Die aktuelle Ausgabe als

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Die aktuelle Ausgabe als
S CHLACHTHOF
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GA
LAGERHAU S
ZIN
Freizeit
EXPLOSIVE!
We l t e n t w ü r f e . A u f b r e c h e n
F U N K H AU S E U R O PA PA RT Y
Big Up!
F Ü R
S T A D T K U L T U R
KÄPTN PENG &
D I E T E N TA K E L
VON DELPHI
Expedition ins O
(K)EIN
ABBRUCH
NORMALER
AUFBRUCH
JOB
LEBEN
Lebensentwürfe im
Theater und im wahren Leben
THEMA
Halbzeitwissen
Freizeit
08
09
13
’
inhalt
FRÜHER
WAR
MEHR
LAMETTA
THEMA
04
Hanno Balz
ist Historiker, Kulturwissenschaftler, DJ und kommt
aus Bremen-Nord. Er lebt seit 20 Jahren im Viertel,
hat in der Bremer Hardcore Band A.S.E. gesungen,
dann aber doch den akademischen Weg eingeschlagen, Bücher zu ›Arisierungen‹ in Bremen und zum
Verhältnis Medien und RAF geschrieben und das
fehlende Singen in der Band mit Plattenauflegen
kompensiert.
Warum verlässt du Bremen im August Richtung USA?
Ich habe in Baltimore eine Assistenzprofessur für
deutsche und europäische Geschichte an der Johns
Hopkins University. Erstmal für zwei Jahre. Hier in
Deutschland geht an Unis ja nicht viel – die Geisteswissenschaften werden tendenziell abgewickelt.
Deutschland braucht halt Ingenieure, Ingenieure,
Ingenieure. Über die sogenannte Exzellenz-Initiative
wird das Ganze dann kaschiert und eine gesellschaftsentfremdete Elitepolitik durchgesetzt.
Drei Dinge, die man über Baltimore wissen sollte?
Ich war ja selber noch nicht da, aber habe so meine
Infos und inzwischen auch schon ein nettes Häuschen gemietet. Mit Terrasse und vermutlich auch
Nachbar_innen, die mich jeden 2. Abend zum Barbecue einladen. Die werden sich freuen, wenn ich da
als meinungsstarker Vegetarier aus Europa auftrete…
Naja, die US-Serie ›The Wire‹ kennen ja viele: Drogen, Kriminalität, Gewalt. Macht Lust auf mehr. Baltimore glänzt auch sonst:›Das Schweigen der Lämmer‹ spielt hier und John Waters entstammt dem
Ostküstenmetropölchen. Muss mal gucken, ob es das
›Pink Flamingo‹ noch gibt. Nicht zuletzt stammt eine
meiner Lieblingsbands, Lungfish, von da.
Wirst du in Baltimore auch dein legendäres
Electro Bingo aufziehen?
Electro Bingo gehört ins Eisen. Für die Amis ist das
zu wild und camp. Obwohl, ich frag mal John Waters,
der hat da vielleicht Verständnis … Aber ein paar
Platten nehme ich wohl mit. Am Ende meines
Lebens will ich mindestens einmal in New York aufgelegt haben. Auch wenns in der letzten Burgerbude
in Queens sein sollte.
Was wirst du an Bremen vermissen?
Na, hier ist mein soziales Umfeld. Das ist schon
wichtig. Und einfach mal ohne Verabredung unter
der Woche in eine der Stammbars zu gehen, da man
ja eh die Keeper kennt. Das muss man sich woanders
wohl erst hart erarbeiten.
War früher mehr Lametta?
Das ist eine Generationenfrage. Wenn du jung bist,
ist jetzt jetzt, – also auch Lametta. Und schon Aristoteles hat gesagt: ›Unsere Jugend ist unerträglich,
unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.‹ Objektiv gesehen gab es allerdings 1991 sehr viel weniger
Bars, wo man hingehen konnte. Dafür war es wilder.
Im Moment habe ich den Eindruck, dass Leute versuchen sich wieder mehr Freiräume zu erkämpfen, das
ist gut so und gibt mindestens einen Lametta-Punkt.
Interview: SEAN-PATRIC BRAUN
abbruch aufbruch leben
4 Arbeitsmigration aus Spanien
| Alexander Bockermann
6 Fußballtraum Europa | Nora Stötzner
7 Keine Zeit fürs Nichtstun | Jens Laloire
8 Kein Aufbruch, nirgends | Andreas Schnell
9 Generationentheater eine Herausforderung
| Gudrun Goldmann
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editorial
FÜR STADTKULTUR
ZIN
EIN MAGAZIN
MACHT
STADTKULTUR
Das internationale Theaterfestival EXPLOSIVE! steht vor der Tür. Vom 21. September bis
HALBZEIT
zum 4. Oktober herrscht dann der theatrale Ausnahmezustand rund um den Schlacht-
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11 Ein stiller Mensch
Porträt Norbert Schwontkowski | Radek Krolczyk
12 Taucherglocke
Writer’s Corner | Jörn Grebe
13 Verzettelt
Die nötigen Atü | Jörg Windszus
hof. Vor zwei Jahren war es für alle Beteiligten eine sehr intensive Erfahrung und wir
gehen davon aus, dass es in diesem Jahr ähnlich spannend wird. Dazu das Thema!
›Weltentwürfe.Aufbrechen.‹ Mehr Raum kann man den Gedanken nicht geben.
Unser Magazin dagegen, im gewohnt zweidimensionalen Format, muss sich ganz auf
die Kraft der Worte verlassen. Doch wir haben uns von dem Thema des Festivals
inspirieren lassen. Einige Artikel sind nah an den Stücken, die zur Aufführung kommen,
FREIZEIT
andere weiter weg. Wie zum Beispiel der Aufmacher, Alexander Bockermann hat sich
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mit jungen SpanierInnen in Bremen getroffen, die die Krise in ihrem Heimatland an die
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August 2013: Big Up! Funkhaus Europa
Party/La Caravane Passe| Karamelo Santo |
LiLuBa-Festival| Chuck Ragan
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September 2013:
Weltentwürfe . Aufbrechen/Explosive ! Festival |
19 CocoRosie | Slam Bremen mit Henning Chadde
| Disco Ensemble |
20 Maybebop | Pothead | The Ruts DC |
Betty Dittrich | TV Noir Konzerte 9
22 Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi | Emma6
Weser gespült hat. Da sind auch Weltentwürfe aufgebrochen worden, aber bestimmt
nicht so, wie die Beteiligten es selbst gern gemacht hätten. Wie fühlt es sich an, wenn
man seinem Leben gezwungenermaßen eine neue Richtung geben muss?
Von jungen Leuten, die für ihr Glück ihre Heimat verlassen, handelt auch ›Michael
Essien I want to play as you‹. Es ist ein Stück aus Belgien, das auf einer mehrjährigen
Recherche über den Handel mit afrikanischen Nachwuchsfußballspielern beruht. Die
KULTURGUT
Vo n C r i s t i n L i e k f e l d t
Protagonisten auf der Bühne haben erlebt, was sie spielen. Sehr spannend.
Außerdem geht es um die Frage, ob Verweigerung auch ein Lebensentwurf sein
kann und was Tschechow dazu gesagt hätte. Für das dreidimensionale Erlebnis empfehlen wir den Besuch des Festivals.
Eine Besonderheit gibt es in dieser Ausgabe, das Porträt ist dieses Mal ein Nachruf.
Der Maler Norbert Schwontkowski ist unerwartet gestorben und da wir ihn vor ein paar
Jahren in einer Ausgabe über Bildende Künstler groß vorgestellt haben, fanden wir es
Übrigens:
Wir sind eine offene
Redaktion. Jede
und jeder kann gerne
mitmachen!
Kontakt:
zett@schlachthofbremen.de
jetzt auch richtig, ihn zu verabschieden. Radek Krolczyk hat dafür die richtigen Worte
gefunden.
F O T O : AY H A N B AY K A L
Carpe diem.
Gudrun Goldmann (Chefredakteurin)
Schlachthof
H E R AU S G E B E R
Visit
FOTO: MARINA LILIENTHAL
THE
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GLÜCK
IM UNGLÜCK?
Arbeitsmigration aus Spanien
Alexander
Bockermann
Aufgewachsen in Lagos, Nigeria,
lebt seit 2009 in Bremen. Das
Abi hat er gerade bestanden, nun
bastelt der angehende Journalist
erst mal als Praktikant beim
Z-Magazin an seiner Karriere.
Foto: MARINA LILIENTHAL
Seit ein paar Jahren häufen sich in den Nachrichten
die negativen Meldungen aus Spanien. Immense
Arbeitslosigkeit, politische Krisen, Protestbewegungen
und Zusammenstöße junger DemonstrantInnen mit der
Staatsgewalt. Ihr Lebensgefühl, ihre Vorstellungen,
Hoffnungen und Ängste werden oft außer Acht gelassen. Einige SpanierInnen sind nach Bremen gekommen,
um hier das Glück zu finden. Gibt es das Glück hier
wirklich oder hätten sie zu Hause weitersuchen sollen?
Ein Bett, ein Schreibtisch, Bilder von Freunden und Familie.
›Mich und meine Verwandten hat die Krise persönlich nicht so
hart getroffen wie manch anderen. Ich komme aus dem Norden Spaniens, Logrono, in der Nähe von Bilbao. Im Süden
geht es den Menschen viel schlechter.‹ Raquel raucht eine
selbstgedrehte Zigarette und denkt nach. Sie ist 25 Jahre alt
und lebt in einer Wohngemeinschaft mit vier Männern und
einer Frau mitten im Bremer Viertel. Sie spricht nicht viel
Deutsch. Die Kommunikation läuft auf Englisch, trotzdem
fühlt sie sich wohl, auch wenn sie nicht alles versteht. ›Man
gewöhnt sich daran‹, sagt sie ernst. Sie wanderte vor gut
einem Jahr aus, um in Bremen zu arbeiten. Hätte sie einen
Job im Bereich der Logistik in Spanien gefunden, wäre sie
losenquote in Spanien im März 2013 bei 55,9 Prozent, das ist
vermutlich dort geblieben. Wie viele junge Spanier hat sie
der höchste Wert im gesamten europäischen Raum. Des Weiein anderthalbjähriges Programm durchlaufen, den Ciclo
teren haben, nach offiziellen Schätzungen der Plataforma de
superior, das nach dem Abitur, dem bachillerato, auf den
Afectados por la Hipoteca (Plattform der Hypothekenopfer),
Beruf vorbereiten soll und mit einem Praktikum im Betrieb
400.000 Familien ihre Wohnungen an die Banken abgeben
abgeschlossen wird. Wenn es gut läuft, wird man übernommüssen. Dies führte zu einer Emigration vieler junger Spanimen und fest angestellt, befristet versteht sich. ›Ich habe
erInnen, die ihre Lebensentwürfe drastisch ändern mussten.
