Ausgabe herunterladen - Ärztekammer Schleswig
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Bad Segeberg, 63. Jahrgang NR. 12 | Dezember 2010 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Gesundheit an der Grenze Dänen und Deutsche versorgen im Duett Seite 14 weitere themen in diesem heft Ein Gesundheitskonto mit Solidargutschrift Seite 24 Chirurgen werben um Nachwuchs Seite 28 Zwangssterilisationen in der NS-Zeit Seite 64 (Foto: ©iStockphoto.com) Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Mitglieder der Ärztekammer Schleswig-Holstein, zusammen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle, der Akademie für Fort- und Weiterbildung und des Edmund-Christiani-Seminars wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben eine schöne Adventszeit, fröhliche Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr. Mit den besten Grüßen aus Bad Segeberg Ihre Dr. med. Carsten Leffmann Hauptgeschäftsführer 2 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Karsten Brandstetter Kaufmännischer Geschäftsführer SEITE 3 Und das nicht nur zur Weihnachtszeit Wenn der Postbote von Tag zu Tag immer später seine tägliche Runde beendet, ist das meist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Weihnachten naht. Zu keiner Zeit des Jahres wird soviel Post versendet wie zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. Der Absender signalisiert damit Aufmerksamkeit und Zuwendung. Mancher Empfänger nimmt sich dann jedes Jahr aufs Neue vor, spätestens im nächsten Jahr den Versender in die Liste der obligat zu Bedenkenden aufzunehmen. Die Zeiten allerdings, in denen ausbleibende Weihnachtspost als Zeichen eines bewussten Affronts, ja als Signal zur drohenden Enterbung gedeutet werden konnte, scheinen passée. Dies hat wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass individuelle Weihnachtsgrüße in der Flut kommerziell motivierter und industriell vorgefertigter Standardpost unterzugehen drohen. Ähnliches gilt für die zunehmende Zahl an Postwurfsendungen, in denen selbst ernannte oder tatsächliche Hilfsorganisationen zu Spenden aufrufen. Leider leiden darunter vor allem die ganzjährig aktiven Organisationen, die bisher mit dem „Weihnachtsgeschäft“ einen gehörigen Teil ihres Jahresetats abdecken konnten und mussten, wie beispielsweise die Kinderhilfsorganisation Unicef. Einen wahren Boom dagegen erleben in den letzten Jahren regionale Aktivitäten von Tageszeitungen, Unternehmen oder zum Beispiel Tafeln, die mit Sach- und Geldspenden denjenigen zu Weihnachten ein Symbol der Solidarität zukommen lassen, die solches für den Rest des Jahres meist bitter vermissen. Not gemeinsam und nachhaltig lindern erfordert jedoch ein Engagement über die emotional aufgeladene Weihnachtszeit hinaus. Freiwillig und nicht nur durch staatliche Umverteilung andere am eigenen Wohlstand teilhaben zu lassen ist das höchste Maß und ein höchster Maßstab für gelebte Solidarität. Wir haben in der Vergangenheit bereits mehrfach über das Modell „Praxis ohne Grenzen“ berichtet, bei dem in Bad Segeberg nicht versicherte hilfsbedürftige Patienten unentgeltlich behandelt werden können. Zwischenzeitlich sind landes- und bundesweit ähnlich arbeitende Initiativen bekannt geworden (S. 34). Einerseits ist dies natürlich eine gute Sache, andererseits bedeutet es aber auch, dass die Schmidtschen Lobgesänge angesichts ihrer letzten Jahrhundertreform - „... endlich kein Mensch mehr in Deutschland ohne Krankenversicherung ...“ - nichts waren als ein schönes (Weihnachts-)Märchen. Genauso unwahrscheinlich ist auch das Eintreten einer von Sozialvisionären immer wieder propagierten gerechten Lastenverteilung bei der Finanzierung unseres Gesundheitssystems. Diese hat es nie wirklich gegeben und wird es in der Zukunft erst recht nicht geben können. Aber wenn schon nicht gerecht, dann wenigstens transparent und damit für jeden nachvollziehbar. Ob das jetzt von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Institut für Mikrodaten-Analyse vorgestellte Projekt „Gesundheitskonto mit Solidargutschrift“ (S. 24) diesem Anspruch gerecht werden könnte, ist ohne praktische Erfahrung schwer zu beurteilen. Der bekannte Teufel steckt dann manchmal wirklich erst im Detail. Den Versuch im Rahmen eines Modellprojektes ist es in jedem Fall wert. Ihnen, Ihrer Familie und allen Anvertrauten wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz-Joseph Bartmann Präsident Ausgabe 12 | Dezember 2010 3 Inhalt 38 Kiel: Wolfgang Zöller auf dem Parlamentarischen Abend der KV. 79 Greifswald: Eine Tumorpatientin nach PDT-Therapie in der Uniklinik. seite 3 nachrichten in kürze 06 Ärzteblatt früher im Internet lesen........................... 06 Begabtenförderung berufliche Bildung.................. 06 Dithmarscher Ärzte bei Rösler................................. 06 Sieben Zentren in Heide.......................................... 07 AOZ in Schleswig..................................................... 07 Arzt und Schriftsteller zugleich............................... 08 Center for Healthcare Management........................ 08 Klinikum spendet Betten für Chile........................... 08 Neues Entgeltsystem für die Psychiatrie................ 09 Krankenpfleger zu Unrecht fristlos entlassen......... 09 Neue Rettungsfahrzeuge für Schleswig-Holstein...10 Großer Andrang bei Kardiologentagung................ 11 Beschäftigtenzahl in den Kliniken steigt kaum noch.11 Heilmittel in Milliardenhöhe verordnet.................... 11 Dialog 12 Waack: Ärztesuizide und Depressionen................. 12 Leinz: Ambulantes System ohne Lobby................. 13 Titelthema 14 Cross-Border-Projekte zwischen Deutschland und Dänemark................................................................. 14 Schleswig-Holstein 18 Eingetragene Lebenspartner sollen gleichgestellt werden...................................................................... 18 4 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 32 Bad Segeberg: Prof. Nelson Annunciato zum Thema Frühförderung. Rückblick auf das Gesundheitsjahr im Norden...... 22 Ein Gesundheitskonto für jeden Versicherten mit Solidargutschrift................................................. 24 Warum ein Stau in der Lieferkette Übergewicht auslösen kann.......................................................... 26 Chirurgen werben um Nachwuchs.......................... 28 Pflegekräfte als gleichwertige Partner.................... 29 Engagement für Organspenden in Reinbek........... 30 Das WKK Heide bemüht sich um mexikanische Ärzte für das PJ........................................................ 31 Frühförderung stößt auf großes fachübergreifendes Interesse................................................ 32 Hilfsprojekt mit hoher Resonanz............................. 34 Gesundheitsberufe im Norden sollen künftig besser kooperieren.................................................. 36 Das WKK Brunsbüttel setzt auf einen vierbeinigen Azubi......................................................................... 37 Ohne Repressalien über Fehler sprechen dürfen... 38 Lange Fahrtstrecken erschweren die Versorgung auf dem Land............................................................ 39 „Wir sollten wieder ein kleines gallisches Dorf werden“..................................................................... 40 Manche Landärzte erreicht das Honorarplus noch immer nicht..................................................... 42 Verdienstvolle Bürgerkonferenz, aber auch Risiken in der Debatte.............................................. 44 Der Trend zu großen Verbünden bei den Orthopäden hält an............................................................ 45 Inhalt „Wir brauchen sofort eine gezielte Zuwanderung von Ärzten aus NichtEU-Ländern. Wenn sich an der Situation nichts ändert, werden Krankenhäuser im Land geschlossen.“ WKK-Chef Harald Stender zur Personalsituation in den Krankenhäusern 31 Die Chirurgen werben um den ärztlichen Nachwuchs. Mit einer Veranstaltung in Lübeck sprach der Berufsverband Medizinstudenten an. 28 Personalia 46 Geburtstage und Verstorbene................................. 46 NAV-Virchow-Bund ordnet Bundesspitze neu........ 47 Ärztlicher Direktor in Kiel bestätigt.......................... 47 Journalist als Ehrenpräsident.................................. 47 Katholischer Seelsorger hat Arbeit aufgenommen... 48 Dr. Hellmut Koch ist tot............................................ 48 Neuer Präsident der Geriater................................... 48 Ärztetrio statt Chefarzt............................................. 49 Wechsel am Asklepios Westklinikum Hamburg..... 49 Mitteilungen des ECS 50 Medizin und Wissenschaft 51 Eingriffe ohne Schädigung von Muskulatur und Nerven...................................................................... 51 Eine Herausforderung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit...................................................... 52 Endoprothesenregister soll zu höherer Sicherheit beitragen................................................................... 58 Update zum Impfschutz bei Erwachsenen............. 60 Fortbildungen 62 GEsundheits- und Sozialpolitik 64 „Der Schwachsinn überhaupt (muß) ausgemerzt werden“..................................................................... 64 Wie sind sie so geworden? Über den Film „Wenn Ärzte töten“................................................... 70 Kassen wollen Patienten steuern............................ 71 Kontroverse um Bachelor und Master in der Medizin........................................................................... 72 Private Krankenversicherungen mit einem „robusten Wachstum“.............................................. 73 Mitteilungen der Akademie 74 Unsere Nachbarn 75 Akutkrankenhaus richtet sich auf steigende Zahl alter Patienten ein..................................................... 75 Forschung im Wissenschaftsjahr 2011................... 76 Schnell verfügbar und wirksam: Das „Therapeutikum Sport“..................................... 77 Viele Patienten kennen das Risiko nach einem Herzinfarkt nicht....................................................... 78 Uni Greifswald bekämpft Tumore im Gallengang...79 Misshandlungen werden auch ohne Anzeige dokumentiert............................................................ 80 Die Integrationsversorgung hat sich fest etabliert... 81 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung 82 Anzeigen 86 telefonverzeichnis 97 (Titelbild: ©iStockphoto.com) (Fotos: Wilder/UKG/SH/BDC) Ausgabe 12 | Dezember 2010 5 Nachrichten in Kürze Ärzteblatt früher im Internet lesen Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt bietet seinen Lesern im Internet unter www.aeksh.de den kompletten Umfang des Heftes schon vor Veröffentlichung der Printausgabe. In der Regel können Ärzte das Heft plus einige Zusatzinformationen rund fünf Tage vor Erscheinen des Ärzteblattes zur Monatsmitte auf der Homepage der Ärztekammer Schleswig-Holstein einsehen. Viele Leser nutzen diesen Service, um sich etwa über die Fortbildungen, die uns erst nach Redaktionsschluss gemeldet wurden, zu informieren. Ein weiterer Pluspunkt der On- line-Version sind zusätzliche Quellenangaben und ein zum Teil umfangreicherer Tabellenteil zu Artikeln, die in diesem Umfang in der Printversion des Ärzteblattes nicht abgebildet werden können. Beliebt ist die Online-Version u.a. bei stellensuchenden Ärzten, da auch der Anzeigenteil auf der Homepage schon vor Auslieferung der Printausgabe enthalten ist. Wer sich für ältere Ausgaben interessiert, kann die Ärzteblätter bis zum Jahr 2000 digitalisiert nachverfolgen und sich über eine Stichwortsuche gezielt über einzelne Themen informieren. (Red) Begabtenförderung berufliche Bildung Das Förderprogramm der Bundesregierung „Begabtenförderung berufliche Bildung“ richtet sich an junge Menschen aus Betrieben, Praxen und Krankenhäusern, die ihre Abschlussprüfung mit der Note 1,9 oder besser bestanden haben. Interessierte können sich bei der „Zuständigen Stelle MFA/OTA“ für ein Weiterbildungsstipendium bewerben. Bei Aufnahme in das Förderprogramm erhalten die Stipendiaten innerhalb von drei Jahren eine maximale Fördersumme von 5.100 Euro, wobei der Ei- genanteil höchstens 180 Euro pro Jahr beträgt. Das Weiterbildungsstipendium kann für fachbezogene und fachübergreifende Kurse und Lehrgänge, berufsbegleitende Studiengänge oder für persönlichkeitsbildende Seminare verwendet werden. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar 2011. Kontakt: Ärztekammer Schleswig-Holstein, Zuständige Stelle MFA/OTA, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, Tel. 04551/803-135, Fax 04551/803-234, E-Mail medizinischeassistenzberufe@aeksh.org Dithmarscher Ärzte bei Rösler Der Praxisverbund der Haus- und Fachärzte in Schleswig-Holstein war zu einem Informationsgespräch bei Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler in Berlin. Rösler nahm sich über eine Stunde Zeit, um mit dem Albersdorfer Allgemeinmediziner Dr. Thomas Klink und dem Kinder- und Jugendarzt Dr. Bernd Grunwald aus Heide über die Aktivitäten des Praxisverbundes zu sprechen. Dieser engagiert sich etwa gegen die drohende Beeinträchtigung der Patientenversorgung in ländlichen Gebieten wie Dithmarschen und für den Erhalt der ambulanten Versorgungsstruktur durch niedergelassene Ärzte. Die Ärzte berichteten anschließend von einer freundlichen und entspannten Gesprächsatmosphäre. „Der Minister zeigte ein deutliches Interesse, sich außer von den Berufsverbänden auch bei den Ärzten der sogenannten Basisversorgung über die Probleme im ambulanten Versorgungsbereich zu informieren. So wurden nicht nur 6 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Themen der Budgetierung der Patientenversorgung, des drohenden Ärztemangels und Probleme bei der Versorgung im ambulanten sowie stationären Bereich, gerade auch in Flächenländern, erörtert, sondern auch Finanzierungsmöglichkeiten und Kooperationsmodelle für eine bessere und gerechtere Patientenversorgung diskutiert“, teilte der Praxisverbund anschließend mit. Als besonderes Anliegen schilderte Rösler die medizinische Prävention, weil die Zunahme ernährungsbedingter und psychischer Erkrankungen der Bevölkerung erhebliche Kosten verursacht. Die Ärzte konnten dem Minister auch regionale Besonderheiten der Versorgungslandschaft schildern. Sie machten einen „Konsens der wesentlichen gesundheitspolitischen Themen“ mit Rösler aus. Es sei angeregt worden, weitere Gespräche des Bundesgesundheitsministers mit den Ärzten der Basisversorgung zu pflegen. (PM/Red) Nachrichten in Kürze (Foto: WKK) Sieben Zentren in Heide In der jüngsten Krankenhausplanung des Landes ist dem Westküstenklinikum in allen sieben möglichen Schwerpunkten der Status eines „Zentrums“ zugesprochen worden. Das WKK ist damit neben dem UK S-H das nach eigenen Angaben einzige Schwerpunktkrankenhaus in Schleswig-Holstein, das entsprechend häufig mit diesem Status benannt wurde. „Die Landesregierung hat die qualitativ hochwertige Arbeit unserer Zentren nun auch offiziell anerkannt. Damit wurde dem Westküstenklinikum die hohe Kompetenz und Eignung zur überregionalen Schwerpunktversorgung der Bevölkerung im gesamten Land Schleswig-Holstein bestätigt“, sagte WKK-Geschäftsführer Harald Stender. Im Einzelnen erhielt das Klinikum in folgenden Fachbereichen die Zuordnung als Zentrum: Perinatalzentrum Level I (Versorgung von für Früh- und Neugeborene besonders bei Risikoschwangerschaften), Regionales Traumazentrum (Versorgung von Schwerverletzten), Onkologische Zentren (Versorgung von Krebspatienten), Palliativmedizinisches Zentrum (Versorgung von unheilbar kranken Patienten), Diabetologisches Zentrum (zur Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2), Dialysezentrum für die ambulante und stationäre/teilstationäre Versorgung. Im Bereich der Onkologischen Zentren arbeiten am Westküstenklinikum insgesamt drei Organzentren: das Holsteinische Brustzentrum, das Darmzentrum und in Kürze das Holsteinische Gynäkologische Krebszentrum. Im Krankenhausplan sind sieben Schwerpunkte bzw. Fachzentren bestimmt worden, die den Krankenhäusern zugeordnet werden können. Die dazu notwendigen Spezialisten und Techniken können und sollen jedoch nicht an allen Klinikstandorten im Land vorgehalten werden. Die Anerkennung der jeweiligen Krankenhäuser als Schwerpunkt oder Zentrum erfolgt durch eine Ausweisung im Krankenhausplan des Landes. (PM/Red) AOZ in Schleswig Das SCHLEI-Klinikum Schleswig MLK hat im November ein ambulantes Operationszentrum eröffnet. Die Klinik und die Kooperationspartner aus dem Anästhesie-Team Nord wollen Patienten, die ambulant operiert werden, lange Wartezeiten ersparen. Ärzte und Zahnärzte, die keinen eigenen Operationssaal in der Praxis haben, können ihre Patienten im ambulanten Operationszentrum operieren und die Narkosedienstleistung des Anästhesie-Teams Nord in Anspruch nehmen. Bislang arbeiten sieben Ärzte verschiedener Fachrichtungen im ambulanten Operationszentrum. Jens Möller, Facharzt für Anästhesie, organisiert den reibungslosen Ablauf gemeinsam mit Horst Zingler, OP-Manager des SCHLEI-Klinikums. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 7 Nachrichten in Kürze Arzt und Schriftsteller zugleich Wenn Ärzte zu Schriftstellern werden, ist ihr beruflicher Hintergrund meist in ihren Werken deutlich zu erkennen. Vielfach ergibt sich ein gutes Miteinander beider an sich so verschiedenen Gebiete, und der Leser profitiert von der genauen Erfahrung des Autors, aber auch vom menschlichen, ethischen Geist in einer Welt des Werteverlustes. Ein aktuelles Beispiel ist Jens Petersen aus Pinneberg (geb. 1976), heute als Assistenzarzt in der neurologischen Uni-Klinik Zürich tätig. Er las – neben dem österreichischen Psychiater und Romancier Dr. Paulus Hochgatterer – am 16. November im Hamburger Literaturhaus aus seinem noch nicht abgeschlossenen Roman „Bis dass der Tod“ und stand dem Literaturwissenschaftler Prof. Marc Föcking (Universität Hamburg) und dem NDRkulturModerator Stephan Lohr Rede und Antwort. Petersen hatte im Vorjahr in Österreich überraschend mit einem Kapitel aus seinem Romanmanuskript den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Er las in Hamburg eindringlich von einem kranken, hustenden Mann Alex, dessen Frau Nana gestorben war. Auf die Frage, ob ein Schriftsteller Mediziner sein müsse, wenn medizinische Themen behandelt würden, sagte er etwa: „Nein, aber es ist nützlich: Wichtig ist die narrative Kompetenz, die ein guter Arzt schon im Pati entengespräch – beginnend mit genauem Zuhören – entwickeln kann.“ Die schriftlichen Arztbriefe seien dagegen mehr und mehr schematisiert und weniger geeignet, Schreibkompetenz zu fördern. Auch zwischen ärztlicher Tätigkeit und gesellschaftskritischer Meinungsäußerung bestehe hierzulande ein Spannungsverhältnis, bedingt durch die eher konservative, autoritätsbezogene Sozialisation der Medizinstudenten und jungen Ärzte, sagte Petersen, der in Argentinien sozialrevolutionäre Ärzte gesehen hatte. Er selbst sucht spannende Themen durch Rückgriff auf seine Klinikerfahrungen. Denn in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Bundesrepublik nach 1968 habe er bis jetzt, da das Sozialsystem ins Wanken gerate, aufregende Entwicklungen nicht gefunden. Sein Roman, so verriet er dem Ärzteblatt, soll im Herbst 2011 erscheinen. (hk) Center for Healthcare Management Das UK S-H und die Fachhochschule Flensburg haben ein Center for Healthcare Management in Lübeck gegründet. Zugleich wurde das mit der Ecorium GmbH und der Dresden International University ins Leben gerufene „MVZ Markt-Barometer“, eine jährlich folgende Studie zum Markt der Medizinischen Versorgungszentren in Deutschland, vorgestellt. Direktoren des neuen Zentrums sind Dr. Christian Elsner und Prof. Roland Trill. Die Arbeitsfelder liegen nach eigenen Angaben neben dem Krankenhausmanagement und der Versorgungsforschung auch in den Bereichen eHealth und Rating von Krankenhäusern, Krankenkassen und Versorgungsansätzen. Das MVZ Markt-Barometer wird als dynamische Datensammlung mit Softwarewerkzeugen geliefert, mit der eigene Auswertungen möglich sind. (PM/Red) Klinikum spendet Betten für Chile Das Klinikum Bad Bramstedt hat jüngst umfangreiches Material für Chile gespendet. 30 Krankenhausbetten, 19 Nachtschränke, Stühle und Matratzen wurden für ein Krankenhaus in Chile per Schiff auf die Reise geschickt. „Die Betten sind frei geworden, weil wir im Rahmen unserer Modernisierungsmaßnahmen neue Betten angeschafft haben“, sagte Pflegedirektorin Sabine Schmidt. Dies ist bereits der zweite Container mit Betten, der in das südamerikanische Land verschickt wurde. Mit der Spende soll ein Kranken8 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt haus in der Stadt Temuco in der 9. Region im Süden Chiles ausgestattet und eröffnet werden. Temuco zählt zu den neuesten Städten Chiles und zieht zahlreiche arme Familien aus ländlichen Gebieten an, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen sind. Während den ersten Container noch das chilenische Konsulat finanziert hat, wurde der zweite Container durch die finanzielle Unterstützung des Rotary Club Bad Bramstedt möglich. (PM/Red) Nachrichten in Kürze Neues Entgeltsystem für die Psychiatrie Ein gemeinsames Projekt der Landeskrankenhausgesellschaften unterstützt die psychiatrischen Kliniken und Abteilungen bei der Vorbereitung auf das neue Entgeltsystem, das ab 2013 bundesweit eingeführt werden soll. Mit einer Informationsveranstaltung bot die Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) Klinikvertretern aus Schleswig-Holstein und Hamburg die Möglichkeit, sich auf das neue System vorzubereiten und sich untereinander zu vergleichen. Während im Bereich der somatischen Erkrankungen schon 2003 diagnosebezogene Fallpauschalen eingeführt wurden, rechnen psychiatrische und psychotherapeutische Krankenhäuser und Abteilungen noch nach „hergebrachten“ tagesgleichen Pflegesätzen ab. Nach der Vorgabe des Gesetzgebers soll jetzt auch in der Psychiatrie ein pauschaliertes tagesbezogenes Vergütungssystem entwickelt und ab 2013 eingeführt werden. Damit sind höhere Anforderungen an die Dokumentation und das Rechnungswesen der Krankenhäuser verbunden. Eine gemeinsame Gesellschaft der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Landeskrankenhausgesellschaften bietet den Mitgliedskrankenhäusern die Teilnahme an einem bundesweiten Benchmarking-Projekt für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen an. Partner des Kooperationsangebotes ist das Berliner BeratungsInstitut IMC IGES. Das Institut hatte bereits die Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen (GDRGs) durch ein bundesweites Benchmarking-Projekt begleitet. (PM/Red) Krankenpfleger zu Unrecht fristlos entlassen Verzehrt ein in einem Krankenhaus langjährig beschäftigter und bislang unbescholtener Arbeitnehmer ein Stück einer vom Patienten nicht vollständig gegessenen Pizza sowie einen vom Patienten nicht verbrauchten Rest einer Portion Gulasch, rechtfertigt dies in aller Regel nicht dessen fristlose Kündigung ohne vorherige Abmahnung. Dies, so der Kieler Fachanwalt für Arbeitsrecht Jens Klarmann, Vizepräsident des Verbandes deutscher ArbeitsrechtsAnwälte e.V. (VdAA) mit Sitz in Stuttgart, hat das Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein in einem am 16.11.2010 veröffentlichten Urteil (Az.: 3 Sa 233/10) entschieden und deshalb nicht mehr aufgeklärt, ob die Vorwürfe überhaupt zutreffen. Zum konkreten Fall: Der 56-jährige Kläger ist in der von der Beklagten betriebenen psychiatrischen Fachklinik seit 1991 als Krankenpflegehelfer beschäftigt. Der Kläger genießt tariflichen Kündigungsschutz. Die Beklagte bezichtigte den Kläger, eine Ecke Pizza abgerissen und gegessen sowie einen Rest Gulasch verzehrt zu haben, welches beides den Patienten zugestanden hätte. Er habe zulasten der Patienten Vermögensdelikte begangen und deren besondere Schutzbedürftigkeit ausgenutzt. Der Kläger bestritt die Vorwürfe. Ohne vorherige Abmahnung kündigte die Beklagte das Arbeitsverhältnis nach Anhörung des Betriebsrats fristlos. Der daraufhin vom Kläger erhobenen Kündigungsschutzklage gab das Arbeitsgericht Lübeck statt. Die Berufung der Beklag- ten vor dem Landesarbeitsgericht blieb ohne Erfolg, betonte Klarmann. Zur Begründung führte das Landesarbeitsgericht aus, dass es für die Prüfung eines wichtigen Grundes für eine außerordentliche Kündigung nicht auf die strafrechtliche Würdigung des Fehlverhaltens ankomme. Zweck der fristlosen Kündigung dürfe nicht die Sanktion einer Vertragsverletzung sein, vielmehr diene sie der Vermeidung des Risikos weiterer arbeitsvertraglicher Verstöße. Bei den Vorwürfen des unerlaubten Verzehrs von Essensresten handele es sich allenfalls um ein geringfügiges Eigentumsdelikt. Bei einem steuerbaren Verhalten diene eine vorherige Abmahnung der Objektivierung einer negativen Zukunftsprognose. Sie sei nur dann entbehrlich, wenn eine Verhaltensänderung trotz Abmahnung nicht zu erwarten sei oder es sich um eine schwere Pflichtverletzung handele, aufgrund derer die Hinnahme durch den Arbeitgeber erkennbar ausgeschlossen sei. Vorliegend stelle jedoch die sofortige Auflösung des Arbeitsverhältnisses eine unverhältnismäßige Reaktion auf die behaupteten Pflichtverletzungen dar. Unter Berücksichtigung der Gesamtumstände, des langjährigen ungestörten Verlaufs des Arbeitsverhältnisses und des äußerst geringen Wertes der Speisen, die verzehrt worden sein sollen, habe jedenfalls auf eine Abmahnung nicht verzichtet werden können. Das Landesarbeitsgericht hat die Revision nicht zugelassen. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 9 Nachrichten in Kürze Neue Rettungsfahrzeuge für Schleswig-Holstein (Foto: Dieter Kienitz) In der Rettungsdienst-Akademie in Heide ist vergangenen Monat das erste standardisierte Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) der neuesten Generation an die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) übergeben worden. Es wird in der Rettungswache Pinneberg eingesetzt. Ohne medizinische Ausstattung beträgt der Gesamtwert des Fahrzeugs rund 55.000 Euro. In den kommenden Jahren sollen viele Rettungswachen im Land mit Fahrzeugen dieses Typs ausgestattet werden. Landesweit werden etwa 30 neue NEF zum Einsatz kommen. Koordiniert wird die Anschaffung vom Landkreistag. Notarzteinsatzfahrzeuge sind in Schleswig-Holstein durchgängig mit einem Notarzt und einem Rettungs assistenten besetzt. Bei schwerwiegenden Notfällen werden sie zusätzlich zum Rettungswagen an den Einsatzort gerufen. Beide Fahrzeugtypen sind so ausgestattet, dass sie autark arbeiten können. Ein Notarzteinsatzfahrzeug kann Patienten nicht transportieren, verfügt aber über die gleichen medizinischen Gerätschaften und Versorgungsmöglichkeiten für die Patienten. Ausgestattet ist der VW-Bus mit einem 180 PS Turbodiesel-Motor, Allradantrieb, vier Sitzplätzen, einem kleinen Arbeitstisch im Innenraum sowie Entnahmemöglichkeiten für die Notfallausrüstung am Heck. Damit sich die Kosten trotz steigender Anforderungen und verbesserter Technik in Grenzen halten, werden in Schleswig-Holstein alle Rettungswa10 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt gen und Notarzteinsatzfahrzeuge seit einigen Jahren standardisiert und einheitlich beschafft. Um die unterschiedlichen Interessen der Rettungsdienste in den 15 Kreisen und kreisfreien Städten zu bündeln, gibt es beim Landkreistag einen „Koordinator Rettungsdienst“, der die Ausschreibung im Auftrag aller Träger des Rettungsdienstes in Schleswig Holstein vornimmt. Die Rettungsfahrzeuge werden über einen Rahmenvertrag alle zwei Jahre öffentlich ausgeschrieben. Durch die große Abnahmemenge können Sonderkonditionen realisiert werden. Außerdem wird damit der Beschaffungsaufwand für die einzelnen Rettungsdienste minimiert. Daneben wird durch die einheitliche Fahrzeugtechnik eine hohe Bediensicherheit im Rettungsdienst ermöglicht. Die Fahrzeuge verfügen über Automatik, eine Freisprecheinrichtung für Funk und Telefon sowie einen Fußschalter für die Warnanlage. Um die Lärmbeeinträchtigung für das Personal im Innenraum möglichst gering zu halten, wurde das akustische Sondersignal im Frontbereich des Fahrzeuges verbaut. Der Warnbalken ist komplett in energiesparender LED-Technik ausgeführt, um eine bestmögliche Sichtbarkeit im Straßenverkehr zu gewährleisten. Am Heck des Fahrzeugs befindet sich auf der rechten Seite ein fernbedienbarer Suchscheinwerfer, der zur Arbeitsstellenbeleuch tung verwendet werden kann und zudem bei der Suche nach Hausnummern hilfreich ist. (PM/Red) Nachrichten in Kürze Großer Andrang bei Kardiologentagung Mehr als 2.300 Personen nahmen an der DGK-Herbsttagung und Jahrestagung der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie in Nürnberg teil, die u.a. Prof. Dr. Andreas Schuchert aus Neumünster als Tagungspräsident leitete. Das Programm umfasste 569 Vorträge und Poster, Akademiekurse und erstmals sechs Live-Case-Sitzungen mit Übertragungen aus neun Zentren. Einen Besucherrekord erzielte das Patientenseminar mit mehr als 400 Teilnehmern. Vorgestellt wurde im Rahmen der Tagung das neue Format „Cardio Live“, ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für junge Kardiologen, aber auch für Erfahrene, die sich weiterentwickeln wollen. Ziel ist es, den Teilnehmern einen Eindruck von den neuen Technologien zu vermitteln. Auch die neuen Synkopen-Be- handlungsrichtlinien der DGK wurden vorgestellt, bei denen implantierbare Ereignis (Event)- oder Loop-Rekorder in der Diagnose eine zunehmend wichtige Rolle spielen. „Der frühe Einsatz eines implantierbaren Ereignis (Event)-Rekorders bei häufig wiederkehrenden oder traumatischen Synkopen unklarer Herkunft ist nun eine auf wissenschaftlichen Studien basierende (1B) Empfehlung“, sagte Schuchert. Ein Ereignisoder Loop-Rekorder kann bis zu drei Jahre lang ein Dauer-EKG aufzeichnen. Nach jeder Bewusstlosigkeit markieren die Patienten deren Zeitpunkt. Schuchert: „Die Auswertung der Daten zeigt, ob zur Vermeidung weiterer Kollapse ein Schrittmacher eingesetzt werden sollte und wie dieser programmiert werden muss.“ (PM/Red) Beschäftigtenzahl in den Kliniken steigt kaum noch In den Krankenhäusern des Landes waren am Jahresende 2009 nach Angaben des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein insgesamt 32.959 Personen tätig – dies waren nur geringfügig mehr als im Vorjahr. Im mittelfristigen Vergleich ist der Personalbestand damit um 5,3 Prozent gewachsen. Der Zahl der hauptamtlichen Ärzte erhöhte sich dabei überdurchschnittlich, nämlich um 10,8 Prozent. Bei den Beschäftigten des nichtärztlichen Dienstes fiel die Steigerung mit 4,5 Prozent geringer aus. Dabei stieg die Zahl der im Pflegedienst Tätigen lediglich um 2,6 Prozent gegenüber plus 5,9 Prozent in den ande- ren Bereichen. Das jährliche Arbeitsvolumen in den Krankenhäusern kletterte zwischen 2005 und 2009 um 7,2 Prozent auf 26.189 rechnerische Vollzeitkräfte. Der ärztliche Dienst verzeichnete einen Zuwachs von 13,8 Prozent, der nichtärztliche Dienst einen von sechs Prozent. Nicht nur der Personalbestand der Krankenhäuser hat sich in Schleswig-Holstein erhöht, auch die erbrachten Leistungen haben zugenommen: Die Zahl der vollstationären Behandlungsfälle erhöhte sich seit 2005 um 5,6 Prozent, bei den dafür aufgewandten Pflegetagen gab es ein Plus von 0,9 Prozent. (PM/Red) Heilmittel in Milliardenhöhe verordnet Die niedergelassenen Ärzte haben im ersten Halbjahr dieses Jahres Heilmittel wie zum Beispiel Krankengymnastik und Ergotherapie im Wert von rund 2,2 Milliarden Euro verordnet. Das sind rund acht Prozent mehr als in den ersten beiden Quartalen des vergangenen Jahres. Dies teilte die Techniker Krankenkasse (TK) unter Berufung auf die aktuelle Statistik des GKV-Spitzenverbandes mit. Im Durchschnitt bekam jeder gesetzlich Versicherte Heilmittel für rund 31 Euro verschrieben. Die regionalen Unterschiede sind groß: Mit jeweils rund 40 Euro verordneten die Ärz- te in Berlin und Hamburg sowie in Sachsen rund 28 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. In Westfalen-Lippe hingegen lag der Pro-Kopf-Wert mit 23 Euro rund 27 Prozent unter dem Durchschnitt. Der Wert je verordnetem Heilmittel betrug statistisch gesehen 107 Euro. Das umsatzstärkste Heilmittel war in den ersten beiden Quartalen des Jahres die Krankengymnastik (632 Millionen Euro). Es folgen Ergotherapie (198 Millionen Euro) und Sprachtherapie (171 Millionen Euro). Die Statistiken sind im Internet unter www.gkv-his.de zu finden. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 11 Dialog Ärztesuizide und Depressionen Matthias Waack, Schwentinental, zum SHÄ 11, S. 14 Kommentare zu diesem Artikel scheinen nach dem eigenen Ableben ungefährlicher, ich versuch es trotzdem heute. Ich trage einige Gedanken zusammen, nachdem ich zwei Psychotherapien mitgemacht habe. Man macht es sich sicher zu leicht, das Problem auf eines des Depressiven (Suizidalen) allein einzuengen. Im Ausland geboren, in mindestens drei Kulturen aufgewachsen, dabei eine Fülle von Idealen internalisiert, habe ich mich nur schwer in das deutsche Medizin-Denken mit seinen sicher auch zerstörerischen Hierarchie-Vorstellungen einfügen können. Wenn ich von der Fähigkeit zu Partnerschaft, Teamfähigkeit, Fairness, Verantwortungsgefühl, Einfühlungsvermögen und Engagement von Kollegen und Vorgesetzten ausging, lag ich doch einfach allzu oft schlicht schief (insbesondere ein Problem der Führung, wie mir noch heute in der Begegnung mit den Menschen von damals deutlich wird). Wie sehr habe ich meine gesamte Energie darauf verwandt, zwei alten Männern das jahrzehntelange Schieben einer ruhigen Kugel mit zu ermöglichen. Genutzt hat es nichts, insbesondere notwendige Fortbildung für mich war kein Anliegen. Wie häufig fragte mich eine Kollegin: „Warum machst du das, keiner wird dir Danke sagen“ – wie recht sie behielt! Mein Selbstwertgefühl wurde lustvoll systematisch untergraben („Gefühle von Wertlosigkeit und Kleinheit“). Hinterher, nach einem Hörsturz und bei einem permanenten Tinnitus, habe ich meine gesammelten Erinnerungen einmal einem international tätigen Personalberater präsentiert. Und er fasste seine Gedanken in zwei Sätzen zusammen: „Warum haben Sie nicht aktiv an einer Veränderung gearbeitet? – Aber mir ist dieses Verhalten aus der Beschäftigung mit den Pflegeberufen durchaus vertraut.“ Und ich gab meine Erinnerungen einem Mitglied des Personalrates, der mir darauf sagte: „Wir sahen, dass es Probleme gab; aber wir wollten es nicht so genau wissen.“ Geholfen hat mir letztlich meine Frau. Wir arbeiteten an unserer Partnerschaft und sie führte uns in eine Gruppe mit weitem Horizont, außerhalb der Medizin, die zu Freunden geworden sind. Hier werden Ideale gelebt. Ziele erreichen wir nur miteinander, nicht gegeneinander. Auch der egozentrische Fachmann, der omnipotente Einzelkämpfer, der an seine „Exzellenz“ glaubt und seine Ellenbogen einzusetzen weiß, hat hier die Chance, zum gruppenfähigen Spezialisten zu mutieren (erwachsen zu werden), ohne die Angst, das „Gesicht zu verlieren“(und das ist auch Arbeit!). Wir machen uns klar, dass nur das tätige Vorbild, in jedem Alter, Kommunikations- und Teamfähigkeit erzeugt. Das offene und herzliche Wort, dem auch Taten folgen, auch im großen Rahmen, erinnert mich immer wieder an die aufbauenden Gespräche in den Therapien. Wenn jeder seine Stärken einbringt und die Anerkennung der Leistungen des Einzelnen eine zentrale Rolle spielt, kann ein Ablösungs-, ein Gesundungsprozess erfolgen, wie ich es erlebt habe. Mit dieser inneren Reifung gelang es mir wieder, die unvermeidlichen Härten des Medizinerberufes als lohnende Herausforderung zu betrachten, die Patienten danken es täglich – und die eigenen Kinder, die in die Unabhängigkeit zu führen, eine schöne, dankbare, erfüllende und spannende Aufgabe wird. Jetzt habe ich die Diagnose „Dysthymia“ akzeptieren gelernt. In einer Gruppe von authentischen Menschen kann ich auch den zentralen Satz akzeptieren: „You are responsible“. Ich kann mir Träume und lebenswerte Ziele eingestehen, zugestehen und in Erfüllung gehen sehen (statt der Sackgasse eines Suizids). 12 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Dialog Ambulantes System ohne Lobby Gerhard Leinz, Kiel Die Öffentlichkeitsarbeit von Krankenhausträgern ist oft omnipräsent und glanzvoll. Hier wird Bezug genommen auf das Leistungsangebot des Zentrums für Integrative Psychiatrie in Kiel (ZIP) für Traumatisierte. Das beschriebene Leistungsangebot wirkt beeindruckend. Das Beispiel zeigt allerdings auch, woran es in Deutschland weniger mangelt: an der spezialisierten Versorgung in Krankenhäusern für diejenigen, die sich durchkämpfen können. In Deutschland gibt es, statistisch gesehen, die meisten psychotherapeutischen Krankenhausbehandlungsplätze verglichen mit dem Rest der Welt. Trotzdem können von Krankenhausträgern immer wieder Defizite aufgezeigt werden. Die wahren Mängel liegen aber im ambulanten System: Im „Psycho-Bereich“ gilt das Gleiche wie bei Diabetikern, Hypertonikern, Herzinfarktgefährdeten: Was nicht frühzeitig ambulant aufgefangen wird, landet oft genug chronifiziert, mit Komplikationen, Sekundärschäden und schwer (und teuer) behandelbar im Krankenhaus. Der besondere Behandlungsbedarf in Krankenhäusern für psychisch Kranke wird durch den Therapeutenmangel im ambulanten System geschaffen, von dem immer mehr betroffen sind. Das Burnout-Fieber wird immer mehr zur Pandemie; wer kann ausschließen, nicht auch mal in ein Burnout zu geraten? Das ambulante System der Behandlung psychisch Kranker und die psychisch Kranken haben bisher keine Lobby. Krankenhäuser und Pharmaindustrie schon. Wann liegt zudem Unredlichkeit oder Bestechung beim Einsatz von Geld vor? Bei finanziell verlockenden Übernahmeangeboten für Arztpraxen, bei Zuweisungsprämien für Einweisungen in Krankenhäusern oder Netzwerken integrierter Versorgung, bei Bezahlung für die Verordnung bestimmter Arzneimittel? Das System der Behandlung psychisch Kranker ist vor allem unzureichend: Arbeitsunfähigskeitszeiten, Erwerbsunfähigkeit, Krankenhausbehandlungskosten steigen. Die zahlreichen eher stillen psychisch Kranken, die oft schon eine Scheu vor dem Anrufbeantworter haben, scheitern an den Wartezeiten bei den Psychotherapeuten. Krankenhausträger tragen ihr Schärflein dazu bei, die Defizite in der ambulanten Versorgung und Therapie zu verschärfen. Ich halte den Aufkauf von Vertragsarztsitzen bei bestehendem Facharztmangel in einer Klinik für hinterfragungswürdig, empfinde das sogar als unärztlich. Psychisch Kranke, die Probleme haben, sich für sich selbst einzusetzen, sollten, wie andere Kranke auch, das Recht auf eine Behandlung durch Fachärzte und Fachpsychotherapeuten haben. Jeder Arzt sollte sich vergewissern, ob der institutionelle Träger, an den er seine Praxis abgibt, nicht schon Personalmangel hat. Es wäre schön, wenn es bei der Praxisabgabe nicht nur um Geld ginge. Heilberufler feiern den SÄTAZ Ärzte, Tierärzte, Apotheker und Zahnärzte sind mit Freunden und Angehörigen auch im kommenden Jahr zum Ball in Bad Segeberg eingeladen. Der SÄTAZ findet am 19. Februar 2011 ab 19:30 Uhr bereits zum 10. Mal statt. Veranstaltungsort ist der Festsaal im Vitalia-Seehotel. Das aus Mitgliedern aller vier Berufsgruppen bestehende Festkomitee kündigt Tanzvergnügen, Unterhaltung mit Showeinlagen an. Die Partyband „LifeStyle“ sorgt für die Musik. Festliche Abendgarderobe wird erbeten. Anmeldung per Fax 04551/963615 oder per E-Mail dr.henning.achilles@alice-dsl.net (bitte bis spätestens 30. Januar 2011). Bei der Bestellung der Karten (30 Euro pro Person, 15 Euro für Jugendliche) sollten die Personen namentlich in Druckschrift angegeben werden. Außerdem sollte vermerkt sein, dass der Gesamtbetrag in Höhe des entsprechenden Betrages auf das Konto „Ärzteball“ Kto-Nr. 0402436825 (APO-Bank Lübeck, BLZ 230 926 20) überwiesen wurde. Die Reservierung der Plätze erfolgt in der Reihenfolge des Zahlungseinganges. Ein Kartenversand erfolgt nicht. Die Besucher können angeben, mit welchen Personen sie zusammen an einem Tisch sitzen möchten. Die Anmeldung muss den Namen (mit Stempel oder in Druckschrift) sowie die Unterschrift enthalten. Ausgabe 12 | Dezember 2010 13 Titelthema Kooperation Cross-Border-Projekte zwischen Deutschland und Dänemark Schleswig-Holsteins Grenzregion als Chance für Medizin und Wissenschaft: Es gibt eine Reihe von Beispielen für grenzüberschreitende Gesundheitsprojekte. Beide Länder profitieren von Wissenstransfer und regionaler Aufwertung. Das dänische Gesundheitswesen erweitert zudem seine Behandlungsmöglichkeiten – und das deutsche seine budgetunabhängigen Einnahmen. Die aktuelle Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bundesland Schleswig-Holstein und der Region Syddanmark listet im Kapitel „Gesundheit“ eine stattliche Reihe länderübergreifender Projekte auf. Einige davon sind weit älter als die genannte Vereinbarung aus dem Jahr 2007 oder sogar älter als die „Partnerschaftserklärung“ von 2001 und haben sich längst etabliert. „Es ist schön zu sehen, dass Zusammenarbeit auch ohne Richtlinien so einfach ist“, sagte Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler, als er im August das Malteser Krankenhaus in Flensburg besuchte. Während sich andere Länder der Europäischen Union seit Jahren über Richtlinien zur Patientenmobilität stritten, werde sie im Norden durch einen Kooperationsvertrag einfach praktiziert, so Rösler. Und tatsächlich hat die bereits seit über zehn Jahren funktionierende Kooperation in der Versorgung onkologischer Patienten der Region Sønderjylland Schleswig etwas bestechend Einfaches: Das grenznahe deutsche St. Franziskus-Hospital mit seinem onkologischen Schwerpunkt ist als offizieller Standort im dänischen Gesundheitssystem aufgeführt. Das vereinfacht den verwaltungstechnischen Ablauf ungemein, denn für die Patienten aus Syddanmark hat die Behandlung in Flensburg den Status einer Inlandsbehandlung. Dies ist unter anderem auch deshalb möglich, weil in Flensburg bei dänischen Patienten nach dänischen Standards therapiert wird. Zudem sind dänische Gelder in die Anschaffung eines weiteren Linearbeschleunigers geflossen, der auch deutschen Patienten zugutekommt. Seit ein paar Jahren ist neben der strahlentherapeutischen auch die chemotherapeutische Behandlung dänischer Patienten möglich. Einer der Gründe für das 14 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Gelingen dieser wegweisenden medizinischen Kooperation ist der regelmäßige und praxisorientierte Austausch der Experten, weiß Dr. Hans-Jürgen Brodersen, Chefarzt der Flensburger Strahlentherapie und einer der Mitbegründer der Kooperation. Den dänischen Patienten wird es freigestellt, ob sie eine Behandlung in Velje, Odense oder in Flensburg bevorzugen. Inzwischen haben sich über 2.000 Dänen für Flensburg entschieden. Die Zuweisung erfolgt über die onkologischen Abteilungen der dänischen Krankenhäuser in Sønderburg, Esbjerg, Vejle und Odense, wobei das Kriterium der geringsten Wartezeit – neben medizinischen Belangen und möglichst kurzen Wegen – eine entscheidende Rolle spielt. Heute werden in fast allen Kliniken des nördlichen Schleswig-Holstein Dänen behandelt. Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UK S-H) sind es rund 100 vorwiegend onkologische Patienten; die Ostseeklinik Damp versorgt Dänen mit Endoprothesen. Mit der Aufgabe der Entbindungsstation in Tønder 2003 hatten vor allem die Frauen im dänischen Südwesten ein Problem: Die nächste dänische Klinik mit Geburtshilfe liegt gute 70 Kilometer weiter östlich in Sønderborg. Seitdem erblicken im Schnitt jedes Jahr 20 dänische Staatsbürger das Licht der Welt im Niebüller Krankenhaus. Der in Niebüll stationierte DRF-Rettungshubschrauber Christoph Europa 5 ist wahrscheinlich das augenfälligste deutsch-dänische Kooperationsvehikel. Die Verlegung des Helikopters Anfang April 2005 von Itzehoe an die Landesgrenze war gleichzeitig der Startschuss für die grenzüberschreitende Luftrettung zwischen dem nördlichen SchleswigHolstein und Süddänemark. Die Notfallversorgung verbesserte sich seitdem dort vor allem für die Landbevölkerung, die Bewohner der Nordfriesischen Inseln sowie des Westküstenbereichs des dänischen Verwaltungsbezirks Syddanmark. In den Sommermonaten profitieren zusätzlich viele Tausend Touristen von der Sicherheit einer möglichen zeitna- Titelthema Alltag in der Kooperation: Notarzteinsätze in der Grenzregion. (Fotos: Sebastian Schildger, Kreis Nordfriesland, Fachbereich II, Recht, Sicherheit, Kultur und Gesundheit) hen Luftrettung (s.a. www.crossborderairrescue.net, www.falckmagasinet.dk/lagehelikopter). Anders als in Deutschland, wo die Luftrettung zum nationalen Standard des Rettungswesens gehört, wird in Dänemark erst seit vergleichsweise wenigen Jahren über eine landesweite Einführung diskutiert. Im Inselstaat werden die Hubschrauber des Militärs primär für SAR-Missionen oder Patiententransporte über weite Strecken eingesetzt. Im Vordergrund steht der schnelle Transport: Die medizinische und personelle Ausstattung sind daher nicht mit der eines deutschen Rettungshubschraubers zu vergleichen. Die Schließung von Klinikstandorten in weniger besiedelten Gegenden, die mit dem Trend zu großen Schwerpunktkrankenhäusern einhergeht, hat die Luftrettung auf den dänischen Gesundheitsplan gebracht. Ab März kommenden Jahres soll eine landesweite Abdeckung mit Rettungshelikoptern umgesetzt werden. Die Einsatzstatistik von Christoph Europa 5: 1. Halbjahr 2010: 664 (davon 90 Einsätze nach Dänemark) Gesamteinsätze 2009: 981 (davon 111 nach Dänemark) Gesamteinsätze 2008: 1.058 (davon 89 nach Dänemark) Gesamteinsätze 2007: 910 (davon 97 nach Dänemark) Vier (Haupt-)Kooperationspartner haben damals das über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Interreg III A) mit 925.000 Euro geförderte Projekt vorangebracht: die gemeinnützige Luftrettungsorganisation DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.), der dänische Rettungsdienstbetreiber Falck, der Landkreis Nordfriesland und der damalige dänische Verwaltungsbezirk Sønderjyllands Amt. Um Ausgabe 12 | Dezember 2010 15 Titelthema den Hubschrauber in das dänische Rettungssystem einzubinden, wurde er mit einer zusätzlichen digitalen Kommunikationstechnik ausgestattet, mit der Falck seine dänischen Rettungsfahrzeuge disponiert. Das System zeigt u.a. auch die Aufnahmebereitschaft bzw. Belegung der dänischen Kliniken an. Der Rettungsdienst der Flensburger Feuerwehr und das in Niebüll stationierte Notarzteinsatzfahrzeug haben diese Zusatzausstattung ebenfalls an Bord. An der Niebüller Station sind drei Piloten der DRF Luftrettung, acht Rettungsassistenten und 17 Notärzte tätig. Jeweils fünf Mitarbeiter der beiden letztgenannten Berufsgruppen kommen aus Dänemark. Die Kommunikation im internationalen Team und die logistischen Aspekte grenzüberschreitender Einsätze werden regelmäßig in Simulationsübungen trainiert. „Die im gemeinsamen Training gesammelten Erfahrungen kommen den Patienten in Deutschland und Dänemark zugute. Die Schwierigkeiten der Deutschen mit der dänischen Sprache machen die Kollegen aus Dänemark wett: Sie sprechen und verstehen alle sicher Deutsch. Aber auch wir arbeiten daran, uns zu verbessern“, sagt Schildger vom Rettungsdienst Nordfriesland. Er leitet das Projektmanagement der deutsch-dänischen Zusammenarbeit für den Rettungsdienst und die Katastrophenabwehr seines Kreises. Seine Ansprechpartner auf der dänischen Seite sind u.a. die süddänische Leitstelle in Odense und die dänische Katastrophenabwehr. Gemeinsame Katastrophenschutzübungen in Esbjerg, Husum, Kiel, Niebüll und auf Sylt stehen aktuell auf seinem Terminplan. 164 Rettungseinsätze mit dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) fanden 2009 auf dänischem Boden statt (von insgesamt 4.421). Dänische Retter werden von Deutschland aus so gut wie nicht angefordert, denn die der Grenze nächstgelegene Rettungsstation in Tinglev ist weiter weg als jede Deutsche. Für einen deutschen Notarzteinsatz in Dänemark muss eine dänische Genehmigung eingeholt werden: Kostenpunkt 145 Euro. Im Tønderaner Klinikum findet sich heute das Privatsygehus Danmark. Marcel Newerla – seit Juni 2010 Eigentümer desselben – weiß, dass in Dänemark ohne gute Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand kein Platz für private Anbieter ist. Zumal, wenn es sich um deutsche Anbieter handelt. Newerla war bis Anfang des Jahres Geschäftsführer desselben Hauses, damals noch unter der Damper-Ägide (das Ärzteblatt berichtete). Inzwischen ist die orthopädisch ausgerichtete Privatklinik mit 25 Betten 16 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt rein dänisch und offizielles Partnerkrankenhaus der Region Syddanmark. Newerla ist der einzige Deutsche in seinem Unternehmen. Im Gegensatz zum Damp-Management glaubt er an einen wachsenden Markt für private Krankenhäuser in Dänemark. In den Sommermonaten, wenn die öffentlichen Kliniken zum Teil ihre Tore schließen, haben privat geführte ihre Stoßzeiten. Lange Wartezeiten sind seit jeher ein Dauerproblem des dänischen Gesundheitswesens. Unter www.venteinfo.dk kann dies nach Indikationen gegliedert offiziell eingesehen werden. Es wurden Obergrenzen für Wartezeiten eingeführt: vier Wochen für einen Gelenkersatz beispielsweise. Können die öffentlichen dänischen Kliniken innerhalb dieser Frist keine Behandlung anbieten, darf der Patient aus einer Reihe von privaten Krankenhäusern oder kooperierenden Kliniken im Ausland wählen. Die Kosten werden voll übernommen. Gegenwärtig gibt es 53 öffentliche Krankenhäuser und 173 privat geführte Einrichtungen in Dänemark, davon allerdings laut Newerla nur knapp 15 mit mehr als zehn Betten. Die Europäische Union unterstützt die Regionen Syddanmark, Schleswig und K.E.R.N. mit 44,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (Periode 2007-2013). Mit dieser Summe lässt sich einiges anfangen. Aktuelle Berichte der Landesregierung führen eine Reihe grenzübergreifender Projekte im Sinne des proklamierten „Gesundheitslandes Schleswig-Holstein“ auf – die Mehrzahl davon sind INTERREG-Projekte. Drei Themen seien genannt: Patientensicherheit, Osteoporose und Brustgesundheit (s.a. www.interreg4a.eu). Von den Universitäten, Fachhochschulen und Universitätskliniken in Kiel, Flensburg und Odense wurde ein Büro zur Koordinierung einer gemeinsamen „Wissensregion“ gegründet – Standort Odense. Zu dessen Aufgaben im Bereich Life Science & Health gehört u.a. die „Unterstützung von Forschungsbereichen wie gesundheitliche Vorbeugung, Behandlung von Krebserkrankungen und deren Vorbeugung“ (www.wissensregion.eu). Seit Mai 2006 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen den Universitätskliniken in Kiel und Odense mit dem Schwerpunkt Onkologie einschließlich Partikeltherapie. Weitere Bereiche der Zusammenarbeit werden genannt: Stammzellforschung, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, Pädiatrie, Operative Gynäkologie und Klinische Psychologie. Wissenschaftliche Projekte, Ausbildung und Krankenversorgung sollen ebenso vorangetrieben werden wie der ad- Titelthema Auch Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (rechts) informierte sich in diesem Jahr in Flensburg über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen SchleswigHolstein und Dänemark. Links Chefarzt Dr. Hans-Jürgen Brodersen, der Rösler die Kooperation vorstellte. (Foto: di) ministrative Austausch, Ausbildungsprogramme für Mitarbeiter und Post-Graduate Trainings. Das noch im Bau befindliche Nordeuropäische Radioonkologische Centrum Kiel (NRoCK) biete schon jetzt ein breites Feld für nationale und internationale Kooperationen: Die Universitätskliniken Rostock, Greifswald, Hannover, Oslo (Norwegen), Kaunas (Litauen), Kopenhagen und Odense (Dänemark) werden in diesem Zusammenhang genannt (siehe Bericht der Landesregierung, Grenzüberschreitende Kooperation mit der Region Syddanmark, 24.08.2010, S. 7375). Beim INTERREG-Projekt „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit für die Brustgesundheit: Prävention, Untersuchung, Behandlung und Nachsorge von Brustkrebs in Süddänemark und Schleswig-Holstein“ (Cross-Border Breast Health) ist es den Projektpartnern gelungen, die notwendige technische Infrastruktur zu implementieren, um Mammographieaufnahmen vom Universitätsklinikum in Odense/Syddanmark zur Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Bad Segeberg zu senden. In einem Pilotlauf wurden im Oktober 100 anonymisierte Untersuchungsbilder verschickt. Ihren anfänglichen Projektzielen sind die 16 Partner aus beiden Ländern damit einen Schritt näher gekommen: Ein deutsch-dänisches Netzwerk von medizinischen, technischen und administrativen Fachleuten, Patientenorganisationen und weiteren Stakeholdern zu etablieren gegenseitiges Verständnis der Brustkrebsprogramme in Süddänemark und Schleswig-Holstein zu schaffen und deren Effektivität und Qualität zu vergleichen; ein Konzept für ein „Grenzüberschreitendes Brustkrebszentrum“ sowie für ein langfristiges Benchmarking zu entwickeln; die Machbarkeit des grenzüberschreitenden Austausches medizinischer Dienstleistungen von Radiologen im Bereich der kurativen Mamma-Diagnostik in einem Pilotlauf zu verifizieren; die flächendeckende Implementierung des „Grenzüberschreitenden Brustkrebszentrums“ vorzubereiten. Projektdauer: 2009/2010; Finanzvolumen: 1,3 Millionen Euro (s.a. www.crossborderbreasthealth.net) Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat aber noch weitere Facetten. Eine davon ist die Arbeit deutscher Ärzte im Ausland. Im Jahre 2009 verlegten insgesamt 2.486 deutsche Ärzte ihre Arbeit in das Ausland. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind – wie in den vergangenen Jahren – die Schweiz (701), Österreich (262), die USA (179) sowie Großbritannien (96). Dänemark ist eines der am wenigsten beliebten Abwanderungsländer (87) und wird nach Daten der Bundesärztekammer nur von Finnland (65) unterboten. Schleswig-Holstein verließen dieses Jahr rund 50 Ärzte, um im Ausland zu arbeiten. Wie viele davon nach Dänemark gingen, wurde nicht erfasst. Dass die Cross-Border-Bewegungen aber auch im Hinblick auf den Patientenfluss in Zukunft keine Einbahnstraße bleiben darf, wird vor allem von dänischer Seite immer wieder betont. Judith Eick Ausgabe 12 | Dezember 2010 17 Schleswig-Holstein Kammerversammlung Eingetragene Lebenspartner sollen gleichgestellt werden Ziel ist es, sich die Ausgestaltung nicht durch den Gesetzgeber aus der Hand nehmen zu lassen. Gute Perspektiven für die Akademie, Vorbereitung auf Ärztetag. Ein ungewöhnliches Thema für die Kammerversammlung: Wie erreicht man die Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften? Was in der Gesellschaft und in der Politik inzwischen weitgehend Konsens ist, wird auch von einer großen Mehrheit der Ärzteschaft befürwortet. Dies zeigte die Diskussion in der Kammerversammlung am 24. November in Bad Segeberg. Konkreter Anlass ist eine bevorstehende Novelle des Heilberufekammergesetzes auf Landesebene. Bei der Vorbereitung hierauf muss die Rechtsaufsicht wissen, inwieweit die Kammern diese Gleichstellung ermöglichen. Im Fokus steht dabei die Versorgung von Hinterbliebenen. Inzwischen drängt die Politik darauf, dass die Hinterbliebenen eingetragener Lebenspartnerschaften einer Witwe oder einem Witwer gleichgestellt werden. Bei Gründung der Versorgungswerke stand dieses Thema noch nicht auf der Agenda. Für Hinterbliebene einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft heißt das bislang, dass sie keine Ansprüche auf Leistungen des Versorgungswerkes haben. „Es ist politischer Wille des Landes, dies zu regeln“, fasste Kammer-Justizi- ar Hans-Peter Bayer die Diskussion auf politischer Ebene zusammen. Unter den Kammerabgeordneten herrschte weit gehend Einigkeit darüber, dass die gesellschaftliche Entwicklung auch in der Satzung des Versorgungswerkes Berücksichtigung finden sollte. „Wir sollten die gesamtgesellschaftliche Entwicklung akzeptieren“, sagte etwa Dr. Michael Schroeder. Wer aber soll in welchem Umfang von einer Hinterbliebenenrente profitieren? Die Diskussion zeigte, dass die Kammerdelegierten hier Prioritäten setzten möchten. Dr. Norbert Jaeger machte deutlich, dass nach seiner Ansicht Schutzbedürftige wie Kinder bei der Ausgestaltung einer Regelung besonders berücksichtigt werden sollten. Als nicht schutzbedürftig, dies zeigte die Diskussion ebenfalls, sehen viele Abgeordnete dagegen den gut verdienenden Hinterbliebenen einer Lebenspartnerschaft ohne Kinder an. Um die Ausgestaltung einer entsprechenden Regelung wird sich auf Antrag der Kammerversammlung das Versorgungswerk kümmern und einen Vorschlag für eine Satzungsänderung erarbeiten. Damit gaben die Kammerabgeordneten zugleich ein Sig- Dr. Henrik Herrmann Bertram Bartel 18 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Schleswig-Holstein nal an die Rechtsaufsicht. Ohne dieses Signal wäre die Aufsicht gezwungen gewesen, das Heilberufekammergesetz Schleswig-Holstein an die Vorgaben der Politik anzupassen. Nach Überzeugung von Dr. Sven Henrik Stübinger, Mitglied des Versorgungsausschusses, besteht bei der Arbeit an einer Satzungsänderung aber kein Zeitdruck. „Die Richtung ist klar, aber wir haben Spielraum“, sagte Stübinger. Neues Thema: die Akademie für medizinische Fortund Weiterbildung. Akademieleiter Dr. Henrik Herrmann gab einen Sachstandsbericht zur Arbeit der Akademie ab und wagte einen Ausblick. Seine Vision: Der Fortbildungsausschuss fungiert als Akademiebeirat, die Akademie etabliert sich als Kompetenzzentrum Fortbildung und entwickelt sich mittelfristig zu einem Bildungszentrum der Ärztekammer. Um diese Ziele zu erreichen, strebt die Akademie u.a. weitere Kooperationen mit Veranstaltern von Fort- und Weiterbildungsangeboten an. Um Ärzten in der Fläche weite Fahrten zu ersparen, sollen e-Learning-Angebote etabliert werden. Bereits auf den Weg gebracht wurde die Integration der Fortbildungsabteilung der Kammer in die Akademie. Die Zahlen zeigen, dass die Akademie sich auf einen treuen Kundenstamm stützen kann. In diesem Jahr wird es insgesamt 250 Veranstaltungen geben, davon rund 90 Prozent gebührenpflichtig. Die Teilnehmerzahl bewegt sich seit Jahren bei rund 6.000. 55 Prozent der Veranstaltungen sind Fortbildungen, 45 Prozent Weiterbildungen. Das gesundheitspolitische Großereignis des kommenden Jahres im Norden beschäftigt die Kammer hinter den Kulissen schon seit längerer Zeit: der Deutsche Ärztetag in Kiel (31. Mai bis 3. Juni). Hauptgeschäftsführer Dr. Carsten Leffmann gab dazu erste organisatorische Hinweise. Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt wird die Leser im kommenden Jahr rechtzeitig darüber informieren. Wie groß das Interesse der Kammer-Abgeordneten an diesem Thema ist, zeigte die hohe Beteiligung an der Wahl der Delegierten des 114. Deutschen Ärztetages. Der Tradition folgend wurden neben den Vorstandsmitgliedern schließlich zwei niedergelassene Ärzte (Dr. Bettina Schultz, Dr. Frank Niebuhr) und zwei angestellte Ärzte (Dr. Gisa Andresen, Prof. Peter Dohrmann) gewählt. Traditionell nahmen auch die Finanzangelegenheiten in der letzten Kammerversammlung des Jahres breiten Raum ein. Der Finanzausschuss-Vorsitzende Bertram Bartel erläuterte mit Unterstützung des Kaufmännischen Geschäftsführers Karsten Brandstetter die Jahresabschlüsse 2009 und stellte den Haushaltsplan für das kommende Jahr vor. Ziel ist, das Zahlenwerk künftig noch transparenter für die Abgeordneten darzustellen. Ein Dauerthema in der Gesundheitspolitik bleibt die Telematik. Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann stellte klar, dass das KV-SafeNet, ein Sicherheitskonzept in der elektronischen Kommunikation zwischen Ärzten, kein Ersatz, sondern Baustein der TelematikInfrastruktur sein kann. Christian Götze von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein schilderte den Abgeordneten, wie das KV-SafeNet funktioniert. Noch arbeiten vergleichsweise wenig Ärzte mit dem SafeNet: Auf Götzes Frage meldete sich nur rund eine Handvoll Ärzte. Dirk Schnack Christian Götze Hans-Peter Bayer (Fotos: di) Ausgabe 12 | Dezember 2010 19 Schleswig-Holstein Bericht des Präsidenten Liebe Kolleginnen und Kollegen, … ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf ein Detail lenken, welches in der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen worden ist. Und damit breche ich aus gegebenem Anlass mit einer lange auferlegten Abstinenz im Hinblick auf ein vor Jahren gegebenes Versprechen, Sie aus meiner privilegierten Informationslage heraus zeitnah am Entwicklungsprozess der elektronischen Gesundheitskarte teilnehmen zu lassen. Einige altgediente Versammlungsmitglieder erinnern sich möglicherweise noch, dass ein ehemaliges Mitglied dieses hohen Hauses mit Leidenschaft dafür plädiert hatte, Ihnen Detailwissen in diesem Kontext zu ersparen. Andere sahen das wohl anders. Es gibt kaum eine Ärztekammer in Deutschland, vor der ich nicht auf deren ausdrücklichen Wunsch hin, teilweise sogar mehrfach, über den jeweiligen Sachstand vorgetragen hätte. Das angesprochene Detail ist ein auf den allerletzten Drücker ins GKV-Finanzierungsgesetz eingebrachter und verabschiedeter Änderungsantrag, der unter empfindlicher Strafandrohung, nämlich zwei Prozent Verwaltungskostenabzug für 2012, die Krankenkassen verpflichtet, bis Ende 2011 Gesundheitskarten an mindestens zehn Prozent aller Versicherten ausgegeben zu haben. Seitdem ist eine merkwürdige Bewegung in die Szene gekommen. Am vergangenen Mittwoch saß ich gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Rheinland – Hamburg, Herrn Jacobs, auf einem Podium auf der MedicaMedia. Noch im vergangenen Jahr hatten wir uns ein Fernduell geliefert im Hinblick auf die Freiwilligkeit des Online-Anschlusses für Ärzte an die Praxis EDV. Herr Jacobs hatte geäußert, dass unter diesen Vorraussetzungen die Ausgabe von Gesundheitskarten an Versicherte sofort gestoppt würde, da das Ganze dann keinen Sinn mehr mache. Allen war klar, dass es gar nichts zu stoppen gab, weil die AOK zum damaligen Zeitpunkt auf eine Ausgabe in größerem Stil noch gar nicht vorbereitet war. Mittlerweile hat er offenbar seine Hausaufgaben gemacht. Denn er hat am Mittwoch offiziell verkündet, dass er Drohungen und Zwangsmaßnahmen des Staates zwar grundsätzlich ablehne, dieser in diesem Falle aber ausnahmsweise mal Recht habe. Es müsse endlich etwas geschehen und selbstverständlich werde er gesetzeskonform handeln. Damit stellt er sich gegen die Vorsitzende des Spitzenverbandes Bund, Doris Pfeiffer, die unmittelbar 20 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt nach Bekanntwerden des Änderungsantrages einen öffentlichen Brandbrief an Herrn Rösler gerichtet hatte. Auf die Veröffentlichung der Antwort hat sie dann wohlweislich verzichtet. Fast zeitgleich fand ebenfalls in Düsseldorf die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein statt, der Hochburg der freien Ärzteschaft schlechthin. Herr Grauduszus sitzt ja dort nicht nur im Kammervorstand, sondern ist auch Abgeordneter in der in der Vergangenheit heftigst bekämpften Kassenärztlichen Vereinigung. Und wie immer, wenn in Düsseldorf Telematik auf der Tagesordnung steht, war der Dezernent aus Berlin, Herr Butz, auf Bitten von Prof. Hoppe eingeflogen. Und Herr Butz berichtete mir danach über durchaus moderate Töne und eine fast konstruktive Grundhaltung im Hinblick auf den bevorstehenden Einführungsprozess seitens der Vertreter der freien Ärzteschaft. An der Sinnhaftigkeit der elektronischen Gesundheitskarte als Verwaltungsinstrument gibt es ohnehin keinen berechtigten Zweifel. Der politisch gewollte Wettbewerb zwischen den Kassen mit variablen Vertragsbestandteilen und dem logischerweise erleichterten Kassenwechsel ist mit einem hohen bürokratischen und Kostenaufwand verbunden, da bei jedem Statuswechsel eine neue KVK hätte ausgegeben werden müssen, mit Übergangslösungen in händischer Form während der Herstellungs- und Ausgabeprozedur. Und selbst dieses Verfahren wäre am Datenschutz gescheitert, da die KVK mit jedem handelsüblichen Lesegerät ausgelesen werden kann und Daten zum Versicherungsstatus unzulässige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die finanzielle Situation des Karteninhabers zulassen. Um den Gedankengang zu möglichen Nutzanwendungen fortzuspinnen: das von unserer KV letztens in Berlin vorgestellte Modell eines Gesundheitskontos mit Solidargutschrift verlangt förmlich nach technischer Unterstützung im EDV–Bereich. Aber auch die Zukunft der Praxisgebühr ist durchaus kein statisches Verfahren, nur händelbar mit Barzahlung am Anmeldungstresen. Für die notwendigen neuen Lesegeräte hat es kürzlich eine Einigung zwischen dem Spitzenverband Bund und der KBV gegeben. Die Zahlen sind noch nicht offiziell bestätigt, aber ich weiß aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, dass es 355 Euro für stationäre und 280 Euro für mobile Lesegeräte sein werden. Hinzu kommen Installationskosten in Höhe von 215 Euro, die von den Kostenträgern übernom- Schleswig-Holstein Dr. Franz Bartmann men werden. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich es heute zunächst einmal dabei belassen und in der nächsten Kammerversammlung einen eigenen Tagesordnungspunkt vorbereiten. Wir hätten dann auch die Gelegenheit, Ihnen den von unserem Dezernat in Berlin entwickelten neuen Notfalldatensatz vorzustellen, der jetzt nicht nur in der präklinischen Notfallversorgung, sondern auch bei Krankenhausaufnahmen und bei der Akutbehandlung unbekannter Patienten in der ambulanten Praxisversorgung eingesetzt werden kann. Vor allem aber konnten wir beim BSI erreichen, dass die Zustimmung des Patienten zur Anlage eines derartigen Datensatzes barrierefrei, also ohne mehrfache Eingabe einer sechsstelligen PIN durch einfache Unterschrift erfolgen kann. Das BMG war in dieser Sache ohnehin spätestens auf unserer Seite, nachdem der damalige Staatssekretär Klaus Theo Schröder sich hier persönlich über den Testverlauf in Flensburg informiert hatte. Das hat also Zeit, denn zehn Prozent Ende 2011 bedeutet, dass außerhalb des Einzugsgebietes der KV-Nordrhein frühestens 2012, möglicherweise noch später ein Abdeckungsgrad erreicht ist, der den Regelbetrieb mit elektronischer Gesundheitskarte im Ersatz der jetzigen Krankenversicherungskarte erwarten lässt. Etwas dringlicher gestaltet sich momentan die Situation um den elektronischen Arztausweis. Für Viele besteht eine enge unmittelbare Verknüpfung des Arztausweises mit der Gesundheitskarte. Dies ist auch nicht ganz falsch, trifft aber den Sachverhalt gleichwohl nur sehr unvollständig. Als ich im September 2001 in den Vorstand (Foto: di) der Bundesärztekammer kam, war der Prototyp eines elektronischen Arztausweises bereits ausgabebereit. Und dies war lange vor der Diskussion über die elektronische Gesundheitskarte. Dass es damals nicht nur Ausgabe kam, war ein reines Kostenproblem. Es gab schlicht und ergreifend keine Nutzanwendung für die Möglichkeiten über die Nutzung als reinen Sichtausweis im Scheckkartenformat hinaus, über die die Herstellungs- und Bereitstellungskosten eines Zertifizierungsdiensteanbieters hätten gegengerechnet oder gesponsert werde können. Die Nutzung in Verbindung mit elektronischen Gesundheitskarte als Card to Card Authentifikation schien die Lösung zu sein. Und folgerichtig baut die Spezifikation der Gesundheitskarte auf der des Arztausweises auf und nicht umgekehrt. Und seitdem befinden sich beide Karten in einem permanenten Abstimmungs- und Angleichungsprozess. Jetzt stehen wir aktuell vor der Situation, dass der elektronische Heilberufeausweis nach der offiziellen Sprachregelung der KBV und vieler KVen im Lande im elektronischen Abrechnungsprozess als Signaturkarte in erster Präferenz zum Einsatz kommen soll. Letzteres trifft im Übrigen auch auf die KVSH zu. Die derzeitig vorliegende G0-Kartengeneration ist hierzu auch in der Lage ... Ausgabe 12 | Dezember 2010 21 Schleswig-Holstein Rückblick Ein ereignisreiches Jahr für das Gesundheitswesen im Norden Viele tausend Menschen gingen im Sommer auf die Straßen Lübecks und Kiels, um für den Erhalt des Medizinstudiums in der Hansestadt zu protestieren (Foto oben rechts). Mit Erfolg, wie inzwischen bekannt ist. Die wochenlangen Protestaktionen waren der Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres in der Gesundheitspolitik Schleswig-Holsteins. Gleich zu Jahresbeginn stattete Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler Kiel einen Besuch ab und skizzierte dabei seine gesundheitspolitischen Pläne. Der 22 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt zwischenzeitlich arg unter Beschuss geratene Minister kam im August erneut in den Norden, um sich über grenzüberschreitende Kooperationen zu informieren. Der Augenarzt stellte bei seinen Besuchen in Schleswig-Holstein unter Beweis, dass er für funktionierende Modelle an der Basis aufgeschlossen ist. Ebenfalls zum Jahresanfang fand der erste schleswig-holsteinische Gesundheitskongress zur Vernetzung statt. Die Veranstaltung in der Kieler Halle 400 lockte zahlreiche Experten an und sorgte für einen Schleswig-Holstein hohen Bekanntheitsgrad der Gesundheitsregion – aber auch für Misstöne wegen der Finanzierung. Ein Grund dafür waren die hohen Kosten für einen schwach besuchten Publikumsteil, bei dem es nicht immer bierernst zuging (Foto links oben). Bei der zweiten Auflage des Kongresses verzichtet das Land auf den Publikumsteil. Für rauchende Köpfe sorgte eine Bürgerkonferenz in Lübeck, die Prof. Heiner Raspe (unten) initiierte. Die bundesweit beachtete Konferenz war bemerkenswert, weil sich erstmals Laien mit der Priorisierung in der medizinischen Versorgung auseinandersetzten – und sich dafür aufgeschlossen zeigten. Wichtige Veränderungen gab es auch in der Ärztekammer: Hauptgeschäftsführerin Dr. Cordelia Andreßen musste nach ihrer Berufung zur Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium ersetzt werden. Die Kammer wird seitdem von Dr. Carsten Leffmann (unten links) geleitet. Für den verstorbenen kaufmännischen Geschäftsführer HansWerner Buchholz kam Karsten Brandstetter. (di) (Fotos: di) Ausgabe 12 | Dezember 2010 23 Schleswig-Holstein Finanzierung Ein Gesundheitskonto für jeden Versicherten mit Solidargutschrift Ein neues Modell zur Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung stellten Gesundheitsökonom Dr. Thomas Drabinski und die KVSH in Berlin vor. Transparenz, Kostenkontrolle und mehr Eigenverantwortung: Das sind die Eckpfeiler eines neuen Modells zur nachhaltigen Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung, das die KV SchleswigHolstein und der Kieler Gesundheitsökonom Thomas Drabinski Ende November in Berlin vorstellten. Das Versorgungsmodell soll einen uneingeschränkten Zugang zu allen medizinischen Leistungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) garantieren. Entwickelt wurde es vom Institut für MikrodatenAnalyse (IfMDA) in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und dem Verband der Privatärztlichen Verrechnungsstellen (PVS-Verband). Das „Versorgungsmodell Gesundheitskonto mit Solidargutschrift (VGS)“ verknüpft ökonomische und politische Forderungen nach einem nachhaltigeren und einfacheren Vergütungssystem für Ärzte, hieß es nach der Präsentation in der Hauptstadt. Für den PVS-Verband ist das Modell einer impliziten Kostenerstattung in Verbindung mit einer sozialverträglichen Eigenbeteiligung ein geeignetes und unabdingbares Mittel, um das Kostenbewusstsein der Versicherten zu stärken: „Die Patienten müssen wissen, was ihre Behandlung wert ist, damit sie verantwortungsvoller mit den Ressourcen des Gesundheitswesens umgehen“, sagte Dr. Jochen-Michael Schäfer, Vorsitzender des PVS-Verbands. Nur durch einen solchen Lernprozess erscheinen weitere Freiheitsrechte hin zu einer expliziten Kostenerstattung realistisch. Altersklasse Gesundheitskonto [Guthaben im Jahr] bis 44 Jahre 50 Euro 45-64 Jahre 60 Euro 65-74 Jahre 70 Euro ab 75 Jahre 80 Euro 24 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Aus Sicht von Dr. Ingeborg Kreuz, Vorstandsvorsitzende der KVSH, sorgt das neue Versorgungsmodell dafür, dass der niedergelassene Arzt wieder mehr Zeit für die Patientenbehandlung hat. „Mit der Einzelleistungsvergütung erfüllt das Modell auch unsere langjährigen Forderungen nach einer transparenten und leistungsgerechten Honorierung“, sagte Kreuz. Es mache den Beruf des niedergelassenen Arztes speziell für den medizinischen Nachwuchs wieder attraktiver und trage dazu bei, die ambulante medizinische Versorgung auf dem Land sicherzustellen. Das Versorgungsmodell gewährleiste, dass eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung auch in Zukunft finanziert werden kann und dass Wartezeiten abgebaut werden. Außerdem setze es Anreize für eine bewusste Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen, indem ein neuer Ansatz einer solidarisch finanzierten Eigenbeteiligung (= Solidargutschrift) an den Behandlungskosten durch die Einführung eines individuellen Gesundheitskontos umgesetzt wird. An den hieraus resultierenden Einsparungen wird der Versicherte beteiligt. Zudem entfällt die Praxisgebühr. So sieht das neue Versorgungsmodell konkret aus: Zunächst ermitteln Krankenkasse und Kassenärztliche Vereinigung für freiwillig teilnehmende Versicherte die durchschnittlichen ambulanten Behandlungskosten. Dann wird für Versicherte ein Gesundheitskonto eingerichtet. Auf dem Gesundheitskonto wird ein Guthaben in Höhe von zehn Prozent der ambulanten Behandlungskosten gebildet, die sogenannte Solidargutschrift. Bei jedem Arztbesuch werden dem Versicherten zehn Prozent der Behandlungskosten von seinem Gesundheitskonto abgebucht. Die restlichen 90 Prozent werden über die implizite Kostenerstattung durch seine Krankenkasse an die Kassenärztliche Vereinigung gezahlt. Der Patient erhält von seiner Kassenärztlichen Vereinigung einen Beleg über erbrachte Leistungen und Behandlungskosten zur Plausibilitätsprüfung. Erst Schleswig-Holstein wenn das Guthaben auf dem Gesundheitskonto aufgebraucht ist und der Versicherte weitere ambulante Leistungen in Anspruch nimmt, greift die sogenannte Mehrleistungsbeteiligung, die eine echte Eigenbeteiligung in Höhe von zehn Prozent der Behandlungskosten ist. Um die Patienten vor einer finanziellen Überforderung zu schützen, wird die Mehrleistungsbeteiligung auf 1,0 Prozent bzw. bei chronisch kranken Menschen auf 0,5 Prozent des Einkommens begrenzt, analog zur derzeitigen Belastungsbegrenzung bei den Zuzahlungen. Wenn allerdings nach Ablauf eines Jahres auf dem Gesundheitskonto ein positives Guthaben übrig ist, dann kann sich der Versicherte dieses Geld auszahlen lassen („Cashback“). Er kann es aber auch für das nächste Jahr sparen oder es zum Beispiel für andere GKV-Zuzahlungen verwenden, z.B. für Arzneimittelzuzahlungen. Ein sparsamer Umgang mit dem Gesundheitskonto zahlt sich also für den Versicherten aus. „Im Versorgungsmodell VGS werden neue Strukturelemente wie implizite Kostenerstattung, Solidargutschrift und Gesundheitskonto zu einem stringenten Gesamtmodell zusammengefügt, das Solidarprinzip der GKV bleibt gewahrt“, fasste Drabinski die Arbeiten am Studienprojekt zusammen. Für niedergelassene Ärzte bedeutet das Versorgungsmodell eine Abkehr von der heutigen pauschalierten Vergütung hin zu einer Einzelleistungsvergütung nach der Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Die Höhe der GOÄ-Multiplikatoren wird im regionalen Kontext vertraglich zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkasse vereinbart, wobei das Versorgungsmodell von der Krankenkasse z.B. als Wahltarif den Versicherten angeboten werden kann. Im überregionalen Kontext vereinbaren sich die Bundesorganisationen. (PM/Red) Statement von Dr. Ingeborg Kreuz, Vorstandsvorsitzende der KVSH „Gesundheit in Deutschland muss bezahlbar bleiben – für jeden Geldbeutel und für jedes Alter. Wir sind uns einig: Das Solidarprinzip muss erhalten bleiben. Was aber auch klar sein muss, ist, dass wir den Spagat zwischen dem unbegrenzten Leistungsversprechen in der Gesetzlichen Krankenversicherung einerseits und einer begrenzten Geldmenge andererseits nicht mehr lange bewältigen können. Man könnte auch schlicht sagen, die GKV lebt über ihre Verhältnisse. Und das kann nicht mehr lange gutgehen. Um die Kosten und die steigenden Gesundheitsausgaben in den Griff zu kriegen, brauchen wir eine sinnvolle Steuerung. Die Praxisgebühr hat als Steuerungsinstrument versagt – sie wirkt wie eine Flatrate: Wer einmal die zehn Euro gezahlt hat, will dann offenbar auch möglichst viel für sein Geld bekommen. Gefragt sind praxisorientierte und innovative Lösungswege, um ambulante medizinische Leistungen nachhaltig finanzieren zu können. Darum haben das Institut für Mikrodaten-Analyse, der PVS-Verband und die KVSH gemeinsam das Versorgungsmodell „Gesundheitskonto mit Solidargutschrift“ entwickelt, das Anreize für eine bewusste Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen setzt. Dies führt zwangsläufig zu kürzeren Wartezeiten und dazu, dass mehr Zeit für die Behandlung pro Patient zur Verfügung steht. Das neue Versorgungsmodell bringt außerdem endlich Transparenz in die „Black Box GKV“: Der Patient erhält nach der Behandlung eine Rechnung und bekommt damit nicht nur einen Überblick über jede einzelne Leistung, er sieht dann auch schwarz auf weiß, was die Behandlung gekostet hat. Außerdem belohnt das Versorgungsmodell den Patienten für einen bewussten Umgang mit Arztbesuchen. Das Versorgungsmodell macht zudem endlich Schluss mit einer pauschalierten Vergütung ärztlicher Leistungen. Mit der Einzelleistungsvergütung erfüllt das Modell unsere langjährige Forderung nach einer angemessenen Bezahlung. Dadurch macht es den Beruf des niedergelassenen Arztes speziell für den medizinischen Nachwuchs attraktiv und trägt dazu bei, die ambulante medizinische Versorgung auf dem Land auch in Zukunft sicherzustellen. Wenn wir also auch in Zukunft eine wohnortnahe, qualitativ hochwertige Patientenversorgung sichern wollen, dann müssen wir umdenken und das Gesundheitssystem an entscheidenden Stellen ändern. Die KVSH ist davon überzeugt, dass das Versorgungsmodell „Gesundheitskonto mit Solidargutschrift“ einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann.“ Ausgabe 12 | Dezember 2010 25 Schleswig-Holstein Adipositas-Forschung Warum ein Stau in der Lieferkette Übergewicht auslösen kann Kommunikationsstörungen zwischen Gehirn und Körper und ihre Folgen – dargestellt in einem einfachen Modell, das Lübecker Schüler gebaut haben. Woher stammen Übergewicht und Adipositas? Liegt es am Überangebot an Nahrung, die stets und überall zur Verfügung steht? Schuld sei vielmehr ein Versorgungsengpass, sagt Prof. Dr. Achim Peters. Der Internist am Campus Lübeck des UK S-H forscht seit Jahren an der Entstehung von Übergewicht. Seine Theorie: Das Gehirn als Hauptverbraucher im Körper steuert zugleich, wie die Energie verbraucht wird. Kommt es hier zu einer Störung, nimmt der Körper mehr auf, als er braucht. „Bisherige Theorien zur Entstehung von Übergewicht waren lückenhaft oder widersprüchlich“, sagt Peters. Die Frage, wieso jemand isst, obwohl sein Füllstand gesättigt ist, beschäftigt den Lübecker Mediziner seit Jahren. Seit 1921 weiß man, dass das Gehirn selbstsüchtig agiert. Untersuchungen an Leichen, die an Auszehrung gestorben waren, hatten gezeigt, dass alle Organe 40 Prozent abgenommen hatten, nur das Gehirn nicht. „In Notzeiten nimmt das Gehirn dem Körper Energie weg, um das Überleben zu sichern“, so Peters. 1998 begründete er die Selfish-Brain-Theorie, die das Gehirn in den Mittelpunkt von metabolischen Erkrankungen rückt. Seit 2004 forscht ein interdisziplinäres Team an der Uni Lübeck und hat die Grundlagen der Theorie experimentell belegt. Peters‘ Forschung ist von hoher Aktualität: 80 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Mittlerweile auch jedes fünfte Kind. Die Folgen von Übergewicht sind bekannt: unter anderem Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten. Schätzungen zufolge belasten die direkten Folgen die Krankenkassen jährlich mit 216 Millionen Euro. Steckt hinter Adipositas ein Fehler in der Kommunikation zwischen Gehirn und Körper? Im Normalfall zieht das Gehirn zwischen 60 und 70 Prozent der Glukose, die dem Körper zur Verfügung steht, im Stressfall bis zu 95 Prozent. Doch das Gehirn ver26 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt braucht nicht nur am meisten Energie, es entscheidet zudem, wie die Energie verteilt wird. Peters vergleicht die Energieversorgung des Gehirns mit einer Lieferkette – eine Lieferkette, in der der Endverbraucher bestimmt, wovon wie viel und wann geliefert wird. In diesem Fall ist der Endverbraucher das Gehirn. „Wenn das Gehirn merkt, dass es zu wenig Zucker hat, weist es den Körper an, den Zucker zu ihm zu transportieren“, so Peters. „Brain-Pull“ nennt Peters es, wenn das Gehirn aktiv Kraft aus dem Körper bestellt. Dahinter verbirgt sich ein Neuronennetzwerk, das sich vom Cortex bis zum Hirnstamm erstreckt. Bei einem funktionierenden Brain-Pull gibt das Hirn nur einen „Ess-Befehl“, wenn der Körper die notwendige Energie nicht in Reserve hat. Doch ist die Kommunikation zwischen Körper und Denkorgan gestört, kommt es zu einem Stau in der Lieferkette: Energie staut sich vor dem Gehirn im Blut – was zu Diabetes führt – oder im Fettgewebe – was zu Übergewicht führt. Ein Stau in der Lieferkette als Ursache von Adipositas, besagt Peters‘ Theorie: „Übergewichtige haben ein egoistisches Gehirn, das nicht mehr richtig bestellen kann.“ Peters vergleicht die Brain-Pull-Störungen mit Computerstörungen. „Verantwortlich sein können, wie bei einem PC-Hardwarefehler, Softwarefehler oder Falschsignale.“ Selten kommen „Hardwarefehler“ wie Tumore, Gendefekte oder Schädel-Hirn-Traumata vor. Mögliche Ursachen für Falschsignale seien Antidepressiva, Drogen, Alkohol oder Viren. Häufiger seien „Softwareprobleme“, eine Falschprogrammierung. Die Programmierung des Brain-Pull gebe es schon im Mutterleib, so Peters, aber auch in der Pubertät oder im Erwachsenenalter durch Stress, Signale von außen, die zu einer Konditionierung führen. „Der häufigste Faktor ist chronischer Stress“, sagt Peters. Durch den chronischen Stress brauche das Gehirn ständig Energie und aktiviere den BrainPull. Daraus folge eine schlechte Stimmung. Ist der Schleswig-Holstein Ein komplexes Thema im Modell von Lübecker Schülern dargestellt. Stress weg und der Brain-Pull beruhigt, hebt sich die Stimmung. Bei chronischem Stress gebe es zwei Typen, so Peters. Beim einen passe sich der Brain-Pull an, ein Gewöhnungseffekt trete ein, sodass dieser Typus immer mehr essen muss, um sein Gehirn zu versorgen. „Die Folge: Sie nehmen zu.“ Andere hingegen haben einen ständig hohen Brain-Pull, der Energie aus dem Körper nimmt. „Diese Menschen sind schlechter Laune und nehmen ab.