FLORIAN GSCHWANDTNER
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FLORIAN GSCHWANDTNER
Lesen Sie in der Themenwoche Gründer Gründer-Magazin 128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“. Ab April im Zeitschriftenhandel. GRÜNDER BEILAGE IM KURIE R 7.3. 8. 3. 9. 3. 10. 3. 11. 3. Der Weg zum eigenen Unternehmen Warum Frauen die besseren Gründer sind Geld für Firmengründer Wo Jungunternehmer arbeiten Nachfolger dringend gesucht EXTRA EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 7. MÄRZ 2016 ✔CHECKLISTE Der schnelle Weg zur eigenen Firma ✔ Businessplan erstellen ¡ So sehen meine Chancen am Markt wirklich aus ✔ Unternehmensform wählen ¡ Welche Rechtsform für mein Unternehmen optimal ist ✔ Sozialversicherung ¡ Worauf man bei der SVA der gewerblichen Wirtschaft achten muss ✔ Finanzamt ¡ So eröffnet man sein Konto beim Finanzamt und startet Finanz Online FLORIAN GSCHWANDTNER MIT GUTEN IDEEN ZUR EIGENEN FIRMA Erfolgreiche Gründerinnen und Gründer sagen, warum sie den Sprung ins Unternehmertum gewagt haben. Die Einzelkämpfer Die Zahl der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) steigt. Worauf ein EPU beim Gründen achten sollte. SERVICE 6 ··········· Warum ein fundierter Businessplan immer die Basis für einen erfolgreichen Firmenstart bildet. SERVICE 4 ··········· Gründen mit Plan Die ersten Mitarbeiter Die Anstellung des ersten Mitarbeiters ist für Gründer ein besonderer Tag. Diese Punkte sollten Sie bedenken. SERVICE 8 FOTO: IAN EHM/VERLAGSGRUPPE NEWS/PICTUREDESK.COM Gründer und Erfinder von RUNTASTIC. Seine Sport-App ist heute Teil des Adidas-Konzerns SERVICE GRÜNDER SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 3 2 Runtastic CEO und Co-Founder Florian Gschwandtner im Interview zur Gründung und Entstehung. Gute Gründungsperformance Vor knapp sechs Jahren wurde Runtastic gegründet, jetzt der Exit durch Adidas – war der Erfolg damals auch nur annähernd vorstellbar? Florian Gschwandtner: Vor sechs Jahren konnten wir von diesem Erfolg nur träumen. Der Bereich, in dem wir arbeiten, entwickelt sich so unglaublich schnell und ist so jung und dynamisch, dass sich auch aus heutiger Perspektive unmöglich vorhersagen lässt, wie es in den nächsten fünf Jahren aussehen wird. Das macht es spannend. Neugründungen. Österreichs junge Unternehmen punkten mit Stabilität und einem hohen Frauenanteil. Es könnten aber mehr sein. Nicht alles ist positiv Österreich als „Land der Gründer“ zu beschreiben wäre dennoch übertrieben, denn betreffend der Anzahl an NeugründungenliegtdieAlpenrepublik europaweit vor Polen auf dem vorletzten Platz. Grund dafür könnte sein, dass eine Gründung in Österreich trotz Bemühungen um Verbesserung in vielen Belangen vergleichsweise mühsam ist. Zwar liegen die Kosten knapp unter dem EU-Schnitt, dafür ist aber der Zeitaufwand mitimDurchschnittzehnTagen, fast drei Mal so hoch wie in anderen EU-Ländern. Das Bundesministerium für Wissenschaft, Finanzen und Wirtschaft sieht hier weiteres Verbesserungspotenzial. So soll die UNTERNEHMENSNEUGRÜNDUNGEN IN ÖSTERREICH 37.125 35.279 35.638 Lena Hoschek gründete 2005 ihr Modelabel und ist heute erfolgreiche Designerin. „Ich würde sagen, Talent, Fleiß und ein wenig Größenwahn machen den Erfolg aus. Natürlich braucht man hin und wieder auch eine Portion Glück. Im Grunde ist es aber Arbeit und das zu 90 Prozent, denn Kreativität erfordert auch immer Umsetzung. Was mir stets zugute gekommen ist, ist die Tatsache, dass ich nicht nur Kleidermacherin, sondern auch gerne Unternehmerin bin“ Flexibilität unter dem Motto „so viel wie nötig, so wenig wie möglich eingreifen“ weiter erhöht werden. Darüber hinaus will man finanzielle Anreize schaffen, in dem Finanzierungslücken geschlossen werden. Und natürlich steht auch der digitale Wandel weiterhin auf der Agenda. Die Beweggründe Die Motive, in Österreich dennoch ein Unternehmen zu gründen, sind vielfältig. 65 Prozent geben an, ihr eigener Chef sein zu wollen, ein weiteres Motiv ist die flexiblere 39.738 36.946 37.054 KURIER-Grafik: Eber 2012 2013 2014 Die Gründer werden jünger Im Schnitt waren Österreichs Gründer 37 Jahre alt – der Großteil gründet zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Le- bensjahr, der Anteil der Gründer unter 30 ist im letzten Jahr jedoch stark angestiegen. Diese Beobachtung hat auch Markus Wagner, Business Angel und CEO des Inkubators i5invest, gemacht: „Gerade im Start-up-Bereich trauen sich auch immer mehr junge Menschen zu gründen. Viele sind jung, haben aber trotzdem Erfahrung in ihrem Bereich und entsprechendes Know-how. Und für die Entwicklung von Apps braucht es beispielsweise am Anfang wenig Startkapital.“ – YASMIN VIHAUS Johannes Allesch produziert mit seiner Firma AniMedical seit 2010 medizinische 3D-Animationsfilme für Patienten, für Pharma- und medizinisch-technische Unternehmen. „2006 habe ich aufgrund eines Unfalls im engsten Familienumfeld die Patientenaufklärung in Krankenhäusern erlebt. Die Schwierigkeiten, medizinische Informationen an Patientinnen weiterzugeben, waren eklatant. Ich habe also mein Studium der 3-D-Animation mit Medizin verbunden. Inzwischen haben wir mit unseren Filmen und der Software AniMedes die Aufklärung vollständig digitalisiert.“ KLEINSTBETTRIEBE DOMINIEREN IN DER STRUKTURLANDSCHAFT Anteil der Unternehmen und Beschäftigten, sowie Umsatz und Bruttowertschöpfung in der marktorientierten Wirtschaft nach Beschäftigten-Größenklassen 32,3 2015 konfrontiert. Woodsaw-Gründer Sebastian Rahs: „Die Gründung im Februar 2016 wardielogischeKonsequenzaus der guten Zusammenarbeit im Vorfeld. Damit können wir jetzt dem vielfach geäußerten Kundenwunsch nach einer Pauschale und einem Ansprechpartner über alle Gewerke nachkommen.“ Start-ups: Durchschnittsalter der Gründer und Mitarbeiter in Österreich MÄNNER 2011 Gestaltung des eigenen Lebens. Für immerhin 35 Prozent der Neo-Unternehmer war das unattraktive Angebot am Arbeitsmarkt ausschlaggebend, den WegindieSelbstständigkeiteinzuschlagen. Im Fall von Woodsaw haben sich drei Handwerker – ein Elektriker, ein Raumausstatter und ein Tischler – zu einer Firma zusammengeschlossen, die sich auf Lokal- und Büroeinrichtungen spezialisiert hat. Der Grund: Als Einzelkämpfer wurden sie immer wieder von Kunden mit dem Wunsch nach Gesamtlösungen aller Gewerke DER MUTIGE SPRUNG ERFOLGT IN DEN DREISSIGERN 88 % 2010 Michael Hollauf gründete das Unternehmen Mindmeister, das ein webbasiertes MindmappingTool anbietet. „Früher gab es so etwas nur als teure Software. Wir wollten das im Browser anbieten. Dann haben wir eine private Beta-Version gelauncht und das hat sich innerhalb von wenigen Tagen viral verbreitet. Danach beschlossen wir, unsere anderen Projekte aufzugeben und uns auf dieses Produkt zu konzentrieren.“ FOTOS: HILDE VON MAAS, WOODSAW, ANDREAS HAUCH, MINDMEISTER, RUNTASTIC I nsgesamt wagten 29.561 Neugründer 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit – 4,8 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Seit fünf Jahren sei die GründungsPerformance nicht so gut gewesen wie im vergangenen Jahr – und das trotz wirtschaftlicherUnsicherheiten,kommentiert der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, die aktuelle Gründerstatistik 2015. Aber nicht nur, was Neugründungen betrifft, zeigt er sich zufrieden, auch beim Frauenanteil erreicht Österreich im Ländervergleich einen Spitzenwert. Und auch die Zahlen der Insolvenzen sind im letzten Jahr erneut gesunken. Nach drei Jahren sind noch acht von zehn der neugegründeten Unternehmen am Markt erfolgreich, nach fünf Jahren immer noch mehr als zwei Drittel. Benjamin Fürlinger, Elektriker, Rainer Wachter, Tapezierer und Raumausstatter, und Sebastian Rahs, Möbelbauer, Tischler und Designer gründeten 2016 das Unternehmen Woodsaw. „Die Gründung im Februar 2016 war die logische Konsequenz aus der guten Zusammenarbeit im Vorfeld. Damit können wir jetzt dem vielfach geäußerten Kundenwunsch nach einer Pauschale und einem Ansprechpartner über alle Gewerke nachkommen.“ JAHRE 12 % FRAUEN im internationalen Vergleich Durchschnittsalter Männer Frauen Tel Aviv 36,2 91 % 9% London 36,0 91 % 9% Silicon Valley 34,1 90 % 10 % Österreich 32,3 88 % 12 % Berlin 31,9 97 % 3% Los Angeles 31,5 88 % 12 % 0,4 % mehr als 250 Beschäftigte 1,7 % 50–249 Beschäftigte 314.855 Unternehmen insgesamt 87,1 % 0–9 Beschäftigte 10,9 % 10–49 Beschäftigte Quelle: WKO, Austrian StartUp Report 2013 Was würden Sie Neugründern raten? Wir selbst hatten gerade am Anfang unserer Unternehmensgründung mit vielen Skeptikern zu tun. Die negativen Kommentare wegzustecken, war nicht immer einfach, aber wir haben auch diese Phase gemeistert und an der Idee festgehalten. Mittlerweile ist das Thema Start-ups in Österreich auch in der öffentlichen Diskussion angekommen. Die Politik ist sich dessen bewusst, dass es für junge Unternehmer nach wie vor einige Hürden gibt. Zwar verbessert sich die Situation, aber um ein unternehmerfreundliches Land zu werden, müsste Österreich noch einiges ändern. Jemandem, der sich jetzt dazu entscheidet ein Unternehmen zu gründen, würde ich raten, dran zu bleiben. Um seine Träume zu verwirklichen, braucht man eine gewisse Portion Durchhaltevermögen und Sturheit. Auf der Überholspur: der RuntasticGründer Florian Gschwandtner Was hat sich mittlerweile an der Firmenstruktur verändert? 2011 haben wir uns dazu entschieden – übrigens schon mit 25 Mitarbeitern – eine Multi-App-Strategie zu verfolgen. Die Produktpalette hat sich seither stetig erweitert, von Apps über Hardware bis hin zu neuen Features. Bis Ende 2014 wuchs das Unternehmen auf 100 Mitarbeiter an, bei gleichzeitig 100 Millionen Downloads. Und wir sind auch international auf Erfolgskurs. Täglich wird weltweit mehr als 150.000 Mal eine der Runtastic Apps heruntergeladen, mittlerweile sind es insgesamt 160 Millionen App-Downloads. Aktuell beschäftigen wir 160 Mitarbeiter aus über 30 verschiedenen Ländern. SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 4 Das Unternehmen in Worte fassen TOBIAS RASCHBACHER Feuerprobe Businessplan. Wieso das schriftliche Festhalten des Geschäftsmodells so wichtig ist Die Gründer von Die Lieferei haben mit ihrem Businessplan vor Kurzem beim österreichischen i2b-Wettbewerb in der Kategorie „Dienstleistung, Gewerbe, Handel“ gewonnen D ie Geschäftsidee und das Unternehmenskonzept verschriftlichen – das ist der Grundgedanke des Businessplans. Der Geschäftsplan sollUnternehmerneinerseitsals Leitfaden zur Umsetzung der Geschäftsidee dienen, ist andererseits oft auch eine Voraussetzung für Kapitalbeschaffung von Investoren oder für Förderungen. Die Schriftform zwingt zu durchdachten Handlungen und ist letztendlich eine Leitlinie für Unternehmer, an der sie ihre Ziele und Aktivitäten ausrichten und überprüfen können. Ein klares Konzept stärkt darüber hinaus die Position gegenüber Verhandlungspartnern. Die Geschäftsidee soll im Rahmen des Businessplans auf ihre Realisierbarkeit, Wirt- ✔CHECKLISTE Inhalte eines Businessplans Welche Inhalte muss mein Businessplan haben? ¡ Executive Summary Zusammenfassung des Konzepts mit Grundidee und Schlüsselzahlen ¡ Produkt- und Dienstleistungsangebot Genaue Beschreibung des Produkts oder der Dienstleistung, Auskunft über den Entwicklungsstand, Einschätzung der Stärken und Schwächen, des Kundennutzens und der Alleinstellungsmerkmale ¡ Markt- und Wettbewerb Einschätzung zur Marktposition, zu möglichen Konkurrenten und zu möglichen Kundengruppen ¡ Konzept für Marketing und Vertrieb Geplante Marketingmaßnahmen und konkrete Serviceund Beratungsangebote, Preisgestaltung und geplante Werbemaßnahmen oder Kommunikationskanäle ¡ Planung der Unternehmensstruktur Genauere Beschreibung des Unternehmen, Team und Rechtsform, Eigentumsverhältnissen und Standort ¡ Erfolgs- und Finanzplanung Erforderlicher Kapitalbedarf und Finanzierungsart, Fixkosten und laufende Kosten, Prognose über Umsätze und Absatzmengen Umsetzplanung/Meilensteine ¡ Schritte, die konkret geplant sind, und Zwischenziele schaftlichkeit und auf den Kundennutzen geprüft werden – wichtig sind zum einen die Visionen der Gründer, zum anderen Markteinschätzungen und Prognosen aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Typische Inhalte eines Geschäftsplans sind die genaue Beschreibung des Produkt- und Dienstleistungsangebots im Hinblick auf Stärken und Schwächen, Entwicklungsstand, Kundennutzen, Alleinstellungsmerkmale und Konkurrenz. Und natürlich eine Einschätzung zu Markt und Wettbewerb, inklusive einem Konzept für Marketing und Vertrieb, eine Planung der Unternehmensstruktur und des Managements und eine ausführliche Erfolgs- und Finanzplanung. Die Aufgabe VorderAufgabe,einenBusinessplanzuerstellen,standdasTeam von Die Lieferei vor etwa einem Jahr. Das Unternehmen liefert ausgewählte alkoholische und nichtalkoholische Getränke, die im Einzelhandel kaum erhältlich sind. Das Sortiment ist nicht nur für Gastronomen und Geschäftskunden bestellbar, sondern auch für Privatkunden inganzÖsterreichlieferbar.„Die meisten aus unserem Gründerteam hatten einen betriebswirtschaftlichenBackground–einer von uns hatte davor schon ein Unternehmen gegründet, dadurch hatten wir sicher einen Vorteil. Trotzdem ist es ein großer zeitlicher Aufwand“, erzählt Geschäftsführer Hendrik Genotte. Den Businessplan haben die vier Gründer von Die Lieferei beim letzten i2b-Wettbewerb eingereicht und mit ihrem Konzept in der Kategorie „Dienstleistung, Gewerbe, Handel“ gewonnen. Jedes Jahr können – auch unabhängig vom i2b Wettbewerb i2b, kurz für „ideas to business“, wurde im Jahr 2000 als Initiative der VA Tech, Voest-Alpine Stahl, Bank Austria und der WKO ins Leben gerufen. Der Wettbewerb fand Anklang bei 134 Einreichern – am Ende entstanden 58 fertige Businesspläne. Aus der Initiative wurde 2003 ein eigenständiger Verein – Mitglieder sind heute das Gründerservice der WKO und die Gründeroffensive der Erste Bank und Sparkassen. 2015 wurden insgesamt 663 Businesspläne mit dem Online-Assistenten erstellt. Mittlerweile erfolgreiche Start-ups wie Runtastic oder Unternehmen wie Sonnentor haben den Wettbewerb genutzt, um Tipps und Hilfestellungen für den Auf- und Ausbau ihres Geschäfts zu bekommen. Der Wettbewerb findet einmal im Jahr statt, Businesspläne können laufend eingereicht werden. Wettbewerb – Businesspläne zum Expertenfeedback eingereicht werden. Die Gründer werden durch einen OnlineBusinessplan-Assistenten und eine eLearning-Plattform unterstützt. Besonders gute und innovative Ideen werden mit Preisen ausgezeichnet. „Der ,Blick von außen‘ soll Gründer vor unangenehmen Überraschungen schützen.i2bbietetdieMöglichkeit, einen vollständigen Businessplan kostenlos und vertraulichvonzweiExpertenbewerten zu lassen. Dieses Angebot steht unabhängig von einer späteren Wettbewerbsteilnahme ganzjährig und mehrfach zur Verfügung“, erklärt die stellvertreten- de Geschäftsführerin von i2b, DorisFriesenecker,dasKonzept. Für das Gründerteam von Die Lieferei war dieses Feedback entscheidend für den weiteren Weg:„WirhabendurchdenWettbewerb und durch die Bestätigung von Investoren gesehen, dass unser Businessmodell funktionieren kann und dass es auch von externen Leuten gut angenommen wird. Man hat die Möglichkeit, sich selbst abzuprüfen undzuschauen,wiesattelfestdas eigeneKonzeptist.Danachhaben wir uns gedacht: ,O. k., die Nachfrage ist da.‘ Das war bei uns ausschlaggebend, dass wir so weitermachen wie bisher.“ – YASMIN VIHAUS SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 5 Allein oder mit Partner? Rechtsformen. Wer sich selbstständig machen will, sollte sich vorab überlegen, mit wem und wie er gründen will UNTERNEHMENSNEUGRÜNDUNGEN 2015 NACH RECHTSFORMEN 9,6 GmbH 1,7 KG 1,8 OG 86,2 Einzelunternehmen KURIER-Grafik: Eber andere Rechtsformen % 0,7 Quelle: WKO, Daten 2015 vorläufig SQUAREDPIXELS/ISTOCKPHOTO.COM W ährendeinerReisedurcheinigeWeinbauregionen kam Johannes Völlenklee die Idee für sein künftiges UnternehmennamensFassprobe.DerJungunternehmer gründete daraufhin ein Einzelunternehmen. Bei Wahl dieser Firmenform betreibt der Inhaber das Unternehmen auf eigenen Namen und eigene Rechnung. Als Einzelunternehmer trägt er das volle Risiko und haftet mit seinem PrivatvermögenfürdieSchuldendesUnternehmens. Mittlerweile sind nicht eingetragene Einzelunternehmen (EPU),mit81%dieamhäufigsten gewählte Rechtsform bei Unternehmensneugründungen. Die Vorteile liegen in der schnellen, kostengünstigen Firmengründung und einer einfachen Einnahmen-AusgabenBuchhaltung bis zu einem Jahreshöchstumsatz 700.000 €. Liegen die jährlichen Nettoumsätzeunter30.000€trittdieKleinunternehmerreglung in Kraft, die besagt, dass keine Umsatzsteuer abzuführen ist. Es kann aber auch kein Vorsteuerabzug geltend gemacht werden. Paul Heissenberger, Berufsgruppenobmann der Steuerberater,weistdaraufhin,dassdieRechtsformnichtnurnachsteuerlichenGesichtspunkten gewählt werden kann: „Auch ein möglicher Partner oder Haftungsthematiken im Unternehmen sind dabei ebenso zu beleuchten.“ Fassprobe wuchs und Völlenklee entschied sich, sein EPU in eine Gesellschaft mit beschränkterHaftung (GmbH) umzuwandeln.Diese Rechtsform ist mit rund 18 % die am zweithäufigsten gewählte. Während bei einem EPU üblicherweise nur die Gebühren für die Gewerbeanmeldung anfallen, ist für eine GmbH ein Mindestkapital in Höhe von 35.000 € erforderlich. Auch mit „Gründungsprivileg“ ist eine Stammeinlage von 10.000 € nötig. Der Vertrag muss vor dem Notar errichtet werden, die GesellschaftisterstmitderEintragunginsFirmenbuchgültig.ZudemunterliegteineGmbHstrengeren Buchhaltungsvorschriften – die FührungeinerdoppeltenBuchhaltungistverpflichtend. Der Vorteil dieser Rechtsform liegt, wie derNameschonsagt,ineinerbeschränktenHaftung,dieaufdieKapitaleinlagederGesellschafter reduziert ist. Werden mindestens zwei Unternehmen zusammengefasst, spricht man von einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR). Diese muss nicht ins Firmenbuch eingetragen werden, es besteht aber eine solidarische Haftung. Wenn sichmehrere (mindestens zwei) Personenzueiner Unternehmung finden, aber dennoch flexibel bleiben wollen, bietet sich die Gründung einer OG (Offenen Gesellschaft) an,derenGesellschaftsvertrag an keine Form gebunden ist. Der Vorteil ist die rasche, einfache Gründung, allerdings haften die Gesellschafter persönlich und uneingeschränkt. Eine Spezialform der OG ist die Kommanditgesellschaft. Hier haftet zumindest ein Gesellschafter nur beschränkt. Am gebräuchlichsten ist dabei die GmbH & Co KG – der persönlich und unbegrenzt haftende Gesellschafter ist hier keine natürliche Person, sondern eine GmbH. – MONIKA DLUGOKECKI ✔CHECKLISTE Welche Firma passt zu mir? Die Art des Unternehmens und die Haftungsfrage bestimmen die Rechtsform. Variante 1 ¡ Ich bin in der Beratungs- oder Dienstleistungsbranche als Einzel- kämpfer tätig: Einzelunternehmen oder eingetragenes Einzelunternehmen (e.U.) Variante 2 ¡ Ich plane meine Firma mit einem Partner. Wir haben keine hohen finanziellen Aufwendungen für Maschinen, Rohstoffe, Mitarbeiter, etc. (Beratungsunternehmen, Makler, etc.): Offene Gesellschaft (OG), Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR) Variante 4 ¡ Ich bin in einer Branche mit hohen Investitionen tätig und werde auch mehrere Angestellte haben (Handwerksbetrieb, Handelsunternehmen, Gastronomie, etc.): GmbH Variante 5 ¡ Ich plane mein Unternehmen mit stillen Teilhabern. Wir haften alle mit unserem Privatvermögen: Kommanditgesellschaft (KG) Ich plane mein Unternehmen mit stillen Teilhabern, wir haften aber nur begrenzt: GesmbH & CoKG Wer ein Unternehmen gründet, muss wissen, welche Firmenform die passende ist Sie sind arbeitslos, aber haben eine tragfähige Geschäftsidee, oder möchten Ihr kleines Unternehmen erweitern? Der Mikrokredit ist eine Initiative des Sozialministeriums in Kooperation mit der Erste Bank und den Sparkassen zur Förderung Ihrer Selbstständigkeit. Verwirklichen Sie Ihre Geschäftsidee! ✓ Bis zu 12.500,- Euro für Einzelpersonen ✓ Keine Bearbeitungsgebühren, fixer Zinssatz ✓ Kostenlose Info-Hotline: 0800-800 807, E-Mail: dermikrokredit@oesb.at ✓ Beratung bei der Antragstellung via Telefon, E-Mail oder persönlich Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz sowie der ERSTE Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, unterstützt durch die Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group, das Land Burgenland, das Land Kärnten, das Land Niederösterreich, das Land Oberösterreich, das Land Salzburg, das Land Steiermark, das Land Tirol, das Land Vorarlberg und die Stadt Wien. Umgesetzt von der ÖSB Consulting GmbH in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH. Diese Finanzierung profitiert von einer Bürgschaft, die im Rahmen der „Europäischen Mikrofinanzierungsfazilität Progress“ von der Europäischen Union geschaffen wurde. SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT Alleingang. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Österreich und Europa sind Ein-Personen-Unternehmen Einzelkämpfer in der Wirtschaft FOTOS: SUSANNE EINZENBERGER, VERONIQUE GIROUD, JENNIFER HOFER 6 B ereitet das selbstständige Arbeiten eher Freiheiten oder Sorgen? „Man hört immer, dass es so viele Hürden gibt, aber letztlich sind diese paar Behördengänge nicht unüberwindbar,“ erzählt Klaus Heller. Der 30-jährige Experte für Online-Marketing hat AnfangdesJahresdenSchrittindie Selbstständigkeit gewagt und betreibt seither ein Ein-Personen-Unternehmen. Davon gibt es in Österreich laut WKÖ 278.411. Als EPU gelten alle Unternehmen ohne unselbstständig beschäftigte Angestellte, also solche, die als One-Woman- oder One-ManShow betrieben werden. Das Durchschnittsalter unter den österreichischen Einzelunternehmern beträgt 45,5 Jahre. Ziemlich genau die Hälfte sind Frauen. In machen Berufsgruppen ist die Form des EPUs die Regel. Unter Fotografen, Versicherungsagenten oder auch im Kunsthandwerk liegt der EPUAnteil bei über 75 Prozent. Und die Tendenz, seinen Beruf als eigenständiger Unternehmer auszuüben, steigt. Darin drückt sich der Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft aus, heißt es. Um Zugang zu Informationen, Technologien und Netzwerken zu haben, sind Großunternehmen in vielen Bereichen nicht mehr notwendig undimmermehrMenschenwollen ihr Arbeitsleben möglichst frei und individuell gestalten. Der Trend ist keine österreichische Besonderheit und entspricht dem europäischen Durchschnitt. Rund 60 Prozent der Unternehmen in der Europäischen Union sind Kleinstbetriebe ohne angestellte Beschäftigte. Ein-Personen-Unternehmen sind zwar alle für sich genommeneherklein–inihrerGesamtheit sind sie aber alles anderealseinevernachlässigbare wirtschaftliche Größe. Rund 8,2 Prozent der Erwerbstätigen sind in Form eines EPUs tätig. Und: Einzelunternehmer sind Oben: Susanne Einzenberger trifft als Fotografin eigene Entscheidungen. Rechts: Klaus Heller ist Experte für OnlineMarketing und seit 2016 ebenfalls ein Ein-PersonenUnternehmen überdurchschnittlich gebildet. Viel mehr allgemeine Aussagen lassen sich über EPUs allerdings kaum treffen, schließlich reicht die EPU-Bandbreite vom Kosmetiksalon über den Bauernhof bis zur Unternehmensberatung.SindsiedabeiwirklichEinzelkämpfer? Belastungen „In Spitzenzeiten ist es natürlich stressig, weil man wenig delegieren kann,“ hat auch Klaus Heller schon festgestellt. Arbeitskollegen sind schließlich da, um sich gegenseitig Arbeit abzunehmen. Wer als Einzelunternehmer arbeitet, der hat oft niemanden,dereinezweiteMeinung äußert, der Feedback geben kann. Ist es eine Belastung, wenn Verantwortung nicht auf mehrere Schultern verteilt werden kann? „Es erfordert viel Disziplin, Beständigkeit und Vertrauen in sich und das Geschäft. Denn nichtsistfix,esistimmereinRisiko dabei, dass man komplett alleine schultert, mit allen Höhen und Tiefen, allen Steuern und Zahlungen,“ meint die selbstständige Eventmanagerin und Pilates-Trainerin Sandra Kendl. Auch Fotografin Susanne Einzenberger kennt die Risiken, aber wirklich Stress erwächst darausfürsienicht:„Stresshätte ich in einem Angestelltenverhältnis wohl genauso. Die Frei- heit, sich die Zeit selbst einteilen und seine eigenen Entscheidungen treffen zu können, ist der große Vorteil der Selbstständigkeit.