Hilfreiche Interventionen im Beratungsprozeß

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Hilfreiche Interventionen im Beratungsprozeß
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Hilfreiche Interventionen im Beratungsprozeß
Berufsverband Dipl. Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs
Jahrestagung 2002
7. – 9. Juni in Salzburg, St. Virgil
RITUALE –
HILFREICHE INTERVENTIONEN IM
BERATUNGSPROZESS
Vorwort
Die heurige Jahrestagung hatte vom Schwerpunkt her und in ihrer Umsetzung
experimentellen Charakter. Experimentell insofern, da der Samstag ganz im Zeichen eines
simulierten Scheidungs- und Trennungsritual stand. Die Darstellung erfolgte in einer
Großgruppe von ca. 120 Teilnehmern, das Ritual exemplarisch in diesem Setting
durchzuführen, war für Fr. Jutta Lack-Strecker keine leichte Aufgabe, und doch gelang es ihr,
uns eine Vision mitzugeben, in welche Richtung die Arbeit mit Menschen in Trennung und
Scheidung gehen kann. Trennungen von Familien sind schon fast alltäglich, was nichts daran
ändert, dass sie einen massiven Einbruch, oft auch eine Krise in der Biographie aller
Beteiligten mit sich bringen.
Es gibt kaum ritue lle Formen, wodurch diese tiefgehenden Veränderungen sozusagen einen
heilsamen Rahmen bekommen.
Der schöne Rahmen des Hauses und die aufwendige organisatorische Vorbereitung haben
dazu beigetragen, dass die Tagung ein Raum für Begegnung – und auch für ein herzliches
Miteinander (besonders am Samstag Abend mit den Linzer Schnitten) wurde. Das ist auch der
adäquate atmosphärische Rahmen für Beratung, Mediation und vor allem für Rituale, welche
Trennung und Abschied thematisieren. Auf die Frage hin, ob einem die Arbeit mit Menschen
in belasteten Trennungssituation nicht auch persönlich sehr berührt bzw. nahe geht, gab Fr.
Lack-Strecker sinngemäß zur Antwort: Von der Berührung zur genauen Wahrnehmung – das
ist eine entsprechende beraterische Haltung – gerade, wenn man immer wieder und jahrelang
mit diesem Thema zu tun hat.
Gerald Koller hat mit seinem Vortrag die Tagung eröffnet und durch ein unkonventionelles
aber auch sehr praktisches Ritualeverständnis uns das Ankommen gut ermöglicht und
gleichsam den Boden für die weitere Auseinandersetzung aufbereitet.
Der Sonntag (es sind eigentlich nur mehr drei Stunden am Vormittag) lebt immer in der
Spannung, noch einen interessanten Impuls zu bringen, jedoch nicht mehr ganz Neues.
Eine Zeit des Abschieds soll sich auc h noch ausgehen. Diesmal haben wir drei Themen zur
Auswahl angeboten, mit dem Vorteil, dass tatsächlich ein zusätzlicher Aspekt zum Thema
möglich war, mit dem Nachteil, dass die Schwerpunkte in ihrer Komplexität nicht ganz
zufriedenstellend umgesetzt werden konnten –dies auch gar nicht möglich war.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen der vorliegenden Artikel und ich hoffe, Sie
erinnern sich dadurch noch einmal gerne an die Tagung zurück, sodass Sie Lust darauf
bekommen, an der Verbandstagung 2003, 13. – 15. Juni in Salzburg teilzunehmen. Ebenso
hoffe ich, dass Sie durch die Tagung und durch die vorliegenden Texte die eine oder andere
Anregung für Ihre Praxis bekommen.
Josef Hölzl
Vorsitzender
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Berufsverband Diplomierter
Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen
Österreichs
www.ehe-familien-lebensberatung.at
Jahrestagung 2002
Rituale - Hilfreiche Interventionen im Beratungsprozess
Freitag, 7. Juni 2002
17.30
18.00
18.45
19.15
19.30
21.00
21.30
Eintreffen
Abendessen
Registrierung
Eröffnung und Begrüßung
Leuchtfeuer - Rituale als Brücken zwischen Ordnung und Chaos
Gerald Koller, Steyr
Plenum: Anfragen, Austausch und Diskussion
Ende
Samstag, 8. Juni 2002
7.30
8.45
9.00
12.30
14.00
14.15
15.30
16.00
16.30
17.00 - 18.30
19.15
20.30
Frühstück
Einstimmung
Scheidungszeremonien
Jutta Lack -Strecker, Berlin
Mittagessen
Beginn im Plenum
Vertiefende Arbeitskreise
Pause
Abschluss im Plenum
Pause
Jahreshauptversammlung 2002
Abendbuffet
Linzer Schnitten, Improvisationstheater
Sonntag, 9. Juni 2002
7.30
8.00
8.45
9.00
Gottesdienst
Frühstück
Einstimmung
Themenschwerpunkte zur Arbeit mit Ritualen:
Gruppe 1: Ablösungskonflikte in Zeiten der Pubertät und Adoleszenz
Ablösung in der Familie - Hilfestellung für Eltern (und für Jugendliche) im
Beratungskontext
11.00
11.30
12.00
Mag. Dr. Eduard Waidhofer, Linz,
Gruppe 2: Heilung durch Rituale
Die spirituelle Dimension im Beratungsprozess
Sigrid Winter, Wien
Gruppe 3: Versöhnungsgesten für Paare in der Beratung
Liebe - Krise - Versöhnung
Christine Dvorak , Wien
Pause
Abschlussritual
Sigrid Winter, Wien
Mittagessen – Tagungsende
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Gerald Koller
LEUCHTFEUER – RITUALE ALS BRÜCKEN ZWISCHEN ORDNUNG
UND CHAOS
Chaos und Ordnung: Wie aus Gegensätzen Beziehung wächst
Mit der Integration des Chaotischen, Regressiven, Schwachen in unser Leben tun wir uns als
Mitglieder einer Hochkultur schwer. Wie wichtig jedoch die Beziehungsaufnahme zu beiden
– den geordneten Strukturen in unseren Leben und dem Chaotisch-Unerwarteten – ist, davon
soll hier genauso zu lesen sein wie von den Möglichkeiten, die Menschen gefunden haben,
Balance und Beziehung zwischen diesen beiden Polen herzustellen. Denn Beziehungen sind
nicht steuerbar wie maschinelle Abläufe – in Beziehungen brauchen wir eine ganze Menge
Flexibilität und die Fähigkeit, Brücken zu bauen...
Die Gegensätze:
So sehr wir uns auch bemühen, unser Leben in Ordnung zu bringen: Ordnung ist, wie der
Volksmund sagt: „das halbe Leben“ – eben wirklich nur die Hälfte. Die andere Hälfte ist das
Chaos, das Unerwartete und das Ungestaltbare. Die Krise, der Konflikt und das Unwetter, die
Katastrophe, der offene und ungeplante Prozess – Leben entsteht immer wieder aufs Neue:
durch die Begegnung, das Ineina ndergreifen, die Beziehung zwischen Ordnung und Chaos.
Wir schaffen Strukturen und Ordnungen, die uns das Leben erleichtern und das Überleben
sichern, - bis zu jenem Moment, da ein chaotischer Umbruch die bisherige Ordnung aufhebt.
Somit sind wir gezwungen, uns neu zu orientieren, neue Ordnungen zu schaffen – und uns
damit weiterzuentwickeln.
Die Beziehung zwischen Chaos und Ordnung fördert unsere Balance zwischen Flexibilität
und Beharrung, zwischen Abenteuer und Heimat. Zwischen diesen Polen spannt sich unser
Leben auf, und wird auch nur lebendig bleiben, wenn wir einen Rhythmus finden, der das
Alte bewahrt – und doch auch offen für das Neue ist. Dauerhafte Unausgewogenheit stört
diesen Rhythmus und führt zu Krankheit, zum Tod.
A propos Rhythmus: im Gege nsatz zum Takt, der eine von außen vorgegebene, starre
Ordnung ist, ist Rhythmus das Grundmuster unseres Lebens. Und was am Rhythmus auffällt,
ist seine Integration von Ordnung und Chaos, Stabilität und Veränderung: kein Herzschlag
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und keine Tageslänge ist den Vorgängern gleich. In steter Wiederholung passiert doch
Veränderung. Rhythmen in unserem Leben zu finden – zwischen Anspannung und
Entspannung, Genießen und Verzichten, Geben und Nehmen, nach außen und nach innen
Gehen, - heißt Beziehung zwischen den Polen des Lebens aufbauen, um damit gesund und
lebendig zu bleiben.
Natürlich ist das Chaos nicht beliebt. Auch wenn wir heute aus den verschiedensten
Forschungsgebieten wissen, dass Leben nur im Ineinander von Chaos und Ordnung passiert,
und reine Ordnung ebenso zum Tod führt wie reines Chaos: Das Aufbrechen von
Veränderung und Offenheit macht zuerst einmal Angst. Aber wie auch immer wir damit
umgehen, wir können uns der Kraft des Chaotischen nicht entziehen: unser Immunsystem
bleibt nur aktiv, indem wir dauernd chaotische Angriffe von tausenden Viren und Bakterien
abwehren müssen, in deinem Bett warten 2 Millionen Bettmilben auf dich (du bist nie
alleine); ein Wald, in dem kein Sturm mehr Bäume umwirft, stirbt an Humusmangel – und die
wesentlichsten Momente in deinem Leben (wie deine Geburt) waren wohl kaum welche, die
nach Ordnungsmaßstäben, geplant und strukturiert, vor sich gegangen sind.
Die Spaltung ...
Hochkulturen sind bestrebt, mittels Ordnungsstrategien das Erreichte an materiellem und
geistigen Besitz vor Verlust zu sichern. Konflikt, Krise, Rausch, Jugend, Alter, Behinderung,
Krankheit und Tod – sie machen uns auf die Vergeblichkeit dieses Bemühens aufmerksam
und müssen daher an den Rand der Dörfer, Städte, Gesellschaften gedrängt werden.
Schau dir den Plan des Ortes an, in dem du lebst, und du wirst sehen, dass alle
Ordnungsstrukturen sich architektonisch in der Mitte scharen, alles Chaotische aber am Rand
untergebracht wird. Naturnahe Kulturen gehen mit diesem Phänomen integrativer um: das
Erschütternde wird in die Mitte geholt und ihm somit die Bedrohung genommen.
Den unerbittlichsten Umgang mit dem Chaotischen pflegen Diktaturen – es ist paradox und
folgerichtig zugleich, dass sie es sind, die oft das größte Chaos auf die Welt bringen. Am
Beispiel des Niedergangs der DDR wiederum ist feststellbar, was passiert, wenn ein
Volkskörper seine Immunkraft verliert. Über 40 Jahre wurde das Chaos der Kommunikation
durch ein perfektes Überwachungssystem unterbunden. Kaum jedoch fanden sich einige
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Wenige, die miteinander ins Gespräch kamen, zeigte sich, dass der Staat gegen die folgende
„bakterielle“ Wirkung des Aufstands vollkommen hilflos war: binnen 3 Monaten war seine
Macht gebrochen. Aber auch wir, die in Demokratien leben (manche sprechen listigerweise
von „Demokraturen“ oder „Mediokratien“), können immer wieder miterleben, wie schwer es
uns fällt, mit der Krise, die uns das Chaotische beschert, umzugehen.
... und die Brücke:
Welche Strategien haben nun Menschen gefunden, um mit dem Vakuum, das das Chaos
hinterlässt, konstruktiv – und nicht destruktiv oder verdrängend – umzugehen?
