Freie Klänge
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Freie Klänge Musik, Radiosendungen und Filmsoundtracks mit freier Software unter Linux. Hartmut Z. Noack 20. Mai 2011 Inhaltsverzeichnis Einleitung - Technische Voraussetzungen, Hintergründe und Allgemeines 3 Vorwort(Stub) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Klappentext(Stub) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Der optimale Musik-Rechner und sein optimales Linux. 6 Was für einen Rechner benötigt ein Linux-Audio System? (RME, envy, USB, CPU-Entlastung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Sound unter Linux via Expresscard, Firewire und USB (FFado, FirmwareLoader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Was Musikrechner leisten müssen (DSP, Latenz, keine Echtzeit, der Rechner und der Laptop) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Das Softwaresystem (Buch-DVD, Webseite, was ist eine Distro, verschiedene Distros für die Beispiele) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Linux für Audio einrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Wer ist JACK? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ein erstes Projekt: eine analoge Aufnahme auf den Rechner mit Ardour und Audacity Grundlagen schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufnahme und Schnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleiner Umweg: Rauschen mindern mit Audacity . . . . . . . . . . . . Endbearbeitung und Ausgabe auf CD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 21 24 31 31 3. Turn your Radio on: ein Audioblog mit Ardour Klänge sammeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Importieren und Schneiden in Ardour . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mixen, Effekte und Automatisieren in Ardour . . . . . . . . . . . . . . 32 32 34 34 4. Let’s Rock: Der erste eigene Song mit Ardour und der Drumsoftware Hydrogen Alles gleichzeitig: mehrere Programme im JACK-Netz . . . . . . . . . . Recording-Praxis im virtuellen Studio . . . . . . . . . . . . . . . . . . Effekte richtig nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Importe integrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richtig mixen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mastern direkt aus dem Mix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 35 35 35 36 36 36 1 INHALTSVERZEICHNIS 2 5. Softwaresynthesizer und Komponieren mit MIDI-Sequencern Integrierter Sequencer LMMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komponieren mit Rosegarden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Audio und MIDI mit Qtractor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modular arbeiten mit Seq24, Specimen und CALF-Synths . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 37 37 37 42 6. Tonfilme: Video-Soundtracks und Musikvideos Videoformate, FFMpeg und Xjadeo . . . . . . . . . . . . . . . Aufnehmen, schneiden, tricksen . . . . . . . . . . . . . . . . . Video + Soundtrack=Film mit Open Movie Editor und Ardour Ein Musikvideo mit KDenlive . . . . . . . . . . . . . . . . . . DVD mastern und Formate für das Web . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 43 43 43 43 43 . . . . . 7. Fremde Welten 44 Ardour und Audacity unter MacOSX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Musikprojekte aus Windows-Software nach Linux übernehmen. . . . . 44 Anhang: Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Buch-DVD: Inhalt und Gebrauchsanweisung Linux-Audio Software Überblick . . . . . . . . . Begriffserklärungen . . . . . . . . . . . . . . . . Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 45 45 57 59 60 Einleitung - Technische Voraussetzungen, Hintergründe und Allgemeines Vorwort(Stub) Auf den ersten Blick ist alles ganz einfach. Sie benötigen nur ein Mikrofon, einen Mixer und eine Soundkarte und schon können Sie auf jedem PC eine Aufnahme machen. Oder vielleicht möchten Sie lieber direkt auf dem Computer komponieren, dann müssen Sie nur ein paar digitale Noten aufschreiben und sie von virtuellen Klangerzeugern abspielen lassen. Vielleicht möchten Sie auch beides kombinieren. Das Schlagzeug virtuell und Gitarre und Gesang mit dem Mikrofon aufgenommen. Für einen heute handelsüblichen PC ist all das in der Tat kein Problem. Nur wenn Sie es praktisch umsetzen möchten, benötigen Sie Software, die Ihnen diese Funktionen Ihres Computers zugänglich macht. Gut geplante, intelligent und sorgfältig umgesetzte Software, die für die Aufgaben, die Sie erfüllen möchten, geschrieben und optimiert ist. Vollwertige Profi-Produktionssuiten für Microsoft Windows und MacOSX bekommen Sie ab etwa 1000 Euro und viele Musikproduzenten haben Softwarepakete im Gegenwert eines Mittelklasse-Wagens auf ihren Festplatten. Es gibt aber auch kleinere, billigere Musiksoftware und es gibt auch ganz frei lizenzierte Programme für die Musikproduktion. Diese freien Programme stehen meist unter der GPL, der GNU Public License. Einer Lizenz, die Ihnen als Nutzer umfassende Rechte an dem Programm einräumt und Entwickler dazu verpflichtet, Weiterentwicklungen unter der gleichen Lizenz zu veröffentlichen. Viele dieser Programme laufen im ebenfalls frei lizenzierten Betriebsystem GNU/Linux1 . Linux hat heute nicht nur die modernsten Desktopoberflächen, die beste Internetsoftware und das stärkste Sicherheitskonzept, sondern auch professionelle Möglichkeiten für 1 Das GNU-Projekt von Richard Stallman hat nicht nur die GPL-Lizenz, sondern auch den größten Teil der Basissoftware geschaffen, aus der die unter der Bezeichnung Linux bekannten Betriebsysteme bestehen. Nur der zwar wichtige aber für sich alleine unbrauchbare Kernel stammt von Linus Torwalds und heißt deswegen auch Linux. Wir werden aber im weiteren Verlauf des Buchs ebenfalls die nicht ganz präzise aber kürzere Bezeichnung Linux verwenden – so, wie die meisten auch einfach Brian Eno schreiben, wenn sie eigentlich den Musiker und Produzenten Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno meinen... 3 EINLEITUNG - TECHNISCHE VORAUSSETZUNGEN, HINTERGRÜNDE UND ALLGEMEINES4 Kreative zu bieten. Die lockere Gemeinschaft der Linux Audio Entwickler hat sich seit einigen Jahren auf gemeinsame Standards geeinigt und so können alle kleinen und großen Audio-Tools für Linux heute Daten und Nutzerkommandos untereinander austauschen. Damit entsteht ein einzigartig flexibles System in dem sich praktisch alles mit allem kombinieren lässt. Die größeren freien Musikprogramme greifen schon im Hintergrund automatisch auf Softwaremodule anderer freier Entwickler zurück. Wo Ihnen das nicht ausreicht, verbinden Sie verschiedene gleichzeitig laufende Programme per Hand miteinander. Das funktioniert ähnlich wie im klassichen Studio, in dem ein Toningenieur nach Bedarf Effektgeräte, Bandmaschinen oder Keyboards an sein Mischpult anschließt. Für Linux gibt es heute virtuelle Mischpulte, Bandmaschinen, Effekte, Instrumente, Gitarrenverstärker, Videoschnittplätze und vieles mehr. Diese Module lassen sich einfach mit virtuellen Kabeln zu universellen Multimedia-Maschinen verbinden oder sind bereits fertig zusammengesetzt als Produktionssuite für Multimediakünstler verfügbar. Freie Software ist kostenlos und Sie dürfen Sie ganz legal kopieren und weitergeben. Aber es gibt noch mehr, was sie von Kaufsoftware unterscheidet. In der Open-Source-Community2 herrscht eine freundschaftlichkollegiale Atmosphäre, ähnlich wie in einer Rockband. Da liegt es nahe, dass auch einige Musikbegeisterte in der Kultur um Linux und frei lizenzierte Software von Anfang an dabei sind. Ursprünglich war Linux vor allem ein ServerBetriebssystem, das viele Nutzer gleichzeitig stabil bedienen soll. Damit war Linux nicht optimal geeignet für die Arbeit mit Musiksoftware, die für einen einzelnen Nutzer so viel Leistung wie möglich aus dem Rechner ziehen muss. Aber Linux ist eben ein freies System und so haben Programmierer optimierte Versionen von Linux geschaffen, die Soundsoftware perfekt unterstützen. Schon mit einer einfachen Soundkarte reagiert Musiksoftware in einem optimierten Linux so schnell auf Ihre Befehle, wie das in professionellen Tonstudios Standard ist. In diesem Buch erfahren Sie, wie das funktioniert und wie sie diese Fähigkeiten auf ihrem Rechner installieren und einsetzen. Wir konzentrieren uns dabei auf den Bereich Audioproduktion und Bearbeitung. Klappentext(Stub) Ob Top-10-Hit oder Hobbyaufnahme: Musik wird heute fast immer am Computer produziert. Auch wer Videos vertont oder Radiosendungen produziert, arbeitet mit dem Computer. Und bei immer mehr Livekonzerten stehen Rechner auf der Bühne und sorgen für Klänge, die sich vor einigen Jahren nur mit teuren Gerätebatterien realisieren ließen. Seit einigen Jahren bietet auch das freie Betriebssystem Linux eine stabile und professionell orientierte Produktionsumgebung für Klänge aller Art. Mit der Musikproduktions-Suite Ardour und vielen kleineren Spezialprogrammen verwirklichen Sie Ihre Soundprojekte professionell und komfortabel. Mit Sequencern wie Qtractor oder Rosegarden komponieren Sie Musik elektronisch. Und live und im Studio stehen Ihnen virtuelle Gitarrenverstärker, Synthesizer und Effekte zur Verfügung. In diesem Buch er2 Der Begriff Open Source für freie Software ist nicht ganz präzise, es gibt durchaus Software mit offen gelegten Quellcodes, die trotzdem nicht frei lizenziert ist. Weil freie Software ein schöner, korrekter und kurzer Begriff ist, der sich auch noch in einem deutschen Satz ohne Verrenkungen in die Grammatik einfügen lässt, verwenden wir ihn auch und nicht das populäre aber schwammige Fremdwort Open Source. EINLEITUNG - TECHNISCHE VORAUSSETZUNGEN, HINTERGRÜNDE UND ALLGEMEINES5 fahren Sie, wie das funktioniert, was anders ist als bei etablierten Systemen und wie Sie Probleme von Anfang an vermeiden. 1. Der optimale Musik-Rechner und sein optimales Linux. (Installation und Einrichtung des Systems, Jack einrichten und kontrollieren, Problembehandlung, Hardwarefragen, Software mit dem Paketmanager installieren, Testszenarios, Hilfe im Internet finden, Community-Einstieg) ca.: 25 Seiten, 20 Abbildungen, 6-7 Kästen Tipps, 10 Begriffserklärungen Was für einen Rechner benötigt ein Linux-Audio System? (RME, envy, USB, CPU-Entlastung) Grundsätzlich lassen sich einfache Aufnahmen mit Linux auf jedem Computer machen, auf dem Linux läuft. In den vielen Tests, die wir in den letzten Jahren durchgeführt haben, haben wir selbst auf einem uralten Dell-Notebook mit 500 Megahertz-Prozessor und 128 Megabyte Arbeitsspeicher produktiv mit Musiksoftware unter Linux arbeiten können. Wirklich spaßig ist die Arbeit mit so einem Rechner allerdings nicht und überhaupt möglich wird sie nur, wenn man viel Arbeit und Kenntnisse in die Installation und Einrichtung eines ausreichend schlanken Linux-Systems investiert. Für ein normal laufendes System mit zeitgemäßem Komfort und Leistung benötigen Sie mindestens3 : • Zentral-Prozessor(CPU) ab 2 Gigahertz Takt • 1 Gigabyte Arbeitsspeicher • ein von Linux gut unterstütztes Soundinterface für Musiker Die anderen Rechnerkomponenten wie etwa Festplatte oder Grafikkarte sollten einfach funktionieren und zur selben Generation wie der Prozessor gehören. Wichtig ist das Soundinterface. Am besten ist immer noch eine PCI-Soundkarte. Modelle mit Envy24-Chipset und RME HDSP laufen unter Linux mit Abstand am besten. Eine RME Hammerfall Karte ist freilich eine Investition, die auch aus zweiter Hand noch mit ca. 500 Euro zu Buche schlägt. Sehr viel günstiger sind 3 Uns ist natürlich klar, dass diese Empfehlungen ein paar Jahre nach Erscheinen erheitertes Kopfschütteln auslösen werden. Ja, oh ihr mächtigen Spacemen of the Future: damals, bei uns in der Steinzeit konnte man tatsächlich mit so einem Taschenrechner Musik machen. 6 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 7 Envy24-Karten. Von MAudio, Terratec und anderen Herstellern werden diese schon ab 50 Euro angeboten. Wir arbeiten meist mit einer MAudio Audiophile 1024, die für ca. 90 Euro zu haben ist. Diese preiswerten Karten funktionieren sehr gut und bieten eine Klangqualität, die bereits professionell klingende Aufnahmen ermöglicht. Die Interfaces für 500 Euro und mehr bieten neben einer größeren Zahl von Eingängen und Ausgängen vor allem die stärker ausgeprägte Fähigkeit, den Rechner selbst von der Arbeit mit Sounddaten zu entlasten. Eine HDSP-Karte kann bei aufwändigen Jobs die Prozessorlast von 90% auf 10% senken, indem sie die Signalberechnungen selbst vornimmt, die bei preiswerteren Karten die CPU des Rechners erledingen muss. Derart extrem sind die Unterschiede allerdings nur zu den auf Hauptplatinen und in Laptops verbauten Billigchips. Auch eine Karte für etwa 100 Euro entlastet das Gesamtsystem bereits so, dass Sie professionell mit größeren Projekten arbeiten können. Sound unter Linux via Expresscard, Firewire und USB (FFado, Firmware-Loader Wer einen Laptop einem klassischen PC mit PCI-Anschlüssen vorzieht, bekommt eine professionelle Soundkarte in Form einer Lösung für den USB- oder den Firewire-Port. Soundinterfaces für den Expresscard-Slot sind ebenfalls verfügbar. Diese werden unter Linux wie PCI-Karten vom Soundtreibersystem ALSA angesprochen. Einige Karten von EchoAudio funktionieren in aktuellen Linuxversionen sehr gut. Auch USB-Interfaces sind ALSA-Geräte. Die ALSA-Entwickler haben den Ehrgeiz, dabei die USB-Spezifikation genau einzuhalten. Ist ein Gerät nach dem USB-Standard Class-compliant4 , wird es sobald Sie es anschließen von ALSA konfiguriert und als aktives Gerät bereitgestellt. Leider sind besonders aufwändige USB-Lösungen für Musiker oft nicht Class-compliant. Für solche Karten, insbesondere fast alle USB2-Geräte, benötigen Sie einen so genannten Firmware-Loader. Dieser lädt ein kleines Softwaresystem in das Gerät, sobald Sie es anschließen. Diese Firmware stellt dann die höheren Funktionen der Karte zur Verfügung. Das Software-Paket Alsa-Firmware-Loader ist für alle gängigen Linux-Distributionen verfügbar. Da es auch viele Firmwarepakete selbst mitbringt, wird es allerdings von den meisten Distributionen nicht standardmäßig mitinstalliert. Das liegt daran, dass den Distributoren die freie Verteilung der Firmware-Pakete nicht in allen Ländern der Erde erlaubt ist. Für Sie als Endanwender bedeutet das aber lediglich, dass Sie Alsa-FirmwareLoader mit ein paar Klicks in Ihrem Paketmanager5 nachinstallieren müssen. 