Dezember - Liebeswerk
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Dezember - Liebeswerk
St. Antoniusblatt Poste Italiane SpA – Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2, CNS BOLZANO – Tassa pagata – Taxe Perçue 79. Jahrgang, Nr. 12, Dezember 2012 Mesnerbote Licht einer Neuen Zeit Christliche Erlösung kontra Esoterik 5 Entdeckt Bereichernde Spurensuche im Advent 26 Erzählt Neuer HeimatRoman im „St. Antoniusblatt“ 28 Erklärt Warum bei uns das Christkind kommt 2 zu dieser ausgabe LESENSWERT 8 Faszination Esoterik: Der Kirchenexperte über Trends und Tricks Von P. Robert Prenner 13 Der Schatz in einer Legende: Die Geschichte vom Kirchenbau im Dorf Von P. Dr. Paul Hofer 19 Nikolaus und Krampus: Ein alter Brauch und viel moderner Unfug Von Dr. Barbara Stocker 22 „Ich hatt' einen Kameraden“: Ein Lied weckt Lebenserinnerungen Von Bischof em. Dr. Reinhold Stecher St. Antoniusblatt, 79. Jahrgang, Nr. 12, 2012 – Monatszeitschrift für die Familie, Jahresmitgliedsbeitrag 18,00 Euro; Einzelnummer: 1,70 Euro. Sie unterstützen damit die Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. – Postkontokorrent Nr. 13013396 – Bankverbindung: Raiffeisenkasse Meran, Filiale Goethestraße 7/a, ABI: 08133; CAB: 58592; CIN: M; K/K: 000030120006; IBAN: IT14M0813358592000030120006; SWIFT-BIC: ICRAITRR3PO. Zuschriften an: Mediumservice Kapuzinerstiftung Liebeswerk – Goethestraße 15 – 39012 Meran – Tel. 0473/204500 – E-Mail: antoniusblatt@gmail.com Laut Gesetzesdekret vom 30. Juni 2003, Nr. 196, Art. 7 und 13, bestehen nun verschärfte Bestimmungen bezüglich Datenschutz. Demnach wird darauf hingewiesen, dass alle bei Athesia Druck oder bei der Kapuzinerstiftung Liebeswerk gespeicherten Adressen (Förderinnen, Förderer und Einzelabnehmer der Zeitschrift St. Antoniusblatt) die sofortige Löschung ihrer Adresse verlangen können. Nähere Informationen erhalten Sie bei: Sekretärin Monika Pichler, Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Goethestraße 15, 39012 Meran, Tel. 0473/204500, E-Mail: antoniusblatt@gmail.com. Das „St. Antoniusblatt“ erscheint monatlich. Eigentümer und Herausgeber: Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. Verantwortlicher Schriftleiter: Mag. Martin Lercher, Bozen. Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen. Eintragung Tribunal Bozen, Reg.-Nr. 16/48. – SPED. IN. A.P. – ART. 2 COMMA 20/C LEGGE 662/96 – Filiale Bozen. Eingetragen bei USPI Rom. Titelbild: Christbaumkugel St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Liebe Leserin, lieber Leser! „Da menschelt es halt wieder!“ Diese Erklärung ist oft zu hören, wenn Fehler passieren, irgendwo die Fetzen fliegen oder sich Leute stinkbeleidigt verkriechen. Und auch Irren ist bekanntlich menschlich. Und wenn Christinnen und Christen seit zwei Jahrtausenden glauben und bezeugen, dass Gott Mensch geworden ist?! Dann ist die Botschaft von Weihnachten mehr als eine rührselige Geschichte, die beim Kerzenschein der Christmette oder unter dem Weihnachtsbaum vorgelesen wird. Dann bedeutet das doch, dass Gott genau dorthin ging, wo es „menschelt“. Und dass daher dieser rissige, dreckige, glitschige Erdboden unserer Welt zugleich „göttelt“! Dass Gott sein Ja dazu gesagt hat. Ein und für alle Mal. Das Frohe an dieser Weihnacht, das wir uns so sehr wünschen, ist also: Dass es zwar die Ställe in unserem Leben gibt, wo viel Mist herumliegt und uns manches stinkt – aber dass gerade auch über den Ställen des Lebens das liebende Licht Gottes aufgeht. So wünscht Ihnen das gesamte „St.Antoniusblatt“-Team die tiefe Freude über die Menschwerdung Gottes. Und seine spürbare Gnade für das Jahr 2013. In diesem Jahr feiert unser „St. Antoniusblatt“ dann die 80 Jahre seines Bestehens und wir hoffen, dass Sie das „Geburtstagskind“ wieder an elf Monaten besuchen und bereichern darf! Ihr Glauben Dezember 2012 3 Alte Worte in neuen Worten (11): Erlösung Neue Wege werden geöffnet An der Abschlusswand des Klosterrefektoriums von Santa Maria delle Grazie zu Mailand befindet sich das weltberühmt gewordene Abendmahlsbild von Leonardo da Vinci (1452–1519). Als der Künstler, so wird erzählt, die ersten Porträtstudien zu diesem Fresko machte, fand er zuerst einen jungen Mann, der ihm für das Antlitz Christi Modell stand. Danach skizzierte er ein Jahr lang die Apostelfiguren. Schließlich fehlte ihm nur noch der Entwurf zum Judas. Lange suchte er nach einem entsprechenden Gesicht. Nach mehreren Monaten fand er in einer üblen Mailänder Taverne das Modell, das er suchte. Im Verlauf der Malerarbeiten stellte sich heraus, wer dieser Mann mit dem Judas-Gesicht in Wirklichkeit war: Es war derselbe, der zuvor dem Künstler zum Antlitz Christi Modell gestanden hatte. Sonderbar: Hatte sich dieser Mann in einem Jahr so verändert? Oder ist es vielleicht so, dass hinter ein und demselben Gesicht beides stecken kann: Engelhaftes und Teuflisches? Gelegentlich wundern wir uns, was alles in ein und demselben Menschen an Gutem wie an Bösem sein kann, wozu derselbe Mensch fähig ist. Diese Zwiespältigkeit scheint uns Menschen mit in die Wiege gelegt zu sein: Ei- Foto: AB In Gebeten, Kirchenliedern, Bibeltexten und Predigten werden theologische Begriffe gebraucht, die Menschen von heute nicht mehr auf Anhieb verstehen. Was ist etwa gemeint mit Begriffen wie Gnade, Barmherzigkeit, Sünde, Opfer? In einer Serie erklärt das „St. Antoniusblatt“ diese alten Worte in neuen Worten: Wo kommen sie her? Was bedeuten sie für die heutige Zeit? In Teil elf: Was bedeutet Erlösung? Von P. Robert Prenner Licht in das Dunkel der Welt und des eigenen Lebens: Auch Weihnachten feiert die Erlösung. Abo-Beitrag 2013 Der Jahresmitgliedsbeitrag für das „St. Antoniusblatt“ beträgt auch im Jahr 2013 genau 18 Euro (Einzelheft: 1,70 Euro). Ein Vergelt’s Gott allen, die uns weiterhin unterstützen! 4 glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Verstrickung des Menschen in Sünde und Schuld F: ler nerseits möchten wir uns selbstverständlich für Gott und das Gute entscheiden, aber andererseits können wir nie sicher sein, dass das Böse nicht doch wieder stärker ist. Die allgemeine Verflochtenheit der Menschheit in das Böse wird nach kirchlicher Lehre als „Erbsünde“ bezeichnet. Nach dem „Katholischen Erwachsenen-Katechismus“ geht es in der biblischen Erzählung vom Sündenfall und dessen Folgen um die Geschichte der Heillosigkeit des Menschen, um die allgemeine Verstrickung in Sünde und Schuld. Folgen dieser „Erbsünde“ sind viele Nöte des Menschen: Schuld und Sünde, Einsamkeit, Vergänglichkeit, Sinnlosigkeit und Leid. Und das Leid gipfelt im Tode, der niemand erspart bleibt. Gottes Zuwendung zum Menschen kann Ketten lösen. Worin bestand aber die Erlösung durch Jesus Christus? Er schenkte vor allem den Armen, Kranken und Sündern seine Liebe und Zuwendung. Die Heilige Schrift berichtet oft, wie Menschen verwandelt wurden, nachdem sie Jesus begegnet waren. Denken wir nur an Zachäus, jenen neugierigen Oberzöllner, den Jesus aus Einsamkeit und Härte erlöste und der Jesus dann voller Freude in seinem Haus aufnahm. Jesus eröffnet uns einen Weg, wie wir sinnvoll und als freie Menschen zu leben vermögen. Zur Vollendung kam die vergebende Liebe Jesu in seinem Tode am Kreuz. Durch seine Auferstehung schenkt uns Jesus eine Hoffnung, die uns auch der Tod nicht nehmen kann: die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott. Wörtlich „Erlösung meint einen erlösenden und befreienden Prozess, der durch Jesus Christus auf einmalige Art und Weise angestoßen worden ist, der jetzt aber durch uns in dieser Welt weitergehen möchte. Wir sollen den Traum Jesu von einem freien und erfüllten Leben immer wieder neu träumen. Wir sollen einander unsere Schuld vergeben und so einen Freiraum der Vergebung und Versöhnung eröffnen. Wir sollen in dieser Welt Versöhnung und Frieden stiften. Wir sind aufgerufen, gegen alle Unfreiheit und Zwänge anzukämpfen, im persönlichen Gespräch Zwänge aufzudecken, aber auch im politischen Engagement Unheilsstrukturen zu verändern, heilende Strukturen zu schaffen und für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt zu kämpfen ...