karl popper kolleg - Alpen-Adria
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karl popper kolleg - Alpen-Adria
UNIsono Nr. 104/2-2015 | Jg. 28 | Preis 1,80 Euro Zeitschrift der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Juni 2015 www.aau.at/unisono KARL POPPER KOLLEG Fachübergreifende Forschungscluster 7 Neues Lehramtsstudium ab Herbst 23 Neue Studienzweige an der Technischen Fakultät 25 Die Menschen sind das neue Territorium 31 '15 DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN SCHAFFT VERBINDUNGEN Ausstellerplatz jetzt buchen: www.aau.at/connect Dienstag 17.11.2015 CONNECT - DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 9-15 Uhr © Alex-Fotolia.com EDITORIAL AUS DEM INHALT Zum Thema DIE SCHULE UND DIE UNIVERSITÄTEN Karl Popper Kolleg Initiativkolleg „Modelling – Simulation – Optimization (MSO)“ 4 Karl Popper Fellow Stephan Wagner im Interview 5 Karl Popper bringt die Universität auf die wissenschaftliche Landkarte 6 Forschung Fachübergreifende Forschungscluster Energiemanagement und -technik 8 Selbstorganisierende Systeme 10 Visuelle Kultur 12 Unternehmertum 14 Human Centered Computing and Design 16 Bildungsforschung 18 Nachhaltigkeit 20 Studium & Lehre Lehrende vor den Vorhang 22 Gemeinsames Lehramtsstudium startet ab Herbst 23 Neue Studienzweige im Masterstudium „Information and Communications Engineering“ 25 Neuberufungen Neue ProfessorInnen im Kurzporträt 27 Alumni & Karriere Absolventin Silke Bergmoser im Porträt 29 Kultur Kostbarkeiten aus der Bibliothek 30 Performigrations: Menschen sind das neue Territorium 31 Campus Ausblick: Die wichtigsten Termine IMPRESSUM Herausgeberin: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Redaktionsleitung: Lydia Krömer | Redaktionsteam: Romy Müller (Forschung), Barbara Maier (Kultur), Johanna Ortner und Theresa Rimmele (Alumni & Karriere), Annegret Landes, Katharina Tischler-Banfield, Wolfgang Hoi | Grafik, Layout & Satz: Susanne Banfield-Mumb | Titelbild: Sir Karl Popper, Fotocredit: Horst Tappe/ Roger Violett_picturedesk_com | Akquisition: Elfi Steiner | Vertrieb: Tatjana Valentinitsch | Fotos ohne Vermerk: aau/archiv | Alle: Universitätsstraße 65–67, 9020 Klagenfurt, Austria | T.: 0463/2700-9304 | www.aau.at/unisono | unisono@aau.at | Druck: 1aDruck, Hans-List-Straße 6, A-8750 Judenburg 35 Dies ist die letzte Ausgabe von UNIsono. Es wird zwar weiterhin eine UniZeitschrift geben, jedoch in anderem Gewand, mit neuer Gliederung und veränderten Schwerpunktsetzungen. Das Ziel bleibt das gleiche: über Entwicklungen an der Universität Klagenfurt zu informieren. Maurer Mit Herbst 2015 wird es weitere Neuigkeiten an der AAU geben, darunter auch ein neues Lehramtsstudium. Das Ziel bleibt das gleiche: Für den LehrerInnenberuf ausbilden. Dazu mussten wir Neues schaffen, was mit alten Traditionen bricht: Das Gewand ist ein anderes, denn die Entwicklung und die Implementierung der Curricula erfolgt(e) als Kooperation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark. Die Aufteilung ist eine neue, denn der bildungswissenschaftliche, der schulpraktische und der fachdidaktische Anteil der Ausbildung wurden dezidiert erhöht – dank der Ausweitung des Studiums geschah dies jedoch nicht auf Kosten der fachwissenschaftlichen Ausbildung. Die Schwerpunktsetzung wurde den aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen angepasst, so dass ein wichtiger Fokus nun zeitgemäßen Kernkompetenzen des LehrerInnenberufs wie Diversität, Gender, Inklusion, Global Citizenship, Sprache und Literalität gilt. Die Arbeit der LehrerInnen ist anspruchs- und verantwortungsvoll. Nicht nur in der Schule, aber besonders dort werden essenzielle Weichen gestellt: für die Persönlichkeitsentfaltung, für die Grundausbildung und somit für die „gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft“. Die forschungsgeleitete Lehre an den Universitäten ist hierfür eine zentrale Grundlage. Die Qualität der Lehre an den Schulen stellt wiederum eine wichtige Grundlage für das Niveau der Studierenden und somit auch der universitären Lehre dar, in weiterer Folge für einen international erfolgreichen wissenschaftlichen Nachwuchs. Universitäten sind gut beraten, hierbei ihre Rolle ernst zu nehmen. Den KollegInnen an der AAU, die sich an der Arbeit im Entwicklungsverbund Süd-Ost unermüdlich und unter enormem Zeitaufwand beteiligt haben, kann nicht genug gedankt werden. Ich meine, dass das Ziel die viele Arbeit rechtfertigt. Cristina Beretta Vizerektorin für Lehre und Internationales Wir danken den Autorinnen und Autoren für die Bereitstellung der veröffentlichten Texte und Fotos. Die Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Manuskripte zu kürzen und zu bearbeiten. Unisono 2/2015 3 „STARKE SCHULTERN, AUF DENEN KÜNFTIGE RIESEN STEHEN KÖNNEN“ Das neu gegründete Karl Popper Kolleg ist ein internationales Wissenschafts- und Doktoratskolleg. Die Aufgabe des Kollegs besteht darin, hervorragende NachwuchswissenschaftlerInnen bei ihren Forschungsvorhaben zu unterstützen und international zu vernetzen. Das erste Initiativkolleg wurde zum Themenbereich „Modelling – Simulation – Optimization (MSO)“ am Institut für Mathematik eingerichtet. Beim offiziellen Kick-off des Karl Popper Kollegs wandelte Rektor Oliver Vitouch ein klassisches Gleichnis ab: „1676 schrieb Isaac Newton: ‚Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.‘ Der MIT-Informatiker Hal Abelson hat das umgedreht: ‚Wenn ich nicht so weit sehen konnte wie andere, so deshalb, weil Riesen auf meinen Schultern standen.‘ Mit dem Karl Popper Kolleg wollen wir starke Schultern bieten, auf denen künftige Riesen stehen können.“ Die WissenschaftlerInnen der AAU erbringen international konkurrenzfähige Forschungsleistungen und tragen wesentlich zur Schärfung des Forschungsprofils bei. Mit der Gründung des Karl Popper Kollegs (KPK) wurde eine weitere profilbildende Aktivität gesetzt. Das Kolleg leistet Beiträge zur Öffnung, Internationalisierung und Reputation der Region und bietet besondere Möglichkeiten für den hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Das KPK schafft Synergien zwischen NachwuchswissenschaftlerInnen und internationalen SpitzenforscherInnen. Für dieses Projekt konnte auch der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) gewonnen werden. Friederike Wall, Vizerektorin für Forschung, sieht das Kolleg als eine „wichtige strategische Maßnahme in Bezug auf die Nachwuchsförderung“. Die AAU verfolgt das Ziel, ein „ausgeprägtes Forschungsprofil zu entwickeln, Stärken in den Vordergrund zu stellen, um so international sichtbarer zu sein“. Aufgrund der thematischen Breite von Karl Poppers Schriften, seines Ranges als Erkenntnistheoretiker, seiner fächerübergreifenden Bedeutung und der bestehenden Bezüge zur AAU wurde das Kolleg symbolkräftig unter seinem Namen initiiert. 4 „Die Karl Popper Fellows werden Forschungstätigkeit nachhaltig stimulieren.“ Barbara Kaltenbacher Schwerpunktthema des Karl Popper Kollegs Das Doktorats- und Wissenschaftskolleg widmet sich von 2015 bis 2017 dem Thema „Modelling – Simulation – Optimization (MSO) of discrete continuous and stochastic systems“. „Die im Titel des Kollegs genannten Begriffe diskret, kontinuierlich und stochastisch deuten die mathematische Breite an, die das Kolleg abzudecken versucht. Das reicht von der diskreten Mathematik über kombinatorische Optimierung, inverse Probleme und dynamische Systeme bis hin zur Statistik“, sagt Clemens Heuberger vom Institut für Mathematik. Derzeit arbeiten 13 PhD-Studierende am MSO-Doktoratskolleg, knapp die Hälfte davon ist international. Dies belegt die hohe Attraktivität des Kollegs für internationale NachwuchswissenschaftlerInnen bzw. für qualifizierte MathematikerInnen. Die Sprecherin des Kollegs, Barbara Kaltenbacher, sieht im KPK „die Möglichkeit, mit einer großen Gruppe von NachwuchswissenschaftlerInnen über hochaktuelle gebietsübergreifende Themen zu forschen. Sie ist überzeugt davon, dass „die Karl Popper Fellows diese Forschungstätigkeit nachhaltig stimulieren werden“. Die besten Köpfe Zu jedem Kolleg werden zwei WissenschaftlerInnen mit hervorragender internationaler Reputation als Karl Popper Fellow für drei bis sechs Monate an der AAU forschen. Für das MSODoktoratskolleg wurden Professor Stephan Wagner von der Stellenbosch University (South Africa) und Professor Ken Palmer von der National Taiwan University (Taiwan) nominiert. „Der Aufenthalt der Fellows fällt meist mit einem Sabbatical zusammen. Während dieser Zeit entwickeln sie neue Forschungsthemen und tauschen sich mit den KollegInnen und DoktorandInnen aus“, so Clemens Heuberger, der seit Jahren intensive Forschungskontakte zum ersten Fellow Stephan Wagner pflegt. Unisono 2/2015 ZUM THEMA „MEIN KOFFER IST PERMANENT MIT MATHEMATISCHEN FRAGEN GEFÜLLT“ Mit Stephan Wagner von der Stellenbosch University in Südafrika konnte der erste Fellow für das Karl Popper Kolleg gewonnen werden. Maurer Herr Wagner, Sie sind der erste Fellow am Karl Popper Kolleg. Wie kam es dazu? Eigentlich durch glückliche Fügung. Ich hatte schon lange im Voraus geplant, 2015 ein Forschungssemester zu nehmen. Das fiel passenderweise genau mit der Einführung des Fellowships zusammen. Außerdem kooperieren Clemens Heuberger und ich schon seit vielen Jahren. Er hat ein hervorragendes Team aus jungen, talentierten MathematikerInnen um sich, mit denen es eine Freude ist, zusammenzuarbeiten. Mit was beschäftigen Sie sich in der Mathematik? Ich bin allgemein auf dem Gebiet der diskreten Mathematik tätig, das sehr breit ist und viele Berührungspunkte mit anderen mathematischen Teilgebieten, aber auch anderen Wissenschaften hat. Mein besonderes Augenmerk gilt dabei vor allem kombinatorischen Abzählproblemen. Ein kleines Beispiel zur Illustration: es gibt 6 670 903 752 021 072 936 960 mögliche Lösungen für ein klassisches Sudoku. Das ist nicht einfach eine Zahl, die ein Computer errechnet hat, da stecken viele mathematische Ideen dahinter. Welche beispielsweise? Angenommen wir wollen ein Computernetzwerk aus zehn Rechnern errichten. Wir können sie jeweils paarweise durch Kabel verbinden, und am Ende soll es zwischen je zwei Computern eine Verbindung geben. Dafür gibt es bereits 34 496 488 594 816 Möglichkeiten. Die Berechnung solcher Zahlen ist dabei mehr als eine nette Spielerei von akademischem Interesse. Kombinatorische Fragen wie diese sind ein erster Schritt Unisono 2/2015 auf dem Weg, etwa die Struktur großer Netzwerke zu verstehen. Sie kommen in der statistischen Physik ebenso wie in der organischen Chemie oder in der Analyse von Algorithmen in der Informatik vor. Und zu welchen Themen werden Sie während Ihres dreimonatigen Fellowships am Institut für Mathematik forschen? Mein Koffer ist permanent mit mathematischen Fragen gefüllt, für die drei Jahre nicht ausreichen würden. Vieles ist also noch offen, aber einige spezielle Themen haben wir schon ins Auge gefasst: Wir werden der Frage nachgehen, wie sehr Baumstrukturen durch lokale Information – Knotengrade – charakterisiert sind. Oder eine andere Frage handelt von optimalen Zifferndarstellungen ganzer Zahlen für gewisse Algorithmen. Mit 32 Jahren wurden Sie zum Full Professor an der Stellenbosch University ernannt. Das ist sehr jung. Danke. Ich denke das zeigt einfach, dass ich in meiner Karriere sehr viel Glück hatte. Sie sind auch am African Institute for Mathematical Sciences tätig und betreuen junge WissenschaftlerInnen. Was ist das Besondere daran? Dieses Institut wurde vor etwas mehr als zehn Jahren in Kapstadt als Kooperationsprojekt mehrerer Universitäten gegründet. Studierende aus ganz Afrika absolvieren Intensivkurse, die die gesamte Bandbreite der mathematischen Wissenschaften abdecken. Auf diese Art kommen junge MathematikerInnen, die in ihren Heimatländern oft sehr isoliert sind, mit der internationalen Szene in Kontakt und haben so die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Vie- le von ihnen machen mit Master- und Doktoratsstudien weiter – ich selbst habe schon einige ausgezeichnete Arbeiten betreut. Worauf führen Sie Ihre Begeisterung für die Mathematik zurück? Ich bin einfach von Zahlen und mathematischen Strukturen fasziniert, und davon, wie sie manchmal auf scheinbar magische Art zusammenwirken. Wenn ich an einem spannenden mathematischen Problem arbeite, kann ich oft alles andere beiseite schieben, und dementsprechend ist es auch ein wunderbares Gefühl, ein Rätsel letztlich zu knacken. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Lydia Krömer. ZUR PERSON Stephan Wagner studierte Technische Mathematik an der TU Graz, wo er 2006 „sub auspiciis praesidentis“ promovierte. Seit 2006 arbeitet Wagner am Institut für Mathematik an der Stellenbosch University in Südafrika und ist seit 2014 als „Full Professor“ tätig. 5 ZUM THEMA KARL POPPER BRINGT DIE UNIVERSITÄT AUF DIE WISSENSCHAFTLICHE LANDKARTE Die Alpen-Adria-Universität ist in ganz besonderer Weise mit Sir Karl Popper verbunden. Seit 1995 verwaltet sie den gesamten Nachlass des Philosophen, gründete in diesem Jahr das Karl Popper Kolleg, und die Karl Popper Foundation ist an der AAU angesiedelt. Alles begann mit einem Geschenk an die Universität. 2.000 Sonderdrucke sowie 61 Laufmeter Zeitschriften. Von 1996 bis 1999 erfolgte die formale und inhaltliche Erschließung der Werke. Rechte an den Werken und Korrespondenzen Karl Poppers wurden 2008 der Alpen-Adria-Universität/Karl Popper-Sammlung übertragen und werden seither im Copyright-Büro von Manfred Lube verwaltet. aau_ubk 2001 wurde die Karl Popper-Sammlung feierlich eröffnet. Sie hat den Charakter einer Hausbibliothek. 1995 erhielt die Universität anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens die Karl Popper-Sammlung von Bund und Land geschenkt, die bei Sotheby’s in London um 11 Millionen Schilling ersteigert wurde. Im August 1995 wurden der Universitätsbibliothek von einer Londoner Speditionsfirma 310 Laufmeter an unsystematisiertem Material mit einem Lieferschein, lautend auf „A quantity of Books, Private Papers and Household Effects“, geliefert. Der gesamte Nachlass von Karl Popper wurde der Universität als Geburtstagsgeschenk überantwortet. Die Karl Popper-Sammlung umfasst 205 Bände bibliophiler Literatur des 15. bis 19. Jahrhunderts mit fünf Inkunabeln, 49 Aldinen, 85 Erstausgaben und 744 Ausgaben von Poppers eigenen Werken im Original und in Übersetzungen, 7.100 Bände der Arbeitsbibliothek mit Bänden aus diversen Wissensgebieten, einschließlich Belletristik, Kinderbüchern und Expeditionsliteratur. In der Sammlung befinden sich weiters viele Fotos und Kompositionen Karl Poppers, rund 6 Das Herzstück der Karl PopperSammlung „Für die Popper-ForscherInnen stellen vor allem die 462 Archiv-Boxen der Hoover Institution Archives aus Stanford, Kalifornien, das Herzstück der Sammlung dar“, sagt Lydia Zellacher, Bibliotheksdirektorin und einstige Mitarbeiterin der Karl PopperSammlung. Diese beinhalten Kopien der Manuskripte zu Publikationen und Vorträgen sowie die gesamte Briefkorrespondenz Karl Poppers bis zum Jahre 1984. Ergänzend bis 1995 ist das Archivmaterial in digitalisierter Form verfügbar. Eine weitere Besonderheit der Bücher sind die persönlichen Widmungen, handschriftlichen Bemerkungen und Ergänzungen Poppers und das Vorhandensein der in die Bücher eingelegten Briefe und Notizen. Ein Blickfang der Sondersammlung sind alte, ledergebundene Bücher, darunter fünf Inkunabeln. Eine Besonderheit stellen auch die 49 Aldinen dar, Werke des venezianischen Druckers Aldus Manutius Ende des 15. Jahrhunderts. Lydia Zellacher hat beim Bearbeiten der Sammlung viel über den Menschen Popper erfahren: „Er war ein sehr vielfältiger und äußerst ordentlicher, jedoch bescheidener Mensch. Bis ins hohe Alter hatte er eine klare Handschrift. Er war Komponist, leidenschaftlicher Bergsteiger, daher besaß er auch so viele Bücher über Expeditionen.