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Wiener Symphoniker
Dienstag, 19.11. 2013 · 20.00 Uhr
Musik bereichert.
KONZERTHAUS DORTMUND
PHILHARMONIE FÜR WESTFALEN
Wiener Symphoniker
Kent Nagano Dirigent
Vadim Repin Violine
Abo: Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte
In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen
während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!
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4I5
Anton Bruckner
Charles Ives (1874 – 1954)
»The Unanswered Question« für Orchester (1908/1935)
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
›Es ist genug‹ Choral aus der Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort«
BWV 60 (1723)
Fassung für Bläser
Alban Berg (1885 – 1935)
Konzert für Violine und Orchester (1935)
»Dem Andenken eines Engels«
Andante – Allegretto
Allegro – Adagio
– Pause ca. 20.40 Uhr –
Anton Bruckner (1824 – 1896)
Sinfonie Nr. 7 E-Dur (1883)
Allegro moderato
Adagio
Scherzo – Trio
Finale
– Ende ca. 22.10 Uhr –
6I7
Programm
8I9
»Das Wesentliche der Musik, also die Musik selbst, ist nicht einmal in den Tönen:
Sie ist nirgends. Außerzeitlich. Sie wird in der Transzendenz.«
Sergiu Celibidache
Die Frage nach dem Sein
Charles Ives »The Unanswered Question« für Orchester
Eines Tages kletterte der junge Charles Ives gemeinsam mit seinem Vater auf den Kirchturm
von Danbury, dem Städtchen in Connecticut, in dem er am 20. Oktober 1874 geboren worden
war. Das taten die beiden nicht etwa, um die schöne Aussicht zu genießen, sondern für ein
ganz besonderes Klangexperiment. Sein Vater, Hobbymusiker und Instrumentenerfinder, hatte
nämlich zuvor seine eigene und mehrere andere Blaskapellen gebeten, aus verschiedenen
Himmelsrichtungen und unterschiedliche Stücke spielend einzumarschieren, um sich auf dem
zentralen Platz vor der Kirche zu treffen.
leicht mit den Ohren nachvollziehen. Es gibt drei Parteien in diesem Stück, die idealerweise
im ganzen Konzertsaal verteilt werden: Die Streicher mit ihrem Choral in Dur stehen für »das
Schweigen der Druiden, welche nicht wissen, sehen und hören«, die Holzbläser dagegen geraten immer mehr in Hektik während ihrer Jagd nach der »unsichtbaren Antwort« auf die Frage
der Trompete, die davon jedoch völlig unbeeindruckt bleibt und das Privileg des letzten Wortes
für sich beansprucht. Und so ist dieses eigentlich simple und gleichzeitig komplexe und tiefgründige Werk auch Programmmusik und doch wieder nicht – ein Spiegelbild des Komponisten
selbst, der Traditionalist und Pionier, Esoteriker und Großstadtmensch, Kapitalist und Sozialromantiker, erfolgreicher Geschäftsmann und zurückgezogener Musiker war.
Schmerzvolles Porträt
Johann Sebastian Bach ›Es ist genug‹ BWV 60 und Alban Berg Konzert für Violine
und Orchester
»Ich spiele nicht wirklich die Musik. Ich bin nur ein Instrument, auf dem Gott spielt.«
Wie das wohl geklungen hat dort oben auf dem Kirchturm? Man kann es sich ungefähr vorstellen, aber wie immer übertrifft eine Live-Erfahrung alle Erwartungen. Charles Ives zumindest
war mächtig beeindruckt – so sehr, dass er seinem Vater nacheiferte und Hobbykomponist wurde. Denn obwohl Ives sogar Komposition studierte und später auch Schüler von Antonín Dvořák
wurde, als dieser für einige Jahre das National Conservatory of Music in New York leitete, arbeitete er hauptberuflich als Versicherungsmakler und ließ seine Kompositionen oft in der Schreibtischschublade versauern.