“ P. Anselm Grün, in: Biblische Bilder von Erlösung, Vier Türme Verlag, 2001 glauben Dezember 2012 5 Gedanken und Anregungen zum Advent Eine Zeit der Entdeckung Foto: ler In der Kirche oder auf dem Christkindlmarkt? Advent kann vor allem eine spannende Spurensuche im persönlichen Alltag sein. Das Wort „Advent“ selbst zeigt, worum es in dieser Zeit des Kirchenjahres geht. Eigentlich heißt „Advent“ nicht „Erwartung“, wie wir das vermuten könnten, sondern eher hat es mit einer „Ankunft“ zu tun. Joseph Ratzinger, unser jetziger Papst, hat in einer Adventpredigt einmal dargelegt, dass in der Antike das Wort die Anwesenheit eines Königs oder Herrschers oder auch des Kultgottes bezeichnete, der den Seinen die Zeit seiner Anwesenheit schenkt. Wir können auch sagen, die Adventzeit ist eine Zeit der Gnade, in der eine mächtige und hoch stehende Person mich beschenkt, indem sie einfach bei mir und bei uns weilt. jeden eindeutig wäre. In diesem Sinn ist der Advent eine Zeit der Entdeckung, wo wir mit Liebe und Aufmerksamkeit die Spuren der Gegenwart Christi unter uns dankbar wahrnehmen und ihnen mehr Raum in unserem Leben geben. Es ist selbstverständlich auch und gerade deswegen eine Zeit des Wartens und des Erwartens, weil wir uns danach sehnen, unseren menschgewordenen Gott doch direkt zu sehen und anzufassen. Wir wollen Jesus sehen, von Angesicht zu Angesicht, und unser Herz bleibt unruhig, bis es in ihm ausruhen darf. Anders gesagt: Wir feiern im Advent die Anwesenheit Gottes, der schon mitten unter uns ist, aber noch nicht so sichtbar, dass es für Aber wie wissen wir, dass Jesus schon unter uns anwesend ist? Und wann wird es so weit sein, dass wir diesen Anwesenden richtig „se- Den Anwesenden „sehen“ 6 Glauben Foto: AB hen“ können? Genau hier berühren wir den Kern des Adventgeheimnisses. Vordergründig betrachten wir die noch nicht sichtbare Anwesenheit Gottes, der ganz praktisch nicht zu sehen ist, weil er noch im Schoß der Jungfrau Maria weilt. Es ist aber nicht möglich, seine Gegenwart zu verleugnen ... Durch diese Betrachtung merken wir erstaunt, dass derselbe Jesus auch heutzutage unter uns wirklich gegenwärtig ist: im Wort Gottes, in den Sakramenten, in der Eucharistie, in seiner Kirche, in jedem Menschen, wo auch immer zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen. Wir können ihn noch nicht von Angesicht zu Angesicht anschauen, aber bekommen hier auf Erden einen Vorgeschmack auf das, was kommt. Diese Gedanken bringen uns zu den Fragen: Wann wird die Sehnsucht nach mehr gestillt sein? Gibt es auch eine Geburtsstunde, einen Heiligen Abend, an dem Jesus sich mir zeigen wird? Die Antwort ist selbstverständlich ja, nämlich, am Ende der Zeit, wenn ich mit Gottes Hilfe den Himmel erreiche. Dort werde Geduldig nach vorn schauen – auch das ist Advent. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 ich staunend und anbetend ihn sehen, wie er wirklich ist. Und so verstehen wir, warum die Texte für die Liturgie so oft auf dem Ende der Welt deuten. Für uns Christen wird die Stunde des Todes, so betrachtet, eine Art geistliches Betlehem, eine Geburtsstunde anderer Art, in der Jesus sich selbst mir endgültig offenbart. Dann werden wir Gott sehen können und müssen nicht mehr in der Dunkelheit wandern. „Geburtsstunde“ in unserem Leben Wenn Jesus, nachdem er einen Platz für mich im Himmel bereitet hat, für mich zurückkommt, wird es ein Moment großer Freude sein. In der Adventzeit sollen wir doch die Sehnsucht nach der endgültigen Begegnung mit dem Herrn stärken; wir wollen ihn wirklich sehen, wie er ist, nicht nur durch die Schleier unserer Selbstbezogenheit, sondern in Freiheit und in echter Liebe. Gleichzeitig merken wir eine dritte Art Anwesenheit und des Schon-gegenwärtig-Seins Jesu in unserer Welt, und das ist in unserem Herzen. Ist es nicht wahr, dass Gott durch die Gnade der Taufe in uns selbst anwesend ist? Und stimmt es nicht auch, dass wir die Sehnsucht danach haben, ihm genau da, in unserem Herzen, tief zu begegnen? So ist es in der Tat, und während der Adventzeit nehmen wir die Gegenwart Gottes in uns ganz neu auf und warten mit Zuversicht und Vertrauen auf Weihnachten und die Geburtsstunde in unserem Leben. Zusammengefasst: Während der Adventzeit feiern wir die verborgene Gegenwart Gottes, eines Gottes, der aus Liebe zu uns Mensch geworden ist, aber noch nicht sichtbar ist. Wir schauen auch mit Sehnsucht nach vorn und warten geduldig, bis der Herr sich selbst endgültig offenbart – an Weihnachten, am Ende der Zeit und in meinem Herzen, wenn ich Gott in meinem Leben wirken lasse. P. Michael Luxbacher, in: Amici News das thema Dezember 2012 7 Der „Weltuntergang“ am 21. Dezember 2012 Ist das unsere letzte Ausgabe? „Der Mayakalender ist die bekannteste aller Prophezeiungen. Er beschreibt exakt auf den Tag genau unser gegenwärtiges viertes Zeitalter, das vom 11. August 3114 vor Christus bis zum 21. Dezember 2012 geht. Der 21. Dezember 2012 ist nach dem Langzeitkalender der Maya das Ende dieser menschlichen Zivilisation. Die Menschen werden in eine gänzlich neue Zivilisation eintreten, die von der gegenwärtigen völlig unabhängig ist“: Das behauptet eine der vielen Internet-Seiten, die sich inzwischen mit dem angekündigten Weltuntergang befassen. Wissenschaft schüttelt nur den Kopf Auch der erfolgreiche Hollywood-Film „2012“ von Roland Emmerich hat das Thema in eine breite Öffentlichkeit getragen – und das Geschäft der Esoteriker beflügelt. Denn plötzlich ist alles 2012: Amulette, Seminare, Glücksworkshops. Die Wissenschaft kann da nur ungläubig den Kopf schütteln. „Der Mayakultur ist die Apokalypse fremd“, unterstreicht die Anthropologin Evi Kostner von der Europäischen Akademie (Eurac) in Bozen: Für dieses Volk verlaufe die Zeit nicht linear, sondern zyklisch. Foto: AB Bozen. Am 21. Dezember 2012 geht die Welt unter: Das behaupten Esoteriker, und sie verweisen dabei auf einen Kalender der Maya. Auf der Steintafel, die am Golf von Mexiko gefunden wurde, wird die Rückkehr des Gottes Bolon Yokte angekündigt, und zwar an einem Datum, das nach unserem Kalender dem 21. Dezember 2012 entspricht. Von der Wissenschaft sind solche Behauptungen längst widerlegt. Tut sich der Schlund der Zeit auf, um die Welt zu verschlingen? Esoteriker sagen für dieses Jahr den Weltuntergang und den Beginn einer neuen Ära voraus (im Bild: Kalender der Azteken). „So gesehen leitet 2012 eine neue Ära ein, in der die Maya auf das Aufleben ihrer Kultur und anderer indigener Kulturen hoffen“, sagt die Wissenschaftlerin, die zu Studienzwecken immer wieder nach Guatemala reist. Als wahre Bedrohung für Welt und Kultur der Maya bezeichnet die junge Wissenschaftlerin in einem Interview mit der Eurac-Zeitschrift „Academia“ die anhaltende „Ausbeutung der Natur und der Völker durch transnationale Konzerne“, in Wirklichkeit sorgten sie für die Maya-Apokalypse. 8 Das thema St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Fachmann Balthasar Schrott über die Faszination Esoterik Auf der Suche nach Heilung Bozen. Woran glauben wir? An den dreifaltigen Gott oder an die Heilkraft der Steine, an die Macht der Engel oder der Quellgeister? Die Esoterik scheint heute große Faszination auszuüben. Foto: pr „Astrologie, Yoga, Tarot, Reiki, Reinkarnationslehre. Wie auf einem Basar lädt die Esoterik ein, von ihrem vielfältigen Heilsangebot Gebrauch zu machen“, informiert Balthasar Schrott, der diözesane Beauftragte für Weltanschauungsfragen. Ihrer Entstehung und ihrem Wesen nach sei die Esoterik eigentlich eine Geheimlehre, nur wenigen Auserwählten und Eingeweihten zugänglich: „Heute zeigt sich die Esoterik demokratisch, offen für alle und scheinbar leicht erlernbar in Wochenendkursen, Zeitschriften und Büchern.“ Versprochen werde bei vertrauensvoller Anwendung der verschiedenen Praktiken rascher „Im Widerspruch zum christlichen Gottesbild“: Balthasar Schrott, Beauftragter der Diözese für Weltanschauungsfragen, sieht die Esoterik sehr kritisch. und gezielter und schneller Erfolg: Entspannung, Heilung und Selbsterkenntnis. In Gesprächen mit Menschen, die eine esoterische Suche begonnen haben, spüre man „eine Sehnsucht nach Ganzwerden, nach Harmonie mit sich selbst und der Schöpfung“. Das mache die Faszination der Esoterik aus. Daher auch die Kritik der Esoteriker an den Kirchen, die aus ihrer Sicht die Welt entzaubert und den Zugang zu persönlichen Erfahrungen verbaut hätten. Das Christentum spricht von einem persönlichen Gott und von der persönlichen Liebesbeziehung zu Gott. Sehnsucht nach Ganzheit und Harmonie Für die Esoterik ist Gott kosmische Energie und ein Lichtwesen. Eigentlich liegt laut Schrott der Esoterik ein neues Gottesmodell zugrunde, das aus östlichen Religionen oder indianischen wie afrikanischen Kulturen stammt und besagt: Gott wohnt in allen Geschöpfen, wir sind ein Teil von Gott. Man muss nur in Harmonie mit sich selbst leben. Dabei entsteht laut Schrott ein „Sammelsurium“ von verschiedenen Religionen und Anschauungen, eine selbst gebastelte Religion. Darin haben zwar Engel ihren Platz, nicht aber christliche Wahrheiten wie Erlösung durch Christus oder ewiges Leben. Der esoterische Erlösungsweg ist die Wiedergeburt, verstanden als Selbsterlösung durch eigene Läuterung und Bewusstseinserweiterung. Das setzt nach Einschätzung von Schrott ein unchristliches Gottesbild voraus: „So wie das menschliche Leben nicht als einmalig, sondern als wiederholbar gedacht wird, so gibt es auch keinen personalen Gott, der sich dem Menschen frei zuwendet und ihm die Gnade eines Foto: AB Dezember 2012 radikalen Neuanfangs in Vergebung und Versöhnung anbietet.