Skript
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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Benötigte Grundlagen 2.1 Das Rechnen in dB 2.2 Beschreibungsformen von Frequenzabhängigkeiten 2.2.1 Beschreibung im Frequenzbereich 2.2.1.1 Bodediagramm 2.2.1.2 Ortskurven 2.2.2 Beschreibung im Zeitbereich 2.3 Lineares und nichtlineares Verhalten 2.4 Lineare und nichtlineare Verzerrungen 2.4.1 Lineare Verzerrungen 2.4.2 Nichtlineare Verzerrungen 2.4.2.1 Harmonische Verzerrungen 2.4.2.2 Intermodulation 2.5 Vierpole 2.5.1 Gesteuerte Quellen 2.5.2 Vierpolparameter 2.5.2.1 Die h-Parameter 2.5.2.2 Die y-Parameter 3 3 6 6 6 7 9 10 10 10 11 11 12 13 13 14 15 17 3. Grundlagen der Operationsverstärker 3.1 Gegenkopplung 3.2 Operationsverstärker 3.3 Schaltungstechnischer Aufbau von Operationsverstärkern 3.3.1 Standardarchitektur, Voltage Feedback Amplifier 3.3.1.1 Der Differenzverstärker 3.3.1.2 Der Stromspiegel 3.3.1.3 Die invertierende Grundschaltung mit dem VFA 3.3.2 Der Current Feedback Amplifier CFA 3.3.2.1 Architektur 3.3.2.2 Beschalteter CFA 3.4 Eigenschaften des Operationsverstärkers 3.5 Frequenzkompensation des Operationsverstärkers 3.6 Großsignalverhalten des Operationsverstärkers, Slew Rate 20 20 23 24 25 26 29 31 33 33 34 36 40 48 4. Datenblätter von Operationsverstärkern 4.1 Einleitung 4.2 Der µA741 von Texas Instruments 4.3 Der OPA623 von Burr Brown 56 56 56 65 i 5. Operationsverstärker: Invertierende und nichtinvertierende Grundschaltung 5.1 Invertierender Verstärker 5.1.1 Grundschaltung 5.1.2 Betrieb von Operationsverstärkern an nur einer Betriebsspannung 5.1.3 Der Transimpedanzverstärker (stromgesteuerte Spannungsquelle) 5.1.4 Die invertierende Grundschaltung als Konstantstromquelle 5.1.5 Die invertierende Schaltung mit Vierpolen 5.1.6 Die invertierende Schaltung mit beliebigen Bauelementen 5.2 Nichtinvertierende Grundschaltung, nichtinvertierender Verstärker 5.2.1 Grundschaltung 5.2.2 Nichtinvertierender Verstärker mit Vierpolen im Eingang und in der Rückkopplung 5.2.3 Nichtinvertierender Verstärker mit einem Current Feedback Amplifier 5.2.4 Nichtinvertierender Verstärker für Messungen im Nano- und Femtoamperebereich 72 72 72 79 79 82 85 86 90 90 95 96 97 6. Weitere Schaltungen mit Operationsverstärkern 6.1 Umkehraddierer 6.2 Subtrahierer und Subtrahierschaltungen 6.3 Integratoren 6.4 Differenzierer 6.5 Logarithmierer und Exponentialverstärker 6.6 Negative Impedance Converter (NIC) 6.7 Der Gyrator und der allgemeine Impedanzkonverter 6.8 Komparatoren und Schmitt-Trigger 101 101 102 108 117 122 129 135 140 7. Bipolar- und Feldeffekttransistoren: Arbeitspunkteinstellung 7.1 Funktionsweise von Bipolar- und Feldeffekttransistor 7.1.1 Die Funktionsweise des Bipolartransistors 7.1.2 Feldeffekttransistoren 7.1.2.1 Die Funktionsweise des Feldeffekttransistors 7.1.2.2 Bauweisen von Feldeffekttransistorstransistoren und deren Kennlinien 7.2 Arbeitspunkteinstellung 7.2.1 Der Ruhestrom machts: A-, AB- und B-Betrieb von Transistoren und Feldeffekttransistoren 7.2.2 Arbeitspunkteinstellung bipolarer Transistoren 7.2.3 Arbeitspunkteinstellung von Feldeffekttransistoren 7.3 Widerstandsgerade und Ausgangskennlinienfeld 7.4 Rauschen 7.4.1 Widerstandsrauschen 7.4.2 Rauschquellen bei bipolaren Transistoren 7.4.3 Rauschzahl und Rauschmaß 7.4.4 Berechnung der Rauschzahl 149 149 149 151 151 152 156 157 158 164 170 178 178 179 181 182 8. Transistoren - Kleinsignalersatzschaltbild und Verstärkergrundschaltungen 8.1 Kleinsignalersatzschaltbilder von Bipolar- und Feldeffekttransistoren 8.1.1 Kleinsignalersatzschaltbilder des Bipolartransistors 8.1.2 Kleinsignalersatzschaltbild des Feldeffekttransistors 8.1.3 Gemeinsamkeiten beider Ersatzschaltbilder 8.2 Gewinnung des Kleinsignalersatzschaltbildes von Halbleiterschaltungen 8.3 Grundschaltungen von Bipolar- und Feldeffekttransistoren 8.3.1 Emitterschaltung und Sourceschaltung 8.3.1.1 Emitterschaltung und Sourceschaltung ohne Gegenkopplung 8.3.1.2 Emitterschaltung und Sourceschaltung mit Gegenkopplung 8.3.2 Kollektorschaltung und Drainschaltung 8.3.3 Basisschaltung und Gateschaltung 8.4 Der Feldeffekttransistor als steuerbarer Widerstand 186 186 186 192 193 194 196 196 196 202 213 222 231 ii 9. Leistungsendstufen 9.1 Grundlagen 9.2 Endstufenschaltungen 9.2.1 Eintaktendstufen 9.2.2 Gegentaktendstufen 9.3 D-Verstärker 9.4 Kühlung von Halbleiterbauelementen 9.5 Nachtrag: PMPO und RMS 240 240 243 244 251 262 267 269 10. Oszillatoren 10.1 Allgemeine Grundlagen 10.2 Sinusoszillatoren 10.2.1 Prinzip des rückgekoppelten Verstärkers 10.2.2 LC-Oszillatoren 10.2.2.1 Meißner-Oszillator 10.2.2.2 Dreipunktschaltungen 10.2.2.3 Parasitäre Schwingungen 10.2.2.4 Quarzoszillatoren 10.2.3 RC-Generatoren 10.2.3.1 Phasenschiebergenerator 10.2.3.2 Wien-Brücken-Oszillator 10.3 Funktionsgeneratoren 10.3.1 Rechteckgeneratoren 10.3.1.1 Der astabile Multivibrator 10.3.1.2 Rechteckgenerator mit Operationsverstärkern 10.3.2 Dreieckgeneratoren und Sägezahngeneratoren 273 273 274 274 284 284 289 293 294 299 299 303 305 305 306 309 312 11. Schaltverhalten von Dioden und Transistoren 11.1 Schaltverhalten von Dioden 11.2 Schaltverhalten von Bipolartransistoren 11.3 Schaltverhalten von Feldeffekttransistoren 11.4 Kühlung von Leistungshalbleitern 11.5 Safe Operating Area 317 317 319 323 328 331 12. Literatur 333 Anhang 1: Die Normwerte der Reihen E12 und E24 Anhang 2: Impedanz einer Kapazität als Funktion der Frequenz Anhang 3: Impedanz einer Induktivität als Funktion der Frequenz Anhang 4: Farbcode für Widerstände 334 334 334 335 iii 1. Einleitung Das Gesicht der Elektronik hat sich gewandelt. Beherrschte bis in die Neunziger hinein die analoge Elektronik das Feld, so hat die Digitaltechnik sich in der Zwischenzeit sehr viele Anwendungsgebiete erobert. Und dies zu Recht. Dabei ist die Analogelektronik etwas in den Hintergrund getreten und fristet im Weltbild vieler Zeitgenossen nur noch ein Schattendasein irgendwo in einer dunklen Ecke des digitalen Hofes. Mitnichten. Mag der prozentuale Anteil analoger Elektronik in elektronischen Geräten auch gesunken sein, die Anforderungen an die Analogtechnik sind jedoch gestiegen. Falls Sie diese Zeilen auf einem Computerbildschirm lesen, so ist dies nur möglich durch den Einsatz ultraschneller und präziser Analogtechnik. Versorgt werden ihr Bildschirm und ihr Computer von Schaltnetzteilen, die sehr verlustarm aus der Netzspannung jede gewünschte Kleinspannung erzeugen. Hören Sie dabei noch eine CD, so werden Sie mit Klirrfaktoren und Störabständen konfrontiert, von denen unsere Altvorderen noch nicht einmal zu träumen wagten. Analoge Sensoren nehmen die Signale von der CD auf und geben sie an eine digitale Auswertung weiter. Diese Auswertung gelangt wiederum zu analogen Aktoren. So entsteht ein Regelkreis, der dafür sorgt, daß selbst ein so filigranes Gebilde wie die Datenspur einer CD einwandfrei gelesen werden kann. Dies sind nur einige von unzählbar vielen Beispielen für die erfolgreiche Messaillance analoger und digitaler Komponenten. Die Energielektronik ist dabei noch garnicht erwähnt worden. Ganz allgemein läßt sich sagen, daß der Entwurf analoger Schaltungen schwieriger ist als der Entwurf digitaler Schaltungen. Die liegt einmal an der manchmal doch recht aufwendigen Mathematik und außerdem am Fehlen von systematischen Entwurfswerkzeugen, die für den digitalen Bereich zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, daß im analogen Bereich scheinbare Nebensächlichkeiten wie das Layout einer Leiterplatte durchaus eine Rolle spielen können, während Digitalschaltungen darauf ausgelegt sind, eine Menge an „Schmutzeffekten“ wie Übersprechen und Leitungsreflektionen zu ignorieren. Manchmal ist viel Erfahrung notwendig, um eine Schaltung ans Laufen zu kriegen. Viele schreckt es natürlich ab, mit Dingen wie der Exponentialfunktion, Wellenwiderständen, Frequenzgang etc. konfrontiert zu werden. Haben sie doch gerade mit Müh‘ und Not die Prüfung geschafft und hoffen, für den Rest des Lebens von solch schwierigen Dingen verschont zu bleiben. Andererseits kann es aber auch großen Spaß machen, allen Widrigkeiten der Naturgesetze zum Trotz etwas zustande zu bringen, was auch hohen Qualitätsanforderungen standhält. Daß das geht, sehen Sie gerade auf Ihrem Computerbildschirm.... Zum Inhalt der Vorlesung und damit dieses Skriptes. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Operationsverstärker, ihrem Aufbau und ihrer Anwendung. Dabei wird auch auf die relativ neuen CFAArchitekturen eingegangen. Diese werden in den mir zugänglichen Quellen eher stiefmütterlich behandelt, obwohl ohne sie moderne Elektronik undenkbar wäre. Die Transistorkapitel sind ausführlicher gehalten, als es in der Vorlesung präsentiert wird. Dies hat einen einfachen Grund: Aus Zeitgründen kann der Stoff nicht ausführlich behandelt werden. Beschäftigt man sich jedoch praktisch mit der Analogelektronik, so kommt man auch heute noch an diskreten Transistoren und Feldeffekttransistoren nicht vorbei. Deshalb wird das Wissen, welches man zum Entwurf von Transistorschaltungen unbedingt benötigt, in diesem Skript präsentiert. Ich persönlich würde beispielsweise auch heute noch einen Mikrofonvorverstärker mit einem Transistor und nicht mit einem Operationsverstärker aufbauen. Die Schaltung ist einfach rauschärmer. Schaut man einmal in die Operationsverstärker hinein, so findet man – Transistoren. Selbst wenn man am inneren Aufbau eines OPs nicht interessiert ist, die Arbeitsweise der Schnittstellen zur Außenwelt, also die Eingänge und den Ausgang) muß man verstanden haben. Überhaupt: High-Tech – in einer Branche, die mit Zehntelpfennigen rechnet, werden vielfach noch ältere Schaltungskonzepte verwendet. Einfach deshalb, weil sie billiger zu realisieren sind als High-Tech-Lösungen. Das tut einem Ingenieur zwar in der Seele weh, denn er möchte doch so gerne den neuesten Chip einsetzen. Aber an den Gesetzen des Marktes kommt keiner vorbei. Auch deshalb sind Kenntnisse aus dem Bereich der diskreten Halbleiter auch heute noch notwendig. 1 Ein Grundlagenkapitel zu Beginn des Skriptes wiederholt einige wichtige Grundlagen, die zum Verständnis des restlichen Stoffes notwendig sind. Wir finden weiterhin noch ein Kapitel über Endstufen und eines über Oszillatoren. Das letztere wird überhaupt nicht in der Vorlesung behandelt, enthält jedoch, aus vielen Quellen zusammengetragen, eine Einführung in die Schaltungstechnik von Oszillatoren. Es ist aus dem alten Umdruck „Halbleiterschaltungstechnik“ entnommen und meines Erachtens einfach zu schade um weggeworfen zu werden. Am Ende vieler Kapitel sind Netzlisten aufgeführt. Mit Hilfe dieser Netzlisten kann man diejenigen Schaltungen mit PSpice simulieren, für die im betreffenden Kapitel Simulationsergebnisse dargestellt wurden. Obwohl die Repräsentation einer elektronischen Schaltung durch eine ASCII-Netzliste eigentlich veraltet ist, habe ich mich zu dieser Darstellung entschlossen, da sie alle Informationen, welche zur Simulation notwendig sind, enthält. Dies sind auch Steueranweisungen, die im Schaltbild selbst nicht erscheinen. Das Schaltbild findet sich meistens im Kapitel wieder. Dies führt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt. Ein Analogsimulator ist heutzutage ein wichtiges Werkzeug im Entwurfsprozeß. Und da bietet sich für unsere Zwecke PSpice an, da der Hersteller eine Demo-Version zur Verfügung stellt, mit der man praktisch alles machen kann, was auch mit der Vollversion möglich ist. Die Einschränkungen der Demo-Version betreffen hauptsächlich die Anzahl der zu simulierenden Bauteile. Für die Lehre bedeutet dies jedoch zumeist keinen Nachteil. Schaltungen, die dermaßen komplex sind, daß die Bauteileanzahl überschritten wird, kommen praktisch nicht vor. 2 2. Benötigte Grundlagen In diesem Kapitel werden wir einige Grundlagen wiederholen, die zum Verständnis des Stoffes der Analogelektronik notwendig und nützlich sind. 2.1 Das Rechnen in dB Wir betrachten einen beschalteten Vierpol gemäß Bild 2.1. Der Begriff des Vierpols wird weiter unten behandelt werden. Hier interessiert nur, daß eine Signalquelle diesen Vierpol speist und der Vierpol Leistung an einen Lastwiderstand R2 abgibt. Ri ue ~ u1 R1 Vierpol u2 R2 Bild 2.1: Beschalteter Vierpol Der Eingangswiderstand des Vierpols ist gleich R1. Der Vierpol nimmt eine Leistung P1 auf und gibt eine Leistung P2 ab. Dann gilt für die Leistungsverstärkung vP vP = P2 P1 Vielfach gibt man statt des linearen Maßes ein logarithmisches Maß an. Für diese logarithmische Maß gilt dann im Fall der Leistungsverstärkung P v p / dB = 10 lg10 2 P1 oder anders P v p = 10 lg10 2 dB P1 Der Begriff „dB“ bedeutet „Dezibel“ . Der Name „Bel“ leitet sich von Alexander Graham Bell, einem der Erfinder des Telefons, her. Die Leistungen P1 und P2 kann man auch durch die Spannungen an den Widerständen R1 und R2 ausdrücken, wobei U1 und U2 die Effektivwerte der Spannungen sind: U12 P1 = R1 P2 = 3 U22 R2 Somit erhalten wir für die Leistungsverstärkung U22 R 1 P2 v p = 10 lg10 dB = 10 lg10 * 2 dB P R 1 2 U1 Dies läßt sich noch umformen: U R v p = 20 lg10 2 dB + 10 * lg 1 dB U1 R2 In vielen Anwendungen läßt man den letzten Term weg. Im Argument des ersten Logarithmus‘ stehen jetzt nicht mehr die Leistungen, sondern die Spannungen. Man definiert das logarithmische Maß der Spannungsverstärkung zu U v u = 20 lg10 2 dB U1 Jetzt müssen U1 und U2 auch nicht mehr die Effektivwerte sein, sondern können auch die Spitzenwerte (Amplituden) sein. Man läßt bei der üblichen Schreibweise auch die „10“ bei lg10 weg. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist, daß man im Argument des Logarithmus eine reine Zahl stehen hat und keine Spannung, denn der Logarithmus von 1 Volt existiert nicht. Wenn man solche Zahlenwerte in dB angibt, spricht man vielfach auch vom „Pegel“. Nehmen wir einmal an, unser Vierpol sei ein Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor 100. Legen wir an den Eingang ein Signal von 1mV an, so messen wir am Ausgang eine Amplitude von 100mV. Legen wir an den Eingang eine Amplitude von 10mV an, so liefert der Verstärker am Ausgang ein Signal mit einer Amplitude von 1V. Das Verhältnis ist immer das gleiche. Für die Spannungsverstärkung gilt dann 100mV dB = 20 * lg (100 ) dB = 20 * 2dB = 40dB v u = 20 lg 1 mV Zu dem gleichen Ergebnis gelangt man, wenn man das Zahlenpaar 1V/10mV einsetzt. Es handelt sich hier um einen relativen Pegel. Zum absoluten Pegel gelangt man, wenn man beispielsweise für die Spannung U1 einen bestimmten Zahlenwert einsetzt. Der Wert von U1 = 0.775 Volt (Effektivwert) wird häufig in der Nachrichtentechnik verwendet. Eine Spannung mit einem Effektivwert von 0.775 Volt an einem Widerstand von 600Ω erzeugt eine Leistung von einem Milliwatt. Der doppelte Wert von 1.55 Volt findet in der Tonstudiotechnik Anwendung, man nennt ihn auch „Funkhauspegel“. Wozu aber das ganze logatirhmische Rechnen? Nun, der Vorteil liegt darin, daß beim Logarithmieren aus einer Multiplikation (Division) eine Addition (Subtraktion) wird. Dies ist dann interessant, wenn man zwei Vierpole hintereinander schaltet. Nehmen wir einmal an, wir schalten zwei Verstärker mit je einer Spannungsverstärkung von 100 hintereinander. Dann ist die Gesamtverstärkung gleich dem Produkt der Einzelverstärkungen, somit 100*100=10000. Im logarithmischen Maß finden wir v uges = v u1 + v u2 = 40dB + 40dB = 80dB 4 Mit einfachen Zahlen wie 100 geht auch die Multiplikation einfach, schwieriger wird es, wenn die Verstärkungsfaktoren beliebige Zahlen sind. Dann ist eine Addition einfacher als eine Multiplikation. Ein Gefühl für die logarithmischen Werte entwickelt sich schnell. Noch wichtiger wird die Logarithmierung, wenn wir einen Frequenzgang betrachten. Nehmen wir einmal an, daß unser Verstärker eine frequenzabhängige Verstärkung ausweist: v = v (ω) Manchmal interessiert beim Frequenzgang nicht unbedingt der Absolutwert der Verstärkung, sondern man will wissen, bei welcher Frequenz die Verstärkung auf einen bestimmten Wert abgesunken ist. Nehmen wir einmal an, daß die Verstärkung bei f=0 maximal ist. Dann ist der relative Frequenzgang des Verstärkers f (ω) = v (ω) v (ω) * e j(ϕ(ω )−ϕ(0 )) = v (0 ) v (0 ) Hier im linearen Maß erhält man den Phasenverlauf durch die Subtraktion zweier Winkel. Der Amplitudenverlauf wird durch eine Division dargestellt. Für den Amplitudenverlauf im logarithmischen Maß erhalten wir v (ω) dB f (ω) = 20 log v (0 ) Viele Schaltungen weisen ganz charakteristische Frequenzgänge auf. Schalten wir nun zwei frequenzabhängige Vierpole hintereinander, so gilt für den resultierenden Amplitudenverlauf in logarithmischer Darstellung f ges (ω) = f1 (ω) + f 2 (ω) Bei der Berechnung des Frequenzganges werden also keine Zahlen mehr miteinander multipliziert sondern addiert. Zeichnet man die Frequenzgänge auf, so addieren sich die Kurven der Einzelfrequenzgänge. Man erhält den resultierenden Frequenzgang also durch eine einfache Addition von Strecken auf einem Blatt Papier. Dies ist eine sehr wichtige Anwendung der logarithmischen Darstellung, wir werden dies beim Bodediagramm kennenlernen werden. Im Zeitalter der Computersimulation hat eine logarithmische Darstellung scheinbar an Bedeutung verloren. Ein Computer zeichnet beliebig komplizierte Kurven auf einem Bildschirm auf, ihm ist es egal, ob es sich um Summen oder Produkte handelt. Doch nicht immer ist ein Computer verfügbar und manchmal will man Frequenzgänge nur skizzieren. Und dann ist eine logarithmische Darstellung von Vorteil. Hinzu kommt, daß die Frequenzgänge einfacher Schaltungen im logarithmischen Maßstab aussagekräftiger sind als im linearen Maßstab. Wir werden dies beim Tiefpaß noch sehen. 5 2.2 Beschreibungsformen von Frequenzabhängigkeiten Die Frequenzabhängigkeit einer elektronischen Schaltung kann man auf zwei verschiedene Arten und Weisen darstellen: Einmal im Frequenzbereich und einmal im Zeitbereich. Beide Darstellungsarten lassen sich durch die Laplacetransformation bzw. inverse Laplacetransformation ineinander überführen. Welche Darstellungsweise man wählt, hängt vom jeweiligen Zweck ab. 2.2.1 Beschreibung im Frequenzbereich Zur Beschreibung von linearen elektronischen Schaltungen eignet sich die Darstellung des Frequenzganges sehr gut. Bei Zweipolen wird daher im allgemeinen die Abhängigkeit der Impedanz Z(ω) oder der Admittanz Y(ω) von der Frequenz dargestellt, bei Vierpolen hingegen interessiert das Übertragungsverhalten uaus/uein als Funktion der Frequenz. Dafür haben sich zwei Darstellungsformen als besonders praktisch erwiesen, das Bodediagramm und die Ortskurve. Beide Darstellungen sind nur für lineare Schaltungen definiert. 2.2.1.1 Bodediagramm Das Bodediagramm besteht aus zwei Kurven, dem Betrags- oder Amplitudenverlauf und dem Phasenverlauf entsprechend der Polardarstellung für komplexe Zahlen: Z = Z * e jϕ Erst beide Kurven zusammen ergeben die vollständige Beschreibung einer Schaltung. Betrags- oder Amplitudenverlauf: Man stellt den Logarithmus des Betrages Z(ω)/Ω oder einer Amplitude U/V über den Logarithmus der Frequenz dar. Statt Betrag oder Amplitude wählt man oft auch ein Betragsverhältnis, z. B. Z(ω)/Z(0) oder ein Amplitudenverhältnis Uaus/Uein und trägt dies dann in dB auf. Phasenverlauf: Es wird der Phasenwinkel ϕ(ω) linear über den Logarithmus der Frequenz aufgetragen. Der Phasenwinkel kann beispielsweise der Winkel zwischen Strom und Spannung eines Zweipols sein oder die Phasenverschiebung zwischen Eingangsspannung und Ausgangsspannung eines Vierpols. Schaltet man zwei Vierpole hintereinander, so finden wir sowohl beim Amplituden- wie auch beim Phasengang die Rechenoperationen „Addition“ und „Subtraktion“. Dies bedeutet bei der zeichnerischen Darstellung, daß Strecken auf einem Blatt Papier addiert bzw. subtrahiert werden. Als Beispielschaltung für die Darstellung des Bodediagramms dient ein einfacher RC-Tiefpaß, bestehend aus einem Widerstand und einem Kondensator. Für das Verhältnis von Ausgangsspannung u2 zu Eingangsspannung u1 gilt bei dieser Schaltung: 1 u2 j ωC 1 1 − jωRC 1 = = = = * e − j arctan ωRC 2 2 2 2 2 2 1 u1 R + 1 + jωRC 1 + ω R C 1+ ω R C jωC 6 R u1 C u2 Bild 2.2: RC-Tiefpaß Das Bodediagramm des Tiefpasses zeigt Bild 2.3 Bei der Kreisfrequenz ω = 1/RC ist der Betrag von u2/u1 auf den Wert 1/√2, also 0,707 gesunken. Der Logarithmus von 0,707 ist -0,1505, die Abschwächung beträgt somit 20*(-0,1505)= -3 dB. Die Phasenverschiebung bei dieser Frequenz ist exakt -45°. Man vereinfacht das Bodediagramm des Tiefpasses derart, daß man nur zwei Geraden darstellt: Die eine Gerade auf der ω-Achse von ω = 0 bis ω = 1/RC und die zweite Gerade von ω = 1/RC bis ω = ∞ mit einem Abfall von -20 dB pro Dekade bzw. -6 dB pro Oktave. Ebenfalls in Bild 2.3 wiedergegeben ist der wirkliche Verlauf des Amplitudenverhältnisses. Man erkennt, daß die Näherung durch die beiden Geraden für zeichnerische Verhältnisse hinreichend genau ist. Der Phasengang des Tiefpasses ist derart, daß bei ω = 0 eine Phasenverschiebung von 0° vorliegt, diese bei ω = 1/RC auf - 45° abgefallen ist und für ω gegen ∞ asymptotisch gegen - 90° geht. Simulation eines Tiefpasses R = 1KΩ, C = 1µF 0 - 20 - 40 20 * log10 (v(aus)/v(ein)) 0d - 45 Grad - 50 d 159 Hz - 100 d 10h 30h P(v(aus)/v(ein)) 100h 300h 1k 3k 10k Frequency Bild 2.3: Bodediagramm eines Tiefpasses erster Ordnung (PSpice-Simulation) 2.2.1.2 Ortskurven Mit Hilfe von Ortskurven beschreibt man das Verhalten elektronischer Schaltungen in der komplexen Ebene. Benutzt man beim Bodediagramm die Schreibweise in Polarform Z=Z*ejϕ, so wird hier Z als Re{Z}+jIm{Z} dargestellt. Die Frequenz oder Kreisfrequenz erscheint hier nicht mehr explizit, sondern als Parametrisierung. Darstellbar ist hier der Verlauf einer Impedanz oder einer Ausgangsspannung, jedoch auch ein Verhältnis von Impedanzen oder Spannungen. Die Spitze des Zeigers von Impedanz oder Spannung in der komplexen Ebene beschreibt in Abhängigkeit von der Frequenz die Ortskurve. Die Verfahren zur Konstruktion von Ortskurven soll hier nicht weiter behandelt werden. Als Beispiel dient auch hier wieder der RC-Tiefpaß: 7 1 u2 1 1 − jωRC jωC = = = u1 R + 1 1 + jωRC 1 + ω2R 2C 2 jωC u2 1 ωRC = −j 2 2 2 u1 1 + ω R C 1 + ω2R 2C 2 Die Ortskurve des Verhältnisses v von Ausgangsspannung zu Eingangsspannung ist ein Halbkreis in der komplexen Ebene. Bild 2.4 zeigt die PSpice-Simulation eines RC-Tiefpasses für R=1kΩ und C=1µF. Durch die Anpassung an das Standardformat für Simulationen im Skript ist die Darstellung leicht verzerrt. Die Spannung am Eingang ist 1 Volt. Für ω = 0 ist die Ausgangsspannung gleich der Eingangsspannung, deren Verhältnis also gleich 1. Die Phasenverschiebung beträgt 0°. Für ω = 0 hat der Zeiger somit die Länge 1 und liegt auf der reellen Achse. Für ω = 1/RC ist die Ausgangsspannung gleich dem 1/√2-fachen der Eingangsspannung, die Phasenverschiebung beträgt -45°. Die Länge (der Betrag) des komplexen Zeigers ist daher 0.707. Realteil und Imaginärteil der Spannungsverhältnisses sind beide gleich 0.5. Für ω gegen ∞ ist die Ausgangsspannung gleich 0, die Phasenverschiebung beträgt -90 Grad. Simulation eines Tiefpasses 200mV 0V 45° -200mV 62.09 Hertz 361 Hertz -400mV 159.18 Hertz f=1/2πRC -600mV 0V 0.2V IMG(V(AUS)) 0.4V 0.6V 0.8V 1.0V R (V(AUS)) Bild 2.4: Ortskurve des RC-Tiefpasses mit R=1kΩ und C=1µF (PSpice-Simulation, editiert und verzerrt) Der Zeiger des Spannungsverhältnisses durchläuft - wie im Bild durch drei Frequenzpunkte angedeutet - den Halbkreis von rechts nach links. Die Kreisfrequenz ω erscheint in der Ortskurve nicht an einer der Achsen, sondern als Parameter. 8 2.2.2 Beschreibung im Zeitbereich Vielfach ist es anschaulicher, eine Schaltung nach der Art und Weise zu charakterisieren, wie sie die Kurvenform eines Eingangssignals beeinflußt. Man stellt dann Eingangssignal und Ausgangssignal als Funktion der Zeit dar (Bild 2.5). Während die Darstellungsformen im Frequenzbereich nur für lineare Schaltungen anwendbar sind, kann man im Zeitbereich beliebige Schaltungen betrachten. Differenzierglied (Hochpaß) Uein(t) Uaus(t) Bild 2.5: Veränderung der Kurvenform durch eine Schaltung Weitere Beispiele sind Integrierer, Verstärker mit linearen Verzerrungen (Überschwingen, Abflachen von Anstiegsflanken etc.), Impulsformer wie Komparator, Schmitt-Trigger und Begrenzer, Sample and Hold-Schaltungen und vieles mehr. Selbstverständlich besteht bei linearen Schaltungen eine strikte Gesetzmäßigkeit zwischen Frequenzgang einerseits und Beeinflussung der Signalformen andererseits. Man wählt die Darstellungsart dann nach dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit. Bei linearen Schaltungen legt man als Eingangssignale zumeist Rechtecksignale oder Nadelimpulse (Dirac-Stöße) an. Bei nichtlinearen Schaltungen ist die Form der Signale oft von der Funktion der Schaltung vorgegeben (z. B. Diodennetzwerk zur Umwandlung einer Dreieckspannung in eine angenäherte Sinusspannung). Im Schaltbild eines Fernsehgerätes findet man beispielsweise viele Oszillogramme, die für den Fall gelten, daß mit einem Bildmustergenerator ein bestimmtes Testbild eingespeist wird. Sehr häufig findet man die Darstellung von Signalen im Zeitbereich bei komplexen digitalen Schaltungen mit komplizierten Verhalten (Zähler, hochintegrierte Bausteine wie CPU, DMA-Controller). Das folgende Bild 2.6 zeigt - nicht ganz so kompliziert - den Signalverlauf an Ein- und Ausgängen eines UND-Gatters mit zwei Eingängen und einer Signalverzögerung (Delay) von 2 nsec. IN1 1 0 IN1 IN2 & 1 OUT 0 IN2 OUT 1 0 2 ns Bild 2.6: Signalverlauf an einem UND-Gatter 9 2.3 Lineares und nichtlineares Verhalten Viele Schaltungen der Analogtechnik sind lineare Schaltungen. Man versteht darunter Schaltungen, deren Ausgangsgröße (z. B. Spannung, Strom, Frequenz) gleich der Eingangsgröße (z. B. Strom, Spannung, Frequenz) multipliziert mit einem konstanten Faktor ist. Sie werden hauptsächlich als Verstärker (Vorverstärker, Endverstärker, Buffer, Meßverstärker etc.) in der Audio-, Video-, Meß- und Regeltechnik eingesetzt. Da als aktive Elemente in diesen Schaltungen nichtlineare Bauelemente wie Transistoren oder Feldeffekttransistoren eingesetzt werden, ist ein erheblicher Aufwand zur Linearisierung des Schaltungsverhaltens notwendig. Das Mittel der Wahl ist hier die Gegenkopplung. Trotzdem sind lineare Schaltungen strenggenommen nur annähernd linear und dies auch nur in einem begrenzten Bereich der Eingangsgröße. Lineare Schaltungen erfüllen folgende zwei Kriterien: 1. Es gilt das Superpositionsprinzip: Legt man gleichzeitig zwei beliebige Signalfunktionen f1(t) und f2(t) an die Eingänge der Schaltung an, so muß am Ausgang die Summe der Einzelantworten g1(t) und g2(t) erscheinen. 2. Die Multiplikation des Eingangssignals f(t) mit einem Faktor k muß zu einem Ausgangssignal k*g(t) führen. Viel verwendete nichtlineare Analogschaltungen sind Analogmultiplizierer, Mischer Komparatoren und Schmitt-Trigger. Sämtliche Schaltungen der Digitaltechnik sind nichtlinear. sowie 2.4 Lineare und nichtlineare Verzerrungen 2.4.1 Lineare Verzerrungen Fast jede elektronische Schaltung weist einen Frequenzgang auf. Führt man einer solchen Schaltung ein Signal zu, welches aus Anteilen verschiedener Frequenzen besteht, so wird jeder Anteil am Ausgang unterschiedlich wiedergegeben. Als Beispiel sei hier wieder der Tiefpaß erwähnt. Legt man eine Rechteckspannung an den Eingang dieses Tiefpasses, so wird die Flankensteilheit am Ausgang wesentlich kleiner sein als am Eingang, da die Flankensteilheit durch die Anteile der Eingangsspannung mit hoher Frequenz vergrößert wird. Das Signal wird verzerrt, obwohl der Tiefpaß selbst eine lineare Schaltung ist. Speist man daher ein sinusförmiges Eingangssignal ein, so ist das Ausgangssignal ebenfalls sinusförmig. Der Klirrfaktor (s. u.) ist gleich Null, da keine Oberwellen entstehen. Dies ist typisch für alle linearen Schaltungen: Die Kurvenform des sinusförmigen Eingangssignals erscheint am Ausgang wieder, es entstehen keine Oberwellen. R uein C uaus Bild 2.7: Eingangs- und Ausgangsspannung eines Tiefpasses Lineare Verzerrungen lassen sich durch Entzerrung korrigieren. Ein Verstärker mit obigem Tiefpaßverhalten kann durch einen Hochpaß erweitert werden, welcher die hohen Frequenzen stärker passieren läßt als niedrige und damit die Signalform regeneriert. Weitere Beispiele sind der Entzerrervorverstärker für magnetische Tonabnehmer und Equalizer. Für das Ohr äußern sich lineare Verzerrungen als Überbetonung eines bestimmten Frequenzbereiches: Töne klingen zu dumpf oder zu schrill. 10 2.4.2 Nichtlineare Verzerrungen Nichtlineare Verzerrungen entstehen durch Nichtlinearitäten in einer Schaltung. Man unterscheidet zwischen harmonischen und nichtharmonischen Verzerrungen, von letzeren wird hier aber nur der Begriff der Intermodulation erklärt. 2.4.2.1 Harmonische Verzerrungen Führt man einer nichtlinearen Schaltung eine sinusförmige Spannung u ein ( t ) = Umax * sin(ωt ) am Eingang zu, so lautet die Ausgangsspannung allgemein u aus (t ) = U0 + U1 * sin(ωt + ϕ1 ) + U2 * sin(2ωt + ϕ 2 ) + .... + Un * sin(nωt + ϕ n ) Es treten somit der Gleichanteil U0 sowie die ganzzahligen Vielfachen (2f, 3f,...nf) der Grundfrequenz f auf. Musikalisch ist dies jeweils eine Oktave, welche sich harmonisch anhört. Deshalb nennt man diese Verzerrungen auch "harmonische" Verzerrungen, obwohl sie selbstverständlich im allgemeinen unerwünscht sind. Die Harmonischen führen zu einer Verzerrung des sinusförmigen Signals. Als Klirrfaktor k versteht man nun den Quotienten aus dem Effektivwert der unerwünschten Oberwellen und dem Effektivwert von Grundwelle und Oberwellen: U22 + U23 + ... + Un2 k= * 100% U12 + U22 + U23 + ... + Un2 Dabei ist U1 die Amplitude der Grundwelle, also der erwünschten Spannung, und U2 bis Un die Amplituden der unerwünschten Oberwellen. Diese Oberwellen lassen sich im allgemeinen nicht ausfiltern, da einige Oberwellen durchaus noch in dem Frequenzbereich liegen können, der verstärkt werden soll. Eine Ausnahme bilden Senderendstufen: Man steuert die Endstufe mit Impulsen aus, um einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erzielen und filtert alle Oberwellen auf dem Weg zur Antenne hin aus. Hier liegt allerdings auch der Fall vor, daß man nur einen äußerst eingeschränkten Frequenzbereich übertragen will. Im angelsächsischen Kulturkreis ist der Begriff "THD", "Total Harmonic Distortion" üblich, wir finden diesen Begriff bei der Fourieranalyse des Simulators PSpice wieder. Es gilt: THD = U22 + U32 + ... + Un2 U1 Es gelten folgende Umrechnungen: k = THD * THD = k * U1 U + U + U32 + ... + Un2 2 1 2 2 U12 + U22 + U32 + ... + Un2 U1 11 * 100% Als Beispiel ist hier die Fourieranalyse einer Rechteckschwingung mit einer Amplitude von 1 Volt und einer Frequenz von 1kHz wiedergegeben. Anstiegs- und Abfallzeiten sind jeweils 1 Nanosekunde: FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(AUS) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 6 7 8 9 5.001000E-01 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 6.000E+03 7.000E+03 8.000E+03 9.000E+03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 6.366E-01 2.000E-04 2.122E-01 2.000E-04 1.273E-01 2.000E-04 9.095E-02 2.000E-04 7.074E-02 1.000E+00 3.142E-04 3.333E-01 3.142E-04 2.000E-01 3.142E-04 1.429E-01 3.142E-04 1.111E-01 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) -1.620E-01 9.000E+01 -4.860E-01 9.000E+01 -8.100E-01 9.000E+01 -1.134E+00 9.000E+01 -1.458E+00 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 9.016E+01 -3.240E-01 9.016E+01 -6.480E-01 9.016E+01 -9.720E-01 9.016E+01 -1.296E+00 4.288015E+01 PERCENT Man findet einen Gleichanteil von 0.5V sowie alle ungeradzahligen Oberwellen (3kHz, 5kHz..9KHz) mit dem jeweiligen Anteil 1/3, 1/5, 1/7 und 1/9. PSpice gibt auch einen gewissen Anteil von geradzahligen Oberwellen aus, der theoretisch nicht vorhanden sein dürfte. Dies ist auf numerisches Rauschen zurückzuführen und auf die Tatsache, daß Anstiegs- und Abfallzeit nicht unendlich klein sind. Der Faktor THD beträgt 42.88 Prozent. Dies entspricht einem Klirrfaktor von 40.534 Prozent. Dies ist ein kleiner Trost für die Verstärkerbauer unter uns: Selbst wenn wir einen Verstärker konstruieren, der ein Sinussignal völlig verzerrt als Rechtecksignal wiedergibt, beträgt der Klirrfaktor lediglich knapp 41 Prozent. 2.4.2.2 Intermodulation Führt man einem nichtlinearen Verstärker zwei Signale mit den Frequenzen f1 und f2 zu, so findet man am Ausgang Spektralanteile mit den Frequenzen f1-f2, f1+f2, 2f1-f2, 2f1+f2, f1-2f2, f1+2f2 usw. Diesen Effekt bezeichnet man als „Intermodulation". Diese Anteile sind nichtharmonisch, da die Tonintervalle keine Oktaven mehr sind. In Überlagerungsempfängern macht sich diese Intermodulation zu Nutze: Man führt ein hochfrequentes Signal (die Frequenz eines Senders) und ein Oszillatorsignal einer Mischstufe zu und entnimmt dieser Stufe das Signal fSender-fOszillator. Diese Differenzfrequenz ist - wenn der Empfänger richtig abgeglichen ist - konstant und unabhängig von fSender, da die Oszillatorfrequenz synchron mit der Senderfrequenz variiert wird. Die Differenzfrequenz wird "Zwischenfrequenz" genannt und einem Zwischenfrequenzverstärker zugeführt, der speziell auf diese Zwischenfrequenz abgeglichen und optimiert ist. Ist der Empfänger nicht trennscharf genug, so kann ein starker Sender so starke Mischprodukte erzeugen, daß der Sender bei verschiedenen Frequenzen empfangen werden kann. Dies nennt man „Kreuzmodulation“. Da die aktiven elektronischen Bauelemente allesamt nichtlinear sind, kann man einen (fast) linearen Betrieb nur bei kleinen Signalamplituden verwirklichen. Die linearisierten Vierpolkoeffizienten dieser Bauelemente gelten nur für einen kleinen Aussteuerbereich. Durch Gegenkopplung läßt sich dieser 12 Bereich vergrößern. Schaltungen der Digitaltechnik sind nichtlinear. Sie liefern Ausgangsspannungsverläufe, die kein Abbild der Eingangsspannung sind. Dies ist in vielen Fällen auch nicht erwünscht, da man eine Regenerierung der Signalpegel (Anstiegsflanken, Überschwingen, Pegeleinbrüche durch Leitungsreflektionen etc.) in der Schaltung anstrebt. 2.5 Vierpole Die folgenden Ausführungen ersetzen keinesfalls eine Einführung in die Vierpoltheorie, sondern sie geben nur diejenigen Aspekte wieder, die in dieser Vorlesung benötigt werden. 2.5.1 Gesteuerte Quellen Bild 2.8 zeigt die vier üblichen Formen gesteuerter Quellen, wie sie in der Symbolbibliothek von PSpice enthalten sind sowie die allgemeine Darstellung. ~ i = g * uSteu i = ß * iSteu u = r * iSteu u = v * uSteu Bild 2.8: Gesteuerte Quellen: Oben: PSpice-Darstellung, unten: Allgemeine Darstellung Bei gesteuerten Quellen wird die Ausgangsspannung bzw. der Ausgangsstrom von einer Steuergröße bestimmt. Dies ist im allgemeinen eine Spannung oder ein Strom. Man unterscheidet: - Spannungsgesteuerte Spannungsquelle, Voltage Controlled Voltage Source, VCVS, "E" - Stromgesteuerte Stromquelle, Current Controlled Current Source, CCCS, "F" - Spannungsgesteuerte Stromquelle, Voltage Controlled Current Source, VCCS, "G" - Stromgesteuerte Spannungsquelle, Current Controlled Voltage Source, CCVS, "H" Gesteuerte Quellen sind Modelle, die einen physikalischen Vorgang repräsentieren. Dazu ein Beispiel: Beim Bipolartransistor steuert der Basisstrom den Kollektorstrom. Die Beschreibung in der Halbleiterphysik ist recht kompliziert und würde viele Berechnungen der Analogelektronik nur unnötig erschweren. Deshalb ersetzt man den Bipolartransistor in vielen Berechnungen durch eine gesteuerte Quelle (und einen Widerstand, der hier aber nicht betrachtet wird): iC = ß * iB Dabei ist ß die Wechselstromverstärkung und konstant. Wir beschreiben also das nichtlineare, komplizierte Bauelement „Bipolartransistor“ durch ein lineares Ersatzschaltbild. Dadurch kann man alle Methoden der linearen Netzwerktheorie auf Transistorschaltungen anwenden. Daß eine solche vereinfachte Beschreibung irgendwann an ihre Grenzen stößt, sollte dabei allerdings klar sein. 13 Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß man auch nichtlineare gesteuerte Quellen verwendet (Ebers-Moll-Modell etc.). Diese sollen hier jedoch nicht weiter betrachtet werden. 2.5.2 Vierpolparameter Ein Vierpol ist ein Netzwerk mit zwei ausgezeichneten Klemmenpaaren (Bild 2.9). Die Zuordnung der Ströme ist derart, daß in den Vierpol hineinfließende Ströme positiv gezählt werden. Die Charakterisierung des Vierpoles erfolgt über sein Klemmenverhalten, der genaue innere Aufbau interessiert nicht. Die charakteristischen Größen für den Vierpol nennt man "Vierpolparameter". Es gibt unterschiedliche Sätze von Vierpolparametern, hier sollen jedoch nur die h-Parameter und die y-Parameter besprochen werden. i1 u1 i2 Vierpol u2 Bild 2.9: Allgemeine Darstellung eines Vierpoles Um den Grundgedanken der Vierpoltheorie noch einmal zu verdeutlichen: Gegeben ist allgemein ein lineares Netzwerk bestehend aus passiven Bauelementen und Quellen. Es enthält zwei Klemmenpaare, an die weitere Bauelemente angeschlossen werden können. (Eventuelle Anschlüsse für Betriebsspannungen etc. entfallen bei der Linearisierung einer Schaltung mit Halbleitern.) Wir können uns dieses Netzwerk auf einer Leiterplatte aufgebaut denken. Das Schaltbild und der Aufbau sind uns allerdings nicht zugänglich. Die Frage lautet, ob man trotzdem das Netzwerk so charakterisieren kann, daß eine Berechnung einer elektronischen Schaltung, die dieses Netzwerk enthält, möglich ist. Schließen wir irgendwelche Bauelemente an die Klemmen des Netzwerkes an, so werden sich bestimmte Klemmenspannungen einstellen und es werden Ströme in das Netzwerk hinein oder heraus fließen. Die angeschlossenen Bauelemente „interessiert es nicht“, was im Netzwerk selbst vorgeht. Wichtig für die Ströme und Spannungen in der Gesamtschaltung ist es, wie sich das Netzwerk an seinen Klemmen verhält. Dieses Klemmenverhalten kann man durch vier Messungen bestimmen und das Innere des Vierpoles durch vier Bauelemente (die sogenannten „Vierpolparameter“) charakterisieren. Wenn das Verhalten des Vierpoles frequenzabhängig ist, so sind diese Vierpolparameter natürlich auch frequenzabhängig. Man kann auch den umgekehrten Weg gehen. Gegeben sei wieder das lineare Netzwerk. Diesmal ist die Innenschaltung jedoch bekannt. Durch relativ einfache Berechnungen können wir dann die vier Vierpolparameter ermitteln. Dies hat den Vorteil, daß sich die Gesamtschaltung (Vierpol plus äußere Beschaltung) erheblich vereinfacht und wir so das Verhalten der Gesamtschaltung einfacher berechnen können. Je nach Messvorschrift kann man unterschiedliche Parametersätze zu je vier Vierpolparametern definieren. Praktische Anwendung in der Analogelektronik finden jedoch nur die h-Parameter und die y-Parameter. 14 2.5.2.1 Die h-Parameter Das „h“ bei der Bezeichnung „h-Parameter“ kommt von „Hybrid“. Wir finden drei unterschiedliche Dimensionen (Ohm, Siemens, dimensionslos) bei diesen Parametern vor. Die Vierpolgleichungen für die h-Parameter lauten allgemein u1 = h11 * i1 + h12 * u2 i2 = h21 * i1 + h22 * u2 oder in Vektorschreibweise h i u1 i h = [H] * 1 = 11 12 * 1 u2 h21 h22 u2 i2 Jeder dieser Parameter läßt sich (meßtechnisch) bestimmen, indem man in der Gleichung, in der er vorkommt, die andere Größe zu 0 setzt. h11 = u1 i1 h12 = u2 =0 u1 u2 h21 = i1 =0 i2 i1 h22 = u2 =0 i2 u2 i1 = 0 Im Nenner der jeweiligen Ausdrücke steht diejenige Größe, mit der man bei der Messung den Vierpol stimuliert, im Zähler diejenige Größe, die der Vierpol aufgrund dieser Stimulation abgibt. Setzt man bei der Messung eine Spannung zu Null, so bedeutet dies, daß das betreffende Klemmenpaar kurzgeschlossen wird. Wird ein Strom zu Null gesetzt, so wird das betreffende Klemmenpaar im Leerlauf betrieben und keine Last angeschlossen. Die Dimension von h11 ist das Ohm, die von h22 das Siemens. h12 und h21 sind dimensionslos. Schaut man sich die Vierpolgleichungen noch einmal an, so stellt man fest, daß die erste Gleichung eine Maschengleichung ist und die zweite Gleichung eine Knotengleichung. Dementsprechend sieht das Ersatzschaltbild des Vierpols aus (gestrichelt eingezeichneter Kasten in Bild 2.10). Die Meß- und Rechenvorschrift kann man sich ebenfalls anhand des folgenden Schaltbildes klarmachen: A S1 i1 S2 A i2 A B B h11 h * i 21 1 i1 V u1 h22 ~ h12 * u2 u2 u2 ~ Bild 2.10: Ersatzschaltbild für die Messung der h-Parameter Im Inneren des Vierpols finden wir auf der linken Seite die Maschengleichung wieder und auf der rechten Seite die Knotengleichung. Im Laboralltag wird man allerdings wohl kaum eine Stromquelle i1 verwenden, sondern eine Spannungsquelle, deren Strom allerdings als erregende Größe zugrunde legen. Die Messung von h11 geschieht mit S1 in Stellung B und S2 in Stellung A. Da u2 gleich 0 ist, ist h12*u2 gleich Null, die Spannungsquelle im linken Teil des Vierpoles liefert keine Spannung. Der Strom i1 erzeugt einen Spannungsabfall an h11, den das Voltmeter (mit unendlich hohem Innenwiderstand) mißt. 15 Will man h12 messen, so steht S1 in Stellung A und S2 in Stellung B. Die Spannungsquelle u2 liegt am rechten Klemmenpaar an und aufgrund dieser Spannung entsteht eine Spannung h12*u2 in der linken Spannungsquelle des Vierpoles. Da kein Strom fließt, ist der Spannungsabfall an h11 gleich 0 und das Voltmeter mißt am linken Klemmenpaar des Vierpoles die Spannung h12*u2. Um h21 zu messen, muß S1 in Stellung B und S2 in Stellung A stehen. Dann treibt die Stromquelle i1 den Strom i1 durch die linke Seite des Vierpoles. Dieser Strom erzeugt einen Strom h21*i1. Die Spannung am Leitwert h22 ist gleich 0, so daß dieser Leitwert stromlos ist. Der gesamte Strom h12*i1 fließt als i2 durch das (widerstandslose) Amperemeter und wird damit als i2 gemessen. Zur Messung von h22 steht S1 in Stellung A und S2 in Stellung B. Der Spannung u2 treibt den Strom i2 durch das rechte Klemmenpaar des Vierpoles. Da i1 gleich 0 ist, liefert h21*i1 keinen Strom und der gesamte Strom i2 berechnet sich zu u2*h22. Nun wollen wir unser neu erworbenes Wissen einmal an einem Vierpol ausprobieren, der eigentlich nur aus einem einzigen Widerstand R besteht (Bild 2.11). A S1 i1 S2 A i2 R A B B i1 V u1 u2 u2 ~ Bild 2.11: Einfacher Vierpol Dies ist der Anwendungsfall, bei dem wir die Innenschaltung kennen, aber zur Vereinfachung späterer Berechnungen die Vierpolparameter bestimmen wollen. Wir beginnen mit h11: h11 = u1 i1 u 2 =0 i1 * R =R i1 = Im Nenner steht die erzeugende Größe, also der Strom i1, im Zähler die Erzeugte, hier die Spannung u1. Nun geht es mit h12 weiter: h12 = u1 u2 i1 = 0 = u2 =1 u2 Fließt kein Strom i1, so ist der Spannungsabfall am Widerstand R gleich Null und u1 ist gleich u2. h 21 = i2 i1 u2 =0 = − i1 = −1 i1 Das Minuszeichen bei h21 rührt daher, daß grundsätzlich die Ströme als in den Vierpol hineingehend angenommen werden. 16 Als letztes berechnen wir h22: h22 = i2 u2 i1 =0 = 0 =0 u2 Somit finden wir für die Matrix H der Vierpolparameter: R 1 H= − 1 0 In diesem speziellen Fall hat es also nicht geklappt mit einer Vereinfachung der Schaltung, aber es handelt sich hier ja auch um einen ganz besonders einfachen Vierpol. 2.5.2.2 Die y-Parameter Im Hochfrequenzbereich läßt sich meßtechnisch die Bedingung "i = 0" nicht mehr erfüllen, da aufgrund parasitärer Kapazitäten des Meßaufbaus ein ungewollter Strom i1 fließt. Deshalb werden bei Bauelementen für Hochfrequenzanwendungen nicht mehr die h-Parameter, sondern die y-Parameter benutzt. Diese haben immer die Bedingung "u = 0". Bei Feldeffekttransistoren fließt schon bei niedrigen Frequenzen ein kapazitiver Strom, so daß bei ihnen die y-Parameter bereits im NF-Bereich benutzt werden. Bei der Berechnung der y-Parameter kann man ähnlich wie bei der Berechnung der hParameter vorgehen. Die allgemeinen Vierpolgleichungen in y-Form lauten: i1 = y 11 * u1 + y 12 * u 2 i 2 = y 21 * u1 + y 22 * u 2 Elektrisch handelt es sich bei beiden Gleichungen um Knotengleichungen, da hier jeweils zwei Ströme addiert werden. Die einzelnen Koeffizienten werden wie folgt ermittelt: y 11 = i1 u1 y 12 = u2 =0 i1 u2 u1 = 0 y 21 = i2 u1 y 22 = u2 =0 i2 u2 u1 = 0 Man erkennt, daß in diesen Bestimmungsgleichungen grundsätzlich Spannungen zu 0 gesetzt werden und daß die stimulierende Größe immer ein Spannung ist, während die stimulierte Größe immer ein Strom ist. Der Quotient aus Strom und Spannung hat die Einheit Siemens, alle y-Parameter sind Leitwerte. Bild 2.12 zeigt die meßtechnische Bestimmung der y-Parameter beziehungsweise das Ersatzschaltbild zur rechnerischen Bestimmung. Im Inneren des Vierpols finden wir zweimal die Parallelschaltung zweier Bauelemente, was den Knotengleichungen entspricht. S1 A i1 A B i2 y11 ~ u1 y12 * u2 u1 S2 A A B y22 u2 u2 ~ y21 * u1 Bild 2.12: Meßtechnische Bestimmung der y-Parameter Allgemein gilt, daß durch einen Leitwert, an dem die Spannung 0 Volt anliegt, kein Strom fließt. 17 Wird also ein Klemmenpaar des Vierpols kurzgeschlossen, so mißt das Amperemeter den Strom der gesteuerten Quelle, die mit diesem Klemmenpaar verbunden ist. Mit dieser Voraussetzung läßt sich die meßtechnische Bestimmung der Vierpolparameter y12 und y21 leicht nachvollziehen: y 12 = y * u2 i1 = 12 = y 12 u2 u2 y 21 = y * u1 i2 = 21 = y 21 u1 u1 Wird eine spannungsgesteuerte Stromquelle nicht durch eine Spannung stimuliert, so liefert sie keinen Strom und stellt einen unendlich großen Widerstand dar. Mißt man nun mit Hilfe einer Spannung u eine Parallelschaltung eines Leitwertes y mit einer idealen Stromquelle, die keinen Strom liefert, so ist der Quotient aus fließendem Strom u*y und angelegter Spannung u gleich dem Leitwert y. Die Stromquelle geht nicht mit in die Rechnung ein. Mit dieser Voraussetzung läßt sich die Messung von y11 und y22 nachvollziehen: y 11 = y * u1 i1 = 11 = y 11 u1 u1 y 22 = i 2 y 22 * u 2 = = y 22 u2 u2 Wenn ein Vierpol durch Vierpolparameter beschrieben wird, so müssen sich die einzelnen Parameterarten natürlich ineinander umrechnen lassen, da ja immer der gleiche Vierpol beschrieben wird. Die folgende Tabelle beschreibt die Umrechnung von h-Parametern in y-Parameter und umgekehrt. Matrix h-Parameter y-Parameter 1 y 11 h11 h12 H Y h21 h22 1 h11 h 21 h11 y 21 y 11 h12 h11 Det H − y11 y 12 y 11 Det Y − y 11 y12 y 21 y 22 h11 Tabelle 2.1: Umrechnung der h-Parameter in die y-Parameter und umgekehrt Dabei ist Det IHI = h11*h22 - h12*h21 18 Netzlisten Simulation eines Tiefpasses VEIN EIN 0 AC 1V R EIN AUS 1KOHM C AUS 0 1UF * .AC DEC 30 10 10K; FUER BODEDIAGRAMM .AC DEC 30 1 10K; FUER ORTSKURVE .END Klirrfaktorbestimmung einer Rechteckschwingung VEIN AUS 0 PULSE (0 1 0 1n 1n 499999n 1m) R AUS 0 1 .TRAN 1u 2m .FOUR 1000 V[AUS] .END 19 3. Grundlagen der Operationsverstärker 3.1 Gegenkopplung Gegeben ist die folgende Anordnung aus einem Verstärker mit der komplexen Verstärkung vD, einem Rückkopplungsglied mit der Abschwächung k sowie einer vorgeschalteten Subtrahierstufe (Bild 3.1). Die Subtrahierstufe subtrahiert die Spannungen ue und k*ua voneinander, die Differenz ist die Differenzspannung uD. Der Widerstand R sei vorerst unendlich groß. uD = ue - k * ua + Verstärker mit vD ie - R A uD ue ua = v D * uD Rückkopplungsglied k k * ua Bild 3.1: Gegengekoppelter Verstärker Die Ausgangsspannung ua des Verstärkers wird vom Rückkopplungsglied um den Faktor k abgeschwächt. Diese Spannung k*ua gelangt dann an den Eingang der Subtrahierstufe, zusammen mit der Eingangsspannung ue. Diese Subtrahierstufe bildet die Differenz aus beiden Spannungen derart, daß die Eingangsspannung ue um k*ua vermindert wird. Wird die Eingangsspannung durch die Zuführung des rückgekoppelten Signals vermindert, so spricht man von Gegenkopplung. Das Resultat ist dann die Differenzspannung uD mit uD = ue − k * ua am Ausgang der Subtrahierstufe. Diese Spannung wird dem Verstärker zugeführt. Der Verstärker verstärkt diese Differenzspannung um den Faktor vD: ua = v D * uD oder Durch Umstellen erhält man ua = v D * (ue − k * ua ) (1 + k * v D ) * ua = v D * ue Definieren wir als die Verstärkung v der Gesamtanordnung den Quotienten aus ua und ue, so erhalten wir: v= ua vD = ue 1 + k * v D Dies ist die Verstärkung eines gegengekoppelten Verstärkers mit der inneren Verstärkung vD und dem Rückkopplungsfaktor k. Den Faktor k*vD bezeichnet man auch als Schleifenverstärkung g. Trennt man die Rückkopplung an der Verbindungsstelle Verstärkerausgang/Eingang des Rückkopplers (Punkt A in Bild 3.1) auf und speist an dieser Stelle eine auf Masse bezogene Meßspannung uMeß in den Rückkoppler ein, so gilt für die Spannung ua 20 ua = −k * v D * uMeß = −g * uMeß unter der Voraussetzung ue = 0 (Bild 3.2). Auf diese Weise lassen sich k und g meßtechnisch ermitteln. Der Ausdruck „Schleifenverstärkung“ für g stammt aus der Regelungstechnik, wie auch obige Schaltung die Grundschaltung eines einfachen Regelkreises ist. Dabei ist ue die Führungsgröße und ua die Regelgröße. -k * umeß + Verstärker mit vD uD ua = -k * vD * umeß Rückkopplungsglied k k * umeß umeß Bild 3.2: Aufgetrennte Rückkopplung Besteht das Rückkopplungsglied aus einem Spannungsteiler nach Bild 3.3, so berechnet sich k zu k=k = R1 R1 + R 2 falls der Spannungsteiler unbelastet ist, also bei unendlich großem Eingangswiderstand des Subtrahierers. Wir werden diesen Spannungsteiler als Rückkopplung sowohl bei der inR2 vertierenden als auch bei der nichtinvertierenden Operationsverstärkerschaltung vom ua Verstärker wiederfinden. Betrachtet man die Gleizum k * u R chung für die Verstärkung v, so sieht a 1 Subtrahierer man, daß diese sowohl von der Rückkopplung k als auch von vD abhängt. DaBild 3.3: Spannungsteiler als Rückkopplungsglied bei ist vD eine Verstärkereigenschaft und k eine Eigenschaft des Rückkopplungsnetzwerkes. Will man eine Schaltung aufbauen, deren Eigenschaften unabhängig vom verstärkenden Element sind, so muß man vD sehr groß werden lassen. Es gilt dann für den Grenzwert lim v vD →∞ = lim vD →∞ vD 1 = 1+ k * vD k Macht man die innere Verstärkung vD des Verstärkers sehr groß, so ist die resultierende Verstärkung v der gesamten Anordnung nahezu unabhängig von der Verstärkereigenschaft vD und nur noch eine Funktion des Rückkopplungsnetzwerkes. Die Forderung "vD sehr groß" ist mit Verstärkern mit nur einem verstärkenden Element wie einem bipolaren oder einem Feldeffekttransistor nicht zu erfüllen. Außerdem sollte ein solcher Verstärker bereits über eine Eingangsstufe verfügen, welche die Differenz zweier Spannungen bilden kann. 21 Ein Verstärkerelement, welches diesen Forderungen weitgehend entspricht, ist der Operationsverstärker. Operationsverstärker werden heute ausschließlich in integrierter Technik hergestellt. Da vD sehr groß ist, dürfen die exakten Daten des Operationsverstärkers relativ stark streuen, ohne daß dies einen großen Einfluß auf die Verstärkung v hätte. Dies ermöglicht eine große Ausbeute bei der Herstellung der integrierten Schaltungen und hat wesentlich dazu beigetragen, daß Operationsverstärker ein Massenartikel der Elektronik geworden sind. Dazu ein Zahlenbeispiel: Hat der Operationsverstärker eine Ausgangsspannung von 10 Volt bei einer 5 Differenzverstärkung vD von 10 , so ist die dazugehörige Differenzspannung gleich uD = ua 10 V = = 100 µV v D 100000 Je größer die Differenzverstärkung vD ist, umso kleiner ist uD bei gegebener Ausgangsspannung ua. Im übernächsten Kapitel werden wir viel mit dem „idealen“ Operationsverstärker arbeiten, bei dem die Differenzverstärkung vD unendlich groß ist. Dann ist uD gleich Null. In der Praxis ist uD natürlich niemals gleich Null, jedoch sehr klein. Dies bedeutet jedoch, daß man in einem Maschenumlauf uD zu Null setzen darf, ohne einen großen Fehler zu machen. Diese Tatsache vereinfacht das Berechnen von Schaltungen mit Operationsverstärkern erheblich. Allgemein gilt: Bei einem gegengekoppelten Operationsverstärker stellt sich die Ausgangsspannung ua bei einer vorgegebenen Eingangsspannung ue derart ein, daß die Spannung uD praktisch gleich Null ist. Dieser Satz ist allgemeingültig Operationsverstärkern enorm. und hilft bei der Berechnung von Schaltungen mit Nun sei der Widerstand R in Bild 3.1 nicht mehr unendlich groß. Bei einer Spannung uD am Widerstand R fließt der Fehlerstrom ie (Index „e“ wie „Error“) durch diesen Widerstand: ie = uD R und wir können schreiben u a = v D * uD = v D * i e * R = Z * i e Dies ist kein billiger Rechentrick, sondern wir können damit einen anderen Typ von Operationsverstärker definieren, den stromgesteuerten Operationsverstärker. Der „Verstärkungsfaktor“ ist die Impedanz Z. Der Strom selbst ist klein, siehe obiges Beispiel: Bei einer Ausgangsspannung von 10 Volt, einer Differenzverstärkung von 100000 und einem Widerstand R von 10 Ohm erhalten wir ie = u D 100 µV = = 10 µA R 10Ω Die Impedanz Z ist dann gleich 1MΩ. 22 3.2 Operationsverstärker Ein Operationsverstärker ist eine mehrstufige Verstärkerschaltung, deren einzelne Verstärkerstufen gleichspannungsmäßig gekoppelt sind. Man findet weiterhin - hohe Spannungsverstärkung - Differenzverstärkereingang - große Eingangswiderstände - einen kleinen Ausgangswiderstand - gute Nullpunktstabilität - Tiefpaßverhalten Ursprünglich entwickelt für Rechenoperationen in der Analogrechnertechnik, haben Operationsverstärker heute eine sehr weite Verbreitung gefunden. Viele Schaltungskonzepte sind durch Operationsverstärker überhaupt erst realisierbar geworden. Operationsverstärker sind durchweg integrierte Schaltungen oder Hybridschaltungen, da manche ihrer hervorragenden Eigenschaften erst durch spezielle Schaltungsvarianten in integrierter Technik ermöglicht werden. Trotzdem sind ihre Eigenschaften immer noch nicht ideal, wie folgende Gegenüberstellung zeigt: Eigenschaft: idealer OP realer OP Differenzverstärkung vD ∞ 2*104..105 Eingangswiderstand ∞ 106Ω bipolar 1014Ω FET re Ausgangswiderstand 0 etwa 30Ω ∞ etwa 80dB keine von -50°C bis +125°C ra Gleichtaktunterdrückung G Temperaturdrift meist vernachlässigbar Übertragungsbandbreite ∞ von v abhängig, bis 107 Hertz (Hertz) Aussteuerbereich -∞...+∞ etwa -UB bis +UB (Volt) Die obige Tabelle gilt für "Jellybeans", also Standardoperationsverstärker in integrierter Technik wie den µA741 oder den TL081. Spezielle Operationsverstärker sind für bestimmte Eigenschaften wie hohe Verstärkung, große Bandbreite, kleine Offsetspannung oder geringe Drift ausgelegt, aber auch 23 dementsprechend teurer. Trotzdem müssen die Abweichungen vom Idealverhalten besprochen werden, damit in der Praxis abgeschätzt werden kann, ob ein bestimmter Operationsverstärker für einen bestimmten Zweck geeignet ist oder nicht. Bild 3.4 zeigt das Schaltsymbol sowie Definitionen von Spannungen am Operationsverstärker sowie das linearisierte Ersatzschaltbild der Standardarchitektur, des „Voltage Feedback Amplifiers“ VFA. ra uD uP uN + _ rD OUT ua uD uP vD uN rgl ~ uL = vD * uD ua rgl Bild 3.4: Operationsverstärker: Symbol und lineares Ersatzschaltbild Anschlüsse zur Spannungsversorgung werden im allgemeinen nicht dargestellt, Anschlüsse zur Frequenz- und Offsetspannungskompensation nur dann, wenn vorhanden. Wir finden einen nichtinvertierenden Eingang („+“) und einen invertierenden Eingang („-“) sowie den Ausgang Out. Die Spannung des nichtinvertierenden Eingangs gegen Masse nennt man UP, die des invertierenden Eingangs hingegen UN. Zwischen den Eingängen liegt die Spannung uD. Legt man beispielsweise eine positive Spannung an den nichtinvertierenden Eingang an, so wird die Ausgangsspannung ebenfalls positiv. Legt man diese Spannung jedoch an den invertierenden Eingang an, so wird die Ausgangsspannung des Operationsverstärkers negativ. Im Ersatzschaltbild sind die beiden Gleichtakteingangswiderstände rgl sowie der Differenzeingangswiderstand rD eingezeichnet. Die Ausgang ist eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle uL mit dem Innenwiderstand ra. Beim idealen Operationsverstärker werden alle Eingangswiderstände als unendlich groß und der Ausgangswiderstand ra als unendlich klein angenommen. 3.3 Schaltungstechnischer Aufbau von Operationsverstärkern Im folgenden werden zwei Typen von Operationsverstärkern vorgestellt: Die Standardarchitektur, im Angelsächsischen auch als VFA (Voltage Feedback Amplifier) bezeichnet und der CFA (Current Feedback Amplifier). Von beiden Typen existieren zahllose Schaltungsvarianten, die dem jeweiligen Verwendungszweck und dem technologischen Fortschritt angepaßt sind, so daß hier nur die Prinzipschaltungen besprochen werden können. Selbst wenn man als Anwender niemals einen Operationsverstärker entwerfen muß, so sollte man doch soviel Kenntnisse von deren Aufbau haben, daß man das Klemmenverhalten des IC's versteht. 24 3.3.1 Standardarchitektur, Voltage Feedback Amplifier Bild 3.5 zeigt ein Prinzipschaltbild des Voltage Feedback Amplifiers, wobei die Widerstände in Wirklichkeit zumeist durch aktive Lasten realisiert werden. Wir können drei Stufen unterscheiden: - den Differenzverstärker - den Gleichspannungsverstärker - die Endstufe. +UB RC RC RE RE T3 T9 T4 T1 C T2 “-” T7 “+” A T8 Out T10 T5 T6 -UB Differenzverstärker Gleichspannungsverstärker Gegentaktendstufe Bild 3.5: Standardarchitektur, VFA Der Differenzverstärker bestehend aus den Transistoren T1 und T2 übernimmt die Funktion des Subtrahierers aus Bild 3.1, wobei er zusätzlich noch eine Spannungsverstärkung von etwa 200 aufweist. (Dies ist ein ganz grober Richtwert). Das verstärkte Differenzsignal wird auf den Gleichspannungsverstärker mit den Transistoren T3 und T4 gegeben und dort etwa mit dem Faktor 500 (auch dies nur ein grober Richtwert) verstärkt. Die Transistoren T5 und T6 bilden eine aktive Last (s. u.). Am Ausgang des Verstärkers, dem Punkt „A“ ist die Gegentaktendstufe angeschlossen. Die Endstufentransistoren T9 und T10 arbeiten in Kollektorschaltung und werden von den Transistoren T7 bzw. T8 gespeist, die ebenfalls in Kollektorschaltung betrieben werden. Durch die Kollektorschaltungen weist die ganze Enstufe eine Spannungsverstärkung von etwa 1 auf, besitzt jedoch nur einen kleinen Ausgangswiderstand. Der ganze Ausgangsspannunghub muß bereits vom Gleichspannungsverstärker am Knoten „A“ aufgebracht werden. Der Knoten „A“ ist der hochohmigste Knoten in der gesamten Schaltung. Deshalb ist der Kompensationskondensator C an diesem Punkt angeschlossen. Seine Funktion wird weiter unten besprochen. Jeder Transistor benötigt zur Arbeitspunkteinstellung einen Basisgleichstrom. Im Falle von T1 und T2 muß dieser Gleichstrom aus der externen Schaltung in den OP hinein fließen. Da dies in manchen Fällen stören kann, gibt es auch OP’s mit Sperrschichtfeldeffekttransistoren an den Eingängen. Diese benötigen keinen Eingangsgleichstrom. Es gibt auch Operationsverstärker, die ausschließlich mit MOSFETs aufgebaut sind. 25 Wir finden in diesem Prinzipschaltbild zwei typische Schaltungen der Mikroelektronik, nämlich den Differenzverstärker und den Stromspiegel. Obwohl sie im Transistorkapitel behandelt werden, soll hier doch eine kurze Besprechung der Funktion dieser Schaltungen erfolgen. Grundlage beider Schaltungen ist das sogenannte „emittergekoppelte Paar“, „emitter coupled pair, ECP“. Dieses ECP ist eines der Grundelemente der Mikroelektronik und vergleichbar mit den Einzeltransistor in der „klassischen“ Analogtechnik, die mit diskreten Bauelementen operiert. 3.3.1.1 Der Differenzverstärker Bild 3.6 zeigt links den Differenzverstärker aus Bild 3.5, rechts eine vereinfachte Version des Differenzverstärkers des µA741. Der µA741 ist zwar veraltet, jedoch der Urahn von Generationen von OP’s und von der Gesamtschaltung noch einigermaßen verständlich. +UB +UB RC RC 20µA T1 T1 uA1 uP T2 “-” “+” IP IN uN T2 uA2 uN T3 uP T4 I Ri -UB -UB Bild 3.6: Differenzverstärker Im linken Teil des Bildes ist lediglich der Innenwiderstand Ri der Konstantstromquelle hinzugekommen. Momentan gelte aber: Ri sei unendlich groß. Nehmen wir einmal an, daß die beiden Transistoren T1 und T2 exakt identisch sind, also gleiche technische Daten haben. Auch die beiden Kollektorwiderstände seien exakt gleich. Jetzt verbinden wir die beiden Basisanschlüsse miteinander und legen eine Spannung zwischen Basis und Masse an. Beide Transistoren haben nun die gleiche Basis-Emitter-Spannung, es fließt der gleiche Basisstrom und damit auch der gleiche Kollektorstrom. Auch die Emitterströme sind gleich groß. Die Stromquelle zieht den Strom I aus dem Emitterknoten heraus, in den Knoten hinein fließen die gleich großen Emitterströme. Jeder Emitterstrom ist gleich I/2. Vernachlässigen wir den Basisstrom, so sind auch die Kollektorströme gleich groß, nämlich I/2 und die Spannungsabfälle an den Kollektorwiderständen sind ebenfalls identisch: URC=RC * I/2. Variieren wir nun die Eingangsspannung, so ändert sich nichts: Da die beiden Zweige bestehend aus RC und einem Transistor T exakt die gleichen Daten haben, fließt immer der Strom I/2 durch jeden der Zweige. Mißt man nun die Spannung uA1 oder uA2, so ändern sich diese Spannungen nicht, obwohl sich die Eingangsspannung ändert. Der angeschlossene Gleichspannungsverstärker erhält immer das gleiche Signal, die Ausgangsspannung des 26 Operationsverstärkers ändert sich nicht. Man spricht hier von einer Gleichtaktaussteuerung, da beide Eingänge das gleiche Signal erhalten. Die Gleichtaktverstärkung des idealen Differenzverstärkers ist gleich Null Mathematisch entspricht dies der Subtraktion zweier gleich großer Zahlen. Wir haben hier den Subtrahierer aus Bild 3.1 vor uns. Die Basis-Emitter-Spannung beider Transistoren ist beinahe konstant und beträgt etwa 0.7 Volt. Der Emitterknoten folgt somit der Eingangsspannung. Am Emitter wird aber kein Signal abgegriffen. Nun lösen wir die Verbindung beider Transistoren und legen ein reines Differenzsignal an: Ist die Spannung uN beispielsweise gleich 10mV, so soll uP gleich –10mV sein. Nun ändern sich die Transistordaten unterschiedlich. Der linke Transistor wird besser leiten als der rechte und die Stromverteilung in den beiden Zweigen ändert sich, Damit ändern sich auch die Spannungsabfälle an den Kollektorwiderständen: Die Spannung uA1 wird kleiner werden, die Spannung uA2 hingegen ansteigen. Die Summe der Ströme durch die Zweige ist aber immer noch gleich I, da die Stromquelle diesen Strom aus den Emittern heraus zieht. Der angeschlossene Gleichspannungsverstärker erhält unterschiedliche Eingangsspannungen und die Ausgangsspannung des gesamten Operationsverstärkers wird sich ändern. Bei einem Differenzsignal liefert der Differenzverstärker ein Ausgangssignal – deswegen heißt er ja auch so. Soweit zum idealen Differenzverstärker. Nun sei der Innenwiderstand Ri der Stromquelle nicht mehr unendlich, sondern er habe einen endlichen Wert. Wir verbinden wieder beide Basisanschlüsse miteinander und legen eine Spannung an: Gleichtaktaussteuerung. Je nach Spannung werden die Transistoren mehr oder weniger gut leiten, der Strom durch den linken Zweig ist wieder gleich dem Strom durch den rechten Zweig. Da der Innenwiderstand der Stromquelle endlich ist, fließt nun aber nicht mehr der Strom I/2 durch jeden Zweig, sondern der Strom ist von der Aussteuerung abhängig. Dadurch ändern sich die Spannungsabfälle an den Kollektorwiderständen RC und die Ausgangsspannungen ändern sich. Die Änderungen sind in beiden Zweigen gleich und gering, wenn Ri nur genügend groß ist. Bei unserem Beispieloperationsverstärker haben wir Glück: Der Gleichspannungsverstärker ist wieder ein Differenzverstärker und die Änderungen von dessen Ausgangsspannungen sind nur gering. Anders beim µA741: Hier ist die Auskopplung unsymmetrisch und der angeschlossene Gleichspannungsverstärker erhält ein Signal, welches er auch prompt verstärkt und an den Ausgang weitergibt. Auf jeden Fall bewirkt ein Gleichtaktsignal am Eingang eine Änderung der Ausgangsspannung, wir haben eine Gleichtaktverstärkung vGl. Für den realen Differenzverstärker gilt ohne Herleitung Differenzverstärkung v D = − ß * RC g * RC =− m 2 * rBE 2 Je größer RC ist, umso größer ist auch vD. Deshalb setzt man in der Realität auch keine ohmschen Widerstände als Lastwiderstände ein, sondern aktive Lasten. Gleichtaktverstärkung v Gl = − ß * RC rBE + 2 * Ri * (ß + 1) Die unerwünschte Gleichtaktverstärkung ist zwar auch proportional zu RC, außerdem jedoch noch umgekehrt proportional zu Ri. Deshalb sieht man Stromquellen statt ohmscher Widerstände vor, die einen wesentlich größeren Innenwiderstand als einfache ohmsche Widerstände haben. 27 Eine ganz wichtige Größe des Differenzverstärkers ist die Gleichtaktunterdrückung G: v D rBE + 2 R i * (ß + 1) R = ≈ß* i v Gl 2 rBE rBE Gleichtaktunterdrückung G = Was geschieht, wenn die Transistoren oder Widerstände nicht exakt gleich sind? Dann sind die Ausgangsspannungen uA1 und uA2 auch bei gleicher Aussteuerung ungleich groß und dem Gleichspannungsverstärker wird ein Eingangssignal vorgetäuscht. Die Ausgangsspannung ist ungleich Null, selbst wenn beide Eingangsspannungen gleich Null sind: Es liegt eine Offsetspannung vor (siehe unten). Eine Möglichkeit, diese Spannung zu kompensieren besteht darin, daß man die Symmetrie der Zweige wieder herstellt. Beim 741 und vielen anderen Typen geschieht dies durch einen externen Trimmer. Im Bild 3.6 rechts ist er gestrichelt eingezeichnet. Er liegt zwei Widerständen im IC parallel. Verändert man die Position des Schleifers, so ändert man die Werte der Parallelschaltung und symmetriert so den Differenzverstärker wieder. Bei Präzisionsoperationsverstärkern teilt man die Transistoren des Differenzverstärkers in zwei parallelgeschaltete Transistoren auf, die sich auf dem Chip diagonal gegenüberliegen. Auf diese Art und Weise lassen sich Änderungen der Eigenschaften durch Temperaturgradienten minimieren (Bild 3.8) C1 B1 T1A C2 T1B T2A T2B B2 E C T1A C T2A B B E E B2 B1 T2B T1B E E E B B C1 C C C2 Bild 3.7: Emittergekoppeltes Paar eines Präzisionsoperationsverstärkers 28 3.3.1.2 Der Stromspiegel Stromspiegelschaltungen sind in der Mikroelektronik sehr weit verbreitet. Sie dienen dazu, mit Hilfe eines Referenzgleichstromes einen oder mehrere Gleichströme in der Schaltung einzustellen. Eine weitere sehr wichtige Anwendung ist die aktive Last. Bild 3.8 zeigt zwei einfache Stromspiegel sowie das Kleinsignalersatzschaltbild eines solchen. +UB T3 T4 A R Iref IC1 R A rBE1 B rBE2 rCE1 rCE2 B IC2 2*IB T1 T2 IB IB -UB Bild 3.8: Einfache Stromspiegel und Ersatzschaltbild Im linken Teil des Bildes sind zwei Stromspiegel dargestellt, einer mit npn-Transistoren und ein zweiter mit pnp-Transistoren. Die Transistorpaare sollen jeweils identische Daten aufweisen. Die Transistoren T1 und T2 sind basisseitig miteinander verbunden. Außerdem ist der Kollektor des Transistors T1 an diesem Knoten angeschlossen. Die Kollektor-Emitter-Sättigungsspannung UCEsat beträgt etwa 0.2 Volt – 0.3 Volt, die Basis-Emitter-Spannung UBE etwa 0.7 Volt. Deshalb arbeitet der Transistor T1 noch im aktiven Bereich, da seine Kollektor-Emitter-Sättigungsspannung noch nicht erreicht ist. In vielen Schaltungen findet man anstatt des Transistors, dessen Kollektor- und Basisanschlüsse miteinander verbunden sind, eine Diode eingezeichnet. Dies ist jedoch irreführend, da wir ein stromverstärkendes Element vor uns haben. Durch den Widerstand fließt der Gleichstrom Iref: Iref = (+ UB ) + (− UB ) − UBE R Da die Basis-Emitter-Spannung UBE etwa konstant gleich 0.7 Volt ist, ist der Strom Iref auch konstant und nur von den Betriebsspannungen abhängig. Da beide Transistoren identische Daten haben und bei beiden die Basis-Emitter-Spannung gleich ist, ist auch deren Basisstrom gleich. Der Strom Iref teilt sich auf: Iref = IC1 + 2 * IB Zwischen Basisstrom und Kollektorstrom finden wir folgenden Zusammenhang: IC1 = B * IB 29 und damit Iref = B * IB + 2 * IB = (B + 2) * IB Aufgelöst nach dem Basisstrom: IB = Iref B+2 Damit können wir den Kollektorgleichstrom des Transistors T2 berechnen: IC 2 = B * IB = Iref B ≈ Iref B+2 Mit Hilfe des Referenzstromes Iref läßt sich somit der Kollektorgleichstrom IC2 einstellen. Das Kleinsignalersatzschaltbild des Stromspiegels ist einfach: Da kein Wechselstrom an die Basisanschlüsse gelangt, entfallen die gesteuerten Quellen ß*iB und dem Transistor T2 entspricht wechselspannungsmäßig nur der Widerstand rCE2. Dies kann man wie folgt interpretieren. Einmal angenommen, der Kollektor des Transistors T2 sei an irgendeinen Schaltungsknoten angeschlossen und die Kollektor-Emitter-Spannung des Transistors betrage 10 Volt. Der Kollektorstrom sei gleich 1mA. Gleichspannungsmäßig verhält sich der Transistor T2 wie ein ohmscher Widerstand RT RT = 10 V = 10kΩ 1mA Man könnte diesen Transistor ohne weiteres durch einen ohmschen Widerstand von 10kΩ ersetzen, ohne daß sich in diesem Zweig etwas an den Gleichspannungen ändert. Steuert man nun den Differenzverstärker mit einer Wechselspannung aus, so wird der Schaltungsknoten von dem 10kΩWiderstand belastet. Benutzt man statt dessen den Stromspiegel, so ist der Wechselstromwiderstand jedoch gleich rCE2, ein Wert, der weit größer sein kann als 10kΩ. Der Transistor T2 wirkt gleichspannungsmäßig wie ein Widerstand UCE2/IC2, wechselspannungsmäßig wie rCE2. Beim Betrieb als aktive Last enthält der Referenzstrom Wechselanteile, so daß man die gesteuerten Quellen berücksichtigen muß. Dies soll hier aber nicht besprochen werden. Eine solche aktive Last mit pnp-Transistoren findet man ebenfalls in Bild 3.8. 30 3.3.1.3 Die invertierende Grundschaltung mit dem VFA Wir wollen uns nun einmal eine sehr weit verbreitete Operationsverstärkergrundschaltung ansehen und eine ihrer Eigenschaften bestimmen. Es ist die invertierende Grundschaltung, manchmal auch einfach Inverter genannt. R2 + R1 uD ~ _ uD OUT ua = vD * uD _ ue OUT + ua Bild 3.9: Ersatzschaltbild des VFA und die invertierende Grundschaltung Der VFA kann am einfachsten durch eine ideale spannungsgesteuerte Spannungsquelle dargestellt werden. Ihren Innenwiderstand vernachlässigen wir. Für die Spannungsverstärkung der Operationsverstärkers gilt u a = v D * uD Bei der invertierenden Grundschaltung liegt der nichtinvertierende Eingang direkt an Masse und das Signal wird dem invertierenden Eingang zugeführt. Da die Eingangsströme des Operationsverstärkers gleich Null sind, können wir folgende Knotengleichung für den invertierenden Eingang aufstellen: ue + uD u + uD =− a R1 R2 Der Strom, der in den Eingangsknoten hineinfließt, fließt durch die Widerstände R1 und R2 in den Ausgang des Operationsverstärkers hinein und von dort nach Masse und erzeugt Spannungsabfälle an den Widerständen. Aufgelöst ergibt sich u e uD u u + =− a − D R1 R1 R2 R2 Umstellen: ue u u u =− a − D − D R1 R 2 R 2 R1 Nun ersetzen wir uD durch ua/vD: ue u ua ua =− a − − R1 R 2 v D * R 2 v D * R1 und fassen zusammen ue = −ua R1 1 1 1 * + + R 2 v D * R 2 v D * R1 31 und bestimmen die Verstärkung der Gesamtschaltung v= ua 1 1 =− * 1 1 ue R1 1 + + R 2 v D * R 2 v D * R1 beziehungsweise v= R ua =− 2 * ue R1 1 1+ 1 R2 + v D v D * R1 Ein letzter Rechenschritt ergibt v= ua R =− 2 * ue R1 1 1 + R1 / R 2 1+ vD Was bedeutet dies nun? Wenn vD unendlich groß wird, so ist die Verstärkung gleich v=− R2 R1 Leider ist vD frequenzabhängig und komplex. Je kleiner vD wird, umso stärker spielt der Nenner im Ausdruck für v eine Rolle. Um bestimmte Sachverhalte nicht vorweg zu nehmen, sei hier nur angemerkt: Bei der Bandbreite der Verstärkung spielt das Verhältnis R2/R1 eine Rolle. Oder Die Bandbreite der Verstärkung beim VFA hängt von der Verstärkung v selbst ab. Verstärkung R2/R1 und Bandbreite sind nicht unabhängig voneinander. Ohne Herleitung (die kommt später): Das Produkt aus Verstärkung und Bandbreite ist konstant Ein Beispiel: Der Operationsverstärker µA741 hat ein Verstärkungs-Bandbreite-Produkt von 1 MHz. Baut man mit diesem OP einen Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor von 10 auf, so beträgt die Bandbreite nur noch 100 kHz. Bei einem Verstärker mit v=100 ist die Bandbreite auf 10kHz abgesunken. Will man einen Verstärker mit einer größeren Bandbreite haben, so muß man einen anderen Operationsverstärker mit einer größeren Bandbreite einsetzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Schaltung aus mehreren Einzelverstärken aufzubauen, die hintereinander geschaltet sind und deren jeweilige Bandbreite noch ausreicht. 32 3. 3. 2 Der Current Feedback Amplifier CFA 3. 3. 