Als 17-Jähriger verfasste Ives sein erstes Stück, 1908 entstand schließlich »The Unanswered
Question«, eine Mini-Komposition, in der das Blaskapellen-Experiment noch als Prinzip der
Räumlichkeit von Musik nachklingt. Die Orchesterfassung wurde erst 40 Jahre später uraufgeführt – ein Schicksal, das viele von Ives’ Stücken miteinander teilen. Heute ist es das populärste
seiner Werke, dabei war es von Ives eher als Studie zur musikalischen Collage gedacht. Der
Komponist wollte verschiedene Möglichkeiten testen, um traditionelle Musikstrukturen aufzubrechen. »Neues wagen« – und das so unbeeinflusst wie möglich – war seine Prämisse. Dazu
kam, dass Ives dem Denken des Transzendentalphilosophen Ralph Waldo Emerson, dem »Propheten der amerikanischen Religion« nahe stand. Er glaubte an die notwendige Befreiung des
Menschen von den Zwängen der postindustriellen Gesellschaft und die positive Hinwendung
zur Natur.
Das Ergebnis dieser Einflüsse ist die »Unanswered Question«, die musikalische, immerwährende Frage nach dem Sein, die nie beantwortet werden kann. Das Publikum kann dies ganz
10 I 11
Johann Sebastian Bach
Ein völlig anderes Komponistenleben als sein amerikanischer Kollege Charles Ives lebte, trotz
des nur geringen Altersunterschieds, Alban Berg. Er war hauptberuflich Komponist, wuchs in
Europa im Zentrum der klassischen Musiktradition auf, arbeitete eng mit den größten Avantgardisten seiner Zeit zusammen. Bei Alban Berg sucht man vergebens nach Kompositionsexperimenten, die bei Charles Ives zum künstlerischen Schaffen dazugehörten. Seine Werke waren
als Konzertwerke gedacht, anderes verließen sie sein Arbeitszimmer gar nicht erst. Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Beide Komponisten verfolgen die Idee, dass andere Systeme,
Prozesse und Muster die Rolle des tonalen Zusammenhalts von Musik übernehmen könn-
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Werke
ten – aber nicht zwingend müssen. Der Aussage von Ives, er könne weder nachvollziehen, warum man das Prinzip der Tonalität nun unbedingt über Bord werfen müsse, noch warum man
unbedingt an ihm festhalten solle, hätte Berg sicherlich zugestimmt. Diese Einstellung hatte zur
Folge, dass sowohl die Musik von Charles Ives als auch die von Alban Berg erstaunlich harmonisch klingt – trotz Anwendung der Zwölftontechnik beim einen und der Konzentration auf
Rhythmen und Pattern beim anderen Komponisten.
Von dieser einzigartigen Klangsprache Alban Bergs war auch der amerikanische Geiger Luis
Krasner beeindruckt. Die Lyrische Suite für Streichquartett faszinierte ihn so sehr, dass er den
Komponisten im Februar 1935 um ein Violinkonzert bat. Eigentlich steckte Berg mitten in der
Arbeit an seiner zweiten Oper »Lulu«, ein Projekt, in das sein ganzes Herzblut floss. Und doch
entschied er sich für eine Unterbrechung: Die Komposition eines Violinkonzerts reizte ihn zu
sehr. Also lud er Krasner in sein Waldhaus am Wörthersee ein und ließ ihn improvisieren. Zuvor
hatte er bereits verschiedene Stellen aus den Violinkonzerten von Alexander Glasunow, Karl
Szymanowski und Édouard Lalo notiert, darunter Kadenzen, Läufe, Doppelgriffe, getrillerte
Flageoletts. Berg wollte die Möglichkeiten auf der Geige genau kennen und komplett durchdringen, bevor er mit dem eigentlichen Komponieren begann.
gegen die Kinderlähmung am Ende doch verloren. Alban Berg hatte das Mädchen sehr gemocht,
seine unerschütterliche Art war ihm ans Herz gewachsen. Nun war er zutiefst geschockt von
der Brutalität des Lebens, die so ein junges Mädchen sterben ließ.