“ Nicht für jeden ist das Spannungsfeld zwischen Tagesgeschäft und geschäftlicher Zukunftsplanung das Richtige. Für Einzelunternehmer ist es wichtig, sich in beiden Bereichen wohlzufühlen. Allgemein beantworten lässt sich kaum, in welchen Branchen es besonders viel oder weniger Sinn macht, den Schritt in die Selbstständigkeit als Ein-PersonenUnternehmen zu wagen. Hat man sich einmal für die Rolle des Einzelkämpfers in der Wirtschaft entschieden, bleibt man meist lang in dieser Rolle. JederfünfteEinzelunternehmer ist 55 Jahre oder älter. Das Gleichegiltnurfürjedenzehntenbei den unselbstständig Beschäftigten. Sich dem Wettbewerb als EPU zu stellen, kann lästig oder eine Freiheit sein. Auf die eine Person kommt es an. Das Ergebnis der Selbstständigkeit muss nicht immer (Einzel-) Kampf sein. „Das Einzige, was darunter leidet, ist die Kreativität“, findet Susanne Einzenberger, „Deshalb ist es wichtig, auchmalnichtszutunundabzuschalten.“ Oben: Als Eventmanagerin und PilatesTrainerin kann sich Sandra Kendl auf zwei Standbeine verlassen – THOMAS STOLLENWERK SOLO-NUMMER: DIE HÄUFIGSTE RECHTSFORM SIND NICHT EINGETRAGENE EINZELUNTERNEHMEN Entwicklung der Unternehmensneugründungen nach Rechtsform in Prozent Einzelunternehmer 4,0 3,7 (eingetragen) 1,9 1,6 Offene Gesellschaft 2,5 1,7 Kapitalgesellschaft 9,4 11,3 GmbH 81,5 81,0 (nicht eingetragen) Einzelunternehmer 2010 KURIER-Grafik: Eber 2011 2012 2013 2014 Rest auf 100: AG, Vereine und sonstige Quelle: WKO, 1014 SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 7 Durchblick im Steuer-Dschungel Welche Kosten anfallen. Über Steuern, Abgaben, Liebhaberei und die Sozialversicherungsbeiträge D as Wichtigste ist ein Steuerberater. Denn, so Paul Heissenberger, Berufsgruppenobmann der Steuerberater in der Kammer der Wirtschaftstreuhänder: „Ohne Routine und Fachwissen ist es nahezu unmöglich, alle steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Feinheiten ,richtig‘ zu bedenken.“ Allzu leicht verheddert man sich sonst in unserem komplexen Steuer- und Sozialversicherungssystem. DieGrazerinNataschaAfana zum Beispiel, die 2015 ihren Design-Conceptstore Tash Living in Graz eröffnet hat, fand erst mit ihrem Steuerberater zur richtigen Rechtsform: „Ich habe mich für eine Kommanditgesellschaft entschieden. Die ist unkompliziert, zudem reicht am Anfang die Gewinn- und Verlustrechnung und man muss nicht sofort eine doppelte Buchführung machen.“ Wichtig zu wissen ist, dass man den Abgabenbehörden gegenüber bereits als Unternehmen gilt, wenn die ersten Vorbereitungshandlungen für die Unternehmertätigkeit durchgeführt werden. Und nicht, wie oft angenommen, erst mit der Abgabe der dafür vorgesehenen Meldung, die binnen Monatsfrist ab Eröffnung des Gewerbebetriebes zu erfolgen hat. Vorweggenommene Betriebsausgaben können nur in einer Einkommensteuererklärung, nicht jedoch imRahmeneinerArbeitnehmerveranlagung geltend gemacht werden. Kommt man einer Tätigkeit nach, die mittelfristig keinen positiven Gesamterfolg erwarten lässt, dann fällt dies unter den Begriff der „Liebhaberei“. Dies hat zur Folge, dass Verluste weder mit anderen Einkünften ausgeglichen, noch in Folgejahren vorgetragen werden können. zogen. Da dies bei neuen Unternehmen ja nicht möglich ist, gelten für die ersten drei Jahre besondere Beitragssätze. Zudem können sich Einzelunternehmer unter bestimmten Die Fristen müssen eingehalten werden Nach der Anmeldung am Finanzamt ist vor allem auf die fristgerechte Bezahlung der vom Finanzamt vorgeschriebenen quartalsmäßigen Vorauszahlungen an Einkommenssteuer, die Abgabe von Umsatzsteuervoranmeldungen sowie die Bezahlung der Umsatzsteuer und die Abgabe der jährlichen Steuererklärung zu achten. Als Grundlage für die Festlegung des Sozialversicherungsbeitrages wird üblicherweise das Ergebnis des drittvorangegangenen Jahres herange- FOTO: TASH LIVING „Der bürokratische Hürdenlauf war mühsam. Ohne Steuerberater an meiner Seite hätte ich das alles nicht machen wollen.“ Voraussetzungen von der Kranken-undPensionsversicherung befreien lassen. Auch in diesenFragenisteinSteuerberater die richtige Adresse. – MONIKA DLUGOKECKI ✔CHECKLISTE Mein schneller Weg zur eigenen Firma Wie vermeide ich Probleme mit Steuern und Abgaben? Kompetente Beratung ¡ Mit einem Steuerberater an der Seite ist auch der AbgabenDschungel zu bewältigen. Suchen Sie sich einen Berater mit der erforderlichen Branchen-Expertise. Umsatzsteuer ¡ Leistungen, die Sie im Inland als Unternehmer erbringen, unter- liegen der Umsatzsteuer. Mit Ausnahme der Kleinunternehmerregelung – hier beläuft sich der Netto-Jahresumsatz auf max. 30.000 Euro. Der Unternehmer haftet für die fristgerechte Entrichtung an das Finanzamt Sozialversicherung ¡ Bei erstmaliger Selbstständigkeit gilt in den ersten zwei Jahren eine Begünstigung in der Krankenversicherung. Bei der Pensionsversicherung wird in den ersten zwei Jahren ein Fixbetrag verrechnet. Bei entsprechendem Unternehmenserfolg ist mit Nachzahlungen zu rechnen. Natascha Afana, Gründerin des Tash Living Store, Graz ANZEIGE Vorsorgekasse für Selbständige Nachhaltige Vorsorgeplanung schon bei der Gründung berücksichtigen. M it 01.01.2008 wurde die Betriebliche Vorsorge auf die Gruppe der Selbständigen ausgeweitet. Zu eigenen Gunsten zahlen Selbständige seither obligatorische Beiträge in der Höhe von 1,53 % der Beitragsgrundlage in die Krankenversicherung ein. Freiberulich Tätige können sich freiwillig für die Selbständigenvorsorge entscheiden. Von gesetzlich garantierten Vorteilen proitieren Die Vorteile für Selbständige und Unternehmer sind vielseitig. So sind Vorsorgebeiträge Betriebsausgaben und schmälern dadurch die Bemessungsgrundlage der Einkommens- bzw. Körperschaftsteuer. Durch die Selbständigenvorsorge können sich Unternehmer eine lebenslange, steuerfreie Zusatzpension sichern. Zudem geben die Vorsorgekassen eine Bruttokapitalgarantie auf alle einbezahlten Beiträge und bei Ableben sind auch die Hinterbliebenen abgesichert, da die Beiträge vererbbar sind. Worauf muss man achten? Bei der Betrieblichen Vor- Proitieren Sie vom Know How und den Leistungen der führenden Vorsorgekasse Ausgezeichnete Beratung Die VBV ist Gewinner des Service Award 2014/2015 für telefonische Beratung. Bei der VBV sprechen Sie immer direkt mit erfahrenen Mitarbeitern. Wahl zur besten Vorsorgekasse 2015 zeichnete „DerBörsianer“, in Zusammenarbeit mit „BDO-Austria“, die VBV für ihr nachhaltiges Engagement, ihre Kundennähe und ihre Performance als beste Vorsorgekasse aus. Vorteilsstafel In der Vorteilsstafel werden seit 01.01.2015 in den ersten fünf Jahren 1,9 % des Beitrags verrechnet, danach verringern sich die laufenden Kosten um 0,5 %-Punkte auf 1,4 %. Nach dem 10. Beitragsjahr werden die Kosten auf das Minimum von 1 % gesenkt. Für Start-ups und KMUs zugeschnittene Informationspakete der VBV inden sich auf der Homepage des Unternehmens unter www.vorsorgekasse.at oder 01 21701 – 8123. sorge geht es vor allem um eins: Sicherheit. Die langfristige Veranlagung ist daher besonders wichtig. Die VBV, Österreichs führende Vorsorgekasse, gewährleistet diese Sicherheit durch eine angemessene Mischung und Streuung der Vermögenswerte. Die Kundengelder werden strategiekonform und mit möglichst geringem Risiko veranlagt. Darüber hinaus hat sich die VBV bereits mit Gründung im Jahr 2002 konsequent nachhaltig ausgerichtet und wird seither von einem Ethik-Beirat in ihren Veranlagungsentscheidungen begleitet. Gemeinsam mit dem Beirat hat die VBV strenge Kriterien für die Veranlagung der Kundenbeiträge festgelegt. Bei allen Investments werden demnach Positivkriterien (z.B. erneuerbare Energien, Ressourcenschonung etc.) sowie dezidierte Ausschlusskriterien (z.B. Todesstrafe, Atomenergie, Kinderarbeit etc.) berücksichtigt. Dass nachhaltig wirtschaften und gleichzeitig ökonomisch erfolgreich sein kein Widerspruch ist, beweist die VBV seit mehr Seit Veranlagungsbeginn 2003 liegt das Ergebnis der VBV kumuliert bei rund 48 % inklusive Zinseszins. als 13 Jahren. Seit Veranlagungsbeginn 2003 liegt das Ergebnis der VBV kumuliert bei rund 48 % inklusive Zinseszins (siehe Graik). Für das Jahr 2015 konnte die VBV trotz anhaltendem Niedrigzinsumfeld eine Performance von 1,93 % erwirtschaften und liegt damit über dem Branchenschnitt von 1,20 %. Langfristiges Wachstum geht bei der VBV Hand in Hand mit hoher Sicherheit und gutem Gewissen. Nachhaltigkeitspionier Für ihre Vorreiterrolle in der nachhaltigen Veranlagung wurde die VBV auch im Jahr 2015 mehrfach ausgezeichnet- unter anderem durch den Gewinn des IPE-Awards als „bester Pensionsfonds Österreich, Kategorie Vorsorgekasse“, und zum fünften Mal in Folge mit dem Nachhaltigkeitszertifikat „Gold-Standard“ der ÖGUT. Zudem misst und reduziert die VBV als erster institutioneller Investor Österreichs den CO2-Ausstoß bei der Veranlagung nach anerkannten Kriterien der Vereinten Nationen (Principles for Responsible Investment). SERVICE GRÜNDER Montag 7. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8 Der erste Mitarbeiter FOTOS: LEONARDO PATRIZI/ISTOCKPHOTO.COM, HELMUT HARRINGER Risiko oder Unterstützung? Ab wann ist es Zeit für die ersten Angestellten? S timmt die Auftragslage, stehen Unternehmer vor der Frage, ob die Arbeit weiterhin von einer Person allein bewältigt werden kann, oder ob ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt werden soll. Die erste Anstellung ist mit einer Menge Planung und vor allem mit Kosten verbunden. An diesem Punkt steht auch Marian Hiller, der vor genau einem Jahr seine PR-Agentur Hiller Communications gegründet hat.„Ichplane,indenkommenden Monaten meine erste Mitarbeiterin oder meinen ersten Mitarbeiter aufzunehmen. Nicht für administrative Arbeiten – investiert werden soll in Qualität, von der meine Kunden profitieren“, so Hiller. Wachstum So wie dem Niederösterreicher geht es zahlreichen EinPersonen-Unternehmen: Die freieZeitwirdknapp,gleichzei- ✔CHECKLISTE Was ist bei den ersten Mitarbeitern zu beachten? Mitarbeiter bedeuten mehr als Kosten und Unterstützung. Diese Überlegungen sollten vorab angestellt werden Brauche ich vom Start weg für ¡ bestimmte Aufgaben Mitarbeiter? Ein Großteil der heimischen Betriebe sind Ein-Personen-Unternehmen, die alleine starten und manchmal später Mitarbeiter aufnehmen. Kann ich alle Kosten decken, die ein ¡ Mitarbeiter mit sich bringt? Neben dem Nettolohn für den Mitarbeiter fallen Kosten bei Versicherungen, Lohnsteuer, Vorsorge oder auch dem Arbeitsplatz an. Steht dem Mitarbeiter ein geeigneter ¡ Arbeitsplatz zur Verfügung? Beim Arbeitsplatz gibt es gesetzliche Bestimmungen zu Größe, Beleuchtung, Belüftung oder auch Toiletten. Gefahrenquellen und andere Spezifika sind zu bestimmen. tig soll das Unternehmen größer werden. Die Motivation zum Wachsen ist vorhanden, die hohen Lohnnebenkosten stellen allerdings eine Hürde dar. Pro 100 Euro Bruttolohn fallen für österreichische Unternehmer zusätzlich 37 Euro allein für Lohnnebenkosten an – damit liegt Österreich mit 16 Prozent deutlich über dem EUSchnitt. Wichtig in Bezug auf Mitarbeiter ist ihr Arbeitsplatz.HiergibtesgesetzlicheBestimmungen, die etwa Platz, Beleuchtung, Raumhöhe oder auch das Vorhandensein von Toiletten betreffen. Außerdem gibt es spezielle Regeln für Bildschirmarbeitsplätze oder potenzielle Gefahrenquellen. Mit jedem Mitarbeiter ist ein Arbeitsvertrag aufzusetzen und es gibt gesetzliche Regelungen zu Gehalt, Kollektivvertrag oder auch Sozialversicherung. Die Gründer des Start-ups Fellow Experience – die Erfinder einer App, mit der Kunden ihr Smartphone als Forschungstool benutzen können – haben gleich zu Beginn eine Mitarbeiterin angestellt. „Der Plan war von Anfang an, bei entsprechendemErfolgdasUnternehmen wachsen zu lassen. Wir waren nie Fans von Outsourcing, sondern glauben viel mehr daran, dass man sich ein starkes Team im Haus aufbauen muss, um erfolgreich zu sein“, sagt CTO Klaus Schwarzenberger. Mithilfe des AMS suchen sie nun nach weiteren passendenArbeitskräften,mittlerweileauchimAusland–undzeigen sich enttäuscht: „Wir haben nun einen mehr als vielverspre- chenden Kandidaten, der auch alle Anforderungen für ein Visum erfüllt, aber die Vorgaben der Rotweißrot-Card machen teilweise schlichtweg keinen Sinn. Das spricht nicht wirklich für den Standort Österreich und ist gerade unsere größte Herausforderung. Da kommen auch Zweifel, ob wir hier weiter wachsen können“, so Schwarzenberger. Mitarbeiter-Förderungen Zur Unterstützung der Unternehmer gibt es die Lohnnebenkostenförderung der WirtschaftskammerÖsterreich.Angeboten werden hier verschiedene Modelle, abhängig vom Zeitpunkt der Einstellung bei oder nach der Gründung und der Anzahl der Mitarbeiter. Diese Starthilfe soll Jungunternehmern die Angst vor zu hohen Kosten nehmen. Laut einer Umfrage der Jungen Wirtschaft können sich nämlich 72 Prozent aller Jungunternehmer aktuell nicht vorstellen, neue Mitarbeiter einzustellen. Auch Hiller sieht die Risiken und die Verantwortung, die eine Anstellung mit sich bringen: „Das unternehmerische Risiko steigt enorm. Es bedarf einer klugen Preis- und Umsatzkalkulation sowie Rücklagen für den Notfall. Planung ist alles. Wie heißt es so schön: Mitarbeiter sind die wohl wichtigste Ressource eines Unternehmens. Sie stärken das Unternehmen und dessen Wettbewerbsfähigkeit. Man muss sich seiner Verantwortung als Arbeitgeber bewusst sein“, so der Kommunikations-Profi. Hohe Lohnnebenkosten Die Angst vor der ersten Lohnzahlung ist nicht unberechtigt – immerhin muss der Arbeitgeber neben dem Nettolohn, den der Angestellte erhält, auch die Sozialversicherung und Lohnsteuer für den Mitarbeiter bezahlen. Bei einem jährlichen Einkommen des Mitarbeiters unter 11.000 Euro fällt keine Lohnsteuer an. Seit Anfang des Jahres beträgt sie bis 18.000 Euro 25 Prozent, zwischen 18.001 Euro und 31.000 Euro 35 Prozent, von 31.001 Euro bis 60.000 Euro 42 Prozent, ab 60.001 Euro bis 90.000 Euro 48 Prozent, zwischen 90.001 Euro und einer Million Euro 50 Prozent und ab einer Million liegt der Steuersatz bei 55 Prozent. Unternehmer Marian Hiller überlegt, den ersten Mitarbeiter anzustellen – MONIKA DLUGOKECKI Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at) Redaktion: Monika Dlugokecki, Martin Mühl, Thomas Stollenwerk, Yasmin Vihaus Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23 Lesen Sie in der Themenwoche Gründer Gründer-Magazin 128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“. Ab April im Zeitschriftenhandel. 7. 3. 8. 3. 9. 3. 10. 3. 11. 3. Der Weg zum eigenen Unternehmen Warum Frauen die besseren Gründer sind Geld für Firmengründer Wo Jungunternehmer arbeiten Nachfolger dringend gesucht EXTRA GRÜNDER EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8. MÄRZ 2016 BEILAGE IM KURIE R ✔Checkliste Der schnelle Weg zur eigenen Firma ✔ Um Förderungen ansuchen ¡ Für Gründer und Gründerinnen gibt es viel Unterstützung ✔ Sich vernetzen ¡ Gründernetzwerke sorgen für Kontakte mit Gleichgesinnten ✔ Versichern beruhigt ¡ Der optimale Schutz für Maschinen, Sicherheit für Gründer ✔ Standort wählen ¡ Die Kosten-Nutzenrechnung für den Firmensitz LARISA STANESCU & EVA KRIZSANITS Die beiden haben sich mithilfe von YouTube-Videos selbst das Programmieren beigebracht. Mit Girls n’ Code wollen sie anderen Frauen den Zugang zur Technik erleichtern. FRAUEN SIND DIE BESSEREN GRÜNDER SERVICE 4 Sicherheit für Gründer Welche Versicherungen die Existenz von Jungunternehmern schützen. SERVICE 6 ··········· Förderungen, die speziell Gründerinnen über die ersten schwierigen Jahre helfen. ··········· Hilfe für Chefinnen FOTO: NIKO HAVRANEK Zum Welt-Frauentag: Warum Firmen von Gründerinnen deutlich länger am Markt überleben als jene von Gründern Der richtige Standort Was bei der Wahl des Firmensitzes wichtig ist. Und wann er nur viel kostet. SERVICE 8 SERVICE GRÜNDER GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT SERVICE 3 2 „Es braucht mehr Chefinnen in unserem Land“ I m Jahr 2015 wurden 43 ProzentderNeugründungenvon Frauen getätigt – vor zehn Jahren waren es noch zehn Prozent weniger, seit drei Jahren stagniert die Zahl jedoch. Den größtenAnteilanGründerinnen gibt es nach wie vor in Berufen wie Friseur, Fußpflege oder Kosmetik. Alle Angaben beziehen sich dabei auf Einzelunternehmen,dajuristischePersonenwie GmbH oder AG nicht nach dem Geschlecht aufgelistet werden können. Im Start-up-Bereich sindFrauenmiteinemAnteilvon Anna Iarotska startete mit Robo Wunderkind eine Kickstarter-Kampagne – mit Erfolg. Aus 58 Ländern langten Bestellungen für die von ihr konzipierten Lernroboter ein. Im Berufsleben würde sie sich mehr weibliche Vorbilder wünschen: „Wenn man als Frau zu einer Veranstaltung kommt und auf dem Podium und im Publikum sitzen nur Männer, dann hat man schnell den Eindruck, dass das nicht für Frauen gemacht ist“, so Iarotska nur zwölf Prozent nach wie vor unterrepräsentiert, wie der AustrianStart-upReport2013zeigt. Dass der Schritt in die Selbstständigkeit zur Verwirklichung einer eigenen Idee für Frauen wenigerattraktivistalsfürMänner, hat verschiedene Ursachen. Die Gründe reichen von Hürden bei derVereinbarkeitvonUnternehmensgründung und Familienplanung über mangelnde Sichtbarkeit erfolgreicher UnternehmerinnenbishinzumMangelan Investorinnen. „Gründen aus Notwehr“ könnte das Motto von Eva Krizsanits und Larisa Stanescu von Girls n’Code sein. Die beiden brachten sich in humorvollen und niederschwelligen YouTube-Tutorials selbst das Programmieren bei. „Wir haben festgestellt, dass technische Skills und Programmieren die Basis für berufliches Weiterkommen sind, wenn es darum geht, nicht nur Ideen zu haben, sondern Projekte auch zu realisieren“, sagt Krizsanits. Sehe man sich die Top-Unternehmer auf der Welt an, so seien das großteils Männer, die oft den Vorteil haben, dass sie mit ihrem technischen Wissen weniger Hürden überwinden müssen, um ein Projekt umzusetzen.Girlsn’Codewurdegegründet, um Frauen dieselben Möglichkeitenzugeben,dadiesesich im Umgang mit Technik und Internetoftunsichererfühlenwürden. Die beiden bieten Workshopsan,indenenMädchenund FrauennichtnurBasiswissenfür dasErstelleneinereigenenWebsite erwerben, sondern sich auch mit Programmiersprachen beschäftigen können. „Wir hätten gerne eine Armee vonMacherinnen,dieesschafft, mit ihren erworbenen Fähigkeiten eigene Projekte zu realisieren,damitdienächstentollen Apps und Geschäftsideen auch von Frauen kommen“, so Eva Krizsanits. Aus ihrer Erfahrung als Unternehmerin berichtet sie, dass es schnell geht, eine Idee zu haben, aber schwierig sei, diese in eintragfähigesGeschäftsmodell umzuwandeln, von dem man letzten Endes auch leben kann. „Viele haben diesen ,Just do it‘Spruch drauf, dem ich selbst wenig abgewinnen kann“, bekennt Krizsanits. Man müsse sich genauüberlegen,inwelcherfinanziellen und privaten Situation man sich befinde, um dann den richtigenMomentzumSchrittin dieSelbstständigkeitzuwählen. Die von Männern dominierte Gründerszene scheint selbst innovative, findige Frauen vom Schritt in die Selbstständigkeit abzuhalten. Denn, so Krizsanits, „man merkt sehr schnell, dass man als Frau unterrepräsentiert ist. Das schreckt ab undsomitgibteswiederweniger Gründerinnen. Außerdem fehlt in der Szene auch die Unterstützung von Frauen für Frauen. Das ist uns besonders aufgefallen.“ Ihren Traum vom eigenen Unternehmen hat Christina Riedler verwirklicht. Fünfzehn JahrearbeitetesiealsBegleitper- Christina Riedler und Martina Gollner wollen mit ihrem Beratungsunternehmen Accessibility All Areas Konzerte für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich machen. Gute Erfahrungen machten die beiden im INITS-Inkubator, dem universitären Gründerservice in Wien: „Mädels tendieren dazu, vorsichtiger an Sachen heranzugehen. Würde man solche Angebote mehr pushen, könnte man mehr Frauen den Reiz und den spielerischen Zugang daran vermitteln“, so Riedler FOTOS: NIKO HAVRANEK, YURI LEVIN, COMMOD HAUS, ACCESSIBILITY ALL AREAS Gründerinnen. In der Unterzahl, aber auf der Überholspur: Erfolgreiche österreichische Unternehmerinnen zeigen, wie erfolgreich Frauen sind. son für Menschen mit Behinderungen und brachte dabei auch so manchen Musikfreak auf ein Konzert seiner Lieblingsband. Durch ihre Arbeit wurde ihr klar, dass der Zugang, den Veranstalter in Österreich zu Menschen mit Behinderungen haben, verbesserungswürdig ist. Und so gründete sie gemeinsam mitihrerPartnerinMartinaGollner, die selbst von Geburt an stark sehbehindert ist, Accessibility All Areas. Das Beratungsunternehmen unterstützt österreichische Veranstalter dabei, ihr Angebot für Menschen mit unterschiedlichen Arten von Behinderungen zu verbessern und diese als Kunden zu gewinnen. Die Neo-Unternehmerinnen sind im INITS-Inkubator, dem universitären Gründerservice in Wien, groß geworden, welches auch von der Wirtschaftsagentur Wien gefördert wird. Schnell bemerkten sie aber, dass sie das einzige Frauenteam in der letzten Runde des Startup-Camps waren. „Man muss das bei Frauen mehr promoten. Mädels tendieren dazu, vorsichtiger an Sachen heranzugehen. Würde man solche Angebote mehr pushen, könnte man auch mehr Frauen den Reiz und den spielerischen Zugang daran vermitteln“, sagt Christina Riedler. Denn es brauche diese Unterstützung, weil man für eine Unternehmensgründung alles gleichzeitig lernen müsse. „Man muss lernfähig und flexibel bleiben und sich dem Tempo im Team anpassen. Und es braucht auch Mut, wenn man eigentlich nur etwas Kleines verbessern wollte und aus dieser Situation heraus eine Lawine an neuen Anforderungen heranwächst“, so Riedler. Mut hatte auch Michaela Maresch, die nach jahrelanger Erfahrung in einem Architektur- Das Unternehmen COMMOD-Haus von Michaela Maresch und ihrem Geschäftspartner fertigt Häuser in Modulen, die individuell kombiniert werden können. Wertvoll war für Maresch vor allem das soziale Netz, das sie im Sciencepark, dem akademischen Gründungszentrum in Graz, fand: „Ich empfehle jedem, der vorhat, etwas zu gründen, das auf keinen Fall alleine in den vier Wänden zu machen, sondern sich Unterstützung zu suchen.