Forschungsbericht PDF NutzerInnen Aktionsforschung Initiative...e.V.
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Forschungsbericht PDF NutzerInnen Aktionsforschung Initiative...e.V.
Forschungsbericht Initiative 1 Ein schöner Tag Forschungsbericht Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. 1 Forschungsbericht Initiative 2 Grußwort ................................................................................................................................. 3 Kapitel 1 .................................................................................................................................. 5 Was wissen die NutzerInnen? Zur Erforschung des Nutzerwissens ................ 5 1 Forschungsvorhaben ................................................................................................. 5 1.2. Wer wir sind ............................................................................................................. 6 1.3 Auftraggeber.............................................................................................................. 7 1.4 Was ist das Interesse der Ini... ? ...................................................................... 7 1.5 Was ist das Interesse der NutzerInnen? ........................................................ 8 1.6 Unser Interesse an der Erstellung unseres eigenen Wissens ................ 8 Kapitel 2 ................................................................................................................................ 10 Der Forschungsprozeß ..................................................................................................... 10 2.1 Vorbereitungsphase.............................................................................................. 10 2.2 Ergebnisse der Fokus-Gruppen ........................................................................ 10 2.2 Kooperationstreffen .............................................................................................. 13 2.3 Forschungsfragen .................................................................................................. 13 2.4 Forschungsdesign .................................................................................................. 14 2.5 Der Forschungsansatz.......................................................................................... 16 2.6 Ablauf vom Schönen Tag.................................................................................... 17 Kapitel 3 ................................................................................................................................ 19 Ein paar Geschichten...................................................................................................... 19 und was sie uns sagen können .................................................................................... 19 Kapitel 4 ................................................................................................................................ 32 Schlussfolgerungen und Empfehlungen.................................................................... 32 Anhänge ................................................................................................................................ 36 Literatur................................................................................................................................. 43 2 Forschungsbericht Initiative 3 Grußwort Wir freuen uns, den Forschungsbericht zur Lebenszufriedenheit der NutzerInnen der Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. vorlegen zu können. NutzerInnenbeteiligung ist bei der Initiative ein wichtiges Anliegen. Von Beginn an haben wir versucht, den KlientInnen Mitgestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten zu bieten. NutzerInnen des Betreuten Wohnens können Mitglied im Verein werden. Über eine lange Zeit waren NutzerInnen oder ehemalige NutzerInnen im Vereinsvorstand tätig. Geeignete Formen der Beteiligung zu finden ist nicht immer leicht, die Beteiligung der NutzerInnen im Verein ist geringer geworden, die Anläufe, einen BewohnerInnenrat bei der Initiative aktiv werden zu lassen, scheiterten immer wieder spätestens nach einem Jahr. Daher fand der Vorstoß der EXPA (ExpertInnen-Partnerschaft) - Gruppe, eine Beforschung zur NutzerInnenbeteiligung bei der Initiative... e.V. mit dem Themenschwerpunkt Lebensqualität durchzuführen, sofort unser Interesse. Überzeugend war der Ansatz, die Forschung zur NutzerInnenzufriedenheit von Beginn an aus der Perspektive der Betroffenen selbst heraus zu entwickeln. Ein Jahr lang haben Psychiatrie-Erfahrene aus der EXPA, MitarbeiterInnen unseres Fortbildungsträgers F.O.K.U.S. und NutzerInnen der Initiative... mit dem IGPB (Institut für Nutzerbeteiligung) aus Amsterdam, mit dem wir schon im Rahmen des EU Projektes EX-IN zusammengearbeitet haben, gemeinsam die Forschung durchgeführt. Anfangs und während der Planung der einzelnen Schritte hatten wir die Vorstellung, dass die ForscherInnengruppe eine umfangreiche Befragung der NutzerInnen durchführen würde. Doch der gewählte Ansatz der Aktionsforschung führte zu „Ein schöner Tag“ und zeigte uns, dass die Förderung von Beteiligung ein gemeinsamer Lernprozess ist. Heidi Mergner und Sven Bechtolf Geschäftsführender Vorstand Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. 3 Forschungsbericht Initiative 4 Der Kohl (das Stilleben) von Stephan Schanz Nun nachdem Wilhelm die Eingangsrede gehalten hat, wurde das Essen serviert. Rechts vor mir stand ein Glas gefüllt mit herrlich sprudelndem Mineralwasser. Etwas unterhalb des Glases lag das geordnete Besteck mit einer Serviette, der Tisch hatte eine weiße Tischdecke aus Papier. Vor mir auf den Tisch stellte die Bedienung mit einiger Eile den aus Porzellan hergestellten Untersatz. Ich betrachtete den Untersatz mit einer gewissen Hingabe. Die Speisen waren wohl geordnet auf dem weißen Grund. Von rechts nach links gesehen: Es lag da als erstes die Scheibe, in hell rosa, das Kassler, durchzogen von hellen Adern aus Fett. Daneben die blasse Grützwurst, die etwas halb rund geformt vor mir liegt. Dann die fest kochenden Kartoffeln, es waren nur wenige, knapp eine kleine Hand voll und vor Wärme dampfend und wohlriechend. Und dann der Höhepunkt: der Kohl, er war in einem satten grün gehalten und durchsetzt von dunkelgrünen faserigen Streifen. Der Kohl war mit viel Liebe und Hingabe vom Koch behutsam zubereitet worden. Und stilistisch auf dem kalten weißen Porzellan angerichtet worden. Ich zögerte etwas als ich versuchte, dieses Stilleben nicht zu zerstören und doch einen Happen des herrlichen Kohles zu kosten. Der Kohl entfaltete sein volles Aroma auf der Zunge, ich schmeckte die Süße heraus, die der Kohl in sich trug, die er vom ersten Frost erhalten hat. Während ich noch den Kohl genoss, schweifte mein Blick einmal nach links und dann nach rechts von mir. Alle genossen wie ich das Stilleben, sie zerstörten das Gefüge vor ihnen. Das Klappern der Bestecke wurde immer lauter, sobald sich das zu essende stilistisch dem weißen Porzellanuntergrund näherte. Ich erblickte das Stilleben vor mir und beschloss es so zu lassen, so voller Wohlgefallen und Farbenpracht. Ende 4 Forschungsbericht Initiative 5 Kapitel 1 Was wissen die NutzerInnen? Zur Erforschung des Nutzerwissens 1 Forschungsvorhaben Mit anderen Menschen zusammen zu essen ist nicht zuletzt eine soziale Situation. Das gleiche gilt für das gemeinsame Spielen. Wir werden in diesem Bericht beschreiben, wie wir als Beteiligte beim Essen und beim Spiel diese soziale Situation erlebt haben und wie wir die gemachten Erfahrungen reflektieren. Wir haben auf diese Art und Weise ein Forschungsprojekt durchgeführt. Wir wollten wissen, wie wir eine soziale Situation mit Menschen herstellen können, die einen psychiatrischen Hintergrund haben, mit Menschen die häufig mehr oder weniger isoliert in unserer Gesellschaft leben und die nicht viele Möglichkeiten für ein zufriedenstellendes soziales Leben haben. Wir wollten wissen, wie wir mit ihnen in Kontakt treten können und wie wir uns auf eine schöne Art und Weise treffen können. Wenn wir hierbei erfolgreich sein wollen, unter welchen Bedingungen sollten wir diese Situation herstellen? Wie können wir unser Ziel erreichen? Dies waren Ausgangsfragen, die der Erstellung unseres Forschungsdesigns zugrunde lagen. Die Idee für eine solche Forschung kam von der „Ini...“. Sie wandte sich mit der Bitte um methodologische Unterstützung an das „Instituut voor Gebruikersparticipatie en Beleid“ (IGPB) in Amsterdam. Von Anfang an starteten wir von einer entscheidenden Vorannahme: Um unser Ziel zu erreichen müssen wir unsere eigenen Erfahrungen nutzen – unsere eigenen Erfahrungen zur Kontaktaufnahme, dem Begegnen von und mit anderen Menschen und mit allem, was wir als NutzerInnen psychiatrischer Dienste selbst erfahren haben. Wir sind ExpertInnen aus Erfahrung. Wir haben alle unsere eigenen Erfahrungen mit der Psychiatrie gemacht und mit einer schwierigen sozialen Situation, die damit einhergeht. Wir haben aus unseren Erfahrungen gelernt. Um soziale Isolation zu durchbrechen, brauchen wir unser eigenes Expertenwissen aus Erfahrung. Dies ist der Grund, warum dieses Forschungsprojekt nur von NutzerInnen und Menschen mit Psychiatrieerfahrung durchgeführt werden konnte. 5 Forschungsbericht Initiative 6 1.2. Wer wir sind Die Forschung wurde von dem „IGPB“, „F.O.K.U.S.“ (dem Fortbildungsträger der Ini...) und der „Expertenpartnerschaft“ (EXPA) durchgeführt. Die EXPA ist ein Team von Psychiatrieerfahrenen und Profis, das es seit 2000 gibt. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, den Austausch zwischen Nutzern und Tätigen im Bereich psychische Gesundheit zu verbessern. Angebote sind u.a.: - Fortbildungen, Vorträge, Workshops - Konzeptberatung - Schulungen - Forschung Seit 2006 gibt es in der EXPA eine Gruppe, die sich der Forschung widmet. Wir betreiben nutzerorientierte Forschung, das bedeutet, dass wir Forscher Psychiatrieerfahrene sind. Wir verstehen uns als Experten aus Erfahrung, Erfahrung mit der Psychiatrie und Erfahrung mit einer positiven Lebensgestaltung. „So lohnt es sich zu leben, zumindest für mich. Ich persönlich lebe sehr gerne und möchte mindestens 100 Jahre alt werden Unser Forschungsansatz ist die Aktionsforschung, wo der Mensch im Mittelpunkt steht. Das bedeutet, dass wir Geselligkeit suchen, Kontakte knüpfen, so dass wir Forscher und die Beforschten einen gemeinsamen Nutzen aus unserer Tätigkeit ziehen. Gemeinsam kommen wir zu forschungsrelevanten Daten, die unsere Auftraggeber befriedigen. Mir selbst macht die Sache großen Spaß, und ich hoffe für die Zukunft, das sich viele Auftraggeber finden, damit ich weiter forschen kann “(Heinz- Georg Behrens) Wir sind: ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Dierk Scharping, Experte aus Erfahrung Stephan Schanz, Experte aus Erfahrung und Hobbykünstler Harald Radmacher, Psychiatrie - Erfahrener Torsten Mährländer, Experte aus Erfahrung, Vorsitzender des Netzwerks Stimmenhören Heinz-Georg Behrens, Experte aus Erfahrung Henry O. Rehder, Experte aus Erfahrung Julia Böttcher, Expertin aus Erfahrung und Sozialpädagogik-Studentin Katrin Lange, Psychologin Jörg Utschakowski, Sozialpädagoge Harrie van Haaster, Experte aus Erfahrung als Angehöriger und Psychologe Wilhelm Ricklefs, Experte aus Erfahrung 6 Forschungsbericht Initiative 7 1.3 Auftraggeber Der Auftraggeber für das Forschungsprojekt ist der Verein Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. (Ini... e.V.) Die Ini... e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 1982 im Zusammenhang mit der Auflösung der psychiatrischen Langzeitklinik Kloster Blankenburg und der kritischen Auseinandersetzung mit der herkömmlichen, medizinisch ausgerichteten Psychiatrie gegründet wurde. Auch heute ist das Ziel des Vereins die Beteiligung an der konstruktiven Weiterentwicklung des Hilfesystems für psychisch kranke, suchtkranke und geistig behinderte Menschen. Derzeit begleitet der Verein mit ca. 80 MitarbeiterInnen 250 Menschen im Betreuten Wohnen. Neben dem Betreuten Wohnen sind verschiedene Projekte und Tochtergesellschaften entstanden wie z.B. die Zeitungsinitiative „IRRTU(R)M“, kreative Gruppen für Schreiben, Malen, Bewegen und Handwerk, der Fortbildungsträger „F.O.K.U.S.