“ Die Karl Popper Foundation 1997 wurde die Karl Popper Foundation mit dem Ziel der „Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung des kreativen Denkens“ des in Österreich geborenen Philosophen gegründet. Präsident des an der AAU ansässigen Vereins ist Reinhard Neck vom Institut für Volkswirtschaftslehre. Die Karl Popper Foundation führt thematisch offene Veranstaltungsreihen durch – wie beispielsweise die Klagenfurter Stadtgespräche – und stellt aktuelle Probleme unserer Zeit auch außerhalb des Kontexts Popperscher Philosophie zur Diskussion. Ferner werden wissenschaftliche Vorträge und Tagungen organisiert, die in Zusammenhang mit dem Werk Karl Poppers und dem Kritischen Rationalismus stehen. Vieles findet in Publikationen (Schriftenreihe der Karl Popper Foundation) seinen Niederschlag. ZUR PERSON Sir Karl Popper (1902-1994) war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie und zur politischen Philosophie den Kritischen Rationalismus begründete. Er war Professor an der London School of Economics (LSE) und Fellow of the British Academy und Fellow of the Royal Society. Unisono 2/2015 FORSCHUNG FORSCHUNGSCLUSTER – EIN BEITRAG ZUM PROFIL DER ALPEN-ADRIA-UNIVERSITÄT Die Besonderheit Die Kombination von Überschaubarkeit und Vielfalt ist eine Stärke der AAU. Dies bietet Voraussetzungen dafür, dass Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen auf „kurzen Wegen“ zueinander finden und daraus neue Forschungsfragen und Innovationen erwachsen. Die Themen ɒ Bildungsforschung ɒ Energiemanagement und -technik ɒ Human Centered Computing and Design ɒ Nachhaltigkeit psdesign1 Fotolia Der Weg dorthin Ausgangspunkt war die Identifikation von sieben fachübergreifenden Forschungsclustern in einem mehrfachen Bottom-Up- und Top-Down-Prozess ab 2011. Die Cluster haben teils enge Bezüge zu den „Grand Challenges“. ɒ ɒ ɒ Selbstorganisierende Systeme Unternehmertum Visuelle Kultur an der Gesamtzahl der Publikationen, der gelisteten Publikationen sowie im Drittmittelbereich – eine positive Dynamik entwickelt. Was ist passiert? In den vergangenen Jahren hat sich in allen Forschungsclustern – gemessen 3 FRAGEN AN... ...FRIEDERIKE WALL Vizerektorin für Forschung Warum gibt es die Forschungscluster? Die Universitäten sind dazu angehalten, an ihrer Profilbildung zu arbeiten. Dies betrifft insbesondere auch die Forschung. Profilbildung ist für die Sichtbarkeit der Forschungsleistungen von großer Bedeutung. Warum hat man sich auf diese Themen geeinigt? Gesellschaftliche Relevanz von Forschung und ihr Beitrag zur Erkenntnisfindung und Lösung aktueller Probleme sind wichtiger denn je. Die FTI-Strategie der Bundesregierung und entsprechende Pendants auf EUEbene sehen Schwerpunktsetzungen in Bezug auf die so genannten „Grand Challenges“ vor: Klimawandel, Ernährungssicherheit, Gesundheit, demographischer Wandel, Innovation in kleinen und mittleren Unternehmen, Energieeffizienz und saubere Energieerzeugung sind unter anderem solche Unisono 2/2015 Maurer Herausforderungen, die mit Unterstützung von Forschung bewältigt werden müssen. Dazu haben wir uns angesehen, zu welchen Herausforderungen an der Alpen-Adria-Universität bereits intensiv gearbeitet wird, und haben diese Themen identifiziert. Wie geht es weiter? Die Cluster sind in ganz unterschiedlichen Phasen eines „Lebenszyklus- modells“ gestartet. Bisher konnten bereits vier Cluster profilbildenden Charakter für die Alpen-Adria-Universität erreichen, andere werden sich noch weiter vertiefen oder verdichten. Für das breite Spektrum an herausragenden Forschungsarbeiten an der AAU und die Profilbildung in der Forschung sind aber auch die fach- und fakultätsspezifischen Aktivitäten von großer Bedeutung. 7 FORSCHUNG ENERGIE: ÖKOLOGISCH, ÖKONOMISCH UND TECHNOLOGISCH Im Forschungscluster „Energiemanagement und -technik“ entwickeln Forscherinnen und Forscher Lösungen, die ökologisch, technologisch und ökonomisch sinnvoll sind und zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft beitragen. Der Umgang mit knappen Ressourcen und der drohende Klimawandel gehören zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. „Dem Energiesektor kommt dabei angesichts der langfristigen Erschöpfbarkeit fossiler Energien und deren Auswirkungen auf den Klimawandel eine zentrale Bedeutung zu“, erklärt Cluster-Koordinator Wilfried Elmenreich (Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme). „Die Entwicklung von Optionen zur Verbesserung bestehender und Anwendung neuer Technologien, etwa in den Bereichen der Energieaufbringung und -verwendung, des Verkehrs oder der Produktion, stellt eine wichtige Säule in jeder Strategie zur Aufrechterhaltung der langfristigen Ressourcenbasis dar“, so sein Kollege Norbert Wohlgemuth (Institut für Volkswirtschaftslehre). Mindestens genauso gefragt sind, so die Koordinatoren, aber auch systematische und gesellschaftliche Lösungen, da technologische Ansätze unter anderem wegen der Existenz von Reboundeffekten und deren Wachstumsanreizen langfristig nicht ausreichen, um dauerhaft tragfähiges Wirtschaften zu ermöglichen. Gemäß der „20/20/20-Ziele“ der Europäischen Union möchte der Forschungscluster Beiträge zur Lösung der genannten Herausforderungen liefern: Ein 20-prozentiger Rückgang 8 der Treibhausgasemissionen, die Erhöhung der Energieeffizienz um 20 Prozent sowie ein 20-Prozent-Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch. In eine ähnliche Kerbe schlägt der „Energiefahrplan 2050“ der EU, der bis zum Jahr 2050 eine fast vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems vorsieht. „Ökonomische Aktivität und Umweltschutz bzw. Beschränkung des Ressourcenverbrauchs müssen nicht notwendigerweise Zielkonflikte darstellen“, so Wohlgemuth. Demnach könnten Konzepte einer „green economy“ beim Erreichen der Ziele helfen. Der Forschungscluster sieht an der Schnittstelle der Problemfelder ein interdisziplinäres Handlungsfeld, dem er sich in mehreren Schwerpunkten widmet: Energie und Recht, technologische Innovationen, betriebliche Energiewirtschaft, Energie und Landnutzung, regional- und volkswirtschaftliche Energiefragen. Ein besonderer Fokus liegt im Bereich „Smart Grids“. Die Aktivitäten des Clusters sollen in Zukunft noch zusätzlich durch die Gründung einer Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Energiemanagement“ verstärkt werden. Im Sinne forschungsgeleiteter Lehre sollen die Erkenntnisse auch in einen fachübergreifenden Studienzweig „Energietechnik und Energiemanagement“ einfließen. Wohlgemuth NOCH ZU WENIG SPARPOTENZIAL Alternative, innovative Smart-GridsDesigns scheinen die Lösung für vieles zu sein. Dennoch werden sie noch zu selten eingesetzt. Natalie Prüggler hat in ihrer Dissertation nach den Hemmnissen und Problemen für die Implementierung gefragt – und Antworten gefunden. Der Erfolg hängt zu einem großen Teil davon ab, ob Haushalte teilnehmen wollen und ob die Nutzerinnen und Nutzer selbst wirtschaftlichen Nutzen haben. Solange das Potenzial für tatsächliche Kosteneinsparungen durch Smart-Grids-Konzepte nicht hoch genug ist und gleichzeitig die für deren Anwendung nötige intelligente Technologie zu teuer ist, sind die Chancen für eine breite Smart-Grids-Umsetzung gering, so das Ergebnis von Prüggler. Natalie Prüggler wurde von Norbert Wohlgemuth (Institut für Volkswirtschaftslehre) betreut und erhielt Ende 2014 den „Award of Excellence“ des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für ihre Dissertation. Seit Jänner 2014 ist sie Geschäftsführerin der MOOSMOAR Energies OG. Electriceye Fotolia Unisono 2/2015 FORSCHUNG ENERGIESPAREN IN KÄRNTEN UND FRIAUL-JULISCH VENETIEN Forscher haben die Energienutzung in den beiden Regionen unter die Lupe genommen, um – im Sinne von Energieeinsparung – technische Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln. Projektleiter Wilfried Elmenreich erklärt im Interview, zu welchen Ergebnissen sie kamen. und an deren Weiterentwicklung mitzuwirken. Außerdem ist es gelungen, Algorithmen zur Load Dissaggregation zu entwickeln: Dominik Egarter hat dabei an Methoden gearbeitet, wie es gelingen kann, den Energiekonsum von einzelnen Geräten in einem Haushalt mit hoher Genauigkeit zu schätzen, ohne dass bei jeder einzelnen Steckdose Messeinheiten notwendig sind. Ein weiterer Erfolg ist ein Konzept für einen selbstorganisierenden Miniaturmarkt der Geräte. Was war die Grundidee in Ihrem Projekt? Wir bauten vor allem auf ein „SmartHome“-Konzept, bei dem Personen Unterstützung durch Messeinrichtungen, künstliche Intelligenz und visuelles Feedback bekommen, um in ihren Haushalten Energie einzusparen. Die Grundidee ist, dass der Mensch mehr Energie spart, wenn er sieht, wo – vielleicht übermäßig – viel Energie verbraucht wird. Es spielt also nicht nur die Technik, sondern vor allem der Mensch eine große Rolle. Wie sind Sie vorgegangen? Wir mussten zu Beginn das Verhalten in unseren Zielregionen, Kärnten und Friaul-Julisch Venetien, erfassen. Dazu haben wir eine Messkampagne über die Dauer eines Jahres durchgeführt und, auch um anderen Forscherinnen und Forschern den Einstieg zu erleichtern, die Ergebnisse öffentlich zugänglich gemacht. Zu welchen Ergebnissen sind Sie dabei gekommen? Wo wird mehr und warum mehr Strom verbraucht? Wir machten die Messungen in sehr unterschiedlichen Haushalten, um ein möglichst breites Spektrum der Bevölkerung abzubilden. Als Ergebnis zeigte sich, dass zum Beispiel das Gerät mit dem meisten Energieverbrauch in unterschiedlichen Haushalten mal ein Kühlschrank, mal ein Fernseher und mal der Computer ist. Das zeigt, dass die Aufteilung des Energieverbrauchs nicht ohne Messung vorhersagbar ist. Ihnen reichte es aber nicht zu wissen, wo wie viel verbraucht wird, sondern Sie haben im Projektteam an technischen Lösungen gearbeitet. Was ist dabei entstanden? Wir konnten Mechanismen, Algorithmen und Geräte als Basis für ein effektives Energiemanagement entwickeln. Was ist das beispielsweise? Ich möchte drei Beispiele nennen: Erstens haben wir eine frei verfügbare Software, die so genannte MjölnirSoftware, zum Aufbau eines Energiemonitoringsystems entwickelt. Unter Unisono 2/2015 Wilfried Elmenreich forscht und lehrt am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme. http://mjoelnir.sourceforge.net/ kann man die Software herunterladen. Wir möchten damit insbesondere andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu einladen, die Software bei Feldtests zum Einsatz zu bringen Projekttitel: Monergy Laufzeit: 2012−2015 Partner: Lakeside Labs und WiTiKee s.r.l. Förderung: EU Interreg IV Infos: http://www.monergy-project.eu/ INTELLIGENZ FÜR DAS STROMNETZ Unser Stromnetz hat sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert, die Anforderungen aber sehr. Smart Grids sind eine Kombination von Stromund Kommunikationsnetz mit aktiver Beteiligung der Konsumentinnen und Konsumenten. Mit der Einbindung von alternativen Stromerzeugern können Haushalte, Industrie oder Kommunen aktiver und vom globalen Stromnetz unabhängiger agieren. Solche Systeme, die sich selbst mit Energie versorgen, bezeichnet man als Smart Microgrids. „Mit einem Netzwerk von intelligenten Microgrids entstehen neue Herausforderungen“, so die ForscherInnen einer durch die Lakeside Labs geförderten Smart-GridForschungsgruppe an der Technischen Fakultät. Theoretisch kann jeder Haushalt Energie kaufen und verkaufen. Das klingt vorteilhaft, benötigt aber eine intelligente Steuerung, um die Erzeugung, einen eventuellen Überschuss und die Last im System permanent auszugleichen. Es braucht also „intelligente Agenten“. Sie können hier automatisch Nutzungsmuster für Geräte wie Klimaanlagen, Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen vorschlagen, um Energieverbrauch und Preis zu optimieren. Eine Geschirrspülmaschine kann sich beispielsweise automatisch dann einschalten, wenn Strom günstig und in Überschuss vorhanden ist, und auf den Betrieb während der Stoßzeiten am Tagesrand verzichten. „Die Umstellung unseres Stromnetzes kann nur erreicht werden, wenn ein entsprechendes Know-how aufgebaut wird und eine große Anzahl von gut ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren zur Verfügung steht. Um dies zu erreichen, schaffen wir mit unserem Smart-Microgrid-Labor ein experimentelles Umfeld, wo motivierte Studierende lernen und praktische Erfahrungen sammeln können“, so Wilfried Elmenreich. In der Forschungsgruppe fokussieren sich die Anstrengungen auf die Integration vorhandener Einzellösungen in ein intelligentes Microgrid. Da ein System mit so vielen Akteuren schwer zentral zu verwalten ist, werden selbstorganisierende Algorithmen und Mechanismen eingesetzt. 9 FORSCHUNG INTELLIGENZ DER NATUR ALS VORBILD Der Forschungscluster „Selbstorganisierende Systeme“ versucht Systeme zu verstehen, in denen die Einheiten direkt miteinander interagieren und kontinuierlich aufeinander und auf die Umgebung reagieren. Die Natur ist GDEHLKlX¿JHLQ9RUELOGIU3UR]HVVHLQ:LUWVFKDIW3V\FKRORJLHXQG7HFKQLN Die Natur zeigt uns viele Phänomene, die erfolgreich mit dem Konzept der Selbstorganisation beschrieben, analysiert und modelliert werden können: Fische schwimmen in strukturierten Schwärmen, Ameisen finden kürzeste Wege zu Nahrungsquellen, und Glühwürmchen blinken in perfekter Synchronität. Dabei etablieren die beteiligten Einheiten eine Organisationsstruktur, die keine zentrale Koordination erfordert und die sehr robust gegenüber negativen Umwelteinflüssen sein kann. „Stattdessen interagieren die Einheiten direkt miteinander und reagieren kontinuierlich auf Änderungen in ihrer Umgebung. Solche als selbstorganisierende Systeme bezeichneten Phänomene findet man auch in der Wirtschaft, der Psychologie und in technischen Systemen, um nur einige weitere Gebiete zu nennen“, führt Koordinator Christian Bettstetter aus. Die Wissenschaft interessiert sich dafür, wie selbstorganisierende Systeme funktionieren und wie beispielsweise technische oder wirtschaftliche Systeme entworfen und entwickelt werden können, die sich selbst organisieren und die ähnliche positive Eigenschaften, beispielsweise in Hinblick auf Robustheit oder Evolution, wie natürliche selbstorganisierende Systeme haben. Auch in den Sozialwissenschaften werden Fragen aufgegriffen, inwiefern soziale Prozesse über Selbstorganisation beschreibbar sind und welche Konsequenzen Selbstorganisation beispielsweise in Hinblick auf Krisensituationen haben könnte. Aktuelle Ereignisse wie Finanzkrisen und Krankheitsepidemien werden als Anlass genommen, um mit Methoden der Selbstorganisation alternative Konzepte zu modellieren und zu analysieren. „Auch in der Technik hält Selbstorganisation Einzug. Waren zum Beispiel selbstfahrende Autos und selbstheilende Roboterschwärme vor kurzem noch Science Fiction, so werden sie in wenigen Jahren zu unserem Alltag gehören“, so Bettstetter. Der Forschungscluster „Selbstorganisierende Systeme“ konzentriert sich an der Alpen-Adria-Universität auf die vier Themenbereiche „Theorie der Selbstorganisation“, „Verteilte Prozesse in dynamischen Netzen“, „Selbstorganisation in der Natur“ und „Selbstorganisation in der Technik“. Rund 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedenen Fachbereichen arbeiten dazu gemeinsam mit ForscherInnen der Lakeside Labs GmbH und Living Systems Research. Dem Cluster können diverse Beiträge in renommierten Zeitschriften und knapp 30 Drittmittelprojekte zugeordnet werden. VERHALTEN EINES SELBSTORGANISIERENDEN SYSTEMS SIMULIEREN Eine Forschungsgruppe arbeitet daran, wie man verteilte Systeme entwickeln und funktionstüchtig halten kann. Technische Systeme werden immer komplexer. Die Interaktion zwischen mehreren Geräten und Komponenten gewinnt an Bedeutung. Hierarchische Systeme, wo eine Komponente auf der anderen aufbaut, werden zunehmend durch verteilte Systeme ersetzt, die der Funktionslogik von Schwärmen in der Natur entsprechen. Damit wird auch die Aufgabe, solche Systeme zu entwickeln und funktionstüchtig zu halten, immer herausfordernder. Dazu gibt es drei Ansätze: Trial-and-Error, die Orientierung an biologischen Vorbildern oder „Evolutionary Computing“. Trial-and-Error ist dadurch eingeschränkt, dass ein großes System manchmal unerwartete Reaktionen zeigt, wie dies beispielsweise bei Stra10 ßensystemen der Fall ist: Ein eingeführtes Tempolimit verlangsamt zwar ein einzelnes Fahrzeug, kann aber auch zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit des Verkehrs als Gesamtheit führen. Das Einsetzen der Inspiration aus der Biologie funktioniert nur, wenn es adäquate Beispiele gibt. Daher interessiert sich die Forschungsgruppe rund um Wilfried Elmenreich (Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme) in seinen Projekten DEMESOS und MESON insbesondere für das „Evolutionary Computing“, mit dem solche Problemstellungen leichter bewältigt werden können. „Dabei handelt es sich um eine Art automatisierte ‚Trial-andError‘-Suche, die von einer kontinuierlichen Anpassungsevaluation geleitet wird“, erklärt Elmenreich. stützend wirkt. Forscher haben daher FREVO entwickelt, das dabei hilft, „Evolutionary Computing“ zu vereinheitlichen, indem alle Basisdaten auf drei Parameter reduziert werden: das Problem, die Agenten und der Algorithmus. Diese Daten werden in einen Simulator eingespeist, mit dem sich das Problem nachahmen lässt und wo sich das Verhalten der Komponenten entwickeln kann. „FREVO bietet alle Komponenten für die Evolution von Multiagentensystemen aus einer Hand. Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen Systemen können so ausgeschlossen werden“, so Elmenreich. Beispielsweise ist es bereits gelungen, ein automatisch agierendes Fußballteam oder experimentelle Studien für soziales Verhalten zu kreieren. Auch ein Algorithmus für einen Drohnenschwarm, der ein Areal beobachtet, konnte entwickelt werden. Dafür braucht es ein Tool, das unterUnisono 2/2015 FORSCHUNG SYNCHRON WIE DIE GLÜHWÜRMCHEN Ähnliches möchten Forscherinnen und Forscher auch bei technologi- sche Anwendungen, insbesondere auf drahtlose Kommunikationsnetzwerke, anwenden. „Synchronität ist dabei ein wichtiger Faktor in großen Netzwerken“, erklärt Christian Bettstetter. Sie soll dabei selbstorganisiert entstehen, ohne dass eine zentrale Einheit aktiv werden muss. Die Forschungsgruppe am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme hat mathematische Lösungen für selbstorganisierende Synchronisation erarbeitet und diese in Feldtests untersucht. „Von besonderem Interesse ist für uns dabei auch die Robustheit dieser Netzwerke gegen fehlerhafte Knoten. Wir fragen uns also: Was passiert, wenn ein oder mehrere Geräte fehlerhaft agieren?“, erläutert Johannes Klinglmayr. Dazu analysieren Bettstetter, Klinglmayr und ihre Kollegen ein Konzept aus den Neurowissenschaften und kombinieren Aspekte daraus mit den eigenen Ergebnissen. tunat Fotolia Tausende von Glühwürmchen können sich in den Bäumen versammeln und im Gleichklang blinken. Der verteilte Mechanismus, in dem sie das tun, kann mit der Theorie der gekoppelten Oszillatoren verstanden werden. Diese Theorie wurde erfolgreich für die Modellierung von vielen anderen Synchronitäts-Problemen, zum Beispiel die Vibration von Brücken, angewandt. WIE FUNKTIONIEREN MUREN? Frau von Elverfeldt, was ist das Besondere an Muren? Muren verursachen in Gebirgsregionen wie in den Alpen immer wieder ernste Schäden, ihre Dynamiken sind aber noch nicht hinreichend bekannt. wenig. Wir möchten uns fragen, ob hinter den Prozessen eine komplexe oder gar chaotische Ordnung steht. Dazu werden wir versuchen, die Theorie der Selbstorganisation in Hinblick darauf zu testen. „Wir fragen uns, ob hinter den Prozessen eine komplexe oder gar chaotische Ordnung steht.“ Wie möchten Sie vorgehen? Wir nutzen den Rahmen der „Selbstorganisierenden Systeme“, insbesondere von Hakens Theorie der Synergetik. Darauf basierend wollen wir die Dynamik von Muren – unter anderem mit Hilfe von FREVO (siehe S.10) – modellieren und mögliche Regeln im Verhalten erkennen. Kirsten von Elverfeldt (Institut für Geographie und Regionalforschung) hat gemeinsam mit Wilfried Elmenreich und Margreth Keiler (Universität Bern) das Projekt „Investigating the self-organization of mountain torrent processes“ entwickelt und wird es als DACH-Projekt einreichen. Beispielsweise spielt die Erosion und die Mitnahme von Material sowie deren zerstörerische Kraft eine große Rolle. Messungen und Beobachtungen funktionieren aber gerade deshalb schlecht. Daher sind die Interaktionen zwischen Gewässerbett und Mure noch weitreichend unbekannt. Sie sind also unberechenbar? Ja, wir verstehen mit den herkömmlichen Forschungsmethoden nicht hinreichend, warum manchmal viel Material mitgenommen wird und manchmal Unisono 2/2015 Unser Service für Ihre Gesundheit: Für eine persönliche Beratung steht Ihnen das Team der Uni-Apotheke gern zur Verfügung. 4P[[HNZ[ NLMMUL w w w. u n i - a p o t h e k e . a t 4HN,SMYPLKL-\NNLY<UP]LYZP[p[ZZ[YHL 2SHNLUM\Y[ ;LS ,4HPS!VMÄJL'\UPHWV[OLRLH[ 11 FORSCHUNG DAS BILD ALS UNTERSUCHUNGSOBJEKT goldpix Fotolia Bilder sind allgegenwärtig und im Alltag präsenter denn je. Der Forschungscluster „Visuelle Kultur“ untersucht, wie sie Bedeutungen in kulturellen und sozialen Kontexten vermitteln. „Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Visuelle Kultur zu einem wichtigen und sich in verschiedene Richtungen entwickelnden interdisziplinären Forschungsfeld geworden“, erklärt ForschungsclusterKoordinatorin Alice Pechriggl. Die Auseinandersetzung mit den Cultural Studies haben in mehreren Disziplinen der Geisteswissenschaften und später auch der Sozialwissenschaften zu einem „cultural turn“ geführt. Cluster-Sprecher Rainer Winter erklärt dazu weiter: „Kultur wird nun nicht mehr als eine von der Sozialstruktur abhängige Variable, sondern als ein zentraler Faktor in sozialen, politischen und ökonomischen Prozessen betrachtet.“ Vor allem die weltweite Produktion, Zirkulation und Rezeption von Zeichen und Bildern hat, so Jörg Helbig, zu einer „kulturellen Revolution“ geführt. Lange Zeit analysierten Geistes- und KulturwissenschaftlerInnen fast ausschließlich Texte. Nun werden auch Bilder daraufhin untersucht, wie sie eigenständig Bedeutungen in kulturellen und sozialen Kontexten vermitteln. „Ins Zentrum der Betrachtung rückt die kulturelle Konstruktion des Visuellen“, fasst Brigitte Hipfl zusammen. Dabei geht es den ForscherInnen nicht nur um den visuellen Charakter von Kunstwerken wie Gemälden oder avancierten Filmen, sondern auch und vor allem um die Bilder des Fernsehens, der Werbung oder der Computerspiele, die das Alltagsleben durchdringen und Identität mitbestimmen. Insbesondere interaktive visuelle Medien wie das Internet, Handy-Applikationen oder Videogames stellen neue Herausforderungen dar, deren Möglichkeiten zunehmend erforscht werden. Das Forschungsthema „Visuelle Kultur“ wird bereits seit 2005 vom Arbeitskreis Visuelle Kultur koordiniert. Als fachübergreifender Forschungscluster ist es in den letzten Jahren gelungen, Forschungsschwerpunkte und praxisrelevante Lehrangebote zu bündeln und dabei – im Sinne der zentralen Philosophie der Transdisziplinarität – auch Fächer aus anderen Fakultäten einzubinden. Neben Ringvorlesungen und Gastvorträgen sind in den letzten Jahren mehrere Publikationen aus der Forschungsarbeit hervorgegangen. Inhaltlich befassen sich die ForscherInnen mit den Schwerpunkten „Film- und Fernsehforschung“, „Digitale Kultur und Game Studies“ sowie „Medienphilosophie“. In vielen Bereichen wird eng mit künstlerischen Beiträgen kooperiert. Ein diesbezügliches Highlight ist das europaweite Projekt „PERFORMIGRATIONS - People Are the Territory“, in dem eine interaktive Online-Plattform sowie eine performative Kunstinstallation zu Themen der Mobilität von Menschen und Kulturen in der zunehmend durch Medien vernetzten Gegenwart entwickelt wurden (siehe S. 31). In Zukunft möchte man, so die KoordinatorInnen, noch verstärkt auf die Einwerbung von Drittmittelprojekten setzen und die bisherigen Stärken in die Entwicklung von neuen Masterstudiengängen einbringen. Herzog „AM ENDE IST ES DOCH EIN KÖRPER, DURCH DEN SICH ETWAS DENKT“ „Korporale Perfomanz – Generating Bodies“, so der Titel eines FWF-Projekts, das am Institut für Philosophie durchgeführt wurde. Im Kern beschäftigt sich das Projekt mit den Beziehungen von Körper und Geist: Während man üblicherweise hinter der Philosophie eine rein geistige Angelegenheit vermutet, konnten die ForscherInnen und KünstlerInnen zeigen, dass das eine eng mit dem anderen zusammenspielt. Wie „die prekäre Rolle des Körpers im Vollzug wissenschaftlicher Praktiken gesehen werden kann“, so die Projektleite12 rin für die AAU Alice Pechriggl, wurde unter anderem im Kontext des „überwältigend gut besuchten“ Forschungsfestivals „Philosophy On Stage#3“ im Wiener Haus Wittgenstein sichtbar. Auf einer theoretischen Ebene wurden die Erkenntnisse in drei Sammelbänden sichtbar: „Korporale Performanz“, „Wissen wir, was ein Körper vermag?“ und „Scores#4 On Adressing“. Im künstlerisch-experimentellen Teil des Projekts haben die ProtagonistInnen drei Art-Labs organisiert, in denen Lecture-Performances für das Forschungsfestival erarbeitet wurden. Weiteres: www.uni-klu.ac.at/fkuwi/inhalt/301.htm Das Titelzitat stammt von Marcus Steinweg aus einem Rückblick des „Standard“ auf die Veranstaltung. Unisono 2/2015 FORSCHUNG KLIMAWANDEL IN FILMEN: WAS MÜSSEN WIR FÜHLEN, UM ZU HANDELN Wenn man Gletscher schwinden, Meerespegel steigen und fruchtbares Land vertrocknen sieht, wird so manchem angst und bange. Doch können Filme tatsächlich Auslöser für Umdenken, und – viel wichtiger – ein verändertes Handeln sein? Brigitte +LSÀXQG$OH[D:HLNYRQ0RVVQHU antworten im Gespräch mit UNIsono zu den Ergebnissen einer Studie, die sie dazu durchgeführt haben. Können Filme zum Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit bewegen? Weik von Mossner: Das kommt stark auf den Film an. Wir haben in unserer Studie die Wirkung zweier Filme analysiert: „Chasing Ice“ aus den USA thematisiert den dramatischen Eisverlust in der Arktis, „PEAK“ aus Deutschland/ Italien setzt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Schigebiete in Österreich und Südtirol sowie mit dem Abschmelzen der Gletscher im Alpenraum auseinander. Beides sind Dokumentarfilme, sie erzählen ihre Geschichten aber völlig anders und unterscheiden sich auch in den Reaktionen. Inwiefern? Hipfl: „Chasing Ice“ ist ein sehr direkter Film. Er spricht die Notwendigkeit eines Umdenkens in Sachen Klimawandel direkt an: Über das leidenschaftliche Engagement des Fotografen James Balog, über überwältigende ästhetisierte Bilder, die ein Gefühl des Erhabenen vermitteln, sowie über Zeitrafferaufnahmen, die den Rückgang der Gletscher dokumentieren. Wie ist diese Form der Darstellung bei Ihrem Untersuchungspublikum angekommen? Hipfl: Unsere Befragten waren von den Bildern – der Schönheit des Eises, der Größe des Gletschers und dessen Fragilität und Vergänglichkeit – beeindruckt. Die Hauptfigur des Films, der Fotograf, wird als Verkörperung von Engagement, Übernahme von Verantwortung und bis an körperliche Grenzen gehendem Einsatz wahrgenommen. Manche sahen das positiv, einige andere lehnten die Stilisierung als Held ab. Unisono 2/2015 Inwiefern unterschied sich der andere Film? Weik von Mossner: „Peak“ arbeitet im Verhältnis dazu viel subtiler, vermeidet jegliche Wertung oder eindeutige Botschaft und zwingt die ZuschauerInnen mit langen Einstellungen, auf Aspekte unseres Alltags zu schauen, die auf den ersten Blick nicht spektakulär, sondern geradezu langweilig erscheinen. Titel der Studie: Zur „affektiven Arbeit“ von Klimawandel-Filmen. Eine explorative Studie zur gesellschaftlichen Relevanz von Filmen zum Thema Nachhaltigkeit Team: Brigitte Hipfl, Alexa Weik von Mossner, Tonia Walder Förderung: Forschungsrat der AAU Welche Gefühle löste er aus? Weik von Mossner: Wir haben in unserer Studie drei verschiedene Gruppen – darunter zwei Studierendengruppen – mit den Filmen konfrontiert und danach Fragebögen ausgeteilt bzw. Kleingruppendiskussionen aufgezeichnet. Insbesondere bei den Studierenden kam der Film nicht gut an. Er wurde als langweilig und langsam eingestuft; nur wenige sprachen davon, vom Film emotional berührt worden zu sein. Das hat wahrscheinlich mit den Filmerfahrungen dieser Gruppe zu tun. Alexa Weik von Mossner ist Assistenzprofessorin am Institut für Anglistik. Derzeit ist sie mit einem Stipendium für fortgeschrittene Forschende des Schweizerischen Nationalfonds für ein Jahr an der University of California, Los Angeles (UCLA), um ihr Projekt „Troubling Futures: Emotion, Risk, and Ecology in American Popular Culture” abzuschließen. Das direkte Bilderfeuerwerk mit Heldengeschichte oder die langsam erzählte Gedankenanregung – was führt dazu, dass Menschen umdenken? Hipfl: Das kann man weder vom einen noch vom anderen so direkt sagen. Bei „Chasing Ice“ ist die Erfahrung des Erhabenen etwas, das so überwältigend sein kann, dass es keine Handlungsimpulse auslöst. Andererseits könnte das leidenschaftliche Engagement des Filmhelden auffordernden Charakter haben. Bei „Peak“ wissen viele nicht, was mit dem Film anzufangen ist. Andererseits zeigt sich das Gefühl von Fatalismus, das heißt, zwar zu wissen, dass die Industrialisierung die Bergwelt zerstört und ausbeutet, aber gleichzeitig auch die damit verknüpften Vorteile, wie beispielsweise den Gletscherschilauf, in Anspruch zu nehmen. Diese Gefühlsstruktur entspricht in vielem der Gefühlsstruktur, die gegenwärtig im Hinblick auf Klimawandel existiert, und trägt nicht dazu bei, selbst aktiv zu werden. FILMPRODUKTION: PLAY THE GAME %ULJLWWH+LSÀLVWDXHURUGHQWOLFKH Professorin am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft. Genre: Mystery-Thriller Sprache: mehrsprachig Länge: 30 Minuten Regie & Drehbuch: Jörg Helbig Crew (Kamera, Ton, Beleuchtung, Schnitt): Studierende der Anglistik Darsteller: u. a. Ursula Posratschnig, Carmen Amerstorfer, Angela Fabris, Arno Rußegger Musik: u. a. Werner Delanoy 13 FORSCHUNG ENTREPRENEURSHIP IM FOKUS Instrumente und Mechanismen zur Unterstützung von UnternehmerInnen, potenziellen UnternehmerInnen sowie Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) sind das Ziel der Arbeiten im Forschungscluster „Unternehmertum“. 99 Prozent aller Unternehmen in der Europäischen Union sind Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU); insgesamt gibt es 23 Millionen KMU in der EU. Die Förderung des innovativen Unternehmertums ist von besonderem Interesse, da es als eine der Triebfedern für Innovation, wirtschaftliches Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung sowie soziale Integration gesehen wird. „Forschung über ‚Unternehmertum‘ bezieht sich auf unterschiedliche Bereiche, nämlich zunächst auf personale Akteure wie UnternehmerInnen und Teams einerseits und andererseits auf Wirtschaftsorganisationen wie Unternehmen, Inkubatoren oder regionale Cluster. Wir versuchen deren soziale, technologische und ökonomische Chancen unter strukturellen Gesichtspunkten von Kontinuität und Diskontinuität zu untersuchen“, erklärt Koordinator Dieter Bögenhold. Die dafür angelegten Perspektiven können vielgestaltig sein: historisch, betriebswirtschaftlich, soziologisch, geographisch, rechtsinstitutionell, kulturbezogen, technologiespezifisch, arbeitsmarkt- und sozialpolitisch oder evulationsökonomisch. „In Bezug auf Entrepreneurshipforschung sind derzeit an der AAU nicht nur zahlreiche Kompetenzen in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vorhanden, sondern es können auch fakultätsübergreifende Synergien und Kooperationsbestrebungen schnell identifiziert werden“, so Erich Schwarz, der gemeinsam mit Dieter Bögenhold den Forschungscluster koordiniert. Neben den wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Fächern kann auch die Soziologie mit Beiträgen zur Arbeitsmarkt- bis Gründungsforschung, von Opportunity- und Marktforschung bis zu Spezialthemen wie „female“ oder „ethnic“ Entrepreneurship, von Konkurrenz bis Kooperation und Teamgründungen, von Netzwer- VERÄNDERT DER 3D-DRUCK GANZE WIRTSCHAFTSZWEIGE? Die Technologie des 3D-Drucks ist bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil in technischen als auch medizinischen Forschungsfeldern. „Von Seiten der Entrepreneurshipforschung ist dieses Thema hingegen noch beinahe unberührt. Das kann durchaus als Paradoxon angesehen werden, wird dem 3D-Druck doch großes Potenzial nachgesagt, eine so genannte disruptive Innovation zu sein und ganze Wirtschaftszweige zu verändern“, erklärt Patrick Holzmann (Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung), der gemeinsam mit Erich Schwarz und Robert Brei14 tenecker eine empirische Untersuchung von jungen Unternehmen in der 3D-Druck-Industrie durchführt. Im Wesentlichen geht es den Forschern darum herauszufinden, welche Geschäftsmodelle die Unternehmen einsetzen. Gerade bei (potenziell) disruptiven Technologien ist die Wahl eines Modells aufgrund fehlender Erfahrungswerte mitunter diffizil. Insgesamt werden sie 300 Unternehmen weltweit in Hinblick auf Nutzenversprechen, Wertschöpfungsarchitektur und Ertragsmechanik untersuchen. ken bis zu weiteren sozialen Qualifikationen zur Weiterentwicklung dieses Forschungsthemas beitragen. Die Universität verfügt mit „build!