JAMAIKA WATERHOUSE IM AUFWIND CRISTIANO RONALDO

Transcription

JAMAIKA WATERHOUSE IM AUFWIND CRISTIANO RONALDO
NR. 56, 14. NOVEMBER 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
JAMAIKA
WATERHOUSE
IM AUFWIND
CRISTIANO RONALDO
SOCIAL-MEDIASPITZENREITER
SANDRA STARKE
AUS NAMIBIA IN
DIE BUNDESLIGA
Nomaden des Fussballs
DIE GROSSE WANDERLUST
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
6
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Nomaden der Fussballwelt
Mit dem Ball am Fuss entdecken sie die Welt:
Jede Saison wechseln Hunderte Fussballer den
Klub, die Liga oder sogar den Kontinent. Sowohl
junge Talente als auch gestandene Profis suchen
nicht nur neue Herausforderungen und weitere
Erfolge, sie wollen auch fremde Kulturen
kennenlernen und die Welt bereisen.
Jordi Punti stellt eine fiktive Mannschaft der
Fussball-Nomaden zusammen.
15
Sepp Blatter
In Berlin wurde die deutsche Nationalmannschaft einen Tag nach dem 25. Jahrestag des
Mauerfalls mit der höchsten Auszeichnung, die
deutsche Sportler erhalten können, ausgezeichnet: dem Silbernen Lorbeerblatt. Anlässlich
dieser Ereignisse erinnert der FIFA-Präsident in
seiner Kolumne daran, “welch grosse integrative
Kraft unser Sport gerade in Deutschland hat.”
30
B allon d’Or
An der FIFA-Gala am 12. Januar 2015 in Zürich
wird auch das Tor des Jahres ausgezeichnet
(Puskas-Award). Manche Treffer werden legendär und verändern Karrieren schlagartig.
Die spektakulärsten WM-Treffer auf einen Blick.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
37
Sandra Starke
Als Mädchen reiste
sie um die halbe Welt,
um eine Zukunft im
Fussball zu haben.
16
Jamaika
Waterhouse muss auf
die Reggae Boyz
(im Bild: Kemar Lawrence)
verzichten.
Die grosse Wanderlust
Unser Cover zeigt den deutschen
Torhüter Lutz Pfannenstiel in der
Namib-Wüste im Süden Namibias
(Ende März 2014).
Bei der kommenden Frauen-WM sind 24 Teams zugelassen, die
sich wie folgt auf die Konföderationen aufteilen:
AFC: 5 Teams, CAF: 3 Teams, CONCACAF: 3,5 Teams*,
CONMEBOL: 2,5 Teams*, OFC: 1 Team, UEFA: 8 Teams,
Gastgeber: Kanada
*Das Team auf Rang vier der CONCACAF-Qualifikation spielt in zwei
Entscheidungsspielen (Hin- und Rückspiel) gegen das Team auf Rang drei
der CONMEBOL-Qualifikation um einen Startplatz bei der Endrunde.
Qualifiziert
Costa Rica
Mexiko
USA
Qualifiziert
Brasilien
Kolumbien
Playoff Rückspiel 2. Dezember 2014
Trinidad und Tobago – Ecuador
Playoff Hinspiel 8. November 2014
Ecuador – Trinidad und Tobago 0:0
Kanada (Gastgeber)
2
T H E F I FA W E E K LY
Keystone, imago, HMIMA Haikel, Getty Images
Jan van der Velden (Bild)
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
25
Cristiano Ronaldo
Soziale Netzwerke:
CR7 ist beliebteste Sportler
im Netz.
17
Tunesien
Der harte Konkurrenzkampf stärkt
die Mannschaften der Ligue 1.
(Im Bild: Franck Kom, Étoile du Sahel (l.),
Ghilane Chalali, Espérance Tunis)
Qualifiziert
Deutschland
England
Frankreich
Norwegen
Schweden
Schweiz
Spanien
+ Playoff Sieger
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen
und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
http://de.fifa.com/mobile
Qualifiziert
Elfenbeinküste
Kamerun
Nigeria
Qualifiziert
Australien
Japan
Republik Korea
Thailand
VR China
Qualifiziert
Neuseeland
T H E F I FA W E E K LY
3
sharecocacola.com
#shareacocacola
Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company.
Share a
with
UNCOVERED
Von Ort zu Ort Zugvögel in der Formation eines (Fuss-)Balls.
Fernweh
E
ine Karriere im Fussball bemisst sich an den Titeln, die jemand erringt – so
lautet die weit verbreitete und ohne Weiteres zutreffende Ansicht. Und
doch: Erfolg als Profi bedeutet nicht zuletzt, seinen Lebensunterhalt mit
dem Fussball bestreiten, dabei Erfahrungen sammeln und Erlebnisse geniessen
zu können. Unser Mitarbeiter Jordi Punti stellt ab Seite 6 ein imaginäres Team
der Fussball-Nomaden vor, die auf so manchem Platz auf dieser Welt zu Hause
waren – bis sie weiterzogen.
D
I
er portugiesische Weltfussballer Cristiano Ronaldo ist nicht nur auf dem Platz
die Nummer eins der Welt. In den sozialen Netzwerken hat kein S
­ portler auch
nur annähernd so viele Anhänger. Ab Seite 24 erfahren Sie, warum das so ist.
n seiner wöchentlichen Kolumne geht FIFA-Präsident Blatter auf Seite 23 auf
die Kunst der richtigen Entscheidung ein. “Der Fussball ist wie das Leben: In
jeder Szene wird man vor ein Problem gestellt, das es zu lösen gilt.” Sepp Blatter fährt fort: “Die deutsche Mannschaft hatte im vergangenen Sommer in jeder
Situation die weltmeisterliche Antwort bereit. Davor ziehe ich den Hut.” Å
Abir Sultan / Keystone
Perikles Monioudis
T H E F I FA W E E K LY
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NOMADEN DER
FUSSBALLWELT
Was heisst Erfolg im Fussball? Titel,
Titel und nochmals Titel, sagen die
Einen mit Recht. Andere aber sagen:
Die Welt entdecken!
D
ie Migrationsbewegungen im Fussball sind schlechter
­k alkulierbar als die der Zugvögel. In jeder Saison wechseln
Hunderte Fussballer auf der ganzen Welt den Klub, die
Liga und sogar den Kontinent. Mittlerweile sind es nicht
nur junge Talente aus Südamerika und Afrika, die sich
nach Europa aufmachen. Die Globalisierung hat den Markt
in den letzten Jahren aufgemischt, und eine grosse Zahl
von Sportlern sucht neue Herausforderungen in weniger
bekannten, aber finanzstarken Ligen.
Im Vergleich zum Modell des Spielers, der während seiner
Karriere stets für denselben Klub aktiv ist, erfreut sich das
Profil des Fussballnomaden und das Kennenlernen fremder Kulturen zunehmender Beliebtheit. In einigen Fällen wird dabei die
persönliche Erfahrung höher gewichtet als der sportliche Erfolg. Die
Spieleragenten reiben sich die Hände, denn die Spielpläne der unterschiedlichen Wettbewerbe ermöglichen einen kurzfristigen Wechsel von
einer Hemisphäre in die andere. Nehmen wir hier zum Beispiel den
6
T H E F I FA W E E K LY
­ panier David Villa. Der 32-Jährige, der zuvor bei fünf spanischen Klubs
S
aktiv gewesen war, verliess Atlético Madrid in Richtung Australien, um
dort mehrere Partien für Melbourne City zu bestreiten. Im Januar wird
er für das neue MLS-Team New York City spielen.
Während wir alle unsere Aufmerksamkeit auf den jüngsten Rekord
von Lionel Messi oder die letzte Parade von Manuel Neuer richten, ist
Tausende Kilometer entfernt jeden Samstag ein Albaner, Besart Berisha,
der Held von Melbourne Victory (Australien) und ein Slowene, Luka
­Z inko, versucht in Hangzhou (China), Ordnung ins Spiel zu bringen. Vor
30 Jahren wären die Abenteuer eines Engländers in Thailand oder eines
Ghanaers in I­ srael noch Stoff für eine Reportage im “National Geographic” gewesen. Heute fragt man sich, was man nun von einem serbischen
Stürmer halten soll, der in Schweden aktiv ist, zuvor jedoch bereits in
Indien, Rumänien, Israel und Montenegro gespielt hat.
Die Antwort verbirgt sich in einer Auswahl von Weltenbummlern,
deren Trikots idealerweise das Logo der Vereinten Nationen zieren
­müsste. Wir porträtieren elf Spieler, die im Durchschnitt 32 Jahre alt
Anja Denker
Jordi Punti
NOMADEN DES FUSSBALLS
LUTZ PFANNENSTIEL
Am weitesten gereist
Lutz Pfannenstiel hat in allen
sechs FIFA-Konföderationen
Fussball gespielt.
Geburtsdatum, Geburtsort
12. Mai 1973, Zwiesel (Deutschland)
Position
Torhüter
Stationen
1. FC Bad Kötzting, Penang FA, FC Wimbledon, Nottingham Forest, Orlando
Pirates, Sembawang Rangers, TPV Tampere, Haka Valkeakoski, PK Isalmi,
Wacker Burghausen, Geylang United, Dunedin Technical, Bradford Park Avenue,
ASV Cham, Baerum SK, Calgary Mustangs, Otago United, Vllaznia Shkoder,
Vancouver Whitecaps, CA Hermann Aichinger, Flekkeröy IL, Manglerud Star,
Ramblers
Kontinente / Länder
Europa (Albanien, Deutschland, England, Finnland, Norwegen), Asien
(Malaysia, Singapur), Afrika (Namibia, Südafrika), Nordamerika (Kanada),
Südamerika (Brasilien), Australien-Ozeanien (Neuseeland)
Nationalteam
Deutschland U17
Auf grosser Fahrt
Marc Crosas Luque teilt sich
via soziale Netzwerke mit.
Twitter
sind und insgesamt für über 100 Teams in fast 40 Ländern der Welt
aktiv waren. Sie mögen vielleicht nicht alle weltbekannt sein, sie wären
­a llerdings durchaus repräsentativ für den aktuellen Fussball, wenn sie
gemeinsam auf dem Spielfeld stünden. Der verantwortliche Trainer
könnte natürlich kein anderer als der weise Bora Milutinovic sein, der
über Erfahrungen aus fünf Kontinenten verfügt.
Torhüter
Lutz Pfannenstiel hat seine Karriere zwar 2011 beendet, dennoch
­gebührt ihm die Position des Torhüters in dieser Auswahl. Schliesslich
hat er im Laufe seiner Karriere den Länder- und Klubrekord gebrochen
und war, einmal abgesehen von der 2. Bundesliga, unter anderem in
Malta, Namibia, Singapur, Malaysia und Finnland aktiv. Seine Autobiographie “Unhaltbar: Meine Abenteuer als Welttorhüter” ist ein Schmankerl der Fussballgeographie und -soziologie und liest sich wie ein
Abenteuer­roman. In einem seiner Projekte kämpft er mit fussballerischen Mitteln gegen die Erderwärmung.