2.1 Architektur Operationsverstärker mit einer CFA-Architektur weisen eine wesentlich größere Bandbreite auf als VFA-Strukturen. Macht man im Internet eine Stichwortsuche mit den Stichworten „current“, „feedback“ und „amplifier“, so erhält man als Suchergebnis immer nur ein Resultat: Empfänger- und Treiberschaltungen für Glasfaserkabel. Dabei tut man diesen Bauelementen bitter unrecht. Wenn man sich mit ihren Eigenheiten vertraut macht, so kann man hervorragende Schaltungen mit ihnen aufbauen. Fast alles, was sich mit VFA’s realisieren läßt, kann man auch mit CFA’s aufbauen bei einer deutlichen Erweiterung der Bandbreite. Allerdings sind die Gleichspannungseigenschaften zumeist schlechter. Die grundsätzliche CAF-Architektur zeigt Bild 3.10. +UB T5 T3 “+” T1 C T7 T2 “-” Out RC IC=f(UBE) T4 T8 C U+ ~ UBE ~ T6 U- -UB Bild 3.10: Links: Architektur des Current Feedback Amplifiers, rechts: Prinzipschaltung der Eingänge In der Eingangsstufe sucht man vergebens nach einem klassischen Differenzverstärker mit seiner symmetrischen Struktur. Statt dessen begegnen einem vier Transistoren T1 bis T4, die diese Funktion wahrnehmen. Die Schaltung ist „um die Mitte herum“ gespiegelt aufgebaut. Deshalb genügt eine Betrachtung der halben Schaltung für das Verständnis. Den nichtinvertierenden Eingang bilden die Basissanschlüsse der Transistoren T1 und T2. Der Emitteranschluß von T2 (T1) ist mit der Basis von T3 (T4) verbunden, der Kollektor liegt an der Betriebsspannung. Es liegt eine Kollektorschaltung vor mit hohem Eingangswiderstand und der Spannungsverstärkung von 1. Nun zum Transistor T3 (T4). Sein Emitter bildet den invertierenden Eingang. Das Eingangssignal des invertierenden Eingangs wird dem Verstärker also am Emitter dieses Transistors zugeführt. Am Kollektor des Transistors T3 liegt das verstärkte Differenzsignal und wird an die Endstufe, bestehend aus T5 (T6) und T7 (T8) weitergeleitet. Man kann sich die Verhältnisse auch anhand des Prinzipschaltbildes 3.10 rechts klarmachen: Der Kollektorstrom IC ist direkt von UBE abhängig und damit auch der Spannungsabfall an RC (das "Ausgangssignal"). Die Spannung UBE setzt sich aus den beiden Spannungen U+ und U- zusammen. Ändern sich beide Spannungen im gleichen Sinne um den gleichen Betrag (Gleichtaktbetrieb), so bleibt UBE konstant und der Kollektorstrom ändert sich nicht. Ändern sich die Spannungen im entgegengesetzten Sinn (Differenzbetrieb), so ändern sich UBE, IC und damit auch der Spannungsabfall an RC. Wir haben hier also die Funktion des Differenzverstärkers, allerdings sind die Eingangswiderstände unterschiedlich groß: Die Spannungsquelle "sieht" den vergleichwweise großen 33 Eingangswiderstand der Emitterschaltung, die Quelle U- den kleinen Eingangswiderstand der Basisschaltung. Denkt man sich an den invertierenden Eingang eine Signalquelle mit einem Innenwiderstand angeschlossen und speist den nichtinvertierenden Eingang ebenfalls mit einem Signal, so fungiert das Paar T2 und T3 (T1 und T4) als Kollektorschaltung mit dem Innenwiderstand der Signalquelle am invertierenden Eingang als Last. Diese Kollektorschaltung hat eine Spannungsverstärkung von 1 und dem geringen Innenwiderstand RIN . Wir finden für den CFA damit das Ersatzschaltbild in Bild 3.11. + v=1 iIN uD v=1 OUT Z RIN iIN ua = Z * iIN _ Bild 3.11 Ersatzschaltbild des CFA Im linken Teil des Ersatzschaltbildes erkennen wir die Eingangsstufe bestehend aus den Transistoren T1 bis T4. Sie werden durch den Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor v=1 und dem Innenwiderstand RIN symbolisiert. Der Eingangswiderstand des Verstärkers (am nichtinvertierenden Eingang) ist unendlich. Setzt man die Spannung am nichtinvertierenden Eingang zu Null und legt eine Spannung am invertierenden Eingang an, so wird diese Spannung mit dem Widerstand RIN belastet. Der Fehlerstrom iIN fließt aus dem invertierenden Eingang heraus. Für diesen Strom gilt iIN = uD R IN Beim gegengekoppelten CFA ist uD klein und damit auch iIN. Eine gesteuerte Stromquelle sendet eine Kopie des Stromes iIN durch die Impedanz Z. Der Spannungsabfall an Z wird mit den Faktor 1 verstärkt und niederohmig an den Ausgang OUT weitergegeben. Z ist eine Verstärkereigenschaft und kann aus dem Datenblatt ermittelt werden. Z besteht aus einer Parallelschaltung eines Widerstandes mit einem Kondensator, man nennt Z auch „Transimpedanz“. 3. 3. 2. 2 Beschalteter CFA Nun wollen wir die invertierende Grundschaltung mit einem CFA durchrechnen. Der grundlegende Unterschied zum VFA ist die Erzeugung der Ausgangsspannung ua. Sie ist keine Funktion von uD mehr, sondern eine Funktion von iIN. ua = Z * iIN 34 Das Schaltbild zeigt Bild 3.12. R2 R1 _ iIN ue OUT + ua Bild 3.12: Invertierende Grundschaltung mit einem CFA Haben wir beim VFA den Eingangsstrom des Operationsverstärkers bei endlichem uD zu Null gesetzt, so setzen wir jetzt uD gleich Null und iIN ungleich 0. Eine Knotenanalyse ergibt dann ua ue + iIN = − R1 R2 und mit iIN = ua Z erhält man dann ue ua u + =− a R1 Z R2 ue = −u a R1 1 Z + R2 1 * + = −u a * Z * R2 R2 Z Die Verstärkung der invertierenden Grundschaltung ist dann gleich v= ua Z * R2 R 1 =− =− 2 * ue (Z + R 2 ) * R1 R1 1 + R 2 / Z Auch hier gilt wieder: Bei idealem Operationsverstärker mit Z gleich unendlich ist die Verstärkung gleich v=− R2 R1 Da hat sich also gegenüber der Schaltung mit dem VFA nichts geändert. Anders sieht jedoch die Frequenzabhängigkeit der Verstärkung aus: 1 1+ R2 / Z Die Bandbreite des Verstärkers ist nur noch von R2 abhängig, nicht jedoch von R1. Beim CFA stellt man die Bandbreite des Verstärkers mit R2 ein und die Verstärkung mit R2/R1. Zuerst wählt man R2 so, daß bei gegebenem Z die gewünschte Bandbreite erreicht wird und ermittelt dann R1 derart, daß der gewünschte Verstärkungsfaktor zustande kommt. Bei hohen 35 Frequenzen spielt allerdings die parasitäre Parallelkapazität von R2 ebenfalls eine Rolle. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Der Widerstand R2 ist nicht frei wählbar, sondern nur innerhalb gewisser Grenzen, die dem Datenblatt zu entnehmen sind. Bei manchen Operationsverstärkertypen ist er sogar fest im Chip integriert. Viele CFA’s sind mit Halbbleiterprozessen hergestellt, welche nur zwei Betriebsspannungen von ±5 Volt zulassen anstelle der „klassischen“ ±15 Volt. Durch den unsymmetrischen Aufbau der Eingangsstufe sind die Gleichspannungseigenschaften (Offsetspannung, Offsetstrom) der CFA’s denen der VFA’s unterlegen. Dafür sind sie im Bereich hoher Frequenzen deutlich besser. Einen weiteren Nachteil muß der Chronist bei den CFA’s vermelden: Da die Grenzfrequenz sehr hoch ist, besteht eine starke Schwingneigung und man muß peinlich genau auf einwandfreie Leiterbahnführung und gute Entkopplung achten, was bei den meisten VFA’s nicht unbedingt notwendig ist. Ein Musterlayout zeigt Bild 3.13, welches dem Applikationsbericht AN9663 von Intersil entnommen wurde. Es zeigt das Layout einer kleinen Experimentierplatine. Bild 3.13: Evaluation Board Es ist eine zweiseitige Leiterplatte mit einer ausgeprägten Masseebene. Abblockkondensatoren liegen in unmittelbarer Nähe des IC’s. Die Hinweise zur Leiterbahnführung und den Abblockkondensatoren erstrecken sich im Applikationsbericht über eine ganze Seite. 3.4 Eigenschaften des Operationsverstärkers Operationsverstärker weisen eine hohe Differenzverstärkung und eine niedrige Gleichtaktverstärkung auf (Bilder 3.14 und 3.15). Die Kennlinie zeigt die simulierte Differenzverstärkung des Operationsverstärkers µA741. Sie beträgt für das benutzte Simulationsmodell 198563 oder 106dB. Sie ist bei guten Operationsverstärkern linear. Man sieht, daß ohne Gegenkopplung eine Differenzspannung von etwa 72 Mikrovolt ausreicht, um den Verstärker auf eine Ausgangsspannung von 14.3 Volt Ausgangsspannung auszusteuern. Nähert sich die Ausgangsspannung der Betriebsspannung, so wird die Kennlinie durch Sättigungseffekte nichtlinear. Die in Bild 3.15 dargestellte Kennlinie ist die Gleichtaktverstärkungskennlinie. Im vorliegenden Fall findet man eine Gleichtaktverstärkung von etwa 6.29 oder 16dB. Schließt man die Eingänge des Operationsverstärkers kurz und variiert ihre Spannung um 1 Volt gegen Masse, so erhält man eine Ausgangsspannung von 6.29 Volt. Die Gleichtaktverstärkung setzt sich aus zwei Anteilen zusammen: Dem weiter oben formelmäßig erfaßten Anteil des gegengekoppelten Transistors sowie einem zweiten Anteil, der aus Unsymmetrien im Differenzverstärker herrührt. Deshalb kann man die Gleichtaktverstärkung nicht exakt vorausbestimmen sondern lediglich die hergestellten Operationsverstärker testen und alle Bauelemente, deren Gleichtaktverstärkung einen bestimmten Grenzwert überschreitet, aussondern. 36 Differenzverstaerkung des uA741 20V (71.831u, 14.263) 10V 0V vD = 106dB -10V (-71.831u, -14.263) -20V -80uV -60uV V (OUT) -40uV -20uV 0V 20uV 40uV 60uV 80uV VIN Bild 3.14: Kennlinien des Operationsverstärkers: Differenzverstärkung Gleichtaktverstärkung des uA741 10V (-2.363, 14.310) vGl = 16dB 0V (2.1767, -14.251) -10V -2.0V V (OUT) -1.0V 0.0V 1.0V VGL Bild 3.15: Kennlinien des Operationsverstärkers: Gleichtaktverstärkung 37 2.0V Ein Maß für die Präzision des Operationsverstärkers ist die bereits weiter oben erwähnte Gleichtaktunterdrückung G (Common Mode Rejection Ratio, CMRR), für die gilt: G= vD v Gl G / dB = 20 * log vD v Gl Sie liegt bei Standardoperationsverstärkern in der Größenordnung von 104 oder 80 dB, kann jedoch bei Präzisionsverstärkern ohne weiteres 120 dB oder mehr betragen. Im vorliegenden Fall findet man eine Gleichtaktunterdrückung von knapp 90 dB. Bei einer Gleichtaktunterdrückung von 80 dB erzeugt eine Differenzspannung von 100 µV das gleiche Ausgangssignal wie eine Gleichtaktspannung von 1 Volt. Ein weiteres Maß für die Güte eines Operationsverstärkers ist die Power Supply Rejection Ratio (PSRR), welche angibt, wie stark sich Änderungen der Betriebsspannung auf die Ausgangsspannung auswirken. Die PSRR liegt in der gleichen Größenordnung wie die Gleichtaktunterdrückung. Schließt man die Eingänge des Operationsverstärkers kurz und legt sie an Masse, so müßte theoretisch die Ausgangsspannung ebenfalls gleich Null sein, da weder ein Differenz- noch ein Gleichtaktsignal vorliegt. In Wirklichkeit ist die Ausgangsspannung ungleich Null. Es kann - bei großen Verstärkungen - sogar vorkommen, daß die Ausgangsspannung fast gleich der positiven oder negativen Betriebsspannung ist: Der Operationsverstärker ist übersteuert. Man kann sich nun eine kleine Spannung am Differenzeingang vorstellen, welche dieses Ausgangssignal verursacht. Diese Spannung nennt man Offsetspannung U0. Sie wird beim unbeschalteten OP mit vD verstärkt, beim beschalteten OP mit der resultierenden Verstärkung v. Diese Offsetspannung kann unter Umständen störend sein und muß dann kompensiert werden. Viele Operationsverstärker haben zu diesem Zweck spezielle Eingänge, an die bei Bedarf ein Trimmer angeschlossen werden kann. Bild 3.16a zeigt ein Prinzipschaltbild zur Definition der Offsetspannung, Bild 3.16b die Offsetspannungskompensation bei Operationsverstärkern vom Typ µA741. Der hier an den Anschlüssen „Offset Null“ eingezeichnete Trimmer ist der in Bild 3.6 gestrichelt gezeichnete. Diese Art der Kompensation funktioniert leider nur bei VFA’s mit symmetrierbarem Differenzverstärker. _ OUT + = ua +UB UO RO R2 a) R1 _ _ OUT + "Offset Null" + ue OUT "Offset Null" -UB -UB b) ua c) Bild 3.16: Definition der Offsetspannung (a) und deren Kompensation beim VFA (b) und CFA (c) Bei CFA’s addiert man zum Signal eine Hilfsspannung, die so groß ist, daß die Offsetspannung kompensiert wird. Bild 3.16c zeigt dies für die invertierende Grundschaltung. An den Dioden fällt eine Spannung von 2*0.7 Volt ab. Über einen Trimmer und den Widerstand RO gibt man diese Spannung an den invertierenden Eingang. 38 Kompensiert werden die Offsetspannungen bei einer Signalspannnung von Null Volt. Man schließt den Signaleingang nach Masse kurz und stellt mit Hilfe des Trimmers eine Ausgangsspannung von Null Volt her. Für eine bestimmte Betriebsspannung und eine bestimmte Temperatur läßt sich die Offsetspannung durch solche Maßnahmen kompensieren. Leider ist die Offsetspannung von der Zeit, der Temperatur und der Betriebsspannung abhängig. Als Offsetspannungsdrift dUO(t,T,UB) definiert man dUO = ∂ UO ∂ UO ∂ UO * dt + * dT + * dUB ∂t ∂T ∂UB Der erste Term ist die Langzeitdrift, welche durch Alterungseffekte bewirkt wird. Sie hat Werte von 10 µV bis 1 mV pro Tag. Der zweite Term ist der Temperaturkoeffizient, der in der Größenordnung von 1 µV bis 100 µV pro Kelvin liegt. Der letzte Term gibt den Einfluß von Schwankungen der Betriebsspannung an, Zahlenwerte sind 10 µV/V bis 1 mV/V. Einen weiteren Störfaktor stellen die Eingangsruheströme dar. Sowohl der nichtinvertierende als auch der invertierende Eingang ziehen einen Eingangsruhestrom, IP und IN. Als Ruhestrom IBias bezeichnet man den Mittelwert aus beiden Strömen, als Offsetstrom IOffset die Differenz beider Ströme. Ein Offsetstrom ist immer dann vorhanden, wenn die Eingangsruheströme nicht gleich sind. IP + IN 2 = IP − IN IBias = IOffset Die Ströme IP und IN sind bei bipolaren Verstärkern mit VFA-Architektur die Basisruheströme der Eingangstransistoren des Differenzverstärkers und liegen daher im hohen Nanoampere- oder niedrigem Mikroamperebereich. Bei Operationsverstärkern mit FET-Eingangen sind diese Ströme im normalen Temperaturbereich vernachlässigbar klein. Für CFA-Strukturen sind die Ströme IN und IP sehr unterschiedlich. Für den OPA623 gibt der Hersteller Burr Brown einen Strom IP von 5µA an (Basisanschluß) und für IN einen Strom von 25µA (Emitteranschluß). Bei hohen Verstärkungen und/oder hohem Innenwiderstand der Eingangsspannungsquelle können sich diese Ströme störend auf die Ausgangsspannung auswirken, da sie Spannungsabfälle an den angeschlossenen Widerständen verursachen und so - ähnlich wie die Offsetspannung - eine Eingangsspannung vortäuschen. Eine Abhilfe bietet das Symmetrieren der Eingangsbeschaltung. Man legt beispielsweise in der invertierenden Grundschaltung zwischen Masse und dem in dieser Grundschaltung normalerweise geerdeten nichtinvertierenden Eingang einen Widerstand R3, dessen Wert genauso groß ist wie der resultierende Widerstand aus Eingangsbeschaltung und Rückkopplung (Bild 3.17). Auf diese Weise sind die durch die Ruheströme bedingten Spannungsabfälle am invertierenden und nichtinvertierenden Eingang gleich groß und heben sich auf. Der Kondensator C unterdrückt Rauschanteile. R2 Ri R1 IN _ OUT uL ~ ue IP R3 C + ua Bild 3.17: Kompensation der Eingangsruheströme bei einem invertierenden Verstärker 39 Für den Widerstand R3 muß gelten: R 3 = (R 1 + R i ) II R 2 = (R1 + R i ) * R 2 R1 + R i + R 2 Ist der Innenwiderstand der steuernden Quelle zu groß, so müssen auch zu große Widerstandswerte für R3 benutzt werden. Man weicht dann besser auf Operationsverstärker mit FET-Eingängen aus, deren Ruheströme um Größenordnungen kleiner sind als die bipolarer Schaltungen. 3.5 Frequenzkompensation des Operationsverstärkers Obwohl Operationsverstärker bereits vielfach frequenzkompensiert angeboten werden, sollen die grundsätzlichen Überlegungen zur Frequenzkompensation hier diskutiert werden. Aufgrund parasitärer Kapazitäten im Innern der Schaltung und des mehrstufigen Aufbaues verhalten sich Operationsverstärker wie Tiefpässe höherer Ordnung. Die Differenzverstärkung vD ist eine Funktion der Frequenz f. kk U(f) umeß ~ -1 k*umeß R1 1 C1 R2 C2 1 R3 vD C3 f Bild 3.18: Ersatzschaltbild der aufgetrennten Rückkopplungsschleife Bild 3.18 zeigt das Ersatzschaltbild der aufgetrennten Rückkopplungsschleife aus Bild 3.2. Die Meßspannung umeß sei nicht mehr sinusförmig, sondern ein weißes Rauschen. Beim weißen Rauschen sind alle spektralen Anteile von f=0 bis f=∞ gleich groß. Diese Rauschquelle soll alle internen Rauschquellen im realen Operationsverstärker darstellen. Zuerst wird die Meßspannung um den Faktor k heruntergeteilt. Die Spannung k*umeß liegt am Eingang des Subtrahierers (Differenzverstärkers) an. Dieser wird durch den Trennverstärker mit dem Verstärkungsfaktor -1 symbolisiert. Er hat wie alle anderen Trennverstärker im Bild einen unendlich großen Eingangswiderstand und einen Ausgangswiderstand von 0. Nun folgen drei RC-Glieder, jeweils durch Trennverstärker mit v=1 voneinander separiert. Den Abschluß bildet ein Trennverstärker mit dem Verstärkungsfaktor IvDI. Für den Frequenzgang der gesamten Kette gilt ua 1 1 1 = −k * v D * * * u meß 1 + j ωR 1C1 1 + j ωR 2 C 2 1 + j ωR 3 C 3 Das Bodediagramm der Ausgangsspannung ist in Bild 3.19 dargestellt. Es handelt sich dabei um das zusammengesetzte Bodidiagramm dreier Tiefpässe. In linearen Bereich multiplizieren sich die Frequenzgänge des Amplitudenverlaufes der Tiefpässe, im logarithmischen Bereich addieren sie sich. Noch einmal zur Wiederholung: Der Amplitudenverlauf eines RC-Tiefpasses kann im Bodediagramm durch zwei Geraden angenähert werden: Eine Gerade auf der Frequenzachse bis zu f=1/2πRC und von dort an durch eine Gerade mit einem Abfall von 20dB pro Dekade. Bei niedrigen Frequenzen ist die Phasenverschiebung zwischen Ausgangs- und Eingangsspannung etwa 0 Grad, bei der Eckfrequenz –45 Grad und für f gegen unendlich gleich –90 Grad. Nun zu Bild 3.19: 40 ua 150 -180d 0 dB f1 -225° (-45°) Amplitude vD (f) -230d 100 -20 dB/Dekade Phase φ (f) -280d -315° (-135°) log vD 50 -40 dB/Dekade -330d f2 -360° (-180)° 5.94dB 0 -380d f3 -60 dB/Dekade -50 -430d 1.0h 10h 100h 1.0Kh 10kH 100Kh 1.0Mh 10Mh Bild 3.19: Bodediagramm der Schleifenverstärkung mit k=1 Die Grenzfrequenzen R*C der drei Tiefpässe liegen bei 10 Hertz, 100 kHz und 5 MHz. Diese Frequenzen wurden so gewählt, daß sie einerseits einigermaßen realistisch sind und andererseits recht gut darstellbar. Amplituden- und Phasengang wurden in einem Bild mit zwei y-Achsen zusammengefaßt. Das Minuszeichen in der Formel bedeutet eine Phasenverschiebung von –180 Grad, so daß wir nicht bei 0 Grad anfangen, sondern bei –180 Grad. Im Bild sind die Phasenverschiebungen mit dem Minuszeichen dargestellt und in Klammern die Phasenverschiebung ohne das Minuszeichen (nur die Tiefpässe). 6 Bei f=0 ist die Differenzverstärkung gleich 120dB (10 ), die Phasenverschiebung beträgt –180 Grad. Bis hin zur ersten Grenzfrequenz von 10 Hz bleibt die Verstärkung konstant, die Phasenverschiebung wird zu –225 Grad (-45 Grad). Nun sinkt die Verstärkung aufgrund des ersten Tiefpasses um 20 dB pro Dekade ab. Die beiden anderen Tiefpässe spielen wegen ihrer hohen Eckfrequenzen noch keine Rolle. Irgenwann bleibt dann die Phase bei –270 Grad (-90 Grad). Dann macht sich der zweite Tiefpass bemerkbar: Zuerst sinkt die Phase ab und bei der zweiten Eckfrequenz, wenn die Phase bei -315 Grad (-135 Grad) angelangt ist, sinkt der Amplitudengang um 40 dB pro Dekade ab. Nun vermischen sich auch Phasengang des zweiten und dritten Tiefpasses; der Phasengang des ersten Tiefpasses spielt keine Rolle mehr. Bei der dritten Eckfrequenz sinkt dann der Amplitudengang der Verstärkung um 60dB pro Dekade ab. Natürlich besteht ein genaueres Modell eines OP’s aus noch mehr Tiefpässen, wichtige Schlüsse sind aber nur aus den drei Tiefpässen mit den niedrigsten Eckfrequenzen zu ziehen, so daß eine genauere Darstellung nicht erforderlich ist. Irgendwo zwischen der zweiten und der dritten Eckfrequenz befindet sich eine besondere Frequenz: Das ist die Frequenz, bei der die Phasenverschiebung zwischen Ausgangs- und Eingangsspannung gleich –360 Grad (-180 Grad) ist. Eine Phasenverschiebung von 360 Grad ist gleich einer Phasenverschiebung von Null Grad: Eingangsspannung und Ausgangsspannung haben die gleiche Phasenlage. 41 Dies können wir uns an Bild 3.18 noch einmal deutlich machen. Wir speisen ein sinusförmiges Signal umeß mit dieser Frequenz in die Schaltung ein und betrachten die Ausgangsspannung. Aus Bild 3.19 ergibt sich, daß die Schleifenverstärkung gleich 5.94dB ist, dies entspricht im linearen Maßstab etwa dem Faktor 2. Speisen wir als umeß eine Amplitude von 1mV ein, so ist die Amplitude der Ausgangsspannung gleich 2mV und die Phasenverschiebung 0 Grad. Nun muß man beachten, was geschieht, wenn die Schleife nicht aufgetrennt ist (Bild 3.1). Die Ausgangsspannung von 2mV ist die neue Eingangsspannung in der Schleife, wird mit dem Faktor 2 verstärkt und erscheint am Ausgang mit einer Amplitude von 4mV. Dieses Signal wird wieder verstärkt auf 8mV und so weiter und weiter. Bei jedem Durchlaufen der geschlossenen Schleife schaukelt sich das Signal immer stärker auf – die Schaltung schwingt. Aus der Gegenkopplung – der Abschwächer k war ja an den invertierenden Eingang angeschlossen – ist durch interne Phasenverschiebungen im Operationsverstärker eine Mitkopplung geworden. Wir können eine untere Grenze der Verstärkung angeben, bei der die Schaltung gerade zu schwingen anfängt: Ik*vDI=1 bei der Frequenz, bei der die Phasenverschiebung zwischen Ausgangs- und Eingangsspannung gleich Null ist. Ist die Verstärkung bei dieser Frequenz kleiner als 1, so ist die Schaltung stabil. Wie kann man einen Operationsverstärker mit dem oben gezeigten Frequenzgang so abändern, daß die Schaltung stabil bleibt? Man setzt die erste Eckfrequenz so stark herab, daß die Verstärkung bei der Frequenz, bei der die Phasendrehung -360 Grad (-180 Grad) beträgt, kleiner als 1 ist. Diesen Vorgang nennt man Kompensation. Dies geschieht durch den Einsatz eines Kondensators C an einer geeigneten Stelle in der Schaltung. Dabei kann dieser Kondensator innerhalb des Chips vorgesehen werden oder man sieht zwei Anschlußpins vor, um einen Kompensationskondensator nach Wahl anzuschließen. Bild 3.20 zeigt den Amplitudengang beim unkompensierten und kompensierten Operationsverstärker. * f1 f1 Änderung der ersten Eckfrequenz unkompensiert f2 -40 dB/Dekade kompensiert -360° (-180)° 5.94dB Absinken der Differenzverstärkung 1.0h 10h 100h 1.0Kh 10kH 100Kh 1.0Mh f3 10Mh Bild 3.20: Amplitudengang des unkompensierten und kompensierten Operationsverstärkers Der Phasengang ist im interessierenden Frequenzbereich der gleiche geblieben, da er vom ersten Tiefpaß ohnehin nicht mehr abhängig war. 42 Bild 3.21 entspricht dem Bild 3.19, nur sind hier noch zwei Geraden eingezeichnet: v=10 und v=1. Dies entspricht im logarithmischen Maßstab 20dB und 0dB. Der Phasengang ist der am nichtinvertierenden Eingang (180 Grad von Bild 3.19 abgezogen). Operationsverstärker mit drei Eckfrequenzen 1 150 2 0d f1 0 dB -45° Amplitude vD (f) -50d 100 -20 dB/Dekade Phase φ (f) -100d -135° log g 50 log vD -40 dB/Dekade -150d f2 v=const=10 (20 dB) -180° 5.94dB log v v=const=1 (0 dB) 0 -200d f3 -60 dB/Dekade -50 -250d 1.0h 10h 100h 1.0Kh 10kH 20*log10(V(OUT) / (V(NINV)-V(INV))) 0 100Kh 1.0Mh 10Mh P(V(OUT)) Frequency Bild 3.21: Beschalteter Operationsverstärker Diese beiden Geraden entsprechen der Verstärkung eines beschalteten Operationsverstärkers, dessen Rückkopplung so ausgelegt ist, daß die Verstärkung der Gesamtschaltung gleich 10 bzw. 1 ist. Die Formel für die Verstärkung eines beschalteten Operationsverstärkers als Funktion von k und vD lautete v= ua vD v = = D ue 1 + k * v D 1 + g mit der Schleifenverstärkung g=k*vD. Ist IgI wesentlich größer als 1, so kann man schreiben v= vD g Wenn k eine rein ohmsche Rückkopplung darstellt, haben g und vD den gleichen Phasengang und es gilt: v= oder logarithmisch vD g lg(v ) = lg(v D ) − lg(g) 43 und damit lg(v D ) = lg(v ) + lg(g) Diese Logarithmen kann man sich als Strecken vorstellen, die man im Bild 3.21 wiederfindet: Die Strecke lg (vD) im Bild 3.12 ist aufgeteilt in die Teilstrecke lg (v) und die Teilstrecke lg (g) für v = 10. Dabei sei v = const für ohmsche Rückkopplung, die Schleifenverstärkung g und damit auch lg (g) hingegen weisen einen Frequenzgang auf. Die Mitkopplung tritt auf, wenn für eine Phasenverschiebung von -180° die Schleifenverstärku ng g größer oder gleich 1 ist: v= vD →∞ 1+ g für g → −1 Wenn g gegen -1 strebt, so wird der Nenner des obigen Bruches zu 0. Dies ist die Schwingbedingung nach Barkhausen: Der Verstärker beginnt zu schwingen. Ist g kleiner als -1 (also z. B. -2), so kommt es zu einem Aufschaukeln von Schwingungen derart, daß die "effektive Schleifenverstärkung" g zu -1 wird. Die Schwingungen sind dann nicht mehr sinusförmig, sondern verzerrt. Das Absinken der Schleifenverstärkung kommt daher, daß die Verstärkung vD mit steigender Aussteuerung des Operationsverstärkers absinkt. Die genaue Berechnung der Kurvenform verlangt jedoch sehr eingehende mathematische Kenntnisse. Was bedeutet nun die Aussage: "Wenn die Phasenverschiebung zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung 180° beträgt, dann muß der Betrag der Schl eifenverstärkung kleiner als 1 sein; g=1 ist dabei die Grenze"? Wenn der Betrag der Schleifenverstärkung gleich 1 ist, so ist der Logarithmus der Schleifenverstärkung gleich 0. Ein Verstärker ist somit dann für eine bestimmte Verstärkung v stabil, wenn der Schnittpunkt der Geraden v=const mit der Kurve vD(f) in der Kurve links vom Punkt "Phasenverschiebung = -180°" liegt. Dann ist nämlic h lg g gleich 0, bevor die Phasenverschiebung -180° erreicht. Der Grenzfall liegt dann vor, wenn sich die Gerade und die Kurve bei derjenigen Frequenz schneiden, bei der die Phasenverschiebung -180° erreicht. Zurück zu Bild 3.21. Dort sind zwei Geraden v=const eingezeichnet: v=10 mit lg (v) = 1 und v=1 mit lg(v) = 0. Wir finden dort zwischen 100kHz und 1MHz die Angabe 5.94dB und -180°. An dieser Stelle ist die Verstärkung vD gleich 5.94dB (linear 1.98, exakt 1.9561) und die Phasenverschiebung zwischen Ausgangsspannung und Eingangsspannung -180 Grad. Links von dieser Frequenz ist der Schnittpunkt der Kurve vD(f) und v=const=10. Eine Verstärkerschaltung, welche mit diesem Operationsverstärker aufgebaut ist und eine Verstärkung von 10 hat, ist stabil und schwingt nicht. Rechts von dieser Frequenz schneiden sich vD(f) und die Gerade v=const=1. Eine Verstärkerschaltung, die mit diesem Operationsverstärker aufgebaut ist und eine Verstärkung von 1 aufweist, ist nicht stabil und schwingt. Man erkennt, daß die Schaltung mit obigem Operationsverstärker eine Verstärkung von minimal 1.9561 aufweisen muß, um stabil zu sein. Dies bedeutet, daß eine Schaltung mit einem bestimmten Operationsverstärker eine minimale Verstärkung vmin aufweisen muß, um stabil zu sein. Alle Schaltungen mit v>vmin sind stabil, alle Schaltungen mit v<vmin instabil. Kompensiert man einen Operationsverstärker, so sinkt vD(f) ab und damit g. Bei geeigneter Kompensation ist der Verstärker bereits stabil, wenn die resultierende Verstärkung v gleich 1 ist. Diese Art der Kompensation nennt man Universalkompensation. Bild 3.22 zeigt eine Simulation dreier Verstärkerschaltungen mit v = 1.9561, 155 und 9999. Als Operationsverstärker wurde dabei das linearisierte Modell benutzt, welches schon zur Simulation für Bild 3.21 herangezogen wurde. 44 Operationsverstaerker mit drei Eckfrequenzen 1.033V v≈ 1.9561; Phasenreserve 0° -1.846V V (OUT)@1/1.9561 0.272V v = 154.991; Phasenreserve 60° -1.219V V (OUT)@2/154.991 0V v = 9999; Phasenreserve 90° -1.0V V (OUT)@3/9999 1.0V Eingangsspannung 0V 0s 0.2ms 0.4ms V (EIN)@1 0.6ms 0.8ms 1.0ms 1.2ms Time Bild 3.22: Simulation dreier Verstärkerschaltungen mit unterschiedlichen Verstärkungen Es wurde bei einer vorherigen Simulation festgestellt, daß der Phasenwinkel von vD folgenden Verlauf aufwies: f = 1K f = 56.234K f = 707.946K VD = 9999 φ(vD) = -90 Grad VD = 154.991 φ(vD) = -120 Grad VD = 1.9561 φ(vD) = -180 Grad Diese Angaben lassen sich folgendermaßen interpretieren: Wählt man eine Verstärkung v von 9999, so wird g bereits bei einer Phasenverschiebung von -90° zwischen Ausgangsspannung und Differenzspannung zu 1. Es fehlen noch 90° zur kritischen Ph asenverschiebung von -180°. Man verfügt über eine Phasenreserve α von 90 Grad. Baut man einen Verstärker mit einer Verstärkung von 154.991 auf, so betragt bei g=1 die Phasenverschiebung -120°. es fehlen noch 60 Grad zu -180°. Man hat eine Phasenreserve α von 60 Grad. Bei einer Verstärkung von 1.9561 schließlich beträgt die Phasenreserve 0°. Bei der Simulation wurde die Antwort ei nes invertierenden Verstärkers auf einen fast rechteckförmigen Impuls mit der Dauer 1msec und Anstiegs- und Abfallzeiten von jeweils 1nsec simuliert. Man erkennt, daß bei einer Phasenreserve von 0° der Verstärker an den Impulsflanken ins Schwingen gerät, der Impuls wird sehr stark verzerrt. Dies liegt daran, daß bei einer Sprungfunktion von 0 auf U ein sehr breites Spektrum an Oberwellen vorhanden ist. Bei Frequenzen in der Nähe der Frequenz, bei der g gleich Null wird, erfolgt dann eine hohe Verstärkung. Bei einer Phasenreserve von 90° hingegen werden die Anstiegs- und Abfallzeiten der Impulsantwort sehr langsam. Bei einer Phasenreserve von 60° hingegen findet man nur ein kurzes Überschwinge n von wenigen Prozent. Wählt man einmal die „Formtreue“ der Ausgangsspannung als Qualitätskriterium desr Schaltung, so erkennt man, daß die Phasenreserve nicht unbedingt minimal sein muß. Es ist sinnvoll, den Frequenzgang eines Operationsverstärkers derart zu beeinflussen, daß für praktisch vorkommende Verstärkungen eine Phasenreserve von etwa 60° bleibt. Man spricht von Frequenzkompensation. Eine Frequenzkompensation bedeutet immer ein Herabsetzen der ersten Grenzfrequenz und damit der 45 Bandbreite. Viele Operationsverstärker werden daher in zwei Versionen angeboten: Einer schnellen, unkompensierten Version mit hoher Grenzfrequenz und eine kompensierte Version, welche langsamer ist, jedoch für Verstärkungsfaktoren bis hinunter zu v=1 problemlos anwendbar ist. Als Beispiel seien hier die Operationsverstärker µA 741 (vmin = 1, fT = 1 MHz) und sein Pendant, der µA 748 (vmin = 10, fT = 10 MHz) oder die FET-Typen TL081 (vmin = 1, fT = 3 MHz) bzw. sein Gegenstück, der TL080 mit vmin = 5 und fT = 12 MHz erwähnt. Die Kompensation, die einen Operationsverstärker für Verstärkungsfaktoren bis hinunter zu v=1 brauchbar macht, nennt man, wie bereits erwähnt, Universalkompensation. Unkompensierte Operationsverstärker besitzen vielfach externe Anschlüsse, an denen man mit Hilfe eines zusätzlichen Kondensators eine Frequenzkompensation vornehmen kann. Die Werte dieser externen Kompensationskondensatoren sind im Datenblatt aufgeführt. Relevant ist der Verlauf von vD bis hin zur zweiten Eckfrequenz, also die Gerade vD=const bis hin zur ersten Eckfrequenz und die mit 20dB pro Dekade abfallende Gerade. Der frequenzkompensierte Operationsverstärker verhält sich somit wie ein Tiefpaß erster Ordnung. Die Verstärkung vD oberhalb von fgvd nimmt um 20 dB pro Dekade ab. Dies bedeutet, daß sie um den Faktor 10 abnimmt, wenn f um den Faktor 10 zunimmt. Bild 3.23 zeigt die ausnutzbare Bandbreite eines kompensierten Operationsverstärkers für eine der Verstärkung v angepaßte Kompensation und für Universalkompensation. Angepaßt kann auch unkompensiert bedeuten. vD (f) angepaßt universal v = const v= 1 fgvd fgv fT fT* lg f Bild 3.23: Bandbreite eines beschalteten Operationsverstärkers mit Universalkompensation und angepaßter Kompensation Man erkennt die Geraden v=const. und v=1. Dies ist die Verstärkung der Gesamtschaltung. Dort, wo diese Geraden sich mit mit vD(f) schneiden, sinkt die Verstärkung der Gesamtschaltung (OP plus Gegenkopplung) genau wie vD um 20 dB pro Dekade ab. Dies bedeutet im linearen Maßstab, daß die Verstärkung vD um den Faktor 10 abnimmt, wenn die Frequenz um den Faktor 10 ansteigt. Man erkennt, daß die Bandbreite bei Universalkompensation geringer ist als bei angepaßter Kompensation. Bei einer Gegenkopplung nimmt die Verstärkung zwar ab, aber die Bandbreite nimmt in gleichem Maße zu. Es ist v D * fgvd = v * fgv = 1 * fT wobei fT die Transitfrequenz und auch die Bandbreite bei der Verstärkung 1 ist. Dies ist in Bild 3.23 am Beispiel des universell kompensierten Operationsverstärkers gezeigt. Allgemein gilt: Je größer die Verstärkung eines Verstärkers mit einem gegebenen Operationsverstärker ist, desto kleiner ist die Bandbreite dieses Verstärkers. Die größte überhaupt auftretende Grenzfrequenz ist die für die Verstärkung 1 und heißt Transitfrequenz. Man nennt fT auch das Verstärkungs-Bandbreite-Produkt. Die obige Formel für fT gilt nur für VFA’s, bei CFA’s ist fT nicht von v, sondern von R2 abhängig. 46 Dazu ein Beispiel: Ein Operationsverstärker habe ein Verstärkungs-Bandbreite-Produkt von 1 MHz. Dann können wir beispielsweise mit diesem OP folgende Verstärker aufbauen: - einen Verstärker mit v=1 und einer Bandbreite von 1MHz - einen Verstärker mit v=10 und einer Bandbreite von 100 kHz - einen Verstärker mit v=100 und einer Bandbreite von 10 kHz Andere Verstärker sind natürlich auch möglich, aber das Produkt aus Verstärkung und Bandbreite ist immer gleich 1 MHz. Bild 3.15 zeigt das Chipfoto des µA741. Die größte Fläche nimmt der Kompensationskondensator ein. Bild 3.24: Chipfoto des µ741 (nach Fairchild, Chipgröße 56X56 mil) 47 3.6 Großsignalverhalten des Operationsverstärkers, Slew Rate Die Frequenzkompensation hat nicht nur Einfluß auf die Bandbreite des Operationsverstärkers, sondern beeinflußt auch die Signalanstiegsgeschwindigkeit, die Slew Rate, nachteilig. Bild 3.25 zeigt das vereinfachte Schaltbild des µA741 mit dem Kompensationskondensator C1. +UB 20 µA P T1 300 µA T7 T2 OUT N C1 T6 A C2 T5 T3 T4 -UB Bild 3.25: Vereinfachtes Schaltbild des µA741 Der Kompensationskondensator C1 ist am hochohmigsten Knoten der Schaltung, nämlich dem Ausgang des Differenzverstärkers angebracht. Man kann ihn an Masse anschließen, dann müßte er beim µA741 eine Kapazität von 80nF aufweisen. Eine solche Kapazität kann man jedoch nicht integrieren. Deshalb nutzt man den Miller Effekt aus (Bild 3.26): Ein Kondensator mit der Kapazität C zwischen Kollektor und Basis eines Transistors (hier einfach als Verstärker gezeichnet) wirkt wie eine Kapazität C* zwischen Basis und Emitter mit der IvuI+1-fachen Kapazität C*. Zusammen mit dem Innenwiderstand der Signalquelle bildet dieser Kondensator am Eingangs des Verstärkers einen Tiefpaß mit der Grenzfrequenz fG = 1/(IvuI+1)*C*Ri. C Ri Ri vu<0 ue ~ vu<0 ua = ue ~ (IvuI+1)*C ua Bild 3.26: Miller-Effekt Mit den Schaltungsdaten käme man dann auf eine Kapazität von 320pF. Nun hat das Einfügen dieser Kapazität jedoch noch einen weiteren Effekt: Der Ausgangswiderstand dieser Transistorstufe wird verringert und die zweite Eckfrequenz, welche sich aus C2 und diesem Ausgangswiderstand bestimmt, wird vergrößert: Wenn durch Hinzufügen der Kompensationskapazität die erste Eckfrequenz kleiner wird, so wird die zweite größer. Diesen Effekt nennt man Pol-Splitting. Man erhält letztlich eine Kompensationskapazität C1 von 30pF. Dieser Kondensator ist auf dem Chipfoto auch erkennbar. 48 Eine Änderung des Eingangssignals hat nun eine Änderung der Spannung am Kompensationskondensator zur Folge, der ja als Millerkapazität zwischen Basis und Kollektor der Spannungsverstärkerstufe angeschlossen ist. Dieser Kondensator muß aufgeladen und entladen werden. Um eine möglichst schnelle Änderung der Ausgangsspannung zu erreichen, steuern wir die Differenzstufe mit einem Rechtecksignal derart hoch aus, daß die Transistoren des Differenzverstärkers wie ideale Schalter arbeiten: Einer der Transistoren leitet während der andere sperrt (Bild 3.27). 20 µA S1 20 µA S2 S1 20 µA S2 20 µA A A OUT vu<0 T3 OUT vu<0 T4 T3 T4 (IvuI+1)*C1 (IvuI+1)*C1 Bild 3.27: Ersatzschaltbild des Operationsverstärkers bei rechteckförmiger Aussteuerung Die Endstufe hat eine Spannungsverstärkung von 1, so daß die Spannung am Ausgang des Verstärkers mit vu gleich der Ausgangsspannung ist. Zum linken Teil von Bild 3.27: Sperrt der Transistor T1 (S1 offen), so leitet der Transistor T2 (S2 geschlossen). Das Transistorpaar T3 und T4 bildet einen Stromspiegel, der Kollektorstrom des linken Transistors muß gleich dem Kollektorstrom des rechten Transistors sein. Der Kollektorstrom des linken Transistors ist gleich Null, da der Schalter S1 geöffnet ist. Der rechte Transistor führt daher ebenfalls keinen Strom. Der rechte Schalter S2 ist jedoch geschlossen, die Stromquelle liefert 20µA in den Knoten A hinein. Die einzige Möglichkeit für den Strom besteht darin, den Kondensator C1 aufzuladen. Im rechten Teil finden wir entgegengesetzte Verhältnisse vor. S1 ist geschlossen und S2 geöffnet. Der Transistor T3 erhält einen Referenzstrom von 20 µA. Da der Schalter S2 geöffnet ist, kann der Transistor T4 nur den Kondensator C1 entladen. Die Ausgangsspannung des Verstärkers ist, wie bereits erwähnt, gleich ua, da die Endstufe eine Spannungsverstärkung von 1 hat. Die Änderung der Kondensatorspannung ist gleich der Änderung der Ausgangsspannung. Man definiert die Slew Rate SR als die schnellstmögliche Änderung der Ausgangsspannung nach der Zeit. Man erhält bei rechteckförmiger Ansteuerung des Operationsverstärkers. d Q d I * t I du SR = a = = K = K dt max dt C1 dt C1 C1 Die bedeutet: Selbst wenn man den Operationsverstärker mit einer Rechteckspannung mit unendlich hoher Flankensteilheit ansteuert, erhält man eine trapezförmige Ausgangsspannung mit endlicher Flankensteilheit. 49 Setzt man die Werte für den µA 741 ein, so erhält man mit IK=20µA und C1=30pF für die Slew Rate SR SR = 20µA V = 0.67 30pF µ sec eine gute Übereinstimmung mit dem Wert aus dem Datenblatt von 0.6 V/µs. Der CFA CLC430 von National hingegen erreicht eine Slew Rate von 2000V/µsec. Bild 3.28 zeigt die Oszillogramme einer invertierenden Grundschaltung mit dem Verstärkungsfaktor von –10, einem Spitze-Spitze-Wert der Eingangsspannung von 1 Volt und einer Frequenz von 20kHz. Bild 3.28: Ansteuerung des µA741 mit eine Rechtecksignal Die oberste Kurve ist die Eingangsspannung, die mittlere die Ausgangsspannung der Schaltung. Man erkennt sehr deutlich den linearen Anstieg und Abfall der Ausgangsspannung. Die unterste Kurve ist die Differenzspannung uD, die in den Ansätzen zur Berechnung der Verstärkung immer zu Null angenommen wird. Bei den transienten Übergangen ist sie nicht gleich Null, sondern kann bis zu 85mV betragen (Abzulesen sind etwa 850 mV, die Spannung wurde jedoch vorher noch um den Faktor 10 verstärkt.) Erst im eingeschwungenen Zustand wird diese Spannung dann zu Null. Noch eine Bemerkung zur Eingangsspannung. Diese weist unmittelbar nach den Flanken eine Überhöhung auf, ist also nicht ideal recheckförmig. Das liegt daran, daß in der Meßschaltung der Signalgenerator einen Innenwiderstand von 50 Ohm hat und einen Spannungsteiler mit dem Widerstand R1 der invertierenden Grundschaltung bildet. Gemessen wird nicht die Urspannung des Generators (die ist rechteckförmig), sondern die Klemmenspannung am „Abgriff“ dieses Spannungsteilers. Am anderen Ende des Spannungsteilers liegen nicht Null Volt, sondern uD. Unmittelbar nach einer Flanke ist uD nicht gleich Null, sondern recht groß, so daß die gemessene Eingangsspannung eine leichte Überhöhung aufweist. 50 Nun mag man argumentieren, daß in einer gegebenen Applikation nur sinusförmige Signale eingespeist werden. Aber auch diese werden möglicherweise verzerrt. Steuert man einen Operationsverstärker mit einer sinusförmigen Spannung uein aus, so gilt für die Ausgangsspannung nämlich ua (t ) = Umax * sin(ωt ) mit der maximalen Anstiegsgeschwindigkeit dua (t ) dt max = 2π * f * Umax im Bereich des Nulldurchganges der Sinusschwingung. Setzt man die Slew Rate gleich der maximalen Anstieggeschwindigkeit, so erhält man : SR = 2π fmax * Umax Bei vorgebener maximaler Ausgangsspannung erhält man für die maximale Frequenz, bei der die Sinusform noch nicht verzerrt ist: fmax = SR 2π * Umax und damit bei gegebener Frequenz die maximale Ausgangsspannung, für die eine verzerrungsfreie Sinusschwingung möglich ist. Für den µA 741 bekommt man mit SR = 0.66 V/µs und einer Ausgangsspannung von 10 Volt den Wert fmax = SR < 10 kHz 2π * Umax Übersteigt die Frequenz diesen Wert, so treten Anstiegsverzerrungen (Transient Intermodulation, TIM) auf. Die Kurve ähnelt dann einer Dreieckfunktion und ihre Nulldurchgänge sind phasenverschoben. Als möglicher Ausweg aus diesem Dilemma kommt bei der VFA-Architektur eine Vergrößerung des Konstantstromes IK in Frage. Dieser beträgt beispielsweise beim TL080 200 µA statt 20 µA. Bild 3.29 zeigt die Oszillogramme des invertierenden Verstärkers mit v=-10 und dem µA741. Das linke Oszillogramm wurde mit einer Signalfrequenz von 12 kHz aufgenommen, einem Wert, der knapp über dem errechneten Wert von 10kHz liegt. Man erkennt bei der Ausgangsspannung bereits eine geringfügige Verzerrung der Kurvenform, was man sehr deutlich bei uD erkennen kann. Das rechte Oszillogramm wurde mit f=24kHz aufgenommen und die Ausgangsspannung ist dreieckförmig geworden. 51 ue (0.5V/cm) -ua (5V/cm) ue (0.5V/cm) -ua (5V/cm) f=12kHz uD (50mV/cm) f=24kHz uD (50mV/cm) Bild 3.29: Der Einfluß der Slew Rate auf sinusförmige Ausgangsspannungen Bei entsprechend hoher Ausgangsspannung ist die Grenze, bei der die transienten Verzerrungen auftreten, deutlich unter der durch die Bandbreite gegebenen Grenzfrequenz. Man spricht hier auch von Großsignalverhalten und bezeichnet die Bandbreite, die durch die Slew Rate begrenzt wird, auch als Leistungsbandbreite. Die maximal ohne Verzerrung verstärkbare Frequenz nennt man auch Großsignalgrenzfrequenz. Als maximale Ausgangsspannung ist damit die bei einer bestimmten Betriebsspannung maximal mögliche Ausgangsspannung einzusetzen. Zum Schluß sind in der folgenden Tabelle noch die wichtigsten technischen Daten einiger ausgewählter Operationsverstärker aufgeführt. Es handelt sich dabei um Standardbauteile (jellybeans) und auf spezielle Kennwerte wie Geschwindigkeit und Präzision hin entwickelte VFAs. Dabei ist vmin die minimale Verstärkung, Umax die maximale Betriebsspannung (±UB), UO die typische Offsetspannung, CMRR die minimale Gleichtaktunterdrückung, PSRR die minimale Power Supply Rejection Ratio, vD die minimale Differenzverstärkung und iamax der maximale Ausgangsstrom. 52 Typ vmin Umax V Standardtypen, bipolar: µA741 1 36 µA748 10 36 Standardtypen, JFET: TL080 5 36 TL081 1 36 Bipolar, high precision: RC4077A 1 44 OP37E 5 44 Bipolar, fast: AD840K 10 36 CA3450 1 14 JFET, high precision: OP41E 1 36 OPA627B 1 36 JFET, fast: AD843B 1 36 OPA605K 50 40 MOSFET: OP080E 1 16 TL272A 1 18 High Voltage: OPA445B 1 100 3583 1 300 SR fT CMRR PSRR vD iamax mV V/µ µs MHz dB dB dB mA 2 2 0.6 6 1.2 10 70 70 76 76 86 94 20 15 2 2 50 13 12 3 80 80 80 80 94 94 30 30 2 0.004 0.01 0.25 17 0.8 63 120 114 110 100 128 120 15 20 3 0.1 8 400 420 400 190 100 50 94 60 104 96 50 75 0.2 0.04 1.3 55 0.5 16 100 106 92 106 120 110 15 30 0.5 0.25 250 94 35 20 100 80 95 74 88 104 50 30 0.4 5 max 0.4 4.5 0.3 2.3 60 70 60 65 100 80 10 10 6 7 1 3 max 10 30 2 5 80 110 80 84 100 94 15 75 8 9 Tabelle 3.1: Operationsverstärker verschiedener Leistungsklassen Bemerkungen: 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7. 8. 9. * UO Unkompensierte Version des µA741 TL081 unkompensiert Geringste Offsetspannung unter den nicht-chopperstabilisierten Verstärkern Videoverstärker, Leitungstreiber niedriger Biasstrom, niedrige Verzerrungen Elektrometerverstärker, typ. Biasstrom 60 fA, typ. Offsetstrom 10 fA CMOS jellybean niedriger Biasstrom, monolithisch schneller JFET, hybrid 53 1 4 5 Netzlisten: Differenzverstaerkung des uA741 VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V R1 NINV 0 1MEG R2 INV 0 1MEG VIN NINV OFFSET DC 0 VOFFSET OFFSET INV -21.782UV; OFFSETSPANNUNGSKOMPENSATION FUER MODELL X1 NINV INV PLUS MINUS OUT UA741 .LIB C:\EDA\SPICE\EVAL.LIB .OP .DC LIN VIN -80U 80U 1U .END Gleichtaktverstaerkung des uA741 VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V VOFFSET NINV INV -21.782UV; OFFSETSPANNUNGSKOMPENSATION FUER MODELL VGL NINV 0 0V X1 NINV INV PLUS MINUS OUT UA741 .LIB C:\EDA\SPICE\EVAL.LIB .OP .DC LIN VGL -2.7V 2.7V 0.02V .END Operationsverstaerker mit drei Eckfrequenzen .PARAM WERT=1K * Aeussere Beschaltung: VPLUS PLUS 0 15V VMINUS 0 MINUS 15V VIN NINV INV AC 1UV; ZUR ERMITTLUNG DES FREQUENZGANGES **VEIN EIN 0 AC 1MV PULSE (0V 1V 0SEC 1NSEC 1NSEC 1MSEC) **R2 OUT INV {WERT}; STELLT VERSTAERKUNG EIN **R1 EIN INV 1K **RMASSE NINV 0 0.001 X1 NINV INV PLUS MINUS OUT OP * FREQUENZGANG DES OP's: * F= 1K VD= 9999 ALPHA = 90 GRAD * F= 56.234K VD= 154.991 ALPHA = 60 GRAD * F=707.946K VD= 1.9561 ALPHA = 0 GRAD .SUBCKT OP NINV INV PLUS MINUS OUT RIN1 NINV 0 100MEG RIN2 INV 0 100MEG 54 RPLUS PLUS 0 1MEG RMINUS MINUS 0 1MEG E10 O10 0 NINV INV 100; ERSTE ECKFREQUENZ 10 HERTZ R10 O10 X10 10K C10 X10 0 1.591549U E100K O100K 0 X10 0 100; ZWEITE ECKFREQUENZ 100kHz R100K O100K X100K 1K C100K X100K 0 1591.549P E5MEG O5MEG 0 X100K 0 100; DRITTE ECKFREQUENZ 5MHz R5MEG O5MEG X5MEG 1K C5MEG X5MEG 0 31.83098P EOUT OUT 0 X5MEG 0 1 ROUT OUT 0 1MEG .ENDS .AC DEC 50 1 10MEG *.TRAN 1N 1.2M *.STEP PARAM WERT LIST 1.9561K 155K 9.999MEG .END Zusätzliche Literatur zu diesem Kapitel: Intersil AN9663.pdf National Semiconductor: 0A-07.pdf Burr Brown AB-193.pdf 55 4. Datenblätter von Operationsverstärkern 4.1 Einleitung Im folgenden Kapitel werden die Datenblätter von zwei Operationsverstärkern vorgestellt. Dabei handelt es sich um den - µA741 von Texas Instruments (slos094b.pdf) sowie um den - OPA623 von Burr Brown (sbos191.pdf) In Klammern sind die pdf-Dateien angegeben, die diese Datenblätter enthalten. Sie finden sie auch im Netz unter „Download“ als UA741.pdf und sbos191.pdf. Der erste der beiden Operationsverstärker ist ein Voltage Feedback Amplifier, der zweite ein Current Feedback Amplifier. Ein „Norm-Datenblatt“ gibt es nicht. Ein jeder Hersteller schreibt in seine Datenblätter hinein, was er für wichtig hält und gibt den Größen eigene Bezeichnungen. Deshalb findet man eine Anzahl von Daten, die in beiden Datenblättern enthalten sind sowie spezielle Daten für das jeweilige Chip. Wir werden uns nicht alle einzelnen Daten anschauen, sondern nur die wichtigsten. Auch die Reihenfolge der Besprechung stimmt nicht unbedingt mit der Reihenfolge in der pdf-Datei überein. 4.2 Der µA741 von Texas Instruments Bild 4.1: Spezifikationen des µA741 56 Der erste Teil des Datenblattes beschreibt die Eigenschaften des Chips, auf die der Hersteller besonders aufmerksam machen möchte: - Kurzschlußfestigkeit des Ausganges - Anschlüsse für die Offsetspannungskompensation - Weiter Spannungsbereich für Differenz- und Gleichtaktspannungen - Keine Frequenzkompensation notwendig (das bedeutet, daß das Chip universalkompensiert ist.) - Geringe Verlustleistung - Kein Latch-Up (Zerstörung des Chips durch Aktivierung parasitärer Thyristoren) - Austauschbar mit dem µA741 von Fairchild Im Text werden dann verschiedene Varianten des µA741 vorgestellt: - µA741C (0°C<T<70°C) - µA741I (-40°C<T<85°C) - µA741M (-55°C<T<125°C) Diese Varianten unterscheiden sich in den unterschiedlichen zulässigen Temperaturbereichen. Das "C“ bedeutet „Commercial“ und das Chip ist beispielsweise in Geräten der Heimelektronik und der Büroelektronik untergebracht. „I“ bedeutet „Industrial“. Im industriellen Bereich können die Umweltbedingungen schon etwas härter sein, was im erhöhten Temperaturbereich zum Ausdruck kommt. Zum Schluß der militärische Bereich wie „M“ oder „Militäry“. Hier ist der weiteste Temperaturbereich angesiedelt. Natürlich sind diese Bezeichnungen nur Etiketten. Unter der Motorhaube eines schwarzen Wagens kann es in südlichen Gegenden durchaus zu Temperaturen über 100°C kommen, selbst wenn dieser Wagen friedlichen Zwecken dient. Darunter finden wir noch das Schaltsymbol mit wichtigen Anschlüssen Rechts neben dem Text sind einige Gehäusebauformen vorgestellt. Doch davon später. Auf der nächsten Seite finden wir dann alle möglichen Liefervarianten. Bild 4.2: Liefervarianten des µA741 57 Für jeden Temperaturbereich sind die verfügbaren Gehäusebauformen mit den genauen Bestellangaben aufgeführt. Hier erfahren wir auch, daß es den OP mit der Bezeichnung µA741Y auch als ungebondeten Chip gibt und daß das SO-Gehäuse („D“) für Bestückungsautomaten auch auf Spulen verfügbar ist. Bild 4.3: Unterschiedliche Gehäusebauformen Nun zu den Gehäusebauformen von der ersten Seite. Wir finden dort mehrere Gehäuse mit unterschiedlicher Anzahl von Anschlußpins. Vierzehnpolige, achtpolige und zehnpolige Gehäuse sowie ein zwanzigpoliges PLCC-Gehäuse. Die genauen Abmessungen kann man in Datenbüchern der Herstellerfirmen nachschlagen. Diese sind für das Layout interessant. Die einzelnen Gehäusebauformen sind genormt, die Bezeichnungen für diese Bauformen jedoch nicht. Man unterscheidet zwischen Keramikgehäusen und Plastikgehäusen. Keramikgehäuse halten härteren Umweltbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit stand, sind aber teurer als Plastikgehäuse. In der Datei „combo.pdf“ von Linear Technology sind die Gehäusebezeichnungen der Konkurrenz aufgelistet und mit den eigenen verknüpft. Außerdem gibt es dort sehr viel Informationen über alle Aspekte der einzelnen Gehäuse und deren Lieferung in verschiedenen Verpackungseinheiten (Plastikröhrchen, Rollen etc.). Deshalb soll uns diese Datei als leicht verfügbare Referenz dienen. Auf den ersten Seiten finden wir für die Bezeichnung „D“ von TI die Bezeichnung „SO“ von LTI und für „FK“ das Gegenstück „LCC“. Diese Bauformen können dann nachgeschlagen werden. Die Abkürzung „SO“ steht für „Small Outline“ und bezeichnet eine Gehäusebauform in SMD-Technologie (Bild 4.4). Ganz typisch sind die „Gullwing“-Kontakte, mit der das Gehäuse auf den Lötpads aufliegt. Die Abstände der Anschlüsse voneinander sind mit 1/20 Zoll gleich 1.27 mm. 58 Bild 4.4: SO-Gehäuse „PLCC“ bedeutet „Plastic Leadless Chip Carrier“ und bezeichnet eine Gehäusebauform, bei der es keine Anschlußdrähte gibt. Statt dessen sind die Kontaktierungen direkt am Gehäuse angebracht. Diese Gehäuse werden in einer entsprechenden Fassung untergebracht (Bild 4.5) Bild 4.5: PLCC-Gehäuse. Dies sind nur zwei Beispiele für Gehäusebauformen. 59 Soweit zu den mechanischen Abmessungen der Chips. Nun zu den elektrischen Eigenschaften. Auf der vierten Seite des Datenblattes finden wir die absoluten Grenzwerte einiger Parameter. Es ist wichtig zu wissen, daß ein Überschreiten eines oder mehrerer dieser Werte zu einer Beschädigung des Chips führen kann. Diese muß sich nicht unbedingt durch einen sofortigen Totalausfall bemerkbar machen, sondern kann sich in einer Änderung wichtiger Parameter oder einer Verkürzung der Lebensdauer äußern. Bild 4.6: Absolute Grenzwerte des µA741 In den ersten beiden Zeilen wird beschrieben, daß die Maximalwerte der positiven und der negativen Betriebsspannung 18 Volt bei der C-Version und 22 Volt bei den I- und M-Versionen nicht überschreiten dürfen. Auch die Differenz- und die Gleichtaktspannungen haben bestimmte Maximalwerte (Zeilen 3 und 4), wobei noch die Anmerkungen 1 bis 3 zu beachten sind. Hier sei nur erwähnt, daß die Eingangsspannungen niemals positiver als die positive Betriebsspannung und niemals negativer als die negative Betriebsspannung sein dürfen. Danach wird die maximale Verlustleistung aufgeführt: Sie ist von der Umgebungstemperatur TA (Ambient Temperature) abhängig. Oberhalb einer bestimmten Temperatur muß sie pro Grad Celsius um einige Milliwatt verringert werden. Dies ist ganz unten in einer Tabelle für die verschiedenen Gehäusebauformen aufgeführt. „N/A“ bedeutet übrigens „Not Available“, „nicht verfügbar“. Die letzten Zeilen der Tabelle geben maximale Lötdauer und Löttemperatur an. 60 Nun kommen wir zu den eigentlichen technischen Daten (Bild 4.7). Bild 4.7: Technische Daten des µA741 - Gleichspannungswerte Diese technischen Daten – hier Parameter genannt – gelten unter bestimmten Testbedingungen (Test Conditions) und bei einer bestimmten Temperatur. Sie sind aufgeteilt in die Daten für die C-Version und die I- und M-Versionen. Dabei sind jeweils die Minimal-, Maximal- und typischen Werte aufgeführt. Am Ende der Tabelle wird noch die Maßeinheit, beispielsweise Volt, angegeben. Wir begnügen uns hier mit den Daten des µA741C. Die positive und die negative Betriebsspannung betragen bei den folgenden Angaben jeweils 15 Volt, die „Standardtemperatur“ ist 25° Celsius. Zuerst finden wir die Offsetspannung VIO. Sie wird bei einer Ausgangsspannung VO von 0 Volt gemessen und ist typisch gleich 1 mV, kann jedoch bei 25°C bis zu 6mV betragen. Über den vollen Temperaturbereich kann sie bis auf 7.5mV ansteigen. In der nächsten Zeile ist angegeben, in welchem Bereich der Offsetspannung durch externe Maßnahmen eine Kompensation durchgeführt werden kann. Bild 4.8 zeigt eine Kompensationsschaltung. Ein externer Trimmer mit einem Wert von 10kΩ ist mit dem Schleifer an die negative Betriebsspannung angeschlossen. Die anderen Anschlüsse sind mit den Kompensationspins N1 und N2 des Operationsverstärkers verbunden. In der nächsten und übernächsten Zeile sind die Eingangsoffsetströme (Input Offset Current IIO ) und die Eingangsruheströme IIB angegeben. Der Ruhestrom liegt bei 80nA typisch und 500nA maximal, der Offsetstrom bei 20nA typisch und 200nA maximal. Auf der Seite 8 des pdf-Dokumentes findet man die Temperaturabhängigkeit von Bias- und Offsetstrom graphisch dargestellt. 61 Bild 4.8: Offsetspannungskompensation Der Spannungsbereich VICR für die Gleichtaktaussteuerung ist mit minimal ±12V und typisch ±13V recht groß und reicht bis fast an die Betriebsspannungen heran. Beim gegengekoppelten Operationsverstärker ist der Ausgangswiderstand klein. In diesem Teil des Datenblattes haben wir es jedoch mit dem unbeschalteten Operationsverstärker zu tun, was durch die Bezeichnung „open-loop condition“ deutlich wird. In der nächsten Zeile findet man nun den Maximalwert VOM der Ausgangsspannung in Abhängigkeit von einem Lastwiderstand, der nach Masse geschaltet ist. Wir erkennen eine deutliche Abhängigkeit von der Belastung. Noch deutlicher wird dies im Bild 4.9, wo dies graphisch dargestellt ist. Bild 4.9: Ausgangsspannungsbereich als Funktion der Belastung Die nächste Zeile gibt die Differenzverstärkung AVD an. Sie beträgt minimal 20.000 (86dB) und typisch 200.000 (106dB). Dies gilt allerdings nur für niedrige Frequenzen und Betriebsspannungen von ±15 Volt. Die Abhängigkeiten von Frequenzen und Betriebsspannungen zeigt Bild 4.10. Im Bild a kann man sehr schön den Abfall der Verstärkung um 20dB/Dekade erkennen, wie er im vorherigen Kapitel beschrieben wurde. Die erste Eckfrequenz liegt bei etwa 4 Hertz. Der Teil der Kurve, bei der die Verstärkung um 40dB/Dekade abnimmt, ist bereits nicht mehr dargestellt. Im rechten Teil des Bildes sieht man, daß die Differenzverstärkung mit geringer werdender Betriebsspannung ebenfalls abnimmt. 62 a) b) Bild 4.10: Differenzverstärkung als Funktion der Frequenz (a.) und der Betriebsspannung (b) Die nächsten drei Zeilen der Tabelle handeln von Eingangswiderstand, Ausgangswiderstand und Eingangskapazität. Der Eingangswiderstand liegt zwischen 300kΩ und 2MΩ, der Ausgangswiderstand beträgt etwa 75Ω. Dies gilt allerdings für den unbeschalteten OP, bei entsprechender Gegenkopplung wird der Eingangswiderstand deutlich größer und der Ausgangswiderstand wesentlich kleiner. Bei der Eingangskapazität muß man in der Realität noch die parasitäre Kapazität der Verdrahtung auf der Leiterplatte hinzuaddieren. Die Gleichtaktunterdrückung CMRR (Common Mode Rejection Ratio) liegt zwischen 70dB und 90 dB. Sie nimmt bei höheren Frequenzen jedoch sehr deutlich ab (Bild 4.12). Dieser Abfall setzt bei etwa 100 Hertz ein. Bild 4.11: Geichtaktunterdrückung (CMRR) als Funktion der Frequenz 63 Die Abhängigkeit der Ausgangsspannung von den Betriebsspannungen kSVS liegt in der Größenordnung von 30µV/V bis zu 150µV/V bei Betriebsspannungen zwischen ±9V und ±15V. Dies bedeutet, daß sich die Ausgangsspannung zwischen 30µV und 150µV ändert, wenn sich die Betriebsspannungen um 1 Volt ändern. Der Kurzschlußstrom IOS Ausgang gegen Masse oder einer der Betriebsspannungen liegt bei 25mA typisch und 40mA maximal. Der Operationsverstärker belastet jede der Betriebsspannungsquellen mit einem Strom von 1.7mA bis 2.8mA unter der Voraussetzung, daß an seinem Ausgang keine Last angeschlossen ist. Dabei liegt die Verlustleistung zwischen 50mW und 85mW. Soweit die „statischen“ Daten. Nun noch kurz zu den dynamischen Daten. Hier wird der Operationsverstärker in der nichtinvertierenden Grundschaltung mit einem Verstärkungsfaktor von v=1 betrieben (Bild 4.12) Bild 4.12: Dynamische Daten und Meßschaltung Die Meßergebnisse zeigt Bild 4.13. Links ist das Kleinsignalverhalten dargestellt. Wir erkennen eine endlich Anstiegszeit und ein geringes Überschwingen, so wie sich das bei einer Phasenreserve von etwa 60° auch gehört. Die Anstiegszeit ist, wie übe rall in der Impulstechnik, definiert als der Zeitraum, den das Signal benötigt, um von 10% des Endwertes auf 90% des Endwertes anzusteigen. Rechts ist das Großsignalverhalten skizziert. Bei der abfallenden Flanke ändert sich die Spannung um 10 Volt und benötigt dabei eine Zeit von etwa 20µsec, was einer Slew Rate von 0.5 Volt pro Mikrosekunde entspricht. Bei der ansteigenden Flanke finden wir einen Bereich, bei dem die Ausgangsspannung sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Eingangsspannung ändert. Dieses Verhalten ist typisch für die nichtinvertierende Grundschaltung und soll hier nicht weiter besprochen werden. 64 Bild 4.13: Kleinsignal- und Großsignalverhalten des µA741 4.3 Der OPA623 von Burr Brown Nun zum Datenblatt des OPA623. Auch hier finden wir zuerst die hervorstechenden Eigenschaften des Operationsverstärkers aufgelistet, zusammen mit möglichen Anwendungen. Wir erfahren folgende Eigenschaften: - Bandbreite: 350 MHz bei einer Ausgangsspannung von 2.8 Volt Spitze-Spitze (Amplitude 1.4 Volt) - Hoher Ausgangsstrom von ±70mA - Slew Rate von 2100V/µsec bei 5 Volt Spitze-Spitze - Änderung der Differenzverstärkung/des Phasenganges um 0.12% bzw. 0.05° - Geringer Ruhestrom von ±4mA - Geringer Eingangsruhestrom von 1.2µA - Anstiegszeit von 1.9nsec bei 5 Volt Spitze-Spitze - Einschwingzeit von 9nsec auf 0.1% des Endwertes 65 Die empfohlenen Anwendungen sind - HDTV-Anwendungen - Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung im digitalen Bereich - Impuls- und Hochfrequenzverstärker - Analoge Signalverarbeitung bei hohen Geschwindigkeiten - Leitungstreiber für 50Ω und 75Ω - Verstärker in Verteilungen (speist mehrere Leitungen) - Endstufentreiber für Bildröhren - Aktive Filter Man erkennt, daß der OPA623 dem µA741 an Geschwindigkeit und Frequenzgang haushoch überlegen ist. Bild 4.14: Eigenschaften und Anwendungen des OPA623 Der OPA623 ist in zwei Varianten lieferbar. Diese unterscheiden sich in der Bestellbezeichnung. - OPA623AP: 8-poliges Dual In Line –Plastikgehäuse (DIP) - OPA623AU: 8-poliges Small Outline-Gehäuse (SO) Das Pinout und ein Photo der Gehäuse zeigt Bild 4.14. 66 Bild 4.15: Pinout und Photo des OPA623 Alle Eingänge sind über zwei Dioden mit der positiven und negativen Betriebsspannung verbunden und auf diese Art und Weise vor elektrostatischen Entladungen geschützt. Die absoluten Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen, betragen für diesen Operationsverstärker: - Betriebsspannungen ±VCC: ±6 Volt - Eingangsspannung: ±VCC ±0.7 Volt (dann öffnen Sperrschichten) - Betriebstemperatur: -40°C bis +85°C - Lagerungstemperatur: -40°C bis 125°C - Sperrschichttemperatur: +150°C - Löttemperatur bei 10 Sekunden Lötzeit: 300°C Wie bereits beim µA741 erwähnt, bedeutet ein Überschreiten dieser Grenzwerte nicht unbedingt den sofortigen Totalausfall des Chips, sondern kann in einer Änderung der technischen Daten oder einer Verkürzung der Lebensdauer resultieren. Diese Verkürzung der Lebensdauer ist besonders unangenehm, da man dies im Entwicklungslabor wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Sie stellt sich möglicherweise erst nach Jahren heraus. Nun zu den elektrischen Daten, die auch in diesem Datenblatt nach DC-Werten und AC-Werten aufgeteilt sind. Im unteren rechten Teil des Bildes 4.14 finden wir eine Schaltung, in der der Widerstand RIN vorkommt, der dem nichtinvertierenden Eingang vorgeschaltet ist. Dieser Widerstand hat bei den nun folgenden Angaben einen Wert von 210Ω. Die Betriebsspannung ist gleich ±5 Volt, der Ausgang wird mit 100Ω belastet und die Umgebungstemperatur beträgt 25°C. Weiter unten sind auch einige Daten für den vollen Temperaturbereich von –40°C bi s 85°C angegeben, doch diese werden hier nicht besprochen. Bild 4.16 zeigt die Gleichspannungsspezifikationen. Noch eine Bemerkung zu den Widerstandswerten. Diese Widerstandswerte sind mit einigen Hundert Ohm recht klein im Vergleich zu den Werten beim klassischen Operationsverstärker. Man muß aber bedenken, daß es sich um Schaltungen handelt, die bis in den hohen Megahertzbereich einwandfrei arbeiten müssen. Bei hohen Frequenzen spielt jedoch die parasitäre Kapazität der Widerstände bereits eine Rolle. Deshalb nimmt man niedrige Widerstandswerte, so daß die Kapazitäten noch nicht so sehr ins Gewicht fallen. 67 Bild 4.16: Gleichspannungsspezifikationen des OPA 623 Zuerst ist die Offsetspannung angegeben. Die liegt zwischen –8mV typisch und ±25mV maximal. Es folgt die Abhängigkeit der Offsetspannung von der Temperatur und die Power Supply Rejection Ratio (PSRR) in dB. Der nun folgende Eingangsruhestrom des nichtinvertierenden Einganges ist gleich 1.2µA (typisch) und ±4µA maximal. Zur Erinnerung: Dieser Eingang ist der hochohmige Eingang des CFA’s. Der invertierende (niederohmige) Eingang zieht einen Eingangsruhestrom von 4.5µA typisch und ±20µA maximal. Hier erkennt man schon sehr deutlich, daß man es nicht mehr mit einem symmetrischen Differenzverstärker am Eingang zu tun hat, sondern mit einer anderen Schaltungstopologie zur Differenzbildung. Zwei Beispiele für die Temperaturabhängigkeit der Gleichstromgrößen zeigt Bild 4.17. Bild 4.17: Temperaturabhängigkeit der Offsetspannung und des Eingangsruhestromes Der linke Teil des Bildes zeigt die Eingangsruheströme als Funktion der Temperatur. Während sich der Eingangsruhestrom des nichtinvertierenden Einganges kaum ändert, ist der des invertierenden Einganges sehr stark temperaturabhängig. Des rechte Bild stellt die Offsetspannung als Aufwärmzeit dar. Nach etwa zwei Minuten ist die Offsetspannung einigermaßen stabil, auf einen 68 Endwert ist sie aber erst nach etwa 10 Minuten angestiegen. Diese beiden Bilder sind nur eine Auswahl ähnlicher Kurven aus dem Datenblatt. Die Eingangsimpedanz liegt bei 2.4MΩ typisch, wobei parallel dazu eine Eingangskapazität von 1 pF liegt. Die Eingangsimpedanz des nichtinvertierenden Einganges als Funktion der Frequenz und die Ausgangsimpedanz des beschalteten Operationsverstärkers zeigt Bild 4.18. Die Beschaltung ist im Bild dargestellt. Bild 4.18: Eingangsimpedanz und Ausgangsimpedanz als Funktion der Frequenz Die Eingangsimpedanz ist die eines RC-Tiefpasses. Mit wachsender Frequenz leitet der Kondensator immer besser. Das Rauschen im Frequenzbereich zwischen 100kHz und 100MHz liegt bei 10nV/√Hz. Diese etwas eigenartige Dimension rührt daher, daß man das Spannungsrauschen aus einer Rauschleistung berechnet, die wiederum aus einer Rauschleistungsdichte p(f) bestimmt wird. Die Rauschleistungsdichte hat die Dimension Watt/Hertz, also Wattsekunde und ist eine Energie. Die gesamte Rauschleistung P, die innerhalb des Frequenzbereiches zwischen f1 und f2 aufgebracht wird, ist gleich f2 P = ∫ p(f ) df f1 und die äquivalente Rauschspannung ist dann gleich Ur = f2 ∫ p(f ) df f1 Die Ausgangsspannung beträgt minimal ±3 Volt und typisch ±3.1 Volt. Dabei ist der typische Ausgangsstrom ±70mA. Die Ausgangsimpedanz bei einem Verstärkungsfaktor von 2 ist gleich 0.12Ω mit einer Parallelkapazität von 1.5pF (weiter oben in Bild 4.18 als Funktion der Frequenz dargestellt). Im letzten Block erfahren wir etwas über die Minimal- und Maximalwerte. Der Hersteller garantiert die Leistungsfähigkeit seines Chips in einem Bereich zwischen ±4.5 Volt und ±5.5 Volt. Bei einem Spannungsbereich zwischen ±4.0 Volt und ±6.0 Volt ist ein Betrieb mit verschlechterten technischen Daten möglich. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der OPA623 dem µA741 an wichtigen Gleichspannungskennwerten unterlegen ist. Seine Stärke liegt in den hohen Frequenzen, die er verarbeiten kann. 69 Nun zum Wechselspannungsverhalten des OPA623 (Bild 4.19). Der Hersteller unterscheidet zwischen Daten im Frequenzbereich (Frequency Domain) und Daten im Zeitbereich (Time Domain): Bild 4.19: AC-Spezifikationen des OPA623 Eine sehr wichtige Angabe fehlt allerdings: Die Differenzverstärkung als Funktion der Frequenz. Diese können wir jedoch den Datenblatt als Kurve entnehmen (Bild 4.20 links) Bild 4.20: Differenzverstärkung (links) und Gruppenlaufzeit (rechts) als Funktion der Frequenz 70 Die Differenzverstärkung ist mit etwas über 50dB (mehr als 316) nicht gerade sehr groß, hat jedoch einen großen Frequenzbereich, wenn man einmal davon ausgeht, daß sie unter 300kHz (der unteren Grenze des Bildes) stabil bei 50dB liegt. Die erste Eckfrequenz läge dann geschätzt bei einigen MHz. In der ersten Spalte des Bildes 4.19 finden wird der Frequenzgang der Großsignalverstärkung (2.8VSS bzw. 5 VSS) bei unterschiedlichen Verstärkungsfaktoren angegeben. Leider ist keinerlei Aussage über die Widerstandswerte gemacht worden, so daß diese Werte nicht eindeutig sind. Analoges gilt für die nächste Zeile bei der Kleinsignalverstärkung. Die Gruppenlaufzeit (nächste Zeile, Bild 4.20 rechts) ist bis hin zu sehr hohen Frequenzen nahezu konstant. Dies hat folgende praktische Bedeutung: Man kann sich ein Signal (beispielsweise einen Rechteckimpuls) als eine Summe von Einzelsignalen vorstellen. Diese Einzelsignale durchlaufen den Verstärker alle mit der gleichen Geschwindigkeit. Dies bedeutet, daß das Signal am Verstärkerausgang nahezu unverformt wieder herauskommt. Hätten die einzelnen Spektralanteile unterschiedliche Laufzeiten, so würde der Impuls aufgelöst werden und verlaufen. Führt man ein solches Signal beispielsweise einer Bildröhre zu, so wird das Bild unschärfer und an senkrechten Rändern gibt es möglicherweise Farbstreifen. Zum Schluß noch einige Anmerkungen zum Zeitbereich. Hier sind die Anstiegs- und Abfallzeiten bei verschiedenen Verstärkungen und Spannungshüben angegeben. Sie sind definiert als die Zeit, die ein Impuls benötigt, um von 10% des Endwertes auf 90% des Endwertes anzusteigen bzw. abzufallen. Der Impuls wird aber in der Realität ein Überschwingen zeigen. Deshalb ist noch die Einschwingzeit (settling time) angegeben. Diese Zeit gibt an, wann der Impuls sich bis auf 0.1% des Endwertes „beruhigt“ hat. Die Slew Rate liegt bei 140V/µsec bei kleinen Amplituden und 2100V/µsec bei großen Amplituden. Bild 4.21: Bandbreite als Funktion der Ausgangsspannungsamplitude und Rauschen Im Bild 4.21 links sehen wir die Bandbreite als Funktion der Ausgangsspannungsamplitude. Dies hat direkt mit der Slew Rate zu tun. Da die Slew Rate bei kleinen Amplituden anders als bei großen Amplituden ist, erweist sich ein solches Diagram als sehr nützlich. Rechts erkennen wir das Rauschspektrum des OPA623. Bei niedrigen Frequenzen haben wir ein 1/f-Rauschen, welches bei höheren Frequenzen in ein weißes Rauschen übergeht. Die Erfahrung lehrt, daß die Datenblätter bei der Herstellern von Halbleiterbauelementen sehr unterschiedlich ausfallen. Jeder Hersteller stellt das dar, was ihm wichtig erscheint. Manche Angaben sind auch nicht klar, was die Meßbedingungen angeht. Zusätzliche Literatur zu diesem Kapitel: Linear Technology : combo.pdf 71 5. Operationsverstärker: Invertierende und nichtinvertierende Grundschaltung Dieses Kapitel beschäftigt sich mit einigen Grundschaltungen, in denen Operationsverstärker zum Einsatz gelangen. Außerdem werden als Erweiterung des Stoffes Applikationsschaltungen aus der Industrie besprochen, um auch den Randbedingungen aus der Praxis Genüge zu tun. In Bild 5.1 ist eine solche Schaltung im Prinzip dargestellt. Ri uL ~ ie Schaltung mit OP ue + ua OUT _ Bild 5.1: Grundschaltung mit Operationsverstärker und Ansteuerung In vielen Fällen werden wir die resultierende Verstärkung ua ue v= als Funktion der Rückkopplung berechnen. Im Bild erkennt man jedoch, daß die Eingangsspannung ue nicht gleich der Leerlaufspannung uL der Signalquelle sein muß: Falls der Eingangswiderstand der Operationsverstärkerschaltung endlich ist, so fließt ein Eingangsstrom ie und wir finden einen Spannungsabfall am Innenwiderstand der Quelle vor. Vielfach ist es daher sinnvoll, der eigentlichen Operationsverstärkergrundschaltung einen Operationsverstärker als Impedanzwander mit vernachlässigbarem Innenwiderstand vorzuschalten. In manchen Fällen interessiert weniger die Ausgangsspannung ua der Schaltung, sondern ihr Klemmenverhalten bezüglich der Eingangsklemmen ue ie ze = Zumeist sind die Terme in den Gleichungen komplex, werden der Übersichtlichkeit halber jedoch nicht unterstrichen. Beträge sind besonders gekennzeichnet. 5.1 Invertierender Verstärker 5.1.1 Grundschaltung Beim invertierenden Verstärker, auch als invertierende Grundschaltung bezeichnet, werden sowohl das Eingangssignal als auch das Ausgangssignal dem invertierenden Eingang zugeführt. Der nichtinvertierende Eingang liegt an Masse (Bild 5.2) R2 ir R1 ue ie _ uD UN OUT + UP Bild 5.2: Invertierender Verstärker 72 ua Sollte der durch die Eingangsruheströme verursachte Spannungsabfall stören, so legt man zwischen den nichtinvertierenden Eingang und Masse einen Widerstand R3 (s. Kapitel 3), dessen Wert jedoch nicht in die Gleichung für die Verstärkung eingeht. Für die Spannung uD gilt: uD = ua vD Da vD sehr groß ist, ist uD ungefähr Null und die Spannung des invertierenden Eingangs gegen Masse daher sehr klein. Man bezeichnet den invertierenden Eingang in dieser Grundschaltung auch als virtuellen Nullpunkt oder virtuelle Masse. Wir nehmen an, daß die Eingangswiderstände der Operationsverstärkereingänge sehr groß sind, so daß wir sie in den folgenden Überlegungen vernachlässigen können. Dann ist der Eingangsstrom ie der Schaltung gleich dem Rückkopplungsstrom ir. ie = −ir und mit ue = ie * R1 sowie ua = ir * R2 erhält man für uD=0 ua u =− e R2 R1 und für die Verstärkung v v= ua R =− 2 ue R1 Natürlich fließen keine zwei Ströme ie und ir, sondern der Strom ie fließt von der Signalquelle ue über R1 und R2 durch den Operationsverstärker in eine der Betriebsspannungsquellen und dann zurück nach ue. Man kann auch einen anderen Rechenweg einschlagen. Dabei geht man von der Tatsache aus, daß der Operationsverstärker bei einer gegeben Eingangsspannung ue die Ausgangsspannung ua derart einstellt, daß die Differenzspannung uD zu Null wird. Der Abgriff des Spannungsteiler aus R1 und R2 liegt dann an Null Volt: UN = 0 = ue + (ua − ue ) * R1 R1 + R 2 Die Spannung am Teiler ist ua-ue. Nach kurzer Zwischenrechnung kommt man zum gleichen Ergebnis wie oben. Es müssen nicht immer ohmsche Widerstände sein. An den Herleitungen ändert sich nichts, wenn wir statt zweier Widerstände zwei Impedanzen Z1 und Z2 nehmen: v=− Z2 Z1 Hier muß man jedoch etwas aufpassen: Nehmen wir beispielsweise zwei Kondensatoren, so existiert kein Gleichstrompfad zum invertierenden Eingang. Damit kann auch kein Ruhestrom 73 fließen (und das ist der Basisstrom eines Transistors im Differenzverstärker). Die Folge ist, daß sich im Differenzverstärker am Eingang des OP‘s keinen sinnvoller Arbeitspunkt einstellen kann: Die Schaltung funktioniert nicht. Dies gilt für VFAs, bei CFAs sind die Verhältnisse jedoch ähnlich. Eine genauere Berechnung der Verstärkung berücksichtigt uD, die Eingangsströme seien aber auch weiterhin als verschwindend klein angenommen. Mit uD = ua/vD erhält man dann: ue = R1 * ie − ua vD ua = R 2 * ir − ua vD und Gleichsetzen von ie und -ir führt zu u 1 u 1 ue + a * = ie = −ir = − ua + a * v D R1 vD R2 und ergibt 1 u 1 1 = − e ua * + + R1 R 2 v D * R 2 v D * R1 Nach kurzer Rechnung erhalten wir für die Verstärkung v*: v* = − R2 R1 + (R1 + R 2 ) / v D v* = − vD beziehungsweise 1 + (1 + v D ) * R1 / R 2 Für den Rückkopplungsfaktor k galt k= R1 R1 + R 2 Für R1/R2 erhält man dann R1 k = R2 1− k Eingesetzt ergibt dies v* = − vD vD = − (1 − k ) * (1 + v D ) * k 1− k + k + k * vD 1+ 1− k v * = −(1 − k ) * 74 vD 1+ k * vD In Kapitel 4 wurde für die Verstärkung v* eines gegengekoppelten Systems der Ausdruck v* = vD 1+ k * vD ermittelt. Allerdings wurde dort das Eingangssignal dem verstärkenden Element nichtinvertiert zugeführt und nicht wie in der vorliegenden Schaltung am invertierenden Eingang. Der Grenzwert für die Verstärkung lim v * v D →∞ = lim v * vD →∞ k −1 R vD − (1 − k ) * = =− 2 =v 1+ k * vD k R1 stimmt wieder mit dem zuerst ermittelten Ausdruck überein, bei dem eine unendlich große Verstärkung angenommen wurde. Die obige Rechnung wurde für einen VFA (Voltage Feedback Amplifier) durchgeführt. Man erkennt, daß der Faktor k mit R1 und R2 eine Rolle beim Frequenzgang spielt. Eine Anmerkung zu uD. Eine endlich große Spannung ue führt durch den Verstärkungsmechanismus zu einer endlich großen Ausgangsspannung ua. Als Zwischenprodukt entsteht dabei am invertierenden Eingang die Spannung uD. Diese Spannung uD ist gleich ua/vD. Je größer nun bei konstantem ua die Differenzverstärkung vD ist, um so kleiner ist somit uD. Am linken Anschluß des Widerstandes R1 liegt die Spannung ue, am rechten Anschluß die Spannung uD mit uD≈0. Es fließt der Strom ie ≈ ue R1 Der Eingangswiderstand re der Schaltung ist somit gleich re = ue = R1 ie Wird der Operationsverstärker übersteuert, so verstärkt er nicht mehr ausreichend und die Spannung uD ist nicht mehr gleich Null, sondern liegt näher an ue. Am Widerstand liegt eine kleinere Spannung als ue an und der Strom ie wird entsprechend kleiner. Der Eingangwiderstand re=ue/ie wird somit größer. Zur Berechnung des Ausgangswiderstandes ersetzt man den Operationsverstärker durch eine gesteuerte Spannungsquelle (Bild 5.3) uL = vD*uD mit dem dynamischen Innenwiderstand ra. ra uL = vD * uD ia RL ~ Bild 5.3: Ersatzschaltbild des belasteten Operationsverstärkers 75 ua Der Ausgangswiderstand eines unbeschalteten, also nicht rückgekoppelten Verstärkers wird wie folgt definiert: ra = − dua dia ue = const und uD =const und der des beschalteten Verstärkers folgendermaßen: ra* = − du a di a ue =const und uD ≠ const Belastet man nämlich den gegengekoppelten Verstärker, so sinkt außer der Ausgangsspannung ua auch die Differenzspannung uD ab, was beim unbeschalteten Operationsverstärker nicht der Fall ist. Des Minuszeichen in den Ausdrücken kommt dadurch zustande, daß bei zunehmendem Ausgangsstrom ia die Ausgangsspannung ua absinkt. Ohne Minuszeichen wäre dann nach der Definition der Ausgangswiderstand negativ. Der differentielle Innenwiderstand des gegengekoppelten Verstärkers ist wesentlich kleiner als der differentielle Innenwiderstand des nicht gegengekoppelten. Die Spannung uD des gegengekoppelten Verstärkers ist ja nicht konstant: uD = ue − k * ua Leitet man nun uD nach ua ab und multipliziert mit dua, so ergibt sich duD = −k * dua Die Ableitung der Eingangsspannung ue nach ua ist gleich Null, da ue nicht von ua abhängt. Wenn die Ausgangsspannung des Verstärkers bei Belastung absinkt, so verringert sich auch die Gegenkopplungsspannung und die Abnahme der Ausgangsspannung fällt damit wiederum kleiner aus als bei einem Verstärker ohne Gegenkopplung. Die Änderung der Ausgangsspannung beträgt dann dua = −ra * dia + v D * duD dua = −ra * dia − v D * k * dua dua + v D * k * dua = −ra * dia dua * (1 + k * v D ) = −ra * dia Man erhält dann als resultierenden Ausgangswiderstand ra* ra* = − dua ra = dia 1 + k * v D oder als Funktion der Schleifenverstärkung g: ra* ≈ ra g Diese Betrachtung gilt allgemein für gegengekoppelte Verstärker, ob invertierend oder nichtinvertierend, da über die Art der Einspeisung des Eingangssignals keine Annahmen gemacht wurden. 