Slow Media

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Slow Media
SLOW MEDIA
Skizze eines Forschungs- und Praxisfeldes in fünf Schritten
Foliensatz für ein Seminar
[mit ausführlicher Literaturliste im Anhang]
SLOW MEDIA
- Auswahl journalistischer Produkte
mit Elementen von SLOW MEDIA -
BBC Four Goes Slow
Nur elitäre Medien?
Keineswegs – z.B. Slow-TV als Quotenhit in Norwegen:
http://www.nrk.no/presse/slow-tv-1.12057032
Das Thema
SLOW MEDIA –
Veränderte Zeit- und Wertemuster in der Mediennutzung und im Journalismus.
Skizze eines Forschungs- und Praxisfeldes.
Thesen zur
Relevanz
Die Beschleunigung der Produktion und Nutzung von Medien sowie die
Krise des bezahlten Journalismus haben weitreichende Konsequenzen
für eine aufgeklärte Öffentlichkeit in demokratischen Gesellschaften.
Der Strukturwandel in der Medienbranche und im Journalismus führt
nicht nur zu teilweise prekären Arbeitsverhältnissen, sondern auch zu
einem veränderten Verständnis von Journalismus.
Jenseits dieser Diskussion zum Journalismus leiden viele Menschen unter
den Beschleunigungs- und Entfremdungseffekten durch intensive Mediennutzung in der Arbeits- und Lebenswelt.
Auf einer Metaebene sind die Prozesse Teil einer wachsenden ökonomischen Verwertung von Zeit und Aufmerksamkeit.
Slow =
?
„(…) Statt die Beschleunigung des beruflichen und privaten Lebens
weiter voranzutreiben, rücken Werte wie Achtsamkeit, Qualität und
Monotasking in den Vordergrund.
Dabei steht ´Slow´ gerade nicht für langsam oder rückwärts-gewandt,
sondern für stark, intelligent, durchdacht-reflektiert, open-minded,
rational-emotionales Gleichgewicht, Selbst-bewusstsein, Life-Balance,
*
Nachhaltigkeit.“
SLOW MEDIA ist eine Metapher bzw. ein ergänzendes Leitbild und ein
mögliches Korrektiv zu aktuellen Trends der Informationsüberflutung,
Oberflächlichkeit und der kostenlosen Nebenbeinutzung - auch jenseits
des aktuellen Nachrichtenjournalismus.
SOW MEDIA = SLOW FOOD für den Kopf?
* Hans Georg Stolz
ehem. DWG u. Uni Mainz: http://slow-media-institut.net/medienforschung
Slow Media – andere Zugänge: ZEIT und Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Resonanz
Die Ökonomin Lucia Reisch zur Zeitpolitik als Nachhaltigkeitspolitik:
Innovative Unternehmen haben erkannt,
dass gerade für qualifizierte junge Menschen Zeitsouveränität und die Verträglichkeit von Arbeitszeit, gesellschaftlicher
Zeit und Eigenzeit einen hohen Stellenwer haben.
Für M. Horx ist Achtsamkeit ein
Freiheitsbegriff und Zukunftstrend:
„Achtsamkeit bedeutet, Wissen wieder
an Kompetenz, Information an Vermögen, Kommunikation an Verstehen zu
koppeln. Dazu gehört: Geduld lernen.
(…) Achtsamkeit ist Ablenkungs- und
Aufmerksamkeitsdiät.“
[Vgl. L. Reisch: „Auf dem Weg in eine zeitachtsame
Gesellschaft? Zeitpolitik als Nachhaltigkeitspolitik“]
Claus Eurich plädiert für einen integralen
Journalismus durch Achtsamkeit:
Grundlage ist eine bewusste, intentionale
Aufmerksame, wache und respektvolle
Grundhaltung gegenüber allen Wahrnehmungen und Bewusstseinshaltungen.
[Vgl. C. Eurich: Achtsamkeit – Grundzüge eines integralen Journalismus. In: Journalistik Journal 1/2011]
(http://www.horx.com/Downloads/Die-Aera-der-Achtsamkeit.pdf]
1/2014
Resonanz ist der Schlüsselbegriff
des Soziologen Hartmut Rosa:
Achtsamkeit und unmittelbare Erfahrungen können die Weltreichweite
wieder verkürzen. Sie sind Mittel
gegen die totale Kontrolle der kapitalistischen Weltzeit über unser Leben.
[Vgl. H. Rosa: Resonanz. Eine Soziologie der
Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp 2016]
Forschungsfelder / Einordnung
Metaebene:
-
Gesellschaft und Zeit
Soziale Grenzen des Wachstums
Verwertung von Zeit u. Aufmerksamkeit
Fremd- vs. Selbstbestimmung
Digitale Lebenswelt
Journalismus
SLOW MEDIA
Übrige Publizistik
Work-Life-Balance
Digitale Arbeitswelt
(PR, Marketing …)
Digitaler
Arbeitsschutz
Medienpolitik
stehen hier im Mittelpunkt
Thema am Rande
wichtig, aber hier kein Thema
Öffentlichkeit
Medienkompetenz
Einige Aspekte in aller Kürze - wir haben nur wenig Zeit !
-
Metaebene: Entgrenzung, Beschleunigung, Entfremdung
-
Eigenzeit vs. Medienzeit
-
Ökonomische Verwertung von Zeit und Aufmerksamkeit
-
Exkurs: Viele Erkenntnisse sind nicht neu
-
Medienzeiten: Muster und Schlussfolgerungen
-
Das SLOW MEDIA Manifest
-
Werte, Qualität und Zeit im Journalismus
-
Entschleunigung, Kontrolle, Selbstbestimmung
-
Zwischenbilanz, erste Empfehlungen und Forschungsperspektiven
Anhang: Literaturliste zum Thema
Hinweise:
Die Dimension ZEIT selbst wird hier nicht vertieft –
nur der Aspekt Eigenzeit vs. Medienzeit wird gestreift.
ZEIT wird ganz allgemein verstanden als soziales
Hilfskonstrukt zur Strukturierung und Wahrnehmung
von Abläufen im Leben und in der Gesellschaft.
Zeitregime sind aber auch Herrschaftsinstrumente.
Geißler, K; Geißler, J.: Time
is honey (…). München:
Oekom 2015.
http://www.slowmovement.
com/
Auch die Slow-Bewegung ist hier kein Thema.
http://slowmedia.typepad.c
om/slow-media/
http://www.theworldinstitut
eofslowness.com/
1. Schritt
Gibt es einen gesellschaftlichen
Zusammenhang von Zeit,
Beschleunigung und Entfremdung?
Wissenschaftliche Ansätze und
Alltagserfahrungen.
(Metaebene)
Metaebene: Entgrenzung, Beschleunigung, Entfremdung *
-
Moderne und Kapitalismus sind auf Steigerung, Wachstum und Entgrenzung
angelegt. Bleiben Wachstum und marktgängige Innovationen auf höherem
Niveau aus, kommt es zu Krisen – andere, noch größere Krisen gibt es aber
auch durch herkömmliches Wachstum.
-
Für alle Tätigkeiten zur Steigerung benötigen wir: Zeit !
-
Die Zeitkrise: Zeit kann nicht wachsen (ein Tag/eine Woche/ein Jahr/ein Leben).
-
Die Folgen: Zeitdruck, neue Zeitstrategien und sinkende Aufmerksamkeit.
-
Viele technische Innovationen versprechen Zeit zu sparen bzw. unsere räumliche Reichweite zu
vergrößern. Das Smartphone aber z.B. vernichtet eher Zeit - und Multitasking ist ein Mythos.
-
Internetkonzerne und die world.com produzieren immer neue Wünsche, liefern scheinbar
kostenlos Wohlfühlangebote und befördern letztlich das Frustrationsparadox.
-
Digitale Medien können nützlich sein. In der Summe beanspruchen sie aber mehr Zeit und
Aufmerksamkeit - Zeitwohlstand sieht anders aus.
-
Vermutete Lösungen: Beschleunigung, Verdichtung, Gleichzeitigkeit.
[* Diese Erkenntnisse beruhen weitgehend auf Hartmut Rosa, auf den noch verwiesen wird]
Metaebene: Immer weniger Zeit?
-
Das Paradox:
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•
wir kommunizieren mit Lichtgeschwindigkeit,
können in Zügen mit 300 km/h reisen,
das Internet bietet uns rund um die Uhr Information,
es kann uns Arbeit abnehmen und mit anderen verbinden,
hinzu kommt das Zeitgeschenk der wachsenden Lebenserwartung.
-
Und trotzdem stehen viele Menschen und Organisationen ständig unter Zeitdruck.
-
Aber egal wie schnell wir sind: Die To-Do-Listen werden nicht kürzer.
Wir machen einfach immer mehr, schneller und gleichzeitig.  Selbstausbeutung?
-
Trotz neuer Zeitoptionen wachsen für viele Fremdbestimmung und Frust.
-
Durch die Überforderung entstehen hohe volkswirtschaftliche und soziale Kosten –
und für viele sinkt die Lebensqualität.
-
Der äußere Zeitdruck verlagert sich nach innen. Wir träumen zwar von unbeschwerten
Aus- und Mußezeiten, halten es aber nur schwer aus, wenn nichts mehr bimmelt,
klingelt und uns ablenkt.
-
Andere suchen in einem scheinbar unendlichen virtuellen Optionsraum nach normativen
Bezugspunkten und Sinn im Leben  Die Last der Freiheit?
Metaebene: Zeit kann nicht wachsen – aber es gibt individuelle Eigenzeiten.
-
Menschen nehmen reale Zeitspannen – das ´Jetzt-Empfinden´ oder die subjektive
´Eigenzeit´ (Helga Nowotny) - sehr unterschiedlich wahr.
-
Individuelle (zyklische) Eigenzeit kommt aus dem Körper (Basis sind wiederkehrende
Rhythmen wie Tage und Jahreszeiten und eigene Wahrnehmungen/Erlebnisse)
-
Es gibt offensichtlich eine Art Grundtakt in unserem Leben. Viele Alltagshandlungen
(Händeschütteln etc.) erstrecken sich über ungefähr zwei bis drei Sekunden bzw. entsprechenden Einheiten (Taktungen). Das Erlebte wird als Einheit erlebt – als ´Jetzt´.
-
Mit Aufmerksamkeit kann die gefühlte Zeit vermehrt werden. Die Gehirnforschung
zeigt, dass z.B. Menschen mit Meditationserfahrung eine generell langsamere Zeiterfahrung haben.
Vgl.: Schwägerl, Christian: Das Jetzt will Deine Aufmerksamkeit. In: ZEIT WISSEN 6/2015:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2015/06/gegenwart-zeit-jetzt-forschung
http://pdf.zeit.de/zeit-wissen/2015/06/0615quellen.pdf
Metaebene: Eigenzeit vs. Medienzeit
-
„Dieses Gefühl für die eigene Zeit, für das ureigene Jetzt (…) gibt es
heute kaum noch. (…) unser Jetzt folgt einer rasant wachsenden
Zahl von Taktgebern, die auf uns einwirken und unseren Alltag
kontrollieren.“  mediale Eigenzeit + digitale Weltzeit
-
Veränderte Eigenzeit - z.B. durch die intensive Nutzung des Smartphones:
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Smartphones tragen permanent Aufgaben an uns heran (lt. menthal.org 2015 im
Durchschnitt alle 12 Min.), lenken ab und können damit z.B. einen Arbeitsflow stören
soziale Medien schaffen ein globales digitales Jetzt
das digitale Smartphone-Jetzt ist stimulusorientiert: bei jeder Nutzung schüttet der
Körper etwas Dopamin aus
„aber letztlich ist das ein Zeit- und Ichtöter“ (Marc Wittmann, Uni Freiburg)
das Dopamin lässt die Zeit „auf einen kleinen Punkt zusammenschnurren“.
„(Es kann) Befriedigung auslösen (…), einen Moment auf Facebook oder Twitter einzufangen und mit anderen weltweit zu teilen. Es ist nicht nur ein probates Mittel gegen
Einsamkeit, sondern setzt im Gehirn auch Belohnungsmoleküle frei, weil wir soziale
Anerkennung erfahren.“
Zitate: Schwägerl 2015 / https://menthal.org/ / Wittmann: https://sites.google.com/site/webmarcwittmann/Home
Metaebene: Übergriff auf die Eigenzeit und Achtsamkeit
-
Kurze Dopaminschübe durch Medienzeiten gehen mit Druck und Stress einher:
„Eine Krise entsteht auch, wenn wir den eigenen Anschluss an die Weltzeit verlieren, zum Beispiel, wenn wir unsere E-Mails und Twitter-Nachrichten zu lange nicht kontrollieren und sich
Berge unverarbeiteter Information aufhäufen.“ (Schwägerl 2015) -> vernetzt, verstrickt, abhängig?
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Anschlussthesen:
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Die ökonomischen Übergriffe auf die Eigenzeiten und Lebenswelten der Menschen gehen
tendenziell mit einer Konfektionierung und Rationalisierung der individuellen Jetzt-ZeitErlebnisse (Eigenzeiten) einher.
