Eine Sache des Verstehens: Phraseme als Konstruktionen und ihre Be

Transcription

Eine Sache des Verstehens: Phraseme als Konstruktionen und ihre Be
Dieser Artikel erscheint im Sammelband Zweisprachige Lexikographie im Spannungsfeld zwischen Translation und Didaktik,
herausgegeben von María José Domínguez Vázquez, Fabio Mollica und Martina Nied Curcio in der Reihe Lexicographica:
Series Maior (vol. 145) bei de Gruyter (Berlin/New York). Bei Erscheinen dieser Publikation wird dieser Text aus dem Netz
genommen. Bis dahin muss der Beitrag gemäß den wissenschaftlichen Gepflogenheiten und unter Verweis auf die Herausgeber zitiert werden. Jegliche Reproduktion dieses Artikels bedarf der Zustimmung des Autors.
URL: http://www.phil-fak.uni-uesseldorf.de/rom4/equipe/schafroth/sch_texte/
© Elmar Schafroth, April 2014
Elmar Schafroth
Eine Sache des Verstehens: Phraseme als Konstruktionen und ihre Beschreibung in der Lexikographie Französisch/Deutsch
Im Folgenden wird anhand zweier Typen von Phrasemen, der Idiome und Phraseoschablonen, aufgezeigt,
wie komplex das Verhältnis zwischen ihrer Form und ihren Funktionen ist. Auf der Basis der Konstruktionsgrammatik (CxG) vor allem Goldbergs und Crofts sowie der Fillmoreschen semantics of understanding
und anhand von Korpusbeispielen werden diejenigen Typen von Merkmalen herausgearbeitet, die grundsätzlich jedes Phrasem charakterisieren. Die zweisprachige Lexikographie Französisch/Deutsch, zu der hier
auch Internetplattformen wie BA.BLA, LINGUEE, DAFLES, PONS.eu und LEO gezählt werden, kann diesen
Beschreibungsanforderungen nur in sehr eingeschränktem Maße gerecht werden. Mit dem theoretischen
Fundament einer verstehensrelevanten Semantik (nach Busse, basierend auf Fillmore) und der Konstruktionsgrammatik lässt sich ein digitales lexikographisches Format erstellen (PhraseoFrame), das Phraseme in
ganzheitlicher Hinsicht beschreibt. Dies wird anhand des Idioms chercher midi à quatorze heures illustriert. Abschließend wird darüber reflektiert, die Konzeption des PhraseoFrame mit den lexikalischen Funktionen der Sens-Texte-Theorie Mel’čuks (besser bekannt unter dem Etikett Lexicologie explicative et combinatoire) in Verbindung zu bringen.
1
Einleitung und Begriffsbestimmungen
Bei dem vielfältigen Angebot an Äquivalenzwörterbüchern, seien sie aus Papier oder digital, traditionell
oder innovativ, Produkt eines traditionsreichen Verlags oder Versuchsballon einer Gruppe von Internettüftlern, scheinen junge Menschen immer weniger zu hinterfragen, ob die Lösungen, die sie bei der Suche nach
unbekannten Wörtern oder Bedeutungen einer Fremdsprache oder nach Äquivalenten zu muttersprachlichen Ausdrücken erhalten, die richtigen für einen bestimmten (sprachlichen) Ko- oder (situativen) Kontext
sind. Oft geht das zwar gut, solange nicht einfach, ohne auf den Kontext zu achten, des Erstbeste genommen wird. Dies wäre etwa der Fall, nähme man für das Lexem scharf in scharfes Essen oder scharfe Kante
das erste bei LEO angegebene Äquivalent, accusé, welches jedoch scharf im Sinne von ‚ausgeprägt, markant‘ (bezogen auf Gesichtszüge oder Körperteile wie Kinn und Nase) bedeutet. Es ist davon auszugehen,
dass die Gewöhnung an schnelle digitale Informationsbeschaffung zur Vernachlässigung kognitiver Anstrengungen führt, die darin bestehen sollten, Ergebnisse auf Plausibilität zu prüfen und Mikrostrukturen
von Wörterbüchern genauer zu lesen. Was das angegebene Beispiel betrifft, so ist jedoch zuallererst der
Interplattform LEO der Vorwurf zu machen, das Äquivalenzangebot zu unsortiert aufgelistet und bei den
meisten französischen Entsprechungen zu scharf keine Kollokationsbasen angegeben zu haben.
Man kann sich vorstellen, dass, wenn schon lexembezogene Angaben lexikographisch nicht gut gelöst
sind, die Probleme noch größer sind, wenn es um die Beschreibung von Phrasemen geht. Unter Phrasemen
sollen hier im Sinne einer weiten Auslegung des Begriffs alle mindestens aus zwei eigenständigen Elementen (Wortformen) bestehenden Morphemverbindungen verstanden werden, die sich 1. durch Idiosynkrasie
und 2. durch Festigkeit (oder Stabilität) auszeichnen, wobei beide Kriterien nicht vollständig erfüllt sein
2
müssen, aber jedes zumindest teilweise.1 Die Morphemverbindungen können überwiegend oder rein lexikalisch sein, wie z. B. in Idiomen2 (chercher midi à quatorze heures, mettre un bémol, virer sa cuti, jemandem reinen Wein einschenken) und Kollokationen (prononcer un discours, souffler une bougie), teils lexikalischer, teils grammatikalischer (bei weitem, de loin, au fur et à mesure) oder ganz grammatikalischer
Natur sein (geschweige denn, sans plus, à moins que). Unter Idiosynkrasie wird im Sinne der Konstruktionsgrammatik die Nichtvorhersagbarkeit der Bedeutungen, genauer gesagt der Beziehung zwischen Form
und Inhalt der Phraseme verstanden. Der Grund für Idiosynkrasie liegt in der Idiomatizität, worunter die
Nicht-Kompositionalität auf der semantischen Ebene gemeint ist. Dabei gibt es unterschiedliche Grade von
Idiomatizität, die von ‚völlig erstarrt‘ (im Nu, geschweige denn, jemandem ist eine Laus über die Leber
gelaufen) über ‚teilweise erstarrt‘ (Bauklötze staunen, nur Bahnhof verstehen) und ‚potentiell remotivierbar‘ (jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen, nach jemandes Pfeife tanzen) bis zu ‚voll remotivierbar‘ (aus einer Mücke einen Elefanten machen, alle Brücken hinter sich abbrechen) reichen können.3
Phraseme lassen sich aber nicht nur hinsichtlich ihres Idiomatizitätsgrades kategorisieren, sondern variieren auch bezüglich ihrer Festigkeit. Nach Fillmore/Kay/O’Connor (1988) lassen sich zwei Pole eines
Kontinuums unterscheiden, die von lexikalisch offenen (A) bis lexikalisch gefüllten (oder fixierten) Phrasemen (B) reichen. Die Autoren verwenden die Termini formal (A) vs. substantive idioms (B) (idioms im
Sinne von ‚Phrasemen‘), was sich nach Croft (2001: 15ff.) auch mit schematisch (A) vs. spezifisch (B)
wiedergeben lässt. Die Ziffern sollen die verschiedenen Stufen zwischen A und B darstellen.
1
2
3
Nunberg/Sag/Wasow (1994: 492ff.) geben einen ganzen Katalog von Kriterien für Idiomatizität an – Konventionalität, Unveränderlichkeit, Bildlichkeit, Sprichwörtlichkeit, Informalität und Affektivität –, räumen
aber ein, dass nur das Merkmal der Konventionalität auf alle Phraseme (idioms) zutreffe. Letztlich gebe es
prototypische Phraseme wie pull strings (‚seine Beziehungen spielen lassen‘) und spill the beans (‚ein Geheimnis ausplaudern‘) und weniger prototypische, zu denen die Autoren Kollokationen wie gain the advantage und (teil-)lexikalisierte Komposita wie industrial revolution zählen.
Unter Idiomen oder idiomatischen Wendungen sollen mehrgliedrige stabile und nicht-kompositionelle Verbindungen verstanden werden, die entweder ein Prädikat in Form eines flektierbaren Verbs enthalten (prädikative Idiome), z. B. mettre la puce à l’oreille, oder in Form eines Satzes auftreten (Satzphraseme), in dem
keine variable Leerstelle mehr existiert, auch wenn durchaus thematische Rollen vorhanden sein können, die
jedoch fest besetzt und daher invariabel sind, z. B. Mich laust der Affe (*Ihn laust der Affe). Bei den prädikativen Idiomen hingegen sind Agens (meist Subjekt) und/oder Patiens (meist Objekt) – oder eine andere thematische Rolle – vorhanden und lexikalisch oder durch Proformen oder Eigennamen ausfüllbar: X a mis la
puce à l’oreille de Y.
Der Unterschied zwischen potentiell und voll motivierbar hängt von der Verständlichkeit des Bildes ab, das
dem Phrasem (hier: Idiom) eigen ist. Bei voll motivierbaren Idiomen kann es mit einem gewissen Maß an
Weltwissen und muttersprachlicher Kompetenz eigentlich nur eine Lesart geben, bei potentiell motivierbaren
liegt eine bestimmte Interpretation nahe; diese muss aber nicht unbedingt zutreffen. Selbstverständlich ist die
Grenze zwischen beiden Typen fließend und mag auch von Sprecher zu Sprecher verschieden sein. Eine andere Unterscheidung treffen Nunberg/Sag/Wasow (1994), die ebenfalls semantischer Natur ist: Während Idiome des Typs to spill the beans (bei Nunberg/Sag/Wasow idiomatically combining expressions) sich durch
keine konkrete Bedeutung paraphrasieren lassen, die durch ein einfaches Lexem wiederzugeben wäre, sei
dies bei den dort genannten idiomatic phrases (z. B. to kick the bucket ‚to die‘) der Fall. Vgl. auch Croft
(2011: 179ff.). Ohne näher auf die Unterscheidung von Nunberg/Sag/Wasow eingehen zu können, sei zumindest angemerkt, dass die Differenzierung in idiomatically combining expressions und idiomatic phrases
fragwürdig ist. Denn ob der einem Phrasem zugrundeliegende Begriff durch mehrere Lexeme oder durch ein
Lexem versprachlicht werden kann, ist, historisch kontingent und zudem empirisch nicht nachgewiesen. Zudem wären demzufolge idiomatic phrases keine Idiome im engeren Sinne mehr, weil sie, wie im Falle von
den Vogel abschießen, polysem sind und mit keinem einzelnen Lexem synonym zu setzen sind.
3
A: LEXIKALISCH OFFENE PHRASEME
Plus tu travailles plus tu es payé
C’est à INF! (C’est à ne pas croire!, mourir de rire! etc.)
Qu’est qu’il a à me regarder comme ça?
Et si je me trompais?
Moi INF? Un ami, c’est un ami!
mettreINFL la puce à l’oreille à/de qqn
tomberINFL des nues
un ange passe; au fur et à mesure; abstraction faite de
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
B: LEXIKALISCH GEFÜLLTE PHRASEME
Abb. 1: Lexikalisch offene und gefüllte Phraseme (basierend auf Fillmore/Kay/O’Connor 1988, zitiert nach Schafroth
2014: 76)
Demnach gibt es feste und weniger feste idiomatisierte Verbindungen. Erstere, z. B. die Routineformel Un
ange passe,4 lassen keinen Variationsspielraum,5 andere, z. B. tomber des nues, weisen zumindest eine
morphologisch variable Komponente des Verbs auf. Je lexikalisch offener die Phraseme sind, desto mehr
ist es die syntaktische Struktur selbst, die Konstruktionscharakter hat. So sind die Beispiele von 5 bis 1
dadurch gekennzeichnet, dass „ein bestimmtes syntaktisches Schema mit einer ‚typisierten Semantik‘ ausgestattet ist, wobei die lexikalisierte Besetzung der syntaktischen Positionen (mehr oder weniger) frei“, also
lexikalisch variabel ist. Burger (1982: 35), von dem das Zitat stammt, nennt diese Konstruktionen Modellbildungen. Ich verwende dafür den Terminus Phraseoschablonen:
Es handelt sich um syntaktische Strukturen – und zwar sowohl nicht-prädikative Wortverbindungen als auch Satzstrukturen –, deren lexikalische Füllung variabel ist, die aber eine Art syntaktischer Idiomatizität aufweisen. Das syntaktische
Konstruktionsmodell hat eine vom entsprechenden nichtidiomatischen Modell abweichende, irreguläre Bedeutung (Fleischer 21997, 131; Kursivsetzung durch mich).
