Endbericht - Geozentrum Hannover

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Endbericht - Geozentrum Hannover
INSTITUT FÜR BERGBAUKUNDE I
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
Univ.-Professor Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. P. N. Martens
Wüllnerstraße 2 · 52056 Aachen · Tel.: 0241/809-5667
Projekt-Nr. 06/2007
Internetbasierte Handelsplattformen
Endbericht
Im Auftrag der
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
Bearbeitet von
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Per Nicolai Martens
Dipl.-Ing. J. B. Pateiro Fernández
Dipl.-Ing. S. Speer
Aachen, im August 2008
INSTITUT FÜR BERGBAUKUNDE I
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
Univ.-Professor Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. P. N. Martens
Wüllnerstraße 2 · 52056 Aachen · Tel.: 0241/809-5667
Anmerkung:
Dieser Endbericht gibt die Auffassung und Meinung des Auftragnehmers (Institut für
Bergbaukunde I, BBK I) wieder und muss nicht mit der Meinung des Auftraggebers
(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR) übereinstimmen.
_____________
P. N. Martens
(Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing.)
Institut für
Bergbaukunde I
_______________
S. Speer
(Dipl.-Ing.)
Internetbasierte Handelsplattformen
3
I Gliederung
1
Executive Summary .......................................................................... 9
2
Einleitung ........................................................................................ 10
2.1
Übersicht über Handelsplattformen............................................ 12
2.2
Kriterien zur Beurteilung von Handelsplattformen...................... 15
2.2.1 Kriterien für Anwender ......................................................... 15
2.2.2 Kriterien für Betreiber ........................................................... 17
3
4
Informationen über Handelsplattformen .......................................... 21
3.1
Handelsbarrieren bei Handelsplattformen.................................. 21
3.2
Bekannte Risiken mit Handelsplattformen ................................. 24
3.3
Bekannte Vorteile von Handelsplattformen ................................ 25
Erarbeitung eines Grundlagenmodells ............................................ 26
4.1
Vergleichende Gegenüberstellung ............................................. 29
4.1.1 Alibaba.com ......................................................................... 30
4.1.2 Alloychange.com.................................................................. 34
4.1.3 Geo.net ................................................................................ 35
4.1.4 Metalauctions.com ............................................................... 37
4.1.5 Premierbc.com ..................................................................... 38
4.1.6 Spotmetals.com ................................................................... 38
4.1.7 Worldbid.com ....................................................................... 40
4.2
Identifizierung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden ......... 42
4.3
Betrachtung der Erfolgsfaktoren ................................................ 45
5
Zusammenfassung .......................................................................... 50
6
Anhänge .......................................................................................... 53
6.1
Anhang I - Alibaba.com .............................................................. 53
6.1.1 Mangelhafte Angebotsbeschreibung ................................... 53
6.1.2 Ausführliche Angebotsbeschreibung ................................... 53
6.1.3 Beispiel für Informationen .................................................... 54
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4
6.2
Anhang II - Geo.net .................................................................... 59
6.3
Anhang III – Spotmetals.com ..................................................... 61
6.4
Anhang IV - Worldbid.com ......................................................... 63
6.5
Anhang V - Leitfaden zur Auswahl ............................................. 65
6.5.1 Erläuterung von Tabelle 4, Seite 26 ..................................... 65
6.5.2 Kriterien zur Beurteilung ...................................................... 69
7
Quellen ............................................................................................ 70
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5
II Abkürzungen/Übersetzungen
Akronym
Bedeutung
Abk.
Abkürzung
B2B
Business to Business
Geschäftskunde zu Geschäftskunde
CD
Compact Disk
CRM
Customer Relationship Management
Kundenpflege
DV
Datenverarbeitung
E-…
Elektronisch, via Telekommunikation
FAQ
Frequently Asked Questions
häufig gestellte Fragen
ICT
Information and Communication Technology
Informations- und Kommunikationstechnik
ID
Identification Number
Identifikationsnummer
IT
Informations-Technologie
k.A.
Keine Angabe
KMU
Klein- und Mittelständische Unternehmen
Mio.
Million
M-PESA
Ein kenianisches, auf SMS basierendes Bezahlsystem
Mrd.
Milliarde
n.v.
Nicht verfügbar
Newsletter
Infobrief, elektronisches Rundschreiben
öffentl.
Öffentlich
OLPC
One Laptop Per Child,
ein Laptop pro Kind, eine Ausbildungsinitiative
PHP
PHP: Hypertext Preprocessor
eine Programmiersprache zur Erstellung von dynamischen
Webseiten
QA
Quality Assurance
Qualitätssicherung
QC
Quality Control
Qualitätskontrolle
R&D
Research and Development
Forschungsabteilung
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RFP
Request For Proposal
Ausschreibung im üblichen Sinn
RFQ
Request For Quotation
Preisanfrage
ROM
Read Only Memory
Speichermedium, das nur gelesen werden kann
SCM
Supply Chain Management
Versorgungskettenmanagement
SMS
Short Message Service
Kurznachrichtendienst
URL
Uniform Resource Locator
einheitlicher Quellenanzeiger, Internetadresse
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III Tabellen
Tabelle 1:
Typen E-Business-Lösungen nach Kundenkreis ................................. 12
Tabelle 2:
Typen von Handelplattformen nach Branchenorientierung.................. 14
Tabelle 3:
Einteilung von Handelsplattformen nach Zugangsvoraussetzungen ... 15
Tabelle 4:
Tabelle zur Ermittlung des geeigneten Handelsplattformtyps .............. 26
Tabelle 5:
Angenommene Eigenschaften für die ausgewählten Rohstoffe .......... 28
Tabelle 6:
Anwendung am Beispiel der „vertikalen Marktplätze“ .......................... 28
Tabelle 7:
Ergebnis der Auswertung nach Migalk; ............................................... 29
Tabelle 8:
Übersicht über die Unternehmen der Alibaba Group ........................... 30
Tabelle 9:
Angebotsbeispiel von Alloychange.com .............................................. 34
Tabelle 10: Star Rating von Worldbid.com ............................................................. 41
Tabelle 11: Vergleich der aktiven Handelsplattformen ........................................... 44
Tabelle 12: Kriterien für den Abnehmer ................................................................. 48
Tabelle 13: Kriterien für den Anbieter..................................................................... 49
Tabelle 14: Kriterien für die Handelsplattform ........................................................ 49
Tabelle 15: Patent-Regeln in Südafrika .................................................................. 58
Tabelle 16: Detailansicht Angebot auf Geo.net ...................................................... 59
Tabelle 17: Angebotsbeispiel auf Spot Metals Online ............................................ 61
Tabelle 18: Detailansicht Angebot auf Spot Metals Online .................................... 61
Tabelle 19: Angebots-Formular von Spot Metals Online.com ................................ 62
Tabelle 20: Kriterien zur Beurteilung elektronischer Handelsplattformen ............... 69
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IV Abbildungen
Abbildung 1: Veranschaulichung und Beispiele elektronischer Handelsplattformen 13
Abbildung 2: Einflussfaktoren auf elektronische B2B-Marktplätze............................ 19
Abbildung 3: Struktur von Metalauctions.com .......................................................... 37
Abbildung 4: Struktur von Spot Metals Online.com .................................................. 39
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1 Executive Summary
Die vorliegende Desktop-Studie untersucht die Eignung einer internetbasierten
Handelsplattform, die den Handel mit konfliktfrei gewonnenen Tantal-, Wolfram und
Zinnerzen – genauer Wolframit, Tantalit und Zinnstein – unterstützt. Das im Rahmen
dieser Studie zu entwickelnde Grundlagenmodell einer entsprechenden Handelsplattform soll den Kontakt zwischen Anbietern zertifizierter konfliktfrei gewonnener
mineralischer Rohstoffe und interessierten Abnehmern herstellen.
Im Rahmen dieser Studie sind im Wesentlichen sieben Handelsplattformen identifiziert worden, die den Handel mit den ausgewählten mineralischen Rohstoffen
vorsehen. Davon findet auf dreien noch aktiv Handel mit diesen Rohstoffen statt: die
chinesische Alibaba, die US-amerikanische Spot Metalls Online und die kanadische
Worldbid. Auf den anderen finden sich entweder gar keine oder keine aktuellen
Angebote für Erze oder sie haben sich anderen Geschäftsfeldern zugewandt. Der
Markt kann folglich zurzeit als konsolidiert betrachtet werden, auch wenn insgesamt
nur eine geringe Anzahl an aktuellen Angeboten für die ausgewählten Rohstoffe
gefunden wurden.
Die Anwendung der im Rahmen dieser Studie identifizierten Erfolgsfaktoren für
elektronische Marktplätze auf die ausgewählten Rohstoffsektoren ergibt, dass diese
Rohstoffsektoren – abgesehen von der mangelhaften Durchdringung von IT –
prinzipiell für elektronische B2B-Marktplätze bereit sind. Es besteht Anlass zur
Hoffnung, dass sich die fehlende Durchdringung mittelfristig ändert.
Angesichts der Schwierigkeiten auf einem gesättigten Markt eine neue NischenPlattform zu etablieren, sollte bei derzeitigem Projektstand nach Meinung der
Autoren zunächst überprüft werden, inwieweit die Benutzung bestehender bereits
etablierter Handelsplattformen vorteilhafter ist. Dabei stehen zwei vorerst kostenlose
Alternativen zur Auswahl: Die Plattform Spot Metals Online ist eine einfache und
– obwohl seit zehn Jahren nicht mehr gewartete – aktiv genutzte Kontaktplattform.
Ihre unkomplizierte Struktur erschließt sich auch unerfahrenen Nutzern schnell und
das kommentierte Angebots-Formular ermöglicht den Nutzern die Einstellung
erfolgreicher, weil ausreichend detaillierter Angebote. Die Plattform Alibaba dagegen
ist aufwändig und modern programmiert, bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm
sowie Handelsinformationen und zahllose Hilfen für unerfahrene Benutzer. Die
komplexe Struktur erfordert etwas Einarbeitung, die aber durch das Rahmenprogramm, die Handelsinformationen, die Selbsthilfe in Form von Foren und nicht zuletzt
die komfortable Suche auch für Unerfahrene leicht zu meistern ist.
Mit der Zertifizierung der konfliktfreien Rohstoffe könnte auch eine Zertifizierung der
Glaubwürdigkeit der Anbieter verbunden werden. Diese Zertifikate würden dann
einfach in der Angebotsbeschreibung veröffentlicht. Bei der Nutzung von Alibaba
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würde zusätzlich der internationale Bekanntheitsgrad dieser (und ähnlicher) Initiativen zur nachhaltigen, ethisch-verantwortlichen Gewinnung von Rohstoffen steigen.
2 Einleitung
Durch die weltweite Verbreitung des Internets, welches Unternehmen wie Privatnutzern in den letzten 20 Jahren neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet hat,
werden seit den 1990er Jahren zunehmend auch internetbasierte Plattformen für den
Handel mit Waren aller Art genutzt. Internetbasierte Handelsplattformen, also auch
elektronische Marktplätze, die Angebot und Nachfrage auf einer Website zusammenbringen, sind Teil des so genannten E-Business.
Grundidee ist, dass Käufer und Verkäufer von Waren und Dienstleistungen über das
Internet kommunizieren können. Beide tauschen Informationen über die Ware und
den Kaufwunsch aus. Der Verkäufer kommuniziert Informationen über seine Ware
und den Preis. Der Käufer informiert über seinen Kaufwunsch und seine Identität.
Auch die Rohstoffmärkte nutzen teilweise internetbasierte Handelsplattformen.
Der Vorteil solcher elektronisch organisierter Märkte sind die niedrigeren Transaktionskosten, sowohl in der Such- und Anbahnungsphase als auch in der Abwicklungsphase, so dass diese Kosten selbst für kleine Rohstoffchargen gering gehalten
werden können. Dies bedeutet ideale Voraussetzungen für kleine Rohstoffproduzenten oder -händler.
Hierdurch eröffnet sich auch kleinen Rohstoffproduzenten oder -händlern in Entwicklungsländern die Möglichkeit, ihre Produkte auf dem virtuellen, globalen Markt
anzubieten und zu handeln.
Weitere Vorteile sind beispielsweise:
•
Neue Kommunikationsmöglichkeit mit Kunden
•
Erschließung neuer Vertriebskanäle
•
Gewinnung von Neukunden
•
Umsatzerhöhung
•
Effizienzsteigerung
Die Ergänzung traditioneller Handelsmärkte um elektronische Handelsplattformen
kann tief in das bestehende unternehmerische Geschehen eingreifen. Zumeist ist
das Reengineering von Geschäftsprozessen zur Gestaltung effizienter Lieferketten,
d.h. die Installierung entsprechender Logistik, erforderlich (Morelli, 2007).
Neben den Kriterien der zeit-, mengen- und qualitätsgerechten Versorgung mit
Rohstoffen müssen internetbasierte Handelsplattformen von Anbietern noch weitere
Kriterien erfüllen, wie beispielsweise:
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Internetbasierte Handelsplattformen
•
•
11
Anpassung der Daten in Echtzeit, um eine Steuerung auf operativer Ebene zu
ermöglichen oder/und
Verfügbarkeit der Plattform 24 Stunden pro Tag, 7 Tage pro Woche, 365 Tage
pro Jahr, also Resistenz gegen Systemabstürze und Nichterreichbarkeit,
insbesondere während laufender Handelsaktionen.
Neben diesen eher (DV-)systemspezifischen, technischen Randbedingungen sind in
Bezug auf internetbasierte Handelsplattformen aber auch rechtliche Risiken bei
transnationalen Handelsaktivitäten zu berücksichtigen, auch wenn Rechtsunsicherheiten zu den geringeren Sorgen von europäischen Unternehmen bezüglich
E-Business zählen (Selhofer et al., 2006).
Zudem bestehen bei Käufern und Verkäufern Vorbehalte, da diese sich in den
meisten Fällen nicht kennen und aus der Distanz zu einer einheitlichen Bewertung
des Handelsgutes kommen müssen, bei oftmals unzureichenden oder unvollständigen Informationen bezüglich des Handelsgutes. Bei der Überprüfung der Bonität von
Käufern und Verkäufern ist man häufig auf die Zertifikate der Betreiber angewiesen,
die nicht immer von unabhängigen Zertifizierern stammen.
Die Zertifizierung der Rohstoff-Handelskette kann daher helfen, die Risiken des
Internethandels zu vermindern und dafür sorgen, dass dessen Vorteile, wie besserer
Marktzugang und geringe Transaktionskosten, insbesondere den kleinen Rohstoffproduzenten in Entwicklungsländern zugute kommen können.
Diese Studie beantwortet Fragen nach dem Maß, in dem diese Plattformen zum
Handel von mineralischen Rohstoffen bereits genutzt werden und wo Handelsbarrieren, Risiken und Chancen liegen.
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2.1 Übersicht über Handelsplattformen
In diesem Kapitel werden die verschiedenen Varianten von E-Business, speziell
elektronischen Handelsplattformen, vorgestellt.
Es gibt verschiedene Ansätze der Klassifizierung von E-Business-Methoden. Einer
davon erfolgt über die Art der Teilnehmer: Endkunden (Abk. C für consumer),
Geschäftskunden (Abk. B für business) oder Öffentliche Verwaltung (Abk. A für
administration). Wie in Tabelle 1 dargestellt, werden diese Kürzel abhängig von den
agierenden Handelspartnern derartig kombiniert, dass der erstgenannte Teilnehmer
die Anbieterseite, der letztere die Nachfragerseite des Marktes repräsentiert.
Tabelle 1:
Typen E-Business-Lösungen nach Kundenkreis
Typ
Kundenkreis
C2C
Consumer-To-Consumer
Endkunde zu Endkunde
C2B
Consumer-To-Business
Endkunde zu Geschäftskunde
C2A
Consumer-To-Administration
Endkunde zu Administration
B2C
Business-To-Consumer
Geschäftskunde zu Endkunde
B2B
Business-To-Business
Geschäftskunde zu Geschäftskunde
B2A
Business-To-Administration
Geschäftskunde zu öffentl. Verwaltung
Für den elektronischen Handel gibt es im Prinzip drei Formen von E-BusinessLösungen, wobei die elektronischen Marktplätze den Übergangsbereich zwischen
E-Verkauf (Online-Shops) und E-Beschaffung bilden (Abbildung 1). Diese Studie
konzentriert sich auf elektronische Marktplätze. Ein wichtiges Merkmal dieser ist,
dass die Betreiber dieser Marktplätze zu keinem Zeitpunkt Eigentum am jeweiligen
Handelsgut erwerben, sondern eine reine Vermittlerrolle einnehmen.
