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ZWST informiert Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. Ausgabe 1 • April 2012 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde! Editorial mit unserer ersten Ausgabe in diesem Jahr wün- Wir nutzen an dieser Stelle die Gelegenheit, Sie auf schen wir Ihnen ein fröhliches und koscheres die neu erschienene ZWST-Mitgliederstatistik für Pessachfest - Chag Pessach kascher wesame´ach! das Jahr 2011 hinzuweisen: Aufgrund des Rückgangs der Neuzuwanderer waren die abnehmenden Hier informieren wir Sie über unsere Aktivitäten Mitgliederzahlen in den Gemeinden zu erwarten. im vergangenen Winter und in diesem Frühjahr: Angefangen bei den Wintermachanot und weiteren Gravierend ist die zunehmende Überalterung in Aktivitäten des Jugendreferates (S.2-6) über die den Gemeinden (Altersgruppe ab 60: 44 %), mit Seminarvielfalt in unserem Max-Willner-Heim der die nachwachsende junge Generation nicht (S.9-11, S.13) bis hin zu unserem Behindertenpro- Schritt hält. jekt (S.7-9) sowie einem ersten Feedback unserer Daher ist es unser Anliegen, verstärkt bedarfsgeBachelor-Studenten „Jüdische Sozialarbeit“ (S.14- rechte Angebote für ältere Gemeindemitglieder 15). Des Weiteren lesen Sie auf S.12 einen Nachruf zu organisieren. auf Dr. Nathan Durst sel. A., mit dem wir viele Im Rahmen unserer Jugendarbeit liegt ein SchwerJahre erfolgreich zusammengearbeitet haben, wir punkt auf der Nachwuchsförderung und dem betrauern seinen Verlust. Bemühen, soviel junge Menschen wie möglich für Wir freuen uns, Sie auf unsere Aktivitäten im ein Engagement in den Gemeinden zu motivieren. kommenden Sommer hinzuweisen: mit einem neuen Machane-Ziel in den USA (S.2) und der Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST Möglichkeit für junge Erwachsene, mit „Taglit – Birthright Israel“ kostenlos nach Israel zu reisen, lesen Sie gleich hier weiter! Taglit - Birthright Israel in Deutschland Impressum Hrsg.: Zentralwohlfahrtsstelle Hebelstr. 6 60318 Frankfurt Tel.: 069/94 43 71-0 Fax: 069/49 48 17 www.zwst.org Redaktion u. Satz: Heike von Bassewitz Tel.:069/94 43 71-21 bassewitz@zwst.org Satz & Druck: adc • Lindenfels Andrej Kulakowski nach Israel, einschließlich Flug, Unterbringung, Führungen und Ausflügen sowie kultureller Aktivitäten. Alle Bildungsreisen von Taglit – Birthright Israel gehen über zehn Tage und sind für Angehörige aller jüdischen Glaubensrichtungen geeignet. Seit Projektbeginn haben fast 300.000 junge jüdische Frauen und Männer aus über 60 Ländern die Gelegenheit genutzt, mit Taglit - Birthright nach Israel zu reisen, um Land und Leute kennenzulernen. aglit - Birthright Israel wurde als Start-Up Nehmen auch Sie dieses Geschenk an und reisen Projekt im Jahre 2000 von jüdischen Philanth- Sie nach Israel ! ropen gegründet und stellt eine Zusammenarbeit des Staates Israel mit jüdischen Organisationen Für den Sommer 2012 sind in Deutschland 8 auf der ganzen Welt dar. In Deutschland hat der Studienreisen nach Israel geplant. Umfangreiche Zentralrat der Juden in Zusammenarbeit mit der Informationen, die Teilnahmebedingungen für die ZWST die Abwicklung der Taglit - Birthright Israel Taglit - Birthright Israel Reise und den Link für die Anmeldung finden Sie auf www.zwst.org Reisen übernommen. Ziel von Taglit - Birthright ist es, der Assimilation Für weitere Informationen steht Ihnen Jona entgegenzuwirken, indem man junge Juden ihrer Gross unter der Rufnummer 069-944371-18 zur jüdischen Identität, dem Staate Israel und ihren ört- Verfügung. lichen jüdischen Gemeinden näherbringt. Das Projekt Taglit - Birthright beruht auf dem Gedanken, dass jeder junge jüdische Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren das Geburtsrecht hat, wenigstens einmal in seinem Leben Israel zu besuchen. Taglit – Birthright Israel verwirklicht eine bahnbrechende Idee. Allen jungen Juden weltweit wird ein Geschenk gemacht: eine kostenlose Bildungsreise T Ausgabe 1 April 2012 • Seite 1 Jugendreferat informiert: Sommer 2012 Welcome to Machane Sommer 2012 in Bad Sobernheim, Italien, Israel und - USA! Weitere Termine der Machanot: S.16 ! Neu! Neu! Neu! Neu! - ZWST goes USA vom 23.07. - 13.08. 2012 W ir laden Jugendliche im Alter von 12 bis 15 mehrere Ausflüge vorgesehen, unter anderem nach Jahren herzlich ein, gemeinsam mit uns ein Manhattan. Die Sprache im Camp ist Englisch, die neues Ziel in den USA zu erkunden. Wir sind Gäste Gruppe wird von deutschsprachigen Madrichim im „Pinemere Camp“ , zwischen New York City und begleitet. Im Winter 2012 werden die Chanichim Philadelphia gelegen. Das Pinemere Camp gehört aus den USA unsere Gäste in Natz sein. zur Jewish Community Center Association (JCCA). Die Teilnehmerzahl ist auf ca. 20 Jugendliche Auf dem weitläufigen Campgelände, eingebettet in begrenzt, Teilnahmekriterien sind folgende: Teildie Natur, werden zahlreiche Aktivitäten angebo- nahme an mindestens 3 Machanot der ZWST, ten: Tennis, Mountain Bike, Fußball, Reiten, Kanu- ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde, und Kayakfahren, Schwimmen sowie Workshops Teilnahme an Fortbildungen der ZWST. wie Tanzen, Theater, Film und Basteln. Auch sind Anmeldeschluss: 30. April 2012 Unsere Ziele weisen uns den Weg Wintermachane „Im Tirzeh“ (hebr.): „Wenn du willst“ 63 ZWST informiert • Seite 2 Kinder im Alter von 10-13 brachten zum vermitteln, dass Ziele im Leben wie Wegweiser letzten Wintermachane das Chanukkalicht wirken. Wir sollten nicht auf das Glück warten, nach Bad Sobernheim. Unter dem Motto „Jagata sondern aktiv darauf hin arbeiten. Ein individuuMazata – Ta`amin!“ (hebr., Du hast Dir Mühe elles Ziel sollte es sein, sich für seine Interessen gegeben und gefunden – glaube!) verbrachten sie einzusetzen, von seinem Können überzeugt zu vom 22.12. 2011 bis 03.01. 2012 spannende und sein und seine Ansichten öffentlich zu vertreten. lehrreiche Tage im Max-Willner-Heim. Doch es kann vorkommen, dass wir bestimmte In zahlreichen Aktivitäten zum Thema „Wenn du Ziele nicht erreichen. Daher vermittelten die Madwillst“ vermittelten die Madrichim Aaron, Anna, richim den Kindern, dass ihr Einsatz keinesfalls Artjom, Debbi, Eddie, Galina, Isabella und Sharon, vergeblich gewesen sein muß, da man aus Fehlern dass es nicht ausreicht, nur etwas verändern zu wol- lernen und eine Wiederholung vermeiden kann. len. Ebenso wichtig ist es, sich selbst zu motivieren Um diesen Prozess zu verdeutlichen, wurde ein und durch entsprechenden Einsatz seine Ideen Wettbewerb ausgerufen, bei dem die Chanichim in die Tat umzusetzen. Wir konnten den Kindern in Dreiergruppen mit unterschiedlichen Kosmos- Jugendreferat informiert: Winter 2011/12 Experimentierkästen gearbeitet haben. Allerdings war es nur ein sekundäres Ziel, das Experiment zu vollenden. Primär ging es hierbei um den Weg zum Ziel. Jedes Experiment wurde am Ende des Machanes im Rahmen einer Präsentation vorgestellt. Da das Chanukkafest in den Zeitraum des Machanes fiel, wurden jeden Abend Kerzen gezündet und Chanukkalieder gesungen. Im Anschluss hielt jeweils ein Madrich einen Schiur zu einem persönlichen Erlebnis. Die Madrichim berichteten, wie sie sich etwas vorgenommen und zielstrebig umgesetzt haben. So wurde den Kindern das Machanethema noch näher gebracht. Eine große Mitzwa zu Chanukka ist es, das Ölwunder bekannt zu machen. Wie viele andere Städte mit jüdischen Gemeinden und Organisationen, organisierten wir daher am achten und letzten Abend des Chanukkafestes mit Hilfe des PfarrerEhepaars Scholtheis-Wenzel von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Sobernheim ein öffentliches Kerzenzünden im Max-Willner-Heim. zwölf äußerst schöne und kreative Shows initiiert. An den Auftritten war auch das Madrichimseminar „Dor Chadasch“ (hebr., Neue Generation) beteiligt, welches parallel zum Machane in Bad Sobernheim stattfand (S. 5). Ein großes Ereignis waren zwei festliche Schabbatot, die wir in einer entspannten und feierlichen Atmosphäre begangen haben. Die Kinder räumten das Haus auf, dekorierten den Speisesaal und die Synagoge, probten Tänze, Lieder, Gedichte und ein Theaterstück für die Aufführung vor Schabbatbeginn. Ein besonderes Ereignis war in diesem Zusammenhang die „Bar Mitzwa“ , der erste Aufruf zur Torah, von Daniel Silbermann aus Berlin. Zum zweiten Mal hatte diese Ferienfreizeit mit der Teilnahme von drei Kindern mit einer geistigpsychischen Behinderung einen wichtigen integrativen Ansatz: Alexander, der schon im Sommer 2011 dabei war, sowie Nikolas (14) und Elior (13). Alle Kinder gingen von Anfang an unvoreingenommen und offen auf die drei zu. So wurde den Jungen ohne weiteres ermöglicht, unbefangen und mit viel Spaß am gesamten Machane teilzunehmen. Diesbezüglich geht mein Dank an die Betreuer Pinchas Kranitz und Diana Stepanenko, die in jeder Sekunde für Alexander, Nikolas und