Die irreguläre Bedeutung der syntaktischen Struktur bestünde bei Moi abandonner? ‘Ich und aufgeben?’
oder Lui avocat? ‘Der und Anwalt? ’ Lui s’excuser? ‘Der und sich entschuldigen? ’ – allesamt sogenannte
incredulity-response-constructions (vgl. z. B. Fillmore/Kay/O’Connor 1998: 511) – in der prosodisch, semantisch und pragmatisch anderen Lesart als derjenigen, die sich aus der wörtlichen (nichtidiomatischen)
Interpretation ergäbe, falls sie denn überhaupt sinnvoll wäre. Aus dem syntaktischen Muster Ich und aufgeben? resultiert nicht ohne entsprechendes sprachliches Wissen das, was es bedeutet; es ist jedenfalls nicht
koordinativ zu lesen (vgl. Lambrecht 1990). Analoges trifft auch auf Plus…plus (Je mehr…desto mehr) zu,
das kaum feste Elemente aufweist, aber dennoch idiosynkratisch ist, was man besonders an der deutschen
Konstruktion (mit dem Morphem desto, das außerhalb von Komparationen und Vergleichssätzen gar nicht
auftritt) erkennen kann.6
4
5
6
Diese Formel ist in Frankreich oft zu hören, wenn in einem Raum plötzliche Stille eintritt. Die Funktion ist
vor allem phatischer Natur, soll also in erster Linie dazu dienen, den Kontakt zwischen den Gesprächspartnern zu halten. Zu den clichés linguistiques (z. B. Quelle heure est-il?) s. Fléchon/Frassi/Polguère (2012). Interessant ist hier die Unterkategorie der pragmatisch gebundenen Routineformeln (pragmatèmes – Terminus
nach Mel’čuk), z. B. Ne quittez pas (am Telefon) oder Je vous remets ça? (in der Kneipe, in etwa ‚Nochmal
Dasselbe?‘), die eine starke soziokulturelle Funktion haben. Zu den Pragmatemen im weiteren Sinne werden
sowohl Routineformeln im herkömmlichen Sinne (z. B. Et avec ça?) als auch Idiome (Chaud devant! ‚Vorsicht bitte!‘ (Ober mit vollem Tablett)) gezählt. Alle genannten Fälle, auch Quelle heure est-il?, wären aus
Sicht der CxG Konstruktionen.
Man kann sogar so weit gehen und sagen, dass Routineformeln typische Merkmale bestimmter Textsorten
oder Kommunikationssituationen sind. Vgl. Und der hat schon Gelb! (Moderation eines Fußballspiels), Aber
es muss aussehen wie ein Unfall! (in Kriminalfilmen), oder Achtung Autofahrer, auf der Autobahn Ax kommt
Ihnen zwischen Y und Z ein Fahrzeug entgegen. Fahren Sie äußerst rechts, fahren Sie nicht nebeneinander
und überholen Sie nicht! (Radio-Verkehrsservice).
Vgl. Jacobs (2008: 26): Phraseoschablonen seien „projektionistisch nicht erfassbare Idiosynkrasien“.
4
2
Phraseologie und Konstruktionsgrammatik
Halten wir also fest: Phraseme können unterschiedlich fest und unterschiedlich idiomatisch sein. Dieser
Befund ist, was Idiome und Routineformeln betrifft, nicht neu und wenig spektakulär. Aber es ist der Konstruktionsgrammatik zu verdanken, dass nicht nur Phraseme des Typs unfamiliar pieces unfamiliarly arranged (Fillmore/Kay/O’Connor 1988: 506ff.) wie geschweige denn oder familiar pieces unfamiliarly arranged (ib.: 508ff.) wie bei weitem überhaupt als idiomatisch erkannt werden, sondern dass auch familiar
pieces familiarly arranged (ib.: 510f.),7 die keine Idiome sind, als idiosynkratisch und somit nicht mit Regeln generierbar betrachtet werden – wie z. B. Phraseoschablonen. Gerade sie sind es, die scheinbar unproblematisch sind und gewöhnlich klingen, jedoch prosodisch fest und syntaktisch, semantisch und pragmatisch nicht vorhersagbar sind. Vergleichen wir folgende Fälle:8
(1) Wie ADJ ist das denn? (Wie krass/geil/abgefahren/schräg/… ist das denn?)
(2) X[positiv] sieht anders aus! (Z. B. Glücklich/Erfolgreich/Professionell, etc. sieht anders aus!,
Glück/Erfolg/Diplomatie, etc. sieht anders aus!)
(3) X ist unter die YNPl gegangen (Heinz scheint neuerdings unter die Jogger gegangen zu sein, Bist Du
jetzt unter die Paparazzi gegangen?, etc.)
(4) X hat das nicht von Y (Das hast Du nicht von mir! Von mir hat sie das nicht!, etc.) (mit zweitem
Hauptakzent auf nicht, wenn dieses in finaler Stellung ist)
(5) Lass (ARTdef) XN XN sein! (Lass mal (den) Kongress Kongress sein!, Lass den Hans Hans sein!, etc.)
(6) X hin X her (Krise hin, Krise her; Petition hin, Petition her,9 etc.)
(7) Und das XADVtemp/lok! (Und das gestern!/in München!/mitten im Semester!/pünktlich zum Finale!/kurz vor der Prüfung!, etc.) (mit weiterem Akzent auf dem nominalen Bestandteil der Adverbiale)
(8) XNum geschlagene YNPtemp (fünf geschlagene Stunden!, drei geschlagene Wochen, etc.)
(9) Ich sehe nur noch X! (Ich sehe nur noch Bücher!, Ich sehe nur noch Umzugskartons!, etc.)
(10) Ich höre immer nur X! (Ich höre immer nur„Du musst“!, Ich höre immer nur „Irgendwann“!, etc.)
(11) X (Pause) und kein Ende! (Krise/Syrien/Obama/Studieren, etc. (Pause) und kein Ende!)
(12) Weg mit ARTdef X[negativ]! (Weg mit dem Mist/dem Krempel/dem Müll/der alten Kommode!, etc.)
(13) In den Müll mit Artdef X! (In den Müll mit den Schuhen/Gläsern/Fotos!, etc.)
(14) Es wäre schön gewesen, wenn […] VerbKonjPQP (Es wäre schön gewesen, wenn man mir vorher Bescheid gesagt hätte!/wenn mich auch mal jemand gefragt hätte!, etc.)
(15) Qu’est-ce qu’il a à INF? (Qu’est-ce qu’il a à me regarder comme ça?, Mais qu’est-ce qu’il a à vouloir tout changer?, etc.)
7
8
9
Die Autoren differenzieren Phraseme („idiomatic expressions“) danach, ob sie a) ungewöhnliche (seltene bis
unikale) oder b) unauffällige Lexeme und/oder Funktionswörter enthalten. Sowohl a) als auch b) können dabei hinsichtlich ihrer Aufeinanderfolge markiert (ungewöhnlich, auffällig) oder unmarkiert (unauffällig) sein.
Beispiele für a) in ungewöhnlicher syntagmatischer Abfolge sind etwa kith and kin, with might and main, für
b) in ungewöhnlicher Anordnung all of a sudden, in point of fact und b) in unauffälliger Reihenfolge pull
someone’s leg, tickle the ivories, also praktisch die meisten prädikativen Idiome, die ja oft einer herkömmlichen Argumentstruktur folgen (z. B. jemandem einen Korb geben, jemandem reinen Wein einschenken).
Fillmore/Kay/O’Connor führen den vierten Typus (unfamiliar pieces familiarly arranged) aber nicht auf,
worüber zu diskutieren wäre. Es müssten Fälle sein, die zwar mindestens ein ungewöhnliches Element enthalten (in den folgenden Beispielen in Kapitälchen), aber einem syntaktisch gängigen Muster folgen, wie
z. B. wissen wo BARTHEL den Most holt oder fröhliche URSTÄND feiern.
Die Silben mit dem jeweils stärksten phonischen Akzent sind unterstrichen. Prosodische Merkmale wie hier
der Akzent können ein fester struktureller Bestandteil von Phraseoschablonen sein. In (1) wäre die Inhaltsseite sozusagen „beschädigt“, wenn der Akzent statt auf das auf dem Adjektiv läge (Wie krass ist das denn?). In
anderen Fällen sind zwei Silben betont, wie in (2): Diplomatie sieht anders aus! In (11) ist nach dem einleitenden Nomen oft eine kurze Zäsur in Form einer minimalen Sprechpause zu hören. Diese ist allerdings fakultativ. Eine Phraseoschablone zu „können“, bedeutet auch, die prosodische Seite zu beachten.
Meist gefolgt durch einen Satz, dessen Wahrheitsgehalt durch den „X-hin-X-her-Satz“ nicht beeinträchtigt
werden kann, z. B.: „Krise hin, Krise her, Tatsache ist, dass die Deutschen Geld ausgeben wie nie zuvor“.
Gerade die Information über die semantische Art des folgenden Satzes ist wichtig, um die Phraseoschablone
in Gänze zu verstehen.
5
Es ist vergebene Liebesmüh, solche Phraseoschablonen in traditionellen Äquivalenzwörterbüchern (ob
digital oder papieren) nachzuschlagen, da diese lemma- bzw. lexemorientiert sind und in den oben genannte Strukturen oft gerade kein Lexem den Kern der Konstruktion ausmacht, sondern die syntaktische Struktur die Konstruktion ist.10 Wäre dies dann nicht die Stunde korpusgestützter lexikographischtranslatorischer Plattformen wie LINGUEE?11 Es finden sich aber auch hier nur sporadische Übersetzungsvorschläge, die zudem nicht genau die Ausgangskonstruktion wiedergeben:
(16) Qu’il est doux ce que c’est! (Wie süß ist das denn?) (LINGUEE)
(17) Ce qui ne permet pas de parler d’un transfert modal réussi […]. (Erfolgreicher Modal Shift […]
sieht anders aus) (LINGUEE)
Aufgrund der fehlenden Lexemspezifizierung sind Phraseoschablonen digital auch schwer zu recherchieren, was etwa an (7) deutlich wird. Es hat schlicht keinen Sinn, Sätze mit und das zu suchen – die Ergebnisse streuen viel zu stark. Ähnliches trifft auf (18) und (19) zu, die im Übrigen bedeutungs- und funktionsähnlich sind, da die lexikalische Leerstelle des Infinitivs praktisch beliebig sein kann:
(18) Das ist (ja) zum INF! (Das ist ja zum Davonlaufen, Verrücktwerden!, etc.)
(19) c’est à INF! (c’est à mourir, crever de rire, ne pas croire, désespérer, etc.)
Gemäß Goldberg (1995: 4) sind Konstruktionen die Grundeinheiten einer Sprache, genauer gesagt „learned
pairings of form with semantic and discourse function, including morphemes or words, idioms, partially
lexically filled and fully general phrasal patterns“ (Goldberg 2006: 215). Dieser Sichtweise liegt die Auffassung zugrunde, dass der Ausgangspunkt linguistischer Untersuchung nicht modulare Komponenten wie
Nominal- oder Verbalphrasen sind, die dann zu komplexeren Einheiten zusammengesetzt werden (bottom
up), sondern, umgekehrt, die komplexen Gebilde als Einheiten verstanden werden und als Ganzes untersucht werden müssen (top down) (vgl. Fischer/Mollica 2012: 10f.). Welche Einheiten hierfür in Frage
kommen, darüber gehen die Meinungen in den unterschiedlichen Ausprägungen der Konstruktionsgrammatik auseinander (vgl. Ziem/Lasch 2013). Zu den „Konstruktionstypen“ zählt nach Croft (2001: 17) eine
Reihe von Form-Bedeutungspaaren, die von einzelnen Morphemen, Lexemen und Funktionswörtern zu
syntaktischen Strukturen reichen – in Goldberg (2003: 220) beispielsweise von anti-, -ing (unterste Ebene),
avocado, and (nächst höhere Ebene) über komplexe Lexeme und mehrere Stufen von Idiomen bis zur
ditransitiven Argumentstruktur und der Syntax eines Passivsatzes (höchste Ebene). Wichtig ist aber auch
die Korpusbasiertheit der CxG, durch die sich der tatsächliche Gebrauch einer Konstruktion beschreiben
lässt. Dies bringt bereits Lakoff (1987) zum Ausdruck, der construction wie folgt definiert:
a form-meaning pair (F,M), where F is a set of conditions on syntactic and phonological form and M is a set of conditions
on meaning an use (Lakoff 1987: 467; Kursivsetzung durch mich).