76 Damit sind auch die später zu behandelnden Schaltungen erfaßt. Der Frequenzgang von ra* ist gleich dem inversen Frequenzgang von g: Da g oberhalb der 3dB-Grenzfrequenz abnimmt, nimmt der Ausgangswiderstand ra* mit 20 dB pro Dekade zu. Für niedrige Frequenzen liegt der Ausgangswiderstand ra* bei Standardoperationsverstärkern bei einigen Milliohm, sofern die Endstufe nicht im Bereich der Strombegrenzung arbeitet. Da die Schleifenverstärkung g sowohl von vD als auch von k abhängt, ist der Ausgangswiderstand auch eine Funktion des Verstärkungsfaktors v. Die obigen Rechnungen gelten natürlich nur für den Fall, daß der Operationsverstärker nicht übersteuert wird und die Strombegrenzung der Endstufe noch nicht eingesetzt hat. Die Schaltung aus Bild 5.2 kann bei VFA-Strukturen ohne weiteres verwendet werden. Die Widerstände R1 und R2 haben Werte im kΩ-Bereich bis hin zu wenigen MΩ. Wenn der Offsetstrom stört, so kann man einen Widerstand R3 zwischen den nichtinvertierenden Eingang und Masse schalten. Eine invertierende Grundschaltung mit einem CFA vom Typ OPA623AP zeigt Bild 5.4. Hier gibt es einige Besonderheiten zu vermelden. R2=390Ω R1A V=-1: R1A=390Ω, R1B=56Ω V=-2: R1A=200Ω, R1B=68Ω _ 50Ω Z=50Ω OUT ue + R1B R3=150Ω ua R=50Ω Bild 5.4: Invertierende Grundschaltung mit einem CFA für HF-Anwendungen Mit den eingezeichneten Widerstandswerten ergeben sich Verstärkungsfaktoren von –1 bzw. –2. Die Schaltung ist so ausgelegt, daß sie von einer Leitung mit einem Wellenwiderstand von 50Ω gespeist wird und ihrerseits eine 50Ω-Leitung speist. Der Widerstand von 50 Ohm sorgt für die Anpassung des Ausganges an den Wellenwiderstand der gespeisten Leitung, da der Innenwiderstand des Operationsverstärkers sehr klein ist. Dieser Widerstand ist nicht in die Rückkopplung mit einbezogen. Der Widerstand R3 dient weniger der Kompensation der Offsetströme, denn das ist bei einer Verstärkung von –1 oder –2 sehr wahrscheinlich unerheblich. Dieser Widerstand hat hier einen anderen Zweck. Er unterdrückt Schwingungen, die bei Schaltflanken auftreten können. Dieses Problem mit Instabilitäten hat es übrigens bereits in der Röhrentechnik gegeben, auch hier war ein eigentlich unnötiger Widerstand vor das Steuergitter von Endröhren geschaltet worden. Der invertierende Eingang ist virtuelle Masse, er liegt an Null Volt. Von den Eingangsklemmen her betrachtet liegen die Widerstände R1A und R1B somit parallel. Der Wert der Parallelschaltung beträgt bei beiden Verstärkungsfaktoren etwa 50Ω. Dadurch ist die speisende Leitung mit ihrem Wellenwiderstand abgeschlossen und es treten keine Reflektionen auf. Der Ausdruck für die Verstärkung lautet hier v=− R2 R1A Dies kann man wie folgt erklären. Legt man an den Anfang der Eingangsleitung eine Spannung ul an, so stellt sich eine Spannung ue und eine Spannung ua ein. Das Verhältnis ua/ue ist gleich v. Dies entspricht der Definition von Bild 5.1 77 Verglichen mit den Widerstandwerten bei Schaltungen mit VFA‘s sind die Widerstände hier recht niederohmig. Dabei darf der Wert von R2 einen bestimmten Mindestwert nicht unterschreiten, da sonst die Stabilität der Schaltung nicht mehr gewährleistet ist. Mit dem Widerstand R2 kann man übrigens auch die Bandbreite der Schaltung einstellen. Hat man zwei unterschiedliche Werte R21 und R22 zur Verfügung, so gilt angenähert BW1 R 22 ≈ BW2 R 21 Dann muß natürlich bei einer vorgegebenen Verstärkung auch der Wert für R1A geändert werden. Der Operationsverstärker wird an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit betrieben, was den Ausgangsstrom betrifft. Dazu eine kurze Betrachtung. Der Operationsverstärker OPA623 wird mit einer Betriebsspannung von ±5 Volt betrieben, sein maximaler Ausgangsstrom beträgt 70mA. Nehmen wir einmal an, daß die Ausgangsspannung ebenfalls gleich 5 Volt ist und die Schaltung Gleichspannungs- oder niederfrequente Signale verarbeitet. Dann wirkt die Leitung wie ein Stück Draht und der Operationsverstärker speist die Reihenschaltung zweier 50Ω-Widerstände. Der Strom durch diese Widerstände ist dann gleich iLast = 5V = 50mA 50Ω + 50Ω Zusätzlich fließt ein Strom durch den Widerstand R2. Da der linke Anschluß des Widerstandes an virtueller Masse liegt, fließt ein Strom von ir = 5V = 12.8mA 390Ω Die Summe beider Ströme von 62.8mA muß der Operationsverstärker liefern. Bei hochfrequenten Signalen ist die Bilanz gleich. Die mit 50Ω abgeschlossene Leitung wirkt wie ein 50Ω-Widerstand und es fließt der gleiche Strom wie bei niederfrequenten Signalen. 78 5.1.2 Betrieb von Operationsverstärkern an nur einer Betriebsspannung Vielfach steht in einem elektronischen Gerät nur eine einzige Betriebsspannung zur Verfügung, die man gerne zur Spannungsversorgung von Operationsverstärkern einsetzen möchte. Dem steht entgegen, daß Operationsverstärker scheinbar zwei Betriebsspannungen benötigen. Man kann jedoch auf recht einfache Weise aus einer Betriebsspannung zwei machen, indem man eine künstliche Masse einführt. Zwei Möglichkeiten dazu erkennen wir in Bild 5.5. Im Bild 6.21 bildet der Ausgang on OP3 ebenfalls eine künstliche Masse. R1 "+UB" R "+UB" _ OUT + R2 "-UB" ZD ua = UB "-UB" Bild 5.5: Einführung einer künstlichen Masse. Die erste Möglichkeit besteht aus einem einfachen Spannungsteiler und ausreichend großen Abblockkondensatoren. Der Spannungsteiler muß niederohmig genug sein, daß bei Gleichspannungsaussteuerung des Operationsverstärkers noch keine nennenswerte Potentialverschiebung an der künstlichen Masse auftritt. Der Elektrolytkondensator stellt einen Wechselspannungskurzschluß dar. Der keramische oder Folienkondensator soll kurze Stromspitzen auffangen, die der Elko nicht mehr verarbeiten kann. Diese Konfiguration ist nur für kleine Ströme geeignet. Größere Ströme kann die Stabilisierungsschaltung mit der Zenerdiode liefern, wenn nur der Widerstand R niederohmig genug ist. Allerding weist die Zenerdiode eine Temperaturdrift der Zenerspannung auf. Als weitere Möglichkeit besteht der Einsatz spezieller integrierter Schaltungen. Allen Verfahren ist gemeinsam, daß die künstliche Masse jeden Massepunkt in einer Operationsverstärkerschaltung ersetzt. Deshalb ist hier symbolisch dadurch angedeutet, daß der Spannungspfeil der Ausgangsspannung gegen diese Masse zeigt. Die Spannung U1 muß nicht unbedingt gleich der halben Betriebsspannung sein, man kann das Potential der künstlichen Masse so legen, wie man es braucht. „Klassische“ Operationsverstärker sind für Betriebsspannungen von ±15 Volt ausgelegt, bei kleineren Betriebsspannungen sinkt unter anderem die Differenzverstärkung ab. Deshalb sollte man genau prüfen, ob beim Betrieb mit einer Betriebsspannung diese ausreicht, um eine ausreichende Leistungsfähigkeit des OP’s zu gewährleisten. Siehe dazu auch Bild 4.10b im Kapitel 4. 5.1.3 Der Transimpedanzverstärker (stromgesteuerte Spannungsquelle) Ein Transimpedanzverstärker ist ein Verstärker, der aufgrund eines Eingangsstromes eine Ausgangsspannung liefert: ua = Z * i e Der „Verstärkungsfaktor“ Z hat die Dimension einer Impedanz. Eine Form von Transimpedanzverstärkern haben wir bereits im Grundlagenkapitel der Operationsverstärker kennengelernt: Es ist der Current Feedback Amplifier, CFA. Diese CFA’s sind 79 jedoch „ungebändigt“, das heißt, sie haben eine großen, jedoch nicht genau definierten Verstärkungsfaktor Z. Man kann jedoch mit beiden Operationsverstärkerarten, VFA’s und CFA’s, hervorragende Transimpedanzverstärker bauen. Wir gehen dabei von der einfachen invertierenden Grundschaltung aus und zeichnen lediglich die Eingangsspannungsquelle ue und den Widerstand R1 als Stromquelle mit Innenwiderstand um (Bild 5.6). Diese Quellenumwandlung ist eine Grundoperation in der Elektrotechnik. Bild 5.6: Invertierende Grundschaltung als Transimpedanzverstärker Die Stromquelle liefert den Strom iK mit iK = ue R1 Ein sehr kleiner Teil des Stromes fließt durch R1 ab: iK − i e = uD R1 Der Einfachheit halber nehmen wir den Operationsverstärker vorerst als ideal an. Da uD bei idealen Operationsverstärker gleich Null ist, ist der Strom ie=iK=-ir. Man erhält dann für die Ausgangsspannung (rechter Teil des Bildes 5.6) ua = −R * iK Der Eingangswiderstand des mit dem Widerstand R rückgekoppelten idealen Operationsverstärkers ist gleich Null, die Stromquelle arbeitet also im Kurzschlußbetrieb. Nehmen wir den Operationsverstärker einmal als nichtideal an, so erhalten wir für den Eingangswiderstand re = duD dua R R = * = diK v D dua v D Die Stromquelle arbeitet auch beim realen Operationsverstärker praktisch im Kurzschlußbetrieb. Der Ausgangswiderstand der invertierenden Grundschaltung wurde bereits berechnet, er beträgt mit ra als Innenwiderstand des Operationsverstärkers ra' = ra 1+ k * vD 80 Eine mögliche Anwengung einer solchen Schaltung ist das lineare Ohmmeter. Wir schließen eine Referenzspannungsquelle mit der Spannung Ue an die invertierende Grundschaltung mit R1 an (Bild 5.6 links) und erhalten dann Ua = − U R2 * Ue = − e * R 2 = K * R 2 R1 R1 Die Ausgangsspannung ist also gleich dem Widerstand R2 multipliziert mit einer Konstanten. Baut man den Widerstand R2 nicht fest ein, sondern verbindet ihn über Meßschnüre mit der Schaltung, so hat man ein Ohmmeter mit linearer Anzeige. Eine weitere, äußerst wichtige Anwendung des Transimpedanzverstärkers ist die Empfängerschaltung für Lichtwellenleitersignale in der optischen Nachrichtentechnik. Als Signalquelle benutzt man dabei eine sehr schnelle pin-Photodiode, als Operationsverstärker zumeist einen sehr schnellen CFA. Die beiden möglichen Grundschaltungen zeigt Bild 5.7. R iPh R ISperr + iPh _ _ OUT C + OUT ua U0 = C + ua Bild 5.7: Grundschaltungen für Lichtwellenempfänger Der Kondensator C repräsentiert die parasitäre Eingangskapazität der Schaltung. Da der Eingangswiderstand des rückgekoppelten Operationsverstärkers sehr klein ist, ist auch die Zeitkonstante T = re * C = R *C vD sehr klein, was ein gutes Impulsverhalten garantiert. Im linken Teil des Bildes 5.7 arbeitet die Photodiode als Photoelement, dessen Photostrom iPh proportional zur Beleutungsstärke ist. Falls kein Gleichanteil im Lichtsignal vorliegt, ist der Ausgangsspannung auch kein Gleichanteil überlagert. Es gilt ua = −R * iPh Durch die Polung der Diode kann man die Polarität der Ausgangsspannung bestimmen. Im rechten Teil des Bildes arbeitet die Photodiode in Sperrichtung, da sie durch die Gleichspannung U0 in Sperrichtung vorgespannt ist. Dem eigentlichen Photostrom ist also ein Sperrstrom überlagert, der einen Gleichanteil bei der Ausgangsspannung erzeugt. Für die Ausgangsspannung finden wir ua = −R * (ISperr + iPh ) Falls der durch den Sperrstrom verursachte Gleichanteil stören sollte, kann man über eine Spannungsquelle und einen zusätzlichen Widerstand einen weiteren Strom einspeisen, der diesen Anteil kompensiert. Allerdings ist der Sperrstrom stark temperaturabhängig, so daß man notfalls 81 besondere Vorkehrungen treffen muß, um auch die Kompensation temperaturabhängig zu gestalten. Eine weitere häufige Anwendung des Transimpedanz-Prinzipes findet man bei Digital/AnalogUmsetzern. Viele dieser Umsetzer liefern einen Ausgangsstrom, der proportional zur Digitalzahl ist und sind am schnellsten, wenn der Lastwiderstand möglichst klein ist. Schließt man an den Ausgang dieses Umsetzers einen ohmschen Widerstand an, so erhält man eine Spannung, die proportional zur Digitalzahl ist. Z R R R2 R R 2R Iout1 2R Uref 2R 2R 2R _ 2R OUT + = S S S S Rref S ua Iout2 Bild 5.8: D/A-Umsetzer mit angeschlossenem Transimpedanzverstärker Entsprechend der Binärzahl Z werden die Halbleiterschalter im Inneren des D/A-Umsetzer betätigt. Das Ergebnis ist ein Strom Iout1, der proportional zur Zahl ist. Der Strom Iout2 ist das Komplement von Iout1. Für die Ausgangsspannung finden wir u a = −Iout1 * R 2 Bei einigen D/A-Umsetzern ist noch ein interner Widerstand Rref eingebaut, der anstelle von R2 benutzt werden kann, wie im Bild gestrichelt angedeutet. Der Vorteil ist der, daß zwischen den Widerstandswerten R, 2R und Rref aufgrund der gleichzeitigen Herstellung eine enge Korrelation besteht. 5.1.4 Die invertierende Grundschaltung als Konstantstromquelle Die invertierende Grundschaltung läßt sich auch als eine spannungsgesteuerte Stromquelle bzw. stromgesteuerte Stromquelle auffassen (Bild 5.9). Dabei ist der Widerstand R der Lastwiderstand der Stromquelle. iK R1 i e ue _ uD u2 R OUT + Bild 5.9: Invertierende Grundschaltung als Stromquelle 82 ua Bei einem realen Operationsverstärker mit vD < ∞ gilt: i e = iK = (ue + uD ) R1 und ua = −u2 − uD u2 = −uD − ua = −uD − v D * uD mit ua = uD*vD. Es interessiert hier allerdings nicht ua, sondern die Spannung u2 am Widerstand R. Eliminiert man ua und löst die letzte Gleichung nach uD auf, so gilt uD = − u2 1+ vD Diesen Term für uD kann man in die Gleichung für ik einsetzen und bekommt iK = ue u u2 u2 − ≈ e − R1 R1 * (1 + v D ) R1 v D * R1 Dieser Ausdruck lösen wir nach u2 auf und erhalten dann u u2 = e − iK v D * R 1 R1 u2 = ue v D * R1 − iK v D * R1 = ue * v D − iK v D * R1 R1 Der Innenwiderstand der Schaltung bezüglich der Anschlußpins für den Widerstand R ist dann gleich der Ableitung der Spannung u2 nach dem Strom ik ra = − du2 ≈ v D * R1 diK Der Innenwiderstand ist also sehr groß, so wie es bei einer Stromquelle auch sein sollte. Das negative Vorzeichen kommt dadurch zustande, daß bei größer werdendem iK die Spannung u2 absinkt. Die Frequenzabhängigkeit von ra ist die von vD. Bei kompensierten Operationsverstärkern (VFAStruktur) liegt die erste Grenzfrequenz fgvd im Bereich von etwa 2 bis 20 Hertz. Der Wert für ra läßt sich durch folgende Gleichung ausdrücken: ra = v D (0 ) * R1 ω 1+ j ωgvd 83 Der Kurzschlußstrom der Stromquelle ist bei idealem Operationsverstärker mit vD=∞ somit iK = il = ie = ue R1 also keine Funktion des Widerstandes R. Der Innenwiderstand der Stromquelle ist unendlich groß. Der Nachteil der vorgestellten Stromquelle ist, daß der Lastwiderstand erdfrei angeschlossen werden muß. Bei der folgenden Schaltung liegt die Last einseitig an Masse (Bild 5.10). R1 R2 R3 II R1 + Ri _ u1 ~ III OUT uP u0 I R2 * ua uN R3 RL ua iL Bild 5.10: Stromquelle mit Last an Masse Um iL zu berechnen, werden die Knotengleichungen für die Knoten I bis III aufgestellt: Knoten I : Knoten II : Knoten III : ua − uN uN − =0 R2 R3 u1 − uP u'a − uP + =0 R1 + R 2 R3 ua − u'a uP − u'a + − iL = 0 R1 R3 Setzt man uN = uP, so ergibt sich nach einer Zwischenrechnung für iL iL = u1 R1 für R 2 = R 3 = R Der Operationsverstärker stellt den Spannungsabfall am Längswiderstand R1 zwischen Ausgang und RL so ein, daß obiger Ausdruck gilt. Dieser Widerstand dient der Messung des Laststromes. 84 5.1.5 Die invertierende Schaltung mit Vierpolen Vielfach findet man einen Operationsverstärker mit geerdetem nichtinvertierenden Eingang und Netzwerken zwischen den Eingangsklemmen und dem invertierenden Eingang sowie in der Rückkopplung. Die Berechnung der Verstärkung v=ua/ue ist dann meist recht aufwendig, wenn man eine Maschen- und Knotenanalyse vornimmt. 2 2' ie 1 1' A 2' 1' _ 2 VP1 ue 1 VP2 ir OUT + ua Bild 5.11: Beschalteter Operationsverstärker mit Netzwerken am Eingang und als Rückkopplung. Wir betrachten jedes dieser Netzwerke als Vierpol und legen die Bezeichnung der Klemmenpaare derart fest, daß das Klemmenpaar 2/2‘ jedes Vierpoles am invertierenden Eingang liegt. Dadurch, daß der invertierende Eingang die virtuelle Masse darstellt, sind die Ausgangsklemmenpaare 2/2‘ jeweils kurzgeschlossen. Dabei liegt jeweils am Eingangsklemmenpaar 1-1' die Spannung u1 des Vierpols (hier also ue und ua) und am Ausgangsklemmenpaar 2-2' die Spannung u2, hier gleich Null. Die Ströme i1 und i2 fließen in die Vierpole hinein. Es gilt nun bei jedem der beiden Vierpole für das Verhältnis zwischen Ausgangsstrom i2 und Eingangsspannung u1: i2 = y 21 u1 da u2 jeweils gleich 0 ist. Für den Vierpol VP1 erhält man: ie = −i2 VP1 ie = − y 21VP1 * ue und für den Vierpol VP2: ir = i2 VP 2 ir = y 21VP 2 * ua Der Strom ir weist, wie in der Vierpoltheorie üblich, in den Vierpol hinein. Die Knotengleichung für den Knoten A lautet: i e = ir − y 21VP1 * u e = y 21VP 2 * u a Damit erhält man für die Verstärkung der Gesamtschaltung v= ua y = − 21VP1 ue y 21VP2 85 Der Eingangsstrom ist der Strom i1 des auf der anderen Seite kurzgeschlossenen Vierpols VP1. Damit gilt für den Eingangswiderstand der Verstärkerschaltung: ze = 1 y 11VP1 = h11VP1 Im allgemeinen lassen sich die Vierpolparameter und damit die Verstärkung wesentlich einfacher berechnen als wenn man Verstärkung und Eingangswiderstand mit Hilfe von Knoten- und Maschenanalyse des Eingangs- und des Rückkopplungsnetzwerkes bestimmt. 5.1.6 Die invertierende Schaltung mit beliebigen Bauelementen Die invertierende Grundschaltung hat sich bis jetzt als so universell erwiesen, daß wir noch etwas ausprobieren wollen. Wir ersetzen einen der beiden ohmschen Widerstände durch ein beliebiges Bauelement. Dabei setzen wir der Einfachheit halber einen idealen Operationsverstärker mit vD=∞ voraus. Der invertierende Eingang liegt damit an (virtueller) Masse. i u= f(i) i= g(u) u i u= f(i) i= g(u) R i _ u= f(i) i= g(u) u i _ u OUT ue R i + ua ue OUT + ua Bild 5.12: Die invertierende Grundschaltung mit einem beliebigen Bauelement Einer der beiden ohmschen Widerstände ist geblieben, der andere durch ein Bauelement ersetzt, bei dem die Beziehung zwischen Strom und Spannung wie folgt ist u = f (i) Eine Bedingung ist, daß auch die Umkehrfunktion existiert: i = g (u) Die Umkehrfunktion entsteht, wenn man bei der Kenlinie u=f(i) die Achsen vertauscht (aus der i-Achse wird die u-Achse, aus der u-Achse wird die i-Achse) und die Kurve an der 45°-Winkelhalbierenden spiegelt. Im linken Teil des Bildes liegt das Bauelement u=f(i) in der Rückkopplung. Der Strom ergibt sich aus i= ue R Für die Spannung u erhalten wir dann u u = f (i) = f e R 86 Die Ausgangsspannung ua ist gleich der negativen Spannung u u u a = −u = − f e R Dies bedeutet: Die Kennlinie ua/ue entspricht bis auf ein negatives Vorzeichen der Funktion u=f(i). Der Strom i wird durch ue=R*i ersetzt. Im rechten Teil des Bildes 5.12 liegt das Bauelement im Eingangskreis. Wir erhalten somit für den Strom i = g (u e ) und für die Ausgangsspannung u a = −R * i = −R * g(u e ) Dies bedeutet: Die Kennlinie ua/ue entspricht bis auf ein negatives Vorzeichen der Funktion i=g(u). Der Strom i wird durch ua=-R*i ersetzt. Legt man ein beliebiges Bauelement mit der Kennlinie u=f(i) in den Rückkopplungspfad der invertierenden Grundschaltung, so entspricht die Übertragungsfunktion ua/ue bis auf Skalierungsfaktor und Vorzeichen dieser Kennlinie. Legt man das gleiche Bauelement statt dessen in den Eingangszweig, so entspricht die Übertragungsfunktion der negativen Umkehrfunktion i=-g(u). Interssant ist auch, was geschieht, wenn wir beide Schaltungen aus Bild 5.12 miteinander verbinden und das Verhaltnis Ausgangsspannung ua2 des rechten OPs zu Eingangsspannung ue1 des linken OPs bestimmen. Für den linken Operationsverstärker erhalten wir u u a1 = −f e1 R Diese Ausgangsspannung ist nun die Eingangsspannung des rechten Operationsverstärkers u u u a = −R * g(u e 2 ) = −R * g − f e1 = −R * e1 = u e1 R R Dieser Ansatz gilt uneingeschränkt für nullpunktsymmetrische Kennlinien u=f(i). Bei Unsymmetrien, wie beispielsweise Dioden, baut man das Bauelement „verkehrt“ herum ein. Dann stimmt die Umkehrfunktion wieder. Wir untersuchen nun eine Schaltung, bei der das nichtlineare Bauelement eine Diode ist (Bild 5.13). i R i _ i u OUT ue1 R i + u ua1 ue2 Bild 5.13: Schaltung mit Dioden 87 _ OUT + ua2 Die Diodenkennlinie lautet uD UuD UT T I = I 0 * e − 1 ≈ I0 * e Bei größeren Spannungen uD kann man die „1“ vernachlässigen. Diese Funktion ist gleich g(U). Um f(i) zu bekommen, lösen wir nach der Diodenspannung uD auf: I u D = UT * ln I0 Im linken Teil von Bild 5.13 ist die Spannung uD gleich der Spannung u. Für den Strom i im linken Teil finden wir i= u e1 R und damit für u i u = UT * ln I0 u = UT * ln e1 R * I0 Die Ausgangsspannung ua1 ist damit u u a1 = −u = −UT * ln e1 R * I0 Wir haben hier einen Logarithmierer vor uns. Die Ausgangsspannung ist proportional zum Logarithmus der Eingangsspannung. Die Schaltung liefert bei positiver Eingangsspannung allerdings eine negative Ausgangsspannung. Deshalb wurde die Diode bei der zweiten Schaltung umgedreht eingebaut, damit sie bei negativen Eingangsspannungen leitet. Dann stimmt auch die Umkehrfunktion wieder. Die Ausgangsspannung ua1 der linken Schaltung ist gleich der Eingangsspannung ue2 der rechten Schaltung, die Spannung u ist hier gleich -ue2. Die Pfeilrichtung wurde so gewählt, damit die Formel für den Strom einfach übernommen werden kann. Wir finden für den Strom i beim zweiten Operationsverstärker i = I0 * e u UT = I0 * e − ue 2 UT = I0 * e − ua1 UT Es handelt sich hier um einen Exponentialverstärker: Der Strom i und damit die Ausgangsspannung ua=R*i sind exponentiell von ue abhängig. Da ua1 negativ ist, steigt die Ausgangsspannung exponentiell mit der Eingangsspannung an. 88 Weil der Pfeil für u hier von rechts nach links angenommen wurde, fließt auch der Strom i von rechts nach links. Nun setzen wir den Ausdruck für ua1 in die Formel ein: i = I0 * e u − a1 UT = I0 * e u −UT *ln e 1 R *I0 − UT = I0 * e u ln e1 R *I0 = I0 * u e1 u = e1 R * I0 R Für die Ausgangsspannung ua2 finden wir dann u a 2 = i * R = u e1 Die hier vorgestellten Logarithmierer und Exponentialverstärker sind aus verschiedenen Gründen für die Praxis noch nicht brauchbar. Wir werden im nächsten Kapitel praxistaugliche Schaltungen kennenlernen. Statt zweier Dioden nehmen wir nun Kondensatoren (Bild 5.14) C R R C _ _ OUT ue OUT + ue ua Bild 5.14: Invertierende Grundschaltung mit Kondensatoren Weiter oben wurde für die Verstärkung folgender Ausdruck hergeleitet: v= ua Z =− 2 ue Z1 Wir setzen für die Impedanz des Kondensators den Ausdruck ZC = 1 sC und erhalten für die Verstärkung v der linken Schaltung v=− 1 sRC und die der rechten Schaltung v = −sRC 89 + ua Nun bedeutet im Bildbereich eine Multiplikation mit der komplexen Frequenz s eine Ableitung, eine Division durch s eine Integration. Bei der linken Schaltung handelt es sich um einen Integrator, bei der rechten Schaltung um einen Differenzierer. Bei den Schaltungen in Bild 5.13 hatten wir einen Logarithmierer und einen Exponentialverstärker kennengelernt. Das Vertauschen von beliebigem Bauelement und Widerstand R macht aus einer Rechenoperation die komplementäre. 5.2 Nichtinvertierende Grundschaltung, nichtinvertierender Verstärker 5.2.1 Grundschaltung Beim invertierenden Verstärker erfolgte die Einspeisung des Eingangssignals über den invertierenden Eingang, beim nichtinvertierenden hingegen erfolgt sie über den nichtinvertierenden Eingang. Das Rückkopplungsignal jedoch wird weiterhin an den invertierenden Eingang angeschlossen (Bild 5.15), so daß sich eine Gegenkopplung ergibt. Der Eingangswiderstand der Schaltung ist sehr groß. uD + _ OUT ir R2 ue ua R1 ir Bild 5.15: Nichtinvertierender Verstärker Auch bei dieser Schaltung stellt sich wegen der Gegenkopplung bei einer gegebenen Eingangsspannung die Ausgangsspannung so ein, daß die Differenzspannung praktisch gleich Null ist. Setzt man daher uD gleich Null und re = ∞, so erhält man für die Spannungen ue und ua u e = R1 * ir u a = (R1 + R 2 ) * ir und damit für die Verstärkung v: v= u a R1 + R 2 R 1 = = 1+ 2 = ue R1 R1 k mit k = Bei einer endlichen Verstärkung vD erhält man mit uD = ua/vD: u e = R 1 * ir + und ua vD u a = (R1 + R 2 ) * ir 90 R1 R1 + R 2 u ir = u e − a vD 1 ua * = R1 R1 + R 2 1 1 * R1 u e = u a * + R1 + R 2 v D * R1 v* = ua = ue 1 R1 1 + R1 + R 2 v D 1 = k+ 1 vD = vD 1+ k * v D Diese Berechnung gilt für VFAs. Auch hier ist die Bandbreite wieder von R1 und R2 abhängig. Bei CFAs wiederum nur von R2. Beim nichtinvertierenden Verstärker kann sich die Gleichtaktaussteuerung wegen der endlich großen Gleichtaktverstärkung störend auswirken (Bild 5.16). Eine solche Gleichtaktaussteuerung existiert beim invertierenden Verstärker nicht. uD + _ OUT R2 ue ua R1 Bild 5.16: Gleichtaktaussteuerung beim nichtinvertierenden Verstärker Ändert sich die Eingangsspannung um einen bestimmten Betrag, so ändert sich die Ausgangsspannung im gleichen Sinne und damit ebenfalls die rückgekoppelte Ausgangsspannung k*ua. Für die Gleichtaktspannung erhalten wir: u Gl = k * u a ≈ u e Da uD sehr klein ist, ist die Gleichtaktspannung etwa gleich der Spannung ue. Allgemein gilt für die Ausgangsspannung eines Operationsverstärkers: u a = v D * uD + v Gl * u Gl Eine genauere Untersuchung ergibt dann für den vorliegenden Fall u a = v D * (u e − k * u a ) + v Gl * k * u a u a * (1 + k * v D − k * v Gl ) = v D * u e v** = ua vD 1 1 = = = v 1 1 1 u e 1 + k * v D − k * v Gl + k − k * Gl + k * 1 − vD vD vD G 91 v** = ua = ue vD 1 1 + k * v D * 1 − G = vD 1 1 1 − G * 1 + k * v D 1− 1 G Entwickelt man den Ausdruck 1/(1-1/G) in eine Reihe, so erhält man unter Vernachlässigung der Glieder höherer Ordnung v** = vD 1 1 * 1 + = v * 1 + 1+ k * v D G G Bei großer Gleichtaktunterdrückung G spielt die Abweichung von v** zu v nur in Präzisionsanwendungen eine Rolle. Man bedenke jedoch, daß die Gleichtaktunterdrückung frequenzabhängig ist und für höhere Frequenzen immer schlechter wird. Setzt man den Widerstand R2 zu Null und läßt R1 weg, erhält man k=v=1 und damit den Spannungsfolger (Bild 5.17). Der Spannungsfolger hat einer Verstärkung von 1, einen sehr großen Eingangswiderstand und einen sehr kleinen Ausgangswiderstand. Man setzt ihn dort ein, wo es auf einen sehr großen Eingangswiderstand (z. B. bei hochohmigen Signalquellen) oder einen kleinen Ausgangswiderstand (z. B. bei niederohmigen Lasten) ankommt. Auch hier gibt es wieder einen Unterschied zwischen Voltage Feedback-Strukturen und Current Feedback-Strukturen. Aus Stabilitätsgründen muß der Widerstand R2 bei CFAs vorhanden sein, obwohl es von der Theorie her keinen Grund dafür gibt. VFA + OUT _ ue CFA + OUT _ ua ue ua R2 Bild 5.17: Spannungsfolger mit VFA und CFA Der nichtinvertierende Verstärker hat im Gegensatz zum invertierenden Verstärker einen sehr hohen Eingangswiderstand. Man nennt ihn daher auch Elektrometerverstärker. Eine Anwendung für solche Verstärker sind beispielsweise Eingangsverstärker für Multimeter. Bild 5.18a zeigt die Eingangsersatzschaltung eines Operationsverstärkers mit den dynamischen Widerständen rD und rgl. Dabei ist rD der dynamische Widerstand zwischen den beiden Eingängen, hervorgerufen durch die Reihenschaltung der leitenden Basis-Emitter-Strecken der Transistoren in Bild 5.18b und rgl der dynamische Innenwiderstand eines Verstärkereinganges gegen Masse. (Durch die Siebkapazitäten des Netzteils werden der Masseanschluß und -UB wechselstrommäßig kurzgeschlossen.) Der dargestellte Operationsverstärker selbst wird dabei als ideal angenommen. 92 +UB uD re = due/die => _ rGl RC OUT rD R2 rD rGl RC + => T1 T2 <= R1 rGl => -UB a) rGl I b) Bild 5.18: Eingangsersatzschaltung der Operationsverstärkers (a) und Definition der Widerstände rD und rgl (b) Der Widerstand rgl ist im allgemeinen sehr hoch und liegt selbst bei Operationsverstärkern mit bipolaren Transistoren im Bereich von 108 Ω. Der Widerstand rD ist kleiner. Man muß bedenken, daß es sich bei diesen Größen um dynamische Widerstände handelt, nicht zu verwechseln mit den statischen Widerständen. Am Widerstand rD liegt die Spannung uD. Nun gilt: ua vD v = = D ue 1 + k * v D 1 + g Damit kann man die Differenzspannung uD als Funktion von ue bestimmen: uD = ua u = e vD 1+ g Durch die Elektrometergegenkopplung wird der Differenzeingangswiderstand rD um den Faktor 1+g "hochtransformiert": iD = uD ue u = = *e rD (1 + g) * rD rD mit rD* = (1 + g) * rD Der Eingangswiderstand der Schaltung beträgt dann re = due/die re = (1 + g) * rD II rGl ≈ rGl Immer dann, wenn der Eingangswiderstand durch eine Rückkopplung der Ausgangsgröße dynamisch vergrößert wird, spricht man vom Bootstrap-Effekt. Bei hochohmigen Quellen tritt in Schaltungen mit bipolaren Eingangstransistoren ein Spannungsabfall durch den Eingangsruhestrom auf. Um diesen Spannungsabfall zu kompensieren, müßte man den Gegenkopplungsspannungsteiler sehr hochohmig auslegen (etwa 107 bis 109 Ω). Dies ist jedoch mit Schwierigkeiten verbunden (Eingangswiderstände, Streukapazitäten, keine Normwiderstände, hohes Widerstandsrauschen) und sollte unterbleiben. Außerdem ist das Rauschen bipolarer Transistoren bei hohen Generatorwiderständen verhältnismäßig groß. Deshalb ist es sinnvoll, bei Signalquellen mit einem Innenwiderstand >50kΩ auf Operations93 verstärker mit FET-Eingängen zurückzugreifen, da hier die Ruheströme vernachlässigbar klein sind. Als konkretes Anwendungsbeispiel ist hier die Schaltung eines hochohmigen Spannungsmessers mit mehreren Meßbereichen dargestellt (Bild 5.19). R3=99k LH 0042 9M + _ 1M OUT 900 k + - R1 90 k C1=0.1µ R5 R2=1k 100µA R4 10 k Bild 5.19: Hochohmiges Multimeter mit Operationsverstärker in Elektrometerschaltung Der Operationsverstärker ist mit FET-Eingängen ausgestattet und somit sehr hochohmig. Dadurch wird die Eingangsspannungsquelle nicht belastet, der Eingangswiderstand der Schaltung ist konstant = 10 MΩ. Das RC-Glied aus R1 und C1 hat eine Grenzfrequenz von 1.59 Hertz und filtert eventuelle Brummspannungen aus. Die Verstärkung des Operationsverstärkers ist 99 + 1 = 100 (R3 und R2). Sollte durch eine zu hohe Eingangsspannung der Verstärker übersteuert werden, so wird die (ansonsten vernachlässigbar kleine Spannung) uD größer. Sobald sie die Schwellenspannung von 0,7 Volt überschreitet, leiten die Dioden und die schädliche Spannung, die über R1 vom Eingang kommt, wird über R2 nach Masse abgeleitet. R1 fungiert also auch als ein Schutzwiderstand für die Operationsverstärkereingänge. Die maximale Offsetspannung des OP's beträgt etwa 20 mV und muß bei dieser Verstärkung und bei diesem Verwendungszweck kompensiert werden. Der Regler R4 dient der Offsetspannungskompensation. Sein Mittelanschluß liegt an -UB. Mit dem Regler R5 stellt man den Vollausschlag des Mikroamperemeters ein. Da der Innenwiderstand des OP's nahezu Null ist, beeinflußt der Wert von R5 die Verstärkung nicht. Die Gleichtaktunterdrückung des Operationsverstärkers beträgt 80 dB, die Verstärkung v' ist daher v' = v*(1+G) = 100*(1±10-4). Der durch die Gleichtaktverstärkung bedingte Meßfehler beträgt also 0.1 Promille. Tabelle 5.1 gibt Aufschluß über die Eigenschaften des invertierenden und des nichtinvertierenden Verstärkers im Vergleich zum unbeschalteten Operationsverstärker Eigenschaft Spannungsverstärkung Bandbreite Eingangswiderstand Ausgangswiderstand Klirrfaktor unbeschalteter Operationsverstärker vD B rD ra k invertierender Verstärker -R2/R1 g*B R1 ≈ra/g ≈k/g nichtinvertierender Verstärker 1+R2/R1 g*B rD*IIrGl ≈ra/g ≈k/g Tabelle 5.1: Eigenschaften der Verstärkerschaltungen und des unbeschalteten Operationsverstärkers Die Ausdrücke für die Verstärkung gelten ebenfalls, wenn man die Widerstände R durch Impedanzen Z ersetzt. Es muß lediglich dafür gesorgt werden, daß der Eingangsruhestrom fließen kann, da sonst eine Arbeitspunktverschiebung im internen Differenzverstärker einsetzt, die den gesamten Operationsverstärker übersteuern kann. 94 5.2.2 Nichtinvertierender Verstärker mit Vierpolen im Eingang und in der Rückkopplung Vielfach findet man auch Schaltungen, bei denen der Eingangsvierpol an den nichtinvertierenden Eingang angeschlossen ist (Bild 5.20). i 2 2IN ue 2' i1IN VPIN 1 1' + uD _ OUT ua i 1 1RK uP uN 1' i2RK VPRK 2 2' Bild 5.20: Verstärkerschaltung mit Eingangsvierpol am nichtinvertierenden Eingang Die Vierpole haben jeweils die Klemmen 1-1' und 2-2' und sind wie eingezeichnet mit dem Operationsverstärker verbunden. Beim idealen Operationsverstärker ist die Spannung uD gleich 0 und die Eingänge sind stromlos. Für einen allgemeinen Vierpol lauten die Vierpolgleichungen in h-Form: u1 = h11 * i1 + h12 * u2 i2 = h21 * i1 + h22 * u2 Da kein Strom i1IN in den Operationsverstärker hinein fließt, erhält man für die Spannung uP: uP = h11IN * i1IN + h12IN * ue = h12IN * ue Für die Spannung uN gilt analog: uN = h11RK * i1RK + h12RK * ua = h12RK * ua mit i1RK=0 Da beim idealen Operationsverstärker uN=uP ist, gilt h12IN * ue = h12RK * ua und für die Verstärkung v= ua h12IN = ue h12RK Weiterhin gilt: i2IN = h21IN * i1IN + h22IN * ue = h22IN * ue Da der Strom i1IN gleich 0 ist, erhält man für den Eingangswiderstand der Schaltung re = ue ue 1 = = i2IN h22IN * ue h22IN 95 5.2.3 Nichtinvertierender Verstärker mit einem Current Feedback Amplifier Bild 5.21 zeigt einen nichtinvertierenden Verstärker mit einem Current Feedback Amplifier nach Unterlagen von Burr-Brown. Der Operationsverstärker ist vom Typ OPA623AP. Ri (50Ω) + _ ue (50Ω) R1 Z=50Ω OUT R2 ua R=50Ω Bild 5.21: Nichtinvertierende Grundschaltung mit dem CFA OPA623AP Diese Schaltung ist wiederum für einen Eingangs- und Ausgangswiderstand von 50Ω ausgelegt. Wer diese Schaltung einfach nur als HF-Verstärker ohne Anpassung benutzen will, kann die beiden (50Ω)Widerstände weglassen. Als weitere Besonderheit finden wir den Widerstand Ri, der dem nichtinvertierenden Eingang vorgeschaltet ist. Dieser Widerstand dient der Unterdrückung von unerwünschten Oszillationen bei Schaltflanken und wurde bereits im Bild 5.4 bei der invertierenden Grundschaltung vorgestellt. Das Rückkopplungsnetzwerk ist sehr niederohmig, um den Einfluß parasitärer Kapazitäten zu minimieren. Bei der Verstärkung v=1 wird der Widerstand R1 zu ∞ angesetzt, entfällt also. Der Widerstand R2, der nach der Theorie auch entfallen könnte, ist vorhanden und hat einen Wert von 360Ω. Dieser Widerstand ist aus Stabilitätsgründen vorhanden. 96 5.2.4 Nichtinvertierender Verstärker für Messungen im Nano- und Femtoamperebereich Der nichtinvertierende Verstärker wurde als sehr hochohmig beschrieben. Will man jedoch Präzisionsmessungen im Bereich von Nanoampere und Femtoampere durchführen, benötigt man dazu spezielle Operationsverstärker und ein spezielles Platinenlayout. Eine solche Schaltung soll hier nicht fehlen, um die Problematik beim Messen solch niedriger Ströme zu verdeutlichen. Eine solche Meßschaltung kann man nicht mit einem beliebigen Operationsverstärker aufbauen. Es empfehlen sich Typen mit JFETs im Eingang oder Operationsverstärker, die mit MOSFETs aufgebaut sind. JFETs im Eingang haben beispielsweise der AD515 oder der OPA128. Ein vereinfachtes Schaltbild des Innenaufbaus des OPA128 zeigt Bild 5.22. Bild 5.22: Vereinfachte Innenschaltung des OPA128 von Burr-Brown Man erkennt, daß der Differenzverstärker am Eingang des IC’s mit Sperrschichtfeldeffekttransistoren bestückt ist. Diese Transistoren sind vom Rest des Chips die elektrisch isoliert angebracht, was ihre niedrigen Ruheströme von bis hinunter zu 75fA erklärt („DiFet“-Technologie). Die mit „TRIM“ bezeichneten Anschlüsse dienen der Offsetspannungskompensation. Eine Besonderheit ist noch vorhanden: Der Pin 8 ist mit dem TO-99-Metallgehäuse verbunden. Das Gehäuse selbst hat keinerlei Verbindung zur Schaltung. Man kann es daher zu Abschirmzwecken an Masse legen, ohne etwas an den Spannungen in der Innenschaltung selbst zu verändern. 97 Mögliche prinzipielle Aufbauten sind in Bild 5.23 dargestellt. Man erkennt drei Schaltungsvarianten: Den nichtinvertierenden Verstärker, den Buffer als Sonderform des nichtinvertierenden Verstärkers mit v=1 und den invertierenden Verstärker. Die Pins 2 und 3 sind die Eingänge. Unten rechts im Bild ist ein „Guard Ring“ eingezeichnet, der die Eingänge umgibt und mit dem Pin 8 (Gehäuse) verbindet. Das Potential des Guardringes liegt entweder an Masse oder an der Ausgangsspannung. Der Guard Ring ist sowohl auf der Oberseite der Leiterplatte als auch auf der Unterseite vorgesehen. Als Alternative zum Guard Ring bietet sich an, die Anschlußpins 2 und 3 des Operationsverstärkers gar nicht in die Leiterplatte einzulöten (bzw. in die ICFassung zu stecken), sondern statt dessen Abstandshalter aus Teflon einzusetzen, die einen Lötstützpunkt tragen. Bild 5.23: Hochempfindliche Meßverstärker Zu bedenken ist, daß es sich um Schaltungen mit sehr hochohmigen Eingängen (Hunderte von MΩ) handelt. In diesem Widerstandsbereich spielen Eigenschaften der Leiterplatte bereits eine große Rolle. Eine Leiterplatte ist eben nicht nur ein Träger von Bauelementen, sondern hat auch endlich Widerstände. Im Grundlagenpraktikum gibt es einen Versuch, bei dem der Sperrstrom einer Diode gemessen werden soll. Dazu bringt man die Diode auf einer Versuchplatte unter, legt eine Spannung in Sperrichtung an die Diode an und mißt den sich einstellenden Strom. Dieser Strom fließt jedoch auch dann noch, wenn man die Diode entfernt. Was man in Wirklichkeit gemessen hat, ist der Leckstrom durch die Leiterplatte und an deren Oberfläche. Der Guard Ring schafft hier eindeutige Verhältnisse. Alle Einflüsse von außerhalb des Ringes werden nach Masse oder ua abgeleitet. Um zu verdeutlichen, wie schwierig es ist, den Operationsverstärker OPA128 zu testen, listet BurrBrown die folgenden Fehlerquellen auf: - Leckströme der Fassung - Verschmutztes Gehäuse - Feuchtigkeit oder Kondenswasser - Verschmutzung mit Fingerabdrücken oder Antistatika - Umgebungstemperatur - Verlustleistung Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich dann natürlich auch in der konkreten Schaltung. Dies gilt insbesondere dann, wenn nach einiger Zeit die Leiterplatte verstaubt ist und sich je nach Feuchtigkeitsgehalt der Luft eine leitfähige Schmierschicht bildet. Ach ja, habe ich die Triboelektrizität erwähnt? Dies sind elektrische Effekte, die entstehen, wenn man Kabel verbiegt und die ein Signal vortäuschen... Aber da gibt es spezielle Kabel, die störarm sind. 98 Nun zu zwei konkreten Schaltungen. Die erste Schaltung ist ein ph-Wert-Messer, die zweite ein Ladungsverstärker für piezoelektrische Effekte. +15V 500Ω 9.5kΩ _ Guard 8 OUT + -15V zur Meßelektrode Ri=500MΩ 50mV Signalspannung Bild 5.24: ph-Wert-Meßgerät Die Schaltung ist eine nichtinvertierende Grundschaltung. Der invertierende Eingang liegt wegen uD gleich Null am Potential der Meßelektrode, so daß die Elektrode praktisch überhaupt nicht durch Ströme nach Masse hin belastet wird. Der zweite Anschluß der Elektrode liegt an Masse. Der Spannungsteiler ist niederohmig ausgelegt, die Spannungsverstärkung beträgt v = 1+ 9500Ω = 20 500Ω Aus einer Signalamplitude von 50mV erhält man somit eine Ausgangsspannung mit einer Amplitude von einem Volt. 99 Man kann hochohmige Verstärker auch mit der invertierenden Grundschaltung aufbauen, wie Bild 5.25 zeigt. Bei der Schaltung handelt es sich um einen Ladungsverstärker für piezoelektrische Aufnehmer. 11 Hier sorgen zwei hochohmige Widerstände von 10 Ω für eine Ausgangsspannung von Null Volt ohne Signal. Die eigentliche Spannungsverstärkung geschieht rein kapazitativ. Die obere Grenzfrequenz beträgt fG = 1 = 0.16 Hz 2 π * R F * CF Diese niedrige Grenzfrequenz spielt jedoch bei dieser Anwendung keine Rolle, da sich die ph-Werte nicht so schnell ändern CF=10pF 11 RF=10 Ω Guard +15V 8 _ OUT + ∆Q 100pF -15V 11 10 Ω Bild 5.25: Ladungsverstärker Weiterführende Literatur: OA-07.pdf, OPA128.pdf, SBOA081.pdf 100 ua=-∆Q/CF 6. Weitere Schaltungen mit Operationsverstärkern 6.1 Umkehraddierer Die in Bild 6.1 dargestellte Schaltung dient zur Addition mehrerer Eingangsspannungen. Man bezeichnet sie als Umkehraddierer, weil sie die Polarität der Eingangsspannungen umkehrt. ie1 R1 ie2 ir R2 ie3 R3 ue1 ue2 Rr _ OUT ue3 + Rninv ua Bild 6.1: Umkehraddierer Unter der Voraussetzung, daß uD vernachlässigbar klein ist, gilt für den Summationspunkt am invertierenden Eingang: − ir = i e1 + i e 2 + i e3 oder − u a u e1 u e 2 u e3 = + + R r R1 R 2 R 3 Die Ströme sind unabhängig voneinander, da der invertierende Eingang praktisch an 0 Volt liegt. Wir erhalten als Ergebnis für die Ausgangsspannung: R R R u a = − r * u e1 + r * u e 2 + r * u e 3 R2 R3 R1 Die Schaltung liefert als Ausgangsspannung die negative Summe der Eingangsspannungen uen mit der jeweiligen Gewichtung Rr/Rn. Der Widerstand Rninv spielt für die Verstärkung keine Rolle. Er dient zur Kompensation der Offsetströme und sollte wie folgt bemessen werden: R ninv = R1 IIR 2 IIR 3 IIR r Der Eingangswiderstand ist für jeden Eingang unterschiedlich: re1 = R1 re 2 = R 2 re3 = R 3 Man kann den Umkehraddierer als Mischer für Wechselspannungssignale einsetzen. Eine andere Anwendung ist ein Wechselspannungsverstärker einsetzen, dessen Nullpunktpotential durch die Addition einer Gleichspannung, "DC-Offset", in einem weiten Bereich eingestellt werden kann. Eine solche Schaltung findet man beispielsweise bei Signalgeneratoren, bei denen dem Ausgangssignal je nach Bedarf noch eine Gleichspannung beliebiger Polarität hinzugefügt werden kann. 101 Eine ähnlich Anwendung finden wir in Bild 6.2. Hier handelt es sich um eine Modulationsschaltung für das Licht einer Leuchtdiode. 0.1µF 27kΩ 27kΩ -12V _ uSignal 10kΩ 27kΩ 390Ω OUT + Bild 6.2: Modulationsschaltung für Leuchtdiode Die Ausgangsspannung des Operationsverstärkers liegt an der Reihenschaltung Vorwiderstand (hier 390Ω) und Leuchtdiode. Mit Hilfe des Potentiometers stellt man den Ruhestrom der Diode ein. Wird jetzt ein Signal zugeführt, so wird dem Ruhestrom ein Wechselstrom überlagert. Die abgestrahlte Lichtmenge ist proportional zum Strom und damit auch proportional zur Signalspannung. Die Bauelementewerte sind Vorschläge, die je nach Anwendung variiert werden können. Wichtig ist, den Ruhestrom so groß zu wählen, daß der Gesamtstrom durch die Diode bei maximalem Signal niemals kleiner als Null werden könnte. Außerdem muß der Operationsverstärker hier den gesamten Strom liefern. Deshalb sollte ein Typ gewählt werden, dessen Endstufe diesen Strom liefern kann, ohne in die Strombegrenzung zu geraten. 6.2 Subtrahierer und Subtrahierschaltungen Der Subtrahierer ist eine Kombination aus einem invertierenden und einem nichtinvertierenden Verstärker (Bild 6.3). Bei der Dimensionierung der Schaltung erhält man ein besonders praktisches Ergebnis, wenn sich das Verhältnis der Widerstände im Rückkopplungszweig und das Verhältnis der Widerstände im Eingangsspannungsteiler um den gleichen Faktor a unterscheiden. Bei der Berechnung der Ausgangsspannung wird vom Überlagerungssatz ausgegangen, d. h. die Ausgangsspannung setzt sich aus zwei jeweils durch ue1 und ue2 allein verursachten Anteilen zusammen, die unabhängig voneinander zu berechnen sind. Die jeweils andere Spannung wird zu 0 gesetzt, der entsprechende Eingang ist dann über die ideale Spannungsquelle mit Masse verbunden. R1/aN R1 _ R2/aP ue1 OUT ~ + ue2 ~ R2 Bild 6.3: Grundschaltung des Subtrahierers 102 uN uP ua Nach dem Überlagerungsprinzip gilt für die Ausgangsspannung ua u a = u a (u e1 ) ue 2 =0 + u a (u e 2 ) ue1 =0 Zuerst setzen wir die Spannung ue1 zu Null und ersetzen dazu die Spannungsquelle ue1 durch einen Kurzschluß nach Masse. Dann erkennt man, daß man eine nichtinvertierende Grundschaltung vor sich hat, deren Eingangsspannung uP ist. Die Spannung uP wiederum wird durch einen Spannungsteiler aus ue2 erzeugt. Die Spannung uP wird nur von der Eingangsspannung ue2 bestimmt und berechnet sich zu uP = ue2 * R2 a = u e2 * P R 2 + R 2 / aP 1+ aP Der nichtinvertierende Verstärker verstärkt diese Spannung mit dem Faktor ua R1 = 1+ = 1 + aN uP R1 / a N verstärkt. Man erhält somit für ua als Funktion von ue2: up ua ua aP = * = * (1 + a N ) ue2 u e2 up 1 + aP ua = u e2 * 1 + aN * aP 1+ aP Setzt man ue2 zu Null, so arbeitet die Schaltung als invertierender Verstärker für ue1: ua = −ue1 * R1 = −aN * ue1 R1 / aN Die Ausgangsspannung setzt sich aus beiden Anteilen zusammen: ua = ue 2 * 1 + aN * a P − a N * u e1 1 + aP Setzt man nun aN gleich aP gleich a, so erhält man ua = a * (ue 2 − ue1 ) Theoretisch bildet die Schaltung für aN = aP = a exakt die Differenz zwischen den beiden Eingangsspannungen. In der Realität ist dies nicht der Fall, da der Operationsverstärker eine endliche Gleichtaktverstärkung hat. Macht man einen der vier Widerstände variabel, so läßt sich aN oder aP derart einstellen, daß die Gleichtaktverstärkung der Schaltung der Gleichtaktverstärkung des Operationsverstärkers entgegenwirkt und die resultierende Gleichtaktverstärkung dann wirklich zu Null wird. Man gleicht ab, indem man die beiden Schaltungseingänge miteinander verbindet und ein Signal anlegt. Dann verändert man den variablen Widerstand so lange, bis die Ausgangsspannung gleich Null ist. 103 Ein Nachteil der Schaltung ist ihr variabler Eingangswiderstand im invertierenden Eingang (ue1). Die Differenzspannung uD ist gleich Null, so daß der invertierende Eingang des Operationsverstärkers am Potential un = uP = ue 2 * a 1+ a liegt. Am anderen Ende des Widerstandes R1/an liegt die Spannung ue1. Somit fließt ein Strom von i e1 = u e2 * a − u e1 a * u e 2 − (1 + a ) * u e1 1+ a = R1 (1 + a ) * R1 Somit ist der Eingangswiderstand ue1/ie1 des invertierenden Einganges von den Spannungen ue1 und ue2 abhängig. Der Eingangswiderstand am nichtinvertierenden Eingang ist hingegen unabhängig von der Ansteuerung gleich re 2 = R 2 + R 2 1+ a = * R2 a a Der einfache Subtrahierer läßt sich zum Mehrfachsubtrahierer ausbauen (Bild 6.4): Der Ausdruck für die Ausgangsspannung dieser Schaltung lautet: m n i=1 i =1 u a = ∑ a i' * u 'ei − ∑ a i * u ei unter der Voraussetzung, daß gilt m n i =1 i =1 ∑ a i' = ∑ a i ue1 ue2 ue3 u'e1 u'e2 u'e3 R1 R1/a1 R1/a2 R1/a3 n Eingänge _ R2/a'1 OUT + R2/a'2 R2/a'3 m Eingänge ua R2 Bild 6.4: Mehrfachsubtrahierer Sollte diese Bedingung nicht erfüllt sein, so schafft ein geeigneter Widerstand vom P-Eingang oder NEingang gegen Masse geschaltet dieses Gleichgewicht: Legt man diesen Widerstand nach Masse, so addiert man die Spannung 0 Volt mit einem bestimmten Gewichtsfaktor an+1 oder a'm+1 derart, daß obige Bedingung erfüllt ist. Da uN = uP im allgemeinen nicht gleich Null ist, fließen Ausgleichsströme. 104 Der einfache Subtrahierer ist für Signalquellen mit hohen Innenwiderständen nicht geeignet, da wegen des endlichen Widerstandes der Eingänge Spannungsabfälle an den Innenwiderständen der Quellen auftreten. Deshalb werden den Eingängen des Subtrahierers vielfach Operationsverstärker mit Elektrometergegenkopplung vorgeschaltet (Bild 6.5). Der Verstärkungsfaktor dieser Operationsverstärker ist gleich Eins. Als Ausgangsspannung erhält man bei dieser Schaltung ua = R2 * (u e 2 − u e1 ) R1 Zur Vermeidung der Gleichtaktverstärkung empfiehlt es sich, das Widerstandverhältnis R2/R1 bei einem der Zweige regelbar zu machen (Bild 6.5). Schaltet man zwischen die Widerstände R1 und R2 ein niederohmiges Potentiometer RX, so kann man durch Drehen an RX die Gleichtaktverstärkung minimieren. Diese Schaltung kann man einsetzen, um ein von starken Gleichtaktsignalen überlagertes schwaches Gegentaktsignal zu verstärken. Ein solches Signal liegt beispielsweise bei EKG-Geräten vor. Hier beträgt das Nutzsignal einige Millivolt, die überlagerte Brummspannung hingegen mehrere Volt. R2 + _ ue1 OUT R1 _ R1 OUT + _ RX OUT ua + ue2 R2 Bild 6.5: Subtrahierer mit vorgeschalteten Impedanzwandlern Will man die Verstärkung dieser Schaltung variieren, so muß man zwei Widerstände gleichzeitig ändern. Dies führt bei den Potentiometern unweigerlich zu Gleichlaufproblemen. Es ist daher wünschenswert, über eine Schaltung zu verfügen, bei der die Verstärkung mit Hilfe eines Potis eingestellt werden kann. Eine solche Schaltung zeigt Bild 6.6. Hier sind die Impedanzwandler durch zwei nichtinvertierende Verstärker ersetzt, die über den Widerstand R1 miteinander gekoppelt sind. Man erhält bei idealen Operationsverstärkern die Gleichungen: u a1 − u e1 = I * R 2 (I) u e2 − ua2 = I * R 2 (II) sowie Die Reihenschaltung der Widerstände R2 und der Widerstand R1 liegen an den Ausgängen der Operationsverstärker, so daß gilt u a1 − u a 2 = I * (R1 + 2R 2 ) 105 (III) R3 + R3 OUT _ R2 I R1 _ R3 ue1 _ R2 ua1 ua R3 OUT + ue2 OUT + ua2 Bild 6.6: Subtrahierer mit einstellbarer Verstärkung und hohen Eingangswiderständen Die Verstärkung des eigentlichen Subtrahierers ist gleich 1, da alle Widerstände R3 gleich sind. Die Addition der Gleichungen (I) und (II) ergibt (IV): u a1 − u a 2 − u e1 + u e2 = 2I * R 2 (IV ) Aus (III): ua1 - ua2 = I*(R1 + 2R2) erhält man I= u a1 − u a 2 R1 + 2R 2 (IIIa ) (IIIa) in (IV) ergibt: u a1 − u a 2 = u e1 − u e 2 + (u a1 − u a 2 ) * 2R 2 R1 + 2R 2 2R 2 u e1 − u e 2 = u a1 − u a 2 − (u a1 − u a 2 ) * R1 + 2R 2 R1 u e1 − u e 2 = (u a1 − u a 2 ) * R1 + 2R 2 Berücksichtigen wir nun, daß der Subtrahierer die Spannung ua aus der Differenz ua2 - ua1 bildet, so erhalten wir: − u a = u a1 − u a 2 = (u e1 − u e 2 ) * R1 + 2R 2 R1 Der endgültige Ausdruck für die Ausgangsspannung ua lautet dann 2R 2 u a = (u e 2 − u e1 ) * 1 + R1 Das Einstellen des Verstärkungsfaktor geschieht über den Widerstand R1. Der in Bild 6.3 dargestellte Subtrahierer ist nur die Grundschaltung. Sehr weit verbreitet in der Meßtechnik sind hingegen Subtrahierschaltungen, wie sie in den Bildern 6.5 und 6.6 vorgestellt wurden. Man kann IC’s und Hybride erwerben, die solche Schaltungen bereits vorabgeglichen enthalten. Den Verstärkungsfaktor stellt man dann durch Verbinden einzelner Anschlüsse am Gehäuse ein. 106 Dazu eine konkrete Anwendung. Wer einmal eine Stereoanlage zusammengebaut hat, ist möglicherweise mit dem Finger an einen Verstärkeranschluß gekommen und wurde mit einem lauten Brummen für seine Ungeschicklichkeit belohnt. Der Grund dafür ist, daß unsere Umgebung erfüllt ist mit elektrischen und magnetischen Feldern, für die der Körper als Antenne dient. Berührt man mit dem Finger dann den „heißen“ Anschluß eines Verstärkers, so brummt es im Lautsprecher. Berührt man mit dem Finger ein Meßkabel eines Oszillographen, so sieht man, daß diese Brummspannung mehrere Volt beträgt. Das menschliche Herz erzeugt bei seiner Arbeit Spannungen, die an der Körperoberfläche gemessen wenige Millivolt betragen. Will man diese Spannungen messen, so steht man daher vor dem Problem, daß diese Signalspannung im unteren Millivoltbereich überlagert ist von Störspannungen im Voltbereich. Da kann man nun unseren Subtrahierer einsetzen. Man nimmt zwei Elektroden plus eine Referenzelektrode (die Masse) und leitet die beiden Signale einem Subtrahierer zu. Unter der Voraussetzung, daß die Störspannungen gleich groß sind, werden diese Störungen durch die Subtraktion eliminiert und das reine Nutzsignal bleibt übrig. Bild 6.7 zeigt die Eingangsschaltung eines Kanals eines EKG-Meßgerätes. 0.01µF Verstärker/Subtrahierer 10kΩ + 4.7kΩ 47kΩ 150kΩ OUT _ 3.3MΩ 22kΩ _ _ 10kΩ 10kΩ OUT + _ + OUT 22kΩ 1µF 100kΩ OUT 3.3MΩ ua + Filter 0.04 Hz - 150 Hz Bild 6.7: Eingangsschaltung eines EKG-Meßgerätes Wir erkennen drei Stufen. Die erste Stufe ist ein Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor v = 1+ 2 * 22kΩ = 1 + 4.4 = 5.4 10kΩ Die zweite Stufe ist der eigentliche Subtrahierer mit dem Verstärkungsfaktor v=a= 47kΩ = 4.7 10kΩ Soweit die bis jetzt besprochene Schaltung. Es schließt sich über einen RC-Hochpaß ein Tiefpaßfilter an, so daß wir ein Bandpaßverhalten haben. Die Eckfrequenzen sind 0.04 Hertz und 140 Hertz. Die Verstärkung im mittleren Frequenzbereich beträgt etwa 33, so daß sich für die Gesamtschaltung eine maximale Verstärkung von v = 5.4 * 4.7 * 33 = 837 ergibt. Nach Angaben des Herstellers hat die Schaltung eine Gleichtaktunterdrückung bei 100 Hertz von 86dB, was im linearen Maßstab einem Faktor von etwa 20000 entspricht. Die Schaltung ist relativ alt, mit modernen Präzisionsoperationsverstärkern wäre warscheinlich noch eine höhere Gleichtaktunterdrückung zu erreichen. Interessant ist der 3.3MΩ-Widerstand zwischen Rückkopplung 107 und invertierendem Eingang des letzten Operationsverstärkers. Er dient zur Offsetstromkompensation, da am nichtinvertierenden Eingang der 3.3MΩ-Widerstand des Hochpasses liegt. Der Gleichspannungsabfall an diesem Widerstand muß kompensiert werden. 6.3 Integratoren Bis jetzt war bei allen Schaltungen der Rückkopplungsfaktor k reell, als Bauelemente wurden nur ohmsche Widerstände eingesetzt. Ersetzt man beim invertierenden Verstärker nach Bild 6.2 den Rückkopplungswiderstand R2 durch einen Kondensator C, so erhält man den Umkehrintegrator (Bild 6.8). Diese Schaltung wurde in letzten Kapitel bereits kurz diskutiert. C ir R1 ie _ OUT ue + ua Bild 6.8: Umkehrintegrator Bei einem idealen Operationsverstärker (uD = 0, iB = 0) gilt: ie = −ir uC = ua Die Ströme lassen sich als Funktion der jeweils am Bauelement anliegenden Spannungen ausdrükken: ie = ue R1 ir = C * dua dt Dann lautet das Ergebnis für die Ausgangsspannung t 1 ua = − * ue (t ) dt + Ua 0 R1C ∫0 Ua0 ist die Kondensatorspannung bei Beginn der Integration zum Zeitpunkt t=0. Man muß schaltungstechnisch sicherstellen, daß diese Spannung zu Beginn der Integration einen definierten Wert, beispielsweise 0 Volt, annimmt. Bei einem Spannungssprung der Eingangsspannung zur Zeit t = 0 von 0 Volt auf einen Wert Ue=const. erhält man als Ausgangsspannung die Rampenfunktion: ua (t ) = − 1 * Ue * t + Ua 0 R1C Als Integrierzeit τ bezeichnet man das Produkt aus R1 und C. Die Integrierzeit gibt an, nach 108 welcher Zeit für Ua0 = 0 die Ausgangsspannung den negativen Wert der Eingangsspannung erreicht hat. Außerdem zeigt das Produkt die Grenzfrequenz f=1/2πR1C an, bei welcher Frequenz die Verstärkung bei sinusförmiger Aussteuerung auf den Faktor 1 abgesunken ist (s. u.). Der lineare Anstieg von ua bei konstanter Eingangsspannung wird zum Aufbau von Sägezahn- und Dreieckgeneratoren benutzt. Stimuliert man den Integrator mit cosinusförmiger Eingangsspannung, so erhält man eine sinusförmige Ausgangsspannung. ua (t ) = − t 1 U * ∫ Ue max * cos(ω t ) dt + Ua 0 = − e max * sin(ω t ) + Ua0 R1C 0 ωR1C Die Amplitude der Ausgangsspannung ist umgekehrt proportional zur Frequenz der Eingangsspannung. In doppelt logarithmischer Darstellung erhält man für den Frequenzgang des Integrators im Bodediagramm eine mit -20 dB pro Dekade abfallende Gerade. In komplexer Schreibweise erhält man für die Ausgangsspannung ua = − ZC ue * ue = − R1 jωR1C Der komplexe Rückkopplungsfaktor k ist k= jωR1C jω τ = 1 + jωR1C 1 + jω τ Die Gleichung für k ist die für einen Hochpaß erster Ordnung. Wir finden im Bodediagramm eines Hochpasses eine für 0<f<f1 unterhalb der lgf-Achse verlaufende, mit 20 dB/Dekade ansteigende Gerade. Bei f1 = 1/2πτ knickt diese Gerade ab und verläuft auf der lgf-Achse. Bei niedrigen Frequenzen haben wir eine Phasenverschiebung von +90° zwis chen Ausgangsspannung und rückgekoppelter Spannung. Bei f=f1 beträgt die Phasenverschiebung gerade 45° und geht für steigendes f asymptotisch gegen Null. Bei der Rückkopplung eines Operationsverstärkers mit einem Hochpaß addiert sich die Phasenverschiebung von k zur Phasenverschiebung von vD. Dies bedeutet, daß bei niedrigen Frequenzen die Phasenverschiebung +90° st att 0° beträgt. Bei hohen Frequenzen überwiegt die von vD verursachte Phasenverschiebung bei weitem, die von k spielt keine Rolle mehr. Daraus folgt jedoch, daß beim Umkehrintegrator ebenso sorgfältig wie beim Umkehrverstärker kompensiert werden muß. Den Amplitudenverlauf des Bodediagramms des Integrators zeigt Bild 6.9. Simuliert wurde mit einem Operationsverstärker µA741, der Widerstand R1 betrug 1kΩ und die Kapazität C 1µF. Daraus resultiert eine Grenzfrequenz 1/2πR1C von 159 Hz. Das Bild zeigt die Differenzverstärkung vD, die Verstärkung v des Integrators, den Frequenzgang der Rückkopplung k und den Frequenzgang von g im Frequenzbereich von 10mHz bis 50 kHz. Innerhalb des gesamten dargestellten Frequenzbereiches ist die Verstärkung v eine Gerade mit einem Abfall von 20dB pro Dekade. Bei der Frequenz f=159Hz ist die Verstärkung gleich 1, also 0 dB. Bei dieser Frequenz ist der Betrag von k gleich -3dB. Für noch niedrigere Frequenzen als 10mHz würde v = ua/ue den Wert von vD übersteigen. Dies ist allerdings nicht möglich. Deshalb ist v für niedrige Frequenzen etwa konstant. Dies ist im Bild allerdings nicht dargestellt. Im Diagramm ist noch eine weitere, etwa trapezförmig verlaufenden Kurve g(f) eingetragen. Diese Kurve gibt den Verlauf der Schleifenverstärkung g als Funktion der Frequenz wieder. 109 Frequenzgang des Integrators mit uA741 106dB Differenzverstaerkung vD 84dB 80 Schleifenverstaerkung g 40 Verstaerkung v 22dB 159Hz 0 -3dB -40 -80 Rueckkopplungsfaktor k -84dB 10mh VDB(VD) 100mh VDB(OUT) 1.0h VDB(K) 10h 100h VDB(VD)+VDB(K) 1.0Kh 10kh 0 Frequency Bild 6.9: Bodediagramm des Integrators (Simulation mit OP µA741, R1=1K, C=1µF) Wir können den Betrag von g auch interpretieren als die Strecke zwischen vD(f) und v(f). Bei niedrigen Frequenzen ist g klein, hier etwa 22db. Die Schleifenverstärkung steigt so lange mit 20 dB pro Dekade an, bis vD(f) abknickt. Danach bleibt g etwa konstant bis f = f1 und fällt dann mit - 20 dB pro Dekade ab. Bei f = f1 ist der "Knickpunkt" von k. k bleibt nun konstant und vD(f) fällt ab, also fällt auch lg g = lg k*vD. Nun ist die Schleifenverstärkung g jedoch ein Maßstab für die Genauigkeit der Integration, die hergeleiteten Gleichungen galten ja nur für g >> 1, da dann die 1 im Nenner von v= vD 1+ g vernachlässigt werden kann. Sowohl für niedrige (k sehr klein) als auch hohe Frequenzen (vD klein) ist g gering, die Rechengenauigkeit also nicht sehr groß. Lediglich in einem mittleren Frequenzbereich ist g akzeptabel. Bei üblichen Dimensionierungen finden wir Werte von 60 bis 70 dB, also Zahlenwerte von 1000 bis 3162. Der Rechenfehler beträgt daher etwa 1 Promille bis 0.3 Promille. 110 Offsetspannungen und Eingangsruheströme wirken sich beim Integrator besonders störend aus, weil ihre Wirkungen sich durch die Integration aufsummieren (Bild 6.10). C ir R1 _ iB ie OUT + ua UO Bild 6.10: Störgrößen beim Integrator Bei ue = 0 erhält man UO + i e * R 1 = 0 → i e = − UO R1 Weiterhin fließt ein Eingangsstrom iB in den invertierenden Eingang des Operationsverstärkers, so daß gilt: i e + ir = iB Dann beträgt der Ladestrom des Kondensators ir = iB − ie und lädt den Kondensator auf folgende Spannung auf t t U 1 1 u a = ∫ ir dt = ∫ iB + O dt C0 C0 R1 Man definiert als Eingangsfehler des Integrators die Größe dua/dt: Eingangsfehler : ua ' = dua ir U 1 = = * iB + O dt C C R1 Als Zahlenbeispiel: Rechnet man C = 1µF und iB = 100 nA, so steigt die Ausgangsspannung um 100 mV pro Sekunde an. Dabei ist die Offsetspannung noch nicht einmal berücksichtigt. Deshalb muß man den Einfluß des Ruhestromes in kleinen Grenzen halten (Bild 6.11). Bei vorgegebener Integrierzeit τ ist es somit ratsam, den Kondensator möglichst groß zu wählen, weil der Eingangsfehler proportional zum Kehrwert des Kondensators ist. Elektrolytkondensatoren sollten jedoch wegen ihres Leckstromes im µA-Bereich in Integratoren auf keinen Fall verwendet werden. Operationsverstärker mit FETEingängen haben außerordentlich geringe Eingangsruheströme und empfehlen sich daher zum Einsatz in Integratoren. Ihre recht große Offsetspannung läßt sich kompensieren. 111 R2 C C R1 _ R1 _ OUT + ue C1 OUT ua R3 + ue ua Bild 6.11: Erweiterungen der Grundschaltung für den realen Operationsverstärker Bild 6.11 zeigt zwei Erweiterungen der Grundschaltung für den realen Operationsverstärker. Die linke Schaltung kompensiert die Eingangsruheströme. Der Kondensator C1 dient der Rauschunterdrückung. Die rechte Schaltung setzt die Verstärkung des Operationsverstärkers für Gleichspannungen soweit herab, so daß die Offsetspannung nur noch mit dem Faktor v=− R2 R1 verstärkt wird. Die Übertragungsfunktion lautet jetzt aber v= ua R2 =− ue R1 * (1 + jωR 2C ) Der Widerstand R2 muß so groß gewählt werden, daß er in dem Frequenzbereich, in dem der Integrator arbeitet, nicht stört. Da R2/R1 immer noch groß sein kann, kommt man nicht darum herum, die Offsetspannung vorher zu kompensieren. Die Methoden beider Bilder kann man auch kombinieren, indem man den Widerstand R3 und den Kondensator C1 in das rechte Bild mit hinzunimmt. Eine Möglichkeit, beim Integrator Anfangsbedingungen zu setzen und außerdem ein Halten der Spannung nach dem Ende der Integrationsperiode zu erreichen, zeigt Bild 6.12. Die eingezeichneten Schalter sind in Wirklichkeit CMOS-Transmission-Gates, welche durch eine Ablaufsteuerung oder ähnliches geöffnet und geschlossen werden. R2 R3 A B R1 UV S2 _ S1 ue A C B OUT + ua Bild 6.12: Anfangsbedingung und Halten des Ergebnisses beim Integrator 112 Ablaufsteuerung Takt Zum Setzen der Anfangsbedingung schließt man den Schalter S2, der Schalter S1 ist offen. Nach einer gewissen Zeit hat sich am Ausgang die Spannung UC = Ua 0 = − R3 * UV R2 eingestellt. Zu beachten ist hier der Einfluß des Kondensators C, der mit der Zeitkonstanten R3*C aufgeladen werden muß. Schließt man nun S1 und öffnet S2, so wird die Integration der Eingangsspannung ue durchgeführt. Am Ende der Integrationszeit wird S1 erneut geöffnet und die Spannung am Ausgang bleibt (beim idealen OP) erhalten. Die bisherigen Ausführungen galten für VFAs. Bei CFAs gibt es ein Problem: Die Impedanz des Kondensators kann bei hohen Frequenzen so gering werden, daß die Schaltung instabil wird. Wir erinnern uns: Bei der nichtinvertierenden Grundschaltung mit dem Verstärkungsfaktor 1 durfte bei CFAs der Ausgang aus Stabilitätsgründen nicht direkt an den invertierenden Eingang angeschlossen werden, sondern es mußte ein Widerstand R2 vorhanden sein. Im Bild 6.13 sind drei Integratorschaltungen dargestellt. R2 C R1 R1 _ + ua + _ ue OUT ue C R2 _ OUT ue R1 C ua OUT + Bild 6.13: Integratorschaltungen: a.) für VFAs, b.) und c.): für CFAs Die erste Schaltung a.) ist die bereits besprochene Grundschaltung. Die beiden anderen Schaltungen sind speziell für CFAs vorgesehen. In der Variante b.) liegt in Reihe mit dem Kondensator der Widerstand R2, der dafür sorgt, daß selbst bei hohen Frequenzen, bei der C bereits einen Kurzschluß darstellt, ein minimaler Widerstand zwischen Ausgang und nichtinvertierendem Eingang liegt. Natürlich ändert sich auch die Übertragungsfunktion. Wir erhalten v= 1 + jωR 2 C jωR1C Die Übertragungsfunktion enthält einen frequenzabhängigen Term und geht für R2=0 in die ursprüngliche Übertragungsfunktion über. Die Variante c.) vermeidet dieses Problem, indem der Widerstand R2 vor den invertierenden Eingang geschaltet ist. Die Bedingung eines minimalen Widerstandes zwischen Ausgang und invertierendem Eingang ist damit erfüllt, ohne daß die lästige Frequenzabhängigkeit im Zähler der Übertragungsfunktion auftritt. Dafür fließt aber jetzt der Ruhestrom durch R2 und sorgt für eine Offsetspannung. Und der Ruhestrom in den invertierenden Eingang ist bei CFAs besonders groß. Vielfach wird der Unterschied zwischen einem einfachen RC-Glied und einem Integrator mit einem RC-Glied in der Rückkopplung nicht verstanden. Deshalb sollen hier zwei Simulationen den Unterschied zwischen den beiden Schaltungen verdeutlichen (Bild 6.14). 113 ua Bild 6.14: Simulationen von RC-Glied und Integrator. a.) AC-Analyse und b.) Transientenanalyse Die Simulationen wurden mit R1=1kΩ und C=1µF und einem idealen Operationsverstärker vorgenommen. Wir erkennen im linken Teil des Bildes das typische Bodediagramm des RC-Gliedes: Zwei Geraden. Die erste Gerade parallel zur x-Achse, die zweite mit einem Abfall von 20dB pro Dekade. Die Grenzfrequenz ist f=1/2πR1C. Das Bodediagramm des Integrators ist eine einzige Gerade mit einem Abfall von 20dB pro Dekade, bei der Grenzfrequenz ist die Verstärkung gleich 1. Nicht dargestellt ist des Phasengang. Er reicht beim RC-Glied von 0 Grad bei niedrigen Frequenzen bis zu –90 Grad bei sehr hohen Frequenzen. Der Integrator hingegen liefert bei allen Frequenzen eine Phasenverschiebung von –90 Grad. Rechts im Bild ist der zeitliche Verlauf der Ausgangsspannung bei einem Sprung der Eingangsspannung von 0 Volt auf 1 Volt dargestellt. Man erkennt beim RC-Glied das exponentielle Aufladen des Kondensators. Beim Integrator hingegen fällt die Ausgangsspannung linear ab, denn das Integral einer Konstanten (hier 1 Volt) ist eine Gerade. Die einfachste Anwendung eines Integrators ist das Tiefpaßfilter, welches einen Abfall der Verstärkung von 20dB/Dekade bzw. 6dB/Oktave aufweist. Eine andere Anwendung ist in Bild 6.15 vorgestellt. Es ist eine Schaltung zur Messung der magnetischen Flußdichte B beziehungsweise des magnetischen Flusses φ. S R2 R1 φ(t) L R3 _ A C _ OUT ue OUT + u1 + ua Bild 6.15: Flußdichtemessung mit einem Integrator Die Spule L sei sehr niederohmig, habe N Windungen und die Querschnittsfläche A. Die Spule sei so gerichtet, daß der Fluß φ senkrecht auf der Querschnittsfläche steht. Dann gilt für die Leerlaufspannung der Spule bei Vernachlässigung ihres Innenwiderstandes u e = −N * dφ dB = −N * A * dt dt Für die Flußdichte erhält man durch Integration t 1 B=− * ue dt N * A ∫0 114 Die Leerlaufspannung der Spule ist auch die Eingangsspannung des ersten Operationsverstärkers. Dieser verstärkt die Spannung mit dem Faktor –R2/R1, so daß für seine Ausgangsspannung gilt u1 = − R2 * ue R1 Die Spannung u1 wiederum ist die Eingangsspannung des Integrators. Für seine Ausgangsspannung erhalten wir t ua = − 1 * u1dt R 3 * C ∫0 unter der Voraussetzung, daß der Schalter S bis zum Zeitpunkt t=0 geschlossen war und somit der additive Anteil Ua(0) gleich Null ist. t t R2 1 R2 ua = − * − ue dt = * ue dt R 3 * C ∫0 R1 R1 * R 3 * C ∫0 Wir stellen die obige Formel für die Flußdichte B nach dem Integral um: t − B * N * A = ∫ ue dt 0 und erhalten für die Ausgangsspannung des Integrators zum Zeitpunkt T T R2 R2 ua (T ) = * ∫ ue dt = −B * N * A * R1 * R 3 * C 0 R1 * R 3 * C Dann lautet der endgültige Ausdruck für die Flußdichte B B = −ua (T ) * R * R3 * C 1 * 1 N* A R2 und für den Fluß φ = B * A = −ua (T ) * 115 1 R1 * R 3 * C * N R2 Eine Erweiterung des einfachen Umkehrintegrators ist der Summationsintegrator. Ihm werden über mehrere Eingange verschiedene Spannungen zugeführt. Bild 6.16 zeigt die Schaltung. ie1 R1 ie2 ue1 R2 ie3 R3 ue2 C ir _ OUT ue3 ua + Bild 6.16: Summationsintegrator Die Ausgangsspannung beträgt ua = − t 1 u e1 u e 2 u e3 dt + Ua0 + + C ∫0 R1 R 2 R 3 Eine weitere Möglichkeit zur Integration einer Spannung bietet der nichtinvertierende Integrator. Er besteht aus einem Negative Impedance Converter (NIC, s. u.) und einem Tiefpaß als Integrierglied. Bild 6.17 zeigt die Schaltung. Da der Widerstand R1 zwischen Ausgang und invertierendem Eingang vergleichsweise groß sein darf, ist diese Schaltung sehr gut für CFA-Strukturen geeignet. Bei der „klassischen“ Grundschaltung gab es ja Stabilitätsprobleme, die durch den Einbau eines zusätzlichen Widerstandes gelöst werden mußten. R1 R1 _ OUT + R2 i e ir R2 iC ue ua C Bild 6.17: Nichtinvertierender Integrator Die Spannung am invertierenden Eingang ist bedingt durch den Spannungsteiler mit den beiden Widerständen R1 gleich ua/2. Bei idealen Verhältnissen (uD=0) ist dies ebenfalls die Spannung gegen Masse am P-Eingang. Um das Verhalten der Schaltung zu analysieren, untersuchen wir die Stromverhältnisse am nichtinvertierenden Eingang. Wir erhalten: ue − uC ua − uC du + −C* C = 0 R2 R2 dt Dabei ist uC = uP. Bei idealem Operationsverstärker ist dies auch die Spannung uN. Durch Schaltungszwang (s. o.) ist die Spannung am invertierenden Eingang gleich ua/2: ue − ua u du + ua − a − R 2 * C * a = 0 2 2 2dt 116 Dieser Ausdruck läßt sich vereinfachen zu ue = R 2 * C * dua 2dt Integriert man beide Seiten der Gleichung bezüglich der Zeit, so lautet das Ergebnis t ua = 2 * ue (t ) dt + Ua 0 R 2C ∫0 Wegen der Mitkopplung am P-Eingang muß der Innenwiderstand der speisenden Spannungsquelle ue0 hinreichend klein sein. Außerdem tritt beim nichtinvertierenden Integrator wie bei der nichtinvertierenden Grundschaltung eine Gleichtaktverstärkung auf, deren Einfluß sich über die Integrationszeit hinweg aufsummiert. Daher ist die Rechengenauigkeit dieser Schaltung geringer als die der Grundschaltung. 6.4 Differenzierer Vertauscht man beim Umkehrintegrator Widerstand und Kondensator, so erhält man den Differenzierer (Bild 6.18). i R1 r ie C _ OUT + ue ua Bild 6.18: Grundschaltung des Differenzierers Bei idealem Operationsverstärker ist ie = −ir ir = ua R1 Damit gilt ua = −R1 * ie mit ie = C * due dt Die Abhängigkeit der Ausgangsspannung von der Eingangsspannung beim Differenzierer lautet daher ua = −R1 * C * due dt Bei sinusförmiger Eingangsspannung ue=Uemax*sinωt ergibt sich für ua ua (t ) = − ω* R1 * C * Ue max * cos(ωt ) 117 Der Betrag der Verstärkung, also das Verhältnis von Ausgangs- zu Eingangsamplitude beträgt dann v = ω* R1 * C Die Amplitude der Ausgangsspannung wächst linear mit der Frequenz der Eingangsspannung an. Der Frequenzgang verläuft somit bei doppelt logarithmischer Darstellung als Gerade mit einer Steigung von 20 dB pro Dekade. Die Phasenverschiebung zwischen ua und ue ist -90°. In komplexer Schreibweise lautet die Gleichung der Ausgangsspannung als Funktion der Eingangsspannung ua = − jωR1 * C * ue und für den komplexen Rückkopplungsfaktor k errechnet man k= 1 1 = 1 + jωR1 * C 1 + jωτ Es handelt sich dabei um die Gleichung eines Tiefpasses erster Ordnung. Für niedrige Frequenzen ist die Phasenverschiebung zwischen ua und k*ua 0°, für hohe Frequenzen -90°. Im Grundlagenkapitel wurde der Operationsverstärker durch eine Kette von drei RC-Tiefpässen modelliert. Die Rückkopplung ist ein weiterer Tiefpaß, so daß wir im geschlossenen Kreis insgesamt vier Tiefpässe vorfinden. Die durch die Rückkopplung verursachte Phasenverschiebung und die Phasenverschiebung durch vD addieren sich, so daß die Schaltung zum Schwingen neigt; sie ist nicht stabil. Dieses Problem läßt sich durch einen Widerstand Rv lösen, der in Reihe zum Kondensator geschaltet wird (Bild 6.19) und für ausreichend hohe Frequenzen (XC»0) die Schaltung in einen invertierenden Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor v=-R1/RV umwandelt. Setzt man einen Kondensator mit einer großen Kapazität ein, so fungiert diese Schaltung als invertierender Verstärker, bei der der Kondensator einen eventuellen Gleichspannungsanteil abblockt. R1 C RV _ OUT ue + ua Bild 6.19: Schwingungssicherer Differenzierer Für die Verstärkung sinusförmiger Größen finden wir den Ausdruck v= jωR1C 1 + jωR V C Für niedrigre Frequenzen (ω<<1/RVC) ist der Nenner gleich 1, die Schaltung arbeitet als Differenzierer. Bei hohen Frequenzen (ω>>1/RVC) fungiert sie als invertierender Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor v=R1/RV. Bild 6.20 zeigt das Bodediagramm des Differenzierers mit und ohne den Widerstand Rv. Es stellt die Differenzverstärkung vD, die Verstärkung v mit und ohne RV, den Rückkopplungsfaktor k und die Schleifenverstärkung g als Funktion der Frequenz dar. Bei der angegebenen Dimensionierung mit C=1µF und R1=1kΩ ist der 3dB-Punkt der Rückkopplung bei f=159 Hertz erreicht. Bei dieser Frequenz ist die Verstärkung v gleich 1. Man findet ein lineares Ansteigen der Verstärkung bis etwa 10kHz mit einer Steigung von 20dB pro Dekade. Bei derjenigen Frequenz, bei der der Betrag der 118 Schleifenverstärkung gleich 1 ist, findet man für RV=0 eine "Resonanz". Eine mit dieser Schaltung durchgeführte Transientenanalyse ergab, daß der Differenzierer mit der gegebenen Beschaltung bei Erregung durch eine Eingangsspannung gedämpfte Schwingungen mit dieser Frequenz generiert. (In Wirklichkeit war die Schwingfrequenz etwas geringer, der Unterschied erklärt sich daher, daß Kleinsignal-- und Großsignalverhalten voneinander abweichen.) Durch das Einfügen des Widerstandes Rv verschwindet die Überhöhung der Verstärkungskurve v, der Differenzierer arbeitet nun stabil. Für die Dimensionierung von Rv hat sich folgende Vorgehensweise bewährt: Zuerst dimensioniert man R1 und C nach den Erfordernissen der Aufgabe, welche die Schaltung zu bewältigen hat. Das Variieren von R1 und C bedeutet im Bodediagramm ein Verschieben der mit 20dB pro Dekade ansteigenden Geraden nach links oder rechts. Legt man R1 und C fest, so steht auch der Schnittpunkt dieser Gerade mit der lgf-Achse fest und ebenso der Schnittpunkt dieser Gerade mit der Kurve vD(f). Als Grenzfrequenz fv = 1/2πRVC wählt man die Frequenz, die zum Schnittpunkt der Gerade mit der Kurve vD(f) gehört. In der Simulation war dies eine Frequenz von etwa 8.8kHz. Genau läßt sich dieser Punkt nicht bestimmen, da v(f) in diesem Bereich nicht mehr linear verläuft. Der dazugehörige Widerstandswert von RV beträgt dann etwa 18Ω. Das Einfügen von RV beeinträchtigt den nutzbaren Frequenzbereich des Differenzierers nicht, denn bei höheren Frequenzen arbeitet die Schaltung wegen abnehmender Schleifenverstärkung ohnehin nicht mehr exakt. Bei niedrigen Frequenzen (f << 1/(2πRVC)) gilt auch weiterhin für die Ausgangsspannung ua = −R1 * C * due dt Die Verstärkung v sinkt nun von der Frequenz fV an mit 20 dB pro Dekade. Bei Universalkompensation und Einschalten von Rv erhält man also für die Verstärkung als Funktion der Frequenz eine ungefähr dreieckförmige Kurve. Im letzten Schritt läßt sich durch Verkleinern des Kompensationskondensators des Operationsverstärkers die Grenzfrequenz der Anordnung noch etwas erhöhen (angepaßte Kompensation). Man erhält als Resultat für die Verstärkung eine trapezförmig verlaufende Kurve. Experimentell läßt sich mit Hilfe einer dreieckförmig verlaufenden Eingangsspannung die Schaltung durch Variieren des Kompensationskondensators auf optimales Rechteckverhalten einstellen. 