4 Hoffentlich haben Sie schon gemerkt, dass wir hier nicht so ausgiebig mit englischen Fachbegriffen um uns werfen. Nun wäre aber die Übersetzung von „class-compliant“ bestenfalls „Geräteklassenrichtlinienkonform“ immerhin 10 Silben und ein Wort, das in der freien Wildbahn draußen zwar fast jeder verstehen aber niemand verwenden würde. Wo ein englischer Begriff treffender und verständlicher oder deutlich verbreiteter als eine deutsche Übersetzung ist, bleiben auch wir beim Englischen. 5 Der Paketmanager ist die Softwareverwaltung eines Linux-Systems. Die für Linux verfügbare Software lässt sich meist frei und ohne Vorbedingungen verteilen. Linux-Distributoren und freie Projekte nutzen diese Freiheit, indem sie geordnete Sammlungen von Softwarepaketen in so genannten Repositorien zusammenstellen. Die auch „Paketquellen“, „Repsitories“ oder kurz „Repos“ genannten Sammlungen lassen sich im Paketmanagement einer Linuxdistribution einbinden. Meist geschieht das in einer einfachen Konfigurationsdatei durch einen Eintrag, in dem die Internetadresse des Repos und einige Zusatzinformationen stehen. Die Pakete aus dem Repo lassen sich dann an ALSA – die Advanced Linux Sound Architecture ist das Soundtreibersystem für Linux. Sämtliche Treibersoftware für USBund PCISoundkarten ist in ALSA enthalten (für Firewirekarten gibt es FFado) Damit ist die Installation von Treibern von CD oder der TreiberDownload von Herstellerwebseiten unter Linux nicht notwendig und in 99% aller Fälle auch sinnlos. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 8 Die üblichen Firmware-Sammlungen unterstützen viele beliebte Musiker-USBKarten von Tascam, Edirol, Focusrite und einigen anderen Herstellern. Haben Sie ein Gerät ins Auge gefasst, sollten Sie im Internet nach Erfahrungsberichten suchen. Es kommt durchaus vor, dass sich auch Geräte, die das StandardFirmware-Paket nicht unterstützt, mit ein paar einfachen Tricks trotzdem in Gang bringen lassen. Viele Hersteller bieten nach wie vor neue, interessante USB-Soundkarten an, der Trend geht aber eindeutig in Richtung Sound via Firewire. Firewire ist zwar nicht deutlich schneller als USB2 und sogar langsamer als USB3 aber trotzdem bietet die IE1396-Schnittstelle einige technische Vorteile, die viele nahmhafte Hersteller für mobile Soundkarten gerne nutzen. Fast der ganze mobile High-End-Bereich und die meisten mobilen Soundinterfaces mit mehr als zwei Kanälen sind Geräte für den Firewireanschluss. Alle FirewireSoundkarten benötigen eine Firmware, die gute Nachricht ist aber, dass ein großer Teil der Karten am Markt einem Quasi-Standard folgen, für den der niederländische Entwickler Piet Palmers zusammen mit einigen Kollegen ein universelles Softwarepaket für Linux entwickelt hat. Das Projekt hieß zu Anfang freebob, das es eine sehr weit verbreitete Firmware namens bebop nachgebaut hatte. Inzwischen hat das Team um Palmers den Namen in FFado geändert, weil das Projekt heute auch weitere Firmwaretypen und überhaupt mehr Funktionen anbietet. FFado lädt eine passende Firmware auf Ihre Firewire-Soundkarte hoch, sobald Sie den Soundserver Jack starten und vorher „firewire“ als Treiber ausgewählt haben. Eine andere Möglichkeit für den Zugriff auf eine FirewireSoundkarte unter Linux gibt es nicht. Firewire-Soundkarten lassen sich also unter Linux nur über den Server Jack benutzen. Da Firewire-Soundkarten zu 97,28% von Musikern zu Musikproduktionszwecken gekauft werden, scheint es logisch, dass nur der für Musiker ausgelegte Jackserver auf solche Geräte zugreifen kann. FFado unterstützt heute mehr als die Hälfte der am Markt gängigen Firewire-Soundkarten. Besonders gut funktionieren die meisten Geräte von Edirol/Roland, ESI Maya und Focusrite. Auf der FFadoWebsite ffado.org finden Sie eine Liste der offiziell von FFado unterstützten Modelle und viele weitere nützliche Tipps. Für Firewire- und für USB-Soundkarten unter Linux gilt die Faustregel:„Das Gerät funktioniert, sobald Sie etwas damit hören und aufnehmen.“ Sie sollten das am besten vor dem Kauf im Laden testen. Bringen Sie Ihren Laptop mit und bitten Sie einen Angestellten, Ihnen ein Gerät Ihrer Wahl auszupacken. Da der Test keine ganze Minute dauert, ist das nicht zuviel verlangt. Ansonsten vereinbaren Sie, dass Sie das Gerät ohne besonderen Grund innerhalb einer Woche zurückgeben können. Ein Laden, der darauf nicht eingeht, hat sicher noch nie etwas vom Fernabsatzgesetz gehört. Dank dieses Gesetzes kaufen Sie Ihr Gerät risikolos via Internet. Versagt es beim Test, schicken Sie es innerhalb von 14 Tagen zurück und bestellen ein anderes. Was Musikrechner leisten müssen (DSP, Latenz, keine Echtzeit, der Rechner und der Laptop) Natürlich ist die Empfehlung für die Leistungsparameter nach oben offen. Viele Audioanwendungen, besonders Effektsoftware und Synthesizer, sind DSPHand ihres Namens mit einem Paketmanager wie apt oder YAST finden und automatisch installieren. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 9 Software. DSP – das Digital Signal Processing, analysiert und manipuliert komplexe Datenströme, die als Signal von Messgeräten oder Generatoren gesendet werden. So ein Messgerät kann zum Beispiel ein Mikrofon sein, das im Prinzip ein sehr genaues Messgerät für Schallwellen darstellt. Ein Generator kann ein Sampleplayer sein, der aufgenommene Schallwellen wiedergibt oder ein Oszillator in einem Synthesizer. Grundsätzlich kann auch ein sehr schwacher Computer DSP-Aufgaben berechnen, nur braucht ein schwächeres System mehr Zeit, bis es ein brauchbares Resultat liefern kann. Musiker wollen aber nicht warten, wenn sie ein Signal von einem Mikrofon mit einem DSP-Algorithmus bearbeitet haben wollen. Eine Audioworkstation muss Signalberechnungen so schnell ausführen können, dass es sich für den Nutzer so anhört, als würden das System die Resultate sofort liefern. Der für diese Anforderung eingebürgerte Begriff „Echtzeit“ ist allerdings irreführend. Computer brauchen zum Berechnen von Signalen immer eine gewisse Bedenkzeit. Je schneller der Rechner, desto kürzer kann diese Zeit sein. Die meist als „Latenz“ bezeichnete Verzögerungszeit sollte nicht länger als 10 Millisekunden dauern. Moderne Systeme können auch mit weniger als einer Millisekunde laufen. Da aber kaum ein Musiker den Unterschied zwischen 0,33 und 8 Millisekunden Latenz wahrnimmt, wird man Leistungsreserven eher für mehr gleichzeitige Aufgaben als für noch kürzere Ansprechzeiten verwenden. Wir bearbeiten die Beispiele in diesem Buch auf einer Workstation mit Intel Quadcore CPU, 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und MAudio Audiophile 1024 Soundkarte sowie auf einem Lenovo 3000 N200 Laptop mit Intel Dualcore, 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und einem USB-Soundinterface ebenfalls von MAudio. Die Workstation läuft mit 5,3 bis 10 Millisekunden Latenz, das Lenovo mit 8 Millisekunden. Kurz zusammengefasst: Mit jedem korrekt funktionierendem, zeitgemäßem PC und einer gut unterstützten Musikersoundkarte arbeiten Sie unter Linux professionell mit allem, was mit Sound zu tun hat. Dazu muss allerdings auch Ihr Softwaresystem sorgfältig für die anspruchsvolle Aufgabe eingerichtet sein. Das Softwaresystem (Buch-DVD, Webseite, was ist eine Distro, verschiedene Distros für die Beispiele) Software für Musikproduktion unter Linux entwickelt sich sehr schnell. Das liegt auch daran, dass es auf diesem Gebiet viel zu tun gibt. Auf Basiskonzepte haben sich die freien Projekte inzwischen geeinigt. In Details wird noch experimentiert und so gilt für Audiosoftware unter Linux: „Neuer ist besser!“. Die DVD in diesem Buch soll Ihnen beim Einstieg in die Linux-Audio-Welt helfen, allerdings sind Bücher langlebiger als Software. Nach unser Einschätzung sollte die Software auf der DVD für wenigstens ein Jahr ab dem Redaktionsschluss noch den Stand der Technik repräsentieren. Ein gedrucktes Buch kann aber nicht tagesaktuell sein. Deshalb haben wir für Sie eine Webseite eingerichtet, die Sie mit brandaktuellen Informationen zum Thema versorgt. Unter http://lapoc.de/200 finden Sie Aktualisierungen zu den Buchinhalten, Links zu den Webseiten der im Buch beschriebenen Software und auch eine aktuelle Version des Live-Systems auf der Buch-DVD. Außerdem hilft Ihnen diese Seite beim Einstieg in die LinuxAudio-Szene im Internet. In unserer Linksammlung finden Sie kommentierte Verweise zu relevanten Webseiten und Foren der Szene. Sollten Sie beim Um- 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 10 gang mit der im Buch beschriebenen Software nicht weiterkommen, finden Sie auf der Seite Möglichkeiten, von Experten Hilfe zu bekommen. Wer ernsthaft mit Linux Audio arbeiten möchte, wird eine Festinstallation von Linux einem Livesystem vorziehen. Dabei gilt: „Alles, was funktioniert und aktuell ist, ist empfehlenswert.“ Es gibt wenigstens 20 verschiedene Linux-Distributionen6 , die sich für eine fest installierte Audio-Workstation eignen und die, die Ihnen am besten gefällt, ist genau richtig für Sie. Die meisten Beispiele in diesem Buch haben wir mit OpenSuse, mit der Live-DVD oder Ubuntu durchgespielt. Wir verwenden ganz bewusst nicht immer das gleiche System, weil die Anwendungssoftware letztlich von der Distribution, auf der sie läuft, unabhängig ist. Alles, was Sie in den Anleitungen finden, können Sie mit aktuellen Versionen der gezeigten Programme auch in Ihrem persönlichen Lieblings-Linux nachvollziehen. Denn bei aller Vielfalt bleibt Linux doch immer Linux. Auch, wenn es die Distributoren nicht gerne lesen werden: die verschiedenen Varianten unterscheiden sich in der Praxis nur oberflächlich. Vorausgesetzt, das jeweilige System ist richtig installiert und korrekt für den Audiobetrieb eingerichtet. Im Anhang finden Sie ein Anleitung zur Installation von Open Suse Linux von der Buch-DVD. Haben Sie dieses oder ein anderes aktuelles Linux erfolgreich installiert, wird es Zeit für ein paar Spezialtricks, damit aus Ihrem Desktop-Linux eine Audio-Workstation wird. Linux für Audio einrichten Mit einem aktuellen Standard-Linux lassen sich schon viele Audioaufgaben zufrieden stellend erledigen. Aber auch falls Sie lediglich Aufgaben mit geringen Leistungsanforderungen, wie etwa das Digitalisieren von LPs planen, sollten Sie mindestens die Basiseinrichtung für Linux Audio vornehmen. Arbeiten Sie mit dem Live-System auf der Buch-DVD, sind diese Einstellungen bereits vorgenommen. Für ein fest installiertes Linux wie etwa das Open Suse von unserer DVD, gehen wir die Einrichtung jetzt durch. Wie bei den meisten Anleitungen zur Systemeinrichtung arbeiten wir auch hier mit einem Terminal-Fenster7 . Erstens sind für die Einrichtung der Audio-Fähigkeiten unter Linux noch keine zuverlässigen grafischen Werkzeuge verfügbar und zweitens können wir so sicher stellen, dass auch alles funktioniert. Auf der systemnahen Ebene, die ein Terminalfenster zugänglich macht, lassen sich Einstellungen sicher und sehr genau vornehmen. Was Sie im Terminal tun und anweisen, übernimmt Linux ganz ge6 Linux-Distribution: Ein Basissystem aus Linux-Kernel und Systemprogrammen verbunden mit einer Zusammenstellung von Anwendungssoftware. Distributoren sorgen dafür, dass das System sich selbst und die Geräte im Computer automatisch konfiguriert und dass die einzelnen Softwarepakete korrekt zusmmenarbeiten. Fast alle Distributionen liefern ein einfach bedienbares Installationsprogramm und grafische Systemwerkzeuge mit. Beliebte Distributionen sind zum Beispiel Debian, OpenSuse, Ubuntu und Fedora 7 Ein Terminal ist ein Programm, welches Ihnen in seinem Fenster die direkte Eingabe von Befehlen für Ihr Linux-System ermöglicht. Direkt nach einem so genannten Prompt lassen sich alle auf dem Rechner installierten Programme durch Eintippen ihres Namens und Enter aufrufen. Linux verfügt wie jedes UNIX über einen Satz sehr flexibler Systemprogramme, die nur auf in einem Terminal laufen. Mit diesen Werkzeugen lassen sich viele Konfigurationsaufgaben deutlich schneller und bequemer erledigen als in den Menüs einer grafischen Software wie etwa YAST. Die meisten Konfigurationsanleitungen in diesem Buch arbeiten mit einem Terminal, in das Sie die von uns im Text aufgelisteten Befehle einfach abtippen. Terminals werden übrigens auch „Konsolen“ oder „Kommandozeilen“ genannt. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 11 nau so, wie Sie es eingegeben haben. So kommen wir schnell ans Ziel, wissen genau, was wir tun und müssen uns nicht mit irgendwelchen Eigenmächtigkeiten einer grafischen Software herumärgern. Das Terminal in Open Suses KDE heißt „Konsole“. Sie finden es im KickoffMenü links unten am schnellsten, wenn Sie „konsole“ in die Suchzeile oben am Menü eintippen. Das Terminal werden wir noch öfter brauchen. Ein Rechtsklick auf sein gefundenes Icon und „Zu Favoriten hinzufügen“ macht es schneller zugänglich. Systemeinstellungen nehmen wir als Administator root vor. Im Terminal bekommen Sie diesen Status mit folgendem Befehl: # sudo bash Nach Eingabe Ihres Passworts haben Sie in diesem Terminal die absolute Kontrolle über Ihre Installation. UNIX besitzt nur wenige Mechanismen, die die Verfügungsgewalt von root einschränken und auch diese Bremsen lassen sich von root bei Bedarf lösen. Eine gewisse Vorsicht ist in dieser Situation also sehr zu empfehlen. Ein einziges falsch eingegebenes Kommando von root kann Ihre Festplatte in den Auslieferungszustand zurückversetzen. Geben Sie die folgenden Befehle genau so ein, wie sie hier stehen, kann aber nichts unerfreuliches passieren. Zuerst benötigen wir eine Nutzergruppe, die spezielle Privilegien an den Normalnutzer weitergibt, damit dieser Prozesse mit Echtzeit-Priorität starten kann. Lautet Ihr Normalnutzername „soundmaster“ geben Sie genau die folgenden Befehle ein: # groupadd audio # usermod -a -G audio nutzername Bekommen Sie nach dem ersten Befehl die Meldung groupadd: „Group ‘audio’ already exists“? Das ist keine Katastrophe sondern zeigt lediglich, dass auf Ihrem System ein Teil der Arbeit bereits getan ist. Jetzt müssen wir nur noch eine Textdatei bearbeiten. Unter Linux geschieht die gesamte Systemkonfiguration in menschenlesbaren Textdateien. Dieses Textformat hat nichts mit den Dateiformaten zu tun, die Textverabeitungssoftware wie MSWord oder Open Office Writer verwendet. Das Reintextformat, das Linux für seine Konfiguration verwendet, ist seit Jahrzehnten standardisiert und enthält nichts als einzelne 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 12 Schriftzeichen, Zeilenumbrüche und sonst nichts. Unter MSWindows ist es als TXT-Format im Einsatz und auf allen Systemen schreiben Programmierer ihre Software in Textdateien. Es sind auch auf allen Systemen diverse Programme für die Bearbeitung von Reintextdateien verfügbar, die als „Textverarbeitung“ bekannten Programme gehören nicht dazu. An echten Reintexteditoren herrscht unter Linux kein Mangel. Jede Distribution hat wenigstens zwei davon vorinstalliert an Bord. Einen für die grafische Oberfläche und einen für das Terminal. Der Editor für das Terminal heißt fast immer vim8 und weil vim der Standardeditor für Administratoren ist, wollen wir ihn auch benutzen, um unser Linux audiofähig zu machen. Rufen Sie also die Datei /etc/security/limits.conf mit folgendem Befehl im Terminal auf: # vim /etc/security/limits.conf Vim kennt verschiedene Modi. Wir brauchen zuerst den Eingabemodus. Drücken Sie auf die Taste I um diesen aufzurufen. Erst jetzt lassen sich in vim die gewünschten Zeilen eintragen. Gehen Sie durch Drücken der Pfeiltaste nach unten ans Ende der Datei und geben Sie vor der letzten Zeile (# End of file) mit Druck auf Enter zwei neue Zeilen ein. In diese Zeilen schreiben Sie: @audio - rtprio 95 @audio - memlock unlimited Diese beiden Einträge geben Ihnen als Mitglied der Gruppe audio das Recht, Software mit Echtzeitpriorität zu starten und dafür Arbeitsspeicher fest zu belegen. Zum Speichern der Datei müssen wir den Eingabe-Modus verlassen und den Befehlsmodus einschalten. Dazu drücken Sie ESC und anschließend den Doppelpunkt wie üblich mit UMSCHALT+:. Hinter dem Doppepunkt geben Sie bitte folgendes ein: wq Drücken Sie ENTER, das ist alles. Es bedeutet: „Die Datei schreiben“(w für „write“) und gleich darauf „Den Editor verlassen“(q für „quit“). Schließen Sie das Terminalfenster und melden Sie sich von der Desktop-Sitzung ab. Sobald Sie sich neu anmelden, werden die neuen Einstellungen wirksam und es wird Zeit, den JACK-server zu starten. 8 Einige Linuxe haben gerne mal den Editor nano statt vim an Bord. Sollte das bei Ihnen der Fall sein, installieren Sie vim mit dem Softwaremanager Ihrer Distribution nach. Er ist in jedem Fall im Paketbestand Ihrer Distribution verfügbar. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 13 Kleine Geschichte von Echtzeit-Audio unter Linux Multimediasoftware, die mit kontinuierlich ablaufenden Prozessen wie Musik oder Video umgeht, muss ganz genau wissen, wann spätestens Prozessorleistung zur Verfügung steht und dieses „Wann“ sollte nicht mehr als 10 Millisekunden in der Zukunft liegen. Um dieses Problem zu lösen, hatte der Entwickler Ingo Molnar schon 1999 einen Patch für Linux 2.2 entwickelt, der allerdings von Linus Torwalds nicht in die 2.4er Serie von Linux aufgenommen wurde. Torwalds bemängelte einige schwere Probleme im Aufbau der Patches, die das innere Regelwerk von Linux insgesamt beschädigt hätten. Die Linux Audio Szene ließ sich aber nicht entmutigen. Paul Davis, der Erfinder von Jack und Hauptautor von Ardour und 70 weitere Linux Audio Entwickler sandten einen offenen Brief an Linus Torwalds und nach teils hitziger Diskussion auf verschiedenen Mailinglisten war klar, dass Multimedia-taugliche Echtzeitfähigkeiten ein offizielles Ziel für Linux sein sollen. Ingo Molnar überarbeitete seine Patches und in Linux 2.4 wurde Musikproduktion erstmals jenseits der experimentellen Ebene möglich. Der Schweizer Entwickler Benno Senoner hatte schon für Linux 2.2 RPM-Pakete mit einem RT-Kernel auf Molnarbasis angeboten. 2001 bis 2003 entstanden die ersten musikorientierten Linux-Distributionen mit RT-Kernel. Von diesen Pionieren ist heute noch Planet CCRMA aktiv, das eine Multimediavariante von Fedora Linux anbietet. Wer ist JACK? Linux kommt ganz gut mit Audio zurecht, für die Musikproduktion reichen seine Standard-Soundsysteme aber nicht aus. Auf der Basis des Treibersystems ALSA setzt bei einem modernen Linux das Pulse Audio-System auf. Pulse Audio nimmt Audiosignale (Streams) von diversen Programmen wie MP3-Player, Webbrowser oder Telefoniesoftware entgegen und verteilt sie (hoffentlich) nach Wunsch des Nutzers auf Ausgabegeräte wie Soundkarten-Ausgänge oder USB-Headsets. Dazu muss eine Software Pulse Audio nicht einmal direkt unterstützen. Pulse Audio gaukelt einem Programm mit der veralteten OSS-Schnittstelle einfach vor, es wäre OSS und das Programm spielt seine Klänge ab ohne überhaupt zu „wissen“, dass es in Wirklichkeit mit Pulse Audio läuft. Dieses System ist sehr komfortabel, wenn es richtig funktioniert und es ist notwendig, weil in der Welt von Linux Audio jahrelang Chaos herrschte. Fast ein Dutzend verschiedene Klangausgabe-Systeme hatten sich entwickelt und wurden von Entwicklern in ihre Software eingebaut. Pulse Audio hat das richtige Konzept für die Lösung des Problems, wie man all das den geplagten Nutzerinnen und Nutzern als ein einheitliches System zugänglich macht. Leider ist ein so komplexes System nicht sehr gut dazu in der Lage, Audiosignale sehr schnell und reibungslos zu transportieren. Wir haben das Latenz-Problem schon angesprochen. Stabile Verzögerungszeiten unter 10 Millisekunden sind mit Pulse Audio nicht zu haben. Musiker, die ein so schnelles System erwarten, verwenden unter Linux den Audioserver JACK. Soll JACK die Signale einer Software transportieren, muss 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 14 diese den JACK-Server auch direkt unterstützen. Da JACK eine ganz hervorragende Leistung bei sehr niedrigen Latenzen und noch einige einzigartige Funktionen mehr bietet, besitzt heute fast jede Linux-Software zur Musikproduktion eine Schnittstelle zu JACK. Und auch viele Desktop-Soundprogramme wie der Multimedia-Player VLC unterstützen JACK9 . Sie können sich also darauf verlassen, dass jede relevante Soundsoftware unter Linux mit JACK funktioniert. JACK ist für Nutzer gedacht, die in etwa wissen was sie tun. Sein Verhalten lässt sich beim Start mit mehr als 30 Optionen beeinflussen. Der große Erfolg von JACK wäre aber sicher ausgeblieben, hätte nicht der portugiesische Entwickler Rui Nuno Capela eine leicht verständliche, intuitive Bedienoberfläche für den Soundserver geschaffen, der an sich ein reines Kommandozeilen-Programm ist. Die JACK-Fernbedienung für Musiker heißt QJackctl und sie bietet neben einem verständlichen, komfortablen Einstelldialog für den Start von JACK vor allem einen leichten Zugang zu den fantastischen Fähigkeiten, die Ihnen JACK für die „Verkabelung“ Ihrer Audiosignale an die Hand gibt. Das so genannte „Routing“ der Signale, die JACK verwaltet, ist vollständig Ihnen überlassen. Viele Programme verbinden sich automatisch mit sinnvollen Ein/Ausgabeports in JACK, alle lassen sich mit Hilfe von QJackctl zu beliebigen anderen Verbindungen bewegen. So entfernen Sie leicht die Verbindung zwischen einem WAV-Player und dem Soundkartenausgang und legen sie stattdessen auf den virtuellen Eingang einer Effektsoftware, die gleichzeitig mit JACK läuft. Den Ausgang des Effekts legen Sie dann gleichzeitig auf den Soundkartenausgang und auf den Eingang einer Aufnahmesoftware und schon nehmen Sie live ein Signal auf, dass sie während es läuft mit den Einstellungen der Effektsoftware manipulieren. Bevor all diese hübschen Dinge stattfinden können, müssen wir JACK aber erst einmal installieren und starten. Haben Sie das bereits getan oder arbeiten Sie mit der Buch-DVD, ist die Installation bereits gelaufen und Sie können die Box „Softwaregrundausstattung installieren“ getrost überspringen. 9 Auch Pulse Audio hat die Fähigkeit, seine Sound-Ausgabe an JACK weiterzugeben. Prinzipiell lässt sich also jeder Sound über JACK ausgeben. Leider funktioniert das 2010 noch nicht so reibungslos, wie man sich das wünschen würde. Für die Zukunft dürfte das Zusammenspiel von Pulse Audio und JACK aber die alten Probleme mit Linux und Audio endlich Vergangenheit werden lassen. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 15 Softwaregrundausstattung installieren Software sollten Sie unter Linux immer mit Hilfe des Paketmanagers aus einer für Ihre Distribution empfohlenen Paketquelle(Repositorium) installieren. Nur, wenn Sie genau wissen, was Sie tun und was Sie wollen, sollten Sie Software aus den Quellcodes von der Webseite der Entwickler installieren und höchstens ausnahmsweise empfiehlt sich die Installation eines Programms aus einem einzelnen Installationspaket von einer Webseite oder Heft-DVD. Alles, was Sie für den Start benötigen, findet sich in den Repositorien der gängigen Distributionen. Unter Open Suse benötigen Sie das Pack-Man Repo, unter Fedora die CCRMA-Sammlung und unter UBUNTU genügt das offizielle Universe-Repo. Wie Sie die jeweiligen Paketquellen in Ihre Installation einbinden, ist ein zu aktuelles Thema für ein gedrucktes Buch. Immer frische Schnellanleitungen finden Sie unter http://lapoc.de/200. Der absolut einsteigertauglich einfache Vorgang ist im Detail in jedem Linux etwas anders und im Prinzip immer gleich. Das Gleiche gilt für die Installation der Softwarepakete mit dem Paketmanager. Ob Open Suses YAST oder UBNUTUs Synaptic: alle bieten eine leicht bedienbare Oberfläche mit Suchfunktion. Suchen Sie die folgenden Programme heraus: qjackctl, ardour, jamin, hydrogen, zynaddsubfx und qtractor. Außerdem alles, was Sie unter den Suchbegriffen LADSPA und LV2 in Ihrem Paketmanager finden können. Diese Pakete installieren nicht nur sich selbst sondern auch die mit ihnen zusammengehörenden Pakete für den Audioserver JACK. Akzeptieren Sie es also, wenn die Pakete weitere Pakete zu Installation anfordern. Unter Fedora sorgt das RPM des CCRMA-Projekts für die Installation einer kompletten Grundausstattung für Linux Audio, in UBUNTU installieren die UBUNTU-Studio-Pakete alles, was Sie benötigen. Sind die Pakete installiert, finden Sie diese im Menü Ihres Desktops. In aller Regel werden Sie unter „Multimedia“ fündig. In UBUNTU trägt das Menü den etwas altbackenen Namen „Unterhaltungsmedien“ . Die Jack-Ferbedienung Qjackctl steht heute meist unter dem schlichten Namen „Jack“ im Menü und versteckt sich hinter einem Icon, das einen Stecker, wie er für E-Gitarren verwendet wird, zeigt. Starten Sie Qjackctl, öffnen Sie das Fenster „Einstellungen“ und nehmen Sie folgende Einstellungen vor: 1. Wählen Sie in der Liste links „Speicher Entsperren“ und „Soft Modus“. Für Soundkarten, die nur 16bit-Auflösung anbieten, kann auch „16bit Erzwingen“ erforderlich sein. „Echtzeit“ sollte aktiviert sein. 2. Setzen Sie in der mittleren Liste „Frames/Periode“ auf 128. Im Bild ist die Einstellung für eine USB-Soundlösung zu sehen, die Samplerate steht auf einem Wert, der von der Soundkarte unterstützt wird und „Perioden/Buffer“ steht auf „3“, weil wir hier eine USB-Soundkarte konfigurieren. Mit PCISoundkarten und besseren Onboard-Chips sollte „Perioden/Buffer“ auf „2“ stehen und der nächsthöhere Wert für „Frames/Periode“(also 256) gewählt sein. Ein höherer Timeout verbessert das Verhalten in Problemsituationen. Extremeinstellungen wie 4096 Frames/Buffer und 6 Periods/Buffer bringen keine spürbare Verbesserung der Stabilität. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 16 3. In der rechten Liste ist eigentlich nur das Audiogerät auszuwählen, klicken Sie auf den Pfeil nach rechts neben der Auswahlliste „Interface“, um die verfügbaren Geräte mit vollem Namen anzuzeigen. Die anderen Voreinstellungen müssen Sie nicht ändern, wenn Sie keinen guten Grund dazu haben. Ganz unten rechts finden Sie ein Schätzung für die Latenz bei der gegebenen Einstellung. Die 8ms im Bild sind für Musikproduktionen sehr gut geeignet. Für bloße Audiobearbeitung ohne direkte Aufnahme von MIDI-Instrumenten oder vom Mikrofon wäre auch ein deutlich höherer Wert akzeptabel. Speichern Sie Ihre Einstellungen mit Klick auf OK und klicken Sie dann im Hauptfenster von QJackctl auf den Knopf „Start“ links oben (und nicht etwa auf den grünen Play-Pfeil unter dem Anzeigefenster). Zeigt Qjackctl den Status von JACK und die Ports im Fenster „Verbindungen“ so wie in der Abbildung, ist alles in Ordnung. Grundsätzlich können zwei Fehler auftreten: 1. Qjackctl öffnet das Fenster „Meldungen“ und dort findet sich die Nachricht: „Operation not permitted“. In diesem Fall funktionieren die Einstellungen aus /etc/limits.conf nicht. Wiederholen Sie die Maßnahmen aus 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 17 dem vorangegangen Abschnitt „Linux für Audio einrichten“. Unter Umständen könnte ein Neustart des Rechners nach der Einrichtung helfen. 2. Qjackctl öffnet das Fenster „Meldungen“ und beklagt sich, dass der ALSATreiber nicht gestartet werden konnte, weil das Gerät belegt ist („Device busy“). Irgendein Programm versucht Sound auf der Karte auszugeben, die Sie mit Jack benutzen möchten. Schließen Sie Multimedia-Player, beachten Sie, dass einige im Systemabschnitt weiterlaufen, auch, wenn Sie das Hauptfenster schließen. Beenden Sie auch den Webbrowser, ein Multimedia-Inhalt auf einer Webseite könnte Ihnen im Wege stehen. Hilft das alles nicht, könnte es sein, dass Pulse Audio Amok läuft. Beenden Sie es mit folgendem Befehl: pulseaudio –kill. Läuft der JACK-Server, kann nur noch ein Problem das Vergnügen trüben. Bei Lastspitzen kann es vorkommen, dass der Zwischenspeicher von JACK leerläuft oder das Anwendungen mehr Sounddaten liefern, als Platz in diesem Zwischenspeicher zur Verfügung steht. Das Ergebnis ist ein so genannter „xrun“10 Ein einzelner xrun beim Start eines zusätzlichen Programms in einer Sitzung ist akzeptabel und stört selten den Ablauf. Viele xruns (5-6 pro Stunde) weisen auf Probleme mit der Konfiguration hin, bei schweren Problemen können schon mal mehrere hundert pro Minute auftreten. Das wäre dann ein Symptom für eine ohnehin unbrauchbare Konfiguration oder eine sehr fehlerhafte Anwendung. Prinzipiell stellt jeder xrun eine Unterbrechung des Signalstroms dar. Tritt ein xrun während einer Aufnahme auf, sollte man den Take wiederholen, es sei denn, das Ereignis ist definitiv nicht zu hören. Qjackctl zeigt zwei verschiedene Typen von xruns an: 1. xruns, die im JACK-Server selbst auftreten. Diese sind besonders kritisch, weil sie eine vollständige Unterbrechng in allen von JACK transportierten Signalen anzeigen. Qjackctl zeigt sie in Rot als erste Zahl links mittig in der Anzeige. 