Zentral sind dabei Vernetzung und Weltzeit im Internet, die für viele zum globalen Taktgeber
werden und damit immer mehr Kontrolle über unser Leben erlangen.
Achtsamkeit und unmittelbare Erfahrungen können die Weltreichweite wieder verkürzen
(Rosa). Sie sind Mittel gegen die totale Kontrolle der kapitalistischen Weltzeit über unser Leben.
Aber auch dieser Ansatz ist in Teilen schon wieder instrumentalisiert worden im Dienste einer
Selbstoptimierung: „Hurry up and slow down“. Meditation als Fitnessübung für eine immer
schnellere Welt?
Man kann, muss sein Smartphone aber nicht unbedingt verschenken. Wichtig wäre, sich nicht
einfach dem Zeitstrom hinzugeben, sondern z.B. Momente in tiefer Aufmerksamkeit mit anderen zu teilen (z.B. ausführlich von einer Reise erzählen, statt durch die Fotos zu rasen) - oder
den Zeitstrom möglichst selbstbestimmt zu gestalten.
Natürlich gibt es auch „positiven Stress“ … aber
Der Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und andere Studien belegen, dass zeitliche Arbeitsverdichtung
immer mehr Menschen psychisch krank macht. Die Zahl der Krankheitstage hat sich in den letzten acht Jahren um das Achtzehnfache
erhöht (53 Mio. Krankheitstage in Deutschland):
• 58 Prozent der 20.000 Befragten gaben an, dass von ihnen
„häufig die gleichzeitige Betreuung verschiedenartiger Arbeiten“
verlangt wird;
• Multitasking ist nicht effizient - ob daraus Stress entsteht, hängt
davon ab, wie geistig anspruchsvoll die gleichzeitig zu verrichtenden Tätigkeiten sind;
• ca. 16 Prozent gaben an, regelmäßig „an der Grenze der eigenen
Leistungsfähigkeit zu arbeiten“;
• ein Viertel der Befragten gab an, dass häufiger die Pausen ausfallen.
Besonders bedenklich: Die höchste Zustimmung, dass „mein Leben in
den vergangenen drei Jahren stressiger geworden ist“ gibt es lt. einer
aktuellen TK-Studie mit 93 % bei den 18-25 Jährigen! -> hier besteht
Bedarf für vertiefte wissenschaftliche Untersuchungen.
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd68.pdf?__blob=publicationFile
https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/590188/Datei/115474/TK_Studienband_zur_Stressumfrage.pdf
Studien dazu:
16 aktuelle Studien und
Gutachten zu den speziellen Aspekten psychischer
Gesundheit in der Arbeitswelt – ergänzend:
B. Badura et al.: FehlzeitenReport. Verdammt zum Erfolg – die süchtige Arbeitsgesellschaft? Wiesbaden:
VS-Springer 2013.
http://psyga.info/ueber-psyga/
materialien/studien/#c474
http://index-gutearbeit.dgb.de/++co++482296a06698-11e5-baa6-52540023ef1a
Anderer Lösungsansatz:
Digitaler Arbeitsschutz
http://www.tuv.com/de/deutsc
hland/ueber_uns/presse/meldu
ngen/newscontentde_203393.h
tml
Metaebene: Digital Divide
-
Stressempfinden und die Gefahr von Kontrollverlust wirken
auf einzelne Nutzergruppen unterschiedlich.
-
Während einige die unbegrenzten Möglichkeiten sehr
produktiv und kontrolliert für sich nutzen, viele sich ambivalent verhalten, wächst gleichzeitig die Gruppe der
Menschen mit Kontrollverlusten in der Mediennutzung.
-
Die selektive Medienaneignung wird in der Rezepitionsforschung seit langem untersucht, getragen von der
Knowledge-Gap-These, nach der die Kluft zwischen einer
selbstbestimmten und einer unkontrollierten Mediennutzung wächst – gerade auch durch das Internet.
-
Wissensdifferenzen wachsen dadurch tendenziell,
obwohl digitale Medien eigentlich das Potential haben,
sie zu reduzieren.
[Zillien, Nicole; Haufs-Brunsberg,
Maren: Wissenskluft und Digital
Divide. Baden-Baden: Nomos
2014.]
-
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der
Weltbank. Danach werden durch das Internet global wirtschaftliche und politische Unterschiede eher verstärkt als
vermindert.
Ergänzung: http://www.worldbank.org/
Forschungsansätze – z.B.:
en/publication/wdr2016
Metaebene: Entgrenzung, Beschleunigung, Entfremdung
Der Soziologe und Sozialphilosph Hartmut Rosa arbeitet an
einer kritischen Gesellschaftstheorie zum Zusammenhang
von sozialer Beschleunigung und Entfremdung.
Hinweis:
Es geht es um „die Frage nach dem guten Leben –
und (…) warum es uns heute vielfach nicht gelingt, ein
solches zu führen“.
Eigentlich sind die Freiräume für ein gutes Leben durch die
Liberalisierung moralischer Normen und sozialer Konventionen in den westlichen Gesellschaften größer denn je.
Eigentlich könnten viele ein eigenes Konzept des guten
Lebens wählen und verwirklichen.*
Dieser Liberalisierung steht jedoch die scheinbar unaufhaltsame Beschleunigung des sozialen Lebens im Kapitalismus
gegenüber. Dieses Regime der Deadlines kann Lebensentwürfe scheitern lassen und führt zu einem sich immer
stärker ausbreitenden Gefühl der Entfremdung.
* Aber vielleicht sind Google & Co. gerade deswegen so erfolgreich, weil sie die Erlösung von der Freiheit versprechen: „Wohlfühlmatrix statt Freiheitsmühsal „(Precht).
[Hartmut Rosa: Beschleunigung und
Entfremdung. Entwurf einer kritischen
Theorie spätmoderner Zeitlichkeit.
Berlin: Suhrkamp. (engl. Original 2010,
Übersetzung 2013, 4. Aufl. 2014)]
Ergänzend: H. Rosa: Beschleunigung. Die
Veränderung der Zeitstrukturen in der
Moderne. Frankfurt: Suhrkamp
2005 (10. Aufl.)
Drei Ebenen der Beschleunigung nach Rosa
1. Technische
Beschleunigung:
- Transport, Kommunikation, Produktion
- Beschleunigung zielgerichteter Prozesse
- z.B. E-Mail statt Brief (oder Telefonat)
2. Beschleunigter
sozialer Wandel:
- Gegenwartsschrumpfung: Rahmen- u.
Handlungsbedingungen ändern sich
in immer kürzeren Zeitabständen
- z.B. die permanent veränderte Oberflächen von Software
- oder der Ausstieg aus der Kernkraft und der Ausstieg aus dem
Ausstieg -> wie dauerhaft ist Gegenwart? (Eventjournalismus)
- oder die permanente Umstellung von Studiengängen
- die Hamsterräder vervielfachen sich: individuell, gesellschaftspolitisch und im globalen ökonomischen Wettbewerb
3. Beschleunigtes
Lebenstempo:
- Handlungs- u. Erlebnisepisoden je Zeiteinheit -> z.B. Fast Food,
Speed Dating, Quality Time (Power Nap oder Apps wie
Menthal Balance) …
- die Hamsterräder drehen sich immer schneller – ohne Ziel.
Die (sozialen) Steigerungsraten liegen über den (technischen) Beschleunigungsraten
Zum Beispiel Sisyphusarbeit E-Mail:
-
-
früher brauchte man im Beruf vielleicht für zehn Briefe eine Stunde
heute können zehn oder mehr E-Mails in einer halben Stunde geschrieben werden
daraus ergäben sich eigentlich 30 Minuten freie Zeit, aber wir entschleunigen unser
Leben nicht, sondern schreiben jetzt vielleicht 20 Mails
das funktioniert zwar technisch ganz gut, aber wir können in einer Stunde nicht über 20
Vorgänge nachdenken und entscheiden, was man kommunizieren will und was das für
Folgen haben könnte (und in den nächsten Tagen auf die vielen zusätzlichen Kontakte
antworten)
entweder arbeiten wir immer länger, schneller, machen Fehler - oder vernachlässigen
andere Aufgaben – für die wir eigentlich bezahlt werden.
Noch dramatischer sind mögliche Konsequenzen z.B. in digitalen Finanzmärkten, die Kapital
jenseits realer ökonomischer Abläufe schneller als im Sekundenbereich transferieren. Oder
in der Politik, wo die Demokratie immer öfter an diskursive Grenzen stößt, weil permanent
ganz schnell entschieden werden muss - „alternativlos“ (z.B. über militär. Auslandseinsätze).
Soziale und kommunikative Prozesse lassen sich nicht mehr im Gleichschritt mit der
Technik oder formalen Entscheidungen beschleunigen – Engpass Mensch!
Beschleunigung und Kontrollverlust können umschlagen in dysfunktionale Entschleunigung, wie z.B. Kommunikationschaos, Börsencrash, Verkehrsstau – oder Depression.
Metaebene: rasender Stillstand – und kein Zielhorizont
„(…) Ein Burn-out kommt nicht durch schnelles Rennen, auch nicht durch einen
Zwang zum schnellen Rennen. Er kommt dann, wenn man das Gefühl hat, man
müsse immer schneller rennen, nur um den Platz zu halten.“
[Rosa 2012, S. 48]
Wissenschaftliche Befragungen nach Suizidwellen in Unternehmen verdeutlichen das bedrückende Gefühl, „immer wieder umbauen zu müssen, jedes Jahr
unter erhöhtem Druck zu stehen, aber nicht, um irgendeinen Zielhorizont zu
erreichen (…). Die Menschen müssen einfach schneller laufen, damit nicht die
Krise ausbricht (…).“ [ebenda]
„Das Sinnbild der Beschleunigung in der Spätmoderne ist das Hamsterrad bzw.
der rasende Stillstand. Hier heißt es, immer schneller laufen zu müssen, ohne
irgendwohin zu kommen.“ [ebenda, S. 52 , Herv. P.S.]
Metaebene: Wachstumslogik, Zeit und Aufmerksamkeit im Spätkapitalismus*
Endlichkeit
materieller
Ressourcen
Konsumsphäre
Lebensgemeinschaften
Zivilgesellschaftliche Sphäre
Staatsbürgerliche Sphäre
[Zeit/AK]
Lebensqualität
[Geld/Zeit/AK]
Warenwelt
Individuelle
Endlichkeit/
soziale
Grenzen
Lebenswelt
Kapitalverwertung: Geld -> Ware -> Geld+  Ware+ -> Geld++
…
Zeitverwertung:
Zeit ->Dr
Ware -> Zeit -  Ware+ -> Zeit - -
 …
Aufmerksamkeit:
AK -> Ware -> AK -
 …
[Geld/Zeit/AK]
Arbeitswelt
 Ware+ -> AK - -
Sinn und
Werte im
Leben
* Diskussionsentwurf P.S. - Gilt für kapitalistische Länder und für Staaten eines gelenkten Kapitalismus oder Postkommunismus.
Global gab es 2014 lt. des Global Wealth-Reports der Bosten-Consulting-Group ein Finanzvermögen von 146,8 Billionen € (Bargeld,
Aktien, Wertpapiere, Fonds), das letztlich nach profitablen Anlagemöglichkeiten und Verzinsung sucht – auch in gesättigten Märkten:
https://www.bcgperspectives.com/content/articles/financial-institutions-growth-global-wealth-2015-winning-the-growth-game/?chapter=2#chapter2_section2
Metaebene: Beschleunigung in der Waren-/Arbeits- und Lebenswelt
Lebenswelt *
Waren- u. Arbeitswelt
(kaum marktgängig/ Empathie-gesteuert)
(Markt-/Geld-gesteuert/Wettbewerb)
-
-
Zeitverdichtung
durch Kapitalverwertung
trotz BIP-Wachstum werden
viele gesellschaftlich notwendige oder wünschenswerte Leistungen nicht
erbracht
das erhöht den Druck in der
Lebenswelt, wo gleichzeitig
die gesellschaftlichen Erwartungen steigen.
- Arbeitnehmer
- Konsument
Zeitverdichtung und z.T. Überforderung durch gesellschaftliche Rollenerwartungen:
•
Ziele/
Sinn?
•
•
•
•
•
- Lebenspartner
- ggf. Mutter/Vater
- Tochter/Sohn
Erwartungen in den
- Mitglied sozialer
Lebensgemeinschaften
Selbstentfaltung/-optimierung Gemeinschaften/
Communities
zivilgesellschaftliches
- Staatsbürger
Engagement
- (…)
staatsbürgerliche
Anforderungen
´Sorgearbeit´:
ggf. Kindererziehung oder
Betreuung/Pflege Angehöriger
(…)
Staatliche Rahmenbedingungen, Leistungen u. sozialer Ausgleich
(Maßstab: Grundgesetz und der gesell. Diskurs zu „Ich und/oder Wir“)
* Freizeit + Reproduktionszeit, einschl. Verpflichtungs-/Obligationszeiten
Metaebene: Thesen zur Verwertung von Zeit und Aufmerksamkeit
 Die Kapitalverwertung in der Waren- und Arbeitswelt stößt in westlichen Industriegesellschaften zunehmend an Grenzen (Marktsättigung, ökologische Grenzen, Konsumfrust, Stress und sinkende Lebensqualität …). Gleichzeitig sucht immer mehr Finanzkapital (2014 ca. 147 Billionen €) nach profitablen Anlagen auch in gesättigten Märkten.