“, die „comeback GmbH“ als Gesellschaft im ambulanten Drogenhilfesystem und arbeitsmarktpolitischer Dienstleister, die Gapsy als „Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste mbH“ und die GIB (Gesellschaft für integrative Beschäftigung mbh). Die Ini... versteht sich als nutzerInnenorientiert, ist regional und gemeindenah tätig und zielt auf Rehabilitation und Integration in gesellschaftliche Lebens- und Arbeitszusammenhänge. 1.4 Was ist das Interesse der Ini...? Die Ini... hat uns mit der Forschung beauftragt, weil sie herausfinden wollten, wie die NutzerInnenbeteiligung in der Ini... angeregt und gefördert werden könnte und wie NutzerInnen selber dazu beitragen können, die Zufriedenheit mit den Betreuungsangeboten bzw. die Lebenszufriedenheit der NutzerInnen zu erheben. Von Interesse war auch die Frage, inwieweit das Angebot der Ini... an den Bedürfnissen, Bedarfen und Wünschen der NutzerInnen orientiert ist und wie es von ihnen bewertet wird. Während der Vorbereitungsphase und der ersten Schritte der Forschung haben die unterschiedlichen Gruppen in der Ini... (Geschäftsleitung, MitarbeiterInnen, NutzerInnen) verschiedene Interessen an der Durchführung der Forschung formuliert, wobei der Schwerpunkt jedoch auf die Interessen der NutzerInnen gelegt werden sollte. Die Geschäftsleitung und MitarbeiterInnen der Ini... sind vor allem daran interessiert, eine Bewertung ihres Angebotes und ihrer Arbeit durch die NutzerInnen zu erhalten und damit Möglichkeiten für Verbesserung, gegebenenfalls der Veränderung und damit 7 Forschungsbericht Initiative 8 Effektivierung des Angebotes zu entwickeln. In diesem Sinne soll die Forschung als eine Art Instrument für Qualitätsmanagement fungieren. Hierzu zählt auch die Beschäftigung mit Wünschen, Möglichkeiten und Strategien für mehr NutzerInnen-Beteiligung. Darüber hinaus erwarten die MitarbeiterInnen, vor allem diejenigen, die als BetreuerInnen arbeiten, von der Forschung eine Rückmeldung der NutzerInnen zur Qualität und der Zufriedenheit mit der Betreuung, um diese entwickeln und verbessern zu können. Die Ini... als Organisation hat damit ein eigenes Forschungsinteressen zur Bewertung und qualitativen Entwicklung ihres Angebotes und zur Beteiligung der NutzerInnen. 1.5 Was ist das Interesse der NutzerInnen? Die Forschung soll sich nicht in erster Linie an dem Interesse der institutionellen und professionellen Seite orientieren, sondern an jenem der NutzerInnen. Deren Interesse muss sich nicht selbstverständlich mit dem Interesse der Ini... decken. Ein Aspekt, der sich zu Beginn der Forschung herauskristallisiert hat ist, dass der Einfluss der Ini..., und damit vor allem der Betreuung im Leben der NutzerInnen – zumindest zeitlich gesehen - meist nur einen geringen Anteil ausmacht. Das Leben der NutzerInnen ist mehr als ein Leben mit der Ini... und der Betreuung. Das Interesse der NutzerInnen an der Durchführung einer Forschung geht über eine Bewertung der Qualität der Betreuung, ihrer Zufriedenheit damit und des Einflusses der Ini... auf das Leben hinaus. Zufriedenheit muss in einem größeren Zusammenhang als dem der Betreuung gesehen werden. 1.6 Unser Interesse an der Erstellung unseres eigenen Wissens Unser Ziel ist es, eine Forschung durchzuführen, die Wissen im Sinne der NutzerInnen produziert; also ein Wissen, das nützlich und hilfreich für uns ist und damit unsere Interessen bedient. Dies kann erreicht werden, indem NutzerInnen und Menschen mit ähnlichem Erfahrungshintergrund an allen Phasen des Forschungsprozesses aktiv beteiligt sind bzw. die Forschung selbst vorbereiten, gestalten und leiten. So können neue Ideen, Wissen und Verständnis für und über NutzerInnen, ihr Leben und die Angebote, die sie nutzen, erhalten werden. Die Forschung soll auf eine Art und Weise durchgeführt werden, die dadurch aussagekräftig ist, dass ermöglicht wird, die subjektiven Erfahrungen der NutzerInnen ernst zu nehmen und zugänglich für andere zu machen, so dass hilfreiches gemeinsames Erfahrungswissen entstehen kann. Dadurch sind NutzerInnen – anders als in der traditionellen wissenschaftlichen Forschung – nicht mehr passives beforschtes Objekt, sondern selbst aktiv handelndes und den Prozess der 8 Forschungsbericht Initiative 9 Wissensproduktion steuerndes und beeinflussendes Subjekt. So können Prozesse in Gang gesetzt werden, die die Position von NutzerInnen stärken, ihren Einfluss auf die sie betreffenden Umgebungen und Einrichtungen und damit auf ihr eigenes Leben erhöhen und auf Grundlage von gemeinsam erhobenem, geteiltem Erfahrungswissen ihre gegenseitige Unterstützung und Selbstorganisation befördern. Die aktive Unterstützung und Förderung dieser Prozesse bereits während der Forschung entspricht den Grundsätzen von Aktionsforschung (participative action research) - der Forschungsansatz, mit dem das IGPB als Kooperationspartner bereits jahrelange Erfahrung hat. Direkt und aktiv Entwicklungen und Veränderungen umzusetzen, um die Position der NutzerInnen zu stärken, ist dabei eine wichtige Zielstellung. 9 Forschungsbericht Initiative 10 Kapitel 2 Der Forschungsprozess 2.1 Vorbereitungsphase Unseren ersten Vorüberlegungen in Bezug auf das Forschungsprojekt wurden im Rahmen der Expertenpartnerschaft gemacht. Wir wollten mehr wissen über die Interessenslagen der drei Gruppen: NutzerInnen der Ini..., MitarbeiterInnen und Vorstand. Wir bereiteten drei Interviews vor und führten sie in Form von drei Fokus-Gruppen1 jeweils mit NutzerInnen, MitarbeiterInnen und Vorstand durch. Für jede Gruppe erstellten wir einige Fragen. Im nächsten Abschnitt werden die Antworten in einer kurzen Übersicht dokumentiert. 2.2 Ergebnisse der Fokus-Gruppen 2.2.1 Der Vorstand gab zu den folgenden Fragestellungen an: Wie gut werden die Leitlinien in der Praxis umgesetzt? • 7 auf einer Skala von 1-10 Welche Bereiche sollten verbessert werden? • Gender Fragen • Teilhabe am gesellschaftlichen Leben • Einsamkeit der NutzerInnen Was ist NutzerInnenzufriedenheit? • Wenn unsere Arbeit zu einem Erfolg führt: Wenn jemand sich stabilisiert hat und am öffentlichen Leben teilnehmen kann Erwartungen an die Forschung? • Strategien zur Verbesserung der NutzerInnenbeteiligung • Eine klare Idee was in diesem Zusammenhang realistisch ist (brauchen wir einen NutzerInnenrat, wollen NutzerInnen mehr Beteiligung) • Verbesserung des Qualitätsmanagements 1 Fokusgruppen sind eine wirksame Methode, um (Dienst-)leistungen zu evaluieren oder neue Ideen zu testen. Optimalerweise wird dabei ein Querschnitt einer bestimmten Gruppe (z.B. MitarbeiterInnen) befragt. Im Grunde genommen verlaufen sie als Gruppeninterview wie ein gewöhnliches Interview, nur mit 6-10 Leuten gleichzeitig. In einer Sitzung mit einer Interviewgruppe kommt sehr viel Information zusammen. 10 Forschungsbericht Initiative 11 Wie wird mit Beschwerden der NutzerInnen umgegangen? • Beschwerden gehen an Vorstand, Verwaltung und die Teams, postalisch und per Telefon • Sehr unterschiedliche Beschwerden • Es gibt kein strukturiertes Beschwerdemanagement, aber Beschwerden werden ernst genommen • Vorstand muss nur selten u. nur in gravierenden Fällen eingreifen, Beschwerden werden meist mit BetreuerInnen und Bereichsleitung geklärt Was ist Erfolg in der Arbeit? • Positives feed-back der NutzerInnen und der Kooperationspartner. • Genug finanziellen Spielraum zu haben, um z.B. diese Forschung oder die Beteiligung von NutzerInnen an Reisen und besonderen Ereignissen, oder Projekte wie den Irrturm und F.O.K.U.S. unterstützen oder finanzieren zu können. • Erfolg ist auch eine positive Kultur des Austauschs und der Diskussion. 2.2.2 Angaben der MitarbeiterInnen: Wie gut werden die Leitlinien in der Praxis umgesetzt? • Uns sind die Leitlinien nicht sehr bewusst. Oftmals besteht ein Spannungsverhältnis zwischen theoretischen Ansprüchen und praktischen Anforderungen. Oftmals sind die Beziehungen nicht auf gleicher Augenhöhe. Was ist NutzerInnenzufriedenheit? • Manchmal gibt es einen Widerspruch zwischen dem Anliegen, NutzerInnen zu aktivieren und dem Bedürfnis, allein gelassen zu werden und zu entspannen. • NutzerInnenzufriedenheit ist eigentlich das Gleiche was Zufriedenheit für mich bedeutet. • Die Definition von NutzerInnenzufriedenheit hängt auch davon ab, wer Einfluss hat (KlientIn, Finanzierer, Gemeinde, Behörden…) Erwartungen an die Forschung? • Allein die Tatsache, dass eine Nutzerinnenorientierte Forschung durchgeführt wird, wird Prozesse initiieren. Etwas angstbesetzt ist, dass unsere Arbeit bewertet wird (ob sie nun gut oder schlecht ausfällt) Wie wird mit Beschwerden der NutzerInnen umgegangen? • Normalerweise werden diese im direkten Kontakt zwischen BetreuerIn und NutzerIn besprochen, manchmal wird ein Kollege hinzugezogen. • Beschwerden werden Ernst genommen. • Wir nehmen auch war, dass es eine Hemmschwelle gibt, 11 Forschungsbericht Initiative • • 12 Beschwerden anzubringen. Es könnte hilfreich sein, wenn es eine unabhängige Person gäbe, die hinzugezogen werden kann. In den Betreuungsverträgen sind die Rechte der NutzerInnen beschrieben. NutzerInnen können sich auch bei dem Vorstand beschweren, allerdings wissen NutzerInnen oft nicht, welche Beschwerdemöglichkeiten es gibt. 2.2.3 Angaben der NutzerInnen Welche Erwartungen bestehen in Hinsicht auf die Betreuung? • Bis zur Genesung oder Unabhängigkeit unterstützt zu werden • Stabilisierung, Begleitung • Begleitung in Krisen • Orientierungshilfe • Experte für die Krankheit zu werden Fühlen Sie sich verstanden? Wird auf die Wünsche und Bedürfnisse eingegangen? • Ich bekomme Aufmerksamkeit und Ansprache, aber ich wünsche ich mir mehr Unterstützung dabei, unabhängig zu werden, dabei, mehr Selbstbestimmung und Fähigkeiten zu entwickeln, um Schritte vorwärts zu machen. • Ich bin zufrieden. Meine Betreuerin kennt mich. Sie unterstützt mich so wenig wie möglich und soviel wie nötig, sie ist besser als alle Profis, die ich bisher kennengelernt habe. Was ist ein guter oder schlechter Betreuer(in)? • Gut: Wenn er/sie mir vertraut und ich ihm/ihr vertrauen kann • Schlecht: Wenn er/sie meine Probleme nicht wahrnimmt, wenn er/sie reserviert und distanziert ist, wenn er/sie einen direktiven, unsensiblen Kommunikationsstil hat, wenn er/sie meine Veränderungen nicht wahrnimmt. Wie werden geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigt? • Gemischtgeschlechtliche WG´s werden z.T. nur von einem Geschlecht betreut, dass wird nicht als positiv empfunden • Ein Mann wird nur von einer Frau betreut, dass hindert daran, über bestimmte Probleme zu reden. • Frau wird von Frauen betreut und ist glücklich damit Ist die Betreuung gut und angemessen? • Die Unterstützung könnte differenzierter sein. Wenn Entwicklungen gemacht werden, sollte schneller Veränderung angeboten werden (z.B. Auszug aus WG oder neue WG). Welchen Einflussmöglichkeiten kannst du ausüben/möchtest du ausüben? • Meine Einflussmöglichkeiten hängen stark von meinem Selbstvertrauen ab. Manchmal dauert es, bis Beschwerden ernst genommen werden. • Ich weiß gar nicht welche Möglichkeiten es gibt. 12 Forschungsbericht Initiative • 13 Ich bin zufrieden, für mich ist meine Ansprechperson meine Betreuerin. 2.2 Kooperationstreffen Zum Zwecke der Information über die geplante Forschung, der Klärung der Interessen daran und zur Gründung einer Forschungsgruppe fanden mehrere Kooperationstreffen und Workshops mit Harrie van Haaster vom IGPB bei der Initiative statt. Ein Treffen mit der Vorstandsebene, also der Geschäftsführung, beinhaltete Informationsaustausch über die Initiative, über den Forschungsansatz, das Interesse der Vorstand und Absprachen über den Kooperationsvertrag. Bei einer Zusammenkunft von interessierten NutzerInnen und MitarbeiterInnen wurden das IGPB und dessen Forschungsansatz vorgestellt und erste Ideen für die Umsetzung gesammelt. Ideensammlung war auch das Thema eines Workshops mit interessierten MitarbeiterInnen, in dem es darüber hinaus noch um die Diskussion ihrer Rolle und ihrer Kooperation bei einer NutzerInnen-geleiteten Forschung ging. Das entscheidende Treffen fand mit der EXPA statt, aus deren Kreis sich als Resultat eine Gruppe von ForscherInnen, ca. 10 Personen, zusammenfand. In diesem Treffen ging es erneut um das Interesse von NutzerInnen bzw. ExpertInnen aus Erfahrung an der Forschung. Es wurden überdies Möglichkeiten für Methoden und die Durchführung der Forschung kreativ bedacht und diskutiert. 