2. xruns, die vom Treiber-Backend, das JACK gerade verwendet, gemeldet werden. Das wären entweder ALSA(für PCI- und USB-Soundkarten) oder FFado(für Firewire-Geräte). Auch diese weisen auf Probleme hin, wirken sich aber nicht immer so massiv aus, wie die Ausfälle direkt in JACK. Sie stehen als rote Zahl in Klammern hinter den JACK-xruns in der Anzeige. Auf einigen Systemen kann ein einzelner xrun auch den Zusammenbruch der Synchronisation des Signals mit der Treibersoftware des Soundchips anzeigen. In diesen Fällen entsteht eine krächzende Verzerrung aller Signale, die man meist nur durch einen Neustart von JACK wieder los wird. All diese Probleme haben ihre Ursache entweder in sehr fehlerhafter Anwendungssoftware oder in einer Konfiguration von JACK, die nicht mit dem Linux-System und/oder der verwendeten Soundkarte zusammen passt. Fehlerhafte Anwendungen können auch Plugins sein, die Sie in einer Hauptsoftware eingebunden haben. Egal, ob eine eigenständige Software oder ein Plugin über Gebühr xruns verursachen, die einzige Lösung ist meist, auf die Problemprogramme zu verzichten. 10 Das x steht mit seiner Kreuzform für „Crossover“ sinngemäß: „Kreuzung“ wie in „Kreuzung zwischen Dackel und Rottweiler“. Dies ist eines der unter Programmierern beliebten Spielchen mit dem Aussehen und dem Sinn von Schriftzeichen. Korrekt und ausführlich müsste es „bufferover/underrun“ heißen – zu viel Tipparbeit für den Geschmack der meisten Programmierer. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 18 Programmierfehler verursachen meist ein ganzes Stakkato von xruns und machen damit das Arbeiten mit JACK unmöglich. Treten xruns seltener aber immer noch zu häufig für professionelles Arbeiten auf, sollten Sie die Einstellungen für den Start von JACK überprüfen. Die oben dargestellten Werte funktionieren gut auf einem modernen System mit einer Soundkarte, die etwas besser als ein durchschnittlicher Onboardchip ist. Verfügen Sie nur über bescheideneres Gerät, sollten Sie einen höheren Wert für Frames/Periode wählen. Das verbessert die Belastbarkeit der JACK-Sitzung für den Preis einer höheren Ansprechverzögerung. So ein Kompromiss kann auch notwendig werden, sobald Ihre Projekte etwas größer als üblich werden. Auf einem zeitgemäßen DurchschnittsPC mit Mittelklasse-Hardware und einer Einsteiger-Musikersoundkarte lassen sich in Ardour Projekte mit 40-50 Spuren und ca. 40 aktiven Standard-Plugins sicher und flüssig bei Latenzeinstellungen unter 10 Millisekunden betreiben. Wir werden im praktischen Teil noch mehrmals auf den Themenkomplex Leistung/Latenz/Optimierung eingehen. Ist das Basissystem trotz sinnvoller Einstellungen von JACK und limits.conf nicht in der Lage, JACK die nötige Rechenleistung zur Verfügung zu stellen, könnte die Installation eines speziellen Echtzeit-Kernels11 die Lösung sein. Solche Spezial-Kernpakete sind heute für alle gängigen Linuxsysteme verfügbar. Eine aktuelle Anleitung zu einer solchen Installation für Open Suse und UBUNTU finden Sie auf der Webseite: http://audio4linux.de. Brauche ich einen Realtime-Kernel? Ein sorgfältig gebauter und konfigurierter Echtzeitkernel kann die Leistungsfähigkeit eines Audio-Rechners deutlich spürbar verbessern. Möchten Sie ernsthaft mit Musikern Studioaufnahmen machen, sollten Sie einen RT-Kernel benutzen. Allerdings funktioniert die Software, die wir hier vorstellen, auch mit einem gängigen Standard-Kernel, wenn nur die Einstellungen für Gruppe audio in limits.conf korrekt sind. Abstriche sind dabei nur bei der Einstellung für die Latenz in Kauf zu nehmen. Die Audio4linux-Webseite bietet seit 2003 musikbegeisterten Linux-Nutzern ein Forum in deutscher Sprache. Sie sollten darüber nachdenken, sich in diesem Forum zu registrieren. Die Besucher der Seite sind freundlich und besonders wissbegierigen Einsteigern gegenüber überdurchschnittlich hilfsbereit und tolerant. Möchten Sie direkter am Puls der internationalen Linux-AudioEntwicklung mitreden (oder besser erst mal nur mitlesen ;-) ), empfiehlt sich die Mailingliste linux-audio-user@lists.linuxaudio.org. Die LAU-Liste ist die weltweite Adresse Nummer 1 für aktuelle Entwicklungen in Linux Audio für Musiker. Hier kündigen Entwickler neue Softwareprojekte und neue Versionen beliebter Software an. Hier finden Sie Hilfe bei anspruchsvollen Problemen und hier treffen Sie auch viele der wichtigsten Entwickler der Szene. Die Sprache der Liste ist Englisch, die Lingua Franca des Internet. Abgesehen davon, dass zumindest grundlegende Englisch-Kenntnisse heute kaum noch verzichtbar sind, sind 11 Der Kernel ist die zentrale Datenverwaltung eines Betriebsystems. Er lässt Anwendungen auf die Hardware des Rechners zugreifen und lädt dazu Treibersoftware und er verwaltet Rechenprozesse und weist Nutzern Ressourcen wie Rechenleistung und Arbeitsspeicher zu. Der Kernel ist übrigens die einzige Software, die in einem Linux tatsächlich Linux heißt. Nur diesen allerdings zentralen Teil des Betriebssystems hat Linus Torwalds selbst entwickelt und unter dem Namen Linux veröffentlicht. 1. DER OPTIMALE MUSIK-RECHNER UND SEIN OPTIMALES LINUX. 19 sie in der Linux-Community besonders nützlich. Selbst wenn Sie wissen, dass Sie auf eine Nachricht eines Deutschsprachigen Entwicklers wie etwa Malte Steiner antworten, sollten Sie das auf Englisch tun. Die Nachrichten in der Liste sind für alle bestimmt und sollten also auch für alle verständlich sein. Nehmen wir an, Sie suchen eine Antwort zu einem bestimmten Programm und sehen, dass jemand Ihre Frage bereits gestellt und von einem Experten beantwortet bekommen hat. Sie wären wahrscheinlich nicht sehr erbaut, wenn sich herausstellen würde, dass der Experte auf die Frage eines brasilianischen Nutzers auf Portugiesisch geantwortet hätte. Achten Sie auch darauf, dass Sie an die Liste auch tatsächlich nur über die Adresse der Liste und nicht etwa an die des Nutzers, dem Sie antworten möchten, schreiben. Über etwaige Unsicherheiten in Ihrem Englisch müssen Sie sich allerdings nicht zu viele Sorgen machen. Etwas zweifelhaftes Englisch ist in der Szene weit verbreitet und wird auch von Muttersprachlern normalerweise höflich toleriert. Allerdings sollten Sie darauf achten, kurz und durchdacht zu formulieren und Sie sollten wenigstens die Interpunktion und die einfachsten Regeln der Englischen Groß/Kleinschreibung beachten. Das gilt natürlich noch viel mehr für das Deutsch-sprachige audio4linux.de . Es gilt in diesem Forum definitiv nicht als „cool“, nur in Kleinbuchstaben und ohne Punkt und Komma zu schreiben. Haben Sie JACK unter Kontrolle und die ersten Schritte in die Linux-AudioCommunity gemacht, wird es Zeit für ein erstes praktisches Projekt. Wir werden im nächsten Kapitel einige Anwendungen installieren und die ersten Schritte in die faszinierende Welt der Soundsoftware für Linux wagen. Ein erstes Projekt: eine analoge Aufnahme auf den Rechner mit Ardour und Audacity (Grundlagen Ardour-Projekte und Bedienungskonzept, analoge Quellen an die Soundkarte anschließen, Grundlagen Schnitt und Bearbeitung, Grundlagen PlugIns, Audioformate und Exportfunktion, Offline-Effekte mit Audacity, CD-Brennen und Multimedia-Codecs) ca.: 15 Seiten, 10 Abbildungen, 4 Tipps, 5 Begriffe Ob die Raritäten aus der LP-Sammlung oder die geliebte Hörspielkassette der lieben Kleinen: in fast jedem Haushalt finden sich analoge Audioaufnahmen, die man gern auf dem Computer hätte. Die Harddiskrecorder-Suite Ardour2 eignet sich perfekt für das Heben analoger Audioschätze. Außerdem ist das einfache Aufnehmen fertig produzierter Musik ein sehr guter Einstieg in den Umgang mit Ardour. Musikproduktion ist ein komplexer Vorgang und eine Software, die diesen Vorgang möglich macht, kann selbst nicht sehr viel simpler sein. So hat Ardour leider das Image bekommen, schwer bedienbar und überladen zu sein12 . Indem wir erst einmal einen ganz simplen Job mit Ardour ausführen, arbeiten wir uns Schritt für Schritt an die vielen nützlichen Funktionen dieses großen Programms heran. Sicher sind Wave-Editoren wie Audacity auf den ersten Blick übersichtlicher als Ardour, dafür besitzt Ardour aber einige Fähigkeiten, die Sie in keinem anderen Sound-Editor für Linux finden werden. In Ardour hören Sie jeden Effekt und Filter sofort. Änderungen von Parametern erklingen schon, bevor Sie den Regler des Parameters loslassen. Außerdem können Sie sämtliche Regler mit Hilfe von Kurven automatisieren und von MIDI-fähigen Keyboards und Mischpulten aus fernsteuern. Alle Schnitte und sogar Lösch-Operationen lassen sich auch über Sessiongrenzen hinweg rückgängig machen. Zudem arbeitet Ardour perfekt im Netzwerk des Audioservers Jack. Dank Jack bearbeiten Sie Ihre Aufnahmen auch mit externer Software wie der Mastering-Suite „Jamin“. Ardour begleitet Sie durch den gesamten Arbeitsablauf13 der Audioproduktion 12 Komischerweise hat Open Office Writer nicht das Image, ein übermäßig kompliziertes Programm zu sein. Dabei kommt es sogar mit noch mehr Menüeinträgen und deutlich mehr Knöpfen und Leisten als Ardour daher. Und die Knöpfe sind auch noch Papageien-bunt... 13 Werbefachleute nennen das gern auch „Workflow“. Sie hoffen, dass eine Software, die einen „Workflow“ anbietet, irgendwie moderner und professioneller wirkt als ein Programm, das lediglich einen hausbackenen Arbeitsablauf ermöglicht... 20 EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY21 unter Linux. Auch, wenn Sie rein elektronisch komponieren oder nur Samples mit einem Sequencer triggern, sind Sie gut beraten, die fertigen Stereotracks am Ende in Ardour zu mastern und zu einem Album zusammenzustellen. Um diesen letzten Schritt geht es in diesem ersten praktischen Workshop. Nicht, weil wir Sie mit einem kafkaesk rückwärts laufenden Arbeitsablauf verwirren möchten, sondern weil die einzelnen Arbeitsschritte auch einzeln funktionieren und weil in unserem Fall der letzte Schritt der einfachste ist. Damit macht er auch Einsteigern am schnellsten Spass und Spass sollen Sie haben. Grundlagen schaffen Installieren Sie Ardour wie üblich mit dem Paketmanager. Die aktuelle Generation 2 von Ardour ist allgemein so ausgereift, dass eigentlich alle verfügbare Versionen in verschiedenen Distributions-Repositorien zumindest für dieses Kapitel gut geeignet sind. In 2011 sollte auch die neue Generation von Ardour mit der Versionsnummer 3 stabil verfügbar sein. Im wesentlichen lassen sich unsere Anleitungen auch in Ardour3 nachvollziehen. Einige Bedienelemente, darunter ganz besonders der Dialog zum Verbinden von Audioports, werden etwas anders aussehen, als hier beschrieben. Prinzipiell wird aber auch Ardour3 genau das gleiche tun wie das, was wir hier für Ardour2 beschreiben, nur etwas eleganter und noch flexibler. Nach der Installation starten Sie zunächst Jack mit Qjackctl. Für die Aufnahme und Bearbeitung fertig produzierter Musik benötigen Sie keine sehr niedrige Latenz. Sie können also den Wert für Frames/Periode höher wählen und damit für ein noch solideres Fundament sorgen, was besonders für die Arbeit mit dem Masteringwerkzeug Jamin eine gute Idee ist. Sollten Sie auch vor der Basiseinrichtung für Echtzeitaudio zurückschrecken oder sollte Jack mit Echtzeitoption bei Ihnen nicht richtig funktionieren, schalten Sie die Echtzeitoption ab und setzen Sie Frames/Periode auf 1024. Ardour wird sich darüber nicht beklagen, es läuft ganz normal. Nur, wenn Sie versuchen sollten, mit Ihren LPs mitzusingen, werden Sie dann bemerken, dass Ihre Gesangsspur nicht so synchron aufgenommen wird, wie Sie beim Singen gehofft haben ;-) EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY22 Tipp: Soundkarte an analoge Klangquellen anschließen Prinzipiell lässt sich eine Soundkarte wie ein Cassetten-Deck in einer klassischen Stereoanlage verwenden. Schließen Sie den Line-Ausgang an den Play-Eingang und den Line-Eingang der Soundkarte an die Buchsen für Record an. Ein Mixer stellt eine schon fortgeschrittenere Möglichkeit für den Anschluss Ihrer Soundkarte an analoge Klangquellen und Verstärker dar. Möchten Sie selbst auch Musik machen, ist ein guter Mixer sowieso kaum verzichtbar. Selbst kleine Geräte für um die 100 Euro haben oft bessere Mikrofon-Vorverstärker an Bord als manches 400-Euro Soundinterface. Wer wirklich nur LPs auf die Festplatte bringen möchte, sollte sich nach einem Standalone-Phonovorverstärker umsehen. Solche Geräte sind im Fachhandel ab ca 50 Euro zu haben. Der Ausgang dieses Vorverstärkers kommt dann an den Lineeingang der Soundkarte und der Ausgang der Soundkarte an eine beliebige Verstärkeranlage. Ob das dann ein Paar Desktoplautsprecher für 20 Euro oder ein Röhrenverstärker mit angeschlossenen Wilson-Lautsprechern für 80.000 Euro ist, bleibt ganz Ihrem Geschmack überlassen ;-) Schließen Sie einen Computer an eine Stereoanlage oder ein Studio-Monitorsystem an, können so genannte Brummschleifen entstehen, die sich als sehr unschönes, sonores Brummen bemerbar machen. Der Grund ist meist, dass die Audioanlage an einem Stromkreis in der Nähe hängt, der Rechner aber via Netzwerkkabel eine galvanische Verbindung mit einem anderen Stromkreis bekommt. Zur Lösung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. die schlechteste ist sicherlich, die Schutzkontakte am Stecker der Zuleitung des Rechners abzukleben. Der Autor hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, von einer Gitarre, die an ein so behandeltes System angeschlossen war, deutlich spürbare Stromschläge zu bekommen. Deutlich besser weil sicherer ist ein Kabel von der Stromversorgung der Audioanlage zum DSL-Router. Das Brummen verschwindet, wenn alle beteiligten Geräte an einem Stromkreis hängen. Das muss dann nicht unbedingt die gleiche Wandsteckdose sein. Meist hängen mehrere Stechdosen an einem Kreis, es kann also auch eine Steckdose in der Nähe des Routers zum gleichen Kreis wie die Stromversorgung der Audioanlage gehören. Eine andere Möglichkeit stellt eine so genannte Direct Injection Box dar. Schließen Sie die Audioanschlüsse Ihres Rechners über DI-Boxen an die Audioanlage an, verschwindet das Brummen, weil DI-Boxen die Signale ohne galvanische Verbindung übertragen. Allerdings sind gute DI-Boxen nicht billig. Ab 50 Euro pro Kanal müssen Sie bei dieser Variante investieren, wenn Sie Boxen wollen, die Ihr Signal auch wirklich fehlerfrei über- Das 30 Eutragen. ro billige und unter Linux fehlerlos unterstützte USB-Interface UCA200 von Behringer lässt sich 1:1 wie ein Cassettendeck verwenden. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY23 Läuft Jack mit sicheren Einstellungen, zeigt Ardour beim Start zunächst einen Assistenten an, mit dem Sie ein bestehendes Projekt öffnen oder ein neues erzeugen. Ardour-Projekte sind Verzeichnisse, in denen das Programm vor allem Audiodateien und die XML-Beschreibungen Ihrer Bearbeitungen ablegt. Ardour arbeitet komplett nicht-destruktiv – kürzen oder löschen Sie eine Aufnahme in Ardours Editor, bearbeitet Ardour nicht die zugehörige Audiodatei, sondern lediglich die XML-Projektdatei. Ist das Projekt geöffnet, präsentiert sich Ardour als traditionelle Audio Workstation. Links oben finden Sie ein Bedienfeld, das sich an den Transportkontrollen klassischer Tonbandmaschinen anlehnt und damit weitgehend selbsterklärend ist. In der Leiste links darunter wählen Sie verschiedene Werkzeugmodi für den Mauscursor. Im Editorbereich darunter sind die Spuren aufgelistet. Hier zeigt Ardour Ihre Aufnahmen als traditionelle Wave-Grafen an, die in Ardour „Regionen“ heissen. Schnitte und sonstige Bearbeitungen finden an diesen Regionen statt. Jede Spur besitzt im Kopfbereich links diverse Schalter, von denen der rote Aufnahmeknopf und der Schalter „a“ für die Automatisierungsspuren am wichtigsten sind. Spuren lassen sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal nach Belieben vergrößern. Die Zoom-Werkzeuge finden Sie links unten. Wie viele andere Aktionen lässt sich aber auch die Lupe mit Tastaturkommandos und Mausaktionen bequemer bedienen als mit Klicks in der Oberfläche. Drücken Sie STRG und drehen Sie am Mausrad und alles wird horizontal vergrößert oder verkleinert. Zeigen Sie auf eine Spur, drücken Sie UMSCHALT und drehen Sie am Mausrad und die Spur wird höher oder niedriger. In Kombination mit der Fähigkeit, Wave-Grafen auch logarithmisch und gleichgerichtet darzustellen, bietet Ardour damit auch für die kniffeligsten Operationen an Sounddateien eine komfortable Arbeitsumgebung. Ein weiterer großer Pluspunkt für Ardour ist seine Exportabteilung. Wählen Sie aus dem Menü „Projekt/Export/Exportiere Projekt als Audiodatei“, präsentiert Ardour einen Dialog, in dem praktisch jede relevante Umrechnungen für Audiodateiformate im Angebot ist. Exportieren lassen sich auch einzelne Abschnitte und Spuren eines Projekts in die Regionenliste rechts vom Editorfenster. Wählen Sie mit dem Bereichswerkzeug einen Teil einer Aufnahme und wählen Sie nach Rechtsklick auf den Bereich „Bereich als neue Region Post Mixer“. Ardour legt für den Bereich eine neue Region an, berechnet alle Mixer-Einstellungen und Plugins mit und vergisst auch Automatisierungen nicht. Anschließend legt es die neue, dauerhaft bearbeitete Version des Abschnitts an die Stelle, die Sie markiert hatten. Das entspricht in etwa dem Destruktivmodus von MAGIX Samplitude, ist aber sicherer, weil es mit Kopien aus dem Material der Originaldatei arbeitet. Das Originalmaterial bleibt in der ursprünglichen Region erhalten, die allerdings entsprechend kürzer dargestellt wird. Diese gekürzte Originalregion lässt sich mit dem Objektwerkzeug wieder aufziehen. Ardour verbindet damit eine aus traditionellen, destruktiven Editoren bekannte Arbeitsweise mit den Vorzügen seines nicht-destruktiven Schnittlistenkonzepts. Wer bereits Erfahrungen mit Programmen wie Steinbergs NUENDO oder Magix Samplitude machen konnte, wird sich in Ardour schnell zurechtfinden. Nun ist Musikproduktion und Bearbeitung eine komplexe Aufgabe und Profis schätzen es überhaupt nicht, wenn eine Software auf benötigtes Spezialwerkzeug verzichtet, damit es für Einsteiger einfacher aussieht. Zur Lösung dieses Dilemmas hat sich ein pragmatischer Ansatz eingebürgert, den auch die Ardour-Entwickler umsetzen. Das Programm bietet alle verfügbaren Operationen in leicht verständlichen Menüs an, die mit Rechtsklick oder im Hauptmenü EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY24 erreichbar sind. Aufnahmen aus den Menüs heraus zu bearbeiten ist umständlich und zeitraubend, sollte aber auch für Einsteiger machbar sein. Für Profis bietet Ardour die gleichen Operationen parallel dazu als Tastaturkommandos an. Möchten Sie eine Region teilen, markieren Sie diese mit Linksklick, stellen Sie den Arbeitspunktmodus in der Menüleiste direkt über dem Editor von „Maus“ auf „Positionszeiger“, öffnen das Menü „Bearbeiten“ und wählen „Teilen (Split)“. Als Profi haben Sie es leichter: lassen Sie den Arbeitspunktmodus in seiner Voreinstellung „Maus“, markieren Sie die Region mit Linksklick, halten Sie den Mauscursor über die Stelle, an der Sie schneiden möchten und drücken Sie das „S“ auf der Tastatur. In ähnlicher Weise bearbeiten Sie in Ardour fast alles, was sich sinnvollerweise mit einem Druck auf die Tastatur erledigen lässt. Diese und andere Tricks sehen wir uns jetzt in der Schritt-für-Schritt-Anleitung an. Aufnahme und Schnitt 1. Schließen Sie zunächst Ihr Abspielgerät wie im Kasten beschrieben an die Soundkarte an. Starten Sie Jack mit Qjackctl und anschließend Ardour. In dem Assistenten vergeben Sie einen Namen für Ihr Projekt und drücken auf OK. Im nun geöffneten Fenster von Ardour führen Sie einen Rechtsklick direkt unter dem Kopf der Spur „master“ aus und fügen 2 Stereospuren hinzu. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY25 2. Überprüfen Sie durch Aufruf von Menü/Fenster/Verbindungen, ob die Spur „Audio 1“ mit den ersten 2 capture-ports von Jack verbunden ist. Drücken Sie Umschalt+E um das Mixerpanel für die aktive Spur einzublenden. 3. Klicken Sie auf den Kopfbereich der Spur „Audio 1“, bewegen die Maus in den Editierbereich der Spur und drehen Sie am Mausrad, während Sie die Umschalttaste gedrückt halten. Die Spur ist jetzt aktiv und Sie können mit dem Mausrad ihre Höhe nach Bedarf einstellen. Da wir eine 20 Jahre alte Rundfunkaufnahme von Kassette retten möchten, klicken wir auf den Spurnamen und geben der Spur den neuen Namen „paro1990-a“. Jetzt starten Sie den Plattenspieler (oder wie wir das Kassettendeck) und schalten durch Klick auf den roten Knopf im Kopfbereich der Spur die Aufnahmen scharf. Die Eingangsanzeige sollte das eingehende Signal anzeigen. 4. Stellen Sie das Eingangssignal mit dem Mixer Ihrer Soundkarte so ein, dass es sich im Bereich um die -3db einpegelt und auf gar keinen Fall den roten Bereich über 0db erreicht. Ein Klick auf den roten Aufnahmeknopf in der Transportkontrolle links oben und anschließender Klick auf das dreieckige Play-Symbol startet die Aufnahme. Ardour kann so lange aufnehmen, bis die Festplatte voll ist und es geht mit einer 2 Stunden langen Aufnahme genauso effizient um, wie mit einer 2 Minuten langen. Sie brauchen also die Aufnahme nicht unbedingt beim Umdrehen der LP anzuhalten. Zum Beenden der Aufnahme klicken Sie auf den viereckigen Stop-Knopf in der Transportkontrolle und sichern die Session mit STRG+S. Durch Linksklick in die schwarze Timecode-Zeile ganz oben über dem Editor lässt sich der rote Play-Cursor im Projekt bewegen. Hören Sie in Ihre Aufnahme hinein und entscheiden Sie, ob Sie mit dem Material bereits zufrieden sind. Ist das der Fall, regln Sie die Master-Lautstärke so, dass die Anzeigesich möglichst nahe aber niemals über der 0db-Marke bewegt und springen Sie gleich zu Punkt 10. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY26 5. Klang und Lautheit der Aufnahme lassen sich in Ardour mit Hilfe von Plugins sehr weitgehend aufbessern14 . Wenn Sie diese Effekte vorsichtig einsetzen, können Sie durchaus Resultate erzielen, die es auf offiziellen CD-Veröffentlichungen klassischer LPs nicht in gleicher Qualität zu kaufen gibt. Plugins im Format LADSPA und LV215 fügen Sie in eine Spur ein, indem Sie zunächst einen Rechtsklick auf den schwarzen Kasten unter dem Lautstärkeregler im Kanalzug ausführen und „Plugin auswählen/Alle Plugins“ wählen. Da wir eine komplette LP bearbeiten möchten, fügen wir die Effekte in den Kanalzug des Master-Kanals ein. 6. In Ardours Pluginmanager wählen Sie den Effekt Ihrer Wahl in 3 Schritten. Tippen Sie in die Filterzeile unter der Liste ein paar Zeichen aus dem Namen des Plugins, dass Sie suchen. Die Plugins haben fast immer einen sinnvollen englischen Namen. So finden Sie ein Equalizermodul immer mit der Zeichenkette „eq“, Kompressoren mit „comp“ oder „dynam“. Wir wählen zunächst den 10-Band Equalizer „Multiband Equalizer“ von Steve Harris und drücken dann auf „Hinzufügen“. Anschließend brauchen wir noch einen Kompressor zum Verbessern der Lautheit unser Aufnahme. Die australische Musikproduktions-Firma Invada Records bietet dankenswerterweise eine Reihe exzellenter freier Plugins im LV2-Format an. Ist die Invada-Sammlung bei Ihnen noch nicht installiert, sollten Sie das jetzt nachholen. Falls die Sammlung für Ihr Linux noch nicht verfügbar sein sollte, sollten Sie darüber nachdenken, auf Ubuntu, Open Suse oder eine andere modernere Distribution umzusteigen oder Sie verwenden den ebenfalls sehr guten LADSPA-Kompressor SC4. Der Invada Stereo Kompressor 14 Im Gegensatz zu vielen anderen HD-Recordern besitzt Ardours Mixer außer dem Lautstärkeund dem Panoramaregler keinerlei Einstellwerkzeuge für den Mixerkanal. All diese Funktionen setzen Sie über optionale Plugins um. Das hat den Vorteil, dass Sie für eine perfekte Aufnahme auch keinen Equalizer in den Kanal laden müssen, der bei den anderen Standardmäßig immer dabei ist. 15 Die Spezialversion ArdourVST unterstützt unter Linux auch die Windows-DLL-Dateien von VSTEffekten. Unter MacOSX lassen sich auch AudioUnit-Plugins in Ardour laden. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY27 stellt allerdings das Komfortabelste dar, was man auf diesem Gebiet unter Linux zur Zeit finden kann. Auch diesen fügen wir hinzu und klicken abschließend „Plugins einfügen“. 7. Die Module zeigt Ardour zunächst nur als kleinen Eintrag im Kasten unter dem Kanalzug. Ihre grafische Oberfläche öffnen Sie mit Doppelklick auf diesen Eintrag. Bei den Einstellungen gilt: „Erlaubt ist, was gefällt.“ Wichtig sind vor allem folgende Regler: Am Kompressor erhält man mit höherem Wert für „Attack“ mehr Dynamik und Lebendigkeit, mit niedrigeren Werten erreicht man mehr Druck und Gesamtlautstärke. Threshold und Ratio sollten bei HiFi-Restauration eher auf mittleren Werten stehen, „Makeup Gain“ schließlich dreht die Lautstärke auf. Am Equalizer ist es sinnvoll, die Regler nur zum Absenken unerwünschter Frequenzen zu nutzen. Solche Module sind generell besser im Dämpfen als im Verstärken. Möchte Sie die Höhen etwas aufdrehen, sollten Sie also die unteren Mitten absenken, der Kompressor sorgt dann dafür, dass die Höhen bei gleichbleibender Gesamtlautstärke lauter wirken. Stellen Sie alles so ein, wie es Ihnen gefällt. Jede Reglerbewegung bringt Ardours Echtzeitengine sofort zu Gehör. Achten Sie aber darauf, dass das Signal absolut gar nicht in den Bereich über 0db ausschlägt. Kommt das doch einmal vor, schaltet die db-Anzeige im Mixerzug direkt über dem Regler rechts auf Rot um. Ein Klick auf diesen roten Knopf setzt diese Anzeige zurück. Stellen Sie die Lautstärke und die Plugins etwas vorsichtiger ein und probieren Sie, ob an der gleichen Stelle wieder ein Ausschlag ins Rote geschieht. 8. Natürlich sind auch auf einer LP nicht alle Stücke genau gleich. Möchten Sie Equalizer oder Kompressoreinstellungen im Laufe der Aufnahme gezielt an EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY28 bestimmte Stellen anpassen, nutzen Sie die Automationsfunktion von Ardour. Mit dieser Funktion lassen sich auch einzelne Lautstärkespitzen gezielt absenken. Ein Klick auf das kleine „a“ im Spurkopf öffnet das Menü der verfügbaren Automatisierungsspuren. 9. Auf diesen Spuren lassen sich Werte für den jeweils gewählten Regler in einer Kurve eintragen. Das Mauswerkzeug Bearbeiten wechselt automatisch auf ein Fadenkreuz, sobald Sie den Zeiger in die Automatisierungsspur bewegen, ein Linksklick fügt Knotenpunkte in die Linie ein. An diesen winzigen Vierecken kann die Kurve die Richtung ändern. Gehen Sie mit dem Mauszeiger über einen der Knotenpunkte, lässt sich der Punkt mit gedrücktem Linksklick einfangen und bewegen. Um die Kurve zu aktivieren, wählen Sie im Kopf der Automatisierungsspur statt „Manuell“ „Wiedergabe“. Der entsprechende Regler folgt dann der Kurve wie von Geisterhand gezogen. Aktivieren Sie „Schreiben“ oder „Ändern“ , erzeugt Ardour die Knotenpunkte, sobald Sie den gewählten Regler beim Abspielen betätigen16 . 10. Trennen Sie die einzelnen Stück der LP, indem Sie den Mauszeiger über die Stelle zwischen zwei Songs halten und die Taste „S“ (für „Split“) drücken. Dabei kann nicht viel schief gehen. Schneiden Sie einmal unbeabsichtigt an einer falschen Stelle, korrigieren Sie das einfach, indem Sie mit STRG+Mausrad hineinzoomen und an dem farbigen Streifen unten den Mauszeiger setzen, sodass sich dieser in einen Pfeil nach rechts und links verwandelt. Mit gehaltenem Linksklick ziehen Sie jetzt an der Kante der Region, bis diese genau so lang ist, wie Sie es haben wollen. Dank der zweiten Spur haben Sie auch die Möglichkeit, die Stücke in eine andere Reihenfolge zu bringen oder Songs aus anderen Aufnahmen zu einer eigenen Compilation zusammenzufügen. 