Das Violinkonzert wurde zum Requiem für Manon, es ist ihr mit der Widmung »Dem Andenken eines Engels« zugeeignet. Direkt nach dieser Entscheidung begann Berg fieberhaft zu arbeiten, und er bat seinen Schüler Willi Reich, ihm von Wien aus Partituren von Bach-Chorälen
ins Waldhaus zu schicken. Als Reich ihn ein paar Tage später dort besuchte, hielt Berg triumphierend die ausgearbeiteten Skizzen zum Violinkonzert hoch: Die ersten vier Töne von ›Es ist
genug‹, dem Schlusschoral aus Bachs Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort«, stimmten mit
den vier letzten Tönen der Zwölftonreihe überein, auf der das Violinkonzert basierte. Was nun
zuerst da war, der Choral oder die Zwölftonreihe, ist nicht dokumentiert, aber durch dieses
neue Hauptelement bekam das Konzert eine konkretere emotionale Bedeutung, quasi ein Programm.
Luis Krasner sollte also spielen, aber bitte nichts Bekanntes aus anderen Violinkonzerten – was sich als ganz schön schwierig für den Geiger herausstellte. Berg war unerbittlich,
er unterbrach sofort, wenn ihm etwas zu bekannt vorkam. Zu dieser Zeit wollte er noch ein
Konzert ohne Programm schreiben, »absolute« Musik, ohne Bach-Choral, ohne VolksmusikAnklänge.
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Am 22. April 1935 starb jedoch Manon Gropius im Alter von 18 Jahren. Die Tochter von Alma
Mahler und Walter Gropius, ihrem zweiten Mann nach Gustav Mahler, hatte den schweren Kampf
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Werke
In der ersten Hälfte des Stücks zeichnet Berg die fröhliche, immer positive Manon vor ihrer
Krankheit nach. An ihrer Stelle tanzt die Solo-Violine zur Begleitung des Orchesters; Höhepunkt
ist das lustige Kärntner Volkslied, das auf einmal vorwitzig um die Zwölftonecke guckt. In der
zweiten Hälfte thematisiert Berg Manons Tod und ihre Verklärung mit Hilfe des Bach-Chorals,
dessen erste vier Töne sich apotheotisch aus dem Klangchaos erheben.
Dass Berg nicht nur Manons, sondern auch sein ganz eigenes Requiem komponierte, wusste
er zu diesem Zeitpunkt nicht. Eine verschleppte Grippe und eine Blutvergiftung durch unsachgemäße Behandlung von eigentlich kleinen Wunden führten am 24. Dezember 1935 zu seinem
Tod. Luis Krasner brachte das Violinkonzert am 19. April 1936 zur Uraufführung.
»Es ist genug. / Herr, wenn es dir gefällt, / so spanne mich doch aus! / Mein Jesus kömmt, /
nun gute Nacht, o Welt; / ich fahr ins Himmelshaus. / Ich fahre sicher hin mit Frieden, / mein
großer Jammer bleibt darnieden. / Es ist genug.«
ihres Lehrers – in einer Fassung für zwei Klaviere. Arthur Nikisch wurde zuerst auf das Stück
aufmerksam, dann Hermann Levi, der berühmte Wagner-Dirigent. Er setzte die Sinfonie auf
das Programm eines Konzerts, das am 10. März 1885 in München stattfand. Die Aufführung
nahm den Charakter eines Triumphs für Bruckner an. Zum ersten Mal erlebte er, wie eine seiner
Kompositionen enthusiastische Aufnahme fand. Heute weiß man – dank solch analytischer und
detaillierter Interpretationen wie von Kent Nagano – die außergewöhnliche Tonsprache Bruckners zu schätzen, und der Komponist hätte ganz offen stolz sein können.