Glück gehabt, für mich war immer klar, dass ich raus
Trotzdem hat Spanien laut Eurostat die größte Anzahl übermöchte, um mir andere Länder anzuschauen, also hat meiqualifizierter Arbeitskräfte in ganz Europa.
ne Schule mir quasi einen Job vermittelt. Nun bin ich für
›Als junger Mensch tut man eigentlich alles, um sich seidie spanische Abteilung eines in Bremen positionierten
ne Zukunft zu sichern.‹ Ein Café im Viertel, es ist bewölkt,
Logistikunternehmens tätig.‹
typisch norddeutsches Wetter, Diego, ein junger Spanier,
Nicht jeder hat soviel Glück, sagt Raquel. ›Es gibt seit
guckt mit interessiertem Blick auf die volle Straße am
2008 unglaublich viele Menschen, die Opfer von ZwangsSielwall. Man sieht ihm an, dass er in Gedanken in seiner
räumungen wurden und alles verloren haben.‹ Oft ziehen
Heimatstadt ist. Auch er kam, um ein Praktikum bei einem
diese Leute dann in Gruppen oder zu Verwandten, weil
in Bremen ansässigen Unternehmen zu absolvieren, zu
einfach kein Geld vorhanden ist. Manchmal ist es so
Hause in Barcelona hat er nichts gefunden.
knapp, dass Erwachsene wie Kinder nicht ausreichend
›Ich wundere mich nicht, dass es vor allem junge Menmit Nahrungsmitteln versorgt sind. Diese Fälle sind
schen sind, die auf die Straße gehen und etwas verännatürlich die extremeren, jedoch meinen viele Spanier,
dern wollen. Vor allem in größeren Städten herrscht eine
dass ein Leben ohne großen Verzicht nicht mehr mögunglaubliche Wut auf die Politik und somit auch auf
lich ist. Seit der Rezession, ausgelöst durch das Platzen
die Polizei. Freunde von mir waren in Protestaktionen
der Immobilienblase und die Eurokrise im Jahre 2008,
verwickelt und haben teils schlimme Dinge erlebt. So
hat sich die Lage in Spanien konstant verschlechtert.
ist das eben, wenn man für etwas einsteht‹, sagt er
Nach Erhebungen von Eurostat, dem statistischen
mit ernstem Blick und fester Stimme. Mit ›Einstehen‹
Amt der Europäischen Union, lag die Jugendarbeitsbezieht er sich auf das Demonstrieren gegen die von
Ministerpräsident Mariano Rajoy implementierte Sparpolitik zur Erfüllung der von der EU gestellten Bedingungen zur Bekämpfung des höchsten Haushaltsdefizits der Mitgliedsstaaten.
›Ich mag Deutschland, aber ich vermisse meine
Familie und meine Freunde, natürlich. Ich kann noch
nicht genau sagen, wie lange ich bleiben werde, ich
hoffe, dass ich nach meinem Praktikum eine Stelle
in der Firma bekomme. Die Chancen stehen gut,
dass ich übernommen werde, zumindest besser
als zu Hause.‹ Er lacht und nippt dann an seinem
Kaffee, den er, trotz Einladung, unbedingt selbst
bezahlen will.
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MA
Foto: MARINA LILIENTHAL
›Die Arbeitszeit hat
sich heute zu der Zeit
schlechthin totalisiert.
Sie ist die Zeit, die
sich beschleunigen
und ausbeuten lässt.‹
NORA STÖTZNER
FUSSBALLTRAUM EUROPA
Auf der Bühne stehen sechs junge Männer, die für ihren Traum von einer europäischen Profifußballkarriere aus Nigeria nach Europa gekommen sind. Nun laden
sie ein Publikum in ihre Welt ein – eine Welt bestehend aus Training, Politik, Visaangelegenheiten und Vertragsverhandlungen. Und eine Welt, in der vom ›afrikanischen Fußballsklavenhandel‹ die Rede ist. ›Michael Essien I want to play as you‹ –
eine Fußball-Tanz-Performance des Urban Theatre Projects aus Antwerpen – wird im
Rahmen des Explosive!-Festivals zu erleben sein.
Regisseur und Produzent Ahilan Ratnamohan ist selbst für
seinen Traum von einem Fußballprofivertrag aus Australien
nach Europa gekommen. 2010 wurde er dann durch einen Zeitungsartikel über ›Africa’s trafficked players‹ im Guardian auf
das sich seit Anfang der 1990er Jahre stark ausweitende
Geschäftsfeld mit afrikanischen Fußballtalenten und die damit
in Verbindung stehenden Geschäfte sogenannter Schlepperagenten aufmerksam. Während seiner anschließenden Recherchen in Afrika und Europa fand er eine äußerst komplexe
Situation vor, viel komplexer, als es die Berichterstattung der
meisten europäischen Medien seiner Ansicht nach auch nur
im Ansatz erahnen lässt.
Foto: MARINA LILIENTHAL
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Es dauerte drei Jahre von der Idee bis zum fertigen Stück, dessen Kern die
Lebensgeschichten der sechs beteiligten Künstler bilden. Ratnamohan versteht das Stück als Versuch, die Erfahrungen der Akteure und damit die
zahlreichen Facetten des Problems auf die Bühne zu tragen. Ihre Fähigkeiten aus dem Fußball nutzen die Künstler für den Tanz und die Performance.
Sie bewegen sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen Hoffnung und
Enttäuschung, in dem Fußball Sport, Tanz, Passion und exportierbare Ware
zugleich ist.
In den Fokus der Medien gelangen oft nur die ganz Großen in dem auf
Europa ausgerichteten internationalen Spielermarkt. Wie der aus Ghana
stammende Michael Essien, der in der englischen Premier League beim
FC Chelsea unter Vertrag steht. Ratnamohans Performance thematisiert,
dass in Europa eine Schicht hoffnungsvoller junger Fußballer aus afrikanischen Ländern heranwächst, für die der Erfolg eines Michael Essien
hochmotivierend und unerreichbar zugleich ist. Sie leben in ihnen fremden
Ländern unter harten Bedingungen, trainieren für ihre große Chance und
träumen von einem annehmbaren Vertrag, um eines Tages vom Fußball
leben zu können. Ratnamohan geht von 20.000 obdachlosen Fußballern
afrikanischer Herkunft aus, die inzwischen auf Europas Straßen leben. Für
die Rückkehr fehlt das Geld und nicht selten ist sie mit Scham und Furcht
vor Schmach verbunden.
Bezahlter europäischer Profifußball bedeutet nicht nur hohes soziales
Prestige, sondern ist oftmals auch die einzige Chance, der Armut in den
jeweiligen Herkunftsländern zu entfliehen. Von den Fußballverbänden
zumeist nicht autorisierte Agenten versprechen den jungen Männern und
ihren Familien Probetrainings und Verträge bei großen europäischen Vereinen und lassen sich für ihre Vermittlungs- und Organisationsdienste bezahlen. Das Geschäft läuft anschließend über eine Kette von Vermittlern und
Zwischenhändlern. Nach der Ankunft in Europa existieren dann teilweise
überhaupt keine Verbindungen zu Vereinen oder die jungen Fußballer
bestehen die Probespiele nicht, trainieren weiter und versuchen ihr Glück
in anderen Vereinen. Wenn der Sprung in den Profifußball tatsächlich
gelingt, bekommen sie nicht selten Verträge mit schlechten Konditionen in
unteren Ligen und kämpfen mit rassistischer Diskriminierung.
Die wenigen, denen der große Durchbruch gelingt (in Italien ist es nach
Schätzungen des Juniorentrainers von Lazio Rom einer von 40.000), bringen Vermittlern und Vereinen hohe Gewinne ein. Zahlreiche Vereine versuchen dieser Entwicklung inzwischen durch die Einrichtung eigener Fußball-internate in afrikanischen und asiatischen Ländern entgegenzuwirken.
UEFA und FIFA unterstützen dies durch diverse Reglementierungen. Doch
Jean Claude Mbvoumin von Culture Foot Solidaire, einer französischen
NGO, die sich dem Schutz junger Nachwuchsfußballer in Afrika verschrieben hat, winkt ab: ›Der Menschenhandel ändert sich jedes Mal, wenn die
Regeln geändert werden.‹ Ahilan Ratnamohan und seine Gruppe von jungen Künstlern aus Nigeria stellen sich mit ›Michael Essien I want to play
as you‹ diesem politischen Thema. Nicht allein deshalb, weil das Gelingen
oder Scheitern ihrer ganz individuellen Lebensentwürfe unzertrennlich mit
ihm verbunden ist.
JENS LALOIRE
KEINE ZEIT FÜRS NICHTSTUN
Einfach mal für ein Stündchen am Fenster im Sessel versinken, die Beine hochlegen und den Wolken beim Durchkreuzen des Himmelblaus hinterherschauen –
das wäre schön, allerdings wäre es auch schade um die unnütz verstrichenen
sechzig Minuten. Was ich alles schaffen könnte in dieser einen Stunde: mehrere
Buchkapitel lesen, E-Mails schreiben, mit Freunden telefonieren, im Internet
recherchieren, Unterlagen sortieren, die kommende Arbeitswoche organisieren …
Nein, faul im Sessel hocken, das ist mir definitiv zu unproduktiv.
In Sachen Zeitverwertung treibt mich ein gnadenloser Anspruch, fürs
einmal voll und ganz herauslösen kann aus dem Kreislauf der
Nichtstun bleibt da schlichtweg keine Zeit. Die Gestaltung meiner
Produktivität.
Tage, Stunden und Minuten unterliegt bei mir – wie bei vielen andeDie Notwendigkeit von Ruheperioden ist selbstverständlich
ren Mitgliedern der heutigen Leistungsgesellschaft – einer Logik der
auch vielen Verantwortlichen in der Arbeitswelt bewusst. So hat
Effizienz. Diese Logik funktioniert ganz im Geiste des vorherrschenbeispielsweise der Direktor der Stadtverwaltung im niedersächden Neoliberalismus, der einen Imperativ der Leistung und Effizienz
sischen Vechta seinen MitarbeiterInnen eine zwanzigminütige
propagiert. Das zumindest behauptet Byung-Chul Han. Der in Seoul
Zusatzpause verordnet, damit sie ein Mittagsschläfchen halten
geborene und in Deutschland lehrende Philosoph kritisiert die Leikönnen. Was man früher Nickerchen nannte, heißt heute Power
stungsethik des Neoliberalismus, denn diese nehme die Zeit selbst
Napping – und der Begriff deutet bereits an, dass es weniger
in Geiselhaft und fessle sie an die Arbeit. Somit habe sich letztlich
um das Nichtstun geht, sondern dass diese Pause vielmehr
all unsere Zeit in Arbeitszeit verwandelt: ›Die Arbeitszeit hat sich
Bestandteil einer Verwertungslogik bleibt. Dahinter verbirgt sich
heute zu der Zeit schlechthin totalisiert. Sie ist die Zeit, die sich
die Hoffnung, dass die Beamten anschließend mit neuer Kraft
beschleunigen und ausbeuten lässt.‹
umso produktiver zu Werke gehen. Für Byung-Chul Han ist die
Diese Tyrannei der Arbeitszeit ziehe eine freiwillige SelbstausbeuPause daher lediglich eine andere Phase der Arbeitszeit.
tung der Menschen nach sich. In einer beschleunigten Welt, in der
Vollständig entziehen kann man sich dem Zeitverwertungsein permanenter Wettbewerb herrscht, muss der Einzelne ständig
druck in unserer neoliberalen Leistungsgesellschaft tatsächlich
an der eigenen Selbstoptimierung arbeiten, um mithalten zu können.
nur schwer. Dabei kann das Nichtstun doch so schön sein, wie
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Soziologe Hartmut
ein Blick in einen Klassiker der russischen Literatur belegt. Dem
Rosa. Seiner Meinung nach erzeugen Wettbewerb und Beschleunigroßen Verweigerer Oblomow – dem Protagonisten aus Iwan
gung Angst – und zwar die Angst, im unendlichen Kosmos der MögGon-tscharows gleichnamigen Roman (1859) – gelingt es zwar
lichkeiten etwas zu verpassen oder in einer unablässig sich wanüber zweihundert Seiten lang nicht, aus seinem Bett zu steigen,
delnden Welt ins Hintertreffen zu geraten, weil man nicht up to date
doch immerhin gelingt es ihm, das unstete Treiben und den Erwarsei. Angst stifte, so Rosa, jedoch eine problematische Beziehung
tungsdruck seiner Umwelt an sich abprallen zu lassen. Vielleicht
zur Welt, die einem glücklichen Leben im Wege stehe.