2.3 Forschungsfragen Es gab Übereinstimmung darin, dass die Zufriedenheit mit der Betreuung nicht das entscheidende alleinige Thema sein kann, sondern Zufriedenheit mehr ausmacht und das gesamte Leben betrifft. Wir waren uns weiterhin einig, dass einige der wichtigsten Aspekte für Lebensqualität ein gutes soziales Leben, Freunde und die Möglichkeit zu gutem Kontakt mit anderen sind. Aufbauend auf den eigenen Erfahrungen entwickelten wir einen „Lebensqualitätsbaum“, in dem wir versuchten, die verschiedenen wichtigen Ebenen und Strukturen für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung zu dokumentieren. (Baum siehe Anlage) Wir kamen überein, dass es nicht notwendig ist, neue Beweise hierfür zu finden. Die verschiedensten Forschungen zu diesem Thema haben diese Beweise bereits erbracht. Was wir auch bereits wissen ist, dass viele Menschen mit einem psychiatrischen Hintergrund ein schwieriges Sozialleben haben. Viele fühlen sich stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgeschlossen. 13 Forschungsbericht Initiative 14 Viele von uns leiden unter Isolation und Einsamkeit. Viele von uns wissen nicht, wie sie diese Situation verbessern sollen, obwohl wir es schon auf viele Arten versucht haben. Wir wissen auch, dass dies ebenso für viele NutzerInnen der Ini... zutrifft. Wir wissen, dass dies der Fall ist, trotz aller Projekte und der Unterstützung, die die NutzerInnen von den BetreuerInnen erhalten. Wir wissen, dass die Lebenszufriedenheit und die Zufriedenheit mit der Unterstützung durch die Ini... sich verbessern werden, wenn die Isolation aufgebrochen ist, wenn man sich akzeptiert führt und wenn es mehr Möglichkeiten gibt, eigene soziale Kontakte und ein eigenes soziales Leben zu entwickeln. Wir wissen also über die arme soziale Situation von vielen NutzerInnen, ihre sozialen Bedürfnisse und die Bedürfnisse nach sozialer Unterstützung. Es ist nicht notwendig, dies erneut herauszufinden und ein erneutes Forschungsprojekt hierüber durchzuführen. Unsere Forschungsfragen lauten also: Wie können wir in einen Kontakt treten mit Menschen, die ein Bedürfnis nach mehr sozialen Kontakten haben und sie treffen? Wie können wir soziale Isolation durchbrechen? Wie können wir eine soziale Aktion organisieren, in der sich die Teilnehmenden eingeladen und akzeptiert fühlen und wo es einen schönen Kontakt miteinander geben kann? Wie können wir diese soziale Situation gleichzeitig nutzen, um die Teilnehmenden über ihre Lebensqualität, besonderen Bedürfnisse und ihre Erfahrungen mit der Initiative… zu befragen? 2.4 Forschungsdesign Um Antworten auf die Fragestellungen zu bekommen organisierten wir ein Experiment, dem wir den Titel „Ein schöner Tag“ gaben. Das Experiment war setzte sich zusammen aus einer Anzahl von Aktionen, die zum Ziel hatten, den TeilnehmerInnen einen schönen Tag zu bereiten. Wir haben uns für zwei verschiedene Aktivitäten entschieden, die wir miteinander verknüpfen haben. Die erste Aktion bestand in einer zweistündigen Bosseltour durch den Waller Grünstreifen. Bosseln ist ein Spiel, bei dem versucht wird, eine zuvor geworfene Kugel mit einem nächsten Wurf einer zweiten Kugel in Weite zu überbieten. Dabei bewegt man sich zu Fuß, und die jeweilige Wegstrecke ergibt sich aus der Weite der Würfe. Es gibt zwei Gruppen, die gegeneinander spielen und versuchen, sich zu übertreffen. Dafür wird mit einem Punktesystem gearbeitet. Die zweite Aktivität war, nach Beendigung des Bosselns im Cafe Brand gemeinsam Kohl zu 14 Forschungsbericht Initiative 15 essen. Beides zusammen ist eine typisch norddeutsche Tradition, und vor allem eine typische Aktivität, die in Gruppen durchgeführt wird – die berühmten „Kohlfahrten“. Wir haben also eine Kohlfahrt durchgeführt, wobei wir eine Spezifität abgewandelt haben: Statt wie üblich Schnaps gab es bei uns Tee und Kaffee an jeder Wegbiegung. Das gesamte Forschungsdesign bestand aus den folgenden sechs Schritten: Erster Schritt: Einladung Die NutzerInnen mussten eingeladen werden, an dem Forschungsprojekt und der Aktion teilzunehmen. Dies geschah mit einer schriftlichen Einladung (siehe Anhang), in der die NutzerInnen der Ini... als Menschen angesprochen wurden, die Interesse an sozialer Teilhabe haben, Interesse daran, andere Menschen zu treffen und ins Gespräch zu kommen über Möglichkeiten, das eigene Leben zu verbessern. Zweiter Schritt: Bosseln Neben dem Spaß, den das Bosseln machen sollte, wollten wir mit dem Bosseln eine Möglichkeit schaffen, dass die Teilnehmenden sich eigenmotiviert einsetzen – für eine gelungene Aktivität und damit im weiteren Sinn für ihre Lebensqualität. Bezogen auf unseren Forschungsgedanken wollten wir beobachten, die jeder und jede Einzelne an die Aktion herangehen würde. Von Interesse war dabei auch die Bereitschaft zur Mobilität der Teilnehmenden. Dritter Schritt: Kohlessen Das Kohlessen wollten wir nutzen, um ein geselliges Beisammensein zu ermöglichen, bei dem der Fokus auf der Kontaktaufnahme zu den NutzerInnen liegen sollte. Wir wollten versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Gemeinschaft entsteht und in der wir in Form verschiedener Gespräche, Befragungen und Spiele etwas über die Vorstellungen von Lebensqualität oder die bestehende Lebensqualität der NutzerInnen der Ini... herausfinden können. Ziel war es, zu auswertbaren Informationen und Erfahrungen zu gelangen. Dafür bereiteten wir neben einem Spiel und Hilfsmitteln zur Kontaktaufnahme auch mögliche Fragen bzw. Mittel zur Dokumentation vor, mit denen wir das Erfahrene festhalten können. Bewusst entschieden wir gemeinsam, dass wir ForscherInnen uns über den ganzen Raum an die verschiedenen Tische verteilen wollten, um eine möglichst flächendeckende Übersicht über die unterschiedlichen Motivationen und Wünsche der zu Beforschenden zu erhalten. 15 Forschungsbericht Initiative 16 Vierter Schritt: Geschichten erstellen Jedes Mitglied der Forschungsgruppe hatte den Auftrag, einen eigenen Bericht über „den schönen Tag“ zu verfassen. Dieser Bericht sollte anhand eines Leitfadens mit drei Aspekten folgen: 1) Es sollte eine Beschreibung der Situation erfolgen und innerhalb des Kontextes sollten mindestens zwei Anekdoten, die geschehen sind, geschildert werden. 2) Der Bericht sollte die eigenen Erfahrungen des/der ForscherIn beschreiben: seine/ihre Gedanken, Gefühle, Initiativen, Aktionen und Interaktionen. Der Bericht sollte also als eine Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. 3) Er sollte die Wünsche, Bedürfnisse und Zufriedenheit der Teilnehmenden formulieren, mit denen gesprochen wurde – vorausgesetzt, über diese Aspekte wurde gesprochen oder sie wurden auf die eine oder andere Weise ausgedrückt. Fünfter Schritt: Reflektion über das Geschehene Die Berichte wurden zunächst als Ausgangspunkt für die Reflektionen in der Forschungsgruppe genutzt. Die Interpretationen, die anhand dieser Berichte erstellt wurden, sind in diesem Bericht beschrieben. Weiterhin sollte es ein Feedback für die Teilnehmenden geben. Also wurden sie noch einmal besucht und im Gespräch auf den „schönen Tag“ zurückgeschaut. Darüber hinaus wurden sie in diesen Gesprächen gebeten, noch zwei Fragen zu ihrer Betreuungssituation zu beantworten. Abschließender sechster Schritt: Präsentation der Ergebnisse Das Forschungsprojekt ist abgeschlossen, wenn die Ergebnisse der Ini… präsentiert wurden und so veröffentlicht werden. Mit dieser Veröffentlichung sollen Diskussionen über soziale Teilhabe von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung und über die positive Rolle, die Erfahrungswissen hierbei spielen kann, angeregt werden. Die Forschung soll auch dazu beitragen, Möglichkeiten für die Einrichtung eines Forschungsinstitutes für NutzerInnen-geleitete Forschung in Bremen nach dem Vorbild des IGPB auszuloten. 2.5 Der Forschungsansatz Neben den im Design beschriebenen Aktionen war ein spezieller Forschungsansatz als Rahmen für die Aktion entscheidend. Er lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die Forschungsaktivität soll Spaß und Freude bereiten, neue aktive positive Erfahrungen ermöglichen, Gemeinschaft schaffen und damit 16 Forschungsbericht Initiative 17 Einsamkeit entgegenwirken. Kontakte zu Menschen mit ähnlichem Erfahrungshintergrund und das Teilen von Erfahrungen zu ermöglichen, ist dabei eine wichtige Zielstellung der Aktionsforschung. Die Durchführung der Forschung durch Menschen mit eigenem Erfahrungshintergrund kann für die NutzerInnen der Ini... als ‚Beforschte’ bedeuten, gemeinsame oder ähnliche Erfahrungen teilen zu können und ganz anders und neu verstanden zu werden. Werden die geteilten Erfahrungen zu einer Basis für den Kontakt, bedeutet das, dass die Erfahrungen, die die NutzerInnen (und auch die ForscherInnen) selbst in ihrem Leben gemacht haben, als wichtige Erfahrungen ernst genommen werden. Dieses soll im Rahmen der Forschung bewusst gemacht und als Wissen sowohl auf der individuellen Ebene als auch auf der gemeinschaftlichen Ebene reflektiert werden. Die NutzerInnengeleitete Forschung kann damit gemeinsames Erfahrungswissen produzieren. Dieses kann dazu dienen, Prozesse der Selbstbemächtigung, Emanzipation und der Selbstorganisation an zu stoßen. Diese Prozesse können auch Einfluss auf die institutionelle Ebene der Initiative haben und je nach der Bereitschaft der MitarbeiterInnen die Initiative zu Gunsten eines größeren Einflusses der NutzerInnen und darüber hinaus auch mehr NutzerInnenSelbstorganisation verändern. Die Forschung selbst soll als eine soziale Aktivität gestaltet werden, die im Leben der NutzerInnen und auch der ForscherInnen etwas Neues bedeuten und etwas verändern kann. Die Forschung wird dadurch nicht nur auf erzielbare Ergebnisse reduziert, die Beforschten werden aktiv einbezogen. Dieser Forschungsansatz war die Richtschnur für alle während des Forschungsprozesses gemachten Schritte. 2.6 Ablauf vom Schönen Tag Zum Schönen Tag haben sich 29 Personen angemeldet, allerdings nahmen nur 19 teil. Darunter befanden sich neben NutzerInnen der Initiative auch deren BetreuerInnen. Am Freitag, den 09.02.2007, 16.00 Uhr, haben sich mehrere Menschen zum Bosseln getroffen, das in das Kohlessen mündete. Nachdem wir nicht länger auf andere Menschen warten wollten, hat jemand die Spielregeln des Bosseln erklärt. Die Anwesenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und los ging es mit dem Fußmarsch und dem Bosseln in Richtung Ort des Kohlessens. Teilnehmer waren sechs Forscher, zwei BetreuerInnen und zwei NutzerInnen. Die Stimmung war gut, und nach zwei Stunden waren wir am Ziel. Das Kohlessen war für 18.00 Uhr nach dem Bosseln angesetzt. Dafür wurde die Räumlichkeit des Café Brand genutzt. Beim 17 Forschungsbericht Initiative 18 Eintreffen der Bosselgruppe suchten sich alle ForscherInnen einen Platz im Raum und achteten darauf, sich möglichst weit reichend über die Sitzplätze zu verteilen, um Kontakt zu möglichst vielen zu Beforschenden zu bekommen. Danach wurde eine Ansprache gehalten, in der er die Teilnehmenden begrüßt und kurz der Ablauf des Kohlessens geschildert wurde. Die Forscher und Forscherinnen versuchten mit den zu beforschenden NutzerInnen in Kontakt zu treten und sich gegenseitig vorzustellen. Um dies zu erleichtern, waren Sprüche vorbereitet, die als kleine Röllchen zusammen geschnürt und mit einem Bonbon versehen waren. Diese wurden an alle Anwesenden verteilt, indem sie sie aus einem Hut ziehen konnten. Auf diese Weise wurde gleich von jeder Person der zu entrichtende Kostenbeitrag von 2,- € eingesammelt. Das Austauschen über die Sprüche sollte die Kontaktaufnahme an den Tischen erleichtern und den TeilnehmerInnen ein willkommenes Gefühl vermitteln. Kurz darauf wurde bereits das Essen serviert und zunächst einmal gemeinschaftlich gegessen. Neben dem Essen standen für die ForscherInnen Austausch, Kontakt und Beobachtung im Vordergrund. Für die Zeit nach dem Essen, angesetzt war das Kohlessen bis 21.00 h, war ein Spiel vorbereitet. Als Feerich verkleidet hielt einer der Forscher eine kleine Ansprache, in der er seinen Auftrag als Feerich mitteilte. Als Fee gekommen, erbat er von den Teilnehmenden die drei innigsten Wünsche zu erfahren. Diese wurden dann auf verteilte Zettel geschrieben, und wieder eingesammelt. Damit wollten wir herausfinden, was den NutzerInnen zur Erhöhung ihrer Lebensqualität fehlt bzw. was sie sich besonders wünschen. Wir erhofften uns auch Informationen, auf deren Basis eventuell weitere Aktionen folgen könnten. Nach dem Einsammeln der Sprüche war noch Zeit für Gespräche, wobei der Fokus für die ForscherInnen auf der Bewertung und Erforschung der Lebensqualität bzw. der Vorstellung von Lebensqualität