“ Auch stelle sich die Frage, welchen Trost die Esoterik Menschen in Krankheit, Enttäuschung und im angesicht des Todes schenken kann. In diesem Zusammenhang seien auch die vielen Heiler zu sehen, die heute ihre Dienste anbieten. So solle die aus Fernost importierte Heilweise Reiki derzeit besonders populär sein und allein in Deutschland inzwischen über 40 verschiendene Schulen gebildet haben, berichtet Schrott. Die Heiler verbinden bei ihrer Tätigkeit das Handauflegen mit dem Fernheilen. Gefährliche Scharlatane bieten Heilung an Oft handle es sich mehr um Scharlatane. „Gefährlich werden diese, wenn sie bei den Menschen übertriebene Erwartungen wecken“, so Schrott. Gegen sogenannte Heilungsgottesdienste könne man nichts haben, wenn sie mit Das thema 9 Faszination Fernost: Vor allem aus östlichen Religionen importiert die Esoterik ihr Gottesbild. Handauflegen und Gebet verbunden sind. Ein sehr sinnvoller Heilungsgottesdienst scheint ihm die Feier der hl. Ölung zu sein. Mit Esoterik hat laut Schrott auch die Voraussage des Weltuntergangs am 21. Dezember 2012 zu tun. „Man beruft sich dabei auf den Mayakalender und mit dem Rückblick auf den angeblich unverdorbenen Stamm der Maya und ihrer Hochkultur. Dieser Rückblick ist zugleich verbunden mit der Hoffnung, dass diese ursprüngliche Zivilisation wieder zurückkehren sollte“, erklärt Schrott. Auffallend sei jedenfalls, dass auch bei den schrecklichsten Horrorszenarien in Filmen fast immer noch jemand übrig bleibt und sich retten kann. „Dahinter stehe also die Vision: Die Menschheit geht nicht unter, sondern entwickelt sich in eine höhere Stufe, neue spirituelle Kräfte werden frei.“ Auffallend ist, dass die Esoterik nicht Sache der Jugend oder von Menschen im vorgerückten Alter ist, sondern vor allem von Frauen das Thema Foto: AB 10 Geschäftemacherei mit „Energieströmen“: Auch manche Heilsangebote der Esoterik sollten gründlich geprüft werden, empfiehlt der Fachmann der Diözese. mittleren Alters, also zwischen 35 und 55 Jahren. In dieser Phase des Umbruchs und der Neuorientierung suchen Frauen offenbar Lebenshilfe bei esoterischen Therapien. Hier zeigt sich auch der Wandel der Gesellschaft vom Patriarchat zum Matriarchat: „Die Göttin und neue Hexen halten Einzug, weibliche Werte werden wichtig, die sich selbst verwirklichende Frau steht im Zentrum. Dies wird wohl nicht St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 ohne Auswirkungen auf Ehe und Partnerschaft bleiben“, berichtet Schrott. Er sieht die neue Religiosität der Esoterik aber nicht bloß als Gefahr, sondern auch als Herausforderung für die christlichen Kirchen: „Wir sollen suchende Menschen ernst nehmen und ihnen entsprechende Angebote machen.“ Auch habe die Esoterik einiges neu angeregt: die Wiederbelebung christlich-mystischer Meditationspraxis, das Wiederentdecken von Ritualen und Symbolen, eine ganzheitliche Weltbetrachtung, wie sie schon Hildegard von Bingen gesehen hat. Eine Herausforderung für die christlichen Kirchen Es gelte aber auch, die vielen Tricks aufzudecken, mit denen gearbeitet wird. So preise man zum Beispiel Reiki als eine alte Heilmethode an, die der japanische Gelehrte Micao Usui begründet haben soll. In Wirklichkeit hat dieser Mann gar nie gelebt. Vor allem aber gelte es, ,,den Platz Gottes freizuhalten; er darf durch nichts ersetzt werden, sonst verfallen wir Halbgöttern“! Ist Esoterik mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren? „Nein, Esoterik geht an der Wirklichkeit Gottes vorbei. Gott ist ein personales Wesen; er ist die Liebe und der Ursprung des Lebens, nicht kalte kosmische Energie. Der Mensch ist von Gott gewollt und geschaffen, aber er ist nicht selbst göttlich, sondern ein durch die Sünde verletztes, vom Tod bedrohtes, erlösungsbedürftiges Geschöpf. Während Esoteriker zumeist annehmen, der Mensch könne sich selbst erlösen, glauben Christen, dass nur Jesus Christus und die Gnade Gottes sie erlöst. Auch die Natur und der Kosmos sind nicht Gott. Vielmehr ist der Schöpfer, bei aller Liebe zu uns, unendlich viel größer und anders als alles, was er geschaffen hat ... Es gibt auch keine (Zauber-)Technik, mit der man „das Göttliche“ bannen, seine Wünsche dem Universum aufzwingen und sich selbst erlösen kann. Vieles an der Esoterik ist aus christlicher Sicht Aberglaube oder Okkultismus. Aus: Youcat, Jugendkatechismus der katholischen Kirche, Pattloch Verlag, München porträt Dezember 2012 11 Foto: privat „Nicht alle Wunden können geheilt werden, aber keiner soll liegen bleiben“: Die Deutschordensschwester Reinhilde Platter ist auch eine gefragte geistliche Begleiterin. Menschen von heute: Schwester Reinhilde Platter In den Raum der Stille treten Bozen. Seit 20 Jahren bietet die Deutschordensschwester Reinhilde Platter im Turm der Deutschhauskommende Weggenstein in Bozen einen Ort der Stille, des Gesprächs und der Meditation an. Von P. Robert Prenner Der Turm ist die vorläufig letzte Station im erfüllten Ordensleben von Schwester Reinhilde. Sie trat 1958 in den Deutschen Orden ein. Dort entschied sie sich für den Lehrberuf und war nach der Einführung der „Einheitsmittelschule“ für zehn Jahre Handarbeitslehrerin an der Mittelschule in Lana und für einige Jahre auch Vizedirektorin der Schule. Zugleich war sie neben einer anderen Lehrerin die erste Lehrperson in ganz Südtirol, die für ihr Fach Hauswirtschaft und Handarbeitslehrerin in Rom die entsprechende Lehrbefähigung er- warb. In dieser Zeit reorganisierte die junge Schwester die Pfarrbibliothek Lana und half bei der Neuaufstellung im neuen Bibliotheksgebäude an der Heiligkreuzkirche. Aber nicht so sehr wegen dieser Tätigkeiten erhielt Sr. Reinhilde am 15. August 2011 das Verdienstkreuz des Landes, die dritthöchste Auszeichnung. Sie wurde geehrt wegen ihrer „Verdienste als Heimleiterin und als Leiterin der Turmkapelle“, wie es in der Würdigung heißt. 20 Jahre lang war die Schwester Leiterin des neu erbauten Mädchenheimes „Dr. Fritz Ebner“ in Meran. Diese Zeit war geprägt von unzähligen Impulsen und Initiativen für die Mädchen, die aus allen Landesteilen an die Meraner Schulen kamen. Wie segensreich ihr damaliges Wirken war, bezeugen die nach wie vor starken Kontakte mit den damaligen Schülerinnen, Erzieherin- 12 porträt nen und Eltern, aber auch die vielen Glückwünsche, die sie anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes von überall her erreichten. Im Jahr 1991 übersiedelte Sr. Reinhilde in die Deutschhauskommende Weggenstein in Bozen. „In den 20 Jahren als Heimleiterin bin ich mit den Mädchen gewachsen; ich wollte aber aufhören, bevor ich nicht mehr aufhören kann“, so die Schwester. Anlässlich des 800jährigen Ordensjubiläums sanierte der Orden die Kommende. „Auf Wunsch von Bozner Bürgern sollte im restaurierten und wiederaufgebauten Turm ein geistliches Zentrum, ein Ort der Begegnung entstehen“, berichtet Sr. Reinhilde. „Verweilen in Stille ist Bedürfnis unserer Zeit“ Im September 1991 nahm sie dort ihre Tätigkeit auf und leitet seither u. a. Meditationskreise, Advent- und Fastengebete sowie Exerzitien im Alltag; außerdem gestaltet sie Treffen mit Frauengruppen und Einkehrnachmittage. Beliebt sind auch die meditativen Stunden mit Erstkommunion- und Firmgruppen. „Das Verweilen in Stille entspricht einem Bedürfnis der Zeit: Der Mensch findet so zu sich selbst, findet zur inneren Sammlung und kann sich dem Geheimnis öffnen, das über ihn hinausweist“, erklärt die Schwester. Im Meditationsraum übt sich wöchentlich eine Gemeinschaft von Frauen und Männern „in bildloses Schauen, wortloses Lauschen, tatenloses Leerwerden für die innere Wirklichkeit oder auch in das Jesusgebet ein“ (Pfarrblatt Bozen). Das Herz des Turms ist die Kapelle im obersten Stockwerk. Diesen Raum hat der bekannte Künstler Heiner Gschwendt ausgestaltet. Eucharistie mitfeiern am Altar in der Kapelle und die Meditation im Turm hoch über den Trubel der Stadt kann laut Sr. Reinhilde zu einer kostbaren Erfahrung führen, „zu einer Erfahrung, die das Geheimnis unseres Mensch- St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 seins berührt, an dem Gott selbst sich als Erfüllung unserer Sehnsucht zu erkennen gibt“. Ganz andere, oft nicht oder nicht mehr kirchlich eingestellte Menschen suchen Sr. Reinhilde zu Beratung und geistlicher Begleitung auf. Man möchte nicht glauben, wie viele Männer und Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten zur kleinen bescheidenen Ordensfrau kommen, um mit ihr über ihre persönlichsten Nöte, Krisen, ihre Sinnsuche und Probleme zu sprechen: „Mein Terminkalender ist reichlich ausgelastet; nicht alle Wunden können geheilt werden, aber keiner soll liegen bleiben, wie einst der Mann, der von Jerusalem nach Jericho wanderte.