119 Frequenzgang des Differenzierers mit uA741 (RV=0 und RV=18Ohm) Differenzverstaerkung vD 80 Verstaerkung v (RV=0 Ohm) Schleifenverstaerkung g 40 Verstaerkung v (RV=18 Ohm) 159Hz 0 -3dB -40 Rueckkopplungsfaktor k 1.0h vdb(vd)@1 10h vdb(out) 100h vdb(k)@1 1.0Kh 10Kh vdb(vd)@1+vdb(k)@1 100Kh 0 Frequency Bild 6.20: Bodediagramm des Differenzierers Der Differenzierer ist auch deshalb unbeliebt, weil aufgrund des Hochpaßcharakters das unvermeidliche Rauschen im Bereich der hohen Frequenzen stärker ausgeprägt ist als bei tiefen Frequenzen. Hochfrequentes Rauschen wird jedoch störender als niederfrequentes Rauschen empfunden. Im Bild 6.21 ist eine typische Anwendung des Differenzierers dargestellt, ein Mikrofonverstärker. Wir haben hier eine unipolare Versorgungsspannung, so daß eine künstliche Masse erzeugt werden muß. Der Kondensator am Eingang des Verstärkers (das ist der Kondensator C des Differenziers) trennt die unterschiedlichen Massepotentiale von Mikrofon und Verstärker voneinander. R1=20kΩ C + _ RV=620Ω OP1 0.22µF + OUT OP2 OUT 10µF + _ + 33kΩ 10kΩ 47pF 1MΩ log künstliche Masse OP3 47kΩ OUT = _ 1kΩ + ue 10kΩ Bild 6.21: Mikrofonvorverstärker mit einer Betriebsspannung 120 UB Die Schaltung besteht aus drei Operationsverstärkern. Zuerst zum Operationsverstärker OP3. Er dient als Konstantspannungsquelle und wird in der nichtinvertierenden Grundschaltung als Buffer betrieben. Die Spannung am nichtinvertierenden Eingang ist gleich UB/2 und die Ausgangsspannung daher ebenso. Sie dient als künstliche Masse. Bei dem geringen Strombedarf der Schaltung könnte man auch andere Schaltungen zur Erzeugung der künstlichen Masse einsetzen, aber diese Variante wurde hier noch nicht vorgestellt. Der Ausgang des Operationsverstärkers ist niederohmig. Eigentlich sollten ja bei allen Operationsverstärkern Abblockkondensatoren zwischen den Betriebsspannungen und Masse liegen. Hier ist jedoch bei den Operationsverstärkern OP1 und OP2 Zurückhaltung geboten. Wird die kapazitive Last am Ausgang eines Operationsverstärkers zu groß, kann die Schaltung instabil werden. Details sind in Datenblättern angegeben. Nun zur eigentlichen Schaltung. Der Operationsverstärker wirkt bei niedrigen Frequenzen als Differenzierer, bei hohen Frequenzen als invertierender Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor 20kΩ = −32.26 620Ω v 1 / dB = 30.2 v1 = − Bild 6.22 zeigt eine Simulation für drei verschiedene Kapazitäten C. Setzt man im Nenner der Formel v= jωR1C 1 + jωR V C den Realteil gleich Imaginärteil, so ergibt sich für eine Grenzfrequenz von 10 Hertz eine Kapazität von 25.68 µF. Die Simulation für ein Rechtecksignal von 1 mV Eingangsspannung zeigt, daß diese Berechnung völlig irreführend ist. Bei C=27µF wird eine Rechteckspannung von 10 Hertz sehr verzerrt. Erst eine Kapazität von 270 µF führt zu einem einigermaßen befriedigenden Rechtecksignal am Ausgang des Operationsverstärkers OP1. Dies liegt natürlich an der Frequenzabhängigkeit des Nenners, welches zu einer Bevorzugung der hohen Frequenzen und damit zu einer Überbetonung der Oberwellen führt. Die Ankopplung des Mikrofons über den Kondensator C ermöglicht es, das kalte Ende des Mikrofons mit der eigentlichen Masse zu verbinden. Die Verbindung zwischen OP1 und OP2 erfolgt über das RCGlied 0.22µF/1MΩ. Der Vorteil der kapazitiven Kopplung ist, daß eine Offsetspannung von OP1 nicht an den Eingang von OP2 gelangt. Das Potentiometer ist gleichstromfrei. Dies unterdrückt mögliche Kratzgeräusche beim Betätigen des Lautstärkereglers. Um eine dem menschlichen Hörempfinden angepaßte Lautstärkeregelung zu gewährleisten, muß das Potentiometer eine logarithmische Kennlinie aufweisen. Der Operationsverstärker OP2 wird als nichtinvertierender Verstärker betrieben. Der 47pF-Kondensator parallel zum 33kΩ-Widerstand dämpft die Verstärkung bei hohen Frequenzen. Die Kapazität dieses Kondensators sollte dem Mikrofon angepaßt werden. Im mittleren Frequenzbereich hat der Operationsverstärker OP2 eine Verstärkung von v 2 = 1+ 33kΩ = 34 1kΩ v 2 / dB = 30.6 Ausgekoppelt wird die Ausgangsspannung über einen Kondensator von 10µF. Der Lastwiderstand hat einen Wert von 47kΩ und liegt wiederum an der „richtigen“ Masse. 121 Bild 6.22: Simulation des Vorverstärkers mit einem Rechtecksignal (f=10 Hertz). Ausgangsspannung des Operationsverstärkers OP1 Wir finden in der Schaltung im Signalweg insgesamt drei Hochpässe und einen Tiefpaß. Damit weist die Schaltung ein Bandpaßverhalten auf., welches hauptsächlich von den Kondensatoren C und dem 47pF-Kondensator (und den dazugehörigen Widerständen) bestimmt wird. Das Hochpaßverhalten ist wichtig, um Körperschall- und Poppgeräusche des Mikrofons zu unterdrücken, das Tiefpaßverhalten begrenzt das Rauschen, welches bei hohen Frequenzen besonders störend ist. Die Gesamtverstärkung des Mikrofonverstärkers beträgt v ges = 32.26 * 34 = 1096 v ges / dB = 30.2 + 30.6 = 60.8 Abweichungen in den Zahlenwerten linear/logarithmisch sind auf Rundungsfehler zurückzuführen. 6.5 Logarithmierer und Exponentialverstärker Ersetzt man in der invertierenden Grundschaltung den Widerstand R2 durch eine Diode, so erhält man eine Schaltung, deren Ausgangsspannung dem Logarithmus der Eingangsspannung proportional ist. Dies hat jedoch zwei Nachteile. Zum einen hat eine Diode einen nicht zu vernachlässigenden Bahnwiderstand, der die Diodenkennlinie linearisiert und die Logarithmierung verfälscht. Außerdem lautet die Gleichung der Diodenkennlinie mu*DU ID = IS * e T − 1 122 Der Emissionskoeffizient m gibt die Abweichung der realen Diodenkennlinie von der theoretischen Kennlinie an und liegt zwischen 1 und 2. Dieser Faktor würde die Logarithmierung ebenfalls verfälschen. Mit Dioden läßt sich eine Logarithmierung nur über zwei Dekaden einigermaßen genau verwirklichen. Setzt man hingegen geeignete Transistoren und Operationsverstärker ein, so kann man eine akzeptable Genauigkeit über 9 Dekaden des Kollektorstromes (pA bis mA) erreichen. Die Grundschaltung zeigt Bild 6.23. Der Transistor wird in Basisschaltung betrieben. IC R1 IE _ UD Ue OUT + Ua Bild 6.23: Logarithmierer Im Gegensatz zur bisherigen Darstellung wollen wir nun für die Ströme und Spannungen Großbuchstaben verwenden, um anzudeuten, daß es sich um Signale handelt, denen ein Gleichanteil überlagert ist. Die Kollektor-Basis-Spannung UCB = -UD ist bei idealem Operationsverstärker gleich Null. Dann gilt − Ua = UBE ≈ UCE Da die Ausgangsspannung Ua gleich der Basis-Emitter-Spannung des Transistors ist, kann man einen etwa exponentiellen Zusammenhang zwischen Ausgangsspannung und Kollektorstrom erwarten. Der Kollektorstrom IC des Transistors ist gleich dem Eingangsstrom Ie: IC = Ue R1 Mit der Stromverstärkung α=ß/(ß +1) für die Basisschaltung erhält man IC = α * IE = α * IES UUBE * e T − 1 Dabei ist UT die Temperaturspannung k*T/e. Wenn UBE wesentlich größer als die Temperaturspannung UT (etwa 26mV bei Zimmertemperatur) ist, läßt sich der Term "-1" in obiger Formel vernachlässigen und man erhält UBE Ua − U IC = e = α * IES * e UT = α * IES * e UT R1 Logarithmiert man diese Gleichung und löst nach Ua auf, so lautet das Ergebnis: Ue Ua = −UT * ln R1 * α * IES 123 Dabei muß Ue beim npn-Transistor immer > 0V sein. Will man negative Eingangsspannungen logarithmieren, so muß man einen pnp-Transistor vorsehen. Da R1*α*IES sehr klein ist, kann man auch Ua immer als kleiner als 0 ansetzen. Die Grundschaltung hat mehrere Nachteile und läßt sich in dieser Form nicht einsetzen. Der Transistor arbeitet in Basisschaltung mit vu>1. Damit erhöht sich die Schleifenverstärkung g und somit auch die Schwingneigung. Deshalb begrenzt man die Spannungsverstärkung des Transistors durch einen Gegenkopplungswiderstand RE auf R1/RE. Wird die Eingangsspannung kleiner als Null, so sperrt die Basis-Emitter-Strecke des Transistors und die Rückkopplung ist aufgetrennt. Der Operationsverstärker verstärkt dann die Eingangsspannung mit der Verstärkung vD und die Ausgangsspannung erreicht sehr schnell den Grenzwert +UB. Dies kann den Transistor schädigen. Weiterhin benötigt ein übersteuerter Operationsverstärker eine gewisse Erholzeit, um wieder ordnungsgemäß arbeiten zu können. Deshalb ordnet man zwischen Ausgang und invertierendem Eingang eine Diode an. Diese Diode ist für Ue>0 gesperrt und öffnet nur bei Ue<0 und verhindert damit ein Übersteuern des Operationsverstärkers. Bild 6.24 zeigt eine Schaltung des Logarithmierers mit dem Widerstand RE und der Diode. D R1 _ RE OUT Ue + Ua Bild 6.24: Logarithmierer mit Schutzdiode und Emitterwiderstand Ein weiterer Nachteil dieser Schaltung ist ihre Temperaturabhängigkeit. Der Sperrstrom des Transistors steigt sehr stark mit der Temperatur an. Bild 6.25 zeigt die Simulation der Schaltung aus Bild 6.23. Der Temperaturbereich variiert zwischen -100°C und +100°C in Schritten von 50°C. T Bild 6.25: Temperaturabhängigkeit der Logarithmierung 124 Man kann anhand dieses Bildes drei Dinge erkennen. Zum ersten ist die Logarithmierung bei kleinen Spannungen (Ue≈0) ungenau, der Logarithmus von Null ist ja gleich -∞. Dies liegt daran, daß wir die „-1“ beim Diodenstrom vernachlässigt haben. Zweitens ist die Logarithmierung eine Komprimierung: Der Eingangsspannungsbereich von Null bis 2 Volt wird auf einen Ausgangsspannungsbereich zwischen Null und weniger als 1 Volt abgebildet (maxmale Ausgangsspannung temperaturabhängig). Und drittens ist das Temperaturverhalten der Schaltung lausig schlecht. Daß bei dieser starken Abhängigkeit der Ausgangsspannung von der Temperatur eine vernünftige Logarithmierung zu Meßzwecken unmöglich ist, liegt auf der Hand. Als Logarithmierschaltung benutzt man daher zumeist eine Schaltung aus zwei Logarithmierern, welche den Logarithmus der Differenz zwischen einer bekannten Referenzspannung und der Eingangsspannung bildet. Diese Differenz ist weit weniger temperaturabhängig als die einzelnen Ausgangsspannungen. Die Schaltung zeigt Bild 6.26 IC1 R1 _ T1 T2 _ R3 OUT Ue + IC2 R2 OUT Ua R4 + U1 = Uref Bild 6.26: Praktische Logarithmierschaltung Das Prinzip dieser Schaltung beruht darauf, daß zwei Spannungen verarbeitet werden. Die erste Spannung entsteht aus der unbekannten Eingangsspannung Ue und ist temperaturabhängig. Die zweite Spannung entsteht aus einer beskannten Referenzspannung und hat den gleichen Temperaturgang. Die Logarithmierung wird von den beiden Transistoren T1 und T2 vorgenommen, die als Differenzverstärker geschaltet sind. Ideal geeignet für solche Zwecke sind Transistorpaare in spezielen Transisor-Arrays, bei denen diese Transistoren bereits emitterseitig miteinander verbunden sind. Dies garantiert zwei Voraussetzungen, die für das einwandfreie Funktionieren der Schaltung wichtig sind: Die Transistoren haben identische Daten und befinden sich auf der gleichen Temperatur. Ein Maschenumlauf ergibt U1 + UBE 2 − UBE1 = 0 U1 = UBE1 − UBE 2 Der Zusammenhang zwischen der Basis-Emitter-Spannung bei den Transistoren lautet IC1 = B * IB0 * e UBE1 UT sowie IC2 = B * IB 0 * e UBE 2 UT Die Stromverstärkung beider Transistoren sei gleich groß. 125 Wir bilden den Quotienten beider Kollektorströme IC1 =e IC 2 UBE 1 −UBE 2 UT =e U1 UT und lösen nach U1 auf: I U1 = UT * ln C1 IC 2 Die Kollektorströme sind gleichzeitig auch die Ströme durch die Widerstände R1 und R2. Die invertierenden Eingänge der Operationsverstärker sind virtuelle Masse. Ue R1 U = ref R2 IC1 = IC 2 Dies wird in den Ausdruck mit dem Lorarithmus eingesetzt. I U * R2 U1 = UT * ln C1 = UT * ln E IC 2 Uref * R1 Jetzt ist ein Zusammenhang zwischen der Spannung U1 und der Eingangsspannung hergestellt. Die Spannung U1 ist jedoch nur eine Hilfgröße, es interessiert jedoch die Ausgangsspannung Ua. Die Spannung U1 entsteht durch Spannungsteilung aus Ua. Dem Spannungsteiler wird außerdem der Basisstrom des Transistors T1 entnommen. Unter der Voraussetzung, daß die Stromverstärkung B groß ist und der Spannungsteiler recht niederohmig ausgelegt wird, kann man den Spannungsteiler als unbelastet ansehen. Für U1 gilt U1 = R4 * Ua R3 + R 4 Dieser Ausdruck läßt sich nach Ua auflösen. Wenn man dann noch den Ausdruck für U1 als Funktion von Ue einsetzt, so erhält man Ua = U T * U * R2 R3 + R 4 * ln E R4 Uref * R1 Dieser Ausdruck ist nur noch geringfügig von der Temperatur abhängig, da UT proportional T ist. Abhilfe kann man dadurch schaffen, daß man für den Widerstand eine Typ mit einem Temperaturkoeffizienten von 0.3%/K wählt oder die Schaltung in ein Gehäuse mit Thermostaten einbaut. Es existieren auch andere Konzepte für Logarithmierschaltungen, die hier jedoch nicht weiter besprochen werden sollen. 126 Vertauscht man im Bild 6.23 Widerstand und Transistor, so erhält man den Potenzierer oder Exponentialverstärker. Die Grundschaltung zeigt Bild 6.27. Der Transistor wird wiederum in Basisschaltung betrieben. R1 IE IC _ OUT + Ue Ua Bild 6.27: Grundschaltung des Potenzierers oder Exponentialverstärkers Der Eingangsstrom der Schaltung ist gleich dem Emitterstrom des Transistors. Für den Emitterstrom des Transistors gilt IE = IES uBE uUBE T * e − 1 ≈ IES * e UT und mit der Stromverstärkung α = ß/(ß+1) der Basisschaltung: IC = α * IE Beim idealen Operationsverstärker liegt der invertierende Eingang an virtueller Masse und es ist UCB = 0 und Ue = -UBE. Damit findet man für Ua: Ua = R1 * IC = R1 * α * IES * e UBE UT = R1 * α * IES * e −Ue UT Setzt man einen npn-Transistor ein, so muß die Eingangsspannung Ue kleiner als Null Volt sein. Will man positive Eingangsspannungen verarbeiten, so muß man einen pnp-Transistor vorsehen. Für negative Eingangsspannungen steigt die Ausgangsspannung also exponentiell an. Auch hier gilt bezüglich des Einsatzes einer Diode das bereits beim Logarithmierer Gesagte. Außerdem ist diese Schaltung ebenso wie der Logarithmierer stark temperaturabhängig, so daß man Exponentialverstärker ähnlich wie Logarithmierer kompensiert. Bild 6.28 zeigt die Realisierung. IC1 R1 T1 T2 IC2 _ _ OUT + R2 OUT R3 + Ua = Ue R4 U1 Bild 6.28: Temperaturkompensierter Potenzierer 127 Uref Der rechte Teil der Schaltung ist exakt der gleiche wie beim Logarithmierer. Wir finden IC 2 = Uref R2 Der invertierende Eingang beider Operationsverstärker ist virtuelle Masse. Deshalb gilt hier für den Kollektorstrom des Transistors T1: IC1 = Ua R1 Da die Grundschaltung des Differenzverstärkers erhalten blieb, gilt für das Verhältnis der beiden Kollektorströme wieder U1 IC1 = e UT IC 2 Allerdings wird die Spannung U1 nicht mehr aus der Ausgangsspannung des Operationsverstärkers hergeleitet, sondern wird durch Spannungsteilung aus der Eingangsspannung gebildet. U1 = R4 * Ue R3 + R 4 Auch hier stimmt diese Gleichung nur dann, wenn die Belastung des Spannungsteilers durch den Basisstrom gering ist. Durch Einsetzen erhalten wir für die Ausgangsspanung den Ausdruck R4 Ua = Uref Ue * R * 1 * e R3 +R 4 UT R2 Mit Logarithmierern und Exponentialverstärkern lassen sich Multiplizierer, Dividierer, Potenzierer und Radizierer aufbauen. In Bild 6.29 bedeutet "L" einen Logarithmierer, "E" einen Exponentialverstärker und "V" einen Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor V mit 0 < IVI < ∞. Die Symbole "+" und "-" stehen für Addition und Subtraktion. ~ln u1 u1 [~(ln u1 - ln u2 = ln(u1/u2) )] L1 [ua = K2 * u1 / u2] [-] + u2 E ua = K 1 * u1 * u2 L2 ~(ln u1 + ln u2 = ln(u1*u2) ) ~ln u2 u1 ua L1 V ~ln u1 E ~v * ln u1 = ln u1 v Bild 6.29: Anwendungen von Logarithmierer und Exponentialverstärker 128 v ua = K 3 * u1 6.6 Negative Impedance Converter (NIC) Bei einigen Anwendungen in der Elektronik benötigt man negative Widerstände, z. B. um Innenwiderstände von Spannungsquellen zu kompensieren oder Schwingkreise zu entdämpfen. Bei einem derartigen Widerstand haben Strompfeil und Spannungspfeil entgegengesetzte Richtung (Bild 6.30). I I U U U*I>0 U*I<0 Bild 6.30: Strom- und Spannungspfeil an einem ohmschen und einem negativen Widerstand Da wir mit dem Verbraucherzählpfeilsystem arbeiten, bedeutet U*I>0 eine aufgenommene Leistung: Der ohmsche Widerstand erwärmt sich. U*I<0 bedeutet hingegen eine abgegebene Leistung. Der negative Widerstand gibt elektrische Energie an seine Umgebung ab. Negative Widerstände kann man daher nur mit aktiven Bauelementen aufbauen, die die Leistung einer Betriebsspannungsquelle in eine Signalleistung umwandeln. Sie lassen sich außerdem grundsätzlich nur mit aktiven Bauelementen realisieren, bei denen eine Mitkopplung auftritt. Bild 6.31 zeigt einen Vierpol, der das Verhalten eines negativen Widerstandes hat sowie eine Realisierung mit einem Operationsverstärker. Bis jetzt haben wir uns bei der Berechnung von Operationsverstärkerschaltungen hauptsächlich für den Verlauf der Ausgangsspannung als Funktion der Eingangsspannung interessiert. Dies spielt hier jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Bei der Realisierung eines negativen Widerstandes interessiert hier mehr das Verhältnis Spannung/Strom an einem Klemmenpaar. OUT i2 u1 u2 = u1 ~ i1 u2 + R _ i1 u1 i1 = -i2 R i2 u2 Bild 6.31: Vierpol, der einen negativen Widerstand darstellt sowie eine Realisierung Den im Bild 6.31 vorgestellten Vierpol nennt man NIC (Negative Impedance Converter). Ein Strom kann natürlich nur dann fließen, wenn der Vierpol mit externen Bauelementen beschaltet ist. Bild 6.31 links kann man wie folgt interpretieren: Man legt eine Spannung u1 an den linken Eingang des Vierpols an. Die spannungsgesteuerte Spannungsquelle überträgt diese Spannung an das rechte Klemmenpaar. Da Bauelemente an dieses Klemmenpaar angeschlossen sind, fließt aufgrund des ohmschen Gesetzes ein Strom i2. Dieser Strom wird dann von der stromgesteuerten Stromquelle auf die linke Seite übertragen. Es gibt zwei Typen von NIC's: den UNIC und den INIC. Der UNIC kehrt bei gleichbleibendem Strom die zugeführte Spannung um, der INIC bei gleichbleibender Spannung den zugeführten Strom. Die Vierpolgleichungen des UNIC lauten: u1 = −u 2 + 0 * i 2 i1 = 0 * u 2 + i 2 129 Die Vierpolgleichungen des INIC hingegen lauten: u1 = u 2 + 0 * i 2 i1 = 0 * u 2 − i 2 Dabei lassen sich INICs mit Operationsverstärkern besonders leicht realisieren. Die vorgestellten Schaltungen sind daher INICs. Es wurde bereits erwähnt, daß bei den Operationsverstärkern eine Mitkopplung vorhanden sein muß. Damit die mitgekoppelte Schaltung nicht schwingt oder in einen gesättigten Zustand geht, muß weiterhin eine Gegenkopplung vorhanden sein, deren Einfluß auf das Verhalten der Schaltung größer ist als der der Mitkopplung. Bild 6.32 zeigt die Prinzipschaltung des beschalteten INIC von Bild 6.31 rechts. Die Schaltung aus Bild 6.31 ist dabei eingerahmt. Dabei soll für unsere Berechnungen jeweils nur eine der Signalquellen uen oder uep ungleich Null sein. In der Realität können natürlich beide Quellen eine Spannung ungleich Null aufweisen, die sich einstellenden Spannungen und Ströme kann man dann wie bei jedem linearen Netzwerk durch Überlagerung bestimmen. Die Widerstände R1 und R2 können Widerstände angeschlossener Schaltungen oder die Innenwiderstände der Signalquellen sein. Zuerst wird angenommen, daß die Spannungsquelle uep aktiv ist und die Spannungsquelle uen 0 Volt liefert. Der Operationsverstärker stellt die Ausgangsspannung ua derart ein, daß die Spannungen uP und uN gleich sind: uN = uP Die Spannungsquelle uen liefert jetzt keine Spannung und hat einen Innenwiderstand von Null: Sie kann durch einen Kurzschluß nach Masse ersetzt werden. Für die Spannung uN gilt nach der Spannungsteilerregel uN = ua * und die Spannung up: R2 R + R2 u P = u ep + (u a − u ep ) * R1 R + R1 Ausrechnen und Gleichsetzen von uP und uN ergibt uP = ua * R1 R2 R + u ep * = ua * = uN R + R1 R + R1 R + R2 uep * R = ua R + R1 R2 R1 * − R + R R + R 2 1 Weitere Auflösung ergibt für ua u a = u ep * R * R + R1 1 R2 R1 − R + R 2 R + R1 und führt zu dem Ergebnis u a = u ep * R + R2 R 2 − R1 130 OUT R1 ua R2 uP = u1 i1 uep R _ + R i2 uN = u2 ~ ~ uen Bild 6.32: Prinzipschaltung eines INIC Im Nenner steht die Differenz zweier Widerstände. Eine Differenz kann positiv oder negativ sein oder hier noch schlimmer - den Wert Null aufweisen. Wir helfen uns durch eine Plausibilitätsbetrachtung: Legt man an den nichtinvertierenden Eingang eine positive Spannung an, so muß die Ausgangsspannung auch positiv sein. Dies ist nur der Fall, wenn der Nenner des Bruches positiv ist. Damit gilt: R 2 > R1 Dies ist gleichzeitig auch die Stabilitätsbedingung: Wenn R2 größer ist als R1, so ist die Gegenkopplung über R2 stärker als die Mitkopplung über R1. Man sagt, die Schaltung ist leerlaufstabil bezüglich R2 und kurzschlußstabil bezüglich R1. Die Schaltung ist ein kurzschlußstabiler negativer Widerstand -R2, da R1 Werte zwischen 0 und R2 annehmen darf. Man kann aus obiger Gleichung für die Verstärkung noch etwas ersehen: Der Verstärkungsfaktor kann groß werden. Dies bedeutet, daß bei der begrenzten Ausgangsspannung von Operationsverstärkern (typisch etwa ±14 Volt bei VFAs) bereits eine relativ kleine Eingangsspannung uep ausreicht, um die OPs zu übersteuern. Für den Strom i2 erhält man dann i 2 = u ep * u ep R + R2 1 * = R 2 − R1 R + R 2 R 2 − R1 Der Strom i2 wird durch die Spannung ua verursacht. Somit ist die Richtung von i2 vorgegeben: Der Strompfeil zeigt in die gleiche Richtung wie ua. Doch nun zum Strom i1. Wenn der Strom i2 aus der Schaltung herausfließt, so muß der Strom i1 dies auch tun, denn die Spannungsabfälle an den Widerständen R sind wegen uN=uP jeweils gleich. Damit fließt der Strom i1 beim Anlegen einer positiven Spannung nicht wie in Bild 6.32 angenommen, in die Schaltung hinein, sondern in die entgegengesetzte Richtung aus der Schaltung heraus. Die Schaltung reagiert somit wie der negative Widerstand des Bildes 6.31. Der Eingangswiderstand der Schaltung bezüglich des linken Klemmenpaares ist re = uP u u = P = − N = −R 2 i1 − i2 i2 131 Man kann sich die Wirkungsweise des Schaltung auch folgendermaßen vorstellen: Legt man eine positive Spannung uep an das linke Klemmenpaar an, so reagiert der Operationsverstärker mit einer dermaßen hohen positiven Ausgangsspannung ua, daß ein Strom aus dem linken Klemmenpaar herausfließt. Will man einen leerlaufstabilen negativen Widerstand, bei dem der Widerstand R2 zwischen R1 und ∞ liegen darf, so legt man nun die Spannungsquelle an den invertierenden Eingang des Operationsverstärkers: Setzt man die Spannung uep zu Null und legt eine Spannung uen an, so ist die Ausgangsspannung ua gleich u a = u en * R + R1 R1 − R 2 Wenn uen positiv ist, so muß die Ausgangsspannung ua negativ sein, da uen am invertierenden Eingang anliegt. Dann muß der Nenner des obigen Bruches negativ sein und damit gilt: R 2 > R1 Dies ist das gleiche Stabilitätskriterium wie bei der Stimulation mit uep. Nach einiger Rechnung erhält man für die Spannung u2=uN: u N = u en * R1 R1 − R 2 Bei negativem Nenner ist uN bei positiver Spannung uen negativ und damit auch uP. Man kann sich den Sachverhalt folgendermaßen vorstellen: Legt man eine positive Spannung uen an das rechte Klemmenpaar an, so wird die Ausgangsspannung so stark negativ, daß die Spannung am rechten Klemmenpaar ebenfalls negativ wird. Für den Eingangswiderstand bezüglich des rechten Klemmenpaares gilt mit den angegebenen Pfeilrichtungen aus Bild 6.32 re = u2 u = 1 = −R1 − i 2 i1 Das Minuszeichen bei R1 rührt von den Pfeilrichtungen an linken Klemmenpaar her. Stimuliert man den invertierenden Eingang, so wirkt die Schaltung wie ein negativer Widerstand -R1. Da nun R2 größer als R1 sein muß, handelt es sich um einen leerlaufstabilen negativen Widerstand -R1. 132 Bild 6.33: Eingangsstrom, Ausgangsspannung und Eingangswiderstand eines NICs als Funktion der Eingangsspannung Bild 6.33 zeigt den Eingangsstrom, Ausgangsspannung und den Eingangswiderstand eines NICs als Funktion der Eingangsspannung. Der Operationsverstärker wird bei der Simulation durch eine ideale Spannungsquelle repräsentiert, die bei einer Ausgangsspannung von ±15 Volt in die Sättigung geht. Solange der Operationsverstärker nicht übersteuert, ändert sich die Ausgangsspannung linear mit der Eingangsspannung. Nach dem Erreichen der Aussteuergrenzen bleibt die Ausgangsspannung dann konstant auf 15 Volt. Solange die Ausgangsspannung ansteigt, ist die Differenz zwischen Eingangsspannung und Ausgangsspannung so groß, daß der Operationsverstärker einen Strom in die Quelle hineintreibt. (Der Faktor „-1“ beim Strom im Bild 6.33 beruht auf der Definition der Strompolarität bei PSpice.) Wenn die Ausgangsspannung in die Sättigung geht, sinkt die Spannungsdifferenz zwischen Ausgangsspannung und Eingangsspannung, der Strom wird wieder kleiner. Irgenwann geht er durch Null (hier nicht dargestellt) und wird positiv. Im linearen Bereich ist der Quotient aus Eingangsspannung und Eingangsstrom konstant und negativ: Wir haben hier also einen negativen Widerstand vor uns. Der „Ausrutscher“ bei VIN=0 ist darauf zurückzuführen, daß das Ausgabeprogramm Probe von PSpice den Ausdruck „0 Volt dividiert durch 0 Ampere“ nicht richtig interpretiert. Außerhalb der Aussteuergrenzen wird der negative Widerstand immer größer. Hier nicht mehr dargestellt ist die Tatsache, daß der Widerstand gegen -∞ geht, dann von -∞ auf +∞ springt und dann endliche positive Werte annimmt. Die Schaltung nach Bild 6.32 kann man auch benutzen, um eine Spannungsquelle zu implementieren, deren Ausgangsspannung u2 mit steigender Belastung ansteigt. Dazu setzt man uen zu 0 Volt und stimuliert mit uep: u 2 = u1 = u ep − i1 * R 1 = u ep + i 2 * R 1 133 Man erhält also eine steigende Ausgangsspannung u2, sobald man den Ausgang mit einer Last R2 versieht. Für den Ausgangswiderstand (rechtes Klemmenpaar) ergibt sich ra = − d(u ep + i 2 * R1 ) du 2 =− = −R1 di 2 di 2 Die Spannungsquelle ist leerlaufstabil, d. h. der Lastwiderstand R2 darf zwischen R1 und ∞ schwanken. Schließt man nun im guten Glauben an obige Gleichungen ein Labornetzteil an einen solchen NIC an und erwartet, daß der NIC am anderen Klemmenpaar einen negativen Widerstand aufweist, so kann man eine Überraschung erleben: Der Strom fließt an beiden Klemmenpaaren aus dem NIC heraus, also auch in das Netzgerät hinein. Viele Netzgeräte können aber einen solchen Rückstrom nicht vertragen. Das Ergebnis sind zumindest Fehlfunktionen, wenn nicht sogar Defekte. Man kann jedoch ohne weiteres einen Akkumulator benutzen, der dann aufgeladen wird. Alle obigen Aussagen gelten sowohl für Gleich- als auch Wechselstrom und sowohl für Wirk- als auch Blindwiderstände. Deshalb kann man mit dem NIC beliebige negative Impedanzen erzeugen. Schließt man anstelle des Widerstandes R2 einen Kondensator C an, so erhält man als Eingangsimpedanz Ze = − 1 = j ωL j ωC mit L = 1 ω2 C Der Frequenzgang der Impedanz bleibt jedoch erhalten. Der NIC macht aus einer Impedanz die negative Impedanz, der weiter unten besprochene Gyrator hingegen macht aus einer Impedanz die Inverse. Alle Regeln für die Parallelschaltung und Reihenschaltung von Widerständen gelten auch für negative Widerstände. Einen NIC kann man auch zum Entdämpfen verlustbehafteter Schwingkreise benutzen. Übersteigt die Entdämpfung die Dämpfung, bilden sich Schwingungen aus. Die Amplitude dieser Schwingungen wird durch die Übersteuerung des NICs begrenzt. Analysiert man Oszillatorschaltungen, so findet man heraus, daß alle Oszillatoren in einem bestimmten Aussteuerbereich einen negativen Widerstand darstellen. Näheres ist in Kapitel 10.2.1 dargestellt. Wie bereits weiter oben erwähnt: Alle obigen Gleichungen gelten nur innerhalb des aussteuerbaren Bereiches für die Eingangsspannung. Dieser Aussteuerbereich ist nicht ±UB, sondern lediglich für u1=u2 u1 = u 2 = u a * 134 R2 R + R2 6.7 Der Gyrator und der allgemeine Impedanzkonverter Der Gyrator wandelt eine Impedanz in ihre inverse (duale) Impedanz um. Bild 6.34 zeigt das Schaltsymbol des Gyrators, Bild 6.35 eine Darstellunge einer Realisierung mit INICs. i1 RG i1 i2 i2 i2 = u1/RG u1 u1 u2 u2 i1 = u2/RG Bild 6.34: Schaltsymbol des Gyrators und Realisierung mit spannungsgesteuerten Stromquellen Die Übertragungsgleichungen des Gyrators lauten i1 = 0 * u1 + i2 = u2 = 0 * u1 + S * u2 RG u1 + 0 * u2 = S * u1 + 0 * u2 RG Der Kehrwert eines Widerstandes hat die Dimension „Siemens“ und dies ist auch die Dimension der Steilheit S eines Feldeffektransistors oder gm =ß/rBE eines Bipolartransistors. In der Tat kann man Gyratoren auch mit solchen Bauelementen aufbauen u3 OUT RG RG RG _ RG _ + RG + OUT Es handelt sich im Prinzip um eine Anordnung aus zwei spannungsgesteuerten Stromquellen. A D i1 RG u1 TOR 1 B i2 TOR 2 C u2 u4 RG Bild 6.35: Schaltungstechnische Realisierung des Gyrators mit INICs Zur Analyse des Verhaltens der Schaltung werden die Knotengleichungen A bis D herangezogen: u 3 − u1 u 1 − + i1 = 0 RG RG Knoten A u3 − u1 u 2 − u1 + =0 RG RG Knoten B u 4 − u 2 u1 − u 2 + − i2 = 0 RG RG 135 Knoten C u4 − u2 u2 − =0 RG RG Knoten D Nach Eliminieren von u3 und u4 erhalten wir i1 = 0 * u1 + u2 RG und i2 = u1 + 0 * u2 RG Schließt man an das Tor 2 eine Impedanz Z2 an, so gilt i2 = u2 Z2 Für u1 ergibt sich dann u1 = i 2 * R G = i1 = u2 * R G Z2 u2 RG Die Eingangsimpedanz u1/i1 des Gyrators beträgt damit Z1 = u1 R G2 = i1 Z2 oder Z 1 * Z 2 = R G2 Der Gyrator erzeugt somit aus der Impedanz Z2 die inverse Impedanz Z1. Ein wichtiger Anwendungsfall ist die Erzeugung einer Induktivität aus einer Kapazität C mit der Impedanz 1/jωC. Dann gilt: Z 2 = R 2G * jωC = jωL mit L = R G2 * C Hierzu zwei Beispiele. RG sei jeweils 10 kΩ, ein Widerstandswert, der in integrierten Schaltungen problemlos realisiert werden kann. Mit einem Kondensator von 10 pF, ebenfalls leicht integrierbar, erreicht man eine Induktivität von 1 mH. Mit einem Kondensator von 1 µF, einem durchaus akzeptablen Wert für Folienkondensatoren, werden sogar 100 H erreicht. Gyratoren erlauben den Aufbau von "LC"-Filtern in integrierten Schaltungen ohne den Einsatz von Spulen. Weiterhin ist die Transformation von Vierpolen möglich, wenn man diesen Vierpol zwischen zwei Gyratoren schaltet. Darauf sei im Rahmen dieser Darstellung jedoch nicht eingegangen. 136 ue OUT Z2 _ Z3 _ ie + Z1 im u1 um Z4 + OUT Ein anderes, sehr ähnliches Netzwerk finden wir in Bild 6.36. Auch hier sind zwei NICs miteinander verschaltet, die Widerstände nach Masse fehlen jedoch ebenso wie der Widerstand zwischen den NICs in Bild 6.35. ia ua u2 Bild 6.36: Allgemeiner Impedanzkonverter, General Impedance Converter „GIC“ Wir können folgende Gleichungen aufstellen: A : u 2 − ue + ie * Z 1 = 0 B : u1 − u2 = im * (Z 2 + Z 3 ) C : u1 − um − im * Z 3 = 0 Einen Spannungsteiler finden wir auch: D : ua = u1 * ZL Z 4 + ZL Ideale Operationsverstärker vorausgesetzt, gilt E : u e = um = u a Wir stellen die Gleichung B um und erhalten B * : im = u1 − u2 Z 2 + Z3 Diese Gleichung wird in C eingesetzt: u1 − um = (u1 − u2 ) * Z3 Z 2 + Z3 um = u1 − (u1 − u2 ) * Z3 Z 2 + Z3 137 ZL Nun erinnern wir uns noch daß ue gleich um ist: C * : ue = u1 − (u1 − u2 ) * Z3 Z2 + Z3 Nun lösen wir die Gleichung D nach u1 auf und ersetzen im zweiten Schritt die Spannung ua durch ue: u1 = ua * Z 4 + ZL ZL D * : u1 = ue * Z 4 + ZL ZL D* wird nun in C* eingesetzt: C * : ue = u1 − (u1 − u2 ) * ue = ue * Z3 Z2 + Z3 Z3 Z3 Z 4 + ZL Z + ZL − ue * 4 * + u2 * ZL ZL Z2 + Z3 Z 2 + Z3 Nach einigen Rechenschritten erhalten wir eine Beziehung zwischen ue und u2: C ** : u 2 = ue * Z 3 * ZL − Z 2 * Z 4 Z3 * ZL Diesen Ausdruck setzen wir in die Gleichung A ein: A : u 2 − ue + ie * Z 1 = 0 ue − ue * Z3 * ZL − Z 2 * Z 4 = ie * Z 1 Z3 * ZL Dies ergibt dann Z2 * Z4 = ie * Z1 Z3 * ZL ue * Damit erhalten wir für die Eingangsimpedanz Ze = ue Z *Z = ZL * 1 3 ie Z2 * Z4 Betrachten wir die Schaltung, so stellen wir fest, daß sie bis auf die Bauelementewerte Z1 bis Z4 symmetrisch ist. Deshalb können wir die Lastimpedanz ZL auch am linken Klemmenpaar anschließen und die Eingangsimpedanz Za des rechten Klemmenpaares bestimmen. Wir lediglich die Impedanzen im obigen Ausdruck und erhalten mit Za=ua/(-ia) 138 Za = ua Z * Z4 = ZL * 2 ia Z1 * Z 3 Die Impedanz ZL wird also mit einem Faktor multipliziert, der von Z1 bis Z4 abhängt. Nehmen wir einmal an, daß Z3 ein Kondensator ist und alle anderen Impedanzen ohmsche Widerstände. Dann erhalten wir für Ze und Za Z e = .R L * R1 1 1 * = R 2 * R 4 jωC jωC * mit C* = C * R2 * R4 R1 * R L Wir finden ein kapazitives Verhalten vor. Anders, wenn man den Lastwiderstand am linken Anschluß anklemmt und das Verhalten am rechten Klemmenpaar betrachtet: Z a = .R L * R2 * R4 * jωC = jωL R1 mit L= RL * R 2 * R 4 *C R1 Die Schaltung verhält sich am rechten Klemmenpaar wie eine Induktivität. Dies ist auch eine der Hauptanwendungen dieser Schaltung: Da reale Spulen in der Elektronik nach Möglichkeit nicht mehr eingesetzt werden, läßt sich hiermit auf elegante Art und Weise eine Spule mit Hilfe von anderen elektronischen Bauelementen aufbauen. Natürlich kann man in die Schaltung von Bild 6.36 auch eine Spule einbauen um eine andere Induktivität oder eine Kapazität zu erzeugen, dies wird jedoch aus naheliegenden Gründen nicht gemacht. Richtig interessant wird es jedoch, wenn man statt eines Kondensators C zwei Kondensatoren C1 und C3 einbaut. Man erhält dann einen „Superkondensator“ oder eine „Superspule“: Z e = RL * RL 1 1 1 1 * 2 * * =− R 2 * R 4 j ωC 1 j ωC 3 R 2 * R 4 ω C1C 3 Der Superkondensator hat eine Phasenverschiebung von -180° (das Minuszeichen) und einen 2 Frequenzgang umgekehrt proportional zu ω . Für die „Superspule“ erhalten wir Z a = .R L * R 2 * R 4 * jωC1 * jωC 3 = ω 2 * C1 * C 3 * R L * R 2 * R 4 Solche Bauelemente werden bei der Implementierung von Filtern angewandt. Wenn man von den Bauelementewerten einmal absieht, ist die Schaltung in Bild 6.36 völlig symmetrisch. Man kann in den obigen Berechnungen auch Z2 und Z4 statt Z3 und Z5 ersetzen, muß dann allerdings Eingang und Ausgang vertauschen. 139 6.8 Komparatoren und Schmitt-Trigger Bei Komparatoren und Schmitt-Triggern wird die volle Verstärkung vD des Operationsverstärkers ausgenutzt. Bild 6.37 zeigt einen Komparator und seine Kennlinie. + UB + _ Uref OUT 200µV ua ue Uref ue - UB - UB Bild 6.37: Komparator und Kennlinie Gezeigt ist der invertierende Komparator: Der Operationsverstärker ist unbeschaltet, lediglich die Offsetspannungskompensation wurde vorgesehen. Eventuell ist auch eine Offsetstromkompensation notwendig. Am nichtinvertierenden Eingang liegt eine Referenzspannung Uref, am invertierenden Eingang die Signalspannung ue. Wenn ue kleiner als die Referenzspannung Uref ist, so ist der Ausgang positiv, ansonsten negativ. Der Operationsverstärker ist dabei übersteuert und liefert seine maximale bzw. minimale Ausgangsspannung. Wir nehmen einmal an, daß dies die positive und negative Betriebsspannung sind. Das Umschalten von +UB auf -UB erfolgt in einem Eingangsspannungsbereich von wenigen hundert Mikrovolt (2UB/vD). In diesem Bereich der Eingangsspannung arbeitet der Operationsverstärker mit seiner vollen Differenzverstärkung vD. Wegen der endlichen Slew Rate der Operationsverstärkers geht der Wechsel der Ausgangsspannung nicht augenblicklich vonstatten, selbst wenn die Eingangsspannung sich sehr schnell ändert. Bei kompensierten Standardoperationsverstärkern liegt die Slew Rate in der Größenordnung von 1 V/µs. Dann dauert der Anstieg von -15 Volt auf +15 Volt 30 µs. Außerdem ist der Operationsverstärker übersteuert, wenn uD größer ist als UB/vD. Deshalb erfolgt der Wechsel der Ausgangsspannung noch langsamer, da der Verstärker eine Erholzeit benötigt. Der Verzicht auf Frequenzkompensation des Operationsverstärkers kann die Slew Rate des OP‘s um etwa den Faktor 20 verbessern. Da keine Gegenkoppplung eingesetzt wird, ist eine Kompensation ohnehin unnötig. Für schnelle Logikschaltungen sind Schaltzeiten von 30 µsec fast schon Gleichstrom. Deshalb gibt es Komparatoren, die einen nachgeschalteten Pegelwandler (±UB auf 0Volt/5Volt) haben, der außerdem noch die Schaltzeiten verbessert. Wegen der fehlenden Gegenkopplung der Schaltung ist der Ausgangswiderstand nicht mehr im Milliohmbereich, sondern gleich dem Ausgangswiderstand des unbeschalteten Operationsverstärkers. Man kann einen Komparator auch als einen 1 Bit-Analog/Digitalwandler betrachten. Bild 6.38 zeigt einen N-Bit A/D-Wandler nach dem sogenannten Flash-Verfahren. N N Ein Spannungsteiler aus lauter gleichen Widerständen R erzeugt 2 Teilspannungen, die von 2 Komparatoren mit der Signalspannung ue verglichen werden. Je nach Eingangsspannung führen eine Anzahl Komparatoren, von Untersten angefangen, eine logische 1, der Rest bis zum obersten Komparator eine logische 0. Eine Logik setzt diese Signale in eine Binärzahl um. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, daß die Binärzahl sehr schnell („Flash“ heißt „Blitz“) umgesetzt wird, der Nachteil liegt N im Einsatz von 2 Komparatoren, die alle auf dem Chip untergebracht werden müssen. Dies begrenzt die Wortbreite dieser Wandler. 140 _ OUT R/2 + _ OUT R Dekodierer 2N => N + _ OUT R Uref + = N Bit _ ue ~ OUT R + _ OUT R/2 + Bild 6.38: Prinzip eines Flash-Analog/Digital-Wandlers Durch den Einsatz einer Mitkopplung läßt sich das Schaltverhalten von Komparatoren bei kleinen Aussteuerungen bis hin zur Slew Rate beschleunigen. Ein solcher mitgekoppelter Operationsverstärker wird auch Schmitt-Trigger genannt. Diese Schaltungen besitzen außerdem noch eine Schalthysterese. Da die Mitkopplung aus ohmschen Widerständen besteht, gibt es keine Schwingneigung, sondern die Ausgangsspannung kann nur zwei Werte, Uamax und Uamin annehmen, wobei Uamin im allgemeinen < 0 ist. Bild 6.39a zeigt den nichtinvertierenden SchmittTrigger, Bild 6.39b die invertierende Variante. Die Schaltungen ähneln der nichtinvertierenden und der invertierenden Grundschaltung sehr. Es sind jedoch die Eingänge des Operationsverstärkers vertauscht, so daß keine Gegenkopplung mehr vorliegt, sondern eine Mitkopplung. Außerdem ist der N-Eingang in Bild 6.39a keine virtuelle Masse mehr. Die Bedingung für das Umspringen der Ausgangsspannung bei beiden Schaltungen ist, daß die Differenzspannung uD das Vorzeichen wechselt. Durch die Mitkopplung wird nach dem Vorzeichenwechsel vom Ausgang Spannung der gleichen Polarität zum P-Eingang geführt. Diese Spannung bewirkt, daß die Ausgangsspannung noch schneller ansteigt usw. _ R2 OUT + R1 + OUT _ ue R2 ue ua ua R1 a b Bild 6.39: a) nichtinvertierender und b) invertierender Schmitt-Trigger 141 Zum nichtinvertierenden Schmitt-Trigger nun folgende Berechnung: uP = 0 = ue + (ua − ue ) * R1 R1 + R 2 u e * R 2 + ua * R 1 = 0 ue = −ua * R1 R2 Der gleiche Rechengang wäre auch zur Berechnung des invertierenden Verstärkers möglich gewesen. Es gibt jedoch Unterschiede zum invertierenden Verstärker: 1. Beim invertierenden Verstärker ist die Differenzspannung uD gleich Null (idealer OP vorausgesetzt). Die Ausgangsspannung kann beliebige Werte zwischen Uamin und Uamax annehmen. 2. Beim Schmitt-Trigger kann die Ausgangsspannung nur die Werte Uamin und Uamax annehmen, Zwischenwerte sind nur für sehr kurze Zeit möglich. Die Differenzspannung kann beliebige Werte (schaltungsabhängig) annehmen. Berechnet wird die Eingangsspannung ue, bei der die Differenzspannung zu Null wird, weil dann die Ausgangsspannung umspringt. Bei der nun folgenden Berechnung wird der Einfachheit halber angenommen, daß beide Spannungen Uamax und Uamin entgegengesetzt gleich groß sind: Ua max > 0 Ua min = −Ua max Ist ua = Uamin, so bewirkt eine Spannung ue ue < ueein = −Ua min * R1 R2 dem (positiven) Einschaltpegel, noch kein Umschalten der Ausgangsspannung auf Uamax. Sobald dieser Pegel jedoch erreicht ist, schaltet der Ausgang auf Uamax um und bleibt bei Erhöhung von ue konstant. Verringert man nun die Eingangsspannung ue wieder, so springt der Ausgang erst bei Erreichen der Spannung ueaus = −Ua max * R1 R2 der (negativen) Ausschaltspannung, zurück auf Uamin. Man hat daher zwei unterschiedliche Spannungspegel für das Umschalten der Ausgangsspannung. Die Kennlinie des nichtinvertierenden Schmitt-Triggers weist somit eine Hysterese auf. Die Breite der Hystereseschleife, die Schalthysterese, ist ∆ue = (Ua max − Ua min ) * R1 R2 Ähnliche Verhältnisse findet man beim invertierenden Schmitt-Trigger vor. Für das Einschalten, also den Sprung der Ausgangsspannung von Uamin nach Uamax, findet man 142 ueein = Ua min * R1 R1 + R 2 ueaus = Ua max * R1 R1 + R 2 und für das Ausschalten Die Schalthysterese beträgt ∆ue = (Ua max − Ua min ) * R1 R1 + R 2 Die Hysteresekurven des nichtinvertierenden Schmitt-Triggers zeigt Bild 6.40a, die des invertierenden Bild 6.40b. Uamax Uamax ∆ue ueaus ∆ue ueein ueaus ueein ue ue Uamin Uamin a b Bild 6.40: Hysteresekurven des nichtinvertierenden (a) und des invertierenden Schmitt-Triggers (b) Bild 6.41 zeigt den Unterschied im Schaltverhalten zwischen einem Komparator und einem nichtinvertierenden Schmitt-Trigger. Um jegliche Einflüsse der Slew Rate zu eliminieren, wurde eine Sinusschwingung mit einer Amplitude von 1 Volt und der Frequenz 1 Hertz simuliert. Man erkennt, daß der Komparator in den Nulldurchgängen der Sinusschwingung schaltet, jedoch sind die Anstiegsflanken aufgrund der endlichen Verstärkung relativ flach, da die Sinusschwingung den Umschaltbereich langsam durchfährt. Der Schmitt-Trigger hingegen schaltet sehr schnell um. Die Umschaltschwellen betragen etwa 0.723 Volt mit einem Widerstandswert von R1=1kΩ und R2=20kΩ. Die maximale (minimale) Ausgangsspannung beträgt etwa (-)14.3 Volt. Die Hysterese kann beispielsweise dazu benutzt werden, um bei einem verrauschten Eingangssignal ein häufiges Umschalten des SchmittTriggers aufgrund des Rauschanteiles zu verhindern. Eine überlagerte Rauschspannung würde letztendlich dazu führen, daß im Bereich des Nulldurchganges ein Komparator mehrere Male schalten würde. Dies ist beim Schmitt-Trigger nicht der Fall. Steuert man mit dem Ausgangssignal des Komparators einen Zähler, so würde dieser nicht nur bei den Nulldurchgängen der Eingangsspannung um Eins weiterzählen, sondern auch bei den durch das Rauschen verursachten Nulldurchgängen. Dies würde zu einem völlig falschen Zählergebnis führen. Dies geschieht beim Schmitt-Trigger nicht. Eine solche Anwendung finden wir beispielsweise bei einem Frequenzzähler: Dieses Gerät mißt die Anzahl der Nulldurchgänge eines periodischen Signals pro Zeiteinheit. 143 Unterschiede zwischen Komparator und Schmitt-Trigger 10V Komparator Schmitt-Trigger Komparator 723mV Schmitt-Trigger Eingangsspannung Hysterese 0V -724mV -10V 1.0s V (IN) 1.1s V (KOUT) 1.2s V (SOUT) 1.3s 0 1.4s 1.5s 1.6s Time . Bild 6.41: Schaltverhalten von Komparator und nichtinvertierendem Schmitt-Trigger Eine konkrete Anwendung des Schmitt-Triggers ist ein Oszillator, dessen Frequenz von einem Feuchtesensor bestimmt wird. Den Aufbau des Sensors zeigt Bild 6.42 poröse Deckelektrode H2O DKε Substrat Bild 6.42: Feuchtesensor: Aufbau und Kennlinie Ein solcher Feuchtesensor besteht aus zwei Elektroden, die auf einem Substrat (beispielsweise Glas) aufgebracht sind. Die Elektroden werden von einem Dielektrikum eingehüllt, dessen Dielektrizitätskonstante ε besonders empfindlich auf Feuchtigkeit reagiert. Dies kann Aluminiumoxid oder Zelluloseacetat sein. Den Abschluß bildet ein dünner Film, der das Dielektrikum vor Verschmutzung schützt. Die feuchte Luft dringt duch diesen Film in das Dielektrikum ein. Da Wasser eine relative hohe Dielektrizitätskonstante ε aufweist (bis zu εr=80 in flüssiger Form), ändert sich die Kapazität der Anordnung, wenn sich die relative Luftfeuchtigkeit ändert. Der Verlauf der Kapazität als Funktion der relativen Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls dargestellt. Mit steigender Luftfeuchte nimmt die Kapazität zu, leider ist der Anstieg jedoch nichtlinear. Bei hohem Frequenzen ist dieser Effekt nicht so ausgeprägt wie bei niedrigen Frequenzen. 144 Ein solcher Sensor dient als frequenzbestimmendes Bauelement in der Schaltung nach Bild 6.43. Dabei handelt es sich um einen invertierenden Schmitt-Trigger, dessen Ausgangsspannung ein RCGlied speist. Die Ausgangsspannung dieses RC-Gliedes wird wiederum zurückgekoppelt auf den Eingang des Schmitt-Triggers. _ R OUT + R2 CS R1 Bild 6.43: Oszillator mit Feuchtesensor als frequenzbestimmendem Bauelement Die Funktionsweise ist wie folgt (s. a. Kapitel 10.3.1.2): Der Schmitt-Trigger kann nur zwei Ausgangsspannungen liefern: etwa ±UB. Nehmen wir einmal an, daß der Schmitt-Trigger gerade umgeschaltet hat und +UB liefert. Dann ist der Kondensator auf eine negative Spannung aufgeladen (invertierender Schmtt-Trigger). Nun liegt eine positive Spannung am RC-Glied an und die Spannung am Kondensator steigt exponentiell an. Sie geht durch Null und wird positiv. Sobald die Kondensatorspannung den Wert ueaus erreicht hat, schaltet der Schmitt-Trigger um und die Spannung -UB liegt am RC-Glied an. Nun entlädt sich der Kondensator exponentiell, seine Spannung wird schließlich negativ. Sobald die negative Schaltschwelle ueein erreicht ist, schaltet der SchmittTrigger wieder um, seine Ausgangsspannung ist nun wieder gleich +UB. Damit ist ein Zyklus durchlaufen, der sich nun immer wieder wiederholt. Die Kondensatorspannung schwankt exponentiell zwischen ueein und ueaus, die Ausgangsspannung des Schmitt-Triggers zwischen +UB und -UB. Wir können am Ausgang des Operationsverstärkers eine rechteckförmige Spannung abnehmen. Da diese Schaltung in einer Übungsaufgabe durchgerechnet wird, sei hier nur die Frequenz des Rechtecksignales am Ausgang des Operationsverstärkers angegeben: f= 1 2 R1 2RC S * ln1 + R 2 Damit ist die Frequenz umgekehrt proportional zur Kapazität des Feuchtesensors. Wir haben hier also eine Schaltung vor uns, die die relative Luftfeuchte in eine Frequenz umwandelt. 145 Netzlisten Frequenzgang des Integrators mit uA741 .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V VIN IN 0 AC 1V R1 IN INV 1000 C1 OUT INV 1U R2 X0 0 1000; WG: OFFSETSTROEMEN X1 X0 INV PLUS MINUS OUT UA741; BESTIMMUNG VON V X2 X1 IN1 PLUS MINUS VD UA741; BESTIMMUNG VON VD R3 IN IN1 1000 R4 X1 0 1000; WG. OFFSETSTROEMEN CK IN K 1U; BERECHNUNG VON K RK K 0 1000 .OP .AC DEC 40 0.01 50K .END Unterschied zwischen Integrator und RC-Glied E1 R1 R2 V1 C2 C1 OUTOP 0 0 INV 1000000 IN INV 1k IN OUTRC 1k IN 0 DC 0 AC 1 PULSE 0 1 0 10n 10n 1 OUTRC 0 1u INV OUTOP 1u .ac DEC 101 1 1MEG .tran 0ns 4m .OP .probe .END Frequenzgang des Differenzierers mit uA741 (RV=0 und RV=18Ohm) .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB .PARAM R2=18 VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V VIN IN 0 AC 1V R2 IN IN2 {R2} C1 IN2 INV 1U R1 OUT INV 1000 R5 X0 0 1000; WG: OFFSETSTROEMEN X1 X0 INV PLUS MINUS OUT UA741; BESTIMMUNG VON V X2 X1 IN1 PLUS MINUS VD UA741; BESTIMMUNG VON VD R3 IN IN1 1000 R4 X1 0 1000; WG. OFFSETSTROEMEN RK IN K 1000; BERECHNUNG VON K CK K 0 1U 146 .STEP PARAM R2 LIST 0.001 18 .OP .AC DEC 40 1 500K .END Vorverstaerker .PARAM wert=10 E_OP1 out1 0 TABLE { V(K0, inv) } ( (-15u,-15) (15u,15) ) E_OP3 K0 0 TABLE { V($N_0001, K0) } ( (-15u,-15) (15u,15) ) R4 in1 inv 620 R3 inv out1 20k C2 out1 in2 220n R8 K0 in2 1MEG R6 K0 inv2 1k C3 out2 out 10u VDC plus 0 15V RSPT1 $N_0001 plus 10k RSPT2 0 $N_0001 10k RLAST out 0 47k VIN IN 0 DC 0 AC 1 PULSE 0 1m 0 10n 10n 49999990n 0.1 E_OP2 out2 0 TABLE { V(in2, inv2) } ( (-15u,-15) (15u,15) ) R5 inv2 out2 33k C1 IN in1 {2.7u*wert} C4 inv2 out2 47p .ac DEC 101 0.1 1MEG .tran 10n 2 1.8 .STEP PARAM wert LIST 1, 10, 100 .probe .END Logarithmierer Q1 INV 0 OUT QbreakN E1 OUT 0 TABLE { V(0, INV) } ( (-15,-15) (15,15) ) VIN IN 0 DC 0 AC 1 0 R1 IN INV 10K .DC LIN V_VIN 0 2 0.01 .STEP LIN TEMP -100 100 50 .OP .probe .END Negative Impedance Converter RZ 0 out1 2k E1 out 0 TABLE { V(in, out1) } ( (-15u,-15) (15u,15) ) VIN in 0 DC 1 RA in out 1k RB out out1 1k .DC LIN V_VIN -13 13 0.01 .OP .probe .END 147 Unterschiede zwischen Komparator und Schmitt-Trigger .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V VIN IN 0 SIN (0 1 1) R1 IN SNINV 1000 R2 SOUT SNINV 20000 VOFFSET OFFS 0 19U X1 IN OFFS PLUS MINUS KOUT UA741; KOMPARATOR X2 SNINV 0 PLUS MINUS SOUT UA741; SCHMITT-TRIGGER *.DC LIN VOFFSET -200U 200U 5U; ERMITTELN DER OFFSETSP. DES KOMPARATORS .TRAN 1m 1.7 0.99 .OP .END Weitere Literatur: an47fa.pdf 148 7. Bipolar- und Feldeffekttransistoren: Arbeitspunkteinstellung Im Folgenden werden wir uns mit der Arbeitspunkteinstellung von Bipolar- und Feldeffekttransistoren beschäftigen. Erst im nächsten Kapitel werden dann die Kleinsignalersatzschaltbilder und die eigentlichen Grundschaltungen besprochen. Dies hat folgenden Grund: Die beiden Transistorarten (Bipolar und Feldeffekt) unterscheiden sich sehr wohl in der Einstellung des Arbeitspunktes. Ihre Kleinsignalersatzschaltbilder sind jedoch nahezu identisch. Wenn man etwas großzügig in der Wahl der Symbole ist, sogar völlig identisch. Deshalb halte ich es für sinnvoll, Arbeitpunkteinstellung und Grundschaltung in verschiedenen Kapiteln zu behandeln, wobei wir bei den Grundschaltungen beide Transistorarten zusammen betrachten werden. 7.1 Funktionsweise von Bipolar- und Feldeffekttransistor Der folgende Abschnitt soll keine Bauelementevorlesung ersetzen und lediglich die wichtigsten Tatsachen noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen. Dabei werden nur die einfachsten Effekte berücksichtigt und auf Halbleiterphysik ganz verzichtet. 7.1.1 Die Funktionsweise des Bipolartransistors Bipolartransistoren gibt es in zwei Ausführungen: npn- und pnp-Typen, Beim npn-Typ sind die Spannungen von Basis und Kollektor gegen Masse positiv, beim pnp-Typ negativ. Bild 7.1 zeigt links oben den schematischen Aufbau eines npn-Transistors. C IC IC n B UCEsat p = IB UBE UCE n = E IC, iC IB IE IB = const UCE rCE Bild 7.1: npn-Transistor: Aufbau, Kennlinienfeld und Ersatzschaltbild der Kollektor-Emitter-Strecke Der Transistor besteht aus drei Schichten dotierten Halbleitermaterials, hier in der Folge n-dotiert, pdotiert und wieder n-dotiert. Die „unterste“ Schicht ist der Emitter („Aussender“). Die zweite Schicht ist die Basis. Zwischen Basis und Emitter legt man eine positive Spannung. Der pn-Übergang ist in Flußrichtung gepolt, es fließt ein Strom aus dem Emitter in die Basiszone hinein. Die dritte Schicht ist der Kollektor („Sammler“). Zwischen Kollektor und Emitter liegt eine relativ hohe positive Spannung an und der pn-Übergang Kollektor-Basis ist in Sperrichtung gepolt. Ein großer Teil der Ladungsträger, die aus dem Emitter in die Basiszone strömen, fließt nun nicht in die Basis ab, sondern aufgrund der großen elektrischen Feldstärke in die Kollektorzone hinein und von dort über die äußere Beschaltung in den Emitter zurück. Im Bild 7.1 ist im Transistor die Stromrichtung der Ladungsträger eingezeichnet, außerhalb des Transistors die technische Stromrichtung. Der Emitterstrom teilt sich also in Basisstrom und Kollektorstrom auf und es besteht eine enge Beziehung zwischen Basis- und Kollektorstrom. 149 Wichtig für uns ist: Der Basisstrom bestimmt den Kollektorstrom. Der Bipolartransistor ist ein stromgesteuertes Bauelement. Will man den Kollektorstrom des Transistors einstellen, so muß dies über den Basisstrom geschehen. Wenn die elektrische Feldstärke im pn-Übergang zwischen Basis und Kollektor nur groß genug ist, so ist der Strom nahezu unabhängig von dieser Feldstärke. Dies finden wir auch im Ausgangskennlinienfeld. wieder. Bei jeder der Kurven IB=const. hängt der Kollektorstrom nur unwesentlich von der Kollektor-Emitter-Spannung ab. Der Kollektorstrom ist nahezu unabhängig von UCE. Wir können uns daher die Kollektor-Emitter-Strecke einen Bipolartransistors als Konstantstromquelle vorstellen. Der Konstantstrom (Kollektorstrom) wird von Basisstrom bestimmt. Die Änderung des Kollektorstromes ∆IC bei einer Änderung der Kollektor-Emitter-Spannung ∆UCE kann man durch einen der Stromquelle parallelgeschalteten Innenwiderstand rCE modellieren: rCE = ∆UCE ∆IC Diese Ausführungen gelten sowohl für einen reinen Gleichstrom IC als auch für einen diesem Gleichstrom überlagerten Wechselstrom iC. Es gilt IC = B * IB und iC = ß * iB Dabei nennt man B die Gleichstromverstärkung des Transistors und ß die Wechselstromverstärkung. Sie sind in der Realität leicht verschieden. In diesem Skript wird jedoch nicht zwischen beiden unterschieden. Wo ein Strom fließt, muß natürlich auch eine Spannung vorhanden sein. Das gilt natürlich auch für die Basis-Emitter-Strecke. Wir finden hier die exponentiell verlaufende Diodenkennlinie vor: Bereits geringfügige Änderungen der Basis-Emitter-Spannung UBE bewirken eine große Änderung des Basisund damit des Kollektorstromes. Auch deshalb ist es günstiger, einen bestimmten Basisstrom einzustellen, um einen bestimmten Kollektorstrom zu erhalten. Die notwendige Basis-EmitterSpannung stellt sich dann automatisch von selbst ein. Noch ein letzter Blick ins Ausgangskennlinienfeld des Bipolartransistors. Der Kollektorstrom geht bei kleinen Kollektor-Emitter-Spannungen gegen Null. In diesem Bereich wirkt der Transistor wie ein geschlossener Schalter mit endlichen Widerstand: Zwischen Kollektor und Emitter fällt die Sättigungsspannung UCEsat ab. Dieser Bereich ist für Digitaltechniker interessant, da hier die logische Null bei positiver Logik liegt. Dies ist auch der Grund dafür, daß bei TTL-Schaltungen die logische Null einem Ausgangsspannungsbereich von bis zu 0.2 Volt entspricht. Je größer der Kollektorstrom wird, umso größer wird UCEsat. Dies liegt daran, daß die dotierten Bereiche einen ohmschen Widerstand aufweisen. Der Kollektorstrom erzeugt einen Spannungsabfall. Wichtig für uns ist, daß dieser Sättigungsbereich nicht als ohmscher Widerstand genutzt werden kann. Beim Feldeffekttransistor werden wir andere Verhältnisse vorfinden. 150 7.1.2 Feldeffekttransistoren 7.1.2.1 Die Funktionsweise des Feldeffekttransistors = Bei den Feldeffekttransistoren finden wir eine völlig andere Funktionsweise vor. Mußte der Kollektorstrom beim Bipolartransistoren zwei Sperrschichten passieren, finden wir beim Feldeffekttransistor statt dessen einen Kanal (Bild 7.2). UDS ID = UGS G S ID D n n I II Kanal p-Substrat UGS = UK G S UGS D n p-Substrat ID, iD n UGS = const. Kanal UDS rDS Bild 7.2: Feldeffekttransistor: Aufbau, Kennlinienfeld und Ersatzschaltbild der Drain-Source-Strecke Hier ist der Aufbau eines n-Kanal-MOSFETs beschrieben. In einem p-dotierten Substrat finden wir zwei n-dotierte Zonen, das Drain und das Source. Die Strecke zwischen Drain und Source ist von einer Oxydschid bedeckt, auf die eine Metallisierung aufgebracht ist. Dies ist der Gate-Anschluß. Legt man zwischen Gate und Source eine Spannung an, so bildet sich ein leitfähiger Kanal zwischen Drain und Source. Nun müssen wir zwei Fälle unterscheiden: Die Gate-Source-Spannung ist kleiner als die Spannung UK: Der Kanal ist über die volle Strecke zwischen Drain und Source ausgebildet. Der Transistor verhält sich im Prinzip wie ein ohmscher Widerstand. Dies ist der sogenannte „Ohmsche Bereich“ oder „Anlaufbereich“, im Kennlinienfeld mit einer „I“ gekennzeichnet. Der Zusammenhang zwischen UDS und ID ist hier fast linear, mit einer geeigneten Gegenkopplung sogar völlig linear. Diesen ohmschen Bereich finden wir beim Bipolartransistor nicht. Die Gate-Source-Spannung ist größer als die Spannung UK: Der Kanal ist teilweise abgeschnürt, die Drain-Source-Strecke verhält sich wie eine Konstantstromquelle mit großem Innenwiderstand. In diesem Bereich, auch „Abschnürbereich“ genannt, verhält sich der FET ähnlich wie ein Bipolartransistor. Das Kennlinienfeld (Bereich II) ist ähnlich dem des Bipolartransistors. 151 Das Ersatzschaltbild der Drain-Source-Strecke gleicht dem Ersatzschaltbild der Kollektor-EmitterStrecke, lediglich die Bezeichnungen sind anders. Es gibt noch einen sehr wichtigen Unterschied zwischen bipolaren und Feldeffekttransistoren: Der Feldeffekttransistor ist ein spannungsgesteuertes Bauelement, es fließt kein Steuerstrom. Die Gate-Source-Spannung bestimmt den Drainstrom. Will man einen Draingleichstrom ID einstellen, so muß man eine bestimmte Gate-Source-Spannung UGS anlegen. Für den Drainstrom bei einem MOSFET gilt ID = K * (UGS − UTh ) * (1 + λ * UDS ) 2 Dies bedeutet einen quadratischen Zusammenhang zwischen UGS und UD. 7.1.2.2 Bauweisen von Feldeffekttransistorstransistoren und deren Kennlinien Im Bild 7.3 sind die unterschiedlichen Bauformen von Feldeffekttransistoren dargestellt. Feldeffekttransistoren Sperrschicht-FET, MOSFET JFET Verarmungstypen (Depletion) n-Kanal p-Kanal NMOSDepletion PMOSDepletion Anreicherungstypen (Enhancement) NMOSPMOSEnhancement Enhancement Bild 7.3: Bauformen von Feldeffekttransistoren Man unterscheidet zwischen Sperrschichtfeldeffekttransistoren (Junction-FET, JFET) und Isolierschicht-Feldeffekttransistoren, deren wichtigste Vertreter die MOSFETs (Metal Oxide Semiconductor-FET) sind. Bei Sperrschichtfeldeffekttransistoren befindet sich zwischen dem Kanal und der Gateelektrode ein in Sperrichtung gepolter pn-Übergang, bei MOSFETs eine Oxydschicht. Analog zu den npn- und pnp-Transistoren gibt es N-Kanal-FETs und P-Kanal-FETs. Bei N-Kanaltypen ist das Drain positiver als die Source, bei P-Kanaltypen umgekehrt. Weiterhin unterscheidet man Verarmungstypen (Depletion Mode, selbstleitend) sowie Anreicherungstypen (Enhancement Mode, selbstsperrend). Depletiontypen leiten bei UGS = 0 V, Enhancementtypen hingegen sperren bei UGS = 0 V. Bei Sperrschichtfeldeffekttransistoren nennt man die Spannung, bei der kein Drainstrom mehr fließt, Pinch Off-Spannung UP, bei MOSFETs heißt die Spannung, bei der die 152 Transistoren gerade zu leiten beginnen, Threshold-Spannung UTh. JFETs sind grundsätzlich Verarmungstypen, ihr größter Drainstrom fließt bei UGS = 0 V. Bei Anreicherungstypen hat UGS das gleiche Vorzeichen wie UDS, bei Verarmungstypen im allgemeinen entgegengesetztes Vorzeichen. Dies gilt auf jeden Fall für JFETs, da sonst die Gate-Source-Diode leiten würde. Bild 7.4 zeigt die Eingangskennlinie und die Ausgangskennlinien des N-Kanal JFETs 2N3819. Das Bild wurde aus den Ergebnissen zweier PSpice-Simulationen zusammengesetzt. Eingangskennlinie und Ausgangskennlinienfeld des N-Kanal JFETs 2N3819 12mA IDSS ID UGS = 0V 10mA I II 8mA UGS = -0.5V UGS = UK 6mA UGS = -1V 4mA UGS = -1.5V UGS = -2V 2mA UGS = -2.5V UP -3V 0 -2V -1V 0V 2V 4V UGS 6V 8V 10V UDS Bild 7.4: Kennlinien des N-Kanal-JFETs 2N3819 Links erkennt man die Eingangskennlinie des JFETs: Den Drainstrom ID als Funktion der GateSource-Spannung UGS. Diese Kurve schneidet die UGS-Achse bei der Spannung UP. UP ist die Pinch Off-Spannung. Wird UGS kleiner als UP, so fließt, von einem geringfügigen Reststrom im nABereich abgesehen, kein Drainstrom mehr. Die Kurve schneidet die ID-Achse im Punkt IDSS. Dies ist der größtmögliche Drainstrom, den der JFET liefern kann (bei UDS = -UP). Hier ist UGS = 0 V. Erhöht man UGS weiter in den positiven Bereich hinein, so leitet die Gate-Source-Diode und der Transistoreffekt geht verloren. MOSFETs vom Verarmungstyp hingegen kann man mit UGS > 0 V betreiben. Bei JFETs fließt ein geringer Sperrstrom als Eingangsstrom, bei MOSFETs lediglich ein Leckstrom. Diese Ströme haben Werte von 1 pA bis 1 nA. Die Steigung der Kurve ID=f(UGS) bezeichnet man als Steilheit S. Sie ist ein wichtiger Kleinsignalparameter und variiert mit UGS. Den größten Wert der Steigung erhält man für UGS = 0 V. Die im folgenden angegeben Ausdrücke entsprechen den Spice-Modellen für JFETs und MOSFETs; für die MOSFETs wurde dabei das First Order-Modell nach Shichman und Hodges benutzt. Im Ausgangskennlinienfeld ID = f(UDS) erkennt man wieder die zwei Bereiche I und II. Der Bereich I liegt links von der Kurve UDS=UK=UGS-UP, der Bereich II rechts davon. Wenn UDS den Wert UK erreicht, so wird der Kanal abgeschnürt. Dies ist der Übergang vom Ohmschen in den Abschnürbereich. 153 Für den Bereich I , den ohmschen Bereich oder Anlaufbereich gilt JFET: 0<UDS<UGS-UP Drainstrom ID: ID = IDSS * UDS * (2 * (UGS − UP ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) UP2 Innenwiderstand RDS: R DS = UDS UDS = IDSS ID * UDS * (2 * (UGS − UP ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) UP2 R DS = UDS UP2 = ID IDSS * (2 * (UGS − UP ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) Für UDS=0 erhält man das Resultat, daß der Widerstand des JFETs im ohmschen Bereich gleich dem Kehrwert der Steigung im Abschnürbereich ist: R DS UDS =0 = UP2 2IDSS * (UGS − UP ) Für UGS=UP wird der Widerstand unendlich groß. Sein Minimum hat er mit R DSein = R DSON = RDS UDS =0,UGS =0 = UP 2IDSS bei UGS=0. Diesen Wert nennt man auch RDSmin, RDSON oder RDSein. Dieser Widerstandswert ist der minimal mögliche Widerstand der Drain-Source-Strecke und charakterisiert den JFET als Schalter. MOSFET: 0<UDS<UGS-UTh Drainstrom ID: ID = K * UDS * (2(UGS − UTh ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) Innenwiderstand RDS R DS = UDS UDS = ID K * UDS * (2(UGS − UTh ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) R DS = K * (2(UGS 1 − UTh ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) Im ohmschen Bereich benutzt man den Transistor als steuerbaren Widerstand. Will man den Transistor als verstärkendes Element benutzten, so betreibt man ihn im Bereich II, dem Abschnürbereich. UDS muß dann immer größer als UK sein. Die Steigung der Kennlinie im Abschnürbereich ist ein Maß für den dynamischen Innenwiderstand rDS. Dieser Widerstand rDS begrenzt die maximale Spannungsverstärkung. 154 Für den Abschnürbereich oder Bereich II gilt JFET: 0<UGS-UP<UDS Drainstrom ID: ID = IDSS 2 * (UGS − UP ) * (1 + λ * UDS ) 2 UP 2 U ID = IDSS * 1 − GS * (1 + λ * UDS ) UP Steilheit S: S= 2I dID = DSS * (UGS − UP ) * (1 + λ * UDS ) dUGS UP2 IDSS U * 1 − GS UP UP 2ID 2 S= = (UGS − UP ) UP S=2 * (1 + λ * UDS ) * IDSS * ID * (1 + λUDS ) Der Drainstrom hängt quadratisch von der Spannung UGS ab und ist maximal gleich IDSS für UGS und UDS gleich 0 Volt. Die Steigung ("Steilheit") S der Parabel ist gleich der Ableitung der Parabelgleichung für konstantes UDS: Die Betragszeichen wurden eingeführt, um die Formeln sowohl für NKanal-Transistoren wie auch P-Kanal-Transistoren einfach anwendbar zu machen. S ist proportional UGS und der Wurzel von ID. Die größte Steilheit findet man bei UGS = 0 V mit Smax = 2IDSS UP dynamischer Innenwiderstand rDS: 1 rDS MOSFET: = gDS = I dID 2 = DSS * λ * (UGS − UP ) 2 dUDS UP 0<UGS-UTh<UDS Beim JFET läßt sich ein maximal möglicher Drainstrom IDSS angeben. Beim MOSFET darf selbst bei Verarmungstypen die Spannung UGS die gleiche Polarität haben wie die Spannung UDS. Deshalb kann man keinen Strom IDSS angeben. Drainstrom ID: ID = K * (UGS − UTh ) * (1 + λ * UDS ) 2 Steilheit S: S= dID = 2K * (UGS − UTh ) * (1 + λ * UDS ) dUGS S= 2ID = 2 * K * ID * (1 + λUDS ) (UGS − UTh ) dynamischer Innenwiderstand rDS: 155 1 rDS = gDS = dID 2 = K * λ * (UGS − UTh ) dUDS Zu den obigen Gleichungen noch ein Hinweis: Der Faktor λ ist klein, so daß man den Klammerausdruck (1+λ∗UDS) in vielen Fällen wegläßt. 7.2 Arbeitspunkteinstellung Als Arbeitspunkt eines Verstärkers bezeichnet man die Gleichspannungen und –ströme, die auftreten, wenn kein Eingangssignal am Verstärker anliegt. Obwohl der Arbeitspunkt sehr wichtig ist, kann man ohne konkrete Anwendung doch nur recht vage Aussagen über ihn machen. - Die Schaltung sollte ihren Zweck erfüllen Das ist eigentlich banal, bedeutet aber Folgendes: Bei einer Aussteuerung mit einem Eingangssignal werden sich die Spannungen und Ströme in einer Schaltung ändern. Dabei darf kein Spannung und kein Strom an eine physikalische Grenze stoßen: Ein Kollektorstrom kann niemals kleiner als Null werden, die Kollektor-Emitter-Spannung ebenfalls nicht. Die gilt für einen npn-Transistor oder n-Kanal Feldeffekttransistor im A-Betrieb. - Die Schaltung sollte gegen Schwankungen von Temperatur, Betriebsspannung, Halbleiterparametern und Alterung stabil sein. Wir entwerfen Schaltungen mit bestimmten Eingangsvoraussetzungen. Ein Beispiel: Die Temperatur ist 20 Grad Celsius, die Betriebsspannung beträgt 15 Volt, die Stromverstärkung des Transistors ist gleich 150. In Wirklichkeit variieren Temperatur und Netzspannung, und Halbleiterdaten unterliegen großen Schwankungen. Unter allen diesen Vorraussetzungen muß die Schaltung funktionieren. Dies bedeutet konkret beim Arbeitspunkt, daß man nach Möglichkeit großzügig bemißt. - Die maximal zulässigen Verlustleistungen der Halbleiterbauelemente dürfen nicht überschritten werden. Dies geschieht schneller als man denkt. wenn man die bei Betrieb auftretende Temperaturerhöhung in einem Gerät nicht beachtet. - Das Rauschverhalten von Bipolartransistoren ist abhängig von Kollektorstrom und Generatorwiderstand. Gerade bei Vorstufen ist es daher ratsam, einen Blick ins Datenblatt des Transistors zu werfen. Bei Endstufen interessiert dies weniger. 156 7.2.1 Der Ruhestrom machts: A-, AB- und B-Betrieb von Transistoren und Feldeffekttransistoren Je nach dem eingestellten Ruhestrom unterscheidet man zwischen A- und B-Betrieb. Ein Kompromiss zwischen beiden Betriebsarten ist der AB-Betrieb (Bild 7.5). A-Betrieb IC A-Betrieb B-Betrieb AB-Betrieb C-Betrieb B-Betrieb UBE Bild 7.5: Die verschiedenen Betriebsarten Schematisch ist die Eingangskennlinie eines npn-Bipolartransistors dargestellt sowie zwei einstufige Transistorverstärker. Sämtliche Ausführungen gelten natürlich auch für Feldeffekttransistoren. Legiglich der Nullpunkt der Kennlinie muß dann verschoben werden: Nach links für Verarmungstypen und nach rechts für Anreicherungstypen. Im A-Betrieb ist der Kollektorruhestrom des Transistors so groß, daß beide Halbwellen der Eingangsspannung einwandfrei wiedergegeben werden. Man erkennt am Ausgang wieder das Sinussignal, allerdings invertiert. Der Ruhestrom ist so groß, daß bei einer Aussteuerung keine der Halbwellen begrenzt wird. Der A-Betrieb ist die normale Betriebsart für Vorstufen. Die Ruheverlustleistung (ohne Signal) ist groß. Der Wirkungsgrad ist daher so schlecht, daß man bei Leistungsendstufen vielfach darauf verzichtet. Im B-Betrieb ist der Kollektorruhestrom des Transistors gleich Null. Da der Kollektorstrom nicht kleiner als Null werden kann, wird die negative Halbwelle der Eingangsspannung abgeschnitten. Das Signal ist stark verzerrt. Die Ruheverlustleistung des Transistors ist gleich Null. Diese Betriebsart hat daher hohen Wirkungsgrad und wird in Leistungsendstufen verwandt. Dort schaltet man einen npn- und einen pnp-Transistor in Reihe. Der npn-Transistor verarbeitet dann die positive Halbwelle der Eingangsspannung und der pnp-Transistor die negative Halbwelle. Der B-Betrieb hat allerdings einen Nachteil: Da ein wesentlicher Basis- und damit Kollektorstrom nur dann fließen kann, wenn die Basis-Emitter-Spannung größer als etwa 0.6 Volt ist, werden Anteile der Eingangsspannung unter 0.6 Volt abgeschnitten. Es kommt zu den sogenannten „Übernahmeverzerrungen“ (siehe Leistungsverstärker-Kapitel). Als Kompromiss wählt man daher bei Leistungsverstärkern den AB-Betrieb. Im AB-Betrieb fließt ein geringer Ruhestrom. Man wählt ihn derart, daß die Übernahmeverzerrungen gering sind. Die Ruheverlustleistung ist gering. Im Bild 7.5 ist noch der C-Betrieb eingezeichnet. Die Basis-Emitter-Spannung ist deutlich kleiner als Null. Daher muß das Eingangssignal schon recht groß sein, um ein Ausgangssignal zu erzeugen. 157 Anwendungsgebiete sind beispielsweise Senderendstufen und das Amplitudensieb in Fernsehgeräten. Bei Senderendstufen werden die Verzerrungen durch ein angeschlossenes Filter wieder ausgefiltert. Beim Amplitudensieb unterdrückt man bewußt die Bildinformation des Videosignales und läßt nur die Austastimpulse durch. 7.2.2 Arbeitspunkteinstellung bipolarer Transistoren Gegeben ist die Grundschaltung nach Bild 7.6. In der Schaltung erkennt man einen Transistor mit Kollektor- und Emitterwiderstand sowie einen Basisspannungsteiler (links) bzw. einen Widerstand R1 (rechts). +UB RC R1 IQ + IB +UB IC = B * IB IB IQ RC R1 IB IC = B * IB IB IE = (B+1) * IB R2 IE = (B+1) * IB RE RE Bild 7.6: Grundschaltung zur Arbeitspunkteinstellung Es ist bei diesem Bild noch nicht festgelegt, ob der Transistor wechselspannungsmäßig in EmitterBasis- oder Kollektorschaltung arbeiten soll. Diese Grundschaltungen erreicht man durch Weglassen oder Kurzschließen bestimmter Widerstände. Eventuell werden auch nur einige Punkte wechselspannungsmäßig geerdet. Die Schaltung läßt sich außerdem noch durch Weglassen des Widerstandes RE variieren Wir erkennen einen „Ausgangskreis“ bestehend aus RC, der Kollektor-Emitter-Strecke des Transistors und RE sowie einen „Eingangskreis“ aus R1 und R2, der Basis-Emitter-Strecke und dem Emitterwiderstand RE. Den Kollektorstrom, die Kollektor-Emitter-Spannung sowie die Spannungsabfälle an den Widerständen RC und RE machen den ausgangsseitigen Teil des Arbeitspunktes aus. Diese Größen wollen wir einstellen. Der Basisstrom macht (zusammen mit der Basis-Emitter-Spannung) den eingangsseitigen Teil des Arbeitspunktes aus: Ihn müssen wir einstellen, damit sich ein bestimmter Kollektorstrom einstellt. Zu diesem Zweck zeichnen wir das Ersatzschaltbild des Eingangskreises (Bild 7.7). Es handelt sich dabei allerdings nicht um das Kleinsignalersatzschaltbild. RP RP = R1 * R 2 R1 + R 2 R2 UL = UB * R1 + R 2 IB R1 = UL = 0.7 V = UB 0.7 V = (B+1)*RE Bild 7.7: Ersatzschaltbild des Eingangskreises (NICHT Kleinsignalersatzschaltbild) 158 IB (B+1)*RE Den Spannungsteiler bestehend aus der Betriebsspannungsquelle UB und den Widerständen R1 und R2 ersetzen wir durch eine Ersatzspannungsquelle UL und RP gemäß UL = UB * R2 R1 + R 2 sowie RP = R1 * R 2 R1 + R 2 Für den Fall. daß der Widerstand R2 entfällt, gilt die Variante mit UB und R1 rechts im Bild 7.7. Der Transistor selbst wird durch eine ideale Spannungsquelle mit einer Quellenspannung von 0.7 Volt ersetzt. Dies ist nicht ganz korrekt, denn die Basis-Emitterstrecke weist einen Widerstand von UBE/IB auf und der Spannungsabfall ist auch nicht exakt gleich 0.7 Volt. Der Ansatz ist aber für unsere Zwecke hinreichend genau. Nun zum Emitterwiderstand. Hier finden wir eine Besonderheit, die durch die Stromverstärkung B des Transistors hervorgerufen wird. Im Ersatzschaltbild erscheint nur der Basisstrom IB und nicht der Kollektorstrom IC. Fließt ein Basisstrom, so fließt auch ein Kollektorstrom und am Widerstand RE fällt die Spannung URE = R E * (IB + IC ) = R E * (IB + B * IB ) = R E * IB (1 + B ) ab. Wenn wir nur IB im Ersatzschaltbild zulassen, muß dann der Widerstand entsprechend größer sein: R Eresultierend = (B + 1) * R E In diesem Ersatzschaltbild erscheinen damit alle Größen, die wir benötigen, um den Basisstrom als Funktion aller anderen Parameter zu berechnen. Für den Basisstrom finden wir dann folgende Beziehung: IB = UL − 0.7 V R P + (B + 1) * R E und für den Kollektorstrom IC = B * IB = (UL − 0.7 V ) * B R P + (B + 1) * R E Dies bedeutet, für eine große Stromverstärkung ist der Kollektorstrom bei gegebenem RE unabhängig von B. Der Emitterwiderstand RE stabilisiert den Arbeitspunkt gegen Bauteiletoleranzen. Er dient als Gegenkopplungwiderstand. Er verringert allerding auch die Wechselspannungsverstärkung und wird deshalb vielfach wechselspannungsmäßig mit einem Kondensator kurzgeschlossen. Man bemißt ihn so, daß etwa 10 bis 15 Prozent der Betriebsspannung UB an ihm abfallen. Dies ist eine grobe Faustregel, Abweichungen sind daher durchaus möglich. Nun schauen wir uns noch einmal das Bild 7.6 an. Der Basisgleichstrom IB fließt aus dem Widerstand R1 in die Basis des Transistors hinein. Dabei kann man bei Bipolartransistoren den Widerstand R2 weglassen. Im Bild 7.7 finden wir das Ersatzschaltbild, links mit dem Widerstand R2, rechts ohne R2. Sieht man R2 vor, so wird der Widerstand R1 nicht nur vom Basisstrom durchflossen, sondern auch vom Querstrom IQ. Dieser Querstrom fließt über den Widerstand R2 nach Masse ab. Ohne R2 wird R1 nur von IB durchflossen. Ohne Herleitung: Der Arbeitspunkt ist bei der linken Variante 159 unempfindlicher gegen Schwankungen der Betriebsspannung, die rechte Variante schützt besser gegen Temperaturschwankungen. Der Querstrom wird so gewählt, daß er etwa zehnmal so groß ist wie der Basisstrom. Auch dies ist eine grobe Faustregel. Forscht man ein wenig in der Literatur, so schwanken die Zahlenangaben zwischen drei und zehn. Wichtiger ist die Frage, welche Konsequenzen es für den Eingangswiderstand hat, wenn man R2 vorsieht oder nicht. Nehmen wir einmal an, wir wollten einen bestimmten Kollektorstrom IC einstellen. Wir haben einen Spannungsabfall an RE und eine Basis-Emitter-Spannung. Dann gilt für R1 je nach Variante: Links: R1 = UB − UBE − URE IQ + IB und rechts: R1 = UB − UBE − URE IB Die Zähler bleiben jeweils gleich, der Nenner des zweiten Bruches ist um den Faktor 11 kleiner (wenn IQ gleich 10*IB ist). Dementsprechend ist auch bei der rechten Variante der Widerstand R1 elfmal größer. Legen wir nun über einen Koppelkondensator eine Signalquelle zwischen Basis und Masse, so teilt sich der Strom der Signalquelle am Koppelpunkt auf. Die Betriebsspannungsquelle ist eine ideale Gleichspannungsquelle und daher für Wechselstrom durchlässig. Wer mit dieser Vorstellung Schwierigkeiten hat, möge sich daran erinnern, daß zwischen Betriebsspannung und Masse im allgemeinen ein großer Siebkondensator geschaltet ist, der alle Wechselspannung kurzschließt. Bei der linken Variante finden wir drei Wechselströme: - den Basiswechselstrom iB, - einen Strom durch R1 über die Betriebsspannungsquelle nach Masse sowie - einen Strom durch R2 über die Betriebsspannungsquelle nach Masse. Dabei wirkt nur der Basisstrom steuernd. Die beiden anderen Ströme erzeugen nur einen Spannungsabfall am Innenwiderstand der Signalquelle: Die Steuerspannung am Eingang wird kleiner. Bei der rechten Variante finden wir nur zwei Wechselströme: - den Basiswechselstrom iB sowie - einen Strom durch R1 über die Betriebsspannungsquelle nach Masse. Der Wechselstrom durch R1 ist dabei wesentlich kleiner, da R1 hochohmiger ist als bei der linken Variante. Der Wechselstromeingangswiderstand der linken Variante ist wesentlich geringer als der der rechten Variante. Dies ist dann wichtig, wenn der Innenwiderstand der Signalquelle groß ist, denn dann würde bei der linken Variante unzulässig viel Signalspannung am Innenwiderstand der Quelle abfallen. Nun lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf den Ausgangskreis. Dabei kann man folgende Masche aufstellen: 160 UB = ICA * R C + UCEA + IEA * RE wobei der Index "A" den Arbeitspunkt kennzeichnet. Dabei sei UCEA und/oder ICA vorgeben. Für Kollektor- und Basisstrom gilt B ≈ IEA B +1 I IB = CA B ICA = IEA * Der Spannungsabfall am Kollektorwiderstand ist gleich URC = ICA * R C und am Emitterwiderstand URE = IEA * R E ≈ ICA * R E Die beiden Gleichungen zur Bestimmung der Widerstände R1 und R2 lauten (s. o.) R1 = UB − UBE − URE IQ + IB beziehungsweise R1 = UB − UBE − URE IB und R2 = UBE + URE IQ Damit haben wir genügend Gleichungen, um den Arbeitspunkt auszurechnen. Ein Beispiel: Gegeben sei ein Vorverstärker mit einem Transistor, dessen Stromverstärkung gleich 100 ist. Der Transistor weise (für den gegebenen Generatorwiderstand) ein Rauschminimum bei einem Kollektorstrom von 2mA auf. Die Basis-Emitter-Spannung sei etwa 0.7 Volt, die Betriebsspannung ist gleich 15 Volt. Man bestimme RE, RC sowie die Widerstände R1 und R2 sowie alternativ den Widerstand R1 für den Fall, daß R2 entfällt. Zuerst bestimmen wir den Spannungsabfall an RE. Der soll zwischen 10 und 15 Prozent der Betriebsspannung betragen. Das ist ein Bereich von 1.5 bis 2.25 Volt. Wir wählen eine Spannung von 2 Volt und erhalten RE = URE IC = 2V = 1kΩ 2mA Da haben wir sogar einen Normwert für den Widerstand RE erwischt. Bei einer Betriebsspannung von 15 Volt verbleiben damit für die Spannungen UCEA und URC noch 13 Volt. Bei einer Vorstufe ist nicht damit zu rechnen, daß die Amplitude der Ausgangswechselspannung sehr groß ist. Trotzdem wählen wir die Kollektor-Emitter-Spannung UCEA so, daß sie gleich der halben verbleibenden Spannung ist. 161 Dies gibt uns die Sicherheit, daß selbst bei relativ großen Schwankungen der Bauelementewerte die Wechselspannung nicht abgeschnitten wird. UCEA = 6.5 V Damit finden wir für den Kollektorwiderstand RC = URC IC 6.5 V = 3.25kΩ 2mA = Am Emitterwiderstand fielen 2 Volt ab, die Basis-Emitter-Spannung ist gleich 0.7 Volt. Bei einer Stromverstärkung von 100 ist der Basisgleichstrom gleich 20 µA. Somit finden wir für den Widerstand R1 UB − UBE − URE R1 = IB + IQ = 15 V − 0.7 V − 2 V = 55.9kΩ 20µA + 200µA = 15 V − 0.7 V − 2 V = 615kΩ 20µA beziehungsweise (ohne R2) R1 = UB − UBE − URE IB Für R2 finden wir schließlich R2 = UBE + URE IQ = 0.7 V + 2 V = 13.5kΩ 200µA Damit wären alle erforderlichen Widerstände bestimmt. Oder? Leider nicht. Wir haben nicht bedacht, daß ohmsche Widerstände nur in Normwerten geliefert werden. 