Schleppertest 2006 - Landwirtschaftskammer Niedersachsen
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Schleppertest 2006 - Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Schleppertest 2006 Schleppertest 2006 Auch in diesem Jahr haben die Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen Schleppertest im Auftrag der Landwirtschaftlichen Wochenblätter durchgeführt. Es ging dabei um Schlepper in der 250 PS-Klasse, die unter Praxisbedingungen getestet und von Landtechnikberatern beurteilt wurden. Für den Test standen uns sieben Schlepper zur Verfügung. Von den in der Praxis weit verbreiteten Fabrikaten fehlten lediglich Claas und New Holland. In beiden Fällen wird das für uns zum Testzeitpunkt verfügbare Modell in Kürze durch ein überarbeitetes bzw. neues Modell ersetzt. Es ist zu verstehen, dass die Hersteller an einem Test des alten Modells nicht besonders interessiert waren. Um so erfreulicher, dass wir trotz anstehendem Modellwechsel von Case-IH einen Testschlepper aus der inzwischen „alten“ Magnum Serie zur Verfügung gestellt bekamen. Der Schleppertest wurde an der DEULA in Westerstede durchgeführt. Was die Motoren leisteten Bei der Beurteilung der Schleppermotoren beginnen die Schwierigkeiten für den kaufwilligen Landwirt bereits bei der Leistungsangabe. Die Hersteller verwenden derzeit nach unterschiedlichen Normen ermittelte Angaben, die einen direkten Vergleich erschweren. Zu fordern ist hier mehr Einheitlichkeit. Noch wichtiger aber wäre, dass zusätzlich die Zapfwellenleistung (bei 1000 U/min) und die maximale Zugleistung genannt werden. Diese beiden Größen sind für den Landwirt wirklich interessant, denn sie geben an, welche Leistung tatsächlich zur Arbeitserledigung zur Verfügung steht und beide können relativ einfach vor Ort überprüft werden. Über die Zapfwellenleistung wird von JCB und Massey-Ferguson schon heute informiert. Die bei unseren sieben Testkandidaten in deren technischen Daten angegebene Nennleistung ist in der Tabelle 1 (pdf-Datei im Anhang) aufgeführt. Die Schlepper sollten über eine Leistung von etwa 250 PS verfügen. Der John Deere 7920 wies mit 200 PS die geringste und der Valtra mit 280 PS die höchste Nennleistung auf. Die Angabe der Leistung erfolgte bei einigen Fabrikaten nach der ISO-Norm, die etwas höhere Werte liefert. Bei den anderen Testkandidaten zugrunde liegt die ECE-Norm. 3 zugrunde Zu berücksichtigen ist außerdem, dass beim John Deere die Höchstleistung deutlich über der Nennleistung lag. Berücksichtigt man diese beiden Aspekte, beträgt die Differenz zwischen dem stärksten und dem schwächsten Testkandidaten nur noch knapp 40 kW. Obwohl der Leistungsunterschied nicht so groß war wie es den Anschein hat, hätten wir von John Deere lieber den etwas stärkeren 8320 getestet. Der hätte besser in diese Leistungsklasse gepasst, er stand uns aber wegen eines vorgesehenen Modellwechsels für diesen Test nicht zur Verfügung. Zu den technischen Daten in der Tabelle 1 ist außerdem anzumerken, dass die Hubraumgröße heute, dank Turboladertechnik, nur noch von untergeordneter Bedeutung ist. Auf das Durchzugvermögen eines Motors lässt sich da schon eher vom Drehmomentanstieg schließen. Mit 45 % Anstieg erreicht hier der John Deere das beste Ergebnis. In diesem Punkt fällt der Valtra zwar etwas ab, wir haben bei unseren Tests diesen Schlepper aber nicht als durchzugsschwach empfunden. Deutliche Unterschiede ergaben sich bei den Motorölmengen und den Ölwechselintervallen. Beides führt letztlich zu erheblichen Kostenunterschieden in diesem Bereich. Was das Tankvolumen anbetrifft, sind die knapp 400 l des John