der NutzerInnen der Ini... lag. 18 Forschungsbericht Initiative 19 Kapitel 3 Ein paar Geschichten.... und was sie uns sagen können Die nachfolgenden Geschichten wurden alle von den Forschern und Forscherinnen geschrieben. Es sind Geschichten vom Bosseln, von der Kohlfahrt, vom Essen – Geschichten von Begegnungen, Gesprächen, Erlebnissen und Eindrücken. Sie sind eine Form der Darstellung der Forschungsergebnisse, weil sie Momente beschreiben, in denen die Untersuchung unmittelbar stattfindet. ForscherInnen und Beforschte treten in einen Kontakt miteinander und versuchen, Antworten auf die Frage nach Lebensqualität, Zufriedenheit und die Rolle der Betreuung näher zu kommen. Die Geschichten bilden Kommunikation und Interaktion ab und verraten viel über das Wohl- oder Unwohlbefinden der NutzerInnen. Im folgenden werden die Reflektionen über die Geschichten dargestellt, die ebenso als Interpretationen gelten können. Die Reflektionen legen dabei ihren Schwerpunkt auf die Elemente, die etwas über die Lebensqualität der Beforschten und über die stattgefundene Kommunikation aussagen. Aus den Reflektionen werden anschließend die Aspekte herausgearbeitet, die hilfreiche Erkenntnisse für den Betreuungsalltag darstellen: In Bezug auf die Situation zwischen BetreuerInnen und NutzerInnen und in Bezug auf Wünsche und Erwartungen der NutzerInnen an die Betreuung. Alle Sätze zu diesem Punkt werden in kursiver Schrift dickgedruckt im Text zu finden sein. Die Forschungsgruppe hat nach der Diskussion der Ergebnisse zu einigen Punkten konkrete Ideen entwickelt, die zu einer Verbesserung der Praxis bezüglich der angesprochenen Punkte führen könnten. Diese Ideen und Anregungen finden sich in dickgedruckter Schrift im Text. As times goes by Etwas abgehetzt komme ich aus dem Büro im Cafe Brand an. Neben den ForscherInnenkollegInnen entdecke ich ein paar bekannte Gesichter. Fünf Jahre bin ich jetzt nicht mehr als Betreuer tätig und freue mich, dass mich noch einige wieder erkennen, auch wenn manche meinen Namen nicht mehr wissen. Frau C. hat kurz nach mir auch ihr erstes Kind bekommen. Vor mehr als zehn Jahren habe ich sie während der Schwangerschaft und der Babyphase betreut. Wir tauschen uns über unsere Kinder aus und es ist schön, einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt zu finden. Wir stellen gemeinsam fest, wie schnell die Zeit vergangen ist. Erinnerungen an die Zeit meiner JungVaterschaft werden wach und in Gedanken durchlaufe die seit dem vergangenen Jahre: Eine neue Beziehung mit zwei weiteren Kindern, Teamwechsel, Beginn der Fortbildungstätigkeit, Heirat, ....Was ist in dieser Zeit mit Frau C. geschehen? Sie hat einen guten Kontakt zu ihrer Tochter, ist wieder im Betreuten Wohnen und hat gerade eine Beschäftigung im Cafe Brand aufgenommen. Lebenszufriedenheit ist das Thema unseres Forschungsvorhabens heute. Ist sie zufrieden? Bin ich zufrieden? Bevor wir uns weiter austauschen können kommen die Bossler an und bringen einen Schwung kalter Luft und guter Laune ins Cafe. 19 Forschungsbericht Initiative 20 Kontaktaufnahme Ich blicke im Raum umher und suche nach einem Platz, nach Leuten, bei denen noch keine ForscherInnenkollegIn sitzt. An der hufeisenförmigen Tafel haben sich voneinander getrennt kleine Gruppen gebildet. Ich suche mir eine an der hinteren Ecke aus. Fünf Männer sitzen dort. Drei kenne ich, zwei nicht. Sie scheinen etwas überrascht, dass ich mich zu ihnen setze. Es ist nicht einfach in Kontakt zu kommen. Ich versuche über Kohlessen und Bosseln, über die Frage wo wer wohnt ins Gespräch zu kommen. Es geht nur schleppend voran. Aber ich gebe nicht auf, versuche es mit kleinen Scherzen. Mit interessiertem Nachfragen. Als ich das Locken, Fragen und Necken aufgebe und beginne von mir zu erzählen, kommt langsam ein Gespräch zustande. Was mache ich und was machst du. Der Austausch über den Geschmack der Kochwurst und die Unterschiede von Oldenburger und Bremer Pinkel hilft dabei. Als die Fee vorbeikam und uns nach unseren Wünschen fragte, wünschten die beiden sich Arbeit, ich wünschte mir weniger Arbeit. Da könnten wir drei uns ja zusammentun, denke ich spontan. Spreche es aber nicht an. Interessant ist die hier in beiden Fällen die Form des Gespräches: Es scheint beim ersten Gespräch sehr schnell zu gelingen, in Kontakt zu kommen und sich über Eckpfeiler des eigenen Lebens zu unterhalten. Dieser unkomplizierte Austausch gelingt, weil es einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt, nämlich die jeweiligen Kinder gibt. Das Gespräch findet gleichberechtigt statt, beide Personen geben etwas von sich preis und lassen die andere Person gleichermaßen teilhaben. Das heißt, der Forscher nimmt keine „professionelle Distanz“ ein, sondern erzählt von sich als Mensch. Auch im zweiten Gespräch lockert sich der „Kommunikationsknoten“ erst an dem Punkt, als der Forscher anfängt, von sich selber zu erzählen. Hilfreich ist dabei auch, sich über das jeweilige Empfinden, in diesem Fall der Geschmack des Essens und über Meinungen auszutauschen, die mit dem momentanen gemeinsamen Erleben zu tun haben. Erst der Austausch macht dieses Erleben wirklich gemeinsam. In dem gegenseitigen Teilhaben-lassen an der eigenen Person, sei es in Bezug auf tiefgehendere, wichtigere Themen oder auch nur der Austausch über alltägliche Wahrnehmungen scheint ein Schlüssel für die hier gelungene Kommunikation zu liegen. Auch in der Betreuung begegnen sich nicht nur „Betreuer“ und „Nutzer“, sondern in erster Linie Menschen – die zwar unterschiedliche Rollen innehaben, aber ansonsten neben diesen Rollen auch ganz „normale Alltagsmenschen“ sind. Wenn auch die BetreuerInnen sich öffnen und von sich erzählen, ist ein Vertrauensverhältnis und damit auch die Beschäftigung mit intensiveren und schwierigen Themen für den/die NutzerIn einfacher. „Wie kann man glauben, jemanden auf einer menschlichen Ebene zu erreichen, wenn derjenige einen selber gar nicht erreicht?“ (Ein Forscher). Natürlich spielt der Punkt der professionellen Distanz im Betreuungsverhältnis eine Rolle, es kann aber immer individuell entschieden werden, wo sie auch einmal zugunsten ehrlicher und einfach menschlicher Begegnungen aufgegeben wird. Sympathie und Antipathie spielen hier die gleiche Rolle wie in allen menschlichen Beziehungen. 20 Forschungsbericht Initiative 21 Waltraud Rechts von mir sitzt Waltraud, ruhig und zurückhaltend, ganz am Rand, an der Tischecke bei den Toiletten, wo man den Raum gut im Blick hat. Dort sitze ich auch gern. Sie sagt, der Rauch ziehe hier nicht so hin. Auf Rauch reagiere sie empfindlich. Das sei auch ein Grund, warum sie sich nicht mit der Frau treffen wolle, mit der ihre BetreuerInnen sie in Kontakt bringen möchten. Die Betreuung sei schon ein guter Rückhalt, einmal die Woche jemanden zum Reden wie eine Stütze im Hintergrund. Aber sie würde auch damit aufhören, wenn sie wüsste, was es dann gäbe, wenn sie mal wieder in eine Krise käme. Waltraud wohnt allein. Sie wisse nicht, ob man sich auf vermeintliche Freunde verlassen könne, wenn es einem schlecht ginge. Waltraud erzählt mir ein trauriges Beispiel davon, wie sie einfach stehen gelassen wurde und bekannte Menschen sich nicht um sie gekümmert haben, als es ihr nicht gut ging. Sie kennt Karsten und freut sich, ihn zu sehen. Sie findet gut, was heute passiert und fragt nach der Forschungsgruppe. Sie hätte auch gerne etwas, wo sie Menschen trifft, aber mit Psyche solle das nichts zu tun haben, sonst bekäme sie Angst um sich. Als Waltraud gehen will, kommt sie zu mir und verabschiedet sich. Sie würde gerne wieder mitmachen, wenn es so was noch mal gibt. Beim Rausgehen trägt sie sich mit ihrer Adresse ins Gästebuch ein. Sie wirkt fröhlich und steckt mich damit an. Sie fühlt sich allein und isoliert und hätte gern mehr Kontakte. Ihre BetreuerInnen scheinen sich dessen bewusst zu sein und versuchen, ihr zu helfen. Offensichtlich haben sie dabei aber noch nicht das richtige Angebot für sie gefunden. Es stellt sich aber auch die Frage, inwieweit sie sich auch teilweise selber isoliert, z.B. indem sie den Kontakt zu der angesprochenen Frau gänzlich vermeidet, weil diese Raucherin ist. Die Kontakte, die sie sich wünscht sollen zudem lieber außerhalb der „Psycho-Szene“ stattfinden, sie drückt eine Sehnsucht nach ganz „normalen“ Gesprächen und Aktivitäten aus, die nichts mit ihrer psychischen Erkrankung zu tun haben. Doch auch in dem Rahmen, in dem das Kohlessen stattgefunden hat, hat sie sich wohlgefühlt und sie würde sich freuen, wenn häufiger Aktivitäten in der Art stattfinden würden. In Bezug auf die Betreuung ist der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit deutlich, allerdings weiß sie nicht, wer sie dann unterstützen würde, wenn sie mal wieder eine Krise hätte. Wichtig ist die Schaffung einer Kontinuität von Hilfe und Unterstützung, die auch dann noch angeboten wird, wenn die Betreuung im eigentlichen Sinne beendet ist – Stichwort „Betreuungsnachsorge“, die auch kurzfristig und auf Nachfrage stattfinden kann. Um die Isolation von BewohnerInnen zu durchbrechen, müssen sehr persönliche Angebote entwickelt werden, die einzelne Bedürfnisse berücksichtigen. Bei solchen Angeboten ist es wichtig, über den psychiatrischen Tellerrand hinauszugucken ist ein ambulanter Notdienst der Initiative denkbar für ehemalige BewohnerInnen? Oder ist es möglich, so etwas wie Freundschaftsdienste mit Freiwilligen zu organisieren? 21 Forschungsbericht Initiative 22 Spielfreude Die blaue Gruppe war am Wurf. Ich stand an der Startlinie und betrachtete die einzige teilnehmende Frau, wie sie voller Elan die Kugel in die Hand nahm. In wenigen Sekunden fielen mir so viele Besonderheiten ihrer Art auf, und ich war begeistert davon, mit welch überschwänglicher Energie sie sich diesem Spiel widmete. Als sie zum ersten Mal zum Wurf ansetzte und die Zielkugel anpeilte, war zu erkennen, dass ein Schauder der Aufregung ihren Körper durchfuhr. Sie sprang zwei- oder dreimal auf der Stelle auf und ab und schaute sich mit einem Jauchzer zu den Zuschauern um. Dabei durchzog ein von Lebensfreude erfülltes Grinsen ihr gesamtes Gesicht. Als sie mit ihrem Blick bei mir angekommen war, hob ich ermutigend meinen rechten Daumen. Daraufhin warf sie mir vollem Körpereinsatz die Kugel los und blieb in erwartender Haltung, vor Aufregung jeden Muskel angespannt, an der Startlinie stehen. Die Kugel rollte ziemlich zu Beginn an den rechten Wegesrand und blieb auf nicht einmal halber Strecke liegen. Wieder machte die Frau einen Hüpfer und lief halb lachend, halb fluchend zu ihrem Freund. Dabei ging ein Raunen durch die Menge. Wärme und Verwöhnen Das Bosseln haben wir bereits beendet, jetzt laufen wir den Rest des Weges zum Cafè Brand. Es wird langsam dunkel, der Schnee bildet die letzten weißen Flecken in der Dämmerung. Ich gehe gemeinsam mit Ralf und Ina und wir unterhalten uns. Trotz der Bewegung beim Bosseln ist uns kalt und wir sind uns einig, dass wir uns auf die Wärme im Café und den Grünkohl freuen. „Ich bin auch langsam kaputt, hoffentlich sind wir bald da“ sagt Ina, und ich pflichte ihr bei: „Oh ja, endlich ins Warme, brr, keine Lust mehr auf Kälte... jetzt in die Sauna wär auch schön!“. Ina ist begeistert von der Idee und spinnt den Faden fort: „Ja herrlich, Sauna und Massage und einfach nichts mehr tun und einfach verwöhnen lassen... so richtig Wellness, das wär mal was. Bloß dass das immer viel zu teuer ist so was...