Praxisbeiträge zum Seniorensport 2008 – Band 4

Transcription

Praxisbeiträge zum Seniorensport 2008 – Band 4
Fachtagung 2008
Zukunft gestalten – aktiv und gesund
älter werden in Nordrhein-Westfalen
Praxisbeiträge zum Seniorensport
Band 4
Praxisbeiträge zum Seniorensport | Band 4
Fachtagung 2008
Zukunft gestalten –
aktiv und gesund älter werden
in Nordrhein-Westfalen!
Praxisbeiträge zum Seniorensport
– Band 4 –
Inhalt
01 | Programm
4
02 | Einführung in die Tagung
Bärbel Happ, LandesSportBund NRW
9
03 | Grußwort
Abteilungsleiter Werner Stürmann, Innenministerium des Landes NRW
12
04 | Umsetzung der Initiative am Modellstandort Gladbeck
Hartmut Knappmann, Vorsitzender Stadtsportverband Gladbeck
14
05 | Umsetzung der Initiative am Modellstandort Köln
Ulrike Kraus, Projektmitarbeiterin Stadtsportbund Köln
18
06 | Die neue Ausbildungskonzeption „ÜL-B Sport der Älteren / Gesundheitstraining für Ältere“
Manfred Probst
20
07 | Vortrag und Diskussion
„Sicher, gesund und mobil leben im Alter – Maßnahmen zur Sturzprävention“
PD Dr. Dr. Andrea Icks, Ärztekammer Nordrhein
22
WorKShoPS
08 | Country Line Dance
Andrea Schäfer und Manfred Probst
31
09 | Fitness im 3/4-Takt
Nicole Selent und Manfred Probst
33
10 | Fitness XXL – Bewegung für Übergewichtige
Andrea Schäfer
37
11 | Nordic Walking – herz-Kreislauftraining für Frischluftfans
Bärbel Saager
40
12 | AQUA–Well – Wohlfühlangebote im Wasser
Elena Spereiter
48
13 | Achtsamkeit – Wahrnehmen mit allen Sinnen
Dagmar Tiemeier
54
14 | Sicherer Auftritt – Stürze vermeiden
Ursel Weingärtner
58
15 | rund um die Qualifizierung – Theorie/Praxis
Irene Francke
63
16 | Kreatives Tanzen – Bewegungsaufgaben zur Musik
Ellen Beckers
64
17 | Bewegt leben mit rheuma, Arthrose und osteoporose
Elena Spereiter
68
18 | Spielend in Bewegung – Ausdauertraining im Freien
Nicole Kons
79
19 | Fit für 100 – Mobilitätsförderung und Prävention für hochaltrige
Ulrike und Frank Nieder
81
20 | Mit Qigong und Tai Chi dem Alltag entfliehen!
Silvia Lambertz
84
21 | Fit im Kopf – flott in den Beinen – bewegtes Gehirntraining
Ursel Weingärtner
90
22 | Lach Dich gesund – mit humor den Alltag bewältigen
Andrea Schäfer
93
23 | Impressum
96
PROGRAMM
FREITAG, 06.06.2008
Ab 16.00 Uhr
Anreise/Zimmerbelegung
17.30-18.45 Uhr
Abendessen
19.00-19.15 Uhr
Begrüßung und Einführung in die Tagung
· Bärbel Happ, LandesSportBund NRW
· Werner Stürmann, Innenministerium des Landes NRW
Mehrzweckhalle
19.15-20.00 Uhr
„Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in NRW“
Präsentation der Arbeit in den Modellstandorten
· Hartmut Knappmann, SSV Gladbeck
· Ulrike Kraus, SSB Köln
Information zur neuen Ausbildungskonzeption
„Sport der Älteren/Gesundheitstraining für Ältere“
· Manfred Probst, LSB NRW
20.15-21.00 Uhr
„Country Line Dance“ – Bewegungsanimation
· Andrea Schäfer, Manfred Probst
Halle 2/3
Moderation: Anke Borhof, LSB NRW
Ab 21.00 Uhr
freies Sporttreiben, Saunen, Treff in der Tenne
SAMSTAG, 07.06.2008
07.45-08.45 Uhr
Frühstück
09.00-10.00 Uhr
Halle 2
Halle 3
Outdoor
Fitness im ¾ Takt
Fitness XXL – Bewegung
für Übergewichtige
Nicole Selent,
Manfred Probst
Andrea Schäfer
Nordic Walking – HerzKreislauftraining für
Frischluftfans
Bärbel Saager
Schwimmbad
Spielzimmer
Mehrzweckhalle
AQUA–Well –
Wohlfühlangebote
im Wasser
Achtsamkeit –
Wahrnehmen mit
allen Sinnen
Elena Spereiter
Dagmar Tiemeier
Sicherer Auftritt – Stürze
vermeiden | Bewegungsprogramme zur
Sturzprävention
Ursel Weingärtner
10.00-10.30 Uhr
Pause
10.30-11.30 Uhr
Unterichtsraum U1 / U2
Halle 3
Outdoor
Rund um die Qualifizierung – Theorie/Praxis
Fitness XXL – Bewegung
für Übergewichtige
Irene Francke
Andrea Schäfer
Nordic Walking – HerzKreislauftraining für
Frischluftfans
Bärbel Saager
4 | Programm
SAMSTAG, 07.06.2008
10.30-11.30 Uhr
Schwimmbad
Spielzimmer
Mehrzweckhalle
AQUA–Well –
Wohlfühlangebote
im Wasser
Achtsamkeit –
Wahrnehmen mit
allen Sinnen
Elena Spereiter
Dagmar Tiemeier
Sicherer Auftritt – Stürze
vermeiden | Bewegungsprogramme zur
Sturzprävention
Ursel Weingärtner
11.45-13.00 Uhr
Mittagessen
14.00-15.30 Uhr
Halle 2
Halle 3
Outdoor
Kreatives Tanzen –
Bewegungsaufgaben
zur Musik
Ellen Beckers
Bewegt leben mit
Rheuma, Arthrose und
Osteoporose
Elena Spereiter
Spielend in Bewegung –
Ausdauertraining im
Freien
Nicole Kons
Unterichtsraum U1 / U2
Spielzimmer
Mehrzweckhalle
Fit für 100 – Mobilitätsförderung und Prävention
für Hochaltrige
Ulrike und Frank Nieder
Mit Qigong und Tai Chi
dem Alltag entfliehen!
Silvia Lambertz
Fit im Kopf – flott in
den Beinen – bewegtes
Gehirntraining
Ursel Weingärtner
15.30-16.15 Uhr
Kaffeepause
16.15-17.45 Uhr
Halle 2
Halle 3
Outdoor
Kreatives Tanzen –
Bewegungsaufgaben
zur Musik
Ellen Beckers
Bewegt leben mit
Rheuma, Arthrose und
Osteoporose
Elena Spereiter
Spielend in Bewegung –
Ausdauertraining im
Freien
Nicole Kons
Unterichtsraum U1 / U2
Spielzimmer
Mehrzweckhalle
Fit für 100 – Mobilitätsförderung und Prävention
für Hochaltrige
Ulrike und Frank Nieder
Mit Qigong und Tai Chi
dem Alltag entfliehen!
Lach Dich gesund –
mit Humor den Alltag
bewältigen
Andrea Schäfer
18.30-20.00 Uhr
Silvia Lambertz
Abendessen Buffet
Anschließend Treff in der Tenne, Saunen, freies Sporttreiben
SONNTAG, 08.06.2008
07.45-08.45 Uhr
Frühstück
09.00-10.00 Uhr
Vortrag: „Sicher, gesund und mobil leben im Alter –
Maßnahmen zur Sturzprävention“
Dr. med. Dr. P.H. Andrea Icks, Ärztekammer Nordrhein
Mehrzweckhalle
10.00-10.30 Uhr
Diskussion zum Vortrag
10.30-11.00 Uhr
Auswertung/Verabschiedung
Mehrzweckhalle
11.15-12.15 Uhr
Mittagessen
Programm | 5
Inhalte deR WORkshOPs
CouNTry LINE DaNCE
Leitung: Andrea Schäfer und Manfred Probst
Line Dance ist eine Tanzform, bei der die TN in
Reihen vor- und nebeneinander tanzen. Einfache Schrittfolgen vermitteln schnelle Erfolgserlebnisse und machen aufgrund des gemeinschaftlichen Charakters viel Spaß. Let‘s dance!
WS 4 uND WS 10:
aQua-WELL – WohLFühLaNgEBoTE Im WaSSEr
Leitung: Manfred Probst
Musik im 3/4-Takt übt gerade bei Älteren eine
ange-nehme Wirkung auf das vegetative Nervensystem aus. Rhythmische Bewegungsaktivitäten lassen sich vielfältig auf diese Taktfrequenz ausüben. In diesem Workshop werden
auf der Grundlage von Basisschritten und ihren
Variationen Minibausteine für Gymnastik,
Tanz und Aerobic vorgestellt und erprobt.
Leitung: Elena Spereiter
„Wer immer die Wirkungen des Wassers versteht und in seiner überaus mannigfaltigen
Art anzuwenden weiß, besitzt ein Heilmittel,
welches von keinem anderen Mittel übertroffen
werden kann…“ Pfarrer Sebastian Kneipp)
Wasser – wo sonst bekommen wir das Gefühl,
so leicht wie eine Feder zu sein? Wenn warmes
Wasser den Körper umspült, können wir uns
entspannen und den Alltag hinter uns lassen.
Der Zustand des Wohlfühlens macht bereit,
loszulassen. Die Bewegungen werden größer,
schwungvoller, harmonischer. Den Körper
neu erfahren, Koordination und Beweglichkeit
wiedergewinnen, Ausdauer und Kraft trainieren, im Wasser – dem natürlichsten Element des
Menschen!
WS 2 uND WS 8:
FITNESS XXL – BEWEguNg Für üBErgEWIChTIgE
WS 5 uND WS 11:
aChTSamkEIT – WahrNEhmEN mIT aLLEN SINNEN
Leitung: Andrea Schäfer
Sportliche Aktivität kann übergewichtigen
Menschen helfen, ein verbessertes Körpergefühl aufzubauen und Beschwerden, die durch
mangelnde Bewegung verursacht werden, zu
lindern. Vielfältige Praxisbeispiele wollen Anregungen geben, wie „Pfundssportler“ dauerhaft
motiviert bleiben.
Leitung: Dagmar Tiemeier
Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen
erhöhen die Sensibilität für körperliche Vorgänge und unterstützen darin, den eigenen Alltag
bewusster und gelassener zu gestalten. Dieser
Workshop bietet die Möglichkeit, einen ersten
Einblick in die Praxis der Achtsamkeit zu erhalten und vielfältige Anregungen zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung zu bekommen - eine Einladung zum Innehalten.
WS 1:
FITNESS Im 3/4-TakT
WS 3 uND WS 9:
NorDIC-WaLkINg – hErz-krEISLauFTraININg
Für FrISChLuFTFaNS
Leitung: Bärbel Saager
Nordic-Walking als die Trend-Sportart in den
letzten Jahren kann physisch und psychisch
wahre Wunder bewirken. Aber auch NordicWalking will gelernt sein! Ein wichtiges Element
spielt hierbei die Vermittlung der richtigen
Nordic-Walking-Technik. In diesem Workshop
wird anhand von methodisch-didaktischen
Übungsreihen, den Teilnehmern eine funktionelle Nordic-Walking-Technik näher gebracht.
Nach dem Motto: locker–leicht–lächelnd–lustvoll-Nordic-Walken.
6 | Programm
WS 6 uND WS 12:
SIChErEr auFTrITT – STürzE vErmEIDEN, BEWEguNgSProgrammE zur STurzPrävENTIoN
Leitung: Ursel Weingärtner
Ein neuer Trend im Sport der Älteren oder eine
Notwendigkeit? Stürze sind eine erhebliche
Gefahr für die Gesundheit im Alter. Mobilitätsverlust, eingeschränkte Selbstständigkeit und
Isolation können als Folge auftreten. In diesem
Workshop geht es um die Auseinandersetzung
mit dem Thema „Stürze“. Sturzrisiken minimieren, Praxisanregungen (verschiedene körperliche Aktivitäten fördern die Bewegungs-
sicherheit) sowie der Bezug zum Alltag und
somit zu einer besseren Lebensqualität sind
Inhalte dieses Workshops.
WS 7:
ruND um DIE QuaLIFIzIEruNg – ThEorIE uND PraXIS
Leitung: Irene Francke
Sicherlich kennen Sie eine Person im Verein, die
interessiert ist, sich für eine Übungsleitertätigkeit im Verein zu qualifizieren. Die neue modulare Ausbildungskonzeption ÜL-B Sport der
Älteren / Gesundheitstraining für Ältere kommt
dem Bedürfnis nach individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten entgegen. Hier können Sie
erfahren warum. Außerdem wird eine interessante und überhaus vielseitige Praxissammlung
Sport der Älteren vorgestellt, mit der ÜL ihre
Stunden gestalten können (ab Herbst im Sportshop / Tel. 0203-7381-795 erhältlich). Ein paar
Kostproben werden gleich in Bewegung umgesetzt.
WS 13 uND WS 19:
krEaTIvES TaNzEN – BEWEguNgSauFgaBEN zur muSIk
Leitung: Ellen Beckers
Viele (ältere) Menschen haben Lust auf Bewegung zur Musik, wollen aber keine Choreographien mit festen Schrittfolgen lernen, Abläufe
im Kopf behalten müssen und ständig Takte
und Schritte zählen. Bei diesem Workshop verlassen wir den Pfad der strukturierten Tanzbeschreibungen und folgen der Idee der „kreativen
Bewegungsaufgaben zur Musik“, bei der wir
uns mit möglichst wenigen Vorgaben ideenreich,
kreativ und auch spielerisch zu unterschiedlichen Musikrhythmen bewegen. Es werden
Bewegungsideen vorgestellt und gemeinsam
ausprobiert, die Lust auf mehr machen und
aufzeigen, dass Tanz und Bewegung zur Musik
mehr bedeutet, als Schrittkombinationen zu lernen, bei denen nur die Füße, und ab und zu die
Arme im Einsatz sind. Tanz bedeutet nämlich
den Einsatz des ganzen Körpers, sich mit dem
Körper auf die Musik und den Musikrhythmus
einzulassen.
WS 14 uND WS 20:
BEWEgT LEBEN mIT rhEuma, arThroSE
uND oSTEoPoroSE
Leitung: Elena Spereiter
Bewegen ohne zu belasten - Gelenke entlasten und in Bewegung bleiben, das sind die
Leitlinien für jeden Betroffenen. Zielgruppenorientierte Spiel- und Bewegungsformen zur
Sturzprophylaxe, sowie Bewegungsangebote zur
Kräftigung insbesondere der gelenkstabilisierenden Tiefenmuskulatur, dienen dem Erhalt
der Gelenkfunktionen, schulen die Alltagsmotorik, vermindern Deformitäten, stabilisieren
die Selbstsicherheit und tragen somit entscheidend zur Verbesserung der Lebenssituation von
betroffenen TN bei.
WS 15 uND WS 21:
SPIELEND IN BEWEguNg – auSDauErTraININg Im FrEIEN
Leitung: Nicole Kons
In diesem Outdoor-Workshop wollen wir ein
vielfältiges Spiele- und Bewegungspotpourri
mit Ausdauercharakter kennen lernen. Eine in
Norddeutschland besonders beliebte Spielform
ist das Bosseln. Zwei Mannschaften versuchen
dabei jeweils eine Kugel möglichst weit zu werfen und dabei ihrem Verlauf – kreuz und quer
durch das abwechslungsreiche Waldgelände
der Sportschule Hachen – zu folgen. Das Spiel
ist sehr kommunikativ und fördert gleichzeitig
das Herz-Kreislauf-System ohne es zu überlasten. Den Abschluss bilden kleine Staffel- und
Mannschaftsspiele auf dem Sportplatz, die den
Kreislauf noch einmal in Schwung bringen.
WS 16 uND WS 22:
„FIT Für 100“ – moBILITäTSFörDEruNg
uND PrävENTIoN Für hoChaLTrIgE
Leitung Ulrike und Frank Nieder
Seit Mitte 2005 werden in NRW für hochaltrige Menschen unter dem Namen „fit für
100“ modellhaft Trainingsgruppen aufgebaut.
Im bisherigen Verlauf von „fit für 100“ ist es
gelungen, dieses spezialisierte Bewegungsprogramm für Hochaltrige unter verschiedenen
organisatorischen und situativen Bedingungen
Programm | 7
durchzuführen. Motorische, mentale und pflegebezogene Effekte wurden nachgewiesen. Das
„fit für 100“-Programm konnte somit im Sinne
der Prävention und Gesundheitsförderung dazu
beitragen, eine hohe Lebensqualität und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten, zu
stabilisieren oder wiederzuerlangen, indem es
die gesundheitlichen Belastungen und Risiken
der Teilnehmer reduzierte bzw. deren Gesundheitsressourcen erhöhte. Teile des 60-minütigen
Bewegungsprogramms, sowie Auszüge aus den
Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersuchung werden praxisnah vorgestellt. Im Anschluss kann über Umsetzungsmöglichkeiten im
Verein diskutiert werden.
WS 17 uND WS 23:
mIT QIgoNg uND TaI ChI DEm aLLTag ENTFLIEhEN
Leitung: Silvia Lambertz
Dieses Angebot bietet die Möglichkeit einen ersten Eindruck von beiden komplexen
Übungssystemen zu gewinnen. Grundlagen,
Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden
in Theorie und Praxis aufgezeigt. Vorgesehen
ist die Durchführung einen kurzen Qigong
-Übungsfolge und eine Einführung in das sogenannte „Tai Chi-Gehen“. Ob Sie dann immer
noch nach „New York – oder Zigaretten holen
müssen“ – entscheiden Sie selbst…
WS 18:
FIT Im koPF – FLoTT IN DEN BEINEN –
BEWEgTES gEhIrNTraININg
Leitung: Ursel Weingärtner
Bei vielen älteren Menschen geht mit dem Eintritt in den Ruhestand ein Abbau der körperlichen und geistigen Fähigkeiten einher. Neben
gezielten Bewegungsangeboten gewinnt das
Gedächtnistraining immer mehr an Bedeutung.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen,
dass Gehirntraining nicht nur die Durchblutungs- und Stoffwechselsituation des Gehirns
verbessert, sondern auch positive Auswirkungen
auf das physische und psychische Wohlbefinden
hat. Bei Bewegungsangeboten im „Sport der
Älteren“ bietet sich eine Kombination „Den8 | Programm
ken und Bewegen“ an, um dem ganzheitlichen
Aspekt der Förderung gerecht zu werden. Vielfältige Möglichkeiten, ein Bewegungsangebot
abwechslungsreich und attraktiv zu gestalten,
werden in diesem Workshop vorgestellt und
ausprobiert.
WS 24:
LaCh DICh gESuND – mIT humor DEN aLLTag BEWäLTIgEN
Leitung: Andrea Schäfer
Die Fähigkeit zu lachen ist eine Art Medizin,
die uns jederzeit kostenlos zur Verfügung steht.
Lachen stärkt die Abwehrkräfte, führt zu einer
besseren Durchblutung und baut Stresshormone ab. Spielend Humor trainieren ist Inhalt
dieses Workshops.
eInfühRunG In dIe taGunG
BärBEL haPP, LaNDESSPorTBuND NrW
Sehr geehrter Herr Stürmann,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde!
Ich begrüße Sie sehr herzlich zur diesjährigen
Fachtagung, die wir unter den Titel „Ältere
Menschen im Sport - Praxis, Programme, Projekte“ gestellt haben und in bewährter Tradition
gemeinsam mit dem Innenministerium NRW
durchführen. Im Gegensatz zu vielen von Ihnen
bin ich zum ersten Mal hier und ich freue mich
sehr, hier im Namen des LandesSportBundes
die Begrüßung und Eröffnung vornehmen zu
können. Wir freuen uns, dass sich wieder so
viele Teilnehmer zur Tagung angemeldet haben und ich hoffe, dass wir Ihre Erwartungen
erfüllen. Sie alle sind im Bereich des Breitensports tätig, viele von Ihnen in der Sportpraxis,
zu dessen Aufgabenfeldern auch der „Sport der
Älteren“ und der Bereich „Sport und Gesundheit“ gehört.
Eine der größten Herausforderungen unserer
Gesellschaft ist es, Antworten auf Frage- und
Problemstellungen des demografischen Wandels
und des Lebens im Alter zu finden. Wir müssen
uns vorbereiten auf eine Gesellschaft des langen
Lebens. Noch nie zuvor gab es Gesellschaften,
in denen so viele ältere Menschen leben und
in Zukunft leben werden. Zu keiner Zeit hat-
ten die Menschen im Alter eine noch so lange
Lebensphase vor sich wie heute. Jedes zweite
Mädchen im Kindergartenalter hat heute die
Aussicht 100 Jahre alt zu werden, jeder zweite Junge die Aussicht, das 95. Lebensjahr zu
erreichen. Und auch die Lebenserwartung der
heute schon Älteren ist gestiegen. Eine heute 60Jährige Frau hat noch eine statistische
Lebenserwartung von weiteren 24,5 Jahren, ein
heute 60Jähriger Mann von 20,6 Jahren. Die
vermutlich älteste Frau der Welt, eine Französin wurde 122 Jahre alt. Die Menschen erleben
diese zusätzlichen Jahre bei zunehmend besserer
Gesundheit, sie sind aktiver als die Generation der Älteren davor und die Lebensphase
des Alters wird von vielen aktiv gestaltet und
freudvoll erlebt. Trotzdem ist es aber auch so,
dass das Älterwerden für viele Menschen mit
zum Teil schwerwiegenden gesundheitlichen
Einschränkungen, dem Verlust von Fähigkeiten
und Sozialkontakten einhergeht. Mit zunehmendem Alter und der Hochaltrigkeit stellen
sich neue Risiken ein, etwa das Auftreten von
Demenzerkrankungen oder Stürzen und den
oft fatalen Folgen für die Gesundheit und die
Selbstständigkeit. Altersforscher, Mediziner
EINFühruNg | 9
und Sportwissenschaftler betonen immer wieder, wie immens wichtig es ist, durch Prävention und Gesundheitsförderung Erkrankungen
im Alter möglichst zu verhindern oder aber
wenigstens so lange wie möglich aufzuhalten.
Eine gesunde Ernährung und eine ausreichende
körperliche Aktivität sind nach Einschätzung
der Wissenschaft zentrale Faktoren, wenn nicht
sogar Schlüsselfaktoren für ein „erfolgreiches
und gesundes Altern“. Deswegen müssen wir
uns auch im Sport mit dieser Thematik beschäftigen. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen
verzeichnet der LandesSportBund NRW seit
Jahren die höchsten Zuwachsraten und noch
nie gab es so viele sportlich aktive Ältere in den
Vereinen. Allein in den Jahren 2000-2007 betrug
der Zuwachs in der Altersgruppe der über
60-Jährigen 25% – eine enorm beeindruckende
Entwicklung, welche den Wandel in der Mitgliederstruktur der Vereine sehr deutlich abbildet. Trotzdem müssen wir uns fragen: Werden
unsere Bewegungs- und Sportangebote auch
den Bedürfnissen der Älteren gerecht? Erreichen wir auch ältere Menschen, die bislang nur
wenig oder keinen Zugang zum Sport hatten?
Die Angebote für Ältere im Sportverein sind
zweifelsohne in den zurückliegenden Jahren
vielfältiger, abwechslungsreicher und „moderner“ geworden. Neben dem Motiv einer individuellen Freizeitgestaltung rücken auch Ziele
wie Gesundheitsförderung, Prävention und
Rehabilitation zunehmend in den Vordergrund
und die Nachfrage der Älteren nach adäquaten
Aktivitäten ist hoch. Trotzdem liegt hier noch
ein großes Entwicklungspotential.
Sportvereine müssen sich jetzt mit der Frage beschäftigen, wie sie für die Älteren angemessene
und qualifizierte Angebote schaffen können.
Dazu ist es notwendig, sich mit den Zielgruppen
innerhalb der Gruppe der Älteren zu beschäftigen, ihre Motive zur sportlichen Aktivität
und die vielfältigen Möglichkeiten sportlicher
und außersportlicher Aktivitäten zu kennen.
Es werden kompetente Übungsleiterinnen
und Übungsleiter benötigt und Vorstände, die
Fragen zur Vereinsorganisation, zum Marketing und zur Öffentlichkeitsarbeit beantworten
10 | EINFühruNg
können. Nur dann können attraktive Angebote
im Sportverein zielgruppenspezifisch für Ältere
entwickelt und verwirklicht werden.
Sie sehen also, die Palette der Themen und Fragestellungen ist umfassend und vielseitig. Ich
bin mir sicher, dass unsere Vereine diese Aufgaben mit ihren engagierten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern bewältigen können. Aber Sie brauchen sicherlich auch die Unterstützung ihrer
Dachorganisationen, den Verbänden, Bünden,
dem LandesSportBund und nicht zuletzt dem
für Förderung des Sports zuständigen Innenministeriums NRW, um diese Herausforderungen
und die Aufgaben der Zukunft bewältigen zu
können.
Um Ihnen in Ihrer Arbeit die bestmögliche
Unterstützung geben zu können und um den
Menschen in unserem Land ein wirklich zeitgemäßes, attraktives und an den Bedürfnissen
orientiertes Sport- und Bewegungsangebot machen zu können, hat sich der LandesSportBund
Nordrhein-Westfalen in den zurückliegenden
Wochen und Monaten einem sehr umfassenden
Umstrukturierungsprozess unterworfen. Dieser
hat zum Ziel, den LandesSportBund sowohl
in seiner Struktur als auch seiner inhaltlichen
Ausrichtung zukunftsfähig aufzustellen und für
die zukünftigen Aufgaben fit zu machen. Inzwischen sind die wichtigsten Eckpfeiler dieses
Erneuerungs- und Umstrukturierungsprozesses
gesetzt. Es wurde eine neue Satzung verabschiedet und im Januar diesen Jahres ist ein neues
Präsidium gewählt worden. Sechs Kernthemen
wurden benannt: Politik, Breitensport, Leistungssport, Finanzen, Mitarbeiterentwicklung,
Sporträume. Die Bearbeitung dieser Kernthemen wird über das Präsidium und den zugeordneten Präsidialausschüssen auf der politischen
Ebene gesteuert. Die Umsetzung erfolgt über
die ebenfalls neu aufgestellte Verwaltung des
LandesSportBundes, dessen Führungsspitze
jetzt durch einen hauptberuflichen Vorstand
gebildet wird.
Sie können es sicherlich nachvollziehen, ein
solcher Veränderungsprozess braucht seine
Zeit. Aber er braucht aber auch Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter, hauptberufliche und
auch ehrenamtliche, die gerne bereit sind,
diesen Prozess mitzugestalten und mit Leben zu
füllen. Als ich von der Vizepräsidentin Breitensport, Bärbel Dittrich, gefragt wurde, ob ich
bereit wäre, in diesen neuen Strukturen und im
Bereich des Breitensports mitzuarbeiten, habe
ich gerne zugesagt. Ich bin dem Sport seit vielen
Jahren verbunden.
Ich werde mich also im Präsidialausschuss
Breitensport für die Themenfelder „Familie und
Generationengerechtigkeit“ und den Bereich
“Ältere Menschen im Sport“ einsetzen.
Ich habe eben schon skizziert, wie vielfältig
die Themen und Aufgaben im Bereich Ältere
sind. Ich stelle mich diesem Thema mit Freude, denn ich bin überzeugt, dass diese Arbeit
nicht nur für die älteren Menschen in unserer
Gesellschaft von ganz besonderer Bedeutung
ist, sondern eine Bedeutung für unsere gesamte
Gesellschaft, für das Zusammenleben von Jung
und Alt, der Wahrnehmung der „Älteren“ und
des „alt werden und alt sein“ hat. Denn auch
dies ist ja etwas, was die Älteren den Jüngeren
mitgeben und vorleben können, nämlich zu
zeigen, wie man alt wird und wie man möglichst
auch im hohen Lebensalter glücklich, gesund
und zufrieden lebt. Welches Beispiel wäre für
ein Kind und einen Jugendlichen beeindruckender als zu sehen, dass Oma und Opa ganz
selbstverständlich im Sportverein aktiv sind
und wie ihre Enkel Bewegung und Sport in der
großen Sportfamilie betreiben. Im Bereich des
ehrenamtlichen Engagements sind es in unsere
Gesellschaft gerade die Älteren, die sich gerne
einbringen und somit der Gesellschaft einen
Dienst erweisen. Sie erschließen sich in den
verschiedensten Bereichen neue Tätigkeitsfelder
und sorgen damit auch für sich selbst vor, denn
Nichts ist bedrückender als das Gefühl, nicht
mehr gefragt oder gebraucht zu werden – denn
dies gefährdet letztendlich auch die Gesundheit.
Ich wünsche mir deswegen, dass der Sport sich
mit seinen Themen verstärkt einbringt in die
Seniorenpolitik, vor allem im kommunalen Bereich. Denn hier sind die Akteure aus dem Gesundheits- und Sozialbereich und der Senioren-
organisationen aktiv und haben vielfach schon
Netzwerke aufgebaut. Wir vom Sport müssen
in diesen Bezügen mitarbeiten und deutlich machen, welche Bedeutung Bewegung und Sport
für die Älteren und ein gesundes Altern haben.
Wir müssen den Menschen im kommunalen
Raum die Vielfältigkeit der Inhalte der Sportpraxis aufzeigen und für Angebote und Kooperationen werben. Wir müssen uns einbringen,
wenn es um die Gestaltung der Wohnquartiere
und des städtischen Umfelds geht, die ja zugleich auch Bewegungsräume der Menschen in
den Kommunen sind. Auch in diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass sich der Sport vor
Ort mit seinen Stadt- und Kreissportbünden
und den Vereinen entsprechend aufstellt und
das Thema „Altern“ und „Ältere im Sport“ auf
die Agenda setzt. Ich bin überzeugt, dass mit
der Initiative „Aktiv und gesund älter werden in
NRW“ die hier vor zwei Jahren auf der Fachtagung vorgestellt wurde, ein richtungsweisendes
Programm initiiert wurde. Inzwischen gibt es in
den Modellstandorten viele gute Beispiele der
Umsetzung.
Wir werden gleich noch Berichte über die
Arbeit in zwei Modellstandorten hören und ich
hoffe, dass Sie auch durch die Workshops am
Samstag und den Vortrag von Frau Dr. Icks am
Sonntag viele Anregungen, neues Wissen und
Erfahrungen für Ihre Arbeit mit nach Hause
nehmen können.
Ich möchte Sie herzlich bitten, sich auch weiterhin in Ihren Bezügen in dieses Programm
einzubinden. Lassen Sie mich aber, bevor ich
schließe, dem Organisations- und Referententeam und den Mitarbeiterinnen der Sportschule
herzlich für die Vorbereitung dieser Tagung
danken. Ich bin mir sicher, dass alle ihr Bestes für einen reibungslosen und erfolgreichen
Verlauf der Tagung geben werden. Auch wenn
ich leider nicht die ganze Zeit bei Ihnen bleiben
kann, freue ich mich darauf, Sie bei einer der
nächsten Veranstaltungen zum Thema wiederzusehen.
EINFühruNg | 11
GRussWORt
aBTEILuNgSLEITEr WErNEr STürmaNN, INNENmINISTErIum DES LaNDES NrW
Sehr geehrte Frau Happ,
meine Damen und Herren!
Ich darf Ihnen die Grüße des Innenministeriums
überbringen. Es geht heute um die Rolle des Innenministeriums im Sport, denn dafür ist es auch
zuständig. Wir sind sehr froh, dass wir mithelfen
können mit dem Landessportbund im Bereich
„Sport der Älteren“ aktiv zu sein, mit zu überlegen, wo wir neue Ansätze finden müssen, um
Vereine unterstützen zu können. Es ist deshalb
ein guter Brauch, ja schon Tradition, dass diese
Fachtagung hier in Hachen stattfindet.
Man kann sich der Frage des heutigen Tages
„Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter
werden“ auf verschiedene Arten und Weisen
und aus verschiedenen Sichtweisen annähern.
Es ist für den Sport, insbesondere für die Vereine,
heute schwieriger, sich und seine Existenz zu
sichern. In Köln zum Beispiel sind 13% der Menschen in Sportvereinen tätig. 1/3 treiben kommerziellen Sport, ein weiteres Drittel unorganisiert,
privat und ein weiteres Drittel im Verein. Das mag
eine Extremsituation sein, aber aus anderen Untersuchen sind derartige Tendenzen schon in den
Neunzigern im Ruhrgebiet festzustellen. Deshalb
kann man sich der heutigen Frage so annehmen:
Wir müssen die Zukunft unserer Vereine sichern,
indem man sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Das ist die Organisationssicht.
Man kann eine zweite Herangehensweise nehmen:
die Bedürfnissicht. Wofür sind Vereine ursprünglich überhaupt gegründet worden? Sie waren dafür da, die Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen,
dass sie Angebote organisieren in Selbsttätigkeit,
im Ehrenamt, für die Mitglieder. Zentral standen
Geselligkeit und Gemeinsinn im Focus. Im Prinzip
sollen Vereine auch genau diese Werte auch wei12 | gruSSWorT
terhin transportieren, sie sollen den verschiedenen
Bedürfnissen der Gesellschaft Genüge tun, und
zwar so gut es irgendwie geht.
Eine dritte Sicht: Es müssen gesellschaftlich nützliche Angebote geschaffen werden, die über den
Verein hinaus die Leute ansprechen. Angebote,
die für die Allgemeinheit nützlich sind. Fast jede
vierte Bürgerin und jeder vierte Bürger ist heute
älter als 60 Jahre. Der Anteil wird in den nächsten 15 Jahren noch deutlich anwachsen. Diese
Prognose gilt auch für Nordrhein-Westfalen.
Die Senioren sind – nicht nur quantitativ – eine
bedeutende Bevölkerungsgruppe. Der „dritte
Lebensabschnitt“ umfasst heutzutage tatsächlich
etwa ein Drittel des Erwachsenenlebens. Eine
Lebensphase, die die älteren Menschen überwiegend gesund und aktiv selbst gestalten wollen.
Jeder weis, wer gesund ist, verursacht weniger
Krankheit, weniger Kosten im Gesundheitswesen. Jeder der gesund ist, ist auch gesellschaftlich mobiler, kann sich besser einbringen.
Gesellschaftlich nützlich ist ein Verein, weil
er es tagtäglich realisiert, Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und
Altersgruppen zu integrieren und zusammenzubringen. Das ist der Aspekt, den das Innenministerium in den Vordergrund stellt. Wenn man
all diese Punkte betrachtet, wird deutlich, dass
die Vereine eine Grundlage brauchen, Unterstützung, um dieses umzusetzen. Wir müssen
gemeinsam daran arbeiten, eine Basis für Vereine zu schaffen, um deren Zukunft zu sichern.
Das ist auch der Grund warum am 13. Februar
2008 der Landessportbund und die Landesregierung ein Bündnis für den Sport in NRW
geschlossen haben. Was soll dieses Bündnis? Es
hat den Zweck, gemeinsam zu überlegen und
aktiv zu werden, wie man dem Sport neue Kraft
zuführen kann, wie wir den Verein fit machen
können für die gesellschaftlichen Anforderungen.
Es gibt dazu das Zukunftsprojekt „Verein 2015“.
Der Ansatz lautet: Wir müssen kämpfen für den
Verein, wir müssen dem Verein bessere Chancen
geben. Lassen sie mich kurz 3 Eckpunkte des
Bündnisses für den Sport darlegen:
gleichen Position ausüben. Wir fördern deshalb
Projekte und ein Qualifizierungsprogramm für
insbesondere jüngere Menschen. Dafür stellt die
Landesregierung noch einmal rund 1 Mio. Euro
für das Bündnis für den Sport zur Verfügung,
um gezielt Jugendliche anzusprechen. Aber wir
wollen natürlich auch besonders das Potential
älterer Menschen an Zeit, Wissen, Lebens- und
Berufserfahrung verstärkt nutzen und fördern.
DrITTEr ECkPuNkT:
ErSTENS:
Wir haben das Problem mit der Ausstattung der
Sportstätten, die in den 60er oder 70er Jahren
gebaut worden und oft sanierungsbedürftig sind.
Sie müssen modernisiert werden in Bezug auf
neue Sportbedürfnisse und gesundheitsfördernde
Maßnahmen. Es liegt auch auf der Hand, dass
sich die Folgen des demografischen Wandels auf
die Sportstätten und den Bedarf an Sportstätten
noch stärker als bisher auswirken. Wir haben
deshalb ein Sportstättenfinanzierungsprogramm
aufgelegt im Umfang von jährlich 50 Mio. Euro
Kreditsumme (d. h. auf drei Jahre bezogen 150
Mio.) und sehen hierdurch die Chance, Bedarf
und Bestand in Einklang zu bringen. Dies kann
geschehen durch qualitative Verbesserungen,
räumliche Umgestaltung, Bedarfsorientierung an
den Zielgruppen und der Ausschöpfung stärkerer
multifunktionaler Nutzungsmöglichkeiten. Durch
die sehr günstigen Zinsen des Programms wollen
wir Vereine motivieren, in ihre Sportstätten zu
investieren. Es geht uns vor allen Dingen um die
kleineren Maßnahmen, z. B. Vereinshäuser, Hallen, Spielfelder sozial zugänglicher zu gestalten.
zWEITENS:
Es sollen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, das Ehrenamt zu fördern und
die Anerkennungskultur für das Ehrenamt
zu optimieren. Hier gibt es eine Palette von
Maßnahmen als Hilfestellungen durch den
LSB: Schulungen, Schriftliche Informationen,
Angebote im Internet, VIBSS, Schriftreihen,
die ÜL-Pauschale etc. Ehrenamt muss z. B.
für Jugendliche etwas Neues sein und für diese
auch einen Nutzen haben, oft im Zusammenhang mit Qualifikationsnachweisen. Viele
wollen ein Ehrenamt nicht lebenslang in der
ist die Förderung gesellschaftlich bedeutender
Sportangebote. Hier wollen wir versuchen, verschiedene gesellschaftliche Akteure auf Landesebene zusammen zu bringen, um Angebote für
ein gesundheitsorientiertes Lebens zu machen
und zu versuchen möglichst viele Menschen „in
Bewegung zu bringen“. Konkret streben wir
verstärkt Fördermaßnahmen an, auch in Projektform, die stärker bedarfsorientierte Angebote
beinhalten, stärker auf Zielgruppen, z.B. auf
ältere Menschen oder auf Familien, ausgerichtet sind, auf die Gewinnung neuer Mitglieder,
insbesondere mit Migrationshintergrund für den
Sport orientiert sind, Sportstrukturen gezielt weiterentwickeln, soziale Akzente des Sports in den
Vordergrund rücken, den Sport als Bestandteil
der kommunalen Daseinsvorsorge stärken und
Vorhaben initiieren, die der lokalen und regionalen Vernetzung des Sports dienen.
