Qualitäts- management - Alpen-Adria
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Qualitäts- management - Alpen-Adria
UNIsono Juni | Juli 2014 Zeitschrift der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt www.aau.at/unisono Plan Act Do Nr. 101/2-2014 | Jg. 27 | Preis: 1,80 Euro Check Qualitätsmanagement Weiterentwicklungen in der qualitätsvollen Lehre Rektor Oliver Vitouch im Interview 4 Joseph A. Schumpeter: Eine universelle Sozialwissenschaft 9 Spionage in Literatur und Film 11 Neuer Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ 19 AUS DEM INHALT Zum Thema Hochschulpolitik Rektor Oliver Vitouch im Interview über wichtige Eckpunkte der Universitätsentwicklung 4 Qualitätsmanagement in Lehre & Studium Vizerektorin Cristina Beretta im Gespräch 6 Forschung Plan Joseph A. Schumpeter: Eine universelle Sozialwissenschaft Spionage in Literatur und Film Wohlfahrt, Reichtum und Arbeit für Europa Energie sparen mit Smart Homes 9 11 14 15 Studium und Lehre Neuer Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ Mobilität in Lehre und Forschung: Alpen-Adria-Gastprofessorinnen im Interview Lehrende vor den Vorhang Neue ProfessorInnen im Kurzporträt Act 19 20 21 22 Do Kultur Die Bäume klingen nach: Eine Wissenschaft-Kunst-Ausstellung zum Thema Baum 25 Alumni und Karriere Alumni Business Tour zur Diakonie de La Tour Absolventin Melanie Aldrian erzählt über ihren Karriereweg Campus 26 27 Check Rückblick: 30 Jahre Angewandte Betriebswirtschaft und 40 Jahre Anglistik und Amerikanistik Ausblick: Die wichtigsten Termine 28 29 IMPRESSUM Vaclavek Fotolia Herausgeberin: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt I Redaktionsleitung: Lydia Krömer I Redaktionsteam: Annegret Landes, Barbara Maier (Kultur), Romy Müller, Katharina Banfield-Mumb (Forschung); weitere AutorInnen: Wolfgang Hoi, Tanja Lederer-Wenzel I Grafik, Layout & Satz: Susanne Banfield-Mumb I Titelbild: Vaclavek Fotolia I Akquisition: Elfi Steiner I Vertrieb: Tatjana Valentinitsch I Fotos ohne Vermerk: aau/archiv I Alle: Universitätsstraße 65–67, 9020 Klagenfurt, Austria I T.: 0463/2700-9304 I www.aau.at/unisono I unisono@aau.at Druck: 1aDruck, Hans-List-Straße 6, A-8750 Judenburg Wir danken den Autorinnen und Autoren für die Bereitstellung der veröffentlichten Texte und Fotos. Die Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Manuskripte zu kürzen und zu bearbeiten. 2 Unisono 2/2014 HOCHSCHULPOLITIK UMWELTPOLITIK DER ALPEN-ADRIA-UNIVERSITÄT KLAGENFURT Die Alpen-Adria-Universität hat sich zum Ziel gesetzt, neben ihren Leistungen in Forschung und Lehre DXFKHLQHDNWLYHXQGQDFKKDOWLJH8PZHOWSROLWLN]XEHWUHLEHQ'LH9HUSÀLFKWXQJHQLQ6DFKHQ8PZHOWschutz sind wichtige Grundwerte für die Universität und ihre Angehörigen. Im Grundverständnis eines aktiven Umweltschutzes sollen Gefahren und Belastungen für Mensch und Umwelt vermieden und ResVRXUFHQHI¿]LHQWHLQJHVHW]WZHUGHQ Ausgehend von der Überzeugung, dass eine Universität auch im Alltag in Umweltbelangen vorbildlich und richtungweisend agieren muss, gestaltet die AAU ihre Tätigkeiten unter Beachtung aller internen und externen Anforderungen nachweisbar umweltgerecht und nachhaltig. Vor diesem Hintergrund bekennt sich die AAU zu folgenden Maximen ihres Handelns: Nachhaltigkeit ist an der AAU integraler Bestandteil von Forschung, Lehre und Weiterbildung Eine aktive Umweltpolitik im täglichen Tun und Handeln aller Organisationseinheiten zu verankern ist ein vorrangiges Ziel. Im Dialog mit ihren MitarbeiterInnen, Studierenden und der Öffentlichkeit kommuniziert die AAU die Handlungsgrundsätze ihrer Umweltpolitik nach innen und außen. Damit kann die AAU den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Diskurs in Richtung nachhaltige Entwicklung beeinflussen und umgekehrt aus ihrem Umfeld auch Anregungen aufnehmen. Unisono 2/2014 den sich ändernden Rechtsvorschriften im Hinblick auf umweltrelevante Aspekte sowie auf ihre Geschäftsprozesse weiter. Die Universitätsleitung der Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt Die AAU kauft nach ökologischen Kriterien ein Für Beschaffungen und Investitionen werden Umweltauswirkungen bei Ausschreibung, Herstellung, Lieferung, Verwendung und Entsorgung erwogen und umwelt- und sozialverträgliche Varianten bevorzugt. Bei der Auswahl der Unternehmen wird der gesamte Produktlebenszyklus und die Schaffung lokaler Wertschöpfung berücksichtigt. Die AAU bezieht MitarbeiterInnen, Studierende und die Öffentlichkeit in das Umweltmanagement mit ein Die AAU informiert die Universitätsangehörigen regelmäßig und fördert damit Partizipation, Bewusstseinsbildung und vorbildliches Verhalten im Umweltschutz. Die Umweltpolitik und die damit verbundenen Aktivitäten werden regelmäßig nach innen und außen kommuniziert. Die AAU veröffentlicht jährlich eine Umwelterklärung, die neben der Berichtsfunktion über ergriffene Maßnahmen weitere Potenziale zur Verbesserung des Umweltschutzes aufzeigt. Die Umweltpolitik wird im jeweiligen Entwicklungsplan der AAU festgehalten. Die Einhaltung sämtlicher Rechtsvorschriften ist an der AAU selbstverständlich. Die AAU entwickelt ihre Legal Compliance laufend entsprechend UMWELTPOLITIK AN DER AAU Die Alpen-Adria-Universität führt ein Umweltmanagementsystem nach EMAS III ein. EMAS wurde von der EU entwickelt und ist ein System aus Umweltmanagement und -betriebsprüfung mit dem Ziel, den Umweltschutz in Organisationen kontinuierlich zu verbessern. Die vorliegende „Umweltpolitik der AAU“ wurde am 4. Juni 2014 im Mitteilungsblatt veröffentlicht. 3 Drubig Fotolia Die AAU verpflichtet sich zu Ressourceneffizienz Im Rahmen ihrer Möglichkeiten setzt die AAU Ressourcen sorgsam und sparsam ein, um ihren ökologischen Fußabdruck kontinuierlich zu verkleinern. Dies wird durch den effizienten Einsatz von elektrischer Energie und Heizwärme, durch Abfallvermeidung und -trennung sowie durch ein ökologisch nachhaltiges Mobilitätsmanagement erreicht. Bei Neubauten und der Sanierung von Gebäuden wird eine an ökologischen Kriterien orientierte Vorgangsweise gewählt. Die Umweltauswirkungen der AAU werden regelmäßig erfasst und bewertet. Daraus werden Verbesserungsbzw. Vermeidungsmaßnahmen und Ziele abgeleitet, deren Erreichung evaluiert wird und die zur kontinuierlichen Reduktion der Umweltauswirkungen führen sollen. HOCHSCHULPOLITIK Rektor Oliver Vitouch im Gespräch über wichtige Eckpunkte der Universitätsentwicklung Herr Vitouch, die Arbeiten am Entwicklungsplan für die Jahre 2016–18 sind im Gange. Wie ist der derzeitige Stand? Der Entwicklungsplanprozess läuft seit Jänner; in der Senatsklausur Anfang Mai wurde eine Vorhabensliste diskutiert. Der Entwicklungsplan für 2016– 2018 soll kompakter, stärker an der Struktur der Leistungsvereinbarung orientiert und realistischer hinsichtlich des tatsächlich budgetär Machbaren sein als bisher. Wir haben dafür auch „Entwicklungsplankomparatistik“ betrieben, also die Pläne anderer österreichischer Universitäten verglichen. Natürlich ist die Versuchung groß, die Wünsche über die Wirklichkeit zu stellen. Das endet aber in einer ernüchternd harten Landung, die wir diesmal vermeiden wollen. Was werden die nächsten Schritte sein? Über den Sommer wird das Rektorat, basierend auf den Inputs der Fakultäten und der außerfakultären Einrichtungen, den Volltextentwurf erarbeiten. Wir werden daher eine fristgerechte formale Befassung von Senat und Universitätsrat im Herbst schaffen. Bis Ende 2014 haben sich Wissenschaftsund Finanzminister gesetzesgemäß auf den Bundesfinanzrahmen 2016–2018 für die Universitäten zu einigen. Plus 4 600 Millionen Euro braucht es bundesweit für die drei Jahre in Summe als „Unterkante“ für den Teuerungsausgleich. Alles darüber, etwa eine abermalige „Universitätsmilliarde“, bedeutet, dass in der Leistungsvereinbarung tatsächlich auch Neuvorhaben umgesetzt werden können. Andernfalls sind neue Vorhaben nur durch Umschichtungen, also durch Verteilungskampf, realisierbar. Das wäre kein guter Pfad für Österreichs Universitäten. In der nächsten Zeit stehen große Bundesinvestitionen im Bereich der universitären Infrastruktur bevor. Wofür werden die Mittel verwendet? Minister Mitterlehner hat den Universitäten 200 Millionen Euro aus den Mietgewinnen der Bundesimmobiliengesellschaft für Sanierungsprojekte zugesprochen. Davon entfallen gemäß aktualisiertem Bauleitplan 26 Millionen auf die Universität Klagenfurt. Sie dienen der Generalsanierung von Zentral- „International konkurrenzfähige Leistungen in Forschung und Lehre sind entscheidend.“ Wo sehen Sie die mittelfristige Positionierung der Universität? Für die AAU entscheidend sind international konkurrenzfähige Leistungen in Forschung und Lehre. Zugleich geht es natürlich immer auch darum, kreative Nischen zu besetzen; aber das darf nicht auf Kosten der Substanz gehen. Die letzte Wissensbilanz weist einen echten Aufwärtstrend auf. Auch die Berufungen und Habilitationen der letzten Zeit stimmen mich zuversichtlich. Es geht, semper per aspera ad astra, gut bergauf. Das ist auch im Ministerium nicht unbemerkt geblieben. und Nordtrakt, beide aus den 1970er Jahren. Dabei spielt neben der thermischen Sanierung zum Beispiel auch die Neugestaltung der von mir liebevoll „Pharaonengräber“ genannten Hörsäle 1 bis 4 im Zentralgebäude eine besondere Rolle. Gibt es dazu einen Zeitplan? Ziel ist, bereits den Sommer 2015 für Sanierungsetappen des Zentraltrakts zu nutzen. Das ist engagiert, aber nicht unmöglich. Geplant ist eine Universitätsversammlung mit Ende des laufenden Sommersemesters, um über den Unisono 2/2014 HOCHSCHULPOLITIK „Berufungen und Habilitationen stimmen mich zuversichtlich“ Maurer Zeitplan und die Rahmenbedingungen zu informieren. Und wie steht es um das Mensagebäude? Das Hörsaal- und Mensagebäude in der Universitätsstraße wurde Ende Mai von der Akademikerhilfe, dem Studierenden-Wohnheimbetreiber, ins Eigentum der Universität übertragen. Nun bedarf es noch einiger weiterer Schritte, darunter der Übertragung des Grundstücks durch die Stadt Klagenfurt, wobei ein diesbezüglicher Stadtsenatsbeschluss bereits gefasst ist. Die Universität wird durch diese Schenkungen erstmals Eigentümerin von Grund und Gebäude. Das ist, neben der symbolischen Ebene, gut für das Eigenkapital und erleichtert die Aufwendung liquider Mittel in anderen Bereichen. Die Aufnahmeverfahren bei den Wirtschaftsstudien sind abgeschlossen, andere laufen noch. In der Wirtschaftswissenschaft haben sich die Zahlen stabilisiert. Wie steht es um die Sanierung der Betreuungsrelationen? Die Betreuungsrelationen haben sich zuletzt in den meisten diesbezüglich „krisenhaften“ Bereichen maßgeblich gebessert. Das ist ein echter Quantensprung in Österreichs Universitätsgeschichte der letzten 30 Jahre, in der das Unisono 2/2014 „Elend der Massenfächer“ die längste Zeit hindurch ignoriert wurde. Nun ist es gelungen, die Situation durch beidseitige Maßnahmen – Aufnahmeverfahren wo nötig, Personalzuwächse wo wohlbegründet – ansatzweise zu sanieren. schaftstheorie – Popper-Gesellschaft, Popper-Sammlung der Bibliothek und Verwertungsrechte seiner Werke – noch klarer hervorzuheben. Die Nutzung der Namensrechte hierfür wird gerade angefragt. Dem Modell der Uni Wien mit ihren „Initiativkollegs“ folgend, wird ein vom FWF sehr positiv bewertetes DoktorandInnenkolleg der Mathematik den Auftakt machen, das mit dem neuen Wissenschaftskolleg, konkret mit einer/m Fellow und einer/m Senior Fellow, gekoppelt wird. In den Folgeperioden soll es dann ein universitätsweites Ausschreibungsverfahren geben. Starten wird das Wissenschafts- und DoktorandInnenkolleg, zusätzlich unterstützt durch Mittel des KWF, 2015. Stichwort Universitätsrat: Wie geht es hier mit der Arbeit voran? Das müssen Sie, mutatis mutandis, eigentlich den Universitätsrat fragen: Er kontrolliert die Arbeit des Rektorats, nicht umgekehrt. Insgesamt habe ich aber den Eindruck einer sehr gedeihlichen Arbeitsbasis. Der Universitätsrats-Vorsitzende, Robert Rebhahn, hat ein erfrischend klares, fast schon „klassisches“ Bild der Aufgaben und Ziele einer Universität. Und auch die ministeriellen Rückmeldungen aus dem Leistungsvereinbarungs-Begleitgespräch am 28. Mai waren überaus erfreulich. „Die Betreuungsrelationen haben sich maßgeblich gebessert.“ Natürlich gibt es immer noch Problembereiche, etwa „Wirtschaft und Recht“ oder die Erziehungswissenschaften. Die Weichen sind aber entsprechend gestellt, und zwar in Klagenfurt konsequenter als anderswo. Das halte ich nicht zuletzt für eine Frage der Fairness den Studierenden und den WissenschaftlerInnen gegenüber; umso mehr, als sich die AAU seit jeher gute Studienbedingungen auf die Fahnen geschrieben hat. Wir lösen das auch ein. Ein erklärtes Ziel von Ihnen war und ist es, ein Wissenschaftskolleg zu etablieren. Wann wird es soweit sein? Das Wissenschaftskolleg soll den Namen Karl-Popper-Kolleg tragen, um die vielfältigen Beziehungen der AAU zu diesem Säulenheiligen der Wissen- Was gibt es Neues im Bereich der ProfessorInnenberufungen? Hier ist ein all-time high zu verzeichnen: Zuletzt waren, von der Stellenfreigabe bis zur Rufannahme, 17 Berufungsverfahren parallel am Laufen. Das erklärt sich aus vier Faktoren: Generationswechsel, neu geschaffene Professuren, Auslaufen befristeter Stellen und Wegberufungen. Neuberufungen sind aufwendig, für die Berufungskommissionen des Senats und die beteiligten Fachbereiche ebenso wie in den Verhandlungen. Sie stehen aber in der Priorisierung ganz oben, weil sie für die nachhaltige Qualität von Lehre und Forschung entscheidend sind. Die Erfolge sprechen für sich. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Lydia Krömer. 