Trachycarpus ist in Europa die Palme Nummer 1
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Trachycarpus ist in Europa die Palme Nummer 1
10 | 2010 Trachycarpus wagnerianus in der brasilianischen Baumschule auf 800 Meter Höhe. Winterharte Garten-Palmen vom Spezialisten - Zusammenarbeit mit Baumschulen in Brasilien und Asien „Trachycarpus ist in Europa die Palme Nummer 1“ Exotische Pflanzen, insbesondere winterharte Palmen, erfreuen sich zunehmender Nachfrage am Markt. Eher zufällig entwickelte sich das Palmengeschäft von Herbert Riphagen, zunächst über Palmensamen, die er nach der Keimung nach Spanien und Italien exportierte. Dabei war er einer der ersten beim Handel mit winterharten Palmen und empfindlicheren weiteren Exoten, wie Dicksonia antarctica oder Musa sikkimensis, der Darjeeling-Banane. Trachycarpus princeps ist eine Rarität aus China. Geboren wurde der Niederländer Herbert So entwickelte sich ein Kontakt zu italieni- Handel mit Palmen kam er in Kontakt zu eiRiphagen in Indonesien, wo er seine ersten Lebensjahre verbrachte, kehrte dann aber mit der Familie zurück nach den Niederlanden. Da er sich um den heimischen Garten kümmern wollte, versuchte er es mit der bei uns als Zimmeraralie bekannten Fatsia japonica, bei der sich zeigte, dass sie durchaus minus 20°C überlebt. Aus dieser Erfahrung heraus bestellte er Trachycarpus-Samen im Internet und verkaufte die überzähligen Keimlinge. schen und spanischen Betrieben, die 15.000 oder 20.000 Keimlinge bestellten. Riphagen war dabei einer der ersten, die mit dem Handel von Trachycarpus wagnerianus begannen. Sie ist benannt nach Albert Wagner, einem Gartenbauer aus Leipzig, der diese Hanf-Palme aus Japan nach Europa brachte. Riphagen schickte gekeimte Sämlinge nach Spanien und Italien, wo diese weiterkultiviert wurden, und dann später wieder zurück nach Mitteleuropa kamen. Durch den ner der größten Baumschulen in Brasilien, die im Süden auf über 800 Meter über Normal Null kultiviert und wo die Temperatur, wie Riphagen beschreibt, jeden Tag auf minus 2°C bis minus 4 °C sinkt. Dies brachte ihn auf die Idee, die Sämlinge nach Brasilien zu schicken, wo sie preisgünstiger kultiviert werden können. Sie wachsen dort schneller und zu starken, abgehärteten Pflanzen, die zudem dickere Stämme als Pflanzen aus China haben, heran. So kam es zu einer ex- Sortimente 37 Forum klusiven Zusammenarbeit mit der Baumschule. Von dort importiert der Niederländer zudem Trachycarpus fortunei mit dicken Stämmen aber auch andere Arten wie die dort heimischen Butia odorata, Butia eriospatha und weitere Butia-Arten. Daneben sind weitere Gattungen und Arten im Sortiment, darunter verschiedene Palmen aus Südamerika, beispielsweise Chamaedorea, Lytocarium, Syagrus, Sabal und Trithrinax. Der Transport über Seecontainer von dort ist zwar teurer als der Landtransport von Spanien oder Italien, doch sind die Pflanzen aus Brasilienlaut Riphagen stärker und abgehärtet. Seit über 20 Jahren hat sein Betrieb einen 600 Quadratmeter großen Schaugarten in Heerde in der Mitte der Niederlande und Blick in den Schaugarten in Heerde/NL. Zur Verkaufsförderung hat der Betrieb Etiketten aufgelegt, die bei Trachycarpus wagnerianus die typische weiße Blattrandfärbung im Winter zeigen. Im kommenden Jahr sollen kleine Palmen in Aktionen bei Discountern das Interesse des Konsumenten ankurbeln. Handel Produktion Leserservice Als neues Produkt bietet GardenPalms Trachycarpus wagnerianus mit kahlen Stämmen an, bei denen die netzartigen Gewebsreste vom Stamm heruntergezogen und dann von Hand abgeschnitten werden. verzeichnet seit sechs Jahren eine steigende Nachfrage nach winterharten Palmen. Dies bewog Riphagen, in Erica, unweit der Grenze nach Deutschland, einen Gartenbaubetrieb mit 20.000 Quadratmetern Hochglas zu übernehmen. Der ehemalige Rosenbetrieb ist mit einer computergesteuerten, vollautomatischen Klimatisierung ausgestattet und kann von dem Betriebsleiter auch über das Internet gesteuert werden. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, Palmen zu kultivieren, zu importieren und an Wiederverkäufer zu exportieren und den Absatz winterharter Palmen zu fördern. Dabei will Riphagen ein vollständiges Sortiment winterharter Palmen für den nordeuropäischen Markt bieten. Aus diesem Grund kauft er Pflanzen in Asien, wie China, Korea, Japan oder auch Mexiko zu und zieht selbst die verschiedensten Palmenarten an. Darunter Raritäten wie Trachycarpus princeps, deren natürliches Vorkommen auf eine Region in China begrenzt ist. Wie Herbert Riphagen berichtet, sind zudem Palmen in der Anzucht, die noch nicht bestimmt und noch keiner Gattung oder Art zugeordnet sind. Sein Sortiment hat er mittlerweile um Baumfarn Dicksonia aus Neuseeland und Darjeeling-Banane Musa sikkimensis aus Bhutan erweitert. Bei Dicksonia liegt die Winterhärten bei minus 8 bis 9°C. Noch tiefere Temperaturen verträgt Yucca rostrata, nach Riphagens Angaben bis minus 18/20°C. Bei der Musa sikkimensis handelt es sich um eine Art, die genauso winterhart sein soll wie Musa basjoo, die Japanische Banane, und bis minus 20°C überlebe. Zudem hat die aus Samen vermehrte Musa sikkimensis attraktives Laub, das an der Blattoberseite zebraartige, dunkellila Streifen, Durch niedrige Temperaturen im Gebirge im Süden Brasiliens wachsen, wie Herbert Riphagen erklärt, die Palmen zu kräftigen Pflanzen mit dicken Stämmen heran. blattunterseits eine rotlila Färbung und gelb-grüne Scheinstämme hat. Dadurch bildet sie einen interessanten Kontrast zu grünen Blattfärbungen im Garten. Daten über die Winterhärte von Palmen stammen meist aus amerikanischer Literatur, in den USA ist es jedoch trockener. Die Winterhärte bei Trachycarpus gibt Riphagen mit minus 20°C an. Seinen Angabe zufolge ist Trachycarpus die „Nummer Eins“ bei Palmen für Europa. Minus 16°C sind laut Riphagen für Trachycarpus wagnerianus kein Problem, doch er empfiehlt, sie ab minus 12°C durch Zusammenbinden der Blattwedel zu schützen. Keinesfalls sollte Plastik verwendet werden, da der Palmen-Kopf Luft braucht. Das Absterben von Pflanzen ist meist auf vertrocknen oder zu lang anhal- Versandfertige CC-Karre für Kunden in Dänemark. Fotos: Oschek/Werkfotos tender Feuchtigkeit im Herzen zurückzuführen. Als neues Produkt bietet das Unternehmen, das unter GardenPalms firmiert, Trachycarpus wagnerianus mit kahlem Stamm an. Bei Chamaerops humilis ‘Cerifera‘ sind gut winterhart und werden zur Sortimentsergänzung aus Spanien importiert. Auch aus Asien importiert Herbert Riphagen winterharte Trachycarpus wagnerianus aus Baumschulen, in denen es im Winter minus 18°C wird. 10 | 2010 diesen Palmen wurde das netzartige Gewebe am Stamm von Hand entfernt, was bei höheren Stämmen durchaus einen Tag Arbeit bedeutet und aufgrund der Arbeitskosten in Brasilien erfolgt. Diese Pflanzen haben eine ganz eigene Ausstrahlung und erinnern an Kokospalmen. Da das netzartige Gewebe aber im Winter auch einen gewissen Schutz bietet und es bislang noch an Erfahrungen fehlt, empfiehlt Riphagen, den Stamm im Winter ab minus 9°C durch Riedoder Schilfmatten zu schützen. Angaben, dass Trachycarpus wagnerianus winterhärter sei als T. fortunei kann er nicht bestätigen. Beide Arten seien gleich winterhart, nur hat T. wagnerianus kleineres stärkeres Laub und erweise sich dadurch härter gegenüber Wind. Im Sortiment ist ebenfalls Jubaea chilensis, die Honigpalme, die bis minus 12 bis 15°C winterhart sei. Sie benötigt jedoch mindestens 12°C um zu wachsen. Günstiger ist daher, die Geleepalme Butia eriospatha, die bereits bei 4 bis 5 °C wächst und daher in 39 Markt + Absatz Im Jahr kultiviert GardenPalms rund 250.000 Sämlinge und 250.000 Jungpflanzen, darunter Raritäten und botanisch noch nicht bestimmte Arten. Deutschland und den Niederlanden pro Jahr mehr Zuwachs hat. Riphagen GardenPalms ist bestrebt, nicht nur ein breites Sortiment, sondern auch ein tiefes von Sämlingen, Jungpflanzen bis hin zu großen Exemplaren zu bieten. Daher sät er 400.000 Palmen im Jahr aus, aus denen rund 250.000 Sämlinge keimen und produziert zudem rund 250.000 Jungpflanzen pro Jahr. 50 Prozent davon werden verkauft, der Rest weiterkultiviert. Für die Jungpflanzenkultur verwendet er hohe Töpfe mit Längstrillen, die einem Korkenzieherwuchs der Wurzeln vorbeugen. In 40-Fuß-Containern werden Pflanzen aus den verschieden Ländern importiert. Jährlich sind es rund 20 solcher Container aus Brasilien, zehn bis 20 aus Asien, zehn aus Tasmanien und ein bis zwei Container aus Mexiko. Für die Kultur kauft der Betrieb eigenen Dünger. Da Palmen einen geringen Phosphorbedarf haben, verwendet er Mischungen mit einem Nährstoffverhältnis von 3:1:3 (N:P:K) und etwas Eisen und Magnesium. Da die importierten Palmen am Stamm neue Wurzeln bilden müssen, hat er ein Mittel entwickelt, den Palmbooster, der die Wurzelbildung fördert. Für die Vermarktung hat er zudem ein Etikett gestaltet. Um winterharte Palmen dem Konsumenten näherzubringen, wurde ein Konzept für den Verkauf von Kleinpflanzen in Trays in Aktionen bei Discountern im kommenden Jahr entwickelt. Neben Palmen sind bei den Aktionen auch Musa enthalten. Die Preise für Palmen berechnen sich aus der Stammlänge. Ab einem Bestellwert von 500 Euro liefert GardenPalms innerhalb Deutschlands transportkostenfrei. • Werner Oschek, Übach-Palenberg