“. Ich stimme ihr zu, dass es eigentlich nicht angehen kann, dass man sich Verwöhnen und Entspannen ohne viel Geld nicht leisten kann und wir fangen an, zu phantasieren über selbstorganisiertes Low-cost-Wellness. Ina ist ganz begeistert von der Idee und stellt fest, dass das bestimmt eine Marktlücke ist und wie klasse es wäre, so was anbieten zu können. Vor unserem inneren Auge entsteht eine Wellness-Anlage, deren Besuch man sich auch mit sehr wenig Geld leisten kann und bald sind wir beim Cafè Brand angekommen. Die Sehnsucht nach Wellness, Entspannung und Verwöhnt-werden ist eine gemeinsame Sehnsucht von ForscherInnen und Beforschten. Zur Erfüllung dieser Sehnsucht fehlt aber oft das Geld, weil die Angebote in diese Richtung meistens sehr teuer sind. Das Gespräch über diese Idee von Wellness und Entspannung entstand in einem „informellen Zwischenraum“. Das Bosseln war beendet, das Kohl-Essen hatte noch nicht angefangen – man war gemeinsam auf dem Weg vom einem zum anderen. In diesen informellen Zwischenräumen entstehen oft die schönsten und wichtigsten Gespräche. Um Raum für Begegnungen und Spontaneität in informellen Zwischenräumen schaffen ist es hilfreich, die Aktivitäten in der Betreuung nicht immer komplett durchstrukturieren bzw. Zeit zwischen Ereignissen zu lassen.. Ein Beispiel: Vor einem gemeinsamen Theaterbesuch wird noch ein Kaffee trinken gegangen und dann zum Theater gegangen. Das gemeinsame Laufen stellt einen informellen Zwischenraum dar. Könnte die Ini... ein Wellness- Fitnessangebot schaffen, in dem sie z.B. Rabatte für die von ihr betreuten Menschen aushandelt in bestimmten Einrichtungen? Hierzu ein Beispiel aus den Niederlanden, was in eine ähnliche Richtung geht: Hier gibt es 22 Forschungsbericht Initiative 23 eine kleine Organisation, die „Verwöhnpflege“ (Verwenzorg) anbietet. Sie bieten NutzerInnen psychiatrischer Dienste einmal im Jahr einen sehr schönen Tag und ein gutes Essen in einem schicken Restaurant. Für dieses Angebot werden spezielle Gelder bei reichen BürgerInnen und der Industrie gesammelt. Wo geht die Reise hin In sportlicher Kleidung, mit blitzenden Augen sitz Herr S. am Tisch. Er wirkt aufgeschlossen und interessiert. Er freut sich auf das Kohlessen. Als die Teller aufgetragen werden, beginnt er mit Begeisterung zu essen. Nachdem noch nicht einmal die halbe Portion aufgegessen ist, blickt er unruhig umher und sagt schließlich, dass er gehen müsse, er halte es nicht mehr aus. Nach dem O.K. seines anwesenden Betreuers steht er unvermittelt auf und verlässt das Cafe. Ich bin überrascht und schließlich bestürzt als ich höre, dass er in wenigen Tagen aus der Wohngemeinschaft in ein Heim zieht. Warum wirkt es so, als müsste der Betreuer um Erlaubnis gefragt werden, bevor das Cafè verlassen werden kann? Liegt das in der Persönlichkeitsstruktur des Herrn S. begründet, dass er fragt, bevor er geht, oder wird das von ihm erwartet? Vielleicht ist die Situation für ihn nicht sehr sicher. Was immer der Grund sein mag, es ist klar, dass es für uns alle nicht einfach ist, sich in sozialer Interaktion zu bewegen. Es ist dann immer möglich, sich zurückzuziehen, vielleicht ist es ja beim nächsten Mal schon ein bisschen einfacher. Es begab sich also zu der Zeit anno 2007... ... als zu Beginn des Jahres die Fokus-Forschungsgruppe herausfinden wollte, wie sich die Betreuungs- und Lebensqualität der Klienten der Initiative verbessern ließe. Zu diesem Zwecke wurde zu einem Kohl- und Pinkel- Essen – mit vorheriger Belustigung mittels Bosseln in den Waller Grünanlagen- ins Cafe Brand geladen. Leider konnte ich an den sportlichen Aktivitäten nicht teilnehmen, so begrüßte ich die sich einfindenden Gäste und erklärte kurz unser (Forschungs-) Anliegen. Die Anzahl der Mit-esserInnen ließ sich gut zwanglos auf uns Forschungs-Leute verteilen. Den einen oder die andere kannte ich flüchtig und saß dann bezeichnenderweise (weil ich nämlich auch süchtig bin) mit einigen Süchtigen beisammen. Diese begrüßten unsere Aktion durchweg sehr und man konnte merken, dass sie gerne mit mir kommunizierten. Diese Form von Kurzweil kam gut an. Bereitwillig kamen sie auch unserem Anliegen nach, 3 Wünsche aufzuschreiben. Ralf war unserer Einladung gerne gefolgt und neugierig, „was das dann gibt“, und hat auch gleich seine Freundin, nicht Klientin der Ini sondern zur Zeit in der Übergangswohneinrichtung „Haus Blumenthal“, mitgebracht. In dem Zusammenhang erzählte ich auch von meiner jetzigen Tätigkeit in der Fahrradwerkstatt im „Haus Neuland“. Horst war „sowieso“ hier im Cafe Brand tätig (ich glaube über „pro Arbeit“ der Ini). Wir kamen gut ins Gespräch und es kam heraus, dass alle in unserer Runde ziemlich einverstanden sind in ihrer betreuten Wohnsituation, besonders um von ihrem Suchtmittel abstinent leben zu können – schön und wichtig dabei sei ein Maß an Zufriedenheit. Diese zu unterstützen wäre besonders durch Kontakt und Beziehung zu anderen, speziell „Gleichgesinnten“, aber auch im „normalen“ Leben oder auch kulturell anders orientierten Personen. Verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Unterstützung hierbei wäre und ist auch anzustreben. Deutlich wurde, dass die Betreuung sinnvoll ist, angestrebt wird aber deutlich selbstständiger, auch in besseren Wohnverhältnissen zu leben, vielleicht durch Arbeit und somit etwas mehr Geld durch mehr Eigenverantwortung zufriedenes, „trockenes“, möglichst gesundheitlich stabiles Leben zu erreichen. Als dann das wohl mundende Mahl langsam beendet wurde, löste sich das Zusammentreffen langsam auf, und kurz vor dem Abschied stellte sich heraus, dass meine Gesprächspartner davon ausgegangen waren, ich wäre ein „Betreuer“ der Ini – umso erstaunlicher war ihre Offenheit, Lockerheit. Ich war der Meinung, ich hätte mich als „Betroffener“ deutlich zu erkennen gegeben. Wir gingen auseinander mit dem Ansinnen, doch vielleicht noch einmal Aktionen zu machen. 23 Forschungsbericht Initiative 24 „[...] dass alle in unserer Runde ziemlich einverstanden sind in ihrer betreuten Wohnsituation, besonders um von ihrem Suchtmittel abstinent leben zu können – schön und wichtig dabei sei ein Maß an Zufriedenheit.“ Neben der Betonung der Wichtigkeit von Zufriedenheit wird hier deutlich, dass die in der Betreuung wohnenden Menschen hier eine sehr genaue Vorstellung davon haben, warum sie betreut werden wollen und was ihnen das bringen soll. Langfristig denken sie über die Betreuung hinaus und streben ein Leben in möglichst großer Selbstständigkeit an. Weiterhin spricht aus dieser Geschichte wieder die Tatsache, dass ähnliche gemachte Erfahrungen die Gespräche sehr erleichtert haben. Die Rollen wurden dabei wohl ziemlich flexibel gesehen, trotzdem der Forscher auch sein eigenes Süchtig-sein nicht versteckt hat, nahmen ihn seine GesprächspartnerInnen als Betreuer wahr. Können selber „Betroffene“ von Sucht, psychischer Erkrankung u.ä. vielleicht manchmal bessere oder zumindest sehr wertvolle Hilfestellungen geben? Könnte die Betreuungskompetenz bei der Initiative noch verbessert werden, indem ExpertInnen aus Erfahrung in die Betreuungen mit eingebunden werden? Wie wäre es mit der Gründung einer internen SuchtSelbsthilfegruppe bei der Initiative zur gegenseitigen Unterstützung? Essenssituation Beim Kohlessen betrachtete ich die zwei um mich sitzenden zu beforschenden Personen. Es waren ein Mann und eine Frau. Dabei überkam mich eine tiefe Traurigkeit, denn durch die Art und Weise, wie sie sich diesem Essen widmeten, konnte ich vermuten, dass sie eher stets einsam waren. Und wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, haben sie sich bereits in ihrer Einsamkeit eingerichtet. Beide aßen schnell, nahezu gehetzt wie verfolgte Tiere und haben nicht ein einziges Mal ihren Blick vom Teller erhoben. Sie versuchten nicht annähernd, durch einen Blick oder eine minimale Geste, Kontakt zu ihren SitznachbarInnen aufzunehmen. Ich erinnerte mich, wie viele gesellige Essenssituationen ich in meinem Leben schon erfahren habe. Und genauso hätte es auch hier sein können. Wir saßen mit mehreren Leuten am Tisch, die gekommen waren, um mit anderen gemeinsam zu essen. Eigentlich ja ein Umstand, bei dem man nicht in dieser Einsamkeit bleiben müsste. Ich hätte gerne gewusst, was diese Menschen wohl in ihrem Leben erlebt haben, dass es ihnen unmöglich macht, einen Kontakt zu Wesen ihrer Spezies herzustellen. Oder vielleicht, dass sie gar keine Lust mehr dazu haben. Dass sie nur enttäuscht oder missachtet worden sind, ihnen nie ein Mensch Gehör geschenkt hat, so dass ihnen die Kraftaufwendung als reine Verschwendung erscheint. Sehnen sie sich wohl danach, nach Ausgelassenheit und Interaktion? Ich hätte sie gerne beide dazu befragt, doch ich habe mich nicht getraut, sondern fühlte mich abgeschreckt von ihrer ablehnenden Haltung und hätte auch nicht gewusst, wie ich es überhaupt machen soll. Es steht nicht fest, ob der/die ForscherIn hier Recht hat mit der Interpretation, dass die beiden sehr einsam sind und es nicht schaffen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Geht man aber davon aus, dass die Geschichte zumindest exemplarisch für Menschen stehen kann, die Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion haben und so nicht aus ihrem „einsamen Schneckenhaus“ herauskommen, dann lässt sich daraus folgendes für die Betreuung dieser Menschen ableiten: 24 Forschungsbericht Initiative 25 Manchmal reicht es nicht aus, Angebote für Geselligkeit und soziales Miteinander zu machen, vielmehr brauchen manche Menschen Unterstützung dabei, sich in diesen Situationen überhaupt bewegen zu können. Eine eingeigelte Haltung kann sehr abschreckend wirken, doch sollten sich die BetreuerInnen davon nicht verleiten lassen, zu denken „X. möchte ja gar keinen Kontakt“. Schön ist, wenn BetreuerInnen und NutzerInnen sich so gut kennen, dass die BetreuerInnen einschätzen können, ob jemand in Ruhe gelassen werden will, tatsächlich lieber allein ist oder aber aus Unsicherheit und Angst soziale Kontakte vermeidet. Im letzteren Fall bedarf es feinfühliger Begleitung und Unterstützung, damit diese Ängste und Unsicherheiten abgebaut bzw. überwunden werden können. Nur so besteht eine Chance, den Teufelskreis von Isolation und Einsamkeit aufzuknacken. Feenspiel Boris, als Feerich verkleidet, betritt, in ein weißes Kleid gehüllt, den Essensraum. Erst nach und nach nehmen die Teilnehmenden den Auftritt wahr, und langsam kehrt Ruhe und Schweigen unter den Gästen ein. Eine mir schräg gegenübersitzende Frau ist mit dem Rücken zum Feerich gerichtet und bemerkt erst sehr spät, dass sich im Saal etwas verändert. Erst als Boris zu sprechen beginnt, um allen von seinem Auftrag zu berichten, dreht sie sich nach einem kurzen Zusammenzucken ruckartig um. Den ganzen Abend bis dahin hat diese zu Beforschende keine Regung gezeigt. Sie saß immer mit unveränderter Mimik am Tisch und nahm zu niemandem Kontakt auf. Doch als sie diesen Feerich erblickte, ging ein Blitzen durch ihr Gesicht. Ihre Lippen formen sich zu einem warmen, breiten Lächeln und ihre Augen sind von einem wunderbaren Funkeln erfüllt. Ich bemerke, wie schön ich das Gesicht dieser Frau auf einmal wahrnehme. Es spiegelt plötzlich Offenheit und lädt geradezu dazu ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Auch ihr Körper sieht in diesem Moment ganz anders aus als vorher. Was noch vor wenigen Minuten unverwechselbar ein instabiles, zerbrechliches Rückgrat verkörpert hat, ist nun zu einer geraden Linie herangewachsen, gekrönt von zwei starken Schultern, an die anzulehnen es nicht schwer fallen würde. Ich denke über die Wirkung von Glück und Glücklichsein nach und bemerke, wie wenig es doch braucht, dass sich eine Situation in nur wenigen Sekunden vom einen Extrem ins andere verkehren kann. Warum vergessen wir nur so häufig, diese Glück bringenden Kleinigkeiten in unseren Alltag zu integrieren? Warum bleibt so wenig Zeit, andere glücklich zu machen? Denn gerade erfahre ich am eigenen Leib, dass es, wie ein gutes Sprichwort sagt, wirklich glücklich macht, andere glücklich zu sehen. Zum ersten Mal an diesem Abend spricht die Frau mit ihrem Sitznachbarn, als sie ihre innigsten Wünsche aufschreibt, und mit einem Leuchten in den Augen gibt sie ihren von Anfang bis Ende voll geschriebenen Zettel vertrauensvoll in die guten Hände des Feerich, um sich danach weiter zu unterhalten und dabei zu lächeln. In der Tat, manchmal braucht es nur eine Kleinigkeit, um etwas zu verändern. Aber je kleiner das Ereignis, desto schwieriger ist es zu bestimmen. Es ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Man kann auch sagen, dass es genug Raum dafür geben muss, dass Ungeplantes geschehen kann. Man wird die Lösung nicht finden, wenn man zu angestrengt danach sucht, sondern eher, wenn man spontan handelt. Wenn man spontan handelt, gibt es eine größere Chance, zufällig den Ausweg zu finden. Ein weiterer Aspekt ist der, den der Forscher beschreibt. Eine einsame Person wird sehr negativ gesehen während eine Person, die in Kontakt geht, sehr positiv wahrgenommen wird. 25 Forschungsbericht Initiative 26 Es macht glücklich, andere glücklich zu machen – ist das glücklich machen nicht der eigentliche Auftrag der BetreuerInnen? Oder wenigstens helfen, glücklich sein zu können... ? Grenzen setzen? Als ich nach dem Essen meinen heißen Kaffee genoss, fing ich an, mit meinem Gegenüber ausgiebig über die Unterschiede verschiedener Kaffeesorten zu diskutieren. Ich war froh darüber, dass sich jemand von den zu beforschenden Teilnehmenden so intensiv mit mir unterhalten mochte, ohne dass ich den motivierenden Part übernehmen musste. Denn zu dem Zeitpunkt war ich bereits erschöpft und konnte auch ein Selbstbewusstsein bezogen auf die Kontaktaufnahme nicht spüren. Über den Kaffee kamen wir immer mehr und mehr ins Gespräch. Zwischenzeitlich gelang es mir dann auch mal, einige forschungsrelevante Dinge zu erfragen, obwohl ich nach meinem jetzigen Wissensstand sagen muss, dass eigentlich alles, was mir an diesem Tag begegnet ist, für die Forschung entscheidend zu sein scheint. Wir sprachen über Politik, Gesundheitsreform, Reiseziele, fremde Kulturen, und er erzählte mir von seinem Leben in anderen Ländern auf der ganzen Welt. Obwohl ich an alldem interessiert war und ich einem sehr reflektierten Menschen gegenübersaß, mit dem ein Gespräch eine Bereicherung war, wurde es mir irgendwann einfach zuviel und mir gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Ich wusste nicht, wie ich ihm höflich deutlich machen könnte, dass ich jetzt mal eine Pause bräuchte oder auch gern die anderen am Tisch sitzenden Personen in das Gespräch mit einbeziehen würde. Irgendwann hielt der zu Beforschende einen reinen Monolog, dem ich nur noch mit dem Blick folgte. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren und war dazu noch abgelenkt von dem vorher besprochenen Forschungsauftrag, möglichst viele Teilnehmende über ihre Gedanken zum Thema Lebensqualität zu befragen. Als ich bemerkte, dass bei mir der Ofen völlig aus war und ich wenigstens vermeiden wollte, nicht völlig die Wertschätzung für mein Gegenüber zu verlieren, entschuldigte ich mich, dass ich dringend zur Toilette müsste. Ich musste gar nicht, ich brauchte nur eine Auszeit. Auf Toilette atmete ich einige Male tief durch und ließ mir unendlich viel Zeit, bis ich trödelnd an den Tisch zurückkehrte. Ich hatte meine Fassung zurück gewonnen und sagte dem Mann, dass ich jetzt gerne ein wenig herumgehen würde, um noch einige andere zu interviewen. Er behauptete überschwänglich, dass das völlig in Ordnung sei, doch sein Blick wurde traurig und seine Körpersprache verriet etwas anderes. Die restliche Zeit über saß er alleine am Tisch und hatte mit niemandem mehr Kontakt, bis er um kurz vor neun das Cafe verließ. Ich war unzufrieden mit mir, dass ich meine Grenzen so schlecht setzen kann oder auch, dass man einfach diese Grenzen hat, mit denen man andere Menschen vor den Kopf stoßen und enttäuschen muss. Hier wird eine weitere wichtige Erkenntnis beschrieben. Wenn man ein schönes Gespräch führt oder sich in einem schönen Kontakt befindet, ist man gleichzeitig auch immer mit den eigenen Grenzen konfrontiert. Diese können zeitliche Beschränkungen sein oder die Tatsache, dass man müde wird oder die Konzentration verliert. Es ist sehr wichtig, über die eigenen Grenzen reden zu können und sie mitzuteilen, und es ist wichtig sich nicht zu zwingen, die eigenen Grenzen dessen, was gut für einen ist, zu überschreiten. 26 Forschungsbericht Initiative 27 2 Anekdoten Anekdote I : Am Abend des Kohlessens, saß ich neben meinem Forschungskollegen K.. Das Essen wurde serviert. Aufgrund meiner etwas ungünstigen Sitzposition, kam ich nicht so recht an die zu beforschenden Personen heran. Erst Wochen nach diesem Abend fiel mir ein, dass K. ja auch in einer WG der Ini lebt und er sich aufgrund dieser Tatsache ja eigentlich selbst beforschen können. Anekdote II : Am Abend des Kohlessens, saß ich neben meinem Forschungskollegen K.. Das Essen wurde serviert. Aufgrund meiner etwas ungünstigen Sitzposition, kam ich nicht so recht an die zu beforschenden Personen heran. Erst Wochen nach diesem Abend fiel mir ein, dass K. ja auch in einer WG der Ini lebt und ich ihn aufgrund dieser Tatsache ja eigentlich beforschen könnte. Zweimal scheinbar die gleiche Geschichte, jedoch verschieden in ihrem Sinn in Bezug auf wer ist Forscher und wer kann beforscht werden. Aufgrund der Fokussierung auf die Rolle von K. als Forscher fällt zunächst gar nicht auf, dass er gleichzeitig Bewohner der Ini ist und deshalb auch beforscht werden könnte. So ist der Blick verstellt auf das, was eigentlich gesehen werden möchte. Auch in der Betreuung kann es sicherlich vorkommen, dass die Konzentration auf die Wahrnehmung der NutzerInnen als „zu Betreuende“ den Blickwinkel verengt. Jeder Mensch kann gleichzeitig verschiedene Rollen innehaben, die mit unterschiedlichen Zuschreibungen verbunden sind. Macht es nicht z.B. einen Unterschied, ob jemand als Betreuter oder als ExpertIn aus Erfahrung/ als ExpertIn in eigener Sache/ als ExpertIn für psychische Erkrankungen, Sucht, geistige Behinderung o.ä. gesehen wird? In der Kommunikation und Interaktion zwischen BetreuerInnen und NutzerInnen sollte eine Offenheit bestehen, sich jeweils nicht nur auf die durch den Betreuungskontext gegebene Rolle festzulegen, sondern zu entdecken, was man noch alles so sein und darstellen kann. Außen vor? Gemeinsam mit meinem Forscher-Kollegen Lars sitzen wir beim Kohlessen mit drei anderen Leuten zusammen. Wir kommen gut miteinander ins Gespräch, genießen das Essen, es werden viele Scherze gemacht. Irgendwann wird das Gespräch persönlicher, Fragen wie „was machst du so, wo wohnst du“ werden von Lars und mir an die anderen gestellt. Als die Frau uns gegenüber sagt, dass sie zur Zeit in Haus Blumenthal wohnt, stellt sich raus, dass außer mir alle am Tisch Erfahrungen mit Sucht und betreutem Wohnen oder Therapien in diesem Kontext gemacht haben. Sie kennen alle die gleichen Einrichtungen und tauschen sich lebhaft über ihre Eindrücke aus. Die Frau hat den großen Wunsch, zur Initiative zu ziehen, weil sie damit einen Schritt in Richtung mehr Selbstständigkeit machen möchte. Ich merke, dass ich mich aus dem Gespräch zurückziehe und die Nachfragen eher überlasse. Fühlt sich komisch an, aber ich fühle mich auf einmal gehemmt durch meine Rolle als „Professionelle“ und dazu noch als bei der Initiative angestellte. Kann ich überhaupt mitreden, wo mir die Erfahrungen der anderen fehlen? Und wirkt ein Reden von mir über die Initiative (also in Richtung, ob das dann Selbstständigkeit bedeutet bzw. damit mehr Lebensqualität für die Frau) authentisch als meine Meinung oder wird das als Werben für die Initiative wahrgenommen? 27 Forschungsbericht Initiative 28 Hier ist mehr über die Forscherin als über die zu Beforschenden zu lesen. Sie macht die Beobachtung, wie hilfreich ein gemeinsamer Erfahrungshintergrund für Kontaktaufnahme und einen intensiveren Austausch ist und zieht sich zurück, weil sie diesen glaubt, nicht zu haben. Dies ist eine andere Art der Selbst-Ausgrenzung. „Wenn ich nicht die gleichen Erfahrungen habe, kann ich nicht darüber reden“. Das Interessante z.B. in trialogischen Gruppen ist, dass dort jedeR gefragt ist, über die eigenen Erfahrungen zu reden, die mit der eigenen Position und Rolle verbunden sind. Auch wenn es in Bezug auf spezielle Problemlagen wie psychische Erkrankung, Sucht o.a. zwischen den Betreuten und den Professionellen oft keinen gemeinsamen Erfahrungshintergrund gibt, heisst das noch lange nicht, dass ein solcher auch in anderen Punkten nicht existiert. Seien es alltagspraktische oder spezifische Themen – es wird immer einiges geben, bei dem sich Betreuer und Betreute über das jeweilige Erleben austauschen können. Bei jedem Thema kann man eher das Gleiche und Verbindende suchen als das Trennende. Auf diese Art und Weise entsteht normale Kommunikation, die nicht vorrangig durch das Rollenverhältnis BetreuerIn/ NutzerIn geprägt ist. Vertrauen und Offenheit hat auch damit zu tun, dass die jeweiligen Erfahrungen (von BetreuerInnen und NutzerInnen) ernstgenommen und respektiert werden, dann kann es auch dort einen Austausch geben, wo nicht die gleichen Erfahrungen gemacht wurden. Und noch was: Neugierde ist ein Motor für Gespräche, in denen es darum geht, sich kennen zu lernen und besser zu verstehen. Warum nicht dort nachfragen, wo etwas unbekannt ist? Wir empfehlen den BetreuerInnen, Trialog-Seminare zu besuchen. Das Leben muss immer weiter gehen Puh, ok, hier bleib ich sitzen. Ein guter Platz in einem Grüppchen von NutzerInnen. Oh, und der Betreuer, der eben schon mit beim Bosseln war. Christian sitzt mir gegenüber, er redet gern, das find ich gut. Mann, er ist wirklich kontaktfreudig, beeindruckend. Und super freundlich, er ist heute, glaub ich, ziemlich zufrieden. „Eigentlich immer“, erzählt er mir, „das Leben muss immer weiter gehen.“ Auch, nachdem seine Mutter gestorben ist. „Wann war denn das?“ Christian fragt seinen Betreuer. Sympathischer junger Typ, Frank, sie scheinen ein gutes Verhältnis zu haben. Christian müsse doch selbst am besten wissen, wann seine Mutter gestorben ist. Neben Frank sitzt ein Grüppchen, drei Männer, zwei Frauen, ich glaube fast alle gehören auch zu einer WG, die er betreut. Sie sind still. Bis auf einen Mann. „Oh ja, wir waren beim Fußball in Italien, Urlaub in Spanien, das war toll!“ Dort sei er mit seiner Freundin zusammen gekommen. Sie sitzt ihm gegenüber, schweigt und wird etwas verlegen. „Und auch die Ausstellungseröffnung im Cafe Brand. Samba-Karneval ist auch super.“ Ja, sie unternehmen gerne etwas, aber es gibt ja nicht viel, so was wie das hier, müsse es öfter geben. Nein, ich solle dem Mann neben mir nicht helfen, etwas auf den Wunschzettel zu schreiben. Er wünsche sich sowieso nur Geld. Es schmeckt ihm. Mich interessiert, warum Frank hier ist. Die Idee sei toll, er wusste nichts von der Forschungsgruppe, hätte es irgendwie nicht mitbekommen, sei auch nicht so oft bei den MitarbeiterInnenversammlungen. Es sei sowieso ein Grünkohlessen für die Betreuten seines Teams 28 Forschungsbericht Initiative 29 geplant gewesen. Ob die Leute aus seinen WGs auch ohne ihn gekommen wären, frag ich ihn. Er überlegt. Fürs erste Mal gäbe seine Anwesenheit ihnen wohl Sicherheit. Frank kann nicht verstehen, wie schnell der Mann und Christian essen. Christian verlangsamt konzentriert sein Tempo. „Das Leben muss immer weiter gehen.“ Auch nachdem seine Freundin nichts mehr mit nem Behinderten zu tun haben wollte. Nein, für mich würde das keine Rolle spielen, das finde ich überhaupt nicht nett, es kommt doch eigentlich nur darauf an, ob man sich gern hat, antworte ich ihm. „Das Leben muss immer weiter gehen.“ Aber eine Freundin, das wäre schon toll. Kontakte, jemanden kennen lernen. Das möchte er ins Gästebuch eintragen, dass ich grad vorgestellt habe, damit alle die Möglichkeit haben, noch loszuwerden, was sie wollen oder ihren Namen einzutragen oder was auch immer. Christian diktiert mir eine richtige Kontaktanzeige. „….????....“ Ich bin begeistert und hoffe wirklich, dass vielleicht noch jemand Interessiertes in das Buch guckt und Christian treffen will. Bald hat er Geburtstag. Ob ich kommen will? Das Treffen findet er toll, man sollte so etwas öfter machen. Alle sind nett. Und ne Dampferfahrt im Sommer, das wär’s! Ob ich mir das gemerkt hätte, ich soll’s nicht vergessen! Der Mars, meine Gesundheit und Gott Herr Kurz. Vor 22 Jahren habe ich ihn während eines Praktikums bei der Initiative kennen gelernt. „Ich heiße Werner Kurz und weiß nicht was ich wählen soll“, waren damals seine Begrüßungsworte, die mir immer noch in Erinnerung sind. Er hat noch das gleiche Aussehen eines spitzbübischen wilhelminischen Lehrers, der Zeigefinger schnellt immer noch vor, um seinen Ausführungen Nachdruck zu verleihen und sein Tonfall wirkt wie damals eher dozierend als auf Austausch bedacht. So beginnt unser Gespräch auch eher im Frage-Antwort-Stil. Wir sprechen über die Menschen, die damals mit ihm zusammengewohnt haben. Er lässt sich einige kurze Anekdoten entlocken und ich gebe ungefragt auch einige zum Besten. Viele ehemalige MitbewohnerInnen sind mittlerweile gestorben. Herr Kurz ist in eine neue Wohngemeinschaft gezogen und äußert sich recht zufrieden. Er ist nach wie vor an vielen Dingen des Lebens interessiert, vor allem an der Frage, welche Bedeutung Gott im Leben hat. Herr Kurz ist nicht immer einverstanden mit ihm, aber er gibt ihm Halt und Zuversicht und die Gewissheit, dass er einen Platz in dieser Welt hat. Sein größter Wunsch? Er hofft noch lange bei guter Gesundheit zu bleiben und damit noch viele, viele Jahre leben zu dürfen und.... und wenn´s irgend möglich ist, eine Reise zum Mars. Wow, denke ich, der Mann hat Träume. Der hat seinen Platz gefunden im Leben – zufrieden zwischen seinem Platz im der Wohngemeinschaft und dem Universum. (Wünsch ich mir auch). Der