16 Natürlich bietet Ardour noch ein ganze Reihe weiterer Möglichkeiten für die Automatisierung wie eine einfache Inline-Lautstärkekurve, Crossfades, Tempo-Automation und anderes – wir werden uns später noch deutlich ausführlicher mit diesem Thema befassen. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY29 11. Ist alles in der richtigen Reihenfolge und sorgfältig zurechtgeschnitten, wird es Zeit für die überlegene Exportfunktion von Ardour. Zunächst wählen Sie alle Regionen im Projekt aus und erzeugen durch Rechtsklick auf eine Region und „Bereichsmarker einfügen“ einzelne Bereiche für jeden Song/Region. 12. Jetzt rufen Sie Exportfunktion aus dem Menü „Projekt“ links oben unter „Exportieren/Export Range Markers to multiple Audiofiles“ auf. Die Aufnahmen müssen für CD mit 44.1KHz und 16bit angelegt werden. Außer bei Kassettenaufnahmen empfiehlt sich ein Dithering mit Shaped Noise. Ardour legt die Dateien unter den Namen der Bereichsmarker im Verzeichnis „export“ im Projektverzeichnis an. Möchten Sie Dateien unter dem Songnamen mit Nummerierung, ändern Sie den Regionenenamen nach Rechtslick auf die Region „Umbenennen“, bevor Sie die Bereichsmarker anlegen (Schritt 11.). In unserem Falle würde dann aus „paro1990_b-1.8“ „paro1990_b-1_8_henry_rollins_bandfollowed_around“. Während des Exports suspendiert Ardour das Jacknetz, sie sollten Jack in dieser Phase nicht benutzen. Die fertigen Dateien lassen sich mit K3b oder Brasero direkt auf CD brennen oder mit oggenc in OG-Vorbis Dateien umwandeln. Variante: Klangverbesserung mit Jamin Erscheint Ihnen der Umgang mit Plugins zu umständlich, können Sie auch die integrierte Masteringsuite Jamin zur Politur Ihrer Aufnahmen verwenden. Jamin läuft als eigenständiges Programm im Jack-Netzwerk, es bietet einen 3-Band Kompressor, Limiter und einen grafischen Equalizer. Deren Einstellungen lassen sich in so genannten Scenes speichern. So lassen sich auf einzelne Stücke aus der Aufnahme abgestimmte Einstellungen per Mausklick umschalten. Wenn Sie diese methode bevorzugen, sollten Sie entweder keine weitere Plugins in das Projekt einfügen oder mit solchen Zusatzeffekten äußerst vorsichtig umgehen. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY30 1. Ist die Aufnahme im Kasten, starten Sie die Mastering-Suite Jamin und klicken Sie im Mixerpanel des Masterkanals auf „Ausgang/Bearbeiten“. Entfernen Sie die Ausgänge des Masterkanals und wählen aus den Karteireitern rechts statt dessen die Eingänge von Jamin. Der Masterkanal von Ardour geht jetzt bearbeitet von Jamin an die Soundkarte, so dass Sie jede Änderung in Jamin sofort hören können. Verfahren Sie genauso mit dem Eingang von „Audio 2“ dort entfernen Sie die capture ports und ersetzen diese durch die Ausgänge von Jamin. 2. Spielen Sie jetzt die Aufnahme ab und stellen Sie Jamin so ein, wie sie sich den Sound Ihrer CD vorstellen. Jamin besitzt einen so genannten „Brickwall Limiter“. Dieser verhindert sicher, dass ein Signal über der 0db-Grenze den Ausgang von Jamin verlässt. Egal, wie extrem Sie den Equalizer oder die mehrbandigen Kompressoren einstellen: die gefürchtete digitale Übersteuerung tritt nicht ein. Vorsichtig eingesetzt, eignet sich dieser Mechanismus als brauchbarer Lautmacher, bei Aufnahmen von alten Kassetten kann Jamin wahre Wunder bewirken. Ardour unterstützt auch LADSPA- und LV2Effekte als Plugins – für einen LP zu CD Job ist Jamin aber besser geeignet und bequemer bedienbar als Kombinationen von LADSPA-Effekten. Schalten Sie „Audio 2“ durch Klick auf das „m“ im Spurkopf stumm und aktivieren Sie dann die Aufnahmebereitschaft von „Audio 2“ vergessen Sie nicht, die Aufnahmebereitschaft von „Audio 1“ zu deaktivieren. Die Eingangsanzeige von „Audio 2“ zeigt jetzt den Ausgang von Jamin. EIN ERSTES PROJEKT: EINE ANALOGE AUFNAHME AUF DEN RECHNER MIT ARDOUR UND AUDACITY31 3. Klingt alles perfekt, nehmen Sie das bearbeitete Signal auf die Spur „Audio 2“ auf. Beenden Sie die Aufnahme durch Klick auf die Stoptaste im Transportpanel und deaktivieren Sie den gelben „m“-Schalter im Kopf von „Audio 2“. Ab hier setzen Sie die Digitalisierung Ihrer Aufnahme ab Punkt 10. fort. Kleiner Umweg: Rauschen mindern mit Audacity Endbearbeitung und Ausgabe auf CD 3. Turn your Radio on: ein Audioblog mit Ardour (Dateiverwaltung unter Linux, Dateiformate, Import in Ardour, einfache Aufnahmen vom Mikrofon, Schnitt und Bearbeitung für Fortgeschrittene, Grundlagen Automatisierung) ca.: 15 Seiten, 10 Abbildungen, 3 Tipps, 5 Begriffe Klänge sammeln Viele Audio- und Videoprogramme importieren Dateien nicht in ein zusammenhängendes Verzeichnis sondern legen lediglich Verweise auf in die im Projekt verwendeten Dateien. Die Dateien selbst bleiben, wo sie sind und sobald Sie Ihr Projekt auf einem anderen Rechner aufrufen, sucht die Software die erforderlichen Dateien genau unter dem Pfad, unter dem diese beim Arbeiten am Projekt gelegen haben. Sie müssen also dafür sorgen, dass Ihre Sample-Sammlungen, Videoclips, Presets und anderen gelinkten Daten überall genau unter der gleichen Adresse zu finden sind. 32 3. TURN YOUR RADIO ON: EIN AUDIOBLOG MIT ARDOUR Tipp: Vorsicht bei USB-Speicher Im Zeitalter der mobilen Massespeicher im Kugelschreiber möchten Sie vielleicht Ihre Musikdateien immer dabei haben und so auch auf verschiedenen Rechnern die gleiche Dateisammlung nutzen. Dagegen ist erst einmal nichts zu sagen. Im Gegenteil: eine gute SSD-Festplatte kann in Sachen Geschwindigkeit eine herkömmliche Festplatte durchaus übertreffen und wer als Musiker im Studio und zu Hause an Projekten arbeiten möchte, erspart sich mit mobilem Speicher viel Arbeit. Einige Haken hat die schöne neue Mobilspeicherwelt allerdings. USB-Speicher wird dynamisch eingebunden. Sobald Sie den Speicher am USB-Eingang anschließen, registriert das System automatisch ein neues sda-Massenspeichergerät. Mehr tut es standardmäßig nicht. Haben Sie eine Projektdatei auf der Festplatte des Rechners unter /home/soundmaster und einige Samples, die Sie in dem Projekt benutzen, liegen auf einem USB-Stick, müssen Sie den USB-Stick einbinden, bevor Sie das Projekt starten. Dabei kann es auch noch zu einer weiteren unschönen Überraschung kommen. Der Speicher könnte eine neue Adresse unter /media bekommen. Besonders, wenn Sie mit mehreren USBSpeichern gleichzeitig arbeiten, können unter /media die seltsamsten Unterverzeichnisse entstehen. Normalerweise legt Linux für einen USBSpeicher ein Verzeichnis /media/disk an. Sind mehrere USB-Sticks angeschlossen, beginnt das System durchzunummerieren. Der zweite bekommt dann /media/disk1 und so weiter. Unter diesem neuen Namen findet aber Ihre Projektdatei die Verzeichnisse auf dem Stick nicht. Zu jeder Datei in einem Projekt gehört ein Dateipfad, der bei USB-Speicher immer das Verzeichnis unter /media enthält. Ändert sich der Name dieses Verzeichnisses zum Beispiel von /media/disk2 in /media/disk3 zeigt die alte Pfadangabe in der Projektdatei immer noch auf disk2 und das Programm kann Ihre Samples oder Plugin-Presets nicht finden. Eine Milderung des Problems erreichen Sie, indem Sie dem Gerät beim Partitionieren einen eigenen Namen einbrennen. Meldet sich ein Stick mit so einer individuellen Laufwerksbezeichnug an, bekommt er auch ein Verzeichnis in /media unter diesem Namen. Tipp: Sample-Sammlung mit grafischen Darstellungen Unter Linux lassen sich mit unscheinbar aussehenden KommandozeilenProgrammen erstaunliche Dinge erreichen. Das kleine Skript makewavgraf.sh auf der Buch-DVD erzeugt für jede WAV-Datei in einem Verzeichnis eine gleichnamige PNG-Datei mit der grafischen Darstellung der Schwingung in der WAV-Datei. 33 3. TURN YOUR RADIO ON: EIN AUDIOBLOG MIT ARDOUR Importieren und Schneiden in Ardour Mixen, Effekte und Automatisieren in Ardour Tipp:VST-Effekte mit ArdourVST Für Audiofunktionen hat sich in MSWindows und MacOSX das Format VST von Steinberg/Yamaha fest etabliert, unter MacOSX ist das Format AudioUnit (AU) verbreitet. AU-Plugins lassen sich unter Linux nicht nutzen, VST-Plugins im Windows-Format DLL sind unter Linux mit Hilfe der freien VST-Implementierung Vestige verfügbar. Ardour lässt sich mit Unterstützung für Vestige kompilieren. Die Variante ArdourVST ist auch als fertiges Paket in speziellen Repositorien für die gängigen LinuxDistributionen verfügbar. . 34 4. Let’s Rock: Der erste eigene Song mit Ardour und der Drumsoftware Hydrogen (Jack-Clients mit Ardour synchronisieren und aufnehmen, Umgang mit Hydrogen, virtuelle Gitarrenverstärker, Grundlagen Komponieren mit einem Matrixeditor, Ardours BPM-Raster, Schnitt und Arrangement für Fortgeschrittene, Playlists und Projektverwaltung, Snapshots und Ansichten speichern/nutzen, Grundlagen Mix und Mastering) ca.: 35 Seiten, 25 Abbildungen, 8 Tipps, 5 Begriffe, 2 Extrakästen(Anschluss/Einsatz MIDI-Controller, Eigene Sounds in Hydrogen verwenden) Alles gleichzeitig: mehrere Programme im JACK-Netz Zuerst legen wir ein neues Projekt in Ardour an. Hydrogen und Guitarix starten, einrichten und verkabeln. Hydrogen Drumkits, Matrix-Editor Guitarix Richtig verkabeln und einstellen, Presets, Effekte Recording-Praxis im virtuellen Studio Reihenfolgen, Gitarren, Mikrofone, Mixer, Tricks Effekte richtig nutzen Effektypen und Wirkung, Richtig verschalten, Leistung, Abschnitte konsolidieren, Effekt-Busse 35 4. LET’S ROCK: DER ERSTE EIGENE SONG MIT ARDOUR UND DER DRUMSOFTWARE HYDROGEN36 Importe integrieren Synchronisieren auf Raster, autocut mit Ferret, Geschwindigkeit und Pitch anpassen, Effekte permanent anwenden. Richtig mixen Panorama und Mix für Fortgeschrittene, Fernbedienung via MIDI-Controller, Mastern direkt aus dem Mix jamin und jamin-controller, Leistungsaspekte. Master zurückspielen und Endschnitt. CD-Mastering direkt in Ardour 5. Softwaresynthesizer und Komponieren mit MIDI-Sequencern (Grundlagen ALSA-MIDI und JACK-MIDI, die wichtigsten Sequencer und Synths, Plugins, modulares Arbeiten) ca.: 35 Seiten, 25 Abbildungen, 15 Tipps, 10 Begriffe Integrierter Sequencer LMMS Komponieren mit Rosegarden Audio und MIDI mit Qtractor Der portugiesische Programmierer Rui Nuno Capela hat nicht nur das unverzichtbare Qjackctl geschaffen. Seit ca. 2006 arbeitet er auch an einer kompletten Musikproduktions-Software. Qtractor ist ein klassischer Audio-und MIDISequencer, der sich besonders an die Bedürfnisse von Musikern wendet, die elektronische Musik im Rechner produzieren möchten. Das klingt erst einmal nach einer Variante von LMMS und auch Rosegarden eignet sich für Elektro, Qtractor unterscheidet sich aber von den beiden anderen großen MIDI-Sequencern für Linux in vielen wichtigen Punkten. Qtractor bietet die beste Unterstützung für die Arbeit mit Audio-Spuren, die zur Zeit in einem vollwertigen MIDI-Sequencer für Linux zu finden ist. Weder LMMS noch Rosegarden erlauben so flexibles und präzises Arbeiten mit Audio-Dateien und deshalb wollen wir in diesem Abschnitt auch ein Projekt in Qtractor aufbauen, das diese Fähigkeiten intensiv einsetzt. Auch die MIDI-Fähigkeiten von Qtractor sind sehr gut und werden ebenfalls eine Rolle spielen, in erster Linie geht es aber um eine auf Loopsamples basierende Produktion mit zusätzlichen MIDI-Spuren und nicht um eine MIDIKomposition mit ein paar eingestreuten Samples. Qtractor finden Sie auf dem Live-System und es lässt sich aus den Paketquellen jeder aktuellen Linux-Distribution installieren. Außerdem benötigen Sie für das Projekt die CALF-Plugin-Sammlung. In den vorangegangenen Kapiteln haben wir bereits die LV2-Pakete von CALF kennen gelernt. In Qtractor benötigen wir die DSSI-Variante von CALF. Einige Distributoren bieten diese als einzelnes Paket an, installieren Sie es, falls das bei Ihnen der Fall ist. Die Sample-Dateien 37 5. SOFTWARESYNTHESIZER UND KOMPONIEREN MIT MIDI-SEQUENCERN38 im Projekt finden Sie zusammen mit einer Beispiel-Projektdatei für Qtractor auf der Buch-DVD im Verzeichnis „Beispiele_und_Vorlagen/qtrack“. Kopieren Sie sich dieses Verzeichnis auf Ihre Festplatte oder einen USB-Stick, wenn Sie direkt mit dem Beispiel arbeiten möchten. Möchten Sie lieber an Hand der Anleitung ein eigenes Projekt von Null beginnend aufbauen, kopieren Sie sich nur das Verzeichnis mit den Samples. Natürlich können Sie auch mit eigenen Samples arbeiten. Unser Beispielprojekt läuft mit einer Geschwindigkeit von 120BPM. Loop-Samples, die dazu passen, lassen sich auch im Beispielprojekt von der Buch-DVD verwenden. Qtractor-Projekt aufbauen Schritt für Schritt 1. Führen Sie einen Rechtsklick auf den leeren Bereich links im Fenster aus und wählen Sie „Add Track“ 2. Vergeben Sie einen sinnvollen Namen (bei uns heißt die Spur „drums1“) und wählen Sie „Audio“ als Spurtyp. 3. Damit haben wir zunächst einmal eine Basis für den Aufbau eines Stücks geschaffen. Qtractor ist an Jack angeschlossen und konfiguriert. Speichern Sie das Projekt unter einem Namen, der Ihnen passend scheint. Dazu sollten Sie ein neues Verzeichnis anlegen. Qtractor benutzt zwar genau wie Ardour auch eine Vielzahl von Dateien, um die Projektdaten zu speichern, sorgt aber nicht automatisch dafür, dass diese Dateien nicht quer über die Festplatte verstreut werden. Unser Verzeichnis heißt „qtrack1“. Sie finden es auf der Buch-DVD als tar.gz-Archiv unter „Beispiele_und_Vorlagen“. 5. SOFTWARESYNTHESIZER UND KOMPONIEREN MIT MIDI-SEQUENCERN39 4. Der nächste Schritt fällt eine wichtige Entscheidung. Fügen Sie auf einer Audiospur in Qtractor ein Sample ein, importiert Qtractor Ihre Daten nicht, sondern legt einen Link auf die Sample-Datei. Das bedeutet: Sie müssen selbst dafür sorgen, dass Qtractor diese Datei unter allen Umständen wiederfindet. Auf dem eigenen Rechner ist das erst einmal kein großes Problem, solange man beim Löschen und/oder Verschieben von Verzeichnissen eine gewisse Vorsicht walten lässt. Schwierig wird es immer dann, wenn Sie Samples aus vielen verschiedenen Verzeichnissen nutzen, die in der Dateihierarchie nicht in einem Hauptverzecihnis zusammengefasst sind. Solche komplizierten Strukturen lassen sich nur schwer unter Kontrolle halten. Da sind Fehler vorprogrammiert, besonders, wenn Sie versuchen, Ihre Projekte auf einem anderen Rechner oder in einer neuen Installation auf dem gleichen Rechner zu nutzen. Samples und auch Preset-Dateien und Videoclips sollten Sie immer in einem eigenen Verzeichnis im Home-Verzeichnis zusammenfassen. Da wir für die Buch-DVD ein leicht transportierbares Projekt haben wollen, packen wir die SampleDateien für das Stück direkt in das Projektverzeichnis in das Unterverzeichnis „samples“. Die Dateien zeigt Qtracktor in der Projektbibliothek rechts in seinem Fenster an. Es ist es sinvoll, via Rechtsklick „Groups“ genannte Unterverzeichnisse in der Projektbibliothek anzulegen. 