Elior da waren. Die letzte gemeinsame Aktivität war ein schöner Abschlussabend mit zahlreichen Auftritten der Kinder. Die Chanichim waren einfach unschlagbar und haben das Machane gemeinsam so erfolgreich gemacht. Ohne jeden einzelnen von Euch wäre ein solches Machane nie möglich gewesen! Ich bedanke mich gemeinsam mit meinem Co-Rosch Alex Bondarenko bei allen Beteiligten, die uns dieses unvergessliche Machane ermöglicht und für einen Es war für uns eine große Freude, zu diesem reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Ein riesiges festlichen Anlass Gäste aus dem Ort begrüßen zu „Toda Raba“ an alle! können, die mehr über das Chanukkafest und seine Parallelen zum christlichen Weihnachten erfuhren Mark Krasnov, Heidelberg, Jugendzentrumsleiter und mit Sufganiot bewirtet wurden. So konnten der jüdischen Gemeinde Wiesbaden wir den Kindern anschaulich vermitteln, dass jeder einzelne von ihnen ein Träger des jüdischen Glaubens ist und welche Verantwortung man damit in seinem täglichen Leben übernimmt. Der Spaßfaktor und die Abenteuerlust kamen in dieser Winterfreizeit keineswegs zu kurz: Gemeinsam fuhren wir Schlittschuh, spielten Bowling, unternahmen einen Ausflug nach Heidelberg (Foto oben), tobten im Trampolino Indoor-Spielpark und gingen schwimmen. Den Höhepunkt bildete das Tanzfestival „Orot weZlilim“ (hebr., Lichter und Klänge), das wir zu Ehren von unserer fantastischen Tanzlehrerin Tirza Hodes veranstaltet haben. Alle Gruppen haben gemeinsam mit ihren Madrichim für 2 israelische Volkstänze eine neue Choreographie und dazu passende Kostüme kreiert. Der Eifer der Kids war unbeschreiblich: Innerhalb weniger Stunden wurden Rosh Mark (Mi.) mit den Madrichim Galina und Sharon Fotos S.1-5: Bernie Spiegelmann Ausgabe 4 April 2012 • Seite 3 Jugendreferat informiert: Winter 2011/12 Was sagen die Teilnehmer? Gabriela Abramovich, Frankfurt/M.: „...Es gab Dimitro Mukha, Marburg: „...Im Großen und Ganentweder super Tage oder megasuper Tage. Vom zen war es toll, mal eine Zeit im Jahr mit anderen Umgang und von den Regeln her war es anders als jüdischen Kindern zu teilen und erleben zu können.“ die anderen Machanot, auf denen ich bisher war. Das Nikita Afanasyev, Rotenburg a.d. Fulda: „Ich war Tanzen mit Tirza war natürlich das unvergesslichste schon auf vielen Machanot (5 Stück). Dieses war und beste Erlebnis!!! Besonders toll fand ich, dass eins der besten, da es sehr abwechslungsreich war ich mit den Madrichim auf der Bühne tanzen konnte. und es immer spannend blieb, was als nächstes im Die Madrichim waren DER ´Hammer`. Jeder Typ Programm kommt…“ von Madrich, der auf einem Machane nicht fehlen Samuel Dimant, Berlin: „…Unvergesslich bleibt darf, war vertreten: Von dem, der cool war, bis zu für mich, wie wir am Ende des Machanes auf dem dem Madrich, dem man sich anvertrauen konnte. Fußballfeld die Ballons mit den Kerzen haben Wir haben uns wie in einer großen Familie mit steigen lassen.“ älteren und jüngeren Geschwistern gefühlt. Die Mary Kokorev, Hannover: Madrichim waren die älteren und wir Chanichim die jüngeren Geschwister. Zusammen waren wir „….als wäre das Machane mein zweites Zuhause.“ eine einzige Familie mit dem Namen ´Im Tirzeh`“ . Die Familien von Nikolas und Alexander betonen die Bedeutung des Machanes als „inklusives Projekt“: „S ehr geehrte Organisatoren des ZWST-Behindertenprojektes, ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich recht herzlich bei Ihnen zu bedanken. Sie haben es möglich gemacht, dass mein mehrfach behindertes Kind Nikolas am ZWSTWintermachane teilnehmen konnte. Das Angebot, die Ferien in Bad Sobernheim zu verbringen, haben wir von Felix Krasni (ZWST) bekommen, der uns bei einem Besuch in Düsseldorf über das Integrationsprojekt informiert hat. Nikolas mit Madricha Isabella ZWST informiert • Seite 4 Anfangs hatten wir große Zweifel, ob Nikolas an so einer Reise teilnehmen kann: 2 Wochen weg von Zuhause ist nicht für jedes gesunde Kind selbstverständlich. Und für ein Kind, was unter anderem auch an Autismus leidet, wie soll das zusammen mit gesunden Kindern funktionieren? Werden sie ihn nicht hänseln und auslachen? Wir hatten viele Fragen und viele Ängste. Aber als Nikolas eines morgens aufwachte und mit Ungeduld und Vorfreude fragte: ´Wann packen wir endlich den Koffer?`, fiel uns die Entscheidung leichter. einer Hirnblutung geboren und ist heute mehrfach behindert. Pinchas Kranitz ist auch nach Düsseldorf gekommen, um Nikolas auf der Fahrt nach Bad Sobernheim zu begleiten. Betreuer Pinchas Kranitz mit Nikolas und anderen Teilnehmern Wir waren stets im Kontakt: Nikolas bzw. Pinchas haben uns sehr häufig aus Bad Sobernheim angerufen. Wie Nikolas selbst erzählt hat, hatte er viel Spaß in Bad Sobernheim: er hat an den Ausflügen teilgenommen, ist im Schwimmbad mit den anderen geschwommen. Am besten hat ihm die Disko gefallen. Er ist sehr zufrieden mit dem Machane und wartet ungeduldig auf die nächsten Ferien, um wieder mitzufahren. Vielen Dank für diese wunderbare Erfahrung von Nikolas und seiner Familie!“ Lydia Radbil, Düsseldorf Felix Krasni hat uns aus seiner Erfahrung versichert, dass alles gut funktioniert. Die Leiterin der Angehörigengruppe „Hatikwa“ , Irina Zelenetska hat viel dazu beigetragen, dass Nikolas gefahren ist. Zum Beispiel wurde vereinbart, dass Nikolas selber vor Ort entscheiden kann, ob er eine oder zwei Wochen in Bad Sobernheim verbringt. Nikolas wollte nicht nach der ersten Woche abgeholt werden! Er hatte so viel Spaß - er wurde erst am letzten Tag von Machane abgeholt! „…Nach dem Machane konnte Alexander nicht Ganz besonders möchten wir uns bei Pinchas Kra- aufhören, mir seine Eindrücke zu schildern. Ich als nitz bedanken, der Nikolas betreut hat. Er ist zwei Mutter spüre, dass mit ihm sehr viel unternommen Wochen vor dem Machane extra nach Düsseldorf wurde. Wir als Familie meinen, dass das Integratigekommen, um Nikolas kennenzulernen und es ist onsprojekt am Leben erhalten werden muss. Durch ihm gelungen! Nach ein paar Stunden hat Nikolas solche Maßnahmen werden unsere Kinder selbstänihn akzeptiert und ihm vertraut, obwohl unser Ni- diger und haben neue Eindrücke für ihr Leben, im kolas aufgrund seiner Behinderungen nicht leicht Vergleich zum alltäglichen Zuhause... “ mit fremden Leuten klarkommt. Er wurde mit Elena Arlyk, Erfurt Jugendreferat informiert: Winter 2011/12 „Dor Chadasch - Wir sind die neue Generation!“ Madrichim-Seminar im Winter Z u Beginn der Winterferien 2011/2012, für die meisten Jugendlichen die Zeit des puren „Nichtstuns“ , trafen sich die zukünftigen Jugendleiter für die jüdischen Jugendzentren Deutschlands am 22.Dezember in Bad Sobernheim. Unsere bunte Gruppe bestand aus 23 Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren, angereist aus allen Ecken Deutschlands, um am 12-tägigen Abschlussseminar der Seminarreihe Jugendarbeit teilzunehmen. Weltkrieges und die Vernichtung der Juden so nahe vor Augen hatten, kamen wir in Antwerpen an und sahen den Kontrast zu der finsteren Vergangenheit: Ein jüdisches Viertel mit jüdischen Menschen, die ihren Glauben frei ausleben und viel Licht und Freude versprühen. Die leuchtenden Chanukiot in den Fenstern haben uns verzaubert. Ein besonders herzlicher Empfang bei Familie Ziskin, die uns nach dem Kerzenzünden in der Synagoge zu sich nach Hause einlud, hat uns davon überzeugt, wie wichtig es ist, unser Judentum zu bewahren und so einen Krieg nie wieder geschehen zu lassen. Neben viel Spaß und eigenen Praxiserfahrungen bildeten die Workshops unserer Referenten Roni, Jonathan, Jossi und Aaron den Kern unserer Ausbildung. Das tägliche Lernen von neuen Möglichkeiten in der Jugendarbeit und die Tipps im Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben uns gezeigt, wie wir unsere Arbeit noch besser machen können. Sei es im Jugendzentrum oder auf Machane, die Referenten boten uns ein riesiges Spektrum an Ideen für kreatives Gestalten unserer Programme oder praktische Anleitungen, z.B. für sicheres Reden vor einer großen Gruppe. Wir danken Euch von Herzen für euer stets offenes Ohr und die vielen Erfahrungen, die wir auf diesem Seminar sammeln durften. Das Seminar war fast wie ein Machane aufgebaut, nur dass wir gleichzeitig Madrichim und Chanichim waren. Auch der Name unserer Gruppe war schnell gefunden: „Dor Chadasch“ – „Die neue Generation“ . Und mit der Motivation, als neue Nach diesen 12 Tagen waren wir als Gruppe eng Generation viel verändern zu können, gingen wir zusammen gewachsen, das nächste Wiedersehen an unsere Aufgaben heran. Diese bestanden darin, ist schon in baldiger Zukunft und der engeren Verkreative Programme unter bestimmten Themen-, netzung unserer Jugendzentren steht nichts mehr Zeit- und Formvorgaben zu gestalten. Jeder durfte im Wege. Schließlich sind wir die neue Generation an zwei Tagen Madrich oder Madricha