Schließlich gilt die Zeit der Krise als die der großen Gefahr für Kränkung und Krankheit. Das
christliche Symbol des Osterfestes zeigt uns, wie elend und doch notwendig diese Zeit ist:
Auf den schmerzensreichen Abschied des Karfreitags folgt nicht der triumphale Ostersonntag
auf den Fuß; - nein, da ist der Karsamstag, „ein Tag wie Blei, ein Tag ohne Hoffnung“, wie
die Autorin Luise Rinser schreibt. Wer weiß, wie lange der Karsamstag der Pubertät, der
Midlife-Crisis, der Arbeitslosigkeit, der Krankheit dauert? Und dennoch brauchen wir diese
Zeit, um – weichgekocht von der Krise – so offen zu werden, dass uns etwas einfällt (was in
den Zeiten der Stärke wieder abprallen würde) und wir neu werden können. Jene Helfer, die
Menschen in diesen Zeiten der Verunsicherung als Leitlinien und Haltegriffe entwickelt
haben, sind Rituale.
Rituale geben Halt und Orientierung, schaffen Klarheit in stürmischen Zeiten des Umbruchs,
geben Heimat im Gefühl der Fremde, entwickeln Ordnung in chaotischen Zeiten. Und gerade
dadurch helfen sie, uns wieder aufzumachen, das Chaos nicht abzuwehren, sondern zu
akzeptieren und zu integrieren und uns damit weiterzuentwickeln. Sie fördern unsere Neugier
auf das Leben. Beim Wort Rituale werden wohl gleich verschiedene Bilder bei dir aufsteigen:
Vom täglichen Zähneputzen als Alltagsritual über Feste mit FreundInnen und deiner Familie
zu Vollmondtänzen, über Staatsfeierlichkeiten, den Fronleichnamsumzug durchs Dorf bis zur
Begräbniszeremonie für einen lieben Menschen.
In folgender Graphik habe ich versucht, die verschieden Ritualstufen nach ihrer Nähe zu den
Polen Ordnung und Chaos darzustellen. Als Symbol – natürlich – wieder die Spirale:
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Zeremonien
Feierlichkeiten
Beziehungen
Muster
CHAOS
Feste
Höhepunkte
Alltag
persönl. Tagesstruktur
Traditionen
Übergang
ORDNUNG Das Leben als Ganzes
Spiel
Spontane Brücke
Trance
Übergang ins
Außeralltägliche
Alltagsrituale strukturieren als Gewohnheiten, derer wir uns meist nicht bewusst sind, unseren
Tag – schließlich bestehen 70% unseres Tagesablaufes aus solchen Gewohnheiten.
Feierlichkeiten dienen zumeist auch der Demonstration und dem Erhalt von Macht. (Gerade
hier ist auch anzumerken, dass Rituale sorgfältiger und kritischer Reflexion bedürfen. Denn
sie können wie kaum eine andere Maßnahme Menschen in psychische oder politische
Abhängigkeit führen. Und selbstverständlich ist auch der Krieg ein Ritual – wer wollte
leugnen, dass die terroristischen Angriffe auf Kraftplätze des Westens ritueller Natur waren.)
Feste hingegen sind offene Begegnungsräume, die der gemeinsamen Gestaltung bedürfen.
Feste (im Gegensatz zu Events) kennen keine TeilnehmerInnen, sondern nur TeilgeberInnen –
erst dann können sie Beginn, Höhepunkt oder Abschluss einer Entwicklung sein.
Eine besondere Fähigkeit, Beziehung zwischen Ordnung und Chaos herzustellen, beweist das
Spiel – deswegen ist es wohl für uns so wichtig. Das Ritual des Spielens lebt wie kaum ein
anderes Tun von Ordnung und Chaos, denn es braucht Spielregeln, also Ordnung – und lebt
dennoch vom Unerwarteten: niemand würde spielen oder einem Spiel beiwohnen, wenn das
Ergebnis schon am Anfang feststünde. Der Reiz und die Spannung des Spiels liegt ja gerade
darin, dass dies nicht der Fall ist. Einlassen auf das Unbekannte ist die Devise, und jede(r),
jedes Team versucht, den SpielpartnerInnen möglichst viele solcher überraschenden Momente
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zuzufügen. Stell dir eine geordnete und vorstrukturierte Skiabfahrt oder ein Fußballspiel vor,
in dem alle Spielzüge vorher vereinbart wären: Fadesse pur.
Spielen macht uns lebendig, schafft Konzentration, Mitte und Beziehung. Wenn du mit deiner
Familie oder mit deinen FreundInnen ein ganz banales Spiel, das die Begegnung von Chaos
und Ordnung spürbar macht, spielen willst, schlage ich dir folgendes vor: setzt oder stellt
euch in einen Kreis und zählt von 1 bis 10. Die Reihenfolge, wer also die nächste Zahl sagt,
ist jedoch nicht vorgegeben. Sprechen zwei zur selben Zeit eine Zahl aus, so geht’s von vorne
los. Du wirst erleben, wie viel Spaß und Lebendigkeit, aber auch Intuition und
Kommunikation selbst solche (anscheinend) banalen Spiele bringen...
Die höchste, intensivste und bewussteste Form des Rituals ist der Initiationsritus : die
Einweihung in neue Lebensphasen brauchen wir deshalb so dringend, weil am Anfang und
Ende solcher Zeiten Verunsicherung herrscht. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der
uns beschützt und der uns hilft zu leben“ schreibt Hermann Hesse (Deutsch-Schweizer
Schriftsteller am Beginn des 20.Jahrhunderts) in seinem Gedicht „Stufen“ – dazu ist es aber
notwendig, diesen Anfang bewusst zu machen. Ebenso heißt es darin: „Es wird auch noch die
Todesstunde uns neuen Räumen ewig jung entgegensenden. Wohlan denn Herz, nimm
Abschied und gesunde“.
Nun ist es so, dass ein Ritual als außeralltägliches Ereignis seine Entsprechung, ja
Grundlage im Alltag haben muss: Rituale zwischen Menschen geben nur dann Kraft, wenn es
auch ein soziales Netz des Alltags gibt, das hält. Einen Mangel an Verbindungen und
Verbindlichkeiten im Alltag, das fehlende gute Wort zwischendurch, die nicht eingehaltenen
Vereinbarungen kann auch das schönste Fest nicht wettmachen. Kränkung passiert im Alltag.
Heilung auch.
Wenn wir dem heute vielstrapazierten Wort des Netzwerks und der Vernetzung auf den
Grund gehen, so wird uns ein wesentlicher Aspekt von Beziehung bewusst. Nehmen wir das
Bild des Sprungtuchs, das Menschen auffangen kann, gerade auch dann, wenn sie fallen: Ein
Sprungtuch gewinnt seine rettende Kraft nicht dadurch, dass wir alle beisammenstehen und
möglichst einer Meinung sind – zwischen uns würde es schlaff zu Boden hängen. Auch wenn
wir (was politische Vereinfacherer gerne vorschlagen) alle im Gleichschritt in eine Richtung
gehen, entsteht keine Spannung. Ein Rettungstuch entfaltet sich nur dann, wenn wir alle uns
des gemeinsamen Ganzen bewusst werden und dann ein(e) jede/r in unsere je eigene Richtung
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gehen – sternförmig auseinander. Wir nehmen damit also Beziehung zur gemeinsamen Mitte
auf und ziehen dann in verschiedene Richtungen.
Fazit: Beziehung entwickelt sich nicht aus Gleichheit, sondern aus Verschiedenheit und
Vielfalt.
Bereichernd können unsere Partnerschaften, Familien, Teams, das Völkergemisch, das
Panoptikum der Kulturen auf diesem Planeten sein, wenn wir Beziehung so definieren:
Miteinander, Ineinander, Gegeneinander, dem eine gemeinsame Mitte innewohnt!
Insbesondere was Rituale in Übergangssituationen betrifft, haben wir großen Nachholbedarf.
Zu oft werden Menschen mit ihren Anfangs- und Endsituationen alleine gelassen. Zu selten
wird die heilende Kraft des Rituals benützt und damit Kränkung vermieden. Wie gehen wir –
um bei einem Lebensbereich, dem 4-jährigen „Karsamstag“ der Pubertät zu bleiben – mit
dieser Übergangszeit um? Feiern wir die erste Menstruation des Mädchens im Kreis der
Frauen, weil eine vom Kind zur Frau wird? Und werden junge Männer im Stimmbruch von
den Alten mit ihren Erfahrungen beschenkt und aufgenommen? Ist der erste Schultag einer
der Beheimatung? Wir dürfen uns nicht wundern, dass Jugendliche angesichts des Mangels an
rituellen Formen zu Ersatzritualen greifen, die oft große Macht haben: der Eintritt in eine
Jugendsekte oder extreme politische Gruppierung, die Heimat vermittelt, wie wir sie nicht
geben können; das gemeinsame Saufritual am Bierfest, der rituelle Drogenkonsum im
Geheimen, das alles schafft Heimat (schließlich kommen beide Worte, „Geheimnis“ und
„Heimat“, aus dem selben Wortstamm). Aber auch in der Öffentlichkeit müssen oftmals
Wirtschaftsprodukte wie die Jugendkarte der Banken das Gefühl vermitteln, dabeizusein,
wenn es die Beziehungsarbeit nicht tut...
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Möglichkeiten zu Ritualen liegen oft ungenützt auf der Straße der Entwicklung. Wenn wir
jedoch die Augen öffnen, bieten sich täglich Zeichen und Begegnungen an, die Ordnung ins
Chaos bringen, Stabilität in die Verunsicherung, die gut tun und heilen.
Wie klar habe ich noch den Nachmittag vor Augen, als unser Jüngster keuchend und mit
leuchtenden Augen die Treppe hochgelaufen kam und im Gang schon rief: „Papa, Papa, heute
hab ich das erste Mal einen Hund gestreichelt!“, hatte er doch jahrelang große Angst vor
Hunden gehabt und gerade jetzt ein ihm unverdächtiges Tier sich kurz zu berühren getraut.
Ein besonderer Anlass, den ich als alltäglich abtun, zynisch entwerten – oder ihm mit einem
kleinen Fest Bedeutung verleihen kann.
Ich kniete nieder und freute mich 2 Minuten mit ihm; und es war ganz klar: Heute hatte etwas
ganz Neues begonnen, in ihm Platz genommen, heute war aus Angst Mut geworden und
Entwicklung passiert.
Wenn du dich erinnerst: Welche Momente in deinem Leben waren es, die dir Halt gegeben
haben, Halt geben bis heute, die dein Leben tragen? Waren es die großen, rauschenden
Feierlichkeiten – oder doch die kleinen Momente, in denen ein Mensch zur rechten Zeit deine
Hand ergriffen hat?
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Jutta Lack-Strecker
SCHEIDUNGSZEREMONIEN
Der Ritus setzt die Ehrlichkeit des Gefühls voraus. (Sammlung von Louen-Yu)
Die Einwirkung des Ritus auf die Bildung des Menschen ist von geheimer Art.
Sie kommt dem Bösen zuvor, ehe es noch auftritt;
sie rückt ihn dem Guten näher und dem Bösen ferner,
ohne daß er es merkt.
Li-Ki (Memoires sur les rites)
1. Übergang und Entlastung
Übergangsriten haben mit Überquerungen von Grenzen, mit Status- und Zustandswechseln zu
tun. In unterschiedlichen Kulturen diente das Ritual der Bindung tiefer menschlicher Ängste
und der Vermeidung gesellschaftlicher Katastrophen. Rituale in diesem Verständnis sind in
unseren westlichen Gesellschaften weitgehend verloren gegangen. Geblieben sind rituelle
Zeremonien - z.T. erstarrte - die jedes größere Lebensereignis begleiten: glücklich vorwärtsweisende Ereignisse wie Geburt, Taufe, Geburtstage, Kommunion, Konfirmation, Heirat,
Jubiläen, aber auch vor allem Tod.
Rituale machen auch deutlich, daß eine Schwelle überquert wird, die in eine neue Welt führt.