MARC CROSAS LUQUE
Geburtsdatum, Geburtsort
9. Januar 1988, San Feliu de Guíxols (Spanien)
Position
Mittelfeldspieler
Stationen
FC Barcelona, Olympique Lyon, Celtic Glasgow,
Wolga Nischni Nowgorod, Santos Laguna,
Leones Negros de la Universidad de Guadalajara
Kontinente / Länder
Europa (England, Russland, Schottland, Spanien),
Nordamerika (Mexiko)
Nationalteam
Spanien U21
T H E F I FA W E E K LY
7
NOMADEN DES FUSSBALLS
Abwehr
Madjid Bougherra wurde in einem vorwiegend von Menschen arabischer
Abstammung bewohnten Vorort von Dijon (Frankreich) geboren und entschloss sich, für die algerische Nationalmannschaft zu spielen. Diese Entscheidung hat seine Karriere entscheidend beeinflusst. Laut eigener Aussage konnte er dadurch sein strenges Umfeld in Frankreich verlassen und sich
neue “kulturelle Elemente, Bildung, Denkweise sowie andere Werte” aneignen. Bougherra, der bei der WM in Brasilien als Kapitän Algeriens fungierte, startete seine Karriere bei Gueugnon in der zweiten französischen Liga,
wechselte aber bald nach England und später nach Schottland. Mit den
Glasgow Rangers wurde er dreimal schottischer M
­ eister. Bei den Titelfeiern
präsentierte er gern die algerische Flagge, wofür die Rangers-Fans nicht
immer Verständnis hatten, denn sie sahen darin die Farben von Celtic Glasgow. Dank seiner arabischen Wurzeln war er in den letzten Jahren bei Lekhwiya in Katar sowie bei Al-Fujairah in den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv, wo er noch immer unter Vertrag steht.
KARL FREDRIK LJUNGBERG
Geburtsdatum, Geburtsort
16. April 1977, Vittsjö (Schweden)
Position
Mittelfeldspieler
Stationen
Halmstads BK, FC Arsenal, West Ham United, Seattle Sounders,
Chicago Fire, Celtic Glasgow, Shimizu S-Pulse, Mumbai City
Kontinente / Länder
Europa (England, Schottland, Schweden), Nordamerika (USA),
Asien (Indien, Japan)
Nationalteam
Schweden
Im Cab durch New York City
Fredrik Ljungberg auf Achse.
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T H E F I FA W E E K LY
Michael Beauchamp: Australien gehört zu den Regionen, in die es
­Kosmopoliten verschlägt; die eigenen Stars sind aber ebenfalls bereit, sich
in neuen Ligen zu versuchen. Ein Beispiel dafür ist Michael Beauchamp,
der diese Woche angekündigt hat, die Fussballschuhe nach dem Ende
seines Vertrages mit PTT Rayong (Thailand) an den Nagel zu hängen. Die
Erfahrung in der Liga Thai 1 war für den Verteidiger nicht besonders
befriedigend. Beauchamp hatte wenige Monate zuvor mit den Western
Sydney Wanderers den zweiten Platz in Australien errungen und damit
eine glanzvolle Karriere bei diversen australischen Vereinen gekrönt. Der
Wechsel zu einem ausländischen Verein war für ihn nichts Neues. 2007
­hatte Beauchamp bereits das “Abenteuer Europa” ausprobiert, als er zwei
Spielzeiten für den 1. FC Nürnberg in Deutschland und eine weitere für
Aalborg in Dänemark aktiv war. Spuren hat er allerdings vorwiegend bei
den sieben australischen Klubs hinterlassen, für die er gespielt hat und
die ihm den Sprung in die Nationalmannschaft ermöglichten.
Pa Modou Kah wurde 2011, in seiner letzten Saison bei Roda JC ­Kerkrade
in den Niederlanden, durch einen herausragenden Treffer berühmt, einen
Seitfallzieher, der dank YouTube um die Welt ging. Der starke und ballgewandte Innenverteidiger spielte zuvor dank seiner Fähigkeiten jedoch
auch in Ländern wie Norwegen, Schweden, Katar und Saudiarabien und
ist derzeit in den USA aktiv. Der aus Gambia stammende Kah erhielt
seine fussballerische Ausbildung in Norwegen und legte in sieben Spielzeiten in der niederländischen Liga einen Qualitätssprung hin. Als er in
der nordamerikanischen Liga MLS bei den Portland Timbers ankam,
sagte er: “Meine Frau und ich reisen sehr gern und lernen gern neue
Kulturen und Leute kennen. Wir waren schon an vielen Orten, guten und
schlechten, mit guten und schlechten Menschen. Darauf kommt es im
Augenblick an. Wir sind in Portland, und die Stadt gefällt uns sehr.”
NOMADEN DES FUSSBALLS
Álvaro Mejía wird wahrscheinlich von seinen Teamkameraden bei
Al-Shahaniya in Katar ab und an gefragt, wie es ist, mit Zinédine Zidane
und David Beckham zu spielen. Mejía wurde in der Nachwuchs­abteilung
von Real Madrid ausgebildet und gehörte einige Jahre dem berühmten
Team der Galaktischen an. Angesichts der geringen Chancen auf einen
Stammplatz wechselte er zu Real Murcia, einem Klub mit bescheideneren
Mitteln, bei dem er es zum Mannschaftskapitän brachte. Aufgrund der
wirtschaftlichen Probleme des Klubs zog es ihn für ein Intermezzo nach
Frankreich und später in die Türkei zu Konyaspor, anschliessend nach
Griechenland. Obwohl er durchaus Angebote für eine Rückkehr nach
Spanien bekommen hatte, entschied er sich laut eigenen Angaben für das
Ausland, weil dies “persönlich bereichernder” sei. Seine bislang letzte
Station lautet Katar, wobei ihn, wie er versichert, die Erfahrungen von
Real-Idol Raúl in seiner Entscheidung für den Klub beeinflusst hätten.
Mittelfeld
Rohan Ricketts hat bei elf Klubs in neun unterschiedlichen Ländern
gespielt und ist der Globetrotter in Person. In einigen Spielzeiten war er
unter Ausnutzung der Pausen in den Spielplänen sogar in zwei unterschiedlichen Ligen aktiv. Seine Fussballleidenschaft bringt er auch noch
auf andere Weise zum Ausdruck, er verdingt sich nämlich nebenbei als
Kommentator auf Twitter und in anderen Medien und hat mit ­“Column 10”
einen eigenen Blog. Ricketts, der mit PTT Rayong gerade die thailändische Saison abgeschlossen hat, stammt ursprünglich aus der Talentschmiede des FC Arsenal, wechselte dann aber 2002 zum Erzrivalen
Tottenham Hotspur. Dort hat er die meisten Partien bestritten. Seitdem
war er auch noch in Deutschland, Ungarn, der Republik Moldau, Irland,
Kanada, Indien, Ecuador sowie für weitere Teams in England aktiv.
­R icketts berichtet, er sei an einigen Orten Opfer rassistischer Anfeindungen geworden und habe an anderen Probleme gehabt, zu seinem Geld
zu kommen. Dennoch sei ihm das Interesse an Neuem und die Begeisterung der Fans immer wichtiger gewesen.
ROHAN RICKETTS
Geburtsdatum, Geburtsort
22. Dezember 1982, London (England)
Position
Mittelfeldspieler
Stationen
FC Arsenal, Tottenham Hotspur, Coventry City,
Wolverhampton Wanderers, Queens Park Rangers,
FC Barnsley, Toronto FC, Diosgyöri VTK,
FC Dacia Chisinau, SV Wilhelmshaven,
Shamrock Rovers, Exeter City, Dempo SC,
Deportivo Quevedo
Kontinente / Länder
Europa (England, Ungarn, Moldawien,
Deutschland, Irland), Nordamerika (Kanada),
Asien (Indien), Südamerika (Ecuador)
Nationalteam
England U18
England U20
England U21
Bulls Press, David Ashdown / Independent
Marc Crosas hat es als jüngster Spieler in diese Auswahl der Weltenbummler geschafft, was mit seiner grossen Fussballleidenschaft zusammenhängen mag. Crosas wurde in der Akademie des FC Barcelona ausgebildet und entwickelte sich zu einem hervorragenden zentralen
Mittelfeldakteur. Der ballgewandte Spieler, der vor allem bei der Ballverteilung überzeugt, debütierte unter Frank Rijkaard in der ersten
Mannschaft. In der folgenden Saison wurde er unter Pep Guardiola allerdings an Olympique Lyon ausgeliehen. Eigentlich hatte Crosas immer
vorgehabt, eines Tages zu Barça zurückzukehren, sein nächster Klub
war aber Celtic Glasgow, wo er zu einem Idol der Fans avancierte. Drei
Jahre später musste er erkennen, dass er keinen Stammplatz bekommen
würde und sich “von einem Spieler in einen Fan verwandelt” hatte. Er
entschloss sich zu einem Wechsel. Nach einem kurzen Intermezzo im
russischen Fussball verschlug es Crosas nach M
­ exiko, wo er mittlerweile seit vier Spielzeiten unter Vertrag steht (derzeit bei den Leones Negros
in Guadalajara). Seine Bande mit dem mexikanischen Fussball haben
Crosas dazu bewogen, zu sagen, er würde lieber für die mexikanische
Nationalmannschaft spielen als für die spanische. Noch lieber liefe er
wohl für ein unabhängiges Katalonien auf.
Fredrik Ljungberg: Viele werden jetzt überrascht sein, weil sie dachten,
er habe seine Karriere bereits beendet, und so war es eigentlich auch.
Nach über zwei Jahren ohne Spielpraxis hat Ljungberg diesen Sommer
dann allerdings ein Angebot von Mumbai City in der neuen Hero Indian
Super League angenommen. Dort soll er dem Klub mit “Wissen und Erfahrungen aus der englischen Premier League” weiterhelfen, wie er auf
Twitter verbreitete. Ljungbergs Debüt steht aufgrund einer Verletzung
zwar noch aus, er wird aber auf jeden Fall nach Asien zurückkehren,
nachdem er zuletzt bereits für Shimizu S-Pulse in Japan aktiv gewesen
war. Zuvor hatte er sich nach vielen erfolgreichen Jahren beim FC Arsenal in der nordamerikanischen und schottischen Liga versucht.
Mal hier, mal dort
Rohan Ricketts in
der freien Natur.
T H E F I FA W E E K LY
9
NOMADEN DES FUSSBALLS
“Man soll niemals nie sagen”
Herr Pfannenstiel, können Sie eine Karriere wie die
Ihre anderen Spielern empfehlen?
Lutz Pfannenstiel: Der Fussball hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren stark verändert, er hat weiter
globalisiert. Es ist nichts Besonderes mehr, dass in
jeder Liga der Welt ausländische Spieler aktiv sind. Zu
meiner Zeit hatten wir ein Champions-­League-Spiel
auf den Malediven. Der Gegner war eine eher schwache Mannschaft, aber es gab einen Brasilianer im
Team. Dies zeigt, dass man in aller Herren Länder
Spieler aus Südamerika oder Europa finden kann. Es
wird tendenziell in Zukunft auch so weitergehen.
Was macht das Ausland so reizvoll?
Wenn man als Spieler ins Ausland geht, will man
sich sportlich weiterentwickeln. Aber man entwickelt sich definitiv als Person weiter. Wenn man als
junger Spieler ins Ausland geht, ist das sicher immer
interessant und meiner Meinung nach auch die richtige Entscheidung.
Was war die aufregendste Station in Ihrer Karriere?
Man muss unterscheiden zwischen dem Alltag
und dem Fussballerleben. In meinen Augen ist Brasilien das schönste Land. Für mich ist es das Mutterland
des Fussballs. Die Fans sind klasse und enthusiastisch. Auch sehr schön war meine Zeit in Vancouver,
in der nordamerikanischen Liga, weil es auch eine
ganz besondere Stadt ist. Generell hat es mir eigentlich überall gut gefallen. Auch in Ländern, mit denen
man gemeinhin nicht viel Gutes verbindet. Aber Brasilien und Kanada stechen positiv heraus.
Erinnern Sie sich an ein besonders denkwürdiges
Erlebnis?
(lacht) Da gibt es bei mir ja einige, beispielsweise
als auf dem Schreibtisch eines Präsidenten eine Pistole auftauchte. Der vollkommenste Moment aber war
im Maracanã-Stadion, im Pokalspiel gegen Botafogo.
Es war mein erstes offizielles Spiel in Brasilien. Das
Ganze, auch das Drumherum, war ganz besonders. Es
war einer dieser magischen Momente. Ich war da ja
auch schon etwas älter.