“ Der Turm hat ein großes, für alle weit offenes Tor und ist zugleich ein kräftiger Fingerzeig nach oben. Im Sommer verlagert die Schwester ihre Tätigkeit wenigstens für eine Woche in das Kapuzinerklösterchen von Gschnon bei Neumarkt. Unter dem Motto „Zur Mitte finden“ verbringt sie in dieser Bergeinsamkeit seit nun schon 17 Jahren mit einer Gruppe von Frauen Tage der Erholung für Geist, Leib und Seele. Künstlerisches und handwerkliches Können Schwester Reinhilde sieht ihre Tätigkeit ganz im Sinne und im Auftrag ihres Ordens: „Uns gilt es, die Anforderungen unserer Zeit wahrzunehmen, hellhörig zu sein für die Nöte der Menschen und in den Umbrüchen unserer Zeit das Evangelium zu leben.“ Auch im Deutschen Orden hat sich Sr. Reinhilde verdient gemacht und an der Neufassung der Statuten des Ordens mitgewirkt. Ihr künstlerisches und handwerkliches Können hat sie in einer Reihe von liturgischen Kleidern und Paramenten unter Beweis gestellt. Nicht unerwähnt bleiben darf der Dienst, den Sr. Reinhilde erbringt in der Gestaltung der Ordenszeitschrift „Deutscher Orden“; seit deren Gründung im Jahre 1970 war sie Assistentin der Schriftleitung, seit 2002 ist sie deren Schriftleiterin. Volkskunde Dezember 2012 13 Die besondere Legende vom Kirchenbau in Meransen (Teil 2) ein Botschaftsschatz Meransen. Der Bauer Urban Oberhofer vom Kaufmannhof träumt von einem Schatz im Lehmherd, den er für den Umbau der Kirche von Meransen verwenden solle – und er findet tatsächlich eine Kupferkiste voller Goldstücke: Was könnte der wahre Kern dieser Legende sein, die sogar auf einem Fresko in der Pfarrkirche von Meransen festgehalten ist? Im zweiten Teil seines Beitrags geht P. Dr. Paul Hofer dieser Frage nach. Von P. Dr. Paul Hofer Legenden wachsen und verdichten sich zu Inhalten, die viele Elemente in sich schließen. Im Nachhinein können nur Fragmente entschlüsselt werden, die Wiege einer Legende lässt sich nicht aufschlüsseln bzw. zurückverfolgen, sie bleibt im Mantel einer langen Erfahrungswelt verborgen. Die Traumbotschaft des Kaufmannbauern Urban lässt Vermutungen Foto: AB Der Mittelpunkt eines wunderbar gelegenen Dorfes – Meransen und seine Kirche, um die sich eine interessante Legende rankt zu, diese dürfen und wollen aber nicht die Würde dieser Botschaft ankratzen. Hyazintha Fischnaller geb. Untersteiner, die Schwiegertochter des verstorbenen Kaufmannbauern Peter Oberhofer, hat in einer Fernsehsendung erzählt, dass ihr Schwiegervater öfters über diesen Traum sprach. Er konnte seinem Vorfahren Urban nicht ganz verzeihen, dass er den Erlös zur Gänze für den Bau der Kirche zur Verfügung stellte. Der Kaufmannhof liegt in einer etwas abgelegenen Feldecke, die in den Wald hineinsticht. Am Hof hätte Urban nach Meinung des Schwiegervaters mit dem Gold etwas machen können und machen müssen, denn es war ein dürftiges Hofgebäude. Ein Bauer mit Geschick für den Handel Die Legende hat Jahrhunderte überlebt, sie wird noch weitere überspannen. Eine Vermu- volkskunde St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 tung wird diese Legende nicht klären, vielleicht einen zusätzlichen Energieschub vermitteln. Der Kaufmannbauer war wahrscheinlich ein sehr geschickter Handelsmann. Seine Handelstätigkeit hat er eher im Stillen abgewickelt. Bei der „Mühlbacher Klause“ war eine Zollstation, die für den Zolleintreiber natürlich eine Geldquelle bedeutete. Es könnte sein, dass der Kaufmannbauer mit der Zolldirektion gute Kontakte hatte, das Ergebnis solcher Kontakte brachte dem Bauern einen beachtlichen finanziellen Untergrund. Die Reise nach Innsbruck schiebt Gedankenpisten in den Vordergrund: Er musste für die damalige Zeit „weltgewandt“ gewesen sein, wie wäre er sonst nach Innsbruck gekommen? Wahrscheinlich kannte er die Strecke, er wird sie bereits öfters auf seinen Geschäftsreisen zurückgelegt haben. Legende lebt im Bewusstsein der Nachkommen Foto: AB Der Herd dient in Legenden oft als das sicherste Versteck, um Schätze vor Diebstahl zu sichern. Das Geschäft könnte für Urban gut gelaufen sein, dafür wollte er ein Zeichen des Dankes setzen, indem er für die Errichtung der Kirche eine baubestimmende Spende gab. Diese Spende könnte als Beruhigung für manche Geschäftspraxis gedient haben. Die Würde der Legende ist zeitübergreifend festgehalten. Im zweiten Deckengemälde des Malers Johann Mitterwurzer ist der Kaufmann- Der Kaufmannhof, daneben die Kabinenbahn auf den Gitschberg Foto: AB 14 Ein Deckenfresko in der Pfarrkirche – heute teilweise verdeckt – erzählt die wundersame Begebenheit. hof abgebildet. Leider ist dieses Gemälde durch den Orgelbau zum Teil verdeckt, der Besucher kann aber den Kaufmannhof hinter der Orgel bestaunen und erkennen. Der Inhalt der „Kaufmann-Traum-Legende“ ist lebendig, sie lebt im Bewusstsein der Nachkommen vom Kaufmannhof, sie lebt und wirkt beinahe majestätisch im zweiten Deckengemälde der Pfarrkirche. Wäre die Botschaft eine reine Erfindung, so könnte ich es mir nicht vorstellen, dass der Kaufmannhof als eigenes Element im Gemälde beinahe zeitlos gegenwärtig gesetzt worden wäre. Die Dorfgemeinschaft, so klein wie sie damals war, in der Lebensgestaltung und im Lebensvollzug eng ineinander verflochten, würde dies sicher nicht gestattet haben. Legenden verbergen wortlose Erfahrungen. Ihre Energie schöpfen sie von der mündlichen Weitergabe, die natürlich Eigenschaften der erzählenden Person auffängt. Legenden versperren sich einer logischen Aufarbeitung, sie fordern Respekt und Würde, sie öffnen den Blick für das Staunen und Wahrnehmen! Nach meiner Meinung könnten wir heute wieder ein bisschen „legendärer“ werden. Dezember 2012 Mesnerbote 15 Ave-Maria und zum Kirchgang laden. Ja, ich bin überzeugt, Gott versucht es wieder! Wie viele Lampen sind etwa schon durchgebrannt in der anscheinend verlängerbaren Adventzeit? Hat das Licht der Weihnacht noch Wirkung nach der krankhaften Ausleuchtung (fast) das ganze Jahr hindurch? Ein riesiger Energieaufwand! Erkenne ich die Energie Gott, die sich gibt? Verwende ich sie? Ich darf sie sogar verschwenden, diese unaufhaltbare wirksame Güte! Das Licht von Betlehem: Hat es nicht Mühe durchzudringen zu uns Menschen? Im Weihnachtsevangelium wird es wieder heißen: „Und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ Was ist Gnade? Muss ich da meinerseits etwa etwas unternehmen? Da gilt es auszuwählen: Das unsaubere Kabarett oder das Rorate-Amt? In Alkohol und Lärm getauchte Events oder die Namenstage unserer Heiligen? Extrem Gedankenloses oder echt Besinnliches? Auf welche Energie vertraute die Hl. Familie im simplen Stall von Betlehem? Im Evangelium steht bei Lukas 1, 37: „Bei Gott ist nichts unmöglich.“ Ist es uns unmöglich, mehr Ansätze zu schaffen, um bewusst das Evangelium zu leben? Haltungen zu überdenken, der Schöpfung und meinem Nächsten gegenüber? Da versucht Gott auch heuer in der Weihnacht und darüber hinaus durch seine Menschwerdung mir etwas zu sagen. Besonders wenn die Glocken zum Foto: MB Das Ankommen Liebe Mesnerinnen und Mesner, Advent- und Weihnachtszeit stehen wieder bevor. Möge euch die Freude an der Arbeit im Gotteshaus durch diese Zeit hindurch begleiten. Und da danke ich den vielen Mesnerinnen und Mesnern, Priestern und Pfarrgemeinderäten, die gemeinsam um eine harmonische und konstruktive Zusammenarbeit im Bereich des Mesnerdienstes bemüht sind. Und noch etwas: Teilt euch die Arbeit so ein, dass auch bei euch selber und in eurer Familie Gottes Sohn ankommen kann. Ich weiß, dazu braucht es viel Phantasie, aber ich wünsche euch fest, dass es gelingt. In diesem Sinne eine besinnliche Adventzeit und ein friedvolles Weihnachtsfest! Euer Paul Jaider, Diözesanleiter Dringt das Licht von Betlehem noch zu uns durch? Mesnerbote St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 16 Dienstjubiläum der Mesnerleute in Gais Treuer Dienst im Hause des Herrn Gais. Am 30. September feierten die Gaiser Mesnerleute Aloisia und Alois Hainz das silberne Dienstjubiläum. Beim feierlichen Gottesdienst wurde dem Ehepaar für den treuen Dienst im Haus des Herrn gedankt. Die Mesnergemeinschaft überreichte dem Mesnerehepaar die Ehrenurkunde und eine Mesnerkerze. Pater Dr. Bruno Klammer feierte gleichzeitig das 50-jährige Priesterjubiläum. Im Bild