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ZWST informiert
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.
Ausgabe 1 • April 2012
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde!
Editorial
mit unserer ersten Ausgabe in diesem Jahr wün- Wir nutzen an dieser Stelle die Gelegenheit, Sie auf
schen wir Ihnen ein fröhliches und koscheres die neu erschienene ZWST-Mitgliederstatistik für
Pessachfest - Chag Pessach kascher wesame´ach!
das Jahr 2011 hinzuweisen: Aufgrund des Rückgangs
der Neuzuwanderer waren die abnehmenden
Hier informieren wir Sie über unsere Aktivitäten
Mitgliederzahlen
in den Gemeinden zu erwarten.
im vergangenen Winter und in diesem Frühjahr:
Angefangen bei den Wintermachanot und weiteren Gravierend ist die zunehmende Überalterung in
Aktivitäten des Jugendreferates (S.2-6) über die den Gemeinden (Altersgruppe ab 60: 44 %), mit
Seminarvielfalt in unserem Max-Willner-Heim der die nachwachsende junge Generation nicht
(S.9-11, S.13) bis hin zu unserem Behindertenpro- Schritt hält.
jekt (S.7-9) sowie einem ersten Feedback unserer Daher ist es unser Anliegen, verstärkt bedarfsgeBachelor-Studenten „Jüdische Sozialarbeit“ (S.14- rechte Angebote für ältere Gemeindemitglieder
15). Des Weiteren lesen Sie auf S.12 einen Nachruf zu organisieren.
auf Dr. Nathan Durst sel. A., mit dem wir viele
Im Rahmen unserer Jugendarbeit liegt ein SchwerJahre erfolgreich zusammengearbeitet haben, wir
punkt auf der Nachwuchsförderung und dem
betrauern seinen Verlust.
Bemühen, soviel junge Menschen wie möglich für
Wir freuen uns, Sie auf unsere Aktivitäten im ein Engagement in den Gemeinden zu motivieren.
kommenden Sommer hinzuweisen: mit einem
neuen Machane-Ziel in den USA (S.2) und der Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST
Möglichkeit für junge Erwachsene, mit „Taglit –
Birthright Israel“ kostenlos nach Israel zu reisen,
lesen Sie gleich hier weiter!
Taglit - Birthright Israel in Deutschland
Impressum
Hrsg.:
Zentralwohlfahrtsstelle
Hebelstr. 6
60318 Frankfurt
Tel.: 069/94 43 71-0
Fax: 069/49 48 17
www.zwst.org
Redaktion u. Satz:
Heike von Bassewitz
Tel.:069/94 43 71-21
bassewitz@zwst.org
Satz & Druck:
adc • Lindenfels
Andrej Kulakowski
nach Israel, einschließlich Flug, Unterbringung,
Führungen und Ausflügen sowie kultureller Aktivitäten. Alle Bildungsreisen von Taglit – Birthright
Israel gehen über zehn Tage und sind für Angehörige aller jüdischen Glaubensrichtungen geeignet.
Seit Projektbeginn haben fast 300.000 junge jüdische Frauen und Männer aus über 60 Ländern die
Gelegenheit genutzt, mit Taglit - Birthright nach Israel zu reisen, um Land und Leute kennenzulernen.
aglit - Birthright Israel wurde als Start-Up Nehmen auch Sie dieses Geschenk an und reisen
Projekt im Jahre 2000 von jüdischen Philanth- Sie nach Israel !
ropen gegründet und stellt eine Zusammenarbeit
des Staates Israel mit jüdischen Organisationen Für den Sommer 2012 sind in Deutschland 8
auf der ganzen Welt dar. In Deutschland hat der Studienreisen nach Israel geplant. Umfangreiche
Zentralrat der Juden in Zusammenarbeit mit der Informationen, die Teilnahmebedingungen für die
ZWST die Abwicklung der Taglit - Birthright Israel Taglit - Birthright Israel Reise und den Link für die
Anmeldung finden Sie auf www.zwst.org
Reisen übernommen.
Ziel von Taglit - Birthright ist es, der Assimilation Für weitere Informationen steht Ihnen Jona
entgegenzuwirken, indem man junge Juden ihrer Gross unter der Rufnummer 069-944371-18 zur
jüdischen Identität, dem Staate Israel und ihren ört- Verfügung.
lichen jüdischen Gemeinden näherbringt. Das Projekt Taglit - Birthright beruht auf dem Gedanken,
dass jeder junge jüdische Erwachsene zwischen 18
und 26 Jahren das Geburtsrecht hat, wenigstens
einmal in seinem Leben Israel zu besuchen.
Taglit – Birthright Israel verwirklicht eine bahnbrechende Idee. Allen jungen Juden weltweit wird ein
Geschenk gemacht: eine kostenlose Bildungsreise
T
Ausgabe 1
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Jugendreferat informiert: Sommer 2012
Welcome to Machane
Sommer 2012 in Bad Sobernheim, Italien, Israel und - USA!
Weitere Termine der
Machanot: S.16 !
Neu! Neu! Neu! Neu! - ZWST goes USA vom 23.07. - 13.08. 2012
W
ir laden Jugendliche im Alter von 12 bis 15 mehrere Ausflüge vorgesehen, unter anderem nach
Jahren herzlich ein, gemeinsam mit uns ein Manhattan. Die Sprache im Camp ist Englisch, die
neues Ziel in den USA zu erkunden. Wir sind Gäste Gruppe wird von deutschsprachigen Madrichim
im „Pinemere Camp“ , zwischen New York City und begleitet. Im Winter 2012 werden die Chanichim
Philadelphia gelegen. Das Pinemere Camp gehört aus den USA unsere Gäste in Natz sein.
zur Jewish Community Center Association (JCCA). Die Teilnehmerzahl ist auf ca. 20 Jugendliche
Auf dem weitläufigen Campgelände, eingebettet in begrenzt, Teilnahmekriterien sind folgende: Teildie Natur, werden zahlreiche Aktivitäten angebo- nahme an mindestens 3 Machanot der ZWST,
ten: Tennis, Mountain Bike, Fußball, Reiten, Kanu- ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde,
und Kayakfahren, Schwimmen sowie Workshops Teilnahme an Fortbildungen der ZWST.
wie Tanzen, Theater, Film und Basteln. Auch sind Anmeldeschluss: 30. April 2012
Unsere Ziele weisen uns den Weg
Wintermachane „Im Tirzeh“ (hebr.): „Wenn du willst“
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Kinder im Alter von 10-13 brachten zum vermitteln, dass Ziele im Leben wie Wegweiser
letzten Wintermachane das Chanukkalicht wirken. Wir sollten nicht auf das Glück warten,
nach Bad Sobernheim. Unter dem Motto „Jagata sondern aktiv darauf hin arbeiten. Ein individuuMazata – Ta`amin!“ (hebr., Du hast Dir Mühe elles Ziel sollte es sein, sich für seine Interessen
gegeben und gefunden – glaube!) verbrachten sie einzusetzen, von seinem Können überzeugt zu
vom 22.12. 2011 bis 03.01. 2012 spannende und sein und seine Ansichten öffentlich zu vertreten.
lehrreiche Tage im Max-Willner-Heim.
Doch es kann vorkommen, dass wir bestimmte
In zahlreichen Aktivitäten zum Thema „Wenn du Ziele nicht erreichen. Daher vermittelten die Madwillst“ vermittelten die Madrichim Aaron, Anna, richim den Kindern, dass ihr Einsatz keinesfalls
Artjom, Debbi, Eddie, Galina, Isabella und Sharon, vergeblich gewesen sein muß, da man aus Fehlern
dass es nicht ausreicht, nur etwas verändern zu wol- lernen und eine Wiederholung vermeiden kann.
len. Ebenso wichtig ist es, sich selbst zu motivieren Um diesen Prozess zu verdeutlichen, wurde ein
und durch entsprechenden Einsatz seine Ideen Wettbewerb ausgerufen, bei dem die Chanichim
in die Tat umzusetzen. Wir konnten den Kindern in Dreiergruppen mit unterschiedlichen Kosmos-
Jugendreferat informiert: Winter 2011/12
Experimentierkästen gearbeitet haben. Allerdings
war es nur ein sekundäres Ziel, das Experiment zu
vollenden. Primär ging es hierbei um den Weg zum
Ziel. Jedes Experiment wurde am Ende des Machanes im Rahmen einer Präsentation vorgestellt.
Da das Chanukkafest in den Zeitraum des Machanes fiel, wurden jeden Abend Kerzen gezündet
und Chanukkalieder gesungen. Im Anschluss hielt
jeweils ein Madrich einen Schiur zu einem persönlichen Erlebnis. Die Madrichim berichteten, wie sie
sich etwas vorgenommen und zielstrebig umgesetzt
haben. So wurde den Kindern das Machanethema
noch näher gebracht.
Eine große Mitzwa zu Chanukka ist es, das Ölwunder bekannt zu machen. Wie viele andere Städte
mit jüdischen Gemeinden und Organisationen,
organisierten wir daher am achten und letzten
Abend des Chanukkafestes mit Hilfe des PfarrerEhepaars Scholtheis-Wenzel von der evangelischen
Kirchengemeinde Bad Sobernheim ein öffentliches
Kerzenzünden im Max-Willner-Heim.
zwölf äußerst schöne und kreative Shows initiiert.
An den Auftritten war auch das Madrichimseminar
„Dor Chadasch“ (hebr., Neue Generation) beteiligt,
welches parallel zum Machane in Bad Sobernheim
stattfand (S. 5).
Ein großes Ereignis waren zwei festliche Schabbatot, die wir in einer entspannten und feierlichen
Atmosphäre begangen haben. Die Kinder räumten
das Haus auf, dekorierten den Speisesaal und die
Synagoge, probten Tänze, Lieder, Gedichte und
ein Theaterstück für die Aufführung vor Schabbatbeginn. Ein besonderes Ereignis war in diesem
Zusammenhang die „Bar Mitzwa“ , der erste Aufruf
zur Torah, von Daniel Silbermann aus Berlin.
Zum zweiten Mal hatte diese Ferienfreizeit mit
der Teilnahme von drei Kindern mit einer geistigpsychischen Behinderung einen wichtigen integrativen Ansatz: Alexander, der schon im Sommer
2011 dabei war, sowie Nikolas (14) und Elior (13).
Alle Kinder gingen von Anfang an unvoreingenommen und offen auf die drei zu. So wurde den
Jungen ohne weiteres ermöglicht, unbefangen und
mit viel Spaß am gesamten Machane teilzunehmen.
Diesbezüglich geht mein Dank an die Betreuer
Pinchas Kranitz und Diana Stepanenko, die in
jeder Sekunde für Alexander, Nikolas und Elior
da waren.
