Artikel 10
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1 Forum für Wissen 1999, 2 Nachhaltigkeit in der Energieproduktion im Gebirge Hans Ulrich Liniger, Albert von Däniken Ecosens, Wallisellen Für die Stromproduktion in den Bergregionen bietet der liberalisierte Strommarkt eine grosse Chance. In Zukunft wird die Umweltverträglichkeit beim Kaufentscheid zu einem wichtigen Kriterium, was für die nachhaltig produzierte Energie aus Wasserkraft einen Wettbewerbsvorteil bringt. Die Elektrizitätswerke sind somit gefordert, den Kunden verlässliche und nachvollziehbare Informationen über die Art der Energieproduktion zu bieten. Ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem kann die Umweltleistungen des Unternehmens messbar und kommunizierbar machen und zudem die Glaubwürdigkeit der Information wesentlich erhöhen. Es gibt heute Bestrebungen, allgemein anerkannte Kriterien für umweltverträglich produzierten Strom festzulegen und Produkte, die solche Kriterien erfüllen, mit einem Qualitätszeichen zu versehen. Damit ein solches Zeichen im Markt anerkannt wird, muss es von verschiedenen Akteuren im Markt von Stromproduzenten über Versorger, Umweltorganisationen bis hin zu Konsumentenvertretern getragen werden. Die Kunden erhalten somit ein vertrauenswürdiges Instrument, das ihnen die Wahl von nachhaltig produziertem Strom aus dem Angebot der verschiedenen Produkte im Strommarkt ermöglicht. 1 Was bedeutet die Energieproduktion für die Gebirgsregion? Die Energieproduktion hat im Gebirge seit langer Zeit eine grosse Bedeutung. Seit die Städte im Mittelland elektrifiziert worden sind, haben die Elektrizitätswerke Strom aus Wasserkraft in den Bergen produziert und zu den Verbrauchern im Mittelland transportiert. Auch nachdem andere Energieträger (z.B. Kernenergie) zur Stromproduktion wichtiger geworden sind, hat die Wasserkraft, welche zu einem grossen Teil aus den Gebirgskantonen kommt, eine grosse Bedeutung. So werden zum Bei- spiel von den rund 4800 GWh, die das Elektrizitätswerk Zürich (EWZ) jährlich umsetzt, rund 42% in hydraulischen Werken (eigene Werke oder Partnerwerke) produziert. Zwei Drittel dieses Anteils oder ca. 30% des gesamten Umsatzes stammt aus den Werken im Kanton Graubünden (eigene Werke Mittelbünden und Bergell, Partnerwerke Hinterrhein) (EWZ, 1998). Diese Zahlen lassen erahnen, wie gross die wirtschaftliche Bedeutung der Energieproduktion in den Gebirgsregionen in der Vergangenheit war, und zeigen, dass sie bis heute anhält. Die Öffnung der Märkte und die damit verbundene Liberalisierung der Strommärkte birgt für die Gebirgsre- gionen eine grosse Chance. Neben der wirtschaftlichen Diskussion werden heute generell auch ökologische Argumente immer wichtiger. Da Strom aus hydraulischen Werken grundsätzlich als umweltverträglich bezeichnet werden kann, kann dieses Thema für die Bergregionen eine grosse Bedeutung erlangen. 2 Wie umweltverträglich ist die Energieproduktion im Gebirge? Die Stromproduktion im Gebirge nutzt mit der Wasserkraft eine erneuerbare Energiequelle und ist somit im Vergleich zu nicht erneuerbaren Energieträgern grundsätzlich als eine umweltverträgliche Art der Energieproduktion einzustufen. Trotzdem verursacht auch die Nutzung der Wasserkraft Umweltbelastungen, die im Sinne eines umweltgerechten Verhaltens möglichst niedrig zu halten sind. Umweltbelastungen können generell in einem Input/Output-Modell dargestellt werden. Bei der Energieproduktion ist dieses Modell etwas komplexer (vgl. Abb. 1). Als Input gelten sämtliche Materialien und Energieträger, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes eingesetzt werden. Dies umfasst neben einem allfälligen Stromeinkauf von Partnerwerken vor allem Betriebs- und Hilfsstoffe Tab. 1. Beispiele für Input und Output bei der Stromproduktion. Input Output Energieträger – Strom von Partnerwerken für den Weiterverkauf an Kunden – Potentielle Energie (Wasser) – Treibstoffe für Maschinen, Fahrzeuge und Geräte – Brennstoffe für Gebäudeheizung – Stromverkauf an