Das ist schwer zu sagen. Es ist ja kaum zu glauben,
dass ich schon seit vier Jahren in Hoffenheim bin. Ich
will hier noch einiges erreichen. Ausserdem bin ich
für die FIFA als Torwart-Instruktor unterwegs. Ob
sich dann irgendwann nochmals ein Wechsel ins Ausland abzeichnet, kann ich schlecht beurteilen. Ich
fühle mich in Hoffenheim sehr wohl. Aber man soll
niemals nie sagen.
10
T H E F I FA W E E K LY
Mehr über Lutz Pfannenstiels Abenteuer: “Unhaltbar: Meine Abenteuer
als Welttorhüter”. 256 Seiten, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg.
Pixathlon
Was haben Sie noch vor?
NOMADEN DES FUSSBALLS
Angriff
Edu: Kein anderes Land “exportiert” so viele Spieler wie Brasilien. Das
Jogo bonito findet in allen Ligen Anklang, insbesondere in Gestalt eines
torgefährlichen Stürmers. Eduardo Gonçalves de Oliveira, Edu, erzielt
bereits seit mehr als zehn Jahren Tore im Ausland – seit er sich aus der
zweiten brasilianischen Liga verabschiedet hat. Den Grossteil seiner Karriere verbrachte er in Deutschland, wo er etwa bei Schalke 04 und
Mainz 05 aktiv war. Später zog es ihn zum türkischen Klub Besiktas
Istanbul und mit China, Südkorea und Japan in drei asiatische Länder.
Für seinen aktuellen Klub, FC Tokyo, hat er in dieser Saison bereits elf
Treffer erzielt. Man kann sich gut vorstellen, welches Heimweh einen
Brasilianer im kalten russischen Winter, in der iranischen Wüste oder
im bolivianischen Hochland plagen mag. Allerdings besagt die Statistik,
dass ein Brasilianer bei seinem Klub fast immer Gesellschaft von einem
Landsmann hat.
Nicolas Anelka hat genau wie Ljungberg auch ein Angebot von Mumbai
City angenommen, um seine lange und abwechslungsreiche Karriere
noch etwas zu verlängern. Anelka ist gewissermassen der VIP-Weltenbummler, ein Titel, den ihm in einigen Jahren vielleicht Zlatan Ibrahimovic oder Mario Balotelli streitig machen könnten. Gemeint ist ein
­Spieler, der nur bei grossen Klubs auf Champions-League-Niveau unterschreibt, auch wenn er nicht lange bleibt. Anelka startete bei Paris
Saint-Germain und machte später unter anderem bei Arsenal, Real
­Madrid, Liverpool, F
­ enerbahce, Manchester City, Chelsea und Juventus
Station. In Turin bestritt er lediglich zwei Partien, gewann aber den
­Scudetto, den italienischen Meistertitel. Vor seiner Ankunft in Indien
war seine ungewöhnlichste Station wohl Shanghai Shenhua. Als man ihn
nach seiner sportlichen Erfahrung fragte, während er in Shanghai unter
Vertrag stand, sagte er: “Wenn ich meine Karriere beende, möchte ich
sagen können, dass ich viele Menschen und Kulturen aus unterschiedlichen Teilen der Welt kennengelernt habe. Das ist für mich sehr wichtig.”
Besart Berisha benötigte einige Jahre, um seinen Platz in der Welt zu
finden, und dann fand er ihn an deren anderem Ende. Er hatte seine
Profikarriere in Hamburg begonnen, dann ging es für ihn aber glücklos
in Norwegen und Dänemark weiter. Er kehrte nach Deutschland zurück,
wo er in der zweiten Liga spielte – und es ging stetig bergab. Damals
erhielt Berisha über einen Freund ein Angebot von Brisbane Roar in
Australien. Anfangs dachte er, die Entfernung sei zu gross, aber ein Trainer überzeugte ihn mit fussballerischen Argumenten: “Wir spielen mit
nur einer Spitze, wie der FC Barcelona, und du wirst der einzige Stürmer
sein und viele Pässe erhalten.” Seitdem sind vier Spielzeiten vergangen.
Heute spielt Berisha für Melbourne Victory. Mit seiner aggressiven, präzisen und schnellen Spielweise konnte Berisha Torerfolge feiern und
Trophäen erringen – und er ist zu einem Aushängeschild der A-League
avanciert. Zuvor war er zwar einige Male für die albanische Nationalmannschaft aktiv; seit er in Australien ist, hat sich das Thema aber für
ihn erledigt. Die Entfernung ist zu gross.
PA MODOU KAH
Geburtsdatum, Geburtsort
30. Juli 1980,Banjul (Gambia)
Position
Verteidiger
Stationen
Valerenga IF, Allmänna Idrottsklubben,
Roda JC Kerkrade, Al-Khor SC, Qatar SC
Kontinente / Länder
Europa (Norwegen, Schweden, Niederlande),
Asien (Katar)
Nationalteam
Norwegen
@PMKAH
“Wer fordert
mich heraus?”
twittert Pa Modou
Kah aus Katar.
T H E F I FA W E E K LY
11
NOMADEN DES FUSSBALLS
VELIBOR OBRAD “BORA” MILUTINOVIC
Geburtsdatum, Geburtsort
7. September 1940, Bajina Basta (Jugoslawien)
Position
Mittelfeld
Stationen als Spieler
OFK Belgrad, Partizan, Winterthur, Monaco, Nizza, Rouen, Club Universidad
Nacional
Stationen als Trainer
Club Universidad Nacional, Mexiko, San Lorenzo, Udinese, Veracruz,
Tecos UAG, Costa Rica, USA, Nigeria, MetroStars (heute NY Red Bull),
China, Honduras, Al Sadd, Jamaika, Irak
Kontinente / Länder
Europa (Frankreich, Italien, Jugoslawien, Schweiz), Nordamerika
(Costa Rica, Honduras, Jamaika, Mexiko, USA), Südamerika (Argentinien),
Asien (China, Irak, Katar), Afrika (Nigeria)
Rekordhalter
Bora Milutinovic hat fünf Nationalteams an einer WM betreut:
Mexiko (1986), Costa Rica (1990), USA (1994), Nigeria (1998), China (2002)
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T H E F I FA W E E K LY
Trainer
Bora Milutinovic: Man fragt sich, was wohl im Kopf von Bora Milutinovic vorgeht und wie er den Fussball nach so vielen Jahren der Trainertätigkeit an so vielen unterschiedlichen Orten sehen mag. Er nahm
als erster Trainer an fünf Weltmeisterschaften teil – und zwar mit fünf
unterschiedlichen Ländern: Mexiko (1986), Costa Rica (1990), USA (1994),
Nigeria (1998) und China (2002). Ausserdem hat er mehr als 15 Klubs und
Nationalmannschaften mit sehr unterschiedlichen Hintergründen wie
Irak, Honduras oder Jamaika trainiert. “Ich bin mehr Mexikaner als
Serbe”, sagte er in einem Interview mit The FIFA Weekly vor ein paar
Monaten; und er erinnert sich an seinen ersten internationalen Erfolg,
das Erreichen des Viertelfinales bei der WM 1986 in Mexiko. Diese
­Erfahrung habe sein Leben verändert, wie er berichtet, und seitdem ist
Milutinovic zum besten Dolmetscher einer Weltsprache geworden: der
Sprache des Fussballs und der Spielerpsychologie. Er weiss, wie man im
Sinne der Mannschaft das Beste aus jedem einzelnen Spieler herausholt.
CARON PHILIPPE/PRESSE SPORTS
Gut in Schuss
Bora Milutinovic in Katar.
NOMADEN DES FUSSBALLS
MADJID BOUGHERRA
Geburtsdatum, Geburtsort
7. Oktober 1982, Longvic (Frankreich)
Position
Verteidiger
Stationen
FC Gueugnon, Crewe Alexandra, Sheffield Wednesday,
Charlton Athletic, Glasgow Rangers, Lekhwiya, Fujairah SC
Kontinente / Länder
Europa (Frankreich, England, Schottland),
Asien (Katar, Vereinigte Arabische Emirate)
Nationalteam
Algerien
imago
Schottischer Pokalsieger
Madjid Bougherra feiert
mit der algerischen Fahne.
“Ich versuche mit meinen Mannschaften stets, die Menschen glücklich
zu machen, und hier ist das doppelt so wichtig”, sagte er 2009, als er
Irak trainierte und das Land von politischer und gesellschaftlicher Instabilität schwer gezeichnet war. Der mittlerweile 74-Jährige hält nie
inne, hat stets neue Pläne und sagt, die Zeit sei sein “grösster Feind”.
Er lebt in Katar und ist mit Blick auf die WM 2022 an mehreren
­P rojekten zur Entwicklung des Fussballs beteiligt.
Wie andere grosse Teams verfügt auch diese Elf der Weltenbummler
über eine Ersatzbank, deren Stars ebenfalls eine gute Rolle spielen
könnten. Die Liste der Spieler-Nomaden wird immer länger und bietet
aussergewöhnliche Geschichten. Das sind Fussballer, die nach dem Motto “Besser der Kopf einer Ratte als der Schwanz eines Löwen” leben, und
denen es nichts ausmacht, ans andere Ende der Welt zu reisen.
Zu dieser Kategorie gehört auch Harrison Muranda aus Kenia, ein
Stürmer, der in Afrika Karriere machte, wo er in seinem Heimatland, in
Oman und in Äthiopien aktiv war; er zog später nach Indien und Viet-
nam. Oder Hrayr Mkoyan, Verteidiger der armenischen Nationalmannschaft, der derzeit für den iranischen Klub Esteghal spielt und zuvor
schon in Russland und Tschechien aktiv war. Oder Aleksandar Duric,
mittlerweile nicht mehr aktiv, der für die Nationalmannschaft Singapurs spielte und zuvor unter anderem in Ungarn und Australien unter
Vertrag gestanden hatte.
Oftmals begeben sich auch Spieler, die alles gewonnen haben, auf
Abenteuerreise, weil sie die Fussballschuhe noch nicht an den Nagel
hängen möchten. Das trifft auf den Brasilianer Rivaldo zu, der seine
Karriere im vergangenen Jahr im Alter von 42 Jahren beendete. Nach
den Anfängen in Brasilien und grossen Erfolgen in Spanien und Italien
spielte er aus Spass noch in Griechenland, Usbekistan und Angola, bevor
er in sein Heimatland zurückkehrte. Denn zurückkehren, das gehört
bei den meisten Nomaden der Fussballwelt zum Konzept. Å
T H E F I FA W E E K LY
13
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
instinct
takes over
#predatorinstinct
adidas.com/predator
BLICK IN DIE LIGEN
I
N
Por tugals Primeira Liga
Gu ima rães u nd
Ta l i s c a l a s s e n
au f h o r c h e n
Andreas Jaros ist freier Autor
und lebt in Wien.
Vitória Guimarães bleibt
weiterhin das Team der
Stunde in der Primeira Liga:
Mit einem 2:1-Auswärtssieg bei Nachzügler
Arouca zementierte der Tabellenzehnte der
vergangenen Saison seine Position in der
Spitzengruppe. Nach zehn Runden lacht der
Underdog, der 2012/13 mit dem Pokalsieg die
einzig wirklich wichtige Trophäe seiner
92-jährigen Geschichte erobert hatte, mit 23
Punkten von Platz 2, eingeklemmt zwischen
den üblichen Verdäch­tigen Benfica Lissabon
(25) und FC Porto (22).
imago
Viel hatte nicht auf diesen herbstlichen Erfolgs­
lauf hingedeutet: Alle Neuverpflichtungen
waren im Sommer ablösefrei oder auf Leihbasis
gekommen. Namhafte Spieler? Fehlanzeige.