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Abbildung 1:
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Veranschaulichung und Beispiele elektronischer Handelsplattformen
Grau unterlegt die im Rahmen dieser Studie detailliert untersuchten elektronischen Marktplätze. (nach Forzi et al., 2005, nach BCG, 2000)
Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Betreibermodelle eines elektronischen
Marktplatzes unterscheiden: Sell-Side, Buy-Side und Broker-Plattform. Eine Sell-Side
bzw. verkaufsseitige Plattform (z.B. Amazon.com) ist dadurch gekennzeichnet, dass
einige wenige Anbieter einen Großteil des Angebotes auf sich konzentrieren. Diese
Anbieter sind oft auch die eigentlichen Betreiber des Marktplatzes, z.B. als Anteilseigner. Wesentliche Ziele derartiger Marktplätze sind meist ein verbessertes Kundenbeziehungsmanagement, eine zentrale Auftragsabwicklung sowie die Dynamisierung des Absatzverlaufs. Buy-Side bzw. einkaufseitige Plattformen (z.B. die
E-Beschaffungsportale der BASF) werden von wenigen starken Nachfragern betrieben, wobei die Angebotsseite stark fragmentiert ist. Ziel von Buy-Side Plattformen ist
u.a. die intensive Nutzung von Mengendegressionseffekten. Bei der unabhängigen
Plattform, auch Broker-Plattform genannt, hat der Markt meistens eine polypolistische Struktur, d.h. viele Nachfrager treffen auf viele Anbieter, und der Marktplatz wird
von einem unabhängigen Dritten betrieben (Forzi et al., 2005).
Zusätzlich zu dieser Klassifizierung elektronischer Marktplätze nach agierenden
Wirtschaftsubjekten (Anbieter, Käufer), können elektronische Marktplätze nach der
Integration der jeweiligen Märkte unterschieden werden. Das Vorhandensein oder
das Fehlen eines Branchenfokus führt zu einer wichtigen Unterscheidung zwischen
horizontalen und vertikalen Marktplätzen.
Vertikale Marktplätze haben einen klaren Branchenbezug (z.B. techpilot.net) Für
fast alle Branchen gibt es auf nahezu allen Stufen der Lieferkette mehrere Marktplätze. Durch die Ausrichtung auf einen bestimmten Industriezweig können die Handels-
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beziehungen dort besonders wirksam unterstützt und durch eine intensive On- und
Offline-Betreuung wertvolle branchenbezogene Zusatzdienstleistungen angeboten
werden. Innerhalb der Teilnehmerschaft soll sich eine Gemeinschaft, meist Community genannt, bilden, um so eine intensive Bindung der Unternehmen an den B2BMarktplatz zu erreichen (Forzi et al., 2005).
Auf horizontalen Marktplätzen wird ein branchenübergreifendes Publikum angesprochen. Es werden daher meist einfache und standardisierte Produkte angeboten,
die in sämtlichen Unternehmen benötigt werden. Dazu gehören u.a. Büroausstattung, Energie, Logistikleistungen oder Güter der Informationstechnik. Wichtig aus
Teilnehmersicht ist ein großes Sortiment und ein niedriges Preisniveau. Daraus
ergibt sich die wichtige Konsequenz, dass das Transaktionsvolumen auf einem
einzelnen horizontalen Marktplatz sehr groß sein muss. Es gibt auch horizontale
Marktplätze, die viele vertikale Marktplätze bündeln (z.B. verticalnet.com). Die
meisten dieser vertikalen Marktplätze sind dann in der Lieferkette entweder auf einer
höheren Stufe, also in der Nähe des Endkunden, oder auf einer niedrigen Stufe (z.B.
Rohstoffe) angesiedelt (Forzi et al., 2005). Die folgende Tabelle 2 fasst die dargestellten Klassifizierungsmöglichkeiten zusammen.
Tabelle 2:
Typen von Handelplattformen nach Branchenorientierung 1
Branchenfokus
Erläuterung
Horizontal
Branchenübergreifend,
Standardprodukte
Vertikal
Klarer Branchenbezug,
Innerhalb einer Wertschöpfungskette
Daneben kann noch nach der Zugänglichkeit der Handelsplattform unterschieden
werden (Tabelle 3): Offene Handelsplattformen können – evtl. nach einem Anmeldeoder Registrierungsvorgang – von jedem 2 genutzt werden, andere stehen nur einem
eingeschränkten Kundenkreis zur Verfügung. Diese Einschränkungen können
vergleichsweise einfach zu erfüllen sein, z.B. wie bei ebay eine gemeldete Adresse
(PostIDent-Verfahren 3 ) oder die Vorlage eines Gewerbescheins, oder aber kann eine
1
Mischformen dieser Handelsplattformtypen sind theoretisch denkbar, jedoch nach Erhebung der
Autoren von geringer praktischer Relevanz und werden von daher im Rahmen dieser Studie nicht
weiter betrachtet.
2
Von jedem mit einer E-Mailadresse und einem Internetzugang; dies sind Voraussetzung für die
Teilnahme am E-Business.
3
Überprüfung der gemeldeten Adresse (z.B. Personalausweis) in Filialen der Post AG.
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kostenpflichtige Überprüfung, der bei der Registrierung gemachten Angaben, durch
unabhängige Dienstleister erfordern (Trust Pass Membership bei Alibaba).
Tabelle 3:
Einteilung von Handelsplattformen nach Zugangsvoraussetzungen
Kundenkreis
Erläuterung
Offener
Jeder kann die Plattform nutzen
Geschlossener
Bestimmte Voraussetzungen müssen
erfüllt sein
2.2 Kriterien zur Beurteilung von Handelsplattformen
In diesem Kapitel werden verschiedene Kriterien zur Beurteilung von Handelsplattformen vorgestellt. Für Anwender sind dabei andere Kriterien relevant als für Betreiber.
2.2.1 Kriterien für Anwender
Zur Abschätzung des Potenzials einer Plattform werden zunächst Informationen
über die bereits teilnehmenden Firmen eingeholt. Dies betrifft zum einen die Anzahl
sowohl der potenziellen Anbieter als auch die der Abnehmer. Diese müssen im
Vergleich zu branchenüblichen Werten – unabhängig von den elektronischen
Handelsplattformen – gesehen werden. Auf branchenunabhängigen Portalen ist
verständlicherweise mit mehr Teilnehmern als auf Nischenmärkten zu rechnen. Die
Verteilung der Teilnehmer auf die beiden Seiten von Transaktionen lässt Rückschlüsse auf eventuelle Machtpositionen auf dem Markt zu. Ist eine Marktseite
deutlich unterrepräsentiert, sind dort Vorteile, z.B. für den Preiswettbewerb, anzunehmen. Zu beachten ist dabei auch, ob der Betreiber eine Position auf dem Markt
einnimmt oder als außenstehender Dritter fungiert. Es werden nicht nur die Anzahl
der Teilnehmer, sondern auch die Größen der tatsächlich stattfindenden Transaktionen (Transfervolumen, Häufigkeit) in Erfahrung gebracht. Geplante und durchgeführte Marketingmaßnahmen des Betreibers lassen Aussagen über Potenziale und
Beständigkeit des Portals vermuten (Migalk, 2003).
Die Produktpräsentation muss es ermöglichen, alle zur genauen Beschreibung
notwendigen Produkteigenschaften darzustellen. Das ist bei homogenen Produkten
weniger aufwändig. Für heterogene Güter ist es notwendig, dass die Eingabemasken
Platz für alle wichtigen Daten bieten, Anhänge möglich sind und die eingegebenen
Spezifizierungen vollständig dargestellt werden können. Zur Erfüllung dieser Bedingungen ist es förderlich, wenn der Betreiber über genaue Branchenkenntnis verfügt,
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sei es durch die Beschäftigung von Fachkräften aus dem anvisierten Bereich oder
durch eigene Aktivitäten darin. Wichtig bei jeder Art von Gütern ist deren Einordnung
auf der Plattform. Deshalb muss im Vorfeld bekannt sein, welches Katalogisierungssystem verwendet wird und wie die relevanten Produkte darin integriert sind (Migalk,
2003).
Nach der Entscheidung, auf welchem Wege die Preisfindung erfolgen soll (Festpreise, Auktionen oder Ausschreibungen), wird geprüft, ob eine Unterstützung der
entsprechenden Transaktionsart durch die jeweilige Plattform erfolgt (sofern die
Transaktionsart nicht bereits durch die Auswahl des Portaltyps festgelegt wurde).
Auch müssen transaktionsbegleitende Leistungen geprüft werden. So vermitteln oder
übernehmen einige Plattformen auf Wunsch Transport, Finanzierung und Zahlungsabwicklung. Des Weiteren können spezielle Brancheninformationen und Statistiken
zu den Aktivitäten der Marktteilnehmer, wie Ein- und Verkaufsdaten, auf dem Portal
vom Betreiber angeboten werden (Migalk, 2003).
Nicht zuletzt müssen die Kosten abgewogen werden. Dabei werden die innerbetrieblichen Aufwendungen für Umstrukturierungen, Schulungsmaßnahmen, die Anschaffung von Hard- und Software sowie die Gebühren für die Nutzung der Plattformen
berücksichtigt. Abhängig von Umfang und Häufigkeit geplanter Transaktionen muss
die Struktur der Gebühren genau betrachtet werden. Dabei sind Möglichkeiten der
Preisbündelung und von Rabatten sinnvoll (Migalk, 2003).
Zur Vermeidung von Medienbrüchen 4 bei der Übermittlung und Darstellung der
relevanten Daten legen Plattformbetreiber für diese bestimmte Datenstandards fest.
Für die Auswahl einer Handelsplattform sollte im Vorhinein ermittelt werden, welche
dieser Standards angewandt bzw. unterstützt werden. Arbeitet das interessierte
Unternehmen bereits mit festgelegten Datenstandards, ist zu prüfen, ob diese für den
elektronischen Handel auf dem Portal genutzt werden können. Sollte keine in Frage
kommende Handelsplattform den genutzten Standard unterstützen bzw. wird noch
kein Standard im Unternehmen verwendet, ist der Aufwand für die Einführung und
Nutzung eines neuen Standards zu prüfen (Migalk, 2003). Dieser Punkt erscheint
4
„Unter einem Medienbruch versteht man einen Wechsel des informationstragenden Mediums
innerhalb eines Informationsbeschaffungs- oder -verarbeitungsprozesses. […] So wird beispielsweise
ein Geschäftsablauf unterbrochen, wenn Daten in einer anderen Form weiter gereicht werden
müssen, als sie empfangen wurden. Ein gutes Beispiel dafür sind Bestellformulare von Versandhäusern, die handschriftlich vom Besteller ausgefüllt werden und dann beim Lieferanten manuell oder
teilautomatisiert in die Auftragsabwicklung überführt werden müssen.“ (Wiki, 2008)
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zwar für die zu entwickelnde Handelsplattform überdimensioniert, beschreibt aber die
Problematik der Formulierung von Mindestangaben in der Angebotsbeschreibung.
Ohne Vertrauen und Sicherheit kommt kein Handel zustande. Im Allgemeinen
werden die nachfolgenden Maßnahmen von allen Portalbetreibern zufriedenstellend
im Rahmen des technisch und rechtlich Möglichen erfüllt, es sollte aber dennoch
gezielt danach gefragt werden. Dies betrifft die Einhaltung technischer Sicherheitsmaßnahmen wie die Datenverschlüsselung, der Datenschutzbestimmungen als auch
der Urheber- und Eigentumsrechte und die Rechtssicherheit der Verträge. Aufschluss darüber geben die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Betreiber, deren
Einhaltung durch eine ordnungsgemäße Registrierung aller Teilnehmer gewährleistet
wird. (Migalk, 2003).
Gerade für Unternehmen, die mit dem elektronischen Geschäftsverkehr Neuland
betreten, ist eine intensive Betreuung durch den Betreiber wichtig. So sollten die
Möglichkeiten der persönlichen Beratung, das Schulungsangebot und die fortlaufende Betreuung während der Zusammenarbeit erfragt werden. Zur besseren Gestaltung der eigenen Aktivitäten auf der Plattform sollte der Zugang individuell gestaltbar
sein. Das betrifft die Aufstellung der eigenen Produktkataloge und die Selektion
bestimmter Produktanforderungen und Informationsangebote. Die Kommunikation
zum Betreiber sollte ständig möglich sein. Wichtig ist dabei die nahezu sofortige
Erreichbarkeit über E-Mail und Telefon (Beschwerdecenter). Weitere Möglichkeiten
wie eine Online-Beratung und die Integration der Teilnehmer bei Umgestaltungen
des Portals werden gelegentlich angeboten. Die Kontaktmöglichkeiten zwischen den
Teilnehmern werden in unterschiedlichem Maße gewährleistet. Sie reichen von der
reinen Information an den potenziellen Geschäftspartner bei Interesse über die
Angabe der E-Mail-Adresse bis zur ausführlichen Angabe der Kontaktdaten. Kommunikation untereinander kann über Foren und Newsgroups erfolgen. Gelegentlich
werden Angaben über die Zuverlässigkeit von Teilnehmern angeboten (Migalk,
2003). Bei diesem letzten Punkt muss sehr genau unterschieden werden zwischen
Bewertungen, die das Verhältnis der Benutzer untereinander wiedergeben und
solchen, die das Verhältnis zum Betreiber der Handelsplattform bewerten. Nicht
unterschätzt werden darf auch die Häufigkeit, mit der vom Betreiber vorgesehene
Ordnungsstrukturen für die Einstellung von Angeboten vom Anwender – aus welchen
Gründen auch immer – missachtet werden.
2.2.2 Kriterien für Betreiber
Im Zuge des Zusammenbruchs der sogenannten Dotcom-Blase im März 2000 wurde
der Frage nach den Erfolgsfaktoren für elektronische Marktplätze intensiv
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nachgegangen. So sind laut Rüther et al. (2000a) die drei „C“, Content, Community
und Commerce, die Säulen eines elektronischen Marktplatzes. Content dient zur
Abgrenzung gegen andere Märkte. Community, also ein Gemeinschaftsgefühl der
Teilnehmer, wird durch Austauschmöglichkeiten zwischen den Besuchern sowie
Kommunikationsmöglichkeiten und die Verknüpfung dieser Features mit angepasstem Content erzeugt. Erweitert wird der Community-Charakter zudem durch das
Angebot eines thematisch angepassten Warenspektrums. Commerce steht für den
Umsatz. Weiter muss bei vertikalen Marktplätzen berücksichtigt werden, in welcher
Branche eine Betätigung erfolgen kann. Untersuchungen der Credit Suisse First
Boston (Vroom, 2000) haben gezeigt, dass zur Beurteilung der B2B-Marktplatzreife
einer Branche insbesondere folgende Faktoren relevant sind:
• Fragmentierung,
•
IT-Durchdringung
•
Handelsmargen
Zudem muss ein Hauptaugenmerk immer auf bereits bestehende Marktplatzaktivitäten innerhalb einer Branche gelegt werden. Insbesondere die Aktivitäten der KeyPlayer einer Branche sind sorgfältig zu beobachten, da diese eine große Marktmacht
auf sich vereinigen und viele Unternehmen an sich binden können. Für horizontale
Märkte fällt die Differenzierung untereinander schwer. In vielen Bereichen, wie z.B.
Bürobedarf, gibt es eine große Zahl an elektronischen Marktplätzen, die ein nahezu
identisches Warenspektrum anbieten und sich oft nur durch den Handelspreis
unterscheiden. Alleinstellungsmerkmale zu schaffen ist eine der Herausforderungen
für horizontale Marktplätze. Zunehmend ist zu beobachten, dass diese Zusatzdienstleistungen (Value Added Services) anbieten, um den Beschaffungsprozess bei
Unternehmen effizienter zu gestalten und selbst höhere Margen zu realisieren. Zum
Beispiel bieten Marktplätze die Übernahme von Abrechnungsfunktionalitäten an
(Rüther et al., 2000a). In einem anderen Aufsatz von Rüther (Rüther et al., 2000)
werden die in Abbildung 2 gezeigten Erfolgsfaktoren identifiziert.