die Gruppe nach dem Festgottesdienst: Mesner Adalbert Neumair, Mesner Heinrich Untergasser (Mühlbach/Gais), Pfarrer Franz Santer, Bürgermeisterin Romana Stifter, Tochter Helene Hainz, Mesnerin Aloisia Hainz, P. Dr. Bruno Klammer, Mesner Alois Hainz, Fähnrich Bernhard Kuenzer und Diözesanleiter Paul Jaider (v.l.); auf dem Bild fehlt PGR-Präsident Michael Schwärzer. Mesnerwallfahrt der Tiroler Mesner nach Höglwörth/Rupertigau Dienst, den die Gläubigen Schätzen Innsbruck. Etwa 100 Mesner und Mesnerinnen aus Nord- und Osttirol nahmen an der Wallfahrt zum ehemaligen Augustinerkloster Höglwörth im Rupertiwinkel teil. In der Klosterkirche zelebrierte der Geistliche Beirat Monsignore Martin Tschurtschenthaler in Konzelebration mit dem Stadtpfarrer von Lienz-St. Andrä den Pilgergottesdienst. Der Hauptzelebrant kam in seiner Predigt auf das Konzilsjubiläum zu sprechen und hob die Wichtigkeit des Mesners hervor. Der Mes- nerdienst gewinne in der Zeit wachsender Priesternot an Bedeutung, die Bevölkerung schätze diesen Dienst sehr. Nach einem guten bayerischen Mittagessen im „Klostergasthof“ kehrten alle wieder in ihre Wirkungsstätten zurück. Übrigens feiert Josef Plattner aus Axams heuer sein 40-jähriges „Dienstjubiläum“ als Diözesanleiter, und Msgr. Tschurtschenthaler wurde im Sommer stolze 85. Norbert Hummel, Pressereferent Mesnerbote Dezember 2012 17 Dienstjubiläum in Latzfons Foto: MB Mit Fleiss und Pünktlichkeit Das Erinnerungsfoto an die Ehrung: Pfarrer Silvester Aschbacher, Pfarrgemeinderatspräsidentin Anna Gamper Prantner, Mesner Josef Unterthiner, Fähnrich Josef Gottardi und Diözesanleiter Paul Jaider (v.l.) Totengedenken Latzfons. Am 28. Oktober feierte die Pfarrgemeinde Latzfons das 50-jährige Mesnerjubiläum von Josef Unterthiner. Nach dem Gottesdienst mit Ortspfarrer Silvester Aschbacher dankte die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Anna Gamper Prantner, für den langjährigen Mesnerdienst. Dabei ging sie auf die vielfältigen Aufgaben eines Mesners ein und stellte die Überlegung an, wie viel sich in den vergangenen 50 Jahren an der Arbeit des Mesners geändert hat. Damals wie heute seien „Fleiß und Pünktlichkeit“ gefordert. Die PGR-Präsidentin ermutigte den Jubilar, seine Erfahrungen der letzten 50 Jahre als Mesner aufzuschreiben. Auch der Vorsitzende der Mesnergemeinschaft Paul Jaider sprach Unterthiner seinen Dank aus. Anna Gamberoni 38 Jahre Mesnerin in Albeins * 6. März 1929 † 23. Oktober 2012 Georg Villscheider 50 Jahre Mesner in Schrambach (Feldthurns) * 15. April 1926 † 28. Oktober 2012 Mesnerbote 18 St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Wissenswertes für Mesner Tauet, Himmel, den Gerechten Kaum eine Werktagsmesse ist so beliebt wie die Roratemesse. Die warme Stimmung der vielen Kerzen tut wohl. Wer denkt dabei noch daran, dass es eine Marienmesse ist? Einladung zum Advent Rorate im Dom von Brixen Einen besinnlichen Advent und eine gnadenreiche Weihnachtszeit wünscht allen Mesnerinnen und Mesnern die Diözesanleitung. Am 1. Adventsonntag, 2. Dezember, um 6.30 Uhr wird im Dom zu Brixen ein feierliches Rorate für die Mesnerinnen und Mesner gefeiert. Alle sind dazu herzlich eingeladen! Eigentümer: Mesnergemeinschaft Diözese Bozen-Brixen 39100 Bozen Adolf-Kolping-Straße 3 E-Mail: mesnergemeinschaft@ gmail.com Kontaktperson für Veröffentlichung im Mesnerboten: Schriftführer Richard Peer Hartwiggasse 1, 39042 Brixen Tel. 0472/834720 E-Mail: richardpeer@virgilio.it Kontoverbindung: Raiffeisenkasse Kastelruth IBAN: IT 05 O 08056 23100 00030 0013889 Südtiroler Volksbank IBAN: IT 33 J058 5659 1200 0857 1065 755 Die Herausgabe des Mesnerboten wird unterstützt von der Südtiroler Landes regierung, Assessorat für deutsche Kultur. Rorategottesdienste sind beliebt, gerade auch bei jungen Christen. Doch Rorate feiern heißt mehr, als einfach in eine Atmosphäre der schönen Gefühle zu tauchen und den Tag mit einer meditativen Stunde zu beginnen. Denn da ist der Ruf „Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum!“, der diesem Gottesdienst seinen Namen gegeben hat. Von seinem Ursprung her ist der Rorategottesdienst eine Messe, die zu Ehren der Gottesmutter Maria gefeiert wird. Dies gilt es, neu zu entdecken! Die Messe beginnt mit den Worten „Rorate caeli ...“. Diese Verse sind aus dem Buch des Propheten Jesaja entnommen: „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!“ Tau, Regen, das bringt den Menschen Leben und Wachstum. Und dieses neue Leben und Heil kommt von oben, wird uns von Gott geschenkt! Die Erde wird sich öffnen und das Heil hervorbringen. Denn die Erde, die mütterliche Erde, ist ein Bild für Maria, die der Welt den Heiland geboren hat ... Maria hat sich für den Willen Gottes geöffnet und ließ die Vision des Propheten Jesaja Wirklichkeit werden: „Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor.“ Ihre Zustimmung ist für die Heilsgeschichte von großer Bedeutung. Und gerade an dieses freudige Ereignis denkt die Kirche, wenn sie Maria ehrt, wenn sie im Advent eine „Roratemesse“ feiert. Liturgisches Institut der Schweiz Volkskunde Dezember 2012 19 Barbaras Fundstücke: Nikolaus und Krampus Ein Brauch im Wandel Der Krampus ist jene Figur, die besonders bei den Kindern Unbehagen auslöst. In der Vergangenheit wurde er als pädagogische Maßnahme eingesetzt. Den Kindern wurde mit ihm gedroht, wenn sie nicht brav waren und den Eltern folgten. Doch der Krampus hat in den Nikolausbräuchen niemals überhandgenommen. Denn über dem Bösen existiert das Gute. Gegensätze wurden lediglich dazu benutzt, um den Menschen Moral und Ethik zu vermitteln. Die Kirche selbst hat viel dafür getan, um den Teufel „unter die Menschen zu bringen“. Die Angst davor sollte anregen, nach ethischen Grundsätzen zu handeln. Besonders der Nikolausbrauch im familiären Rahmen wurde zur Erziehung der Kinder verwendet. Sie freuten sich schon Tage vorher auf den Nikolausabend, der am Abend des 5. Dezember gefeiert wurde. Geschenke werden üppiger Der Nikolaus blieb so wie der Osterhase unsichtbar. Dass der Nikolaus sichtbar wird, dass also ein als Nikolaus verkleideter Mann an die Tür klopft und ins Haus kommt, ist in Deutschland zwar seit dem 17. Jahrhundert bekannt, doch so richtig in Mode gekommen ist dieser Foto: BS Bozen. Die Adventzeit ist eine Zeit des Lichtes. Wenn es früh dunkel wird, zieht es uns ins Haus. Viele Menschen zünden eine Kerze an, um das wärmende Licht zu spüren, das Gemütlichkeit und Ruhe verbreitet. Lichtbringer sind auch zahlreiche Gestalten im Heiligenkalender: der heilige Nikolaus, die heiligen Barbara, Ottilie und Luzia. Um das Licht und die Güte des heiligen Nikolaus’ besonders hervorzuheben, tritt er mit einem dunklen Begleiter auf. Von Dr. Barbara Stocker Ein später Auftritt: Erst im 20. Jahrhundert kam der Brauch auf, dass der hl. Nikolaus zu den Kindern ins Haus kommt und Geschenke überbringt. Brauch erst im 20. Jahrhundert. Bis in die 1970er Jahre waren die Hausbesuche selten. Verändert haben sich auch die Geschenke, die es an Nikolaus gibt. Eine wissenschaftliche Untersuchung in England ergab, dass sich auf den Darstellungen, die im Laufe der Jahrhunderte vom Letzten Abendmahl gemacht wurden, eines besonders verändert hat –die Anzahl der Speisen. Sie wurden immer üppiger. Dass sich auch bei Bräuchen die Gaben verändern, können wir an vielen Beispielen beobachten, auch am Nikolausbrauch. Denn Äpfel und Nüsse allein sind heute wohl kaum noch auf dem Volkskunde St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Nikolausteller zu finden. Selbst Mandarinen, über die man sich in meiner Kindheit noch so sehr gefreut hatte, gibt es mittlerweile schon Monate vorher in den Geschäften zu kaufen. Zu den Geschenken an Nikolaus gehören heute die Schokoladennikoläuse, die in manchen Supermarktketten schon Ende Oktober in den Regalen stehen. Den Brauch des Schenkens an Nikolaus bezeichnet man in der Volkskunde als „Einlegebrauch“, weil in einen Strumpf oder in einen Teller eine Gabe eingelegt wird. In der Vergangenheit mussten sich die Kinder auf dieses Fest entsprechend vorbereiten. Eifrig beteten sie mit den Erwachsenen den Rosenkranz und sangen Nikolauslieder. Die vielen Krampusläufe, die es mittlerweile im Alpenraum gibt, sind das beste Beispiel für den Wandel von Bräuchen. Sie finden schon lange vor – und nach dem eigentlichen Termin statt. Die ersten Umzüge beginnen im November, die letzten Ende vor Weihnachten. Die Krampusumzüge erinnern auch nicht an die Perchtenumzüge in Osttirol. Man hat eher den Eindruck, an einem Gruselkabinett teilzunehmen. Auf den Wägen, die mitgefahren werden, finden Szenen mit Rotlicht und lauter Musik statt, die mehr an die Fastnacht erinnern als an die stillste Zeit im Jahr. Foto: BS 20 Auf Teufel komm raus: Die ausgelassenen Krampusumzüge erinnern heute mehr an den Fasching als an den Advent. Kalender 2013: Drei Begleiter durch das neue Jahr Reimmichls Volkskalender 2013: Im beliebten Hausbuch aus Tirol nehmen wieder bekannte Autoren zu den verschiedensten Wissensgebieten Stellung, wie Zeitgeschichte und Volkskultur. Hildegard von Bingen Kalender: Unter dem Jahresthema ,,Grünkraft“ bietet der neue Hildegard-Kalender Übungen und Tipps zu ,,grünen“ Hildegard-Anwendungen, mit Küchenrezepten und Hinweisen zu Kuren. Reimmichls Volkskalender 2013: 240 Seiten. Tyrolia, Innsbruck, ca. 9,95 Euro Brigitte Pregenzer/Brigitte Schmidle: Hildegard von Bingen Kalender. 