muss man das Nichtstun nicht so sehr wie Oblomow perfektionieEiner ruhelosen Gesellschaft – deren Mitglieder aus Angst nicht
ren, aber man könnte ihm in einer Welt, in der die ruhelos Tätigen
dazu in der Lage sind, sich dem Imperativ der Leistung und Effiziso viel gelten, zumindest ein wenig nacheifern und versuchen,
enz für längere Phasen zu entziehen – droht auf Dauer Ermüdung
sich hin und wieder dem Nichtstun anzunähern.
und Frustration. Jeder Mensch benötigt Auszeiten, in denen er sich
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ANDREAS SCHNELL
KEIN AUFBRUCH, NIRGENDS
›Ja sicher, der Tod ängstigt uns, aber der Gedanke,
ewig leben zu müssen, ist viel schlimmer.‹ (Anton Pawlowitsch Tschechow)
Heute kann man mit der MS Anton Tschechow ans Ende der
Welt aufbrechen. Der Namenspatron des Schiffs, auf dem beispielsweise Kreuzfahrten auf der Lena bis zum Polarmeer angeboten werden, befand sich schon dort, am Ende der Welt: ›Er
versuchte zu lachen, aber sein Lachen erstarb in einer Atmosphäre der Depression und der Hoffnungslosigkeit‹, schrieb
einst Trotzki über den Dichter. Kein Aufbruch, nirgends. ›Die
Möwe‹ zum Beispiel: Eine Gruppe von Gästen auf einem Landgut, nicht arm, nicht reich, sehnt sich nach Höherem, nach Liebe, nach Ruhm. Und geht damit mal mehr, mal weniger baden.
Wie der junge Schriftsteller, der erst die Liebe hat und keinen
Erfolg, später dann andersherum. Am Ende erschießt er sich.
Und schon im Frühwerk ›Platonow‹, zu Tschechows Lebzeiten
nicht aufgeführt, ist für Tschechows Figuren die alltägliche Existenz ohne sexuelle Kicks nicht zu ertragen – mit ihnen aber
auch nicht, wie Platonow schließlich feststellen muss.
Lenins Liebling
Ich weiß nicht mehr, wo ich gelesen habe, dass Tschechow
Lenins Lieblingsschriftsteller war – und vielleicht habe ich da
auch etwas verwechselt. Aber ich fand den Gedanken immer
recht einleuchtend. Schließlich zeigt Tschechow die zaristische
Gesellschaft im letzten oder vorletzten Stadium ihres sittlichen
und wirtschaftlichen Verfalls, aus dem Lenin gewissermaßen
die praktischen Konsequenzen zog. Wobei allerdings seinen
Nachfolger bekanntlich alle guten Geister und Vorsätze verließen. Und dessen Nachfolger wollte den Kapitalismus überholen, ohne ihn einzuholen. Das klappte nicht, nimmt man einmal
die Eroberung des Weltraums aus, wo die Sowjetunion zumindest zeitweilig die Nase vorn hatte.
Kurzum: Von dem gesellschaftlichen Experiment mit der
etwas anderen Wirtschaftsordnung ist heute höchstens noch
ein wenig Feindbild übrig. Heute wird selbst auf den Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wieder vom Kapitalismus gesprochen und die
gleichen Leute, die einen bei Gebrauch des Wortes früher immer gleich
nach drüben schicken wollten, wettern heute gegen raffgierige Bankiers.
Alles auf Null?
Tschechow starb 1904, sozusagen pünktlich zum Ende der Lethargie.
Der ›Blutsonntag‹ im Januar 1905, als der Zar eine friedliche Demonstration blutig niederkartätschte, war der Beginn der ersten russischen Revolution von 1905, der bekanntlich einige Jahre später die Oktoberrevolution
folgte, die die alte Ordnung hinwegfegte. Während das TschechowVölkchen trotz fortgeschrittener Depression bis heute gleichsam zombiehaft über die Bühnen dieser Welt kriecht – und sein Schöpfer ein Klassiker ist. Beim Bremer Theater der Versammlung bekommt es immerhin
eine ›Landpartie‹ spendiert, hinaus ins Grüne. Vielleicht um etwas Besseres als den Tod zu finden. Aber wird es etwas nützen? Tschechows Figuren wollen doch schließlich nicht selten immer nur fort – ›nach Moskau‹ –
und hinaus aus der ›Idiotie des Landlebens‹, wie Marx einmal in einem
anderen Zusammenhang formulierte.
Was nun das Tschechow-Völkchen angeht, so ist es womöglich die
personifizierte Krise. Insofern ist Tschechow vielleicht ganz besonders
heutig. Depressionen sind bekanntlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen, trotz allseitiger proaktiver Mitmacherei – oder besser: gerade
wegen ihr. Wo Tschechow auf dem Totenbett sich Champagner erbat, ist
heute Austerität das, was die Führer der freien Welt verkünden. Ein anderer Weltentwurf ist nicht in Sicht. Immerhin: Mancherorts wird das durchaus als Mangel empfunden. Ein Anfang? Bis mehr daraus wird, ist es vielleicht nicht das Schlechteste, ab und an Tschechow und seinen Figuren
zuzuhören.
Foto: FRANK PUSCH
GUDRUN GOLDMANN
GENERATIONENTHEATER
EINE HERAUSFORDERUNG
Wenn im Theater Geschichten erzählt werden, egal in welcher Form, dann stehen nicht
nur junge, sondern auch alte Menschen auf der Bühne. Allerdings sind SchauspielerInnen in normalen Ensembles nur relativ alt, die fehlenden Jahre werden durch Schminke
hinzugefügt. Selten stehen wirklich junge oder alte Menschen im Scheinwerferlicht.
Es gibt sie aber und wie es sich anfühlt, Teil eines solchen Generationentheaters zu sein,
beschreiben einige der AkteurInnen.
›Ich habe als junges Mädchen immer Theater gespielt. So wie das auf altrigen Schauspielern. Ich musste mich da erst rantasten und hatdem Dorf eben war, wir haben Stücke aufgeführt und für die Kinder
te anfangs Probleme mit den ganz jungen wie auch den ganz alten
Märchen. Das habe ich dann aber ganz verloren und auch überhaupt
Schauspielern, aber es war spannend darauf zuzugehen und das
nicht mehr daran gedacht. Ich habe zwar Theater besucht, aber mich
Problem dann zu lösen.‹ Er sagt, dass die Arbeit in dieser gemischnie selbst beteiligt.‹ Das Dorf, von dem Marianne Hittmann spricht,
ten Gruppe eine ganz andere Intensität hatte, die ihn mehr geforliegt in Schlesien und ihre erste Theatererfahrung ziemlich lange
dert hat, und dass er es auf jeden Fall wieder machen würde.
zurück. Mittlerweile ist sie 89 Jahre alt, lebt in Bremen im Viertel
Alle unter einen Hut bringen
und ihre letzte Premiere war vor sieben Monaten.
Sie ist das älteste Mitglied der Theatergruppe von Tobias Pflug,
Helga Kröplin ist eine Pionierin des Generationentheaters. Seit 1996 leidie am Schlachthof generationsübergreifend arbeitet und sich nach
tet die Regisseurin das Ensemble ›Zeitsprung‹, zuerst am Landestheater
den Themen Liebe und Glauben zuletzt mit Altersdiskriminierung
Tübingen, inzwischen als freie Gruppe. Daneben arbeitet sie mit anderen
befasste. Die Probephase war intensiv, hat die Gruppe aber auch
Ensembles und ist als Theaterpädagogin und Dozentin unterwegs.
zusammengeschweißt. Es wurden verschiedene Tandems gebildet
Was ist eigentlich das Besondere am Generationentheater?
und Marianne kam mit Jeyan Kültür zusammen, der Jüngsten im
Es ist eine Theaterform, die es nicht so oft gibt. Viele fangen an, hören
Team. ›Eine Aufgabe war, uns etwas zu erzählen, uns etwas anzuveraber bald wieder auf, weil es kompliziert, schwierig und anstrengend ist.
trauen und zu teilen‹, beschreibt Jeyan ihre Arbeitsweise. ›Dadurch
Jugendliche, Berufstätige und Ältere unter einen Hut zu bekommen, ist
habe ich Mariannes Welt kennen gelernt und sie meine. Und darüschon rein zeitlich ein großes Problem. Außerdem haben die verschiedeber haben wir dann jeweils einen Text geschrieben. Auf der Bühne
nen Altersgruppen auch verschiedene Ansprüche. Aber abgesehen davon
macht es Spaß.
wurden diese Texte aber von anderen Personen gesprochen, so
Wollen die Jüngeren denn mit den Älteren arbeiten?
dass die Zuschauer nicht wussten, zu wem der Text eigentlich
Nein, erstmal nicht. Die Älteren wollen gern mit jungen Leuten arbeiten,
gehört.‹
aber die kommen in erster Linie wegen der Schauspielerei. Sie entDie beiden Frauen trennen 70 Jahre und trotzdem sagt Marianwickeln dann aber oft einen Zugang und es entstehen sogar Freundne: ›Ich habe das nicht so empfunden, dass ich die Uralte bin
schaften.
und Jeyan die Jüngste.‹ Ihr Kollege Reiner Ubbelohde (74) hat das
Macht man es sich nicht unnötig schwer, wenn man mit allen
anders erlebt, sein Tandempartner war Felix Lübkemann (27). ›Ich
Altersgruppen arbeiten will?
habe das durchgehend wahrgenommen, aber vielleicht hatte ich
Ich finde, es ist eine wichtige Arbeit und manche Mütter erzählen mir
auch ein besonderes Augenmerk darauf. Wir hatten sehr unterzum Beispiel, dass die Gruppe ihren Kindern in der Pubertät Halt gegeben hat. Und ich behaupte auch ganz frech, dass die älteren Mitglieder
schiedliche Perspektiven. Ich hatte Sicherheit in meinem Leben,
weniger Arzttermine haben, weil sie Theater spielen. Für die Leitung ist
das haben diese jungen Schauspieler nicht. Sie haben in dem Beruf
es eine Herausforderung, es allen recht zu machen: Die Alten wollen nicht
kaum eine Zukunft. Und wir Älteren konnten das Tempo oft nicht
immer daran erinnert werden, dass sie nicht mehr alles können und die
mitgehen, sei es beim Sprechen oder bei der Spontaneität.‹
Jungen wollen nicht immer so langsam arbeiten. Da muss man Tricks
Felix gibt offen zu, mit Vorurteilen in dieses Projekt gegangen
anwenden, damit das Thema Alter nicht so im Vordergrund steht.
zu sein: ›Ich hatte nur Erfahrung in der Zusammenarbeit mit gleichGudrun Goldmann
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halbzeitwissen
FÜR STADTKULTUR
ZIN
G I R L S O N LY
G e s a n g s w o r k s h o p 3 . / 4 . 0 8 . 2 013
WOHNEN IM GRÜNEN
Urbane ÖkoStadtspaziergänge
Von August bis September bietet das Ökobüro drei Stadtspaziergänge zum Wohnen im Grünen an. Auf den zwei- bis dreistündigen Spaziergängen erläutern zwei Architekten das Spannungsfeld zwischen dem weit verbreiteten Wunsch nach einem
Leben im Grünen mit Anbindung ans städtische Flair und dem
sozialen Aspekt seiner Realisierbarkeit. Der erste Spaziergang
startet am 25. August um 14 Uhr am Kwadrat an der Haltestelle
Wilhelm-Kaisen-Brücke und führt über den Stadtwerder, wo
viele BremerInnen ihre Freizeit verbringen. Dort zeigt etwa die
neue Bebauung neben dem Wasserturm ein exklusives innerstädtisches Wohnen im Grünen, während die Parzellengebiete
in direkter Nachbarschaft immer wieder in die Diskussion
um eine Stadterweiterung geraten. Am 22. September und
20. Oktober finden Spaziergänge durchs Mühlenviertel in Horn/
Lehe und das Ökodorf in Lilienthal statt.