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Abbildung 2:
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Einflussfaktoren auf elektronische B2B-Marktplätze
(Rüther et al., 2000)
Clasen (2004) schreibt, dass neue Handelsplattformen im Agrarsektor nach der
Etablierung der Großen 5 nur noch in Nischen erfolgreich sein können und identifiziert
folgende sechs Erfolgsfaktoren für die elektronischen Marktplätze:
•
Internationalität
•
Konzentration auf das Kerngeschäft‚ Marktvermittlung
•
Schaffung von Liquidität
•
Handel mit (gebrauchten) Maschinen
•
kein Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen
•
um Geld zu verdienen: „Sei die Nummer 1“
Die Frage der Finanzierung von Handelsplattformen lässt sich wie folgt beantworten: Gebühren jedweder Art wirken sich negativ auf die Attraktivität einer Handelsplattform aus. Nur die jeweils größten Vertreter in ihrer jeweiligen Branche können
sich Gebühren erlauben Clasen (2005). Der Rest muss auf Werbung oder Synergieeffekte wie Folgeaufträge für Webdesign (z.B. SMO, 2008) oder Gutachtertätigkeiten (z.B. GEO, 2008) setzen.
5
Lt. Clasen (2005) ist ebay 31mal besser besucht als Alibaba und 900mal besser als der damals
größte Agrar-Marktplatz Agriculture.com. Dabei wurden auf ebay nur 10 % weniger Produkte der
Agrar- und Forstindustrie als auf Agriculture.com gehandelt. Alibaba und Worldbid sind nach den hier
vorliegenden Erkenntnissen die Entsprechungen im Rohstoffsektor
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Folgende Finanzierungsmöglichkeiten wurden im Rahmen der Studie identifiziert:
ƒ Teilnehmerbeitrag
a) unabhängig vom tatsächlichen Handelsvolumen
b) abhängig vom Handelsvolumen
ƒ Provision
a) Anbieter-Provision, der Verkäufer zahlt eine Provision
b) Abnehmer-Provision, der Käufer zahlt eine Provision
ƒ Verkauf
a) von Aktien
b) von Werbeflächen
c) von Kontaktinformationen
ƒ Gebühren für Zertifikate
Ein anderer üblicherweise für die Benutzbarkeit als wichtig eingeschätzter Faktor, die
sogenannte 3-Klick-Regel, wurde widerlegt. Sie besagt, dass die Nutzer von
Internetangeboten nach spätestens drei Maus-Klicks am Ziel sein möchten und
andernfalls die Webseite verlassen. Deshalb bemühen sich viele Webdesigner, alle
Inhalte mit möglichst kurzen Wegen erreichbar zu machen – dies führt bei großen
Webseiten zwangsläufig zu überfüllten und dadurch unübersichtlichen Auswahlfeldern.
In einer Untersuchung von Porter (2003) konnte die 3-Klick-Regel nicht bestätigt
werden: solange die Testpersonen den aus ihrer Sicht sinnvollen/nützlichen Links
folgen, brechen sie die Suche auch nach 20 Klicks nicht ab. Dies bedeutet, dass
Nutzer vor allem Wert auf eine aussagekräftige Navigation bzw. intelligente Führung
durch die Webseiten legen.
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21
3 Informationen über Handelsplattformen
Dieses Kapitel präsentiert eine Sammlung von bekannten Handelsbarrieren, Risiken
und Vorteilen von E-Business, speziell aus dem Bereich Handelsplattformen.
3.1 Handelsbarrieren bei Handelsplattformen
Aufgrund der Markterfordernisse und des technischen Fortschritts, wurden erschwingliche und größenmäßig angepasste E-Business-Lösungen auch für Kleinund Mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickelt. Dennoch stehen viele KMU
den Konzepten des E-Business ablehnend gegenüber: Laut Selhofer et al. (2008)
sind E-Business-Lösungen mit abnehmender Betriebsgröße immer weniger verbreitet. Im Vergleich zu großen Unternehmen (mehr als 250 Mitarbeiter) nutzen nur
zwischen 56 % der mittleren (> 250 Mitarbeiter), 43 % kleinen (> 50 Mitarbeiter) und
34 % der Mikro-Unternehmen (> 10 Mitarbeiter) E-Procurement 6 , und nur zwischen
67 %, 54 % bzw. 40 % E-Marketing 7 . Drei Viertel der europäischen Mikrounternehmen und über die Hälfte der kleinen Unternehmen halten ihr Unternehmen für zu
klein, um von E-Business zu profitieren. In diesem Zusammenhang muss berücksichtigt werden, dass KMU in Entwicklungsländern zum Teil viel existentiellere Probleme
bewältigen müssen und somit dem E-Business evtl. eine viel geringere Priorität
einräumen werden.
Im Folgenden werden die von den Autoren identifizierten Hemmnisgründe für das
Zustandekommen von Handel auf digitalen Marktplätzen aufgeführt.
Auf Anwenderseite:
• Mangelhafte und/oder ungenügende lokale Infrastruktur
o Ein generelles Problem in Entwicklungsländern (Krafczyk, 2007).
• Unzureichender Internetzugang
o Nur 4,7 % der Afrikaner haben einen Internetzugang. Dies ist nur ein
Fünftel des weltweiten Durchschnitts. Weniger als 1 % haben Zugang
zu einem Breitbandanschluss (IWS, 2008).
•
Fehlende (unabhängige) Laborergebnisse
o Für KMU ist der Aufwand für Laboruntersuchungen größer als für
Großbetriebe, denn in den Entwicklungsländern verschärfen Strukturprobleme die Situation. Der Zertifizierungsvorgang könnte Abhilfe
schaffen.
6
elektronische Beschaffung
7
elektronische (online) Werbung und Verkauf
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•
22
Die meisten KMU unterschätzen das Potenzial, das ihnen E-Business bietet
o Bereits bei der Zertifizierung sollten die potenziellen Anwender ehrlich
über die Vorteile des elektronischen Handels informiert werden. Dabei
dürfen die Risiken nicht unterschlagen werden.
Auf Betreiberseite:
• Mangelhafte Sicherstellung der Aktualität der Angebote
o Offensichtlich veraltete Angebote auf einer Handelsplattform haben eine abschreckende Wirkung und verringern im besten Fall nur die Übersichtlichkeit der Ergebnisse. Nutzer sind nicht an absoluten Zahlen
interessiert, sondern an gültigen Angeboten.
• Überforderung der Internetverbindung durch zu anspruchsvolles Webdesign
o Der angestrebte Kundenkreis (KMU in Entwicklungsländern) hat auch
mittelfristig keinen Breitbandzugang, dafür die höchste Wachstumsrate
im Mobilfunkbereich (über 800 %, BBC, 2007).
• Überforderung des unerfahren Benutzers durch unübersichtliches Webdesign
o Aufgrund der o.g. geringen Verbreitung von Internet im vorgesehenen
Kundenkreis muss das Layout auf die Unerfahrenheit besondere Rücksicht nehmen.
•
•
•
Zu spezieller und damit zu kleiner Kundenkreis
o Nischenmärkte können nur dann erfolgreich sein, wenn die Betreiber
den speziellen Bedürfnissen ihrer Klientel mehr entgegenkommen, als
es die großen Plattformen können (Clasen, 2005).
Mangelnde Sicherheit der Benutzer- und Zugangsdaten
o Selhofer et al. (2006) nennt mangelndes Vertrauen von KMU in die Sicherheit von elektronischer Handelsabwicklung als einen wichtigen
Grund für die geringe Verbreitung von E-Business. Diese Sorgen müssen sehr ernst genommen werden.
Durchführung finanzieller Transaktionen in die Entwicklungsländer/Ungewohnte Arten des Geldtransfers
o Das Unternehmen Safaricom (Kenia) betreibt einen M-PESA genannten Dienst, der es Safaricom-Kunden ermöglicht, per SMS Geldbeträge
an beliebige Mobilfunknutzer zu überweisen. Um Geld versenden zu
können, benötigt man kein Bankkonto (Sokolov, 2008; SL, 2007). Zu
solchen und zu ähnlich fremdartigen Finanzsysteme müssen vom Betreiber passende Schnittstellen implementiert werden.
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23
Folgende Handelhemmnisse betreffen beide Seiten gleichermaßen:
• Ungenügende Kenntnisse der jeweiligen Telekommunikationsmöglichkeiten
o Sowohl eine Unter- als auch eine Überschätzung der Möglichkeiten des
jeweils anderen führt zu Unzufriedenheit bei der Nutzung und womöglich Ablehnung des Angebots.
•
Unbekanntheit der Handelsplattform
o Die Nutzung der Handelsplattform sollte bei der ohnehin notwendigen
Zertifizierung zumindest empfohlen werden.
•
Kulturelle Unterschiede bzw. Mentalitätsunterschiede
o Ein bekanntes Problem im internationalen Handel.
Mangelhafte Sprachkenntnisse
o Die Komplexität der verwendeten Sprache muss das evtl. niedrige Bildungsniveau der angestrebten Kundenkreise oder der ihnen zur Verfügung stehenden Übersetzer berücksichtigen. Dabei sollten auch lokale
Varianten von Weltsprachen in Erwägung gezogen werden (z.B.
Schneider, 1992).
Schwer zu erfüllende Auflagen für Zertifizierungen
o Die Besonderheiten der Infrastruktur in Entwicklungsländern sind bei
der Forderung und Entwicklung von Zuverlässigkeits-Zertifikaten zu berücksichtigen.
•
•
•
Zu geringes Vertrauen zwischen den Beteiligten, mangelnde Sicherheit
o Ehrlichkeit, Transparenz und Informationen verringern das Misstrauen
gegenüber Neuem aus anderen Kulturkreisen.
•
Mangelhafte Kenntnisse der Rechtslage, Unkenntnis über Zollvorschriften,
Unterschätzung von anfallenden Gebühren und Steuern
o Die Bereitstellung aktueller und verständlich aufbereiteter Informationen
über die jeweiligen Rechtslagen ist aufwändig, aber unterstützt die Anwender.
Hauptproblem von Handelsplattformen ist die Abwärtsspirale aus zu geringer
Popularität mit der Folge eines zu geringen Handelsvolumens, die wiederum aufgrund der offensichtlichen Inaktivität die Plattform noch unattraktiver macht. Mit nur
drei aktiven Marktplätzen kann der Markt aber als konsolidiert betrachtet werden.
Im Hinblick auf den hauptsächlich afrikanischen Ursprung der ausgewählten Rohstoffe darf die Erkenntnis, dass unerfahrene Nutzer von Online-Shops (E-Verkauf)
leichtgläubig und somit anfällig für schlechte Erfahrungen sind (Jarvenpaa et al.,
2001), nicht außer Acht gelassen werden. Es muss besondere Aufmerksamkeit auf
Mechanismen gerichtet werden, die verhindern, dass das Vertrauen der potenziellen
Nutzer leichtfertig verspielt werden kann. Dies kann z.B. durch eine Schulung der
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24
Benutzer zum Durchschauen einfacher Tricks und durch Vermittlung der InternetGrundlagen bei der Zertifizierung geschehen.
Wichtigstes (und ungelöstes) Problem, nach Meinung der Autoren, ist die Sicherstellung der Zertifizierung und der Wille der Produzenten bzw. Zwischenhändler, auch
trotz des geringen Marktvolumens eine digitale Handelsplattform zu nutzen.
3.2 Bekannte Risiken mit Handelsplattformen
Die bekannten Risiken von E-Business (Weiber, 2004) betreffen in der einen oder
anderen Form auch die elektronischen Handelsplattformen:
• Generelle Probleme
o Verlorene Investitionen in Aufbau und Bekanntmachung
o Nichtannahme des Angebotes auf Anbieterseite
o Gesteigerte Anfälligkeit für Betrug
o Rohstoffe mit gefälschten Zertifikaten
•
•
Marktseite
o Fehlende Eignung der Produkte für den elektronischen Vertrieb
o Ablehnung elektronischer Transaktionen
o Fehlende Offensichtlichkeit elektronischer Leistungen
o Fehlende Technik und Know-how
o Sicherheitsbedenken gegenüber Technologien
o Unzureichende Nachfragerzahl
o Probleme bei der Qualitätsbeurteilung
Anwenderseite
o Mangelnde Transparenz
o Mangelnde Risikobereitschaft der Entscheidungsträger
o Unzureichende Verzahnung mit anderen Betriebsabläufen
o Mangelnde Koordination
o Mangelnde Kompatibilität der eingesetzten Technik
o Mangelnde Integration der Front/Back-End-Systeme
o Probleme bei der Auswahl geeigneter Systemlösungen
o Probleme bei der Auswahl geeigneter Partner
o Kompatibilitäts- und Know-how-Probleme bei Lieferanten
o Mangelnde organisatorische Prozessanpassung
o Widerstand gegen neue Arbeitsabläufe
Eine elektronische Kontaktplattform birgt natürlich geringere Risiken als eine vollständige Umstellung auf E-Business, insofern sollten die genannten Risiken nicht
überbewertet werden.
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25
3.3 Bekannte Vorteile von Handelsplattformen
Für die ausgewählten Rohstoffe ergeben sich, unter der Vorraussetzung einer
funktionierenden Zertifizierung, nach Meinung der Autoren durch eine internetbasierte Handelsplattform folgende Chancen:
•
Vermehrter Zugang zu konfliktfreien Rohstoffen – Vergrößerung der Anzahl
der Anbieter
o Aufgrund der Erfahrungen des Kimberley Process ist eine vollständige
Erfassung möglichst aller Produzenten eine Voraussetzung für den Erfolg des Zertifizierungssystems. Es ist davon auszugehen, dass im Zuge der Erfassung die Anzahl der allgemein bekannten Produzenten
steigt.
•
Steigerung der Qualität des Angebotes durch den Wettbewerb
o Eine größere Zahl von Anbietern oder ein gemeinsamer Markt fördert
den Wettbewerb.
Erzielen höherer Preise für die Produzenten
o Durch die Zertifizierung werden ihre Produkte aufgewertet, der Zugang
zu Informationen im Zuge der Zertifizierung und ihrer Überwachung
sollte sich auch positiv auf die Qualität der Produkte auswirken.
•
•
Verbesserung des Know-how
o Es erscheint sinnvoll, zusammen mit der Zertifizierung auch Schulungen durchzuführen.
•
Schnellere Handelsabschlüsse
o E-Business beschleunigt Handelsabschlüsse (Selhofer et al., 2006)
•
Wettbewerbsvorteile
o Nach Selhofer et al. (2006) führen über 60 % der europäischen Unternehmen aus diesem Grund ergänzend E-Business ein.
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26
4 Erarbeitung eines Grundlagenmodells
Wie ist die im Rahmen dieser Studie zu entwickelnde Handelsplattform einzuordnen?
Der Leitfaden zur Auswahl elektronischer Handelsplattformen für KMU (Migalk,
2003), bietet zu eben diesem Zweck eine einfache Tabelle (Tabelle 4).
Tabelle 4:
Tabelle zur Ermittlung des geeigneten Handelsplattformtyps
(Migalk, 2003)
Jede Art von Handelsplattform ist für bestimmte Eigenschaften eines Handelsgutes
verschieden gut geeignet. Diese Eignung wird durch einen Zahlenwert repräsentiert.
Diese Werte werden für jede Art von Handelsplattform vertikal addiert. Der PlattformTyp mit der höchsten Summe ist die für den Handel mit diesem Handelsgut am
Besten geeignete Alternative. Im Folgenden wird die Tabelle nach einer kurzen
Erläuterung auf den Untersuchungsgegenstand angewendet (für ausführliche
Erläuterungen siehe Anhang V).
•
Art des E-Business (Spalten):
o In einem Onlineshop bzw. E-Verkauf (Abbildung 1) stellt ein Anbieter
verschiedene Produkte zum Verkauf bereit.
o Marktplätze werden von unabhängigen Dritten bereitgestellt.
o Kapazitätenbörsen stellen z.B. freie Maschinenkapazitäten zur Disposition.
o Auktionsplattformen werden von unabhängigen Dritten betrieben, die
Verkäufer stehen unter extremem Preisdruck.
o Mit Beschaffungsportalen bzw. E-Beschaffung bündeln die Betreiber
das Angebot ihrer Zulieferer.
o Informationsplattform stellen Informationen (z.B. geschäftsrelevante
Daten von Lieferanten) zur Verfügung.