5. Haben Sie die Entscheidung für das Sampleverzeichnis getroffen, ziehen Sie Dateien, die Sie im Projekt benutzen möchten, aus Dolphin in die Projekt-Bibliothek. Die Groups helfen Ihnen, den Überblick zu behalten. Wir ziehen zum Beispiel Schlagzeugsounds in die Gruppe „perc“. 6. Aus der Projekt-Bibliothek ziehen Sie Samples mit gedrücktem Linksklick auf die Audiospur, die wir in Punkt 1 angelegt haben. Ziehen Sie einen Sample-Clip auf einen leeren Bereich des Editors, legt Qtractor automatisch eine neue Spur an. Das funktioniert übrigens auch mit MIDI-Clips. 5. SOFTWARESYNTHESIZER UND KOMPONIEREN MIT MIDI-SEQUENCERN40 7. Nachdem wir so einige Audiospuren angelegt haben, wollen wir beginnen, das zu nutzen, was Qtractor dem mächtigen Ardour voraus hat: wir legen eine MIDI-Spur an.Wieder mit Rechtsklick/New Track im Bereich unter den Spurköpfen der Audiospuren. Auf der ersten Karte des SpurAnleger-Dialogs finden Sie die Konfiguration für die Ein/Ausgänge der Spur. Qtractor sorgt intern für das richtige Routing von MIDI-Signalen, so können Sie diese Einstellungen erst einmal gesetzt lassen. Wir sehen uns später an, was man mit den Ein/Ausgängen außer dem Master-Kanal von Qtractor noch machen kann. 8. Die MIDI-Spur soll einen Bass-Synthesizer steuern. In der Karte „Plugins“ lassen sich mit „Add“ Plugins in den Formaten LADSPA und DSSI einbinden17 . Dabei macht Qtractor übrigens keine Unterschiede zwischen reinen Effekten ohne Klangerzeugung und Synthesizern, die MIDI-Noten als Klänge ausgeben. Ein Synthesizer, der in einer Audiospur eingehängt ist, bekommt zwar keine Noten und bleibt stumm, eine Katastrophe tritt aber bei solchen kleinen Fehltritten nicht ein. Haben Sie einen Synth in einer MIDI-Spur, lassen sich diesem durchaus Effekte hinzufügen, die dann die von Synth erzeugten Klänge manipulieren. Ein sehr brauchbarer SoftwareSynthesizer für Bass ist Krzysztof Foltmans „Monosynth“ aus der CALFSammlung. 9. Sobald Sie das Modul eingeschaltet haben, öffnet Qtractor dessen Bedienoberfläche. Leider steht in Qtractor nur eine einfache Hostoberfläche für das Plugin zur Verfügung. Qtractor ist nicht mit der Oberflächenbibliothek kompatibel, die Monosynth verwendet. Die Lösung dieses Problems wird noch ein Weilchen dauern, da verschiedene Ansätze noch diskutiert 17 Prinzipiell unterstützt Qtractor auch VST-Plugins und LV2. Diese Schnittstellen waren aber bis zum Redaktionsschluss noch nicht stabil. Sind Sie in der glücklichen Lage, eine neuere Version von Qtractor mit VST und LV2 zu benutzen, sollten Sie lieber die bessere LV2-Variante von Monosynth zu nutzen. 5. SOFTWARESYNTHESIZER UND KOMPONIEREN MIT MIDI-SEQUENCERN41 werden18 . Dessen ungeachtet lässt sich Monosynth trotzdem recht gut bedienen. Zuerst sollten Sie rechts oben den Schalter „Activate“ betätigen, damit der Synthesizer hörbar wird. 10. In einer MIDI-Spur lässt sich in Qtractor nicht direkt komponieren. Ähnlich wie auf den Audiospuren Sample-Dateien die eigentlichen Signale enthalten, benutzen wir für MIDI-Noten Clips, die Qtractor auch tatsächlich als MID-Dateien im Projektverzeichnis ablegt. Ein Rechtsklick in der MIDI-Spur öffenet ein Menü, in dem Sie mit „Clip/New“ einen neuen Clip anlegen. 11. Nach dem Anlegen zeigt Qtractor den Clip sofort in seinem PianorollEditor. Klicken Sie auf die Klaviertasten links – ist das Plugin korrekt aktiviert, hören Sie jetzt seinen Klang. Links oben finden Sie die Symbole für die verschiedenen Werkzeuge, die Ihnen hier zur Verfügung stehen. Der Stift rechts aktiviert einen Mausmodus, in dem Sie Noten an der Zeigerposition mit Linksklick und Ziehen einzeichnen. Geraten Sie beim Ziehen in die darüber oder darunterliegende Notenzeile, legt der Stift sofort eine weitere Note an. Kinder haben viel Spass mit diesem Mechanismus: „Soll ich noch eine Treppe reinmachen?“ ;-) 18 DSSI und LV2-Plugins verwenden heute meist das Toolkit GTK für Ihre grafische Oberfläche. Qtractor benutzt aber die ganz andere Oberflächenbibliothek QT. Soll dieses Problem gelöst werden, müssten die Plugins eine ganz eigenständige, allgemein kompatible Methode für ihre Oberfläche verwenden. Wie das genau umzusetzten ist, diskutieren die Entwickler in der Szene noch. 5. SOFTWARESYNTHESIZER UND KOMPONIEREN MIT MIDI-SEQUENCERN42 Damit ist unser Projekt-Gerüst fertig. Weitere Midispuren legen Sie wie gehabt an oder ziehen Sie Clips aus dem MIDI-Karteireiter der Projektbibliothek auf leere Bereiche im Editor. Für so angelegte Spuren müssen Sie wie gehabt ein Synthesizer-Plugin nachträglich einfügen, damit etwas zu hören ist. Alternativ können MIDI-Spuren ihre Noten aber auch an externe Klangerzeuger schicken. Das kann dann ein Softwaresynthesizer-Standalone wie yoshimi sein oder ein Hardwaresynth. Beide verbinden Sie am besten über das MIDI-Panel von Qjackctl mit dem Ausgang von Qtractor. Modular arbeiten mit Seq24, Specimen und CALFSynths 6. Tonfilme: Video-Soundtracks und Musikvideos (Grundlagen Xjadeo, Videotonspur importieren, BPM und Effekte auf Film anpassen, Automatisierung für Fortgeschrittene, Sprechstimmen aufnehmen und Synchronisation, Geräusche importieren und anpassen, Fehler in Originaltönen beseitigen, Dateiformate für Videoton) ca.: 35 Seiten, 20 Abbildungen, 7 Tipps, 8 Begriffe, 2 Extrakästen (Formatkonvertierung mit mencoder und Videotonspur extrahieren, Videoschnittprogramme für Linux) Videoformate, FFMpeg und Xjadeo Aufnehmen, schneiden, tricksen Video + Soundtrack=Film mit Open Movie Editor und Ardour Ein Musikvideo mit KDenlive DVD mastern und Formate für das Web 43 7. Fremde Welten (Installation und Einrichtung, Verbindung zur Mac-Welt, Besonderheiten) ca.: 15 Seiten, 10 Abbildungen, 4 Tipps, 4 Begriffe Ardour und Audacity unter MacOSX Musikprojekte aus Windows-Software nach Linux übernehmen. (Austauschbare Formate, Probleme und Lösungen, Windows in VMWare unter Linux nutzen.) ca.: 10 Seiten, 8 Abbildungen, 4 Tipps, 4 Begriffe 44 Anhang: a: Gebrauchsanweisung Live-DVD incl. Installation ca.: 5 Seiten, 5 Abbildungen, 4 Tipps, 4 Begriffe b: Community für Fortgeschrittene: Bugreports schicken, Übersetzungen und Anleitungen schreiben. ca.: 5 Seiten, 3 Abbildungen Nachwort Na, war doch gar nicht so schlimm... ;-) Die Buch-DVD: Inhalt und Gebrauchsanweisung Die Buch-DVD enthält zwei komplette Linux-Systeme und einen Ordner mit Beispieldateien zu den Anleitungen im Buch. Öffnen Sie die DVD in einem Dateimanager finden Sie folgende Verzeichnisse: Beispiele_und_Vorlagen Hier finden Sie Projektdateien und Beispielmaterial in den folgenden Unterverzeichnissen: • ardour – analog_auf_den_rechner Das ist das Projekt zum Kapitel „Ein erstes Projekt: eine analoge Aufnahme auf den Rechner mit Ardour und Audacity“ – radio Das Projekt zum Kapitel „Turn your Radio on: ein Audioblog mit Ardour“ – thegnu Das Projekt zum Kapitel „Let’s Rock: Der erste eigene Song mit Ardour und der Drumsoftware Hydrogen“ • lmms Unser Beispielprojekt für lmms • qtracs Unser Beispielprojekt für qtractor • rosegarden Unser Beispielprojekt für rosegarden • seq Unser Beispielprojekt für seq24 sowie Patchdateien für specimen und yoshimi • video Die Beispieldateien für die Videoworkshops opensuse Enthält das Installationssystem für Open Suse 11.3. avlinux Enthält das Musiker-Live-System AVLinux Eines der Linux-Systeme auf der DVD ist für den Start als so genanntes LiveSystem eingerichtet. 45 ANHANG: 46 Installation von Linux am Beispiel OpenSuse Diese Beispielanleitung erklärt die Installation von OpenSuse Version 11.3. Neuere Versionen sollten sich prinzipiell gleichartig installieren lassen. Auch LinuxDistributionen wie Ubuntu oder Fedora lassen sich sehr ähnlich installieren. Lediglich die grafisch Oberflächen der Installationsprogramme sehen unterschiedlich aus. Auf den zweiten Blick werden Sie aber feststellen, dass sie im Kern alle das gleiche tun: 1. Zeitzone ermitteln und Nutzerkonto und Passwort einrichten 2. Festplatte für Linux Partitionieren oder vorbereitete Partition auswählen 3. Dateisystem auf der Festplatte anlegen und die Systemdateien hineinkopieren 4. Startprogramm (Bootloader) einrichten und installieren Linux lässt sich immer parallel zu bereits installierten Systemen installieren. Haben Sie bereits ein MSWindows oder ein anderes Linux installiert, wird die Installationssoftware diese anderen Betriebsysteme erkennen und in die Startsoftware integrieren. Damit wählen Sie nach der Linuxinstallation nach dem Anschalten des Rechners bei Bedarf auch ein vorher installiertes Betriebsystem für den Start aus. Die Installation von OpenSuse ist in drei Varianten möglich. Ein sehr schlank gehaltenes Installationsmedium ermöglicht eine Installation via Internet. Des weiteren lässt sich ein Installationsprogramm von der laufenden Live-CD-Sitzung aus aufrufen. Diese Variante entspricht weitgehend der direkten Installation, die wir hier vorstellen. Sie können also diese Anleitung auch von der Live-Sitzung aus nachvollziehen. 1: Beim Start zeigt die OpenSuse-DVD einen kurzen Willkommensgruß und anschließend die Bedienoberfläche seiner Startsoftware GRUB an. Automatisch startet GRUB eine Live-Session nach 20 Sekunden. Zur Installation drücken Sie vor dem Ablauf des Countdown auf die Taste Pfeil-nach-unten. Das aktiviert die Installationsroutine, die GRUB nicht automatisch startet. Sie haben jetzt also alle Zeit der Welt, sich für den nächsten Schritt in der Oberflächen umzuschauen. 2: Ein Druck auf F2 zeigt Ihnen die Sprachauswahl an. Wählen Sie mit den Pfeiltasten Deutsch(oder eine andere Sprache Ihrer Wahl). Dieser Schritt ist sehr ANHANG: 47 wichtig. Startet die Installation auf Englisch, wird es später recht umständlich, die Sprache für alle Systemkomponenten anders einzustellen. 3: Im Startprogramm lassen sich noch weitere Einstellungen vornehmen. In den meisten Fällen sollte das aber nicht erforderlich sein. Lediglich das Menü „Videomodus“, das mit F3 erreichbar ist, könnte für die Besitzer spezieller Bildschirme interessant sein. Sollte OpenSuse nicht automatisch eine für Ihren Bildschirm geeignete Auflösung finden, wählen Sie hier einen brauchbaren Modus per Hand aus. Dieses Menü ist für den Notfall gedacht. Wenn das Bild nicht gerade völlig unbrauchbar ist, sollten Sie eher auf OpenSuses Automatik vertrauen. 4: Mit Druck auf Enter beginnt die Installation. OpenSuse lädt den LinuxKernel und konfiguriert automatisch die Hardware Ihres Rechners. Es bringt Ihre Netzwerkkarte in Gang und startet für die Installation erforderliche Systemdienste. Normalerweise zeigt es dabei lediglich ein Logo und einen wenig aussagekräftigen Fortschrittsbalken. Möchten Sie genauer wissen, wie OpenSuse mit Ihrem Rechner zurechtkommt, drücken Sie etwa 2 Sekunden nach dem Start auf die Taste ESC. Links sehen Sie dann kurze Berichte zu den jeweiligen Arbeitsschritten, rechts zeigt OpenSuse bei Erfolg das Wort „done“(erledigt) in grün oder bei Fehlern „failed“(fehlgeschlagen) oder „missing“(nicht vorhanden) in Rot an. Solange die Fehler nicht sehr häufig auftreten und der Prozess weitergeht, müssen Sie sich an dieser Stelle noch nicht mit den roten Meldungen befassen. Bleibt die Installation in diesem Prozess stehen, sollten Sie sich ANHANG: 48 die letzten ausgegebenen Meldungen notieren. Diese Informationen können für kundige Helfer von unschätzbarem Wert sein. 5: Die folgende Meldung erscheint nur bei Rechnern mit weniger als 1 Gigabyte Hauptspeicher und sie bezieht sich auf die Installation von der laufenden Live-Session aus. Nutzen Sie das Installationsprogramm von der Live-Sitzung aus, sollten Sie an dieser Stelle den eventuell noch laufenden Webbrowser und andere Anwendungen abschalten. In der direkten Installation drücken Sie einfach „Fortfahren“. Allerdings sollten Sie nicht damit rechnen, dass Sie mit weniger als einem Gigabyte RAM ein Hochleistungssystem bekommen. 