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Pressemitteilung
Straßburg, den 6. Februar 2015
Die Informationsstelle veröffentlicht neuen Bericht über steuerliche Anreize
und ihre Auswirkungen auf die Produktion von Filmen und audiovisuellen
Werken in Europa
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle und Olsberg•SPI stellen ihren jüngsten Bericht vor.
Steuerliche Anreize – d.h. Steuervergünstigungen, Steuergutschriften oder Zuschüsse – mit denen
das Wachstum der Produktion von Filmen und audiovisuellen Werken angeregt werden soll, sind in
den letzten Jahren in Europa und weltweit zu einem beliebten politischen Instrument geworden. Wie
wirksam sind steuerliche Anreize im Hinblick auf die Erreichung dieses Ziels? Welche Effekte
haben sie auf die einschlägige Industrie und darüber hinaus? Das sind einige der Fragen, mit denen
sich der von Olsberg•SPI für die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (eine Einrichtung
des Europarats in Straßburg) verfasste Bericht beschäftigt.
Im Bericht sind alle in Europa bestehenden steuerlichen Anreizsysteme dargestellt und die auf nationaler Ebene bis
Ende 2014 durchgeführten Analysen der Auswirkungen von steuerlichen Anreizen auf die Produktion von Filmen und
audiovisuellen Werken zusammengefasst. Darüber hinaus bietet er anhand einer qualitativen und quantitativen
Vergleichsanalyse einen Gesamtüberblick über die Effekte steuerlicher Anreizsysteme aus einer gesamteuropäischen
Perspektive.
Zahl der steuerlichen Anreizsysteme in Europa steigt
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der steuerlichen Anreizsysteme in Europa deutlich erhöht; aus der
untenstehenden Abbildung geht hervor, dass diese Zunahme vor allem in den letzten Jahren besonders ausgeprägt
war. Zwischen 2010 und 2014 wurden in europäischen Ländern zwölf neue Anreizsysteme eingeführt, um
die Produktion von Spiel- und Fernsehfilmen sowie von Videospielen zu stärken; insgesamt bestanden am
31. Dezember 2014 26 Anreizregelungen, verteilt über 17 europäische Länder.
Unter den neu eingeführten Systemen gibt es eine eindeutige Präferenz für Regelungen, die mit Zuschüssen arbeiten,
gegenüber dem eher traditionellen Modell, das auf Steuervergünstigungen (sog. „Tax Shelter“-Modell) beruht. Von
den sieben in Europa zwischen 2010 und 2014 neu eingeführten dauerhaften Anreizsystemen zur Förderung der
Filmproduktion sind sechs als Zuschussmodell konzipiert und nur ein System arbeitet mit Steuervergünstigungen. Im
Zusammenhang mit der Einführung neuer Regelungen gibt es auch einen Trend zu häufigeren Anpassungen und
Aktualisierungen der bestehenden Systeme. Diese können unterschiedlich ausfallen; so wurden z.B. im Vereinigten
Königreich die Anreize auf neue Sektoren wie Videospiele ausgeweitet, während in Belgien die Bestimmungen
hinsichtlich der erzielbaren Renditen sowie der Prüf- und Bewilligungsverfahren geändert worden sind. In Italien
wurden die ursprünglich jeweils auf Jahresbasis eingeführten Anreize in Form von Steuergutschriften im Jahr 2013
Gegenstand einer dauerhaften Regelung. Frankreich hat vor kurzem seine Bestimmungen für Steuergutschriften
überarbeitet, um diese für Produzenten attraktiver zu machen und um spezifische Maßnahmen für Animationsfilme
und die Koproduktion von Fernsehprogrammen aufzunehmen.
Steuerliche Anreize führen zu Erhöhung des Produktionsvolumens
Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass in den meisten Ländern die Einführung steuerlicher Anreize zu einer
Erhöhung des Produktionsvolumens - bis hin einer vollen (oder nahezu vollen) Auslastung der Produktionskapazitäten
- führt. Die Auslastung ungenutzter Kapazitäten bringt verschiedene wirtschaftliche Vorteile mit sich und führt zu
Produktivitätssteigerungen. Eine Vollauslastung der Kapazitäten kann jedoch im Bereich der Produktion zu
Kostendruck führen. Deshalb sollte die Einführung neuer steuerlicher Anreizsysteme durch strategische Maßnahmen
zur Erhöhung der Kapazitäten hinsichtlich Personal und Infrastruktur flankiert werden.
Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass eine unmittelbare Folge der Einführung steuerlicher Anreize in den meisten
Ländern eine Erhöhung des Produktionsvolumens ist, die zu einer vollen (oder nahezu vollen) Auslastung der
Kapazitäten führt. Die Auslastung ungenutzter Kapazitäten bringt verschiedene wirtschaftliche Vorteile mit sich und
führt zu Produktivitätssteigerungen. Eine Vollauslastung der Kapazitäten kann jedoch im Bereich der Produktion zu
Kostendruck führen. Deshalb sollte die Einführung neuer steuerlicher Anreizsysteme durch strategische Maßnahmen
zur Erhöhung der Kapazitäten hinsichtlich Personal und Infrastruktur flankiert werden.