Satz “Das Leben muss immer weiter gehen” ist ein gutes Beispiel für Nutzerwissen: Was für schreckliche Dinge dir auch geschehen, es ist häufig keine gute Idee, dabei stehenzubleiben. Die Zukunft ist wichtiger als die Vergangenheit. Manchmal ist es notwendig, über schlimme Ereignisse im Leben zu reden und es gibt gute therapeutische Methoden, um Menschen hierbei zu helfen. Natürlich ist es wichtig, Zeit zum trauern zu haben, Zeit, den Verlust von geliebten Menschen, Gesundheit usw. zu überwinden. Aber wenn jemand sagt „Das Leben muss immer weiter gehen“, dann ist der Blick auf die Zukunft gerichtet und es spricht eine Haltung daraus, das Leben mit all seinen Schwierigkeiten meistern zu wollen. Forschungsbericht Als wir uns an der verabredeten Stelle zum Bosseln trafen, war ich sehr neugierig, was der Nachmittag bringen würde. Unsere Bewohner der Initiative nahmen die sportliche Betätigung dankbar an. Die anderthalb Stunden vergingen wie im Fluge. Bemerkenswert war, das der Ruf nach weiteren, ähnlichen Aktivitäten in der Zukunft laut wurde. Als wir uns zum Essen niederließen, hatte ich den Eindruck einer gewissen Kontaktscheu, die sich dann aber legte. Mein Auftritt als Fee, der mir einen Riesenspaß machte, lockerte die Atmosphäre 29 Forschungsbericht Initiative 30 zusehends auf. In der Folge hatte ich mir die Aufgabe gestellt, Antonio beim Befragen zu beobachten und zu ermitteln, wie dieses Procedere von den Bewohnern und Betreuern aufgenommen würde. Antonio stellte behutsam seine Fragen. Nach anfänglicher Zurückhaltung antworteten seine Gesprächspartner recht offen. Beschwerden über die Betreuungssituation wurden nicht laut, es wurde aber geäußert, das man zu wenig Geld habe. Die Wünsche die genannt wurden, waren im wesentlichen die nach Gesundheit, Harmonie und größeren finanzieller Möglichkeiten. Traurig stimmte mich, das einige von den Bewohnen durch den jahrelangen Gebrauch von Neuroleptika offensichtliche Dauerschäden davongetragen hatten. Ist den BetreuerInnen das Problem der Dauerschäden durch Neuropeptika bewusst? Es wäre wichtig, dass sie es auch als ihre Aufgabe betrachten, den Prozess der Medikamenteneinnahme ihrer NutzerInnen kritisch zu begleiten und wo es geht sie darin zu unterstützen, mit wenig Medikamenten zu leben. Spruchaktion Nun füllte sich der Raum stetig, es war von der Zeit her vor dem Kohlessen. Die Sitzordnung war hufeisenförmig angeordnet, es konnten wohl 35 Personen hier Platz finden, aber nicht alle Plätze waren besetzt. Hier und dort saßen einige Frauen und Männer in kleinen Grüppchen zusammen. Nun kam mein Auftritt, denn ich war damit beauftragt, die zwei Euro Essensgeld einzusammeln und im gleichem Zuge ihnen eine Schoko- / Spruch-Kombination zu überreichen. Susi half mir beim Einsammeln des Essensgeldes, denn ich hatte Angst, es nicht alleine zu schaffen. Die hier zu Erforschenden und die Forschenden freuten sich über die Schoko- / SpruchKombination. Beim Verteilen des eben Erwähnten konnte ich auch erste mündliche Kontakte knüpfen. Nun einige waren voller Vorfreude auf das, was sie heute Abend noch an schönen Dingen überraschen würde. Für einige war es sehr schön, dass die Ini mal wieder was unternimmt. An diesem Abend waren auch einige Betreuer mit anwesend, aber das wirkte sich nicht negativ auf die Stimmung aus. Aber was mir auffiel war, das alle Wohngemeinschaften separat in kleinen Grüppchen zusammen saßen. Noch mal: Die Laune der hier Versammelten war sehr schön. Nun nachdem alle Schoko - Sprüche verteilt wurden, kehrte Ruhe in der Gemeinschaft so langsam ein. Nach einigen Minuten der Ruhe und der Gelassenheit eröffnete Lars den Abend mit einer Eingangsrede. Dann kam auch schon das Essen. Von Angst geleitet Wie ist meine Angst: Klares Sehen, Intensives Hören, starkes Fühlen aller Sinne, beklemmtes Gefühl in der Brust, Luftnot, Schwindel. Bevor ich von zu Hause losfuhr, bemerkte ich eine sich langsam steigernde Angst. Nicht vor den Menschen, die mir auf der Fahrt begegnen könnten, sondern vor dem Kohlessen direkt. Nun stieg ich in die Straßenbahn ein und suchte mir einen Einzelplatz. Das war auch gut möglich, da die Bahn sehr leer war. Es wurde so langsam dunkel, der Schnee am Boden wirkte, als ob alles in Watte gehüllt war. Hier in der Lindenhof Straße musste ich nun aussteigen und den Rest zu Fuß gehen. Meine Angst steigerte sich noch mehr denn ich hatte das Gefühl, dass mich jemand verfolgt. Nun stand ich vor der Feuerwache und blickte in den Hinterhof, dort brannte ein sehr helles Licht. Als ich nun in den Hinterhof ging, knirschte der Schnee unter meinen Füßen. Endlich erreichte ich das Cafè, ein paar Gäste waren schon da und die Angst wich so langsam der Vorfreude auf das Essen. Ich nahm Kontakt zu den schon vorhandenen Gästen auf und kam so langsam von meiner Angst weg. Ich setzte mich mit einem Getränk an einen Tisch und beobachte, wie sich so langsam der Raum füllte. Als nun alle da waren, begann meine Interaktion mit den Schoko- Sprüchen und ich bekam wieder, aber nur leichte Ängste. Nun kam das Essen, von der Bedienung vor uns auf den Tisch gestellt, und alle begannen mit dem Essen. Während des Essens hatte ich wie vom Blitz getroffen eine sehr starke Angstattacke. Ich dachte für einen Moment lang, das ich nun ersticken würde. Nun schloss ich für eine Weile meine Augen und die Angst wich. Nun, das war meine letzte Angst für diesen Abend, die ich hatte. Oft rede ich ja über meine Angst, aber oft auch nicht, wenn ich alleine bin. Ich führe auch ein Angst-Tagebuch, habe ich jedenfalls geführt. 30 Forschungsbericht Initiative 31 Der Forscher ist emotional sehr beteiligt und beobachtet das Geschehen sehr detailliert. Auch im Forscher entwickelt sich ein Spannungsbogen. Vor allem in der zweiten Geschichte wird deutlich, wie sehr er mit seiner Angst zu kämpfen hat, der er sich aber stellt und die er im Laufe des in-Kontaktkommens mit den anderen verliert. Der Forscher erzählt was er tut, um seine Angst zu mindern: die Augen schließen und sich auf diese Weise für einige Momente aus der sozialen Situation zurückziehen. Indem er dies tat, wurde es nicht notwendig für ihn, sich zurückzuziehen indem er wegging. Dies ist eine wirkliche Entdeckung und könnte einen guten Tip für andere darstellen, die mit Ängsten in sozialen Situationen zu kämpfen haben. Aktionsforschung ist interaktiv und, wie sich hier auch zeigt, von großer Wirkung auf beiden Seiten. Die verteilten Sprüche mit der verteilten Schokolade helfen dabei, mit den zu beforschenden Personen in Kontakt zu treten. Die Atmosphäre ist so entspannt und evtl. Berührungsängste werden leichter abgebaut. Die BewohnerInnen der Wohngemeinschaften freuen sich, dass „die Ini mal wieder was macht“. Dabei bleiben aber die Menschen unter sich, die sich bereits kennen, es gibt wenig Kontakt über „Team-Grenzen“ hinweg. Dies ist auf der anderen Seite eine andere Möglichkeit, die Situation zu kontrollieren und sie zu überstehen: Guck, was bekannt ist damit du nicht mit dem Unbekannten, Unsicheren und möglicherweise nicht Gewolltem konfrontiert wirst. Dies schafft Sicherheit. Angebote zum geselligen Zusammensein, zum gemeinsamen Essen werden geschätzt und sollten deshalb immer wieder in den Betreuungsalltag eingebaut werden. Um in Kontakt zu kommen, sind kreative Aktionen und Interaktionen hilfreich, vielleicht immer mal wieder „Überraschungsmomente“ einbauen? Es kann Sicherheit vermitteln, sich nur an bekannte Menschen zu halten. Dieses Verhalten sollte auch als Strategie, sich sicherer zu fühlen, ernstgenommen und respektiert werden. sind mehr teamübergreifende Aktionen und Veranstaltungen denkbar, z.B. auch teamübergreifende Urlaubsfahrten? 31 Forschungsbericht Initiative 32 Kapitel 4 Schlussfolgerungen und Empfehlungen Wir haben es uns in unserer Forschung zur Aufgabe gesetzt, eine Situation zu schaffen, in der Menschen, die sich isoliert und einsam fühlen, angesprochen werden, diesen Zustand zu durchbrechen. Gleichzeitig wollten wir herausfinden, wie andere Menschen, die ähnliche Erfahrung auf diesem Gebiet haben, diesen Prozess mit ihrer eigenen Erfahrung unterstützen können. Schließlich sollte die Forschung Auskunft darüber geben, inwieweit die Angebote der Ini ... ausreichend an den Bedürfnissen der NutzerInnen ausgerichtet sind, speziell in Bezug auf ihre sozialen Bedürfnisse. A Um all dies herauszufinden haben wir ein Experiment durchgeführt, bei dessen Gestaltung wir uns enorme Mühe gegeben haben. Es wurde ein Experiment, in dem wir unsere eigene Erfahrung und unser eigenes Wissen über unsere Bedürfnisse, unsere Umgangsweisen ausgehend von unseren Herzen und Köpfen - und unsere Erfahrungen mit der Nutzung von Diensten wie der Ini... einsetzten. Wir organisierten das Experiment in der Art und Weise, dass wir darin auch mit unseren eigenen Unsicherheiten, unseren Ängsten und unseren eigenen Bedürfnissen nach Unterstützung umgehen konnten und unser Vertrauen ineinander und unsere Fähigkeiten der Kooperation einbringen konnten. All diese Aspekte sind unter Forschungsdesign und Forschungsansatz im zweiten Kapitel beschrieben. Die Parameter, die uns genug Sicherheit, Mut und Selbstbewusstsein gaben, um dieses Projekt durchzuführen, sind dort aufgeführt. B Wir haben im Laufe der Erstellung dieses Forschungsberichtes sehr viel von den Ergebnissen gelernt, die in den Geschichten und Reflektionen im Kapitel 3 beschrieben sind. Einige von den wichtigsten Erkenntnissen sollen hier aufgeführt werden: 1) 2) 3) Wir haben gelernt dass es wichtig ist, NutzerInnen als “Leute” anzusprechen, genauso wie alle anderen Menschen. Wir haben gelernt, dass es für die Kontaktaufnahme wichtig ist, etwas von sich selbst zu zeigen. Das bedeutet, sich nicht hinter einer professionellen Rolle zu verstecken. Professionelle Distanz sollte nicht in dem Sinne aufgebaut werden, dass das Gegenüber keine Möglichkeit hat, dem Professionellen wirklich zu begegnen. Das bedeutet auch, andere Rollen zu zeigen, die man im Leben spielt – auf diese Weise schafft man Möglichkeiten der beidseitigen (An-) Erkennung. Wir haben gelernt, dass ein Durchbrechen von Isolation und Einsamkeit nicht einfach ist. Es kann hierfür aber hilfreich sein, 32 Forschungsbericht Initiative 33 Menschen aktiv darin zu unterstützen, in Kontakt zu treten und Freundschaften zu schließen. 4) Wir haben gelernt, dass es, um sich in einer sozialen Situation sicher zu fühlen, sehr hilfreich ist, wenn Menschen anwesend sind, die man bereits kennt. Wenn dem nicht so ist, ist es schwieriger. 5) Wir haben gelernt, dass wenn jemand “Nein” zu einer Einladung sagt, dies nicht bedeutet, dass die Antwort bei einem zweiten Versuch nicht ganz anders ausfallen könnte. 6) Wir haben gelernt, dass es oft leichter ist, miteinander in Kontakt zu kommen, wenn man sich nicht in einer Rolle befindet oder wenn man sich beispielsweise gemeinsam von einem Ort zu einem anderen bewegt - wenn man sich also in einem informellen Raum befindet. 7) Wir haben gelernt, dass es immer wichtig ist, Menschen die Möglichkeit zum Rückzug zu geben, wenn sie das wünschen. Es kann viele Gründe geben, warum sich eine soziale Situation nicht sicher genug für jemanden anfühlt. Wir müssen das respektieren, auch wenn es gleichzeitig eine Herausforderung darstellt, es beim nächsten Mal besser zu machen und den betreffenden Menschen mehr Sicherheit zu vermitteln. 8) Unsicherheit, Ängste und andere Schwierigkeiten stellen Hindernisse für sozialen Kontakt dar. Wir haben gelernt, dass es viele individuelle Möglichkeiten gibt, damit umzugehen. Es gibt immer die Möglichkeiten eines zeitweiligen Rückzugs, der einem helfen kann, zu gehen - und dabei die Möglichkeit zu bewahren, zurückzukommen. 9) Wir haben gelernt, dass ein Stimmungswechsel zwischen “schlechter Stimmung” und “ganz okayer Stimmung” oft unvorhergesehen eintritt und dann das Ergebnis von ungeplanten, zufälligen und nicht bewussten Ereignissen sein kann. Es ist deswegen wichtig, nicht alles durchzuplanen und genug Raum für Spontaneität zu lassen. 10) Wir haben gelernt, dass es wichtig ist, unsere eigenen Grenzen zu kennen und uns nicht zu zwingen, sie zu überschreiten, wenn wir das nicht wollen. Es ist darüber hinaus wichtig zu lernen, über diese Grenzen zu reden und sie zu kommunizieren. 11) Wir haben gelernt, dass unser Interesse an den Erfahrungen von anderen und ihrer Geschichte sie nicht automatisch dazu bringen muss, darüber zu reden (wenn sie nicht wollen). Wir haben gelernt, dass das Leben weitergehen kann, auch wenn die persönliche Geschichte nicht offen liegt. 