“ bürogemeinsammitihremPartner das Unternehmen COMMOD-Haus gründete. Die Idee: Häuser in Modulen zu bauen, um mehr Flexibilität zu schaffen. Komplette Raummodule werden im Werk gefertigt und sind zu unterschiedlichen Haustypen bis zu dreistöckig kombinierbar. Erste Schritte machten Maresch und ihr Geschäftspartner Gerald Brencic im Sciencepark, dem akademischen Gründungszentrum in Graz. Maresch betont, wie wichtig das soziale Netz um einen Inkubator sei, um als Gründerin erfolgreich zu sein. „Ich empfehle jedem, der vorhat, etwas zu gründen, das auf keinen Fall alleine in den vier Wänden zu machen, sondern sich Unterstützung zu suchen“, sagt sie. Über Unterstützung direkt vonpotenziellenKundenausder ganzen Welt konnte sich Anna Iarotska, die mit ihren beiden Geschäftspartnerinnen das Unternehmen Robo Wunderkind gründete, freuen. Bei der Kickstarter-Kampagne vergangenen Oktober langten für die von ihnenkonzipiertenundproduzierten Lernroboter Bestellungen ausmehrals58Ländernein.Wer schon zu Schulzeiten einen Roboter programmieren kann, hat es in der Berufswelt leichter, davon ist die gebürtige Ukrainerin Anna Iarotska überzeugt. Das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern in der Gründerszene lässt sich für Iarotska nur ändern, indem viel mehr Beispiele von erfolgreichen Unternehmerinnen geschaffenwerden.„Wennmanals Frau zu einer Veranstaltung kommtundaufdemPodiumund im Publikum sitzen nur Männer, dann hat man schnell den Eindruck, dass das nicht für Frauen gemacht ist“, sagt sie. – TERESA REITER Es gibt noch viel zu tun: Der „Austrian Startup Report 2013“ zeigt, dass Frauen im Start-upBereich nur einen Anteil von 12 Prozent für sich beanspruchen Ideen allein reichen nicht aus, man muss auch die technischen Skills haben, damit sie realisiert werden können. Um Mädchen und Frauen das berufliche Weiterkommen zu erleichtern, bieten Eva Krizsanits und Larisa Stanescu von Girls n’ Code Programmierworkshops an. „Wir hätten gerne eine Armee von Macherinnen, die es schafft, mit ihren erworbenen Fähigkeiten eigene Projekte zu realisieren, damit die nächsten tollen Apps und Geschäftsideen auch von Frauen kommen“, so Krizsanits SERVICE GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 4 45 Gut im Geschäft: 2015 betrug der Anteil der von Frauen gegründeten Unternehmen mehr als 43 Prozent Martha Schultz, Sie sind nicht nur Vizepräsidentin der Österreichischen Wirtschaftskammer, sondern seit 2015 auch Vorsitzende des Netzwerks „Frau in der Wirtschaft“. Wie können österreichische Unternehmerinnen gefördert werden? Martha Schultz: „Frau in der Wirtschaft“ (FiW) bestehtseit1983als selbstständiger Bereich der Wirtschaftskammer Österreich. Zielwaresdamalswieheute,die Vernetzung unternehmerisch tätiger Frauen in Österreich voranzutreiben und entsprechende Rahmenbedingungen zu gestalten. Soistunsbeispielsweiseeine Verdoppelung des Wochengeldes für selbstständige Frauen sowie die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten gelungen, außerdem die Einführung von Betriebshilfen, die während Krankheit, Unfall oder Mutterschutz kostenlos einspringen, damit der Betrieb nicht zusperren muss. 65 Prozent aller Unternehmerinnen haben Kinder. Die meisten Ihrer Forderungen beziehen sich deshalb auf die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit. Ist das, ohne eine 60-Stunden-Woche zu schultern, überhaupt möglich? Neue Kommunikationstechnologien ermöglichen weit mehr, als noch vor zwanzig Jahren vorstellbar war. Die stetige Erreichbarkeit macht es Unternehmerinnen leichter, Probleme auch aus der Ferne zu lösen. Dann beginnt der Arbeitstag eben nicht um 8 und endet um 17 Uhr. Gerade für Selbstständige ist es wichtig, dass die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben stimmt – dann bedeutet Unternehmertumauchnicht,60 Stunden zu arbeiten. Nicht nur bei Matura-, sondern auch bei akademischen Abschlüssen haben Frauen in Österreich mittlerweile die Nase vorn. Wie schaut das bei Firmenneugründungen aus? Der Anteil der Gründungen von Frauen beträgt 2015 schon über 43 Prozent, wobei jede Unternehmensgründung neue Arbeitsplätze schafft und deshalb wertvoll ist. Es geht uns aber nicht um zahlenmäßiges Aufholen, sondern um die nachhaltige Verwirklichung von weiblichen Geschäftsideen. Für Unternehmensgründungen benötigt es meist finanzielle Starthilfe, eigene Fördertöpfe für Start-ups von Frauen gibt es jedoch so gut wie keine. Wie kommt das? Top-7-Gründungsmotive von Frauen Aus welchen Motiven sich Gründerinnen selbstständig gemacht haben: – mehr Freude an der Arbeit 80% aller Jungunternehmerinnen wünschen sich mehr berufliche Zufriedenheit – Wunsch nach Unabhängigkeit 87% der Gründerinnen wollen mit einem eigenen Unternehmen unabhängig werden – neue Herausforderungen 86% der Unternehmerinnen versprechen sich von der Selbstständigkeit neue Aufgaben – die „eigene Chefin“ sein 84% der Gründerinnen hoffen, endlich selbst den Ton angeben zu können – eigene Ideen verwirklichen 81% wollen selbstständig Projekte vorantreiben – Führungsqualitäten leben 66% der Jungunternehmerinnen freuen sich auf die Rolle der Führungskraft – Verbesserung der Arbeit-Freizeit-Balance 57% versprechen sich eine bessere Vereinbarkeit von Arbeitsleben und Freizeit (Quelle Daten: KMU Forschung Austria) Bei unternehmerischen Herausforderungen sollte man generell nicht zwischen „Frauen- oder Männerbetrieben“ unterscheiden.Vielwichtigeristes, Anreize für Investitionen – etwa durch eine Investitionszuwachsprämie – zu schaffen und die Flexibilisierung von Arbeitszeiten zu unterstützen. So können die Ausgangsbedingungen für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer verbessert werden. Sie selbst haben 1987 den elterlichen Betrieb übernommen und sind seither Geschäftsführerin der Schultz Gruppe. Wo hätten Sie sich mehr Unterstützung von öffentlicher Hand gewünscht? AlsMuttereinesmittlerweile erwachsenen Sohnes war auch fürmichdasNebeneinandervon Beruf und Familie nicht leicht. Aufgrund des mangelnden Angebots habe ich vor 25 Jahren selbst eine eigene Kindergruppe ins Leben gerufen. Seit damals ist einiges passiert, aber sicher noch nicht genug! Der Fokus meiner Arbeit wird deshalb einerseits auf der Verbesserung der Kinderbetreuung für Selbstständige, andererseits auf einer längst notwendigen Entlastung der UnternehmerinnenvonunnötigerBürokratie liegen. – THERESA GIRARDI Martha Schultz, Bundesvorsitzende von „Frauen in der Wirtschaft“ Steuerlich begünstigt Fördermöglichkeiten für Frauen in Führungspositionen sind vielfältig und zielen vor allem auf die bessere Vereinbarkeit von Familienleben und Unternehmensführung ab. Unternehmerinnen können benötigte Haushaltshilfen und Betreuungskosten für Kinder bis 10 Jahre steuerlich absetzen. Das Wochengeld für selbstständige Frauen liegt mit 50 Euro täglich über dem Normalsatz von 26,97 Euro. Außerdem sind unternehmerische Frauen während dieser Zeit von Sozialversicherungsbeiträgen befreit und erhalten bei Unfall oder Krankheit Unterstützung von Betriebshilfen. www.wko.at Individuell gefördert Die Wirtschaftsagentur Wien hilft Unternehmerinnen, neue Geschäftsideen zu entwickeln. Der Frauenservice der Agentur zeigt Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten auf. Mit dem FemPower Bonus werden außerdem Unternehmen der Forschungs- und Innovationsbranche gefördert, die Frauen in Führungspositionen beschäftigen. www.wirtschaftsagentur.at Hoch hinaus Nach der Devise „Frauen ergreifen Chancen“ sollen Frauen in Führungspositionen gefördert werden. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds bietet mit der Initiative FRECH individuelle Beratung, finanzielle Unterstützung und Weiterbildung für Frauen, die sich beruflich umorientieren oder neue Führungs- und Managementpositionen anstreben wollen. www.waff.at FOTOS: ZSOLT NYULASZI/THINKSTOCK.COM, NOMADSHOT/MARKUS MAIERHOFER Interview. Die Bundesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“ über Förderungen für Jungunternehmerinnen Wenn Frauen Firmen gründen Prozent der Einzelunternehmen Österreichs werden von Frauen geführt. 2015 waren es mehr denn je, insgesamt 163.268. Auch unter den Neugründungen sind immerhin 43 Prozent weiblich. SERVICE GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 5 Frauen, vernetzt euch! VERONIQUE GIROUD Sisters. Es braucht mehr Netzwerke für Gründerinnen Therese Kaiser und Katharina Brandl sind gleich in mehrerlei Hinsicht Gründerinnen. Aus ihren Ideen entstand das Netzwerk Sorority, das Business Riot Festival und ihre Agentur kathe D er Anteil an Gründerinnenistindenletztenzehn Jahren zwar deutlich gestiegen – 50 Prozent erreicht er dennoch nicht. Zudem gründen viele Frauen in sehr klassischen Sparten und nicht selten als Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Für wachstumsorientierte und damit auch oft risikobehaftete Bereiche entscheiden sich wenige. Sucht man nach Netzwerken, die sich spezifisch an Gründerinnen richten, findet man, abgesehen von der WKO-Initiative „Frau in der Wirtschaft“, nur wenige Alternativen. Diese Erfahrung machten auch Therese Kaiser und Katharina Brandl als Mitgründerinnen des Frauennetzwerks Sorority und Veranstalterinnen des Business-Riot-Festivals, Österreichs größter Kreativ- und Arbeitsmarktkonferenz mit Fokus auf Frauenförderung. „Wir sprechen Frauen in verschiedenen Anstellungsverhältnissen an. Etwa 20 Prozent unserer Mitglieder sind selbstständig – und dies nicht immer freiwillig. Wir haben einige ,neue Selbstständige‘, also Grafikerinnen, Fotografinnen oder Friseurinnen, und auf der anderen Seite Frauen, die aus dem Angestelltenverhältnis heraus etwas gründen wollen oder gerade gegründet haben“, erzählt Kaiser. Gemeinsam mit Katharina Brandl gründet sie gerade selbst. Ihre Agentur kathe widmet sich der Konzeption und Umsetzung von Frauenförderungsmaßnahmen für Unternehmen und der Unterstützung in Sachen gendergerechter Außen- und Innenkommunikation. Die Gründung stellte die beiden selbst vor Herausforderungen: „Wenn man kein finanzielles Polster hat, mussmanwirklichgutkalkulieren. Das Gründen selbst ist natürlich auch nicht unkompliziert, wenn man an Gewerbeschein, SVA und Kammer denkt – da kann Austausch helfen“, so Kaiser. Diesen Austausch zwischen Gründerinnen wollen Lisa Fassl und Tanja Sternbauer mit ihrem Projekt X² in Zukunft schaffen. Fassl und Sternbauer kennen sich durch das Netzwerk Austrian Start-ups, Fassl ist ebenfalls Mitglied bei Sorority und im Gründungszentrum der WU Wien tätig. Der immer noch sehr niedrige Anteil an Frauen in der Start-up-Szene war ein Anstoß, X² zu gründen „Es gibt bereits sehr aktive und gut funktionierende Frauennetzwerke wie Sorority oder Frau in der Wirtschaft, mit denen wir gut vernetzt sind. Auch auf der Seite der Investorinnen hat sich mit Women investing in Women ein aktives Netzwerk entwickelt, bei dem viele großartige Damen der Investorinnen-Szenevertretensind.Dawir sehen, dass der Zuspruch und Zulauf bei diesen Projekte groß war,waresfürunsklar,dassjetzt der richtige Zeitpunkt für ein Gründerinnennetzwerk gekommen ist.“ Aktuell gäbe es laut Fassl eine große Nachfrage an Frauennetzwerken, eine größe- Netzwerk X² Frau in der Wirtschaft Auf der Suche nach einem Female Founders Netzwerk mit Fokus auf Startups wurden Lisa Fassl und Tanja Sternbauer nicht fündig und haben beschlossen, diese Lücke zu füllen. Ihr Gründerinnen-Netzwerk X² bietet ab April informelle Treffen an und will dabei auch Gründungsinteressierte ansprechen. Kern des Angebotes sind regelmäßige Treffen, deren Ziel es ist, sich gegenseitig zu motivieren, voneinander zu lernen und offen über aktuelle Herausforderungen zu sprechen. Das Konzept soll im Wesentlichen einem sehr simplen Mentoring nach dem Motto „been there, done that“ entsprechen. Frau in der Wirtschaft ist die Interessensvertretung der Wirtschaftskammer Österreich für unternehmerisch tätige Frauen. Das Netzwerk bietet Serviceleistungen und Weiterbildungen für Selbstständige in allen Phasen der Unternehmensentwicklung in allen Bundesländern. Auf dem elektronischen women2businessMarktplatz können Geschäftsideen und Know-how ausgetauscht werden. Im Rahmen der Akademie für Kleinstunternehmerinnen wird betriebswissenschaftliches Basiswissen vermittelt und Hilfe bei der Weiterentwicklung von Geschäftsstrategien angeboten. re Anzahl an Gründerinnen im Start-up Bereich und eine große Präsenz des Themas Startup an sich. Grundsätzlich, so Fassl,habenFrauenundMänner die gleichen Voraussetzungen, was das Gründen von Unternehmen betrifft, allerdings würden sich Frauen trotz gleichen Qualifikationen oft weniger trauen. Das sei schade, da gerade Startups mit Frauen im Gründungsteam erfolgreicher sind. „Viele neigen dazu, ihre Ideen so lange für sich zu behalten, bis sie perfekt ausgereift und durchgeplant sind. Männer scheinen hier einfach anders zu ticken und schon viel früher, und ohne perfekten Plan, rauszugehen“, erzählt Fassl aus ihren Erfahrungen und will mit entsprechenden Workshops und Coachings mentalen Hürden entgegenwirken. Als größtes Problem sieht sie außerdem die fehlenden Role Models für Frauen. Um den Austausch zu stärken, bietet X² ab April regelmäßige Afterwork-Meet-ups ab, um das gegenseitige Kennenlernen und das Austauschen von Erfahrungen zwischen Gründerinnen zu fördern. Um langfristig eine Änderung des Mindsets zu schaffen und mehr Frauen ab- seits der klassischen EPU für das Gründen zu begeistern, bedarf es laut Fassl einer langfristigen Strategie. „Das Verbreiten von klaren Messages wie Karriere und Familie sind vereinbar, ein Start-up lässt sich auch ohne Programmierkenntnisse gründen oder dem Motto ,Think Big‘ wäre ein erster Schritt. Das Aufzeigen realistischer Erfolgsbeispiele wäre ebenfalls wichtig. Dafür müssen auch klassische Frauenmedien auf das Thema aufspringenundUnternehmerinnenden entsprechenden Platz einräumen.“ – YASMIN VIHAUS SERVICE GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 6 Alles klar im Polizzen-Dschungel GETTY IMAGES/PM IMAGES Betriebsversicherungen. Prüfen und vergleichen: Für fast jedes Risiko lässt sich eine Versicherung finden Den Ernstfall nicht ignorieren: Ein Schaden ohne passenden Versicherungsschutz kann die berufliche Existenz bedrohen Kosten sowie entgangenen Gewinn). Eine Versicherung für technische Anlagen und Maschinen deckt Schäden an Maschinen, Apparaten, Instrumenten und anderen technischen Systemen,dieauseigenemoderfremdem Verschulden entstanden sind. Für Computersysteme gibt es eigene Versicherungslösungen. Sogenannte Sachversicherungen, wie Feuerversicherung oder Diebstahl, schützen zusätzlich vor Substanzverlusten bei Gebäuden, Waren, Einrichtungen, Datenträgern usw., während die Vermögensschadenversicherung entgangene Erträge, beispielsweise Maschinenstillstand, oder zusätzliche Kosten deckt. Rechtsschutz bedenken In der Startphase haben Unternehmer oft nur geringe finanzielle Ressourcen. Dennoch sollten bei der Suche nach der passenden Versicherung nicht nur die Kosten, sondern die Qualität der Versicherung, vor allem hinsichtlich des Deckungsumfangs, beachtet werden. Hier am falschen Platz zu sparen, kann im Ernstfall sehr teuer werden. Empfehlenswert ist jedenfalls der Abschluss einer Betriebsrechtsschutzversicherung. Sie deckt die Kosten, die aus Gerichtsverfahren zur Durchsetzungvonbetrieblichen Rechten entstehen. Experten raten, auf ein personalisiertes Angebot seitens der Versicherer zu bestehen. „Wir stellen in vielen Lebens- bereichen einen Trend zu einem ausgeprägteren Anspruchsverhalten fest, welches langfristig in Richtung einer Amerikanisierung zeigt. Unternehmer werden immer häufiger mit Schadenersatzforderungen konfrontiert“, sagt Walter Kupec, Vorstand des Schadensressort der Generali Versicherung. Amerikanisierung „Auch wenn diese Forderungen unberechtigt sind, fallen bereits für die Abwehr dieser Ansprüche für den Unternehmer enorme Kosten an“, erklärt Kupec und ergänzt: „Erwähnenswert sind auch die Bereiche Transport- und Rechtsschutzversicherung, welche in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen, deren Durchdringungsgrad am österreichischen Versicherungsmarkt jedoch noch sehr gering ist. Ein Schaden ohne den entsprechenden Versicherungsschutz kann auch in diesen Bereichen existenzbedrohende Ausmaße annehmen.“ – WOLFGANG SMEJKAL DORIS KUCERA E ine Umfrage im Auftrag der Wiener Städtischen zum Thema „Betriebssicherheit“ brachte Überraschendes zutage: Jedes zehnte Unternehmen in Österreich ist überhaupt nicht versichert. Dabei sollten gerade Gründer prüfen,obeinbestimmtesRisiko existenzbedrohende finanzielle Verluste verursachen könnte. Die am häufigsten abgeschlossene Versicherung in österreichischen Unternehmen ist jene gegen Haftpflichtschäden, 77 Prozent verfügen über eine solche. Bei einer Betriebshaftpflichtversicherung sind neben dem Unternehmer auch alle übrigen Mitarbeiter im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit für den Arbeitgeber mitversichert. Die Betriebshaftpflicht prüft die Rechtmäßigkeit erhobener Ansprüche und kümmert sich um die Schadensregulierung. Folgende Risiken können abgedecktwerden:Anlagerisiko – Schäden, die aus der Haftpflicht als Eigentümer oder Mieter von Geschäftsimmobilien entstehen, Betriebsrisiko – Schäden, die aus betrieblichen Abläufen entstehen, Produktrisiko – Schäden durch Konstruktions- oder Entwicklungsfehler von Produkten. Die Betriebsunterbrechungsversicherung kann für praktisch alle Risiken abgeschlossen werden. Sie deckt die finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen durch technische Gebrechen (direkte ✔CHECKLISTE Betriebsversicherungen Auch neu gegründeten KMU und EPU werden zahlreiche Versicherungen angeboten. Was davon ist obligatorisch, was ist sinnvoll? Betriebshaftpflichtversicherung ¡ Eine Betriebshaftpflichtversicherung gehört in jedem Unternehmen zur Grundausstattung. Die Risiken sind, branchenabhängig, unterschiedlich hoch, daher ist eine genaue Risikoanalyse ratsam. Sachversicherung ¡ Bei den Sachversicherungen unterscheidet man zwischen Gebäudever- sicherungen und Versicherungen von beweglichen Gütern (Waren, Maschinen, Werkzeuge, Computer, Fahrzeuge, usw.). ¡ Betriebsunterbrechungsversicherung Sie deckt die finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen (direkte Kosten sowie entgangener Gewinn) durch technische Gebrechen. ¡ Technische Anlagen-Versicherung Die Versicherung für technische Anlagen und Maschinen deckt Schäden an Maschinen, Apparaten, Instrumenten und anderen technischen Systemen, die aus eigenem oder fremdem Verschulden entstanden sind. Für Computersysteme gibt es eigene Versicherungslösungen. „Ein Schaden ohne den entsprechenden Versicherungsschutz kann existenzbedrohende Ausmaße annehmen.“ Walter Kupec, Vorstand des Schadensressort der Generali Versicherung SERVICE GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 7 Risiken bewerten und abwenden FOTOS: V. GUZHVA/FOTOLIA, VBV Personen-Versicherungen. Risiken, gegen die Sie sich bei KMU-Übernahme oder -Gründung absichern sollten Unternehmer mit Weitsicht trifft der plötzliche Arbeitsausfall nicht unvorbereitet S chon in der Gründungsphase eines Unternehmens ist die Beschäftigung mit bestimmten Versicherungen absolut verpflichtend. Jeder muss, gesetzlich geregelt, über eine Kranken-, Pensionsund Unfallversicherung verfügen. Welche Sozialversicherungenzuständigsindhängtvonder Rechtsform, Dienstverhältnis und Branche ab. Inhaber von Einzelfirmen, Personen- und Kommanditgesellschaften gelten für die Sozialversicherungen als selbstständig Erwerbstätige. Für Sie ist die SVA als Versicherung zuständig, es besteht Melde- pflicht bei Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit. Sind die Inhaber von Aktiengesellschaften oder GmbHs im Unternehmen angestellt, gelten sie als unselbstständig Erwerbstätige – für sie sind die unterschiedlichen Krankenkassen zuständig, die Anmeldung geschieht über die Dienstgeber bzw. deren oft ausgelagerte Steuerberatung. Allerdings gibt es auch Branchen und selbstständige Tätigkeiten, die nicht in die beiden obengenanntenGruppenfallen. Diese unterliegen seit 2008 der „Selbstständigenvorsorge“. Bei dieser Versicherungsgruppe un- ✔CHECKLISTE Vorgeschriebene und freiwillige Absicherungen Personenversicherungen beziehen sich auf Risiken, die in der Person des Versicherungsnehmers liegen Was decken ¡ Personenversicherungen ab? Personenversicherungen decken direkt im Zusammenhang mit der Person und ihrer Gesundheit liegende Risiken ab. Dies können Krankheiten und Berufsunfähigkeit sein sowie auch das Leben und die finanzielle Absicherung im Alter und besondere Gefahren bei bestimmten Branchen. ¡ Was ist unter einer Privatversicherung zu verstehen? Privat ist gleichbedeutend mit „freiwillig“. Beispiele für eine freiwillige Personenversicherung für eventuelle Folgen eines Unfalls oder im Fall von Krankheit sind die Unfallversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung. terscheidet man zwischen „Freiberuflern“ (gehören einer gesetzlichen beruflichen Interessenvertretung an) und „Neuen Selbstständigen“ (gehören zu keiner beruflichen Interessensvertretung). Beispiele für Freie Berufe sind: Wirtschaftstreuhänder (GSVG), Notare (NVG), Rechtsanwälte (GSVG), Ärzte (FSVG). Beispiele für Neue Selbstständige: Kunstschaffende, Vortragende, Schriftsteller, freischaffende Journalisten, selbstständige Psychologen, erwerbstätige Gesellschafter. GeradealsStart-up-Gründer neigt man dazu, nur an das Unternehmen zu denken und die Personen zu vergessen. Unternehmer müssen sich aber für die Fälle Krankheit, Unfall, Invalidität und Tod absichern. Das Risiko der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit kann durch eine KrankentaggeldVersicherung abgedeckt werden.EinArbeitsausfallaufgrund eines Unfalls wird von der Unfallversicherung gedeckt, man kann sich aber auch mit einer privaten Versicherung zusätzlich abzusichern. Gerade für Kleinunternehmer ist auch die Frage nach der Liquidität unerlässlich. Guter Tipp Geschäftsführer in einem Unternehmen unterliegen zwar der Sozialversicherungspflicht, sind jedoch aus Haftungsgründen von der BetriebsRechtschutzversicherung ausgeschlossen. Auch hier empfiehlt es sich, eine private Absicherung vorzunehmen. Dies giltauchfüreinigeBranchenwie Ärzte oder Personen in Rechtsund Wirtschaftsberufen, für die es besondere Versicherungen gibt. – WOLFGANG SMEJKAL Nicht auf Pensionskasse vergessen Mit dem Start der Beitragspflicht beginnt eine Frist von sechs Wochen innerhalb derer man sich für eine Betriebsvorsorgekasse entscheiden kann. Heinz Behacker von der Betriebsvorsorgekasse VBV beantwortet die entscheidenden Fragen. Welche Funktion haben BV-Kassen? Heinz Behacker: Betriebliche Vorsorgekassen (BVK) verwalten die Beiträge zu Mitarbeitervorsorge und Selbstständigenvorsorge. Die Regelung gilt verpflichtend für alle Gewerbetreibenden und Neuen Selbstständigen, die gemäß GSVG in der Krankenversicherung pflichtversichert sind. Freiberuflich Tätige können sich innerhalb von zwölf Monaten nach Beginn ihrer Tätigkeit freiwillig „Wir verfolgen eine sichere und stabile Veranlagungspolitik.