1kΩ ist ein Normwert, die restlichen Widerstände leider nicht. Der Widerstand R1 mit 55.9kΩ liegt sehr nahe an dem Normwert von 56kΩ, so daß wir auch diesen nicht neu zu berechnen brauchen. Auch 615kΩ liegen so nahe an dem Normwert 620kΩ, daß wir keine Neuberechnung vornehmen. Bei R2 liegen die Verhältnisse anders: Da liegt der Wert von 13.5kΩ genau in der Mitte zwischen 12kΩ und 15kΩ. Für einen dieser Werte müssen wir uns entscheiden. Da kommt uns nun das Ersatzschaltbild von Bild 7.7 zu Hilfe. Wir berechnen den Widerstand RP: RP = R1 * R 2 56kΩ * 12kΩ = = 9.882kΩ R1 + R 2 56kΩ + 12kΩ RP = R1 * R 2 56kΩ * 15kΩ = = 11.831kΩ R1 + R 2 56kΩ + 15kΩ beziehungsweise Nun müssen wir noch die Leerlaufspannung UL berechnen: UL = UB * R2 12kΩ = 15 V * = 2.647 V R1 + R 2 56kΩ + 12kΩ 162 beziehungsweise UL = UB * R2 15kΩ = 15 V * = 3.169V R1 + R 2 56kΩ + 15kΩ Man beachte, daß in diesen Formeln statt 55.9kΩ der Wert von 56kΩ steht, denn dieser Wert wurde ja gewählt. Der resultierende Emitterwiderstand ist gleich R Eresultierend = (B + 1) * 1kΩ = 101kΩ und wir erhalten für den Basisstrom IB = UL − UBE 2.647V − 0.7 V = = 17.6µA R P + (B + 1) * R E 9.882kΩ + 101kΩ IB = UL − UBE 3.169V − 0.7 V = = 21.9µA R P + (B + 1) * R E 11.831kΩ + 101kΩ beziehungsweise Man beachte auch den großen Wert von REresultierend, gegen den die Unterschiede in den Widerständen RP fast verschwinden. Die Kollektorströme sind dann ICA = B * IB = 1.76mA bzw. 2.19mA Wäre der Wert von 3.25kΩ ein Normwert, hätten wir Spannungsabfälle von URC = 3.25kΩ * 1.76mA = 5.72V bzw. URC = 3.25kΩ * 2.19mA = 7.11V Der gewünschte Wert war URC=6.5V. Die Abweichungen halten sich im Rahmen. Leider ist auch der Wert 3.25kΩ kein Normwert. Der nächstmögliche Normwert ist 3.3kΩ. Nehmen wir nun den etwas größeren Widerstand und kombinieren ihn mit dem kleineren Strom, so erhalten wir URC = 3.3kΩ * 1.76mA = 5.81V und für die Kollektor-Emitter-Spannung UCEA = 13 V − 5.81V = 7.19 V Damit haben wir einen gangbaren Kompromiss gefunden. Etwas schwieriger wird es, wenn der Widerstand R1 kein Normwert ist. Die Spannung am Widerstand R1 bleibt erhalten, der Widerstandswert ändert sich. Es gilt IB + IQNeu = 163 UR1 R1Norm Da R1Norm einen anderen Zahlenwert hat als R1, ändert sich auch der Wert von IB+IQ. Der Basisstrom IB sollte dabei unbedingt erhalten bleiben, der Strom IQ darf sich ändern, da die Forderung IQ=10*IB ohnehin nur auf einer Faustregel beruht. Wir müssen nun einen neuen Querstrom ausrechnen: IQneu = UR1 R1Norm − IB und den Widerstand R2 wie folgt bestimmen: R2 = UBE + URE IQneu 7.2.3 Arbeitspunkteinstellung von Feldeffekttransistoren Wir erinnern uns: Der Feldeffekttransistor ist ein spannungsgesteuertes Bauelement. Bei der Arbeitspunkteinstellung wird daher die Gate-Source-Spannung UGS derart eingestellt, daß der gewünschte Drainstrom ID fließt. Die Halbleiter arbeiten im Abschnürbereich. Bei Verarmungstypen kann UGS entgegengesetztes Vorzeichen zu UDS haben (ein Muß bei JFETs), bei Anreicherungstypen haben beide Spannungen das gleiche Vorzeichen. Bild 7.8a zeigt die Grundschaltung für FETs am Beispiel eines N-Kanal-JFETs mit den Bauelementen zur Arbeitspunkteinstellung sowie eine Ersatzschaltung (Bild 7.8b). +UB R1 RD ID R2 R3 RS UL a) Bild 7.8: Arbeitspunkteinstellung eines Feldeffekttransistors R3 ID RP RS = b) Bild 7.8a zeigt den Eingangskreis eines Feldeffekttransistors. Zur Arbeitspunkteinstellung werden die Widerstände R1, R2 und RS benötigt. Da (fast) kein Eingangsstrom fließt, wird der Eingangswiderstand wechselstrommäßig von der Eingangskapazität des FETs (hier nicht eingezeichnet) und der Parallelschaltung von R1 und R2 bestimmt. Um den Eingangswiderstand möglichst groß zu halten, kann man den Widerstand R3 zwischen die Anzapfung des Spannungsteilers und das Gate des FETs schalten. Da nur ein sehr kleiner Gategleichstrom fließt, darf dieser Widerstand sehr groß sein. Diesem Widerstand R3 finden wir bei Bipolartransistoren nicht, da deren Eingangswiderstand recht klein ist. Der resultierende Eingangswiderstand der Schaltung ist dann nicht RP = R1IIR2, sondern RP+R3. Man muß lediglich überprüfen, ob bei hohen Temperaturen, wenn der Gatereststrom am höchsten ist, der Spannungsabfall an R3 nicht den Arbeitspunkt auf unzulässige Weise verschiebt. Beim Bipolartransistor konnte man den Widerstand R2 weglassen. Bei Verarmungstypen kann hier der Widerstand R1 entfallen. Das Gate liegt dann auf dem Potential von 0 Volt. 164 Der Spannungsteiler aus R1 und R2 erzeugt die Spannung UL aus UB mit UL = UB * R2 R1 + R 2 Der Innenwiderstand RP der Ersatzspannungsquelle UL ist RP = R1 * R 2 R1 + R 2 Durch den Widerstand RS fließt der Strom ID. Die Widerstände RP und R3 führen keinen Gleichstrom, deshalb tritt auch kein Gleichspannungsabfall an ihnen auf. Ein Maschenumlauf am Eingangskreis ergibt daher: UL − ID * R S − UGS = 0 Dies ist eine Geradengleichung. Man findet zwei markante Punkte bei ID = 0 und bei UGS = 0: ID = 0 : UGS = 0 : UGS = UL UL = ID * R S → ID = UL RS Bild 7.9 zeigt die Eingangskennlinie des FETs sowie die Widerstandsgerade mit der Steigung 1/RS. ID IDAMAX ~1/RS IDA P2 IDAMIN P1 UP UGSA ID = UL / RS UL UGS Bild 7.9: Eingangskennlinie und Widerstandsgerade. Die Widerstandsgerade schneidet die UGS-Achse bei UL (ID=0) und die ID-Achse bei UL/RS (UGS=0). Ihre Steigung ist 1/RS. Im Diagramm ist nicht nur eine Eingangskennlinie eingetragen, sondern drei. Die mittlere, stark ausgezogene Kennlinie stellt den Normalfall aus dem Datenblatt dar, die beiden anderen die Kennlinien, welche die Exemplarstreuungen des jeweiligen Halbleiters charakterisieren. Diese Kennlinien sind die äußersten Grenzen für den FET: UPmax mit IDSSmax und 165 UPmin mit IDSSmin. Leider lassen sich Feldeffekttransistoren nur mit Exemplarstreuungen fertigen, so daß wir auch diese Kennlinien betrachten müssen. relativ großen Die Größenordnung der Abweichung für den N-Kanal-MOSFET 3N154 (Verarmungstyp) von RCA gibt die folgende Tabelle wieder. Es wird im Datenblatt dabei ausdrücklich auf die "eng tolerierte Pinch-OffSpannung" hingewiesen: Größe UP IDSS min. -2 10 typ. -3.5 15 max -8 25 Tabelle 7.1: Variation der Werte von IDSS und UP für den MOSFET 3N154 Der Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit der Normalkennlinie ergibt den Drainstrom IDA und die Spannung UGSA im Arbeitspunkt. Der sich wirklich einstellende Drainstrom kann jedoch - je nach Transistorexemplar - zwischen IDAmax und IDAmin schwanken. Dementsprechend schwanken auch die Gate-Source-Spannungen. Bezeichnet man IDAmax - IDAmin mit ∆ID, so sieht man, daß ∆ID bei gegebenem Arbeitspunkt IDA und UGSA um so größer ist, je steiler die Widerstandsgerade 1/RS ist. Verringert man UV und behält den Arbeitspunkt bei, so wird die Widerstandsgerade immer steiler und ∆ID immer größer. Eine steile Widerstandsgerade bedeutet einen kleinen Sourcewiderstand RS, also auch eine kleine Gegenkopplung: Eine Gegenkopplung wirkt Exemplarstreuungen immer entgegen. Eine wichtige Schaltungsvariante von Bild 7.8a entsteht dadurch, daß R1 und R3 entfallen: UL ist dann gleich 0 Volt und das Gate liegt über den Widerstand R2 an Masse. In Bild 7.9 bedeutet dies, daß der Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit dem Nullpunkt zusammenfällt (Bild 7.10). Hier wird auch kurz auf die zeichnerische Bestimmung von RS eingegangen. ID ~1 / RS +UB IDA ID R2 RS UP UGSA UGS Bild 7.10: Zeichnerische Bestimmung von RS bei UV=0V Will man RS für einen bestimmten Drainstrom IDA bestimmen, so geht man vom Punkt IDA auf der ID-Achse nach links bis zur Eingangskennlinie. Dieser Punkt wird mit dem Nullpunkt verbunden. Die Steigung der resultierenden Geraden ist proportional 1/RS. Fällt man vom Schnittpunkt das Lot auf die UGS-Achse, so erhält man die Gate-Source-Spannung UGSA im Arbeitspunkt. Da UL gleich Null ist, schneidet die Arbeitsgerade immer den Nullpunkt. Eine Variation von ID kann man nur durch Variation von RS erreichen. Dies bedeutet jedoch, daß ∆ID bei großen Drainströmen groß sein kann, weil RS klein ist und die Gerade entsprechend steil. Will man ∆ID bei dieser Schaltungsvariante klein halten, 166 also eine flach verlaufende Arbeitsgerade haben, so muß man auf kleine Drainströme ausweichen. Bei kleinen Drainströmen hingegen ist die Steilheit jedoch relativ klein - ein unerwünschter Effekt, da die Steilheit ein wichtiger Kleinsignalparameter ist und die Verstärkung der Stufe beeinflußt. Wir können RS für die Variante in Bild 7.10 auch rechnerisch bestimmen. Es gilt: IDA U = IDSS * 1 − GSA UP 2 sowie UGSA + IDA * R S = 0 oder RS = − UGSA IDA Lösen wir die erste Gleichung nach UGSA auf und setzen das Ergebnis in die zweite Gleichung ein, so erhalten wir: I − UP * 1 − DA IDSS RS = IDA Doch zurück zu Bild 7.9. Gibt man IDAmax und IDAmin vor, so muß die Widerstandsgerade durch die Punkte P1 und P2 gehen und wird die UGS-Achse bei einem bestimmten Wert von UL schneiden. Den Widerstand RS erhalten wir aus den vorgegebenen Werten IDAmax und IDAmin und den dazugehörigen Gate-Source-Spannungen, die wir aus den Gleichungen für die jeweiligen Kennlinien bestimmen können: RS = UGSA max − UGSA min IDA max − IDA min I I UP max * 1 − DA max − UP min * 1 − DA min IDSS max IDSS min RS = IDA max − IDA min Wir haben gerade nichts anderes gemacht, als die Koordinaten der beiden Schnittpunkte der Geraden mit den „Extremkennlinien“ eingesetzt. Weiterhin gilt: UL = ID * R S + UGS mit UGS < 0 und damit I UL = IDA max * R S − UP max * 1 − DA max IDSS max 167 oder alternativ I UL = IDA min * R S − UP min * 1 − DA min IDSS min Gibt man den Widerstand R2 des Spannungsteilers vor, so gilt für R1: U R1 = R 2 * B − 1 UL Man kann auch den Widerstand R1 vorgeben und R2 berechnen. Die Vorgabe von R2 ist allerdings deshalb sinnvoll, da R2 der kleinere der beiden Widerstände ist. Die Parallelschaltung von R2 und R1 weicht nicht allzu stark von R2 ab, jedoch eventuell sehr stark von R1. Man prüfe außerdem, ob der Gatereststrom bei der höchsten Betriebstemperatur über der Parallelschaltung R1IIR2 (und falls vorhanden dem Widerstand R3) einen nennenswerten Spannungsabfall erzeugt, so daß sich der Arbeitspunkt verändert. Dazu ein Rechenbeispiel: Gegeben sei der Sperrschichtfeldeffekttransistor BF245A mit UP= -0.4V..-2.2V und IDSS= 2mA...7.5mA. Die Betriebsspannung UB betrage 30 V. Der Drainstrom muß kleiner als IDssmin sein. Wir wählen ID = IDSSmin/2 = 1 mA. Es sei ein ∆ID von ±0.1 mA zugelassen. Wir erhalten einen Wert von 5.8 kΩ für RS. Gewählt wird der Normwert 5.6 kΩ. Dann ist UL = 4.86 Volt. Wählt man R2 zu 3.9 MΩ, so wird R1 = 20.17 MΩ. Gewählt wird ein Wert von 22 MΩ. Um sicher im Abschnürbereich zu liegen, wählen wir UDS zu etwa 10 V. Am Sourcewiderstand fällt eine Spannung von 5.6kΩ*1mA = 5.6 V ab, somit verbleibt für den Spannungsabfall an RD eine Spannung von etwa 15 Volt. Damit wird RD = 15V/1mA = 15 kΩ. Will man FETs als Verstärker und Stromquellen einsetzen, so muß nicht nur der Arbeitspunkt im Abschnürbereich (Bereich II von Bild 7.2) liegen, der Transistor darf diesen Bereich auch bei der Aussteuerung mit einem Signal nicht verlassen. Diese Berechnungen für RS gelten nur für Verarmungstypen (Depletion). Der folgende Abschnitt gibt Aufschluss über die Unterschiede zwischen Depletion- und Enhancement-FETs. ID ID N-Kanal-Sperrschicht, N-Kanal-Depletion n*UP N-Kanal-Enhancement n*UP UP , UTh n*UTh UGSA UGSA UP , UTh UGS P-Kanal-Sperrschicht, P-Kanal-Depletion UGSA UTh P-Kanal-Enhancement Bild 7.10a: Kennlinien von Verarmungs-FETs (links) und Anreicherungs-FETS (rechts) 168 UTh n*UTh UGSA UGS Das Bild zeigt links die ID=f(UGS)-Kennlinien von Sperrschicht-FETs und Verarmungstypen, rechts die Kennlinien für Anreicherungstypen. Der Einfachheit halber (Es ist bei der kommenden Rechnung nur ein konstanter Faktor) ist der Einfluß der Drain-Source-Spannung (1+λ*UDS) weggelassen. Wir finden für den Sperrschicht-FET IDA = IDSS und für den MOSFET allgemein U * 1 − GSA UP 2 IDA = K * (UGSA − UTh ) 2 (Wie bereits erwähnt, ist hier λ zu Null angenommen) Wir rechnen mit dem Modell für den JFET. Berechnet werden soll die Spannung UGSA, bei der sich der Strom IDA einstellt. Dazu wird zuerst einmal die Wurzel gezogen: ± U IDA = 1 − GSA1,2 IDSS UP Wir finden zwei Lösungen für UGSA, das ist immer so bei der Lösung einer quadratischen Gleichung. Beide Lösungen sind mathematisch richtig, es ist jedoch nur eine physikalisch sinnvoll. Ein Weiterrechnen ergibt: UGSA1,2 = UP ± IDA * UP = UP ± n * UP IDSS Für die MOSFETs lautet die Lösung: UGSA1,2 = UTh ± IDA = UTh ± n * UTh K Man erkennt Folgendes: Die beiden Spannungen UGSA1 und UGSA2 liegen um ±n*UP bzw. ±n*UTh symmetrisch zu UP bzw. UTh. Dies ist im Bild 7.10a für die N-Kanal-Transistoren skizziert. Im linken Teil des Bildes muß man n*UP für den Verarmungs-MOSFET durch n*UTh ersetzen. Dies bedeutet, daß bei einer der Lösungen ein Drainstrom fließt, bei der anderen Lösung jedoch nicht. Bei den Verarmungstypen (N- und P-Kanal) muß die gültige Lösung zwischen 0 Volt und UP/UTh liegen, bei den Anreicherungstypen muß die gültige Spannung UGSA weiter von 0 Volt entfernt sein als UTh. Für RS gilt dann wiederum RS = − UGSA IDA 169 7.3 Widerstandsgerade und Ausgangskennlinienfeld In diesem Abschnitt werden wir uns mit Operationen im Ausgangskennlinienfeld beschäftigen. Die Beispiele sind mit den Kennlinienfeldern von Bipolartransistoren ausgeführt, können aber ohne weiteres auf Feldeffekttransistoren übertragen werden. Aus Bild 7.6 lesen wir für den Ausgangskreis ab: UB = UCE + IC * R C + IE * R E Setzt man IE = IC, so erhält man UCE (IC ) = UB − IC * (R C + RE ) Löst man diese Gleichung nach IC auf, so ergibt sich IC = UCE UB − R C + RE RC + RE In einem Koordinatensystem mit der UCE-Achse in x-Richtung und der IC-Achse in y-Richtung ist dies die Gleichung einer Geraden mit der Steigung -1/(RC + RE). Ihre Achsenabschnitte sind: UCE = 0 : IC = 0 : IC = UB RC + RE UCE = UB Nun wird aber auch der Transistor vom Strom IC durchflossen. Der Schnittpunkt der Kennlinie UCE = f(IC) mit der obigen Geraden, der Arbeitsgeraden, ergibt gerade den Arbeitspunkt. Das bedeutet: Bei einer Reihenschaltung Transistor, Kollektorwiderstand und Emitterwiderstand liegen alle möglichen Arbeitspunkte auf der Arbeitsgeraden. Welcher Arbeitspunkt sich in einem speziellen Fall einstellt, hängt vom Basisstrom ab, denn IC ist gleich B * IB. Für Gleichspannung und Wechselspannung ergeben sich unterschiedliche Arbeitsgeraden, je nachdem ob der Emitterwiderstand wechselspannungsmäßig geerdet ist oder nicht, ob sich Induktivitäten oder Kapazitäten im Kollektorkreis befinden oder ob dem Kollektorwiderstand der Eingangswiderstand einer nachfolgenden Schaltung wechselspannungsmäßig parallelgeschaltet ist. Diese Fälle werden nun besprochen. Bild 7.11 zeigt das Kennlinienfeld des Transistors BC548C. Wollen wir beispielsweise einen Arbeitspunkt UCE = 10 Volt bei einem Kollektorstrom von 13.5 mA einstellen, so müssen wir laut Kennlinie einen Basisstrom von 30 µA einstellen. Wenn die Betriebsspannung 20 Volt beträgt, so liegt bereits ohne Rechnung der zweite Punkt der Arbeitsgeraden fest: IC = 0 bei UCE = 20 Volt (Transistor völlig gesperrt). Ob dieser Punkt der Arbeitsgeraden im Betrieb jemals erreicht wird, ist dabei ohne Belang. Die Arbeitsgerade ist bereits im Kennlinienfeld eingezeichnet. Ihr Schnittpunkt mit der IC-Achse liegt bei IC = 27mA. Dadurch erhalten wir für RE+RC den Wert 20V/27mA = 740Ω. Wie sich der Gesamtwiderstand auf RC und RE aufteilt, spielt bei der Gleichstromarbeitsgeraden keine Rolle. 170 Kennlinienfeld des BC548C 30m IB=60µA 25m IB=50µA 20m IB=40µA (10.00, 13.517m) IB=30µA 15m IB=20µA 10m IB=10µA 5m 0 0V 5V IC (Q1) 10V 15V 20V (20V - VCE) / 740 VCE Bild 7.11: Kennlinienfeld des Transistors BC548C Ein Kondensator hat eine endlich große Impedanz für Wechselspannungen und sperrt Gleichspannungen völlig. Schalten wir parallel zu einem Widerstand einen Kondensator, so wirkt ab einer bestimmten Frequenz der Kondensator als Kurzschluß: Seine Impedanz ist so klein, daß der parallelgeschaltete Widerstand praktisch keine Rolle mehr spielt. Dies ist damit gemeint, wenn in diesem Abschnitt von „wechselspannungsmäßig kurzgeschlossenem Widerstand" die Rede ist. Nehmen wir nun an, der Kollektorwiderstand betrage 500Ω und der Emitterwiderstand von 240Ω sei für Wechselspannungen kurzgeschlossen. Dann beträgt die Steigung der Arbeitsgeraden -1/500Ω für Wechselspannungsbetrieb. Der Arbeitspunkt jedoch bleibt erhalten. Die Wechselstromarbeitsgerade ist jedoch steiler als die Gleichstromarbeitsgerade, deshalb schneidet sie die UCE-Achse bei einem Wert UCE<20 Volt. Da ein Teil des Lastwiderstandes kurzgeschlossen ist, ist auch der maximale Strom größer. 171 IC ICmax1 ICmax2 AP ICA ~ ~ 1 (RC + RE ) 1 RC UCEmax2 UCEmax1 UCEA UCE Bild 7.12: Ermittlung der Achsenabschnitte UCEmax1 und UCEmax2 Anhand des Bildes 7.12 wollen wir berechnen, wie groß der Unterschied zwischen UCEmax1 und UCEmax2 ist, wenn der Arbeitspunkt beibehalten wird. Allgemein gilt für die obige Darstellung: IC = IC max − UCE R Der Arbeitspunkt liege bei UCEA und ICA. Dann erhalten wir für ICA: ICA = IC max − UCEA R oder speziell I ICmax1 = ICA + II UCEA RA ICmax 2 = ICA + UCEA RB und UCEmax1 = R A * ICmax1 U UCEmax1 = ICA + CEA * R A R1 UCEmax2 = R B * ICmax 2 U UCEmax 2 = ICA + CEA * R B R2 oder UCEmax1 = ICA * R A + UCEA UCEmax 2 = ICA * R B + UCEA Der Unterschied ∆UCEmax ist dann: ∆UCEmax = UCEmax2 − UCEmax1 = ICA * (R B − R A ) Nun ist aber RB=RC+RE und RA=RC, so daß wir für den Unterschied ∆UCEmax erhalten: ∆UCEmax = ICA * R E 172 Dies kann man sich auch anschaulich vorstellen: Überbrückt man den Widerstand RE wechselspannungsmäßig mit einem Kondensator und oszillographiert die Spannung an diesem Widerstand ohne Aussteuerung, so erhält man URE = ICA * R E Steuert man nun den Transistor mit einer Wechselspannung aus, so bleibt die Gleichspannung am Emitterwiderstand erhalten - wie berechnet. Eine Wechselspannung tritt nicht auf. Dies bedeutet aber auch, daß der Transistor wechselspannungsmäßig nicht bis UCEmax2 ausgesteuert werden kann, sondern nur bis UCEmax1. Der Gleichspannungsabfall am Emitterwiderstand ist für die Aussteuerung mit Wechselspannung verloren. Wenn wir am Emitter eine Wechselspannung von 0 Volt messen, so bedeutet das weiterhin, daß der Emitter wechselspannungsmäßig an Masse liegt. Ist dem Kollektorwiderstand wechselspannungsmäßig noch ein weiterer ohmscher Widerstand RLast parallelgeschaltet, so erhöht sich die Steigung der Widerstandsgerade erneut auf -1/(RC||RLast). Nun noch eine Anmerkung zur Beibehaltung des Arbeitspunktes bei Aussteuerung mit einem Wechselspannungssignal. Dazu stellen wir uns vor, daß wir alle Gleichspannungen und –ströme mit Meßgeräten messen, die den zeitlichen Mittelwert der Spannungen und Ströme anzeigen. Nun steuern wir die Schaltung mit einem sinusförmigen Signal an. Der zeitliche Mittelwert eines Sinussignales ist gleich Null. Unter der Annahme, daß unser Verstärker linear ist, werden alle Wechselspannungen und –ströme in der Schaltung ebenfalls sinusförmig sein. Unsere Gleichspannungs- und –strommeßgeräte werden daher von der Aussteuerung unbeeinflußt bleiben. Ein Blick auf die Meßgeräte wird uns nicht verraten, ob ein Signal anliegt oder nicht. Wir sehen trotz Aussteuerung immer noch den gleichen Arbeitspunkt auf den Geräten. Bis jetzt wurde angenommen, daß der Arbeitspunkt beibehalten wird. Leider sind Transistoren und Feldeffekttransistoren nichtlineare Bauelemente. Steuert man den Transistor mit einer Stromquelle mit einem Effektivwert von 28µA aus, so erhält man eine Ausgangswechselspannung von mehr als 15VSS. Bedingt durch die Ansteuerung mit einer Stromquelle ist die Ausgangswechselspannung sehr klirrarm, jedoch nicht völlig unverzerrt. Eine PSpice-Simulation ergab folgende Werte: 173 BC548C: Arbeitspunktverschiebung bei Aussteuerung **** INITIAL TRANSIENT SOLUTION TEMPERATURE = 27.000 DEG C ************************************************************************** NODE VOLTAGE ( COLL) 9.9952 NODE VOLTAGE ( PLUS) 20.0000 NODE VOLTAGE (BASIS) .7145 **** FOURIER ANALYSIS TEMPERATURE = 27.000 DEG C *************************************************************************** FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(COLL) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 6 7 8 1.053617E+01 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 6.000E+03 7.000E+03 8.000E+03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 8.125E+00 5.419E-01 3.783E-02 1.586E-03 1.118E-03 5.981E-04 3.636E-04 2.946E-04 1.000E+00 6.670E-02 4.656E-03 1.952E-04 1.375E-04 7.361E-05 4.475E-05 3.626E-05 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) -3.065E-01 -9.101E+01 1.748E+02 5.054E+01 -1.321E+02 1.364E+02 4.334E+01 -4.118E+01 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 -9.070E+01 1.751E+02 5.085E+01 -1.318E+02 1.368E+02 4.365E+01 -4.087E+01 6.685900E+00 PERCENT Der Effektivwert der Verzerrungen beträgt etwa 6.69 Prozent, der Gleichanteil 10.53617 Volt. Dieser Gleichanteil ist größer als 9.9952 Volt. Dies kommt daher, daß die Ausgangsspannung nicht im gleichen Maß größer werden kann als UCEA wie sie kleiner wird als UCEA.. Durch die Verzerrungen kommt ein Gleichanteil zur Kollektorwechselspannung hinzu und dies ist gleichbedeutend mit einer Arbeitspunktverschiebung. Der Mittelwert der verzerrten Sinusspannung ist ungleich Null, der Arbeitspunkt verschiebt sich beim Auftreten von Verzerrungen. Bei kleinen Aussteuerungen oder Stromsteuerung oder Gegenkopplung ist diese Arbeitspunktverschiebung jedoch relativ gering, so daß man in erster Näherung davon ausgehen kann, daß der Arbeitspunkt erhalten bleibt. Bild 7.13 verdeutlicht den Verstärkungsvorgang graphisch anhand des Kennlinienfeldes eines Feldeffekttransistors. 174 ID IDSS IDA I AP UK = UGS - UP UP UGS / V -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 2 4 6 ue 8 10 12 UDS / V ua Bild 7.13: Graphische Darstellung des Verstärkungsvorgangs Der Arbeitspunkt ist so eingestellt, daß IDA etwa IDSS/2 ist. Die Arbeitsgerade hat eine Steigung derart, daß IDSS gerade dann fließt, wenn UK = IUPI ist. Dies garantiert maximale Aussteuerfähigkeit bei Großsignalaussteuerung. Man erkennt sehr deutlich die Unsymmetrie der Ausgangsspannung bei symmetrischer Ansteuerung des Gates: Der Ausgangsstrom und die Ausgangsspannung weisen deutliche Verzerrungen auf, verursacht durch die nichtlineare Steuerkennlinie. Da die negative Halbwelle der Ausgangsspannung stärker ausgeprägt ist als die positive Halbwelle, wird man eine Arbeitspunktverschiebung in Richtung eines größeren Drainruhestromes beobachten. Man beachte auch die Phasenverschiebung von 180° zwischen Eingangsspannu ng und Ausgangsspannung. 175 Kennlinienfeld des BC548C 30m 20m 10m IV III II I 0 0V 5V 10V 15V 20V VCE Bild 7.14: Arbeitsgeraden für Gleichspannungs- und Wechselspannungsaussteuerung Bild 7.14 zeigt vier Arbeitsgeraden für verschiedene Lastfälle. Die Arbeitsgerade I ist die Gleichspannungsarbeitsgerade. Die Arbeitsgerade II gibt die Verhältnisse wieder, wenn der Emitterwiderstand wechselspannungsmäßig überbrückt ist, jedoch kein Widerstand RLast parallel zu RC geschaltet ist. Im obigen Beispiel beträgt der Spannungsabfall am Emitterwiderstand 240Ω * 13.5 mA = 3.25 Volt. Der Achsenabschnitt von UCE liegt daher bei 16.75 Volt. Die Arbeitsgerade III zeigt den letzterwähnten Fall: Der Emitterwiderstand ist überbrückt und dem Kollektorwiderstand RC ein Lastwiderstand über einen Koppelkondensator RLast parallelgeschaltet. Der Widerstand RLast liegt mit einem Ende an Masse, die Parallelschaltung gilt nur für Wechselspannung. Die Arbeitspunkte bleiben in allen Fällen erhalten. Die Arbeitsgerade IV ist die eines Übertragers ohne Kupferverluste und ohne Streuinduktivität. Gleichspannungsmäßig liegt der Transistor direkt an +UB. Diese Kennlinie gilt also für UB=10 Volt. Der Lastwiderstand ist sekundärseitig angeschlossen. Wenn der Lastwiderstand über einen widerstandslosen Übertrager an den Transistor angekoppelt ist, so ist die Arbeitsgerade für den Gleichstrombetrieb eine Parallele zur IC-Achse. Die Kollektor-Emitter-Spannung UCE ist UB (in diesem Fall zu 10 Volt angenommen). Der Basisstrom IB stellt den Kollektorstrom ein, und eine Änderung des Basisstromes hat eine Änderung des Kollektorstromes zur Folge. Wenn der Transistor wechselspannungsmäßig ausgesteuert wird, so hat seine Arbeitsgerade die Steigung 1/ü²*RLast (z. B. III). UCE kann dabei die Betriebsspannung UB erheblich übersteigen. Dies liegt an der im Übertrager gespeicherten Energie, die eine Induktionsspannung erzeugt. Nimmt man eine symmetrische Aussteuerung um den Arbeitspunkt an, so kann die Kollektor-Emitter-Spannung im Fall IV auf der einen Seite bis auf (fast) Null Volt absinken, andererseits aber auch bis auf die doppelte Betriebsspannung ansteigen. Deshalb muß in diesem speziellen Fall der Transistor so ausgesucht werden, daß er Kollektor-Emitter-Spannungen von mindestens der doppelten Betriebsspannung aushält, ohne zerstört zu werden. 176 BC548C: RL-Glied; Ansteuerung mit sinus- und trapezfoermigem Strom 30m 25m > 20m > > Trapez 15m Arbeitsgerade > Sinus 10m 5m > > 0 0V 5V IC (Q1) 10V 15V 20V 25V 30V 35V 40V (20V - V (COLL1)) / 740 V (COLL1) Bild 7.15: RL-Glied als Kollektorimpedanz, Ansteuerung mit sinus- und trapezförmigem Strom Bild 7.15 zeigt den Fall, daß eine Induktivität in Reihe mit dem Kollektorwiderstand RC geschaltet ist. Speist man einen sinusförmigen Strom in die Basis ein, so ist die "Arbeitsgerade" eine Ellipse. Schaltet man den Transistor mit einem fast rechteckförmigen Strom ein und aus, so liegen die Endpunkte dieses Ein- und Ausschaltvorganges ebenfalls auf der Arbeitsgeraden. Während des Ausschaltens tritt jedoch aufgrund der in der Spule gespeicherten magnetischen Energie eine hohe Induktionsspannung auf, die eventuell den Transistor zerstören kann. Beim Einschalten findet man diese Induktionsspannung nicht. Beide Kurven werden im Uhrzeigersinn durchlaufen. Das Bild 7.15 ist eine Zusammenfassung zweier Darstellungen von PSpice-Simulationen. Zur Vermeidung von Einschwingvorgängen wurden alle Kapazitäten aus dem Transistormodell entfernt. In Bild 7.16 wird der Kollektor mit einem mit Masse verbundenen Kondensator belastet. Bei sinusförmiger Aussteuerung findet man wiederum eine Ellipse. Steuert man hingegen den Transistor mit einem fast rechteckförmigen Strom aus, so findet man eine Überhöhung des Stromes beim Einschalten vor: Der aufgeladenen Kondensator wird über den nun gut leitenden Transistor entladen, was zu einer Stromspitze führt. Die Kurven werden gegen den Uhrzeigersinn durchlaufen. Eine genauere Betrachtung der Ellipse findet man im Kapitel 9.1. 177 BC548C: RC-Glied; Aussteuerung mit sinus- und trapezförmigem Strom > > > > Arbeitsgerade > Sinus Trapez 5m 0 2V 4V IC (Q1) 6V 8V 10V 12V 14V 16V 18V 20V (20V - V (COLL1)) / 740 V (COLL1) Bild 7.16: RC-Glied als Kollektorimpedanz, Ansteuerung mit sinus- und trapezförmigem Strom 7.4 Rauschen Baut man hochempfindliche Verstärker auf, so hört man im Lautsprecher ein Rauschen. Dieses Rauschen entsteht im Verstärker selbst, wobei vor allen Dingen die Vorstufen zum Rauschen beitragen, da ihr Rauschen am höchsten verstärkt wird. Das Rauschen entsteht durch statistische Stromschwankungen in ohmschen Widerständen und Halbleitern. 7.4.1 Widerstandsrauschen Fließt ein Gleichstrom I durch einen Widerstand R, so ist diesem Gleichstrom ein sehr schwacher Wechselstrom i überlagert. Dieser Wechselanteil entsteht dadurch, daß die Ladungsträger beim Durchqueren des Kristallgitters zickzackförmige Wege zurücklegen müssen. Je höher die absolute Temperatur T ist, um so größer sind die Umwege, welche die Ladungsträger zurücklegen müssen, da das Kristallgitter selbst ins Schwingen gerät. Der überlagerte Wechselstrom weist dabei (im Idealfall) Spektralanteile von 0 Hertz bis unendlich auf. Durch diesen Wechselstrom wird im Widerstand die Rauschleistung Pr = 4kT * ∆f erzeugt. 178 Diese Rauschleistung ist lediglich von der absoluten Temperatur T und der Bandbreite ∆f abhängig. Somit sind im Spektrum der Rauschleistung alle spektralen Anteile zu gleichen Teilen enthalten. Allgemein gilt, daß ein thermisches Rauschen, bei dem die Rauschleistungsdichte Pr = 4kT ∆f konstant ist, als "weißes Rauschen". Dies ist eine Analogie zum weißen Licht, in dem ja ebenfalls alle Farben zu gleichen Anteilen enthalten sind. Die Rauschleistung kann man sich durch eine Rauschspannungsquelle Ur erzeugt denken, deren Effektivwert Ur = Pr * R = 4kT * ∆f * R beträgt. Ein Hinweis: Bei allen im Abschnitt 7.4 erwähnten Spannungen und Strömen handelt es sich um Effektivwerte und nicht um Amplituden. 7.4.2 Rauschquellen bei bipolaren Transistoren Widerstandsrauschen tritt auch bei Transistoren auf. Bild 7.17 zeigt das vom Analogsimulator Spice benutzte Rauschersatzschaltbild eine Bipolartransistors. Jedem dynamischen oder ohmschen Widerstand ist eine Rauschstromquelle zugeordnet, die weißes Rauschen liefert. Man findet für das weiße Rauschen zwei Ursachen: Das thermische Widerstandsrauschen, hier Johnson noise genannt und einen weißen Spektralanteil, der durch Elektron-Loch-Paare erzeugt wird, welche entstehen und wieder rekombinieren: Schottky-Rauschen oder shot noise. Zusätzlich entsteht durch die statistische Schwankung der Minoritätsträgerdichte in der Basiszone ein Rauschen, welches vor allen Dingen bei Frequenzen unterhalb etwa 1kHz eine Rolle spielt. Dieser Rauschanteil ist im Gegensatz zu obigen Rauschanteilen frequenzabhängig, man nennt es auch 1/f-Rauschen, Funkel-Rauschen oder flicker noise. Dieses Rauschen wird im Modell durch die Quelle IF dargestellt, welche dem Leitwert gpi, der die leitende Basis-Emitterstrecke symbolisiert, zugeordnet ist. S iRB CCs CBx iRC Cu RBB' B CPi iPi gPi C gu gm * UB'E' iRE RE E Bild 7.17: Rauschersatzschaltbild von Spice 179 gO iGO RC Das praktische Rechnen mit obigem Ersatzschaltbild ist zu schwierig, wenn man keinen Analogsimulator einsetzt. Eine andere Vorgehensweise zeigt Bild 7.18. Ur RG C B Ir UG RC ~ E E Bild 7.18: Rauschfreier Transistor mit externen Rauschquellen Man nimmt dabei den rauschenden Transistor als rauschfrei an und modelliert sein Rauschen durch eine Rauschspannungsquelle Ur und eine Rauschstromquelle Ir. In der Rauschspannungsquelle ist das Widerstandsrauschen des Basis-Bahnwiderstandes RBB' und des differentiellen Widerstandes rB'E der Basis-Emitterstrecke zusammengefaßt: Mit rB'E* ist hier der emitterseitige Eingangswiderstand UT/IE des Transistors gemeint: ( Ur = 4kT * ∆f * RBB' + 0.5rB* 'E ) Wegen der Korrelation zwischen Strom und Spannung im differentiellen Widerstand rB'E* erscheint hier noch der Faktor 0.5. Setzt man für rB'E* den Term rB'E*=UT/IE, so erhält man mit k*T=UT*e U Ur = 4UT * e * ∆f * R BB' + T 2IE Bei großen Emitterstrom IE kann man den zweiten Term des Klammerausdruckes vernachlässigen und erhält Ur = 4UT * e * ∆f * R BB' Damit ist die Rauschspannung unabhängig vom Emitterstrom. Bei kleinem Emitterstrom hingegen kann man RBB' vernachlässigen und bekommt für die Rauschspannung den Ausdruck Ur = 2e * ∆f IE Im Rauschstromgenerator Ir werden die stromabhängigen Komponenten des Schottky-Rauschens 2e*∆f*IB und des Flicker noise C*IE*∆f/f eingeführt. Dann gilt für den Effektivwert des Rauschstromes Ir = 2e * ∆f * IB + C * IE * ∆f f Die Konstante C hat je nach Transistor der Wert 3*10-19A bis 6*10-18A. 180 7.4.3 Rauschzahl und Rauschmaß Auch der Innenwiderstand des Generators aus Bild 7.18 liefert einen Beitrag zum Rauschen am Ausgang des Transistorverstärkers. Um den Einfluß des Generatorrauschens zu modellieren, wird das Rauschersatzschaltbild nach Bild 7.19a eingeführt. UrG UrT Urg RG UG RG re ~ UG Ue ~ a re b Bild 7.19 Rauschersatzschaltbilder für rauschbehafteten Generator und Transistor Der Effektivwert UrG des vom Innenwiderstand des Generators erzeugten Widerstandsrauschens beträgt UrG = 4kT∆fR G Das gesamte Transistorrauschen faßt man in eine Rauschspannungsquelle mit dem Effektivwert UrT = Ur2 + R G2 Ir2 zusammen. Der Generator erzeugt die Rauschleistung 2 UrG PrG = = 4kT∆f RG Die vom Transistor erzeugte Rauschleistung hat den Wert PrT = 2 UrT RG Die gesamte am Eingang des Transistors auftretende Rauschleistung beträgt somit 2 2 Urg2 UrG + UrT Pr = PrG + PrT = = RG RG Man faßt die beiden Rauschspannungsquellen am Eingangs des Transistors zu einer Rauschspannungsquelle Urg zusammen (Bild 7.19b) mit 2 2 Urg = UrG + UrT 181 Die Rauschzahl F ist der Faktor. mit dem man die Rauschleistung PrG des Generators multiplizieren muß, um auf die gesamte Rauschleistung zu kommen: Pr = F * PrG Damit erhält man für F 2 2 PrG + PrT UrG + UrT Pr F= = = 2 PrG PrG UrG F= Gesamtrauschleistung am Eingang, verursacht durch Generator und Transistor Rauschleistung, verursacht durch den Generator Man kann dann die gesamte am Eingang auftretende Leerlaufrauschspannung Urg auch durch F ausdrücken: Urg = 4kT∆fR GF = 4UT e∆fR GF Das Rauschmaß FdB ist definiert als FdB = 10 * lg F 7.4.4 Berechnung der Rauschzahl Die Rauschzahl F hängt vom Innenwiderstand des Generators und vom Emitterstrom ab. Es gilt F= 2 2 UrG + UrT Ur2 + Ir2 * R G2 = 1 + 2 2 UrG UrG Die Terme Ur, Ir und UrG wurden weiter oben bereits berechnet. Setzt man diese Terme in die obige Formel ein, so gilt mit IB≈IE/ß und kT=UT*e: F = 1+ R BB' U 1 1 C RG + T * + + * IE * R G 2R G IE ß 2ef 2UT Nach dieser Formel ist die Rauschzahl sowohl für IE=0 als auch für unendlich großen Emitterstrom unendlich groß. Es muß daher ein Minimum existieren. Das Gleiche gilt für den Generatorwiderstand. Leitet man obigen Ausdruck nach IE ab und setzt diese Ableitung zu 0, so erhält man für die minimale Rauschzahl Fmin = 1 + R BB' 1 C + + RG ß 2ef 182 Bild 7.20a zeigt für einen Kleinsignaltransistor die Abhängigkeit der Rauschzahl von der Frequenz; Bild 7.20b die Abhängigkeit der Rauschzahl vom Emitterstrom für verschiedene Generatorwiderstände. 20 20 IC = 2mA; RG = 2kΩ RG=1MΩ 15 RG=100kΩ 15 F/dB RG=10kΩ F/dB 10 10 5 5 0 -2 10 10 -1 0 10 1 10 10 2 0 RG=500Ω RG=1kΩ -3 10 -2 10 f/kHz -1 10 0 10 IE/mA Bild 7.20: Rauschzahl F als Funktion der Frequenz (a) und des Emitterstromes (b) Im Teil a des Bildes erkennt man das Ansteigen der Rauschzahl bei niedrigen Frequenzen aufgrund des Funkel-Rauschens (flicker noise). Teil b zeigt die Rauschzahl als Funktion des Emitterstromes bei verschiedenen Generatorwiderständen. Generell gilt: - Bei großen Generatorwiderständen sollte man den Emitterstrom gering halten. - Bei kleinen Generatorwiderständen sollte der Emitterstrom groß sein. Ohne Herleitung noch folgender - sehr grober- Vergleich zwischen bipolaren Transistoren, JFETs und MOSFETs: - Bei tiefen Frequenzen und Generatorwiderständen unter 5kΩ ist der bipolare Transistor den JFETs und den MOSFETs vorzuziehen. - Bei hohen Frequenzen >>200MHz ist der bipolare Transistor den FETs ebenfalls überlegen. - Bei niedrigen Frequenzen ist der JFET dem MOSFET überlegen. 183 1 10 Netzlisten Kennlinienfeld des BC548C .PARAM IBV=-30U VCE COLL 0 10V IB BASIS 0 {IBV} Q1 COLL BASIS 0 BC548C .LIB C:\LUDE\PS\SIM.lIB .OP .DC VCE 0V 20V 0.2V .STEP PARAM IBV -10U -60U -10U .END BC548C: RL-Glied; Ansteuerung mit sinus- und trapezfoermigem Strom VCE PLUS 0 20V RC1 PLUS ZWISCH1 740 L1 ZWISCH1 COLL1 1M IBGL1 BASIS1 0 -30U IBW1 BASIS1 0 PULSE (-30U 30U 10U 1U 1U 100U) Q1 COLL1 BASIS1 0 BC548C RC2 PLUS ZWISCH2 740 L2 ZWISCH2 COLL2 1M IBGL2 BASIS2 0 -30U IBW2 BASIS2 0 SIN (0 30U 10000) Q2 COLL2 BASIS2 0 BC548C .MODEL BC548C NPN( + AF= 1.00E+00 BF= 4.66E+02 BR= 2.42E+00 CJC= 0 + CJE= 0 CJS= 0.00E+00 EG= 1.11E+00 FC= 9.00E-01 + IKF= 1.80E-01 IKR= 1.00E+00 IRB= 1.00E+01 IS= 1.95E-14 + ISC= 1.00E-13 ISE= 1.31E-15 ITF= 1.03E+00 KF= 0.00E+00 + MJC= 3.19E-01 MJE= 3.26E-01 MJS= 3.30E-01 NC= 2.00E+00 + NE= 1.32E+00 NF= 9.93E-01 NR= 1.20E+00 PTF= 0.00E+00 + RB= 2.65E+01 RBM= 1.00E+01 RC= 1.73E+00 RE= 1.00E+00 + TF= 6.52E-10 TR= 0.00E+00 VAF= 9.17E+01 VAR= 2.47E+01 + VJC= 3.39E-01 VJE= 6.32E-01 VJS= 7.50E-01 VTF= 1.65E+00 + XCJC= 1.00E+00 XTB= 0.00E+00 XTF= 1.00E+02 XTI= 3.00E+00) .TRAN 1U 200U 0 0.1U .END BC548C: RC-Glied; Aussteuerung mit sinus- und trapezfoermigem Strom VCE PLUS 0 20V RC1 PLUS COLL1 740 C1 COLL1 0 25N 184 IBGL1 BASIS1 0 -30U IBW1 BASIS1 0 PULSE (-30U 30U 10U 1U 1U 100U) Q1 COLL1 BASIS1 0 BC548C RC2 PLUS COLL2 740 C2 COLL2 0 25N IBGL2 BASIS2 0 -30U IBW2 BASIS2 0 SIN (0 30U 10000) Q2 COLL2 BASIS2 0 BC548C .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB .TRAN 1U 600U 500U 0.1U; Spaeterer Beginn der Aufzeichnung nur fuer Sinus! .END BC548C: Arbeitspunktverschiebung bei Aussteuerung VCE PLUS 0 20V RC PLUS COLL 740 IBGL BASIS 0 -30U IBW BASIS 0 SIN (0 28U 1000) Q1 COLL BASIS 0 BC548C .LIB C:\LUDE\PS\SIM.lIB .TRAN 1M 10M 0 10U .FOUR 1000 V[COLL] .END 185 8. Transistoren - Kleinsignalersatzschaltbild und Verstärkergrundschaltungen 8.1 Kleinsignalersatzschaltbilder von Bipolar- und Feldeffekttransistoren Transistoren sind nichtlineare Bauelemente und entsprechend ist die Berechnung von Schaltungen mit Transistoren mathematisch aufwendig. In vielen Fällen ist man jedoch sehr daran interessiert, Verstärkerschaltungen zu entwerfen, welche weitestgehend linear arbeiten. Dann kann man Transistoren und Feldeffekttransistoren durch ein linearisiertes Ersatzschaltbild ersetzen und damit alle Regeln der Netzwerktheorie für lineare Netzwerke anwenden. Man betrachtet dann die Transistoren als einen VIerpol mit einem Eingangsklemmenpaar und einem Ausgangsklemmenpaar. Die gekrümmten Kennlinien der Halbleiter werden im Arbeitspunkt durch deren Tangenten ersetzt. 8.1.1 Kleinsignalersatzschaltbilder des Bipolartransistors Der Transistor kann als ein Vierpol mit zwei Eingangsklemmen und zwei Ausgangsklemmen betrachtet werden. Bei kleinen Aussteuerungen sind die Vierpolparameter linear, ansonsten jedoch nichtlinear. Man hat prinzipiell zwei Möglichkeiten, das Verhalten eines Transistors zu beschreiben: Die erste Möglichkeit ist ein physikalisches Ersatzschaltbild, dessen Elemente (Widerstände, Kondensatoren, Strom- und Spannungsquellen) das physikalische Verhalten des Transistors widerspiegeln. Für Großsignalaussteuerung bieten sich dann die Ersatzbilder nach Ebers-Moll oder Gummel-Poon an. In Bild 8.1 finden wir das π-Ersatzschaltbild nach Giacoletto für kleine Aussteuerungen, gültig für mittlere Frequenzen, wie es in erweiterter Form auch im Simulationsprogramm PSpice angewandt wird. CB'C RBB' B rBE' B' C rB'C CD Si * UB'E rCE E E Bild 8.1: Kleinsignalersatzschaltbild eines Bipolartransistors nach Giacoletto Die Basis ist in einen äußeren Basisanschluß B und einen inneren Basisanschluß B' aufgetrennt worden. Zwischen B und B' liegt der spannungsabhängige Basisbahnwiderstand RBB', der etwa 10 Prozent von rBE ausmacht. Der Widerstand rB'E ist der dynamische Innenwiderstand der BasisEmitter-Diode. Si ist die innere Steilheit, etwa gleich der gesamten Steilheit S und rCE ist der dynamische Ausgangswiderstand. Parallel zu rB'E liegt die Diffusionskapazität CD, welche die Ladungsträgeransammlung in der leitenden Basis-Emitter-Diode modelliert. Zwischen innerer Basis und Kollektor liegen der Widerstand rB'C, der die Rückwirkung der Kollektor-Basis-Spannung auf den Basisstrom darstellt und die Sperrschichtkapazität der gesperrten Basis-Kollektor-Diode. Jedem der Bauelemente in Bild 8.1 läßt sich ein physikalischer Effekt zuordnen. In diesem Sinne ist das Ersatzschaltbild sehr gut. Nur ist die Berechnung von Verstärkereigenschaften mit Hilfe dieses Ersatzschaltbild immer noch recht aufwendig. Die zweite Möglichkeit, das Klemmenverhalten des Transistors bei kleinen Aussteuerungen zu modellieren, ist der Einsatz formaler Parameter. Im Niederfrequenzbereich benutzt man bei bipolaren Transistoren die h-Parameter, im Hochfrequenzbereich bei bipolaren Transistoren und im gesamten Frequenzbereich bei Feldeffekttransistoren werden die y-Parameter eingesetzt. Die Vierpolgleichungen für die h-Parameter lauten: 186 u1 = h11 * i1 + h12 * u2 i2 = h21 * i1 + h22 * u2 oder in Matrizenschreibweise: u1 h11 h12 i1 * i = h h22 u2 21 2 Das Ersatzschaltbild zu diesen Gleichungen zeigt Bild 8.2 links oben: i1 iB i2 iC h11 u1 h22 h12 * u2 ~ uBE uCE ß * iB iB iC rBE rCE rBE h21 * i1 iB uBE u2 rCE uCE uBE rCE iC rBE -ß * iB * rCE ~ uCE gm * uBE Bild 8.2: Ersatzschaltbilder für den Bipolartransistor Alle h-Parameter sind komplex, es ist lediglich bei tiefen Frequenzen zulässig, sie als reelle Größen aufzufassen. Die Dimension von h11 ist das Ohm, die von h22 Siemens. Die Parameter h12 und h21 sind dimensionslos. Das Kleinsignalersatzschaltbild ist übrigens für npn- und pnp-Transistoren gleich. Die Vierpolkoeffizienten ergeben sich aus den Vierpolgleichungen durch Nullsetzen einer Spannung/eines Stromes: Kurzschlußeingangswiderstand: h11 = hie = u1 i1 Leerlauf-Spannungsrückwirkung: h12 = hre = u1 u2 Kurzschlußstromverstärkung: h21 = hfe = i2 i1 Leerlaufausgangsleitwert: h22 = hoe = i2 u2 187 u2 = 0 i1 =0 u2 = 0 i1 =0 Da man diese Bezeichnungen in Datenbüchern für amerikanische Transistoren wiederfindet, sind die angelsächsischen Bezeichnungen für die Emitterschaltung (Index „e“) mit angegeben. Im rechten Teil des Bildes 8.2 finden wir das Ersatzschaltbild, welches am häufigsten benutzt wird. Als erstes fällt auf, daß der Term h12 entfällt. Dies erleichtert erforderliche Berechnungen erheblich. In der Emitterschaltung ist h12 sehr klein (s. u.). Der Parameter h11 entspricht dem dynamischen Eingangswiderstand der Basis-Emitter-Strecke, rBE. Das „E“ in den Indizes spiegelt die Tatsache wider, daß diese Parameter in Emitterschaltung gemessen werden. h11E = rBE = ∂ UBE ∂ IB h12E = ∂ UBE ∂ UCE UCE = const IB =const . .= UT ß * UT 26mV = ≈ IB IC IB ≈ 1* 10 − 4...3 * 10 − 4 Da h12E so klein ist, vernachlässigt man es zumeist. Wenn die Spannung UCE konstant ist, so ist die Wechselspannung uCE gleich Null (Kurzschluß) und der ganze Wechselstrom fließt als iC über die Ausgangsklemmen: h21E = ∂ IC ∂ IB UCE =const . =ß Der Parameter h22 ist der Ausgangsleitwert. Da das Rechnen mit Leitwerten ungewohnt ist, werden wir beim praktischen Rechnen dessen Kehrwert, den dynamischen Innenwiderstand rCE der KollektorEmitter-Strecke benutzen. Das Symbol für einen Leitwert ist das gleiche Symbol wie für einen Widerstand, so daß sich formal am Schaltbild nichts ändert. Betrachtet man das Ausgangskennlinienfeld eines Bipolartransistors und verlängert die Kennlinien nach links bis zum Schnittpunkt mit der UCE-Achse, so stellt man fest, daß diese Verlängerungen alle (fast) den gleichen Schnittpunkt haben: Diese Spannung nennt man Early-Spannung oder UY. Der entsprechende Spice-Parameter heißt VAF (Bild 8.3). IC ICA UY, VAF UCEA Bild 8.3: Skizze zur Berechnung von rCE Für den Parameter h22E gilt nun h22E = ∂ IC ∂ UCE IB = const . = 188 ICA VAF + UCEA = 1 rCE UCE Alle Vierpolparameter sind arbeitspunktabhängig. Dies bedeutet, daß man theoretisch eine sehr große Anzahl von jeweils vier Zahlenwerten angeben müßte, um alle Arbeitspunkte zu erfassen. Statt dessen wird ein anderer Weg eingeschlagen: In den Datenblättern werden diese Vierpolparameter für einen bestimmten Arbeitspunkt (z. B. UCEDB = 5 V, ICDB = 2 mA, Index „DB“=Datenblatt) als Zahlenwerte angegeben. Die exakten Werte für einen anderen Arbeitspunkt kann man dann Korrekturkurven entnehmen, die ebenfalls in den Datenblättern angegeben sind (Bild 8.4). Man kann sie auch anhand der oben angegeben Formeln ermitteln, wobei bei h22E bzw. rCE die Größe VAF dem Spice-Modell entnommen wird (bzw. durch zeichnerisch aus dem Datenblatt ermittelt werden muß). 10 2 2.0 5 h11E 10 hE 1 5 h21E h11E 1.5 VCE = 5V hE h12E h12E 1.0 h22E 10 0 h21E 0.5 5 h22E 10 -1 10 -1 5 0 10 5 10 0 1 0 10 20 IC he = f (IC ) he = f (VCE ) VCE = 5 V IC = 2 mA 30 VCE Bild 8.4: Korrekturkurven für die h-Parameter der Emitterschaltung in Abhängigkeit von UCE und IC. Bezugswert im Datenbuch: UCEDB= 5V, ICDB=2 mA Im Datenblatt sei für h11E (rBE) ein Wert von 1000Ω bei UCEDB = 5 V und ICDB = 2 mA angegeben. Gesucht ist nun der Wert von h11E bei UCE = 15 V und IC = 5 mA. Man benutzt die linke Kurve, um bei IC = 5 mA einen Korrekturwert von 0.42 für h11E abzulesen. In der rechten Kurve ermittelt man für UCE = 15 Volt einen Korrekturwert von 1.2 für h11E. Der korrigierte Wert für h11E bei IC = 5 mA und UCE = 15 Volt lautet dann: h11E = 1000Ω * 0.42 * 1.2 = 504Ω Für Hochfrequenztransistoren und Feldeffekttransistoren werden die Vierpoldaten als y-Parameter angegeben, da man mit den h-Parametern bei hohen Frequenzen meßtechnische Schwierigkeiten hat. Beispielsweise ist die Bedingung i1 = 0 wegen der störenden Eingangskapazitäten nicht zu erfüllen. Auf die y-Parameter werden wir hier aber nicht weiter eingehen. Da y-Parameter und h-Parameter den gleichen physikalischen Sachverhalt beschreiben, kann man sie auch ineinander umrechnen. 189 Ein Schaltungsbeispiel zur Messung der Parameter rBE (h11E) und ß (h21E) zeigt Bild 8.5. Eine Gleichstromquelle mit unendlich großem Innenwiderstand versieht den Transistor mit dem Basisgleichstrom IB. Aufgrund von IB stellt sich der Kollektorgleichstrom IC ein, am Kollektorwiderstand fällt eine Gleichspannung ab. Es stellt sich eine Kollektor-Emitter-Gleichspannung ein. Diese Gleichgrößen machen den Arbeitspunkt des Transistors aus. Die Kapazität der eingezeichneten Kondensatoren sei so groß, daß ihre Impedanz für die Wechselspannung praktisch einen Kurzschluß darstellt. Nun legt man zwischen Basis und Masse eine sinusförmige Wechselspannung ue an. Da der Innenwiderstand der Stromquelle unendlich groß ist, fließt der gesamte Wechselstrom als Basisstrom iB in die Basis hinein und verursacht einen Kollektorwechselstrom iC. Eigentlich würde sich nun am Kollektor eine Wechselspannung einstellen, die die Gleichspannung überlagert. Aufgrund des Kondensators fließt aber aller Wechselstrom über das Amperemeter nach Masse ab. IB RC iC A~ ue ~ iB = UB A~ uBE V~ Bild 8.5: Schaltung zur Messung von rBE und ß Wir können nun zwei Messungen vornehmen: rBE = uBE iB und ß= iC iB Da der Kollektorkondensator alle Wechselspannung kurzschließt, ist auch die Forderung „UCE=const.“ erfüllt. UCE=const. bedeutet übrigens auch uCE=0. Wie groß müssen wir ue wählen, damit wir im gegebenen Arbeitspunkt die exakten Werte für rBE und ß messen? Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Ausprobieren. Die Kleinsignalparameter sind nur für kleine Aussteuerungen definiert, bei denen keine Verzerrungen auftreten. Dies bedeutet in der Praxis folgendes: Man wählt eine Amplitude ue und mißt iB. Dann berechnet man rBE. Nun halbiert man die Amplitude, mißt erneut iB und berechnet rBE aufs Neue. Die beiden berechneten Werte werden miteinander verglichen. Wenn sie stark differieren, so war die Amplitude zumindest bei der ersten Messung noch zu groß gewesen und es sind deutliche Nichtlinearitäten aufgetreten. Dann muß man ue erneut halbieren. Dies macht man so lange, bis die berechneten Werte für rBE sich nicht mehr unterscheiden. Ähnliche Überlegungen gelten natürlich auch für die anderen Kleinsignalparameter. 190 80 mA 191 40 IB IB 20 UBE IC rBE=∆UBE/∆IB RBE=UBE/IB IB 60 B=IC/IB ß=∆IC/∆IB IC 1 2 3 4 A 5 1000 mV 1100 900 800 700 600 500 UBE 2 4 6 ∆UCE ∆IC 25 mA 12,5 mA PV =16 W 8 10 rCE=∆UCE/∆IC 50 mA 75 mA 100 mA 12 14 UCE 16 V 6,25 mA 2N3055 Bild 8.5a zeigt die Bestimmung einiger Parameter aus den Kennlinienfeldern des Bipolartransistors. Bild 8.5a: Bestimmung von B, ß, rBE und rCE 8.1.2 Kleinsignalersatzschaltbild des Feldeffekttransistors Stellvertretend für alle Feldeffekttransistoren wollen wir hier nur das Kleinsignalersatzschaltbild des JFET besprochen. Das physikalische Verhalten der anderen FETs ist ähnlich. Ähnlich wie bei Bipolartransistoren sind die Kleinsignalersatzschaltbilder von n-Kanal-Transistoren und p-Kanal-Transistoren identisch. G C2 i1 i2 D 1.2 p a) u1 C1 (50 - 100 MHz) 2.4 p rDS Si * u1 Si = 4mS 15 k CDS 0.5 p S G b) u1 u2 S i1 i2 D y11S u2 y22S y12S * u2 y21S * u1 S S Bild 8.6: Kleinsignalersatzschaltbilder für den Sperrschichtfeldeffekttransistor Genau wie beim bipolaren Transistor kann man für den JFET ein Kleinsignalersatzschaltbild mit physikalischen Komponenten wie Widerständen und Kondensatoren angeben oder ein Kleinsignalersatzschaltbild mit Vierpolparametern. Hier werden beide Varianten besprochen. Das Ersatzschaltbild von Bild 8.6a ist bis etwa 50 - 100 MHz brauchbar. In Bild 8.6b ist das Vierpolersatzschaltbild mit y-Parametern angegeben. Die in den Bildern angegebenen Zahlenwerte geben die Größenordnung für die Widerstände und Kapazitäten wieder, die in der Praxis anzutreffen sind. Die Leitfähigkeitsmodulation des Kanals wird durch die gesteuerte Quelle Si symbolisiert. Der durch die Kanallängenmodulation verursachte endliche Kanalwiderstand wird durch rDS modelliert, parallel dazu liegt die Ausgangskapazität CDS. Der Übertragungsleitwert wird als innere Steilheit bezeichnet. Si wird bei hohen Frequenzen komplex. 192 Bild 8.7 zeigt das Kleinsignalersatzschaltbild, welches wir in Zukunft benutzen werden. Es ist auf die wichtigsten Elemente reduziert. Auch hier sind die Zahlenwerte der Ersatzelemente arbeitspunktabhängig. Die Formeln wurden im letzten Kapitel vorgestellt. G iD D uGS C GS uDS rDS S * uGS S S Bild 8.7: Vereinfachtes Kleinsignalersatzschaltbild von Feldeffekttransistoren In dem meisten Fällen werden wir sogar den Kondensator CGS weglassen. Dies ist bei Kleinsignaltransistoren bis etwa 50 kHz statthaft. Bei Leistungstransistoren hingegen kann die Kapazität CGS einige Nanofarad betragen und muß unter Umständen mit berücksichtigt werden. Der Ausgangsleitwert h22 ist hier durch seinen Kehrwert rDS ersetzt. Dies ist der dynamische Innenwiderstand der Drain-Source-Strecke. Seine Herleitung kann ähnlich wie in Bild 8.3 erfolgen. 8.1.3 Gemeinsamkeiten beider Ersatzschaltbilder Nun habe ich im vorigen Kapitel angekündigt, daß die Kleinsignalersatzschaltbilder beider Transistorarten (fast) identisch sind, bin den Beweis aber noch schuldig geblieben. Bild 8.8 zeigt, wie man auf ein gemeinsames Schaltbild kommt. B uBE iB iC rBE G C uCE rCE uGS iD D uDS rDS CGS S * uGS ß * iB E E S i1 S i2 u1 u2 Bild 8.8: „Gemeinsames“ Kleinsignalersatzschalzbild für Bipolar- und Feldeffekttransistoren Links oben ist das Ersatzschaltbild für den Transistor, rechts oben das des Feldeffekttransistors. Das Schaltsymbol für den Kondensator CGS wurde durch ein Widerstandssymbol ersetzt. Dies ist zulässig, wenn man CGS als allgemeine Impedanz Z ansieht. Unten nun das gemeinsame Schaltbild: Läßt man alle Bezeichnungen weg, so bleibt eine gemeinsame Topologie übrig. Ob man nun in den Formeln rCE oder rDS einsetzt, spielt ja letztlich keine Rolle: Die Innenschaltung ist die gleiche. 193 Dieser Abschnitt soll lediglich zeigen, daß die Berechnungsverfahren bei Schaltungen mit Bipolar- und Feldeffekttransistoren ähnlich sind. In der Praxis werden wir auch weiterhin die Bezeichnungen wie rCE und rDS benutzen. 8.2 Gewinnung des Kleinsignalersatzschaltbildes von Halbleiterschaltungen Wie kommen wir nun von einem Schaltbild mit Transistoren zu einem Kleinsignalersatzschaltbild? Welche Regeln gibt es zu beachten? Dazu betrachten wir Bild 8.9. Es zeigt eine Verstärkerschaltung mit einem Bipolartransistor und einem Feldeffekttransistor. Ob es sinnvoll ist, diese Schaltung aufzubauen, stehe jetzt außer Frage. Wichtig an dieser Schaltung ist, daß sie viele unterschiedliche Bauelemente enthält, an denen wir das Erzeugen eines Kleinsignalersatzschaltbildes üben können. IB ri RC RD R1 L Q1 RG um ue uG ~ RE = J1 RL R2 UB ua RS Bild 8.9: Beispielschaltung zur Gewinnung des Kleinsignalersatzschaltbildes Eine Signalquelle uG mit dem Innenwiderstand RG speist einen Bipolartransistor Q1. Aufgrund des Spannungsabfalles an RG finden wir am Eingang des Verstärkers die Spannung ue. Der Basisstrom IB wird von einer Stromquelle mit dem dynamischen Innenwiderstand ri geliefert. Kollektor und Emitter des Transistors sind über Widerstände mit Plus bzw. Masse verbunden. Ein Kondensator koppelt die Wechselspannung am Kollektor auf des Gate des Feldeffekttransistors J1. (Bei PSpice bedeutet „Q“ einen Bipolartransistor, „J“ einen Sperrschichtfeldeffekttransistor und „M“ einen MOSFET). Es entsteht als Zwischenprodukt die Wechselspannung um. Die Arbeitspunkteinstellung des JFETs erfolgt über die Widerstände R1 und R2. Am Drain finden wir eine Reihenschaltung einer Spule L mit dem Drainwiderstand RD, parallel zum Sourcewiderstand liegt ein Kondensator. Das Signal wird über einen Kondensator an einen Lastwiderstand RL gegeben. An ihm liege die Wechselspannung ua an. Das Kleinsignalersatzschaltbild ist ein Wechselstromersatzschaltbild. Gleichspannungen und -ströme spielen überhaupt keine Rolle mehr. Wir legen als Gedankenexperiment an jeden Schaltungsknoten ein Wechselspannungsvoltmeter gegen Masse und in die Zuleitung eines jeden Bauelementes ein Wechselstromamperemeter. Nun gelten folgende Regeln: - Alle Kondensatoren sollen im betrachteten Frequenzbereich eine so geringe Impedanz aufweisen, daß wir sie durch einen Kurzschluß ersetzen können – falls nicht anders angegeben. - Alle Spulen sollen im betrachteten Frequenzbereich eine so große Impedanz aufweisen, daß wir sie als offene Verbindung betrachten können – falls nicht anders angegeben. - Ideale Gleichspannungsquellen haben einen Wechselstromwiderstand von Null Ohm - Ideale Gleichstromquellen haben einen unendlich großen Wechselstromwiderstand. 194 Jeden Schaltungsknoten, an dem wir bei Aussteuerung der Schaltung mit der Signalspannung uG keine Wechselspannung messen können, verbinden wir mit Masse. Jedes Bauelement, welches nicht von Wechselstrom durchflossen wird, nehmen wir aus der Schaltung heraus und lassen die Verbindungen offen. Dies dürfen wir machen, denn bereits in den Grundgebieten haben wir gelernt: Haben zwei Knoten einer Schaltung das gleiche Potential, so dürfen wir sie miteinander verbinden, ohne daß sich die Ströme und Spannungen in der Gesamtschaltung ändern. Fließt durch eine Leitung kein Strom, kann sie aufgetrennt werden, ohne daß sich die Ströme und Spannungen in der Gesamtschaltung ändern. Nichts anderes tun wir, wenn wir obige Regeln befolgen. Dies bedeutet aber: Im einem Kleinsignalersatzschaltbild gibt es keine Gleichspannungs- und Gleichstromquellen. NIE!!! (Man verzeihe mir die Dramatik, aber nach unzähligen Wiederholungen dieser Sachverhalte und anschließender Klausurkorrektur mit ebenso unzähligen Gleichspannungsquellen ist sie angebracht. Übrigens: Ab Wintersemester 2003/2004 gibt es einen massiven Punktabzug in der Klausur.) Ausgestattet mit diesen Regeln ermitteln wir dann das folgende Kleinsignalersatzschaltbild: B iB iC C Q1 rBE RG ue uG ~ ri rCE uCE G iD D ß * iB E RE J1 um RC R1 rDS RL R2 uGS S * uGS S Bild 8.10: Kleinsignalersatzschaltbild der Schaltung von Bild 8.9 Dabei gehen wir von links nach rechts vor. Der Signalgenerator ist bestimmt Bestandteil des Ersatzschaltbildes. Der Kondensator ist für die Wechselspannung ein Kurzschluß und wird durch eine Verbindung ersetzt. Nun gelangen wir an die Gleichstromquelle mit ihrem dynamischen Innenwiderstand ri. Die ideale Quelle wird nicht von Wechselstrom durchflossen und daher aus der Schaltung herausgenommen. Der Innenwiderstand ri liegt mit einem Anschluß an UB. Dieser Anschluß liegt wechselspannungsmäßig auf Null Volt, deshalb wird im Ersatzschaltbild dieser Anschluß mit Masse verbunden. Nun kommen wir zum Transistor Q1. Ihn müssen wir durch sein Kleinsignalersatzschaltbild ersetzen. Der Emitteranschluß liegt über den Widerstand RE an Masse. Der Kollektorwiderstand wiederum wird mit Masse verbunden. Zwischen Kollektor und Masse finden wir die Spannung um wieder. Der Kondensator (ein Kurzschluß) gibt die Ausgangsspannung um der ersten Stufe an den Eingang der zweiten Stufe weiter. Der Widerstand R2 liegt ohnehin mit einem Ende an Masse, der Widerstand R1 hingegen nur für Wechselspannungen. Der Sourcewiderstand RS ist für Wechselspannungen kurzgeschlossen, deshalb liegt der JFET J1 mit Source direkt an Masse. Beim Drain 195 ua, uDS finden wir eine Besonderheit: Unter der Annahme, daß die Impedanz der Spule L so groß ist, daß kein Wechselstrom fließt, kann die Reihenschaltung RD und L entfallen. Somit ist die einzige Last für den JFET der Lastwiderstand RL. Was geschieht aber, wenn ein Bauelement keinen Kurzschluß (Kondensator) bzw. keine offene Leitung (Spule) darstellt? Ganz einfach: Wir zeichnen es in das Ersatzschaltbild ein und das Rechnen wird aufwendiger. Man muß ein wenig darauf achten, daß man es mit den Kurzschließen/Herausnehmen nicht übertreibt. Die Parallelschaltung eines Kondensators, einer Spule und eines Widerstandes beispielsweise ist ein verlustbehafteter Schwingkreis und muß in der Schaltung verbleiben. Einzige Ausnahme: Im Resonanzfall, denn da dürfen Spule und Kondensator entfallen, da ihre resultierende Impedanz unendlich groß ist. 8.3 Grundschaltungen von Bipolar- und Feldeffekttransistoren Bipolar- und Feldeffekttransistoren kann man in drei verschiedenen Grundschaltungen betreiben, die bei den beiden Transistorarten jeweils ähnliche Eigenschaften aufweisen. „Emitterschaltung“ bedeutet dann, daß die gemeinsame Elektrode für Eingangs- und Ausgangskreis der Emitter ist. Einfach gesprochen: Der Emitter liegt wechselspannungsmäßig an Masse. Bipolartransistor: Emitterschaltung Kollektorschaltung Basisschaltung Feldeffekttransistor: Sourceschaltung Drainschaltung Gateschaltung Dabei ist die Emiiterschaltung bzw. Sourceschaltung die am häufigsten angewandte Variante, da sie sowohl eine hohe Spannungsverstärkung wie auch eine hohe Stromverstärkung aufweist. Kollektorschaltung (Drainschaltung) und Basissschaltung (Gateschaltung) weisen bestimmte Eigenschaften auf, die sie für bestimmte Anwendungen prädestinieren. 8.3.1 Emitterschaltung und Sourceschaltung 8.3.1.1 Emitterschaltung und Sourceschaltung ohne Gegenkopplung Bild 8.11 zeigt einen Bipolartransistor in Emitterschaltung und einen Feldeffekttransistor in Sourceschaltung. Beim Bipolartransistor kann der Widerstand R2 entfallen, beim Feldeffekttransistor der Widerstand R1, sofern es sich um einen Verarmungstypen handelt. +UB +UB RC RD 2 R1 1 1 RG ua ue uG ~ 2 R1 R2 RE RL CE RG uG 1' 2' Bild 8.11: Emitterschaltung und Sourceschaltung R2 ~ 1' 196 ua ue RS CS 2' RL 197 Die Kapazität aller Kondensatoren sei so groß, daß wir sie im betrachteten Frequenzbereich als Kurzschlüsse auffassen werden. Die Kondensatoren am Eingang und am Ausgang der Schaltungen sorgen dafür, daß Signalquelle und Lastwiderstand gleichspannungsmäßig vom eigentlichen Verstärker getrennt sind und kein Einfluß auf den Arbeitspunkt ausgeübt wird. Der Emitter- bzw. Sourcewiderstand sind über einen Kondensator wechselspannungsmäßig nach Masse kurzgeschlossen. Dies bedeutet, daß die beiden Widerstände zwar den Arbeitspunkt stabilisieren (Gegenkopplung), jedoch keinen Einfluß auf die Wechselspannungsverstärkung haben. Deshalb kann man in den Kleinsignalersatzschaltbildern (Bild 8.12) Emitter und Source mit Masse verbinden. 1 B iB C R2 rBE rCE 2 RG ue R1 uG RC ua RL ~ ß * iB E 1' G 1 2' D 2 RG ue R1 uG R2 rDS uGS RD ua RL ~ S * uGS S 1' 2' Bild 8.12: Kleinsignalersatzschaltbilder der Emitterschaltung (oben) und Sourceschaltung (unten) Der Unterschied in den beiden Kleinsignalersatzschaltbildern besteht in den Steuerungsmechanismen: Beim Bipolartransistor finden wir eine stromgesteuerte Stromquelle ß*iB, beim FET eine spannungsgesteuerte Stromquelle S*uGS. Ausgangsseitig haben wir die Parallelschaltung dreier Widerstände: rCE, RC und RL bzw. rDS, RD und RL. Der Widerstand RL ist der Eingangswiderstand der nächsten Verstärkerstufe oder eine andere Last, beispielsweise ein Kopfhörer. Wir wollen uns um die Gemeinsamkeiten von Bipolar- und Feldeffekttransistoren kümmern und zeichnen ein noch einfacheres Ersatzschaltbild für die Schaltung mit dem Bipolartransistor. Dazu ersetzen wir unter anderem die Widerstände am Ausgang durch eine beliebige Impedanz Z (Bild 8.13). RC iB R1 RG ue rBE uG uBE Z ua ~ ß * iB R2 RE Bild 8.13: Links: Einfaches Ersatzschaltbild, rechts: Prinzipieller Verstärkungsvorgang 198 Die Schaltbilder enthalten nur die notwendigsten Bauelemente. Im rechten Teil des Bildes ist der Emitterkondensator weggelassen, um auch den Verstärkungsvorgang bei der Kollektorschaltung demonstrieren zu können. Für die Ausgangsspannung im linken Teil des Bildes gilt ua = −ß * iB * Z Dabei kann Z ein beliebiger Zweipol sein, also auch die Parallelschaltung einiger Widerstände. Das Minuszeichen rührt daher, daß Strom- und Spannungspfeile entgegengesetzt sind. Für den Basisstrom ergibt sich aus dem Bild iB = uBE ue = rBE rBE Dies wird in den Ausdruck für die Ausgangsspannung eingesetzt und wir erhalten ua = −ß * ue ß * Z = −ue * *Z rBE rBE Damit gilt dann für die Spannungsverstärkung der Emitterschaltung ohne Gegenkopplung: vu = ua ß =− * Z = − gm * Z ue rBE Dabei ist gm die Steilheit des Bipolartransistors. Der Term gm ist im deutschsprachigen Raum nicht sehr gebräuchlich, wird jedoch in den angelsächsischen Ländern sehr oft benutzt. Beim Bipolartransistor haben wir eine stromgesteuerte Stromquelle im Ausgangskreis. Der Strom wird erzeugt von der Spannung uBE und stellt sich nach dem Ohmschen Gesetz entsprechend uBE/rBE ein. Nun lassen wir die Stromverstärkung ß immer größer werden, genauso wie rBE. Dies soll so geschehen, daß ß/rBE konstant bleibt. Im Grenzfall rBE gegen Unendlich haben wir eine spannungsgesteuerte Stromquelle: Es fließt kein Steuerstrom mehr (vielmehr ein unendlich kleiner Steuerstrom), dieser wird aber mit dem Faktor Unendlich verstärkt, so daß ein endlich großer Strom erzeugt wird. Dies entspricht aber dem Kleinsignalersatzschaltbild des Feldeffekttransistors. Der Faktor gm heißt hier allerdings S (Steilheit). Somit haben wir auch das Ergebnis für die Spannungsverstärkung der Feldeffekttransistorschaltung gefunden: v u = −S * Z Bevor wir zurück zum Bild 8.12 gehen, noch einige Anmerkungen zum Verstärkungsvorgang (Bild 8.13 rechts). Wir kümmern uns hier nur um das Wechselspannungssignal am Eingang. 199 Der Verstärkungsvorgang läuft wie folgt ab: uBE wird größer --> iB wird größer iB wird größer --> iC wird größer iC wird größer --> Spannungsabfall ab RC wird größer Spannungsabfall an RC wird größer --> Spannung Kollektor – Masse wird kleiner Diese Beschreibung gilt für die positive Halbwelle der Eingangsspannung. Für die negative Halbwelle muß man nur die Worte „größer“ und „kleiner“ vertauschen. Ähnliches gilt für den Feldeffekttransistor: uGS wird größer --> iD wird größer iD wird größer --> Spannungsabfall ab RD wird größer Spannungsabfall an RD wird größer --> Spannung Drain – Masse wird kleiner Die positive Halbwelle der Eingangsspannung erzeugt also eine negative Halbwelle bei der Ausgangsspannung. Wir haben eine Phasenverschiebung von 180° zwischen Eingangsspannung und Ausgangsspannung. Im Kleinsignalersatzschaltbild entspricht diese Phasenverschiebung dem Minuszeichen bei der Formel für die Spannungsverstärkung. Doch nun zurück zum Bild 8.12, welches uns die vollständigen Kleinsignalersatzschaltungen zeigt. Für die Spannungsverstärkung gilt dann v uE = − ß rCE * R C * rBE rCE + R C bzw. v uS = −S * rDS * R D rDS + R D für den Fall, daß kein Lastwiderstand RL am Ausgang angeschlossen ist. Mit Lastwiderstand RL ändern sich die Ausdrücke zu v uE = − und ß * (rCE II R C II R L ) rBE v uS = −S * (rDS II R D II R L ) Der Eingangswiderstand der Schaltungen ist reE = R1 II R 2 II rBE 200 Der Eingangswiderstand der Emitterschaltung ohne Gegenkopplung ist recht gering, da rBE relativ klein ist. Beim FET finden wir andere Verhältnisse vor: reS = R1 II R 2 Hier wird der Eingangswiderstand lediglich von den Widerständen R1 und R2 bestimmt, so daß es sich lohnt, diese möglichst hochohmig zu machen, wenn man einen großen Eingangswiderstand erreichen will. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal auf den Widerstand R3 im Bild 7.8 verwiesen, der die Schaltung noch hochohmiger macht. Den Ausgangswiderstand der Schaltungen bestimmen wir am Klemmenpaar 2-2‘ durch einen LeerlaufKurzschlußversuch: Im Leerlauf (RL=∞) finden wir für die Ausgangsspannung beim Bipolartransistor uaL = −ue * ß rCE * R C * rBE rCE + R C Der Kurzschlußstrom (RC=0) ist dann gleich iK = ß * ue rBE Der Ausgangswiderstand der Schaltung ist dann beim Bipolartransistor gleich raE = − uaL rCE * R C = = rCE II R C iK rCE + R C Das Minuszeichen bei obigem Ausdruck rührt daher, daß iK und ua entgegengesetzt gerichtet sind. Viele Autoren lassen das Minuszeichen weg, beide Schreibweisen sind üblich. Analog finden wir für den Ausgangswiderstand der Sourceschaltung raS = rDS * R D = rDS II R D rDS + RD Als letzte interessierende Größe muß nun noch die Stromverstärkung berechnet werden. Wir berechnen die Stromverstärkung ohne Lastwiderstand RL. Dann ist der Kollektorwechselstrom iC der Strom durch den Widerstand RC. v iE = iC 1 rCE rCE = * ß * iB * =ß* iB iB rCE + R C rCE + R C Dies entspricht der Stromteilerregel. Nun wird auch klar, warum die Wechselstromverstärkung ß auch Kurzschlußstromverstärkung genannt wird: Nur wenn RC gleich Null ist, fließt der volle Strom ß*iB aus dem Transistor heraus, rCE ist stromlos. Die Stromverstärkung ist positiv, das bedeutet, daß Basisstrom und Kollektorstrom in Phase sind. 201 Beim Feldeffekttransistor fließt kein Eingangsstrom, deshalb ist die Stromverstärkung der Sourceschaltung unendlich groß: v iS = ∞ Zur Emitter- und Sourceschaltung noch einige Bemerkungen. Die Verstärkung ist abhängig von den Steilheiten gm bzw. S. Beide Steilheiten sind arbeitspunktabhängig. Für gm finden wir gm = I ß I ≈ß* B ≈ C rBE UT UT Dabei ist die Stromverstärkung ß über weite Bereiche des Kollektorstromes etwa konstant. Das Ungefähr-Zeichen habe ich deshalb gewählt, weil IB/UT der idealen Diodenkennlinie entspräche, was jedoch nicht der Fall ist. Für die Steilheit S wurde im letzten Kapitel für JFETs folgender Ausdruck hergeleitet: S= 2I dID = DSS * (UGS − UP ) * (1 + λ * UDS ) dUGS UP2 Sowohl bei gm als auch bei S ist also eine deutliche Arbeitspunktabhängigkeit vorhanden. Dies bedeutet aber auch: Ändert man den Arbeitspunkt eines Transistors, so ändert sich (unter anderem) auch die Verstärkung. Dies kann man dazu ausnutzen, regelbare Verstärker aufzubauen. Dies geschieht dadurch, daß man aus dem Ausgangssignal eines Verstärkers eine Regelspannung gewinnt und diese Gleichspannung dazu benutzt, den Arbeitspunkt des Verstärkers zu ändern. Vergleicht man außerdem die Zahlenwerte von gm und S, so erkennt man, daß gm bei vergleichbaren Arbeitspunkten wesentlich größer ist als S. Dies kann dazu verführen, nur noch Bipolartransistoren einzusetzen, da die erreichbare Verstärkung wesentlich größer ist als bei Feldeffekttransistoren. Leider wachsen aber die Bäume nicht in den Himmel: Da die Kennlinie des Bipolartransistors wesentlich gekrümmter ist als die Kennlinie des FETs (exponentiell gegenüber quadratisch), sind auch die Verzerrungen beim Bipolartransistor deutlich größer als beim Feldeffekttransistor. Dazu eine überschlägige Berechnung für den Bipolartransistor: Ein Maß für die auftretenden Verzerrungen ist das Verhältnis des Effektivwertes der Oberwellen zur Grundwelle; die Total Harmonic Distortions, THD: U12 + U22 + ... + Un2 THD = U0 Im Arbeitspunkt liege ohne Aussteuerung eine Spannung UEA zwischen Basis und Masse, der Emitterwiderstand sei für die Signalspannung überbrückt. Nun werde eine sinusförmige Spannung an die Basis angelegt, so daß die gesamte Spannung zwischen Basis und Masse gleich Ue (t ) = UEA + Ue * sin(ω t ) ist. 202 Für den Kollektorstrom gilt dann der Stromverstärkung B IC (t ) = B * IS * e UEA UT *e Ue * sin (ωt ) UT Die Funktion eUe*sinωt/UT läßt sich in eine Reihe entwickeln, so daß für den gesamten Kollektorstrom gilt IC (t ) = B * IS * e UEA UT U U2 * 1 + e * sin(ω t ) + e2 * (1 − cos(2ω t )) + ... 4UT UT Die Reihe wird nach dem zweiten Glied abgebrochen, da sie für kleine Aussteuerungen sehr schnell konvergiert. Für die Verzerrungen gilt dann THD ≈ IC1 U = e IC0 4UT Da die Ausgangsspannung durch den Spannungsabfall des Stromes an einem linearen Netzwerk entsteht, sind die Verzerrungen der Ausgangsspannung gleich den Verzerrungen des Stromes. Die Verzerrungen für kleine Aussteuerungen sind somit proportional zur Amplitude der Eingangswechselspannung und keine Funktion des Arbeitpunktes. Sollen die Verzerrungen den Wert von 1% nicht überschreiten, so gilt Ue max = 0.01 * 4UT ≈ 1mV 8.3.1.2 Emitterschaltung und Sourceschaltung mit Gegenkopplung Bis jetzt haben wir die „reine“ Emitterschaltung bzw. Sourceschaltung besprochen. Das heißt, daß Emitter und Source wechselspannungsmäßig an Masse lagen. Dies geschah dadurch, daß wir den Emitter- und Sourcewiderstand durch einen ausreichend bemessenen Kondensator für Wechselspannungen kurzgeschlossen haben. Nun entfernen wir die Kondensatoren CE bzw. CS. Die Widerstände RE und RS wirken nun als Gegenkopplung und verringern die Verzerrungen erheblich. Allerdings ändern sich auch die anderen Eigenschaften der Schaltung, so daß wir sie neu berechnen müssen. 