“ über einen Inkubator für innovative und wachstumsorientierte Gründungsvorhaben. Außerdem wurde zuletzt beispielsweise in Kooperation mit der Universität Maribor sowie dem Innovationszentrum in Udine eine Studie zu „Spin Offs“ in der Alpen-AdriaRegion durchgeführt. UNSICHER, ABER ZUFRIEDEN Andrea Klinglmair und Dieter Bögenhold haben die Motive, Arbeitsmuster, Zufriedenheit und Zukunftsperspektiven von FreiberuflerInnen in Österreich untersucht. Wie viele so genannte FreiberuflerInnen gibt es denn hierzulande? Mehr als die Hälfte aller Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind EinPersonen-Unternehmen, das heißt Einzelunternehmen und GmbHs ohne unselbstständig Beschäftigte. In Kärnten sind es 55,6 Prozent, in Österreich 57,3 Prozent. Ist die Zahl im Steigen begriffen? Ja, in Kärnten ist sie seit 2008 um 30,8 Prozent angestiegen; allein im Jahr 2013 betrug das Wachstum 9,5 Prozent, Tendenz steigend. Sie haben diese EinzelunternehmerInnen nach ihren Motiven gefragt. Warum gehen so viele in die Selbstständigkeit? Mehr Eigenverantwortung, persönliche Entfaltung und flexible Arbeitszeiten locken viele in die Selbstständigkeit. Unisono 2/2015 FORSCHUNG Die Gründe für den Ausstieg aus gegründeten Unternehmen sind, so die StudienautorInnen Zulaicha Parastuty, Robert Breitenecker und Erich Schwarz (Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung), vielfältig und setzen sich aus persönlichen und firmenbezogenen Gründen zusammen. Besonders Ausstiege aus Firmen, die noch sehr jung sind, begründen sich dadurch, dass sich den UnternehmerInnen andere berufliche Optionen boten, die sie nunmehr verfolgen wollen. Dahinter stehen häufig eine sinkende Leidenschaft für das Unternehmen und der Druck, verbunden mit hohen Risiken, die eingegangen werden sollten. Firmenbezogene Gründe finden sich häufig in Bezug auf das Produkt, den Markt, die Organisation, das Finanzielle und die Strategie. „Interessanterweise geben einige UnternehmerInnen an, nicht genug Erfahrung im Umgang mit den Problemen zu haben. BeispielsWorin liegen die Stolpersteine? Die Akquirierung von Kundinnen und Kunden, Finanzielles und die Vermarktung stellen die größten Problemfelder für unsere Befragten dar. Darüber hinaus werden das unsichere Einkommen, die Notwendigkeit, ständig verfügbar zu sein, und der hohe zeitliche Aufwand als Nachteile empfunden. Selbstständige verdienen im Mittel weniger und sind verstärkt von Armut und finanzieller Deprivation betroffen. Puch Dieter Bögenhold ist Institutsvorstand des Instituts für Soziologie.. Sind solche Selbstständige also tendenziell unzufriedener? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Trotz dieser Probleme weisen sie im VerUnisono 2/2015 Ausstiegs: Eine empirische Untersuchung zur Analyse, warum und wie junge UnternehmerInnen aus ihrem Unternehmen aussteigen“ wurde von der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse, der Wirtschaftskammer Kärnten, dem Verein zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften und der Gehringstiftung unterstützt. ARBEITEN UNTER EINEM DACH: COWORKINGSPACES weise haben sie die Komplexität des Marktes unterschätzt, den sie aber bereits vor der Firmengründung kannten“, erläutert Zulaicha Parastuty. Der Ausstieg endet meist im Verkauf der Anteile an Partner, die Firmenauflösung oder den Wechsel zu einem (oft auch selbst neu gegründeten) anderen Unternehmen. Die Studie mit dem Titel „Wege des Die Digitalisierung der Wirtschaft führt dazu, dass sich Arbeitsverhältnisse und die Organisation von Arbeit stark verändern. Eine solche Innovation sind Coworking-Spaces, eine neue Art von Gemeinschaftsbüros, in denen neben der Bereitstellung eines Arbeitsplatzes und der Infrastruktur wie Internet oder Drucker auch die Bildung einer Coworking-Community von Bedeutung sein kann. gleich zu den unselbstständig Erwerbstätigen eine höhere Arbeitszufriedenheit auf. Dies ist auf Faktoren wie mehr Selbstbestimmung, fehlende Hierarchien, flexiblere Arbeitszeiten und interessantere Jobs zurückzuführen. Besonders zufrieden sind weibliche Einzelunternehmerinnen und jüngere EPUs. Ist die Selbstständigkeit nicht auch oft ein Weg aus der Erwerbsarbeitslosigkeit? Ja, rund ein Viertel der Befragten haben den Weg in die Selbstständigkeit aus diesen Gründen gewählt. Diese UnternehmerInnen sind, so zeigen unsere Ergebnisse, mit ihrer beruflichen Situation vergleichsweise unzufriedener, generieren niedrigere Löhne und blicken pessimistischer in die Zukunft. Projekttitel: Freiberufliche Tätigkeit im Bereich neuer Medien in Österreich: Ein Beitrag zu einer international-vergleichenden Untersuchung. Eine empirische Studie über Motivation, Arbeitsmuster, Zufriedenheit und Zukunftsperspektiven von Freiberuflern. Laufzeit: 2013-2015 Förderung: Privatstiftung der Kärntner Sparkasse Michael Knapp und Dieter Bögenhold (Institut für Soziologie) untersuchen in einem Projekt, gefördert vom Forschungsrat der AAU und vom Verein zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften, welche Bedeutung Coworking-Spaces für die Arbeit von selbstständig Erwerbstätigen haben können. „Wir wollen zum Beispiel herausfinden, ob Coworking-Spaces ein Umfeld bieten, in dem neues Wissen und Innovation produziert werden. Wir fragen uns auch: Entstehen in diesen Büros reale Kooperationen in Bezug auf gemeinsame Projekte oder arbeiten die Coworker zwar zusammen, aber letztlich doch alleine?“, erläutert Michael Knapp. Die Studie begann Anfang 2015, mit ersten Ergebnissen ist in der zweiten Hälfte von 2015 zu rechnen. 15 newb1 Fotolia AUSWEGE: WARUM STEIGEN JUNGUNTERNEHMERINNEN AUS FORSCHUNG TECHNIK FÜR MENSCHEN Der Forschungscluster „Human Centered Computing and Design“ fokussiert auf die stärkere Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse bei der Entwicklung von Technik und anderen Produkten. „Der Forschungscluster verbindet Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Disziplinen, deren gemeinsames Interesse es ist, auf Basis eines breiten Spektrums an wissenschaftlichen Zugängen technische Produkte und andere Artefakte des täglichen Lebens so zu gestalten, dass sie den Anforderungen, Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen entsprechen“, erläutert einer der Koordinatoren, Gerhard Leitner, dessen wissenschaftlicher Hintergrund die Psychologie ist. Das dahinter stehende Grundproblem sieht sein Kollege, der Informatiker Da- vid Ahlström, wie folgt: „Die Probleme im Umgang – vor allem mit konventioneller – Technik sind oft das Resultat eines zu eingeschränkten Fokus bei deren Entwicklung und Gestaltung. Vielfach wird mehr Aufwand in technische Details und Funktionsvielfalt als in Bedürfnisorientierung, bessere Verständlichkeit und einfache, nachvollziehbare Bedienungsabläufe investiert.“ Daher möchte man, so die Koordinatoren, durch eine stärker interdisziplinäre Herangehensweise, beispielsweise durch das Hereinholen psychologischer, soziologischer oder linguistischer Expertise, den Fokus erweitern. In Zukunft will man sich unter anderem darauf konzentrieren, Forschungsaktivitäten mit einer Plattform zu unterstützen, die im weitesten Sinne auf der Durchführung von Interaktionsstudien und -experimenten basieren. Solche Studien werden zum Beispiel in den Fächern Psychologie, Soziologie, Betriebswirtschaft, Informatik und Didaktik durchgeführt. Die Plattform ist in einer ersten Ausbaustufe bereits vorhanden. Mittelfristig geht es den Koordinatoren auch darum, zur vermehrten inter- und transdisziplinären Nutzung vorhandener Forschungsinfrastruktur und speziellen Equipments beizutragen: Geräte für Eyetracking, Biofeedback, Videobearbeitung oder standardisierte Befragungs- und Testinstrumente könnten zentral zur Verfügung gestellt und mit deren Nutzung nicht vertraute Personen durch die am Cluster beteiligten ExpertInnen unterstützt werden. TECHNIK ERMÖGLICHT ALTWERDEN ZUHAUSE Eine der wichtigsten AAL-Funktionen Tageszeit, gemeinsamen Auftretens mit anderen Ereignissen und Ähnliches analysieren. ist für die ForscherInnen die Erhöhung der Sicherheit für Leib und Leben durch Aktivitätsanalyse bzw. die Analyse signifikanter Aktivitäts-Abweichungen. Im Alltag der Seniorinnen und Senioren bedeutet dies, dass in den teilnehmenden Haushalten derzeit pro Haushalt ca. acht Komponenten verbaut wurden, die über vier Jahre hinweg insgesamt rund 2,5 Millionen Aktivitätsdaten gesammelt haben. Das sind unter anderem das Einschalten des Herdes, das Vorbeigehen an einem Bewegungsmelder oder das Öffnen einer Tür. Leitner erklärt dazu: „Dies ergibt eine durchschnittliche Anzahl von vier Ereignissen pro Stunde. Wenn nun ein Bewohner nicht zur üblichen Zeit seinen Kaffee kocht, wird das System „hellhörig“ und schlägt bei weiteren Abweichungen Alarm und informiert die Angehörigen. Somit sollten die Fälle von stunden- bzw. tagelang in ihren Wohnungen auf Hilfe wartenden Personen verringert werden können.“ Damit das System auch adäquat reagiert, werden entsprechende Auswertungsalgorithmen eingesetzt, die zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit einer Aktivität hinsichtlich Regelmäßigkeit, Neben solchen automatisch arbeitenden Funktionen setzen die ForscherInnen auf Technologien, die die aktive Kommunikation mit Angehörigen oder den Lebenskomfort verbessern. Das sind beispielsweise eine vereinfachte E-MailKommunikation, lokale Wettervorhersagen oder personalisierte Nachrichten. Die Technik wird dabei sensibel zum Einsatz gebracht, damit gewohnte Abläufe nicht verändert oder gestört werden. „Mit unserem System ist es nicht notwendig, dass aus technischer Sicht veraltete, den TeilnehmerInnen aber vertraute bzw. lieb gewordene Geräte weggeworfen werden. Auch ein dreißig Jahre alter Herd kann in AAL-Funktionen integriert werden“, erläutert Leitner. Alt werden zuhause, das ist der Wunsch vieler. Verbunden ist der :XQVFK KlX¿J PLW YLHOHQ +HUDXVforderungen in Bezug auf Sicherheit, Komfort und Kommunikation, insbesondere am Land, wo viele ältere Menschen alleine leben. Genau hier setzen Ambient-AssistedLiving-Technologien (AAL) an, wie sie unter anderem im Projekt „Casa Vecchia“ am Institut für InformatikSysteme entwickelt werden. leremy Fotolia In 23 unterschiedlichen Wohnumgebungen von allein oder als Paar lebenden Seniorinnen und Senioren ist das System „Casa Vecchia“ bereits installiert und an die Bedürfnisse der BewohnerInnen angepasst. „Die Bandbreite der Installationsorte geht dabei von einem mehr als dreihundert Jahre alten Bauernhof, über Einfamilienhäuser aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, Wohnungen in Mehrparteienhäusern, bis zu einem Niedrigenergiehaus neuester Bauart und einem vollständig energieautark mit Photovoltaik betriebenen Reiterhof“, erklärt Projektleiter Gerhard Leitner. 16 Projekttitel: Casa Vecchia (Carinthian Association of Smart Ambience – Venue Enabling Collaboration and Communication in the accostumed home to support Independent Aging) Laufzeit: 2012−2014 (zzgl. Vorgängerprojekten) Förderung: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) FORSCHUNG TECHNISCHER SOUFFLEUR MIT DEM EIGENEN WISSEN Der technische Fortschritt hält in vielen Gebieten unseres Lebens Einzug. Obwohl sich viele Alltagshandlungen dadurch vereinfacht haben, wird die Bedienung und Handhabung von technischen Errungenschaften immer komplizierter. Projektmitarbeiterin Judith Michael (Institut für Angewandte Informatik) nennt Beispiele: „Schon das Entkalken eines Kaffeevollautomaten setzt ein gewisses Wissen der richtigen Reihenfolge der Tasten voraus, die selten als logisch erscheint. Ganz zu schweigen von der Programmierung eines DVD-Players oder Videorekorders, der zur gegebenen Zeit die Lieblingsserie aufnehmen soll. Allein die Auswahl der richtigen Fernbedienung ist schwierig.“ Die im Projekt HBMS (Human Behavior Monitoring and Support, 2011−2014) entwickelten Anwendungen können bei der Bedienung von elektronischen Geräten und der Durchführung elektronischer Geschäftsprozesse hilfreich sein und Unterstützung bieten. „Wenn ich nur wüsste, wie ich das damals gemacht habe“, ist ein häufig empfundener Wunsch insbesondere älterer Menschen. Mit HBMS soll ein persönlicher „Souffleur“ zur Seite gestellt werden. Die Forscherinnen und Forscher möchten so genanntes episodisches Wissen, also Handlungswissen, in einem Modell abbilden, damit vor dem Vergessen schützen und bei Bedarf für die betreffende Person wieder zugänglich machen. Konkret funktioniert das, indem eine Person ihr Verhalten mit Hilfe eines Programms Schritt-für-Schritt abbilden, also modellieren kann. Damit „lernt“ das System das Verhalten der jeweiligen Person und kann später unterstützen. Längerfristig wird die Abfolge der individuellen Handlungsschritte vorab mit Sensoren beobachtet und in dem System gespeichert. Das Projekt wurde 2011 bis 2014 durchgeführt, das Nachfolgeprojekt HBMS II läuft von 2015 bis 2016. Projekttitel: Human Behavior Monitoring and Support (HBMS). Laufzeit: 2011−2014 Förderung: Klaus Tschira Stiftung FAST GLEICHZEITIG: WIE LANGE DARF DAS „FAST“ SEIN? Multimedia-Anwendungen wie Fernsehen oder Computerspiele kann man mittlerweile gemeinsam konsumieren, ohne sich am selben Ort aufzuhalten. Man sieht am eigenen Gerät fern oder spielt, gleichzeitig kommuniziert man in Echtzeit miteinander. Doch die Echt-Zeit in der Übertragung des Bildes ist nicht immer ganz synchron, wie Christian Timmerer (Institut für Informationstechnologie) erklärt. Ihnen geht es um das Multimedia-Erlebnis. Was verstehen Sie darunter? Timmerer: Wir untersuchen in verschiedenen Projekten die so genannte „Quality of Experience“. Demnach ist eine Innovation im Bereich der Multimedia-Kommunikation nur dann erfolgreich, wenn sie vom Nutzer auch als qualitätsvoll erlebt wird. Die entsprechenden Evaluationen sind jedoch noch sehr aufwendig. Ein neuer Ansatz ist eine crowdsourcing-basierte Eva- luation, die mehr Benutzer und damit Daten einbinden kann. Und das Multimedia-Erlebnis kann eingeschränkt sein, wenn an den verschiedenen Standorten nicht ganz gleichzeitig das Gleiche am Bildschirm zu sehen ist? Timmerer: Ja, beispielsweise beim gemeinsamen Fernsehen ist Synchronität entscheidend, wenn der Jubel über ein Fußballtor bei dem einen schneller einsetzt als bei dem anderen. In einer aktuellen Untersuchung nahmen wir die Wirkung der Asynchronität bei einem Reaktionsspiel am Computer unter die Lupe. Wir untersuchten die generelle „Quality of Experience“, das Gemeinschaftsgefühl, die Fairness und den Ärger beim Spielen. Zum Einsatz kam die so genannte „Inter-Destination Multimedia Synchronization (IDMS)“, die das Werkzeug der Wahl ist, um Nutzerinnen und Nutzern ein hochqualitatives Multimediaerlebnis zu ermöglichen. Zu welchem Ergebnis kamen Sie? Rainer: Kurz gesagt: Eine Sekunde Verzögerung ist schon zu viel. Und im Detail? Rainer: Wenn die Asynchronität über 750 Millisekunden liegt, sinkt die allgemeine „Quality of Experience“. Gleichzeitig konnten wir zeigen, dass Asynchronität auf einem Level von 400 Millisekunden keine signifikanten Verschlechterungen für die Erlebnisqualität hat. Christian Timmerer und Benjamin Rainer lehren und forschen am Institut für Informationstechnologie. 17 FORSCHUNG VIELFALT IN DER BILDUNGSFORSCHUNG Der Forschungscluster „Bildungsforschung“ schreibt die zentrale Gründungsidee der Alpen-Adria-Universität, Bildung zu erforschen, zu gestalten und zu fördern, fort. Seine Inhalte sind dementsprechend vielfältig. „Wissensgesellschaften mit den Ansprüchen von Partizipation und Inklusion möglichst aller Mitglieder benötigen für die Erreichung dieser demokratiepolitischen Ziele umfassendes Wissen über die effektive Planung, Gestaltung und Umsetzung von Bildungsprozessen und –umgebungen im weitesten Sinn. Der Forschungscluster Bildungsforschung wird von diesem Gedanken getragen“, erklärt Koordinatorin Margit Böck. Ziele bildungswissenschaftlicher Forschung an der Alpen-Adria-Universität seien demnach Erkenntnisgewinne zu individuellen, sozialen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und Möglichkeiten, diese im Sinne von Chancengerechtigkeit mitzugestalten. puckillustrations Fotolia Die an der Alpen-Adria-Universität beforschten Themenfelder sind sehr breit gestreut: Democratic Citizenship, Individualität, Diversität, Interkulturalität, Gender, Mehrsprachigkeit, demographischer Wandel, Inklusion, Kompetenzen und Qualifikationen, Lebenslanges Lernen, Aus- und Fortbildung von PädagogInnen und Lehrenden, Hochschulentwicklung, Wissensgesellschaft und Wissenschaftskommunikation. Böck betont dazu: „Angesichts der anstehenden Reformen im Bildungswesen ist nicht zuletzt die Forschung zu Qualität von Schule und Unterricht sowie Fachdidaktiken und LehrerInnenbildung ein wichtiger Punkt.