sein und der Madrichim und werden mit unserer Kreativität sein Können unter Beweis stellen. Durch gemischte und dem Mut, etwas Neues zu wagen, eine Menge Kleingruppen entstanden bald gut funktionierende bewirken! Denn das ist, was zählt: Mut den nächsten Teams und das Gemeinschaftsgefühl der gesamten Schritt zu tun - und den haben wir. Liana Kotliar, Gruppe steigerte sich enorm. Dabei mussten die Düsseldorf Programme nicht nur gut vorbereitet und ausgeführt werden, sondern auch andere Qualitäten wie OrgaInfo: Zum „Jugendarbeit-Auftakt“ 2012 kamen nisationsfähigkeit und „sanfte Autorität“ mussten Anfang Februar im Max-Willner-Heim knapp 70 gut eingeübt werden. In unseren Programmen haben motivierte Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren wir aktuelle und wichtige Themen behandelt wie zusammen. Sie sind Teilnehmer an der 5-teiligen Menschenrechte oder den richtigen Umgang mit Ausbildungsreihe für Madrichim. Fast alle besuMedien. Auch feierten wir zusammen Chanukka, mit chen ein Jugendzentrum in ihrer Stadt und wollen feierlichem Kerzenzünden und stimmungsvollem sich durch die Seminare mehr Wissen aneignen, Singen, wunderschön begleitet von Eitan Marco, um in ihrer Gemeinde oder im Rahmen der Feritanzten traditionelle Tänze mit Tirza Hodes und enfreizeiten als Jugendleiter oder –betreuer aktiv lernten eine Menge über das Vermitteln unserer zu sein. Bereits beim ersten Seminar erlernten die wertvollen jüdischen Kultur. Jugendlichen Basics für die Arbeit mit Kindern, Der Höhepunkt fand jedoch an einem ganz anderen die sie direkt in ihren Jugendzentren anwenden Ort statt, niemals zuvor gab es einen vergleichbaren können. Dieses Jahr hat auch das Ausbilderteam Ausflug wie auf diesem Seminar. Wir fuhren für Zuwachs bekommen: Netta E., Benni B. und Adrian zwei Tage nach Antwerpen, eine Stadt, wo Juden, B.S. Selber aktive Madrichim und Roschim, werden Christen und Muslime friedlich zusammenleben. sie das Team stärken und die Jugendlichen in ihrer Auf dem Weg besuchten wir die Gedenkstätte Ausbildung unterstützen. Wir heißen euch herzlich Breendonk bei Antwerpen (s. Info rechts). Diese willkommen und wünschen allen Praktikanten ein Erfahrung zählte zu den wertvollsten auf diesem erfolgreiches Jahr! Seminar, nicht nur für unsere ehrenamtliche Arbeit, Xenia Fuchs, Referentin, Leiterin des Jugendzentrums sondern für unser ganzes Leben. Nachdem wir die der JG Hamburg Erinnerung an die Abscheulichkeiten des zweiten Festung Fort Breendonk in Belgien: Ehemaliges Auffanglager der Gestapo im September 1940, bis zur Auflösung nach der Befreiung wurden dort mindestens 3.532 Menschen inhaftiert, 458 überlebten. Heute nationale Gedenkstätte Ausgabe 4 April 2012 • Seite 5 Jugendreferat informiert: Winter 2011/12 Auf Identitätssuche in Israel. Bar-/Bat Mitzwa-Reise im Winter 23 Chanichim reisten im Rahmen des Bar-/ Bat Mitzwa-Machanes diesen Winter gemeinsam durch Israel. Unter dem Motto „Sehut“ (Identität) erkundeten die Chanichim das Land und versuchten, anhand verschiedener religiöser, kultureller und historischer Eindrücke ihre eigene jüdische Identität zu festigen. Vorbereitung der Bar-/Bat MitzwaZeremonie an der Klagemauer gion und ihrer Herkunft zu beschäftigen und sich fragen, zu welcher Strömung des Judentums sie sich zugehörig fühlen. Um die Antwort auf diese Frage für die Chanichim „einfacher“ zu gestalten, haben wir Madrichim gemeinsam mit unserem Rosh Beni Pollack versucht, unsere Religion, aber auch das Land und die Menschen in Israel von der vielfältigsten Seite zu zeigen. Ob Tel Aviv, Massada und das Tote Meer, die Altstadt in Jerusalem, die Fahrradtour und Schlittschuhlaufen im Golan, oder das Wandern und Kamelreiten in der Negev Wüste, jeder Tag brachte eine neue spannende Erfahrung. Aber diese Programm-Höhepunkte waren nicht einfach nur Ausflüge. Wie wir gehofft hatten, waren es auch Erlebnisse, die die Jugendlichen herausforderten, ein Teil des Ganzen zu sein. Das bedeutete aktive Mitgestaltung: z.B. sich um äthiopische Kinder aus dem Kibbuz Ayelet HaShachar (Foto li.o.) zu kümmern, Programme gemeinsam mit den Bar Mitzwa-Jungen aus dem Moshaw Keshet Jonathan zu planen und eine Bar-/Bat Mizwa-Zeremonie an Zeremonie am Herzlberg der Klagemauer durchzuführen. „Unsr‘en eigenen Weg zu finden - Das ist das Das diesjährige Bar-/Bat Mitzwa Machane war ein Ziel des Machane“ . Diese Strophe aus unserer wunderschönes und einzigartiges Erlebnis für uns Machane-Hymne traf besonders gut auf unsere alle. Und am Ende des Tages sind es diese einzig11-14jährigen Teilnehmer zu, die kurz vor bzw. artigen Momente im Leben eines jeden Einzelnen schon kurz nach ihrer Bar-/Bat-Mizwa stehen und von uns, die man ewig im Herzen trägt und die dementsprechend im Judentum als erwachsen unsere „Sehut“ prägen. angesehen werden. Dies ist ein Alter, in dem viele von uns anfangen, sich intensiver mit ihrer Reli- Tali Farkas, Alex Skulener Machane und Familienseminar in Natz/Österreich „W ZWST informiert • Seite 6 W enn du nur willst... dann kannst du dein ie jedes Jahr im Winter hat das Jugendreferat Ziel erreichen.“ Unter diesem Motto der der ZWST das beliebte Familienseminar in Wintermachanot 2012 sind knapp 130 Jugendliche Natz organisiert, unter Leitung von Rabbiner Zeev (14-18) aus jüdischen Gemeinden in Deutschland in Rubins (Gemeinde Karlsruhe) und Katia Novodie Berge von Südtirol gereist, um die Winterferien minski (Projektkoordinatorin Gruppe Lehawa). mit ihren jüdischen Freunden zu verbringen und Dieses Angebot haben junge Familien wahrgenomneue Freunde zu treffen. men, um das jüdische Chanukkafest gemeinsam, in Das Haus in Natz ist voll, jedes Bett ist belegt und vertrauter Atmosphäre und nach traditionellem das Programm im vollen Lauf. Skifahren, Singen, Ritus zu begehen. Diese Familienseminare sind Tanzen, Abendprogramme und Ausflüge stehen „ein kleines Wunder“ , welches die ZWST jedes auf dem Plan. Doch im Vordergrund stehen ge- Jahr aufs Neue den traditionell ausgerichteten lebte jüdische Traditionen wie die gemeinsame Familien ermöglicht, nicht nur im Winter, sondern Schabbatfeier und täglich vermitteltes jüdisches auch im Frühjahr zu Pessach und im Sommer in Wissen. Anhand von Beispielen aus der jüdischen Italien. Eli Stern (Israel, ehemaliger Projektleiter Geschichte und jüdischer Persönlichkeiten wurde Lehawa) sowie die Rabbiner Zeev Rubins und ihnen näher gebracht, dass ein persönliches oder Yehuda Pushkin gestalteten das Programm für die auch gemeinschaftlich gesetztes Ziel erreicht wer- Erwachsenen in Form von Shiurim, die jeden Tag den kann. Wenn man sich genügend damit ausein- ein Highlight waren. Außerdem gab es ein umfangander setzt und sich dafür stark macht, kann jeder reiches Freizeitprogramm mit Ausflügen und einem breiten Angebot an sportlichen Winteraktivitäten. etwas bewegen. Die professionellen Madrichim organisierten ein Entsprechend dem Motto hat auch dieses Winkreatives Kinderprogramm, gekrönt von einem termachane die Jugendlichen motiviert, in ihren Theaterstück zum Thema Chanukka. Gemeinden aktiv zu sein, um das gesamte jüdische Zum Schluss bleibt die Hoffnung, dass es nicht das Leben in Deutschland zu stärken. letzte Seminar war. Shalom Natz, wir werden Dich Xenia Fuchs, Co-Rosh vermissen!!! Meira Sabgir, Madricha Sozialreferat informiert: Behindertenprojekt Atelier EASTEND - eine Kooperation von ZWST, Internationalem Bund (IB) und jüdischer Gemeinde Frankfurt/M. S eit Herbst 2011 gibt es mit der Kunstwerkstatt gearbeitet. Costa (stud. Kunst- und Graphikdesign, „Atelier EASTEND“ ein neues, einzigartiges Architektur) ist 1973 in St. Petersburg geboren, ist Projekt in Frankfurt/M. Warum einzigartig? In 1992 nach Israel ausgewandert und lebt seit 2002 Hessen ist es das erste Beschäftigungsangebot für in Deutschland. Als freiberuflicher Künstler und jüdische Menschen mit Behinderung nach dem Kunstlehrer hat er in vielen pädagogisch-therapeuHolocaust. Die kreative Werkstatt im Frankfurter tischen Projekten mit kreativ-integrativem Ansatz Ostend ist eine Weiterentwicklung der vielverspre- in Israel und Deutschland gearbeitet. chenden Kooperation zwischen der IB-Behinder- Costa erzählt von den Anfängen: „Dinah Kohan, tenhilfe und der ZWST im Bereich des „Betreuten die heute im Rahmen des Behindertenprojektes Wohnens“ . (S.8) das Mobile Kompetenzzentrum der ZWST leitet, sprach mich damals an, ob ich nicht Interesse hätte an der künstlerischen Arbeit mit zugewanderten Menschen mit Behinderung. Bis vor kurzem habe ich mit der Gruppe in meinem Atelier gearbeitet, ein großer Raum, hier war alles voll mit Bildern, Farbtöpfen, Pinseln.., es war so ein bisschen unaufgeräumte ´Underground`-Atmosphäre. Bevor man eine Kaffeetasse benutzte, musste man erstmal schauen, ob da vielleicht nicht etwas Farbe drin ist… Der Unterschied im Atelier ´EASTEND` ist, dass wir hier etwas präsentieren können, wir sind öffentlicher, bekommen Besuch. Die großen Ausstellungsfenster zur Straße hin symbolisieren das. Wir haben mehrere Räumlichkeiten, wenn jemand mehr Ruhe haben will, kann er sich zurückziehen.