Was die Anwendung konstruktionsgrammatischer Theoreme auf die Phraseologie betrifft, so ist für mich
ausschlaggebend, dass a) die wesentlichen Eigenschaften von Konstruktionen Nicht-Kompositionalität und
Nicht-Ableitbarkeit sind,12 das heißt, dass die gesamte Konstruktion nicht von einzelnen ihrer Teile oder
10
11
12
Bei geschlagen liegt ein identifizierbares Lexem vor, welches etwa im Abitur-Wörterbuch Französisch (LAist; eine geschlagene Stunde wird dort mit une heure entière wiedergegeben.
Allerdings ist auch bei dieser Internetplattform Vorsicht geboten. Letztlich können die aus dem Netz gesaugten Daten übersetzter Dokumente nur dann verwendet werden, wenn man die Sprache bereits auf hohem Niveau beherrscht. Aber auch ohne ein solches Niveau würde man (haarsträubende) Übersetzungsfehler wie
den folgenden erkennen: „I wouldn’t like to spill the beans, […]“ / „Ich möchte nicht, daß die Bohnen zu
verschütten, […]“ (LINGUEE, 27.2.2014).
Anderer Ansicht sind Nunberg/Sag/Wasow (1994: 496f.) und, basierend auf diesen Autoren, Croft (2001:
181f.). Sie gehen davon aus, dass die Komponenten eines Idioms wie spill the beans ‘ein Geheimnis ausplaudern‘, also to spill und beans, in der Kommunikation durch metaphorisches Wissen erschlossen werden
können (das entspräche einer potentiellen Motivierbarkeit), so dass die Sprecher ihnen mühelos die Bedeutungen ‚divulge‘ und ‚information‘ zuordnen könnten. Selbst wenn dies so sein sollte – und es ist nicht einzusehen, dass dies bei „hermetischen“ (völlig erstarrten) Idiomen wie jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen möglich sein kann –, so wäre damit nur die rezeptive Seite angesprochen (spill the beans wäre also
nach Nunberg/Sag/Wasow und Croft kein decoding idiom in der Terminologie von Fillmore/Kay/O’Connor
BIWF) lemmatisiert
6
von anderen Ausdrücken ableitbar ist, und dass b) Konstruktionen symbolische Verbindungen sind, deren
Inhalts- und Ausdrucksseiten (wie das sprachliche Zeichen an sich) durch Konvention miteinander verknüpft sind.
Um Idiome und Phraseoschablonen – zwei Typen von Konstruktionen – adäquat zu beschrieben, genügt
es nicht, deren Bedeutung zu paraphrasieren. Anknüpfend an Fillmores (1971/1975) semantics of understanding ist es vielmehr nötig, all diejenigen Charakteristika zu beschreiben, die Busse (2012: 27) als
„verstehensrelevantes Wissen“ bezeichnet.
What a speaker of a language knows about the individual „words“ of his language and the conditions that determine their
appropriate use is perhaps the most accessible aspect of linguistic knowledge, but at times it too is extremely subtle and –
at least on the face of it – extremely complex (Fillmore 1970: 120).
Es ist (möglicherweise in Anlehnung an eine vergleichbare Redeweise in der analytischen Sprachphilosophie, welche die
Konzeptionen der gleichzeitig entstehenden Pragmatik stark beeinflusst hat) die Redeweise von den „Bedingungen“ eines
angemessenen Verstehens (einer angemessenen semantischen Beschreibung) sprachlicher Einheiten, die hier besonders
heraussticht (Busse 2012: 44).
Diese „Gebrauchsbedingungen“ finden sich im Modell von Croft (2001: 18), in dem auf der formalen Seite
nicht nur morphologische und syntaktische, sondern auch phonologische (in erster Linie prosodische) Besonderheiten und auf der inhaltlichen Seite nicht nur semantische, sondern auch pragmatische und womöglich diskursrelevante Charakteristika erfasst werden:13
13
1988). Nach dem open choice principle (Sinclair 1991) „konstruieren“ ließe sich diese Verbindung dennoch
nicht (sie wäre also sehr wohl ein encoding idiom). Für Fillmore/Kay/O’Connor (1988: 505) wäre spill the
beans hingegen sowohl decoding als auch encoding idiom: Mit anderen Worten, sie müsste zum einen als
Konstruktion gelernt werden und wäre zum anderen nicht frei bildbar. Dies ist auch meine Überzeugung.
Die Frage nach der hier vertretenen konstruktionsgrammatischen Theorie ist nicht einfach zu beantworten.
Im Wesentlichen ist sie dem gebrauchsbasierten Ansatz verpflichtet, auf dem auch die Cognitive Construction Grammar, die Cognitive Grammar und die Radical Construction Grammar basieren (vgl. Ziem/Lach
2013: 65). Dafür sprechen folgende Kriterien: 1) Das Format sprachlichen Wissens sind Konstruktionen; 2)
Sprache wird als nicht-derivationell und nicht-modular verstanden – diese beiden Theoreme haben alle konstruktionsgrammatischen Theoriebildungen gemeinsam (ib.); 3) Semantisches und pragmatisches Wissen
sind nicht ohne Weiteres trennbar; 4) Sprachliches Wissen ist ein „emergentes Produkt des Sprachgebrauchs“
(ib.: 55) – entsprechend ist der hier vertretene Ansatz korpusbasiert und die Diskursebene wird systematisch
mit einbezogen wird; 5) Konstruktionen sind kognitiv motiviert (ib.: 65), d. h. grammatisches Wissen, „über
das SprachbenutzerInnen tatsächlich verfügen“ (ib.: 46), lässt sich auf der Basis authentischen Sprachmaterials beschreiben. Andererseits wird hier auch eine Methode unifikationsbasierter Theorien übernommen (ohne
allerdings deren Formalismus anzuwenden), nämlich die sprachlichen Merkmale von Konstruktionen, wie
etwa Fried/Östman (2004) dies tun, als Attribut-Wert-Paare zu beschreiben (vgl. Ziem/Lasch 2013: 48, 56f.)
und weist deshalb mit Bezug auf das Beschreibungsverfahren Gemeinsamkeiten mit der Berkeley Construction Grammar Fillmores und Kays bzw. der Sign-Based Construction Grammar von Sag, Kay und anderen (ib.
56f.) auf. Dennoch bleiben die hier angewandten CxG-Methoden im Kern gebrauchsbasiert-kognitivistisch.
Mein Hauptanliegen, „eine vollständige konstruktionsbasierte Beschreibung der Grammatik einer Sprache
bereitzustellen“ (ib.: 46), wird am deutlichsten durch den Ansatz der Radical Construction Grammar zum
Ausdruck gebracht (vgl. Croft 2001: 25).
7
KONSTRUKTION
syntaktische Merkmale
morphologische Merkmale
FORM
phonologische Merkmale
symbolische Verbindung
semantische Merkmale
pragmatische Merkmale
(KONVENTIONELLE) BEDEUTUNG
diskursfunktionale Merkmale
Abb. 2: Die symbolische Struktur einer Konstruktion (nach Croft 2001: 18)
Um sich prosodische Merkmale einer Struktur vorstellen zu können, sei auf das Idiom jemandem ist eine
Laus über die Leber gelaufen (vgl. Schafroth 2013: 200ff., 2014: 71ff.) und auf die Incredulity-ResponseKonstruktion Ich und aufgeben? (vgl. Fillmore/Kay/O’Connor 1988, Lambrecht 1990) verwiesen, die sich
im einen Fall durch besondere Akzentsetzung (20 a und b) und im anderen Fall (21) durch eine markierte
Akzentuierung und Intonation auszeichnen:
(20a): Dir ist heute Morgen wohl eine Láus über die Leber gelaufen?
(20b): Welche Laus ist Dír denn über die Leber gelaufen?
(21): Ích und áufgeben?
Was diskursfunktionale Besonderheiten von Konstruktionen betrifft, so träte nach Äußerung von 20a oder
20b höchstwahrscheinlich ein topic-Wechsel ein, der die Konversation in eine andere Richtung lenkt. Dies
ist bei weitem nicht bei allen Idiomen der Fall.
Nun ist es keineswegs so, dass Idiosynkrasie in Form von Nicht-Kompositionalität und/oder NichtVorhersagbarkeit und/oder Nicht-Ableitbarkeit die Ausnahme wäre. Nach Meinung vieler Autoren ist sie
die Regel. Hierfür lassen sich die Auffassungen von Linguisten anführen, die weit vor den Darlegungen der
Konstruktionsgrammatik die Unberechenbarkeit vor allem des Wortschatzes betont haben: Sinclairs idiom
principle (1991: 110ff.), Hausmanns (1993: 471) Diktum von der Nicht-Lernbarkeit des Wortschatzes einer
Fremdsprache oder Gross (1988: 22), der die „phrases figeés“ auf der Basis eines größeren Korpus kurzum
als „plus nombreuses que les phrases libres“.14
Im Folgenden soll gezeigt werden, dass die lexikographischen Anstrengungen, Phraseme (hier am Beispiel des Idioms chercher midi à quatorze heures) verstehensrelevant zu beschreiben, mit herkömmlichen
Mitteln bei weitem nicht ausreichen. Gehen wir jedoch zuvor noch einen Schritt zurück in der Geschichte
der Lexikographie bzw. Phraseographie (s. auch Buridant 2007).
Exkurs: Lexikographisches Bewusstsein für Idiosynkrasie
Es ist natürlich keineswegs so, dass es das Bewusstsein für Idiosynkrasie und, damit verbunden, für besondere Erklärungsbedürftigkeit lexikalischer Verbindungen erst seit der Konstruktionsgrammatik gibt. Phraseme wurden bereits in den ersten Zeugnissen der (französischen) Lexikographie in den Mikrostrukturen
14
Für González Rey (2002: 40) ist die Phraseologie einer Sprache gar „un ensemble porteur de l’idiosynchrasie
[sic] d’une culture, d’une société, d’une façon collective de voir les choses, d’une façon idiomatique de parler“.
8
gesondert ausgewiesen und semantisch paraphrasiert, auch wenn diese, wie Lengert (2007: 959) bemerkt,
bezogen auf Oudins Curiositez françoises von 1640, „noch keine stringente Unterscheidung zwischen lexikalischen und phraseologischen Fakten kennt“, was „bis in die Phraseographie des 19. und 20. Jahrhunderts
hinein bestehen bleibt“ (ib.). Im Falle von chercher midi à quatorze heures wird man bei Oudin jedoch
fündig (22), ebenso bei Furetière (1690, hier in der zweiten Auflage von 1701) (23), dem Dictionnaire de
l’Académie française (1694) (24 a–c) oder dem Dictionnaire comique von Le Roux (21735 [11718]) (25 a–
d):
(22) chercher Midy à quatorze heures .i. chercher ce qui ne peut estre. Item, chercher du mal (Oudin
1640, s.v. midi).
(23) HEURE, se dit proverbialement en ces phrases, Il va chercher midi à quatorze heures; pour dire,
chercher une chose où elle n’est pas (Furetière 21701, s.v. heure).
(24a) On dit fig. Chercher midi à quatorze heures, pour dire, Faire des difficultez où il n’y en a point
(DAF1 1694, s.v. chercher)
(24b) On dit prov. Chercher midi à quatorze heures, pour dire, Chercher des difficultez où il n’y en a
point (DAF1 1694, s.v. midi).