5 ZUM THEMA „LEHRENDE SIND AUCH LERNENDE“ Cristina Beretta, Vizerektorin für Lehre und Internationales, im Gespräch über die Verfahren des Qualitätsmanagements in der Lehre und die Weiterentwicklung der Lehrqualität. Frau Beretta, die Alpen-Adria-Universität ist nach dem Universitätsgesetz 2002 verpflichtet, ein Qualitätsmanagementsystem aufzubauen. Dieses beinhaltet unter anderem die Qualitätssicherung und -entwicklung in der Lehre. Warum ist das so wichtig? Weil es Aufgabe der Universität ist, Qualitätsstandards insbesondere in Lehre und Forschung einzuhalten und dafür zu sorgen, dass Strukturen, Prozesse und Verfahren geschaffen werden, damit WissenschaftlerInnen optimale Bedingungen vorfinden und Unterstützung für ihre Vorhaben erhalten. Den Aufbau eines so genannten Qualitätsmanagementsystems sehe ich als Chance, um zu überprüfen, wie wir diese Aufgabe am besten erfüllen können. Was waren die ersten Schritte beim Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems für die Lehre? Das war die Einrichtung zweier Arbeitsgruppen im März 2013, bestehend aus Kolleginnen und Kollegen aus dem administrativen und wissenschaftlichen Personal, die im Bereich der Lehre bzw. der Weiterbildung auf diversen Ebenen aktiv sind. Diese Gruppen haben die Aufgabe, den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems zu unterstützen und die Universität gezielt auf die Auditierung vorzubereiten. In diesem Zusammenhang wurden bestehende Prozesse und Verfahren analysiert. Dabei hat sich herausgestellt, dass an der AAU zwar bereits diverse Maßnahmen im Bereich 6 der Qualitätssicherung angewendet werden, etwa die Evaluierung von Lehrveranstaltungen, dass aber auch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Wo beispielsweise? Die Konzeption von Studien nimmt eine sehr zentrale Rolle für die Universität ein, da ja in bzw. im Zusammenhang mit den Studien gelehrt und geforscht wird. Wir haben daher u. a. den Prozess der Entwicklung und Begutachtung von Curricula unter die Lupe genommen. Die Arbeit an einem Curriculum sollte von Anfang an im Sinne eines Austauschs begleitet, und nicht erst an dessen Ende begutachtet werden. Durch den neuen Prozess erhoffen wir uns eine verbesserte Koordination der einschlägigen AkteurInnen sowie mehr Beratung und Unterstützung für die Curricularkommissionen. Welchen Stellenwert nimmt die Lehrendenversammlung an den jeweiligen Instituten ein? Diese Maßnahme wurde neu konzipiert, da sie bislang nur darauf abzielte, die Ergebnisse der Lehrveranstaltungsevaluierungen zu reflektieren. An vielen Instituten hatte dies produktive Debatten herbeigeführt, an vielen anderen war dies jedoch zu einer ritualisierten, ergebnisarmen Pflichtübung geworden. Durch die thematische Erweiterung sowie den Einbezug der Studierenden in die ursprüngliche „Lehrenden“-Versammlung erhoffen wir uns einen anregenderen Austausch. Den jeweiligen Organisationseinheiten haben wir einen Leitfaden mit möglichen Themen und Fragen zur Verfügung gestellt. Der neue Modus wird nun angewendet und anschließend evaluiert. Welche Maßstäbe gelten Ihrer Ansicht nach für eine qualitätsvolle Lehre? Ein Ziel sollte sein, dass Lehre eine Bereicherung nicht nur für Studierende, sondern auch für WissenschaftlerInnen darstellt und es WissenschaftlerInnen gelingt, die eigene Forschung in die Lehre mit einfließen zu lassen. Datenbasierte Analysen im Rektorat belegen übrigens, dass dort, wo gelehrt, auch intensiv geforscht wird. Ein aufschlussreiches Stichwort ist der Bologna-Begriff der „Studierendendezentrierung“; dabei geht es im Grunde um nichts anderes als eine Aktualisierung der sokratischen Methode, d. h. darum, auf die Studierenden in der Lehre auf Augenhöhe einzugehen, sich auf ein Gespräch einzulassen und „entschult“ zu lehren. Und wie werden die Lehrenden dabei unterstützt? Wir verfolgen zwei wesentliche Ansätze: Kommunikation, Information bzw. Beratung. Der Austausch von Ideen und Erfahrungen in der Lehre soll gefördert werden. Durch Workshops, Vorträge von Expertinnen und Experten, das bald verfügbare „Handbuch Lehre“ sowie durch Weiterbildungen im Bereich der HochUnisono 2/2014 ZUM THEMA QUALITÄTSMANAGEMENT IN STUDIUM, LEHRE UND WEITERBILDUNG schuldidaktik soll den WissenschaftlerInnen eine „Werkzeugkiste“ mit Tools und Tricks für die Lehre zur Verfügung gestellt werden. Für die nächste Leistungsperiode ist ein „Lehr- und Lernservice“, wie es dies an anderen Universitäten mit positiven Auswirkungen bereits seit längerem gibt, zur Unterstützung dieses Vorhabens angedacht. WissenschaftlerInnen sind genuin Lernende, auch als Lehrende befinden sie sich in einem kontinuierlichen Lernprozess. Das Unterrichten ist aber ein „Handwerk“, zu dem WissenschaftlerInnen nicht gesondert ausgebildet werden. Als Studierende haben wir gelernt, wissenschaftlich zu arbeiten und zu forschen. Durch Imitation haben wir sicher viel in Sachen Unterricht gelernt. Haben wir gute Lehrende gehabt, so haben wir uns auch deren Methoden angeeignet und weiterentwickelt. Was ist aber, wenn ersteres nicht der Fall ist? Und schließlich: WissenschaftlerInnen sind ja per definitionem ständig auf der Suche. An einer Universität dürfte dies auch die Vermittlung, zum Beispiel an die Studierenden, der Fortschritte der eigenen Suche nach mehr Wissen betreffen. Ich wünsche uns allen viel Freude dabei. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Lydia Krömer. Unisono 2/2014 Die Kernprozesse in Studium, Lehre und Weiterbildung Die zentralen Prozesse umfassen das Studienmanagement (Einrichtung und Auflösung von Studien, Erlassung und Änderung von Curricula), die Lehrangebotsplanung, das Studierendenmanagement (von Studienbewerbung, Betreuung/Beratung von Studierenden, Prüfungsdurchführung bis AlumniBetreuung), das Personalmanagement (von Einstellung bis Lehrbetrauung) sowie das Facility Management. Um diese Aufgaben professionell zu erfüllen, werden unterstützende Maßnahmen gesetzt und ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut. So soll das gemäß den Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium vereinbarte strategische Ziel der internationalen Konkurrenzund Kooperationsfähigkeit der Lehre erreicht werden. Dazu zählen die Bereitstellung von fördernden Lehr- und Lernbedingungen zur Unterstützung des Studienerfolges und der persönlichen Kompetenzentwicklung der Studierenden. Vorgangsweise Unter Berücksichtigung der strategischen Ziele der Leistungsvereinbarung wurden durch Strategiegruppen, bestehend aus Rektor/Vizerektorin, Studienrektorin/Vizestudienrektorin und VertreterInnen aus Fachabteilungen, Situationsanalysen durchgeführt, konkrete Entwicklungsbedarfe eruiert und Projektzeitpläne mit Maßnahmenvor- schlägen erarbeitet. Die identifizierten Handlungsfelder wurden in Workshops mit StudienprogrammleiterInnen, Vorsitzenden der Curricularkommissionen und StudierendenvertreterInnen reflektiert und um Bedarfe ergänzt. Das Ergebnis waren detaillierte Maßnahmenpläne. Die wichtigsten Maßnahmen Zur Qualitätssicherung im Bereich Studienmanagement wurden/werden in Zusammenarbeit mit Senat, Rektorat, Studienrektorat und Fachabteilungen die Curriculumentwicklungsprozesse für ordentliche und außerordentliche Studien neu aufgesetzt. Des Weiteren sollen folgende unterstützende Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Studierendenmanagement beitragen: Leitfaden zur optimierten ECTS-Vergabe, regelmäßige Abstimmung der StudierendenberaterInnen und Erstellung eines Wegweisers der Zuständigkeiten, Erarbeitung eines „Qualitätshandbuchs Lehre“ als praktische Handreichung für Lehrende sowie Überarbeitung der internen und externen OE-Evaluationsverfahren. Im Bereich Weiterbildung werden zusätzlich ein Mustercurriculum erarbeitet, die Darstellung der Bedarfserhebung und das LV-Feedbackverfahren vereinheitlicht sowie eine stärkere Verknüpfung von Forschung und Lehre angestrebt. 7 ZUM THEMA MULTISONO: STIMMEN ZUM THEMA Maurer QM: CUI BONO? Angesichts der weltweiten Ökonomisierung des Bildungs- und Hochschulwesens kann Qualitätsmanagement nicht als neutraler Fachbegriff des Besser-machen-Wollens verstanden werden. Auch wenn Qualitätsmanagement unterschiedlich gelebt werden kann, handelt es sich dabei um eine Regierungstechnik der Produkt- und Prozessoptimierung mittels Standardisierung und Kontrolle. Solche Praktiken werden von den Beteiligten verinnerlicht und mit hervorgebracht. Selbstverständlich soll Lehre gut sein und besser werden. Doch nicht für Wettbewerbsindikatoren soll ihr mehr Aufmerksamkeit zuteil werden. Für den fachlich und didaktisch sinngebenden Gehalt von forschungsgeleiteter Bildung selbst, deretwegen Menschen als Lernende oder Lehrende seit jeher an eine Universität kommen, müssen wir uns engagieren – mit oder auch gegen QM-Prozesse(n). Dazu bedarf es jedoch eines konsequenten Bekenntnisses zu Lehre als Kernaufgabe der gesellschaftlichen Institution Universität. Erst dann können jene Rahmenbedingungen geschaffen werden, die „qualitätsvolle Lehre“ zu einem Wert machen, der nicht nur wegen seiner Messbarkeit Anerkennung findet. Claudia Brunner ist Studienprogrammleiterin des Wahlfachs Friedensstudien Maurer NIETZSCHE FÜR QUALITÄTSMANAGER. „Unsre ‚höheren’ Schulen sind allesammt auf die zweideutigste Mittelmässigkeit eingerichtet, mit Lehrern, mit Lehrplänen, mit Lehrzielen. Und überall herrscht eine unanständige Hast, wie als ob Etwas versäumt wäre, wenn der junge Mann mit 23 Jahren noch nicht ‚fertig’ ist, noch nicht Antwort weiss auf die ‚Hauptfrage’: welchen Beruf? – Eine höhere Art Mensch, mit Verlaub gesagt, liebt nicht ‚Berufe’, genau deshalb, weil sie sich berufen weiss […] Sie hat Zeit, sie nimmt sich Zeit, sie denkt gar nicht daran, ‚fertig’ zu werden, – mit dreissig Jahren ist man, im Sinne hoher Cultur, ein Anfänger, ein Kind“, heißt es in einem Text Nietzsches aus dem Jahre 1889. Wenn Nietzsche recht hat, muss in der universitären Lehre sichtbar werden, dass Universitäten keine Fachhochschulen und wissenschaftliche Studien keine Berufsausbildungen sind. Die universitäre Lehre vermittelt kein Können, sondern Wissen, einschließlich des Wissens, wie man Wissen erlangt, und vor allem Wissen darüber, was man nicht weiß, d. h. die Grundlagen wissenschaftlichen Forschens. Martin G. Weiß ist Bologna-Koordinator der Alpen-Adria-Universität Wallner LEHRE – BILDUNG FÜR DIE ZUKUNFT. Qualität in der Lehre und qualitätsorientierte Curricula sind wesentliche Eckpunkte einer exzellenten universitären Ausbildung, um AbsolventInnen für gegenwärtige und zukünftige Anforderungen vorzubereiten. Nur, was ist mit Qualität in der Lehre gemeint? Allgemeine Antworten sind im Universitätsgesetz und im Leitbild der AAU zu finden, detaillierte Hinweise, Hilfen in der Umsetzung im „Qualitätshandbuch Lehre“. Wenngleich forschungsgeleitete Lehre, die Vermittlung von fachspezifischem/-übergreifendem Wissen und Methoden, Orientierung an (inter)nationalen Standards Grundprinzipien bilden, sind in diesem komplexen Wechselspiel vieler Faktoren zumindest vier weitere anzuführen: Lehrmotivation wie Interesse an der Lehre; Fördern und Fordern von Selbstständigkeit/ Kompetenz-Erleben der Studierenden; innovativer Umgang mit Heterogenität; neue Prüfungskultur u. a. durch eine optimale Abstimmung zwischen Lernergebnissen, Durchführung der Lehrveranstaltung und Prüfung („Constructive Alignment“). Kornelia Tischler ist Vizestudienrektorin der Alpen-Adria-Universität Maurer QUALITÄTSVOLLE LEHRE BENÖTIGT ZEIT. Die Lehre ist neben der Forschung eine Kernaufgabe von MitarbeiterInnen an Universitäten. Insbesondere in stark nachgefragten Studienrichtungen ist die individuell verfügbare Zeit ein Engpassfaktor, der in den Bereichen Lehre, Forschung und universitäre Selbstverwaltung zum Einsatz kommt. Qualitätsvolle Lehre in Bezug auf die Abhaltung von Lehrveranstaltungen hat meines Erachtens mit einem ausreichenden Einsatz individueller Zeitressourcen zu tun: Sich Zeit nehmen für die Vorbereitung, Abhaltung und Nachbereitung sowie kritische Reflexion von Lehrveranstaltungen, sich Zeit nehmen für Studierende und ihnen persönlich für Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen, spielt dabei eine große Rolle. Dies sollte auch entsprechend gefördert und geschätzt werden. Qualitätsmanagement in der Lehre beschränkt sich aber natürlich nicht auf die Durchführung des Studien- und Prüfungsbetriebs, sondern muss bereits bei der Einrichtung und Änderung von Studiengängen ansetzen. Es gibt schon eine Reihe von Instrumentarien, die an unserer Universität mit dem Ziel der Sicherung und Verbesserung qualitativ hochwertiger Lehre im Einsatz sind, wie z. B. Evaluierungsverfahren, Feedbackschleifen innerhalb von MitarbeiterInnengesprächen, Lehrgang für NachwuchswissenschafterInnen und Angebote der internen Weiterbildung. Im Rahmen des QMS der Lehre sollte aber auch beachtet werden, dass sich die qualitätssichernden Prozesse und Verfahren im Rahmen halten und nicht zusätzlich an der knappen Ressource „Zeit“ nagen. Sabine Kanduth-Kristen ist Professorin am Institut für Finanzmanagement 8 Unisono 2/2014 FORSCHUNG EINE UNIVERSELLE SOZIALWISSENSCHAFT Joseph A. Schumpeter vertrat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Idee einer universellen Sozialwissenschaft und war damit seiner Zeit voraus. Dieter Bögenhold hat seine Ideen nun in einem Artikel zusammengefasst. Disziplinen zusammengedacht und in eine kohärente universelle Sozialwissenschaft integriert werden können. Während Schumpeter als ein Theoretiker von Wirtschaftstheorie, Innovation und Unternehmertum gilt, ist weniger bekannt, wie sehr er auch als Wissenschaftstheoretiker brillierte. Österr. Nationalbibliothek Joseph A. Schumpeter (1883-1950) war ein österreichischer Ökonom und Politiker; später nahm er die deutsche, dann die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er gilt als einer der herausragenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Ab 1932 war er Professor an der Harvard-Universität. Dieter Bögenhold (Institut für Soziologie) hat sich nun im Rahmen eines Beitrags im Atlantic Economic Journal (Special Issue zu „Austrian Economics“) mit den Ideen einer universellen Sozialwissenschaft beschäftigt, die Schumpeter vor allem in einem 80 Seiten umfangreichen Vorwort zu seinem 1.200 Seiten umfassenden Werk „Geschichte der ökonomischen Analyse“ (History of Economic Analysis) darlegte. Das Buch konnte Schumpeter nicht mehr fertigstellen; es wurde nach Schumpeters Tod im Jahre 1950 dann 1954 von seiner Witwe veröffentlicht. „Schumpeter ist ein interdisziplinärer Theoretiker“, so Dieter Bögenhold. So könne das analysierte Vorwort als Handbuch gelesen werden, das vorschlägt, wie verschiedene akademische Unisono 2/2014 Eine besondere Rolle spiele für Schumpeter die Auseinandersetzung mit historischen Tatsachen. Aus vier Gründen sei es für ihn notwendig, sich mit der Geschichte zu befassen, wenn es darum gehe, ökonomische Rahmenbedingungen zu verstehen: Erstens sieht er pädagogische Vorteile. Um die Zusammenhänge zu verstehen, sei es für ihn notwendig, die historischen Rahmenbedingungen einer Zeit zu kennen. Zweitens ermögliche das Lesen „alter“ Theorien das Entdecken neuer Interpretationen oder Ideen. So könne das Alte als Ausgangsbasis für Innovatives angesehen werden. Drittens gäbe die historische Wissenschaft Einblicke darin, wie der menschliche Geist unter welchen Bedingungen funktioniert und arbeitet. Viertens, und das betreffe die Ökonomie im Besonderen, ist sie nach Schumpeter ein einziger historischer Prozess, der sich nicht von anderen analogen Prozessen trennen lässt. Die Wirtschaft hänge mehr als alles andere mit dem gesamten Leben einer Zeit zusammen. Zusammenfassend führt Bögenhold aus: „Brillante Ideen sind oft lange Zeit verdeckt. Wenn jemand ein Gemälde an einer Wand analysieren will, muss er auch ein paar Schritte zurückgehen, um das Bild als Ganzes betrachten zu können und einen Eindruck von der Gesamtkomposition zu erhalten. Ähnlich verhält es sich im Umgang mit Wissenschaft, insbesondere mit der Ökonomik. Die Geschichte der Ökonomik ist ein wissenschaftliches Gebiet, das umfassender und in größeren Kontexten betrachtet werden muss, so dass die Untersuchenden lernen, dass viele Faktoren mit vielen anderen Faktoren zusammenhängen.