“ Dalia Moneta, Leiterin der Sozialabteilung der JG Frankfurt zu Besuch im „Eastend“ Das von der Aktion Mensch e.V. geförderte Atelier wird von der Dipl. Soz.päd. Janine Heinlein-Schrot geleitet, die außerdem auch zuständig ist für die Tagesförderstätte im IB Wohnhaus in Frankfurt/ Nieder-Erlenbach. Das Atelier steht zusätzlich unter der künstlerischen Leitung des Frankfurter Künstlers Costa Bernstein. Die Werkstatt ist Bestandteil des ZWST-Projektes „Integration von jüdischen Menschen mit Behinderung“ . Vor ca 7 Jahren war es zunächst schwierig für die ZWST, jüdische Familien mit behinderten Angehörigen zu erreichen, sie lebten isoliert und nahmen das breite Versorgungsnetz in Deutschland aufgrund mangelnder Information und Sprachproblemen nicht in Anspruch. Wenn man sich die Situation dagegen heute anschaut, sind vielfältige Erfolge zu verzeichnen. Das am 26.01. 2012 festlich eröffnete „EASTEND“ ist ein anschauliches Beispiel dafür. Seine Ausstellungsräume sind geschmückt mit farbenfroher Malerei, Ton- und Keramikobjekten, die ins Auge fallen. Ein Symbol dafür, dass jüdische Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen selbstbewusster geworden sind, ihre Ansprüche wahrnehmen und Angebote mit Leben füllen. In Frankfurt ist seit rund 6 Jahren eine Angehörigengruppe mit rund 20 Familien aktiv, unterstützt von der jüdischen Gemeinde Frankfurt/M. und dem jüdischen Landesverband Hessen. Costa Bernstein hat bis vor kurzem mit Mitgliedern dieser Gruppe in seinem eigenen Atelier in Frankfurt kreativ Ludmila Raicis mit dem Bild ihrer Tochter Anna Das Atelier will eine Anlaufstelle für Menschen sein, „die noch nirgendwo richtig angekommen sind“ (Costa Bernstein): Ein unterstützender Dienst für Menschen mit geistiger, psychischer und/oder körperlicher Behinderung, die zwar selbstständig leben bzw. dies anstreben, die aber trotzdem eine adäquate Betreuung benötigen. Janine Heinlein-Schrot skizziert das Anliegen des IB: „Unser Atelier ist ein inklusives Angebot. Wir wollen weg von dem Gedanken großer, komplexer Einrichtungen mit festen Strukturen und hin zu kleineren Betreuungseinheiten. Mit dem ´Atelier EASTEND` möchten wir Menschen in der jüdischen Gemeinde erreichen, die bislang kein adäquates Betreuungs-, Förder-, oder Beschäftigungsangebot erhalten oder in Anspruch genommen haben. Wir möchten unser Angebot 8 in Richtung Arbeit und Beschäftigung in Ausgabe 4 April 2012 • Seite 7 Sozialreferat informiert: Behindertenprojekt Frankfurt ausbauen. Mit dem Atelier ist Russland oder der Ukraine kommen in die Werkuns eine Erweiterung unseres Angebots zur statt. Costa erzählt: „Es gibt Tage, da höre ich hier Tagesgestaltung für Menschen mit Behinderung englisch, französisch und spanisch durcheinander, gelungen. Es ist für den IB auch eine Herausfor- manchmal ertönen hebräische Klänge…“ derung, mit sozialraumorientierten und personen- Es nehmen Leute aus der Frankfurter Angehözentrierten Angeboten im Bereich Wohnen und rigengruppe teil, in der Mehrheit ältere jüdische Arbeit mehrgleisig aktiv zu werden. Wir befinden Zuwanderer. Es kommen aber auch Menschen uns in einem Prozess. Wie sich das Angebot und die aus dem Wohnhaus der IB-Behindertenhilfe Arbeit des ´EASTEND` inhaltlich und strukturell Frankfurt/ Nieder-Erlenbach, wie auch Betreute gestalten wird, hängt auch von den Menschen ab, aus dem Bereich der ambulanten Dienste der IBdie zu uns kommen, sie gestalten diesen Prozess Behindertenhilfe Frankfurt, die durch das Atelier mit.“ eine Ergänzung oder Erweiterung der Angebote Das Atelier bietet Tagesbetreuung und verschiede- zur Tagesgestaltung erfahren. Mit den Workshops ne Workshops an. Im Vordergrund stehen kreative richtet sich das „Atelier EASTEND“ mit seiner und schöpferische Tätigkeiten in jüdischen Zusam- inklusiven Ausrichtung auch an Kunstinteressierte menhängen. Die Herstellung von Judaica-Produk- aus der Frankfurter Gemeinde und Umgebung. ten, Malerei und freies Gestalten mit verschiedenen Bisher kommen wöchentlich rund 50 Personen in Materialien und Tonarbeiten ist geplant. Hier das Atelier. Es gibt derzeit 2 Gruppen im Rahmen sollen die besonderen Ressourcen und Potentiale der Tagesbetreuung und weitere 4 Gruppen, die ein von Menschen gesehen und gefördert werden, die Kunstangebot im Atelier wahrnehmen. Folgende über den kreativen Prozess eine Möglichkeit finden, Workshops sind bislang geplant: Nähen, Meditatisich auszudrücken und gerade deshalb künstlerisch ves Malen, Aquarellkurs, Druck von Karten und hochwertige Produkte erzeugen. Objekte, für die Geschenkpapier, Meditation mit den Händen ein Ausstellungsbesucher auch bereit ist, großzügig (Töpfern). zu spenden – nicht nur als soziale Tat, sondern als Gegenleistung für ein ganz besonderes Kunstwerk. Ilya Daboosh (IB-Behindertenhilfe Frankfurt/M.) Weitere Ziele der Werkstatt sind die Förderung bezeichnet das Atelier als eine „jüdische-nichtsozialer Kompetenzen und die stärkere Beteilijüdische Schnittstelle“ . An dieser Schnittstelle gung der Klienten am sozialen Leben rund um das treffen sich Ziel, Selbstverständnis und Interessen „EASTEND“ . Eine gute Öffentlichkeit kann auch der Kooperationspartner ZWST, IB und jüdische als Bestätigung wirken und das Selbstbewusstsein Gemeinde: das selbstverständliche Miteinander stärken. Außerdem kann das Atelier die Klienten von Menschen mit und ohne Behinderung, in einer vorbereiten auf die eventuelle Arbeit in einer Einrichtung, die offen ist für Kunstinteressierte Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Dies jeglicher konfessioneller und gesellschaftlicher spielt eine wichtige Rolle für diejenigen, die in den Herkunft. Ländern der SU zurückgezogen und isoliert gelebt haben und keine Förderung und Unterstützung HvB, ZWST, Fotos S.7: Rafi Herlich erhielten. Doch nicht nur jüdische Zuwanderer aus 7 EASTEND Ostendstr. 83 60314 Frankfurt: Tel.: 069 / 40 35 47 91 mail: kunstwerkstatt-frankfurt @internationaler-bund.de mail: janine.heinlein-schrot @internationaler-bund.de Jüdische Gemeinde Frankfurt/M. mail: sozialabteilung@jg-ffm.de Tel.: 069 / 76 80 36 - 0 Betreutes Wohnen für jüdische Menschen mit Behinderung 67 ZWST informiert • Seite 8 Jahre nach dem Ende des Holocaust or- Seit 1998 organisiert die IB-Behindertenhilfe Ausganisiert die ZWST in Kooperation mit tauschmaßnahmen mit Partnerorganisationen in der IB-Behindertenhilfe erstmals ein „Betreutes Israel. Basis der gemeinsamen Arbeit mit jüdischen Wohnangebot für jüdische Menschen mit Be- Organisationen ist ein ähnliches Menschenbild hinderung“ . Dieses Projekt wird unterstützt von sowie das Motto der IB-Behindertenhilfe „Selbstder Aktion Mensch und der Jüdischen Gemeinde verständlich mittendrin“ . Frankfurt/M. Ziel der ZWST und der IB-Behindertenhilfe in Die Idee des betreuten Wohnens in jüdischen Frankfurt ist es, Voraussetzungen für ein selbstverZusammenhängen, das vor allem zugewanderten ständliches jüdisches Alltagsleben für Menschen Menschen mit Behinderung ein selbstständiges mit Behinderungen zu schaffen. Leben ermöglicht, wurde mit Beginn des ZWST- Für Maxim Goncharov (37) und Michael Lubkov Behindertenprojektes vor ca. 7 Jahren geboren. Die (48) ist dieses Motto mit Bezug einer eigenen Eltern gehören mehrheitlich der älteren Generati- Wohnung im Mai 2011 Wirklichkeit geworden (wir on an, sind oft selber gesundheitlich eingeschränkt berichteten in der Ausgabe 3/2011). Auch für Luund machen sich Sorge um die Zukunft ihrer bova Gringlasa (35), vor noch nicht so langer Zeit meist schon erwachsenen Kinder. Der Bedarf der mit ihrer Familie aus dem Baltikum zugewandert, jüdischen Gemeinschaft an zielgerechten Wohnan- wurde diese eigenständige Wohn- und Lebensform geboten war daher der Anstoß für die seit einiger Anfang des Jahres 2012 Realität. Für die AngehöriZeit erfolgreiche Kooperation zwischen ZWST und gen ist dieses Wohnprojekt eine Entlastung und zuIB-Behindertenhilfe Frankfurt. Sozialreferat informiert: Psychosoziales gleich eine Bereicherung, da sie mit ihren Kindern Die Startveranstaltung des sozialen Dienstes intensiver am Gemeindeleben teilhaben können. „Betreutes Wohnen für jüdische Menschen mit Die Teilhabe sichert das jüdisch-christliche Senio- Behinderung“ fand im festlichen Rahmen am 22. renzentrum Henry und Emma Budge-Stiftung, ver- März 2012 in der Budge-Stiftung statt. Die ZWST treten durch ihren Geschäftsführer Heinz Rauber. wird ihre Leser über die Weiterentwicklung des In dieser regionalen Verortung ist es möglich, die Projektes auf dem Laufenden halten. Synagoge der Stiftung aufzusuchen und am jüdi- HvB, ZWST schen Alltagsleben