6: Der erste Schritt der eigentlichen Installation ist die Präsentation der viel diskutierten OpenSuse-Lizenz. Prüfen Sie, ob bei „Tastaturbelegung“ die Sprache Ihrer Wahl ausgewählt ist und korrigieren Sie den Eintrag, falls das nicht der Fall sein sollte. Da OpenSuse 11.2 ausschließlich frei verteilbare Software enthält, brauchen Sie die Lizenz nicht einmal zu bestätigen. Drücken Sie einfach rechts unten auf „Weiter“. <suse112-install06.png> ANHANG: 49 7: Die Zeitzone sollte automatisch auf Mitteleuropa/Deutschland gesetzt sein. Befinden Sie sich in einer anderen Zeitzone, wählen Sie diese durch Klick in die Karte. Ein Klick auf „Weiter“ führt Sie zu dem Schritt der Installation, bei dem die größte Sorgfalt und Vorsicht gefragt ist. <suse112-install07.png> 8: Den Vorschlag für die Partitionierung sollten Sie nur dann annehmen, wenn Sie ganz genau wissen, was Sie tun. Wirklich unkritisch ist die automatische Partitionierung nur dann, wenn Sie auf eine neue, leere Festplatte installieren. LVM – der Logical Volume Manager ist ein praktisches System für Kenner, das Einsteiger ebenfalls nur auf einer neuen, leeren Platte nutzen sollten. Der sicherste Weg zu einer schmerzfreien Installation ist „Partitionsaufbau erstellen“. Wählen Sie diese Variante auch dann, wenn Sie bereits Partitionen für Linux vorbereitet haben. Sie können diese Partitionen im nächsten Schritt für die Installationsdaten auswählen. <suse112-install08.png> ANHANG: 50 9: Wählen Sie im nächsten Schritt eine Ihrer Festplatten aus, partitioniert OpenSuse diese wiederum automatisch. Für die volle Kontrolle wählen Sie „Benutzerdefinierte Partitionierung (für Experten)“. <suse112-install09.png> 10: Das Partitionsswerkzeug des Installers bietet in der Tat ein Vielzahl von Möglichkeiten für Experten. Partitionen lassen sich verschlüsseln und Sie können auf Raid- und Netzwerksysteme zugreifen. Für unsere klassische Installation wählen wir in der Baumstruktur links „Festplatten/sda“ aus. Das ist der direkte Zugriff auf die erste im Rechner eingebaute Standard-Festplatte. Eine zweite Platte würde „sdb“ heißen. Ob die Platten im Rechner an einem SATAAnschluss stecken oder als USB-Laufwerk angeschlossen sind, wird nicht besonders unterschieden. Klicken Sie auf die Festplatte, die Sie verwenden möchten und überprüfen Sie, ob rechts die Größe und eventuell schon vorhandene Partitionen korrekt angezeigt werden. <suse112-install10.png> ANHANG: 51 11: Halblinks unten finden Sie die Schalter für die verfügbaren Aktionen. Die wichtigsten sind „Hinzufügen“ und „Bearbeiten“. Bietet die Festplatte ausreichend unpartitionierten Speicher, legen Sie eine neue Partition durch Klick auf „Hinzufügen“ an. Auf einer leeren Festplatte legen Sie zuerst eine primäre Partition an. <suse112-install11.png> 12: Die Partition für das Systemverzeichnis / sollte für einen richtigen Betrieb wenigstens 10 Gigabyte groß sein. Hier installieren Sie später alle Programme, die Sie über die Vorauswahl von OpenSuse hinaus nutzen möchten. Auf der Systempartition sollte wenigstens doppelt so viel Platz sein, wie für die ca. 3 Gigabyte der Basisinstallation unbedingt erforderlich ist. <suse112install13.png> ANHANG: 52 13: Ein Klick auf „Weiter“ führt zur Konfiguration der Partition. Dieses Werkzeug bekommen Sie auch angezeigt, wenn Sie statt „Hinzufügen“ im Hauptfenster des Partitionierers eine bestehende Partition auswählen und „Bearbeiten“ klicken. Hier legen Sie fest, wie die Partition genutzt werden soll. Oben wählen Sie einen Dateisystemtyp, in dem die Partition formatiert wird. Die Auswahl ist groß. Empfehlenswert, weil sicher unterstützt, sind die Dateisystemtypen Ext3 und Ext4. OpenSuse verwendet standardmäßig das neuere, schnellere Ext4, funktioniert aber auch auf Ext3 sehr gut. Haben Sie dieses Werkzeug durch Klick auf ‘"Bearbeiten“ für eine bestehende Partition aufgerufen, können Sie hier auch die Formatierung abwählen. Dazu muss diese Partition aber bereits in einem Linuxtauglichen Dateisystemtyp (normalerweise Ext oder Reiser) formatiert sein. Auch der Punkt unten ist sehr wichtig. Unter „Einhängeoptionen“ legen Sie fest, für welche Daten Ihrer Installation die Partition verwendet werden soll. Wir wählen das Wurzelverzeichnis / für das zur Installation in jedem Fall ein Speicherort festgelegt sein muss. Ein Klick auf „Beenden“ speichert die Einstellungen für die Partition, führt aber noch nichts aus. Ist Ihnen ein Fehler unterlaufen oder möchten Sie doch anders Partitionieren, lassen sich diese Einstellungen auch nach „Beenden“ noch löschen oder ändern. <suse112install14.png> 14: Prinzipiell ist Ihre Festplatte jetzt bereit für die Installation. Wir sollten aber noch mindestens eine kleine Partition für den Auslagerungsspeicher anlegen. Auf Rechnern mit sehr viel Arbeitsspeicher ist eine Swap-Partition ANHANG: 53 zwar nicht unbedingt erforderlich, es kann aber vorkommen, dass bei sehr speicherhungrigen Operationen Swap als letzte Reserve nützlich werden kann. <suse112-install15.png> 15: Klicken Sie auf „Hinzufügen“ und legen Sie eine weitere Partition mit 1-2 Gigabyte Größe an. Nach Klick auf „Weiter“ wählen Sie als Dateisystem aus der Aufklappliste oben „Swap“. Der Einhängpunkt wird dabei automatisch auf swap gelegt. <suse112-install16.png> 16: Mit einer Partition für / und einer für swap lässt sich Linux installieren. Wir haben nur 6 Gigabyte für / angelegt, für einen Test ist das OK, ein Produktivsystem sollte wenigstens 10 Gigabyte bekommen. Haben Sie ausreichend Speicherplatz zur Verfügung, empfiehlt es sich, eine weitere Partition für /home anzulegen. Der Vorgang ist der gleiche wie für die /-Partition in den Schritten 11 bis 14 beschrieben. Als Dateisystem empfiehlt sich ebenfalls Ext oder Reiser. Die Größe dieser Partition ist nach oben offen, sie soll schließlich alle Ihre Nutzerdaten enthalten. Ein Klick auf „Weiter“ führt zu einem weiteren wichtigen Schritt. <suse112-install17.png> ANHANG: 54 17: Das zu Recht viel gerühmte Sicherheitskonzept von Linux hängt stark von der Nutzerverwaltung ab. In diesem Schritt legen wir einen einfachen Normalnutzer an. Dieser stellt Ihre Identität als Anwender dar. Für den Administrator hat OpenSuse bereits den allmächtigen Nutzer namens „root“ angelegt. Für den Normalnutzer tragen wir zunächst Vorname und Nachname ein. OpenSuse schlägt als Kontonamen den Vornamen vor, Sie können aber auch einen beliebigen anderen Namen eintragen. Ihr Normalnutzerkonto muss einen einfachen Namen in Kleinbuchstaben haben, einen führenden Großbuchstaben sollten Sie genauso vermeiden wie Umlaute und Leerzeichen. Vermeiden Sie unbedingt das Wort „linux“ als Nutzernamen! OpenSuses Live-System verwendet diesen Namen und versagt ohne Hinweis dabei, das in der nächsten Zeile anzugebende neue Passwort für den Nutzernamen linux einzutragen. Sind Sie der einzige Nutzer Ihres Rechners, können Sie die Felder „Passwort für den Systemadministrator“ und „Automatisch anmelden“ aktiv lassen. Bedenken Sie aber, dass das Passwort, das Sie hier angeben, stark genug für einen root-Account sein muss. Der Installer warnt Sie vor einer zu schwachen Wahl. Diese Warnungen sollten Sie unbedingt ernst nehmen. Ihr Passwort sollte kleine und große Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen wie Striche und Klammern enthalten. Im Artikel SSicher ist Sicherïn diesem Heft finden Sie weitere Tipps für ein sicheres Passwort. <suse112-install18.png> 18: Der folgende Bildschirm zeigt Ihnen an, was Sie für die Installation festgelegt haben. Alle unterstrichenen, grünen Einträge der Liste lassen sich anklicken und daraufhin ändern. Sind Sie mit einem der Punkte nicht zufrieden, ANHANG: 55 ändern Sie die Einstellungen so nachträglich. Ist auf dem Rechner bereits ein anderes Betriebsystem installiert, muss es in der Liste „Systemstart“ unter „Abschnitte“ aufgeführt sein. Ist das nicht der Fall, sollten Sie diesen Punkt noch einmal anklicken und damit die Erkennung noch einmal starten. Bereits bestehende Betriebssysteme auf dem Rechner können Sie nach der Installation beim Rechnerstart auswählen. So betreiben Sie ohne weiteres OpenSuse auch neben einer bestehenden MS-Windows-Installation. <suse112-install19.png> 19: Bis hierhin hat der Installer lediglich Ihre Anweisungen eingesammelt aber nichts ausgeführt. Erst ein Klick auf „Installieren“ rechts unten bringt diesen Dialog, den Sie mit „Installieren“ bestätigen müssen. Dann beginnt die Installation, die sich kaum ohne Probleme abbrechen lässt. Es sollte jetzt also wirklich alles klar sein. <suse112-install20.png> 20: Das ist der richtige Moment für die berühmte Tasse Heißgetränk. Je nach Systemleistung kann der Installationsvorgang 10 bis 30 Minuten in Anspruch nehmen. Die Installationsmethode ist denkbar einfach: erst kopiert OpenSuse das laufende System auf die ausgewählte Festplatte, dann konfiguriert es das System gemäß der von Ihnen vorgenommenen Einstellungen. Ausserdem startet der Installer einige Systemdienste, die in der Installer-Sitzung nicht aktiv sind. <suse112-install21.png> ANHANG: 56 21: Ist die Installation reibungslos durchgelaufen, löst der Installer einen Neustart des Rechners aus. Die Installations-DVD wirft er vorher aus. Sollte die DVD oder CD im Laufwerk bleiben, wählen Sie beim Start „Starten von Festplatte“. <suse112-install22.png> 22: Die automatische Anmeldung führt Sie auf den KDE4-Desktop. Öffnen Sie das Menü links unten und entdecken Sie Ihr neues System! <suse112install23.png> ANHANG: 57 Linux-Audio Software Überblick Da dieses Buch Linux Audio an Hand praktischer Beispiele erklärt, enthält es bis hierher auch nur die Software, die wir in den Beispielen verwendeten. Hier möchten wir Ihnen einen allgemeineren Überblick über die für Musiker unter Linux verfügbare Software geben. Neben kurzen Infos zu den verwendeten Programmen stellen wir hier auch einige interessante Anwendungen vor, die im Buch sonst nicht vorkommen. Alle Programme in der Liste funktionieren mit Jack. Aufnahme-Suiten und Sequencer(DAW) Ardour: Webseite: ardour.org Muse: Rosegarden: Qtractor: Traverso: Tracker und Patternsequencer Aldrin: Hydrogen: Seq24: Software-Synthesizer und Sampler Alsa Modular Synth: CALF: MiniComputer: Phasex: Qsynth: Qsampler: Specimen: ZynaddsubFX / Yoshimi: ANHANG: 58 Effekte und Effekthosts C* / CAPS: Tim Goetzes und David Yehs C*-Plugins sind ein universaler Werkzeugkasten für Gitarrenverstärker und Effekte. CALF: Calf-Pakete enthalten neben den Plugins auch die sehr hochentwickelte Hostsoftware Calfjackhost, die allerdings bisher nur die im Paket enthaltenen Plugins zu laden vermag. Elven: Invada: Ingen: Jack-Rack: SWH: Zynjacku: Editoren für Sounddateien Audacity: MHWaveedit: Rezound: Sonic Visualizer: SND: Editoren für Noten Außer mit den hier genannten Spezialprogrammen lassen sich Noten auch in einigen anderen Programmen bearbeiten, die das klassische Komponieren als Extrafunktion an Bord haben. Rosegarden besitzt einen vielseitigen und fortgeschrittenen Score-Editor. Die Office-Suite KOffice bietet ein durchaus brauchbares Notensatz-Modul für seine Textverarbeitung und sein Zeichenprogramm. LaTeX schließlich erlaubt einen direkt programmierten Notensatz in Druckereiqualität und stellt auch die Grundlage für eine Reihe von spezialisierten Lösungen dar. Lilypond: Noteedit: ANHANG: 59 Modulare Systeme Modulare Programmierumgebungen für Sound-Software haben eine große Tradition unter Linux. Die meisten dieser Systeme stammen aus dem akademischen Bereich und sind dem entsprechend anspruchsvoll. CSound: CLam: Puredata: Begriffserklärungen ALSA: Die Advanced Linux Sound Architecture ist das Treibersystem für Soundkarten unter Linux. Es enthält sowohl die Treibersoftware für alle in Linux funktionierenden Soundkarten als auch Software für die Anbindung von Anwendungen an die Soundkarte und einen einfachen MIDI-Server. Abhängigkeiten: Benutzt eine Anwendung Funktionen aus anderen Programmen, dann ist sie von diesen Programmen abhängig. So benutzt etwa der Videoeditor Open Movie Editor das Programm FFPMEG, um diverse Videoformate einlesen und darstellen zu können. Damit ist FFMPEG eine Abhängigkeit von Open Movie Editor. Ein Paketmanager muss dafür sorgen, dass FFMPEG bereits installiert ist oder mitinstalliert wird, wenn Sie Open Movie Editor installieren möchten. Backend: Software, die bestimmte Zugriffsfunktionen auf Daten oder Geräte bereit stellt greift oft auf ein so genanntes Backend zu, welches die eigentliche Arbeit bei der Kommunikation mit einem Chipset leistet oder Daten strukturiert aufbereitet. So muss JACK zum Beispiel lediglich mit einem Backend wie ALSA oder FFADO umgehen können, um Ihnen Zugriff auf verschiedene Soundkarten zu bieten. Es muss nicht „wissen“, wie eine bestimmte Soundkarte genau zu bedienen ist. Host-Software: Anwendung, die Plugins einbindet. Als Host agieren meist große Editoren wie etwa Ardour oder Audacity für Audio, Qtractor, Rosegarden und andere unterstützen auch Synthesizer-Plugins. KDEnlive oder Openmovieditor binden Plugins zur Manipulation von Video ein. Es gibt aber auch sehr kleine Hosts, die nur dazu dienen, Plugins aufzurufen. Beispiele hierfür sind unter anderen Jackrack (nur LADSPA) und Ingen(alle Formate). Latenz: Latenz bezeichnet in der Computertechnik die Zeit, die vergeht, bevor ein Computer auf eine Nutzerforderung reagiert. Da jeder Computer Daten vor der Ausgabe berechnen(rendern) muss, ist eine Latenz von 0 nicht möglich. Je schneller die Berechnung von Statten geht, desto niedriger kann die Latenz sein. Bei Alltagsanwendungen, wie Büroprogrammen oder Webseiten sind Latenzen bis zu 500 Millisekunden und mehr akzeptabel und üblich. Audiosoftware soll aber dem Nutzer das Gefühl vermitteln, dass ein Programm „sofort“ anspricht. Diese Illusion lässt sich ANHANG: 60 mit bis zu 10 Millisekunden Latenz noch aufrecht erhalten. Niedrige Latenzen fordern Software, die auf solche Anforderungen programmiert ist und einen schnellen Rechner. Paketmanager: Der Paketmanager ist die Softwareverwaltung eines Linux-Systems. Das Programm pflegt und nutzt eine Datenbank, in der alle auf dem System installierten und alle in Internetsammlungen (Repositorien) verfügbaren Programmpakete verzeichnet sind. Paketmanager lassen sich mit verschiedenen grafischen und Kommandozeilen-Programmen fernbedienen. In solchen Bedienungsprpgrammen wählen Nutzer Paket für die Installation aus oder entfernen Pakete, die nicht mehr gebraucht werden. Plugin: Eigentlich Plug-in. Software-Bibliotheken, die nicht als eigenes Programm arbeiten, sondern Funktionen für andere Programme bereitstellen. Bedienbar werden sie in so genannten Host-Anwendungen. Ein Host ruft ein Plugin bei Bedarf auf und fügt es in die eigene Datenverarbeitung ein. Damit lassen sich sehr schlanke Anwendungen realisieren, die Zusätzliche Funktionen nur bei Bedarf aus Plugins laden und die Plugins selbst lassen sich in mehreren verschiedenen Programmen auch gleichzeitig nutzen. Repositorium: Auch Paketquelle, Repository oder einfach Repo genannt. In Repositorien bieten Linux-Distributoren frei verteilbare Software zur Installation mit Hilfe von Paketmanagement-Software an. Fast alle Repos enthalten entweder Pakete im Format DEB(für DebianGNU/Linux, UBUNTU und andere) oder im Format RPM(für Fedora, Open Suse, Mandriva und andere). In den standardmäßig von Distributoren angebotenen Repos sind meist etwa 1000 Anwendungen für alle möglichen Zwecke verfügbar. Wer zusätzliche Repositorien einbindet, kann fast jede überhaupt für Linux verfügbare Software mit ein paar kurzen Befehlen oder Mausklicks automatisch installieren lassen. Für aktuelle Pro-Audio-Software benötigen Sie in vielen Distributionen ein spezielles Repositorium. Index Hier finden Sie die wichtigsten Stichworte zu den Themen im Buch. ca.: 3 Seiten