“ Ein besonderes Anliegen für den Forschungscluster ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Daher wurde 2013 und 2014 jeweils ein Förderpreis für Bildungsforschung ausgeschrieben und vergeben. Ziel des Preises ist, dass eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von NachwuchswissenschaftlerInnen einen Forschungsantrag entwickelt, der beim FWF, dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank oder einer anderen Forschungsförderungsinstitution eingereicht wird. Das 2014 prämierte Projekt mit dem Titel 18 „Erinnerungsgemeinschaften in Kärnten. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Jugendlichen“ konnte bereits umfassende hochkompetitive Drittmittel einwerben (siehe Text zum Projekt). Der Forschungscluster veranstaltete im Sommersemester 2015 eine Ringvorlesung zum Thema „Empirische Zugänge zu Bildungsprozessen“, für die auch international renommierte KollegInnen gewonnen werden konnten. VORLESESCHULALTER Frau Mitterer, warum lieben Kinder das Vorlesen? Es eröffnet utopische Räume des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens; sowohl wenn Kinder Bekanntes und Gefälliges vorgelesen bekommen, das sie gierig und lustvoll konsumieren, als auch wenn sie Fremdes in den Texten erkennen, das ihnen den Blick auf neue Welten eröffnet. Wofür interessieren Sie sich in Ihrer Forschung? WER IST FÜR BILDUNG ZUSTÄNDIG? Eine Forschungsgruppe arbeitet daran, wie man verteilte Systeme entwickeln und funktionstüchtig halten kann. Wer ist nun zuständig für die Bildung: Schule oder Familie? Und wer arbeitet wem zu? Die Schule der familialen Bildung oder die Familie der schulischen Bildung? Ulrike Loch (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) hat im Rahmen der Ringvorlesung „Empirische Zugänge zu Bildungsprozessen“ bisher wenig bearbeitete Forschungsfragen zur „Familialen Bildung“ aufgeworfen. Sie stellt dabei fest, dass es eine Dominanz der Schulorientierung im Diskurs über familiale Bildung gibt. „Familie und Schulerfolg werden im aktuellen Diskurs über Familie untrennbar miteinander verbunden“, erklärt sie. Die umgekehrte Frage, was leistet Schule zur Unterstützung familialer Bildungsprozesse, stehe zugleich außerhalb der Diskussion. Der in Familien hineinwirkende Bildungsbegriff sei daher vor allem formal geprägt: „Schule ist in der Gegenwartsgesellschaft die Instanz, die über ihre Zeugnisse indirekt auch familiale Bildungsprozesse anerkennt oder Anerkennung verweigert.“ Die in Familien stattfindenden Bildungsprozesse werden als informelle Bildung bezeichnet. Die „lebensweltliche Grundbildung“ wie soziale und kulturelle Praxen (u. a. Kommunika- tion, soziales Handeln, Beziehungsgestaltung) und unser alltagskulturelles, praktisches Wissen (wie Problemlösungskompetenzen), auf welche formale Bildung aufbaut, eignen wir uns vorwiegend in Familien an. Ulrike Loch plädiert für eine intensivere Auseinandersetzung mit den familialen (insbesondere generationenübergreifenden) Bildungsprozessen. WIE WIRKSAM IST FORTBILDUNG? Die Wirkungskette scheint einfach: Man bildet Lehrerinnen und Lehrer fort, um am Ende bessere Schülerleistungen zu erhalten. „In Wahrheit ist die Wirkungskette aber viel länger und komplexer“, erläutert Stefan Zehetmeier (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung), der zu „Nachhaltigen Wirkungen von Lehrerfortbildungen“ kürzlich habilitiert hat. Er hat Lehrkräfte und deren Umfeld über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren immer wieder befragt. Grundsätzlich gelte es zu hinterfragen, welche Wirkungen man erreichen möchte: Möchte man mehr Wissen, neue Werthaltungen oder veränderte Handlungen erreichen? Und wo muss man ansetzen, um auf den anderen Ebenen Weiterentwicklung zu erreichen? Zehetmeier erklärt dazu: „Die Modelle und Unisono 2/2015 FORSCHUNG BEGEISTERTE IM VOR- UND GRUNDWir wollen wissen, wie weitgehend ungesteuerte, von schulischen Vorgaben noch freie Zugänge zu Texten im Kleinkindalter aussehen. Das Gespräch über literarische Texte – Bilderbücher zuallererst – ist eine eigene Kultur, die etabliert, gestützt und gefördert werden muss. Bilderbüchern zu führen und sind dabei auf ein sehr positives Echo gestoßen. Zusätzliches Material haben wir im Rahmen einer empirischen Vorstudie gewonnen. Nun stehen Einzelinterviews mit den Kindern an. Mittelfristig wollen wir dazu ein Drittmittelprojekt einreichen. Nicola Mitterer (Institut für Deutschdidaktik) beschäftigt sich mit den Literarästhetischen Fähigkeiten im Vor- und Grundschulalter. Gibt es diese Kultur? Wir haben versucht, solche Gespräche mit Kindern von 3 bis 6 Jahren in einem Kindergarten zu ausgewählten ERINNERUNGSGEMEINSCHAFTEN IN KÄRNTEN Wie werden in Kärnten Erinnerungen an und Bildungswissen über die Zeit des Nationalsozialismus an die Enkelgeneration der ZeitzeugInnen weitergegeben? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines interdisziplinären Forschungsprojekts von Johannes Dafinger (Institut für Geschichtswissenschaft), Andreas Hudelist (Institut für Medien- und Kommunikationswissen- schaft, nun Deutschdidaktik), Samo Wakounig (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) sowie Mira Wagner und Daniel Wutti (Institut für Psychologie). DIE LEHRERTheorien zu dem Thema sind weder einheitlich noch generell anwendbar. In meinen Forschungen hat sich gezeigt, dass viel mehr Einflussfaktoren bei der Wirkungsanalyse beachtet werden müssen, als dies meist der Fall ist. In Fallstudien wurde aber dennoch offensichtlich, dass Lehrerfortbildung auf allen Ebenen nachhaltig wirksam sein kann.“ Die Annahme, aus dem Input Lehrerfortbildung kämen am Ende beispielsweise bessere PISA-Ergebnisse als Output heraus, sei für Zehetmeier aber zu kurz gegriffen. Unisono 2/2015 das öffentliche Erinnern in Kärnten? Dabei fokussiert die Forschungsgruppe unter anderem auf verschiedene Erinnerungsgemeinschaften wie Gedenkvereine und diesbezügliche Projekte, aber auch auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg an den Schulen in Kärnten. Von Interesse sind für sie auch die im Spannungsfeld zwischen öffentlicher und familiärer Erinnerung von Jugendlichen konsumierten, aber auch selbst erstellten Medien. Das Projekt gliedert sich in sechs Teile, die – großteils getrennt voneinander – vom Forschungscluster Bildungsforschung, der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus sowie dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert werden. Das spezielle Interesse der Forscherinnen und Forscher gilt – in einer Zeit, in der sich Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kaum noch und bald schon gar nicht mehr am Diskurs beteiligen (können) – jenen Jugendlichen, die als letzte mit den ZeitzeugInnen in Austausch treten können: Wie werden Erinnerungen weitergegeben? Auf welche Weise beeinflussen Jugendliche als Angehörige der Enkel- und Urenkelgeneration der ZeitzeugInnen des Zweiten Weltkriegs das private und 19 FORSCHUNG HERAUSFORDERUNG NACHHALTIGKEIT: GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN NOTWENDIG Nachhaltigkeitsforschung hat an der Alpen-Adria-Universität eine lange Tradition. Die vielen Beiträge werden nun im Forschungscluster „Nachhaltigkeit“ gebündelt. Der globale Klimawandel und die Knappheit von Energie- und Naturressourcen sind zwei der „Grand Challenges“, denen sich die Europäische Union stellt. „Wir teilen die Einschätzung des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltfragen der Deutschen Bundesregierung, dass eine ‚Große Transformation‘ in Produktion, Konsum und Lebensstil nötig ist, um diesen Herausforderungen zu begegnen“, so Koordinator Daniel Barben. „Eine solche Transformation kann nur durch gesellschaftliche Veränderungen zustande kommen, die nicht nur aus technischen, sondern auch aus sozialen Innovationen bestehen“, erklärt sein Kollege Karlheinz Erb. Nachhaltige Entwicklung, aufgefasst als regulative Idee einer umweltverträglichen, sozial gerechten und wirtschaftlich tragfähigen Entwicklung, ist ein international stark forciertes Forschungsthema. Interdisziplinarität ist nötig, um den Anforderungen an Nachhaltigkeitsforschung und die wissenschaftsgestützte Politikberatung gerecht zu werden. An allen Fakultäten der Alpen-AdriaUniversität, insbesondere an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, existieren bereits in zahlreichen Projekten und Publikationen ausgewiesene disziplinäre, interdisziplinäre und transdisziplinäre Kompetenzen in der Nachhaltigkeitsforschung. Günter Getzinger, ebenfalls im Koordinatorenteam des Clusters, führt dazu aus: „Für die AAU profilbildend und daher von besonderer Bedeutung sind die Beiträge der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zur Nachhaltigkeitsforschung, wenngleich auch beachtliche technikwissenschaftliche und rechtswissenschaftliche Beiträge geleistet werden.“ Die Schwerpunktfelder, in denen Forscherinnen und Forscher der AAU arbeiten, sind unter anderem: Energie, nachhaltige Landnutzung, nachhaltiger gesellschaftlicher Stoffwechsel und Naturestock Fotolia TSUNAMI-WIEDERAUFBAU: WER HILFT HIER EIGENTLICH WEM? Der Tsunami im Jahr 2004 zerstörte auf der Inselgruppe der Nikobaren beinahe alles. Nach der Soforthilfe folgte durch Hilfsorganisationen eine Art zweiter Tsunami, der den Konsum 20 von ursprünglich bescheidenem Ausmaß auf westliche Niveaus anschwellen ließ. Die indogene Bevölkerung wurde von einem Tag auf den anderen in eine neue, moderne Welt geschleudert. Eine Fortführung der modernen Konsummuster wird aus eigener Kraft nicht möglich sein. Mehrere Jahre lang begleitete der Filmemacher Raphael Barth (Golden Girls Filmproduktion) das Schicksal des Inselvolkes der Nikobaren und das ihnen gewidmete Forschungsprojekt des Instituts für Soziale Ökologie unter der Leitung von Simron Jit Singh. Gemeinsam mit den Betroffenen wurde die Planung, Umsetzung und Evaluation von Wiederaufbaumaßnahmen und die Formulierung von Entwicklungsoptionen für die indigene Bevölkerung erarbeitet. AFTERMATH -The Second Flood, www.aftermath-thesecondflood.net nachhaltige Ressourcenpolitik, interdisziplinäre Umweltberichterstattung, soziale und kulturelle Aspekte einer nachhaltigen Gesellschaft sowie Nachhaltigkeitsbildung. In diesen Bereichen existieren zahlreiche (hochkompetitiv eingeworbene) Drittmittelprojekte, darunter ein ERC-Grant, wissenschaftliche Publikationen in hochgerankten Journals sowie diverse „Science-to-Public“Leistungen, die auf regionale wie globale Innovations- und Lernprozesse abzielen. UNGESUNDER KLIMAWANDEL: IM JAHR 2065 BIS ZU 3.000 HITZETOTE IN ÖSTERREICH „Auf vielfältige Weise beeinflusst der Klimawandel unsere Gesundheit“, erklärt der Klimaforscher Willi Haas (Institut für Soziale Ökologie). Im Projekt „COIN – Cost of Inaction“ hat er mit KollegInnen den Einfluss von steigenden Temperaturen und Hitze auf Todesfälle in Österreich untersucht. Eine wesentliche Rolle spielen dabei jene Hitzeperioden, während derer an mindestens drei (Hitze-)Tagen hintereinander jeweils das Temperaturmaximum von mindestens 30 Grad Celsius erreicht oder überschritten wird. Zwischen 2003 und 2012 gab es in Österreich im Schnitt jährlich sechs in solcher Weise direkt aufeinander folgende Hitzetage. „Je nachdem, wie stark der Klimawandel in Österreich voranschreitet, könnte sich bis zum Zeitraum 2036 bis 2065 die jährliche Anzahl solcher Hitzetage in Österreich auf durchschnittlich acht bis 27 erhöhen“, erläutert Haas. Die Ergebnisse sind erschreckend: „Unter den Annahmen keiner weiteren Anpassungsmaßnahmen und eines starken Klimawandels werden zwischen 2016 und 2045 jährlich bis zu rund 1.200 Hitzetote in Österreich erwartet – zwischen 2036 und 2065 bis zu rund 3.000. Eine Abschätzung für extreme Hitzejahre des moderaten Klimaszenarios der Periode 2036−2065 ergibt eine Verdoppelung hitzebedingter Todesfälle“, führt Haas aus. Unisono 2/2015 FORSCHUNG 1 VON 3 HEKTAR ACKERLAND FÜR EU-KONSUM LIEGT AUSSERHALB DER EU Biomasseprodukte wie Nahrung, Textilfasern oder Bioenergie werden weltweit gehandelt. Damit einher geht eine Verschiebung des Drucks auf die Ökosysteme. Am Institut für Soziale Ökologie arbeitet man an einem besseren Verständnis der Dynamiken von Landnutzung. Herr Erb, Land wird nicht überall gleichermaßen intensiv genutzt. Wo wird besonders viel oder besonders wenig angebaut? Ein Beispiel ist die Europäische Union, eine Region, die weltweit zu den am intensivsten genutzten Regionen gehört. Allerdings nimmt nach einer Phase der extremen Steigerung die Landnutzungsintensität heutzutage kaum mehr zu – obwohl der Konsum nach wie vor steigt. Der Grund dafür ist, dass viele Güter vermehrt importiert werden. Ungefähr einer von drei Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, die die EUKonsumation abdeckt, liegt außerhalb der EU-Grenzen. Im Gegensatz dazu wird nur einer von zehn Hektar der EUFlächen für Exporte genutzt. Der Großteil kommt aus Lateinamerika. Was bedeutet das für Lateinamerika? Dort wächst der Druck auf die Ökosysteme. Insgesamt entstehen durch die Globalisierung engere Kopplungen zwischen den Kontinenten: So könnten zum Beispiel Restriktionen für die Agrarwirtschaft oder Veränderungen bei der Bioenergie-Nachfrage in Europa oder in den USA zu großflächigen Abholzungen in Lateinamerika oder im sub-saharischen Afrika führen. Uns geht es darum, Landnutzungsintensität und deren Veränderung darzustellen und Ursachen und Auswirkungen dieser Intensivierung zu erklären. (z. B. Dünger, Wasser), die Intensität des Outputs (z. B. Erträge) und die Konsequenzen für das Ökosystem, wie die Kohlenstoffspeicherung oder die Biodiversität. Es braucht also eine systematische Entwicklung von Indikatoren, die alle Dimensionen abdecken. Wie gehen Sie dabei vor? Viele unserer Untersuchungen haben eine historische Dimension. Diese erlaubt es uns, langfristige Veränderungen von sozialökologischen Systemen in Hinblick auf die Landnutzungsintensität zu untersuchen und so auch die angewandten Indikatoren zu hinterfragen. Pichler Karlheinz Erb forscht und lehrt am Institut für Soziale Ökologie. Wie misst man diese Effekte? Wir nutzen dafür unter anderem den Indikator „eHANPP“. Der Begriff steht für „embodied human appropriation of net primary production“. Mit diesem Wert lassen sich die Landnutzungseffekte auf den globalen sozialökologischen Biomassestoffwechsel berechnen und auf den Konsum von Produkten beziehen. Generell gibt es aber noch große Wissenslücken darüber, welche Mechanismen bei der Dynamik der Landnutzung zusammenwirken. So studieren wir die Entwicklungen der Intensität der Inputs Letztlich geht es Ihnen aber auch um ein Umdenken, oder? Das Verständnis für die komplexen räumlichen und zeitlichen Dynamiken von Gesellschaft-Natur-Interaktionen soll natürlich auch die Basis für Lösungen für problematische Entwicklungen darstellen. Letztlich geht es um einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft des Systems Erde. Projekttitel: LUISE – An integrated socioecological approach to land-use intensity: Analyzing and mapping biophysical stocks/flows and their socioeconomic drivers Laufzeit: 2010-2016 Förderung: EU-European Research Council (ERC), Starting Grant NEUER WIND AM ENERGIEMARKT: BÜRGERKRAFTWERKE ALS „GRASSROOT INNOVATION“ Selbst ist die Frau und der Mann: Immer häufiger gründen Privatpersonen gemeinschaftlich geführte Bürgerkraftwerke. Anna Schreuer (Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung) hat nun in ihrer Dissertation untersucht, wie sich diese Kraftwerke im Bereich der Windkraft und Photovoltaik in Deutschland und Österreich entwickeln und ausbreiten. „Mich hat besonders interessiert, ob die Verbreitung dieser Innovation einen Prozess der Ermächtigung darstellt und welche Konflikte mit der Unisono 2/2015 Ausbreitung von Bürgerkraftwerken einhergehen“, erklärt Schreuer. Obwohl Bürgerkraftwerksinitiativen viele Ressourcen mobilisieren konnten, stellt Schreuer drei Problemfelder fest, die die Interpretation der Ausbreitung der Kraftwerke als Ermächtigungsprozess einschränken: Fortwährende Abhängigkeitsverhältnisse, das Problem der Vereinnahmung sowie die Ermächtigung bereits privilegierter Akteure. Schließlich diskutiert sie drei Arten von Konflikten, die damit einhergehen: lokale Konflikte in Bezug auf einzelne Projekte, Konflikte zwischen etablierten Akteuren und Herausforderern im Energiesystem sowie Konflikte hinsichtlich der definierenden Merkmale von Bürgerkraftwerken. „Diese Konflikte können als Wettstreit um Ressourcen oder als Auseinandersetzung um deren Verwendungsweise verstanden werden“, so Schreuer. Basis für ihre Überlegungen ist die Theorie der Ressourcenmobilisierung aus dem Bereich der Theorie sozialer Bewegungen. 