Kunden – Luftemissionen aus Treibstoffverbrauch – Abwärme durch Stromverluste Produktionsprozess – Betriebs- und Hilfsstoffe (z.B. Schmierstoffe, Materialien für Wartung und Unterhalt, Papier für Administration) – Abwasser (z.B. Schmierstoffe) – Abfälle und Sonderabfälle – Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes (z.B. Restwasser) Inventar – Talsperren (z.B. Beton) – Produktionsanlagen (z.B. Stahl) – Übertragungsanlagen (z.B. Kupfer) – Abfälle – Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes (z.B. Talsperren, Übertragungsleitungen) 2 Vorgelagerte Prozesse Forum für Wissen 1999, 2 Input Kernprozess Output Einkauf Beteiligungen Kundenberatung Verluste Produktion Partner Nachgelagerte Prozesse Strom Einkauf potentielle Energie: Wasser Emissionen Strom Verkauf Energieträger Verbraucher Produkt Betrieb Eigenverbrauch Rohstoffgew. Herstellung Betriebsstoffe Hilfsstoffe Produktionsprozesse Abfälle Natur/Landsch. Entsorgung Zu Inventar Inventar Aus Inventar Abwasser Abb. 1. Input/Output-Modell eines Elektrizitätswerkes. sowie die Erstellung der Produktionsanlagen. Als Output gelten neben dem Strom, der an die Kunden verkauft wird, die Luftemissionen, Abwässer und Abfälle. Bei der Nutzung der Wasserkraft sind dazu auch die Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes zu zählen. Tabelle 1 zeigt einige Beispiele für diese Stoff- und Energieflüsse bei der Stromproduktion eines typischen Elektrizitätswerkes im Alpenraum. Diese Stoff- und Energieflüsse verursachen verschiedene Umweltbelastungen, welche bei der Herstellung dieser Stoffe, bei deren Verwendung oder bei der Entsorgung anfallen können. Die Betriebs- und Hilfsstoffe spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle, da bei der Nutzung der Wasserkraft sehr wenig Stoffe eingesetzt werden müssen. Umweltbelastungen können z.B. dort entstehen, wo Maschinenteile mit dem Wasser in direktem Kontakt stehen und somit ein Risiko einer Belastung des Wassers mit Schmierstoffen besteht (Turbinenlager), oder dort, wo Metallteile mit speziellen Materialien vor Korrosion geschützt werden müssen (Metallmasten). Viel wichtiger hingegen sind Stoffe, welche für die Erstellung der Produktionsanlagen eingesetzt werden. Diese gehören somit zum Inventar und haben – speziell bei Wasserkraftwerken – eine sehr lange Lebensdauer. Mit der Herstellung dieser Stoffe und Materialien sind Umweltbelastungen verbun- den, welche trotz der langen Lebensdauer nicht vernachlässigt werden dürfen. Dazu gehören z.B. Baumaterialien für die Erstellung der Talsperren, der Produktions- und Übertragungsanlagen (Beton für Talsperren, Stahl für Turbinen etc.). Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch potentielle Umweltrisiken, z.B. bei Transformatoren, bei denen grössere Mengen von Öl eingesetzt werden, welche bei allfälligen Leckagen den Untergrund verschmutzen können. Bei der Nutzung der Wasserkraft sind aber auch Umwelteinwirkungen ausserhalb der rein stofflichen Betrachtung von grosser Bedeutung. Dazu gehören: – Landschaftsveränderungen durch Talsperren und Übertragungsanlagen (z.B. Staumauern oder Masten in landschaftlich sensiblen Gebieten), – Veränderungen von Lebensräumen durch Stauseen und grössere Bauwerke (z.B. Störung des Lebensraumes von Eulen durch Hochspannungsleitungen), – Veränderungen des hydrologischen Regimes und des Geschiebehaushaltes, – Veränderungen des Lebensraumes in Bächen und Flüssen mit Restwasser und in Schwallstrecken (z.B. Verhinderung von Laichplätzen für Fische durch zu geringe Restwassermengen). Das Ausmass dieser Umweltbelastungen kann mit verschiedenen betrieblichen und organisatorischen Massnahmen beeinflusst werden. 