Die letzte gemeinsame Aktivität war ein schöner
Abschlussabend mit zahlreichen Auftritten der
Kinder. Die Chanichim waren einfach unschlagbar
und haben das Machane gemeinsam so erfolgreich
gemacht. Ohne jeden einzelnen von Euch wäre ein
solches Machane nie möglich gewesen! Ich bedanke mich gemeinsam mit meinem Co-Rosch Alex
Bondarenko bei allen Beteiligten, die uns dieses
unvergessliche Machane ermöglicht und für einen
Es war für uns eine große Freude, zu diesem reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Ein riesiges
festlichen Anlass Gäste aus dem Ort begrüßen zu „Toda Raba“ an alle!
können, die mehr über das Chanukkafest und seine
Parallelen zum christlichen Weihnachten erfuhren Mark Krasnov, Heidelberg, Jugendzentrumsleiter
und mit Sufganiot bewirtet wurden. So konnten der jüdischen Gemeinde Wiesbaden
wir den Kindern anschaulich vermitteln, dass jeder
einzelne von ihnen ein Träger des jüdischen Glaubens ist und welche Verantwortung man damit in
seinem täglichen Leben übernimmt.
Der Spaßfaktor und die Abenteuerlust kamen
in dieser Winterfreizeit keineswegs zu kurz: Gemeinsam fuhren wir Schlittschuh, spielten Bowling,
unternahmen einen Ausflug nach Heidelberg (Foto
oben), tobten im Trampolino Indoor-Spielpark und
gingen schwimmen.
Den Höhepunkt bildete das Tanzfestival „Orot
weZlilim“ (hebr., Lichter und Klänge), das wir zu
Ehren von unserer fantastischen Tanzlehrerin Tirza
Hodes veranstaltet haben. Alle Gruppen haben
gemeinsam mit ihren Madrichim für 2 israelische
Volkstänze eine neue Choreographie und dazu passende Kostüme kreiert. Der Eifer der Kids war unbeschreiblich: Innerhalb weniger Stunden wurden
Rosh Mark (Mi.) mit den
Madrichim Galina und
Sharon
Fotos S.1-5:
Bernie Spiegelmann
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Jugendreferat informiert: Winter 2011/12
Was sagen die Teilnehmer?
Gabriela Abramovich, Frankfurt/M.: „...Es gab Dimitro Mukha, Marburg: „...Im Großen und Ganentweder super Tage oder megasuper Tage. Vom zen war es toll, mal eine Zeit im Jahr mit anderen
Umgang und von den Regeln her war es anders als jüdischen Kindern zu teilen und erleben zu können.“
die anderen Machanot, auf denen ich bisher war. Das Nikita Afanasyev, Rotenburg a.d. Fulda: „Ich war
Tanzen mit Tirza war natürlich das unvergesslichste schon auf vielen Machanot (5 Stück). Dieses war
und beste Erlebnis!!! Besonders toll fand ich, dass eins der besten, da es sehr abwechslungsreich war
ich mit den Madrichim auf der Bühne tanzen konnte. und es immer spannend blieb, was als nächstes im
Die Madrichim waren DER ´Hammer`. Jeder Typ Programm kommt…“
von Madrich, der auf einem Machane nicht fehlen
Samuel Dimant, Berlin: „…Unvergesslich bleibt
darf, war vertreten: Von dem, der cool war, bis zu
für mich, wie wir am Ende des Machanes auf dem
dem Madrich, dem man sich anvertrauen konnte.
Fußballfeld die Ballons mit den Kerzen haben
Wir haben uns wie in einer großen Familie mit
steigen lassen.“
älteren und jüngeren Geschwistern gefühlt. Die
Mary
Kokorev, Hannover:
Madrichim waren die älteren und wir Chanichim
die jüngeren Geschwister. Zusammen waren wir „….als wäre das Machane mein zweites Zuhause.“
eine einzige Familie mit dem Namen ´Im Tirzeh`“ .
Die Familien von Nikolas und Alexander betonen die Bedeutung
des Machanes als „inklusives Projekt“:
„S
ehr geehrte Organisatoren des ZWST-Behindertenprojektes, ich möchte die Gelegenheit
nutzen, um mich recht herzlich bei Ihnen zu bedanken. Sie haben es möglich gemacht, dass mein
mehrfach behindertes Kind Nikolas am ZWSTWintermachane teilnehmen konnte. Das Angebot,
die Ferien in Bad Sobernheim zu verbringen, haben
wir von Felix Krasni (ZWST) bekommen, der uns
bei einem Besuch in Düsseldorf über das Integrationsprojekt informiert hat.
Nikolas mit
Madricha Isabella
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Anfangs hatten wir große Zweifel, ob Nikolas an so
einer Reise teilnehmen kann: 2 Wochen weg von
Zuhause ist nicht für jedes gesunde Kind selbstverständlich. Und für ein Kind, was unter anderem
auch an Autismus leidet, wie soll das zusammen
mit gesunden Kindern funktionieren? Werden sie
ihn nicht hänseln und auslachen? Wir hatten viele
Fragen und viele Ängste. Aber als Nikolas eines morgens aufwachte und mit Ungeduld und Vorfreude
fragte: ´Wann packen wir endlich den Koffer?`, fiel
uns die Entscheidung leichter.
einer Hirnblutung geboren und ist heute mehrfach
behindert. Pinchas Kranitz ist auch nach Düsseldorf
gekommen, um Nikolas auf der Fahrt nach Bad
Sobernheim zu begleiten.
Betreuer Pinchas Kranitz mit Nikolas
und anderen Teilnehmern
Wir waren stets im Kontakt: Nikolas bzw. Pinchas
haben uns sehr häufig aus Bad Sobernheim angerufen. Wie Nikolas selbst erzählt hat, hatte er viel
Spaß in Bad Sobernheim: er hat an den Ausflügen
teilgenommen, ist im Schwimmbad mit den anderen
geschwommen. Am besten hat ihm die Disko gefallen. Er ist sehr zufrieden mit dem Machane und
wartet ungeduldig auf die nächsten Ferien, um wieder mitzufahren. Vielen Dank für diese wunderbare
Erfahrung von Nikolas und seiner Familie!“ Lydia
Radbil, Düsseldorf
Felix Krasni hat uns aus seiner Erfahrung versichert,
dass alles gut funktioniert. Die Leiterin der Angehörigengruppe „Hatikwa“ , Irina Zelenetska hat viel
dazu beigetragen, dass Nikolas gefahren ist. Zum
Beispiel wurde vereinbart, dass Nikolas selber vor
Ort entscheiden kann, ob er eine oder zwei Wochen
in Bad Sobernheim verbringt. Nikolas wollte nicht
nach der ersten Woche abgeholt werden! Er hatte
so viel Spaß - er wurde erst am letzten Tag von
Machane abgeholt!
„…Nach dem Machane konnte Alexander nicht
Ganz besonders möchten wir uns bei Pinchas Kra- aufhören, mir seine Eindrücke zu schildern. Ich als
nitz bedanken, der Nikolas betreut hat. Er ist zwei Mutter spüre, dass mit ihm sehr viel unternommen
Wochen vor dem Machane extra nach Düsseldorf wurde. Wir als Familie meinen, dass das Integratigekommen, um Nikolas kennenzulernen und es ist onsprojekt am Leben erhalten werden muss. Durch
ihm gelungen! Nach ein paar Stunden hat Nikolas solche Maßnahmen werden unsere Kinder selbstänihn akzeptiert und ihm vertraut, obwohl unser Ni- diger und haben neue Eindrücke für ihr Leben, im
kolas aufgrund seiner Behinderungen nicht leicht Vergleich zum alltäglichen Zuhause... “
mit fremden Leuten klarkommt. Er wurde mit Elena Arlyk, Erfurt
Jugendreferat informiert: Winter 2011/12
„Dor Chadasch - Wir sind die neue Generation!“
Madrichim-Seminar im Winter
Z
u Beginn der Winterferien 2011/2012, für
die meisten Jugendlichen die Zeit des puren
„Nichtstuns“ , trafen sich die zukünftigen Jugendleiter
für die jüdischen Jugendzentren Deutschlands am
22.Dezember in Bad Sobernheim. Unsere bunte
Gruppe bestand aus 23 Jugendlichen zwischen 15
und 21 Jahren, angereist aus allen Ecken Deutschlands, um am 12-tägigen Abschlussseminar der
Seminarreihe Jugendarbeit teilzunehmen.
Weltkrieges und die Vernichtung der Juden so nahe
vor Augen hatten, kamen wir in Antwerpen an und
sahen den Kontrast zu der finsteren Vergangenheit:
Ein jüdisches Viertel mit jüdischen Menschen, die
ihren Glauben frei ausleben und viel Licht und
Freude versprühen. Die leuchtenden Chanukiot in
den Fenstern haben uns verzaubert. Ein besonders
herzlicher Empfang bei Familie Ziskin, die uns nach
dem Kerzenzünden in der Synagoge zu sich nach
Hause einlud, hat uns davon überzeugt, wie wichtig
es ist, unser Judentum zu bewahren und so einen
Krieg nie wieder geschehen zu lassen.
Neben viel Spaß und eigenen Praxiserfahrungen
bildeten die Workshops unserer Referenten Roni,
Jonathan, Jossi und Aaron den Kern unserer Ausbildung. Das tägliche Lernen von neuen Möglichkeiten
in der Jugendarbeit und die Tipps im Umgang mit
Kindern und Jugendlichen haben uns gezeigt, wie
wir unsere Arbeit noch besser machen können. Sei
es im Jugendzentrum oder auf Machane, die Referenten boten uns ein riesiges Spektrum an Ideen
für kreatives Gestalten unserer Programme oder
praktische Anleitungen, z.B. für sicheres Reden vor
einer großen Gruppe. Wir danken Euch von Herzen
für euer stets offenes Ohr und die vielen Erfahrungen, die wir auf diesem Seminar sammeln durften.
