Inselnetzsysteme
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Inselnetzsysteme
TechnikKompendium 2 Solare Insel- und Backup-Versorgung Grundlagen, Anwendungen und SMA Lösungen Titelseite: 30 kWp Hybrid-Backup-System in Ntarama, Ruanda, zur Versorgung eines Berufsschulzentrums für Solar-Technik Inbetriebnahme: 2009 Quelle: Juwi Solar GmbH INHALT 1. Regenerative Inselsysteme 1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.3 1.4 1.5 Komponenten Systemdesign Die DC-Kopplung DC-/AC-Mischsysteme Die AC-Kopplung Funktionsweise Wachstum und Vernetzung von Inselsystemen Sunny Backup – die Notstromversorgung von SMA 2. Der Insel-Wechselrichter 2.1 2.2 2.3 Sicherheitsfunktionen Betriebs- und Benutzerführung Datenerfassung und Datenspeicherung 3. Stromerzeuger im Inselnetz 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 Wechselrichter für Photovoltaik Wechselrichter für Windturbinen Wechselrichter für Wasserturbinen Blockheizkraftwerke (BHKW) Wechselrichter für Brennstoffzellen Verbrennungsaggregate 4. Die Betriebsführung in Inselsystemen 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 Aufgaben und Ziele Optimale Betriebsführung: die Laderegelung des Sunny Island Generatormanagement Systemmanagement 5. Kommunikation im Inselnetz 5.1 5.2 Sunny WebBox – die Kommunikationszentrale Sunny Portal – Datenspeicherung und Anzeige online 6. Auslegung von Inselsystemen 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 Hinweise zum Auslegungsbeispiel Verbraucher und Nutzungszeiten Vorgehen bei der Auslegung Auswahl des Insel-Wechselrichters Dimensionierung der Batterie Dimensionierung der PV-Anlage Auslegung des Dieselgenerators Kalkulation der Anlagenkosten 7. 8. 9. 10. Ökonomische Aspekte von Inselsystemen Kompetent, flexibel, weltweit: der SMA Service Referenzen Literatur 4 5 6 6 7 8 10 11 12 14 15 16 16 17 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 26 27 28 29 30 30 31 32 32 34 36 37 37 38 40 41 42 3 SMA Solar Technology 1. Regenerative Inselsysteme Nach Schätzungen der Europäischen Union leben weltweit mehr als eine Milliarde Menschen ohne Strom. Die hohen Investitionskosten, die beim Ausbau der öffentlichen Netze anfallen, sowie der gleichzeitig niedrige Strombedarf werden einen Netzanschluss dieser entlegenen Gebiete auch mittelfristig verhindern. PV-Inselsysteme bieten hier eine sinnvolle Alternative. PV-Inselsysteme sind autarke Stromnetze, die mit der Energie eines Photovoltaikgenerators gespeist werden. Als Beispiele sind hier Stromversorgungssysteme auf Inseln, für vereinzelte Siedlungen oder auch ganze Dörfer zu nennen. Nach Schätzungen der EU haben allein in Europa etwa 300.000 Gehöfte und Gebäude keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Der Einsatz photovoltaischer Inselsysteme ist hier oft die wirtschaftlichste Lösung. Abb. 1.1: Elektrifizierungsrate (Quelle: Weltbank) 4 Bei der Planung, Auslegung und Auswahl eines Inselsystems müssen verschiedene Randbedingungen berücksichtigt werden. So hängt die optimale Auslegung eines Stromversorgungssystems vor allem von folgenden fünf Faktoren ab: 1. 2. 3. 4. 