teilzuhaben. Besonders qualifizierte Mitarbeiter mit jüdisch-kulturellem HinterKontakt ZWST: Paulette Weber (s.re.) grund und teilweise russischen Sprachkenntnissen gestalten die pädagogische Arbeit und Betreuung, Kontakt IB: Martina Hansel der IB unterstützt die Arbeit des Betreuerteams, Tel.: 069 / 904 398 460 auch durch gelegentlich erforderliche Vertretung. e-mail: martina.hansel@internationaler-bund.de Ansprechpartnerin für alle Belange des Behindertenprojektes: Paulette Weber, Leiterin des Sozialreferates Tel.: 069 / 944371-31 weber@zwst.org Der Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod - Seminar der ZWST unterstützt bei einem schwierigen Thema A nfang Februar 2012 hat die ZWST ihre Seminarreihe „Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention“ , geleitet von Prof. Dr. Hess (FH Frankfurt), der Dipl. Sozialpädagogin Claudia Scheßl und Graziella Gubinsky (ZWST), fortgesetzt. Das Thema dieses Seminars war der „Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod“ , mit dem die Sozialabteilungen in den jüdischen Gemeinden häufig konfrontiert sind, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Überalterung in den Gemeinden. Schwerpunkt des Seminars waren supervisorische Fallbesprechungen, unterstützt durch unterschiedliche Varianten des Rollenspiels sowie das Vertiefen der kollegialen Fallberatung. Was hat Sie motiviert, an dieser Fortbildung teilzunehmen? Supervisionssitzung nach der Methode „Fishbowl“ Was hat Ihnen diese Fortbildung für Ihre Arbeit in der Gemeinde gebracht, wo können Sie das Gelernte konkret anwenden? Welche Inhalte waren für Sie besonders wichtig? Den erforderlichen theoretischen Rahmen lieferten Fachvorträge zu den Themen „Psychologische Betrachtung von Trauer“ sowie „Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod“ aus Sicht der jüdischen Religion und in der psychotherapeutischen Praxis. Die ZWST hat sich mit zwei Sozialarbeiterinnen, Renate Wolff, geb. in Berlin und Maja Kobzarev, aus St. Petersburg zugewandert, unterhalten: Renate Wolff: „Da ich meine Ausbildung zur Sozialarbeiterin 1975 abgeschlossen habe, war ich der Meinung, dass es dringend notwendig ist, meine Kenntnisse aufzufrischen bzw. neue zu erwerben. Daher habe ich die zweite Seminarreihe dieser Fortbildung (für Fortgeschrittene ab 2009) besucht. Die psychosoziale Betreuung ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit und bei Krisen muss ich adäquat reagieren können.“ Seminarreihe: „Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention“ Kontakt und Info: Graziella Gubinsky Tel.: 069 / 944371-14 gubinsky@zwst.org Maja Kobzarev: „Es waren verschiedene Gründe, die mich dazu gebracht haben, 2009 mit dieser Fortbildung zu beginnen. Nach über 10 Jahren als Sozialarbeiterin in der jüdischen Gemeinde Emmendingen war ich zu diesem Zeitpunkt ziemlich erschöpft und ausgebrannt und suchte schon lange nach einer Möglichkeit, mich für meine Arbeit zu stärken und neu aufzubauen, inhaltlich und psychisch. In meinem 2002 abgeschlossenen Studium habe ich Erfahrungen mit Supervision gemacht, das wurde in der Gemeinde zwar angeboten, aber außer mir hat sich niemand dafür interessiert. Ich bekam dann von Graziella Gubinsky Informationen über diese Seminarreihe und habe mich nach einem Telefonat sehr angesprochen gefühlt. Das war genau das, was ich gesucht habe.“ Renate Wolff: „Neben Bekanntem lernte ich in dieser Fortbildung viel Neues, das ich auch in meiner Arbeit anwenden kann. Das Üben der Gesprächsführung sowie Methoden und Inhalte einer professionellen Beratung waren besonders hilfreich. Was in einem professionellen 10 Ausgabe 4 April 2012 • Seite 9 Sozialreferat informiert: Psychosoziales Beratungsgespräch nicht vorkommen darf, Diese Mischung von Supervision und professionelerfuhren wir in einem ´Lasterkatalog`. Das ler Fortbildung halte ich für sehr geeignet.“ Thema des letzten Seminars hat mich aus privaten und beruflichen Gründen interessiert. In der Arbeit Was sind die aktuellen Anforderungen in Ihrer werde ich oft mit langer Krankheit oder dem Tod Arbeit? Was würden Sie sich in diesem Zusamvon Klienten konfrontiert. Im beruflichen Alltag ist menhang als Unterstützung und begleitende es oft nicht möglich, sich mit diesen Themen auch Fortbildung der ZWST für die Zukunft wünschen? fachlich auseinander zu setzen. Renate Wolff: „Ich bin für die älteren und behinDas Seminar hat diese Lücke geschlossen. Super- derten Gemeindemitglieder zuständig, Krankheit, visorische Techniken und Methoden habe ich zum Sterben und Tod sind daher immer ein Thema. ersten Mal miterlebt und war von der Wirkung auf Mein besonderes Interesse gilt den Gemeindedie Seminarteilnehmer sehr beeindruckt. Die Rol- mitgliedern mit Behinderung. In dem Kooperatilenspiele haben gezeigt, wie wichtig es ist, Gelern- onsprojekt mit der ZWST, der ´Kunstwerkstatt für tes immer wieder ´unter Kontrolle` zu wiederholen. Menschen mit Behinderung` arbeite ich intensiv Auch ist mir der Blick auf die jeweiligen Themen mit. - Das Problem ist das Loslassen der Eltern wie aus jüdischer Sicht sehr wichtig. Von großem Vorteil bei allen Eltern behinderter Kinder. Mich persönwar die Zusammensetzung der Teilnehmer, die alle lich würde ein Thema, das im weitesten Sinn mit an der gesamten Fortbildungsreihe teilgenommen Behinderung zu tun hat, besonderes interessieren.“ haben. So herrschte ein homogener Wissensstand. Maja Kobzarev: „Das Wichtigste ist die FortsetBei diesem Seminarthema hat es sich auch positiv zung dieser Seminarreihe. Für die Sozialarbeiter ausgewirkt, dass ein großes Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinden, die keine andere zwischen den Teilnehmern entstanden ist. Es kann Möglichkeit haben, sich in dieser Richtung weioffen und ohne Scheu über sehr persönliche Dinge terzubilden, ist eine regelmäßige Supervision und gesprochen werden.“ professionelle Weiterbildung unentbehrlich.“ 9 Maja Kobzarev: „In der Fortbildung wurde mir eine Vielfalt von Themen vermittelt, z.B. unterschiedliche Methoden und Ansätze der Gesprächsführung, der psychosozialen Beratung, unterschiedliche Therapieformen, Fallbesprechungen u.a. Was ich sicher sagen kann: Dieses Wissen hat mich in meiner Arbeit gestärkt und mir wichtige Instrumente gebeten, die Professionalität meiner Arbeit zu erhöhen – ohne mich selbst zu überlasten. Das letzte Seminar zum Thema Trauer und Tod war sehr gelungen. Die Atmosphäre in unserer Gruppe ist sehr vertraut, jeder Teilnehmer konnte sich einbringen. Trotz der schwierigen Thematik haben wir eine Vielfalt von Fällen in der Gruppe bearbeitet, basierend auf unterschiedlichen Methoden. Ich war sehr von der Methode der „Skulptur“ und „Familienaufstellung“ (Methoden der Familientherapie) beeindruckt. Unsere Dozenten haben uns viel Freiraum gegeben, zu lernen und im Rahmen von Rollenspielen oder Fallbesprechungen die ´Situation von drinnen` zu erleben. Zum Beispiel: Wie vermittele ich eine Nachricht über eine schwere Krankheit, wie verhalte ich mich gegenüber einem Sterbenden, was ist wichtig für den Mensch in diesem Moment, wie spreche ich mit den Angehörigen… Ich persönlich habe ganz viel Neues zum Thema gelernt. Im Nachhinein kann ich folgende Bilanz ziehen: Das Wichtigste ist, das wir als Sozialarbeiter in dieser Seminarreihe die Möglichkeit bekommen, uns mit schwierigen Fällen und damit verbundenen Belastungen in einer vertrauten Atmosphäre auseinanderzusetzen. ZWST informiert • Seite 10 Vielen Dank! HvB, ZWST Fotos: Graziella Gubinsky Renate Wolff (60), verheiratet, 3 Kinder, geb. in Berlin, Berufstätigkeit als Sozialarbeiterin, seit 1995 als Honorarkraft in der JG zu Berlin, seit 1999 hauptamtlich beschäftigt in der Sozialabteilung Maja Kobzarev (48), 2 erwachsene Töchter, 1995 aus St. Petersburg ausgewandert, Dipl.-Sozialarbeiterin (FH), arbeitet seit 1997 in der jüdischen Gemeinde Emmendingen Seminarteilnehmer proben die „Familienaufstellung“ (Systemische Methode der Familientherapie) Sozialreferat informiert: Tanz „Als wäre die Zeit zurückgestellt“ - Tanzseminar für Anfänger „B eim Seminar fühlte ich mich wieder jung, für mich und meine Altersgenossen war es so, als wäre die Zeit zurückgestellt…“ (Larissa Janzewitsch) gleichzeitig mütterliche Wärme haben mich einfach bezaubert. Als sie mit uns getanzt hat, waren wir alle wie verzaubert. Sie schaffte es, in kürzester Zeit eine große Familie zu erschaffen, in der man zueinander hält. Es war so, als ob wir Schwestern wären und uns alle nach Tirza richteten. Lucy, unsere Grazie mit Bewegungen eines Panthers, steckte uns an mit ihrer Energie. Die aufmerksame Larissa Karwin war mit ihrem Feingefühl immer für unsere Sorgen und Nöte da. Ich persönlich machte die überraschende Entdeckung, dass jüdische Tänze so schön und vielfältig sind. Dies ist die Folge der Symbiose vieler Kulturen und Völker, die in der reichhaltigen Kultur Israels zusammengeflossen sind, damit jeder sein eigenes Gewürz in diesen riesigen Becher geben kann.