden. Jetzt soll dieses Konzept in der Praxis erprobt und umgesetzt werden. Dazu eignet sich in besonderer Weise das oben beschriebene „Modellprojekt Verbundweiterbildung Pädiatrie in Schleswig-Holstein“, in dessen Rahmen kompetenzbasierte Weiterbildung durchgeführt und evaluiert werden soll. Damit besteht für die Pädiatrie in Schleswig-Holstein die Möglichkeit, gleich in zwei zentralen Bereichen der Weiterbildung – Weiterbildungsstruktur und Weiterbildungsinhalte – eine Vorreiterrolle für zukünftige Entwicklungen zu übernehmen. Gehen wir also an den Start! Christoph Weiss-Becker für die Arbeitsgruppe Verbundweiterbildung – Pädiatrie in Schleswig-Holstein ANZUVERTRAUENDE PROFESSIONELLE TÄTIGKEITEN (APT) APT1 Kind mit häufigem akuten Symptom APT2 Kind mit komplexer akuter Symptomkonstellation APT3 Kind mit chronischer Erkrankung APT4 Lotse und/oder Verbindungsstelle zu anderen medizinischen Fächern APT5 Prävention (Vorsorgen, Impfungen, Gesundheitsberatung) APT6 Kind mit auffälligem Verhalten und/oder auffälliger Entwicklung APT7 Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung APT8 Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Gesundheits-, Sozial- u/o Kommunalwesens APT9 Versorgung von Jugendlichen APT10 Akute Notfälle bei Kindern APT11 Kind mit Verbrennung, Verletzung, Ingestion APT12 Qualitäts-, Fehler-, Praxismanagement, Patientensicherheit Tabelle 2: Arbeitsfelder der allgemeinen ambulanten Pädiatrie 2 8 // I M N O R D E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 KURZMELDUNGEN IGEL Teilnehmer für MRSA-Studie mit einem pflanzlichen Extrakt gesucht Geld darf Medizin nicht beeinflussen Für eine Studie zur Wirksamkeit von Kremo 058® gegen Methicillin-resistenten Staphylokokkus aureus (MRSA) sucht das Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Lübeck Probanden als Teilnehmer. Die In-vitro-Wirksamkeit von Kremo 058® gegen eine Reihe von Viren und Bakterien war durch Zufall festgestellt worden, so auch gegen MRSA. Eine kleine Pilotstudie lieferte vielversprechende Hinweise darauf, dass sich die Wirksamkeit auch in vivo nachweisen lässt. Erste Teilnehmer der Pilotstudie waren bei Anwendung des Pflanzenextraktes nach zwei Wochen MRSA-frei. Als Folgeuntersuchung wird nun eine randomisierte einfach blinde Studie mit Kremo 058® an einer größeren Patientenzahl durchgeführt. Voraussetzung zur Teilnahme an der Studie ist ein positiver MRSA-Abstrich. Behandelt werden sowohl Patienten, die MRSA-positive Befunde haben, aber beschwerdefrei sind, als auch Patienten, die MRSA-positiv sind, obwohl eine vorhergegangene Behandlung mit der üblichen schulmedizinischen Therapie erfolglos geblieben ist. Ziel ist es, die Wirksamkeit und die Verträglichkeit von Kremo 058® zu analysieren. Kremo 058® ist eine Kombination aus wildem Oregano-Extrakt und einem Extrakt aus Blättern der wilden schwarzen Johannisbeere in Form einer Lutschtablette. Hintergrund der Studie ist die Zunahme von MRSA in Deutschland und vielen anderen Ländern. Die schulmedizinische Therapie bei MRSA erfolgt mit Antibiotika, die nicht immer zuverlässig wirken und oft Nebenwirkungen hervorrufen. Interessenten können sich an folgende Adresse wenden: Maike van der Pütten, Füchtenweg 3, 49219 Glandorf, Telefon 05426 3481, Fax 05426 3482, Mail info@pandalis.com. Digitale Cholangioskopie in Kiel Die Kliniken für Innere Medizin und für Chirurgie am UKSH, Campus Kiel, etablieren als nach eigenen Angaben erste Institutionen in Norddeutschland und als vierte in Deutschland die direkte, digitale Cholangioskopie und Pankreatikoskopie. Erste Patienten wurden mit dem Diagnostikverfahren bereits behandelt. Bei der Cholangioskopie handelt es sich um eine direkte Spiegelung der Gallenwege, bei der Pankreatikoskopie um eine direkte Einsicht in den Bauchspeicheldrüsengang. Dies war in der Vergangenheit nur eingeschränkt bei reduzierter Bildqualität möglich. Bisher erfolgte die Untersuchung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsengangs über Endosonografie. Bei Nachweis von Engstellen wird dann unter Röntgen-Durchleuchtung über ein Endoskop mit einem dünnen Katheter Kontrastmittel gezielt in die jeweiligen Gangsysteme injiziert. So können Engstellen oder Steine nur indirekt durch Kontrastmittelaussparungen dargestellt und therapiert werden. Diese ERCP (Endoskopisch Retrograde CholedochoPankreatikografie) bleibt weiterhin das Verfahren der Wahl für unkomplizierte Veränderungen der genannten Gangsysteme. Bei komplexen Krankheitsbildern ist für die weitere Beurteilung der Ursache einer Engstelle der Gangsysteme aber eine direkte Darstellung mit anschließender Probennahme erforderlich. Dr. Mark Ellrichmann, Leiter der Interdisziplinären Endoskopie, sprach von einer „hervorragenden Erweiterung“ des diagnostischen und therapeutischen Spektrums. „Jetzt ist vielfach eine sofortige Diagnosesicherung mit eventuell gezielter Therapie möglich. So lassen sich die weiteren therapeutischen Schritte entscheidend beeinflussen“, sagte Ellrichmann. (PM/Red) Individuelle Gesundheitsleistungen in Schleswig-Holstein aus Sicht des Berufsordnungsausschusses. W arum beschäftigen wir uns als Berufsordnungsausschuss (BOA) der Ärztekammer Schleswig-Holstein mit diesem Thema? Es besteht in der Bevölkerung ein großes Gesundheits- und Wellnessbedürfnis, das sich nicht nur in der steigenden Anzahl von „Wearables“, GesundheitsApps, Fitness-Centern und privaten Diagnostik-Praxen sowie zunehmenden plastisch-ästhetischen Eingriffen widerspiegelt, sondern auch in der täglichen Sprechstunde. Dabei sind Haus- und Fachärzte mit Abstand die seriöseste und kompetenteste Beratungsstelle für Vorsorgewünsche von Patienten. Ohne Frage, der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) klammert sinnvolle Präventions-, Diagnostik- und Behandlungsoptionen aus, die verantwortungsvolle Ärzte ihren Patienten nicht vorenthalten wollen und die sie deshalb in Form von sogenannten „iGeL“ anbieten. Wer kann dagegen etwas haben? Natürlich die GKV, denn „iGeL“ laufen ihrem uneingeschränkten Leistungsversprechen entgegen. Doch auch Ombudsleute und Verbraucherzentralen beschäftigen sich regelmäßig mit diesem Thema. Obwohl sich die Berufsverbände zur Einhaltung sauberer Abläufe bei Selbstzahlerleistungen bekennen, scheint in einigen Praxen etwas schiefzulaufen – entweder in der Kommunikation oder in der Art und Weise des Anbietens. Genau dort möchte der BOA ansetzen. Denn „Schwarze Schafe“ schaden unserem Ansehen, diskreditieren mit ihrem Verhalten unseren ganzen, zumeist doch sehr gewissenhaft und seriös arbeitenden Berufsstand und sind ein gefundenes Fres- sen für die Medien. So entsteht Handlungsdruck auf die Politik, wir erleben es dieser Tage mit der Einrichtung von Terminservicestellen. Deshalb folgt der BOA dem Leitsatz unseres Kammerpräsidenten: Wir bewegen uns, damit wir nicht bewegt werden. Die Empfehlungen und Schritte des überwiegend hausärztlich besetzten BOA werden mit den Berufsverbandsvorsitzenden diskutiert und abgestimmt. Die Initiative soll transparent bleiben, sie soll das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient schützen. Es dürfen keine Gräben in der Ärzteschaft vertieft werden. Die dann sorgfältig zu planende Öffentlichkeitsarbeit darf keine Missdeutung zulassen. Es besteht keine Intention, „iGeL“ qualitativ zu bewerten. Trotz einer eigentlich schon ausreichenden Anzahl von „iGeL“-Ratgebern und den von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Bundesärztekammer erarbeiteten klaren Umsetzungsregeln kennen einige Ärzte die darin aufgeführten Aufklärungs- und Ablaufregeln nicht. Die basieren auf den gesetzlich verbindlichen Rahmenbedingungen der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ-Ä), der Berufsordnung (BO S-H), des Bundesmantelvertrags (BMV-Ä) und des Patientenrechtegesetzes von 2013 (§ 630a ff. BGB). So darf z. B. der Vertragsarzt von einem Versicherten eine Vergütung nur fordern, wenn der Versicherte vor Beginn der Behandlung ausdrücklich verlangt, auf eigene Kosten behandelt zu werden. Der Versicherte muss vor der Behandlung in einem Behandlungsvertrag auf die Pflicht zur Übernahme der Kosten hingewiesen werden und dieses dem Vertragsarzt schriftlich bestätigen (§ 3 und I M N O R D E N // 2 9 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 KURZMELDUNGEN Fachtagung Krebs und Ernährung Fotos: ÄKSH Dr. Svante Gehring Katrin Klewitz § 18 BMV-Ä). Die umfangreichen Aufschätzen. Oft liegen die Zahlen der klärungspflichten erfordern in der Re„number needed to treat“ (NNT) vergel ein persönliches Gespräch und solsus „number needed to harm“ (NNH) len eine ausreichende Bedenkzeit nach gar nicht vor oder sind nicht bekannt, sich ziehen (§ 630e BGB, § 8 BO S-H). sodass Initiativen wie „choosing wiseDaher darf es nicht sein, dass Patienly“ neben der Unterversorgung auch die ten bereits beim Betreten der Praxis mit Überversorgung an medizinischen Leiseinem „iGeL-Katalog“ zum Ankreutungen ins Visier nimmt. zen empfangen werden und die AblehDie finanziellen Interessen des Arznung von „iGeL“ unterschreiben sollen. tes oder dritter Personen sollen mediSo wird Druck auf die Entscheidung der zinische Entscheidungen nicht beeinPatienten ausgeübt. Einige Ärzte möchflussen! ten sich auf diese Weise vor HaftungsanViel steht auf dem Spiel, nicht zusprüchen „absichern“, dabei reicht, wie letzt die Freiberuflichkeit, die häufig bei all unserem Handeln, die rechtskon- als freies wirtschaftliches Handeln eiforme Dokumentation, die eine nachnes Selbstständigen missverstanden trägliche Veränderung kenntlich macht wird. Unsere Berufsordnung versucht (§ 630f BGB). uns ja gerade vor zu viel wirtschaftliAuch die Punkte „saubere“ Durchchen Eigen- und Fremdinteressen zu führung und Rechnungsstellung, die schützen, indem sie das Wohl des Patinach der Behandlung und ohne Pauenten in den Mittelpunkt stellt und daschalpreise erfolgen muss, wurden in ei- mit zum Garanten des großen Vertraunem „Verhaltenskodex“ und einer „Pati- ens wird, das wir noch immer in der entencheckliste“ vom BOA zusammenBevölkerung genießen. Geht das Vergetragen. trauen verloren, stehen wir und unsere Wir möchten damit in unserer Patienten den kommerziellen Interesschleswig-holsteinischen Ärzteschaft sen Dritter und der Gesetzgebung hilfein Bewusstsein für den seriösen und los gegenüber. Wenn unsere regionale kompetenten Umgang mit den sogeInitiative gelingt, können nicht nur die nannten Selbstzahlerleistungen wecken. Ärztekammer, sondern auch die KVSH Das kollegiale Miteinander auf regionaund die Berufsverbände sich schützend ler Ebene soll mit unserer Initiative gevor ihre Ärzte stellen und einen Standstärkt werden, profitieren werden davon punkt beziehen, der sich öffentlich sehr in erster Linie die Patienten! gut vertreten lässt. Der Wunsch des medizinisch sorgfältig aufgeklärten Patienten ist für uns Ausschuss Berufsordnung Ärzte entscheidend in Diagnostik und Dr. Svante Gehring, Norderstedt Therapie. Das Prinzip „primum nihil no(Vorsitzender) cere“ steht dabei an vorderster Stelle. Katrin Klewitz, Schenefeld Als verantwortungsbewusst han(stellvertretende Vorsitzende) delnde Ärzte sollten wir aber auch beDr. Hauke Jens Nielsen, Buchholz rücksichtigen, dass wir die positiven EfDörte Paulsen, Eckernförde fekte unseres Tuns manchmal überKatja Reisenbüchler, Meldorf Schultern kreisen, Nacken entspannen oder Arme lockern – die „bewegten Pausen“ bei der 17. Ernährungsfachtagung der schleswig-holsteinischen Sektion der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. sorgten dafür, dass die Konzentration der Teilnehmer über den ganzen Tag konstant hoch blieb. Sie waren zum Thema „Krebs und Ernährung – Präventive Chancen und therapeutische Möglichkeiten“ in der Christian-Albrechts-Universität Kiel zusammengekommen und hörten Expertenvorträge u. a. von Dr. Katharina Nimptsch (Max Delbrück Center for Molecular Medicine Berlin) zum Thema „Prävention: Was ist bewiesen, was ist wahrscheinlich?