“ Diverse Disziplinen müssten in diese Betrachtung einfließen: Schumpeter nennt hier die ökonomische Soziologie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Psychologie, politische Ökonomie, Statistik und andere geeignete Techniken der ökonomischen Analyse. Auch auf den Begriff der „Theorie“, den er selbst unter Anführungszeichen setzt, wirft er einen ganzheitlichen Blick. Theorie sei demnach nicht nur das Gegenteil von Praxis, sondern eine Erklärung von kausalen Zusammenhängen. Theorie sei weiterhin eine Methodologie auf der Ebene von Paradigmen, Ansätzen und Prozessen, die akademisch diskutiert werden müsse. Sichtbar wird dieser ganzheitliche Zugang unter anderem in der Bewertung des Unternehmertums, das Bögenhold in seinem Artikel exemplarisch anführt. „Schumpeter argumentiert, indem er sich am realen Leben orientiert“, so Bögenhold. So gäbe es für Schumpeter drei zentrale Motive für unternehmerisches Handeln: Erstens gäbe es den Traum des Unternehmers oder der Unternehmerin, ein privates Königreich zu begründen. Die Faszination, ein eigenes Reich zu beherrschen, wäre besonders reizvoll für Menschen, die keine anderen Chancen auf soziale Unterscheidung haben. Zweitens wäre der Unternehmer jemand, der sich gerne konkurriert. Ihm gehe es nicht nur um die Früchte des Erfolges (das Geld), sondern insbesondere um den Erfolg an sich. Drittens genieße die Unternehmerin die Freude daran, etwas zu (er-) schaffen. „Schumpeter liefert damit insgesamt sehr wichtige Elemente einer Psychologie des Unternehmertums, genauso wie er den Bedarf aufzeigt, in die Forschung einer verhaltenswissenschaftlichen Ökonomik insgesamt zu investieren“, so Dieter Bögenhold. Es wird sichtbar, dass dieser interdisziplinäre Zugang mehr Perspektiven aufzuzeigen vermag als eine isolierte ökonomische Betrachtung. Schumpeter war mit seinen Ausführungen einer der Vorreiter heutiger interdisziplinärer Arbeiten in dem Bereich. Bögenhold, D. (2014). Schumpeter’s idea of a Universal Social Science. Atlantic Economic Journal, (3), http://link.springer.com/article/10.1007/s11293-014-94093#page-1. 9 FORSCHUNG GRUNDFREIHEITEN UND GRUNDRECHTE ZWISCHEN PRIVATPERSONEN 'HQ(LQÀXVVYRQZLUWVFKDIWVEH]RJHQHQ*UXQGIUHLKHLWHQXQGYRQ(XURSlLVFKHQ*UXQGUHFKWHQDXIGDV3ULYDWUHFKW untersuchte Stefan Perner (Institut für Rechtswissenschaft) in seiner mehrfach ausgezeichneten Habilitationsschrift. Fineas Fotolia Im Jahr 2009 trat mit dem lang diskutierten Vertrag von Lissabon die Europäische Grundrechte-Charta in Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keinen Katalog, der die Grundrechte zusammenfasste. Stefan Perner nahm dies zum Anlass, um in seiner Habilitation „Grundfreiheiten, Grundrechte-Charta und Privatrecht“ zunächst eine übergreifende Dogmatik der Grundfreiheiten herauszuarbeiten. Ausgehend davon analysiert er ihren Einfluss auf die nationalen Privatrechte. Im Weiteren beschreibt Perner die Auswirkungen von Grundfreiheiten und Europäischen Grundrechten im Privatrechtsverhältnis, d. h. zwischen Privatpersonen. Er nimmt damit das aktuelle und umstrittene Problem der Drittwirkung konstitutioneller Gewährleistungen auf. Die Frage, die im Mittelpunkt dieser Diskussion steht: Gelten Grundfreiheiten und Grundrechte auch zwischen Privatpersonen oder nur im Verhältnis zum Staat? Stefan Perner kommt zu dem Schluss, dass die Europäische Grundrechte-Charta für diese Fälle meist keine Bedeutung hat. Angenommen jemand sucht eine Mieterin oder einen Mieter für eine Wohnung und gibt an, nur an Inländerinnen oder Inländer zu vermieten, dann ist dies zulässig, da es sich um zwei Privatpersonen handelt. Kardinal-Innitzer-Förderungspreis, mit dem hervorragende österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht älter als 40 Jahre sind, ausgezeichnet werden. Bei einem feierlichen Festakt im Empfangssalon des Parlaments erhielt Perner im Mai von Vizekanzler Michael Spindelegger und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner den Leopold-KunschakWissenschaftspreis. Mit den LeopoldKunschak-Preisen werden wissenschaftliche Arbeiten von hohem Niveau auf dem Gebiet der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften prämiert. Perners Arbeit wurde in diesem Jahr bereits mit zwei anerkannten Preisen gewürdigt. Anfang des Jahres überreichte ihm Kardinal Christoph Schönborn den Perner, S. (Hrsg.) (2013). Grundfreiheiten, Grundrechte-Charta und Privatrecht. Tübingen: Mohr Siebeck KREATIVITÄT UND INNOVATION IM ARBEITSLEBEN Wie und durch wen entsteht Innovatives? Eine aktuelle Publikation liefert eine Bestandsaufnahme zur Forschung zu den Themenfeldern Kreativität, Innovation und Entrepreneurship. Kreativität, Innovation und Entrepreneurship sind Phänomene, die aktuell den wissenschaftlichen Diskurs über die Zukunft von Teams, Organisationen und der Gesellschaft bestimmen. Ziel dieses Buches ist es, Kreativität und Innovation besser zu verstehen und besser vorherzusagen. Dazu integriert dieses Buch aktuelle Perspektiven der personal- und organisationsbezogenen Betriebswirtschaftslehre und der Psychologie, speziell der Personal- und Organisationspsychologie. Das Buch von Diana Krause (Leitung der Abteilung für Personal, Führung und Organisation) richtet sich primär an WissenschaftlerInnen, HabilitandInnen, DoktorandInnen und Studierende, die an einer Bestandsaufnahme zur Kreativitäts- und Innovationsforschung interessiert sind. Um auf Forschungsbedarf in den jeweiligen Teilbereichen hinzuweisen, wird in einzelnen Kapiteln dar10 gelegt, welche Fragen bislang ungeklärt sind bzw. aus welchen Gründen inkonsistente Befunde vorliegen. Weiters werden Vorschläge unterbreitet, wie sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen Fragestellungen zukünftig annähern können. Das Buch richtet sich auch an in der Praxis tätige Führungskräfte und Teammitglieder, die an einer Bereicherung ihres Wissensstands interessiert sind und auf der Basis von Theorie und Empirie Möglichkeiten generieren wollen, um Kreativität und Innovation in ihren Arbeitseinheiten zu stimulieren. Beispiele für Themen, die in dem Buch behandelt werden, sind: Kreativität und Innovation im Arbeitsleben, Selbstregulation kreativer Leistung, Führung und Kreativität, Kreativitätsbarrieren in Gruppen und ihre Überwindung, Arbeitsgestaltung und Kreativität, organisationale Innovation, innovations- bezogene Personalauswahl, Teams, heterogene Teams und Diversity und Innovation, organisationales Lernen sowie Grundlagen des Entrepreneurship. Krause, D. (Hrsg.) (2014). Kreativität, Innovation, Entrepreneurship. Heidelberg: Springer. Unisono 2/2014 FORSCHUNG SPIONAGE IN LITERATUR UND FILM Piai Fotolia Seit März 2014 arbeitet Alan Burton als FWF Senior Research Fellow am Institut für Anglistik und Amerikanistik an einem Projekt über BritiVFKH6SLRQDJHURPDQHXQG¿OPH Geheimagenten und Spionagegeschichten in Literatur und Film üben schon seit jeher eine Faszination auf ihr Publikum aus. Besonders in Großbritannien haben Spionageromane und -filme einen wichtigen Stellenwert, da sie quasi dort erfunden wurden. Eine der ersten klassischen Spionagegeschichten war Erskine Childers Riddle of the Sands (1903), gefolgt von Autoren wie John Buchan, Graham Greene, Ian Fleming, Len Deighton und John le Carré. Auf der Leinwand zählten Alfred Hitchcocks Filme zu den einflussreichsten des Spionagegenres. lungen Großbritanniens und den unterschiedlichen Umgang mit Themen wie Klassenunterschiede, Nationalität, Männlichkeit und Gender. „Die Popularität von Spionagegeschichten entstand vor allem aus der Nachfrage nach Thrillern seit dem Zweiten Weltkrieg. Spionageliteratur war und ist eine wichtige Gattung des Thrillers. In den 1960ern waren ein Viertel aller verkauften Bücher Thriller, die die Leserinnen und Leser mit ihrem Tempo, der Aufregung und dem Exotischen als Kontrast zum grauen Alltag in ihren Bann zogen“, so Burton. Das wissenschaftliche Interesse hat sich bisher meist auf diese frühe Zeit des Spionageromans und -films gerichtet. Das aktuelle FWF-Projekt widmet sich der Neukonzeption klassischer Spionagenarrative seit den 1980er Jahren und dem Umgang mit Bedrohungen und Sicherheitsfragen seit dem Beginn von Glasnost und dem Ende des Kalten Kriegs. Im Zuge des Projekts wird Alan Burton ein Historical Dictionary of British Spy Fiction erstellen, das erstmals sowohl Literatur als auch Film und Fernsehen zum Thema Spionage beinhalten wird. Faszination James Bond Spione und Geheimagenten sind beim Publikum besonders beliebt. James Bond ist die bekannteste Figur dieses Genres und wurde durch die zahlreichen Verfilmungen der Romane Ian Flemings seit den 1960ern zu einer britischen Ikone. Der Erfolg der BondReihe lässt sich unter anderem durch die historische Situation erklären. „In den Sechzigerjahren ging es mit dem imperialen Großbritannien bergab, und ein moderner Held wurde benötigt, um das Fantasiebild von Stärke und Macht Bei der Analyse von Spionagegeschichten in Großbritannien ist die Beziehung zwischen Zeitgeschichte und Literatur bzw. Film unübersehbar. Vom laienhaften Gentleman-Spion bei William LeQueux, über den professionellen Geheimagenten à la James Bond und Harry Palmer, hin zu den kritischeren und zynischeren Werken von le Carré – die Entwicklung dieses Genres zeigt immer auch die veränderten DarstelUnisono 2/2014 aufrechtzuhalten“, erläutert Burton. Hinzu kam, dass James Bond einen modernisierten Geheimagenten verkörperte, der sich durch Geltungskonsum und einen „Playboy“-Lebensstil auszeichnete. Teure und schnelle Autos, schöne Frauen, technische Spielereien und gutes Essen und Trinken zähl(t)en zu den wichtigsten Bestandteilen der James-Bond-Geschichten. Mit jedem neuen Bond-Darsteller konnte der stereotype Agent an seine Zeit angepasst werden. Seit den Sechzigerjahren entwickelte sich die Parodie von Geheimagenten als Subgenre. Dies erklärt sich aus der Vertrautheit des Publikums mit dem Spionage-Genre, mit seinen Handlungen und den verwendeten Stereotypen. Beispiele für Parodien sind Casino Royale (1967) und die Johnny English-Filme (2003, 2011). In den letzten Jahren gibt es außerdem zwei weitere beachtenswerte Trends. Erstens, anerkannte Romanautoren – Ian McEwan (The Innocent, 1993), William Boyd (Restless, 2012), Sebastian Faulks (Charlotte Gray, 2001) – verfassen Spionageliteratur, die meist mit einer historischen Spionagegeschichte verfilmt wird. Der zweite Trend zeigt sich in der nostalgischen Wiederkehr des Kalten Kriegs und Spionagegeschichten, die in den 1950er bis 1970er Jahren spielen. Unser Service für Ihre Gesundheit: Für eine persönliche Beratung steht Ihnen das Team der Uni-Apotheke gern zur Verfügung. 4P[[HNZ[ NLMMUL w w w. u n i - a p o t h e k e . a t 4HN,SMYPLKL-\NNLY<UP]LYZP[p[ZZ[YHL 2SHNLUM\Y[ ;LS ,4HPS!VMÄJL'\UPHWV[OLRLH[ FORSCHUNG MIGRATION, MOBILITÄT UND RAUM Das inter- und transdisziplinäre EU-Projekt „Performigrations: People Are the Territory“ untersucht die gesellschaftlich relevanten Themen der Mobilität von Menschen und Kulturen in der zunehmend durch Medien vernetzten Gegenwart. Durch diese Mobilität werden neue Territorien jenseits nationalstaatlicher Grenzen geschaffen. Das internationale Projekt wird eine interaktive Online-Plattform sowie eine performative Kunstinstallation entwickeln. Mithilfe von Technologien der Positionsbestimmung sollen traditionelle und neue Formen des Storytelling präsentiert und verschiedene Narrative wie ein Netz miteinander verknüpft werden. Menschen und ihre Geschichten werden so zu Territorien, die sich fortan fließend weiterbewegen, verändern und verschmelzen und neue Räume entstehen lassen. Die aus der Kooperation von Wissenschaft, Kunst und Technik entstehende Kunstinstallation wird 2015 und 2016 in Klagenfurt, Athen, Bologna, Lissabon, Montreal, Toronto und Vancouver ausgestellt. Sieben Künstlerinnen und Künstler wurden ausgewählt, die mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenarbeiten und die Themen Mobilität, Migration und Identität in Bezug zum jeweiligen Standort setzen und so ein gemeinsames, mobiles Werk entstehen lassen wollen. In Klagenfurt wird die rumänische Intermedia-Künstlerin Ioana Paun, die sich vor allem mit Migration und Arbeit auseinandersetzt, bei den „Tagen der deutschsprachigen Literatur” 2015 und im Rahmen einer eigens organisierten Veranstaltungsreihe des Vereins lend|hauer ihre Arbeit ausstellen. mobilen Territorien, die aus den Migrationsbewegungen innerhalb der EU sowie zwischen der EU und Kanada entstehen, sichtbar machen. Ziel ist es, neue Perspektiven auf Migration, Mobilität und Raum durch einen Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst zu eröffnen. Das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Rainer Winter, Matthias Wieser und Eve Schiefer) ist Partner des Projekts und möchte diese Beboy Fotolia FORSCHUNGSSTIPENDIUM DES KÄRNTNER UNIVERSITÄTSBUNDES Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens hat der Kärntner Universitätsbund ein Jahresstipendium in der Höhe von 7.500 Euro zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vergeben. Die Ausschreibung richtete sich an Bewerberinnen und Bewerber, die eine Dissertation oder ein ähnliches Forschungsvorhaben an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt durchführen und deren Arbeit sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Zusammen mit dem Forschungsrat der AAU erfolgte die Vergabe des Stipendiums an die Historikerin Marion Koschier. Ihr Dissertationsprojekt „Österreichische Staatsschulden und internationales Finanzsystem (1790–1830)“, das von Reinhard Stauber vom Institut für Geschichte betreut wird, beschäftigt sich einerseits mit der Frage, wie die Habsburgermonarchie auf innenpolitischer Ebene mit der seit den Revolutionskriegen konstant wachsenden Staatsschuld umgegangen ist. Anderer- seits untersucht die Arbeit die Rolle, die britische Bankhäuser wie Baring und Rothschild bei der finanziellen Konsolidierung des europäischen Kontinents nach dem endgültigen Sturz Napoleons eingenommen haben. Zu diesem Zweck werden Quellen aus sowohl nationalen als auch internationalen Archiven gesichtet und ausgewertet. KONFERENZ ZU KORPUSLINGUISTIK 25. bis 27. September 2014 Am Institut für Anglistik und Amerikanistik findet vom 25. bis 27. September 2014 die erste Klagenfurt Conference on Corpus-based Applied Linguistics (CALK14) statt. Gegenstand der Korpuslinguistik und der Tagung sind sprachliche Phänomene von soziokultureller Relevanz, die mithilfe linguistischer Analysen von authentischen Sprachdaten schriftlicher und mündlicher Art und dokumentiert in großen Korpora untersucht werden. 