In verschiedendsten Kulturen wird z.B. die Türschwelle Brennpunkt ritueller Handlungen. Sie
wird mit Blut oder reinigendem Wasser besprengt, sie wird rituell gefegt, mit Weihrauch oder
Parfümen beräuchert; magische oder heilige Objekte werden an die Tür gehängt oder Türen
und ihre Umgebung werden selbst architektonisch ritualisiert, indem sie zum Portal werden.
Reste davon haben sich in dem Brauch erhalten, die Braut oder die Geliebte über die Schwelle
zu tragen.
Die Schwelle, dieses Außerhalb von Innen und Außen, außerhalb eines vertrauten Zustands
(z.B. Ehe) und noch nicht in einer neuen Form (z.B. der Familie) ist dialektisch, denn es
erlaubt einen dritten Standpunkt, von dem das Innen und Außen, das Vergangene
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und das Zukünftige in seiner Beziehungshaftigkeit erst richtig gesehen werden kann. In
diesem Sinne ist die neutrale Zone, "das Niemandsland", der rituelle Raum überhaupt nicht
neutral, sondern aktivierend und zwingt zur Reflexion und zur Stellungnahme.
Im Zuge der allmählichen gesellschaftlichen Akzeptanz von Trennung und Scheidung wächst
- bisher besonders in bestimmten Teilen der USA - Interesse und Bedürfnis auch für diesen
einschneidenden und schmerzvollen Übergang, Riten zu entwickeln, die sowohl Abschied
ermöglichen und erleichtern als auch Chancen eines Neubeginns unterstützen.
Viele sich trennende Paare erleben moralische Sanktionierung ihrer unterschiedlichen
Umwelten und entbehren oft hilfreiche und ermutigende Unterstützung für das Gesamtsystem
Familie, obwohl einzelne Familienmitglieder durchaus kompetente professionelle Hilfe, sei es
in einem Mediationsprozess, sei es von seiten ihrer Anwälte/Anwältinnen, sei es in
Trennungsberatung oder sorgfältiger Anhörung der Kinder und Jugendlichen bzw. in einem
Mediationsprozess, erfahren haben mögen.
Tilman Moser weist in seinem Artikel "Familienkrieg und Friedenskonferenz" (FAZ, 2.
Oktober 1993) auf den eklatanten Mangel einer Ethik der Trennung und Scheidung hin.
Einen neuen ethischen und normativen Rahmen um Trennungs- und Scheidungsgeschehen zu
setzen, ist das Bemühen von Trennungsritualen, und zwar angefangen vom Entwurf eines
angemessenen und möglichen Rituals bis zu seiner Durchführung. Dazwischen können - und
sollten - Monate liegen; der Entwurf oder die Idee einer möglichen Trennungszeremonie
jedoch zeigt sich als Leitfaden, als stabiler Rahmen dieser instabilen Zeit, als "ethisches
Geländer" während der Trennungsvereinbarungen schon als hilfreich, selbst wenn es dann zu
keinem abschließenden Ritual oder zu einer Zeremonie kommen sollte.
Eine Scheidungszeremonie, an der neben der Kernfamilie, Freunde, weitere Familien- oder
Gemeindemitglieder teilnehmen, kann auch deshalb so wirkungsvoll sein, weil die Trennung
dadurch aus der bisherigen Tabu- und Schamebene der unmittelbar Betroffenen
herausge nommen und in Schutz einer Gemeinschaft anders erfahren wird.
Ein Ritual setzt die sorgfältige vorherige Begleitung des Paares durch die unterschiedlichen
Phasen des Trennungsprozesses voraus. Es setzt auch voraus, daß die diesen Prozeß
begleitenden Leiter, Berater etc. überzeugt sind, daß die in diesen Phasen oft vehement
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erlebten Gefühle von Verleugnung, Zorn, Rache, Wut, Trauer eine in sich selbst heilende
Wirkung haben und der Akzeptanz des Unabänderlichen bis zur Versöhnung mit dem
Schicksal vorausgehen, ja vorausgehen müssen.
Um ein Trennungsritual zu entwerfen und zu planen, sollten sich Vereinbarungen bewährt
haben und beide ein eigenes Ja zur Trennung gefunden haben, auch der- oder diejenige
PartnerIn, welche/r die Trennung und Scheidung ursprünglich nicht gewollt hatte. Nach
meiner Erfahrung sollten mindestens 4 Monate bis ein halbes Jahr zwischen der rechtlichen
Scheidung und dem abschließenden Ritual liegen.
In der Zeremonie selbst geht es dann - unterstützt durch die Leiter - um die gelungenen guten
Aspekte der gemeinsamen Zeit, um die Würdigungen der positiven Anstrengungen, um den
Erhalt der Familie, des Lebensplanes, der dann doch nicht gelang. Es geht auch darum,
herauszuarbeiten, was der eine Partner im anderen angeregt, was er/sie positiv im anderen
verändert, „herausgeliebt' hat, was beide behalten und mitnehmen werden, was sie bereichert
hat, was sie nur durch die Zeit mit der Partnerin/dem Partner erfahren konnten, und wofür es
zu danken gilt.
Das, was hier erfahren wird, im Schutze, aber auch in der Herausforderung von
„Halböffentlichkeit“, wird häufig erstmalig erfaßt, erstmalig erlebt, erstmalig ausgedrückt und
führt zu tiefer Ergriffenheit des Paares, der Familie, der Teilnehmer und der Anwesenden.
Fallbeispiel 1
Als Veronika und Gerd 1989 in meine Mediationpraxis kamen, stand die Gestaltung ihrer
räumlichen Trennung an, welche beide als eng verknüpft mit der Umgangsregelung für ihren
damals 7-jährigen, gerade eingeschulten Sohn Jan sahen. Finanzielle Belange wie Unterhalt,
Versicherungen, Kinderreisen etc. hatten sie bereits geregelt oder konnten sie in den ersten 2
Mediationssitzungen zügig klären. Beide waren in ihren akademischen Berufen professionell
engagiert und mit 34 und 36 Jahren sehr erfolgreich.
Die anstehende Teilung des in mehreren Jahren gemeinsam erworbenen Hausrates schien kein
Problem. Ihnen war klar, daß sie auf gegenseitigen Unterhalt verzichten wollten. Im Falle von
Not jedoch wollten sie sich helfen, ohne besonderen Vertrag.
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Beide hatten eine gute Tradition aufgebaut, sich gegenseitig den Rücken freizuhalten, ohne
daß Jan darunter litt. In vielen Erziehungsfragen waren sich Veronika und Gerd einig,
besonders auch darin, daß Jan als Einzelkind Freunde brauchte, die ihn wie früher in seinem
Elternhaus - zukünftig in seinen Elternhäusern - besuchen können und die auch weiterhin zu
kleinen und größeren Reisen eingeladen werden sollten.
Es wurde bald deutlich, daß die räumliche Gestaltungsfrage deshalb stagnierte, weil Gerd sich
äußerst irritiert zeigte, daß Veronika – nach der gemeinsamen Entscheidung zur Trennung eine neue Beziehung eingegangen war. Ursprünglich waren sie sich einig, daß Veronika mit
Jan in der ehelichen Wohnung bleiben sollte, und Gerd im Kietz, in der gewohnten
Umgebung von Jan und seinen Freunden, eine für seine und Jans Bedürfnisse angemessene
Wohnung suchen wollte. Veronika zeigte zunächst wenig Zugang zu Gerd's starker
Betroffenheit, wertete diese eher als Eifersucht ab, die sie doch beide intellektuell nicht
akzeptierten, - und konnte nicht nach- vollziehen, warum Gerd zögerte, im Kietz eine
Wohnung zu finden. Gerd: "Ich fürchte, meine Fassung zu verlieren, sollte ich meiner Frau
mit ihrer neuen Liebe begegnen."
Alle bisherigen Vereinbarungen, die ja primär dem Wohle von Jan untergeordnet waren,
kippten. Wut, Trotz, Aggression und Enttäuschung flammten für Veronika und Gerd in nie
gekanntem Ausmaß auf. Jan entwickelte starke Ängste, die oft nur mit Zwangshandlungen zu
dämpfen waren. Er musste kleine Alltagsziele wie zur Schule, zum Hort, nach Hause, ins
Bett, aufwendig „umgehen“. Er mußte sie häufig symbolisch unsichtbar machen oder
verstecken.
Wir mußten mit der Mediation neu beginnen. Die Umgangsregelung sollte nunmehr
pedantisch gerechter und nicht nur zum Wohle Jans neu geregelt werden etc.
Eine konsequente "Mediationsarbeit" führte nach und nach zu verläßlichen, angemessenen
und flexiblen Vereinbarungen. Veronika lernte, neben der Eifersucht auch Gerds Angst vor
der Verletzung durch eine Begegnung mit dem jungen Glück zu sehen. Gerd lernte das Recht
auf eigene Gestaltung einer Partnerschaft respektieren. Sie fanden Lösungen, die sowohl Jans
als auch ihren persönlichen Bedürfnissen gerecht wurden. Sie arbeiteten mit
Zwischenvereinbarungen, welche kooperativ ausprobiert wurden. Sie waren über die
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Möglichkeit und den Sinn von Abschlußritualen informiert und hatten sich interessiert und
offen gezeigt.
Erst ein Jahr später, wenige Wochen vor den Sommerferien, meldeten sie sich, um den
Rahmen für die Unterzeichnung ihrer Abschlußvereinbarungen, die sich bewährt hatten, zu
besprechen. Beide wünschten sich ein kleines Ritual, in dem Elemente des Sich- Dankens
enthalten sein sollten und auch die wichtigsten Verein- barungen für die Zukunft ihres
nunmehr 9-jährigen Sohnes verlesen und besprochen werden sollten.
Neben Jans Anwesenheit wollten beide eine beste Freundin dabei haben. Veronika schlug
dann vor, daß auch ihr neuer Partner, Heinrich, teilnehmen sollte. Bevor ich anmerken konnte,
daß ich die Teilnahme neuer Partner nicht empfehle - das gehört eher in eine
"Anfangszeremonie zur Kooperation von Stieffamilien" - stimmte Gerd vehement zu. Die
beiden Männer hatten sich inzwischen mehrmals getroffen, und es mußten sich gute
Erfahrungen ergeben haben. Der Termin wurde für den ersten Sommerferientag vormittags
vereinbart.
Die geplante kleine Zermonie war auf max. 50 Minuten festgelegt. Saft, Wasser und ein
Schokoladengebäck – "Zigarren", die in der Familie eine positive Bedeutung hatten, sollten
bereit stehen. „Sekt?“ – „Nein - soviel gib's ja nun auch nicht zu feiern!'
Ein strahlender Sommertag – vor Sommerferienbeginn – trug zur Festlichkeit bei. Die Sitzung
begann analog dem oben genannten Ablauf. Im nächsten Schritt wandte sich der Vater dem
Sohn zu, die relevanten Vereinbarungen wurden verständlich gemacht. Unerwartet ergänzte
Gerd: „Jan, Du weißt ja, ich konnte es nach Mamas und meiner Trennung längere Zeit nicht
gut aushalten, als ich merkte, Du magst den Heinrich mehr und mehr. Ich war so traurig und
verletzt und zornig. Heute möchte ich Dir sagen: Hab Spaß und tolle Ferien mit ihm und der
Mama. Das wünsche ich Dir, und es ist o.k. für mich.“
Es war still, als Vater und Sohn sich verstehend anschauten. Alle Beteiligten empfanden
wohl, daß diesen beiden Sätzen für heute nichts mehr folgen müßte. Nach der Erlaubnis des
Vaters, zum neuen Partner der Mutter eine eigene Beziehung entwickeln zu dürfen, ohne ihm
gegenüber illoyal zu werden, zeigte Jan ein so stilles, aber deutliches Aufatmen, das alle
berührte.
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Ohne Aufwand und ohne Worte fand die Sitzung ihren Abschluss. Einige Sätze noch - nichts
Gewichtiges, die Unterzeichnung der Vereinbarungen, ein Schluck Orangensaft, eine
"Zigarre", gute Wünsche. Nach 25 Minuten war die Abschiedsgesellschaft wieder draußen im
Sommer.