Das Seminar war fast wie ein Machane aufgebaut,
nur dass wir gleichzeitig Madrichim und Chanichim waren. Auch der Name unserer Gruppe war
schnell gefunden: „Dor Chadasch“ – „Die neue
Generation“ . Und mit der Motivation, als neue Nach diesen 12 Tagen waren wir als Gruppe eng
Generation viel verändern zu können, gingen wir zusammen gewachsen, das nächste Wiedersehen
an unsere Aufgaben heran. Diese bestanden darin, ist schon in baldiger Zukunft und der engeren Verkreative Programme unter bestimmten Themen-, netzung unserer Jugendzentren steht nichts mehr
Zeit- und Formvorgaben zu gestalten. Jeder durfte im Wege. Schließlich sind wir die neue Generation
an zwei Tagen Madrich oder Madricha sein und der Madrichim und werden mit unserer Kreativität
sein Können unter Beweis stellen. Durch gemischte und dem Mut, etwas Neues zu wagen, eine Menge
Kleingruppen entstanden bald gut funktionierende bewirken! Denn das ist, was zählt: Mut den nächsten
Teams und das Gemeinschaftsgefühl der gesamten Schritt zu tun - und den haben wir. Liana Kotliar,
Gruppe steigerte sich enorm. Dabei mussten die Düsseldorf
Programme nicht nur gut vorbereitet und ausgeführt
werden, sondern auch andere Qualitäten wie OrgaInfo: Zum „Jugendarbeit-Auftakt“ 2012 kamen
nisationsfähigkeit und „sanfte Autorität“ mussten
Anfang Februar im Max-Willner-Heim knapp 70
gut eingeübt werden. In unseren Programmen haben
motivierte Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren
wir aktuelle und wichtige Themen behandelt wie
zusammen. Sie sind Teilnehmer an der 5-teiligen
Menschenrechte oder den richtigen Umgang mit
Ausbildungsreihe für Madrichim. Fast alle besuMedien. Auch feierten wir zusammen Chanukka, mit
chen ein Jugendzentrum in ihrer Stadt und wollen
feierlichem Kerzenzünden und stimmungsvollem
sich durch die Seminare mehr Wissen aneignen,
Singen, wunderschön begleitet von Eitan Marco,
um in ihrer Gemeinde oder im Rahmen der Feritanzten traditionelle Tänze mit Tirza Hodes und
enfreizeiten als Jugendleiter oder –betreuer aktiv
lernten eine Menge über das Vermitteln unserer
zu sein. Bereits beim ersten Seminar erlernten die
wertvollen jüdischen Kultur.
Jugendlichen Basics für die Arbeit mit Kindern,
Der Höhepunkt fand jedoch an einem ganz anderen die sie direkt in ihren Jugendzentren anwenden
Ort statt, niemals zuvor gab es einen vergleichbaren können. Dieses Jahr hat auch das Ausbilderteam
Ausflug wie auf diesem Seminar. Wir fuhren für Zuwachs bekommen: Netta E., Benni B. und Adrian
zwei Tage nach Antwerpen, eine Stadt, wo Juden, B.S. Selber aktive Madrichim und Roschim, werden
Christen und Muslime friedlich zusammenleben. sie das Team stärken und die Jugendlichen in ihrer
Auf dem Weg besuchten wir die Gedenkstätte Ausbildung unterstützen. Wir heißen euch herzlich
Breendonk bei Antwerpen (s. Info rechts). Diese willkommen und wünschen allen Praktikanten ein
Erfahrung zählte zu den wertvollsten auf diesem erfolgreiches Jahr!
Seminar, nicht nur für unsere ehrenamtliche Arbeit,
Xenia Fuchs, Referentin, Leiterin des Jugendzentrums
sondern für unser ganzes Leben. Nachdem wir die
der JG Hamburg
Erinnerung an die Abscheulichkeiten des zweiten
Festung Fort Breendonk
in Belgien:
Ehemaliges
Auffanglager der
Gestapo im September
1940, bis zur Auflösung
nach der Befreiung
wurden dort mindestens
3.532 Menschen
inhaftiert, 458
überlebten.
Heute nationale
Gedenkstätte
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Jugendreferat informiert: Winter 2011/12
Auf Identitätssuche in Israel. Bar-/Bat Mitzwa-Reise im Winter
23
Chanichim reisten im Rahmen des Bar-/
Bat Mitzwa-Machanes diesen Winter gemeinsam durch Israel. Unter dem Motto „Sehut“
(Identität) erkundeten die Chanichim das Land
und versuchten, anhand verschiedener religiöser,
kultureller und historischer Eindrücke ihre eigene
jüdische Identität zu festigen.
Vorbereitung der
Bar-/Bat MitzwaZeremonie
an der Klagemauer
gion und ihrer Herkunft zu beschäftigen und sich
fragen, zu welcher Strömung des Judentums sie
sich zugehörig fühlen. Um die Antwort auf diese
Frage für die Chanichim „einfacher“ zu gestalten,
haben wir Madrichim gemeinsam mit unserem
Rosh Beni Pollack versucht, unsere Religion, aber
auch das Land und die Menschen in Israel von der
vielfältigsten Seite zu zeigen. Ob Tel Aviv, Massada
und das Tote Meer, die Altstadt in Jerusalem, die
Fahrradtour und Schlittschuhlaufen im Golan, oder
das Wandern und Kamelreiten in der Negev Wüste,
jeder Tag brachte eine neue spannende Erfahrung.
Aber diese Programm-Höhepunkte waren nicht
einfach nur Ausflüge. Wie wir gehofft hatten, waren
es auch Erlebnisse, die die Jugendlichen herausforderten, ein Teil des Ganzen zu sein. Das bedeutete
aktive Mitgestaltung: z.B. sich um äthiopische Kinder aus dem Kibbuz Ayelet HaShachar (Foto li.o.)
zu kümmern, Programme gemeinsam mit den Bar
Mitzwa-Jungen aus dem Moshaw Keshet Jonathan
zu planen und eine Bar-/Bat Mizwa-Zeremonie an
Zeremonie am Herzlberg
der Klagemauer durchzuführen.
„Unsr‘en eigenen Weg zu finden - Das ist das Das diesjährige Bar-/Bat Mitzwa Machane war ein
Ziel des Machane“ . Diese Strophe aus unserer wunderschönes und einzigartiges Erlebnis für uns
Machane-Hymne traf besonders gut auf unsere alle. Und am Ende des Tages sind es diese einzig11-14jährigen Teilnehmer zu, die kurz vor bzw. artigen Momente im Leben eines jeden Einzelnen
schon kurz nach ihrer Bar-/Bat-Mizwa stehen und von uns, die man ewig im Herzen trägt und die
dementsprechend im Judentum als erwachsen unsere „Sehut“ prägen.
angesehen werden. Dies ist ein Alter, in dem viele
von uns anfangen, sich intensiver mit ihrer Reli- Tali Farkas, Alex Skulener
Machane und Familienseminar in Natz/Österreich
„W
ZWST
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W
enn du nur willst... dann kannst du dein
ie jedes Jahr im Winter hat das Jugendreferat
Ziel erreichen.“ Unter diesem Motto der
der ZWST das beliebte Familienseminar in
Wintermachanot 2012 sind knapp 130 Jugendliche Natz organisiert, unter Leitung von Rabbiner Zeev
(14-18) aus jüdischen Gemeinden in Deutschland in Rubins (Gemeinde Karlsruhe) und Katia Novodie Berge von Südtirol gereist, um die Winterferien minski (Projektkoordinatorin Gruppe Lehawa).
mit ihren jüdischen Freunden zu verbringen und Dieses Angebot haben junge Familien wahrgenomneue Freunde zu treffen.
men, um das jüdische Chanukkafest gemeinsam, in
Das Haus in Natz ist voll, jedes Bett ist belegt und vertrauter Atmosphäre und nach traditionellem
das Programm im vollen Lauf. Skifahren, Singen, Ritus zu begehen. Diese Familienseminare sind
Tanzen, Abendprogramme und Ausflüge stehen „ein kleines Wunder“ , welches die ZWST jedes
auf dem Plan. Doch im Vordergrund stehen ge- Jahr aufs Neue den traditionell ausgerichteten
lebte jüdische Traditionen wie die gemeinsame Familien ermöglicht, nicht nur im Winter, sondern
Schabbatfeier und täglich vermitteltes jüdisches auch im Frühjahr zu Pessach und im Sommer in
Wissen. Anhand von Beispielen aus der jüdischen Italien. Eli Stern (Israel, ehemaliger Projektleiter
Geschichte und jüdischer Persönlichkeiten wurde Lehawa) sowie die Rabbiner Zeev Rubins und
ihnen näher gebracht, dass ein persönliches oder Yehuda Pushkin gestalteten das Programm für die
auch gemeinschaftlich gesetztes Ziel erreicht wer- Erwachsenen in Form von Shiurim, die jeden Tag
den kann. Wenn man sich genügend damit ausein- ein Highlight waren. Außerdem gab es ein umfangander setzt und sich dafür stark macht, kann jeder reiches Freizeitprogramm mit Ausflügen und einem
breiten Angebot an sportlichen Winteraktivitäten.
etwas bewegen.
Die
professionellen Madrichim organisierten ein
Entsprechend dem Motto hat auch dieses Winkreatives
Kinderprogramm, gekrönt von einem
termachane die Jugendlichen motiviert, in ihren
Theaterstück
zum Thema Chanukka.
Gemeinden aktiv zu sein, um das gesamte jüdische
Zum Schluss bleibt die Hoffnung, dass es nicht das
Leben in Deutschland zu stärken.
letzte Seminar war. Shalom Natz, wir werden Dich
Xenia Fuchs, Co-Rosh
vermissen!!!
Meira Sabgir, Madricha
Sozialreferat informiert: Behindertenprojekt
Atelier EASTEND - eine Kooperation von ZWST, Internationalem Bund (IB)
und jüdischer Gemeinde Frankfurt/M.
S
eit Herbst 2011 gibt es mit der Kunstwerkstatt gearbeitet. Costa (stud. Kunst- und Graphikdesign,
„Atelier EASTEND“ ein neues, einzigartiges Architektur) ist 1973 in St. Petersburg geboren, ist
Projekt in Frankfurt/M. Warum einzigartig? In 1992 nach Israel ausgewandert und lebt seit 2002
Hessen ist es das erste Beschäftigungsangebot für in Deutschland. Als freiberuflicher Künstler und
jüdische Menschen mit Behinderung nach dem Kunstlehrer hat er in vielen pädagogisch-therapeuHolocaust. Die kreative Werkstatt im Frankfurter tischen Projekten mit kreativ-integrativem Ansatz
Ostend ist eine Weiterentwicklung der vielverspre- in Israel und Deutschland gearbeitet.
chenden Kooperation zwischen der IB-Behinder- Costa erzählt von den Anfängen: „Dinah Kohan,
tenhilfe und der ZWST im Bereich des „Betreuten die heute im Rahmen des Behindertenprojektes
Wohnens“ . (S.8)
das Mobile Kompetenzzentrum der ZWST leitet,
sprach mich damals an, ob ich nicht Interesse hätte
an der künstlerischen Arbeit mit zugewanderten
Menschen mit Behinderung. Bis vor kurzem habe
ich mit der Gruppe in meinem Atelier gearbeitet,
ein großer Raum, hier war alles voll mit Bildern,
Farbtöpfen, Pinseln.., es war so ein bisschen unaufgeräumte ´Underground`-Atmosphäre. Bevor
man eine Kaffeetasse benutzte, musste man erstmal
schauen, ob da vielleicht nicht etwas Farbe drin
ist… Der Unterschied im Atelier ´EASTEND` ist,
dass wir hier etwas präsentieren können, wir sind
öffentlicher, bekommen Besuch. Die großen Ausstellungsfenster zur Straße hin symbolisieren das.