“ Heinz Behacker, VBV für die Selbstständigenvorsorge entscheiden – später nicht mehr. Wie werden die einbezahlten Abfertigungsbeiträge veranlagt? Die VBV-Vorsorgekasse AG veranlagt auf Basis einer auf Sicherheit und Stabilität ausgerichteten Veranlagungspolitik sowie mit Bedacht auf eine angemessene Mischung und Streuung der Vermögenswerte (Diversifikation). Welche Kriterien sind bei der Auswahl ausschlaggebend? Wichtige Kriterien im System Abfertigung NEU sind die Sicherheit sowie die langfristige Performance, welche die einzelnen Kassen erzielen, die Kosten, das angebotene Service, und die gelebte Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen. SERVICE GRÜNDER Dienstag 8. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8 Das richtige Umfeld sich an dem Ort, an dem man arbeitet, wohlfühlen. Zum anderen gab es dort genau die Halle, die wir gesucht haben. Zudem fanden wir großartige Mitarbeiter und Experten und es ist nicht weit von Linz entfernt, wo wir leben und wo sich unser Headquarter befindet.“Besondersschnellund klar war die Entscheidung für die junge Grazerin Romana Benedikt,diedirektamtrendigen Lendplatz ihren veganen Friseursalon Grünschnitt eröffnet hat: „Der Bezirk Lend ist seit einigen Jahren ein aufstrebendes Viertel, das sich ständig weiterentwickelt und sich immer wieder neu erfindet. Außerdem hat sich eine wunderbare Szene in diesem Bezirk gebildet, die ich als optimal für mein Konzept empfand.“ Romana Benedikt setzt in ihrem Grazer Salon Grünschnitt auf vegane HaarpflegeProdukte und Naturkosmetik. Am Lendplatz dürfte das Konzept aufgehen bieten so etwas wie Innenausbau als Generalunternehmer an, von Konzeption bis Planung, Durchführung, Bewerbung. Das kommt alles aus einer Hand und es gibt am Ende eine Rechnung zu bezahlen“ erklärt Tischler Sebastian Rahs das Erfolgskonzept. Die BERNSTEIN INNOVATION Branchenabhängig Die Standortwahl ist branchenabhängig. Gastronomiebetriebe sind auf Laufkundschaft angewiesen, Händler auf repräsentative Räume, Logistik-Dienstleister auf die Anbindung an Autobahn und Fluss-, Schienen- oder Flugverkehr. Andere Unternehmen bieten Dienstleistungen an, die beim Kunden stattfinden. Von Anfang an auf ein mobiles Konzept setzten die drei Gründer des Wiener Handwerksunternehmens Woodsaw. „Wir Die Handwerker von Woodsaw bieten B2BKomplettlösungen für die Büros und Geschäftslokale der Kreativbranche. Die Planung findet mitten im siebten Wiener Bezirk statt, die Umsetzung beim Kunden eigentliche Arbeit erfolgt naturgemäß überwiegend beim Kunden vor Ort. Der kreative Part findet im Co-Working SpaceImpactHubmittenimlebendigen Kreativbezirk WienNeubau statt, dem Umfeld, in demauchdieKundenarbeiten. – THOMAS STOLLENWERK ✔CHECKLISTE Wo gründen? Um die Antwort auf die Frage nach dem idealen Gründungsstandort zu finden, sollten die im Businessplan festgelegten Ziele berücksichtigt werden Ist mein Businessplan standortabhängig? ¡ Die Ausgangsfrage für die Standort-Wahl sollte lauten: Wie wichtig es für mein Geschäft, einen festen Standort zu haben. Bei manchen Geschäftsmodellen sind feste Räumlichkeiten nicht zwingend erforderlich. ¡ Werden Lkw-Zufahrt, Parkplätze oder Lademöglichkeiten benötigt? Die Logistik ist oft wichtiger als das Geschäft, auch in Branchen, bei denen man nicht auf den ersten Blick damit rechnet. Schon ein zu kleiner Lift kann große Probleme nach sich ziehen. Wie groß ist die Entfernung zu wichtigen ¡ Lieferanten? Eng mit der Standortwahl sind die Kosten für Logistik verbunden. Die Entfernung zu den Kooperations-Partnern kann ein entscheidendes Kriterium sein. Gibt es Möglichkeiten, den Betrieb zu ¡ erweitern? Einmal getroffene Entscheidungen, lassen sich nicht so schnell revidieren. Deshalb sollte auf Entwicklungsmöglichkeiten auch bei der Standortwahl geachtet werden. ¡ Bin ich auf Sichtbarkeit angewiesen? Ob der Hinterhof ausreicht oder es die Einkaufsstraße sein muss, kommt ganz auf das Geschäftsmodell an. Generell ist Sichtbarkeit kein Fehler. Bernstein Innovation fertigt im oberösterreichischen Hoheneich für ihre Kunden innovative und hochqualitative 3-D-Druckprodukte Gibt es genug Kunden und Kaufkraft? ¡ Je nachdem, was angeboten wird, sind die Marktchancen nicht überall dieselben. Welches Unternehmen wo Sinn macht, hat viel mit externen Parametern zu tun. Eine Umfeld-Analyse ist unumgänglich. Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at) Redaktion: Theresa Girardi, Martin Mühl, Teresa Reiter, Wolfgang Smejkal, Yasmin Vihaus, Thomas Weber Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; RichardStrauß-Straße 23 GRÜNSCHNITT N och vor wenigen Jahren waren die Faktoren für den richtigen Standort oft ganz andere als heute. DiedigitaleVernetzunghatviele Aspekte von einst zur Nebensache von heute gemacht. Trotzdem:ZugangzuNetzwerken, Technologien, Märkten, Verkehrsmitteln und Zielgruppen ist auch heute eine wichtige Entscheidung bei der Standortsuche. Wie findet man den richtigen und gibt es dafür überhaupt ganz allgemeine Kriterien? JenachUnternehmenstyp, Produkt und Branche, sind die Anforderungen natürlich ganz unterschiedlich. Bei Industrie und Handwerk gilt noch stärker als bei Dienstleistungsunternehmen: Der Ort, an dem Ideen optimal entstehen und entwickelt werden können, ist oft nicht derselbe Ort, an dem auch die Umsetzung stattfinden kann. Jakob Schmied, der mit seinem jungen Unternehmen Bernstein Innovation Produkte höchster Präzision in 3-D druckt, kennt den Prozess des Abwägens in der Standortfrage. Das Unternehmen aus Linz hat im oberösterreichischen Hoheneich seinen idealen Produktionsstandort gefunden. „Zum einen hat der Ort eine gute Energie, das darf man nicht unterschätzen“, findet Schmied, „denn man muss KAI WICHMANN Standortwahl. Den richtigen Standort zu finden, ist ein Meilenstein beim Aufbau eines Erfolgsunternehmens Lesen Sie in der Themenwoche Gründer Gründer-Magazin 128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“. Ab April im Zeitschriftenhandel. GRÜNDER BEILAGE IM KURIE R 7. 3. 8. 3. 9. 3. 10. 3. 11. 3. Der Weg zum eigenen Unternehmen Warum Frauen die besseren Gründer sind Geld für Firmengründer Wo Jungunternehmer arbeiten Nachfolger dringend gesucht EXTRA EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 9. MÄRZ 2016 ✔CHECKLISTE Der schnelle Weg zur eigenen Firma ✔ Mein Finanzierungsplan ¡ Der Geldbedarf meiner Firma, basierend auf meinem Businessplan ✔ Förderungen checken ¡ Welche Hilfe es seitens der öffentlichen Hand für meine Firma gibt ✔ Crowdfunding ¡ Ist meine Firmenidee so gut, dass viele mitzahlen? ✔ Buchhaltungs-Check ¡ Wer schaut in meiner Firma aufs Geld und fakturiert? MARKUS WAGNER DAS STARTKAPITAL FÜR MEINEN ERFOLG Jungunternehmer erzählen, wie sie zu den nötigen Finanzmitteln für die Unternehmensgründung gekommen sind. Wenn viele mitzahlen Warum Crowdfunding für viele junge Firmen die optimale Form der Projektfinanzierung ist. Wie man Geld sammelt. SERVICE 4 ··········· Mit der richtigen Vorbereitung klappt’s auch bei der Bank. So erheben Sie den Kapitalbedarf Ihres Unternehmens. SERVICE 3 ··········· Der Finanzierungsplan Nur Bares ist Wahres Warum Cashflow-Management gerade für kleine Firmen überlebenswichtig ist. So wichtig ist eine gute Buchhaltung. S E R V I C E 7 FOTO: I5INVEST/BF CONSULT/ELFRIEDE KRAFT Der Mann mit dem Geld: Der CEO des Beteiligungsunternehmens i5invest finanziert innovative Start-ups. SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 2 So haben wir das Geld aufgestellt MARIUSART JUSTYNA ZIARKO Finanzmittel-Akquise. Die Umsetzung von Geschäftsideen erfordert meist Fremdkapital ZOOMSQUARE MARINA PEPAJ talentify vermittelt Lernhilfen von Schülern an Schüler. Das Unternehmen nutzt eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkeiten, unter anderem vom Accent Gründerservice, privaten Sponsoren und als Ashoka Fellow von der gleichnamigen amerikanischen Non-Profit-Organisation, die talentify mit ihrem Netzwerk und Know-how unterstützen Ein generationenübergreifendes Tanzstück mit Studenten und Senioren: Daniela-Katrin Strobl und ihre Kollegin Barbara Ebner bekamen von der Magistratsabteilung Absagen für ihr Theaterprojekt. Überzeugt von ihrem Projekt, finanzierten sie dieses nun in Eigeninitiative über eine Crowdfunding-Aktion einer Bank. Innerhalb 30 Tage sammelten sie dafür 20 Unterstützer und ein Drittel der Summe W enn man etwas Großesbauenwill,braucht es Investoren“, sagt Andreas Langegger, Co-Founder und Geschäftsführer von Zoomsquare. Um an Eigenkapital von Business Angels, Privatpersonen, die sich finanziell an Unternehmen beteiligen, zu kommen, empfiehlt er für eine stärkere Verhandlungsbasis, vorab etwas zu bauen und eine Firma zu gründen. Die Gründer von Zoomsquare investierten selbst ihre privaten Ersparnisse, bekamen von Investoren und Business Angels Geld aus der Privatwirtschaft und stellten außerdem Ansuchen um Förderungen, um die Umsetzung ihrer innovativen ImmobilienSuchmaschine zu verwirklichen. Nach zweijähriger Marktpräsenz in Österreich gibt es Zoomsquare mittlerweile auch in Deutschland, wo gerade die mobile App startet. Um für Investoren attraktiver zu sein, sollten man sich laut Langegger nicht auf Österreichbeschränken–besseristes, zumrichtigenZeitpunktinsAuslandzuexpandieren.Einedamit in der Regel höhere Unternehmensbewertung steigert das In- Zoomsquare bauten ein herzeigbares Modell ihrer Immobilien-Suchlösung, um an Business Angels heranzutreten. Investoren sind für sie mehr Partner als Geldgeber, da diese nicht nur über Geld sondern auch Netzwerke und Know-how verfügen. Um für Investoren und Kunden attraktiver zu werden, empfiehlt sich der Weg ins Ausland. Im Bild die beiden Gründer Andreas Langegger und Christoph Richter teresse vieler potenzieller Geldgeber. Außerdem empfiehlt Langegger, Investoren als Partner zu sehen und nicht als Geldgeber. Nur so lassen sich praktische Nebeneffekte, wie der Zugriff auf ein oftmals gut ausgebautes Netzwerk und wertvolles Know-how, nutzen: „Personen, die bereits selbst gegründet haben, wissen am besten, worauf es ankommt.“ Spezialisierung Ebenfalls schon länger – wenn auch nicht selbstständig – in seiner Branche tätig ist der Optiker Christoph Rauter. Rauter ist bereits seit 23 Jahren Optiker, seine Meisterausbildung schloss er 2001 ab, um danach bei zwei verschiedenen Optikern zu arbeiten. Erst dann setzte er sich daran, seine Idee umzusetzen und fokussierte sich innerhalb der Branche auf denSport-Bereich:„Optikergibt in Wien bereits genügend, da hätte es mich nicht auch noch gebraucht“, erzählt er. Rauter entwarf einen Businessplan und war mit seinem Unternehmen Sehkraft 2011 der erste Optiker in Österreich mit Fokussierung auf Sport. Ein perfektes Timing, da um diese Zeit neue Glastechnologien auf den Markt kamen, die gebogene Brillen in einer bisher unbekannten Qualität ermöglichten. Da Rauter selbst über so gut wie kein Eigenkapital verfügte, war sein Businessplan von besonderer Bedeutung, um an Kapital zu kommen. „Geholfen hat schließlichdasAWS“,erinnerter sich. Die Finanzmittel des Austria Wirtschaftsservice in Höhe von rund 100.000 Euro flossen in neue Geräte. Nötig waren außerdem spezifische Weiterbildungen,dieebenfallsaufdiesem Weg finanziert wurden. Mittlerweile kann Rauter viele Spitzensportler zu seinen Kunden zählen. Aber er arbeitet bereits an neuen Projekten, aktuell an der Weiterentwicklung seiner patentierten Skibrille. Eigeninitiative ErstimvergangenenJahrhatten Daniela-Katrin Strobl und ihre Kollegin Barbara Ebner ihre Geschäftsidee „hin und weg“ realisiert – ein generationenübergreifendes Tanzstück mit Studenten und Senioren. Normalerweise wäre der erste Schritt in diesem Bereich, ein Christoph Rauter war jahrelang in seinem Job als Optiker tätig, bevor er sich entschloss, sein eigenes Unternehmen Sehkraft aufzubauen. Er spezialisierte sich auf Sportbrillen und nutzte die Gunst der Stunde. Denn dank neuer Glastechnologien boten sich nun bisher unbekannte Möglichkeiten in dieser Marktnische. Heute zählen viele Spitzensportler zu seinen Kunden Konzept zu schreiben, bei der MA7 einzureichen und zu warten. „Meist wartet man auf eine Absage“, erzählt Strobl. „Wir haben nach den letzten Absagen beschlossen, uns nicht mehr abhängig zu machen, sondern alternative Wege zu suchen.“ In ihrem Fall war das Crowdfunding. Im Rahmen eines Kulturmanagement-Lehrgangs erfuhren sie von diesen Möglichkeiten. 20 Unterstützer und ein Drittel der Summe mussten gesammelt werden, dann finanzierte die Bank Austria in einem Projekt das zweite Drittel, während das letzte Drittel wieder mittels Crowd aufzustellen war. Das alles in einem Zeitraum von 30 Tagen. „Wir haben es tatsächlich geschafft.NursokonnteunserProjekt umgesetzt werden“, freut sich Daniela-Katrin Strobl. Andere Förderungen wurden leider erfolglos beantragt, bis auf eine Kooperation mit der ttp/WUK für Proberäume und einem Sponsor für Flyer und das Programmheft. Erfolgreicherbeiklassischen Förderungen war talentify, die Lernhilfen von Schülern an Schüler vermitteln. „Die erste Förderung erhielten wir durch das accent Gründerservice“, erzählt Co-Founderin Doris Hofer. Eine weitere große Förderung gab es durch den aws Innovative Services Call (ISC), finanziert aus Mitteln der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. „UndnatürlichspieltauchprivatesKapitaleinegroßeRolle.KleinereFörderungen,wiedurchdie Katharina Thurnauer Privatstiftung, oder Sponsorings wie beispielsweise von IBM sind auch nicht zu unterschätzen.“ Seit Februar 2016 ist Bernhard Hofer, Gründer und Geschäftsführer von talentify, zudem Ashoka Fellow und wird mit einem DreiJahres-Stipendium und deren Netzwerk unterstützt. Ashoka ist eine amerikanische NonProfit-Organisation zur Förderung von sozialem Unternehmertum. Die talentify Academy selbstmachtderzeiterstekleinere Umsätze, und so entwickeln die Betreiber aktuell einen starken Umsatzträger, mit dem sich das Unternehmen mittel- und langfristig komplett selbst finanzieren möchte: „Dafür sind wir noch auf der Suche nach Investoren.“ – STEFAN KLUGER SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 3 Kapitalbeschaffung bei Banken T rotz guter Geschäftsidee, aber ohne Kapital lässt sichkeineigenesUnternehmenverwirklichen.GeradeJungunternehmer verfügen häufig nur über eine dünne Eigenkapitaldecke. Die Möglichkeiten der Finanzierung sind jedoch vielfältig. In Österreich ist der Bankkredit die am weitesten verbreitete Form, wie die Wirtschaftskammerbestätigt.LautWKOsindheimische Unternehmen zu über 70 Prozent fremdfinanziert. Als erster Ansprechpartner dient meist die Hausbank. Trotzdem sollte manauchvonanderenBankinstituten Angebote einholen, um einen aussagekräftigen Vergleich derKonditionenzuhaben.„Banksache ist Vertrauenssache“, so ChristophLang,stellvertretender Leiter von Raiffeisen Handel und Gewerbe Wien Nord. „Es kannimmerwiederzuEngpässen bei der Liquidität kommen. Gerade da ist ein Bankberater wichtig, der mein Geschäftsmodell verstanden hat, und mit dem ich offen reden kann.“ Businessplan Ein professioneller Businessplan ist für einen überzeugenden Auftritt beim ersten Kreditgespräch unbedingt erforderlich. „Neun von zehn Gründern kommen ohne Businessplan zur Bank. Dabei ist der das Um und Auf“, betont Lang. Zu Beginn soll eine Beschreibung der eigenen Person stehen, danach folgt eine Präsentation des Unternehmens bzw. des Produkts. Zusätzlich sollte aufdenMarktunddieZielgruppe eingegangen werden. Wichtiger Teil des Businessplans ist der Finanzierungsplan in Form einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung für die ersten zwei Jahre. Denn eine fehlende Finanzpla- nung zählt mitunter zu den häufigsten Ursachen für das Scheitern bei Neugründungen. Sicherheiten Kredite sind nicht ohne Sicherheiten zu bekommen. In vielen Fällen empfiehlt es sich, Fördermöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.WennderKreditvonder Bank gewährt wird, kann die Förderstellezusichern,imVerlustfall für das Darlehen teilweise zu bürgen. Eine Ausfallbürgschaft ist beim Austria Wirtschaftsservice zu beantragen. „Die Förderstellen akzeptieren keine Anträge für Investitionen, die vor der Antragstellung getätigt wurden“, warnt Christoph Mathis, Leiter des Gründerservice Vorarlberg. Kredite Je nach Verwendungszweck und Laufzeit gibt es unterschiedliche Kreditarten. Der InvestitionskreditdientzurFinanzierungdesAnlagevermögens (Maschinen, Gebäude, Geschäftsausstattungen). „Die Laufzeit des Kredites soll der Nutzungsdauer einer Investition entsprechen“, so Mathis. Die anfallendenKreditkostenkönnenrelativ genau in der Budgetplanung berücksichtigt werden. Zur Finanzierung von laufenden Ausgaben,wiefürWarenvorräteoder ausstehender Kundenforderungen, eignet sich der Betriebsmittelkredit.ErhilftbeiderÜberbrückung der Zeitspanne zwischen den Anschaffungsausgaben und den Verkaufserlösen. Diese Form ist unbürokratisch und flexibel, jedoch entstehen zusätzliche Spesen und Gebühren. Eine andere Möglichkeit, bei der Kreditrahmen und Liquidität unberührt bleiben, bietet das sogenannte Leasing. Die Bank erwirbt das Leasingobjekt und ✔CHECKLISTE Fremdkapital aufbringen ¡ Rechtzeitig aktiv werden Je größer der Kreditbetrag, desto länger die Bearbeitungsdauer. Förderungen können nur vor Projektbeginn zugesagt werden. ist nicht gleich Bank und Kredit ist ¡ Bank nicht gleich Kredit! Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Konditionen verschiedener Institutionen. Vorbereitung für das erste ¡ Gute Kreditgespräch! Bringen Sie einen Businessplan mit. Überlegen Sie sich, welche Sicherheiten Sie anbieten können. Sie einen Effektivzinssatz, ¡ inVerlangen dem alle Nebenkosten inkludiert sind. Verhandeln Sie eine Bindung an einen ¡ Referenzzinssatz (z. B. EURIBOR). Sie einen dekursiven ¡ Besprechen Zinssatz (Zinszahlung im Nachhinein). Sie bei Investitionskrediten ¡ Verhandeln tilgungsfreie Zeiträume aus. WKV/MICHAEL KEMTER Vorbereitung. Wie man an das nötige Fremdkapital für die Unternehmensgründung gelangt „Die Laufzeit des Kredites soll der Nutzungsdauer einer Investition entsprechen.“ Christoph Mathis, Leiter des Gründerservice Vorarlberg überlässt es dem Leasingnehmer zur Nutzung. Da die vereinbarte Rate als Mietaufwand gilt, wird der steuerpflichtige Gewinn gemindert. Eine neuere Form der Fremdfinanzierung ist das sogenannte Crowd Investing, wo man Kapitalgeber aus dem privaten Bereich findet. In jedem Fall sollte man genügen Vorlaufzeit bis zur tatsächlichen Gründung einplanen: je größer der Kredit- betrag, desto länger die Bearbeitungsdauer. Verhandlungssache Nebenkosten und Zinsen für einen Kredit sind Verhandlungssache. „Damit Kreditangebote vergleichbar sind, sollte man den Effektivzinssatzverlangen“,rätMathis.Dieserbeinhaltetnebendem Sollzinssatz auch alle Bearbeitungsgebühren. Üblicherweise wird ein variabler Zinssatz vereinbart,dersichandemallgemeinenZinsniveauorientiert.Ratenzahlungen kann man individuell vereinbaren – beispielsweise ist eine deckungsfreie Zeit möglich. WährenddasGeschäftimAufbau ist, schafft diese Liquiditätsspielraum. Generell sollte man sich dabei von einem Finanzierungsexperten beraten lassen. – MAGDALENA MEERGRAF SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT FOTO: KUPICOO/ISTOCKPHOTO.COM 4 ✔CHECKLISTE Was braucht ein erfolgreicher Förderantrag? Breite Palette. Österreichs Förderlandschaft bietet vielfältige Anreize, um innovative Ideen in erfolgreiche Geschäftskonzepte zu verwandeln Fünf Fragen zur Förderung Eine einzigartige Idee ¡ Ohne Innovation auch keine Förderung. Sogenannte Copy-Cats, also Geschäftsideen, die lediglich übernommen werden, sind meist nicht förderungsfähig. Eine gründliche Businessplanung ¡ Förderstellen legen Wert auf eine akribische Aufstellung der zu erwartenden Kosten- bzw. Arbeitspakete. Hierzu gehört nicht nur eine ausführliche Projektbeschreibung, sondern auch Angaben zur Finanzierbarkeit. Ein motiviertes Gründungsteam ¡ Als Jungunternehmer ist man selbst stets Aushängeschild der eige- nen Geschäftsidee. Selbstbewusstes Auftreten und Motivation ist daher unabdingbar. N icht immer ist der Weg zur passenden Förderung ganz einfach. Mit nachfolgenden fünf Fragen wollenwiretwasLichtindenFörderdschungel bringen: – Was wird überhaupt gefördert? Förderungen sind stets zweckgebunden und beziehen sich auf ein zu realisierendes Projekt oder ein konkretes Gründungsvorhaben. „Damit Geld nicht unnötig investiert wird, sollte man sich am besten schon vor Projektbeginn beraten lassen“, so Nathalie Prybila, Leiterin des Förderreferats der Wirtschaftskammer Wien. – Welche Fördermittel gibt es? Die meisten Unterstützungen werden als Barzuschüsse für anstehende Investitionen ausgegeben. Diese Gelder können bis zu 80 Prozent der Kosten decken und müssen in der Regel nicht zurückgezahlt werden. Neben Direktförderungen gibt es Kredite zu besseren Konditionen und Haftungsübernahmenbzw.GarantienvonLandesgesellschaften. „Eine Unterstützung besteht aber nicht nur aus Fördergeldern, sondern auch aus der Vermittlung des nötigen Know-hows, individueller Beratung und dem richtigen Coaching“, so Irene Fialka, Geschäftsführerin des universitären Gründerservice Wien. – Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen? Für jede Förderung wird Eigenkapital vorausgesetzt.Jungunternehmermüssen verfügbares Bargeld und Wertpapiere vorweisen können. Damit ein Förderansuchen erfolgreichist,sollteeinersterKostenvoranschlag, die Businessplanung, die Gesellschaftsform des Unternehmens und, falls bereits vorhanden, Auszüge aus Gewerberegister und Firmenbuch vorbereitet werden. – Wer fördert mein Vorhaben? Generell werden Projekte entweder mit Bundes- oder Landesgeldern unterstützt. Man kann zwar keine Doppelförderungen für gleiche Investitionsposten beantragen, wohl aber sogenannte Co-Finanzierungen. Außerdem lohnt es sich, bei Investitionsvorhaben mit den Gemeinden Kontakt aufzunehmen. Diese genehmigen Steuererleichterungen und bieten Zuschüsse. Achtung Anerkennungsstichtag: In jedem Fall darf mit der Durchführung des Vorhabens nicht vor dem Datum des Förderantrags begonnen werden. Bereits getätigte Kosten werden nicht anerkannt! – Wo muss ich hin? Die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH ist Anlaufstelle für zinsgünstige Kredite, Zuschüsse und Garantien. Förderwerber sind alle Unternehmen, ausgenommen jene, die im Bereich des Tourismus und der Bereit für den Handshake: Bei Förderentscheidungen sind Faktoren wie u. a. ein Geschäftsmodell mit hohem Wachstums- und Skalierungspotenzial günstig Freizeitwirtschaft tätig sind (www.gruenderfonds.at). Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank Gesellschaft mbH gewährt Zuschüsse und Kredite für Förderwerber der Tourismusbranche (www.oeht.at). Die KommunalkreditPublicConsulting GmbH fördert Unternehmen, die zu einer Verringerung der Umweltbelastung beitragen (www.kommunalkredit.at). Das In- novation Network Austria vergibt Förderungen an innovative Gründungsideen (www.inna.at). Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH unterstütztunternehmensnaheForschung und Entwicklung (www.ffg.at). Die Unternehmensfinanzierung der Wiener Börse hilft beim nötigen Startkapital (www.unternehmensfinanzierung.at). – THERESA GIRARDI Die wichtigsten Ansprechpartner in den Bundesländern – Wien INITS Universitäres Gründerservice Wien (www.inits.at); Wirtschaftsagentur Wien (www.wirtschaftagentur.at); Wiener Kreditbürgschaftsgesellschaft (www.wkbg.at) – Niederösterreich RIZ Gründeragentur des Landes Niederösterreich (www.riz.at); Niederösterreichische Beteiligungsfinanzierung NÖBEG (www.noebeg.at); Förderungen und Unterstützungen der Niederösterreichischen Wirtschaft (www.wirtschafts foerderung.at); Wirtschaftsagentur des Landes NÖ (www.ecoplus.at) – Burgenland Wirtschaft Burgenland GmbH (www.wirtschaft-burgenland.at) – Kärnten Entwicklungsagentur Kärnten (www.madeinkaernten.at); Gründerzentrum Kärnten GmbH (www. build.or.at); Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds (www.kwf.at) – Oberösterreich Oberösterreichische Wirtschaft (www.land-oberoesterreich. gv.at); OÖ. Kreditgarantiegesellschaft (www.kgg-ubg.at); OÖ. Technologieund Marketinggesellschaft mbH (www.tmg.at) – Salzburg Business Creation Center Salzburg (www.bccs.at); ITG – Innovations- und Technologietransfer Salzburg (www.itg-salzburg.at); Salzburger Unternehmensbeteiligungsgesellschaft (www.subg-skgg.at) – Steiermark Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (www.sfg.at) – Tirol Unterstützungen des Landes Tirol (www.tirol.gv.at); CAST Center for academic spin-offs tyrol (cast-tyrol.at) – Vorarlberg Unterstützungen des Landes Vorarlberg (www.vorarlberg. at); Wirtschaftsstandort Vorarlberg Gesellschaft (www.wisto.at) – Gesetzliche Vorzüge Durch das Neugründungs-Förderungsgesetz wird Unternehmen in der Gründungsphase zahlreiche Erleichterungen gewährt. Sie müssen keine Grunderwerbssteuer oder Lohnnebenkosten für die Einstellung von Mitarbeitern zahlen. Auch Stempelgebühren bei Ämtern, Bundesverwaltungsabgaben und Gerichtsgebühren entfallen. Das zugehörige Formular findet sich unter: www.bmf.gv.at – Individuelle Beratung Gemeinsam mit der WKO fördert das Wirtschafts- ministerium Beratungsleistungen für Jungunternehmer. Die Zuschüsse für Coaching-Stunden liegen zwischen 50 und 80 Euro. „Es ist uns ein Anliegen, dass wir Unternehmern Sicherheit geben. Mit den Zuschüssen wollen wir professionelle Unterstützung leicht zugänglich machen.“ Karl Pisec, Kurator des WIFI Österreich www.gruenderservice.at – Österreichweite Vernetzung Als Interessensvertretung der Jungunternehmer bietet die „Junge Wirtschaft“ neben einem umfassenden Beratungsservice auch Vernetzung von über 120.000 Unternehmensgründern in Österreich. Monatliche Veranstaltungen werden angekündigt auf: www.jungewirtschaft.at SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 5 Die „Crowd“ macht es möglich SOPHIE KIRCHNER CONDA/SADRI TURKI Crowdfunding & Crowdinvesting. Neue Finanzierungsmodelle gewinnen an Bedeutung Paul Pöltner ist Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform Conda (re. im Bild mit Mit-Gründer Daniel Horak). Vom Nahrungsergänzungsmittel bis zur automatischen Bierausschank finden Investitionsfreudige dort viele Projekte, in die sie ihr Geld stecken können STEPHAN BOROVICZENY WEMAKIT Aus Algen Geld machen, lautete die Devise von Annelies Niederl-Schmiedinger, die mit ihrem Algendrink auch bei Investoren Erfolg hatte. 153.500 Euro konnte sie über die Plattform Conda für ihre Idee sammeln Simone Mathys-Panreiter leitet die Österreich-Geschäfte der Schweizer CrowdfundingPlattform wemakeit, deren Schwerpunkt auf Kreativprojekten liegt C rowdinvesting und Crowdfunding sind immer beliebtere Finanzierungsmodelle. Anstatt eines großenInvestorssollenmehrere kleineBeiträgeeinProjektfinanzieren. Die an solchen Start-ups beteiligten Investoren bekommen im Gegenzug regelmäßig Anteile ausgeschüttet. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist der Zugang zu Fremdkapital aufgrund der strengeren Regulierungsvorschriften für die Kreditwirtschaft schwieriger geworden. Gleichzeitig wird Crowdinvesting immer populärer. Zahlreiche Onlineplattformen ermöglichen mittlerweile anspruchsvolle und risikoreiche Projekte umzusetzen, die ein Einzelner alleine kaum hätte finanzieren können. Laut WKO sammelten Crowdinvesting-Plattformen in Österreich im Jahr 2015 acht Millionen Euro. Die Plattformen vermitteln zwischen Ideengebern und Unterstützern. Die- se „Drehscheibe“ bietet nun auch kleinen Unternehmen die Chance,eigeneinnovativeIdeen einer Vielzahl von interessierten Kleininvestoren zu präsentieren. Das vergangenen Juli beschlossene Alternativfinanzierungsgesetz hat der Branche einen zusätzlichen Aufschwung verliehen. Auf Crowdinvesting wollte auch Annelies Niederl-Schmiedinger setzen. Bei der Herstellung von Biodiesel bemerkte sie, dass sich aus der ChlorellaAlge auch ein Erfrischungsgetränk zubereiten lässt. Schon war die Geschäftsidee für „Helga“ geboren. Mit ihren Kolleginnen Ute Petritsch und Renate Steger erstellte sie einen Businessplan. Die erste Investmentrunde für „Helga“ war bereits erfolgreich–183Investorenhaben insgesamt153.500EurozurVerfügung gestellt. „Wir haben Crowdinvesting bewusst als Marketinginstrument verwendet, um eine Fangemeinde auf- Austrian Superheroes: Harald Havas konnte durch Crowdfunding den Druck seiner österreichischen Superhelden-Comics finanzieren – und zusätzlich noch Gewinn machen zubauen“, sagt Renate Steger. Wichtig seien laut Steger vor allem der direkte Kontakt und die laufende Kommunikation mit Kunden und Investoren. Die „Helga“-Brauerinnen haben ihr Vorhaben auf der österreichischen Plattform „Conda“ publiziert. „Crowdinvesting ist ein Instrument,dasauchinÖsterreich immer mehr im Kommen ist“, so Conda-Geschäftsführer Paul Pöltner.MiteinemKollegen,den erinderStart-up-Szenekennengelernt hatte, gründete er Ende 2012 die Plattform. Im vergangenen Jahr wurden dort bereits fünf Millionen Euro transferiert. Auch für Conda ist das Geschäft lukrativ. Glückt das Vorhaben, bekommt Conda zwischen 7,5 und 11,5 Prozent der Investitionssumme. Pöltner betont, dass Crowdfunding nicht für alle Vorhaben das richtige Instrument sei. „Als Unternehmen muss man gewillt sein, Kommunikationen sehr öffentlich zu teilen“, sagt er. Für kleinere Projekte ist Crowdfunding eine geeignete Alternative. Im Gegensatz zum Crowdinvesting steht dort nicht die versprochene Rendite im Mittelpunkt. CrowdfundingKampagnen werden von den Fans unterstützt, die an ein Produkt glauben und dafür meist eine Gegenleistung bekommen, die, je nach Investition, kleiner oder größer ausfällt. Die Linzer Hip-Hop Gruppe Texta finanziertsodieProduktionihresneuenAlbums.Für25Eurogibteseine CD, für 1500 Euro ein Privatkonzert. Und das natürlich nur, wenn das Investitionsziel erreicht wird. Dafür benutzen sie die Schweizer Plattform Wemakeit, die vor einem Jahr in ÖsterreichstarteteundderenSchwerpunkt auf Kreativprojekten liegt.SimoneMathys-Parnreiter leitet das Österreich-Geschäft. „Wir konnten vergangenes Jahr 70 erfolgreiche Kampagnen durchführen“, erzählt MathysParnreiter. Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit besteht für die Kulturmanagerin darin, Aufklärungsarbeit in der Szene zu leisten. Denn im Vergleich zum Crowdinvesting ist Crowdfunding in Österreich wenig etabliert. „Obwohl es sich um einen enormen Wachstumsmarkt handelt, gibt es kaum lokale Plattformen, die Gewicht haben“, sagt Mathys-Parnreiter. DergroßePlatzhirschistdasUSUnternehmen Kickstarter. Erst kürzlich unterstützten dort knapp 80.000 Fans den Bau einer Smartwatch mit 20 Millionen US-Dollar. In Österreich sind solche Summen bisher Wunschdenken, aber auch mit kleineren Beträgen lassen sich einige Projekte umsetzen. Der Buchautor Harald Havas nutzte diese Finanzierungsart, um Superhelden-Comics auf Österreich umzulegen. „Die Crowdfunding-Maschinerie ist genau das Richtige, um so eineabsurdeIdeebekannterzumachen“, sagt Havas, der insgesamt 12.350 Euro sammeln konnte, um in seinen „Austrian Superheroes“-ComicsSuperheldendurch die Gassen Wiens fliegen lassen zu können. Am 31. März erscheint nun die erste Ausgabe. – MATTHIAS HUMER Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at) Redaktion: Martin Mühl, Stefan Kluger, Yasmin Vihaus, Matthias Humer, Magdalena Meergraf Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23 SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 6 Perspektiven. Business Angels, Inkubatoren, Venture-Capital-Gesellschaften: Welche Möglichkeiten gibt es abseits von Krediten? Mehr als nur ein Kredit Privatinvestoren Wer mit seinem Konzept oder Produkt überzeugt, kann auf Know-how und die finanzielle Unterstützung eines Business Angels hoffen. Diese Privatinvestoren verfolgen zum einen Renditeziele, sind zum anderen aber oft auch persönlich motiviert, den Aufbau eines Startups voranzutreiben. Institutionalisierter geschieht das in Venture Capital Gesellschaften (VC),dieGeldinFondssammeln und in Beteiligungsunternehmen investieren. VC-Gesellschaften sind meist sowohl auf eine Phase der Unternehmensentwicklung als auch auf eine bestimmte Branche spezialisiert. Im Bereich der MobileStart-ups sind Super Angels eine in Europa relativ neue Investorenform. Dabei schließen sichBusinessAngelszusammen, die gemeinsam einen professionell gemanagten Fond aufset- JÜRG CHRISTANDL E ine der größten Herausforderungen für Gründer und wachstumsorientierteUnternehmeristdieFinanzierung. Gerade im Start-upBereich oder bei risikoreichen Projekten ist es schwierig, einen Kredit von Banken zu bekommen, da diese sich hauptsächlichanbereitsvorhandenen Sicherheiten orientieren. Eine Alternative sind Investoren, die keinen klassischen Kredit vergeben, sondern für das bereitgestellte Kapital Anteile am Unternehmen erhalten und Miteigentümer werden. Sie tragen damit auch das unternehmerische Risiko voll mit, unterstützen zum Teil aber auch mit wertvollem Know-how. Im Gegensatz zur Fremdkapitalfinanzierung mittels Kredit gibt es keine fixeVerzinsungdeseingesetzten Kapitals. Der Investor erwartet, dass der Wert des Unternehmens im Beteiligungszeitraum steigt und er durch einen späteren Verkauf seiner Anteile Gewinne erzielen wird. Ziel eines solchen Unternehmensaufbaus ist aus unternehmerischer Sicht der Exit, also der Verkauf an einen größeren Player. Für die Finanzierung abseits von klassischen Bankenkrediten gibt es verschiedene Modelle, die üblicherweise in unterschiedlichen Phasen der Unternehmensentwicklung investieren. Diese Phasen reichen vom Seed, also der Zeit vor der Gründung, in der es nur ein Produktkonzept gibt, über das Start-up, den Zeitpunkt der Gründung und die Early Stage, den Zeitpunkt der Markteinführung bis hin zur Expansionsphase, in dem das Wachstum des Unternehmens im Vordergrund steht. Auch die Höhe der Finanzierung ist je nach Investor unterschiedlich. Markus Wagner gründete 2006 den Inkubator i5invest und hat seither zahlreiche Unternehmen bis zum Exit begleitet zen. Im Gegensatz zu Venture Capital Gesellschaften bringen sich Investoren allerdings aktiv in die Betreuung der Unternehmen ein. Ein österreichisches Beispiel ist der Super-AngelsFond Speedinvest. Inkubatorensollenals„Brutkästen“ für innovative Projekte in der Vorgründungs- und Gründungsphase dienen und stellen Infrastruktur, Know-how und ein Netzwerk zur Verfügung. Einer dieser Inkubatoren im Bereich der Web- und MobileStart-ups ist i5invest. Der Inkubator hat Firmen wie tripwolf oder 123people bis zum Exit begleitet „2007 hat es so gut wie keine Infrastruktur dieser Art in Österreich gegeben. Wir haben damalsunsereersteFirmaanein amerikanisches Unternehmen verkauftundichbinimZugedessen für drei Jahre in die USA gegangen. Dort haben wir uns dieses Konzept abgeschaut und gesehen welche Rollen und Initiatoren es für ein Start-up braucht.“ In Österreich etabliertesichi5investschnell–nichtzuletzt aufgrund der mit der Betreuung einhergehenden finanziellen Unterstützung. Unterstützt werden Unter- nehmen, die überzeugen, nicht ausschließlich durch die Idee, sondern auch durch ihr Engagement, meint Markus Wagner. „Wichtig ist mir, dass die Gründer Ahnung haben, wovon sie sprechen, und Erfahrung mitbringen. Und dass das Gründerteam einen starken Antrieb hat und für die Sache brennt. Ein Start-up zu gründen ist eines deranstrengendstenDinge–das istfüreinTeamanGründerneinfacher als für eine einzelne Person.“ Grenzüberschreitend InÖsterreicherfolgreichzusein, sollte für Unternehmer allerdingsnichtmehrdaseinzigeZiel sein. Die meisten Firmen im Start-up-Bereich seien in einem Segment tätig, in dem es weltweite Mitbewerber gäbe, so Wagner. i5invest agiert mittlerweile auch in den USA und versucht dort, österreichische Start-ups mit internationalen Investoren zusammenzubringen. „Wir leben zum ersten Mal in einer Zeit, in der man in der Hinterbrühl ein Produkt anbieten kann, das weltweit genutzt wird – dank Onlinemarketing und internationalen AppStores.“ Der Wettbewerb hat sich vergrößert – gebündelt wird vieles im Silicon Valley. Man muss nicht in die USA ziehen, aber man muss präsent sein, da alle anderen Player der Welt ebenfalls dort sitzen. – YASMIN VIHAUS ✔CHECKLISTE Wer investiert in mein Unternehmen? Fragen, die sich Unternehmer vor der Suche nach Investoren stellen sollten Wie hoch ist mein Kapitalbedarf? ¡ Die Investitionssummen sind je nach Art des Investors oder der In- i2 Business Angels Die Austria Wirtschaftsservice GmbH bietet mit i2 Business Angels das einzige bundesweite Vermittlungsservice zwischen eigenkapitalsuchenden Unternehmen und Privatinvestoren an. i2 verfügt über ein weitreichendes Netzwerk von regionalen Business-Angel-Initiativen, Technologiezentren, AplusB-Zentren, Inkubatoren, Forschungseinrichtungen und europäischen Business-Angel-Netzwerken. vestorengemeinschaft sehr unterschiedlich. Investoren betreffen meine ¡ Welche Branche? Ein Großteil der Investoren spezialisiert sich auf bestimmte Branchen und investiert in diese. Ein Überblick kann bei der Suche nach dem richtigen Investor helfen. Unternehmensphase brauche ¡ Inichwelcher Investoren? Nicht alle Investoren sind interessiert, bereits in der Seed-Phase einzusteigen, viele investieren nur, wenn sie die ersten Eigenkapitalgeber sind. Mittwoch 9. März 2016 GRÜNDER EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT SERVICE 7 So bleiben Sie flüssig NONWARIT/FOTOLIA Buchhaltung & Kostenrechnung. Was zu beachten ist ✔CHECKLISTE Das Fakturenprogramm ¡ Es erleichtert die Arbeit ungemein, Rechnungen, Kostenvoranschläge und Aufträge direkt aus einer Software zu verwalten. Zu beachten ist allerdings, dass alle Daten auslesbar sein müssen, um der Finanz in Form von Druckdateien vorgelegt werden zu können. Das Kassabuch ¡ Praktisch, aber jeden Tag zu führen. Auch Privatentnahmen müssen mit- tels Beleg erfasst werden und als Ausgabe eingetragen sein. Ebenfalls zu verzeichnen sind Bareinzahlungen. Der Mindestumsatz ¡ Nicht verpflichtend, aber schwer zu empfehlen ist die Kostenrechung, also die Berechnung des Mindestumsatzes. Nur so lässt sich seriös ermitteln, was die vom eigenen Unternehmen am Markt angebotenen Leistungen tatsächlich kosten, wie deshalb die Preispolitik aussehen muss – und wann es womöglich Probleme mit dem Cashflow geben könnte. www.gruenderservice.at/mindestumsatzberechnung Das Konto ¡ Eröffnen Sie unbedingt ein eigenes Bankkonto für Ihr Unternehmen, um private und betriebliche Geldbewegungen trennen zu können und den Überblick zu behalten. Über dieses Konto ist möglichst der gesamte betriebliche Zahlungsverkehr abzuwickeln. G enerell empfehlen wir Neugründern, sich von einem Steuerexperten, also von einem BilanzbuchhalteroderSteuerberater,unterstützen zu lassen“, erklärt Melanie Jann. Sie leitet das Gründerservice der Wirtschaftskammer inKärntenundgiltselbstalsausgewiesene Expertin. Je früher sich Gründer eingehend informieren, desto besser. Schließlich kann sich etwa die Pflicht, Belege zu sammeln, Aufzeichnungen zu führen und diese mindestens sieben Jahre lang aufzubewahren, in Sonderfällen sogar auf den Platzbedarf am Firmenstandort auswirken. Unternehmen haben sowohl Betriebseinnahmen wie ihre entsprechenden Ausgaben aufzuzeichnen. „Grundsätzlich sind alle Ausgaben, die Sie haben, um Einnahmen zu erzielen, als Betriebsausgaben absetzbar“, erläutert Melanie Jann. Dazu zählen alle Ausgaben für Waren und Fremdleistungen, Ausgaben für Mitarbeiter und Nebenkosten, Mieten, Investitionen, Telefon und IT, Reise- und Kfz-Kosten, aber auch Pflichtversicherungen. Dafür hat jede einzelne dieser Ausgaben mit einem Beleg (Datum, Summe, Leistung/Lieferung, wann bezahlt) dokumentiert zu werden. Führen Sie als UnternehmeneinKassabuch,dannistdieses täglich zu führen – wobei jeder Beleg nummeriert werden muss. Achtung: Auch Privatentnahmen oder Bareinzahlungen sind zu verzeichnen. Aufzeichnung & Cashflow Die drei Formen der Gewinnermittlung – Pauschalierung, Einnahmen-Ausgaben-Rechnung und doppelte Buchführung – erfordern jeweils besondere Aufzeichnungspflichten. Welche zu Ihren Bedürfnissen passt, ermitteln Sie am besten mit Ihrem Steuerberater. Womöglich haben Sie gar keine Wahl: Bei einem Jahresumsatz über 700.000 € etwa sind Sie zur doppelten Buchführung verpflichtet. Darüber hinaus legt das Gründerservice freiwillige Aufzeichnungen nahe und stellt online etwa einen Mindestumsatzrechner zur Verfügung. Mit ihmlässtsicheffizientermitteln, wie viel Sie selbst eine Arbeitsstunde kostet. Ohne dieses Wissen lässt sich weder der eigene Marktpreis berechnen, noch die Kostenentwicklung abschätzen. – THOMAS WEBER SERVICE GRÜNDER Mittwoch 9. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8 Visionen in Zahlen umsetzen FOTOS: ALPHASPIRIT/FOTOLIA, AMRI OG Finanzplan. Die Abdeckung des Kapitalbedarfs und ein Puffer für Unvorhergesehenes Damit Sie nicht in finanziellen Problemen untergehen, benötigt es Strategien Finanzamt und SVA: Wann ist was zu zahlen? Die Einkommensteuernachzahlung ist einen Monat nach dem Datum des Bescheides zu entrichten. Das Bescheiddatum wiederum hängt davon ab, wann die Erklärung einreicht wurde und wie rasch das Finanzamt diese bearbeitet hat. Steuererklärungen in Papierform müssen bis 30. April des Folgejahres abgegeben werden, über Finanzonline hat man hingegen bis 30. Juni Zeit. Für Steuerberater gelten längere Fristen. E ine Finanzplanung ist, vereinfacht gesagt, die Gegenüberstellung der Ein- und Auszahlungen. Im Grunde wird sie von jeder erwachsenen Person im alltäglichen Leben erstellt. Etwa bei Fragen wie: Reicht das Geld, das ich jetzt noch habe, für den Rest des Monats aus? Ein Unternehmer muss ebenso bedenken,wievielGeldfürdenlaufenden Geschäftsbetrieb benötigt wirdundobausreichendKapital vorhanden ist. Wenn ein Finanzmittelbedarf besteht, ist zu überlegen, wie dieser finanziert werden kann. „Einige Gründer unterschätzen die Wichtigkeit des Finanzplans, weil sie denken, sie haben die Zahlen im Kopf“, spricht Steuerberater Wolfgang Zdeb aus Erfahrung. Besonders Banken, Förderstellen und Investoren verlangen aber detaillierte Informationen. Für die Planung der Zahlen benötigt man meist professionelle Unterstützung. Hilfestellung leisten Fachleute von der WKO oder Steuer- und Unternehmensberater. „Ich rate den Jungunternehmern, zu Beginn die Augen zu schließen und sich das zukünftige Unternehmen vorzustellen. Wie groß ist das Büro, wie viele Mitarbeiter sitzen dort“, so Zdeb, der auch als Förderberater beim Austria Wirtschaftsservice und Betreuer des universitären Gründerzentrums Wien fungiert. Diese Vision soll man anschließend versuchen, in Zahlen zu fassen. AMRI OG Die Nachzahlung bei der Sozialversicherung wird im Jahr nach dem Bescheiddatum in Teilbeträgen vorgeschrieben. Beispielsweise hat der Einkommensteuerbescheid für das Jahr 2014 das Bescheiddatum 2015. Die Nachverrechnung der Beiträge für 2014 findet also 2016 statt. Hier kann der Steuerberater durch Anheben der Beitragsgrundlage oder genauere Berechnung von Vorauszahlung etwaigen Nachzahlungen rechtzeitig entgegenwirken. „Einige Gründer unterschätzen die Wichtigkeit des Finanzplans, weil sie denken, sie haben die Zahlen im Kopf.“ Steuerberater Wolfgang Zdeb Bei Einnahmen vorsichtig Die Ausgabenseite lässt sich relativ gut und plausibel darstellen.DortsollenKostenfürMitarbeiter, das eigene Gehalt, Telefon und Internet, Büro- oder Geschäftsausstattung, Instandhaltung der Geräte, Beratung und eventuell zugekaufte Leistungen oder Produkte aufgelistet sein. Brutto-Netto-Rechner helfen online bei der Einschätzung der Personalkosten. Auch Steuern und Beiträge zur SozialversicherungschmälerndenGewinn und müssen daher berücksichtigt werden. Bei Kosten großzügig Die Schwierigkeit liegt eher in der Umsatzseite. „Die ist oft schwer einschätzbar“, weiß Zdeb. Vielfach wird auch nicht berücksichtigt, dass in den ersten Monaten die Einnahmen noch nicht so „sprudeln“ wie erwartet. Ein Handwerker beispielsweise muss erst den Auftrag bekommen, diesen ausführen und kann erst dann dem Kunden eine Rechnung stellen, der sie einen Monat später zahlt. „Man sollte verschiedene Szenarien bedenken und Puffer- finanzierungen einplanen“, rät Zdeb. Ein Grundsatz lautet: Einnahmen immer vorsichtig und Ausgaben immer großzügig planen. Planbilanzen Je größer man gründet und je mehr Mittel man braucht, desto genauer muss die Planung sein. Dann sind auch sogenannte Planbilanzen notwendig, die in drei Varianten dargestellt werden:WorstCase (Zahlen im schlechtesten Fall), Realistic Case (wahrscheinliche Zahlenentwicklung) und Best Case (Zahlen bei sehr guter Entwicklung). Aus der EinnahmenAusgaben-Rechnung und den Planbilanzen lässt sich die Liquiditätsplanung ableiten. Sie sichertdieuneingeschränkteZahlungsfähigkeit des Unternehmens. Der Planungszeitraum soll maximal drei Jahre betragen,wobeidasersteJahraufMonatsbasis geplant werden soll. Trotz allem ist es nicht möglich,jeglicheRisikenauszuschließen.Mansolltedaherlaufenddas Unternehmen und dessen UmfeldimAugebehalten,umimNotfall rasch reagieren zu können. – MAGDALENA MEERGRAF Kosten fürs Gründen Die Höhe der Kosten für Unternehmensgründungen hängen von der Rechtsform ab. Also, ob ein Einzelunternehmen oder eine Gesellschaft gegründet wird. Bei einer Gesellschaft wird in der Regel ein Gesellschaftsvertrag durch einen Rechtsanwalt oder Notar erstellt. Die Gesellschaft ist zudem ins Firmenbuch einzutragen. Daraus resultieren Kosten für die Rechtsberatung und die Eintragung ins Firmenbuch. Bei einem Einzelunternehmen fallen üblicherweise nur die Gebühren für die Gewerbeanmeldung an. Eine genaue Auflistung ist auf der Homepage des Gründerservice unter dem Kapitel Kapitalbedarf zu finden. Lesen Sie in der Themenwoche Gründer Gründer-Magazin 128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“. Ab April im Zeitschriftenhandel. 