12 Der Fokus der Tagung liegt auf den vier inhaltlichen Schwerpunkten Corpus Linguistics and Language Assessment (Leitung: Günther Sigott & Nikola Dobrić), Discursive Practices across Professional Fields (Leitung: Eva-Maria Graf), Language Contact and Multilingualism in World Englishes (Leitung: Alexander Onysko), The Sociolinguistics of Multilingual (e-)Writing (Leitung: Allan James). Die Plenarvorträge von Christiane Dalton-Puffer (Universität Wien) und Bernd Kortmann (Universität Freiburg) ergänzen das Vortrags- und Workshop-Programm und widmen sich der Vielschichtigkeit und Relevanz angewandt-sprachwissenschaftlicher und korpus-basierter Zugänge. Informationen unter: www.aau.at/iaa Unisono 2/2014 FORSCHUNG FRIEDEN UND KONFLIKTBEARBEITUNG .RQÀLNWO|VXQJHQ XQG GHU :HJ ]X HLQHP IULHGOLFKHQ 8PJDQJ ]ZLVFKHQ 6WDDWHQ VWDQGHQ LP 0LWWHOSXQNW HLQHU internationalen Konferenz an der Harvard University, die vom Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik (ZFF) mitorganisiert wurde. Vom 27. bis zum 29. März 2014 fand die Konferenz „The Transformation of Intractable Conflicts. Perspectives and Challenges for Interactive Problem Solving” statt. Die Veranstaltung zu Ehren von Professor Herbert C. Kelman wurde in Kooperation mit dem Weatherhead Centre for International Affairs (Harvard) und dem H. C. Kelman Institute for Interactive Conflict Transformation Vienna-Jerusalem abgehalten. Kelman hat sich mit Konfliktbearbeitung wissenschaftlich und praktisch auseinandergesetzt – besonders zwischen Israel und Palästina. Dabei hat er die Methode der so genannten Interactive Problem Solving Workshops auf „Track Two“-Ebene entwickelt, die international eine sehr breite Anerkennung gefunden hat. Mit „Track TwoDiplomatie“ ist der Kontakt zwischen einflussreichen, aber nicht direkt in politische Entscheidungen eingebundenen Menschen zweier Konfliktparteien gemeint. Dadurch gehen die Beteiligten flexibler miteinander um und können so neue Ideen und Lösungswege produzieren. Werner Wintersteiner die Rolle Kelmans als einen Begründer moderner Friedensforschung und präsentierte eine Agenda heutiger Herausforderungen. Die einzelnen Panels gingen auf diverse Aspekte des Nahostkonflikts ein, ebenso wie auf Methoden und Strategien der Konfliktbearbeitung. Das erste Panel, „Reframing Negotiations: New Approaches to a Two-State Solution for the Israeli-Palestinian Conflict”, diskutierte die von Herbert Kelman ins Spiel gebrachte „One country, two states”Option. Es ist der Versuch, den Identitätskonflikt, der durch das Festhalten beider Parteien am Anspruch auf das ganze Land „zwischen dem Fluss und dem Meer” verschärft wird, auf kreative Weise zu entspannen. Ein abschließendes Panel beschäftigte sich mit der Rolle des Interactive Problem Solving in derr Friedensforschung. e . Dort D beleuchtete ch Die Konferenz brachte über 35 hochrangige WissenschaftlerInnen, NGORepräsentantInnen und DiplomatInnen aus Belgien, England, Israel, Österreich, Palästina, der Schweiz und den USA zusammen. Sie wurde von dem österreichischen Diplomaten Wolfgang Petritsch eröffnet, und auch Bundesminister Josef Ostermayer hielt eine Ansprache. Die direkte Zusammenarbeit zwischen Klagenfurt und Kelman wird weitergehen. Für das nächste Jahr ist die Herausgabe eines Sammelbandes mit Schriften Kelmans geplant, eingeleitet von Wilfried Graf und Werner Wintersteiner. JUGENDLICHE IM UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN Subjektkonstruktionen im Kontext digitaler Medien stehen im Zentrum eines Buches, das Christina Schachtner (Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft) mitherausgegeben hat. Dies habe weitreichende Folgen, so Schachtner weiter: „Das Tempo, das die Unisono 2/2014 digitalen Technologien ermöglichen, führt zur Beschleunigung von Kommunikation; in den medialen Anwendungen des Internets entstehen neue Sprach- und Kommunikationsmuster. Carstensen, T., Schachtner, C., Schelhowe, H. & Beer, R. (Hrsg.) (2013). Digitale Subjekte. Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart. Bielefeld:transcript. Auch Erwerbsarbeit hat sich in vielen Bereichen gewandelt: Mit dem Internet sind neue Tätigkeiten und Anforderungen entstanden, außerdem haben sich neue Berufsbilder wie Social-MediaManagement, Webdesign und Communitymanagement entwickelt. Lebenslanges und oftmals autodidaktisches Lernen, das einen hohen Grad an Selbst- verantwortung und Eigenständigkeit sowie den Gebrauch digitaler Medien und Lernmedien voraussetzt, wird in vielen Bereichen erwartet.“ Die Auswirkungen auf das Subjekt beobachten KommunikationswissenschaftlerInnen aus zweierlei Perspektiven: Einerseits wird der Einfluss der Sozialen Medien als Beitrag zur Partizipation, Ent-Hierarchisierung und User-Beteiligung gefeiert, andererseits befürchten KulturpessimistInnen Informationsflut sowie Überforderung durch Multitasking. Anhand von Analysen der zentralen gesellschaftlichen Felder Arbeit, Lernen und Kommunikation zeigen die Beiträge dieses Bandes, welche neuen Praktiken – und damit auch neue Selbstund Weltbilder – Subjekte im Umgang mit digitalen Medien entwickeln. 13 shutters shutterstock Wie gehen junge Menschen mit den Herausforderungen der digitalen Medien um, wie verändern sich ihr Alltag und ihre Lebenswirklichkeiten? Diese Fragen stellen sich die Autorinnen und Autoren dieser neuen Publikation. Sie gehen davon aus, dass sich im Kontext der gegenwärtigen gesellschaftlichen, medien- und technikbasierten Umbrüche neue Subjektformen herausbilden. So sind beispielsweise durch die Entwicklung des Internets die traditionellen Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem infrage gestellt. „Diese Verschiebungen haben sich mit Weblogs und den Sozialen Netzwerken in den letzten Jahren noch einmal zugespitzt; es ist mittlerweile weit verbreitete Praxis, in (Teil-)Öffentlichkeiten über ‚Privates‘ zu kommunizieren. Kommunikation hat durch die digitalen Technologien neue Impulse und Formen erhalten“, so Christina Schachtner. FORSCHUNG EUROPA – QUO VADIS? Europa steht heute vor vielen Herausforderungen – Globalisierung, Arbeitslosigkeit, Zuwanderung, Ressourcenknappheit. Ein länderübergreifendes Projekt mit Forscherinnen und Forschern aus zwölf Nationen beschäftigt sich mit diesen Themenfeldern und entwickelt Strategien hin zu einem lebenswerten und nachhaltigen Europa. Kann Europa auf den Weg zurück, den es vor der Wirtschaftskrise gegangen ist, oder muss es eine grundlegende Veränderung geben? Das ist eine der zentralen Fragen, die sich die 33 wissenschaftlichen Institutionen im Projekt „Welfare, Wealth and Work for Europe“ am Beginn des Projekts im Jahr 2012 stellten. Marina Fischer-Kowalski und ihre KollegInnen vom Institut für Soziale Ökologie sind im Projekt, das im 7. Rahmenprogramm der EU (FP7) gefördert wird, für Umwelt-, Ressourcenund Energiefragen in der Wirtschaftsentwicklung Europas verantwortlich. „Die bisherigen Analysen haben gezeigt, dass es kein Zurück geben kann, sondern dass ein neuer Weg für Europa zu suchen ist, der in eine sozialökologische Transition führt“, erklärt FischerKowalski. Tryfonov Fotolia Die Projektleitung, das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), stellt diesen Weg unter den Titel „Wachstum“. Dabei geht es nicht um Wachstum, das sich lediglich im Bruttosozialprodukt ausdrückt, sondern es beinhaltet ein breiteres Verständnis in Bezug auf Lebensqualität, Zufriedenheit und Arbeitsmöglichkeiten. Europa schrumpft, Rohstoffpreise steigen In einem ersten Arbeitsschritt hat sich das Team rund um Marina FischerKowalski mit dem globalen Umfeld Europas beschäftigt. Die WissenschaftlerInnen sind der Frage nachgegangen, welche globalen Bedingungen in Bezug auf Demographie, Ressourcen und Markt- bzw. Wettbewerbschancen, die seinen Weg wesentlich mitbestimmen, Europa bis 2050 voraussichtlich vorfinden wird. Die bisherigen Untersuchungen haben signifikante Diagnosen 14 hervorgebracht: Erstens, Europa hat schrumpfende Bevölkerungszahlen und wird auch in Zukunft nur durch Einwanderung wachsen, was Anlass für politische Konflikte sein könnte. „Die zweite wichtige Erkenntnis ist, dass Europa im gesamten 20. Jahrhundert auf immer billigere Rohstoffe wie Öl, Kohle, Gas, aber auch Sand, Getreide oder Biomasse bauen konnte. Diese Zeit ist vorbei und die Rohstoffpreise steigen, auch wenn sie während der Wirtschaftskrise kurzzeitig gesunken sind. Das heißt für Europa, dass es wirtschaftlich zunehmend rentabel und sinnvoll wird, an Ressourcen und nicht in erster Linie an Arbeitskraft zu sparen“, erklärt Fischer-Kowalski. Die Verteuerung der Ressourcen belastet überdies besonders die Einkommen der NiedrigverdienerInnen. Marina Fischer-Kowalski plädiert dafür, dass Europa die Probleme der sozialen Ungleichheit und der Ressourcenknappheit gemeinsam betrachten soll, da beide Probleme ansonsten eine explosive Gemengelage ergeben können. 1970er Jahre als gutes Beispiel Auf der Suche nach zukunftsträchtigen Strategien haben die Forscherinnen und Forscher historische Situationen, z. B. die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre, analysiert, in denen Länder vor ähnlich schwierigen Situationen gestanden sind wie Europa heute. „Es hat sich gezeigt, dass ab den 1970er Jahren in allen hochentwickelten Industrieländern eine Stagnation bzw. in manchen Ländern sogar ein Rückgang des Ressourcenverbrauchs (in Tonnen) stattfand, während die Einkommen weitergestiegen sind. Erklärungen dafür sind einerseits Effizienzsteigerungen in der Industrie, eine gewisse ma- terielle Sättigung in Bezug auf Infrastruktur und Haushaltsausstattung, aber auch die Auslagerung von Produktionsprozessen von Europa in die Entwicklungsländer“, so FischerKowalski. Politische Programme und Entscheidungen in dieser Zeit hatten an der Beendigung des bis dahin rapiden Anstiegs im Energie- und Ressourcenverbrauchs durchaus ihren Anteil. Dreifacher Bedarf an Ressourcen im Jahr 2050 Daher schlagen die ForscherInnen der EU vor, sich an den Maßnahmen in den 1970ern zu orientieren und nach Wegen zu suchen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind dabei, ihren Verbrauch erheblich zu steigern, was im Sinne einer Verringerung internationaler Ungleichheit durchaus zu begrüßen ist. Eine weltweite Konvergenz der Pro-Kopf Verbräuche auf dem gegenwärtigen Niveau der Industrieländer hätte allerdings zur Folge, dass im Jahr 2050 dreimal so viele Ressourcen benötigt würden als derzeit – was sich auf diesem einen Planeten nicht ausgeht. Angesichts zu erwartender Knappheits-, Preis- und demographischer Verhältnisse täte Europa gut daran, einen neuen, nicht auf quantitatives Wachstum fixierten Entwicklungspfad einzuschlagen; dabei könnte es an die Erfahrungen in den 70er Jahren gut anschließen. Unisono 2/2014 FORSCHUNG SMART HOMES: ENERGIE SPAREN LEICHT GEMACHT? :LHN|QQHQZLUHQHUJLHHI¿]LHQWHUOHEHQXQGHOHNWULVFKH(QHUJLHHLQVSDUHQ")RUVFKHUDP,QVWLWXWIU9HUQHW]WH und Eingebettete Systeme untersuchen, wie elektrische Energie speziell in den Regionen Kärnten und FriaulJulisch Venetien verbraucht wird. Mit den erhobenen Daten werden im Zuge des Forschungsprojekts MONERGY Konzepte zum energieeffizienteren Umgang mit (elektrischer) Energie entworfen, um das Energiebewusstsein in den Regionen zu steigern und den Energieverbrauch langfristig zu reduzieren. Wilfried Elmenreich sprach mit UNIsono über die bisherigen Projektergebnisse. Herr Elmenreich, welche Daten haben Sie bisher erhoben? Wir haben eine anonyme Umfrage unter 340 Haushalten durchgeführt, bei der es hauptsächlich um die Anzahl und die Art der vorhandenen Elektrogeräte und mögliche Unterschiede zwischen Italien und Kärnten ging. Wie unterscheiden sich die Ergebnisse der beiden Regionen? In den Kärntner Haushalten werden größtenteils Elektroboiler und Elektroherde eingesetzt, während die meisten Haushalte in Friaul-Julisch Venetien sowohl beim Herd als auch bei der Warmwasseraufbereitung Gas nutzen. Die Befragung hat deutlich gezeigt, dass in Kärnten mehr Haushalte verbrauchsstarke Elektrogeräte verwenden als in Friaul. Dazu kommt, dass in Italien die Maximalleistung der Geräte, die an einen Haushalt angeschlossen werden können, viel stärker begrenzt ist als in Österreich. Es muss dort daher sparsamer mit der Maximalleistung umgegangen werden. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Smart Meter? Smart Meter sind intelligente, digitale Unisono 2/2014 Welche Vorteile könnten das sein? Durch kurzfristigere Updates zum eigenen Energieverbrauch, d. h. nicht nur einmal im Jahr, wie es bei den derzeitigen Stromzählern üblich ist, können „Energiefresser“ schneller erkannt und ausgetauscht werden. Der Umgang mit dem Energieverbrauch wird bewusster, weil die Konsumentinnen und Konsumenten mehr Informationen darüber haben, welches Gerät wie viel Energie benötigt. Auch für den Energieanbieter entstehen Vorteile, da er in kürzeren Abständen Informationen über den Verbrauch bekommt und diesen nicht auf ein Jahr schätzen muss. Zusätzlich könnten Energieversorger mehrere Tarife pro Tag anbieten, was Nutzerinnen motivieren würde, Energie zu bestimmten Tageszeiten zu verbrauchen. So kann Ökostrom besser gefördert werden, da beispielsweise bei Photovoltaikanlagen am meisten Strom um die Mittagszeit produziert wird. mit dem diese Informationen verschlüsselt werden können. In welcher Form kommen Smart Meter bei MONERGY zum Einsatz? Im Projekt wird eine Messkampagne mit Smart Metern in derzeit neun Haushalten in Kärnten und Friaul durchgeführt. Wir untersuchen dabei über den Zeitraum von einem Jahr, welche Geräte wie stark zum Einsatz kommen und welchen Verbrauch diese Geräte haben. Die meisten existierenden Messdaten zum Energieverbrauch kommen aus amerikanischen Haushalten, die andere Gerätearten verwenden und ganz andere Verbrauchsmuster haben und daher kaum auf europäische Haushalte anwendbar sind. Aus dem generierten Datensatz können wir dann zum nächsten Schritt übergehen und einen PrePaid-Ansatz entwickeln. Was versteht man unter dem Pre-PaidAnsatz? Die NutzerInnen planen den Einsatz ihrer Geräte, indem sie eine bestimmte Menge an Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt im Voraus kaufen. Sollten sie mehr verbrauchen, erhalten sie eine Nachricht und können ihre Planung und den Einsatz ihrer Geräte überdenken. Dies ruft einen sehr bewussten Umgang mit Haushaltsgeräten hervor, hat aber „In Kärnten werden sehr viele energieintensive Geräte eingesetzt. Hier gäbe es ein hohes Energiesparpotenzial.“ Gibt es auch Nachteile, die aus dem Smart Metering entstehen? Sollte es Nutzerinnen und Nutzern nicht möglich sein, sich diesen Tarifen anzupassen, könnten sie am Ende des Jahres einen höheren Durchschnittstarif haben als ohne Smart Meter. Und das Thema Privatsphäre spielt bei diesem Konzept eine große Rolle. Wenn mein Energieanbieter weiß, wann ich welche Geräte nutze, kann er daraus Schlüsse über mich und mein Nutzerverhalten ziehen: Wann bin ich zu Hause, welche Geräte besitze ich und einiges mehr. Hier ist Datenschutz ein sehr wichtiges und heiß diskutiertes Thema, das wir auch im Projekt MONERGY aufgreifen werden. Wir arbeiten an einem System, auch starken Einfluss auf das tägliche Leben. Studien haben bereits gezeigt, dass dieser Ansatz sehr vielversprechend ist und Einsparungen von ungefähr elf Prozent erreicht werden können. Wilfried Elmenreich forscht am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme. 15 Macrovector Fotolia Wie kann mit diesen Erkenntnissen Energie eingespart werden? In Kärnten werden sehr viele energieintensive Geräte eingesetzt, d. h. hier gäbe es ein hohes Energiesparpotenzial. Je nachdem welche Geräte in welchen Regionen am häufigsten zum Einsatz kommen und die meiste Energie benötigen, können unterschiedliche Energiesparkonzepte für jede Region vorgeschlagen werden. In Italien wurden außerdem bereits Smart Meter eingeführt, welche ebenfalls helfen sollen, Energie einzusparen. Stromzähler, die Verbrauchsdaten in kürzeren Intervallen als mit herkömmlichen Zählern an den Energieanbieter schicken. Die EU setzt sich dafür ein, Smart Meter flächendeckend in Europa einzuführen, und verspricht sich davon zahlreiche Vorteile sowohl für den Endverbraucher als auch für den Energieanbieter. FORSCHUNG KOOPERATION UND SELBST-ORGANISATION BEI APP-ENTWICKLUNG Ein Forschungsprojekt bringt technische und soziale Aspekte bei der App-Entwicklung zusammen. Smartphones und Tablets sind zu einem wichtigen Bestandteil des Alltagslebens avanciert. Der technische wie auch der soziale Aspekt dieser Medien rückt ins Zentrum eines interdisziplinären Vorhabens mit dem Titel „Cooperation, Resource-Optimization, and Self-Organization in Mobile, MixedReality Environments (CROSMOS)“. Das von den Lakeside Labs finanzierte Projekt startete im Jänner 2014. Die Projektbeteiligten erforschen und entwickeln kooperative Multi-UserApps, bei denen Selbst-Organisation und Interaktion zwischen menschlichen Gruppen und technischen Geräten im Fokus stehen. Zum Einsatz kommt die innovative Methode der „Social Analytics“. Technische wie auch sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Mobile Apps greifen ineinander, um gemeinsam mit dem Anwendungspartner Stadtwerke Klagenfurt eine „Ecotainment App“ zu erarbeiten, die Jugendliche zu ressourcenbewusstem Handeln