12) Wir haben gelernt, dass es manchmal wichtig ist, Medikamente zu nehmen, um Möglichkeiten für Begegnungen und soziales Leben zu schaffen. Ebenso ist es aber wichtig, sie zu reduzieren, wenn sie genau diesen Möglichkeiten im Weg stehen. 33 Forschungsbericht Initiative 34 C Wenn wir sagen “wir haben gelernt, dass…” wissen wir nicht, ob die Menschen, die “beim schönen Tag” dabei waren, aber nicht MitarbeiterInnen in der Forschungsgruppe sind, die gleichen Dinge gelernt haben. Wir haben jedoch ein wenig über ihre Bedürfnisse und Wünsche gelernt und ebenso darüber, wie sie über die Ini... und ihre Betreuer denken/urteilen: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) Die Leute sind ziemlich zufrieden mit der Ini und der Unterstützung, die sie von ihren BetreuerInnen erhalten. Für Lebenszufriedenheit sind einige Dinge wichtiger als andere. Gesundheit und soziale Kontakte sind die Aspekte, die hier am häufigsten genannt wurden, auch Geld wurde häufig erwähnt. Der Wunsch nach Geld weist auf eine relative Armut hin. Menschen brauchen Geld, um an sozialen Aktivitäten teilnehmen zu können. Die Menschen genießen die sozialen Aktivitäten, die von der Ini … organisiert werden und wünschen sich, dass die Ini ... solche Aktivitäten häufiger organisiert. Die Leute wollen aber genauso mehr Möglichkeiten haben, andere Menschen außerhalb des “psychiatrischen Zirkels” zu treffen. Außerhalb finden dabei viele besser, aber innerhalb fühlt es sicherer an. Um den Schritt nach “draußen” zu machen, brauchen Menschen Unterstützung, die sie befähigt, diesen Schritt zu tun. Um sich draußen sicher zu fühlen ist es wichtig, mehr Angebote der Nachsorge zu schaffen, die helfen können, wenn es Not tut. Es könnte eine gute Idee sein, dass die Ini guckt, ob es die Möglichkeit der Einbeziehung von Freiwilligen gibt für soziale Angebote und soziales Miteinander. D Teil C gibt einen Überblick über mögliche Verbesserungen für die Ini. Hier sind Bedürfnisse beschrieben und was die Menschen sich mehr oder anders wünschen. Es geht hierbei aber nicht nur um die Quantität, sondern ebenso um die Qualität und um das „Wie“ von Aktionen und Aktivitäten. Es reicht nicht, Aktivitäten und Aktionen anzubieten, es ist wichtig, wie sie organisiert sind und in welcher Atmosphäre des Miteinanders sie stattfinden. In Teil B haben wir zusammengefasst, was wir gelernt haben. Dort ist das „wie“ beschrieben, hier stehen Indikatoren für qualitative Verbesserungen. Könnten die BetreuerInnen ebenso hiervon lernen? Wir glauben, dass sie es könnten, weil wir hier wichtige Dinge aufgeschrieben haben, die auch für BetreuerInnen hilfreich sein könnten. 34 Forschungsbericht Initiative 35 1) Sprich uns als Menschen an und nicht als PatientInnen. 2) Zeig was von dir 3) Sei klar mit deinen Grenzen und sprich über sie 4) Sei spontan 5) Gehorch manchmal den Regeln nicht 6) Versuche, dich zu amüsieren und zeige dies 7) Zeig es, wenn es dir schlecht geht 8) Halt dich nicht zu sehr an professionelle Rollen 9) Sorg für die Möglichkeiten für informelle Treffen 10) Respektiere eigene und individuelle Überlebensstrategien 11) Definiere nicht alles als „Lernort“ oder „Therapie“, sondern organisiere soziale Events als soziale Events 12) Sei kritisch in Bezug auf Medikamente All diese Dinge sind eigentlich ziemlich menschlich. Trotzdem oder gerade deshalb können sie sehr schwierig zu praktizieren sein. Wir wissen mit Sicherheit, dass u.a. in trialogischen Treffen eine gute Möglichkeit besteht, diese Praxis zu lernen. Zum Schluss eine Empfehlungen bezüglich der Implikationen von dieser Forschung hinsichtlich der Verbesserung von NutzerInnenbeteiligung. Es gibt viele Wege, um dieser eine Form zu geben. Eine davon ist, diese Art der Forschung durchzuführen. Wir würden empfehlen, dass mehr solcher Projekte durchgeführt werden. Mögliche Forschungsthemen könnten sein: „Rehabilitation“ und „wie geht es wieder raus aus der Betreuung/ aus dem psychiatrischen Zirkel“? Davon abgesehen gäbe es die Möglichkeit, ein Forschungsprojekt mit einer eingegrenzteren Fragestellung durchzuführen, in dem die Qualität der Arbeit der Ini von NutzerInnen erhoben und bewertet wird. Die EXPA wäre jetzt bereit und in der Lage, eine solche Art der Forschung mit methodologischer Unterstützung durchzuführen. Ein Schritt vorwärts im Rahmen dieser Art der Qualitätserhebung wäre die Einstellung eines/einer Qualitätsmanagers/Qualitätsmanagerin mit NutzerInnen – Hintergrund bei der Ini. Eine solche Position/Funktion könnte durch eine NutzerInnengruppe unterstützt werden, die in diesem Fall formal als NutzerInnenrat gesehen werden könnte. Der/die QualitätsmanagerIn hätte dann ebenfalls die Aufgabe, diesen NutzerInnenrat zu organisieren. 35 Forschungsbericht Initiative 36 Anhänge 1. Die Einladung Liebe Bewohner und Bewohnerinnen der Initiative ! Wir, eine Gruppe von Psychiatrieerfahrenen, die in einem Forschungsprojekt für die Initiative arbeiten, wollen euch zu einem Grünkohlessen mit Musik und Spiel zum gegenseitigen Kennenlernen einladen. Ziel des Ganzen ist, durch Gespräche mit euch Mittel zu finden, eure Betreuungs- und Lebenssituation zu verbessern. Dies findet statt am 9.2.2007. Wir bosseln uns durch den Grünstreifen in Walle zum Cafe Brandt. Treffpunkt dafür ist um 16:00 der Eingang Waller Straße. Für die, die nicht mitlaufen wollen, gilt Treffen 18:00 am Cafe Brand (Gröpelinger Heerstr. 226). Es gibt Kohl und Pinkel und alkoholfreie Getränke, das alles pro Person für einen Unkostenbeitrag von 2,- Euro. Wegen der Essensbestellung brauchen wir eine Anmeldung von euch. Bitte meldet euch bis zum 31.01.2007 telefonisch oder schriftlich an: FOKUS – Büro Vegesacker Str. 174 28219 Bremen Tel.: 3801950 mail: fokus@initiative-zur-sozialen-rehabilitation.de Zahlreiches Erscheinen ist erwünscht. Wir freuen uns auf euch! 36 Forschungsbericht Initiative 37 2. Der Baum zur Lebensqualität (Ideen der ForscherInnen) 37 Forschungsbericht Initiative 38 3. Lebensqualität (Ergebnisse aus den Befragungen) 38 Forschungsbericht Initiative 39 4. Wunschzettel Wunschzettel Mehr Geld Gesundheit Berühmt sein und geliebt werden Trockenheit Erfahrung Erd- und Himmelsreisen Seelenverwandtschaft Unabhängigkeit Meinen Führerschein Lebenslang Freibier Glück und Zufriedenheit ein Leben lang Meine Grundbedürfnisse gesichert mein Leben lang Immer gute KameradInnenschaft ein Leben lang Lange Reisen Bilder Mehr Menschlichkeit Einen neuen Freund Ein Haustier Ich möchte mit meinem Freund lange zusammenbleiben Ich möchte eine größere Wohnung mit einer Freundin Klarheit Frisches Obst Die Chance zu lieben und geliebt zu werden Arbeit um sich als sinnvoll zu erleben Die Möglichkeit haben, öfter zu anderen Kulturen zu reisen Möglichst bald einen Platz bei der INI Stabilität auf lange Sicht Eine gesunde Beziehung zu meinen Kindern Ein Haus am Meer Nur 4 Tage pro Woche arbeiten Pink Floyd live erleben Urlaub 39 Forschungsbericht Initiative 40 Weniger arbeiten Mehr Kultur Wieder Arbeit bekommen Wieder mit meiner Tochter zusammenleben Mit meiner Tochter in Urlaub fahren Ich wünsche mir einen Freund Ich wünsche mir, dass ich gesund werde, bzw. dass es nicht schlechter wird Eigene Wohnung Leute kennen lernen, gute Freundschaft Glück haben, jemand kennen lernen Besuch in Wohnung Größeres Zimmer in WG Weiterhin clean zu leben Auslandsreisen Nie allein sein müssen, aber können Ausreichende materielle Grundlage Liebe, Freunde, Freude und Glück Mehr Freizeit Mehr Kohlessen Eine glückliche Liebe mit einer Vertauensbasis Gute Freunde, die sich gegenseitig stützen Einen alten Dackel GEZ- Gebühren ein Leben lang bezahlt bekommen Alle Holzarten verarbeiten dürfen Mehr Geld als 310.- € Berühmt und Geliebt zu sein 40 Forschungsbericht Initiative 41 5. Protokolle der Nachgespräche 5.1 Befragung von Christian im Rahmen der Nachbefragung der Kohlfahrt Hier: Aufteilung in drei Fragen Frage eins: Fühlen Sie sich von den Betreuern eher gefördert oder behindert er in der Lebensgestaltung? Antwort: Christian findet seine Situation so wie sie ist recht gut. Er fühlt sich weder eingeengt noch beengt in seiner Lebensgestaltung. Frage zwei: Was könnten / werden Sie tun (alleine oder mit anderen) um ihre Lebensqualität zu verbessern? Antwort: Er hat Bekannte, mit denen er ab und zu was unternimmt. Seine Lebensqualität ist eigentlich recht gut. Frage drei: Sind Sie zufrieden mit der Ini? Antwort: Eigentlich schon, aber die Betreuer könnten am Tag der Betreuung etwas früher am Tag erscheinen. Meckerkasten: Christian meint, es müsse so einiges bei ihm in der Wohnung renoviert werden (Fenster Farbe ab, usw.) Wünsche: Christian wünscht sich, mehr Aktivitäten mit der Ini zu unternehmen, ein Sommerfest oder so etwas fände er gut. Danke Christian. 5.2 Gespräch Marko und Dierk Marko sagt, dass er das Kohlessen sehr genossen hat, weil er gerne an Ausflügen und Veranstaltungen der Initiative teilnimmt. Oft stellt ihn diese Lust an derartigen Veranstaltungen vor das Problem, dass seine Betreuer ihn bremsen. Er beklagt, dass aus seiner Sicht in der Vergangenheit mehr Aktivitäten stattgefunden hätten. Er würde sich für die Zukunft wünschen, dass wieder mehr in dieser Richtung stattfinden würde. Frage 1 Inwieweit fühlst du dich vom Betreuer gefördert und inwieweit behindert? Marko äußert, dass er zu Beginn seines Wohnens in einer WG der Initiative die Betreuer ihm halfen, wieder mehr Normalität in sein Leben zu bringen. In den letzten Monaten fühlt er jedoch eine gewisse Stagnation in der Beziehung zwischen ihm und seinen Betreuern. 41 Forschungsbericht Initiative 42 Er fühlt sich von seinen Betreuern teilweise nicht für voll genommen. Beispielsweise hätte er vor ca. einem Jahr geäußert, dass er in Erwägung ziehe, aus der WG auszuziehen. Daraufhin wurde ihm entgegnet, wenn er ausziehen wolle, solle er das doch tun. Marko wünschte sich jedoch, dass die Initiative ihn dabei unterstützt, mit ihm die Zeitungsannoncen studiert und ihn auch bei evtl. Behördengängen hilft. Außerdem würde er gerne nach einem Auszug weiter von der Initiative einzelbetreut werden. Frage 2 Was könnte von Seiten der Initiative unternommen werden, um deine Lebensqualität zu verbessern? Es würde für ihn eine Verbesserung der Lebensqualität bedeuten, wenn die Anzahl der Betreuungsgespräche von derzeit 2 auf 1mal wöchentlich reduziert würden. Marko würde sich eine weiterführende Lebensbegleitung wünschen. Diese Begleitung sollte personenbezogen und dem Genesungsprozess entsprechend sein. Außerdem tatkräftige Hilfe in Bezug auf die weitergehende Lebensplanung (Auszug etc.) 5.3 Nachtreffen zum Kohlessen mit Silvio und Maren Die beiden gaben auf die Fragen recht ähnliche Antworten. Die Hauptaspekte waren: Frage 1 Fühlen Sie sich von den Betreuern eher gefördert oder behindert er in der Lebensgestaltung? Sie sind sehr zufrieden mit der Betreuung. Beide sagen, es ist gut für sie, in der betreuten WG zu wohnen und es tut ihnen momentan gut. In Zukunft sollte auch wieder etwas anderes denkbar sein, aber erst mal ist es richtig so wie es ist. Sie fühlen sich unterstützt von den BetreuerInnen und haben das Gefühl, sie stehen ihnen in auch Krisenzeiten zu Seite. Frage 2 Was könnten / werden Sie tun ( alleine oder mit anderen ) um ihre Lebensqualität zu verbessern? Als erstes fällt beiden zur Verbesserung ihrer Lebensqualität „mehr Kontakt“ ein. Sie wünschen sich mehr Aktivitäten mit anderen und schätzen geselliges Beisammensein, wie z.B. im Cafè Klatsch. Solche Treffpunkte finden sie sehr wichtig, können sich aber auch gut ein Zusammensein mit anderen Menschen außerhalb von psychiatrischen Treffpunkten vorstellen. Sie sagen, es ist auch oft schwer, „den eigenen Hintern hoch zu kriegen“, aber genau das sei ja wichtig, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen oder auch Kontakte zu halten. 42 Forschungsbericht Initiative 43 Literatur Thomas Bock, Es ist normal, verschieden zu sein.'. Psychose-Seminare Hilfen zum Dialog Psychiatrieverlag, 2000 D. Kal, Gastfreundschaft. Das niederländische Konzept Kwartiermaken, Paranus goes Wissenschaft, 2006 H.P.M. van Haaster, Validierung von Erfahrungen, Ex-in, Bremen 2007 H.P.M. van Haaster, Experte durch Erfahrung, Ex-in, Bremen 2007 H.P.M. van Haaster, Beteiligende Aktionsforschung, Ex-in, Bremen 2007 D. Rose ,Userparticipation in Research, Independent Living Institute: Annual Report 2000, http://www.independentliving.org/docs1/ilanrp2000.html 43