7. 3. 8. 3. 9. 3. 10. 3. 11. 3. Der Weg zum eigenen Unternehmen Warum Frauen die besseren Gründer sind Geld für Firmengründer Wo Jungunternehmer arbeiten Nachfolger dringend gesucht EXTRA GRÜNDER EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 10. MÄRZ 2016 BEILAGE IM KURIE R MIT 50 JAHREN FÄNGT DAS GRÜNDERLEBEN AN Knapp 15 Prozent aller Neugründer sind heute bereits Routiniers mit reichlich Berufserfahrung. ✔Checklist Der schnelle Weg zur eigenen Firma ✔ Der Büro-Check ¡ Wie groß muss mein Büro sein? Und brauche ich überhaupt ein eigenes Büro? ✔ Meine Cloud ¡ Wie viel Geld ich durch Cloud Computing sparen kann. ✔ Das ideale Büro ¡ Welche Form des Arbeitsplatzes RAINER GOERITZ, GIOVANNI BINDONI & MICHAEL WALTER Die Telefon-Revoluzzer: Die Gründer von Digital Privacy sind alle älter als 50 und starten mit ihrer Telefon-App MyPiO durch. SERVICE 3 Digitaler Arbeitsablauf Mit diesen Tools organisieren junge Teams ihre Projekte. SERVICE 5 ··········· Lieber gemeinsam auf Zeit im gemieteten Gruppenbüro als alleine zuhause. ··········· Trend Coworking Neuanfang mit 50 + Warum es bei den über 50-Jährigen überproportional viele Gründer gibt. SERVICE 7 FOTOS: VOYAGER624/ISTOCKPHOTO.COM, NIKO HAVRANEK für mein Geschäft ideal ist. SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 2 Ein Büro für alle Gründer-Fälle det sich im 1929 erbauten Indianerhof. Große, helle Auslagen, dickes Mauerwerk, ein alter Schiffsboden und jede Menge Vintage-Möbel und -Dekoration sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. „Das Büro ist nicht nur unser Arbeitsplatz, sondern auch Treffpunkt für soziales Netzwerken sowie Einkehrstation unserer Kinder“, sagt Sandra Halosar. Gänzlich anders ist der Arbeitsplatz des Biologen Guntram Christiansen. Das von ihm gegründete Unternehmen Miti Biosystems beschäftigt sich seit 2014 mit der Suche nach zu- Gute Idee: mit anderen Selbständigen kostengünstig Geschäftsräume teilen! Für JungunternehmerInnen sind beim Betriebsstart vor allem zwei Dinge wichtig: ein gutes Netzwerk aufbauen und die Fixkosten wie Miete für die eigenen Geschäftsräume gering halten. Beides bietet der SMG kreativ.RAUM in Marchtrenk an, und geht hier mit einer neuen Idee österreichweit voran: auch Einzelhändlern und Dienstleistern, die täglich Kundschaft empfangen, können sich etwa 500 Quadratmeter Verkaufs-Raum teilen, gewissermaßen in Form einer Arbeitsgemeinschaft. Die Standortmarketing Marchtrenk GmbH (SMG) bietet seit Mai 2015 z.B. der „AUSZEIT“ – einer Art Joint Venture von vier jungen Unternehmerinnen – den Raum.SÜD für ihre Geschäftsideen an: Nageldesign, Kosmetik, Damenmode und Energetik-Dienstleistung, alles kompakt auf 80 Quadratmetern. Gleichzeitig wird mit diesem Angebot dem über viele Jahre zu großen Teilen leerstehenden „Marktplatzcenter“, einem innerstädtischen Einkaufscenter aus den frühen 1990er Jahren, wieder neues Leben eingehaucht. Somit gibt es nur Gewinner: die Nutzer des SMG kreativ.RAUMs (günstige Miete und Netzwerkmöglichkeit), die BürgerInnen (können innovative Geschäftsideen konsumieren), die Stadt Marchtrenk (hat weiter an Attraktivität gewonnen) und nicht zuletzt der Eigentümer der Immobilie (Leerstand zu 100% behoben). Weitere Infos unter www.gemeinsam-marchtrenk.at/kreativraum/ künftigen Medikamenten, der Identifizierung von sogenannten Leadkandidaten. Ein eingereichtes Patent wird seit zwei Jahren kommerziell weiterentwickelt. Zwei kürzlich ausgestiegene Investoren zwingen zum Umdisponieren: „Für dieses Jahr ist das Ziel, alternative Gelder aufzustellen und unsere Technologie weiterzuentwickeln“, sagt Christiansen. Sein molekularbiologischesLaborim Vienna Biocenter (VBC) bezeichnet der Forscher als großes Glück: „Dadurch können wir auf eine sehr hohe Dichte an fachkundigen Nachbarn zurückgreifen.“ Klein und fein Bereits vor zwei Jahren eröffnete die gelernte Grafikerin Chloe Thomas ihren kleinen Laden Sous-Bois. Hier verkauft sie vielerlei Papeterie-Produkte und Kunstbücher. Das Geschäftslokal ist gleichzeitig auch ihr Büro. Die Idee, ein Lokal aufzumachen, habe sie schon länger mit sich herumgetragen, über das leer stehende Geschäft seisie dannaber zufällig gestoßen. „Es war alles sehr spontan, und ich hatte damals kein Büro mehr, um zu arbeiten“, erzählt Thomas. Home Office sei keine Alternative gewesen, denn da könne sie nur schwer Grenzen ziehen. „Papeterie liegt zurzeit im Trend, daher auch der schnelle Entschluss“, erklärt Chloe Thomas. „Leben kann ich derzeit nochnichtdavon,aberdasändert sich hoffentlich bald.“ Denn nebenbei nimmt Thomas immer noch Aufträge als Grafikdesignerin an, um über die Runden zu kommen. Ihren Arbeitsplatz bezeichnet sie als lebendigen Ort voller Kreativität. – STEFAN KLUGER VERONIQUE GIROUD und EinLADEN unter einem Dach. Dort befindet sich auch das Designlabel Feinheiten von Dagmar Ebenstein. „In dieser Konstellation gibt es uns seit 2015“, erzählt Halosar. Von Saha werden hauptsächlich Firmenveranstaltungen konzipiert und organisiert. Parallel wird im EinLADEN beraten und verkauft und in der DesignWerkstatt Feinheiten werden Einzelstückegeschneidert,neue Ideen – wie etwa ein SecondHemdaus„alten“Hemden–kreiert und Typ-Beratungen durchgeführt. Das Gassenlokal im Meidlinger Tivoli-Viertel befin- Alles an einer Adresse: Saha, EinLADEN und Feinheiten VERONIQUE GIROUD BEZAHLTE ANZEIGE Sozialer Treffpunkt Gründerin Sandra Halosar verbindet die Eventagentur Saha Die Lieferei: innovative Getränke für Gastronomie und Privatpersonen Guntram Christiansen sucht nach neuen Medikamenten VERONIQUE GIROUD W as Arbeit eigentlich ist, sei nicht mehr so einfach zu kategorisieren. Einzig die Tatsache, dass damit der Lebensunterhalt verdient wird, scheint für die Autoren Harry Gatterer und Thomas Huber greifbar. In ihrer Studie „Work:design“ gehen sie davon aus, dass der oftmals stark diskutierte Begriff „Work-LifeBalance“ verschwinden wird, denn er betrachtet Arbeit und Leben als getrennte Bereiche. Und diese Abgrenzung sei in Zukunft kaum noch zu spüren, so die beiden Trendforscher. Dass diese Grenzen sich auflösen, zeigen auch die Arbeitsräume junger Gründer. Seit zehn Monaten versorgt Die Lieferei österreichweit Privatpersonen und Gastronomie mir ihren innovativen Getränken. Geschäftsführer Hendrik Genotte: „Wir verstehen uns als Interessenvertretung für kleinere Getränkemarken. Und schließen mit unserem Angebot eine Lücke.“ Als Generalimporteur bietet Die Lieferei neben heimischen auch zahlreiche deutsche Produktean–wiebeispielsweise Curcumis (Gurkenlimonade), Kokosnuss-Wasser und Mio Mio Mate. Bei ihrem Büro war ihnen Start-up-Flairdurchauswichtig. Den hippen Tisch haben sie dafür extra aus Tirol geholt, die Teile durchs Fenster gehoben und dann zusammengeschraubt. Dort sitzen nun viele junge Leute auf engem Raum. In den beiden Büroräumen stehen fast überall Getränke-Samples herum: „Die Produkte müssen in erster Linie uns gefallen. Und dann erfolgt eine ausführliche Marktanalyse“, erklärt Genotte die Auswahl. VERONIQUE GIROUD Arbeitswelten. Ein Blick in die Räumlichkeiten junger Unternehmen Cloe Thomas von Sous-Bois hofft auf Wachstum GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT SERVICE 3 Trend Coworking CHRISTINE WURNIG; ANA BARROS Den Arbeitsplatz teilen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für Coworking Seit mehr als zehn Jahren bietet die Schraubenfabrik im 2. Bezirk Raum zum Arbeiten an. Wegen der hohen Nachfrage vergrößerte Impact Hub Vienna 2015 die Bürofläche um das Vierfache E in Büro, viele verschiedene Unternehmen. Coworking-Spaces vermieten einzelne Arbeitsplätze an Unternehmer aus verschiedenenBranchen.So wird der Arbeitsplatz leichterleistbar,flexiblernutzbar und die Firmen können auch vom Austausch untereinander profitieren. Gerade bei Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und Start-ups sind Coworking-Spaces beliebt, da die Kosten im Vergleich zu einem eigenen Büro oft geringer sind. Je nach Anbieter und Vereinbarung werden Arbeitsplätze als auch Infrastruktur, also Netzwerk, Drucker, Telefon oder Besprechungsräume, zur Verfügung gestellt. Ein weiteres Plus in CoworkingSpaces ist der Austausch mit den anderen Nutzern dieser Büroräumlichkeiten. Mittlerweile boomt Coworking in ganz Österreich. Vorreiter EinerdererstenOrteinWien an, dem gemeinsames Arbeiten möglich wurde, war die Schraubenfabrik, die 2002 von Stefan Leitner-Sidl und Michael Pöll entdeckt und umfunktioniert wurde. Mittlerweile teilen sich 50 Leute aus den unterschiedlichsten Branchen die Arbeitsbereiche – einige sind Die Suche nach dem Richtigen Durch das steigende Angebot an Coworking-Spaces und Gemeinschaftsbüros wird auch die Auswahl immer schwieriger. Auf der Plattform www.sharedspaces.at kann nach einer gemeinsamen Arbeitsumgebung je nach Preis und Region gesucht werden. Bevor man sich auf die Suche macht, sollte man genau überlegen, wie viel Wert man auf einen Arbeitsplatz zur alleinigen Nutzung legt. Ein fixer Platz ist teurer – wem es nichts ausmacht, jeden Tag an einem anderen Tisch zu sitzen, kann Geld sparen. Einige größere Anbieter wie der Impact Hub Vienna bieten für Interessierte, die Coworking zunächst ausprobieren wollen, auch Tageskarten an. schon seit Anbeginn mit dabei. Das Konzept ging auf. Nur zwei Jahre später entstand in der Hutfabrik der zweite Standort, 2007 folgte das Unternehmerzentrum Rochuspark als dritterStandort.Währendin der Schraubenfabrik und dem Rochuspark auch heute noch ein buntes Miteinander verschiedenster Unternehmer herrscht, wird die Hutfabrik mittlerweile ausschließlich von zwei Start-ups genutzt. Ebenfalls etabliert hat sich in Wien der Impact Hub Vienna im 7. Bezirk. Impact Hub bietet Coworking-Spaces weltweit in vielen Städten an, seit 2010 gibt es nun auch einen Ableger in Wien. Und die Nachfrage scheint groß zu sein: Vergangenes Jahr wurde die Bürofläche im Impact Hub Vienna um das Vierfache auf insgesamt 1200 Quadratmeter vergrößert. Nicht nur in Wien Aber auch außerhalb der Bundeshauptstadt stehen vermehrt Alternativen zum Home-Office zur Verfügung: In Kärnten offeriert die Kreativwirtschaft Klagenfurt zwei Möglichkeiten zum gemeinschaftlichen Arbeiten – im Hafen 11 und in der Anlegestelle finden sich zentrale und flexible Arbeitsplätze für kreative Geister. In Graz bietet SpaceLend 20 fixe und zehn flexible Arbeitsplätze sowie einen Meeting-Raum und einen Veranstaltungsraum an. – YASMIN VIHAUS SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 4 Räume des Wissens CHRISTIAN POSCHNER Mehrwert. Unternehmen schaffen für sich und ihre Mitarbeiter nicht nur Arbeitsraum, sondern Identifikation Flexible Arbeitsräume mit Charakter. Etwa die Neudörfler-Reihe „Unit“, hier in der HotelDesignWerkstatt im Salzburger Gusswerk D ie beiden Wiener Unternehmen WhatAVenture und Conda haben letztes Jahr gemeinsam ein neues Büro bezogen und sich für Räumlichkeiten im Andromeda-Tower in der Donau City entschieden. Conda ist eine Crowdinvest- ment-Plattform, WhatAVenture begleitetmitSoftware,Toolsund Beratung junge Unternehmen auf ihrem Weg zum Erfolg. Stefan Perkmann-Berger, Gründer von WhatAVenture, beschreibt den Prozess folgendermaßen: „Wir hatten die Aufgabe, für bei- ✔CHECKLISTE Büro und Ausstattung Diese Fragen sollten Sie sich bei der Wahl des Büros stellen. Home-Office ¡ Ein-Personen-Unternehmen arbeiten mitunter zu Hause. Sie müssen keine Räume anmieten, bleiben aber in den eigenen vier Wänden und können diese Räume nur unter bestimmten Bedingungen steuerlich geltend machen. Kooperatives Arbeiten ¡ Wer seine Projekte nicht nur allein, sondern vermehrt in Zusammenarbeit mit anderen umsetzt, sollte an Räumlichkeiten für Meetings denken. Nicht alles lässt sich digital besser lösen. ¡ Repräsentationsfläche Nicht nur Läden brauchen Raum, um ihre Produkte potenziellen Kunden zu präsentieren. Wer seine Leistungen und Produkte – auch B2B – herzeigen will, braucht dafür geeignete Räume. Mietlösungen ¡ Wer all das nur selten und zeitweise braucht, findet oft in der Umgebung Räumlichkeiten in Coworking Spaces und bei anderen Anbietern, um sie nach Bedarf anzumieten. de Unternehmen eigene Arbeitsplätze zu schaffen und darüber hinaus gemeinsamen Raum, der auch für Austausch, flexible Gruppenzusammenstellungen und Kreativität genutzt werden kann.“ Genau das wurde dann auch umgesetzt. Jedes Unternehmen hat zwei Arbeitsräume für die fixen Mitarbeiter und in der Mitte gibt es einen großen, gemeinsamen Raum, der flexibelinderAufteilungundZusammenstellung der Projektbeteiligten genutzt werden kann. Mietlösungen Genau diese Flexibilität ist wichtig, damit in Büros das auf Mitarbeiter und Räume verteilte Wissen und Know-how zum richtigen Zeitpunkt zusammenfinden kann. Meeting-Räume werden nicht aus Notwendigkeit aufgesucht, sondern sind jene Orte, an denen in Zusammenarbeit Innovationen und die mitunter entscheidende Arbeit stattfinden. Viel Erfahrung in der Ausstattung von Büros haben auch die heimischen Branchengrößen Bene und Neudörfler. Ihre Produkte mögen für Gründer nicht immer leistbar sein, doch die Anbieter unterstützen diese mit Forschungsarbeit, als Ideengeber und auch mit Mietlösungen. Angelika Molk von Büro-Profi Bene kennt die besonderen Anforderungen der Gründer: „Niedrige Preise gehören genauso dazu wie flexibleMöbel,diemitdemUnternehmenwachsenundzudenneu- Hardund Software „Für Selbstständige, Klein- und Mittelbetriebe aller Branchen spielen durchgängige Erreichbarkeit und verlässliche Internetanbindung eine immer wichtigere Rolle“, fasst Marcos Harfmann, Leiter Marketing A1, zusammen. Gerade junge Gründer sind mit technischen Geräten aufgewachsen und finden sich in diesem Bereich einfach zurecht. Für einzelne Branchen gibt es typische Produkte, Konfigurationen und Pakete. Teilweise individuelle Lösungen bieten nicht nur Händler, sondern auch Telekomprovider und Hersteller. Microsoft etwa unterstützt mit seinem Programm BizSpark auch in dieser Frage 75.000 Start-ups weltweit und 530 in Österreich. en Arbeitsformen passen. Wer nicht alles gleich im eigenen Haus braucht, kann auch ausprobieren. Repräsentative MeetingRäume oder auch kreative Innovation Labs können hier gemietet werden.“ Und das nicht nur in Wien, sondern auch in Linz in Kooperation mit der jungen Wirtschaft. Innovation Labs gibt es in Wien und München. Auch Helmut Sattler, CEO von Neudörfler Office Systems, kann über die Veränderungen in der Büroraumgestaltung berichten: „Mobile Endgeräte ermöglichen Arbeitnehmern zwar die Erledigung ihrer To-Dos von jedem Platz der Welt, aber mehr als 70 Prozent der Befragten der Studie „New Work Order“ (Orgatec 2014) bestehen trotzdem auf einen eigenen Schreibtisch.“ Ein Arbeitsplatz ist eben auch identitätsstiftend. Und so beschreibt auch Stefan PerkmannBerger von WhatAVenture das kommende Ziel in der Bürogestaltung: „Die nächste Herausforderungistes,dasswirdemBüro noch mehr unverwechselbareIdentitätundCharaktergeben wollen. Wir wollen die Kreativität fördern und Besuchern und Kunden ein ,Wow‘ entlocken.“ – MARTIN MÜHL SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 5 eMail war gestern Vernetzt. Mit diesen Tools tauschen sich Gründer und ihre Mitarbeiter untereinander und mit ihren Kunden aus Immer in Kontakt Nicht nur Kreative arbeiten heute über Unternehmen, Länder, Kontinente und Zeitzonen hinweg zusammen. Sie benutzen neue Werkzeuge der Kommunikation, arbeiten mittels CloudServices gemeinsam an Projekten und Dateien und laden die Kunden dazu ein, direkt mitzugestalten. Gemeinsam ist all diesen Werkzeugen, dass sie ihr volles Potenzial nur dann entfalten, wenn sie gewissenhaft eingesetzt und befüllt werden. Speziell am Beginn eines Projekts kann das zeitaufwendig sein. Mit fortlaufender Projektdauer machen sich der Einsatz und der Aufwand aber bezahlt. Einmal sauber eingegebene und gespeicherte Daten stehen digital für lange Zeit und für viele Einsatzzwecke zur Verfügung. – MARTIN MÜHL Das Firmenauto und seine Alternativen gehen beide in Richtung Elektro-Fahrzeug. Firmenwagen sind in vielen Branchen und Gegenden einfach notwendig. Mitarbeiter müssen individuell mobil sein in Regionen, die mit öffentlichem Verkehr nicht erschlossen sind, um größeres Material transportieren oder zeitlich flexibel zu sein. Der Gesetzgeber hat die Obergrenzen bei den Sachbezügen erhöht, die jene Mitarbeiter bezahlen, die die Fahrzeuge auch privat nutzen. Hier fallen nun je nach Anschaffungskosten und CO2Emissionswert bis zu 960 Euro pro Monat an (generell 2 Prozent der Anschaffungskosten ab 130 Gramm CO2Emission bis zur Höchstgrenze 960 Euro). Deutlich weniger zahlen nur jene, die das Fahrzeug privat sehr wenig nutzen und darüber genau Fahrtenbuch führen – und: Elektro-Autos. Für Fahrzeuge mit einem CO2-Emissionswert von null entfällt der Sachbezug komplett. Dies kann für Unternehmen und Arbeitnehmer sehr praktisch sein. Auch der ÖAMTC begrüßt diese Entwicklung. Elisabeth Brandau, die Leiterin der Abteilung Verkehrswirtschaft, ✔CHECKLISTE Werkzeuge der Zusammenarbeit Diese vier digitalen Kommunikations-Tools haben sich in den vergangenen Jahren als überaus nützlich erwiesen. Chat-Tools ¡ In modernen Chat-Tools lassen sich dynamisch thematische Räu- me einrichten oder Files austauschen und zur Verfügung stellen. Das wichtigste Werkzeug gegen die eMail-Flut. geht aber noch einen Schritt weiter: „Neben reinen Elektro-Autos sollten auch Plug-in-Hybridautos die Vorteile bei Vorsteuer und Sachbezug erhalten – das würde vor allem für Firmen etwas bringen.“ Bisher praktisch ausschließlich in Ballungszentren wie Wien verfügbar, können Unternehmen darüber hinaus auf andere Services wie Carsharing für Businesskunden zurückgreifen. Daimlers Car2Go bietet die Möglichkeiten, dass Mitarbeiter ein geschäftliches Konto anlegen oder das Unternehmen ein Konto anlegt und Mitarbeiter dafür freischaltet. Bei Zipcar können Unternehmen mehrere Karten für verschiedene Mitarbeiter beantragen. Und bei DriveNow, der Kooperation von BMW und Sixt, können die Kunden eine zweite geschäftliche Rechnungsadresse mit eigenem Zahlungsmittel hinterlegen und vor jeder Fahrt das Konto auswählen. Auch hier gibt es mit dem BMW i3 immer mehr Elektro-Autos. Bei internationalen Anbietern können Kunden das Angebot auch im Ausland nutzen. DAVID ULRICH/DRIVE NOW K ollaboratives Arbeiten und andere neue Organisationsformen haben ebenso wie die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsräumen die Etablierung von neuen Kommunikationsmitteln zur Folge gehabt. Individuell mobil DAVID ULRICH/DRIVE NOW DRAGONIMAGES/FOTOLIA Die digitale Kommunikation findet heutzutage überall und zu jeder Zeit statt Shared Documents & Wikis ¡ Mit diesen Programmen und Services bearbeitet man Dokumente gemeinsam: in Echtzeit, in der Cloud, und es lässt sich von überall darauf zugreifen. Ticket-Systeme & Projektmanagement ¡ Mit Ticketsystemen können Kunden und Projektleiter Aufgaben vermerken und einzelnen Mitarbeitern zuteilen. Auch der Austausch darüber findet in den Systemen selbst statt. CRM-Tools ¡ In Customer-Relation-Management-Software speichert man nicht nur die Daten und Ansprechpersonen von Kunden, sondern auch die Art und Weise des Kontakts und deren Wünsche. Die Anschaffung von Elektroautos als Firmenwagen zahlt sich aus SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 7 6 Weil es nie zu spät ist: Die Gründer -Generation 50 plus startet durch Erfahrung als Kapital. Auch immer mehr Ältere wagen den Sprung in die Selbstständigkeit. Oft sind sie D ie Anzahl aktiver und gesunder Menschen 50 plus, die nicht mehr in den Arbeitsmarkt integriert sind, steigt in Deutschland kontinuierlich“, heißt es auf der deutschen Plattform Gruender 50plus.de. Und das, „obwohl sie in einer unter Fachkräftemangel leidenden Wirtschaft dringend gebraucht würden. Denn vieledieserMenschensindhochmotiviert, gut ausgebildet und besitzen spezifische Erfahrungen.“ Deshalb unterstütztdashinterderPlattform stehende Beratungsunternehmen seit 2012 Menschen dabei, sich selbstständig zu machen. AuchwennsichdieAktivitäten von Gruender50plus – die Plattform kooperiert u. a. mit Google – bisher nicht auf Österreicherstrecken–alldas dürfte in Österreich nicht anders sein. „Demografisch betrachtet werden wir einfach immer älter“, meint Sabine Skarpil-Zauner vom Gründerservice. Laut Wirtschaftskammer hat sich die Zahl der älteren Neugründer zwischen 2000 und 2015 de facto verdreifacht. Rechnet man die Gründer 50 plus dazu, dann waren zur Jahrtausendwende 8,4 Prozent aller Neugründer berufliche Routiniers. Im Jahr 2015 waren es bereits knapp 15 Prozent. Ist es als Gründer im fortgeschrittenen Alter schwieriger, eine Finanzierung zu bekommen?„Nein“,meintSkarpil-Zauner, „da würde ich bei den Altersgruppen keinen Unterschied sehen. Es ist generell schwierig – egal ob wir von einem Alter von 30, 40 oder 50 Jahren sprechen. Uns ist es deshalb wichtig, dassesöftergelingt,Privatkapital auch in Risikokapital umzuwandeln.“ 1 Handy = 10 Telefonnummern Genau das ist Digital Privacy gelungen. Die von einem 50x Triumvirat gegründete Firma ist diesbezüglich eines der erfolgreichsten Start-ups des Landes, wie Rainer Goeritz (54) ausführt: „Wir sind insofernatypisch,alswirrelativ viel Geld gleich zum Start brauchten. Unser Ziel ist es, die Art und Weise wie wir telefonieren zu revolutionieren. Die Idee: Jeder Mensch hat heute mehrere eMailAdressen – privat, beruflich, fürsDating.DiesePraxisübertragen wir auf die Telefonie: Jeder hat eine Hauptnummer, die er sein Leben lang mitschleppt, und die es deshalb zu schützen gilt. Und um die Kontrolle über die eigenen Anrufe zu bekommen, ist es mit unserer MyPIO App möglich, bis zu zehn zu- sätzliche private Nummern zu verwalten – ohne zusätzliches Gerät. Dafür haben wir aberdiekompletteInfrastruktur eines virtuellen Netzbetreibers einzurichten. Stückweise, das geht bei uns nicht. Dafür können wir gut skalieren. Bisher haben wir eine Million Euro eingeworben. Gerade sind wir dabei, eine weitere Million einzuwerben.