Deere 7920 normalerweise für einen Acht-Stunden-Tag ausreichend. Dieser Schlepper hat ja auch etwas weniger Leistung. Aber auch beim Bezug des Tankvolumens auf die unterschiedliche Leistung bieten die anderen Schlepper deutlich mehr. Unterschiede wurden auch bei den motorbezogenen Beurteilungen durch unser Testteam deutlich. Insgesamt wiesen hier, vom Öffnen der Motorhaube bis zum Tanken, der Deutz und der Fendt durchweg gute bis sehr gute Noten auf. Nicht so gut gefiel uns dagegen die schlechtere Zugänglichkeit von Luftfilter und Kühler beim JCB und die nicht so gut ablesbaren Ölpeilstäbe beim Case und John Deere. Der Case ließ sich aber dank niedrig angeordnetem und gut zugänglichem Tank mit großer Einfüllöffnung besonders gut betanken. Beim JCB gefiel uns nicht so gut, dass der Tank auf der rechten Fahrzeugseite angeordnet war, man rechts aber nicht aussteigen konnte. 4 Unterschiedlicher Dieselverbrauch Aufgrund der stark gestiegenen Dieselpreise interessierte der Verbrauch unserer Schlepper ganz besonders. Um hier Aussagen zu dem in der Praxis tatsächlich gegebenem Verbrauch treffen zu können, haben wir mit den Schleppern Transportund Zapfwellenarbeiten nach einem für alle exakt gleichen Schema durchgeführt. Das Ergebnis ist im unteren Teil der Tabelle 1 dargestellt. Bei Transportfahrten auf einer 16 km langen Strecke mit einem 24 t Dreiachsanhänger verbrauchte der Case 13,7 l. Der Schlepper war eine halbe Stunde unterwegs. Umgerechnet auf den Verbrauch pro Stunde läge dieser Schlepper dann bei 27,4 l. Die anderen Schlepper benötigten für diese Transportarbeit weniger Diesel. Den geringsten Verbrauch haben wir mit 9,7 l beim Fendt gemessen. Hier hat sicherlich eine Rolle gespielt, dass der Fendt eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km bei reduzierter Motordrehzahl erreichte, während der Case für seine 40 km Höchstgeschwindigkeit mit Vollgas gefahren werden musste. Zum Case-IH sei aber noch angemerkt, dass das inzwischen angebotene Nachfolgemodell des MX 255 mit Common-Rail-Einspritzung ausgestattet ist und dank neuem Getriebe die Höchstgeschwindigkeit bei reduzierter Motordrehzahl erreicht. Dies beides wird den Dieselverbrauch bei Transportfahrten deutlich verringern. Geringer wird der Verbrauch des neuen Case-IH auch bei Zapfwellenarbeiten, weil hier die Zapfwellen-Normdrehzahlen schon bei einer Motordrehzahl von 1800 U/min erreicht werden. Bei unseren Messungen erwies sich der Fendt nicht nur bei den Transportfahrten sondern auch bei den Zapfwellenarbeiten an einer Vogelsang-Güllepumpe als der Verbrauchsgünstigste. Relativ gut schnitten in diesem Punkt auch der Deutz und der Valtra ab. Niedrige Dieselverbräuche führen besonders bei Schleppern mit hoher Leistung und hoher Betriebsstundenzahl pro Jahr zu erheblichen Kosteneinsparungen. Beim John Deere war es nicht möglich, den Verbrauch bei hoher Zapfwellenleistung zu ermitteln, weil die Leistungsanforderung der Pumpe so hoch war, dass mit diesem „nur“ 200 PS starken Schlepper die geforderte Zapfwellendrehzahl nicht erreicht wurde. 5 Beachtlich war beim John Deere das Beschleunigungsvermögen trotz der geringeren Nennleistung. Beschleunigt wurde hier mit dem 24 t Anhänger auf einer Strecke von 150 m. Vermutlich schnitt der John Deere gut ab, weil er über ein stufenloses Getriebe verfügt und ab einer Geschwindigkeit von 16 km/h noch einmal 25 kW Motorleistung zusätzlich bereitgestellt werden. Dass stufenlose Getriebe sich hier positiv auswirken, zeigen auch die Beschleunigungsergebnisse der übrigen Schlepper. Die entsprechend ausgerüsteten Fendt, JCB, John Deere und MasseyFerguson