Wir haben mehrere Räumlichkeiten, wenn jemand
mehr Ruhe haben will, kann er sich zurückziehen.“
Dalia Moneta, Leiterin der Sozialabteilung der JG
Frankfurt zu Besuch im „Eastend“
Das von der Aktion Mensch e.V. geförderte Atelier
wird von der Dipl. Soz.päd. Janine Heinlein-Schrot
geleitet, die außerdem auch zuständig ist für die
Tagesförderstätte im IB Wohnhaus in Frankfurt/
Nieder-Erlenbach. Das Atelier steht zusätzlich
unter der künstlerischen Leitung des Frankfurter
Künstlers Costa Bernstein.
Die Werkstatt ist Bestandteil des ZWST-Projektes
„Integration von jüdischen Menschen mit Behinderung“ . Vor ca 7 Jahren war es zunächst schwierig
für die ZWST, jüdische Familien mit behinderten
Angehörigen zu erreichen, sie lebten isoliert und
nahmen das breite Versorgungsnetz in Deutschland
aufgrund mangelnder Information und Sprachproblemen nicht in Anspruch. Wenn man sich die
Situation dagegen heute anschaut, sind vielfältige
Erfolge zu verzeichnen. Das am 26.01. 2012 festlich eröffnete „EASTEND“ ist ein anschauliches
Beispiel dafür. Seine Ausstellungsräume sind
geschmückt mit farbenfroher Malerei, Ton- und
Keramikobjekten, die ins Auge fallen. Ein Symbol
dafür, dass jüdische Menschen mit Behinderung
und ihre Angehörigen selbstbewusster geworden
sind, ihre Ansprüche wahrnehmen und Angebote
mit Leben füllen.
In Frankfurt ist seit rund 6 Jahren eine Angehörigengruppe mit rund 20 Familien aktiv, unterstützt
von der jüdischen Gemeinde Frankfurt/M. und dem
jüdischen Landesverband Hessen. Costa Bernstein
hat bis vor kurzem mit Mitgliedern dieser Gruppe
in seinem eigenen Atelier in Frankfurt kreativ
Ludmila Raicis mit dem Bild ihrer Tochter Anna
Das Atelier will eine Anlaufstelle für Menschen
sein, „die noch nirgendwo richtig angekommen
sind“ (Costa Bernstein): Ein unterstützender
Dienst für Menschen mit geistiger, psychischer
und/oder körperlicher Behinderung, die zwar
selbstständig leben bzw. dies anstreben, die aber
trotzdem eine adäquate Betreuung benötigen.
Janine Heinlein-Schrot skizziert das Anliegen des
IB: „Unser Atelier ist ein inklusives Angebot. Wir
wollen weg von dem Gedanken großer, komplexer
Einrichtungen mit festen Strukturen und hin zu
kleineren Betreuungseinheiten. Mit dem ´Atelier EASTEND` möchten wir Menschen in der
jüdischen Gemeinde erreichen, die bislang kein
adäquates Betreuungs-, Förder-, oder Beschäftigungsangebot erhalten oder in Anspruch genommen haben. Wir möchten unser Angebot
8
in Richtung Arbeit und Beschäftigung in
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Sozialreferat informiert: Behindertenprojekt
Frankfurt ausbauen. Mit dem Atelier ist Russland oder der Ukraine kommen in die Werkuns eine Erweiterung unseres Angebots zur statt. Costa erzählt: „Es gibt Tage, da höre ich hier
Tagesgestaltung für Menschen mit Behinderung englisch, französisch und spanisch durcheinander,
gelungen. Es ist für den IB auch eine Herausfor- manchmal ertönen hebräische Klänge…“
derung, mit sozialraumorientierten und personen- Es nehmen Leute aus der Frankfurter Angehözentrierten Angeboten im Bereich Wohnen und rigengruppe teil, in der Mehrheit ältere jüdische
Arbeit mehrgleisig aktiv zu werden. Wir befinden Zuwanderer. Es kommen aber auch Menschen
uns in einem Prozess. Wie sich das Angebot und die aus dem Wohnhaus der IB-Behindertenhilfe
Arbeit des ´EASTEND` inhaltlich und strukturell Frankfurt/ Nieder-Erlenbach, wie auch Betreute
gestalten wird, hängt auch von den Menschen ab, aus dem Bereich der ambulanten Dienste der IBdie zu uns kommen, sie gestalten diesen Prozess Behindertenhilfe Frankfurt, die durch das Atelier
mit.“
eine Ergänzung oder Erweiterung der Angebote
Das Atelier bietet Tagesbetreuung und verschiede- zur Tagesgestaltung erfahren. Mit den Workshops
ne Workshops an. Im Vordergrund stehen kreative richtet sich das „Atelier EASTEND“ mit seiner
und schöpferische Tätigkeiten in jüdischen Zusam- inklusiven Ausrichtung auch an Kunstinteressierte
menhängen. Die Herstellung von Judaica-Produk- aus der Frankfurter Gemeinde und Umgebung.
ten, Malerei und freies Gestalten mit verschiedenen Bisher kommen wöchentlich rund 50 Personen in
Materialien und Tonarbeiten ist geplant. Hier das Atelier. Es gibt derzeit 2 Gruppen im Rahmen
sollen die besonderen Ressourcen und Potentiale der Tagesbetreuung und weitere 4 Gruppen, die ein
von Menschen gesehen und gefördert werden, die Kunstangebot im Atelier wahrnehmen. Folgende
über den kreativen Prozess eine Möglichkeit finden, Workshops sind bislang geplant: Nähen, Meditatisich auszudrücken und gerade deshalb künstlerisch ves Malen, Aquarellkurs, Druck von Karten und
hochwertige Produkte erzeugen. Objekte, für die Geschenkpapier, Meditation mit den Händen
ein Ausstellungsbesucher auch bereit ist, großzügig (Töpfern).
zu spenden – nicht nur als soziale Tat, sondern als
Gegenleistung für ein ganz besonderes Kunstwerk.
Ilya Daboosh (IB-Behindertenhilfe Frankfurt/M.)
Weitere Ziele der Werkstatt sind die Förderung
bezeichnet das Atelier als eine „jüdische-nichtsozialer Kompetenzen und die stärkere Beteilijüdische Schnittstelle“ . An dieser Schnittstelle
gung der Klienten am sozialen Leben rund um das
treffen sich Ziel, Selbstverständnis und Interessen
„EASTEND“ . Eine gute Öffentlichkeit kann auch
der Kooperationspartner ZWST, IB und jüdische
als Bestätigung wirken und das Selbstbewusstsein
Gemeinde: das selbstverständliche Miteinander
stärken. Außerdem kann das Atelier die Klienten
von Menschen mit und ohne Behinderung, in einer
vorbereiten auf die eventuelle Arbeit in einer
Einrichtung, die offen ist für Kunstinteressierte
Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Dies
jeglicher konfessioneller und gesellschaftlicher
spielt eine wichtige Rolle für diejenigen, die in den
Herkunft.
Ländern der SU zurückgezogen und isoliert gelebt
haben und keine Förderung und Unterstützung HvB, ZWST, Fotos S.7: Rafi Herlich
erhielten. Doch nicht nur jüdische Zuwanderer aus
7
EASTEND
Ostendstr. 83
60314 Frankfurt:
Tel.: 069 / 40 35 47 91
mail:
kunstwerkstatt-frankfurt
@internationaler-bund.de
mail:
janine.heinlein-schrot
@internationaler-bund.de
Jüdische Gemeinde
Frankfurt/M.
mail:
sozialabteilung@jg-ffm.de
Tel.: 069 / 76 80 36 - 0
Betreutes Wohnen für jüdische Menschen mit Behinderung
67
ZWST
informiert • Seite 8
Jahre nach dem Ende des Holocaust or- Seit 1998 organisiert die IB-Behindertenhilfe Ausganisiert die ZWST in Kooperation mit tauschmaßnahmen mit Partnerorganisationen in
der IB-Behindertenhilfe erstmals ein „Betreutes Israel. Basis der gemeinsamen Arbeit mit jüdischen
Wohnangebot für jüdische Menschen mit Be- Organisationen ist ein ähnliches Menschenbild
hinderung“ . Dieses Projekt wird unterstützt von sowie das Motto der IB-Behindertenhilfe „Selbstder Aktion Mensch und der Jüdischen Gemeinde verständlich mittendrin“ .
Frankfurt/M.
Ziel der ZWST und der IB-Behindertenhilfe in
Die Idee des betreuten Wohnens in jüdischen Frankfurt ist es, Voraussetzungen für ein selbstverZusammenhängen, das vor allem zugewanderten ständliches jüdisches Alltagsleben für Menschen
Menschen mit Behinderung ein selbstständiges mit Behinderungen zu schaffen.
Leben ermöglicht, wurde mit Beginn des ZWST- Für Maxim Goncharov (37) und Michael Lubkov
Behindertenprojektes vor ca. 7 Jahren geboren. Die (48) ist dieses Motto mit Bezug einer eigenen
Eltern gehören mehrheitlich der älteren Generati- Wohnung im Mai 2011 Wirklichkeit geworden (wir
on an, sind oft selber gesundheitlich eingeschränkt berichteten in der Ausgabe 3/2011). Auch für Luund machen sich Sorge um die Zukunft ihrer bova Gringlasa (35), vor noch nicht so langer Zeit
meist schon erwachsenen Kinder. Der Bedarf der mit ihrer Familie aus dem Baltikum zugewandert,
jüdischen Gemeinschaft an zielgerechten Wohnan- wurde diese eigenständige Wohn- und Lebensform
geboten war daher der Anstoß für die seit einiger Anfang des Jahres 2012 Realität. Für die AngehöriZeit erfolgreiche Kooperation zwischen ZWST und gen ist dieses Wohnprojekt eine Entlastung und zuIB-Behindertenhilfe Frankfurt.
Sozialreferat informiert: Psychosoziales
gleich eine Bereicherung, da sie mit ihren Kindern Die Startveranstaltung des sozialen Dienstes
intensiver am Gemeindeleben teilhaben können. „Betreutes Wohnen für jüdische Menschen mit
Die Teilhabe sichert das jüdisch-christliche Senio- Behinderung“ fand im festlichen Rahmen am 22.
renzentrum Henry und Emma Budge-Stiftung, ver- März 2012 in der Budge-Stiftung statt. Die ZWST
treten durch ihren Geschäftsführer Heinz Rauber. wird ihre Leser über die Weiterentwicklung des
In dieser regionalen Verortung ist es möglich, die Projektes auf dem Laufenden halten.
Synagoge der Stiftung aufzusuchen und am jüdi- HvB, ZWST
schen Alltagsleben teilzuhaben. Besonders qualifizierte Mitarbeiter mit jüdisch-kulturellem HinterKontakt ZWST: Paulette Weber (s.re.)
grund und teilweise russischen Sprachkenntnissen
gestalten die pädagogische Arbeit und Betreuung, Kontakt IB: Martina Hansel
der IB unterstützt die Arbeit des Betreuerteams, Tel.: 069 / 904 398 460
auch durch gelegentlich erforderliche Vertretung. e-mail: martina.hansel@internationaler-bund.de
Ansprechpartnerin
für alle Belange des
Behindertenprojektes:
Paulette Weber, Leiterin
des Sozialreferates
Tel.: 069 / 944371-31
weber@zwst.org
Der Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod - Seminar der ZWST unterstützt bei einem schwierigen Thema
A
nfang Februar 2012 hat die ZWST ihre
Seminarreihe „Psychosoziale Versorgung
und Krisenintervention“ , geleitet von Prof. Dr.