Vielleicht war es doch der k
­ lügste Schachzug,
S
I
dem Trainer weiterhin zu vertrauen: Rui
Vitória hat schon wiederholt sein goldenes
Händchen bewiesen. Mit einem Durchschnitt
von 18 296 Zuschauern in den ersten fünf
Heimspielen im Dom-Afonso­-HenriquesStadion kommt Guimarães dem Spitzenwert
aus der Saison 2007/08 schon recht nahe:
Damals staunten jeweils 19 578 Fans, wie den
Weiss-Schwarzen das erste und bis jetzt einzige
Mal der Sprung in die Champions­-LeagueQualifikation gelungen war.
An der Favoritenrolle von Leader und Titel­
verteidiger Benfica ändert der frühe Höhenflug
von Guimarães freilich nichts. Trotz gröberer
Umbauarbeiten im Kader und Sparmassnahmen fliegen die Adler, die sich vergangene
Saison alle nationalen Trophäen griffen, um
in der Europa League einmal mehr im Finale
gestoppt zu werden, auf ihrer gewohnten
Reiseflughöhe, die den Titel verheisst.
Herausragendes findet sich beim Rekord­
meister in allen Mannschaftsteilen: Im Tor
Brasiliens WM-Keeper Júlio César. Als Denker
und Lenker der Argentinier Enzo Pérez, der
den verletzten Ángel Di María im Halbfinale
und Endspiel der Weltmeisterschaft vertrat.
Und vorne, als echte Spitze oder offensiver
Mittelfeldspieler, die Entdeckung der Saison,
D
E
Talisca. “Wenn er so weitermacht, ist er bald
viele Millionen wert”, applaudiert sein Trainer
Jorge Jesus dem Talent. Den Brasilianer, der
von Bahia kam, zeichnen ein feiner linker
Fuss, präzise Pässe, starke Dribblings und
Schüsse sowie taktisches Verständnis aus –
das ganze Paket also. Auch José Mourinho will
das Vier-Millionen­-Euro-Schnäppchen schon
vor Jahren auf dem Radarschirm gehabt
haben – aber der heute 20-Jährige wollte wohl
nicht riskieren, Überschussgut von Chelsea
und gleich wieder weiterverliehen zu werden.
Da liefert sich Talisca (acht Tore) lieber in
Portugal ein Duell um die Torjägerkrone mit
Jackson Martínez (sieben Tore). Der Kolum­
bianer, auf der Wunschliste des FC Liverpool
angeblich ganz oben, will den nach zehn
Runden noch ungeschlagenen FC Porto wieder
zur Nummer eins schiessen und nicht wie
zuletzt nur auf Rang 3. Es wurde jedenfalls
kräftig aufgerüstet im Estádio do Dragão: Der
niederländische Nationalverteidiger Bruno
Martins Indi und der algerische WM-Stürmer
Yacine Brahimi, der bei seinem ChampionsLeague­- Gruppen­phasendebüt gleich einen
Dreierpack gegen Bate Borissow auf den Rasen
zauberte, sind wohl die perfekte Rücken­
deckung für den neuen Trainer ohne Erstliga­Erfahrung, Julen Lopetegui aus Spanien. Å
Harter Weg nach oben
Vitória de Guimarães
(mit Alex; r.) erkämpft
sich einen 2:1-Sieg beim
FC Arouca (mit Pintassilgo).
T H E F I FA W E E K LY
15
Wate r h o u s e u n d
d i e Re g g a e B oy z
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel”
in Berlin.
Es ist ein ständiges Auf und
Ab beim Waterhouse Football
Club. Nach einem missratenen Saisonstart
mit gerade einmal zwei Siegen in den ersten
fünf Spielen hat der amtierende Meister
Jamaikas zwar wieder seinen Stammplatz im
Spitzenbereich der National Premier League
eingenommen. Es sah dann zuletzt auch ganz
gut aus nach drei Siegen in Folge. Wie trügerisch dann aber die Hoffnung auf eine stetige
Dominanz sein kann, war am neunten Spieltag zu sehen. Daheim im Drewsland-Mini-­
Stadion von Kingston reichte es gegen den
Boys’ Town FC, die vom Abstieg bedrohte
Konkurrenz aus der eigenen Stadt, nur zu
einem torlosen Unentschieden.
Es spielte dabei allerdings eine nicht unwesentliche Rolle, dass der Waterhouse FC auf
seine drei besten Spieler verzichten musste.
Reggae Boyz aus der
heimischen Liga Hughan
Gray, Kemar Lawrence und
Nicholy Finlayson (v.l.n.r.).
16
T H E F I FA W E E K LY
Nicholy Finlayson, Romario Campbell und
Hughan Gray waren nicht verletzt, sie stecken
auch in keinem Formtief und waren ausserdem nicht von disziplinarischen Massnahmen
betroffen. Das Trio von Waterhouse musste
vielmehr in nationalem Auftrag ausrücken –
ins Trainingsquartier der Reggae Boyz, wie
sie ihre Nationalmannschaft hier nennen.
Jamaika steht bis zum 18. November im
Zeichen des Caribbean Cups, dieser wird
daheim in Montego Bay ausgespielt. Und
Waterhouse ist dabei für die Komponente aus
der National Premier League zuständig.
Einstimmung den schönen Satz gesagt:
“Wir wollen dieses Turnier gewinnen und
damit beweisen, dass Jamaika ein schlafender
Riese ist.” Schäfer rekrutiert sein Personal
vor allem aus der Major League Soccer in
den USA. Zum Aufgebot für den Caribbean
Cup gehören gerade einmal vier Spieler, die
ihr Geld in der heimischen National Premier
League verdienen. Es sind dies neben Kemar
Lawrence von Harbour View die drei genannten Akteuere vom Meister Waterhouse, was
dessen Ausrutscher gegen den Abstiegs­
kandidaten Boys’ Town doch ein wenig
verständlicher macht. Å
Die Hoffnungen Jamaikas trägt der deutsche
Trainer Winfried Schäfer, und er hat zur
Zu Jamaikas Caribbean-Cup­Aufgebot gehören nur vier Spieler
aus der National Premier League.
Winfried Schäfer
Jamaikas National Premier League
Tu n e s i e n : L i g u e 1
C l u b A f r ic a i n au f
d e m Vo r m a r s c h
An der Hälfte der letzten
22 CAF-Champions-League-Endspiele
war Tunesien beteiligt.
Mark Gleeson ist Journalist und
Fussball-Kommentator und lebt
in Kapstadt.
Die tunesische Ligue 1 ist in
jeder Hinsicht hochklassig
und konkurrenzfähig, wie die Erfolge der
Klubs aus dem nordafrikanischen Land in
den kontinentalen Wettbewerben immer
wieder zeigen.
An der Hälfte der letzten 22 Endspiele der
CAF-Champions-League war ein tunesischer
Klub beteiligt. Im CAF-Konföderationspokal
gab es 2008 ein rein tunesisches Finale, und
bei drei der vier letzten Endspiele war jeweils
ein tunesischer Klub dabei. Im vergangenen
Jahr gewann CS Sfaxien diesen Wettbewerb.
Esperance Sportive de Tunis
Die Stärke der tunesischen Klubs ist nicht
zuletzt eine Folge der intensiven Rivalität
zwischen Espérance Sportive de Tunis und
Étoile Sportive du Sahel in den vergangenen
zwei Jahrzehnten. Räumlich trennt die beiden
Teams nur eine kurze Autofahrt von Tunis ins
südlich gelegene Sousse, und auch sportlich
ist die Distanz gering. Doch die Hegemonie
ist insbesondere seit dem Arabischen Frühling 2010 gefährdet. Die Ereignisse, die in
Tunesien ihren Anfang nahmen, haben nicht
nur die politischen Rahmenbedingungen
verändert, sondern auch für einen grösseren
Konkurrenzkampf in der Liga gesorgt, und es
gibt noch eine Reihe weiterer Titelanwärter.
Letzten Sonntag gewann Espérance das Duell
der Erzrivalen gegen Étoile durch einen Treffer
von Ghailane Chaalali in der 70. Minute. An
der Tabellenspitze der Ligue 1 steht indes der
Club Africain, der dank eines Elfmeters in der
Nachspielzeit 1:0 bei JS Kairouan siegte. Der
Tabellenführer hat drei Punkte Vorsprung vor
Étoile, sieben vor Sfaxien und neun vor
Espérance. Nun hofft man auf den ersten
Titelgewinn seit 2008. Unter dem 60-jährigen
Trainer Daniel Sanchez, einem in Marokko
geborenen Franzosen, ist der Club Africain mit
fünf Siegen in Folge an die Tabellenspitze
gestürmt. Offenbar hat sich die intensive
Saisonvorbereitung in Portugal gelohnt.
Zudem ist Stürmer Saber Khelifa (früher bei
Olympique Marseille) nach einer Verletzung
wieder einsatzfähig und hat bereits vier Tore
erzielt. Allerdings hat Sfaxien aufgrund der
Teilnahme an der CAF-Champions­-League, bei
der das Team bis ins Halbfinale vorstiess, in
der Liga noch ein Nachholspiel zu absolvieren.
Die überraschende Niederlage gegen AS Vita
Club aus der DR Kongo in der Runde der
letzten Vier im September kostete Trainer
Philippe Troussier den Job, doch sein Nachfolger Ghazi Ghrairi hat das Team wieder auf die
Siegerstrasse gebracht.
Bislang ist erst ein Drittel der Saison absolviert, und es stehen noch 20 Spieltage aus.
Man darf also noch viele Veränderungen
erwarten. Sicher scheint nur, dass es bis zur
Krönung des nächsten Meisters noch ein
überaus intensives Rennen geben wird. Å
Sieg gegen den Erz­
rivalen Ghailane Chaalali
(r.; Espérance) dreht nach
seinem 1:0-Siegtreffer
jubelnd ab.
T H E F I FA W E E K LY
17
Den Fussball überall und
für alle entwickeln
Mitreissende Turniere
organisieren
Der Gesellschaft und der
Umwelt Sorge tragen
Für das Spiel. Für die Welt.
Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet:
Das Spiel entwickeln
Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000
in die weltweite Fussballförderung investieren.
Die Welt berühren
Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen
Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern.
FIFA.com
Eine bessere Zukunft gestalten
Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten
Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft,
die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft
weit über den Fussball hinaus verpflichtet.
SPLIT TER
B
eim WM-Finale 2014 im Maracanã stiess Christoph Kramer böse mit dem Argentinier Ezequiel Garay zusammen, er erlitt dabei eine Gehirn­
erschütterung, worauf es zu einem kurzen Dialog mit Nicola Rizzi kam: “Schiri, ist das wirklich das WM-Finale?” – “Ja!” “Danke, das ist wichtig
für mich!” Rizzi gab dem deutschen Kapitän Bastian Schweinsteiger einen Wink, und kurz darauf war das Finale für den verwirrten Kramer
beendet. Ein paar Wochen später nun stand der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach wieder kurios und unfreiwillig im Mittelpunkt. Es
gebot der Respekt vor einem Weltmeister, dass keiner nach eventuellen Spätfolgen der brasilianischen Amnesie fragte. Da war diese verhängnisvolle 59. Minute im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund. Unbedrängt schlug Kramer den Ball aus 45 Metern über seinen Torhüter Yann Sommer
hinweg ins Gladbacher Tor. Es war das “Eigentor des Jahres” und bescherte den Dortmundern den 1:0-Sieg. “Ich weiss nicht, ob schon mal jemand
aus so weiter Distanz ein Eigentor geschossen hat”, sagte der unglückliche Siegtorschütze. Å
Sven Goldmann
imago
I
n seinen rund 20 Jahren als Profifussballer hat der uruguayische
Ex-Nationalspieler Álvaro Recoba zahlreiche Erfolge gefeiert und
Aussergewöhnliches erlebt. Doch die Dramatik beim jüngsten
Derby in Montevideo zwischen Tabellenführer Nacional und Peñarol
dürfte auch dem mittlerweile 38 Jahre alten Routinier noch lange in
Erinnerung bleiben. Im Duell der beiden Erzrivalen war Rekordmeister Peñarol durch einen von Antonio Pacheco verwandelten Elf­
meter in Führung gegangen, und lange sah es so aus, als ob die Gäste drei Punkte aus dem Estadio Centenario entführen würden. Doch
Nacional-Trainer Álvaro Gutiérrez bewies ein goldenes Händchen,
als er in der 68. Minute gleich dreifach auswechselte und ­Recoba
sowie Sebastián Fernández und Sebastián Taborda ins Spiel brachte.