erzielten hier durchweg bessere Ergebnisse als die mit einem Schaltgetriebe ausgerüsteten Case-IH, Deutz und Valtra. Eine um nur eine Sekunde schnellere Beschleunigung hat nach 150 m einen Vorsprung von etwa 10 m zur Folge. Getestet haben wir erstmalig auch, über welche Zugleistung die Schlepper verfügen. Dazu haben wir im Geschwindigkeitsbereich um 8 km/h festgestellt, wie viel Zugkraft die Schlepper aufbringen. Hier erreichte der Valtra das beste Ergebnis. Der John Deere hätte hier sicherlich besser abgeschnitten, wenn wir diese Messungen im Geschwindigkeitsbereich über 16 km/h durchgeführt hätten, wo dieser Schlepper zusätzliche PS mobilisiert. Die etwas unterschiedlichen Gewichte der Schlepper spielten bei der Zugleistungsmessung so gut wie keine Rolle, zumal hier nicht die Zugkraft sondern die erreichbare Fahrgeschwindigkeit der begrenzende Faktor war. Schlepper in der 250 PS-Klasse werden häufig für schwere Bodenbearbeitungs- und Transportaufgaben eingesetzt. Dabei arbeiten sie häufig in Drehzahlbereichen, die mit einem hohen Geräuschpegel verbunden sind. Wir haben deshalb auch die Geräuschentwicklung unserer sieben Testkandidaten ermittelt. Wie aus der Tabelle 1 deutlich wird, lief bei Standgas der Massey-Ferguson am leisesten. Aber auch bei Vollgas, mit eingeschalteter Zapfwelle und bei einer Fahrgeschwindigkeit um 10 km/h waren bei diesem Schlepper die Geräusche in der Kabine (am Fahrerohr) mit 68 dBA sehr gering. Während die Geräusche in der Schlepperkabine ein Problem für den Fahrer darstellen können, sind die Außengeräusche eher ein Problem für Nachbarn und andere Verkehrsteilnehmer. Mit 89 dBA war der Fendt in 5 m Entfernung der lauteste Schlepper. Der Case-IH, der JCB und der Massey-Ferguson verursachten hier mit nur 82 dBA um 7 dBA niedrigere Geräusche. Das ist ein relativ großer 6 Unterschied, denn das menschliche Ohr empfindet einen Anstieg um 10 dBA als eine Verdoppelung der Lautstärke. Getriebe, immer öfter stufenlos Von unseren sieben Testkandidaten verfügten nur drei, nämlich der Case IH, der Deutz-Fahr und der Valtra über ein Schaltgetriebe. Die anderen vier waren mit einem stufenlosen Getriebe ausgerüstet. Dieses erlaubt nicht nur eine optimale Anpassung der Fahrgeschwindigkeit an die jeweilige Situation, sondern ermöglicht auch zahlreiche Sonderfunktionen, die den Komfort verbessern, die Leistung erhöhen und den Dieselverbrauch senken. Daraus zu folgern, dass Schaltgetriebe nicht mehr zu empfehlen sind, wäre aber falsch, denn sie sind meist billiger in der Anschaffung und man braucht weniger Einarbeitungszeit, um mit dieser Technik vernünftig umgehen zu können. Durch automatisch schaltende Lastschaltstufen und Wendeschaltungen ist auch hier ein beachtliches Komfortniveau erreicht. Diese und weitere Informationen zum Bereich Getriebe und Zapfwelle finden sich in Tabelle 2 (pdf-Datei im Anhang). Im Hinblick auf die Höchstgeschwindigkeit sind in dieser PS-Klasse 50 km/h der Standard. Auch das inzwischen neu auf den Markt gekommene Nachfolgemodell des Case IH MX 255 ist auf diese Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Einen Schritt weiter ist in diesem Punkt der JCB-Fastrac. Mit 70 km/h Höchstgeschwindigkeit darf er auch Autobahnen befahren. Ein ganz besonderes Problem hat sich bei unserem Test dadurch ergeben, dass die Schlepper mit drei unterschiedlichen Zapfwellenstummeln ausgerüstet waren. Hier wäre nicht nur für Tests mehr Einheitlichkeit zu wünschen. Bemerkenswert war außerdem, dass der Case-IH und der Valtra nur über eine 1000er Zapfwelle verfügen. Alle anderen Schlepper wiesen zusätzlich noch eine 