5. Notwendige Anschlussleistung Energieverbrauch Art der Verbraucher Nutzungszeitraum Meteorologische Randbedingungen Neben diesen technischen Aspekten sind auch kulturelle, soziale, ökonomische und finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Solare Insel- und Backup-Versorgung 1.1 Komponenten Der PV-Generator ist als regenerative Energiequelle eine zentrale Komponente des Inselsystems. Als weitere Erzeuger stehen Generatoren mit Verbrennungskraftmaschinen (z. B. Dieselgeneratoren oder BHKW) sowie Wasserkraft- und Windturbinen zur Verfügung. Generell lassen sich Inselanlagen entsprechend ihrer System-Spannung (DC oder AC) unterscheiden. In DC-gekoppelten Systemen wird der PV-Generator über spezielle DC/DC-Laderegler eingebunden (Abb. 1.2). In AC-gekoppelten Systemen kommt ein konventioneller PV-Wechselrichter zur Netzeinspeisung zum Einsatz (Abb. 1.4). Der Batterie- oder Insel-Wechselrichter bildet das Herz des AC-gekoppelten Systems. Er gewährleistet zu jedem Zeitpunkt das Gleichgewicht von erzeugter und verbrauchter Leistung. Wird zu viel Energie erzeugt, speichert der Wechselrichter diese in den Batterien. Wird mehr Energie benötigt als zur Verfügung steht, entlädt der Wechselrichter die Batterien. Die Hauptunterschiede zwischen Insel- und PVWechselrichter werden in der Tab. 1.1 aufgeführt. Der Batterie-Wechselrichter Sunny Island auf einen Blick • Optimal für Energieversorgungssysteme von 2 kW bis > 100 kW • Flexibel ein- und/oder dreiphasig parallel schaltbar • Modular erweiterbar • Herausragende Überlasteigenschaften • Einsetzbar bei extremen klimatischen Bedingungen • Optimales Batteriemanagement und Ladezustandserfassung für lange Batterielebensdauer • Kostengünstige Integration von Standard Wechselstromverbrauchern, regenerativen Quellen und Generatoren • Einfache Inbetriebnahme Für den bestmöglichen Betrieb einer Inselversorgung ist ein Managementsystem mit Batterie-, Generatorund Lastmanagement unverzichtbar. Diese Kontrollfunktion ist in den Batterie-Wechselrichter integriert. Das vereinfacht den Systembetrieb und senkt die Investitionskosten. Der Batterie-Wechselrichter Sunny Island bietet alles, was für ein zuverlässiges Systemmanagement nötig ist. Er ist flexibel einsetzbar und eröffnet auch für die AC-Kopplung völlig neue Möglichkeiten beim Aufbau autarker Energiesysteme. Energieflussrichtung Funktionalitäten Überlastfähigkeit PV-Wechselrichter Insel-Wechselrichter Unidirektional Bidirektional MPP-Regelung Batterie-, Generator-, und LastmanageSinusförmiger Netzstrom ment, sinusförmige Netzspannung ca. 110 % ca. 300 % (kurzschlussfest) Wirk-/Blindleistung Einspeisung reiner Wirkleistung Lasten mit beliebigem Leistungsfaktor Typische DC-Spannung 125 V – 750 V (Stringtechnik) 12 V, 24 V, 48 V Tab. 1.1: Gegenüberstellung PV- und Insel-Wechselrichter 5 SMA Solar Technology 1.2 Systemdesign 1.2.1 Die DC-Kopplung Ein PV-Inselsystem besteht – neben Verbrauchern wie Lampen, Radio, Fernseher und Kühlschrank – im Wesentlichen aus vier Komponenten: Stromerzeuger (z. B. PV-Generator), Batteriespeicher, Laderegler und Wechselrichter. Diese Komponenten können auf unterschiedlichen Systemebenen gekoppelt werden: DC-seitig, AC-seitig oder in Mischsystemen. Bei der DC-Kopplung werden alle Verbraucher und Erzeuger ausschließlich auf der Batteriespannungsebene gekoppelt (Abb. 1.2). Eine Gleichspannungsversorgung auf 12-Volt-Basis bietet sich für einfache Systemkonstellationen an. Vor allem dann, wenn der Stromverbrauch primär für die Beleuchtung genutzt werden soll – wie zum Beispiel bei einem sogenannten Solar-Home-System (SHS) im Leistungsbereich von einigen hundert Watt. Tagsüber speichert die Batterie die vom PV-Generator zur Verfügung gestellte Energie, die dann abends für den Betrieb der Beleuchtung wieder zur Verfügung steht. Unterstützt durch einen zusätzlichen kleinen Wechselrichter kann der Nutzer im DC-System auch konventionelle AC-Stromverbraucher einsetzen. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn Wechselstromverbraucher eingesetzt werden können. Diese sind weltweit verfügbar und kostengünstig in der Anschaffung. DC-Bus AC-Bus Abb. 1.2: Solar-Home-System mit der Möglichkeit, Wechselstrom zur Verfügung zu stellen 6 Solare Insel- und Backup-Versorgung 1.2.2 DC-/AC-Mischsysteme DC-/AC-Mischsysteme eignen sich besonders, um AC-Verbraucher des mittleren Leistungsbereichs mit DC-Erzeugern zu koppeln. Gleichzeitig kann so die Batterie auf der DC-Seite über ein Verbrennungsaggregat aufgeladen werden (Abb. 1.3). Die Anforderungen an ein Mischsystem unterscheiden sich von denen an ein Solar-Home-System: Sie dienen der Versorgung entlegener Verbraucher und werden einem höheren Energiebedarf gerecht. Dementsprechend kommen DC-/AC-Systeme in Farmhäusern, kleineren Betrieben oder Bauernhöfen zum Einsatz. Bei der Anlagenauslegung sollte der Planer berücksichtigen, dass die Wechselrichter-Leistung der notwendigen Verbraucherleistung entsprechen muss: Auch wenn mehr Energie aus PV und Wind zur Verfügung steht, begrenzt der Wechselrichter die AC-seitig zur Verfügung stehende Leistung. DC-Bus AC-Bus Abb. 1.3: Hybridsystem mit DC-gekoppelten Komponenten 7 SMA Solar Technology 1.2.3 Die AC-Kopplung Die Kopplung aller Verbraucher und Erzeuger auf der AC-Seite (Abb. 1.4) bietet einen entscheidenden Vorteil: Die Systeme lassen sich flexibel und modular mit standardisierten Komponenten aufbauen oder erweitern. Je nach Anwendung und verfügbaren Energiequellen können erneuerbare, aber auch konventionelle Energieträger eingebunden werden. Das ist insbesondere bei schwacher Netzstruktur vorteilhaft. Die angeschlossenen Energiequellen laden die Batterien und stellen im Bedarfsfall Energie zur Verfügung. Sind die Wechselrichter und Verbrennungsaggregate dafür vorgesehen, ist ein Anschluss an das öffentliche Netz möglich. Das System lässt sich durch zusätzliche Stromerzeuger einfach ausbauen. Damit wird es einem steigenden Energiebedarf gerecht. Hinzugeschaltete AC-Quellen führen AC-seitig zu einer echten Leistungsaddition. Die Struktur dieser Versorgungssysteme erfordert im mittleren Leistungsbereich (2–100 kW) keine zusätzliche Kontroll- und Überwachungseinheit. Der Batterie-Wechselrichter, beispielsweise der Sunny Island, überprüft selbstständig die Verfügbarkeit des Netzes und der Systemkomponenten. Das vereinfacht den Systembetrieb und senkt die Investitionskosten. Aus ökonomischer Sicht sind Inselsysteme mit Batteriespeicher im kW-Leistungsbereich deutlich günstiger als Anlagen, bei denen ausschließlich Dieselgeneratoren eingesetzt werden. Sogar größere Hybridsysteme, bei denen ein Dieselgenerator zur Vermeidung langfristiger Batteriespeicherung eingesetzt wird, können zu geringeren Kosten betrieben werden als Stationen, die ausschließlich mit Dieselaggregaten arbeiten. Dies ist auf den hohen Wartungsaufwand, die kurze Lebensdauer und den sehr schlechten Teillastwirkungsgrad von Dieselgeneratoren zurückzuführen. AC-gekoppelte Anlagen können zur Versorgung aller elektrischen Verbraucher genutzt werden. Damit eignen sie sich hervorragend für den Einsatz in ländlichen Regionen von Entwicklungs- und