Hess (FH Frankfurt), der Dipl. Sozialpädagogin
Claudia Scheßl und Graziella Gubinsky (ZWST),
fortgesetzt. Das Thema dieses Seminars war der
„Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod“ , mit
dem die Sozialabteilungen in den jüdischen Gemeinden häufig konfrontiert sind, nicht zuletzt
aufgrund der wachsenden Überalterung in den
Gemeinden. Schwerpunkt des Seminars waren
supervisorische Fallbesprechungen, unterstützt
durch unterschiedliche Varianten des Rollenspiels
sowie das Vertiefen der kollegialen Fallberatung.
Was hat Sie motiviert, an dieser Fortbildung teilzunehmen?
Supervisionssitzung nach der Methode „Fishbowl“
Was hat Ihnen diese Fortbildung für Ihre Arbeit
in der Gemeinde gebracht, wo können Sie das Gelernte konkret anwenden? Welche Inhalte waren
für Sie besonders wichtig?
Den erforderlichen theoretischen Rahmen lieferten Fachvorträge zu den Themen „Psychologische
Betrachtung von Trauer“ sowie „Umgang mit
Krankheit, Sterben und Tod“ aus Sicht der jüdischen Religion und in der psychotherapeutischen
Praxis.
Die ZWST hat sich mit zwei Sozialarbeiterinnen,
Renate Wolff, geb. in Berlin und Maja Kobzarev, aus
St. Petersburg zugewandert, unterhalten:
Renate Wolff: „Da ich meine Ausbildung zur Sozialarbeiterin 1975 abgeschlossen habe, war ich der
Meinung, dass es dringend notwendig ist, meine
Kenntnisse aufzufrischen bzw. neue zu erwerben.
Daher habe ich die zweite Seminarreihe dieser
Fortbildung (für Fortgeschrittene ab 2009) besucht.
Die psychosoziale Betreuung ist ein wesentlicher
Teil meiner Arbeit und bei Krisen muss ich adäquat
reagieren können.“
Seminarreihe:
„Psychosoziale
Versorgung und
Krisenintervention“
Kontakt und Info:
Graziella Gubinsky
Tel.: 069 / 944371-14
gubinsky@zwst.org
Maja Kobzarev: „Es waren verschiedene Gründe,
die mich dazu gebracht haben, 2009 mit dieser
Fortbildung zu beginnen. Nach über 10 Jahren als
Sozialarbeiterin in der jüdischen Gemeinde Emmendingen war ich zu diesem Zeitpunkt ziemlich
erschöpft und ausgebrannt und suchte schon lange
nach einer Möglichkeit, mich für meine Arbeit zu
stärken und neu aufzubauen, inhaltlich und psychisch. In meinem 2002 abgeschlossenen Studium
habe ich Erfahrungen mit Supervision gemacht,
das wurde in der Gemeinde zwar angeboten, aber
außer mir hat sich niemand dafür interessiert. Ich
bekam dann von Graziella Gubinsky Informationen über diese Seminarreihe und habe mich nach
einem Telefonat sehr angesprochen gefühlt. Das
war genau das, was ich gesucht habe.“
Renate Wolff: „Neben Bekanntem lernte ich in
dieser Fortbildung viel Neues, das ich auch in
meiner Arbeit anwenden kann. Das Üben der
Gesprächsführung sowie Methoden und Inhalte
einer professionellen Beratung waren besonders
hilfreich. Was in einem professionellen
10
Ausgabe 4
April 2012 • Seite 9
Sozialreferat informiert: Psychosoziales
Beratungsgespräch nicht vorkommen darf, Diese Mischung von Supervision und professionelerfuhren wir in einem ´Lasterkatalog`. Das ler Fortbildung halte ich für sehr geeignet.“
Thema des letzten Seminars hat mich aus privaten
und beruflichen Gründen interessiert. In der Arbeit Was sind die aktuellen Anforderungen in Ihrer
werde ich oft mit langer Krankheit oder dem Tod Arbeit? Was würden Sie sich in diesem Zusamvon Klienten konfrontiert. Im beruflichen Alltag ist menhang als Unterstützung und begleitende
es oft nicht möglich, sich mit diesen Themen auch Fortbildung der ZWST für die Zukunft wünschen?
fachlich auseinander zu setzen.
Renate Wolff: „Ich bin für die älteren und behinDas Seminar hat diese Lücke geschlossen. Super- derten Gemeindemitglieder zuständig, Krankheit,
visorische Techniken und Methoden habe ich zum Sterben und Tod sind daher immer ein Thema.
ersten Mal miterlebt und war von der Wirkung auf Mein besonderes Interesse gilt den Gemeindedie Seminarteilnehmer sehr beeindruckt. Die Rol- mitgliedern mit Behinderung. In dem Kooperatilenspiele haben gezeigt, wie wichtig es ist, Gelern- onsprojekt mit der ZWST, der ´Kunstwerkstatt für
tes immer wieder ´unter Kontrolle` zu wiederholen. Menschen mit Behinderung` arbeite ich intensiv
Auch ist mir der Blick auf die jeweiligen Themen mit. - Das Problem ist das Loslassen der Eltern wie
aus jüdischer Sicht sehr wichtig. Von großem Vorteil bei allen Eltern behinderter Kinder. Mich persönwar die Zusammensetzung der Teilnehmer, die alle lich würde ein Thema, das im weitesten Sinn mit
an der gesamten Fortbildungsreihe teilgenommen Behinderung zu tun hat, besonderes interessieren.“
haben. So herrschte ein homogener Wissensstand. Maja Kobzarev: „Das Wichtigste ist die FortsetBei diesem Seminarthema hat es sich auch positiv zung dieser Seminarreihe. Für die Sozialarbeiter
ausgewirkt, dass ein großes Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinden, die keine andere
zwischen den Teilnehmern entstanden ist. Es kann Möglichkeit haben, sich in dieser Richtung weioffen und ohne Scheu über sehr persönliche Dinge terzubilden, ist eine regelmäßige Supervision und
gesprochen werden.“
professionelle Weiterbildung unentbehrlich.“
9
Maja Kobzarev: „In der Fortbildung wurde mir
eine Vielfalt von Themen vermittelt, z.B. unterschiedliche Methoden und Ansätze der Gesprächsführung, der psychosozialen Beratung, unterschiedliche Therapieformen, Fallbesprechungen
u.a. Was ich sicher sagen kann: Dieses Wissen hat
mich in meiner Arbeit gestärkt und mir wichtige
Instrumente gebeten, die Professionalität meiner
Arbeit zu erhöhen – ohne mich selbst zu überlasten.
Das letzte Seminar zum Thema Trauer und Tod war
sehr gelungen. Die Atmosphäre in unserer Gruppe
ist sehr vertraut, jeder Teilnehmer konnte sich einbringen. Trotz der schwierigen Thematik haben wir
eine Vielfalt von Fällen in der Gruppe bearbeitet,
basierend auf unterschiedlichen Methoden. Ich war
sehr von der Methode der „Skulptur“ und „Familienaufstellung“ (Methoden der Familientherapie)
beeindruckt.
Unsere Dozenten haben uns viel Freiraum gegeben,
zu lernen und im Rahmen von Rollenspielen oder
Fallbesprechungen die ´Situation von drinnen` zu
erleben.
Zum Beispiel: Wie vermittele ich eine Nachricht
über eine schwere Krankheit, wie verhalte ich mich
gegenüber einem Sterbenden, was ist wichtig für
den Mensch in diesem Moment, wie spreche ich
mit den Angehörigen… Ich persönlich habe ganz
viel Neues zum Thema gelernt.
Im Nachhinein kann ich folgende Bilanz ziehen:
Das Wichtigste ist, das wir als Sozialarbeiter in
dieser Seminarreihe die Möglichkeit bekommen,
uns mit schwierigen Fällen und damit verbundenen Belastungen in einer vertrauten Atmosphäre
auseinanderzusetzen.
ZWST
informiert • Seite 10
Vielen Dank!
HvB, ZWST
Fotos: Graziella Gubinsky
Renate Wolff (60), verheiratet, 3 Kinder, geb. in
Berlin, Berufstätigkeit als Sozialarbeiterin, seit 1995
als Honorarkraft in der JG zu Berlin, seit 1999
hauptamtlich beschäftigt in der Sozialabteilung
Maja Kobzarev (48), 2 erwachsene Töchter, 1995 aus
St. Petersburg ausgewandert, Dipl.-Sozialarbeiterin
(FH), arbeitet seit 1997 in der jüdischen Gemeinde
Emmendingen
Seminarteilnehmer proben die
„Familienaufstellung“
(Systemische Methode der Familientherapie)
Sozialreferat informiert: Tanz
„Als wäre die Zeit zurückgestellt“ - Tanzseminar für Anfänger
„B
eim Seminar fühlte ich mich wieder jung,
für mich und meine Altersgenossen
war es so, als wäre die Zeit zurückgestellt…“
(Larissa Janzewitsch)
gleichzeitig mütterliche Wärme haben mich einfach
bezaubert. Als sie mit uns getanzt hat, waren wir
alle wie verzaubert. Sie schaffte es, in kürzester
Zeit eine große Familie zu erschaffen, in der man
zueinander hält. Es war so, als ob wir Schwestern
wären und uns alle nach Tirza richteten. Lucy, unsere Grazie mit Bewegungen eines Panthers, steckte
uns an mit ihrer Energie. Die aufmerksame Larissa
Karwin war mit ihrem Feingefühl immer für unsere
Sorgen und Nöte da. Ich persönlich machte die
überraschende Entdeckung, dass jüdische Tänze
so schön und vielfältig sind. Dies ist die Folge der
Symbiose vieler Kulturen und Völker, die in der
reichhaltigen Kultur Israels zusammengeflossen
sind, damit jeder sein eigenes Gewürz in diesen
riesigen Becher geben kann.“
Vom 27.02 bis 01.03.12 trafen sich in Bad Sobern- Natalia Zhuchkova (Wolfenbüttel)
heim Leute aus verschiedenen Gemeinden, um
israelische Volkstänze zu erlernen. Das Seminar
für Anfänger wurde von Larissa Karwin geleitet
und stand unter dem Motto: „Shevet achim gam
yachad – Wir halten zusammen“ .
„In Israel ist es sehr wichtig, zusammenzuhalten!“so Tirza Hodes (Foto re.), Profi-Tanzlehrerin der
ZWST, die zusammen mit der Choreografin Lucy
Maman aus Israel zu uns gekommen ist.