An diesem Wochenende können gesangsbegeisterte Mädchen
ihren eigenen Song produzieren. Zur Seite stehen ihnen dabei
Timo Warkus (Musikproduzent bei Radio Bremen 4) sowie
Susanna Janke (Sängerin und Stimmtherapeutin). Sie werden
mit den jungen Sängerinnen Songtexte schreiben und dazu
eigene Musik komponieren und arrangieren. Gemeinsam wird
gerappt, gesungen und performt. Zum Abschluss kann jede
den Song auf CD mit nach Hause nehmen. Musikalische Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht nötig. Alter: ab 12 Jahre,
Gebühr: 40,– Info und Anmeldung 377750
MARKETING FÜR DIE JUNGEN
M o d e rn e s Ku l t u rm a r ke t i n g
Wer im April keine Zeit hatte am Symposium der Kunsthalle ›Modernes
Kulturmarketing – Zielgruppe Die Jungen‹ teilzunehmen oder selbst
nicht zur Zielgruppe des Veranstalters gehörte, kann jetzt die einzelnen Vorträge von der Homepage der Kunsthalle herunterladen. Auch
wenn ein gewisser Schwerpunkt im Bereich Museen nicht zu leugnen
ist, gab es doch so viele unterschiedliche Ansätze, dass es sich auch
für Kulturschaffende aus anderen Bereichen lohnt, mal hineinzulesen.
Das nächste Symposium findet voraussichtlich im Frühjahr 2014 statt.
www.hans-diers-symposium.de/hd/Home
Foto: MARINA LILIENTHAL
EIN STILLER
MENSCH
PORTRÄT NORBERT SCHWONTKOWSKI VON RADEK KROLCZYK
Am 14. Juni ist der Bremer Maler Norbert Schwontkowski
nach kurzer schwerer Krankheit 64-jährig verstorben. Er
hinterlässt ein Werk, in dem Glaube und Zweifel nebeneinander Platz haben.
Aus seinen Bildern sprach schon immer eine seltsame Art
von Melancholie. Realitätssplitter und Traum, ein wenig Sarkasmus, ein wenig Utopie – eine eigenartige Gemengelage.
›Flamingo‹ von 2009 etwa: zu sehen ist eine Art Industrielandschaft. Über den Hintergrund erstrecken sich Rohre,
Gasbehälter und Schornsteine. Insignien der Umweltverschmutzung. Ein Szenario wie aus den Dystopien der 80erJahre. Man denkt an giftige Gase und Abwässer, an Tod und
Elend. Diese Landschaft aber ist in ein sanftes Rosa
getaucht. Sie scheint zu funkeln, zu leuchten. Im Vordergrund steht eine Gruppe dunkler Flamingos in einem
stehenden Gewässer. Nicht um etwas zu konterkarieren.
Die Szenerie erhält vielmehr etwas Magisches, sie wird
utopisch. Als gäbe es etwas zu hoffen. Nur: Was?
Hoffnung und Aufbruch sind immer wieder Themen seiner Bilder: Immer wieder sieht man Masten, immer wieder
macht sich irgendwo ein Schiff auf den Weg in die Ferne.
Schwontkowski war gläubiger Katholik. Als Schüler
besuchte er ein Klosterinternat. Bevor er zu malen anfing,
wollte er Pfarrer werden. Zu dieser Zeit lernte er die mittelalterliche Malerei von Fra Angelico kennen. Die Hintergründe in seinen Bildern erinnern an alte Klostermauern, an
denen Fresken mehrerer Jahrhunderte und verschiedene
Anstriche einander überdecken und hier und da aufbrechen,
um den Blick auf die Geschichte zu eröffnen. Er verzichtete
auf ausgeklügelte Komposition, die Gegenstände und Personen waren stets flüchtig ausgeführt, die Hintergründe aber
das Ergebnis zeit- und arbeitsintensiver Prozesse.
Die Farbe trug er dafür in dicken Schichten auf und verwendete gelegentlich Eisenoxyde, damit sich der Farbton
mit der Zeit änderte. Wenn die Arbeit an einem solchen Bildhintergrund abgeschlossen war, dann krakelte er eine seiner seltsamen Figuren darauf, wie etwa den Rad fahrenden
Pfaffen auf der Flucht vor einer schwarzen Katze. Gerne
machte sich Schwontkowski auf diese Weise über die Malerei lustig.
Dabei hatte Schwontkowski anfänglich vor allem Zeichnungen auf Papier gefertigt. In der Galerie der Gruppe Grün
projizierte er Anfang der 80er-Jahre Super-8-Filme auf
Milchflächen und pflanzte Reis. Leinwände konnte er sich
damals nicht leisten. Bald darauf entdeckte ihn Brigitte
Seinsoth für ihre Galerie beim Steinernen Kreuz.
Der große Erfolg stellte sich für Schwontkowski erst
2004 ein, nachdem ihm die Bremer Kunsthalle eine große
Ausstellung gewidmet hatte. Wichtige Galerien wie die Berliner Contemporary Fine Arts entdeckten den Maler danach
und nahmen ihn in ihr Programm auf. Anfang des Jahres hat
Fo to : KAI-ERIK VON AHN
zMA
GA
der Hamburger Kunstverein ihm eine große Ausstellung
gewidmet. Kurz nach der Eröffnung erhielt er die ärztliche
Diagnose. Da war sein Körper bereits angeschlagen.
Schwontkowski, der in Greifswald Malerei lehrte und
später an der Hamburger Kunsthochschule eine Professur
bekam, blieb trotz des Ruhms in Bremen und der hiesigen
Kunstszene treu. ›Das, was ich hier in Bremen mache und
das ganze Theater da draußen muss ich auseinanderhalten‹,
hat er mal gesagt. Sein Atelier hatte er in der Neustädter
Häschenstraße. Er stellte weiter bei Seinsoth aus und
Zu Ehren des verstorengagierte sich für die Gesellschaft für Aktuelle Kunst.
›Er war ein unglaublich feiner und großzügiger benen Malers zeigen
Mensch, persönlich wie in seinem Werk‹, erinnert sich die Kunsthalle Bremen
Janneke de Vries, Direktorin der Gesellschaft für Aktu- (27.07.–20.10.), die
elle Kunst. ›Seinen Erfolg hat er selbstbewusst genos- Weserburg (ab 11.07.)
sen, aber eine Attitüde à la Malerfürst war ihm fremd.‹ sowie die Karin und
Begegnungen mit ihm waren stets beeindruckend. Uwe Hollweg Stiftung
Sein Auftreten war geprägt von einem Spiel zwischen sowie der KunstPräsenz und Unpräsenz. Er war zwar still – aber mit verein Bremerhaven
Nachdruck. An seinem Äußeren zeigte sich manchmal (27.07.–29.09.) eine
noch sein früherer Berufswunsch. In seinen dunklen
Auswahl von Werken
Anzügen, zu denen er weiße Hemden und schwarze
aus den Sammlungen
Schals trug, wirkte er recht priesterlich – wenigstens
sowie Leihgaben aus
solange das dicke Tattoo auf dem Oberarm verborgen
blieb. Die schwarzen Brillenränder gaben seinen aus- Privatbesitz.
einanderlaufenden Pupillen, wie die Bilderrahmen seinen
verrückten Bildgestalten, etwas äußere Ordnung. Es ist
schön, sich an ihn zu erinnern. Und tieftraurig.
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halbzeitwissen
zMA
GA
FÜR STADTKULTUR
ZIN
TAUCHER
GLOCKE
VON JÖRN GREBE
Jörn
Grebe
Ich habe Kulturwissenschaft und Philosophie
studiert, habe mich
dann der Psychologie
verschrieben und bin
jetzt Diplompsychologe. Ich bin gebürtiger
Bremer (8.7.1982) und
werde im Herbst die
Hansestadt wechseln
und nach Hamburg
ziehen.
Zum Schreiben kam
ich vor ein paar Jahren vor allem durchs
viele Lesen. Nach dem
Motto: Wenn man
schon so viele Bücher
liest, dann kann man
ja auch gleich selbst
den Stift in die Hand
nehmen.
Foto: MARINA LILIENTHAL
Du spürst es auch. Wie es sich anschleicht. Näher kommt. Es
lässt sich Zeit. Monate. Jahre. Bisweilen vergehen nur Minuten, Sekunden, bevor es erneut da ist, unverhofft, wie aus
dem Nichts, diese Farbe, diese Maschine, dieses Tier, das
sich in dir windet und vollsaugt
Und wenn du dann unter Schweiß aufschreckst. Kein Albtraum. Keine Raserei. Eine seltsame Ruhe. Eine Unterwasserstille. Du spürst die kalte Feuchtigkeit deines Schweißes, seinen Vormarsch in die tiefsten Poren deiner Matratze. Dein
Körper wie ausgespuckt aus einem nächtlichen Ozean,
Strandgut, das wäre schön, wäre zumindest erträglich: du auf
einer Insel, Möwengeschrei, das schmatzende Glucksen der
Brandung, die dich umspült.
In diesem Moment entsinnst du dich an etwas Verschwommenes. Fühlst, wie dein Schweiß sich weiter ausbreitet, dieser feuchte Film vor dir flieht und zugleich an dir haften bleibt, dich ins Innere der Matratze reißt, mit deinem
Körper jäh durch die Leisten des Lattenrostes stürzt und du
dich schließlich unter den alten Holzdielen dieses Zimmers
wiederfindest. Umständlich gebettet, verkeilt und du beobachtest aus einer astronautischen Distanz, wie du dich
beharrlich ins Gebälk frisst. Ein Holzschwamm. Ein Wurm.
Die Welt wiegt schwer in deinen Gedanken. Doch wer ist
schwerer? Du oder die Dinge und wird sich deine Schwere als
eine ernsthafte Gefahr für die Statik des Mietshauses erweisen, für die Straße in der du wohnst, für das soziale Gefüge
der Stadt, du weißt nicht, ob sie dich zum Staatsfeind macht
oder zu einem okkulten Guru, ein Gewichtestemmer. Und alle
hieven ihre Herzen auf deine überschweren Hanteln und du
stemmst sie in den verhangenen nächtlichen Himmel.
Aber du bist nicht der verdammte Sohn Gottes. Das ist dir
auch irgendwie klar.
Hinter dir, in dir, absurdes Schwarz. Lächerliches Schwarz.
Eine Straßenlaterne inspiziert eine kleine Küchenzeile. Du
blickst dich im Raum um. Deine Augen tasten nach den
Gegenständen, versuchen, ihre Konturen Strich für Strich
nachzuzeichnen, jede davoneilende Gerade: eine Horizontale,
die bald eine Fläche aus dunklen Schraffuren ergibt, Vertikalen, die wie endlose Streben durch die Zimmerdecke dringen.