(24c) On dit prov. Chercher midi à quatorze heures, pour dire, Rafiner [sic!] mal à propos, chercher des
difficultez où il n’y en peut avoir (DAF1 1694, s.v. quatorze).
(25a) Chercher midi à quatorze heures. Manière de parler, qui signifie 1faire de vains efforts, prendre de
la peine inutilement. Signifie aussi 2tirer un discours par les cheveux, 3chercher des alibis. Voyez
TOURNER AUTOUR DU POT. Dit aussi, 4chercher des détours dans quelque chose, pour pouvoir
s’échapper. Pauvre homme, vous cherchez midi à quatorze heures. Cholieres, Contes T. I. (Le
Roux 21735, s.v. chercher; Indizierung durch mich).
(25b) Il va chercher midi à quatorze heures. Signifie, 5chercher une chose où elle n’est pas (Le Roux
2
1735, s.v. heure; Indizierung durch mich).
(25c) Chercher midi à quatorze heures. C’est, chercher une chose où elle n’est pas (Le Roux 21735, s.v.
midi).
(25d) Chercher midi à quatorze heures. Se dit, lorsqu’on cherche une chose où elle n’est pas, qu’on
veut donner un détour à une affaire, la prolonger (Le Roux 21735, s.v. quatorze).
Dreierlei ist bemerkenswert: Zum einen, wie viel Raum einem Idiom wie chercher midi à quatorze heures
in einsprachigen Wörterbücher eingeräumt wird; es ist in der ersten Auflage des Akademiewörterbuchs
(24a–c) in drei, in Le Roux sogar in vier (!) verschiedenen Einträgen zu finden – aus heutiger Sicht lexikographischer Luxus! Zum anderen ist die Polysemie des Phrasems erstaunlich, die allein in Le Roux (25 a–
d) mindestens vier, wenn nicht sogar fünf verschiedene Bedeutungen aufweist (je nachdem, ob man Bedeutung 1 und 5 zusammenfassen möchte). Schließlich scheint sich das semantische Spektrum diachronisch
gewandelt zu haben: Die Bedeutungen ‚chercher du mal‘ (Oudin) (22) und ‚raffiner mal à propos‘ (DAF1)
(24c), auf Deutsch etwa ‚das Haar in der Suppe suchen‘ und ‚verschlimmbessern‘, verlieren sich peu à peu.
In der vierten Auflage des Dictionnaire de l’Académie française von 1762 (DAF7) findet sich im Artikel
chercher letztmals in diesem Wörterbuch eine Bedeutung wie ‚subtiliser‘ (‚sich in Spitzfindigkeiten ergehen (LHF)‘. Die derzeit noch in Arbeit befindliche neunte Auflage zeigt hingegen, dass sich die Bedeutungsvielfalt des Idioms reduziert zu haben scheint. Man beachte erneut die großzügige Handhabung des
kostbaren Gutes ‚Platz im Wörterbuch‘ (26a–d):
(26a) Expr. Chercher midi à quatorze heures, voir des difficultés là où il n’y en a pas (DAF9, s.v. midi)
(26b) Fig. Chercher midi à quatorze heures, voir des difficultés où il n’y en a point (DAF9, s.v. chercher)
(26c) Expr. fig. Chercher midi à quatorze heures, voir des difficultés où il n’y en a pas (DAF9, s.v. quatorze)
(26d) Expr. fig. Chercher midi à quatorze heures, voir Chercher (DAF9, s.v. heure)
Damit ist klar, dass die Idiomatizität lexikalischer Verbindungen seit Beginn der französischen Lexikographie als gesonderte Komponente Eingang in die Wörterbücher gefunden hat und damit als nichtkompositionell ausgewiesen wurde. Von hier ist es aber noch ein weiter Schritt bis zum Bewusstsein dar-
9
über, dass auch Syntagmen wie Et avec ça?, Ça va?, Quelle heure est-il? oder Tu te rends compte! als
symbolische, d. h. konventionalisierte Form-Inhaltspaare nicht vorhersagbar und nicht ableitbar sind und
deshalb auch eine entsprechende lexikographische Beschreibung erfordern, die über die bloße Nennung der
Form hinausgeht.15
3
Traditionelle Wörterbücher und Phraseme
Unter traditionellen Wörterbüchern werden all diejenigen Print- und digitalen Wörterbücher verstanden,
deren Mikrostrukturen ausschließlich linear (und nicht auch hypertextuell) organisiert sind, deren Artikelkomponenten (z. B. Kollokationen, Phraseme, Paradigmatik) nicht extensiv beschrieben sind und die nicht
systematisch korpusbasiert oder zumindest korpusgestützt sind – also praktisch fast alle Wörterbücher außer etwa DAFLES (LINGUEE ist kein wirkliches Wörterbuch). Das Problem für unsere Fragestellung liegt
darin, dass die hier traditionell genannte Lexikographie rein konzeptionell – weder quantitativ noch qualitativ – diejenigen Wissenselemente nicht vermitteln kann, die nötig sind, um ein Phrasem nicht nur zu verstehen, sondern auch rhetorisch und stilistisch effizient anzuwenden. Dieses Manko ist für NichtMuttersprachler ein großes Problem, aber auch Muttersprachler können ein ihnen unbekanntes Phrasem
anhand einer Paraphrasierung im Wörterbuch nicht anwenden. Meine Studenten konnten nach Konsultation
des DUDEN (DUW) die folgenden beiden ihnen nicht vertrauten Idiome nicht praktisch anwenden:
(27) wissen, wo Barthel [den] Most holt (ugs.; alle Kniffe kennen; viell. aus der Gaunerspr., entstellt aus
rotwelsch barsel = Brecheisen u. Moos = Geld, also eigtl. = wissen, wo man mit dem Brecheisen an
Geld herankommt)
(28) [fröhliche] Urständ feiern (oft von unerwünschten Dingen; wieder zum Vorschein kommen).
Im Falle von chercher midi à quatorze heures werden von den größten einsprachigen Wörterbüchern des
Französischen, dem GRAND ROBERT (GR) (29) und dem TRÉSOR DE LA LANGUE FRANÇAISE (INFORMATISÉ) (TLFi) (30) folgende Beschreibungen geliefert – es werden bewusst alle Informationen, also auch etymologische Erläuterungen und Anwendungsbeispiele angegeben (Rahmensetzungen durch mich):
(29) ◆ Loc. fig. (1619, in D. D. L.). Chercher midi à quatorze heures : chercher des difficultés où il n’y
en a pas, compliquer les choses simples.
REM. Selon Richelet, cette locution viendrait de « la coutume d'Italie de compter les heures au-delà de douze et jusques
à vingt-quatre, commençant à les compter depuis le coucher du soleil. Or, comme à midi, même dans les plus grands
jours, on compte plus de quatorze heures, en ce pays-là, chercher midi à quatorze heures, c’est chercher une chose où elle
n’est pas » (Dict., art. Quatorze).
8 Oui, il suit toujours le grand chemin, le grand chemin, et ne va point chercher midi à quatorze heures (…)
Molière, Monsieur de Pourceaugnac, i, 5.
8.1 Mais aussi, que Mme de Guitaut est une raisonnable femme d'être accouchée comme on a accoutumé, et de n’aller
point chercher midi à quatorze heures, comme Mme de Grignan, pour faire un accouchement hors de toutes les règles.
Mme de Sévigné, 21 sept. 1675.
15
Im DAFLES, einem Lichtblick der innovativen (digitalen) Lexikographie, ist eine beträchtliche Anzahl von
Phraseoschablonen, die freilich dort nicht so heißen, und anderen Phrasemen zu finden. Unter Look at lists of
types of fixed word combinations können mehrere Typen von locutions, ferner expressions (insgesamt 1192,
überwiegend Idiome und Routineformeln, aber auch Phraseme ganz anderer Art wie adverbiale Phraseme
und Paarformeln) und proverbes (17) aufgerufen werden. Die Klassifikation erfolgt, was die locutions betrifft, primär nach syntaktischen Gesichtspunkten (locutions adverbiales, adjectivales, conjonctives, verbales,
etc.), sekundär nach semantisch-pragmatischen Kriterien (locutions exclamatives, interrogatives [insgesamt
drei: et alors? oui ou non? pourquoi pas?]), deckt sich somit also nicht mit der Einteilung z. B. Burgers
(2007, 42010), jedoch sind die Beschreibungen der Phraseme nicht uninteressant. Vgl. etwa ça roule!, eine
von 71 locutions exclamatives, zu der man findet: ‚expression pour indiquer que quelque chose va bien, se
déroule bien‘. Das Idiom chercher midi à quatorze ist in DAFLES nicht verzeichnet.
10
9 Il s’est mis tout de suite à l'écrire (une pièce), sans chercher midi à quatorze heures, comme pour s’amuser lui-même.
Paul Léautaud, le Théâtre de M. Boissard, xliv.
(30) (s.v. midi:) Chercher midi à quatorze heures. Chercher des difficultés là où il n’y en a pas, compliquer les choses à plaisir.
Tiens, Birotteau, sais-tu ce que je pense en t’écoutant? Eh! bien, tu me fais l’effet d'un homme qui cherche midi à
quatorze heures (BALZAC, C. Birotteau, 1837, p. 13). Elle (...) ne se souviendra que de ce qu’elle aura compris...
Les enfants sains ne cherchent pas midi à quatorze heures... (GYP, Souv. pte fille, 1928, p. 73) :
5. Il eût mieux aimé qu’Adélaïde fût avantagée de tous les côtés, mais puisqu’elle était sa femme il n’allait pas
chercher midi à quatorze heures, il l’aimait comme ça. AYMÉ, Jument, 1933, p. 65. (TLFi)
Der semantische Grundwert des Idioms scheint klar zu sein: einen Sachverhalt oder einen Zustand, mit dem
andere zufrieden sind und der klar oder verständlich zu sein scheint, in Frage stellen oder verbessern wollen
und dabei Gefahr laufen, ihn zu verkomplizieren oder zu verschlechtern. Aber welche Art von difficultés in
chercher des difficultés où il n’y en a pas ist gemeint? Und welches sind die situativen Kontexte oder gar
die sprachlichen Kotexte? Die Anwendungsbeispiele des TLFi geben darüber keinerlei Aufschluss, auch
der GRAND ROBERT vermag dies ebenso wenig zu leisten, was einmal mehr verdeutlicht, dass literarische
Belege, nur weil das Lemma darin vorkommt, noch lange keinen lexikographischen Erkenntniswert haben
müssen. Was jedoch in (29) und (30) auffällt – worauf die beiden Aushängeschilder der französischen Lexikographie aber nicht hinweisen – ist, dass das Idiom in fünf von sechs Beispielsätzen in eine negierte
Satzstruktur eingebettet ist (vgl. die eingerahmten Negationspartikeln). Das kann kein Zufall sein. Es muss
also eine über die bloße Semantik hinausgehende Erklärung dafür geben, die Teil des verstehensrelevanten
Wissens ist.
Was kann die traditionelle zweisprachige Lexikographie hierzu beitragen? Wenig, muss man sagen,
wenn man sich (31) und (32) ansieht. Das Idiom kann so bestenfalls – in etwa – dekodiert werden:
(31) (s.v. midi:) chercher midi à quatorze heures Schwierigkeiten sehen, wo keine sind; die Sache unnötig verkomplizieren; iron warum einfach, wenn es auch umständlich geht (LHF)
(32) (s.v. midi:) chercher midi à quatorze heures die Dinge komplizierter machen als sie sind
(PONS.eu)
Zudem muss man sich fragen, wie die in (31) angebotene ironische Routineformel Warum einfach, wenn es
auch umständlich geht?, syntaktisch gesehen, im Französischen aussehen sollte: „Pourquoi chercher midi à
quatorze heures?“. Möglich, aber man erfährt es nicht.