203 Bild 8.14 zeigt die Kleinsignalersatzschaltbilder der Schaltungen, wobei hier bewußt eine Vereinfachung vorgenommen wurde: Der Widerstand RL entfällt. Er liegt wechselspannungsmäßig parallel zu RC bzw. RD. B iB 1 C iC rBE rCE RG R1 ue uG 2 ß * iB R2 RC ua E ~ RE uRE iE 1' 2' D iD G 1 uGS RG R1 ue uG R2 2 rDS S * uGS RD ua S ~ RS uRS iS 1' 2' Bild 8.14: Gegengekoppelte Emitterschaltung und Sourceschaltung Neu hinzugekommen sind die Widerstände RE und RS. Emitter und Source liegen nun nicht mehr an Masse. Wir wollen zuerst die Eigenschaften der gegengekoppelten Emitterschaltung berechnen und dann die der Souceschaltung. Eine Durchrechnung zeigt, daß der Kollektorknoten Schwierigkeiten bereitet, da der Strom durch den Widerstand rCE bestimmt werden muß. Wir werden deshalb ein anderes Ersatzschaltbild für den Transistor einführen und die Schaltung somit etwas vereinfachen (Bild 8.15) 204 rCE = ß*r * i CE B rCE ~ ß * iB B iB 1 C iC 2 rCE rBE RG R1 ue uG ß*rCE*iB R2 ~ RC ua E ~ RE uRE iE 1' 2' Bild 8.15: Verändertes Ersatzschaltbild der Emitterschaltung Die gesteuerte Stromquelle ß*iB mit dem Parallelwiderstand rCE wurde durch eine gesteuerte Spannungsquelle ß*rCE*iB mit dem Reihenwiderstand rCE ersetzt. Wir lesen zuerst einmal aus diesem Ersatzschaltbild ab: iE = iB + iC und stellen zwei Maschengleichungen auf: (iB + iC ) * RE + iC * (R C + rCE ) − ß * rCE * iB = 0 und ue − (iB + iC ) * R E − iB * rBE = 0 Die erste Gleichung wird uns nach einiger Rechnung einen Zusammenhang zwischen iB und iC liefern. iB * R E + iC * R E + iC * R C + iC * rCE − ß * rCE * iB = 0 iC * (R E + R C + rCE ) = iB * (ß * rCE − R E ) und damit iC = iB * ß * rCE − R E R E + R C + rCE Damit haben wir als erstes Ergebnis einen Ausdruck für die Stromverstärkung der gegengekoppelten Emitterschaltung gefunden: v iE = iC ß * rCE − R E = iB R E + R C + rCE 205 Den soeben ermittelten Ausdruck für den Kollektorstrom setzen wir nun in folgende Gleichung ein ue − (iB + iC ) * R E − iB * rBE = 0 ß * rCE − R E * R E − iB * rBE = 0 ue − iB + iB * R E + R C + rCE ue − iB * R E + R C + rCE + ß * rCE − R E * R E − iB * rBE = 0 R E + R C + rCE ue − iB * (ß + 1) * rCE + R C * R R E + R C + rCE E − iB * rBE = 0 Auflösen ergibt ue = iB * (ß + 1) * rCE + R C * R R E + R C + rCE E + iB rBE * (RE + R C + rCE ) R E + R C + rCE Jetzt wird’s länglich: ue = iB * (ß + 1) * rCE * RE + R CRE + rBE * RE + rBE * R C + rBE * rCE R E + R C + rCE Somit haben wir den Ausdruck für den Basisstrom iB gefunden iB = uE * R E + R C + rCE (ß + 1) * rCE * RE + R CRE + rBE * RE + rBE * R C + rBE * rCE und können den Kollektorstrom berechnen iC = iB * iC = uE * (ß + 1) * rCE iC = uE * ß * rCE − R E R E + R C + rCE R E + R C + rCE ß * rCE − R E * * R E + R CR E + rBE * R E + rBE * R C + rBE * rCE R E + R C + rCE (ß + 1) * rCE ß * rCE − R E * R E + R CR E + rBE * R E + rBE * R C + rBE * rCE Nun können wir die Ausgangsspannung als Funktion der Eingangsspannung berechnen ua = −iC * R C = −uE * (ß + 1) * rCE ß * rCE − R E * RC * R E + R CR E + rBE * R E + rBE * R C + rBE * rCE 206 und erhalten für die Spannungsverstärkung vu den Ausdruck vu = ua ß * rCE − R E =− *R (ß + 1) * rCE * RE + R CRE + rBE * RE + rBE * R C + rBE * rCE C ue Liegt dem Kollektorwiderstand RC noch ein Lastwiderstand RL parallel, so gilt vu = ua ß * rCE − R E =− * (R II R ) (ß + 1) * rCE * RE + R CRE + rBE * R E + rBE * R C + rBE * rCE C L ue Für den Eingangswiderstand des Transistors finden wir reT = (ß + 1) * rCE * R E + R CR E + rBE * RE + rBE * R C + rBE * rCE ue = ue * iB ue * (R E + R C + rCE ) reT = (ß + 1) * rCE * RE + R CRE + rBE * R E + rBE * R C + rBE * rCE (RE + R C + rCE ) Das ist eine sehr aufwendige Formel, die man ohne großen Fehler vereinfachen kann: reT ≈ (ß + 1) * R E + rBE ≈ ß * R E + rBE und für den Eingangswiderstand der gesamten Schaltung bezüglich des Klemmenpaares 1-1‘: reE = R1 IIR 2I I reT Zur Berechnung des Ausgangswiderstandes ist ein Leerlauf-Kurzschlußversuch denkbar: ra = ua (R C = ∞ ) − iC (R C = 0 ) Das Minuszeichen rührt daher, daß der Kurzschlußstrom entgegengesetzt zum Kollektorstrom angenommen wird. Diese Form der Berechnung ist jedoch noch nicht ganz korrekt. Bis jetzt haben wir ua und iC als Funktion der Eingangsspannung ue angenommen. Bei Belastung wird sich diese Eingangsspannung jedoch verändern, da die Signalquelle einen Innenwiderstand aufweist. Die Spannung ue bei Leerlauf wird einen anderen Wert haben als beim Kurzschluß. Deshalb ersetzen wir in Bild 8.15 Signalquelle, Innenwiderstand und die Parallelschaltung der Widerstände R1 und R2 durch eine Quelle uL mit dem Innenwiderstand Ri. Es gilt uL = uG * R1I I R 2 R G + R1I I R 2 und R i = R G II R1I I R 2 Wir finden dann statt ue − iB * (ß + 1) * rCE + R C * R R E + R C + rCE 207 E − iB * rBE = 0 den Ausdruck uL − iB * (ß + 1) * rCE + R C * R R E + R C + rCE E − iB * (rBE + R i ) = 0 Dabei wurde rBE durch rBE+Ri ersetzt. Die treibende Spannung ist nicht mehr ue sondern uL. Wir erhalten iB = uL * (ß + 1) * rCE R E + R C + rCE * R E + R C * R E + (R i + rBE ) * (R E + R C + rCE ) Für den Kollektorstrom gilt nach wie vor iC = iB * ß * rCE − R E R E + R C + rCE und damit iC = uL * (ß + 1) * rCE iC = uL * R E + R C + rCE ß * rCE − R E * * R E + R C * R E + (R i + rBE ) * (R E + R C + rCE ) R E + R C + rCE (ß + 1) * rCE ß * rCE − R E * R E + R C * R E + (R i + rBE ) * (R E + R C + rCE ) Für die Ausgangsspannung erhalten wir dann mit ua =-iC*RC ua = −uL * (ß + 1) * rCE ß * rCE − R E * RC * R E + R C * R E + (R i + rBE ) * (R E + R C + rCE ) Im Leerlauffall ist der Kollektorwiderstand unendlich groß und die Formel vereinfacht sich zu ua = −uL * ß * rCE − R E R E + R i + rBE Der Kurzschlußstrom iK fließt bei kurzgeschlossenem RC: iK = −uL * (ß + 1) * rCE ß * rCE − R E * R E + (R i + rBE ) * (R E + rCE ) und somit gilt für den Ausgangswiderstand des Transistors raT = uaLeerlauf ß * rCE − R E = −uL * iK R E + R i + rBE raT = (ß + 1) * rCE * R E + (R i + rBE ) * (R E + rCE ) * − u * ( ß * r − R ) L CE E uaLeerlauf (ß + 1) * rCE * R E + (R i + rBE ) * (R E + rCE ) = iK R E + R i + rBE Vereinfacht: raT ≈ ß * rCE 208 209 Schaltet man dem Transistor den Kollektorwiderstand RC parallel, so erhält man für den gesamten Ausgangswiderstand der Emitterschaltung raE = raT II R C Soweit die exakten Daten. Eine Durchrechnung, die derart umfangreich ist, wird kein Prüfungsstoff sein, zumal manche Vereinfachungen wirklich angebracht sind. Ohne eine exakte Formel kann man aber nicht wissen, welche Vereinfachungen angebracht sind und welche nicht. Schaut man jedoch einmal in Bücher oder auf Internetseiten, so findet man alle möglichen Vereinfachungen in allen möglichen Schreibweisen, so daß ich es für angebracht hielt, eine solche Rechnung einmal zu präsentieren. Vielfach berechnet man die Daten der gegengekoppelten Emitterschaltung jedoch nur für den Fall, daß der Innenwiderstand rCE der Stromquelle ß*iB unendlich groß ist. Dazu kehren wir zum Bild 8.14 zurück und streichen rCE. Wir können dann die folgenden Berechnungen vornehmen. Die Masche für den Eingangskreis lautet ue = uBE + uRE = iB * rBE + iB * (ß + 1) * R E Damit kann man iB als Funktion von ue berechnen: iB = rBE ue + (ß + 1) * R E Quasi als Nebenprodukt fällt zuerst einmal der Eingangswiderstand des Transistors ab: reT = ue ue * (rBE + (ß + 1) * RE ) = = rBE + (ß + 1) * RE iB ue Der Eingangwiderstand des Transistors ist wesentlich größer als der Eingangswiderstand ohne Gegenkopplung, der ja nur gleich rBE war. Damit finden wir für den Eingangswiderstand der Gesamtschaltung den Ausdruck reE = R1 II R 2 II (rBE + (ß + 1) * R E ) Im Gegensatz zur nicht gegengekoppelten Schaltung wird der Eingangswiderstand hauptsächlich von R1 und R2 bestimmt. Der Spannungsabfall am Emitter ist gleich uRE = iB * (ß + 1) * R E und überhaupt nicht von RC abhängig. Wir werden auf diese Formel bei der Kollektorschaltung zurückkommen. Für den Kollektorstrom finden wir i C = ß * iB = ß * rBE ue ß = ue * + (ß + 1) * R E rBE + (ß + 1) * R E 210 und für die Ausgangsspannung ua = −iC * R C = −ue * rBE ß * RC + (ß + 1) * R E Damit erhalten wir für die Spannungsverstärkung der gegengekoppelten Emitterschaltung v uE = ua ß * RC =− ue rBE + (ß + 1) * RE Die erreichbare Spannungsverstärkung ist wesentlich kleiner als die der nicht gegengekoppelten Schaltung, allerdings sind auch die nichtlinearen Verzerrungen sehr stark reduziert. Auch hier eine Anmerkung: Definiert man als „idealen Transistor“ ein Bauelement mit einer unendlich großen Stromverstärkung ß, so erhält man für die Spannungsverstärkung den Ausdruck v uE max = − RC RE Wir finden – analog zum idealen Operationsverstärker – eine Schaltung vor, deren Verstärkung nur von der äußeren Beschaltung abhängig ist. Allerdings ist die Bedingung „ß sehr groß“ wesentlich schwerer zu erreichen als „vD sehr groß“. Trotzdem kann man sich als Faustregel merken: Bei der gegengekoppelten Emitterschaltung ist die Verstärkung höchstens gleich –RC/RE Die Stromverstärkung der Schaltung ist gleich ß, da rCE als unendlich angenommen wurde: v iE = ß Näherungweise gilt bei endlich großem rCE v iE = ß * rCE rCE + R C Für den Ausgangswiderstand raE findet man raE = R C Soweit zur Emitterschaltung. Nun werden die Eigenschaften der Sourceschaltung bestimmt. Den Eingangswiderstand der Sourceschaltung kann man direkt aus dem Schaltbild bestimmen. Da kein Signalstrom in den Transistor hineinfließt, gilt reS = R1 II R 2 Die Stromverstärkung der Sourceschaltung ist wiederum gleich Unendlich: v iS = ∞ 211 Am nicht überbrückten Sourcewiderstand fällt die Spannung uRS = iD * R S ab. Dadurch ist die steuernde Spannung nicht mehr gleich ue, sondern nur noch uGS = ue − uRS = ue − iD * R S Der Drainstrom iD ist nicht gleich dem Strom, den die gesteuerte Quelle liefert, da ein Anteil durch rDS fließt: iD = S * uGS + Ersetzen von uGS ergibt ( ua − uRS rDS ) iD = S * ue − uRS + ua uRS − rDS rDS Die Spannung am Sourcewiderstand ist nur eine Zwischengröße, für sie gilt uRS = iD * R S Eingesetzt ergibt dies iD = S * ue − iD * S * R S + ua R − iD S rDS rDS Um die Spannungsverstärkung vu auszurechnen, benötigen wir einen Ausdruck, in dem außer den Schaltungsdaten nur noch die Terme ua und ue vorkommen. Deshalb ersetzen wir in der obigen Formel den Drainstrom durch iD = − ua RD Dies führt dann zu − u u R ua u = S * ue − − a * S * R S + a − − a * S RD rDS R D rDS RD und weiter aufgelöst zu − ua S * R S ua RS = S * ue + u a * + + ua * RD RD rDS rDS * R D Nun wird umgestellt: 1 S * RS 1 RS = S * ue − ua * + + + RD rDS rDS * R D RD 212 Die linke Seite wird auf einen Nenner gebracht − ua * rDS + S * R S * rDS + R D + R S = S * ue R D * rDS Die Ausgangsspannung als Funktion der Eingangsspannung ist dann gleich ua = −ue * S * R D * rDS R S * (S * rDS + 1) + rDS + R D und damit erhalten wir für die Spannungsverstärkung der gegengekoppelten Sourceschaltung vu = ua S * R D * rDS S * RD =− ≈− ue R S * (S * rDS + 1) + rDS + R D 1+ S * RS Zum gleichen Ergebnis gelangt man übrigens, wenn man in der Formel für die Spannungsverstärkung rBE und ß gegen unendlich gehen läßt (S=ß/rBE=const.) und die Terme der Emitterschaltung durch die der Sourceschaltung ersetzt. Da wir den Feldeffekttransistor in einem späteren Kapitel einmal als Konstantstromquelle betrachten wollen, interessiert uns jetzt bereits der Ausgangswiderstand des gegengekoppelten Feldeffekttransistors mit RD->∞. Dazu berechnen wir zuerst die Leerlaufspannung für unendlich großes RD: S * R D * rDS R D → ∞ = −ue * S * rDS uaL = lim − ue * R S * (S * rDS + 1) + rDS + R D Für den Drainstrom iD gilt allgemein iD = − ua S * rDS = ue * RD R S * (S * rDS + 1) + rDS + R D Setzt man RD zu Null, so erhält man den Kurzschlußstrom iK = ue * S * rDS RS * (S * rDS + 1) + rDS und für den Ausgangswiderstand des Transistors raT = − uaL 1 R S * (S * rDS + 1) + rDS = ue * S * rDS * * = R S * (S * rDS + 1) + rDS iK ue S * rDS raT = R S * (S * rDS + 1) + rDS Der Ausgangswiderstand der gegengekoppelten Sourceschaltung ist dann gleich der Parallelschaltung von raT und RD: raS = raT II R D = R D * (R S * (S * rDS + 1) + rDS ) R D + R S * (S * rDS + 1) + rDS 213 214 Die wichtigsten Eigenschaften der Emitterschaltung bzw. Sourceschaltung sind: - Der Betrag der Spannungsverstärkung ist wesentlich größer als 1. - Die Stromverstärkung ist wesentlich größer als 1. - Der Eingangswiderstand ist mittelgroß (Bei Sourceschaltung eventuell sehr groß). - Der Ausgangswiderstand ist mittelgroß. Diese Eigenschaften machen die Emitter- und Sourceschaltung zu den am meisten angewandten Schaltungsvarianten. Bild 8.16 zeigt die Eingangsstufe eines Mittelwellenempfängers in Sourceschaltung. 9V 1mH 1nF J1 BF245C 1MΩ Ferritantenne 1kΩ 47nF 1kΩ 500p 1MΩ Uregel = 47nF J2 BF245C 220Ω 0..-1.8V Bild 8.16: HF-Vorstufe eines Mittelwellenempfängers Die eigentliche Verstärkerstufe besteht aus dem oberen Transistor J1. Bei großen Eingangsspannungen ist auch die Ausgangsspannung groß, bei kleinem Eingangssignal ist die verstärkte Ausgangsspannung ebenfalls klein. Diesen Effekt kann man zur Regelung der Spannungsverstärkung ausnutzen. Man richtet die Ausgangsspannung gleich (hier nicht gezeigt) und erzeugt eine negative Regelspannung. Je größer das Ausgangssignal ist, um so negativer ist die Regelspannung. Diese Regelspannung wird dem unteren Transistor J2 zugeführt. Dieser arbeitet im ohmschen Bereich des Ausgangskennlinienfeldes. Je negativer die Regelspannung ist, umso größer ist der Widerstand des Transistors. Wenn man sich die Gesamtschaltung anschaut, so bemerkt man, daß dieser Transistor als „Gegenkopplungswiderstand“ geschaltet ist. Je größer die Gegenkopplung, umso kleiner die Verstärkung der Stufe. Somit arbeitet die Gesamtschaltung wie folgt: Bei großem Eingangssignal wird eine große negative Regelspannung erzeugt und J2 drosselt die Verstärkung von J1. Bei kleinem Eingangssignal ist so gut wie keine Gegenkopplung vorhanden und J1 verstärkt voll. Auf diese Art und Weise wird erreicht, daß die hochfrequente Ausgangsspannung der Stufe fast unabhängig vom Eingangssignal ist. Somit werden Übersteuerungen vermieden und außerdem erreicht, daß der subjektive Höreindruck nicht mehr so stark vom Sender und Feldstärkeschwankungen („Fading“) abhängt. 215 8.3.2 Kollektorschaltung und Drainschaltung In der Emitter- bzw. Sourceschaltung haben wir so etwas wie eine „Universalschaltung“ kennengelernt. Die verbleibenden Schaltungsvarianten sind aufgrund ihrer Eigenschaften für Spezialanwendungen hervorragend geeignet, es fehlt ihnen allerdings die universelle Anwendbarkeit. Typische Eigenschaften der Kollektorschaltung bzw. Drainschaltung sind - großer Eingangswiderstand - kleiner Ausgangswiderstand - Spannungsverstärkung kleiner 1, aber etwa gleich 1 - Betrag der Stromverstärkung groß Die Kollektorschaltung und die Drainschaltung werden vielfach auch „Emitterfolger“ bzw. „Sourcefolger“ genannt, was eine beliebte Quelle für die Verwechslung mit der Emitterschaltung und der Sourceschaltung ist. Deshalb sollen diese beiden Begriffe hier nicht mehr benutzt werden. Bild 8.17 zeigt die Kollektor- und die Drainschaltung +UB +UB R1 R1 1 1 ue uG 2 2 RG R2 ~ RE 1' RG ua RL 2' ue uG R2 ~ 1' RS ua 2' Bild 8.17: Kollektor- und Drainschaltung Bei der Kollektorschaltung liegt der Kollektor wechselspannungsmäßig an Masse. In der realen Schaltung ist er direkt mit der positiven Betriebsspannung verbunden. Analoges gilt für die Drainschaltung. Das Ausgangssignal wird am Emitter bzw. am Sourceanschluß abgegriffen. Die Kleinsignalersatzschaltbilder zeigt Bild 8.18. Auch hier wurden wieder alle Kondensatoren als Kurzschlüsse für die Signalspannung betrachtet. 216 RL B iB 1 rBE E RG uG R2 R1 ue 2 ~ rCE ß * iB RE RL ua i2 1' C 2' S 2 G 1 uGS RG ue uG R2 R1 ~ rDS S * uGS RS RL ua i2 D 1' 2' Bild 8.18: Kleinsignalersatzschaltbilder der Kollektor- und der Drainschaltung Wir wollen nun die Eigenschaften der Kollektorschaltung berechnen. Der Einfachheit halber ersetzen wir die parallelgeschalteten Widerstände rCE, RE und RL durch einen Widerstand R. Dann kann man für den Emitterknoten folgenden Gleichung aufstellen: iB + ß * iB − ua =0 R Diese Ströme drücken wir als Funktion der Spannungen aus: u e − ua u − ua ua +ß* e − =0 rBE rBE R und lösen diesen Ausdruck nach den Spannungen auf (ß + 1) * u rBE e 1 (ß + 1) = ua * + rBE R Damit erhalten wir vu = ua = ue ß +1 (ß + 1) * R = 1 (ß + 1) rBE + (ß + 1) * R rBE * + rBE R 217 Nun steht der Widerstand R jedoch als Ersatz für die Parallelschaltung einiger Widerstände. Betreiben wir die Kollektorschaltung ohne den Lastwiderstand RL, so gilt v uK = (ß + 1) * RE IIrCE rBE + (ß + 1) * R E IIrCE v uK = = (ß + 1) * RE * rCE rBE * RE + rBE * rCE + (ß + 1) * R E * rCE (ß + 1) * RE * rCE rBE * (rCE + R E ) + (ß + 1) * R E * rCE Im allgemein gilt ß >> 1 und rCE >> R E so daß wir vereinfacht schreiben können v uK = (ß + 1) * RE * rCE rBE * (rCE + RE ) + (ß + 1) * RE * rCE ≈ ß * RE rBE + ß * RE Mit dem Lastwiderstand RL haben wir eine Parallelschaltung dreier Widerstände. Dies in die Formel für die Verstärkung hineinzupacken führt zu einem langen Ausdruck. Es empfiehlt sich in diesem Fall daher, den Widerstand R als Funktion der Parallelschaltung der drei Widerstände zuerst auszurechnen und diesen Widerstand dann einzusetzen. v uK = (ß + 1) * RE IIrCE IIRL rBE + (ß + 1) * R E II rCE II R L ≈ ß * R E II R L rBE + ß * R E II R L Die Spannungsverstärkung der Kollektorschaltung ist kleiner als 1, aber etwa gleich 1. Die Phasenverschiebung zwischen Eingangsspannung und Ausgangsspannung ist gleich 0 Grad. Aufgrund der starken Gegenkopplung durch RE und RS sind die Verzerrungen der Kollektor- und Drainschaltung sehr gering. Nun zum Eingangswiderstand der Kollektorschaltung. Dazu berechnen wir zuerst einmal den Eingangswiderstand des Transistors. reT = ue r = ue * BE iB ue − ua Wir erinnern uns, daß für die Ausgangsspannung ua gilt ua = v uK * ue = ue * (ß + 1) * RE * rCE rBE * (rCE + R E ) + (ß + 1) * R E * rCE 218 und damit reT = ue ue * rBE r = = BE iB ue * (1 − v uK ) 1 − v uK Den Ausdruck 1-vuK berechnen wir zu 1 − v uK = 1 − (ß + 1) * RE * rCE rBE * (rCE + RE ) + (ß + 1) * RE * rCE = rBE * (rCE rBE * (rCE + RE ) + RE ) + (ß + 1) * RE * rCE und erhalten reT = ue ue * rBE r * (r * (r + RE ) + (ß + 1) * R E * rCE ) r = = BE = BE BE CE iB ue * (1 − v uK ) 1 − v uK rBE * (rCE + R E ) reT = (rBE * (rCE + R E ) + (ß + 1) * RE * rCE ) (rCE + RE ) Dieser Ausdruck gilt für unendlich großes RL, bei endlich großem RL muß man RL dem Widerstand RE parallelschalten. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß rCE wesentlich größer als RE ist, kann man den Ausdruck vereinfachen zu reT ≈ rBE + (ß + 1) * R E ≈ rBE + ß * R E beziehungsweise reT ≈ rBE + ß * RE II R L Der Eingangswiderstand des Transistors ist wesentlich größer (etwa ß*RE) als der Eingangswiderstand der nicht gegengekoppelten Emitterschaltung. Für den Eingangswiderstand der Gesamtschaltung erhält man dann reK = R1 II R 2 II reT Im Gegensatz zur Emitterschaltung wird der Eingangswiderstand der Kollektorschaltung hauptsächlich von den Widerständen R1 und R2 bestimmt. Legt man Wert auf einen großen Eingangswiderstand, so sollte man R2 weglassen, so daß R1 groß werden darf. Ohne den Lastwiderstand RL gilt für die Stromverstärkung v iK = rCE rCE i2 − ß * iB = * = −ß * iB iB rCE + R E rCE + R E Das Minuszeichen kommt von der Richtung des Stromes i2. Der rechte Teil des Ausdrucks rührt von der Stromteilerregel her. 219 Interessiert man sich für den Strom durch RL, so gilt: v iK = iRL = −ß * iB rCE II R E rCE II RE + RL Als letztes muß nun noch der Ausgangswiderstand der Kollektorschaltung bestimmt werden. Dazu ändern wir jedoch unser Kleinsignalersatzschaltbild wiederum etwas ab (Bild 8.19). Ri 1 iB B rBE E uL ~ 2 ue rCE ß * iB RE RL i2 C 1' ua 2' Bild 8.19: Geändertes Kleinsignalersatzschaltbild zur Bestimmung des Ausgangswiderstandes Wir ersetzen die Signalquelle uG und die Widerstände RG, R1 und R2 erneut durch eine Ersatzquelle uL und den Innenwiderstand Ri mit uL = R1 II R 2 R G + R1 II R 2 und R i = R G II R1 II R 2 Da der Widerstand Ri auch von iB durchflossen wird, können wir für die Spannungsverstärkung der neuen Schaltung schreiben v uges = (ß + 1) * R E IIrCE IIRL u2 = uL (R i + rBE ) + (ß + 1) * R E II rCE II R L oder uaLeerlauf = uL * (ß + 1) * RE IIrCE (Ri + rBE ) + (ß + 1) * RE IIrCE Dies gilt bezüglich des Klemmenpaares 2-2‘. Schließen wir dieses Klemmenpaar kurz, so erhalten wir für den Knoten 2 folgende Gleichung iK + ß * iB + iB = 0 Dabei weist der Pfeil von iK in die Klemme 2 hinein. iK = −(ß + 1) * iB = −(ß + 1) * 220 uL R i + rBE Als Ausgangswiderstand finden wir dann raK = − uaLeerlauf (ß + 1) * RE IIrCE = −uL * iK (Ri + rBE ) + (ß + 1) * RE II rCE raK = R +r 1 * − i BE * ß + 1 uL (ß + 1) * RE IIrCE R +r * i BE (Ri + rBE ) + (ß + 1) * RE IIrCE ß + 1 Dabei ist der erste Term dieses Ausdruckes etwas kleiner als 1, so daß wir schreiben können raK ≈ R i + rBE R G II R 1 II R 2 + rBE = ß +1 ß +1 Nun werden wir aus den Gleichungen für die Kollektorschaltung die Eigenschaften der Drainschaltung ermitteln, ohne eine erneute Netzwerkanalyse vorzunehmen. Um zu diesen Gleichungen zu gelangen, muß die Steilheit S bestimmt werden mit S ↔ gm = ß rBE Dabei gehen ß und rBE derart gegen Unendlich, daß S konstant ist. Für die Spannungsverstärkung der Kollektorschaltung galt ja (ohne RL) v uK = (ß + 1) * RE * rCE rBE * (rCE + R E ) + (ß + 1) * R E * rCE Wenn ß gegen Unendlich geht, so tut es ß+1 auch. Wir dividieren Zähler und Nenner durch rBE und erhalten mit S=(ß+1)/rBE v uD = (rCE S * R E * rCE S * R S * rDS = + R E ) + S * R E * rCE (rDS + R S ) + S * R S * rDS In einem Zwischenschritt wurden noch RE durch RS und rCE durch rDS ersetzt. Nun dividieren wir der Eleganz halber noch einmal durch RS*rDS: v uD = S * RP S S = = rCE + R E 1 1 + S * RP +S +S RP R E * rCE Dabei ist RP die Parallelschaltung von RS und rDS. Nun kennen wir die Spannungsverstärkung der Drainschaltung: Ohne RL: v uD = S * rDS II R S 1 + S * rDS II R S 221 und mit RL: v uD = S * rDS II R S II R L 1 + S * rDS II R S II R L Für den Eingangswiderstand benötigen wir die Umrechnungen nicht (obwohl das auch geht). Aus dem Schaltbild lesen wir ab: reD = R1 II R 2 Genauso mit der Stromverstärkung. Da in den FET kein Eingangsstrom fließt, gilt v iD = ∞ Nun zum Ausgangswiderstand. Der war für die Kollektorschaltung gleich raK = (ß + 1) * RE II rCE R +r * i BE (Ri + rBE ) + (ß + 1) * RE II rCE ß + 1 Nun ersetzen wir RE durch RS und rCE durch rDS und erhalten als Zwischenprodukt raK = (ß + 1) * R S II rDS R +r * i BE (Ri + rBE ) + (ß + 1) * R S II rDS ß + 1 Nun lassen wir rBE über alle Grenzen streben und lassen Ri weg, da es verschwindend klein gegenüber rBE ist: raD = (ß + 1) * R S II rDS * rBE rBE + (ß + 1) * R S II rDS ß + 1 Fast fertig: Wir dividieren Zähler und Nenner jetzt noch durch rBE, um auf S zu kommen: (ß + 1) * R S II rDS raD = rBE S * R S II rDS rBE r 1 * BE = * + (ß + 1) * R S II rDS ß + 1 1 + S * R S II rDS S rBE Damit lautet das Ergebnis: raD = R S II rDS 1 ≈ 1 + S * R S II rDS S Der Ausgangswiderstand der Drainschaltung ist ebenso wie der der Kollektorschaltung klein, die Spannungsverstärkung aber ebenfalls kleiner als 1. Da S des FETs im allgemeinen kleiner ist als ß/rBE, liegt die Spannungsverstärkung der Kollektorschaltung näher an 1 als die der Drainschaltung. Die Hauptanwendung der Kollektor- und Drainschaltung ist die des Impedanzwandlers. Der große Eingangswiderstand belastet eine Signalquelle so gut wie gar nicht, am Ausgang der Schaltung erscheint das Eingangssignal, allerdings niederohmig. 222 Damit sind die Stellen klar, an denen der Einsatz einer Kollektor- bzw. Drainschaltung innerhalb einer Verstärkerkette angebracht sein kann, nämlich am Anfang und am Ende (Bild 8.20). Ri uL K1 E1 E2 E3 K2 ~ RL ua Bild 8.20: Einsatz der Kollektorschaltung und Drainschaltung Die Kollektorschaltung K1 hat einen sehr großen Eingangswiderstand, so daß möglichst wenig von der Signalspannung uL am Innenwiderstand der Signalquelle verloren geht. K1 paßt den großen Innenwiderstand der Signalquelle an den mittelgroßen Eingangswiderstand der ersten Spannungsverstärkerstufe E1 an. Der Einsatz einer Kollektorschaltung an dieser Stelle ist natürlich nur dann angebracht, wenn der Innenwiderstand der Signalquelle sehr groß ist. Es folgen - in unserem Beispiel drei - Spannungsverstärkerstufen in Emitterschaltung. Am Ende der Kette finden wir wiederum eine Kollektorschaltung. Sie paßt den mittelgroßen Ausgangswiderstand der Stufe E3 an den niederohmigen Lastwiderstand RL an. Dies könnte beispielsweise ein Lautsprecher mit einer Impedanz von 4 Ohm sein. Da eine Kollektorschaltung eine Spannungsverstärkung von 1 aufweist, muß bereits die Emitterschaltung E3 den maximalen Ausgangsspannungshub uamax erzeugen. Das hier Geschriebene gilt natürlich auch Verstärker in FET-Technologie in Source- und Drainschaltung. Als Schaltungsbeispiel für eine Kollektorschaltung sei hier nicht die Impedanzwandlerfunktion vorgeführt, sondern das stabilisierte Netzteil (Bild 8.21) Ri uein RZ ~ UBE C1 Uein = C2 +UB RL UZ ZD Bild 8.21: Stabilisiertes Netzteil Dabei handelt es sich allerdings nur um die allereinfachste Ausführung. Eine Gleichrichterschaltung liefert eine Gleichspannung Uein, der noch eine Wechselspannung uein überlagert ist. Diese Wechselspannung ist allerdings nicht sinusförmig, sondern hat eher den Charakter eines Sägezahns. Der Kondensator C1 siebt einen Großteil dieser Wechselspannung heraus. Nun kommt die eigentliche Kollektorschaltung. Die Reihenschaltung des Widerstandes RZ mit der Zenerdiode ZD stellt eine „Signalquelle“ dar und liefert die Eingangsspannung UZ für die Kollektorschaltung. Das „Ausgangssignal“ wird am Emitter abgenommen und ist die Spannung +UB. Der Lastwiderstand RL symbolisiert die angeschlossene Elektronik. 223 Wir stellen eine Masche auf U Z = UBE + (+ UB ) und berechnen die Ausgangsspannung: + UB = U Z − UBE ≈ U Z − 0.7 V Wegen des exponentiellen Zusammenhanges zwischen Basis-Emitter-Spannung UBE und dem Kollektorstrom können wir UBE als konstant ansehen. Die Ausgangsspannung +UB der Stabilisierungsschaltung ist um etwa 0.7 Volt kleiner als die Zenerspannung UZ. Der Kondensator C2 dient dem Schutz vor unerwünschen Schwingungen. Die Schaltung ist so, wie sie hier dargestellt ist, noch nicht kurzschlußsicher. Ein weiterer Nachteil ist die Verlustleistung, die im Transistor auftritt. Dieser Nachteil hat dazu geführt, daß viele heutige Stromversorgungen auf dem Prinzip des Schaltnetzteiles beruhen, dessen Wirkungsgrad größer ist als der Wirkungsgrad der Spannungsstabilisierungsschaltung nach Bild 8.21. Schaltnetzteile können allerdings hochfrequente Einstreuungen erzeugen, so daß eine klassische Spannungsstabilisierung in vielen Fällen immer noch das Mittel der Wahl ist. Bild 8.22 zeigt das Schaltbild einer Leistungsendstufe mit Leistungs-MOSFETs. Es handelt sich dabei um Anreicherungstypen, man findet einen N-Kanal-FET und einen P-Kanal-FET, die jeweils in Drainschaltung betrieben werden. R1 R5 T1 = +UB = -UB C1 R2 RL _ OUT + R3 C2 ue R6 R4 Bild 8.22: Endstufe mit Leistungs-MOSFETs 224 T2 Die Schaltung benötigt zwei Betriebsspannungsquellen, ihr gemeinsamer Punkt ist der Masseanschluß. Die Widerstände R1 und R2 stellen die Gate-Source-Spannung des N-Kanal-Transistors derart ein, daß der Transistor im nicht so stark gekrümmten Teil der Eingangskennlinie betrieben wird. Eine analoge Funktion haben die Widerstände R3 und R4 für den P-Kanal-Transistor. Das Eingangssignal wird den Transistoren über die Kondensatoren C1 und C2 zugeführt, wechselspannungsmäßig sind die beiden Transistoren parallel geschaltet. Während der positiven Halbwelle leitet der N-KanalTransistor und es fließt ein Strom durch die obere Spannungsquelle, T1 und über RL zurück in die Quelle. Der P-Kanal-Transistor sperrt (fast) völlig. Bei der negativen Halbwelle sperrt T1 und es fließt ein Strom von der unteren Betriebsspannungsquelle über T2 und RL zurück in die Quelle. Mit Hilfe der Widerstände R2 und R3 werden die Gate-Source-Spannungen der beiden MOSFETs derart eingestellt, daß ein geringer Ruhestrom fließt. Damit ist sichergestellt, daß die Übertragungskennlinie ua/ue linear ist. Die hochohmigen Widerstände R5 und R6 entkoppeln die Wechselspannung von der Gleichspannungseinstellung. Dadurch ist gewährleistet, daß nur ein geringer Anteil des Wechselspannungssignals durch die Bauelemente der Gleichspannungseinstellung abfließt, der ganze Signalstrom steht zur Steuerung der MOSFETs zur Verfügung. Der Operationsverstärker ist in den Gegenkopplungskreis des Verstärkers mit einbezogen und sorgt somit dafür, daß die Verzerrungen der Endstufe gering sind Weiterhin ist gewährleistet, daß die Ausgangsspannung des Verstärkers ohne Signal 0 Volt beträgt. Da MOSFETs bei steigender Temperatur schlechter leiten, ist ein thermisches "Weglaufen" der Endstufe mit steigender Temperatur nicht zu befürchten. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber Endstufen mit Bipolartransistoren. Man muß allerdings bei der Dimensionierung der Schaltung beachten, daß die Eingangskapazität von Leistungs-MOSFETs im Bereich einiger Nanofarad liegt und nicht zu vernachlässigen ist. 8.3.3 Basisschaltung und Gateschaltung Die Eigenschaften dieser Grundschaltungen prädestinieren sie für Anwendungen im Hochfrequenzbereich. Deshalb finden wir in den Schaltbildern von Bild 8.23 eine Hochfrequenzdrossel in der Emitter/Source-Zuleitung. RG 1 2 RC (L) uG ue ~ R2 RE RG R1 RL ua 1' 2' 1 2 ~ ue R2 RS 1' 225 = +UB R1 RL ua 2' Bild 8.23: Basisschaltung und Gateschaltung +UB RD (L) uG = Die Zuführung des Eingangssignales erfolgt am Emitter- bzw. Sourceanschluß. Damit kein Signalstrom unnötig über den Emitter/Sourcewiderstand nach Masse abfließt, ist hier im Schaltbild eine Hochfrequenzdrossel L eingefügt. Sie ist im Prinzip nicht notwendig, vermeidet aber unnötige Spannungsabfälle am Innenwiderstand RG der Signalquelle. Weiterhin erkennt man, daß Basis und Gate über einen ausreichend bemessenen Kondensator nach Masse kurzgeschlossen sind. Die Auskopplung des verstärkten Signales erfolgt über einen Kondensator. Die dazugehörigen Kleinsignalersatzschaltbilder zeigt das Bild 8.24. Die Widerstände RE und RS sind nur dann wirksam, wenn die Drosseln nicht vorhanden sind. Man beachte auch die Richtung des Basisstromes iB und der Gate-Source-Spannung uGS. rCE 1 RG iE E 2 iC ß * iB iB ue (R ) E uG C rBE RC ua RL ~ B 1' 2' rDS 1 RG D 2 iD S * uGS ue (R ) S uG iS S uGS RD ua RL ~ G 1' 2' Bild 8.24: Kleinsignalersatzschaltbilder der Basis- und der Gateschaltung Auch hier sollen die Eigenschaften der Schaltungen anhand der Basisschaltung berechnet werden und die Ergebnisse dann auf die Gateschaltung übertragen werden. Für den Basisstrom können wir direkt folgenden Zusammenhang erkennen (Richtung beachten): iB = − ue rBE und für den Kollektorknoten gilt i C = ß * iB + ua − ue rCE wobei wir den Kollektorstrom ic folgendermaßen ausdrücken können: iC = − ua RC 226 Stop. In der vorletzten Gleichung haben wir einen Knotenterm mit ua und ue. Knotengleichungen können wir vermeiden, indem wir wiederum das andere Ersatzschaltbild für den Ausgangskreis des Transistors nehmen und es in das Kleinsignalersatzschaltbild der Basisschaltung einsetzen. Wir probieren es einmal (Bild 8.25). rCE rCE = ß*r * i CE B ~ ß * iB ß*rCE * iB RG uG rCE iB ue (R ) E C ~ iE E 1 rBE 2 iC RC ua RL ~ B 1' 2' Bild 8.25: Geändertes Ersatzschaltbild für die Basissschaltung Nun bilden wir eine Masche: ue + iC * (R C + rCE ) − ß * rCE * iB = 0 Dabei ist der Lastwiderstand vorläufig zu Unendlich gesetzt worden. Da er direkt parallel zu RC liegt, kann man später diese Parallelschaltung einsetzen. Der Basisstrom wird in die obige Gleichung eingesetzt: ue + iC * (R C + rCE ) + ß * rCE * ue =0 rBE Umstellen ergibt ß * rCE = −iC * (R C + rCE ) ue * 1 + rBE Nun läßt sich der Kollektorstrom ic bestimmen: i C = −u e * rBE + ß * rCE rBE * (R C + rCE ) und gelangen dann mit ua =-ic*RC zu dem Ergebnis ua = ue * rBE + ß * rCE * RC rBE * (R C + rCE ) 227 Die Spannungsverstärkung der Basisschaltung ist dann gleich v uB = ua r + ß * rCE = BE * RC ue rBE * (R C + rCE ) Da rBE wesentlich kleiner ist als ß*rCE, lautet das Ergebnis v uB = ß * rCE ß * RC = * rCE II R C rBE * (R C + rCE ) rBE Bezieht man des Lastwiderstand RL in die Gleichung mit ein, so lautet das Ergebnis v uB = ß * rCE ß * (R C II R L ) = * rCE II R C II R L rBE * (R C + rCE ) rBE Die Spannungsverstärkung der Basisschaltung ist somit gleich der Spannungsverstärkung der nicht gegengekoppelten Emitterschaltung, allerdings mit positivem Vorzeichen. Nun zur Stromverstärkung. Wir vernachlässigen den Strom durch den Emitterwiderstand und definieren rBE + ß * rCE i rBE * (R C + rCE ) v iB = C = r + ß * rCE u iE − ue * BE − e rBE * (R C + rCE ) rBE − ue * Dabei wurde der bereits weiter oben ermittelte Ausdruck für iC eingesetzt, iB ist gleich –uBE/rBE. rBE + ß * rCE rBE * (R C + rCE ) v iB = rBE + ß * rCE 1 + rBE * (R C + rCE ) rBE Dies ergibt v iB = v iB = rBE rBE + ß * rCE + ß * rCE + R C + rCE rBE + ß * rCE (ß + 1) * rCE + R C + rBE 228 Verglichen mit ß*rCE ist rBE verschwindend klein, so daß wir schreiben können v iB = ß * rCE = (ß + 1) * rCE + R C ß (ß + 1) + R C rCE Wenn der Kollektorwiderstand (oder die Parallelschaltung RC und RL) klein gegenüber rCE ist, so kommen wir auf den Ausdruck v iB = ß ß +1 der in der Lehrbüchern allgemein angegeben wird. Nun zum Eingangswiderstand der Basisschaltung. Wir definieren reB = ue ue = iE − iB − i C Dabei können wir bei den Strömen auf weiter oben entwickelte Ausdrücke zurückgreifen. reB = reB = ue ue r + ß * rCE + u e * BE rBE rBE * (R C + rCE ) rBE * (R C + rCE ) 1 = r + ß * rCE 1 R C + rCE + rBE + ß * rCE + BE rBE rBE * (R C + rCE ) reB = rBE * (R C + rCE ) r ≈ BE (ß + 1) * rCE + R C + rBE ß Der Eingangswiderstand der Basisschaltung ist sehr klein im Bereich weniger Ohm. Hat man in der Emitterzuleitung keine Hochfrequenzdrossel, so muß man für den resultierenden Eingangswiderstand noch den Emitterwiderstand mit berücksichtigen: * reB ≈ rBE II R E ß Manchmal (im Schaltbild nicht gezeigt) liegt die Signalquelle in Reihe mit Emitterwiderstand und dem Emitteranschluß. Dann gilt für den Eingangswiderstand der Basisschaltung * reB ≈ rBE + RE ß 229 Der Ausgangswiderstand ist sehr groß, wie wir gleich sehen werden. Zur Berechnung des Ausgangswiderstandes können wir wiederum wie bisher eine Ersatzquelle einführen. Wir wollen nun jedoch einmal ein anderes Verfahren erproben (Bild 8.26) ß*rCE * iB 1 C iC ~ iE E rCE iB uE RP 2 rBE ~ B 1' uL 2' Bild 8.26: Schaltung zur Bestimmung des Ausgangswiderstandes der Basisschaltung Die Signalquelle uG wird kurzgeschlossen. Es bleibt nur ihr Innenwiderstand RG übrig. Im Schaltbild ist statt dessen der Widerstand RP eingezeichnet. Es gilt Ohne Drossel : R P = R G II RE Mit Drossel : RP = R G Eine Spannungsquelle uL wird an den Ausgang der Schaltung angeschlossen. Aufgrund dieser Spannung fließt ein Kollektorstrom iC. Der Ausgangswiderstand des Transistors ist dann gleich raT = uL iC Eine Masche ergibt: − uL + iC * rCE − ß * iB * rCE + iC * R = 0 mit R = R P II rBE Der Strom iC fließt in die Parallelschaltung aus RP und rBE hinein. Für den Basisstrom iB ergibt sich dann nach der Stromteilerregel: iB = −iC * RP R P + rBE Das Minuszeichen rührt daher, daß die Pfeilrichtungen von Kollektor- und Emitterstrom entgegengesetzt sind. Eingesetzt in die Maschengleichung erhalten wir RP * rCE + iC * R = 0 − uL + iC * rCE − ß * − iC * R + r P BE und lösen auf: uL = iC * rCE + ß * iC * RP * rCE + iC * R R P + rBE 230 Nun ersetzen wir R durch die Parallelschaltung von RP und rBE. uL = iC * rCE + ß * iC * ß * R P * rCE + R P * rBE + rCE * (R P + rBE ) R P + rBE uL = iC * uL = iC * RP R *r * rCE + iC * P BE R P + rBE R P + rBE ß * R P * rCE + R P * rBE + rCE * R P + rCE * rBE RP + rBE uL = iC * (ß + 1) * RP * rCE + RP * rBE + rCE * rBE R P + rBE Für den Kollektorstrom iC gilt dann iC = uL * R P + rBE (ß + 1) * RP * rCE + RP * rBE + rCE * rBE Somit lautet das Ergebnis für den Ausgangswiderstand des Transistors raT = uL 1 (ß + 1) * R P * rCE + R P * rBE + rCE * rBE = uL * * iC uL R P + rBE raT = (ß + 1) * RP * rCE + RP * rBE + rCE * rBE RP + rBE Wenn der Widerstand RP klein ist, so gilt angenähert raT ≈ rCE Der Widerstand RC wurde weggelassen. Er liegt jedoch parallel zur Spannungsquelle und damit parallel zu raT, so daß wir bezüglich des Klemmenpaares 2-2‘ schreiben können raB = raT II R C Das typische Einsatzgebiet der Basisschaltung sind Hochfrequenzschaltungen. Man setzt sie zur Impedanztransformation von niederohmig auf hochohmig ein sowie als Verstärker. Der niederohmige Eingangswiderstand wird dazu ausgenutzt, die Basisschaltung an die Ausgangsimpedanz von Leitungen anzupassen. Selbst wenn als Signalquelle keine Leitung benutzt wird, kann man mit Hilfe von Übertragern jeden Quellenwiderstand an die niedrige Eingangsimpedanz der Basisschaltung anpassen. In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, daß im Hochfrequenzbereich Übertrager nur aus wenigen Windungen Drahtes bestehen, ganz anders als im Niederfrequenzbereich. Dort sind Übertrager schon lange verpönt, da sie sperrig, schwer und außerdem nichtlinear sind. Der große Ausgangswiderstand eignet sich ideal, um Parallelschwingkreise als Last einzusetzen. 231 Bezeichnen wir die Impedanz eines Schwingkreises mit Z, so gilt für den resultierenden Ausgangswiderstand der Basissschaltung (raT zu rCE angenommen) * raB = rCE II Z Einen Parallelschwingkreis kann man sich vorstellen als die Parallelschaltung eines Kondensators, einer Spule und eines Widerstandes RV. Dieser Widerstand modelliert die Verluste im Schwingkreis. Im Resonanzfall heben sich die Impedanzen von Spule und Kondensator auf, so daß nur der Verlustwiderstand RV übrig bleibt. Wir finden daher bei Resonanz: * raB = rCE II R V und die Spannungsverstärkung v uB = ß * rCE II R V rBE Hat der Schwingkreis eine hohe Güte, so ist RV groß und damit auch die Spannungsverstärkung. Die Schwingkreisgüte beträgt Q= rCE II R V ωL Für die Bandbreite B des Schwingkreises (Abfall der Verstärkung auf das 0.707-fache des Maximalwertes bei Resonanz) gilt der Ausdruck B= fres ωL = fres * Q rCE IIR V Der Schwingkreis ist damit umso schmalbandiger und selektiver, je größer der Ausgangswiderstand des Transistors ist. Betrachtet man reale Schaltungen, so findet man häufig, daß die Bandbreite durch einen zusätzlichen Kollektorwiderstand RC parallel zum Schwingkreis bewußt vergrößert wurde. Analoge Überlegungen gelten für Anwendungsfälle, bei denen der Schwingkreis durch Leitungsstücke ersetzt wird. Die Basisschaltung hat noch zwei weitere Vorteile. Die Miller-Kapazität (s. Grundlagenkapitel über Operationsverstärker) ist die parasitäre Kapazität zwischen Kollektor und Basis. Diese Kapazität liegt nun basisseitig an Masse. Dadurch wird eine ungewollte Rückkopplung zwischen Eingangskreis und Ausgangskreis vermieden, die Basisschaltung ist stabiler, was unerwünschte Schwingneigung angeht. Weiterhin erhöht sich die Grenzfrequenz des Transistors um den Faktor ß. Es gilt: f grenzBasis schaltung ≈ ß * f grenzEmitt erschaltun g Wir können daher einen Transistor in der Basisschaltung bei weit höheren Frequenzen einsetzen, als dies bei der Emitterschaltung der Fall wäre. 232 Ein Anwendungsbeispiel für die Basisschaltung ist in Bild 8.27 dargestellt. +12V HF-Drossel Lπ Antenne CK uOsz ~ Cπ1 ue Cπ2 ua Bild 8.27: Senderendstufe im C-Betrieb Der Transistor hat keine Bauelemente zur Arbeitspunkteinstellung. Die Betriebsspannung gelangt über eine Hochfrequenzdrossel an den Kollektor des Transistors. Ohne Aussteuerung ist der Kollektorstrom gleich Null. Der Oszillator liefert eine Wechselspannung, welche über den Übertrager an den Emitter des Sendetransistors gelangt. Dort lösen die positiven Halbwellen der Wechselspannung ue einen impulsförmigen Kollektorstrom aus, die negativen Halbwellen bewirken nichts. Dieser Kollektorstrom enthält Anteile der Grundwelle (Oszillatorfrequenz) sowie Oberwellen. Die hochfrequenten Anteile gelangen über den Koppelkondensator CK an das π-Filter. Dieses Filter selektiert die gewünschte Frequenz aus und leitet sie an die Antenne weiter. Der Vorteil dieser nichtlinearen Schaltung ist, daß man das π-Filter auch auf eine Oberwellenfrequenz abstimmen kann. Die Ergebnisse der Basisschaltung lassen sich auf die Gateschaltung übertragen. Wir lassen ß und rBE derart gegen unendlich gehen, daß ß/rBE=S konstant bleibt und ersetzen RC durch RD usw. v uG = S * rDS + 1 * RD R D + rDs Da kein Basisstrom fließt, ist im Unterschied zur Basisschaltung die Stromverstärkung gleich 1: v iG = 1 Der Eingangswiderstand der Gateschaltung ist gleich reG = R D + rDS 1 ≈ S * rDs + 1 S für großes rDS und der Ausgangswiderstand raT = R P + rDS * (1 + S * R P ) mit RP gleich RG mit Drossel und RP gleich RG parallel zu RS ohne Hochfrequenzdrossel Der resultierende Eingangswiderstand bezüglich des Klemmenpaares 2-2‘ ist dann raG = raT II RD 233 Ein Beispiel für die Gateschaltung zeigt Bild 8.28. Es handelt sich dabei um einen Verstärker für 200MHz. 120p BF348 3...15p Drossel 0.5 µH 3...15p Eingang 60Ω 3...15p 4.7n 47 47k AVR 4.7n Ausgang 60Ω +15V Bild 8.28: 200MHz-Verstärker in Gateschaltung Die Schwingkreise am Eingang und am Ausgang dienen der Selektion des Eingangssignals. Durch die Anzapfungen der Spulen wird die Eingangs- und Ausgangsimpedanz der Schaltung auf 60 Ohm eingestellt. Der Transistor BF348 arbeitet in Gateschaltung. Dem Gate wird eine variable negative Spannung zugeführt. Diese negative Spannung wird aus dem Demodulator gewonnen und stellt die Verstärkung des JFET ein. Eine hohe negative Spannung bedeutet geringe Steilheit und damit geringe Verstärkung. Ist die Regelspannung in der Nähe von 0, so sind Steilheit und Verstärkung groß. 8.4 Der Feldeffekttransistor als steuerbarer Widerstand Bei kleinen Werten der Drain-Source-Spannung (Anlaufbereich, Ohmscher Bereich, Bereich I des Bildes 7.2) wird die Steigung der Ausgangskennlinien von FETs und damit ihr Ausgangswiderstand RDS sehr stark von der Gate-Source-Spannung bestimmt. In diesem Bereich verhält sich ein FET wie ein einstellbarer Widerstand. Der Wert dieses Widerstandes ist gleich dem Kehrwert der Steigung im Abschnürbereich, also R DS = UDS UP2 = ID IDSS * (2 * (UGS − UP ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) Man sieht, daß die Kennlinie nichtlinear ist. Für kleines UDS kann man schreiben R DS UDS ≈0 = UP2 2IDSS * (UGS − UP ) Bei UGS = UP wird der Kanal abgeschnürt, der Widerstand RDS wird unendlich groß. Bei UGS = 0 erhält man den kleinsten Widerstandswert, er beträgt R DS min = UP 2 IDSS Den Wert RDSmin bezeichnet man auch als RDSein oder RDSON. Bild 8.29 zeigt den Verlauf des Widerstandes als Funktion von UGS sowie den prinzipiellen Einsatz eines FETs als Spannungsteiler. 234 Widerstand eines N-Kanal MOSFETs im ohmschen Bereich 50K 40K RG RV 30K uL ~ uein uaus UGS 20K 10K 0 -2.0V 1/dID( M1 ) -1.5V -1.0V -0.5V 0V VGS Bild 8.29: Widerstandsverlauf von RDS und Spannungsteiler mit FET Es ist wichtig anzumerken, daß der Wechselspannung keine Gleichspannung zur Arbeitspunkteinstellung überlagert sein muß, der FET arbeitet als Widerstand und nicht als verstärkendes Element. Der Widerstand des Transistors hängt von der steuernden Spannung UGS ab. Die Ausgangsspannung uaus hat den Wert uaus = uein * R DS R DS + R V Diese Schaltung arbeitet sowohl bei positiven als auch negativen Eingangsspannungen. Das Kennlinienfeld für den Anlaufbereich zeigt Bild 8.30. Es ist als vergrößerter Ausschnitt von Bild 7.4 zu betrachten. Dabei darf die Drain-Source-Spannung auch geringe negative Werte annehmen. Die Kennlinien ID = f(UDS) verlaufen nur in der Nähe des Nullpunktes linear. Mit positiver Spannung (bei N-Kanal-FETs) wird der Kanal verengt und die Steigung der Kennlinie flacher. Bei negativer Spannung UDS ist es genau umgekehrt: Der Querschnitt des Kanals erweitert sich und die Steigung der Kennlinie wird größer. Übersteigt die negative Drain-Source-Spannung 0.6 Volt, so leitet der pnÜbergang beim JFET und der Übergang Drain-Substrat beim MOSFET. Beim MOSFET kann man dies durch eine negative Substratvorspannung verhindern. Das Bild zeigt zwei Fälle. Im ersten Fall wurde keine Gegenkopplung eingebaut und die Kennlinien verlaufen gekrümmt. Im zweiten Fall wurde die halbe Drain-Source-Spannung UDS hochohmig dem Gate als Gegenkopplungsspannung zugeführt und die Kennlinien verlaufen fast linear. 235 ID/UDS-Kennlinie eines N-Kanal MOSFETs im ohmschen Bereich 800uA UGS = 0V mit Gegenkopplung UGS = -1V 400uA UGS = 0V UGS = -1V ohne Gegenkopplung 0A -400uA -800uA -1.5V -1.0V ID (M1) -0.5V ID (M2) 0.0V 0.5V 1.0V 1.5V VDS Bild 8.30: Ausgangskennlinien eines N-Kanal-MOSFETs (Verarmungstyp) im Anlaufbereich Die nichtlinearen Verzerrungen hängen von der Aussteuerspannung UDS ab: Nimmt der Widerstand des Transistors zu, so steigt auch die Spannung UDS und damit die Verzerrungen. Die Linearität des Kanalwiderstandes läßt sich durch ein Rückkopplung zwischen Drain und Gate wesentlich verbessern (Bild 8.31a). Die Widerstände R1 und R2 sollen den gleichen Wert haben. Damit ist die Wechselspannung zwischen Drain und Gate gleich der Spannung zwischen Gate und Source; der Transistor wird symmetrisch betrieben. Der Zusammenhang zwischen ID, UDS und UGS lautet ID = IDSS * UDS * (2 * (UGS − UP ) − UDS ) * (1 + λ * UDS ) UP2 ID = 2 IDSS U * UDS * UGS − UP − DS * (1 + λ * UDS ) 2 2 UP beziehungsweise Den Term (1+λ*UDS) kann man für kleines UDS vernachlässigen, so daß gilt ID ≈ 2 IDSS U * UDS * UGS − UP − DS 2 2 UP 236 Führt man dem Gate nun gemäß Bild 8.31a eine Steuergleichspannung USteu sowie die Wechselspannung UDS/2 zu, so erhält man für den Drainstrom mit UGS=USteu+UDS/2 ID ≈ 2 IDSS U U * UDS * USteu + DS − UP − DS 2 2 2 UP ID ≈ 2 IDSS * UDS * (USteu − UP ) UP2 C1 R1 1M G USteu = 100k D R2 RV S C2 uein R3 UGS R1 uaus 1M R2 10M USteu a) b) Bild 8.31: Prinzipschaltung zur Linearisierung des Kanalwiderstandes RDS (a) und Realisierung (b) Der Widerstand der Drain-Source-Strecke ist dann R DS = UDS UDS * UP2 UP2 = = ID 2 IDSS * UDS * (USteu − UP ) 2 IDSS * (USteu − UP ) und damit keine Funktion von UDS mehr. Die Spannungsteilerwiderstände R1 und R2 müssen erheblich größer sein als der Vorwiderstand RV, da sie dem Kanalwiderstand parallel geschaltet sind und den Dynamikbereich der Regelung verringern. Selbst wenn der Widerstand des Transistors unendlich groß wird, findet noch eine Spannungsteilung statt: uaus = uein * R1 + R 2 R1 + R 2 + R V Im Bild 8.31b sind R1 und R2 die Spannungsteilerwiderstände. Jeder dieser Widerstände hat den zehnfachen Wert des Vorwiderstandes. Die Steuerspannung USteu (die bei einem N-Kanal JFET<0 sein muß) wird über den sehr hochohmigen Widerstand R3 zugeführt. Der Kondensator C1 hält eventuelle Gleichspannungsanteile des Signals vom Transistor fern, C2 trennt den Ausgangskreis galvanisch von der Steuerspannung. Will man an den Ausgang der obigen Schaltung einen Verstärker anschließen, so muß dessen Eingangswiderstand sehr groß sein, um den Regelbereich des Dämpfungsgliedes nicht zu beeinträchtigen. In der Praxis wählt man R1 gleich R2, da sich dann die DrainSource-Spannung gleichmäßig zwischen Drain und Gate einerseits und zwischen Gate und Source andererseits aufteilt. Eine konkrete Anwendung des FETs als steuerbarer Widerstand zeigt Bild 8.32. Es zeigt einen WienBrücken-Oszillator mit automatischer Amplitudenbegrenzung durch einen JFET. Die frequenzbestimmenden Bauelemente sind die beiden Widerstände R und die beiden Kondensatoren C. 237 Die ohmsche Rückkopplung besteht aus den Widerständen R1 und der Reihenschaltung des Widerstandes R2 und dem Drain-Source-Widerstand des JFETs, der im ohmschen Bereich betrieben wird. Diese Rückkopplung bestimmt die Verstärkung des Operationsverstärkers, damit auch den möglichen Übersteuerungsgrad und somit auch den Klirrfaktor. Unmittelbar nach dem Einschalten der Versorgungsspannung ist C2 noch nicht aufgeladen, der Widerstand des JFETs ist gleich RDSON, dem Widerstand für UGS=0. Entsprechend hoch ist die Verstärkung des Operationsverstärkers. Die Schaltung beginnt zu schwingen, die Schwingung ist jedoch wegen der zu hohen Verstärkung verzerrt. Die Ausgangsspannung wird in der Spannungsverdopplerschaltung aus D1 und D2 gleichgerichtet. Die Aufladezeitkonstante wird durch R5 und C1 bestimmt. Die gleichgerichtete Spannung ist negativ, der Widerstand des JFET steigt somit an und die Verstärkung sinkt ab. Der Kondensator C2 entlädt sich mit der Zeitkonstanten R6C2. C R + OUT _ R1 C R R2 C3 R3 R5 R4 R6 D1 C2 C1 ua D2 Bild 8.32: Wien-Brücken-Oszillator mit Amplitudenbegrenzung Im eingeschwungenen Zustand ist die Gate-Source-Spannung so groß, daß die Ausgangsspannung (fast) rein sinusförmig ist. Dies läßt sich mit dem Regler R3 einstellen. Der Klirrfaktor der Ausgangsspannung hängt sehr stark von der Linearität des Drain-Source-Widerstandes ab. Die Linearität läßt sich stark verbessern, wenn die Hälfte der Drain-Source-Wechselspannung zum Gatepotential hinzuaddiert wird. Dazu dienen die Widerstände R3 und R4. Der Kondensator C3 verhindert, daß die GateSource-Spannung zum invertierenden Eingang des Operationsverstärkers gelangt und eine Nullpunktverschiebung der Ausgangsspannung hervorruft. Durch den Abgleich von R3 lassen sich Klirrfaktoren von unter 0.1 Prozent erreichen. 238 Netzlisten Widerstand eines N-Kanal MOSFETs im ohmschen Bereich VGS G 0 0 VDS D 0 2 VBULK BULK 0 -5 M1 D G 0 BULK MFET; Transistor ohne Rueckkopplung .MODEL MFET NMOS VTO=-2 W=100U L=10U; UP=-2V .DC LIN VGS 0 -1.9 -0.02 .PROBE .END ID/UDS-Kennlinie eines N-Kanal MOSFETs im ohmschen Bereich VGS G 0 0 VDS D 0 0 VBULK BULK 0 -5 M1 D G 0 BULK MFET; Transistor ohne Rueckkopplung M2 D X 0 BULK MFET; Transistor mit Rueckkopplung R1 D X 1MEG R2 X G 1MEG .MODEL MFET NMOS VTO=-2 W=100U L=10U; UP=-2V .DC LIN VDS -1.45 1.45 0.05 .STEP VGS LIST 0 -1 .PROBE .END 239 9. Leistungsendstufen 9.1 Grundlagen Leistungsendstufen liefern die notwendige Ausgangsleistung, um Wandler zu treiben. Dies kann beispielsweise ein Lautsprecher sein, aber auch viele andere Wandlertypen wie Bildröhren oder Schrittmotoren sind möglich. Wir wollen uns –ohne Einschränkung der Allgemeinheit– mit Audioendstufen beschäftigen. Dabei muß man sich im klaren darüber sein, daß nur ein geringer Anteil der elektrischen Leistung, die in einen Lautsprecher hineingesandt wird, auch als Schalleistung wieder herauskommt. Eine weitere Eigenart bei Audioendstufen liegt in der menschlichen Wahrnehmung der Lautstärke: Das menschliche Lautstärkeempfinden ist logarithmisch: Einer Verdopplung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht etwa einer Verzehnfachung der abgegebenen Leistung und damit einem Zehnfachen der Verstärkerleistung. Doch zurück zur Technik. In den bisherigen Kapiteln wurde stillschweigend angenommen, daß wir es mit Kleinsignaltransistoren zu tun haben. Bei einer Kollektor-Emitter-Spannung von 10 bis 20 Volt und einem Kollektorstrom von wenigen Milliampere liegt die Verlustleistung der Transistoren im Bereich von etwa 100 bis 200 Milliwatt. Dabei werden diese Transistoren nicht überlastet. Bei Leistungstransistoren hingegen besteht durchaus die Gefahr der Überlastung. Deshalb sollen kurz die Lastgrenzen bei Leistungstransistoren besprochen werden. Dabei wird angenommen, daß die Eingangsleistung (Basis-Emitter-Spannung * Basisstrom) vernachlässigt werden kann. Bild 9.1 zeigt die Grenzen im Ausgangskennlinienfeld an. IC ICmax UCEsat UCE*ICE=Pmax Zweiter Durchbruch Erster Durchbruch UCEmax UCE Bild 9.1: Belastungsgrenzen Die Belastungsgrenzen sind – von links nach rechts – 1. IC<ICmax: Der maximale Kollektorstrom darf den im Datenblatt vorgegebenen Wert nicht überschreiten 240 2. P<Pmax: Das Produkt aus Kollektor-Emitter-Spannung und Kollektorstrom entspricht der aufgenommenen Leistung. Dieser Wert darf die maximale Verlustleistung, die der Hersteller angibt, nicht überschreiten. Die maximale Verlustleistung ist eine Funktion der Sperrschichttemperatur und hängt damit von der Umgebungstemperatur einerseits und Kühlungsmaßnahmen andererseits ab. 3. Zweiter Durchbruch: Im Bereich hoher Kollektor-Emitter-Spannungen kann es bei zu großen Strömen dazu kommen, daß die Stromverteilung im Transistor ungleichmäßig wird. Es bilden sich „heiße Röhren“, die den Löwenanteil des Stromes übernehmen. Je wärmer ein solches Gebiet wird, um so besser leitet es den Strom. Dadurch kann lokal die maximal erlaubte Stromdichte überschritten werden und der Transistor fällt aus. Diesen Effekt findet man bei Bipolartransistoren, da diese einen negativen Temperaturkoeffizienten der Leitfähigkeit haben. Den Bereich des zweiten Durchbruches gibt es bei FETs nicht. Der negative Temperaturkoeffizient ist übrigens auch der Grund dafür, daß man Bipolartransistoren nicht einfach parallel schalten darf: Der wärmste Transistor übernimmt fast den gesamten Strom und fällt aus. Bei der Parallelschaltung von Leitungstransistoren muß jeder Transistor einen Emitterwiderstand aufweisen, der diesen Effekt verhindert. 4. Erster Durchbruch, UCE>UCEmax: Es kommt zur Stoßionisation, eine Sperrschicht wird zerstört. Im rechten Teil des Bildes 9.1 finden wir einen Transistor, der ein solches Schicksal erlitten hat. Man erkennt deutlich zwei Durchbrüche an der Basis-Emitter-Diode. Im Bild 9.2 ist noch einmal die Lage der Arbeitspunkte des Transistors für die einzelnen Betriebsarten (A-, AB- und B-Betrieb) dargestellt. Die Gerade ist die Arbeitsgerade. IC IC A-Betrieb A-Betrieb AB-Betrieb AB-Betrieb B-Betrieb UB B-Betrieb UBE UCE Bild 9.2: Lage der Arbeitspunkte bei den verschiedenen Betriebsarten Im A-Betrieb finden wir Verhältnisse vor, die uns bereits aus dem Kapitel 7 bekannt sind: Der Arbeitspunkt liegt auf der Arbeitsgeraden, der Kollektorstrom ist größer oder gleich der Amplitude des Kollektorwechselstromes. Im B-Betrieb liegt der Arbeitspunkt ebenfalls auf der Arbeitsgeraden (wo sonst?), der Kollektorruhestrom ist jedoch gleich Null. Damit ist die Kollektor-Emitter-Spannung im Arbeitspunkt gleich der Betriebsspannung UB. Der AB-Betrieb ist ein Zwischending zwischen A- und BBetrieb. Neu im Bild 9.2 ist die Ellipse um den Arbeitspunkt herum. Der Schnittpunkt der beiden Hauptachsen liegt auf dem Arbeitspunkt, die Neigung der Ellipse ist jedoch beliebig. Diese „Lastellipse“ finden wir immer dann, wenn als Last kein ohmscher Widerstand angeschlossen ist, sondern eine Impedanz Z. Dies kann die Lautsprecherspule mit ihrem Gleichstromwiderstand sein, dies kann aber auch eine kapazitive Belastung nach Masse sein. Der Kollektor- bzw. Drainwiderstand liegt zwar nach +UB hin, 241 wechselspannungsmäßig sind RC und CLast jedoch parallel geschaltet. Es gilt Z = Z( j ω) = Z * e jϕ mit ϕ= Eine Bedingung stellen wir: Im(Z ) Re(Z ) Z(0 ) = R Es muß ja der Kollektor/Draingleichstrom fließen. Steuern wir nun den Transistor mit einem sinusförmigen Signal aus, so sind Kollektor-Emitter-Spannung und Kollektorstrom Gleichgrößen, die von sinusförmigen Wechselgrößen überlagert werden: IC (t ) = ICA + IC max * cos(ωt ) UCE (t ) = UCEA + UCE max * cos(ωt + ϕ ) IC(t) bewegt sich in y-Richtung, UCE(t) in x-Richtung (Bild 9.3) ICmax ICmax * α * UCEmax UCEmax Bild 9.3: Lastellipse Bei sinusförmiger Aussteuerung in Anwesenheit einer Impedanz bewegen sich der Kollektorstrom/die Kollektor-Emitter-Spannung sinusförmig um den Arbeitspunkt herum. Die Berechnung ist mathematisch etwas aufwendig und soll hier nicht ausgeführt werden. Für den Neigungswinkel α gilt: 2 * Z * cos ϕ 1 R α = * arctan 2 2 1 − Z R Man beachte, daß Z gleich IZI ist. 242 Auf einer der Hauptachsen der Ellipse finden wir die Amplitude ICmax*, auf der anderen die Amplitude UCEmax*. Es gilt der Zusammenhang * UCE max cos α − sin α UCE max = * * IC max sin α cos α IC max Wichtig ist das Achsenverhältnis 2 A= 2 2 2 Z Z Z 1+ +4* * cos 2 ϕ + 1− R R R 2 2 2 2 Z Z Z 1+ − 1 − + 4* * cos 2 ϕ R R R Hat die Impedanz Z eine induktive Komponente, so wird die Ellipse im mathematisch negativen Sinn (im Uhrzeigersinn) durchlaufen, bei einer kapazitiven Komponente im mathematisch positiven Sinn (gegen den Uhrzeigersinn). 9.2 Endstufenschaltungen Man unterscheidet bei Leistungsendstufen zwischen zwei Betriebsarten, dem Eintaktbetrieb und dem Gegentaktbetrieb. Der Eintaktbetrieb wird wegen seines geringen Wirkungsgrades nur noch relativ selten angewandt. Der Gegentaktbetrieb ist bei Endstufen die Regel. Sein hoher Wirkungsgrad erlaubt es, selbst Endstufen mit hohen Ausgangsleistungen wirtschaftlich günstig aufzubauen. Eine Klassifikation der Leistungsendstufen nach Schaltungsstruktur zeigt Bild 9.4: Leistungsendstufen Gegentaktendstufen Eintaktendstufen Emitterschaltung Kollektorschaltung Parallelspeisung beider Transistoren (Transformatorkopplung) Transistoren vom gleichen Leitungstyp D-Verstärker Bild 9.4: Klassifikation der Leistungsendstufen nach ihrer Schaltungsstruktur 243 Serienspeisung beider Transistoren Komplementärendstufe Wichtige Kenngrößen von Leistungsendstufen sind - Ausgangsleistung - Wirkungsgrad - Klirrfaktor Es lassen sich Leistungen von einigen hundert Watt, Klirrfaktoren von etwa 0.05 Prozent und Wirkungsgrade von 60 - 70 Prozent erreichen. Als aktive Bauelemente in Endstufen werden bipolare Transistoren, Leistungs-MOSFETs und für Spezialanwendungen gelegentlich noch Röhren verwendet. Bevor wir uns den einzelnen Schaltungkonzepten zuwenden, noch kurz die Definition des Stromflußwinkel (Bild 9.5). f(t) Θ ωt Bild 9.5: Stromflußwinkel Den Stromflußwinkel mißt man pro Halbwelle von der Spitze des sinusförmigen Signals. Es gilt A-Betrieb: Θ=π (180°) AB-Betrieb: π/2<Θ<π (90°-180°) B-Betrieb: Θ=π/2 (90°) C-Betrieb: Θ<π/2 (<90°) 9.2.1 Eintaktendstufen Diese Endstufen sind mit einem Transistor aufgebaut. Der Begriff "Eintakt" bedeutet hier, daß der Transistor sowohl die positive als auch die negative Halbwelle der Eingangsspannung verarbeiten kann. Der Transistor wird mit hohem Ruhestrom betrieben, da er sowohl die positive als auch die negative Halbwelle der Ausgangsspannung und des Ausgangsstromes liefern muß. Er arbeitet somit im A-Betrieb. Für jede Halbwelle der Eingangsspannung beträgt der Stromflußwinkel des Kollektorstromes 180°. Im Gegentaktbetrieb hingegen ist ein Endstufentransistor für die positive Halbwelle und ein anderer Endstufentransistor für die negative Halbwelle verantwortlich: Der Stromflußwinkel ist 90°. Eintaktendstufen unterscheiden sich im Prinzip nur durch die große Signalamplitude von den entsprechenden Kleinsignalverstärkern. 244 Bild 9.6 zeigt eine Eintakt-A-Endstufe in Emitterschaltung. +UB R1 +UB R1 w1 RC w2 UCE RL UCEmax ü=w2/w1 ue RL ua ue UCEmin t Bild 9.6: Eintakt-A-Endstufe in Emitterschaltung Die Emitterschaltung ist die einzige der vorgestellten Endstufenschaltungen mit einem Verstärkungsfaktor größer als 1. Dafür sind die Verzerrungen der Ausgangsspannung bei dieser Schaltung recht groß. Man setzt sie daher bevorzugt bei solchen Anwendungen ein, bei denen man mit möglichst wenig Aufwand eine bestimmte Ausgangsspannung erzielen will, ohne daß man auf Verzerrungen große Rücksicht nehmen muß; beispielsweise bei Senderendstufen kleiner Leistung. Die auftretenden Verzerrungen lassen sich dort durch Filter beseitigen. Der Lastwiderstand RL besteht dann aus einem Filter und der Sendeantenne. Wir finden drei Schaltungsvarianten im Bild 9.6. Bei der ersten, links dargestellt, finden wir nur den Kollektorwiderstand RC als Last vor. Der über einen Kondensator angekoppelte Widerstand ist nicht vorhanden. Die zweite Variante ist dann die mit RC und RL. Die dritte Variante ist die, bei der der Lastwiderstand RL über einen idealen Übertrager mit dem Übersetzungsverhältnis ü=w2/w1 angekoppelt ist. Die Abweichung der Kurvenform der Ausgangsspannung von der Eingangsspannung sind recht groß, die Abweichung des Ausgangsstromes vom Eingangsstrom hingegen nicht, da nach wie vor gilt IC (t ) = B * IB (t ) Die Verzerrungen rühren daher, daß der Basisstrom bei einer sinusförmigen Eingangsspannung, die der Basis-Emitter-Gleichspannung überlagert ist, wegen der nichtlinearen Eingangskennlinie des Transistors nicht mehr sinusförmig ist. Eine niederohmige Signalquelle wird daher stets eine verzerrte Ausgangsspannung hervorrufen. („Spannungssteuerung“) Bei einer hochohmigen Signalquelle ist dies hingegen anders. Die Nichtlinearität der Eingangskennlinie fällt bei einem hohen Innenwiderstand der Signalquelle nicht mehr ins Gewicht, so daß der Eingangswechselstrom sinusförmig ist und damit auch der Kollektorwechselstrom. Damit ist der Spannungsabfall am Kollektorwiderstand ebenfalls sinusförmig. („Stromsteuerung“) Wir besprechen jetzt nur die erste Variante mit dem Kollektorwiderstand RC. Die maximale Ausgangsleistung am Ausgang beträgt bei sinusförmiger Aussteuerung pa = uCE iC U − UCE min IC max − IC min * = CE max * 2 2 2* 2 2* 2 245 Hierbei ist zu beachten, daß es sich bei uCE und iC um die Amplituden handelt, während man zur Leistungsberechnung den Effektivwert heranzieht. Die maximal möglichen Strom- und Spannungsamplituden treten dann auf, wenn der Arbeitspunkt bei UB/2 liegt. Dann ist die maximal mögliche Spannungsamplitude ebenfalls UB/2. Dabei ist in diesen einfachen Näherungen die Sättigungsspannung des Transistors vernachlässigt. Einen Überblick über die Größenordnung der Sättigungsspannung liefert folgende Tabelle: Typ BC547 BC141 BD135 BF457 2N3055 Anwendung Kleinsignaltransistor Kleinleistungstransistor Leistungstransistor Videoendstufen Leistungstransistor Pmax/W 0.5 0.8 12.5 10 117 UCEsat/V 0.6 1 0.5 1 1.1 bei IC/A 0.1 1 0.5 0.03 4 Nehmen wir einmal an, daß die Sättigungsspannung bei einem Leistungstransistor in der Größenordnung von etwa 1 Volt liegt, so haben wir im durchgeschalteten Zustand bei einem Kollektorstrom von 10 Ampere bereits eine Verlustleistung von 10 Watt. MOSFETs charakterisiert man nicht durch eine Sättigungsspannung, sondern durch ihren ohmschen Widerstand im durchgeschalteten Zustand. Der Arbeitspunkt muß so gewählt werden, daß der Strom ICmax/2 (oder sogar etwas mehr) als Ruhestrom fließt. Dann ist der Gleichstrominnenwiderstand des Transistors im Arbeitspunkt gleich dem Lastwiderstand RC, es besteht also Leistungsanpassung. Der Ausgangsstrom kann dann bei Vollaussteuerung zwischen 0 und ICmax schwanken. Fließt im Arbeitspunkt der Ruhestrom ICA, so erhält man als optimalen Lastwiderstand RCopt: R Copt ≈ UB 2 ICA Das Ungefährzeichen deutet an, daß die Sättigungsspannung UCEsat des Transistors bei der Berechnung vernachlässigt wurde. Für die maximale Ausgangsleistung finden wir dann p a max = U *I UB2 = B CA 8R C 4 Falls am Ausgang eine Last RL* kapazitiv angekoppelt sein sollte, so gilt für den Lastwiderstand im Wechselstromfall: R L* = R C II R L Noch eine Bemerkung zur Kopplung. Im Bild 9.6 liegt der Lastwiderstand direkt in der Kollektorleitung und wird natürlich auch vom Kollektorgleichstrom durchflossen. Dies würde bei Lautsprechern bedeuten, daß die Schwingspule sich erwärmt und außerdem ohne Aussteuerung eine mechanische Vorbelastung erfährt. Deshalb koppelt man Lautsprecher über einen Kondensator an. Analoges gilt für die weiter unten besprochene Kollektorschaltung mit einem Transistor im A-Betrieb. Bei den Varianten 2 und 3 im Bild 9.6 ist die Last nicht vom Gleichstrom durchflossen. 246 Bild 9.7 zeigt den Verlauf von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom im Kennlinienfeld des Transistors. Das schraffierte Dreieck, dessen Flächeninhalt gleich dem vierten Teil von (UB-UCEsat)*ICA ist, versinnbildlicht die maximale Ausgangsleistung. IC IB = 6mA IB = 4mA ICmax IB = 2mA ICA IB = 1mA pA UCEsat UCEA UCE UB Bild 9.7: Ausgangsgrößen der Eintakt-A-Endstufe im Kennlinienfeld Bei sinusförmigem Verlauf von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom ist die von der Endstufe aufgenommene Gleichstromleistung unabhängig von der Aussteuerung, da die Mittelwerte der Signalgrößen gleich Null sind: T 1 P= = * ∫ UB * (ICA + IC max * sin(ω t )) dt = UB * ICA T 0 Diese Leistung wird während des Betriebes zu einem Teil im Transistor, zum anderen Teil jedoch in der Last umgesetzt. Im Ruhebetrieb ohne Aussteuerung ist die Verlustleistung des Transistors am größten, da dann die halbe Gleichstromleistung in ihm in Wärme umgewandelt wird. Die abgegebene Wechselleistung wird mit einem bestimmten Wirkungsgrad vom Wandler in Nutzenergie (z. B. Schall) umgewandelt, der Rest der zugeführten Leistung wird wiederum in Wärme verwandelt. Der Wirkungsgrad der Eintakt-A-Endstufe ist maximal ηmax = p a max = 0.25 P= Der Wirkungsgrad wächst mit steigender Aussteuerung und erreicht - bei Vernachlässigung der Restspannung UCEsat - bei Vollaussteuerung den Wert von 25 Prozent. Da der Transistor maximal 0.5 P= aufnimmt, an Nutzleistung jedoch maximal 0.25 P= abgibt, kann er maximal die Hälfte der Ruheleistung als Nutzleistung abgeben. Will man daher eine 10 W-Endstufe aufbauen, so muß der Transistor eine maximal zulässige Verlustleistung von mindestens 20 W aufweisen. Das Netzgerät oder die Batterie muß dann sogar 40W liefern. 247 Nun noch kurz zu den Varianten 2 und 3 des Bildes 9.6. Koppelt man einen Lastwiderstand RL über einen Kondensator an, so gilt mit RL=RC (die optimale Lösung) ηmax = 1 ≈ 6.3% 16 Dieser Wirkungsgrad ist sehr schlecht, praktisch indiskutabel. Da kommt die Variante 3 mit ihrem Übertrager wesentlich besser weg: Wir erhalten einen Wirkungsgrad von maximal 50%. Dazu wählen wir bei gegebenem RL den Kollektorruhestrom zu ICA = UB ü * RL 2 2 Der Arbeitspunkt des Transistors liegt dann auf der Geraden R=ü *RL. Die Kollektor-Emitter-Spannung ist nicht mehr gleich UB/2, sondern gleich UB. Man erreicht, wie gesagt, einen Wirkungsgrad von ηmax = 50% Wichtig: Bei sinusförmiger Aussteuerung steigt die Kollektor-Emitter-Spannung bei der induktiven Kopplung auf das Doppelte der Betriebsspannung an, bei Impulsen noch mehr. Diese Tatsache muß man bei der Auswahl des Transistors beachten, da sonst der erste Durchbruch droht. Das Nichtbeachten dieser Tatsache hat schon so manchem Transistor das Leben gekostet. Die übertragergekoppelte Endstufe ist heutzutage nur noch im Hochfrequenzbereich interessant, da man mit einem Leistungstransistor auskommt, der außerdem noch als Spannungsverstärker fungiert. Im Niederfrequenzbereich hätten wir Verzerrungen durch das Trafoblech und einen Bandpaßcharakter zu vergegenwärtigen. Die Kollektorschaltung (Bild 9.8) ist wesentlich besser als die Emitterschaltung zum Aufbau von Leistungsendstufen geeignet. +UB Ua Uamax R1 ue RL ua Uamin t Bild 9.8: Kollektorschaltung Der günstigste Arbeitspunkt liegt wiederum etwa bei UB/2. Dann gilt: UCEA = UCEsat + UB − UCEsat UB + UCEsat = 2 2 248 Für den Ruhestrom im Arbeitspunkt finden wir IEA = UB 2RL Die maximal möglichen Amplituden von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom betragen Ua max = UB − UCEsat 2 beziehungsweise IE max ≈ IEA Bei Leistungsanpassung ist der Innenwiderstand gleich dem Lastwiderstand: R Lopt = Ua max UB − UCEsat = IE max 2IEA und somit erhalten wir dann als maximale Ausgangsleistung p a max 2 ( UB − UCEsat ) = 8R Lopt Analog zur Emitterschaltung nimmt die Kollektorschaltung eine von der Aussteuerung unabhängige Gleichstromleistung P= von P= = UB * IEA auf und der maximale Wirkungsgrad ist (UB − UCEsat ) p a max = P= 8R Lopt * UB * IEA 2 ηmax = ηmax = p a max UB − UCEsat = ≈ 0.25 P= 4UB Die im Transistor selbst umgesetzte Verlustleistung ist T PV = P= − pRL = P= − ∫ R L * (IEA − IE max * sin(ωt )) dt 2 0 Werten wir das Integral aus, so ergibt sich ( 2 PV = P= − R L * IEA + IE2 max ) Ohne Aussteuerung ist IEmax gleich Null und obiger Ausdruck ergibt Pvmax = 0.5*P=; bei maximaler Aussteuerung erhält man für die Verlustleistung im Transistor Pv = 0.25*P=. Dies ist die gleiche Leistungsbilanz wie bei der Emitterschaltung. Eintakt-A-Endstufen nehmen eine hohe Gleichstromleistung aus der Betriebsspannungsquelle auf und ihr Wirkungsgrad beträgt maximal 25 Prozent. Weiterhin wird – wie oben bereits erwähntder Lastwiderstand vom Ruhestrom durch249 flossen, was bei Lautsprechern beispielsweise dazu führt, daß die Membran ein Stück in den Luftspalt hineingezogen oder aus ihm herausgestoßen wird. Bei Übertragern haben wir eine Vormagnetisierung des Eisens zu verzeichnen. Um die Unterschiede zwischen der Kollektorschaltung und der Emitterschaltung zu verdeutlichen, wurde je eine Simulation vorgenommen (Bild 9.9). Die Ansteuerung war jeweils derart, daß fast die maximale Ausgangsleistung abgegeben wurde. Der Transistor entspricht in seinen Daten dem 2N3055. Die Aussteuerung ist jeweils sinusförmig. Man erkennt sehr deutlich die starken Verzerrungen der Emitterschaltung, während die Kollektorschaltung die Ausgangsspannung fast unverzerrt wiedergibt. Eine Fourieranalyse ergab für die Emitterschaltung folgende Werte: FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(KOLLAUS) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 2.119336E-03 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 8.872E+00 1.158E+00 9.746E-01 4.869E-01 2.671E-01 1.000E+00 1.305E-01 1.099E-01 5.488E-02 3.010E-02 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) -1.096E+02 -4.408E+01 2.629E+01 1.121E+02 -1.791E+02 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 6.557E+01 1.359E+02 2.217E+02 -6.947E+01 1.830676E+01 PERCENT Der Verzerrungen (THD) betragen dabei 18.3 Prozent. Dies bedeutet eine sehr starke Verzerrung des Ausgangssignals. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß eine niederohmige Signalquelle verwendet wurde und somit Spannungssteuerung vorlag. Bei der Kollektorschaltung sind die Werte erheblich günstiger: FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(EMMAUS) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 2.595066E-03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 8.258E+00 1.601E-02 3.974E-03 1.868E-03 7.963E-04 1.000E+00 1.939E-03 4.813E-04 2.262E-04 9.644E-05 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) 3.056E+00 -2.739E+01 -1.077E+01 9.928E+01 -1.712E+02 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 -3.045E+01 -1.383E+01 9.622E+01 -1.742E+02 2.013629E-01 PERCENT Der Anteil der Verzerrungen beträgt lediglich 0.2 Prozent, ein sehr günstiger Wert, wenn man die Größe der Ausgangsspannung bedenkt. 250 Transistor in Kollektor- und Emitterschaltung; A-Betrieb 10V Emitterschaltung 5V Kollektorschaltung 0V -5V -10V 99.0ms V (EMMAUS) 99.2ms 99.4ms V (KOLLAUS) 99.6ms 99.8ms 100.0ms Time Bild 9.9: Ausgangsspannung der Emitter- und der Kollektorschaltung für Vollaussteuerung 9.2.2 Gegentaktendstufen Bei Gegentaktendstufen übernimmt im einfachsten Fall jeweils ein Transistor die Verarbeitung einer Halbwelle der Eingangsspannung. Fließt kein Ruhestrom durch die Transistoren, so spricht man vom B-Betrieb, fließt ein geringer Ruhestrom, so liegt AB-Betrieb vor. Im Unterschied zu den Eintaktendstufen weisen Gegentaktendstufen folgende Vorteile auf: - sehr große Ausgangsleistung möglich - hoher Wirkungsgrad - sehr geringe bis geringe Ruheverlustleistung Bei der Parallelspeisung beider Transistoren koppelt man die Endstufe mit Übertragern, bei der Serienspeisung beider Transistoren handelt es sich um sogenannte "eisenlose Endstufen". Die transformatorgekoppelte Endstufe hat heute nur noch in Spezialfällen Bedeutung (Senderendstufen, Anpassung des Lastwiderstandes an die Verhältnisse in der Schaltung) Bild 9.10 zeigt eine transformatorgekoppelte Endstufe. Die Endstufentransistoren werden über den Treibertransformator gegenphasig angesteuert. Es fließt nur ein geringer Ruhestrom (AB-Betrieb). Somit leitet während einer Halbwelle nur jeweils ein Transistor, der andere sperrt. Im Ausgangstransformator werden die beiden Halbwellen wieder zusammengeführt, so daß am Lastwiderstand eine vollständige Schwingung entsteht. Bedingt durch die Emitterschaltung der Endstufentransistoren und die Nichtlinearität des Transformatoreisens ist der Klirrfaktor recht groß (5-10%). Die Gegenkopplung über RFB und CFB ist kritisch, da die Phasenverhältnisse durch die Transformatoren recht unübersichtlich sind. Die Bauelemente RB und CB bilden zusammen mit der Induktivität des Ausgangstransformators und dem auf 251 die Primärseite bezogenen Lastwiderstand RL* einen Schwingkreis, welcher eventuelle Schwingungen bei impulsförmiger Aussteuerung bedämpft. Betreibt man die Endstufe versehentlich ohne Lastwiderstand, so können hohe Induktionsspannungen an der Primärseite des Ausgangstransformators die Halbleiter zerstören. Im Niederfrequenzbereich sind transformatorgekoppelte Verstärker so gut wie bedeutungslos geworden, für hochfrequente Anwendungen jedoch nicht. Treiberstufe Endstufe -UB R1 CB R1T RL RB Cin R2 uein RET RE CET CRK RRK Bild 9.10: Das „Urgestein“ der Endstufen: Die transformatorgekoppelte Endstufe Bei den sogenannten eisenlosen Endstufen werden die Endstufentransistoren in Serie geschaltet und benötigen –wie der Name es bereits besagt- keine Transformatoren. Sie werden dabei zumeist in Kollektorschaltung betrieben. Durch die starke Gegenkopplung der Kollektorschaltung ist der Klirrfaktor sehr gering. Es sind der A-, AB- und der B-Betrieb möglich. Eine sehr elegante Realisierung einer Gegentaktendstufe ist die Komplementärendstufe. Sie besteht aus einem npn- und einem pnp-Transistor, welche gemeinsam angesteuert werden. Bild 9.11 zeigt die Prinzipschaltung einer solchen Endstufe im B-Betrieb. T1 = +UB = -UB ua RL ue ~ T2 Bild 9.11: Prinzipschaltung der Komplementärendstufe im B-Betrieb 252 Die Schaltung verfügt über zwei Betriebsspannungsquellen, deren gemeinsamer Anschluß die Masse ist. Der Transistor T1 bildet zusammen mit der Betriebsspannungsquelle +UB und dem Lastwiderstand RL eine Kollektorschaltung, die allerdings nur bei positivem Eingangssignal wirksam ist. Analog dazu finden wir für die negative Halbwelle des Eingangssignals eine Kollektorschaltung bestehend aus T2, der Spannungsquelle –UB und RL. Bei einer Eingangsspannung von Null Volt sperren beide Transistoren, es fließt also kein Ruhestrom. Erhöht man die Eingangsspannung ue, so fließt so lange kein Strom, bis die Basis-Emitter-Diode des npn-Transistors zu leiten beginnt (UBE<0.7V); die Ausgangsspannung ist daher noch gleich Null. Sobald der obere Transistor leitet, folgt die Ausgangsspannung der Eingangsspannung fast ohne Verzerrungen. Während der positiven Halbwelle leitet der npn-Transistor, die Last ist der Widerstand RL gegen Masse: Es liegt somit eine Kollektorschaltung vor. Der pnp-Transistor ist während der positiven Halbwelle gesperrt. Während der negativen Halbwelle leitet der pnp-Transistor und der npn-Transistor sperrt. Als Last dient wieder der RL. Es fließt also (ohne Ruhestrom) kein Strom von +UB nach -UB, sondern stets nur Strom von einer der Betriebsspannungsquellen durch die Last nach Masse. Wechselstrommäßig sind die Transistoren also parallel geschaltet, gleichstrommäßig hingegen in Serie. Die auftretenden Verzerrungen für ue < etwa 0.7 Volt nennt man Übernahmeverzerrungen, ein Gegenmittel werden wir weiter unten kennenlernen. Die Schaltung kann bei genügend großer Aussteuerung Ausgangsspannungen bis etwa ±UB liefern, unabhängig von RL. Die Ausgangsleistung ist umgekehrt proportional zu RL, es gibt also keine Leistungsanpassung. Außerdem ist die Schaltung ohne Schutzmaßnahmen nicht kurzschlußfest. Die an den Lastwiderstand RL abgegebene Ausgangsleistung pa hat den Wert pa = Ua2 max 2RL Die Verlustleistung des oberen Transistors T1 beträgt PT1 = 1 * T T/2 ∫ (U B − ua (t )) * iL (t ) dt 0 Die Integration geht von t = 0 bis t = T/2, da der obere Transistor nur während der ersten Halbwelle leitet. PT1 = 1 * T T/2 ∫ (U B − Ua max * sin(ωt )) * 0 Ua max * sin(ωt ) dt RL Berechnet man das Integral, so ergibt sich UB * Ua max Ua2 max 1 * PT1 = − π 4 RL Die gesamte, in beiden Transistoren auftretende Verlustleistung ist gleich 2 PT1, also 2 PT = RL UB * Ua max Ua2 max * − π 4 253 Die von der Endstufe aufgenommene Gleichstromleistung beträgt 1 P= = 2UB * * T T/2 ∫I L max 0 P= = 2UB * sin(ωt ) dt = * T T/2 ∫ 0 Ua max * sin(ωt ) dt RL 2UB * Ua max U * Ua max ≈ 0.64 B π * RL RL Setzt man die obere Integrationsgrenze wie bei der Eintakt-A-Endstufe auf T statt T/2, so ergibt obiges Integral den Wert Null. Dies ist hier jedoch nicht zulässig, da die Gleichstromleistung zwei unabhängigen Betriebsspannungsquellen entnommen wird und nicht einer Quelle wie bei der Eintaktendstufe. Dem Netzteil wird eine Leistung entnommen, die der Aussteuerung proportional ist. Ohne Aussteuerung fließt auch kein Strom und es wird keine Leistung entnommen Dies ist ein sehr großer Vorteil gegenüber den Eintakt A-Endstufen. Der Wirkungsgrad der Gegentaktendstufen ist η= p a π * Ua max U = = 0.785 * a max P= 4UB UB Bei maximaler Aussteuerung wird Uamax gleich UB und der maximale Wirkungsgrad beträgt damit 78.5 Prozent. ηmax = 78.5% In der Praxis werden durch Ruheströme und ohmsche Verluste Wirkungsgrade von 60 bis 65 Prozent erreicht. Im realen Betrieb liegen die Wirkungsgrade noch niedriger, da Vollaussteuerung im normalen Betrieb selten vorkommt. Das Maximum der Verlustleistung im Transistor in Abhängigkeit von Uamax erhält man durch Differenzieren von PT1 nach Uamax: dPT1 d = dUa max dUa max UB * Ua max Ua2 max 1 * − 4 R L π U dPT1 2Ua max 1 * = B − dUa max π 4 R L Setzt man diese Ableitung zu Null, so erhält man Ua max = 2 * UB ≈ 0.64UB π Die maximale Verlustleistung tritt im Transistor also nicht bei Vollaussteuerung auf, sondern dann, wenn die Amplitude der Ausgangsspannung 64% der Maximalamplitude beträgt. Dann gilt für PT1max PT1max 1 = RL 2UB2 4UB2 * 2 − 4π 2 π oder PT1max = UB2 UB2 ≈ 0 . 