Was sagen Tirza und Lucy zum Seminarziel? „Wir
haben zusammen das Programm für das Seminar
entwickelt. Unser Ziel war es, den Einfluss verschiedener Kulturen, z.B. der Jemeniten und Hassiden
„Tirza Hodes und Lucy Maman zeigen die Tänauf den israelischen Volkstanz zu verdeutlichen.
ze nicht nur, sie leben damit und beflügeln uns.“
Wir wollten vor allem Charakter und Stil dieser
Natalia Shleyfer (Bonn)
Tänze vermitteln. Dazu haben wir passende Tänze
aus diesen Kulturen mit verschiedenen Elementen „Der Tanzunterricht von Tirza Hodes und Lucy
und Schrittfolgen ausgewählt. Wir glauben, dass es Maman trägt einen unverwechselbaren israeliuns gelungen ist, Israels Lebensfreude zu vermit- schen Charakter. Ich habe Tirza in Bad Kissingen
teln und wir freuen uns, dass die Atmosphäre warm kennen gelernt und sie steckte mich mit der Liebe
zu israelischen Volkstänzen an. In der jüdischen
und freundlich gewesen ist.“
Gemeinde Mainz ist bereits eine Tanzgruppe mit
Das bestätigen die Teilnehmer:
23 Teilnehmern aktiv. Israelische Tänze sind eine
„Wir sind in eine Oase der Liebe und Fürsorge Art Brücke zwischen Deutschland und Israel.“
gelangt. Ich traf zum ersten Mal auf die legendäre Swetlana Weiner (Mainz)
Tirza und tanzte mit ihr und der allseits beliebten
Den besonderen Geist des Seminars gestalteten
Lucy. Ihre emotionale Professionalität öffnete,
außerdem: Beni Pollak, der anlässlich des Semiunterstützte und inspirierte uns. Unsere Augen
narthemas „Zusammenhalt“ über tiefergehende
leuchteten, Geist und Körper tanzten im GleichWurzeln dieses Begriffs im Judentum informierte,
klang, wenn auch nicht immer nach der Anweisung
Amnon Orbach, der „fundiert und engagiert heuti´links`, ´rechts`. Wir erhielten nicht nur Tanzunterge Probleme Israels vermittelte“ , (Natalia Shleyfer),
richt, sondern uns wurde auch Wärme und Güte
unsere Musikerin Marina Zisman und Jan Kandror,
mitgegeben.“
Übersetzer und menschliche Enzyklopädie. Vielen
Sima Renzhina (Offenburg)
Dank an alle ZWST-Organisatoren für die Gele„…. nach dem Seminar fühle ich mich gesund und genheit, einen Teil der jüdischen Kultur kennen
voll Energie. Danke für die Herzlichkeit, alles war zu lernen. Wir hatten das Gefühl, in diesen Tagen
perfekt.“ Eva Szepesi (Frankfurt/Main)
die Seele Israels berühren zu können. Dieses Er„Tirza, Lucy und Larissa - die drei sind so unter- lebnis nehmen wir mit nach Hause und in unsere
schiedlich, aber ergänzen sich wunderbar und sind Gemeinden.
der Reichtum dieses Seminars.“
Larissa Janzewitsch, Jüdische Kultusgemeinde der
Marina Shapiro (Herborn)
Rheinpfalz, Kaiserslautern
„Tirzas Lebensfreude, jugendlicher Pepp und Fotos: Mark Pavlovsky
Lucy Maman (o.)
in Aktion
Ausgabe 4
April 2012 • Seite 11
Sozialreferat informiert: Ein Nachruf
Dr. Nathan Durst sel.A., ein Sorger um die verletzten Seelen
der Überlebenden der Shoah
D
Foto (v.re.):
Prof.Dr. Doron Kiesel
Dr. Nathan Durst,
Paulette Weber,
Noemi Staszewski
(Fachtagung 2008)
Fotos
(o. u. re. Spalte):
Ausgelassener Tanz
trotz des ernsten
Themas während der
Fachtagung 2010
Foto oben:
mit Tirza Hodes,
Tanzlehrerin aus Israel
Fotos: Rafi Herlich
ZWST
informiert • Seite 12
ass Nathan Durst am 14. Dezember 1930 in
Berlin geboren wurde und dort auch zunächst
aufwuchs hörte man ihm nicht an. Mit seinem weichen holländischen Akzent (zumindest wenn er
Deutsch sprach) und seinem Charme war Nathan
in der Lage, sehr schnell Beziehungen zu knüpfen,
eine Fähigkeit, die ihm bei seiner professionellen
Arbeit sicher sehr geholfen hat.
Nathan Durst wuchs in einer orthodoxen Familie
auf, die ursprünglich aus Galizien stammte. Nach
der Pogromnacht schickten ihn seine Eltern gemeinsam mit seiner ältesten Schwester Hanna nach
Holland, wo sie Verstecke fanden und überlebten.
Seine Eltern und die beiden jüngeren Geschwister
wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Nach dem Ende der Naziherrschaft und des Krieges blieb Nathan zunächst in Holland. Auf einer
Israelreise lernte er seine Frau kennen, mit der er
zwei Söhne hatte. In Amsterdam und Groningen
absolvierte er sein Studium der klinischen Psychologie und promovierte dort 1970.
1971 wanderte er mit seiner Familie nach Israel
aus, wo er an verschiedenen Kliniken arbeitete, als
Supervisor für Einzel- und Gruppensupervision
tätig war und Lehrtätigkeiten an den Universitäten
in Tel Aviv und Haifa aufnahm. Er organisierte
auf Grund der Erkrankung seiner beiden Söhne
eine Elternselbsthilfegruppe für an Mukoviszidose
erkrankte Kinder. Er arbeitete als Konsultant und
Supervisor bei ELAH, einem Zentrum für ShoahÜberlebende aus Holland und gehörte 1987 zu den
Mitbegründern von AMCHA, einer Organisation,
die seither tausende von Überlebenden und ihre
Familien psychotherapeutisch betreut hat und
zahlreiche Zentren für Überlebende in Israel
betreibt. Von 1994-1996 war Nathan Durst Chefpsychologe und bis 2007 klinischer Direktor dieser
Organisation, in der er seitdem in Vorstand saß.
1986 gehörte er zu den Mitbegründern des Study
Center of Psychological effects of the Holocaust
an der Bar Ilan Universität, von 1988-1991 war er
Präsident der Israel Association of Psychotherapy.
Seit 1990 hat er zahlreiche Vorträge, Seminare und
Gruppentraining zu den Themen Trauma, Altern
und Folgen der Shoah in Europa und den USA
gehalten und durchgeführt sowie zahlreiche Artikel
veröffentlicht. Außerdem betrieb er in Herzliya
eine psychotherapeutische Praxis.
Seit 1999 nahm Nathan Durst als Referent an Seminaren und Konferenzen der ZWST zum Thema
„Arbeit mit Überlebenden der Shoah“ teil. Viele
Sozialarbeiter/innen und Pflegekräfte von jüdischen Gemeinden, Altenzentren oder ambulanten
Pflegediensten hatten das Glück, von Nathan Durst
zu lernen. Einfühlsam und mit scharfem analytischem Verstand unterstützte er die Seminarteilnehmer darin, Reaktionen und Verhaltensweisen
von Überlebenden besser zu verstehen und ihre
eigene Rolle in der psychosozialen Betreuung zu
reflektieren. Selbst Überlebender der Shoah, konnte er manchmal scheinbar verärgert und aggressiv,
manchmal auch zynisch Fragen stellen und so mit
seinem ‚na ja’ oder ‚du meinst so?’ zur Klärung
heikler Situationen und zur Aufklärung von Missverständnissen beitragen. Als sich 1999/2000 die
Initiative „Treffpunkt“ zusammenfand, um über
mögliche Betreuungs- und Beratungsangebote für
Überlebende zu diskutieren, stand Nathan uns mit
seinem Rat, seinen Fragen und Vorschlägen zur
Seite. In den folgenden Jahren, nachdem der „Treffpunkt“ für Überlebende in Frankfurt gegründet
und der Weg für weitere Projekte in Deutschland
geebnet war, beobachtete Nathan wohlwollend,
aufmerksam und hinterfragend unsere Entwicklungen. Immer hatte er ein offenes Ohr für unsere
Probleme, teilte mit uns seine Erfahrungen und diskutierte seine eigenen Überlegungen und Projekte.
Selbst in seinem letzten Lebensjahr, als ihn seine
Krankheit schon sehr schwächte, wollte er immer
noch wissen ‚was sich bei euch tut’ und machte
Pläne für weitere Fortbildungsschwerpunkte. Am
2. Februar 2012 ist Nathan Durst nach schwerer
Krankheit in Herzliya gestorben. Wir werden ihn
immer als warmherzigen und zugewandten Menschen in Erinnerung behalten.
Er wird uns fehlen. Baruch Dajan Emet. Möge
seine Seele in Frieden ruhen. Noemi Staszewski,
Leiterin des ZWST-Treffpunktes für Überlebende
des Holocaust in Frankfurt
Sozial- und Jugendreferat informieren
Weiterbildung und gelebtes Judentum: Volles Haus in Bad Sobernheim
A
m ersten Märzwochenende 20 12 bot die
Bildungsstätte der ZWST 3 Seminargruppen
Raum und Möglichkeit, sich mit verschiedenen
Inhalten jüdischer Erziehung, jüdischer Tradition
und jüdischer Seniorenarbeit zu beschäftigen sowie
gemeinsam Schabbat zu feiern. Kitaleiterinnen und
Erzieherinnen diskutierten über die Vermittlung
jüdischer Werte, Vorbeter schulten und verfeinerten
ihr Können, Seniorenklubleiter aus ganz Deutschland kamen zusammen, um Anregungen und Informationen für ihr ehrenamtliches Engagement mit in
die Gemeinden zu nehmen.