Rückmeldung nach einem Jahr: Es gehe allen recht gut - Jans Zwangshandlungen hätten sich
schon vor Monaten gelegt. Vereinbarungen würden verbindlich und flexibel gehandhabt.
(Zufällige) Rückmeldung nach 10 Jahren: Mediation und Ritual seien in eindrücklicher und
positiver Erinnerung.
2. Struktur einer Trennungszeremonie
Die Grundzüge der hier vorgestellten Struktur einer Scheidungszeremonie wurden nach einem
Internationalen Symposion zum Thema "Kinder und Jugendliche im Scheidungsprozeß ihrer
Eltern" im Mai 1993 in Berlin von Florence Kaslow (A life cycle perspective,N.Y., 1987)
übernommen und in den letzten Jahren in der Zusammenarbeit mit Harro Naumann, Berlin,
immer wieder ergänzt und weiterentwickelt. Die im Folgenden geschilderte Vorgehensweise
entspricht dem, wie sie unter anderem in einer Lehreinheit im Rahmen der
Mediationsausbildung an den BAFM-Instituten Berlin und Heidelberg, Frankfurt/Main,
Universität Oldenburg und FHSS Erfurt vorgestellt und in Form eines "simulierten
Zeremoniells“ durchgeführt wird. (Andere BAFM-Institute wie z.B. Hamburg und München –
bieten dieses Thema in besonderen Fortbildungsseminaren an.)
Erfahrungen und Rückmeldungen von TeilnehmerInnen gerade dieser "simulierten
Zeremonien" haben sich für deren Weiterentwicklungen als äußerst hilfreich erwiesen
Ein "simuliertes Ritual" wird von uns als Rollenübung für Fachkolleginnen und Fachkollegen
in Workshops und Seminaren durchgeführt, um den TeilnehmerInnen die Entscheidung zu
erleichtern, wer in Zukunft Scheidungszeremonien in die Beratungsarbeit integrieren möchte.
Die Grundstruktur ist für die "wirkliche" und die simulierte Trennungszeremonie gleich.
Ein simuliertes Ritual ist jedoch mehr als eine Rollenübung, wenn die Personen selbst
Trennungs-/Scheidungserfahrungen in Lebensphasen haben, die den Rollen in etwa
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entsprechen. Die eigenen damit verbundenen Erinnerungen und Gefühle werden während des
Rituals aktiviert, und im Schutze der Gruppe und der Leiter kann eine Überarbeitung der
jeweiligen Erfahrungen möglich werden. Ein Ritual also auf unterschiedlichen Erfahrungsund Lernebenen.
Angenommene Ausgangssituation:
Das Paar/die Familie befand sich im Vorlauf bei den MediatorInnen, die das Ritual anleiten,
in einer Trennungsberatung oder Mediation, so daß belastende ambivalente und "negative"
Gefühle bearbeitet werden konnten, und schon die Wahrnehmung der Trennung als eine
Phase des Überganges etabliert ist. Während der Mediation wurde die Struktur des Rituals
gemeinsam entwickelt (z.B. Wer nimmt teil? In welchem Rahmen? ...)
Begrüßung, räumliche Struktur, Eröffnungen:
Das Ritual beginnt mit der Begrüßung aller Teilnehmer. Unsere Erfahrung zeigt, daß es
wichtig ist, sich dabei Ruhe und Zeit zu nehmen. Besondere Aufmerksamkeit ist den Kindern
zu schenken, mitgebrachtes Spielzeug, Übergangsobjekte etc. können stützend
wirken.
- Den Personen wird ein stimmiger Platz zugewiesen. Das Paar steht sich z.B. auf gleicher
Ebene gegenüber. Freunde, Familienangehörige, Kollegen seitlich, eine Kreisform bildend,
jedem Partner zugeordnet. Die Kinder, den Kreis schließend, den Eltern gegenüber. Auch
hierbei ist es gut, den Kindern eine geschützte Situation zu schaffen, z.B. durch "haltende
Figuren". Hierdurch kann es ihnen erleichtert werden, das Geschehen aus beobachtendem
Abstand zu erleben. Diese Position is t für die Kinder in bezug auf beide sich trennenden
Eltern stimmig, bedeutet jedoch gleichzeitig eine tiefe Konfrontation mit ihren schmerzhaften
Gefühlen und Impulsen - sie können in dieser Abstandsposition nicht den Ausweg kreieren,
zwischen den Eltern "vermitteln" oder in vielleicht gewohnten Verhaltensweisen das
"System" vor dem Ausdrücken tiefer Gefühle retten.
Kinder - je nach Altersstufe - werden dies zunächst oft nicht als erleichternd sehen, sondern
als "gemein" und verunsichernd, da es sie aus einer pseudo-mächtigen Position entläßt. Im
Prozeß des Rituals, gegebenenfalls auch viel später, werden sich dann aber "heilende und
Sicherheit gebende Kräfte und auf die Zukunft gerichtete Informationen für sie eröffnen."
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- Nach dieser Eröffnung und Struktursetzung werden die Teilnehmer gebeten, während der
Zeremonie innerlich aufmerksam zu sein und auf das zu achten, was sie sehen, hören, fühlen,
erleben. Bei "simulierten Ritualen " im Rahmen der Weiterbildung findet nach der Zeremonie
eine ausführliche Rückkoppelung statt.
- Die Leiter der Zeremonie geben in einer Einführung Informationen über den Vorlauf, der zu
der Entscheidung, eine Zeremonie durchzuführen, führte. Diese sorgfältige Vorbereitung
dient dazu, einen sicheren Rahmen zu etablieren, der dafür bürgt, daß, wenn in sehr
konzentrierter, dichter Form noch einmal tiefe Emotionen erlebt werden, niemand überwältigt
wird.
Strukturierung des Ablaufs durch einfach „Regieanweisungen“ zB. an das Paar:
"Herzlich willkommen. Mit Ihrer heutigen Zusammenkunft dokumentieren Sie, daß Sie in der
Auseinandersetzung mit dem Prozeß Ihrer Trennung und Scheidung in eine neue Phase treten,
in der die Kooperation der Eltern zum Wohle der Kinder - und aus Liebe zu ihnen - im
Mittelpunkt stehen soll."
Die Funktion des Übergangs wird auf mehreren Ebenen in der Ritualform immer wieder
explizit und implizit verdeutlicht.
was Sie von Ihrem Sohn/Ihrer Tochter und Ihrem Schwiegersohn/Ihrer Schwiegertochter
brauchen, um die Beziehung zu den Enkeln pflegen zu können.“
Wir haben zunehmend gelernt, welche Bedeutung die Trennung ihrer Kinder für
Eltern/Großeltern bedeutet. Das Bild von Familie, welches sie an ihre Kinder weitergeben
wollten, zerbricht, die Idee von der Unverbrüchlichkeit der Liebe stirbt. Ein jüngerer Kollege
übernahm z.B. in einer simulierten Zeremonie auf einem DAF Jahreskongreß in Freiburg,
Herbst 1994, die Rolle des Großvaters. Er zeigte sich überrascht und bestürzt über die
heftigen Gefühle, die er in dieser Rolle erlebte. Sein zusammenfassender Kommentar., "Ich
lebe selber in Scheidung. Bisher habe ich es nicht verstanden oder nachvollziehen können,
warum mein Vater - bei aller Vorsicht sich derart emotional beteiligt über meine
bevorstehende Scheidung zeigt. Jetzt habe ich es begriffen."
18
- zur Freundin/Freund der jeweiligen Partner:
"Können Sie für sich selbst und als Repräsentantin des Freundeskreises Ihrer Freundin/Ihrem
Freund sagen, was Ihnen die Freundschaft bedeutet und was Sie ihr/ihm (Vorname) gerne an
Unterstützung anbieten wollen. - Mögen Sie den Kindern auch etwas sagen?"
An dieser Stelle der Zeremonie wird deutlich, daß mit der Trennung der Partner und der
Veränderung in der Familie noch sehr viel mehr Trennungen im näheren und weiteren Umfeld
verbunden sind!
Auch Freunde und Verwandte brauchen während des Rituals oft gute Stütze und Halt durch
die Therapeuten oder Gruppenmitglieder.
- zum Kind:
"Bitte, sag Deiner Mutter (Deinem Vater - jeweils einzeln), wie es Dir jetzt geht und was Du
in der Zukunft von ihr/ihm brauchst."
-zur Mutter (zum Vater):
"Können Sie den Kindern sagen, was sie Ihnen bedeuten und was Sie ihnen in Zukunft als
Mutter/Vater geben wollen."
"Wir schlagen vor, daß Sie sich nun mit Worten und Gesten von der alten Zeit verabschieden,
wie es für Sie stimmig ist. Sagen Sie sich, daß Sie jetzt eine neue Form der Beziehung
beginnen werden, besser als in den letzten belasteten Jahren.“
3. Ritual als Versöhnungsarbeit
Während des Trennungsrituals achten die LeiterInnen darauf, daß alle Teilnehmer gehört,
gesehen und verstanden werden. Ausgelöste Emotionen und Reaktionen werden begleitet,
zum Teil erklärt, zusammengefaßt und wieder in die Struktur zurückgeführt, die durch den
Ritualprozeß auch immer wieder leicht modifiziert wird. Ziel ist Erhalt von Fairness trotz der
Heftigkeit der Gefühle. Insofern ist das Trennungsritual auch ein Teil der
"Versöhnungsarbeit".
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Das Auseinandergehen, der Abschied, wird räumlich inszeniert. Die Teilnehmer gehen
nacheinander und werden bei dem Übertreten der "Schwelle" von den Leitern der Zeremonie
begleitet. Als letztes geht die neue "Kernfamilie, z.B. Kind/Kinder und der Elternteil, bei dem
die "Hauptresidenz" in der nächsten Zukunft sein wird. Bei diesem Teil der Familie
verbleiben auch die familiären "Übergangsobjekte“, z.B. Fotoalben oder Gegens tände, die
eine besondere Bedeutung haben.
Aus unserer Arbeit - wie auch aus mündlichen Rückmeldungen „simulierter
Scheidungszeremonien“ - lernen wir mehr und mehr über die besondere heikle Situation der
Kinder während eines Scheidungsrituals. Diese Erfa hrungen fließen immer wieder neu in
jedes Angebot eines Trennungsrituals ein.
Bei dem Entwurf und bei der Planung eines Trennungsrituals ist äußerst sorgfältig darauf zu
achten, ob Eltern und gegebenenfalls Großeltern in der Lage sind, die beteiligten Kinder
angemessen zu beschützen und zu unterstützen, das heißt, zunächst die Bedürfnisse und
Gefühle der Kinder zu erfassen und in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen.
Hier gilt ein Gedanke Helmuth Figdors.- "Nie brauchen Eltern autonomere, unabhängige re,
stabilere, selbstbewußtere, unkompliziertere Kinder als in dieser Phase ihres eigenen heftigen
Schmerzes und ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Trennung ...
... und nie brauchen Kinder liebevollere, geduldigere, auf- merksamere, einfühlsamere Eltern
als in dieser Trennungszeit ... vielleicht in den ersten neun Lebensmonaten.
Daß dieses weder Kinder noch Eltern möglich ist, ist niemandes Schuld, es ist das Dilemma."
(Figdor, H. „Zwischen Trauma und Hoffnung“, 1991)
Um sicher zu sein, daß die Erwachsenen mit der Bewältigung ihres Dilemmas den beteiligten
Kindern ausreichend Schutz und Unterstützung zuteil werden lassen, sollte ein Ritual - wenn
es dann paßt und gewünscht wird - erst einige Monate nach der erfolgten Scheidung
durchgeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Beteiligten ausreichend neuen festen
Boden unter ihren Füßen haben, wächst mit jedem Monat nach erfolgter Trennung/Scheidung.