1 π 2 * RL RL 254 Das Verhältnis Pamax/PT1max lautet p a max UB2 * R L = =5 PT1max 2R L * 0.1UB2 und gibt an, für welche Ausgangsleistung ein Transistor ausgelegt sein muß, wenn man mit ihm eine Endstufe einer bestimmten Ausgangsleistung aufbauen will. Es gilt PT1max = 0.2 p a max Will man eine 25-Watt-Endstufe aufbauen, so muß man zwei Transistoren mit eine maximalen Verlustleistung von jeweils 5 Watt einsetzen. Bei der in Bild 9.11 vorgestellten Komplementärendstufe benötigt man zwei Betriebsspannungsquellen. Dies bedeutet einen gewissen Aufwand im Netzteil. Der Vorteil ist, daß man den Lautsprecher galvanisch an die Endstufe ankoppeln kann und daß die Verlustleistung in jedem Längstransistor eines geregelten Netzteils halbiert wird. Durch die galvanische Ankopplung wird die untere Grenzfrequenz der Endstufe zu 0 Hertz. Für kleine, preisgünstige Endstufen benutzt man eine Schaltungsvariante, die mit einer Versorgungsspannung auskommt. +UB T1 T2 ue CK RL ua Bild 9.12: Gegentakt-B-Endstufe mit einer Betriebsspannungsquelle In Ruhe liegen die Emitter der Endstufentransistoren auf dem Potential UB/2. Der Kondensator ist also auch auf UB/2 aufgeladen. Bei der positiven Halbwelle wird der Kondensator über T1 weiter aufgeladen, der Ladestrom fließt durch den Lastwiderstand RL und erzeugt dort die gewünschte Wirkung (z. B. Schallabstrahlung). Bei der negativen Halbwelle wird der Kondensator über T2 entladen, der Entladestrom fließt wiederum über den Lastwiderstand. Man hat nun keine galvanische Kopplung mehr, sondern eine kapazitive Kopplung und dadurch bedingt auch einen nach unten begrenzten Frequenzbereich. Bei der Berechnung von Leistung etc. muß in den obigen Formeln statt UB jeweils UB/2 eingesetzt werden. Bei vorgegebener unterer Grenzfrequenz fgu muß der Kondensator mindestens folgende Kapazität aufweisen: CK ≥ 1 2π * fgu * R L Bei großer Aussteuerung der Gegentakt-B-Endstufe ist die Wiedergabequalität gut unter der Voraussetzung, daß die Kennlinien der Transistoren symmetrisch sind. Emitterfolger weisen durch die große Stromgegenkopplung ein sehr lineares Verhalten selbst bei großen Aussteuerungen auf. Die Ausgangsspannung jedes einzelnen Transistors wird also sehr genau mit dem Faktor vu≈1 der Eingangs255 spannung folgen. Sind die Transistorparameter der beiden Transistoren jedoch sehr unterschiedlich, so wird die Spannungsverstärkung des Transistors T1 von der Spannungsverstärkung des Transistors T2 abweichen - die Folge sind bei sinusförmiger Aussteuerung sinusförmige, jedoch ungleiche Halbwellen und damit ein gewisser Klirrfaktor. Weiterhin ist die Stromverstärkung ß vom Kollektorstrom abhängig. Ist der Kollektorstrom sehr groß, so wird ß kleiner. Da die Spannungsverstärkung des Emitterfolgers von ß abhängt, wird es bei sehr hohen Strömen zu Verzerrungen kommen. Bei kleinen Signalamplituden treten, wie bereits in Bild 9.11 angedeutet, Probleme durch die Übernahmeverzerrungen auf. Solange die Eingangsspannung des Transistors kleiner ist als etwa 0.5 - 0.6 Volt sperrt der Transistor, es fließt kein Ausgangsstrom und die Ausgangsspannung ist gleich Null (Bild 9.13). Die Ausgangsspannung weist also Verzerrungen gegenüber der Eingangsspannung auf. Diese Verzerrungen fallen bei kleinen Signalamplituden wesentlich stärker ins Gewicht als bei großen Signalamplituden, da dann der Anteil der Verzerrungen an der Gesamtamplitude dort höher ist. Das Bild 9.13 ist aus den Ergebnissen mehrerer PSpice-Simulationen zusammengefügt, die Netzliste befindet sich im Anhang. ua ue Bild 9.13: Übernahmeverzerrungen im B-Betrieb, die Schaltschwellen hier sind etwa 0.62 Volt Die Verzerrungen für den B-Betrieb mit einer Aussteuerung von 6VSS sind wie folgt: FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(RB) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 2.349632E-02 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 2.075E+00 8.301E-03 2.613E-01 6.449E-03 1.279E-01 1.000E+00 4.000E-03 1.259E-01 3.107E-03 6.162E-02 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) 3.327E-03 -8.972E+01 1.800E+02 -8.947E+01 1.800E+02 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 -8.972E+01 1.800E+02 -8.948E+01 1.799E+02 1.451457E+01 PERCENT Die Verzerrungen betragen insgesamt 14.5%. Um dieses Problem zu beheben, spannt man die pn-Übergänge der Endstufentransistoren so weit vor, 256 daß bereits ohne Aussteuerung ein gewisser Ruhestrom fließt. Dieser Ruhestrom ist jedoch bei weitem nicht so groß wie im reinen A-Betrieb. Man nennt diese Betriebsart auch AB-Betrieb. Bild 9.14a zeigt eine mögliche Schaltung einer Endstufe im AB-Betrieb, Bild 9.14 b die Ausgangskennlinien der Transistoren und die dazugehörige Gesamtkennlinie. +UB R1 ua T1 ua T1 P RL ue ue T2 T2 R2 -UB a) b) Bild 9.14: Gegentakt-AB-Endstufe: Prinzipschaltung (a) und Kennlinie (b) Durch Veränderung der Basispotentiale wird die resultierende Kennlinie beinahe eine Gerade. Man bewirkt diese Veränderung der Basispotentiale dadurch, daß man einen Strom durch die Widerstände R1, R2 und die beiden Dioden fließen läßt. Der Spannungsabfall an den Dioden spannt auch die Basis-Emitter-Strecken der Endstufentransistoren soweit vor, daß die Transistoren ein kleinen Kollektorruhestrom führen. Eine Feineinstellung des Ruhestromes kann man mit Hilfe des Potentiometers P vornehmen und damit auch Schaltungsunsymmetrien ausgleichen. Die Einstellung erfolgt bei ue=0V auf einen Ausgangsstrom von 0 mA. Bringt man die Dioden in engen thermischen Kontakt mit den Transistoren, so stabilisieren sie die Endstufe auch gegen thermisches Weglaufen. Die Kennlinien der verwendeten Transistoren müssen weitgehend symmetrisch sein, um Verzerrungen zu vermeiden. Man verwendet daher ausgesuchte Pärchen von Endstufentransistoren. Die Verzerrungen einer Schaltung mit zwei Dioden und einem eingeprägten Strom von 10mA sind wie folgt: FOURIER COMPONENTS OF TRANSIENT RESPONSE V(RAB) DC COMPONENT = HARMONIC NO 1 2 3 4 5 3.681130E-02 FREQUENCY (HZ) 1.000E+03 2.000E+03 3.000E+03 4.000E+03 5.000E+03 FOURIER COMPONENT NORMALIZED COMPONENT 2.899E+00 3.102E-03 3.116E-03 6.047E-04 3.954E-04 1.000E+00 1.070E-03 1.075E-03 2.086E-04 1.364E-04 TOTAL HARMONIC DISTORTION = PHASE (DEG) -2.946E-02 -9.012E+01 6.314E-02 8.848E+01 -1.787E+02 NORMALIZED PHASE (DEG) 0.000E+00 -9.009E+01 9.260E-02 8.851E+01 -1.787E+02 1.537627E-01 PERCENT Die Verzerrungen sind -bei sonst völlig gleichem Aufbau- von 14.5% auf 0.154% abgesunken. Sowohl bei der B-Endstufe wie bei der AB-Endstufe wurde bewußt mit einer relativ kleinen Eingangsamplitude von 3 Volt simuliert, um den Einfluß der Übernahmeverzerrungen beurteilen zu können. 257 Eine weitere Möglichkeit, Verzerrungen zu verringern, bieten Emitterwiderstände als Gegenkopplung. Wegen der hohen Ströme genügen Werte in der Größenordnung von etwa 0.1 Ohm. Die Funktion dieser Endstufenvariante soll uns noch etwas weiter beschäftigen. Dazu ersetzen wir die Widerstände R1 und R2 durch Stromquellen I (eine beliebte Schaltungsvariante) und betrachten den Fall, daß die Eingangsspannung einen beliebigen positiven Wert annimmt. Im Bild 9.15 ist ein Pegel von 0.75UB angenommen. +UB IB I IIN T1 IE = (B+1) * IB I - IB I - IB + IIN 0.75UB 0.75UB ~ T2 I -UB Bild 9.15: Stromverteilung in der AB-Endstufe bei positiver Eingangsspannung Der pnp-Transistor T2 ist während der positiven Halbwelle gesperrt. Die obere Stromquelle liefert den Strom I, der sich in den Basisstrom IB und den Strom durch die obere Diode aufteilt. Zu diesem Strom gesellt sich an der Einspeisung der Signalquelle noch der Strom IIN hinzu. Die Basis des unteren Transistors ist stromlos, so daß der gesamte Strom durch die untere Diode von der unteren Stromquelle I aufgenommen wird. Daraus lassen sich folgende Sachverhalte ersehen: 1. Der Basisstrom der Transistoren wird von den Stromquellen geliefert und nicht von der Signalquelle. Daraus folgt dann für die Bemessung der Konstantstromquellen I I > IB max = 2. IE max UB = B + 1 (B + 1) * R L Der Eingangsstrom IIN, den die Signalquelle liefert, ist gleich dem Basisstrom, da die untere Stromquelle wieder den Gesamtstrom I aufnimmt. Die Signalquelle muß maximal den Strom I liefern können, wenn die Signalspannung gleich ±UB ist. Bei Endstufen im AB-Betrieb kann es Schwierigkeiten bei kapazitiven Lasten geben, da der Strom im Moment der Stromübernahme von einem Transistor zum anderen (ue=0) bereits wieder ungleich Null ist. Dann kann es geschehen, daß beide Transistoren gleichzeitig leiten und ein hoher Querstrom fließt, der die Halbleiter zerstört. Man kann die Vorspannung der Basis-Emitter-Dioden so weit treiben, daß der Querstrom durch beide Transistoren gleich der Amplitude des maximalen Kollektorstromes ist. Dann liegt wiederum A-Betrieb vor. Der Wirkungsgrad der Gegentaktendstufe im A-Betrieb beträgt bei Vollaussteuerung ηmax = 50% 258 Beschäftigt man sich mit Schaltungskonzepten von Endverstärkern, so findet man auf eine unendliche Vielfalt von Varianten vor: Ob Röhre, Bipolartransistor oder MOSFET- jedes aktive Bauelement hat seine Verfechter. Man stößt außerdem auf eine Vielfalt von Glaubensinhalten, deren Diskussion nicht Inhalt dieses Skriptes sein kann. Deshalb sei hier nur ein einfaches Beispiel für einen Endverstärker angegeben. Bild 9.16 zeigt das Schaltbild eines Leistungsverstärkers mit zwei Darlingtontransistoren in der Endstufe. Als Eingangsstufe dient ein Operationsverstärker. Dabei kann man den Operationsverstärker jedoch auch durch einen Differenzverstärker mit zwei Transistoren ersetzen. +UB R5 T2 C1 OP + T1 OUT _ T4 R7 R3 ue R1 R2 C2 R8 C3 RL ua T5 R4 T3 R6 -UB Bild 9.16: Endverstärker mit Darlingtontransistoren Die Eingangsstufe wird von einem Operationsverstärker OP in nichtinvertierender Grundschaltung gebildet. Der Kondensator C1 sorgt dafür, daß keine störenden Gleichspannungen an den Endverstärker gelangen. Durch den Widerstand R1 erhält der nichtinvertierende Eingang einen definierten Massepegel. Da der Eingangswiderstand des Operationsverstärkers sehr groß ist, hat die Gesamtschaltung den Eingangwiderstand R1. Die Kombination von C1 und R1 ist ein Hochpaß. Auch für HiFiEnthusiasten muß dies kein KO-Kriterium sein, da ganz tiefe Frequenzen ohnehin nicht mehr wahrgenommen werden. Die restliche Schaltung vom Ausgang des Operationsverstärkers bis zum Lastwiderstand RL hat eine Spannungsverstärkung von etwa 1. Vom Ausgang des Verstärkers zum invertierenden Eingang finden wir eine Rückkopplung bestehend aus R3 und C3. Vom invertierenden Eingang nach Masse liegt das RC-Glied aus R2 und C2. Für die Verstärkung der Gesamtschaltung finden wir daher v ges = 1 + R 3 II C3 Z3 = 1+ Z2 R2 + 1 jωC 2 Wir erinnern uns: Bei einer Gegenkopplung stellt der Operationsverstärker seine Ausgangsspannung derart ein, daß die Differenzspannung uD zu Null wird. Ohne Aussteuerung ist die Spannung am nichtinvertierenden Eingang des OP’s gleich Null. Er stellt dann seine Ausgangsspannung derart ein, daß auch die Ausgangsspannung ua der Endstufe gleich Null Volt ist. Durch diesen Regelkreis ist gewährleistet, daß der Lastwiderstand ohne Signal nicht von einem Gleichstrom durchflossen wird. 259 Würde sich aufgrund von Erwärmung, Alterung oder Änderung einer der Betriebsspannungen etwas an der Ausgangsspannung ändern, so regelt dies der Operationsverstärker wieder aus. Der Kondensator C3 dient zur Kompensation des Frequenzganges, um eine eventuelle Schwingungsneigung zu unterdrücken. Seine Kapazität beträgt daher nur einige Picofarad. Im mittleren Frequenzbereich ist die Verstärkung der Gesamtschaltung somit gleich v ges = 1 + R3 R2 Der Ausgang des Operationsverstärkers speist eine Kollektorschaltung mit dem Transistor T1. Der Transistor liefert den notwendigen Signalstrom, um die Endstufe zu treiben. Die Endstufe selbst besteht aus den beiden Darlingtontransistoren T2 und T3. Darlingtontransistoren weisen eine sehr hohe Stromverstärkung (B≈B1*B2) auf. Ihre Schwellenspannung ist jedoch mit etwa 1.4 Volt doppelt so groß wie die eines Einzeltransistors. Deshalb finden wir zur Arbeitspunkteinstellung auch 4 Dioden. Die Dioden erhalten ihren Strom über die Widerstände R5 und R6. Zwischen Basis und Emitter des Leistungstransistors beim Darlingtonpärchen finden wir noch einen integrierten Widerstand. Dieser Widerstand sorgt dafür, daß bei impulsförmigen Eingangsspannungen die BasisEmitter-Strecke des Leistungstransistors schnell von Ladungsträgern freigeräumt wird, so daß sich das Schaltverhalten erheblich verbessert. Der Operationsverstärker regelt zwar Unsymmetrien aus, so daß der Lastwiderstand nicht von einem Gleichstrom durchflossen wird. Was er jedoch nicht kann, ist den Querstrom zu begrenzen. Die Endstufentransistoren erwärmen sich im Betrieb und die BasisEmitter-Diode leitet mit steigender Temperatur immer besser (Temperaturkoeffezient etwa –2mV/°C). Somit besteht die Gefahr, daß bei steigender Temperatur der Basisstrom auf Kosten des Stromes durch die Dioden immer mehr zunimmt und die Endstufe „Thermisch wegläuft“. Um dieser Gefahr zu begegnen, montiert man die Dioden in engem thermischen Kontakt auf die Kühlbleche der Transistoren. Die Emitterwiderstände R7 und R8 begrenzen den Ausgangsstrom etwas. Dies reicht jedoch noch nicht unbedingt aus, um die Endstufe vor einem Kurzschluß zu schützen. Diese Funktion übernehmen die Transistoren T4 und T5. Im Normalbetrieb sind sie gesperrt. Übersteigt der Spannungsabfall an einem der Widerstände R7 oder R8 im Kurzschlußfall den Wert von 0.7 Volt, so wird die Basis-EmitterStrecke des dazugehörigen Transistors leitend und der Transistor entzieht dem Darlingtontransistor den Basisstrom. Durch die Begrenzung des Basisstroms wird auch der Kollektorstrom auf ungefährliche Werte begrenzt. Dioden zur Einstellung des Ruhestromes haben den Nachteil, daß die Spannung auf Vielfache von 0.7 Volt festgelegt ist. Eine Abhilfe bietet der sogenannte „UBE-Verstärker“, Bild 4.17. A R1 U UBE R2 B Bild 4.17: UBE-Verstärker 260 Die Punkte A und B werden mit den Basen der Transistoren verbunden. Für die Spannung UAB gilt dann, wenn R1 und R2 niederohmig sind: R R U AB = UBE * 1 + 1 ≈ 0.7 V * 1 + 1 R2 R2 Der dynamische Innenwiderstand der Schaltung ist sehr gering, so daß es keine Rolle spielt, an welchem der Punkte A oder B man die Signalquelle anbringt. Eine Alternative zu Darlingtontransistoren ist die „quasikomplementäre“ Endstufe (Bild 9.18). +UB T1 T3 R1 ue T2 T4 RL R2 Bild 9.18: Quasikomplementäre Endstufe, B-Betrieb, eine Betriebsspannung Bei quasikomplementären Endstufen besteht die Endstufe aus Transistoren des gleichen Leitungstyps (npn oder pnp). Die Treiberstufe hingegen ist mit komplementären Transistoren aufgebaut. Da die Verlustleistung der Treiberstufe jedoch wesentlich geringer ist als die Verlustleistung der Endstufe, genügen hier Komplementärpärchen geringerer Leistung. Im obigen Bild fungieren die Transistoren T1 und T3 wie ein npn-Leistungstransistor und die Transistoren T2 und T4 wie ein pnp-Leistungstransistor. Dabei kann es zu Schwierigkeiten kommen, da die Schwellenspannung des Transistorduos T1,T3 größer ist als die Schwellenspannung des Duos T2 und T4. Die Übernahmeverzerrungen werden dann unsymmetrisch. Die oben vorgestellten Endstufen stellen nur die Prinzipschaltungen dar. Es liegen sehr leistungsfähige Schaltungskonzepte für Endstufen vor, die auch hohen Ansprüchen genügen. Gelegentlich spielen auch „Glaubensinhalte“ bei der Wahl eines Verstärkerkonzeptes eine Rolle. Ein in der Wolle gefärbter Rockmusiker beispielsweise wird zumeist auf Röhrenverstärker zurückgreifen. Interessant in diesem Zusammenhang ist beispielsweise auch, dass das HiFi-Forum (http://www.hififorum.de) eine Rubrik „Voodoo“ eingerichtet hat, wo solche Glaubensinhalte gern und verbissen diskutiert werden. 261 9.3 D-Verstärker Bei den D-Verstärkern handelt es sich um eine Schaltungsvariante, die intern nicht mehr linear arbeitet, sondern bei der die Ausgangsspannung ein pulsdauermoduliertes Rechtecksignal ist, welches über ein Filter an die Last gelangt. Das Schaltungsprinzip wurde zwar bereits zu Zeiten der Elektronenröhre entwickelt, durchsetzen konnte es sich aber erst mit der Entwicklung leistungsfähiger und schneller MOSFETs. Der Wirkungsgrad von D-Verstärkern hängt von der Taktfrequenz und von Schaltverhalten der Endstufentransistoren ab. Gelegentlich findet man Angaben von bis zu 95%, 85% bis 90% sind jedoch realistischer. Dadurch, daß hohe Spannungen und hohe Ströme geschaltet werden, entsteht ein starkes elektromagnetisches Feld, welches die Funktion benachbarter Geräte und des D-Verstärkers selbst stören kann. Ein sorgfältiges Platinenlayout und eine konsequente Abschirmung sind daher ein absolutes Muß. Der Vorteil der geschalteten Endstufe liegt im hohen Wirkungsgrad. Man setzt sie dann ein, wenn ein solcher Wirkungsgrad gefordert ist. Dies ist entweder im Bereich sehr großer Ausgangsleistungen der Fall (PA-Anlagen) oder bei Hörgeräten, deren Batterielebensdauer sich dadurch wesentlich verlängert. Eine wichtige Anwendung findet man auch bei Motorsteuerungen in der Energieelektronik. Bild 9.19 zeigt das Prinzipschaltbild eines D-Verstärkers, wobei eine Gegenkopplung zur Verringerung von Verzerrungen noch nicht eingezeichnet ist. CSieb BIAS P-Kanal = +UB = -UB Tiefpaßfilter + OUT _ Treiber ue ~ Dreieckspannung N-Kanal RL Modulator (Komparator) BIAS CSieb Bild 9.19: Prinzipschaltbild des D-Verstärkers Ein Komparator am Eingang vergleicht das Eingangssignal mit einer Dreieckspannung und liefert jedesmal dann eine Impulsflanke, wenn beide Signale gleich sind. Die Frequenz der Dreieckspannung ist wesentlich größer als die höchste im Spektrum des Eingangssignals enthaltene Frequenz. Das Ergebnis ist eine Rechteckimpulsfolge am Ausgang des Komparators, deren Mittelwert dem augenblicklichen Wert des Eingangsspannung entspricht. Im Bild ist die Eingangsspannung etwas größer als Null, so daß der Mittelwert der Impulsfolge auch etwas größer als Null ist. Man kann anstatt einer Dreieckimpulsfolge auch Sägezahnimpulse verwenden, jedoch ist das Spektrum der Ausgangsimpulse dann ungünstiger. Leistungs-MOSFETs haben eine Eingangskapazität im Bereich von einigen Nanofarad. Die Treiberfähigkeit des Komparatorausgangs reicht im Allgemeinen nicht aus, solch große kapazitive Lasten zu treiben. Die Flanken würden verschliffen werden. Deshalb folgt auf den Komparator eine Treiberschaltung, welche die MOSFETs mit steilflankigen Impulsen ansteuern kann. 262 Die Treiberschaltung wiederum steuert die Gate-Source-Strecken der Leistungs-MOSFETs. Man bevorzugt MOSFETs anstelle von Bipolartransistoren, weil sie ein besseres Schaltverhalten aufweisen. Am gemeinsamen Drainanschluß (Eingang des Filters) finden wir eine rechteckförmige Spannung vor, die zwischen +UB und –UB hin und her schaltet. Der Mittelwert dieser Impulsfolge entspricht dem Augenblickswert der Eingangsspannung ue. Ein Tiefpaßfilter ist im Prinzip nichts anderes als ein Mittelwertbildner: Am Ausgang des Tiefpaßfilters erscheint somit eine Spannung ua, die dem Augenblickswert der Eingangsspannung entspricht. Hier ist ein Filter zweiter Ordnung eingezeichnet, vielfach werden jedoch auch Filter vierter und höherer Ordnung verwendet. Es ist gute Praxis in der Elektronik, inmitten einer elektronischen Schaltung Siebkondensatoren einzubauen, die eventuelle Stromspitzen liefern können. Bei D-Verstärkern ist es ein Muß. Deshalb sind hier im Schaltbild auch solche Kondensatoren eingezeichnet. Sie sollten in unmittelbarer Nähe der Transistoren liegen. Die Elkos müssen Typen sein, die eine niedrige Impedanz aufweisen. Solche Bauformen findet man beispielsweise auch in Schaltnetzteilen. Damit haben wir einen Leistungsverstärker aufgebaut: Die Ausgangsleistung an der Last hängt von ue, dem Lastwiderstand RL und den Spannungen ±UB ab. Das ist genau das, was wir bei den Eintakt- und Gegentaktverstärkern auch hatten. Beim D-Verstärker geht man aber zwischenzeitlich auf Impulse über und regeneriert das Originalsignal erst am Ausgang wieder. Das Ausgangsfilter muß in unmittelbarer Nähe der Endstufentransistoren aufgebaut werden, nicht etwa am Lautsprecher. Leitet man hochfrequente und energiereiche Impulse über ein Kabel, so wirkt dieses als Sendeantenne und der Verstärker stört elektronische Geräte in weitem Umkreis. Bild 9.20 zeigt eine pulsdauermodulierte Rechteckimpulsfolge, wenn das Eingangssignal sinusförmig ist. In der Realität ist die Frequenz des Dreieckssignals aber wesentlich größer als hier dargestellt. Dreieck Sinus Ausgangssignal t Bild 9.20: Dreiecksignal, Eingangssignal und Ausgangssignal des Komparators Die Amplitude des Eingangssignals wurde etwas kleiner als die des Komparatorsignals gewählt. Hier kann man auch eine mögliche Gefahr erkennen: Ist die Amplitude des Eingangssignals größer als die des Komparatorsignals, so schaltet der Komparator nicht mehr periodisch ein und aus und am Eingang des Filters liegt zeitweise ein Gleichsignal, welches natürlich auch an den Lautsprecher gelangt. Dies kann zur Zerstörung von Lautsprecher oder Transistoren führen. 263 Wir erkennen noch ein weiteres: Ohne Übersteuerung finden pro Periode des Komparatorsignals zwei Flanken statt: Eine von –UB nach +UB und eine Rückflanke. Bezeichnet man mit fS die Abtastfrequenz (die des Dreiecksignals), so gilt Anzahl der Schaltflanken pro Sekunde = 2fS Wir können für jeden Endstufentransistor drei Zustände unterscheiden: 1.) UDS=UB, ID=0: PV=0 2.) UDS≈0, ID=UB/RL: PV relativ klein 3.) Übergänge von 1 nach 2 und umgekehrt: PV groß Der erste Zustand betrifft den gesperrten Transistor: Es fließt nur ein geringer Reststrom, die Verlustleistung PV ist vernachlässigbar klein. Im zweiten Zustand ist der Transistor durchgeschaltet, er fungiert als sehr niederohmiger ohmscher Widerstand. Nehmen wir einmal einen Widerstand von 100mΩ an, so beträgt die Verlustleistung bei einem Drainstrom von 10 Ampere PV = 0.1Ω * 10 A * 10 A = 10W Auch das ist wenig, wenn man bedenkt, daß 10 Ampere Strom durch den Lastwiderstand eine große Ausgangsleistung bedeuten. Die unter 3.) geschilderten Zustandsübergänge sind die kritischen: Hier sind sowohl Drain-SourceSpannung als auch Drainstrom gleichzeitig groß und damit auch die Verlustleistung. Dies ist allerdings nur während der relativ kurzen Zeit der Zustandsübergänge der Fall. Da die Anzahl dieser Übergänge 2fS pro Sekunde beträgt, ist ihr Beitrag zur Verlustleistung proportional zur Abtastfrequenz: Je höher die Abtastfrequenz, um so größer die Verlustleistung. Deshalb gibt es Endstufen im D-Betrieb, die eine sehr große Ausgangsleistung erbringen müssen, momentan nur für den Baßbereich (Sub-Woofer), da dort die Abtastfrequenz relativ gering sein kann. Bild 9.21 zeigt die Simulation eines Leistungs-MOSFETs vom Typ IRF150. Das Gate des Transistors wurde mit einer Rechteckimpulsfolge der Frequenz 100kHz angesteuert, die Anstiegs- und Abfallzeit der Steuerspannung betrug jeweils 2µsec. Die Gatespannung stieg dabei von 0 Volt auf 50 Volt an. Die Last am Drain war 10 Ohm, was zu einem Drainstrom von etwa 5 Ampere führte, da die Betriebsspannung 50 Volt betrug. Der Aus-Zustand ist im Bild 9.21 gar nicht dargestellt, da die Verlustleistung sehr gering ist. Im EinZustand wurde ein Verlustleistung im Milliwattbereich ermittelt. Das Problem liegt im Bereich der Zustandsübergänge. Hier treten kurzzeitig Verlustleistungen bis zu 62.5 Watt auf. Je mehr Zustandsübergänge stattfinden –je höher also die Abtastfrequenz ist- um so mehr durchschnittliche Verlustleistung ist zu verzeichnen. Damit sinkt der Wirkungsgrad erheblich ab. 264 60W 62.5W 50V 40W 10Ω 50V 0V 20W 238mW 0W 0s 1.0us 2.0us 3.0us V(DRAIN)*ID(M1) 4.0us 5.0us 6.0us 7.0us TIME Bild 9.21: Drainspannung und Verlustleistung beim IRF150 Da bei hohen Schaltfrequenzen der Wirkungsgrad absinkt, ist man natürlich bemüht, eine möglichst niedrige Abtastfrequenz zu wählen. Bild 9.22 zeigt das Spektrum des abgetasteten Signals (der Diracstoß entspricht einem Sinussignal). Filterkurve fmod fS fmax f Bild 9.22: Spektrum eines abgetasteten Sinussignals Das Spektrum eines pulsdauermodulierten Signals ist kompliziert. Das Basisband (f=0 bis f=fmax) bleibt erhalten und es treten Oberwellen um fS, 2fS und so weiter herum auf. Das Tiefpaßfilter am Ausgang des Verstärkers filtert alle Frequenzen oberhalb fmax heraus. Im Bild sind nur einige der Oberwellen um fS herum dargestellt. Es handelt sich, da das Eingangssignal ein Sinussignal ist, um diskrete Spektrallinien, die mit Besselfunktionen gewichtet sind. Die Anzahl der Oberwellen um fS herum ist jedoch unendlich, und so reichen einige der Oberwellen in das Basisband hinein und lassen sich durch das Tiefpaßfilter nicht mehr ausfiltern. Da gibt es nur zwei Gegenmaßnahmen: Zum einen kann man die Abtastfrequenz so hoch wählen, daß die Oberwellen, welche ins Basisband fallen, nicht mehr stören und zum anderen kann man mit Hilfe einer Gegenkopplung versuchen, diese Oberwellen zu unterdrücken. 265 Wo bleibt denn da das Abtasttheorem? Draußen vor, weil der „Digitalisierungsvorgang“ ein ganz anderer ist. Bild 9.23 soll dies verdeutlichen. Es sind nur die spektralen Anteile für f>0 dargestellt. Bei einem abgetasteten Signal wiederholt sich das Spektrum periodisch. Das Basisband wiederholt sich durch die Faltungsoperation mit der abtastenden Diracstoßfolge mit der Frequenz Abtastfrequenz fS. Unter der Bedingung, daß die Abtastfrequenz fS größer als das zweifache der höchsten im Basisband enthaltenen Frequenz ist, entstehen Lücken zwischen den einzelnen Spektren. Durch ein Tiefpaßfilter kann man dann aus dem Signal wieder das Basisband und damit das ursprüngliche Signal zurückgewinnen. Da das Basisband begrenzt ist, sind es auch die oberen Bänder. Filterkurve Lücke fmax fS 2fS f 2fS f abgetastetes Signal Filterkurve fmax fS pulsdauermoduliertes Signal Bild 9.23: Spektren bei Abtastung und bei der PDM Beim pulsdauermoduliertem Signal ist dies grundsätzlich anders. Es entstehen wiederum Spektren um die Abtastfrequenzen fS, 2fS usw. herum, welche nun aber jeweils unbegrenzt sind. Dadurch gibt es keine Lücken zwischen den Frequenzbändern, spektrale Anteile reichen bis ins Basisband hinein. Deshalb kann man mit Hilfe des Tiefpaßfilters das ursprüngliche Signal nicht mehr zurückgewinnen, es kommt zu Verzerrungen. Der Unterschied im Abtastvorgang ist der, daß man bei der „klassischen“ Digitalisierung einen Meßwert mit Hilfe eines Sample and Hold-Gliedes „einfriert“ und diesen Wert dann umsetzt, was einer Abtastung mit einer Diracstoßfolge entspricht. Bei der Pulsdauermodulation hingegen tastet mit einer Funktion endlich langer Dauer ab. Erhöht man die Abtastfrequenz bei der PDM, so wandern die Bänder in den Bereich höherer Frequenzen und die unerwünschten Anteile im Basisband gehen immer weiter zurück. Dem stehen aber zwei Effekte entgegen: Verdoppelt man die Abtastfrequenz, so verdoppelt man auch die Anzahl der Flanken: Die Verlustleistung steigt, der Wirkungsgrad sinkt. Außerdem kann man bei sehr hohen Schaltfrequenzen nicht mehr unbedingt davon ausgehen, daß die Einschaltdauer der Drain-SourceStrecke exakt gleich der Dauer des Einschaltimpulses an der Gate-Source-Strecke ist. Parasitäre Effekte beginnen eine Rolle zu spielen. Dadurch ist die Mittelwertbildung nicht mehr exakt. 266 Je steiler die Flanken eines Signals sind, um so größer ist auch der Anteil an Oberwellen. Ein gewisser Anteil an Oberwellen wird abgestrahlt und verseucht als Elektrosmog die Umgebung. Dies kann zu Störungen der Elektronik im D-Verstärker selbst und benachbarter Geräte führen. (Ähnliche Verhältnisse findet man übrigens auch in Schaltnetzteilen.) Eine sorgfältiges Platinenlayout und eine gewissenhafte Abschirmung sind deshalb bei D-Verstärkern ein absolutes Muß. Die folgende Tabelle listet die maximalen Wirkungsgrade der einzelnen Betriebsarten noch einmal auf: ηmax 25% ohne Trafo, 50% mit Trafo 50% <78.5% 78.5% 80%-95% Betriebsart A, Eintakt A, Gegentakt AB B D Tabelle 9.1: Maximale Wirkungsgrade bei den einzelnen Betriebsarten 9.4 Kühlung von Halbleiterbauelementen Vielfach erhitzen sich Halbleiterbauelemente während des Betriebes derart, daß spezielle Maßnahmen zur Wärmeableitung notwendig werden. Man bedient sich dabei bei Kleinleistungstransistoren der Kühlsterne, die einfach auf das Gehäuse aufgesteckt werden oder Kühlbleche, auf die man den Transistor montiert. Bei großen Transistoren nimmt man Kühlkörper oder montiert sie eventuell auf dem Chassis. Es bleibt ohne Berechnung jedoch immer die Frage offen, ob die vorgesehene Kühlmaßnahme für eine gegebene Anwendung ausreicht. Für Transistoren wird im allgemeinen in den Datenbüchern eine maximale Sperrschichttemperatur angegeben. Diese darf im Betrieb nicht überschritten werden. Sie liegt bei Siliziumtransistoren in der Größenordnung von 150 °C bis 200 °C. Kühlt man nich t, so reicht bereits eine kleine Wärmemenge aus, um die Sperrschicht auf diese Maximaltemperatur aufzuheizen. Die überflüssige Wärmemenge muß deshalb abgeleitet werden. Man kann sich die im Transistor erzeugte Wärmemenge als einen Wärmestrom vorstellen, der über gewisse Wärmewiderstände hinweg an die Umgebung abgeleitet wird. Wärmekapazitäten nehmen eine gewisse Wärme auf. Als Wärmesenke fungiert die umgebende Luft, welche natürlich auch bereits auf eine bestimmte Temperatur erwärmt ist. Deshalb spielt auch die maximale Umgebungstemperatur TU bei der Berechnung von Kühlkörpern eine Rolle. TU ändert sich wahrscheinlich mit zunehmender Betriebsdauer nach dem Einschalten eines Gerätes, deshalb gibt man eine Maximaltemperatur TU vor, die unter ungünstigsten Bedingungen im Gerät herrscht. Cthg TC Rthiso TJ Pth Rthg Cthk TK Rthk TU Bild 9.24: Thermisches Ersatzschaltbild des Systems Transistor-Glimmerscheibe-Kühlkörper Bild 9.24 zeigt das thermische Ersatzschaltbild eines Transistors, der auf einem Kühlkörper montiert ist. Zur elektrischen Isolation dient eine Glimmerscheibe zwischen Transistor und Kühlkörper. Der Transistor liefert die thermische Leistung Pth, die das Aufheizen der Sperrschicht auf eine gewisse Temperatur TJ (J = Junction) bewirkt. Es fließt ein Wärmestrom über das Gehäuse zur Glimmerscheibe. Der Wärmewiderstand Rthg des Gehäuses bewirkt, daß das Gehäuse die Tempe267 ratur TC (C = Case) hat. Der gleiche Wärmestrom fließt über die Glimmerscheibe mit dem Wärmewiderstand Rthiso zum Kühlkörper mit dem Wärmewiderstand Rthk. Dieser heizt sich auf die Temperatur TK auf, wenn er die Wärmemenge an die umgebende Luft abgibt. Sowohl das Transistorgehäuse als auch der Kühlkörper besitzen eine gewisse Wärmekapazität Cthg bzw. Cthk. Diese Wärmekapazität gestattet es, des Transistor kurzzeitig einer höheren als der maximalen Verlustleistung auszusetzen. Ähnlich wie Kondensatoren Strom aufnehmen, nehmen die Wärmekapazitäten den Wärmestrom auf. Stellt man sich den Wärmestrom als elektrischen Strom vor, so handelt es sich um einen Gleichstrom (Betrieb ohne Signal) plus einem Wechselanteil. Insgesamt ist der Wärmestrom aber immer positiv. Die RC-Glieder „laden“ sich dann auf den Mittelwert des gesamten Wärmestromes auf. Bei einer Aussteuerung mit Impulsen darf die Verlustleistung größer als die maximale Verlustleistung sein, entsprechende Kurven stehen in den Datenblättern vieler Halbleiterhersteller. Bild 9.25: Resultierender thermischer Widerstand als Funktion des Tastverhältnisses Den resultierenden thermischen Widerstand eines Transistors bei Aussteuerung mit Impulsen zeigt Bild 9.25. Je nach Tastverhältnis und Einschaltdauer t1 schwankt er zwischen dem 0.025fachen und dem vollen Widerstand des Transistors. Das bedeutet, bei kleinem Tastverhältnis D kann der Transistor wesentlich mehr Verlustleistung aufnehmen, die Wärmekapazität des Gehäuses nimmt diese Leistung auf. Der Wärmewiderstand hat die Dimension Kelvin/Watt (K/W). Will man die Temperatur der Sperrschicht bestimmen, so gilt ähnlich wie beim Ohmschen Gesetz: TJ = TU + Pth * (R thg + R thl + R thk ) Die Sperrschichttemperatur TJ ist also gleich der Umgebungstemperatur TU plus einem Anteil, der sich aus dem Produkt aus der Verlustleistung des Transistors und der Summe der Wärmewiderstände zusammensetzt. Die Verlustleistung, der thermische Widerstand des Transistorgehäuses und der Widerstand der Glimmerscheibe sind bekannt. Gefragt ist nach dem maximalen thermischen Widerstand des Kühlkörpers, damit die Temperatur der Sperrschicht die maximal erlaubte Temperatur nicht überschreitet. Durch Auflösen der obigen Gleichung erhält man dann: R thk = TJ − TU − R thl − R thg Pth Bei diesen Berechnungen ist sind die Wärmekapazitäten nicht berücksichtigt. 268 Ein Beispiel: Laut Datenblatt darf die maximale Sperrschichttemperatur des Transistors 200 °C betragen. Das Gehäuse des Transistors hat einen thermischen Widerstand von 1.5 K/W. Der Wärmewiderstand der Glimmerscheibe betrage bei Einsatz von Wärmeleitpaste 0.35 K/W. Wie groß darf der maximale Wärmewiderstand des Kühlkörpers sein, wenn die maximale Umgebungstemperatur TU 50 °C beträgt? Die Verlustleistung des Transistors sei 17 Watt. R thk = 200°C − 50°C K K K − 1.5 − 0.35 = 6.97 17W W W W Der Kühlkörper darf also einen maximalen Wärmewiderstand von 6.97 K/W aufweisen. Glimmerscheiben für TO-3-Gehäuse (z. B. 2N3055) weisen bei 50 µm Dicke einen Wärmewiderstand von 1.25 K/W auf und 1.5 K/W bei 75 µm Dicke. Bestreicht man sie mit Wärmeleitpaste, so verringert sich der Wärmewiderstand um etwa 0.9 K/W. Will man einen möglichst kleinen Kühlkörper verwenden, so muß dieser schwarz sein, da dann die Wärmeabstrahlung besser ist (schwarzer Körper aus der Physik). Beim Impulsbetrieb können Kühlkörper kleiner als berechnet ausgelegt werden. 9.5 Nachtrag: PMPO und RMS Ich schreibe diesen Nachtrag aus aktuellem Anlass: Der immer häufiger auftretenden Angabe "PMPO" bei der Charakterisierung der Ausgangsleistung von Verstärkern und Leistungsangabe bei Lautsprechern. PMPO ist reiner Betrug. RMS bedeutet "Root Mean Square", auf Deutsch "Effektivwert". Beispielsweise ist der Effektivwert einer sinusförmigen Spannung mit der Amplitude Umax gleich Ueff = Umax 2 = 0.707 * Umax Die Leistung, die diese Spannung an einem Widerstand R erzeugt, berechnet man wie folgt: PRMS = U2eff R Eine Leistungsangabe in RMS bedeutet, wieviel Watt Dauerleistung (bei Aussteuerung mit sinusförmigem Signal) ein Verstärker liefern oder eine Lautsprecherbox aufnehmen kann, ohne beschädigt zu werden. Die genaue Definition liefert DIN 45500, die HiFi-Norm. Wir wollen hier einmal berechnen, wieviel Watt Dauerleistung ein Verstärker abgeben kann, der mit der Betriebsspannung UB betrieben wird. Es sei eine normale Verstärkerschaltung nach Bild 9.12, die mit einer Betriebsspannung auskommt. Wir gehen davon aus, daß alle anderen Entwurfsparameter (Kühlung etc.) berücksichtigt wurden. 269 Der Spitze-Spitze-Wert des Sinussignales ist gleich UB, dann ist die Amplitude des Sinus gleich UB/2 und der Effektivwert Ueff Ueff = UB 2* 2 und für die Sinusdauerleistung finden wir dann PRMS U2eff UB2 = = R 8R Nehmen wir einmal einmal an, wir hätten ein Paar Aktivboxen für unseren PC erworben und messen am Steckernetzteil eine Spannung von 12 Volt. Die Lautsprecher haben einen Widerstand von 4 Ohm. Dann gilt: PRMS UB2 12V 2 144 = = = W = 4. 5 W 8 R 8 * 4Ω 32 Mehr Leistung als 4.5 Watt kann der Verstärker nicht an die Boxen abgeben. Es fehlt hier jedoch noch die Angabe des Klirrfaktors. Kein Verstärker ist ideal und verzerrt das Eingangssignal ein wenig, was man durch den Klirrfaktor charakterisieren kann. Eine faire Angabe wäre dann: Ausgangsleistung 4.5 Watt RMS bei einem Klirrfaktor von 0.3 Prozent Es gibt noch andere Parameter, die wir hier aber nicht berücksichtigen wollen. Bei Boxen kann man etwa davon ausgehen, daß die Impulsbelastbarkeit etwa 60 Prozent größer ist als die Dauerbelastbarkeit. Nun zur Leistungsangabe "PMPO". Man findet verschiedene Angaben darüber, was PMPO bedeutet: PMPO: Peak Music Power Output Pulse Maximum Power Output PMPO liefert eine Aussage darüber, wieviel Leistung ein Verstärker kurzzeitig ohne Beschädigung liefern kann bzw. wieviel Leistung eine Box kurzzeitig aufnehmen kann. Dabei ist keine Angabe über irgendeine Meßvorschrift gemacht. Als Beispiel dazu eine Angabe aus einer Internetrecherche (Stichworte PMPO und RMS): XXX Boxen Active 200/ 2x3W RMS 200W PMPO Den Markennamen habe ich unkenntlich gemacht. Also Boxen, die pro Lautsprecher maximal 3 Watt liefern, können kurzzeitig 200 Watt abgeben. Das ist nur ein Beispiel von vielen und der Anbieter gehört noch zu den ehrlichen, die noch den RMS-Wert mit angeben. Der PMPO-Wert ist eine reine Fantasieangabe und kann eigentlich nur dem verkoksten Schläfenlappen eines drittklassigen Marketingfritzen entsprungen sein. Weiterführende Literatur zu diesem Kapitel: 2N3055.pdf, BD438.pdf 270 Netzlisten: Transistor in Kollektor- und Emitterschaltung; A-Betrieb .lib c:\lude\ps\sim.lib VPLUS PLUS 0 20V * Emitterschaltung: RLAST PLUS KOLL 10 QEMMI KOLL BAS1 0 LEISTNPN RBAS1 PLUS BAS1 2000 C1 IN1 BAS1 10U IC=-0.75V; VIN1 IN1 0 SIN(0 0.2 1000) CAUS1 KOLL KOLLAUS 1N; Geringfuegige Spannungsteilung! RAUS1 KOLLAUS 0 10MEG * Kollektorschaltung: QKOLLI PLUS BAS2 EMMI LEISTNPN RLUST EMMI 0 10 RBAS2 PLUS BAS2 966 C2 IN2 BAS2 10U IC=-10.75V VIN2 IN2 0 SIN (0 8.328 1000) CAUS2 EMMI EMMAUS 1N; Geringfuegige Spannungsteilung RAUS2 EMMAUS 0 10MEG .TRAN/OP 100U 100M 99M 25U UIC .FOUR 1000 V[KOLLAUS] V[EMMAUS] .END Leistungsverstaerker B- und AB-Betrieb .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB VPLUS PLUS 0 20V VMINUS MINUS 0 -20V * B-Endstufe: VINB BASB 0 SIN (0 3 1000); KLEINE AUSSTEUERUNG VON 6VSS Q1B PLUS BASB RB LEISTNPN Q2B MINUS BASB RB LEISTPNP RLB RB 0 4 * AB-Endstufe VINAB IN 0 SIN (0 3 1000); KLEINE AUSSTEUERUNG VON 6VSS Q1AB PLUS PSTROM RAB LEISTNPN Q2AB MINUS NSTROM RAB LEISTPNP RLAB RAB 0 4 IPLUS PLUS PSTROM 10M D1 PSTROM IN 1N4148 D2 IN NSTROM 1N4148 IMINUS NSTROM MINUS 10M .TRAN 100U 2M 1M 10U .FOUR 1000 V[RB] V[RAB] .END 271 Schaltverhalten eines Leistungs-MOSFETs IRF150 .lib "nom.lib" R2 DRAIN PLUS 10 R1 IN 0 1k M1 DRAIN IN 0 0 IRF150 VDC PLUS 0 50 VIN IN 0 DC 0 AC 0 PULSE 0 50 0 2u 2u 3u 10u .tran 10ns 8u 0 5n .OP .probe .END 272 10. Oszillatoren 10.1 Allgemeine Grundlagen Als Oszillator bezeichnet man ganz allgemein jedes schwingende Gebilde. Dazu sind mindestens zwei Energiespeicher erforderlich, zwischen denen Energie periodisch hin- und herwechseln kann. Da dieser Energiewechsel nicht ohne Verluste vonstatten geht, muß Energie zugeführt werden, um die Schwingung aufrecht zu erhalten. Thema dieses Kapitels sind Oszillatorschaltungen mit Halbleitern, welche die Energie der Betriebsspannungsquelle in Wechselspannungen und -ströme umwandeln. Eine Schwingung ist gekennzeichnet durch Frequenz, Amplitude und Kurvenform. Bei einer periodischen Schwingung ist die Frequenz f der Kehrwert der Periodendauer T. Ist der Kurvenverlauf sinusförmig, so spricht man von einer harmonischen Schwingung. Die in der täglichen Praxis wichtigsten Kurvenformen sind - Sinus - Rechteck - Sägezahn - Dreieck Als hier nicht weiter behandelten Spezialfall sei noch der Rauschgenerator erwähnt, der innerhalb eines bestimmten Frequenzbereiches ein Rauschen erzeugt. Je nach dem Frequenzspektrum des Rauschens spricht man von weißem, rosa oder auch andersfarbigem Rauschen. Die Ausgangsspannungen von Oszillatoren können reine Wechselspannungen oder von einem Gleichspannungsoffset überlagerte Wechselspannungen sein. Ihr Einsatzbereich ist sehr weit gespannt; man findet sie im Millihertz-Bereich bis hin zu mehr als 10 GHz. Man benutzt sie unter anderem - als Taktgenerator (Rechteckschwingung) - als Trägerfrequenzoszillator (Sinusschwingung) - zur Erzeugung von Ablenkspannungen (Sägezahnschwingung) - zur Erzeugung von Zwischenfrequenzen (Sinusschwingung) - als Prüfgenerator (verschiedene Kurvenformen) Man kann solche Oszillatoren entweder mit aktiven Vierpolen als Vierpoloszillator aufbauen oder mit Zweipolen, deren Kennlinie in einem bestimmten Bereich eine negative Steigung aufweist (Zweipoloszillator, Beispiel: Tunneldiode). Die Festlegung der Oszillatorfrequenz erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise. Bei Sinusoszillatoren durch Schwingkreise, RC-Glieder oder Quarze, bei Rechteckoszillatoren durch die Zeitkonstanten von RC-Gliedern und die Triggerschwelle von aktiven Bauelementen, eventuell durch Quarze. Bei Sägezahnoszillatoren schließlich wird die Oszillatorfrequenz abhängig vom Schaltungsprinzip von der Zeitkonstanten eines RC-Gliedes, der Ladespannung oder dem Ladestrom, der Triggerschwelle eines Schalters oder der Zeitkonstanten eines Integrators bestimmt. 273 10.2 Sinusoszillatoren 10.2.1 Prinzip des rückgekoppelten Verstärkers Man kann sich die Funktion eines Oszillators auf zwei unterschiedliche Arten und Weisen verdeutlichen: Mit Hilfe einer Rückkopplung und mit Hilfe eines aktiven Zwei- oder Vierpoles, der einen negativen Widerstand darstellt. Beide Betrachtungsweisen sind jedoch nur unterschiedliche Sichtweisen des gleichen Sachverhaltes. Bild 10.1 zeigt eine rückgekoppelte Verstärkerschaltung ähnlich Bild 3.1. Der Unterschied besteht hier jedoch darin, daß am Eingang eine Addierschaltung statt einer Subtrahierschaltung angenommen wird. Wir haben somit anstelle einer Gegenkopplung eine Mitkopplung vorliegen. + Verstärker mit + A vD ua ue Rückkopplungsglied k Bild 10.1: Mitgekoppelter Verstärker Beim rückgekoppelten Verstärker nach Bild 10.1 beträgt die Gesamtverstärkung v= vD 1− k * vD Macht man den Nenner zu Null, so geht die Verstärkung der Schaltung gegen unendlich. Der Verstärker benötigt kein Eingangssignal mehr, um ein Ausgangssignal zu erzeugen. Es genügt das von ihm selbst verursachte Rauschen oder eine andere, im Prinzip unerwünschte Störspannung. Dieses Signal wird im Verstärker erzeugt und gelangt über die Rückkopplung wieder auf den Eingang des Verstärkers. Wird der Nenner 1-k * vD bei einer bestimmten Frequenz zu 0, so gilt k * vD = 1 Diese Bedingung ist die Selbsterregungsbedingung nach Barkhausen. Da die Schleifenverstärkung k*vD komplex ist, besteht diese Bedingung aus zwei Teilen: 1. der Amplitudenbedingung Ik*vDI= 1 2. der Phasenbedingung φ (k*vD) = n * 360° (n = 0, 1, 2, ..) Die Amplitudenbedingung sagt aus, daß der Verstärker die vom Rückkopplungsvierpol verursachte Signaldämpfung ausgleicht. Die Phasenbedingung fordert, daß die Rückkopplung eine Mitkopplung sein muß. Damit der Oszillator auf einer bestimmten Frequenz f0 schwingt, darf die Selbsterregungsbedingung nur für diese Frequenz erfüllt sein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dies zu realisieren: 1. Der Verstärker oder die Rückkopplung erhalten selektive Glieder (z. B. einen Schwingkreis oder einen Quarz) und lassen nur Spannungsanteile dieser Frequenz mit ausreichend großem vD oder k passieren. Dies beeinflußt die Amplitudenbedingung. (LC-Oszillatoren) 274 2. Die Phasenbedingung wird vom Rückkopplungsvierpol nur für eine einzige Frequenz mit ausreichend großen k erfüllt (vielfach bei RC-Oszillatoren). Ist die Schleifenverstärkung größer als 1, so steigt die Amplitude des Schwingung so lange an, bis sie durch nichtlineare Effekte des Verstärkers begrenzt wird: Die Ausgangsspannung ist nicht mehr sinusförmig, sondern verzerrt. Will man unverzerrte sinusförmige Spannungen erzeugen, so ist es wichtig, die Schleifenverstärkung zu begrenzen. Unmittelbar nach dem Einschalten soll die Verstärkung hoch sein, damit der Oszillator sicher anschwingt. Nach einigen Schwingungen jedoch muß sich ein Arbeitspunkt mit einem k*vD eingestellt haben, der eine möglichst geringe Verzerrung garantiert. Dazu muß die Schleifenverstärkung in Abhängigkeit von der Amplitude geregelt werden. Dies kann beispielsweise durch Gleichrichtung an der Basis-Emitter-Strecke des verstärkenden Transistors geschehen, dessen Arbeitspunkt sich dann verschiebt. Soll die Frequenz des Oszillators sehr konstant gehalten werden, so darf sich kein frequenzbestimmendes Bauelement verändern, wie dies vor allem durch Temperatureinfluß oder Alterung geschehen kann. Ein Maß für die Frequenzänderung ist die Phasensteilheit Sφ. Darunter versteht man die Veränderung der Phase der Schleifenverstärkung als Funktion der Frequenz: Sφ = dφ df Sie ist bei einem gegebenen Verstärker abhängig vom Rückkopplungsnetzwerk und sollte möglichst groß sein, um eine hohe Frequenzstabilität zu gewährleisten. Wie kann man bei einer gegebenen Oszillatorschaltung feststellen, ob sie schwingt oder nicht? Man trennt die Rückkopplungsschleife zwischen Verstärkerausgang und Eingang des Rückkopplungsnetzwerkes auf, speist eine Spannung in den Rückkopplungsvierpol ein und mißt die Spannung am Verstärkerausgang. Für die Schleifenverstärkung g des Systems gilt mit ue=0 g = k * vD Wenn die Schleifenverstärkung g bei einer bestimmten Frequenz reell wird (Phasenbedingung) und der Betrag der Verstärkung größer oder gleich 1 ist, so wird der Oszillator schwingen. Als Beispiel dient ein Meißneroszillator, wie er weiter unten besprochen wird. Es ist dem Buch von Ehrhardt (s. Literaturverzeichnis) entnommen. Hier sollen auch die Grenzen des Verfahrens aufgezeigt werden. 275 R3 11 0.001 R4 RLB 0.1 22k PLUS 12 LB 0.1mH LC 17 10mH R1 120k INPUT 0.001 VIN AC 1 100k COLL VCC 10V T1 BASIS 10 BC107 100nF R2 22k EMITTER 14 ~ 10pF RC RLC 10 C1 RG CC VSTIM PWL RE 5.6k ~ 0 Bild 10.2: Meißneroszillator Die gestrichelt eingezeichneten Bauelemente sind nur zu Simulationszwecken eingeführt. In der Realität sind die Knoten 12 und 10 miteinander verbunden, der Knoten 14 liegt an Masse. Zur Analyse des Frequenzganges trennt man die Schaltung am Widerstand R3 auf und stimuliert mit VIN. Der Widerstand R4 soll den Eingangswiderstand des Transistorverstärkers nachbilden, der beim Auftrennen natürlich entfällt. Mit R4 simuliert man dann die Belastung des Transistors. Zur Transientenanalyse wird mit VSTM ein kurzer Impuls auf den Transistor gegeben, damit die Schaltung anschwingt. Da die Quelle einen Innenwiderstand von 0 Ohm hat, liegt R2 für den Rest der Simulation an Masse. Die Netzliste befindet sich am Ende des Kapitels. Meissneroszillator nach Ehrhardt 1 20 2 100 (457.088k, 3.8249) Phasengang 50 0 0 -20 Amplitudengang -50 -40 -100 -60 -150 1.0kHz 10kHz vdb (11) 100kHz vp (11) 1.0MHz 0 Frequency Bild 10.3: Amplituden- und Phasengang des Meißneroszillators mit aufgetrennter Rückkopplung 276 10MHz Man findet eine maximale Verstärkung von 3.8249dB (linear 1.55) für eine Frequenz von 457 kHz. Bei dieser Frequenz ist die Phasenverschiebung zwischen Eingangsspannung und Ausgangsspannung gerade 0 Grad. Schließt man die Rückkopplungsschleife wieder, so sollte der Oszillator mit dieser Frequenz schwingen, da die Verstärkung größer als 1 ist. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie Bild 10.5 zeigen wird. Ein anderes Verfahren, die Schwingbedingung zu überprüfen, ergibt sich aus dem Ausdruck v= vD 1− k * vD Damit die Schwingbedingung erfüllt ist, muß der Realteil von k*vD gleich 1 und der Imaginärteil gleich Null sein. Dies kann man aus der Ortskurve der Schleifenverstärkung k*vD ermitteln (Bild 10.4). Meissneroszillator nach Ehrhardt 1.0 0.5 1MHz 1V+j0V x 0 468kHz 100kHz -0.5 -1.0 0V 0.4V vi (11) 0.8V 1.2V 1.6V 0 vr(11) Bild 10.4: Ortskurve der Schleifenverstärkung k*vD Das Bild zeigt, daß für eine Frequenz von etwa 468 kHz der Imaginärteil der Ausgangsspannung zu Null wird. Der Realteil beträgt etwa 1.58 Volt. Bei einer Eingangsspannung VIN von 1 Volt erhält man einen Verstärkungsfaktor von 1.58. Es muß gelten k * vD ≥ 1 Wenn k*vD größer als 1 ist, so wird der Oszillator eine verzerrte Ausgangsspannung liefern. Die Aussteuerung des Verstärkers wäre dann insgesamt derart, daß die resultierende Verstärkung mit allen Verzerrungen gleich 1 wäre. Man kann die Schwingbedingung auch folgendermaßen definieren: 277 Eine rückgekoppelte Schaltung schwingt dann und nur dann, wenn die Ortskurve der Schleifenverstärkung den Punkt 1+j0 umschlingt oder berührt. Dies ist im Bild 10.4 für die simulierte Kurve der Fall. Wiese die Schleifenverstärkung den gestrichelt eingezeichneten Verlauf auf, so würde der Oszillator nicht anschwingen. Dies ist das Nyquist-Kriterium. Da es sich bei den Simulationen von Bild 10.3 und Bild 10.4 um die gleiche Schaltung handelt, müßte man eigentlich für beide Simulationen die gleiche Schwingfrequenz erhalten. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Beim Bild 10.3 wurde mit 50 Frequenzpunkten pro Dekade simuliert, im Bild 10.4 mit 200 Frequenzpunkten pro Dekade. Das Ausgabeprogramm interpoliert die Kurve zwischen den Frequenzpunkten mit Geradenstücken. Mit anderen Worten: Bei 50 Frequenzpunkten pro Dekade hat der Simulator die maximale Ausgangsspannung nicht simuliert, da der zugehörige Frequenzpunkt nicht zu den simulierten gehörte. Wahrscheinlich gilt dies auch für die zweite Simulation mit 200 Frequenzpunkten pro Dekade, das Ergebnis ist aber in jedem Fall genauer als das von Bild 10.3. Eine Transientenanalyse soll die obigen Überlegungen verifizieren (Bild 10.5). Meissneroszillator nach Ehrhardt 24V 20V f = 433kHz 16V 12V 8V 4V 0V 35us V (COLL) 40us 45us 50us 55us 60us 65us 70us Time Bild 10.5: Transientenanalyse des Meißneroszillators (Anschwingen) Die Schwingfrequenz beträgt ungefähr 433kHz, gemessen an den Spitzenwerten der beiden letzten Schwingungen, die Amplitude der Ausgangsspannung ist mehr als doppelt so groß wie die Betriebsspannung.. Woher kommt nun die Diskrepanz zwischen 468kHz bei der AC-Analyse und 433 kHz bei der Transientenanalyse? Nun, bei der AC-Analyse wird die Schaltung grundsätzlich linearisiert und mit einem linearen Ersatzschaltbild gerechnet, die Transientenanalyse hingegen benutzt das nichtlineare Transistorersatzschaltbild, berücksichtigt also auch Sättigungseffekte etc. Man findet Sättigungseffekte an den unteren Spitzen der Ausgangsspannung. Außerdem leitet die Kollektor-Basis-Diode, sobald die Ausgangsspannung die doppelte Betriebsspannung übersteigt: Es fließt ein Strom und dem Schwingkreis wird Energie entnommen. Eine Energieentnahme in einem Reihenschwingkreis äußert sich in einem Absinken der Resonanzfrequenz (s. u.). 278 In der Originalschaltung im Buch von Ehrhardt betrug der Widerstandswert des gegenkoppelnden Widerstandes RE nur 2.6 kΩ statt 5.6 kΩ. Der Transistor wurde noch stärker übersteuert und die Schwingfrequenz sank auf 350 kHz ab. Man erkennt an diesen Ergebnissen, daß eine Kleinsignalanalyse in vielen Fällen nur Anhaltspunkte liefern kann. In vielen Fällen werden in den Lehrbüchern jedoch nur die Kleinsignalersatzschaltbilder behandelt, da eine Großsignalanalyse von Oszillatorschaltungen mathematisch sehr aufwendig sein kann, handelt es sich doch um nichtlineare Differentialgleichungen. Deshalb gilt gerade für Oszillatorschaltungen die Regel, daß eine Transientenanalyse und ein Versuchsaufbau beim Entwurf wichtig sind, da man nur so notwendige Korrekturen vornehmen kann. Ich werde nun der Versuch unternehmen, die Großsignalanalyse in aller Kürze zu schildern. Dabei gehe ich von aktiven Zweipolen mit negativem Innenwiderstand aus. Bild 10.6 zeigt einen Parallelschwingkreis, der mit einem Spannungssprung von 0V auf 1V erregt wird. Der Widerstand R liegt wechselspannungsmäßig parallel zum Schwingkreis. jω s1 X R L ue C ua σ s2 X ua -t/2RC e t Bild 10.6: Sprungantwort eines Parallelschwingkreises und Lage der Polstellen in der s-Ebene 279 Für die Laplace-Transformierte der Ausgangsspannung gilt: sL 2 L{ua } = L{ue } * 1 + s LC sL R+ 1 + s 2LC Für den Sprung von 0 Volt auf U0 findet man die folgende Laplace-Transformierte L{ue } = U0 s Nach einiger Rechnung erhält man für die Ausgangsspannung L{ua } = U0 * RC L{ua } = U0 1 * RC (s − s1 ) * (s − s 2 ) 1 1 1 s2 + *s+ RC LC mit s1, s 2 = − 1 1 1 ± j* − 2RC LC 4R 2C 2 gilt s1, s 2 = σ ± jω*0 Dabei ist ω0* die Frequenz, mit der der Schwingkreis schwingt. ω*o = 1 1 − LC 4R 2C 2 Ein ungedämpfter Schwingkreis mit R=∞ schwingt mit ωo = 1 LC Diese Frequenz ist größer als ω0*. Der Entzug von Energie verringert also, wie oben bereits angedeutet, die Schwingfrequenz. Im allgemeinen ist jedoch der zweite Term so klein, daß er vernachlässigt werden kann. Transformiert man die L{ua} zurück in den Zeitbereich, so erhält man t ( ) − U0 2RC ua (t ) = * e * sin ω0* t * RCω0 Dabei handelt es sich um eine sinusförmige Schwingung, die mit der Zeitkonstanten 2RC abklingt. Dies ist in Bild 10.6 dargestellt. Je größer der Widerstand ist, um so langsamer klingt die Schwingung ab. Für den Fall, daß R=∞ ist, bleibt die Schwingung erhalten. Nun kann man R nicht unendlich groß machen, da Verluste unvermeidlich sind und zumindest ein wenig Energie benötigt wird, um angekoppelte Stufen zu steuern. 280 Man kann jedoch einen aktiven Zweipol parallel zum Schwingkreis schalten, der die Verluste wieder ausgleicht und die Schwingung aufrecht erhält (Bild 10.7). iges i i u u R L C Bild 10.7: Wechselstromersatzschaltbild eines verlustlosen Schwingkreises Damit dem eigentlichen Schwingkreis keine Energie entzogen werden kann, muß der Strom iges zu Null werden. Dann muß man die Strom/Spannungskennlinie des aktiven Zweipols so auslegen, daß er den Strom liefert, den der Widerstand R aufgrund des ohmschen Gesetzes verbraucht. Ein solcher aktiver Zweipol wird also ein Verstärker sein, der die Energie der Betriebsspannungsquelle in Signalenergie umwandelt. In Bild 10.7 ist eine solche -idealisierte- Kennlinie angedeutet. Innerhalb eines gewissen Aussteuerbereiches findet man eine linear abfallende Kennlinie, also einen negativen Widerstand. An den Grenzen des Aussteuerbereiches geht die Kennlinie in die Sättigung. Dies ist natürlich nur eine idealisierte Darstellung. In Wirklichkeit wird ein Gleichanteil addiert und der Verlauf des fallenden Teiles der Kennlinie ist nicht gerade, sondern ist verzerrt. Dabei ist die Art der Verzerrung vom Typ des verwendeten Halbleiters (Tunneldiode, BJT oder FET, bei niedrigen Frequenzen sind auch NICs mit Operationverstärkern denkbar) und von der Schaltung abhängig. Eine mathematisch geschlossene Lösung ist nicht möglich, man muß sich im allgemeinen mit numerischen Lösungsverfahren behelfen. Eine Möglichkeit der näherungsweisen analytischen Lösung bietet die van der Pol'sche Approximation. Man nähert die Nichtlinearität f(u) durch die kubische Parabel Fv (u) = −a * u + b * u3 an. Bild 10.8 zeigt den Verlauf der Kurve Fv(u) für a=1/V und B=1/V3. Fv (u) u Bild 10.8: Van der Pol'sche Approximation für den nichtlinearen Teil der Oszillatorschaltung 281 Insgesamt kann man für eine Oszillatorschaltung das folgende nichtlineare Ersatzschaltbild angeben: A + u - Verstärker: Nichtlinearität f(u) Rückkopplung N(s) Bild 10.9: Großsignalersatzschaltbild eines Oszillators Man erhält folgenden Ausdruck u + N(s) * f (u) = A Dabei ist f(u) die nichtlineare Funktion einer Spannung u (eventuell auch eines Stromes i) und N(s) die lineare Übertragungsfunktion des Rückkopplungsnetzwerkes. A ist eine Konstante und repräsentiert die Betriebsspannungsquellen. N(s) muß ein Maximum für die Schwingfrequenz f0 aufweisen. Die Schleifenverstärkung der Anordnung muß bei dieser Frequenz größer als 1 und reell sein. In der Nähe von f0 sollte der Verlauf von N(s) möglichst stark abfallen, damit nicht die Gefahr besteht, daß der Oszillator auf einer anderen Frequenz schwingt. Allgemein sollten folgende Punkte bei der Realisierung eines Sinusoszillators beachtet werden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. alle frequenzbestimmenden Bauelemente müssen einen kleinen Temperaturkoeffizienten haben. Schwingkreise (LC-Glieder) sollten eine möglichst hohe Güte aufweisen. die Schaltung sollte so dimensioniert werden, daß die Eingangs- und Ausgangsimpedanzen der aktiven Elemente die Signalfrequenz möglichst wenig beeinflussen. eine wirksame Stabilisierung der Arbeitspunkte muß vorgesehen sein. aktive Bauelemente mit ausreichender Grenzfrequenz vorsehen, eventuell Basis- oder GateSchaltung wählen, da dort die Grenzfrequenz der Transistoren am höchsten ist. Betriebsspannung stabilisieren. bei sehr hoher Anforderung an die Frequenzstabilität ist die Schaltung in einem Thermostaten einzubauen. Zwischen Oszillator und Last eventuell eine Trennstufe schalten. hohe Verstärkung und kleine Rückkopplung wählen. Schleifenverstärkung nicht zu groß wählen (Gefahr der Übersteuerung mit Frequenzabweichung). Bei der Auswahl des Schaltungskonzeptes richtet man sich nach dem einzustellenden Frequenzbereich, der geforderten Frequenz- und Amplitudenkonstanz und dem zulässigen Klirrfaktor. Die folgende Aufstellung ist eine Auflistung von Schaltungskonzepten für Sinusoszillatoren. Für den LC-Oszillator sind zahlreiche Bauformen entwickelt worden. Sein Einsatzbereich umfaßt Frequenzen von 1 kHz bis 1 GHz, er ist besonders geeignet für hohe Frequenzen (Rundfunkbereich bis GHz), da dort die notwendigen Spulen ausreichend kleine Abmessungen aufweisen. Solche Oszillatoren verfügen über eine höhere Frequenzstabilität als RC-Generatoren, dafür sind sie nur schwierig über große Frequenzbereiche abstimmbar. Ihr Klirrfaktor liegt bei 1 - 3 Prozent, die Amplitudenstabilität bei 3 Prozent. 282 Der RC-Generator ist einfach und preisgünstig aufzubauen. Die Frequenzeinstellung erfolgt durch Widerstände oder Kondensatoren. Er zeichnet sich durch schnelles Anschwingen aus. Der typische Frequenzbereich solcher Generatoren reicht von 10 Hertz bis 1 MHz, die Klirrfaktoren betragen etwa 1 - 3 Prozent. Die Amplitudenstabilität liegt in der Größenordnung von 3 Prozent. Der Wien-Brücken-Oszillator ist eine Spezialform des RC-Generators und liefert Ausgangsspannungen mit einem Klirrfaktor bis hinunter zu 0.01 Prozent. Die Frequenzvariation erfolgt durch Doppelpotentiometer oder Zweifach-Drehkondensatoren. Sein Einsatzbereich erstreckt sich von 1 Hertz bis 1 MHz; die Amplitudenstabilität liegt bei 1 Prozent. Nachteilig sind die langen Einschwingzeiten. Quarzoszillatoren jedweder Bauform verfügen über die höchste Frequenzstabilität, sind dafür jedoch nicht abstimmbar. Ihr Einsatzbereich liegt bei 30 kHz bis 200 MHz, der Klirrfaktor bewegt sich in einer Größenordnung von 0.1 Prozent, die Amplitudenstabilität beträgt 1 Prozent. 283 10.2.2 LC-Oszillatoren Bei LC-Oszillatoren erfolgt die Festlegung der Schwingfrequenz über die Amplitudenbedingung. Sie ist wegen des Einsatzes von Schwingkreisen im Verstärkerteil oder in der Rückkopplung nur für eine Frequenz erfüllt. 10.2.2.1 Meißner-Oszillator Der Meißner-Oszillator wurde bereits 1913 entwickelt. Auch heute ist er noch eine beliebte Oszillatorschaltung, da die Variation der Frequenz recht einfach durch einen Drehkondensator oder eine Kapazitätsdiode erfolgen kann. Bild 10.10 zeigt das Schaltbild eines Meißneroszillators in Emitterschaltung sowie dessen Kleinsignalersatzschaltbild. Man kann einen solchen Oszillator auch in Basis- oder Kollektorschaltung aufbauen, dann ist das Kleinsignalersatzschaltbild jedoch anders. Gerade bei hohen Frequenzen empfiehlt es sich, die Basis- oder die Gate-Schaltung anzuwenden, da dort die Grenzfrequenz der eingesetzten Halbleiter am größten ist. Diese Aussage gilt für alle besprochenen Oszillatorschaltungen. +UB R1 w2 w1 L R2 C u2 u1 C1 RE CE iB u1 rBE rCE L C u2 w1 w2 rBE u3 = ü*u2 ß*iB iB u1 rBE rCE L C ß*iB 2 rBE / ü u2 Bild 10.10 Meißneroszillator und Kleinsignalersatzschaltbild Die Widerstände R1, R2 und RE dienen der Arbeitspunkteinstellung des Transistors; RE stabilisiert diesen Arbeitspunkt. Die Kondensatoren C1 und CE fungieren als Kurzschlüsse für die Oszillatorfrequenz. Der frequenzbestimmende Schwingkreis besteht aus der Spule L und dem Kondensator C. Die Rückkopplung erfolgt über eine Sekundärwicklung der Spule L. Man nennt diese Rückkopplung auch "transformatorische Rückkopplung". 284 Das Übersetzungsverhältnis der Übertragers ist ü= w2 w1 Der Verstärker verursacht eine Phasendrehung von 180° zwischen der Eingangsspannung und der Ausgangsspannung; durch die Phasendrehung der Spule wird die Phasenbedingung erfüllt. Die Amplitudenbegrenzung erfolgt durch zwei Effekte: Bei hohen positiven Werten der Kollektorspannung UBE setzt eine Gleichrichtung über die Basis-Emitter-Diode ein. Die Folge ist, daß die Basis-EmitterSpannung absinkt und damit auch die Schleifenverstärkung. Die hier auftretende Gleichrichtung nennt man Spitzenwertgleichrichtung, die Schleifenverstärkung wird durch die Amplitude der rückgekoppelten Wechselspannung geregelt. Der zweite regulierende Effekt ist das Öffnen der Kollektor-BasisDiode, wenn am Schwingkreis eine zu hohe negative Spannung anliegt (u2 = -UB). Es soll nun die Schleifenverstärkung des Meißneroszillators berechnet werden. Dazu wird die Schaltung unmittelbar an der Basis aufgetrennt. Um realistisch rechnen zu können, muß man aber den Eingangswiderstand rBE des Transistors noch einmal auf der Sekundärseite des Übertragers berücksichtigen, da dieser Widerstand den Transistor zusätzlich belastet. Vereinfachend sei hier angenommen, daß der Übertrager, welche aus Schwingkreisspule und Sekündärwicklung besteht, ideal ist. Dann kann man, wie im Bild 10.10 ganz unten angedeutet, den Übertrager durch den transformierten Widerstand rBE/ü2 ersetzen. Analysiert man den Kollektorknoten, so erhält man: 1 ü2 1 ß * iB = −u2 * + + + jω C rCE rBE jω L Mit iB = u1 rBE erhält man ß* 1 ü2 u1 1 = −u2 * + + + jω C rBE rCE rBE jω L Nun ist u2 gleich u3/ü. Faßt man Real- und Imaginärteile des obigen Klammerausdruckes zusammen, so erhält man ß u * u1 = − 3 rBE ü r + ü2rCE ω2LC − 1 * BE +j ω L rBE * rCE Der Ausdruck für die Schleifenverstärkung g lautet dann g= u3 ü*ß 1 =− * 2 u1 rBE rBE + ü rCE ω2LC − 1 +j ω L rBE * rCE 285 Wird durch Gleichrichtung an der Basis-Emitter-Strecke die Basis-Emitter-Spannung kleiner, so wird rBE größer und die Schleifenverstärkung sinkt ab. Die Schwingbedingung lautet g=k*v=1 oder aufgelöst in Real- und Imaginärteil: g = k * v = 1+ j 0 Das negative Vorzeichen im Ausdruck für g kann man dadurch eliminieren, daß man die Anschlüsse der Sekundärwicklung des Übertragers vertauscht. Soll obiger Ausdruck jedoch reell werden, so muß der Imaginärteil des Nenners verschwinden: ω0 LC − 1 = 0 2 :oder ω0 = 1 LC Dazu ist wichtig, daß die Kapazität C die Kollektor-Basis-Kapazität und die transformierte BasisEmitter-Kapazität noch mit einschließt. Sind diese Kapazitäten klein gegenüber der Kapazität des Schwingkreiskondensators, so kann man sie vernachlässigen. Variiert man die Kapazität um den Faktor X, so ändert sich die Schwingfrequenz nur um den Faktor √X. Somit finden wir für die Schleifenverstärkung bei der Resonanzfrequenz: 1= ü * ß rBE * rCE * rBE rBE + ü2rCE Für das Übersetzungsverhältnis erhalten wir dann: rBE + ü2rCE = ü * ß * rCE ü2 * rCE − ü * ß * rCE + rBE = 0 Dies ist eine quadratische Gleichung, die Lösungen sind. ü1,2 ß ß 2 rBE = ± − 2 4 rCE Die erste Lösung ist ü1 ≈ ß Wenn ß etwa 100 ist, so bedeutet dies, daß die Sekundärwicklung die 100-fache Windungszahl aufweisen muß wie die Schwingkreisspule. Dies ist vom elektrischen Standpunkt her sinnlos. Die zweite Lösung lautet ü2 = ß ß 2 rBE − − 2 4 rCE 286 Mit 1− x ≈ 1− x 2 finden wir dann als Lösung ü2 = rBE ß * rCE Um ein sicheres Anschwingen zu gewährleisten, wählt man den Rückkopplungsfaktor etwas größer als oben berechnet. Durch die Arbeitspunktverschiebung stellt sich der gewünschte Arbeitspunkt bei relativ geringen Verzerrungen ein. Meissneroszillator nach Ehrhardt RE=2.6K 1.0V 501.766mV 571.766mV 0.5V UBE UBE 0V -0.5V 0s 5us 10us V (BASIS) - V (EMITTER) 15us 20us 25us 30us 35us 40us AVG (#1) Time Bild 10.11: Verschiebung der Basis-Emitterspannung nach dem Anschwingen Als Beispiel wird der in Bild 10.2 dargestellte Meißneroszillator noch einmal etwas näher untersucht. Diesmal wurde jedoch der Emitterwiderstand auf 2.6 kΩ verringert, um deutliche Verzerrungen zu erhalten. Bild 10.11 zeigt die Basis-Emitterspannung und ihren zeitlichen Mittelwert. Der Oszillator schwingt wesentlich schneller an als bei einem Emitterwiderstand von 5.6 kΩ. Deutlich erkennt man, daß nach der Anschwingphase die Basis-Emitter-Gleichspannung von etwa 572 mV auf 502 mV abgesunken ist. Dieser Effekt ist auf die Gleichrichtung an der Basis-Emitter-Strecke zurückzuführen. Durch den Stromfluß während der positiven Halbwelle bricht die Basis-Emitterspannung zusammen und die positive Halbwelle ist nicht so stark ausgeprägt wie die negative Halbwelle. Dadurch bekommt die Wechselspannung einen negativen Gleichanteil, der sich als Arbeitspunktverschiebung auswirkt. Diese Form der Arbeitspunkteinstellung nennt man auch "Audion-Stabilisierung", benannt nach der einfachsten Empfängerschaltung, dem Audion. Die Ausgangsspannung beträgt mehr als das Zweifache der Betriebsspannung. Dies kommt durch den Schwingkreis zustande: Bei einem gegebenen Kollektorstrom entsteht eine hohe Spannung. Kurz nachdem die Spannung den Wert der doppelten Betriebsspannung überschritten hat, öffnet die 287 Kollektor-Basis-Diode und es fließt ein negativer Kollektorstrom, der den Schwingkreis belastet. Andererseits wird durch die große Aussteuerung der Transistor in den Sättigungszustand getrieben, in dem er in jeder Periode relativ lange verbleibt. Der Kollektorstrom ist extrem nichtlinear und enthält viele Oberwellen. Der Schwingkreis filtert jedoch die meisten Oberwellen aus, so daß die Kollektorspannung weniger verzerrt erscheint. Meissneroszillator nach Ehrhardt RE=2.6K 1 30V 2 1.0mA UCE 25V 20V IC 20V 0.5mA 15V 10V 0mA 0A 5V 0V -0.5mA 32.822us 34.000us V (COLL) 36.000us 20 IC (Q1) 38.000us 40.000us 0 Time Bild 10.12: Ausgangsspannung und Kollektorstrom des Oszillators Bild 10.13 zeigt eine Variante des Meißneroszillators, bei der sich der Schwingkreis nicht im Ausgangskreis des verstärkenden Elementes, sondern in dessen Eingangskreis befindet. Es ist der sogenannte "Tuned-Gate-Oszillator". +UB C L T1 RS CS Bild 10.13: Tuned-Gate-Oszillator 288 Diese Schaltung ist jedoch nur für Feldeffekttransistoren sinnvoll, da der niedrige Eingangswiderstand von Bipolartransistoren den Schwingkreis sonst zu stark bedämpfen würde. 10.2.2.2 Dreipunktschaltungen Bild 10.14 zeigt eine wichtige Klasse von Oszillatoren, die Dreipunktschaltungen. Der Name "Dreipunktschaltung" rührt daher, daß der Schwingkreis an drei Punkten angezapft ist. Grundsätzlich gilt für den allgemeinen Fall: - Z1 und Z2 müssen gleiches Vorzeichen haben - Z3 muß entgegengesetztes Vorzeichen haben Man unterscheidet zwischen der induktiven Dreipunktschaltung und der kapazitiven Dreipunktschaltung. Streng genommen liegt eine induktive Dreipunktschaltung nur dann vor, wenn die beiden Spulen L1 und L2 nicht magnetisch miteinander gekoppelt sind. Handelt es sich bei den Spulen um eine Spule, die angezapft ist, so spricht man von einem Hartley-Oszillator. In der Praxis wird jedoch nicht zwischen beiden Varianten unterschieden. Die Schaltung mit Kondensatoren nennt man Colpitts-Oszillator. Z2 L2 Z3 C2 C Z1 L L1 C1 Bild 10.14: Prinzipschaltbild der Dreipunktschaltung, allgemein, induktiv und kapazitiv Umfangreiche Rechnung führt zu folgendem Ergebnis für die Schleifenverstärkung: (Z Z 1 − Zm 2 2 ) ( ) ß 2 rera Z 2 * Z1 Z 2 − Z m − Z 3 Zm rBE 2 2 * [(re + Z 3 )(ra + Z 2 ) + ra Z 2 ] + rera * (Z 2 + Zm ) + Z 3 * re Z 2 * (ra + Z 2 ) + ra Z m − [ ] Dabei ist Zm die Gegeninduktivität zwischen den Spulen L1 und L2 (natürlich nur bei der induktiven Dreipunktschaltung). Für die Einzelschaltungen gilt dann folgende Zuordnung: Induktive Dreipunktschaltung: Z1 = jω L1; Z 2 = jω L 2 ; Z m = jω M = jω L1 L 2 ; Z 3 = Kapazitive Dreipunktschaltung: Z1 = 1 1 ; Z2 = ; Z m = 0; Z 3 = jω L jω C1 jω C 2 289 1 jω C Für die Schwingfrequenz gilt dann: f0 ≈ 1 2π L 0 C0 Beim Hartley-Oszillator erhalten wir den Ausdruck L 0 = L1 + L 2 + 2M ; C0 = C und für den Colpitts-Oszillator gilt L 0 = L ; C0 = C1 * C 2 C1 + C 2 In beiden Fällen wird die Phasenbedingung durch die gleichartigen Reaktanzen Z1 und Z2 erfüllt; die Amplitudenbedingung wird durch das Spannungsteilerverhältnis L1/L2 bzw. C1/C2 erfüllt. Hartley-Oszillator (induktive Dreipunktschaltung) Bild 10.15a zeigt den Hartley-Oszillator in Emitterschaltung, Bild 10.15b das dazugehörige Kleinsignalersatzschaltbild. +UB L1 R1 iB C CK L2 rCE rBE ß * iB C L2 L1 RB RB = R1 II R2 R2 RE ( RE M = √ L1*L2 CE) a) Bild 10.15 a) Hartley-Oszillator b) Ersatzschaltbild b) Beim Hartley-Oszillator wird das Rückkopplungssignal durch Anzapfen der Oszillatorspule gewonnen. Die Anzapfung wird wechselstrommäßig an Masse gelegt. Damit gelangt der über L1 anliegende Anteil der Signalspannung über den Koppelkondensator CK an die Basis des Transistors. CK muß dabei so dimensioniert werden, daß er für die Oszillatorfrequenz einen Kurzschluß darstellt. Die Widerstände R1 und R2 stellen mit RE den Arbeitspunkt ein. Sieht man CE vor, so sollte dieser Kondensator für die Oszillatorfrequenz ebenfalls einen Kurzschluß darstellen. Die Selbstinduktivitäten der beiden Spulenteile betragen L1 und L2, die Gegeninduktivität M ist gleich der Wurzel aus L1*L2: M = L1 * L 2 Die Berechnung der Rückkopplungsbedingung ist aufwendig, so daß hier nur das Ergebnis dargestellt wird: 290 Die Amplitudenbedingung wird durch das Spannungsteilerverhältnis L1/L2 eingestellt. Als Zwischenschritt bekommt man ß 1 L1 1 L2 = * + * rBE re L 2 ra L1 Auch hier muß wieder eine quadratische Gleichung gelöst werden. Man erhält zwei Lösungen für L1/L2: L1 ß 2 * re2 = 2 L2 rBE Dieser Lösung entspricht einer sehr starken Rückkopplung und ist physikalisch sinnlos. Die zweite Lösung hingegen gibt die Verhältnisse richtig wieder: 2 L1 rBE = L 2 ß 2ra2 Dabei wurden der Einfachheit halber folgende Abkürzungen benutzt: re = R B II (rBE + (ß + 1) * R E ) und ra = R C II rCE Der Term (ß+1)*RE entfällt bei Einsatz von CE. Weiterhin ist mit RC der Fall berücksichtigt, daß ein Widerstand dem Schwingkreis parallel liegt. Dies muß kein real existierender Widerstand sein, sondern es kann der Verlustwiderstand des Schwingkreises sein. Für die Resonanzfrequenz gilt f0 = 1 2π * (L1 + L 2 + 2M) * C = 1 2π * L ges * C oder, aufgelöst nach der Kapazität C: C= 1 4π * L ges * f 2 2 Für den Fall, daß die Spulen nicht magnetisch gekoppelt sind, setzt man M zu 0. 291 Colpitts-Oszillator (kapazitive Dreipunktschaltung) Während beim Hartley-Oszillator das Rückkopplungssignal induktiv in den Basiskreis eingekoppelt wird, wird es beim Colpitts-Oszillator über eine kapazitive Rückkopplung zur Basis geführt (Bild 10.16). +UB CK R1 RC iB C2 L L C1 rCE rBE C2 ß * iB RB R2 RE ( RB = R1 II R2 CE) RC RE a) Bild 10.16: a) Colpitts-Oszillator sowie b) Kleinsignalersatzschaltbild C1 b) Die Schaltung ist der des Hartley-Oszillators sehr ähnlich. Auch hier ist der Rechenaufwand zur Ermittlung der Phasen- und Amplitudenbedingung recht hoch, so daß hier nur einige Ergebnisse dargestellt werden: Als Zwischenergebnis aus der Phasenbedingung erhält man f0 = 1 L * 1+ ra * re (C1 + C 2 ) 2π LC0 Der Ausdruck im Argument der zweiten Wurzel gibt die Abweichung der Schwingfrequenz vom Idealfall 1/√LC an und ist recht klein. Vernachlässigt man ihn, so erhält man f0 = 1 2π LC 0 Im Allgemeinen ist jedoch nicht die Schwingfrequenz gesucht, sondern die Werte der Bauelemente L, C1 und C2. Geben wir bei gegebener Schwingfrequenz die Induktivität L vor, so erhält man für die resultierende Kapazität C0: C0 = C * C2 1 = 1 2 4π Lf0 C1 + C 2 2 Dabei ist die Aufteilung der Gesamtkapazität auf die beiden realen Kondensatoren C1 und C2 noch unbekannt. Die Berechnung der Bedingung g=1+j0 aus obiger Formel für g ist außerordentlich aufwendig und soll hier nicht weiter beachtet werden. In der Praxis wählt man für das Verhältnis C2/C1 Werte von 0.5 bis 0.2. Zum Erfüllen der Anschwingbedingung muß das Verhältnis größer sein als das Verhältnis re/ra. Wird C1 vergrößert, so verringert sich die rückgekoppelte Spannung, bis die Schaltung schließlich nicht mehr anschwingt. Durch den geringen Eingangswiderstand der Basisschaltung liegt das Verhältnis C2/C1 dort im Bereich von 0.5 bis 0.1, wenn die Transitfrequenz fT des Transistor mindestens dreimal größer ist als die Schwingfrequenz. Ist der Eingangswiderstand der Basis292 schaltung zu klein, so wird der Schwingkreis derart stark belastet, daß die Schaltung nicht mehr anschwingt, da die Schleifenverstärkung kleiner als 1 geworden ist. Hartley- und Colpitts-Schaltung wurden hier mit dem Transistor in der Emitterschaltung vorgestellt, man kann den Transistor jedoch auch in Basisschaltung und in Kollektorschaltung betreiben. Selbstverständlich sind auch Feldeffekttransistoren gut geeignet. 