motivieren soll. Im Projekt arbeiten die Institute für Informationstechnologie, Vernetzte und Eingebettete Systeme sowie Medienund Kommunikationswissenschaften zusammen. KURZINTERVIEW MIT BERNHARD RINNER Wie funktioniert die Methode der „Social Analytics“? „Social Analytics“ versucht Verfahren zur Messung des Benutzerverhaltens in digitalen Systemen auch für die Beobachtung in der realen Welt anzuwenden. Damit können „cyber world“ und „physical world“ gemeinsam betrachtet und die Beobachtung noch genauer durchgeführt werden. Ermöglicht wird dies durch die Vielzahl der in den Smartphones eingebauten Sensoren. Was ist innovativ an dieser Form der App-Entwicklung? Neu ist die Auswertung der Sensordaten für die Bestimmung der Interaktion in Gruppen. Kann ich das Verhalten der Benutzer gut vorhersagen, kann ich die INTERAKTIVE TASCHENPROJEKTOREN FÜR UNTERWEGS Wie kleine Handybildschirme mithilfe von Taschenprojektoren zu großen Bildschirmen erweitert werden können, ist Thema einer Dissertation am Institut für Informatik-Systeme. Die relativ kleine Bildschirmgröße mobiler Endgeräte wird bei vielen Anwendungen zum Problem. Zu kleine Schriften oder Schaltflächen, die mit der Fingerspitze bedient werden müssen, erschweren den Umgang mit den Geräten. Die Lösung dieses Problems könnten so genannte Taschenprojektoren sein, die in Mobiltelefone integriert werden. Kaufmann In seiner Dissertation befasst sich Bonifaz Kaufmann (Institut für Informatik16 Systeme) mit der Handhabung sowie den Vor- und Nachteilen dieser Projektoren und hat selbst einen Prototyp eines Taschenprojektors entwickelt. Gewöhnlich verwendet man einen Projektor, um Bilder oder Videos an die Wand „zu werfen“. Der von Kaufmann entworfene Projektor ist jedoch darüber hinaus auch interaktiv einsetzbar, um zum Beispiel projizierte Schaltflächen auszuwählen. Die dafür von Kaufmann implementierte Interaktionstechnik nennt sich Schlüssellochinteraktion („peephole interaction“) und funktioniert ähnlich wie die Bedienung einer Taschenlampe. „Bei der Schlüssellochinteraktion verschiebt sich zwar der Lichtkegel, aber der dargestellte Inhalt erscheint der Betrachterin oder dem Betrachter statisch. Es ist, als wür- App besser abstimmen, die Interaktion in der Gruppe stimulieren oder die Benutzerführung erleichtern. Inwiefern sollen menschliche Gruppen und technische Geräte beim Endprodukt interagieren? Wir verwenden „Social Analytics“ in mobilen Spielumgebungen, bei der Teams gemeinsam unterschiedliche Aufgaben in der realen Welt bewältigen müssen. Die Interaktion der Spieler mithilfe ihrer Smartphones stellt ein zentrales Element bei diesen Aufgaben dar. Ganz wichtig: „Social Analytics“ ist kein neues Überwachungstool. Es kann von den Spielern jederzeit deaktiviert werden. de man mit einer Taschenlampe in einem dunklen Raum ein großes Bild ‚abfahren’- es ist nur der Teil sichtbar, der gerade angeleuchtet wird“, erläutert Bonifaz Kaufmann. Bisher war Schlüssellochinteraktion nur in speziell präparierten Labors möglich. Mit dem von Kaufmann entwickelten Prototypen kann diese innovative Technologie nun auch außerhalb in natürlichen Umgebungen eingesetzt werden. Moderne Projektoren verwenden Laserlicht, das beim Auftreffen auf die Netzhaut zu Schädigungen führen kann. Um dieses Problem zu vermeiden, entwarf Kaufmann im Zuge seiner Dissertation „Eye-Shield“. Eye-Shield detektiert Gesichter, welche in den Lichtkegel des Projektors eintreten, und schaltet daraufhin den Bereich, wo das Licht die Augen treffen würde, sofort aus, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Unter youtu.be/pmV267uAy_4 finden Sie ein Video, das den Projektor in Aktion zeigt. Unisono 2/2014 FORSCHUNG AKTIONSFORSCHUNG VERÄNDERT Eine Neuerscheinung versammelt internationale Perspektiven auf Veränderungspotenziale dieses Forschungsansatzes. Im Paradigma der Aktionsforschung werden Forschung und Praxis iterativ miteinander verbunden. Es wird Wissen im Praxiskontext generiert, das Beiträge für die Lösung praktischer Probleme leistet. Akademische WissenschaftlerInnen und forschende PraktikerInnen arbeiten in Aktionsforschungsprojekten zusammen. Ein aktuelles Buch – herausgegeben von Thomas Stern, Andrew Townsend, Franz Rauch und Angela Schuster – versammelt aktuelle internationale Bei- spiele zum Veränderungspotenzial der Aktionsforschung. Die AutorInnen stammen aus den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Palliativpflege, Sozialarbeit und Gemeindeentwicklung. In den Texten beantworten sie Fragen wie „Wie kann Aktionsforschung Veränderungsprozesse substanziell unterstützen?“, „Wie wird Aktionsforschung in den verschiedensten Disziplinen und unterschiedlichen Ländern konzeptualisiert?“ sowie „Was kann aus diesen Beispielen über Aktionsforschung gelernt werden?“ Die Basis für die Kapitel bilden Beiträge, die im Rahmen der internationalen CARN Conference 2011 in Wien präsentiert wurden. Stern, T., Townsend, A., Rauch, F. & Schuster, A. (2014). Action Research, Innovation and Change: International and Interdisciplinary Perspectives. London, UK: Routledge. KURZINTERVIEW MIT FRANZ RAUCH Was ist das Besondere an der Aktionsforschung? In der Aktionsforschung geht es nicht nur darum, wissenschaftliches Wissen zu generieren und zu verallgemeinern, sondern darum, konkrete praktische Fragestellungen zu bearbeiten, weiterzuentwickeln und reflektiert zu deren Lösung beizutragen. Ein Aktionsforschungsprozess ist nicht linear, sondern iterativ im Sinne einer Spiralentwicklung von Planung – Aktion – Beobachtung – Analyse – Planung Aktion … Das Erkenntnisinteresse steht GANZHEITLICH MIT TEXTEN UMGEHEN Eine Ausgabe der „ide – Informationen zur Deutschdidaktik“ widmet sich dem Thema „Textkompetenz“. Textkompetenz wird in einigen Lesarten immer noch mit Lesekompetenz gleichgesetzt, während es vor allem durch die Diskussion von literacy-Konzepten mittlerweile unumgänglich ist, von einer ganzheitlichen Kompetenz zu sprechen, die a) Lesen und Schreiben zusammen denkt und für den Unterricht zusammen gestaltet und b) nicht alleine Detailkompetenzen abarbeiten soll, sondern den Umgang mit Texten als ganzheitliche Handlungskompetenz versteht. Herausgeber Jürgen Struger (Institut für Deutschdidaktik) dazu: „Insofern muss man von einer literalen Kompetenz ausgehen, also der Fähigkeit, geschriebene und gesprochene Texte zu Unisono 2/2014 in enger Verbindung zum Entwicklungsinteresse. Für welche Anwendungsfelder eignet sich die Methode am besten? Aktionsforschung eignet sich besonders in sozialen Praxisfeldern mit hoher Komplexität. Es haben sich daher Communities vor allem im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich und in der Organisationsentwicklung gebildet. Aktuelle Themenfelder sind Unterrichtsund Schulentwicklung, Soziale Netzwerke, Nachhaltigkeit, Fachdidaktik u. ä. verwenden: für das eigene Lernen, für das Verständnis von Zusammenhängen und Diskursen und für die Teilnahme an diesen Diskursen.“ „Das bedeutet konsequenterweise“, so Struger weiter, „Leseund Schreibkompetenz nicht allein über Könnenserwartungen zu thematisieren, sondern über die Prozesse, in denen sie erlernt bzw. vermittelt werden können, da Kompetenzen schließlich nur prozesshaft realisiert werden können.“ In dem Heft wird der Begriff von Textkompetenz sehr breit angelegt. So seien für das Erlangen von Textkompetenz unterschiedliche Teilkompetenzen, die in Wechselwirkung zueinander stehen, notwendig. Ausgangsbasis für die erste Perspektive sind Texte. Im Leseprozess werden schulische LeserInnen zu MitautorInnen des Textes und treten in Kommunikation mit ihm. Textverständnis bedeutet über die Entnahme von Informationen hinaus das Erfassen der Textstruktur, der Indikatoren für die jeweilige Textsorte bzw. das Genre, die Können Sie ein internationales Beispiel für Aktionsforschung nennen, das wichtige Veränderungsprozesse unterstützt hat? Das internationale Programm ENSI (Environment and School Initiatives) (www.ensi.org): In diesem seit vielen Jahren bestehenden Netzwerk werden mit Methoden der Aktionsforschung Innovationen im Bereich der Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung erprobt und erforscht. Textziele und seine sprachlichen Besonderheiten. Über Anschlusskommunikationen, speziell über schriftliche Aufgabenstellungen, können SchülerInnen ihr Textverständnis präzisieren und ihren Leseprozess intensivieren. Schreiben wird so zum Medium für intensive Lese- und Lernprozesse und zur Aneignung von Kompetenzen im Umgang mit Texten. Ausgangsbasis für die zweite Perspektive ist das Schreiben. Schülerinnen und Schüler verfassen Texte, damit sie gelesen werden, von den VerfasserInnen selbst und von potenziellen AdressatInnen. Das Optimieren und Überarbeiten erfolgt mithilfe von Informationen aus gelesenen Texten, durch Rückmeldungen von Peers etc. Die Optimierungsverfahren schließlich lassen den endgültigen Text erneut zum Ausgangspunkt für Kommunikationen und neuerliche, intensivierte Leseprozesse werden. Struger, J. & Witschel, E. (2013). Textkompetenz. Textkompetenz als Verbindung von Lese- und Schreibprozessen. ide. informationen zur deutschdidaktik, 37(4). 17 FORSCHUNG WHEN WE WERE GENDER Wen erinnert das kollektive Gedächtnis der Geschichtsschreibung? Und welche Rolle spielt Geschlecht dabei? In einem aktuellen Buch, herausgegeben von Jacob Guggenheimer, Utta Isop, Doris Leibetseder und Kirstin Mertlitsch (Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien), gehen die Autorinnen und Autoren dem Verhältnis von Politik, Geschlecht und Gedächtnis nach. Die Gender-Diskurse haben seit ihren Neu-Anfängen in der zweiten Frauenbewegung nicht aufgehört, sich mit Fragen der Zeitlichkeit auseinanderzusetzen. Deren Perspektiven haben sich aber verschoben und vervielfältigt. Nach wie vor wird das Verhältnis der Begriffe „Geschlecht“ und „Gedächtnis“ vor dem moralischen Hintergrund der Frage diskutiert, wie sich jener Menschen erinnert werden kann, die in einer hegemonialen Geschichtsschreibung unerwähnt bleiben. Gemeint sind beispielsweise Frauen, transgender Personen, queere Personen, homosexuelle Personen, polyamouröse Personengruppen, alternative Lebensformen und viele mehr. Hinzugekommen sind u. a. Forschungen nach den vergeschlechtlichten Kodierungen des Gedächtnisses, aber auch Fragen nach der Materialität von Körpern, nach Prozessen und dem Eingriff dieser Prozesse in Empfindungen. Schließlich wird das Verhältnis von Geschlecht, Erinnerung und Geschichte für die machtbesetzten Themenfelder „Identität“ und „Subjektwerdung“ untersucht, besonders weil hier unter Geschichtsschreibung in erster Linie die Konstruktion von Genealogien und unter biografischen Erzählungen Selbst-Technologien verstanden werden. Darüber hinaus werden in den Beiträgen anhand konkreter Beispiele aus gelebten Praxen, Politik und politischem Engagement, Literatur und Film Fragen danach aufgeworfen, inwiefern politische Forderungen nach Gerechtigkeit und sozialen Rechten an diesen Diskussionsbereich anknüpfen können. Guggenheimer, J., Isop, U., Leibetseder, D. & Mertlitsch, K. (Hrsg.) (2013). When we were gender … - Geschlechter erinnern und vergessen. Analysen von Geschlecht und Gedächtnis in den Gender Studies, Queer Theorien und feministischen Politiken. Bielefeld: transcript. Das Titelbild zeigt die Hauptdarsteller_in aus dem Film „N.O. Body“ von Renate Lorenz und Pauline Baudry, wie sie auf ein Porträt der Bartdame Annie Jones-Elliott weist. Dieses Porträt ist im Buch „Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere“ von Magnus Hirschfeld aus dem Jahr 1905 enthalten. Dieses Buchcover stellt den aktuellen Bezug auf eine historische Infragestellung von geschlechterstereotypen Bildern her. FORSCHUNG BEGEISTERT - BEI DER LANGEN NACHT DER FORSCHUNG IN KLAGENFURT An der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und dem Lakeside Science & Technology Park konnten Besucherinnen und Besucher am 4. April in die Welt der Wissenschaft eintauchen. Schon zum vierten Mal fand die Lange Nacht der Forschung in Kärnten statt und erwies sich erneut als Publikumsmagnet für Interessierte aller Altersgruppen. Rund 7.500 Besucherinnen und Besucher strömten zu 75 Forschungsstationen an die Alpen-Adria- Universität und den Lakeside Park und erlebten Forschung zum Anfassen. Sie hatten unter anderem die Möglichkeit, einen 3D-Drucker bei der Arbeit zu beobachten, probierten, ein Autorennen mit Solarstrom zu gewinnen, lernten, wie Sprachvariationen entstehen und erlebten, was die Forschung von Ameisen lernen kann. Die vielfältigen Forschungsprojekte präsentierten Ergebnisse und Antworten auf Fragen wie „Gibt es Anonymität im Internet?“, „Was bewirken Dokumentarfilme bei den ZuseherInnen?“, „Warum kehren Menschen nach Kärnten zurück?“, und vieles mehr. Per SMS wählten die BesucherInnen die beliebtesten Stationen der Langen Nacht. Die meisten Stimmen erhielten die Stationen des Instituts für Mathematik der Alpen-Adria-Universität („Wer bringt Ruhe ins Tierheim?“) und des build! Gründerzentrums Kärnten („Wie unternehmungs-lustig ist Kärnten?“). Hoi 18 Fotos zur Langen Nacht gibt es unter www.aau.at/fotos/2014/lnf Unisono 2/2014 STUDIUM & LEHRE NEUER STUDIENZWEIG „INTERNATIONALE BETRIEBSWIRTSCHAFT“ Ab dem Wintersemester 2014/15 wird der Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ im Rahmen des Bachelorstudiums Angewandte Betriebswirtschaft angeboten. Eine hohe internationale Ausrichtung des Studiums steht dabei im Vordergrund. Der Studienzweig „Internationale Betriebswirtschaft“ schafft für Studierende eine zusätzliche Wahlmöglichkeit im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Ausbildung. Mit der Einführung der Internationalen Betriebswirtschaft (kurz IBW) kommt man den Bedürfnissen der Wirtschaft nach qualifizierten, international erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen. Die Studierenden erwerben im Studium jene Kompetenzen, die notwendig sind, um selbstständig betriebswirtschaftliche Probleme lösen in Österreich. Durch den interkulturellen Austausch und den Erwerb von Sprachkenntnissen werden AbsolventInnen bestmöglich auf Karrieren in einer globalisierten Wirtschaft vorbereitet. Für den Nachweis der Auslandserfahrung müssen Prüfungen im Umfang von mindestens 20 ECTS im Ausland absolviert werden. So genannte „International Courses“ im Ausmaß von 10 ECTS können aus dem Fächerangebot einer ausländischen Universität gewählt werden. Durch die Integration der Auslandser- enzweigs wird durch verpflichtende Lehrveranstaltungen wie „Interkulturelle Kompetenz“ und „Selected Issues of International Business“ hervorgehoben. Zudem ist die Bachelorarbeit verpflichtend in englischer Sprache zu verfassen und sollte inhaltlich international ausgerichtet sein. „Wir haben hier ein rundes Programm geschnürt, in dem Studierende ein wesentliches Rüstzeug für das internationale Business mitbekommen“, ist Gernot Mödritscher überzeugt. Puch zu können, und in weiterer Folge in ihrem Berufsleben bestens für Führungsaufgaben und Projektmanagement qualifiziert zu sein. „Der Blick über die Grenzen hinaus ist – sowohl für Unternehmen als auch für Studierende – für eine gute Zukunftsentwicklung von sehr hoher Bedeutung. Je früher internationale Erfahrungen gesammelt werden, desto besser“, sagt Gernot Mödritscher, Studienprogrammleiter für Angewandte Betriebswirtschaft. Auslandssemester und Fremdsprachen Ein verpflichtendes Auslandssemester sowie mehr Fremdsprachen