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27
o Die unterschiedliche Eignung der verschiedenen Plattformtypen für
Einkauf und Verkauf spiegelt sich in den unterschiedlichen Werten wieder.
•
Art der gehandelten Güter (Zeilen):
o Homogene Güter zeichnen sich durch gleiche Eigenschaften aus und
die Beschreibungsanforderungen sind sehr gering.
o Der Spezialisierungsgrad bezieht sich hier auf die Verwendbarkeit von
Gütern. Güter mit hohem Spezialisierungsgrad sind nur für genau bestimmte Zwecke (und damit auch nur für bestimmte Nachfrager) geeignet. Für den Vertrieb von sehr spezialisierten Produkten, deren potenzielle Geschäftsbeteiligte durch keine existierenden Plattformen angesprochen werden, kann die Möglichkeit der eigenen E-VerkaufPlattform (Online-Shop) in Betracht gezogen werden.
o Häufigkeit: Die Anzahl der angestrebten Transaktionen ist entscheidend
für die Bewertung der entstehenden Kosten.
o Umfang/potenzielle Gewinnsteigerung: Die Einkäufe von kleinen Mengen lassen sich gut über E-Verkauf-Plattformen realisieren. Auktionen
eignen sich auf Grund der hohen Gebühren für großvolumige Käufe mit
hohem Potenzial zur Preissenkung.
Die Handelsplattform soll den Kontakt zwischen wenigen industriellen Verarbeitern
bestimmter Rohstoffe und zahlreichen mittelständischen (und zertifizierten) Rohstoffproduzenten herstellen. Dabei soll die Handelsplattform den Einkauf der industriellen
Verarbeiter erleichtern – es wird daher nur die Eignung für den Einkauf (EK) überprüft.
Für den Handel mit den ausgewählten Rohstoffen werden die Eigenschaften wie folgt
angenommen (Tabelle 5):
•
•
•
•
Die Homogenität des Handelsgutes kann als hoch eingeschätzt werden, da es
sich ausnahmslos um Erze handelt. Sie könnte auch als niedrig eingeschätzt
werden, da der Wertstoffgehalt der Erze je nach Lagerstätte, Lieferant oder
Charge unterschiedlich ist. Wie noch gezeigt wird, ist diese Unterscheidung im
Rahmen dieser Studie ohne Einfluss auf das Ergebnis.
Die Spezialisierung ist hoch, da es sich bei den Gütern um Erze handelt, die
nur von einer Metallhütte verwendet werden können.
Die Häufigkeit der angestrebten Transaktionen ist hoch, da die Mehrzahl der
Lieferanten nur kleine Chargen zu liefern in der Lage ist.
Der Umfang der Transaktionen ist gering, da für Rohstoffe, die am Anfang
einer Wertschöpfungskette stehen, generell niedrige Preise gezahlt werden.
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Tabelle 5:
28
Angenommene Eigenschaften für die ausgewählten Rohstoffe
Eigenschaft
Wert
Homogenität
hoch (niedrig)
Spezialisierung
hoch
Häufigkeit
hoch
Umfang
gering
Die zu jeder Eigenschaft gehörenden Werte für den Einkauf (EK) werden für jede Art
der Handelsplattform markiert und vertikal addiert. Der Plattformtyp mit der höchsten
Summe ist für das untersuchte Produkt am geeignetsten. Tabelle 6 zeigt diese
Rechnung mit den in Tabelle 5 angenommenen Eigenschaften am Beispiel der
„vertikalen Marktplätze“.
Tabelle 6:
Anwendung am Beispiel der „vertikalen Marktplätze“
Vertikale Marktplätze
Eigenschaft
Wert
Homogenität hoch
4
Spezialisierung hoch
5
Häufigkeit hoch
4
Umfang gering
4
Summe
17
Nach der in Tabelle 7 dargestellten vollständigen Anwendung von Tabelle 4 ergibt
sich für den Handel mit den ausgewählten Rohstoffen ein vertikaler Marktplatz als
erste Empfehlung, gefolgt von einer Kapazitätenbörse. Für eine als niedrig eingeschätzte Homogenität kehrt sich die Empfehlung um. Da aber eine Kapazitätenbörse 8 per Definition nicht für den Handel mit mineralischen Rohstoffen geeignet ist, ist
– unabhängig von der Homogenität – nach Migalk (2003) ein vertikaler Marktplatz die
geeignetste Handelsplattform.
8
Kapazitätenbörsen bieten freie Maschinenkapazitäten – größtenteils für technische Zeichnungsteile
– zur Disposition auf Internetseiten an (siehe hierzu Anhang V).
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Tabelle 7:
29
Ergebnis der Auswertung nach Migalk;
Unabhängig von der Beurteilung der Homogenität (in Klammern niedrig) ergibt sich ein
vertikaler Marktplatz als beste Alternative einer Handelsplattform
Homogenität hoch + Spezialisierung hoch + Häufigkeit hoch + Umfang gering =
4 + 5 + 4 + 4 = 17
Wie steht diese Auswertung zu den in Kapitel 2.1 vorgestellten Kriterien?
Aus Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass elektronische Marktplätze, die Geschäftskunden an Geschäftskunden vermitteln, als B2B-Marktplätze bezeichnet werden.
Abbildung 1 zeigt, dass die Bündelung zahlreicher Lieferanten auf wenige Abnehmer
durch eine Buy-Side-Lösung erfolgt. Nach Tabelle 2 ist sie innerhalb der Rohstoffgewinnung, also vertikal, ausgerichtet. Durch die Einschränkung auf den Handel mit
zertifizierten Rohstoffen ist der Anbieterkreis geschlossen (Tabelle 4). Die Nachfrageseite ist dagegen (noch) nicht beschränkt.
Der Typus der zu entwickelnden Handelsplattform ist also in Übereinstimmung mit
Migalk (2003) eine vertikale B2B Buy-Side-Plattform mit geschlossenem Anbieterkreis und offener oder geschlossener Nachfrageseite.
4.1 Vergleichende Gegenüberstellung
In diesem Kapitel werden in alphabetischer Reihenfolge verschiedene bestehende
identifizierte Handelsplattformen für mineralische Rohstoffe vorgestellt und miteinander verglichen.
Clasen (2005) stellte fest, dass nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase im
März 2000 von 233 Handelsplattformen für den Agrarsektor nur noch 177 online
waren, von denen maximal noch 113 als aktiv anzusehen waren. Aufgrund der
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30
Überprüfungsmethode dürfte die tatsächliche Anzahl aktiver Marktplätze noch
deutlich darunter gelegen haben. Hierbei ist zu beachten, dass die Internetauftritte
von elektronischen Marktplätzen nur sehr geringe Kosten verursachen und deshalb
trotz Inaktivität oft nicht geschlossen werden. Sie dienen dann eben als Werbefläche
für fremde und eigene Inhalte.
Im Rahmen dieser Studie wurden sieben Handelsplattformen gefunden, die Kategorien u.a. für die ausgewählten Rohstoffe vorsehen, davon finden sich drei heute noch
stark genutzte: die chinesische Alibaba, die US-amerikanische Spot Metals Online
sowie die kanadische Worldbid. Mineralische Rohstoffe werden sonst nur noch in
Form von höherwertigen Baustoffen (Werkstein, Zement) auf Baustoff-Marktplätzen
oder in Form von Halbzeugen auf Metall-Marktplätzen gehandelt.
4.1.1 Alibaba.com
Die Handelsplattform Alibaba.com ist der wichtigste Bestandteil der Alibaba Group
und eine der führenden internationalen B2B-Handelsplattformen mit Sitz in Hong
Kong (China). Gegründet wurde sie 1999. Weitere Unternehmensteile sind in
Tabelle 8 aufgeführt. Die Seite ist in Chinesisch, Japanisch und Englisch verfügbar.
Tabelle 8:
Übersicht über die Unternehmen der Alibaba Group
(Alibaba, 2008)
Unternehmensteil
Beschreibung
Alibaba.com
Elektronischer internationaler B2B Marktplatz
Taobao
Innerchinesischer B2C Marktplatz
Alipay
Chinesischer Online Bezahldienst
Yahoo! China
Suchmaschine und Lifesyle-Portal
Alisoft
Internetbasierende Business-Management Software Company,
mit dem Fokus auf chinesische KMU
Alimama
Chinesische Tausch und Handelsbörse für Werbung
Es ist keine vorherige Registrierung zur Suche nach Verkaufsangeboten eines
Minerals erforderlich. Eine Registrierung wird erst zur Kontaktaufnahme via AlibabaKontakt-Formular benötigt, andererseits sind alle notwendigen Kontaktinformationen
auch frei zugänglich. Die Registrierung und das Einstellen einer begrenzten Anzahl
von Angeboten 9 sind kostenlos.
9
Feb. 2008: 50 Stück.
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31
Abgesehen von häufigen kontextbezogenen Sicherheitshinweisen und Verweisen auf
entsprechende, ausführlichere Informationsseiten innerhalb der Handelsplattform
bietet Alibaba folgende vertrauensbildende Maßnahmen:
TrustPass®-Logo
Das TrustPass®-Logo erhalten Unternehmen, die von unabhängigen Dienstleistern
als kreditwürdig eingestuft wurden. Dieser Service kostet 589 US-$/Jahr oder
1.178 US-$ für zwei Jahre. Dabei bestätigt der Dienstleister, dass die Firma unter der
angegebenen Adresse (und anderen geeigneten Angaben) registriert ist und dass
die Kontaktperson bei der angegebenen Firma angestellt, geschäftlich verbunden
oder anderweitig berechtigt ist, diese zu vertreten. Asiatische Firmen werden meist
von Asian Company Profiles Ltd. (ACP) zertifiziert. ACP betreibt das Credit Information System AsianCIS (asiankredit.com) und ist der größte Lieferant für Informationen
über die Kreditwürdigkeit asiatischer Unternehmen (ACP 2008). Westliche Unternehmen werden z.B. von FBR Group Friedman, Billings, Ramsey Group, Inc.
zertifiziert.
Gold Pass Logo
Alibabas "Gold Suppliers" sind Angehörige einer Online-Gemeinschaft der besten
export-orientierten chinesischen Lieferanten. Alle "Gold Suppliers" haben ihre
Mitgliedsbeiträge pünktlich bezahlt. Unregelmäßigkeiten können zum Verlust dieses
Statussymbols führen (freie Übersetzung, Alibaba, 2008).
Customer Service
Alibaba bietet einen jederzeit erreichbaren, leicht aufzufindenden und oft beworbenen Support via E-Mail, der im Falle von Schwierigkeiten mit der Webseite oder
Unregelmäßigkeiten im Handelsablauf kontaktieren werden kann. Weiter werden
eine FAQ, ein Glossar sowie vorbildliche, umfangreiche, und themenbezogene
Hilfestellungen zur Angebotseinstellung und Handelsabwicklung geboten. Speziell
dem Schutz vor Betrug widmet Alibaba ein gepflegtes, sehr umfangreiches und dabei
leicht verständliches Safe Trading Center (Alibaba, 2008b).
Von allen untersuchten Handelsplattformen besitzt Alibaba die komfortabelste
Suchfunktion, die die Autoren gefunden haben: Die Suche nach einem Handelsgut
wird während der Eingabe des Suchbegriffs durch Vorschlagen von in den Angeboten vorkommenden Stichworten, die die jeweils eingegebene Zeichenkette enthalten,
sowie durch Angabe deren jeweiliger Häufigkeiten, unterstützt. Eine Suche nach z.B.
Tantal listet mit steigender Buchstabenanzahl u.a. (t)-shirts, (ta)ntalum, sumatrip(tan)
auf, um ab der Buchstabenfolge „tant“ neben Produkten aus Tantal auch tantalite ore
und tantal ore zu liefern. Eine ähnliche Hilfestellung (suggestions) wird auch bei der
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32
Angebotseinstellung gegeben. Es wurden einige aktuelle Angebote für die im
Rahmen dieser Studie ausgewählten Rohstoffe gefunden.
Daneben bietet Alibaba u.a. auch die Kategorien (in Klammern die Anzahl von
Einträgen):
•
Minerals, Metals & Materials
o Non-ferrous Metal (1.155)
o Non-metallic Mineral Products (10.066)
ƒ Wollastonite (15)
ƒ Others (810)
o Others
•
Jewelry (204.500)
o Gemstones (7.341)
o Precious Stones (1.201)
o Semi-Precious Stones (3.998)
o Others (266)
Innerhalb jeder Subkategorie kann nach Region von Hersteller und Abnehmer,
Geschäftsart und Auftragsfertigung eingegrenzt werden.
Die Ergebnisliste der Angebote enthält folgende Informationen:
• Abbildung des Handelsgutes (optional)
•
Angebotsformulierung des Anbieters (nichtstandardisiert)
•
Einstellungsdatum des Angebots
•
Flagge und Namen des Standortes des Unternehmens
•
Online-Status des Unternehmens
•
Kontakt-Möglichkeit über Formular
•
Kurzbeschreibung des Angebots
•
Name der Firma mit Link zu den Firmendetails
•
TrustPass®-Icon (optional)
•
Gold Pass Logo (optional)
Dagegen gibt es keine Angebots-ID, wie man es von z.B. ebay gewohnt ist.
Das einzelne Angebot enthält zusätzliche Informationen wie z. B.:
• Ablaufdatum des Angebots,
•
unterschiedlich detaillierte Angebotsbeschreibung des Anbieters (nichtstandardisiert, Beispiele siehe Anhang I),
•
Link zu den Firmendetails,
•
Link zu Informationen über den Markt-Zugang im Land des Anbieters
•
Ortszeit beim Anbieter.
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Das Firmenprofil enthält folgende Angaben:
• Selbstvorstellung
•
Grundinformationen
•
Firmenname
•
Geschäftstyp: Distributor/Wholesaler/Manufacturer u.a.
•
Produkt/Dienstleistung
•
Firmenadresse
Optional sind folgende zusätzliche Angaben:
•
Brand(s)
•
No. of Total Employees
•
Ownership & Capital
•
Year Established
•
Legal Representative/Business Owner
•
Trade & Market
•
Main Markets
•
Factory Information
•
QA/QC
•
•
No. of R&D Staff
Management Certification
•
•
Contract Manufacturing
Total Annual Sales Volume
•
U.a.
Unter Markt-Zugang sind folgende Informationen hinterlegt:
•
Import regulations
•
Customs duties
•
Distribution
•
Transportation of goods
•
Standards
•
Patents and brands
Für eine ausführliche Liste, siehe Anhang I (Alibaba, 2008).
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33
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34
4.1.2 Alloychange.com
Alloychange ist eine mit vielen Werbebannern versehene US-amerikanische Handelsplattform, die nach eigener Aussage zum Ziel hat, den Handel mit exotischen
Metallen, rostfreiem Stahl und Hoch-Temperaturlegierungen zu fördern. Die Domain
existiert seit 2001. Nennenswerter Traffic findet nur noch in Form einer aktuellen
News-Seite statt, die Metall-spezifische Neuigkeiten listet.
Alloychange bietet folgende Kategorien an, in denen relevante Rohstoffe gefunden
wurden (Anzahl von Einträgen):
•
Exotic Primary Metal Industries (4)
o Metal Ores & Concentrates (4)
ƒ Tantalum Ores & Concentrates (0)
ƒ Tungsten Ore & Concentrates (0)
o Metal Salts & Oxides (1)
ƒ Tantalum Oxide (1)
Das Angebot für Tantalum Oxide enthält folgende Angaben (AC, 2008a):
Tabelle 9:
Angebotsbeispiel von Alloychange.com
(AC, 2008a)
ID:
LA795408
Status:
AVAILABLE
Shipping Pt. / Location:
India, Hyderabad Andhra Pardesh
Beschreibung:
Titanium Sponge - Tantalum Powder. Tantalum
Powder Purity >99.16%
Quantity
100
Units
kg
Frequency
Ongoing
Price
-
Per Unit
-
Funds
-
Wie sofort auffällt, existiert kein Einstellungs- oder Verfallsdatum. Auf der ganzen
Webseite findet sich kein einziger Hinweis, durch den Rückschlüsse auf die Aktualität
der Angebote gezogen werden könnten. Während Interessenten für häufig Angebotenes durch mehrere Besuche in zeitlichen Abständen eine evtl. Fluktuation der
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35
Angebote bemerken könnten, müssen die Interessenten für selten angebotene
Rohstoffe nach dem „Prinzip Hoffnung“ kostenlose E-Mails (für deren Beantwortung
dann der Empfänger zahlen muss) senden, oder für potenziell veraltete Kontaktinformationen bezahlen. Damit ist dieses Konzept gegenüber anderen deutlich im
Nachteil. Diese Einschätzung wird durch die niedrigen Umfänge der Angebotslisten
bestätigt.