Schabbat wird 52 x im Jahr gefeiert:
Zum 1. Seminar für Vorbeter in diesem Jahr kamen
24 Teilnehmer zusammen, erstmalig auch neue
Interessierte, nachdem es länger eine feste Gruppe
war. Gemeinsam mit Moshe Haimovksy, Kantor aus
Jerusalem und langjähriger Leiter dieser speziellen
Fortbildung wurde gebetet, die Stimme geschult,
verschiedene Gebetsstile geprobt und gemeinsam
gesungen: moderne israelische Lieder, Volkslieder,
chassidische Melodien. Die Anwesenheit eines zweiten Referenten aus Israel, Avi Schaanani, Ausbilder
für kantorale Musik, kam bei den Teilnehmern sehr
Seit dem Ausbau der ZWST-Bildungsstätte vor ei- gut an. Während des Schabbats konnte auch ohne
nigen Jahren ist es möglich, dass mehrere Seminare elektronische Hilfsmittel gelernt werden, indem die
gleichzeitig stattfinden können. Die Seminarteil- Kantoren Lieder vorgetragen, die richtige Betonung
nehmer haben ausreichend Raum und Ruhe zum und die Gesangsart erklärt haben und dieser Abungestörten Lernen, gleichzeitig finden sie die Gele- schnitt von den Teilnehmern nachgesungen wurde.
genheit für einen überregionalen Kontakt und Aus- Diese Seminarreihe ist vor allem wichtig für kleine
tausch. In vielen individuellen Rückmeldungen wird Gemeinden, die wenig oder kein ausgebildetes reimmer wieder deutlich, wie wichtig das inoffizielle ligiöses Personal haben und vermittelt den TeilnehSeminarprogramm ist, was unter „Pausengespräche“ mern ein Basiswissen, auf dem sie in ihrer Gemeinde
zusammengefasst werden kann. Da die haupt- und aufbauen können. Sie hilft den kleinen Gemeinden
ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden nicht dabei, regelmäßig Gottesdienste durchzuführen und
so oft die Gelegenheit haben, auf dieser Ebene und Feste zu jüdischen Feiertagen zu organisieren, indem
in jüdischer Atmosphäre zusammenzukommen, ist sie qualifizierte Vorbeter aus- und weiterbildet.
so ein Wochenende - neben dem Fortbildungseffekt Die ZWST hat sich mit einem Teilnehmer unter- , auch ein kleiner Beitrag zur Stärkung und Vernet- halten, Amnon Orbach, vielen Besuchern in Bad
zung der jüdischen Gemeinschaft. Die Tage vom 01. Sobernheim als professioneller und unterhaltsamer
bis 04. März 2012 bedeuteten für die Besucher im Referent bekannt. Der langjährige Vorsitzende
Max-Willner-Heim nicht nur Lernen, sondern auch der jüdischen Gemeinde Marburg betont: „Als ich
gelebtes Judentum in familiärer Atmosphäre.
vor über 10 Jahren mit dieser Seminarreihe anfing,
Wertevermittlung in jüdischen Kindergärten und
Kitas:
Märzwochenende
mit rund 100
Seminarteilnehmern im
Max-Willner-Heim
konnte ich nichts. Jetzt bin ich in meiner Gemeinde
schon lange als Vorbeter aktiv und betrachte diese
Fortbildung als unentbehrliche, begleitende Schulung. Wir geniessen es, zu lernen, verbessern das, was
wir schon können und stellen es so auf eine höhere
Ebene. Daher ist diese Seminarreihe auch für uns
langjährige Teilnehmer wichtig.“
Rund 20 Leiterinnen und Erzieherinnen von Kindergärten und Kindertagesstätten in den jüdischen
Gemeinden hatten an diesem Wochenende die Gelegenheit zum Austausch über Inhalte und Probleme
der alltäglichen Arbeit. Das Seminarthema lautete Ein großes Lob bekommt das Leiterteam: „Moshe
„Werteentwicklung im Berufsfeld“ . Anhand von Haimovksy ist ein sehr guter Lehrer, arbeitet mit
Textstellen aus dem „Kizur Shulchan Aruch“ (jü- uns systematisch, diszipliniert, Gebet für Gebet
discher Gesetzeskodex) wurde über die Wertever- und bringt viel Verständnis für uns auf. Eine Bereimittlung an die Kinder in jüdischen Einrichtungen cherung war für uns der zweite Referent aus Israel.
diskutiert, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Avi Schaanani gab uns Tipps für unsere Stimmverohne die Hilfe nicht-jüdischer Fachkräfte die Arbeit besserung und brachte uns Kantoralmelodien ab
in vielen jüdischen Kindergärten nicht möglich wäre. dem 10. Jh. bei.“
Weiterhin wurde ein Leselernprogramm vorgestellt,
Viele üben diese Tätigkeit ehrenamtlich aus, doch
welches deutschlandweit über die Kinderärzte an
die Fortbildung hat auch dazu beigetragen, hauptdie Eltern vermittelt wird.
amtlichen Vorbetern eine Verdienstmöglichkeit in
Hier sollten die Kindergärten unterstützend wirken, den Gemeinden zu verschaffen. Amnon Orbach
um den Eltern zu erklären, was mit dem Lesemate- bringt die Erforderlichkeit dieser ganz speziellen
rial bezweckt wird. In einer allgemeinen Aussprache Seminarreihe auf den Punkt: „Schabbat wird 52
wurde die Gestaltung zukünftiger Seminare sowie mal im Jahr gefeiert – im Gegensatz zu jüdischen
Möglichkeiten eines intensiveren Austausches Feiertagen. 52 x im Jahr brauchen wir also gute
diskutiert. Geplant sind regionale Treffen und eine Vorbeter, die sich immer weiter verbessern und mit
Website. Zum Programm gehörte weiterhin der einer gewissen Ausstrahlung auch atmosphärisch zu
israelische Volkstanz mit Olga Dimov: als Ausklang einem gelungenen, festlichen Gottesdienst beitragen
des Schabbat, aber auch als Lernprogramm am können. Daher sollte diese Seminarreihe der ZWST
Sonntag, um neue Volkstänze für den Kindergar- mindestens 3x jährlich stattfinden!“
tenalltag zu proben.
HvB, ZWST
Ausgabe 4
April 2012 • Seite 13
Studienprojekt: Jüdische Sozialarbeit (B.A.)
Zwischen Familie und Beruf:
Unterwegs in Bad Sobernheim und auf der virtuellen Lernplattform
Ein erstes Feedback der Bachelor-Studenten
Akademische
Studienleitung:
Prof. Dr. Doron Kiesel
Prof. Dr. Esther WeitzelPolzer
(FH Erfurt)
Im Mai 2011 begann der zweite Studiengang „Jü- bis 18 Uhr, am Freitag bis 13 Uhr. Auch abends
dische Sozialarbeit“ , mit dem die Studenten die wird die Zeit zur Nach- oder Vorbereitung des
Möglichkeit haben, berufsbegleitend einen Bache- umfangreichen Lernstoffes genutzt. In den Pausen
lor-Abschluss zu erlangen. Das in Kooperation mit wird fleißig telefoniert, damit zuhause und beruflich
der FH Erfurt und mit finanzieller Unterstützung alles reibungslos funktioniert.
des Zentralrates organisierte Studienprojekt der
Klar, dass es nicht immer ´wie am Schnürchen`‚
ZWST ist einmalig in Europa und gibt den in der
läuft. Krankheit eines Kindes, erwünschte AnweMehrheit zugewanderten Studenten die Möglichsenheit am Arbeitsplatz - das sind, denke ich, die
keit, sich beruflich erfolgreich zu verändern bzw.
organisatorischen Hauptschwierigkeiten. Würde
eine berufliche Nische zu finden. Die Anerkennung
mich mein einjähriger Sohn Marc nach 5tägiger
der Abschlüsse der in der Mehrheit hochqualiAbwesenheit wiedererkennen? Die Fehlstunden
fizierten und berufserfahrenen Teilnehmer ist in
dürfen 10% der Gesamtstundenzahl nicht überDeutschland weiterhin problematisch.
schreiten, um unser Ziel, den Bachelor in Jüdischer
Die Struktur des Studiums, eingebettet in jüdische Sozialarbeit, zu erreichen. Ich bin meiner Familie,
Zusammenhänge, besteht aus Blockseminaren im insbesondere meinen Eltern sehr dankbar, dass sie
Max-Willner-Heim der ZWST sowie einem großen das Familienmanagement zeitweise übernehmen
Anteil an E-Learning und Selbststudium. Inhaltlich können und mir damit das Studium ermöglichen.
begann im März 2012 das zweite Semester, im
ersten Semester fanden bisher 5 Präsenzveranstal- Zwischen den Präsenzwochen haben wir keine
tungen statt, erste Klausuren und Hausarbeiten freie Zeit. Über die Lernplattform finden regelmäßige Chats und Webkonferenzen statt, um den
wurden erfolgreich erbracht.
Vorlesungsstoff zu vertiefen. Die Plattform ist als
Informationsquelle nicht wegzudenken.
Seit Studienbeginn haben wir Einblick in verschiedene Gebiete der Sozialen Arbeit bekommen, wie
Empirische Sozialforschung, Soziologie, Psychologie, Recht. Die meisten Themen waren Neuland
für mich, Entdeckungen, die mich faszinieren und
begeistern, meine Favoriten sind bis jetzt Recht und
Soziologie. Die Professoren der FH Erfurt präsentieren ihr Fachgebiet so, dass wir es verstehen und
unser Interesse geweckt wird.
Die organisatorische Betreuung durch Inka Margulies (ZWST) und Susanne Stribrny (FH Erfurt) verläuft reibungslos. Das Problem der Vereinbarkeit
mit meinem Beruf ist für mich für die Dauer meiner
Elternzeit nicht aktuell, aber ich bin optimistisch,
dass es mit dem Studium auch später, wenn ich
wieder arbeite, klappen wird.“
Die ZWST hat einige Teilnehmer zu ihrer Motivation, Vereinbarkeit mit Familie und Beruf, inhalt- Mariya Kheyfets beschreibt ihre Motivation:
lichen Schwerpunkten und möglichen Schwierig„Als jüdische Migrantin ist es mir sehr wichtig, meikeiten befragt:
ne jüdischen Wurzeln besser kennenzulernen, um
Ein erster Eindruck von Elena Korotine, Spreche- sie an die nachwachsende Zuwanderergeneration
weiter vermitteln zu können. Mein Wunsch, das
rin der Gruppe:
„Montag, 08.56 Uhr, unser ´Alltag` in Bad Sobern- Studium ´Jüdische Sozialarbeit` zu absolvieren,
heim beginnt. Die Gruppe ist überpünktlich im resultiert unter anderem daraus, dass ich gerne
Kursraum, da gleich eine Klausur geschrieben wird. mit Menschen arbeite und meine Erfahrungen in
An regelmäßige Prüfungseinheiten – Klausuren, diesem Bereich weiter entwickeln möchte.“
ZWST
informiert • Seite 14
Hausarbeiten, Präsentationen – gewöhnen wir uns Bezüglich der Vereinbarkeit mit Familie und Beruf
langsam, auch wenn es nicht einfach ist, zwischen sind die Rückmeldungen positiv, da das Studium
Familie und Beruf den erforderlichen Freiraum entsprechend organisiert ist:
für die Vorbereitung einzurichten. Unsere Woche
in der ZWST-Bildungsstätte sieht so aus: Unter- „Dank unserer Professoren können wir unsere Chatrichtsmodule von Montag bis Donnerstag von 9 und Webkonferenztermine zeitlich so vereinbaren,
Studienprojekt
dass sie auch mit unseren Beruf kompatibel sind.
Die Professoren bemühen sich, uns entgegenzukommen. Die Termine der Präsenzphasen sind immer für ein Jahr im Voraus angegeben. Ich wohne
in einer kleinen Stadt, daher ist für mich die Form
´berufsbegleitend` die einzige Möglichkeit, Soziale
Arbeit zu studieren.“ (Swetlana Zap)
mit gegenseitiger Hilfsbereitschaft, Humor und
Respekt. Wir feiern gemeinsam Geburtstage und
verbringen zusammen eine schöne Zeit, indem
wir abends israelische Tänze tanzen oder Filme
anschauen. Unsere Sprecherin Elena erledigt ihr
angetragene Aufgabe sehr sorgfältig.“ (Tatjana P.)