20
4. Zeremonie und Mediation: welches Ende wann für wen?
Wie kann das Ergebnis einer Mediation gewürdigt und der Prozeß abschlossen werden?
Erfahrungen zeigen, daß der Entwurf eines Abschlusses zu den Menschen, ihren jeweiligen
Lebensgewohnheiten, ihrem persönlichen Lebensstil, ihren religiösen und/oder spirituellen
Bedürfnissen passen muß, stimmig sein muß. Umfang und Aufwand eines Rituals stellen
keine Qualität an sich dar, aber kleine Rituale zum Abschluß der Mediation können durchaus
eine große Wirkung haben.
Dabei bleibt zu bedenken, daß Zeremonien nicht für jede Trennungsfamilie empfohlen
werden können.
Manche Menschen würden es als sehr beschämend erleben, wenn sie in - wie auch immer geschützer Umgebung ihrer tiefen Verletzlichkeit, Gefühlen tiefer Dankbarkeit, Gefühlen von
Bedauern und Trauer Ausdruck verleihen müßten.
Manchmal erleben wir schon eine deutliche Veränderung des emotionalen Klimas während
der Mediationsarbeit, wenn über die Möglichkeit und Bedeutung eines Trennungsrituals
informiert wird, selbst wenn dieses Angebot dann später nicht aufgegriffen wird.
Fallbeispiel 2
Hans und Julia studierten noch, als Luisa und 2 Jahre später Marvin geboren wurden.
Ihre Fähigkeit, sich heiter bei allen anfallenden Familien- und Studienarbeiten zu
unterstützen, trug ihnen bald die Bewunderung von Kommilitonen und später von Kollegen
ein. Noch größere Bewunderung erhielten sie 6 Jahre später, nachdem sie sich getrennt hatten:
sie behielten das Interesse aneinander als Menschen, als Kollegen, die Kooperation als Eltern,
das Engagement für berufliche Ziele (beide Pädagogen) und galten bald als "ideales
Trennungspaar". Zusammen mit ihren Kindern und Freunden verbrachten sie Ferien, erlebten
Reisen, welche die Unverbrüchlichkeit ihrer ganz besonderen Beziehung bezeugten.
Als sie Jahre später, Luise ist 17, Marvin 15 Jahre, zur Mediation kommen, scheint diese
Idylle zerbrochen. Voller Mißtrauen und Argwohn, voller Zorn und gegenseitigem
Vorwürfen, voller Zweifel beginnt eine mühsame Mediationsarbeit. Als sie sich in der 4.
21
Sitzung völlig blockiert zeigen, gebe ich ihnen zu verstehen, daß es für sie ja auch besonders
schwer sein müsse, weil sie nicht nur noch einmal mit ihrer Trennung konfrontiert seien,
sondern daß sie sich ja auch von der Zeit und der Idee des "Traumtrennungspaares"
verabschieden müßten. Ich informiere sie von der Möglichkeit eines späteren
Trennungsrituals, in dem sie sich für die gelungenen Aspekte dieser ganz besonderen
nachehelichen Beziehung bedanken konnten.
Meine Anerkennung, daß es hier um einen besonderen Abschied gehen würde, veränderte ihre
konfrontative Haltung. Sie konnten diese Anerkennung sowie die Idee eines Rituals im oben
genannten Sinne, an dem gegebenenfalls ihre Kinder und ausgewählte Freunde teilnehmen
würden, aufgreifen. Damit war implizit eine grundsätzliche gegenseitige Anerkennung ihrer
Bemühungen und Leistungen schon erfolgt - beide wurden nachdenklich, zugewandt und
zeigten sich dies gegenseitig durch Bewegtheit und Tränen.
Es folgten sechs weitere, nicht immer leichte Mediationssitzungen. Nach der Unterzeichnung
der Abschlußvereinbarungen fragte ich sie, was ihne n geholfen habe, diese oft auch
schwierige Verhandlung durchzuhalten? Fast gleichzeitig meinten sie, die Liebe zu unseren
Kindern und die Idee, daß wir dieses Ritual verabreden können.
Die vorbereitende Sitzung für das Ritual wurde für vier Monate später festgelegt. Beide
kamen; die Mediationsvereinbarungen hatten sich bewährt. Zögernd eröffnete Hans, daß es
für ihn doch nicht stimmig sei, so eine "intime Zusammenkunft" mit Kindern und Freunden unter Ausschluss seiner neuen Frau - durchzuführen. Erstaunlicherweise reagierte Julia
verständnisvoll und gelassen. Für sie sei das Wichtigste ja schon passiert: nicht nur, daß sie
kooperative und faire Vereinbarungen getroffen hatten, sondern daß Hans durch die
grundsätzliche Bereitschaft zu einem Ritual gezeigt habe, daß er ihre schöne Zeit der jungen
Liebe wie auch die Zeit als gelassenes und heiteres Trennungspaar wirklich wertgeschätzt und
gemocht habe, und daß er sich nicht von dieser Zeit distanziere, was sie zunächst befürchtet
hatte. Nachdem Hans ihr dies noch einmal bestätigte, sagte Julia zu ihm: „Ich versichere Dir
auch, daß ich die besondere Zeit mit Dir in Ehren halten werde - auch für unsere Kinder.“
Vielleicht geht es in manchen dieser Trennungsritualen nicht nur um Anerkennung und Dank,
sondern implizit auch um eine besondere Art von "Treueversprechen", der Würdigung der
gemeinsamen Zeit, der vergangenen Liebe.
22
„Wie kann ich schwören, dich immer zu lieben und immer nur dich? Wer kann auf
seine Gefühle schwören? Und wozu die Fiktion aufrechterhalten, wenn keine Liebe
mehr da ist, samt allen Lasten und Verpflichtungen? Aber das ist kein Grund, das
Gewesene zu verleugnen oder schlechtzumachen. Wieso müssen wir immer den
Vergangenen untreu werden, um das Gegenwärtige zu lieben? Ich schwöre dir nicht,
daß ich dich immer lieben werde, aber ich schwöre, daß ich dieser Liebe, die wir
erleben, immer treu bleiben werde. Untreue ist nicht freie Liebe, sondern vergessene,
verleugnende Liebe, eine Liebe, die das, was sie geliebt hat, vergißt und haßt, und die
sich dadurch selbst vergißt und haßt. Aber ist das noch Liebe?" (aus,. "Die Treue" von
Andrea Comte-Sponville, Kleines Brevier der Tugenden und Werte)
„Die Entwicklung des Ritus auf die Bildung des Menschen ist von geheimer Art...“
Ganz offensichtlich bewirkt schon die Beschäftigung mit der Idee eines Ritus oder einer
Trennungszeremonie Veränderung.
5. Zur Leitung von Zeremonien
Das Größte wahrscheinlich ist, mittels Seele die Seele zu erfahren; sicherlich
hatte die Weisung Apollos
eben dieses im Sinn, als er mahnte,
es suche vor allem jeder sich selbst zu erkennen.
(Cicero)
Die Mediatorlnnen/TherapeutInnen sind als LeiterInnen von Abschlußritualen am rituellen
Geschehen unmittelbar beteiligt. Ihre Rolle beschränkt sich nicht nur darauf, diesem Prozeß wie oben beschrieben - Struktur zu verleihen, als auch den Ablauf transparent werden zu
lassen, den Prozeß der teilnehmenden Gruppe kognitiv und intuitiv nachzuvollziehen,
Unterstützung zu geben, positiv zu konotieren und gegebenenfalls zu "refraimen". Vielmehr
ist er/sie mit aktuellen Gefühlen und Emotionen beteiligt und setzt diese auch in der Arbeit
mit Ritualen um. Dem Entwicklungsprozeß der Person des Therapeuten, dem Umgang mit
Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen muß deshalb besondere Beachtung
geschenkt werden.
23
LeiterInnen sollten die Wirksamkeit und die Macht von Ritualen selber erfahren haben; sie
sollen in ihrem Inneren erlebt haben, was Vorsicht und Schutz durch begleitende
Mediatorlnnen/Therapeutinnen bedeutet, ebenso, was es heißt, Respekt vor der eigenen
Begrenztheit und Besonderheit zu erleben. LeiterInnen müssen selber die Bedeutung und
Wirksamkeit von Wertschätzung kennen.
Eigene Erfahrungen von Mangel an Schutz oder von Respektlosigkeit können nur dann eine
gute Voraussetzung zur Durchführung von Ritualen sein, wenn sie therapeutisch
durchgearbeitet sind, das heißt, ein stabiles Selbstwertgefühl gewachsen ist.
LeiterInnen brauchen die Erfahrung, wie unterschiedlich die Dimension Zeit ist, die
Menschen für Veränderungen benötigen. Sie sollten nicht vergessen haben, wie zögernd und
skeptisch sie selbst oft inneren Veränderungsprozessen - oder Anregungen dazu gegenüberstanden und auch immer wieder stehen. Sie sollten wissen, wie zerbrechlich und
fragil die Würde eines Menschen, einer Situation sein kann. Sie gehen darum ausgesprochen
sorgfältig mit der Frage um, wann der angemessene Zeitpunkt für einen rituellen Abschluß
einer Mediation sein könnte.
LeiterInnen kennen die Erfahrung, daß Rituale nur dann wirksam werden, wenn die
Teilnehmenden keine Zuschauer sind. Sie arbeiten daher daraufhin, daß alle am Ritual
Beteiligten Akteure dieses Prozesses werden. Sie sollten sich informieren, um die religiösen,
kulturellen und familiären Traditionen eines jeden Teilnehmenden würdigen zu können. Sie
sorgen dafür, daß der Ablauf des Rituals auch im Detail transparent ist, verstanden wird und
von den Klienten so gewollt wird.
LeiterInnen von Ritualen sollen selber die Erfahrung gemacht haben, wie unerläßlich es für
Trennungen ist, daß das Gute, das zu Bewahrende, was zwischen zwei Menschen in der
Vergangenheit entstanden ist, bewußt angenommen, bewußt benannt wird, indem sich die
scheidenden Partner beieinander bedanken. Auch eigene Entwicklungsmöglichkeiten, die sich
in dieser besonderen Beziehung herausbildeten, gehören dazu.
Jellouschek betont:
"Wenn Paare sich nicht trennen können, obwohl keine Fortsetzung der Beziehung mehr
möglich scheint, liegt es oft daran, daß sie das Gute, das zwischen ihnen war, nicht
24
anerkennen und voneina nder nehmen können. Dieses Nicht-Nehmen ist häufig die unerledigte
Angelegenheit zwischen ihnen, die sie voneinander nicht loskommen läßt."
Fallbeispiel 3
In der Lehre von Ritualen stelle ich, wenn es angemessen ist, und wenn es hilft, das oben
genannte Prinzip und die Bedeutsamkeit des Dankens zu erläutern, durchaus eigene,
zurückliegende biographische Erfahrungen zur Verfügung.
Ein Beispiel, das ich manchmal benutzt habe und ich gerne zur Verfügung stelle, ist der
Abschied, den meine Tochter von ihrer Kindheit wählte: Nach den verschiedenen Feiern nach
dem Abitur, hatte Lucie den Wunsch, mit ihrer Mutter, mit der sie einige Jahre allein
zusammengelebt hatte, einen besonderen Abschluss der Schulzeit zu zelebrieren. Sie schlug
ein kleines Mittagessen vor. Sie bereitete es selbst, durchaus einfach, der Tisch aber war
festlich gedeckt, mit weißem Tuch, Kerzen und den schönsten Gläsern.
Nach kurzem Plaudern und der Anerkennung der Suppe und des Salates durch mich, begann
sie konzentriert und klar: "Mama, ic h möchte Dir danken – dafür, was Du mir ermöglicht und
wie Du mich erzogen hast, daß viele Freundinnen und Freunde in diesem Haus willkommen
waren, daß ich Instrumente ausprobieren und spielen lernen konnte, daß ich unterschiedliche
Schul- und Sportarten wählen konnte, daß ich tanzen durfte, daß ich reisen durfte, daß ich
selber entscheiden konnte, mich konfirmieren zu lassen, nachdem Du entschieden hattest, daß
ich den Konfirmationsunterricht besuche; daß Du mich gezwungen hast, manche Dinge
durchzuhalten oder nicht zu schnell aufzugeben, ..."