In einer hektischen Schlussphase mit je einem Platzverweis auf beiden Seiten lief bereits die Nachspielzeit, als Fernández der umjubelte Ausgleichstreffer gelang. Mit der letzten Aktion des Spiels verwandelte Recoba das weite Rund endgültig in ein Tollhaus. Der
Angreifer, einst bei Inter Mailand unter Vertrag, schlenzte einen
Freistoss über die Mauer hinweg zum 2:1-Endstand in den Winkel
und schrieb damit ein weiteres Kapitel seiner Legende. Å
Tim Pfeifer
D
as Leben kann einem schon übel mitspielen. Vor allem als
­United-Fan in Manchesters Stadtteil Wythenshawe. Die dreijährige Lilly kann ein Lied davon singen. Das erste Anprobieren der
Schul­uniform sollte eigentlich ein aufregendes Ereignis werden, für
Lilly wurde es jedoch zu einem Albtraum. Kaum trägt sie die Kluft,
bricht sie in Tränen aus. Auf die Frage ihrer Mutter, wo denn das
Problem liege, schluchzt die Kleine nur: “Ich mag kein Blau!” Und rein
gar nichts kann Lilly besänftigen. Weder das Argument, dass dies nun
mal die Uniform der Schule sei und alle Kinder sie anhaben, weder
der Versuch, das Mädchen zu überreden, vielleicht auch noch Rock
und Pulli anzuprobieren, noch der Hinweis, dass die Farbe Blau nicht
nur für ManCity steht, sondern dass es eben auch blaue United-Shirts
gibt. Lilly will davon nichts wissen. “Es ist so blau! Ich mag kein Blau!
Ich will es ausziehen!” Das Video von der Uniform-Anprobe verbreitete sich in Windeseile im Internet. So gelangte es auch an die
­Verantwortlichen von Manchester United. Und für Lilly wurde dann
doch noch alles gut. Auf Einladung des Klubs posierte sie wenige Tage
später stolz im Old Trafford im blauen Auswärtstrikot. Dem erfolgreichen Schulanfang stand nichts mehr im Weg. Å
Sarah Steiner
T H E F I FA W E E K LY
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20
T H E F I FA W E E K LY
First Love
Or t: São Paulo, Brasilien
Datu m : 20. Febr ua r 20 0 4
Zeit: 13.43 Uhr
fotogloria
T H E F I FA W E E K LY
21
Years of phenomenal growth
FIFA decided to stage the first FIFA
Women’s World Cup™ in 1991 (China PR)
to give the best female players in world
football the opportunity to play on a
world stage, thus marking a milestone for
the growth of women’s football all
around the globe. Around half a million
spectators attended the matches. Since
then, the women’s game has taken huge
strides forward in every aspect, whether
in terms of the players’ technique,
physical fitness and tactics, or the media
coverage, TV viewers and sponsorship
interest.
One of the pillars of FIFA’s mission is to
touch the world through our tournaments. We take great pride in staging
these entertaining and unique
festivals of football across the globe.
The FIFA Women’s World Cup™ is a
shining example of our commitment to
ensuring that women’s football goes
from strength to strength in the future.
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
Eine positive
Botschaft für
den Sport
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen markierte
­einen bedeutenden Meilenstein. Der wertvolle gesellschaftliche
Beitrag des Sports rund um die Welt erhielt mit der
­Anerkennung der bedeutenden Rolle des Autonomieprinzips
der­Olympischen und Sport-Bewegung starke Rückendeckung.
E
ine solche Anerkennung seitens der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen ist
nicht nur ein positives Signal in Richtung
Wahrung der Autonomie des Sports, sondern leistet der Sportwelt auch wichtigen
Beistand bei der Förderung universeller
Werte wie Fair Play, Toleranz, Respekt, Frieden, gesellschaftliche Integration und Solida­
rität, Bildung, Gesundheit und Entwicklung –
­a lles wesentliche Komponenten und Prinzipien
inklusiver Gesellschaften, die durch den Sport
positiv beeinflusst werden können.
Gleichzeitig bringt eine solche Botschaft
von der weltweit führenden internationalen
Organisation zur Förderung des sozialen Fortschritts und der Menschenrechte für die unterschiedlichen Sportarten und ihre Dachver­
bände aber auch mehr Verantwortung mit sich.
Nachhaltige Bemühungen und Initiativen sind
erforderlich, um das volle Potenzial zum Wohle der Gesellschaften auszuschöpfen und die
Sportpolitik der Staaten in dieser Frage zu
­ergänzen und zu unterstützen.
Die FIFA als Organisator eines der weltweit
am meisten beachteten Sportereignisse, der
FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft, begrüsst
­d iese jüngste UN-Resolution und schenkt ihr
Beachtung. In Zukunft wird die FIFA im Rahmen ihrer Initiativen in den Bereichen Entwicklung, Hilfe zur Selbsthilfe und Befähigung
ihrer Mitglieder auf nationaler Ebene sowie
durch noch breiter angelegte Sozialverantwortungs- und Solidaritätsprogramme weiterhin
alles daran setzen, die enorme Kraft des Fussballs zur Herbeiführung gesellschaftlicher Veränderungen optimal auszuschöpfen. Ausserdem wird die FIFA zu diesem Zweck ihre langjährige Zusammenarbeit mit den Vereinten
Nationen und ihren Sonderorganisationen in
diversen sportbezogenen Bereichen fortsetzen.
FIFA-Präsident Blatter sagt dazu: “Eine
­solche Botschaft der Vereinten Nationen, mit
der die Autonomie des Sports anerkannt und
unterstützt wird, ist für die gesamte Sport- und
Fussballfamilie eine Botschaft der Ermutigung,
vor allem aber auch eine Botschaft der Verantwortung. Für den Fussball, eine der populärsten – wenn nicht gar die populärste – Sportart
der Welt, ist sie ein deutlicher Hinweis darauf,
dass wir unsere Anstrengungen weiter intensivieren und diesen Sport noch stärker in den
Dienst der Gesellschaften und der Welt stellen
müssen. Dabei gilt es, geeignete Synergien zu
nutzen und mit anderen zu kooperieren.
­
In diesem Zusammenhang dienen unsere Wettbewerbe und auch unsere Entwicklungsprogramme gleichzeitig als Plattform für positive
soziale Veränderungen.” Å
FIFA bereitet Russland 2018
und Katar 2022 vor
Die FIFA begrüsst die Tatsache, dass der Fall
bis zu einem bestimmten Grad abgeschlossen
ist, nachdem der Vorsitzende der rechtsprechenden Kammer mitgeteilt hat, dass “die
Beurteilung des Bewerbungsverfahrens für die
Fussball-Weltmeisterschaften 2018/2022 für
die FIFA-Ethikkommission abgeschlossen ist”.
Der Vorsitzende begründete dies damit, dass
“die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission hinsichtlich des verfahrensrechtlichen
Rahmens für die Durchführung von Bewerbungsverfahren bezüglich der Vergabe der
Endrunde der Fussball-Weltmeisterschaft
weder Vergehen noch Verstösse gegen die
massgebenden Bestimmungen und Regelungen festgestellt hat.”
Die FIFA freut sich deshalb, die Vorbereitungen
für Russland 2018 und Katar 2022 fortzusetzen, die bereits weit fortgeschritten sind.
Die Stellungnahme des Vorsitzenden der
rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethik­
kommission, Hans-Joachim Eckert finden Sie
hier: http://tinyurl.com/k3rzye7
Die Mannschaft
121
Tage nach dem WM-Finale durften wir
am Montag in Berlin sozusagen das
­Revival der grossen Party erleben. Der
deutsche Bundespräsident Joachim Gauck
ehrte in Anwesenheit von Bundeskanzlerin
Angela Merkel die Weltmeister mit dem Silbernen Lorbeerblatt – der höchsten Auszeichnung, die deutsche Sportler erhalten können.
Zudem trägt die deutsche Nationalmannschaft in den nächsten dreieinhalb Jahren das
offizielle – dem amtierenden Weltmeister vorbehaltene – FIFA-WM-Abzeichen.
Der Anlass in Berlin war von hoher Emotionalität – nicht nur, weil die Premiere des (von
der FIFA unterstützten) WM-Films “Die Mannschaft” den Steigerungslauf der deutschen Auswahl bis zum finalen Triumph mit starken
­Bildern aufleben liess. Das Fussball-Fest fand
just einen Tag nach dem 25-Jahr­-Jubiläum des
Mauer­
falls statt. Auch wenn die Ereignisse
nicht in einem Kausalzusammenhang stehen,
riefen sie in Erinnerung, welch grosse integrative Kraft unser Sport gerade in Deutschland
hat. Der WM-Titel von 1954 markierte den
­Neuanfang Deutschlands nach dem Zweiten
Weltkrieg, jener von 1990 stand im Zeichen des
Aufbruchs nach der Wiedervereinigung.
24 Jahre später setzten Joachim Löw und
seine Spieler rein sportlich einen neuen Massstab – und bewiesen, dass perfekte Organisa­
tion und individuelle Klasse kein Widerspruch
sein müssen. Das Team überzeugte in Brasilien
mit den sprichwörtlich deutschen Tugenden
und spielte gleichzeitig brasilianischer als die
Brasilianer.
Der Fussball ist wie das Leben: In jeder
­Szene wird man vor ein Problem gestellt, das es
zu lösen gilt. Die deutsche Mannschaft hatte im
vergangenen Sommer in jeder Situation die
weltmeisterliche Antwort bereit. Davor ziehe
ich den Hut, dazu möchte ich ihr nochmals
ganz herzlich gratulieren!
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
24
T H E F I FA W E E K LY
SUKI BAMBOO (Bianca Litscher), Illustration
RON ALDO / SOC I AL MEDI A
“Wir wollen Cristiano
begreifbar machen”
Luis Correia betreut die sozialen Netzwerke von Cristiano Ronaldo.
Was fasziniert die Menschen an CR7 so sehr?
Herr Correia, waren Sie von Ronaldos
Erfolg in den sozialen Netzwerken von
Anfang an überzeugt?
Luis Correia: Nein. Wir hatten sogar
Bedenken oder zumindest Respekt.
Damals, 2009/2010, war alles noch ziemlich neu. Wir konnten nicht auf ausreichende Erfahrungswerte zurückgreifen.
Wir wussten lediglich: Was immer Cristiano
sagt, kann gewaltige Folgen haben. Was aber,
wenn er Fehler macht oder seine Aussagen falsch
interpretiert werden? Der Schuss kann auch schnell
nach hinten losgehen.
Was hat letztendlich den Ausschlag gegeben?
Wir wollten Cristiano so zeigen, wie er ist – ohne Filter. Die
Marke Ronaldo polarisierte stark. Es gab nur Schwarz oder Weiss.
Die Fans vergötterten ihn oder lehnten ihn ab. Wir wollten Cristiano
begreifbar machen. Vor allem für die Kinder und Teenager. Diese
erreicht man nur über die sozialen Netzwerke. Insofern war klar:
Wir müssen dabei sein.
Konnten Sie die Dimensionen abschätzen?
Wir hatten schon etwas Grosses erwartet. Doch wir müssen
zugeben, dass wir dann von der tatsächlichen Dimension überrascht
waren. Ich erinnere mich an ein lustiges Gespräch mit Experten für
soziale Medien, die sagten, Cristiano könnte vielleicht eines Tages
die 10-Millionen-Grenze sprengen. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Portugal. Unglaublich – das ist einfach gigantisch.