“ Das in den Medien viel diskutierte Thema, ob Milch und Milchprodukte krebsauslösend sind, nahm die Epidemiologin zum Anlass für ihren Vortrag und zeigte anhand verschiedener Studien auf, dass sowohl der „World Cancer Research Fund“ als auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung davon ausgehen, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten wahrscheinlich mit einem verminderten Dickdarmkrebsrisiko assoziiert ist, während ein risikoerhöhender Zusammenhang mit Prostatakrebs als möglich eingestuft wird. Mit kolorektalen Adenomen und der Prävention durch entsprechende Ernährung in der Teenagerzeit befasste sich Nimptsch im anschließenden Vortrag. Die Ergebnisse einer Analyse der Nurses‘ Health Studie II, einer großen prospektiven Kohortenstudie, haben gezeigt, dass der Verzehr von rotem Fleisch zwar nicht mit einem erhöhten Adenomrisiko assoziiert sei, doch gehe der Verzehr von Geflügel während dieser Lebensphase mit einem verringerten Risiko für das spätere Auftreten von Adenomen einher. Auch ganze Ernährungsmuster wurden untersucht, wobei ein gesundes Ernährungsmuster durch den häufigen Verzehr von Obst, Gemüse und Fisch gekennzeichnet ist und das westliche Ernährungsmuster den hohen Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch, Süßigkeiten und Snacks beinhaltet. Unabhängig von der Ernährung im Erwachsenenalter zeigte sich, dass ein gesundes Ernährungsmuster während der Teenagerzeit mit einem geringeren Risiko für kolorektale Adenome im Erwachsenenalter assoziiert war, während das westliche Ernährungsmuster mit einem höheren Risiko für rektale und fortgeschrittene Adenome in Zusammenhang gebracht wurde. Prof. Frank Gieseler, Facharzt für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, trug zum Thema „Tumorassoziierte Fatigue“ vor. „Fatigue und Ernährung haben ganz viel miteinander zu tun“, so der Vorsitzende der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft zur Einordnung seines Vortrags. Viele Tumorpatienten, die sich aus verschiedenen Gründen nicht richtig ernähren könnten und entsprechend Gewicht verlören, litten an Fatigue. „Die Onkologen glauben immer, Schmerz sei das größte Problem der Patienten, aber das stimmt nicht. Fatigue ist viel schlimmer für die Patienten“, so Gieseler. Bei einer Studie zeigte sich, dass die Onkologen zu 61 Prozent den Schmerz als größtes Problem von Tumorpatienten einschätzen, während gerade einmal 19 Prozent der Patienten diese Meinung teilten. Das Problem werde also häufig unterschätzt, was auch daran liegen könnte, dass Patienten das Thema gar nicht erst ansprechen. Gieseler betonte, dass es um jene Patienten gehe, die die Erkrankung bereits hinter sich haben und auch noch Jahre danach daran leiden. Häufig komme es vor, dass Ärzte und Behandler das Problem dann gar nicht wahrnehmen. Self-Monitoring, also das Beobachten der körperlichen und geistigen Aktivität im Laufe des Tages helfe festzustellen, was man zu bestimmten Tageszeiten tun oder besser lassen sollte. Auch eine Steigerung des Hb-Wertes könne helfen, die Lebensqualität zu verbessern. (am) 3 0 // P E R S O N A L I A JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 G EB URT STAGE Dr. Carmen Timke leitet Strahlentherapie Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind. Dr. Jan Gerhard, Bünsdorf, feiert am 30.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Jürgen Wesner, Geesthacht, feierte am 02.01. seinen 80. Geburtstag. Dr. Hartmut Clausnitzer, Oldenburg/Holst., feiert am 01.02. seinen 75. Geburtstag. Dr. Heinz Wittmer, Glücksburg, feiert am 04.02. seinen 95. Geburtstag. Dr. Udo Plaaß, Eckernförde, feiert am 06.02. seinen 80. Geburtstag. Boris Einfalt, Reinbek, feiert am 10.02. seinen 80. Geburtstag. Dr. Klaus Scherer, Reinbek, feiert am 12.02. seinen 75. Geburtstag. Ingrid Maas, Eckernförde, feiert am 13.02. ihren 75. Geburtstag. Dr. Holger Andresen, Bosau, feiert am 14.02. seinen 75. Geburtstag. Prof. Dr. Ulrich Ritter, Ahrensburg, feiert am 14.02. seinen 95. Geburtstag. Dr. Elke Hannemann, Kiel, feiert am 16.02. ihren 80. Geburtstag. Dr. Wolfgang Scharla, Großhansdorf, feiert am 16.02. seinen 70. Geburtstag. Prof. Dr. Horst Lorenz Fehm, Lübeck, feiert am 17.02. seinen 75. Geburtstag. Dr. Thomas Hofstötter, Wentorf, feiert am 25.02. seinen 75. Geburtstag. Hans-Georg Schultze, Stocksee, feiert am 25.02. seinen 70. Geburtstag. Dr. Wolfgang Weikert, Hennstedt, feiert am 28.02. seinen 75. Geburtstag. WIR G ED EN K EN DE R VE RST O RBE NE N Dr. Roswitha Theile-Schlüter, Ahrensburg, geboren am 02.07.1924, verstarb am 11.11.2015. Priv.-Doz. Dr. Gernot Gronow, Kiel, geboren am 26.12.1942, verstarb am 21.11.2015. Dr. Ernst-Friedrich Klöhn, Lübeck, geboren am 09.04.1920, verstarb am 27.11.2015. Erhard Ebker, Kropp, geboren am 06.05.1945, verstarb am 02.12.2015. Dr. Carmen Timke mit ihrem Leitungsteam: Frank Ahrenberg (leitender Medizinphysiker) und Diana Nainzadeh (leitende MTRA) D r. Carmen Timke ist Nachfolgerin von Dr. Hans-Jürgen Brodersen auf der Chefarztposition der Strahlentherapie am Flensburger St. Franziskus-Hospital. Timke kündigte an, die Zusammenarbeit mit Dänemark ausbauen zu wollen. Bislang kommen viele dänische Patienten nach Flensburg. „Das kann ich mir andersherum auch vorstellen“, sagte Timke. Für einige Bestrahlungstechniken, die in Flensburg nicht zur Verfügung stehen, schickt die Klinik derzeit Patienten nach Dresden oder München. Bei entsprechender Ausstattung im Nachbarland würde sie den Patienten den weiten Weg gerne ersparen. Timke arbeitet bereits seit 2011 am Malteser-Krankenhaus, seit 2013 als leitende Oberärztin. Nach dem Medizinstudium in Kiel und erfolgter Approbation war sie sieben Jahre am Universitätsklinikum in Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum tätig. (PM/Red) Altenpflegepreise verliehen S ozialministerin Kristin Alheit hat den Schleswig-Holsteinischen Altenpflegepreis 2015 verliehen. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr drei Pflegeprojekte mit insgesamt 6.000 Euro. Sieger 2015 ist ein Projekt des Diakonischen Werks Altholstein für die Umsetzung einer bedarfsgerechten und kultursensiblen Pflege im Stadtteil Kiel-Gaarden. „Ich freue mich besonders, dass ein Projekt gewonnen hat, das auch beispielhaft für gelungene Integration steht. Vor dem Hintergrund der ankommenden Flüchtlinge ist dies ein Signal: Schleswig-Holstein braucht Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen für eine kultursensible Pflege! Sie sind hier willkommen!“, sagte Alheit. Zwölf der 40 Mitarbeiter des Gewinnerprojekts haben einen Migrationshintergrund und bereichern das Team dadurch mit hoher Sprachkompetenz. Das Projekt fördert die Lebensqualität und Zufriedenheit hilfe- und pflegebedürftiger Menschen unter Berücksichtigung des individuellen kulturellen Hintergrundes. Integrations- und Vernetzungsprozesse können trotz Handicap weiter verfolgt werden. Dies gelingt zum einen durch die Verzahnung mehrerer zukunftsorientierter Konzepte und Angebote und zum anderen durch die quartiersnahe Versorgung, die Pflege und generationsübergreifende Aktivitäten zusammenbringt. Den 2. Preis erhielt die AWO Schleswig-Holstein gGmbH in Kiel für die Erarbeitung und Umsetzung eines systematischen und qualifizierten Ausbildungskonzeptes mit dem Titel: „Auch als Azubi werde ich ernst genommen – Ausbildung in der Altenpflege mit Konzept, Kompetenz und Kultur“. Ziel ist, alle Auszubildenden auch als Gruppe zu sehen und eine Ausbildung mit einheitlichem Konzept, Kompetenz und Kultur zu leisten. Die Jury hat bei diesem Projekt insbesondere die Einführung einer innerbetrieblichen Anerkennungskultur und die Profilierung als Ausbildungsbetrieb anerkannt. Den 3. Preis erhielt die Alzheimer Gesellschaft Lübeck und Umgebung – Selbsthilfe Demenz für die „Aktiv-Gruppe für Menschen mit Demenz“. Die AktivGruppe stellt einen neuen Baustein der Begleitung zwischen den Gruppen für Frühbetroffene und den niedrigschwelligen Betreuungsangeboten dar. Ziel ist es, den Mitgliedern die gemeinsame Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Der Schleswig-Holsteinische Altenpflegepreis wird vom Land in enger Kooperation mit dem Landespflegeausschuss verliehen. (PM/Red) Foto: Malteser Norddeutschland gGmbH Dr. Eva Simeoni, Schwedeneck, feiert am 09.02. ihren 70. Geburtstag. P E R S O N A L I A // 3 1 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Auszeichnungen für Augenärzte KURZ NOTIERT Neuer Ärztlicher Direktor Prof. Jörg Braun ist seit Jahresbeginn Ärztlicher Direktor an der Park-Klinik Manhagen. Neben seiner neuen Tätigkeit ist Braun in der Klinik für die internistische Diagnostik und Therapie, die Infektionsprävention, das Labor sowie für die neu geschaffene Intermediate Care Station zuständig. Nach seinem Medizinstudium in Kiel, Dublin und Lübeck absolvierte Braun seine Weiterbildung am UKSH in Lübeck, wo er bis 2002 – zuletzt als Oberarzt – in der Medizinischen Klinik II tätig war. 1998 habilitierte er sich für das Fach Innere Medizin, seit 2002 ist er außerplanmäßiger Professor. Seit 2002 war er Chefarzt der Klinik für Innere Medizin an der Asklepios Klinik Wandsbek. (PM/Red) Chefarzt seit 25 Jahren im Dienst Verleihung der beiden Video-Preise der DOG (von links nach rechts): Prof. Karl Ulrich BartzSchmidt (Tübingen), Dr. Marcus-Matthias Gellrich (zweiter von links) nahm den Preis für Dr. Christian Kandzia (nicht im Bild) und sich in Empfang, Apostolos Lazaridis (Marburg) und Daniel Theurer (Fa. HAAG-Streit Deutschland, Wedel) I m Rahmen des 113. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) wurden in Berlin auch eine Wissenschaftlerin und zwei klinisch tätige Augenärzte aus Schleswig-Holstein geehrt. Dr. Aysegül Tura, die als Biologin im Labor der Universitäts-Augenklinik Lübeck forscht, erhielt den Wissenschaftspreis der Stiftung Auge für ihre Arbeiten zur Identifikation zirkulierender Melanomzellen, einem neuen Farbstoff für die vitreoretinale Chirurgie sowie zu einem neuen neuroprotektiven Therapieansatz mittels Rho-Kinase-Inhibition. Dr. MarcusMatthias Gellrich, niedergelassener Augenarzt in Kellinghusen, und Dr. Christian Kandzia, Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Kiel, erhielten gemeinsam den 1. Videopreis, gestiftet von der Haag-Streit Deutschland GmbH, für ihren Beitrag „Spaltlampe im Wunderland“. Dieser Video-Beitrag steht als fünfter Film in einer Reihe, mit der Gellrich aufzeigen möchte, dass die Spaltlampe, neben dem Augenspiegel das originäre Untersuchungsgerät der Ophthalmologie, in Verbindung mit Videotechnik und digitaler Bildbearbeitung wesentlich vielseitiger eingesetzt werden kann als in der gegenwärtig üblichen klinischen Anwendung. Im Film werden die sog. „Purkinjebilder“, die bislang während der Untersuchung des Auges eher als „störende Reflexe“ empfunden wurden, unter neuem Aspekt gezeigt: Im Zeitalter der modernen Linsenchirurgie lassen sich aus ihnen wesentliche Informationen über die Eigenschaften intraokularer optischer Grenzflächen gewinnen. (Dr. Udo hennighausen) Rogner folgt auf Dürkop Foto: DOG © Stefan Zeitz Photography Foto: Psychotherapeutenkammer D r. Oswald Rogner ist neuer Präsident der Psychotherapeutenkammer Schleswig-Holstein. Der 64-Jährige löst Juliane Dürkop ab. Von 2003 bis 2007 stand der niedergelassene Psychotherapeut aus Kiel schon einmal an der Kammerspitze. Rogner strebt nach Angaben der Kammer mehr Service orientierung etwa durch Fortbildungen und verbesserte Beratungsangebote für die rund 1.300 Mitglieder im Norden an. Der für fünf Jahre gewählte Vorstand will sich außerdem für eine verbesserte psychotherapeutische Versorgung der Bürger und für eine psychotherapeutische Versorgung traumatisierter Flüchtlinge einsetzen. Weiterer Schwerpunkt wird die Mitwirkung an der Reform der Ausbildung sein. (PM/Red) Dr. Oswald Rogner Chefarzt Dr. Johannes Geisthövel feierte jüngst sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum im öffentlichen Dienst. 24 Jahre davon war er am WKK Brunsbüttel als Chefarzt tätig. Nach Ansicht von Verwaltungschefin Dr. Anke Lasserre hat er die Chirurgie des Hauses zu einer Qualitätsmarke gemacht. Unter seiner Führung habe sich die Brunsbütteler Chirurgie zu einer „Institution mit jährlich über 10.000 Behandlungsfällen“ entwickelt. Der aus Bielefeld stammende Geisthövel war zuvor als Arzt an den Universitätskliniken in Marburg, Basel und Kiel tätig. Geisthövel war auch bis vor einem halben Jahr lange Zeit Ärztlicher Direktor in Brunsbüttel. (PM/Red) Oldenburg holt neuen Chefarzt Dr. Timm Bobka ist seit Dezember neuer Chefarzt der Orthopädie in Oldenburg. Bobka war zuvor an der Ostseeklinik Damp als Oberarzt in der Abteilung für Rheumaorthopädie, spezielle Endoprothetik und Fußchirurgie tätig. Als aktiver Notarzt betreut der Sportmediziner auch viele Motorsportveranstaltungen. Bobka wurde in Stadthagen geboren, machte sein Abitur in Bremervörde und studierte Medizin in Kiel. Inzwischen verfügt der 46-Jährige über 18 Jahre klinische Erfahrung als Rheumaorthopäde und Sportmediziner. In seiner neuen Leitungsfunktion sind ihm laut Mitteilung der SanaKlinik „die medizinische Kompetenz und die Achtung der Individualität des einzelnen Menschen“ wichtig. (PM/Red) Stiftungsprofessur für Schramm Prof. Christoph Schramm ist zum wissenschaftlichen Leiter des Martin Zeitz Centrums für Seltene Erkrankungen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) berufen worden. Schramm hat die Helmut und Hannelore Greve Stiftungsprofessur für Seltene Erkrankungen erhalten. Dafür stellt die Stiftung dem UKE in den nächsten fünf Jahren insgesamt 1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel der Stiftungsprofessur ist es, den am UKE bestehenden Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt der seltenen Erkrankungen weiter auszubauen. Schramm war bislang stellvertretender Direktor der I. Medizinischen Klinik des UKE. Er war zunächst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beschäftigt, bevor er 2005 als Facharzt für Innere Medizin ins UKE wechselte und dort 2006 habilitierte. Wissenschaftliche Schwerpunkte seiner Arbeit sind die klinische Immunologie sowie autoimmune Lebererkrankungen – ein wesentlicher Fokus auch im Centrum für Seltene Erkrankungen. (PM/Red) 3 2 // M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T I JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 PRÄVENTION m überwiegend kurativ ausgerichteten deutschen Gesundheitswesen spielen Gesundheitsförderung und Prävention nur eine untergeordnete Rolle. Die Unterversorgung auf dem Gebiet der Prävention lebensstilbedingter chronischer Krankheiten bleibt auch nach Inkrafttreten eines neuen Präventionsgesetzes eines der wichtigsten Probleme in unserem Gesundheitssystem und damit der gesamten