Mein Mutterherz weitete sich. Bevor ich vor Rührung dahinschmelzen konnte, spürte ich,
diese junge Tochter gibt Dir, ohne daß es wohl so beabsichtigt war, noch eine andere wichtige
Botschaft. Kurz gefaßt war diese für mich - Mutter, ich danke Dir für die gute Erziehung, aber
diese hat jetzt auch ein Ende. Ein Übergang war markiert. Punkt. Klar. Unwiderruflich.
Diese Grenzziehung durch ihren Dank war nachhaltig wirksam. Nie wieder habe ich den
Versuch gemacht, sie zu "erziehen". Wir haben neue Formen der Beratung und der
Auseinandersetzung für ihre weitere Ausbildungs- und Lebensplanung gefunden.
25
5 GRUNDTHEMEN IN RITUALEN
1. Mitgliedschaft
2. Heilung
3. Identität
4. Meinungsäußerung und Diskussion konträrer Meinungen
5. Zelebration / Feiern
Jedes Ritual kann eines oder mehrere dieser Themen umfassen.
1. Mitgliedschaft
Übergänge im Leben einer Familie, die durch normative Rituale markiert werden: Taufe,
Kommunion, Konfirmation, Jugendweihe, Hochzeit, Bar-Mizwa-Feier. Sie bestätigen die
Mitgliedschaft und Zugehörigkeit in Familien, erweiterten Familien wie auch in den
Gemeinden und anderen größeren Systemen.
Examensfeiern:
Solche Feiern markieren Veränderungen, die schon eingesetzt haben.
Sie können aber auch auf kommende Veränderungen hinweisen oder notwendige
Veränderungen in Beziehungen erleichtern.
Für viele besonderen Familienformen bzw. Situationen fehlen normative Rituale:
z.B. Adoptiv- und Stieffamilien, Homosexuelle Paare, Abschiedsrituale von behinderten
Kindern. Besonderes Problem von Stieffamilien: Sie beginnen mit einem Hochzeitsritual, das
irrigerweise suggeriert, sie seien mit einer neuen Familie identisch.
2. Heilung
Heilung von Personen oder Beziehungen
Bei Verlust: Rituale sollen ihn markie ren, den Ausdruck von Trauer erleichtern und darauf
verweisen, daß das Leben weitergeht. (Gemeinsame Mahlzeiten)
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Die Bestätigung eines Verlustes vom sozialen Umfeld erleichtert Heilung.
Das Fehlen der sozialen Anerkennung eines Verlustes (unverheiratete Paare) erschwert sie –
Verlust wird nicht ernstgenommen (z.B. von Freunden und Verwandten).
Verluste von Körperteilen, von Rollen, Lebenserwartungen und Träumen.
Verluste aufgrund von Migration, - (Knüpfen von kulturübergreifenden Bändern)
Vergebungs- und Versöhnungsrituale
3. Definitionalneudefinition von Identität
Identitäten von Einzelnen, Familien und Systemen können sich bereichernd breit und flexibel
oder auch eng und einschränkend gestalten.
Normative Rituale erleichtern es, Identitäten nicht nur zu erfahren, sondern stellen auch
Chancen dar, diese zu verändern.
Geburtstage, Einschulung, Kommunion, Konfirmation, Jugendweihe, Bar-Mizwa, Hochzeit
definieren Identitäten um und markieren Übergänge und neue Rollenerwartungen.
Für andere bedeutsam Veränderungen in Familien fehlen angemessene normative Rituale:
Adoption, Stieffamilien-Gründung, Lebensverbindungen homosexueller Paare etc.
Unter den Bedingungen der Globalisierung kann es eine Frage von großer Bedeutung für die
Zukunft von Demokratie und Gesellschaft werden, wie kulturelle Identität zu bewahren ist,
Orientierung und Bindung nicht verlorengeht und dennoch kulturelle Vielfalt begrüßt wird
und mehr und mehr - ohne Identitätsverlust zu befürchten - Offenheit und Akzeptanz entsteht.
4. Rituale zur Meinungsäußerung und zur Diskussion konträrer Meinungen
Roundtable, Speakers Corner in London, ADR ... Mediation selbst kann als ein solches Ritual
gesehen werden. Ein bekanntes therapeutisches Ritual stellte die Mailänder Gruppe
1979 vor: das Ritual der "geraden und ungeraden Tage". (Selvini, Palazzoli et. al., 1979)
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In Familien, in denen Eltern ihre Autorität gegenseitig unterminieren, "bestimmt" jeweils ein
Elternteil an geraden, der andere an ungeraden Tagen. Die Akzeptanz dieser Aufteilung
schließt eine implizite Anerkennung der unterschiedlichen Erziehungshaltungen der Eltern
ein, weil jedem die gleiche Anzahl von Tagen eingeräumt wird, während der andere nur
beobachten soll.
5. Zelebration/ Feiern
Feier: ein Thema aller Rituale, die Übergänge begleiten oder religiöse und kulturelle Feiertage
würdigen. Ethnische Bräuche gehören dazu, spezielle Speisen, Getränke, Musik oder
Geschenke, Kleidung, die nur diesen besonderen Ereignissen vorbehalten sind.
Familien-Rituale haben geschlossene, genau festgelegte Teile, aber auch offene Abschnitte
zum Improvisieren und zur individuellen Gestaltung.
Die Vorbereitung, die gemeinsame Entwicklung des Ablaufes und gegebenenfalls die
Vereinbarung von symbolischen Handlungen ist ein wesentlicher Bestandteil eines
Trennungsrituals.
Abschied genommen wird hier nur von einem bisherigen gemeinsamen Bild der Familie (mit
den Eltern als Paar), nicht aber von den einzelnen Menschen. Jeder kann dazu beitragen, ein
neues Bild mit Unterschiedlichkeit und Beweglichkeit zu gestalten.
Klare Strukturen und ein von allen akzeptierter würdiger Rahmen ermöglicht das
Konzentrieren auf Wesentliches und kann in der Erinnerung jederzeit und schnell faßbar
werden. Das "Festliche" trägt ebenfalls zur Erinnerung bei.
Durch ein Ritual kann ein gemeinsames Erlebnis geschaffen werden, welches Trennung und
Neudefinition weniger als etwas Gegensätzliches, vielmehr als etwas Sich-Ergänzendes
begreift.
28
Literatur:
"Rituale", Evan Imber-Black/Janine Roberts/Richard A. Whiting Rituale in Familien und
Famimilientherapie
Carl Auer-Systeme, Verl. und Verl.-Buchh., 1993, ISBN 3.927809-13-6
29
THEMENSCHWERPUNKTE ZUR ARBEIT MIT RITUALEN
Mag. Dr. Eduard Waidhofer
Gruppe 1: ABLÖS UNGSKONFLIKTE IN ZEITEN DER PUBERTÄT UND
ADOLESZENZ
Ablösung in der Familie - Hilfestellung für Eltern und Jugendliche im
Beratungskontext
Das Thema Ablösung begleitet den ganzen Familienlebenszyklus. Die Ablösung eines
Jugendlichen von seiner Familie und sein Streben nach Autonomie lösen bei Eltern häufig
ambivalente Gefühle aus. Übergangsrituale können hier zum Gelingen der Ablösung und des
Loslassens beitragen.
Wozu Rituale?
Erwachsen wird man nicht durch die erste Zigarette, durch Alkoholkonsum, durch das erste
Moped oder Auto, durch Mutproben, durch den Gesellenbrief oder die Matura, auch nicht
automatisch mit dem 18. Geburtstag.
Erwachsen werden ist eine schwierige Aufgabe und große Herausforderung. Sie erfordert
sowohl von Kindern als auch von Eltern, Bisheriges loszulassen, sich zu verabschieden und
Neues zu ergreifen. Übergangskrisen können zu enormen Entwicklungschancen werden,
wenn sie von Ritualen begleitet werden. Übergangsrituale helfen dem Einzelnen, die Angst
vor dem Neuen, vor dem Ungewissen zu bewältigen. Sie helfen auch dabei, gestärkt durch die
Gemeinschaft in einen neuen Lebensabschnitt einzusteigen. Sie unterstützen den
Rollenwechsel und sie stärken die Fähigkeit, Widersprüche nebene inander stehen zu lassen.
Rituale sind besonders hilfreich, wenn die sozialen Konflikte festgefahren sind oder
Entwicklungen blockiert sind. Rituale markieren die Übergänge von einem Status zum
anderen.
In den modernen Gesellschaften sind diese Übergangsrituale weitgehend verschwunden.
Initiationsäquivalente finden sich unter anderem bei der Firmung oder Konfirmation, beim
internationalen Schüleraustausch, im Bereich der Abenteuerpädagogik und des
30
Pfadfindertums. In der Übergangszeit der Pubertät braucht der Jugendliche nicht nur
Gleichaltrige, sondern auch ältere Freunde und "Mentoren".
Initiationsriten
Die Anthropologen Arnold van Gennep und Victor Turner haben bei Initiations- und
Übergangsriten in archaischen Gesellschaften drei Phasen gefunden: Trennungsphase,
Übergangs- oder Schwellenphase und Wiedereingliederungsphase.
In der ersten Phase wird der Jugendliche vom Elternhaus und von der größeren Gruppe der
Gemeinschaft getrennt und an einem besonderen Ort untergebracht. Die physische Trennung
kennzeichnet die Entfernung aus dem alten Status.
In der zweiten Phase des Übergangs hat der Jugendliche keinen Status, weder den alten noch
den neuen, er ist weder Junge noch Mann, weder Mädchen noch Frau. Es kommt zu einer
Desorganistation und einem Ausnahmezustand.
In der Phase der Reintegration und Einfügung in die Gemeinschaft bekommt der Jugendliche
einen neuen Namen, eine neue Kleidung, und die Aufnahme in die Erwachsenenwelt wird mit
einem Fest in der Gemeinde gefeiert. Das Kind ist "gestorben" und wurde als Erwachsener
"wiedergeboren".
Auch bei uns gab es vor einigen Jahrhunderten in der traditionellen Dorfgesellschaft noch
verbindliche Pubertätsriten. Viele überlieferte Rituale haben in der heutigen Gesellschaft
jedoch ihre Bedeutung verloren. Ein Großteil der Eltern heute will ihre Kinder bewußt mit
wenig Druck erziehen und will selbst dynamisch und jugendlich bleiben. Die Grenzen
zwischen den Generationen werden immer mehr verwischt. Selbst Tätowierungen, Piercing,
auffallende Kleidung, Haartracht, Schmuck und eine eigene Sprache, womit Jugendliche ihre
Distanz gegenüber den Erwachsenen ausdrücken wollen, werden von vielen Erwachsenen
nachgeahmt. Dies macht es den Jugendlichen nicht unbedingt leichter, sich von den
Erwachsenen abzugrenzen, um dann später den Übergang von der Kindheit ins
Erwachsenenleben zu schaffen.
Die Pubertät des ersten Kindes bringt die Familie in der Regel in ein Ungleichgewicht. Die
alten Muster funktionieren nicht mehr, die Grenzen zwischen den Generationen müssen neu
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definiert werden. Autonomie und Zusammenhalt müssen neu ausbalanciert werden. Parallel
mit den Reifungsschritten des Jugendlichen sind auch Reifungsschritte der Eltern notwendig.
Ein Beispiel für ein generationsübergreifendes Ritual der Veränderung und gleichzeitig der
Kontinuität ist das jüdische Ritual "Bar-Mizwa" (Sohn des Gottesgebotes). Mit dem 13.