Ein abschließender Kommentar von Swetlana
„Die Form des Studiums passt sehr gut in mein Gerner (Frankfurt) macht den Studenten, allen
Leben. Ich weiß nicht, ob ich es in einem anderen Lehrkräften und Betreuern der FH Erfurt und
Studium schaffen würde, alles gleichzeitig durch- nicht zuletzt der ZWST Mut:
zuführen: Beruf, Familie und Lernen.“ (Tetyana
„Das Studium öffnet neue Perspektiven, sich für
Listunova-Sherhin)
jüdische Zuwanderer einzusetzen. Die Form des
„Natürlich habe ich dadurch weniger Freizeit, aber Studiums ist gut. Die Professoren und die Orgaich lerne etwas Neues, was mir Spaß macht und nisation des Unterrichts sowie Unterkunft und
sehr hilfreich für mein Leben ist.“ (Tanja Puris)
Verpflegung sind liebevoll und gut organisiert. Die
Zusammenarbeit mit Professoren und KommilitoWie Elena schon betont hat, sind in diesem Zusamnen macht viel Spaß und Freude am Lernen. Die
menhang die Familien wichtig, die den Teilnehmern
Professoren Lutz, Kiesel, Stange, Ross machen das
den Rücken stärken.
Lernen zum Erlebnis.“
Vladimir Rodnianski bringt es auf den Punkt:
„Mit der Familie ist alles erledigt – ich finde volles
Verständnis und Unterstützung.“
Kritik gibt es vor allem bezüglich der Qualität der
Studienmaterialien auf der Lernplattform und
technischer Probleme beim E-Learning: „Technische Probleme während der Chats und Webkonferenzen sind beim Studium störend, obwohl
Dr. Geissler (Fachgebiet: Medien in der sozialen
Arbeit) sich sehr viel Mühe gibt, diese zu beseitigen.“ (Tanja P.)
Kritik gibt es auch bezüglich kurzfristiger Chats,
die dann schwer in den Arbeitsalltag zu integrieren
sind bzw. mehrerer Chats an einem Tag, die als zu
anstrengend empfunden werden.
Spezielle Inhalte, wie Recht, Psychologie, Soziologie, Grundfragen Sozialer Arbeit werden von den
Studenten besonders hervorgehoben.
„Ich arbeite seit 19 Jahren bei der jüdischen
Gemeinde Straubing und habe viel Erfahrung
gesammelt, aber mir fehlen immer noch theoretische Kenntnisse. Wichtig und relevant für meine
berufliche Tätigkeit sind Fächer wie Recht und
Psychologie. Auch die Tatsache, dass das Studium
direkt auf jüdische soziale Arbeit bezogen ist, spielt
für mich eine wichtige Rolle.“ (Swetlana Z.)
„Recht finde ich am aktuellsten, obwohl bislang am
schwersten“ . (Vladimir R.)
„Vor allem die Bereiche Recht und Psychologie,
Individuum und Gesellschaft und Soziologisches
Denken sind für mich interessant. Sie kann man
nicht nur in der Praxis der Sozialen Arbeit anwenden, sondern auch im Alltag.“ (Tetyana L.-Sh.)
Auch die gute Gruppenatmosphäre, Kontakt und
Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus anderen
Gemeinden spielen eine wichtige Rolle:
„Wir haben eine sehr gute Gruppe. Trotz heterogener Zusammensetzung verstehen wir uns gut,
Elena K. (43): verheiratet, 4 Kinder, 1992 aus St.
Petersburg zugewandert, Ingenieurin, examinierte
Krankenschwester, im Akutkrankenhaus tätig,
ehrenamtlich aktiv in der jüdischen Gemeinde
Freiburg (Jugendarbeit, Tanz)
Mariya K. (42): alleinerziehende Mutter einer
Tochter, 2001 aus Charkow (Ukraine) zugewandert,
Dipl.Grundschullehrerin und Krankenschwester,
in D. in verschiedenen Bereichen tätig, Mitglied
im jüdischen Kulturzentrum Bielefeld, zurzeit
arbeitssuchend
Tatjana P. (35): verheiratet, 2 Kinder, Textilingenieurin, Lehrerin, ist 2001 aus Rybniza (Moldawien)
nach Köln zugewandert, arbeitet seit 2005 in der
Synagogengemeinde Köln
Tetyana L.-Sh. (32): alt, verheiratet, 2004 aus der
Ukraine zugewandert, Musik- und Choreografielehrerin, zurzeit tätig im Turn- und Sportverein
Wesseling (Leiterin Kreativer Kindertanz, Geräteturnen)
Vladimir R.: 1998 aus Russland zugewandert, Lehrer für Anglistik u. Germanistik (Dipl.), Tätigkeit
als Lehrer u. Sozialpädagoge in Rußl. sowie als
pädagogischer Mitarbeiter u. Sozialarbeiter in
D., sein Diplom nicht anerkannt, jetzt sozialpäd.
Mitarbeiter bei einer Beschäftigungsgesellschaft in
Pforzheim, in der JG Pforzheim ehrenamtlich aktiv
Swetlana Z.: verheiratet, 2 Kinder, 1993 aus Kiew
zugewandert, Mathematikerin und Informatikerin,
in Deutschland seit 1993 beruflich tätig als Sozialarbeiterin in der jüd. Gemeinde Straubing.
Weitere Infos:
www.zwst.org
www.fh-erfurt.de/
soz/so/juedischesozialarbeit
Zusammengestellt von:
HvB, ZWST
Ausgabe 4
April 2012 • Seite 15
Infos und Termine April-September 2012
Sozialreferat
Paulette Weber,
Leiterin
069 / 944371-31
Fortbildungen
Ehrenamtliche der
Chewra Kadischa I
26.03. - 29.03. 2012
L. Karwin, 069/944371-22
Regionalseminar für
Seniorenklubleiter Hessen
Ort: Marburg
22.04. - 23.04. 2012
G. Gubinsky, 069/944371-14
Für alle Termine gilt :
Änderungen
vorbehalten
Seminarort:
B. Sobernheim, falls
keine andere Angabe
Regionalseminar
Bikkur Cholim
Ort: Mönchengladbach
(Teilnehmer LV Nordrhein)
14.05. - 15.05. 2012
L. Karwin, 069/944371-22
Betreuer u. Leiter
der Seniorenfreizeiten I
28.06. - 01.07. 2012
G. Gubinsky, 069/944371-14
Anmeldungen über die
zuständige Gemeinde
Seminar zum Thema
Demenz (Hauptamtliche)
27.08. - 30.08. 2012
G. Gubinsky, 069/944371-14
Jugendreferat
Fortbildungen
Nachumi Rosenblatt
069 / 944371-13
Treffen der
Jugendzentrumsleiter
20.04. - 22.04. 2012
Seniorenfreizeiten in
Bad Kissingen
7. Turnus (Veteranen)
Mi., 18.04. - Do., 03.05. 2012
8. Turnus ( Alteingesessene)
Do., 03.05 - Do., 17.05.2012
9. Turnus (Frauenbund)
Do., 17.05. - Do., 31.05.2012
10. Turnus
Do., 31.05. - Do., 14.06.2012
11. Turnus
So., 17.06. - So., 01.07.2012
12. Turnus
So. 01.07. – Mo. 16.07.2012
13. Turnus
Mo. 16.07. – Di. 31.07.2012
14. Turnus
Di. 31.07. – Mi. 15.08.2012
15. Turnus
Mi. 15.08. – Do. 30.08.2012
16. Turnus
Do. 30.08. – Do. 13.09.2012
17. Turnus (Rosh Hashana)
Do. 13.09. – Do. 27.09.2012
18.Turnus
Do. 27.09. – Do. 11.10.2012
Machanot Sommer
Jugendtreffen
20.04. - 22.04. 2012
Ausbildung Jugendarbeit
Praktikanten III u. IV
16.05. - 20.05. 2012
Wohlfahrtsmarken 2012
Vorbereitungsseminar
für Madrichim der
Sommer-Machanot
16.05. - 18.05. 2012
Bad Sobernheim (8-11 J.)
Gatteo a Mare/Italien (12-15 J.)
Bellaria/Italien (16-19 J.)
1. Turnus: 03.07. - 16.07. 2012
2. Turnus: 18.07. - 02.08. 2012
3. Turnus: 06.08. - 20.08. 2012
Info Seniorenfreizeiten
im Kurhotel “Eden-Park”:
Larissa Karwin,
T.: 069-944371-22,
karwin@zwst.org
Integrationsseminare
Jüdische Gemeinde Dessau
(Tagesseminar)
17.04. 2012
Israel. Kultusgemeinde
Straubing (für Teilnehmer aus
Straubing und Landshut)
23. 04. - 26.04. 2012
Info und weitere Termine:
A.Purnik, 069/944371-23
purnik@zwst.org
Fachtagung
Thema: “Gebrochene
Identitäten”, Leugnung, Verlust
und (Wieder-) Entdeckung der
jüdischen Identität von ShoahÜberlebenden
Ort: Frankfurt/M.
Datum: 04. 11. - 07. 11. 2012
Info: P. Weber, 069/944 371- 31
“Hadracha” für die jüdische
Jugendarbeit
Vielfältiges zu Pessach:
Wissen, Diskussionsgrundlagen,
Projektvorschläge, Aktivitäten,
Liedtexte, Theaterstücke,
Erzählungen, Gedanken, die
Pessach-Haggada auf Hebräisch
und Deutsch... das alles und vieles
mehr auf:
www.zwst-hadracha.de
Das einzigartige deutschprachige
Online-Portal für die jüdische
Jugendarbeit
USA/Pinemere Camp (12-15 J.)
23.07. - 13.08. 2012 (Info: S.2)
Rundreise Israel (15-19 J.)
22.07. - 05.08. 2012
05.08. - 19.08. 2012
www.wohlfahrtsmarken.de
ZWST
informiert • Seite 16
Im Jahr 2011 konnten mit den Erlösen aus dem Verkauf von Wohlfahrtsmarken die Sommermachanot der ZWST unterstützt werden
und haben damit vielen Kindern und Jugendlichen unbeschwerte Sommerferien ermöglicht. Kaufen Sie Wohlfahrtsmarken! Der
Erlös kann auch Ihnen zugute kommen! Ihrem Projekt, Ihrer Gesundheit, Ihrer Familie, Ihrer Selbsthilfegruppe, Ihrem zugewanderten
Nachbarn...jeder Cent zählt! Bestellen Sie Wohlfahrtsmarken direkt bei der ZWST:
Graziella Gubinsky, Tel.: 069 / 944371-14, gubinsky@zwst.org