 Ungeachtet permanenten Marktwachstums werden grundlegende Leistungen wie
Kindererziehung und Altenpflege (sog. ´Sorgearbeit´ neben der Berufstätigkeit), die
wichtig sind für ein gutes Leben, vom Markt (bezahlbar) kaum erbracht. Dies führt zu
einer Selbstüberforderung vieler Menschen, die sich in zusätzlichem Zeitstress äußert.
 Die direkte und indirekte Ausbeutung von Zeit und Aufmerksamkeit in der Arbeits- und
Lebenswelt ist eine konsequente und durch die erwartete Selbstausbeutung zum Teil
perfide Erweiterung klassischer Ausbeutung von Arbeit im Spätkapitalismus.
 Ein Schlüssel für die Ausbeutung von Zeit und Aufmerksamkeit sind Beschleunigungsund Gleichzeitigkeitseffekte - insbesondere durch das Internet und digitale Medien mit
daten- und werbungsbasierten Geschäftsmodellen (mangelnde Preistransparenz).
 Diese Formen sind nicht immer eindeutig als Ausbeutung erkennbar (z.B. große Teile
von Social Media in der Lebenswelt). Sie dringen immer tiefer in unser Leben ein und
haben ein hohes Fremdbestimmungspotential.
 Ein Indiz für das kapitalistische Interesse ist der Hype von Internetkonzernen an den
Börsen und in den Finanzmärkten (= ökonomische Erwartungen in diese Geschäftsmodelle).
Erkenntnisse und Klarstellungen auf der Metaebene
1.
(Quantitatives) Wachstum geht mit Beschleunigung einher. Angebotssteigerung,
Verkürzung der Produktzyklen (Waren, Dienstleistungen, Kontakte) und Ausweitung der Handlungsoptionen gehen Hand in Hand und erzeugen Zeitprobleme,
Entfremdung und Belastungen unserer Beziehungen zur Natur, zu unserer Arbeit,
zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst (Rosa).
2.
Entschleunigung ist kein Selbstzweck – und daher nicht die alleinige Lösung (auch
wenn es immer häufiger zwangsweise zur Entschleunigung kommt). Viele Entwicklungen gehen viel zu langsam.
3.
Letztlich ist auch Beschleunigung nicht das zentrale Problem, sondern die sozialen
Steigerungsraten (aber weitere Beschleunigung verschärft diesen Effekt).
4.
Auch die Technik zwingt uns nicht die Steigerungs- und Beschleunigungsraten auf
(das Internet z.B. hatte nach der militärischen Entwicklungsphase viel mehr Elemente einer ´Technology of freedom´ als das heute dominierende ´world.com-Netz´).
5.
Ursächlich auf allen Ebenen sind vielmehr der sozio-ökonomische Herrschafts- und
Verwertungskontext und damit verknüpfte sozio-kulturelle Nutzungspraktiken.
Auf einer Metaebene geht es letztlich um das Aufbrechen und die Transformation der
system-immanenten (quantitativen/äußeren) Wachstums- und Steigerungszwänge.
Es geht um Postwachstumsstrategien, Selbstbestimmung, Werte, Resonanz
und Lebensqualität.
Exkurs: Viele Erkenntnisse sind nicht neu
Klassiker dazu:
- Die Beschleunigungskrise im Zuge der ökonomischen Verwertungslogik erwächst letztlich aus der Eigendynamik des Geldes und der
Zinseszinslogik*. Sie ist im Kern eine ökonomische Krise, die Hand in
Hand geht mit einer sozialen und ethischen Krise: einer Sinnkrise.
Dabei sind wir nicht nur Getriebene, sondern auch Triebkräfte.
- Eine Entschleunigung von Wirtschaft und Gesellschaft wird nur im
Rahmen von Postwachstumsstrategien gelingen. Das erzeugt aber
große gesellschaftliche Widerstände – und zum Teil auch Ängste.
- Viele Menschen sind offen für Entschleunigung. Aber Postwachstum ist für viele immer noch ein Tabuthema.
Schmacher, E.F.: Small is beautiful.
Die Rückkehr zum menschlichen
Maß. München: Oekom 2013/
Neuauflage (engl. Original: 1973).
- Wie lange solche sozialen Veränderungen dauern, lässt sich an der
Umweltdiskussion oder an der Klimapolitik ablesen: Schon vor rund
40 Jahren waren die Probleme und Lösungen in ihren Grundzügen
bekannt. Erst heute sind diese Themen in der Gesellschaft angekommen. Aber die notwendige Mobilitätswende z.B. ist nach wie vor
kaum vermittelbar.
* u.a. Chr. Pfluger: Das nächste Geld. Zürich: edition Zeitpunkt 2015
Hirsch, F.: The Social Limits to
Growth. Routledge 1978.
Exkurs: Viele Erkenntnisse sind nicht neu
- Bei der Entschleunigung geht es um eine Fortschreibung der
Ökologie- und Nachhaltigkeitsdiskussion in Richtung von Zeitbzw. Kommunikationsökologie:
Eine erste Annäherung an eine Kommunikationsökologie:
„Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken
schaffen Probleme unbekannter Art. Sie rufen unerwartete und
unerwünschte Effekte hervor, die soziale- und ökologische Kosten
verursachen. Es besteht die Gefahr der Zerstörung der Kommunikations-Gleichgewichte in der Gesellschaft und in den
Menschen, was ebenso bedrohlich ist, wie die Zerstörung von
Natur und Umwelt.“ (Einband)
Mettler-Meibom: Soziale Kosten
in der Informationsgesellschaft
(…). Frankfurt: Fischer 1987.
Schritte in Richtung Neuorientierung und Transformation des Systems –
„Es ginge auch anders!“
 Lebensqualität, Entfaltungsräume und Sinn
 Zeitwohlstand und Selbstbestimmung
 Solidarität, Verteilungsgerechtigkeit und Teilhabe
 Anerkennung planetarer Grenzen
 Anerkennung persönlicher und sozialer Grenzen + inneres Wachstum
 Soziale Bewegungen für Entschleunigung und Achtsamkeit
 Zeitpolitik: förderliche politische Rahmenbedingungen
 Übergreifende Postwachstumsstrategien
Exkurs: Versandete Ansätze zur Folgenabschätzung und
Ökologie von Medien, Kommunikation und neuen IuKTechnolgien
In der kritischen Diskussion zur Medien- und IT-Entwicklung gibt es
mehrere Diskussionsstränge mit unterschiedlichen Schwerpunkten:
Medienökologie: Ein Oberbegriff für die Folgen-/Risikoabschätzung
und Gestaltung neuer IuK-Technolgien, Green-IT (Ökologie der Hardware, einschl. Strahlendiskussion) bis hin zur Medienpädagogik/-kompetenz (Schwerpunkt Individualkommunikation: Vermeidung von
Informationsüberlastung, Erreichbarkeitsstress etc.) mit Handlungsempfehlungen – z.B.: Grimme-Institut, KIT/ITAS, NGOs (Greenpeace).
Kommunikationsökologie: Ein älterer Ansatz, medienökologische
Aspekte auf den Umgang mit Information und Kommunikation
auszuweiten. Der Versuch, die klassische Ökologiebewegung durch
eine soziale Bewegung für Kommunikationsökologie zu erweitern,
scheiterte aber (http://www.ikoe.de/index2.html).
Achtsamkeit im Journalismus: Claus Eurich forschte bis vor einigen
Jahren zu Ansätzen eines integralen Journalismus mit folgenden
Leitwerten: Wahrhaftigkeit, Empathie, Hören, Dialog statt Debatte,
Widersprüche aushalten, Kontextualität.
Hinweise:
Eurich, Claus: Achtsamkeit –
Grundzüge eines integralen
Journalismus. In: Journalistik
Journal 1/2011.
Donath, Matthias; Mettlervon Meiboom, Barbara:
Kommunikationsökologie:
Systemische und historische
Grundlagen. Münster: LitVerlag 1998.
Mettler-Meibom, B.: Soziale
Kosten in der Informationsgesellschaft. Überlegungen zu
einer Kommunikationsökologie. Frankfurt: Fischer 1987.
http://www.grimmeinstitut.de/imblickpunkt/pdf/I
B-Medienoekologie.pdf
https://www.itas.kit.edu/pub
likationen.php
2. Schritt
Zurück zu SLOW MEDIA
und zur Frage:
Wie sind die zeitlichen
Nutzungspräferenzen?
Medienzeiten: Muster und Schlussfolgerungen
Nutzungsdauer der Medien 2015
(Bevölkerung in Deutschland ab 14 J., in Min./Tag)
Fernsehen
Hörfunk
137
Internet (privat)
107
CD/MC/LP/MP3
24
Tageszeitung
9
Bücher
173
26 Min. publ. M.
48 Min. publ. M.
187
51
23
19
22
Zeitschriften
6
Video/DVD
6
Insgesamt
208
144
ab 14 Jahre
14-29 Jahre
9
9
… 566 knapp
… 568 10 Std.
Daten: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 2015, repräsentative Basis: n = 4.300 (gewichtet)
Je nach Messmethode und Abgrenzung liegen die Zahlen tendenziell höher - z.B. bei AGF/GfK: TV z.B. bis 240 Min.
Für die Gesamtmediennutzung wäre die personale Kommunikation mit Smartphones (insges. ca. 2,5 Std. täglich)
hinzuzurechnen: https://www.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/195-2015
Medienzeiten: Mediennutzung der Onliner im Tagesverlauf
(Tagesreichweiten in % - 2014)
Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2014, Basis: Deutsch sprechende Onlinenutzer ab 14 Jahren in Deutschland (n= 1.434).
Siehe auch: Breuning/Eimeren: 50 Jahre „Massenkommunikation“: Trends in der Nutzung und Bewertung der Medien.
In: Media Perspektiven 11/2015, S. 505-525 (Langzeitstudie über 50 Jahre, Single-Source-Daten)
Medienzeiten: Muster und erste Schlussfolgerungen
-
Fast 10 Std. private Mediennutzung (ohne personale Kommunikation in Social Media +
Spiele): Haben wir zu viel Zeit ?
-
Mediennutzung ist quantitativ der bedeutendste Teil im alltäglichen Zeitbudget:
im Durchschnitt täglich 10 Std./ wöchentlichen 70 Std. (z.T. Parallel- u. Nebenbeinutzung).
-
Rund 86 % der Mediennutzung entfallen auf die tagesaktuellen Medien TV, Radio, Internet
(ist daneben Zugangsplattform für weitere Dienste).
-
Die größte Zeitkonkurrenz ergibt sich zwischen herkömmlichen Massenmedien (werden
inzwischen auch intensiv online genutzt) und Social Media bzw. der Individualkommunikation im Internet.
-
Die sozialen Funktionen der Medien im Tagesverlauf:
• TV = klassisches Abendmedium (kein ´Auslaufmodell´)
• Radio = Tagesbegleiter, fällt ab 11:00 Uhr kontinuierlich ab
• Internet = Tagesmedium, steigt ab dem späten Vormittag an
(Universalplattform, gut ¼ der Nutzung = klass. Medien)
• Tageszeitungen = Morgen- und Pausenmedium
(Sonderrolle Wochen- und Sonntagszeitungen)
-> lean-back
-> Nebenbeimedium
-> lean-forward /
digitale Rituale
-> analoge Rituale
Zur Differenzierung: Mediennutzung ist immer milieuspezifisch. Viele Studien arbeiten mit den Sinus-Milieus,
z.B.  Engel/Mai: Mediennutzung und Lebenswelten 2015. In: Media Perspektiven 10/2015, S. 427-441.
Medienzeiten: Muster und erste Schlussfolgerungen
Zeitliche und soziale Gestaltungsmuster in der Mediennutzung:
•
durch Sozialisation geprägte Nutzungsmuster -> „Media-Natives“
•
um (vermeintlich) Zeit zu sparen (Zeitnot), z.B. durch Multitasking
•
bzw. um durch Parallel-Nutzung Zeit zu verdichten (Gleichzeitigkeit)
•
um den Tagesablauf zeitlich zu strukturieren (bis hin zur Ritualisierung)
•
als Nebenbei-Nutzung (z.B. Auto + Radio) -> oder Bier + TV?
•
als para-soziales Hintergrundrauschen (über 40 % Einpersonenhaushalte in D)
•
als Strategie gegen Langeweile: Zeitüberfluss (z.T. TV-Nutzung)
•
aber auch als Auszeit/ Entschleunigung, z.B. durch die bewusste Nicht-Nutzung
Medienzeiten: Digital Natives als Schlüsselgruppe?