Gehört im Konzerthaus
Bruckners Sinfonie Nr. 7 stand zuvor 2002 bei Kent Nagano und dem Deutschen SymphonieOrchester Berlin und 2011 bei Yannick Nézet-Séguin und dem Rotterdam Philharmonic Orchestra auf dem Programm. Interpreten des Berg-Violinkonzerts waren u. a. Antje Weithaas und die
Nordwestdeutsche Philharmonie unter Toshiyuki Kamioka und zuletzt Frank Peter Zimmermann
mit dem Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen.
›Es ist genug‹ aus der Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort« BWV 60
Ein Triumph
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 7 E-Dur
Ein Requiem findet sich auch in der 7. Sinfonie von Anton Bruckner. Der österreichische Komponist arbeitete gerade am zweiten Satz, dem Adagio, als er am 14. Februar 1883 vom Tod
Richard Wagners in Venedig erfuhr. Das Entsetzen war groß, schließlich hatte er Wagner oft
genug zu seinem großen Vorbild erklärt, seinem Meister. Später überhöhte Bruckner die Geschichte noch zusätzlich, indem er berichtete: »Ja, meine Herren, das Adagio habe ich wirklich
auf den Tod des Großen, Einzigen geschrieben – teils in Vorahnung, teils als Trauermusik nach
der eingetretenen Katastrophe.« Dabei hatte Bruckner zuerst gar nicht damit gerechnet, dass
die Sinfonie überhaupt aufgeführt werden würde. Bis dahin war das mit allen seinen Werken
so gewesen. Es gab einfach zu viele Kritiker, und der schüchterne Bruckner ließ lieber – wie
Charles Ives – seine Werke in der Schublade, statt sich den scharfen Worten des berühmten
Musikkritikers Eduard Hanslick zu stellen. Die Zeiten waren nicht gut damals für Anton Bruckner. Er zeigte sich zu wenig intellektuell, zu emotionsgesteuert, ja, zu transzendental. Seine
fast kindliche Verehrung für Richard Wagner trug er nicht nur im Herzen, sondern auch auf der
Zunge. Sie wurde ihm als Nachmacherei ausgelegt und führte am Ende dazu, dass seine Werke
schlicht überhört wurden. Und Bruckner traute sich nicht, für sie einzustehen.
Mit der 7. Sinfonie änderte sich das zum Glück ein wenig. Seine treuen Schüler Josef Schalk
und Ferdinand Löwe ließen nicht locker und begaben sich auf Tournee mit dem neuesten Werk
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WERKE
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Wiener Symphoniker
Kent Nagano
Die Wiener Symphoniker sind Wiens Konzertorchester und Kulturbotschafter und damit verantwortlich für den weitaus größten Teil des sinfonischen Musiklebens dieser Stadt. Die Aktivitäten
des Orchesters sind vielfältig, wobei die Pflege der traditionellen Wiener Klangkultur einen zentralen Stellenwert einnimmt.
Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten für das Opern- wie auch für das
Orchesterrepertoire. Seit September 2006 ist er Music Director des Orchestre symphonique
de Montréal und seit Herbst 2013 Principal Guest Conductor und Artistic Advisor bei den Göteborger Symphonikern. Mit der Spielzeit 2015/16 beginnt Kent Nagano seine Amtszeit als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburger Staatsoper.
Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit reif für die Gründung eines neuen Wiener Orchesters, das einerseits populäre Orchesterkonzerte veranstalten und andererseits den Bedarf an
Ur- und Erstaufführungen damaliger zeitgenössischer Werke abdecken sollte. Im Oktober 1900
präsentierte sich der neue Klangkörper – damals unter dem Namen Wiener Concertverein – mit
Ferdinand Löwe am Pult im Großen Musikvereinssaal erstmals der Öffentlichkeit. Heute so
selbstverständlich im Repertoire verankerte Werke wie Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9, Arnold
Schönbergs »Gurrelieder«, Maurice Ravels Konzert für die linke Hand und Franz Schmidts »Das
Buch mit sieben Siegeln« wurden von den Wiener Symphonikern uraufgeführt.