21 STUDIUM & LEHRE LEHRENDE VOR DEN VORHANG Jedes Semester haben Studierende die Möglichkeit, Feedback zu den Lehrveranstaltungen zu geben. Im letzten Semester wurden 800 Lehrende beurteilt und über 9.600 Fragebögen ausgefüllt. Für die Auswahl der Lehrenden werden neben der Bewertung der Studierenden auch Kriterien wie die Feedbackquote oder die Anzahl der Lehrveranstaltungen berücksichtigt. Drei Lehrende unterschiedlicher Fakultäten werden jeweils im UNIsono vorgestellt: Rachel Pole (Anglistik und Amerikanistik), Stefan Perner (Rechtswissenschaften) und Klaus Schöffmann (Informationstechnologie). PRAXIS ALS KERNELEMENT KONSTRUKTIVES FEEDBACK WERTSCHÄTZENDE DISKUSSIONEN Maurer Hoi Klaus Schöffmann Stefan Perner Rachel Pole „Ich versuche meine Lehre möglichst praxisnah zu gestalten und sehr aktuelle Themen zu behandeln“, sagt Klaus Schöffmann. Von Beginn an werden Erwartungen der Studierenden berücksichtigt und flexibel agiert. Die Entwicklung von mobilen Applikationen sowie technische Details verschiedenster Systeme in Form von Betriebssystemen, Peer-to-Peer, Videostreaming und mehr sind zentrale Bestandteile der Lehre und bilden damit eine ideale Brücke zwischen Praxis und Lehrveranstaltung. „In praktischen Kursen müssen die Studierenden zwar Lösungen zu Aufgaben präsentieren, es geht mir dabei aber mehr um die Diskussion des Lösungswegs als um eine vollständig richtige und fehlerlose Präsentation“, beschreibt Schöffmann. Die von KursteilnehmerInnen positiv aufgenommene Annäherung an solche Problemstellungen sorgt für Dynamik in den Gruppen. Sich selbst in Themen einarbeiten zu können, zu recherchieren und relevante Informationen richtig zu filtern, gepaart mit der notwendigen Kritik, sind zudem wesentliche Wegbegleiter, die vermittelt werden. „Für spezielle Veranstaltungen, wie etwa Interaktive Multimedia Anwendungen A, in der die Applikationsprogrammierung für Apple behandelt wird, wird die nötige Hardware vom Institut leihweise zur Verfügung gestellt“, lobt Schöffmann die Strukturen. „Das wird von den Studierenden sehr geschätzt.“ „Ich versuche einfach, Interesse für mein Fach in möglichst ungezwungener Atmosphäre zu vermitteln“, sagt Stefan Perner. Er nähert sich der Vielschichtigkeit des Privatrechts mit Humor, Leidenschaft und klar definiertem Fokus auf das Verständnis der Materie. Dabei wird auf unkomplizierte Vorgehensweisen ohne große formale Belastungen geachtet. Die ideale Balance zwischen Selbstständigkeit und Rückmeldung bildet eine tragende Säule in den Veranstaltungen des Lehrenden. „Ich bemühe mich vor allem um eine kollegiale Atmosphäre, die zu kritischem Denken und eigenständiger Beschäftigung mit dem Stoff anregt. Niemand soll Angst davor haben, eine Frage zu stellen.“ Konstruktives Feedback sowohl auf der Seite der Studierenden als auch gegenüber dem Kursleiter ist ein wichtiger Schlüssel. „Es ist Voraussetzung, um besser zu werden“, so Perner, dem seine „Rolle als Ausbildner“ sehr am Herzen liegt. Die eigene Begeisterung und den Enthusiasmus für das Fach auf die Studierenden zu übertragen, steht im Zentrum von Perners Überzeugungen. „Sollte am Ende einer Lehrveranstaltung das Interesse für das Fach geweckt oder gesteigert worden sein, ist es für mich ein erfolgreiches Semester“, ist sich der Lehrende sicher. „Bildung sehe ich als eine Art Reise“, sagt Rachel Pole. Gemeinsam mit den Studierenden unternimmt die Lehrende diesen „Weg der Sprache“ und achtet dabei stets auf Transparenz, gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Unterschiedliche Perspektiven, Argumente und individuelle Ansichten treffen in behutsam geführten Diskussionen aufeinander. „Eine gesunde Debatte, egal ob in mündlicher oder schriftlicher Form, ist eine der besten Sachen, die im Unterricht passieren können“, ist sich Pole sicher. Ihren eigenen Part sieht die Anglistin darin, dass sie die Teilnehmenden an den Kursen an die „Wichtigkeit von Neugier, Logik und das Respektieren gegenteiliger Meinungen“ erinnert. „Manchmal sind es genau die Argumente der gegnerischen Seite, von denen man am meisten lernen kann.“ Die Veranstaltungen sind geprägt von Verantwortung und dass die Studierenden eine solche für ihr eigenes Lernen übernehmen und in kreativen Output wandeln. „Die Studierenden arbeiten in Kleingruppen an der Erstellung einer Idee, zu der sie Hintergründe und Statistiken recherchiert haben, und anschließend erstellten sie zu ihrem Thema einen Podcast“, hebt Pole einen Kurs hervor. Neue Medien im Einsatz, der Raum für Entfaltung lässt und der Sprache auf ganz besondere Art und Weise begegnen. 22 Unisono 2/2015 STUDIUM & LEHRE GEMEINSAMES LEHRAMTSSTUDIUM STARTET AB HERBST Ab dem Wintersemester 2015/16 wird ein neu gestaltetes Lehramtsstudium für die Sekundarstufe an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Kärnten angeboten. Kärnten ist somit einer der österreichweiten Vorreiter. Vier Universitäten und vier Pädagogische Hochschulen in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland – kurz Entwicklungsverbund Süd-Ost – haben gemeinsam eine Ausbildung für die „Sekundarstufe Allgemeinbildung“ entwickelt. Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und die Pädagogische Hochschule Kärnten – Viktor Frankl Hochschule sind Mitglieder des Entwicklungsverbunds Süd-Ost. „An die 200 WissenschaftlerInnen und ExpertInnen haben seit Oktober 2013 gemeinsam an der Entwicklung neuer Lehramtsstudien gearbeitet. Ziel war es, die Kompetenzen beider Institutionstypen bestmöglich miteinander zu verknüpfen: die wissenschaftlichen Kompetenzen der Universitäten, die didaktischen und allgemeinpädagogischen Kompetenzen beider und die schulpraktischen Kompetenzen der PHs“, sagt Cristina Beretta, Vizerektorin für Lehre und Internationales der AAU. Gemeinsame akademische Ausbildung für alle LehrerInnen Die AbsolventInnen des Bachelorstudiums sind berechtigt, in den Neuen Mittelschulen, allgemeinbildenden höheren Schulen und den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen zu unterrichten. Für den dauerhaften Airport Stop Tickets Online .2 1.5 01 5 contrastwerkstatt_Fotolia Verbleib im Schuldienst ist jedoch der Abschluss eines Masterstudiums erforderlich. Für Marlies Krainz-Dürr, Rektorin der PH Kärnten, „endet somit in Österreich die paradoxe Situation, dass LehrerInnen, die SchülerInnen der gleichen Altersstufe nach wortidenten Lehrplänen unterrichten, unterschiedlich lang und mit unterschiedlichen akademischen Abschlüssen ausgebildet werden.“ Das Bachelorstudium hat den Umfang von acht Semestern und umfasst 240 ECTS-Anrechnungspunkte und schließt mit dem „Bachelor of Education“ (BEd) ab. Das weiterführende viersemestrige Masterstudium (120 ECTS) schließt mit dem „Master of Education“ (MAd) ab. Darüber hinaus ist eine einjährige Induktionsphase vorgesehen. Diese verpflichtende Induktionsphase kann wahlweise nach dem Bachelorstudium, berufsbegleitend zum Masterstudium oder nach dem Masterstudium absolviert werden. Vielfältiges Studienangebot Das Studienangebot für künftige LehrerInnen ist sehr breit. Es reicht von Sprachen, Geschichte, Geographie, Mathematik, Informatik bis Musik. Es sind jeweils zwei Unterrichtsfächer oder ein Unterrichtsfach und eine Spezialisierung für das Bachelorstudium Lehramt zu kombinieren. Anstelle des zweiten Unterrichtsfachs kann die Spezialisierung „Inklusive Pädagogik mit Fokus Behinderung“ gewählt werden. Diese Spezialisierung ist am Standort Klagenfurt ab 2016/17 geplant. Am Standort Klagenfurt können folgende Unterrichtsfächer gewählt werden: Deutsch; Englisch; Französisch; Slowenisch; Italienisch; Spanisch; Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung; Geographie und Wirtschaftskunde; Informatik; Mathematik und Musikerziehung. Ein weiteres Unterrichtsfach oder eine Spezialisierung kann an einer der im Entwicklungsverbund Süd-Ost teilnehmenden Institution studiert werden. Infos unter: www.lehramt-so.at. 4x täglich dnevno ab od € 10,10 Klagenfurt Klagenfurt Kirschentheuer Airport Bbf* Kranj AP* Aerodrom Ljubljana Ljubljana AP* * Bbf / AP > Busbahnhof / Avtobusna postaja Informationen & Reservierungen Informacije & rezervacije www.alpeadrialine.com info@alpeadrialine.com | +43 (0) 463 931 800 mit Unterstützung des Landes Kärnten 6SRGSRURGH{HOH.RURxNH eine Linie von Linija podjetja STUDIUM & LEHRE NEUES PEER REVIEW-VERFAHREN ZUR EVALUATION VON INSTITUTEN cenverteilung innerhalb der Universität könnte etwas deutlicher die hochwertige Forschung fördern bzw. anerkennen, so die Gutachter. Das Institut für Informationstechnologie ist das erste Institut an der AAU, das im Rahmen eines neu DGDSWLHUWHQ PHKUVWX¿JHQ (YDOXDWLonsverfahrens von externen Experten begutachtet wurde. Nach dem offiziellen Start des Peer Review-Verfahrens im November 2014 wurden im April die ersten Zwischenergebnisse von externen Gutachtern präsentiert. Die Gutachter sind international anerkannte Forscher aus dem Bereich der Multimediatechnik: Christian Breiteneder, Wolfgang Effelsberg und Carsten Griwodz. Die Gutachter hoben die hohe nationale und internationale Reputation des Instituts in der wissenschaftlichen Community hervor und empfahlen dem Institut, den zukunftsträchtigen Forschungsschwerpunkt im Bereich Multimediasysteme beizubehalten. Wolfgang Effelsberg lobte „die exzellente kollegiale Zusammenarbeit“ der Institutsmitglieder sowie die große Anzahl an hochwertigen Publikationen sowie an Drittmittelprojekten. Nachholbedarf gäbe es laut Carsten Griwodz bei der Mobilität der MitarbeiterInnen. Um Studierende Laszlo Böszörmenyi, Wolfgang Effelsberg, Carsten Griwodz, Christian Breiteneder, Clemens Heuberger, Hermann Hellwagner (v. l.) von anderen europäischen Universitäten anzusprechen, wäre es außerdem ratsam, das Masterstudium vollständig auf Englisch anzubieten. Hervorgestrichen wurde, dass sich die MitarbeiterInnen des Instituts sehr stark in der Lehre engagieren. Um allerdings die exzellente Position in der internationalen Forschung aufrechtzuerhalten, wäre es von Vorteil, wenn die Lehrbelastung reduziert werden könnte. Auch die Ressour- Die Institutsleitung zieht ein durchaus positives Resümee aus dem Verfahren. „Am Institut ist einiges in Bewegung, da wir in den letzten zwei Jahren drei Habilitationen durchgeführt haben. Wir müssen uns in gewisser Hinsicht also neu orientieren. Dazu bietet die Evaluierung eine gute Möglichkeit“, sagt Institutsvorstand Laszlo Böszörmenyi. MOBILITÄT IN DER LEHRE with the work of the department. So the invitation by the department was easy to accept. Den Alpen-Adria-Schwerpunkt der Universität unterstützt die Fakultät für Kulturwissenschaften mit einer dauerhaft eingerichteten AlpenAdria-Gastprofessur. In diesem Semester forscht und lehrt Marina *UåLQLüDP,QVWLWXWIU0HGLHQXQG Kommunikationswissenschaften. What are your links with this specific department? In the past I was invited to have a presentation of the videofilm Relations. This is a documentary video film about the 25 anniversary of the lesbian group ŠKUCLL and the lesbian movement in former Yugoslavia. This videofilm that works with oral history is important as it was done in an invigorated homophobic moment in Slovenian society and in the space of ex-Yugoslavia in 2012. The film includes the analysis of LGBTQ community within and with relation to politics, economics, culture, arts and legal institutional structures analysis of the movement in the EU after 2004. Therefore exists a connection with the topic of my course that is about global capitalism and the status of the formation of political subjectivity. Why have you accepted this professorship? The topic of my seminar is on “Biopolitics-Theory-Art-Community“ and will center on contemporary philosophy and aesthetics after modernism and towards a theory of technology, biopolitics/necropolitics, video technology and transfeminism in connection with decoloniality. This means that my work in philosophy, theory and arts derives from concrete theoretical practice and interventions and related cultures. This is connected 24 0DULQD*UåLQLüLVUHVHDUFKHUDWWKH,QVWLWXWH RI3KLORVRSK\DWWKH6FLHQWL¿FDQG5HVHDUFK Center of the Slovenian Academy of Science and Art in Ljubljana and at the Academy of Fine Arts in Vienna. What are your further plans? My plan is an intensive work on questions of emancipative politics through analysis of philosophical approaches and as well an intensive networking on the axes Ljubljana-Klagenfurt for developing future possibilities of exchange and as well drawing a line of connection to the Academy of Fine Arts in Vienna. Unisono 2/2015 STUDIUM & LEHRE NEUES MASTERSTUDIUM „INFORMATION AND COMMUNICATIONS ENGINEERING“ Im Wintersemester 2015/16 startet das englischsprachige Masterstudium mit den drei Studienzweigen Kommunikationsnetzwerke, Robotik und Wirtschaftsingenieurwesen. ständen“, die Menschen bei ihren Tätigkeiten unterstützen. TEWI Das ursprüngliche Masterstudium „Information Technology“ (Informationstechnik) wurde nun durch die englischsprachige Bezeichnung „Information and Communications Engineering“ (ICE) abgelöst und durch neue Studienzweige ergänzt. „Der Fokus des Studiums liegt auf den sehr aktuellen und von der Industrie nachgefragten Studieninhalten, wie etwa Robotik“, sagt Studienprogrammleiter Kyandoghere Kyamakya vom Institut für Intelligente Systemtechnologien. Eine praxisorientierte Zusammenarbeit mit Unternehmen wird durch ein Industriepraktikum verstärkt. „Darüber hinaus verfügen wir über modernst ausgestattete Labore“, so Kyamakya. Informationstechnische Systeme prägen Alltag Informationstechnik ist einer der wesentlichen Treiber des technischen und ökonomischen Fortschritts weltweit. Wir arbeiten täglich mit Notebook und PC, Unisono 2/2015 hören Musik mit dem MP3-Player und sind weltweit über Internet und Handy vernetzt. Fahrassistenzsysteme im Auto oder die automatischen Fahrgastinformationen im öffentlichen Nahverkehr begleiten uns im Alltag. In der Medizin stehen Hightech-Geräte zur Diagnose zur Verfügung. Im industriellen Bereich montieren Roboter komplexe Geräte, und vernetzte Sensoren überwachen Prozesse. Von Informationstechnik wird immer dann gesprochen, wenn Informationen mit technischen Mitteln erzeugt, verarbeitet, transportiert, gespeichert und ausgegeben werden (z. B. als Sprachdaten, Bilder, Videos oder Messdaten). Informationstechnische Systeme verschwinden sozusagen immer häufiger in Alltagsgegenständen – sie werden sprichwörtlich dort „eingebettet“ und machen diese zu „intelligenten Gegen- Die Studienzweige Der Studienzweig „Networks and Communications“ (NC) beschäftigt sich mit eingebetteten Systemen, mobilen und drahtlosen Netzwerken und selbstorganisierenden Netzen mit Anwendungen in den Bereichen Mobilität und Energie. Autonome Robotik, Fahrassistenzsysteme, selbstfahrende Autos, vernetzte Sensor- und Aktortechnik, vernetzte Regelungstechnik und intelligente Produktionssysteme sind Lehrinhalte des neuen Studienzweigs „Autonomous Systems and Robotics“ (ASR). Neben technischen Komponenten sind auch wirtschaftliche Aspekte und Erfolge von informationstechnischen Neuerungen von Bedeutung. Dem wird im Studienzweig „Wirtschaftsingenieurwesen“ (WI) Rechnung getragen. Die Tätigkeitsfelder der AbsolventInnen des Masterstudiums ICE sind sehr vielfältig und reichen von EntwicklerInnen technischer Systeme, ProduktmanagerInnen bei Automobilzulieferern, Chipherstellern, Consultingfirmen, Softwareunternehmen, Medizintechnik bis hin zu den typischen Aufgabenfeldern der WirtschaftsingenieurInnen. Das Masterstudium wird in englischer Sprache angeboten, dauert vier Semester und schließt mit dem akademischen Titel „Diplom-Ingenieur/in“ (kurz Dipl.Ing., DI) ab. 25 Daniel Wutti, Veronika Oelkrug und Marcel Leuschner (von links) haben die Ausbildung zu InklusionsbegleiterInnen initiiert. BEGEGNUNG MIT DEM FREMDEN Knapp 1.800 offene Asylanträge gibt es derzeit im Land Kärnten. Die Flüchtlinge sind mit dem Asylverfahren oftmals überfordert und benötigen eine professionelle Betreuung und Unterstützung. Seit dem Sommersemester ZLUGDQGHU$OSHQ$GULD8QLYHUVLWlWHLQH]HUWL¿]LHUWH$XVELOGXQJ]XÄ,QNOXVLRQVEHJOHLWHU,QQHQ³DQJHERWHQ „AsylwerberInnen kennen sich mit den bürokratischen Abläufen nicht gut aus. Erschwerend kommt die sprachliche Barriere hinzu, und oft sind traumatische Erfahrungen von Flucht, Gewalt und Krieg tief in dem Menschen verankert“, so die Psychologiestudierende Veronika Oelkrug, die gemeinsam mit Student Marcel Leuschner und Daniel Wutti vom Institut für Philosophie die Zertifizierung initiiert hat. Und das mit großem Erfolg: Die Ringvorlesung „Flucht, Asyl und Migration“ wird von rund 220 Studierenden besucht, 36 davon werden zertifiziert und sind nach ihrer Ausbildung befähigt, Flüchtlinge – insbesondere AsylwerberInnen – mit dem notwendigen Hintergrundwissen zu beraten. „Es freut uns besonders, dass unter den Teilnehmenden auch neun Flüchtlinge aus den verschie- densten (Krisen-)Regionen die Ausbildung absolvieren und so ihre Erfahrungen einbringen können“, sagt Daniel Wutti. Menschen zuhören und Anerkennung schenken Die dreisemestrige Ausbildung richtet sich an in der psychosozialen Arbeit tätige Personen, die Interesse an den Themen Flucht, Asyl, Migration und Inklusion haben, sowie an Studierende aller Studienrichtungen. Ziel der Ausbildung ist die Vermittlung von drei wesentlichen Kompetenzen: interkulturelle Kompetenz (Begegnung mit dem Fremden), niederschwellige fremdenrechtliche Beratung (österreichische Fremdenrechtsgesetzgebung) und niederschwellige psychologische Grundfähigkeiten (Trauma Counselling). Ein anschließendes Volontariat rundet das Programm ab. „Der Fokus der Ausbildung liegt derzeit stark auf der Erstversorgung von Flüchtlingen. Zukünftig wären aber auch umfassendere Beratungen in Richtung Migration, das sind sozusagen freiwillige Bewegungen nach Österreich, denkbar“, sagt Marcel Leuschner. „Wir wollen ein ganzheitliches Migrations- und Integrationsverständnis etablieren.