-
Ja, Digital Natives (14-24 Jahre +/-) sind wichtig für die Forschung, um frühzeitig
Trends und Entwicklungsdynamiken zu identifizieren.
-
Aber, es sind Differenzierungen nötig. Jahrelang war z.B. für Werbung in Medien
nur die Zielgruppe der 14-49-Jährigen interessant, bevor die medienökonomische
Bedeutung älterer Zielgruppen erkannt wurde:
•
•
•
•
-
Anteil der 14-24-Jähr. in D.:
25-39:
40-59:
60 u. älter:
8,65 Mio.
15,05 Mio.
24,66 Mio.
22,19 Mio.
größere u. wachsende Gruppe /
höheres verfügbares Einkommen
Eigene Befragungen zum Mediennutzungsverhalten Studierender am Mediencampus
Dieburg der h_da (OJ, IW) zeigen zudem, dass selbst diese Zielgruppe Medien sehr
heterogen nutzt -> Aussagekraft aggregierter Daten?
* http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen/
Mediatisierung mobil – Kinder und Jugendliche
-
Hervorgehoben sei eine aktuelle Studie von Knop et. al im Auftrag
der LfM: Mediatisierung mobil (2015). Die repräsentative Befragung
von 500 Kindern, Jugendlichen (8-14 J.) und ihren Eltern zur Smartphone-Nutzung verdeutlicht, wie stark das mobile Internet sozial in
die Lebenswelt von (jungen) Digital Natives eingreift – z.B.:
•
Fast die Hälfte gibt zu, durch das Handy z.B. von Hausaufgaben
abgelenkt zu werden (48 %)
•
20 % geben durch die starke Nutzung schulische Probleme zu
•
24 % fühlen sich durch die permanente Kommunikation über
Messenger-Dienste gestresst
•
8 % gelten als suchtgefährdet.
[Nach der sozial-medizinische n PINA-Studie liegt die Prävalenz/
Häufigkeit der Internetabhängigkeit der 14-16 Jährigen bei 4 % - plus
´problematischer Internetgebrauch´ von 4,6 % = 8,6 %, auch hier ist
der Anteil der Mädchen signifikant höher.]
[In einer aktuellen DAK/Forsa-Befragung (12-17 J. + Eltern) zeigt sich,
dass mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten (bildungsabhängig)
den Kindern keinerlei Grenzen setzt oder Regeln mit ihnen vereinbart.]
Hinweise:
Diverse Langzeitstudien zum
Nutzungsverhalten von
Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien.
Knop et al. (LfM-Studie):
Mediatisierung Mobil (…). LfMSchriftrenreihe 77.
ard-zdf-onlinestudie.de (jährl.)
Engel/ Breuning: Massenkommunikation 2015. In:
MP 7-8/2015: 310-322.
Rumpf et.al: Prävalenz der
Internetabhängigkeit (PINAStudie) 2011 u. 2013.
Weinstein / Lejoyeux: Internet
Addiction or Exsessive Internet
Use (2014): http://www.researchgate.net/
publication/44670852_Internet_Addiction_or_
Excessive_Internet_Use
http://www.dak.de/dak/download/Forsa_Studie_
Internetsucht_im_Kinderzimmer-1728400.pdf?
(Forsa-Befragung 2015)
Exkurs: mikroökonomische Allokationsansätze wenig zielführend
-
Seufert und Wilhelm haben mit einem mikroökonomischen Forschungsansatz Entscheidungen zur Auswahl (Allokation) unterschiedlicher Mediengattungen und -genres unter
knappen Zeitbudgets in der Arbeitszeit, Freizeit und Reproduktionszeit untersucht.
These: Die Auswahlentscheidungen variieren vor allem mit der täglich verfügbaren Zeit
(weniger aufgrund individueller Vorlieben). Basis der Sekundäranalysen sind die MA-Daten
der Langzeitstudie 1995-2010.
-
Ergebnisse:
• mit zunehmender Freizeit steigt die Nutzung aller Medien (TV 3x stärker als Internet)
• in der Reproduktionszeit (einkaufen, kochen etc.) steigt vor allem die Nutzung des Radios
• es gibt keine systematischen Komplementaritätsbeziehungen zwischen der Zu- und
Abnahme einzelner Mediennutzungen (und nur schwache Substitutionsbeziehungen)
• vielmehr dominiert eine funktionale Arbeitsteilung zwischen Mediengattungen
• veränderte Präferenzen durch das Internet gehen vor allem zu Lasten der Zeitungsnutzung in der Freizeit.
Bewertung:
• der Ansatz setzt trotz eines enormen methodischen Aufwands enge Grenzen, denn
Mediennutzung ist nur bedingt eine ökonomisch rationale Auswahlentscheidung
(problematische Grundannahmen wie Homo Oeconomicus, Preistransparenz etc.)
• auch die (theoretische) Abgrenzung von Freizeit, Arbeitszeit und Reproduktionszeit ist
im Alltag so kaum noch möglich und sinnvoll (außer beim TV).
-
Seufert, W./ Wilhelm, C.: Mediennutzung als Zeitallokation. Baden-Baden: Nomos 2014
Was soll SLOW MEDIA sein?
Was könnte SLOW MEDIA sein?
Das SLOW MEDIA Manifest:
-
2010 von Sabria David, Jörg Blumtritt u. Benedikt
Köhler (Slow Media Institut) verfasst
-
in 10 Sprachen übersetzt
-
SLOW MEDIA:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
sind ein Beitrag zur Nachhaltigkeit
fördern Monotasking
zielen auf Perfektionierung
machen Qualität spürbar
fördern Prosumenten
sind diskursiv und dialogisch
sind soziale Medien
nehmen ihre Nutzer ernst
werden empfohlen statt beworben
sind zeitlos
sind auratisch
sind progressiv, nicht reaktionär
setzen auf Qualität
werben um Vertrauen und nehmen sich
Zeit, glaubwürdig zu sein.
http://www.slow-media.net/manifest
Bewertung der Kriterien:
-
abstrakt und z.T. abgehoben
trotzdem sehr anregend
ein Manifest eben.
Und unvollständig - ergänzend:
- SLOW MEDIA = Relevanz
- SLOW MEDIA = Transparenz
- SLOW MEDIA = Fair Media
Slow
Media
*
siehe auch Code of Fairness:
https://www.freischreiber.de/
positionen/code-of-fairness/
[* kein offizielles Label –
nur zur Veranschaulichung]
Ergebnisse der SLOW MEDIA Types-Studie 2015: Wie Slow sind die Deutschen?
-
Empirische Studie [Wiss. Leitung: Prof. Dr. Hans Georg Stolz - Uni Mainz] zu einer
Typologie von SLOW-MEDIA. Soll ein Alternativmodell zu den Sinus-Milieus sein.
-
Durchführung der Onlinebefragung [d.core München], n=2.222, 14-69 Jahre,
50 Indikatorfragen zu Lifestyle, Arbeitsleben, Konsum und Mediennutzung;
vorgestellt auf der re:publica15
-
Dimensionen:
http://www.dcore.de/index.php/slow/
https://re-publica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
SLOW MEDIA Types 2015
17,4 %
13,8 %
17,1 %
11,7 %
http://www.dcore.de/index.php/slow/
https://re-publica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
7,7 %
11,4 %
11,0 %
9,9 %
SLOW MEDIA Types 2015
Einzelauswertungen: z.B. „häufige Nutzung von Zeitung und TV“ (trennt methodisch gut):
Zeitung
TV
9,9 %
17,2 %
Die Luxuriösen
21,4 %
19,3 %
Die Nachhaltigen
17,0 %
12,2 %
Die Fokussierten
14,4 %
13,0 %
Die Netzwerker
4,3 %
7,9 %
Die Digitalen
(…)
https://re-publica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
SLOW MEDIA Types 2015
Exemplarische Einzelfragen:
voll u. ganz
trifft zu
nein
Es ist wichtig, sich voll und ganz auf etwas zu
konzentrieren, was man gerade macht:
31,7 %
60,8 %
7,5 %
Ich lerne gerne neue Leute kennen:
23,6 %
54,0 %
19,3 %
Ich vermeide oberflächliche Gespräche:
18,9 %
53,9 %
24,1 %
Wenn ich besondere oder schlechte Erfahrungen
mit einem Unternehmen mache, lasse ich das
auch andere wissen (Social Media):
28,3 %
29,9 %
31,4 %
Ich verbringe meine Sonntage am liebsten mit
der Familie:
42,3 %
41,0 %
16,7 %
Auf Social Media lerne ich interessante Leute
kennen:
23,5 %
32,4 %
36,6 %
92,5 %
https://re-publica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
SLOW MEDIA Types 2015
Einige Ergebnisse der Basisstudie:
-
92,5 % der Deutschen finden es wichtig, sich voll und ganz auf
das zu konzentrieren, was man gerade macht.
 Das steht im Widerspruch zur Welt der Unterbrechung und
zur postmodernen Gleichzeitigkeit.
-
69 % genießen es, beim Lesen, beim Surfen im Internet oder
beim Sehen von Filmen in eine andere Welt abzutauchen.
 Menschen wollen mehrheitlich (und generell) kein
Multitasking in der Mediennutzung.
-
Für 76 % ist Qualität das wichtigste Entscheidungskriterium
beim Einkauf.
 Qualität wird generell geschätzt.
Erkenntnis: Offenheit gegenüber SLOW MEDIA
https://re-publica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
Erste Bewertung der
SLOW MEDIA-Basisstudie:
-
-
-
-
Erste empirische Studie
zum Thema, aber Abgrenzungsprobleme – z.B.:
´Gestresste´ als „Restkategorie“ und zu kleinteilige Typisierung.
Ambivalenz zwischen
Marktforschung und
Medienforschung –
erfasst z.B. Lebensstile zu
allgemein (und anders als
in den gängigen Milieustudien) – offene Frage:
Wer kann journalistische
Qualität in SLOW MEDIA
bewerten und wer bezahlt
dafür?
Die Rezipienten-Perspektive
kommt insgesamt zu kurz.
Exkurs: Neue Ära der Achtsamkeit?
Für den Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx
ist Achtsamkeit der Schlüssel zur Wiedereroberung
des Selbst:
„Achtsamkeit heißt, dass man das Trommelfeuer der Erwartungen, die Flut der Bilder und Ideologien, abschalten lernt – um
wahrzunehmen, WAS IST.“
„Achtsamkeit heißt, anders kommunizieren lernen, denn alles
Leben ist Beziehung. Erst wenn man Menschen empathisch
wahrnehmen kann (…) erfährt man Weltverbundenheit.“
„Achtsamkeit bedeutet, Wissen wieder an Kompetenz, Information an Vermögen, Kommunikation an Verstehen zu koppeln.
Dazu gehört: Geduld lernen.“
„Achtsamkeit ist Ablenkungs- und Aufmerksamkeitsdiät …“
http://www.horx.com/Downloads/Die-Aera-der-Achtsamkeit.pdf
3. Schritt
Welche Rolle spielen
Werte, Qualität und Zeit
im Journalismus
und in den Medien?
Grundprobleme der Werte- und Qualitätsdiskussion:
1.
Dualität: Medien und journalistische Leistungen sind Kultur- und
Wirtschaftsgüter zugleich
[jenseits öffentlich-rechtlicher oder gemeinnütziger Angebote]:
Kulturgüter  idealistische Ausrichtung an gesellschaftspolitischen und demokratietheoretischen Zielen.
Wirtschaftsgüter  materialistische Ausrichtung an einzelwirtschaftlichen Renditezielen (oder zumindest Kostendeckung
bei Community-Angeboten).
Anders ausgedrückt: Meritorische Güter  gesellschaftlich
wünschenswert, aber nur bedingt marktgängig.
2.
Kontextabhängigkeit: Maßstäbe für Qualität, Funktion,
Leistung variieren nach:
•
•
•
•
3.
Rahmenbedingungen (Arbeitsbedingungen, Marktlage …)
Medium, Auftrag, Zielgruppe etc.
Perspektive (Produzenten, Rezipienten, Gesamtgesellschaft)
normativen Bezügen (gesellschaftlich, professionell, individuell).
Involviertheit: Journalismus und Medien konstruieren gesellschaftliche Wirklichkeit und sind Teil des Wertediskurses.
Hinweise:
Kiefer/ Steininger: Medienökonomik. München: De
Gruyter O. 2014 (3. Aufl.).
Beck, K.: Das Mediensystem
Deutschlands (…) Wiesbaden:
VS-Verlag 2012.
Schicha/ Brosda (Hg.): Handbuch Medienethik. Wiesbaden: VS-Verlag 2010.
Filipovic/ Jäckel/ Schicha
(Hg.): Medien- und Zivilgesellschaft (Kommunikationsu. Medienethik). Weinheim/
Basel: Beltz 2012.
http://www.netzwerkmedienethik.de/
http://gruenerjournalismus.de/positivistenhaben-uebernommenmedienethik/
http://www.initiativequalitaet.de/
Vorab
Was ist für Sie
Qualität im Journalismus?