Betrachten wir einige Spezialwörterbücher zur französischen Phraseologie:
(33) (s.v. midi:) chercher midi à quatorze heures compliquer inutilement une chose très simple […]
(Rey/Chantreau 2007)
(34) (s. MINUTIE:) chercher midi à quatorze heures chercher des difficultés là où il n’y en a pas; compliquer les choses
es sich unnötig schwer machen; Schwierigkeiten sehen, suchen, wo keine sind (REDEWENDUNGEN)
(35) (s.v.: midi) IL CHERCHE MIDI À QUATORZE HEURES (des difficultés où il n’y en a pas) = Er
sucht Schwierigkeiten, wo keine sind (Er macht es sich unnötig schwer (Werny 1976))
(36) (s.v. Kirche:) (es scheint/j. will/…) die Kirche ums Dorf tragen ugs. selten aller chercher midi à
quatorze heures (Schemann/Raymond 2011).
Die Grundproblematik bleibt die gleiche. Das hier behandelte Phrasem ist nach Fillmore/Kay/O’Connor
(1988, 504f.) aus muttersprachlicher Sicht sowohl ein decoding als auch ein encoding idiom, d. h. frankophone Sprecher können es nicht verstehen, wenn es nicht separat gelernt worden ist (decoding idiom) und
sie hätten es, auch wenn sie es verstehen, nicht ableiten oder nach dem open choice principle (Sinclair
1991) konstruieren können (encoding idiom) – eben weil es idiosynkratisch ist. Das historische Hintergrundwissen, welches ohnehin nur durch ein Wörterbuch vermittelt werden könnte, ändert nichts daran,
dass man es schlicht einfach gelernt haben muss. Was uns sofort wieder an den Begriff der Konstruktion
denken lässt, die, um es noch einmal zu sagen, nach Goldberg (2006: 5) ein „learned pairing[s] of form
with semantic or discoursive function“ ist.
11
Gerade für L2-Lerner, die den Anspruch haben, ein Idiom in der Fremdsprache auch wirklich zu beherrschen, sind es vor allem diese von Goldberg angesprochenen diskursiven (oder auch pragmatischen) Eigenschaften eines Phrasems, die entscheidend sind. Und diese können durch die traditionelle Lexikographie
einfach nicht geleistet werden, da sie in ihrer semantischen Beschreibung (und darauf beschränkt sich die
Phrasembeschreibung im Allgemeinen) nur die Kernbedeutung(en) – man könnte auch sagen die „langue-“
oder „Systembedeutung(en)“ – erfassen, nicht jedoch die ko(n)textsensitiven (okkasionellen) Bedeutungen.
Diese begegnen uns aber in Texten. In (37) und (38) lässt sich chercher midi à quatorze heures in einem
idiomatischen Deutsch nicht mit ‚Schwierigkeiten sehen, suchen, wo keine sind‘ übersetzen, sondern eher
mit ‚Man braucht wohl nur wenig Phantasie dazu, um die Bedeutung des Produktnamens zu verstehen‘
(37) bzw. ‚Man muss kein Hellseher sein, um…‘ oder ‚Man muss nicht lange suchen, um…‘ (38). Diese in
(37) und (38) vorgeschlagenen – textsensitiven – Bedeutungen sind zwar semantisch nach wie vor in der
Nähe der Kernbedeutungen zu verorten, die üblicherweise als Äquivalente angegebenen Paraphrasen (etwa
31 und 32) würden aber der Ausdrucksintention des französischen Textes nicht gerecht werden.
(37) Il existe, sur le marché, une foule de maillots de bain visant à plaire à toutes les silhouettes et à tous les styles. La
dernière innovation nous provient d’un designer audacieux qui s’est inspiré de l’un des animaux les plus terrifiants
des mers. Voici le Sharkini, un maillot de bain une pièce qui, comme son nom l’indique, fait penser à un requin. Il ne
faut d’ailleurs pas chercher midi à quatorze heures pour comprendre la signification du nom du produit : shark veut
dire « requin » en français.
(www.affairesdegars.com/page/article/88777589/gadget-le-sharkini-un-maillot-pour-les-amoureux-desrequins.html; 27.2.2014).
(38) Nul besoin de chercher midi à quatorze heures pour trouver les notes de musique qui composeront ce week-end. Accords et mélodies seront dans l’Air des lieux au Septembre Musical de Montreux-Vevey, sous la baguette de Lawrence Foster dans Les Troyens de Berlioz, ou encore dans les multiples versions du Concerto pour violon n°2 de
Bartok passées au crible de la Tribune des critiques de disques…
Alors, où est la musique ce week-end ?
(www.francemusique.fr/actu-musicale/ce-week-end-sur-france-musique-6308; 27.2.2014).
4
PhraseoFrame als Modell einer ganzheitlichen lexikographischen
Beschreibung von Phrasemen
Um einem eventuellen Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht um Kritik an den „traditionellen“ Wörterbüchern, seien sie papieren oder (retro)digitalisiert, ein- oder zweisprachig. In Bezug auf den Beschreibungsgegenstand ‚Phraseme‘ können diese gar nicht anders als so vorzugehen, wie sie es tun: sich auf ein
Minimum an Informationen zu beschränken – aus der Sicht der Lexikographen die Umsetzung des berühmten „So-viel-wie-nötig-so-wenig-wie-möglich-Prinzips“. Aber nichtsdestotrotz bleibt als Konsequenz dieser Erkenntnis das Manko bestehen, sowohl mutter- als auch fremdsprachlichen Benutzern nicht genügend
Wissen über semantische, prosodische und syntaktische Eigenheiten eines Phrasems und über seine kommunikative Leistung an die Hand zu geben.
Im Folgenden soll daher ein lexikographisches Modell zur Beschreibung von Phrasemen präsentiert
werden, welches, basierend auf den in Punkt 2 vorgestellten Prämissen der Konstruktionsgrammatik und
der Fillmoreschen semantics of understanding, möglichst viele Beschreibungsparameter zur Verfügung
stellen soll. Es versteht sich von selbst, dass ein solches Modell nur digital (im Sinne einer Neudigitalisierung) umzusetzen ist.
Gehen wir vom Typus eines gemischtsprachigen (oder crosslingualen) Wörterbuchs aus (vgl. Schafroth
2014: 240f.), dessen Besonderheit darin besteht, das lexikalische Angebot teilweise in der Ausgangssprache, teilweise in der Zielsprache zu präsentieren. Dies kann, wie bei ELDIT, so umgesetzt werden, dass
Bedeutungsparaphrasen und Beispielsätze ausschließlich in der Ausgangssprache (bei ELDIT wahlweise
Deutsch oder Italienisch) erscheinen, Kollokationen in beiden Sprachen und das Äquivalent der einzelnen
Bedeutungen in der Zielsprache, oder, es wird von einer einzigen Ausgangssprache ausgegangen (Französisch im DAFLES), wobei einige Informationstypen (Äquivalente von Bedeutungen und Verbindungen) in
mehreren anderen Sprachen abgefragt werden können.
Das digitale Wörterbuch, das mir vorschwebt, besteht aus zwei monodirektionalen Teilen (zur Terminologie vgl. Hausmann/Werner 1991: 2742ff.), Französisch und Deutsch, die jeweils für deutsche bzw. fran-
12
zösische Muttersprachler gedacht sind, wobei jeder Teil für sich gemischtsprachig, also nicht strikt zweisprachig ist: Im französischen Teil ist die Beschreibungssprache vorwiegend Deutsch unter Einbezug deutscher Kernbedeutungen und französisch-deutscher Übersetzungsvorschläge (etwa aus LINGUEE), im deutschen Teil ist es umgekehrt.16 Jeder Teil ist als Rezeptions- und Produktionswörterbuch zu verstehen (vgl.
Hausmann 1977: 56ff.), Phraseme einer jeden Sprache sollen also sowohl verstanden werden als auch in
Texten und mündlichen Äußerungen angewandt werden können.
Im Folgenden konzentriere ich mich nur auf den französischen Teil.17 Das digitale Wörterbuch besteht
aus einzelnen PhraseoFrames, deren Komponenten – dort, wo es sinnvoll erscheint (z. B. bei Synonymangaben) – mit denen anderer PhraseoFrames desselben Teils verlinkt werden.18 Der Terminus Frame lehnt
sich an Fillmore (1982) an und meint den Einbezug aller sprachlichen Charakteristika eines Phrasems in
einen Wissensrahmen, den PhraseoFrame. Mit der phonisch oder graphisch realisierten Form eines Idioms
z. B. werden auch die semantischen und pragmatischen Wissenselemente aktiviert, über die Muttersprachler im Allgemeinen verfügen, L2-Lerner jedoch nicht. Diese gilt es herauszuarbeiten, denn das hier beschriebene Wörterbuchmodell richtet sich vornehmlich an nicht-frankophone Benutzer.
Entsprechend den in Fried/Östman (2004: 26, 30) aufgestellten Kategorien eines ‚generischen Konstruktionsdiagramms‘ und der dort angegebenen Liste grammatikalischer Attribute und ihrer Parameter
(feature structures) sowie der symbolischen Struktur einer Konstruktion in Croft (2001: 18) (s. Punkt 2)
werden syntaktische, semantische, pragmatische, diskursive und prosodische Merkmale unterschieden,
denen jeweils phrasemspezifische Beschreibungsparameter zugeordnet werden (rechte Spalte). Ein PhraseoFrame für das Idiom chercher midi à quatorze heures könnte daher wie folgt aussehen:19
PhraseoFrame zu
Phrasemtyp
MORPHOLOGIE
Variable Elemente
SYNTAX
Syntaktische Funktion
chercher midi à quatorze heures
Prädikatives Idiom; lexikalisch fast gefülltes Phrasem (Stufe 8)20
finites Verb (chercher)
Satz oder Gliedsatz
in mündlicher Kommunikation:
Aussagesatz: üblich; Fragesatz: möglich; Exklamativsatz: belegt; Imperativsatz: negiert
in geschriebenen Texten: Aussagesatz: üblich; Fragesatz: belegt; Exklamativsatz: belegt; Imperativsatz: negiert
chercher
Satztyp
Finites Verb
Interne Syntax21
Grundstruktur
Invariable
16
17
18
19
20
21
Elemente
der
Verb (chercher) + direktes Objekt (midi) + Adverbiale/Präpositionalphrase (à quatorze
heures)
[midi] [à quatorze heures]
Französischer Teil bedeutet, dass französische Phraseme beschrieben werden, im deutschen Teil entsprechend deutsche Phraseme.
Ein analoges Forschungsprojekt zum Italienischen wird derzeit an der Universität Düsseldorf durchgeführt
(http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/rom/forschung/lernerplattform-italienisch/).
Darüber hinaus werden deutsche Äquivalente zu französischen Phrasemen mit dem deutschen Teil verknüpft,
wenn sie in diesem selbst Gegenstand der phraseologischen Beschreibung sind, also einen eigenen PhraseoFrame darstellen.
Nicht darstellbar sind hier direkte Hyperlinks zu Korpusbeispielen. Diese würden in der digitalen Fassung
direkt von den Beschreibungsparametern aus gesetzt werden, also z. B. von DISKURS/Schnittstellen zu Wortspielen unmittelbar zu Beleg 44, oder von SYNTAX/Externe Syntax/Fakultative strukturelle Rahmen und Anschlüsse mit signifikanter Frequenz/ Teil eines subjektlosen Infinitivsatzes zu Beleg 38.
S. Abb. 1. Die dort eingetragenen Stufen sind in Anlehnung an Fillmore/Kay/O’Connor von mir festgelegt
worden.
Der Begriff ‚interne Syntax‘ bezieht sich ausschließlich auf die Struktur innerhalb der Konstruktion (z. B.
zwischen chercher und midi), die ‚externe Syntax‘ eines Phrasems betrifft die Einbettung in eine größere
syntaktische Struktur (struktureller Rahmen) sowie die syntaktischen Anschlüsse an die Konstruktion, insbesondere durch Präpositionen oder durch morphosyntaktische Syntagmen (z. B. il faut, on va), deren zweiter
Bestandteil der Kopf des Idioms im Infinitiv (hier chercher) ist. Ich grenze mich mit dieser Begriffsverwendung somit von anderen Autoren der CxG, wie z. B. Fried/Östman (2004: 75), die unter external syntax eine
„maximally expanded NP“ verstehen, bewusst ab. Die ‚externe Valenz‘ (vgl. z. B. Burger 42010: 42f.) betrifft die lexikalische Füllung der thematischen Patiens- bzw. syntaktischen Objektrolle (z. B. jemandem einen Knüppel zwischen die Beine werfen), stellt also einen anderen Fall dar, der dennoch hier innerhalb der internen Syntax behandelt werden würde.