machen das Studium einzigartig in dieser Form Unisono 2/2014 fahrung in das Curriculum wird die Anerkennung der externen Prüfungen gewährleistet und es entsteht kein Zeitverlust für die Studierenden. Im Laufe des Studiums setzen sich die Studierenden des Studienzweigs IBW unter anderem mit betrieblichem Rechnungswesen, allgemeiner Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaft, Recht, der englischen Wirtschaftssprache sowie einer zweiten fremden Wirtschaftssprache auseinander und eignen sich interkulturelle Kompetenzen an. Im Rahmen des gebundenen Wahlfachs kann auch eine dritte Wirtschaftssprache gewählt werden. Die Internationalität des Studi- CHE-RANKING 2014 Spitzenwert für die Betriebswirtschaft in der internationalen Ausrichtung Das Masterstudium International Management und das Bachelorstudium Angewandte Betriebswirtschaft erreichten ein Spitzenergebnis beim letzten CHE-Ranking im Mai 2014 beim Indikator „Internationale Ausrichtung von Studium und Lehre“. Mehr dazu unter: ranking.zeit.de 19 STUDIUM & LEHRE MOBILITÄT IN FORSCHUNG UND LEHRE Den Alpen-Adria-Schwerpunkt der Universität Klagenfurt begleitet die Fakultät für Kulturwissenschaften mit einer dauerhaft eingerichteten Alpen-Adria-Gastprofessur. Seit 2005 werden Professorinnen und Professoren aus dem Alpen-Adria-Raum in die Lehre eingebunden. Die Gastprofessur unterstreicht das Engagement der Universität und dient der Erweiterung der Kenntnisse über den Alpen-Adria-Raum und zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch im Bereich der Forschung und Lehre. Im Jahr 2013 und 2014 waren vier GastprofessorInnen für ein Semester an der AAU. Zwei davon stellen wir vor: that educational cultures vary, as do expectations and practices. Hence, my concerns were how to: engage the students, meet the students’ expectations, and create a meaningful learning experience. Overall, I have learned much from working with the students in Klagenfurt and their contributions. Indeed, they have helped me expand my knowledge and understanding of the different contexts of English language learning. Irena Vodopija-Krstanović Universität Rijeka Gastprofessorin am Institut für Anglistik und Amerikanistik (SS 2014) Why have you accepted this professorship in the English Department at AAU? I obtained my PhD from Klagenfurt so when I was invited to teach in the English and American Studies Department, I was excited at the possibility of returning as a lecturer. Teaching an internationally diverse group of students in a different educational context was particularly appealing to me as I knew it would be a new learning experience, and I hoped the students would also benefit from being taught by a lecturer from a different context. What are your links with this specific department? It started back in 2005 when I was considering my options for PhD studies and came into contact with Werner Delanoy and Allan James. Since then we have collaborated. I attended conferences organized by the English Department. In fact, it was through Klagenfurt that I established many of our contacts with other universities in the Alpine-Adriatic region. What expectations did you have when you started your professorship at Klagenfurt University? Given my research interest in the socio-cultural implications of language learning/teaching and my personal experience of studying in different educational contexts, I was also well aware 20 What are your plans for your visiting professorship? What have you already put into practice? Apart from the teaching aspect, I hope that we can increase student and staff mobility and extend collaboration between our two institutions in the field of research to establish a joint research project, and organize a summer school. And furthermore, looking long term, I would personally like to see a joint-degree offered by Klagenfurt and Rijeka. Puškarić Ana Petravić Universität Zagreb Gastprofessorin am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung (WS 2013/14) Warum haben Sie die Einladung für eine Gastprofessur angenommen? Ich betrachte dies als Anerkennung meiner wissenschaftlichen Arbeit. Insbesondere ist die internationale Zusammenarbeit gerade in unserer Region von großer Bedeutung. Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen und verfügen über ein breites Spektrum gemeinsamer historischer Erfahrungen. Was verbindet Sie mit dem Institut? Bei Konferenzen und Sitzungen haben wir mit Kolleginnen und Kollegen die Probleme der Region besprochen und dabei festgestellt, dass wir viel zu sagen haben: wissenschaftlich, bildungspolitisch und auch menschlich. Wie könnte man den Austausch von Lehrenden und Studierenden im AlpenAdria-Raum intensivieren? Hier bedarf es meiner Meinung nach Institutionen, die diese Aufgabe übernehmen. Internationalisierung oder regionale Zusammenarbeit im Hochschulwesen geht nicht so nebenbei. In Zagreb ist es uns gelungen, ein Zentrum für Europäische Bildung aufzubauen. Es wäre mein Wunsch, das Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung noch stärker als bisher in die Arbeit des Zentrums einzubinden, um gemeinsame Arbeits- und Forschungsvorhaben zu generieren. Dann könnte so etwas wie ein Alpen-Adria-Netzwerk für europäische Bildung in unserer Region entstehen. Wie könnte man Forschungsschwerpunkte zwischen den Universitäten im Alpen-Adria-Raum entwickeln? Die langjährige gemeinsame Arbeit im Zentrum für Europäische Bildung hat uns gezeigt, dass Arbeits- und Forschungsschwerpunkte im AlpenAdria-Raum über Gespräche und das Aushandeln gemeinsamer Interessen ermittelt werden können. Da in der Region ein offensichtliches Interesse an Kooperation besteht, sollten wir versuchen, neue und kreative Wege zu finden, solche Kooperationen zu schaffen. Es liegt letztlich an uns, ob wir diese Möglichkeiten nutzen, um eine Netzwerk-Struktur für gemeinsame Arbeits- und Forschungsschwerpunkte und für den Studierenden- und Lehrendenaustausch aufzubauen. Unisono 2/2014 STUDIUM & LEHRE LEHRENDE VOR DEN VORHANG Jedes Semester haben Studierende die Möglichkeit, Feedback zu den Lehrveranstaltungen zu geben. Im letzten Semester wurden 885 Lehrende beurteilt und knapp 9.900 Fragebögen ausgefüllt. Für die Auswahl der Lehrenden werden neben der Bewertung der Studierenden auch Kriterien wie die Feedbackquote oder die Anzahl der Lehrveranstaltungen und Semester mit guten Ergebnissen berücksichtigt. Drei hervorragende Lehrende unterschiedlicher Fakultäten werden jeweils im Unisono vorgestellt. Natalie Unterberger (Zentrum für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation), Winfried Müller (Institut für Mathematik) und Joulia Köstenbaumer (Institut für Slawistik). STOLZ AUF DIE HÄNDE Natalie Unterberger EINANDER VERSTEHEN Joulia Köstenbaumer FORSCHUNGSBASIERT Winfried Müller Hoi „Gehörlose Personen leben in einer stillen Welt. Wir reagieren nicht auf gesprochene Sprache und Geräusche, weil wir sie nicht hören. Für hörende Studierende ist das meist eine ganz neue Erfahrung“, sagt Natalie Unterberger. Im Erstkontakt setzt die Lehrende in ihren Kursen ganz besonders auf Offenheit, Freundlichkeit, Geduld und Humor, um sich an diese Art des „miteinander Sprechens“ anzunähern. Die Teilnehmenden erfahren von Beginn an, wie sie Mimik und Körper bei den einzelnen Gebärden einsetzen. „Eine Kommunikation ist nur möglich, wenn man sich ansieht.“ Praktische Übungen, visuelles Material und Aufgaben in Kleingruppen erleichtern das Vorankommen beim Erlernen neuer Vokabeln. Die Schönheit und Lebendigkeit der Sprache mitsamt dem Stolz auf die eigenen Hände stehen dabei immer im Mittelpunkt. Spannendes Hintergrundwissen über die Gehörlosenkultur und -geschichte, Bildungsmöglichkeiten, der Kontakt mit anderen Gehörlosen sowie technische Hilfsmittel ergänzen die Lehre. „Viele können sich nicht vorstellen, wie man lebt, wenn man nicht hören kann“, meint Unterberger, die selbst gehörlos ist und bei solchen Fragen viel „Praktisches“ aus ihrem Leben erzählen kann. Unisono 2/2014 „Ich habe das Glück Lehrveranstaltungen halten zu dürfen, bei denen ich auch über eigene Forschungen und Erfahrungen berichten kann“, beschreibt Winfried Müller seinen Zugang. Kryptographie, Codierungstheorie und Datensicherheit sind hochaktuelle Themen, zu denen der Lehrende nicht nur den theoretischen Überbau liefert, sondern auch aus authentischer Praxis erzählt. Die Inhalte sind dabei strukturiert, trotzdem hat der Professor den „Mut zur Lücke“. „Eine 2.000 Jahre alte Disziplin kann nicht immer zur Gänze abgedeckt sein“, sagt Müller und zeigt bei seinen Veranstaltungen auch die „menschliche Seite“ der Mathematik. Ermutigung zum eigenständigen Lernen steht dabei ebenso im Fokus wie auch die Sensibilisierung im Umgang mit eigenen Daten. „Auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich sein, aber Mathematik verbindet auch Kulturen“, ist Müller überzeugt. Die Studierenden lernen, dass viele Probleme international ident sind und ein gemeinsames „menschliches Knowhow“ zu Lösungen führt. „Eigene Fehler zu korrigieren und sich stetig zu verbessern“, ist für den Professor in den Vorlesungen selbstverständlich. „Die russische Sprache und die zugehörige Volkskultur, das sind zwei unzertrennliche Dinge“, sagt Joulia Köstenbaumer. Bräuche oder Redewendungen, über Land und Leute und deren Eigenheiten zu berichten, bildet einen zentralen Anknüpfungspunkt in den Kursen der gebürtigen Russin. „Die Studierenden sollen den russischen Charakter und die Leidenschaft, die dahintersteckt, erfahren und mit der Sprache aufnehmen.“ Mit Exkursionen, Liedern, Filmen, dem Feiern des russischen Neujahrs und kulinarischen Spezialitäten führt die Lehrende das rein technische Lernen von Ausdrucksweisen hin zu einer Sensibilisierung, die Interesse an der Buntheit schafft und Akzeptanz fördert. „Toleranz und das einander Verstehen ist sehr bedeutend“, meint Köstenbaumer. Sich selbst zu vertrauen, kritisch zu sein und das ganze Wesen von Texten erfassen zu können, sind Kernpunkte in den Lehrveranstaltungen. Auch der Interaktivität wird genügend Raum gegeben. „Die Atmosphäre des Gemeinsamen unter der Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen ist mir dabei sehr wichtig“, so Köstenbaumer. 21 NEUBERUFUNGEN „PHILOSOPHIE IST AUSDRUCK DER MENSCHLICHEN NATUR“ „Für mich ist mein Beruf wahrlich eine Berufung“, freut sich Mayya Soboleva. Schon mit 13 Jahren hatte die gebürtige Russin ihr erstes philosophisches Buch in der Hand und ihre Affinität für die besondere Art des Denkens entdeckt. In ihren Forschungen rückt sie Fragen der Erkenntnistheorie mit der Konstruktion von Bedeutungen und sprachphilosophische sowie philosophiehistorische Schnittstellen in das Zentrum ihres Schaffens. „Die Disziplin der Philosophie lebt vom Dialog“, ist die Lehrende überzeugt. Nach ihrem Studium der Naturwissenschaft führte Soboleva ihr ursprünglicher Gedanke in ein Philosophiestudium an die Universitäten in Marburg, Nürnberg und St. Petersburg, wo sie ihre Leidenschaft mit einer Abschlussarbeit über Ernst Cassirers „Theorie des Mythos“ zu Papier brachte. Nur wenige Jahre später promovierte die Professorin mit einer Betrachtung von Cassirer und dessen „Philosophie der symbolischen Formen“. Ihre Verschriftlichung erschien im Jahr 2000 und ist bis heute eines der Standardwerke in Russland. „In der Soviet Union war ich die dritte Person, die derartige Forschungen unternommen hat“, so die Philosophin. Nach einem Aufenthalt an der Columbus State University war Soboleva bis 2009 an der Universität Marburg als Dozentin tätig. Mayya Soboleva „Philosophie ist nicht nur die Disziplin über die Welt, sie ist vor allem der Ausdruck der menschlichen Institut für Philosophie Natur und somit die Selbsterkenntnis des Menschen. Als eine solche gehört sie zu den Grundlagendisseit März 2014 ziplinen.“ Den Studierenden möchte die Lehrende die Vielfältigkeit von Erkenntnissen vermitteln und die abstrakte Vorstellung des Philosophiebegriffs nehmen. In zukünftigen Projekten wird sich die Professorin unter einem interdisziplinären Aspekt dem „modernen Menschen“ mit seiner medialen Konstituierung widmen. Hoi Michael Gaidoschik Institut für Didaktik der Mathematik seit März 2014 „BEREITS BEI KINDERN DAS VERSTÄNDNIS FÜR ZAHLEN VERANKERN“ „Schon gegen Ende meines Studiums habe ich mich vor allem für die Lernschwierigkeiten von Kindern interessiert“, sagt Michael Gaidoschik. Der Forscher rückt mit seinen Untersuchungen die besonderen Schwierigkeiten mancher Kinder beim Erlernen des Rechnens im frühen Schulalter in den Mittelpunkt. Wie der Mathematikunterricht in Volksschulen besser gestaltet werden kann, bildet dabei einen Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Lehrenden. „Es handelt sich hierbei um entscheidende Lernjahre, die das zukünftige Mathematikverständnis wesentlich prägen“, ist der gebürtige Hainburger überzeugt. Unmittelbar nach seinem AHS-Lehramtsstudium der Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der Universität Wien absolvierte Gaidoschik eine Ausbildung für die mathematikspezifische Förderung von Kindern in München und gründete 1995 das in Wien und Graz aktive „Recheninstitut zur Förderung mathematischen Denkens“. „In Österreich war das Feld damals noch kaum erforscht“, bekräftigt Gaidoschik seinen Schritt. Seit 1997 fungierte der Professor als Referent in der Fortbildung von Lehrkräften allgemeiner Pflichtschulen und war seit 2004 auch als Lehrbeauftragter im Lehramt an der Pädagogischen Hochschule Wien tätig. „Gemeinsam mit engagierten Lehrkräften arbeiten wir an Rahmenbedingungen, damit der Bedarf an zusätzlichen Fördermaßnahmen reduziert werden kann.“ Im Rahmen eines geplanten Projekts zum Lernen des kleinen Einmaleins soll die Entwicklung von Operationsverständnis ebenso untersucht werden wie das fortschreitende Automatisieren der Einmaleinsaufgaben. „Die Grundvorstellung ist hier gleichermaßen wichtig wie das Faktenwissen.“ Die Entwicklung von Verständnis für das Dezimalsystem und die Entwicklung und Evaluierung neuer Angebote zur Förderung dieses Verständnisses sind für ihn weitere Forschungsthemen. „LITERATUR IST EIN WICHTIGER FAKTOR IM KULTURELLEN GEDÄCHTNIS“ Die Germanistin Barbara Neymeyr, die zum April 2013 an die Klagenfurter AAU berufen wurde, setzt sich in Forschung und Lehre mit der Literatur- und Kulturgeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert auseinander. „Die Literatur ist Teil unseres kulturellen Gedächtnisses“, sagt die gebürtige Hannoveranerin, „literarische Texte beeinflussen auf vielfältige Weise die Wirklichkeit; sie bieten ein großes Reservoir von Ideen und Mentalitäten und laden dadurch zu Gedankenexperimenten ein.“ Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Latinistik und Pädagogik an der Universität Münster promovierte Neymeyr 1993 mit einer philosophischen Dissertation über Schopenhauers Ästhetik, wechselte dann aber in die Germanistik, um sich im Jahr 2000 an der Universität Freiburg mit einer Arbeit über Robert Musil zu habilitieren, die 2005 und 2009 in zwei Bänden erschienen ist. „Im Laufe der Zeit inspirierte mich ein Spektrum sehr unterschiedlicher Autoren, darunter auch E.T.A. Hoffmann, Schnitzler, Thomas Mann und Kafka“, berichtet die Professorin, die in zwei weiteren Büchern Kafkas Phantastik und das Phänomen der Intertextualität analysiert hat. Werke der Klassischen Moderne und der Romantik Hoi faszinieren sie ebenso wie Aspekte der literarischen Psychologie und die interdisziplinären Vernetzungen Barbara Neymeyr zwischen Literatur und Philosophie. Gerade bringt Barbara Neymeyr ihren Kommentar zu Nietzsches Institut für Germanistik „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ zum Abschluss, den sie 2008 im Forschungsprojekt „Nietzsche-Komseit April 2013 mentar“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften begonnen hat. Den Studierenden in Klagenfurt möchte sie bei der gemeinsamen Textarbeit Fachkompetenz und Urteilsvermögen, Begeisterung für die Literatur und Sensibilität für sprachliche Strukturen vermitteln. 