“ Das könne bis zur Depression führen. Einen defekten Brain-Pull neu zu „erziehen“ sei ein langer Weg, zu dem Verhaltenstherapie gehöre. In Lübeck versuchten die Forscher ein einjähriges Training mit Gruppenschulung, Psychologen und zehn Teilnehmern. Einige konnten ihr Leben umstellen, andere nicht. „Am einfachsten ist es, Kinder und Jugendliche zu beeinflussen, indem man ihnen einen gesunden Lebensstil vorlebt und zeigt, wie man Konflikte löst und Stressfaktoren fernhält“, ist Peters überzeugt. Je älter die Menschen, desto schwerer ist es, die Verhaltenslernprozesse wieder umzukehren. Deshalb entwickelte er gemeinsam mit sechs Schülern einer Lübecker Gesamtschule ein ohne Vorkenntnisse zu bedienendes Modell, das die Theo- (Foto: Klüver) rie auch für Laien verständlich macht. Vier mit Wasser gefüllte Säulen stellen das Blut, das Gehirn, das Fettgewebe und den Kühlschrank dar. Mit einem Gewicht wird der Brain-Pull dargestellt. Der Betrachter kann einstellen, ob das Modell „unter Stress“ steht und somit mehr Energie an das Gehirn fließt – und der Energiefluss an das Blut und das Fettgewebe immer weniger wird. Mit einem einfachen Handgriff kann der Betrachter den Brain-Pull außer Kontrolle bringen und sieht dann, wie die Wassersäule im Fettgewebe bis in den roten Bereich steigt. „Alle Mechanismen in diesem Modell gibt es auch in der Realität“, so Peters. Für die Schüler war der Modellbau eine spannende Sache, erzählen sie. Am Anfang hätten sie sich nicht vorstellen können, die Theorie in ein Modell umzusetzen. Lina Marie Voß (16) ist begeistert: „Dadurch, dass man etwas zum Anfassen hat, kann man das komplexe Thema besser verstehen.“ Mit dem Modell bewirbt sich Lübeck für das Wissenschaftsschiff MS Wissenschaft. Außerdem soll das Modell als Experimentierkoffer für den Einsatz im Unterricht weiterentwickelt werden, sodass schon Kinder den Grundlagen des Übergewichts auf die Spur kommen können. Nathalie Klüver Ausgabe 12 | Dezember 2010 27 Schleswig-Holstein Nachwuchsförderung Chirurgen werben mit praxisnaher Schulung um künftige Kollegen Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen führt den ärztlichen Nachwuchs mit Praktika an den Beruf heran. In Lübeck zeigten Studenten großes Interesse. Aus Sorge um den Nachwuchs nehmen die Bemühungen der einzelnen Berufsgruppen zu, angehende Ärzte frühzeitig für das jeweilige Fach zu interessieren. Ein Beispiel dafür ist eine Schulungsreihe des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, der in verschiedenen Städten mit Unterstützung von Kollegen vor Ort Medizinstudenten mit praktischen Übungen an das Fach heranführt. Das ist bemerkenswert, weil der Berufswunsch Chirurgie unter Medizinstudenten in den ersten Semestern noch immer ausgeprägt ist. Dieses Interesse lässt während des Studiums nach. Besonders auffällig ist das nachlassende Interesse nach dem Praktischen Jahr, wie der BDC jüngst in einem Schwerpunkt zum Thema in seiner Verbandszeitschrift feststellte. Im Jahr 2008 startete der Berufsverband seine Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“. Im Rahmen dieser Kampagne wird der direkte persönliche Kontakt zu den Studenten gesucht – und er wurde u.a. in Lübeck auch gefunden. Der Kurs in der Hansestadt bestand aus zwei Stunden Theorie und vier Stunden Praxis. Teil- genommen haben 48 Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet, vornehmlich aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Die Teilnehmerzahl war begrenzt, weil in den Workshops auf einen Tutor nicht mehr als drei Studenten kommen sollen – angemeldet hatten sich in Lübeck über 100 Teilnehmer. Nach Angaben von Mitorganisator Dr. Jan Nolde haben die ausgewerteten Evaluationsbögen gezeigt, dass praktisch alle Studenten (bei 97 Prozent Rücklaufquote) hoch zufrieden waren und als einzige Verbesserungsmöglichkeit die Erweiterung des Kurses auf zwei Tage angeregt wurde. Die Resonanz in Lübeck ist kein Sonderfall. Der Präsident des Berufsverbandes, Prof. Dr. H.-P. Bruch, berichtet, dass die auf der Kampagnenwebseite www.chirurg-werden.de angekündigten Veranstaltungen schnell ausgebucht waren. Mithilfe der Veranstaltungen hofft der Verband vermitteln zu können, dass die Faszination des Faches größer ist als vermeintliche Nachteile – genannt werden vom Nachwuchs oft die hohe Arbeitsintensität und die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dirk Schnack BDC-Präsident Prof. Dr. Hans-Peter Bruch Laparoskopie-Training am Simulator 28 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt (Fotos: BDC) Schleswig-Holstein Pflege Pflegekräfte als gleichwertige Partner im Behandlungsteam Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein setzt auf „primäre Verantwortung“ für Patienten in einem multiprofessionellen Behandlungsteam. Im Spannungsfeld zwischen Medizin und Ökonomie geht die Pflege am UK S-H nach eigenen Angaben neue Wege und stellt die persönliche Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft in den Vordergrund. Das Konzept der „Primären Verantwortung in der Pflege“ sieht vor, dass eine examinierte Pflegende die gesamte Betreuung für ihre Patienten auf ihrer Station übernimmt – von der Aufnahme bis zur Entlassung. „Vorteil für unsere Patienten ist, dass sie eine feste Ansprechpartnerin oder einen festen Ansprechpartner auf der Station haben, die nicht nur über das Krankheitsbild, sondern auch die Persönlichkeit informiert sind“, sagt Christa Meyer, Vorstand für Krankenpflege und Patientenservice am UK S-H. „Unsere Pflegekräfte müssen mit der Übernahme von Verantwortung auch Entscheidungen treffen und gewinnen so Gestaltungsmöglichkeiten.“ Erste Erfahrungen am UK S-H zeigen nach ihren Angaben, dass sich damit auch die Berufszufriedenheit deutlich erhöht. Mit der „Primären Verantwortung in der Pflege“ (nach Marie Manthey) antwortet dass UK S-H auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. „Dem Anstieg der Anzahl älterer und damit multimorbider Patienten muss eine sinnvolle und menschliche Lösung folgen, damit die stationäre Versorgung die Zunahme an Komplexität in der individuellen Betreuung auffangen kann. Kern ist der Aufbau einer professionellen persönlichen Beziehung der Pflegekraft zu ihren Patienten“, heißt es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums zum Thema. Durch die Übernahme der Verantwortung für den gesamten Pflegeprozess des Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung werden die Tätigkeiten am Patienten nicht mehr fragmentiert, sondern der Patient und seine Angehörigen in den Pflegeprozess einbezogen. Die Umsetzung am UK S-H begann auf „Starterstationen“ in jeder der 50 Kliniken in Kiel und Lübeck. Initiiert wurde die Umsetzung durch den Vorstand für Krankenpflege und Patientenservice, Christa Meyer, und begleitet durch Regina Sälzer als verantwortliche Projektleiterin. „Wer plant, führt auch aus“ – nach diesem Motto ist die primär verantwortliche Pflegekraft für den pflegerischen Gesamtprozess von der Planung über den Prozess bis zur Dokumentation zuständig. Die persönliche Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen wird auf eine Pflegekraft (Primäre Pflegekraft) übertragen. Die Zuweisung der Patienten orientiert sich dabei täglich an der Fallmethode (patientenorientiert, nicht tätigkeitsorientiert). Faktoren sind also die Anzahl der Patienten, die Komplexität der Versorgungsbedarfe und die Kompetenz der Pflegekräfte. Die primäre Pflegekraft steuert die direkte Kommunikation mit Patienten, Angehörigen und allen am Pflege- und Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen. Die primäre Pflegekraft übernimmt dabei auch die Verantwortung für die Qualität der am Patienten erbrachten Pflege für die gesamte Aufenthaltsdauer auf der Station. Unterstützt wird die primäre Pflegekraft durch Pflegekräfte, die im Planungsrahmen stellvertretend betreuen. Die Argumente dafür lauten: Perspektive, Spielräume, Transparenz und Qualifikation. Schon heute steht fest, dass das System der primären Verantwortung die pflegerische Kompetenz stärkt. Es erfolgt eine Ausrichtung an der prozessorientierten, interaktiven Patienten- und Angehörigenbeziehung. Die Patienten profitieren durch die Verlässlichkeit und verstärkte persönliche Präsenz der Pflegekraft, haben eine feste Ansprech- und Bezugsperson. Diese Pflegeorganisation ermöglicht ein schnelleres Erkennen von Ressourcen, Risiken und Komplikationen und zielorientiertes Handeln sowie eine optimale Kommunikation im therapeutischen Team durch bessere Kenntnis des Patienten. „Die Zufriedenheit sowohl von Patienten als auch von Mitarbeitern steigt“, bilanzierte das UK S-H in seiner Mitteilung. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 29 Schleswig-Holstein Organtransplantation Engagement für Organspenden im Reinbeker St. Adolf Stift Reinbek ist eines von fünf norddeutschen Krankenhäusern, die in Hannover für ihr Bemühen um Organspenden geehrt wurden. Die Preisträger des Organspendepreises 2009 kommen außer aus Reinbek aus Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Der Preis wird von den beteiligten Gesundheitsministerien, der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und dem Fachbeirat der DSO-Region Nord verliehen. Dieses Jahr überreichte ihn im Rahmen einer Festveranstaltung an der Medizinischen Hochschule Hannover der niedersächsische Staatssekretär im Sozialministerium, Heiner Pott. „Wir danken allen Mitarbeitern auf den Stationen der Krankenhäuser, die sich für die Organspende stark gemacht und so den Menschen auf der Warteliste Hoffnung gegeben haben“, sagte Pott. In Deutschland warten circa 12.000 Patienten auf ein neues Organ. Im Jahr 2009 konnten 3.879 Transplantationen durchgeführt werden. Jedes Jahr sterben etwa 1.000 Menschen, weil nicht rechtzeitig ein neues Organ für sie zur Verfügung steht. Or gantransplantationen sind in Deutschland etablierte Behandlungen. Die davor stehende notwendige Organspende ist jedoch laut DSO für die meisten Krankenhäuser eine nicht alltägliche Aufgabe. Die 1.217 Organspender des Jahres 2009 wurden bundesweit von 1.352 Krankenhäusern mit Intensivstationen gemeldet, darunter 38 Unikliniken. Im Namen der Preisjury erläuterte PD Dr. Lutz Renders die Kriterien: „Die ausgezeichneten Kliniken haben vorbildliche strukturelle Voraussetzungen geschaffen, um potenzielle Organspender zu erkennen und der DSO zu melden. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaftsaufgabe Organspende.“ Wichtige Kriterien waren die Unterstützung der Transplantationsbeauftragten durch die Klinikleitungen, die Fortbildung des Klinikpersonals sowie die Erarbeitung von Richtlinien und Verfahrensschritten für den Akutfall einer Organspende. Die Anzahl der Meldungen potenzieller Organspender sowie realisierter Organspenden floss in die Bewertung ebenfalls mit ein, war jedoch nicht das entscheidende Kriterium. 30 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt „Dadurch, dass wir im vergangenen Jahr unser ärztliches und pflegerisches Personal besonders intensiv geschult haben“, erklärte Dr. Christian Hillert, Transplantationsbeauftragter im Krankenhaus Reinbek, „sind wir tatsächlich noch besser vorbereitet, den einen möglichen Organspender rechtzeitig zu erkennen und zu melden, sodass wir bis zu acht Menschenleben retten können“ – denn einem hirntoten Menschen können zwei Nieren, eine Leber, die Lungen, das Herz, die Bauchspeicheldrüse und der Dünndarm entnommen werden. Die Vermittlung erfolgt nach dem Prinzip der Dringlichkeit und Erfolgsaussicht über Eurotransplant. Wichtige Voraussetzung für die Explantation: Der Verstorbene muss einen Organspendeausweis ausgefüllt oder die Angehörigen einer Spende zugestimmt haben. Nils Frühauf, Geschäftsführender Arzt der DSO-Nord: „Wir müssen Menschen immer wieder dazu motivieren, über das Thema Organspende nachzudenken, mit ihren Angehörigen zu sprechen und einen Ausweis auszufüllen: Die große Mehrheit der Deutschen ist zwar für Organspende, aber nur 20 Prozent tragen einen Ausweis bei sich.“ PD Dr. Thorsten Krause, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im St. Adolf-Stift, appellierte: „Die Bereitschaft zur Organspende ist ein großartiger Beweis der Nächstenliebe, im Fall des eigenen Todes einem Anderem das Leben zu schenken.“ Pastor FlorianSebastian Ehlert ergänzte: „So kann selbst eine tragische persönliche Situation noch einen Sinn ergeben – durch die Dankbarkeit derjenigen, die ein Organ nach langer Krankheit und langem Warten erhalten.“ Christian Hillert bedankte sich für den Preis im Namen des Teams: „Ich habe in meinem Leben als Transplantationschirurg alle Höhen und Tiefen erlebt: Ich habe Menschen auf der Warteliste sterben sehen, aber ich habe auch die Freude von transplantierten Patienten hautnah erlebt. Daraus ziehe ich die Motivation für meine Arbeit als Transplantationsbeauftragter im Krankenhaus Reinbek.“ (PM/Red) Schleswig-Holstein Ärztemangel Das WKK Heide bemüht sich um mexikanische Ärzte für das PJ Verwaltungschef Harald Stender fordert rasche Lösung für die Zuwanderung von Ärzten aus Ländern außerhalb der EU. Mexiko bildet über Bedarf aus. An der schlechten Ausstattung des Gesundheitssystems lässt Harald Stender kein gutes Haar. „Wir steuern direkt auf eine Versorgungskatastrophe zu“, machte der Geschäftsführer der Westküstenkliniken (WKK) Heide und Brunsbüttel im Gespräch mit dem Bundesvorsitzenden des Marburger Bundes, Rudolf Henke, deutlich. Einen leichten Stand hatte er nicht. Denn: Als CDU-Mitglied des Bundestages hat Henke das kürzlich verabschiedete Krankenkassen-Finanzierungsgesetz (GKV-FinG) mit zu verantworten. Als Vertreter des Marburger Bundes hingegen fordert er eine hundertprozentige Finanzierung aller Personalkosten der Krankenhäuser und stellt die bundesweit unterschiedlichen Basisfallwerte infrage. Henke rechtfertigte die politische Entscheidung damit, dass mit dem neuen Gesetz das Schlimmste noch abgewendet worden sei. „Immerhin haben wir dafür gesorgt, dass weitere acht Milliarden Euro ins Gesundheitswesen gelangen und die Krankenhäuser eine Grundlohnsummenerhöhung von 0,9 Prozent statt der ursprünglich angedachten 0,25 Prozent bekommen.“ Für den WKK-Geschäftsführer ist das nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein. Er machte Henke gegenüber deutlich: „Die Politik versagt hier auf der ganzen Linie.“ „Die Krankenhausfinanzierung ist ein Dauerpatient“, sagte Konzernbetriebsratsvorsitzender Joachim Luplow. Die versprochenen Verbesserungen nach der großen Ärztedemonstration vor zwei Jahren vor dem Brandenburger Tor in Berlin seien nicht eingehalten worden. Ärzte und Mitarbeiter seien frustriert und wütend. Luplow macht deutlich: „Wir brauchen eine Erhöhung des Gesamtbudgets um vier Prozent.“ Auch Stender kann nichts Positives am GKVFinG entdecken, weil Krankenhäuser in SchleswigHolstein immer noch schlechter als Kliniken in anderen Bundesländern vergütet werden. Hinzu kommt der Ärztemangel. 230 Mediziner sind in Heide und Brunsbüttel beschäftigt – zwölf werden händeringend gesucht. Landesweit fehlen nach Schätzun- MB-Chef Rudolf Henke (links) und WKK-Geschäftsführer Harald Stender. (Foto: Schmid) gen an den Kliniken rund 200 Mediziner. Die Forderung Henkes, bundesweit 1.000 neue Studienplätze für Mediziner zu schaffen, reicht Stender nicht – er fordert schnelle Lösungen, weil nach seinen Angaben auch in der ambulanten Versorgung immer größere Versorgungsprobleme entstehen – mit Folgen für das WKK: Immer mehr Menschen lassen sich in der Klinik behandeln. „Wir brauchen sofort eine gezielte Zuwanderung von Ärzten auch aus Nicht-EULändern“, fordert Stender, der bereits Kontakte zur mexikanischen Universität von Puebla geknüpft hat. Nach seiner Aussage wird dort nicht nur über Bedarf, sondern auch hervorragend ausgebildet. Ob die angehenden Ärzte in Dithmarschen arbeiten dürfen, ist fraglich. Mit Glück können sie am WKK ein praktisches Jahr absolvieren. Eine Festanstellung scheitert jedoch oft an der Anerkennung des Studienabschlusses und am Ausländerrecht. Für Stender steht fest: „Wenn sich an der Situation nichts ändert, werden Kliniken im Land geschlossen.“ Angela Schmid Ausgabe 12 | Dezember 2010 31 Schleswig-Holstein Fortbildung Frühförderung stößt auf großes fachübergreifendes Interesse 350 Teilnehmer besuchten die siebte Fortbildungsreihe der Arbeitsgruppe Frühförderung über auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen. Das Zwillingspärchen ist knapp über drei Jahre alt, bei beiden zeigt sich ein normales peripheres Hörvermögen und alle weiteren Entwicklungsdaten sind altersgerecht. Sie sind insgesamt gut entwickelt, nur: Niemand konnte die beiden verstehen, weil sie fast ausschließlich in Vokalsprache kommunizierten. Das Zwillingspärchen war in einem kurzen Video zu sehen, das Christiane Christiansen, Landeskoordinatorin für Sprachheilpädagogik und Sprachförderung im vorschulischen Bereich, im Rahmen der Fortbildung in Bad Segeberg zeigte. „Das Tolle war, dass beide Kinder fröhlich und ungehemmt in ihrer Vokalsprache sprachen und dabei keinerlei Hemmungen oder Scheu zeigten“, berichtete Christiansen. Sie betreute das Zwillingspärchen mehrmals pro Woche. Deutlich wurde, dass die selektive Aufmerksamkeit im Spiel gegeben war, die Aufrechterhaltung aber schnell abnahm. Speicherung und Sequenz bereiteten Probleme, das Unterscheiden von 32 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Lauten gelang nur bei Vokalen. Im engen Austausch mit der Kindertageseinrichtung begann Christiansen, den Zwillingen das Prinzip der Kommunikation zu verdeutlichen, indem sie den Vokalen Bedeutungen zumaß. Weil das Erlernte in der Kita umgesetzt wurde, gelang ein schneller Fortschritt, die Zwillinge konnten zu den Konsonanten übergehen. Im weiteren Verlauf gelang der phonologische Prozess der Stimmgebung immer besser, allmählich verstanden auch andere Kinder die Zwillinge. Ein halbes Jahr vor der Einschulung schließlich konnte die erfolgreiche Therapie beendet werden, die Kinder sprachen, wie Christiansen im Video vorführen konnte, völlig unauffällig. Christiansen zeigte anhand dieses und weiterer Fälle, dass Kindern mit auditiven Verarbeitungsstörungen heute wirksam geholfen werden kann, wenn sie früh genug in die Therapie kommen. Sprache – und damit auch die anschließende Schullaufbahn – lie- Schleswig-Holstein ßen sich normalisieren. „Vielleicht ist es noch nicht einmal vermessen zu sagen, dass ich das gesamte Leben dieser Kinder und eventuell auch der Eltern positiv beeinflussen konnte“, lautete das Fazit der Referentin. Sie appellierte: „Derartige Störungen sollten möglichst frühzeitig vor der Schule abgebaut werden, denn dann kann das Beschriebene erreicht werden.“ Das große Interesse der Teilnehmer, die den großen Saal in der Segeberger Fortbildungsakademie bis zur Kapazitätsgrenze füllten, lässt hoffen, dass Kinder mit auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen tatsächlich früh in die Therapie kommen. Dabei sind zahlreiche Berufsgruppen gefragt: Kinderärzte, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden und Heilpädagogen, aus allen diesen Gruppen waren auch Teilnehmer nach Bad Segeberg gekommen. Sie erfuhren zunächst von Prof. Nelson Annunciato vom Zentrum für integrative Förderung und Fortbildung (ZIFF) in Essen neurofunktionelle Hintergründe. Annunciato führte in die Grundlagen seines Faches ein und berichtete über das neuronale Netz des Zentralnervensystems und dessen spezialisierte Zellen mit ihren vielen Tausend Verknüpfungen. Diese Zellen bestimmen Sensibilität, Wahrnehmung, Gefühle und motorische Aktivitäten, die in Verhalten umgewandelt werden. Annunciato beschrieb anschaulich, wie sich das Nervensystem durch Reize entwickeln kann: durch Informationen aus der Umgebung – vergleichbar mit Blankoblättern, die beschrieben werden sollen. Annunciato machte deutlich, dass sich die einstige Vorstellung vom menschlichen Nervensystem als statisches, unveränderliches System zur Vorstellung eines dynamischen Systems gewandelt hat. Nach dem Vortrag des aus Brasilien stammenden Experten berichtete Prof. Rainer Schönweiler vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, über den gegenwärtigen Stand der Forschung. Schönweiler stellte anhand eines Beispiels dar, in welcher Reihenfolge bei Ärzten und Therapeuten das auditive Verhalten von Kindern getestet werden sollte. Eine Schlüsselposition nehmen hierbei die Kinderärzte ein, um einzuschätzen, ab wann ein in Schule oder Elternhaus wahrgenommenes Verhalten des Kindes auffällig im Sinne einer Erkrankung ist und welche Maßnahmen in Angriff genommen werden sollten. Der Vortrag ist auf der Homepage des Referenten unter www.schoenweiler.de eingestellt. Dirk Schnack Prof. Nelson Annunciato Prof. Rainer Schönweiler Christiane Christiansen (Fotos: SH) Ausgabe 12 | Dezember 2010 33 Schleswig-Holstein Praxis ohne Grenzen Hilfsprojekt mit hoher Resonanz bekommt Zweigstellen im Land Viele Ärzte sind bereit, bei der Praxis ohne Grenzen für hilfsbedürftige Menschen mitzuarbeiten. Medikamentenversorgung bleibt ungelöstes Problem. Als Dr. Uwe Denker die ersten Gespräche für die Praxis ohne Grenzen führte, stieß er auf viel Verständnis – die Bereitschaft zur Mitarbeit aber blieb überschaubar. Denker hatte damals den Eindruck, dass viele Kollegen im Ruhestand nichts mehr mit der Medizin zu tun haben wollten. Dieser Eindruck war falsch. Nachdem Denkers Projekt in Bad Segeberg erst einmal angelaufen war, stieg die Bereitschaft zur Mitarbeit enorm. Inzwischen wechseln sich sechs Hausärzte und eine Internistin bei der ehrenamtlichen Arbeit in der wöchentlichen Sprechstunde (jeweils mittwochs von 15:00 bis 17:00 Uhr in Bad Segeberg am Kirchplatz 2) ab. Hinzu kommt ein Pool von elf Fachärzten, an die sie sich wenden können, wenn eine fachärztliche Diagnostik erforderlich ist. Damit nicht genug: „Ich habe auch Angebote von Kollegen aus Kiel und von der Westküste. Die würden nach Bad Segeberg kommen, wenn hier Not am Mann ist“, berichtet Denker im Gespräch mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt. Hinzu kommen zahlreiche medizinische Assistenzberufe, die unterstützend tätig sind. Auch ein Krankenhaus und ein Zentrallabor helfen bei Bedarf kostenlos. Außer in Bad Segeberg hat sich inzwischen auch in Stockelsdorf eine Praxis ohne Grenzen etabliert, weitere in anderen Regionen des Landes sind nicht ausgeschlossen, von Denker sogar erwünscht. Voraussetzung ist aber, dass sich vor Ort eine Gruppe von Kollegen organisiert, die die Sprechstunden ehrenamtlich übernehmen können. Der Segeberger Verein kann beim Aufbau beratend tätig werden und mit seinen Erfahrungen in der Umsetzung der Idee helfen. Entstanden ist die Idee der Praxis ohne Grenzen, wie berichtet, aus der Beobachtung Denkers, dass immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein den Weg in die Arztpraxis bzw. in die medizinische Versorgung scheuen, weil sie nicht ausreichend krankenversichert sind oder weil sie die Praxisgebühr nicht mehr zahlen können. Zuzahlungen 34 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt oder eine Versichertenkarte sind in der Praxis ohne Grenzen nicht erforderlich. Die behandelnden Ärzte arbeiten ohne Honorar. Dass sich dennoch so viele Mediziner beteiligen, wertet Denker als Indiz dafür, dass die Kollegen zwar die Bürokratie im ärztlichen Alltag ablehnen, keineswegs aber ihre erlernte Tätigkeit. „Hier können sich die Ärzte frei von Dokumentationspflichten und Abrechnungsvorgaben nur um die Medizin kümmern“, sagt Denker. Bei den Behandlungen sind die Ärzte auf die Basismedizin angewiesen, teure Geräte stehen nicht zur Verfügung. Denker hält das für keinen Nachteil: „Wir haben alle gelernt, uns bei den Untersuchungen auf unsere Hände, Augen und Ohren zu verlassen. Wenn doch einmal ein Gerät oder eine weitergehende fachärztliche Meinung erforderlich ist, können wir darauf zurückgreifen“, sagt Denker. In jede Segeberger Sprechstunde kommen mittlerweile rund fünf Menschen im Durchschnitt. Das Spektrum ist so breit wie in einer normalen Hausarztpraxis. Es kommen Frauen zur Schwangerschaftsvorbereitung, chronisch kranke Menschen mit Diabetes, Herzproblemen oder Hypertonie, aber auch Menschen mit einer akuten Lungenentzündung. Der Andrang nimmt nach Denkers Beobachtung zu, viele müssen zunächst eine Hemmschwelle überwinden, bevor sie die Praxis ohne Grenzen betreten. Es sind Menschen, die sich die Behandlung im Krankenversicherungssystem aus unterschiedlichen Gründen nicht leisten können. Als Beispiel nennt Denker etwa früher selbstständige Handwerker, die die Prämien für die private Krankenversicherung nach einer Insolvenz ihres Betriebes nicht mehr aufbringen können. Menschen ohne Papiere zählen genauso zu den Patienten in der Praxis ohne Grenzen wie gesetzlich Versicherte, die die Praxisgebühr nicht mehr zahlen können. Denker weiß von einer Praxis in seinem Heimatort, die in einem Quartal 700 Euro abschreiben musste, weil 70 Menschen die Praxisgebühr schuldig blieben. Die Gründe für die Mittellosigkeit wer- Schleswig-Holstein Dr. Uwe Denker, Organisator der Praxis ohne Grenzen. Der Verein Praxis ohne Grenze - Region Bad Segeberg hat sein Spendenkonto bei der Volksbank Raiffeisenbank eG Bankleitzahl 212 900 16 Kto-Nr. 56 800 000 Kontakt: Dr. Uwe Denker, Tel. 04551/83677, E-Mail dr.uwe.denker@t-online.de (Foto: di) den in der Praxis ohne Grenzen nicht hinterfragt. Jeder Patient, der hier Unterstützung sucht, bekommt sie auch. „Keiner muss hier ein Armutszeugnis ablegen. Wir fragen auch nicht, weshalb jemand die Praxisgebühr nicht zahlen kann, aber noch ein Handy in der Tasche hat“, stellt Denker immer wieder klar. Er betont die christlichen, diakonischen Grundsätze, nach denen Menschen in der Praxis ohne Grenzen geholfen wird. Wer über die rein medizinische Behandlung hinaus Hilfe beim Weg in das Sozialversicherungssystem benötigt und wünscht, bekommt diese. Die Praxis ohne Grenzen arbeitet eng mit dem örtlichen Sozialamt und einem Behördenlotsen zusammen, der sich um solche Fragen kümmert. Auch das MediBüro in Kiel bekommt von der Praxis ohne Grenzen bei Bedarf ärztlichen Rat. Denker könnte also zum Jahresende ein rundum positives Fazit ziehen – wenn nicht das ungelöste Problem der Medikamentenversorgung bliebe. Die Praxis und die angeschlossenen Apotheken dürfen nämlich keine Medikamentensammlungen durchführen. Bis zum Jahresende helfen ihnen die Apothekerkammer und der Apothekerverband Schleswig-Holstein durch ein Sponsoring, das die Kosten für die Arzneiverordnungen trägt. Mittelfristig aber will Denker erreichen, dass die Politik Medikamentensammlungen ermöglicht, damit Arzneimittel mit noch nicht abgelaufenem Verfallsdatum, die sonst im Müll landen, in den Praxen ohne Grenzen sinnvoll am Patienten eingesetzt werden können. „Hier gehen Millionenwerte verloren. Wir wollen das Arzneimittelgesetz mithilfe von Gesundheitspolitikern aller Parteien ändern“, sagt Denker. Auch in anderen Fragen will er sich politisch einmischen. Der gemeinnützige Verein Praxis ohne Grenzen fordert die Abschaffung der Praxisgebühr und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf rezeptpflichtige Medikamente. Der 72-jährige Allgemeinmediziner Denker rechnet sich durchaus Chancen aus, diese Ziele zu erreichen. Zum einen, weil seine Idee auf ein breites Medienecho stößt – über das Projekt wird immer wieder in Zeitungen und im Fernsehen berichtet. Zum anderen, weil er über das Projekt auf viel Verständnis bei Politikern stößt. So informierte sich bereits Horst Köhler in seiner Zeit als Bundespräsident vor Ort über die Praxis ohne Grenzen in Bad Segeberg. Auch Termine mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und mit vielen anderen Entscheidungsträgern stehen oder standen an. Ein permanentes Problem bleibt die Finanzierung der Vereinsarbeit „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt Denker. Zwar arbeiten alle Mitarbeiter ehrenamtlich und auch der Behandlungsraum am Kirchplatz wird von der Diakonie noch bis Jahresende mietfrei zur Verfügung gestellt. Doch zum Jahresbeginn muss ein Mietvertrag ausgehandelt werden. Die dafür benötigten Mittel hofft Denker aus dem Spendenaufkommen decken zu können. Dirk Schnack Ausgabe 12 | Dezember 2010 35 Schleswig-Holstein Vernetzung Gesundheitsberufe im Norden sollen künftig besser kooperieren Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg sieht keine Alternative, wenn die gesundheitliche Versorgung künftig auf gleichem Niveau gehalten werden soll. Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg erwartet von allen Gesundheitsberufen, dass sie künftig enger zusammenarbeiten. Dies machte Garg auf einer Pressekonferenz in seinem Hause Ende November deutlich. Zugleich erwartet er, dass Pflegekräfte in Zukunft deutlich besser bezahlt werden, um mehr Menschen von der Arbeit in einem Pflegeberuf zu überzeugen. „Wir müssen aus den Schützengräben ambulantstationär heraus kommen“, sagte Garg während der Pressekonferenz in Kiel. Überwinden können die Gesundheitsberufe die Grenzen zwischen den Sektoren nach seiner Ansicht zum Beispiel durch ein besseres Entlassungsmanagement in den Krankenhäusern sowie durch einen Ausbau der Versorgungsketten. Sein Ministerium will in diesem Prozess eine Moderatorenrolle übernehmen, kündigte Garg an. Der FDP-Politiker erwartet, dass die sich abzeichnenden Versorgungsprobleme sich nicht lösen lassen, wenn neben dem Ärztemangel nicht auch die Personalengpässe in den anderen Gesundheitsberufen behoben werden. Als Beispiel nannte der Minister die Knappheit in den Pflegeberufen, die nach seiner Beobachtung in den vergangenen Jahren unberechtigt ein Schattendasein geführt haben. „Wir müssen junge Menschen und Rückkehrer dazu motivieren, sich für einen Beruf im Gesundheitswesen zu entscheiden“, forderte Garg. Bezahlung sei hierbei nicht das einzige, aber ein entscheidendes Argument. Garg erwartet, dass insbesondere die Bezahlung von Pflegekräften in den kommenden Jahren deutlich verbessert werden muss: „Ja, wir werden in Zukunft mehr für Pflege bezahlen müssen. Und wir werden auf Dauer die Gesundheitsversorgung nicht sicherstellen können, wenn wir die Pflege nicht besser einbinden“, sagte Garg. Ärzten riet Garg, den Nachwuchs nicht durch immer weitere negative Diskussionen über die Rahmenbedingungen ihres Berufes abzuschrecken. „Ohne die bestehenden Probleme verleugnen zu wollen, sollte 36 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt die öffentliche Kommunikation über den Beruf überdacht werden“, sagte Garg. Zwei Bausteine, die für eine Tätigkeit in einem Gesundheitsberuf werben sollen, wurden auf der Pressekonferenz kurz vorgestellt. Zum einen das Jahrbuch 2010/2011 vom „Gesundheitsland SchleswigHolstein“, das in diesem Jahr unter dem Motto „Berufung Gesundheit“ steht und in zahlreichen Beiträgen deutlich macht, wie vielfältig die Beschäftigungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen im Norden sind. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein hat zu dem Jahrbuch maßgeblich beigetragen. Die Evaluation der ärztlichen Weiterbildung wird im Jahrbuch genauso thematisiert wie die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und das Modellprojekt HELVER. Das Jahrbuch erscheint in einer Auflage von 4.000 Stück und kann im Kieler Gesundheitsministerium angefordert werden. Ein anderer wichtiger Baustein ist für Garg der zweite Kongress Vernetzte Gesundheit, der kommenden Monat in der Kieler Halle 400 stattfindet. Auch hier lautet das Thema: „Berufung Gesundheit“. Zwar richtet sich der Kongress nur an Fachleute, räumte Garg ein. Von denen aber erwartet er, dass sie stärker für das Thema sensibilisiert werden. Zur Erinnerung: In diesem Jahr hatte Schleswig-Holstein erstmals den bundesweit beachteten Kongress veranstaltet und damit erhebliche Resonanz verzeichnet. Allerdings hatte im Anschluss eine Diskussion über die damit verbundenen Kosten für das Land für Aufsehen gesorgt. Garg setzt bei dem ersten unter seiner Regie geplanten Gesundheitskongress auf Transparenz: Die Landesmittel sind auf maximal 40.000 Euro begrenzt, das Gros der Mittel soll über Teilnahmegebühren (350 Euro Normaltarif, 220 Euro für Ärzte und anderes Fachpersonal) und Sponsoren aufgebracht werden. Das komplette Tagungsprogramm ist auf der Kongress-Homepage online gestellt (www.vernetzte-gesundheit.de). Dirk Schnack Schleswig-Holstein Therapiehund Das WKK Brunsbüttel setzt auf einen vierbeinigen Azubi Mischlingshündin Clara ist in der Abteilung für Frührehabilitation und Geriatrie im Einsatz. Tiergestützte Therapien gewinnen an Bedeutung. Geduldig sitzt Clara auf ihrem Stuhl, während die Menschen um sie herum miteinander reden. Clara interessiert das nicht. Ihr ganzes Augenmerk gilt einer Dose mit Leckerli. Intensives Starren hilft dabei, hin und wieder das Herz von Nina Mews (30) zu erweichen. Erst als alles Starren nichts mehr nützt und die Dose verschlossen bleibt, legt Clara ihren Kopf gelangweilt auf den Tisch. Seit September ist die zweijährige Mischlingshündin im Westküstenklinikum (WKK) Brunsbüttel in der Ausbildung zur Therapiehündin. Ihre Aufgabe in der Abteilung für Frührehabilitation und Geriatrie scheint leicht: Sie ist einfach sie selbst und lässt sich ununterbrochen mit Streicheleinheiten verwöhnen. Das WKK hat in Heide bereits gute Erfahrungen mit drei Therapiehunden in der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gemacht. Ein Einsatz in der Geriatrie ist allerdings Neuland und bundesweit selten zu finden. Die Idee hatte Hundeliebhaberin und Physiotherapeutin Nina Mews. Seit vielen Jahren setzt sie sich ehrenamtlich für den Tierschutz auf Mallorca ein. Immer wieder hat sie Hunde aus dem Tierheim Ajuncan in Deutschland vermittelt. Auch Clara ist bei ihr gelandet. In die ruhige Hündin hat sich Nina Mews besonders verliebt. Mit ihrem Vorschlag, sie als Therapiehündin einzusetzen, stieß sie in der Klinik auf offene Ohren. „Am Anfang war ich von der Idee ein wenig irritiert“, gesteht Axel Schultz, kaufmännischer Leiter des WKK. Doch nach einigen Recherchen war ihm klar: „Die tiergestützte Therapie ist auf dem Vormarsch.“ Und mit der Hygiene in der Klinik gebe es keine Probleme, betont Schultz. Gemeinsam mit dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Team hat die leitende Oberärztin Christine Guzy ein Konzept entwickelt, das die tierische Hilfskraft in die Behandlung einbindet. Innerhalb kurzer Zeit hat Clara die Herzen der Mitarbeiter und der Patienten erobert. Auch Ursula Schulz ist ein Fan der Hündin. Die Augen der 90-Jährigen leuch- Ursula Schulz (links) hat Clara und ihr Frauchen Nina Mews in ihr Herz geschlossen. (Foto: Schmid) ten, wenn Clara ihr den Kopf entgegenstreckt und sich geduldig streicheln lässt. Allein durch das Berühren des Hundes würden die kognitiven Fähigkeiten der Patienten gesteigert, so Christine Guzy. Auch die Psyche der Menschen werde durch den Hund positiv beeinflusst. Und die Anwesenheit von Clara hilft beim Abbau von Ängsten und bei der Steigerung der Mobilität. Vor allem aber motiviere die Hündin die oft hochbetagten Patienten, bei den Therapien engagiert mitzumachen, so die Oberärztin. Einschränkungen für den Einsatz des vierbeinigen Azubis gibt es kaum. Bei fast allen Krankheitsbildern – von Demenz bis zu chronischen Schmerzen – wird die Förderung körperlicher und geistiger Fähigkeiten unterstützt. Zudem hilft die Anwesenheit des Tieres bei Stressabbau und Blutdrucknormalisierung. Außerdem sorge sie für eine positive Atmosphäre, so die Oberärztin. Doch Clara steht erst am Anfang ihrer Möglichkeiten. Bisher hat sie nur die Hundeschule kennen gelernt. Für einen Therapiehund reicht das nicht. Anfang kommenden Jahres besuchen Frauchen und Hund die „Akademie für Therapie- und Behindertenbegleithunde“ in der Nähe von Schleswig. Die Kosten in Höhe von 1.000 Euro trägt der WKKFörderverein Brunsbüttel. Angela Schmid Ausgabe 12 | Dezember 2010 37 Schleswig-Holstein Parlamentarischer Abend Ärzte sollen ohne Repressalien über Fehler sprechen dürfen Mehr Eigenverantwortung, stärkere Transparenz und die Patienten als Partner betrachten: Forderungen auf dem Parlamentarischen Abend der KVSH. „Patienten fühlen sich im Gesundheitssystem immer häufiger ohnmächtig und hilflos“, sagte Wolfgang Zöller von der CSU. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung sprach sich auf dem Parlamentarischen Abend in Kiel dafür aus, die unabhängige Beratung von Patienten auszubauen. Sie müssten in die Lage versetzt werden, möglichst selbstständig ihre Rechte gegenüber Krankenkassen und Leistungserbringern wahrzunehmen. Es sei an der Zeit, Patienten als Partner anzuerkennen und zu respektieren, mahnte Zöller. „Es kann nicht sein, dass Patienten notwendige Leistungen wie Bittsteller einklagen müssen“, sagte Zöller. Von einem neuen Patientenrechtegesetz erwartet er, dass die Menschen das Deutsche Gesundheitssystem wieder als gerechter empfinden. Den Begriff Patientenrechtegesetz favorisiert Zöller statt des im Koalitionsvertrag verwendeten Begriffs Patientenschutzgesetz. „Wir müssen die Patienten nicht vor dem Gesundheitswesen schützen. Wir müssen Wolfgang Zöller setzte sich in Kiel für ein Patientenrechtegesetz ein. (Foto: Wilder) 38 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt dafür sorgen, dass sie als Partner wahrgenommen werden“, sagte Zöller. Eines der wichtigsten Ziele des von ihm geplanten Gesetzes ist Klarheit darüber, welche Rechte und Pflichten die Beteiligten im Behandlungsverhältnis haben. Für unverzichtbar hält Zöller auch einen gerechten Ausgleich der Interessen der Beteiligten. Auf den Prüfstand gehört nach seiner Ansicht die Frage, wie Behörden zu einer zeitnahen Entscheidung veranlasst werden können. Als zentral betrachtet er auch das Thema Behandlungsfehler in einem Patientenrechtegesetz. Vorrangiges Ziel müsse dabei die Fehlerprävention haben. „Ich möchte flächendeckende Risikomanagement- und Fehlermeldesysteme im ambulanten und stationären Bereich implementieren. Man muss Fehler nicht selber machen, um aus ihnen zu lernen. Wir brauchen aber mehr Informationen über die Schwachstellen in Behandlungsabläufen“, sagte Zöller. Dabei ist es ihm wichtig, dass Ärzte ohne Angst vor Verunglimpfung und Repressalien über Fehler und Beinahefehler sprechen können. Es gehe nicht darum, „Schuldige“ zu finden, sondern Fehlerquellen für die Zukunft auszuschalten. KV-Chefin Dr. Ingeborg Kreuz begrüßte Zöllers Überlegungen. Zugleich betonte sie, dass Patienten künftig stärker als bislang durch Eigenbeteiligungen Verantwortung übernehmen könnten. Davon verspricht sie sich eine bessere Steuerung der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen. Um die Transparenz zu erhöhen, forderte die KV außerdem erneut eine Rechnungslegung durch den Arzt, damit der Patient nachvollziehen kann, welche Kosten durch den Arztbesuch entstanden sind. Der zum dritten Mal in der Kieler Kunsthalle veranstaltete Parlamentarische Abend verzeichnete rund 140 Gäste, darunter Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg, die Bundestagsabgeordnete Christine Aschenberg-Dugnus (beide FDP) und Landtagspolitiker verschiedener Parteien. Dirk Schnack Schleswig-Holstein Palliativmedizin Lange Fahrstrecken erschweren die Versorgung auf dem Land Das Lübecker Symposium zur Palliativmedizin in den Ostsee-Anrainerstaaten zeigte Versorgungsprobleme in Nachbarstaaten, aber auch vor Ort auf. „Der Bedarf an palliativmedizinischer Versorgung wird in den kommenden Jahren weiter steigen“, sagt KVSH-Chefin Dr. Ingeborg Kreuz. Beim Ostsee-Anrainerstaaten-Symposium der Palliativmedizin in Lübeck führte sie dies am Beispiel des Flächenlandes Schleswig-Holstein aus: Während 2006 noch 750.000 Einwohner über 60 Jahre im nördlichsten Bundesland lebten, gehen Prognosen von einer Million über 60-Jährige im Jahr 2025 aus. „Und das bei Abnahme der Gesamtbevölkerung um 2,5 Prozent“, warnte Kreuz. Sie geht von einer 20 Prozent höheren Arbeitslast für die Primärversorger bei einem gleichzeitigen Rückgang der Beitragszahler aus: „Das wird deutlich höhere Kosten verursachen.“ Alarmierend sei der sich abzeichnende Mangel an Hausärzten. Mehr als jeder fünfte Hausarzt in Schleswig-Holstein ist älter als 60 Jahre: „Mehr als 900 Hausärzte gehen bei uns in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand“ – mit gravierenden Folgen für die ärztliche Versorgung gerade im ländlichen Bereich und für die Palliativmedizin, so Kreuz: „Eine flächendeckende Versorgung mit Haus- und Fachärzten ist die Voraussetzung für eine funktionierende SAPV, die spezialisierte ambulante Palliativversorgung.“ Die ambulante Tätigkeit müsse attraktiver werden, forderte sie. Dazu gehöre eine verlässliche und angemessene Honorierung, keine Regressdrohungen, eine Stärkung der Allgemeinmedizin an den Universitäten und im Medizinstudium ein stärkerer Schwerpunkt auf das Fach Palliativmedizin. Da junge Kollegen verstärkt nach Festanstellungen suchten, müsse es mehr Anstellungsmöglichkeiten zum Beispiel über Zweigpraxen geben: „Das ist gleichzeitig eine gute Lösung, um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten.“ Auch die Kommunen müssten sich stärker engagieren, beispielsweise, indem Bushaltestellen direkt vor Arztpraxen gebaut werden. Ein Problem sei es, die Allgemeinmediziner vor Ort für palliativmedizinische Fortbildungen zu begeistern, so Kreuz. Die Fortbil- dungen seien sehr zeitintensiv: „Es ist eine Herausforderung, das neben dem Praxisalltag zu meistern.“ Sie plädiert deshalb für ein konzentrierteres Angebot. Ein weiteres Problem seien die weiten Fahrwege. Kreuz kritisiert, dass in den Vergütungspauschalen die Fahrzeiten nicht genügend berücksichtigt sind. Eine Kritik, der sich die Krankenschwester Carola Neugebohren und die Ärztin Isabel KriegeskottenThiede anschließen. Sie sind im Palliativnetz Travebogen tätig, dessen Einsatzgebiet sich über die Landkreise Stormarn, Bad Segeberg und die Stadt Lübeck erstreckt. 