Der Nutzer kann den Anbietern interessanter Angebote direkt aus dem Angebot
heraus eine blind e-mail 10 schicken lassen oder die Kontaktdaten kaufen. Der direkte
Zugang zu Kontaktinformationen muss in credits bezahlt werden, credits kosten
zwischen 0,33 US-$ bis 1,23 US-$, je nach Abnahmemenge. Der Preis der Informationen hängt vom Angebot bzw. der Kategorie ab. Eventuell vorhandene Accounts
bei Recycle.net 11 sind ebenfalls gültig. Credits verfallen nach 90tägiger Inaktivität des
Benutzeraccounts.
Die Benutzerhilfe besteht aus einer kurzen Einführung und einer ServiceTelefonnummer.
Positiv fällt die häufige Aufforderung an Angebots-Einsteller auf, deutlich die Art des
Metalls, die Qualität und die Materialform anzugeben sowie die übersichtliche kleine
Zusammenfassung des Angebots (Tabelle 9) (AC, 2008).
4.1.3 Geo.net
Die deutsche Geo.net gestattet nur registrierten Nutzern den Zugang zu den Angeboten. Die Validierung der Autoren war nach ca. 45 min abgeschossen. Die Seite ist
in Deutsch und Englisch verfügbar.
Geo.net bietet die folgenden Kategorien an:
• Rohstoffe
o Edelsteine (28)
o Künstliche und Synthetische Produkte (88)
o Energie Rohstoffe (1)
o Metalle, Metallerze und Konzentrate (82)
ƒ Tantal (8)
ƒ Wolfram (8)
ƒ Zinn (1)
o Industrieminerale (417)
o Natursteine (42)
10
eine E-Mail ohne die Adresse des eigentlichen Absenders
11
http://www.recyclenet.com/
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36
Der Inhalt jeder Subkategorie wird in tabellarischer Form mit folgenden Angaben
gelistet:
•
Angebots ID
•
Titel
•
Datum
•
Anbieter
•
Mindestabnahme
•
Preis
Die vollständige Ansicht der Angebote (siehe Anhang II) steht nur registrierten
Nutzern offen.
Die Suchfunktion durchsucht die komplette Webseite, nicht nur die Angebote. Sie
unterstützt entweder die Suche in Wortteilen oder mehrere Stichworte, z.B. führt „wolf
ore“ zu keinen Ergebnissen, „wolf“ dagegen listet u.a. alle Einträge mit Wolfram auf.
Die Suchergebnisse sind nicht systematisch geordnet, also nicht nach Datum,
Kategorie (z.B. Rohstoff, News oder Ausschreibung) oder auch nur Alphabet sortiert.
Folgende Informationen werden angezeigt:
•
Titel
•
Beschreibung
•
Chemische Analyse
•
Durchschnittlich lieferbare Tonnage
• Kategorie, in welcher dieses Angebot eingestellt ist
Das jüngste Angebot aller erhältlichen Rohstoffe, welches im Rahmen der Untersuchungen gefunden wurde, stammt aus dem Jahr 2005, die Angebote für die ausgewählten Rohstoffe stammen aus den Jahren 2004 und 2002.
Geo.net finanziert den Handel durch eine Kommission in Höhe von 2 % bis 10 % (je
nach Rohstoff und Umsatz), die vom Käufer zu entrichten ist. Dabei hat der Betreiber
nach eigenem Bekunden die Erfahrung gemacht, dass die Zahlungsmoral der
Kunden nach dem branchentypisch langen Zeitraum des Vertagzustandekommens
sehr unzufriedenstellend ist. Zudem erwies sich das Eintreiben der Kommissionsgebühren im Ausland als undurchführbar. Infolgedessen hat sich Geo.net von dem
Rohstoffmarkt abgewendet und auf die Vermittlung von Dienstleistungen auf dem
Rohstoffsektor konzentriert. (Hanstein, 2008)
Außer dem detailliert vorgegebenen Angebots-Formular gibt es keine Benutzerhilfen.
Die Geo.net News sind aktuell, das Geo.net Forum ist dagegen nicht eingerichtet
(Geo, 2008).
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4.1.4 Metalauctions.com
Auf der deutschen Handelsplattform MetalAuctions von 1996 konnte überhaupt kein
Traffic oder Angebote festgestellt werden. Die Validierung der Login-Daten der
Autoren im Rahmen der Recherche zu dieser Studie war noch nicht erfolgt, insofern
sind die privaten Auktionen sowie die Suchfunktionen bislang für weitere Untersuchungen nicht zugänglich gewesen. Die Plattform ist als Auktions-Plattform konzipiert: Anbieter sollen also ihre Rohstoffe meistbietend versteigern bzw. sich bei
Auftragsauktionen 12 gegenseitig unterbieten. Die Seite ist in Deutsch und Englisch
verfügbar.
Es gibt drei Hauptkategorien Asia+Australia, Europe+Africa und North+South
America, mit jeweils drei Unterkategorien Iron+Stainless Steel, Non-Ferrous Metals
und Raw Materials+Scap (siehe Abbildung 3).
.
Abbildung 3:
Struktur von Metalauctions.com
(MA, 2008)
Jede dieser Unterkategorien wird weiter unterteilt, so z.B. letztere in Scrap und Raw
Materials, letztere weiter in Not specified und endlich findet sich unter den einzelnen
Rohstoffen auch Tin als einziger der für diese Studie ausgewählten Rohstoffe. Die
Kategorie others existiert.
12
reverse auction
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An Benutzerhilfen werden ein Einheitenumrechner und teilweise tote Links zu
verschiedenen Normen sowie eine kurze Einführung, FAQ und ein Glossar geboten.
Des Weiteren wird Unterstützung in Transport/Logistik und Versicherung/Inspektion
vermittelt (MA, 2008).
4.1.5 Premierbc.com
Der rumänische Premierbusinessclub (Premierbc.com) bezeichnet sich als B2B
Marketplace for the smart people 13 . Die Handelsplattform ist in englischer, rumänischer und ungarischer Sprache gehalten und besitzt eine bescheidene Suchfunktion
(Region, Land, exaktes Stichwort) sowie etwa 30 Hauptkategorien. Eine Suche
innerhalb einer Kategorie ist ebenso wenig möglich wie einschränkende Suche
innerhalb der Ergebnisse. Es werden auch nur bis zu 25 Treffer pro Seite angezeigt,
insofern ist eine bequeme Verwendung der Browser-Suche nicht gegeben. Alte
Anzeigen werden nicht entfernt. Der einzige Treffer (für Tantalit) aus dem Jahr 2002
wurde unter unter Metallurgy and Metalworking, Finished goods - metallic gefunden,
obwohl es die Kategorie Energy and Raw Materials, Ore ferrous and non ferrous gibt.
Eine Kontaktaufnahme ist ohne Registrierung möglich. Die Mitgliedschaft ermöglicht
das Einstellen von Angeboten und das Schalten von Werbung. Die Seite scheint sich
über Werbung zu finanzieren. Es gibt keinerlei Benutzerhilfen und auch kein Impressum (PWL, 2008).
4.1.6 Spotmetals.com
Trotz seiner flotten Selbstdarstellung (Spot Metals Online.com, The Internet's one
and only operating 3-stand cold rolling data mill feeds bits to six continents! 14 ) ist die
Startseite des US-amerikanischen Marktplatzes seit spätestens 2001 15 nicht mehr
überarbeitet worden, behauptet aber immer noch „in den letzten zwei Jahren“ Metalle
im Wert von rund 1 Mrd. US-$ vermittelt zu haben. Die letzten News stammen von
Oktober 1997. Andererseits sind die Angebotslisten aktuell, gut gefüllt und wirken
dank einer simplen Automatik gepflegt. Die vollständige Nutzung des Marktplatzes ist
kostenlos. Die Seite ist sehr einfach gehalten (siehe Abbildung 4) und statisch, d.h.
sie besteht aus einigen wenigen Grafiken und reinem HTML. Anscheinend wird sie
bei der Einstellung jedes neuen Angebots automatisch von einem PHP-Script neu
13
B2B-Marktplatz für die intelligenten Leute (Übers. der Autoren)
14
Die im Internet einzigartige 3-Gerüst Daten-Kalt-Walz-Straße liefert Bits in alle 6 Kontinente (Übers.
der Autoren)
15
„©2001“ und Jahreszahlen im Text
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erstellt. Sie erfordert weder Java oder Javascript noch exotische Browser-Plugins.
Durch den technischen Stand von 1997 ist die Seite auch mit langsamen Computern
über langsame Internetverbindungen sehr schnell zu laden und zu bedienen (Stichwort Entwicklungsländer). Der aus heutiger Sicht als primitiv zu bezeichnende Auftritt
der Webseite dürfte nicht nur potenziellen Benutzern mit wenig bis gar keiner
Internet-Erfahrung sehr entgegenkommen.
Unter All other Metals wurden aktuelle 16 Angebote von Tantalite gefunden (Anhang II
zeigt ältere Beispiele für Coltan). Vor jedem Eintrag zeigt ein Icon den Status des
Angebots an: neu, gültig und nicht-mehr-benötigt. Es werden nur Angebote der
letzten sieben Monate gezeigt. Angebote jünger als eine Woche gelten als neu,
solche älter als sechs Monate werden als erledigt markiert, sind aber einen weiteren
Monat lang einsehbar. Unter View by Region werden alle Angebote aus allen
Kategorien nach Region geordnet angezeigt.
Die einzige Suchfunktion, die zur Verfügung steht, ist die des Browsers. Außer den
Begleittexten werden keine weiteren Hilfestellungen gegeben. Obwohl die Seite seit
zehn Jahren keine Überarbeitung erfahren hat, wird sie dennoch bis heute von nicht
wenigen Nutzern verwendet: unter dem Hauptmenüpunkt New Postings werden ca.
200 Angebote gezeigt, die seit Februar 2008 eingestellt sind (SMO, 2008).
Home
For Sale
Wanted
News
Write us
View by Product
View by Region
Hot Rolled
N America, S America
Cold Rolled
Europe, Africa, Mideast
Hot Dipped Galvanized
Far East, Asia
Post Item for Sale
Other Steel Sheet
Steel Non-Flat Rolled
Stainless Steel
Aluminium
All other Metals
Abbildung 4:
Struktur von Spot Metals Online.com
For Sale und Wanted bieten die gleichen Unterkategorien (nach SMO, 2008)
16
27.03.2008, ID 11041OR (SMO, 2008)
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40
4.1.7 Worldbid.com
Die kanadische Worldbid.com bezeichnet sich als das weltweit größte Netzwerk von
internationalen Marktplätzen, welches weltweit Handelsangebote und Ausschreibungen sowohl von Firmen als auch von Regierungsorganisationen anbietet. Die
Mitgliederbasis umfasst über 560.000 registrierte Gewerbetreibende.
Die Registrierung ist kostenlos und gewährt Zugang zu den Verzeichnissen und
Newslettern. Die Mitgliedschaft ist kostenpflichtig und beträgt zurzeit 69,95 US-$ pro
Monat, 189,95 US-$ pro Quartal oder 599,95 US-$ pro Jahr.
Customer Service
Unter der URL www.worldbid.com sind über 100 lokalisierte Marktplätze wie z.B.
WorldbidGermany.com und vertikale Marktplätze wie z.B. WorldbidMetals.com zum
Worldbid Network zusammengefasst. Die nicht-englischsprachigen Seiten präsentieren sich in unterschiedlich stark ausgeprägten Mischungen aus Landessprache und
Englisch. Die Angebots-Texte werden nicht übersetzt und liegen in englischer
Sprache vor. Weiter werden eigene Worldbid-E-Mail-Adressen, virtuelle Ausstellungsräume (Worldbid, 2008a) und ein E-Mail-Benachrichtigungsservice im Falle von
zum Benutzerprofil passenden oder erwünschten Ausschreibungen und Preisanfragen angeboten. Ein kategorisiertes business directory listet 70.000 bzw. 230.000 an
der globalen B2B-Handelsplattform teilnehmende Unternehmen mit ihren Kontaktinformationen und Bewertungen auf. Neben einer FAQ werden zur Erleichterung des
internationalen Handels umfangreiche Informationen (Worldbid, 2008b) bereit gestellt
(siehe Anhang IV). Laut Copyright sind diese Informationen auf einem Stand von
2003. Verzeichnisse von Importeuren (Worldbid, 2008c) können zu Preisen zwischen
285 US-$ und 1.925 US-$ erworben werden. Auch gibt es die Möglichkeit, für 149,99
US-$ (bzw. 249,99 US-$ für Nichtregistrierte), eine geordnete Sammlung (Worldbid,
2008d) der abgeschlossenen Transaktionen mit einem Gesamtumsatz von ca.
10 Mrd. US-$ zu erwerben. Schließlich vermittelt Worldbid auch Telekommunikationsdienstleistungen der Firma Sprint Nextel, Renton, USA.
Werbung
Worldbid bietet u.a. folgende Werbemöglichkeiten an:
• Werbebanner in den Infobriefen
•
Werbebanner im Titel, das einzige auf der ganzen Webseite überhaupt
•
Spezialisiertes Sponsoring auf den Handelsinformationsseiten
Vertrauensbildende Maßnahmen
Das Star Rating System ist ein einfacher Führer, der das Verhältnis eines Mitglieds
zu Worldbid ausdrückt. Es spiegelt in keiner Weise die Seriosität des Mitglieds
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41
wieder. Betrug ist im Internet häufig und das Star Rating entbindet den Nutzer nicht
von seinen Sorgfaltspflichten (frei übersetzt nach Worldbid, 2008).
Tabelle 10:
Star Rating von Worldbid.com
(Worldbid, 2008)
Anzahl Sterne
Bedeutung
Registriertes Mitglied mit gutem Ansehen,
basiert auf den bei der Registrierung
übermittelten Informationen
Registriertes Mitglied mit nachgewiesener
positiver Handelsgeschichte auf Worldbid.com;
Registriertes Mitglied mit einer
D&B D-U-N-S® Nummer 17
Registriertes Mitglied mit einer positiven D&B
Beurteilung
Jede anerkannte Regierungsstelle
Registriertes Mitglied mit einer exzellenten D&B
Beurteilung
Über ein leicht zu findendes Kontaktformular können Betrügereien angezeigt werden.
Worldbid sichert eine Rückfrage innerhalb von 24 h zu.
Worldbid bietet folgende Kategorien an, in denen für diese Studie relevante Rohstoffe gefunden wurden:
•
Metals (~11.000)
Eigentlich für Halbzeuge reserviert, gelegentlich werden auch Erze (ore) eingestellt.
o Metals - Tantalum (39)
3 Gebote jünger 2. Jahreshälfte 2007
3 Gesuche jünger 2. Jahreshälfte 2007
o Metals - Tin (88)
0 Gebote jünger 2. Jahreshälfte 2007
15 Gesuche jünger 2. Jahreshälfte 2007
o Metals - Tungsten (120)
10 Gebote jünger 2. Jahreshälfte 2007
2 Gesuche jünger 2. Jahreshälfte 2007
17
ein weitverbreiteter Standard zur Einschätzung von Geschäftspartnern (DNB, 2008)
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•
42
Raw Materials/Natural Resources (~6.100)
0 Gebote jünger 2. Jahreshälfte 2007 18 für Tantal,
1 Gesuch jünger 2. Jahreshälfte 2007 für Wolframite ore,
o Minerals (1.051)
o Mining (78)
o Natural Resources (340)
o Raw Materials/Natural Resources (575)
o Precious Stones (302)
o Precious Stones - Emeralds (37)
o Precious Stones - Sapphires (21)
o Semi-Precious Stones (167)
Diese Unterkategorien werden nicht weiter unterteilt.