“ Seine Mitgründer – Giovanni Bindoni, 60, und Michael Walter, 56, – verfügen wie Goeritz über reichlich Branchenerfahrung und haben selbst 250.000 Euro investiert. „Was wir machen, wäre unmöglich für eine junge Truppe“, ist Goeritz überzeugt. „Wir müssen mit den BigPlayernderTelekombranche verhandeln. Dort würde man uns dieses Vertrauen nicht entgegenbringen, würden wir nicht Erfahrung mitbringen.“ Im Juli wird die MyPIO App in Österreich und Deutschland soft gelauncht. ImHerbstfolgenEnglandund Italien. Dann soll mit dem PartnerBritishTelecomininsgesamt 178 Ländern verdient werden. „Jeder weiß, dass ein Investment in ein Start-up ein gewisses Risiko bedeutet.Dasnehmenunsere durchwegs sehr erfahrenen Investoren gerne auf sich“, meintGoeritz,„weilsiedamit rechnen, ihren Einsatz zu vervielfachen.“ Selbstbestimmtes Leben im Alter „Meine ältere Tochter fragt schon immer wieder, warum ich mir das noch antue“, gesteht Robert Heinze. Heinze ist51,dieTochter21Jahrealt. Dem Klischee folgend, wäre sie die Gründerin, nicht er. Doch Heinze – „dieses Prickeln zu spüren, das ist mit 50nichtandersalsmit30Jahren“ –, man hört es, ist Unternehmer mit Leib und Seele. Bis zur Jahrtausendwende in der IT-Welt zu Hause, war er ✔CHECKLISTE Dinge, die sich ältere Gründer bewusst sein sollten: Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob ich als 30-, 40- oder 50-Jähriger ein Unternehmen gründe. Der rechtliche Rahmen bleibt der gleiche und auch am Markt muss ich mich sowieso behaupten. selbst Zielgruppe – oder füllen eine Marktlücke bis 2015 als Berater und Teamentwickler selbstständig. „Bei einem Beratungsgespräch mit einem Kunden ist dann plötzlich das Thema aufgepoppt“, erinnert er sich. Im November 2015 wurde mit einem Partner – ebenfalls 50 plus – gegründet; im Februar 2016 gewann die Geschäftsidee von Connect Care bereits den Start-upWettbewerb von Microsoft und WKO. Denn die gleichnamige App hat enormes Potenzial. Bereits mehr als 400.000 pflegebedürftige Menschen gibt es, 230.000 davon leben in häuslicher Pflege, Tendenz steigend. Heinze, der sich selbst umseineGroßmuttergekümmert hat, weiß aus eigener Erfahrung, dass die herkömmlichen Notrufarmbänder kaum genützt werden. Im Juli wird deshalb die Connect-Care-App gelauncht. Die Zielgruppe ist selbst zwischen 40 und 60 Jahre alt. „Wir adressieren als Käufer die Kinder der Senioren“,diedurchdieinteraktiveAppunteranderemNachbarn verständigen können, und wissen, was bei den Alten zu Hause passiert. Ganz nach dem Motto: „Ich weiß, beidiristallesgut.“Undwenn nicht, können die Angehöri- gen rasch reagieren. Denn die App erkennt, ob jemand gestürzt ist oder vergessen hat, die Wohnungstüre zu schließen. Das System registriert Notfälle automatisch und informiert die AngehörigensofortviaHandy.„Einheißes gesellschaftliches Thema“, meint Heinze. „Wir wollenschließlichallesolangwie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. Wir sind als Kindergeneration gerade selbstZielgruppe.VieleJunge verstehen das Thema noch nicht. Oder es ist schlicht nicht hip genug, um angegangen zu werden.“ – THOMAS WEBER ¡ Die Ressourcen Nicht nur finanziell, auch körperlich gerät man als Gründer gerade in der Start-up-Phase immer wieder an seine Grenzen. Fitness schadet nie – und sich seiner Grenzen bewusst zu sein ebenso wenig. Die Partner ¡ In vielen Fällen sinnvoll: Mitstreiter, deren Stärken und Schwächen ich bereits aus der beruflichen Praxis kenne. Jedenfalls nie verkehrt ist es, sich parallel zum neuen Unternehmen gleich auch einen Nachfolger aufzubauen. Gehen soll man schließlich immer dann, wenn’s am schönsten ist. Die Pension ¡ Nur in einem einzigen Punkt macht es bei den Beratungsgesprächen des Gründerservice wirklich einen Unterschied, ob man als Gründer 30, 40, 50 oder 60 Lenze zählt: beim Thema Pensionen. Diesbezüglich auftretende Fragen lassen sich allerdings nur individuell beantworten. www.gruenderservice.at Robert Heinze, 51, Connect Care Charlie Frauscher, 63, Pixxers MERCEDES-BENZ Sprinter 516/43 KOLBW Erstzulassung 12/2014, 34.604 km ab 33.990,– exkl. MwSt. ab 40.788,– inkl. MwSt. 20 x sofort verfügbar. MERCEDES-BENZ Sprinter, Kasten 37er Radstand Erstzulassung 2014, ab 35.000 km, Diesel 10 x sofort verfügbar ab 22.990,– exkl. MwSt. ab 27.588,– inkl. MwSt. Silicon Valley als Jungbrunnen Mit 60 machte sich Werber Charlie Frauscher auf ins Silicon Valley. Retour kam er mit der Idee für „Pixxers – The Photo Network“. Jetzt, mit 63, behauptet er sich als Vernetzer seiner Branche. Wenn man ihn nach seinem Alter fragt, muss Charlie Frauscher kurz nachdenken. Alter, so scheint’s, ist für den 63-jährigen Werber keine Kategorie. Erfahrung und vor allem der Vernetzungsgrad dafür umso mehr. „Was ich jetzt mache, wäre im Alter von Dreißig nicht möglich gewesen. Ich kannte ja niemanden“, meint der Linzer. Jetzt ist Frauscher bestens vernetzt, arbeitet wie eh und je als Werber, behauptet sich als Gründer, aber auch als Vernetzer seiner Branche. Seine Plattform Pixxers führt die Zuschreibung „The Photo Network“ im Namen. Die Idee, er brachte sie vor drei Jahren aus dem Silicon Valley mit, wo er sich im Rahmen des „Go Silicon Valley“-Programms der WKO drei Monate inspirieren ließ, ist einfach: Pixxers ist das Gegenteil einer Bilddatenbank. Zur Zielgrup- pe gehören vor allem Werbeagenturen. Brauchen sie Fotos, sollen sie nicht passiv Fotos in Datenbanken suchen, sondern sich aktiv eines wünschen. Am anderen Ende warten Fotografen, die dadurch genau wissen, was wirklich gefragt ist. Die direkte Vernetzung von Fotografen und Agenturen ohne Zwischenschaltung über teure Stockagenturen spart erfahrungsgemäß auch Zeit. Seit 2015 ist Pixxers nun offizieller Partner des internationalen Werbefestivals in Cannes. „Ein Ritterschlag“, freut sich Frauscher. Eines hat Charlie Frauscher gewissermaßen institutionalisiert: den andauernden Kontakt zu den Jungen. „Der ist ganz wichtig, um zu wissen, wie die Jungen denken“, ist er überzeugt. „Mein Developer war noch an der FH in Hagenberg, als er für mich zu arbeiten begonnen hat. Der könnte mein Enkel sein! Dieser Austausch ist mir ganz wichtig.“ Information zur „Go Silicon Valley“-Initiative der WKO auf Anfrage unter: aussenwirtschaft.technologie@wko.at Susanne Skarpil-Zauner, WKO MERCEDES-BENZ 111 Citan Bus Erstzulassung 06/2015, 16.100 km, Diesel FIAT Professional SCUDO 130 L2H1 Erstzulassung 09/2015, 15.890 km MERCEDES-BENZ 114 Vito Neuwagen Feuerwehrausstattung Sonderpreis MERCEDES-BENZ 313/316 CDI DOKA Pritsche Erstzulassung ab 2013, 10 – 31.000 km inkl. Nova, exkl. MwSt. 18.990,– inkl. aller Steuern. exkl. MwSt. 20.388,– inkl. MwSt. inkl. Nova, exkl. MwSt 39.990,– inkl. Nova inkl. MwSt. ab 23.990,– exkl. MwSt. ab 28.788,– inkl. MwSt. MERCEDES-BENZ 111 Vito TOURER Erstzulassung 04/2015, 38.424 km MERCEDES-BENZ 113 Vito Bus/l Erstzulassung 12/2013, 72.665 km exkl. MwSt. 29.988,– inkl. MwSt. exkl. MwSt. 22.788,– inkl. MwSt. MERCEDES-BENZ 116 Vito Bus 4x4 Erstzulassung 11/2013, 67.400 km MERCEDES-BENZ 2.2 CDI Marco Polo Erstzulassung 09/2013, 36.127 km, Diesel, FIAT Professional Doblo Businessvan Erstzulassung 12/2014, 33.212 km, Diesel exkl. MwSt 39.588,– inkl. MwSt. exkl. MwSt. 59.988,– inkl. MwSt. exkl. MwSt 16.788,– inkl. MwSt. 15.825,– 16.990,– 33.325,– 3 x sofort verfügbar 300 gebrauchte Transporter lagernd! CONNECT CARE; FLORIAN VOGGENEDER; CHRISTIAN HUSAR, NIKO HAVRANEK PaPpapppaass tt-h GeGberbarauucech n n g e a g a ww IT-Veteran: Rainer Goeritz, 54, von Digital Privacy mit Giovanni Bindoni, 60, und Michael Walter, 56 (von li. nach re.) MERCEDES-BENZ 113 Vito Kasten Erstzulassung 02/2013, 80.444 km FIAT Professional Ducato L2H2 Kasten Erstzulassung 04/2015, 4.999 km MERCEDES-BENZ 316 CDI/ 43 KA 4X4 Erstzulassung 10/2014, 15.200 km, exkl. MwSt. 17.988,– inkl. MwSt. exkl. MwSt. 24.588,– inkl. MwSt. 29.990,– exkl. MwSt. 35.988,– inkl. MwSt. MERCEDES-BENZ 316 CDI/37 Bus Erstzulassung 10/2014, 16.975 km MERCEDES-BENZ 3.0 Viano GEA/l Erstzulassung 05/2013, 58.210 km, Sonderpreis exkl. MwSt. 40.788,– inkl. MwSt. exkl. MwSt. 57.588,– inkl. MwSt. 14.990,– 33.990,– 20.490,– 47.990,– 2 x sofort verfügbar MITSUBISHI Canter 3C15 Kipper Neuwagen, 33.990,– exkl. MwSt. 40.788,– inkl. MwSt. Weitere Infos zu den Gebrauchtwagen von Pappas Wr. Neudorf unter 02236/604 604 oder www.pappas.at 32.990,– 24.990,– 49.990,– 18.990,– 13.990,– SERVICE GRÜNDER Donnerstag 10. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8 Der engagierte Unternehmer Sinnvolle Produkte und Dienstleistungen. Der Social Entrepreneur wird als neuer Unternehmertypus gefördert Der Kärntner Brunnenbauer Dietmar Stuck exportiert als Pumpmakers einfach zu wartende Solarpumpen in alle Welt PUMPMAKERS MOZAMBIQUE M it der Zuschreibung Social Entrepreneur werden vor allem engagierte Einzelpersonen bedacht, die mit einer unkonventionellen Idee ein brennendes soziales, oft auch ökologisches Problem zu lösen trachten. Und die aus dieser Lösung mit unternehmerischem Blick ein Geschäftsmodell formen. Im Vordergrund steht nicht der persönliche Profit, sondern der soziale Mehrwert für die Gesellschaft. „Insgesamt schätzen wir die Zahl der neuen und etablierten Social Businesses in Österreich auf mindestens 1200 Organisationen“, meint Peter Vandor, Forscher am Social Entrepreneurship Center der Wiener Wirtschaftsuni und Gründer des Social Impact Award. In Wien hat die städtische Wirtschaftsagentur zuletztmiteinemeigenenFörderschwerpunktundGeldernvoneiner Million Euro auf das Thema reagiert. „Kreative Wiener Geschäftsmodelle für eine Gesellschaft im Wandel“ zu fördern, punkt:genau Der neue Kfz-Tarif! lautete das explizite Motto des departure-Calls. Von knapp 40 eingereichten Projekten werden nun neun unterstützt. Design-Marke Beispiele für erfolgreiche Social Enterprises gibt es auch in Österreich einige. Allen voran: Magdas. Das gleichnamige Hotel versteht sich als Social Business der Caritas und als Ort der Internationalität. Direkt im Wiener Prater gelegen, beschäftigtesu.a.Flüchtlinge,denenso eine Chance geboten wird, beruflich Fuß zu fassen. Nun soll der Name Magdas auch über die Hotellerie hinaus zur Marke werden, gewissermaßen als Social Brand. Renommierte Designer arbeiten gemeinsam mit sozialen Werkstätten daran, hochwertige Design-Produkte zu kreieren. Kathrina Dankl, selbst Designerin, betreut für Magdas ein Projekt mit der St. Pöltener New Design University. „Wir erarbeiten einen Leitfaden, wie Social Businesses mit Designern zusammenarbeiten können“, erklärt Dankl. Als Mittlerin verfügt sie über reichlich Erfahrung – vor allem aus dem Gesundheitsbereich. Dort stehen Industriedesigner täglich vor der Herausforderung, medizinische Produkte im Austausch mit sehr speziellen Zielgruppen zu gestalten. Ohne kollaborative Design-Ansätze blieben die Ergebnisse immer unbefriedigend. Auch dabei ist klar: Ein Produkt muss sich behaupten können. Gut gemeint und der Charme der geschützten Werkstätte, das ist zu wenig. – THOMAS WEBER FAHR FREUDE! Die einzige Kfz-Versicherung mit 11% Werkstatt-Rabatt. Mehr Infos auf www.hdi.at/werkstattnetz HDI Versicherung AG | Edelsinnstraße 7-11 | 1120 Wien | oice@hdi.at Die Pumpe als Problemlöser Die Pumpmakers aus Kärnten machen Selbsthilfe zum Geschäftsmodell. Einerseits wendet sich Pumpmakers weltweit – vor allem in Krisenregionen – an Gründerinnen und Gründer, die lokal Wasser und Wert schöpfen wollen. Andererseits gehören auch NGOs zur Zielgruppe des Kärntner Start-ups. Im Rahmen von Entwicklungszusammenarbeit oder Katastrophenhilfe werden immer wieder Pumpen oder Geldmittel für Solar-Bausätze zur Verfügung gestellt. Ein Bausatz, bestehend aus einem österreichischen Motor, Steuerung und Getriebe, kostet knapp 4000 Euro. Installation, Turmbau und vor allem auch die Wartung passieren vor Ort – mit variierenden Kosten. https://pumpmakers.com Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at) Redaktion: Martin Mühl, Stefan Kluger, Yasmin Vihaus, Thomas Weber Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: BeilagenGrafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23 Lesen Sie in der Themenwoche Gründer Gründer-Magazin 128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“. Ab April im Zeitschriftenhandel. GRÜNDER BEILAGE IM KURIE R 7. 3. 8. 3. 9. 3. 10. 3. 11. 3. Der Weg zum eigenen Unternehmen Warum Frauen die besseren Gründer sind Geld für Firmengründer Wo Jungunternehmer arbeiten Nachfolger dringend gesucht EXTRA EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 11. MÄRZ 2016 ✔Checklist Der schnelle Weg zur eigenen Firma ✔ Nachfolge geprüft ¡ Ist die Übernahme einer etablierten Firma für mich günstiger als eine Gründung? ✔ Option Franchise ¡ Kommt der Einstieg in ein bewährtes Vertriebssystem für mich in Frage? ✔ Idee Spin-off ¡ Meine Arbeit an der Universität ist mehr wert als nur eine gute Note. ELKE RIEMENSCHNEIDER Gabelbissen mit Tradition: Elke Riemenschneider hat den gleichnamigen Linzer Feinkostbetrieb von ihren Eltern übernommen. FOTO: FEINKOST RIEMENSCHNEIDER ICH BIN DER NEUE CHEF Warum eine Unternehmensnachfolge oft die bessere Alternative zu einer Firmengründung ist. SERVICE 4 Geld für den Firmenkauf Wie man eine Nachfolge finanziert. Worauf man bei der Übernahme achten muss. SERVICE 5 ··········· Welche Nachfolgebörsen zu empfehlen sind. Welche Branchen sie abdecken. ··········· Profis suchen Profis Von der Uni zur Firma Spin-offs auf Hochschulen machen die Doktorarbeit zum Unternehmenszweck. SERVICE 7 SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 2 Übernehmen statt gründen Unternehmensübergabe. Immer öfter übernehmen nicht die Kinder den Betrieb FOTOS: MARKUS HAMMER,SCHREIBWARENGESCHÄFT WALLNER Markus Hammer hat das elterliche Weingut in Rust übernommen und auf Bio-Weinbau umgestellt Doris WallnerGallistl hat 2013 ihr Schreibwarengeschäft Wallner in Mank an die ehemalige Mitarbeiterin Elisabeth Fahrngruber übergeben A llein bis zum Jahr 2023 stehen laut Wirtschaftskammer 45.000 kleine und mittlere Unternehmen in Österreich vor der Übergabe. Die Suche nach Nachfolgern ist also für viele Unternehmer ein Thema. Während lange Zeit die eigenen Kinder die häufigsten Nachfolger waren, geht diese Zahl zurück. Stattdessen übernehmen oft Angestellte oder Betriebsferne das Unternehmen. Manuela Mätzener leitet das Institut für Familienbetriebe und ist seit Jahren als Unternehmensberaterin aktiv. Dabei hat sie sich auf Unternehmensübergaben und die Nachfolgebegleitung spezialisiert. „Externe Betriebsübergaben sind ein wachsendes Thema“, weiß sie aus ihrer Praxis. „Wir hatten vor wenigen Jahren noch 25 Prozent familienexterne Übernahmen. Inzwischen liegen wir bei 40 Prozent und das wird in den nächsten Jahren vermutlich noch mehr werden.“ Typische Formen der Übergabe sind der Unternehmenskauf (auch gegen verschiedene Formen der Rente), die Schenkung und Vererbung oder die Pacht. Immer wieder geschehen diese Übernahmen auch fließend und eine Zeit lang arbeiten die neuen und alten Inhaber gemeinsam, bis die Übergeber sich langsam aus dem Unternehmen zurückziehen. Elisabeth Fahrngruber ist durch eine Übernahme zur Unternehmerin geworden. Im Jahr 2013 übernahm sie das traditionsreiche Schreibwarengeschäft Wallner in der Mostviertler Kleinstadt Mank. Der Laden – von den Leuten im Ort Schulwallner genannt – besteht schon seit 1897. Als die Besitzerin Doris Wallner-Gallistl sich auf Nachfolgersuche begab, dachte sie an ihre ehemalige Mitarbeiterin Elisabeth Fahrngruber, auch wenn die zu dem Zeitpunkt schon seit fünf Jahren nicht mehr im Betrieb arbeitete. Nach reiflicher Überlegung entschied sich die dreifache Mutter für die Übernahme. Bei dem Schritt geholfen hat ihr in der Entscheidungsphase die gute Gesprächsbasis mit der Betriebsübergeberin. Gute Gesprächsbasis „Das ist das Um und Auf einer reibungslosen Betriebsübergabe, dass Vorgänger und Nachfolger an einem Strang ziehen und dass von Anfang an mit offen Karten gespielt wird“, erzählt sie rückblickend. „Es geht schließlich auchumgegenseitigesVertrauen. Der Übergeber vertraut darauf, dass sein Betrieb gut weitergeführt wird, und der Übernehmer vertraut darauf, einen gut etablierten Betrieb zu übernehmen. Wenn man Bauchweh bei der ganzen Ge- schichte hat, sollte man es lieber lassen.“ Erprobtes Geschäft Einige Vorteile beim Übernehmen einer bestehenden Firma liegen auf der Hand: Wo ein Geschäftsmodell bereits erprobt und etabliert ist, entgeht man möglichen Anlaufschwierigkeiten. Dazu gehört der Aufbau eines Kundenstocks, das Erreichen des Mindestumsatzes, das Finden der passenden Belegschaft oder auch Investitionen in die alltäglichsten Gebrauchsgegenstände. Wo Gründer sich auf Beratung, Berechnungen und Prognosen verlassen müssen, können Übernehmer auf Kennzahlen, Daten und Erfahrungen aus der Praxis zurückgreifen. Das kam auch Elisabeth Fahrngruber entgegen: „Es gab Zahlen und Statistiken, aus denen man seine Schlüsse ziehen konnte. Mit anderen Worten, man wusste in etwa, wie der Hase läuft“, erklärt sie. Risikofrei ist es natürlich trotzdem nicht, eine Firma zu übernehmen. Versteckte, nicht bilanzierte Verluste, Nachholbedarf bei Investitionen oder Fehlberechnungen beim Unternehmenswert – das alles kann Geld und Nerven kosten. Um dies auszuschließen, ist eine umfassende Analyse des Unternehmenswerts unumgänglich. – THOMAS STOLLENWERK ✔CHECKLISTE Unternehmens-Nachfolger Damit die Vorteile, einen etablierten Betrieb zu übernehmen, nicht durch Unvorhergesehenes zunichte gemacht werden, ist eine objektive Einschätzung empfehlenswert. Eine Frage der Form ¡ Es gibt verschiedene rechtliche Varianten der Unter- nehmensübergabe (Schenkung, Rente, Kauf, Pacht, Vererbung, ...). Es sollte geprüft werden, welche Varianten infrage kommen. Einen Einblick gewinnen ¡ Ist eventuell eine Mitarbeit im Unternehmen bis zum geplanten Übergabetermin möglich? Die jüngere Vergangenheit sollte man kennen: Wie haben sich Umsatz, Gewinn, Rentabilität, Ruf, Kundenstruktur, Konkurrent, Mitarbeiter usw. in den vergangenen Jahren entwickelt? Die Standortfrage ¡ Ist der Unternehmensstandort optimal, ist er eventu- ell mit Eigentumsvorbehalten, mietrechtlichen Einschränkungen o. Ä. verbunden? ¡ Der Blick auf die Kosten Ist die Übernahme mit Ablösekosten oder Ausgaben für überfällige Investitionen verbunden? Den Finanzrahmen checken ¡ Welches Kapital steht zur Verfügung und kann die Übernahme finanziert werden? GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT SERVICE 3 Es bleibt in der Familie Innerfamiliäre Übergaben. So gelingt die Übergabe in der Verwandtschaft das kann man nicht voraussetzen. Wenn der Nachfolger kein Interesse hat, sollte man eher über einen Verkauf nachdenken“, meint Elke Riemenschneider. Und natürlich gibt es auch zubeachtendeRisiken.Sokönnten Schwachstellen in der Unternehmensführung mitübergebenwerdenodersicheinegewisse „Betriebsblindheit“ eingestellt haben: „Die Gefahr der Betriebsblindheit gibt es natürlich.Deswegenisteswichtig,immer wieder externe Meinungen einzuholen.ManmussfürNeues offen sein und am Puls der Zeit bleiben.“ Eine eigene Position Am Puls der Zeit bleiben, das möchte auch Markus Hammer. VonseinenElternhatderWinzer 2015 den Betrieb im burgenländischenRustübernommen.Und den stellt er nun von konventionellem Weinbau auf Bio-Wein um. Eine große Veränderung. „Man muss als Nachfolger seine eigene Position finden. Keine Veränderungen zu wagen, ist nicht, was Familienbetriebe groß gemacht hat“, lautet seine Überzeugung. Dass das nicht immereinfachist,weißderWinzer auch: „Ein klassisches Beispiel ist die Trennung von Unternehmensteilen. Etwas zu verkaufen oder aufzugeben, ist immer emotional. Man hängt ja an allem, was familiäre Geschichte hat. Da muss man sachlich bleiben und das in der Familie ausdiskutieren. Fast wie bei einer Familientherapie, könnte man sagen.“ – THOMAS STOLLENWERK FOTOS: FEINKOST RIEMENSCHNEIDER, AG VISUELL/FOTOLIA V om kleinen Betrieb bis zum großen Industriekonzern: Laut WKO sind rund 80 Prozent der Unternehmen in Österreich Familienbetriebe. Der Generationswechsel in diesen Familienunternehmen ist oft ein sanfter Übergang – und gleichzeitig ein Meilenstein. „Unser Unternehmen gibt es seit 1963. Mein Großvaterhatvorüber50Jahrenbegonnen, mein Vater hat das Unternehmen weitergeführt und seit 2011 bin ich nun Geschäftsführerin“, erzählt Elke Riemenschneider. In dritter Generation führt sie das Linzer Feinkostunternehmen Riemenschneider, bekannt für Aufstriche und die Snacks namens Gabelbissen. Dass sie irgendwann selbst übernehmen würde, stand zwar nichtseitjeherfest,einenaheliegende Entscheidung war es trotzdem. „Man weiß ungefähr, aufwasmansicheinlässt.Ichbin mit dem Unternehmen aufgewachsen und kenne es von der Pike auf. Ich habe schon währenddesBWL-Studiumsbeimeinen Eltern gearbeitet und bin einfach hineingewachsen“, beschreibt sie den fast logischen Prozess. „Dieser sanfte Übergang ist ein Erfolgsgeheimnis“, ist sie überzeugt. WennmaneinUnternehmen vom Vater oder von der Mutter übernimmt, dann wird ein ganzes Lebenswerk übergeben. „Ein Familienunternehmen zu übernehmen, macht keinen Sinn,wennmansichalsNachfolger für das Geschäft und die Branche nicht interessiert. Und Elke Riemenschneider führt das Linzer Feinkostunternehmen Riemenschneider in dritter Generation Wie viel ist meine Firma wert? Bei der Beantwortung dieser Frage leisten zahlreiche Ratgeber, u. a. der KMU-Unternehmenswert-Ratgeber der WKO, Hilfestellung. Der Unternehmenswert ist die Grundlage einer Nachfolge-Vereinbarung. Ganz egal, ob Schenkung, Pacht oder Verkauf. Für das Ermitteln von Unternehmenswert und Kaufpreis gibt es unterschiedliche Verfahren und Ansätze, aber keine fixen Regeln. Die Betriebswirtschaft unterscheidet das Ertragswert- und das Substanzwertverfahren. Ersteres nimmt vor allem zukünftige Gewinne und Verluste ins Visier. Zweiteres bewertet eher die Unternehmens-Aktiva wie Kapital- oder Immobilienvermögen. Am gebräuchlichsten sind gemischte Verfahren. Zu den Kriterien gehören außer Bilanzen und Daten über die Geschäftsentwicklung, bestehende Verträge mit Beschäftigten und Vermögenswerte. Auch das Image eines Unternehmens will bedacht werden, ebenso wie Patente und Rechte, Marken und Domains. Und natürlich die aufgebauten Kontakte und Netzwerke. Übernehmer und Übergeber haben hier unterschiedliche Interessen – jeder Teil muss verhandelt werden. SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 4 Suche engagierten Nachfolger GLOBALSTOCK/ISTOCKPHOTO.COM Nachfolgebörse. Wer sein Unternehmen loswerden oder einen Betrieb übernehmen möchte, ist hier richtig Bis 2023 sollen 45.700 Unternehmen in Österreich übergeben werden A WKO STEIERMARK/SISSI FURGLER FOTOGRAFIE ls österreichweite Onlineplattform ist die Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Österreich erste Anlaufstelle für Unternehmen auf der Suche nach potenziellen Nachfolgern,“ so Katrin Schlosser vom WKO Gründerservice. In insgesamt 22 Branchenkategorien können Inserate unentgeltlich geschaltet und die Anzeigenbibliothek durchstöbert werden. Von Auto & Transport bis Werbung & Kommunikation sind derzeit 1250 Nachfolgeangebote und rund 260 Nachfragen online. Allein seit Jahresbeginnwurden344neueAnzeigen platziert. Die Top-Kategorien: Gastronomie, Hotels und Frisörlokale.UnterschiedenwerdenInserate nach der geplanten Übergabeart: Nachfolgen können durch Barablöse, Pachtabkommen oder in Form von Leibrente- Verträgen geregelt werden. Eine individuelle Mailbox informiert die Nutzer über ein- und ausgehende Nachrichten und neu geschaltete Anzeigen. Alle Anfragen sind dabei stets unverbindlich. Die Inhalte selbst werden von der WKO stichprobenartig überprüft. Durch die Möglichkeit der anonymen Registrierung können unangenehme Zwischenfälle mit Mitarbeitern oder Kunden vermieden werden. Um welches Übergabeobjekt es sich handelt, wird oft erst bei der Kontaktaufnahme klar. Gründlich Planen „PerMausklickerlaubtdieNachfolgebörse eine erste Kontaktaufnahme und schafft einen Überblick über zu habende Objekte. Trotz allem sollte eine Betriebsübergabe gründlich geplant werden. Unternehmen tauscht man nicht wie Unterwäsche“, so Schlosser. Im Schnitt dauert die Planung einer erfolgreichen Übergabe bis zu zwei bis drei Jahre. Elektronische Nachfolgeangebote liefern erste Infos zu Objektgröße, Jahresumsatz, Infrastruktur und Mitarbeiterzahl, Kundenstock und Unternehmenswert. Übernahmeinteressierteerstellenein Profil ihres bisherigen Werdegangs, der vorhandenen Berufspraxis und Kapitalausstattung. Ein aktives Matching von passenden Inseraten betreibt nur das Land Steiermark. Mit der Follow-Me-Initiative soll auf Alternativen zur Unternehmensneugründung aufmerksam gemacht werden. Neben der Betreuung von Betriebsübergaben werden jährlich Preise an BestPractice-Beispiele verliehen. – THERESA GIRARDI „Mit dem Follow Me Award zeichnen wir jährlich Nachfolger und Nachfolgerinnen aus, um erfolgreiche Betriebsübernahmen vor den Vorhang zu holen.