3 Wie umweltverträglich ist Wasserkraft im Vergleich mit anderen Energieträgern? Bei der Beurteilung der Umweltbelastungen, die mit der Energieproduktion verbunden sind, müssen die verschiedenen Arten der Energieproduktion miteinander verglichen werden können. Ein taugliches Instrument für einen solchen Vergleich ist die Ökobilanz. Verschiedene Forschungsgruppen, unter anderem an der ETH Zürich, haben solche vergleichende Untersuchungen durchgeführt (z.B. FRISCHKNECHT et al. 1994 oder HISCHIER et al. 1995). Die Umweltbelastungen der Energieproduktion in verschiedenen Kraftwerkstypen (bezogen auf 1 TJ Strom) kann dabei auf verschiedene Wirkungsklassen bezogen werden (Geruch, Abwärme, Radioaktivität, Humantoxizität, Ökotoxizität, Überdüngung, Versauerung, Photosmog, Ozonabbau, Treibhauseffekt, Landbedarf). In der erwähnten Ökobilanz sind die Energieträger Wasserkraft, Kernenergie, Gas, Braunkohle, Steinkohle und Öl untersucht worden. Bei sämtlichen 3 Forum für Wissen 1999, 2 der oben erwähnten Wirkungsklassen sind die Umweltbelastungen der Wasserkraft im Vergleich zu den Belastungen der anderen Energieträger verschwindend gering. Einzig beim Landbedarf zeigt sich eine Belastung, die aber noch immer weitunter derjenigen der anderen Energieträger liegt. Tabelle 2 zeigt die Energieträger mit der jeweils grössten Belastung bei den einzelnen Wirkungsklassen. 4 Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Energieproduktion? Der Begriff der Nachhaltigkeit ist erstmals 1987 von der Brundtland-Kommission definiert worden. Eine Entwicklung wird als nachhaltig verstanden, wenn sie die heutigen Bedürfnisse zu decken vermag, ohne für künftige Generationen die Möglichkeit zu schmälern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken. Etwas volkstümlicher ausgedrückt bedeutet dies: «Verlasse Deinen Platz so, wie Du wünschst, dass Du ihn antriffst». Aus dieser Haltung heraus lassen sich folgende Handlungsgrundsätze ableiten: – Verminderung der Schadstoffemissionen auf ein Mass, das durch die Natur bewältigt werden kann, – Erhaltung der Vielfalt der Natur, – Nachwachsen der erneuerbaren Rohstoffe, so dass sie auf einem konstanten Niveau erhalten bleiben, – Ersatz nicht erneuerbarer Ressourcen durch regenerierbare Quellen. Für die Energieproduktion können diese generellen Grundsätze ebenfalls angewendet werden. Die Energieproduktion aus Wasserkraft hat den enormen Vorteil, dass der Energieträger selber erneuerbar ist und die wichtigste Forderung der Nachhaltigkeit somit erfüllt ist. Aus den oben dargestellten Umweltbelastungen ergibt sich dennoch ein Handlungspotential, mit dem auch die an sich schon sehr umweltverträgliche Nutzung der Wasserkraft im Sinne der Nachhaltigkeit optimiert werden kann. Der wichtigste Punkt ist dabei sicher die Erhaltung der Vielfalt der Natur, wobei folgende Massnahmen im Vordergrund stehen: – Optimiertes Management des Restwassers zur Erhaltung ausreichender aquatischer Lebensräume und Laichplätze für Fische, Tab. 2. Zuordnung der Energieträger zu den Wirkungsklassen, in denen sie im Vergleich zu den anderen Energieträgern jeweils die grössten Belastungen aufweisen. Energieträger Wirkungsklassen, in denen der entsprechende Energieträger die grösste Belastung aufweist Gas Geruch Braunkohle Abwärme, Treibhauseffekt KKW Radioaktivität, Landbedarf Steinkohle Humantoxizität (Wasser), Ökotoxizität (Luft), Überdüngung Öl Humantoxizität (Luft), Versauerung, Photosmog, Ozonabbau Wasserkraft Die Wasserkraft hat in keiner der betrachteten Wirkungsklassen den grössten Anteil. Wichtige Aspekte: Landschaftsschutz, Dammbruchrisiko, Geschiebehaushalt Sonnen- und Windenergie Sonnen- und Windenergie sind schlecht bilanzierbar, wichtiger Aspekt: Landschafts- und Ortsbildschutz – Optimierung der Auswirkungen auf den Wasser- und Geschiebehaushalt, – Berücksichtigung von sensiblen Lebensräumen bei der Planung und Projektierung von Produktions- und Übertragungsanlagen. 