Geburtstag soll das männliche Kind in der Lage sein, die ihrem Alter und ihren Fähigkeiten
angemessenen Gebote zu erfüllen. Der Junge ist für sein Verhalten nun selbst verantwortlich
und kann auch vor Gericht als Zeuge aussagen. In einer feierlichen Zeremonie spricht der
Vater einen speziellen Segensspruch, und der Junge trägt den Prophetenabschnitt der Woche
vor und hält eine Rede, bei der er den Text auslegt und seiner Familie und den Gästen dankt.
Anschließend wird ein Fest gefeiert. Vorbereitung und Planung dauern Monate und die
Entwicklungsarbeit wird auch nach der Zeremonie fortgesetzt. Während die Distanz des
Jungen zu seinen Eltern und seiner Familie größer wird, wird gleichzeitig das Gefühl der
Verbundenheit mit dem größeren System verstärkt. Parallel zu dieser Entwicklung kommen
die Eltern einander wieder näher.
Rituale in Beratung und Therapie
Während "Aufgaben" oder "Verschreibungen" auf die Verhaltensebene focussieren, arbeitet
man bei Ritualen mit vielfältigen Bedeutungen von Symbolen und symbolischen Handlungen.
Wesentlicher Bestandteil des Rituals ist die gemeinsame Entwicklung und Vorbereitung.
In der Beratung kann zum Beispiel ein Familienritual erarbeitet werden, das in einem
Abschiedsessen besteht, bei dem das Kind noch einmal erzählt, was ihm in dieser Familie
wichtig war. Anschließend können die Eltern und Geschwister erzählen, was sie mit dem
Jugendlichen verbindet und woran sie sich gern erinnern, was ihnen schwerfiel im Umgang
mit ihm und was sie jetzt loslassen möchten, damit Neues entstehen kann. Schließlich
übertragen ihm die Eltern die Verantwortung für den neuen Lebensabschnitt.
Das Loslassen alter Rollen und Gewohnheiten kann auch durch das bewußte Weggeben von
Spielzeug, Puppen und Stofftieren zB an ein Kinderheim symbolisiert werden.
Eine mehrtägige Wanderung mit Rucksack oder eine Reise per Interrail könnte zum Zeichen
für das freiwillige Aufgeben von Bequemlichkeit und Sicherheit werden. Rucksackreisen
haben den Vorteil, dass der Jugendliche selbst seine Last tragen muß, über längere Zeit mit
32
dem Geld auskommen muß und damit lernt, mit der Verantwortung für sein eigenes Leben
umzugehen.
Das Pflanzen eines Apfelbaumes, der mit dem Mädchen mitwächst, könnte zum Sinnbild für
Reifung werden. Anläßlich der ersten Monatsblutung des Mädchens könnte auch ein
Pubertätsfest gefeiert werden.
Nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Eltern haben auf ihrem Lebensweg neue
Schritte zu mache n, wenn ein Kind das Haus verläßt. Auch sie müssen "erwachsen" werden
und brauchen Rituale. Hilfreich kann hier das Führen eines Tagebuches sein, in dem die
ambivalenten Gefühle niedergeschrieben werden und die Trauer ihren Platz bekommt.
Ein weiteres Ritual des Loslassens wäre zB ein Luftballonritual. Die Eltern schreiben auf
einen Luftballon, was sie dem Kind für den neuen Lebensabschnitt wünschen und auf zwei
andere Luftballons, was sich jeder von der Ehe in Zukunft erwartet. Zuerst wird dem Ballon
des Kindes symbolisch die Freiheit geschenkt, dann werden die zusammengebundenen
Ballons der Eltern losgelassen. Nach einer symbolhaften Reinigung feiern die Eltern in ihrem
Lieblingslokal und anschließend mit ihren Freunden. In der Folge könnten sie gemeinsam
auch eine Reise unternehmen.
Hilfreich sind für Eltern eines Pubertierenden auch gemeinsame Meditationen, bei denen sie
positive Bilder von Selbständigkeit und Selbstversorgung des Jugendlichen visualisieren und
sich ein Zielbild von sich selbst ausmalen.
Eltern sind oft irritiert, wenn die Jugendlichen beginnen, Verantwortung zu übernehmen, und
laden diese unbewußt zur alten Abhängigkeit ein. Ablösung heißt jedoch nicht, dass die
Eltern-Kind-Beziehung sich auflöst, sondern sie wird nur umgestaltet. So kann eine neue
Verbundenheit entstehen. Viele Mütter haben Probleme, ihre pubertierenden Söhne und
Töchter loszulassen, weil sie an der Mutterrolle festhalten - vor allem, wenn sie nicht
berufstätig sind. Väter setzen sich mit der Ablösung ihrer Kinder meist später auseinander als
Mütter und versuchen dann noch schnell Versäumtes nachzuholen und tun sich aus diesem
Grund schwer mit dem Loslassen. Je stabiler und lebendiger die Partnerschaft der Eltern ist,
um so leichter gelingt den Eltern das Loslassen der Kinder, und um so leichter fällt den
Kindern der Ablösungsprozess.
33
Beratung und Therapie als Ritual
Wie die Trennungsphase im Übergangsritual findet auch die Beratung an einem besonderen
Ort, zu einer bestimmten Zeit und fern vom Alltag statt. Sie ist etwas Herausgehobenes, nichts
Gewöhnliches, ein Ausnahmezustand. Die Übergangsphase ist gekennzeichnet durch ein
Experimentieren mit neuen Identitäten und das Verarbeiten neuer Fragen und Informationen,
die Veränderungen bewirken. Am Ende der Beratung, wenn das Rollenrepertoire und die
Verhaltensmöglichkeiten erweitert wurden, entsteht ein neuer Alltag der Familie mit
erwachsenen Kindern.
Arnold Retzer (Passagen, Klett-Cotta Verlag 2002) beschreibt die Systemische Therapie als
Übergangsritual, in dem Transformation geschieht. Das Ablösungsritual (Erzeugung von
Unterschieden) führt von der Struktur 1 (nicht therapeutische Beziehung) mit dem
Schwellenritual (Balancierung der Unterschiede durch die Haltung der Neutralität) zur
Schwellenphase und durch das Eingliederungsritual (Unterlassung von bisher Vollzogenem
oder Vollzug des bisher Unterlassenen) zur neuen Struktur 2.
In der Beratung soll nicht das alte Muster wiederholt werden, sondern etwas Neues
geschehen. Das Neue kann sein, dass die Erwartungen des Klienten vom Therapeuten
"enttäuscht" werden, indem er den Einladungen zur Übernahme einer bestimmten Funktion
(Strukturierer, Entscheider, Helfer, Retter) nicht Folge leistet. Weiters kann er, je nach
Erfordernis, die Komplexität im Beratungsprozess reduzie ren oder erweitern. Ein relevanter
Unterschied kann auch in der Einführung einer Außenperspektive oder Neubewertung des
Problems oder der Lösung bestehen. Das Problem kann auch eine Lösung sein, und die
Lösung kann andererseits zum Problem werden.
Aus konstruktivistischer Sicht sind Probleme und Lösungen nicht unabhängige Tatsachen,
sondern Bewertungen, die vom Beobachter vorgenommen werden. Das lösungsorientierte
Modell geht davon aus, dass die Lösung nicht unbedingt mit dem Problem etwas zu tun haben
muss, sodass man also das Problem nicht genau kennen muss, um es lösen zu können. Nach
Steve de Shazer genügt es zu wissen, was die Lösung ist, wie sie aussieht und wie sie
hergestellt werden kann (z.B. „Woran werden Sie merken, dass die Ablösung gelungen ist?“
Oder:„Angenommen, es passiert ein Wunder und der/die Jugendliche ist selbständig, woran
würden Sie das als erstes bemerken?“)
34
Als Schwellenritual bezeichnet Retzer die Methode der Neutralität des Therapeuten, mit der
er "Anwalt der Ambivalenz" bleibt und die Unterschiede ausbalanciert.
Er unterscheidet 3 Bereiche:
-
Soziale Neutralität oder Beziehungsneutralität: Sie zeigt sich in der Ablehnung von
Einladungen der Klienten zur Parteinahme oder Koalitionsbildung mit einem
Familienmitglied.
-
Konstruktneutralität oder Wirklichkeitsneutralität: Der Therapeut nimmt nicht Stellung zu
den Lebensentwürfen und Weltbildern des Klienten (es gibt keine objektive Wirklichkeit)
-
Veränderungsneutralität oder Problem-/Lösungsneutralität: Der Klient bleibt
verantwortlich für die Problemlösung; der Therapeut zeigt sich neutral in Bezug auf die
Bewertung, ob sich die Dinge ändern sollen oder so bleiben sollen wie sie sind.
Die neutrale Haltung des Beraters scheint besonders bei Gesprächen mit Familien
Pubertierender wichtig zu sein, um der Falle einer Koalitionsbildung – sei es mit den Eltern,
sei es mit dem Jugendllichen – zu entgehen.
Durch das Wiedereingliederungsritual ist die neue Struktur erreicht, die Entwicklung geht
weiter, der Vollzug des Neuen wird dem Klienten überlassen: Etwas, was nicht funktioniert,
soll nicht wiederholt werden im Sinne von "mehr desselben" ("Lösung erster Ordnung" nach
P. Watzlawick). Es soll etwas Neues ausprobiert werden ("Lösung zweiter Ordnung").
In Analogie zur "doppelten Externalisierung" (Retzer) von Problem und Lösung könnte
"Kind-sein“ und „Erwachsener-sein“ imaginär personalisiert werden. Im Sinne der NLPTechnik der "3 Positionen" könnte man den Jugendlichen mit Hilfe von Bodenmarkierungen
die einzelnen Positionen einnehmen und ausprobieren lassen, um die Ambivalenz, die mit
dem Erwachsen-werden verbunden ist, herauszuarbeiten. Es ist auch sinnvoll, in einer
Aufstellungsarbeit "die Pubertät" aufzustellen.
Die Einbeziehung von Ressourcen, die in der Vergangenheit erworben wurden, könnte an
Hand der hypnotherapeutischen Techniken der Timeline-Arbeit mit Seilen (nach Peter
Nemetschek) bzw. für die Zielerarbeitung (zB Unabhängigkeit, Selbständigkeit) genutzt
werden. Der Kreativität in der Anwendung von verschiedenen (Gestalt-)Methoden sind hier
keine Grenzen gesetzt.
Da in der heutigen Gesellschaft Übergangsrituale weitgehend verloren gegangen sind, sind
alle Eltern herausgefordert, neue für sie passende Rituale zu (er)finden und zu entwickeln.
35
Sigrid Winter
Gruppe 2: HEILUNG DURCH RITUALE
Die spirituelle Dimension im Beratungsprozeß.
„Vor jedem Menschen steht ein Bild des´ was er werden soll, solang er das nicht ist, ist nicht
sein Friede voll“
Angelus Silesius
Ein Ritual hat einen Handlungablauf, einen definierten Zweck und eine ganz bestimmte
Botschaft. Es soll über die rechte Hirnhälfte die ganzheitliche Erlebnis-weise fördern und
kann so einen tiefergehenden Heilungsprozeß einleiten.
Heilung im menschlichen Leben kann die Beendigung eines schmerzhaften und belastenden
Zustandes bedeuten, und heißt, sich wieder ganz zu fühlen, sich wieder handlungsfähig zu
fühlen und wieder neu auf eine Zukunft zu hoffen.
Heilung kann auch bedeuten dass sich Wunden schließen, verheilen und dadurch wieder
kräftiges neues Gewebe entsteht. Daß wieder neue Beziehungen eingegangen werden können,
und das Positive aus dem vergangenen Erleben wahrgenommen werden kann und in die
Zukunft mitgenommen wird. Negatives, Belastendes zurückgelassen wird und auch Themen
abgeschlossen werden können.
Heilung kann auch Einsicht in missglückte oder schuldhaft abgelaufene Vorgänge bedeuten
und erfordert Verzeihungs- oder Versöhnungsarbeit.