“ Vom 27.02 bis 01.03.12 trafen sich in Bad Sobern- Natalia Zhuchkova (Wolfenbüttel) heim Leute aus verschiedenen Gemeinden, um israelische Volkstänze zu erlernen. Das Seminar für Anfänger wurde von Larissa Karwin geleitet und stand unter dem Motto: „Shevet achim gam yachad – Wir halten zusammen“ . „In Israel ist es sehr wichtig, zusammenzuhalten!“so Tirza Hodes (Foto re.), Profi-Tanzlehrerin der ZWST, die zusammen mit der Choreografin Lucy Maman aus Israel zu uns gekommen ist. Was sagen Tirza und Lucy zum Seminarziel? „Wir haben zusammen das Programm für das Seminar entwickelt. Unser Ziel war es, den Einfluss verschiedener Kulturen, z.B. der Jemeniten und Hassiden „Tirza Hodes und Lucy Maman zeigen die Tänauf den israelischen Volkstanz zu verdeutlichen. ze nicht nur, sie leben damit und beflügeln uns.“ Wir wollten vor allem Charakter und Stil dieser Natalia Shleyfer (Bonn) Tänze vermitteln. Dazu haben wir passende Tänze aus diesen Kulturen mit verschiedenen Elementen „Der Tanzunterricht von Tirza Hodes und Lucy und Schrittfolgen ausgewählt. Wir glauben, dass es Maman trägt einen unverwechselbaren israeliuns gelungen ist, Israels Lebensfreude zu vermit- schen Charakter. Ich habe Tirza in Bad Kissingen teln und wir freuen uns, dass die Atmosphäre warm kennen gelernt und sie steckte mich mit der Liebe zu israelischen Volkstänzen an. In der jüdischen und freundlich gewesen ist.“ Gemeinde Mainz ist bereits eine Tanzgruppe mit Das bestätigen die Teilnehmer: 23 Teilnehmern aktiv. Israelische Tänze sind eine „Wir sind in eine Oase der Liebe und Fürsorge Art Brücke zwischen Deutschland und Israel.“ gelangt. Ich traf zum ersten Mal auf die legendäre Swetlana Weiner (Mainz) Tirza und tanzte mit ihr und der allseits beliebten Den besonderen Geist des Seminars gestalteten Lucy. Ihre emotionale Professionalität öffnete, außerdem: Beni Pollak, der anlässlich des Semiunterstützte und inspirierte uns. Unsere Augen narthemas „Zusammenhalt“ über tiefergehende leuchteten, Geist und Körper tanzten im GleichWurzeln dieses Begriffs im Judentum informierte, klang, wenn auch nicht immer nach der Anweisung Amnon Orbach, der „fundiert und engagiert heuti´links`, ´rechts`. Wir erhielten nicht nur Tanzunterge Probleme Israels vermittelte“ , (Natalia Shleyfer), richt, sondern uns wurde auch Wärme und Güte unsere Musikerin Marina Zisman und Jan Kandror, mitgegeben.“ Übersetzer und menschliche Enzyklopädie. Vielen Sima Renzhina (Offenburg) Dank an alle ZWST-Organisatoren für die Gele„…. nach dem Seminar fühle ich mich gesund und genheit, einen Teil der jüdischen Kultur kennen voll Energie. Danke für die Herzlichkeit, alles war zu lernen. Wir hatten das Gefühl, in diesen Tagen perfekt.“ Eva Szepesi (Frankfurt/Main) die Seele Israels berühren zu können. Dieses Er„Tirza, Lucy und Larissa - die drei sind so unter- lebnis nehmen wir mit nach Hause und in unsere schiedlich, aber ergänzen sich wunderbar und sind Gemeinden. der Reichtum dieses Seminars.“ Larissa Janzewitsch, Jüdische Kultusgemeinde der Marina Shapiro (Herborn) Rheinpfalz, Kaiserslautern „Tirzas Lebensfreude, jugendlicher Pepp und Fotos: Mark Pavlovsky Lucy Maman (o.) in Aktion Ausgabe 4 April 2012 • Seite 11 Sozialreferat informiert: Ein Nachruf Dr. Nathan Durst sel.A., ein Sorger um die verletzten Seelen der Überlebenden der Shoah D Foto (v.re.): Prof.Dr. Doron Kiesel Dr. Nathan Durst, Paulette Weber, Noemi Staszewski (Fachtagung 2008) Fotos (o. u. re. Spalte): Ausgelassener Tanz trotz des ernsten Themas während der Fachtagung 2010 Foto oben: mit Tirza Hodes, Tanzlehrerin aus Israel Fotos: Rafi Herlich ZWST informiert • Seite 12 ass Nathan Durst am 14. Dezember 1930 in Berlin geboren wurde und dort auch zunächst aufwuchs hörte man ihm nicht an. Mit seinem weichen holländischen Akzent (zumindest wenn er Deutsch sprach) und seinem Charme war Nathan in der Lage, sehr schnell Beziehungen zu knüpfen, eine Fähigkeit, die ihm bei seiner professionellen Arbeit sicher sehr geholfen hat. Nathan Durst wuchs in einer orthodoxen Familie auf, die ursprünglich aus Galizien stammte. Nach der Pogromnacht schickten ihn seine Eltern gemeinsam mit seiner ältesten Schwester Hanna nach Holland, wo sie Verstecke fanden und überlebten. Seine Eltern und die beiden jüngeren Geschwister wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nach dem Ende der Naziherrschaft und des Krieges blieb Nathan zunächst in Holland. Auf einer Israelreise lernte er seine Frau kennen, mit der er zwei Söhne hatte. In Amsterdam und Groningen absolvierte er sein Studium der klinischen Psychologie und promovierte dort 1970. 1971 wanderte er mit seiner Familie nach Israel aus, wo er an verschiedenen Kliniken arbeitete, als Supervisor für Einzel- und Gruppensupervision tätig war und Lehrtätigkeiten an den Universitäten in Tel Aviv und Haifa aufnahm. Er organisierte auf Grund der Erkrankung seiner beiden Söhne eine Elternselbsthilfegruppe für an Mukoviszidose erkrankte Kinder. Er arbeitete als Konsultant und Supervisor bei ELAH, einem Zentrum für ShoahÜberlebende aus Holland und gehörte 1987 zu den Mitbegründern von AMCHA, einer Organisation, die seither tausende von Überlebenden und ihre Familien psychotherapeutisch betreut hat und zahlreiche Zentren für Überlebende in Israel betreibt. Von 1994-1996 war Nathan Durst Chefpsychologe und bis 2007 klinischer Direktor dieser Organisation, in der er seitdem in Vorstand saß. 1986 gehörte er zu den Mitbegründern des Study Center of Psychological effects of the Holocaust an der Bar Ilan Universität, von 1988-1991 war er Präsident der Israel Association of Psychotherapy. Seit 1990 hat er zahlreiche Vorträge, Seminare und Gruppentraining zu den Themen Trauma, Altern und Folgen der Shoah in Europa und den USA gehalten und durchgeführt sowie zahlreiche Artikel veröffentlicht. Außerdem betrieb er in Herzliya eine psychotherapeutische Praxis. Seit 1999 nahm Nathan Durst als Referent an Seminaren und Konferenzen der ZWST zum Thema „Arbeit mit Überlebenden der Shoah“ teil. Viele Sozialarbeiter/innen und Pflegekräfte von jüdischen Gemeinden, Altenzentren oder ambulanten Pflegediensten hatten das Glück, von Nathan Durst zu lernen. Einfühlsam und mit scharfem analytischem Verstand unterstützte er die Seminarteilnehmer darin, Reaktionen und Verhaltensweisen von Überlebenden besser zu verstehen und ihre eigene Rolle in der psychosozialen Betreuung zu reflektieren. Selbst Überlebender der Shoah, konnte er manchmal scheinbar verärgert und aggressiv, manchmal auch zynisch Fragen stellen und so mit seinem ‚na ja’ oder ‚du meinst so?’ zur Klärung heikler Situationen und zur Aufklärung von Missverständnissen beitragen. Als sich 1999/2000 die Initiative „Treffpunkt“ zusammenfand, um über mögliche Betreuungs- und Beratungsangebote für Überlebende zu diskutieren, stand Nathan uns mit seinem Rat, seinen Fragen und Vorschlägen zur Seite. In den folgenden Jahren, nachdem der „Treffpunkt“ für Überlebende in Frankfurt gegründet und der Weg für weitere Projekte in Deutschland geebnet war, beobachtete Nathan wohlwollend, aufmerksam und hinterfragend unsere Entwicklungen. Immer hatte er ein offenes Ohr für unsere Probleme, teilte mit uns seine Erfahrungen und diskutierte seine eigenen Überlegungen und Projekte. Selbst in seinem letzten Lebensjahr, als ihn seine Krankheit schon sehr schwächte, wollte er immer noch wissen ‚was sich bei euch tut’ und machte Pläne für weitere Fortbildungsschwerpunkte. Am 2. Februar 2012 ist Nathan Durst nach schwerer Krankheit in Herzliya gestorben. Wir werden ihn immer als warmherzigen und zugewandten Menschen in Erinnerung behalten. Er wird uns fehlen. Baruch Dajan Emet. Möge seine Seele in Frieden ruhen. Noemi Staszewski, Leiterin des ZWST-Treffpunktes für Überlebende des Holocaust in Frankfurt Sozial- und Jugendreferat informieren Weiterbildung und gelebtes Judentum: Volles Haus in Bad Sobernheim A m ersten Märzwochenende 20 12 bot die Bildungsstätte der ZWST 3 Seminargruppen Raum und Möglichkeit, sich mit verschiedenen Inhalten jüdischer Erziehung, jüdischer Tradition und jüdischer Seniorenarbeit zu beschäftigen sowie gemeinsam Schabbat zu feiern. Kitaleiterinnen und Erzieherinnen diskutierten über die Vermittlung jüdischer Werte, Vorbeter schulten und verfeinerten ihr Können, Seniorenklubleiter aus ganz Deutschland kamen zusammen, um Anregungen und Informationen für ihr ehrenamtliches Engagement mit in die Gemeinden zu nehmen. Schabbat wird 52 x im Jahr gefeiert: Zum 1. Seminar für Vorbeter in diesem Jahr kamen 24 Teilnehmer zusammen, erstmalig auch neue Interessierte, nachdem es länger eine feste Gruppe war. Gemeinsam mit Moshe Haimovksy, Kantor aus Jerusalem und langjähriger Leiter dieser speziellen