Schwellenländern. DC-Bus AC-Bus Abb. 1.4: Hybridsystem mit AC-gekoppelten Komponenten 8 Solare Insel- und Backup-Versorgung Vorteile der AC-Kopplung In Stromversorgungssystemen abseits der Verbundnetze spielen vor allem die Erweiterbarkeit und die Art der Ankopplung der einzelnen Komponenten eine wichtige Rolle. Durch die AC-Kopplung mit dem Sunny Island lassen sich Energieerzeuger jeder Art sowie alle handelsüblichen Verbraucher an das Inselnetz anschließen. Das System ist auf der Verbraucherseite wie auch auf der Erzeugerseite einfach zu erweitern (Abb. 1.5). • Struktur 100 % kompatibel zum öffentlichen Netz • Einfache Installation, da Standardkomponenten aus der Hausinstallation verwendet werden können • Leistungsaddition aller ins Netz einspeisender Komponenten • Beliebig skalierbar, auch für größere Systeme (von 2 kW bis in den Megawatt-Bereich) • Problemlos erweiterbar • Mit netzparallelen und netzbildenden Energieerzeugern (Dieselaggregaten, Kleinwasserkraftwerken, Windenergieanlagen etc.) kombinierbar • Höchste Zuverlässigkeit durch redundanten Systemaufbau DC-Bus AC-Bus Abb. 1.5: Modulares und flexibles AC-gekoppeltes Hybridsystem 9 SMA Solar Technology 1.3 Funktionsweise Insel-Wechselrichter wie der Sunny Island sind an einen Batteriespeicher angeschlossen und bilden das AC-Netz des Inselsystems. Dabei regeln sie die Spannung und Frequenz auf der AC-Seite. An das AC-Netz sind sowohl Verbraucher als auch Erzeuger direkt angeschlossen. Im Falle eines Überschusses an Energie (z. B. viel Sonneneinstrahlung und wenig Verbrauch) entnimmt der Insel-Wechselrichter dem AC-Netz Energie und lädt damit die Batterien. Bei Energiemangel (wenig oder keine Sonneneinstrahlung und viel Verbrauch) versorgt der Sunny Island das Netz über die Batterien (Abb. 1.6). In das Inselnetz lassen sich unterschiedliche Energieerzeuger einbinden: PV-Anlagen mit Sunny Boy-Wechselrichtern, Windenergieanlagen mit Windy Boys, Wasserkraftwerke und Dieselgeneratoren. Letztere können einspringen, wenn der Ladezustand der Batterien abnimmt und nicht genügend Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht. PV-Energieertrag > Verbrauchernachfrage (Batterieladung während des Tages) PV-Energieertrag = 0, Versorgung durch die Batterie PV-Energieertrag < Verbrauchernachfrage (zusätzliche Energie aus der Batterie) Abb. 1.6: PV-Energieertrag und Verbrauchernachfrage 10 Solare Insel- und Backup-Versorgung 1.4 Wachstum und Vernetzung von Inselsystemen Inselnetze mit Sunny Island lassen sich durch die Parallelschaltbarkeit aller Einspeiser und Verbraucher nach und nach zu großen Anlagen ausbauen. Sie sind deshalb besonders gut geeignet, um netzferne Regionen, wie etwa abgelegene Dörfer, mit Energie zu versorgen. Abbildung 1.7 zeigt den Aufbau und die Erweiterungsmöglichkeiten einer AC-gekoppelten Dorfstromversorgung. Das autarke Energiesystem lässt sich bei steigendem Strombedarf der Verbraucher problemlos um Stromerzeuger erweitern. Ein weiterer Vorteil des Inselsystems: Energie, die tagsüber nicht benötigt wird, steht dank der Batteriespeicher nachts beispielsweise für die Straßenbeleuchtung zur Verfügung. Legende Abb. 1.7 1: PV-Generator 2: PV-Wechselrichter Sunny Boy 3: Batterie-Wechselrichter Sunny Island 4: Batteriespeicher 5: Generator 6: Windkraftanlage 6 Abb. 1.7: Erweiterungsmöglichkeiten eines AC-gekoppelten Hybridsystems für eine Dorfstromversorgung 11 SMA Solar Technology 1.5 Sunny