Im Laufe seiner Geschichte prägten herausragende Dirigentenpersönlichkeiten wie Bruno
Walter, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Oswald Kabasta, George Szell oder Hans Knappertsbusch entscheidend den Klangkörper. In den letzten Jahrzehnten waren es die Chefdirigenten Herbert von Karajan (1950 bis 1960) und Wolfgang Sawallisch (1960 bis 1970), die das
Klangbild des Orchesters formten. In dieser Position folgten – nach kurzzeitiger Rückkehr von
Josef Krips – Carlo Maria Giulini und Gennadi Roschdestwenski. Georges Prêtre war zwischen
1986 und 1991 Chefdirigent; danach übernahmen Rafael Frühbeck de Burgos und Vladimir
Fedoseyev diese Position. Seit der Saison 2005/06 leitet Fabio Luisi die Wiener Symphoniker;
ihm folgt ab 2014/15 Philippe Jordan. Als Gastdirigenten feierten zudem Stars wie Leonard
Bernstein, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Claudio Abbado, Carlos Kleiber oder Sergiu Celibidache
viel beachtete Erfolge.
Die Wiener Symphoniker absolvieren pro Saison über 150 Konzert- und Opernauftritte, wovon die Mehrzahl in Wiens renommierten Konzertsälen Musikverein und Konzerthaus stattfindet. Bereits seit 1946 sind die Wiener Symphoniker jeden Sommer das Orchestra in Residence der »Bregenzer Festspiele«. Dort treten Sie nicht nur als Opernorchester beim »Spiel auf
dem See« und in der Oper im Festspielhaus in Erscheinung, sondern sind auch mit mehreren
Orchesterkonzerten im Programm des Festivals vertreten.
Zusätzlich wirken die Wiener Symphoniker seit 2006 bei zahlreichen Opernproduktionen im
Theater an der Wien mit und unterstreichen damit ihre herausragende Stellung im Musikleben
Wiens.
18 I 19
Während seiner Zeit als Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München
hat Kent Nagano deutliche Akzente gesetzt. Unter seiner musikalischen Leitung wurden die
Opern »Babylon« von Jörg Widmann, »Das Gehege« von Wolfgang Rihm und »Alice in Wonderland« von Unsuk Chin erfolgreich uraufgeführt. Tourneen mit dem Bayerischen Staatsorchester
führten Nagano und das Orchester durch Europa und nach Japan.
Neben Einspielungen der Sinfonien Nr. 4 und 7 von Bruckner bei Sony hat Kent Nagano
mit dem Bayerischen Staatsorchester verschiedene Opernaufführungen auf DVD veröffentlicht:
Unsuk Chins Oper »Alice in Wonderland« (2008) und Mussorgskys »Chowanschtschina« (2009)
bei Unitel Classica/Medici Arts, »Dialogues des Carmélites« bei Bel Air Classiques (2011) sowie
»Lohengrin« (2010) bei Decca. Anlässlich der Wiederaufnahme von Widmanns Oper »Babylon«
kehrt Kent Nagano im Januar 2014 an die Bayerische Staatsoper zurück.
Ein Höhepunkt der Zusammenarbeit mit dem Orchestre symphonique de Montréal war die
Einweihung des neuen Konzertsaals Maison symphonique im September 2011. Tourneen
führten Nagano und das Orchester durch Kanada, nach Japan, Südkorea, Europa und Südamerika. Im März 2014 treten sie eine weitere ausgedehnte Europa-Tournee mit Konzerten in Zürich,
Bern, Genf, Wien, Madrid, Oviedo, Köln, Essen und München an. Zu ihren Einspielungen bei
Sony Classical/Analekta gehören eine Aufnahme mit Beethovens Sinfonie Nr. 5 unter dem Titel
»Ideals of the French Revolution«, die mit dem »Juno Award« ausgezeichnet wurde, Mahlers
»Lied von der Erde« sowie Beethovens Klavierkonzerte Nr. 4 und 5. Im Rahmen einer Gesamtaufnahme aller Beethoven-Sinfonien sind darüber hinaus bereits die Sinfonien Nr. 3, 6, 8 und 9
erschienen.