Aufgrund der nur vereinzelt auftretenden Gebote/Gesuche der ausgewählten Rohstoffe empfiehlt es sich, bei der Suche nach Angeboten von Anfang an auf die Kategorien zu verzichten und gleich mit einer Suche nach Stichworten und Gebot/Gesuch in
den beiden Hauptkategorien Metals und Raw Materials/Natural Resources zu
beginnen. Die fehlende Autovervollständigung (siehe Alibaba.com), die fehlende
Verwendungsmöglichkeit des Operators NOT und noch viel mehr die fehlende Suche
von Wortteilen (z.B.: tantal in tantalite) erschweren die Benutzbarkeit (Worldbid,
2008).
4.2 Identifizierung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
Im Rahmen dieser Studie wurden sieben Handelsplattformen gefunden, die Kategorien u.a. für die ausgewählten Rohstoffe vorsehen. Davon werden drei heute noch
genutzt: die chinesische Alibaba, die US-amerikanische Spot Metals Online sowie die
kanadische Worldbid. Diese drei werden im Folgenden miteinander verglichen.
Spot Metals Online ist eine einfache und seit zehn Jahren wartungsfreie Kontaktplattform. Ihre unkomplizierte Struktur erschließt sich auch Unerfahrenen schnell und das
kommentierte Angebots-Formular ermöglicht ihnen die Einstellung erfolgreicher, weil
ausreichend detaillierter Angebote. Dieser Nutzerkreis stört sich offensichtlich nicht
an unmodernem Web-Design.
Worldbid ist eine aufwändige Handelsplattform mit Rahmenprogramm und Handelsinformationen. Ihre komplexe Struktur erfordert eine gewisse Einarbeitung und der
zielführende Umgang mit der eingeschränkten Suchfunktion muss erst erlernt
werden. Die potenziell veralteten Handelsinformationen (©2003) können nur als
18
2 Stück aus 2004
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43
Ausgangspunkt einer Informationssuche gelten. Das Star Rating ist für KMU in
Entwicklungsländern nicht zweckmäßig. Die Mitgliedsgebühr von mindestens 50,US-$/Monat ist angesichts der Alternativen im Rahmen dieser Studie als Gegenargument zu werten, da der angestrebte Nutzerkreis nach Meinung der Autoren nicht
von den kostenpflichtigen Teilen des Rahmenprogramms (Firmenporträts) profitiert.
Alibaba ist noch aufwändiger und moderner programmiert, bietet noch mehr Rahmenprogramm, mehr Handelsinformationen und unterstützt unerfahrene Benutzer in
hohem Maße. Die komplexe Struktur erfordert etwas Einarbeitung, die aber durch
das Rahmenprogramm, die Handelsinformationen, die Selbsthilfe in Form von Foren
und nicht zuletzt durch die komfortable Suche auch für Unerfahrene leicht zu meistern ist. Die kostenlose Nutzbarkeit ist ein weiteres positives Merkmal. Die Kosten für
die Alibaba-Zertifikate sind vorerst nachrangig, da sich die Informationen für entsprechende Gütesiegel zwangsläufig bei der Zertifizierung der Rohstoffe ergeben sollten,
wenn man die Mechanismen 19 des funktionierenden Zertifizierungssystems des
Kimberley Process (konfliktfreie Diamanten) überträgt. Die folgende Tabelle stellt
Gemeinsamkeiten und Unterscheide der drei aktiven untersuchten Handelsplattformen für mineralische Rohstoffe gegenüber:
19
Die Mechanismen des Kimberley Process sind u.a. die Einbeziehung aller produzierenden Länder,
Einbeziehung aller Produzenten, Registrierung und Legalisierung aller Produzenten sowie die
Überwachung der gesamten Zahlungskette (KPCS, 2008).
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Tabelle 11:
44
Vergleich der aktiven Handelsplattformen
Feature
Alibaba
Spot Metalls Online
Worldbid
Gewählte
Rohstoffe
+
-
o
Traffic
+
-
o
Internationalität
o
-
+
Sortierung nach
Rohstoff,
Angebote,
Gesuche,
Länder,
Geschäftstyp,
Auftragsfertigung.
Gebote/Gesuche,
Rohstoff,
Region,
Datum.
Gebote/Gesuche,
Rohstoff.
Stichworte,
Wortteile
mit Vorschlägen.
Abhängig vom
verwendeten
Browser
Stichworte,
Bewertungen,
Titel/Text,
Länder,
Gebote/Gesuche,
Public/private
sector,
Datum.
Funktionalität der
Suche
+
o
-
Aktualität der
Angebote
+
-
o
Aktualität des
Designs
+
-
o
Handelsinformati
onen
+
n.v.
o
Hilfe für
Anwender
+
-
o
Mitgliederforen
+
n.v.
n.v.
Geschwindigkeit
o
+
-
Sicherheitsmerkmale
Finanzielle Treuhand,
Verifizierung chin.
Anbieter,
Zertifizierte Anbieter
case-sensitive
Passwörter.
n.v.
Star Rating,
Zertifizierte
Anbieter.
Sicherheitsmängel
k.A.
n.v.
Passwort nicht
case-sensitiv
Suche,
Suchoptionen
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Kostenlose
Nutzbarkeit
vollständig
vollständig
Keine
Kontaktinformationen, keine
Angebotseinstellung.
+
o
-
Hinweise für die
Angebotseinstellung
Beschwerdemanagement
k.A.
Gebühren für
Kontaktinformationen und
Mitgliedschaft
Vorgegebene
Detaillierung der
Angebote
Aktuelle
Sicherheitshinweise,
Beschwerdemanagement,
Währungsumrechner,
Treuhandservice,
Nutzerforen mit
Ranking.
Customer
Service
45
Gebühren für
Zertifizierungen
Kosten
Die Indikatoren sind relativ und lesen sich wie folgt: dieses Attribut ist bei Plattform X
gegeben
+ = am meisten
o = mittel
- =am wenigsten
4.3 Betrachtung der Erfolgsfaktoren
Abschließend werden die in Kapitel 2.2 aufgezeigten, den Erfolg bestimmenden
Faktoren für elektronische Marktplätze analysiert. Für die Handelsplattform gilt
Folgendes:
Content
Der Inhalt der Handelsplattform dient zur Abgrenzung gegenüber anderen Marktplätzen. Wie in Kapitel 4.1 gezeigt wurde, kann der Markt als konsolidiert betrachtet
werden. Es gibt keinen direkten Konkurrenten für eine auf die ausgewählten Rohstoffe spezialisierte Handelsplattform. Das Scheitern der auf exotische Metalle spezialisierten Alloychange.com kann auf handwerkliche Fehler zurückgeführt werden
(Kapitel 4.1.2). Das Überleben von Spot Metals Online (Kapitel 4.1.6) zeigt, dass es
einen Bedarf nach spezialisierten elektronischen Marktplätzen gibt. Die negativen
Erfahrungen von Clasen (2005) im Agrarsektor und die Tatsache, dass keiner der
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46
vielen bestehenden Marktplätze für gebrauchte Bergbaumaschinen mit Rohstoffen
handelt, lassen den Schluss zu, dass eine elektronische Handelsplattform für
Rohstoffe nicht um weitere Bereiche, wie bspw. um Arbeitsplatzvermittlung oder
Gebrauchtmaschinen, erweitert werden sollte.
Community
Für jeden der ausgewählten Rohstoffe wurden insgesamt maximal zehn Angebote
gefunden, die jünger als sechs Monate sind – die derzeitige Handelsaktivität ist also
als sehr klein zu bewerten. Es wird vom Erfolg der Zertifizierung abhängen, inwieweit
sich die Menge an Teilnehmern vergrößert. Die allgemeine Erfahrung zeigt, dass sich
ein Gemeinschaftsgefühl nach der Bereitstellung von entsprechenden Kommunikationsmöglichkeiten von selbst entwickelt. Solche sind E-Mail, Newsgroups, Foren und
Chat-Räume. Letztere erfordern die gleichzeitige Anwesenheit der Beteiligten, diese
wird durch Zeitzonen, Internetverfügbarkeit und nicht zuletzt durch den Arbeitsalltag
verhindert.
Internet-Foren machen auch ältere Beiträge zugänglich und können so ohne Einschränkung auch zeitversetzt genutzt werden. Sie sind somit besser zur Aufrechterhaltung einer internationalen Gemeinschaft geeignet. Da sie internetbasiert sind,
stehen auch alle Gestaltungsmöglichkeiten wie Webdesign, Emoticons (Smileys) und
das Einfügen von Bildern zur Verfügung. Allerdings erfordern sie immer noch einen
Internetzugang und sind ohne spezielle Vorkehrungen auf Mobiltelefonen u.ä. nicht
optimal zu nutzen. Man darf dabei auch nicht die niedrige Bandbreite außer Acht
lassen, die den meisten Nutzern in den Entwicklungsländern zur Verfügung steht.
E-Mail ist ein etabliertes Kommunikationsmittel geworden. Inwieweit noch Bedarf an
eigenen E-Mailadressen der Handelsplattform besteht, soll angesichts des geringen
Aufwandes, solche bereitzustellen, die Zukunft zeigen. E-Mails können problemlos
mit Mobiltelefonen versendet werden. Die einzelne E-Mail an sich stellt keine große
Belastung für und Anforderungen an die IT-Infrastruktur dar.
Newsgroups sind Verteiler von E-Mails: eine Gruppe von Leuten kommuniziert durch
das Senden von E-Mails an einen Server, der diese an alle Empfänger weiterleitet.
Das Verfahren existiert seit den Anfängen des Internets. Im Gegensatz zu Foren ist
die Nutzbarkeit solcher Dienste einfacher mit Mobiltelefonen zu bewerkstelligen und
erfordert geringere Datentransfervolumen. Da der angesprochene Kundenkreis eher
ein Mobiltelefon besitzt, als einen Zugang zum Internet, sollte ein solcher Dienst
bereitgestellt werden. Über sogenannte Web-Interfaces können auch „echte“ Internetnutzer an den Diskussionen teilnehmen.
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47
Commerce
Der Handel wird sich von selbst einstellen. Die Betreiber können nur ihr Möglichstes
tun, beste Bedingungen dafür bereitzustellen.
Internationalität
Durch die typische Arbeitsteilung im Rohstoffsektor – Gewinnung in den Entwicklungsländern, Veredelung in den Industrieländern – ist die Internationalität zwangsläufig gegeben.
Konzentration auf das Kerngeschäft
Da die Marktvermittlung für ausgewählte Rohstoffe die Hauptaufgabe der Handelsplattform sein wird, ist dieser Punkt erfüllt.
Schaffung von Liquidität/um Geld zu verdienen: „Sei die Nummer 1“
Direkte finanzielle Gewinne durch den Betrieb der Handelsplattform sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten: Die Produzenten nutzen die bestehenden (kostenlosen)
Angebote kaum. Inwieweit sich dieser Umstand im Zuge der Zertifizierung verbessert, kann nur geschätzt werden.
Anhand der nicht mehr aktiven Marktplätze lässt sich zeigen, welche Finanzierungsmethoden als weniger praktikabel anzusehen sind:
•
Verkauf von Kontaktdaten (Alloychange.com),
•
Kommission nach Vertragsabschluss (Geo.net),
•
Kommission nach Auktions-Ende (Metalauctions.com).
Die aktiven Marktplätze finanzieren sich vornehmlich über Werbung (Premierbusinessclub, Spot Metals Online) oder zusätzlich durch Mitgliedsbeiträge (Worldbid.com) und Zertifizierungsgebühren (Alibaba.com).
Handel mit (gebrauchten) Maschinen
Es existieren bereits genügend darauf spezialisierte Marktplätze. Die Ausrichtung
des Marktplatzes auf den Rohstoffhandel und die negativen Erfahrungen von Clasen
(2005) mit gemischten Angeboten sprechen gegen diese Option.
In Bezug auf die Möglichkeiten/Machbarkeit zur erfolgreichen Einführung von B2BMarktplätzen in der Rohstoffbranche gilt:
Fragmentierung
Um von der Zusammenführung eines zersplitterten Marktes profitieren zu können,
muss dieser in ausreichendem Maße zersplittert sein. Da der Großteil der gewählten
Rohstoffe von KMU geliefert wird, kann diese Zersplitterung angenommen werden.
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48
IT-Durchdringung
Da der größte Teil der Lieferanten in Entwicklungsländern liegt, kann dieser Punkt als
nicht erfüllt betrachtet werden. Es ist zu hoffen, dass sich die Situation im Zuge des
OLPC-Projektes mit dem 100-Dollar-Laptop und den bei Suhl (2007) genannten
Maßnahmen mittelfristig verbessert.
Handelsmargen
Gerade Branchen mit geringen Margen profitieren von der Umstellung auf
E-Business. Im Umkehrschluss bedeutet dies, je geringer die Margen sind, desto
eher ist die Branche bereit, E-Business einzuführen. Es ist anzunehmen, dass die
Margen der produzierenden KMU ausreichend gering sind.
Die Kriterien für die gute Benutzbarkeit der Handelsplattform (Usability) fasst u.a.
Schradi (2007) zusammen: Die Akzeptanz der Besucher (und damit die Voraussetzung für einen erfolgreichen Webauftritt) ist wesentlich von der Usability abhängig.
Einfachheit, Zielerreichung (seinen Nutzen) und ein günstiges Verhältnis von Aufwand und Ergebnis (beim Seitenbesucher) stellen ihn zufrieden:
• Klare und einfache Navigation (egal auf welcher Seite des Auftritts sich der
Benutzer befindet)
•
Leicht erschließbare Inhalte
•
Gute Lesbarkeit
•
Schnelle Ladezeiten
•
Verzicht auf nicht unbedingt notwendige Plugins
•
Druckbarkeit
•
„Besser sein als die Konkurrenz“
Viele der genannten Punkte sind deckungsgleich mit der eigentlich selbstverständlichen und von der EU geforderten Barrierefreiheit.
Im Folgenden sind diese und weitere Ergebnisse in tabellarischer Form zusammengefasst, unterschieden nach Anforderungen die Abnehmer, Anbieter sowie Betreiber
jeweils erfüllen müssen (s. Tabelle 12, Tabelle 13 und Tabelle 14).
Tabelle 12:
Kriterien für den Abnehmer
Kriterium
Mögl. Problem/mögl. Lösung
Nachgewiesene
Zahlungsfähigkeit
Kreditinstitute,
Unternehmens-Zertifizierer
Aufmerksamkeit für
Nachlässigkeiten des
Anbieters
Plattform muss Grundinformationen zum Handel
bereitstellen
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Tabelle 13:
49
Kriterien für den Anbieter
Kriterium
Mögl. Problem/mögl. Lösung
Teilnahmebereitschaft
Finanzielle Anreize
Erfolgreiche Zertifizierung
Finanzielle Anreize
Ausreichende
Sprachkenntnisse
Lokale Schreiber/Vermittler,
lokalsprachliche Webseite
Ausreichend detaillierte
Beschreibung der Angebote
Lokale Schreiber/Vermittler mit Sachkenntnis,
glaubwürdige lokale Labore,
Unterstützung durch Zertifizierer
Zuverlässige Lieferfähigkeit
Einschätzung durch Zertifizierer
Tabelle 14:
Kriterien für die Handelsplattform
Kriterium
Mögl. Problem/mögl. Lösung (Beispiel)
Zugänglichkeit
Plattform muss zum Zwecke der Bekanntheit allen
Anbietern und Abnehmern offenstehen
Viel Traffic
Plattform muss bekannt gemacht werden, evtl. bei
der Zertifizierung
Geeignet für langsames
Internet
Einfache Struktur (Spot Metalls Online)
Geeignet für einfache
Hardware
Einfache Struktur (Spot Metalls Online)
Geeignet für unerfahrene
Nutzer
Einfache Struktur (Spot Metalls Online)
Einfache und schnelle
Reklamationsmöglichkeiten
Einfache Struktur (Spot Metalls Online)
Einfache Struktur
Unmoderner Internet-Auftritt
Schnelle Bearbeitung von
Anliegen
Ausreichend und fachkundiges Personal
Umfassende Informationen
zum Handel
Ausreichend und fachkundiges Personal
(Alibaba)
Einfaches und
aussagekräftiges
Bewertungssystem
Positive Standardbewertung,
Möglichkeit, nur negative Bewertung zu zeigen,
ausreichende Kommentierung ermöglichen,
sog. Rachebewertungen verhindern
Unterstützung von
Unbedarften
Ausreichend und fachkundiges Personal (Alibaba)
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Internetbasierte Handelsplattformen
50
5 Zusammenfassung
Wie kaum einem anderen E-Business-Modell wurde den elektronischen Marktplätzen
großes Potenzial zugesprochen, und wenige Modelle sind so oft in der Praxis
gescheitert. Das Thema E-Business wird auf vielen Ebenen – v.a. in der Mittelstandsforschung – gründlich untersucht. Praktisch alle europäischen Großunternehmen
setzten E-Business-Lösungen umfassend ein und erzielen damit signifikante Verbesserungen in Umsatz, Entwicklung und Produktivität (Selhofer, 2006). Großes Interesse gilt der Frage, ob und wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) von
diesen Vorteilen profitieren können.