540er oder 750er Zapfwelle auf. Bei diesen niedrigeren Zapfwellendrehzahlen kann in der 250-PS-Klasse aber nicht mehr die volle Motorleistung übertragen werden. In Verbindung mit Getriebe und Zapfwelle wurden eine Reihe von Beurteilungen vorgenommen. Die dabei erzielten Ergebnisse sind im unteren Teil der Tabelle 2 zusammengestellt. Es zeigt sich, dass es für die Kupplung und die Gangschaltung durchweg gute bis sehr gute Noten gab. Bei der Wendeschaltung gefielen den Testern die Ausführungen von Case IH und John Deere nicht ganz so gut, weil sie 7 doch etwas schwieriger zu bedienen waren. Bei einigen Schleppern waren Wendeschaltungen sowohl links und als auch rechts vom Lenkrad angeordnet und zusätzlich konnte der Fahrtrichtungswechsel auch noch über das Vorgewendemanagement aktiviert werden. Dass es beim stufenlosen Getriebe kein Rucken durch Schaltvorgänge mehr gibt, war klar, dass diese Schlepper auch Vorteile im Hinblick auf die Getriebegeräusche bieten, war uns vorher so nicht bewußt. Bei den Schleppern, die über zwei Zapfwellengeschwindigkeiten verfügten, war das Umschalten in der Regel kein Problem. Mit einer Ausnahme. Beim John Deere 7920 muss man absteigen, um im Schlepperheck diese Umschaltung vorzunehmen. Das ist zwar schlecht aber immer noch besser, als den Schlepper von vornherein nur mit einer Zapfwellengeschwindigkeit auszurüsten. Wenig Kritik gab es dagegen für die Hebel bzw. Tasten zum Ein- und Ausschalten der Zapfwelle aus der Kabine. Bei der Zapfwellenschaltung vom Heckkotflügel aus war das schon anders. Der von uns getestete Case IH verfügte über diese Bedienmöglichkeit gar nicht, beim JCB war nur ein Aus- aber kein Einschalten möglich und beim John Deere sowie beim Massey-Ferguson gab es diese sinnvolle Bedienmöglichkeit serienmäßig wohl auf dem linken nicht aber auf dem rechten Kotflügel. Die Heckbedienung rechts ist aber auf Wunsch lieferbar. Hydraulik, nicht nur die Hubkraft zählt Die Hubkraft ist sicherlich ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Beurteilung von Hydraulikanlage und Kraftheber geht. Von modernen Hydraulikanlagen wird aber viel mehr verlangt. Es geht auch darum, hohe Leistungen hydraulisch zu übertragen und durch die Verbindung von Hydraulik und Elektronik exakter zu regeln, um die Arbeitsqualität zu verbessern. Außerdem werden von Hydraulikanlagen heute Sonderfunktionen erwartet, wie z. B. Schwingungstilgung, Hubbegrenzung und Selbstdiagnose. Alle sieben getesteten Schlepper verfügten über all diese Möglichkeiten, denn alle waren mit einer Elektronischen Hubwerksregelung (EHR) ausgestattet. Die technischen Details zu den Hydraulikanlagen, die Ergebnisse unserer Beurteilungen zu diesem Bereich und die von uns Meßergebnisse sind in Tabelle 3 (pdf-Datei im Anhang) zusammengestellt. ermittelten 8 Die Heckhubkraft der überprüften Schlepper lag mit Werten von 9.000 kg bis 10.500 kg in einem Bereich, der kaum noch Wünsche offen lässt. Diese Hubkraft kann in der Praxis meist nicht voll genutzt werden, denn alle Schlepper heben hinten so viel, dass sie entweder nicht mehr lenkbar sind oder dass bei Frontballastierung das zulässige Gesamtgewicht überschritten wird. Neben der Hubkraft sind Ölfordermenge und Öldruck wichtige Kriterien. Sie entscheiden darüber, wie viel hydraulische Leistung verfügbar ist. Während es beim maximalen Öldruck kaum Unterschiede gab, differierten die Ölfördermengen doch erheblich. Hier bot der JCB am meisten. Aber auch die etwa 120 l/min beim DeutzFahr, beim Fendt und beim John Deere reichen in der Praxis völlig aus, zumal die beiden Erstgenannten auch noch über eine gesonderte