19 Pflegekräfte und 18 Ärzte arbeiten in dem Netz. Die Zahl der betreuten Patienten ist von 131 im ersten Jahr auf 216 im Zeitraum von Januar bis Oktober 2010 gestiegen. „Diese wachsende Zahl stellt uns vor große Herausforderungen, denn die Zahl der Versorger wächst nicht im gleichen Maße“, so Kriegeskotten-Thiede. Die meisten Patienten seien zwischen 61 und 70 Jahre alt. Ein Problem, vor dem die Betreuer vom Travebogen fast täglich stehen, ist die Abgrenzung von Teil- und Vollversorgung, für die es keine Kriterien gebe. „Das macht uns den Alltag schwer“, so Neugebohren. Die Unterscheidung sei schwer, sie sei daher dafür, die Unterscheidung abzuschaffen, wie es schon in einigen Bundesländern geschehen ist. Travebogen hat einen von insgesamt acht Verträgen, die zurzeit in Schleswig-Holstein abgeschlossen sind. „Die Krankenkassen sind der Meinung, Schleswig-Holstein sei mit diesen acht gut versorgt – ich meine, es reicht nicht“, betonte Kreuz. Sie würde sich eine kleinteiligere Versorgung wünschen. Ein Beispiel seien die Kreise Flensburg und Nordfriesland, die zu einem Vertrag zusammengefasst sind: „Da fallen erhebliche Fahrstrecken an.“ Auch Neugebohren und Kriegeskotten-Thiede sprechen von einigen unterversorgten Gebieten in der Fläche: „Gerade im ländlichen Bereich sind wir noch unterversorgt“, mahnen sie. Nathalie Klüver Ausgabe 12 | Dezember 2010 39 Schleswig-Holstein KV-Abgeordnetenversammlung „Wir sollten wieder ein kleines gallisches Dorf werden“ Es bleibt dabei: Die Abgeordneten in Schleswig-Holstein finden sich mit Regelungen der Bundesebene nicht ab - jüngstes Beispiel sind die Kodierrichtlinien. Kaum hatte sich die Honorarsituation etwas entspannt, stand den Vertragsärzten in diesem Herbst die nächste Herausforderung bevor – die ambulanten Kodierrichtlinien. Die Vorstellungen der Bundesebene stießen wie berichtet in den Regionen auf scharfe Ablehnung. Es gibt wohl kaum eine zweite Aufgabe, die die Selbstverwaltungsorgane der Ärzteschaft so sehr beschäftigt wie der Abwehrkampf gegen Zumutungen der Gesundheitspolitik. Auf der jüngsten Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein im November – die neu gewählte Abgeordnetenversammlung konstituiert sich im Januar 2011 – wurde dies wieder einmal deutlich, vor allem im Lagebericht der Vorstandsvorsitzenden Dr. Ingeborg Kreuz. Was nach dem Erkenntnisstand von Anfang November vom GKV-Finanzierungsgesetz zu erwarten ist, stellte Kreuz in den Mittelpunkt ihres Berichtes. Zunächst einmal eine Begrenzung des Honorarzuwachses der vertragsärztlichen Versorgung für die Jahre 2011/2012. In der Diskussion um die verschiedenen Entwurfsfassungen des Gesetzes waren Zuwachsgrenzen zwischen 0,75 und 1,5 Prozent zu hören; Kreuz kannte den aktuellen Diskussionsstand aus dem Bundestags-Gesundheitsausschuss: 1,25 Prozent. Außerdem: Festschreibung des Orientierungspunktwertes auf 3,5048 Cent; keine Berücksichtigung unvorhersehbarer Morbiditätsentwicklungen, keine Berücksichtigung von Praxiskostensteigerungen, keine Berücksichtigung von Verlagerungseffekten von stationär nach ambulant. Plus eine gewisse Bestandssicherung für Verträge in der Hausarztzentrierten Versorgung bis Mitte 2014 (ursprünglich nur bis Ende 2012 beabsichtigt). Kreuz nannte den vermutlichen Grund hierfür: „In Bayern stehen Anfang 2014 Landtagswahlen an. “ Begrenzt werden auch die Ausgaben für extrabudgetäre Leistungen, jeweils auf die Hälfte der Grundlohnsummensteigerung (aktuell also auf 0,9 Prozent). Ausgenommen davon sind Vorsorge- und 40 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Früherkennungsleistungen sowie 2009/2010 neu eingeführte Leistungen. Bei „Vorliegen zwingender Versorgungsgründe“ könne von der Ausgabenbegrenzung abgesehen werden – das lässt Definitionsstreitigkeiten erwarten. Nicht ganz schlecht stehen für Schleswig-Holstein die Aussichten beim „asymmetrischen Honorarzuwachs“ zum Ausgleich regional unterschiedlicher Auswirkungen der letzten Honorarreform. 500 Millionen Euro sollen zu verteilen sein; für 2011 könnten 120 Millionen zu erwarten sein, wie aus dem Gesundheitsausschuss des Bundestages und dem Erweiterten Bewertungsausschuss zu hören ist. Speziell für Schleswig-Holstein rechnet die KV für 2011 mit einem Zuwachs der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung um rund 4,5 Prozent (entspräche etwa 35 Millionen Euro) – dies verband Kreuz mit einem Dank für das Verhandlungsgeschick ihres Vorstandskollegen Dr. Ralph Ennenbach, die Abgeordnetenversammlung schloss sich diesem Dank mit Beifall an. Positiv bewertete die KV-Vorsitzende auch die Position des Erweiterten Bewertungsausschusses, Honorarverhandlungen ausschließlich regional zu führen und die Ausgabenbegrenzung für extrabudgetäre Leistungen nur für „medizinisch nicht begründbare“ Entwicklungen gelten zu lassen – was allerdings Raum lässt für spitzfindige Einwände der Kassen seite. Lebhaft diskutiert werden auf Bundesebene die Weiterentwicklung der Vergütungssystematik (mit unterschiedlichen Positionen zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen) und die Neuordnung der Bedarfsplanung (zentral versus regional geregelt). Bei letzterem Punkt sind unterschiedliche Ausgangslagen von Stadt- und Flächenland-KVen zu beachten; einerseits versorgen Stadtstaaten wie Hamburg einen Teil des benachbarten Umlandes mit; andererseits gibt es vergleichbare Effekte innerhalb von Flächenbundesländern, hier zwischen Großstädten/ Universitätsstädten und Landkreisen. Schleswig-Holstein Dr. Rüdiger Marquardt (Foto: di) Bundesweit diskutiert wurde zum Zeitpunkt der Abgeordnetenversammlung auch noch die ambulante Kodierrichtlinie (AKR), und die KV-Abgeordneten nahmen sich dieser am 01.01.2011 in Kraft tretenden Vorschrift sehr dezidiert an. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband Bund der gesetzlichen Krankenkassen sind nach dem SGB V zur Ausarbeitung dieser Richtlinien verpflichtet (bei Nichtzustandekommen droht eine Ersatzvornahme per Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums), und die Länder-KVen sind zur Umsetzung der Richtlinien verpflichtet. Die AKR sollen den niedergelassenen Ärzten bei der richtigen – optimalen – Diagnoseverschlüsselung helfen. Die KBV will damit die Grundlage dafür schaffen, dass das Honorar der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten nicht mehr an der Grundlohnsumme, sondern an der Morbidität orientiert ist. Absehbar war, dass dem Richtlinienvorschlag der KBV erhebliche Probleme immanent sein würden: „Praxistauglichkeit, Mehraufwand, Umsetzung in die Praxisverwaltungs-Software, generell die Eignung des ICD-10 für Hausärzte“ – diese Knackpunkte nannte Kreuz. Das deckte sich mit den Ergebnissen der Versuche, die der Abgeordnete Dr. Rüdiger Marquardt aus Eckernförde mit der AKR unternommen hatte: „Zu kompliziert und nicht praxisgerecht; allein zu Hochdruck und Schwangerschaft kommen 18 verschiedene Ziffern in Betracht“, kritisierte er. Er beließ es nicht bei der Kritik, sondern empfahl, Schleswig-Holstein solle sich quer legen, notfalls allein („Wir sollten wieder ein kleines gallisches Dorf werden“). Vor einem Dr. Ingeborg Kreuz (Foto: KVSH) Staatskommissar brauche man keine Furcht zu haben – der hätte es auch nicht schlimmer gemacht. Die Versammlung formulierte seinen Ablehnungsantrag um in eine dann ohne Gegenstimmen beschlossene Resolution: „Die Abgeordnetenversammlung lehnt die ambulanten Kodierrichtlinien in der bestehenden Form ab. Sie fordert die KBV auf, sie zu überarbeiten und die Umsetzung so lange zu verschieben, bis die Kodierrichtlinien den medizinischen Realitäten entsprechen, dass die Softwarehäuser in der Lage sind, den zusätzlichen bürokratischen Aufwand vollständig aufzufangen.“ In dieser Form macht die Resolution die Ablehnung der AKR deutlich, ohne in eine politische Sackgasse zu laufen. Unfug und unnötige Hast bei der AKR-Einführung werden angeprangert, ohne zum Rechtsbruch aufzurufen. Kreuz kündigte Fortbildungen zum Umgang mit den AKR an. Eine kluge Diagnoseverschlüsselung könne helfen, Honorareinbußen zu vermeiden; eine unsachkundige Handhabung könne zu Honorarverlusten führen. Danach wurde bekannt, dass sich KBV und Kassen auf eine Übergangsfrist von sechs Monaten bei der Einführung der neuen Vorschriften geeinigt haben. Dies soll Ärzten ermöglichen, sich mit den Richtlinien vertraut zu machen, ohne dass Sanktionen drohen. Und was gab es Positives zu vermelden? Zum Beispiel, dass es „gelungen ist, das Vertrauen in den Vorstand wieder zurückzugewinnen“, stellte Kreuz fest. Dazu passt, dass die neu gewählten Mitglieder der nächsten AV der Einladung des Vorsitzenden Dr. JochenMichael Schäfer, „schon mal Witterung aufzunehmen“, in großer Zahl gefolgt waren. Jörg Feldner Ausgabe 12 | Dezember 2010 41 Schleswig-Holstein Honorarverteilung Manche Landärzte erreicht das Honorarplus noch immer nicht Dr. Carsten Heinemeier und Ulrich Hackel verzeichnen trotz des landesweiten Honoraraufschlags sinkende Fallwerte. KV fordert neues Vergütungssystem. Im kommenden Jahr sollen Schleswig-Holsteins Ärzte rund 33 Millionen Euro mehr erhalten. Eine schöne Nachricht – über die sich die beiden Landärzte Dr. Carsten Heinemeier und Ulrich Hackel aus Schafflund allerdings nur bedingt freuen. Denn die Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigt, dass sie trotz der Honorarsteigerungen heute finanziell nicht besser gestellt sind. Bei ihnen ist von den Aufschlägen, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt haben, nichts angekommen. Die Zahlen der Gemeinschaftspraxis: Der Fallwert im zweiten Quartal 2006 betrug in der Praxis noch 75 Euro, im Vergleichsquartal des Jahres 2009 war dieser auf 69 Euro gesunken, obwohl Schleswig-Holstein im gleichen Zeitraum insgesamt ein deutliches Plus für die ärztlichen Honorare erhalten hat. Ein weiteres Jahr später lag der Fallwert der Praxis nur noch bei 60 Euro. Diesen Wert erreicht die Gemeinschaftspraxis nur noch mithilfe einer Stützung der KV und damit der gesamten niedergelassenen Ärzteschaft im Land. Das Kuriose daran: Selbst dieser Wert liegt noch über dem Fachgruppendurchschnitt. „Wo ist das Geld für die Landärzte geblieben? Oben wird mehr Geld hineingesteckt und unten kommt weniger an“, wundert sich Heinemeier. Ein Grund für den Absturz ist das gesunkene Regelleistungsvolumen der Hausärzte. Zwei Zahlen zum Vergleich: Im vierten Quartal 2009 betrug das RLV der Hausärzte in Schleswig-Holstein 37,98 Euro, im vierten Quartal 2010 liegt es nur noch bei 36,65 Euro. Die Praxis bekommt nach Angaben Heinemeiers Leistungen für rund 30.000 Euro im Quartal nicht bezahlt, weil das RLV dies nicht abdeckt. Ein weiterer Grund: Das Sondervolumen, mit dem jede Praxis das Honorar über das RLV hinaus durch Zusatzleistungen ausweiten kann, sieht auf dem Papier gut aus: Rund 40.000 Euro wären theoretisch für Sonografie, Kleinchirurgie, Psychosomatik und andere Zusatzleistungen abrechenbar. Doch in der Praxis der Landärzte lässt sich dieses Volumen nur 42 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt im Ansatz ausschöpfen – im vierten Quartal 2009 betrug das Honorar aus diesen Leistungen rund 10.000 Euro. Und selbst diese Summe wird nach den Neuberechnungen ab dem dritten Quartal 2010 nicht mehr zu erreichen sein; Heinemeier und Hackel kalkulieren mit Mindereinnahmen für Zusatzleistungen von mehr als 6.000 Euro. Dass die beiden Hausärzte bislang dennoch keine Insolvenz anmelden mussten, verdanken sie einer Reihe von Maßnahmen, die sie seit Einführung der RLV umgesetzt haben, um die wirtschaftliche Situation der Landarztpraxis nicht eskalieren zu lassen. Bei den Personalkosten werden rund 90.000 Euro im Jahr eingespart: Zwei Vollzeitkräfte, eine Teilzeitkraft und die Raumpflegerin wurden entlassen Die Präventionsleistungen wurden ausgeweitet. Hier lässt sich nach Meinung der Ärzte nichts mehr optimieren: „Irgendwann sind alle durchgeimpft.“ Auch der Anteil der Privatpatienten liegt inzwischen bei 12,5 Prozent, was sich kaum noch nennenswert steigern lässt. Das Besondere an der Praxis: Früher haben hier drei Ärzte die Patienten versorgt. Die Patientenzahl hat seitdem nicht abgenommen, wie ein Vergleich zeigt. Die durchschnittliche Fallzahl der Arztgruppe beträgt 814, die Doppelpraxis dagegen kommt auf 2.371. Nur: Wenn drei neu niedergelassene Ärzte die Praxis führen würden, bekämen sie ein deutlich höheres Honorarvolumen von der KV zugestanden, als die beiden Ärzte, die nach eigenen Angaben wöchentlich bis zu 70 Stunden arbeiten müssen, um den hohen Patientenandrang bewältigen zu können. Heinemeier und Hackel sind der Auffassung, dass die Honorarverteilung zugunsten der Landärzte geändert werden muss, um die Versorgung sicherstellen zu können. Sie haben gegen die Honorarabrechnung Widerspruch eingelegt. Außerdem klagt Heinemeier vor dem Kieler Sozialgericht in der Hoffnung, dass der Praxis nachträglich zusätzliches Geld zugestanden wird. Schleswig-Holstein Dr. Carsten Heinemeier Ulrich Hackel (Fotos: di) Die KV Schleswig-Holstein sagt zum Problem der Honorarverteilung: „Von einem Honorarplus sollten alle niedergelassenen Ärzte gleichermaßen profitieren. Wegen bundeseinheitlicher Vorgaben können wir als KVSH das Geld gar nicht bedarfsgerecht verteilen, weil uns der regionale Spielraum fehlt. Hier sind uns die Hände gebunden.“ Nach ihrer Darstellung ist das derzeit geltende Honorarsystem nicht geeignet, die bestehenden Probleme zu lösen. Darauf hat die Körperschaft wiederholt hingewiesen – zum Ärger der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat die KV im Norden die Honorarreform aus dem Jahr 2009 für gescheitert erklärt. „Wir brauchen ein anderes Vergütungssystem, das transparent und gerecht ist. Dies könnte zum Beispiel die Einzelleistungsvergütung sein“, lautet der Lösungsvorschlag der KVSH. Zum speziellen Fall der Landärzte nimmt die Körperschaft so Stellung: „Klassische Landärzte haben in der Regel einen großen Patientenstamm. Wenn kein Facharzt in der Nähe ist, versorgen sie auch Patienten, die üblicherweise zum Facharzt gehen würden. Da auf dem Land vergleichsweise viele ältere Patienten leben, besteht aufgrund altersbedingter Krankheiten auch ein erhöhter Behandlungsbedarf und es müssen viele – auch teure – Medikamente verschrieben werden. Dies kann dazu führen, dass das zur Verfügung gestellte Geld schon vor Quartalsende aufgebraucht ist und die Landärzte ihre Leistungen nicht mehr voll bzw. gar nicht vergütet bekommen. Außerdem besteht eine erhöhte Regressgefahr.“ In der Beurteilung der Konsequenzen sind sich Heinemeier und Hackel mit der KVSH einig: Die Tätigkeit auf dem Land wird für die niedergelassenen Ärzte immer unattraktiver und der medizinische Nachwuchs wird davon abgehalten, sich in der Fläche niederzulassen – obwohl Nachwuchs wegen des drohenden Ärztemangels dringend benötigt wird. Heinemeier und Hackel werden trotz der für sie nicht nachvollziehbaren Honorarsituation nicht die Segel streichen. Bestehende Alternativen zur Niederlassung, etwa durch eine Tätigkeit an einer Klinik, ziehen sie bislang nicht in Erwägung. „Solange man noch sein Auskommen hat, macht man weiter“, sagt Hackel. Auch für Heinemeier kommt Aufgeben nicht in Betracht: „Wo sollen die Leute denn versorgt werden?“ fragt er. Denn auch die Praxen in der Umgebung verfügen in aller Regel kaum über ausreichende Kapazitäten, um die Patienten aus der Schafflunder Gemeinschaftspraxis noch aufnehmen zu können. Kürzer treten und damit den Patienten längere Wartezeiten zumuten, ist für die beiden Ärzte auch keine Alternative: „Die Patienten dürfen nicht für die Honorarverteilung bestraft werden. Ich halte auch nichts von Streiks, die Patienten sind schließlich unsere wichtigsten Verbündeten“, betont Heinemeier. Also bleiben Arbeitsbelastung und die nicht zufriedenstellende wirtschaftliche Situation an den Ärzten hängen. Heinemeier ist klar, dass er die hohe Belastung nicht auf Dauer durchhalten kann: „Da muss sich in den nächsten Jahren etwas ändern.“ Dirk Schnack Ausgabe 12 | Dezember 2010 43 Schleswig-Holstein Priorisierung Verdienstvolle Bürgerkonferenz, aber auch Risiken in der Debatte Wissenschaftliches Symposium zur Lübecker Konferenz über Priorisierung brachte hohe Anerkennung, aber auch kritische Fragen zum Thema. Nach der Bürgerkonferenz über Prioritätensetzungen in der medizinischen Versorgung folgte ein wissenschaftliches Symposium in den Lübecker Media Docks. Ziel war es, die Ergebnisse „kritisch zu hinterfragen und den Stellenwert des Bürgervotums herauszuarbeiten“. Eingeladene Referenten wie der ehemalige IQWiG-Chef Prof. Peter Sawicki waren gekommen, um zugleich das wissenschaftliche Werk von Prof. Heiner Raspe zu würdigen, der im September das Direktorat seines Instituts für Sozialmedizin abgegeben hatte. Er bleibt aber noch für etwa drei Jahre an der Spitze des Zentrums für Bevölkerungsmedizin im UK S-H, Campus Lübeck. Besondere Aufmerksamkeit fand die kritische Sicht des Gesundheitsökonomen Prof. Jürgen Wasem, weil die öffentliche Priorisierungsdebatte ohne die gesundheitsökonomischen Probleme der Knappheit und der beginnenden Rationierung kaum stattfinden würde: „Priorisierung und Rationierung sind zwei Seiten derselben Medaille – die Diskussion macht nur Sinn mit Blick auf die Rationierung.“ Offenbar aber sollte der ökonomische Einstieg („Die Ökonomen gehen regelhaft von der Knappheit der Mittel aus, anders jedenfalls explizit das Bürgervotum“) nicht etwa die begriffliche Unterschiedlichkeit von Rationierung und Priorisierung infrage stellen, wie sie gerade von Raspe stets betont wurde. Wasem zeigte sich als Anhänger der breiten gesundheitsökonomischen Strömung, die Kosteneffektivität nur als eines der Argumente im Entscheidungsprozess sieht. Das bedeute in diesem Zusammenhang, flexibel in der Bestimmung des Leistungskatalogs zu sein. Der Referent erkannte an, dass im Bürgervotum stehe, Prioritätenlisten sollten kein starres System sein und auch die langfristige Wirkung solle beobachtet werden. Allerdings betonte Wasem auch, er vermisse im Votum mit seiner starken Betonung der Solidarität die Berücksichtigung von „trade-offs“ (Ausgleich, Opportunitätskosten) zwischen Effizienz und Gerechtigkeit. 44 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Die Münsteraner Bioethikerin Prof. Bettina SchöneSeifert lobte die Bürgerkonferenz als verdienstvoll, weil sie ethische Fragen behandle, die gerade auch für betroffene Laien verständlich sein müssten. Andererseits sei die Debatte gefährlich, weil sie die andere Diskussion um Wirtschaftlichkeitsreserven im Gesundheitswesen vermeide. Beides sei aber wichtig. Raspe nannte dies ein ernsthaftes Argument. Die ersten internationalen Debatten um Priorisierung im Gesundheitswesen seien aber von spektakulären Einzelfällen ausgegangen. Für ihn sei Priorisierung ein allgemeines Prinzip, das sich nicht nur auf die Unter-, sondern auch auf die Überversorgung beziehen könne. In Schweden sei das Prinzip zu Zeiten entwickelt worden, in denen keine Unterversorgung geherrscht habe. Und die Politik könne Aspekte einer größeren Gerechtigkeit durchaus zu Prioritätsentscheidungen hinzufügen. In seinem Schlusswort dankte der Moderator des Wortwechsels, Prof. Eckhard Nagel, den am Bürgervotum beteiligten Bürgern. Über weitere Partizipation, über partnerschaftliche Kooperation zwischen Experten und Bürgern werde zu reden sein. Den Anstoß zur Premiere habe das Lübecker Institut für Sozialmedizin mit Raspe an der Spitze gegeben: „Es gehört seit seiner Gründung 1989 mit seinen Leistungen zu den führenden Instituten in Deutschland“. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Epidemiologie und die Versorgung muskuloskelettaler Erkrankungen, Rehabilitationsforschung, Evidenzbasierte Medizin sowie sozialrechtliche und ethische Aspekte medizinischer Versorgung. Raspe dankte den Teilnehmern des Symposiums insbesondere auch für die ihm geltenden Worte der Anerkennung und resümierte mit Blick nach vorn: „Wir haben gute Argumente gehört, die aufgenommen werden müssen. Auch das Bürgerforum will über Weiteres nachdenken.“ Horst Kreussler Schleswig-Holstein Neuer Praxisverbund Der Trend zu großen Verbünden bei den Orthopäden hält an Jüngstes Beispiel ist die Orthopraxis, die in Kiel und Umgebung ambulante Leistungen erbringt - ein weiteres Wachstum ist nicht ausgeschlossen. Neun Ärzte aus Kiel haben sich zu einer ortsübergreifenden Gemeinschaftspraxis unter dem Namen Orthopraxis zusammengeschlossen. Bislang unterhielten die beteiligten Ärzte zwei Zweierpraxen sowie eine größere Einheit in der Praxisklinik Wellingdorf. Beide Zweierpraxen werden aufgegeben, um künftig im Einkaufszentrum Citti-Park für die Patienten besser erreichbar zu sein. Dr. Christian Schwartz kopf und seine Praxispartner Dr. Christoph Helm und Dr. Dieter Heimann werden künftig im Citti-Park tätig sein. Helms bisheriger Praxispartner Arnd Heyer geht in die benachbarte Praxisklinik mit dann fünf Kollegen. Dr. Jürgen-Hubertus Klees ist Praxispartner in Gettorf. Für die neue Struktur der Orthopraxis, die rund 30 Angestellte beschäftigt, bilden die Ärzte Ressorts, mit denen Verantwortung und Tätigkeitsbereiche aufgeteilt werden. Durch den Zusammenschluss erwarten die Ärzte Synergieeffekte etwa im Einkauf oder im Personaleinsatz. Medizinisch sieht Schwartzkopf die Orthopraxis gut aufgestellt: Das Spektrum reicht von der konservativen Versorgung über Operationen bis zur Rehamedizin. Die Ortho praxis könnte damit Behandlungsketten übernehmen. So wie die Orthopäden siedeln sich immer mehr Praxen in Einkaufszentren an. Diese betrachten Arztpraxen als wichtigen Baustein zur Abrundung ihres Dienstleistungsangebotes. Die norddeutsche Citti-Handelsgruppe plant, ihre Passagen in Lübeck und Flensburg zu erweitern, damit dort ebenfalls Ärzte einziehen können. Wie wichtig den Betreibern Arztpraxen sind, zeigt ein Vergleich der Mietpreise. Nach Angaben von Harald Rottes von Citti orientieren sich die Mieten für Ärzte an den ortsüblichen Preisen für Praxisflächen. Damit zahlen Ärzte in den Passagen nur rund ein Viertel der Quadratmetermiete wie der Handel. Laut Rottes rechnet sich die Ansiedlung von Praxen für den Betreiber dennoch, weil damit die Attraktivität des Standortes in den Augen der Kunden erhöht wird. Die Ärzte profitieren nach seiner Ansicht, weil Patienten kostenlose Parkplätze und Kinderbetreuung erhalten und die Angebote des Zentrums während möglicher Wartezeiten in Anspruch nehmen können. Für den Verbund sind weitere Standorte nicht ausgeschlossen. Die beteiligten Ärzte haben sich die Namensrechte für die Bezeichnung „Orthopraxis“ in Zusammenhang mit einigen Städten im Umland gesichert. Dirk Schnack Partner der Orthopraxis: Arnd Heyer, Dr. Knud Schübeler, Dr. Lutz von Spreckelsen, Dr. Christian Schwartzkopf, Dr. Lucas-Rainer Backheuer, Dr. Winfried Brieske, Dr. Christoph Helm und Dr. Jürgen-Hubertus Klees. Es fehlt Dr. Dieter Heimann. (von links, Foto: Orthopraxis) Ausgabe 12 | Dezember 2010 45 Personalia Geburtstage Dr. Hans-Erich Hefke, Mölln, feiert am 15.01. seinen 70. Geburtstag. Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind. Dr. Dietrich Lauterbach, Kronshagen, feiert am 15.01. seinen 80. Geburtstag. Dr. Peter Rolf, Groß Wittensee, feiert am 01.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Onnen Schweers, Hennstedt/Dithm., feiert am 17.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Jürgen Wesner, Geesthacht, feiert am 02.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Albert Thiel, Heikendorf, feiert am 19.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Ursula Völcker, Kiel, feiert am 03.01. ihren 80. Geburtstag. Ursula Fittkau, Reinfeld, feiert am 20.01. ihren 75. Geburtstag. Dr. Volker Ortmann, Rondeshagen, feiert am 04.01. seinen 80. Geburtstag. Dr. Hans Stopsack, Dersau, feiert am 20.01. seinen 90. Geburtstag. Dr. Daryoush Sharafat, Kiel, feiert am 07.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Kurt Glawatz, Bad Schwartau, feiert am 22.01. seinen 85. Geburtstag. Gustav Schulze, Böklund, feiert am 09.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Ulla Giertler, Neustadt/Holst., feiert am 23.01. ihren 70. Geburtstag. Dr. Fritz-Eike Dommerich, Neumünster, feiert am 10.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Erhard Jenner, Lübeck, feiert am 25.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Carl-Jürgen Johann, Reinbek, feiert am 11.01. seinen 70. Geburtstag. Hildegard Schulten-Debock, Groß Rheide, feiert am 25.01. ihren 75. Geburtstag. Dr. Peter-Jörg Kraack, Lübeck, feiert am 11.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Milan Jung, Elmshorn, feiert am 26.01. seinen 80. Geburtstag. Dr. Jens-Christian Schacht, Mölln, feiert am 11.01. seinen 80. Geburtstag. Dr. Karsten Schümann, Lübeck, feiert am 27.01. seinen 70. Geburtstag. Fritz Höynck, Flensburg, feiert am 12.01. seinen 75. Geburtstag. Marianne Heermann, Geesthacht, feiert am 29.01. ihren 70. Geburtstag. Dr. Wolfgang Boriss, Norderstedt, feiert am 13.01. seinen 75. Geburtstag. Dr. Holger Peters, Elmshorn, feiert am 29.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Klaus-Peter Müller, Wentorf, feiert am 13.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Gerhard Bauer, Lübeck, feiert am 30.01. seinen 90. Geburtstag. Dr. Renate Schimmelpenning, Kiel, feiert am 14.01. ihren 70. Geburtstag. Dr. Jan Gerhard, Sylt, OT Morsum, feiert am 30.01. seinen 70. Geburtstag. Wir gedenken der Verstorbenen Dr. Thomas Schmidt, Elmshorn, geboren am 19.12.1953, verstarb am 23.10.2010. Dr. Joachim Jankowski, Halstenbek, geboren am 12.06.1921, verstarb am 13.08.2010. Dr. Peter Gabriel-Jürgens, Bahrenhof, geboren am 09.11.1942, verstarb am 29.10.2010. Dr. Wolfgang Tacke, Sylt, OT Tinnum, geboren am 12.01.1939, verstarb am 18.09.2010. Dr. Erhard Kuhnke, Kirchbarkau, geboren am 08.01.1923, verstarb am 29.10.2010. Dr. Christa Rabenstein, Neumünster, geboren am 20.11.1938, verstarb am 10.10.2010. Dr. Dietrich Koreuber, Kampen/Sylt, geboren am 04.05.1914, verstarb am 31.10.2010. Karl Heinrich Kolbinger, Großhansdorf, geboren am 22.11.1938, verstarb am 20.10.2010. Dr. Gerhard Gruss, Krummesse, geboren am 05.08.1918, verstarb am 11.11.2010. 46 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Personalia NAV-Virchow-Bund ordnet Bundesspitze neu Dr. Dirk Heinrich ist neuer Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes. Der 51-jährige niedergelassene HNO-Arzt wurde im November von den Delegierten der Bundesversammlung gewählt, nachdem Dr. Klaus Bittmann im Frühjahr von diesem Amt zurückgetreten war. Als Interimsvorsitzende hatten Dr. Klaus Bogner und Stephan Kraft den Verband geleitet. Heinrich ist seit 2008 Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg des NAV-Virchow-Bundes und seit zwei Jahren Präsident des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte. Heinrich studierte Medizin in Freiburg. Bevor er sich seinem Fach zuwandte, schloss er eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin ab. Er gehört der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg sowie der Vertreterversammlung der KV Hamburg an. „Die Zeit der Aufsplitterung in immer kleinere Berufsverbände ist vorbei“, sagte Heinrich zu seiner Wahl. Als neuer Bundesvorsitzender hat er sich das Ziel gesetzt, die Netzwerkidee voranzutreiben, Ideen gegen den Ärztemangel zu entwickeln und die Zukunftsfähigkeit der bestehenden Versorgungsebenen und der Aufsplitterung in Hausund Fachärzte kritisch zu hinterfragen, teilte sein Verband nach der Wahl mit. Die Delegierten der Bundeshauptversammlung votierten mit 30 von 45 Stimmen für Heinrich. Zu seinen Stellvertretern wurden der Dr. Dirk Heinrich (Foto: NAV-Virchow-Bund) Kinderchirurg Stephan Kraft (44) und der Allgemeinmediziner Dr. Veit Wambach (53) gewählt. Den neuen Vorstand komplettieren die fünf Beisitzer Dr. Eike Schurbohm (50, Fachärztin für Psychiatrie), Dr. Kerstin Jäger (52, Fachärztin für Gynäkologie), Fritz Stagge (56, Facharzt für Gefäßchirurgie), Dr. Olaf Boettcher (52, Facharzt für Allgemeinmedizin) und Dr. Dr. Rainer Broicher (45, Facharzt für Hals-Nasen-OhrenHeilkunde). (PM/Red) Ärztlicher Direktor in Kiel bestätigt Dr. Andreas Hückstädt, Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin im Städtischen Krankenhaus Kiel, ist von den Mitgliedern der Chefarztkonferenz einstimmig für weitere drei Jahre zum Ärztlichen Direktor gewählt worden. Hückstädt ist in dieser Funktion seit Januar 2008 für das Städtische Krankenhaus Kiel tätig. Zu seinem Stellvertreter wurde PD Dr. Andreas Claaß gewählt, Chefarzt der Klinik für Kinderund Jugendmedizin. Für weitere drei Jahre wurde Dr. Heinz Riedel, Leiter der Kieler Krankenhausapotheke, ins Direktorium gewählt. (PM/Red) Journalist als Ehrenpräsident NDR-Journalist Bernd Seguin war Ehrenpräsident des diesjährigen ENDO CLUB NORD (ECN), der nach eigenen Angaben weltweit größten Live-Veranstaltung in der Endoskopie. Damit würdigen die Veranstalter Seguins langes Engagement in der Sozialund Gesundheitsszene. „Kein anderer hat mit seinen Beiträgen so oft für Aufregung in der Hansestadt gesorgt – wir haben insbesondere sein Engagement in der Darmkrebsvorsorge stets sehr bewundert“, sagte ECN-Präsident Prof. Friedrich Hagenmüller. Seguin kam 1985 als Reporter zum NDR. Seine berufliche Tätigkeit hat der gebürtige Westfale aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Derzeit engagiert sich Seguin, der vielen Ärzten als Moderator gesundheitspolitischer Diskussionen bekannt ist, ehrenamtlich in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 47 Personalia Katholischer Seelsorger hat Arbeit aufgenommen Im Krankenhaus Reinbek wurde Bernhard Kassens in sein Amt als katholischer Seelsorger eingeführt. Der 47-jährige Kassens ist Diplom-Religions- und Sozialpädagoge und hat eine Zusatzausbildung in der Krankenhausseelsorge absolviert. Vor seiner Tätigkeit in Reinbek war er am Krankenhaus Altona als Seelsorger und 20 Jahre lang in der Gemeindearbeit tätig. Zu seinen Aufgaben im St. Adolf Stift gehören die seelsorgerische Begleitung von Patienten, Angehörigen und aller Mitarbeiter, die Gottesdienstgestaltung, Krankenkommunion und die Mitarbeit in verschiedenen Gremien im Haus. Kassens Vorgänger Pater Marek Sobkowiak war nach neunjähriger Tätigkeit in Reinbek mit einer Heiligen Messe verabschiedet worden. Mit Pastor Florian-Sebastian Ehlert hat Reinbek auch einen evangelischen Seelsorger. (PM/Red) Dr. Hellmut Koch ist tot Dr. Hellmut Koch ist nach schwerer Krankheit verstorben. Der Ehrenpräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) wurde 66 Jahre alt. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer würdigte den Verstorbenen: „Mit seinem eindrucksvollen Wirken und seiner Persönlichkeit hat er die Kollegen, die Patienten sowie die Akteure der Gesundheitspolitik stets besonders beeindruckt: ruhig, unaufgeregt, sachlich, mit einem klaren Blick auf die Menschen und das Leben.“ Koch, Träger der Paracelsus-Me- daille, habe sich große Verdienste um die ärztliche Selbstverwaltung erworben. Sein besonderes Engagement galt der ärztlichen Weiter- und Fortbildung. Der Internist und Endokrinologe aus Fürth war Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Klinikum Nürnberg, Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer, Vizepräsident (1995 bis 1999) und Präsident der Bayerischen Landesärztekammer von 1999 bis 2010. (PM/Red) Präsident der Geriater kommt aus Schleswig-Holstein Anlässlich des fünften deutsch-österreichischen Geriatrie-Kongresses wurde PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Geriatrie am FEK in Neumünster und am Klinikum Bad Bramstedt, für die Amtsperiode einstimmig zum nächsten Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) gewählt. Hofmann ist es gelungen, den 22. Deutschen Geriatrie-Kongress vom 22.–24. September 2011 nach Schleswig-Holstein zu holen. Der Kongress wird im Klinikum Bad Bramstedt stattfinden. Hier bestehen enge Verbindungen zur Lübecker Universität sowie zum UKE in Hamburg. Nicht nur diese Verbindungen sollen genutzt werden, sondern auch enge Kooperationen zur Gerontopsychiatrie, Alterstraumatologie, geriatrischen Gastroenterologie und Neurogeriatrie. Unter dem Motto „Leben ist bewegen!“ stehen Gerontotechnologie, robotergestützte Rehabilitation, Sport- und Bewegungstherapie, Geriatrisches Assessment, die Delegation ärztlicher Leistungen sowie vor allem erstmals in Kooperation mit der Akademie der Ärztekammer Schleswig-Holstein ein Kern-Curriculum Geriatrie speziell für Hausärzte im Vordergrund der Vorbereitungen. Hof48 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt PD Dr. Werner Hofmann (Foto: FEK) mann will eine Kampagne für die Einrichtung eines Facharztes Geriatrie vorantreiben. Auch existieren in deutschen Geriatrien derzeit 15 Spezialstationen für Demenz (u.a. am FEK). Als einen Schwerpunkt seiner zweijährigen Amtsperiode nannte Hofmann die Versorgung Demenzkranker in Akuthäusern. (PM/Red) Personalia Ärztetrio statt Chefarzt (Foto: di) Statt eines neuen Chefarztes hat Damp für die Wirbelsäulenchirurgie in der Endo-Klinik ein Trio von leitenden Ärzten berufen. Orthopäde Dr. Hans-Wolfram Ulrich (links) kommt aus der Kieler Uniklinik, sein Kollege Dr. Jörn Steinmann (Mitte) arbeitete zuletzt in der Bad Bramstedter Rheumaklinik und Dr. Ralf Hempelmann in Dessau. Hempelmann ist Neurochirurg. Das Trio setzt auf einen engen fachlichen Austausch in täglichen Fallgesprächen. Die Dreier-Lösung empfinden sie als Vorteil, weil sie so „ohne Gesichtsverlust“ andere Meinungen akzeptieren könnten, verrieten die drei in einem Pressegespräch. Die Ärzte sehen sich als „teamerfahren“ an und erwarten keine Nachteile durch die Arbeit im Trio. (di) Wechsel am Asklepios Westklinikum Hamburg Im Januar tritt PD Dr. Aglaja Valentina Stirn (48) die Nachfolge von Prof. Stephan Ahrens als Leiterin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Asklepios Westklinikum Hamburg an. Die Fachärztin für Psychosomatische Medizin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin, Gruppentherapeutin, Notärztin und Sexualtherapeutin leitete zuletzt den Bereich Psychosomatik der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Stirn wurde in Wiesbaden geboren, studierte nach einem Studium generale am Leibniz Kolleg Tübingen Humanmedizin an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Nach dem Studium arbeitete sie in der Inneren Medizin des St. Josef Hospitals Wiesbaden, anschließend leitete sie zwei Jahre die Psychotherapiestation der Landesnervenklinik Andernach. 1993 arbeitete sie unter Prof. Otto Kernberg auf der Bor- derline-Station des Cornell Medical Center, New York, sowie bei Prof. Lester Luborsky in Philadelphia. Stirns klinische Tätigkeit begann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität unter Prof. Gerd Overbeck, dessen Nachfolge sie 2005 antrat. 1996 promovierte Stirn zum Thema „Veränderung des Selbst- und Objekterlebens unter stationärer Psychotherapie – eine sprach inhaltsanalytische Untersuchung mit der ZBKT-Methode nach Luborsky an drei ess-gestörten Patientinnen“; 2006 folgte die Habilitation für das Fach Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit dem Titel „Psychosoziale und psychodynamische Hintergründe von Körpermodifikationen“ über den Körper in Medizin und Gesellschaft. Im Asklepios Westklinikum Hamburg plant Stirn den Ausbau des psychosomatisch-psychotherapeutischen Angebotes und eine stärkere Vernetzung zwischen Somatik und Psychosomatik. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 49 Edmund-Christiani-Seminar Esmarchstr. 4-6 23795 Bad Segeberg Tel.: 04551/8813-292 Fax: 04551/8813-228 E-Mail ecs@aeksh.org EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR Berufsbildungstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein Betriebswirtin für Management im Gesundheitswesen 15. Seminarreihe Die Betriebswirtin ist ausgerichtet auf das besondere Anforderungsprofil für leitende Mitarbeiterinnen in großen medizinischen Organisationseinheiten. Die Teilnehmerinnen sollen eine berufliche Qualifikation erwerben, die sie befähigen, die betriebswirtschaftlichen Ziele des „Unternehmens MVZ/Arztpraxis“ in enger Abstimmung mit der ärztlichen Entscheidungsebene zu realisieren, sowie eigenverantwortlich Führungs- und Managementaufgaben zu erfüllen. Die Qualifikation der „Betriebswirtin“ baut auf Fertigkeiten und Kenntnissen von Berufen im Gesundheitswesen mit anschließender Praxiserfahrung auf und ist eine staatlich anerkannte Aufstiegsfortbildung. Der Abschluss ermöglicht den Übergang in den fachhochschulischen Bereich. Die Fortbildung umfasst insgesamt 800 Weiterbildungsstunden, von denen 160 Stunden durch ein Praktikum und die Erstellung einer Projektarbeit abgedeckt werden. Die Absolvierung der Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend über ca. zwei Jahre. Die Seminare finden an Wochenenden sowie in zwei Wochenblöcken statt. Beginn: März 2011 Gebühr: 3.490 Euro (Keine Gebührenermäßigung möglich.) Fördermöglichkeiten Aufstiegsfortbildungsförderung (Meister-BAföG) Bildungsfreistellung nach BFQG Januar 2011 12.01. 16.01. 17.01. 22.01. 31.01. Sprechstundenbedarfsvereinbarung Sachkunde gem. § 4 der Medizinproduktebetreiberverordnung Strahlenschutzkurs für med. Assistenzpersonal EBM/Grundkurs Erweiterte Aktualisierung der Kenntnisse/ Fachkunde im Strahlenschutz Februar 2011 02.02. 02.02. 04.02. 04.02. 04.02. 09.02. 11.02. 11.02. 12.02. 14.02. 16.02. 19.02. 19.02. 19.02. 23.02. 25.02. 26.02. 26.02. 28.02. GOÄ/Grundkurs Palliativmedizinische Versorgung Grundlagen der Kommunikation und Wahrnehmung Fachzertifikat Ambulantes Operieren Besser telefonieren/Aufbaukurs Berufsgenossenschaftliche Heilbehandlung QM-Werkstatt Spitzen, na und...?/Kompakt Notfallsituationen in der ärztlichen Praxis Strahlenschutzkurs für med. Assistenzpersonal Welche Arzneimittel sind Kassenleistung Konfliktmanagement Körpersprache und Umgangsformen Tapen/Grundkurs Zuzahlungsbefreiung und Fahrtkostenregelungen Coaching für die rechte Hand des leitenden Arztes Besser telefonieren/Grundkurs Diabetes und Ernährung Vorbereitung auf die externe Prüfung zur MFA Ansprechpartnerin Gabriele Schröder Tel. 04551/8813-292 Unser gesamtes Fortbildungsprogramm finden Sie unter: www.aeksh.de/ecs 50 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Medizin und Wissenschaft Femurfraktur Eingriffe ohne Schädigung von Muskulatur und Nerven Weniger Schmerzen und schneller mobil nach einer minimal-invasiven Schenkelhals-Operation: Lübecker Chirurgen haben gute Erfahrungen gesammelt. Jährlich erleiden in Deutschland rund 100.000 vorwiegend ältere Patienten eine Femurfraktur – mit stark steigender Tendenz. Weltweit wird ein ähnlicher Trend beobachtet: Wurden 1990 noch 1,6 Millionen Verletzungen dieser Art versorgt, wird die Zahl Expertenschätzungen zufolge bis zum Jahr 2030 auf 6,2 Millionen jährlich ansteigen. „Ziel einer operativen Therapie und der anschließenden Nachsorge und Rehabilitation ist es, den Patienten wieder in sein soziales Umfeld zu integrieren – im besten Falle also wieder in die Selbstständigkeit“, erklärte PD Dr. Andreas Paech, Chefarzt der Sektion für Unfallchirurgie im UK S-H bei einem Gesundheitsforum am Campus Lübeck. Angesichts des Durchschnittsalters (84 Jahre) der Patienten und der hohen Inzidenz internistischer Erkrankungen kein leichtes Unterfangen. „Das Zusammentreffen von Trauma und Morbidität hat oft weitreichende Konsequenzen. Etwa 30 Prozent aller Patienten überleben das erste Jahr nach dem Bruch nicht.“ Um die Belastung des Eingriffs für den Patienten, der in aller Regel mit einer Endoprothese versorgt wird, so gering wie möglich zu halten, haben die Lübecker Operateure vor vier Jahren ihr bevorzugtes Verfahren geändert: Statt einer „offenen“ Operation mit langem Hautschnitt wird ein minimal-invasiver Zugang über die Vorderseite des Oberschenkels (Direct Anterior Approach) gewählt. So kann eine Schädigung von Muskulatur und Nerven vermieden werden. In einer prospektiven, randomisierten Studie haben die Lübecker Chirurgen altes und neues Verfahren bei 60 Patienten verglichen. „Die minimal-invasiv operierten Patienten hatten signifikant weniger Schmerzen und waren deutlich schneller wieder auf den Beinen“, sagte Paech. Für die Operateure sei dies mittlerweile Routine, auch Adipositas sei kein Ausschlusskriterium. Insgesamt wurden in Lübeck bislang 500 Schenkelhalsfrakturen „durchs Schlüsselloch“ operiert. Die durchschnittliche OP-Zeit betrug bei einer Duokopf-Prothese 72 Minuten, bei ei- ner Totalendoprothese (TEP) 100 Minuten – inklusive Zementaushärtungszeit. „Im Vergleich zum herkömmlichen Operationsverfahren haben wir keine erhöhten Komplikationsraten festgestellt“, erklärte der Unfallchirurg. In 0,3 Prozent der Fälle lockerte sich die Prothese, bei einem Prozent kam es zu Infektionen, Hämatome entwickelten sich bei zwei Prozent der Patienten. Ein wesentlicher Einflussfaktor für das Behandlungsergebnis ist der Operationszeitpunkt. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sieht in ihrer Leitlinie eine operative Versorgung innerhalb von 24 Stunden vor. Werden Patienten erst verzögert operiert, gibt es vermehrt Komplikationen sowie eine Zunahme von Pneumonien, Thrombosen und Dekubiti – die kritische Grenze liegt bei 48 Stunden. Die Vorgabe der Externen Qualitätssicherung sieht vor, dass nicht mehr als 15 Prozent der Patienten länger als zwei Tage auf einen Eingriff warten dürfen. „Eine ganze Reihe von Krankenhäusern halten diese präoperativen Verweildauern jedoch nicht ein“, bemängelte Prof. Rüdiger Smektala aus Bochum beim Orthopädiekongress in Berlin. Bundesweit sind im vergangenen Jahr 10,7 Prozent der Patienten später, als es die Leitlinien vorsehen, operiert worden. Insbesondere in den Flächenländern lasse die Versorgung aufgrund fehlenden Fachpersonals zu wünschen übrig, so Smektala: „Patienten, die Freitagnachmittag aufgenommen werden, können dann erst am Montag operiert werden.