Du hörst die Risse, wie sie mit ihren feinen Rinnsalen ein wei-
VER
ZETT
ELT
DIE
NÖTIGEN ATÜ
von jörg windszus
WRITER’S
CORNER
tes Delta in die ferne graue Landschaft über dir fächern; ein
Knistern und Fließen. Du erahnst jetzt deine Wohnung, deine
Welt, dein Leben. Ja und dann, das weißt du nun, entsinnst dich
zwar etwas träge, aber der vermeintliche Faden entwirrt sich:
hat man zumindest nicht wohl geschlafen, sobald man kurzatmig hochschreckt, schweißgebadet mitten in der Nacht; das
ahnst du mittlerweile, einfach schlechter Schlaf, kommt eben
vor, wird Normalität, man gewöhnt sich ja bekanntlich an allerlei. Und Gründe, ja Gründe liegen vor. Gründe für die Störung
deines Schlafes. Kein Wunder bei all den Kuriositäten in deinem Mietshaus, den Dingen, die hier vor sich gehen und obendrein die trockene und staubige Heizungsluft mit ihren winzigen Mikropartikeln, die unerkannt und lautlos durch den Raum
gleiten.
Nacht für Nacht dieses Hochschrecken auf Knopfdruck.
Der Moment des Dazwischen, zwischen Abgrund und nächtlichem Zimmer, welches beizeiten noch nachdunkelt wie ein satter schwarzer Tintentropfen auf hauchdünnem Papier. Bis die
Gegenstände endlich nach Luft schnappen, sich aufblasen,
haltlos in den Raum hineinwuchern, dir ihre Dienste anbieten.
Eigentlich viel zu nah. Sogleich flüchtest du rücklings, auf ein
Neues, in diesen dunklen und dumpfen Schlaf. Kraftlos und
matt. Nur noch eine kurze Weile, allenfalls ein paar Minuten,
sagst du dir: Ein wenig Zeit hast du noch!
Aber keine Träume. Das weißt du genau. Einfach nur
schlechter Schlaf.
Jetzt den Faden der Nacht noch einmal greifen, das macht
Sinn, eine gute Idee, wohltuend, ein Serum, das die Blut-HirnSchranke mühelos passiert. Vielleicht lassen sich ja doch noch
ein paar verstaubte Träume auftreiben. Womöglich.
Und bald, ja schon bald, legt sich die nahende Morgendämmerung als gläsernes Tuch über deinen Körper, erklimmt
ihn, erobert ihn, fordert ihn heraus. Noch verweigerst du dich.
Kneifst die Augen beharrlich zusammen, bis das rumpelnde
Bergwerk in dir – du hast ja darauf gewartet, hast es geahnt –
seine zähe Arbeit erneut aufnimmt, Loren ächzend durch dunkle Gewölbe und Tunnel treibt, du unfassbaren Durst verspürst
und deine trockene Kehle dich schlussendlich, was soll man
auch machen, aus dem Bett stößt.
Ihr jungen Leute habt euch sicher oft gefragt,
wozu Fahrradrahmen diese lustigen beiden
Häkchen haben. Als ich so alt war wie ihr heute, befand sich dort jeweils eine Luftpumpe.
Ihr müsst euch das so vorstellen: Jedes Fahrrad hatte seine eigene Luftpumpe und die
hing sommertags wie winternachts zwischen
ihren Häkchen eingespannt und wartete auf
ihren Einsatz. Wer keine eigene Luftpumpe
besaß, konnte im Bedarfsfall an jedem beliebigen am Wegesrand abgestellten Fahrrad die
Luftpumpe abspannen, seinem Rad die nötigen Atü einfächeln und, nachdem er das
Instrument sorgsam wieder in das zugehörige
Gefährt eingehakt hatte, fröhlich pfeifend und
mit prallen Reifen weiterfahren. Ich weiß
nicht genau, was an diesem einfachen und
gemeinsinnigen Konzept schiefgelaufen ist,
aber irgendwann gegen Ende der achtziger
Jahre kippte das Verhältnis zwischen Fahrrädern mit Luftpumpe und solchen mit leeren
Häkchen. Irgendjemand hatte wohl vergessen,
die ausgeliehene Pumpe wieder an ihren
ursprünglichen Platz zurückzutun, und der
nun luftpumpenlose ehemalige Luftpumpenbesitzer sagte sich: ›Nie wieder lasse ich meine Luftpumpe unbeaufsichtigt am Fahrrad
baumeln. Lieber nehme ich die mit in die
Kneipe und setz mich drauf oder ich lass sie
gleich ganz zu Hause.‹ Bald ließen nur noch
wenige Fahrradfahrer ihre Luftpumpen am
Rahmen hängen und Fahrradfahrer ohne eigene Pumpe mussten immer länger suchen, bis
sie endlich ein geparktes Fahrrad mit frei
zugänglicher Luftpumpe erspähten. Und da
dachten sie bei sich: ›Eh ich wieder die nächste freie Luftpumpe finde, ist mein Rad
bestimmt schon wieder platt … weißt du was?
Ich klau die jetzt.‹
So werden Luftpumpen durch kollektiven
Gebrauch zwar nicht alle, aber immer weniger
– und eine schönere Metapher für den krisenhaften Verlauf des Kapitalismus will mir grad
nicht einfallen.
THE
MA
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DAS FEST DES MONATS
AUGUST
0 6 AU G D I // L A G E R H A U S
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Karamelo Santo
P O L I T I S C H TA N Z B A R
In Südamerika zählen sie längst zu den ganz Großen und auch hierzulande gewinnen
Karamelo Santo mit jeder Tour neue Anhänger. Nachdem die zehn großen Jungs aus
Mendoza und Buenos Aires in Argentinien letztes Jahr eine Europa-Pause eingelegt
haben, lassen sie es nun mit ihrem bekannt furiosen Mix der Tanzstile – von Latin Ska
über Reggae, Cumbia und Rock ist bis zum Punk alles geboten – erst recht knallen. Der
Zeitpunkt für einen Auftritt in Bremen ist perfekt: Nach ihrer beeindruckenden LiveCD/DVD ›El Baile Oficial‹, die die fast 20-jährige Geschichte der Band erzählt, bringen
Karamelo Santo dieses Jahr ein neues Album heraus, was ihre ohnehin legendäre Spielfreude noch einmal zusätzlich anfeuern dürfte. Auf eins ist also nach wie vor Verlass:
Karamelo Santos politische Aussagen transportieren Pedro ›Piro‹ Rosafa und seine
Bandkollegen über einen extrem tanzbaren Sound!
13
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets VVK: € 13,– (zzgl. VVK-Geb.)
11 & 2 2 – 2 5 AU G & 7 S E P // L I L U B A
LiLuBa-Festival
GÄRTEN, MÄRCHEN UND GESCHICHTEN
Und wieder lockt das LiLuBa: Am 11. August öffnet es seine Pforten für das Gartenkultur-Musikfestival, zu dem 40 Gärten in Bremen und umzu einladen. Im LiLuBa
spielt die Gruppe Swing-Time temperamentvolle Titel der amerikanischen Big Bands
der 1930er und 40er Jahre, die Wanderbühne Kosch Mosch bietet Varieté mit einer
zauberhaften Direktorin und vielen Puppen, während es Landart und Kunsthandwerk
zu entdecken gibt. Vom 22. bis 25. August steigt das Sommermärchenfestival:
Mensch, Puppe! spielen klassische Märchen neu inszeniert, die Shakespeare Company erzählt Geschichten am Lagerfeuer und es gibt Musik von Café Brunette, dem
Duo Chalil, Ralf Winkelmann (Gitarre) und Florian Oberlechner (Akkordeon). Am 7.
September folgt – parallel zum Viertelfest – ein kleines ambitioniertes Musikfestival
zur gebührenden Verabschiedung des Sommers: Das Wunderbar.Sommerdankfest,
unter anderem mit dem Künstlerkollektiv Seattle Tea House, das das Thema Sommer
digital-analog inszeniert. Wir freuen uns auf bezaubernd-beschwingte Tage und Nächte im lauschigen Licht- und Luftbad!
Big Up!
F U N K H AU S E U RO PA PA RT Y M I T
L A C A R AVA N E PA S S E
17 AU G S A // S C H L A C H T H O F
MARTHA GRAF
Die legendäre Funkhaus Europa Party geht in die nächste Runde.
Der weltoffene, kosmopolitische und vielsprachige Sender ist ein
gemeinsames Radioprogramm von WDR und Radio Bremen in
Zusammenarbeit mit dem RBB. Jeder, der globale Klänge, ›fremde‹
Kulturen und internationales, geografischen Grenzen trotzendes
Feeling mag, wird Funkhaus Europa, und vor allem die Party,
lieben. Zum nun schon zwölften Male heißt es: kutlamak, feiern,
célébrer! Funkhaus Europa lädt im Foyer zu einem Fest, das
seinesgleichen sucht.
Der Abend wird von der Band La Caravane Passe eröffnet, die
die Bühne und das Publikum zum Beben bringen wird. Elektrifizierte Gypsy Sounds, wahnwitzige Tanzeinlagen und Songtexte
irgendwo zwischen Französisch, Englisch und Serbisch, angereichert mit einer ordentlichen Prise Romani, Spanisch und – ja,
Deutsch. Die Shows von La Caravane Passe sind eine musikalische Reise quer durch Europa.
Jetzt ist der erste Gedankengang sicherlich: ›Und was soll das
kosten?‹ Die schlichte Antwort ist: Der Eintritt ist frei. Also Sandalen, Sneakers oder Highheels an und nichts wie rauf aufs Tanzparkett! Dazu muss natürlich gesagt werden, dass es sehr voll
wird, also die Karawane möglichst früh bepacken und zeitig in der
Schlachthof-Oase einkehren.
Wer nun glaubt, ein Konzert sei alles, was die Party zu bieten
hat – weit gefehlt! Nach dem Konzert wird das Foyer von den
Funkhaus-Europa-DJs zum Kochen gebracht. Wer schon mal
eine Funkhaus Europa Party besucht hat, weiß, dass sie etwas
Besonderes sind. Man trifft Lebenskünstler, Musiker, Menschen
jeglicher Herkunft und jeglichen Alters.
Vielleicht liegt es an der sonst so kaum aufzufindenden
Mischung des Publikums, vielleicht an der Musik, eventuell am
internationalen Flair der Veranstaltung, dass diese Feier sich einer
so großen Beliebtheit erfreut. So oder so, man vergisst auf ihr die
sonst leider so oft präsenten geografischen und kulturellen Grenzen. Diese Party ist wie Couscous mit Bratwurst, ein bisschen
anders, ein bisschen bunt, und doch unglaublich schmackhaft.
Wem zu diesem Zeitpunkt in Anbetracht des gemischten Tanzspektakels noch nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, wer
sich nicht auf die Tanzfläche freut, wer das universelle Glücksgefühl des internationalen, kulturellen Austauschs nicht feiert, der
sollte noch einmal genau darüber nachdenken, was er verpasst.
Seid mutig, probiert etwas Neues. In diesem Sinne: görüşürüz, bis
bald und à bientôt!
ALEXANDER BOCKERMANN
➟ Kesselhalle, 20 Uhr //
anschließend Global Pop Party im Foyer & Magazinkeller //
präsentiert von Funkhaus Europa und
Kulturzentrum Schlachthof // Veranstalter: Radio Bremen
➟ LichtLuftBad, nachmittags und abends
Schlachthof
12 AU G M O // L A G E R H A U S
Chuck Ragan
FOLK- UND COUNTRYROOTS
Nach der europaweit ausverkauften Revival Tour im vergangenen Jahr kehrt US-Sänger
Chuck Ragan diesen Sommer für wenige Soloauftritte zurück nach Deutschland.