Dabei setzt die Landesregierung auch auf Ihre
Unterstützung, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Denn sie sieht bei Ihnen, den Übungsleiterinnen und Übungsleitern, die Quelle für
neue Entwicklungen in den Sportvereinen. Wenn
Veränderungen und Neuerungen in die Vereine
hineingetragen werden, so geschieht das in den
meisten Fällen über Sie. Ein dauerhaftes attraktives Sport- und Bewegungsprogramm, das den
Wünschen und Bedürfnissen älterer Menschen
entspricht, steht und fällt mit der Kompetenz
und Qualifikation der Lehrkräfte mit ihren fachlichen, aber auch mit ihren humanitären Fähigkeiten. Und deshalb sind solche Veranstaltungen
wie heute ungemein wichtig.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine
schöne und erkenntnisreiche Tagung!
gruSSWorT | 13
uMsetzunG deR InItIatIve aM MOdellstandORt Gladbeck
schWeRPunkttheMa: beWeGunGsRäuMe füR GeneRatIOnen
harTmuT kNaPPmaNN, vorSITzENDEr STaDTSPorTvErBaND gLaDBECk
Gladbeck bewegt sich!
Der Mensch bewegt sich nicht weniger, weil er
alt wird. Er wird alt, weil er sich weniger bewegt.
Also beweg Dich.
Diese Erkenntnis der ehemaligen DDR-Radsportlegende Gustav-Adolf „Täve“ Schur
bringt die Notwendigkeit dieses Projektes auf
den Punkt.
Der Sport leistet nach Prof. Dr. Edgar Beckers
wertwichtige Beiträge zur Gesundheit des älteren Menschen:
· Verbesserung und Erhaltung der physischen
und psychischen und sozialen Leistungsfähigkeit (sportbezogene Angebote, allg. Breitensport)
· Entwicklung einer individuellen Gestaltungsfähigkeit (themenorientierte Bewegungsprogramme)
· Erhaltung der biologischen Funktionsfähigkeit (Sport zur Krankheitsbewältigung bzw.
-vermeidung)
Prof. Dr. Edgars Beckers hat auch auf die notwendigen Angebotsbereiche zur Entwicklung
von Kompetenzen für den älteren Menschen
hingewiesen.
Lokales Netzwerk „altern“
Seniorenbeirat
gesundheitsministerium
gesundheitsamt
universität
ausländerbeirat
Non-Profitanbieter
Clearing-Stelle
For-Profitanbieter
krankenkassen
LokaLES NETzWErk – koorDINIEruNgSSTELLE
· Projektbeginn: Ende 2006
· Kooperation Sportausschuss und Seniorenbeirat der Stadt sowie Stadt-Sport-Verband
· Projektmitarbeiterin Claudia Parma im Rahmen eines 400-Euro-Jobs
· 15 Stunden pro Woche
· Vernetzung durch Projektbeirat
· Amt für Schule und Sport, Seniorenberatung,
Stadtteilbüro
· Gladbecker Ärzteschaft, Fachschaft SdÄ,
Ingenieuramt, LSB-Experten
· Aktions- und Informationsveranstaltungen
· Bestandserhebung und Perspektiven
Broschüre
· Bewegungsräume für Generationen
maSSNahmEN 2006 - 2008
Für die Umsetzung der Aktivitäten vor Ort ist
ein lokales Netzwerk „Altern“ unter Einbeziehung des Seniorenbeirates, des Ausländerbeirates, des Gesundheitsamtes, der For-Profit und
Non-Profit Anbieter, der Krankenkassen und
von Universitäten notwendig. Die Clearingstelle muss durch eine Autorität besetzt werden, z.
B. Bürgermeister.
14 | vorTrag
· Präsentation Gladbecker Ärzteschaft
· Auftaktveranstaltung als Aktions- und Mitmach-Tag mit Prof. Beckers in Verbindung
mit Sitzung des Sportausschusses
· Bestandserhebung und Perspektiven
Broschüre
· Schnupper- und Informationstag in RentfortNord
· Bewegungsräume für Generationen
· Qualifizierungsmaßnahme (B-Lizenz SdÄ) in
Gladbeck
· Offensive: Mehr anerkannte Vereine im SdÄ
in Gladbeck
· Intensivierung der Aktivitäten „Alt für Jung“
· Weitere Kooperationen mit Trägern von Alteneinrichtungen
· Osteoporose-Tag im Herbst
üBErSIChT DEr aNBIETEr
· Sportvereine
· Volkshochschule
· Städtische Seniorenberatung
und Seniorenbeirat
· Altenheime
· Selbsthilfegruppen
· Kommerzielle Anbieter
· Sonstige Anbieter
gLaDBECk BEWEgT SICh! – INITIaLgruPPE
Die Gladbecker Sportfamilie eignet sich ideal als Initialgruppe für die Umsetzung dieses
Projektes. Sie ist ein idealer Partner. Durch die
jahrelange Zusammenarbeit ist das für die
Aufgabe notwendige Vertrauen gewachsen.
Es kann so von Beginn an eine aktive Zielgruppe an dem Projekt beteiligt werden. Reibungsverluste und Fehlentwicklungen werden
dadurch minimiert. Die Gruppe kann aus der
praktischen Erfahrung für die einzelnen Fragestellungen sicherlich wertvolle Hinweise geben.
Insbesondere in den Bereichen:
·
·
·
·
Soziale Verbundsysteme im Sport der Älteren
Kommunikation und Kulturangebote
Selbstbestimmte Senioren
Qualifikation der Übungsleitungen
· Ärztliche Unterstützung
· Ansprechbare aktive Menschen jeder
Generation
BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN –
aNForDEruNgEN
Die Bewegungsräume für Generationen sind
ein Teil der Aufgabe, die zukünftige Stadtentwicklung an die demografische Entwicklung
anzupassen. Dabei wird berücksichtigt, dass
durch die Ausweitung des Ganztagsbetriebes
im Grund- und Hauptschulbereich immer
mehr Hallenstunden für Sportvereine entfallen
werden. Und die Tatsache, dass für die Älteren
nicht alle gehobenen Ansprüche einer Sporthalle
(Höhe, Bodenbelag, usw.) notwendig sein werden. Außerdem können solche Bewegungsräume
auch für Bewegungsangebote von Kindern im
Vorschul- und Grundschulalter genutzt werden.
Die Stadtstruktur sollte der ausgeglichene
harmonische Hintergrund für den Ablauf der
Lebenszyklen der Menschen sein. Die derzeitige Diskussion um die altersgerechte Anpassung der Stadtentwicklung zeigt, dass in der
Vergangenheit die Betrachtung des gesamten
Lebenszyklus des Menschen nicht zentrale
Fragestellung der Stadtgestaltung war. Die Diskussion über die altersgerechte Entwicklung der
Stadt zeigt jetzt auch wieder nur eine einseitige
Fokussierung auf einen Lebenszyklus. Dieser
einseitigen Betrachtung wollen wir mit dem
Begriff und der Bereitstellung von „Bewegungsräumen für Generationen“ ausdrücklich entgegentreten, denn alt sind nur die Anderen.
Die aus der Betrachtung der demografischen
Veränderung festzustellenden Defizite werden
nicht isoliert betrachtet und bewertet, sondern
es soll den Lebenszyklen des Menschen Rech-
Gladbeck bewegt sich! – Starke Basis (Fotos: SSV-Gladbeck)
vorTrag | 15
nung tragen. Angestrebt wird ein Mosaik von
multifunktionalen Flächen, die sich über das
Stadtgebiet verteilen. Identität stiftende Schwerpunktbildungen sind dabei ausdrückliches Ziel.
Das Anforderungsprofil sollte auf einer systematischen, inhaltlichen und einheitlichen Planungsgrundlage für das gesamte Stadtgebiet basieren.
Eine so abgesicherte Entscheidungshilfe sorgt für
Transparenz bei Neubau und Aus- und Umgestaltung. Die Entwicklung der Bewegungsräume
erfolgt unter Berücksichtigung der Lebensumstände, des Alters und des Geschlechts und der
sportlichen Betätigung. Die Investitionen werden
nachhaltig abgesichert.
Die Erarbeitung von Standards für „Bewegungsräume für Generationen“ soll in einem
Näherungsverfahren erfolgen: Gestaltung von
Referenzflächen, von Leitsystemen etc. und
Beobachtung der Aneignung und konkrete
Diskussion mit der Bevölkerung (Vinzenzpark,
Quälingspark, Wittringen Leit- und Orientierungssystem), und dabei notwendige Rückkoppelung aus dem Feldversuch, d.h. wissenschaftliche Begleitung und Kontrolle. Paralleles
Erarbeiten allgemeingültiger theoretischer
Grundlagen für das zukünftige Entscheidungsraster. Diese beiden Stränge verfeinern sich permanent in Rückkoppelungsschleifen. Dadurch
werden die Maßnahmen immer weiter differenziert und verfeinert (Qualitätsmanagement).
BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN – zIELE
· Identifizierbare Nachbarschaft
· Förderung und Bau nachbarschaftlicher
Kommunikationsräume
· Förderung nachbarschaftlicher Verantwortung
· Zugehörigkeit und Identifikation
· Bewegung und Gesundheitsförderung für Alle
16 | vorTrag
BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN – ProToTyPEN
Neben der Anpassung der Architektur und
deren Innenorganisation, ist für den Standort
Stadt und dem Wohlbefinden der Bevölkerung,
die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Infrastruktur und Freiräumen wichtig. Menschen
brauchen identifizierbare räumliche Einheiten,
zu der sie gehören. Das heißt, wahrnehmbare
Grenzen sind wichtig. Der homogene und
undifferenzierte Charakter moderner Städte
verhindert jede Vielfalt der Lebensstile. Das
Gesundheitsbewusstsein und die körperliche
Fitness hat in den letzten Jahren eine große
Bedeutung bekommen, die auch durch immer
bessere Information weiterhin steigen wird
(siehe Broschüre Zukunft gestalten – aktiv und
gesund älter werden in Gladbeck, Bestandserhebung und Perspektiven, Bericht des Projektbeirates Sport der Älteren in Gladbeck, 2007).
Körperliche und geistige Gesundheit bis ins
hohe Alter sind zum Lebensziel geworden. Die
Menschen sind bereit in dieses Ziel, Zeit und
Mühe zu investieren. Allerdings gibt es für
sportliche Betätigung selten geeignete Räume
in den Häusern und noch seltener Freiräume,
die diese Aktivitäten zu lassen. Die ersten Recherchen haben gezeigt, das weder ein Anforderungsprofil für Räume im Innenbereich wie
auch im Außenbereich existieren.
Deshalb haben wir in Gladbeck den Versuch
einer ersten Näherung unternommen: Welche
Aufgaben und Aktivitäten können diese Räume
erfüllen?
Kommunikative soziale Aufgaben und gesundheitliche Aufgaben: Stichwörter sind:
Identifizierbare Nachbarschaft, Förderung
und Bau nachbarschaftlicher Kommunikation,
Stärkung nachbarschaftlicher Verantwortung,
Zugehörigkeit und Identifikation, Bewegung
und Gesundheitsförderung für alle. Wesentlich
dabei ist, im ersten Schritt die Wahrnehmung
der Fläche und dann erst die Ausstattung der
Flächen (Entwicklung eines eigenen Logossiehe Präsentation). Dies ist besonders wichtig,
weil die älteren Menschen in ihrer Jugend nur
Verbote kannten: Betreten der Rasenfläche
verboten! Jetzt sollen sie genau das Gegenteil
machen. Das bedarf eines radikalen Umdenkens und einer Identifikation.
Ein erster Bewegungsraum im Freien im Quälingspark (Garten- und Parkthema, Gehschule)
wurde bereits als Tennenfläche errichtet.
Ein erster Entwurf für einen Anbau an einen
bestehenden Standort mit vorhandener Infrastruktur (z. B. Sporthalle) ist rechts dargestellt.
Die Kosten hierfür betragen nach Einschätzung
der Experten ca. 100.000,– Euro.
gLaDBECk BEWEgT SICh! – SChLuSSBETraChTuNg
Mit der Aufgabe „Bewegungsräume für Generationen“ betreten alle Beteiligten ein neues Feld.
gLaDBECk BEWEgT SICh! – FazIT ProjEkTarBEIT
· Gladbeck bietet als „Sportfreundliche Stadt”
traditionell für die Umsetzung der Initiative
optimale Rahmenbedingungen
· Die Kooperation im Netzwerk bildet neben
den bestehenden aktiven Gruppen das Rückrat der Initiative
· Die erarbeiteten Ansätze des Projektbeirates
führen zu dringend benötigten Antworten auf
die demografische Entwicklung in der Stadt
· Sie bieten außerdem konstruktive Lösungsansätze für eine Stadtentwicklung, die den Lebensphasen aller Generationen gerecht wird
vorTrag | 17
uMsetzunG deR InItIatIve aM MOdellstandORt köln
uLrIkE krauS, ProjEkTmITarBEITErIN STaDTSPorTBuND köLN
Sport in Köln hat Tradition. Verbindungen
zum LandesSportBund Nordrhein-Westfalen
bestehen schon lange. Neuer sind die Kontakte
zum Bereich „Sport der Älteren“. Diese konnten über Anke Borhof im September 2006 bei
der 10. Internationalen EGREPA Konferenz
„Bewegung, Sport und erfolgreiches Altern“
aufgebaut werden. Köln wurde Modellstadt
und beteiligt sich seit 2007 an der Umsetzung
der Initiative unter der Devise „Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in Köln“.
Es erfolgte die Einrichtung einer Koordinierungsstelle und einer Steuerungsgruppe.
STEuEruNgSgruPPE Im ProjEkT
Diese Steuerungsgruppe trifft sich seit Sommer 2007 regelmäßig und beratschlagt die
inhaltlichen Schwerpunkte. Damit aus den
unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen
eingebracht werden können und unterschiedliche Interessen vertreten sind, besteht die
Steuerungsgruppe aus Mitgliedern verschiedener Institutionen: Mit Klaus Ulonska, einem
Vorstandsmitglied des StadtSportBundes Köln
wurde eine Person gefunden, die die Belange
auch auf höchster Ebene vertritt. DiplomSportlehrerin Ulrike Kraus übernimmt das Amt
der Koordinatorin. Dagmar Ziege und Rolf M.
Kilzer stehen als hauptamtliche Mitarbeitende
des StadtSportBundes Köln zur Verfügung.
Durch Anke Borhof ist der stetige Kontakt
zum LandesSportBund Nordrhein-Westfalen
gewährleistet. Prof. Dr. Heinz Mechling von der
Deutschen Sporthochschule Köln vom „Institut
18 | vorTrag
für Bewegungs- und Sportgerontologie“ verkörpert die wissenschaftliche Seite des Teams. Mit
Klaus Zander vom Sportamt der Stadt Köln
gelingt der Schulterschluss zur Verwaltung.
Kathrin Köhl ist Mitarbeiterin der seit über 30
Jahren bestehenden Kölner Seniorengemeinschaft für Sport und Freizeit. Unterstützt wird
die Steuerungsgruppe von Sabine Witte, einer
langjährigen hauptamtlichen Mitarbeiterin
eines großen Kölner Sportvereines.
FragEBogENakTIoN
Mittels einer Befragung wurde mit einer ersten
Bestandserhebung begonnen. Diese dient dann
als Ausgangspunkt um, wie im Projekt gefordert, ein attraktives, zielgruppenorientiertes und
wohnortnahes Bewegungsangebot zu etablieren.
Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma
unterstützte diese Aktion mit einem Appell an
die Vereine. Über 70 Vereine antworteten und
machten Angaben über
· die Anzahl ihrer Mitglieder über 50 Jahre
· Angebote, die in ihrem Verein bestehen, an denen auch Menschen über 50 Jahre teilnehmen
· Angebote, die ihr Verein speziell für ältere
Menschen eingerichtet hat
· die Qualifizierung ihrer Übungsleiterinnen
und Übungsleiter
· bestehenden oder gewünschte Kooperationen
· Probleme, die in ihrem Verein existieren.
Für die weitere Planung waren zunächst die
Probleme der Vereine sehr wichtig, da sie
unmittelbar als Themenstellung für die nachfolgende Zukunftswerkstatt einfließen sollten.
Über 70% der Vereine geben an, dass die
Gewinnung von älteren Mitgliedern für sie
problematisch sei und sogar über 80% halten
die Gewinnung ehrenamtlichen Funktionsträgern für schwierig. Die Sportanlagen stellen für
die Vereine ein großes Problem dar, sowohl die
zeitliche Verfügbarkeit als auch der Zustand der
Sportanlagen bereiten den Vereinen Schwierigkeiten. Die Gesamtperspektive sehen über 70%
der Vereine für sich gefährdet und die Gewinnung qualifizierter Übungsleiterinnen und
Übungsleiter bedeutet für über 70% der Vereine
ein Problem.
zukuNFTSWErkSTaTT
Mit diesem Wissen lud der StadtSportBund
Köln mit Unterstützung des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalens die Kölner Vereine zu einer ersten Zukunftswerkstatt. Knapp
40 Interessierte aus mehreren Vereinen und Verbänden folgten am 26.01.08 der Einladung ins
Stadthaus nach Köln-Deutz in die Räumlichkeiten der Führungs-Akademie des DOSB. Unter der Moderation von Frau Cornelia Krieger
diskutierten die Teilnehmenden in wechselnden
Kleingruppen die Fragestellung: „Was hindert
die Vereine daran attraktive Bewegungsangebote für ihre älteren Mitglieder zu unterbreiten?“ Auf großen Schaubildern präsentierten sie
ihre Wünsche und Ideen und versuchten durch
Kreativität die Hinderungsgründe zu überwinden bzw zu überdenken, wie sich diese Ideen
schon jetzt ansatzweise realisieren lassen.
Als Ansatzpunkte zur weiteren Planung ergaben
sich
· Öffentlichkeitsarbeit: Um mehr Seniorinnen
und Senioren für die Vereine zu gewinnen,
müssen seniorengerechte Mittel eingesetzt
werden. Gedacht wurde an eine eigene Sendezeit im Kölner Lokalfernsehen.
· Um interessante Bewegungsangebote machen zu können, bedarf es einerseits fähiger
Übungsleiterinnen und Übungsleiter aber
auch die Bereitschaft der Vereinsführung
kreative Wege zu gehen. Daher ist die Qualifizierung auf beiden Ebenen notwendig.
· Zu den neuen Wegen gehören sowohl eine
finanzielle und räumliche Koordination im
eigenen Verein,
· als auch eine finanzielle und räumliche Vernetzung mit anderen Vereinen und Institutionen. Eine der Ideen war ein Pass, der für
verschiedene Vereine Gültigkeit besitzt und
gleichzeitig bei den Krankenkassen für Bonuspunkte sorgt. Vorstellbar sind auch Kooperationen mit anderen Institutionen z. B. mit
Altenheimen um eine bessere Raumnutzung
zu erreichen.
PErSPEkTIvE
Mit den Ansatzpunkten aus der Zukunftswerkstatt ist für den 22.September 2008 eine weitere
Veranstaltung für die Vereine geplant. Neben
Informationen soll mit Workshops den Vereinen
ganz konkrete Hilfestellung zur Vereinsentwicklung an die Hand gegeben werden.
Zuvor soll für verschiedene Gruppierungen, die
sich in Köln schon für die Belange der Senioren
verdient gemacht haben (z. B. Seniorennetzwerkkoordinator/innen, Seniorenvertretung,…)
eine Informationsveranstaltung stattfinden,
die gleichzeitig auch das Kennenlernen und
Vernetzung der unterschiedlichen Institutionen
ermöglicht.
Im Oktober 2008 erfolgt eine Beteiligung an
den Aktionstagen „Gesund und mobil im Alter“ der Stadt Köln. Vorgesehen sind u.a. eine
Präsentation der bisher erfolgten Maßnahmen,
eine Testung der Bewegungsfähigkeit der Besucher und eine Ausstellung.
Des Weiteren soll aus den gewonnenen Daten
der Fragebogenaktion eine Auflistung der aktuellen Bewegungsangebote für ältere Menschen
in einer Broschüre erstellt werden. Parallel soll
das Angebotsverzeichnis aktualisiert im Internet abrufbar sein.
Damit hat die Steuerungsgruppe erste Veränderungsprozesse in Gang gebracht und ist sich sicher, dass die Kölner Sportvereine einen Beitrag
zum bewegten Altern in Köln leisten können.
vorTrag | 19
dIe neue ausbIldunGskOnzePtIOn „ül-b sPORt deR
älteRen / GesundheItstRaInInG füR älteRe“
maNFrED ProBST
Folgende Fakten und Rahmenbedingungen
machten es erforderlich, die Ausbildungskonzeptionen im Qualifizierungsbereich „Sport der
Älteren“ zu reformieren:
· die neuen Rahmenrichtlinien des DOSB
· das bestehende komplexe System aller Qualifizierungen mit voneinander unabhängigen
Ausbildungskonzeptionen auf der 1. und 2.
Lizenzstufe
· ein neugefasstes Bildungsverständnis des LandesSportBundes NRW
· die veränderten Voraussetzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
· neue und moderne Lernmedien
Im neuen Gesamtqualifizierungssystem des
LandesSportBundes NRW wird bereits auf der
1. Lizenzstufe ÜL-C intensiver auf die Zielgruppe der Älteren eingegangen. Zum Beispiel
wird ein Verständnis für das Phänomen des
Alterns und des Alterungsprozesses bei den ÜL
entwickelt, es wird die Zielgruppe der Älteren in
ihrer Dynamik und in ihrer Heterogenität dargestellt und es werden sportpraktische Inhalte
und Beispiele erlebt und ausgewertet.
Im spezifischen Qualifizierungsbereich „Sport
der Älteren“ auf der 2. Lizenzstufe werden zwei
Lizenzausbildungen angeboten:
· Übergreifender Breitensport „Sport der Älteren“
· Prävention „Gesundheitstraining für Ältere“
Für die Neufassung der Konzeption sind
folgende Fakten und Prozesse berücksichtigt
worden:
20 | vorTrag
Trotz der dynamisch wachsenden Anzahl von
Älteren im organisierten Sport und der demographischen Entwicklung stagnieren die Ausbildungszahlen, d.h. die Anzahl der ÜL, die eine
Lizenz für die sportfachliche Betreuung von
Älteren anstreben, auf gleichem Niveau (siehe
Statistik). Immer weniger sind ÜL bereit, Qualifizierungsangebote über mehrere Folgen kompakt zu buchen. Dagegen wächst die Anzahl der
Fortbildungen kontinuierlich.
Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren
vermehrt ÜL für das Angebotsprofil „Prävention“ ausbilden lassen. Hier stehen ihnen 4
Profile im Erwachsenenbereich zur Verfügung.
Daraus ergibt sich, dass Personen, die Ältere
in Gruppen anleiten wollen, sich auf diese 4
Ausbildungsprofile verteilen. Ein Umstand, der
das Erreichen der Mindestteilnehmerzahl eines
Qualifizierungsangebotes erschwert. ÜL, die im
Angebotsprofil „Prävention Gesundheitstraining für Ältere“ tätig werden wollen, mussten
bisher nach dem Besuch der Ausbildung „Sport
der Älteren“ den Aufbaulehrgang „Gesundheitstraining für Ältere“ besuchen. Dieser hatte
einen sehr abstrakten und theoretischen Charakter.
WaS SIND NuN DIE kENNzEIChEN DES NEuEN auSBILDuNgSmoDELLS „üL-B SPorT DEr äLTErEN / gESuNDhEITSTraININg Für äLTErE“?
Die Ausbildung wird in 3 Etappen (Module)
aufgegliedert. ÜL können damit ihren Lernweg
individuell gestalten. Die gesamte Ausbildung
muss nicht wie bisher in 2-3 Monaten abge-
schlossen werden, sondern spätestens nach 2
Jahren. Veranstalter können sich regional abstimmen, wie sie das System der Ausbildungsmodule zeitlich und örtlich anbieten.
Das Basismodul ist so konstruiert, dass auch
ÜL dieses Angebot als ÜL-C Fortbildung
besuchen können. Sie werden ggf. motiviert,
eine Qualifizierung als ÜL im Sport der Älteren
zum späteren Zeitpunkt fortzusetzen. ÜL, die
eine Qualifizierung in den Präventionsprofilen Haltungs- und Bewegungssystem (HuB),
Stressbewältigung und Entspannung (SuE) oder
Herz-Kreislauf-System (HKS) absolviert haben,
können im Aufbaumodul einsteigen, da sie
wichtige Inhalte des Basismoduls bereits kennen
oder sich anderweitig angeeignet haben. Eine
besondere Eigenschaft erhält die Ausbildung
auch noch dadurch, dass Lernzeiten zuhause
eingeplant und mit Lernmaterialien unterstützt
werden.
Die Ausbildung schließen die TN in der Regel
mit der Lizenz „Sport der Älteren“ ab. Die für
ein Präventionsangebot notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen werden in der gesamten
Ausbildungsphase thematisiert und vermittelt.
Teilnehmende, die in diesem Angebot tätig
werden wollen, müssen eine separate Prüfung
absolvieren.
Durch den neuen Ausbildungsgang soll erreicht
werden, dass in Zukunft mehr ÜL den Erwerb
einer Lizenz anstreben.
vorTrag | 21
„sIcheR, Gesund und MObIl leben IM alteR –
MassnahMen zuR stuRzPRäventIOn“
PD Dr. Dr. aNDrEa ICkS, ärzTEkammEr NorDrhEIN
Der folgende Beitrag ist fokussiert auf menschen, die ein erhöhtes Sturzrisiko haben und die sich
im Falle eines Sturzes schwerwiegende verletzungen zufügen sowie auf spezifische Interventionen,
um diese Ereignisse zu vermeiden.
1. hINTErgruND
Zentrales Ziel älterer und betagter Menschen
ist der Erhalt von Mobilität und Selbstständigkeit. Sturzbedingte Verletzungen, v.a.
Hüftfraktur, sind häufige Anlässe für deren
Einschränkung. Zu Sturzrisiken und potentiellen Maßnahmen zur Vermeidung, gibt es
eine Reihe von Empfehlungen verschiedenener
Professionen, so einen Expertenstandard in
der Pflege 2006 (DNQP), verschiedene ärztl.
Leitlinien (DEGAM, DVO, DGU) und internationale Guidelines (WHO, ProFane). Stürze
und sturzbedingte Verletzungen führen zu
erhöhtem Aufwand in Versorgung und Kosten
im Gesundheitwesen. Da Stürze neben individuellen Belastungen erhöhte Aufwände für
das Versorgungssystem bedeuten, liegt auch
auf Seiten von Leistungs- und Kostenträgern
ein zunehmendes Interesse an sturzpräventiven
Maßnahmen vor.
lungsbedürftige Verletzungen, in 1-2% sturzbedingte Hüftfrakturen („Oberschenkelhalsbrüche“). In Deutschland erlitten im Jahr 2004 ca.
115.000 Personen mindestens eine Hüftfraktur
(1995: ca. 100.000), davon waren rund 90% der
Personen über 65 Jahre und schätzungsweise
90% der Behandlungsfälle sturzbedingt. Adjustiert für Alter und Geschlecht lag der Anstieg
der Hüftfraktur-Inzidenz zwischen 1995 und
2004 bei rund 5% (1% pro Jahr).
Die Folgen von Hüftfrakturen sind erheblich:
etwa 50% der Betroffenen erlangen ihre ursprüngliche Beweglichkeit nicht zurück, etwa
20% werden ständig pflegebedürftig. Die Angst
der Betroffenen, erneut zu stürzen, führt zu
Verlust von Selbstvertrauen im Alltag, zur Einschränkung der Lebensqualität für Betroffene
und Angehörige. Allein die direkten Kosten
wurden für das Jahr 2005 in Deutschland auf
2,77 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
häuFIgkEIT voN STürzEN uND STurzFoLgEN
Es wird geschätzt, dass etwa 30% der über 60Jährigen mindestens einmal pro Jahr stürzen.
Als Sturzfolge entstehen in 10-20% behand22 | vorTrag
STurzaSSozIIErTE FakTorEN uND PrävENTIoNSaNSäTzE
In Studien wurden vielfältige sturzassoziierte
Faktoren gefunden. Zu den umgebungsbe-
zogenen Faktoren gehören z.B. die Gestaltung
des Wohnumfeldes (Lichtverhältnisse in der
Wohnung, etc.). Zu den personenbezogenen
Faktoren Erkrankungen oder die Einnahme
von Medikamenten. Nur für wenige Faktoren
ist gut belegt, dass sie tatsächlich mit einem
erhöhten Sturzrisiko einhergehen. Diese Faktoren sind das weibliche Geschlecht, das höhere
Lebensalter, die Gangstörung und der Zusammenhang zu einem vorausgegangenen Sturz.
Ein hohes Risiko haben Bewohner von Einrichtungen der Altenhilfe und -pflege.
Ebenso gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen,
die potentiell Stürze vermeiden können. Gut belegt ist die Wirksamkeit jedoch nur für wenige
Maßnahmen: bei in der Gemeinde lebenden Senioren wurde das Sturzrisiko durch Bewegungsübungen, durch die Korrektur der Sehleistung
und durch die Verbesserung der Sicherheit in
der Wohnung (z. B. Haltegriffe, ausreichende
Beleuchtung) gesenkt.
2. ProjEkTE zur STurzPrävENTIoN
Auch in Deutschland gibt es eine Reihe von
Projekten mit dem Ziel, Stürze im Alter zu
vermeiden und die sowohl in stationären Einrichtungen der Altenpflege als auch in der Gemeinde lebende Senioren zu adressieren. Dazu
zählen in NRW z. B.
· das Projekt „Fit für 100“ von Universität
Bonn und Sporthochschule Köln,
· das Projekt „PATRAS“ der Caritas Westfalen-Lippe und
· das Modell der Ärztekammer Nordrhein, das
unten noch vorgestellt wird.
Zunächst sollen zwei Modelle beschrieben
werden, die im Hinblick auf ihre Wirksamkeit
in kontrolliert-randomisierten Studien (Studien,
in denen Teilnehmer/innen zufällig der Prüfund einer Kontrollgruppe zugeordnet werden)
geprüft wurden.
(1) Das „Ulmer Modell“ richtet sich an in Heimen lebende Senioren. Zentraler Bestandteil ist
ein spezifisches Kraft- und Balance-Training als
Gruppenangebot, wobei 6-8 Personen mindestens eine Trainingseinheit pro Woche erhalten.
Wichtig sind die Information und Schulung
von Heimmitarbeiter sowie flankierende Maßnahmen, wie z. B. das Angebot von Hüftprotektoren. Die Evaluation des Projekts (Becker
2003) ergab eine Reduktion von Stürzen um
40%, von Hüftfrakturen um 30%. Ein weiteres
Modell richtet sich an in der Gemeinde lebende
Senioren, die ambulante Pflege erhalten und denen über die ambulanten Pflegedienste Informationen zur Sturzvermeidung und ein Kraft- und
Balancetraining angeboten wurden. Das Trainingsprogramm ist Basis vieler sturzpräventiver
Projekte. Es ist unter www.aktivinjedemalter.de
verfügbar.
(2) Das Hamburger Modell zielt ebenfalls auf
die Vermeidung von Stürzen in stationären
Einrichtungen. Die Intervention besteht aus
dem Angebot von Hüftprotektoren, und zwar
in Verbindung mit einer einführenden strukturierten „Schulung“ von Heimmitarbeitern zu
den Protektoren. Die Evaluation (Meyer 2003)
ergab eine Verbesserung der Akzeptanz von
Hüftprotektoren bei Bewohnern und Angehörigen und eine Reduktion von Hüftfrakturen um
43%. Das Schulungsprogramm „Für alle Fälle“
ist im Ärzteverlag erhältlich, Informationen
finden sich auf den Seiten des Fachbereichs
Gesundheit der Universität Hamburg.
ProjEkTE DEr ärzTEkammEr NorDrhEIN
Begründung der Projekte der Ärztekammer
Nordrhein war die Beobachtung, dass in den
bestehenden Modellen wenig auf die Kooperation mit der Ärzteschaft fokussiert wurde, Ärzte
jedoch wichtige Ansprechpartner für Senioren
darstellen, die auch mit in der Gemeinde lebenden Senioren in regelmäßigem Kontakt stehen,
Risiken erkennen und zu präventiven Maßnahmen motivieren können.
Das im stationären Bereich angesiedelte Projekt
„Sicher und mobil“ basiert auf dem Kraft- und
Balancetraining des Ulmer Modells und einer
strukturierten Schulung der Pflegekräfte, u.a. zu
Hüftprotektoren nach dem Hamburger Modell. Besonderer Bestandteil ist die ausführliche
Information und Fortbildung der die Heime
betreuenden Ärzte als wichtige Bezugspersonen
vorTrag | 23
für Bewohner, Angehörige und Pflegefachkräfte. Das Projekt wurde in 22 Heimen in 4
Regionen implementiert. Es fand eine hohe
Akzeptanz bei Pflegekräften, Trainern und
Bewohnern. Bis zu 40% der Bewohner nehmen
am Training teil (meist zwischen 10% und
25%). Eine Befragung der rund 150 die Heime
betreuenden Ärzten nach einem Jahr zeigte eine
positive Beteiligung. 60% antworteten auf die
schriftliche Befragung, davon kannten 80% das
Projekt, und 50% waren eingebunden. Die vorwiegenden Handlungen in Zusammenhang mit
dem Projekt waren ein Sturzrisiko-Assessment
(Assessment=Auswahlverfahren) (meist in Kooperation mit den Pflegenden), die Beratung und
Motivation von Bewohnern und ihren Angehörigen sowie die Entscheidung über die Eignung
der Bewohner zur Trainingsteilnahme.
Ein zweites Modell der Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf richtet sich an in der Gemeinde lebende Senioren mit einem erhöhten
Sturzrisiko, d. h. Senioren, die bereits gestürzt
sind, die eine subjektive Gangunsicherheit
haben oder deren Arzt ein erhöhtes Sturzrisiko
feststellte. Das Angebot ist an Seniorenbegegnungsstätten eingerichtet. Es besteht aus einem
einmal pro Woche stattfindenden Kraft- und
Balancetraining nach dem Ulmer Modell und
Beratungen zu weiteren sturzpräventiven Maßnahmen. Das Training wird im Wesentlichen
durch Physiotherapeuten, Diplomsportlehrern
und Übungsleitern durchgeführt, die in Fortbildungen spezifisch qualifiziert wurden.
Die Hausärzte in Düsseldorf wurden über das
Projekt informiert und können Flyer zur Information ihrer Patienten anfordern. Aktuell trainieren ca. 45 Gruppen an 23 Standorten, damit
werden ca. 500 Senioren erreicht. Diese kommen
zunehmend von außen dazu, auch auf Empfehlung der Hausärzte. Durch einen Fragebogen zu
Sturzrisiken lässt sich zeigen, dass die Zielgruppe erreicht wird. Nach der hohen Akzeptanz
in Düsseldorf hat die Ausweitung auf weitere
Standorte und Regionen begonnen.
Neben den Projekten hat die Ärztekammer
Nordrhein Broschüren zum Thema erarbeitet.
24 | vorTrag
Nach der Broschüre „Gesund und mobil im
Alter“ für „Professionelle“ soll besonders die
Broschüre „Stürze und ihre Folgen – Risiken
erkennen und vermeiden, Eine wissensbasierte
Information für Patienten und Verbraucher“
erwähnt werden, die den Kriterien für gute Verbraucherinformation nachkommt und damit im
Themenbereich Neuland betritt.
Informationen zu beiden Projekten und zu den
Broschüren finden sich auf der Internetseite der
ÄKNo (www.aekno.de).
3. auSBLICk
Die Vermeidung von Stürzen und Sturzfolgen
im Alter ist Ziel verschiedener Initiativen. So
ist die Sturzprävention eins von 6 Themen der
Arbeitsgruppe Alter des Deutschen Forums
Prävention, sowie eine von vier Landesinitiativen im Rahmen des Präventionskonzepts NRW.
Wichtige Begründungen für diese Schwerpunktsetzung waren
· das Vorhandensein nachgewiesenermaßen
wirksamer Maßnahmen,
· die Kosteneffektivität solcher Maßnahmen,
· das Vorhandensein von Leitlinien und Empfehlungen verschiedener Professionen (ärztliche Leitlinien, Pflegestandards,) sowie
· die Beobachtung einer Zunahme von Hüftfrakturen in Deutschland insbesondere bei
betagten Menschen (Icks 2007), im Gegensatz
zu anderen Ländern, die Rückgänge der Hüftfrakturen zeigen konnten.
Zentrale Fragen zur Umsetzung sturzpräventiver Maßnahmen, sind u. a., wer welche Interventionen anbietet, und wie sich Zielgruppen
definieren und mit passenden Interventionen
erreichen lassen (z. B. pflegebedürftige Senioren, die im eigenen Haushalt leben)?
Diese Fragen werden sich nur interdisziplinär
und in Kooperation mit den betagten Bürgern
selbst lösen lassen.
dIskussIOn nach deM vORtRaG vOn fRau dR. Icks
moDEraTIoN: aNkE BorhoF, LSB NrW
Anke Borhof: Herzlichen Dank für diesen Vortrag. Frau Dr. Icks, wir haben ja jetzt viel gehört
über die Initiativen in den Heimen und dort der
erste Ansatz gemacht werden soll. Das Projekt
„Fit für 100“ hat ja auch den stationären Ansatz,
wenngleich auch ambulante Gruppen entstanden
sind. Mich würde einmal interessieren, wer von
Ihnen in den Vereinen denn auch schon Programme anbietet, die unter diesem Titel „sturzpräventive Maßnahmen“ laufen. Gibt es schon
Vereinsangebote von Ihrer Seite aus oder ist das
überhaupt noch nicht umgesetzt und angedacht?
Frau Jutta Finke: TV Osberghausen: Wir bauen
das in unsere Übungsstunden mit ein. Das machen wir seit Jahren schon so.
Anke Borhof: Sie bauen das mit ein, was heißt das
konkret? Wie sieht das aus in der Sportpraxis?
Frau Jutta Finke: TV Osberghausen: Wir machen Balance-Übungen. Wir machen Krafttraining und wir machen Gleichgewichtsübungen, das
ist für uns ganz normal, das gehört dazu.