“ Karin Kuss, Koordinatorin Follow Me Wirtschaftskammer Steiermark ✔CHECKLISTE Das erfolgreiche Nachfolgeprofil Was bei der Inseratenerstellung beachtet werden sollte Ein aussagekräftiges Angebot ¡ braucht klare Informationen zum Standort und der Größe des Unternehmens. Angegeben werden sollten Mitarbeiterzahl, Jahresumsatz, Gründungsjahr, Unternehmenswert sowie Basisinformationen zum Kundenstock. Außerdem ist eine Angebotsart (Verkauf/Pacht/Leibrente) zu wählen und ein Übergabezeitraum festzulegen. Ein ansprechendes Profilbild steigert das Interesse am Inserat. ¡ Eine aussagekräftige Nachfrage braucht eine eindeutige Beschreibung, woran man interessiert ist. Angegeben werden sollten der bevorzugte Unternehmensstandort, die Objektgröße, eine Einschätzung der Mitarbeiterzahl und die vorhandene Kapitalausstattung. Außerdem ist eine oder mehrere Nachfrageart(en) (Kauf/Pacht/Leibrente) und ein zeitlicher Rahmen für die Betriebsübernahme festzulegen. Daten zur schulischen Ausbildung und bisherigen Berufspraxis sowie ein branchengerechtes Profilbild steigern das Interesse am Nachfolgeinserat. www.nachfolgeboerse.at Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at) Redaktion: Martin Mühl, Wolfgang Smejkal, Yasmin Vihaus, Thomas Weber Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23 SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 5 ✔CHECKLISTE Formen der Übergabe Finanzielle Fragen Übergabe-Finanzierung. So können Sie übernehmen FOTOS: GRADYREESE/ISTOCKPHOTO.COM, HFP Diese Möglichkeiten sollten Sie bei der Übernahme in Betracht ziehen ¡ Unentgeltliche Übergabe Speziell in Familienbetrieben wird, wenn es geeignete Nachfolger gibt, die Schenkung oder Vererbung des Unternehmens bevorzugt. Hier fallen auf beiden Seiten keine Steuern an. Fließende Übergabe ¡ Mitunter ist es ratsam, dass eine Zeit lang Übergeber und Überneh- mer gemeinsam das Unternehmen führen, um auch Know-how und Wissen auszutauschen. Renten ¡ Anstatt für ein Unternehmen auf einmal einen festgesetzten Kaufpreis zu zahlen, können Rentenzahlungen an den Übergeber vereinbart werden. Die Höhe kann auch abhängig vom weiteren Erfolg sein. Pacht ¡ Bei der Pacht zahlt der Nachfolger dafür das Unternehmen nutzen HFP zu können. Der Betrieb bleibt allerdings im Besitz des bisherigen Unternehmers. Bei der fließenden Übernahme arbeiten Übergeber und Übernehmer eine Zeit lang gemeinsam im Unternehmen B etriebsübergaben können in Österreich auf unterschiedliche Weise abgewickelt werden. Innerfamiliäre Unternehmensübertragungen erfolgen meist als Schenkung oder Vererbung. Dies hat nicht zuletzt denVorteil,dassfürkeinederbeiden Seiten eine Steuerbelastung entsteht. Zu beachten sind hier allerdings Grundstücksübertragungen. Sind diese Teil des Betriebs, ist für die Weitergabe eine Steuer von maximal 0,5 Prozent des Verkehrswerts zu zahlen. Fließender Übergang Bei den entgeltlichen Übergaben unterscheidet man zwischen abrupten und fließenden Betriebsübergaben. Während bei ersteren zu einem bestimmten Zeitpunkt meist Betriebsin- haber und Geschäftsführung gleichzeitig und sofort wechseln, geschieht dies im zweiten Fall fließend. Der Übergeber hält eine gewisse Zeit lang Anteile am Betrieb und arbeitet noch gemeinsam mit seinem Nachfolger, bevor er sich endgültig zurückzieht. Auch finanziell kann die Übergabe auf verschiedeneWeiseundüberlängere Zeiträume hinweg abgewickelt werden. Neben dem klassischen Kauf, der für Nachfolger mitunter schwierig zu finanzieren ist, gibt es etwa auch unterschiedliche Formen der Rente, wie die Kaufpreisrente, Versorgungsrente oder die Unterhaltsrente. Zu beachten ist hier, ob diese Renten vom weiteren wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abhängig gemacht werden und wie dieser zu beurteilen ist. Eine Sonderform ist der Anteilskauf, bei dem nur bestimmteAnteileübernommenwerden. Dabei bleiben das Unternehmen an sich und seine Verträge und Rechte unverändert. Die zweite Sonderform wäre die Pacht, bei der ein Unternehmen weitergegeben wird, ohne dass der Pächter auch zum Eigentümer wird. Der Pächter hat das Recht, für einen bestimmten Zeitraum oder unbefristet – und mit beidseitiger Kündigungsmöglichkeit – das Unternehmen zu nutzen. Dafür zahlt der Pächter den Pachtzins. Der Vorteil für den Pächter ist, dass erkeineKaufsummeaufbringen muss.Allerdingshaterauchkein Weitergaberecht.– MARTIN MÜHL Leitfaden zur Betriebsübergabe Drei Steuertipps von Christian Klausner, Partner bei HFP und Experte für Umgründungen und Unternehmensbewertungen. – Grundstückswert beachten Auch wenn bei der innerfamiliären Schenkung und Vererbung von Betrieben keine Steuer anfällt – werden Grundstücke mitübergeben, fallen bis zu 0,5 Prozent des Verkehrswertes an. – GmbH umwandeln Da Käufer von GmbHs, wenn sie Einzelpersonen sind, diesen Kauf nicht steuerlich geltend machen können, ist die Umwandlung der GmbH in eine KG zu überlegen. – Stiftungen Sie ergeben aus steuerlicher Sicht zumeist keinen Vorteil mehr. SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 6 Selbstständig mit Fangnetz Franchise. Unternehmerisch mit der Idee und der Marke eines anderen Unternehmens arbeiten ✔CHECKLISTE Recherche für Franchise-Nehmer Diese Punkte sollten Sie sich besonders genau ansehen, bevor Sie Franchise-Nehmer werden. ¡Hinterfragen Sie das Geschäftsmodell Wenn Sie das aktuelle Geschäftsmodell überzeugt, sollten Sie sich die langfristige Perspektive anschauen. Gute Franchisesysteme entwickeln sich ständig weiter und bieten Franchise-Nehmern Möglichkeiten sich einzubringen. Reden Sie mit anderen Franchise-Nehmern ¡ Besuchen Sie Filialen von zufällig ausgewählten Partnern und fra- gen Sie kritisch nach. Unterhalten Sie sich neben den zufällig ausgewählten Partnern auch mit den besonders erfolgreichen. ¡Prüfen Sie den Franchise-Vertrag Die wichtigste Leistung eines Franchise-Gebers ist immer das bewährte Geschäftsmodell. Darüber hinaus sollten Sie vorab prüfen, was die vertraglich zugesicherten Leistungen sind und wie z. B. die Marke geschützt ist. D erDealbeimFranchising: EineingeführterMarkenname und Know-how werden gegen das Akzeptieren gewisser Spielregeln und Ablieferung einer prozentuellen Umsatzbeteiligung genutzt. Dabei wird von einem Unternehmer (dem Franchise-Geber) einem anderen Unternehmer (dem Franchise-Nehmer) ein bestehendes Unternehmenskonzept zur Verfügung gestellt. Dieses Paket beinhaltet organisatorisches, technisches und kaufmännisches Know-how sowie rechtliche Sicherheiten. Der Franchise-Nehmer ist selbst- ständiger Unternehmer und verpflichtet sich, das Paket gegen Entgelt, meist ca. fünf bis 30 Prozent des Umsatzes, zu nutzen. Zwischen den beiden Partnern besteht eine enge, auf Dauer ausgerichteteZusammenarbeit, die in einem Franchise-Vertrag geregelt ist. Gegliedert wird in Produktions-Franchising, Vertriebs-Franchising und Dienstleistungs-Franchising. Viele Möglichkeiten Das Geschäftsmodell kommt in unterschiedlichenBranchenzur Anwendung, Beispiele sind Bekleidung, Kosmetik, Gastrono- mie oder Fitness-Clubs. Laut einer WirtschaftskammerStudie von 2011 sind in Österreich 420 Franchise-Systeme mit 6700 Franchise-Nehmern tätig. Der gesamte Netto-Jahresumsatz lag bei knapp acht Milliarden Euro. Mit mehr als 530 Standorten ist Mrs. Sporty die europaweit erfolgreichste Frauensportclubkette. Die Österreicherin Carina Dworak war hier Franchise-Nehmerin und ist heute für Strategie und Umsetzung mitverantwortlich: „Grundsätzlich möchte ich alle potenziellen Franchise-Interes- ¡Gegenseitige Zusagen Beim Franchise-Vertrag sollte besonderer Wert auf die Laufzeit mit optionaler Verlängerung, auf einen ausreichenden Gebietsschutz und die allgemeinen Pflichten des Franchisenehmers gelegt werden. senten davor warnen zu glauben, in einem Franchisesystem reicht weniger Einsatz und alles läuft womöglich von selbst. Wer richtig erfolgreich sein will, investiert viel Zeit, Liebe und Energie in das tägliche Geschäft – idealerweise, weil er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.“ Dworak, Head of Franchise Development, nennt zwei Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mrs.-Sporty-Partnerschaft: „Es sollte eine Herzensangelegenheit sein, Frauen für Sport und gesunde Ernährungzubegeistern,undman solltemitvielElanalldiezurVer- FOTOS: FRESHII/STÖCKL, MRS SPORTY Freshii: Master-Franchise-Nehmer Andreas Kotal im Interview Wann haben Sie sich entschlossen, den Franchise-General-Vertrieb der nachhaltig ausgerichteten FastFood-Kette Freshii für Österreich zu übernehmen? Andreas Kotal: Ich kenne Freshii seit 2006, damals gab es drei FreshiiRestaurants in Toronto, seither hat sich die Marke rasant weiterentwickelt und zählt bis dato über 200 Standorte in 15 Ländern. Diese Entwicklung ist phänomenal, wenngleich nicht überraschend, zumal die Menschen weltweit sich zunehmend gesünder und bewusster ernähren. Genau dieses Potenzial habe ich schon damals in der Marke Freshii erkannt und mich entschlossen, an Aufbau und Erfolg künftig mitzuwirken. Welcher Kapitaleinsatz ist insgesamt zur Eröffnung einer FreshiiFiliale erforderlich? Wie lange dauert es, bis man die Start-upPhase verlässt und Gewinne verzeichnen kann? In der Regel kann ein Freshii-Restaurant je nach Größe und Zustand des anvisierten Standorts mit einem Kapitaleinsatz von 100.000 bis 250.000 Euro eröffnet werden. Wenn als Startup-Phase die Verlustzone gemeint ist, dann kann man bei Freshii davon ausgehen, dass diese üblicherweise zwischen 0 bis 90 Tagen liegt. Sofern ein neuer Franchisepartner unseren Empfehlungen zum optimalen Standortmanagement folgt, sind unsere Restaurants ab dem ersten Tag profitabel, was auch in unserem System weltweit die Regel ist. Worauf sollten neue Franchise-Partner achten? Wie lassen sich typische Anfänger-Fehler vermeiden? Als Freshii-Franchisepartner werden Sie von uns für den Erfolg Ihres Restaurants vorbereitet, mit dem Ziel, es ab dem ersten Tag profitabel zu betreiben. Dazu dienen unser ausgiebiges Trainingsprogramm, unser SupportTeam sowie unsere jahrelange internationale Erfahrung und das Know-how, welches wir akkumuliert haben. Im unternehmerischen Alltag können immer Fehler passieren, wir sind dazu da, aus Fehlern Erfolge zu machen. 2013 wurden wir Franchise of the Year. fügung stehenden Unterstützungen gewinnbringend nutzen.“ Mit welchem Kapitaleinsatz muss man eigentlich rechnen, um neuer Mrs.-SportyPartner zu werden? „Das gesamte Investment beträgt bis zum Tag, an dem der Franchisepartner die ersten Einnahmen hat, ca. 49.000 Euro. Der Return on Investment ist in den erstenMonatenmöglich.“Vorab empfiehlt es sich zu recherchieren, ob genügend Eigenkapital vorhanden ist und ob eine Lizenz in der Wunschregion überhaupt zu vergeben ist. – WOLFGANG SMEJKAL FRESHII/STÖCKL Carina Dworak (rechts im Bild) war Mrs. Sporty Franchisenehmerin und arbeitet heute als Head of Franchise Development für das Unternehmen SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 7 Wenn die Doktorarbeit zur eigenen Firma wird Universitäre Spin-offs. Universitäten sind für Wirtschaftsregionen essenziell, da Forschung und Entwicklung Grundlage für innovative Unternehmen sind Hans Loibner wechselte nach zwanzig Jahren in Big Pharma zu Apeiron und führt das Unternehmen als CEO Neuschnee: Für Tourismusregionen Der heimische Forscher-Star Josef Penninger gründete 2006 Apeiron mit Fokus auf die Krebsforschung FOTOS: JEFF MANGIONE, JÜRG CHRISTANDL, NEUSCHNEE D ie Aussichten für die Gründung von universitären Spin-offs sind derzeit gut in Wien. Mehr als die Hälfte der Spin-offs kommt vonderTUWien,allenvoranLife Sciences, IT und Umwelttechnik. Dennoch identifizierten die Wissenschafter zahlreiche Hürden. Neben dem Mangel an unternehmerischemKnow-how und Risikobereitschaft bei den Wissenschaftern, stünden Gründern an den Unis oft keine Büro- oder Laborflächen zu Verfügung. Die Unis haben außerdem wenig Möglichkeiten, mit Seed-Finanzierungen direkt zu helfen. Allerdings verbessert sich die Zusammenarbeit mit Business Angels, In- vestoren und Förderprogrammen zusehends. Biotech ist eine vielversprechende Zukunftstechnologie. Dementsprechend viel wurde in den vergangenen Jahren in den Life-Science-Standort Wien investiert. Die Apeiron Biologics AG ist ein privat finanziertes Biotech-Unternehmen, deren Vorstandsvorsitzender Hans Loibner schon vor der Gründung 2006 langjährige Erfahrung als Forscher bei Big Pharma machte: „Mich haben Eigenverantwortung, eigenes Gestalten, Risikobereitschaft, das Umsetzen eigener Ideen, das Motivieren anderer, diesen Weg mit mir zu gehen – verbunden auchmiteinerinhärentenGefahr Aus einer seifenblasenähnlichen Wolke rieseln Schneeflocken. Was Geschäftsführer Michael Bacher und seine Mitstreiter von der BOKU mit ihrem Spin-off Neuschnee produzieren, klingt märchenhaft. Für klimagestresste Wintersportzentren ist es eine Verheißung. des Scheiterns –, deutlich mehr interessiert, als weiter in einer Riesenfirma mit eher abgegrenzten Verantwortungen angestellt tätig zu bleiben.“ Was sind die hemmenden Faktoren? „In Österreich ist die Kultur des Mutes zu Firmenneugründungen noch immer nicht sehr ausgeprägt. Und von der Gründung bis zum wirtschaftlichen Erfolg ist es, zumindest in der Biotechbranche, ein langer Weg.“ Anreiz für die Kommerzialisierung ihrer eigenen Forschung ist für Wissenschafter der bereits erfolgte wissenschaftliche und kommerzielle Erfolg von Unternehmen, die denselben Weg gemeistert haben. – WOLFGANG SMEJKAL „Für uns war ausschlaggebend, dass die Universitäten keine Unterstützung mehr für unser Projekt anbieten konnten. Um die Entwicklungsarbeit voranzutreiben, wollten wir Partner aus der Industrie gewinnen. Als das nicht klappte, gründeten wir ein eigenes Unternehmen“, erzählt Michael Bacher. Aktuell sieht er an den Universitäten die spezialisierten Serviceeinrichtungen wie das Forschungsservice (BOKU) oder den Technologietransfer (TU Wien) als gute Partner für die ersten Schritte hin zu einer erfolgreichen Ausgründung. DER MASTERPLAN FÜR IHRE KARRIERE. Die 8 Master-Studiengänge an der FHWien der WKW: Financial Management & Controlling Immobilienmanagement Journalismus & Neue Medien Kommunikationsmanagement Marketing- & Salesmanagement Organisations- & Personalentwicklung Leadership im Tourismus Unternehmensführung – Executive Management EN ! B R E W E JE T Z T B -WIEN.AC.AT W W W.FH IE RA I T IEREN. WWW.FH-WIEN.AC.AT SERVICE GRÜNDER Freitag 11. März 2016 EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT 8 Ableger mit Potenzial ✔CHECKLISTE Spin-off-Gründungen Spin-off. Wenn Mitarbeiter ihr eigenes Unternehmen gründen FELICITAS MATERN/WWW.FEELIMAGE.AT Was bei universitären Spin-offs zu beachten ist. Ali Mahlodji, Gründer des KarriereNetzwerks Whatchado B ei einem Corporate Spin-offgründenMitarbeiter eines Unternehmens, oftauchgemeinsam mitdiesem, ein eigenes Unternehmen, um innovative Dienstleistungen und Produkte rechtlich und wirtschaftlich selbstständig zu verwerten. Ein Charakteristikum ist die weiterhin bestehende Verbindung zur Ursprungsorganisation. Diese steht beratend zur Seite und unterstützt das Spinoff mit Ressourcen. Im Gegenzug erfolgt oft ein Technologieund Wissenstransfer an die Muttergesellschaft. Zusätzliche Mittel bringen etwa staatliche FörderungenundFremdkapital. Ali Mahlodji, Gründer des Karriere-Netzwerks Whatchado, über die ersten Schritte: „Ein Geburtshelfer, über den zu wenig gesprochen wurde, ist mein Ex-Arbeitgeber Super-Fi, eine der größten Digitalagenturen Österreichs. Super-Fi ist mir in den ersten sechs Monaten sowohl finanziell, als auch mit Manpower zur Seite gestanden und hat mir ermöglicht, während meines Vollzeitjobs gleichzeitig ein komplett neues Unternehmen in die Welt zu setzen.“ Nutzungsrechte ¡ Die Gründer eines Spin-offs verlassen oft ihre Mutterorganisation und nutzen die dort erstellten Forschungsergebnisse als eigene Geschäftsidee. Bei einer Spin-off-Gründung ist somit der rechtliche Hintergrund dieser Nutzung vorher mit dem Mutterinstitut abzuklären. Infrastruktur ¡ Räumliche Ressourcen sind im direkten Umfeld von Universitäten meist Mangelware. Trotz der vorteilhaften Synergieeffekte sollte rechtzeitig die Frage gestellt werden, unter welchen Bedingungen die Räume für Labors und Büros genutzt werden können. Finanzierungskapital ¡ Bei einer Spin-off-Gründung muss genügend Kapital zur Finan- zierung der Gründung vorhanden sein. Dafür sind ein tragfähiger Businessplan sowie geeignete Vermarktungsstrategien notwendig. Was bei Corporate Spin-offs zu klären ist. Verhältnis zum Mutterunternehmen ¡ Ist das Mutterunternehmen mit meinen Plänen einverstanden oder muss ich mit – auch rechtlichen – Schritten gegen meine Unabhängigkeitsbestrebungen rechnen? Gegenseitige Unterstützung ¡ Durch welche Mittel, Ressourcen und Freiheiten wird das Spin-off von der Mutter unterstützt und mit welchen Gegenleistungen wird gerechnet? – WOLFGANG SMEJKAL ANZEIGE WIRTSCHAFTSMINISTERIUM Österreich läutet jetzt neue Gründerzeit ein Starthilfe bis der Motor läuft. Wirtschaftsministerium unterstützt Unternehmensgründungen ···························································· Ein starker Partner beim Gründen „Bürokratie abbauen. Wirtschaften erleichtern“, ist das Motto des Wirtschaftsministeriums. Aktuelle Schwerpunkte sind: – Finanzierung erleichtern: 200 Mio. Euro für Start-ups. – Einfacher, schneller und günstiger gründen. – Genehmigungsverfahren beschleunigen. – Informations- und Meldepflichten abbauen. – Mehrfachbestrafungen weitgehend beenden. Crowdfunding erleichtert Seit dem 1. September 2015 ist das neue Alternativfinanzierungsgesetz in Kraft. Seither wurden bereits über zehn Millionen 200 Millionen Euro eingesammelt. Crowdfür Start-ups funding unterstützt die Ohne die entsprechenUmsetzung neuer Ideen und bringt neue de Finanzierung bringt die beste Arbeitsplätze. EiONLINE-TIPP : Idee nichts. Danerseits komAlle Infos zu den men junge Unher stehen heuer aktuellen Maßnahmen und den Angeboten 200 Millionen ternehmen für Gründer auf Euro für innovaleichter zu Kapiwww.bmwfw.gv.at tive Start-ups zur tal, andererseits bietet das Gesetz Verfügung. Die Förderbank Rechtssicherheit und Austria Wirtschaftsservice sichert den Anlegerschutz. (aws) unterstützt Jungunter- Laut OECD und EU-Komnehmen mit maßgeschnei- mission hat Österreich derderten Förderungen – von zeit das liberalste Crowdgeförderten Krediten über funding-Gesetz in KontiBeratungen bis zu direkten nentaleuropa. Zuschüssen. Der aws Business Angels Fonds verdop- Mehr Online pelt die Investitionen priva- statt im Amt ter Investoren in Start-ups Das Wirtschaftsministerium und der Gründerfonds bie- hat zuletzt mehrere Maßtet jungen Unternehmen nahmen umgesetzt, die das erleichtern. mit hohem Wachstumspo- Wirtschaften tenzial Risikokapital, damit Ein gutes Beispiel dafür ist ihre Ideen rasch zum das neue „GewerbeinformaMarkterfolg führen. Das tionssystem Austria“ (GISA), Programm aws First unter- mit dem jeder Unternehmer stützt und begleitet Schul- österreichweit schnell und absolventen bei der Ent- einfach eine elektronische wicklung ihrer Geschäfts- Gewerbeanmeldung durchführen kann. Auch Standmodelle. MUSKETEER rungsangebote für junge Unternehmen ausgeweitet und bürokratische Hürden abgebaut. Wichtige Maßnahmen und Angebote im Überblick: Österreich ist auf dem Weg zum führenden Gründerland in Europa aufzusteigen. ortverlegungen und Betriebseröffnungen sind leichter als früher möglich. Vor allem Gründer profitieren. Die bundeseinheitliche Lösung hat die bisher 14 dezentralen Gewerberegister ersetzt. 20 Prozent weniger Verfahren Seit April 2015 entfallen für kleinere Betriebe die früher notwendigen gewerberechtlichen Anlagegenehmigungen. Die Zahl der Verfahren sinkt um 20 Prozent. Diese Erleichterung spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Zum Beispiel ergibt sich für einen Friseur, der einen neuen Betrieb eröffnen möchte, ein Kostenvorteil in Höhe von rund 2.300 Euro. Ein Malerbetrieb spart sich im Schnitt 2.400 Euro, ein Installateur 2.700 Euro. Im Jahr 2016 soll der Abbau bürokratischer Hürden weiter vorangetrieben werden. Gründen soll schneller, einfacher und günstiger werden, damit wieder mehr Zeit für das eigentliche Geschäft bleibt. ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG D ie Ziele sind klar und ambitioniert: Österreich soll zu einem führenden Gründerland in Europa aufsteigen. Menschen mit Mut, Innovationskraft und Unternehmergeist sollen ihre Ideen in Zukunft leichter umsetzen können. Denn das sichert mehr Wachstum, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich. In diesem Sinne hat das Wirtschaftsministerium die Finanzie- ····························································