›Unverwechselbar brilliant und charismatisch‹, so feierte die Musikpresse das letzte
Studioalbum ›Covering Ground‹ des umtriebigen Hot Water Music-Frontmanns. Nicht
zuletzt durch die weltweit gefeierten Auftritte auf seiner von ihm ins Leben gerufenen
Revival Tour mit unzähligen nahmhaften Gästen wie Frank Turner, Brian Fallon von
The Gaslight Anthem oder Laura Jane Grace von Against Me! bewies Chuck Ragan
mitreißende Live-Qualität mit allerhöchstem Unterhaltungswert. Versiert auf eine einzigartige Mischung aus Folk- und Countryroots und beladen mit inspirierender PunkrockAttitüde verkörpert Ragan die Ausnahmestellung im aktuellen Singer/Songwriter-Sektor.
Umso mehr können sich nun alle Anhänger auf eine Wiederkehr im exklusiven Rahmen
freuen. In sechs ausgewählten Städten gastiert Chuck Ragan in Deutschland. Wunderbar
ist, dass er nach drei Jahren auch unsere Stadt mal wieder beehrt!
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop // Tickets: € 20,– zzgl. VvGeb.
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21 & 2 2 S E P S A & S O // E X P L O S I V E !
F E S T I VA L D E S M O N AT S
SEPTEMBER
Tschechow – Eine Landpartie
Das Stück, das in einem Landhaus stattfindet, handelt von mehreren fiktiven Figuren,
die Anton Tschechow zum Leben erweckt hat. Nach seinem Tode, 1904, leben diese
weiter und wandern kurz vor der russischen Revolution von 1917 unbemerkt nach
Deutschland aus. Dort lassen sie sich im Bremer Raum nieder, wo sie ohne äußere
Einflüsse existieren. Es wird hier eine spannende Forschungsreise in eine andere Zeit
angeboten, in der die Interaktion zwischen Publikum und SchauspielerInnen möglich ist,
jedoch nicht erzwungen wird. Die Figuren leben in einer anderen Welt, welche es
zu erkunden gilt. ›Tschechow – Eine Landpartie‹ ist ein spannendes Projekt, das Einsicht
in eine andere Zeit gewährt und so auch zum Nachdenken über die eigene anregt.
13
➟ Abfahrt Schlachthof, Sa 15 Uhr
21 – 2 9 S E P S A – S O // E X P L O S I V E !
Das Projekt ›Klub der Kavaliersdelikte‹ versucht in erster Linie, Menschen neue gesellschaftliche Formen aufzuzeigen. Durch das Hinwegsetzen über Regeln und Normen,
die sich in gesetzlicher Form manifestieren, soll hier ein neues Verständnis und eine
neue Beziehung zur persönlichen Freiheit der Individuen innerhalb der Gesellschaft
geschaffen werden. Die Künstler rufen dazu auf, kleine Delikte zu begehen, Regeln zu
brechen und so ein warmherziges antirepressives Gemeinwohl zu schaffen. Stattfinden
wird das Ganze im Schlachthof, organisiert wird es von der Gruppe Gefährliche
Liebschaften rund um Michael Kranixfeld, Hannah Pfurtscheller, Aishe Spalthoff und
Marleen Wolter.
Weltentwürfe.Aufbrechen
E X P L O S I V E ! F E S T I VA L
21 S E P – 0 4 O K T // S C H L A C H T H O F
Alle zwei Jahre findet im Schlachthof das internationale Theaterfestival EXPLOSIVE ! statt. Diesmal sind Ensembles eingeladen
deren Produktionen sich mit dem Thema ›Weltentwürfe.
Aufbrechen‹ beschäftigen. Im Vordergrund stehen dabei die individuellen Lebenssituationen junger Menschen und die politischen
und sozialen Verhältnisse der Länder aus denen sie kommen. Wie
gehen sie mit Krieg, Zerstörung und Armut um? Was bedeutet es,
in einem Land zu leben, das von Finanzkrise und Misswirtschaft
gebeutelt wird? Was fühlt man, wenn Rating Agenturen den Wert
des Heimatlandes herunterstufen? Wenn Bildung und Ausbildung
nicht mehr gewährleistet sind und die Arbeitslosigkeit von unter
30-Jährigen auf über 50 Prozent ansteigt?
Das Festival soll ein Ort sein, an dem Lebenssituationen hinterfragt werden können. Das Theater kann Räume als Abbild der
Realität erschaffen, aber auch utopische Gegenentwürfe. Gegenwärtiges Theater bewegt sich zwischen kategorischen Grenzen
und kulturellen Traditionen. Es macht den Prozess und die individuellen Visionen zur treibenden Kraft.
Die Produktionen des EXPLOSIVE ! FESTIVALS sind nicht Stellvertreter ihrer Kultur. Sie repräsentieren nicht die Traditionen und
Konflikte ihrer Heimat, so sehr auch die individuelle Auseinandersetzung damit stattfindet. Die BesucherInnen bekommen die
Gelegenheit, diese individuellen Weltentwürfe in ihrer Schönheit,
Abwegigkeit, Unfertigkeit unmittelbar zu erleben. Das Festival
möchte die Veränderbarkeit unserer Gegenwart erforschen und
den Vorstellungen und Träumen von anderen Weltentwürfen eine
Bühne geben.
Klub der Kavaliersdelikte
➟ Schmiede, ganztägig
21 / 2 8 / 2 9 S E P S A / S A / S O // E X P L O S I V E !
Nichtstun
Nichts tun: Ist es langweilig? Ist es unproduktiv, ist es gar gefährlich? Diese Fragen stellt
sich ein junges Theaterensemble vom Schlachthof. Was passiert eigentlich, wenn man
nichts tut? Wenn man den Leistungsdruck einer immer schneller werdenden Gesellschaft, die auf das Streben nach Kapital ausgerichtet ist und dabei die Menschlichkeit
zu oft vergisst, nicht mehr annimmt? Wenn man somit der spezifischen Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung nicht mehr dienlich ist? Antworten auf diese Fragen werden in
einer Einraumwohnung gegeben, die Austragungsort des Stückes ist und in der zusammen Konzepte des kollektiven Müßiggangs zelebriert werden.
TOBIAS PFLUG/GUDRUN GOLDMANN
➟ *, 17, 18, 19 und 22 Uhr
DAS PROGRAMM
S a 21– S o 29 |
❙ Kellerklub |
18 Uhr täglich
❙ Klub der Kavaliersdelikte D | Kellerklub/
Schmiede |täglich
S a 21 | Eröffnung
Explosive!Festival
❙ Tschechow – eine
Landpartie D | Abfahrt
Schlachthof 15 Uhr
❙ Nichtstun | * | 19, 20,
21 Uhr
❙ Eröffnungsfeier |
Kellerklub Konzert | 22 Uhr
D i 01/10 |
Morning S |
Schwankhalle | 20 Uhr
D o 26 |
Ural D | Kesselhalle |
20 Uhr
❙ Idole D | Kesselhalle |
20 Uhr
S o 29 |
❙ Nichtstun | * |
17, 18, 19 Uhr
❙ End of Kellerklub |
22 Uhr
M o 23 |
❙ Last night I dreamt
that somebody loved me
D | Kesselhalle | 20 Uhr
Fr 27 |
❙ Michael Essien
I want to play as you B |
Gleishalle Güterbahnhof |
20 Uhr
M o 30/09 – Fr 04/10 |
❙ Club de la faye DA
Workshop |
Theaterwerkstatt/Uhrenraum | 10–19 Uhr täglich
D o 03/10 |
Morning S |
Schwankhalle | 20 Uhr
D i 24 |
❙ Eselssöhne D|
Kesselhalle | 11, 20 Uhr
S a 28 |
❙ Nichtstun | * |
17, 18, 19 Uhr
M o 30 |
❙ Warum das Kind in der
Polenta kocht D |
Brauhauskeller | 20 Uhr
S o 22 |
❙ Nichtstun | * |
17, 18, 19 Uhr
❙ Tschechow – eine
Landpartie D | Abfahrt
Schlachthof 15 Uhr
❙ B.E.S.T. D| * |
20 Uhr
* Ort stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest
M i 25 |
❙ I see you B |
Kesselhalle | 20 Uhr
2 4 S E P D i // E X P L O S I V E !
M i 02/10 |
Morning S |
Schwankhalle | 20 Uhr
Fr 04/10 |
Das Ende | 20 Uhr
O S A K A M O N AU R A I L
Eselssöhne
›Eselssöhne‹ ist ein von Kyra Mevert und Feridun Öztoprak performtes Theaterstück, das
durchaus als politisch zu betrachten ist. Es rollt die Debatte um Integration und die Findung einer Identität auf, sei es die türkische oder die deutsche: Wo gehöre ich hin? Wer
bin ich? Wie nehmen mich andere Menschen wahr? Es behandelt Bilder, die Menschen
von anderen – ihnen fremden – Personen haben. ›Eselssöhne‹ bietet die Möglichkeit, die
in den Medien stets präsente Integrationsdebatte durch die Augen zweier junger ›Ausländer‹ zu sehen. Hier kann man sich eine Meinung über die facettenreiche multikulturelle Gesellschaft bilden. Die Aufführung bindet außerdem Texte anderer junger
Deutschtürken ein, die zu dem Thema befragt wurden.
➟ Kesselhalle, 20 Uhr
TEXTE: ALEXANDER BOCKERMANN
FREI
ZEIT
19
18
2 5 S E P M I // E X P L O S I V E !
I see you
0 2 S E P M O // S C H L A C H T H O F
CocoRosie
PAT R I A RC H Y I S OV E R !
Dieses belgische Theaterstück von Kabinet K – Profis und Kinder – behandelt mit ungewöhnlichen Bühnenmitteln, wie zum Beispiel Schattenspielern, die Auswirkungen
eines Blickes. Blicke können unglaublich viel. Sie können Menschen voneinander
trennen oder miteinander verbinden, sie können Verbundenheit und Mitgefühl, aber
auch Hass und Angst ausdrücken. Wie fühle ich mich, wenn ich beobachtet werde? Wie
sehe ich mich selbst? Sehen wir das Gleiche? Diese Fragen sucht ›I see you‹ in wunderschöner poetischer Manier durch ein sehr besonderes Tanztheater zu beantworten: ein
eingängiges, tiefgründiges und poetisches Theaterstück, das sich mit den Räumen
zwischen allen Dingen befasst.
Bianca und Sierra Casady sind expliziter geworden in ihren politischen Aussagen,
ihrem Engagement für einen universalen Feminismus. 2004 erschien ihr erstes Album
›La Maison de Mon Rêve‹, das die die Entwicklung des New Weird Folk in Amerika
prägte. Die aus Alltagsgegenständen gelockten Sounds, Biancas sphärenhaft-schräge
und Sierras opernhaft-majestätische Stimme erzeugten jenen berückenden Sound, der
uns gebannt hat innehalten lassen. Seitdem haben die beiden vier weitere Alben
aufgenommen, Festivals kuratiert, ein Filmmusikprojekt, ein Tanztheater und eine PopOper realisiert. Dann Peter Pan inszeniert – und mit dem Magazin Girls Against God
und der Future Feminist Foundation Plattformen geschaffen, um die feministische
Diskussion und Praxis voranzutreiben. Denn, so Bianca Casady: ›There will not be an
invitation for women to take the seat of power – we must just take it.‹ Jetzt ist endlich
ihr fünftes Album da: ›Tales Of A Grass Widow‹. Die Beats sind fetter, die Synthesizer
drängender und das Ganze kommt ausgesprochen tanzfreundlich daher.