Anke Borhof: Frau Dr. Icks, ich hatte das ja schon
im Vorfeld berichtet. die Konzepte des LSB NRW
sind so ausgelegt, dass die Angebote „Sport der
Älteren“ sehr vielfältig sind, neben dem Training
der Ausdauer, wird auch die Kraft verbessert. Dass
viele Balanceübungeneingebaut werden, Übungen
zur Koordination und Beweglichkeit. Eben ganzheitlich im Ansatz und nicht speziell ausgeschrieben auf den Bereich Sturzprävention. Seit einigen
Jahren gibt es eine Fortbildung …ich schau gerade,
wo ist Ursel Weingärtner? Ursel, möchtest du
etwas zu der Fortbildung sagen „Hochaltrig in Bewegung“, das ist der Bereich wo man sich speziell
für dieses Themenfeld vorbereiten kann, aber es
gibt ja auch Einzelfortbildungen, Wochenendfortbildungen zum Thema „Sturzprävention“.Ursel,
erzähl uns doch was in der Qualifizierungsarbeit
geleistet wird in diesem Bereich.
Ursel Weingärtner: Wir haben seit dem Jahr
2000 eine Sonderqualifikation „Hochaltrig in
Bewegung“. Das ist eine Fortbildung, ja genau
da hinten winkt die Kollegin, die da auch mitarbeitet, das ist Frau Elena Spereiter. Das sind drei
Wochenenden, wo wir schon das Thema Sturzprophylaxe sehr intensiv bearbeiten. Darüberhinaus haben wir vor zwei Jahren versucht eine
Fortbildung als Wochenendseminar anzubieten
mit dem Titel „Vorsicht Falle“ und waren ganz
enttäuscht und entsetzt, dass nur wenige Anmeldungen vorlagen. Wir haben dann mal nachgefragt, ob das eher so gedacht war. „Die Polizei
kommt, es geht vielleicht um Nepper, Schlepper
u. Bauernfänger…“ Haben dann zweimal eine
Maßnahme gehabt in Gelsenkirchen beim Gelsensport, dezentral, die jetzt auch stattgefunden hat.
Es waren nicht ganz so viele Teilnehmer, so 12 bis
14, die sich mit dem Thema beschäftigt haben.
Wir haben gemerkt, es gibt Bedarf. Ich würde daher gerne ergänzen, was Frau Finke vorhin gesagt
hat, „Wir integrieren das in unsere bestehenden
Gruppen“. Ich habe ja gestern diesen Workshop
gemacht zum Thema und habe da auch noch
einmal deutlich unterstrichen, dass es ganz viele
ÜL in unserem Bereich gibt, die ein unglaubliches
Übungsrepertoire haben und sehr viel Erfahrung,
die gute Sachen in ihren Gruppen anbieten. Die
haben vielleicht Balanceübungen, Kräftigungsübungen, etc. angeboten ohne dieses unter dem
Fokus „Sturzprävention“ einzusetzen. Ich glaube,
da müssen wir auch in den Fortbildungen oder
in den Ausbildungen hinkommen, noch mehr das
Bewusstsein zu stärken, das die ÜL sich mit dem
Thema noch mehr auseinander setzen und das
adäquat in ihren Übungsstunden umsetzen.
Elena Spereiter: Ja, vielen Dank ich bin die Kollegin von Ursel Weingärtner. Wir haben sozusagen
dieses Projekt „Hochaltrig und in Bewegung“
geboren. Ein sehr umfassendes, ein sehr ganzheitliches Konzept, was nicht wissenschaftlich begleitet
wurde, was ich sehr schade finde. Im Übrigen, weil
es außer diesen Projekten, die ja in NRW überall
bekannt sind, z.B. „Fit für 100“ und Patras die
ganzen Modelle, die vorhin erwähnt wurden, die
sind relativ kräftig unterstützt worden. Nur so
ganzheitliche Programme, die in Vereinen adäquat
DISkuSSIoN | 25
umgesetzt werden können, da vermisse ich das ein
bißchen. Ich habe auch gestern hier zwei Workshops geleitet u.a. zum Thema „bewegt leben mit
Rheuma….“ und habe auch da noch einmal die
Teilnehmenden angesprochen, dass in der Regel die
Fortbildungsmaßnahmen leider sehr wenig frequentiert werden, Workshops dagegen zeigen, ich
hatte gestern 33 TN im ersten und 36 TN im zweiten Workshop, also sehr stark frequentiert werden,
dass die Nachfrage sehr groß ist. Wenn man sich
betrachtet, dass eben auch von der Entwicklung
her das Alter ganz klar unsere Zielgruppe ist in
der Zukunft, dann denke ich mal, dass das sehr
wichtig sein wird in unserer Zukunft. Wir müssen fokussieren, was betrifft denn da die älteren
Menschen, was ist denn da ganz wichtig? Ich bin
auch über einen anderen Verband, dem Deutschen
Roten Kreuz ganz tief in der Arbeit drin, entwickele jetzt ein Projekt mit einer anderen Kollegin vom
DRK, was sicherlich auch sehr gut greifen wird in
den Altenpflegeheimen. Da geht es ganz spezifisch
auch um diesen Bereich der „Sturzprävention“.
Das ist einfach ein Thema für die Zukunft. Ich
denke mal, das sollten wir uns alle auf unsere
Fahnen schreiben. Wir haben sehr viel für ganz
fitte Senioren gemacht und denke, da sind wir auch
alle sehr fit drin, deshalb einfach das Bewusstsein
zu verändern und das eben ganzheitlich-orientiert,
nicht nur in eine Richtung denken. Ich wäre sehr
froh, wenn ganz ganz viele sich in der nächsten
Zeit anmelden würden. Danke.
Frau Dr. Icks: Sie tun schon ganz viel in diesem
Bereich. Ich bin davon überzeugt, dass es sehr
viele Angebote gibt, und ich glaube das es auch
wirklich gut und richtig ist, diese Angebote herauszustellen, um auch zu sehen, welche Kompetenzen da sind. Das sehr viel kommuniziert wurde
über die Modelle der Hochbetagten, glaube ich,
hatte etwas damit zu tun, das überhaupt erst
einmal in die Öffentlichkeit gebracht werden musste, dass man mit Hochbetagten etwas anderes
machen kann als „Bingo spielen“. Diese Menschen kommen ja nicht mehr in einen Sportverein,
im Heim Lebende schon mal gar nicht und viele
Senioren kommen dort nicht mehr hin, sondern
in die Vereine gehen diejenigen, die auch noch
andere Übungen machen, tanzen gehen, die noch
aktiv und fit sind. Diejenigen, die nicht mehr fit
26 | DISkuSSIoN
sind, die eingeschränkten, die mit einer Gehhilfe
kommen, die nach einem Schlaganfall kommen,
dass sind diejenigen, wo noch lange nicht gesehen
wurde, hier ist noch ganz ganz viel Plastizität und
viel Potential zu verbessern. Wo aber auch gesagt
werden muss, es bringt nichts mit den Senioren
eine Sitzgymnastik zu machen, wo „winke, winke“ gemacht wird. Ich komme ja selber nicht aus
dem Bereich, bin aber in den Modellregionen,
wo wir waren, noch schauen gegangen, in den
Heimen und in den Seniorenbegegnungsstätten,
wo man sagen muss, die Senioren können viel
mehr. Da ist noch viel mehr Potential Bewegung
zu verbessern. Aber traditionell glaube ich, dass
die Sportvereine eher nicht rausgehen auf diese
Gruppen zu gehen. Und diejenigen, die in diesen
Gruppen unterwegs sind, haben mit denen was
anderes gemacht. Die Therapeuten sind defizitorientiert. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist,
dass hier Kompetenzen zusammen kommen.
Ich glaube allerdings auch, das alle unterschiedlichen Berufsgruppen darauf einstellen müssen,
auf welche Zielgruppe man welche Programme
zuschneidet, dass die Programme auch wirklich
auf Heimbewohner passen, die ganz alt sind,
die dementiell verändert sind. Ich denke hier
müssen alle schauen, was haben wir überhaupt
schon und was können wir auch noch übertragen auf andere Zielgruppen und diejenigen, die
die Zielgruppen betreuen sagen, da gibt es auch
ganz viel Kompetenz in anderen Bereichen, wo
wir mit kooperieren können. Es geht gar nicht
darum was Singuläres zu machen. Ich denke
bei diesen ganz hochbetagten Heimbewohnern
da macht man kein Ausdauertraining mehr und
allgemein gesundheitförderliche Angebote. Hier
bringt es etwas, wenn man ganz spezifisch ein bis
zwei Stunden pro Woche die Kraft und Balance
trainiert. Man kann jetzt sagen, das ist singulär,
auf der anderen Seite ist es das gar nicht, weil die
Senioren genießen diese Stunden miteinander. Sie
genießen diese auch beim Bingo, aber sie merken,
ich werde kräftiger und ihnen kommt es für ihre
Beweglichkeit zugute. Dies ist eine Gruppe, die
lange Zeit überhaupt nicht gesehen wurde als eine
solche, mit der man überhaupt etwas tun kann.
Peter Franzl aus Schwerte: Ich bin dem Behindertensportverein angeschlossen und betreue seit acht
Jahren eine Gruppe im Seniorenheim, u. a. auch
bei der AWO, bei einem Frauentreff, wo ich 35-40
Teilnehmerinnen habe, in einem Saal mit Stühlen,
wo ich auch „Sturzprophylaxe“ anbiete. Dies ist
einmal im Monat und das klappt wunderbar. Im
Seniorenheim ist diese Sache anders. Dort sind
die Helfer nicht vor Ort, die man dazu benötigt,
denn alleine kann man sowas nicht praktizieren.
Die Helfer müssen die Leute in den Saal bringen
und Hilfestellung geben, das ist nicht vorhanden.
Dies wird immer weniger und darin sehe ich das
Projekt scheitern, wenn da nicht von außen Hilfe
kommt, um die Arbeit zu unterstützen.
Anke Borhof: Danke schön. Das war ja jetzt noch
einmal ein Hinweis, wenn ÜL aus Vereinen in
Heimen aktiv sind, dann brauchen sie auch einen
entsprechenden Background. Sie brauchen zum
einen ja auch die Schulung für diese Maßnahmen, aber sie brauchen auch ein unterstützendes
Team. Ich denke im Rahmen des Projektes „Fit
für 100“ ist dieses angelegt worden und auch sehr
erfolgreich umgesetzt worden. Ulrike, möchtest
du direkt dazu etwas sagen?
Ulrike Nieder, Projekt „Fit für 100“: Das war
unsere Sorge. Wir kannten auch die Altenheimstrukturen sehr gut. Wir wissen um die
Zeiten der Pflegekräfte und hatten schon Sorge,
dass wir da keine Unterstützung fänden. Aber,
wenn die Pflegekräfte informiert sind, wenn Pflegekräfte wissen worum es geht, worauf so eine
Gruppe basiert, was Sinn und Zweck ist, wie sie
hinterher auch agieren können, wenn die Leute
wieder zurück sind auf der Etage, wenn dort
gemerkt wird, jetzt möchte vielleicht jemand den
Gang zur Toilette alleine wagen, und die Mitarbeiterin ist in der Situation neben dem Rollstuhl
hergehen zu können und nicht mehr schieben zu
müssen. Also, wenn Pflegekräfte a) informiert
sind und b) mit einbezogen werden in den Prozess,
die Menschen leben ja da, und die Mitarbeiter
sind Bezugspflegepersonen, d. h. es ist auch deren
Aufgabe sich zu kümmern. Also wir wären sehr
angetan und größtenteils, muss ich sagen, auch
wirklich begeistert, wie dankbar auch manchmal
Pflegekräfte sind, wenn sie darum wissen, was in
den Gruppen da wirklich getan wird und was das
Ziel ist und wenn sie hinterher mit agieren kön-
nen. Denn im Prinzip müssen diese einbezogen
werden, denn wenn die hören, den Herrn Müller
von Etage 2 in den Bewegungsraum zu fahren,
dann empfinden diejenigen das als Zumutung.
Aber wenn sie wissen, was damit erreicht werden
soll, welche Vorteile sie hinterher auch haben
auf der Etage, wenn Herr Müller sich nämlich
steigert in der Kraft und Fortschritte zu bemerken
sind, dann haben sie eigentlich gewonnen.
Anke Borhof: Herzlichen Dank. Wie sieht das
aus, Frau Dr. Icks, wenn wir jetzt wissen nach
welchem Programm wir arbeiten. Wir haben
ja gehört, von den Inhalten her und von den
Übungen her unterscheidet sich das „Ulmer
Modell“ vom dem „Fit für 100“-Modell eigentlich gar nicht so sehr. Eben ist gesagt worden, die
Kraft- und Balanceübungen bringen wir in die
Sportpraxis ein. Im Grunde genommen schon ein
ganz weites Stück vorher, bevor die Menschen
pflegebedürftig werden, wir haben es ja eingangs
in den Beiträgen von Bärbel Happ gehört, es
geht eben darum, die Pflegebedürftigkeit und das
Sturzrisiko lange hinauszuschieben und zu verhindern, bevor solche schwerwiegenden Einschnitte
überhaupt erst erfolgen. Das wär jetzt so meine
Frage, wie geht man hier in NRW damit um?
Sie haben es ja erläutert. Man wird sich dann
wahrscheinlich auf ein Programm verständigen
und muss dieses dann im Pflegebereich versuchen umzusetzen. Wird es da auch eine Gruppe
geben,die entsprechend begleitet und unterstützt
oder ist es dann mehr oder weniger Aufgabe der
Einrichtungen die evaluierten Programme von
sich aus umzusetzen? Kann das funktionieren
Ihrer Meinung nach?
Dr. Icks: Das ist genau die Frage, die sich jetzt
stellt. Das eine ist, das man überhaupt mal sagt,
welches Programm nehmen wir. Kann man sich
einigen z. B. auf eine Basis wie „Ulmer Modell“,
das den Vorteil hat, es ist evaluiert. Na gut, wenn
man jetzt ein bisschen mehr Kraft ein bisschen
mehr Balance, die Reihenfolge kann anders sein,
aber es soll schon so sein, dass man nicht halt
„Bingo“ spielt. Dann stellt sich die Frage, findet
man für die unterschiedlichen Berufsgruppen ein
gemeinsames Curriculum oder unterschiedliche
Curriculum-Module. Wir hatten das gestern
DISkuSSIoN | 27
ja auch schon einmal angesprochen. Ich glaube
schon das jede Berufsgruppe und hier auch nach
unterschiedlicher Qualifikation und nach Zielgruppe, unterschiedlichen Fortbildungsbedarf hat.
Dann wäre es wahrscheinlich am Günstigsten,
wenn die Verbände in den unterschiedlichen
Professionen hier dann auch so etwas kommunizieren, Fortbildungen anbieten. Es sollten auch
Curricula in standardisierter Form vorliegen.
Es kommen z. B. Physiotherapeuten zum LandesSportBund NRW und bilden sich fort oder
kommen nach Köln zur Uni und bilden sich fort.
Man sollte dann wissen, die sind auch entsprechend fortgebildet, haben ein entsprechendes
Programm, so dass ein Kostenträger, aber auch
ein Leistungsnachfrager weiß, was er machen
soll, und wen er anfragen kann, wer diese entsprechenden Maßnahmen durchführen kann. Ich kann
bei der Pflege gut nachvollziehen, es ist sicherlich
schwierig, die Pflege ist sehr stark belastet. Ich
unterstütze Frau Nieder hier. Es ist wichtig, dass
nicht nur die Leitung, auch die Mitarbeiter im
ganzen Haus wissen was gemacht wird. Sie profitieren davon, wir haben diese Erfahrungen auch
gemacht. In den Leitungen ist das Interesse sehr
groß. Für Heime ist der Sturzfaktor riesengroß,
weil sie die Kosten nicht mehr erstattet bekommen. Sie haben nur noch Stress wegen Regressen.
Die ambulant Pflegebedürftigen, die Menschen
die nicht in Heimen untergebracht sind, die sind
nochmals schwieriger, weil man schauen muss,
wie erreicht man diese. Ich glaube hier sind
Sportvereine, genau wie Seniorenbegegnungsstätten eine sehr gute Möglichkeit, sie zu erreichen
und sie einzubeziehen.
Anke Borhof: Ursel, du hattest noch eine Rückmeldung oder eine Anmerkung.
Ursel Weingärtner: Ja, ich möchte ganz gerne
nochmals aus der Erfahrung berichten, wo auch
Professionen/Personengruppen miteinander
arbeiten. Wir hatten in den ersten Jahren der
Sonderfortbildung „Hochaltrig und in Bewegung“ überwiegend Leute aus dem LandesSportBund, also ÜL. Dann kam immer mal wieder
eine Anfrage von Leuten, die in Heimen arbeiten,
z. B. im Bereich der Pflege oder aus dem sozialen
28 | DISkuSSIoN
Dienst. Wir hatten dann ein bisschen Bauchschmerzen, ja, die sind keine ÜL, die haben keine
Lizenz „Sport der Älteren“ gemacht und haben
sie dann doch aufgenommen. Wir haben mittlerweile das Verhältnis 50 zu 50, d. h. die Hälfte
kommen aus Heimen, die andere Hälfte sind ÜL
und das ist eine wunderbare Symbiose, ein ganz
toller Austausch.
Ich denke, wenn wir an der Basis schon Kooperation haben, dass es dann auch nach oben weitergehen kann bei der Kooperation. Das Zweite:
Wir erleben immer wieder, dass viele ÜL eine
gewisse Scheu haben in Altenheime zu gehen oder
auch Angst vor der Zielgruppe und Unwissenheit
haben. Deshalb machen wir auch im Rahmen
dieser Fortbildung Bewegungsangebote in Alteneinrichtungen, d.h. die ÜL haben auch den ersten
Kontakt mit der Zielgruppe. Die guten Erfahrungen geben uns Recht. Man sieht wie läuft es
ab, wie reagieren die älteren Menschen darauf
und was kann ich da überhaupt umsetzen? Ich
denke, das werden wir auch weiter so durchführen.
Anke Borhof: Herzlichen Dank, Ursel. Dort ist
noch eine Wortmeldung.
Helga Stahl, Seniorenbeirat der Stadt Kierspe:
Ich möchte einen neuen Aspekt da noch mit
reinbringen, den Sie eben ganz kurz angesprochen haben in Ihrem Vortrag. Es geht um die
medikamentöse Einstellung der Senioren. Unsere
Senioren/Innen bekommen sehr viel Medikamente bedingt durch chronische Erkrankungen,
aber auch durch aktuelle Erkrankungen und das,
was sie auch noch selbst einnehmen. Damit ist ein
Cocktail gegeben, der nicht immer eine stabile
Gangsicherheit erzeugt. Mir wurde gesagt, von
Herrn Dr. Hawina, Internist, dass die Senioren
darauf bestehen sollten, dass ein Medikamentenspiegel jährlich gemacht wird. Denn gerade
im Alter baut die Muskelkraft ab. Wir haben
automatisch weniger Muskelanteil am Körper, die
Organe sind durchlässiger, sodass weniger Medikamente gegeben werden müssten in ihrer Menge.
Könnten Sie dazu bitte Stellung nehmen?
Dr. Icks: Ja, Sie sprechen einen ganz wichtigen
Punkt an, das habe ich eben ganz kurz gehal-
ten. Auch im Rahmen dieser Landesinitiative,
aber auch als Ärztekammer sehen wir durchaus
einen Beitrag, den wir leisten können, in dem wir
die Ärzteschaft ansprechen und für das Thema
sensibilisieren und auch Fortbildungen durchführen. Medikation im Alter ist ein ganz wichtiger
Punkt. Der Bereich Geriatrie läuft jetzt als
Zusatzbezeichnung. Hier läuft vermehrt Qualifizierung. Allgemeinmediziner haben oft ältere
Patienten, trotzdem gibt’s hier sicherlich auch
noch Fortbildungsbedarf. Da passiert im Moment
sehr viel. Körperzusammensetzungen verändern
sich, Ausscheidungsvorgänge verändern sich. Das
ist der wesentliche Aspekt, weshalb man sich die
Medikation anschauen muss. Die Nieren funktionieren nicht mehr so gut. Dann kumulieren
Medikamente im Körper und die Polimedikation
im Alter ist zum Teil haarsträubend. Im Heim ist
es zum Teil auch haarsträubend. Hier sehen wir
als Kammer durchaus Handlungsbedarf und wir
sind daran.
Im Rahmen dieser Landesinitiative haben sich
die Körperschaften zusammengesetzt, die ja nun
eigentlich mit diesem Thema „Wie setzt man
Kraft- und Balancetraining um“ gar nicht soviel
zu tun haben, außer dass sie es kennen sollten,
und dass sie es positiv motivieren soll über die
Medikation als ganz wichtigen Aspekt zu sprechen. Eine gute Einstellung der Grunderkrankung
zu sprechen. Medikation betrifft sehr stark auch
den Bereich der bewusstseinsverändernen Medikamente, Schlafmittel, nachhängende Mittel und
Antidepressiva. Wir haben keine Unterversorgung, wir haben eine völlige Fehlversorgung, da
gibt es Untersuchungen zu. Es betrifft die Verbesserung der Sehleistung, wobei auch hier alle nur
zusammenarbeiten können. Es ist wichtig, dass
die Angehörigen sich melden, dass das Pflegepersonal die Kommunikation mit Ärzten sucht. Wir
bemühen uns halt auch, die Kommunikationswege
zu verbessern. Im Weiteren wurde ja auch noch
einmal deutlich, wie wichtig eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit hier ist. Einstellung der Grundkrankheit ganz wichtig. Hier ist ja auch der ärztliche Bereich gefragt, hier arbeiten wir sehr viel
daran. Wir geben Broschüren heraus, wir machen
Fortbildungen und die Geriatrie als ein Fach wird
auch in der Ärzteschaft immer mehr gesehen und
es setzt sich auch hier immer mehr dieses Wissen
durch. Es ist eine Gruppe die a) anders betreut
werden muss und b) es muss sich, das ist das, was
ich eingangs sagte, dieser Gedanke verfestigen,
es ist nicht nur eine Gruppe, die zu versorgen ist,
hier ist unglaublich viel Potential, noch Verbesserungspotential. Wir möchten hier auch noch aktiv
und schwungvoll reingehen. Habe ich Ihre Frage
damit beantwortet?
Anke Borhof: Danke schön, hier ist noch eine
Wortmeldung.
Dr. Klaus Imle, Herzgruppenleiter, Hagen: Ich
betreue seit 30 Jahren Herzgruppen in Hagen und
die Sturzprophylaxe machen wir seit einiger Zeit.
Wenn wir jetzt nach Hause in unsere Vereine
gehen, müssen wir eigentlich Multiplikatoren sein
und sagen, pass mal auf, wir haben soviel neue
Aufgaben und wir müssen den Vereinen sagen:
Es geht nicht nur um die Jungen, sondern wirklich
um die Alten und wir müssen nicht auf Modelle
warten, wir müssen selber anfangen. Und das ist
heute hier wunderbar angeklungen und ich glaube,
hier ist soviel Gutes rübergekommen, dass wir mit
schwungvollem Elan für unsere jungen Alten was
Gutes tun können.
Anke Borhof: Das war ein wunderbares Schlusswort. Da brauche ich gar nichts hinzuzufügen. Ich
möchte mich ganz herzlich nochmals bedanken,
bei Ihnen Frau Dr. Icks, dass Sie am Sonntagmorgen, bzw. Sie sind gestern abend schon angereist, zu uns gekommen sind. Vielleicht können
wir Sie auf einer Praxistagung einmal begrüßen.
Wir haben Ihnen eine Kleinigkeit mitgebracht.
Ich weiß nicht, ob Sie den schon kennen, das ist
unser kleiner Schweinehund, den wir überwinden
müssen, um in Bewegung zu kommen. Nehmen
Sie ihn mit nach Hause, vielleicht haben Sie eine
Verwendung. Dazu noch ein Buch. Herzlichen
Dank.
DISkuSSIoN | 29
WORKSHOPs
08 | cOuntRy lIne dance
maNFrED ProBST uND aNDrEa SChäFEr
Line Dance, das Tanzen auf Linien neben- oder
hintereinander erfreut sich immer größerer
Beliebtheit, insbesondere bei der Zielgruppe
50 plus. Ein Partner ist nicht erforderlich, man
tanzt gemeinsam mit der Gruppe zu Countryoder Westernmusik in entsprechender Kleidung
(Cowboyhut, Stiefel; ist aber kein Muß).
BEWEguNgSauSFühruNg Im LINE DaNCE:
Die Schritte werden eher gleitend und mit viel
Hüfteinsatz getanzt. Arme und Oberkörper
bleiben ruhig, Hände sind als lockere Faust in
die Hüften gestützt oder Daumen in den Hosenbund oder Gürtel gehakt.
EINIgE CharakTErISTISChE SChrITTE:
Die Schrittfolgen der einzelnen Tänze werden
zu einer bestimmten Art von Takten getanzt
und wiederholen sich regelmäßig mit einer oder
mehreren Richtungsänderungen. Jeder Tanz hat
seinen Namen, man schätzt, daß es mittlerweile
über 15000 verschiedene Tänze gibt.
Mit einem gewissen Repertoire kann sich ein
Line Dancer unabhängig von Ort und Sprachkenntnissen einem Tanzangebot anschließen.
ENTWICkLuNg voN LINE DaNCE:
Über den Ursprung gibt es verschiedene Ansichten. Viele nehmen an, daß diese Tanzform
ihren Ursprung im Folkloretanz hat. Mit der
Einwanderung europäischer Siedler nach Nordamerika vermischten sich diese Volkstänze
bis zum Round- und Square-Dancing. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts passten die
Cowboys sie dem Country Western Stil an.
Grapevine Kreuzschritt nach rechts oder links
Brush
der unbelastete Fuß schleift über
den Boden
Scuff
stark betonter Brush (s.o.) mit der
Ferse
Stomp
aufstampfen des ganzen Fußes
Twist
anheben der Ballen und Drehen
beider Fersen nach rechts oder
links
Balance
Seitanstellschritt vor, rück, zur
Seite
Box Step re. Fuß vor dem li. Fuß gekreuzt
aufsetzen, li. Fuß leicht schräg,
zurück setzen, re. Fuß nach re.
setzen, li. Fuß heran setzen.
Für die Zielgruppe 50 plus ist Line Dance ein
attraktives Bewegungsprogramm. Es bietet
Spaß, ein großes Gruppenerlebnis und fördert
in vielerlei Hinsicht das körperliche, geistige
und seelische Wohlbefinden.
Mit dem Film „Saturday Night Fever“ 1978
und dem darauf folgenden Film „Urban Cowboy“ begann sich die Grenze von Country und
Pop zu vermischen und brachte eine „Tanzlawine“ ins Rollen. Der Durchbruch gelang endgültig mit dem Hit „Achey Breakey Heart“.
WorkShoP | 31
ELECTrIC SLIDE
Musik:
Takt:
Herkunft:
Tanzform:
Aufstellung:
Vorspiel:
Electric Slide
4/4
USA
Country-Line
Linie oder Block
4 Takte
T a k T zz / FIgurEN
1 Grapevine (re und li)
Rechter Fuß Schritt rechts; linker Fuß
kreuzt hinter rechten Fuß; rechter Fuß
Schritt rechts; linker Ballen Tip neben rechten Fuß; gegengleich wiederholen
2 Rückwärts
3 Schritte rückwärts rechter Fuß, linker Fuß,
rechter Fuß linker Ballen Tip neben rechten
Fuß, dabei Handklatsch
3 Balance
Linker Fuß Schritt vorwärts.; rechter Fuß
Stampf neben linken Fuß; rechter Fuß
Schritt rückwärts.;
linker Ballen Tip neben rechten Fuß
4 Schritt und Drehung
Linker Schritt vorwärts.; 1/4-Linksdrehung
auf linken Ballen, dabei mit rechte Ferse betonten Brush (Ferse streift unbelastet flüchtig über den Boden) ausführen
Quelle: Christine Nagy: Country Line Dances
1. Buch inkl. Begleit-CD
32 | WorkShoP
09 | fItness IM 3/4-takt
NICoLE SELENT uND maNFrED ProBST
Musik im 3/4-Takt übt gerade bei Älteren eine
angenehme Wirkung auf das vegetative Nervensystem aus. Schlager wie „Zwei Herzen im 3/4Takt“ symbolisieren, dass auch der Herzschlag
aus drei Einzelaktionen (Füllungsphase – Anspannungsphase – Austreibungsphase) besteht.
Beim Einsatz der Musik im Sport der Älteren
dominieren immer mehr 2/4-Takt- und 4/4Takt- Rhythmen, auf denen Fitnessaktivitäten
(Gehen, Laufen, Aerobic, Gymnastik) ausgeführt werden. Der Einsatz eines 3/4-Taktes stellt
hier eine Herausforderung dar, die jedoch – so
zeigt die Erfahrung – gerne von Älteren angenommen wird. Die Akzeptanz Neues auszuprobieren ist aber nicht nur Grundlage für das
Lernen und Erleben interessanter und attraktiver Bewegungsmuster, sondern übt auch eine
positive Beeinflussung der Gehirnaktivitäten
aus. Die Bewegung im 3/4-Takt hilft nicht nur
dem Herz-Kreislauf-System und der Erweiterung der koordinativen Fähigkeiten, sie hilft
auch dem Gehirn auf die Sprünge.
Das Schrittrepertoire auf 3/4-Rhythmen lässt
sich mindestens genauso vielfältig entwickeln
wie auf die anderen üblichen Fitness-Rhythmen. Zunächst bietet es sich an, den 3/4-Rhythmus körperlich und gefühlsmäßig zu erfassen
und mit Hilfe von sogenannten Bodyperkussionsübungen zu schulen. Hier eine kleine Auswahl:
WorkShoP | 33
Bodyperkussion zur Einstimmung
Variante
Beat 1
Beat 2
Beat 3
1
stampf
2
stampf
geh
geh
3
stampf
klatsch in
die Hände
4
stampf
5
Beat 1
Beat 2
Beat 3
stampf
geh
geh
Pause
stampf
klatsch in
die Hände
Pause
Pause
klatsch in
die Hände
stampf
Pause
klatsch in
die Hände
stampf
geh
geh
geh
geh
geh
6
stampf
klatsch auf
Oberschenkel
klatsch in
die Hände
stampf
klatsch auf
Oberschenkel
klatsch in
die Hände
7
stampf
klatsch auf
Oberschenkel
klatsch in
die Hände
stampf
klatsch auf
Oberschenkel
klatsch in
die Hände
stampf
Variante
Beat 1
Beat 2
Off-Beat
8
stampf
klatsch in
die Hände
9
stampf
klatsch in
die Hände
Beat 3
Beat 1
Beat 2
klatsch auf
klatsch in
Oberdie Hände
schenkel
stampf
klatsch in
die Hände
klatsch auf
klatsch in
Oberdie Hände
schenkel
stampf
Off-Beat
Beat 3
klatsch auf
klatsch in
Oberdie Hände
schenkel
klatsch in
die Hände
klatsch in
die Hände
3/4-Takt Schritte
1
2
3
1
2
3
Geh
(betont am
Platz)
Geh
am Platz
Geh
am Platz
Geh
(betont am
Platz)
Geh
am Platz
Geh
am Platz
ReF rechts
LiF Platz
ReF an LiF
LiF rechts
ReF Platz
LiF an ReF
ReF vorwärts
LiF Platz
ReF an LiF
LiF vorwärts
ReF Platz
LiF an ReF
ReF rückwärts
LiF Platz
ReF an LiF LiF rückwärts
ReF Platz
LiF an ReF
SAMBA
ReF rechts
LiF kreuzt
hinter ReF
ReF Platz
LiF links
ReF kreuzt
hinter LiF
LiF Platz
STEP TOUCH
(Pendel)
ReF rechts
LiF an ReF
ReF Platz
LiF links
ReF an LiF
LiF Platz
SIDE TO SIDE
(Wiege)
ReF rechts
LiF anheben
Pause
LiF links
ReF anheben
Pause
FLOW
SQUAT
34 | Workshop
1
2
3
1
2
3
Geh vorwärts Geh vorwärts Geh vorwärts Geh vorwärts Geh vorwärts Geh vorwärts
ggf größer
ggf größer
WALK
Geh rückwärts
ggf größer
GRAPEVINE
(Flamenco 1)
Geh rückwärts
Geh rückwärts
Geh rückwärts
ggf größer
Geh rückwärts
Geh rückwärts
ReF rechts
LiF kreuzt
hinter ReF
ReF rechts
LiF an ReF
klatsch
klatsch
LiF links
ReF kreuzt
hinter LiF
LiF links
ReF an LiF
klatsch
klatsch
LiF ab
LiKnie hoch
ReH an
LiKnie
ReF ab
ReF rückLiF an ReFuß
ReKnie hoch
wärts
Beide Arme
LiH an Re- Beide Arme
hoch und
Knie
hoch und
schnipsen
schnipsen
LiKnie hoch
ReF vorwärts
ReH an
LiKnie
KNEE LIFT
(Flamenco 2)
DOUBLE
STEP TOUCH
(Flamenco 3)
HEEL DIG
MAMBO
KICK
ReKnie hoch
LiF vorwärts LiH an ReKnie
LiF rückwärts ReF an LiFuß
Beide Arme Beide Arme
hoch
hoch
und schnipsen und schnipsen
ReF rechts
LiF an ReF
ReF rechts
LiF an ReF Hände kreisen Hände kreisen
Ohne Belaseitlich
seitlich
stung
ausgestreckt ausgestreckt
LiF links
ReF an LiF
LiF links
ReF an LiF Hände kreisen Hände kreisen
Ohne Belaseitlich
seitlich
stung
ausgestreckt ausgestreckt
ReHacke vw. ReFußspitze ReHacke vw.
aufstellen
tippt auf
aufstellen
ReF an LiF
anstellen
Pause
Pause
LiHacke vw.
aufstellen
LiFußspitze
tippt auf
LiHacke vw.
aufstellen
LiF an ReF
anstellen
Pause
Pause
ReF rechts
LiF belasten
ReF zurück
an LiFuß
LiF vorwärts ReF belasten
1
2
ReF kick
vw.
ReF an
LiF
„geh am
Platz”
und
3
1
LiF bela- ReF belasten
sten
LiF kick
„geh am „geh am
vw.
Platz”
Platz”
Abkürzungen:
ReF; LiF – rechter Fuß; linker Fuß
ReKnie; LiKnie – rechtes Knie; linkes Knie
ReHacke; LiHacke – rechte Hacke; linke Hacke
2
LiF an
ReF
„geh am
Platz”
LiF zurück an
ReFuß
und
3
ReF bela- LiF belasten
sten
„geh am „geh am
Platz”
Platz”
ReH; LiH – rechte Hand; linke Hand
ReFußspitze – rechte Fußspitze
LiFußspitze – linke Fußspitze
Workshop | 35
mögLIChkEITEN DES armEINSaTzES WIE:
- Betontes Schnipsen oder Klatschen auf bestimmte Taktschläge
- Arme schwingen parallel oder wechselseitig
vorwärts
- Arme schwingen seitlich mit
- Kreisen der Hände seitlich ausgestreckt
werden auf die verschiedenen Schritte ausprobiert.
BEISPIEL voN ChorEograPhIEN:
Kreisaufstellung mit Front zur Mitte
1. Variante
· 4 x Walk zur Mitte – Arme schwingen um den
Körper
· 4 x Samba am Platz – Arme beschreiben eine
liegende 8
· 4 x Walk zurück – Arme schwingen um den
Körper
· 4 x Samba am Platz – Arme beschreiben eine
liegende 8
· 8 x Walk in Tanzrichtung rechts
· 4 x Squat re/li im Wechsel, dabei wird immer
der jeweils gleiche Arm gehoben
· 4 x Squat re/li im Wechsel zur Mitte Rücken
contract/release Hände folgen der Bewegung
2. Variante
· 4x Walk zur Mitte
· 2x Flamenco 2
· 4x Walk zurück zur Kreislinie
· 2x Flamenco 3
· 4x Walk nach rechts in Tanzrichtung
· 4x Side to Side
· 4x Walk nach links gegen Tanzrichtung
· 4x Side to Side
36 | WorkShoP
10 | XXl-GyMnastIk OdeR WIe bleIben
übeRGeWIchtIGe daueRhaft MOtIvIeRt?
aNDrEa SChäFEr
auFWärmEN:
Einsatz von Musik,
TN bewegen sich frei im Raum.
· 1 Tamburinschlag = 1 x in die Hände klatschen
· 2 Tamburinschläge = gegen Partnerhände
klatschen
Mit einem Partner zusammenkommen, durch
den Raum bewegen, bei Tamburinschlag Partnerwechsel. Mit einem Partner zusammenbleiben, ÜL zeigt vorbereitete Plakate mit Zahlen
oder Symbolen , TN übertragen diese als
Raumweg auf den Hallenboden.
Variation: einzelne Buchstaben zeigen, Partner
sollen diese zu einem Wort zusammensetzen.
EINSaTz voN PooLNuDELN:
(kennt man sonst in der Wassergymnastik,
pro TN hier eine halbierte Nudel = N.)
· durch den Raum bewegen, N. vorstrecken/
hochstrecken
· 3 Schritte gehen, beim 4. Schritt entsprechendes Knie Richtung N. bewegen
· gehen, beliebige TN mit der N. an der Schulter berühren (Wahrnehmung)
· Variation: wie vor, angetippter TN bleibt stehen und wird durch erneutes Antippen wieder
„erlöst“.
· Paarweise zusammen hintereinander stehen,
gleiche Blickrichtung, TN hinten hat beide
Nudeln: tippt er seinen Vordermann auf die
re. Schulter, führt dieser eine 1/4 Drehung
nach rechts aus. Ebenso links. Beide Nudeln
auf die Schulter legen, bedeutet „stopp“, Mit
beiden N. z. B. seitlich am Oberarm tippen,
bedeutet „geradeaus gehen“. Nach einer Weile
Rollentausch. (Wahrnehmung)
· TN mit je einer N. stehen im Kreis, jeder hat
auf der einen Seite einen Partner, auf der anderen Seite einen Nebenpartner. Zum Partner
drehen, beide fassen auch die N. des Partners,
zu Walzermusik schwingen, vw, rw, sw.
· Auf Zeichen zum Nebenpartner wenden und
entsprechend.
WorkShoP | 37
· Gleichgewicht: beide Partner halten die N., im
Wechsel re./li. Bein vorschwingen
· beide Partner werfen sich eine N. zu: beim
Abwurf einen positiven Begriff nennen (heiter, fröhlich, gute Laune, sonnig, optimistisch,
schön, nett, freundlich usw.,
· „Nudelsalat“: mit einem beliebigen TN im
Kreis Blickkontakt aufnehmen, durch die
Mitte den Platz wechseln, dabei Nudeltausch.
Motivierende Musik.