Gesellschaft, denn: zwischen sozialer Ungleichheit und lebensstilbedingten chronischen Krankheiten besteht ein direkter Zusammenhang. Bei den folgenden Erörterungen wird von ei- Zum Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und lebensstilbedingten chronischen Krankheiten. nem multikausalen 3-Stufen-Modell der chronischen Krankheiten ausgegangen (siehe Spalte „Modell“). Auf der unteAusgangspunkt der Überlegungen ist die bleme und sind dabei fündig geworden. ren Stufe werden nur soziale KausalfakAuf Basis der verfügbaren Daten wird be- Korrelation zwischen dem Niveau des toren berücksichtigt, weil nur sie durch legt, dass viele der heute im Vordergrund gesellschaftlichen Vertrauens und dem Lebensstilfaktoren zu beeinflussen sind. Ausmaß der Ungleichheit. In Ländern stehenden gesundheitlichen und soziAuf der mittleren Stufe sind neben Rimit einem größeren sozialen Gefälle bealen Probleme in den reichen Ländern sikofaktoren auch Schutzfaktoren nach steht ein geringeres Vertrauen zwischen vom Grad der sozialen Ungleichheit bedem Konzept der Salutogenese von Anden Menschen und dadurch kommt es einflusst werden. Die durchschnittliche tonowsky mit eingeschlossen. Der Autor Lebenserwartung ist in reichen Ländern vermehrt zu Unsicherheiten, Ängsten, fragt sich, auf welcher Stufe des Modells Depressionen und Stressbelastungen. mit mehr Ungleichheit niedriger, die die in den einzelnen Abschnitten diskuZur gesellschaftlichen Therapie: Die Säuglings- und Kindersterblichkeit hötierten Gegenmaßnahmen wirksam wer- her, und es gibt mehr psychische Krankgenannten Autoren schlagen Maßnahden könnten. men vor, mit denen mittel- und langfrisheiten und mehr Drogenmissbrauch als tig das soziale Gefälle abzubauen wäre, in Ländern mit weniger Ungleichheit. Soziale Ungleichheit und Krankheit z. B. eine höhere Besteuerung der EinViele Menschen in den unteren, aber Seit Langem ist bekannt, dass die indiauch in den mittleren und oberen Gesell- kommen mit sozialstaatlicher Umverviduelle Lebenserwartung in jedem einteilung wie in skandinavischen Ländern. schaftsschichten werden davon in Mitzelnen Land mit dem individuellen EinDie Frage ist natürlich, wie das politisch leidenschaft gezogen. Der Anteil der Erkommen korreliert. Das gilt auch für die wachsenen mit Adipositas etwa ist in den umgesetzt werden kann. Hier vertrauen reichen Länder. So besteht z. B. in EngLändern mit mehr Ungleichheit deutlich die Autoren auf die Einsicht, dass geland und Wales zwischen dem reichssellschaftliche Veränderungen in Richhöher. So sind z. B. in den USA, einem ten und dem ärmsten Zehntel der Beder Länder mit der größten Ungleichheit, tung eines Abbaus des sozialen Gefälles völkerung ein Unterschied von sieben etwa 30 Prozent der erwachsenen Bevöl- und mehr soziale Gleichheit im objektibis acht Lebensjahren. Während jedoch ven Interesse der gesamten Bevölkerung, kerung fettleibig, in Deutschland etwa in armen Ländern und in Schwellenlänauch der Wohlhabenden liegen. Dar20 Prozent, in Norwegen und Schweden dern die durchschnittliche Lebenserwar- etwa zehn Prozent, und Japan liegt mit aus folgt, dass der Fettleibigkeit zunächst tung mit dem durchschnittlichen Einvorrangig mit Maßnahmen einer Sozial2,4 Prozent noch deutlich darunter. Ver1. Oberste Stufe: kommen pro Kopf der Bevölkerung kor- gleicht man die Gesundheitsdaten einund Steuerpolitik entgegengewirkt werchronische Krankhei- reliert und entsprechend ansteigt, ist seit zelner Bevölkerungsgruppen in Ländern den müsste, mit der die soziale Ungleichten, z. B. KHK, DiaAnfang der 1990er-Jahre bekannt, dass heit abgebaut werden kann. Dazu gehört mit höherer und geringerer Ungleichbetes, Krebserkrandas in den reichen Ländern nicht der Fall auch eine bessere Bildung für alle. Eine heit, so zeigt sich, dass auch für eine Reikung ist. Hier besteht bei der durchschnittliVerringerung der materiellen Ungleichhe weiterer chronischer Krankheiten Gegenmaßnahme: Sekundärprävention chen Lebenserwartung und vielen weiheit wäre wahrscheinlich ein wichtiger mehr Gleichheit Vorteile bringt. In eiteren gesundheitlichen und sozialen PaBeitrag zur Bekämpfung der Fettleibigner 2006 veröffentlichten Studie zeig2. Mittlere Stufe: rametern ein Bezug zum Grad der sote sich, dass die Häufigkeit von Diabetes, keit und damit vieler lebensstilbedingter Risikofaktoren bzw. zialen Ungleichheit. Die entscheidenchronischer Krankheiten. Bluthochdruck, Krebs und Lungen- und Schutzfaktoren, z. B. de neue Erkenntnis ist, dass Sterblichkeit, Herzkrankheiten auf jeder Bildungsstulebensstilbedingte RF Primär- und Sekundärprävention Gesundheit und viele soziale Probleme fe in England deutlich niedriger war als bzw. SF in den reichen Ländern weniger von ihFür die Primärprävention chronischer in den USA. Gegenmaßnahmen: Primärprävention, rem Reichtum insgesamt abhängen, sonKrankheiten sind derzeit andere BerufsWas liegt diesen Korrelationen zuSekundärprävention, dern von der Verteilung des Reichtums. grunde? Die Autoren Wilkinson und Pi- gruppen meist besser aufgestellt als die Verhältnisprävention Je ausgeglichener dieser verteilt ist, desto ckett stellen die These auf, dass es sich Ärzteschaft, z. B. pädagogische Fachkreibesser ist die Volksgesundheit. Mit diese. Man spricht hier auch von nicht-mehier wahrscheinlich um einen ursächli3. Untere Stufe: ser Erkenntnis, aus der sich wichtige gedizinischer Primärprävention, die durch chen Zusammenhang handelt. Ein Argenetische, demosundheits- und sozialpolitische Impliein neues Präventionsgesetz größere gumentationsstrang ist, dass Einkomgrafische und soziale kationen ergeben, setzen sich die EpideVerantwortung übernehmen soll. Aber es mensunterschiede zu Statuskonkurrenz Kausalfaktoren, z. B. miologen Wilkinson und Pickett in dem und Statusunbehagen führen. Diese sind gibt Aufgaben, die unbedingt in die Arztsoziale Ungleichheit 2009 erschienenen Buch „The Spirit Lepraxis gehören, z. B. bei der Primärpräin reichen Ländern mit mehr UngleichGegenmaßnahmen: Abbau der Ungleichvel“ eingehend auseinander. Die Autoren heit in allen Schichten der Bevölkerung vention von Krebskrankheiten und Diheit durch Sozialhaben die Statistiken der Industrieländer stärker ausgebildet als in Ländern mit abetes mellitus Typ 2. Bei der Sekundärund Steuerpolitik, der letzten Jahrzehnte durchforstet auf prävention besteht ein beachtliches Poweniger Ungleichheit. Statusunbehagen mehr und bessere Bilkann objektiv vermehrte Stressbelastun- tenzial zur Senkung der Zahl chronisch dung für alle, Verhält- der Suche nach Korrelationen zwischen sozialer Ungleichheit und dem Ausmaß gen hervorrufen und subjektiv das Wohl- Kranker. So entwickelt sich beispielsweinisprävention der gesundheitlichen und sozialen Prose ein Diabetes mellitus Typ 2 meist als befinden beeinträchtigen. Ein weiterer Modell Ärzte und Politik gefragt M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T // 3 3 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 8 von 10 der wichtigsten Risikofaktoren für Todesfälle in Ländern mit hohem Einkommen sind abhängig vom individuellen Lebensstil: Rauchen, Bluthochdruck, Fehl ernährung mit Adipositas, Bewegungsmangel, Blutzuckererhöhung, Cholesterinerhöhung, wenig Obst und Gemüse, Alkoholmissbrauch. Die beiden weiteren Risikofaktoren sind Luftverschmutzung und berufliche Risiken. Komplikation einer Adipositas. Wenn es gelingt, bei diesen Patienten durch gesunde Ernährungsweise und regelmäßige körperliche Aktivität eine deutliche Gewichtsabnahme zu erreichen, bessert oder normalisiert sich in einem hohen Prozentsatz die diabetische Stoffwechsellage. Ähnlich bedeutsame direkte Zusammenhänge bestehen zwischen Adipositas und Hypertonie. In den letzten 50 Jahren kam es zu einer grundlegenden Änderung des Krankheitsspektrums in den reichen Ländern. An die Stelle der zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten sind heute die chronischen Krankheiten getreten. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Menschen erheblich und sind häufig für deren vorzeitigen Tod verantwortlich. Deshalb sollte die Vermeidung bzw. Heilung chronischer Krankheiten oder – wenn das nicht mehr möglich ist – deren günstige Beeinflussung bei den präventiven Maßnahmen zur Gesund- und Lebenserhaltung im Mittelpunkt stehen. Vorrangig geht es um die KHK einschließlich Herzinfarkt, die zerebrale Ischämie mit Schlaganfall, die Hypertonie, die Adipositas mit Diabetes mellitus Typ 2 als wichtigster Folgeerkrankung, die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und die häufigsten Krebserkrankungen als führende Erkrankungen in der Todesursachenstatistik. 2004 wurde nachgewiesen, dass für die Hälfte der jährlichen Todesfälle in den USA vermeidbare Todesursachen verantwortlich waren. Als häufigste Todesursachen wurden Rauchen und Fehl ernährung mit Adipositas und Bewegungsmangel eruiert. Mit dem Alkoholmissbrauch bilden diese ein „tödliches Quartett“, dem die WHO bei der Prävention der chronischen Krankheiten große Bedeutung beimisst. Diesem Quartett allein konnten etwa 40 Prozent der Todesfälle zugeordnet werden. Es gibt überzeugende Untersuchungen, die belegen, dass auch chronische Stressbelastungen für die Entstehung und den Verlauf so wichtiger chronischer Krankheiten wie Hypertonie, KHK und zerebrale Ischämie von großer Bedeutung sind. Der Abbau chronischer Stressbelastungen gehört deshalb zu den wichtigen Maßnahmen eines gesundheitsförderlichen Lebensstils. Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass die meisten chronischen Krankheiten einen schichtspezifischen sozialen Gradienten aufweisen. Eine wesentliche Ursache hierfür wird in der sozialen Ungleichheit gesehen, die zu vermehrten chronischen Stressbelastungen führt. Außerdem sind Risikofaktoren wie Rauchen und Adipositas aufgrund von Fehlernährung und Bewegungsmangel bei Angehörigen der unteren Einkommensschichten sehr viel häufiger anzutreffen als bei den Gutverdienenden. Die soziale Ungleichheit der Gesundheitschancen lässt sich augenscheinlich mit Maßnahmen der etablierten ambulanten und stationären medizinischen Versorgung nicht ausgleichen. Sie ist wahrscheinlich langfristig nur durch eine umfassende Förderung der Prävention in Kombination mit progressiven sozial- und steuerpolitischen Maßnahmen möglich. Das ist ein weiteres wesentliches Argument für mehr Anstrengungen und wirkungsvollere Bemühungen auf dem Gebiet der Prävention chronischer Krankheiten in Deutschland. Chronische Krankheiten sind somit zu einem wesentlichen Teil Folgen eines krankheitsfördernden Lebensstils, welcher durch Verhaltensprävention günstig zu beeinflussen ist. Die Vermittlung von verhaltenspräventiven Maßnahmen, vor allem im Bereich der Sekundärpräven- ve Maßnahmen werden auch zur Adipositaskontrolle vorgeschlagen, z. B. eine Kennzeichnung der Lebensmittel nach dem Ampelprinzip. Genauso müssten die Rahmenbedingungen für regelmäßige körperliche Aktivitäten verbessert werden, z. B. durch Schulsport und Erleichterung des Zugangs zu Sportvereinen für Kinder und Jugendliche aus den unteren Einkommensschichten. Erfolge bei der Verhältnisprävention werden nur zu erreichen sein, wenn vonseiten der Politik die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung höher bewertet werden als z. B. die Interessen der Industrie. Erfolge der Prävention und der Gesundheitsförderung hängen außerdem wesentlich von der Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen ab, Eigenverantwortung für seine Gesundheit und deren Erhaltung zu übernehmen. Eigenverantwortung heißt dabei, dass der Einzelne aktiv zu seiner Gesundheit beiträgt. „Sterblichkeit und Gesundheit hängen weniger vom Reichtum, sondern von dessen Verteilung in einer Gesellschaft ab.