Fortbildung wurde gebetet, die Stimme geschult, verschiedene Gebetsstile geprobt und gemeinsam gesungen: moderne israelische Lieder, Volkslieder, chassidische Melodien. Die Anwesenheit eines zweiten Referenten aus Israel, Avi Schaanani, Ausbilder für kantorale Musik, kam bei den Teilnehmern sehr Seit dem Ausbau der ZWST-Bildungsstätte vor ei- gut an. Während des Schabbats konnte auch ohne nigen Jahren ist es möglich, dass mehrere Seminare elektronische Hilfsmittel gelernt werden, indem die gleichzeitig stattfinden können. Die Seminarteil- Kantoren Lieder vorgetragen, die richtige Betonung nehmer haben ausreichend Raum und Ruhe zum und die Gesangsart erklärt haben und dieser Abungestörten Lernen, gleichzeitig finden sie die Gele- schnitt von den Teilnehmern nachgesungen wurde. genheit für einen überregionalen Kontakt und Aus- Diese Seminarreihe ist vor allem wichtig für kleine tausch. In vielen individuellen Rückmeldungen wird Gemeinden, die wenig oder kein ausgebildetes reimmer wieder deutlich, wie wichtig das inoffizielle ligiöses Personal haben und vermittelt den TeilnehSeminarprogramm ist, was unter „Pausengespräche“ mern ein Basiswissen, auf dem sie in ihrer Gemeinde zusammengefasst werden kann. Da die haupt- und aufbauen können. Sie hilft den kleinen Gemeinden ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden nicht dabei, regelmäßig Gottesdienste durchzuführen und so oft die Gelegenheit haben, auf dieser Ebene und Feste zu jüdischen Feiertagen zu organisieren, indem in jüdischer Atmosphäre zusammenzukommen, ist sie qualifizierte Vorbeter aus- und weiterbildet. so ein Wochenende - neben dem Fortbildungseffekt Die ZWST hat sich mit einem Teilnehmer unter- , auch ein kleiner Beitrag zur Stärkung und Vernet- halten, Amnon Orbach, vielen Besuchern in Bad zung der jüdischen Gemeinschaft. Die Tage vom 01. Sobernheim als professioneller und unterhaltsamer bis 04. März 2012 bedeuteten für die Besucher im Referent bekannt. Der langjährige Vorsitzende Max-Willner-Heim nicht nur Lernen, sondern auch der jüdischen Gemeinde Marburg betont: „Als ich gelebtes Judentum in familiärer Atmosphäre. vor über 10 Jahren mit dieser Seminarreihe anfing, Wertevermittlung in jüdischen Kindergärten und Kitas: Märzwochenende mit rund 100 Seminarteilnehmern im Max-Willner-Heim konnte ich nichts. Jetzt bin ich in meiner Gemeinde schon lange als Vorbeter aktiv und betrachte diese Fortbildung als unentbehrliche, begleitende Schulung. Wir geniessen es, zu lernen, verbessern das, was wir schon können und stellen es so auf eine höhere Ebene. Daher ist diese Seminarreihe auch für uns langjährige Teilnehmer wichtig.“ Rund 20 Leiterinnen und Erzieherinnen von Kindergärten und Kindertagesstätten in den jüdischen Gemeinden hatten an diesem Wochenende die Gelegenheit zum Austausch über Inhalte und Probleme der alltäglichen Arbeit. Das Seminarthema lautete Ein großes Lob bekommt das Leiterteam: „Moshe „Werteentwicklung im Berufsfeld“ . Anhand von Haimovksy ist ein sehr guter Lehrer, arbeitet mit Textstellen aus dem „Kizur Shulchan Aruch“ (jü- uns systematisch, diszipliniert, Gebet für Gebet discher Gesetzeskodex) wurde über die Wertever- und bringt viel Verständnis für uns auf. Eine Bereimittlung an die Kinder in jüdischen Einrichtungen cherung war für uns der zweite Referent aus Israel. diskutiert, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Avi Schaanani gab uns Tipps für unsere Stimmverohne die Hilfe nicht-jüdischer Fachkräfte die Arbeit besserung und brachte uns Kantoralmelodien ab in vielen jüdischen Kindergärten nicht möglich wäre. dem 10. Jh. bei.“ Weiterhin wurde ein Leselernprogramm vorgestellt, Viele üben diese Tätigkeit ehrenamtlich aus, doch welches deutschlandweit über die Kinderärzte an die Fortbildung hat auch dazu beigetragen, hauptdie Eltern vermittelt wird. amtlichen Vorbetern eine Verdienstmöglichkeit in Hier sollten die Kindergärten unterstützend wirken, den Gemeinden zu verschaffen. Amnon Orbach um den Eltern zu erklären, was mit dem Lesemate- bringt die Erforderlichkeit dieser ganz speziellen rial bezweckt wird. In einer allgemeinen Aussprache Seminarreihe auf den Punkt: „Schabbat wird 52 wurde die Gestaltung zukünftiger Seminare sowie mal im Jahr gefeiert – im Gegensatz zu jüdischen Möglichkeiten eines intensiveren Austausches Feiertagen. 52 x im Jahr brauchen wir also gute diskutiert. Geplant sind regionale Treffen und eine Vorbeter, die sich immer weiter verbessern und mit Website. Zum Programm gehörte weiterhin der einer gewissen Ausstrahlung auch atmosphärisch zu israelische Volkstanz mit Olga Dimov: als Ausklang einem gelungenen, festlichen Gottesdienst beitragen des Schabbat, aber auch als Lernprogramm am können. Daher sollte diese Seminarreihe der ZWST Sonntag, um neue Volkstänze für den Kindergar- mindestens 3x jährlich stattfinden!“ tenalltag zu proben. HvB, ZWST Ausgabe 4 April 2012 • Seite 13 Studienprojekt: Jüdische Sozialarbeit (B.A.) Zwischen Familie und Beruf: Unterwegs in Bad Sobernheim und auf der virtuellen Lernplattform Ein erstes Feedback der Bachelor-Studenten Akademische Studienleitung: Prof. Dr. Doron Kiesel Prof. Dr. Esther WeitzelPolzer (FH Erfurt) Im Mai 2011 begann der zweite Studiengang „Jü- bis 18 Uhr, am Freitag bis 13 Uhr. Auch abends dische Sozialarbeit“ , mit dem die Studenten die wird die Zeit zur Nach- oder Vorbereitung des Möglichkeit haben, berufsbegleitend einen Bache- umfangreichen Lernstoffes genutzt. In den Pausen lor-Abschluss zu erlangen. Das in Kooperation mit wird fleißig telefoniert, damit zuhause und beruflich der FH Erfurt und mit finanzieller Unterstützung alles reibungslos funktioniert. des Zentralrates organisierte Studienprojekt der Klar, dass es nicht immer ´wie am Schnürchen`‚ ZWST ist einmalig in Europa und gibt den in der läuft. Krankheit eines Kindes, erwünschte AnweMehrheit zugewanderten Studenten die Möglichsenheit am Arbeitsplatz - das sind, denke ich, die keit, sich beruflich erfolgreich zu verändern bzw. organisatorischen Hauptschwierigkeiten. Würde eine berufliche Nische zu finden. Die Anerkennung mich mein einjähriger Sohn Marc nach 5tägiger der Abschlüsse der in der Mehrheit hochqualiAbwesenheit wiedererkennen? Die Fehlstunden fizierten und berufserfahrenen Teilnehmer ist in dürfen 10% der Gesamtstundenzahl nicht überDeutschland weiterhin problematisch. schreiten, um unser Ziel, den Bachelor in Jüdischer Die Struktur des Studiums, eingebettet in jüdische Sozialarbeit, zu erreichen. Ich bin meiner Familie, Zusammenhänge, besteht aus Blockseminaren im insbesondere meinen Eltern sehr dankbar, dass sie Max-Willner-Heim der ZWST sowie einem großen das Familienmanagement zeitweise übernehmen Anteil an E-Learning und Selbststudium. Inhaltlich können und mir damit das Studium ermöglichen. begann im März 2012 das zweite Semester, im ersten Semester fanden bisher 5 Präsenzveranstal- Zwischen den Präsenzwochen haben wir keine tungen statt, erste Klausuren und Hausarbeiten freie Zeit. Über die Lernplattform finden regelmäßige Chats und Webkonferenzen statt, um den wurden erfolgreich erbracht. Vorlesungsstoff zu vertiefen. Die Plattform ist als Informationsquelle nicht wegzudenken. Seit Studienbeginn haben wir Einblick in verschiedene Gebiete der Sozialen Arbeit bekommen, wie Empirische Sozialforschung, Soziologie, Psychologie, Recht. Die meisten Themen waren Neuland für mich, Entdeckungen, die mich faszinieren und begeistern, meine Favoriten sind bis jetzt Recht und Soziologie. Die Professoren der FH Erfurt präsentieren ihr Fachgebiet so, dass wir es verstehen und unser Interesse geweckt wird. Die organisatorische Betreuung durch Inka Margulies (ZWST) und Susanne Stribrny (FH Erfurt) verläuft reibungslos. Das Problem der Vereinbarkeit mit meinem Beruf ist für mich für die Dauer meiner Elternzeit nicht aktuell, aber ich bin optimistisch, dass es mit dem Studium auch später, wenn ich wieder arbeite, klappen wird.“ Die ZWST hat einige Teilnehmer zu ihrer Motivation, Vereinbarkeit mit Familie und Beruf, inhalt- Mariya Kheyfets beschreibt ihre Motivation: lichen Schwerpunkten und möglichen Schwierig„Als jüdische Migrantin ist es mir sehr wichtig, meikeiten befragt: ne jüdischen Wurzeln besser kennenzulernen, um Ein erster Eindruck von Elena Korotine, Spreche- sie an die nachwachsende Zuwanderergeneration weiter vermitteln zu können. Mein Wunsch, das rin der Gruppe: „Montag, 08.56 Uhr, unser ´Alltag` in Bad Sobern- Studium ´Jüdische Sozialarbeit` zu absolvieren, heim beginnt. Die Gruppe ist überpünktlich im resultiert unter anderem daraus, dass ich gerne Kursraum, da gleich eine Klausur geschrieben wird. mit Menschen arbeite und meine Erfahrungen in An regelmäßige Prüfungseinheiten – Klausuren, diesem Bereich weiter entwickeln möchte.