Als gebürtiger Kalifornier hält Kent Nagano engen Kontakt zu seiner Heimat. Von 1978 bis
2009 war er Music Director beim Berkeley Symphony Orchestra und ist dort weiterhin als
Conductor Laureate tätig. Seinen ersten großen Erfolg feierte er 1984 beim Boston Symphony
Orchestra, als Messiaen ihn für die Uraufführung seiner Oper »Saint François d’Assise« zum
Assistenten des Dirigenten Seiji Ozawas ernannte. Sein Erfolg in den USA führte zu Berufungen in Europa: Von 1988 bis 1998 war er Music Director der Opéra National de Lyon und von
Biografien
1991 bis 2000 Music Director des Hallé Orchestra. Seine Uraufführung von Kaija Saariahos
Oper »L’amour de loin« bei den »Salzburger Festspielen« 2000 war ein weiterer großer Erfolg.
Eine wichtige Station in Naganos Laufbahn war seine Zeit als künstlerischer Leiter und
Chefdirigent beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin von 2000 bis 2006. Zu Naganos
Aufnahmen mit dem Orchester gehören Bernsteins »Mass«, Bruckners 3. und 6. Sinfonie, Beethovens »Christus am Ölberge«, Wolfs »Mörike-Lieder«, Mahlers Sinfonie Nr. 8, Schönbergs »Jakobsleiter« und »Friede auf Erden«, Johannes Brahms’ Sinfonie Nr. 4 und Arnold Schönbergs
Variationen für Orchester, erschienen bei Harmonia Mundi. Als Ausdruck der Verbundenheit
ernannte das Orchester seinen scheidenden Chefdirigenten 2006 zum Ehrendirigenten, eine
Auszeichnung, die in der sechzigjährigen Geschichte des Orchesters erst zum zweiten Mal vergeben wurde.
2003 wurde Nagano zum ersten Music Director der Los Angeles Opera ernannt, nachdem
er bereits zwei Jahre lang Principal Conductor der Oper gewesen war. Zu Produktionen an
anderen Opernhäusern gehörten u. a. Schostakowitschs »Die Nase« an der Staatsoper Unter
den Linden Berlin, Rimsky-Korsakows »Der goldene Hahn« im Théâtre du Châtelet Paris, Hindemiths »Cardillac« und Poulencs »Dialogues des Carmélites« an der Opéra National de Paris
sowie »Hoffmanns Erzählungen« bei den »Salzburger Festspielen«. Zu den Uraufführungen, die
er dirigiert hat, zählen Bernsteins »White House Cantata«, die Oper »Three Sisters« von Peter
Eötvös sowie »The Death of Klinghoffer« und »El Niño« von John Adams.
Als vielgefragter Gastdirigent bei vielen der führenden Orchester der Welt leitete Kent Nagano die Wiener und Berliner Philharmoniker, das Chicago Symphony Orchestra, New York Philharmonic, Leipziger Gewandhausorchester und die Sächsische Staatskapelle Dresden. Er blickt auf
eine langjährige Zusammenarbeit mit Sony Classical zurück, hat aber auch CDs bei Erato, Teldec, Pentatone, Deutsche Grammophon und Harmonia Mundi eingespielt. Für seine Aufnahmen
von Busonis »Doktor Faust« mit der Opéra National de Lyon, Prokofiews »Peter und der Wolf«
mit dem Russian National Orchestra sowie Saariahos »L’amour de loin« mit dem Deutschen
Symphonie-Orchester Berlin wurde er mit »Grammy Awards« ausgezeichnet.