➟ Kesselhalle, 20 Uhr
2 7 S E P F R // E X P L O S I V E !
Michael Essien
I want to play as you
Dieses Tanztheaterstück, eine Kooperation von Cultural Centres of Antwerp und
Antwerp European Sports Capital, behandelt eine empfindliche Thematik, von der nur
die wenigsten wissen: die systematische Ausbeutung afrikanischer, in diesem Falle
nigerianischer, Fußballtalente durch westliche Fußballclubs und deren Agenten. Sechs
junge Fußballer laden dazu ein, ihre Welt aus Training, Politik, Visaanträgen und dem
Traum, Profi zu werden, zu betreten. Das raue Stück gibt Einblick in die Leiden junger
Nigerianer, die mit Leidenschaft ihre Ziele verfolgen, niemals um die Sympathie des
Publikums betteln und trotzdem eine unglaubliche Verbundenheit im Saal hervorrufen.
MARTHA GRAF
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // präsentiert von Funkhaus Europa
// Tickets: € 24,– zzgl. VvGeb.
12 S E P D O // L A G E R H A U S
ZEITGEISTZERTEILUNG
Der Slam Bremen öffnet allmonatlich seine Pforten und allmonatlich betritt ein neuer
Stargast die Bühne, bevor der Abend anschließend in den Open Slam übergeht. Der
Stargast des Monats September heißt Henning Chadde und reist aus Hannover an, wo
er seit vielen Jahren den Poetry Slam und die Leseshow ›Überholspurpiraten!‹ gestaltet.
Chadde bezeichnet sich selbst als Grenzzeitdichter. In seinen wortgewaltigen und
humorvollen Texten liefert er detailgetreue Milieustudien und seziert dabei den Zeitgeist
bis auf die Knochen. Chadde ist deutscher Poetry Slam-Meister der Herzen und Frontmann der Band Motorblock, weiterhin ist er Vater sowie Autor, Journalist, Kulturmanager und Mitherausgeber des Hannoverschen Online-Journals Langeleine.de. Seit 1995
reihen sich bundesweite Veröffentlichungen und Auftritte in seiner Vita aneinander. Wir
freuen uns auf einen Poetry-Aktivisten der ersten Stunde!
➟ Güterbahnhof Gleishalle, 20 Uhr
2 8 S E P S A // E X P L O S I V E !
Slam Bremen mit Henning Chadde
Idole
Entstanden ist das durch Amateurschauspieler mit und ohne Lernschwierigkeiten
performte Stück unter Mitarbeit der Lebenshilfe Region Kassel. Die Mischung aus
lernbehinderten Menschen und erfahrenen Schauspielern auf einer Bühne verleiht
dieser Aufführung eine besondere Dynamik. Sie handelt von Vertrauen, Strenge und
Fürsorge und ist rührend und mitreißend zugleich. Dies liegt vor allem an den realistisch
porträtierten Rollen der Protagonisten. Sie prägen ein sehr dramatisches, ehrliches und
trauriges Stück, in dem die SchauspielerInnen nah am wirklichen Leben spielen.
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20 Uhr // Eintritt: € 4,–
➟ Kesselhalle, 20 Uhr
13 S E P F R // L A G E R H A U S
Disco Ensemble
INDIECORE AUS FINNLAND
3 0 S E P M O // E X P L O S I V E !
Warum das Kind in der
Polenta kocht
Hier ist jedes Land Ausland. Der Zirkus ist immer im Ausland. Aber im Wohnwagen ist
das Zuhause. ›Ich öffne die Tür vom Wohnwagen so wenig wie möglich, damit das
Zuhause nicht verdampft.‹ Die Junge-Akteure-Produktion von Aglaja Veteranyi erzählt die
Geschichte eines kleinen Mädchens, das in einem rumänischen Wanderzirkus
aufwächst. Dessen Hauptattraktion ist ihre Mutter, die in jeder Vorstellung an den
Haaren von der Kuppel hängt und mit brennenden Fackeln jongliert, während ihre
Tochter Todesängste aussteht. Diese Geschichte erzählt in grausamer Zärtlichkeit vom
Versprechen eines besseren Lebens im Westen und von einer entwurzelten Kindheit.
➟ Brauhauskeller, 20 Uhr
TEXTE: ALEXANDER BOCKERMANN
Die Post-Hardcore-Band Disco Ensemble aus Ulvilva ist einer der bekanntesten musikalischen Exporte Finnlands: Die Vier-Mann-Combo, die stilistisch Richtung Punk- und
Indierock tendiert, wurde auf die Hauptbühnen der wichtigsten europäischen Festivals
gebucht, in zwanzig Ländern veröffentlicht und spielte erfolgreiche Tourneen mit
Madsen und Linkin Park. Mit ihrem fünften Album ›Warriors‹, produziert von Jukka
Immonen (unter anderem Sunrise Avenue), steht das quicklebendige Kreativquartett
jetzt auch in Deutschland vor dem mutmaßlich ganz großen Wurf. Denn nicht erst
seit das neue Album in Finnland auf Platz 1 bei I-Tunes stürmte, ist Til Schweiger
ein glühender Fan der Band. Ihre neue Single ›Second Soul‹ platzierte er prominent in
seinem neuen Kinofilm ›Kokowääh 2‹. Es geht also weiter.
MARTHA GRAF
➟ Saal, 19.30 Uhr // Tickets: € 15,– zzgl. VvGeb.
FREI
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18 S E P M I // S C H L A C H T H O F
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Maybebop
2 0 S E P F R // L A G E R H A U S
The Ruts DC
V E R LO C K E N D E G E H E I M R ATS E C K E N
BABYLON’S BURNING!
Vier gute Freunde, zehn erfolgreiche Jahre, ein neues Album: Die Vocalband Maybebop
vereint Stimmcharaktere vom Countertenor bis zum Kellerbass, allesamt sind Bühnentypen und kommunikative Talente mit einem hohen Spaßfaktor. Doch Maybebop zeigen
mehr als gepflegtes A-cappella-Entertainment. Ihr Stil ist leichtfüßig und kurzweilig, er
wechselt laufend das Genre, Besinnliches trifft auf Irrwitziges, Pop zeigt ganz neue
Facetten, Jazz hat seine eigene Qualität, Klassik und Volkslied zeigen sich im neuen
Gewand. Und dazu die schon fast legendären Coverversionen. Gesungen wird bei Maybebop deutsch. Ihre Eigenkompositionen greifen Alltagsthemen auf, Skurriles und
Berührendes, mal witzig, mal böse – mal hitzig und mal sanft. Und immer rhythmisch
präzise und stilsicher. Rockklassiker werden durch sensationelle Arrangements völlig
neu gestaltet, immer mit stimmlicher Genauigkeit in Perfektion. Maybebop sind unabhängig, sie präsentieren praktisch eine eigene Kunstform. Diese Eigenständigkeit
verleiht ihrer Kunst Geheimratsecken: angenehm reif und gerade deshalb verlockend.
Um das vorab zu klären: Die Band The Ruts gibt es nicht mehr. Würde so eine WestLondoner First-Wave-Punk-Band noch existieren, sie wäre zu Recht zu ewig gleichen
Revivalkonzerten in provinziellen Stadthallen und bei Supermarkteröffnungen
verdammt. The Ruts haben sich 1980 nach dem Herointod ihres Sängers Malcolm
Oven erst mal das Suffix DC angehängt, die Abkürzung von da capo, dem im englischsprachigen Raum üblichen Ruf nach Zugaben. Dem frühen Ende der Punk-Bewegung
begegneten sie stilsicher durch Hinwendung zum Dub-Reggae, was sie vor der Versteinerung in einer hohl gewordenen Punkgeste bewahrte. Nichtsdestotrotz lösten sich
The Ruts DC 1983 auf und fanden erst 2007 fanden wieder zusammen, um ein Benefizkonzert für ihren erkrankten Gitarristen Paul Fox zu bestreiten. Henry Rollins soll
dabei seine Finger im Spiel gehabt haben. Obwohl Fox im selben Jahr verstarb, sind The
Ruts DC seitdem wieder da. Mit ›Rhythm Collision Vol. 2‹ haben sie ein großartiges
Werk erschaffen, das sie auf ihrer ersten Europa-Tournee seit 27 Jahren vorstellen.
Babylon’s Burning!
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20.30 Uhr // Tickets: € 20,– zzgl. VvGeb.
JÖRG WINDSZUS
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: € 14,– zzgl. VvGeb.
2 0 S E P F R // S C H L A C H T H O F
Pothead
Schlachthof
21 S E P S A // L A G E R H A U S
Betty Dittrich
STONER ROCK VOLLER HERZBLUT
RETROQUEEN
Die tief vibrierenden Gitarrenakkorde der entspannten Stoner Rock-Combo Pothead
erfreuen sich inzwischen auch außerhalb Berlins – Gründungsort und seit 1991 Wahlheimat der Band – immer größerer Beliebtheit. Kein Wunder! Pothead ist stimmungsvoller Rock, die Stimme von Frontmann Brad, mit der er zu schokoweichen Basslines von
Jeff Dope seine tiefgründigen Texte schmettert, ein besonderes Erlebnis. Die Songs vereinen eine unglaubliche musikalische Vielfalt in sich. Pothead bleiben ihrem Genre treu
und klingen fernab von perfekt. Sie sind echt, sie sind nicht sauber und garantiert nicht
mit dem Einheitsbrei der Mainstream-Musik zu vergleichen. Ihre Songs erinnern an Bars,
an Whiskey, an abgehalfterte mysteriöse Typen und an Jams voller Herzblut. Wer einen
Abend in dieser Welt verbringen möchte, sollte sich Pothead unbedingt anhören.
Mit Fliege und in braunen Pullundern tanzt Betty Dittrichs Show-Crew, während die
Retroqueen vorne ihren Hit abfeiert: ›La la la‹. Wo die Männer alle hin sind, weiß sie auch
nicht, bei ihr im Keller sei Suchen jedenfalls zwecklos. Die haben sich schon freiwillig
auf- und davongemacht. Im Hintergrund glitzern die Girlanden. Betty Dittrich, eine junge
Singer-Songwriterin aus Schweden, hat Musik studiert, eine Gesangsausbildung absolviert und internationale Erfahrung mit der Power Pop-Band Shebang und auch mit ihren
Soloprogrammen gemacht. Nun ist sie in Berlin gelandet, wo sie sich anscheinend pudelwohl fühlt. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Album, wenn sie nicht gerade in den
Kisten der Vintage-Läden wühlt oder mit ihrem Mops spazieren geht. Zu erwarten ist in
naher Zukunft neuer energiegeladener Sixties-Pop mit charmanten deutschen Texten.
ALEXANDER BOCKERMANN
MARTHA GRAF
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Veranstalter: Römer Kulturbetrieb // Tickets: VVK € 16,– zzgl.
➟ Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop // Tickets: € 16,– zzgl. VvGeb.