13
Grundstruktur
Variable Elemente der
Grundstruktur
Auffällige Regelmäßigkeiten
Zusätzliche
fakultative
Elemente
Kollokationen
Externe Syntax
Fakultative
strukturelle
Rahmen und Anschlüsse
mit signifikanter Frequenz
SEMANTIK
Semantische Felder
Thesaurus22
Verb (attendre de midi à quatorze heures; faire de midi à quatorze heures)
Verb (chercher) meist [INF]; seltener [2. Pers. Pl., 2. Pers. Sg.]
Tempus: überwiegende Präsens
nicht relevant
nicht relevant
a) Nebensatzanschluss durch finales pour + [INF]
b) Negation, auch mit sans
c) Teil unpersönlicher Konstruktionen des Typs il faut, il est nécessaire de, oft negiert
d) Teil der Struktur futur proche
e) Teil eines subjektlosen Infinitivsatzes
Gründlichkeit / (übertriebene) Sorgfalt
A) Thesaurus Lexeme (Quelle: DICSYN, s.v. compliquer, ergoter):
‚compliquer‘ → alambiquer, apprêter, brouiller, complexifier, corser, embarrasser,
embrouiller, embroussailler, emmêler, entortiller, obscurcir, quintessencier, raffiner,
rendre confus, sophistiquer: fam.: brouillonner, chinoiser, embaragliouller [sic!] (litt.),
emberlificoter, en chier/en faire une pendule; vx.: afféter, intriquer, matagraboliser
(litt.), métaphysiquer, subtiliser;
‚ergoter‘ → argumenter, atermoyer, chicaner, discourir, discuter, disputer, disserter,
épiloguer, pérorer, polémiquer, rabâcher, radoter, raisonner, ratiociner, tergiverser: vx.
ou litt.: byzantiner, theólogiser, tortillonner; fam.: chinoiser, discutailler, diputailler,
pinailler, pinocher.
B) Thesaurus Phraseme: (Quelle: REDEWENDUNGEN, DICSYN)
chercher la petite bête, couper les cheveux en quatre, chercher des poux à qn/dans la
tête de qn, en faire un boudin (vx), enculer les mouches (grossier), noyer le poisson.
– Verlinkungen zum TLFi oder anderen qualitativ hochwertigen online-Wörterbüchern bzw.
zu anderen Phrasemen des PhraseoFrame möglich –
Kernbedeutung(en)
Weitere ko(n)textsensitive
Bedeutungen
Übersetzungsvorschläge
es sich unnötig schwer machen; Schwierigkeiten sehen, suchen, wo keine sind
das Naheliegende nicht erkennen; um den heißen Brei herumreden; die Kirche ums
Dorf tragen (wollen); mit der Kirche ums Dorf gehen; etwas nicht beim Namen nennen;
negiert: naheliegen; kein Hellseher sein müssen (um); nicht lange suchen müssen (um)
a) Histoire d’inciter les clients à se rendre au magasin à grandes enjambées sans qu’il
soit nécessaire de chercher midi à quatorze heures / Damit die Kundinnen und Kunden
nicht lange suchen mussten, sondern sofort ins Geschäft hoppelten (LINGUEE).
b) N’allons pas chercher midi à quatorze heures / Hören wir auf, um den Kern der
Sache herumzureden (BAB.LA).
– nach Belieben erweiterbar23 –
Semantische Rolle
Referenz auf Hörer
Referenz auf Dritte
Referenz auf Sprecher
PROSODIE
Intonation
Akzent
Tonhöhengipfel
PRAGMATIK
Sprechakt
Status
Situativer Rahmen
22
23
Agens ist Subjekt (falls vorhanden), ansonsten unbesetzt; Patiens unbesetzt
ja
ja
möglich
satzfinal: fallend
nicht-satzfinal: steigend
Hauptakzent auf heures; ggf. Nebenakzent auf der zweiten Silbe von midi
nicht relevant
informativ / obligativ
indirekt
unspezifisch; Häufungen jedoch im Kontext von (anstehenden) Entscheidungen
Bei der Kategorie Thesaurus handelt es sich nicht unbedingt um Synonyme. Gemeint sind vielmehr Lexeme
und Phraseme desselben semantischen Feldes (und derselben Wortart) – hier der Felder ‚compliquer‘ und
‚ergoter‘ – das sich aus mehr oder weniger bedeutungsähnlichen lexikalischen Einheiten zusammensetzt.
Es versteht sich von selbst, dass hier nur die (mit aller Vorsicht formuliert) besseren Internet-Plattformen, zu
denen LINGUEE gezählt werden kann, herangezogen werden dürfen. Und auch die dort vorgeschlagenen
Übersetzungen müssen einzeln überprüft werden. Bei Google Übersetzer (translate.google.de/; 27.2.2014)
erhält man auf die Anfrage chercher midi à quatorze heures übrigens „suchen, 12.00 bis 14.00 Uhr“. Ein
Kommentar erübrigt sich.
14
Motivation
Illokutive Funktion
Interpersonelle Funktion
Begleitende Geste
Register / Varietät
DISKURS
Neues topic
topic-Wechsel
Textuelle Funktion
metasprachliche Funktion
Schnittstellen
zu Wortspielen
nicht negiert: Wertender Kommentar zu bzw. Kritik an einer Äußerung oder einer
Handlung; Ironie möglich
negiert: Ermunterung oder Absichtserklärung, eine Handlung zu beschleunigen oder
einen Sachverhalt zu vereinfachen bzw. einfach zu belassen; Ironie möglich
face-to-face: deutliche Bewusstmachung oder Hilfestellung
nicht face-to-face: Darstellung, Bewertung
face-to-face: [+ vertraut]
nicht relevant
in der Lexikographie unmarkiert
medial gesprochene Sprache: neutral bis leicht nähesprachlich
medial geschriebene Sprache: stilistisch auffällig
Ja
Möglich
meist kataphorisch
belegt: Bezug zur Herkunft der Bedeutung und zur wörtlichen Bedeutung
Wortspiele vor allem mit Uhrzeiten/dem Wetter/dem Stand der Sonne
(39) « Ce sont eux qui ne veulent pas », rétorque un salarié. « Ils ne sont pas allés
chercher midi à quatorze heures pour savoir si on pouvait sauver une partie des emplois », renchérit Thierry Lyver qui a été reçu avec une délégation de salariés à la Di(l’est-clair,
7.1.2014,
m.lest-eclair.fr/accueil/rpc-les-elus-a-la-rescoussereccte
ia0b0n166432; 27.2.2014);
(40) Je pense avoir résolu mon problème ... quand c’est trop facile, on cherche toujours
midi à quatorze heures (forum.nuxit.com/hebergement-site/lier-a-mon-nom-de-domainet1561. html; 27.2.2014);
(41) Sens Interdits, son troisième album, raffine et précise l´image de l’auteurcompositeur-interprète. Mais il sait aussi bouleverser. Et c’est là qu’il atteint une maturité incontestable, sans effets faciles et sans chercher non plus midi à quatorze heures,
comme dans Conquistador, énième chanson introspective d’ivrogne ou d’enfant mal
grandi, qui atteint une profondeur „brélienne“ avec une belle économie de moyens
(newsletter.gdp.fr/newsletters/artists/Soan/2013-12-11/09-11/fr/www.gdp.fr/newsletters/
17731.html; 27.2.2014);
KORPUSBELEGE
(42) Mais dans mon misérable cerveau, toujours occupé à chercher midi à quatorze
heures (de quelle fatigante faculté la nature m’a fait cadeau !) entra soudainement cette
idée […] (www.ac-grenoble.fr/PhiloSophie/logphil/notions/morale/etonne/charite.htm; 27.2.
2014);
(43) Ne cherchons pas midi à quatorze heures : l’affiche est irremplaçable.
A l’intérieur ou à l’extérieur, les variantes sont presque infinies : format, support, technique d’impression, sans parler des multiples systèmes d’accrochage, voire de
l’installation sur une structure (www.centreimpression.fr/produits.php?cat=7; 27.2.2014);
(44) Le 27 mars prochain, nous allons voir midi à quatorze heures.
Le passage à l’heure d’été a lieu cette année le dimanche 27 mars à 2 h du matin […]
(beuvry.unblog.fr/2011/03/24/le-27-mars-prochain-nous-allons-voir-midi-a-quatorzeheures; 27.2.2014);
(45) L’opinion des savants sur l’inutilité de l’heure décimale dans la vie quotidienne
rejoint alors peu à peu celle des horlogers. C’était chercher midi à quatorze heures…
(arts-et-metiers.net/musee.php?P=52&id=101&lang=fra&flash=f&arc=1; 27.2.2104).
– nach Belieben erweiterbar –
Abb. 3: Printrepräsentation des PhraseoFrame zu chercher midi à quatorze heures in einem digitalen Wörterbuch
5
Weitere Forschungsperspektiven
Auch wenn die praktische, didaktisch orientierte Anwendung der Konstruktionsgrammatik auf die Phraseologie, wie sie mit dem Konzept des PhraseoFrame ermöglicht wird, bereits ein Novum innerhalb der
CxG-basierten Ansätze darstellt, so soll an dieser Stelle noch eine weitere innovative Komponente mit
eingebracht werden: die Theorie der lexicologie explicative et combinatoire von Igor Mel’čuk (vgl. z. B.
Mel’čuk/Clas/Polguère 1995). Es soll also der in einem ersten Schritt zugegebenermaßen rudimentäre Versuch unternommen werden, die konstruktionsgrammatisch induzierte ganzheitliche Beschreibung von
Phrasemen mit der Sens-Texte-Theorie (STT), verstanden als Erweiterung des „syntactique du signe lingu-
15
istique“ (Polguère 22008: 40), zu verknüpfen.24 Die STT leuchtet den begrifflichen und lexikalischkombinatorischen Rahmen eines Lexems dadurch aus, dass die paradigmatischen und syntagmatischen
Beziehungen zu diesem durch sogenannte lexikalische Funktionen dargestellt werden.25 Zum Lexem chantage (‚Erpressung‘ etwa steht extorsion durch die lexikalische Funktion Syn in paradigmatischer Beziehung, in syntagmatischer Relation steht chantage a) zu den Kollokatoren faire, exercer und pratiquer durch
die lexikalische Funktion Oper1, die keine semantisch neue Qualität einbringt, sondern lediglich dazu dient,
Funktionsverbgefüge zu bilden (wie z. B. faire un chantage), und b) zum Kollokator céder (in céder à un
chantage) durch die lexikalische Funktion Real2, bei der ein semantisch vollwertiges Verb nicht nur eine
neue inhaltliche Qualität einbringt (‚Y geht auf die Erpressung von X ein‘), sondern auch eine syntaktische
Veränderung mit involviert ist (ausgehend von der Basisstruktur chantage fait par X sur Y visant Z ist Y
nun Subjekt und damit Agens – im Unterschied zu X exerce un chantage sur Y).
Auf die Phraseme übertragen könnte ein semantisches Feld MINUTIE ‘Gründlichkeit’ lexikographisch
wie folgt aussehen (Abb. 4):26 Ausgangspunkt ist ein semantisch neutrales und pragmatisch-rhetorisch eher
schwaches Idiom wie examiner qc sous/sur toutes les coutures ‘etwas gründlich, eingehend prüfen’. Dieses
geht verschiedene semantische Beziehungen zu anderen Idiomen ein – synonymisch zu passer qc au peigne
fin, antonymisch zu faire litière de qc ‘sich um nichts kümmern’), welches dann folgerichtig einem anderen
semantischen Feld (INDIFFÉRENCE) angehört.
se battre les couilles
de qc (vulg);
s’en tamponner le
coquillard (fam);
se battre l’œil de qc
(fam);
fouler aux pieds;
se ficher du tiers
comme du quart
⇑
Magn
⇑
ne faire ni chaud ni froid;
faire litière de qc (littér.)