27 Seiten, Tyrolia, ca 12,95 Euro Reinhold Stecher Bildkalender 2013: In 13 großformatigen Blättern führt dieser Kalender den Betrachter ein Stück näher heran an das Göttliche im Alltäglichen. Reinhold Stecher Bildkalender 2013. Tyrolia, Innsbruck, ca. 19,95 Euro Buchtipp Dezember 2012 Buchtipp „Glauben Leben“ Das Aquarellbild und den Text auf dieser Seite entnehmen wir dem neuen Buch von Alexander Raich, Pfarrer in Tisens und Prodekan von Lana-Tisens. Unter dem Titel „Glauben Leben“ lädt der bekannte Seelsorger und Autor ein, sich im „Jahr des Glaubens“ intensiver mit dem persönlichen Credo zu beschäftigen. In kurzen, gehaltvollen Texten bringt Raich seine Anregungen zu Papier, Aquarellbilder aus der Malwerkstatt des Pfarrers begleiten und vertiefen die Gedanken. Beide zusammen bilden ein Buch „zum Blättern, Verweilen, Träumen, Beten und eben auch Glauben“, wie der Autor im Vorwort festhält. Ein wert-volles Geschenk nicht nur zum Weihnachtsfest! Alexander Raich, „Glauben Leben“, 72 Seiten, Verlag A. Weger Brixen, 12,50 Euro 21 Mein Ort des Glaubens! Betlehem Nazaret Kana Kafarnaum Emmaus Jerusalem und viele andere Orte, die mich Jesus nahebringen! Heute ist es mein Ort, wo ich lebe! Dort kann ich Jesus finden! 22 buchtipp St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Aus dem neuen Buch von Bischof Reinhold Stecher „Ich hatt’ einen Kameraden ...“ Innsbruck. Mit 90 Jahren blickt der langjährige Innsbrucker Diözesanbischof Reinhold Stecher auf ein bewegtes Leben zurück. „Spätlese“ ist der Titel seines neuen Buches. In bisher unveröffentlichten Erzählungen erinnert sich Bischof Stecher an Not und Elend in der Zeit von Diktatur und Krieg, an Begegnungen und Fügungen, aber auch an Heiteres und Skurriles. Begleitet werden die Erzählungen von seinen zarten Aquarellen. Eine Erzählung handelt vom bekannten Lied vom „Guten Kameraden“. „Ich hatt’ einen Kameraden einen bessern find’st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite, im gleichen Schritt und Tritt …“ Ich hatte einen Kameraden, er hieß Rudi, er war 20 Jahre alt, strebte eine Anstellung als kleiner Beamter an, stammte aus Nürnberg und hatte seit der Schlacht am Ilmensee, wo wir uns zum ersten Mal trafen, graue Haare wie ein Sechzigjähriger. Wir haben uns immer ausgezeichnet verstanden: Wir teilten die religiöse wie die politische Überzeugung über den Wahnsinn des Regimes und des Krieges … Wir waren beide Funker in der Kampfkompanie und hatten viele Einsätze wie durch ein Wunder überstanden. Ich hatte wirklich einen Kameraden. „Die Trommel schlug zum Streite.“ Sie schlug ziemlich oft, die verdammte Trommel, natürlich nur symbolisch. Im Zweiten Weltkrieg gab es keine Trommeln mehr, nur Trommelfeuer. Sie schlug am Lowat und vor Demjansk, in den einsamen Wäldern, Hü- Erinnerungen und Erkenntnisse: Bischof Reinhold Stecher geln und Sümpfen Kareliens, den verlustreich umkämpften Höhen mit den fremden Namen, wo heute noch kein Mensch wohnt. Aber mit der Trommel wurde der Boden zerwühlt, und die alten Bäume wurden zersplittert – in einer Landschaft, die sicher Jahrtausende vor sich hingeträumt hat. „Er ging an meiner Seite …“ Im Herbst 1944 begann der große Rückzug durch die immer länger werdenden Nächte Nordfinnlands. Jede Nacht 30, 40 und mehr Kilometer, von Zeltplatz zu Zeltplatz. Wir sind immer zu zweit nebeneinander marschiert, während manchmal das erste Nordlicht aufflammte. Meistens war es ein stummes Nebeneinander, denn die Müdigkeit war groß. Aber hie und da haben wir Erinnerungen ausgetauscht. Rudi war immer neben mir, hinter der Karrette mit dem Pferd, „im gleichen Schritt und Tritt“. „Eine Kugel kam geflogen...“ Nach etwa tausend Kilometer kam es zu einer Abwehrschlacht. Wir zwei waren für die Dezember 2012 buchtipp 23 erste Welle über einen Fluss bestimmt, die Schlauchboote standen schon bereit, über unseren Köpfen jaulte das Artilleriefeuer. Da ist er noch einmal zu mir gekommen. „Reinhold“, hat er gesagt, „du musst heimschreiben, wenn jetzt etwas passiert …“ Ich habe abgewehrt. Ich wollte ihm die trüben Gedanken und Ahnungen vertreiben, mit den Sprüchen, die ja nichts bedeuten, aber mit denen man die eigenen Ängste verdrängt. Er ist bei seiner Bitte geblieben. Dann ist er weggegangen und noch einmal zurückgekommen. Und dann hat er mir die Hand gegeben. Eine solche Geste haben wir uns niemals erlaubt, in allen drei Jahren nicht. Man kann sich im Krieg die normalen Formen von Gemüt nicht erlauben. Es wäre sonst alles noch schwerer auszuhalten. Aber hier, während die Abendsonne durch die herbstlichen Birken hereinfiel, hat er mir die Hand gegeben. Ich habe ihm das Heimschreiben versprochen … „Eine Kugel kam geflogen …“ Wenige Minuten später kam der Volltreffer der schweren Artillerie. Er hat mich einige Meter hinausgeworfen, aber ich war unverletzt. Wie ich einen Verwundeten aus dem Trichter gezogen habe, fiel mein Blick auf Rudi. Die Granate hatte ihm die Hand abgerissen, die er mir eben gegeben hatte. Sie haben ihn zurückgetragen. Auf dem Verbandsplatz ist er gestorben. Später habe ich heimgeschrieben, die Botschaft, die er seiner Mutter mitteilen wollte, damit sie beruhigt sei. „Sag ihr, sie soll sich keine Sorgen um mich machen, ich war eben bei der heiligen Kommunion …“ „Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad’. Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew’gen Leben, mein guter Kamerad’ …“ Sie verstehen jetzt, warum für mich dieses Lied mehr ist als eine sanfte Weise, die über Särge, Kränze und Gräber streicht. Ludwig Uhland hat dieses Lied vor 200 Jahren ja sehr schön gedichtet, mit der Schlichtheit der Volkssprache, aber es war von Anfang an ein Gedicht. Und dass es für die, die sich heute auf den Friedhöfen bei derartigen Anlässen versammeln, nur ein gemütvoller Abschiedsgruß ist und nichts anderes, dafür danke ich Gott. Aber für mich ist dieses Lied nicht einfach eine zarte Weise. Ich habe den Text erlebt, Zeile für Zeile und Strophe für Strophe in jener schrecklichen Realität. Und jedes Mal, wenn ich den „Guten Kameraden“ höre, danke ich für den Frieden und schicke ein Gebet über die fernen Gräber … Aus: Reinhold Stecher, Spätlese. Mit Aquarellen des Autors, 112 Seiten, 17 Abb., Tyrolia, Innsbruck, ca. 20 Euro 24 aktuell St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Diözesanwallfahrt der Franziskanischen Gemeinschaft nach Säben Bozen. Kürzlich veranstaltete die Franziskanische Gemeinschaft Südtirols (FG) eine Wallfahrt nach Säben unter dem Leitspruch: „Im Jahr des Glaubens wollen wir gemeinsam zum Ursprungsort der Glaubensverkündigung in unserer Heimat pilgern.“ Etwa 80 Schwestern und Brüder aus den FG-Gemeinden Südtirols nahmen daran teil. Von Joachim Stuefer In mehreren Gruppen pilgerten die FGMitglieder betend und singend auf dem sogenannten „Keschtnweg“ von Feldthurns nach Säben, wobei das herrliche Herbstwetter und die Kulturlandschaft mit den alten Kastanienbäumen die Teilnehmenden besonders an Gottes schöne Schöpfung erinnerten. Beim alten Bauernhof „Moar zu Viersch“ konnte die Gemeinschaft eine Tugend des hl. Franziskus von Assisi genießen, nämlich die Gastfreundschaft der Bauersleute und die Verpflegung durch P. Meinrad Gasser OFM Cap, den geistlichen Regionalassistenten der FG. Eucharistiefeier im Zeichen des hl. Kreuzes In der Heiligkreuzkirche auf Säben konnte P. Meinrad viel Wissenswertes über die Frühzeit des christlichen Lebens in unserem Lande und die Zeit, in der die Bischöfe auf Säben residierten, erzählen; er erläuterte auch die Ergebnisse verschiedenster Grabungen. Die Eucharistiefeier stand im Zeichen des Kreuzes. Den Benediktinerinnen konnte alsdann auch eine schön verzierte Kerze mit dem Segenswunsch „Der Herr segne und behüte Foto: AB Zum Ursprungsort des Glaubens in unserem Land An ehrwürdiger Stätte: Der Kapuziner P. Meinrad Gasser (hinten) erklärte die Bedeutung des Säbener Felsens für die Diözesangeschichte und feierte mit der