5 Umweltmanagementsysteme für Elektrizitätswerke Mit der Öffnung der Märkte werden die Elektrizitätswerke ihre Chancen wahrnehmen und sich vermehrt auf die Wünsche der Kundschaft ausrichten. Der Umwandlungsprozess vom reinen Stromversorger zu einem Anbieter verschiedener Produkte, der sich im Markt positionieren will, ist bereits in vollem Gange. Verschiedene Elektrizitätswerke, die den Kriterien für eine nachhaltige Produktion nachleben, werden sich auch durch ihre Leistungen im Umweltbereich von der Konkurrenz abheben und diese Marktposition besetzen wollen. Mit dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems können diese Umweltleistungen strukturiert weiterentwickelt werden. Eine Möglichkeit der glaubwürdigen Kommunikation im Markt ist die Zertifizierung eines solchen Umweltmanagementsystems. Die ISO-Norm 14001 definiert die Anforderungen und stellt sicher, dass die Systeme nach einheitlichen Kriterien zertifiziert werden. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine glaubwürdige Kommunikation und Positionierung in einem umweltorientierten Marktsegment. Die ISO-Norm stellt bei einer zertifizierten Firma zwei grundsätzliche Forderungen: – Einhaltung der Umweltgesetzgebung: Auch wenn die Erfüllung dieser Forderung als selbstverständlich erscheint, so darf doch von einer zertifizierten Firma erwartet werden, dass sie bezüglich Rechtskonformität eine Vorbildrolle wahrnimmt und die Behörden beim Vollzug der Vorschriften im Betrieb aktiv unterstützt. – Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Auf der Basis der Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen muss der zertifizierte Betrieb ein System aufbauen, das eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen ermöglicht. Es geht also nicht um die Verbesserung des Managementsystems selber, sondern ganz klar um die Verbesserung der Umweltleistung. Je mehr Betriebe sich in dieser Hinsicht bemühen und ein ISO 14001-Zertifikat erlangen möchten, desto besser wird die Umweltleistung insgesamt. Ein zertifizierter Betrieb muss sich über seine relevanten Umweltbelastungen genau ins Bild setzen, um auf dieser Basis sowie auf der Basis der Umweltpolitik seine Ziele zu formulieren. Daraus ist ein Umweltprogramm abzuleiten, in dem konkrete Aktivitäten mit Zuständigkeiten, Terminen und Budget abgeleitet werden. Eine jährliche Überprüfung des Managementsystems und der Zielerreichung durch das Management stellt sicher, dass sich die 4 oberste Leitung des Betriebes in dieser Frage engagiert und der kontinuierliche Verbesserungsprozess in Gang gehalten wird. Die ISO-Norm ist somit ein Instrument, das zwar keine exakten Ziele vorgibt, aber eine Gesellschaft insgesamt in die richtige Richtung entwikkeln lässt. In letzter Zeit gibt es vermehrt Anstrengungen in der Elektrizitätswirtschaft, solche Managementsysteme einzuführen. Das EWZ beispielsweise hat erst kürzlich seine Umweltpolitik öffentlich zugänglich gemacht und darin klar zum Ausdruck gebracht, dass es mit dem Einbezug der Umweltverträglichkeit in alle unternehmerischen Entscheide einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten will. 6 Das Qualitätszeichen für erneuerbare Energiequellen Im liberalisierten Strommarkt wird der Preis zu einem wichtigen Kaufargument werden. Damit die im Alpenraum nachhaltig gewonnene Energie auch weiterhin in diesem Wettbewerb bestehen kann, müssen ökologische Verkaufsargumente in Zukunft eine grössere Bedeutung erlangen. Der relativ teure Strom aus erneuerbaren Energiequellen muss im Markt so platziert werden können, dass dieses Produkt umweltbewusste Kunden anspricht, welche bereit sind, für nachhaltig produzierten Strom einen höheren Preis zu bezahlen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Solarstrom-Börse des EWZ. Bereits 2,7% der Bevölkerung in Zürich ist der Umwelt zuliebe bereit, für einen Teil ihres Stromverbrauchs den sechsmal teureren Solar-Strom zu bezahlen. Da bis anhin einheitliche und anerkannte Qualitätskriterien zur Beurteilung von nachhaltigen Stromprodukten fehlen, ist es notwendig, ein Instrument zur Förderung und zur Qualitätssicherung dieser Produkte einzuführen. Ein Qualitätszeichen für Elektrizität, welches von unabhängiger Seite wissenschaftlich fundierte Qualitätskriterien bereitstellt, kann diese Lücke füllen. Mit einem solchen Zeichen können die Kunden nachhaltige Produkte im Markt identifizieren und ihre Kaufentscheide dementsprechend