Journalismus und Medien: Funktion, Qualität, Rahmenbedingungen*
-
Journalistische Rahmenbedingungen (aktuell):
Arbeitsbedingungen
z.T. prekär
permanente technische Innovationen
angespannter
Arbeitsmarkt
Interessenv./Solidarität?
Selbstvermarktungsdruck
Rollenverständnis?
wachsende Interaktionsanforderungen
komplexere Themen
neue Stilformen
Druck von Interessengruppen wächst
Zeit- und Leistungsdruck
nehmen extren zu
Eventjournalismus
(…)
Funktion/Leistung
(gesamtgesellschaftlich)
Meinungsbildung
Öffentlichkeit
Themenradar
Kontrolle
Kritik
Integration
Kompetenz
Information
Unterhaltung
(Themen/Umsetzung)
Relevanz
Aktualität
Objektivität
Recherchetiefe
Qualität
K.-Reduktion
(professionell)
Orientierung
Kreativität
Lösungsoptionen
Pluralität** Haltung Transparenz
Preis-/Leistung
Teilhabe
Qualität
(Nutzersicht)
Verständlichkeit
Kostenloser
Zugang
Soziale
Konformität
Glaubwürdigkeit
(…)
Bildung
Wandel
Stabilität
Inspiration
-
Rahmenbedingungen
für Medien (aktuell):
starke Marktverschiebungen
wachsende Reichweiten
der Leitmedien, sinkende
bei Folgemedien
sinkende Einnahmen
Digitale Investitionen
lukrativer außerhalb
des Journalismus
Konzentrationsschub
Kooperation (z.B.
Rechercheverbünde)
Stellenabbau in Redaktionen
Trennungsgebote wiechen auf (z.B. Native-Ad)
weniger publizistische
Einheiten (Journalismus)
Social Media als Echoraum
Vertrauenskrise u. Diffamierung („Lügenpresse“)
(…)
* Anregungen aus div. Quellen von: H. Bonfadelli, V. Lilienthal, K. Meier, S. Russ-Mohl, T. Schäfer
** redaktioneller Pluralismus: z.B. im Wirtschaftsjournalismus auch jenseits des neoliberalen und monetaritischen Mainstreams.
Demokratischer Wertekanon und ethische Werte im Journalismus*
Ethische Werte und Ziele
im Journalismus:
Journalistische Rahmenbedingungen (aktuell):
- Druck auf professionellen
Journalismus wächst
- Nötig wäre mehr Zeit
für guten und bezahlten
Journalismus
-
Wahrhaftigkeit (alle Fakten)
Unabhängigkeit
Aufklärung und Transparenz
Diskursfähige Öffentlichkeit
Gesamtgesellschaftliche Verantwortung (z.B. Generationengerechtigkeit)
Respekt und Achtsamkeit
Rahmenbedingungen
für Medien (aktuell):
- Druck auf Qualitäsmedien wächst
- Orientierungsfunktion
der Leitmedien u. -milieus
(siehe Zitatanalysen)
- gesell. Funktionen
noch erfüllbar?
Demokratisch-humanistischer Wertekanon
Offene Gesell- Menschen- Meinungs- u. Soz. u. gesell. Nachhalrechte
schaft/Pluralität
Inform.-freiheit
Ausgleich
tigkeit*
[* Ethische Perspektiven im Journalismus sind abhängig von der Weltsicht und vom theoretischen Hintergrund.
Dieser Ansatz wird getragen von der Vorstellung eines Wertekanons in demokratisch-humanistischen Gesellschaften - theoretisch verortet an einer Schnittstelle von Kritischer Theorie und Konstruktivismus (in Abgrenzung zum
vorherrschenden Positivismus). -> vgl. http://gruener-journalismus.de/positivisten-haben-uebernommen-medienethik/]
* Zum Nachhaltigkeitsbegriff: http://gruener-journalismus.de/nachhaltigkeit/
Professioneller Journalismus …
„… recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind.
Er stellt Öffentlichkeit her, indem er Gesellschaft beobachtet, diese Beobachtung über
periodische Medien einem Massenpublikum zur Verfügung stellt und dadurch eine
gemeinsame Wirklichkeit konstruiert. Diese konstruierte Wirklichkeit bietet Orientierung in einer komplexen Welt.“ (K. Meier 2013: 14)
Ergänzung und Präzisierung:
Journalismus in Demokratien ist einem demokratisch-humanistischen Wertekanon
verpflichtet und trägt bei zum Funktionieren sowie zur Kritikfähigkeit von ausdifferenzierten Gesellschaften. Er ist unabhängig und unterscheidet sich damit von anderen
publizistischen Formen interessengeleiteter Kommunikation (PR/Öffentlichkeitsarbeit,
Lobbyismus, Campaining, Corporate Publishing bis hin zu Marketing). Journalismus
beschreibt und kommentiert alle relevanten Themen für seine Zielgruppen möglichst
objektiv, umfassend und macht auch Hintergründe, gesellschaftliche Interessen sowie
handelnde Akteure transparent. Journalismus benötigt professionelle Arbeitsbedingungen, Zeit und eine angemessene Vergütung und Wertschätzung.
Aber muss nicht unterschieden
werden zwischen Nachrichten- und
Hintergrundjournalismus?
Aber muss im Zusammenhang mit SLOW MEDIA nicht unterscheiden
werden zwischen Nachrichten- und Hintergrundjournalismus?
Ja, natürlich lebt Nachrichtenjournalismus von
Aktualität, Prägnanz und Schnelligkeit.
Aber auch im aktuellen Nachrichtenjournalismus muss professionelle Qualität als
entscheidendes Abgrenzungskriterium zu nicht-journalistischen Angeboten im Internet und in
Social Media gelten. Themenkompetenz, Gegenrecherche, Einordnung etc. sind dabei zentral,
um langfristig glaubwürdig zu sein.
Nein, wir dürfen den Nachrichtenjournalismus in der Qualitätsdiskussion und
in Teilen auch aus der Diskussion zu SLOW MEDIA nicht einfach ausklammern!
Und Entschleunigung allein ist kein Garant
für guten Journalismus!
Die großen journalistischen Versäumnisse z.B. in der Finanzkrise
oder im VW-Betrugsskandal sind nicht auf zu wenig Zeit zurückzuführen.
Viele Fakten waren über Jahre bekannt (…).
Ebenso ist z.B. Postwachstum kaum ein journalistisches Thema,
obwohl es in seiner ganzen Dimension seit Jahren klar umrissen ist und als eine
Schlüsselfrage für Wirtschaft und Gesellschaft in entwickelten Industrieländern gilt.
Die wie ein Mantra vorgetragene Wachstumsideologie wird
journalistisch nicht thematisiert, geschweige denn hinterfragt.
Ein weiteres Beispiel ist das lange vernachlässigte Thema Migration und Flucht (…)
Wertschätzung für Journalismus – kein einheitliches Bild
-
Nutzungszeiten (siehe Medienzeiten)
-
Zahlungsbereitschaft:
•
•
•
•
lt. einer Bitkom-Befragung zahlten 2014 rd. 1/3 der Internetnutzer
für Online-Journalismus durchschnittlich 15,10 € 42 % wären bereit, vor allem für aufwendige Reportagen u. Hintergrundberichte zu zahlen (60 % schließen das generell aus) –
zum Vergleich: ein Zeitungsabo (Print) kostet rd. 45-60 € p.m.
die ITK-Ausgaben stiegen in D 2014 auf knapp 1.500 € p.a.
z.T. hohe Zahlungsbereitschaft für kostenpflichtige Experimente
(Crowdfunding) und in Medien-Communities (z.B. taz)
Indikator Nettowerbeeinnahmen zentraler Medien (ZAW-Zahlen):
TV
Zeitung
Online + Mobil
Publikumszeitschriften
Radio
Summe dieser Medien
-
2005
3,9 Mrd.€
4,4 Mrd.€
0,3 Mrd.€
1,8 Mrd.€
0,7 Mrd.€
11,1 Mrd.€
2010
3,9 / +/-0
3,6 / -12 %
0,9 / +300 %
1,4 / -22 %
0,7 / +/10,5
2014
4,3 / +10 %
2,8 / -24 %
1,4 / +167 %
1,2 / -11 %
0,7 / +/10,4
Nutzungsmotive (2015, ab 14 J, n = 4.120, milieuspezifische Abweichungen):
„mitreden können“:
„Denkanstöße bekommen“:
„informieren“:
„Entspannung“:
TV 68 %,
TV 64 %,
TV 63 %,
TV 83 %,
Internet 45 %, Zeitg. 43 %, Radio 39 %
Internet 51 %, Radio 42 %, Zeitg. 40 %
Internet 51 %, Zeitg. 46 %, Radio 39 %
Radio 64 %, Internet 31 %, Zeitg. 19 %
Hinweise:
Breuning/Eimeren: 50 Jahre
„Massenkommunikation“:
Trends in der Nutzung und
Bewertung der Medien
(1965-2015). In: Media
Perspektiven 11/2015, S.
505-525
Engel/Mai: Mediennutzung und Lebenswelt 2015.
In: Media Perspektiven
10/2015, S. 427-441.
https://www.bitkom.org/
(Branchen-/Interessenverband)
Zum Thema Zahlungsbereitschaft (Journalismus,
übriger Content u. Technik)
besteht Forschungsbedarf.
Bindung an die Medien (Längsschnitt, ab 14 J., n=4.120, Mehrfachnennung)
„Es würden sehr stark/
stark vermissen“
1980
1990
2000
2010
Fernsehen
Radio [oder das Auto
Tageszeitung
Internet
47 %
52 %
60 %
-
51 %
56 %
63 %
-
44 %
58 %
52 %
8%
45 %
52 %
42 %
38 %
]
/
2015
45 %
50 %
36 % 40 % +
Images der Medien (Direktvergleich 2015, n= 4.120)
„Trifft am ehesten
zu auf“
anspruchsvoll
ab 14 J./14-29 J.
objektiv
glaubwürdig
unterhaltsam
Fernsehen
Radio
Tageszeitung
Internet
31 % / 15 %
13 % / 7 %
36 % / 43 %
20 % / 34 % *
32 % /24 %
17 % /14 %
31 % /31 %
20 % /31 %
31 % /18 %
19 % /16 %
35 % /45 %
15 % /21 % *
61 % /47 %
18 % /11 %
4%/ 2%
17 % /40 %
ab 14/14-29
ab 14 / 14-29
ab 14 / 14-29
Breuning/ Eimeren: 50 Jahre „Massenkommunikation“ (…). In: Media Perspektiven 11/2015, S. 523
* Geringe Nutzung (außer als Angebote im Internet) – hohes (vermutetes?) Qualitätsniveau -> Forschungsbedarf
Die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen
(BAT-Freizeitmonitor)
Randnotiz:
Viele Befragte würden
gerne etwas anderes
tun (als Medien nutzen):
- spontan das, wozu
sie Lust haben (2/3)
- häufiger ausschlafen
(2/3)
- mehr mit Freunden
unternehmen (…)
Einfach weniger
Medien nutzen!
Im Ernst: Dies muss
differenzierter untersucht werden.
http://www.freizeitmonitor.de/de/zahlen/daten/statistik/freizeit-aktivitaeten/2015/die-beliebtesten-freizeitaktivitaeten-der-deutschen.html
Zeit und SLOW MEDIA in der Journalismusforschung
-
Zeit und SLOW MEDIA sind in der Journalismusforschung noch
keine eigenständigen Themen.
-
Weischenberg et al. kamen schon 2006 im Vergleich ihrer
Studien ´Journalismus in Deutschland´ (1993/ 2005) zu dem
Ergebnis: „Zeitaufwand für Recherche gesunken, für Technisches
und Organisatorisches gestiegen.“ (Weischenberg et al. 2005, S. 354)
-
Besonders problematisch ist die Arbeitsbelastung bei Freien
Journalisten, die ihre Zeit zwar freier einteilen können, aber im
Durchschnitt schlechter bezahlt werden als fest angestellte:
„Viele freie Journalisten haben das Gefühl, ständig im Dienst zu
sein.“ (…) „Nur die wenigsten schaffen es, Arbeit und Privatleben
voneinander abzugrenzen.“ (Buckow 2011, S. 29)
-
-
Pörksen sieht in seiner Forschungsarbeit zum Medienwandel im
digitalen Zeitalter und zur Hysterie in Social Media die Notwendigkeit zur Entschleunigung: „Information ist schnell – Wahrheit
braucht Zeit.“ (Pörksen 2016)
Die vorliegenden Diskussionsansätze zu SLOW MEDIA und erste
empirische Studien sind an einer Schnittstelle von Netzinitiativen und Marktforschung entstanden  SLOW MEDIA Manifest
Hinweise:
Buckow, I.: Freie Journalisten
und ihre berufliche Identität
(…). Wiesbaden: VS Research
2011.