Ronaldo hat 2010 bei der WM in Südafrika mit Postings auf Facebook
begonnen. War er gleich begeistert von dem neuen Medium?
Der 4. Juli 2010 und die Bekanntgabe der Geburt seines Sohnes auf
Paolo Hummel
155 Millionen Anhänger
Am 14. Oktober überschritt Cristiano Ronaldo als zweite Person die Marke
von 100 Millionen Facebook-Fanbekundungen (Shakira hat 4 Millionen mehr).
Damit vereint er mehr Anhänger als CNN und New York Times zusammen.
Mit Twitter (30 Millionen), Tencent (11,6 Millionen), Instagram (8,7 Millionen)
und Google + (4,7 Millionen) kommt er auf ein Total von 155 Millionen Fans,
die ihn zum beliebtesten Sportler im Netz machen. Seine meisten Fans leben
in Indonesien, gefolgt von Brasilien, Indien und Mexiko.
Facebook und Twitter waren der Durchbruch. Es gab damals Gerüchte, dass
Cristiano Vater geworden ist. Cristiano
war mit der Nationalmannschaft in
Südafrika, und wir mussten schnell eine
Entscheidung treffen. Wir haben sehr
gründlich überlegt: Was machen wir jetzt?
Bestätigen wir die Geburt in Form einer
klassischen Pressemitteilung? Geben wir einer
Zeitung ein exklusives Statement dazu? Oder soll
Cristiano vor die Kameras treten? L
­ etztendlich
haben wir uns für Facebook und Twitter entschieden
und mit einer klaren Botschaft die meisten ­Menschen erreicht:
“It is with great joy and emotion that I inform you that I have recently
become the father to a baby boy.” Die Resonanz war sehr gut. Da hat
auch Cristiano realisiert, wie wichtig und hilfreich dieses Tool für ihn
in der Zukunft sein kann.
Was fasziniert die Menschen an Cristiano?
Wir sind der Meinung, dass Cristiano als Person die Menschen
interessiert. Wenn er Privates postet, Fotos von sich und seinem Sohn,
vom Abendessen mit seiner Freundin, oder wenn er vor dem Fernseher
bei einem Teller Spaghetti Fussball schaut, schlägt der Pegel immer
noch am stärksten aus. Natürlich gilt es, den richtigen Mix und die
Balance zwischen persönlichen, kommerziellen und sportlichen
Postings zu finden. Das ist unsere Aufgabe.
Wie stark spricht Ronaldo die Frauen im Netz an?
Das Verhältnis ist etwa 78 % Männer zu 22 % Frauen. Es gibt aber
keinerlei strategische Zielgruppen-Überlegungen. Cristiano versucht,
im Netz so natürlich und persönlich wie nur möglich zu sein.
Was war das beliebteste Posting?
Das war am 23. Oktober, ein Selfie mit seinem neuen Schuh.
Dieses Foto bekam schon mehr als 3,8 Millionen Likes – unglaubliche
Ausmasse.
Laut der Agentur Repucom kennen 84 % der Weltbevölkerung Cristiano
Ronaldo. Lässt sich seine Popularität in Umsatzzahlen darstellen?
Die direkte Monetarisierung in den sozialen Netzwerken ist
schwierig. Wie viele andere versuchen auch wir, aus dem Auftritt im
Netz direkt Gewinn zu machen. Wir sind in ein paar interessante und
innovative Projekte involviert. Aber das ist nicht unser primäres Ziel.
T H E F I FA W E E K LY
25
RON ALDO / SOC I AL MEDI A
Sondern?
Cristiano geht es vorrangig um die direkte Kommunikation und
Interaktion mit seinen Fans. Natürlich wollen wir die Marke Ronaldo
pflegen. Dazu gehört die Emotionalisierung und die Möglichkeit, ihn
im Netz zu erleben, ihn dadurch auf einer persönlichen Ebene kennenzulernen und einige Momente seines Lebens zu teilen. Dafür haben
wir die digitale Plattform Viva Ronaldo ins Leben gerufen – mit exklusiven Inhalten über alle Aktivitäten von Cristiano. Alles andere – und
damit meine ich die Kommerzialisierung – kommt danach. Å
Mit Luis Correia sprach Bernd Fisa
Glücklicher Vater
Cristiano Ronaldo mit
seinem Sohn.
FACEBOOK
Stand: 13.11.2014
SPORTLER
1. CRISTIANO RONALDO
2. LIONEL MESSI
3. DAVID BECKHAM
4. NEYMAR
5. DWAYNE JOHNSON
102 064 717 Likes
75 319 252 Likes
50 453 348 Likes
49 269 001 Likes
42 990 091 Likes
PROMINENTE
1. SHAKIRA
2. CRISTIANO RONALDO
3. EMINEM
4. RIHANNA
5. VIN DIESEL
105 797 029 Likes
102 064 717 Likes
96 780 690 Likes
89 999 740 Likes
87 186 897 Likes
Soziales Engagement
Cristiano Ronaldo hilft
einem Kind in Not.
TWITTER
Stand: 13.11.2014
SPORTLER
1. CRISTIANO RONALDO
2. KAKÁ
3. LEBRON JAMES
4. NEYMAR
5. RONALDINHO
31 208 867 Followers
21 326 921 Followers
16 150 470 Followers
15 231 559 Followers
11 038 381 Followers
Lehrjahre bei Manchester
United CR7 mit seinem
Coach Alex Ferguson.
FIFA: Globales Stadion
Die digitalen Plattformen der FIFA überschritten während der WM 2014 die
Milliardenmarke. Damit hätte das Globale
Stadion der FIFA das Maracanã-Stadion
13 380-mal füllen können. Allein die
FIFA-WM-Facebook-Seite erreichte über
451 Millionen Menschen in 28 Tagen.
Derzeit umfassen die sozialen Netzwerke
der FIFA über 60 Millionen Facebook-Likes,
20 Millionen Twitter-Follower und 838 000
Anhänger auf Instagram weltweit. Für den
Erfolg in den Social Networks wurde FIFA
Digital bei den Football Business Awards
mit dem Preis “Best/Most Innovative Use
of Technology” ausgezeichnet.
Dinner for two
Momente aus
dem Privatleben
garantieren
viele Likes.
T H E F I FA W E E K LY
27
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
F I F A ’ S 11
FREE KICK
WM-Torbilanz
der letzten 11 Ballond’Or-Gewinner
1
Ronaldo, Brasilien
15 Tore an 4 Weltmeisterschaften
3-mal Ballon-d’Or-Gewinner
2
Schmetterlingseffekt 3
Roberto Baggio, Italien
9 Tore an 3 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
R ivaldo, Brasilien
8 Tore an 2 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
Andrés de Kartzow
E
in Gefühl, das sich nicht in Worte fassen
lässt. Unbeschreiblich. Ein Gedanke, der
nicht greifbar scheint. Weit entfernt. Eine
Handlung, die sich kaum nachvollziehen lässt.
Innere Leere.
Als Robert Enke sich vor fünf Jahren, am
Abend des 10. November 2009, das Leben nahm,
traf die Meldung die Fussballwelt mit grosser
Wucht. Viele werden sich an das Gefühl erinnern, das sie in jenem Moment empfanden, als
sie die tragische Nachricht über Radio, Fernsehen oder den Anruf eines Freundes erreichte.
Wie bei einem Erdrutsch zog es einem den
­Boden unter den Füssen weg. Freier Fall.
Der deutsche Nationaltorhüter kämpfte
viele Jahre lang gegen seine Depression. Nach
aus­sen hin liess er sich kaum etwas anmerken. Er wirkte ausgeglichen. Eine sympathisch ruhige und bescheidene Persönlichkeit. Seine Entscheidung, vor einen Zug zu
springen, war wie der erste Flügelschlag eines
Schmetterlings, der aus seiner Puppenhülle
schlüpft und die Welt und ihre Gewissheiten
ins Wanken bringt. Eine gewaltige Erschütterung war zu spüren, auf die eine Welle der
Bestürzung folgte.
Enkes Tat rüttelte uns wach. Sie löste in uns
etwas aus, das uns beunruhigt. Sie konfrontierte uns mit Fragen, die uns überfordern. Fragen,
die jeden von uns betreffen. Die wir uns aber
im Alltag nicht stellen, da sie von der Schnelllebigkeit unserer Zeit verdrängt werden. Obwohl das Schicksal von Robert Enke mehr Fragen als Antworten hinterlässt, verbergen sich
in der Tiefe dieser Tragödie bedeutende Chancen. Lichtblicke.
Sein tragischer Tod brachte nicht nur die
Menschen etwas näher zusammen, sondern
rückte auch die Krankheit Depression ein
Stück weiter in das Blickfeld der Öffentlichkeit und damit in das kollektive Bewusstsein.
Auch der Sport fühlt sich durch seine gesellschaftliche Verantwortung verpflichtet.
Unter der Leitung von Birgit Prinz, dreimalige
Weltfussballerin des Jahres und Diplom-­
Psychologin, wurde unter dem Schirm der FIFA
ein neues Forschungsgebiet mit der Bezeichnung “Psychomentale Gesundheit und Sport”
begründet. Damit soll dazu beigetragen werden, das Tabu rund um Fragen der psychomentalen Gesundheit von Spitzensportlern zu
durchbrechen. Es sollen Grundlagen für die
Entwicklung von Therapien und Informationsmaterialien für Mannschaftsärzte, Trainer und
Spieler erarbeitet werden.
Im Griechischen steht das Wort Psyche sowohl für den Schmetterling als auch für die
Seele. Dadurch steht der Schmetterling sinnbildlich für die ­Seele, die sich vom Körper löst
und unsterblich ist. Mit etwas Sensibilität können wir die Flügelschläge Enkes in unserer Umgebung wahrnehmen – und nicht zuletzt erkennen, dass die Krankheit Depression auch im
Fussball angegangen werden muss. Å
4
Lionel Messi, Argentinien
5 Tore an 3 Weltmeisterschaften
4-mal Ballon-d’Or-Gewinner
Zinédine Zidane, Frankreich
5 Tore an 3 Weltmeisterschaften
3-mal Ballon-d’Or-Gewinner
Romário, Brasilien
5 Tore an 2 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
7
Cristiano Ronaldo, Portugal
3 Tore an 3 Weltmeisterschaften
2-mal Ballon-d’Or-Gewinner
8
Ronaldinho, Brasilien
2 Tore an 2 Weltmeisterschaften
2-mal Ballon-d’Or-Gewinner
9
K aká, Brasilien
1 Tor an 3 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
10
Fabio Cannavaro, Italien
0 Tore an 4 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
Luís Figo, Portugal
0 Tore an 2 Weltmeisterschaften
1-mal Ballon-d’Or-Gewinner
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
Quelle: FIFA
(Fact Sheet Gala FIFA Ballon d’Or, 12.11.2014)
T H E F I FA W E E K LY
29
HISTORY
Meistens mit
links Ungarns
Kapitän und
Torschütze
Ferenc Puskas.
Einfach schön
Alan Schweingruber und Dominik Petermann
W
ir wissen nicht, wie sich der 24-jährige
David Platt am 26. Juni 1990 gefühlt
hat, als er morgens aus dem Bett
­gestiegen ist. Wir wissen aber, dass
dies in einem italienischen Hotel
­geschehen ist, und dass der Tag Platts
Laufbahn als Fussballer veränderte. Der junge
Engländer wird nach dem Aufstehen geduscht
haben, um ein wenig später seine Kollegen des
Nationalteams im Frühstücksraum zu treffen.
Vermutlich hat dann Bobby Robson, damals
Trainer der Briten, eine Ansprache gehalten und
30
T H E F I FA W E E K LY
die Aufstellung für das Achtelfinale bekannt­
gegeben. England spielte um 21 Uhr g
­ egen Belgien. Die WM lief.