- statt Block auch Gassenaufstellung, nach
dem freien Gehen durch den Raum dann
wieder auf seinen Partner in der Gasse treffen. Beim Gegenüberstehen in der Gasse die
N. auf Zählzeit „4“ gegeneinander tippen.
Diese Bewegungsfolge mehrmals wiederholen,
dann lockeres Gehen durch den Raum, Dehnen der beanspruchten Muskulatur. Mit dem
Partner zusammenkommen, einer der Partner
streicht dem anderen mit der Nudel sanft über
den Rücken, oder tupft diesen ab.
mINI-aEroBIC mIT NuDEL:
Musiktempo: 100 - 110 Beats pro Minute.
· Blockaufstellung:
- 4 Schritte vorwärts gehen, (re. beg. innen),
4. Schritt ohne Gewicht antippen
- 4 Schritte rückwärts gehen, 4. Schritt ohne
Gewicht antippen
- 1 x wiederholen (Nudel jeweils auf Zählzeit
4 in die freie Hand schlagen)
- 2 Seitanstellschritte nach rechts (Nudel nach
re. mitschwingen)
- 2 Seitanstellschritte nach links (Nudel nach
li. mitschwingen)
- 1 x wiederholen
- freies Gehen im Raum, auf Zeichen wieder
zusammenkommen.
38 | WorkShoP
Gespräch über das subjektive Empfinden, mit
dem Partner oder in der Gruppe.
TIPPS Für SPorTLIChE akTIvITäTEN Im aLLTag gEBEN:
Treppe statt Fahrstuhl, jeden Tag 30 Minuten
spazierengehen. Mit Musikuntermalung Hausarbeiten erledigen (warum nicht im 3/4 Takt
bügeln?), durch die Wohnung tanzen usw.
TN werden mit einem netten Zitat verabschiedet, z. B.:
„Die Sonne blickt mit hellem Schein so freundlich
in die Welt hinein. Mach‘s ebenso, sei heiter und
froh.“
DurCh BEWEguNg zu mEhr LEBENSFrEuDE
uND körPErLIChEr BELaSTBarkEIT FINDEN –
TroTz üBErgEWIChT.
„Pfundsfrauen und -männer“ sollten nicht
zuerst an eine Gewichtsreduktion denken, wenn
sie sich entschließen, ein Training aufzunehmen.
Zunächst sollte es darum gehen, ein Sportangebot zu finden, das Freude bereitet, um dauerhaft motiviert zu bleiben. Hier wären als Beispiele Walken, Wassergymnastik, Radfahren,
gelenkschondende Aerobic und Gerätetraining
zu nennen. Genauso bedeutsam für das Wohlbefinden sind neben Entspannungsübungen
auch Übungen, die der Stressreduktion dienen.
Viele Übergewichtige haben wenig Selbstvertrauen
(in sich und ihren Körper). Sie finden sich nicht
anziehend, werden vielleicht schief angesehen oder
belächelt und geraten durch selbstgewählten Rückzug in eine soziale Isolation. Umso entscheidender
ist es für diesen Personenkreis, sich einer Gruppe
Gleichgesinnter anzuschließen. Gemeinsam kann
man dann „den Pfunden zu Leibe rücken.“
WEr IST üBErgEWIChTIg?
Um das Maß des Übergewichtes zu bestimmen,
werden vor allem zwei Kriterien verwendet:
· der BMI (Body Mass Index)
· der Körperfettanteil
BMI = Körpergewicht in kg dividiert durch
Körpergröße zum Quadrat
Beispiel: Eine Person wiegt 63 kg bei einer
Größe von 168 cm. Dann beträgt der BMI
22,34 (1,68 x 1,68 = 2,82, 63 kg : 2,82 = 22,34).
Ein BMI von 19 - 24 bei Frauen und 19 - 25 bei
Männern wird als Normalgewicht bezeichnet,
ein BMI von 24 - 28,5 bei Frauen und 25 - 30
bei Männern gilt als Übergewicht und darüberhinaus spricht man von Adipositas.
Der Körperfettanteil gibt Auskunft über das
Verhältnis von Fett-und Magermasse eines
Körpers. Mit zunehmendem Gewicht steigt das
Risiko für:
· Bluthochdruck
· Diabetes Typ 2
· Gefäßerkrankungen
· Arthrose
Hier kann sportliches Training eine regulierende Wirkung haben. Übergewichtige mit einem
BMI bis zu 30, die sich regelmäßig sportlich
betätigen, sind gesünder als Normalgewichtige,
die sich nicht regelmäßig sportlich betätigen!
Folgende sozio-kulturelle Faktoren können zu
Überernährung und Bewegungsmangel führen:
· sitzende Tätigkeiten
· Auto statt zu Fuß gehen,
Fahrstuhl statt Treppe
· Frust, Langeweile, negativer Stress
· Essen vor dem Fernseher, essen beim Lesen
· Werbung für Süßes und Fettes,
auch Waren-Überangebot
· Erziehung, negative Vorbilder: übergewichtige
Eltern haben oft übergewichtige Kinder.
Um den Teufelskreis von übermäßigem Essen,
Bewegungsmangel und Frust zu durchbrechen,
sind Vereinsangebote entscheidend, die den TN
Spaß bereiten und bei denen auch kleinste Erfolge gewürdigt werden. Lob in der Sportstunde
spielt eine wesentliche Rolle. Wenn sich bei TN
erste Leistungsfortschritte einstellen und diese
auch entsprechend gewürdigt werden, sind die
Weichen für eine „bewegte Zukunft“ gestellt.
PErSöNLIChE aNmErkuNg:
Ich konnte in einer XXL- Gruppe, die ich seit
einigen Monaten betreue, schon nach wenigen
Wochen sportlicherAktivität eine hohe Motivation erkennen, regelmäßig an diesem Angebot
teilzunehmen, sich aber auch im Alltag mehr zu
bewegen.
Neben dem schon erwähnten, so wichtigen Lob
für die Ausdauer der TN, verteile ich gelegentlich am Ende einer Stunde nette Sprüche und
Geschichten. (Internet: www.pal-verlag. de).
Ein Beispiel: Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist, dass sie da sind. Manche
Menschen wissen nicht, wieviel ärmer wir ohne
sie wären.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.
Literatur:
Dörte Kuhn: Big Gym, Rowohlt Verlag
WorkShoP | 39
11 | nORdIc WalkInG – dIe eRsten schRItte
MehR als eIn sPazIeRGanG MIt zWeI stöcken
BärBEL SaagEr
Vor einigen Jahren war nicht abzusehen, dass
sich mit Nordic Walking ein nachhaltiger Trend
entwickeln wird. Nordic Walking gehört heute
zu den beliebtesten Breitensportarten und hat
sich neben Walking und Jogging fest etabliert.
Mit Nordic Walking (NW) ist es gelungen, eine
neue Bevölkerungsgruppe zu animieren und
zu motivieren. NW bietet die große Chance,
Menschen zu erreichen, die sich bisher für den
Ausdauersport nicht interessierten. NW ist der
Einstieg zur Ausübung weiterer Sportarten. Die
Praxis zeigt, dass die Übergänge von Walking
zum Nordic Walking fließend sind. Völlig kontraproduktiv verlaufen zurzeit die unzähligen Diskussionen der verschiedenen Verbände zum Thema Technik. Es macht keinen Sinn, die Nordic
Walker in ein starres Technik-Korsett zu zwingen.
Es sollte besser erklärt werden, warum bestimmte
Bewegungsabläufe beim Nordic Walking den
gewünschten Nutzen für den Teilnehmer bringen.
Die noch junge Bewegungstechnik hat unter
sportwissenschaftlichen Aspekten betrachtet
noch keine Normierung erreicht. Vergleichen wir
andere Sportarten des Breitensportes so erkennen wir, dass jede Sportart auch einen Ursprung
im Leistungssport hat, wodurch dann intensive
40 | WorkShoP
wissenschaftliche Untersuchungen folgten. Beim
Nordic Walking stehen wir vor der Aufgabe,
ähnlich wie in den Anfängen des Walking, sofort
eine Breitensport orientierte Technikform aufzubauen. Hierbei müssen mehr die Faktoren wie
Alter, Leistungszustand, gesundheitliche Einschränkungen und verschiedene soziale Faktoren
Berücksichtigung finden.
Leider entsteht nun bei 90% der Nordic Walker
eine „Freistiltechnik“, das heißt sie „tragen“ ihr
Sportgerät durch den Wald. Wir nennen diese
Technik die Trag-Me-Technik. Nordic Walking
wird eine große Zukunft haben, wenn es weiterhin gelingt, Menschen für diese Sportart zu
interessieren, zu informieren und für ein regelmäßiges Ausdauertraining zu motivieren!
Im Mittelpunkt stehen:
· Bewegung
· Gemeinschaft
· Naturerlebnis
· und eine Menge Spaß!
Nordic Walking – Sechs (Lern-)Schritte zum Ziel
Wir konzentrieren uns auf die KörperSchritt 1-3: haltung und die Beinarbeit, aber vorerst
noch nicht auf die Stöcke
die Stöcke mittig im Schwerpunkt fassen
Schritt 1
mit herabhängenden Händen gehen
die Schultern bleiben locker und
entspannt
in die Stockschlaufen greifen
Schritt 2
die Stöcke hängen in den geöffneten
Händen schräg nach hinten und schleifen
auf dem Boden
die Arme schwingen rhythmisch, eng am
Körper, vor- und zurück
den Schritt und den Armschwung
verlängern
Schritt 3
die Stöcke dynamisch von hinten nach
vorne schwingen
den Fuß mit der Ferse aufsetzen, über
die Sohle abrollen und mit dem Ballen
kräftig abstoßen
Schritt 4-6
Schritt 4
Wir konzentrieren uns nun
auf den Gebrauch der Stöcke
den Griff beim Abdrücken fassen und
beim Rückschwingen lösen
die Stöcke eng am Körper führen
der vordere Arm ist leicht gebeugt und
zeigt nach vorne
Schritt 5
der hintere Arm wird auf Hüfthöhe mit
dem Stockschwung nach hinten gestreckt
die Hand hinter der Hüfte öffnen
Schritt 6
den Stoß über die Schlaufe abschließen
Workshop | 41
dIe zehn WIchtIGsten ReGeln
tIPPs zuR OPtIMIeRunG deR GRundtechnIk
1. Der Oberkörper ist aufrecht, nur bergauf
oder beim sportlichem Walking leicht nach
vorne gebeugt
2. Der Nacken- und Schulterbereich ist locker
und entspannt (keine unnatürliche Rotation
des Oberkörpers)
3. Der vordere Arm ist vor dem Körper leicht
gebeugt
4. Die vordere Hand umgreift fest den Griff
5. Den vorderen Stock vor der Fußspitze des
hinteren Fußes kräftig einstechen
6. Die Fersen bei leicht gebeugten Knien aufsetzten
7. Die Füße über die ganze Sohle abrollen
8. Den Stock weit nach hinten durchschieben,
dabei ist der hintere Arm völlig gestreckt
9. Die hintere Hand ist geöffnet, der abschließende Stoß erfolgt über die Schlaufe
10. Der Stock wird eng am Körper nach vorne
geschwungen und wieder gefasst
1. Mit geöffneten Händen gehen: Stöcke loslassen
· die Stöcke bewegen sich dadurch automatisch
im richtigen Winkel
· die Arme sind lang und bewegen sich rhythmisch eng neben dem Körper
· die Abstoß- und Zugphase erfolgt nur über
die Handschlaufen
· die Schultern bleiben locker und entspannt
dIe veRschIedenen Phasen
des beWeGunGsablaufes
2. Zehn-Schritte-Gehen:
· je zehn Schritte konzentrieren auf das Greifen
und Lösen der Hände
· das weit nach hinten Strecken des Armes und
das weit nach vorne Führen des Armes üben
· das Schwingen der Arme eng am Körper nach
vorne sowie das Aufsetzen und Abrollen des
Fußes schulen
3. Einarmig-Gehen:
· im Wechsel jeweils erst die
linke und dann die rechte
Seite trainieren
· das Greifen und Lösen der
Hände vertiefen mit langen
Abstoß- und Zugphasen
4. Doppelstock-Gehen:
· gehen mit Doppelstock-Einsatz, Stöcke gleichzeitig zum
linken und rechten Schritt
einsetzen (im 4er, 3er, 2er
Rhythmus). Alternativ aus
dem Stand
Der Abstoß des vorderen
Stockes setzt dann ein,
wenn die Hand an der
Hüfte vorbei geführt wird.
Zugleich schwingt der
hintere Arm nach vorne.
Das hintere Bein ist beim
Abstoß gestreckt und das
vordere Bein setzt mit
der Ferse für einen neuen
Schritt auf.
42 | WorkShoP
5. Aufrecht gehen:
Bewusst auf Körperspannung achten
· den Brustkorb anheben um Rumpf und Becken aufzurichten
· den Blick geradeaus richten, Schultern locker
hängen lassen
· ruhig und entspannt gehen
6. Positionen „einfrieren“ und korrigieren:
· aus dem Stand die Position der Grundtechnik
ausrichten
· mehrere Schritte gehen, anhalten und die Position überprüfen und kontrollieren, wiederholen!
FEhLEr SEhEN, ErkENNEN uND korrIgIErEN
1. Den Teilnehmer beobachten:
· Fehler erkennen
· als erstes einen Gesamteindruck des
· Bewegungsablaufes verschaffen
· dann die einzelnen Bewegungsabläufe beobachten
· den Hauptfehler immer zuerst suchen
2. Den Teilnehmer bewerten:
· auf Fehler hinweisen
· den Teilnehmer grundsätzlich erst loben
· dann auf den Fehler hinweisen
· immer nur auf einen Fehler hinweisen
· begründen, warum der Fehler abgestellt werden soll
3. Den Teilnehmer beraten:
· immer die Positiv-Korrektur anwenden!
· fehlerhafte Bewegungsabläufe nacheinander
durchgehen
· Hauptfehler zuerst korrigieren
· auf Tipps zur Optimierung der Technik hinweisen
BEaChTE:
Der Spaß an der Bewegung steht immer an
erster Stelle, nicht der „Drill“ zu einer perfekten
Nordic Walking Technik!
Nicht zu vergessen ist der gesundheitsorientierte
Wert des Ausdauersportes.
Stockergonomie, Schwingungsdämpfung, Biegesteifigkeit und gute Kraftübertragung sind entscheidende Faktoren bei der Auswahl der Stöcke.
Einen Nordic Walking-Stock kann der Sportler
über einige Jahre nutzen. Im Vergleich sollte der
Lauf- oder Walkingschuh je nach Kilometerleistung alle 1-2 Jahre ersetzt werden. Der Stock,
bestehend aus den Komponenten Schaft, Griff,
Schlaufe, Spitze und Pad, wird im Folgenden mit
den wichtigsten Empfehlungen beschrieben.
SChaFT
Der Schaft, ob Carbon, Glasfaser oder eine
Mischung aus beiden, ist bezüglich Qualität
und Beschaffenheit optisch kaum zu bewerten.
Hier hilft nur Erfahrung oder/und ehrliche
Fachberatung im Geschäft. Aber leider haben
nur wenige Geschäfte ausgebildete Berater. Eine
Vorinformation ist daher von großer Bedeutung. Beim Schaft liegen oft die Unterschiede
bezüglich Qualität im „Geheimen“, da die Herstellungsprozesse meist nicht bekannt sind.
Auch wenn der Begriff 100% Carbon genannt
wird, sollte noch berücksichtigt werden, dass
Carbonrohre von unterschiedlichen Herstellern
in unterschiedlichen Qualitäten hergestellt werden. So kann es auch sein, dass ein Stock mit
einer Carbon/Glasfasermischung (auch Composite genannt) oft ein besseres Verhalten zeigt.
ThEma CarBoN
tIPPs und eMPfehlunGen
zu NorDIC WaLkINg STöCkEN
Wie bei jedem Sportgerät ob Langlaufskier, Tennisschläger oder Nordic Walking-Stöcke ist das
Material ein wichtiger Faktor. Bei 2000 bis 4000
Stockeinsätzen in einer Trainingseinheit sollte jedem bewusst sein, dass der Nordic Walking-Stock
genauso viel bewegt wird wie unsere Schuhe. Daher sollte bei der Auswahl der Stöcke die gleiche
Priorität gesetzt werden wie bei unseren Schuhen.
DEr NorDIC WaLkINg SToCk
Das Sportgerät soll unseren Körper zu mehr
Muskelbetätigung anregen, aber trotzdem eine
schonende Wirkung auf die Gelenke ausüben.
Carbon wird überall dort eingesetzt, wo leichte
aber extrem robuste Werkstoffe erforderlich
sind –so zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt. Carbon ist korrosionsbeständig, hält
extremen Temperaturschwankungen stand, mit
höherer Widerstandsfähigkeit bei minimalem
Gewicht. Feine Carbonfasern werden mit Epoxidharz verbunden zu einem Rohr geformt. Dadurch gewinnt das Rohr zusätzlich an Steifigkeit
und bleibt trotzdem genauso leicht.
vErhaLTEN DES SToCkES –
auSWIrkuNgEN auF DIE gELENkE
Ein guter Stock schwingt wenig und hat eine
hohe Dämpfung. Ein Stock, der schwingt, kann
zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Dies kann sich bei längerem Training sehr negativ
WorkShoP | 43
bemerkbar machen. Der Stock sollte im unteren
Bereich nicht zu schwer sein, da er sonst vor allem
für einen Anfänger schwer zu greifen ist.
LauFgEräuSChE
Laufgeräusche hängen zwar auch vom Untergrund und der richtigen Walkingtechnik ab, aber
auch der Stock kann dazu beitragen. Besonders
Teleskopstöcke und natürlich auch AluminiumStöcke neigen zu lauten Laufgeräuschen, die
ohne Pads noch unangenehm verstärkt werden.
grIFF
Beim Griff ist darauf zu achten, dass er je nach
Material gut in der Hand liegt und somit angenehm in der Handhabung ist. Der Durchmesser
der Griffe verschiedener Hersteller ist gering unterschiedlich. Wichtiger ist, dass der Stockgriff aus
griffigem, schweißhemmendem Material besteht.
Meist wird hier Kork bevorzugt. Von Stockherstellern, die aus dem Biathlon Materialien verwenden,
wird häufig auch sehr griffiger Kunststoff gewählt.
Ein Griff aus dem Bereich Bergwandern ermöglicht dem Sportler nicht, die richtige Nordic Walking-Technik durchzuführen, hier speziell das sehr
wichtige Greifen und Öffnen der Hand
SChLauFE
Die Schlaufe sollte die Hand stets nah am
Stock führen, damit das Greifen und Loslassen
einfacher zu handhaben ist. Die Armkraft sollte
zum größten Teil über die Stockschlaufen auf
die Stöcke übertragen werden und nicht mit
verkrampften Händen über die Griffe. Die Daumenschlaufe erfüllt diese Vorgabe am besten
und setzt sich demnach immer mehr durch.
Auch sollte darauf geachtet werden, dass die
Schlaufe geschmeidig und nicht zu hart ist.
Bei neuen Varianten ist teils auch ein Ausklinken der Schlaufe im mittleren bis oberen Preissegment möglich. Wie im Ski-Langlauf (spez.
Biathlon) schon lange eingeführt, so gibt es
auch im Nordic Walking ein System, bei dem
die Schlaufen wie Handschuhe über die Hände
gezogen werden können. Die Schlaufen sind
dann fest mit der Hand verbunden. Sie können getrennt vom Griff problemlos ähnlich wie
Handschuhe über die Hände gestreift werden.
44 | WorkShoP
Danach werden die Schlaufen durch ein einfaches Klicksystem seitlich oder von oben fest
mit dem Griff verbunden. Speziell für den
Trainer, der auch den Teilnehmer zwischendurch
Hilfestellung geben muss, ist dies wichtig. Auch
der Griff zum Taschentuch oder zur Trinkflasche ist so möglich. Viele Hersteller von Nordic
Walking Stöcken haben spezielle Handschlaufen
entwickelt, bei denen auch eine stundenlange
Benutzung ermüdungsfrei möglich ist. Bei diesen
Schlaufen muss der Stock nicht ständig umklammert werden muss, aber trotzdem ist der Kontakt
zum Stock vorhanden ist. Der Griff wird beim
Vorschwingen der Arme fast automatisch wieder
in die richtige Position gebracht. Der Druck
auf die Hand wird gleichmäßiger verteilt als bei
einfachen Schlaufen. Hier kann man schon von
Ergonomie der Schlaufen sprechen, d.h. Anpassung an den Körper, an die Hand.
Handschuhe für den Winter sollten auch bei der
Wahl der Schlaufen Berücksichtigung finden
(Zusatzschlaufe für den Winter eine Nr. größer). Die Handschlaufen sollten im begrenzten
Rahmen einstellbar sein.
Wichtig jedoch: Die Schlaufen der Stöcke müssen fest an der Hand sitzen, damit sie die Kraft
optimal übertragen und den Stock sicher führen
können. Wie in vielen Dingen ist natürlich auch
hier das individuelle Empfinden bei der Stockauswahl entscheidend
Nochmals Wichtig: Ein Nordic-Walker, der die
positiven Merkmale des Nordic Walkings für
sich und seine Gesundheit effektiv nutzen will,
sollte auch das richtige Sportgerät, den Nordic
Walking-Stock, benutzen.
SPITzEN
Welche Spitzen sind für welchen Zweck gut?
Es gibt:
· runde Spitzen aus Normalstahl (weiches Material)
· runde Spitzen mit gehärtetem Innenkern
· Dreiecksspitzen aus Normalstahl (weiches
Material)
· Dreiecksspitzen aus gehärteten Stahl (Hartmetall)
kann die Spitze des Stockes gewechselt werden,
wenn die Gehunterlage sich ändert. Wie das Gewicht dieser Kombispitze die Laufeigenschaften
verändert, sollte jeder testen. Die Funktionalität über einen längeren Zeitraum konnte noch
nicht getestet werden.
Eine ideale Hartmetall-Spitze, die bei Eis,
Schnee und glattem Boden Halt gibt und bei
Asphalt mit einem Gummipad wirksam ist, ist
noch nicht auf dem Markt. Eine weitere Variante ist eine Spitze mit eingebauter Feder, die
die Dämpfung verbessern soll. Auch hier ist ein
persönlicher Test anzuraten.
arTvErWaNDTE SPITzEN aNDErEr SPorTarTEN
Hier sollte sich jeder die Frage stellen:
„Will ich den Stock vorzugsweise auf Waldwegen nutzen (was wünschenswert ist) oder habe
ich nur die Möglichkeit auf Asphalt zu gehen?“
Auch die Hersteller der Bladingspitzen arbeiten
nach dem gleichen Prinzip. Zum Vergleich eine
rote Skilanglaufspitze, um die Ähnlichkeit mit
den o.g. Spitzen darzustellen.
Auch auf weichem bis mittelhartem Untergrund
ist in der Regel die Hartmetallspitze (Dreieckspitze) sinnvoll. Auf Wald- oder Feldwegen
muss die Spitze spitz genug sein, um guten Halt
zu bieten. Die Dreieckspitze ist meist in einem
kleinen Winkel zum Schaft eingesetzt. Somit
wird erreicht, dass die Spitze im richtigen Winkel
auf den Boden trifft , wodurch ein guter Halt
gewährleistet ist und die Armkraft effektiv über
die Stockschlaufen zu den Spitzen übertragen
werden kann. Diese Spitzen wirken sowohl auf
weichem, hartem als auch auf glattem Untergrund (Eis). Die meisten Spitzen können durch
einen Einrast-Mechanismus problemlos ausgetauscht werden. Habe ich nur die Möglichkeit
auf Asphalt oder Pflastersteinen mein Training
zu machen, kann ich die Konzentration auf die
Pads legen. Die Spitzen funktioneller Nordic
Walking-Stöcke sind aus Hartmetall und, wie die
Gummipads, einem gewissen Verschleiß unterworfen. Sie lassen sich üblicherweise auswechseln, entweder durch ein Einrastsystem oder
etwas umständlicher mit Heißluftkleber.
aSPhaLTPaDS
Eine neue Kombivariante ist die Twist&Go®
Kombispitze! Mit einem einfachen Handgriff
Für den Einsatz der Stöcke auf sehr hartem
Untergrund wie z. B. Asphalt sind unbedingt
Asphaltpads zu empfehlen, da diese nicht nur
die Spitzen der Stöcke schonen, sondern ein
„Abrutschen“ auf hartem Boden vermeiden
und teilweise für eine gute Dämpfung sorgen.
Bei preiswerteren Stöcken sind standardmäßig eine
Art von Schutzgummikappen mitgeliefert, die aber
eher nicht zu empfehlen sind. Wie die Stockspitzen,
so sind die Asphaltpads der verschiedenen Hersteller so unterschiedlich, wie auch Schlaufen und das
Stockmaterial. Auf Asphalt oder Pflastersteinen
macht Nordic Walking leider nicht so viel Spaß,
wie auf schönem Waldboden und ist auch nicht so
effektiv, da die Armkraft durch das Rutschen der
Gummipads nicht so optimal umgesetzt werden
kann. Die „Winterreifenstruktur“ einiger Pads
hilft da etwas. Natürlich nur so lange, bis durch
Verschleiß die Gummifüße wieder geglättet sind.
Die gewünschte Dämpfung bleibt jedoch lange
erhalten. Bei den meisten Pads dieser Art geben die
leicht aus dem Pad heraus ragenden Dreiecksspitzen beim letzten Abstoß noch etwas Halt. Pads aus
weichen Grundmaterialien beweisen auf trockenem
Boden einen sehr guten „Grip“. Auch die DämpWorkShoP | 45
fungseigenschaften sind gut. Wie oben genannt ist
der Verschleiß recht groß. Preiswerter ist Nordic
Walking auf Waldwegen.
Eine neue Variante ist der „Silent Spike Pad“.
Er ist im Vergleich zur Hartmetall-Flexspitze
weniger zu hören. In die vulkanisierten Pads
sind sechs Spikes aus Hartmetall integriert, die
einen guten Grip bieten. Zudem soll die Verschleißdauer nach Angaben des Herstellers ca.
vier mal so hoch sein als bei herkömmlichen
Pads. Ist das die Ideallösung für Nordic Walker,
die in einer Laufeinheit zwischen verschiedenartigen Untergründen wechseln möchten? Sicherlich wird sich beim Einsatz anderer Pads das
Schwungverhalten ändern. Hier muss man zum
Beispiel auf Asphalt einige Abstriche machen.
ErSaTzTEILE
Bei der Verwendung der „Ersatzteile“ bei unterschiedlichen Fabrikaten liegen unterschiedliche
Erfahrungswerte vor. Leider ist die Beschaffung
von Ersatzteilen häufig mit langen Lieferzeiten verbunden. Wenn ein Stock so gut gepflegt wird wie
manches Auto, hat er eine recht hohe Lebensdauer.
Hinweis: Die meisten Schlaufen vertragen sogar
einen Waschmaschinengang!
TELESkoPSTöCkE
Ebenfalls im Handel erhältlich sind verstellbare
Stöcke, deren Länge beispielsweise um 30 cm
46 | WorkShoP
oder 10 cm variiert werden kann. Als Beispiel hier
ein verstellbarer Carbon/Glasfaserstock. Dies ist
besonders interessant bei wechselnden Benutzern,
aber auch bei unterschiedlichen Einsatzgebieten
(mit/ohne Gepäck, bergauf/bergab, schnell/langsam). Achten Sie bei der Wahl des Stockes auf das
Verschluss-System. Die Verbindung kann getestet
werden, indem die Teleskopteile so fest wie möglich gegeneinander verdreht und danach wieder
um eine ganze Umdrehung (360°) gelöst werden.
Nun sollten Sie sich noch auf dem Stock abstützen können, ohne dass er sich zusammenschiebt.
Wenn der Test nicht bestanden wird, ist zumindest
eine langfristige Funktionsfähigkeit der Teleskopverbindung in Frage gestellt. Leider merkt man
oft erst nach häufigem Verstellen der Stöcke, ob
die Nordic Walking-Teleskopstöcke langfristig
ihre Aufgabe erfüllen. Nachteilig bei den meisten
Teleskopstöcken sind das höhere Gewicht und die
etwas andere Schwungeigenschaften, sowie der
höhere Pflegeaufwand.
SToCkLäNgE – DIE uNENDLIChE gESChIChTE
voN DEr rIChTIgEN SToCkLäNgE
Kann man bei der Sportart Nordic Walking
schon von einer wissenschaftlichen Grundlage,
zum Beispiel bezüglich Technik und Stocklänge, sprechen? Wenn dies der Fall wäre, gäbe es
sicherlich nicht so viele Technikvarianten des
Gehens, und vor allen Dingen wären die Empfehlungen der Stocklänge nicht so verschieden.
Aber jeder erfahrene Nordic Walking-Trainer
wird im Laufe seiner „Karriere“ festgestellt
haben, dass die richtige Stocklänge sehr wichtig
ist, um einen runden Bewegungsablauf zustande
zu bringen und einen effektiven Stockeinsatz zu
leisten. Auch die Aussage, dass eher sportliche
Nordic Walker lieber mit längeren Stöcken gehen
als Einsteiger, sollte jeder für sich selbst prüfen.
Oberkörper, Arme oder Beine unterschiedliche
Proportionen haben. Aus diesem Grund greifen
die Empfehlungen durch Umrechnungsformeln
nicht immer optimal. Zur groben Disposition bei
der Vorbereitung von Nordic Walking-Kursen ist
der Faktor 0,66 zu empfehlen.
DIE PrEISgruPPEN
Erst die richtige Stocklänge verbunden mit effektivem Armzug, langer Bodenkontaktzeit und
dynamischer Körperhaltung ergibt ein ganzheitliches Bild.
Wichtig: Jedem Anfänger sollte unbedingt die
Empfehlung gegeben werden, sich vor dem
Kauf, Stöcke zu leihen, damit er ein wenig Gefühl für sein neues Sportgerät bekommt.
Diese Empfehlung ist nicht neu. Sie gibt es im Skisport schon seit Jahrzehnten. Leider stehen in verschiedenen Büchern auch verschiedene Formeln
(z. B.: Körpergröße x 0,6 oder 0,66 oder 0,7). Die
sicherste Variante ist die Anpassung am Körper.
Noch wichtiger ist es, vorher mit Leihstöcken ein
Gefühl für den Stock und die Stocklänge zu bekommen. Um die individuell richtige Stocklänge
bestimmen zu können sollten die Stöcke vor dem
Körper auf den Boden gestellt werden. Der Winkel zwischen Arm und Oberkörper beträgt dann
ca. 95° bis 100°. Wer es genau machen will, sollte
bedenken, dass jeder Körper unterschiedliche
Körperproportionen aufweist. Daher ist auch
logisch, dass Formeln nicht greifen können, wenn
Preisgruppe
Die Stockhersteller haben im Laufe der Jahre
ca. vier Preisklassen „gebildet“. Somit sind in
groben Strukturen auch Technik- und Preisvergleiche möglich. Die derzeitige Struktur ist in
der Tabelle dargestellt. Wichtig: diese wird sich
sicherlich in der nächsten Zeit ändern.
Literatur- und Quellenangaben
Bei der Erstellung der Unterlagen wurden Fotos
aus Quellen der Fachfirmen entnommen, Detailfotos der Firmen: Karhu, Leki, Exel, Swix, One
Way, Gabel, Komperdell
Impressum
Herausgeber: Westdeutscher Fußball- und Leichtathletikverband e.V., Fußball- und LeichtathletikVerband Westfalen e.V., Leichtathletik-Verband
Nordrhein e.V., Bildungswerk des Landesportbundes Nordrhein-Westfalen e.V.
Redaktion: Klaus Schneider, Gerd Hoppe, Michael Blomeier, Hans-Joachim Scheer
Layout/Fotos: Klaus Schneider, Gerd Hoppe
Copyright © 2007
Schaft: Funktion, zusammensetzung%
griff
Schlaufe
Spitze
Pad
Preisstufe 4
bis 130 €
fest
Carbon
ca.80
Glasfaser
ausklink- auswechmeist Kork
Gummi
ca.20
bar
selbar
Preisstufe 3
ca 100 €
fest
Carbon
ca.60
Glasfaser
ausklink- auswechmeist Kork
Gummi
ca.40
bar
selbar
Preisstufe 2
ca 80 €
fest
Carbon
ca.30
Glasfaser
Kunststoff verstellbar verklebt
ca.70
Gummi
Preisstufe 1
bis 40 €
fest
Carbon
0/30
Glasfaser
Kunststoff verstellbar verklebt
100/70
Gummi
Preisbis 130 € verstellbar Carbon
stufe 3-4
Glasfaser Kunststoff verstellbar verklebt
Gummi
Kunststoff verstellbar verklebt
Gummi
Preisbis 40 €
stufe 1-2
verstellbar
Aluminium
WorkShoP | 47
12 | „aQua-Well“ – WOhlfühlanGebOte IM WasseR
ELENa SPErEITEr
„Wer immer die Wirkungen des Wassers versteht und in seiner überaus mannigfaltigen Art
anzuwenden weiß, besitzt ein Heilmittel, welches
von keinem anderen Mittel übertroffen werden
kann…“ (Pfarrer Sebastian Kneipp).
Wasser – wo sonst bekommen wir das Gefühl,
so leicht wie eine Feder zu sein? Wenn warmes
Wasser den Körper umspült, können wir uns entspannen und den Alltag hinter uns lassen. Der
Zustand des Wohlfühlens macht bereit, loszulassen. Die Bewegungen werden größer, schwungvoller, harmonischer. Den Körper neu erfahren,
Koordination und Beweglichkeit wiedergewinnen, Ausdauer und Kraft trainieren, im Wasser
– dem natürlichsten Element des Menschen!
WaS IST „WELLNESS“?
Das Verständnis des Wellnessbegriffs hat im deutschsprachigen Raum sehr unter seiner unqualifizierten
Verbreitung und Umsetzung gelitten. Wellness wird
häufig nur mit passivem „Verwöhnt werden“… Sauna, Whirlpool, Massagen, Kosmetik, Sinnesrausch
und luxuriösem Ambiente in Verbindung gebracht.
Dies wird dem eigentlichen Inhalt dieses Gesundheitskonzeptes in keiner Weise gerecht.
„Wellness“ als Begriff stammt aus Nordamerika
und steht für eine Lebensphilosophie, deren Ziel
das größtmögliche körperliche und geistig/seelische Wohlbefinden jedes Einzelnen ist. Ab 1972
begann eine umfassende „Wellnessbewegung“,
zu der es sogar Studiengänge an mehreren Hochschulen gibt. In Deutschland setzte die „AKTION PRÄVENTION“ in den achtziger Jahren
deutliche Akzente. Es entstand ein „Europäisches
Wellness Modell“, eine ganzheitliche Lebensrezeptur, welche folgende Aspekte zusammenfasst:
· Körperliche Fitness
· Geistige Beweglichkeit
· Seelische Belastbarkeit
· Positive Arbeitseinstellung
· Harmonisches Privatleben
· Einklang mit der Umwelt
48 | WorkShoP
Bewegung ist eine der Grundsäulen. Anders als
viele präventive Ansätze, die Bewegung hauptsächlich als Maßnahme gegen das Entstehen
von Krankheiten empfehlen, geht die WellnessPhilosophie davon aus, dass Bewegung zunächst
einmal Freude, Spaß und Genuss bereiten soll.
Wichtig ist, dass sofort bei der Ausübung des jeweiligen Bewegungsangebotes ein „Wohlgefühl“
eintritt und nicht erst über längere Zeit hinweg!
Eine Kombination aus verschiedenen Bewegungsangeboten aus den Bereichen Ausdauerförderung,
Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Tanz, Körperwahrnehmung und Entspannung zur Förderung
einer positiven Lebenseinstellung entspricht dem
„Wellness-Lebensstilgedanken“. Eine „Wellnessstunde“ im Wasser vereint daher körperorientierte,
sowie geistig/seelische Angebotsformen.
Das Element Wasser stellt für viele ältere Menschen eine perfekte Alternative zu körperlichen
Aktivitäten „an Land“ dar. Durch die physikalischen Wirkungsweisen (Druck, Auftrieb, Widerstand), wird der physiologischen, körperlichen
Veränderung von aktiven und passiven Strukturen
des menschlichen Organismus im Alter, in besonderer Weise Rechnung getragen. Der bereits
erwähnte „Wohlfühlfaktor“ entbehrt keineswegs
den Anspruch auf ein effektives, zielgruppenorientiertes ganzheitliches Training. Wesentliche
Aspekte wie z. B. die Förderung der motorischen
Grundeigenschaften, lassen sich unter Berücksichtigung von spezifischen methodischen Vorgehensweisen für Bewegungsangebote im Wasser, leicht
und abwechslungsreich gestalten.
Eine Bewegungsstunde im Wasser folgt der
bewährten Dreiteilung:
· Einstimmen und Eingewöhnen
· Üben und Belasten
· Ausklingen und Entspannen
Das Prinzip des Belastungswechsels (aktive
Herz-Kreislauf anregende Phasen im Wechsel
beWeGunGsPRaXIs
mit z. B. gymnastischen Übungen) muss beachtet werden, da bei Gymnastik- und Entspannungsübungen der Körper schneller auskühlt.
Bei dynamischen Übungen für die Kraftausdauer- und Ausdauerschulung, erfährt der Körper
schneller seine Grenzen. Abwechslung bei der
Gestaltung (Organisationsformen / Einsatz von
Geräten und Materialien) eröffnet eine Vielfalt
an Bewegungsmöglichkeiten und unterstützt
eine aktive „Gesundheitsförderung“.
Die Wassertemperatur richtet sich nach dem
Angebot, eine allgemeine Empfehlung ist:
· für Wassergymnastik / Aquafitness: 28° - 30°
· für spezielle Krankheitsbilder: 32° (Osteoporose, Rheuma aber auch ideal für Entspannungseinheiten)
Bei allem „Spaß“ sollten jedoch wichtige Aspekte
wie z. B. die ÜL - Position (Anleitung vom Beckenrand: guter Überblick, Verständlichkeit, Bewegungskorrekturen), Belastungskontrollen (Herzfrequenzkontrollen, subjektive Belastungsanzeichen),
Belastungsdauer (abhängig von Wassertemperatur
und Intensität), stets beachtet werden.
Die Entlastung des Haltungs- und Bewegungsapparates und die sanfte „Massage“ von Wirbelströmen des vorbei fließenden Wassers, fördern das
körperliche und geistige Wohlbefinden. Da gerade
der Aufenthalt und das Bewegen und Spielen im
Wasser in der Gruppe so interessant ist, motiviert
das Element Wasser zu gemeinsamen Aktivitäten.