Heilung im spirituellen Sinn kann bedeuten, wieder Zugang zu den innersten Quellen zu
suchen und daraus Orientierung, Sicherheit, Kraft und Eigenständigkeit zu schöpfen. Sich auf
die Suche nach einem eigenen Sinn in diesem Leben zu machen und seinen Platz in dieser
Welt einzunehmen.
Bewußt JA zum Leben sagen, kann ein Heilungsergebnis sein und in die Eigenverantwortung
führen.
Nach meiner Erfahrung sind Klienten auf dem Weg zur Heilung, wenn sie die Verantwortung
für ihr Tun und Handeln und auch für die Lebensgestaltung übernehmen.
36
Heilungsvorgänge im seelisch-geistigen Sinn lassen sich gut in Metaphern und Symbolen
ausdrücken, beschreiben und auch festigen. Beispiel: Ich fühle mich reingewaschen, wie
neugeboren, aus meiner innersten Quelle schöpfend. Solche Metaphern und Symbole
kommen daher in den Handlungen der Rituale sozusagen verdeutlicht und übersetzt vor. Ein
Ritual soll sich daraus ergeben und darf nicht isoliert hergeholt und aufgesetzt werden.
Spiritualität bedeutet im weitesten Sinn geistiges Erleben, das über die menschlichen
Grenzen hinausweist, und eine Grundfähigkeit des Menschen ist. Deshalb suchen wir bewusst
oder unbewusst diese Dimension, und auch in der Beratung findet diese Suche oft statt. Sie
zeigt sich in einer Sehnsucht nach Eingebunden-sein in ein großes Ganzes, wie immer dieses
benannt werden kann.
Nach meiner Erfahrung kommt es bei tiefergreifenden Lebensfragen immer zu einer
spirituellen Auseinandersetzung und einer Begegnung mit den für die Klienten höchsten
Werten, in denen sie die Verbindung mit diesem Ganzen oft unbewußt spüren. Sie zu
thematisieren und in ihrer Lebbarkeit zu besprechen, ist Teil der Beratung.
Sehr häufig sind Werte Konfliktthemen – für Werte werden sogar Kriege ausgetragen.
Oft ergibt sich in der Beratung bei der Konfliktbearbeitung durch die Bewusstmachung der
Werte eine überraschende Wende, oft wird sogar Übereinstimmung bei den höchsten Werten
festgestellt. Die unterschiedlichen konflikthaften Zugänge werden verständlich und dadurch
bearbeitbar.
Rituale rühren an diese Werteebene und stellen das Gleichgewicht wieder her, führen an die
tief empfundenen spirituellen Gefühle, wenn sie entsprechend eingesetzt werden.
Rituale lassen sich speziell dann einsetzen, wenn irrreversible Situationen eingetreten sind,
wie Trennung, Abtreibung, Trauer, Verluste. Dannn kann das Ritual helfen, solche
Situationen leichter zu bewältigen oder loszulassen.
Deshalb sollte ein Ritual auf die Situation bezogen, einfach und schlicht sein und sorgfältig
mit den Personen oder für sie entwickelt werden.
Bei freudigen Anlässen kann das Ritual helfen, zu feiern und die Situation zu festigen.
37
Merkmale von Ritualen:
•
Symbolhaftigkeit
•
Bedeutungsvielfalt
•
Emotionale Beteiligung
•
Handlungsablauf
Welche Rituale gibt es:
• Beziehungsrituale: Begrüßung – Abschied, Liebe, Feiern, Sex
• Konflikt– und Lösungsrituale, Versöhnung, Neubeginn
• Übergangsrituale: Hochzeit, Geburt, Erwachsensein, Pubertätsrituale, Mann/Frausein,
Trauer, Abschied, Abschluß, Neubeginn, Anfang, Entscheidungen
•
Kirchliche Rituale: Gestaltung der Sakramente wie Taufe, Ehe .. Beziehung zu Gott
•
Therapeutische Rituale, heilende Rituale
•
Gemeinschaftsrituale
•
Spirituelle Rituale, die spirituelles Erleben hervorrufen
Heilend kann alles werden, was dem Menschen in seinen seelisch-geistigen, sozialen und
körperlichen Dimensionen hilft, sein Leben zu leben.
38
Christine Dvorak
Gruppe 3: VERSÖHNUNGSGESTEN FÜR PAARE IN DER BERATUNG
Liebe – Krise - Versöhnung
Gesten
Wink
Zeichen
Gebärde
Bewegung
Wenn Paare in die Beratung kommen, sind fast immer Schwierigkeiten und
Beziehungsprobleme die Ursache. Um einen Einblick und Verständnis für das Paar zu
bekommen, kann es für die Arbeit wichtig sein, schon beim ersten Gespräch auf Gesten des
Paares, aber auch auf eigene Gesten zu achten.
Gesten des Klientenpaares
Es gilt, Gesten als Bewegung des Paares zu verstehen.
Zugewandt oder abgewandt zu sitzen und zu sprechen, sagt viel über die Befindlichkeit des
Paares aus.
Für die/den Berater/in ist es gut, diese Zeichen, die in jeder Sitzung sichtbar werden
wahrzunehmen, Gesten aufzugreifen und in der Arbeit zu hinterfragen.
Beispiel: „Sie haben bei dieser Aussage Ihres Partners die Sitzhaltung verändert. – Warum?“).
Gesten des/der Berater/in
Es gilt auch, die Gesten der/des Berater/in als Reaktion auf das Paar wahrzunehmen u. zu
hinterfragen. Das Wahrnehmen von Gesten ist eine gute Hilfestellung zur
Standortbestimmung beim therapeutischen Prozess.
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Rituale
Brauch
Zeremonie
Ordnung
Formen der Rituale
Alltägliche Rituale
Alltägliche Rituale bestimmen vielfach unser Leben. Auch als Paar entwickeln wir alltägliche
Rituale (z.B. Begrüßungskuss ...).
Wenn ein gemeinsamer Konsens des Paares besteht, ist das Ritual eine Festigung, Stuktur,
Sicherheit, bzw. auch ein Teil der Ordnung des Paares.
Konfliktpotential besteht bei fehlendem Konsens. In der Beratung ist es zielführend, hier den
gemeinsamen oder fehlenden Konsens anzusprechen.
Nicht alltägliche Rituale
Der Beratungsprozess ist ein nicht alltägliches Ritual für das Paar. Für die/den Berater/innen
sollte die Beziehung zum Klientenpaar auch ein nicht alltägliches Ritual sein, und darüber
sollte Konsens herrschen, um die Beratung gelingen zu lassen.
Rituale des Paares zu hinterfragen zeigt Standorte auf, die im Beratungsprozess weiterhelfen .
Werte, Zieldefinitionen, Einbindungen und Umwelten können sichtbar und besprechbar
werden. Nicht alltägliche Rituale von Paaren geben Auskunft über Integration oder
Desintegration der Paarbeziehung und den Beziehungen zur Umwelt.
Rituale der/des Berater/in
Ein wichtiger Punkt für die/den Berater/in ist die Reflektion der eigene Rituale und deren
Konsequenzen im Beratungsprozess. Diese Reflektion kann individuelle
Zugangsmöglichkeiten und Prozessbegleitung ermöglichen.
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Inhalte von Rituale
Materiell
Ein Ritual sollte in der materiellen Welt ein Zeichen sein-etwas ausdrücken was im geistig emotionalen Bereich angesiedelt ist. "Inneres aussen sichtbar und erlebbar machen".
Emotional
Um uns Menschen zu erreichen, muss uns ein Ritual auf der Gefühlsebene berühren.
Geistig
Ein Ritual ohne „zündenden Funken“, geistige Botschaft ist eine leere Hülse und nicht
zielführend.
Zeit
Ein Ritual bindet uns an die Vergangenheit (Ahnen) und an die Zukunft. Es hebt Zeit auf und
bindet uns damit an eine größere Ordnung.
Einsatz von Ritualen
1.)
Welche Bedeutung hat das Ritual für den Klienten und für sie?
2.)
Welche Formen und Elemente drücken die Absicht und das Erleben aus?
3.)
Welcher Hintergrund (kulturell, sozial, religiös, persönlich) ist tragfähig?
4.)
Was soll das Ritual bewirken?
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Ziel von Ritualen
Verbinden von verschiedenen Ebenen. Entwicklung ermöglichen.
Lösen von Ritualen
Alte Rituale die nicht mehr passend sind, engen ein und verhindern Entwiklung. ( bei
überholten Ritualen sind nicht mehr alle 4 Inhaltsebenen abgedeckt )
Diese alten Rituale bewußt machen und so zu verändern, daß Entwicklung geschehen kann,
ist Aufgabe der Beratung.
Durch die aufgezeigte Vielschichtigkeit von Ritualen, ist für mich der Einsatz von
nicht
alltäglichen Ritualen im Beratungsprozess sehr achtsam und nicht inflationär einzusetzen.
Dort wo ein nicht alltägliches Ritual, und sei es noch so unscheinbar, eingeführt wird sollte es
lebendiger Ausdruck von Körper, Seele, Geist und der Fülle des Lebens sein.
42
Referentenliste zur Jahrestagung 2002
Gerald Koller
Entwicklungsphilosoph und Pädagoge, Leitung des Österreichischen Bildungsforums, des
Büros VITAL und verschiedener Projekte, Brückenbereich von Kommunikation und
Gesundheit
Büro VITAL, Gleinkergasse 8, 4400 Steyr
Telefon und Fax: 07252/86780
E-Mail: buerovital@aon.at
Website: www.youthpromotion.at
Jutta Lack-Strecker
Dipl.-Psycholo gin, Praxis für Beratung und Psychotherapie, Familien-, Paar- und
Einzeltherapie,
Supervision,
Institutionsberatung,
Mediation,
Sozialplanung,
Lehrtherapeutin, Gründung und Mitglied des Ausbildungsteams des von der BAFM
anerkannten Ausbildungsinstituts „Zusammenwirken im Familienkonflikt“
Sybelstraße 6, D-10629 Berlin
Telefon: 004930/3240487
Fax: 004930/3238897
Mag. Dr. Eduard Waidhofer
Klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut (Systemische
Familientherapie, Klientenzentrierte Psychotherapie), NLP-Master, Traumatherapie
(EMDR), Leiter des Familientherapie-Zentrums und der Männerberatung des Landes
OÖ
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Tegetthoffstraße 13, 4020 Linz
Telefon: 0732/666412
E-Mail: ftz.post@ooe.gv.at
Christine Dvorak
Kurzbiografie: geboren 1948, verheiratet, Mutter, Großmutter
Beruflicher Werdegang: Fotografin, Erwachsenenbildung, Dipl. Ehe-, Familien- und
Lebensberaterin, Psychotherapeutin, Supervisorin und derzeit stellt sich die
Lebensaufgabe, Spiritualität in alle Lebens bereiche zu integrie ren
Ottakringerstraße 190-192/2, 1160 Wien
Telefon: 01/4894204
Sigrid Winter
Psychotherapeutin,
Systemische
Familientherapie,
Dipl.
Ehe-,
Familien-
und
Lebensberaterin, Sozialpädagogin, NLP- Lehrtrainerin, Supervisorin, Eb-Master, 20 Jahre
Erwachsene nbildung im Bereich Familienarbeit, seit 1989 im eigenen Ausbildungsinstitut
„team winter KOMPETENZTRAINING“, seit 1993 Ausbildungsleitung für Supervision
und Coaching im AWS Baden, seit 1999 Lehrauftrag für Methodik in der Schule für EheFamilien- und Lebensberatung in 1030 Wien, Ungargasse 3
Rasumofskygasse 16a, 1030 Wien
Telefon: 01/7145159
Fax: 01/7145810
E-Mail: sigrid@winter.at
Website: www.winter.at
www.ehe -familien-lebensberatung.at
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