INDIFFÉRENCE
QSyn (LEX): Ça m’indiffère, ça m’est égal; fam: je m’en balance, je m’en cogne, je
m’en fiche, je m’en fous, je m’en tape; je n’en ai rien à battre, à branler, à cirer, à
foutre, à secouer; vulg: je m’en torche, m’en branle (PR).
⇐
Anti
⇐
⇐
Anti
⇐
enculer les mouches (fam);
chercher la petite bête;
couper les cheveux en quatre;
chercher midi à quatorze heures;
chercher des poux à qn/dans la tête de
qn
⇑
Magn
⇑
examiner qc sous/
sur toutes les coutures
QSyn (LEX): chipoter (ch.
(sur qc); ch qc; ch. qn
sur/pour qc); pinailler (fam)
(p. (sur qc)); ergoter (e. (sur
qc)) (PR).
⇒
Syn
⇒
passer qc
au peigne
fin
MINUTIE
Abb. 4: Fiktiver Wörterbucheintrag (digital) zu den französischen Phrasemen im semantischen Feld MINUTIE (in Anlehnung an die Sens-Texte-Theorie)
Die lexikalische Funktion Magn (Intensivierung) könnte sodann auf sowohl semantisch als auch pragmatisch „stärkere“ Idiome hinweisen, darunter chercher midi à quatorze heures, die dann auch mit einer diaphasischen Markierung versehen sein können, wie im Falle von enculer les mouches (deutsch etwa ‚Korinthen kacken‘ (vgl. COSMAS II). Mittels interaktiver Technologie können dann durch simple Cursor24
25
26
Polguère (2011: 10ff.) sieht in der STT einen Vorläufer der CxG. Beide befassen sich mit der combinatoire
restreinte des sprachlichen Zeichens auf syntagmatischer Ebene. Auch Fillmore/Kay/O’Connor (1988: 503)
sehen die STT bezüglich ihrer Ablehnung einer atomistischen Sprachkonzeption (etwa der generativen
Grammatik) in einer Linie mit der CxG.
Unter fonctions lexicales werden semantische Relationen zwischen Lexemen verstanden. Diese Lexeme bilden ein „réseau lexical“ (z. B. Polguère 22008: 160; vgl. auch Gader/Lux-Pogodalla/Polguère 2012). Die Metapher des lexikalischen Netzes – vgl. das Projekt Réseau Lexical du Français (RLF) (LuxPogodalla/Polguière 2011) – ist nicht so weit entfernt von derjenigen des Rahmens (frame), die jedoch in der
Mel’čuk-Schule nicht verwendet wird. Eine lexikalische Funktion ist also etwa die Relation Syn (Synonymie)
zwischen voiture und automobile, Magn (Intensifikation) zwischen chaussette und mi-bas (paradigmatisch)
oder zwischen admirer und admirer profondément (syntagmatisch).
Die begriffliche Einteilung nach Schlüsselbegriffen (hier: semantischen Feldern) sowie die onomasiologische
Realisierung dieser Begriffe als Phraseme sind ebenso wie die deutschen Äquivalente dem Phraseologismenwörterbuch REDEWENDUNGEN (Bárdosi/Ettinger/Stölting 32003) entnommen, weitere Idiome sowie die
Markierung von Lexemen und Phrasemen entstammen dem PETIT ROBERT 2014 (PR).
16
Positionierung auf einem der Idiome Pop-Up-Menüs sowohl zu bedeutungsähnlichen Lexemen desselben
semantischen Feldes (chipoter, pinailler, ergoter) als auch Äquivalente (dargestellt in Abb. 4) aufgerufen
werden. Da im Idealfall alle Idiome interaktiv gestaltet werden, lassen sich Quasisynonyme auch zum benachbarten semantischen Feld (INDIFFÉRENCE) anzeigen, die zu den Phrasemen des Feldes MINUTIE in
Antonymiebeziehung stehen (Anti).
Klickt man hingegen auf ein bestimmtes Idiom, z. B. chercher midi à quatorze heures, ließe sich folgender Eintrag vorstellen (Abb. 5), der als Thesaurus-Modul in den PhraseoFrame dieses Idioms integrierbar wäre:
se battre les couilles
de qc (vulg);
s’en tamponner le
coquillard (fam);
se battre l’œil de qc (fam);
fouler aux pieds
⇑
QSyn
⇑
se ficher du tiers
comme du quart
⇓
AntiMagn
⇓
ne faire ni chaud ni froid;
faire litière de qc (littér.)
enculer les mouches (fam);
chercher la petite bête;
couper les cheveux en quatre;
chercher des poux à qn/dans la tête de qn;
⇑
QSyn
⇑
chercher midi à quatorze heures
⇐
⇐
Anti
es sich unnötig schwer
machen; Schwierigkeiten
sehen, wo keine sind
⇓
AntiMagn
⇓
examiner qc sous/
sur toutes les coutures
INDIFFÉRENCE
⇒
Syn
⇒
passer qc
au peigne fin
MINUTIE
Abb. 5: Fiktiver Wörterbucheintrag (digital) zum französischen Idiom chercher midi à quatorze heures im semantischen Feld
MINUTIE (in Anlehnung an die Sens-Texte-Theorie)
Die Basis-Äquivalente zum ausgewählten Idiom können durch ein Pop-up-Menü dargestellt werden. Der
Eintrag zeigt sodann die wichtigsten semantischen Relationen des Phrasems an: Syn, Anti, Magn, AntiMagn
(semantisch-pragmatische Abschwächung), weitere sind möglich, etwa Bon (Melioration), AntiBon (Pejoration). Es wäre auch denkbar, ein Phrasem aufzurufen und durch Aktivierung lexikalischer Funktionen,
die in einem Menü zusammengefasst sind, oder wie im online-Wörterbuch DICOUÈBE, der frei zugänglichen Plattform zur Datenbank der lexicologie explicative et combinatoire, aus einer vorgegebenen Liste
anklickbar sind, diejenigen Lexeme und Phraseme anzuzeigen, zu denen es in vielfältigen Beziehungen
steht. Eine solche Auswahl lexikalischer Funktionen könnte für die paradigmatischen Beziehungen wie
folgt aussehen (größtenteils in eigener Terminologie):
(quasi)synonym
antonym
intensivierend
Varianten
abschwächend
Oberbegriff
abwertend
Nomen agentis
euphemistisch
semantisches Feld
Abb. 6: Einzeln aktivierbare lexikalische Funktionen zur Darstellung paradigmatischer Relationen eines Phrasems (Versuch einer Didaktisierung der lexikalischen Funktionen der Sens-Texte-Theorie)
Auch die Darstellung syntagmatischer Beziehungen (Kotexte) wäre möglich, wenngleich diese bei Phrasemen weniger stark zum Tragen kommen:
typische Subjekte
typische Objekte
typische Adverbien
typische Adjektive
typische syntaktische Anschlüsse
Abb. 7: Einzeln aktivierbare lexikalische Funktionen zur Darstellung paradigmatischer Relationen eines Phrasems (Versuch einer Didaktisierung der lexikalischen Funktionen der Sens-Texte-Theorie)
Selbstverständlich ist dies nur ein Entwurf, der zudem die Möglichkeiten einer digitalen Darstellung lediglich andeuten kann. Auch ließen sich durchaus weitere lexikalische Funktionen des RLF-Projekts (als Anwendung der Sens-Texte-Theorie) mit einbeziehen, zum Beispiel paradigmatische Relationen wie etwa die
Angabe von Nomina Agentis: Diese können in morphosemantischer Beziehung mit dem Phrasem stehen –
17
damit wären sie sozusagen „Derivate“ des Phrasems (etwa coupeur des cheveux en quatre, enculeur de
mouches) – oder nur in einem semantischen Verhältnis, wobei die Basis das quasisynonyme Nicht-Phrasem
des selben semantischen Feldes wäre: chipoteur, ergoteur, pinailleur. Entscheidend für mich ist der Versuch, die Sens-Texte-Theorie mit einem konstruktionsgrammatischen Ansatz, hier illustriert am PhraseoFrame, in Verbindung zu bringen. Denkbar sind, wie gesagt, Module im Thesaurusbereich des PhraseoFrame, die vor allem paradigmatische semantische Beziehungen darstellen könnten. Eine Angabe von
Äquivalenten ist grundsätzlich bei allen Komponenten durch Pop-up-Menüs vorstellbar, deren Inhalte
selbstverständlich auch exportierbar sein müssen.
5. Zusammenfassung
Das Bestreben, Idiome lexikographisch gesondert zu behandeln, lässt sich bis in die Anfänge der französischen Lexikographie zurückverfolgen. So können wir seit dem 17. Jahrhundert in den Wörterbüchern Verbindungen identifizieren, die als nicht-kompositionell aufgefasst wurden und meist mit kurzen Paraphrasen,
angereichert durch ein oder – in den großen Werken wie dem GR und dem TLFi – mehrere (meist literarische) Anwendungsbeispiele abgehandelt werden. Ausgesprochen viel erfuhr und erfährt man auch bis zum
heutigen Tag über die morphologischen, syntaktischen, semantischen und pragmatischen Besonderheiten
eines Idioms nicht. So ist die Phraseographie bis in die Gegenwart ein Stiefkind der Lexikographie geblieben, woran auch Spezialwörterbücher, die meist die etymologische Seite auszuleuchten versuchen und
weniger den kommunikativen Wert der Phraseme im Blick haben, nichts geändert haben.
Der Frame-Semantik und Konstruktionsgrammatik ist es zu verdanken, ein Bewusstsein dafür geschaffen zu haben, wie viele lexikalische, grammatikalische und syntaktische Verbindungen in unserer Sprache
nicht vorhersagbar und nicht ableitbar und deshalb idiosynkratisch sind und einer gesonderten Beachtung
bedürfen. So sind Phraseoschablonen etwa bisher kaum Gegenstand lexikographischer Beschreibung gewesen, aber auch Phraseme, die keine Idiome sind, wurden von den Wörterbüchern meist vernachlässigt. Ein
weiteres Verdienst der beiden Ansätze, die in Fillmores Denken zusammenfließen, ist, einen ganzheitlichen
Ansatz für die Beschreibung von Konstruktionen, zu denen alle Phraseme gezählt werden können, zu postulieren. Dies wird in der hier dargelegten Konzeption des PhraseoFrame angestrebt, die eines deutlich
macht: Kein herkömmliches Wörterbuch ist in der Lage, Phraseme – insbesondere Idiome und Phraseoschablonen – so zu beschrieben, dass dasjenige Wissen vermittelt werden kann, das erforderlich ist, sie
wirklich zu verstehen und effizient in mündlicher oder schriftlicher Kommunikation anzuwenden. Die traditionelle zweisprachige Lexikographie ist hier völlig überfordert, Internetplattformen, die auf der Basis
von Millionen von Dokumenten kotextsensitive Übersetzungsvorschläge präsentieren, können dieses Manko künftig wohl zum Teil ausgleichen, jedoch fehlt ein Nachschlagewerk, welches die Phraseme in alle
Richtungen beschreibt.
Da Phraseme eines bestimmten semantischen Feldes auch in Beziehung stehen zu anderen Phrasemen
und natürlich auch zu Lexemen desselben Feldes, gilt es, eine Methode zu entwickeln, diese (syntagmatischen und paradigmatischen) Beziehungen mit Hilfe einer geeigneten Theorie explizit zu machen. Es wurde hier abschließend der Versuch unternommen, die lexikalischen Funktionen der Sens-Texte-Theorie für
dieses Anliegen ins Spiel zu bringen. Denkbar erscheint eine Integration dieses Ansatzes als ThesaurusModul in den PhraseoFrame.27
Literatur28
(a) Wörterbücher
BAB.LA
= ONLINE WÖRTERBUCH FÜR 24 SPRACHEN, http://de.bab.la/.
DAF1 = LE DICTIONNAIRE DE L’ACADEMIE FRANÇAISE (1694). Première édition, http://artfl-project.uchicago.edu/node/17.