„hErEIN SPazIErT“ (zEIT: 3.50 – TakT: ¾ – TEmPo/BPm: 60)
Die TN erhalten eine Frisbeescheibe (FS) von der
ÜL. Zum Auftakt begrüßen sich die TN indem sie
sich „zunicken“. Zum direkt einsetzenden Refrain
deuten sie mit der FS 2mal mit einer Hand „Hereinspaziert“ und halten dann die FS als Hut über
dem Kopf, verneigen sich 2mal. Dann schieben
sie die FS mit beiden Händen haltend 2mal vor
dem Körper vor/rück, nehmen die FS in die rechte
Hand, ziehen einen Halbkreis über das Wasser
nach rechts, nehmen die FS in die linke Hand,
ziehen einen Halbkreis über das Wasser nach
links. Wieder „Hereinspaziert“, FS als Hut, 2mal
verneigen. FS mit beiden Händen 2mal vor dem
Körper vor/rück schieben. FS in die rechte Hand
nehmen, Halbkreis über rechts, linke Hand, Halbkreis über links und zum Abschluss des Refrains,
2mal vor/rück schieben. Bis zum erneuten Einsetzen des Refrains, bewegen sich die TN mit der FS
kreuz und quer durch das Schwimmbecken und
führen auf Anweisung der ÜL verschiedene Bewegungen mit der FS aus (z. B. FS auf das Wasser
„tupfen“, Wasser „spritzen“, „Autofahren“…).
„aQua-BoXINg“ (mIT aQua-haNDSChuhEN)
„Sparring Partner“
Die wichtigsten „kicks“ (Tritte) und „punches“
(Schläge) werden auf spielerische Art und Weise
geübt. Die TN bewegen sich kreuz und quer
durch das Schwimmbecken. Die ÜL demonstriert (immer für alle gut sichtbar) verschiedene
Bewegungen, wobei eine Bewegung mehrere
Male nacheinander wiederholt wird, bis alle
WorkShoP | 49
TN in der Lage sind diese Bewegung nach ihren
Möglichkeiten auszuführen. Auf Anweisung der
ÜL kommen die TN dann zu zweit zusammen,
stehen sich in einem genügend großen Abstand
(ca. 1,5 m) gegenüber und führen verschiedene
„kicks“ und „punches“, welche die ÜL vorgibt, aus. Sie bewegen sich umeinander herum,
aufeinander zu bis sie sich schließlich mit einer
„Boxer-Verbeugung“ voneinander verabschieden
und zu einem/einer neuen Partner/in bewegen.
Diese „Stationskarten“ werden am Beckenrand
verteilt. Die TN kommen zu zweit, dritt usw.
(richtet sich nach der Gruppenstärke) zusammen und verteilen sich an den Stationen. Bei
Musikstart und Anweisung der ÜL führen die
TN die entsprechende Bewegung an der jeweiligen Station für eine von der ÜL festgelegte
Zeit aus. Dann begeben sie sich flott marschierend, mit Partner/in entweder im oder gegen
den Uhrzeigersinn zur nächsten Station.
„All together“
Auf Anweisung der ÜL kommen die TN zum
Innenstirnkreis zusammen (Abstand zwischen
den einzelnen TN ca. eine Armlänge rechts und
links). Alle bereits mehrfach geübten Bewegungen werden nun noch einmal durchgeführt.
Variation 1: ein/e TN gibt eine Bewegung vor,
die anderen TN machen die Bewegung nach.
Variation 2: die ÜL nennt nur den Namen der
betreffenden Bewegung, die TN führen die Bewegung aus.
BESChrEIBuNg EINIgEr arm- uND BEINBEWEguNgEN
(„kICkS“ uND „PuNChES“) –
STaTIoNSkarTENvorLagEN:
„Box-circle“
Als weitere spielerische Variante zur Einführung in das „Aqua-Boxing“ eignet sich auch das
Durchlaufen eines Zirkels. Die verschiedenen
Bewegungen (Arm- und Beinbewegungen)
werden gut leserlich und gut beschrieben, auf
so genannte „Stationskarten“ aufgeschrieben
(auf der Rückseite auch den englischen Begriff,
damit dieser sich ebenfalls besser einprägt).
„PuNChES“ (armBEWEguNgEN/SChLagTEChNIk)
„punch“
Kräftiger, langer Faustschlag nach vorne mit
dem rechten Arm (Ellbogengelenk nicht durchgestreckt). Linke Faust bleibt geballt neben dem
Gesicht (Deckung).
„jab“
Leichter, kurzer, abtastender Faustschlag mit
dem linken Arm.
„hook“
Der „Haken“. Aus der Deckung (Fäuste rechts/
links neben dem Gesicht) einen „Haken“ seitlich gegen das gedachte Kinn ausführen.
„upper cut“
Der „Kinnhaken“. Aus der Deckung (Fäuste
rechts/links neben dem Gesicht) Mit einer Faust
einen „Kinnhaken“ ausführen.
„kICkS“ (BEINBEWEguNgEN/TrITTE)
„front kick“
Fester Fußtritt nach vorne (Vorstellung: den
Gegner auf Oberschenkelhöhe mit dem Fußballen oder der Ferse zu treffen). Das Knie
nach vorne oben ziehen (maximal Knie auf
Hüfthöhe) den Unterschenkel mit einer kurzen
und kräftigen Bewegung nach vorne strecken
(stoppen bevor das Kniegelenk gestreckt ist).
„side kick“
Fester Fußtritt zur Seite (Vorstellung: den Gegner auf Kniehöhe mit dem Fußballen oder der
50 | WorkShoP
Ferse zu treffen). Das Knie wie bei „front kick“
nach vorne oben anziehen, leicht nach innen
rotieren und dann das Bein zur Seite strecken.
Den Unterschenkel w. o. strecken.
„kick back“
Fester Fußtritt nach hinten (Vorstellung: den
Gegner auf Unterschenkelhöhe zu treffen). Das
Knie nach vorne oben anheben, dann das Bein
leicht angewinkelt nach hinten strecken. Unterschenkel wie vorher strecken.
„mIXED“
Die TN bleiben zunächst mit ihrem/ihrer Partner/in zusammen, wobei es jetzt einen/eine Partner/in A und einen/eine Partner/in B gibt. Auf
Anweisung der ÜL kommen alle TN A zu einer
Gruppe zusammen und alle TN B ebenfalls. Die
Gruppe A bekommt z. B. die Armbewegungen
und die Gruppe B die Beinbewegungen. Aufgabe ist, sich erst einmal wieder kreuz und quer
durch das Schwimmbecken zu bewegen, dann
bei Musikstopp einen/eine Partner/in (nicht aus
der eignen Gruppe) zu finden, sich gegenseitig
die Arm- oder Beinbewegung vorzustellen um
diese dann miteinander zu verbinden und eine
Zeit lang zu üben (zeitliche Vorgabe). Auch hier
sind wieder mehrere Partnerwechsel möglich.
„Face to face“
Aus den zuvor gebildeten Gruppen A und B
ergibt sich eine weitere Variante. Die Gruppen
stehen sich dazu gegenüber (im Block versetzt
mit ausreichend Abstand). Auf Anweisung
der ÜL geht nun die komplette Gruppe A (z.
B. 4 Schritte) auf die Gruppe B zu (welche im
Moment nur am Platz marschiert und Deckung
bewahrt) und führt dabei 4mal eine Armbewegung aus. Auf gleiche Weise bewegt sich die
Gruppe A direkt im Anschluss wieder zurück
zum Ausgangspunkt und marschiert nun ihrerseits am Platz und bewahrt Deckung. Nun
geht die Gruppe B auf Anweisung der ÜL mit
einer Beinbewegung auf die Gruppe A zu und
entsprechend wieder zurück, usw.
„Final count down“
Ein möglicher Ausklang einer „Aqua-Boxing“
Trainingseinheit ist, die erlernten Bewegungen
auf Musik in entsprechender Geschwindigkeit
auszuführen. Dazu stehen die TN z.B. in Kreisformation oder in der Gasse gegenüber.
„Champions“
Zum Abschluss marschieren die TN als stolze
„Champions“ erst in der Reihe hintereinander
und dann einzeln, durch das Schwimmbecken
und „präsentieren“ sich den „Zuschauern“.
„aQua ChI-BaLL“
Übungen und Einflüsse aus dem Qi Gong und
dem Tai-Chi sowie der Einsatz eines kleinen
Balls, welcher die Konzentration auf den eigenen Körper fördert, machen diese Bewegungsform zu einer besonders sanften Trainingsform.
Beim klassischen „Chi-Ball“ kommen farbige
„Duftbälle“ zum Einsatz (Aromatherapie),
welche Körperenergien mobilisieren sollen. Bei
der Variante „Aqua Chi-Ball“ kommen kleine,
wassertaugliche Bälle zum Einsatz, welche neben dem Effekt der Kraftausdauerschulung, die
Bewegungen harmonisch unterstützen sollen.
„Das Chi wecken“
Die TN bewegen sich mit ihrem Ball kreuz
und quer durch das Schwimmbecken. Auf
Anweisung der ÜL führen sie unterschiedliche
Bewegungen mit dem Ball aus (z. B. den Ball
mit beiden Händen fassen und vor dem Körper,
unter Wasser schieben…).
„Das Chi einstimmen“
Die TN bewegen sich wieder wie zuvor. Auf
Anweisung der ÜL bleiben sie stehen und
führen vorbereitende Bewegungen aus (z. B. die
„Machtpose“ – Ball mit beiden Händen über
Kopf führen, Beine leicht beugen…).
Nachstehend sind die wichtigsten „Figuren“
des „Chi-Ball“ aufgeführt, welche mit verschiedenen Beinbewegungen aus dem klassischen
Aerobic kombiniert werden können. Zur Ausführung bietet sich neben dem Innenstirnkreis
auch die Gasse, der Halbkreis, Partner- und
Kleingruppenaktivität an.
„Schmetterling“
Die TN stehen wie einleitend erwähnt in einer
der o. g. Organisationsformen. Einatmen, den
WorkShoP | 51
Ball in eine Hand nehmen und beide Arme bis
auf Schulterhöhe anheben (den Ball nicht aus
dem Wasser nehmen). Ausatmen, beide Arme
senken und den Ball dabei in die andere Hand
übergeben.
etwas unter Wasser ziehen) und das rechte Bein
hinten anheben. Ausatmen, den rechten Fuß absetzen, mit dem linken Bein einen Schritt nach
hinten machen, den rechten Arm zum Körper
zurückführen.
„Wasserschöpfen“
Einatmen, den Ball in beiden Händen auf
Brusthöhe anheben. Ausatmen, dabei den Ball
in einem Bogen über unten nach vorne führen
(Rücken gerade lassen). Erneut einatmen und
den Ball zurück in Ausgangsposition führen.
„Scirocco“
Den Ball in beiden Händen auf Brusthöhe halten. Mit den Beinen am Boden den Buchstaben
„V“ beschreiben. Einatmen und mit z.B. dem linken Bein einen Schritt nach vorn außen (diagonal), danach mit dem rechten Bein einen Schritt
nach rechts außen machen. Ausatmen, dabei mit
dem linken und dem rechten Bein nacheinander
wieder in die Ausgangsposition gehen. Mit dem
Ball dazu über links beginnend einen großen
Kreis vor dem Körper beschreiben (den Ball
unter Wasser bewegen). Einige Male die Bewegung über links, dann über rechts ausführen. Die
Figuren werden zunächst mehrere Male nacheinander geübt und eventuell als „Highlight“ der
Stunde als Choreographie ausgeführt.
„Die Sonne umkreisen“
Einatmen, den Ball in eine Hand nehmen und
den Arm vor dem Körper in Richtung linke
Schulter führen (den Ball nicht aus dem Wasser
nehmen). Den Ball in einem Bogen hinter dem
Kopf herumkreisen. Ausatmen, den Arm zur
entsprechenden Seite öffnen und senken. Nun
auf die andere Hand wechseln.
„Den Mond umkreisen“
Einatmen, einen Arm mit dem Ball weit zur
Seite strecken (Ball auf der Wasseroberfläche).
Den Ball in einem weiten Bogen über hinten
führen ohne dabei die WS zu überstrecken.
Ausatmen, dabei den Ball über den Kopf zur
anderen Seite führen. Den Arm nun diagonal
vor dem Körper senken und den Ball auf die
andere Hand übergeben.
„Regenbogen“
Den Ball in beiden Händen halten, die Knie
leicht beugen und auf z.B. die linke Seite neben
den Körper führen. Einatmen, einen Schritt
seitwärts nach rechts machen und dabei gleichzeitig den Ball mit der rechten Hand in einem
großen Bogen über den Kopf führen. Ausatmen, den Ball senken, gleichzeitig mit dem
linken Arm (ohne Ball) den Bogen beschreiben
und den linken Fuß zum rechten schließen.
„Schwalbe“
Den Ball in beiden Händen auf Brusthöhe halten. Einatmen, einen Schritt nach vorn z.B. auf
das linke Bein machen und dabei die Arme weit
nach vorne und zur Seite führen. Den Ball in
der rechten Hand auf Schulterhöhe halten (Ball
52 | WorkShoP
„Das Chi besänftigen“
Die TN kommen zum Innenstirnkreis zusammen
und stellen sich mit gegrätschten Beinen in einem
genügend großen Abstand zueinander auf. Auf
Anweisung der ÜL führen sie unterschiedliche
Bewegungen mit ihrem Ball aus (z. B. den Ball auf
der Wasseroberfläche mit beiden Händen gefasst,
von einer Seite zur anderen ziehen, mit beiden
Händen vor dem Körper nach unten schieben und
langsam wieder auftreiben lassen…).
„aQua-BaLaNCINg“
„Aqua-balancing“ ist eine besonders schöne
Form der Entspannung, bei der es um „Loslassen“ geht…
Diese Art der „tiefen Entspannung“ setzt aber
verschiedene Dinge voraus. Es ist unbedingt erforderlich, dass die Gruppe ein großes Vertrauen in
die ÜL aber auch untereinander hat. Die ÜL sollte
in der Lage sein, die Situation richtig einzuschätzen
damit die TN nicht überfordert werden. Verschiedene Grunderkrankungen machen Entspannungstechniken aller Art unter „Nichttherapeutischer
Anleitung“ unmöglich. Dazu zählen neben ernsten
Herz- Kreislauferkrankungen, Krampfanfallsleiden (z. B. Epilepsie), psychische Störungen (z. B.
Angstzustände, Depression), ernste Erkrankungen
am Haltungs- und Bewegungsapparat (z. B. schwere Formen der Osteoporose).
Die TN entscheiden stets selbst, ob sie an einem
solchen Angebot teilnehmen möchten oder
nicht. Es ist jederzeit möglich, die Übung abzubrechen! Die Augen müssen nicht zwingend
geschlossen werden!
Nach einer „Aqua-balancing“ Entspannung
erfolgt eine Aktivierung der TN, um tiefe Entspannungszustände sanft zurückzuführen und
somit die Gefahr von späteren Unfällen (z. B.
im Straßenverkehr) auszuschließen!
„Schwerelos“
Die TN kommen zu zweit zusammen. Zu entspannender Musik führen sie unterschiedliche
Bewegungen aus, welche von einer/m TN passiv
erlebt werden. Ein besonderes Erlebnis ist es,
die Augen zu schließen und einfach nur zu spüren, sich tragen zu lassen, die Sinneseindrücke
aufzunehmen…
· Sich an den Händen haltend gegenüberstehen (Schultern unter Wasser). Der/die aktive
Partner/in bewegt ganz sanft die Arme des/der
Passiven. Langsam die Bewegungen auf den
gesamten Körper übertragen.
· Der/die aktive Partner/in legt von vorn die
Hände auf die Schultern des/der Passiven und
bewegt ganz sanft den Körper seitlich aber
auch vor und zurück.
· Der/die aktive Partner/in legt von hinten die
Hände auf die Schultern des/der Passiven und
bewegt ganz sanft den Körper seitlich aber
auch vor und zurück.
· Der/die passive Partner/in legt sich vertrauensvoll in die Arme des/der Aktiven und wird
ganz sanft durch das Wasser getragen, vor
und zurück geschoben, um den Körper des/
der Aktiven im Halbkreis geführt, mit den
Füßen aber auch mit dem Schulterbereich
leicht abgesenkt.
„Räkeln, Strecken, Gähnen…“
Nach der vorangegangenen Entspannung
bewegen sich die TN kreuz und quer durch
das Schwimmbecken (evtl. beschwingte Musik
einsetzen) und führen verschiedene aktivierende
Bewegungen aus.
Bezugsquellen Musik:
www.sportlaedchen.de
www.silenzio.de
www.tanzversand.de (Dieter Balsies Verlag)
WorkShoP | 53
13 | achtsaMkeIt – WahRnehMen MIt allen sInnen
DIPLom-moToLogIN Dagmar TIEmEIEr
Wirkliches Leben erfahren wir nur
im Hier und Jetzt.
Die Vergangenheit ist schon vorüber,
und die Zukunft ist noch nicht da.
Nur im gegenwärtigen Augenblick
können wir das Leben wirklich berühren.
Thich Nhat Hanh
EINLEITENDES:
Das wichtigste Ziel der Achtsamkeitspraxis ist, in
Kontakt zu kommen mit sich selbst – sich seiner
selbst gewahr zu werden. Achtsamkeit ist die
Kunst, bewusst zu leben, bewusst im gegenwärtigen Augenblick innezuhalten, im Hier und Jetzt,
ohne sich in Erinnerungen an die Vergangenheit
zu verlieren oder in Sorgen um die Zukunft.
Vor allem im fernöstlichen Kulturraum und
auch in Teilen der deutschen Gymnastikbewegung des frühen 20. Jahrhunderts sind die
Erfahrungen von Achtsamkeit oder achtsamem
Gewahrsein häufig mit traditionsreichen Bewegungs- und Meditationskünsten verbunden.
Yoga-, Qigong- und Zen-Meister haben die
Praxis der Achtsamkeit seit Jahrtausenden
gelehrt und systematisch erforscht. Betrachtet
wird der Mensch dabei in seinen körperlichen,
kognitiv-emotionalen und geistig-spirituellen
Dimensionen. Entsprechend kann sich Achtsamkeit als wache, lebendige Form der Wahrnehmung auf alles richten, was wahrnehmbar
ist – das bewusste Wahrnehmen des Körpers;
die Betrachtung der Gefühle; die Beobachtung
gedanklicher Abläufe. Die Fähigkeit des achtsamen Gewahrseins gibt Antworten auf Fragen,
wie z. B.: „Bin ich gerade aufmerksam?“ oder
„Wie finde ich mich vor?“, und hilft auf diese
54 | WorkShoP
Weise, die Gedanken zu beruhigen, den Körper
zu entspannen und klarer zu empfinden und zu
denken. Wer achtsam ist, ist innerlich anwesend
und schafft Raum, um wahrzunehmen, was
sich zeigen will. Wer achtsam ist, sucht nach
einer respektvollen und annehmenden Haltung
mit sich selbst, anderen und seiner Umgebung
gegenüber. Achtsam wahrnehmen braucht keine
besonderen Voraussetzungen, lediglich innere
Bereitschaft, mit all den zur Verfügung stehenden Sinnen sich immer wieder dem bewussten
Wahrnehmen zuzuwenden.
Verschiedene Faktoren, die einander bedingen,
bilden die Grundlage für die Entwicklung einer
entsprechend förderlichen Einstellung. Sie kommen der Achtsamkeitspraxis zugute und helfen,
diese zu vertiefen:
• Geduld
Nach dem Motto „das Gras wächst auch
nicht schneller, wenn man daran zieht“, geht
es in der Praxis der Achtsamkeit nicht um
schnelle Veränderungen und Erfolge. Gerade
Gedanken haben häufig eine „Wandertendenz“, der gegenüber wir offen und geduldig
sein sollten. Geduld zu üben ist eine stets
mögliche Alternative zu Druck und Rastlosigkeit. Es geht darum, den augenblicklichen
Moment zuzulassen.
• Anfängergeist
Kein Augenblick gleicht dem anderen, jeder
ist einzigartig – daran erinnert uns der Geist
des Anfängers. Es geht um Offenheit, um eine
Bereitschaft, alles so wahrzunehmen, als wäre
es das erste Mal. Diese Haltung ermöglicht
uns, für Erfahrungen empfänglich zu sein und
verhindert, dass wir in Routine und Gewohn-
heiten erstarren und uns vorgaukeln, alles
schon zu kennen und einschätzen zu können.
Auch im Einfachen und Vertrauten steckt viel
Reichtum und kann Neues entdeckt werden.
Wichtig ist, die Neugierde nicht zu verlieren.
• Nicht-Urteilen
Achtsamkeit stellt sich eher ein, wenn man
den eigenen Erfahrungen gegenüber die Rolle
eines neutralen Beobachters einnimmt. Die
Angewohnheit, alles zu beurteilen, zu bewerten, in Schubladen zu stecken und pausenlos
innere Kommentare der Zustimmung oder
Ablehnung abzugeben ist den meisten Menschen nicht einmal bewusst. Nun besteht
die Aufgabe jedoch nicht im Abblocken des
Beurteilens und Bewertens, sondern darin,
zu erkennen, dass es und wie es geschieht.
Hilfreich ist, tief verankerte eigene Muster der
Bewertung zu erschließen.
• Loslassen
Zur Verdeutlichung dieses Aspekts sei hier an
den Affenfang in Indien erinnert:
WorkShoP | 55
Eine Banane wird in einer Kokosnuss befestigt und dient als Köder. Der neugierige Affe
greift schnurstracks in die Nuss und packt die
Banane. Nun ist die Öffnung in der Kokosnuss so beschaffen, dass die schmale greifende
Affenhand hineinpasst, die zur Faust geballte
Hand mitsamt der Banane aber nicht herausgezogen werden kann. Würde der Affe die Banane loslassen, wäre er frei. Die Banane kann
synonym stehen für eine Idee, ein Ding, ein
Ereignis, ein bestimmte Zeit, eine bestimmte
Sicht oder ein bestimmtes Verlangen. Nicht
zu klammern oder anzuhaften, sondern bereit
zu sein, loszulassen gehört ebenfalls zu einer
achtsamen Grundhaltung.
• Akzeptanz
Weiterhin gilt es, den Moment, wie er ist,
anzunehmen. Entgegen dem Wunsch, dass
wir die Dinge häufig anders haben möchten,
als sie sind, meint Achtsamkeit, jedem Augenblick gegenüber, so wie er sich entfaltet,
empfänglich zu sein. Akzeptanz bedeutet dabei nicht, alles gut zu heißen, in Fatalismus zu
verfallen oder Ungerechtigkeiten zu tolerieren. Vielmehr entsteht aus der Bereitschaft zu
akzeptieren häufig erst das Potenzial für eine
Veränderung.
aNrEguNgEN Für DIE PraXIS:
• Achtsam Schmecken
Nehmen Sie sich eine Rosine (wenn Sie Rosinen überhaupt nicht mögen, kann es auch
eine Mandel, ein Stück Apfel o.a. sein) und
essen Sie diese Rosine mit der größtmöglichen
Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Das heißt,
Sie betrachten die Rosine erst einmal ganz
genau, registrieren Form und Farben, nehmen
ihren Geruch waren, ertasten ihre Konsistenz
und ihre Oberfläche und erst dann nehmen
Sie die Rosine in den Mund. Achten Sie
darauf, wie Ihr Mund auf die Rosine reagiert,
wie sie sich auf der Zunge anfühlt und irgendwann kommt der Moment, auf die Rosine zu
beißen und sehr langsam zu kauen, bis keine
Faser der getrockneten Frucht mehr übrig ist
– Sinne und Bewusstsein können sich öffnen
und ausdehnen.
56 | WorkShoP
• Achtsam Hören
Setzen Sie sich bequem hin, so dass beide
Füße auf dem Boden stehen und Bodenkontakt haben. Sie können die Augen schließen
oder öffnen. Bei geöffneten Augen ist es hilfreich, die Augen leicht abzublenden oder den
Blick auf einen konkreten Punkt auszurichten. Nun sind Sie eingeladen, 2 - 3 Minuten
achtsam zu hören; dass heißt, ihre Aufmerksamkeit ganz auf alle wahrnehmbaren Geräusche zu lenken. Gedanken, Empfindungen
und Geschehnisse, die zwischendurch auftreten, lassen Sie kommen und weiterziehen wie
Wolken am Himmel.
• Achtsam Atmen
Schaffen Sie sich eine bequeme Ausgangsposition, so dass möglichst wenig stört. Lenken Sie
nun ihre Aufmerksamkeit auf die Atmung. Spüren Sie den einströmenden Atem und verfolgen
Sie den Weg, den Ihre Atmung nimmt: durch
die Nase bis in den Brust- und Bauchraum –
vielleicht heben sich diese Atemräume leicht an
– und wieder zurück durch die Lippen nach außen – verbunden mit dem Absinken von Brustund Bauchraum. Folgen Sie nun Ihrem Atem
über 2 - 3 Minuten. Wenn es Ihnen hilft, können
Sie Ihre Atemzüge zählen. Sie können dabei Ihre
Augen schließen oder abblenden. Vielleicht wandern Ihre Gedanken zwischendurch zu anderen
Themen, oder Geräusche lenken Sie ab – dann
bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit behutsam zur
Atmung zurück.
• Achtsam Gehen
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf
das Gehen. Sie können sich auf das Aufsetzen des Fußes als Ganzes konzentrieren oder
auf einzelne Segmente der Bewegung, wie
beispielsweise auf die Gewichtsverlagerung
von rechts nach links, auf das Abrollen des
Fußes oder auf das Abheben des Beines. Sie
können das Gewahrsein des Gehens mit dem
Gewahrsein des Atmens verbinden. In jedem
beliebigen Tempo – in Zeitlupe oder in flottem
Gehtempo – können Sie Achtsamkeit aufbringen. Richten Sie ihre Aufmerksamkeit jedoch
nur auf einen der genannten Aspekte und
bleiben Sie erst einmal dabei.
• Der achtsame Beobachter
Nehmen Sie eine bequeme Sitzhaltung ein
und machen Sie sich bewusst, dass Sie die
Fähigkeit haben, sich selbst achtsam zu
beobachten – sonst könnten Sie nicht registrieren, das Ihr Körper Kontakt zum Boden
oder einem Stuhl hat. Versuchen Sie nun,
den Berührungskontakt ihres Gesäßes mit
der Sitzfläche wahrzunehmen und lassen Sie
Ihre Aufmerksamkeit für einen Moment dort.
Wandern Sie dann weiter und nehmen Sie den
Berührungskontakt ihrer Hände wahr. Welche
Kontaktpunkte gibt es dort? Als nächstes erspüren Sie, wie Ihre Lippen sich berühren und
schließlich Ihre Augenlider. Gibt es weitere
Kontakte zwischen Ihrem Körper und seiner
Umgebung oder zwischen einzelnen Körperteilen?
• Den Körper erspüren
Das achtsame Erspüren ermöglicht es Ihnen,
die einzelnen Regionen Ihres Körpers zu
erkunden. Dazu lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit systematisch durch Ihren Körper – Stück
für Stück, von einem Körperteil zum nächsten – und nehmen jede Empfindung bewusst
wahr. Günstig ist es, wenn Sie sich auf den
Rücken legen, die Arme seitlich neben den
Oberkörper ausbreiten und Ihre Handflächen
nach oben drehen. Dann beginnen Sie damit,
jedes kleine Detail abzutasten: Von den Zehen
und Füßen zu den Unterschenkeln, Ober-
schenkeln bis zum Becken, dann den Rumpf
aufwärts bis zu den Schultern, die Arme hinunter bis in die Fingerspitzen, von dort zum
Gesicht und zum Hinterkopf. Stellen Sie sich
vor, alle inneren Antennen stehen auf Empfang – Sie können angespannte und entspannte Muskeln wahrnehmen, ein Pochen oder
Pulsieren, die Temperatur einzelner Regionen,
ein Kribbeln etc. Durch das achtsame Wahrnehmen einer körperlichen Empfindung und
dem anschließenden Loslassen und Weiterwandern können sich Verspannungen häufig
lösen.
Literatur:
- Brooks, C.: Erleben durch die Sinne. Sensory
Awareness, Paderborn: Junfermann 1997.
- Haag, M., Ludwig, S.: Elsa Gindler – von ihrem Leben und Wirken. Wahrnehmen, was wir
empfinden. Hamburg: Christians 2002
- Kabat-Zinn, J.: Im Alltag Ruhe finden. Freiburg i. Breisgau: Herder 1998.
- Kabat-Zinn, J.; Kesper-Grossmann, U.: Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit.
Freiburg: Arbor Verlag 1999. (Buch und CD)
- Otto, P.: Immer mit der Ruhe. Reinbek b.
Hamburg: Rowohlt 2000.
- Thich Nhat Hanh: Schritte der Achtsamkeit.
Freiburg i. Breisgau: Herder 2006.
WorkShoP | 57
14 | sIcheReR auftRItt – stüRze veRMeIden
beWeGunGsPROGRaMMe zuR stuRzPRäventIOn
urSEL WEINgärTNEr
STurzPrävENTIoN – EIN NEuEr TrEND Im SPorT DEr
äLTErEN oDEr EINE NoTWENDIgkEIT?
Stürze sind eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit im Alter. Das Thema Sturzprophylaxe
gewinnt aufgrund der demographischen Entwicklung mehr und mehr an Bedeutung. Lange
wurde die Problematik „Stürze“ spezifisch in
Alteneinrichtungen (Expertenstandard) thematisiert oder im Schulsport bzgl. der Unfallvermeidung angesprochen.
Das Thema Sturzprophylaxe ist ferner bei den
Berufsgenossenschaften ein aktuelles Thema
– hier dreht es sich um Unfallverhütung am
Arbeitsplatz. Das Thema ist für die Sportvereine neu, ebenso in verschiedenen Organisationen (Krankenkassen, Wohnungsbaugesellschaften...) für die Bereiche Alltag, Haushalt
und Freizeit. Die Landesregierung setzt Eckpunkte in diesem Themenfeld, die Ministerien
engagieren sich, ebenso verschiedene Sportorganisationen (DTB, DOSB, Sportverbände aus
den Bundesländern ...).
Stürze im Alter können gravierende Folgen haben:
· Verletzungen
· Mobilitätsverlust
· Krankenhausaufenthalt
· Pflegebedürftigkeit
· Eingeschränkte Selbstständigkeit
· Isolation
· Verringerung der Lebensqualität
· Angst
mögLIChE urSaChEN /STurzrISIkEN:
Äußere Gegebenheiten
· Stolperfallen (Stufen, Kanten, Bordsteine, Teppichkanten, herumliegende Dinge im Haushalt ...)
· Müll, Laub, Glatteis, Schnee, Wurzeln ...
· Lärm, Nebengeräusche (Straßenverkehr, laute
Musik ...)
58 | WorkShoP
· Licht- und Sichtverhältnisse (Dunkelheit,
Nebel, Beleuchtung ...)
· Schuhwerk
Innere Faktoren
· Erkrankungen
· Eingeschränkte Gehfähigkeit (z. B. Knie- oder
Hüft-Prothesen), Bewegungseinschränkungen
· Abbau der motorischen Fähigkeiten (nachlassendes Reaktions- und Gleichgewichtsvermögen, Verlust der Körperkraft ...)
· Schmerzen
· Verringertes Hörvermögen
· Verringertes Sehvermögen
· Schlecht angepasste Seh- oder Hörhilfen (Bewusstmachen der Notwenigkeit! Häufig auch
ein finanzielles Problem!?)
· Schwindel
· Einnahme von Medikamenten
· Angst zu stürzen („Teufelskreis“, Unsicherheitsspirale)
· Alkohol
· Hektik, Eile, Sorgen, Zerstreutheit, Unkonzentriertheit
· Instabile psychische Disposition
· Ignoranz, Ablenkung
· Unzweckmäßige Angewohnheiten, Nachlässigkeiten
BEWEguNgSProgramm „STurzPrävENTIoN“ –
akTIv WErDEN – STürzE vErmEIDEN – BEWEguNg –
Für mEhr STaBILITäT uND SIChErhEIT Im aLLTag!
Viele Inhalte zum Thema sind nicht neu und
doch neu – ein verändertes Bewusstsein ist
erforderlich! Eine Auseinandersetzung mit dem
Thema ist Voraussetzung für Bewegungsangebote „Sturzprävention“.
Inhalt:
Das Thema sollte sowohl theoretisch als auch
praktisch aufgearbeitet werden.
ThEorETISChE INhaLTE:
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
Auseinandersetzung mit der Thematik
Statistische Angaben zu Stürzen, Unfällen
Mögliche Ursachen/Risikofaktoren
Konsequenzen
Körperliche Veränderungen beim älter werdenden Organismus
Lebensbedingungen von älteren Menschen
Wohnformen
„Checklisten“
Motivation der TN
„Kontraindikationen“
Alltagsbezug
Minimierung von Sturzrisiken
· „Vertraut machen mit dem Boden“ – wenn
etwas hinfällt, wie bücke ich mich ...
Ein „Falltraining“ könnte ein weiterer möglicher Inhalt eines Bewegungsangebotes sein.
An dieser Stelle taucht die Frage auf, ob dieses
spezifische Training „Fachleuten“ (Judo,
Selbstverteidigung/Selbstbehauptung) vorbehalten bleibt oder ob diese Profis als Referenten
eingesetzt werden können. Ebenso wäre ein
physiotherapeutischer Ansatz denkbar (Spiraltechniken, Reflexe...). Auch hier ist die Kompetenz von Fachkräften gefragt, ÜL sind keine
Therapeuten!
Viele sportpraktische Inhalte zum Themenfeld
Sturzprophylaxe sind bereits bekannt. Es bedarf
an dieser Stelle einer Modifikation der Inhalte
und zudem ein verändertes Bewusstsein. Körperliche Aktivitäten fördern die Bewegungssicherheit!
· Körperwahrnehmung
· Koordinationsschulung
· Propriozeptives Training
· Krafttraining
· Sinnesschulung
· „Die Füße als Basis“
· Gangschule
· Haltungsschule
· ADL
· Entspannung (im Sinne der Förderung des
Wohlbefindens, Schmerzreduktion...)
· Spiel und Übungsformen (Kommunikation,
Selbstvertrauen, Motivation)
· Drehungen und Rückwärtsgehen bewusst
üben („kontrollierte“ Übungsanweisungen –
Alltagsbezug deutlich machen!)
WorkShoP | 59
· Die Bewegungsangebote sollten immer wieder
anders, neu, fröhlich und attraktiv gestaltet
werden, um die TN zu motivieren...
· „Fördern durch Fordern“
geben, Bewegungsformen allein, paarweise, in
Kleingruppen und in der Gesamtgruppe auszuprobieren.
„Verpflichtende Inhalte“ für Bewegungsprogramme Sturzprävention sind sowohl Koordinationsschulung (insbes. Gleichgewichts-,
Reaktions- und Anpassungsfähigkeit), als auch
Krafttraining. Das Krafttraining sollte nach
den bekannten Trainingsprinzipien zielgruppengerecht angeboten und durchgeführt werden.
Viele Beispiele dazu finden sich in der Literatur.
beWeGunGsPRaXIs
Viele Übungsleiter verfügen in ihren Sportstunden bereits über ein gutes Übungsrepertoire,
ohne es bewusst unter dem Themenschwerpunkt „Sturzprävention“ anzusehen. Es gibt
nicht „die“ klassische „Sturzpräventionsübung“, aber vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, die die Sicherheit der TN fördern.
Wichtig ist zunächst eine Auseinandersetzung
mit der Thematik selbst.
Für das Praxisangebot in diesem Workshop wurde bewusst das Gerät Reifen gewählt. Einerseits
sind viele Turnhallen mit Reifen ausgestattet,
bzw. verfügen viele Vereine über Reifen, andererseits geht es darum vielleicht bereits bekannte
Spiel- und Übungsformen unter dem Focus
Sturzprävention zu sehen und ggf. zu modifizieren. In der Praxiseinheit wird es Gelegenheit
60 | WorkShoP
jEDEr TN haT EINEN rEIFEN:
„Ankommen“, „vertraut“ machen mit dem Gerät, aufwärmen
· Durch den Raum gehen, den Reifen um den
Körper herum wandern lassen (in eine Hand
nehmen und hinter dem Rücken in die andere
Hand reichen)
· Gehen und den Reifen rollen, rechts, links
· Bei Begegnung mit anderen TN die Reifen
tauschen
Die Reifen kreuz und quer im Raum auf dem
Boden ablegen. Hinweis: einige ÜL befürchten eine
Rutschgefahr mit den Reifen am Boden. Hier geht
es um den bewussten Einsatz des Gerätes und die
Schulung der Aufmerksamkeit. Die Konzentration
der TN ist gefordert, die TN sind „gezwungen“
bewusst die Füße anzuheben, über ein „Hindernis“
zu steigen. Ein Alltagsbezug ist im Sinne von Müll,
Stolperfallen auf der Straße und zu Hause zu sehen.
Liegen allerdings Holzreifen auf einem Holzfußboden ist nur ein geringer Farbkontrast gegeben, hier
eignen sich eher farbige Reifen, Markierungen oder
Klebestreifen an den Reifen. Darüber hinaus kön-
nen Gymnastikseilchen oder Therabänder zu einem
Kreis auf dem Boden ausgelegt werden.
„Reaktion“
„Platzsuchspiel“ – die TN bewegen sich um alle
Reifen herum, auf ein Signal (Stop, Pfiff, Musikstop) stellt sich jeder in einen Reifen hinein.
Mehrere Wiederholungen mit unterschiedlichen
Aufgabenstellungen durchführen – z. B. viele Kurven um die Reifen herum gehen, in verschiedenen
Variationen Gehen (schleichen, große Schritte, auf
den Zehenspitzen, zusätzliche Armbewegungen).
Bei „Stop“ nur den rechten Fuß in einen Reifen
stellen, auf einem Bein im Reifen stehen, Rücken
an Rücken mit einem anderen TN, auf den Zehenspitzen, 5 Füße im Reifen ...