DJV-Umfrage Freie Journalisten 2014: http://www.djv.del
Meier, K./ Neuberger, C. (Hg.):
Journalismusforschung. Stand
und Perspektiven. BadenBaden: Nomos 2013.
Nadeschdin, Dimitrie: Unverzichtbar: Warum Zeitmanagement für freie
Journalisten so wichtig ist. In:
Fachjournalist 9/2015:
http://www.fachjournalist.de/
Pörksen, B.: „Wahrheit braucht
Zeit“ . TV-Interview im
Nachmagazin der ARD v.
29.1.2016:http://www.tagesscha
u.de/inland/geruechte-103.html
Weischenberg, S./ Mailik, M./
Scholl, A.: Journalismus in
Deutschland (…). In: Media
Perspektiven 7/2006, S. 346361
http://www.journalismusforschun
g.de/
4. Schritt
Was sind Lösungsansätze?
Wie könnten Entschleunigung, Kontrolle,
Selbstbestimmung und mehr WertSchätzung im Umgang mit Journalismus
und Medien aussehen?
Entschleunigung, Kontrolle, Selbstbestimmung
Kriterien für journalistische Medien – Nutzerperspektive:
Slow Food für den Kopf (Diskussionsentwurf) *
-
-
-
Monotasking: Medien bewusst auswählen und möglichst
nur ein Medium zur Zeit aufmerksam nutzen
Downshifting: z.B. (auch) Zeitungen oder wertige Magazine
lesen, statt (nur) im Internet surfen – oder Podcasts genießen, statt Dauerberieselung durch Mainstream-Radio
Nutzung + Genuss: Bücher, CDs, DVDs etc. überhaupt nutzen und genießen, statt
nur kaufen und ins Regal stellen – oder streamen und fair bezahlen
Relevante Nutzung: mediale Themen nach Bedeutsamkeit auswählen, Informationen verstehen und eigene Positionen hinterfragen, ggf. mit Bedacht kommentieren
Gelassene Nutzung: nicht treiben lassen von der Vorstellung, alle vermeintlich
wichtigen Themen verfolgen zu müssen
Ganzheitliche Nutzung: längere Texte (Kommentare, Reportagen etc.) und Bücher
möglichst ganz lesen, statt nur die Teaser oder Snippings – oder statt Texte nur zu
´scannen´ (gilt aber auch für TV/Zapping, Musik-/Video/Skipping etc.)
Achtsame Nutzung: respektvolle Grundhaltung und eigene Lernbereitschaft
* Liebe Multitasker, Digital Natives und Online-Fans: SLOW MEDIA und vor allem die
jetzt folgende Entschleunigungsdiskussion ist kein persönlich gemeinter Angriff auf
Sie/Euch! Es geht auch nicht um einen Katalog für korrekte Mediennutzung .
Entschleunigung, Kontrolle, Selbstbestimmung
(…) Kriterien für journalistische Medien – Nutzerperspektive:
„Slow Food für den Kopf“ (Diskussionsentwurf)
-
-
Soziale Nutzung: Empfehlungen in Social Media etc., aber auch
aus der Zeitung vorlesen, Zeitungen und Bücher weitergeben
etc. – oder vielleicht einmal ge-meinsam lesen im ´Slow
Reading Club´, reine ´Echoräume´ in Social Media meiden
Geschützte Nutzung: datenarme Konzepte und überwachungsfreie Medien bevorzugen
Faire Nutzung: Geschäftsmodelle (werbe- oder datenfinanziert, genossenschaftlich oder
community-finanziert) und Arbeitsbedingungen reflektieren -> gute Standards honorieren
Bewertung: eigene Maßstäbe für Qualität, Glaubwürdigkeit und Gefallen entwickeln und
bewusst nach ihnen in Medienprodukten suchen; überlegen, was ein Beitrag „wert“ ist
Soziale Entlastung: sich über brisante oder belastende Themen mit anderen austauschen
und ggf. in den Medien oder im Gespräch nach Lösungen suchen
Auszeiten von Medien: medienfreie Zeiten, z.B. Media Sabbatical-Tage einrichten
Soziale Nachhaltigkeit: Medienzeit und Lebenszeit grundlegend in Einklang bringen,
Zeitsouveränität gewinnen
Technische Nachhaltigkeit: nicht jeden Technikhype mitmachen, Geräte möglichst lange
nutzen, teilen, reparieren, verschenken oder verwerten
Entschleunigung, Kontrolle, Selbstbestimmung
Kriterien für soziale/ personale Kommunikation, z.B.:
-
Hinweise:
auch hier möglichst Monotasking: möglichst nur ein Medium zur Zeit
weniger Mails und privat ausgewählte handgeschriebene Briefe
an Wochenenden und im Urlaub keine beruflichen Mails etc.
in einem Gebäude oder in der Nachbarschaft zu jemanden hingehen, statt
telefonieren, posten oder eine Mail schreiben
Smartphone und Internet möglichst nicht parallel in Gesprächen oder in
Meetings nutzen
respektvoll kommunizieren durch Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
medienfreie Zeiten einlegen oder einfach Medien bewusster nutzen (…)
Und - echte Entschleunigung ist mehr als funktionale Entschleunigung
(z.B. durch Meditationswochen für Manager im Kloster, um danach wieder fit
zu sein für den Beschleunigungswettbewerb – oder durch Quality-Time).
Wenn Beschleunigung „Gegenwartsschrumpfung“ ist, dann
müsste Entschleunigung auf „Gegenwartsdehnung“ zielen.
Fischer, E.P./ Wiegandt, K. (Hg.): Dimensionen der Zeit. Die Entschleunigung
unseres Lebens. Frankfurt/M.: Fischer
2012, u.a.:
- Binswanger ,M.: Die Tretmühle des
Glücks.
- Reheis, F.: Entschleunigung.
- Rosa, H.: Was heißt und zu welchem
Ende sollen wir entschleunigen?
Als soziale Bewegung z.B.:
http://www.zeitverein.com/index.html
Ergänzend zur Resonanzerfahrung:
Das Ziel von Entschleunigung ist letztlich soziale
bzw. gesellschaftliche Resonanzerfahrung.
Video mit H. Rosa: Ich will mehr Zeit
https://www.youtube.com/watch?v=YjDAzb
qZiDU&feature=youtu.be
SLOW MEDIA als Praxisfeld
Medien-/ Themenentwicklung:
- Slow Media als Marktnische
- Slow Media und Zeit als spannende journalistische Themen
Qualitätskriterien für Slow Media konkretisieren + kommunizieren:
- z.B. Label für
Slow
Media *
- oder für
Recherche
*
** oder:
Soziales
Fair
Media *
Geschäftsmodell *
Slow Media als Weiterbildungsthema
[* kein offizielles Label / ** Label: www.freischreiber.de]
Peter Seeger: SLOW MEDIA - h_da / ikum 2016
Zeitstrukturen und Qualität auf journalistischer und redaktioneller Ebene
-
Professionelles journalistisches Arbeiten auf hohem Niveau
benötigt entsprechende Arbeitsbedingungen und organisatorische Spielräume bei fairer Bezahlung.
-
Zeitlicher Druck gehört zum Journalismus, aber zeitliche Mindeststandards müssen immer eingehalten werden (z.B. für
Gegenrecherche). Qualitätsmedien könnten die Dauer der
Recherche für aufwändige Beiträge angeben (siehe ZEIT).
-
Zeitliche- und Experimentierspielräume für journalistische
Themen setzen Vertrauen voraus seitens der Redaktionsleitung und des Kollegiums.
-
Journalistisches Arbeiten auf dem Qualitätsniveau der hier erörterten SLOW MEDIA erfordern
neben gutem journalistischem Handwerkszeug, Themenkompetenz und Kreativität.
-
Andere Impulse könnten von Ansätzen spiritueller Achtsamkeit, des Respekts und der eigenen
Lernbereitschaft im Journalismus im Sinne von Claus Eurich ausgehen.
-
Entsprechende Redaktionsstatuten könnten hilfreich sein, insbesondere in Konfliktsituationen.
-
Für Nutzer sind Medien Vertrauensgüter: insbesondere Qualitätsmedien wie SLOW MEDIA
sollten ihre hohen Standards besser kommunizieren (z.B. durch Hinweise zur Recherche oder
mit Label für Redaktionsstatuten, Fair Media oder SLOW MEDIA).
-
Professioneller und engagierter Journalismus lebt von der Interaktion mit Nutzern – auch um
gegenseitig zu lernen und Wertschätzung zu erlangen (beiderseitige Resonanzerfahrungen).
https://de.wikipedia.org/wiki/Redaktion
Publizistisch-technische Produktionselemente von SLOW MEDIA
Tempo reduzieren
-> z.B. Langsam-/Echtzeit-TV in Norwegen:
http://www.nrk.no/presse/slow-tv-1.12057032
-> z.B. Audio-Slide-Show statt Video/Film:
http://berlinfolgen.2470media.eu/index.96.de.html
http://www.schoellkrippen-ganz-nah.de/
dramaturgische Reduktion
-> z.B. ´Leise Filme´: http://www.heilig-film.de/
thematische Reduktion
-> z.B. Blog zu einem Thema: http://www.slow-media.net/
redaktionelle Rhythmen
-> z.B. Wochen- vs. Tageszeitung: www.freitag.de ; www.zeit.de
thematische Tiefe erweitern
-> z.B. ARTE-Themenabende:
http://www.arte.tv/guide/de/suchergebnisse?keyword=thema
Slow als Special-Interest-Thema -> http://www.slow-journalism.com/delayed-gratification-magazine
https://www.substanzmagazin.de/
http://emotion-slow.de/ (Mindstyl-Segment)
Slow Media im Fachjournalismus -> http://gruener-journalismus.de/aktuelle-trends-derenergiewendeim-slow-media-format/
gemeinnützige Recherchemedien  https://correctiv.org/
(…)
5. Schritt
Zwischenbilanz zum Thema
SLOW MEDIA – veränderte Zeit- und
Wertemuster im Journalismus?
Ein relevantes Forschungs- und Praxisthema?
Hat das Thema Perspektiven?
Einordnung von Slow Media:
-
SLOW MEDIA funktioniert als (smarte) Metapher nicht nur für die Entschleunigung
von Medien, sondern auch für mehr Qualität, Kompetenz und Kreativität in der
(wechselseitigen) Medienkommunikation.
-
Gleichzeitig kann SLOW MEDIA eine Brücke schlagen zum Digitalen Arbeitsschutz
und zur Beschleunigung des Alltags durch digitale Medien.
-
SLOW MEDIA wäre ein ergänzendes Leitbild und ein mögliches Korrektiv zu aktuellen Trends der Informationsüberflutung, Oberflächlichkeit und Ablenkung bzw.
Nebenbeinutzung.
-
SLOW MEDIA wird Medien und Journalismus (Produktion, Nutzung und Gesellschaft) absehbar nicht revolutionieren, kann aber eine konstruktiv-kritische
Diskussion in Wissenschaft und Praxis befördern und wie z.B. Slow Food zu einer
Sensibilisierung im Alltag führen.
-
Slow Media sollte aber auch als interessante journalistische Nische im hart
umkämpften Medienmarkt diskutiert werden.
Erste Forschungsansätze zu SLOW MEDIA:
-
Zeit und SLOW MEDIA sind als eigenständige Themen in der Journalismus- und Medienforschung noch nicht angekommen.
-
Einige Kriterien für SLOW MEDIA aus dem Manifest sind anschlussfähig: Nachhaltigkeit,
Monotasking, Qualität, diskursiv /dialogisch, um Vertrauen werben/ Zeit nehmen für
Glaubwürdigkeit. Sie müssen ergänzt werden um: Relevanz, Transparenz, Fair Media.
-
Erste empirische Ergebnisse lassen auf Offenheit der Nutzer gegenüber dem Thema
schließen und zeigen, dass vertiefte Untersuchungen sinnvoll sind.
-
Ein weiteres Indiz ist das Interesse an anspruchsvollen, glaubwürdigen und objektiven
Qualitätsmedien, wie es in lfd. Befragungen zu den Images von Medien zum Ausdruck
kommt.
-
Weitere Anknüpfungspunkte bietet die ältere Diskussion zur Kommunikationsökologie,
die – so die Forschungsempfehlung – aufgearbeitet und aktualisiert werden sollte.
Ebenso sollte die Medienethik auf spezifische Beiträge zu SLOW MEDIA vertieft untersucht werden.
Metaebene: Entgrenzung, Beschleunigung, Entfremdung:
-
Eine hohe Aktualität erfährt das Thema dadurch, dass viele Menschen unter den sozialen
Beschleunigungseffekten und fehlenden Resonanzerfahrungen im Alltag leiden.
-
Kritische Wachstumstheorien (Binswanger, Jackson, Peach, Reheis, Schumacher) hinterfragen die rein monetär gemessene Lebensqualität. Rosa zeigt, dass die Moderne und der
Kapitalismus auf Steigerung, Wachstum und Entgrenzung angelegt sind (ökonomisch gesteuert in den Waren- und Arbeitsmärkten, in der Lebenswelt durch Zeitverdichtung u.