“ tion, ist in erster Linie Aufgabe der Heilberufe, vor allem der Ärzteschaft, denn chronisch Kranke suchen im Allgemeinen den Arzt auf und sind heute schon die Mehrheit in der ärztlichen Sprechstunde. Leider steht aber die Prävention bei den meisten Ärzten derzeit nicht hoch im Kurs. Das mag daran liegen, dass von alters her die Behandlung Kranker Aufgabe der Medizin ist und es sich bei der Prävention um scheinbar Gesunde handelt, was aber für die Sekundärprävention nicht zutrifft. Außerdem ist Prävention während des Medizinstudiums und der anschließenden ärztlichen Weiterbildung auch heute leider nur ein Thema am Rande. Es gibt mittlerweile jedoch eine Reihe von effektiven verhaltenspräventiven Maßnahmen, z. B. bei der Raucherentwöhnung und der Adipositasbehandlung, die in jeder Arztpraxis durchgeführt werden könnten. Verhältnisprävention Um das massenhafte Auftreten der chronischen Krankheiten zu reduzieren, sind außerdem effektive verhältnispräventive Maßnahmen nötig – und die sind Aufgabe der Politik. Dazu gehört z. B. für die Tabakkontrolle ein bundeseinheitliches umfassendes Nichtraucherschutzgesetz ohne Ausnahmen und ein allgemeines Tabakwerbeverbot. Verhältnispräventi- Das setzt voraus, dass er sich das nötige Wissen angeeignet hat, das hierfür erforderlich ist. Dazu könnten Patientenschulungen für Betroffene in Arztpraxen und Kliniken über die wichtigsten chronischen Krankheiten und deren Behandlung hilfreich sein. Fazit Eine bevölkerungsweite effektive Prävention chronischer Krankheiten kann nur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gelingen. Voraussetzung ist das Zusammenwirken von Verhaltensprävention als Primärprävention (z. B. in Kindergarten, Schule und Betrieb) und als Sekundärprävention (z. B. in der Arztpraxis) in Kombination mit der Verhältnisprävention und im Zusammenwirken mit politischen Maßnahmen zum Abbau der sozialen Ungleichheit. Darüber hinaus ist eine Neuorientierung der Medizin mit einer stärkeren Gewichtung der Prävention notwendig, weil einseitig kurativer Fortschritt jede Volkswirtschaft einer Gesellschaft, die das Recht auf Gleichheit bei der medizinischen Versorgung gewährleisten will, auf Dauer überfordern dürfte. Langfassung und Literatur beim Autor klaus-dieter.kolenda@gmx.de Prof. Klaus-Dieter Kolenda 3 4 // F O R T B I L D U N G E N JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Fortbildungstermine Januar/Februar 2016 AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORT- UND WEITERBILDUNG EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR JANUAR/FEBRUAR 2016 JANUAR/FEBRUAR 2016 15. JANUAR Akupunktur – Block A, Beginn: 15:00 Uhr AB 15. JANUAR Fachzertifikat Wundmanagement 19. JANUAR Fachkunde Strahlenschutz – RöV/Medzin, Beginn: 9:00 Uhr Warteliste AB 15. JANUAR Hygiene/Aktuelle Richtlinien und Grundlagen 19. JANUAR Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV – Theoretischer Teil, 9:15 - 12:00 Uhr AB 15. JANUAR Fachzertifikat Ernährungsmedizin/Grundlagen AB 15. JANUAR Fachzertifikat Notfallmanagement/Grundlagen 19. JANUAR Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV, Beginn: 10:45 Uhr AB 22. JANUAR Grundlagen der Vorsorge und Früherkennungsmaßnahmen 21. JANUAR Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV, Beginn: 14:00 Uhr Warteliste AB 22. JANUAR Fachzertifikat Ambulantes Operieren 23. JANUAR Reisemedizinische Gesundheitsberatung, Beginn: 9:00 Uhr 23. JANUAR Harnsedimente und Erkennung von Harnwegserkrankungen 23. JANUAR Hypnose Grundkurs, Beginn: 9:30 Uhr 23. JANUAR Medizinische Dokumentation/Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien 28. JANUAR Kindernotfälle – Kindertrainingszirkel (KiTZ) – Atemwege/Atmung (A/B-Probleme), 17:00 - 21:00 Uhr Warteliste AB 29. JANUAR Professionell kommunizieren und motivieren 30. JANUAR EKG -Kompakt 30. JANUAR Mediation in Klinik, Praxis und Instituten, 9:00 - 16:00 Uhr 30. JANUAR Grundlagen der Arzneimittelkunde und -versorgung älterer Menschen 30. JANUAR Notfalltherapie von Herzrhythmusstörungen in der Praxis, 9:30 - 17:00 Uhr 30. JANUAR Ein Wegweiser für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen 30. JANUAR Autogenes Training – Grundkurs, Beginn: 9:30 Uhr 30. JANUAR Diabetes: Formen, Therapie und Ernährung 3. FEBRUAR Cardio Pulmonale Reanimation – HLWBasismaßnahmen, 15:00 - 18:00 Uhr Warteliste 31. JANUAR Jährliche QM-Pflichtschulung kompakt AB 5. FEBRUAR 3. FEBRUAR Seminarreihe Allgemeinmedizin - Update HIVInfektion, Wichtiges für die Praxis, 16:00 - 19:30 Uhr Häufige Krankheitsbilder in der hausärztlichen Praxis AB 5. FEBRUAR Qualitätsmanagement auf einen Blick 5. FEBRUAR Suchtmedizinische Grundversorgung Baustein II + III, Beginn: 15:00 Uhr AB 5. FEBRUAR 6. FEBRUAR ACLS-Training (Advanced Cardiac Life Support), 9:30 - 17:30 Uhr Koordination und Organisation von Therapie- und Sozialmaßnahmen AB 5. FEBRUAR 8. FEBRUAR Grundkurs für hygienebeauftragte Ärztinnen und Ärzte, Beginn: 8:30 Uhr Warteliste Steuern und Überwachen betriebswirtschaftlicher Prozesse AB 8. FEBRUAR 14. FEBRUAR Interaktionelle Fallarbeit (IFA-Gruppe), Beginn: 9:30 Uhr Strahlenschutzkurs für medizinisches Assistenzpersonal 10. FEBRUAR Notfälle in der Gynäkologie und Geburtshilfe 17. FEBRUAR Praxiskauf/Praxisverkauf – Arzt und Recht, 15:00 - 19:00 Uhr AB 12. FEBRUAR Versorgung und Betreuung von Onkologie- und Palliativpatienten 19. FEBRUAR Geriatrische Grundversorgung, Beginn: 16:00 Uhr 13. FEBRUAR GOÄ Grundkurs 20. FEBRUAR Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz nach Röntgenverordnung, 9:00 - 16:15 Uhr 13. FEBRUAR Grundlagen der Arzneimittelkunde und -versorgung älterer Menschen 24. FEBRUAR Homöopathie A-Kurs, Beginn: 9:00 Uhr 17. FEBRUAR Rechtliche Grundlagen und demografische Entwicklung 24. FEBRUAR Notfallmanagement und Basisreanimation für Praxis und kassenärztlichen Notdienst, 15:00 - 18:00 Uhr 26. FEBRUAR Akupunktur – Block B, Beginn: 15:00 Uhr in Kiel 26. FEBRUAR Psychosomatische Grundversorgung Teil I, Beginn: 16:00 Uhr 27. FEBRUAR EKG-Kurs, Beginn: 9:30 Uhr Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung, Esmarchstraße 4, 23795 Bad Segeberg, Leiterin: Helga Pecnik, Telefon 04551 803 761, akademie@aeksh.de Edmund-Christiani-Seminar, Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Esmarchstraße 2, 23795 Bad Segeberg, Ansprechpartnerinnen: Gabriele Steens Telefon 04551 803 704 und Susanne Korbs Telefon 04551 803 705, sowie Marlies Petrick Telefon 04551 803 703 und Rabea Brunke Telefon 04551 803 706, ecs@aeksh.de F O R T B I L D U N G E N // 3 5 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Geriatrische Grundversorgung FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN JANUAR/FEBRUAR/MÄRZ 2016 23. JANUAR Narzisstische Persönlichkeitsstörung – ein verhaltenstherapeutischintegrativer Therapieansatz 12 Punkte IFT-Nord, Kiel, Telefon 0431 570 2933, ambulanz@ift-nord.de 26. JANUAR Krokodile und Alligatoren in der Homöopathie 2 Punkte Arbeitskreis Homöopathie der CAU zu Kiel e.V., cbhom@gmx.de 27. JANUAR Risiken durch Quecksilber? 2 Punkte 3. FEBRUAR Aktuelles Thema 2 Punkte Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler, maser@toxi.uni-kiel.de, kruse@toxi.uni-kiel.de 3. FEBRUAR Phytotherapie und Hausmittel – was hält wissenschaftlichen Kriterien stand? 2 Punkte 17. FEBRUAR UKSH, Klinik für Pädiatrie, Telefon 0431 597 1822, Fax 0431 597 1831 Messung und Erfassung von Lebensqualität bei Kindern 2 Punkte 5./6. FEBRUAR 142. Jahrestagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin Punkte beantragt Kongress- und Messebüro Lentzsch GmbH, Bad Homburg, Telefon 0551 3966331, info@kmb-lentzsch.de Enterale versus parenterale Ernährung – neuerdings egal oder nach wie vor erhöhtes Infektionsrisiko? Pro-Contra Session 3 Punkte UKSH, Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Telefon 0431 597 2971, sonja.heinreich@uksh.de 20. FEBRUAR Qualitätszirkel „Psychotherapie“ der NGAT 6 Punkte Curtius Klinik, Bad MalenteGremsmühlen, wadelssen@t-online.de 20. FEBRUAR Deutsche-Juden-PalästinenserIsraelis: Täter/OpferVerstrickung und Introjekte 2 Punkte 11.-13. MÄRZ Fachspezifisches Neurodermitisseminar 20 Punkte 10. FEBRUAR Fachklinik Sylt, Westerland, Telefon 04651852 351 Ricarda.pophal@drv-nord.de Weitere Informationen bei den Veranstaltern. Alle Angaben ohne Gewähr. Grundlage der Strukturierten curricularen Fortbildung ist das Curriculum „Geriatrische Grundversorgung“ der Bundesärztekammer. Die Zielgruppe der Veranstaltung sind Weiterbildungsassistenten sowie Allgemeinmediziner, Internisten, Neurologen, Psychiater u. a. in Klinik und Praxis. Nach einer Lernerfolgskontrolle wird bei erfolgreichem Abschluss eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt. Darüber hinaus erhalten Teilnehmer aus Schleswig-Holstein die Urkunde zur führbaren Bezeichnung „Geriatrische Grundversorgung“. Leitungsteam: PD Dr. med. habil. Hofmann, Neumünster/Bad Bramstedt, Dr. med. Gehring, Norderstedt, Dr. Dr. med. Kuipers, Heide, Dr. med. Sgries, Itzehoe, Dr. med. Weil, Flensburg, Dr. med. Willkomm, Lübeck Referenten: 20 Haus- und Fachärzte sowie Dr. med. Esders und PD Dr. med. Pace, Kontinenzzentrum FEK, Prof. Dr. med. Helmchen, Uni Lübeck, PD Dr. med. Kopf, Hamburg, RA Dr. jur. Kossen, Bad Segeberg, Dr. med. Löhler, Bad Bramstedt, Zahnärztin Ramm, Kiel, Prof. Dr. med. Roider, CAU Kiel, Swen Staack, Alzheimergesellschaft, Dr. med. Waldmann, Uni Lübeck, Dr. med. Wächtler, Hamburg, Dr. med. Wolter, Haderslev (DK) u. v. a. m. Termin: 19. - 21. Februar, 18. - 20. März und 15. - 17. April 2016 Gebühr: 900 Euro Information: Petra Petersen (04551 803 761) Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung EKG-Kurs Der Kurs gliedert sich in enger Verzahnung in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im theoretischen Teil wird die Entstehung der verschiedenen EKG-Erscheinungsformen auf der Grundlage physiologischer und pathophysiologischer Mechanismen erarbeitet. Der begleitende praktische Teil soll die Möglichkeit bieten, Sicherheit in der eigenständigen EKGBefundung zu erlangen und die theoretischen Grundlagen umzusetzen. In kleinen Gruppen gibt es reichlich Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten und zur Beantwortung individueller Fragen. Auch mitgebrachte EKG-Beispiele sollen besprochen werden. Wesentliche über das Medizinstudium und über das PJ hinausgehende EKG-Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Termin: 27. - 28. Februar und 12. - 13. März 2016 Gebühr: 308 Euro Information: Susanne Müller (04551 803 762) Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Tagung zur Arztgesundheit Ärzten fällt es oft schwer, sich als Patient mit eigenen Erkrankungen auseinanderzusetzen. Eine gemeinsame Tagung der Ärztekammer Hamburg und der Stiftung Arztgesundheit beschäftigt sich mit den Risiken und Nebenwirkungen des Arztberufs und zeigt Wege auf, Überforderungen zu vermeiden und Krankheiten vorzubeugen. Prof. Jörg Braun, Gründer der Stiftung Arztgesundheit, widmet sich der Frage, ob Ärzte anders krank sind als ihre Patienten. Zudem geht es um Suchtgefahren, Burn-out und Suizidprävention, aber auch um Infektionsrisiken der medizinisch Tätigen, Kommunikationsstrategien und darum, wie jeder die Resilienz stärken kann. Die Tagung findet statt am Freitag, dem 26. Februar (14 - 18 Uhr) und Samstag, dem 27. Februar 2016 (9:30 - 14 Uhr), in der Hamburger Fortbildungsakademie; die Teilnahmegebühr beträgt 80 Euro. Fortbildungspunkte: 11. Anmeldung per E-Mail akademie@aekhh.de oder telefonisch unter 040 202299 306 oder im Internet unter www.aerztekammer-hamburg.org/akademieveranstaltungen. html. (reD) 3 6 // A R Z T & R E C H T JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 DER SCHLICHTUNGSFALL Faktor Zeit entscheidet über Amputation Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern. Kasuistik Bei einem Patienten bestand eine periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine mit der Betonung links. Das Gehstreckenlimit betrug etwa 20 Meter mit gelegentlichem Ruheschmerz, es lag ein Stadium II-III nach Ratschow und Fontaine vor. Neben dieser arteriellen Durchblutungsstörung bestanden ein chronisches, dialysepflichtiges Nierenversagen, der Zustand nach Herzinfarkt, ein arterieller Hypertonus, ein Nikotinabusus und ein Hyperparathyreoidismus. Der Patient wurde nach Erstvorstellung im Mai 2009 im Juni im Krankenhaus stationär aufgenommen. Die Gefäßdarstellung durch Magnetresonanzarteriografie hatte für beide Beine Gefäßveränderungen ergeben. Auf der führenden linken Seite fanden sich eine Abgangsstenose der Arteria profunda femoris sowie ein Verschluss der Arteria femoralis superficialis im mittleren Drittel. Die Arteria tibialis anterior zeigte eine Verengung im mittleren Drittel, die Arteria peronaea war durchgängig, die Arteria tibialis posterior war verschlossen. In der interdisziplinären Gefäßkonferenz wurde eine Thrombektomie und PTA der Arteria femoralis superficialis im Verschlussbereich empfohlen, gegebenenfalls die Anlage eines femoropoplitealen Bypasses nach PI. Anfang Juni erfolgte nach Misslingen des Versuchs der Sondierung der Verschlussstrecke die Anlage eines femoropoplitealen 8 mm Goretex-Bypasses nach PI. Die dopplersonografisch gemessenen Indices waren postoperativ für das linke Bein für die Arteria tibialis posterior und dorsalis pedis jeweils 1,0. Der Puls der Arteria dorsalis pedis war gut tastbar. Mitte September kam es zum Verschluss des Bypasses mit neuerlicher stationärer Aufnahme des Patienten im Krankenhaus. Es erfolgte am gleichen Abend die Gefäßrevision, dabei wurde der Bypass thrombektomiert und die Intimahyperplasie im distalen Anastomosenbereich beseitigt. Der Verschluss der Inzision der distalen Anastomosenregion erfolgte durch Dacron-Patchplastik. Der Dopplerindex postoperativ betrug jeweils 0,8 für die Arteria tibialis posterior und dorsalis pedis. Die längerfristige Antikoagulation erfolgte mit ASS. Im Januar 2010 trat erneut ein Bypassverschluss auf und am 19. Januar 2010 war wieder eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus nötig. In der folgenden Nacht wurden die zweite Revisionsoperation mit Bypassthrombektomie von der distalen Anastomose aus sowie die Desobliteration der distalen Anastomosenregion durchgeführt. Bei der postoperativen Angiografie zeigten sich deutliche Stenosierungen im Bereich der Unterschenkelarterien. Ein Verlängerungsbypass nach distal unter eventueller Entfernung der abgangsnahen Stenose der Arteria tibialis posterior wurde nicht ins Auge gefasst. Der postoperative Doppler-Index betrug für die Arteria tibialis posterior und Arteria dorsalis pedis jeweils 0,7. Als Antikoagulans wurde wiederum ASS verordnet. Nach Entlassung nach Hause Anfang Februar 2010 wurde am 7. März 2010 wiederum ein stationärer Aufenthalt wegen eines Bypassverschlusses im Krankenhaus notwendig. Der linke Unterschenkel war blass und kühl, die Pulse waren nicht nachzuweisen. Auch dopplersonografisch waren keine Signale über den Fußarterien nachzuweisen. Die