Die Analyse zeigt, dass Länder mit steuerlichen Anreizsystemen über einen größeren Filmsektor (bezogen auf den
BIP-Anteil) verfügen als Länder ohne Anreize. Im Durchschnitt beläuft sich der BIP-Anteil von Investitionen in
Filmproduktionen in Ländern mit Anreizsystemen auf 0,06 %; Länder ohne Anreize kommen im Vergleich dazu auf nur
0,01 % (siehe Abbildung hierunten).
Ferner ist das Wachstum des Sektors in den Ländern mit steuerlichen Anreizen am stärksten. Die Investitionen in
Filmproduktionen sind in der Gruppe der Länder mit Anreizen im Durchschnitt um ca. 9 % gestiegen; im Vergleich
dazu lag der Zuwachs bei der Kontrollgruppe der Länder ohne Anreize bei 4 %.
Auswirkungen auf die Beschäftigung
Die untersuchten Daten lassen - gestützt durch qualitative Konsultationen - auf ein starkes Wachstum der
Beschäftigung nach Einführung von Anreizen schließen. Ein Beispiel hierfür ist Frankreich, wo die jüngste vom CNC
veröffentliche EY-Studie über die Wirkung verschiedener Anreizsysteme zum Ergebnis kommt, dass die
Beschäftigung im Filmsektor seit 2004 um 38 % gewachsen ist; für den Bereich Fernsehen liegt der Zuwachs bei
27 %.
Weiter gibt es Belege dafür, dass die Einführung von Anreizsystemen und die daraus resultierende Verbesserung der
Kapazitätsauslastung mobile Arbeitskräfte aus angrenzenden Ländern anziehen. Dies führt zu Berufserfahrung im
Produktionsbereich in mehreren Ländern und verbessert die Qualifikation der Betroffenen.
Steuerliche Anreizsysteme als Ergänzung direkter Förderinstrumente
In einigen Fällen gab es seitens der Produzentenverbände Bedenken, dass die Einführung neuer Anreize in einem
Land automatisch zu einer entsprechenden Reduzierung bei der direkten Förderung führen könnte. Dafür gibt es
jedoch kaum Belege. Im Allgemeinen passen steuerliche Anreize gut zu anderen Förderinitiativen und führen in den
meisten Ländern zu keinen Abstrichen oder Einschränkungen bei anderen Arten der Förderung.
Weitere Fragestellungen, die im Report angesprochen werden
Neben den hier beschriebenen Ergebnissen enthält der Bericht noch viele weitere interessante Inhalte. So bietet der
Bericht auch Informationen qualitativer und quantitativer Art zu den Produktionsströmen nach Europa und innerhalb
Europas; zum Wettbewerb zwischen benachbarten Filmmärkten; zu den Wirkungen auf die Geschäftsmöglichkeiten
von Filmgesellschaften und auf die Investitionen in Produktionsinfrastruktur. Weiter enthält der Bericht eine nützliche
Darstellung der methodologischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Analyse der Wirkung steuerlicher
Anreize in Europa und macht Vorschläge hinsichtlich der Verbesserung der Wirkungsanalyse.
Der Bericht wird durch einzelne Länderberichte über die Wirkung von derzeit bestehenden Anreizsystemen
abgerundet; untersucht wurden folgende Länder: Belgien, Kroatien, die Tschechische Republik, Frankreich, Ungarn,
Irland, Italien und das Vereinigte Königreich.
Olsberg•SPI bietet öffentlichen und privaten Kunden professionelle strategische Beratung und hat sich auf die
Bereiche Film, Fernsehen und digitale Medien spezialisiert. Olsberg•SPI wurde 1992 gegründet und hat sich
zu einem führenden internationalen Beratungsunternehmen in diesen dynamischen Sektoren entwickelt.
Kontakte: Telefon +44 (0) 20 7665 4070 , info@o-spi.com, www.o-spi.com
Olsberg•SPI, Steuerliche Anreize und ihre Auswirkung auf die Produktion von Filmen und audiovisuellen Werken in Europa,
Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Straßburg, 2014.
Diese Publikation können Sie in unserem Online-Shop hier erwerben.
Pressekontakt: Alison HINDHAUGH, Tel: 00 33 (0)3 90 21 60 10, alison.hindhaugh@coe.int
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle
Im Dezember 1992 in Straßburg eingerichtet, hat die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle zur Aufgabe, Informationen über
den europäischen audiovisuellen Sektor zu sammeln, aufzubereiten und zu veröffentlichen. Als öffentliche europäische Einrichtung
umfasst sie derzeit 40 Mitgliedstaaten sowie die Europäische Union, die
durch die Europäische Kommission vertreten wird. Die Informationsstelle ist
ein Teil des Europarats und arbeitet mit diversen Partnern,
Berufsverbänden und einem Korrespondentennetzwerk zusammen. Zu
ihren Tätigkeitsschwerpunkten gehören neben Konferenzbeiträgen die
Erstellung von Publikationen, Datenbanken und eine umfassende
Internetseite. http://www.obs.coe.int