Lenkungspumpe verfügen. In der Praxis völlig ausreichend sind auch die maximal entnehmbaren Ölmengen, die wichtig sind, wenn z. B. mit großen Kippern gearbeitet wird. Der Ölvorrat in Getriebe und Hydraulik interessiert in Verbindung mit dem Ölwechselintervall dagegen nur, wenn es um die für den Ölwechsel entstehenden Kosten geht. An der Bedienung der Hydraulikanlagen gibt es seit Einführung der EHR nur noch wenig zu kritisieren. Das gilt auch für die externe Bedienung vom Heckkotflügel aus. Bei den Zusatzsteuergeräten gekennzeichnete gefielen Ausführungen uns besonders gut erreichbare gut und und auch bei farbig der Steckerkennzeichnung waren die Lösungen beim Case, beim Fendt, beim JCB und beim Massey-Ferguson besser erkennbar als beispielsweise beim Valtra. Etwas enttäuscht waren wir bei einigen Fabrikaten von der Halterung des Oberlenkers. Hier hat es früher schon bessere Lösungen gegeben, bei denen man den Oberlenker mit einer Hand einrasten konnte. Im Hinblick auf die Seitenstabilisierung der Unterlenker gilt, mit Ausnahme der guten Fendt-Lösung, das Gleiche. In dieser Preisklasse erwartet man statt einfacher Spannketten eher eine hydraulische Seitenstabilisierung der Unterlenkung. Zumindest mit der guten mechanischen Walterscheid- Autostabilisierung lassen sich viele Schlepper auf Wunsch ausrüsten. Bei Case-IH und JCB soll diese Lösung demnächst serienmäßig sein. Ein Punkt, den wir bei unseren Schleppertest neu aufgenommen haben, ist die Beurteilung des Vorgewendemanagements. Mit dieser Technik, die es erlaubt, die 9 Zahl der am Vorgewende durchzuführenden Bedienhandgriffe deutlich zu reduzieren, waren vier der sieben Testschlepper ausgerüstet. Am überzeugendsten fanden wir die Lösung von Massey-Ferguson. Die Eingabe der auszuführenden Abläufe war einfach, es konnten bis zu 35 verschiedene Funktionen eingegeben werden, das Abrufen war manuell, zeitgesteuert und/oder wegegesteuert möglich und die eingegebenen Daten ließen sich für das jeweilige Anbaugerät gesondert abspeichern. Zu Hydraulik und Kraftheber wurden eine Reihe von Messungen durchgeführt. Die dabei erzielten Ergebnisse zeigt der untere Teil der Tabelle 3. Der dort dargestellte Hubbereich gibt die Strecke zwischen tiefster und höchster Position der Unterlenkerfanghaken an. Das ist entscheidend dafür, wie hoch z. B. ein Drehpflug ausgehoben werden kann. Mit 92 cm erreichte hier der Valtra den Bestwert. Die 60 cm des Case IH sind dagegen sicherlich die unterste Grenze dessen, was in dieser Klasse akzeptabel ist. Der kleinste Hubweg ist ein Maß für die Empfindlichkeit des Krafthebers bei Lageregelung. Er gibt an, um wie viel sich der Fanghaken in die Höhe bewegt, wenn der entsprechende Bedienknopf geringstmöglich bedient wird. Mit weniger als 1 cm wurde hier bei allen Schleppern hervorragende Werte gemessen, die sowohl eine feine Gerätetiefeneinstellung als auch einen problemlosen Geräteanbau ermöglichen. In Verbindung mit dem Geräteanbau gibt es zwei besondere Schwierigkeiten. Zum einen geht es dabei meist sehr eng zu und zum anderen passen oftmals die Zapfwellenlängen nicht, wenn unterschiedliche Schlepper vor dem gleichen Gerät eingesetzt werden. Was den Abstand zwischen Schlepper und Gerät anbetrifft ist entscheidend, wie weit der Fanghaken die Hinterkante des Reifens überragt. Mit 38 cm bzw. 37 cm boten der Case IH und der JCB hier am meisten Platz. Deutlich enger ging es dagegen beim Deutz und beim Massey-Ferguson zu. Geringer als bei Tests in anderen PS-Klassen waren diesmal die Unterschiede bei den erforderlichen Zapfwellenlängen. Der hierfür entscheidende Abstand