Mächtige Limes Kastelle
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Mächtige Limes Kastelle
RÖMISCHE SPUREN Der Bayerische Limes Eine Zeitreise zu den Römern einheit, die ursprünglich in Spanien aufgestellt worden war. Sie war nach der doppelt so starken Reitereinheit in Aalen die schlagkräftigste römische Truppe auf Rätischem Gebiet. We i ß e n b u r g e r R ö m e r s c h a t z Modell Kastell Pfünz bei Eichstätt, Naturpark Altmühltal nach ihrer, der Römer, Sitte, nehmen Strapazen wie Gewaltmärsche auf sich und stellen Szenen nach, wie sie einst den echten Römern widerfahren sein könnten. Ganz schön sonderbar diese Germanen. Mächtige Limes-Kastelle Beeindruckend auch heute noch sind die Überreste der zahlreichen Kastelle. Diese Befestigungsanlagen waren in verschiedenen Größen und für jeweils verschiedene Tr uppeneinheiten konstruier t. Legionslager wie in Mainz oder Regensburg gab es am Limes nicht. Das größte Limeskastell befand sich bei Aalen, 1000 Mann waren hier stationiert. Doch auch die zweitgrößte Anlage bei Weißenburg i. Bay. (Bild links: Nordtor im Kastell Biriciana) ist beachtlich. Sie misst 175 mal 180 Meter im Geviert, verfügt über eine 1,20 Meter breite Wehrmauer mit drei Gräben, dazu vier Tore und 20 Türme. Gebaut wurde sie unter Kaiser Domitian (81-96) zunächst aus Holz. Ab dem Jahr 90 war hier die „Ala I Hispanorum Auriana“ stationiert, eine 500 Mann starke Reiter- 18 Doch Weißenburg i. Bay. hat noch weitere Highlights zu bieten. So lag, wie anderswo auch, neben dem Kastell eine große Zivilsiedlung mit Brunnen, Bädern und Häusern aus Stein. Hier arbeiteten Handwerker, boten Händler ihre Waren feil. Für die Besatzung des Kastells gab es eine eigene Thermenanlage, die bisher größte bekannte in Süddeutschland. Man betrat die Anlage über die „Basilica“, eine über 300 Quadratmeter große Gymnastikhalle. Daran anschließend ging es über Warm-, Lau- und Kaltbäder mit eigenen Wasserbecken ins Schwitzbad. Über sorgsam polierte Solnhofer Platten oder feinen Terazzoboden mit Fußbodenheizung schritten die Badegäste, die Wände, durch Hohlziegel ebenfalls beheizt, waren mit Wandmalereien geschmückt. Kastell und Zivilsiedlung gingen in den Wirren um die Mitte des 3. Jahrhunderts in einem Inferno zugrunde, wie Brandreste belegen. In diesen unsicheren Zeiten muss ein Privatmann oder Soldat seinen persönlichen Besitz vergraben haben. Erst 1700 Jahre später kam dieser „Weißenburger Schatz“ wieder ans Tageslicht. Ursprünglich aus über 150 Teilen bestehend sind die wichtigsten Stücke, darunter Votivgaben aus Silber, eine Bronzerüstung, Eisenwerkzeuge, zwei eiserne Klappstühle sowie 17 kunstvoll gearbeitete bronzene Götterfiguren, heute im Römermuseum in Weißenburg i. Bay. zu bestaunen. Auch in der Umgebung haben die Archäologen wertvolle Stücke geborgen. In dem Kastell bei Theilenhofen, wo eine teilberittene Kohorte von 500 Mann stationiert war, fanden sich ein bronzener Prunkhelm für Paraden und ein einfacher Helm aus Eisen für einen gemeinen Soldaten. Bei Ellingen, Gunzenhausen, Ehingen sind kleinere Kastelle nachgewiesen. 19 RÖMISCHE SPUREN Der Bayerische Limes Eine Zeitreise zu den Römern R ö m e r s c h a t z , We i ß e n b u rg i . B a y. , N a t u r p a r k A l t m ü h l t a l Daneben wurden hier sowie in Mönchsroth Wachttürme und Teile der Limesmauer originalgetreu wieder aufgebaut. In Mönchsroth steht auch eine der „Hadrianssäulen“, welche der bayerische König Max II. im Jahr 1861 an verschiedenen Stellen des Limes setzen ließ. In Miltenberg, wo der Limes auf den Main trifft, sind gleich zwei Kastelle entdeckt worden. Ein kleineres östlich der Stadt (Flächeninhalt: 0,6 Hektar) wurde von rund 120 Mann einer Aufklärungseinheit („numerus“) genutzt. Westlich lag ein großes Kastell (Flächeninhalt: 2,72 Hektar), wo knapp 500 Mann der teilberittenen „cohors I Sequanorum et Rauracorum“ lagen. Von hier bis Seligenstadt bildete der Main die Grenze, es gab keine Mauer. Von dem besonders großen Kohortenkastell (3 Hektar) in Obernburg am Main, belegt von einer teilberittenen Kohorte Hirschjagdszenen, Villa Rustica Möckenlohe, Naturpark Altmühltal 20 Luftaufnahme Kastell Böhming bei Kipfenberg, Naturpark Altmühltal Römischer Bürger, ist heute nichts mehr zu sehen. Die Umfassungsmauern sind aber im Ortsbild deutlich erfassbar. Die „Via principalis“, die Hauptstraße des einstigen Kastells, entspricht weitgehend der heutigen „Hauptstraße“ des Ortes. Im neu eingerichteten Obernburger Römermuseum warten zahlreiche bedeutende Funde auf den Betrachter. In der Zivilsiedlung des benachbarten Kohortenkastells Stockstadt hat man, in einem Tontopf vergraben, einen Schatz mit 1316 Silberdenaren und sieben Goldstücken gefunden. Aschaf fenburger Pompejanum Ein absolutes Unikum für den vielleicht von den vielen Kastellresten ermatteten Interessierten bietet die Stadt Aschaffenburg. Hier nämlich, in der Nähe des Schlosses inmitten einer fast südländisch anmutenden Landschaft, ließ der bayerische König Ludwig I., der Schwarmgeist für alles Antike, sein „Pompejanum“ errichten. Das Gebäude entstand zwischen 1840 und 1848 als Kopie der „Casa dei Dioscuri“ in Pompeji nach Plänen von Ludwigs Stararchitekten Friedrich Gärtner, der sich in München und anderswo mit zahlreichen Bauten einen Namen gemacht hat. Das Haus mit seinen Wandmalereien und Einrichtungsgegenständen (u.a. einer vollständig eingerichteten Küche) bietet einen hervorragenden Eindruck von den Umständen, in denen einst eine wohlhabende Familie in einem römischen Stadthaus gelebt haben muss. 21