“ Die Ausbildung ist ein gemeinsames Projekt des Instituts für Psychologie, der ÖH Klagenfurt, dem Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik der AAU sowie dem Verein ASPIS − Integrationsprojekt MELLON. Infos unter: http://inklusion.aau.at AUSSTELLUNG MAI BIS SEPTEMBER 2015 ÖGB/AK BILDUNGSFORUM Eingang Bahnhofstraße 44, 9020 Klagenfurt Öffnungszeiten: von 9.00 bis 16.00 Uhr – Eintritt frei Führungen auf Anfrage: 050 477-2307 | h.pichler@akktn.at 26 Unisono 2/2015 NEUBERUFUNGEN „UMWELTTHEMEN MÜSSEN SICHTBAR GEMACHT WERDEN“ „Global, national und regional. Die Verflochtenheit der Umweltpolitik mitsamt ihren Ebenen und Akteuren reizt mich sehr“, sagt Christoph Görg. Der gebürtige Westerwälder rückt mit seinen Forschungen sozial-ökologische Transformationen, Ökosystemleistungen, „Landscape Governance“ und die Bedeutung räumlicher Skalen in den Mittelpunkt. Dabei bekommen allgemeine Themen der Umweltpolitik hinsichtlich der Landnutzung ebenso einen großen Stellenwert wie auch die „Schnittstellenfunktion“ zwischen Wissenschaft und Politik. „Der rote Faden in meinen Untersuchungen ist das Verhältnis zwischen gesellschaftlichen und biophysikalischen Prozessen.“ Görg absolvierte 1986 das Studium der Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über „Subjektivität und Anerkennung“ und promovierte 1990 mit einer kritischen Analyse zur Bedeutung „sozialer Bewegungen in verschiedenen gesellschaftstheoretischen Ansätzen der Gegenwart“. „Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft und die zahlreichen Vorhaben im Rahmen von Beiratstätigkeiten wie dem „ARTEC – Forschungszentrum für Nachhaltigkeit“ oder dem „Fachzentrum Klimawandel Hessen“ wirkte Görg als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-FreudInstitut in Frankfurt am Main sowie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und hatte unter anderem Professuren in Kassel und Frankfurt inne. Pichler Christoph Görg Institut für Soziale Ökologie seit April 2015 ökologische Problematik standen dabei im Fokus“, beschreibt der Professor die Annäherung an die Thematik. 2001 habilitierte Christoph Görg mit einer Arbeit über die „Regulation der Naturverhältnisse“ mit der Biodiversitätspolitik als Anwendungsfeld. Die wissenschaftliche Laufbahn führte den Forscher an zahlreiche globale Knotenpunkte im In- und Ausland. Von der Universität Brasilia über die „Facultad de Sciencas Políticas y Sociales“ der UNAM in Mexiko bis hin zur „York-University“ in Toronto. Neben Seit April 2015 ist der Forscher an der AAU am Standort Wien tätig und schätzt bereits die ähnliche und transdisziplinäre Schwerpunktsetzung des Instituts. „Ich möchte das Wechselspiel zwischen Umwelt- und Sozialproblemen, Klima, Ressourcen und ökologischen Folgen den Studierenden näher bringen“, so Görg, und „das Verständnis dafür stärker sensibilisieren.“ Zukünftig wird der Professor intensiv an seiner Publikationstätigkeit arbeiten und auch sein aktuelles Projekt über die „Verbesserung und Harmonisierung von politischen Prozessen auf europäischer Ebene“ abschließen. „ANWENDUNGSBEZUG IST MIR SEHR WICHTIG“ „Durch die Lektüre vieler, gerade auch ästhetischer Texte und die zunehmende Vertrautheit mit verschiedenen Schreibanlässen entwickelte ich ein intuitives Gefühl für gute, wohlgeformte und angemessene Sprache“, beschreibt Ulrike Krieg-Holz ihre Ursprünge, Texte auf systematische Art und Weise zu untersuchen. Die gebürtige Lobensteinerin konzentriert ihre Forschungen sowohl auf Aspekte der Medien- und Werbesprache als auch auf die Vielschichtigkeit der Sprache in unserer Gesellschaft. „Ich komme ursprünglich aus der Dialektologie, der Variationsforschung“, sagt die Professorin, die diesen „Anwendungsbezug“ als ständigen Begleiter in ihrem Schaffen sieht. Ulrike Krieg-Holz absolvierte 1997 das Studium der Deutschen Sprachwissenschaft, Deutschen Literaturwissenschaft und Geographie an der Universität Passau und promovierte 2003 mit einer Arbeit über „Wortbildungsstrategien in der Werbung“. 2010 habilitierUnisono 2/2015 König Bad Lobenstein Ulrike Krieg-Holz Institut für Germanistik seit April 2015 te sie mit der Arbeit „Textsortenstile“. Methoden und Parameter für die Stilbeschreibung und Textsortenklassifikation standen dabei im Fokus. „Mit der Habilitation ist die Erforschung der linguistischen Stil- und Textanalyse in den Mittelpunkt meines Interesses gerückt.“ Die wissenschaftliche Laufbahn führte die Forscherin unter anderem an die Friedrich-Schiller-Universität in Jena und die Universität Leipzig. Neben verschiedenen Forschungsvorhaben arbeitet die Professorin aktiv in einer Kooperation mit der Universität Sorbonne Nouvelle in Paris. Seit April 2015 ist Ulrike Krieg-Holz an der AAU am Institut für Germanistik tätig und beschäftigt sich intensiv am Aufbau zweier Korpora, welche sich mit bestimmten Einzelmerkmalen der sprachlichen Ausformung zum einen und mit Musterhaftem und textsortenspezifischen Routinen zum anderen befassen. „Ich möchte die Deutschlehrerausbildung auf eine solide sprachwissenschaftliche Grundlage stellen.“ Den Studierenden wird die Forscherin ein starkes Bewusstsein für den Umgang mit Sprache mit auf den Weg geben. Zukünftig möchte sich die Professorin gerne aus linguistischer Perspektive mit den Aspekten von Rhythmus und Metrik in der literarischen Sprache auseinandersetzen. „Nach welchen Regeln es genau funktioniert, das würde ich gerne herausfinden“, so Krieg-Holz. 27 ALUMNI & KARRIERE KONTAKTE KNÜPFEN UND EINBLICKE SCHAFFEN: Studierende und AbsolventInnen zu Gast bei der Stadtwerke Klagenfurt AG Im April nutzten über 20 interessierte Studierende und AbsolventInnen der Alpen-Adria-Universität die Chance, um im Rahmen der Alumni Business Tour hinter die Kulissen der Stadtwerke Klagenfurt-Gruppe zu blicken. Die Führung durch das Unternehmen richtete sich an Studierende und Alumni aus den Bereichen Wirtschaft, Medien und Kommunikation sowie Technik und IT. Dabei bekamen die TeilnehmerInnen Informationen zu den vielfältigen Arbeitsfeldern der STW-Gruppe aus erster Hand. MitarbeiterInnen und Alumni der AAU begleiteten die Tour und stellten ihre Tätigkeitsbereiche im Netzkundenmanagement, Information CONNECT 2015 – DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN: stag n e i D 015 2 . 1 1 17. Im November organisiert die Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt bereits zum 17. Mal die bedeutendste Job& Karrieremesse im Süden Österreichs. Damit unterstützt sie nationale und internationale Unternehmen sowie Organisationen bei den Themen Recruiting, Marketing und Employer Branding. Die Veranstaltung bietet den Ausstellern vielfältige Präsentationsmöglichkeiten bei Studierenden, AbsolventInnen und MaturantInnen sowie ein buntes Rahmenprogramm. 2014 haben über 3.000 BesucherInnen den Messetag für ihre Karriereentwicklung genutzt. Weitere Informationen und Buchung von Ausstellerplätzen: www.aau.at/connect 28 and Process Management, in der Internen Revision, im Personal sowie PR und Kommunikation vor. Das abschließende get-together diente dem persönlichen Austausch und Networking. PRAKTIKUMSMESSE SPEZIELL FÜR START-UPS UND KMUS: Der Verband „Career Service Austria“ startet eine österreichweite KampagQH]XP7KHPDÄ3UDNWLNXP³'D]X¿QGHWDP-lQQHUDQGHU$OSHQ Adria-Universität Klagenfurt eine Praktikumsmesse statt. Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ist Mitglied des Dachverbands „Career Services Austria“, der zehn Universitäten über deren Career Center vernetzt. In Kärnten ist die Wirtschaftsstruktur maßgeblich von Kleinst-, Klein- und Mittleren Betrieben geprägt. Die AlpenAdria-Universität Klagenfurt entwickelt im Rahmen der nationalen Kampagne daher ein Format, das sich speziell an der Kärntner Wirtschaftslandschaft orientiert. Am Campus der AAU findet am 19. Jänner 2016 eine Praktikumsmesse statt, bei der sich regionale Start-ups sowie KMUs als Arbeitgeber für Studierende präsentieren und konkrete Praxismöglichkeiten anbieten können. zu machen und die Employability von Studierenden zu fördern. In Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern aus Kärnten soll die Praktikumsmesse als konzentrierte Maßnahme dem brain drain entgegenwirken und das Image der Kärntner Wirtschaft stärken. Weitere Informationen und Voranmeldungen für interessierte Unternehmen: UNI Services | Karriere & Alumni: karriere@aau.at Die AAU will mit der Veranstaltung eine Plattform bieten, um die vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten bei Kleinst-, Klein- und Mittleren Betrieben sichtbar Unisono 2/2015 ALUMNI IM PORTRÄT „MIT SPRACHEN KANN MAN IM LEBEN ALLES BEWEGEN“ Silke Bergmoser ist die erste weibliche Direktorin einer HTL in Kärnten und bekam heuer den „Femme-Award als „Kärntnerin des Jahres 2015“ verliehen. Auf diesen Lorbeeren ruht sie sich aber nicht aus, sondern blickt fokussiert in die Zukunft. Porträt einer Frau, die weiß, was sie kann. „Ich werde sicher nicht Lehrerin!“ Aus einer Lehrerdynastie stammend, war für Silke Bergmoser klar: „Ich werde sicher nicht Lehrerin!“. Sie fuhr nach Graz an die Karl-Franzens-Universität und war im Begriff, sich für das Studium der Rechtswissenschaften einzuschreiben. Kurz vor der Inskription machte sie allerdings kehrt, folgte ihrer inneren Stimme und schrieb sich an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt für das Lehramtsstudium Englisch und Italienisch ein. Im Rückblick sagt sie: „Ich ging meiner Leidenschaft, den Sprachen, nach. Mit Sprachen kann man im Leben alles bewegen.“ In Mailand absolvierte Silke Bergmoser ihr Erasmus-Auslandssemester, in dem sie auch für ihre Diplomarbeit recherchierte. Als kommunikative und offene Person, die Freude am internationalen und interkulturellen Austausch hat, arbeitete sie während des Studiums jahrelang als Reiseleiterin, was sich als wertvolle „Schule“ erwies. „Dort habe ich gelernt, wie man Inhalte vermittelt, sich gut präsentiert und Menschen für etwas begeistern kann.“ Neue Aufgaben offen annehmen Nach dem Studium übernahm Silke Bergmoser eine Klasse, die sie innerhalb von zwei Monaten auf die Matura in „Italienisch Handelskorrespondenz“ vorbereitete. Frisch von der Universität war dies eine besondere Herausforderung, die sie aber gerne annahm. Bis heute folgt sie ihrem persönlichen Lebensmotto, das sie auch jungen AbsolventInnen auf den Weg mitgibt. „Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe (Jürgen Spahl) – Mit Verlässlichkeit, Ehrgeiz und Fleiß ist alles zu bewältigen und es findet sich so immer ein Weg“. So war sie zwischen 1999 und 2004 als Lehrerin sowohl an der Landwirtschaftlichen Fachschule Goldbrunnhof, an der HAK1 in Klagenfurt als auch an der HTL Ferlach angeUnisono 2/2015 Silke Bergmoser ist die erste weibliche Direktorin einer Höheren Technischen Lehranstalt in Kärnten. stellt, bis sie nach ihrer Karenz 2005 ein Deputat an der HTL Ferlach übernahm. EUREGIO HTBLVA Ferlach 2013 bewarb sich Silke Bergmoser als einzige Frau mit zehn männlichen Mitbewerbern um den Direktorenposten der HTL Ferlach. Bis dato war sie dem Direktor im Hinblick auf Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beratend zur Seite gestanden. Diesen persönlichen und beruflichen Schwerpunkt wusste sie zu nutzen und entwickelte parallel zum Bewerbungsprozess ein von ihr neu entwickeltes, ganzheitliches Marketing-Konzept: EUREGIO HTBLVA Ferlach, das sie mit ihrer Übernahme der Kollegenschaft vorstellte. Sie wurde zur Direktorin berufen und hielt, was sie versprach. Dem Leitbild „Grenzen- lose Bildung“ entsprechend, richtet sie die Höhere Lehranstalt internationaler, offener und auf der Grundlage von Mehrsprachigkeit aus. Beruflichen Ausgleich findet Silke Bergmoser im Sport, beim Kaffee mit Freundinnen und zu Hause bei ihrer Familie (Tochter Jana ist 10 Jahre alt). „Zu Hause kann ich entspannen und ohne berufliche Termine durchschnaufen.“ Zu lange aber auch nicht, denn für die nächsten zehn Jahre hat sich Silke Bergmoser viele neue Aufgaben und Ziele gesteckt: „Ich möchte die Arbeitsbedingungen für meine KollegInnen weiter verbessern, mich strategischeren Dingen widmen und noch viel mehr Mädchen für technische Berufe begeistern.“ 29 KULTUR KEPLER, GALILEI UND NEWTON IN WERTVOLLEN ORIGINALAUSGABEN AUS DER POPPER-SAMMLUNG Die vierte Präsentation von „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ widmet sich Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton. Drei bibliophile Ausgaben mit Originaltexten der großen neuzeitlichen Naturforscher aus dem persönlichen Besitz von Karl Popper bleiben über den Sommer 2015 im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek ausgestellt. Poppers Sammlung bibliographischer Drucke besteht aus rund 200 Werken aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert und ging zusammen mit seiner gesamten Bibliothek und seinem Nachlass 1995 in den Besitz der Universität Klagenfurt über. Die bibliophilen Werke demonstrieren Poppers Wertschätzung für die großen Autoren und Gelehrten der Geschichte. Die dabei erkennbaren Entwicklungslinien, ausgehend von den aus der Antike übernommenen kosmologischen Vorstellungen aufgrund von Naturbeobachtungen, die zu den durch die moderne Mathematik und Physik unterstützten wissenschaftlichen Theorien unserer Zeit führten, sind zu Grundlagen von Poppers erkenntnistheoretischen Überlegungen geworden. In zahlreichen Publikationen des österreichisch-britischen Philosophen finden sich Hinweise auf Autoren wie Kepler, Galilei und Newton und deren Beziehungen zueinander. Ausgehend von Vermutungen und Hypothesen führt der Weg über deren Widerlegungen zu immer wieder verbesserten Theorien und schließlich zu immer besser abgesicherten Kenntnissen und zu Wissen. Für Prozesse dieser Art sind die drei vorgestellten Werke besonders markante Positionen. Die VERDÄCHTIGE FAMILIEN Wissen schafft Bücher Nr. 37 Im einen Fall gut, im anderen Fall schlecht erweist sich der DNA-Test bei MigrantInnen als Entscheidungshilfe beim Familiennachzug. Familien formieren sich in den Kulturen sehr verschieden, und je nach liberalem Verständnis des EU-Landes decken sich diese mit den Vorstellungen der Einwanderungsbehörden oder auch nicht. Problematisch und hochsensibel bleiben die Vorgangsweisen in der Familienzusammenführung in jedem Fall. Das zeigen die faktischen Ergebnisse und deren interdisziplinäre Bewertung in der wissenschaftlichen Untersuchung ebenso wie die Praxis bei Asylbetreibern und Integrationsbeauftragten. Maier Frontispiz von Stefano della Bella in Galileo Galileis „Dialogo“, (Florenz 1632) UB Klagenfurt gehört zu den wenigen Bibliotheken, die im Besitz dieser für die europäische Geistesgeschichte so einflussreichen Bücher sind. Die Reihe „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ wurde im September 2014 begründet, um wertvolle und interessante Bücher und Dokumente in die Öffentlichkeit zu holen. Wolfgang Walkensteiner so gut wie nichts Maier Eröffnung durch Alice Pechriggl, rechts Herausgeber Martin G. Weiß Die Präsentation des Forschungsbands „Suspect Families“ und die Diskussion mit Torsten Heinemann, Martin