David Platt stand nicht in der Startformation,
was niemanden besonders überraschte. Platt war
neu im Nationalteam, und Coach Robson standen
im Mittelfeld Spieler wie Paul Gascoigne, Bryan
Robson und John Barnes zur Verfügung. Alles
grosse Kaliber. Wer dachte da schon an den unerfahrenen Platt von Aston Villa?
Robsons Bauchgefühl
Aber das Spiel am Abend entwickelte sich nicht,
wie Robson sich das vorgestellt hatte. Nach
90 Minuten stand es in Bologna immer noch 0:0,
und als sich auch die Verlängerung dem Ende
zuneigte, sah sich mancher englische Fan schon
die Haare raufen. Im Elfmeterschiessen, das ist
bekannt, tut sich die englische Nationalmannschaft in der Regel schwer. Aber Coach Robson
– das ahnte in der 119. Minute keiner – war auf
dem richtigen Weg. Denn er hatte sich in der
71. Minute auf sein Bauchgefühl verlassen und
für den soliden, aber müden Steve McMahon den
laufstarken Mittelfeldspieler David Platt ins
Spiel gebracht. Und eben dieser Platt stand beim
lang gezogenen Freistossball von Paul Gascoigne
am richtigen Ort und erzielte nach einer Dre-
imago (2)
An der Gala FIFA Ballon d’Or wird auch das schönste Tor
ausgezeichnet. Es gibt Treffer, die v­ erändern Karrieren.
HISTORY
Spektakuläre WM-Treffer
Helmut Rahn – WM 1954
Ungarn ist bei der WM 1954 in der Schweiz
haushoher Favorit und führt im Finale
gegen Deutschland mit 2:0. Als aber
plötzlicher Regen einsetzt, können die
Deutschen zum 2:2 ausgleichen. In der
84. Minute erzielt Helmut Rahn den
3:2-Siegtreffer – das Wunder von Bern ist
perfekt. Deutschland gewinnt seinen ersten
Weltmeistertitel.
David Platt – WM 1990
Das Achtelfinale zwischen England und
Belgien in Bologna muss nach 90 Minuten
in die Verlängerung. In der 119. Minute
erhält England nach einem Solo von Paul
Gascoigne einen Freistoss, den der
Gefoulte selbst ausführt. Der Ball fliegt in
den Strafraum und kommt zum erst in der
71. Minute eingewechselten David Platt, der
den Ball per Drehung direkt ins Netz befördert.
England steht im Viertelfinale.
Pelé – WM 1958
Ronaldinho – WM 2002
In Schweden ist wahrscheinlich eines der
besten brasilianischen Teams in der
Geschichte – mit Garrincha, Vavá, Zagallo
und Pelé in seinen Reihen – zu sehen. Pelé
schiesst mit nur 17 Jahren im Finale gegen
Schweden das 3:1, indem er zuerst den Ball
über den Gegner lüpft, um dann per
Direktabnahme zu treffen. Pelé wird zum
jüngsten Torschützen bei einer WM überhaupt.
Im Viertelfinale gegen England erzielt der
Brasilianer den Siegtreffer per Freistoss.
Ronaldinho überlistet Torhüter David
Seaman mit seinem Kunstschuss aus fast
30 Metern: Der Ball fliegt in hohem Bogen
auf das Tor und senkt sich hinter dem
Keeper hinweg ins Netz. Brasilien siegt 2:1
und steht bei der WM in Korea / Japan im
Halbfinale.
Diego Maradona – WM 1986
Giovanni van Bronckhorst –
WM 2010
Viertelfinale Argentinien - England:
Nachdem Diego Maradona ein Tor mit
seiner Hand erzielt hatte, setzte er nur
Minuten später zu einem Sololauf über
das halbe Spielfeld an. Der Argentinier
umdribbelt fünf Gegenspieler, am Schluss
Torhüter Peter Shilton und erzielt das 2:0.
Argentinien gewinnt in Mexiko später den
Weltmeistertitel.
In Südafrika erzielt Verteidiger Giovanni
van Bronckhorst mit einem spektakulären
Weitschuss aus halblinker Position das 1:0
gegen Uruguay. Die Niederlande gewinnt
das Halbfinale mit 3:2 und zieht zum
dritten Mal bei einer WM ins Finale ein.
Getty Images (5)
Die Nominier ten
hung um die eigene Achse das erlösende 1:0 (siehe auch kleiner Text oben). Was hatte sich Platt
nur dabei gedacht, in seinem erst fünften Spiel
für das Nationalteam? Ein Geniestreich. England
stand im Viertelfinale.
Die Nationalteam-Karriere von McMahon
war danach zu Ende. Platt hingegen blühte auf
und schoss im Viertelfinale gegen Kamerun ein
und im Spiel um Platz 3 zwei weitere Tore. Er
spielte später bei Klubs wie Juventus, Sampdoria
und Arsenal und kam auf insgesamt 62 Einsätze
im Nationalteam. Kaum einer erinnerte sich daran, dass Platt einst bei Manchester United aussortiert worden war.
Puskas-Award seit 2009
Wäre 1991 ein Puskas-Award für das schönste Tor
verliehen worden, Platt hätte mit diesem Treffer
gute Chancen auf den Gewinn der T
­ rophäe gehabt. Die Vergabe, eine Hommage an den berühmten ungarischen Kapitän Ferenc Puskas,
existiert in dieser Form erst seit fünf Jahren.
Puskas war bekannt für seine aussergewöhnliche
­Trefferquote. In 85 Länderspielen schoss er 84
Tore. David Platt brachte es am Schluss auf 27
Tore in der Nationalmannschaft. Sein erstes war
zugleich das schönste. Und das wertvollste. Å
Tim Cahill. 18. Juni 2014. Australien. WM 2014. –
Diego Costa. 23. November 2013. Atlético Madrid
(Spanien). – Marco Fabián. 15. Februar 2014. Cruz Azul
(Mexiko). – Zlatan Ibrahimovic. 19. Oktober 2013. Paris
St-Germain (Frankreich). – Pajtim Kasami. 21. Oktober
2013. Fulham (England). – Stephanie Roche. 20.
Oktober 2013. Peamount United (Republik Irland). –
James Rodríguez. 28. Juni 2014. Kolumbien. WM 2014
– Camilo Sanvezzo. 6. Oktober 2013. Vancouver
Whitecaps (USA/Kanada). – Hisato Sato. 8. März 2014.
Sanfrecce Hiroshima (Japan) –
Robin van Persie. 13. Juni 2014.
Niederlande. WM 2014.
de.fifa.com/ballon-dor
de.fifa.com/ballon-dor/puskasaward
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Kensington Palace, London, England
1984
Anwar Hussein / Getty Images
Der kleine Prinz William an seinem zweiten Geburtstag. Der Duke of Cambridge
präsidiert heute die Football Association, den englischen Fussballverband.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Cirencester Park Polo Club, Cirencester, England
2014
Max Mumby / Getty Images
Prinz George of Cambrige in den Fussstapfen seines Vaters, des Duke of Cambridge,
unterstützt von seiner Mutter Catherine, Duchess of Cambridge.
T H E F I FA W E E K LY
33
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
46
48
49
50
51
52
52
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
34
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rang­veränderung Punkte
Deutschland
Argentinien
Kolumbien
Belgien
Niederlande
Brasilien
Frankreich
Uruguay
Portugal
Spanien
0
0
0
1
-1
0
2
-1
2
-2
1669
1565
1420
1388
1375
1307
1191
1184
1175
1119
Italien
Schweiz
Chile
Kroatien
Algerien
Costa Rica
Mexiko
Griechenland
Ukraine
England
Rumänien
Tschechische Republik
USA
Slowakei
Elfenbeinküste
Bosnien und Herzegowina
Ecuador
Island
Österreich
Russland
Tunesien
Dänemark
Kap Verde
Wales
Ghana
Slowenien
Schottland
Ägypten
Schweden
Kamerun
Senegal
Nigeria
Nordirland
Polen
Israel
Türkei
Serbien
Albanien
Trinidad und Tobago
Ungarn
Iran
Japan
Togo
Peru
Guinea
Panama
Südafrika
Mali
Bulgarien
DR Kongo
Republik Irland
Kongo
Finnland
Montenegro
Usbekistan
Republik Korea
Gabun
Norwegen
Honduras
Antigua und Barbuda
Burkina Faso
Guatemala
Libyen
Jordanien
Armenien
Paraguay
Sierra Leone
2
-2
-1
5
5
-1
-1
-4
5
-2
5
6
-6
16
-3
-1
-6
6
10
-7
0
-5
8
-5
-2
17
-8
23
-7
2
-5
-5
28
26
19
-8
-12
-3
37
4
-7
-4
73
-7
-7
-1
10
1
-13
13
1
-14
2
-21
-7
-3
16
8
-13
10
-23
-15
-5
-5
-23
-16
-2
1064
1063
1060
1002
989
974
954
946
920
919
876
870
862
861
842
837
826
816
810
792
780
763
716
715
685
683
674
658
646
637
635
632
625
621
615
614
614
604
598
561
560
559
559
558
552
546
542
533
532
521
519
512
510
504
498
496
487
481
480
478
469
466
440
434
432
423
421
T H E F I FA W E E K LY
Rang
05 / 2014
06 / 2014
07 / 2014
08 / 2014
09 / 2014
10 / 2014
1
-40
-80
-120
-160
-200
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
88
88
88
92
93
94
95
96
97
97
99
99
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
113
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
126
128
129
130
131
132
132
134
134
136
137
138
138
140
141
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Sambia
Vereinigte Arabische Emirate
Dominikanische Republik
Irak
El Salvador
Oman
Uganda
Venezuela
Benin
Angola
Estland
VR China
Marokko
Katar
Litauen
Haiti
Australien
Ruanda
Zypern
Mosambik
Saudiarabien
EJR Mazedonien
Lettland
Simbabwe
Botsuana
Bolivien
Bahrain
St. Vincent und die Grenadinen
Belarus
Sudan
Palästina
Malawi
Tansania
Äthiopien
Kuba
Namibia
Jamaika
St. Kitts und Nevis
Kenia
Georgien
Lesotho
Moldawien
Kuwait
Niger
Kanada
Liberia
Libanon
Äquatorial-Guinea
Aserbaidschan
Luxemburg
Burundi
Philippinen
Guinea-Bissau
Neuseeland
Kasachstan
Aruba
Tadschikistan
Afghanistan
Vietnam
Myanmar
Turkmenistan
St. Lucia
Mauretanien
Tschad
Malediven
Madagaskar
Zentralafrikanische Republik
10
-6
27
9
-10
-7
-5
-19
-8
14
-7
9
-1
8
11
26
-10
-2
-11
12
-15
13
0
-9
-11
-9
0
1
-17
26
-6
-11
5
21
10
0
-13
2
-5
-7
-3
-14
4
-14
-2
3
-3
-11
-31
1
2
5
0
-13
-5
-3
2
1
6
6
3
-15
0
3
3
3
-7
Absteiger des Monats
418
413
405
393
392
391
389
388
375
373
369
369
369
369
364
360
359
356
348
341
341
340
340
330
323
310
308
302
301
298
297
292
291
289
286
284
284
279
273
271
266
262
261
258
251
249
246
238
233
233
232
229
226
225
218
218
214
214
208
207
197
197
195
194
183
180
178
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
157
159
159
161
162
163
164
165
166
167
168
168
170
171
172
172
174
175
176
177
178
179
180
180
182
182
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
194
194
197
198
199
200
201
202
203
203
205
205
207
208
208
Grenada
Barbados
Curaçao
DVR Korea
Suriname
Kirgisistan
Syrien
Guyana
Neukaledonien
Laos
Liechtenstein
Malaysia
Indonesien
Malta
Puerto Rico
Indien
Singapur
Guam
Hongkong
Swasiland
Thailand
Tahiti
Belize
Gambia
Nicaragua
Montserrat
Seychellen
Bermuda
Komoren
Sri Lanka
São Tomé und Príncipe
Bangladesch
Turks- und Caicos-Inseln
Jemen
Nepal
Salomon-Inseln
Dominica
Pakistan
Osttimor
Macau
Kambodscha
Südsudan
Färöer
Chinese Taipei
Samoa
Vanuatu
Mauritius
Fidschi
Mongolei
Bahamas
Amerikanisch-Samoa
Tonga
Amerikanische Jungferninseln
Brunei Darussalam
Papua-Neuguinea
Eritrea
Cayman-Inseln
Andorra
Somalia
Britische Jungferninseln
Dschibuti
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
San Marino
-8
15
1
2
-2
1
1
1
-16
15
17
-2
-1
-2
-2
-1
-12
2
1
-4
-7
-4
-4
-2
2
-2
1
-2
2
2
2
5
3
6
4
2
-13
-7
11
2
14
-1
-8
-10
-2
-2
-2
-2
-2
-1
-1
-1
-5
-5
0
2
-3
1
1
-4
0
0
0
0
0
176
172
171
168
167
158
154
148
142
141
136
134
129
129
119
119
115
111
109
103
102
100
99
90
90
86
81
80
80
76
72
68
66
62
61
53
53
51
51
49
46
43
42
39
37
33
32
30
29
26
26
26
20
15
13
11
10
9
8
8
6
6
2
0
0
NET ZER WEISS ES!