zwischen Zapfwellenstummel und Fanghaken differierte nur zwischen 61 cm und 69 cm. 10 Da die Fronthydraulik bei Schleppern in der 250 PS-Klasse weit verbreitet ist, hatten wir die Schlepperhersteller gebeten, uns Schlepper mit dieser Sonderausrüstung zur Verfügung zu stellen. Beim John Deere hat das leider nicht geklappt. Die anderen Testkandidaten erreichten mit ihren Frontkrafthebern gute bis hervorragende Hubkraftwerte. Das Spitzenergebnis erzielte hier der Valtra mit 7.500 kg. Große Unterschiede bei Fahrwerk und Kabine Das Fahrwerk und die Kabine sind wichtige Faktoren beim Schlepperkauf, denn es geht hier nicht nur um den Fahrkomfort, sondern auch um so wichtige Dinge wie z. B. Gewichte, Achslasten, Wendekreise und Sichtverhältnisse. Für das Fahrwerk und die Kabine sind die wichtigsten technischen Daten, Beurteilungen und Meßergebnisse in Tabelle 4 (pdf-Datei im Anhang) aufgelistet. Der kompakteste Schlepper, wenn man davon in dieser PS-Klasse überhaupt reden kann, war der Fendt mit einer Höhe von 3,12 m und einer Länge von 4,94 m. Dem Stand der JCB gegenüber, der aufgrund seiner anderen Bauart um mehr als 70 cm länger war. Beim Radstand betrug der Unterschied zwischen diesen beiden Testkandidaten aber nur noch 28 cm. Der JCB wies auch das höchste Leergewicht auf. Beim zulässigen Gesamtgewicht waren die Unterschiede dagegen gering. Ein kritischer Punkt bei Schleppern ist in vielen Fällen die zulässige Achslast. Hier werden die erlaubten Belastungen beim Anbau von Front- bzw. Heckgeräten meist eher überschritten als das zulässige Gesamtgewicht. Vorn hatte der Valtra und hinten der Case IH die belastbarsten Achsen. In Punkto Federungskomfort hatten der Deutz-Fahr, der Fendt, der MasseyFerguson und der Valtra relativ viel zu bieten. Sie waren sowohl mit einer gefederten Vorderachse als auch mit einer gefederten Kabine ausgerüstet. Der Case IH dagegen verfügte über keine dieser Federungen und beim JCB und John Deere war zwar die Vorderachse nicht aber die Kabine gefedert. Dafür wies der JCB aber durch seine gefederte Hinterachse (= vollgefedertes Fahrwerk) einen hervorragenden Federungskomfort auf und der John Deere kann auf Wunsch mit einem aktiv gefederten Sitz ausgerüstet werden. Die gefederte Vorderachse und der aktiv gefederte Sitz sind auch beim neuen Case-IH verfügbar. 11 Den Schwerpunkt unserer Arbeiten im Bereich von Fahrwerk und Kabine stellten die Beurteilungen dar. Begonnen haben wir dabei mit dem Einstieg, der uns beim Case, Massey-Ferguson und Valtra gut gefiel. Beim JCB waren die Trittstufen sehr steil angeordnet und die Tür ist vorn aufgehängt, d.h. sie öffnet hinten. Das erschwert den Einstieg ist aber aus Sicherheitsgründen für diesen schnelllaufenden Schlepper vorgeschrieben. Dafür ist beim JCB die Kabine aber besonders geräumig geraten. Das wirkt sich positiv auf den Weg zum Sitz aus. Weil hier so viel Platz ist, muss die Lenkradverstellung nicht bei jedem Einstieg betätigt werden. Jedenfalls wiesen andere Schlepper wie der Case-IH und der Massey-Ferguson bei der Lenkradverstellung deutlich bessere Lösungen auf. Die normale Fußbremse war bei allen Schleppern gut positioniert und leicht zu betätigen. Die verschiedenen Beurteilungen ergaben sich hier erst durch Unterschiede bei der Verriegelung der Lenkbremse. Beim Massey-Ferguson war diese Verriegelung mit dem Fuß möglich, das ist bequemer als die Verriegelung von Hand. Beim 70 km/h schnellen JCB wurde aus Sicherheitsgründen auf die Ausstattung mit einer Einzelradbremse verzichtet. Dafür ist dieser Schlepper aber mit vier Scheibenbremsen und ABS ausgestattet. Die Bedienung von