“ So etwas passiere in Lübeck nicht, erläuterte Paech auf Nachfrage. „Wir sind als Uniklinik personell besser ausgestattet und können auch nachts operieren.“ Gleichwohl werde auch hier die 48-Stunden-Frist nicht immer eingehalten. Der Grund für die Verzögerung liegt in der Regel jedoch nicht bei den Chirurgen: Viele Patienten haben wegen ihrer internistischen Vorerkrankungen eine medikamentös bedingte Störung der Blutgerinnung, die zunächst unter Kontrolle gebracht werden muss. Uwe Groenewold Ausgabe 12 | Dezember 2010 51 Medizin und Wissenschaft Neuroendokrine Tumoren Eine Herausforderung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit Grundzüge der Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren. Die Erkrankungshäufigkeit nimmt deutlich zu – Folge erhöhter Aufmerksamkeit? Vor mehr als hundert Jahren schlug Siegfried Oberndorfer den Begriff „Karzinoid“ für eine spezielle Tumorentität vor, die er im Dünndarm beobachtet hatte und die er auch „Geschwülstchen“ nannte1,2. Er wollte damit den Unterschied dieser Tumoren zu den „echten“ Karzinomen ausdrücken. „Neuroendokrin“ werden die Tumoren genannt, weil sie sich von Zellen ableiten, welche einerseits die morphologischen und funktionellen Charakteristika von endokrinem Gewebe zeigen, gleichzeitig aber Antigene exprimieren, die in Nervenzellen vorkommen, wie z.B. Synaptophysin, Chromogranin A, B und C und neuronspezifische Enolase3. Der Begriff „neuroendokrine Tumoren“ umfasst ein breites Spektrum hochkomplexer Erkrankungen; im vorliegenden Artikel sollen die Besonderheiten dieser Tumorentität herausgearbeitet und die Grundzüge der Diagnostik und Therapie dargestellt werden. Die einzelnen Erkrankungen zu diskutieren würde allerdings den vorgegebenen Rahmen sprengen, sodass wir für diese Einzelheiten auf die einschlägige Literatur, insbesondere auf die Leitlinien der European Society for Neuroendocrine Tumors (ENETS) verweisen (s.u.). Von der Erstbeschreibung neuroendokriner Tumoren bis zu unserer heutigen Auffassung dieser Tumorentität lassen sich die folgenden Meilensteine benennen: 1930 Beschreibung des Karzinoid-Syndroms durch Cassidy4 1952-Isolierung einer die Blutgefäße kontrahierenden 1955 Substanz als „Serotonin“5 1955 Beschreibung des Zollinger-Ellison-Syndroms6 1958 Beschreibung des Verner-Morrison-Syndroms7 1963 Erste Klassifikation von Carcinoid-Tumoren nach der Lokalisation durch Williams und Sandler8 2000 Überarbeitete WHO-Klassifikation9 2006, 2007 Vorschläge für ein Staging neuroendokriner Tumoren nach dem TNM-System10,11 52 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 2006, 2009 Konsensus-Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren12-23 2010 Aktualisierte WHO-Klassifikation neuroendokriner Tumoren40 Häufigkeit Neuroendokrine Tumoren (NET) sind selten. In Deutschland werden ein bis zwei Neuerkrankungen auf 100.000 Menschen pro Jahr beobachtet, was einer Zahl von 800 Neuerkrankungen/Jahr entspricht. Für Schleswig-Holstein ist demnach bei ca. 2,8 Millionen Einwohnern mit einer Inzidenz von ca. 25-55 Fällen pro Jahr zu rechnen. Die Erkrankungshäufigkeit zeigt aber eine deutlich zunehmende Tendenz, was möglicherweise an der gesteigerten Aufmerksamkeit für diese Tumorentität liegt. Systematik Einteilung nach der Lokalisation: Neuroendokrine Tumoren können, entsprechend dem ubiquitären Vorkommen des neuroendokrinen Zellsystems, überall im Körper entstehen. Die am häufigsten angetroffenen Lokalisationen sind mit ca. 67 Prozent der Magen-Darm-Trakt und das Pankreas (gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumoren, GEPNET) sowie mit ca. 25 Prozent das bronchopulmonale System3. Neuroendokrine Tumoren können auch an sehr ungewöhnlichen Lokalisationen entstehen, so z.B. im präsakralen retrorektalen Kompartiment. Eine auch prognostisch relevante Einteilung legt das embryologische Herkunftsgewebe zugrunde: Ki-67-Index (%) Mitosen/HPF Gradeinteilung <2 <2 G1 2-20 2-20 G2 >20 >20 G3 Tab. 1: Gradeinteilung (Grading) von GEP-NET (mod. nach11) Medizin und Wissenschaft Vorderdarm (foregut): Lunge, Ösophagus, Magen, Pankreas und Duodenum bis zum Treitzschen Band Mitteldarm (midgut): Jejunum, Ileum, Appendix, Coecum, Colon ascendens Hinterdarm (hindgut): Restdickdarm ab rechter Flexur. Zu den neuroendokrinen Tumoren zählen auch das medulläre Schilddrüsenkarzinom, das Phäochromozytom und der Merkelzell-Tumor (ein hochaggressiver, seltener Hauttumor). Darüber hinaus kennt man gemischte neuroendokrine/nicht-neuroendokrine Tumoren, wie zum Beispiel das goblet-cell-Karzinoid, einen schleimbildenden Tumor der Appendix, oder das gemischt medullär/follikuläre Schilddrüsenkarzinom24,25. In dieser Übersicht sollen jedoch schwerpunktmäßig die GEP-NET diskutiert werden. Einteilung nach pathologisch-anatomischen Kriterien Die bis vor Kurzem gültige WHO-Klassifikation von 2000 9 traf folgende Unterteilung: hoch differenzierter neuroendokriner Tumor (1a) hoch differenziertes neuroendokrines Karzinom (1b) niedrig differenziertes neuroendokrines Karzinom (2). Die aktualisierte WHO-Klassifikation aus 2010 wurde kürzlich anlässlich des 5. interdisziplinären NETSymposiums in Düsseldorf durch Herrn Prof. Klöppel vorgestellt und diskutiert. Sie führt nunmehr den Terminus „Neuroendokrine Neoplasie (NEN)“ als Oberbegriff ein. Die weitere Aufteilung erfolgt dann in gut differenzierter neuroendokriner Tumor (G1) gut differenzierter neuroendokriner Tumor (G2) Schlecht differenziertes neuroendokrines Karzinom (G3) - kleinzellig - großzellig Gemischtes adenoneuroendokrines Karzinom (mixed adenoneuroendocrine carcinoma, MANEC) Problematisch und etwas verwirrend ist der Gebrauch des Begriffs „„Karzinoid“. Nach der WHOKlassifikation von 2000 sollte dieser Ausdruck für die pathologisch-anatomische Zuordnung nicht mehr verwendet werden; er wurde und wird im Zusammenhang mit dem „Karzinoid-Syndrom“, einem Serotonin-Hypersekretionssyndrom (s.u.) jedoch auch weiterhin benutzt. Im angloamerikanischen Raum wird der Begriff „carcinoid“ derzeit noch synonym mit „neuroendokriner Tumor“, also für die (gut differenzierten) G1- und G2-Tumoren gebraucht. Wie für andere Malignome wurde inzwischen auch für die GEP-NET ein TNM-Staging- und ein Grading-System entwickelt10,11. Auf die Einzelheiten der TNM-Klassifikation kann im Rahmen dieses Artikels nicht eingegangen werden; es sollte jedoch erwähnt werden, dass derzeit zwei TNM-Klassifikationsvorschläge nebeneinander existieren (ENETS 2007 und UICC 2009), die bei neuroendokrinen Neoplasien der Appendix und des Pankreas nicht übereinstimmen; sie sollten also im Einzelfall beide angegeben werden (Klöppel, 5. interdisziplinäres NET-Symposium in Düsseldorf, 13.11.2010). Das Grading-System soll wegen seiner unmittelbaren Relevanz für die Einteilung (s.o.) und somit auch für Therapieentscheidungen hier kurz dargestellt NET Leitsymptome Biochemische Diagnostik Insulinom Nüchtern-Hypoglykämie Nüchtern-Glukose, Insulin, Fastentest, verlängerter OGTT Karzinoid-Syndrom Diarrhoe, Flush, Bronchospasmus 5-OH-Indolessigsäure im 24-Std.-Urin WDHH-Syndrom (VIPom) Wässrige Diarrhoe, Hypokaliämie VIP-Konzentration im Plasma Gastrinom Rezidivierende Ulcera, Diarrhoe Gastrin, Säuresekretionsanalyse, Sekretintest Glucagonom Nekrolytisches migratorisches Erythem, Glucagon-Konz. im Plasma, AminoGewichtsverlust, diabetogene Soffwech- säuren im Plasma (Hypoaminoacidäsellage mie, vor allem Glycin und Alanin) Somatostatinom Hyperglykämie, Cholelithiasis, rhoe, Steatorrhoe Diar- Somatostatin i. Plasma Tab. 2: Funktionell aktive GEP-NET und ihre Leitsymptome Ausgabe 12 | Dezember 2010 53 Medizin und Wissenschaft werden. Es wird dabei die Proliferationsrate in Prozent (Auszählung der Mitosen pro high power field [HPF] und/oder der immunhistochemische Nachweis des Proliferationsmarkers Ki76/MIB1 herangezogen (Tab. 1). G1- und G2-Tumoren gelten als gut differenziert, G3-Tumoren als schlecht differenziert. Neuroendokrine Tumoren können extrem hohe Proliferationsraten aufweisen und erfordern dann eine rasche Entscheidung zur Chemotherapie, analog etwa zur Behandlung des kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Auch G2-Tumoren können klinisch aggressiv verlaufen und sollten nicht starr nach den Schemata für gut differenzierte Tumoren behandelt werden; hier ist immer der Einzelfall genau zu prüfen. Einteilung nach funktioneller Aktivität NET können hormonelle Hypersekretionssyndrome mit typischer Symptomatik verursachen; diese Subgruppe wird „funktionell aktiv“ genannt. Der immunhistochemische Nachweis einer Hormonsynthese, z.B. Gastrin, reicht dafür nicht aus. Tab. 2 zeigt die funktionell aktiven GEP-NET, ihre Leitsymptome und die Möglichkeiten der biochemischen Diagnostik. Gelegentlich zeigen GEP-NET eine paraneoplastische Hormonproduktion, z.B. adrenocorticotropes Hormon (ACTH) oder growth hormone releasing hormone (GHRH), was zum klinischen Bild eines Cushing-Syndroms bzw. einer Akromegalie führt. Um den Einzelfall möglichst genau charakterisieren zu können, sollten mindestens die folgenden Informationen vorliegen: Lokalisation TNM-Stadium Gradeinteilung Funktionalität Diagnostik GEP-NET bleiben oft über Jahre unerkannt, weil die Beschwerden zunächst unspezifisch sind und als funktionelle Störung fehlgedeutet werden. Für Serotonin produzierende Tumoren, die ein KarzinoidSyndrom verursachen, wird der in Abb. 1 dargestellte zeitliche Ablauf angenommen26. Wenn die korrekte Diagnose gestellt wird, liegt häufig bereits ein metastasiertes Stadium vor. Dies gilt vor allem für die funktionell inaktiven GEP-NET. Funktionell aktive NET, die ca. 1/3 der NET ausmachen, können wegen ihrer sehr typischen Symptomatik und der Möglichkeit, das exzessiv produzierte Markerhormon im Blut oder im Urin zu messen, leichter erkannt werden (Tab. 2). An die klinische und biochemische Diagnostik schließen sich die bildgebenden Verfahren an, die neben den konventionellen radiologischen Schnittbild-Methoden immer auch die Anfertigung einer Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie einschließen sollte27. Hierbei stehen für die nuklearmedizinische, funktionelle Bildgebung die bekannte In-111-Octreotidszintigraphie sowie die Tc-99m markierte Tectrotydszintigraphie zur Darstellung des Somatostatinrezeptorbesatzes zur Verfügung. Neben den planaren Szintigraphien werden vor allem die SPECT-Auswertun- Abb. 1: Mutmaßlicher zeitlicher Verlauf eines funktionell aktiven NET am Beispiel des Carcinoid-Syndroms (mod. nach26) 54 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Medizin und Wissenschaft Abb. 2: Ga-68 DOTATATE PET/CT einer 19-jährigen jungen Frau mit einem hepatisch und lymphogen metastasiertem malignen Phäochromozytom der linken Nebenniere. Bild 1: 3D MIP Ga-68 DOTATATE PET-Untersuchung Bild 2: Coronare Schnittebene Ga-68 DOTATATE PET/CT-Untersuchung mit semiquatitaver Auswertung (SUV = standardised uptake value) gen für die Diagnostik verwendet. Die Aussagekraft der oben genannten Untersuchungen wird durch eine zusätzliche Bildfusion mit morphologischen Bildern, beispielsweise in Form von CT- oder MRTUntersuchungen, weiter erhöht. Neue bildgebende Systeme wie die SPECT/CT ermöglichen heute eine primäre Koregistrierung von anatomischer und funktioneller Bildgebung in einem Untersuchungsschritt. Sie verkürzen auf diese Weise die Lokalisationsdiagnostik und erlauben darüber hinaus eine Aussage über mögliche Therapieoptionen wie beispielsweise die systemische Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT) mit Y-90- bzw. Lu-177- (ß-Strahler) markiertem DOTATATE. Die sensitivste bildgebende Methode zum Nachweis Somatostatinrezeptor (SSTR)-exprimierenden Gewebes scheint derzeit die 68-Ga-DOTA-NOC-PET/CT mit Hybridscannern zu sein28 (Abb. 2). Leider wird diese Methodik derzeit nur an wenigen Zentren vorgehalten. Zur Lokalisation des Primärherdes bei metastasierten GEP-NET erfolgt zusätzlich eine Hohlraumdiag- nostik mit Endoskopie, ggf. MR-Sellink, Kapselendoskopie, ggf. Doppelballon-Enteroskopie (Push-andPull-Enteroskopie). Falls mithilfe dieser Methoden keine sichere Zuordnung der Erkrankung oder Identifikation eines Primärherdes möglich ist, bietet sich an, über eine Leberbiopsie zur Diagnose zu gelangen. So deutet z.B. der positive Nachweis von Serotonin mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Primärherd im terminalen Ileum, wohingegen der Nachweis von Gastrin für einen Primarius in Duodenum oder Pankreas und die Expression von Glucagon und/oder pankreatischem Polypeptid für eine Primärlokalisation im Pankreas spricht 23,29. Therapie Allgemeines: GEP-NET unterscheiden sich bezüglich Therapienotwendigkeit und -möglichkeit deutlich von anderen gastrointestinalen Neoplasien. Zum einen handelt es sich bei den gut differenzierten GEP-NET of um langsam wachsende TumoAusgabe 12 | Dezember 2010 55 Medizin und Wissenschaft ren, die auch ohne Therapie über Jahre kaum progredient sind. Zum anderen liegen wegen der vergleichsweise kleinen Fallzahlen nur wenige prospektive randomisierte placebokontrollierte Studien vor. Dennoch sind in den vergangenen Jahren im Rahmen von Konsensuskonferenzen Empfehlungen erarbeitet worden, die für die praktische Arbeit äußerst hilfreich sind10-23,27. Von großer Bedeutung ist die Diskussion jedes Einzelfalles in einem interdisziplinär zusammengesetzten (NET)-Tumorboard. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass für die bei Diagnosestellung oft fortgeschrittenen Tumore zahlreiche Therapiemodalitäten zur Verfügung stehen, deren Stellenwert für jeden Einzelfall diskutiert werden muss. Ein solches Tumorboard sollte folgende Disziplinen umfassen: Innere Medizin/Endokrinologie Innere Medizin/Internistische Onkologie Nuklearmedizin Chirurgie Pathologie Diagnostische und interventionelle Radiologie Strahlentherapie. Das Tumorboard legt anhand von SOPs (standard operating procedures), die ihrerseits die aktuellen Leitlinienempfehlungen widerspiegeln sollten, das Vorgehen im Einzelfall fest und dokumentiert dieses. Die neueren Entwicklungen auf diesem Gebiet haben wir kürzlich an anderer Stelle dargestellt und nehmen im Folgenden darauf Bezug30. Die wesentlichen Therapieziele, über die man sich Klarheit verschaffen muss, sind in Abb. 3 dargestellt. Eine Heilung kann bei neuroendokrinen Tumoren nur durch eine Operation, inklusive der operativen Entfernung von Metastasen, in Einzelfällen ergänzt Operation, Re-Operation Metastasenchirurgie Lebertransplantation in Einzelfällen Biotherapie (Somatostatin-Analoga, INF- ∂) Radiorezeptortherapie Chemotherapie Perkutane Ethanol-Injektion (PEI) Transarterielle Chemoembolisation (TACE) Selektive Interne RadioTherapie (SIRT) Heilung Symptomkontrolle Verbesserung der Lebensqualität Verlangsamung des Tumorwachstums Abb. 3: Therapieziele bei der Behandlung von GEPNET 56 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt durch eine Lebertransplantation, erzielt werden. Auch bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind die chirurgischen Therapieoptionen stets sehr sorgfältig zu prüfen, da sich die Prognose in bestimmten Fällen durch chirurgische Maßnahmen (Debulking) verbessern lässt. Für die Linderung von Hormonexzess-Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität stehen mit den sog. Biotherapeutika (Octreotid, Lanreotid, Interferon-∂ wirksame Medikamente zur Verfügung. Meistens ist ein multimodaler Therapieansatz erforderlich, der auch die Optionen der modernen interventionellen Radiologie umfasst (Abb. 3). Kürzlich konnte in einer großen multizentrischen randomisierten placebokontrollierten Studie zum Einsatz von Octreotid als Depot-Präparat erstmals gezeigt werden, dass die Substanz zumindest bei Midgut-Tumoren auch einen antiproliferativen Effekt hat. Eine Interimsanalyse der sog. PROMID-Studie führte zu dem Ergebnis, dass Octreotid LAR das progressionsfreie Überleben signifikant von sechs Monaten auf im Median 14,3 Monate verlängert31. Dies galt für funktionell aktive, aber auch für inaktive GEP-NET und war insbesondere für Patienten mit niedriger hepatischer Tumorlast nachweisbar, was für einen frühzeitigen Einsatz der Substanz spricht. Unter den neuen pharmakologischen Entwicklungen auf dem Sektor Biotherapeutika ist Pasireotide (SOM230) zu nennen, ein Somatostatin-Analogon mit hoher Affinität zu den Somatostatin-Rezeptoren 1, 2, 3 und 5. Die Substanz könnte eine Option für Patienten mit Karzinoid-Syndrom sein, deren Symptomatik auf Ocreotid nicht ausreichend anspricht 32. Interessant ist auch die Gruppe der sog. Dopastatine, bei denen es sich um chimäre Substanzen handelt, die sowohl Dopamin- als auch Somatostatin-Rezeptoren ansprechen33. Eine Chemotherapie für neuroendokrine Tumoren nutzt nach wie vor vor allem die langjährig eingesetzten Kombinationen von Streptozotozin (STZ) mit Doxorubicin und/oder 5-Fluoruracil (5-FU)34. Hauptindikation sind inoperable maligne Pankreas-NET mit niedriger bis moderater Proliferationsaktivität, wenn eine Biotherapie nicht mehr greift35. Die Kombination Cisplatin+Etoposid wird für niedrig differenzierte NET angewandt35. Dacarbazin (DTIC) hat eine mögliche Indikation bei inoperablen malignen Pankreas-NET, wenn Biotherapeutika sowie die Kombinationstherapien mit STZ nicht mehr effektiv sind. Neuere Chemotherapeutika, die ebenfalls bei Medizin und Wissenschaft GEP-NET eingesetzt wurden, sind Temozolomid, Oxaliplatin und Capezitabine. Eine weitere neue Möglichkeit ergibt sich durch die Kombination des mTOR-Inhibitors RAD001 (Everolimus) mit Octreotid LAR bei fortgeschrittenen niedrig- und mittelgradig differenzierten neuroendokrinen Tumoren unterschiedlicher Lokalisation. Dabei lagen die 1-, 2- und 3-Jahres-Überlebensraten bei 83 bzw. 81 bzw. 78 Prozent 36. Nuklearmedizin Die Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT) macht sich die Tatsache zunutze, dass neuroendokrine Tumoren in ca. 90 Prozent der Fälle Somatostatin-Rezeptoren überexprimieren, im Wesentlichen den Subtyp 2 (sst2). Somit kann durch Applikation von Somatostatin-Analoga, an die ein Radionuklid gekoppelt ist (z.B. Yttrium-90- oder Lutetium-177-DOTATATE) über die emittierte Betastrahlung ein therapeutischer Effekt erzielt werden. Dabei ist besonders vorteilhaft, dass die Rezeptordichte im Tumor sehr viel höher ist als im gesunden Gewebe und dass der Rezeptor-Ligand-Komplex nach Bindung in die Zelle internalisiert wird und dort für lange Zeit verbleibt 37. Diese Behandlung stellt eine vielversprechende Option für Patienten mit inoperablen und/oder metastasierten hoch differenzierten GEP-NET dar27. Die systemische PRRT kann je nach klinischer Notwendigkeit und unter Berücksichtigung der Nierenfunktion und des Blutbildes wiederholt werden (maximal drei bis vier Radionuklidtherapien). Im Vergleich zu historischen Kontrollen erreicht man eine Tumorregression bei einem beachtlichen Teil der Patienten (38). Ob die PRRT, insbesondere mit Lutetium-177-DOTATATE, im Vergleich mit anderen modernen Behandlungsverfahren (Chemotherapie, „kalte“ Somatostatin-Analoga-Therapie, Interferon) wirksamer ist, müssen randomisierte Vergleichsstudien zeigen37. Die Radiorezeptortherapie wird nach entsprechenden Voruntersuchungen (u.a. Nieren-Szintigraphie) stationär durchgeführt. Durch Verabreichung von Aminosäure-Infusionen kann die Nephrotoxizität gering gehalten werden. Nach der Therapie müssen die Nierenwerte und das Blutbild engmaschig kontrolliert werden. Ein weiteres nuklearmedizinisches Therapieverfahren, das interdisziplinär mit den interventionell tätigen Radiologen durchgeführt wird, ist die Selektive Interne Radio-Therapie [SIRT]. Hierbei werden Mikrosphären mit dem ß-Strahler Y-90 beladen und über Kathetersysteme selektiv in die tumor- bzw. metastasenversorgenden Arterien der Leber appliziert. Interventionelle Radiologie Die weiteren in Abb. 3 aufgelisteten interventionellradiologischen Verfahren (perkutane Ethanol-Injektion [PEI], transarterielle Chemoembolisation [TACE], Radiofrequenzablation [RFA]) kommen im Wesentlichen bei der Therapie von Lebermetastasen zum Einsatz und haben hier das Arsenal der therapeutischen Möglichkeiten deutlich erweitert, wenn chi rurgische Optionen nicht zur Verfügung stehen. Sie können auch in Kombination mit operativen Maßnahmen zur Anwendung kommen. Lebertransplantation Bei diffuser Lebermetastasierung mit über 50 Prozent Tumorvolumen in der Leber kann in Einzelfällen die orthotope Lebertransplantation in Betracht gezogen werden, ggf. sogar als multiviszerale Transplantation39. Symptomorientierte Therapie Schließlich sollte noch erwähnt werden, dass trotz des beschriebenen breiten therapeutischen Arsenals auch eine symptomorientierte Therapie (z.B. Protonenpumpenhemmer beim Gastrinom oder Diazoxid beim Insulinom) einen hohen Stellenwert hat. Literatur bei den Verfassern oder im Internet unter www.aeksh.de Prof. Dr. Heiner Mönig (Klinik für Innere Medizin I, UK S-H Kiel), Dr. Christian Hubold (Medizinische Klinik I, UK S-H Lübeck), Dr. Ulf Lützen (Klinik für Nu klearmedizin, UK S-H Kiel), Prof. Dr. Jörg T. Hartmann (Klinik für Innere Medizin II, UK S-H Kiel), Prof. Dr. Dieter C. Bröring (Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, UK S-H Kiel) PD Dr. Carsten Schrader (Klinik für Innere Medizin II, UK S-H Kiel), Prof. Dr. Stefan Schreiber (Klinik für Innere Medizin I, UK S-H Kiel) Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Heiner Mönig, Klinik für Innere Medizin I, UK S-H Kiel, E-Mail heiner.moenig@uk-sh.de Ausgabe 12 | Dezember 2010 57 Medizin und Wissenschaft Orthopädie und Unfallchirurgie Endoprothesenregister soll zu höherer Sicherheit beitragen Bericht vom Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin. Risikominimierung bleibt Herausforderung, Nachwuchs wird dringend gesucht. „Mehr Sicherheit für Patienten“ lautete ein zentrales Motto des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie, an dem Ende Oktober in Berlin mehrere Tausend Fachärzte teilgenommen haben. Neun der zehn häufigsten Diagnosen, die Patienten veranlassen, einen Antrag auf ärztlichen Behandlungsfehler zu stellen, sind aus dem orthopädischunfallchirurgischen Bereich. Die Fachärzte arbeiten deshalb seit Jahren intensiv daran, Risiken für Patienten zu minimieren und deren Zufriedenheit mit Behandlungsverfahren zu optimieren. Ein weiterer Schritt in diese Richtung soll die Implementierung eines Endoprothesenregisters sein, erklärte Prof. Norbert Hassenpflug, leitender Orthopäde am UK S-H, Campus Kiel. Daten zur Häufigkeit von Gelenkoperationen werden schon heute erfasst. Um jedoch den Langzeitverlauf einer Endoprothesenimplantation beurteilen zu können, ist eine umfangreiche Datenbank nötig, so Hassenpflug: „Diese muss neben Routinedaten der Kliniken auch Informationen über den Patienten sowie Produktdaten der Hersteller enthalten.“ Etwa 390.000 künstliche Hüft- und Kniegelenke werden derzeit jährlich in Deutschland eingesetzt. „Wir registrieren schon seit Jahren eine erhebliche Zunahme von Hüft- und Kniegelenksoperationen, die sowohl medizinischen Altlasten vergangener Jahre als auch dem demografischen Wandel geschuldet sind“, sagte Kongresspräsident Dr. Daniel Frank. Immer mehr ältere Patienten mit Spätfolgen unbehandelter Gelenkfehlstellungen aus vergangenen Jahren gewinnen mit diesen Eingriffen ihre verlorene Lebensqualität zurück. Dies sei insgesamt zu begrüßen, führe jedoch zu immensen Kosten, so Frank. „Die Implantation einer neuen Hüfte kostet die Krankenkassen im Schnitt 7.626 Euro, was zu jährlichen Ausgaben von bis zu 1,6 Milliarden Euro führt.“ Addiert man die Behandlungskosten für die Knieendoprothetik, komme man auf einen Betrag von etwa 3,5 Milliarden Euro. Frank: „Um diese Kosten zu redu58 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt zieren und Patienten eine bessere Versorgungsqualität zu bieten, ist es notwendig, die klinische Struktur- und Prozessqualität zu verbessern. Ein Endoprothesenregister soll dies möglich machen.“ Bereits seit einigen Jahren werden klinische Daten zur Hüft- und Kniegelenkendoprothetik über die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) erfasst, deren Aufgaben inzwischen das AQUA-Institut übernommen hat. Diese beziehen sich jedoch ausschließlich auf die stationäre Versorgung, Langzeitverläufe werden bislang nicht erfasst. Gemeldete produktbezogene Fehler an den Implantaten verursachen bis zu 300 Revisionsoperationen im Jahr. Da es jedoch keine Daten zu patientenbezogenem Implantatversagen gebe, das etwa durch Fehlbelastungen verursacht wird, ist die Dunkelziffer solcher Wiederholungseingriffe deutlich höher, vermuten die Experten. Im kommenden Jahr soll das gemeinsam von Ärzten, Krankenkassen und Implantatherstellern initiierte „Deutsche Endoprothesenregister“ auf den Weg gebracht werden. In anderen Ländern wie Schweden, Kanada und Australien hat es bereits zu einer deutlichen Abnahme von Nachoperationen und Gesundheitsausgaben geführt. Mit dem Register können auffällige Krankenhäuser besser identifiziert und einer genaueren Analyse unterzogen werden; auch lässt sich die Qualität von Prothesen direkt miteinander vergleichen. Zudem wird es möglich sein, gezielt fehlerhafte Produkte vom Markt zu nehmen. „Der Mehrwert für Krankenkassen, Patienten und Krankenhäuser liegt auf der Hand“, erläuterte Frank. „Einerseits führt dies zu einer erheblichen Kostenreduktion – wovon das Gesundheitssystem profitiert: Hochrechnungen ergeben, dass bis zu 40 Millionen Euro eingespart werden könnten. Andererseits wird ein hoher Standard der orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung in Deutschland gesichert. Kliniken gelangen zu höherem Ansehen und Patienten zu einer zufriedenstellenden Behandlung.“ In Schweden, Medizin und Wissenschaft bilanzierte Hassenpflug, habe sich die Datensammlung für alle Beteiligten bezahlt gemacht: Die Revisionsrate konnte seit Einführung des Endoprothesenregisters um die Hälfte reduziert werden. Doch auch von anderer Seite wird auf die Vermeidung ärztlicher Behandlungsfehler gepocht: Haftpflichtversicherer haben ökonomisches Interesse daran, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten nicht weiter steigt. Zwischen 1997 und 2007 ist es zu einer Verdoppelung der gemeldeten Schadensfälle gekommen, erklärte Dr. Carsten Wingenfeld aus Leverkusen. Laut Auskunft der in diesem Bereich marktführenden Versicherung beziffern sich die in diesem Zeitraum erfassten 83.000 Schäden auf eine Gesamtsumme von 355 Millionen Euro. „Es liegt also ein erheblicher wirtschaftlicher Druck der Versicherungen vor, die Fehlerquote zu vermeiden, welcher unmittelbar an die Kliniken weitergegeben wird.“ Mit dem Critical Incident Reporting System, das kritische Zwischenfälle im Nachhinein analysiert, und der Checkliste Team Time Out, die vor einer Operation sicherheitsrelevante Parameter abfragt, stehen neue Methoden zur Fehlervermeidung und -analyse zur Verfügung. Kliniken, die ein solches Risikomanagement eingeführt haben, berichten von positiven Rückmeldungen von Patienten und von Wettbewerbsvorteilen. „Einige Patienten haben sich, nachdem sie von dem bei uns eingeführten Sicherheitssystem erfahren haben, bewusst für eine Behandlung in unserer Klinik entschieden“, sagte Wingenfeld. Ein weiteres Kongressthema waren der Fachärztemangel und damit verbundene Versorgungslücken, die der Berufsverband Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) befürchtet. Immer weniger spezialisiert ausgebildete Ärzte stünden einer aufgrund der demografischen Entwicklung stetig größer werdenden Patientenschar gegenüber, beklagte BVOUPräsident Helmut Mälzer. Mit einer besseren Nachwuchsförderung, familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen und der Forderung nach angemessener Vergütung will der BVOU dem Trend entgegenwirken. Im vergangenen Jahr haben bundesweit nur noch 1.339 Orthopäden und Unfallchirurgen ihre Facharztprüfung abgelegt – dies waren 228 weniger als noch 2007. Insgesamt praktizierten Ende 2009 in Deutschland 3.693 Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, darunter lediglich 329 Ärztinnen. Und die berufliche Attraktivität scheint weiter zu schwinden: Lediglich fünf Prozent der Medizinstudenten von heute möchten noch Chirurg werden. „Gleich- Prof. Norbert Hassenpflug (Foto: privat) zeitig wissen wir, dass im Jahre 2030 etwa ein Drittel der Deutschen älter als 65 Jahre ist; von diesen leiden viele unter behandlungsbedürftigen Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane“, erklärte Mälzer. Umfragen zeigten, dass nicht die Fachrichtung an sich, sondern die äußeren Umstände wie lange Arbeitszeiten, schlechte Fortbildungsmöglichkeiten und geringe Honorare abschreckend wirken. Um den Beruf für den ärztlichen Nachwuchs attraktiver zu machen, strebt der Verband u.a. an: die Schaffung familienfreundlicher Arbeitsplätze, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, insbesondere für Ärztinnen, finanzielle Förderung der fachärztlichen Weiterbildung, attraktive, gut strukturierte Fortbildungsangebote, neue Lehrmodelle (Simulatortraining, webbasiertes Lernen) für den Nachwuchs, transparente Vergütungssysteme. Niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen benötigen eine bessere Honorierung. Das „nicht mehr nachvollziehbare Verteilungssystem“ habe dazu geführt, dass bei dieser Berufsgruppe 2009 weniger Geld angekommen ist. Der BVOU setzt sich mit gezielten Maßnahmen in der Nachwuchsförderung und Weiterbildung für eine Verbesserung der Situation ein und fordert hierbei Unterstützung von der Politik. Den Medizinstudenten von heute, die sich für eine Chirurgenlaufbahn entscheiden, versprach der BVOU-Präsident glänzende Karrieremöglichkeiten: „Die Aussichten auf eine Oberarzt- oder Chefarztposition sind in den letzten Jahren rapide gestiegen.“ Uwe Groenewold Ausgabe 12 | Dezember 2010 59 Medizin und Wissenschaft Impfschutz Update zum Impfschutz bei Erwachsenen im Norden Die Initiatoren in Schleswig-Holstein hoffen auf eine ähnlich hohe Resonanz wie im Jahr 2003, als es 12.000 Rückläufer gab. (Foto: ©iStockphoto.com) 60 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Die Impfkampagne in Schleswig-Holstein hat von Februar bis Dezember 2003 erstmals den Impfschutz von Erwachsenen in der Arbeitswelt in den Mittelpunkt gestellt. In den routinemäßigen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen wurden der Impfschutz gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Masern, Mumps, Röteln, Hepatitis A und Hepatitis B (Vorlage des Impfpasses) und die Impfungen vor Ort (aktive Leistung) dokumentiert. Es wurden 12.720 anonyme Dokumentationsbögen ausgewertet, darunter von 4.167 Tätigen im Gesundheitsdienst (mit Impfpass: 11.260 bzw. 3.776). Die Kampagne hatte einen multifaktoriellen Nutzen und soll ab Ende 2010 bis Ende 2011 nach sieben Jahren wiederholt werden. Ergebnisse: 1. Es gibt erstmals Erkenntnisse zum Impfstatus der arbeitenden Bevölkerung in diesem Bundesland in zwei Messperioden. 2. Die Akzeptanz der Mitarbeiter zur Impfung wird durch die Beratungsgespräche erhöht und wirkt auch auf Familienangehörige weiter. 3. Betriebsärzte können eine wichtige Lücke in der Impfprävention gezielt füllen. Die damaligen Ergebnisse 2003/04 waren: 1. Besser geimpft sind Frauen, jüngere Altersgruppen und Tätige in Bereichen des Gesundheitsdienstes. 2. Erwachsene haben mit zunehmendem Alter einen ungenügenden Impfschutz gegen Diphtherie (55 Prozent der 50-59-Jährigen) und Tetanus (67 Prozent). Die zehnjährigen Auffrischungen werden unzureichend wahrgenommen. 3. Wenn Impfstoff vorhanden ist, ist auch Akzeptanz vorhanden. 4. Arbeitsmedizinische Untersuchungen stellen eine wertvolle Datenquelle für die Impfstatusüberprüfung und Impfintervention von Erwachsenen dar. Die damaligen Ergebnisse wurden 2004 veröffentlicht1. Die Nacherhebung (Update) 2010/11. Das geplante Projekt wird wieder getragen durch die Arbeitsmedizinischen Dienste, einige Gesundheitsämter (Berufsschulen) und bei der jetzigen Nacherhebung mit Unterstützung der Gesetzlichen Krankenversicherungen und gemeinsam durch die Fir- Medizin und Wissenschaft men GlaxoSmithKline und Sanofi Pasteur MSD (Unterstützung der Auswertung). Die Nacherhebung ist Teil der Impfkampagne SH „Gut behütet durch Impfen“ der Arbeitsgruppe Impfungen am Landesgesundheitsministerium SH (MASG). Start der Vorbereitungen war der 25. Juni 2010. Die Organisation steht inzwischen: Erfassung durch den Landesverband der Betriebs- und Werksärzte Schleswig-Holstein und Auswertung durch Mitglieder der AG Impfungen am Landesgesundheitsministerium SH. Die anonyme Erfassung des Impfschutzes durch die Arbeitsmedizinischen Dienste nach vorgelegtem Impfpass erfolgt jetzt über ein elektronisches Dokumentationsformular (PC-Maske mit fast unveränderten Grundabfragen wie 2003/04, jedoch wird neu die Impfung gegen Pertussis aufgenommen) zur Weiterleitung an die zentrale Auswertung unter www.impfkampagne.de. Dabei werden auch die durchgeführten Impfungen (freiwilliges Angebot an die Mitarbeiter) dokumentiert (entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung). Nach Abschluss des Vertrages, der zum Redaktionsschluss zu erwarten war, wird der Verband der Deutschen Betriebs- und Werksärzte (VDBW) alle Betriebsärzte anschreiben, die Prozedur erläutern und das Passwort bekannt geben. Wer das Schreiben nicht erhält, kann per Mail das Passwort anfordern unter d.kersten@arbmed.de. Auf der Homepage ist nicht nur das Online-Formular zur Erhebung zu finden, sondern auch alle weiteren Dokumente und Informationen. Ziele des Projektes sind: 1. Überprüfung des Impfschutzes im Rahmen arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen der Mitarbeiter, die regelmäßig nach rechtlichen Vorgaben stattfinden: Hat sich der Impfschutz im Vergleich zur Ersterhebung 2003/04 verbessert? Ist ein Effekt der zwischenzeitlichen zahlreichen Fortbildungen erkennbar? 2. Aktives Impfangebot zur Schließung von Impflücken (Kombinationsimpfstoffe Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten (Pertussis) [Td-ap] bzw. Tetanus-Diphtherie-Keuchhusten-Polio [Td-ap-IPV]) im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen. Damit soll zugleich der jüngsten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO, Juli 2009) gefolgt werden. 3. Erreichen von Zielgruppen, die sonst nicht den Hausarzt aufsuchen und entsprechende vektorielle Wirkung auf Familienangehörige. Neben diesen impfpräventiven Aspekten könnte die statistische Erhebung ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel fördern: Erhöhung der Impfakzeptanz und Schließung einer Impflücke bei den gesunden Altersgruppen zwischen 18 und 65 (oder bald 67?) Jahren. Vielleicht kann diese Aktion dazu beitragen, durch entsprechende Impfvereinbarungen abrechnungs- und verwaltungstechnische Hindernisse für Haus-, Fach- und Betriebsärzte zu minimieren. Im Jahr 2003 hatten wir 12.000 Rückläufer bei der Aktion. Dies scheint einmalig in Europa gewesen zu sein, denn selbst das RKI stützt sich noch auf Zahlen dieser Erhebung. Wir hoffen daher auch diesmal auf rege Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen. Die gesamte Aktion wird unterstützt nicht nur durch den VDBW und das MAGS, die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, sondern auch durch die Ärztekammer Schleswig-Holstein. Literatur bei den Verfassern oder im Internet unter www.aeksh.de Dr. Peter Egler, Reinbek und Dr. Hans-Martin Bader, Flensburg Tanzfreudige Herzpatienten suchen Arzt Mit einem Tanzkreis für Herzpatienten und Menschen mit entsprechenden Risikofaktoren möchte die Landesarbeitsgemeinschaft Herz und Kreislauf in Schleswig-Holstein e.V. das Angebot „Herzgruppe“ auch für die Patienten interessant machen, die mit traditionellen Bewegungsangeboten nicht erreicht werden. Voraussetzung ist die medizinische Betreuung durch einen Arzt, der insbesondere zur Beratung der Teilnehmer hinsichtlich Lebensstil zur Verfügung stehen soll. Im März 2011 soll ein Pilotprojekt in Kiel starten, vorgesehen ist anfangs eine Gruppe, die jeden Donnerstag ab 19:00 Uhr von einem Tanzlehrer und einer Herzgruppen-Übungsleiterin betreut wird. Die vielen positiven Effekte des Tanzens könnten auch für den betreuenden Arzt Argumente sein, eine Herz-Tanz-Gruppe medizinisch zu betreuen. Weitere Informationen: Landesarbeitsgemeinschaft Herz und Kreislauf in Schleswig-Holstein e.V., Heidemarie Berke, Tel. 0431/5303136, Fax 0431/5303138, E-Mail berke@herzintakt.net, Internet www.herzintakt.net Ausgabe 12 | Dezember 2010 61 Fortbildungen Arbeitsmedizin Thema Crashkurs „Lungenfunktionsprüfung“ 27. Januar 2011, 20:00 Uhr ConventGarten, Rendsburg VERANSTALTER/KONTAKT 25./26. Februar 2011 VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Veranstaltungsort Termin Termin Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Prof. Dr. Xaver Baur, Seewartenstr. 10, Haus 1, 20459 Hamburg, Tel. 040/428894-501, Fax -514, E-Mail xaver.baur@bsg.hamburg.de, Internet www.uke.uni-hamburg.de/institute/ arbeitsmedizin Fachübergreifend/Sonstige Ärzteverein Rendsburg, Dr. Achim Diestelkamp, Eiderstr. 55, 24768 Rendsburg, Tel. 04331/6639-66, Fax -29, E-Mail aerzteverein-rd@web.de, Internet www.aev-rd.de Thema Berliner Dopplerkurs nach DEGUM-, DGKN- und KBV-Richtlinien - Aufbaukurs Doppler- und Duplexsonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße Termin Thema Neues in der ICD und CRT-Therapie COPD - Endosonographie - Pankreaskarzinom - Behandlung bei Wirbelsäulenerkrankungen Termin 11. Januar 2011, 18:30 Uhr, 2 Punkte 04.-06. Februar 2011 VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Berliner Dopplerkurs, Christa Kaindlbauer, Holsteinische Str. 26, 10717 Berlin, Tel./Fax 030/86207565, E-Mail info@dopplerkurs.de, Internet www.dopplerkurs.de VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Sana Kliniken Lübeck GmbH, Kronsforder Allee 71-73, 23560 Lübeck, Sibylle Beringer, E-Mail s.beringer@sana-luebeck.de Thema Termin 19. Januar 2011, 18:00 Uhr Anästhesiologische Besonderheiten beim Schlaf-Apnoe Syndrom Termin Interdisziplinärer Kurs zur Diagnostik und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen nach den BUB-Richtlinien (BUB-Kurs) 12./13. und 25.- 27. Februar 2011 Veranstaltungsort Thema Termin Der Patient mit Koronarstent Thema 23. Februar 2011, 18:00 Uhr Asklepios Klinik Wandsbek, Alphonsstraße 14, 22043 Hamburg, Kleiner Speisesaal VERANSTALTER Norddeutsche Vereinigung für Schlafmedizin e.V., www.nvsm.de VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT KONTAKT UK S-H, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Schwanenweg 21, 24105 Kiel, Prof. Dr. Steinfath, Tel. 0431/597-2991, Fax -3002, E-Mail anaesthesie@uk-sh.de Thema Nord Service Projects GmbH, Kongressdienst, Krögerskoppel 1, 24558 Henstedt-Ulzburg, Tel. 04193/7576-610 oder -612, Fax -689 E-Mail info@nordserviceprojects.de Thema Diabetes- Update Dementia Fair Congress 2011 (DFC) Fortbildungen die nach Redaktionsschluss eingereicht worden, finden Sie im Internet www.aeksh.de Alle Angaben ohne Gewähr 62 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Fortbildungen Termin 22./23. Februar 2011 physikalische Therapie bei Kindern Termin VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Thema FairCongress, Tim Siggelkow, Koldinger Str. 62, 27755 Delmenhorst, E-Mail faircongress@gmx.de, Internet www.dementia-fair.de 26. Januar 2011, 16:30 Uhr 299. Klinisches Kolloquium „Benötigen wir neue Konzepte für die Prävention und Therapie des Asthma bronchiale?“ Termin Thema Veranstaltungsort 25./26. Februar 2011 VERANSTALTER/KONTAKT Termin VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Hörsaal des Anatomischen Instituts (Geb. N61), Birgitt Storbeck, Sekretariat/ Office Prof. Dr. A. E. Goetz, Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Martinistr. 52, 20246 Hamburg, Tel. 040/7410-54477, Fax -40048, E-Mail b.storbeck@uke.de Notfallmedizin UK S-H, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Campus Kiel, Haus 9, Arnold-Heller-Str. 3, 24105 Kiel, Dr. Tobias Ankermann, Tel. 0431/597-1822, Fax -1831, Internet www.paediatrie-kiel.uk-sh.de Psychiatrie und Psychotherapie Thema Patientenautonomie - Paradoxien einer dialogischen Haltung in der Psychotherapie Termin 15. Januar 2011 06./07. Februar 2011 VERANSTALTER/KONTAKT Atlantic Hotel Kiel, Raiffeisenstraße 2, 24103 Kiel VERANSTALTER/KONTAKT Veranstaltungsort Veranstaltungsort Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik, Schwanenwerg 20, 24105 Kiel 7. WATN = Wissenschaftliches Arbeitstreffen Notfallmedizin Termin Thema 02. Februar 2011, 16:30 Uhr Workshop 2011 Nervenblockaden an der oberen und unteren Extremität UK S-H, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Arnold-Heller-Straße 3, Haus 12, 24105 Kiel A. Lauerwald, Kliniksekretariat Prof. Dr. M. Steinfath, Tel. 0431/597-2991, Fax -3002, E-Mail lauerwald@anaesthesie.uni-kiel.de Curtius-Klinik, Neue Kampstr. 2, 23714 Bad Malente-Gremsmühlen Norddeutsche Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie (NGaT), Tel. 04381/409796 oder 04381/65-33, Fax -01, E-Mail wadelssen@t-online.de, Internet www.ngat.de Thema Ohne Nest keine Flügel Termin 12. Januar 2011 Veranstaltungsort Pädiatrie Thema Institut für Pädagogik, Ohlshausenstr. 