G. Weiß, Barbara Payer und Elisabeth Steiner unter Moderation von Erhard Stackl am 2. Juni brachten eine solide und differenzierte Aufklärung über ein unpopuläres und schwieriges Thema. Es wird weiter daran geforscht und nach menschengerechten und praktikablen Lösungen gesucht. Peter Jellitsch Bezahlte Anzeige 26. März bis 11. Oktober 2015 30 9. April bis 11. Oktober 2015 Unisono 2/2015 KULTUR DIE MENSCHEN SIND DAS NEUE TERRITORIUM Puch Beim EU-Culture-Projekt Performigrations kollaboriert die Kunst mit der Wissenschaft wirkungsvoll zum Thema Migration und Mobilität. Im Kunstraum Lakeside herrschen derzeit keine konstanten Lichtverhältnisse. Zwar ist die Beleuchtung Tag und Nacht an, aber sie scheint einmal stärker, einmal schwächer oder geht völlig aus, je nachdem, ob die Energiespenderinnen gerade arbeiten oder nichts tun. „Natalia, turn the light on“, nennt Ioana Păun ihre reduzierte Installation, die den Arbeitsalltag von fünf Migrantinnen in Klagenfurt in Lux abbildet. Dafür hat die Künstlerin die Frauen mit komplexen Kalorienzählern ausgestattet, die den Energieverbrauch aller körperlichen Tätigkeiten aufzeichneten. Der über 24 Stunden ermittelte Gesamtenergieverbrauch wird mit allen Schwankungen eins zu eins auf das Lichtsystem im Kunstraum übertragen. Die aufwendige Programmierung von Grig Burloin und Teodor Stoenescu macht die Umkehrung möglich. onalen Kunst- und Wissenschaftsprojekts „Performigrations. People Are The Territory“ für eine Realisierung ausgewählt wurde. Sie arbeitet wie auch die anderen Künstler(gruppen) in Athen, Bologna, Lissabon, Montreal, Toronto, Vancouver und Valetta nicht alleine, sondern kollaborativ mit WissenschaftlerInnen, Studierenden und lokalen Initiativen vor Ort. Franz Mit dieser eindringlichen Lichtinstallation bleiben die oft nicht angemeldet und versteckt in Wohnungen arbeitenden Frauen zwar weiterhin anonym, aber zumindest ihre Leistung wird sichtbar. „Die gewonnenen Daten zeichnen das digitale Diagramm der undokumentierten Migrantinnen“, erklärt Păun, die das Verhältnis Arbeit und Migration ins Zentrum ihrer künstlerischen Tätigkeit gestellt hat. Mobilität in jeder Hinsicht Die rumänische Medien- und Performancekünstlerin Păun ist eine von sieben ausgewählten KünstlerInnen, die im Rahmen des weit gespannten internatiUnisono 2/2015 ,RQD3XQ Das Ziel ist überall das gleiche: die Themen Mobilität von Menschen und Kulturen, Migration und Identität in Bezug zum jeweiligen Standort setzen und ein gemeinsames, mobiles Werk entstehen lassen, das die Geschichte(n) weiter erzählen lässt. Die modernen Medien- und Kommunikationstechniken sind dabei die bevorzugten Umsetzungsmedien. Sie werden zu Zeiten der allumfassenden Mobilität als neue und stetig wandelbare Lebensterritorien jenseits nationalstaatlicher Grenzen begriffen bis hin zur These, dass die doppelt mobilen Menschen von heute selbst neue Territorien bilden. Beim Klagenfurter Sym- posium „The Art of Migration“ Ende Juni werden u. a. Migrationserfahrungen diskutiert und die 60-minütige Storytelling Performance „Cloudberry connections“ von Natalie Doonan gezeigt. Breite Beteiligung Das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Rainer Winter, Matthias Wieser, Elena Pilipets und Eve Schiefer) ist der österreichische Partner des Projektes. „Die Schwerpunktsetzung ist unterschiedlich“, erzählt Matthias Wieser, „in Klagenfurt ist der Fokus auf Intermedia gelegt, in Bologna auf Film und in Montreal auf Literatur.“ Eine interaktive Online-Plattform bildet alle Aktivitäten von 2014 bis 2016 in den insgesamt acht beteiligten Ländern und Städten des EUCulture-Projekts ab. In Klagenfurt kollaboriert man mit dem Kunstraum Lakeside (Kuratorinnen Hemma Schmutz und Nora Leitgeb) und dem Verein lend|hauer. Nora Leitgeb und Johannes Wouk beteiligen zudem im Rahmen von dazu angebotenen Lehrveranstaltungen Studierende theoretisch wie praktisch am Produktionsprozess von Kunst. Păun kommt Ende Juni noch einmal nach Klagenfurt, um ein weiteres Projekt zur prekären Migrationssituation zu realisieren: Bei „Close to the Skin“ wird die Unterwäsche arabischer Asylwerber zu einem Patchworktuch verarbeitet. Mit diesem können jene Gäste, die die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ (Bachmannpreis) im geselligen Hafen des Lendkanals verfolgen, auf Tuchfühlung gehen. 31 SPIELZEIT 15/16 Così fan tutte Oper von W. A. Mozart Beginn 19.00 Uhr Carmen A Chorus Line Oper von Georges Bizet Musical von Marvin Hamlisch nach einer Idee von Michael Bennett MUSIKAL LTG Alexander Soddy REGIE Marco Štorman MUSIKAL LTG Lorenzo Viotti REGIE Cesare Lievi ab 17. Sep 15 ab 12. Dez 15 REGIE UND CHOREOGRAPHIE Baayork Lee ab 24. Mär 16 Lavant! Theaterprojekt zum 100. Geburtstag der Dichterin Christine Lavant von Bernd Liepold-Mosser und Ute Liepold KONZERT Nora oder Ein Puppenheim I Capuleti e i Montecchi Schauspiel von Henrik Ibsen Oper von Vincenzo Bellini REGIE Mateja Koležnik ab 07. Jan 16 MUSIKAL LTG Giacomo Sagripanti ab 07. Apr 16 REGIE Bernd Liepold-Mosser MUSIK Clara Luzia ab 08. Okt 15 A Midsummer Night’ s Dream Oper von Benjamin Britten MUSIKAL LTG Alexander Soddy REGIE Immo Karaman ab 29. Okt 0DGDPD%XWWHUó\ Die bessere Hälfte Oper von Giacomo Puccini Komödie von Alan Ayckbourn MUSIKAL LTG Alexander Soddy REGIE Carlos Wagner ab 04. Feb 16 REGIE Henry Mason ab 28. Apr 16 15 Der Gott des Gemetzels Schauspiel von Yasmina Reza REGIE Michael Sturminger ab 25. Feb 16 ANGEBOTE FÜR STUDIERENDE — 50% Ermäßigung auf den regulären Kartenpreis Last-Minute-Tickets für Euro 10,50 ab 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn in allen noch verfügbaren Kategorien Gratis ins Theater mit den STW-Bussen: In der Spielzeit 2015/16 gilt Ihre Theaterkarte am Tag der Vorstellung ab 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn und nach der Vorstellung bis Betriebsschluss als Fahrschein. Jugend- & Studenten-Abo für Euro 30,—/50,—: Nora oder Ein Puppenheim (Sa, 16. Jan 16), Carmen (Mi, 17. Feb 16), Der Gott des Gemetzels (Sa, 02. Apr 16), A Chorus Line (Fr, 06. Mai 16) INFORMATIONEN UND KARTEN www.stadttheater-klagenfurt.at (0463) 54 0 64 kartenkasse@stadttheater-klagenfurt.at facebook.com/StadttheaterKlagenfurt CAMPUS MOSAIK DER SPRACHEN UND KULTUREN: 40 JAHRE SLAWISTIK AN DER AAU Dieses Jubiläum wurde am 26. März mit einem vielfältigen Kulturprogramm unter dem Motto „Mosaik der Sprachen“ gefeiert. Seit Anbeginn der Universität 1973/74 standen die Fächer Russisch und Slowenisch als Diplom- und Lehramtsstudien im Lehrprogramm. 1979 kam Bosnisch/Kroatisch/Serbisch – damals als „Serbokroatisch“ bezeichnet – hinzu. Die erste Lehrkanzel für Slawistik wurde 1975 eingerichtet, nachdem der Literaturwissenschaftler Rudolf Neuhäuser als erster Professor für Slawistik an die Universität Klagenfurt berufen wurde. Er wirkte dort als Ordinarius bis zu seiner Emeritierung 2001. Mit Berufung des Sprachwissenschaftlers Gerhard Neweklowsky erhielt die Slawistik 1979 ihr zweites Standbein. Das Slawistikstudium wird neben dem Erlernen der Sprache auch von der wissenschaftlichen Betrachtung der Sprachen, Literaturen und Kulturen der slawischen Länder bestimmt. Die Kultur Unisono 2/2015 als besonderer Faktor der Attraktivität des Slawistikstudiums stand im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Tänzerische Darbietung des serbischen .XOWXUYHUHLQVÄ=DYLþDM³ Mit Fotowänden, einem Fotostrick mit Bildern zum Pflücken und mehrsprachigen Beschriftungen der Universitätsräumlichkeiten machte die studentische Vertretung „Slawistik“ den Auftakt. Am Nachmittag traten Kinder des zweisprachigen Horts ABCČ und der russischen Sprachschule „Rusinka“ als Sprachleh- rerInnen auf. Sie wurden vom „Verein zur Anregung des dramatischen Appetits“ VADA und dem Universitätszentrum UNIKUM abgelöst. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die tänzerische Darbietung des serbischen Kulturvereins „Zavičaj“. Weitere Höhepunkte des Programms waren eine Aufführung des Figurentheaters „Lutke Mladje“ und die Festveranstaltung, die musikalisch durch ein Konzert des Komorni zbor Borovlje (Kammerchor Ferlach) und des AAU-Trios umrahmt wurde. Zum Festakt reisten zahlreiche Gäste an, darunter der Präsident des Staatsrates der Republik Slowenien, Mitja Bervar, und viele KollegInnen der Partneruniversitäten Ljubljana, Maribor, Koper und Zagreb. 33 „LANDSCHAFT DES WISSENS“ 'LHGULWWH$XÀDJHGLHVHVYRQ+RUVW3HWHU*URRUJDQLVLHUWHQ6\PSRVLXPVZLUGVLFKLQGHU=HLWYRPELV Oktober 2015 – wiederum am idyllischen Weißensee – unter dem Motto „Wage zu denken“ dem Thema „Die offene Gesellschaft – eine Illusion?!“ widmen. In Kooperation mit der Universität und weiteren Partnern wird der Universitäts.club | Wissenschaftsverein Kärnten den Fokus der gesellschaftlichen Verantwortung auf Problembereiche wie die Abschottung vor drohenden Migrationsströmen, die exzessive Überwachung im Sinne einer ebensolchen Sicherheitsdoktrin, aber auch die industrielle Monopolisierung durch Weltkonzerne oder aber die überbordende Bürokratie richten. Das alles soll in der Abgeschiedenheit der Weißensee-Region mit Experten/ Verantwortlichen aus allen denkbaren Bereichen der Wissenschaft und aus internationalen Institutionen diskutiert und auf Zukunftsorientierung hin durchdacht werden. Die Liste der Vortragenden ist ebenso eindrucksvoll wie lang, daher bietet sich ein Blick auf unsere Homepage www.uniclub.aau.at an. Dort sind auch die einzelnen Themenbereiche im Detail ausgeführt. Der gesamte Symposiumsverlauf wird durch eine Studierendengruppe unter der Leitung von Franz Rauch gemeinsam mit Horst Peter Groß wissenschaftlich begleitet. Ein Anmeldeformular sowie weitere organisatorische Details finden Sie unter dem Link https://uniclub.aau. at/landschaft-des-wissens/. „ZEITBOMBE UMWELTGIFTE“ Unter diesem Titel fand jüngst eine vielbeachtete Veranstaltung des Universitäts.club | Wissenschaftsverein Kärnten in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten mit freundlicher Unterstützung der Kelag im Stiftungssaal der Universität statt. Aus dem aktuellen Anlass des HCBSkandals im Görtschitztal hat sich der nahe am Geschehen agierende Umweltexperte des Amtes der Kärntner Landesregierung, Unterabteilungsleiter Kurt Hellig, mit dem Thema „Umweltgifte – Vergiftete Umwelt?! mit den Details der Umweltgift-Belastung im Allgemeinen, aber auch im konkreten Anlassfall befasst und einen Bericht abgeliefert, der bei den Zuhörern eine geradezu lähmende Betroffenheit ausgelöst hat. Über die Fakten des Einzelfalls hinaus ließ sich klar die Tendenz erkennen, dass die öffentliche Hand in den Fällen des Umgangs mit problematischen chemischen Stoffen schlicht und einfach den von der Industrie geschaffe34 nen Fakten zumeist hoffnungslos hinterherläuft. Die darauf replizierende Expertise der Umwelthistorikerin Verena Winiwarter, Dekanin der IFF-Fakultät an der AAU Klagenfurt und österreichische Wissenschaftlerin des Jahres 2013, erweiterte und vertiefte das Themenspektrum unter dem Motto „Nebenwirkung Umweltverschmutzung“ in Richtung einer Gesamtschau auf die Industrie- und Umweltgeschichte: So wurden die global schlimmsten Umweltkatastrophen einer Analyse unterzogen, die dazu dienen soll, aus diesen katastrophalen Fehlern zu lernen: Eindrucksvoll ordnete Winiwarter die Zukunftschancen zur Vermeidung von Fehlentwicklungen niemand anderem als einer Wissenschaft zu, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird! Das Diskursformat „Mensch und Natur“ hat damit wieder einmal die Notwendigkeit eines transdisziplinären Zugangs von Wissenschaft und Forschung unter Beweis gestellt. Helmut Friessner PR-TEXT CAMPUS VORSCHAU UND TERMINE 19. EUROPÄISCHE LITERALITÄTSKONFERENZ 13.−16. Juli Der Titel der diesjährigen internationalen Tagung lautet „Literalität in der neuen Kommunikationslandschaft: Forschung, Vermittlung und Alltag“. Der Begriff „Literalität“ bezieht sich auf die uns für Repräsentation und Kommunikation zur Verfügung stehenden Potenziale der Schrift und schriftlicher Texte sowie auf die Kompetenzen des Schreibens und Lesens, auf deren Erwerb und Vermittlung in außerschulischen, schulischen und anderen institutionellen Kontexten. INTERNATIONAL CONFERENCE ON SCIENCE, RESEARCH AND POPULAR CULTURE 17.−18. September Im Mittelpunkt der Konferenz steht die Frage, was die Integration von traditionellen und neuen Formen der Literalität in unserer gegenwärtigen Kommunikationslandschaft für Forschung, Unterricht, Vermittlung und Förderung von Schreiben und Lesen in formellen wie informellen Lernkontexten sowie für die Gestaltung von Alltag bedeuten. Die internationale Tagung beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Perspektiven zum Themenkomplex Wissenschaft und Forschung in der Populärkultur und deren gesellschaftlichen Folgen. Die Tagung wird von Joachim Allgaier von der Alpen-Adria-Universität gemeinsam mit Hauke Riesch, Brunel University London, organisiert. www.lesenundschreiben.at http://easst.net/ TAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR GESCHLECHTERFORSCHUNG 21.−23. September Thema der 3. Jahrestagung mit mehr als 80 Vortragenden ist die „Kritik der Repräsentation – Geschlechterimaginäres im Wandel Visueller Kulturen“. Die Tagung beleuchtet die Relevanz des Visuellen und des Audiovisuellen, seine argumentativen und politischen Handlungspotenziale bzw. seine ästhetischen, analytischen und bildlich- textuellen Praktiken in Hinblick auf die Konstituierung und Destituierung von Geschlecht und Geschlechterherrschaftsverhältnissen. Die Tagung wirft u. a. Fragen auf, mit welch trivialen, komischen, schönen, grausamen, traurigen Bildern wir täglich konfrontiert werden. Wie wirken Bilder auf das Denken, Fühlen und Handeln? Wie sol- che Phänomene mit der Kategorie Geschlecht und damit verbundenen Herrschafts- und Dominanzmechanismen interagieren, beschäftigt ForscherInnen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen vor allem unter dem Begriff der Repräsentationskritik. IMST-TAGUNG 2015 22.−24. September 8TH EUROPEAN CONFERENCE ON PSYCHOTHERAPY RESEARCH 24.−26. September CONFERENCE ON STRATEGY USE” 16.−17. October The meeting will take place under the headline: “Psychotherapeutic diversity: How many approaches do we need?” The title of the meeting refers to the peculiar situation in Austria where 23 different therapeutic approaches are accepted as evidence based within the national health care system and psychotherapy training is basically open for any prequalification. This conference will inspire academic exchange within an international community of scholars on the complex topic of language learning strategies. It aims to develop new perspectives on the interaction between individual learner characteristics and the choice and use of language learning strategies. The presentations and workshops will cover theoretical frameworks, methodological approaches, and practical implications related to language learning strategy use. In this context, particular emphasis will be given to individual learner differences such as age, gender, personality, learning style, motivation, self, emotions, language proficiency, social background, etc. Die IMST-Tagung zielt darauf ab, Innovationen im österreichischen Mathematik-, Naturwissenschafts-, Informatik- und Deutschunterricht sichtbar zu machen und den Erfahrungsaustausch und die Kooperation unter den Bildungsinteressierten und -einrichtungen zu fördern sowie die Vernetzung zwischen Fachdidaktik und Schulpraxis zu unterstützen. Heuer findet erstmals auch eine enge Kooperation mit dem Netzwerk ÖKOLOG statt, welche das Thema Umweltbildung für Nachhaltigkeit verstärkt einfließen lässt. www.spr2015.com/klagenfurt/ www.imst.ac.at/tagung2015 www.oeggf.at “SITUATING https://conference.aau.at/event/9/ 7. BUSINESSMANAGEMENTKONGRESS 2015 27.−28. November ® Der Kongress der M/O/T Management School der AAU findet heuer zum Thema „Disruptive Leadership – Außergewöhnliches Wagen als Führungs-KRAFT“ statt. Gewohnte Wege Unisono 2/2015 und Methoden geben Sicherheit. Allerdings: diese Sicherheit kann auf die Dauer trügerisch sein. Es braucht herausragende Strategien, um Veränderungen im Denken und Verhalten bei MitarbeiterInnen auf Märkten und in Kulturen gerecht zu werden. Wo finden sich nun die passenden Lösungen? www.mot.ac.at 35 www.kaerntnersparkasse.at Ich habe keine Wertpapiere eröffnen neue Möglichkeiten. Bei Wertpapieren gut beraten. P.b.b. 02Z030431M Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Universitätsstraße 65-65 | 9020 Klagenfurt | Austria