Heizung, Lüftung und Klimaanlage war bei allen Schleppern gut gelöst und auch das Licht und die meisten Blinker ließen sich gut schalten. Aber es gab hier doch interessante Unterschiede im Detail. Der John Deere zeigt z. B. in einem Display an, welcher Arbeitsscheinwerfer eingeschaltet ist und man kann das Beleuchtungsprogramm sogar abspeichern. Andererseits ist der Blinker aber klein geraten und so ungünstig plaziert, dass man das Lenkrad zur Blinkerbetätigung loslassen muss. Über eine automatische Blinkerabschaltung (nach einigen Sekunden) verfügten mehrere Testkandidaten. Nur beim Deutz wird der Blinker in Abhängigkeit von der zurückgelegten Wegstrecke abgeschaltet. Geteilter Meinung sind die Schlepperhersteller, ob die Frontscheibe der Kabine aufklappbar sein sollte oder nicht. Wir meinen, dass es Situationen gibt, wo eine offene Frontscheibe als angenehm empfunden wird und wo geschlossene Frontscheiben auch bei guter Lüftung bzw. Klimaanlage beschlagen. Da man eine aufstellbare Frontscheibe ja auch schließen kann, haben wir sie positiv bewertet. 12 Während der Deutz serienmäßig mit einer gläsernen Dachluke ausgerüstet war verfügte der Valtra nicht einmal über eine zu öffnende Heckscheibe. Bei diesem Schlepper wurde auch die Kabeldurchführung relativ schlecht beurteilt. Hier gab es z. B. beim Massey-Ferguson deutlich bessere Lösungen. Relativ gering waren die Unterschiede beim Scheibenwischer und beim Sonnenschutz. Bei den Spiegeln ging es dagegen von einfachen Lösungen bis hin zu elektrisch verstellbaren und beheizbaren Ausführungen. Unverständlich ist, dass es bei einigen Schleppern völlig unzureichende Ablagemöglichkeiten gibt und dass trotz Klimaanlage kein Kühlfach vorhanden ist. Vorbildlich war in diesem Punkt der Massey-Ferguson. Der Sicherungswechsel gestaltete sich beim Case und beim JCB relativ umständlich. Im Hinblick auf die Zugänglichkeit und die farbliche Kennzeichnung der Sicherungen gefielen uns die Lösungen von Deutz-Fahr und Massey-Ferguson wesentlich besser. Zum Deutz-Fahr sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass er von allen Schleppern das überzeugendste Farbkonzept zur Kennzeichnung der verschiedensten Bedienhebel in der Kabine aufwies. Eine gute Benotung für den Beifahrersitz erhielt der JCB. Hier ist genug Platz für Knie und Schulter vorhanden, der Sitz ist gepolstert, er braucht nicht umständlich ausgeklappt werden und eine Kindersicherung gibt es auch. Von so viel Komfort können die Beifahrer im Fendt nur träumen. Bei den übrigen Beurteilungen fiel uns noch die schlechte Zugänglichkeit des meist nur selten genutzten Unterlegkeils beim JCB und der mehr als bescheidene Werkzeugkasten des Valtra auf. Gemessen wurde am Fahrwerk und Kabine nur wenig. Unser Test der Klimaanlagen war nicht auswertbar, da eines der elektronischen Thermometer zwischenzeitlich defekt war. Was blieb sind u. a. Messungen zum Wendekreis. Hier schnitt der JCB aufgrund seiner etwas höheren Vorderreifen etwas schlechter ab. Für die StandardSchlepper gilt im Prinzip, dass der Wendekreis um so größer wird, je höher die Vorderreifen sind und je kleiner die Spurweite ist. Kein Wunder also, dass der mit sehr großen Vorderreifen und relativ enger Spuweite ausgestattete Deutz etwas mehr Platz zum Wenden benötigte. 