DAF4 = LE DICTIONNAIRE DE L’ACADEMIE FRANÇAISE (1762). Quatrième édition, http://artfl-project.uchicago.edu/node/17.
27
28
Kooperationsgespräche mit Alain Polguère und Veronika Lux-Pogodalla von der Universität Nancy, beide
mit der Ausarbeitung eines Réseau Lexical du Français, einer Anwendung der STT, befasst, sind im Gange.
Alle Internetadressen wurden letztmals am 24.2.2014 überprüft.
18
DAF9 = LE DICTIONNAIRE DE L’ACADEMIE FRANÇAISE (1992–). Neuvième édition, http://atilf.atilf.fr/academie9.htm.
DAFLES = Verlinde, Serge et al. (o.J.): DICTIONNAIRE D’APPRENTISSAGE DU FRANÇAIS LANGUE ETRANGERE OU SECONDE.
Löwen: Institut Interfacultaire des Langues vivantes. Version électronique: BLF (http://ilt.kuleuven.be/blf).
DICOUEBE = Mel’čuk, Igor, Polguère, Alain (2005–): DICTIONNAIRE EN LIGNE DE COMBINATOIRE DU FRANÇAIS. – Université
de Montréal, http://olst.ling.umontreal.ca/dicouebe.
DICSYN = Bertaud du Chazaud, Henri (2007): DICTIONNAIRE DE SYNONYMES, MOTS DE SENS VOISIN ET CONTRAIRES. – Paris:
Gallimard.
DUW = Duden. DEUTSCHES UNIVERSALWÖRTERBUCH (1983, 52003). – Mannheim et al.: Dudenverlag (CD–ROM).
ELDIT = ELEKTRONISCHES LERNERWÖRTERBUCH DEUTSCH-ITALIENISCH (1999–). – Bozen: EURAC (www.eurac.edu/eldit).
Furetière, Antoine (1690; 21701): DICTIONNAIRE UNIVERSEL, CONTENANT GENERALEMENT TOUS LES MOTS FRANÇOIS TANT
VIEUX QUE MODERNES , LES TERMES DES SCIENCES ET DES ARTS […]. Recueilli, compilé par feu messire Antoine Furetière
[…]. Seconde édition revüe, corrigée , augmentée par Monsieur Basnage de Bauval (gallica.bnf.fr).
GR = Robert, Paul/Rey, Alain (2011) (eds,): LE GRAND ROBERT DE LA LANGUE FRANÇAISE. Nouvelle édition en ligne de la
deuxième édition de 2001, http://gr.bvdep.com.
LABIWF = Klausmann, Birgit (2008) (dir.): LANGENSCHEIDT ABITUR-WÖRTERBUCH FRANZÖSISCH. – Berlin, München: Langenscheidt.
LAF = Mel’čuk, Igor, Polguère, Alain (2007): LEXIQUE ACTIF DU FRANÇAIS. L’APPRENTISSAGE DU VOCABULAIRE FONDE SUR
20 000 DERIVATIONS SEMANTIQUES ET COLLOCATIONS DU FRANÇAIS. – Louvain-la-Neuve: De Boeck Duculot.
LEO Französisch-Deutsch, http://dict.leo.org/frde/index_de.html.
Le Roux, Philibert-Joseph (1718; 21735): DICTIONNAIRE COMIQUE, SATYRIQUE, CRITIQUE, BURLESQUE, LIBRE ET PROVERBIAL
[…].– Lyon: Beringos (gallica.bnf.fr).
LHF = Horn, Herbert et al. (2010) (dirs.): LANGENSCHEIDT HANDWÖRTERBUCH FRANZÖSISCH. – München, Berlin: Langenscheidt.
LINGUEE, www.linguee.de (23.2.2014).
Oudin, Antoine (1640): CURIOSITEZ FRANÇOISES, pour supplement aux dictionnaires ou Recueil de plusieurs belles propriétez.
– Paris: Sommaville (gallica.bnf.fr).
PONS.eu, DAS ONLINE-WÖRTERBUCH, http://de.pons.eu.
PR = LE PETIT ROBERT 2014. DICTIONNAIRE ALPHABETIQUE ET ANALOGIQUE DE LA LANGUE FRANÇAISE. Nouvelle édition
(version 4.0). Version Web. – Paris: Dictionnaires Le Robert 2013, http://pr.bvdep.com.
REDEWENDUNGEN = Bárdosi, Vilmos, Ettinger, Stefan, Stölting, Cécile (1992; 32003): REDEWENDUNGEN FRANZÖSISCH/DEUTSCH. THEMATISCHES WÖRTER- UND ÜBUNGSBUCH. – Tübingen: Francke.
Rey, Alain, Chantreau, Sophie (2007): DICTIONNAIRE DES EXPRESSIONS ET LOCUTIONS. – Paris: Le Robert.
Schemann, Hans, Raymond, Alain (2011): IDIOMATIK DEUTSCH-FRANZÖSISCH. DICTIONNAIRE IDIOMATIQUE ALLEMANDFRANÇAIS. – Stuttgart: Klett.
TLFi = TRESOR DE LA LANGUE FRANÇAISE INFORMATISE (2002–). – Paris, Nancy: CNRS, Université de Nancy 2, ATILF,
http://atilf.atilf.fr/tlf.htm.
Werny, Paul (1976): DICTIONNAIRE DES LOCUTIONS FRANÇAIS- ALLEMAND. – Paris: Larousse.
(b) Sonstige Literatur
Burger, Harald (1982): „Klassifikation: Kriterien, Probleme, Terminologie.“ – In: H. Burger, A. Buhofer, A. Sialm: Handbuch der Phraseologie, 20–60. Berlin, New York: de Gruyter.
– (1998; 42010): Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. – Berlin: Schmidt.
– et al. (2007): „Phraseologie: Objektbereich, Terminologie und Forschungsschwerpunkte.“ – In: Burger et al. (Hgg.), 1–10.
– et al. (Hgg.) (2007): Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. 2 Halbbände. – Berlin,
New York: de Gruyter.
Buridant, Claude (2007): „Historische Phraseologie des Französischen.“ – In: Burger et al. (Hgg.), 1106–1125.
Busse, Dietrich (2012): Frame-Semantik. Ein Kompendium. – Berlin, Boston: de Gruyter.
COSMAS II = Institut für Deutsche Sprache (2012): Corpus Search, Management and Analysis System. – https://cosmas2.idsmannheim.de/cosmas2-web/action.login.do (23.02.2014).
Croft, William (2001): Radical Construction Grammar. Syntactic Theory in Typological Perspective. – Oxford: Oxford
University Press.
Fillmore, Charles J. (1970): „The Grammar of Hitting and Breaking“. – In: R. A. Jacobs, P. S. Rosenbaum (eds.): Readings
in English Transformational Grammar, 120–134. Waltham, Mass.: Ginn.
– (1975): Santa Cruz lectures on Deixis 1971. – Bloomington: Indiana Univ. Linguistics Club [1971].
– (1982): „Frame Semantics“. – In: The Linguistic Society of Korea (ed.): Linguistics in the morning calm, 111–137. Seoul:
Hanshin Publishing Company.
–, Kay, Paul, O’Connor Mary Catherine (1988): „Regularity and idiomaticity in grammatical constructions: the case of let
alone.“ – Language 64, 501–538.
Fischer, Klaus, Mollica, Fabio (2012): „Vorwort“. – In: K. Fischer, F. Mollica (Hgg.): Valenz, Konstruktion und Deutsch als
Fremdsprache, 9–21. Frankfurt am Main: Lang.
Fléchon Geneviève, Frassi Paolo, Polguère Alain (2012): „Les pragmatèmes ont-ils un charme indéfinissable?“ – In:
P. Ligas, P. Frassi (eds.): Lexiques. Identités. Cultures, 81–104. Verona: QuiEdit.
19
Fleischer, Wolfgang (1982; 21997): Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. – Tübingen: Niemeyer.
Fried, Mirjam, Östman, Jan-Ola (2004): „Construction Grammar: A thumbnail sketch“. – In: M. Fried, J.-O. Östman (eds.):
Construction Grammar in a Cross-Language Perspective, 11–86. Amsterdam, Philadelphia: Benjamins.
Gader, Nabil, Lux-Pogodalla, Veronika, Polguère, Alain (2012): „Hand-Crafting a Lexical Network With a KnowledgeBased Graph Editor“. – In: M. Zock, R. Rapp (eds.): Proceedings or the 3rd workshop on Cognitive Aspects of the Lexicon (CogALex-III), 109–126. Stroudsburg, Pennsylvania: Association for Computational Linguistics.
Goldberg, Adele E. (1995): Constructions. A Construction Grammar Approach to Argument Structure. – Chicago, London:
Chicago University Press.
– (2003): „Constructions: a new theoretical approach to language.“ – Trends in Cognitive Sciences 7(5), 219–224.
– (2006): Constructions at Work. The Nature of Generalization in Language. – Oxford: Oxford University Press.
González Rey, Isabel (2002): La phraséologie du français. – Toulouse: Presses Universitaires du Mirail.
Gross, Maurice (1988): „Les limites de la phrase figée.“ – Langages 90, 7–22.
Hausmann, Franz Josef (1977): Einführung in die Benutzung der neufranzösischen Wörterbücher. – Tübingen: Niemeyer.
– (1993): „Ist der deutsche Wortschatz lernbar?“ – Informationen Deutsch als Fremdsprache 20, 471–485.
–, Werner, Reinhold Otto (1991): „Spezifische Bauteile und Strukturen zweisprachiger Wörterbücher. Eine Übersicht.“ – In:
F. J. Hausmann et al. (Hgg.): Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Bd. 3, 2729–2769. Berlin et al.: de Gruyter.
Jacobs, Joachim (2008): „Wozu Konstruktionen?“ – Linguistische Berichte 213, 3–44.
Lakoff, George (1987): Women, Fire, and Dangerous Things. What Categories Reveal about the Mind. – Chicago: University of Chicago Press.
Lambrecht, Knud (1990): „‚What me worry?‘ – ‚Mad Magazine sentences‘ revisited.“ – In: K. Hall et al. (eds.): Proceedings
of the Sixteenth Annual Meeting of the Berkeley Linguistics Society, 215–228, Berkeley: Berkeley Linguistics Society.
Lengert, Joachim (2007): „Phraseographie des Französischen.“ – In: Burger et al. (Hgg.), 958–975.
Lux-Pogodalla, Veronika, Polguère, Alain (2011): „Construction of a French Lexical Network: Methodological Issues“. In:
Proceedings the First International Workshop on Lexical Resources, WoLeR 2011. An ESSLLI Workshop, 54–62. Ljubljana.
Mel’čuk, Igor, Clas, André, Polguère, Alain (1995): Introduction à la lexicologie explicative et combinatoire. – Louvain-laNeuve: Duculot.
Nunberg, Geoffrey, Sag, Ivan A., Wasow, Thomas (1994): „Idioms“ – Language 70, 491–538.
Polguère, Alain (2003; 22008): Lexicologie et sémantique lexicale. Notions fondamentales. Nouvelle édition revue et corrigée. – Montréal: Les Presses de l’Université de Montréal.
Polguère, Alain (2011): „Perspective épistémologique sur l’approche linguistique Sens-Texte“. – Mémoires de la Société de
linguistique de Paris XX, 79–114.
Schafroth, Elmar (2013): „Das pragmatische Potential von Phrasemen– illustriert am Deutschen und Italienischen.“ – In: S.
Cantarini (Hg.): Wortschatz, Wortschätze im Vergleich und Wörterbücher: Methoden, Instrumente und neue Perspektiven, 185–208. Frankfurt am Main: Lang.
–
(2014): Französische Lexikographie. Einführung und Überblick. – Berlin, Boston: de Gruyter.
Sinclair, John (1991): Corpus, Concordance, Collocation. – Oxford: Oxford University Press.
Ziem, Alexander (2008): Frames und sprachliches Wissen. Kognitive Aspekte der semantischen Kompetenz. Berlin, New
York: de Gruyter.
Ziem, Alexander, Lasch, Alexander (2013): Konstruktionsgrammatik. Konzepte und Grundlagen gebrauchsbasierter Ansätze. Berlin, Boston: de Gruyter.