Die vorliegende Desktop-Studie untersucht die Eignung einer internetbasierten
Handelsplattform mit dem Zweck, den Handel mit konfliktfrei gewonnenen Tantal-,
Wolfram und Zinnerzen, speziell Wolframit, Tantalit und Zinnstein, zu unterstützen.
Als optionale Zusatz-Rohstoffe werden noch Farb-Edelsteine (ohne Diamant) und
Edelmetalle (ohne Gold) aufgenommen. Das im Rahmen dieser Studie zu entwickelnde Grundlagenmodell einer entsprechenden Handelsplattform soll den Kontakt
zwischen Anbietern zertifizierter konfliktfreier mineralischer Rohstoffe und interessierten Abnehmern herstellen. Dabei liegt besonderes Augenmerk auf den verschiedenen Möglichkeiten zur Finanzierung und den Mindestanforderungen, denen die
Teilnehmer genügen müssen.
Im ersten Teil der Studie werden in der Einleitung die verschiedenen Konzepte von
E-Business, speziell Handelsplattformen und allgemeine Erfahrungen mit diesen,
vorgestellt. Das folgende Kapitel kommentiert identifizierte Handelshemmnisse,
Risiken und Vorteile, die sich bei E-Business, speziell Handelsplattformen, ergeben.
Kapitel 4 analysiert bestehende Handelsplattformen für den Handel mit mineralischen
Rohstoffen und stellt ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Danach
werden die in der Einleitung herausgestellten Erfolgsfaktoren auf das Konzept einer
Handelsplattform für die ausgewählten Rohstoffe angewendet. In den Anhängen
werden insbesondere positive und negative Beispiele für auf bestehenden Handelsplattformen gefundene Angebote gezeigt, um dem Leser einen schnellen Überblick
über die aktuelle Situation und Möglichkeiten zu geben.
Es konnten im Wesentlichen sieben Handelsplattformen gefunden werden, die den
Handel mit den ausgewählten mineralischen Rohstoffen vorsehen. Davon findet auf
dreien aktiver Handel statt: die chinesische Alibaba sowie die US-amerikanische
Spot Metalls Online und die kanadische Worldbid. Die anderen sind entweder inaktiv
oder haben sich anderen Geschäftsfeldern zugewandt. Der Markt kann folglich als
konsolidiert betrachtet werden, auch wenn nur eine geringe Anzahl an aktuellen
Angeboten für die ausgewählten Rohstoffe gefunden wurden.
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Internetbasierte Handelsplattformen
51
Die Plattform Spot Metals Online ist eine einfache und – obwohl seit zehn Jahren
nicht mehr gewartet – aktiv genutzte Kontaktplattform. Ihre unkomplizierte Struktur
erschließt sich auch unerfahrenen Nutzern schnell und das kommentierte AngebotsFormular ermöglicht den Nutzern die Einstellung erfolgreicher, weil ausreichend
detaillierter Angebote. Dieser Nutzerkreis stört sich offensichtlich nicht an unmodernem Web-Design.
Worldbid ist eine aufwändige Handelsplattform mit Rahmenprogramm und Handelsinformationen. Ihre komplexe Struktur erfordert eine gewisse Einarbeitung und der
zielführende Umgang mit der eingeschränkten Suchfunktion muss erst erlernt
werden. Die potenziell veralteten Handelsinformationen (©2003) können nur als
Ausgangspunkt einer Informationssuche gelten. Das Star Rating ist für KMU in
Entwicklungsländern nicht zweckmäßig. Die Mitgliedsgebühr von mindestens
50 US-$/Monat ist angesichts der Alternativen im Rahmen dieser Studie als Gegenargument zu werten, da die Zielgruppe nach Meinung der Autoren nicht von den
kostenpflichtigen Teilen des Rahmenprogramms (Firmenporträts) profitiert.
Alibaba ist noch aufwändiger und moderner programmiert, bietet noch mehr Rahmenprogramm, mehr Handelsinformationen und unterstützt unerfahrene Benutzer in
hohem Maße. Die komplexe Struktur erfordert etwas Einarbeitung, die aber durch
das Rahmenprogramm, die Handelsinformationen, die Selbsthilfe in Form von Foren
und nicht zuletzt die komfortable Suche auch für Unerfahrene leicht zu meistern ist.
Die kostenlose Nutzbarkeit ist ein weiteres positives Merkmal. Die Kosten für die
Alibaba-Zertifikate sind vorerst nachrangig, da sich die Informationen für entsprechende Gütesiegel zwangsläufig bei der Zertifizierung der Rohstoffe ergeben sollten.
Mit der Zertifizierung der konfliktfreien Rohstoffe könnte auch eine Zertifizierung der
Glaubwürdigkeit der Anbieter verbunden werden. Diese Zertifikate werden dann
einfach in der Angebotsbeschreibung veröffentlicht. Bei der Nutzung von Alibaba
würde zusätzlich der Bekanntheitsgrad dieser (und ähnlicher) Initiativen zur nachhaltigen, ethisch-verantwortlichen Gewinnung von Rohstoffen international verbessert.
Die Anwendung der Erfolgsfaktoren für elektronische Marktplätze auf den ausgewählten Rohstoffsektor ergibt, dass dieser – abgesehen von der mangelhaften
Durchdringung von IT – prinzipiell für die Einführung von elektronischen B2BMarktplätzen vorbereitet ist. Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich dieser
Mangel mittelfristig durch das intensive Engagement zur Verbesserung des Internetanschlusses der Entwicklungsländer im Allgemeinen und Afrika im Besonderen
ändert.
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52
Angesichts der Schwierigkeiten, auf einem gesättigten Markt eine neue NischenPlattform zu etablieren, sollte bei derzeitigem Projektstand nach Meinung der
Autoren zunächst überprüft werden, inwieweit die Benutzung bestehender bereits
etablierter Handelsplattformen vorteilhafter ist. Dabei stehen zwei vorerst kostenlose
Alternativen zur Auswahl: Zum einen die kostenlose und einfache Kontaktplattform
Spot Metals Online, die – obwohl seit zehn Jahren nicht gewartet – bis heute Aktivität
aufweißt und Alibaba, einer der größten B2B-Marktlätze weltweit, der den Benutzer
mit umfangreichen Informationen bei der Teilnahme am E-Business unterstützt. Mit
der Zertifizierung der konfliktfreien Rohstoffe könnte auch eine Zertifizierung der
Glaubwürdigkeit der Anbieter verbunden werden. Diese Zertifikate würden dann
einfach in der Angebotsbeschreibung veröffentlicht. Bei der Nutzung von Alibaba
würde zusätzlich der internationale Bekanntheitsgrad dieser (und ähnlicher) Initiativen zur nachhaltigen, ethisch-verantwortlichen Gewinnung von Rohstoffen steigen.
Institut für
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53
6 Anhänge
6.1 Anhang I - Alibaba.com
Angebotsbeispiele und Informationsmaterial von Alibaba (2008)
6.1.1 Mangelhafte Angebotsbeschreibung
Detailed Selling Lead Description (Alibaba, 2008):
We provide tantalum from brazil.
6.1.2 Ausführliche Angebotsbeschreibung
Detailed Selling Lead Description (Alibaba, 2008):
Supply of Tantalite ore and Niobium ore
We are selling agents for small-scale miners in Bolivia. Their current offer is as
follows:
OFFER 1
Quantity: 5 MT per month
Quality: 29.5% Ta2
Certificate of Analysis: Available
OFFER 2
Quantity: 5MT per month
Quality: Nb 64%
Ta: 13%
Titanium: 7.3%
OFFER 3
Quantity: 5MT per month
Quality: Nb32.9 %
Ta: 18.4%
Fe: 26.1%
AgO: 2.4%
Mn: 7.2%
Ni: 5.6%
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Packing: 50 Kg Bags
Origin: Bolivia
Shipment Time: 30 days
Loading Port: Arica, Chile
Payment Term: FOB only (Freight can be arranged)
PB: 2%
Procedure
1. Draft contract
2. Final contract
3. Non-operative LC issued
4. 2% PB to activate LC
5. Seller hands over goods for safekeeping to Alex Stewart Bolivia (Certificate of
safekeeping issued to buyer)
6. Samples sent for testing in UK Lab (2 weeks)
7. Testing results emailed to Buyer and Seller
8. Goods delivered to loading port
9. Shipment within 30 days
6.1.3 Beispiel für Informationen
Beispiel für Informationen über Markt-Zugänge (Alibaba 2008a):
•
South Africa
o MARKET ACCESS
ƒ Import regulations and customs duties
ƒ Distribution
ƒ Transportation of goods
ƒ Standards
ƒ Patents and brands
ƒ Import regulations and customs duties
Regulations
Import licenses are required for a certain number of products (refer to Schedule 1 of
the Import Control Regulations Act). These licences are delivered by the following
authorities (as per the nature of the product): Department of Agriculture, Department
of Water Affairs, Department of Sea and Fisheries, Department of Trade and Industry, Energy affairs and Department of Health.
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Some products are subject to specific controls (caution: the list given below is not
exhaustive):
- A phytosanitary certificate is required for vegetables and related products. It is
delivered by the ministry of Agriculture from the country of origin.
- A veterinarian certificate is required for the import of living animals and fresh, deepfrozen or canned meat.
- A certificate of disinfection is necessary for the import of woollen products, cotton,
clothes, etc.
-A certificate of inspection by a recognised institute is required only for exporters who
export for the first time in South Africa. It is not required when a good business
relationship is established.
- A quality certificate may be asked for fruits and vegetables.
Customs duties
Customs and excise duties are administered by SARS (South African Revenue
Service).
South Africa applies the Harmonised System (HS). South Africa forms with Botswana, Namibia, Lesotho and Swaziland, the Southern African Customs Union
(SACU). Products imported into South Africa can therefore circulate freely within
these 4 countries. On average, customs duties are 20%. In the terms of the freetrade agreement signed with the European Union in October 1999, there are 86% of
products imported from the EU which should be exempted from customs duties by
2012.
About 33% of customs duties are calculated ad valorem, 3% are governed by simple
specific rates (hundred / kg for example) and 23% are calculated with combined
rates. The rest of goods benefit of a rate of 0%.
Import taxes
Harbour tax: 1.78% of the FOB value (maximum taxation: ZAR 9000 per ton or per
cubic meter, depending on the rules).
Regulations governing payments
The exchange controls do not usually create any problem for the exporters of third
countries.
The payment of the imported goods in RSA can not be made before goods are
despatched. An advance payment equivalent to one third of the factory price is
authorised for capital goods.
The South African exporters should get full payment of the goods sold within 6
months from the date of shipment of goods.
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Distribution
The main zones of economic concentration are located in the main South African
conglomerations: Johannesburg / Pretoria, Cape Town, Durban.
In order to distribute one's production in South Africa, it is strongly recommended to
use the services of a local agent, who can provide the exporting company with its
own network along with the administration and business contacts. However, more
than anywhere else, the choice is tough. Good agents are rare and therefore very
much sought-after. The contract between the exporting company and the agent can
take various forms: commission basis, importer - distributor, importer - retailer either
general representative of one or several foreign companies). The commission of the
agent can vary from 3 to 30 %, depending on the value and nature of the contract,
the quality and reputation of the agent.
The Business to Consumer (B to C) market
The big South African consumer market splits in two parts: a market of 5 million white
people with a high purchasing power, and a market of 30 million black people with a
very limited purchasing power.
The majority of the retail sale is carried out by shopping centres, groupments of small
shops, big department stores (Stuttafords, Edgars, Woolworths), supermarkets
(Checkers, Pick' n Pay) and hypermarkets (Hyperama and Makro).
The traditional business remains developed, especially outside the conglomerations,
but does not represent a big market share, as it is almost exclusively meant for poor
population.
The Business to Business (B to B) market
The market of manufactured goods is very concentrated: it is common that, for the
same sector, 2 or 3 companies share 80 % of the market. Generally, the introduction
of new products in this market requires the intervention of one or several agent (s) distributor (s). For manufactured goods (especially capital goods) the agent should
be able to handle any technical matter on his own.
Transportation of goods
By road
The authority in charge of maintaining and developing the South African motorway
infrastructure is the National Roads Agency. It manages 360,000 km of roads out of
which 150,000 km are tarred. The trend is to involve more and more private operators, for instance, the highway N4 connecting Johannesburg to Maputo, is managed
by the operator Bouygues via its Basil Read branch.
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By rail
The railway network is 33 400 km long. The public company Spoornet represents
more than 80 % of the South African railway infrastructure. The rail is particularly
used in South Africa for goods transportation; it is notably very well connected to the
mining sector. Since 1998, a special cable (Smart Cable) developed by Spoornet has
enabled to link four locomotives (three electric and one diesel) and thus to create real
rolling convoys (up to 216 cars). This technique is mainly used for the transportation
of iron ore on the Sishen - Saldanha line, and makes it possible to transport up to
22,500 tons in one way.
By sea
There are 7 international ports in South Africa: the two main are Cape Town and
Durban, then come Port Elisabeth and East London. In 1998, more than 120 million
tons of freight and some 14,000 vessels transited in South African ports. The biggest
part of the harbour activity in South Africa is managed and controlled by the public
harbour authority Portnet and by their operations' management subsidiary: Portcon.
Harbour facilities are modern and able to take care of all type of vessels and goods.
By air
The three international airports are Cape Town, Johannesburg and Durban. There
are secondary airports such as Bloemfontein, East London, Kimberley, Port Elisabeth
and Upington. Internal flights are mainly operated by South African Airways, the
national company.
Standards
The South African Bureau of Standard (SABS) is the organisation in charge of
normalisation and certification. They work in association with the international ISO
and IEC institutes. It is strongly advised to contact the SABS in order to understand
the necessary technical and qualifying rules for marketing a product in South Africa.
Patents and brands
The national organisation for the protection of trademarks and patents is the Department of Trade and Industry Companies and Intellectual Property Registration Office
(CIPRO). South Africa signed the Agreement of Paris for the protection of industrial
property, as well as the agreement establishing the World Intellectual property
Organization (WIPO).
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Tabelle 15:
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Patent-Regeln in Südafrika
Texts currently applying to patents/brands
Text
Date entered
into law
Period of
validity
Patent
Patent Law
On 1978
Period of
validity of 20
years
TradeMark
Trademarks Law
On 1998
Period of
validity of 10
years
Design
Industrial Design Law
On 1992
Initial period
of validity of
5 years
Export Entreprises SA ©, All rights reserved
Last modified in January 2004
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Comment
Renewable
period
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6.2 Anhang II - Geo.net
Detailansicht eines Angebots:
Tabelle 16:
Detailansicht Angebot auf Geo.net
(Geo, 2008)
Angebot
(Nr. 499)
Kategorie
Tantal
Titel
Tantalite, Ta2O5: 35 % min, Africa
Beschreibung
Chemische Analysen,
Technische Parameter:
SiO2: 15.47 %
Al2O3: 4.88 %
TiO2: 0.79 %
Fe2O3: 4.18 %
MgO: 0.11 %
CaO: 0.11 %
Na2O5: 0.00 %
K2O: 0.57 %
MnO: 6.04 %
P2O5: 0.03 %
SnO2: 14.06 %
Ta2O5: 42.99 %
Nb2O5: 7.58 %
ThO2: 0.00 %
U3O8: 0.06 %
Anwendung :
Früheres Gutachten über
Beprobung und Analyse
durch unabhängiges Labor
vorhanden?