Wallfahrergruppe die Eucharistie. euch“ und mit dem Erkennungszeichen der Franziskanischen Familie, dem „Tau“, überreicht werden. Nach einem kurzen Klosterbesuch, der Besichtigung der Liebfrauenkirche mit dem frühchristlichen Taufbecken und einem Marienlied in der Gnadenkapelle wanderte die Gruppe hinab in das Dürerstädtchen Klausen. Der Regionalvorstand zeigte sich erfreut über die zahlreiche Teilnahme und die gemeinsame Begegnung. Jänner 2010 Dezember 2012 Das gesuchte Wort nennt eine Tiroler Tradition im Advent. unterhaltung 25 26 roman St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 neuer Roman: Dunkle Wolken über Altdorf e Folg 1 Ein Roman von Viktoria Schwenger, Rosenheimer Verlagshaus Der junge Mann, schlank und großgewachsen, in Jeans und Lodenjoppe, strebte mit ausgreifenden Schritten vom Dorf dem Wald hinauf zu. Am Waldrand angelangt, blieb er stehen, lehnte sich an den Stamm einer kräftigen Eiche und blickte zurück. Aus der Ferne grüßten die Gipfel der Berge des oberbayerischen Chiemgaus, leuchteten die schroffen Felswände des Massivs des „Wilden Kaisers“ in der späten Nachmittagssonne. Mit offenen Augen nahm er die Schönheit dieser Landschaft, seiner Heimat, auf. Er ließ den Blick zum Dorf hinunter schweifen. Altdorf, das Dorf in dem er geboren wurde und aufgewachsen ist, lag linkerhand unter ihm. In der Mitte ragte die Kirche mit dem spitzen Turm empor, darum gruppierten sich die mit roten Ziegeln gedeckten Häuser des Dorfes mit ihren weit auskragenden Dächern, so wie es hier im bayerischen Oberland typisch war. Sein Elternhaus lag gleich neben der Kirche und dem Dorfplatz mit der alten Linde. Es war das letzte noch bewirtschaftete Bauernhaus im Dorf, alle anderen Bauern hatten die Landwirtschaft entweder aufgegeben oder Aussiedlerhöfe außerhalb der Ortschaft gebaut. Rechterhand des alten Dorfes, auf einem sanften Hügel mit Bergblick, war in den letzten Jahren ein neues Baugebiet ausgewiesen worden, ein ganzes neues Dorf war dort entstanden. „Hypothekenhügel“ nannten es die Alteingesessenen ironisch-spöttisch. Viele junge Familien hatten sich in den letz- ten Jahren hier angesiedelt, trotz der schlechten öffentlichen Verkehrsanbindung des Ortes. Die Männer scheuten, als Pendler, die Fahrt nach München zu ihren Arbeitsplätzen offenbar nicht. In seiner Kindheit hatte das Dorf gerade einmal fünfhundert Einwohner gehabt; inzwischen war es, dank des Neubaugebietes, auf über eintausend Bewohner angewachsen, hatte sich gleichsam verdoppelt. Früher hatte jeder jeden gekannt, und fast alle Ansässigen des Ortes waren Landwirte gewesen, bis auf den Wirt, der früher einmal sogar eine eigene kleine Brauerei betrieben hatte und dessen Gasthaus deshalb noch heute „Zum Bräu“ genannt wird. Doch die Bräuin hatte während des Ersten Weltkrieges alle Sudkessel, Rohre und Leitungen abgeliefert, denn zur Verteidigung des Vaterlandes benötigte man jegliche Art von Metall. Was für ein Schock für ihren Mann, der, als er nach Beendigung des Krieges von der Front nach Hause kam, nichts mehr zum Brauen vorfand! So hatte es mit der Altdorfer Brauerei ein Ende gehabt. Gerade einmal einen kleinen Krämerladen hatte es in seiner Kindheit gegeben, für die nötigsten Dinge des täglichen Bedarfs, alles andere musste in den umliegenden größeren Ortschaften besorgt werden. Irgendwann hatte die „Krämerin“ ihren Laden geschlossen, da sich der Umsatz so verringert hatte, dass sich die Arbeit für die alte Frau nicht mehr lohnte. Nur noch das, was die Leute in der nächstgelegenen Dezember 2012 Stadt zu kaufen vergessen hatten, wurde bei ihr geholt. Heute gab es immerhin wieder eine Metzgerei, einen Bäcker und sogar einen Frisiersalon! Und die alte Hufschmiede, die es früher einmal gegeben hatte, war inzwischen zu einer Kraftfahrzeugwerkstätte umgebaut worden. Niemand ließ heute noch ein Pferd beschlagen, so wie früher, und zu dem Reiterhof in der Nähe kam regelmäßig ein mobiler Hufschmied. Ach ja, und dann gab es noch eine Schreinerei und eine Filiale der Kreissparkasse, immerhin mit einem Geldautomaten. Doch das war es dann auch schon mit der Infrastruktur. Die kleine Dorfschule, in die er während der Grundschulzeit, mit dem Ranzen auf dem Rücken, gegangen war, lag nicht weit vom Dorfplatz entfernt, gleich neben dem Feuerlöschteich, in dem er als Bub im Sommer mit den Freunden gebadet hatte. Später war er mit dem Schulbus in die nächstgrößere Stadt zur Realschule gefahren, einen Schulbus gab es damals bereits für die Kinder der weiterführenden Schulen. Jetzt war die Grundschule in Altdorf geschlossen, wie so viele der kleinen örtlichen Schulen im Zuge der Schulreform geschlossen worden waren. Selbst die Erstklässler fuhren heute mit dem Schulbus in den nächsten Ort, wohin aus allen kleinen Dörfern und Einödhöfen der Umgebung die Busse mit den Kindern in die zentrale Grundund Hauptschule kamen. Das alte Schulgebäude war in den letzten Jahren in dörflicher Gemeinschaftsarbeit und aus Spendengeldern renoviert und in ein „Dorfzentrum“ umgebaut worden, in dem jetzt die ortsansässigen Vereine, allen voran der Männer- und Burschenverein, der Frauen- und Mütterverein und die anderen Vereine des Ortes, ihre Veranstaltungen abhielten. Einmal im Jahr, im Juli, wird im Garten des „Alten Schulhauses“ ein Zelt errichtet, für das Dorffest. Eine Musikkapelle spielt auf, und es roman 27 gibt Speis und Trank, vor allem das Letztere, denn dem Bier wurde gerne und reichlich zugesprochen. Und auf dem letzten Dorffest hatte er Nicole kennengelernt. Michael beschattete die Augen mit der Hand gegen die tief stehende Sonne und spähte hinauf zum Hügel der Neubürger, doch es war niemand zu sehen, von dort auf dem Weg hierher zum Waldrand. Langsam ging er in den Wald hinein, bis zu der kleinen Lichtung mit dem Hochsitz, der auf einer der Fichten gebaut war. Behände stieg er hinauf. Der Wald gehörte ihm, das hieß seiner Familie, und war zudem sein Jagdrevier. Er liebte die Jagd und die Hege des Wildes über alles. Es war seine Leidenschaft, allein im Wald umherzustreifen oder auf dem Ansitz auf das Wild zu warten, es zu beobachten oder auch zu schießen. Dann fühlte er sich am wohlsten, ganz eins mit sich und der Welt. Doch heute war er nicht auf der Jagd, er wartete auf Nicole. Mehr als ein Jahr war es nun her, dass er Nicole zum ersten Mal, eben auf diesem besagten Dorffest, gesehen hatte. Sie hatte mit einigen anderen jungen Mädchen, die er nicht kannte, vermutlich welche vom Hügel oben, am Nebentisch gesessen. Sie war ihm durch ihr fröhliches Lachen unter den anderen jungen Frauen gleich aufgefallen. Ein paar Mal hatte er verstohlen zu ihr hingeschaut, aber er war nicht der Typ, der so einfach und locker Mädchen ansprach. Wenn nicht sein bester Freund Roman dabei gewesen wäre, vielleicht hätten sie sich nie kennengelernt. Roman hatte gleich mit dem Nebentisch „angebandelt“, wie man so sagt, und es dauerte nicht lange, da saßen die vier jungen Frauen mit ihm und Roman an einem Tisch. Sie waren tatsächlich von oben, vom Hügel, spätestens an ihrer Aussprache hätte man es erkannt, kein bisschen Dialekt war da zu hören. Fortsetzung folgt St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 28 Hallo! In einer Zeitung habe ich gelesen, dass das Fest Weihnachten inzwischen auf der ganzen Welt gefeiert wird. Auch Menschen, die überhaupt nicht an Jesus und an Gott glauben, begehen dieses Fest; sie feiern gemeinsam in der Familie und bereiten sich Freude mit Geschenken. Im Grunde ist es doch schön, wenn unser christliches Fest auch anderen gefällt und sie das nachahmen! Aber wir selbst sollten darauf achten, dass beim Fest der Geburt Jesu wirklich das Geburtstagskind im Mittelpunkt steht. Jesus ist es, der uns reich beschenken und Freude bereiten will. Auch wenn Weihnachten wieder vorbei, die Christbäume längst verräumt und alle Geschenke ausgepackt sind, wärmt Jesus unser Herz, und er lässt ein Licht in unserem Leben aufstrahlen. Dein Toni Ratefuchs woher kommt das Christkind? Das Christkind ist eine Symbolfigur, die Menschen erfunden haben, um das Weihnachtsfest besser zu feiern und zu verstehen. Im Mittelalter und bis um die Zeit um 1500 erhielten Kinder am Fest des hl. Nikolaus (6. Dezember) oder am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) kleine Geschenke. Eine Bescherung am Geburtstag Jesu gab es damals noch nicht. Als „Erfinder“ des Christkinds gilt Martin Luther (1483-1546), der die Kirche seiner Zeit erneuern wollte. Weil Martin Luther allein Jesus Christus in den Mittelpunkt stellte und von den Heiligen wenig hielt, wollte er die Bescherung am Fest des hl. Nikolaus abschaffen; er ersetzte diesen Heiligen daher durch das