75, Hörsaal 4 VERANSTALTER/KONTAKT 298. Klinisches Kolloquium- Diagnostisches Vorgehen bei Nahrungsmittelallergien Termin 19. Januar 2011, 16:30 Uhr Sekretariat des John-Rittmeister-Instituts, Lorentzendamm 16, 24103 Kiel, Tel. 0431/888629-5, Fax -6, E-Mail sekretariat@john-rittmeister-institut.de Thema Curriculum Pädiatrie „Physiotherapie und Ausgabe 12 | Dezember 2010 63 Gesundheits- und Sozialpolitik Nationalsozialismus „Der Schwachsinn überhaupt (muß) ausgemerzt werden“ Die Rolle schleswig-holsteinischer Ärzte bei der Zwangssterilisation im Nationalsozialismus Das ideologische Gedankengut und die Vorgeschichte der nationalsozialistischen Rassenhygiene können hier nur angedeutet werden. Arbeiten von Charles Darwin (1809-1882),1 Ernst Haeckel (1834-1919), Francis Galton (1822-1911) u.a. legten die Grundlagen. Der Münchener Psychiater Emil Kraepelin (1856-1926) verband die psychischen Krankheiten mit der Entartungstheorie: Soziale Untauglichkeit und anlagebedingte psychopathische Minderwertigkeit seien identisch und führten zur Entartung des Volkes.2 Alfred Ploetz (1860-1940) und Wilhelm Schallmayer (1857-1919) prägten 1895 den Begriff der Rassenhygiene. Das Interesse von Ploetz war es, Deutschland zur Reinheit der Rasse zurückzuführen. Ohne „rücksichtslose Rassenhygiene“ werde man um die Zukunft „unserer Rasse“ fürchten müssen. Deswegen sei Rassenhygiene eine unbedingte Notwendigkeit; sie sei „die Lehre von den Bedingungen der optimalen Erhaltung und Vervollkommnung“ der menschlichen Rasse. Rassenhygiene meint nach Ploetz das „Bestreben, die Gattung gesund zu erhalten und ihre Anlagen zu vervollkommnen.“3 Wenige Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkrieges begann in Deutschland eine intensiver werdende Diskussion über die Gründe der ständigen Abnahme der Geburtenzahlen. Als Ursachen wurden die „um sich greifende materialistische Lebensauffassung und die Rationalisierung des Sexuallebens“ sowie die Verbreitung und Anpreisung empfängnisverhütender Mittel festgestellt.4 Die politische Diskussion der Bevölkerungsfrage bewegte sich in den Folgejahren zwischen zwei Extremen. Auf der einen Seite sollten die Geburtenzahlen um jeden Preis erhöht werden (vertreten durch die 1915 gegründete „Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungspolitik“), auf der anderen Seite wurde die Wahrung und Mehrung der „wertvollen“ Erbanlagen als oberste Aufgabe gesehen (vertreten durch die Rassenhygieniker mit ihrer „Gesellschaft für Rassenhygiene“ u.a.); es ging 64 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt also im Kern um die Grundsatzdiskussion zwischen quantitativer und qualitativer Bevölkerungspolitik.5 Der 1923 gegründete, zunächst an einer quantitativen Bevölkerungspolitik orientierte „Reichsbund der Kinderreichen Deutschlands zum Schutze der Familie“ näherte sich Anfang der dreißiger Jahre den Rassehygienikern mehr und mehr an. Lösung sozialer und finanzieller Probleme durch Zwangssterilisation Deren Vorstellungen von künstlicher Zuchtwahl, Ausmerzung des Minderwertigen und Auslese hatten sich bald weit verbreitet und wurden bei einer großen Zahl deutscher Ärzte konsensfähig. Für die Lösung der sozialen Probleme bot sich die gerade auch unter dem Aspekt der Kostenersparnis diskutierte „Sterilisierung aus eugenischer Indikation“ an.6 Noch vor der NS-Zeit kam es anhand einer im Januar 1932 erarbeiteten Stellungnahme zur Eugenik zu Vorgaben im Preußischen Staatsrat mit der Maßgabe, dass „mit möglichster Beschleunigung die [...] für die Pflege und Förderung der geistig und körperlich Minderwertigen anzuwendenden Kosten auf dasjenige Maß herabgesenkt werden, das von einem völlig verarmten Volk noch getragen werden kann“.7 Humanitäre Aspekte waren gegenüber ökonomischen Überlegungen völlig in den Hintergrund getreten. Der Preußische Landesgesundheitsbeirat stellte am 2. Juli 1932 die Weichen für eine rassenhygienische Sozial- und Bevölkerungspolitik.8 Dies alles geschah noch im sozialdemokratisch regierten Preußen vor dem „Preußenschlag“ am 20. Juli 1932, mit dem die preußische Regierung durch einen Reichskommissar des rechtskonservativen Reichskanzlers von Papen ersetzt wurde. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN) lag also bereits als preußisches Schubladengesetz noch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vor, ohne dass jedoch eine rechtlich fragwürdige Sterilisation gegen den Willen der Betroffenen vorgesehen war. Gesundheits- und Sozialpolitik Auch in der schleswig-holsteinischen Ärzteschaft fand eine Diskussion um die Bevölkerungspolitik statt. Besonders die Kieler Medizinalräte, Kreisarzt Robert Engelsmann und der Leiter des Kieler Gesundheitsamtes, Stadtmedizinalrat Franz Klose, wie auch die Vertreter der Kieler Medizinischen Fakultät, Georg Stertz (Psychiatrie), Alfred Schittenhelm (Innere Medizin), Willy Anschütz (Chirurgie) und Robert Schröder (Frauenheilkunde), hatten sich bereits verschiedentlich in die Diskussion eingebracht.9 Strittig blieb bei ansonsten weitgehendem Konsens die Frage, ob eine Sterilisation „Minderwertiger“ nur auf freiwilliger Basis oder auch unter Anwendung von staatlichem Zwang erfolgen sollte. Klose hatte übrigens in Kiel in den Jahren 1929 bis 1932 bereits ohne gesetzliche Grundlage 21 Sterilisierungen mit - wie auch immer erwirkter - Einwilligung der Frauen durch den Direktor der Kieler Universitätsfrauenklinik, Schröder, vornehmen lassen, offenbar ohne dass dieser in der Illegitimität des Vorgehens Probleme gesehen hätte. Die Indikationsstellung erfolgte nicht nach ärztlichen Gesichtspunkten, sondern aus der Sicht des Sozial- und Rassehygienikers. Bei den Frauen soll es sich um „dem Pflegeamt oder dem Jugendamt als asoziale Elemente“ bekannt gewordene Personen gehandelt haben, „die, unfähig für ihre Kinder zu sorgen, immer neue Kinder zu Lasten der Allgemeinheit in die Welt setzten“.10 Im Kieler Ärzteverein war am 10. Februar 1933 die Vorlage des preußischen Landesgesundheitsbeirates beraten und ein Änderungsvorschlag von Engelsmann angenommen worden, mit dem abweichend vom Entwurf des Landesgesundheitsbeirates die Zwangssterilisation gefordert wurde.11 Die Ärztekammer-Versammlung schloss sich in ihrer letzten freien Sitzung am 8. März 1933 im Beisein von Vertretern der Medizinischen Fakultät Kiel an, sie folgte dem Ärzteverein in der Forderung nach Verankerung der Zwangssterilisation im Entwurf des preußischen Sterilisationsgesetzes.12,13 Vereinzelt gab es jedoch auch Stimmen, die anzweifelten, dass der Stand der Wissenschaft schon ausreiche, um derart weitgehend in die Persönlichkeit eingreifende Maßnahmen wie die Sterilisationen mit gutem Gewissen vornehmen zu können.14 Das Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses (GzVeN) Das am 14. Juli 1933 verabschiedete GzVeN ermöglichte die Zwangssterilisation bei „angeborenem Robert Schröder (Quelle: Kästner, Ingrid, Thom, Achim, 575 Jahre Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig 1990, Seite 236) Schwachsinn, Schizophrenie, manisch-depressivem Irresein, erblicher Fallsucht, erblichem Veitstanz, erblicher Blindheit bzw. Taubheit, schwerer körperlicher Missbildung und schweren Alkoholismus“. Antragsberechtigt sollte das Opfer, also derjenige, der unfruchtbar gemacht werden sollte, bzw. in gegebenen Fällen der gesetzliche Vertreter oder der beamtete Arzt sein. War die infrage kommende Person Insasse einer Kranken-, Heil-, Pflege- oder Strafanstalt, konnte der Antrag auch vom Anstaltsleiter gestellt werden. Entschieden wurde von einem bei einem Amtsgericht angesiedelten Erbgesundheitsgericht, besetzt mit dem Amtsrichter als Vorsitzendem, einem beamteten Arzt und einem weiteren „mit der Erbgesundheitslehre besonders vertrauten Arzt“. Als Beschwerdeinstanz war für Schleswig-Holstein ein Erbgesundheitsobergericht in Kiel vorgesehen. Das Verfahren vor dem Erbgesundheitsgericht war nicht öffentlich, die als Zeugen oder Sachverständige geladenen Ärzte waren ohne Rücksicht auf ihre Ausgabe 12 | Dezember 2010 65 Gesundheits- und Sozialpolitik Schweigepflicht zur Aussage verpflichtet. In § 12 waren auch die Grundlagen für die Ausübung von Zwang festgelegt: „Hat das Gericht die Unfruchtbarmachung endgültig beschlossen, so ist sie auch gegen den Willen des Unfruchtbarzumachenden auszuführen, sofern nicht dieser allein den Antrag gestellt hat. Der beamtete Arzt hat bei der Polizeibehörde die erforderlichen Maßnahmen zu beantragen. Soweit andere Maßnahmen nicht ausreichen, ist die Anwendung unmittelbaren Zwanges zulässig.“ Das GzVeN schloss Personen als Richter oder ärztliche Beisitzer im Erbgesundheitsverfahren aus, wenn sie in einer früheren Phase des Verfahrens bereits beteiligt gewesen waren. So war z.B. ein beamteter Arzt, der den Antrag gestellt hatte, von der Mitwirkung an der Entscheidung ausgeschlossen. Der Eingriff durfte auch nicht von einem Arzt vorgenommen werden, der den Antrag gestellt oder in dem Verfahren als Beisitzer mitgewirkt hatte.15 Erweckt das Gesetz oberflächlich betrachtet noch den Eindruck, dass auch bei den Betroffenen noch einige Rechte, wie z.B. das Recht zur Antragstellung oder das Widerspruchsrecht bestanden und dass ein geordnetes Gerichtsverfahren möglich sein könnte, sieht das im Lichte der Ausführungsverordnung zum GzVeN vom 5. Dezember 1933 schon deutlich anders aus: Den Ärzten wurde zur Pflicht gemacht, „erbkranke“ oder an schwerem Alkoholismus leidende Personen bei Androhung einer Geldstrafe im Unterlassungsfall beim zuständigen Amtsarzt zu melden. War der Eingriff nach Ablauf der Frist von zwei Wochen nach der Entscheidung nicht erfolgt, sollte die betroffene Person mithilfe der Polizeibehörde, nötigenfalls unter Anwendung unmittelbaren Zwanges vorgeführt werden. Mit der Ausführungsbestimmung wurde der Anschein der Freiwilligkeit, den das Gesetz auf den ersten Blick noch vermittelte, aufgehoben. In Artikel 3 Absatz 4 der Ausführungsbestimmungen hieß es: „Hält der beamtete Arzt die Unfruchtbarmachung für geboten, so soll er dahin wirken, daß der Unfruchtbarzumachende selbst oder sein gesetzlicher Vertreter einen Antrag stellt. Unterbleibt dies, so hat er selbst den Antrag zu stellen.“16 Das hieß im Klartext: Ließ sich der vom Amtsarzt als erbkrank Erkannte nicht zum Antrag auf Sterilisation überreden, stellte der Amtsarzt den Antrag. Von Freiwilligkeit konnte also schon nach den gesetzlichen Bestimmungen keine Rede sein. Ähnlich war es mit dem Widerspruchsrecht: Klose berichtet von einer Beschleunigung des Verfahrens dadurch, dass vom 66 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Antragsteller bereits dem Antrag eine Verzichtserklärung auf das ihm gesetzlich zustehende Rechtsmittel der Beschwerde beigefügt wird, geht in diesem Zusammenhang auch auf die rechtliche Fragwürdigkeit einer solchen Erklärung ein, hält sie zur Beschleunigung des Verfahrens jedoch für „unendlich wichtig“.17 Die 3. Verordnung zur Durchführung der GzVeN vom 25. Februar 193518 stellte dann auch noch den ohnehin großen Einfluss der NS-Administration auf die Benennung der ärztlichen Beisitzer sicher. Die Ärzte durften nur noch auf Vorschlag der höheren Verwaltungsbehörden berufen werden. Damit wurde sichergestellt, dass nur Ärzte, die die Ziele der NS-Rassenhygiene bejahten, in Erbgesundheitsgerichten tätig werden konnten. Die Arbeit des Erbgesundheitsgerichtes Kiel Auf das Antragsverfahren soll hier nicht eingegangen werden.19 Schaltstellen waren die Kreisgesundheitsämter. Meldungen erfolgten von angestellten und beamteten Ärzten der Gesundheitsfürsorge, der Gesundheitsämter, der Wehrmacht, der Krankenhäuser sowie durch niedergelassene Ärzte. 20 Obwohl eine hohe Bindung niedergelassener Ärzte an die NSDAP und ihre Untergliederungen vorhanden war, bestand in dieser Arztgruppe keine große Neigung, eigene Patienten dem Amtsarzt zu melden, wobei die Allgemeinärzte sich noch zurückhaltender zeigten als die Spezialisten. Ideologische Momente traten gegenüber gesellschaftlichen, ökonomischen und berufsethischen Faktoren zurück. Das gemeinsame Lebensumfeld, die finanzielle Abhängigkeit wie auch das in der Regel enge Vertrauensverhältnis zu den Patienten standen dem entgegen. 21 Das Erbgesundheitsgericht Kiel nahm seine Tätigkeit am 5. März 1934 auf. Unter dem Vorsitz von Amtsrichter Dr. Franzen war mit dem beamteten Arzt Klose (seine Vertreter waren der Gerichtsmediziner Prof. Dr. Ziemke bzw. Kloses Kollege Engelsmann) sowie dem „anderen approbierten Arzt“ der Anthropologe PD Dr. Löffler (mit den Vertretern Stadtarzt Dr. Weise bzw. dem niedergelassenen Arzt Dr. Hadenfeldt) beauftragt. Löffler, habilitierter Assistent im Anthropologischen Institut der Universität, war nur kurz im Erbgesundheitsgericht Kiel tätig, da er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Rassenhygiene nach Königsberg erhielt. Er war im Herbst 1932 aus tiefer Überzeugung Mitglied der NSDAP geworden, war NS-Dozentenführer der Universität, zusammen mit den Stu- Gesundheits- und Sozialpolitik denten und anderen Assistenten wesentlicher Motor der „nationalen Revolution“ im Frühjahr und Sommer 1933 an der Universität und glühender Verfechter der Rassehygiene und der Zwangssterilisation. Ähnlich wie Klose drängte es ihn, seine ersten Erfahrungen der Öffentlichkeit mitzuteilen. 22 Von den zwischen 5. und 27. März beschlossenen 55 „Unfruchtbarkeitsmachungen“ erging die Entscheidung in 30 „Fällen“ wegen „angeborenen Schwachsinns“, in elf „Fällen“ wegen Schizophrenie, in zehn wegen Epilepsie sowie in vier Fällen wegen schwerem Alkoholismus. Die mitgeteilte Kasuistik zu den Patienten lässt selbst in dieser Anfangsphase der Durchführung des GzVeN schon erhebliche Zweifel an der Einstufung der Indikationen zur Sterilisation als „Erbkrankheit“ zu. Klose setzt sich in seinem Beitrag im „Erbarzt“ anhand von Zahlen (5. März bis 22. Juni 1934: 244 Anträge sowie 244 Entscheidungen auf Sterilisierung, keine Ablehnung!) inhaltlich mit der Frage der Freiwilligkeit auseinander und versucht bei einigen Betroffenen, den Beweis der Erblichkeit des Schwachsinns zu führen. Er begrüßt die mit 72,5 Prozent hohe Zahl der „freiwilligen“ Anträge, hinterfragt aber nicht das Zustandekommen der Freiwilligkeit bei den 53,7 Prozent, die selbst einen Antrag gestellt hatten (immerhin handelte es sich hier um teilweise leicht beeinflussbare, in der Intelligenz geminderte, sozial diskriminierte Personen sowie um psychisch Kranke) sowie bei den 18,8 Prozent, für die ein Antrag vom Vormund, Pfleger etc. gestellt wurde. Schon das Zusammenziehen beider Zahlen zur Kategorie „freiwillige Anträge“ lässt die Absicht erkennen, die offenkundigen Schwächen des GzVeN herunterzuspielen.23 Bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen wurden zwar regelmäßig Gutachten von der Universitätsnervenklinik eingeholt, was bei der großen Zahl zu einer großen Belastung der (wenigen) Assistenten der Kieler Nervenklinik führte. Auch wurde die Krankenakte erbeten.24 Die Zeit für jede einzelne Entscheidung war aber mit 15 Minuten unangemessen angesichts der Fülle des zu prüfenden Materials pro vermeintlich „Erbkrankem“ und angesichts der Folgen der Entscheidung für die Betroffenen; auch waren die Beisitzer, die ihre Tätigkeit ehrenamtlich neben ihrem eigentlichen Beruf ausübten, schlichtweg durch die schiere Masse in ihrer Leistungsfähigkeit überfordert. 25 Die hohe Zahl der entschiedenen Anträge wie auch die geringe Zahl der Ablehnungen lässt vermuten, dass die Entscheidungen in der Regel mehr mit dem Ziel einer schnellen Entscheidung im Zweifel für die Durchführung einer Sterilisation als patientenbezogen ergangen sind. Dies mag der Grund dafür sein, dass sowohl Löffler als auch Klose sich bemühten, die Qualität der Entscheidungsfindung des Erbgesundheitsgerichtes herauszustellen. Die Statistik des Erbgesundheitsgerichtes Kiel (drei weitere Gerichte gab es noch nördlich der Elbe in Lübeck, Flensburg und Altona 26) für 1934 berichtet von insgesamt 908 Anträgen, davon 426 Männer und 482 Frauen. Abgelehnt wurden 27, eine sonstige Erledigung ergab sich bei 13 Fällen. Für 758 Personen, 353 Männer und 405 Frauen, wurde eine Sterilisierung angeordnet, die fehlende Zahl wurde nicht erklärt, es dürfte sich um schwebende Verfahren gehandelt haben.27 Für die ca. 1.000 Anträge, die vom 1. März 1934 bis zum 14. März 1935 verhandelt wurden, wurden 45 Sitzungen des Erbgesundheitsgerichtetes benötigt, d.h. pro Sitzung wurden ca. 20 Anträge entschieden.28 Für 1935 berichtete der Vorsitzende des Erbgesundheitsgerichtes Kiel an den Kieler Landgerichtspräsidenten, dass bis zum Zeitpunkt seines Schreibens, dem 14. November 1935, 892 Anträge gestellt und 572 Beschlüsse gefasst worden waren. In 45 Fällen war es zu Beschwerden beim Erbgesundheitsobergericht gekommen, 28 wurden zurückgewiesen, fünf abgeändert, zwölf waren noch schwebend.29 Die Durchführung der Eingriffe zur (Zwangs-)Sterilisation in Kiel Für die Durchführung der Eingriffe hatte die Ärztekammer Schleswig-Holstein 1935 ein Verzeichnis sämtlicher Krankenhäuser, die für Sterilisationen infrage kamen erstellt. In Kiel waren es neben den beiden Universitätskliniken das DRK-Anscharkrankenhaus sowie die Privatkliniken Dr. Lubinus (Chirurgie), Dr. Rehr (Chirurgie), Dr. Demme (Frauen), Dr. Koreuber (Frauen) und Dr. Robert (Frauen).30 Die Sterilisationen erfolgten fast immer operativ. Während bei den Männern nur ein kleiner Eingriff, die Durchtrennung des Samenstranges nach einem Leistenschnitt, erforderlich war, erfolgte bei den Frauen eine Quetschung, Durchtrennung oder teilweise Resektion des Eileiters. Der operative Eingriff, bei dem der Zugang meist durch einen Bauchdeckenschnitt, über den Leistenkanal oder selten die Scheide erfolgte, war deutlich größer und beinhaltete nicht selten Risiken und unerwünschte Folgen. Folgende Zahlen geben ein Beispiel für die Größenordnungen: Im Jahr 1937 wurden in Schleswig-Holstein 1.193 Ausgabe 12 | Dezember 2010 67 Gesundheits- und Sozialpolitik Patienten, davon 613 Männer und 580 Frauen sterilisiert, 13 Prozent der Sterilisierungen31, also etwa 155, wurden in Kiel, davon 97 in der Universitätsfrauenklinik durchgeführt.32 Im Kieler Raum war die Universitätsfrauenklinik dominierend. Eine Kieler medizinische Dissertation von Jana Piechatzek aus dem Jahr 2009 hat sich mit der statistischen Auswertung der in der Universitätsfrauenklinik noch vorliegenden Krankenunterlagen von 536 sterilisierten Frauen von 1932 bis 1940 mit Schwerpunkt von 1934-1938 befasst.33 Das Durchschnittsalter der Patientinnen war knapp 26 Jahre, die jüngste war elf und die älteste 48 Jahre alt.34 Die führende Diagnose, die eine Sterilisation zur Folge hatte, war mit etwa 65 Prozent „angeborener Schwachsinn“, gefolgt von Schizophrenie mit 11,2 Prozent und „erblicher Fallsucht“ mit elf Prozent. Nur bei einer Frau erfolgte nach dieser Arbeit die Sterilisation wegen schweren Alkoholismus. Knapp neun Prozent der Sterilisationen erfolgten jedoch, ohne dass in den Unterlagen der Klinik hierfür eine dem GzVeN zuzuordnende Diagnose genannt war.35 Insgesamt sieben Patientinnen wurden durch Röntgenstrahlen sterilisiert, möglicherweise sogar kastriert.36 Die Operationen dauerten durchschnittlich eine halbe Stunde.37 Die Verweildauer der Patientinnen belief sich durchschnittlich auf 14 Tage, das Maximum nach Komplikationen auf 66 Tage.38 Operationsbedingte Todesfälle gab es zwei, möglicherweise drei.39 Der o.g. Dissertation sind nähere Angaben zu einer etwas nebulösen, aber schon eindeutig interpretierbaren Aussage im Jubiläumsband zum 200-jährigen Bestehen der Universitätsfrauenklinik leider nicht zu entnehmen. Zitat: „[...] Bei den Frauen wurde auch das soziale und sexuelle Verhalten bewertet. Betroffen waren Frauen, die häufig den Arbeitsplatz wechselten, die ihre Kinder ohne Mann erzogen, die durch individuellen Lebensstil auffielen, die sich nicht der nationalsozialistischen Norm entsprechend verhielten und deren ‚sexuelles Verhalten auffällig’ war. Entsprechend dieser Einstellung wurden sie zwangssterilisiert. Wie in vielen anderen Universitätskliniken wurden auch in Kiel diese furchtbaren gesetzlichen Vorgaben umgesetzt.“40 Es waren aber nicht die gesetzlichen Vorgaben, die zu diesen vom Erbgesundheitsgericht angeordneten, auch nach dem GzVeN nicht rechtmäßigen Sterilisationen führten, sondern das besonders bei Klose und Engelsmann, aber auch vielen anderen Ärzten vorliegende Verständnis, dass das GzVeN auch 68 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt dazu dienen sollte, „minderwertige“, d.h. sozial benachteiligte Personen zu sterilisieren, die in ihrem gesellschaftlichen Verhalten den damaligen Vorstellungen nicht entsprachen und deren Sozialisierung Mühe und Kosten zulasten der „Volksgemeinschaft“ zur Folge gehabt hätten. Diese Einstellung ebnete wenige Jahre später unter dem irreführenden Begriff „Euthanasie“ den Weg in einen vieltausendfachen Krankenmord. Die ärztlich-ethische Zulässigkeit der Operation Unter ideologiefreier wissenschaftlicher Sichtweise wäre auch kein wirklich seriöser Wissenschaftler damals in der Lage gewesen, bei den meisten im GzVeN genannten Indikationen von einer sicheren Erblichkeit zu sprechen. In einem mutigen Beitrag hatte sich Otto Aichels41 Schüler Karl Saller, Göttingen, 1933 in der Klinischen Wochenschrift kritisch über Feststellungen eines der damaligen Protagonisten der Rassenhygiene, Fritz Lenz, geäußert.42 Er, der eigentlich die Rassenhygiene und die Ziele des Nationalsozialismus befürwortende Anthropologe, schrieb, dass praktisch tätige Ärzte den Lenzschen Ausführungen verständnislos gegenüberstünden, einige seiner Äußerungen seien Auswüchse der Erblichkeits- und Bevölkerungslehre, die „keine sachliche Wissenschaft“ mehr seien und über die Vererbung bestimmter Merkmale wie Hässlichkeit und Schönheit, Mut, Dummheit, Familienzank, unglückliche Ehe u.a.m. sei entgegen den Mutmaßungen von Lenz nichts Verlässliches bekannt. Und wörtlich: „Was hier geboten wird, ist keine sachliche Wissenschaft mehr, und ich glaube, es ist ein einfaches Gebot der wissenschaftlichen Selbsterhaltung für die Eugeniker, auch ihrerseits von solchen Auswüchsen abzurücken und ganz eindeutig zu erklären, daß sie mit der Eugenik, die verwirklicht werden soll und muss, nichts zu tun haben.“43 Die Antwort von Lenz auf den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: “[...] Es ist (...) für die dringenden praktischen Aufgaben der Rassenhygiene gar nicht entscheidend, zu wissen, wie der spezielle ERB-Gang der einzelnen Anomalien und sonstiger Merkmale ist. Ob z.B. der Schwachsinn dominant oder recessiv, geschlechtsgebunden oder nicht, monomer oder polymer erblich ist, ist an sich wissenswert, aber es ändert nichts daran, dass der Schwachsinn überhaupt ausgemerzt werden muß.“44 Gesundheits- und Sozialpolitik Es war schon anhand des Kieler Zahlenmaterials der Jahre 1934/35 darauf hingewiesen worden, dass unter der Diagnose des „angeborenen Schwachsinns“ Sterilisationen aus einer im GzVeN nicht vorgesehenen sozialhygienischen Indikation vorgenommen wurden. Zitat Gunter Link, Freiburg, aus dem Jahr 2002: „Die in der Anwendung des GzVeN gebräuchlichen Erbkrankheitsbezeichnungen sind nur bedingt mit diesen Begriffen im heutigen Verständnis kompatibel. Sie sind ausschließlich vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Weltanschauung und Rechtsauffassung angemessen zu interpretieren. Das Erstellen einer eugenischen Sterilisationsindikation kann keinesfalls als eine medizinische Diagnosestellung im heutigen Sinne begriffen werden. Vielmehr handelt es sich um eine ‚sozialbiologische‘ Bewertung der Persönlichkeit, welche die ‚Brauchbarkeit‘ und den ‚Nutzen‘ des Betroffenen für die ‚Volksgemeinschaft‘ zu messen hat.“45 Dies könnte die von Piechatzek dargestellte Zunahme der Zahl der sterilisierten „schwachsinnigen Frauen“ in den Jahren von 1935 (55,5 Prozent) über 1936 (56,8) auf 78,4 im Jahr 1937 und 73,1 im Jahr 1938 erklären. Bei den Sterilisationen nach dem GzVeN handelte es sich oft um vom Erbgesundheitsgericht den Patienten aufgezwungene Operationen, die von den Patienten nicht gewollt waren, widerwillig ertragen oder aufgrund begrenzter intellektueller Fähigkeiten gar nicht verstanden wurden. Die Ärzte konnten eine formale rechtliche Legitimierung für die Durchführung der Sterilisation im GzVeN sehen, die Operation durfte nach ärztlicher Berufsethik aber nur bei einem auch für den Patienten zu erkennenden Nutzen und einem zu vernachlässigendem Risiko durchgeführt werden. Trotz aller Einschränkungen bezüglich der Qualität der genutzten Materialien sowie auch bezüglich der bei ihnen vorgenommenen manipulativen Eingriffe bzw. Lücken besteht kein Zweifel, dass die Ärzte der Universitätsfrauenklinik und mit einigen Einschränkungen bezüglich der Beweislage auch die Ärzte der Universitätschirurgie und anderer Kieler Kliniken die Sterilisationen der nationalsozialistischen Ideologie folgend nicht im Interesse der Patienten, sondern in der Regel gegen deren Interesse und häufig auch noch gegen deren Willen vorgenommen haben. Sie unterwarfen sich den Forderungen der Nationalsozialisten, die Gesundheit des Einzelnen zugunsten des Wohls der „Volksgemeinschaft“ zu gefährden, wenn sie nicht sogar selbst als „stramme Nationalsozialisten“ von der Richtigkeit des nationalsozialistischen Paradigmenwechsels überzeugt waren. Damit sind sie auch hier wissentlich oder unwissentlich Werkzeug der Täter geworden und haben gegen die ärztliche Berufsethik verstoßen. In den Kieler Universitätskliniken sind Hunderte von ohnehin schon stigmatisierten Patienten körperlich geschädigt und mithilfe der rigiden Bestimmungen des Erbgesundheitsgesetzes 46 um ihre durchaus erreichbare bürgerliche Zukunft in geordneten Familienverhältnissen gebracht worden. Zweifellos machten sich die in Zwangssterilisationen eingebundenen Ärzte einer ernsten Verletzung ihrer ärztlichen Berufspflichten schuldig.47 Darüber hi naus hat es von den NS-Machthabern wohlwollend tolerierte Verstöße selbst gegen die damaligen Gesetze durch Inanspruchnahme unzulässig weiter Interpretationsspielräume gegeben, da die Handhabung des GzVeN durch Amtsärzte und Erbgesundheitsgerichte zunehmend willkürlicher erfolgte. Dies kann den die Sterilisation durchführenden Ärzten nicht verborgen geblieben sein. Die Zahl der Zwangssterilisierungen ging in Schleswig-Holstein in den Jahren 1938 (739) und 1939 (498) und mehr noch in den Kriegsjahren kontinuierlich zurück,48 jedoch wohl kaum wegen der Einsicht in die Unrechtmäßigkeit, sondern fraglos wegen der durch den Krieg bedingten Notwendigkeiten. In der Nachkriegszeit hatten es die Geschädigten schwer, Wiedergutmachung zu erlangen. Es sollte über 50 Jahre dauern, bis der Deutsche Bundestag bereit war, 1998 in einem Gesetz die eine Unfruchtbarkeitsmachung anordnenden Beschlüsse nach dem GzVeN aufzuheben.49 Quellen und Literatur beim Verfasser oder im Internet unter www.aeksh.de Dr. med. Karl-Werner Ratschko, MA, Havkamp 23, 23795 Bad Segeberg Ausgabe 12 | Dezember 2010 69 Gesundheits- und Sozialpolitik Dokumentarfilm Wie sind sie so geworden? Über den Film „Wenn Ärzte töten“ Keine Schuldeingeständnisse, nur Rechtfertigungen und Verharmlosungen: Wie Ärzte zu erklären versuchen, warum sie der NS-Ideologie gefolgt sind. Ein Dokumentarfilm mit dem Arzt und Gewaltforscher Robert Jay Lifton sucht nach den Bedingungen, die Ärzte im Dritten Reich zu Mördern werden ließen. Nach landläufiger, gut begründeter Auffassung und schon seit der Antike verstehen sich Mediziner als Heiler. Trotzdem waren viele Ärzte – mehr als viele andere Akademikergruppen – von der biologischmedizinischen Vision der Nazis angetan, dass eine Bevölkerung am ehesten zu einem gesunden Volk werde, wenn sie ihre weniger dem Idealbild entsprechenden Mitglieder und Nachbarn auslösche. Ärzte in Euthanasiezentren und Konzentrationslagern sind im Dienste dieser Vision zu Mördern geworden. Was hat sie zu ihren Taten fähig gemacht? Dieser Frage ist der durch seine Arbeiten über die Haft in Konzentrationslagern und Extremtraumatisierung international bekannt gewordene amerikanische Psychiater Robert Jay Lifton (84) in zahlreichen Interviews mit ehemaligen KZ-Ärzten nachgegangen. Über Liftons Ergebnisse haben Hannes Karnick und Wolfgang Richter nun einen Dokumentarfilm gedreht; „Wenn Ärzte töten“ (Originaltitel: „Killing Jews for German Health“) läuft seit einem Jahr in den Programmkinos. In Kiel hat das John-Rittmeister-Institut (JRI) den Film in seiner Reihe „Psychoanalyse und Film“ gezeigt. Der Film über Liftons Interviewergebnisse ist selbst ein Interview, ein gefilmtes, 90-minütiges Lehrgespräch. „Wenn Ärzte töten“ hat weder eine Handlung im üblichen Sinne noch zeigt er eine Kette historischer Bilder. „Das Grauen muss der Zuschauer selbst imaginieren“, sagte Dr. Mechthild Klingenburg-Vogel vom JRI einleitend. Ein Film, der vorwiegend spricht und Vertreter der sprechenden Medizin sicher packender ansprechen dürfte als den gewöhnlichen Kinogänger. Zum Film: Gutsituierte ältere Ärzte in vielleicht etwas dunkler, aber behaglicher Wohnsituation – so schildert Lifton seine Interviewpartner; auffallend 70 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt häufig übrigens mit Werken von Konrad Lorenz im Bücherregal. Liftons Interpretation dazu lautet: So, wie Lorenz es geschafft hatte, sich vom Nazi-Ideologen zum geachteten Wissenschaftler zu wandeln, so wollten auch die ehemaligen NS-Ärzte ihre Biographie verstanden wissen. Offene Schuldeingeständnisse sind ihm nicht begegnet, stattdessen gab es immer wieder Verharmlosungen („Die Fotos zeigen Luftwaffenärzte, keine Nazi-Ärzte“) und Rechtfertigungen („Bin als junger Arzt Autoritäten gefolgt“). Den Positionswechsel vom Heiler zum Mörder – und nach der Nazi-Herrschaft wieder zurück zum Heiler – erklärt Lifton mit einer Doppelung oder Teilung des Selbst, dem Selbstbetrug vergleichbar. Erleichtert worden sei dieser Positionswechsel durch das überlieferte Elitebewusstsein der Ärzteschaft, das mit der Eliteideologie der Nazis koalieren konnte. Die ebenfalls traditionelle Loyalität großer Teile der Ärzteschaft (gegenüber ihrer Klinik, ihren Lehrern, ihrer Alma Mater), verbunden mit einer an Obrigkeiten wie Staat und Militär orientierten Erziehung, habe das Verstummen des Gewissens – zumindest während des Dienstes, denn im Urlaub war man wieder Bürger und Familienvater – ebenfalls begünstigt. Die Aussicht, der Wissenschaft zu dienen, wenn auch mit grauenvollen Experimenten an Häftlingen, mag das ihre dazu getan haben. Klingenburg-Vogel hoffte, der Film möge für aktuelle politische Entwicklungen sensibilisieren. Das Elite-Geklingel von Finanzmanagern, Privat-Unis und Geldadel hört sich jedoch schon wieder verdächtig nach der Rechtfertigung von Sonderkonditionen für besondere Menschen an. Was auf der anderen Seite die Aufweichung der Solidarität mit den anderen – zum Beispiel Armen, zum Beispiel teuren Kranken – erleichtern würde. Jörg Feldner Gesundheits- und Sozialpolitik Kostenmanagement Kassen wollen nicht von der Patientensteuerung lassen Viele Ideen der Krankenkassen zum Fall- und Krankheitsmanagement ließen sich nicht realisieren. Dennoch halten sie Patientensteuerung für unverzichtbar. Zahlreiche Krankenkassen sehen trotz vieler ernüchternder Erfahrungen weiterhin Rationalisierungschancen durch Patienten- und auch die Möglichkeit einer sogenannten Providersteuerung („Optimierung ärztlicher Therapie“). Diesen Eindruck vermittelte die Tagung des Hamburger Beratungsunternehmens Gaia AG zum Thema „Neue Ansätze im GKV-Kostenmanagement“ in der Hansestadt. Neben der AOK Hessen räumte auch die Techniker Krankenkasse (TK) – sie wurde durch Karen Walkenhorst für den verhinderten Vorstandsvorsitzenden Prof. Norbert Klusen vertreten – ein, dass sich manche Vorstellungen zum Fall- und Krankheitsmanagement (Case-, Disease-Management DMP) nicht realisiert hätten. Einer Studie zufolge habe nur ein Achtel der Patienten eines DMP sein Gesundheitsverhalten positiv geändert. „Ich habe bisher nur einen einzigen (DMP-)Vertrag gesehen, der mich wirklich überzeugt hat“, meinte AOK-Manager Karlheinz Löw. Patientensteuerung sei aber wichtig und Erfolg versprechend, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt seien, etwa ausreichende Informationstransparenz für Patienten, Ärzte und Krankenkassen. Ferner müssten „die richtigen“ Patienten in die Gruppe eingeschlossen und die richtigen Anreize für Patienten und Ärzte gesetzt werden, so die TK. Wie das Versorgungsmanagement durch Evidence Based Medicine beeinflusst werde, versuchte Pharmakologe Prof. Bernd Mühlbauer vom Klinikum Bremen Mitte zu klären. Mühlbauer, Nachfolger des bekannten Pharmakritikers Prof. Schönhöfer, sagte, über 80 Prozent aller sogenannten Innovationen der Industrie seien fragwürdig, weil sie keinerlei zusätzlichen Nutzen böten: „Sie scheitern also schon an der Nutzenfrage, die Kosten- bzw. Wirtschaftlichkeitsfrage kommt noch gar nicht ins Spiel.“ Eine rationale, auf möglichst hohe wissenschaftliche Evidenz (unter Einbeziehung des konkreten Falles) gestützte Medizin fordere den Verzicht auf eine Flut von Pseudoinnovationen. Aber auch die Versorgungsforschung müsse mehr bieten, forderte Mühlbauer in Hamburg. Die Rahmenbedingungen des Versorgungsmanagements und künftige Neuerungen skizzierte Dr. jur. Rainer Hess, der allseits anerkannte unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), kurz vor seinem 70. Geburtstag. Vier Elemente seien auf normativer Ebene für die immer noch flächendeckende, gleichmäßige Versorgung in Deutschland wichtig: Geregelte Kassenbeiträge, normierte Qualitätsanforderungen, die Vergütungssysteme EBM für den ambulanten Sektor und DRG für den stationären Bereich sowie die Konkretisierung des Leistungskatalogs durch den Gemeinsamen Bundesausschuss. Dagegen gebe es Wettbewerbselemente bei Zusatzbeiträgen, Wahltarifen, Einzelverträgen mit Kliniken usw., eine Organisationsvielfalt für Niedergelassene (wie Berufsausübungsgemeinschaften) und Kliniken sowie Rabattverträge mit Pharmaherstellern, machte Hess in Hamburg deutlich. Künftige Veränderungen sieht der G-BA-Vorsitzende etwa bei sektorenübergreifenden Innovationsregelungen, bei Zuschussregelungen für Hilfsmittel oder bei der Bildung von Kompetenzzentren. Der gemeinsame Bundesausschuss werde, statt nur Einzelprüfungen etwa von Arzneimitteln vorzunehmen, künftig analytisch auch ganze Versorgungskonzepte prüfen, also beim ersten Mal die gesamte Versorgung Depressiver. Das umfasse das komplexe Gebiet, angefangen bei Bedarf und Zugang über Organisation der Leistungsanbieter, Arzneimittel, Therapien, Qualitätsdefizite, Effizienz bis hin zu Versorgungsdefiziten. Im Januar soll dem Plenum des gemeinsamen Bundesausschusses ein Bericht seiner Arbeitsgruppe vorgelegt werden (siehe Deutsches Ärzteblatt Nr. 43, S. C 1796). Horst Kreussler Ausgabe 12 | Dezember 2010 71 Gesundheits- und Sozialpolitik Medizinstudium Kontroverse um Bachelor und Master in der Medizin Ein neues Modell in Oldenburg-Groningen bietet erstmals in Deutschland die Möglichkeit, einen Bachelor/Master-Abschluss zu erlangen - die BÄK warnt. „Gerade in Zeiten des Ärztemangels brauchen wir mehr denn je gut ausgebildete Mediziner. Absolventen eines drei- bis vierjährigen Bachelor-Medizinstudiums würden dem Arbeitsmarkt zwar als vergleichsweise billige Mediziner zur Verfügung stehen, die Versorgungsqualität der Bürger würde aber erheblich reduziert und die Probleme in der Patientenversorgung um ein Vielfaches potenziert.“ Mit diesen Worten reagierte die Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, auf die im vergangenen Monat neu aufgeflammte Diskussion um den Bachelor/Master-Studiengang in der Medizin. Anlass war eine Mitteilung des Wissenschaftsrates, mit der das Beratungsgremium von Bund und Ländern dem deutsch-niederländischen Gemeinschaftsprojekt der European Medical School Oldenburg-Groningen zugestimmt hatte. Das Modell sieht erstmals in Deutschland eine grenzüberschreitende Medizinerausbildung mit Bachelor- und Masterabschluss in den Niederlanden (Groningen) und medizinischem Staatsexamen in Deutschland (Oldenburg) vor. „Den hohen Qualitätsstandard, den die Gesellschaft zurecht vom Studium der Medizin erwartet, kann eine Schnellausbildung zum Bachelor-Arzt nicht erreichen“, warnte Hoppe. „Eine modulare Ausbildung Bachelor/Master ebnet den Weg zu Medizinschulen, die der bisherigen Qualität der deutschen Hochschulausbildung nicht entsprechen können“, kritisierte der Präsident der Bundesärztekammer. Die Aufteilung in ein zweistufiges Studiensystem fuße auf dem Verständnis, dass man ein berufsfeldbezogenes und ein wissenschaftliches Studium nacheinander absolvieren könne. Dies konterkariere aber die deutsche Approbationsordnung, deren Ziel es aus gutem Grunde sei, vom ersten bis zum letzten Semester eine tief greifende Verzahnung von theoretischen Grundlagen und klinischer Anwendung zu erreichen. Zudem lege die Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates ausdrück72 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt lich fest, dass die ärztliche Grundausbildung mindestens sechs Jahre und 5.500 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht an einer Universität oder unter Aufsicht einer Universität umfasst. Das einheitliche und hochwertige Medizinstudium mit dem Abschluss Staatsexamen müsse deshalb erhalten bleiben. „Unterhalb des Status der ärztlichen Approbation darf es keine Arztzulassung geben, auch und gerade nicht in Zeiten des Ärztemangels“, stellte Hoppe klar. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass die ohnehin schon knappen Studienplätze möglicherweise in größerer Zahl von Bachelor-Studierenden belegt werden könnten, die ohnehin nicht vorhätten, den Arztberuf zu ergreifen. „Dies kann bei sich abzeichnendem Ärztemangel sowohl im hausärztlichen wie fachärztlichen Bereich doch nicht gewünscht sein“, sagte Hoppe. Der niedersächsische Ministerpräsident David Mc Allister lobte den Weg Oldenburgs dagegen als „einzigartig“. Ziel sei eine zusätzliche hochwertige medizinische Ausbildung. „Das ist aktive Vorsorge gegen Ärztemangel und eine vorausschauende Investition in unsere künftige Gesundheitsversorgung“, sagte der CDU-Politiker. Zuvor hatte das Land Niedersachsen dem Wissenschaftsrat das Konzept der geplanten Einrichtung der European Medical School zur Begutachtung vorgelegt und eine positive Empfehlung erhalten. Auch Niedersachsens Wissenschaftsministerin Prof. Johanna Wanka lobte: „Die Idee, einen neuen strukturellen Ansatz bei der Ausbildung von Medizinern zu erproben, fiel nicht von Beginn an auf fruchtbaren Boden. Aufklärung und Engagement waren nötig. Heute zeigt sich: Es hat sich gelohnt. Der Weg für eine weitere medizinische Ausbildung neben der Universitätsmedizin ist damit eingeschlagen“, sagte Wanka. Oldenburgs Universitätspräsidentin Prof. Babette Simon sprach von einer „historischen Chance für die Universität und die Region“. (PM/Red) Gesundheits- und Sozialpolitik PKV-Bilanz Private Krankenversicherungen mit einem „robusten Wachstum“ Die Mitgliedsunternehmen der PKV haben ihr Ergebnis für 2009 vorgestellt und für 2010 prognostiziert. Die wichtigsten Daten im Wortlaut der PKV. Krankheitsvollversicherung: Die private Krankenversicherung hat 2009 bewiesen, dass sie sich auch unter erschwerten Bedingungen im Wettbewerb behaupten kann: Zum 31. Dezember stieg die Zahl der Vollversicherten auf 8,81 Millionen Menschen. Der Nettoneuzugang belief sich 2009 auf 171.600 Personen, damit erreichte das Neugeschäft fast das Doppelte des Vorjahreswertes (2008: 90.300 Personen). Dieses starke Neugeschäft ist jedoch vor allem auf den Einmaleffekt der am 1. Januar 2009 in Kraft getretenen Pflicht zur Versicherung zurückzuführen: Tausende vormals Unversicherte haben aus diesem Grund eine private Kranken- und Pflegeversicherung abgeschlossen – darunter viele Beamte, die sich für den Anteil der Kosten, den die Beihilfe offen lässt, bis dahin nicht versichern mussten. Ungeachtet dieses Einmaleffekts hat sich die DreiJahres-Wartefrist für Arbeitnehmer, die in die PKV wechseln wollen, nach wie vor negativ ausgewirkt. Im ersten Halbjahr 2010 betrug der Neuzugang in die Vollversicherung 44.500 Personen, ein Zuwachs auf insgesamt 8,86 Millionen zum 30. Juni 2010. Dieser Neuzugang entspricht nur der Hälfte des Vorjahreswertes (1. Halbjahr 2009: 98.800 Personen). Umso erfreulicher ist es daher, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung einen Schritt zu mehr Wahlfreiheit und Wettbewerb im Gesundheitswesen gegangen ist und die Drei-Jahres-Regelung wieder abgeschafft hat. Dies und die seit Jahresbeginn 2010 geltende erleichterte Absetzbarkeit der Versicherungsbeiträge von der Steuer dürften das Neugeschäft künftig stärker beleben. Im Basistarif befanden sich Ende Juni 2010 insgesamt 18.200 Versicherte. Private Zusatzversicherungen: Die Zahl der privaten Zusatzversicherungen stieg im Jahr 2009 um fast eine halbe Million Versicherungen auf 21,48 Millionen. Davon boten 16,12 Millionen eine Ergänzung zum Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung. Dies umfasst drei Tarifarten, die in der Regel von gesetzlich Versicherten abgeschlossen werden: ambu- lante Tarife, Tarife für Wahlleistungen im Krankenhaus und Zahntarife. Ihre Zahl nahm im Jahr 2009 um fast fünf Prozent zu. Einen besonders starken Anstieg um 14 Prozent gab es 2009 bei Pflegezusatzversicherungen. Die Zahl dieser Versicherungen, die für gesetzlich wie privat Versicherte interessant sind, erhöhte sich auf 1,5 Millionen. Im ersten Halbjahr 2010 erhöhte sich der Bestand der privaten Zusatzversicherungen um weitere 77.000 auf 21,56 Millionen. Beitragseinnahmen und Versicherungsleistungen: Die Beitragseinnahmen in der privaten Kranken- und Pflegeversicherung stiegen im Jahr 2009 um 3,8 Prozent auf 31,47 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfielen dabei 29,39 Milliarden Euro (plus 3,6 Prozent), in der Pflegeversicherung stiegen die Beitragseinnahmen um 5,3 Prozent auf 2,07 Milliarden Euro. Für das Jahr 2010 ist mit Beitragseinnahmen in Höhe von insgesamt 33,36 Milliarden Euro zu rechnen – davon 31,24 Milliarden Euro für die Krankenversicherung und 2,12 Milliarden Euro für die Pflegeversicherung. Die Versicherungsleistungen nahmen 2009 um 4,7 Prozent zu und stiegen auf 21,12 Milliarden Euro. In der Krankenversicherung gab es einen Anstieg um 4,6 Prozent auf 20,45 Milliarden Euro, in der Pflegeversicherung um 8,1 Prozent auf 667,7 Millionen. Euro. Diese Kostensteigerung liegt deutlich über der allgemeinen Preissteigerung von 0,38 Prozent. Die PKV setzt sich im Interesse ihrer Versicherten auch deshalb für eine Vertragskompetenz mit allen Leistungserbringern ein, um künftig stärker Einfluss auf die Qualität und die damit verbundenen Mengen und Preise von Gesundheitsleistungen zu nehmen. 