„Stand- und Gangsicherheit“
· Jeder TN steht an einem Reifen, verschiedene
Bewegungsaufgaben: Fersen/Fußspitzen im
Wechsel in den Reifen setzen, rein und raus
gehen, vorwärts, rückwärts, seitwärts, einen
Fuß in dem Reifen auf den Boden tippen –
(ggf. Musikeinsatz)
· Den Reifen umrunden
· Den Reifen auf den Boden senkrecht, rechts
neben dem Körper aufstellen, mit der rechten
Hand festhalten, den rechten Fuß seitlich
durch den Reifen auf den Boden stellen und
zurück führen, ebenso den Fuß durch den
Reifen führen und einen Moment in der Luft
„halten“, Seitenwechsel
· Den Reifen senkrecht, auf den Boden vor dem
Körper auf den Boden aufstellen (ggf. etwas
vom Boden weg), den Reifen mit beiden Händen festhalten. Im Wechsel das rechte und linke
Bein durch den Reifen nach vorn ausstrecken
PaarWEISE mIT EINEm rEIFEN:
„Bewegungssicherheit“, Wahrnehmung, Reaktion, Anpassung, Gleichgewicht
„Führen und Folgen“
Zwei TN stehen hintereinander, verbunden
durch einen Reifen (der vordere TN hat den Reifen waagerecht hinter dem Rücken, der hintere
TN vor dem Bauch). Beide TN gehen durch den
Raum und versuchen den Kontakt zu halten
(ohne den Reifen mit den Händen fest zu halten)
„Vor- und rückwärts“
Zwei TN stehen sich gegenüber, beide halten
den Reifen waagerecht fest. TN A geht vorwärts, TN B geht rückwärts (kontrolliertes
Rückwärtsgehen!). Der vorwärtsgehende TN
achtet auf Hindernisse und auf andere Paare.
(Alltagsbezug: Rückwärtsbewegungen!)
Die „Acht“
Zwei Partner stehen gegenüber, ein Reifen
wandert in einer Achterbewegung um beide TN
herum, d. h.: TN A führt den Reifen mit der
rechten Hand hinter dem eigenen Rücken in
die linke Hand und reicht den Reifen diagonal
zum Partner B in die linke Hand, dieser reicht
den Reifen hintenherum in die rechte Hand und
übergibt den Reifen wieder diagonal ...
Durch den Reifen steigen
Zwei Partner stehen sich gegenüber. TN A
nimmt den Reifen senkrecht nach unten vor die
Füße, steigt über den unteren Reifenrand in den
Reifen hinein, zieht den Reifen dann nach oben,
führt ihn über den Kopf und übergibt den
Reifen zum TN B, dieser führt diese Bewegung
ebenfalls durch. Variation: die Bewegung entgegengesetzt durchführen, d.h. den Reifen über
den Kopf nach unten führen und mit den Beinen „rückwärts“ über den unteren Reifenrand
steigen – Vorsicht bei der Rückwärtsbewegung!
„Bewegungsradius“
Zwei TN stehen hintereinander: Der vordere TN
A steht „im Reifen“, der hintere TN B hält den
Reifen (etwa auf Körpermitte) mit beiden Händen fest. TN A bewegt sich innerhalb des Reifens
wie ein Pendel vor, zurück und zu den Seiten
– möglichst ohne den Reifen zu berühren – und
„testet“ den Bewegungsradius aus. Variation: TN
B erweitert den Bewegungsradius, indem er die
Bewegungen mit dem Reifen mitmacht. Variation: geschlossene Augen. Rollenwechsel
„Fels in der Brandung“
Der Reifen liegt am Boden, TN A steht in
leichter Schrittstellung im Reifen. TN B setzt
„Impulse“, d.h. er schiebt TN A an verschiedenen Körperstellen an (Schulter, Oberarm...)
TN B versucht „standfest“ zu bleiben. VariaWorkShoP | 61
tion: verschiedene Schritt- bzw. Fußstellungen
einnehmen (geschlossenen Beine, auf den Zehen
stehen, Einbeinstand, geschlossene Augen)
kLEINgruPPEN (3-4 TN uND EIN rEIFEN)
„Mühle“
Die TN halten den Reifen mit der rechten Hand
fest und gehen im Uhrzeigersinn herum. Bei
dem Signal „Wechsel“ fassen sie den Reifen mit
der linken Hand und ändern die Richtung. Die
Gruppen geben selbst das Signal.
„Karussell“
Die TN halten sich am Reifen mit beiden Händen fest, Blick zur Reifenmitte. Nacheinander lösen die TN die Handfassung, drehen sich einmal
um sich selbst und halten den Reifen wieder fest.
„Rhythmus finden“
Ein Reifen liegt in der Mitte zwischen den TN auf
dem Boden. Die TN versuchen im gemeinsamen
Rhythmus die Füße im Wechsel in den Reifen hinein zu stellen (vorwärts, seitwärts, abwechselnd...)
„Hoch/tief“
Ein Reifen liegt auf dem Boden. TN A steht mit
beiden Füßen auf dem Reifen, die Fußspitzen
im Reifen, die Fersen außerhalb des Reifens.
TN A geht im Wechsel auf die Zehenspitzen
und auf die Fersen. TN B und C stehen rechts
und links von TN A und übernehmen die Sicherheitsstellung! Rollenwechsel
kLEINgruPPEN (5-6 TN uND EIN rEIFEN)
· Mehrere TN stehen kreisförmig um einen
Reifen (auf Bauchhöhe) herum und halten
sich mit beiden Händen daran fest. Alle TN
lassen sich nach hinten „hängen“ und ziehen
sich wieder zur Mitte heran.
· Den Reifen gemeinsam nach oben anheben –
einatmen, den Reifen wieder abwärts bewegen
– ausatmen.
groSSgruPPE (jEDEr TN haT EINEN rEIFEN)
· Kreisform, jeder TN hat den Reifen waagerecht in der rechten Hand und fasst den Reifen vom linken Nachbarn: die Reifen pendeln
vor und zurück, Bewegungen nach rechts und
links, auf den Zehenspitzen stehen, auf einem
62 | WorkShoP
Bein stehen, Pendelbewegungen mit einem
Bein... (ggf. Musikeinsatz!)
Literaturliste zum Thema Sturzprävention:
- C. Becker, U. Lindemann, U. Rissmann, A.
Warnke: Sturzprophylaxe, Sturzgefährdung
und Sturzverhötung in Heimen, Vincentz Network, Hannover 2006, ISBN 3-87870-131-4
- J. König: 100 Fehler bei Stürzen im Heim –
und was Sie dagegen tun können, Schlütersche
Verlagsgesellschaft, Hannover 2005, ISBN
3-89993-428-8
- DTB (Hrsg.): Sturzprohylaxe- Training
im Turn- und Sportverein, Arbeitshilfen für
Übungsleiter, Frankfurt 1/2008 ISBN 978-39808297-6-2
- DTB (Hrsg.): Bewegungs- und Gesundheitsförderung für Hochaltrige, Frankfurt 2/2005
- P. Regelin, J. Winkler, F. Nieder, M. Brach
(Hrsg): Fit bis ins hohe Alter - eine Kurzkonzeption zur Erhaltung von Selbstständigkeit
und Verhütung von Stürzen im Alter, Meyer
& Meyer Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-389899-319-7
- Landeszentrale für Gesundheitsförderung in
Rheinland-Pfalz (LZG), Mainz
So verhindern Sie Stürze! Ratgeber für ältere
Menschen, Programm für Kraft, Balance und
Beweglichkeit
- Deutsche Sporthochschule Köln (Hrsg.): fit für
100, Praxisleitfaden, www.ff100.de
- U. Häfelinger/ V. Schuba: Koordinationstherapie, Propriozeptives Training,Meyer & Meyer
Verlag Aachen 2004, ISBN 3-89899-001-X
- P. Mommert- Jauch: Körperwahrnehmung und
Schmerzbewältigung im Alltag
Springer- Verlag 2000, ISBN 3-540-67301-6
- LandesSportBund NRW/ Innenministerium des
Landes NRW (Hrsg.): Vital– Gesund- Mobil,
Aktiv älter werden mit Bewegung, Duisburg
05/07, ISBN 978-3-932047-45-9
- W. Tokarski/ K. Euteneuer- Treptow/ B.
Wagner-Hauthal (Hrsg.): Ein Leben lang in
Schwung Band 2, Meyer & Meyer Verlag Aachen2002, ISBN 3-89124-281-6
- DOSB: Werkheft 6 – Wissen für die Praxis:
Richtig fit ab 50
- DOSB: Werkheft 7 – Wissen für die Praxis:
Bewegungsangebote 70 plus
15 | Rund uM dIe QualIfIzIeRunG – theORIe und PRaXIs
IrENE FraNCkE
Dank der digitalen Entwicklung ergeben sich
für ein/e Übungsleiter/in neue Möglichkeiten
in der Vorbereitung und Gestaltung einer
Übungsstunde. Fleißige und fortbildungsaktive
Übungsleiter/innen besitzen in vielen Büchern,
Zeitschriften und Manuskripten einen Praxisschatz, ohne diesen in der Regel voll nutzen
zu können. Wer hat schon den Überblick über
vielleicht 444 Praxisideen? Wer kennt schon
„Bewegungslotto“, „Synapsenfeuerwerk“, oder
„Geometer“? Spiele und Übungen, die sich auf
einer neuen CD-ROM des LandesSportBundes
NRW befinden.
Das Programm ist in sekundenschnelle installiert und schon erscheint auf dem Bildschirm
ein komfortabler digitaler Karteikasten. Mit
der Einstellung gewünschter Suchbegriffe kann
in dem Fundus von 444 Spiele, Spielformen,
Bewegungsaufgaben und Übungen geblättert,
sortiert und ausgedruckt werden.
DIE vorTEILE LIEgEN auF DEr haND:
Je nach Einstellungen in den Suchfenstern
können Ziele (z.B. Ausdauer, Geschicklichkeit,
Wettkämpfen oder Gehirntraining), Materialien (z.B. Ball, Stab, Tuch oder Tennisring),
Sozialformen (allein, paarweise, in der Kleinoder Großgruppe) oder Aktionsformen (im
Stehen, im Sitzen, im Gehen oder im Laufen)
voreingestellt werden. Mit einem Mausklick
erscheinen dann sofort alle Spiele, Übungen
oder Bewegungsaufgaben, welche diesen Suchkriterien entsprechen. In vielen Fällen werden
in den ausgewählten Praxisbeispielen auch noch
eine ganze Reihe Varianten und Alternativen
beschrieben sowie Angaben gemacht, auf was
der ÜL beim Einsatz dieses Beispiels beachten
sollte.
Für die weitere Nutzung und Verwendung
können die ausgewählten Praxisbeispiele in
der gewünschten Reihenfolge in ein Druckmenü übernommen und ausgedruckt werden.
Wer möchte, kann diesen Ausdruck also in die
Übungsstunde mitnehmen oder eine persönliche Ausdruckbibliothek pflegen.
Die Sammlung ist in der Praxis erprobt und
berücksichtigt alle Leistungsniveaus und spezifischen körperlichen Merkmale der Generation
55+. Mit dieser CD-ROM erhalten ÜL eine
wertvolle Hilfe, ihre Stunden abwechslungsreich
und interessant zu gestalten.
Preis: 12,90 €
Bestelladresse: Sportshop im LandesSportBund
NRW, Friedrich-Alfred-Straße 25, 47055 Duisburg, Tel.: 0203 7381-795, www.lsb-shop.de
WorkShoP | 63
16 | kReatIves tanzen –
beWeGunGsaufGaben zuR MusIk
ELLEN BECkErS
Viele Menschen haben Lust auf Bewegung zu
Musik, wollen aber keine Choreographien mit
festen Schrittfolgen lernen, Abläufe im Kopf
behalten, und ständig Takte und Schritte zählen. Die Idee „Kreatives Tanzen – Bewegungsaufgaben zur Musik“ ist, ohne jede Choreographie Menschen in gemeinsame Bewegung zu
rhythmischer Musik zu führen.
Es soll aufgezeigt werden, dass Tanz mehr
bedeutet, als Schrittkombinationen zu lernen,
bei denen nur die Füße und ab und zu die Arme
64 | WorkShoP
im Einsatz sind. Tanz bedeutet nämlich Einsatz
des ganzen Körpers und sich mit dem Körper
auf die Musik einlassen. Des Weiteren können
kreative Bewegungsaufgaben eine Methode
sein, um neue Tanzschritte und Rhythmen (z. B.
den ChaChaCha) einzuführen.
Sich kreativ nach Musik zu bewegen geht das
überhaupt mit Älteren? Wir wollen es selbst
ausprobieren und uns mit möglichst wenigen
Vorgaben ideenreich und auch spielerisch zu
unterschiedlichen Musiken bewegen.
taktaRt
Die Taktart definiert sich dadurch, wie viele
Noten eines Notenwertes zusammengehören,
z. B. enthält der 4/4-Takt vier Viertelnoten.
Zudem wird einem Takt meist eine metrische
Struktur, eine Betonungsordnung zugewiesen.
EINFaChE TakTarTEN
Es gibt einfache Taktarten, (Grundtaktarten),
bei denen der Zähler eine 2 oder 3, in seltenen
Fällen auch eine 1 ist (z.B. 2/2-, 2/4-, 3/4-Takt).
In dieser Taktart gibt es keine Nebenbetonung.
zuSammENgESETzTE TakTarTEN
muSIkauSWahL voN DEr CD:
Djingalla (Tanz- und Bewegungsmusik von
Henner Diedrich und Ansgar Buchholz)
uccello CD 3-933005-60-4
Begleithandbuch zur CD „Tanz- und Bewegungsideen“ von Annette Schöberl und Petra
Zierul 1998
·
·
·
·
„Djingalla“
„Ansgars Turbo“
Chachanga“
„Samba, Stop!“
„muSIkTakTE“
Fragen an die Gruppe und Dokumentation der
Ergebnisse auf einer Wandzeitung
· „Welche Taktarten kennt ihr und welche habt
ihr im „Sport der Älteren“ schon eingesetzt?“
· „Welchen Charakter erhalten die Musikstücke
durch den Takt?“
4/4-Takt: gleichmäßiger Rhythmus /
gehen und laufen
2/2-Takt: schnell
3/4-Takt: schwungvoll, beschwingt, Walzer
6/8-Takt: schwungvoll
2/4-Takt: Marschmusik
9/8-Takt:
Zusammengesetzte Taktarten sind eine Zusammenfassung von mehreren einfachen Taktarten.
D. h., der Zähler lässt sich in eine Addition
von Zweien und Dreien zerlegen. Aufgrund der
möglichen Mehrdeutigkeit beim Untergliedern
ist die Betonungsverteilung gelegentlich nicht
aus der Taktart ablesbar.
gEraDE TakTarTEN (DEr zähLEr IST EINE gEraDE zahL)
Ein 2/4-Takt wirkt statischer als ein 4/4-Takt, weil
beim 2/4-Takt jeder schwere Schlag gleich schwer,
beim 4/4-Takt aber jeder zweite Schlag etwas
leichter ist. Die meisten Märsche sind im 2/4-Takt
und seltener im 4/4-Takt komponiert.In einem
2/2-Takt werden im Allgemeinen die gleichen Notenwerte schneller genommen als im 4/4-Takt. Der
2/2-Takt wird auch „Alla-breve-Takt“ genannt.
uNgEraDE TakTarTEN
Ein 3/4-Takt wirkt weniger „statisch“ als eine
gerade Taktart. Ein Walzer steht immer im 3/4Takt. Ein 6/8-Takt entspricht einem 2/4-Takt
mit Achtel-Triolen. Rechnerisch sind der 3/4Takt und 6/8-Takt mit ihren sechs Achtel-Noten
gleich (Grundrhythmus). Musikalisch werden
die Achtel-Noten jedoch unterschiedlich unterteilt, so dass es zu einer anderen Gewichtung
kommt. Ein 9/8-Takt entspricht einem 3/4Takt mit Achtel-Triolen (dreiteilige Taktart).
Gemeinsam hören wir uns Musikstücke mit
unterschiedlichen Taktarten an.
- „Welche Bewegungsmöglichkeiten fallen euch
spontan zu den Musikstücken ein?“
WorkShoP | 65
BEWEguNgSgESChIChTE „STarT IN DEN Tag“ Im 2/4-TakT
Bei „Ansgars Turbo“ handelt es sich, wie der
Name schon sagt, um ein schnelles Musikstück.
Die drei unterschiedlich langen Melodieteile A,
B, und C sind gut zu erkennen. Den Eindruck
von „Hektik“ erzeugen die markanten Flöteneinwürfe.
„SChWINgEN mIT DEm TuCh“ Im 6/8-TakT
Das Lied „Djingalla“ ist ein sehr ruhiges
Musikstück. Die Melodie kommt aus Lettland
und ist wahrscheinlich jüdischen Ursprungs.
Es eignet sich gut um Ruhe und Entspannung
deutlich zu machen. Das Musikstück hat einen
schwingenden Charakter und die Melodie ist
sehr einprägsam, so dass man sie nach kurzer
Zeit mitsummen kann.
Bewegungsaufgaben:
1. Lasst das Chiffontuch tanzen!
- Das Tuch frei zur Musik tanzen lassen
- Von kleinen Bewegungen in große, weiche,
fließende und ruhige Bewegungen auf der
Stelle übergehen
- Großräumige Kreisbewegungen mit dem
Tuch in der Fortbewegung
- Zu zweit zusammenfinden und einen gemeinsamen Tanz „erfinden“
- Abschluss mit der gesamten Gruppe im Kreis
2. Spontane Choreographie
- Die TN gehen je nach Chiffontuchfarbe zusammen und bilden Kleingruppen.
- Gemeinsam soll die Gruppe während des
Liedes ohne verbale Absprachen einen Tanz
„erfinden“ und gemeinsam durchführen.
66 | WorkShoP
Bewegungsaufgaben:
1. Bewegungsgeschichte
· Der Wecker klingelt und wir schütteln alle
Glieder
· Wir springen aus dem Bett und laufen schnell
ins Badezimmer
· Zähne putzen, Duschen, Abtrocken
· Im Eiltempo Frühstückstisch decken und
frühstücken
· Einkaufssachen schnell zusammen suchen
und die Wohnung verlassen
· Treppe wieder zurück laufen, da wir die Kaffeemaschine nicht ausgestellt haben
· Schnell zur Bushaltestelle
· Im Bus stehen und die Bodenwellen und
Schlaglöcher der Straße ausgleichen
· Sachen, die auf der Einkaufsliste stehen
zusammensuchen und im Einkaufswagen
verstauen / verschiedene Richtungswechsel
· In Tischen wühlen
· In Regalen suchen, rausholen, zurück stellen,
etwas anderes heraus nehmen
· In einer Warteschlange ungeduldig warten
· Schnell bezahlen
· Drängeln
2.Schattenlaufen mit einem Partner/einer
Partnerin
Die TN gehen paarweise zusammen und
laufen wie Schatten hintereinander her und
machen die Bewegungen der führenden Person nach. Mehrmaliger Rollenwechsel
zum LaTIN Cha-Cha-Cha-rhyThmuS Im 4/4-TakT BEWEgEN
Das Musikstücks „Chachanga“ ist im Cha-ChaCha-Rhythmus geschrieben und seine Melodie
verläuft anfangs in einem A-B-Teil. Die Zwischen-
spiele im Mittelstück des Musikstückes eignen
sich gut für Bewegungs- und Gruppenwechsel.
Bewegungsaufgaben:
1. Fortbewegung im Cha-Cha-Cha-Rhythmus
· Gewöhnung an die Fortbewegung im Cha-ChaCha-Rhythmus (lang – lang – kurz – kurz):
Wechselschritte, Nachstellschritte, Gehschritte
· Nachstellschritte (vor – ran – vor) in alle
Richtungen (vorwärts, seitwärts, diagonal, mit
Drehung)
· Hüftbetontes Gehen im Cha-Cha-Cha-Rhythmus
· Kombination von Nachstellschritten und
Wechselschritten
· Partner/Partnerin treffen und „umgarnen“
2. Paarweise oder in Kleingruppen zum ChaCha-Cha-Rhythmus im Cha-Cha-Cha-Schritt
bewegen
· Paarweise zum Cha-Cha-Cha-Rhythmus fortbewegen
· Fliegender Wechsel von zwei Gruppen: A =
Bewegungsbegleitung und B = Bewegung
SamBa-SToPP Im 2/2-TakT
Das Musikstück „Samba, Stopp!“ ist im SambaRhythmus geschrieben und hat Pausen in un-
terschiedlicher Länge an verschiedenen Stellen.
Die Musik klingt luftig und leicht und kann auch
gut zur Erarbeitung und Festigung des SambaSchrittes eingesetzt werden. Wir wollen jedoch den
Schwerpunkt auf das „Spiel mit der Pause“ legen.
Bewegungsaufgaben:
1. Einfrieren
· Alle gehen frei durch den Raum und bleiben
bei einer Pause stehen – egal wie lang diese ist!
Nach der Pause weitergehen.
· Die Arme intensiver einsetzen und In den
Pausen in der Bewegung „einfrieren“.
2. Pausenwechsel
· Pause = ¼ - Drehung und nach der Pause
weiter gehen
· Paarweise hintereinander gehen; die Pause dient
zum Führungswechsel mittels einer ½ - Drehung
3. Pausengruppenwechsel
· Zwei Gruppen A und B: A geht, B steht – in
jeder Pause Wechsel
4. Ballweitergabe in der Pause
· In der Pause einen Ball weitergeben / -werfen
(mehrere Bälle sind im Spiel)
WorkShoP | 67
17 | beWeGt leben MIt RheuMa,
aRthROse und OsteOPOROse
ELENa SPErEITEr
… Bewegen ohne zu belasten – gelenke entlasten und in Bewegung bleiben, das sind die Leitlinien für jeden Betroffenen.
zielgruppenorientierte Spiel- und Bewegungsformen zur koordinationsschulung und Sturzprophylaxe, sowie Bewegungsangebote zur kräftigung insbesondere der gelenkstabilisierenden Tiefenmuskulatur, dienen dem Erhalt der gelenkfunktionen, schulen die alltagsmotorik, vermindern Deformitäten und stabilisieren die Selbstsicherheit. Leicht umsetzbare methoden zur Schmerzbewältigung und Entspannung sowie adäquate ausdauerfördernde Bewegungsmöglichkeiten tragen
entscheidend zur verbesserung der Lebenssituation von betroffenen TN bei ...
Im Folgenden wird kurz auf die Charakteristika der drei dem Workshop zugrunde liegenden
Erkrankungsbilder eingegangen. Aufgrund
der Komplexität jedes einzelnen Themas wird
von der Referentin/Autorin auf weiterführende
68 | WorkShoP
Lehrgänge des „LandesSportBundes NRW“
und der Qualifizierungszentren des Landes
verwiesen. Im Anhang sind zur besseren Orientierung nützliche, weiterführende Adressen und
Links aufgeführt.
RheuMa
Mit Rheuma werden ganz allgemein Beschwerden am Haltungs- und Bewegungsapparat mit
fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen
bezeichnet, die oft mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. Die medizinisch korrekte
Bezeichnung für Rheuma ist
ENTzüNDLICh-rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN
(auToImmuNBEDINgT):
„Erkrankungen des
rheumatischen Formenkreises“.
DEgENEraTIv rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN
(vErSChLEISSBEDINgT)
· Chronische Polyarthritis
· Morbus Bechterew
· Bindegewebserkrankungen und entzündliche
Gefäßerkrankungen
· Arthrosen
Die „Internationale Klassifikation der Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes“ unterscheidet bis zu 450 einzelne
Erkrankungen, welche sich im Beschwerdebild,
dem Verlauf und der Prognose sehr unterscheiden. Daher sind die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises kaum zu überblicken
und schwierig zu diagnostizieren.
„Was man nicht erklären kann,
sieht man gern als Rheuma an.“
Entgegen der landläufigen Meinung ist Rheuma
keineswegs nur eine „Erkrankung des Alters“.
Auch junge Menschen und selbst Kinder können von rheumatischen Erkrankungen betroffen
sein. Arthrosen (verschleißbedingte Gelenkbeschwerden) treten meist im fortgeschrittenen
Alter auf, während die entzündliche Form
(Arthritis) typischerweise zwischen dem 30. und
50. Lebensjahr erstmals in Erscheinung tritt.
Nachstehend sind zur besseren Orientierung
einige „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“ unterteilt in Ursächlichkeit/Lokalisation, aufgeführt.
SToFFWEChSELSTöruNgEN, DIE mIT
rhEumaTISChEN BESChWErDEN EINhErgEhEN
· Gicht und andere Kristallablagerungskrankheiten
· Osteoporose
rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN DEr WEIChTEILE
(vErSChIEDENE kraNkhEITSBILDEr mIT SymPTomEN
WIE SChmErzEN Im BErEICh voN muSkuLaTur uND
SEhNEN)
· nicht entzündlicher Weichteilrheumatismus
(Fibromyalgie)
· entzündlicher Weichteilrheumatismus
Rheuma ist eine sog. Autoimmunerkrankung.
Eine Störung des Immunsystems führt im Verlauf dazu, dass der Körper eigene Strukturen
wie die Gelenkinnenhaut angreift. Ursachen
für diese Fehlfunktion des Immunsystems sind
noch immer weitestgehend unbekannt. Genetische sowie geschlechtsspezifische Dispositionen können ursächlich sein. Im Verlauf der
Erkrankung leiden die Betroffenen unter z. T.
starken Schmerzen, Schwellungen und/oder Ergüssen der Gelenke, sowie als Spätfolgen unter
Gelenkzerstörung, Fehlstellungen und Funktionsverlust.
WorkShoP | 69
aRthROse
Bei der Arthrose handelt sich um eine degenerative Gelenkerkrankung und im Gegensatz zur
Arthritis (siehe Rheuma) sind bei der Arthrose
die Gelenke nicht entzündet, sondern durch
Abnutzung oder ein Trauma zerstört.
Knorpel aus und bewirken eine Immunantwort
gegen sich selbst (siehe Autoimmunkrankheit
bei Rheuma). Der Knorpel erfährt neben der
mechanischen Schädigung zusätzlich eine biochemische (Andauung).
Im Verlauf kommt es zu chronischen, schmerzhaften, funktionellen Veränderung an den
betroffenen Gelenken, meist infolge eines Missverhältnisses zwischen Tragfähigkeit und Belastung oder Alterung, aber auch infolge eines
Gelenktraumas. Von einem Verschleiß durch
Abnutzung ist zunächst der Knorpel betroffen,
später folgen dann Veränderungen am Knochen
selbst.
In der Folge kommt es zu einem gesteigerten
Abrieb der Oberfläche, zum Verlust an Knorpelsubstanz, der Gelenkspalt verschmälert sich.
Die eigentliche Funktion des Knorpels (Dämpfungsfunktion) wird zunehmend schlechter und
der Knochen ist dem mechanischen Stress fast
schutzlos ausgesetzt und der Verfall ist fortlaufend. Bei zunehmendem Verfall kommt es zu
Verformungen des Knochens (Deformitäten).
Durch immer weitere Überlastungen bricht
schlussendlich die Knochenbinnenstruktur
unterhalb der Knorpelschicht stellenweise zusammen, es bilden sich „Löcher“ (sog. Geröllzysten).
Nachfolgend sind zum Überblick einige Arthroseformen aufgeführt:
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
Kniegelenksarthrose
Hüftgelenksarthrose
Sprunggelenksarthrose
Arthrose der Kreuz- Darmbeingelenke
Arthrose der Wirbelgelenke
Arthrose des Schultergelenks
Arthrose des Ellenbogengelenks
Arthrose im Handgelenksbereich
Arthrose der Fingerendgelenke
Daumensattelgelenksarthrose
versteifende Arthrose des Großzehengrundgelenkes (Hallux rigidus)
· Fehlstellung der Großzehe (Hallux valgus)
Arthrose beginnt meist schleichend und verläuft
zunächst langsam. Am Anfang steht ein Knorpelschaden (jedoch nicht jeder Knorpelschaden
führt zwangsläufig zu einer Arthrose – andere
begünstigende Faktoren wie z. B. medikamentöse Behandlungen mit Antibiotika können
auch ursächlich sein). Im Gelenkknorpel des
Menschen befinden sich die meisten sog. „Autoantigene“. Kommt es zu einer Verletzung
des Knorpels, treten die Autoantigene aus dem
70 | WorkShoP
Die Folgen dieser pathologischen Entwicklung
können Schwellungen des Gelenks, ggf. mit Gelenkerguss und zunehmende Verformungen des
Gelenks nach sich ziehen. Daraus resultierend
sind z. T. starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Typisch ist der „Anlaufschmerz“
später auch „Nachtschmerzen“ und schlussendlich Schmerzen auch in Ruhe, besonders in
bestimmten Positionen.
Viele von Arthrose betroffene Menschen (TN)
berichten, dass ihnen Bewegung mit reduzierter
Belastung hilft, die Beweglichkeit zu erhalten
und Versteifungen zu verhindern.
„Bewegung ohne Belastung“
OsteOPOROse
Bei der Osteoporose handelt es sich um eine
Erkrankung des Knochens selbst, welche ein
erhöhtes Frakturrisiko (Knochenbruch) mit sich
bringt. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch
einen erhöhten Knochenmasse/-Strukturverlust
infolge eines krankhaft gestörten Gleichgewichts
zwischen Knochenaufbau- bzw. abbaus zu Gunsten des Knochenabbaus. Osteoporose kann Teile
aber auch das ganze Skelett betreffen (Wirbelsäule, Oberschenkel-, Unterschenkel-, Oberarm-,
Unterarm-, Becken- und Kieferknochen etc.).
Besonders betroffen ist in den meisten Fällen
jedoch die Wirbelsäule (Knochenbälckchen
– trabekuläres Knochengewebe/Schwammsubstanz-Spongiosa). Wirbelkörper- und Deckplatteneinbrüche, Keilwirbel- und Fischwirbelbildung sind die Folge.
Zu der optisch sichtbaren „Verkürzung“ der
Wirbelsäule/des Rumpfes, treten aufgrund von
muskulären Verspannungen (ausgelöst durch
die Kompression von Nervenendigungen) oft
sehr starke Schmerzen nicht nur im Bereich
der geschädigten Strukturen auf. Jede „unnötige“ Bewegung wird gemieden, da Bewegung
Schmerzen verursacht!
Die Betroffenen greifen in den meisten Fällen
lieber auf ein Schmerzmittel zurück. Durch Inaktivität wird ein weiterer und forcierter Verfall
der vorhandenen Knochensubstanz begünstigt.
Körperliche Aktivität steigert nachgewiesenermaßen die Muskelkraft und somit auch den
Knochenaufbau, sowie den Erhalt der Knochensubstanz.
Osteoporose ist die häufigste Knochenkrankheit in der Bundesrepublik Deutschland. Die
Annahme, Osteoporose sei immer die Folge des
physiologischen Alterungsprozesses, ist falsch.
Auch jüngere Menschen können an Osteoporose erkranken. Allerdings kommt sie weitaus
häufiger bei Menschen ab dem 40. Lebensjahr
vor. Nach bisherigen Erkenntnissen erkrankten
ca. 15 Prozent aller Männer und 50 Prozent
aller Frauen an Osteoporose. Durch die Sensibilisierung der Bevölkerung und durch neue und
genauere Diagnostik zeichnet sich aber heute
ab, dass der Anteil der betroffenen Männer höher anzusetzen ist. Es kann davon ausgegangen
werden, dass Männer und Frauen gleichermaßen von Osteoporose betroffen sind.
Im Nachfolgenden sind die bedeutendsten Risikofaktoren, welche eine Osteoporose bedingen
können, aufgeführt:
· Krankhafte Störung des Gleichgewichts zwischen Knochenauf- und Knochenabbau (zu
dieser Gruppe gehört auch die postmenopausale Osteoporose und ein Teil der Osteoporosen beim Mann).
· Familiäre Veranlagung (genetische Disposition)
· Bösartige Erkrankungen des Knochenmarks
(Tumore und/oder Metastasen)
· Schilddrüsenüberfunktion
· Störungen der Nebenschilddrüse
· Übermäßige Cortisol-Produktion der Nebennierenrinde (Morbus Cushing)
· Calciummangelzustand
· Vitamin D-Mangelzustand
· Vitamin B12-Mangelzustand
· Folsäuremangelzustand
· Unterernährung
· Untergewicht
· Bewegungsmangel
· Rauchen
· Übermäßiger Alkoholkonsum
· Hochdosierter und regelmäßiger Gebrauch
bestimmter Medikamente wie z. B. Cortison
(z. B. zur Behandlung von Rheuma, Asthma
oder Allergien) oder Heparin (zur Hemmung
der Blutgerinnung).
· Hoher Konsum von stark zuckerhaltigen Getränken (z. B. Colagetränke, Fruchtsaftgetränke)
WorkShoP | 71
„BEWEgT LEBEN mIT rhEuma,
arThroSE uND oSTEoPoroSE“
Bewegung trotz oder wegen…?
Verschiedenste wissenschaftliche Untersuchungen
belegen, dass Bewegung neben Medikation und
Ernährung einen äußerst wichtigen Faktor in
der Therapie bei allen drei Erkrankungsbildern
darstellt.
DIE WIChTIgSTEN zIELE/INhaLTSBErEIChE voN BEWEguNgSaNgEBoTEN Für aLLE DrEI zIELgruPPEN SIND:
·
·
·
·
·
·
·
·
·
Körperwahrnehmung
Schmerzbewältigung
Entspannung
Mobilisation
Alltagstraining/Alltagmotorik (Förderung
und Sensibilisierung körperlicher Mobilität)
Ausdauerschulung
moderates sanftes Krafttraining
Koordinationsschulung, Sturzprophylaxe
Spiele- und Spielformen
In der Gesamtheit haben diese Inhaltsbereiche
das Ziel der Funktionserhaltung bzw. Funktionsverbesserung und der möglichst langen Erhaltung eines autonomen Lebens. Durch das „ge72 | WorkShoP
meinsame Tun“ und die Identifikation mit der
Gruppe, in einer entspannten positiven Atmosphäre mit viel Platz für die „eigene Körperlichkeit“, erwachsen ungeahnte Fähigkeiten, welche
einen unvergleichlichen psychologischen Effekt
auslösen können. Ablenkung von Schmerz, das
Entrinnen aus dem „Teufelskreis“ Schmerz – Inaktivität – Schmerz, stellt einen wichtigen Beitrag
in Bezug auf die Erhaltung des Selbstwertgefühls
und somit auf die Lebensqualität dar.
Eine Bewegungsstunde dieser Art unterscheidet
sich deutlich von einer Breitensportstunde, auch
im Bereich „Sport der Älteren“. Neben den o. g. Inhaltsbereichen erfordert die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Seiten der ÜL eine
besondere methodische Vorgehensweise. Neben viel
Erfahrung, einem sehr guten Hintergrundwissen
und der Bereitschaft, die Entwicklung in den Themenbereichen stets zu aktualisieren, sollte die ÜL
in der Lage sein, die Bewegungsangebote individuell zu modifizieren und für die unterschiedlichen
Ansprüche zu differenzieren.
Je nach Schweregrad der einzelnen Erkrankungen, bestehen in nicht wenigen Fällen
Dauerschmerzen, welche von den TN toleriert
werden müssen (chronische Schmerzen). Sie
stellen eine Beeinträchtigung bei der Ausübung
von körperlichen Aktivitäten dar, sollten ernst
genommen und in der Gruppe nicht bagatellisiert werden.
Schmerzen bedingen ein sog. Vermeidungsverhalten und begünstigen Muskelverspannungen.
Muskelverspannungen führen im weiteren
Verlauf zu eingeschränkter Bewegung bis hin zu
Inaktivität. Es kommt zum vermehrten muskulären Abbau, zu Einbußen der Koordinationsfähigkeit (auch inter- und intramuskulär), zu
Gelenkeinsteifungen und zu forciertem Knochenmasseverlust, sowie zu einer ungünstigen
Herz-Kreislauf-Situation.
Über einen durch Bewegungserfahrung initiierten Bewusstwerdungsprozess werden Bewegungskopplungen lokalisiert, welche schwerfällig sind und zu Schmerzen führen. So erlernte
leichtere und ökonomische Haltungs- und
Bewegungsmuster führen zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit und mehr Selbstbewusstsein.
Einer Reflexion der einzelnen Bewegungsphasen,
Bewegungsangeboten innerhalb der Stunde und
einer Auswertung der Übungsstunde sollte wie
auch einem Eingangsgespräch genügend Raum
gelassen werden. Zu den weiteren Aufgaben/
Anforderungen der ÜL gehört auch eine „Beratung“, welche sich nicht medizinisch versteht.
Tipps und Übungen für zu Hause, Gefahrenquellen im Alltag, Entlastungsübungen/Lagerungen,
Ernährung, weiterführende Adressen (Verbände,
Selbsthilfegruppen…), Literatur, Broschüren sind
Inhalte solch einer Beratung, die im Übrigen dankend von den TN angenommen wird!
Festzuhalten ist … Bewegung JA, Belastung
NEIN …
Da im Normalfall unter ganz herkömmlichen
hallentypischen Bedingungen eine geräte –und
computergestützte Trainingssteuerung/Belastungsdosierung unter therapeutischer Aufsicht
entfällt, sollten niemals Maximalbelastungen,
Gelenkendstreckungen, forcierte Gleichgewichtsaufgaben oder Testungen der Reaktionsschnelligkeit durchgeführt werden! Um einen therapeutischen Nutzen aus Bewegung zu ziehen, gehören
die betroffenen TN in therapeutische Betreuung!
Bewegungsformen mit hoher Impulsbelastung
(Sprünge, Stopp and Go, Schnellkraft…),
Bewegungen mit extremer Gelenkbelastung
(z. B. unkontrolliertes Beugen/Strecken der
Wirbelsäule, unkontrollierte schnelle Rotationen, Scherbewegungen der WS/Knie…),
müssen vermieden werden. Unkontrollierte,
abrupte Anweisungen/Kommandos, schlechte
Erklärungen des Übungs-/Spielablaufs, herumliegende Geräte-/Materialien usw. stellen eine
enorme Gefahrenquelle und somit ein unnötiges Verletzungsrisiko dar.
Ein absolutes Bewegungs-/Sportverbot gilt bei:
· Frischen Frakturen
· Akuten Gelenkentzündungen/-ergüsse
· Infektionen (besonders bei Rheumatikern
prophylaktisch alle Sportverletzungen vermeiden!!!)
· Grippalen Infekten
· Umstellungen der Medikation
WorkShoP | 73
beWeGunGsPRaXIs
körPErWahrNEhmuNg
Übungs- und Bewegungsformen aus dem Bereich der Körperwahrnehmung verfolgen das
Ziel, körpereigene Wahrnehmungsprozesse über
den experimentellen Umgang mit neuen Bewegungs- und Haltungssituationen zu fördern, zu
erleben und zu sensibilisieren.
Somit ist ein entscheidender Beitrag für selbstwirksame Veränderung der Lebens- und Alltagssituation (Alltagsmotorik) des/der Einzelnen geleistet.
„Markanter Rücken“
Die TN gehen zunächst kreuz und quer durcheinander. Auf Anweisung der ÜL versuchen
die TN in der Großgruppe so viele Rücken wie
möglich mit dem eigenen Rücken vorsichtig und
konzentriert zu „ertasten“, deren Eigenheiten
wahrzunehmen und sich den entsprechenden
Namen zum jeweiligen Rücken einzuprägen.