22 Unisono 2/2014 AAU GOES STADTTHEATER STUDIUM & LEHRE Theaterprojekt am Institut für Anglistik und Amerikanistik Zunehmende Bedeutung gewinnt in jüngerer Zeit der Aspekt des „Wissenstransfers“, also die Frage, wie die Alpen-Adria-Universität in die Region hineinwirken kann. Ein praktisches Beispiel hierfür liefert das Institut für Anglistik und Amerikanistik. Dort hat Jörg Helbig eine Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt und dem Institut initiiert und eine innovative Lehrveranstaltung entwickelt, die den Studierenden außergewöhnliche Einsichten in die Theorie und Praxis des Theaters bietet. Im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung steht das Schauspiel „End of the Rainbow“ von Peter Quilter, das im Stadttheater Klagenfurt aufgeführt wurde. Das Stück behandelt die letzten Wochen im Leben von Judy Garland, die in beeindruckender Weise von der amerikanischen Sängerin Helen Schneider dargestellt wird. Die Lehrveranstaltung ist als Doppelseminar mit einem theoretischen und einem praktischen Teil konzipiert. Der theoretische Teil wird von sechs Dozen- WWW.LANDESMUSEUM.KTN.GV.AT tInnen von vier verschiedenen Instituten bestritten, die ganz unterschiedliche Ansätze mitbringen und eine abwechslungsreiche Mischung aus Dramenanalyse, Theatergeschichte und Übersetzungstheorie bieten. Zudem erhalten die Studierenden biographische Informationen über Judy Garland und lernen ihre Filme kennen. Mehrere dieser Sitzungen wurden auch eigens für Schulklassen geöffnet, die von diesem Angebot reichlich Gebrauch machen. Der praxisorientierte Teil der Lehrveranstaltung bildet eine hervorragende Ergänzung, indem Studierenden ein tiefgehendes Verständnis für die technischen und zeitlichen Abläufe des Theaters vermittelt wird. Im Rahmen einer Führung durch das Stadttheater erfuhren viele erstmals, wie viel Logistik, Technik und Arbeitskraft hinter jeder Produktion stecken. Zum praktischen Teil zählte der Besuch der Eröffnungsmatinee, der eine gute Einführung in das Stück bot und den Studierenden den Regisseur und die Schauspieler zum ersten Mal live prä- 18. 05. _ 31. 10. 14 Fessl sentierte. Die anschließenden Besuche der Hauptprobe, der Generalprobe sowie einer regulären Aufführung verdeutlichten, welche verschiedenen Stadien eine Inszenierung durchläuft. Kathrin Hehn, Lisa Oberberger, Franziska Ranacher (Studierende der Anglistik und Amerikanistik) PETER KRAWAGNA 12. Juni bis 31. August 2014 BIS KRAWAGNA 12. Juni bis 31. August 2014 RUDOLFINUM Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt Interventionsprojekt zum 130-Jahr-Jubiläum an verschiedenen Standorten Burggasse 8 · 9021 Klagenfurt am Wörthersee Di–So 10.00–18.00 Uhr · Do 10.00–20.00 Uhr T. +43(0)50.536.16252 www.mmkk.at KULTUR AUSSTELLUNG „RAHM-BA-ZAM-BA“ ULRIKE MÜLLER IM KUNSTRAUM LAKESIDE Im kunstraum lakeside wird derzeit ein Werkquerschnitt von Ulrike Müller gezeigt (noch bis 5. Juli). Die in Vorarlberg geborene und in New York lebende Künstlerin überträgt „Malerisches“ in Wandbilder, Publikationen, Druckgrafiken, Performances oder Emailtafeln. In ihrer klein- und großformatigen EmailSerie geht es weniger um weiblichen Schmuck, der damit gerne assoziiert wird, sondern um eine Verkehrung der Produktionswelten. Sie versetzt dem teilweise sehr männerdominierten KOOPERATION MIT DEM STADTTHEATER KLAGENFURT Am 4. Juni unterzeichneten Rektor Oliver Vitouch, Vizerektorin Cristina Beretta und Intendant Florian Scholz einen Kooperationsvertrag zwischen der AAU und dem Stadttheater Klagenfurt. Beide Institutionen verbindet die Vermittlung und Förderung von Kultur. Das Ziel der Zusammenarbeit ist es, die kulturelle Landschaft Klagenfurts und Kärntens gemeinsam zu profilieren und zu stärken. Beide Partner unterstützen sich gegenseitig in dem Anliegen, ihre Kultur- und Bildungsangebote auszu24 mk-ARTE Fürhapter, Jörg Helbig (Bild links), Axel Krefting, Désirée Kriesch, Marie Magdalena Majer (Bild rechts), Ebba Alexandra Najem-Pucher, Silvija Petrović Savić, Andrea Popelka, Barbara Schlesinger Kunstbetrieb deutlich feministische Konnotationen. So ist sie Schöpferin und überlässt die Ausführung männlichen Arbeitern und Heimwerkern, wie bei den textilen Wandbildern, die in Mexiko gewebt werden. Die großen Emailtafeln stammen aus industrieller Produktion. Sie schleust damit die „klassische“ Produktionsform dieser Medien in ein kollaboratives System ein und löst die übliche Rollenzuschreibung als „Künstlerin“ auf vielfältige Weise auf. Müllers Arbeiten dienten den SeminaristInnen der Lehrveranstaltung „Körper Bilder Blicke“ von Jutta Steininger und Matthias Wieser als Studienmaterial und als Gegenstand zur eigenen künstlerischen Reflexion. bauen und bekannt zu machen. Konkret vereinbart wurde neben vergünstigten Eintritten für Studierende die inhaltliche Zusammenarbeit in der Lehre und Forschung. WISSEN SCHAFFT BÜCHER MAL 2 Das jüngste Umwelt-Buch von Verena Winiwarter und die neu begründete Buchreihe zum Forschungscluster Visuelle Kultur konnten im Sommersemester vorgestellt werden. Gemeinsam mit dem Kieler Ökosystemforscher Hans-Rudolf Bork hat die Österreichische Wissenschaftlerin des Jahres 2013 sechzig „Umweltgeschich- Gomez, Manuela Vielhaber, Christina Schuller, Annika Verter & Günther Sturmlechner, Matthias Wieser, Erhard Zauner und Helga Zauner. Ulrike Müller mk-ARTE, die Kunstinitiative des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaft, hatte unter dem Motto „Rahm-ba-zam-ba“ zur Einreichung von künstlerischen Werken jeglicher Thematik und Art aufgerufen. Der Inspiration von Studierenden und UniversitätsmitarbeiterInnen wurden, bis auf die Rahmengröße 50 x 70 cm, keine Grenzen gesetzt. Die Werkschau in der Aula des Vorstufengebäudes reichte von Fotografien über Gemälde und Zeichnungen bis hin zu einer Komposition mit Gedicht sowie einem Objekt aus dem Genre der „Arte Povera“. Die Vielfalt an ausgestellten Techniken spiegelte sich auch in der Variation der Arbeitsthemen wider. Zu sehen waren Werke von Tina Baumgartner, Eva Brunner, Florian Börschlein, Ruth Ulrike Müller: Aus der Serie „Mirrors“, Emaille auf Stahl, 2013 ten“ in jahrelanger, sorgsamer Arbeit zusammengetragen und nun mit vielen Illustrationen als Prachtband im Primus-Verlag für ein interessiertes Publikum – auch bei der gut besuchten Präsentation am 13. Mai an der AlpenAdria-Universität – vorgelegt. Am 5. Juni stellte der Kölner Verleger und Inhaber des gleichnamigen Wissenschaftsverlages Herbert von Halem hier seine jüngste Publikationsreihe vor. Gemeinsam mit den HerausgeberInnen skizzierte er Intention und Inhalt der ersten vier Bände der „Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur“. Hier versammeln sich thematische Einzelausgaben mit Essays und Beiträgen, die im Rahmen des 2005 begründeten interfakultären Arbeitskreises „Visuelle Kultur“ entstanden sind. Unisono 2/2014 KULTUR DIE BÄUME KLINGEN NACH Was kommt heraus, wenn Studierende den Auftrag zum künstlerischen Experiment ernst nehmen? Eine einmalige Wissenschaft-Kunst-Ausstellung zum Thema Baum am Uni-Campus. Im Mai dieses Jahres wurden Uni-Gäste, Studierende und MitarbeiterInnen absichtlich oder zufällig HörerInnen der vielfältigen Klänge von Bäumen. Am Campus hatte das BAAUm-Orchester Platz genommen, im Foyer hörte man eine walliserische Flaumeiche wachsen. In der Aula erzeugten die Jahresringe von Tanne und Birke sanfte Melodien, unter dem Woodscratcher kreischte eine Fichtenstammscheibe. Im westlichen Glasgang wehklagten ein Naturbaum und ein Metallbaum, daneben entsprangen aus FichtenstammLautsprecherboxen schönste und höchste Töne. Im Foyer des Südtrakts hielten sechs Bonsais ganz leise und fremdartig eine Konferenz der Bäume ab. Noch nie hat im deutschsprachigen Raum eine Ausstellung stattgefunden, die sich dem Klang des Baumes auf diese Weise näherte: physisch, klanglich und musikalisch aus der Sicht der Wissenschaft und der Kunst. Christoph Flamm, Professor für Angewandte Musikwissenschaft an der AAU, wagte sich im letzten Studienjahr an dieses Großprojekt mit Lehrveranstaltung, Publikation und Ausstellung. Gestartet hat er sein Seminar „Baum / Mensch / Klang. Kunst hört (auf die) Natur“ konventionell mit einer Themenliste. Mit zwölf Studierenden begab er sich auf die Suche nach musikalischen und klangkünstlerischen Werken in Zusammenhang mit dem Baum. Schon bald zeigte sich, dass methodisch eine offene Seminarstruktur auf Basis wissenschaftlicher Ansätze gute Früchte und reale Ausstellungsobjekte bringen könnte. Maurer Ganz spezielle Inspirationen brachten die von Flamm vorgestellten prominenten Klanginstallationen von Christina Kubisch, Marcus Maeder, Winfried Unisono 2/2014 Ritsch und Bartholomäus Traubeck. „Derartige Werkkomplexe können bei den Studierenden schon kreative Energie auslösen. Manche Arbeiten entwickelten sich stufenweise, andere passierten völlig überraschend und plötzlich“, sagt Flamm, der selber vor 25 Jahren sein persönliches und nachhaltig wirksames „Kubisch-Erlebnis“ hatte. Nachträglich hält Flamm, der in Heidelberg Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte studiert hat, sein arbeitsintensives Ausstellungsseminar für „ein bisschen tollkühn“. Als Dozent haben ihn das Seminar und das Ausstellungmachen jedoch positiv transformiert. Er wird mit Wintersemester an die Universität Lübeck wechseln und die Klagenfurter Universität als ein anderer verlassen als er beim Herkommen vor über einem Jahr war. „Es gibt für Lehrende ein Normalprogramm, aber es kann noch viel mehr geben, wenn alle gut zusammen spielen.“ Flamm ist hier zum Anhänger des kollektiven Tuns geworden: im Team Kunstideen entwickeln und eine professionelle Ausstellung machen (hier gemeinsam mit der Uni-Reihe Wissen schafft Kunst). Er würde bei einem nächsten Mal die Lehrveranstaltung jedoch um ein zweites Semester verlängern und sich bei der Publikation auf ein Redaktionskollektiv einlassen. Die Studentin Doriana Holeček war in der LV erstmals außerhalb ihres eigentlichen Metiers – des Gesangs – künstlerisch tätig. „Zuerst war nur eine winzige Idee im Kopf, die Schritt für Schritt größer und größer geworden ist.“ Herausgekommen sind zwei klanglich perfekte, hüfthohe Lautsprecherboxen aus unbearbeiteten Fichtenstämmen. Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden. Sie kann sich nicht vorstellen, die Erstrea- lisation jemals herzugeben – Kaufinteressenten gäbe es schon. Holeček hat sich beim Projekt zum ersten Mal auch als Buchautorin erprobt: „Das ist eine ernste Sache und schon etwas ganz anderes, als eine Seminararbeit nur für die Schublade zu schreiben!“ Sie weist mit Stolz auf den in der Gruppe entwickelten Titel hin. Die sperrige und eigentlich für Ausstellungen ungeeignete Wortfolge BAUM MENSCH KLANG KUNST wurde von den beiden Grafikerinnen Gudrun Becker und Johanna Lambrecht in bestechender Ästhetik umgesetzt: „Damit hat unser Projekt so etwas wie eine Wort-BildMarke erhalten, die am Begleitband für lange Zeiten bestehen kann,“ meint Holeček, für die Ausstellung und Buch nicht nur Erinnerung an harte Arbeit, sondern auch an die vielen Facetten der eigenen Kreativität bedeutet. Die 176 Seiten umfassende, illustrierte Publikation BAUM MENSCH KLANG KUNST ist im Ritter-Verlag, Klagenfurt, erschienen und enthält elf Essays von Christoph Flamm und den Studierenden sowie Texte von und Interviews mit den externen KünstlerInnen Christina Kubisch, Marcus Maeder, Bartholomäus Traubeck und Winfried Ritsch. 25 ALUMNI & KARRIERE ALUMNI BUSINESS TOUR: ZU BESUCH BEI DER DIAKONIE DE LA TOUR Am 5. Mai haben rund 30 Studierende und AbsolventInnen der AAU im Rahmen der 3. Alumni Business Tour hinter die Kulissen der Diakonie de La Tour geblickt. Die Führungen durch die Wohngemeinschaften kids, teens und Wifzack vermittelten den TeilnehmerInnen einen realitätsnahen Eindruck über Tätigkeitsbereiche, Tagesstrukturen, Herausforderungen und Zielsetzungen der Wohnangebote des Fachbereichs Kind, Jugend & Familie. „Als Studierende der Pädagogik habe ich großes Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, weshalb ich an der Alumni Business Tour teilgenommen habe. Besonders gefallen hat mir der positive, freundliche und familiäre Umgang mit den Bewohnerinnen“, so Tamara Kahlbacher. die Alumni der AAU Klagenfurt in der Diakonie de la Tour begrüßen zu dürfen. Als Absolventin ist es mir wichtig, diese Treffen als Plattform zu nutzen, um für unser Berufsfeld Interesse zu wecken“, so Bettina Malle. Beim anschließenden Get-together im Rektorat der Diakonie de La Tour rundeten Fachbereichsleiter Matthias Liebenwein und Susanne Harringer die Veranstaltung mit allgemeinen Informationen zum Fachbereich, zur Geschichte der Diakonie und zu Karriereeinstiegsmöglichkeiten ab. VORMERKEN UND PLATZ SICHERN! KONTAKT Florian Köfler, Martina Hermann, Bettina Malle, selbst AbsolventInnen der AAU, sprachen über ihren Jobeinstieg bei der Diakonie de La Tour und stellten ihre Arbeitsbereiche und Aufgabengebiete vor. „Es war mir eine große Ehre, Die nächsten Alumni Workshops im Wintersemester 2014: ɒ ɒ ɒ ɒ Die Kraft des Wortes. Spontan reden & klug formulieren (31. Oktober 2014) PR und Medienarbeit für Klein- und Mittelbetriebe (20. November 2014) Texten fürs Web und Social Media (21. November 2014) Moderationstraining. Die Kunst zu steuern und effektiv zu moderieren (16. Jänner 2015) Informationen zu unseren Workshops finden Sie unter www.aau.at/alumni oder im Alumni-Newsletter. '14 Ein herzliches Dankeschön an die Diakonie de La Tour und die BewohnerInnen der Wohngemeinschaften für den interessanten Nachmittag! ALUMNI der Alpen-Adria-Universität T 0463/2700/9319 alumni@aau.at Facebook: www.facebook.com/alumni. uniklagenfurt XING: www.xing.com/net/alumni-uniklagenfurt Öffnet Türen und Potenziale! DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN 26 Ausstellerfläche jetzt buchen: www.aau.at/connect siraphol - Fotolia 13. November 2014 | 9-15 Uhr Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Unisono 2/2014 ABSOLVENTIN IM PORTRÄT UNTERWEGS FÜR EINE BESSERE WELT „Ein schwankendes Schiff, limitiertes Internet und immer wieder Schlauchbooteinsätze zwischen der eigentlichen Pressearbeit“, so beschreibt die Absolventin der Alpen-Adria-Universität Melanie Aldrian ihren Arbeitsalltag, wenn sie für Greenpeace International unterwegs ist. Seit Februar 2011 ist die gebürtige Steirerin Pressesprecherin bei Greenpeace CEE in Wien und bei Greenpeace International. Ihr frühes Interesse am geschriebenen und gesprochenen Wort war für Melanie Aldrian ausschlaggebend für die Wahl ihres Studiums. „Als Kind war mir schon klar, dass ich diese Leidenschaft zu meinem Beruf machen werde“, erzählt die Publizistik- und Kommunikationswissenschafts-Absolventin. Nach drei Semestern belegte sie zusätzlich das Anglistik und Amerikanistikstudium, da sie die Studieninhalte gut verbinden konnte und ihr das Institut durch die Qualität der Lehre und Lehrenden sehr sympathisch war. Das Wissen über Kommunikation, Film Studies, Journalismus und PR, welches sie in ihrem Studium erworben hat, ist heute sehr nützlich: „Immer wieder gab und gibt es Situationen, in denen ich mich an die eine oder andere Seminararbeit oder Vorlesung erinnere – das Studium hat immer noch Einfluss auf meine Arbeit.