10.2.2.3 Parasitäre Schwingungen Bild 10.17a zeigt die Grundschaltung eines Colpitts-Oszillators in Basisschaltung, Bild 10.17b hingegen einen Transistor in Kollektorschaltung, gedacht als Impedanzwandler. +UB R1 C2 L R1 C1 L C2 = CBC +UB R2 CS CIN ~ RE C1 = CCE R2 a Bild 10.17: Colpitts-Oszillator in Basisschaltung und Impedanzwandler RE b In den Kollektorkreis des Impedanzwandlers ist eine Induktivität eingezeichnet. Diese Induktivität ist die Zuleitungsinduktivität der Verbindung zur Betriebsspannungsquelle. Die Kapazität C1 ist die parasitäre Kapazität des Transistors und der Leiterbahnen. Über den hier als gering angenommenen Widerstand der Signalquelle und die Kapazität CIN ist die Basis wechselspannungsmässig mit Masse verbunden und damit auch mit den Zuleitungen der Betriebsspannung. Der Kondensator C2 kann damit durch die parasitäre Kapazität CBC des Transistors und der zugehörigen Leiterbahnen in Reihe mit CIN ersetzt werden. Damit ist ein Colpitts-Oszillator entstanden. Bild 10.18 zeigt das Ergebnis einer PSpice-Simulation. Die Eingangsspannungsquelle lieferte eine Eingangsspannung von 7 Volt bei einer Frequenz von einem Kilohertz. Wegen der großen Datenmenge kann hier nur ein Ausschnitt aus der Sinusschwingung der Ausgangsspannung am Emitter dargestellt werden. Man erkennt, daß im unteren Bereich der Amplitude der Ausgangsspannung eine "Unsauberkeit" auftritt. Genaueres Hinsehen läßt eine Schwingung von etwa 890 kHz erkennen. Diese Schwingung ist auf den parasitären ColpittsOszillator zurück zu führen. Die Schwingbedingung wird nur während eines kleinen Abschnittes der Ausgangsspannung erreicht. Die für die Simulation angenommene Induktivität von 5mH ist für die Praxis viel zu groß, mußte hier aber aus Gründen der Rechenzeit und der Datenmenge angenommen werden. In der Praxis sind die Frequenzen vielfach höher. Weiterhin ist das Funktionieren des Oszillators von der äußeren Beschaltung abhängig: Wählen wir einen anderen Innenwiderstand der Signalquelle, so hören die Schwingungen auf. Solche Oszillationen äußern sich als Verzerrung einer Ausgangsspannung, Änderung des Offsets eines Operationsverstärkers und andere, scheinbar unerklärliche Effekte. Berührt man den Kollektor mit dem Tastkopf eines Oszillographen (oder auch nur mit dem Finger), so hören die Schwingungen 293 auf und das Oszillographenbild ist einwandfrei. Es ist, als wolle die Schaltung den Entwickler ärgern. Grund sind zu lange Zuleitungen, induktive Kopplungen (Hartley-Oszillator) usw., die man nur durch sorgsamen Schaltungsaufbau in den Griff bekommt. Parasitaerer Colpitts-Oszillator 10V 5V 0V 300us 400us V (EMMI) 500us 600us 700us 750us Time Bild 10.18: Parasitäre Schwingungen bei der Kollektorschaltung (Emitterfolger) 10.2.2.4 Quarzoszillatoren Bei hohen Anforderungen an die Konstanz der Oszillatorfrequenz benutzt man Quarzoszillatoren. Mit ihnen lassen sich Frequenzabweichungen in der Größenordnung von ∆f = 10 − 4...10 −9 f0 erzielen. Man baut Quarze entweder in den Rückkopplungszweig oder als Ersatz für den Schwingkreis ein. Quarze bestehen aus Siliziumdioxid (SiO2) und werden heute nicht mehr aus Bergkristall gewonnen, sondern synthetisch hergestellt. Je nach Schnittwinkel zwischen den Kristallachsen und den Elektroden unterscheidet man zwischen Biege-, Flächen-, Dehnungs- und Dickenschwingern. Die Quarzscheibe befindet sich zwischen zwei metallischen Elektroden. Legt man eine Spannung an diese Elektroden, so entstehen im Quarz aufgrund seiner piezoelektrischen Eigenschaften mechanische Schwingungen. Man stellt Quarze im Frequenzbereich von 30 kHz bis etwa 40 MHz her. 294 Schnitt X+5° X+5° GT DC/CT AT AT mech. Schwingungsform Biegungsschwinger (3pol.) Dehnungsschwinger (Stab) Dehnungs- und Flächenschwinger Flächenschwinger Dickenschwinger (Grundwelle) Dickenschwinger (Oberwelle) Frequenzbereich 1..50kHz 50..200kHz 60..150kHz 150..500kHz 300kHz..20MHz über 20MHz Bei 20MHz ist die Dicke der Quarzscheibe kleiner als 0.1mm, so daß hier die Grenze der mechanischen Stabilität erreicht ist. Elektrisch verhalten sich Quarze wie Schwingkreise mit sehr hoher Güte, das Ersatzschaltbild für einen Quarz zeigt Bild 10.19 jX L R induktiv ~ ~ Cr fs fp f Cp kapazitiv a) b) Bild 10.19: a) Ersatzschaltbild für einen Quarz und b) Lage der Resonanzfrequenzen Wir finden eine Reihenschaltung aus einer Reihenkapazität Cr, einer Spule L und einem Widerstand R. Der Widerstand gibt die dielektrischen Verluste im Quarz wieder. Parallel zu dieser Anordnung liegt noch eine Parallelkapazität Cp, welche die parasitären Kapazitäten der Halterung (und der Verdrahtung auf de Leiterplatte) darstellt. Als Anhaltspunkte für die Größenordnung der Werte des Ersatzschaltbildes sind die Bauelementewerte für zwei verschiedene Quarze angegeben: L Cr Cp R Q 1MHz-Quarz 2.533H 0.01pF 5pF 50Ω 3*105 4.1MHz-Quarz 100mH 0.015pF 5pF 100Ω 2.5*104 Die wesentlichen Merkmale eines Quarzes sind: - ein großes Verhältnis L/Cr (Quadrat des "Kennwiderstandes") und damit verbunden eine L Cr - hohe Güte Q = R - Cr << Cp - hohe Frequenzstabilität df/f0 von 10-4 bis 10-9 295 Der Ausdruck für den komplexen Widerstand der obigen Ersatzschaltung lautet: Z= 1 jω Cp + 1 R + jω L + 1/ jωCr Wenn man den Widerstand R vernachlässigt, erhält man: Z=j ω2LCr − 1 ω C p + C r − ω2 C p C r L ( ) Man findet zwei Resonanzfrequenzen, eine für Z=0 und eine für Z= ∞. Die Serienresonanzfrequenz fs = 1 2π LCr wird durch das gut definierte Produkt L*Cr bestimmt und ist deshalb unempfindlich gegen parasitäre Kapazitäten. Die Parallelresonanzfrequenz bezieht Cp mit ein: fp = 1 2π LC* mit C* = Cr * C p Cr + Cp Da C* kleiner als Cr ist, ist fP > fS. Cp ist die parasitäre Kapazität der Quarzelektroden und der Platine und deshalb nicht exakt definiert. Beide Frequenzen liegen um so enger zusammen, je größer der Unterschied zwischen Cr und Cp ist. Beim oben angeführten 1 MHz-Quarz erhalten wir: fs = 1.000 005 MHz fp = 1.001 005 MHz Der Unterschied beträgt also 0.1% . Nun könnte man versucht sein, durch Parallelschaltung eines zusätzlichen Kondensators zum Quarz den Frequenzunterschied noch kleiner zu machen. Hier besteht jedoch die Gefahr, daß durch eine zu hohe Parallelkapazität die Rückkopplungsbedingung für andere Frequenzen als die Quarzfrequenz erfüllt ist (der Quarz somit praktisch kurzgeschlossen wird). Deshalb ist ein solches Vorgehen nicht anzuraten. Ein guter Test dafür, ob Cp zu groß ist, besteht darin, einen Kondensator mit der Kapazität Cp anstelle des Quarzes in die Schaltung einzubauen. Schwingt der Oszillator ohne den Quarz, so ist die Kapazität zu groß. Den tatsächlichen Verlauf der Impedanz in der Nähe der Resonanzfrequenz zeigt Bild 10.20 mit den elektrischen Werten für den obigen 4.1MHz-Quarz. Zwischen den Resonanzfrequenzen verhält sich der Quarz wie eine Induktivität, an den anderen Stellen wie eine Kapazität. Im obigen Ersatzschaltbild ist eine Tatsache nicht wiedergegeben: Aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften findet man weitere Serienresonanzfrequenzen bei 3fs, 5fs, 7fs und höheren ungeradzahligen Vielfachen der Grundfrequenz.. 296 Durchlasskurve eines Quarzes 1.0M fs = 4.1094MHz fp = 4.1155MHz 0 -1.0M -2.0M -3.0M 4.105MHz 4.110MHz -IMG (V(IN)/I(VIN)) 4.115MHz 4.120MHz 4.125MHz 4.130MHz 0 Frequency Bild 10.20: Resonanzverhalten des 4.1MHz-Quarzes Gelegentlich besteht die Notwendigkeit, die Frequenz des Oszillators geringfügig zu ändern (die Frequenz zu "ziehen"). Dies läßt sich durch einen Trimmkondensator Cs in Reihe zum Quarz ermöglichen (Bild 10.21) Cs Quarz Bild 10.21: Änderung der Resonanzfrequenz eines Quarzes Die neue Resonanzfrequenz beträgt fs* = fs * 1 + Cr Cr + C s In Quarzoszillatoren kann der Quarz entweder in Serien- oder in Parallelresonanz betrieben werden. Im ersten Fall ist seine Impedanz sehr klein, im zweiten Fall hingegen sehr groß. Die bessere Frequenzstabilität erhält man allerdings beim Betrieb in Serienresonanz. Betreibt man einen Quarz in Serienresonanz, so nutzt man die Tatsache aus, daß er eine sehr geringe Impedanz für eine bestimmte Frequenz aufweist. Er muß dann im Rückkopplungszweig liegen. Betreibt man einen Quarz in Parallelresonanz, so wirkt er wie die Induktivität eines Schwingkreises. Deshalb muß ihm noch eine "Schwingkreiskapazität" parallel geschaltet werden. Diese Kapazität nennt man "Bürdekapazität" und muß bei der Bestellung des Quarzes angegeben werden. 297 Schaltungstechnisch lassen sich viele Möglichkeiten zum Aufbau von Quarzoszillatoren verwirklichen. Beispielsweise können Meißner-, Hartley- und Colpitts-Oszillator mit einem zusätzlichen Quarz ausgestattet werden. Bild 10.22 zeigt einen Hartley- und einen Colpitts-Oszillator mit einem zusätzlichen Quarz in der Rückkopplungsleitung. Die Transistoren werden in Basisschaltung betrieben. +UB +UB L1 R1 C R1 L2 C2 L C1 Q Q Cs Cs R2 R2 CB CB RE RE Bild 10.22: Hartley- und Colpitts-Oszillator mit Quarzstabilisierung Da die Anschlüsse für die positive Betriebsspannung wechselspannungsmässig an Masse liegen, findet man beim Colpitts-Oszillator auch manchmal den Schwingkreis zwischen Kollektor und Masse (auch ohne Quarzstabilisierung). In beiden Schaltungen des Bildes 10.22 arbeitet der Quarz in Serienresonanz. Dabei ist es auch möglich, den Quarz auf einer ungeradzahligen Oberwelle der Quarzresonanzfrequenz fs zu betreiben. Dann muß allerdings der Schwingkreis auf diese Oberwelle abgestimmt werden. Dies wird oft durchgeführt, da Quarze für hohe Frequenzen nur schwer einstellbar sind. Solche Schaltungen nennt man Oberwellenoszillatoren. Bis etwa 90 MHz erregt man den Quarz auf der dritten Harmonischen, darüber bis 150 MHz auf der fünften und darüber auf der siebten Oberwelle. Bild 10.19b zeigt, daß der Scheinwiderstand lediglich zwischen den Resonanzfrequenzen fs und fp induktiv ist, ansonsten immer kapazitiv. Es ist möglich, das induktive Verhalten des Quarzes auszunutzen und Oszillatoren zu bauen, bei dem der Quarz als Induktivität wirkt. Dann arbeitet der Quarz in Parallelresonanz. Ein Beispiel dafür ist der Pierce-Oszillator (Bild 10.23), eine Dreipunktschaltung, bei der die Induktivität L durch den Quarz ersetzt wird.: +UB R1 RC uL Q u1 C1 Cs ua us R2 RE Bild 10.23: Pierce-Oszillator 298 CE Die resultierende Kapazität C*, welche zusammen mit der Induktivität des Quarzes den Schwingkreis bildet, ist C* = C1 * C 2 C1 + C 2 Die Rückkopplung erfolgt über den Kollektor. Die Spannung uL am Quarz ist gleich der Summe der Spannungen u1 und us. Durch den Masseanschluß am Verbindungspunkt der beiden Kondensatoren wird die Phasenbedingung erfüllt: u1 und us sind phasenverschoben. Dies gilt bei kleinem Erregerstrom und großem Schwingkreisstrom. Die Oszillatorfrequenz liegt zwischen fs und fp, denn nur hier weist die Impedanz des Quarzes induktives Verhalten auf. Die Schaltungstechnik von Oszillatoren ist sehr vielfältig, so daß hier nur einige Beispiele dargestellt werden konnten. In vielen Fällen reichen bereits die parasitären Kapazitäten der Halbleiter aus, um die Rückkopplungsbedingung zu erfüllen. Diese Kapazität erscheint dann natürlich nicht mehr im Schaltbild des Oszillators, so daß dies zu Verwirrungen führen kann. 10.2.3 RC-Generatoren Bei LC-Oszillatoren ist die Amplitudenbedingung nur für die Resonanzfrequenz des Schwingkreises bzw. Quarzes erfüllt. Der Verstärkungsfaktor von RC-Generatoren hingegen ist weitgehend unabhängig von der Frequenz; die Generatorfrequenz wird durch die Phasenbedingung festgelegt. Die eingesetzten Verstärker müssen daher ein besonders lineares Übertragungsverhalten aufweisen, damit der Anteil an Oberwellen möglichst gering ist. Das Phasenverhalten des Rückkopplungsnetzwerkes bestimmt die Frequenz: Bei einem invertierenden Verstärker muß die durch die Rückkopplung verursachte Phasendrehung 180° betragen, w eil die Phasendrehung durch den Verstärker selbst auch 180° beträgt. Ohne Amplitudenstabilisie rung ist die Ausgangsspannung von RC-Oszillatoren stärker verzerrt als bei LC-Oszillatoren. Dies liegt daran, daß RC-Glieder nicht so selektiv sind wie Schwingkreise. Man setzt solche Oszillatoren im Bereich niedriger Frequenzen (etwa <10kHz) ein, da Spulen für diesen Frequenzbereich unhandlich und teuer sind. Überhaupt ist der Wegfall von Spulen eines der Hauptargumente für den Einsatz solcher Oszillatoren. Die erforderlichen RC-Netzwerke kann man bei Bedarf in Dickschicht- oder Dünnschichttechnologie fertigen. 10.2.3.1 Phasenschiebergenerator Bild 10.24 zeigt zwei Oszillatoren, deren Rückkopplungsnetzwerk aus einer Hochpaßkette besteht. R2 +UB RD R1 C _ C C OUT + R C Rx C R C RS R R CS R a) b) Bild 10.24: a) RC-Generator mit OP und Hochpaßkette b) RC-Generator mit JFET und Hochpaßkette 299 Zu beachten ist hier, daß die Parallelschaltung aus R1 und Rx gleich R sein muß. Die Übertragungsfunktion des Rückkopplungsvierpols in der vorstehenden Schaltung ist u2 = u1 1 2 2 1 1 1 1 − 5 * * 6 − − j ω RC ω RC ω RC Dabei ist u2 die Spannung am Ausgang des Vierpols und u1 die Spannung am Eingang. Für 1 = 6 ω0RC wird der Nenner reell. Man erhält somit für die Schwingfrequenz f0 = 1 2πRC * 6 Dann ist u2/u1= - 1/29 und die Phasenverschiebung beträgt somit 180°. Die Abschwächung des Rückkopplungsnetzwerkes ist 29, so daß die Verstärkerschaltung eine Verstärkung von 29 aufweisen muß, um diese Verluste auszugleichen. Diese Forderung ist mit einem Transistor nur schlecht zu erreichen. Statt einer Hochpaßkette kann man auch eine Tiefpaßkette verwenden. Die Abschwächung dieser Kette bei der Resonanzfrequenz beträgt ebenfalls 29, so daß auch hier der Verstärker eine Verstärkung von 29 haben muß. Die Phasenverschiebung ist (im Gegensatz zur Hochpaßkette) -180°. Die Resonanzfrequenz beträgt hier jedoch f0 = 6 2πRC Bild 10.25 zeigt eine Hochpaßkette, eine Tiefpaßkette sowie das Zeigerdiagramm für den Hochpaß.. u1 C C C R R R R u2 u1 R C R C C u2 j*Img{u} uR1 = 366mV, 68° u1 C C C R1 R2 R3 u2 uR2 = 91mV, 124° u1 = 1V, 0° u2 =34mV, 180° Re{u} Bild 10.25: Hochpaß- und Tiefpaßkette 300 Wir müssen beachten, daß u1 die Ausgangsspannung des Verstärkers und damit die Eingangsspannung der Kette ist. Analoges gilt für u2. Bei der Tiefpaßkette besteht eine galvanische Kopplung zwischen Eingang und Ausgang. Falls die Schaltung es erfordert, muß man mit einem ausreichend groß bemessenen Koppelkondensator diesen Gleichstrompfad auftrennen. Es ist nicht zwingend erforderlich, daß alle Widerstände und Kondensatoren des Rückkopplungsvierpols die gleichen Werte haben, lediglich die Berechnung der Schwingfrequenz ist wesentlich einfacher. Setzt man statt eines Operationsverstärkers mit fast idealen Eigenschaften diskrete Halbleiter ein, so muß man deren Eingangs- und Ausgangswiderstand mit einbeziehen. Dazu kann man folgende Überlegungen anstellen: Für sehr hohe Frequenzen fungieren die Kondensatoren der Hochpaßkette als Kurzschlüsse. Dann sind alle drei Widerstände der Hochpaßkette parallel geschaltet und die Eingangsimpedanz der Kette ist dann gleich R/3. Damit der Ausgangswiderstand des Transistorverstärkers keinen Einfluß hat, muß gelten: R 3 ra ≈ R C << Der Eingangswiderstand eines Transistors ist re = rBE + (ß + 1) * R E Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Wir wählen den Widerstandswert R so, daß der dritte Widerstand R entfallen kann und durch den Eingangswiderstand re des Transistors ersetzt wird. Wegen der Arbeitspunktabhängigkeit von rBE muß man jedoch mit starken Nichtlinearitäten rechnen. Die andere Möglichkeit ist die, daß der Eingangswiderstand re so groß ist, daß er keine Rolle mehr spielt. Dies bedeutet aber einen großen Widerstand RE. Da der obere Grenzwert für die Verstärkung einer gegengekoppelten Emitterschaltung gleich vu = RC RE ist, kann man diese Forderung mit einem Transistor kaum erfüllen. Bei FETs ist der Eingangswiderstand jedoch sehr groß. Das Ausgangssignal kann man sowohl am Eingang der Ketten als auch um den Faktor 29 abgeschwächt an deren Ausgang abnehmen. Da eine Tiefpaßkette die hohen Frequenzen stärker abschwächt als die tiefen Frequenzen, ist der Klirrfaktor des Oszillatorsignales am Ausgang einer Tiefpaßkette geringer als am Eingang. Es lohnt sich daher unter Umständen, diese Abschwächung in Kauf zu nehmen und mit einem weiteren Verstärker zu kompensieren. 3M3 2 * 1 N 4148 1M5 22k _ OUT + 47k 6k8 10n 10n 6k8 6k8 Bild 10.26: RC-Generator für 1 kHz 301 10n Bild 10.26 zeigt einen RC-Generator für eine Frequenz von 1 kHz. Das Rückkopplungsnetzwerk besteht aus einer Hochpaßkette mit drei Widerständen zu 6.8 kΩ und drei Kondensatoren von 10 nF. Dies resultiert in einer Frequenz von etwa 956 Hertz. Diese Frequenz kann durch den Regler 47 kΩ noch etwas variiert werden. Läßt man die Reihenschaltung der antiparallelen Dioden und des 3,3MΩWiderstandes außer acht, so beträgt der Rückkopplungswiderstand 1.5 MΩ Um auf eine Verstärkung von 29 zu kommen, muß die Reihenschaltung aus dem 47kΩ-Regler und dem Festwiderstand 22k den Wert von 51kΩ annehmen. Diesen Wert kann man mit Hilfe des Reglers bequem einstellen. Dies ist jedoch nur theoretisch der Fall, denn das Rückkopplungsnetzwerk besitzt ja ebenfalls einen bestimmten Innenwiderstand. In der Simulation haben sich Werte in der Größenordnung von 35-40kΩ als praktikabel erwiesen. Überschreitet die Ausgangsspannung einen bestimmten Wert, so leiten die beiden antiparallel geschalteten Dioden 1N4148 und in der Rückkopplung liegt die Parallelschaltung der beiden Widerstände von 1.5 MΩ und 3.3 MΩ. Dies verringert den Verstärkungsfaktor auf den Wert von 20 - die Schaltung schwingt nicht mehr. Durch den Zweig mit den beiden Dioden wird daher eine Amplitudenstabilisierung vorgenommen. Der Spitzenwert der Ausgangsspannung pendelt sich auf einen Wert derart ein, daß die Schwingung erhalten bleibt, der Klirrfaktor jedoch klein ist. Dazu wurden Simulationen mit zwei verschiedenen Widerständen (Reglerstellungen) durchgeführt: Einmal mit Rges=40kΩ und einmal mit Rges=35kΩ. Ohne die Dioden und den 1.5MΩ-Widerstand wurde der Operationsverstärker jedesmal bis an seine Aussteuerungsgrenzen ausgesteuert. Mit dem 40kΩWiderstand wurde dabei eine Verzerrung von 2% erreicht, mit dem 35kΩ-Widerstand eine Verzerrung von 3.2%. Wurden nun die fehlenden Bauelemente eingefügt, so zeigte sich folgendes Bild: Die Ausgangsspannung sank auf etwa 580mV (40kΩ) bzw. 1.3 Volt (35kΩ) ab. Beim 40kΩ-Widerstand waren die Verzerrungen mit etwa 2.1% geringfügig höher(!) als ohne Dioden, beim 35kΩ-Widerstand wurden 0.58% Verzerrungsanteil errechnet. Bei kleinen Amplituden scheinen Nichtlinearitäten um den Nullpunkt der Ausgangsspannung eine gewisse Rolle zu spielen, da die Verzerrungen mit Dioden größer war als ohne Dioden. In der Regel werden RC-Generatoren nur für feste Frequenzen gebaut, da zur Frequenzänderung aufwendige Dreifachpotentiometer oder Dreifachdrehkondensatoren benötigt werden. Selbst bei Einsatz von engtolerierten Bauelementen treten schnell Gleichlaufprobleme auf. Will man trotzdem durchstimmbare Generatoren mit Hoch- oder Tiefpaßketten aufbauen, so müssen die durchstimmbaren Bauelemente einseitig geerdet werden, um Handempfindlichkeit zu vermeiden. Setzt man Drehkondensatoren ein, so muß man daher einen Tiefpaß einsetzen, bei Potentiometern hingegen eine Hochpaßkette. Man kann RC-Generatoren auch mit Ketten von mehr als drei RC-Gliedern aufbauen, die Vorteile sind jedoch gering. 302 10.2.3.2 Wien-Brücken-Oszillator Der Wien-Brücken-Oszillator benötigt nur zwei RC-Glieder zur Frequenzeinstellung, deshalb lassen sich durchstimmbare Oszillatoren wesentlich einfacher aufbauen. Im Gegensatz zum oben beschriebenen RC-Generator wird ein nichtinvertierender Verstärker benötigt, da sich die rückgekoppelte Spannung bei der Generatorfrequenz mit der Ausgangsspannung der Gesamtschaltung in Phase befindet. Bild 10.27 zeigt die Prinzipschaltung eines Wien-Brücken-Oszillators. R3 R4 _ OUT OUT C1 uP C2 ua _ R1 R3 R4 R2 C1 + + uP C2 R1 ua R2 Bild 10.27: Prinzipschaltung des Wien-Brücken-Generators sowie alternative Darstellung als Brückenschaltung Das Verhältnis der Spannungen up/ua beträgt: k= up ua = Z2 = Z1 + Z 2 1 1 = Z 1 1 + 1 1 + R1 + C 2 + j ω R1C 2 − Z2 R 2 C1 ω R 2C1 Der Imaginärteil dieses Ausdruckes wird für ω R1C 2 = 1 ω R 2C1 gleich Null. Die Phasenverschiebung ist damit ebenfalls gleich Null. Die Frequenz der Schwingung ist damit f0 = 1 2π R1C 2R 2C1 Der Rückkopplungsfaktor wird dann zu k= 1 1+ R1 C 2 + R 2 C1 Macht man die Widerstände und die Kondensatoren jeweils gleich groß, so erhält man mit R1=R2=R und C1=C2=C: f0 = 1 2πRC und k = 303 1 3 Man beachte, daß -ähnlich wie beim Phasenschieber- die Variation von R oder C um den Faktor X dazu führt, daß sich die Frequenz um den Faktor 1/X ändert. Bei den LC-Oszillatoren ändert sie sich im Prinzip um den Faktor 1/√X. Die Verstärkung des Operationsverstärkers muß mindestens gleich 3 sein. Für das Widerstandsverhältnis R3/R4 gilt dann: R 3 > 2R 4 da es sich für die Oszillatorschaltung um eine Variante der nichtinvertierenden Grundschaltung handelt. Wählen wir R3/R4 exakt gleich 2, so schwingt der Oszillator nicht an, da uD=uP-uN=0 ist. Der Wien-Brücken-Oszillator bedarf daher immer einer geringfügigen Verstimmung des Widerstandsverhältnisses R3 zu R4. Zur Amplitudenbegrenzung eignen sich folgende Maßnahmen: 1. Begrenzerdioden im ohmschen Rückkopplungszweig. Sie sorgen dafür, daß bei ansteigender Amplitude die Verstärkung begrenzt wird. 2. Der Widerstand R4 der Grundschaltung wird durch einen FET ersetzt, der als steuerbarer Widerstand fungiert. Von diesen Maßnahmen ist die zweite Variante die wirksamste. Mit derartigen Schaltungen lassen sich Klirrfaktoren von weniger als 0.1 Prozent erzielen. Dabei wird die Linearität der Ausgangsspannung im wesentlichen von der Linearität des FET bestimmt. Eine weitere Verringerung des Klirrfaktors erzielt man dadurch, daß man nicht die Ausgangsspannung ua, sondern uP auskoppelt. Durch den Bandpaßcharakter des Rückkopplungsnetzwerkes werden Oberwellen wirksam unterdrückt. Bild 10.28 zeigt einen Wien-Brücken-Oszillator mit automatischer Amplitudenbegrenzung durch einen JFET. Die frequenzbestimmenden Bauelemente sind die beiden Widerstände R und die beiden Kondensatoren C. Die ohmsche Rückkopplung besteht aus den Widerständen R1 und der Reihenschaltung des Widerstandes R2 und dem Drain-Source-Widerstand des JFETs, der im ohmschen Bereich betrieben wird. Unmittelbar nach dem Einschalten der Versorgungsspannung ist C2 noch nicht aufgeladen, der Widerstand des JFETs ist gleich RDSON, dem Widerstand für UGS=0. Entsprechend hoch ist die Verstärkung des Operationsverstärkers. Die Schaltung beginnt zu schwingen, die Schwingung ist jedoch wegen der zu hohen Verstärkung verzerrt. Die Ausgangsspannung wird in der Spannungsverdopplerschaltung aus D1 und D2 gleichgerichtet. Die Aufladezeitkonstante wird durch R5 und C1 bestimmt. Die gleichgerichtete Spannung ist negativ, der Widerstand des JFET steigt somit an und die Verstärkung sinkt ab. Der Kondensator C2 entlädt sich mit der Zeitkonstanten R6C2. C R + OUT _ R1 C R R2 C3 R3 R5 R4 R6 D1 C2 Bild 10.28: Wien-Brücken-Oszillator mit Amplitudenbegrenzung 304 C1 D2 ua Im eingeschwungenen Zustand ist die Gate-Source-Spannung so groß, daß die Ausgangsspannung (fast) rein sinusförmig ist. Dies läßt sich mit dem Regler R3 einstellen. Der Klirrfaktor der Ausgangsspannung hängt sehr stark von der Linearität des Drain-Source-Widerstandes ab. Die Linearität läßt sich stark verbessern, wenn die Hälfte der Drain-Source-Wechselspannung zum Gatepotential hinzuaddiert wird (s. a. Kapitel 8.4). Dazu dienen die Widerstände R3 und R4. Der Kondensator C3 verhindert, daß die Gate-Source-Spannung zum invertierenden Eingang des Operationsverstärkers gelangt und eine Nullpunktverschiebung der Ausgangsspannung hervorruft. Durch den Abgleich von R3 lassen sich Klirrfaktoren von unter 0.1 Prozent erreichen. Die gute Frequenzstabilität des WienBrücken-Oszillators rührt vom steilen Nulldurchgang des Phasenganges in der Umgebung der Resonanzfrequenz her. Die Frequenzeinstellung erfolgt mit einem Doppelpotentiometer oder einem Doppeldrehkondensator. Dabei läßt sich bei Cmax = 10 Cmin die Frequenz ebenfalls in einem 1:10 variieren. Bei Einsatz eines LC-Oszillators wäre eine Frequenzvariation mit dem gleichen Drehkondensator lediglich im Verhältnis 1:√10 möglich. Im allgemeinen schaltet man bei einem WienBrücken-Oszillator mit variablem Frequenzbereich die Kondensatoren mit Schaltern um und nimmt eine Feineinstellung der Frequenz mit einem Doppelpotentiometer vor. 10.3 Funktionsgeneratoren Bei den folgenden Schaltungen weicht die Kurvenform erheblich von der Sinusform ab. Diese Abweichung ist gewollt. Solche Oszillatoren bezeichnet man auch als Relaxationsoszillatoren. Im Prinzip können alle oben besprochenen Oszillatorschaltungen dazu benutzt werden, um von der Sinusform abweichende Ausgangssignale zu erzeugen, wenn man die Rückkopplung entsprechend hoch auslegt. Hier sollen jedoch andere Schaltungprinzipien besprochen werden. 10.3.1 Rechteckgeneratoren Bei Rechteckgeneratoren wechselt die Ausgangsspannung nicht kontinuierlich zwischen einem Maximal- und einem Minimalwert hin und her, sondern die Ausgangsspannung nimmt im Idealfall nur zwei Werte, Uamax und Uamin, an. Die Zustände "Ausgangsspannung hat den Wert Uamax bzw. Uamin" sind: - stabil, wenn sie beliebig lange bestehen können. - metastabil, wenn sie nur eine bestimmte Zeit aufrecht erhalten werden können. Gemäß dieser Definition kann man drei Klassen von Rechteckgeneratoren bzw. Kippschaltungen unterscheiden: Bistabile Kippschaltungen: haben zwei stabile Zustände. Ohne einen Stimulus von außen ändern sie ihren Zustand nicht. Aus der Digitaltechnik kennt man das Flipflop und das Latch, im Grenzbereich zwischen Analog- und Digitaltechnik sind hier Komparator und Schmitt-Trigger zu nennen. Monostabile Kippschaltungen: haben sowohl einen stabilen als auch einen metastabilen Zustand. Sie werden durch einen Impuls von außen in den metastabilen Zustand versetzt und verbleiben dort eine bestimmte Zeit, bis sie von selbst wieder in den stabilen Zustand zurückfallen. Man nennt sie auch "Monoflop" oder "Timer". Bei retriggerbaren Monoflops führt ein Impuls während des metastabilen Zustandes zu einer Verlängerung dieses Zustandes, bei nicht retriggerbaren Monoflops bleibt dieser zweite Impuls wirkungslos. 305 Astabile Kippschaltungen: haben zwei metastabile Zustände, die sie ohne äußeren Einfluß periodisch wechseln. Ein Vertreter dieser Kippschaltungen ist der astabile Multivibrator, dem man als Taktgenerator, Tongenerator oder Blinkschaltung einsetzen kann. Den prinzipiellen Aufbau solcher Kippschaltungen zeigt grob schematisiert das Bild 10.29. +UB K1 K2 ua Bild 10.29: Prinzipieller Aufbau von Kippschaltungen Nicht eingezeichnet sind Triggereingänge für Flipflop und Monoflop. Die Ausgangsspannung wird hier am rechten Transistor abgenommen. Am linken Transistor kann man den dem Spannungswert des rechten Transistors entgegengesetzten Spannungswert ("invertierter Pegel" in der Digitaltechnik) abnehmen. Die jeweilige Klasse der Kippschaltungen wird durch die Art der jeweils verwendeten Koppelglieder bestimmt. Man unterscheidet hier zwischen galvanischer Kopplung (Gleichstromkopplung, ohmscher Widerstand) und kapazitiver Kopplung (Wechselstromkopplung, Kondensator): Verhalten der Schaltung: bistabil monostabil astabil K1 R R C K2 R C C 10.3.1.1 Der astabile Multivibrator Die älteste Schaltung eines Rechteckgenerators wurde bereits 1919 von Abraham und Bloch angegeben: Der astabile Multivibrator. Die hier besprochene, einfache Version des Multivibrators (Bild 10.30a) besteht aus zwei Transistoren, wobei jeweils der Kollektor jedes dieser Transistoren über einen Koppelkondensator mit der Basis des anderen Transistors verbunden ist. Bild 10.30b zeigt die gleiche Schaltung, jedoch als rückgekoppelten Verstärker dargestellt. Die beiden Transistoren triggern sich nach Ablauf der jeweils durch ein RC-Glied bestimmten Verweilzeit gegenseitig. Auf diese Art und Weise entsteht am Kollektor jedes dieser Transistoren eine annähernd rechteckförmige Schwingung. Sperrt der eine Transistor, so leitet der andere und umgekehrt. 306 +UB R3 R1 ua1 T1 C2 C1 +UB R2 R4 T2 R2 C2 ua2 R4 T2 uBE2 a) R3 R1 C1 ua2 T1 uBE1 ua1 b) Bild 10.30: a und b: Grundschaltung des Multivibrators Bild 10.31 stellt die wesentlichen Spannungsverläufe in der Schaltung nach Bild 10.30b dar. Im Bild 10.31 ist angenommen, daß zum Zeitpunkt t-0 der Transistor T2 gesperrt war und der Transistor T1 leitete. Zum Zeitpunkt t = 0 beginnt der Transistor T2 allmählich zu leiten. Die Spannung ua2 am Kollektor von T2 sinkt etwas ab. Dieses Absinken der Spannung wird durch C1 an die Basis von T1 übertragen. T1 leitet weniger stark, die Kollektorspannung steigt etwas an. Dieser Spannungsanstieg gelangt über C2 an die Basis von T2, der daraufhin noch besser leitet. Es liegt eine Mitkopplung vor. Diese bewirkt, daß das Umschalten von T1 und T2 sehr schnell vonstatten geht. Die Spannung ua2 sinkt sehr schnell ab, ua1 hingegen steigt sehr schnell an. Wenn der Transistor T1 sperrt, so muß der Kondensator C2 über den Widerstand R3 aufgeladen werden. Deshalb ist der Anstieg von ua1 weniger steil als das Abfallen von ua2. Der Spannungssprung von ua2 um den Betrag UB überträgt sich auf die Basis von T1. Die Basis-Emitter-Spannung sinkt von (etwa) 0.7 V auf 0.7V - UB ab. Man muß darauf achten, daß die Basis-Emitter-Diode bei dieser Spannung noch nicht als Zenerdiode fungiert und damit den Spannungssprung verkleinert. Sobald uBE1 den Wert 0.7V - UB erreicht hat, wird der Kondensator C1 über den Widerstand R1 wieder aufgeladen. Es gilt t − R1C1 uBE1 (t ) = 0.7 V + UB * 1 − 2e Der Transistor T1 beginnt wieder zu leiten, sobald die Spannung uBE1 den Wert 0.7 V erreicht hat. Die Basis-Emitter-Spannung muß also um UB ansteigen. Die geschieht innerhalb der Zeit τ1: : τ − 1 R1C1 0.7 V = 0.7 V + UB * 1 − 2e 0 = 1 − 2e 1 = 2e − − τ1 R1C1 τ1 R1C1 0 = ln(2) − τ1 R1C1 τ1 = R1C1 * ln(2) ≈ 0.7 R1C1 307 τ1 τ2 12V ua1 ~ R3 * C2 0.13V 0.7V uBE1 ~ R1 * C1 -11.2V 12V ~ R4 * C1 ua2 0.13V 0.7V uBE2 ~ R2 * C2 -11.2V t=0 t = τ1 t = τ1 + τ2 Bild 10.31: Spannungsverläufe beim astabilen Multivibrator Sobald die Spannung an der Basis des Transistors T1 den Wert von 0.7 V erreicht, fließt Basisstrom und der Transistor beginnt zu leiten. Sein Kollektorpotential sinkt ab. Dieses Absinken überträgt sich über C2 auf T2, der daraufhin schlechter leitet; sein Kollektorpotential steigt an. Dieser Anstieg des Kollektorpotentials von T2 gelangt über C1 an T1, der daraufhin noch besser leitet. Auch hier sorgt also die Mitkopplung für ein sehr schnelles Abfallen von ua1 und ein schnelles Ansteigen von ua2. Sobald T2 sperrt, muß der Kondensator C1 über den Widerstand R4 aufgeladen werden. Dies führt zu einem etwas verzögerten Anstieg des Spannung ua2. Der Spannungssprung um UB überträgt sich auf die Basis von T2, uBE2 sinkt auf 0.7V - UB ab. Über den Widerstand R2 wird dieser Kondensator wieder aufgeladen, bis uBE2 den Wert von 0.7 V erreicht hat und erneut Basisstrom fließt. Dann beginnt der ab t=0 beschriebene Zyklus neu. Für den Zeitraum τ2, während dem der Transistor T2 gesperrt ist, finden wir τ 2 = R 2C 2 * ln(2) ≈ 0.7 R 2C 2 Bezeichnen wir als Ti den Zeitraum, während dem T1 gesperrt und ua1 folglich gleich UB ist und die Zeit, während dem T1 leitet, als TP, so gilt Ti = 0.7R 1C1 und Tp = 0.7 R 2C 2 Für die Frequenz der Rechteckschwingung gilt f= 1 1 = Ti + Tp 0.7 * (R1C1 + R 2C 2 ) Diese Schaltung ist im Frequenzbereich von etwa 100 Hz bis 10 kHz ohne Änderung einsetzbar. 308 Nun zur Dimensionierung der einzelnen Bauelemente. Die Widerstände R3 und R4 dimensioniert man so, daß die Schaltung den Zweck erfüllt, für die sie entworfen wird. Legt man Wert auf eine Ausgangsspannung mit möglichst steilen Flanken, so sollten die Widerstände so niederohmig wie möglich gewählt werden, da die Anstiegsflanken der Impulse durch das Aufladen der Kondensatoren verschliffen werden. Die Widerstände R1 und R2 müssen einen so großen Basisstrom liefern können, daß die Transistoren gesättigt sind; UCESAT ist etwa 0 Volt. Man erhält somit als Bedingung: IC = UB RC und damit mit der Gleichstromverstärkung B IB = UB B * RC Der Ausdruck für RB lautet dann RB ≤ UB = B * RC IB wobei RC die Widerstände R3 und R4 repräsentiert und RB die Widerstände R1 und R2. Die Kondensatoren werden dann so ausgesucht, daß der Multivibrator auf der gewünschten Frequenz schwingt und das geforderte Impuls/Pause-Verhältnis eingehalten wird. Wird der Ausgang des Multivibrators kurzgeschlossen, so setzt die Schwingung aus. Behebt man den Kurzschluß, so ist es möglich, daß der Multivibrator nicht wieder anschwingt, weil nun beide Transistoren leiten. Dieser Zustand ist ein stabiler Zustand. 10.3.1.2 Rechteckgenerator mit Operationsverstärkern Vielfach bestehen solche Rechteckgeneratoren aus einem Schmitt-Trigger, der über einen angeschlossenen Tiefpaß rückgekoppelt ist (Bild 10.32). A _ B iC A R B OUT invertierender + Tiefpaß Schmitt-Trigger "Ue" R2 Ua C R1 a) uC b) Bild 10.32: a) Prinzipschaltung eines Rechteckgenerators und b) schaltungstechnische Realisierung Der Schmitt-Trigger schaltet jedesmal um, wenn seine Eingangsspannung einen der Werte Ueein oder Ueaus erreicht. Seine Ausgangsspannung springt dann auf Uamax oder Uamin. Wir wollen in dieser Darstellung der Einfachheit halber annehmen, daß Uamax gleich +UB und Uamin gleich -UB ist. Da es sich um einen invertierenden Schmitt-Trigger handelt, gilt Ueein = R1 R1 * Ua min = − * UB R1 + R 2 R1 + R 2 309 und Ueaus = R1 R1 * Ua max = * UB R1 + R 2 R1 + R 2 Springt die Ausgangsspannung auf +UB, so bedeutet dies, daß die Eingangsspannung unmittelbar vorher den Wert Ueein erreicht hatte. Die Eingangsspannung ist gleich der Kondensatorspannung. Sobald die Ausgangsspannung auf +UB gesprungen ist, wird der Kondensator aufgeladen, bis seine Spannung den Wert Ueaus erreicht hat. Dann schaltet der Schmitt-Trigger auf -UB um und der Kondensator wird entladen, bis seine Spannung wiederum Ueein beträgt. Dann beginnt die Schwingung aufs Neue (Bild 10.33). Da das Auf- und Entladen des Kondensators über das gleiche RC-Glied erfolgt und die Schaltschwellen des Schmitt-Triggers symmetrisch zum Nullpunkt liegen, erfolgen sowohl der Auflade- als auch der Entladevorgang mit der gleichen Zeitkonstanten. Man erhält somit eine symmetrische Rechteckschwingung mit einem Tastverhältnis von 1:1. Um die Schwingfrequenz der Anordnung zu bestimmen, genügt es daher, die Aufladung des Kondensators im Zeitbereich 0 ≤ t ≤ TP/2 zu betrachten. Für den Aufladestrom des Kondensators gilt: (Ua max − uC ) = C * duC iC = R dt Ua max uC du = +C* C R R dt Ua max u du = C + C RC RC dt UB Ueaus TP/2 TP t Ueein -UB Bild 10.33: Spannungsverläufe am Eingang und am Ausgang des Schmitt-Triggers Dies ist eine lineare Differentialgleichung erster Ordnung. Nach mehreren Rechenschritten finden wir als Lösung: t t − − uC (t ) = Ua max * 1 − e RC + C * e RC 310 mit der noch zu bestimmenden Konstanten C. Mit uc(0) = Ueein erhalten wir: uC = Ua max − (Ua max − Ueein ) * e − t RC Für t = TP/2 muß uC den Wert Ueaus annehmen: Ucaus = Ua max − (Ua max − Ueein ) * e − TP 2RC Nun setzt man die Werte für Ueein und Ueaus ein: Ueein = − R1 * UB R1 + R 2 und Ueaus = R1 * UB R1 + R 2 so erhält man mit Uamax = UB: TP R1 R1 − 2RC *e UB * = UB − UB + UB * R1 + R 2 R1 + R 2 − UB * R 2 = − (2R1 + R 2 ) * e − TP 2RC T − P R2 = e 2RC 2R1 + R 2 TP = 2RC * ln 2R1 + R 2 R2 Damit ist gezeigt, daß die Periodendauer einerseits von den Schaltschwellen des Schmitt-Triggers und andererseits von der Zeitkonstanten des Tiefpasses abhängig ist. Versteht man den Spannungsteiler aus R1 und R2 als Potentiometer mit dem Gesamtwiderstand R, so gilt für R1 und R2 mit α als Teilerverhältnis: R1 = α * R und R 2 = (1 − α) * R Wir erhalten dann für TP: TP = 2RC * ln 1+ α 1− α und für die Schwingfrequenz f: f= 1 = TP 1 2RC * ln 311 1+ α 1− α Eine Variation des Tastverhältnisses und damit der Frequenz kann man erreichen, wenn man die Anschluß von R1 mit Masse auftrennt und eine Spannung UE zwischen Widerstand und Masse anlegt. Dadurch verändert man ueein und ueaus. Die Herleitung der Gleichungen für Tastverhältnis und Frequenz ist aufwendig und wird hier nicht vorgenommen. 10.3.2 Dreieckgeneratoren und Sägezahngeneratoren Beim Rechteckgenerator mit Operationsverstärker wurde die Ausgangsspannung des Schmitt-Triggers einem RC-Glied zugeführt. Die Ausgangsspannung des RC-Gliedes ist eine Exponentialfunktion und als dreieckförmige Spannung unbrauchbar. Führt man die Ausgangsspannung des Schmitt-Triggers jedoch einem Integrator zu, so kann man als Ausgangsspannung des Integrators eine dreieckförmig oder sägezahnförmig verlaufende Spannung abnehmen (Bild 10.34). C R3 R1 _ R4 D R2 + OUT OUT + UI _ UK Bild 10.34: Dreieck- und Sägezahngenerator Das Bild zeigt die Kombination eines invertierenden Integrators mit einem nichtinvertierenden SchmittTrigger. Wir nehmen wiederum an, daß die beiden Operationsverstärker Ausgangsspannungen von ±UB liefern können und daß die Diode ideal ist. Zur Funktionsweise der Schaltung: Am Eingang des Integrators liegt die Ausgangsspannung des Schmitt-Triggers. Solange die Umschaltschwellen des Schmitt-Triggers nicht erreicht sind, ist dessen Ausgangsspannung konstant. Daher verläuft die Ausgangsspannung des Integrators linear. Sobald die Umschaltschwelle erreicht ist, schaltet der Schmitt-Trigger um und die Ausgangsspannung des Schmitt-Triggers ändert ihre Polarität. Dann erfährt der Verlauf der Ausgangsspannung des Integrators einen Knick. Die Ausgangsspannung des Integrators kann sich also nur zwischen den beiden Schaltschwellen des Schmitt-Triggers bewegen. Die Schaltschwellen sind: Ueein = − Ueaus = − R1 R * Ua min = 1 * UB R2 R2 R1 R * Ua max = − 1 * UB R2 R2 Die Ausgangsspannungshub des Schmitt-Triggers beträgt ±UB. Wenn die Ausgangsspannung des Integrators ihren negativsten Wert erreicht hat, dann ist Ueaus erreicht und der Schmitt-Trigger hat gerade umgeschaltet. Wir nehmen an, daß dies zum Zeitpunkt t=0 geschehen ist. Wir erhalten somit für den Zeitpunkt t=0: UI = − R1 * UB R2 312 UK = −UB Der Verlauf der Ausgangsspannung ist dann wie folgt: UI (t ) = − t 1 * (− UB ) dt + UI (0 ) R 3C ∫0 UI (t ) = UB R * t − 1 * UB R 3C R2 Die Ausgangsspannung steigt somit linear vom Anfangswert bei t=0 an. Nach der Zeit T1 ist die Umschaltschwelle Ueein erreicht: R1 U R * UB = B * T1 − 1 * UB R2 R 3C R2 oder T1 = 2 R 3C * R1 R2 Nach dem Umschalten des Schmitt-Triggers zum Zeitpunkt T1 liegt nun +UB am Eingang des Integrators an; UI sinkt daher linear ab. Wir nehmen zuerst einmal an, daß der Zweig aus R4 und der Diode D nicht existiert. Dann gilt: UI (t ) = − t 1 * UB dt + UI (T1 ) R 3C T∫1 Zum Zeitpunkt T2+T1 sei die untere Umschaltschwelle (wie bei t=0) erreicht: − R1 U R * UB = B * (T2 + T1 − T1 ) + 1 * UB R2 R 3C R2 Man erhält für T2 T2 = 2R 3C * R1 = T1 R2 Da der Widerstand R4 und die Diode D nicht existieren, ist die Steigung der ansteigenden Flanke gleich der negativen Steigung der abfallenden Flanke: Man erhält eine dreieckförmige Schwingung mit der Frequenz f= 1 R2 = T1 + T2 4R1R 3C Nun werden R4 und die Diode in die Schaltung eingefügt. Während der abfallenden Flanke ist die Diode leitend und R3 und R4 sind somit parallelgeschaltet. Wir bekommen einen neuen Wert für T2: T2 = 2R PC * R1 R2 mit 313 RP = R3 * R 4 R3 + R 4 f= 1 R2 = T1 + T2 4R1C * (R 3 + R P ) Die Ausgangsspannung ist nicht mehr dreieckförmig, sondern hat die Form eines Sägezahns. Zusätzlich kann man noch die rechteckförmige Spannung UK am Ausgang des Schmitt-Triggers abgreifen. In einigen Chips für Funktionsgeneratoren wird die dreieckförmige Spannung durch nichtlineare Netzwerke in eine fast sinusförmig verlaufende Spannung umgewandelt, so daß man hier drei unterschiedliche Spannungen mit der gleichen Frequenz zur Verfügung hat: Sinus, Rechteck und Dreieck. Netzlisten Meissneroszillator nach Ehrhardt .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB LC PLUS 17 10M RLC 17 COLL 10 RC PLUS COLL 100K CC PLUS COLL 10P Q1 COLL BASIS EMITTER BC107 RE EMITTER 0 5.6k ; im Original 2.6K LB 12 0 0.1M RLB 12 11 0.1 K1 LC LB 0.95 R1 PLUS BASIS 120K R2 BASIS 14 22K C1 10 BASIS 100N R3 11 10 0.001 ; TRAN *R4 11 0 22K ; AC *RG INPUT 10 0.001 ; AC VCC PLUS 0 10VOLT VSTIM 14 0 PWL(0 0 1n 0.1 2n 0) *VIN INPUT 0 AC 1VOLT ; AC *.AC DEC 50 1K 10MEG ; FUER BODEDIAGRAMM *.AC DEC 200 100K 1MEG ; FUER ORTSKURVE .TRAN 0.3U 70U 35U 0.02U .PROBE .END Reihenschwingkreis L1 1 0 1mH C1 1 0 1uF R1 2 1 500Ohm V1 2 0 AC 1V PULSE (0 1 0 1psec 1psec 10msec) .AC DEC 50 1K 10K .TRAN 100U 5msec 0 10usec .END 314 VAN DER POL-APPROXIMATION VIN IN 0 0 R1 IN 0 1 EVDPOL 2 0 POLY(1) (IN,0) 0 -1 0 1 R2 2 0 1 .DC LIN VIN -1.3 1.3 0.002 .END Parasitaerer Colpitts-Oszillator Q1 KOLL BASIS EMMI Q2N3904 R2 BASIS PLUS 10K R3 0 BASIS 10K R4 0 EMMI 10k L1 KOLL PLUS 5000UH CIN IN1 BASIS 10U R5 IN IN1 100 V2 PLUS 0 DC 15 C2 BASIS KOLL 5P C3 EMMI KOLL 40P V4 IN 0 DC 0 AC 1 SIN 0 7 1000 0 0 0 .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB .TRAN/OP 20NS 0.75MS 0.30MS 200N .END Durchlasskurve eines Quarzes VIN IN 0 AC 1 CP IN 0 5P CR IN 1 0.015P L 1 0 100mH .AC LIN 1000 4.1MEG 4.14MEG .END Hochpaßkette VIN IN 0 AC 1 C1 IN 1 1U C2 1 2 1U C3 2 3 1U R1 1 0 1K R2 2 0 1K R3 3 0 1K .AC LIN 200 64.9 65.1 .END 315 Phasenschieberoszillator mit OP .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB X1 0 INV PLUS MINUS OUT UA741 VPLUS PLUS 0 15V VMINUS MINUS 0 -15V R1 INV 1 35K R2 1 0 6.8K C1 1 2 10N IC=2V R3 2 0 6.8K C2 2 3 10N R4 3 0 6.8K C3 3 OUT 10N RFB OUT INV 1.5MEG *RFB1 OUT DIO 3.3MEG *D1 DIO INV 1N4148 *D2 INV DIO 1N4148 .FOUR 920.8 V[OUT]; mit Dioden *.FOUR 941.6 V[OUT]; ohne Dioden .TRAN/OP 100NSEC 50MSEC 45MSEC 10USEC UIC .END Astabiler Multivibrator VPLUS PLUS 0 12V Q1 KOLL1 BAS1 0 Q2N3904 Q2 KOLL2 BAS2 0 Q2N3904 R1 PLUS BAS1 100K R3 PLUS KOLL1 2K R2 PLUS BAS2 100K R4 PLUS KOLL2 2K C1 KOLL2 BAS1 5N IC=10V C2 KOLL1 BAS2 10N .LIB C:\LUDE\PS\SIM.LIB .TRAN/OP 100USEC 5.3MSEC 4.1MSEC 10USEC UIC .END 316 11. Schaltverhalten von Dioden und Transistoren In diesem Abschnitt wird das Schaltverhalten von Dioden, Transistoren und Feldeffekttransistoren besprochen. Heute werden geschaltete Halbleiter nicht nur in der Digitaltechnik eingesetzt, man findet sie beispielsweise auch in der Analogelektronik und Energietechnik. Umso wichtiger ist es daher, das grundsätzliche Schaltverhalten von Halbleiterbauelementen zu verstehen und spezifische Eigenschaften von Leistungshalbleitern kennen zu lernen. 11.1 Schaltverhalten von Dioden Bild 11.1 zeigt einen pn-Übergang, einmal in Sperrichtung und einmal in Durchlassrichtung. Bild 11.1: pn-Übergang: Oben: Polung in Sperrichtung, unten Polung in Durchlassrichtung Im gesperrten Zustand stellt sich der pn-Übergang als spannungsabhängige Kapazität Cs dar. Diese Kapazität liegt im Bereich von einigen Picofarad bis zu einigen zehn Picofarad. Technisch genutzt wird diese spannungsabhängige Kapazität bei den Kapazitätsdioden. Im leitenden Zustand finden wir in der Sperrschicht sehr viele Minoritätsträger aus den jeweils gegenüber liegenden dotierten Gebieten. Diese Minoritätsträger verbleiben nach einer Änderung der anliegenden Spannung auf 0 oder in den Sperrbereich hinein noch eine Zeitlang in der Diode. Man modelliert diesen Effekt als Diffusionskapazität Cd. Diese Kapazität kann Werte von vielen Nanofarad erreichen. Zusätzlich findet man noch die Sperrschichtkapazität Cs vor. Das Bild 11.2 zeigt das Ein- und Ausschaltverhalten der Gleichrichterdiode 1N4007. Diese Diode ist für Netzgleichrichter und Ströme bis zu 1 Ampere geeignet, also nicht für schnelle Schaltvorgänge. Im Datenblatt ist eine Sperrschichtkapazität von 15 pF angegeben bei einer Sperrspannung von 4 Volt. Beim Einschalten ist der pn-Übergang noch hochohmig, der Spannungsabfall an der Diode liegt deutlich über der Flußspannung von 0,7 Volt. Zwar muss die Sperrschichtkapazität Cs aufgeladen werden, aber auch die Diffusionsladung muss sich erst aufbauen. Deswegen auch das exponentielle Ansteigen des Stromes innerhalb der ersten 2 Mikrosekunden nach dem Einschalten. Danach sind die endgültige Diodenspannung und der endgültige Diodenstrom (fast) erreicht. Diesen Zeitraum bezeichnet man als tr (Rise Time). 317 Bild 11.2: Schaltverhalten der Gleichrichterdiode 1N4007. Blau: Spannung, rot: Strom. Unmittelbar nachdem die speisende Spannung auf 0 Volt abgesunken ist, ist die Raumladungszone noch mit Minoritätsträgern überschwemmt. Die Diodenspannung sinkt nur geringfügig ab. Die Diode ist noch leitend, es fließt noch Strom. Die Minoritätsträger rekombinieren. Dieser Vorgang dauert im obigen Bild etwa 2,8 Mikrosekunden. Diesen Zeitraum bezeichnet man als Speicherzeit ts (Storage Time). Am Schluss wird die Sperrschichtkapazität Cs entladen. Da der pn-Übergang immer hochohmiger wird, dauert dieser Vorgang etwas. Dieser Zeitraum wird Abfallzeit tf (Fall Time) genannt. Erst nach Ablauf dieser beiden Zeiten ts und tf ist die Diode wieder nichtleitend. Die Summe aus ts und tf wird auch Sperrerholungszeit trr (Reverse Recovery Time) genannt. Im obigen Bild liest man trr mit etwa 6.8 Mikrosekunden ab. Aus dem Oszillogramm lässt sich auch die Diffusionskapazität abschätzen. In der Speicherzeit ts fließen etwa 3mA, sodaß eine Ladung von insgesamt etwa Qs = 2,8µ sec* 3mA = 8.4 nC abfließt. Die Diffusionskapazität ist auf etwa 0,7 Volt aufgeladen, so daß gilt: Cd = Qs 8.4 nC = = 12 nF UD 0.7 V Eine große Kapazität in Anbetracht der Tatsache, daß der maximal Diodenstrom 1 Ampere betragen darf und die Diode mit einem Dauerstrom von etwa 50 mA betrieben wird. Wenn die Spannung in der Sperrphase nicht 0 Volt wie oben beträgt sondern sogar negativ ist, so fällt während der Zeit trr eine hohe Verlustleistung in der Diode an. Betreibt man eine Diode, beispielsweise bei Schaltnetzteilen, mit hohen Frequenzen und hohen Spannungen, so sind die Verluste in der Diode ein wesentlicher Faktor der den Wirkungsgrad verringert. Man muss daher schnelle Dioden oder Schottky-Dioden einsetzen. Alle oben definierten Zeiten sind vom konkreten Betrieb abhängig: Sowohl Stromstärke als auch Sperrspannung haben einen großen Einfluss darauf. Bild 11.3 zeigt ein Bild aus dem Datenblatt für die Diode 1N4148, eine recht schnelle Universaldiode. 318 Bild 11.3: Meßvorschrift für die Zeit trr bei der Diode 1N4148, Quelle Philips Dabei wird die Diode so betrieben, daß sie von einem Strom IF = 10mA im leitenden Zustand durch eine negative Spannung einen kurzzeitigen Sperrstrom von 60mA liefert. Sobald der Sperrstrom auf 1 mA abgesunken ist, endet die Reverse Recovery-Zeit. Man kommt so auf eine Zeit von 4 Nanosekunden. 11.2 Schaltverhalten von Bipolartransistoren Transistoren haben eine Schichtenfolge von npn- oder pnp-dotiertem Material. Im Analogbetrieb ist die Basis-Emitter-Diode leitend und die Kollektor-Basis.Diode gesperrt. Im Schalterbetrieb sind entweder beide Dioden gesperrt (IC=0) oder die Basis-Emitter-Diode leitet (IC=ICmax). Ob die Kollektor-BasisDiode leitet oder sperrt, hängt dann von der Sättigungsspannung UCEsat ab. Dazu gilt, dass für einen pn-Übergang bei einem Transistor ähnliche Gesetzmässigkeiten herrschen wie bei der oben beschriebenen Diode. Bild 11.4 zeigt einen Transistor, der als Schalter betrieben wird sowie das Ausgangskennlinienfeld eines Bipolartransistors, hier vom Typ BC547. Bild 11.4: Transistor als Schalter sowie Ausgangskennlinienfeld mit Arbeitsgeraden Eine Spannungsquelle liefert einen Schaltimpuls von 0 Volt auf Umax und wieder zurück auf 0 Volt. Es fließt der Basisstrom IB. Dieser wird vom Widerstand RB begrenzt. Der „Speed Up“-Kondensator, wenn er denn vorgesehen ist, überträgt die positive und die negative Schaltflanke des Impulses und verbessert damit das Schaltverhalten des Transistors, doch davon später. Der Transistor schaltet und dadurch ändern sich Kollektorstrom und die Kollektor-Emitter-Spannung UCE. Der Widerstand RC wird vom Kollektorstrom IC durchflossen. Die Kapazitäten CCB und CBE sind Kapazitäten des 319 Transistors, ergänzt durch die unvermeidlichen parasitären Kapazitäten des Schaltungsaufbaues. Sie spielen eine wesentliche Rolle für das Schaltverhalten. Rechts im Bild findet man das Ausgangskennlinienfeld des Transistors mit der eingezeichneten Arbeitsgeraden. Es wurde ein Lastwiderstand RC von 200Ω angenommen bei einer Betriebsspannung UB von 12 Volt. Während man im Analogbetrieb einen Arbeitspunkt so einstellt, dass genügend Aussteuerfähigkeit bleibt (also beispielsweise UCE = 6 Volt bei einem Kollektorstrom IC von etwa 27 mA), wird im Schalterbetrieb der Transistor völlig gesperrt oder mit möglichst großem Kollektorstrom betrieben. Bei völlig gesperrtem Transistor ist der Kollektorstrom gleich Null und ebenso der Spannungsabfall an RC. Damit haben wir eine Kollektor-Emitter-Spannung uCE von 12 Volt. Dies entspricht dem Punkt „B“ auf der Arbeitsgeraden. Bei leitendem Transistor sind die Verhältnisse nicht so einfach: Die Spannung UCE ist nicht gleich Null, sondern gleich UCEsat, Punkt „A“ auf der Arbeitsgeraden. Der Kollektorstrom beträgt hier etwa 54 mA. Wichtig ist: Die Spannung UCE ist niemals gleich Null, sondern immer größer. Deswegen ist der „Low“-Pegel bei digitalen bipolaren Schaltkreisfamilien auch nicht 0 Volt, sondern 0,2 Volt. Die Größe von UCEsat hängt vom verwendeten Transistor und dem Kollektorstrom ab. Der BC 547 ist ein Kleinsignaltransistor und nicht unbedingt für den Schalterbetrieb geeignet. Ich habe jedoch kein Datenblatt eines modernen Leistungstransistors mit der Darstellung des Ausgangskennlinienfeldes gefunden. Wenn UCEsat sehr klein ist, so wird ausserdem auch die Kollektor-Basisdiode leitend und wir finden in ihr ebenso eine Überzahl an Minoritätsträgern wie bei der ohnehin leitenden Basis-EmitterDiode, was wiederum Auswirkungen auf das Schaltverhalten hat. Das weiter unten befindliche Oszillogramm wurde mit einem Transistor BD241 aufgenommen. Dieser Typ ist ein Leistungstransistor mit einem maximalen Kollektordauerstrom von 3 Ampere. Bild 11.5: BD241: Links Stromverstärkung B als Funktion des Kollektorstromes, rechts UCEsat als Funktion des Basisstromes Das Bild 11.5 zeigt einen Ausschnitt aus dem Datenblatt des BD241 der Firma Transys. Links wird die Stromverstärkung als Funktion des Kollektorstromes dargestellt. Der Kurvenverlauf ist typisch für bipolare Transistoren: Bei sehr kleinen Strömen ist die Stromverstärkung klein, da sich die Ladungsträger im Halbleiter aufgrund der niedrigen Stromdichte nur relativ langsam fortbewegen und deshalb die Wahrscheinlichkeit einer Rekombination groß ist. Bei mittleren Stromdichten haben wir ein 320 Maximum, hier etwa mehr als 100 bei einem Kollektorstrom von 200mA. Im Hochstrombereich sinkt die Stromverstärkung aufgrund verschiedener Effekte stark ab. So beträgt sie bei einem Kollektorstrom von 3 Ampere (und dafür ist der Transistor ja entworfen worden) nur noch 30. Der Minimalwert, der an anderer Stelle im Datenblatt steht, ist sogar nur noch 10. Im rechten Teil des Bildes ist die Sättigungsspannung als Funktion des Basisstromes dargestellt. Je größer der Basisstrom bei einem gegebenen Kollektorstrom ist, umso geringer ist die Sättigungsspannung. Man kommt leicht in einen Bereich von unterhalb 100 Millivolt. Dazu muss der Transistor jedoch stark übersteuert werden: Der Basisstrom ist so groß, dass die Gleichung IC=B*IB nicht mehr gilt. Durch die starke Übersteuerung wird auch das Schalten des Transistors verlangsamt. Zur Berechnung: Es gilt folgender Zusammenhang: IC = UB − UCEsat RC Diesen Ausdruck kann man nach der gewünschten Größe auflösen. Zu beachten ist dabei, dass die Sättigungsspannung UCEsat von IC abhängt. Für den Widerstand RB gilt: RB ≤ Umax − 0,7 V U − 0,7 V = B * max IB IC Dabei ist zu beachten, dass in RB der Innenwiderstand der Signalquelle enthalten ist. Man kann RB kleiner wählen, als rechnerisch notwendig. Dabei verbessert sich das Einschaltverhalten und verschlechtert sich das Ausschaltverhalten. Wünscht man eine bestimmte Sättigungsspannung nicht zu überschreiten, so kann man Bild 11.5 rechts zu Rate ziehen. Dort wird für bestimmte Kollektorströme der notwendige Basisstrom dargestellt,damit sich eine bestimmte Sättigungsspannung ergibt. Dann gilt RB ≤ Umax − 0,7 V IB Man sollte aber immer bedenken, dass bei Halbleitern große Exemplarstreuungen vorliegen und eine starke Temperaturabhängigkeit vorhanden ist. Nun zum dynamischen Verhalten des Transistors. Dies wird beeinflusst von den im Schaltbild eingezeichneten Kapazitäten CCB und CBE. Diese Kapazitäten sind - bis auf parasitäre Anteile aus der Beschaltung - innere Kapazitäten des Transistors. Die Widerstände RB und RC haben einen Wert von 50 Ohm für RB bzw. 10 Ohm für RC. Das dazugehörige Oszillogramm zeigt Bild 11.6. Dargestellt sind die Spannungen UCE, UBE und der Basisstrom IB. Man erkennt bei Basisstrom und Basis-EmitterSpannung UBE klare Parallelen zur Diode. Die Verhältnisse sind jedoch komplizierter, da ausserdem noch die Miller-Kapazität CCB noch eine Rolle spielt. 321 Bild 11.6: Schaltverhalten des Transistors BD 241 Zuerst zu Spannung UBE und zum Basisstrom IB: Die Parallelen zur Diode sind offensichtlich. Im oberen Teil des Bildes ist die Kollektor-Emitter-Spannung UCE dargestellt sowie die Schaltzeiten. Die Definitionen der Zeiten beziehen sich auf die Kollektorspannung, deshalb erscheinen tr und tf gegenüber den Definitionen bei der Diode vertauscht. Ausserdem vermischen sich die Effekte, welche durch CBE hervorgerufen werden, mit den durch CCB hervorgerufenen, eine exakte Trennung ist nicht möglich. Man erkennt, dass die Abfallzeit der Kollektorspannung wesentlich größer ist als die Anstiegszeit des Diodenstromes. Zur Erklärung dient die Kapazität CBC: Wenn der Transistor sperrt, ist diese Kapazität auf den Wert UB-UBE aufgeladen. Sobald der Transistor zu leiten beginnt, entlädt sich diese Kapazität über den Transistor. Da der Strom IC durch den Transistor begrenzt ist, geht dies auf Kosten des Stromes durch den Widerstand RC. Und diese Spannung UCE, welche im Bild dargestellt ist, ist nichts anderes als die Betriebsspannung UB minus dem Spannungsabfall an RC. Wenn der Transistor wieder sperrt, so verbleibt er noch eine Zeitlang im leitenden Zustand, weil die Speicherladung der Diffusionskapazität erst abfließen muss. Da die Sättigungsspannung deutlich unter 0,7 Volt liegt, leitet auch die Kollektor-Basis-Diode und hat ihrerseits eine Speicherladung. Wenn diese Speicherladung abgeflossen ist, müssen die Sperrschichtkapazitäten entladen (CBE) beziehungsweise aufgeladen (CCB) werden. Das Aufladen von CCB kann nur über den Widerstand RC geschehen. Vergrößert man den Basisstrom, so wird die Abfallzeit tf kleiner, die Speicherzeit tr und die Anstiegszeit tr jedoch größer. Eine Abhilfe bietet der Speed Up-Kondensator CS. Beim Einschalten des Transistors wird die positive Flanke der Spannung ue auf die Basis übertragen und es fließt kurzzeitig ein hoher Basisstrom, der das Einschalten beschleunigt. Umgekehrt gelangt bei Ausschalten des Transistors die negative Flanke an die Basis und die negative Spannung sorgt dafür, dass die Basis-Emitter-Zone schneller frei von Ladungsträgern wird. 322 11.3 Schaltverhalten von Feldeffekttransistoren Im Bild 11.7 sind zwei MOSFET-Strukturen dargestellt. Der linke MOSFET ist ein „klassischer“ MOSFET mit horizontalem Kanal, der rechte ein Leistungs-MOSFET mit vertikalem Kanal. Die Halbleiterstruktur des vertikalen Transistors entspricht bei vertauschter Betriebsspannung einer Diode. Bild 11.7: MOSFET-Strukturen (Quelle: Wikipedia) Bild 11.8: Kennlinienfeld des JFETs BF245B Das statische Schaltverhalten von Feldeffekttransistoren wird anhand des Kennlinienfeldes des JFETs BF245B erklärt. Die Kennlinienfelder von MOSFETs sind ähnlich. Man kann das Ausgangskennlinienfeld in zwei Bereiche aufteilen: Den ohmschen Bereich und den Abschnürbereich. Im Abschnürbereich arbeitet der FET wie eine Stromquelle mit hohem Innenwiderstand, im ohmschen Bereich wirkt er wie ein (allerdings nichtlinearer) ohmscher Widerstand. So wie beim Bipolartransistor finden wir zwei Betriebspunkte A und B des als Schalter eingesetzten Transistors: Im Betriebspunkt B ist er abgeschaltet und sperrt, im Betriebspunkt A leitet der Transistor. Anders als beim Bipolartransistor gibts es hier jedoch keine Sättigungsspannung, sondern wir finden einen ohmschen Spannungsabfall. Durch geeignete Auslegung des FETs kann dieser Spannungsabfall klein gehalten werden. Schaltet der Transistor von Aus-Zustand B in den Ein-Zustand A, so fungiert er zuerst als Stromquelle und dann als Widerstand, beim Ausschalten ist dies umgekehrt der Fall. 323 Im Bild 11.9 sind das Ausgangskennlinienfeld und der Widerstand RDSON des MOSFETs IRF6729MTRPbF von International Rectifier dargestellt. Es handelt sich dabei um einen N-Kanal Anreicherungstypen in SMD-Technologie. Ein solcher Transistor sperrt bei UGS gleich 0 Volt und leitet, wenn die Gate-Source-Spannung die Schwellenspannung Uth überschreitet. Diese Spannung beträgt laut Datenblatt typisch 1,8 Volt und maximal 2,35 Volt. Bild 11.9: Schaltung und Daten eines Leistungs-MOSFETs (Quelle: International Rectifier) Dieser Transistor hat eine maximale Drain-Source-Spannung von 30 Volt und einen maximalen Draindauerstrom von 31 Ampere (25°C, U GS = 10Volt, also durchgeschaltet). Der Widerstand RDSON liegt dann bei knapp 2mΩ! Dies kann aber nur erreicht werden, wenn der Spannung UGS 10 Volt beträgt. Bei einer Spannung UGS von 3,5 Volt beträgt der Widerstand bereits 4mΩ. Die zulässige Verlustleistung ist jedoch nur gering: 2,8 Watt bei einer Umgebungstemperatur von 25°C, montiert auf 2 einer Kupferfläche von einem Quadratinch (2,54x2,54 cm ). 324 Bild 11.10 zeigt stark vereinfacht das dynamische Verhalten eines Leistungs-MOSFETs mit ohmscher Last. Dabei spielt die Kapazität CGD zwischen Drain und Gate eine wichtige Rolle. Die Kapazität CDS ist hier nicht eingezeichnet. Bild 11.10: Schaltverhalten eines Leistungs-MOSFETs mit ohmscher Last Zum Zeitpunkt t1 springe die Eingangsspannung ue von 0 Volt auf Umax. Bis zum Zeitpunkt t2 werden sowohl CGS als auch CGD umgeladen. Bis zu diesem Zeitpunkt sperrt der MOSFET. Bei t2 ist die Schwellenspannung erreicht, der MOSFET beginnt zu leiten - zuerst im Abschnürbereich und dann im ohmschen Bereich. Die Spannung UGS sinkt ab und damit auch die Spannung am Drain-Anschluss von CGD. Dies führt dazu, dass die Spannung UGS konstant bleibt. In dieser Zeit steigt der Drainstrom von 0 auf sein Maximum an. Dieser Anstieg ist nicht unbedingt linear, wie das Bild es vereinfacht darstellt, mehr dazu weiter unten. Zum Zeitpunkt t3 leitet der Transistor vollständig. Nun laden sich CGD und CGS über den Widerstand RG auf Umax auf. Dieser Aufladevorgang ist bei t4 abgeschlossen. Wenn die Eingangsspannung ue bei t5 wieder zurück auf 0 springt, so spielen die die Vorgänge in umgekehrter Reihenfolge ab. Die Auf- und Entladezeiten werden einerseits von den Kapazitäten bestimmt, andererseits jedoch auch von Widerstand RG der Signalquelle. Ist dieser Widerstand nichtlinear, so können Auflade- und Entladezeiten unterschiedlich groß sein. Dies kann zu Problemen führen, wenn man mehrere MOSFETs im Gegentakt schalten muss. Der eigentliche Schaltvorgang findet in der Zeit t2 bis t3 (bzw. t6 bis t7) statt. In diesem Zeitraum muss der Kondensator von UB nach 0 Volt umgeladen werden. Die benötigte Ladung beträgt dabei Q = CGD * UB Wenn die Signalquelle den Strom Ie liefern kann, so gilt für die Einschaltzeit t ein = t 3 − t 2 = Q CGD * UB = Ie Ie Gibt man hingegen eine bestimmte Schaltzeit vor, so kann man diesen Ausdruck nach Ie auflösen und erhält den notwendigen Treiberstrom Ie. Dieser kann durchaus im Bereich von einigen Hundert Milliampere liegen. Vielfach werden MOSFETs daher nicht direkt mit einer Signalquelle verbunden, sondern es wird eine leistungsfähige Treiberstufe dazwischen geschaltet. Analoge Überlegungen gelten für die Ausschaltzeit. Bild 11.11: Ausschnitt aus dem Datenblatt des IRF6729MTRPbF (Quelle: International Rectifier) 325 Die Kapazitäten sind von den Betriebsbedingungen abhängig, ebenso natürlich die Ladungen. Bild 11.11 zeigt, welche Ladungen wann wohin fließen: Vor Erreichen der Schwellenspannung 11nC, um CGS aufzuladen, nach Erreichen der Schwellenspannung werden dazu noch 4,9nC benötigt. Die Kapazität CGD wird mit 14nC aufgeladen. Die Kapazitäten sind bei Leistungs-MOSFETs sehr groß und ausserdem spannungsabhängig. Einen Eindruck davon liefert Bild 11.12. Bild 11.12: Definition und Spannungsabhängigkeit von Kapazitäten (Quelle: International Rectifier) In den Datenblättern von Feldeffekttransistoren werden typischerweise drei Kapazitäten angegeben: Die Eingangskapazität Ciss, die Ausgangskapazität Coss und die Rückwirkungskapazität Crss. Den Zusammenhang zwischen diesen Größen und den im Schaltbild für den MOSFET eingezeichneten Kapazitäten zeigt Bild 11.12, ebenso wie die Spannungsabhängigkeit dieser Kapazitäten. Die Zahlenwerte sind wie folgt: Bild 11.13: Kapazitäten des des IRF6729MTRPbF (Quelle: International Rectifier) Die Messung dieser Kapazitäten erfolgt hier bei gesperrtem FET und einer Drain-Source-Spannung von 15 Volt. Bei geringeren Spannungen erhöhen sich diese Kapazitäten noch. Eine konkrete Messung des Schaltverhaltens zeigt Bild 11.14 anhand des Transistors BUZ72. Der Drainwiderstand hatte einen Wert von 10 Ohm. 326 Bild 11.14: Oszillogramm des Einschaltverhaltens eines MOSFETs vom Typ BUZ72 Der Transistor sperrt. Zum Zeitpunkt t1 springt die Generatorspannung von = Volt auf Umax. Dieser Spannungssprung wird über CGD auf das Drain übertragen, deshalb die leichte Erhöhung der Drainspannung. Zum Zeitpunkt t2 beginnt der Transistor zu leiten. Die Gate-Spannung bleibt konstant. Da die Drain-Source-Spannung hoch ist, arbeitet der Transistor im Abschnürbereicht. Er fungiert als Konstantstomquelle, die CGD mit konstantem Strom auflädt. Die Drain-Spannung sinkt linear ab. Etwa zum Zeitpunkt t3 wechselt der FET vom Abschnür- in den ohmschen Bereich, das Absinken der Drainspannung gleicht hier mehr einer Exponentialfunktion. Zum Zeitpunkt t4 hat der FET seine maximale Leitfähigkeit erreicht, die Drainspannung ist praktisch gleich Null. Weil die Drain-SourceSpannung jetzt ungefähr Null ist, sind die parasitären Kapazitäten jetzt wesentlich größer geworden und der Spannungsanstieg der Gatespannung wird dadurch stark verlangsamt. Man erkennt ab t4 die klassische Ladekurve eines Kondensators, der über einen Widerstand aufgeladen wird, wieder. 327 11.4 Kühlung von Leistungshalbleitern Im Betrieb werden Halbleiter von einem Strom durchflossen und eine Spannung fällt an ihnen ab. Dadurch entsteht eine Verlustleistung, die zu einer Erwärmung der Halbleiter führt. Andererseits darf die Sperrschichttemperatur aber einen gewissen Wert (vielfach 150 °C) nicht überschreiten, damit der Halbleiter nicht zerstört wird. Deshalb wird vielfach eine Kühlung notwendig. Bild 11.15: Spannungsregler im TO-3 Gehäuse auf Kühlkörper Als Beispiel ist im Bild 11.15 eine Spannungsregler LM317 dargestellt, der auf einem Kühlkörper montiert ist. Zur elektrischen Isolation zwischen dem Gehäuse und dem Kühlkörper findet man hier eine Glimmerscheibe. Man kann diese Anordnung modellieren, Bild 11.16 zeigt ein solches Modell. Bild 11.16: Thermisches Modell des Systems Halbleiter-Kühlkörper Zuerst die elektrische Analogie: Eine Stromquelle speist ein System aus Widerständen und Kondensatoren. Es entstehen Spannungsabfälle an den einzelnen Widerständen. Wenn sich der Strom der Quelle ändert, so werden die Kondensatoren auf- oder entladen. Plötzliche Stromänderungen werden von den Kondensatoren aufgefangen und die Spannungen an den Widerständen ändern sich nur langsam. Nun die thermische Erklärung: In der Sperrschicht bzw. Halbleiterkristall wird ein Wärmestrom (Einheit: W, Watt) produziert. Die Kapazitäten sind Wärmekapazitäten, Einheit sec*W/K (Sekunde*Watt/Kelvin). Ändert sich der Wärmestrom schlagartig, so nehmen diese Kapazitäten diesen Wärmestrom auf. Dazu ein Bild aus dem Alltag: Selbst wenn man einen Topf auf eine rotglühende Herdplatte setzt, so beginnt das Wasser in diesem Topf nicht sofort zu kochen, sondern das System Platte/Topf mit Wasser erwärmt sich nur langsam. Abgeleitet wird dieser Wärmestrom über die Wärmewiderstände (Einheit K/W, Kelvin/Watt). So entsteht ein Temperaturgefälle zwischen dem Halbleiterkristall und der Umgebung. 328 Die Elemente im Einzelnen: Pth: Cthj: Rthc: Cthc: Rthiso: Rthk: Cthk: Wärmestrom, der im Halbleiterkristall erzeugt wird. Wärmekapazität des Halbleiterkristalls, „j“ = „Junction“. Wärmewiderstand zwischen Kristall und Gehäuse, „c“ = „Case“. Wärmekapazität des Gehäuses, im dem der Kristall eingebaut ist. Wärmewiderstand eines Isolators zwischen Gehäuse und Kühlkörper. Dies kann eine Glimmerscheibe oder Wärmeleitfolie sein. Wärmewiderstand des Kühlkörpers. „k“ = „Kühlkörper“. Wärmekapazität des Kühlkörpers. Die Temperaturen: Tj: T c: T k: Ta: Temperatur des Halbleiterkristalls. Hier darf eine bestimmte Temperatur nicht überschritten werden. Dies ist Aufgabe der Kühlmaßnahme. Gehäusetemperatur. Temperatur des Kühlkörpers. Umgebungstemperatur, „a“ = „Ambient“. Ein Unterschied zum elektrischen Modell besteht jedoch: In der Elektrotechnik bezeichnet man das Massepotential mit 0 Volt, beim Wärmemodell ist das „Massepotential“ die Umgebungstemperatur und nicht 0K oder 0°C. Nimmt man zuerst einmal einen konstanten Wärmestrom an, bei dem die Kapazitäten keine Rolle spielen, so gilt für die Sperrschichttemperatur: Tj = Ta + Pth * (R thc + R thiso + R thka ) Die Sperrschichttemperatur Tj ist also gleich der Umgebungstemperatur Ta plus einem Anteil, der sich aus dem Produkt aus der Verlustleistung des Transistors und der Summe der Wärmewiderstände zusammensetzt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass man unter dem Begriff „Umgebungstemperatur“ die Lufttemperatur im Innern des Gerätes versteht und nicht etwa Zimmertemperatur. Die Verlustleistung, der thermische Widerstand des Transistorgehäuses und der Widerstand der Glimmerscheibe/Wärmeleitfolie sind bekannt. Gefragt ist nach dem maximalen thermischen Widerstand des Kühlkörpers, damit die Temperatur der Sperrschicht die maximal erlaubte Temperatur nicht überschreitet. Durch Auflösen der obigen Gleichung erhält man dann: R thka = Tj − Ta Pth − R thiso − R thc Beim periodischen Schalten von Transistoren verringert sich der thermische Widerstand des Gesamtsystems. Der Grundgedanke ist der, dass in einem Transistor nicht ständig Verlustleistung entsteht, sondern bei periodischem Schalten nur in einer Phase. In der anderen Phase ist die Verlustleistung gleich Null. Dies bedeutet aber, dass die Verlustwärme geringer wird und damit die Erwärmung des Halbleiters. Nun kommen die Kapazitäten ins Spiel. Definiert man - analog zur Elektrotechnik - eine Zeitkonstante τ eines RC-Gliedes mit τ = R th * Cth so gilt für den resultierenden Wärmewiderstand, hier „Transienter Wärmewiderstand“ genannt der folgende Ausdruck: 329 t − 1 τi Z th (t1 ) = ∑ R thi * 1 − e i =0 i =n Wobei t1 die Zeit ist, während der Leistung im Halbleiter erzeugt wird. Messung und Berechnung sind schwierig, so dass man sich besser auf Angaben von Halbleiterherstellern verlässt. Bild 11.17: Transienter Wärmewiderstand Im Bild 11.17 ist der transiente Wärmewiderstand eines Halbleiters als Funktion der Zeit t1 dargestellt. Parameter ist das Tastverhältnis t1/t2, wobei t2 die Periodendauer der Rechteckfolge ist. Man erkennt, dass bei hohen Frequenzen (t1 und t2 klein) der transiente Wärmewiderstand proportional zum Tastverhältnis ist. Je länger die Zeit t1 ist, umso mehr nähert sich dieser Wärmewiderstand jedoch dem Endwert an. Das liegt daran, dass sich der Halbleiter sich bereits während der Zeit t1 stark aufheizt. Deutlich wird dies an der untersten Kurve, dem einzelnen Impuls: Dauert dieser Impuls (etwa) 1 Sekunde, so reicht diese Zeit bereits aus, um das System so stark aufzuheizen wie im Dauerbetrieb. Diese Diagramme sind immer vom Aufbau und vom Kühlkörper abhängig. Dies ist in den Datenblättern dann auch angegeben. Kurzzeitig entstehen hohe Verluste im Augenblick des Umschaltens: Hier sind sowohl Drain-SourceSpannung als auch Drainstrom gleichzeitig groß und damit auch die Verlustleistung. Dies ist allerdings nur während der relativ kurzen Zeit der Zustandsübergänge der Fall. Da die Anzahl dieser Übergänge 2fSchalt pro Sekunde beträgt, ist ihr Beitrag zur Verlustleistung proportional zur Taktfrequenz: Je höher die Taktfrequenz, um so größer die Verlustleistung. Bild 11.18 zeigt die Simulation eines Leistungs-MOSFETs vom Typ IRF150. Das Gate des Transistors wurde mit einer Rechteckimpulsfolge der Frequenz 100kHz angesteuert, die Anstiegs- und Abfallzeit der Steuerspannung betrug jeweils 2µsec. Die Gatespannung stieg dabei von 0 Volt auf 50 Volt an. Die Last am Drain war 10 Ohm, was zu einem Drainstrom von etwa 5 Ampere führte, da die Betriebsspannung 50 Volt betrug. Der Aus-Zustand ist im Bild 11.18 gar nicht dargestellt, da die Verlustleistung sehr gering ist. Im EinZustand wurde ein Verlustleistung im Milliwattbereich ermittelt. Das Problem liegt im Bereich der Zustandsübergänge. Hier treten kurzzeitig Verlustleistungen bis zu 62.5 Watt auf. Je mehr Zustandsübergänge stattfinden –je höher also die Taktfrequenz ist- um so mehr durchschnittliche Verlustleistung ist zu verzeichnen. Damit sinkt der Wirkungsgrad erheblich ab. 330 Bild 11.18: Drainspannung und Verlustleistung beim IRF150 11.5 Safe Operating Area Bei Leistungstransistoren hingegen besteht die Gefahr der Überlastung. Deshalb sollen kurz die Lastgrenzen bei Leistungstransistoren besprochen werden. Dabei wird angenommen, daß die Eingangsleistung (Basis-Emitter-Spannung * Basisstrom) vernachlässigt werden kann. Bild 11.19 zeigt die Grenzen im Ausgangskennlinienfeld an. Den Bereich innerhalb dieser Grenzen bezeichnet man als SOA, „Safe Operating Area“. Bild 11.19: Belastungsgrenzen, Safe Operating Area 331 Die Belastungsgrenzen sind – von links nach rechts – 1. IC<ICmax, ID<IDmax: Der maximale Kollektor/Drainstrom darf den im Datenblatt vorgegebenen Wert nicht überschreiten 2. P<Pmax: Das Produkt aus Kollektor-Emitter-Spannung und Kollektorstrom (Drain-SourceSpannung und Drainstrom) entspricht der aufgenommenen Leistung. Dieser Wert darf die maximale Verlustleistung, die der Hersteller angibt, nicht überschreiten. Die maximale Verlustleistung ist eine Funktion der Sperrschichttemperatur und hängt damit von der Umgebungstemperatur einerseits und Kühlungsmaßnahmen andererseits ab. 3. Zweiter Durchbruch (nur bei Bipolartransistoren): Im Bereich hoher Kollektor-EmitterSpannungen kann es bei zu großen Strömen dazu kommen, daß die Stromverteilung im Transistor ungleichmäßig wird. Es bilden sich „heiße Röhren“, die den Löwenanteil des Stromes übernehmen. Je wärmer ein solches Gebiet wird, um so besser leitet es den Strom. Dadurch kann lokal die maximal erlaubte Stromdichte überschritten werden und der Transistor fällt aus. Diesen Effekt findet man bei Bipolartransistoren, da diese einen negativen Temperaturkoeffizienten des Widerstandes haben. Den Bereich des zweiten Durchbruches gibt es bei FETs nicht, da diese einen positiven Temperaturkoeffizienten des Widerstandes haben. Der negative Temperaturkoeffizient ist übrigens auch der Grund dafür, daß man Bipolartransistoren nicht einfach parallel schalten darf: Der wärmste Transistor übernimmt fast den gesamten Strom und fällt aus. Bei der Parallelschaltung von Leitungstransistoren muß jeder Transistor einen Emitterwiderstand aufweisen, der diesen Effekt verhindert. 4. Erster Durchbruch, UCE>UCEmax, UDS>UDSmax: Es kommt zur Stoßionisation, eine Sperrschicht wird zerstört. Im rechten Teil des Bildes 11.18 finden wir einen Transistor, der ein solches Schicksal erlitten hat. Man erkennt deutlich zwei Durchbrüche an der Basis-Emitter-Diode. 332 12. Literatur 1. Bystron, Borgmeyer: "Grundlagen der technischen Elektronik", Carl Hanser-Verlag, München Wien. 2. Duyan, Hahnloser, Traeger: "Design Center - PSpice für Windows", Teubner-Verlag, Stuttgart. 3. Erhardt, Schulte: "Simulieren mit PSpice", Vieweg-Verlag Braunschweig, Wiesbaden. 4. Gad: "Feldeffektelektronik", Teubner Stuttgart. 5. Gad, Fricke: "Grundlagen der Verstärker", Teubner Stuttgart 6. Horowitz, Hill: "The Art Of Electronics", Cambridge University Press, Cambridge, New York. 7. Koch: "Transistorempfänger", Franzis-Verlag München. 8. Koch, "Transistorsender", Franzis-Verlag München. 9. Kurz, Mathis: "Oszillatoren", Hüthig-Verlag, Heidelberg. 10. Millmann, Grabel: "Microelectronics", McGraw-Hill, New York, Hamburg. 11. Paul: "Einführung in die Mikroelektronik", Hüthig, Heidelberg. 12. Pederson, Mayaeam: "Analog Integrated Circuits For Communication", KLUWER Academic Publishers, Boston, Dordrecht, London. 13. Siliconics Inc.: "Designing With Field-Effect-Transistors", McGraw-Hill, New York, Hamburg. 14. Tholl: "Bauelemente der Halbleiterelektronik", Teil 1 und 2, Teubner, Stuttgart. 15. Tietze, Schenk: "Halbleiterschaltungstechnik", Springer, Berlin. 16. J & L Trontelj, G. Shenton: "Analog Digital Asic Design", McGraw-Hill, New York, Hamburg. 333 Anhang 1: Die Normwerte der Reihen E12 und E24 Die Werte von Widerständen und Kondensatoren sind in Normreihen abgestuft. Die Reihen haben den Kennbuchstaben E und sind geometrische Reihen. Dies bedeutet, daß sich die aufeinanderfolgenden Werte immer um einen Faktor x unterscheiden. Man findet die Gleichung R = xN N läuft in ganzen Zahlen ab 0. Die Zahl x ist gleich der E-ten Wurzel aus 10 (E=12 oder 24) Reihe E12: Stufung: 12 10 =1.212, Toleranz=10% (fett und blau gedruckt), Reihe E24: Stufung: 24 10 =1.1, Toleranz=5% Ein Beispiel: Faktor 1.2 (E12). Es gibt Widerstände mit 1.2Ω, 12Ω, 120Ω, 1.2kΩ, 12kΩ usw. 1.0 1.8 3.3 5.6 1.1 2.0 3.6 6.2 1.2 2.2 3.9 6.8 1.3 2.4 4.3 7.5 1.5 2.7 4.7 8.2 1.6 3.0 5.1 9.1 Normwerte der Reihen E 12 und E24, die Werte der Reihe E12 sind fett gedruckt Anhang 2: Impedanz einer Kapazität als Funktion der Frequenz 1pF 10pF 100pF 1nF 10nF 100nF 1µF 10µF 100µF 1000µF 1 Hz 159GΩ 15.9GΩ 1.59GΩ 159MΩ 15.9MΩ 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 10Hz 15.9GΩ 1.59GΩ 159MΩ 15.9MΩ 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 100Hz 1.59GΩ 159MΩ 15.9MΩ 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 1.59Ω 1kHz 159MΩ 15.9MΩ 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 1.59Ω 0.159Ω 10kHz 15.9MΩ 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 1.59Ω 0.159Ω 15.9mΩ 100kHz 1.59MΩ 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 1.59Ω 0.159Ω 15.9mΩ - 1MHz 159kΩ 15.9kΩ 1.59kΩ 159Ω 15.9Ω 1.59Ω 0.159Ω 15.9mΩ - 10MHz 100MHz 15.9kΩ 1.59kΩ 1.59kΩ 159Ω 159Ω 15.9Ω 15.9Ω 1.59Ω 1.59Ω 0.159Ω 0.159Ω 15.9mΩ 15.9mΩ - Anhang 3: Impedanz einer Induktivität als Funktion der Frequenz 10nH 100nH 1µH 10µH 100µH 1mH 10mH 100mH 1H 10H 1 Hz 6.28mΩ 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 10Hz 6.28mΩ 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 100Hz 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 6.28kΩ 1kHz 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 6.28kΩ 62.8kΩ 10kHz 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 6.28kΩ 62.8kΩ 628kΩ 334 100kHz 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 6.28kΩ 62.8kΩ 628kΩ 6.28MΩ 1MHz 62.8mΩ 628mΩ 6.28Ω 62.8Ω 628Ω 6.28kΩ 62.8kΩ 628kΩ 6.28MΩ - 10MHz 100MHz 628mΩ 6.28Ω 6.28Ω 62.8Ω 62.8Ω 628Ω 628Ω 6.28kΩ 6.28kΩ 62.8kΩ 62.8kΩ 628kΩ 628kΩ 8.28MΩ 6.28MΩ - Anhang 4: Farbcode für Widerstände 335