Die Hochgeschwindigkeits-Baustelle
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Die Hochgeschwindigkeits-Baustelle
Die Hochgeschwindigkeits-Baustelle 1 von 2 http://www.abendblatt.de/daten/2005/05/13/432469.html?prx=1 Ahrensburg Die Hochgeschwindigkeits-Baustelle Oft arbeiten die Handwerker bis Mitternacht, damit Kurt Kriegers Möbelzentrum im Oktober öffnen kann. Von Matthias Popien Barsbüttel - Noch im Oktober ging in Barsbüttel die Angst um: Baut Kurt Krieger sein Möbelzentrum? Werden die hochfliegenden Pläne je umgesetzt? Heute kann jeder, der auf der A 1 am Ort vorbeifährt, sehen: Krieger baut - und wie! Innerhalb von wenigen Wochen ist in der Feldmark eine riesige Baustelle entstanden. Die Brücke für die Autobahnzufahrt ist im Rohbau fertig. Das Fundament fürs Hochregallager wird gerade geschüttet, erste Stahlträger des Regalsystems stehen. Das neue Möbelhaus ist in seinen Ausmaßen schon zu erkennen. Bald sollen die insgesamt 320 Pfeiler aufgestellt werden, die die Fertigteilwände halten. "Wir stehen unter gewaltigem Termindruck", sagt Jens Kohnert (42) von der Krieger Grundstück GmbH, der den Fortschritt auf Stormarns größter Baustelle überwacht. Im Oktober soll alles fertig sein - zum Weihnachtsgeschäft. Noch fünf Monate Zeit also, um das 37 500 Quadratmeter große Möbelhaus zu bauen und auszustatten, um das etwas über 40 Meter hohe und knapp 15 000 Quadratmeter große Regallager mit komplizierter Technik funktionsfähig zu machen, um ein Auslieferungslager zu bauen und Parkplätze anzulegen. "Da fließen schon ein paar Milliönchen in die Erde", sagt Kurt Krieger, Chef von Möbel Kraft, Möbel Höffner und Möbel Walter - und untertreibt charmant. Rund 100 Millionen Euro gibt er in Barsbüttel aus. Vielleicht auch ein bißchen mehr. Den Firmen, die an der Autobahnzufahrt werkeln, hat er gerade eine Beschleunigungsprämie gezahlt - damit die Baustelle möglichst bald von der A 1 erreichbar ist. Derzeit quält sich alles über die einspurige Speckenkampsbrücke. Auf der herrscht soviel Verkehr, daß auf beiden Seiten Männer stehen, die die Zufahrt im Wechsel freigeben. Lastwagen stauen sich am Fuße der Brücke, die früher nur von Spaziergängern und Bauern benutzt wurde. Jetzt ist hier selbst nachts Betrieb. Dann rollen die Tieflader an, die die Beton-Fertigteile aus Paderborn zur Baustelle transportieren. Auf dem rund 22 Hektar großen Areal arbeiten zur Zeit etwa 100 Menschen. Oft haben sie erst gegen Mitternacht Feierabend. Wenn der Innenausbau beginnt, werden bis zu 700 Handwerker auf der Baustelle sein. Unablässig rumpeln schon jetzt Lkw über die Wege, ziehen lange Staubfahnen hinter sich her. Dort werden Fertigteile abgeladen, hier wird Beton auf die Armierungen gepumpt. Nebenan sind Männer damit beschäftigt, einen gewaltigen Kran zusammenzuschrauben. Neun stehen schon auf der Baustelle. Der zehnte wird gebraucht, um das Hochregallager zu bauen. Im Gebäude soll es später zwölf Regalgassen geben, in 24.06.2005 08:02 Die Hochgeschwindigkeits-Baustelle 2 von 2 http://www.abendblatt.de/daten/2005/05/13/432469.html?prx=1 denen computergesteuerte Geräte die Ware in die Regale schieben und bei Bedarf wieder herausholen. 40 000 Gitterboxen mit Möbelstücken finden Platz. "Die zwölf Fahrgeräte müssen zum Schluß durchs offene Dach in die Gassen gehoben werden", sagt Kohnert. "Da brauchen wir einen Spezialkran, davon gibt's nur zwei Exemplare in Deutschland." Neben dem gewaltigen Lager-Turm nimmt sich das Möbelhaus niedrig aus. Es ist nur dreigeschossig, hat allerdings eine 350 Meter lange Front. "Das wird ein Schmuckstück", freut sich Kohnert. "Es wird einen schönen Eingangsbereich bekommen. Und im zweiten Geschoß gibt es ein Restaurant mit Terrasse." Ob auf dem neuen Möbelhaus das Kraft-Signet oder der Höffner-Schriftzug prangt, ist offenbar immer noch unklar. Fest steht: Das Hochregallager wird die Kraft-Häuser in Segeberg und in Buchholz mit Möbeln versorgen. Das Herz des Segeberger Möbelriesen schlägt also bald in Barsbüttel. Mit der Fertigstellung geht ein fast acht Jahre währender Planungsprozeß zu Ende. Der zog sich auch deshalb so lange hin, weil der Elmshorner Teppichriese Kibek gegen die Planungen klagte. Kibek hatte selbst in Barsbüttel bauen wollen, war aber nicht zum Zuge gekommen. Im vergangenen Jahr sorgte dann der Wunsch von Kurt Krieger für Unruhe, 10 000 Quadratmeter mehr Verkaufsfläche für sein Möbelhaus zu bekommen. Manch einer mißdeutete diesen schwer erfüllbaren Wunsch als Versuch, das Projekt scheitern zu lassen. Die Zweifler sind mittlerweile verstummt. Krieger baut - und Zehntausende von Autofahrern auf der A 1 können sich Tag für Tag davon überzeugen. erschienen am 13. Mai 2005 in Ahrensburg zurück 24.06.2005 08:02