Kent Nagano im KONZERTHAUS DORTMUND
Konzerthaus-Besucher der ersten Stunde werden sich erinnern: Kent Nagano war es, der den
neuen Dortmunder Saal im September 2002 mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
und einem Beethoven-Programm einweihte. In den Jahren 2002, 2003 und 2005 folgten weitere Konzerte mit dem DSO Berlin und Werken von Bruckner, Pintscher und Strawinsky sowie
zuletzt Bachs »Johannes-Passion«.
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Vadim Repin
Vadim Repin, geboren in Novosibirsk, begann bereits mit fünf Jahren, Geige zu spielen. Schon
sechs Monate später stand er zum ersten Mal auf der Bühne. Als Elfjähriger gewann er
den »Wieniawski-Wettbewerb« und spielte seine ersten großen Konzerte in Moskau und St.
Petersburg. Als Vierzehnjähriger gab er seine Debüts in Tokio, München, Berlin und Helsinki
und im folgenden Jahr in der New Yorker Carnegie Hall. Zwei Jahre danach war er der jüngste
Preisträger des bedeutendsten Violinwettbewerbs der Welt, des »Concours Reine Elisabeth«.
Seitdem ist er mit den größten Orchestern und Dirigenten der Welt aufgetreten.
Vadim Repin gibt häufig Recitals mit Nikolai Lugansky und Itamar Golan. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen außerdem u. a. Martha Argerich, Evgeny Kissin, Lang Lang und Mischa
Maisky.
Höhepunkte der vergangenen Spielzeiten waren Tourneen mit dem London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev, Auftritte unter Christian Thielemann in Tokio, Riccardo Muti in New
York und Riccardo Chailly in Leipzig, eine Australien-Tournee mit dem London Philharmonic
Orchestra unter Vladimir Jurowski und umjubelte Premieren des für ihn geschriebenen Violinkonzerts von James MacMillan in London, Philadelphia, der New Yorker Carnegie Hall, im Salle
Pleyel in Paris und im Concertgebouw Amsterdam.
Vadim Repins Diskografie bei Warner Classics umfasst preisgekrönte Aufnahmen der großen
russischen Violinkonzerte. Bei der Deutschen Grammophon erschienen CDs mit dem Violinkonzert von Beethoven mit den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti und der »KreutzerSonate« mit Martha Argerich, das Brahms-Violinkonzert und -Doppelkonzert mit dem Cellisten
Truls Mørk, dem Gewandhausorchester Leipzig und Riccardo Chailly, Trios von Tschaikowsky
und Rachmaninow mit Mischa Maisky und Lang Lang sowie eine Recital-CD mit Nikolai Lugansky.
Arte und der Bayerische Rundfunk zeigten eine einstündige Dokumentation von Claudia Willke,
»Vadim Repin – Ein Magier des Klangs«, die den Musiker zu den wichtigen Stationen seiner
Karriere begleitete.
Vadim Repin spielt die Guarneri del Gesù »Bonjour« aus dem Jahr 1743.
Vadim Repin im KONZERTHAUS DORTMUND
Vadim Repins erster Auftritt im Konzerthaus fand im November 2003 statt. Mit dem Koninklijk
Concertgebouworkest Amsterdam unter Herbert Blomstedt spielte er Brahms’ Violinkonzert.
Biografien
22 I 23
151
Minuten
Strauss total
Münchner Philharmoniker
Lorin Maazel
Werke von Richard Strauss
Samstag, 30.11.2013 · 20.00 Uhr
Sonntag, 01.12.2013 · 16.00 Uhr
Till
Eulenspiegel
Alpen
Don
Quixote
Texte Renske Steen
Fotonachweise
S. 04 © Felix Broede
S. 08 © Kasskara · DG
S. 16 © Andreas Balon
S. 22 © Felix Broede
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Brückstraße 21 · 44135 Dortmund
T 0231- 22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de
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Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.
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