“ ZWST informiert • Seite 14 Hausarbeiten, Präsentationen – gewöhnen wir uns Bezüglich der Vereinbarkeit mit Familie und Beruf langsam, auch wenn es nicht einfach ist, zwischen sind die Rückmeldungen positiv, da das Studium Familie und Beruf den erforderlichen Freiraum entsprechend organisiert ist: für die Vorbereitung einzurichten. Unsere Woche in der ZWST-Bildungsstätte sieht so aus: Unter- „Dank unserer Professoren können wir unsere Chatrichtsmodule von Montag bis Donnerstag von 9 und Webkonferenztermine zeitlich so vereinbaren, Studienprojekt dass sie auch mit unseren Beruf kompatibel sind. Die Professoren bemühen sich, uns entgegenzukommen. Die Termine der Präsenzphasen sind immer für ein Jahr im Voraus angegeben. Ich wohne in einer kleinen Stadt, daher ist für mich die Form ´berufsbegleitend` die einzige Möglichkeit, Soziale Arbeit zu studieren.“ (Swetlana Zap) mit gegenseitiger Hilfsbereitschaft, Humor und Respekt. Wir feiern gemeinsam Geburtstage und verbringen zusammen eine schöne Zeit, indem wir abends israelische Tänze tanzen oder Filme anschauen. Unsere Sprecherin Elena erledigt ihr angetragene Aufgabe sehr sorgfältig.“ (Tatjana P.) Ein abschließender Kommentar von Swetlana „Die Form des Studiums passt sehr gut in mein Gerner (Frankfurt) macht den Studenten, allen Leben. Ich weiß nicht, ob ich es in einem anderen Lehrkräften und Betreuern der FH Erfurt und Studium schaffen würde, alles gleichzeitig durch- nicht zuletzt der ZWST Mut: zuführen: Beruf, Familie und Lernen.“ (Tetyana „Das Studium öffnet neue Perspektiven, sich für Listunova-Sherhin) jüdische Zuwanderer einzusetzen. Die Form des „Natürlich habe ich dadurch weniger Freizeit, aber Studiums ist gut. Die Professoren und die Orgaich lerne etwas Neues, was mir Spaß macht und nisation des Unterrichts sowie Unterkunft und sehr hilfreich für mein Leben ist.“ (Tanja Puris) Verpflegung sind liebevoll und gut organisiert. Die Zusammenarbeit mit Professoren und KommilitoWie Elena schon betont hat, sind in diesem Zusamnen macht viel Spaß und Freude am Lernen. Die menhang die Familien wichtig, die den Teilnehmern Professoren Lutz, Kiesel, Stange, Ross machen das den Rücken stärken. Lernen zum Erlebnis.“ Vladimir Rodnianski bringt es auf den Punkt: „Mit der Familie ist alles erledigt – ich finde volles Verständnis und Unterstützung.“ Kritik gibt es vor allem bezüglich der Qualität der Studienmaterialien auf der Lernplattform und technischer Probleme beim E-Learning: „Technische Probleme während der Chats und Webkonferenzen sind beim Studium störend, obwohl Dr. Geissler (Fachgebiet: Medien in der sozialen Arbeit) sich sehr viel Mühe gibt, diese zu beseitigen.“ (Tanja P.) Kritik gibt es auch bezüglich kurzfristiger Chats, die dann schwer in den Arbeitsalltag zu integrieren sind bzw. mehrerer Chats an einem Tag, die als zu anstrengend empfunden werden. Spezielle Inhalte, wie Recht, Psychologie, Soziologie, Grundfragen Sozialer Arbeit werden von den Studenten besonders hervorgehoben. „Ich arbeite seit 19 Jahren bei der jüdischen Gemeinde Straubing und habe viel Erfahrung gesammelt, aber mir fehlen immer noch theoretische Kenntnisse. Wichtig und relevant für meine berufliche Tätigkeit sind Fächer wie Recht und Psychologie. Auch die Tatsache, dass das Studium direkt auf jüdische soziale Arbeit bezogen ist, spielt für mich eine wichtige Rolle.“ (Swetlana Z.) „Recht finde ich am aktuellsten, obwohl bislang am schwersten“ . (Vladimir R.) „Vor allem die Bereiche Recht und Psychologie, Individuum und Gesellschaft und Soziologisches Denken sind für mich interessant. Sie kann man nicht nur in der Praxis der Sozialen Arbeit anwenden, sondern auch im Alltag.“ (Tetyana L.-Sh.) Auch die gute Gruppenatmosphäre, Kontakt und Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus anderen Gemeinden spielen eine wichtige Rolle: „Wir haben eine sehr gute Gruppe. Trotz heterogener Zusammensetzung verstehen wir uns gut, Elena K. (43): verheiratet, 4 Kinder, 1992 aus St. Petersburg zugewandert, Ingenieurin, examinierte Krankenschwester, im Akutkrankenhaus tätig, ehrenamtlich aktiv in der jüdischen Gemeinde Freiburg (Jugendarbeit, Tanz) Mariya K. (42): alleinerziehende Mutter einer Tochter, 2001 aus Charkow (Ukraine) zugewandert, Dipl.Grundschullehrerin und Krankenschwester, in D. in verschiedenen Bereichen tätig, Mitglied im jüdischen Kulturzentrum Bielefeld, zurzeit arbeitssuchend Tatjana P. (35): verheiratet, 2 Kinder, Textilingenieurin, Lehrerin, ist 2001 aus Rybniza (Moldawien) nach Köln zugewandert, arbeitet seit 2005 in der Synagogengemeinde Köln Tetyana L.-Sh. (32): alt, verheiratet, 2004 aus der Ukraine zugewandert, Musik- und Choreografielehrerin, zurzeit tätig im Turn- und Sportverein Wesseling (Leiterin Kreativer Kindertanz, Geräteturnen) Vladimir R.: 1998 aus Russland zugewandert, Lehrer für Anglistik u. Germanistik (Dipl.), Tätigkeit als Lehrer u. Sozialpädagoge in Rußl. sowie als pädagogischer Mitarbeiter u. Sozialarbeiter in D., sein Diplom nicht anerkannt, jetzt sozialpäd. Mitarbeiter bei einer Beschäftigungsgesellschaft in Pforzheim, in der JG Pforzheim ehrenamtlich aktiv Swetlana Z.: verheiratet, 2 Kinder, 1993 aus Kiew zugewandert, Mathematikerin und Informatikerin, in Deutschland seit 1993 beruflich tätig als Sozialarbeiterin in der jüd. Gemeinde Straubing. Weitere Infos: www.zwst.org www.fh-erfurt.de/ soz/so/juedischesozialarbeit Zusammengestellt von: HvB, ZWST Ausgabe 4 April 2012 • Seite 15 Infos und Termine April-September 2012 Sozialreferat Paulette Weber, Leiterin 069 / 944371-31 Fortbildungen Ehrenamtliche der Chewra Kadischa I 26.03. - 29.03. 2012 L. Karwin, 069/944371-22 Regionalseminar für Seniorenklubleiter Hessen Ort: Marburg 22.04. - 23.04. 2012 G. Gubinsky, 069/944371-14 Für alle Termine gilt : Änderungen vorbehalten Seminarort: B. Sobernheim, falls keine andere Angabe Regionalseminar Bikkur Cholim Ort: Mönchengladbach (Teilnehmer LV Nordrhein) 14.05. - 15.05. 2012 L. Karwin, 069/944371-22 Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeiten I 28.06. - 01.07. 2012 G. Gubinsky, 069/944371-14 Anmeldungen über die zuständige Gemeinde Seminar zum Thema Demenz (Hauptamtliche) 27.08. - 30.08. 2012 G. Gubinsky, 069/944371-14 Jugendreferat Fortbildungen Nachumi Rosenblatt 069 / 944371-13 Treffen der Jugendzentrumsleiter 20.04. - 22.04. 2012 Seniorenfreizeiten in Bad Kissingen 7. Turnus (Veteranen) Mi., 18.04. - Do., 03.05. 2012 8. Turnus ( Alteingesessene) Do., 03.05 - Do., 17.05.2012 9. Turnus (Frauenbund) Do., 17.05. - Do., 31.05.2012 10. Turnus Do., 31.05. - Do., 14.06.2012 11. Turnus So., 17.06. - So., 01.07.2012 12. Turnus So. 01.07. – Mo. 16.07.2012 13. Turnus Mo. 16.07. – Di. 31.07.2012 14. Turnus Di. 31.07. – Mi. 15.08.2012 15. Turnus Mi. 15.08. – Do. 30.08.2012 16. Turnus Do. 30.08. – Do. 13.09.2012 17. Turnus (Rosh Hashana) Do. 13.09. – Do. 27.09.2012 18.Turnus Do. 27.09. – Do. 11.10.2012 Machanot Sommer Jugendtreffen 20.04. - 22.04. 2012 Ausbildung Jugendarbeit Praktikanten III u. IV 16.05. - 20.05. 2012 Wohlfahrtsmarken 2012 Vorbereitungsseminar für Madrichim der Sommer-Machanot 16.05. - 18.05. 2012 Bad Sobernheim (8-11 J.) Gatteo a Mare/Italien (12-15 J.) Bellaria/Italien (16-19 J.) 1. Turnus: 03.07. - 16.07. 2012 2. Turnus: 18.07. - 02.08. 2012 3. Turnus: 06.08. - 20.08. 2012 Info Seniorenfreizeiten im Kurhotel “Eden-Park”: Larissa Karwin, T.: 069-944371-22, karwin@zwst.org Integrationsseminare Jüdische Gemeinde Dessau (Tagesseminar) 17.04. 2012 Israel. Kultusgemeinde Straubing (für Teilnehmer aus Straubing und Landshut) 23. 04. - 26.04. 2012 Info und weitere Termine: A.Purnik, 069/944371-23 purnik@zwst.org Fachtagung Thema: “Gebrochene Identitäten”, Leugnung, Verlust und (Wieder-) Entdeckung der jüdischen Identität von ShoahÜberlebenden Ort: Frankfurt/M. Datum: 04. 11. - 07. 11. 2012 Info: P. Weber, 069/944 371- 31 “Hadracha” für die jüdische Jugendarbeit Vielfältiges zu Pessach: Wissen, Diskussionsgrundlagen, Projektvorschläge, Aktivitäten, Liedtexte, Theaterstücke, Erzählungen, Gedanken, die Pessach-Haggada auf Hebräisch und Deutsch... das alles und vieles mehr auf: www.zwst-hadracha.de Das einzigartige deutschprachige Online-Portal für die jüdische Jugendarbeit USA/Pinemere Camp (12-15 J.) 23.07. - 13.08. 2012 (Info: S.2) Rundreise Israel (15-19 J.) 22.07. - 05.08. 2012 05.08. - 19.08. 2012 www.wohlfahrtsmarken.de ZWST informiert • Seite 16 Im Jahr 2011 konnten mit den Erlösen aus dem Verkauf von Wohlfahrtsmarken die Sommermachanot der ZWST unterstützt werden und haben damit vielen Kindern und Jugendlichen unbeschwerte Sommerferien ermöglicht. Kaufen Sie Wohlfahrtsmarken! Der Erlös kann auch Ihnen zugute kommen! Ihrem Projekt, Ihrer Gesundheit, Ihrer Familie, Ihrer Selbsthilfegruppe, Ihrem zugewanderten Nachbarn...jeder Cent zählt! Bestellen Sie Wohlfahrtsmarken direkt bei der ZWST: Graziella Gubinsky, Tel.: 069 / 944371-14, gubinsky@zwst.org