VvGeb. / AK € 22,–
Reklame
2 2 S E P S O // L A G E R H A U S
TV Noir Konzerte 9
KASHMIR & CHAPEAU CLAQUE
Eine kleine Premiere ist auf der diesmaligen TV Noir-Tour zu zelebrieren: Mit Kashmir
aus Kopenhagen wurde zum ersten Mal eine Band ausgewählt, die nicht in Deutschland beheimatet ist. Die Kopenhagener haben in ihrer 22-jährigen Bandgeschichte
bereits mit David Bowie und Lou Reed kollaboriert. Auf ihrem mittlerweile achten
Album ›E.A.R‹ bewegen sie sich weg vom Indierock vergangener Tage und wenden
sich Krautrock- und Dreampop-Einflüssen zu. Für TV Noir treten Kashmir als Duo auf
und präsentieren ihre akustikgeprägte Seite, begleitet von der Elektro-Chanson-PopBand Chapeau Claque, die einen eigenwilligen Entwurf musikalischer Leichtigkeit
vollführen. Ihr fragiler Sound umhüllt das Publikum wie ein sommerliches Laken, die
facettenhaften musikalischen Kleinode, die Chapeau Claque aus dem Zylinder ziehen,
sind angeschrägt, aufgeregt, verspielt und gleichzeitig reif. Man mag dazu tanzen und
im gleichen Moment innehalten und genauer hinhören.
SEAN-PATRIC BRAUN
➟ Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop // Tickets: € 15,– zzgl. VvGeb.
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EIZ
Käptn Peng & Die Tentakel
von Delphi E X P E D I T I O N I N S O
Deutscher HipHop mit solch philosophischer Tiefe und musikalischer Gewandtheit hat
man im deutschen Sprachraum vor Käptn Peng lange nicht mehr gehört. Die Berliner
Brüder Peng und Shaban bringen mit ›Expedition ins O‹ nun ihr zweites Album heraus
und wieder durchwandern sie den digitalen Wortwald, um die elektronische Hydra zu
zähmen. Live waren sie schon im letzten Jahr mit ihrer Band, den Tentakeln von
Delphi, unterwegs, die mit Kontrabass, Gitarre, Betonmischtrommel und diversen
Haushaltsartikeln den HipHop bis zum schamanistischen Trash-Funk durchkreuzen.
Diesmal sind sie auch an der Produktion des Albums beteiligt: Die Musik hat diesmal
nicht Shaban alias Hannes Gwisdek – der sich auch als Schauspieler bereits einen
Namen gemacht hat – allein am Computer entworfen. Die Tentakel haben die Beats
mit Gitarre und Bass auf Reisekoffern und Plastikeimern eingespielt. Und so wird, und
das ganz artgerecht, ›der Verstand zerfetzt und neu instandgesetzt, mit Sirup überzogen und in Brand gesetzt‹. Also dann: Alle an Bord!
EIT
02
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop // Tickets: € 15,– zzgl. VvGeb.
09
2 8 S E P S A // L A G E R H A U S
Emma6
DAS ZWEITE ALBUM IST DAS ZWEITE ALBUM
Und es ist raus! Wurde auch Zeit. ›Passen‹ heißt es und zwölf nagelneue Lieder haben
auf ihm das Licht der Welt erblickt. Ihre Schöpfer, drei Mittzwanziger verstehen sich
immer noch prächtig. Sie sind von Köln nach Hamburg gezogen und haben Wir sind Helden-Bassist Mark Tavassol mit ins Boot geholt. Das Ergebnis hört sich weiträumig an:
›Passen‹ ist eindeutig eine Einheit und das klar spätere Album. Die Inhalte rücken in den
Vordergrund, die Bilder sind melancholisch und sehnsüchtig. Es geht um Anfänge und
ums Beenden, um Wünsche und um schlichte Feststellungen. Darunter liegen leise elektronische Beats, androgyne Synthesizer, Rauschen und das schwer zu erfassende
Etwas. Diese Band ist erwachsen geworden. Man müsse sich immer vor Augen halten,
dass das zweite Album immer das zweite sei, sagen Emma6. Und das ist die beste
Einstellung, die man haben kann. Ein zweites Album muss man respektlos anfassen,
man muss Neues ausprobieren und darf sich nicht wiederholen. Emma6 haben das hinbekommen.
12
lagerhaus
AUGUST
Fr 02 Chile. Bilder von Alex Büring | Vernissage | Kafé 19 Uhr
Global Beats | DJs Pablo Cuesta & Nedim | Kafé 23.30 Uhr
D i 06 Karamelo Santo | Konzert | Saal 20 Uhr
Fr 09 Local Heroes Band Contest | Konzert| Saal 19 Uhr
S a 10 Kulturschock | DJs Holly & Grimbo | Saal 23.23 Uhr
S o 11 Gartenkultur Musikfestival | Swing-Time/Varieté-Wanderbühne
Kosch Mosch/Gartengalerie Landart/Kunsthandwerk | LiLuBa 14 Uhr
M o 12 Chuck Ragan | Konzert | Saal 20.30 Uhr
D i 20 Lagerhaus – tanzbar | DJ T.Jane| Saal 21 Uhr
D o – S o Sommermärchenfestival | Rumpelstilzchen/Schneewittchen/
22– 25
Aschenputtel/Café Brunnette/Duo Chalil/Shakespeares
Geschichten am Lagerfeuer | LiLuBa, 20.30 Uhr, So 16 Uhr
S a 24 Abenteuer Tanz – Praktische Einführung |
Workshop | tanzwerk-Studio 16–18 Uhr
V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Magnetare | etage 3, 21 Uhr
Lagerhaus-Disco | Djs Satze & T.N.T. | Saal 23.23 Uhr
Van Thom Weekender | Game over you loose/Yankee Sandwich/
Fr 30 Nitrous Oxide/Wrestling Club/DJs Gu & Rock’n’Roll Daddies/
Gitarrenbau-Workshop/Tattookunst| Saal 19 Uhr
Van Thom Weekender | Chickenbone John/Mack Drietens/
S a 31 Stringtone Slingers/Dylan Walshe/Hollowbelly Lo-fi Punkblues/
DJs Gu & Rock’n’Roll Daddies/Gitarrenbau/Tattookunst| Saal 16 Uhr
+++ 02/11 Tonbandgerät +++ 07/11 Weekend +++ 09/11 DCVDNS +++ 23/11 Ralf Ruthe +++ 05/12 Turbostaat +++
2 5 S E P M I // L A G E R H A U S
AUGUST /
SEPTEMBER 2013
c o m i n g s o o n L a ge r h a u s : +++ Boppin B +++ 11/10 Zebrahead +++ 18/10 Laing +++ 19/10 Maxim +++ 25/10 Cäthe
22
SEPTEMBER
MARTHA GRAF
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: € 15,– zzgl. VvGeb.
12
Reklame
14
21
Fr 06 SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr
S a 07 Wunderbar – SommerDankFest | Seattle Teahouse | LiLuBa 18 Uhr
Brachenkiste macht mobil | Puppentheater | etage 3, 21 Uhr
D o 12 Slam Bremen | Stargast Henning Chadde, anschließend Open Slam |
Saal 20 Uhr
Fr 13 Disco Ensemble | Konzert | Saal 19.30 Uhr
S a 14 Crime Time Slam | Stargast Karsten Lieberam-Schmidt | Saal 20 Uhr
V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer |
Die unerhörte Quiz-Wahl – Der Sieger steht fest | etage 3, 21 Uhr
Lagerhaus-Disco | DJ Elvis & Friends | Saal 23 Uhr
Fr 20 The Ruts DC | Konzert | Saal 20 Uhr
S a 21 Abenteuer Tanz – Tanz und Rhythmus |
Vierteiliger Workshop | tanzwerk-Studio 10.30–18 Uhr
Betty Dittrich | Konzert | Saal 20.30 Uhr
S o 22 TV Noir-Konzerte 9 | Kashmir/Chapeau Claque | Saal 20 Uhr
D i 24 Sea + Air | Konzert | Saal 19.30 Uhr
M i 25 Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi | Konzert | Saal 20.30 Uhr
S a 28 Emma6 | Konzert | Saal 20.30 Uhr
M o n t a g s Offene Tanzgelegenheit für Standardtänze | Saal 20 Uhr
Lagerhaus Milonga| DJane Natascha |Saal 21.30 Uhr Achtung: fällt aus am 12. 08.
FREI
ZEIT
zFR
EIZ
AUGUST /
SEPTEMBER 2013
schlachthof
AUGUST
EIT
17
S a /S o Mein erster eigener Song |
03/04
Girls Only-Gesangsworkshop | 11–18 Uhr
S a 03 Oh Boy (35-mm-Film)| Open-Air-Kino | Arena 22 Uhr
S a 10 Django Unchained (35-mm-Film) |
Open-Air-Kino | Arena 22 Uhr
Fr 16 Das Bremer Slammer Filet – Open Air |
Slam Poetry | Arena 20 Uhr
S a 17 Big Up – Die Funkhaus Europa Party |
La Caravane Passe / Global Pop Party |
Kesselhalle, Foyer, Magazinkeller 20 Uhr
S o 25 Kunstmarkt Bremen | Foyer 10 Uhr
SEPTEMBER
02
S o 01 Der kleine Wal 2 |
Figurentheater Ecke Neckepen | Magazinboden 11 Uhr
M o 02 CocoRosie | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr
Fr 06 Frank Turner & The Sleeping Souls | verlegt ins Aladin! |
S o 08 Nächster sein | Compania t
Kindertheater| Magazinboden 11 Uhr
S a 14 Stand Up Disco | Party für Schwule,
Lesben und Freunde | Magazinkeller 23 Uhr
S o 15 Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam | Kindertheater
Theater Tom Teuer | Magazinboden 11 Uhr
M i 18 Maybebop | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr
D o 19 Maybebop | Konzert | verschoben auf den 16.10.
Fr 20 Pothead | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr
S o 22 Kunstmarkt Bremen | Foyer 10 Uhr
21/09– Explosive! Theaterfestival | Weltentwürfe . Aufbrechen |
04/10 ausführliches Programm siehe die Seiten 16–19
c o m i n g s o o n : 04/10 Johnossi +++ 07/10 Irie Révoltés +++ 11/10 Raquel Tavares e Grupo +++ 15/10 The Computers +++ 25/10 Glasperlenspiel +++ 30/10 Thees Uhlmann +++ 07/11 Malediva +++ 15/11 Feine Sahne Fischfilet & Egotronic, Findus +++ 17/11 Hooly Cole +++ 23/11
Flo Mega & The Ruffcats +++ 13/12 Jan Plewka singt Rio Reiser +++ 22/12 Stoppok +++ 26/12 Saprize, Ferris MC & DJ Stylewarz +++
Schlachthof
// I M P R E S S U M
H e ra u s ge b e r : Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 37775 11, zett@schlachthof-bremen.de, Kulturzentrum Lagerhaus,
Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701461, -fax: 701306, Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de Re d a k t i o n : Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Sean-Patric Braun,
Sophie Hellgardt, Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Au s l a n d : Robert Best (Zürich), Anatol Karminsky (Ulan Bator) Grafische Gestaltung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt
Z-Magazin
B e i t r ä ge : Alexander Bockermann, Martha Graf, Jörn Grebe, Radek Krolczyk, Jens Laloire, Tobias Pflug, Andreas Schnell, Nora Stötzner, Jörg Windszus
Fo to s / I l l u st ra t i o n e n : Marina Lilienthal (Titel), Per Morten Abrahamsen, Kai-Erik von Ahn, Ayhan Baykal, Emmanuel Beaucardet, Mark Bernot, Santiago Gallo Bluguermann,
Alex Büring, Kurt Van der Elst, Rodrigo Jardon, Jörg Landsberg, Marina Lilienthal, Cristin Liekfeldt (Kulturgut), Ville Malja, Frank Pusch, Paulien Verlackt
Na m e n t l i c h gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. D ru c ke r e i : Girzig & Gottschalk, Bremen.