13 Die beste Sicht nach vorn-unten hatte man im Deutz und nach vorn-oben erwies sich der Valtra als sehr übersichtlich. Nach hinten-unten mussten wir beim JCB bauartbedingt etwas schlechtere Sichtverhältnisse feststellen. Die zur Sicht aufgeführten Meßwerte geben z. B. beim Blick über die Motorhaube (Sicht nach vorn-unten) an, in welchem Abstand vom Schleppersitz aus erstmalig der Boden zu sehen ist. Als letztes Kriterium haben wir auch noch die Höhe der hinteren Kotflügelunterkante erfasst. Hier wurden zwischen dem Fendt und dem Deutz erhebliche Unterschiede gefunden. Je weiter die Kotflügel heruntergezogen sind, d. h. je geringer die Höhe der Kotflügelkante, desto weniger werden Anhänger oder Arbeitsgeräte durch hochgeschleuderten Schmutz verunreinigt. Unterschiedliche Preise berücksichtigen In unserem Schleppertest haben wir durch zahlreiche Messungen und Beurteilungen die verschiedenen Fabrikate nach technischen Kriterien miteinander verglichen. Zu einer umfassenden Bewertung gehören aber auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie z. B. der Anschaffungspreis. Diesen zu ermitteln war nicht ganz einfach, weil beim Kauf eines neuen häufig ein gebrauchter Schlepper in Zahlung gegeben wird. Außerdem gibt es durchaus Preisunterschiede von Region zu Region und von Händler zu Händler. Die dargestellten Preise (Grafik – pdf-Datei im Anhang) können deshalb nur einer groben Orientierung dienen. Aus den dargestellten Preisen wird deutlich, dass in der Regel für den Fendt und den JCB am meisten zu zahlen ist. Zwischen diesen beiden Schleppern und den deutlich billigeren Case und John Deere besteht eine Preisdifferenz von etwa 15.000 €. Der relativ niedrige Preis des John Deere ist darauf zurückzuführen, dass dieser Schlepper eigentlich einer anderen Leistungsklasse angehört. Ob es sich lohnt, 15.000 € mehr für einen Fendt oder JCB auszugeben, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Hierbei spielen die Einsatzverhältnisse eine große Rolle. Generell gilt, dass sich teure Schlepper um so eher betriebswirtschaftlich rechnen, je mehr Betriebsstunden sie leisten. Aber auch mögliche Finanzierungsfragen, die unterschiedlichen Pflege- und Wartungskosten und die Unterschiede im Wiederverkaufswert sind bei der Wahl des Schleppers von Bedeutung. Im Einzelfall 14 gibt es sowohl für den Kauf eines teuren als auch für den Kauf eines preisgünstigeren Schleppers eine Reihe von guten Argumenten. Fazit Nach dem in den letzten Jahren Schlepper zwischen 80 PS und 160 PS getestet wurden, stand in diesem Jahr die 250 PS-Klasse an. Auch in dieser PS-Klasse ist das Angebot der verschiedenen Hersteller groß und die Kaufentscheidung für den Landwirt schwierig. Um hier neutrale und objektive Entscheidungshilfen zu geben, haben die Landtechniker der norddeutschen Landwirtschaftskammern diesen Schleppertest mit sieben verschiedenen Schleppertypen durchgeführt. Der Test erstreckte sich auf Motor, Zapfwelle, Getriebe, Hydraulik, Fahrwerk und Kabine. Zu diesen Bereichen wurden nicht nur Messungen durchgeführt, sondern auch Beurteilungen vorgenommen. Ergänzt wurde das ganze um technische Daten, die wir den Unterlagen der Hersteller entnommen haben. Obwohl der Test relativ umfangreich angelegt war, konnten dennoch nicht alle Einzelaspekte erfasst werden. Wer hier noch stärker einsteigen will, kann z. B. auf DLG-Prüfergebnisse zurückgreifen. Alle getesteten Schlepper wiesen Stärken und auch Schwächen auf. Einen generellen Testsieger gibt es deshalb und wegen der unterschiedlichen Preise nicht. Den Testsieger kann man nur für den Einzelfall ermitteln. Dazu muss man unter Berücksichtigung der einzelbetrieblichen Gegebenheiten und der persönlichen Gewichtung die Testergebnisse individuell bewerten. Neben den im Test erfaßten Kriterien sind bei einer Kaufentscheidung aber auch noch die Werkstatt, der Kaufpreis, der Wiederverkaufswert und der Einsatzumfang in die Überlegungen einzubeziehen.