Laboruntersuchungen ergaben einen Kaliumwert von 6.56 mmol/l. Wegen des erhöhten Kaliumwertes wurde die notwendige Operation zurückgestellt und es wurde zuerst eine Dialyse geplant. Am Tag nach Aufnahme wurde der Patient dialysiert, eine Operation wurde nach der Dialyse allerdings nicht angesetzt. Es seien zwar eine eingeschränkte Sensomotorik, aber keine Ruheschmerzen vorhanden gewesen und es sollte mit der Gabe von Prostaglandinen der Versuch einer Durchblutungsverbesserung erfolgen. Nach weiteren sieben Tagen schließlich erfolgte eine Operation. Dabei wurde nach Bypassthrombektomie eine Verlängerung von PI nach PIII mit autologer Vene angelegt. Es zeigte sich Schaden Bei korrektem Vorgehen hätte nach ärztlicher Erfahrung die Dauer des Beinerhaltes verlängert werden können. Die bestehende generalisierte Arteriosklerose mit renaler Beteiligung und die Lebensführung des Patienten (Nikotinabusus) hätten eine spätere Amputation jedoch nicht ausgeschlossen. Fehlerbedingt ist eine weitere Operation bei dem Patienten erforderlich geworden. Bei rechtzeitiger Revisionsoperation mit Anlage eines autologen Bypasses nach PIII am 8. März 2010 hätte die Amputation des linken Oberschenkels mit überwiegender Wahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt nicht stattfinden müssen. im Weiteren, dass die Gewebe des linken Beines irreversibel geschädigt waren, sodass nur vier Tage später eine Oberschenkelamputation links durchgeführt werden musste. Beanstandung der ärztlichen Maßnahmen Der Patient bemängelt seine Behandlung im Krankenhaus und zweifelt an, dass die erste Operation an seinem linken Bein sachgerecht durchgeführt worden sei. Außerdem hätte bei Verschluss des Bypasses am 7. März 2010 sogleich operiert werden müssen. Er äußerte die Ansicht, dass man den sehr hohen Kaliumwert medikamentös hätte behandeln und den Eingriff anschließend ausführen können. Zumindest hätte man nach erfolgter Dialyse am Folgetag operieren sollen. Er beklagt den jetzigen Zustand nach Amputation und die dadurch erzwungene Immobilität. Zu den vorgebrachten Vorwürfen werden seitens des Krankenhauses die jeweiligen operativen Maßnahmen als sachgerecht beschrieben. Bezüglich des Vorgehens ab März 2010 wurde geäußert, dass sich die Durchblutungssituation stabilisiert gehabt habe und man mit konservativen Maßnahmen versucht habe, die Durchblutung zu verbessern. Nach Verschlechterung der Situation sei dann Mitte März 2010 notfallmäßig operiert worden. Die Gewebsverhältnisse am linken Bein seien allerdings auch danach so schlecht gewesen, dass die Oberschenkelamputation auf der linken Seite unumgänglich gewesen sei. Gutachten Der gefäßchirurgische Gutachter hat befunden, dass das im Juni 2009 gewählte Operationsverfahren nicht sachgerecht war. Anstelle des Bypasses nach PI mit Kunststoffmaterial hätte eine Thrombektomie aus der Verschlussstrecke im Bereich der Arteria femoralis superficialis erfolgen sollen und anschließend die Aufdehnplastik beziehungsweise die Implantation eines Stents in diese Region. Außerdem hätte eine Thrombendarteriektomie aus dem Areal der Arteria femoralis communis und des Profundaabgangs erfolgen müssen. Bei den schwierigen Gefäßverhältnissen des Dialysepatienten hätte, wenn man sich schon zur Anlage eines femoropoplitealen Bypasses entschlossen habe, autologes Material verwendet werden müssen. Zudem hätte eine orale Antikoagulation oder eine duale Plättchenhemmung mit ASS und Clopidogrel durchgeführt werden müssen. Hinsichtlich der Operationen wegen der Bypassverschlüsse wird ausgeführt, dass der Einstrom durch die Nichtbehebung der den Einstrom limitierenden Verengungen im Bereich der Femoralisgabel und der Arteria iliaca externa A R Z T & R E C H T // 3 7 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 nicht anhaltend verbessert worden wäre. Bei mehrfachem Verschluss des Bypasses hätte zum Zeitpunkt Januar 2010 ein Femoro-tibialis-anterior-Venenbypass angelegt werden sollen. Was die Situation am 7. März 2010 betrifft, ist der Gutachter der Ansicht, dass es sinnvoll gewesen sei, wegen des erhöhten Kaliumwertes den Patienten erst einer Hämo-Dialyse zu unterziehen. Es sei jedoch nicht nachvollziehbar, dass die Operation erst am 14. März 2010 erfolgt ist. Durch die zu erwartenden Stasethromben im Bereich des Unterschenkels und Fußes sowie die bis zu diesem Zeitpunkt eingetretene Gewebsschädigung sei der Misserfolg des Verlängerungsbypasses abzusehen gewesen. Bewertung der Haftungsfrage Die Schlichtungsstelle ist zu der Einschätzung gelangt, dass die Operation des Patienten Anfang Juni 2009 sachgerecht war, da eine Durchblutungsstörung mit erheblicher Gehstreckenlimitierung und Ruheschmerzen (Stadium II-III nach Ratschow und Fontaine) bestand. Jedoch ist die Anlage eines Kunststoffbypasses nach PI bei dem Patienten mit gestörter Ausflussbahn im Bereich des Unterschenkels, auch im Hinblick auf die zu erwartende Verschlechterung der Gefäßsituation bei Dialyse und Hypertonie, als kritisch anzusehen. Es mag zwar zutreffend sein, dass die Frühergebnisse nach Kunststoffimplantation nach PI gut seien, bei dem Patienten kam es jedoch nicht auf Frühergebnisse, sondern auf positive Langzeitergebnisse an. Die Durchführung der ersten Revisionsoperation nach Anlage des Kunststoffbypasses ist nach Ansicht der Schlichtungsstelle insofern nicht als fehlerhaft anzusehen, als ein gutes Ergebnis mit Dopplerdruckquotienten von 1,0 erzielt worden ist. Allerdings hätte bei der erneuten Verschlusssituation im Januar 2010 den Operateuren klar sein müssen, dass die alleinige Thrombektomie des Bypasses und die TEA des distalen Anastomosenbereiches unzureichend war. Es hätte bereits zu diesem Zeitpunkt ein autologer Venenbypass nach PIII angelegt, abgangsnahe Stenosen in diesem Bereich hätten beseitigt werden müssen. Im Weiteren ist die Schlichtungsstelle der Ansicht, dass die „Antikoagulation“ mit ASS100 unzureichend war. Diese Medikation kann für eine Situation mit unveränderter Ausstrombahn eines PI-Bypasses ausreichend sein, jedoch nicht in der Situation des Patienten, bei dem sowohl in der Gefäßstrecke von PI nach PIII als auch im Bereich des Unterschenkels zahlreiche Stenosen den Abstrom des Blutes behinderten. Hier wäre eine orale Antikoagulation notwendig gewesen. Die Behandlung ab Anfang März 2010 wird von der Schlichtungsstelle als fehlerhaft angesehen. Dass der Patient nicht sogleich nach Diagnosestellung des Bypassverschlusses im Stadium III operiert worden ist, weil der Serum-Kalium-Wert hochpathologisch war und eine Operation in diesem Zustand eine Gefährdung quoad vitam für den Patienten dargestellt hätte, wird von der Schlichtungsstelle als sachgemäß angesehen. Es hätte jedoch zum einen die Dialyse beschleunigt werden müssen und nicht auf den nächsten Mittag verschoben werden dürfen, zum anderen war das weitere Zuwarten mit der Operation, die in diesem Fall nur eine Bypassanlage nach PIII sein konnte, zu bemängeln. Es ist allgemein bekannt, dass selbst dann, wenn die äußere Haut nur kühl ist, sich schon an der Muskulatur, die empfindlicher gegenüber Sauerstoffmangel ist, Schäden etablieren können. Zum anderen ist auch bekannt, dass es in den kleinen Gefäßen nach Bypassverschlüssen zur Bildung von Stagnationsthromben kommt, die auch bei Wiedereröffnung des Blutzustroms eine ausreichende Durchblutung der Peripherie nicht mehr erlauben. Von der Schlichtungsstelle wird an dieser Stelle auch die unzureichende Laboruntersuchung als fehlerhaft angesehen, da weder das CRP als Entzündungsmarker noch die CPK als Indikator für eine Muskelschädigung frühzeitig bestimmt worden sind. Der Vortrag des Arztes, dass sich der Patient einer Operation nach dem 7. März 2010 nicht habe unterziehen wollen, wird durch die vorliegenden Unterlagen nicht gestützt. Es ist für den Aufnahmetag bei der Operationsaufklärung lediglich fixiert worden, dass eine Amputation des Beines nicht im Zuge dieser Operation durchgeführt werden dürfe. Bei sachgerechter Operation im Januar 2010 wäre bei Anlage eines Bypasses nach PIII mit autologem Material (der Bypass nach PIII war dringend erforderlich, da schon zwei Mal ein Verschluss des Kunststoffbypasses nach PI erfolgt war) die Operation Mitte März 2010 nicht notwendig geworden. Die fehlerhafte, über eine Woche abwartende Haltung ab Anfang März 2010 führte wegen der zu diesem Zeitpunkt schon bestehenden Gewebsschädigung des Beines und der Stagnationsthromben in den kleinen Gefäßen zu der Situation, in der eine Oberschenkelamputation unumgänglich gewesen ist. KURZ NOTIERT Strukturpauschale ist rechtens Die Strukturpauschale für ausschließlich konservativ tätige Ärzte ist rechtmäßig. Dies teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unter Hinweis auf ein Urteil des Bundessozialgerichtes (BSG) mit. Das BSG wies die Klage eines Augenarztes ab, der als operativ tätiger Augenarzt die Strukturpauschale nach GOP 06225 abrechnen wollte. Der Arzt operiert zwar auch, ist aber fast ausschließlich konservativ tätig. In der Begründung des Gerichts heißt es, dass die Gebührenordnungsposition (GOP) 06225 von dem Kläger „in den streitbefangenen Quartalen nicht abgerechnet werden kann, weil er auch operative Leistungen erbracht hat“. Mit der Beschränkung der Abrechenbarkeit der Zuschlagsziffer auf ausschließlich konservativ tätige Augenärzte habe der Bewertungsausschuss „seinen Gestaltungsspielraum nicht überschritten“, begründet das Gericht weiter. Vielmehr habe „er im Interesse der Sicherstellung der Versorgung mit Leistungen konservativ tätiger Augenärzte die wirtschaftliche Lage dieser Praxen verbessern wollen“. Im vergangenen Jahr hatte bereits das Sozialgericht Marburg die Rechtmäßigkeit eines Zuschlags zur Grundpauschale für ausschließlich konservativ tätige Augenärzte bestätigt. Auch das Sozialgericht Düsseldorf hatte die augenärztliche Strukturpauschale für rechtmäßig befunden. Die augenärztliche Strukturpauschale war vom Bewertungsausschuss beschlossen und 2012 eingeführt worden. Dadurch sollte die Vergütungssituation der konservativ tätigen Augenärzte verbessert werden. Ziel des Zuschlags war es, die flächendeckende Versorgung der Versicherten sowohl durch konservative als auch durch operativ tätige Augenärzte sicherzustellen. (Red) Ausnahmen für Ausstieg aus BAG Scheidet ein Arzt aus einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) für Dialyse aus, bleibt im Regelfall die Dialysegenehmigung bei der BAG. Davon kann es Ausnahmen geben, wenn die in der BAG verbleibenden Ärzte für die Patienten nicht tragbar sind, wie der Vertragsarztsenat des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel entschieden hat. Im Streitfall war ein Arzt aus einem als BAG organisierten Dialysezentrum in Niedersachsen ausgestiegen, um in der Nähe eine eigene Dialysepraxis zu eröffnen. Die KV hatte ihm eine Genehmigung zur Dialyse erteilt. Dagegen klagte die BAG. Das Landessozialgericht (LSG) Niedersachsen-Bremen hatte der Klage stattgegeben – eine Dialysegenehmigung werde nicht dem einzelnen Arzt, sondern der Praxis erteilt. Beim Ausscheiden eines Arztes verbleibe die Genehmigung bei der BAG. Dem ist das Bundessozialgericht zwar im Grundsatz gefolgt. Doch das LSG hat nach BSG-Auffassung die konkreten Verhältnisse des Einzelfalls nicht ausreichend gewürdigt. In Ausnahmefällen könne der ausgeschiedene Arzt eine Genehmigung bekommen, so das BSG. Das sei der Fall, „wenn das Vertrauensverhältnis nicht nur einzelner Patienten zu den in der Praxis verbleibenden Ärzten so schwerwiegend gestört ist, dass ihnen die Inanspruchnahme dieser Ärzte nicht zuzumuten ist und wenn auch keine andere Dialysepraxis in zumutbarer Entfernung die Behandlung übernehmen kann“. In aller Regel sei dies allerdings eine Situation, „auf die die KV nicht nur mit der Erteilung eines neuen Versorgungsauftrags, sondern gleichzeitig mit der Entziehung des bisherigen Versorgungsauftrags zu reagieren hat“, betonten die Richter. Dadurch werde „soweit wie Fazit möglich eine wirtschaftlich nicht sinnvolle Vermehrung von Richtig behandeln nach allgemeinen Re- Versorgungsaufträgen“ vermieden. Die KV soll neu über die Genehmigung und auch über deren Umfang entscheiden. Um geln. Prof. Dr. Uwe Baer, Kerstin Kols, bis dahin eine Unterversorgung zu vermeiden, darf der ausgeSchlichtungsstelle für Arzthaft- schiedene Arzt bis Mitte 2016 weiter behandeln. (Red) pflichtfragen 3 8 // A R Z T & R E C H T JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 MFA Schwanger in der Ausbildung Was müssen Ärzte als Arbeitgeber beachten? Das EdmundChristiani-Seminar bekommt hierzu immer wieder Anfragen. A usbildende Ärzte haben gegenüber ihren Auszubildenden Pflichten, die eingehalten werden müssen. Unsicher über die zu beachtenden Regeln sind viele Arbeitgeber, wenn ihre Auszubildenden schwanger werden. Das Edmund-Christiani-Seminar hat die wichtigsten Regelungen für das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt zusammengefasst. Mitteilungspflicht Werdende Mütter sollen dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag der Entbindung mitteilen, sobald ihnen dies bekannt ist. Der Arbeitgeber kann von der Auszubildenden die Vorlage eines entsprechenden Attests eines Arztes oder einer Hebamme verlangen. Kündigungsschutz Die Kündigung ist während der Schwangerschaft und bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung unzulässig. Dies gilt auch, wenn dem Arbeitgeber innerhalb von zwei Wochen nach Zugang der Kündigung eine Schwangerschaft oder Entbindung angezeigt wird. Der Kündigungsschutz gilt auch schon in der Zeit zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn. Dies gilt auch für Kleinstbetriebe (< fünf Angestellte), da die Kleinstbetriebsklausel des Kündigungsschutzgesetzes (§ 23 Absatz 1 S. 2) hier nicht gilt. Nur in besonderen Ausnahmefällen ist eine Kündigung nach Zustimmung der Aufsichtsbehörde möglich (§ 9 Mutterschutzgesetz). Pflichten des Arbeitgebers Der Ausbildungsbetrieb muss die für die Überwachung der Einhaltung der mutterschutzrechtlichen Vorschriften zuständige Aufsichtsbehörde unverzüglich von der Mitteilung der Schwangerschaft benachrichtigen (§ 5 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Dritten darf der Ausbildungsbetrieb die Schwangerschaft grundsätzlich nicht bekannt geben (Krankenkassen, Angehörige, Kollegen, usw.). Ausnahme sind die Betriebsangehörigen, die im Hinblick auf ihren Aufgabenkreis betroffen sind (Vorgesetzte, Personalsachbearbeiter, Fachkräfte für Arbeitssicherheit). Arbeitsplatz und Arbeitsablauf müssen so gestaltet werden, dass Gefahren für Gesundheit und Leben der werdenden Mutter vermieden werden. Die notwendigen Maßnahmen richten sich nach den Gegebenheiten im Betrieb und den Bedürfnissen der Frau. Einzelheiten müssen mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt werden. Schwangere unterliegen bei bestimmten Tätigkeiten einem generellen Beschäftigungsverbot. Genaueres dazu findet man in den Paragraphen 4 und 8 des Mutterschutzgesetzes. Der Ausbildungsbetrieb muss die schwangere Auszubildende für die Untersuchungen im Rahmen der Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bei Schwangerschaft und Mutterschaft freistellen. Die entstehenden Fehlzeiten müssen nicht vor- oder nachgearbeitet werden. Die Vergütung muss im Freistellungszeitraum fortgezahlt werden (§ 16 Mutterschutzgesetz). Allgemeines Beschäftigungsverbot (Mutterschutz) In den letzten sechs Wochen vor der Entbindung ist eine Beschäftigung der schwangeren Auszubildenden unzulässig, es sei denn, dass sie ausdrücklich ihre Bereitschaft dazu erklärt. Die Auszubildende kann diese Erklärung jederzeit widerrufen (§ 3 Absatz 2 Mutterschutzgesetz). Maßgeblich ist der im Zeugnis eines Arztes (Mutterpass) oder einer Hebamme angegebene voraussichtliche Tag der Entbindung, der bei der Fristberechnung nicht mitgerechnet wird (§ 187 Absatz 1 Bürgerliches Gesetzbuch). Nach der Entbindung ist die Beschäftigung acht Wochen, bei Früh- und Mehrlingsgeburten zwölf Wochen absolut unzulässig (§ 6 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Info Bei Fragen zu diesem Themenkomplex wenden Sie sich bitte an: Silva Lehmann Telefon 04551 803 708 oder Ulrike Messerig Telefon 04551 803 707 Fax 04551 803 724. Während des allgemeinen Beschäftigungsverbots erhält die Auszubildende keine Ausbildungsvergütung vom Betrieb, sondern 13 Euro Mutterschaftsgeld pro Tag von ihrer Krankenkasse (monatlich 403 Euro; § 13 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Erhält sie damit weniger als die übliche Ausbildungsvergütung, muss der Arbeitgeber ihr den Differenzbetrag überweisen (§ 14 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Arbeitgebern mit weniger als 30 Vollzeitmitarbeitern (ohne Auszubildende) wird dieser Differenzbetrag auf Antrag im sogenannten „U2-Verfahren“ von der Krankenkasse der Auszubildenden erstattet. Individuelles Beschäftigungsverbot Im Einzelfall kann die Beschäftigung einer Schwangeren schon vor dem Beginn dieser gesetzlichen Schutzfrist verboten sein, wenn nach ärztlichem Zeugnis Leben oder Gesundheit von Mutter und Kind bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet sind (§ 3 Mutterschutzgesetz). Das Verbot kann sich sowohl auf bestimmte Tätigkeiten beziehen als auch generell gelten. Der Arbeitgeber muss die Ausbildungsvergütung für den Zeitraum fortzahlen, in dem die Schwangere wegen eines individuellen Beschäftigungsverbots ganz oder teilweise nicht arbeitet (sogenannter Mutterschutzlohn, § 11 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Arbeitgebern mit weniger als 30 Vollzeitmitarbeitern wird gezahlter Mutterschutzlohn auf Antrag im sogenannten „U2-Verfahren“ von der Krankenkasse der Auszubildenden erstattet. An Prüfungen darf die Auszubildende auch während der individuellen Beschäftigungsverbotszeiten teilnehmen, da das Mutterschutzgesetz nur für das privatrechtliche Ausbildungsverhältnis, nicht aber für die öffentlich-rechtliche Prüfungsteilnahme gilt. Das Ausbildungsverhältnis verlängert sich nicht automatisch um die Zeiten der schwangerschaftsbedingten Beschäftigungsverbote. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein kann das Ausbildungsverhältnis aber auf Antrag der Auszubildenden verlängern (§ 8 Absatz 2 Berufsbildungsgesetz). Wird Elternzeit in Anspruch genommen, verlängert sich die Ausbildungszeit in der Regel um diesen Zeitraum. Abweichungen sind möglich, wenn das Ende der Ausbildung nicht auf einen Prüfungszeitraum fällt oder die allgemeinen Regelungen zur Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungszeit Anwendung finden. Mutter und Ausbildungsunternehmen können vertraglich vereinbaren, dass die Ausbildung in Teilzeit zu Ende geführt wird. Auf Anfrage ist stillenden Müttern die zum Stillen erforderliche Zeit (während der Arbeitszeit) zu gewähren. Stillzeiten dürfen nicht voroder nachgearbeitet werden. (ECS) M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 3 9 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg. Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen. Die Bewerbung wird nicht durch eine eventuell erfolgte Wartelisteeintragung ersetzt! Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und Medizinische Versorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere Ärztin bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte muss bzw. müssen namentlich genannt werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein für einen vollen Versorgungsauftrag ausgeschriebener Vertragsarztsitz/Vertragspsychotherapeutensitz von zwei Ärzten/ Ärztinnen übernommen wird, die den Sitz übernehmen und ihren Versorgungsauftrag jeweils auf einen halben Versorgungsauftrag beschränken. Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragspsychotherapeutenpraxen können sich Fachärzte für Psychotherapeutische Medizin, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Ärzte, die beabsichtigen, ausschließlich psychotherapeutisch tätig zu werden, bewerben. Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551-883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung: -378 Kreis Pinneberg -596 Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Herzogtum Lauenburg, Kreis Segeberg -258 Stadt Lübeck -462 Kreis Nordfriesland, Kreis Stormarn, Kreis Ostholstein -634 Stadt Kiel, Kreis Plön -427 Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg, Kreis Dithmarschen, Kreis Steinburg FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH PRAXISFORM BEWERBUNGSFRIST* AUSSCHREIBUNGSNUMMER Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Kiel EP 31.01.2016 10230/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Kiel EP 29.02.2016 10187/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Kreis Stormarn EP 29.02.2016 10222/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Kreis Ostholstein EP 29.02.2016 10467/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreis Stormarn EP 29.02.2016 11144/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Kiel EP 29.02.2016 11475/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Kreisregion Stadt Flensburg/ Kreis Schleswig-Flensburg EP 29.02.2016 11864/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Lübeck EP 29.02.2016 11875/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Lübeck EP 29.02.2016 12343/2015 Psychotherapeuten - Sonderbedarf Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie - Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg- Eckernförde EP 29.02.2016 10240/2015 Psychotherapeuten Stadt Kiel EP 29.02.2016 10193/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stadt Kiel EP 29.02.2016 12272/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Kreis Dithmarschen EP 29.02.2016 12635/2015 4 0 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Psychotherapeuten Stadt Lübeck EP 29.02.2016 12634/2015 Hausärzte MB Kiel BAG 31.01.2016 12413/2015 Hausärzte MB Neustadt EP 29.02.2016 12273/2015 Neurochirurgen - halbe Zulassung - Schleswig-Holstein BAG 31.01.2016 13058/2015 * Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird, das beantragte Fachgebiet eindeutig angegeben ist, ein Arztregisterauszug beigefügt wurde und der Antrag unterschrieben ist. Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können: FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH PRAXISFORM AUSSCHREIBUNGSNUMMER Frauenärzte Pinneberg BAG 6828/2015 Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 14781/2014 Hausärzte MB Brunsbüttel EP 9290/2015 Hausärzte MB Itzehoe BAG 2351/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 3376/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 2667/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 6611/2015 Hausärzte MB Itzehoe EP 6520/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 1904/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 1906/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 8409/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 8229/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 2218/2015 Hausärzte MB Neumünster BAG 2431/2015 Hausärzte MB Neustadt (Holstein) BAG 151/2015 Hausärzte MB Ratzeburg EP 5390/2015 Hausärzte MB Rendsburg EP 2740/2015 Hausärzte MB Rendsburg EP 4866/2015 Hausärzte - halbe Zulassung - MB Metropolregion Südost EP 939/2015 M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 1 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Hausärzte - halbe Zulassung - MB Neumünster EP 7266/2015 HNO-Ärzte Kiel BAG 14771/2014 HNO-Ärzte Nordfriesland EP 3150/2015 Internisten SH Süd EP 9708/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - NMS/RD-E EP 154/2015 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stormarn EP 763/2015 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden im Rahmen des Sonderbedarfes zugelassen. Diese Beschlüsse sind noch nicht bestandskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann. NAME FACHGRUPPE/SCHWERP. NIEDERLASSUNGSORT NIEDERLASSUNGSDATUM Christoph Wroblewski Allgemeinmedizin 23758 Hanshühn, Bungsbergstraße 1 01.01.2016 Dipl.-Psych. Kerstin Paetow Psychotherapie 24105 Kiel, Holtenauer Straße 93 01.04.2016 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de.): NAME FACHGRUPPE ORT Dr. med. Holger Langeloh Radiologie Rendsburg Dr. med. Egbert Kloppmann Radiologie Rendsburg Dr. med. Horst Ostertag Frauenheilkunde und Geburtshilfe Flensburg Prof. Dr. med. Fritz Schäfer Diagnostische Radiologie Kiel Dr. med. Berndt-Michael Order Diagnostische Radiologie Kiel Prof. Dr. med. Josef Hoch Chirurgie Neustadt Dr. med. Hans-Henning Wacks Chirurgie Rendsburg Dr. med. Karola Bollow Chirurgie Ratzeburg Dr. med. Christoph Sauer Orthopädie und Unfallchirurgie Altenholz Dr. med. Thomas Kunz Frauenheilkunde und Geburtshilfe Heide Guido Csomós Innere Medizin Pinneberg Miriam Tezel Innere Medizin Geesthacht Dr. med. Fjoralba Duka Innere Medizin Pinneberg 4 2 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 Alexander Steinmetz Radiologie Sylt/Westerland Dr. med. Andreas Hohmann Diagnostische und Interventionelle Radiologie Schleswig Dr. med. Claudia Wardius Radiologie Schleswig Marlies Vorkefeld Diagnostische Radiologie Elmshorn Dr. med. Carmen Timke Strahlentherapie Flensburg Silvia Pelka Allgemeinmedizin Bokholt-Hanredder Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten: NAME ORT FACHGRUPPE BEGINN Dagmar Köhler 23564 Lübeck, Wakenitzstraße 55 Innere Medizin/ hausärztlich 01.01.2016 Dr. med. Jürgen Loeber NACHFOLGER VON Dr. med. Maren Müller 24143 Kiel, Kirchenweg 2 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 04.01.2016 Dr. med. Ulrich Mengelkamp Dr. med. Jens-Ole Katzenstein 22850 Norderstedt, Garstedter Feldstraße 10 Nervenheilkunde 04.01.2016 Dr. med. Rainer Grosse Dr. med. Kirsten Rethwisch 22926 Ahrensburg, Hamburger Straße 23 Urologie 01.10.2015 Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Astrid Pabst - halbe Zulassung - 24939 Flensburg, Toosbüystraße 4 Psychologische Psychotherapeutin 01.01.2016 Dr. med. Hans Bockhardt - halbe Zulassung - Dipl.-Psych. Gilles Engberg - halbe Zulassung - 24986 Mittelangeln, Nordscheide 8 Psychologischer Psychotherapeut 01.01.2016 Dipl.Psych. Renée Tackenberg-Pohl Dipl.-Psych. Annika Bronst 25421 Pinneberg, Rübekamp 5 Kinder- und Jugend01.12.2015 Dr. rer. nat. Ralf Schweer lichenpsychotherapeutin Dr. med. Martin Teffner 23552 Lübeck, Königstraße 14 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 05.01.2016 Dr. med. Heinrich Wellmann Dipl.