2010 werden die Versicherungsleistungen voraussichtlich eine Höhe von 22,07 Milliarden Euro erreichen, davon 21,33 Milliarden Euro für die Kranken- und 0,74 Milliarden Euro für die Pflegeversicherung. Zukunftsvorsorge in der PKV: Den Alterungsrückstellungen wurden 2009 insgesamt 10,95 Milliarden Euro zugeführt, davon 9,73 Milliarden Euro in der Krankenversicherung. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 73 Mitteilungen der Akademie Akademie für medizinische Fortund Weiterbildung Esmarchstr. 4-6 23795 Bad Segeberg Geschäftsführerin: Helga Pecnik M. A. Büroleiterin: Petra Petersen Tel. 04551/803-166 Fax 04551/803-194 www.aeksh.de/akademie E-Mail akademie@aeksh.de Überwachungsaudit im Dezember Nachdem die Akademie am 13.01.2010 nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert worden war, muss nun nach spätestens einem Jahr ein Überwachungsaudit erfolgen. Firma DIOcert GmbH übernimmt am 16.12.2010 das erste Überwachungsaudit in der Akademie. Während des Audits wird mit jedem Mitarbeiter ein Gespräch geführt, ob er/sie die nach dem QM-System bestehenden Verfahrensanweisungen und Prozesse anwendet. Hierbei wird darauf geachtet, dass die Qualitätspolitik gelebt und die Qualitätsziele verfolgt werden. der Betreuung der Kurse Ernährungsmedizin, Naturheilverfahren, Atem- und Stimmtherapie, Qualifikation Transfusionsverantwortlicher/Transfusionsbeauftragter sehr dankbar und wünscht ihm alles Gute. Jahresveranstaltung - Thema steht fest 11. Januar, 9:00-12:15 Uhr Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV - Theoretischer Teil - Nach vielen Diskussionen steht nunmehr das Thema der Jahresveranstaltung 2011 fest: Aus Aktualitätsgründen soll „Suchterkrankungen“ unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Hans-Christian Hansen und Prof. Arno Deister die Teilnehmer am 3. September 2011 zur kostenfreien Veranstaltung in die Räumlichkeiten der Akademie locken. Interessierte sind wie immer herzlich eingeladen. Anmeldungen nimmt die Akademie schon jetzt sehr gern entgegen, per E-Mail akademie@aeksh.org oder Fax 04551/803-194, gerichtet an Rabea Brunke, erreicht uns Ihre Anmeldung ganz formlos. Termin: Samstag, 3. September 2011 Wilfried Druba geht nach 20 Jahren Akademie Zum 30.11.2010 scheidet unser langjähriger Mitarbeiter Wilfried Druba nach 20 Dienstjahren bei der Akademie der Ärztekammer durch Beginn einer Freistellungsphase der Altersteilzeit aus dem Dienst aus. Die Akademie ist Wilfried Druba für sein besonderes Engagement speziell in Wilfried Druba (Foto: SH) 74 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Veranstaltungen im Januar 2011 7. Januar bis 27. Februar Warteliste Palliativmedizin - Basiskurs, 40 Stunden 11.-15. Januar, Beginn: 9:00 Uhr Fachkunde Strahlenschutz - RöV/Medizin 11.-13. Januar, Beginn: 10:45 Uhr Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV 13.-15. Januar, Beginn: 14:00 Uhr Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV 14. Januar, Beginn: 14:00-17:30 Uhr Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV „Computertomographie“ 19. Januar, Beginn: 13:00-16:15 Uhr Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 und seine Folgen 21.-23. Januar, Beginn: 15:00 Uhr Akupunktur - Block A 22. Januar, 9:00-12:15 Uhr Ernährungsbedingte Allergien und Hautkrankheiten 28. Januar bis 20. Februar, Beginn: 17:00 Uhr Naturheilverfahren Kurs I - 40 Stunden 28./29. Januar, Beginn: 15:00 Uhr Block 18 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin Allgemeinärztliche Besonderheiten der Arzneibehandlung 29. Januar, 9:15-12:00 Uhr Diagnostik und Therapie von Paraphilien Vorlesung Psychotherapie Unsere Nachbarn Geriatrie Akutkrankenhaus richtet sich auf steigende Zahl alter Patienten ein Das Marienkrankenhaus Hamburg verzeichnet eine starke Zunahme. Ein neue Station soll gezielt für demente Patienten eingerichtet werden. Das Katholische Marienkrankenhaus in Hamburg stellt sich stärker auf ältere und auf demenzkranke Patienten ein. Im neuen Jahr soll sogar eine eigene Station für demente Patienten eingerichtet werden, vergleichbar etwa mit der Station des FEK in Neumünster. Warum dies aus Sicht der Klinikverantwortlichen sinnvoll ist, zeigt eine Episode, die der leitende Arzt der Zentralen Notaufnahme im Katholischen Marienkrankenhaus, Michael Wünning, im Rahmen eines Pressegesprächs erzählte. Er traf auf dem Klinikgelände auf eine gut gekleidete ältere Dame, die ihn nach der nächsten U-Bahn-Station fragte. Wünning entdeckte zufällig ein unauffälliges rotes Armband an ihrem Handgelenk – nur daran erkannte er, dass es sich um eine demente Patientin aus seinem Hause handelte. Er begleitete sie zurück in das Krankenhaus. Wünning verdeutlichte an dem Beispiel, wie schwer Demenz manchmal zu erkennen ist. Dies gilt auch im Klinikalltag. Von den rund 23.000 Patienten, die pro Jahr im Marienkrankenhaus behandelt werden, leiden nach Schätzungen des Krankenhauses rund 3.000 an Demenz. Erkannt wird die Erkrankung bislang aber nur bei rund 1.000 Patienten. Um Patienten mit einer Demenz künftig frühzeitig zu erkennen, führt die Zentrale Notaufnahme nun ein Assessmentverfahren ein, damit die Betroffenen schneller zielgerichtete Therapien erhalten und zugleich die anderen Abteilungen des Hauses entlastet werden. Im kommenden Jahr will das Marienkrankenhaus eine neue Abteilung mit 12-14 Betten ausschließlich für Patienten mit Demenz einrichten. „Die Abteilung muss klein, überschaubar und interdisziplinär geführt sein“, sagte Dr. Heinrich Bünemann, Chefarzt der Geriatrischen Klinik und Tagesklinik im Marienkrankenhaus. Er verwies zugleich auf die stark zunehmende Zahl geriatrischer Patienten in seinem Haus. Vor zwölf Jahren hielt das Marienkrankenhaus 15 Plätze in der Geriatrie vor, heute sind es 85 plus 15 Plätze in der Tagesklinik. Damit beansprucht Eine grüne Schwester kümmert sich als Demenzlotsin um einen Patienten. (Foto: Marienkrankenhaus) die Geriatrie heute rund 25 Prozent der Gesamtkapazität des Krankenhauses. „Der Bedarf wird immer größer“, sagte Bünemann. Um das Verständnis und den Umgang mit dementen Patienten zu verbessern, hat das Marienkrankenhaus das Projekt Demenzlotsen ins Leben gerufen. Hierfür werden ehrenamtlich tätige sogenannte grüne Schwestern speziell für den Umgang mit Demenzkranken geschult. Von den insgesamt 60 grünen Schwestern im Haus haben sich bereits 30 schulen lassen. Auch von den professionellen Beschäftigten im Haus erfordern Demenzpatienten erhöhte Aufmerksamkeit. Dennoch strebt das Marienkrankenhaus an, den Patienten feste Bezugspersonen für die Dauer ihres Aufenthaltes zuzuweisen. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der neuen Schwerpunktsetzung des Hauses ist das oft wechselnde oder nicht vorhandene Schmerzempfinden der Demenzpatienten. Deshalb arbeitet ein interdisziplinär besetztes Palliativ Care Team im Haus an einer optimalen Betreuung. Dirk Schnack Ausgabe 12 | Dezember 2010 75 Unsere Nachbarn Kongress „Wissenswerte“ Forschung für die Gesundheit das Wissenschaftsjahr 2011 Es geht um zentrale Themen der Bevölkerungsmedizin: Volkskrankheiten, demografischer Wandel, neue Diagnoseverfahren, sichere Früherkennung. Im kommenden Jahr wird die medizinische Forschung Inhalt des Wissenschaftsjahres sein, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die großen Wissenschaftsorganisationen gemeinsam propagieren wollen. Auf einer Pressekonferenz zu Beginn der 7. „Wissenswerte“ (Bremer Forum für Wissenschaftsjournalismus) sagte die neue Referatsleiterin Gesundheitsforschung und Projektleiterin für das Wissenschaftsjahr im BMBF, Dr. Angela Lindner, Gesundheit sei zum Thema des zwölften Forschungsjahres gewählt worden. Denn es gehe darum, ein Zukunftsthema unserer Gesellschaft wie Gesundheit im umfassenden (WHO-)Sinn über Fachgrenzen hinweg zu diskutieren und mit der Bevölkerung auf vielfältigen Ebenen bis hin zu WebForen zu kommunizieren (vgl. www.forschung-fuerunsere-gesundheit.de). Ziel sei nicht zuletzt, Jugendliche für einen späteren Einstieg in die Forschung zu interessieren, hieß es in Bremen. Dazu wird nicht nur Wissensvermittlung betrieben, sondern auf Bürgerforen und Online-Austausch gesetzt, wo Fragen und Wünsche thematisiert werden können. Inhaltlich geht es vor allem um zentrale Themen der Bevölkerungsmedizin wie Volkskrankheiten und demografischer Wandel: Welche neuen Diagnoseverfahren können zu sicherer Früherkennung führen? Wie können Forschungsergebnisse der Hightech-Medizin schneller in die medizinische Versorgung gelangen (Translationsproblem)? Wie kann Forschung bewirken, dass „auch im hohen Alter gesundes Leben und gesundes Arbeiten“ möglich sein werden? Weitere zentrale Themen sind die individualisierte Medizin etwa in der Krebstherapie oder die Prävention – hier könnte es beispielsweise um die Frage gehen, wie eine wirksame Prävention endlich bei den richtigen Zielgruppen ankommt und vor allem von ihnen auch angenommen wird. Der zweite Träger des Wissenschaftsjahres ist die Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD), die 1999 auf 76 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Anregung des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft von führenden Wissenschaftsorganisationen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft gegründet wurde. Höhepunkte der vielfältigen Aktivitäten sind, so WiD-Geschäftsführer Dr. Herbert Münder, die deutschlandweite Tour des schwimmenden Science Centers MS Wissenschaft, das voraussichtlich im Spätsommer in Kiel festmachen wird, und der Wissenschaftssommer 2011, der diesmal in Mainz stattfinden wird. Ein weiteres für die Medizin interessantes Thema in Bremen war die Diskussion über die Berichterstattung zu gesundheitsökonomischen Fragen. Ärzte halten der Gesundheitsökonomie bzw. bestimmten Vertretern wie dem SPD-Bundestagsabgeordenten Prof. Karl Lauterbach zum Teil ja vor, sie ließen sich für eine reglementierende Sparpolitik und für die Einschränkung von Therapiefreiheit instrumentalisieren. In einer Diskussion mit Journalisten vom Hessischen Rundfunk und von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie einem schwedischen Wissenschaftler sagte der aus München neu an die Universität Hamburg berufene Betriebswirtschaftler („Management im Gesundheitswesen“) Prof. Jonas Schreyögg, das Fach Gesundheitsökonomie spiele oftmals nicht nur in den Redaktionen, sondern auch allgemein, etwa im Verhältnis zur Medizin, nur eine Nebenrolle. Dabei sei die Disziplin international sichtbar, wenn etwa zu einem weltweiten Kongress 6.000 Kollegen zusammenkämen. In Deutschland, so räumte Schreyögg auf eine Frage während des Bremer Kongresses ein, sei allerdings die Datenlage für Forschung und Berichterstattung schlecht: „An sich gibt es schon gute Daten, gerade bei den Krankenkassen, aber es hapert an der Verfügbarkeit, nur wenige haben die erforderlichen guten Beziehungen.“ Horst Kreussler Unsere Nachbarn Sportmedizin Schnell verfügbar und wirksam: Das „Therapeutikum Sport“ Experten schlagen vor, Sport und Bewegung als Reha-Maßnahme zu verordnen. Ein Bericht vom Internationalen Hamburger Sport-Kongress. Auch der nunmehr 5. Internationale Hamburger Sport-Kongress hatte eine ganze Reihe von Berührungspunkten mit Gesundheitswissenschaften und Medizin. Eingangs skizzierte der Altmeister der norddeutschen Zukunftsforscher, Prof. Horst Opaschowski (Börnsen/Elbe), die neuen Zukunftstrends, die tendenziell wohl eher als gesundheitsfördernd zu bewerten seien: mehr Leistungsfreude in der jüngeren Generation, eher Wohlergehen als Wohlstand angestrebt, eine Renaissance der Familie (Trendwende bei der bisherigen Zunahme Alleinstehender), Stärkung der Gruppen- und Genossenschaftsidee bis hin zu Senioren, die aus einem Altenheim im Kreis Herzogtum Lauenburg in eine gemeinsame Villa umzogen. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde nicht exponentiell steigen. Passend zum Veranstaltungsmonat November erläuterte Dr. Herbert Mück (Köln), warum Sport bei Angst und Depression wirksam helfen kann. Die Epidemiologie sei beachtlich: 14 Prozent der Deutschen entwickelten in einem Jahr eine Angststörung, etwa elf Prozent eine depressive Störung, sagte der niedergelassene Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit Sportmedizin. Eine (leichte) depressive Verstimmung kenne heutzutage praktisch jeder, und im Alter sei eine Dysthymie, eine leichte, langfristige depressive Verstimmung, häufig zu beobachten. Welche Art Bewegung hilfreich ist, sei nicht klar abzugrenzen. 144 Studien zum Thema Sport und Depression seien ihm bekannt, davon 23 kontrollierte Studien, aber nur etwa drei wissenschaftlich anspruchsvolle. Die Ergebnisse legten einen deutlich positiven Effekt nahe, der aber nicht mit der Medikation (Antidepressiva) oder etwa der kognitiven Verhaltenstherapie vergleichbar sei. Es zeige sich immerhin, dass sehr verschiedene Bewegungsarten hilfreich seien, auch Dehnübungen, rhythmische Übungen und sogar Krafttraining, besonders wohl bei intensiver Selbstbeobachtung (ähnlich auch ein weiterer Refe- rent, Dr. Stefan Ueing aus Bayern). Beim klassischen Walking oder Joggen in der Gruppe sei bereits das Verlassen des Hauses bzw. der Gruppeneffekt positiv. Zentral sei die Überwindung von Hilflosigkeitsgefühlen durch selbst gewählte Bewegung. Wie der Sport biochemisch wirke, sei nicht abschließend geklärt; ein Rolle spielten hierbei stärkere Hirndurchblutung, die Stimulierung von Botenstoffen, die Freisetzung von Endorphin und Serotonin bei Dämpfung von Stresshormonen wie Cortisol, das Wachstum von Nervenzellen und viele andere Faktoren. Sport sei jedoch kein kausales Allheilmittel bei psychischen Beeinträchtigungen: „Einen gravierenden Beziehungskonflikt kann man nicht „wegjoggen“. Umgekehrt sei aber nicht bekannt, dass (viel) Sport depressiv machen könne – die bekannt gewordenen Spitzensportler seien nicht durch den Sport selbst, sondern durch ungünstige Umstände krank geworden. Vorteil des Therapeutikums „Sport“ sei die schnelle Verfügbarkeit und Wirkung, während Psychotherapie nicht so schnell wirke. Daher hoffe er, so der Referent abschließend, dass Sport als RehaMaßnahme generell verschrieben werden dürfe. Zu vielen praktischen Demonstrationen ein Beispiel: Dozent Volker Nagel vom Hamburger Universitätsinstitut für Bewegungswissenschaften zeigte, dass Ballspiele, Gleichgewichts- und Geschicklichkeitsübungen alternde Menschen umfassend reaktionsschneller machen und einen hohen gesundheitlichen Präventionswert nicht nur im Sinne der Sturzprophylaxe haben können. Professionelle Seniorensportkurse seien grundsätzlich empfehlenswert. Stichworte: Jonglierübungen mit Tennisbällen, Bewegen im weichen Sand (am Strand), nicht gegen die, sondern mit der Schwerkraft arbeiten; Umsicht im Straßenverkehr simulieren (Raumblick und konzentrierter Blick), Tanzen, Skilanglauf für Ausdauer und Gleichgewicht, bei (Sturz-)Gefahr nachgiebig agieren, Schwerpunkt vorher nach unten verlagern. Horst Kreussler Ausgabe 12 | Dezember 2010 77 Unsere Nachbarn Kardiologie Viele Patienten kennen das Risiko nach einem Herzinfarkt nicht Eine neue Initiative will die Menschen in Deutschland für die Gefahren nach einem Vorfall sensibilisieren. Auftakt der Kampagne war in Hamburg. Die „Initiative Herzbewusst – Leben nach dem Herzinfarkt“ macht bundesweit auf hohe Mortalitätsraten nach Herzinfarkt aufmerksam. Die Initiatoren wollen damit sowohl Laien als auch Fachkreise ansprechen. „Wir sind in der Akutversorgung von Patienten mit Herzinfarkt in Deutschland gut aufgestellt“, steht für Dr. Franz Goss fest. Doch der stellvertretende Bundesvorsitzende des Berufsverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK) weiß auch: „In der Nachsorge bleibt vieles dem Zufall überlassen.“ Deshalb hat sich der BNK zusammen mit dem Unternehmen AstraZeneca und der DAK zur Initiative Herzbewusst entschieden, die in Hamburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Kooperationspartner wollen auf die hohen Mortalitätsraten nach Herzinfarkt aufmerksam machen, die Sensibilität für das Thema erhöhen und erreichen, dass mehr Betroffene Herzinfarkt nicht als einzigartiges Ereignis begreifen, sondern langfristig ihren Lebensstil umstellen. Dazu gehören für Goos neben einer abgestimmten Begleitung durch Haus- und Fachärzte die medikamentöse Nachbehandlung, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Raucherentwöhnung sowie regelmäßige Bewegung. Wer ein akutes Koronarsyndrom überlebt hat, ist weiterhin gefährdet – denn innerhalb des ersten Jahres stirbt einer von acht Patienten. „Dass immer noch so viele Menschen im ersten Jahr nach dem Infarkt sterben, zeigt auch, wie viele sich der Gefährdung nicht bewusst sind“, sagte Dr. Kai Richter, medizinischer Direktor des Unternehmens AstraZeneca. Er betonte in Hamburg, dass die Initiative sich als Ergänzung zu bestehenden Angeboten der Patienteninformation versteht und auf diese auch hinweisen will. Prof. Herbert Rebscher, Chef der DAK, hofft durch die Kampagne auch auf die Behebung von Koordinations- und Kommunikationsmängeln in der Versorgungskette für Herzinfarktpatienten. Die Kasse hat in rund 25 Integrationsverträgen mit rund 20.000 78 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Versicherten die Erfahrung gesammelt, dass solche Mängel zu Brüchen in der Versorgungskette führen können. Rebscher verspricht sich viel von der Kampagne, weil diese sich nicht mit erhobenem Zeigefinger an die Betroffenen wendet, sondern zu einem positiven Denken verhilft: Nicht Verbote werden in den Vordergrund gestellt, sondern die positiven Folgen einer Lebensstiländerung, lobte Rebscher. Er machte noch einmal deutlich, dass insbesondere Männer häufig vom Herzinfarkt betroffen sind. Bei Männern zwischen 45 und 49 Jahren ist der Herzinfarkt die häufigste Todesursache. Die Krankheitstage der Männer aufgrund eines Herzinfarktes übertreffen die der Frauen um das Fünffache und Männer sind doppelt so häufig wegen Herzerkrankungen arbeitsunfähig wie Frauen. Auf der anderen Seite gehen Männer nur halb so häufig zum Arzt wie Frauen, nehmen seltener Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch und missachten häufig sogar massive körperliche Warnsignale. „Männer leben riskanter und sterben fünf Jahre früher als Frauen“, könnte ein Fazit daraus lauten. Hinzu kommt, dass Männer sich weniger gesund ernähren, seltener in Präventionskursen zum Thema Bewegung oder Stressabbau zu finden und damit besonders gefährdet sind, einen Herzinfarkt zu erleiden. An Betroffene wendet sich die Kampagne u.a. mit Veranstaltungen, in denen Informationen rund um das Herz, etwa durch ein begehbares Modell, vermittelt werden. Es gibt auch einen Vordruck für einen „Herzinfarktpass“: Hier können Patienten eintragen, wann sie einen Herzinfarkt erlitten haben, welche Medikamente sie einnehmen, ob sie einen Herzschrittmacher oder einen Stent gesetzt bekommen haben und welche Personen im Fall der Fälle unterrichtet werden sollen. Der „Herzinfarktpass“ gibt Ersthelfern damit einen Überblick über die wichtigsten Daten. Weitere Informationen zum Thema bietet die Homepage www.herzbewusst.de. Dirk Schnack Unsere Nachbarn Tumortherapie Uni Greifswald bekämpft Tumore im Gallengang mit Laserlicht Die photodynamische Therapie (PDT) durch Laserlicht greift Tumorzellen direkt im Gallengang an. Die Uni Greifswald hat gute Erfahrungen damit gesammelt. Zwölf Patienten mit bösartigen Tumoren im Gallengang haben das zu Jahresbeginn an der Klinik für Innere Medizin A des Universitätsklinikums Greifswald eingeführte Verfahren inzwischen durchlaufen. Bei mehr als der Hälfte von ihnen wurde der Krebs durch die PDT zerstört oder verkleinert, ohne dass es nach Mitteilung der Uni zu schweren schädlichen Nebenwirkungen gekommen ist. Die Greifswalder Uniklinik ist nach eigenen Angaben die einzige Einrichtung in Mecklenburg-Vorpommern, die PDT durch Laserlicht gegen bösartige Tumore der Gallengänge anwendet. Diese sind durch eine vollständige chirurgische Entfernung nur zu einem geringen Teil vollständig heilbar. „Meistens wird der Tumor erst entdeckt, wenn er den Hauptgallengang oder seine Abzweigungen in der Leber verschlossen hat und zu einem Aufstau der Galle im Körper führt“, erläuterte Klinikdirektor Prof. Markus Lerch. In diesem Fall sei nur bei einem Viertel der betroffenen Patienten eine chirurgische Operation des Tumors möglich. Das wichtigste Symptom, die Gelbfärbung der Haut durch den Verschluss der Gallenwege, kann man zwar durch das endoskopische Einlegen von Stents in den Gallengang beheben und damit eine lebensgefährliche Blutvergiftung beim Patienten verhindern. Das weitere Wachstum des Tumors wird dadurch jedoch nicht beeinflusst. Auch Strahlentherapie und Chemotherapie sind nach Lerchs Angaben bei dieser Krebsart meist wenig wirksam. Für die PDT wurden Medikamente entwickelt, die das Gewebe lichtempfindlich machen. Werden diese Präparate dem Patienten in die Vene verabreicht, verteilen sie sich im ganzen Körper. In den meisten Geweben wird die Substanz, die die Lichtempfindlichkeit vermittelt, rasch wieder ausgeschieden. In den Krebszellen dagegen, insbesondere auch des Gallenganges, verbleiben sie erheblich länger und in höherer Konzentration gespeichert als in gesundem Gewebe. Dadurch wird das Tumorgewebe sehr lichtempfindlich. Durch eine en- Die erste Greifswalder Patientin, die mit der photodynamischen Therapie behandelt wurde, zwischen Oberarzt Dr. Matthias Kraft (li.) und Dr. Tilmann Pickartz von der Uniklinik Greisfwald, hat sich für den Sonnenschutz gerüstet. (Foto: UKG/Hausmann) doskopische Laserlichtbestrahlung des jetzt gut identifizierbaren lichtempfindlichen Tumorgewebes kann eine gezielte Zerstörung der Tumorzellen und Verkleinerung des Tumorgewebes erfolgen. Nach Pionierarbeiten in den USA wurde die Methode in Greifswald etabliert. Die für Licht sensibilisierende Substanz wird dem Patienten zwei bis drei Tage vor der Therapie verabreicht. Anschließend wird durch den Arbeitskanal eines Endoskops eine dünne Laserlichtfaser direkt vor den Tumor herangeführt. Die Bestrahlung des Tumors mit kaltem Laserlicht einer bestimmten Wellenlänge, Energie und Beleuchtungsdauer führt dann zur Zerstörung des Tumorgewebes. Über den mit einem Kunststoffröhrchen offen gehaltenen Gallengang kann der Gallenabfluss abfließen. Als „einzige wirkliche Nebenwirkung“ gibt die Uniklinik an, dass die Haut teilweise etwas lichtempfindlich bleibt. Dagegen müssen sich die behandelten Patienten für etwa eine Woche mit Handschuhen und Sonnenhut schützen, wenn sie sich viel im Freien aufhalten. (PM/Red) Ausgabe 12 | Dezember 2010 79 Unsere Nachbarn Rechtsmedizin Misshandlungen werden auch ohne Anzeige dokumentiert Ärzte, Sozialarbeiter und Nachbarn schauen inzwischen genauer hin, um Misshandlungen zu verhindern oder zu entdecken. Ein Modellprojekt hilft. Mecklenburg-Vorpommern hat ein rechtsmedizinisches Modellprojekt gestartet. Es soll Opfern von Gewalt helfen, die Misshandlungen gerichtsfest dokumentieren zu lassen. Das Rostocker Institut für Rechtsmedizin der Universität zeichnet ein düsteres Bild von zunehmender Gewalt im Land. „Wir erleben das ganze Spektrum von akuten Gewaltausbrüchen sowohl bei Männern als auch bei Frauen, bis hin zu langjährigen Misshandlungen in Partnerschaften und Familien“, sagte Prof. Andreas Büttner (49), Direktor des Rostocker Instituts für Rechtsmedizin. „Das Spek trum der Misshandlungen reicht von der einfachen Ohrfeige bis hin zum Schlag mit dem Hammer oder Stichen mit Schere und Messer“, schilderte Büttner die Palette an Grausamkeiten. Während sich in Rostock und Schwerin im vergangenen Jahr 101 Betroffene an den rund um die Uhr tätigen gerichtsärztlichen Dienst der Rostocker Rechtsmedizin wandten bzw. als Gewaltopfer von der Polizei geschickt wurden, um Misshandlungen hier dokumentieren zu lassen, werde die Zahl dieses Jahr deutlich höher sein, sagte Büttner: „Es gibt immer mehr Opfer, die nicht gleich Anzeige erstatten wollen, aber ihre Misshandlungen in gerichtsfesten Gutachten dokumentieren lassen möchten.“ Auch in Vorpommern wächst die Gewalt. Inzwischen schauen Ärzte, Sozialarbeiter und Nachbarn genauer hin. „Das spiegelt sich auch in den Zahlen des Greifswalder Instituts für Rechtsmedizin wider“, betont die Direktorin, Prof. Britta Bockholdt. Im Jahr 2009 wurden in Greifswald und im Einzugsbereich Vorpommern 100 Patienten auf Verletzungen und eventuelle Misshandlungen untersucht, davon 42 Kinder. Der Trend bei Misshandlungen sei inzwischen leicht steigend. Bockholdt geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Um die auszuschalten, hat das Land das rechtsmedizinische Modellprojekt ins Leben gerufen. Justizministerin Uta-Maria Kuder von der CDU begrüßte das Modellprojekt für ihr Bundes80 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt land. Es sei ein weiterer Schritt für einen effektiveren Opferschutz, betonte die Ministerin. Die Erfahrungen anderer Bundesländer wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen oder Hamburg mit Opferschutzambulanzen zeigten deutlich, wie wichtig es sei, gerade die Rechtsmedizin in bestehenden Hilfesystemen zu etablieren. „Verletzungen von Gewaltstrafbetroffenen werden sofort dokumentiert und führen letztlich zu einer besser gesicherten Überführung von Gewalttätern“, so die Ministerin. Weil die strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung der Täter häufig an einer mangelnden oder nicht ausreichenden Beweissicherung scheitere, sollen künftig Gewaltstraftaten mit Beweisführung für ein späteres Strafverfahren erfasst werden. So konnte dank der Unterstützung des Ärztlichen Direktors Prof. Peter Schuff-Werner dieses Jahr am Universitätsklinikum Rostock eine Opferambulanz für die Rechtsmedizin eingerichtet werden. „Wir wollen durch das Modellprojekt auch niedergelassene Ärzte sensibilisieren, uns bei auffälligen Befunden zu informieren und uns hinzuzuziehen“, sagte Büttner. Den Opfern werde ermöglicht, sich auch ohne Anzeige untersuchen zu lassen. Ein weiteres Problem sei sexueller Missbrauch sowohl in der Ehe als auch bei Kindern. Dieses Thema wurde gesondert auf einer Landeskinderschutzkonferenz Anfang Dezember erörtert. „Die Taten finden vielfach unter Einfluss von Alkohol statt“, schilderte Büttner. Frust werde dann an Angehörigen ausgelassen. „Wir erleben immer wieder, dass Ehefrauen jahrelang misshandelt werden, weil sie finanziell abhängig von ihrem Mann sind“, sagte der Rechtsmediziner. Durch die Vermittlung von Kontaktadressen der Hilfsnetze hätten Frauen sich aber auch aus dem Teufelskreis befreien können. „Gewalt erlebe ich in allen sozialen Schichten“, sagte Büttner. „Vor allem aber Arbeitslosigkeit und Alkohol fördern die Frustration und Gewaltbereitschaft.“ (PM/Red) Unsere Nachbarn Integrierte Versorgung Die Integrationsversorgung hat sich fest etabliert Das sechste Hamburger Symposium zur integrierten Versorgung hat gezeigt, dass IV-Modelle auch ohne Anschubfinanzierung überleben können. Für viele ist die integrierte Versorgung eine Black Box: Niemand weiß, welche Wirkungen die zahlreichen Modelle zur sektorenübergreifenden Kooperation entfaltet haben. Wenn Krankenkassen erfahren wollen, was das in die integrierte Versorgung investierte Geld bewirkt hat, stehen sie häufig vor einem Rätsel. Vdek-Chef Thomas Ballast räumte auf dem sechsten Hamburger Symposium zur integrierten Versorgung ein, dass man zu diesem Thema schlichtweg „nicht sprachfähig“ ist. Denn Investitionen in die Versorgungsforschung hat es kaum gegeben. So stützen sich viele Kassen für manche Modelle allein auf vereinzelte, nicht repräsentative Rückmeldungen von Versicherten. Grünen-Gesundheitspolitiker Harald Terpe reicht das nicht aus. Er hält die fehlenden Erkenntnisse über die Wirkung integrierter Vorsorgungsmodelle für ein Defizit. Er forderte in Hamburg: „Wir müssen stärker an der Transparenz arbeiten.“ Das heißt nicht, dass bei Kassen und Leistungserbringern keine Vorstellungen darüber existieren, ob ein IV-Modell erfolgreich ist oder nicht. Prof. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Managed Care, verwies in Hamburg auf die Folgen der im Jahr 2008 beendeten Anschubfinanzierung. „Das hat gezeigt, dass der Markt funktioniert. Einige Modelle wurden gekündigt, weil sie nicht funktioniert haben.“ Zumindest auf betriebswirtschaftlicher Ebene der Kassen werden die einzelnen Modelle tatsächlich einem „knallharten Controlling“ unterzogen, wie Prof. Fokko ter Haseborg vom Hamburger Albertinen-Diakoniewerk feststellte. Das Albertinen ist einer der Anbieter in Hamburg, die auch nach dem Ende der Anschubfinanzierung in der integrierten Versorgung stark engagiert sind – und diese zu einem wichtigen Umsatzträger ausgebaut haben. Zwischen sieben und zehn Prozent des Umsatzes tragen IV-Modelle zum Umsatz des Krankenhauses bei, berichtete ter Haseborg. Ob es allerdings, wie vor fünf Jahren auf dem ersten Hambur- ger Symposium zur integrierten Versorgung von Experten prognostiziert, bis 2015 zu einem Umsatzanteil von 15 bis 20 Prozent an der Regelversorgung kommen wird, mochte in diesem Jahr in Hamburg niemand bestätigen. Deutlich wurde, dass bei manchen Kassen die Zahlen der eingeschriebenen Patienten und der teilnehmenden Ärzte steigen. „Bei uns haben die Zahlen kontinuierlich zugenommen“, sagte Cornelia PrüferStorcks von der AOK Rheinland/Hamburg. Nach ihren Angaben sind derzeit in den verschiedenen IVVerträgen der länderübergreifenden Kasse 43.596 Patienten eingeschrieben. 4.211 Ärzte beteiligen sich. Vor sechs Jahren – damals erhielt die integrierte Versorgung einen Schub durch die 2008 ausgelaufene Anschubfinanzierung – waren dies noch 744 Ärzte und 1.427 Patienten. Prüfer-Storcks machte deutlich, dass ein Engagement in der integrierten Versorgung für Kassen auch ohne Anschubfinanzierung aus mehreren Gründen sinnvoll sein kann. Wichtigste Ziele seien neben einer verbesserten Versorgung eine höhere Wirtschaftlichkeit und ein verbessertes Image. Dies entsteht für Kassen durch Engagement in ausgewählten Versorgungsbereichen wie Onkologie, Kindergesundheit und Schwangerenversorgung. In Versorgungsbereichen wie etwa seelische Gesundheit sieht sie die Vorteile dagegen eher in einer verbesserten Versorgung; ein Beispiel für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit sei IV in der Versorgung von Diabetespatienten. Nur im Idealfall gelingen Versorgungsverträge in der Schnittmenge aller drei Ziele. Auch Leistungserbringer berücksichtigen Imageund Marketinggründe bei der Etablierung von IV-Modellen, genauso wie die Möglichkeit, sich besser am Markt positionieren zu können. Allerdings ist Voraussetzung dafür ein dauerhaftes Engagement, wie einige Klinikvertreter in Hamburg unterstrichen – mit einem deutlichen Hinweis an die Kassen. Dirk Schnack Ausgabe 12 | Dezember 2010 81 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Folgende Ärzte wurden zur Vertragspraxis zugelassen. Diese Beschlüsse sind noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann: Stadt Lübeck Die Zulassung von Herrn Dr. med. Klaus Weber, hausärztlich tätiger Facharzt für Innere Medizin in Lübeck, wurde in eine Zulassung als Facharzt für In nere Medizin und Facharzt für Innere Medizin, Schwer punkt Hämatologie und Internistische Onkologie, im Rahmen einer Sonderbedarfsfeststellung gemäß § 24 b Bedarfsplanungs-Richtlinie umgewandelt. Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden rechtskräftig zur Vertragspraxis zugelassen: Stadt Kiel Herr Dr. med. Peter Möller ab 01.01.2011 als Fach arzt für Kinder- und Jugendmedizin und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Kin derkardiologie, für 24106 Kiel, Holtenauer Straße 276, als Nachfolger von Frau Dr. med. Marie-Luise Waack. Herr Dr. med. Alexander Geschonke ab 02.01.2011 als Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin für 24146 Kiel, Preetzer Chaussee 130, als Nachfolger für Frau Hannelore Stamm. Stadt Lübeck Herr Dipl.-Psych. Jörg P. Willeke, Psychologischer Psychotherapeut in 23560 Lübeck, Kronsforder Al lee 25 a, verlegt zum 01.01.2011 seine Vertragspraxis nach 23564 Lübeck, Hohelandstraße 58. Frau Dr. med. Ulrike Moeller, Fachärztin für Kinderund Jugendmedizin in 23566 Lübeck, Meesenring 2, verlegt zum 01.01.2011 ihre Vertragspraxis nach 23568 Lübeck, Heiligen-Geist-Kamp 1 c. Kreis Nordfriesland Herr Lothar Eisfeld, Facharzt für Frauenheilkun de und Geburtshilfe in 25832 Tönning, Wolliner- straße 5, verlegt zum 01.01.2011 seine Vertragspra xis nach 25832 Tönning, Selckstraße 13. 82 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Kreis Ostholstein Herr Dr. phil. Dipl.-Psych. Eckard Winderl ab 01.01.2011 als Psychologischer Psychotherapeut für einen halben Versorgungsauftrag für 23746 Kellen husen, Hamburger Straße 4, als Nachfolger für Frau Andrea Drünert. Kreis Pinneberg Frau Tatjana Olshausen, Fachärztin für Allgemein medizin in 25451 Quickborn, Pinneberger Straße 12, hat zum 01.01.2011 ihre Vertragspraxis nach 25451 Quickborn, Eichenweg 53 verlegt. Kreis Rendsburg-Eckernförde Herr Prof. Dr. med. Jörg-Ulrich Krainick als Fach arzt für Neurochirurgie für 24589 Nortorf, Bahn hofstraße 2, beschränkt auf einen hälftigen Versor gungsauftrag. Folgende Ärzte haben die Genehmigung zur Führung einer Zweigpraxis erhalten: Stadt Kiel Der Medizinischen Versorgungszentrum Lubinus GmbH, Steenbeker Weg 25-33, 24106 Kiel, wurde ab 02.01.2011 die Genehmigung zur Führung einer Zweigpraxis zur Durchführung von Leistungen des Fachgebietes Orthopädie in 24159 Kiel, Friedrichsor ter Straße 10, erteilt. Die Genehmigung erfolgte un ter der Bedingung, dass dem Medizinischen Versor gungszentrum Lubinus GmbH vom Zulassungsaus schuss die Genehmigung zur Beschäftigung von Frau Sontka Tamm zum 02.01.2011 erteilt wird. Stadt Neumünster Das MVZ Dr. Lehmann, Marienstraße 49 - 51, 24534 Neumünster, hat die Genehmigung zum Führen ei ner Zweigpraxis in 24534 Neumünster, Friesenstra ße 11, für Herrn Klaus Ewald Westermann, Facharzt für Chirurgie und Facharzt für Chirurgie, Schwer punkt Unfallchirurgie, erhalten. Kreis Nordfriesland Der Medizinischen Versorgungszentrum Nordfriesland GmbH, Erichsenweg 16, 25813 Husum, wurde ab 01.01.2011 die Genehmigung zur Verle gung der Zweigpraxis von der Uhlebüller Straße 76, Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung 25899 Niebüll in die Gather Landstraße 75, 25899 Niebüll zur Durchführung von Leistungen in der be darfsplanerischen Gruppe der Fachärzte für Nerven heilkunde erteilt. Herr Dr. med. Johannes-Christian Witte, Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Allgemeinmedizin, Banhofstraße 12, 23795 Bad Segeberg, hat die Ge nehmigung zur Führung einer Zweigpraxis auf 25859 Hallig Hooge zur Durchführung von Leistungen im Rahmen des Fachgebietes Allgemeinmedizin erhal ten. Kreis Plön Herr Dr. med. Hans-Peter Rebeski, Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, Chemnitzstraße 32 - 34, 24116 Kiel, hat ab 01.01.2011 die Genehmigung zur Führung einer Zweigpraxis in 24211 Preetz, Am Krankenhaus 5, zur Durchführung von Leistungen im Rahmen der Schwerpunktbezeichnung Kardiologie erhalten. Kreis Rendsburg-Eckernförde Der Medizinischen Versorgungszentrum ViGeZ Villa Schwensen Gesundheits-Zentrum Brücke MVZ GmbH, 24768 Rendsburg, Hollesenstraße 25, wurde die Genehmigung zur Führung einer Zweig praxis zur Durchführung einer kinder- und jugend psychiatrischen Sprechstunde in 24768 Rendsburg, Breslauer Straße 1 - 3, erteilt. Kreis Segeberg Der Berufsausübungsgemeinschaft von Herrn Dr. med. Klaus Fleischhack, Frau Marina KardorfMetsis, Fachärzte für Allgemeinmedizin, und Herrn Dr. med. Michael Pfeifer, hausärztlich tätiger Fach arzt für Innere Medizin, Schmiedekamp 3, 23816 Leezen wurde die jederzeit widerrufliche Genehmi gung zur Führung einer Zweigpraxis in 23845 Seth, Hauptstraße 85 a erteilt. Diese Genehmigung wird befristet bis zu dem Zeit punkt, an dem die Praxis von Herrn Dr. Liebsch durch einen Nachfolger übernommen wird. Kreis Steinburg Herr Dirk Hoeft, Facharzt für Radiologische Diag nostik in Heide, ist berechtigt, in der Zweigpraxis in 25524 Itzehoe, Robert-Koch-Straße 2, Leistungen gemäß der nachfolgend genannten Ziffern im Zu sammenhang mit Vakuumbiopsien im Rahmen des Mammographie-Screening, des QuaMaDi-Projektes und kurativ durchzuführen: 01753, 01754, 01759, 40854, 40855, 34270, 34271, 34272, 34273, 34274 und 99363 EBM. Kreis Stormarn Herr Dr. med. Eckart Maaß, Facharzt für Innere Me dizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Frau Dr. med. Anne Wiesmann, Fachärztin für Innere Medizin (hausärztlich), haben die Genehmigung zum Führen einer Zweigpraxis in 22926 Ahrensburg, Hamburger Straße 23, erhalten. Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungs bereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Nähere Informationen zu den ausgeschriebenen Praxen erhalten Sie unter folgenden Telefonnummern: Ärzte: 04551 883-346 04551 883-303 Psychotherapeuten: 04551 883-259 04551 883-384 Zweigpraxen: 04551 883-378 04551 883-291 04551 883-561 Fachgebiet/Arztgruppe Planungs bereich* Praxisform Bewerbungs frist** Ausschreibungs nummer Frauenheilkunde und Geburtshilfe Ostholstein EP 31.01.2010 18069/2010 Hausärzte Plön BAG 31.12.2010 16941/2010 Ausgabe 12 | Dezember 2010 83 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hausärzte Kiel BAG 31.12.2010 17794/2010 Hausärzte NMS/RD-E EP 31.01.2011 17866/2010 Hausärzte NMS/RD-E EP 31.01.2011 18034/2010 Hausärzte (mit zwei halb Segeberg tags angestellten Ärzten) EP 31.01.2011 18477/2010 Hautärzte Lübeck EP 31.12.2010 17485/2010 Innere Medizin (Sonderbedarf) NMS/RD-E BAG 31.12.2010 18044/2010 Kinderärzte Nordfriesland BAG 31.01.2011 17330/2010 Nervenärzte Steinburg EP 31.01.2011 18501/2010 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Kiel EP 31.01.2011 18390/2010 * Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsberei che richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernför de (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL). ** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewer bung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt wurde. Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können: Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich Praxisform Augenärzte FL/SL-FL BAG Ausschreibungs ende Ausschreibungs nummer 31.05.2010 1154/2009 Augenärzte FL/SL-FL BAG üö 31.07.2010 8513/2010 Chirurgen Herzogtum Lauenburg EP 31.08.2010 9664/2010 Frauenärzte Pinneberg EP 31.08.2010 8500/2010 Hausärzte NMS/RD-E EP 30.04.2010 2348/2010 Hausärzte FL/SL-FL BAG 31.05.2010 4512/2010 Hausärzte NMS/RD-E BAG 30.06.2010 3424/2010 Hausärzte FL/SL-FL BAG 31.07.2010 9866/2010 Hausärzte Kiel BAG 31.07.2010 9769/2010 Hausärzte Plön BAG 31.07.2010 7645/2010 Hausärzte Plön EP 31.07.2010 7649/2010 Hausärzte Plön BAG üö 31.07.2010 7893/2010 Hausärzte Herzogtum Lauenburg BAG 31.08.2010 9616/2010 84 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hausärzte Herzogtum Lauenburg BAG 31.08.2010 8601/2010 Hausärzte Kiel BAG 31.08.2010 10158/2010 Hausärzte Nordfriesland EP 30.09.2010 10391/2010 Hausärzte Plön BAG 30.09.2010 10875/2010 Hausärzte FL/SL-FL BAG 31.10.2010 11950/2010 Hausärzte Herzogtum Lau enburg EP 31.10.2010 11957/2010 Hausärzte Pinneberg EP 31.10.2010 13581/2010 Nervenärzte FL/SL-FL EP 30.04.2010 2166/2010 Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Fer ner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen. Hinweis: Die Wartelisteneintragung ersetzt die Bewerbung nicht! Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Zulassung/Praxisbera tung, Bismarckallee 1 - 6, 23795 Bad Segeberg. Für folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze, die sich in einem für weitere Zulassungen/Anstellungen nicht gesperrten Planungsbereich befinden, werden Nachfolger gesucht. Es handelt sich hierbei nicht um Ausschreibungsverfahren nach § 103 Abs. 4 SGB V. Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich Praxisform Chiffrenummer Hausärzte Dithmarschen EP 18051/2010 Hausärzte Dithmarschen EP 18054/2010 Nähere Informationen zu den aufgeführten Praxen sowie dem Zulassungsverfahren erhalten Sie unter den oben angegebenen Telefonnummern. Fortführung von ausgeschriebenen Vertragsarztsitzen als Zweigpraxen Für folgende Vertragsarztsitze ist die Bewerbungsfrist seit einem Quartal abgelaufen, ohne dass eine Be werbung eingegangen ist. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein würde für die hier aufgeführten Sitze eine Zweigpraxisgenehmigung erteilen, wenn sie von einem anderen Vertragsarzt als Zweigpraxis fortgeführt werden sollen: Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich Ausschreibungsnummer Nervenärzte Ostholstein 21308/2009 Für nähere Auskünfte zu der Möglichkeit der Fortführung einer Praxis als Zweigpraxis setzen Sie sich bitte un ter den oben genannten Telefonnummern mit der Abteilung Zulassung/Praxisberatung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Verbindung. Ausgabe 12 | Dezember 2010 85 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stellenangebote/Stellengesuche (Y.UDQNHQKDXV6WLIW%HWKOHKHP*PE+ .UDQNHQKDXVGHU+ROGLQJ:HVWPHFNOHQEXUJJ*PE+ $NDGHPLVFKHV/HKUNUDQNHQKDXVGHU8QLYHUVLWlW5RVWRFN :LUVXFKHQ]XPQlFKVWP|JOLFKHQ(LQWULWWHLQHHLQHQZHLWHUHZHLWHUHQ bU]WLQ$U]WLQ:HLWHUELOGXQJ RGHUHLQHHLQHQ )DFKlU]WLQ)DFKDU]WIU$QlVWKHVLH IU GLH $EWHLOXQJ$QlVWKHVLH XQG ,QWHQVLYPHGL]LQ &KHIDU]W 'U PHG 3HWHU .UHEV]XU9HUVWlUNXQJGHVbU]WHWHDPV6WHOOHQSODQ 'DV .UDQNHQKDXV EHWUHLEW GLH )DFKDEWHLOXQJHQ ,QQHUH 0HGL]LQ , XQG ,, PLW LQYDVLYHU .DUGLRORJLH &KLUXUJLH PLW9LV]HUDO 8QIDOO *HIl +DQGFKLU $QlVWKHVLHXQG,QWHQVLYPHGL]LQ)UDXHQKHLONXQGH $OOH JlQJLJHQ 1DUNRVHYHUIDKUHQ NRPPHQ ]XP (LQVDW]$QWHLO GHU 5HJLRQDO DQlVWKHVLHQFD(LQH,QWHQVLYVWDWLRQPLW%HWWHQELV%HDWPXQJVSOlW]H ZLUGYRQGHU$EWHLOXQJYHUVRUJWGLHDQJHVFKORVVHQH,0&PLW%HWWHQZLUG NRQVLOLDULVFKPLWEHWUHXW 'HU &KHIDU]W YHUIJW EHU HLQH :HLWHUELOGXQJVHUPlFKWLJXQJ YRQ 0RQDWHQ IU GLH $QlVWKHVLH XQG IU GLH =XVDW]EH]HLFKQXQJ ,QWHQVLYPHGL]LQ YRQ 0RQDWHQ (V KDQGHOW VLFK XP HLQH XQEHIULVWHWH 6WHOOXQJ 9ROO RGHU 7HLO]HLWDUEHLW VLQG P|JOLFK %HL GHU EHUXÀLFKHQ 1HXRULHQWLHUXQJ GHV /HEHQVSDUWQHUV VLQG ZLU JHUQHEHKLOÀLFK 7HLOQDKPHDP1RWDU]WGLHQVWLVWZQVFKHQVZHUW ,KUH%HZHUEXQJXQGZHLWHUJHKHQGH$EVSUDFKHQELWWHDQGHQ&KHIDU]WGHU$E WHLOXQJ'UPHG3HWHU.UHEV.UDQNHQKDXVGHV6WLIW%HWKOHKHP 1HXVWlGWHU 6WUDH/XGZLJVOXVW7HO :LUIUHXHQXQVDXI,KUH%HZHUEXQJ Weiterbildungsassistent gesucht - auch Wiedereinsteigerhalbtags, keine Dienste, Landarztpraxis in Köhn bei Kiel Tel.: 04385 - 5131 / 5133 Fachärztliche Gutachter gesucht Arbeiten Sie mit beim Marktführer in der Beratung der PKV, werden Sie Gutachter der IMB Consult. Wir suchen Untersuchungsund Aktenlagengutachter aus Medizin und Zahnmedizin. Promotion und Facharztanerkennung erforderlich. Strikte Termineinhaltung, PC-Kenntnisse, soz.med. Erfahrung unabdingbar. weitere Info: www.imb-consult.de Wir suchen eine/n Chirurgen/in gerne mit Unfallchir. Schwerpunkt für größere Gemeinschaftspraxis im südl. Teil S-H. Ambul. Op-Zentrum, Belegbetten, digit. Röntgen, Sono, große moderne Praxisräume. Praxisvertretung / Anstellung / Teilhabe möglich. Chiffre 271 Weiterbildungsassistent/-in aus der näheren Umgebung der Praxis gesucht. Bitte schriftliche Kurzbewerbung an: Dr. med. Ulf Heinke, Arzt für Allgemeinmedizin; Badearzt Strandstr. 112, 23669 Niendorf/Ostsee Betriebsarzt (m/w), Arbeitsmediziner/in gesucht für Kunden in ganz Schleswig-Holstein auf Honorarbasis Info: Dr. med. Holger Bebensee, Röntgenstr. 3, 23701 Eutin Tel. 04521 / 808860 Anzeigenschluss für die Ausgabe 01/2011 ist der 17.12.2010 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stellenangebote/Stellengesuche Angestellter Arzt auf der Basis der 20Std. Woche gesucht für allgemeinärztliche Praxis mit hohem internistischen Patientenanteil. Die Gesundheitskasse. AOK-Nordseeklinik Fachklinik für Mutter und Kind Wi sjük en dochter föör jongen Nicht verstanden? Kein Wunder, denn das ist Friesisch. So spricht man auf der schönsten deutschen Nordseeinsel: AMRUM. Ein Platz, an dem die Welt so ist, wie sie sein soll. Mit einer einzigen Ausnahme: Sie fehlen dort. Denn in unserem medizinischen Team ist noch ein Platz frei für den ARZT (M/W) FÜR ALLGEMEINMEDIZIN MIT PÄDIATRISCHEM INTERESSE In unserer Mutter-Kind-Klinik auf der schönsten deutschen Nordseeinsel behandeln wir in 3- oder 4-wöchigen Kurmaßnahmen etwa 150 Familien mit Kindern im Alter von 2 bis 12 Jahren. Das Tätigkeitsgebiet ist gerade am Ende der Facharztweiterbildung deshalb interessant, weil hier, bei dem längeren Aufenthalt der Familien und genügender Zeit, Erfahrung in der Familienmedizin gewonnen werden kann. Die Weiterbildungsermächtigung für das Fach Allgemeinmedizin ist für ein Jahr gegeben, sodass die Weiterbildung auch bei uns abgeschlossen werden könnte. Wir bieten: Die Vergütung ist übertariflich, ein angemessener Wohnraum kann bereitgestellt werden. Die Insel Amrum ist für eine junge Familie mit Kindern im Vor- oder Grundschulalter ein idealer Lebensraum. Für einen ersten Kontakt steht Ihnen unser Leitender Arzt, Herr Dr. Dietmar Frerichs (dietmar.frerichs@aok-nordseeklinik.de), gern unter der Rufnummer 04682 37-494 zur Verfügung. Ihre Bewerbung senden Sie bitte an Herrn Peter Kuntze. Klinikdirektor der AOK-Nordseeklinik für Mutter und Kind Strunwai 23 · 25946 Norddorf (kuntze@aok-nordseeklinik.de) Das Gehalt ist den Anforderungen an einen jungen, selbstständig arbeitenden Kollegen (unbedingt gute Sonographiekenntnisse und Krankenhauserfahrung erwünscht) angepasst, der sich zutraut, eigenverantwortlich in einer ländlichen Praxis den Chef tageweise zu vertreten. Nach Möglichkeit bereits Erfahrung in einer niedergelassenen Tätigkeit in eigenverantwortlicher Stelle. Spätere Übenahme der Praxis nicht ausgeschlossen. Die Stelle ist zu besetzen in einer Einzelpraxis im Jobsharing mit dem Chef. Antworten unter Chiffre 275 Suche WB-Stelle Pädiatrie in netter Kinderarztpraxis in Lübeck und Umgebung, Stormarn, nordöstl. Hamburg Bringe 3.500€/Monat KV-Förderung mit! 0179 - 39 30 641 Allgemeinmediziner/in für sehr gut eingeführte Gemeinschaftspraxis (Pädiatrie/Allgemeinmedizin) in Heide ab sofort gesucht. praxis-hwe@onlinehome.de Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Wir sind die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, zu deren Verbund neben der gesetzlichen Rentenversicherung die Renten-Zusatzversicherung, die Minijob-Zentrale und die Kranken- und Pflegeversicherung gehören. Durch die enge Vernetzung der Leistungsbereiche stehen wir unseren Versicherten als moderner kunden- und leistungsorientierter Partner zur Seite. Als einer der größten Sozialversicherungsträger betreuen wir bundesweit rund 5,2 Millionen Versicherte und bieten im Rahmen des einzigartigen eigenen medizinischen Netzes ein umfassendes Leistungsspektrum. Mit einem eigenständigen Sozialmedizinischen Dienst (SMD) an 28 Standorten im gesamten Bundesgebiet, ausgestattet mit modernster Medizintechnik verschiedenster Art, garantieren wir eine hochqualifizierte Betreuung der Versicherten. Wir suchen zur Unterstützung unseres SMD in Hamburg zum nächstmöglichen Zeitpunkt: eine/n Fachärztin/Facharzt bevorzugt für die Innere Medizin sowie eine/n Fachärztin/Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Nervenheilkunde (Psychiatrie und Neurologie) für halbe Tage Ihre Aufgaben Sozialmedizinische Funktionsdiagnostik und ärztliche Begutachtungen (medizinische und berufliche Rehabilitation, Rentenbegutachtungen, Begutachtungen für die Kranken- und Pflegeversicherung) Beratung in vielseitigen medizinischen Fragestellungen z. B. zu Heil- und Hilfsmittelverordnungen sachverständige Begleitung beim DRG-Controlling und der Krankenhausverweildauerprüfung (gilt nicht für die Halbtagsbeschäftigung) Kenntnisse der Krankenhausabläufe, einschließlich der medizinischen Dokumentation werden vorausgesetzt, da medizinische Sachverhalte und Behandlungsmaßnahmen unter Berücksichtigung individueller Patientengesichtspunkte dem Kostenträger zu erläutern sind (gilt nicht für die Halbtagsbeschäftigung) Ihr Profil Sie verfügen über die Facharztanerkennung in einem der oben genannten Bereiche. Sie sind teamorientiert und besitzen eine erforderliche Sozialkompetenz. Sie haben Erfahrungen auf dem Gebiet DRG gesammelt und besitzen Kenntnisse über die Abläufe im Krankenhaus einschließlich der medizinischen Dokumentation (gilt nicht für die Halbtagsbeschäftigung). Wir bieten modernste diagnostische Ausstattung (siehe Internetauftritt www.kbs.de/SMD-Hamburg) eine unbefristete Beschäftigung; Aufteilungen in Teilzeitstellen sind grundsätzlich möglich ein gutes, kollegiales Betriebsklima im interdisziplinären Ärzteteam eine leistungsgerechte Vergütung nach dem TV-Ärzte-SMD/DRV KBS (einem Tarifvertrag mit dem Marburger Bund) die Möglichkeit, im Rahmen persönlicher, kollegialer Zuwendung vielfältige Weiterbildungen (z.B. Zusatzbezeichnung „Sozialmedizin“) zu erwerben die Möglichkeit der Übernahme in ein Beamtenverhältnis, sofern die beamtenrechtlichen Voraussetzungen erfüllt werden eine attraktive Arbeitszeitgestaltung ohne Nacht- und Wochenenddienste die Möglichkeit zur Ausübung einer Nebentätigkeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie; wir werden bereits seit 2005 mit dem „audit berufundfamilie“ erfolgreich zertifiziert Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See verfolgt aktiv das Ziel der beruflichen Förderung von Frauen und fordert deshalb qualifizierte Frauen auf sich zu bewerben. Behinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt. Haben wir Interesse geweckt? Kontaktieren Sie uns. Für Rückfragen stehen Ihnen Herr Mermann (Tel.: 0234 304-53100) Dezernat V.3 „Sozialmedizinischer Dienst“ sowie der Leitende Medizinaldirektor Herr Dr. Hose-Jäger (Telefon: 040 30388-5801) zur Verfügung. Einzelheiten über unsere Dienststelle können Sie unter der Adresse www.kbs.de/SMD-Hamburg erfahren. Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Abschlusszeugnisse, Beschäftigungsnachweise) bitten wir zu richten an: Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See Sozialmedizinischer Dienst, Herrn Ltd. Med.-Dir. Dr. Hose-Jäger, Millerntorplatz 1, 20359 Hamburg Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stellenangebote/Stellengesuche Die DRK-Fachklinik Hahnknüll gGmbH sucht für das Psychiatrische Akutkrankenhaus zum 01.01.2011 eine/n Assistenzärztin/ -arzt in Voll- oder Teilzeit. Weiterhin sucht die Psychiatrische Institutsambulanz der Tagesklinik (17 Plätze) eine/n Fachärztin/ -arzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Voll- oder Teilzeit zum 01.01.2011. Wir bieten Ihnen ideale Arbeitsbedingungen in aufgeschlossenen, multiprofessionellen Teams mit flexiblen Arbeitszeiten ohne Wochenenddienste, keine Nacht- und Bereitschaftsdienste für beide Stellen. Es bestehen Weiterbildungsermächtigungen. Wenden Sie sich bitte für die Fachklinik an unseren Oberarzt, Herrn Dr. Riemenschneider, unter Tel.: 04321-905 210 und für die Tagesklinik an unsere Oberärztin, Frau Dr. Liebsch, unter Tel.: 04321-14330. Ihre schriftliche Bewerbung (Papier oder eMail) richten Sie bitte an die Personalabteilung der DRK-Fachklinik Hahnknüll gGmbH Hahnknüll 58, 24537 Neumünster info@drk-hahnknuell.de (drk-hahnknuell.de) 1,5 Weiterbildungsstellen wieder frei PRM, Orthopädie oder freier Teil Allgemeinmedizin in großer Praxis für Orthopädie und PRM am nördlichen Stadtrand von Hamburg. Wir bieten eine optimale Vorbereitung für die eigene Niederlassung durch einen sehr hohen Organisationsgrad der Praxis und ein komplettes konservatives Spektrum, auch Daueranstellung in Voll- oder Teilzeit möglich, flexible Arbeitszeiten 040-5233230 www.orthopaedie-norderstedt.de 75 t 19 Sei FÜR ARBEITSMEDIZIN UND ARBEITSSICHERHEIT Seit 1975 bietet die AMZ in Kiel norddeutschen Betrieben und Einrichtungen die sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung an. Neben den arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen finden Begehungen und Beratungen vor Ort bei unseren Kunden statt. Für zusätzliche Aufgaben suchen wir eine/n Betriebsarzt/-ärztin in den Räumen: Hamburg, Kiel, Neumünster, Oldenburg und Uelzen. Wir bieten: • flexible und vorgeplante Arbeitszeiten • keine Wochenend- und Nachtdienste • vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten und arbeitsmedizinische Fachkreise • Unterstützung durch erfahrenes Assistenzpersonal Nach sorgfältiger Einarbeitung bieten wir Ihnen eine auf langfristige Zusammenarbeit angelegte Anstellung und freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen mit möglichem Eintrittstermin. AMZ Arbeitsmedizinische Zentraldienst GmbH Herr Simon · Muhliusstraße 53 · 24103 Kiel Telefon: 04 31 / 55 22 66 · Telefax: 04 31 / 55 29 54 www.amz-arbeitsmedizin.de · e-mail: info@amz-arbeitsmedizin.de Format: Stellen- und Gelegenheitsanzeigen 92 x 35 mm Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Fachberater Wir suchen ständig Ärzte für Klinikvertretungen zu besten Konditionen. Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gern und unverbindlich! Freecall: 0800 333 63 00 www.honorararztagentur.de Praxisräume Wir stellen in unserem Ärztehaus in Wedel OP-Räumlichkeiten (115 b) - frisch umgebaut & renoviertzur Verfügung. Interessenten wenden sich bitte an Tel : 0171-4742604 oder 04103/ 122 116 Praxisräume in Wankendorf (Kreis Plön): Biete Praxismöglichkeiten (140qm) in zentraler Lage, in der Nähe einer Apotheke an. Parkplätze vorhanden, 500,-€ Kaltmiete. Kontaktaufnahme: 0160.90314228 Zu vermieten: Praxismöglichkeiten in 23747 Dahme/OH; ideal für Ärzte oder Therapeuten; zentr. Lage; ca. 150 qm; EG; ab sofort; ZA-Praxis und Apotheke im Gebäude bereits vorh.; mehr Details auf Anfrage 0171/4461008 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stellenangebote/Stellengesuche Wir suchen am Standort Pinneberg im Fachbereich Unfallchirurgie / Orthopädie zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Arzt zur Übernahme von Bereitschaftsdiensten (w/m) für 8 – 10 Std. am Wochenende Das Unternehmen Die Regio Kliniken GmbH, ein Unternehmen der Sana Kliniken AG, ist ein innovativer Anbieter umfassender Dienstleistungen im Gesundheitswesen der Region Pinneberg, nordwestlich von Hamburg. Wir vernetzen sowohl ambulante und stationäre Versorgung als DXFKGLH%HUHLFKH$NXW5HKDXQG3ÀHJH Was Sie mitbringen zMehrjährige Berufserfahrung in der Unfallchirurgie (oder Arzt für Allgemeinmedizin) zFlexibilität und Interesse am Fachgebiet Unfallchirurgie / Orthopädie zKollegialer am Wohl des Patienten ausgerichteter Arbeitsstil Was wir bieten Einen modernen, verantwortungsvollen, zukunftssicheren Arbeitsplatz in angenehmer Atmosphäre zEin hoch motiviertes Team, das innovativen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen ist z Bei Fragen steht Ihnen der Chefarzt, Herr Dr. Sühwold, unter Telefon 0 41 01 / 2 17 - 2 44 gerne zur Verfügung. Interessiert? Dann senden Sie bitte Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen an Regio Kliniken GmbH Ein Unternehmen der Sana Kliniken AG Chefarzt Dr. Sühwold Fahltskamp 74 | 25421 Pinneberg www.regiokliniken.de Lust auf interessante und vielfältige Tätigkeit? Große ortsübergreifende Internistisch-Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis mit drei Standorten (Rendsburg Nortorf Groß Vollstedt) sucht engagierten Weiterbildungsassistent/in Weiterbildungsermächtigung Allgemeinmedizin: 3 Jahre, Innere Medizin: 1 Jahr, Naturheilverfahren: 3 Monate, gute Bezahlung, Fahrtkostenerstattung, großes Leistungsspektrum individuelle Arbeitszeiteinteilung, Voll- o. Teilzeit, Zusatzverdienst durch Bereitschaftsdienste möglich, freundliches kooperatives Team. Kontakt: Dr. Turek Tel. 04305-1234, Dorfstr. 31, 24802 Groß-Vollstedt, E-mail: die-Praxis@t-online.de Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stellenangebote/Stellengesuche Stellenangebote Attraktive Pädiatrische Gemeinschaftspraxis in Hamburg-Nord sucht Nachfolger/in zum 1.4.2011 gerne mit Schwerpunkt Allergologie Chiffre 223 Praxisabgabe Lebhafte Praxis für Anästhesiologie in Hamburg an erfahrene/n Anästhesisten/in alsbald abzugeben. Die umfangreiche Tätigkeit im Bereich von Tageskliniken und bei ambulanten Operationen erfordert neben profundem Fachwissen ein hohes Maß an persönlichem Einsatz. Ausgeprägte Managementqualitäten wären sehr von Vorteil. Der derzeitige Praxisinhaber ist gerne bereit, bei der Einarbeitung behilflich zu sein. Interesse? Anfragen unter Chiffre 274 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen promedis agRummler, Rummler@quintessenz.de Annahme: Samira Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Anzeige SH-Ärzteblatt, Dezember 2010 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Stand 22.11.2010 Praxisabgabe Gut gehende Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Schmerztherapie in Itzehoe bald möglichst abzugeben. 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Vorbereitung für Medizinertest und Auswahlgespräche. Info und Anmeldung. Verein der NC-Studenten e.V. (VNC) Argelanderstr. 50, 53115 Bonn Tel. (0228) 21 53 04, Fax (0228) 21 59 00 Dr. Kathrin Nahmmacher Fachanwältin für Medizinrecht Vertragsarztrecht Vertrags- u. Gesellschaftsrecht Arzthaftungsrecht Berufsrecht Privatliquidation Krankenhausrecht RA Stefan Minninger RAin Dr. Kathrin Nahmmacher - Fachanwältin für Medizinrecht - RAin Henrietta von Grünberg RA Stefan Scheuermann RA u. Notar Peter Steen Dänische Str. 3-5 24103 Kiel Tel. 0431 – 98 26 28 0 Fax 0431 – 98 26 28 20 www.steenundpartner.de info@steenundpartner.de nahmmacher@steenundpartner.de Sind ein Kennzeichen der AlzheimerKrankheit. Wir informieren Sie: 0800 / 200 400 1 (gebührenfrei) G1 Vertretung von Ärzten Kreuzstr. 34 · 40210 Düsseldorf www.alzheimer-forschung.de Dr. Friedrich Bergmann Notar, Fachanwalt für Steuerrecht Dr. Horst Schulz Notar Dr. Britta Specht Fachanwältin für Medizinrecht Fachanwältin für Steuerrecht Dr. Thomas Motz Fachanwalt für Medizinrecht ANWALTSSOZIETÄT Travemünder Allee 6a, 23568 Lübeck, Telefon 0451 38967-01 Vertragsarztrecht, Gesellschafts- und Berufsrecht für Ärzte, Arzthaftungsrecht, Steuerrecht für Ärzte, Arbeitsrecht in Krankenhaus und Praxis www.anwaltssozietaet-bergmann.de RZ-AZ-Anwälte.indd 1 23.06.2009 13:07:12 Uhr Telefonverzeichnis Ansprechpartner der Ärztekammer Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, Tel. 04551/803-0, Fax -188 E-Mail info@aeksh.org, Internet www.aeksh.de Vorstand Präsident Dr. med. Franz-Joseph Bartmann 04551/803-124 franz-joseph.bartmann@aeksh.org Vizepräsidentin Dr. med. Hannelore Machnik 04551/803-124 hannelore.machnik@aeksh.org Sekretariat Patrizia Segler 04551/803-124, Fax 04551/803-180 vorstand@aeksh.org Verantwortung/ Koordination Geschäftsführung Hauptgeschäftsführer Dr. med. Carsten Leffmann carsten.leffmann@aeksh.org Sekretariat Janina Lohse 04551/803-125, Fax 04551/803-180 sekretariat@aeksh.org Ärztliche Referentin, Qualitätssicherung Dr. med. Uta Kunze, MPH 04551/803-165 uta.kunze@aeksh.org Ärztliche Stellen nach RöV und StrlSchV Cornelia Ubert 04551/803-104, aerztliche-stelle@aeksh.org Gesundheitsziel Verringerung koronarer Herzkrankheiten Dr. oec. troph. Michael Lohmann 04551/803-247, michael.lohmann@aeksh.org Deutsches IVF Register/DIR Mirja Wendelken 04551/803-147, Fax 04551/803-231 dir@aeksh.org Beratende Kommission Sucht und Drogen Dr. med. Uta Kunze, MPH 04551/9088180, aeksh@web.de Vertrauensstelle Krebsregister Leitung: Cornelia Ubert krebsregister-sh@aeksh.org Büroleitung: Andrea Ramm, Birgit Schwarz 04551/803-106, 04551/803-108 Kaufmännische Angelegenheiten/ Allgemeine Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer Karsten Brandstetter 04551/803-139 Beitrag Tatjana Voß, Beate Steinleger 04551/803-136, 04551/803-186 kammerbeitrag@aeksh.org Finanzen Sven Sager, Iris Strauß 04551/803-333, 04551/803-137 Ärzteverzeichnis Büroleitung: Bärbel Dargel-Mikkelsen 04551/803-236, Fax 04551/803-220 mitglied@aeksh.org EDV Leitung: Wolfgang Dahncke wolfgang.dahncke@aeksh.org Büroleitung: Frank Kunert 04551/803-193, edv@aeksh.org Zuständige Stelle MFA/OTA Leitung: Volker Warneke 04551/803-290, volker.warneke@aeksh.org Sekretariat Ulrike Messerig 04551/8813-135, Fax 04551/8813-234 MedizinischeAssistenzberufe@aeksh.org Fort- und Weiterbildung Ärztliche Geschäftsführerin Dr. med. Elisabeth Breindl 04551/803-143 Weiterbildung/Fortbildung Manuela Brammer 04551/803-199, Fax 04551/803-222 weiterbildung@aeksh.org Marlies Doose-Heidborn 04551/803-204, fortbildung@aeksh.org Evaluation der Weiterbildung Dr. med. Uta Kunze, MPH 04551/803-165, evaluation@aeksh.org Fachkundige Stelle BuS Antje Gosch 04551/803-196, Fax 04551/803-222 FachkundigeStelle@aeksh.org Ausgabe 12 | Dezember 2010 97 Telefonverzeichnis Lebendspende Juliane Hohenberg 04551/803-218, Fax 04551/803-208 lebendspende@aeksh.org Rechtsangelegenheiten Hans-Peter Bayer 04551/803-131 rechtsabteilung@aeksh.org Referent juristische Angelegenheiten, GOÄ, Ethikkommission Carsten Heppner 04551/803-151 rechtsabteilung@aeksh.org, ethik@aeksh.org Patientenombudsmannverein Hans-Peter Bayer 04551/803-133, Fax 04551/803-180 ombudsverein@aeksh.org Patientenberatung Caroline Wangari-Dose 04551/803-306 patienteninfo@aeksh.org Kommunikation/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dr. med. Carsten Leffmann 04551/803-125, Fax 04551/803-180 carsten.leffmann@aeksh.org Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Leiter und Redakteur: Dirk Schnack 04551/803-119 Fax 04551/803-188 aerzteblatt@aeksh.org Impressum Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Herausgeber: Ärztekammer Schles wig-Holstein V. i. S. d. P.: Dr. Franz Bartmann Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.), Katja Willers Telefon 04551/803-119, -127, Fax -188 Zuschriften redaktioneller Art bitte an: Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, E-Mail aerzteblatt@aeksh.org Ständige Mitarbeiter: Judith Eick, Jörg Feldner, Uwe Groenewold, Horst Kreussler. Die Beiträge geben die Auffassung der namentlich genannten Autoren wieder, die der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht. Honorare für Beiträge werden nicht gezahlt. Die Redak tion muss sich das Recht vorbehalten, 98 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Online-Redaktion Mirja Wendelken 04551/803-147, mirja.wendelken@aeksh.org Akademie für med. Fort- und Weiterbildung der Ärztekammer Schleswig-Holstein Akademie-Leitung: Dr. med. Henrik Herrmann Geschäftsführerin: Helga Pecnik 04551/803-146, Fax 04551/803-194 helga.pecnik@aeksh.org Petra Petersen 04551/803-166, akademie@aeksh.org Edmund-Christiani-Seminar - Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein Bildungsreferent Volker Warneke 04551/8813-292, Fax 04551/8813-228 volker.warneke@aeksh.org, ecs@aeksh.org Gästehaus „Lohmühle“ Hausleitung: Helena Willhöft 04551/8813-178, Fax 04551/9658-234 gaestehaus@aeksh.org Versorgungseinrichtung Geschäftsführer: Heinz-Ludwig Kraunus Brigitte Nielsen, Ingrid Lehmkuhl 04551/803-111, 04551/803-117 sekretariat@veaeksh.de Rechtliche Angelegenheiten Justitiarin: Uta Ufen-Brümmer 04551/803-118 rechtsabteilung@veaeksh.de über die Veröffentlichung, aber auch die Gestaltung des Beitrages, einschließlich kleiner redaktioneller Änderungen, zu entscheiden. Änderungen, die den Sinn des Beitrages betreffen, werden mit dem Autor abgestimmt. 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Herstellung: Ärztekammer SchleswigHolstein Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, Rummler@quintessenz.de Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-693 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0177/565 07 84, helmut.hitze@kielnet.net Fachberater Unsere Leistungen: - Praxiswertgutachten - Gerichtsgutachten - Schiedsgutachten - Gutachten im Zugewinnausgleich - Mediation im Gesundheitswesen - Coaching beim Praxiskauf / Praxisverkauf - Konzeption, Gestaltung und Betreuung von BAG, Ärztenetzen und MVZ - Betriebswirtschaftliche Optimierung - Gründercoaching (KfW) u.a. mit Horst Stingl von der IHK zu Kiel öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitswesen, Betriebsanalysen und Betriebsunterbrechungsschäden estimed Am Dörpsdiek 2 24109 Kiel/Melsdorf Tel. 043 40 / 40 70 60 Lokstedter Steindamm 35 22529 Hamburg Tel. 040 / 23 90 876 55 Mail: beratung@estimed.de Stingl Scheinpflug Bernert 8JSUTDIBGUTQSGVOHTVOE4UFVFSCFSBUVOHTHFTFMMTDIBGU - vereidigte Buchprüfer und Steuerberater- Spezialisierte Beratung für Heilberufe: - Finanz- und Lohnbuchhaltung - Quartals-Auswertung Chef-Info Liquiditäts-, Rentabilitäts- und Steuerberechnung - steuerliche Konzeption, Gestaltung und Betreuung von (neuen) Kooperationsformen: MVZ, BAG und Ärztenetze - Existenzgründung Im Expertenkreis der GBB - Gesellschaft für Berater der Heilberufe mbh- Am Dörpsdiek 2 24109 Kiel/Melsdorf Tel. 043 40 / 40 70 0 www.stingl-scheinpflug.de info@stingl-scheinpflug.de 'BDITQF[JGJTDIF4UFVFSCFSBUVOHGS)FJMCFSVGF ----- "LUVFMMF4FNJOBSF °Betriebswirtschaftliche &YJTUFO[HSOEFSUBH Beratung 6IS,7#BE4FHFCFSH'PSUCJMEVOHTQVOLUF Liquiditätsanalyse und -planung Unterstützende Begleitung von Existenzgründung Anmeldung unter Tel. 0451- 4 84 14-0 oder seminare@rohwer-gut.de Finanz- und Lohnbuchführung Richard-Wagner-Straße 6, - Betriebswirtschaftliche Beratung Richard-Wagner-Straße Lübeck 23556 Lübeck - Liquiditätsanalyse und -planung 6, 23556 Tel.: 0451-48414-0, Tel.: 0451- 4 84 14- 0 - Unterstützende Begleitung vonFax: 0451-48414-44 Fax: 0451- 4 84 14- 44 Existenzgründung www.rohwer-gut.de - Finanz- und Lohnbuchführung info@rohwer-gut.de Anzeigen_02_10_SHAe.qxd 02.02.2010 9:40 Uhr Seite 16 Das Original: Europas meist installiertes TV-Wartezimmer „Warum ich mich für TV-Wartezimmer entschieden habe?“ N freie Auswahl aus über 300 industriefreien Filmen zu meinen IGeLeistungen, Wunschthemen werden jederzeit auf Anfrage produziert. 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WHO international histological classification of tumours.Springer,Berlin Heidelberg New York Tokio, 2000 10 Rindi G, Klöppel G, Alhman H, Caplin M, Couvelard A, de Herder WW, Erikssson B, Falchetti A, Falconi M, Komminoth P, Körner M, Lopes JM, McNicol AM, Nilsson O, Perren A, Scarpa A, Scoazec JY, Wiedenmann B; and all other Frascati ConsensusConference participants; European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS). TNM staging of foregut (neuro)endocrine tumors: a consensus proposal including a grading system. Virchows Arch 2006;449:395-401. 11 Rindi G, Klöppel G, Couvelard A, Komminoth P, Körner M, Lopes JM, McNicol AM, Nilsson O, Perren A, Scarpa A, Scoazec JY, Wiedenmann B. TNM staging of midgut and hindgut (neuro) endocrine tumors: a consensus proposal including a grading system. Virchows Arch 2007;451:757-762. 12 Eriksson B, Klöppel G, Krenning E, Ahlman H, Plöckinger U, Wiedenmann B, Arnold R, Auernhammer C, Körner M, Rindi G, Wildi S; Frascati Consensus Conference participants. Consensus guidelines for the management of patients with digestive neuroendocrine tumors – well-differentiated jejunal-ileal tumor/carcinoma. Neuroendocrinology 2008; 87: 8–19. 13 Plöckinger U, Couvelard A, Falconi M, Sundin A, Salazar R, Christ E, de Herder WW, Gross D, Knapp WH, Knigge UP, Kulke MH, Pape UF; Frascati Consensus Conference participants. Consensus guidelines for the management of patients with digestive neuroendocrine tumours: welldifferentiated tumour/carcinoma of the appendix and goblet cell carcinoma. Neuroendocrinology 2008;87:20–30. 14 Jensen RT, Rindi G, Arnold R, Lopes JM, Brandi ML, Bechstein WO, Christ E, Taal BG, Knigge U, Ahlman H, Kwekkeboom DJ, O’Toole D, and all other Frascati Consensus Conference participants. Well-Differentiated Duodenal Tumor/Carcinoma (Excluding Gastrinomas). Neuroendocrinology 2006;84:165–172. 15 Ruszniewski P, Delle Fave G, Cadiot G, Komminoth P, Chung D, Kos-Kudla B, Kianmanesh R, Hochhauser D, Arnold R, Ahlman H, Pauwels S, Kwekkeboom DJ, Rindi G; Frascati Consensus Conference; European neuroendocrine Tumor Society. Well-differentiated gastric tumors/carcinomas. Neuroendocrinology 2006;84:158-64. 16 Falconi M, Plöckinger U, Kwekkeboom DJ, Manfredi R, Korner M, Kvols L, Pape UF,Ricke J, Goretzki PE, Wildi S, Steinmüller T, Oberg K, Scoazec JY; Frascati Consensus Conference; European Neuroendocrine Tumor Society. Well-differentiated pancreatic nonfunctioning tumors/carcinoma. Neuroendocrinology 2006;84:196-211. 17 Steinmüller T, Kianmanesh R, Falconi M, Scarpa A, Taal B, Kwekkeboom DJ, Lopes JM, Perren A, Nikou G, Yao J, Delle Fave GF, O'Toole D; Frascati Consensus Conference participants. Consensus guidelines for the management of patients with liver metastases from digestive (neuro)endocrine tumors: foregut, midgut, hindgut, and unknown primary. Neuroendocrinology 2008;87:47-62. 18 Jensen RT, Niederle B, Mitry E, Ramage JK, Steinmuller T, Lewington V, Scarpa A, Sundin A, Perren A, Gross D, O'Connor JM, Pauwels S, Klöppel G; Frascati Consensus Conference; European Neuroendocrine Tumor Society. Gastrinoma (duodenal and pancreatic). Neuroendocrinology 2006;84:173-182. 19 Ramage JK, Goretzki PE, Manfredi R, Komminoth P, Ferone D, Hyrdel R, Kaltsas G,Kelestimur F, Kvols L, Scoazec JY, Garcia MI, Caplin ME; Frascati Consensus Conference participants. Consensus guidelines for the management of patients with digestive Neuroendocrine tumours: welldifferentiated colon and rectum tumour/carcinoma. Neuroendocrinology 2008;87:31-39. 20 de Herder WW, Niederle B, Scoazec JY, Pauwels S, Klöppel G, Falconi M, Kwekkeboom DJ, Oberg K, Eriksson B, Wiedenmann B, Rindi G, O'Toole D, Ferone D; Frascati Consensus Conference; European Neuroendocrine Tumor Society. Well-differentiated pancreatic tumor/carcinoma: insulinoma. Neuroendocrinology 2006;84:183178. 21 Nilsson O, Van Cutsem E, Delle Fave G, Yao JC, Pavel ME, McNicol AM, Sevilla Garcia MI, Knapp WH, Keleştimur F, Sauvanet A, Pauwels S, Kwekkeboom DJ, Caplin M; Frascati Consensus Conference; European Neuroendocrine Tumor Society. Poorly differentiated carcinomas of the foregut (gastric, duodenal and pancreatic). Neuroendocrinology 2006;84:212-215. 22 Ahlman H, Nilsson O, McNicol AM, Ruszniewski P, Niederle B, Ricke J, Jensen R,Kos-Kudła B, Oberg K, O'Connor JM, Pavel ME, Vullierme MP; Frascati Consensus Conference participants. Poorly-differentiated endocrine carcinomas of midgut and hindgut origin. Neuroendocrinology 2008;87:40-46. Falconi M, Komminoth P, Körner M, Lopes JM, McNicol AM, Nilsson O, Perren A, ENETS 2009 23 Klöppel G, Couvelard A, Perren A, Komminoth P, McNicol AM, Nilsson O, Scarpa A, Scoazec JY, Wiedenmann B, Papotti M, Rindi G, Plöckinger U; Mallorca Consensus Conference participants; European Neuroendocrine Tumor Society. ENETS Consensus Guidelines for the Standards of Care in Neuroendocrine Tumors: towards a standardized approach to the diagnosis of gastroenteropancreatic neuroendocrine tumors and their prognostic stratification.Neuroendocrinology. 2009;90:162-166 24 Subbuswamy SG, Gibbs NM, Ross CF, Morson BC. Goblet cell carcinoid of the appendix. Cancer. 1974;34(2):338-44. 25 Volante M, Righi L, Asioli S, Bussolati G, Papotti M. Goblet cell carcinoids and other mixed neuroendocrine/non neuroendocrine neoplasms. Virchows Arch 2007;451 (Suppl 1):S61-69. 26 Vinik AI, McLeod MK, Fig LM, Shapiro B, Lloyd RV, Cho K. Clinical features, diagnosis, and localization of carcinoid tumors and their management. Gastroenterol Clin North Am 1989;18:865-896. 27 Kwekkeboom DJ, Krenning EP, Scheidhauer K, Lewington V, Lebtahi R, Grossman A, Vitek P, Sundin Ag, Plöckinger U, and the Mallorca Consensus Conference Participants. ENETS Consensus Guidelines for the Standards of Care in Neuroendocrine Tumors: Somatostatin Receptor Imaging with 111InPentetreotide. Neuroendocrinology 2009;90:184–189 28 Prasad V, Ambrosini V, Hommann M, Hoersch D, Fanti S, Baum RP. Detection of unknown primary neuroendocrine tumours (CUP-NET) using (68)Ga-DOTA-NOC receptor PET/CT. Eur J Nucl Med Mol Imaging 2010;37:67-77 29 Klöppel G, Rindi G, Anlauf M, Perren A, Komminoth P. Site-specific biology and pathology of gastroenteropancreatic Neuroendocrine tumors.Virchows Arch. 2007;451 (Suppl 1):S9-27. 30 Harbeck B, Mönig H, Lehnert H. Was ist neu? Endokrinologie 2009. Dtsch Med Wochenschr 2009;134:1361-1366 31 Rinke A, Müller HH, Schade-Brittinger C, Klose KJ, Barth P, Wied M, Mayer C, Aminossadati B, Pape UF, Bläker M, Harder J, Arnold C, Gress T, Arnold R; PROMID Study Group. Placebo-controlled, double-blind, prospective, randomized study on the effect of octreotide LAR in the control of tumor growth in patients with metastatic neuroendocrine midgut tumors: a report from the PROMID Study Group. J Clin Oncol 2009;27: 4656-4663 32 Schmid HA Pasireotide (SOM230): Development, mechanism of action and potential applications. Mol Cell Endocrinol 2008;286:269-274 33 Kidd M, Drozdov I, Joseph R et al. Differential cytotoxicity of novel somatostatin and dopamine chimeric compounds on bronchopulmonary and small intestinal neuroendocrine tumor cell lines. Cancer 2008;113:690-700 34 Moertel CG, Lefkopoulo M, Lipsitz S, Hahn RG, Klaassen D. Streptozocindoxorubicin, streptozocin-fluorouracil or chlorozotocin in the treatment of advanced islet-cell carcinoma. 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Peptide receptor radionuclide therapy in patients with gastroenteropancreatic neuroendocrine tumors. Semin Nucl Med 2010;40:78-88 39 Auernhammer CJ, Jauch KW, Hoffmann JN. Lebermetastasierung bei neuroendokrinen Karzinomen des gastro-entero-pankreatischen Systems – Therapiestrategien. Zentralbl Chir 2009; 134:410-417 40 Bosman F et al. (Hrsg.) WHO Classification of Tumours of the Digestive System. Lyon, France: IARC Press; 2010 Literatur zu S. 60 f. 1 Bader H-M und Egler P (2004): Initiativen zur Steigerung der Impfbereitschaft in Schleswig-Holstein – Impfschutz bei Erwachsenen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz, 47, 1204-1215 8 Fußnoten, Quellen, Literatur zu S. 64 ff. 1Siehe auch: Schmuhl, H.-W., Rassehygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie2, Göttingen 1992, S. 23- 126., Baader G., Rassenhygiene und Eugenik – Vorbedingungen für die Vernichtungsstrategien gegen sogenannte Minderwertige im Nationalsozialismus, in: Bleker, J., Jachertz, N. (Hg.), Medizin im „Dritten Reich“ 2, Köln 1993, S. 36-42. Charles Darwin gilt, zusammen mit Alfred Russel Wallace, als Begründer der Evolutionstheorie. Beide erkannten, dass die evolutive Entwicklung aller Organismen und ihre Aufspaltung in verschiedene Arten eine Folge der Anpassung an den Lebensraum durch Variation und natürliche Selektion ist. (http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin, download 27.01.2008). 2 Baader G., Rassenhygiene und Eugenik – Vorbedingungen für die Vernichtungsstrategien gegen sogenannte Minderwertige im Nationalsozialismus, in: Bleker, J., Jachertz, N. (Hg.), Medizin im „Dritten Reich“ 2, Köln 1993, S. 36-42., hier: S. 36-38. 3 Ploetz, A., Grundlinien einer Rassenhygiene, 1.Theil: Die Tüchtigkeit unsrer Rasse und der Schutz der Schwachen. Ein Versuch über Rassenhygiene und ihr Verhältnis zu humanen Idealen, besonders zum Socialismus, Berlin 1895, S. 13. Zit. n. Heesch, E., Nationalsozialistische Zwangssterilisation psychiatrischer Patienten in Schleswig-Holstein, in: Danker, U. et al., Demokratische Geschichte, Jahrbuch zur Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, Bd. 9, Kiel. 1995, S. 55-102. 4 Denkschrift über die Ursachen des Geburtenrückganges und die dagegen vorgeschlagenen Maßnahmen, bearb. Im Ministerium des Inneren, Berlin 1915, 11, 36, 52, zit. n. Weingart, S. 217. 5 Weingart, Peter et al., Rasse, Blut und Gene, Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene In Deutschland, Frankfurt/ Main 1992, S. 223. 6 Weingart, S. 237. 7 Verminderung der Kosten für die geistig und körperlich Minderwertigen, Archiv für Bevölkerungspolitik, Sexualethik und Familienkunde, 1933, 3, S. 58 -65, hier: S. 58, 62, zit. nach Weingart S. 266. 8 Die Eugenik im Dienste der Volkswohlfahrt, Veröffentlichungen aus dem Gebiet der Medizinalverwaltung 38/5, Berlin 1932, S. S. 634 f., zit. n. Weingart 273. 9 Vergl. z.B. Ratschko, Karl-Werner, „Bedingungslose Unterordnung“ von Ärzten gefordert und erbracht, Schles wig-Holsteinisches Ärzteblatt, Nr. 8, 63, Jg, S.32- 37, hier: S. 33 f. 10 Diese erstaunliche Tatsache wurde in einem Beitrag der Tochter Kloses, Felicitas Klose, 1940 in einer renommierten Zeitschrift veröffentlicht. Klose, Felicitas, Nachuntersuchung des Schicksals der in den Jahren 1934 bis 1937 in dem Stadtkreis Kiel auf Grund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses sterilisierten Frauen unter der Berücksichtigung der Frage nach der Notwendigkeit einer nachgehenden Fürsorge, Der Öffentliche Gesundheitsdienst, 6. Jg., Teilausg. A, 1940/41, S. 294- 305, S. 325-333, hier: S. 295. 1 Schirren, Carl Georg, Hundert Jahre Kieler Ärzteverein, Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, 1958, S. 5-13, hier: S. 9. Lubinus, Johann, Schirren, Carl, Bericht über die Sitzung der Ärztekammer für die Provinz SchleswigHolstein am 8. März 1933 in Kiel, Hansa-Hotel, Mitteilungen für den Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte, Nr. 4, 52. Jg., 1933, S. 83. 2 Lubinus, Johann, Schirren, Carl, Bericht über die Sitzung der Ärztekammer für die Provinz Schleswig-Holstein am 8. März 1933 in Kiel, Hansa-Hotel, Mitteilungen für den Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte, Nr. 4, 52. Jg., 1933, S. 84. 3 Ratschko, Karl-Werner, „Bedingungslose Unterordnung“ von Ärzten gefordert und erbracht, Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Nr. 8, 63, Jg, S.32- 37, hier: S. 33 f. 4 U. a. Saller, Karl, Stand und Aufgaben der Eugenik, Klinische Wochenschrift, 1933, 12, S. 1041-1044. 5 Vgl. RGBl I, 1933, S.529, Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Vom 14. Juli 1933. 6 Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses v. 5. Dezember 1933, RGBl I, 1933,S. 1021. 7 Klose, Franz, Beiträge und Folgerungen der praktischen Durchführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, Der Erbarzt, Nr. 3, 1934, Beilage zum Deutschen Ärzteblatt, S.46. RGBl. I, S.289. 18 Siehe u.a. Heesch, S. 63-66; Rothmaler, C., Zwangssterilisationen nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, in: Bleker, J., Jachertz, N. (Hg.), Medizin im „Dritten Reich“2, Köln 1993, S. 137-149. 19 Ley, Astrid, Zwangssterilisation und Ärzteschaft, Hintergründe und Ziele ärztlichen Handelns 1934-1945, Frankfurt/Main 2004, S.152. Die hier verwendeten Zahlen stammen zwar aus Schwabach, erlauben jedoch mit kleineren Einschränkungen eine Übertragung auf schleswig-holsteinische Verhältnisse. 20 Vergl. Ley S.158. 2 Löffler, Lothar, Aus der Praxis eines Erbgesundheitsgerichts, Zeitschr. f. Morphol. und Anthropol., Bd. XXXIV, Festband zum 60. Geburtstag von Eugen Fischer, Stuttgart 1934, S. 513-525. 22 Klose, Franz, Beiträge und Folgerungen der praktischen Durchführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, Der Erbarzt, Nr. 3, 1934, Beilage zum Deutschen Ärzteblatt. 23 LASH 355, Nr. 2427, Generalakten Beisitzer, p.9. 9 LASH 355, 2427, Generalakten Beisitzer, p.24, Schrb. Stadtmedizinalrat Klose an Landgerichtspräsidenten v. 14. März 1935. 25 Nach dem 1937 in Kraft getretenen Groß-Hamburg-Gesetz wurde Altona Stadtteil von Hamburg. An seine Stelle trat das Erbgesundheitsgericht Itzehoe. 26 LASH 355, Nr. 2418, Generalakten Erbgesundheitsgericht 1934, p. 171. 27 LASH 355, Nr. 2427, Generalakten Beisitzer, p.24, Schrb. Stadtmedizinalrat Klose an Landgerichtspräsidenten v. 14. März 1935. 28 LASH 355, Nr. 2427, Generalakten Beisitzer, p.41. 29 Heesch, S. 73. 30 Ebd., S. 81. 31 Piechatzek , Jana, Die Auswirkungen des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses an der Universi täts-Frauenklinik Kiel in der Zeit von 1932 bis 1940, Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 2009, hier: S. 43. 32 Piechatzek, Jana, Die Auswirkungen des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses an der Universi täts-Frauenklinik Kiel in der Zeit von 1932 bis 1940, Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 2009. 33 Ebd., S. 29. 34 Ebd., S. 39. 35 Ebd., S. 51. 36 Ebd., S. 69. 37 Ebd., S. 75. 38 Martha G. 22.02.1935, Hertha K. 05.05.1937 und 25jährige Patientin nach OP in Nervenklinik verlegt 1937 (Akte UFK K 1174/37). Piechatzek, S. 77 f. 39 Jonat, W. et al., Universitäts-Frauenklinik Kiel und die Michaelis-Hebammenschule 1805-2005, Stuttgart 2005, S 41. 40 Otto Aichel, geb. am 31. Oktober 1871 in Chile, Dr. phil., Dr. med., wurde 1913 Prosektor am Anatomischen Institut in Kiel, 1920 außerordentlicher Professor und 1921 ordentlicher Professor für Anatomie und Anthropologie, 1923 Direktor des Anthropologischen Institutes. Aichel trat der NSDAP zusammen mit seinem Assistenten Löffler im Herbst 1932 bei und stand der Rassenpolitik der Nationalsozialisten nahe. Aichel starb am 31. Januar 1935. 4 Saller, Karl, Stand und Aufgaben der Eugenik, Klinische Wochenschrift, 1933, 12, S. 1041-1044. Die Konsequenzen der offenen Stellungnahme Sallers, der seit 1929 in Göttingen lehrte, gegen die herrschende Meinung ließen nicht lange auf sich warten: Im Dezember 1934 wurden seine Bücher verboten, die beantragte Ernennung zum außerordentlichen Professor wurde abgelehnt und am 14. Januar 1935 wurde Saller die Lehrberechtigung und die Assistentenstelle entzogen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein Sanatorium zu betreiben. 42 Saller, Karl, Eugenik, S. 1042. 43 Lenz, Fritz, Rassenhygiene und Klinische Medizin, Klinische Wochenschrift, 1933, 12, S. 1571. 44 Link, Gunther, Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen an der Universitätsfrauenklinik Freiburg im Nationalsozialismus, in: Grün, Bernd, Hofer, Hans-Georg, Leven, Karl-Heinz (Hg.), Medizin und Nationalsozialismus, Die Freiburger Medizinische Fakultät und das Klinikum in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Frankfurt am Main 2002, S. 301-330, hier: S. 328. 45 Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Erbgesundheitsgesetz) vom 18.10.1935. Es führte die Pflicht zu Vorlage von durch das Gesundheitsamt ausgestellten Ehetauglichkeitszeugnissen ein und verbot Ehen mit Erbkranken, Entmündigten und Geistesgestörten sowie ansteckenden Kranken. 46 Vgl. Ley, Astrid, Zwangssterilisation und Ärzteschaft, Hintergründe und Ziele ärztlichen Handeln 1934- 1945, Frankfurt/Main 2004, S. 121 ff. 47 Heesch, S. 82-87. 48 Gesetz zur Aufhebung von Sterilisationsentscheidungen der ehemaligen Erbgesundheitsgerichte (Artikel 2 des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege und von Sterilisationsentscheidungen der ehemaligen Erbgesundheitsgerichte vom 25. August 1998 (BGBl. I S. 2501). 24