Geht es nicht mehr ohne
Social Media?
Frage von Felipe Ruiz, Punta Arenas (Chile)
Kein PC, kein Handy Günter Netzer 1971.
Sven Simon
N
un gut, ich bin 1944 geboren, und als ich in den Siebzigerjahren professionell Fussball spielte, existierte noch
nicht einmal der Personal Computer. Rückblickend
kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mich im Internet auf
irgendeine Art präsentiert hätte, selbst wenn ich damals
mein Privatleben hin und wieder öffentlich gemacht habe.
Aber wahrscheinlich ist mein Unverständnis gar nicht
relevant in dieser Sache. Denn nüchtern betrachtet, scheint
ein digitales, soziales Netzwerk für die Stars von heute
schon Sinn zu ergeben. Die Fans bekommen so das Gefühl,
am Leben der Fussballer ein wenig teilzuhaben, und der
Fussballer selbst gibt nur so viel von sich preis, wie er will.
Und: Er kann falschen Gerüchten oder Spekulationen um
seine Person ein Ende setzen.
Mit Twitter und Facebook (ich muss zugeben: in der Praxis mir völlig unbekannt) ­gelangen die Informationen ja
nicht nur an die eigene ­A nhängerschaft, sondern auch an
die Journalisten. Das birgt natürlich den Vorteil, dass der
Protagonist ihnen den Wind aus den Segeln nehmen könnte, bevor eine negative Geschichte Formen annehmen kann.
Bei allen positiven Seiten von Social Media kann ich aber
jedem versichern, dass ein Leben auch ohne eine digitale
Plattform funktioniert. Ich persönlich besitze immer noch
keine E-Mail-Adresse, weil ich es begrüsse, zwischendurch
nicht erreichbar zu sein. Ich treffe die Menschen. Oder ich
telefoniere mit ihnen. Für ein ständiges Reagieren fehlt mir
die Musse. Und nicht zu reagieren, wäre unanständig. Å
Was wollten Sie schon immer über Fussball
­w issen? Fragen Sie Günter Netzer:
feedback-theweekly@fifa.org
T H E F I FA W E E K LY
35
Wir bringen alle
Fans zusammen
Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung
in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats
youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
TURNING POINT
Name
Sandra Starke
Geburtsdatum, Geburtsort
31. Juli 1993, Windhoek (Namibia)
Position
Stürmerin
Stationen
2006–2010 Turbine Potsdam (Jugend)
2009–2013 Turbine Potsdam II
2012–2013 Turbine Potsdam, Bundesliga
seit 2013 SC Freiburg
“Mit zwölf Jahren war das
eine Weltreise”
Die fussballverrückte Sandra Starke verliess als Mädchen ihr Elternhaus in Namibia und
zog ins Sportinternat nach Deutschland. Heute spielt sie in der Bundesliga.
Getty Images
F
ussball ist mehr als ein Hobby für mich:
Fussball ist mein Ein und Alles. Schon als
kleines Mädchen habe ich mit dem
K icken begonnen. Ich wollte immer
­
besser sein als mein Bruder. Da mein
­
Vater einen Erstligisten in Windhoek
­
trainiert hat, war Fussball in unserer Familie
das Selbstverständlichste der Welt. Alles in der
Familie drehte sich um Fussball. Im Fernsehen
haben wir sehr oft Spiele aus Deutschland
­gesehen. Ich war als Mädchen ein grosser Fan
von Lukas Podolski. So stürmen und Tore
schiessen können, das wollte ich auch.
Damals aber steckte der Frauenfussball in
Namibia noch in den Kinderschuhen. Mein
­erstes Team war die Schulmannschaft der Deutschen Höheren Privatschule DHPS in Windhoek. Ich als Mädchen unter all den Jungen.
Das hat mich ungemein motiviert. Es gab eine
richtige Liga mit Punkterunden, Pokalspielen
und Turnieren. Auch in der Freizeit habe ich
viel gekickt. Bei uns im Garten mit Freunden.
Überwiegend waren das Jungen. ­Nebenbei habe
ich auch Leichtathletik betrieben und geturnt.
Aber Fussball war immer meine Nummer eins.
Nur stellte sich irgendwann ein Problem: Ab 13
Jahren durfte ein Mädchen nicht mehr mit den
Jungen spielen. Die Lösung des Problems fand
ich in der Familie. Mein älterer Bruder Manfred
war schon in Deutschland, er spielte im Jugendteam von Hansa Rostock. Später wurde er dort
Profi. Da meine Eltern Bekannte mit Beziehungen nach Potsdam haben, kamen wir in Kontakt mit Bernd Schröder von Turbine Potsdam.
Ich reiste zur Probe hin. Es gefiel mir.
Meine Eltern haben meine Fussballträume
gefördert. Ich durfte ins Potsdamer Sportinternat ziehen – natürlich waren sie sehr traurig,
dass ich nun auch schon so früh aus dem Haus
ging. Wer weiss, was geschehen wäre, wenn
meine Eltern mich nicht nach Deutschland
­hätten ziehen lassen. Vermutlich wäre ich dann
Turnerin geworden. Denn der Frauenfussball
war in Namibia ja erst im Aufbau, auch wenn er
jetzt grosse Fortschritte gemacht hat.
Mit zwölf Jahren war es eine Weltreise.
Aber das Abenteuer hat sich gelohnt. Mit den
B-Mädchen wurde ich dreimal Deutsche Meis-
terin. 2009 haben wir mit der Internatsmannschaft in der Türkei sogar die Schulweltmeisterschaft ­gewonnen. Ich habe es bis zum DFB
geschafft, vier Länderspiele in der U16 und fünf
in der U19 absolviert. Jetzt träume ich davon,
es irgendwann ins A-Nationalteam von Silvia
Neid zu schaffen.
Neulich hätte ich für Namibia beim Afrika-Cup spielen können, wo es ja in diesem Jahr
vor heimischer Kulisse auch um das WM-Ticket für Kanada 2015 ging. Die Einladung habe
ich als eine riesengrosse Ehre empfunden,
denn Namibia ist ja meine alte Heimat, das
Land, in dem ich aufgewachsen bin. Ich habe
trotzdem abgesagt, um mir nicht die Träume
vom deutschen Nationalteam zu verbauen. Die
Entscheidung fiel mir nicht leicht. Å
Aufgezeichnet von Rainer Hennies
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
Fußball verbindet.
Fußball ist Frieden.
© 2014 Visa. All rights reserved.
Oscar Arias
Friedensnobelpreisträger
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Das kleinste Weltmeister-Städtchen, der legendärste Kampf und
der schnellste Sieger – raten Sie mit!
1
Welcher Klub stellte bei zwei WMs jeweils mindestens sechs Spieler,
die im WM-Finale aufliefen – und gewannen?
Präsident:
Joseph S. Blatter
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Alan Schweingruber,
Sarah Steiner, Tim Pfeifer
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Bildredaktion:
Peggy Knotz
Produktion:
Hans-Peter Frei
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Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
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Was war die nach Einwohnern kleinste Stadt, in der mindestens ein WM-Spiel stattfand?
Art Direction:
Catharina Clajus
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin,
Susanne Egli, Alissa Rosskopf
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1954: Lugano
1958: Sandviken
1994: East Rutherford
2010: Polokwane
Hier hat sich die erste Mannschaft aus Subhara-Afrika für eine WM qualifiziert.
Welches Ereignis fand wenige Monate später im gleichen Stadion statt?
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, Thomas Renggli, David
Winner, Roland Zorn
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Mark Gleeson, Rainer Hennies,
Andreas Jaros, Andrés de Kartzow,
Dominik Petermann,
Andreas Wilhelm
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
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In zwei Jahren von der Vereinsgründung zum Sieg in der Champions League:
Das gelang einem Klub aus welcher Stadt?
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Kontakt:
feedback-theweekly@fifa.org
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
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Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: CLUB
Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 19. November 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org
Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung
einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil.
Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur
Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf
T H E F I FA W E E K LY
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ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
UMFR AGE DER WOCHE
Welcher der folgenden Viertelfinalisten
ist Ihr Favorit auf den Gewinn der
CONCACAF-Champions-League 2014/15?
Wer wird die brasilianische Serie A gewinnen?
48+22+108731
1% 1%
3%
7%
8%
10%
48%
22%
≠ ≠ ≠ ≠ América (MEX)
D.C. United (USA)
Pachuca (MEX)
Alajuelense (CRC)
≠ ≠ ≠ ≠ Zur Auswahl stehen:
· Atlético Mineiro
·Corinthians
·Cruzeiro
·Fluminense
·Grêmio
·Internacional
Saprissa (CRC)
Montreal Impact (CAN)
Olimpia (HON)
Stimmen Sie ab unter:
Fifa.com/newscentre
Herediano (CRC)
“Meine Stimme geht an Pep Guardiola, obwohl wir alle zugeben müssen, dass
Diego Simeone die grösste Leistung vollbracht hat – Real, Barcelona und Bayern haben
Ferraris, er hingegen hat nur einen BMW und trotzdem die Meisterschaft gewonnen.”
Robert Prosinecki auf die Frage, wer die Auszeichnung FIFA-Männerfussballtrainer erhalten soll.
Gegentore durch Juventus Turin
50
englischen Premier
ohne einen einzigen eigenen
Boateng hinter sich gebracht
League gefallen. Der
Treffer bedeuteten für den
und damit einen bemerkens-
Meilenstein wurde durch
FC Parma die höchste Niederlage
werten neuen Rekord
einen Treffer des Schweden
in der Serie A aller Zeiten. Die
aufgestellt. Der Verteidiger
Sebastian Larsson erreicht. Der
Gialloblu hatten nie zuvor mit
des FC Bayern München hatte
Mittelfeldspieler des AFC Sunder-
mehr als fünf Toren Differenz
vor über zwei Jahren gegen
verloren. Für Juve war es der erste
Bayer Leverkusen zum letzten
7:0-Heimsieg seit einer Partie
Mal ein Bundesligaspiel auf
gegen Ascoli im September 1983.
der Verliererseite beendet.
Tore sind mittlerweile seit
der Einführung der
land war mit einem Freistoss
erfolgreich, was ihm das letzte Mal
im Dezember 2011 gelungen war.
Bundesligaspiele in Folge
ohne Niederlage hat Jérôme
Friedemann Vogel / Getty Images, imago (3)
23 000 7
Z AHLEN DER WOCHE