„Häuptlinge“
Die TN teilen sich in Kleingruppen der Gruppengröße entsprechend auf. Jede Kleingruppe
hat einen „Häuptling“. Die restlichen Gruppenmitglieder gehen hinter ihrem Häuptling her,
der sich eine Reihe von Arm- und Beinbewegungen ausdenkt und diese ständig wiederholt.
Sie versuchen die Systematik der Bewegungen
zu erkennen und simultan mit dem „Häuptling“
durchzuführen. Nach einiger Zeit wird ein neuer „Häuptling“ bestimmt.
Gefahr droht. Im Hinblick auf die Zielgruppe
ist häufig zu beobachten, dass aus Angst vor
dem Schmerz eine gewisse Ohnmacht entsteht
und die TN in angstvolle „Bewegungslosigkeit“
(Immobilität) verfallen.
„Ankommen“
Ein sehr wichtiges Ritual… zum „Loslassen“,
sich fühlen, sich annehmen, ernst genommen zu
werden… Die ÜL begrüßt im Innenstirnkreis
alle TN herzlich zur Bewegungsstunde… die
TN haben hier die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit anderen Gruppenteilnehmern…
Die Begrüßung kann stehend oder sitzend stattfinden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten
solch eine Begrüßung zu gestalten:
· Bevorstehende Volksfeiertage (Weihnachten,
Ostern…). Sitzkreis mit Weihnachts-, Osterdekoration in der Mitte. Gespräche …“was
mache ich zu Weihnachten…?“
· Besprechung von „Hausaufgaben“. Gespräche … „was habe ich gefühlt als ich die
Aufgabe so gelöst habe …?“
· Singen
· …
„Mit viel Kraft – mit wenig Kraft“
Die TN sitzen auf einem Stuhl. Sie bekommen
die Aufforderung, verschiedene Bewegungen
„gewohnheitsgemäß“ auszuführen (Arme anheben, Knie anziehen, sich zurücklehnen …).
· Wie fühlen sich diese Bewegungen an?
· Gewohnheit kann auch unangenehm sein!
Geht es vielleicht auch entspannter?
Wie geht es mit „mehr / weniger“ Kraft?
SChmErzBEWäLTIguNg
„Schmerz bleibt letztlich ein höchst
privates inneres Erleben.“
W. Packi (1996)
Missempfindungen oder Schmerzen sind
natürliche körperliche Reaktionen und liefern Informationen darüber, dass und wo das
ansonsten perfekte Zusammenspiel von z. B.
Skelett, Muskulatur, Nerven oder organischen
Prozessen erheblich gestört ist und dem Körper
74 | WorkShoP
ENTSPaNNuNg
Unter dem Begriff Entspannung wird allgemein
das Auflösen eines angespannten Zustandes,
physischer und psychischer Natur, verstanden.
Entspannung ist jedoch nicht gleichbedeutend
mit „Nichtstun“. Entspannungsmethoden sind
keinesfalls nur passiv einzuordnen. Verschiedene körperliche Prozesse sollen während einer
Entspannungsphase vergegenwärtigt werden,
um somit neue Strategien zur besseren Bewäl-
tigung von alltäglichen Belastungen zu entwickeln.
ballons beobachten, jedoch nicht die Geräte
hochspielen.
„Komm, lass uns schweben“
Die TN sitzen sich auf Stühlen gegenüber. Sie
erhalten von der ÜL einen nicht zu prall aufgepusteten Luftballon. Beide TN berühren den
Luftballon mit beiden Händen, sie sind über
den Luftballon miteinander verbunden. Diesmal bleiben die Augen geöffnet. Evtl. sanfte,
leise Entspannungsmusik laufen lassen. Den
Luftballon gemeinsam bewegen (keine großen
Bewegungen, maximal auf Brusthöhe). Die TN
sollten angehalten werden, möglichst nicht zu
kommunizieren und die Ruhe zu genießen.
„Unter dem Meer“
Die TN teilen sich in zwei Gruppen auf. Eine
Gruppe sitzt wieder im Innenstirnkreis auf
Stühlen. Die anderen TN spannen gemeinsam
eine Malerfolie über die sitzenden TN. Durch
sanfte Bewegungen entstehen wieder „Wellen“.
Die sitzenden TN können zur besseren Wahrnehmung die Augen schließen. Eventuell auch
hier wieder leichte Bälle und/oder Luftballons
auf die Malerfolie geben (nicht zu den Geräten
nach oben schauen, sondern mit leicht geöffneten Augen die Farbreflexe wahrnehmen).
„Frühlingsbrise“
Die TN sitzen alle auf Stühlen im Innenstirnkreis mit genügendem Abstand zueinander. Sie
bekommen eine reißfeste, leichte und durchsichtige Malerfolie. Sie halten die Malerfolie
gemeinsam fest. Gemeinsam wird die Malerfolie leicht auf und ab bewegt, so dass „Wellen“
entstehen und die „Brise“ deutlich zu spüren ist.
FörDEruNg uND SENSIBILISIEruNg DEr körPErLIChEN
moBILITäT (aLLTagSTraININg / aLLTagSmoTorIk)
Variante: Leichte Bälle oder Luftballons auf die
Malerfolie geben. Das „Spiel“ der Bälle/Luft-
Nicht nur außerhalb ihres häuslichen Wohnbereiches, sondern auch innerhalb dieser „gewohnten“ Umgebung ergeben sich für ältere
und bewegungseingeschränkte Menschen häufig
Schwierigkeiten. Eine Erhöhung der allgemeinen Bewegungssicherheit trägt maßgeblich
dazu bei, Lebensräume zu erhalten und wenn
notwendig auch neue Bereiche des alltäglichen
Lebens zu erschließen.
WorkShoP | 75
„Wirbelkettenreaktion“
Die TN sitzen auf ihren Sitzbeinhöckern und
probieren verschiedene Sitzpositionen aus. Wie
fühlen sich die einzelnen Positionen an? Anstrengend, unnatürlich oder sogar schmerzhaft?
„Leichter nach oben schauen“
Die TN sitzen auf Stühlen und versuchen aus
den ihnen schon bekannten Positionen („Wirbelkettenreaktion“) heraus nach oben zu schauen.
· Wie wirken sich die Positionen auf den Kopf
aus?
· Gibt es Verbindungen zwischen der Bewegung
und der Atmung?
· Welche Bewegung ist müheloser, erfordert
weniger Kraft?
· Stellen sich Schmerzen ein? ...
auSDauErSChuLENDE BEWEguNgSaNgEBoTE
Durch moderates, der Zielgruppe angepasstes
Ausdauertraining, kann der im höheren Alter
oft anzutreffenden Übergewichtigkeit gezielt
entgegen gewirkt werden. Dies hat zur Folge,
dass sich das Körpergewicht verringert, das
Herz-Kreislauf-System wie auch der Haltungsund Bewegungsapparat entlastet wird.
„Walking-Mix“
Die TN gehen zu Musik kreuz und quer durch
die Halle. Auf Anweisung der ÜL führen sie
einzeln, zu zweit, zu dritt usw. verschiedene
Bewegungen in der Fortbewegung dabei aus.
„Pappteller-Walking-Reise“
Auf dem Hallenboden liegen mit Buchstaben versehene Pappteller. Die TN walken zu Musik kreuz
und quer um diese Pappteller herum. Auf Anweisung der ÜL gehen sie z. B. ihren eigenen Namen,
den des Lieblingstieres, des/der Lieblingsschauspieler/in, der Lieblingspflanze usw. ab. Ist diese Aufgabe erfüllt, walken die TN um die noch suchenden
restlichen TN ganz außen hintereinander herum.
SaNFTES kraFTTraININg
Ein gesundheitsorientiertes „sanftes Krafttraining“ hat folgende Ziele:
76 | WorkShoP
· die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit des
Haltungs- und Bewegungsapparates zu erhalten bzw. sie zu verbessern, inaktivitäts- oder
krankheitsbedingte Abnahmen der Muskelmasse und Muskelkraft zu kompensieren
· durch Summe der positiven Wirkungen (auch
soziale Aspekte), günstige Auswirkung auf die
psychische Situation zu erzeugen (Steigerung
des Selbstwertgefühls, des Selbstbewusstseins,
Abbau von Spannungszuständen)
· Verletzungsprophylaxe und schnellere Regeneration nach Verletzungen
„Stabheben“
Die TN stehen im funktionellen Stand. Den
Stab in schulterbreiter Handfassung, Ellbogen/
Arme gerundet vor den Oberschenkeln. Einatmen und den Stab auf Brusthöhe anheben.
Ausatmen senken.
Variation I: Den Stab beim Senken „zusammendrücken“.
Variation II: Den Stab beim Senken „auseinander ziehen“.
„Latissimus mit Stab“
Gleicher Übungsaufbau. Arme beim Einatmen
über Kopf führen. Beim Ausatmen einen Arm
angewinkelt gegen gedachten Widerstand zum
Körper ziehen (Ellbogen zieht hinter den Körper).
Einatmen, Arm über die Seite über Kopf anheben.
„Schulterwohl und Schulterbrücke mit Stab“
Die TN gehen auf einer Matte in die funktionelle Rückenlage. Einatmen und den schulterbreit gefassten Stab (liegt auf dem Unterbauch
auf) über die Senkrechte hinter den Körper
führen und die Arme, wenn möglich, ablegen.
Ausatmen und in die Schulterbrücke kommen.
Beim nächsten Ausatmen Arme und Körper in
die Ausgangsposition zurückführen.
Koordinationsschulung
Je besser die koordinativen Fähigkeiten sind,
umso ökonomischer und zielgerichteter erfolgt
der Bewegungsablauf (Bewegungskoordination). Die Bedeutung gut funktionierender
koordinativer Fähigkeiten in der alltäglichen
Lebenssituation reicht über die Sturzprophylaxe, Haltungsregulation (Standsicherheit),
Aufstehen, Niedersetzen, Überqueren von Straßen, Benutzen von Rolltreppen und Gehhilfen,
Körperpflege, Vermeiden von Ausrutschen bis
hin zur Selbstständigkeit und Selbstsicherheit.
„Über die Brücke“
Die TN stehen an einer Stirnseite der Halle. Sie
sollen jetzt die Seiten wechseln ohne dabei:
· die am Boden geklebten Kreppbandkreuze
(ÜL im voraus vorbereiten) zu betreten
· den Gehrhythmus zu unterbrechen
· die am Boden liegenden Hand- oder Kleingeräte/Alltagsmaterialien zu berühren (ÜL legt
zusätzlich zu den Kreppbandkreuzen Geräte/
Materialien – Tennisringe, Frisbeescheiben,
Zeitungspapier... am Hallenboden ab)
„Bunte Ecken“
Die TN teilen sich in vier gleichstarke Gruppen
auf. Jede Gruppe erhält von der ÜL eine bunte
Karte. Jede Gruppe hat eine Farbe (z. B. rot,
blau, grün, gelb). Die Kleingruppen gehen jetzt
in die vier Ecken des Raumes. Die ÜL steht gut
sichtbar im Raum. Wird z. B. die gelbe Karte
nach oben gehalten, geht die „gelbe“ Gruppe
gemeinsam zur Raummitte und zurück.
Variante: „Tauscht die Ecken“ Die ÜL hält
gleichzeitig zwei Karten hoch, entsprechende
Gruppen tauschen ihre Ecken.
STurzProPhyLaXE
Durch das Nachlassen der motorischen Fähigkeiten wird die Wahrscheinlichkeit, einen Sturz zu
erleiden, und in der Folge bettlägerig bzw. pflegebedürftig zu werden, drastisch erhöht. Stürze lassen
sich nie ganz verhindern. Sehr oft kommt es auch
bei alltäglichen und lebensnotwendigen Situationen wie z. B. beim Einkaufen durch unachtsames
Verhalten der Mitmenschen (Stoßen, Rempeln,
Schubsen) zu dramatischen Zwischenfällen. Auf
körperlicher Ebene können u. a. Veränderungen im
sensorischen Bereich (Sehen, Hören, Tasten), starke
Schmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schwin-
delattacken, Medikamente und neurologische
Ausfälle Gründe für Stürze sein.
„Mattenwandern“
Die TN bewegen sich zunächst kreuz und quer
um am Boden liegende Matten herum (verschiedene Mattenarten benutzen wie z. B. Judo-,
Gymnastikmatten; wenn vorhanden Weichbodenmatte). Auf Anweisung der ÜL „überwandern“ sie die unterschiedlichen Matten und
nehmen dabei die verschiedenartigen Eigenschaften wahr (weich/hart, dick/dünn, flexibel/
starr, angenehm/unangenehm).
„Meine Matte, deine Matte“
Die TN bewegen sich zunächst wieder kreuz
und quer um die am Boden liegenden Matten
herum. Danach beginnt wieder wie zuvor die
„Mattenwanderung“ (so viel wie möglich Matten „bewandern“). Auf Anweisung des/der ÜL
bleiben die TN auf einer Matte stehen (stehen
nicht genug Matten zur Verfügung, können sich
auch zwei TN eine Matte teilen).
Auf Anweisung des/der ÜL sollen die TN:
· auf der Matte hin und her gehen
· sich breitbeinig auf die Matte stellen
· die Füße schließen
· sich in den Ballenstand erheben
· sich auf die Fersen stellen
· zwischen Ballen und Ferse hin und her pendeln
· einen Fuß auf der Matte belassen und den
anderen auf den Boden stellen
· „Bordsteinkantengehen“ ausführen (ein Fuß
auf der Matte, der andere auf dem Boden wie
zuvor, die Matte umwandern)
Nach einer Weile verlassen die TN „ihre“ Matte
und wandern weiter zur nächsten (möglichst
nicht die gleiche Mattenart). Die Übungen
können, je nach Belastbarkeit der TN, auch mit
geschlossenen Augen – blinzelnd – ausgeführt
werden. Durch das Ausschalten des optischen
Sinnes, werden automatisch mehr periphere
Reize zur Weiterverarbeitung weitergeleitet.
WorkShoP | 77
kLEINE SPIELE uND SPIELFormEN
Aufgrund der besonderen Wirkungsweisen von
kleinen Spielen und Spielformen sind verschiedene „Qualitätskriterien“ an die angebotenen
kleinen Spiele und Spielformen zu stellen.
Kleine Spiele/Spielformen:
· dienen der Verbesserung bzw. Erhaltung der
Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit
(Alltagsmotorik)
· verbessern elementare physische Aspekte (z.
B. Herz-Kreislaufsystem, Haltungs- und Bewegungsapparat)
· fördern die Kommunikation und soziale
Integration (soziale und psychische Vereinsamung)
· vermitteln Wissens- und Bewegungswissenserweiterung (Psychomotorik)
· fördern Spaß und Freude an körperlicher
Aktivität
„Zurück zum Kreis“
Die TN stehen im Innenstirnkreis. Nacheinander sagen die TN ihren Namen und merken sich
den Namen zur Rechten. Auf Anweisung der
ÜL setzen die TN sich in Bewegung. Nach einer
Weile gibt die ÜL das Kommando „Zurück zum
Kreis“. Die TN bilden einen Innenstirnkreis
und versuchen sich genau so zu stellen, wie sie
anfangs standen und begrüßen ihre Nachbarn
mit Namen. Je nach Tagesform der TN kann das
Spiel mehrere Male gespielt werden (TN nehmen
dann eine andere Position im Kreis ein).
„Kreuzworträtsel“
Die ÜL verteilt Pappteller an die im Innenstirnkreis sitzende Gruppe. Auf den Papptellern stehen groß und leserlich geschriebene Buchstaben
(Druckbuchstaben von A - Z, je nach Gruppengröße sind nicht alle Buchstaben „im Spiel“).
Die TN schauen sich „ihren“ Buchstaben an.
Die ÜL nennt einen Begriff (z. B. Haus, Brief o.
ä.). Die TN halten dementsprechend ihre Buchstaben hoch. Bei Buchstabendopplungen (z. B.
bei Bett) wird das „T“ zweimal nacheinander
hochgehalten.
78 | WorkShoP
…Adressen, Links…
Bezugsquellen Musik:
- www.sportlaedchen.de
- www.silenzio.de
- www.tanzversand.de (Dieter Balsies Verlag)
Weiterführende Adressen Literatur:
- www.amazon.de
- www.buecher.de
- www.buch24.de
Weiterführende Adressen Verbände:
- www.drk-nrw.de
- www.deutsches-arthrose-forum.de
- www.dr-gumpert.de
- www.osteoporose.org
- www.rheuma-liga.de
- www.google.de
18 | sPIelend In beWeGunG –
ausdaueRtRaInInG IM fReIen: bOsseln
NICoLE koNS
he löpt noch, Lot hum susen, Laat hum lopen…
hErkuNFT DES BoSSELNS
vIELFaLT DEr kugELN:
Trotz der vielen Ähnlichkeiten mit anderen Sportarten (Kegeln, Bowling, Boccia usw.) trifft kein
Vergleich die Eigenart des Bosselsports. Bosseln
ist ein traditioneller friesischer Volkssport getreu
der Devise: Der Friese lernt zuerst das Laufen und
dann das Bosseln. Neben den Bosselvereinen in
den überwiegend norddeutschen Küstenregionen,
in der Lüneburger Heide, Osnabrück, NordrheinWestfalen und im Harz hat sich das Spiel auch
weltweit durchgesetzt: durch deutsche Auswanderer wurde es in die Niederlande, Irland, Italien
oder manche Gebiete der USA eingeführt.
Die Bosseln (plattdeutsch für Kugeln, allgemeiner:
Kloote) waren in der Anfangszeit des Sports aus
einem schweren Holz (Pockholz) gefertigt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Kugeln.
Die gängigsten sind die Gummikugeln, die in zwei
verschiedenen Größen (9,5 / 10,5 cm Durchmesser) erhältlich sind sowie Kunststoffkugeln in drei
verschiedenen Größen (10, 11, 12 cm Durchmesser,
710-1220 g. Die Kugeln kosten ca. 20- 40 Euro.
BoSSELgESChIChTE
Mit der Gründung des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) am 25. Mai 1902 begann
für das Friesenspiel eine neue Epoche. Einer der
wesentlichen Satzungspunkte des Verbandes ist
neben dem Friesensport der Heimatgedanke, mit
dem Ziel, die friesischen Sitten und Gebräuche und
die plattdeutsche Muttersprache zu pflegen und zu
erhalten. Neben dem Breiten- und Leistungssport
wird es vielfach auch als gesellige Tätigkeit, etwa
im Rahmen von Feiern oder der regionaltypischen
Kohlfahrt, betrieben. Bei letzterer Variante ist das
Spiel häufig mit dem Konsum landestypischer
Getränke und Speisen verbunden.
WEITErE auSSTaTTuNg
- Krabber (auch Kescher genannt) zum Suchen
der Bosseln aus den Gräben - festes Schuhwerk
- wetterfeste Bekleidung, da auch bei Regen
gebosselt wird
- Bosseltasche zum Transportieren - Lappen zum Trockenreiben der Kugeln
rEgELN
Im klassischen Bosseln spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Dabei gibt es keine feste
Wurfbahn, sondern die Wettbewerbe finden auf
Straßen statt. Jeder Werfer setzt mit seinem Wurf
an dem Landepunkt des Vorwerfers seiner Mannschaft an. Ziel ist es die jeweilige Bosselstrecke
mit möglichst wenigen Würfen zu überwinden.
WorkShoP | 79
Die Mannschaft, die dafür die wenigsten Würfe
benötigt, hat gewonnen. Bei gleicher Wurfanzahl
wird das Spiel als unentschieden gewertet. Die
Streckenlänge ist unterschiedlich, da je nach
Straßenbeschaffenheit die Wurflänge unterschiedlich ausfällt. Sie sollte aber so sein, dass
jeder Werfer zwischen 10 und 12 Würfe zu absolvieren hat. Dabei ist eine Gesamtstreckenlänge
von ca. 8 Kilometern nicht selten.
In der Zeichnung hat Mannschaft „Schwarz“ für die
bisher bewältigte Strecke 3 Wurf benötigt. Mannschaft „Rot“ schaffte die Strecke mit 2 Wurf. Mannschaft „Rot“ liegt mit einem Wurf in Führung. Da
die Mannschaft „Schwarz“ jetzt mit einem Wurf im
Rückstand liegt, ist als nächster Werfer die Nr. 4 der
Mannschaft „Schwarz“ am Zug. Die jeweils zurückliegende Mannschaft wirft zuerst. Werfer Nr. 3 der
Mannschaft „Rot“ setzt aus. Die nächsten Werfer
sind Werfer Nr. 4 der Mannschaft „Schwarz“ sowie
Werfer Nr. 4 der Mannschaft „Rot“.
1
1
2
2
3
DIE TEChNIk
Die Technik des Bosselns ist mit anderen Wurfdisziplinen (z.B. Kegeln) vergleichbar. Der Werfer
nimmt bei einem Bosselwurf einen ca. 20m langen
Anlauf, der mit einem Abwurf endet, bei dem die
Bosselkugel geworfen wird. Ein schneller Anlauf
erhöht die Wurfweite, ein stabiler Anlauf bringt
Sicherheit. Während der Werfer langsam anläuft
und im Laufe des Anlaufes schneller wird, wird
der Wurfarm senkrecht am Körper gehalten. Kurz
vor dem Abwurf wird mit dem Wurfarm (am
Körper entlang) weit nach hinten ausgeholt. Beim
Abwurf: gerade Haltung und gerader Arm.
Im Moment des Abwurfes wird der Wurfarm
mit großer Geschwindigkeit und großem Kraftaufwand nach vorne geschnellt, um die Kugel
mit einer hohen Geschwindigkeit zu werfen.
Der Bewegungsablauf ist vergleichbar mit dem
des Kegelns, bloß ist beim Bosseln relevant, wie
weit man die Kugel wirft/ rollt. Genauigkeit ist
natürlich auch sehr wichtig. Beim Abwurf unterscheidet man die drei Wurfarten:
80 | WorkShoP
1. „über dem Daumen“ 2. „über dem Finger“ 3. „gerade aus der Hand“ 1
2
3
DEr WETTkamPF
Bei Wettkämpfen unterscheidet man zwischen
Standkampf, bei dem immer von der gleichen
Stelle abgeworfen wird, und den Wettkampf
auf Strecke (meistens auf Landstraßen). Der
Standkampf findet meistens bei Vereinsmeisterschaften, Preisbosseln, friesischen Mehrkampf
u. a. statt. Der Wettkampf auf Strecke ist aber
gebräuchlicher. Hierbei bosseln zwei Mannschaften gegeneinander. Auch bei Einzelmeisterschaften, die von den Kreis- und Landesverbänden durchgeführt werden, wird diese Art des
Bosselns bevorzugt. Dabei hat jeder Werfer 10
Würfe, die er hintereinander auf einer Strecke
wirft. Der Werfer, der nach Ablauf der 10 Würfe
die meisten Meter erzielt hat, hat gewonnen
Im Bosseln finden regelmäßig nationale und
internationale Meisterschaften statt. Deutsche
Meisterschaften werden seit 1999 (in Meldorf)
alle 2 Jahre ausgetragen. Europameisterschaften
werden alle 4 Jahre ausgerichtet (zuletzt 2004 in
Westerstede, 2008 in Cork, Irland).
Quellen (Text und Abbildungen)
- de.wikipedia.org
- www.bosseln-online.de
- www.friesensport.de
- www.nordwestreisemagazin.de/bosseln.htm
Weiterführende Literatur
- Helge Kujas: Klootschießen, Schleuderball.
Isensee: Oldenburg 1994. 12,90 Euro
- Ihno Alberts, Harm Wiemann, Ursula BasseSoltau: Das alte Friesenspiel ist jung, Klootschießen und Bosseln einst und jetzt. Soltau
Kurier: Norden 1988. 18,00 Euro
19 | das „fIt füR 100“-PROGRaMM
uLrIkE uND FraNk NIEDEr
„fit für 100“ (ff100) – Bewegungsprogramme
für Hochaltrige startete 2005 als Projekt am
Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie der Deutschen Sporthochschule unter der
wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Heinz
Mechling. Neben dem Ministerium für Arbeit,
Gesundheit und Soziales des Landes NRW sind
der LandesSportBund NRW und die Landesseniorenvertretung NRW Kooperationspartner.
Motorische, mentale, soziale und pflegebezogene
Effekte konnten innerhalb der wissenschaftlichen
Untersuchung nachgewiesen werden.
Darauf aufbauend beschäftigt sich ff100 sowohl
mit der Erprobung eines Konzeptes zur Ausweitung und Qualitätssicherung des bestehenden
ff100-Programms, als auch mit einer Pilotstudie
„fit für 100“ mit Demenzerkrankten, in der
Erfahrungen aus den beiden Demenzgruppen
der Modellphase I überprüft und neue Akzentsetzungen vorgenommen werden. Dabei wird
insbesondere den Fragen nachgegangen, ob
Demenzerkrankte das Bewegungsprogramm
erlernen und im gleichen Umfang absolvieren
können und ob Demente von dem Bewegungskonzept in gleicher Weise wie die bisherigen
Teilnehmer profitieren. Die ausgewerteten
Daten der Pilotstudie bestätigen, dass sich das
Bewegungsprogramm „fit für 100“ auch für
demenziell erkrankte Menschen des höheren
Lebensalters eignet. Nach 2 Monaten konnten
die Teilnehmer alle 10 Übungen absolvieren,
nach 4 Monaten Trainingsphase zeigten sich
stabile Leistungen und Verbesserungen in den
funktionell-motorischen Tests sowie in den
Aktivitäten des täglichen Lebens.
Damit profitieren die dementen Teilnehmer
von einem regelmäßig stattfindenden Muskelaufbautraining, gewinnen Alltagskompetenz
zurück und reduzieren ihr Sturzrisiko. Da es
sich um eine Pilotstudie handelt, müssen weitere
Untersuchungen mit einer umfangreicheren
Stichprobe durchgeführt werden, um die vorläufigen Ergebnisse zu verifizieren.
DaS TraININgSProgramm
Generell wird bei ff100 2 x wöchentlich je 60
Minuten in der Gruppe trainiert. Inhaltlich
wird ein Muskelaufbautraining (10 Übungen)
mit individuell steigerbaren freien Gewichten
und einer mittleren Belastungsintensität (gem.
subjektivem Belastungsempfinden) durchgeführt. Ergänzt werden die Kraftübungen durch
WorkShoP | 81
kRäftIGunGsteIl
koordinative und sensomotorische Übungen
sowie durch Spiele und Kommunikation.
üBuNgSSTuNDE
Die Darstellung einer exemplarischen Übungsstunde beschränkt sich hier auf zwei Kraftübungen ohne koordinative Erwärmung und
Spielformen, da erfahrungsgemäß bei Übungsleitern (ÜL) ein ausreichender Erfahrungsschatz in diesen Bereichen vorliegt
STuNDENaBLauF Im BEWEguNgS-aNgEBoT „FIT Für 100“
Dauer:
zu Beginn 45 min; im Laufe der Zeit Steigerung auf 60 min
Häufigkeit:
2 Mal pro Woche
Begrüßung
2 Min.
Koordinatives Erwärmen
5-10 Min.
Kräftigungsprogramm
30-45 Min.
· Zeit für einen Satz mit je 10 Wdh.
etwa 25-30 min
· Zeit für zwei Sätze mit je zehn Wdh.*
etwa 30-45 min
Ausklang: Spielform
3-5 Min.
Zeit für Trinkpausen
Etwa 2 Min.
* Nach Beendigung der Einübungsphase (mehrere Monate) oder bei sehr vitalen Teilnehmern
kann ein zweiter Satz durchgeführt werden. Satzpause: ca. 1-2 min.
82 | WorkShoP
Vertraut machen mit dem Material nur in den
ersten Übungsstunden durch beispielsweise:
Verschiedene Hanteln werden herumgereicht
und von den TN gehalten und ‚gewogen’. Jeder
Teilnehmer wählt die für ihn passend erscheinenden Hanteln für das Training. Es erfolgt
eine kurze Anleitung zum Gebrauch und Ablegen der Hanteln. Erste Bewegungen zur Arbeit
mit den Hanteln im Sitzen. Je nach Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden Einübung verschiedener Bewegungsmöglichkeiten.
Im Sitzen: Arme wechselseitig/gleichzeitig
anheben (gestreckt) oder beugen, Handgelenke
kreisen und wieder stabilisieren
! Rückmeldungen zum Tragen der Gewichte (evtl.
Gewichtskorrekturen vormerken) einholen.
Danach folgt die eigentliche Übung:
üBuNg: BIzEPS
Ziel: Kräftigung der vorderen Oberarmmuskulatur (M. biceps brachii, M. brachialis, M.
brachioradialis)
Ausführung: In jeder Hand eine Hantel, Oberarme
liegen seitlich am Oberkörper an, Handrücken
zeigen nach außen oder hinten; beide Arme im
Ellbogengelenk langsam beugen (Hände mit den
Gewichten nach oben Richtung Schulter bewegen),
langsam und kontrolliert wieder absenken, jedoch
nicht bis zur vollen Streckung im Ellbogengelenk.
Hinweise: Oberarme bleiben stabil seitlich am
Körper und unterbinden damit das Schwungholen. Auf aufrechte Körperhaltung achten. Achtung: Während der gesamten Wiederholungen
wird das Gewicht aktiv gehalten – ein passives
„Hängenlassen“ des Gewichts in der Ausgangsstellung soll vermieden werden.
Variationsmöglichkeiten
Handflächen zeigen in der Ausgangsstellung
(bei fast gestreckten Armen) noch nicht nach
oben, sondern nach innen zueinander (Halbpronation); beim Beugen der Arme Handflächen
nach oben eindrehen (supinieren).
EINFühruNg DEr kräFTIguNgSüBuNg
Für DEN hüFTBEugEr
Jeder Teilnehmer nimmt die für ihn persönlich
zurechtgelegten Manschetten oder bekommt
sie von der ÜL angereicht. Es erfolgt eine Anleitung zum Anlegen der Manschetten. ÜL und
helfende Person legen Manschetten bei denjenigen Teilnehmern an, die Hilfe benötigen. Erste
Bewegungen zur Arbeit mit den Fußgewichten
im Sitzen. Je nach Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden Einübung verschiedener Bewegungsmöglichkeiten mit angelegten Beinmanschetten,
z. B: Im Sitzen Beine wechselseitig anheben oder
Füße kreisen oder aufstehen, (rechts herum) um
den Stuhl herumgehen, wieder setzen
! Rückmeldungen zum Tragen der Gewichte (evtl.
Gewichtskorrekturen vormerken) einholen.
Für die Durchführung der Übung geht jeder TN
vom vorderen Stuhl rechts herum zwischen die
Stühle des inneren Stuhlkreises. Der Zwischenraum
bietet Platz zum Knieheben, der hintere Stuhl (äußerer Stuhlkreis) sorgt im Falle eines Falles für Halt.
üBuNg hüFTBEugEr
Ziel: Kräftigung der Hüftbeuge-Muskulatur
(M. iliopsoas, M. rectus femoris)
Ausführung: Stand zwischen zwei Stühlen, an
Stuhllehne festhalten; rechtes und linkes im rechten
Winkel gebeugtes Knie im Wechsel anheben (bis
max. 90° im Hüftgelenk) und langsam u. kontrolliert wieder absetzen.
Hinweise: Oberkörper stets aufrecht, nicht in
der Hüfte seitlich abknicken!
Variationen: Zu Beginn können bei Standunsicherheit beide Stuhllehnen als Gleichgewichtshilfe dienen. Ziel ist jedoch, sich mit nur einer/
keiner Hand abzusichern
aLTErNaTIvE (Für roLLSTuhLFahrEr):
Ziel: Kräftigung der Hüftbeuge sowie der
Bauchmuskulatur (M. iliopsoas, M. rectus
femoris, M. rectus abdominis)
Ausführung: Rechtes und linkes Knie im Wechsel anheben und langsam u. kontrolliert wieder
absetzen
Hinweise: Oberkörper stets aufrecht halten.
Knie zeigen nach vorn. Vorsicht, bei künstlichen Hüftgelenken; zeitlichen Abstand nach
OP gewährleisten!
Variationen: Kann das Knie gar nicht angehoben werden, so können die Fußspitzen im
Wechsel angehoben werden.
schlussfOlGeRunG
und ausblIck
Allen bisherigen Untersuchungen zufolge
konnten bei der Zielgruppe der Hochaltrigen
und auch der demenziell Erkrankten die positiven Wirkungen von „fit für 100“ bestätigt
werden. Vor dem Hintergrund „Bewahrung
der Alltagskompetenz“, sind besonders die
alltagsrelevanten Ausführungen zu nennen. Da
ein Großteil der Übungen auch Gleichgewicht,
Stand- und Gehsicherheit trainiert und darüber
hinaus Hand- und Haltekraft stärkt, kann „fit
für 100“ als geeignetes Mittel zur Sturzprävention angesehen werden. Die für Sportvereine
noch „ungewohnte“ Gruppe der Hochaltrigen
bedeutet sowohl Herausforderung (Krankheiten, Alternativübungen, etc.) als auch neues
Potential (neue Mitglieder für den Verein, alte
Mitglieder länger „aktiv“ halten).
Die Umsetzung von „fit für 100“ im Sportverein wird durch den LandesSportBund in 2008
innerhalb einer finanziell geförderten Maßnahme in folgenden Sportvereinen durchgeführt:
Verein für betagte Bürger, Krefeld; DJK Wiking, Köln; Kneipp Verein, Gronau
WorkShoP | 83
20 | stRessbeWältIGunG und entsPannunG –
MIt QIGOnG und taI chI deM alltaG entflIehen!
SILvIa LamBErTz
Du fühlst Dich „reif für die Insel“ aber der Urlaub ist noch fern? Du hast eine schwierige und
anstrengende Arbeit (erledigt) und benötigst
eine Pause? Es gibt noch so viel zu tun und Du
fühlst Dich müde und erschöpft? Andererseits
kommst Du am Feierabend nicht wirklich zur
Ruhe . . .? Auch wenn Du nur eine einzige Frage
mit „Ja“ beantworten könntest, empfehle ich
Dir – Qigong!
„Dat is eine ganz alte Marotte von die Chinesen, um die zu beruhigen; ohne dat Schi läuft
bei die Asier gar nix mehr“ (Zitat: Herbert
Knebel). Mal ehrlich, wie oft kommt eigentlich
bei Dir jemand vorbei, um Dir den Nacken zu
massieren, die Kinder abzunehmen, spazieren
zu gehen? Sagt Dein Chef auch immer öfter:
„Achten Sie auf ihre Gesundheit! Machen Sie
mal eine kleine (Qigong) Pause!“
Du weißt schon, worauf ich hinaus will:
Egal, ob Du Hausfrau/-mann, Mutter/Vater, Rentner(in), Student(in), Manager(in),
Brummifahrer(in), alleinerziehend und/oder
arbeitslos bist.
84 | WorkShoP
Gesundheit und Lebensfreude können nur durch
eigenes Bemühen erreicht werden; dem Menschen
kommt dabei keine passive, sondern eine aktive
Rolle zu!
Unseren täglichen Belastungen etwas Wirksames
entgegenzusetzen, das ist das Ziel von Qigong.
Nicht nur in der Berufs- und Arbeitswelt sondern
auch im persönlichen Bereich und in der Freizeit.
Regelmäßig und richtig angewendet können mit
Hilfe von Qigong stressbedingte Beschwerden
gemildert und die Gesundheit verbessert werden.
Grund genug also um sich mit Qigong einmal
näher zu befassen und einen ersten Schritt in
Richtung Hilfe zur Selbsthilfe zu tun.
Am besten fangen wir gleich an!
Die nachfolgenden Übungen dienen der Kurzregeneration zwischendurch, wenn man nur 5 bis
maximal 10 Minuten Zeit hat und eine kleine
Unterbrechung, Pause einlegen kann.
Die Übungen können im Sitzen oder Stehen
ausgeführt werden. Beginn und Abschluss sind
immer gleich. Die Übungen selbst kannst Du
nach Zeit und Vorliebe kombinieren.
QIGOnG „PausenübunGen“
BEgINN:
Abstand gewinnen / Distanzierung (gilt für jede
Übung): Ausgewogene Haltung einnehmen,
Zunge lösen, 3 x tief durchatmen
„maSSagE DEr hImmELSSäuLE“
Damit ist das Muskel- und Bändersystem links
und rechts neben der Halswirbelsäule gemeint.
Mit der linken Hand die linke Halsseite von den
Dornfortsätzen an leicht zusammenpressen und
daumenwärts ausstreichen. Am 1. Halswirbel
beginnen bis zum 7. – dann folgt die rechte Seite.
maSSagE „groSSEr WIrBEL“
Damit ist der sog. „Prominente Wirbel“ gemeint. Wenn Sie den Kopf leicht vorneigen
wölbt sich der Bereich zwischen dem letzten
Halswirbel und ersten Brustwirbel etwas hervor.
Mit der linken Hand die Wölbung greifen, leicht
zusammendrücken und kleinfingerwärts drehen.
5 x links und 5 x rechts herum drehen.
„FäChErFINgEr“
Die Finger werden nacheinander fächerförmig,
treppenförmig in öffnender und schließender
Bewegung geführt. Dabei wird das Handgelenk
mitbewegt und gedreht.
„yIN-yaNg-kLoPFmaSSagE“
Mit der rechten Hand an der linken Schulter
beginnen und an der Innenarmseite nach unten
zur Hand klopfen. Den Arm drehen und an
der Außenseite wieder hinauf. Noch weitere 3 x
wiederholen. Dann Seitenwechsel, linke Hand
klopft rechten Arm. Weiter klopfen beide Hände gleichzeitig ab etwa Brusthöhe im Zick Zack
die Körperseiten bis zu den Hüften, dann an
den Beinaußenseiten hinunter bis zu den Füßen.
Anschluss wird der gesamte Körper nochmals
mit den Händen ausgestrichen.
„gESIChTS- uND ohrmaSSagE“
Die Fingerspitzen beider Hände streichen von
der Kinnmitte zu den Mundwinkeln, zu den
Nasenflügeln, zu den Augen (innen, Tränendrüse) über die Stirnmitte zum Haaransatz. Von
dort flächig über die Stirn nach außen zu den
Schläfen, dann vor den Ohren hinunter zum
Kiefer und in den Nacken. Anschließend
· Rechte und linke Hand im Wechsel über den
prominenten Wirbel streichen
· Die Haare kämmen (mit den Fingern über
den Kopf streichen)
· Die „Tore“ klopfen: Prominenter Wirbel,
Jadekissen, Hinterkopf, Scheitelpunkt,
· Drittes Auge und über die Schläfen zurück in
den Nacken
ohrmaSSagE:
· Mit dem Daumen die Ohren von innen nach
außen ausstreichen
· Die Ohren zwischen Daumen und Zeigefinger
drücken, kneten, massieren
· Mit den Zeigefingern alle Furchen, Rillen und
Ohrmuschel nachfahren
· Mit V-Fingern (Zeige- und Mittelfinger) vor
und hinter den Ohren auf- und abwärts streichen
Abschluss: Hände auf dem „Dantien“ (Energiezentrum im Unterbauch), zur Ruhe kommen,
3 x tief ein- und ausatmen – über den Kopf
nach hinten und an der Wirbelsäule nach unten
reibend massieren.