Überforderung). Diese Metatheorien sind anschlussfähig für die weitere Forschung zu
SLOW MEDIA.
-
Da die für die Steigerung notwendige Zeit nicht wachsen kann, kommt es zu Beschleunigungs- und Gleichzeitigkeitseffekten (Mythos Multitasking, Zeiträuber Smartphone).
Dadurch sinkt die Aufmerksamkeit, der Zeitaufwand steigt und der Arbeitsflow leidet.
-
Digitale Medien können nützlich sein, beanspruchen insgesamt aber immer mehr Zeit und
Aufmerksamkeit. Viele Menschen nutzen die Zeitersparnisse nicht, sondern machen einfach immer mehr (rasender Stillstand und Ziellosigkeit), was Stress und ein Gefühl der
Entfremdung befördern. Hier werden neue kapitalistische Verwertungsmuster sichtbar.
-
Soziale und kommunikative Prozesse lassen sich nicht mehr im Gleichschritt mit der Technik
beschleunigen. Die Kontrollverluste können u.a. umschlagen in Kommunikationschaos oder
Depression.
Medienzeiten und Rezeptionsforschung:
-
Die Medienutzungsforschung bietet eine solide Datenbasis. Neben den quantitativen
Daten sollten vor allem mögliche Erkenntnisse zu den Nutzungsmotiven konkret zu SLOW
MEDIA ausgewertet werden.
-
Eine Arbeitshypothese für weiterführende Untersuchungen könnte die Vermutung sein,
dass insbesondere anspruchsvolle Medienkommunikation mit der abnehmenden Aufmerksamkeit (durch verkürzte, beiläufige und gleichzeitige Mediennutzung) im Alltag
konfrontiert ist.
-
Auch die vermutet wachsende Zeitkonkurrenz zwischen journalistischen Massenmedien
und Individualkommunikation in SOCIAL MEDIA sollte genauer analysiert werden.
-
Knapp 10 % junger Mediennutzer (sozial noch nicht gefestigt) zeigt Anzeichen von Kontrollverlust in der Nutzung. Hier wird ein gravierendes Kompetenzproblem sichtbar, zumal
mehr als die Hälfte der Eltern keinerlei Grenzen setzt. Auch wenn diese Entwicklung außerhalb des Kernthemas SLOW MEDIA liegt, sollte die Forschung dazu an anderer Stelle vertieft
werden.
Werte und Qualität im Journalismus und in den Medien:
-
Grundprobleme: Dualität (Kultur- u. Wirtschaftsgut), Kontextabhängigkeit, Involviertheit.
-
Ethische Werte und Ziele im Journalismus basieren in unserem Kulturkreis auf einem
demokratisch-humanistischen Wertekanon. Daraus lassen sich Einzelwerte ableiten:
o Wahrhaftigkeit
o Unabhängigkeit
o Aufklärung u. Transparenz
o Diskursfähige Öffentlichkeit
o Gesamtgesell. Verantwortung
o Respekt
-
Die Medienethik ist in der Journalismusforschung unterrepräsentiert. Es gibt jedoch bei
Fachvertretern der Medienethik eine große Offenheit, die genutzt werden sollte.
-
Für konkretere empirische Untersuchungen konnten operationalisierbare Qualitätskriterien
herausgearbeitet werden (professionelle Ebene):
o Kompetenz
o
o
o
o
-
Relevanz
Recherchetiefe
Aktualität
Komplexitätsreduktion
o
o
o
o
o
Objektvität
Orientierung
Kreativität
Transparenz
Haltung
Angesichts der Verwerfungen in den Medienmärkten ist es aber wichtig, dass Qualität aus
Nutzersicht anders bewertet werden kann: kostenloser Zugang, Preis/Leistung, soziale Konformität, Teilhabe, Verständlichkeit, Glaubwürdigkeit
Entschleunigung, Kontrolle, Selbstbestimmung (Nutzerperspektive):
-
Aus der übergreifenden gesellschaftskritischen Theoriediskussion lassen sich folgende
Kriterien für journalistische Medien hinsichtlich Entschleunigung, Kontrolle und Selbstbestimung ableiten:
o
o
o
o
o
o
o
Monotasking
Downshifting
Nutzung + Genuss
Relevante Nutzung
Gelassene Nutzung
Ganzheitliche Nutzung
Soziale Nutzung
o Geschützte Nutzung
o Faire Nutzung
o Bewertung
o Soziale Entlastung
o Auszeiten von Medien
o Soziale Nachhaltigkeit/Zeitsouveränität
o Technische Nachhaltigkeit
-
Auch wenn diese Kriterien noch präzisiert und gestrafft werden müssen, könnten sie
Grundlage für vertiefte empirische Untersuchungen zu einzelnen Medien bzw. journalistischen Produkten sein.
-
Aus den Kriterien lassen sich auch weitergehende praktische Empfehlungen ableiten, wie
z.B. die Entwicklung von Label für einzelne Qualitätskriterien (z.B. Fair Media, zu den
Geschäftsmodellen oder zu besonderer Fach- und Recherchekompetenz - SLOW MEDIA oder
zur Dauer aufwändiger Recherchen).
Zeit und Entschleunigung auf journalistischer und redaktioneller Ebene:
-
Die Journalismus- und Redaktionsforschung liefert aus allgemeinen Befragungen
Hinweise zu veränderten Zeitstrukturen. So sinkt z.B. die verfügbare Zeit für Recherche,
während sie für Technisches und Organisatorisches steigt. Insbesondere Freie haben das
Gefühl, ständig im Dienst zu sein.
-
Es gibt noch keine spezifische Journalismusforschung zum Thema Zeit oder Slow Media.
Erste Anknüpfungspunkte dafür bietet der Ansatz der Achtsamkeitsforschung von Claus
Eurich oder auf der Ebene der Rahmenbedingungen die Diskussion zu neuen gemeinnützigen Angeboten oder Public Services, um Spielräume für Qualitätsjournalismus zu
erhalten.
-
International bietet Constructiv Journalism Anregungen für die Qualitäts- und Wertediskussion zu SLOW MEDIA.
-
Torsten Schäfer verweist auf Forschungslücken zur journalistischen Work-Life-Balance.
Hier sieht er auch Bedarf für wissenschaftlich-basierte Weiterbildungskonzepte.
-
Auch im Journalismus sollte stärker aufgeklärt werden über Mythen digitaler Medien
(z.B. Multitasking) und Reboundeffekte des Zeitmanagements.
-
Zeit, Entschleunigung und Postwachstum sind auch inhaltlich spannende journalistische
Themen, die in der Aus- und Weiterbildung erschlossen werden sollten.
-
Medien und Journalisten sollten beim Rezipienten für Qualitätsbewusstsein werben
SLOW MEDIA als qualitativ hochwertige und faire Medien.
Danke für Ihre ZEIT und Aufmerksamkeit!
Anhang: Literaturliste zum Thema Zeit und Slow Media
- Beck, Klaus: Das Mediensystem Deutschlands. Strukturen, Märkte, Regulierung. Wiesbaden: Springer Fachmedien 2012.
- Behrendt, Siegfried: Entlastend und belastend zugleich. Der ökologische Fußabdruck unserer digitalen Medien. In: Gräßer,
Lars; Hagedorn, Friedrich (Hg.): Medien nachhaltig nutzen. Beiträge zur Medienökologie und Medienbildung. Schriftenreihe Medienkompetenz des Landes NRW. Band 11 kopaed. S. 19-30. https://www.lmz-bw.de/fileadmin/user_
upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/behrendt_fussabdruck/behrendt_fussabdruck.pdf
- Bonfadelli, Heinz: Medien und Gesellschaft im Wandel. Bonn: bpb 2014:
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/medienpolitik/172610/medien-und-gesellschaft-im-wandel?p=all
- Binswanger, Mathias: Die Tretmühle des Glücks. Warum Wachstum die allgemeine Lebenszufriedenheit nicht erhöht. In:
Fischer/Wiegandt (2012): Dimensionen der Zeit, a.a.O., S. 248-267.
- Blumtritt, Joerg; David, Sabria: Die Slow Media Types. Ergebnisse einer repräsentativen Studie: https://republica.de/session/slow-media-types-ergebnisse-repraesentativen-studie
- Breuning, Christian; van Eimeren, Birgit: 50 Jahre Massenkommunikation. Trends in der Nutzung und Bewertung der
Medien. In: Media Perspektiven 11/2015, S. 505-525. (Basis: ARD-ZDF Online-Studien 1964-2015: http://www.ard-zdfonlinestudie.de/ )
- Buckow, Isabelle: Freie Journalisten und ihre berufliche Identität. Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Journalistenverbands Freischreiber. Wiesbaden: VS-Research 2011.
- Cray, Jonathan: Gesellschaft ohne Schlaf. Bonn: bpb 2015 (Original: 24/7 Late Capitalism and the Ends of Sleep 2014).
- Carr, Nicholas: Wer ich bin, wenn ich online bin … und was macht mein Gehirn solange? München: Blessing/ Randomhouse 2010 (3. Aufl.).
- DAK (Hg.): Internet- und Computergebrauch bei Kindern und Jugendlichen (Forsa-Studie 2015):
http://www.dak.de/dak/download/Forsa_Studie_Internetsucht_im_Kinderzimmer-1728400.pdf
- David, Sabria: Sucht und Sehnsucht im digitalen Raum. Digitaler Arbeitsschutz aus medienwissenschaftlicher Perspektive.
In: B. Badura et al. (Hg.): Fehlzeiten-Report 2013. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag 2013.
- Dobe, Bettina: Digitaler Arbeitsschutz für Mitarbeiter. In: Computerwoche 5/2014:
http://www.computerwoche.de/a/digitaler-arbeitsschutz-fuer-mitarbeiter,3060241
- Donath, Matthias; Mettler-von Meibom, Barbara: Kommunikationsökologie: Systemische und historische Grundlagen.
Münster: Lit-Verlag 1998.
- Eberwein, Tobias; Müller, Daniel (Hg.): Journalismus und Öffentlichkeit. Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag.
Wiesbaden: VS-Verlag 2010.
- Engel, Bernhard; Mai, Lothar: Mediennutzung und Lebenswelt 2015. In: Media Perspektiven 10/2015, S. 427-441:
http://www.ard-werbung.de/media-perspektiven/publikationen/fachzeitschrift/2015/artikel/mediennutzung-undlebenswelten-2015/
- Eurich, Claus: Achtsamkeit – Grundzüge eines integralen Journalismus. In: Journalistik Journal 1/2011: http://journalistikjournal.lookingintomedia.com/?p=596
- Filipovic, Alexander; Jäckel, Michael; Schicha, Christian (Hg.): Medien- und Zivilgesellschaft (Kommunikations- und
Medienethik). Weinheim/Basel: Beltz 2012.
- Fischer, Ernst Peter; Wiegandt, Klaus: Dimensionen der Zeit. Die Entschleunigung unseres Lebens. Frankfurt: Fischer
Verlag 2012.
- Freizeitmonitor 2015 (BAT-Stiftung für Zukunftsfragen): http://www.freizeitmonitor.de/
- Geißler, Karlheinz A.: Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine. Wege in eine neue Zeitkultur. München: Oekom 2014.
- Geißler, Karlheinz; Geißler, Jonas: Time is honey. Vom klugen Umgang mit der Zeit. München: Oekom 2015.
- Göring, Carsten: Gemeinsam einsam. Wie Facebook, Google & Co. unser Leben verändern. Zürich: Orell 2011.
- Grimme Institut (Hg.): Medienökologie. Immer, alles, überall? http://www.grimme-institut.de/imblickpunkt/pdf/IBMedienoekologie.pdf
- Grünwald, Stephan: Die erschöpfte Gesellschaft. Warum Deutschland neu träumen muss. Freiburg: Herder 2015.
- Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt: Suhrkamp 1990 (17. Aufl.)
- Han, Byung-Chul: Bitte Augen schließen. Auf der Suche nach einer anderen Zeit. Berlin: Matthes &Seitz (Ebook) 2013.
- Han, Byung-Chul: Wie der Kapitalismus uns zur Selbstausbeutern macht (Audio), SWR 2 v. 11.1.2015:
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/wie-der-kapitalismus-uns-zu-selbstausbeutern-macht//id=660374/did=14768198/nid=660374/as4zz9/
- Hengsbach, Friedhelm: Die Zeit gehört uns. Widerstand gegen das Regime der Beschleunigung. Frankfurt: Westend 2012.
- Hepp, Andreas: Medienkultur. Die Kultur mediatisierter Welten. Wiesbaden: VS Verlag 2013 (2. Aufl.)
- Hirsch, Fred: Die sozialen Grenzen des Wachstums. Eine ökonomische Analyse der Wirtschaftskrise. Hamburg: Rowohlt
1980 (Klassiker).
- Imhof, Kurt: Die Krise der Öffentlichkeit. Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels. Frankfurt:
Campus 2011 (2. Aufl.).