Auswahlfeld: Ja/nein
Bericht über Lagerstätte
Auswahlfeld: Ja/nein
Fotos:
Lieferbare Tonnagen
Durchschnitt
1 mt/month
Maximum
10 mt/month
Kann die
Produktionskapazität erhöht
werden?
Auswahlfeld: Ja/nein
Wenn ja, um wie viel?
20 mt/month
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Transport
Verpackung
Drums
Dauer
Lieferbedingungen
CIF (europäischer Hafen), FOB, andere
Verkauf
Mindestabnahme
1 mt/month
Preis in Geo.net*
Bemerkungen
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We currently produce 1 mt tantalite per month in
Southern Africa. The production can be increase to
10 mt/month. The quantity could be added to your
deliveries from Durban.
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6.3 Anhang III – Spotmetals.com
Angebotsbeispiel von Spot Metal Online, Inc. (SMO, 2008)
Listenansicht:
Tabelle 17:
Angebotsbeispiel auf Spot Metals Online
(SMO, 2008)
Spot N°
[…]
Product
[…]
(new)
gültig
(ungültig)
10751O
RI
[…]
[…]
[…]
Size
[…]
Quantity
Note
[…]
[…]
Posted
[…]
COLTAN
60%
...
TA205...
25 MT
28Oct-07
[…]
[…]
[…]
Location
[…]
FOB
BID
Dar-esrequest
Salaam,
/Pound
Tanzania
[…]
[…]
Detailansicht:
Tabelle 18:
Detailansicht Angebot auf Spot Metals Online
(SMO, 2008)
FOR SALE:
Spot Reference Number:
10751OR-INV
Product
OTHER
Chemistry
COLTAN 60% TA205
Quantity FOR SALE
25 MT
Asking Price/Pound
BID request
Dimensions
FOB
FOB
Dar-es-Salaam, Tanzania
Other Info
AHK Assay Test Certificate
Contact Name
Director of Marketing
Company
Address
Telephone
Fax
EMail
globalmaterials@yahoo.co.uk
eMail Bid or request for more
Comment
information
to:
globalmaterials@yahoo.co.uk
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[…]
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For best results, copy this spec sheet to your clipboard and then paste it into the
body of your eMail message so that the recipient of your eMail knows what you're
asking about.DISCLAIMER: Spot Metals Online does not warranty and is not responsible for the accuracy or validity of any information posted by sellers or buyers.
Anzeigeformular:
Tabelle 19:
Angebots-Formular von Spot Metals Online.com
(SMO, 2008)
Post an Item for Sale
This is a FREE posting. There are no charges or commissions
associated with anything you post using this form.
Product Category
Select Product Category
Quantity for Sale
(Required) Select Per
Unit Asking Price, in USD or enter
Select Per
"Best Offer"
MATERIAL DESCRIPTION:
Chemistry and/or Grade. Reference
specific tradenames, standards
and/or specific alloy compositions:
Dimensions, Thickness x Width x
Length/Coil for sheet/strip or
structural, or ID/OD for tubing,
Diameter x Length/Coil for rod &
wire:
FOB point. Port of Call,
INCOTERMS or material location:
Additional information, warranty,
terms & conditions:
Contact Information:
Name (REQUIRED):
Company:
Mailing Address, City,
State/Province & Country:
Telephone:
Fax:
Your eMail name (REQUIRED):
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63
6.4 Anhang IV - Worldbid.com
Liste der von Worldbid.com unter http://www.worldbid.com/resources/ bereitgestellten
Handelsinformationen (Worldbid, 2008). In Klammern die Anzahl der hinterlegten
Informationen, die aus Texten oder weiterführenden Links bestehen:
Country Profiles 440
•
Education 34
o Glossaries of World Trade Terms
o Import/Export Training and Consulting
o Online seminars
•
Government Agencies 116
o Consulates
o Customs Agencies
o Embassies
o Governments
o Ministries
•
Industry resources 60
o Harmonized, SIC and other codes
o Industry Standards
o News
o Trends, Statistics
•
International Business Travel 56
o Flights
o Hotels
o Unit conversions
•
International Finance 92
o Banks and Finance Companies
o Credit Reporting, Systems and Debt Collection
o Currencies
o International Tax Policies
o Payment Systems
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•
Introduction to International Markets 51
o Direct Investment
o Product Licensing
o Translation Services
•
Legal Resources 73
o International Law References
o Law Firms
o Legal Associations
•
Publications 124
o Trade Organizations 478
o Associations
o Chambers of Commerce
o Federations
•
Trade Shows and Trade Fairs 9
o Africa
o Asia
o ATA Carnet
o Europe
o Latin American
o North America
•
Transportation and Logistics 88
o Air and Group Transportation Services
o Courier Services
o Foreign Trade Zones
o Ports
o Shipping and Documentation Software
o Shipping Companies
o Shipping Schedules
o Tracking Shipments
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64
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65
6.5 Anhang V - Leitfaden zur Auswahl
Auszug aus dem „Leitfaden zur Auswahl elektronischer Handelsplattformen für
KMU“, Migalk (2003)
6.5.1 Erläuterung von Tabelle 4, Seite 26
Online-Shops (E-Verkauf)
Ein Anbieter stellt verschiedene Produkte zum Verkauf bereit. Zumeist handelt es
sich um homogene Güter, deren Bedarf sich nicht auf eine bestimmte Branche
beschränkt. Die Palette umfasst größtenteils Büroartikel und andere Verbrauchsgüter
und Betriebsmittel. Die Produkte werden vom Anbieter selbst oder von festen
Vertragspartnern zum Kauf angeboten. Die Waren werden zum Festpreis verkauft.
Geeignet ist diese Form besonders für den unregelmäßigen Einkauf und für die
Erzielung von Rabatten, besonders für größere Bestellmengen. Durch besondere
Absprachen mit dem Betreiber ist es auch möglich, als Lieferant aufzutreten (sofern
die eigenen Produkte in das Repertoire des Shops passen). Im Allgemeinen genügt
eine einfache Registrierung, der Zahlungsvorgang wird über Rechnung abgewickelt.
Online-Shops lassen sich auch eigenständig für den Verkauf der eigenen Produktpalette installieren, dies aber nur mit erheblichem informationstechnischen und finanziellen Aufwand. Auch erfordert es gezielte Werbemaßnahmen, um die Existenz des
Shops bei der Zielgruppe bekannt zu machen.
Elektronischer Marktplatz
Hierbei werden Internetseiten und die nötige Software von unabhängigen dritten
Anbietern zur Verfügung gestellt. So genügt für die direkt Beteiligten meist ein
Internetzugang zur Nutzung, die Einrichtung spezieller Hard- oder Software von
Seiten des Teilnehmers ist nicht immer erforderlich. Sowohl Käufer als auch Verkäufer stellen ihre Angebote bzw. Bedarfe auf dieser Plattform ein. Die Abschlüsse
erfolgen meist über Festpreise. Der Betreiber bietet des Weiteren Tools zur Zahlungs- und Logistikabwicklung, Finanzierung und Nachbetreuung an. Elektronische
Marktplätze existieren sowohl als horizontale als auch als vertikale Handelsplattformen. Auch Abschlüsse über kleinere Mengen oder Einzelstücke sind möglich.
Kapazitätenbörse
Hierbei besteht die Möglichkeit, freie Maschinenkapazitäten – größtenteils für
technische Zeichnungsteile – zur Disposition auf Internetseiten anzubieten. Nachfrager können diese Angebote einsehen oder schreiben aktuelle Bedarfe diesbezüglich
aus. Meist konzentrieren sich diese Plattformen auf spezielle Branchen, so kann den
besonderen Bedürfnissen bei der Güter- bzw. Dienstleistungsdarstellung entspro-
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66
chen werden. Es wird eher die Möglichkeit des Anbietens bzw. Nachfragens von
speziellen Arbeitsschritten als von direkten Produkten gegeben. So wird die Palette
des letztendlichen Angebotes weit gehalten. Solcherart Plattformen werden zurzeit
verstärkt für die Bereiche Metallverarbeitung und Oberflächenbehandlung angeboten. Betreiber ist hier wiederum ein unabhängiger Anbieter.
Auktionsplattformen
Der unabhängige Provider stellt die nötige Software und das Know-how für die
Durchführung von Online-Auktionen zur Verfügung. Verbreitet ist die Anbahnung von
reverse auctions bezüglich bestimmter Bedarfe. Ein potenzieller Einkäufer schreibt
hierbei einen Bedarf an bestimmten Produkten inklusive Menge und besonderer
gewünschter Eigenschaften aus und lädt gegebenenfalls bevorzugte Lieferanten zur
Auktion ein. Durch vorher festgelegte Regelungen erfolgt die Auftragsvergabe an
einen der teilnehmenden Anbieter. Auf Grund der Kosten der Auktionsdurchführung
im vierstelligen Bereich sollten großvolumige Aufträge mit hohem Einsparungspotenzial vergeben werden. Der Verkäufer sieht sich hierbei einem extremen Preiskampf
ausgesetzt. Auktionsplattformen existieren großteils für den Handel von Produkten im
Industriebereich, wie z.B. den Rohstoffeinkauf im Maschinenbau, den Vertrieb von
Zwischenprodukten aber auch die Vergabe von Dienstleistungen (Gebäudemanagement).
Beschaffungsportale
Über Beschaffungsportale bündelt ein Einkäufer, der hier Betreiber und damit
keinesfalls unabhängig ist, das Angebot seiner Zulieferer. Es wird angestrebt,
sämtliche Bestellvorgänge – auch von bis dahin traditionell stattfindenden Geschäftsbeziehungen – darüber abzuwickeln. Hauptziele sind hierbei die Senkung der
Prozesskosten im Einkauf aber auch die Minimierung der Einkaufspreise durch die
leichtere Vergleichbarkeit der Angebote verschiedener Zulieferer. Kritisch zu betrachten ist dabei eine häufig von den Zulieferern verlangte sehr hohe Nutzungsgebühr,
der außer dem Beibehalten der bisherigen Geschäftsbeziehung kaum eine Gegenleistung gegenübersteht.
Informationsplattformen
Neben dem Handel über das Internet existieren auch etliche Portale zur begleitenden
Informationsbeschaffung. Zum Beispiel bieten Lieferantendatenbanken Möglichkeiten
zum Auffinden geschäftsrelevanter Daten. Allerdings ist es kaum möglich, hierüber
Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Die eigentliche Abwicklung muss dann auf herkömmlichem Wege geschehen, so dass wichtige Vorteile des E-Commerce, wie die
Transaktionskostensenkung, nicht genutzt werden können.
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67
Auswahl eines elektronischen Plattformtyps
Wichtig für den Erfolg bei der Nutzung elektronischer Handelsplattformen ist deren
Auswahl, abgestimmt auf die Anforderungen, die das zu handelnde Produkt stellt.
Deshalb sollten zunächst die geplanten Transaktionen genauestens definiert werden.
Dies umfasst die Art der Transaktion, Produkteigenschaften, Menge und erwartetes
Einsparungs- oder Gewinnpotenzial sowie die Zielgruppe, die durch Angebote bzw.
Gesuche angesprochen werden soll.
Einkauf/Verkauf
Zunächst ist festzuhalten, ob es sich bei der angestrebten Transaktion um einen
geplanten Einkauf oder Verkauf handelt. Hierdurch lässt sich bereits eine Vorauswahl
der geeigneten Plattformen treffen. Online-Shops und Auktionsplattformen empfehlen sich für kleine und mittelständische Unternehmen eher für den Einkauf. Marktplätze, Kapazitätenbörsen und Beschaffungsplattformen von Abnehmern sind für den
Absatz besser geeignet.
Homogenität
Homogene Güter zeichnen sich durch gleiche Eigenschaften aus. Die Produkte
verschiedener Anbieter sind kaum zu unterscheiden. Die Beschreibungsanforderungen sind sehr gering. Im Idealfall genügt es, genaue Artikelbezeichnung und Preis
mitzuteilen. Dies ist natürlich vorteilhaft für die Präsentation auf einer elektronischen
Handelsplattform, so dass es generell leichter ist, Güter mit großer Homogenität dort
anzubieten bzw. zu suchen. Dies lässt auch einen leichteren Preisvergleich zu.
Spezialisierungsgrad
Der Spezialisierungsgrad bezieht sich hier auf die Verwendbarkeit von Gütern.
Produkte mit geringem Spezialisierungsgrad sind für eine Vielzahl von Abnehmern
geeignet, die z.B. über horizontale Marktplätze und Online-Shops erreicht werden
können. Güter mit hohem Spezialisierungsgrad sind nur für genau bestimmte Zwecke
(und damit auch nur für bestimmte Nachfrager) geeignet. Diese Produkte werden
demzufolge auf branchenspezialisierten Portalen wie vertikalen Marktplätzen,
Kapazitätenbörsen und Beschaffungsplattformen gehandelt. Durch die genaue
Ausrichtung dieser Portale ist gewährleistet, dass die Produkte per Eingabe- und
Suchmasken genau beschrieben werden können. Der Betreiber zeichnet sich durch
Fachkenntnis aus und bringt dieses Wissen in die Gestaltung der Handelsplattform
ein. Für den Vertrieb von sehr spezialisierten Produkten, deren potenzielle Geschäftsbeteiligte durch keine existierenden Plattformen angesprochen werden, kann
die Möglichkeit des eigenen Online-Shops in Betracht gezogen werden.
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68
Häufigkeit
Die Anzahl der angestrebten Transaktionen ist entscheidend für die Bewertung der
entstehenden Kosten. Für häufig geplante Aktionen werden hohe einmalige, fixe
Aufwendungen (z.B. für die Einrichtung von Hard- und Software, Registrierung,
Grundgebühr, Umstrukturierungsmaßnahmen) durch geringe bis keine, variable
Kosten (Transaktionsprovisionen, Datenpflege) gerechtfertigt. Diese Kostenstruktur
herrscht vor allem bei einem eigenen Online-Shop sowie bei Beschaffungsplattformen vor. Für einmalige bzw. seltene Aktionen empfiehlt sich eine Variante mit
geringen bis keinen Fixkosten, wobei aber die variablen Kosten höher sind. Diese
Situation herrscht bei externen Online-Shops und Auktionsplattformen mit Provisionen oder Versandkosten vor, dafür fallen die Registrierungs- und Grundgebühren
weg. Bei Kapazitätenbörsen und Marktplätzen werden beide Gebührenmodelle
angewandt. Hier ist im Einzelnen nach den genauen Modalitäten zu fragen und
entsprechend abzuwägen.
Umfang/potenzielle Gewinnsteigerung
Einkäufe von kleinen Mengen lassen sich gut über Online-Shops realisieren. Auktionen eignen sich auf Grund der hohen Gebühren für großvolumige Käufe mit hohem
Potenzial zur Preissenkung. Sie lassen sich für den strategischen Einkauf und für
Jahresverträge einsetzen. Auf Marktplätzen und Kapazitätenbörsen werden sowohl
Einzelgüter als auch Jahresverträge etc. gehandelt. Auch hierbei ist es ratsam, sich
nach der vorherrschenden Praxis auf der Plattform zu erkundigen.
Mit Hilfe von Tabelle 4 lässt sich an Hand der bisher erläuterten Eigenschaften der
Plattformtyp ermitteln, der am geeignetsten für das geplante Vorhaben ist. Dabei ist
die entsprechende Ausprägung für die Transaktion zu bestimmen und der zugehörige Wert in das freie Feld einzutragen. Die eingetragenen Werte sind vertikal zu
addieren. Der Plattformtyp mit der höchsten Summe ist für das untersuchte Produkt
am geeignetsten. Die Bewertungen sollten zunächst für jedes zu handelnde Produkt
einzeln durchgeführt werden. Ziel sollte es aber sein, auf möglichst wenigen Plattformen aktiv zu werden, um die anfallenden Kosten in Form von Gebühren und
Arbeitsaufwand möglichst gering zu halten. In den seltensten Fällen wird – gerade
bei großen Unterschieden der Eigenschaften von Vor- und Endprodukten – der
Idealfall der Nutzung nur einer Plattform eintreten.
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6.5.2 Kriterien zur Beurteilung
Tabelle 20:
Kriterien zur Beurteilung elektronischer Handelsplattformen (Migalk, 2003)
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69
Internetbasierte Handelsplattformen
70
7 Quellen
Kürzel
Quelle
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