-Psych. Michael Möhlmann 25832 Tönning, Landrat-Bähr-Straße 10 Psychologischer Psychotherapeut 01.02.2016 Dr. med. Renate Lüers Dr. med. Roger Weist 23564 Lübeck, Wakenitzstraße 1 Orthopädie und Unfallchirurgie 01.01.2016 Dr. med. Carsten Haas 23738 Lensahn, Eutiner Straße 10 Allgemeinmedizin 01.01.2016 M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 3 AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME ORT FACHGRUPPE BEGINN NAME DES ANGESTELLTEN Dr. med. Stefan Jost - Sonderbedarf - 24983 Handewitt, Wiesharder Markt 13a Allgemeinmedizin 12.11.2015 Dr. med. Reimer Schmidt - ganztags - Dres. med. Konrad Bethge und Robert Kruse - Sonderbedarf - 24969 Großenwiehe, Dorfstraße 5b Innere Medizin/ hausärztlich 01.01.2016 Dr. med. Sabine Egtved - ganztags - „Wagenhaus MVZ GmbH“ 24768 Rendsburg, Am Stadtsee 9 Neurologie 01.12.2015 Dr. med. Martin Paul - ganztags - Peter Nielsen, Dr. med. Clemens Berndt 24937 Flensburg, Friesische Straße 81 Allgemeinmedizin 18.02.2016 Dr. med. Lena Eggert - ganztags - Dr. med. Christian Hartmann, Johannes Schaudig 24226 Heikendorf, Laboer Weg 20a Allgemeinmedizin 01.01.2016 Wolfgang Albrecht - halbtags - Dr. med. Holger Matthiesen 21481 Lauenburg, Grünstraße 16 Allgemeinmedizin 12.11.2015 Christiane Poppe - halbtags - Dr. med. Jens Wachholtz, Dr. med. Ute Marckmann, Weert Sielmann 24534 Neumünster, Kuhberg 43-45 Allgemeinmedizin 01.12.2015 Christiane Staffeld-Walser - ganztags - „MVZ Lubinus GmbH“ 24106 Kiel, Steenbeker Weg 25-33 Orthopädie und Unfallchirurgie 04.09.2014 Dr. med. Meike Oesselmann - vierteltags - „MVZ Lubinus GmbH“ 24106 Kiel, Steenbeker Weg 25-33 Orthopädie 01.12.2015 Dr. med. Herbert Heeckt - vierteltags - Dr. med. Manuela Schamong, Dr. med. Matthias Böhm 24161 Altenholz, Ostpreußenplatz 6 Allgemeinmedizin 04.01.2016 Dr. med. Dania Böhm - vierteltags - Dr. med. Farzaneh Wienegge 21509 Glinde, Markt 1 Allgemeinmedizin 12.11.2015 Dr. med. Evelyn Böse dreivierteltags - „MVZ Blücherplatz“ 24105 Kiel, Blücherplatz 11 Allgemeinmedizin 01.01.2016 Dr. med. Olav Schaefer - ganztags - KV-bereichsübergreifende BAG „K. Kuteifan und Kollegen“ 22927 Großhansdorf, Lurup 2 Anästhesiologie 15.11.2015 Dr. med. Rainer Beckmann - halbtags - KV-bereichsübergreifende BAG „K. Kuteifan und Kollegen“ 22927 Großhansdorf, Lurup 2 Anästhesiologie 15.11.2015 Lutz Schoeneich - halbtags - Sven Claßen 24119 Kronshagen, Hasselkamp 74 Innere Medizin/ hausärztlich 01.01.2016 Dr. med. Hans BachmannLepper - ganztags- Gertraud Dürkop, Beate Radtke, Dr. med. Bertram Reimann 22946 Trittau, Rausdorfer Straße 50 Allgemeinmedizin 15.11.2015 Dr. med. Inga Hultsch - dreivierteltags - Annett Barth, Herr Christian Kraus 24610 Trappenkamp, Goethestraße 2 Allgemeinmedizin 16.11.2015 Sebastian Eschrich - ganztags - Dr. med. Reiner Bodecker, Dr. med. Jens Christiansen Silke Pohl-Wegener 21465 Reinbek, Am Rosenplatz 3 Allgemeinmedizin 01.01.2016 Dr. med. Heike Banger - ganztags - „MVZ Paracelsus GbR“ 23560 Lübeck, Niendorfer Straße 65 Allgemeinmedizin 01.12.2015 Susanne Hattich - dreivierteltags - Gerhard Leinz 24103 Kiel, Wilhelminenstraße 28 Psychologische Psychotherapeutin 01.01.2016 Dipl.Psych. Sylvia Hagemann - halbtags - 4 4 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 BAG Katzbach, Klaiber, Schäfer 23552 Lübeck, Schüsselbuden 30-32 Hals-NasenOhrenheilkunde 01.11.2015 Dr. med. Katja PawolofskyTroch - ganztags - Dr. med. Christa Maria Haas 21509 Glinde, Markt 16 Frauenheilkunde 01.01.2016 Dr. med. Wolfgang Seebach - halbtags - BAG Kotter & Boehlke 24937 Flensburg, Westerallee 8 Frauenheilkunde 01.01.2016 Jürgen Wacker - halbtags - Ulrike Mastoras Dr. med. Edelgard Schumacher-Egbers 24226 Heikendorf, Teichtor 19/ Am Herrkamp 2 Frauenheilkunde 01.01.2016 Dr. med. Antje Wild -halbtags- Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME FACHGRUPPE VON NACH DATUM Werner Kraut prakt. Arzt 24582 Bordesholm, Holstenstraße 29 24582 Bordesholm, Kieler Straße 2 01.01.2016 Gertraud Dürkop Innere Medizin/ hausärztlich 22946 Trittau, Rausdorfer Straße 50 22946 Trittau, Poststraße 27-29 01.02.2016 Beate Radtke Innere Medizin/ hausärztlich 22946 Trittau, Rausdorfer Straße 50 22946 Trittau, Poststraße 27-29 01.02.2016 Dr. med. Bertram Reimann Innere Medizin/ hausärztlich 22946 Trittau, Rausdorfer Straße 50 22946 Trittau, Poststraße 27-29 01.02.2016 Dipl.-Psych. Rudi Gebhardt Psychologischer Psychotherapeut 25794 Pahlen, Mühlenkamp 17g 25788 Wallen, Dorfstraße 7 04.01.2016 Heike Gutbrodt Psychiatrie und Psychotherapie/ ausschließlich psychotherapeutisch tätig 24943 Flensburg, Fruerlunder Straße 52 24937 Flensburg, Holm 49 20.11.2015 Dipl.-Psych. Andreas Sellmeyer Psychologischer Psychotherapeut 23558 Lübeck, Lindenstraße 23a 23554 Lübeck, Fackenburger Allee 96 04.01.2016 Dr. phil. Dipl.-Psych. Andrea SchmittStögbauer Psychologische Psychotherapeutin 23558 Lübeck, Lindenstraße 23a 23554 Lübeck, Fackenburger Allee 96 04.01.2016 Dipl.-Psych. Norbert Maack Psychologischer Psychotherapeut 25899 Niebüll, Schmiedestraße 11 25899 Niebüll, Karl-Friedrich-Straße 3 01.01.2016 Dipl.-Psych. Katja Wilkens Psychologische Psychotherapeutin 24105 Kiel, Blücherstraße 14 24103 Kiel, Sophienblatt 19 04.01.2016 Dipl.-Heilpäd. Telse Lüthje Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin 24103 Kiel, Dreiecksplatz 2 24148 Kiel, Timkestraße 41 01.02.2016 Dr. med. Tim Hendric Hümme Radiologie 23552 Lübeck, Mengstraße 66-70 23701 Eutin, Hospitalstraße 22 01.01.2016 Bekanntmachung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein: Änderung der Wahlordnung der KVSH Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat in ihrer Sitzung am 18. November 2015 die Wahlordnung der KVSH geändert. Die Veröffentlichung erfolgt im Internet unter www.kvsh.de Praxis Rechtsquellen. Auf Anforderung wird der Text der Bekanntmachung im Einzelfall in Papierform zur Verfügung gestellt. Formularausgabe, Fax 04551 883 209. Anzeigen Stellenanzeigen Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) berät Kranken- und Pflegekassen in allen sozialmedizinischen und pflegefachlichen Fragen. Dafür brauchen wir fachkompetente Unterstützung! Verstärken Sie unser Ärzteteam an unseren Standorten Hamburg, Lübeck oder Kiel als ärztliche Gutachterin/ ärztlicher Gutachter Wir bieten Ihnen als Alternative zur Klinik oder Praxis eine interessante und zukunftsorientierte Begutachtungs- und Beratungstätigkeit als unabhängige/r Sachverständige/r mit der Sicherheit eines Arbeitsplatzes im öffentlichen Dienst. Wir wünschen uns von Ihnen mehrjährige (vorzugsweise fachärztliche) Erfahrung in Klinik und/oder Praxis sowie aktuelle und fundierte medizinische Fachkenntnisse. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Alle weiteren Informationen zu dieser Ausschreibung finden Sie auf unserer Website ⇢ Stellenangebote ⇢ offene Stellen. Bei Fragen steht Ihnen die von uns beauftragte Personalberatung MAP GmbH (Herr Möller, Telefon 040 28803634) für ein erstes vertrauliches Gespräch gern zur Verfügung. Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Nord Hammerbrookstraße 5 • 20097 Hamburg www.mdk-nord.de Suche Weiterbildungsassistent/in Allgemeinmedizin für große hausärztliche Praxis in Bargteheide ab 1.4.2016, für 6 Monate. Voll-oder Teilzeit für Allgemeinmedizin gesucht. Weiterbildungszeit 30 Monate. Dr. Jens Thomä, 04532 8392, jens.thomae@web.de Projensdorfer Str. 202 24106 Kiel www.arztpraxis-projensdorf.de Weiterbildungsassistent/in Dr. Karin Jatzkewitz Internistin - Palliativmedizin Akupunktur - TCM Das Norddeutsche Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche ist eine Klinik in Trägerschaft des DRK-Landesverbandes Schleswig-Holstein e.V. und bietet eine hochspezialisierte Behandlung für epilepsiekranke Kinder und Jugendliche. Zum nächstmöglichen Termin suchen wir Ärztinnen/Ärzte für den nächtlichen Bereitschaftsdienst (16.30 – 08.00 Uhr) und für den Bereitschaftsdienst am Wochenende (Freitag, 16.30 Uhr – Samstag, 09.00 Uhr/Samstag, 09.00 Uhr – Sonntag, 09.00 Uhr sowie Sonntag, 09.00 Uhr – Montag, 09.00 Uhr) auf Honorarbasis oder als geringfügig Beschäftigte. Ihr Profil: • Erfahrung in der Pädiatrie, fundierte allgemeinpädiatrische Kenntnisse • Erfahrung in der Behandlung von pädiatrischen Notfällen, u. a. epileptische Anfälle/Status epilepticus • Erfahrung in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Epilepsie Bei Rückfragen stehen Ihnen unsere Leitende Ärztin Frau Dr. von Spiczak (04307-909-200) sowie unsere Pflegedienstleiterin Frau Zyzik (04307-909-210) gern zur Verfügung. Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, richten Sie bitte Ihre schriftliche Bewerbung, gern auch per E-Mail, an: Norddeutsches Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche Henry-Dunant-Straße 6-10 24223 Schwentinental/Raisdorf Oder per E-Mail: a.zyzik@drk-sutz.de www.drk-sh.de Bitte beachten Sie unsere nächsten Anzeigenschlusstermine: Heft 02/2016: 20.01.16 Heft 03/2016: 22.02.16 Heft 04/2016: 21.03.16 Heft 05/2016: 20.04.16 Ihre Ansprechpartner: Stefanie Beinl Maxime Lichtenberger stefanie.beinl@atlas-verlag.de maxime.lichtenberger@atlas-verlag.de Tel.: +49 89 55 241 - 240 Tel.: +49 89 55 241 - 246 Anzeigen Stellenanzeigen WB-Assistent/in für Orthopädie/Unfallchirurgie gesucht Arthro-Clinic Hamburg www.arthro-clinic.de Wir sind eine orthopädisch-unfallchirurgische Gemeinschaftspraxis mit operativem Schwerpunkt und 2 angeschlossenen Kliniken. Wir suchen zur Verstärkung unseres Teams einen fortgeschrittenen WB-Assistenten/in für Orthopädie und Unfallchirurgie. WBE: 1 Jahr Praxis, 3 Jahre Klinik (1 Jahr Basis WB Chirurgie und 2 Jahre WB O/UCH). Bewerbung bitte an praxis@arthro-clinic.de oder Arthro Clinic Hamburg, z.Hd. Dr. Jensen, Rahlstedter Bahnhofstraße 7a, 22143 Hamburg Karriereplanung ist Lebensplanung. Das Klinikum Itzehoe ist eines der größten Krankenhäuser in Schleswig-Holstein und Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg. Unseren Patienten bieten wir innovative medizinische Versorgung auf hohem Niveau und individuelle Pflege nach neuesten Standards. Als Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern sind wir effizient und zukunftsorientiert aufgestellt. Wirtschaftlicher Erfolg bestätigt unsere Arbeit. Wir sind Mitglied des Krankenhausverbundes 6K mit über 10.000 Mitarbeitern. Unseren Beschäftigten bieten wir eine gesunde Basis für ihre Karriere- und Lebensplanung in einem attraktiven Umfeld mit hoher Lebensqualität in der Metropolregion Hamburg. Für unser Zentrum für Psychosoziale Medizin suchen wir in Volloder Teilzeit jeweils eine/n Hausärztliche Gemeinschaftspraxis mit diabetologischem Schwerpunkt sucht in 2016/2017 Nachfolger/-in für aus Altersgründen ausscheidenden Partner. Wir suchen eine Hausärztin/Hausarzt mit diabetologischer Qualifikation oder Interesse. Unser Praxisprofil: 3 Partner, 1 angestellte Ärztin, 1 WBA, qualifiziertes MfA-Team mit 6 Mitarbeiterinnen und Diabetesberaterin, Arbeit als Teampraxis, inhaltlich orientiert an evidenzbasierter, aber auch akzeptierender Medizin, Lehrpraxis der MHH. Kontakt: Gemeinschaftspraxis Schüttenriehe · J.Biesewig/C.Godt/A.Zallmann An der Schüttenriehe 18 · 28259 Bremen Tel.: 0421-583511 · Mail: praxisschuettenriehe@gmx.de Bitte beachten Sie unseren nächsten Anzeigeschluss: Heft 02/2016: 20.01.2016 Hinweis: Alle Anzeigen beruhen auf Angaben der Anzeigenkunden und werden nicht von der Redaktion geprüft. Verlag, Herausgeber und Redaktion können keine Gewähr dafür übernehmen, dass die Angaben – auch zu den Weiterbildungsbefugnissen – korrekt sind. Unter www.aeksh.de finden Sie die aktuellen Listen der weiterbildungsbefugten Ärztinnen und Ärzte in Schleswig-Holstein. Entsprechende Beschwerden über unrichtige Angaben, insbesondere zu falschen Aussagen hinsichtlich der Weiterbildungsbefugnis, können nach den berufsrechtlichen Vorschriften verfolgt werden. » Fachärztin/Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie bzw. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und eine/n » Assistenzärztin/Assistenzarzt für die Dauer der Weiterbildung Wir erwarten von Ihnen: - Selbstständiges Arbeiten im Team mit ärztlichen Kollegen und anderen Berufsgruppen unter Supervision - Psychotherapeutische Betreuung von Patientengruppen - Engagement für die Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Störungen - Aufgeschlossenheit und Interesse an der eigenen Weiterentwicklung Wir bieten Ihnen: - Die vollständige Weiterbildung im Fachgebiet einschließlich des neurologischen Pflichtjahres – darüber hinaus eine 18-monatige Weiterbildungsberechtigung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie - Die Mitarbeit an einem innovativen Modellprojekt zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung in der Region - Die vollständige Übernahme aller Kosten für die Weiterbildung (intern und extern) - Einen Montessori-Kindergarten auf dem Klinikgelände und eine sehr gute Anbindung an Hamburg Für erste Fragen steht Ihnen Herr Prof. Deister, Chefarzt der Klinik, unter der Telefonnummer 04821 772-2800 gerne zur Verfügung. Schwer behinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei gleicher Qualifikation und Eignung vorrangig berücksichtigt. Bitte richten Sie Ihre Bewerbung, gern per E-Mail, an: Klinikum Itzehoe Personalmanagement Robert-Koch-Str. 2 25524 Itzehoe personalmanagement@ kh-itzehoe.de Weitere Informationen über unser Unternehmen finden Sie unter: www.klinikum-itzehoe.de/karriere Auf eventuelle zivilrechtliche Folgen, wie Schadensersatzansprüche, wird hingewiesen. Gewerbliche Anzeigen stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Die Redaktion atlas Verlag - Anzeigen per E-Mail an: kleinanzeigen-sh@atlas-verlag.de Anzeigen Stellenanzeigen Wir suchen für unseren Bereich Gesundheitsamt, Abteilung Gesundheitsschutz (Sachgebiet Infektionsschutz, Tuberkulose, Hafendienste) zum nächstmöglichen Zeitpunkt für ein unbefristetes Arbeitsverhältnis in Vollzeit (Teilzeittätigkeit ist nach Absprache möglich) eine / einen Stadtärztin / Stadtarzt Aufgabenschwerpunkte • • • • Prävention, Früherkennung und Bekämpfung von übertragbaren Erkrankungen mit einem Schwerpunkt auf Tuberkulose, impfpräventablen Erkrankungen und multiresistenten Erregern bei Asylbewerber/innen und Flüchtlingen Infektionshygienische Überwachung von Einrichtungen des Gesundheitswesens Anteilige Mitarbeit an weiteren ärztlichen Aufgaben des Teams Teilnahme am ärztlichen Rufbereitschaftsdienst mit Aufgaben nach dem Infektionsschutzgesetz und dem Psychisch-Kranken-Gesetz Anforderungsprofil • • • • • • Approbation als Ärztin / Arzt Erfahrung in einem einschlägigen medizinischen Fachgebiet oder entsprechende andere klinische Berufserfahrung. Eine mindestens zweijährige Berufserfahrung, ggf. auch eine einschlägige Facharztqualifikation, ist erwünscht, aber nicht Voraussetzung. Psychische Belastbarkeit, Flexibilität sowie organisatorisches Geschick und Verständnis im Umgang mit Menschen in besonderen Lebenslagen Fähigkeit zu selbständigem Arbeiten bei gleichzeitiger Bereitschaft zur Teamarbeit sowie die Bereitschaft zur Einarbeitung in spezielle Fragen des Infektionsschutzes Dienstzeitgestaltung im Rahmen der flexibilisierten Arbeitszeiten nach den Erfordernissen der Aufgabenerledigung im Team Besitz der Fahrerlaubnis für PKW und die Bereitschaft zum Einsatz des privaten PKW für dienstliche Zwecke gegen Zahlung einer Entschädigung Die Eingruppierung kann bei Vorliegen der persönlichen und tariflichen Voraussetzungen bis in die Entgeltgruppe 15 TVöD erfolgen. Weiterhin besteht die Möglichkeit der Ausübung von Nebentätigkeiten. Qualifizierte Frauen werden ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben. Ausdrücklich begrüßen wir es, wenn sich Menschen mit Migrationshintergrund bei uns bewerben. Den vollständigen Ausschreibungstext finden Sie unter www.bekanntmachungen.luebeck.de/stellen und unter www.berufe-sh.de. Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen und vollständigen Unterlagen richten Sie bitte bis zum 05.02.2016 an die Hansestadt Lübeck - Der Bürgermeister Personal- und Organisationsservice Kennziffer 76 Fischstraße 2-6 23552 Lübeck E-mail: personal-und-organisationsservice@luebeck.de Bei fachbezogenen Fragen wenden Sie sich gerne an Herrn Dr. Cummerow Lübeck, Tel. 0451 / 122 – 5323, in personalwirtschaftlichen Angelegenheiten an Herrn Seelig, Tel. 0451 / 122 – 1159. Anzeigen Stellenanzeigen HELIOS Kliniken GmbH ______________________________________________________ Die Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH ist ein Schwerpunktkrankenhaus mit 664 Betten in verschiedenen Fachdisziplinen und Mitglied im 6K-Klinikverbund Schleswig-Holstein. Wir verfügen auch über ein medizinisches Versorgungszentrum, mehrere Ausbildungsstätten und einen Betriebskindergarten. Die Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH sucht einen Assistenzarzt (m/w) für die Geriatrische Klinik in Vollzeit Die Geriatrische Klinik der Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH verfügt über 90 vollstationäre und 20 teilstationäre Behandlungsplätze und versorgt jährlich mehr als 2000 Patienten aus einem breiten fachübergreifenden Spektrum geriatrischer Krankheitsbilder. Die Stelle ist geeignet für Ärzte/Ärztinnen in Weiterbildung oder Fachärzte/Fachärztinnen in den Gebieten Innere Medizin, Neurologie oder Allgemeinmedizin mit Interesse an Geriatrie und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team. Als Querschnittsfach bietet Geriatrie Weiterbildungsinhalte aus verschiedenen Fachbereichen, eine Mischung aus Akutmedizin und rehabilitativer Behandlung und die Möglichkeit zum Erwerb von Kenntnissen und Erfahrungen in der Diagnostik und Therapie multimorbider älterer Patienten einschließlich sozialmedizinischer Fragestellungen. Folgende Weiterbildungsermächtigungen liegen vor: Basisweiterbildung Innere Medizin – 24 Monate, Facharztkompetenz Innere Medizin – 12 Monate, Neurologie – 24 Monate, Zusatzweiterbildung Geriatrie und Physikalische Therapie. Wir bieten eine Vergütung nach TV-Ärzte/VKA. Für nähere Auskünfte steht Ihnen die Chefärztin der Geriatrischen Klinik, Dr. Martina Thieves, unter Telefon 0431 1697 8101 gerne zur Verfügung. Ihre Bewerbung richten Sie bitte bis zum 29.01.2016 an: Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH Abteilung Personal & Recht Frau Susanne Kwintus Chemnitzstr. 33· 24116 Kiel susanne.kwintus@krankenhaus-kiel.de www.krankenhaus-kiel.de Ein Unternehmen der Landeshauptstadt Kiel Das HELIOS Agnes Karll Krankenhaus in Bad Schwartau ist ein Belegkrankenhaus mit elf Fachrichtungen und 100 aufgestellten Betten in sehr persönlicher Atmosphäre. Wir suchen zum nächstmöglichen Termin Belegärztinnen/-ärzte für folgende Fachgebiete: - Allgemein-und Viszeralchirurgie Orthopädie & Unfallchirurgie Frauenheilkunde Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Innere Medizin Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Neurochirurgie Plastische & Ästhetische Chirurgie/Handchirurgie - Urologie - Schmerztherapie und - Zahnmedizin Diese Ausschreibung erfolgt gemäß § 103 Abs. 7 SGB V. Falls ein Belegarztvertrag mit einem im Planungsbereich niedergelassenen Vertragsarzt nicht zustande kommt, kann der Krankenhausträger mit einem nicht niedergelassenen geeigneten Arzt einen Belegarztvertrag abschließen. Dieser ermöglicht eine auf die Dauer der belegärztlichen Tätigkeit beschränkte Zulassung. Anfragen oder schriftliche Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen richten Sie bitte an das HELIOS Agnes Karll Krankenhaus Bad Schwartau z. Hd. Herrn Michael Nowotny - Geschäftsführung Am Hochkamp 21 * 23611 Bad Schwartau Telefon: (0451) 2007-151 michael.nowotny@helios-kliniken.de Die Fachklinik Bokholt (Träger: therapiehilfe e.v.) liegt nördlich von Hamburg zwischen Elmshorn und Barmstedt. Behandlungsschwerpunkte sind Drogenentzug und Kurzzeitreha. Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n Assistenzärztin/Assistenzarzt Das Hausärztliche Zentrum am Alten Markt in Kiel sucht ab 01.02.2016 FA/FÄ für Allgemeinmedizin oder hausärztliche/n Internisten/in zur Anstellung für mindestens 20 - 25 Wochenstunden, eine Zulassung ist vorhanden weitere Infos unter: www.hausaerzte-altermarkt.de, E-Mail: drleybold@t-online.de (mit 20 Std. Wochenarbeitszeit) für die Mitarbeit in unseren Entzugsabteilung & eine/n Fachärztin/Facharzt (mit 25 Std. Wochenarbeitszeit) für die geplante Substitutionsambulanz in Elmshorn Weitere Informationen zu den vakanten Stellen finden Sie unter: www.fachklinik-bokholt.de Anzeigen Stellenanzeigen Verschiedenes AMT ist AB SOFORT: HELIOS Klinik Kiel Die HELIOS Klinik Kiel sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt niedergelassene Fachärztinnen/-ärzte der nachstehenden Fachrichtungen zur belegärztlichen Tätigkeit: Chirurgie Orthopädie Neurochirurgie Urologie Gynäkologie Ihr autorisierter SIEMENS Fachhändler vor Ort HNO-Heilkunde Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie BERATUNG · KAUF · SERVICE · FINANZIERUNG Wir sind Ihr neuer Ansprechpartner für alle Fragen rund um Ihr Die Ausschreibung erfolgt gemäß § 103 Abs. 7 SGB V. HELIOS Klinik Kiel Hamburger Chaussee 77 24113 Kiel SIEMENS Ultraschallsystem. Telefon: (0431) 7206-306 Telefax: (04352) 8072-937 E-Mail: uta.rudloff@helios-kliniken.de www.helios-kliniken.de/kiel AMT Abken Medizintechnik GmbH · Langenharmer Weg 219 · 22844 Norderstedt Tel. 040 - 180 10 282 · info@amt-abken.de · www.amt-abken.de Wir suchen für unsere allgemeinärztliche & internistische Veranstaltungen Gemeinschaftspraxis eine/n Allgemeinarzt/-ärztin in Anstellung (spätere Praxisübernahme möglich) Dr. Karin Jatzkewitz Internistin - Palliativmedizin - Akupunktur - TCM Projensdorfer Str. 202 24106 Kiel www.arztpraxis-projensdorf.de Zwischen Rendsburg und Eckernförde ... Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin oder Weiterbildungsassistent/in (zur späteren Assoziation) HINWEIS: Folgende Beilagen befinden sich in dieser Ausgabe: • Hamburger Sparkasse • Krankenhaus Tabea Hamburg • Universitäres Herzzentrum Lübeck atlas Verlag - Anzeigen per E-Mail an: kleinanzeigen-sh@atlas-verlag.de für Voll- oder Teilzeittätigkeit in Hausarztpraxis gesucht. Anstellung oder Gemeinschaft - beides ist denkbar Dr. Matthias Eppel, Bahnhofstr. 17, 24811 Owschlag info@praxis-owschlag.de · www.praxis-owschlag.de Stellengesuche Erfahrener Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie möchte sich zum 01.06.2016 (nähe Kiel, Radius ca. 70 Km) verändern. Schwerpunkt der eigenen Arbeit ist das psychosomatische/ psychotherapeutische Arbeiten bei affektiven Störungen. Telefon: 0151/22902483 Fachberater ür n f s t rte p e bili tä x n i E ge us P la rü f un -p IIhre Spezialisten für alle Rechtsfragen im Gesundheitswesen Gesundheitswesen! Insbesondere Beratung für - Ärzte | Zahnärzte - Apotheken - Krankenhausträger - Berufsverbände - Sonstige Unternehmen im Gesundheitswesen Vom Arbeitsrecht bis zur Zulassung – unsere Kanzlei steht für persönliche, individuelle und zielgerichtete Rechtsberatung und Vertretung. Erfahren Sie mehr über unser umfassendes Leistungsportfolio unter Praxisrecht.de oder vereinbaren Sie einen persönlichen Termin. Kanzlei Hamburg Rechtsanwälte & Fachanwälte für Medizinrecht | Steuerrecht | Arbeitsrecht Lokstedter Steindamm 35 22529 Hamburg fon +49 (0) 40 – 2390876-0 e-mail hamburg@praxisrecht.de 5 0 // T E L E F O N V E R Z E I C H N I S / I M P R E S S U M JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1 K O N TA K T Z U R Ä R Z T E K A M M E R Ärztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 8-12 23795 Bad Segeberg Telefon 04551 803 0 Fax 04551 803 101 info@aeksh.de www.aeksh.de IMPRESSUM Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein V. i. S. d. P.: Dr. Franz Joseph Bartmann Die Redaktion gehört zur Abteilung Kommunikation der Ärztekammer Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.), Katja Willers, Anne Mey, Telefon 04551 803 273, -274 Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Martin Williamson, Prof. Hanna Kaduszkie wicz, Dr. Uta Kunze, Prof. Elke Muhl, Esther Geißlinger, Horst Kreussler, Ioana Klopf, Dr. Svante Gehring, Katrin Klewitz, Christoph Weiß-Becker, Prof. Klaus-Dieter Kolenda, Kerstin Kols Zuschriften redaktioneller Art bitte an: Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, aerzteblatt@aeksh.de Druck und Vertrieb: SDV Direct World GmbH, Tharandter Straße 23-35, 01159 Dresden Anzeigenmarketing und -verwaltung: atlas Verlag GmbH, Flößergasse 4, 81369 München Telefon 089 55 241 0 Fax 089 55 241 244 Geschäftsführung: Christian Artopé Anzeigenleitung: Stefanie Beinl Telefon 089 55 241 240 Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2016 gültig. Herstellung: Ärztekammer Schleswig-Holstein Die Zeitschrift erscheint elf Mal im Jahr jeweils zum 15. des Monats. Die Zeitschrift wird von allen Ärzten in Schleswig-Holstein im Rahmen ihrer Mitgliedschaft zur Ärztekammer bezogen. Der Bezugspreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Die Beiträge geben die Auffassung der namentlich genannten Autoren, nicht zwingend die der Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingereichte Beiträge werden keine Honorare bezahlt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, über die Veröffentlichung, die Gestaltung und ggf. redaktionelle Änderungen von Beiträgen zu entscheiden. Dies betrifft auch Leserbriefe. Die Redaktion freut sich über unverlangt eingesandte Manuskripte und bittet um Verständnis, dass umfangreiche Arbeiten aufgrund des redaktionellen Konzepts nicht berücksichtigt werden können. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form eines Wortes genutzt wird, ist hiermit auch die weibliche Form gemeint. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung strafbar. Vorstand Dr. Franz Bartmann (Präsident) Dr. Henrik Herrmann (Vizepräsident) Dr. Gisa Andresen Dr. Svante Gehring Petra Imme Dr. Thomas Schang Dr. Christian Sellschopp Telefon 04551 803 206 Fax 04551 803 201 vorstand@aeksh.de Geschäftsführung Dr. Carsten Leffmann (Ärztl. Geschäftsführer) Telefon 04551 803 206 Fax 04551 803 201 Karsten Brandstetter (Kaufm. 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Medizinrecht RA Jan Dischinger Fachanwalt f. Medizinrecht RAin Sabine Barth Rechtsanwälte Barth u. Dischinger Kanzlei für Medizinrecht Partnerschaft Holtenauer Straße 94 24105 Kiel Tel.: 0431-564433 Richard-Wagner-Straße 6 23556 Lübeck Tel.: 0451- 4841414 Fachanwältin f. Familienrecht Ihre fachlich kompetenten Ansprechpartner: Anette Hoffmann-Poeppel - Steuerberaterin Horst Stingl - Steuerberater Am Dörpsdiek 2 24109 Kiel / Melsdorf Tel. 0 43 40 / 40 70 0 www.stingl-scheinpflug.de info@stingl-scheinpflug.de info @ medrechtpartner.de www. medrechtpartner.de Bei allen rechtlichen Fragen rund um Ihre Arztpraxis, z.B. Praxisgründung, Kooperationen (PraxisG, BAG, MVZ), Abgabe oder Kauf von Arztpraxen, Honorar, Berufsrecht, Arbeitsrecht: Sprechen Sie uns gerne an ! 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