ausrichten. Damit werden Wettbewerbsvor- Forum für Wissen 1999, 2 teile dieser Produkte gegenüber nichterneuerbaren Energieträgern geschaffen und somit die umweltverträglichen Stromprodukte gefördert. Ein solches Zeichen bedarf klar definierter Kriterien, welche einheitlich für alle Stromprodukte angewendet werden können. Diese Kriterien müssen wissenschaftlich abgesichert und bei den im Markt beteiligten Akteuren akzeptiert sein. Die Auszeichnung der einzelnen Produkte, welche diese Kriterien erfüllen, muss von unabhängiger Seite kontrolliert werden. Ein solches Qualitätszeichen verlangt eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten wie Kunden, Produzenten, Versorgern und Vertretern der Umweltorganisationen, weshalb diese Kreise schon zu Beginn eines solchen Vorhabens einbezogen werden müssen. Die EAWAG in Kastanienbaum hat bereits damit begonnen, im Rahmen eines Forschungsprojektes ein wissenschaftlich fundiertes Zertifizierungsverfahren für «Ökostrom aus Wasserkraft» zu entwickeln. Im Rahmen einer gross angelegten Fallstudie wird ein Bewertungsverfahren entwickelt, das generell auf grosse Wasserkraftanlagen übertragen werden kann. Solche anerkannte Kriterien sind eine wichtige Basis für ein Qualitätszeichen für umweltgerecht produzierten Strom aus Wasserkraft. Im September 1999 ist die Gründung des «Vereins zur Förderung nachhaltiger Elektrizität» geplant, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein solches Qualitätszeichen einzuführen. Im Auftrag des EWZ Zürich und des WWF Schweiz hat die Firma Kiefer und Partners, Zürich diese Vereinsgründung vorbereitet. Die folgenden Organisationen sollen in diesem Verein als stimmberechtigte Mitglieder vertreten sein: – Stromproduzenten (oder Produzentenverbände) – Stromversorger (oder entsprechende Verbände) – Konsumentenorganisationen – Umweltorganisationen Der Verein wird die Kriterien zur Auszeichnung nachhaltiger Energie unter wissenschaftlicher Begleitung festlegen und sicherstellen, dass sie einerseits gut begründet, andererseits aber auch von Vertretern aller Beteiligten im Markt mitgetragen werden. Die Einigung um die Anforderungen an das Zeichen muss somit innerhalb des Vereins erzielt werden. Es ist geplant, dass sämtliche erneuerbaren Energieträger mit dem Qualitätszeichen ausgezeichnet werden können, sei es Wasserkraft, Wind- oder Sonnenenergie. Kriterien sollen in folgenden Bereichen definiert werden: – Natur- und Landschaftsschutz – Ortsbildschutz – Restwasser Da alle Akteure bereits in die Diskussionen um diese Kriterien involviert sind, kann mit einer grossen Akzeptanz des Zeichens im Markt gerechnet werden. Der Verein wird die Kontrolle der Einhaltung der Kriterien nicht selber durchführen, sondern dazu eine externe Kontrollstelle ernennen, welche von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle akkreditiert sein wird. Der Trägerverein erteilt nach erfolgreicher Zertifizierung die Lizenz, welche den Elektrizitätswerken erlaubt, für die zertifizierten Produkte das Qualitätszeichen zu verwenden. Mit dieser Konstruktion soll sichergestellt werden, dass das Qualitätszeichen im Markt akzeptiert wird und somit eine grosse Anwendung findet. Wenn Kunden ein vertrauenswürdiges Instrument haben, das ihnen den Entscheid zwischen verschiedenen Produkten im Strommarkt ermöglicht, werden sie sich auch vermehrt für nachhaltig produzierten Strom entscheiden, auch wenn er preislich weniger attraktiv ist. Die Liberalisierung des Strommarktes ruft nach solchen Instrumenten, welche für diejenigen Bergregionen, bei denen die Stromproduktion ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor ist, eine grosse Bedeutung erlangen können. 7 Literatur FRISCHKNECHT, R.; HOFSTETTER, P.; KNOEPFEL, I.; DONES, R.; ZOLLINGER, E., 1994: Ökoinventare für Energiesysteme. Bern, Bundesamt für Energiewirtschaft. HISCHIER, R.; MEILE, C.; FRISCHKNECHT, R., 1995: Elektrizität in Ökobilanzen. Semesterarbeit am Laboratorium für Energiesysteme. Zürich, ETH. 53 S. EWZ, 1998: Jahresbericht, Zürich.