An den Beininnenseiten wieder hinauf – Bauch,
Taille, Hüften – außen herrunter und innen
hinauf. Anschließend die Rückenstrecker locker
abklopfen, einige Male auf- und abwärts. Im
WorkShoP | 85
WaS IST QIgoNg?
Qigong ist ein Teilbereich der Traditionellen
Chinesischen Medizin (TCM). Der Name
bedeutet: Übung oder Methode zur Pflege der
Lebenskraft/-energie. Gerade in unserer heutigen
Zeit sind die Übungen des Qigong hervorragend
dazu geeignet, auf sanfte Art inneres Gleichgewicht und Wohlbefinden zu erlangen. Sie beeinflussen den Bewegungsapparat und die Muskulatur, fördern Flexibilität und Gelenkigkeit, wirken
positiv auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel.
Der Geist beruhigt sich während der Übungen,
wird innerlich zentriert, so dass eine effektive
Wirkung für Prävention, Rehabilitation, Selbstheilung und Lebenspflege erzielt wird. Qigong
stellt keine sportlichen Grundbedingungen und
kann in jedem Alter praktiziert werden.
WaS IST TaI ChI ChuaN?
Das TCC ist eine alte chinesische Bewegungskunst, die ursprünglich als Kampfkunst entwickelt wurde, doch mittlerweile vorwiegend zur
Gesundheitspflege geübt und praktiziert wird.
Tai Chi ist das erhabene Letzte, das Höchste (Begriffe aus der taoistischen Philosophie). Chuan
ist die geleerte Faust. „Für das erhabene Letzte
mit leerer Faust kämpfen“ bedeutet Selbstverteidigung des Menschen im engeren, aber auch im
erweiterten Sinne (Gesundheit, Selbsterkenntnis). Ebenso wie beim Qigong können durch die
langsamen, sanften und runden Bewegungen – in
Verbindung mit der geistigen Aufmerksamkeit
und der Atmung – die Lebensenergien erhalten und gestärkt werden. Wann Tai Chi Chuan
entstanden ist, lässt sich nicht genau sagen.
Aber die Spuren der Tradition lassen sich über
zweitausend Jahre zurückverfolgen. Besonders in
den taoistischen Klöstern entstanden vielfältige
Bewegungssysteme, die Meditation, Selbstverteidigung und Gesundheitspflege miteinander verknüpften und auch als Ausgleich zu den langen
Sitzphasen beim Meditieren dienten.
yIN uND yaNg
Yin und Yang sind zwei Schlüsselbegriffe der
taoistischen Philosophie. Yin meint ursprünglich die beschattete Seite des Flussufers (dunkel) und ist weiblich. Yang meint die besonnte
Seite des Ufers (hell) und ist männlich. Yin und
Yang werden durch den dunklen und den hellen
Tropfen im Yin-Yang-Symbol charakterisiert.
Qigong und TCC sind Bewegungskünste, die
durchgehend nach den Prinzipien von Yin und
Yang aufgebaut sind. Die Yin-Yang-Pulsation
ist typisch für die Bewegungsweise hinsichtlich
Atmung, Richtungs-, und Spannungswechsel,
öffnender und schließender Bewegungsführung
sowie für die permanent wechselnde Gewichtsverlagerung.
Besonders auf vegetativ überreizte Menschen
wirkt sich die ausgleichende Yin-Yang-Bilanz
beruhigend und auf den Parasympathikus
stärkend aus. Künstlich vom Menschen geschaffene Automatismen, wie industriell-technische
Systeme verlangen nach ununterbrochenem
Yang-Verhalten. Die Natur hingegen besteht
aus einem permanenten, rhythmischen Prozess,
in dem Spannung und Entspannung, zusammenziehen und auseinander dehnen, Helligkeit
und Dunkelheit, Kälte und Wärme zyklisch
wechseln. Ein Mensch, der zu diesem Rhythmus
nicht mehr finden kann, wird auf Dauer krank
werden. Qigong und TCC wollen uns auf diesen
Naturrhythmus aufmerksam machen und ein
Bewusstsein für Yin und Yang in unserem Alltag begünstigen.
Auch einmal ausruhen, auch einmal „nein“ zu
einer Verpflichtung sagen, genügend Schlaf finden, nicht jeder Erfolgschance hinterher jagen
und auch einmal müßig sein. Dann kann auch
Anspannung, Einsatz und Engagement zu einer
gesunden Lebensführung gehören.
86 | WorkShoP
mögLIChE auSWIrkuNgEN auF DIE gESuNDhEIT
Allgemein
- Erhält die Gesundheit, beugt Krankheiten
vor, stärkt die Selbstheilungskräfte und die
Immunabwehr
- Lindert Beschwerden, unterstützt Therapie
und Rehabilitation
- Erhöht die Widerstandskraft, reguliert und
harmonisiert Blut-, Lymph- und Energiefluss
- Verbessert die Stimmungslage, beeinflusst
mentale und emotionale Aktivitäten und dient
so der Stresshygiene
- Fördert die Konzentrationsfähigkeit und das
kreative Potential
- Stärkt das Selbstbewusstsein und hilft, bewusster und gelassener zu leben
Herz-Kreislauf-System
- Sanfte, schonende Herz-Kreislaufbelastung ist mit
der Intensität des Spazieren gehens vergleichbar
- Beeinflussung des vegetativen Nervensystems,
d.h. Beruhigung durch Stärkung des Parasympathikus
- Verminderung der Herz-/ Pulsfrequenz
- Senkung des Blutdrucks
- Verminderung des Sauerstoffverbrauchs des
Herzens
- Verbesserung der peripheren Durchblutung
- Verbesserung der Sauerstoffausschöpfung in
der Skelettmuskulatur
- Verminderung von Rhythmusstörungen
Atmung
- Bewusstere, vertiefte Ein- und Ausatmung
- Beruhigung und Entspannung der Atmung
- Senkung der Atemfrequenz
- Verbesserung der Zwerchfellatmung
- Verbesserung der Elastizität des Lungengewebes
- Verbesserung der Thoraxbeweglichkeit
- Verbesserung der Lungenfunktion (Peak flow)
Bewegungsapparat
- Rückengerechte Haltung, Erlernen rückengerechten Verhaltens
- Ausgewogene, achsengerechte Belastung der
Gelenke
- Förderung des Gelenk- und Bandscheibenstoffwechsels
- Kräftigung und Dehnung der Skelettmuskulatur
- Verbesserung der Koordination
- Verminderung von Verspannungen
- Verbesserung der Muskeldurchblutung
DIE haLTuNgS- uND BEWEguNgSPrINzIPIEN
DES TaI ChI ChuaN uND QIgoNg
Verwurzelung
- Entwicklung von Sensibilität für die Spannungsund Druckverhältnisse in Füßen und Beinen
- Schwergewichtsverlagerung nach unten durch
Beugung der Knie („seinen Standpunkt finden“)
- Eindeutige, aber fließende Gewichtsverlagerung zwischen „vollem“ und „leerem“ Bein
- Steter Spannungswechsel der Bein- und Fußmuskulatur
- Lockerheit und möglichst wenig Spannung –
auch bei Belastung – in Knien und Hüften
- Achsengerechte Belastung der Kniegelenke, wenn
Knie nicht über Fußspitzen hinaus geführt werden
Zentrierung
- Aufrichtung von Kreuzbein und Lendenwirbelsäule
- Entspannung der Taille und des Bauchraums
- Konzentration auf das energetische Zentrum
im Unterbauch („Dantien“), durch die Lenkung der Achtsamkeit und Konzentration auf
die Bauchatmung
Aufrichtung
- Absenken des Gesäßes bei aufgerichteter
Kreuzbein- und Lendenwirbelstellung und
Loslassen der Gesäßmuskulatur
- Aufrichtung und Streckung der Brust- und
Halswirbelsäule (die WS wird „innerlich in die
Länge gedehnt“, „Goldener Faden“)
Rundheit
- Schultern nicht hochgezogen, sondern locker
und rund gehalten
- Großzügige, runde Armbewegungen, nicht
eng am Körper („sich Raum nehmen“)
- Arm- und Beinbewegungen grundsätzlich
rund, bogen- und kreisförmig
Gleichmäßigkeit
- Bewegungen wie „vorbeiziehende Wolken“
oder „dahinfließendes Wasser“
- Fließende Bewegungsübergänge
- Gleichmäßige Atmung, Harmonie zwischen
Bewegung und Atmung
WorkShoP | 87
PRaXIs
Nachdem wir im Sitzen einige „Pausenübungen“ (s.o.) durchgeführt und etwas über
die theoretischen Hintergründe erfahren haben
folgen nun einige Übungen im Stand.
sinken etwas nach unten und schwingen wieder
mit der AA nach vorne. Beenden über die Mitte, dann Seitenwechsel.
3. SoNNE uND moND TragEN
ErDE uND hImmEL vErBINDEN:
Meditativer Aufbau der Grundhaltung: Verwurzelung, Aufrichtung, Zentrierung, die eigene
Mitte „ermitteln“ – Körperwahrnehmung –
Nachspüren. Anschließend: Die Hände vor dem
Unterbauch verschränken und bis Brusthöhe
anheben, dann kleinfingerwärts über außen
drehen und die Arme bis über den Kopf heben
(strecken aber nicht recken!). Die Finger lösen,
Arme seitwärts öffnen, Energie in die Handkanten – ziehen nach außen, langsam die Arme
absenken und entspannen. In die Grundhaltung
zurück finden. Steigen und Sinken, öffnende
und schließende Bewegungsführung, Anspannung und Entspannung, in Kombination mit
der Atmung üben.
Gemeinsam erarbeiten wir 4 Übungen aus dem
Daoyin Baojian Gong „Gesundheitsschützendes
Qigong“:
1. WECkE DaS QI
Schulterbreiter Stand (Grundhaltung = GH
„Bär“), Hände vor dem Körper aufsteigen (EA
= Einatmen) und wieder sinken lassen (AA
= Ausatmen), dabei in den Knien mitgehen –
leicht einsinken. Wobei das Gewicht nicht in
die Knie geschoben wird sondern eher „zu den
Fersen setzen“. Aufmerksamkeit: Dantien und
Laogong-Punkte .
2. DaS BooT SaNFT auF DaS WaSSEr SChIEBEN
Von der Endposition der Ü 1 ausgehend die
Hände an den Körper führen, Gewicht nach
rechts verlagern, linke Ferse diagonal schräg
links aufsetzen (EA). Mit der AA schwingt vom
Dantien aus der Rumpf nach diagonal vorne
links – Hände folgen mit schiebender Bewegung
nach vorne (Kraftlinie Dantien – Laogong).
EA: Bewegung schwingt zurück, die Hände
88 | WorkShoP
Grundhaltung: „Adler“ (geschlossener Stand),
Rumpf nach links drehen, dabei die Arme bis
Schulterhöhe aufsteigen lassen, Handrücken
nach vorne (EA), Blick folgt. Vorstellung: LWS,
Mingmen-Punkt. AA: Drehen der Handflächen
(Sonne und Mond tragen), Rumpf bewegt sich
in die Mittelposition zurück. EA: Unterarme
einbeugen zur Körpermitte bis Brustbein
AA: Arme in Ausgangsstellung absenken
WH nach rechts
4. SChNEE IN DEN WIND WISChEN
Aufmerksamkeit bleibt weiter im Mingmen- Punkt
GH: „Adler“, Hände schalenförmig vor dem
Unterbauch, Gewicht auf rechts, Schritt nach
links, dabei die Arme seitlich bis über den
Kopf aufsteigen lassen, gegen die Handrücken
schauen (EA), Reitersitz, Steiß nach unten, kein
Hohlkreuz! Zurück in die Ausgangsstellung
(AA). Bewegung nach rechts entsprechend.
Schritt mit links nach vorn, dabei die Arme
in einem Bogen vor dem Körper bis über den
Kopf führen, hinteren Fuß auf die Zehen anheben (EA), zurück (AA) und dasselbe mit einem
Schritt rechts vorwärts. Wiederholung, Füße
schön abrollen!
DaS TCC – gEhEN:
Bisher erfolgten die Bewegungen aus dem
schulterbreiten Stand, der sog. Grundhaltung,
heraus. Die TN erlernen nun die ersten Bogenschritte, Einhaltung der 45-Grad-Winkel,
Bewegungssteuerung aus der Mitte heraus.
Nachdem wir uns der Beinarbeit gewidmet
haben, nehmen wir die Arme hinzu.Wir tragen,
zuerst am Platz, dann auch in der Fortbewegung Energiebälle durch den Raum. Dann
beginnen wir mit der Energie zu spielen; formen
einen runden Ball und ziehen ihn anschließend
auseinander, ziehen ihn wieder zusammen usw.
Die TN erleben spielerisch eine kleine Einführung
ins Tai Chi Chuan, in die sog. Peking-form. Das
Bewegungsbild hat den poetischen Namen „Die
Mähne des Wildpferdes teilen“. Die Pekingform
wurde in den 50-er Jahren aus der langen Form
des Yang-Stils entwickelt. Sie umfasst insgesamt
24 Bewegungsbilder. Es wird deutlich, Tai Chi
Chuan ist eine ganzheitliche Körperschule mit
hohen Anforderungen an die Koordination und
nicht auf die Schnelle zu erlernen. An dieser Stelle
geht es auch nicht um das Erlernen sondern um
das Kennen lernen, als Information und Selbsterfahrung gedacht. Der Kampfaspekt im Tai Chi
Chuan wird erläutert und kurz demonstriert.
Und plötzlich war die Zeit vergangen! Im zweiten Workshop reichte es noch für eine entspannte Abschlussrunde im Sitzen mit Gelegenheit
zum Austausch. Die TN des ersten Workshops
kamen hier etwas zu kurz.
zum SChLuSS:
Die meisten Menschen beginnen mit Qigong oder
Tai Chi Chuan, weil sie sich eine gesundheitliche
Verbesserung versprechen. Sie haben gehört oder
gelesen, dass diese Bewegungssysteme gut sind bei
Stress, Verspannungen, Aufmerksamkeitsdefiziten,
Unruhe und allerlei anderen „Unpässlichkeiten“,
die das Leben stören. Die Übungen zu erlernen
ist einfach und schwierig zugleich. Einfach, weil
(zumindest im Qigong) die meisten Formen keine
komplizierten Bewegungen beinhalten. Schwierig,
weil es nicht nur auf die körperliche Bewegung
ankommt, sondern auf das Zusammenspiel von
Bewegung, geistiger Regulation und Atmung. Geduld ist notwendig. Mal schnell etwas lernen wird
nicht funktionieren. Doch wer am Ball bleibt,
kann viele Komponenten trainieren, die für die
Erhaltung der Alltagskompetenz –besonders im
Alter – wichtig sind (s. o.).
Ein herzliches Dankeschön an alle WorkshopTeilnehmer und die Organisatoren!
Ich wünsche euch die „Klarheit des Herzens“
und ganz viel positive Energie!
Literatur und Musik:
- Bölts, Johann: Qigong – Heilung mit Energie.
Eine alte chinesische Gesundheitsmethode
Herder-Spektrum 2001
- Elleberger, Oswald: Qigong. Grundübungen und
Grundlagen für Anfänger und Fortgeschrittene
Kösel-Verlag 1995
- Lie Foen Tjoeng: Wissenswertes vom Qigong.
Was Sie schon immer vom Qigong wissen
wollten, Kolibri Verlag 1995
- Lie Foen Tjoeng: Qigong Übungsbuch I-Ruhebetonte Übungen
- Schoefer, Liane: Qigong – Hilfen für den Alltag
Grundlagen in Theorie und Praxis, Qigongübungen, Akupressur und Selbstmassage, Falken
Verlag
- Taijiquan & Qigong Journal: Die Fachzeitschrift für alle Qigong- und Taijiquan – Praktizierende, A & o medianetwork, Klopstockstraße
11, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 85 37 22 00,
mailto: info@tqj.de, http://ww.tqj.de
- Ein Special des Taijiquan & Qigong Journal
Qigong für Einsteiger, A & o medianetwork
Hamburg
- Lehrmaterialien LSB: Fachgruppe „Ältere“,
Minikonzeption Qigong
Musiktipps:
Eine große Auswahl geeigneter Qigong-Musik
bietet das Musik-Label „SATTVA“, 83724
Schliersee, Tel.: 08028 / 90 68 0. Fast alle CDs
sind natürlich auch unter http:// www.amazon.de
zu beziehen oder in jedem größeren CD-Geschäft
(hier meist unter der Rubrik „New Age“).
WorkShoP | 89
21 | fIt IM kOPf – flOtt In den beInen –
beWeGtes GehIRntRaInInG
urSEL WEINgärTNEr
Bei vielen älteren Menschen vollzieht sich ein
Abbau der körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Neben gezielten Bewegungsangeboten
gewinnt das Gedächtnistraining immer mehr
an Bedeutung. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Gehirntraining nicht nur
die Durchblutungs- und Stoffwechselsituation
des Gehirns verbessert, sondern auch positive
Auswirkungen auf das physische und psychische
Wohlbefinden hat. Bei Bewegungsangeboten im
„Sport der Älteren“ bietet sich eine Kombination
„Denken und Bewegen“ an, um dem ganzheitlichen Aspekt der Förderung gerecht zu werden.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, ein Bewegungsangebot abwechslungsreich und attraktiv zu
gestalten. Wichtig dabei sind Modifizierung und
Differenzierung, um die Bewegungsaufgaben
zielgruppengerecht zusammenzustellen.
Der Bundesverband für Gedächtnistraining
sieht konkrete Trainingsziele für das Gedächtnistraining vor. Diese lassen sich teilweise in den
Bewegungsangeboten „Sport der Älteren“ umsetzen: Konzentration, Wahrnehmung, Merkfähigkeit, Wortfindung, Formulierung, Denkflexibilität, Entscheiden, Strukturieren, Assoziatives
Denken, Logisches Denken, Kreativität und
Phantasie.
Von großer Bedeutung für das Gehirntraining
ist die Motivation der TN. Spielerische Aufgaben, abwechslungsreiche, aktuelle wie „alte“
Inhalte fordern die TN heraus.
90 | WorkShoP
EINSTImmuNg/ koNzENTraTIoN: aBC
Das Alphabet wird in Großbuchstaben aufgeschrieben. Unter jedem Buchstaben steht ein R,
L oder B. R steht für rechts, L für links, B für
beide. Die TN lesen das Alphabet laut vor und
heben jeweils den rechten bzw. linken Arm oder
beide Arme nach oben an.
A B C D E F usw
L R B R R B
Dito: rückwärts vorlesen mit Armbewegungen
„Warm uP“/ LaNgzEITgEDäChTNIS/ WorTFINDuNg:
STaDT – LaND – FLuSS
Mehrere Plakate, unterteilt in verschiedene
Rubriken (Stadt/Land/Fluss/Tier/Name/Beruf/
Pflanze/Sportart-Hobby/Getränk-Lebensmittel...)
hängen an den Wänden. Jeder TN hat einen Stift
und bewegt sich kreuz und quer durch den Raum.
Die Plakate werden wie folgt beschrieben: Der
erste Begriff (eine Stadt) wird vorgegeben, z. B.
die Geburtsstadt des 1. TN. Wer an einem Plakat
ankommt, ergänzt den nächsten Begriff als Wörterkette (das nächste Wort beginnt mit dem letzten
Buchstaben des vorigen Wortes) Beispiel: Bonn Norwegen - Nahe - Esel - Lisa - Architekt ...
Variation: als Staffelform in Mannschaften
WorTFINDuNg, ENTSChEIDEN, STrukTurIErEN:
„kaTEgorIEN“
Kreisaufstellung: Ein Ball wird im Kreis kreuz
und quer zugespielt. Jeder TN nennt mit dem
Abwurf einen Begriff einer vorgegebenen
Kategorie, z.B. Farben. Ziel ist es, jedes Mal
eine neue, andere Farbe zu nennen. Wenn eine
Farbe wiederholt genannt wird oder der Werfer
eine zu lange „Denkpause“ macht, geht oder
läuft der Spieler eine „Straf- oder Lustrunde“
außen um den Kreis herum. Der Ball wird in
der Zwischenzeit innerhalb der Gruppe weitergespielt. Die Gruppe entscheidet gemeinsam,
ob ein Begriff bereits genannt wurde, oder ob
die Denkpause zu lang ist. Nach gegebener Zeit
eine neue Kategorie nennen (Sportarten, Kleidungsstücke, Sportgeräte, Getränke...)
LogISChES DENkEN/aSSozIaTIvES DENkEN/ PhaNTaSIE
uND krEaTIvITäT: “SPorTarTENDurChEINaNDEr”
Alle TN gehen durcheinander, jeder erhält eine
Karte. Darauf steht eine Sportart geschrieben,
die Buchstaben sind in der falschen Reihenfolge
notiert (z.B. DURREN – RUDERN). Jeder
versucht das Wort zu erraten, stellt die gefundene Sportart pantomimisch dar und sucht
Partner, die sich ebenfalls der Sportart entsprechend bewegen.
Dito: Spiele, Kinderspiele (Kegeln, Murmelspiel, Kartenspiel...)
gruPPENEINTEILuNg: koNzENTraTIoN
Die TN stehen nebeneinander und buchstabieren das Wort O L Y M P I A D E:
Alle TN, die das O, L, Y usw. genannt haben
finden sich zusammen, bilden alle TN mit dem
jeweiligen Buchstaben eine Kleingruppe.
WahrNEhmuNg/ENTSChEIDEN: oLymPISChE SPIELE
In der Hallenmitte liegen viele verschiedene
bunte Klein- und Handgeräte (Baumwolltücher,
Gymnastikbänder, Tennisringe, Sandsäckchen...oder verschiedene farbige Karteikarten).
Die Kleingruppen gehen durch den Raum und
hören Nationalhymnen von verschiedenen
Ländern oder landestypische Musik bzw.
Musiktitel (Sirtaki, Tulpen aus Amsterdam,
Wiener Walzer...). Die TN sprechen sich innerhalb der Kleingruppe ab und nehmen sich
Bänder, Tücher, andere Spiel- und Sportgeräte
oder Karteikarten in den Farben der jeweiligen
Landesfahne.
LogISChES DENkEN/ aSSozIaTIvES DENkEN/ LaNgzEITgEDäChTNIS: „zuorDNEN/BEgrIFFSPaarE/zWILLINgSWörTEr“
An jeder Hallenseite liegen rote Karten mit Begriffen oder Zahlen, in der Hallenmitte liegen grüne
Karten, ebenfalls mit Begriffen oder Zahlen. Die
TN bewegen sich frei im Raum (gehen, walken,
laufen). Jeder nimmt eine Karte aus der Mitte,
sucht am Rand das „Gegenstück“ und legt die
Karte dort ab. Z.B. Messer/Gabel, Hockey/Puck,
Athen/2004, Mark Spitz/Schwimmen, Donner/
Blitz, Pfeffer/Salz, Sportschule/ Hachen....
mErkFähIgkEIT/koNzENTraTIoN:
„mEmory“ – ParTNErauFgaBE:
An jeder Hallenseite liegen 5 Reifen in Form
der olympischen Ringe auf dem Boden, daneben liegen verschiedene Kleingeräte (Sandsäckchen, Tennisringe...). In der Mitte der
Turnhalle erhalten die TN eine Karte mit den
WorkShoP | 91
olympischen Ringen. Dort sind jeweils Punkte
eingezeichnet. Die TN schauen sich die Aufteilung an, gehen zu den Reifen und versuchen
nun Gegenstände entsprechend der Zeichnung
in die Reifen zu legen.
Phase 1: es geht nur darum, dass die Anzahl
und die Anordnung der Gegenstände
in den Reifen übereinstimmt
Phase 2: zusätzlich sollen die Farben übereinstimmen
Phase 3: zusätzlich sollen die Kleingeräte übereinstimmen
Phase 4: nicht mehr die Form der olympischen
Ringe, sonder 6, 8,10 oder 12 Reifen
zu einem Raster auslegen
koNzENTraTIoN : „aPPLauS“: kLaTSChkETTEN
Kreisaufstellung:
- TN A klatscht in beide Hände an seiner linken
Seite, dann an seiner rechten Seite, der rechte
Nachbar (TN B) klatscht in beide Hände erst
an der linken, dann an der rechten Seite usw..
- TN A fängt an in die Hände zu klatschen, TN
B und C folgen usw.. Nacheinander klatschen
alle TN bis TN A wieder an die Reihe kommt,
TN A hört auf zu klatschen, TN B ebenso
usw.. Nach und nach stellen alle das Klatschen ein. Es wird also zunächst immer lauter,
dann immer leiser.
- TN A klatscht in die eigenen Hände, hält die
rechte Hand mit der Handfläche nach oben
zum rechten TN B. Dieser klatscht mit seiner
linken Hand von oben auf die rechte Hand von
TN A, klatscht dann in die eigenen Hände und
hält wiederum die rechte Hand offen zum rechten TN C, dieser übernimmt den Klatschrhythmus und gibt ihn weiter zum nächsten.
- Weitere Variationen von den TN ausprobieren
lassen!
koNzENTraTIoN/DENkFLEXIBILITäT
Text rückwärts lesen (hier: Wünsche zum Geburtstag oder Jahresanfang)
Innerhalb eines Textes werden die Wörter rückwärts aufgeschrieben, zusätzlich fängt der Text
„unten“ auf der Seite an und wird von rechts
nach links gelesen!
92 | WorkShoP
Literatur:
- B.M. Jasper: Koordinationstraining & Gehirnjogging, Meyer & Meyer Verlag Aachen, 2002,
ISBN 3-89124-607-2
- B.M. Jasper: Brainfitness, Denken und Bewegen, Meyer & Meyer Verlag Aachen, 1998,
ISBN 3-89124-458-4
- U. Stöhr: Seniorenspielbuch, Reaktivierung
Dementer in Pflege und Betreuung, Springer
Verlag Wien, 2007 ISBN 978-3-211-72016-5
- H.Harms/ G. Dreischulte: Musik erleben und
gestalten mit alten Menschen, Urban & Fischer,
2007, ISBN 978-3-437-27835-8 (mit CD der
Musikbeispiele)
- M.Evers: Geselligkeit mit Senioren, Wahrnehmen – Gestalten – Bewegen, Beitz Verlag,
Weinheim, Basel, ISBN 3-407-55775-2
- U.Oppolzer: Verflixt, das darf ich nicht vergessen, Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag,
ISBN 3-86047-498-7
- W.Tokarski/ K.Euteneuer-Treptow/ B.WagnerHauthal (Hrsg.) Ein Leben lang in Schwung
Band 1 und 2, Meyer & Meyer Verlag Aachen
2002, ISBN 3-89124-276-X, 3-89124-281-6
- Kopf fit erscheint monatlich in Apotheken
- Spiegel spezial „Jung im Kopf“, Nr. 8./2006
- Spiegel 17/2008: Artikel „Faul macht dumm“,
S.146 - 148
- „Denkzettel“ – Mitgliederzeitschrift des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V.
- „Geistig Fit“ Zeitschrift der Gesellschaft für
Gehirntraining e.V.
22 | lach dIch Gesund –
MIt huMOR den alltaG beWältIGen
aNDrEa SChäFEr
Kennen Sie den?
Eine Fußballmannschaft fliegt nach Amerika. Aus
Langeweile beginnen die Burschen, in der Maschine
mit dem Leder zu spielen. Der Pilot kann die Maschine kaum noch halten und schickt seinen Copiloten nach hinten. Nach 2 Minuten ist Ruhe. „Wie
hast Du das denn gemacht?“ fragt er seinen Kollegen.
„Na ja,“ meint er, „ich habe gesagt: Jungs, es ist
schönes Wetter draußen, spielt doch vor der Tür.“
LaChEN IST DIE BESTE mEDIzIN.
Das sagt nicht nur der Volksmund, sondern
auch die Wissenschaft. Die Gelotologie (griechisch= gelos , das Lachen) ist die Wissenschaft
von den Auswirkungen des Lachens. Und die
Ergebnisse sind eindeutig: wer viel lacht, lebt
gesünder und zufriedener. Schon ein kleines
Lächeln ist Balsam für die Seele.
· Lachen hilft bei Schmerzen: nach nur wenigen
Minuten gelösten Lachens tritt bei Schmerzpatienten eine Erleichterung ein
· Lachen stärkt das Immunsystem: Produktion
von Abwehrstoffen wird aktiviert
· Lachen hilft bei Stress: es kommt zur Ausschüttung von sog. Endorphinen = Glücksstoffen
· Lachen verbessert die Durchblutung der arteriellen Gefäße: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
wird so in einem gewissen Maß vorgebeugt
· Lachen hat positive Auswirkungen auf die
Psyche: fröhliche Menschen sind kontaktfreudiger, kreativer und gelassener
· Lachen bringt Entspannung: schon 1 Minute
Lachen soll genauso erfrischend sein wie 45
Minuten Entspannungstraining
Während Kinder durchschnittlich 400 mal am
Tag lachen oder lächeln, sind es bei Erwachsenen nur 15 mal, bedauerlicherweise.
Der „normale Erwachsene“ findet sich in der
alternativen Welt des Humors oft nicht zurecht,
insbesondere dann, wenn er an die gesellschaftlichen Spielregeln besonders stark angepasst ist.
Doch auch der humorloseste Mensch kann seinen
„Sinn für Humor“ wiederentdecken. So paradox
es klingen mag: Lachen kann „trainiert“ werden.
In den letzten Jahren haben sich weltweit Lachclubs organisiert, es gibt Lachyoga, Lachseminare, Lachtherapeuten, z. B. als Klinik-Clowns.
Doch sollte das Lachen nicht erzwungen werden, es muss immer Ausdruck einer inneren
Freiheit sein.
WorkShoP | 93
PRaXIs
Nietzsche erklärte:
„Frei sollst Du werden – ohne Scham.“
Wenn der Mensch das beherzigt, wird er seinen
„inneren Clown“ frei walten lassen können.
Das gelingt am besten, wenn er die vielen Absurditäten des Alltags nicht allzu ernst nimmt
und sich seiner Kindheit erinnert. Als Kind
war er weniger kontrolliert, war weniger auf
Selbstbeherrschung eingestellt. Wer das Lachen
als Erwachsener (wieder) lernen will, sollte sich
sein „inneres Kind“ zum Vorbild nehmen.
Da Lachen bekanntlich ansteckend ist, kann
innerhalb einer Gruppe schnell eine heitere
Stimmung entstehen. Hier spielt das Verständnis des Gruppenleiters eine wesentliche Rolle.
Betritt er mit einem ehrlich gemeinten Lächeln
den Sportraum, werden die TN bereits positiv
berührt sein. Lustige Spielformen zum „Warmup“ wie im Anhang beschrieben, Sinn für
Situationskomik und ein kleines Repertoire an
Witzen werden garantiert gute Laune auslösen
oder verstärken.
PErSöNLIChE aNmErkuNg:
Häufig werde ich von TN am Anfang einer
Stunde gefragt, ob ich nicht einen Witz erzählen
könne. Wenn es die Situation zulässt, komme
ich dieser Bitte immer gerne nach. Häufig ergeben sich dann ganz spontan auch aus der Gruppe lustige Anmerkungen. Die TN gehen dann
schon gelöst und heiter in die Bewegungsstunde.
Also, lachen Sie mal wieder!!!
Achtung, Achtung, eine Eilmeldung an alle
Fallschirmspringer: Die Öffnungszeiten haben
sich geändert.
Und zum Schluß etwas tierisches:
Ein Schwein steht vor einer Steckdose und sagt:
„Du Armer, haben Sie Dich eingemauert?“
94 | WorkShoP
kENNENLErNkrEIS:
Zum Kreis aufstellen, re./li. Nachbarn merken,
(zuzwinkern oder zulächeln), frei durch den
Raum gehen, auf Tamburinschlag oder bei Musikstopp wieder zusammenkommen. Mehrmals
wiederholen.
Musik: Jetzt kommen die lustigen Tage
kENNENLErNgaSSE:
Nacheinander paarweise durch die Gasse gehen
(Einsatz von motivierender Musik).
Variation zur Kennenlerngasse mit Applaus:
TN stehen im Kreis, nacheinander tritt jeder TN
vor, nennt seinen Vornamen, wartet den Applaus
der anderen ab und geht wieder auf seinen Platz.
kLaTSChkrEIS:
TN stehen im Kreis: 1x in die eigenen Hände
klatschen, dann 1x seitlich in Partnerhände
re./li. Gleichen Rhythmus finden. Nennt der
Spielleiter eine Zahl, z.B. drei, wird dreimal in
die eigenen Hände geklatscht und 1 x gegen
Partnerhände. (Ansage , wie häufig geklatscht
werden soll, erfolgt, wenn gegen Partnerhände
geklatscht wird, sonst funktioniert es nicht.)
TN bewegen sich frei durch den Raum, bei
Musikstopp oder anderem akustischen Signal
einen TN anlächeln. Hier wurde das Musikstück
Break-Mixer gespielt, in diesem Stück sind Pausen
eingearbeitet (in der Pause jemanden anlächeln.)
mIT EINEm ParTNEr zuSammENBLEIBEN:
Es werden drei Bewegungen eingeübt:
1. Hände zum Dreieck formen, an die Stirn
legen
2. Unterarme gekreuzt und Hände auf die
Schultern legen
3. einen Arm beugen, z.B. rechts, li. Hand fasst
an re. Ellenbogen
Spielverlauf: Einer der Partner macht eine der
drei Bewegungen vor, der andere reagiert mit
einer anderen als der vorgemachten Bewegung.
Nach einer Zeit Rollentausch.
BIDDLEDIBIDDLEDIBoP:
TN stehen im Kreis. A (in der Mitte) geht auf
einen im Kreis stehenden Spieler zu und sagt
s.o. Biddledi TN B versucht, bevor A das „bop“
ausgesprochen hat, dies selbst auszusprechen.
Ansonsten muß B in den Kreis.
Variation: A sagt zu B nur „bop“, B sagt nichts,
andernfalls geht B in den Kreis.
haSE – jägEr – DEr LIEBE goTT – FoTograF
„äh“...
Paarweise zusammen, im Wechsel sich über vorgegebene Themen unterhalten, z.B. Tätigkeiten
im Haushalt. Derjenige, der seinen Satz mit
„Äh“... beginnt, muß den Partner anlächeln.
Variation: Jeder bekommt ein Thema zugewiesen, z. B. Schnitzel, Frühling. Im Wechsel darüber erzählen. Bei Signal Tausch der Themen.
SPIELE IN kLEINgruPPEN, Pro gruPPE EIN SäCkChEN
oDEr 1 BaLL
Das Säckchen kreuz und quer zuspielen, im
Moment des Abwerfens den eigenen Namen
sagen, später dann andere TN namentlich
ansprechen. Erweitern mit „Du“: Beispiel: Rita,
Du. Nun überlegt sich jeder eine Obst- oder
Gemüsesorte, die mit dem Anfangsbuchstaben
seines Vornamens beginnt, z.B. Rita – Radieschen, Gerda – Gurke. Säckchen zuwerfen und
den angespielten TN mit Name, Du und Obst/
Gemüse ansprechen, z.B. „Rita, Du Radieschen“ oder „Gerda, Du Gurke“. Auch lustig
mit Körperteilen.
krEISSPIEL mIT SoFTBaLL:
Ball kreuz und quer zuspielen.
Variationen: im Moment der Ballabgabe auf
einem Bein stehen, der Spieler, der rechts vom
Fänger steht, hebt einen Arm, die Spieler re. und
li. vom Fänger wenden sich diesem zu und fassen
sich an den Händen, der Fänger ist „im Toaster“.
TN stehen im Kreis, Spielleiter schickt den ersten Begriff wie „Hase“ nach re. (Hände an die
Ohren legen und „Hu“ rufen). Von einem TN
zum anderen nacheinander weiterschicken bis
zum Spielleiter. Ein zweiter Begriff „Jäger“ geht
nach li. (Gewehr halten und „peng“ rufen). Der
„liebe Gott“ beschreibt einen Kreis und sagt
„Om“. Der Fotograf formt mit seinem Zeigefinger und Daumen ein Fernglas, schaut hindurch
und sagt „boh-ey“. Ziel ist, daß alle Begriffe
wieder beim Spielleiter ankommen.
PaNTomImE:
In Kleingruppen Begriffe darstellen, die im
weitesten Sinne mit Humor zu tun haben: in die
Hose machen vor Lachen, Kichererbse usw.
NETTES SPIEL zum SChLuSS: rEgENBogEN
TN bewegen sich durch den Raum, lächeln
jemanden an, gehen auf ihn zu und sagen ihm
etwas Nettes (soll natürlich ehrlich gemeint
sein).
- „Du hast eine sympathische Ausstrahlung“
- „Du hast ein nettes Lächeln“
- „mir gefällt Deine Kleidung“ usw.
Vielleicht mit einem Witz oder einem Humorzitat verabschieden: Einige Beispiele: Humor ist
der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens.
Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine
Gabe des Herzens. Ein Lächeln ist oft das Wesentliche.
WorkShoP | 95
IMPRessuM
Herausgeber:
LandesSportBund Nordrhein-Westfalen
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen
Referat 84 (Sport)
Redaktion:
Anke Borhof, Michael Heise
Ines Konnert, Dagmar Tiemeier
LandesSportBund NRW
Fotos:
© Andrea Bowinkelmann
LandesSportBund NRW
Gestaltung:
Gathmann Michaelis und Freunde
45130 Essen
Gesamtherstellung:
schmitzdruck&medien GmbH & Co.KG
41379 Brüggen
Auflage:
2.000
Erscheinungsdatum:
Dezember 2009
© LandesSportBund NRW
Informationen:
LandesSportBund Nordrhein-Westfalen
Friedrich-Alfred-Str. 25
47055 Duisburg
Tel.: 0203 7381-832
Internet: www.wir-im-sport.de
E-Mail: Ines.Konnert@lsb-nrw.de
Fachtagung 2008
Zukunft gestalten – aktiv und gesund
älter werden in Nordrhein-Westfalen
Praxisbeiträge zum Seniorensport
Band 4
Praxisbeiträge zum Seniorensport | Band 4
Fachtagung 2008