“ Pierre Gleizes/Greenpeace Jahren von der PR-Assistentin zur Junior Consultant, weiter zu Consultant aufstieg. Die Arbeit in der PR-Agentur machte Freude, jedoch war diese für sie nicht gänzlich erfüllend. So begab sie sich auf die Suche nach dem Sinn in ihrem beruflichen Tun und landete schließlich beim Hauptsitz von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa in Wien. Dort ist die 32-jährige Pressesprecherin für die Medienarbeit zuständig. Zu ihrem Aufgabenbereich zählen unter anderem Presseaussendungen, Interviews, Kommunikations- „Die besonderen Momente sind jene Momente, in denen unsere Arbeit Früchte trägt, man sieht und spürt, dass man etwas bewegt und die Welt zumindest ein kleines Stück zum Besseren verändert.“ Besonders wertvoll erachtet Melanie Aldrian die Lehrveranstaltungsangebote, die Exkursionen, die Möglichkeit, an Projekten mitzuarbeiten, aber auch die persönlichen Kontakte zu den ProfessorInnen und AssistentInnen an der AAU. Im Studium erlangte Eigenschaften, wie Selbstständigkeit, Flexibilität, Langatmigkeit und kritische Reflexion, sind auch sehr wertvoll für ihre jetzige Tätigkeit. Auf der Suche nach dem Sinn Nach Abschluss der beiden Studien fing Aldrian bei der PR-Agentur Pleon Publico an, wo sie innerhalb von drei Unisono 2/2014 konzepte und Pressekonferenzen. Jedoch sind die Inhalte, Orte und Vorgehensweisen anders und abwechslungsreicher, manchmal auch ein wenig schräg: „So finde ich mich plötzlich im Schlauchboot vor riesigen Fangschiffen wieder oder stecke im Eisbärenkostüm, um auf die bedrohte Arktis aufmerksam zu machen.“ Internationale Zusammenarbeit Bei Greenpeace ist Melanie Aldrian laufend an internationalen Projekten beteiligt. Als spannend empfindet sie die Zusammenarbeit mit den internationalen Medien, wie BBC, Guardian oder auch Reuters. Ihre bis jetzt prägendste Zeit hat sie in internationalen Gewässern auf Greenpeace-Schiffen verbracht, wo sie über das Leerfischen westafrikanischer Gewässer durch die europäische Fischereiflotte berichtet hat, das Ökosystem und Lebensgrundlage afrikanischer Fischer zerstört. Wenn dann beispielsweise der neugewählte Präsident im Senegal 29 internationale Fischereilizenzen aufgrund der Kampagnen und Aktionen von Greenpeace cancelt, sind das die Momente, in denen Melanie Aldrian sieht und spürt, dass ihre Arbeit etwas bewirkt. Danach befragt, welche Erfordernisse für ihren Job besonders wichtig sind, nennt die Wahlwienerin: Flexibilität, Mobilität, Improvisation, aber auch Idealismus. Das Wichtigste ist für Aldrian aber, dass man hinter den Inhalten steht, die man kommuniziert, und die damit verbundene Leidenschaft für den Beruf. Ist Melanie Aldrian einmal nicht beruflich für Greenpeace unterwegs, liebt sie es, sich auf Reisen anzusehen, für was sie sich einsetzt – die vielen einzigartigen Orte dieser Welt. Wer mehr über Melanie Aldrians Abenteuer auf hoher See wissen möchte, kann dies auf der Homepage von Greenpeace Österreich nachlesen. 27 RÜCKBLICK 30 JAHRE WIRTSCHAFT STUDIEREN Im Studienjahr 1983/84 wurden an der Universität Klagenfurt die ersten betriebswirtschaftlichen Lehrveranstaltungen abgehalten und damit das Studium der Angewandten Betriebswirtschaft begründet. Die nunmehrige Fakultät für Wirtschaftswissenschaften lud am 13. Juni zu einer großen Jubiläumsfeier. „Das Studium der Angewandten Betriebswirtschaft mit bislang 3.524 AbsolventInnen zählt zu den erfolgreichsten Studienrichtungen der Alpen-AdriaUniversität. Unsere AbsolventInnen prägen die Wirtschaft in Kärnten und weit darüber hinaus“, so Erich Schwarz, der seit 2009 als Dekan die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften leitet. Im Namen der gesamten Fakultät bedankte er sich bei allen Wegbereitern und Wegbegleitern für ihr großes Engagement in Forschung und Lehre. Moderiert wurde die Feier von Mike Diwald, ABW-Absolvent der ersten Stunde, der die Veranstaltung zusammen mit den Gründungsprofessoren eröffnete. „Gemeinsam mit den Kollegen der Betriebswirtschaft Dietrich Kropf- berger, Dieter J. G. Schneider, Herbert Kofler, dem Informatiker Roland Mittermeir und dem 2008 verstorbenen Heijo Rieckmann ist es gelungen, die wirtschaftlichen Studien in Klagenfurt zu einer besonderen Erfolgsgeschichte der Universität zu machen“, freut sich Hans-Joachim Bodenhöfer, einer der Gründungsväter. Die AbsolventInnen Erlfried Taurer, Susanne PrentnerVitek, Reinhard Zechner und Maria Wohlgemuth erzählten, wie die Universität Klagenfurt sie und ihren weiteren Berufs- und Lebensweg prägte. Anfangs mit fünf Professoren für 320 Studierende ausgestattet, besteht die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften heute aus 16 ProfessorInnen, sechs DozentInnen, 74 wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, 19 administrativen Mitarbeiterinnen und rund 3.200 Studierenden. Den Studierenden steht ein attraktives, gleichermaßen theorieund anwendungsorientiertes Studienangebot mit 13 Studienprogrammen zur Verfügung. Neumüller +DQV-RDFKLP %RGHQK|IHU 'LHWULFK .URSIEHUJHU +HUEHUW .RÀHU 'LHWHU - * 6FKQHLGHU und Bernd Kaluza 40 JAHRE ANGLISTIK & AMERIKANISTIK IN KLAGENFURT Am 9. Mai feierte das Institut für Anglistik und Amerikanistik (IAA) sein 40-jähriges Bestehen. Im Beisein des Gründungsprofessors William Nemser sowie vieler früherer KollegInnen, Alumni, Institutsmitglieder und Studierender präsentierte sich das Fach in seiner Vielfalt mit einer Reihe von Vorträgen, Film- und Theaterprojekten sowie interaktiven Lerneinheiten. Nach 40 Jahren kontinuierlicher und konstruktiver Entwicklung verbindet das Institut heute die Traditionen des Fachs mit der Innovation neuer Perspektiven und neuer Forschungsschwerpunkte und ist dabei immer ein guter Platz zum Forschen und Lehren, Studieren und Lernen geblieben. Diese positive und kollegiale Atmosphäre war auch ein zentrales Thema im Austausch mit den Alumni während der abschließenden Podiumsdiskussion. Das IAA hat sich eine gute Basis für eine konstruktive Weiterarbeit geschaffen und freut sich auf zukünftige Herausforderungen. Gründungsprofessor William Nemser mit Helga Klopcic und Susanne Schlagg GESUNDHEITSTAG 2014 Der neunte Gesundheitstag an der AAU fand Ende Mai zum Thema „Kernkompetenz Resilienz: Was hält Menschen und Organisationen gesund – trotz Belastungen und Krisen?“ statt. Christian Fazekas von der MedUni Graz erläuterte die Bedeutung des Begriffs Resilienz und präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse zu dem Thema. Judith Glück 28 stellte einen spannenden Vergleich zwischen Weisheit und Resilienz her und ging auf die spezielle Frage ein, wie im universitären Arbeitsalltag Resilienzentwicklung und resilientes Verhalten durch die Rahmenbedingungen gefördert bzw. verhindert werden. Rund 700 Studierende und MitarbeiterInnen besuchten die Gesundheitsstraße und informierten sich u. a. bei folgenden Einrichtungen: Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Villach, BVA, Uni-Apotheke, Caritas, USI und AVS. Unisono 2/2014 AUSBLICK VORSCHAU 5. JAHRESTAGUNG FÜR FANTASTIKFORSCHUNG 11.-14. September Die Konferenz findet heuer zum fünften Mal statt, und Gastgeber ist diesmal die AAU | Institut für Anglistik und Amerikanistik. Der Titel der diesjährigen Jahrestagung lautet „Fantastische Spiele: Imaginäre Spielewelten und ihre soziokulturelle Bedeutung“. Das komplizierte und komplexe Netzwerk von Querverbindungen zwischen spielerischen Anderswelten und dem Alltag von Individuen und Gruppen bildet das Kerninteresse der Tagung der Gesellschaft für Fantastikforschung. Der Focus liegt auf den Möglichkeiten des sozialen und kulturellen Austausches zwischen den Sekundär- oder Tertiärrealitäten, die geschaffen werden, und der Primärrealität, in der sie wiederum geschaffen, gespielt und beobachtet werden. Die Tagung ermöglicht einen Überblick über die Möglichkeiten, Probleme und zukünftigen Potenziale von Spielen und spielbaren Medien, indem sie zwischen fantastischen Welten und dem Alltagsleben vermittelt. gff2014.aau.at 'Ȍ$Ȍ&+6(&85,7< 16.-17. September 'LH$UEHLWVNRQIHUHQ]'ɒ$ɒ&+6HFXULW\ 2014 wird von der Forschungsgruppe Systemsicherheit | Institut für Angewandte Informatik der AAU veranstaltet und findet am 16. und 17. September an der TU Graz statt. Sie soll eine interdisziplinäre Übersicht zum aktuellen Stand der IT-Sicherheit in Industrie, Dienstleistung, Verwaltung und Wissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben und relevante Anwendungen, rechtliche Rahmenbe- dingungen und neue Technologien darstellen www.syssec.at/dachsecurity2014 IMST-TAGUNG 2014 23.-25. September Das österreichweite Projekt „Innovationen Machen Schulen Top“ (IMST) veranstaltet diese Fachtagung rund um das Thema Schulpraxis, Fachdidaktik und Qualität („Schule als Lebensraum“) mit dem Ziel, Innovationen im österreichischen Mathematik-, Naturwissenschafts-, Informatik- und Deutschunterricht sichtbar zu machen. Außerdem fördert die Tagung den Erfahrungsaustausch sowie die Kooperationsbereitschaft im österreichischen Bildungswesen und trägt zur Vernetzung zwischen Fachdidaktik und Schulpraxis bei. www.imst.ac.at/tagung2014 Austausch beizumessen? Kontakt: Arno Rußegger, Institut für Germanistik, arno.russegger@aau.at www.aau.at/germ SYMPOSIUM 10 JAHRE SCHREIBCENTER 14.-15. November Seit zehn Jahren lehrt und forscht das SchreibCenter der AAU zum wissenschaftlichen und professionellen Schreiben und ist im Uni-Geschehen zu einer festen Größe geworden. Am 14. und 15. November wird dieses Jubiläum mit einer Leistungsschau, einer Langen Nacht des Schreibens und der Jahrestagung der Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben (GEWISSS) begangen. Mitwirken werden u. a. Otto Kruse, Gerd Bräuer und Katrin Girgensohn. www.aau.at/sc „DAS BILDERBUCH – GESCHICHTE, ÄSTHETIK, MEDIEN“ 25.-26. September 6. BUSINESSMANAGEMENTKONGRESS 2014 28.-29. November Von 25. bis 26. September findet an der AAU die Tagung „Das Bilderbuch – Geschichte, Ästhetik, Medien“ statt. Das Bilderbuch wird als Ausdruck sowohl visueller als auch literarischer Kultur positioniert, unter Berücksichtigung ökonomischer Rahmenbedingungen. Dementsprechend reflektieren die Tagungsbeiträge Positionen buch-, medien-, literatur- und kunstwissenschaftlicher Fächer: Welche medialen Veränderungen betreffen das traditionelle Konzept des Bilderbuchs? Bringt die Internet-Kultur neue Erzähltypen im Bilderbuch hervor? Gibt es Bilderbücher für Erwachsene? Welche Leistungen sind Bilderbüchern im intergenerationellen bzw. im interkulturellen Der alljährliche Managementkongress der M/O/T® Management School findet heuer am 28. und 29. November an der AAU zum Thema „Excellence of Change“ – Bewährte Rezepte zukunftsfähig machen, statt. Wie finden UnternehmerInnen und Führungskräfte ihren Weg durch raue Gewässer? Erfolgreich navigieren jene, die schneller als andere lernen, Veränderung als Normalität zu begreifen und eine gewisse Souveränität, also „Ruhe im Sturm“, zu entwickeln. Wie Sie große und kleine Change-Prozesse im Unternehmen mit sicherer Hand steuern, ist das Thema des heurigen Businessmanagement-Kongresses. www.mot.ac.at Verdrängte Jahre Bahn und Nationalsozialismus in Österreich 1938 – 1945 Foto: Österreichische Nationalbibliothek Unisono 2/2014 Landesmuseum Kärnten - Rudolfinum, Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr Ausstellungsdauer: 03.06. bis 13.08.2014 29 LANDSCHAFT DES WISSENS. GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN VERSTEHEN UND GESTALTEN Unter dem Motto „Wage zu denken“ stellt der Universitäts. club|Wissenschaftsverein Kärnten in Kooperation mit der Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt und weiteren engagierten Partnern seit 2013 auch in Kärnten eine Plattform zur Verfügung, die einen neuen Diskurs über Möglichkeiten der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung in Gang setzen soll. Nach dem erfolgreichen Abschluss des inzwischen bereits 19. Top-Management-Symposiums auf der Abbazia di Rosazzo laufen nunmehr die Vorbereitungen für die zweite Tagung „Landschaft des Wissens“ vom 8. bis 10. Oktober 2014 am Weißensee in Kärnten auf Hochtouren. Ziel ist es, damit vor allem ein jüngeres Publikum aus so unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen anzusprechen: „Wir wollen mit engagierten Menschen aus diesen Bereichen lokale und globale Herausforderungen der Zeit diskutieren, um daraus Beiträge und Lösungsansätze im Sinne der Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung zu finden“, erklärt Horst P. Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten, und verweist auf das handlungsorientierte Setting dieser Veranstaltung. „Aus Krisenherden Handlungsfelder machen!“ Ganz im Sinne dieses auffordernden „Leitspruchs“ von Oskar Negt soll das Potenzial künftiger Führungskräfte und engagierter Mitbürger in die Gestaltung und Umsetzung konkreter Zukunftsprojekte gelenkt werden. Hochkarätige Impulse – unter anderem von Friedrich von Borries, Erhard Busek, Peter Heintel, Hubert Canaval, Heike Egner, Andreas Novy, Franz Radermacher und vielen anderen – wechseln sich ab mit Berichten über interessante, in Realisierung begriffene Praxisbeispiele durch die jeweiligen Projektträger. Wie schon im Vorjahr – die Beiträge der Impulsgeber 2013 können Sie übrigens über den Youtube-Link auf unserer Homepage www.uniclub.aau.at abrufen – soll auch bei der „Landschaft des Wissens 2014“ der Versuch fortgeführt werden, die dort eröffneten Denkräume und Denkprozesse in Follow-up-Veranstaltungen innerhalb der jeweiligen Institutionen oder Unternehmen weiterzuführen. Die AAU ist wiederum mit einer Studierendengruppe vertreten, welche die Veranstaltung im Rahmen einer Lehrveranstaltung begleitend beforschen bzw. reflektieren wird. Neben den Studierenden sind aber auch VertreterInnen der Universität, AssistentInnen und ProfessorInnen herzlich eingeladen, sich aktiv in die „Landschaft des Wissens“ einzubringen. Maurer Horst P. Groß: „Wir wollen Lösungsansätze im Sinne der Wahrnehmung gesamtgesellVFKDIWOLFKHU9HUDQWZRUWXQJ¿QGHQ³ Universitäts.clubTipps: „Dem Mutigen gehört die Welt“: 8. Carinthische Dialoge, in Kooperation mit dem Universitäts. club|Wissenschaftsverein Kärnten: 25. bis 27. Juli 2014 Schloß Bach /St. Urban. www.carinthische-dialoge.at „Nahverkehr“: Rupert Henning und Mercedes Echerer beim Satirefrühstück im Rahmen des Humorfestivals Velden: 21. September 2014, 11:00 Uhr, Casineum Velden. www.humorfestival-velden.at Das Gesamtprogramm ist ab Mitte Juni auf www.uniclub.aau.at/ldw-2014 abrufbar. Helmut Friessner PR-Text 30 BETRIEBSKOSTEN: WIR BLICKEN DURCH! /HILU:PLA^LPMLSHU0OYLY)L[YPLIZRVZ[LUHIYLJOU\UN&(2\UK3HUK2pYU[LU]LYZJOHɈLU Ihnen den Durchblick. Wir überprüfen Ihre Betriebskostenabrechnung! Aktion Betriebskosten-Check Montag, 5. Mai – Donnerstag, 31. Juli 2014 Arbeiterkammer Klagenfurt Hotline Jetzt Beratungstermin vereinbaren! kaernten.arbeiterkammer.at/betriebskosten 050 477 - 6000 GERECHTIGKEIT MUSS SEIN. Keine Unklarheiten mehr. Erfüllen Sie sich mit der Klartext-Finanzierung Ihren Traum. 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