- Initiative Neue Qualität der Arbeit/ Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (Übersicht einschlägiger Studien zum Thema):
http://psyga.info/ueber-psyga/materialien/studien/#c474
- Kiefer, Marie-Luise; Steininger, Christian: Medienökonomik. München: De Gruyter O. 2014 (3. Aufl.).
- Koch, Christoph: Ich bin dann mal offline. Ein Selbstversuch zum Leben ohne Internet und Handy. München: Blanvalent/
Randomhouse 2012.
- Köhler, Andreas; Elter, Andreas: Kreativität. Die neue Schlüsselkompetenz angehender Journalisten? In: Fachjournalist
12/2013.
- Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hg.): Zeitwohlstand. Wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben.
München: Oekom 2013: http://www.konzeptwerk-neue-oekonomie.org/abgeschlossene-projekte/zeitwohlstand/
- Knop, Katrin; Hefner, Dorothée; Schmitt, Stefanie, Vorderer, Peter: Mediatisierung. Mobile Handy- und mobile
Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen. Leipzig: Vistas (LfR-Schriftenreihe Medienforschung 77), Düsseldorf 2015.
Zusammenfassung: http://www.lfm-nrw.de/ …
- Lilienthal, Volker; Weichert, Stephan et al.: Digitaler Journalismus: Dynamik, Teilhabe, Technik. Leipzig: VISTAS 2014.
- Lilienthal, Volker; Schneider, Thomas: Gezwungen, sich zu verkaufen? Zur sozialen Lage von Journalistinnen und Journalisten.
In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ, 62. Jg., Beilage 29-31 v. 16.7.2012)
- Lohmann-Haislah (BAUA): Stressreport Deutschland 2012 (…)
- Markowetz, Alexander: Digitaler Burnout. Warum unsere permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist. München: Droemer
2015.
- Maxwell, Richard; Raundalen, Nina; Vestberg, Lager (Eds.): Media and the Ecological Crisis. Routledge 2014.
- Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-, KIM- u. FIM-Studien (fortlaufend): http://www.mpfs.de/
- Medien & Zeit: Sonderheft medien & zeit 2/2012 (Jg. 27) zu Ehren von Irene Neverla. Wien 2012.
- Mettler-Meibom, Barbara: Soziale Kosten der Informationsgesellschaft. Überlegungen zu einer Kommunikationsökologie.
Frankfurt: Fischer alternativ 1987 (Klassiker)
- Meier, Klaus; Neuberger, Christoph (Hg.): Journalismusforschung. Stand und Perspektiven. Baden-Baden: Nomos 2013.
- Meyen, Michael; Springer, Nina: Freie Journalisten in Deutschland. Ein Report. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2009.
- Miegel, Meinhard: Hybris – Die überforderte Gesellschaft. Berlin: Ullstein/ Prop. 2014.
- Nadeschdin, Dimitrie: Unverzichtbarkeit. Warum Zeitmanagement für freie Journalisten so wichtig ist. In: Fachjournalist
9/2015: http://www.fachjournalist.de/unverzichtbar-warum-zeitmanagement-fuer-freie-journalisten-so-wichtig-ist/
- Neverla, Irene: Journalismus in der Zeit – Zeit im Journalismus. Über Aktualität als Leitkategorie. In: R. Hackel-de Latour, C.
Klenk, M. Schmolke, U. Stenert (Hg.): Vom Vorwort bis zum Friedhofsgespräch. Randlinien gesellschaftlicher Kommunikation.
Festschrift für Walter Hömberg (Communicatio Socialis, Beiheft 11, S. 83-94. Osfildern-Ruit: Matthias-Grünewald-Verlag.
- Neverla, Irene: Der soziale Zeitgeber Fernsehen. Das elektronische Medium als Komponente und Agens der abstraktlinearen Zeit unserer Gesellschaft. In: medien & zeit 5/1990
- Nowotny, Helga: Eigenzeit – Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls. Frankfurt: Suhrkamp 1993 (Erstausgabe
1988).
- Precht, Richard David: Echte Träume, echte Not. In: DIE ZEI v. 30.12.2015, S. 39f.
- Pörksen, Bernhard: Extremismus der Erregung. Die Mediengesellschaft braucht Regeln zur Wahrung der Besonnenheit in
besinnungslosen Zeiten. In: DIE ZEIT v. 1.4.2014, S. 1
- Bernhard Pörksen: „Wahrheit braucht Zeit“ (TV-Interview zu ´Gerüchten in Sozialen Medien´). In: Nachmagazin der ARD v.
29.1.2016: http://www.tagesschau.de/inland/geruechte-103.html
- Qualitätsjournalismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte bpb (APuZ 29-31/2012):
http://www.bpb.de/apuz/140215/qualitaetsjournalismus
- Reheis, Fritz: Die Kreativität der Langsamkeit. Darmstadt: Primus 1998.
- Reheis, Fritz: Entschleunigung, Befreiung vom Turbokapitalismus. In: Fischer/Wiegandt (2012): Dimensionen der Zeit,
a.a.O., S. 213-226.
- Reisch, Lucia A.: „Auf dem Weg in eine zeitachtsame Gesellschaft? Zeitpolitik als Nachhaltigkeitspolitik.“ Vortrag an der
Zeppelin Universität Friedrichshafen am 18.12.2014: https://www.youtube.com/watch?v=Y7VelAWxTK4
- Rau, Harald (Hg.): Digitale Dämmerung: Die Entmaterialisierung der Medienwirtschaft. Baden-Baden: Nomos 2014.
- Rauch, Jennifer: The Origin of Slow Media: Early Diffusion of a Cultural Innovation through Popular Press Discourse. In:
Transformations – Journal of Media & Culture. 20/2011:
http://www.transformationsjournal.org/journal/issue_20/article_01.shtml
- Rosa, Hartmut: Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt: Suhrkamp 2005 (10.
Aufl.).
- Rosa, Hartmut: Beschleunigung und Entfremdung. Entwurf einer Kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit. Berlin:
Suhrkamp 2014 (3. Aufl.).
- Rosa, Hartmut: Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp 2016.
- Rosa, Hartmut: Was heißt und zu welchem Ende wollen wir entschleunigen? Veränderungen in modernen Zeitstrukturen.
In: Fischer/ Wiegandt (2012): Dimensionen der Zeit, a.a.O., S. 35-67.
- Rosa, Hartmut; Paech, Niko; Habermann, Friederike; Haug, Frigga; Wittmann, Felix; Kirschmann, Lena: Zeitwohlstand.
Wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben. München: Oekom 2014 (hrsg. vom Konzeptwerk Neue
Ökonomie e.V.).
- Rumpft, Hans-Jürgen; Meyer, Christian; Kreuzer, Anja; John, Ulrich: Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA). Bericht
an das Bundesministerium für Gesundheit 2012:
- http://www.bmg.bund.de/ministerium/ressortforschung/krankheitsvermeidung-und-bekaempfung/drogen-undsucht/epidemiologie-des-suchtmittelkonsums/praevalenz-der-internetabhaengigkeit-pinta.html (Kurzbericht und
Abschlussbericht als pdf).
- Schäfer, Torsten: Beschleunigung, Unterfinanzierung, neue Empörungskultur – Warum Medien Vertrauen verlieren:
http://www.huffingtonpost.de/torsten-schaefer/medienvertrauen-leidet_b_8824756.html
- Schäfer, Torsten: Positivisten haben übernommen. Interview mit Medienethiker Filipovic: http://gruenerjournalismus.de/positivisten-haben-uebernommen-medienethik/
- Schäfer, Torsten; Kasper, Lena; Austen, Felix: Wertewandel auf dem Zeitschriftenmarkt (Segment Sinn + Muße):
http://gruener-journalismus.de/wertewandel-auf-dem-zeitschriftenmarkt/
- Schicha, Christian; Brosda, Carsten (Hg.): Handbuch Medienethik. Wiesbaden: VS-Verlag 2010.
- Schirrmacher, Frank: Payback. Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und
wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen. München: Blessing/ Randomhouse 2009.
- Seufert, Wolfgang; Wilhelms, Claudia: Mediennutzung als Zeitallokation. Zum Einfluss der verfügbaren Zeit auf die
Medienauswahl. Baden-Baden: Nomos 2014.
- Schwägerl, Christian: Und JETZT alle! Das Jetzt ist nur ein Stück Zeit. Aber wir machen immer mehr daraus. Oder weniger?
In: ZEIT-Online WISSEN v. 6.12.2015: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2015/06/gegenwart-zeit-jetzt-forschung
- Schneider, Manuel; Geißler, Karlheinz (Hg.): Flimmernde Zeiten. Vom Tempo der Medien. Stuttgart: Hirzel 1999.
- The World Bank (Ed.): World Development Report 2016: Digital Dividends:
http://www.worldbank.org/en/publication/wdr2016
- Turner, Sebastian: Wer entscheidet über unsere Köpfe. Die Leitmedien sind Gewinner des Medienwandels. In: DIE ZEIT v.
1.10.2015, S. 11.
- Weischenberg, Siegfried; Scholl, Armin: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über Journalisten in Deutschland.
Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft 2006.
- Weinstein, Aviv; Lejouyeux, Michel: Internet Addiction or Excessive Internet Use. In: Am J Drug Alcohol Abuse 1-7/2010:
https://www.researchgate.net/publication/44670852_Internet_Addiction_or_Excessive_Internet_Use
- Wittmann, Marc: Gefühlte Zeit. Kleine Psychologie des Zeitempfindens. München: Beck 2014 (3. Aufl.).
- Wittmann, Marc: Modulations of the experience of self and time. In: Conscinousness and Cognition Vol. 38, 15. Dec. 2015,
p. 172-189.
- Zillien, Nicole; Haufs-Brunsberg, Maren: Wissenskluft und Digital Divide. Baden-Baden: Nomos 2014.
Weitere Hinweise zum Thema Zeit und Slow Media:
-
„Beschleunigte Welt“ – 3sat Wissensdoku v. 28.3.2013: https://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=31806
„Die pervertierte Idee der Freiheit“ – 3sat Kulturzeit extra v. 11.9.2013: https://www.youtube.com/watch?v=eHbNKPbZvUg
Digitaler Arbeitsschutz: http://digitaler-arbeitsschutz.de/
Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik: http://www.zeitpolitik.de/index.html
Freischreiber: https://www.freischreiber.de/
Praktische Journalismusforschung: http://www.journalismusforschung.de/
Initiative Qualität: http://www.initiative-qualitaet.de/
Opitz, Florian: Speed (Buch und Dokumentarfilm 2012):
http://www.arte.tv/guide/de/040409-000/speed-auf-der-suche-nach-der-verlorenen-zeit
Menthal Balance: https://menthal.org/
Netzwerk Medienethik: http://www.netzwerk-medienethik.de/
Pirsig, Robert M.: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Frankfurt/M.: Fischer 1976.
„Schluss mit schnell“ (Philippe Borrel) – Arte-Film v. 2.9.2014: https://www.youtube.com/watch?v=QHMG2XwPLyY
Slow Media Institut: http://slow-media-institut.net/
Slow Media Manifest: http://www.slow-media.net/manifest
Slow Media: http://slowmedia.typepad.com/slow-media/
Slow Movement: http://www.slowmovement.com/
The Slow Journalism Company (UK): http://www.slow-journalism.com/
The World Institute of Slowness: http://www.theworldinstituteofslowness.com/
Zum Themenfeld Nachhaltige Entwicklung:
- http://gruener-journalismus.de/nachhaltigkeit/
- http://gruener-journalismus.de/begleitforschung/
- Seeger, Peter: Qualitätsjournalismus am Beispiel des Zukunftsthemas ´Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität´:
http://journalismus.h-da.de/dateien/Seeger-Nachhaltige-Entwicklung.pdf (mit Literaturverzeichnis zum Thema)
Zum Themenfeld Postwachstum / Wachstumsrücknahme / Degrowth:
- Atlas der Globalisierung. Weniger ist mehr. Der Postwachstumsatlas, hrsg. von LE MONDE diplomatique/ taz. Berlin 2015.
- Binswanger, Hans Christoph: Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses.
Marburg: Metropolis 2006.
- D´Alisa, Giacomo; Demaria, Federico; Kallis, Giorgios: Degrowth. Handbuch für eine neue Ära. München: Oekom 2016.
- Gorz, André: Ökologie und Freiheit. Beiträge zur Wachstumskrise. Reinbek: Rowohlt 1980 (Klassiker)
- Jackson, Tim: Wohlstand ohne Wachstum. Leben und wirtschaften in einer endlichen Welt. München: Oekom 2013, 2. Aufl.
(engl. Original 2009)
- Peach, Niko: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. München: Oekom 2012.
- Schumacher, Ernst-Friedrich: Small is beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß. München: Oekom 2013 (engl. Original
1973, Klassiker).
- Wohlstand ohne Wachstum. Schwerpunktthema der bpb in APuZ 27-28/2012:
https://www.bpb.de/apuz/139180/wohlstand-ohne-wachstum
[Alle URLs wurden zuletzt am 2.3.2016 abgerufen und überprüft]