Christkind, das am 25. Dezember, dem Geburtsfest Jesu, den Kindern Geschenke brachte. Dieser Brauch wurde in der protestantischen Kirche schnell sehr beliebt. Aber erst spät setzte er sich auch in den katholischen Gegenden durch. Bis etwa um 1900 war bei Katholiken das Schenken am Nikolaustag üblich. Danach feierten auch Katholiken das Weihnachtsfest mit dem „evangelischen“ Christkind, mit dem Adventskranz und mit dem Weihnachtsbaum. Viele Menschen meinen übrigens, dass mit dem Christkind der kleine, neugeborene Jesus gemeint ist. Wahrscheinlich geht diese Bezeichnung aber auf die Krippenspiele zurück: Dabei zogen die „Christkinder“ zur Krippe, um dem Jesuskind mit ihren Geschenken eine Freude zu bereiten. Und so erinnert dieser schöne Brauch daran, dass wir zu Weihnachten immer zu Jesus hingehen sollen. Dezember 2012 Glauben 29 Franziskanische Gestalten: Zum Gedenktag am 1. Dezember Die Selige Maria Rosa von Jesus Rimini. Bruna Pellesi, so ihr Taufname, wurde am 11. November 1917 in Morano (Diözese Reggio Emilia) geboren. Sie war das letzte von neun Kindern einer gläubigen Familie. Zahlreichen Verehrern erteilte das hübsche Mädchen eine Absage, weil sie sich zum Ordensleben berufen fühlte. Von Bruder Martin Steger Mit 22 Jahren trat Bruna im Jahre 1940 den von der Dienerin Gottes Maria Theresia Zavagli gegründeten „Tertiarfranziskanerinnen von S. Onofrio“ (heute: Franziskanische Missionarinnen Christi) bei. 1942 legte sie in Rimini ihre Profess ab und wurde in Sassuolo (Modena) und danach in Ferrara Grundschullehrerin. Im September 1945 begann der grausame Kreuzweg von Schwester Maria Rosa von Jesus – so ihr Ordensname. Sie erkrankte an einer besonders schweren Form von Lungentuberkulose, von der sie sich nie mehr erholen sollte. In mehreren Sanatorien, zuletzt ab 1948 in Bologna, lebte sie als Pflegefall und konnte ihr Zimmer allein nicht mehr verlassen. Sträubte sie sich anfangs gegen ihre Krankheit, so lernte sie im Laufe der Jahre, ihr Leiden als „einzigartiges Geschenk“ anzunehmen und zu ihrem missionarischen Auftrag werden zu lassen. Ihre Lunge hatte kaum die Kraft zum Atmen, ihr Herz war sehr schwach. Aufgrund einer äußerst schmerzhaften Rippenfellentzündung musste der duldsamen Frau mehrmals am Tag ein Apparat angelegt werden, um die zwischen Lunge und Rippenfell angesammelte Flüssigkeit, die sie als „unerschöpfliche Quelle“ bezeichnete, abzusaugen. 27 Jahre lang mit einem grausamen Leiden Als 1955 beim Legen des Apparates die Nadel abbrach und 17 Jahre im Körper verblieb, verschlimmerte sich ihr ohnehin grausames Leiden. Ärzte und Pfleger bestätigten und staunten, dass nie ein Wort der Klage und des Jammerns über ihre Lippen kam – im Gegenteil: Stets lächelte sie und strahlte tiefe Freude aus. Nach 27 Jahren des Leidens, das sie für ein enormes Briefapostolat nutzte und durch das sie „die ganze Welt umarmen“ wollte, starb sie am 1. Dezember 1972 in Sassuolo. Sterbend rief sie noch aus: „Ich sende der ganzen Menschheit einen Kuss.“ Im alttestamentlichen Ijob begegnet der Leser der Heiligen Schrift dem Schmerzensmann, der trotz Leides und unerträglicher Schmerzen den Blick nach oben richtet und in Gott Kraft und Linderung der Schmerzen erfährt. Gleich ihm sang die Franziskanerin Maria Rosa Pellesi inmitten ihres grausamen Leidensschicksals ein fröhliches Loblied. Deswegen wurde sie von der Kirche in der Kathedrale von Rimini am 29. April 2007 in das Buch der Verherrlichten eingeschrieben. 30 Leserbriefe Auflösung des Kreuzworträtsels von S. 25 St. Antoniusblatt – Heft Nr. 12 Zum Lachen Fritz wird in der Schule gefragt: „Wo wohnt Gott?“ Da kommt die Antwort: „Im Badezimmer.“ – „Wieso im Badezimmer?“ Jeden Morgen steht mein Vater davor, klopft an die Türe und sagt: „Herrgott, bist du immer noch drinnen?“ Lösungswort: NIKOLAUSSPIEL Danksagungen: St. Walburg/Ulten: von Ungenannt Spende als Dank und Bitte ums Gebet dem hl. Antonius 32 €; St. Walburg/Ulten: im Gedenken an Anna Niederfriniger geb. Mairhofer spendet eine Freundin für das St. Antoniusblatt 30 €; Gargazon: von Ungenannt Spende als Dank dem hl. Antonius 30 € *** Der Bischof bekommt einen neuen Sekretär. Dieser muss ihn jeden Morgen mit den Worten wecken: „Guten Morgen, Eminenz, es ist halb sieben Uhr, die Sonne scheint, und ich bring’ die Zeitung.“ Und kaum ist der Bischof aufgewacht, antwortet dieser: „Jawohl, mein Sohn, der liebe Gott und ich, wir wissen das schon!“ So geht es eine ganze Zeit. Bis es dem Sekretär zu bunt wird. Er geht ins Zimmer des Bischofs und sagt: „Guten Morgen, Eminenz, es ist halb sieben Uhr, die Sonne scheint, und ich bring’ die Zeitung.“ Der Bischof erwacht und sagt: „Jawohl, mein Sohn, der liebe Gott und ich, wir wissen das schon.“ Darauf der Sekretär: „Ha, gar nix wisst ihr, es ist halb zehn, es regnet wie aus Eimern, und am Sonntag gibt’s gar keine Zeitung!“ *** Der Pfarrer traut gerade ein Paar in der Kirche und sagt: „Und hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“ Da fragt der Bräutigam: „Und was waren wir vorher?“ Dezember 2012 gebetsmeinung von Papst benedikt xvi. • Wir beten, dass Zuwanderer in aller Welt vor allem in christlichen Gemeinden großherzig und mit authentischer Liebe aufgenommen werden. • Wir beten, dass Christus sich der ganzen Menschheit in jenem Licht offenbart, das von Betlehem ausstrahlt und sich auf dem Antlitz seiner Kirche widerspiegelt. Totengedenken Dezember 2012 31 Herr, schenk ihnen Deinen ewigen Frieden! Aufhofen: Kathi Wierer (99) Flaas: Cäcilia Oberkofler Wwe. Schrott (78), hinterl. fünf Kinder mit Familien Haslach/Bozen: Anna Wwe. Herbst geb. Gall (92), hinterl. die Kinder mit Familien, die Geschwister mit Familien, den Schwiegersohn und die Schwiegertochter mit Familien, die Ur- und Ururenkel, Nichten und Neffen und alle Verwandten Kolfuschg: Franz Mersa (85); Giovanni Declara (81); Celestina Oberbacher (93); Clara Paola Alton (89) Marling: Frieda Lamprecht (76), hinterl. den Ehemann und drei Kinder mit Familien Niederdorf: Franz Taschler (84), hinterl. drei Töchter mit Familien; Hartwiga Fuchs (65), hinterl. den Sohn mit Freundin Niederrasen: Ludwig Schneider (87), hinterl. die Gattin, die Kinder mit Familien und die Geschwister Nördersberg/Schlanders: Walburga Stieger (82), hinterl. zehn Kinder mit Familien und elf Geschwister mit Familien mit Familien und zwei Geschwister, darunter unseren Mitarbeiter P. Robert Prenner Rodeneck: Genoveva geb. Faller Wwe. Amort (76), hinterl. eine Tochter mit Familie St. Jakob/Leifers: Alfred Petermeir (84), hinterl. drei Kinder mit Familien St. Walburg/Ulten: Nikolaus Schwienbacher (88), hinterl. sechs Kinder mit Familien Taisten: Maria Thomaser (56), hinterl. den Gatten, zwei Kinder, den Schwiegervater und die Angehörigen; Berta Plankensteiner (80), hinterl. drei Kinder mit Familien und die Angehörigen; Josef Stoll (78), hinterl. die Schwester, sechs Geschwister und die Angehörigen Terenten: Maria Anna Lercher Wwe. Rainer (87) Völs am Schlern: Anton Neulichedl (84), hinterl. die Gattin und die Kinder mit Familien; Franz Villgrattner (44), hinterl. die Eltern und Geschwister mit Familien Prettau: Christina Enzi (95), hinterl. drei Kinder mit Familien; Fidelis Mair (83), hinterl. die Frau und vier Kinder mit Familien; Aloisia Steger (89), hinterl. drei Kinder mit Familien; Theresia Zimmerhofer (76), hinterl. sechs Kinder mit Familien; Maria Steinhauser (91), hinterl. zwei Kinder mit Familien Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen. Reschen: Hermine Seebacher geb. Prenner (80), hinterl. den Gatten, sechs Kinder Slawisches Sprichwort sinn.bild Symbole des Glaubens in unseren Kirchen Vor allem die Künstler der Gotik stellen die Menschwerdung Gottes gerne im Bild der „Wurzel Jesse“ dar. Dieses starke Symbol ist im alttestamentlichen Buch des Propheten Jesaja im Alten Testament zu finden: Jesaja sieht in einer Vision einen frischen Trieb, der aus dem „Baumstumpf Isais“ austreibt; mit Isai ist „Jesse“, der Vater von König David, gemeint. Das kleine „Reis“ wächst in der christlichen Kunst zum mächtigen Baum, in dessen Ästen die biblischen Könige und Propheten untergebracht sind. Gekrönt wird der Baum von Jesus Christus, manchmal auch von Maria mit dem Christuskind. Das Symbol der „Wurzel Jesse“ lädt auch ein, über die eigene „Menschwerdung“ zu meditieren. Wer „hineinwächst“ in die Erlösung durch Jesus Christus und bei Ihm mit seinem Leben Wurzeln fasst, kann Kraft und Höhe erreichen. Im Bild: Weihnachtsdarstellung mit der „Wurzel Jesse“ (links) auf dem Flügelaltar von Meister Hans Klocker in der Franziskanerkirche Bozen, fertiggestellt um 1500. NACH VORN GESCHAUT: „Um des lieben Friedens willen“? Streiten lernen