Backup – Die Notstromversorgung von SMA Um in größeren Systemen ein Höchstmaß an Systemsicherheit zu gewährleisten, werden die Sunny Island-Wechselrichter in sogenannten Clustern aufgebaut. Dabei bilden bis zu drei Geräte (als Drehstromsystem) oder sogar vier Geräte (einphasig parallel betrieben) zusammen mit der Batterie eine Einheit. Damit nun die gewünschte Leistung erreicht wird, können mehrere solcher Einheiten parallel geschaltet werden (Cluster). Der Vorteil: Fällt eine Batterie aus, ist nicht das gesamte System betroffen (Abb. 1.8). Während Inselsysteme eine Netzkopplung überflüssig machen, ermöglicht das Sunny BackupSystem eine zeitlich begrenzte Unabhängigkeit netzgekoppelter PV-Anlagen vom öffentlichen Stromnetz. Kommt es zu einem Stromausfall, übernimmt das Backup-System die Weiterversorgung des Hausnetzes. Das System besteht im Wesentlichen aus dem Wechselrichter Sunny Backup, einer PV-Anlage sowie einem Batteriespeicher. Im Normalbetrieb speisen ein oder mehrere Solar-Wechselrichter den Strom aus der PV-Anlage in das öffentliche Netz ein. Erst bei einem Netzfehler bzw. -ausfall wird das Sunny Backup-System aktiv: Die Umschalteinrichtung trennt sowohl PV-Anlage als auch Verbraucher normgerecht vom Netz während das Hausnetz aus der Batterie weiter versorgt wird. Der Sunny Backup koordiniert als Systemmanager sämtliche Schalthandlungen. So wird jeder Netzausfall zuverlässig kompensiert. Die PV-Anlage fungiert hier als Energiequelle zur direkten Versorgung der Verbraucher und zur Abb. 1.8: AC-gekoppeltes Hybridsystem mit vier Clustern, angeschlossen an eine Multiclusterbox 12 Solare Insel- und Backup-Versorgung Batterieladung. So können Verbraucher auch bei Stromausfall über lange Betriebszeiten mit Energie versorgt werden. Die Einbindung lokal verfügbarer regenerativer Energiequellen führt trotz kleiner Batteriekapazitäten zu einer Verlängerung der Autonomiezeit. Voraussetzung für ein reibungsloses Zusammenspiel von Sunny Backup und SolarWechselrichtern ist die konsequente Nutzung der AC-Kopplung. Als ideale Synthese zwischen Netz- und Inselstrombetrieb wird das Sunny Backup-System für immer mehr Betreiber interessant. In Entwicklungsund Schwellenländern bietet es hervorragende Alternativen bei instabilen Netzen. Und auch hierzulande kann es das öffentlich Stromnetz sinnvoll ergänzen. Denn lang andauernde Blackouts und zeitweilige Stromausfälle werden, so die Meinung der Experten, europaweit zunehmen. Wechselrichter Sunny Backup auf einen Blick • Optimal für Energieversorgungssysteme von 2 kW bis 100 kW • Integrierbar in neue und bestehende PV-Anlagen • Vorkonfiguriertes Set • Kompakte, preiswerte Umschalteinrichtung • Kleine Dimensionierung der Batterie durch Einbindung der PV-Anlage • Energieversorgung und Batterieladung übers Netz • Unverändert hoher PV-Wirkungsgrad • Automatische Umschaltung auf BackupVersorgung in nur ca. 20 Millisekunden Abb. 1.9: Die Backup-Lösung von SMA 13 SMA Solar Technology 2. Der Insel-Wechselrichter Der Insel-Wechselrichter Sunny Island ist der erste modulare Batterie-Wechselrichter, der die Kopplung verschiedenster Einspeiser (PV-Anlagen, Windenergieanlagen, Stromerzeugungsaggregaten, Blockheizkraftwerken, Kleinstwasserkraftwerken) auf der Wechselspannungsseite (AC-Kopplung) ermöglicht. Der Insel-Wechselrichter verfügt über verschiedene Managementsysteme, um einen zuverlässigen Betrieb des Energieversorgungssystems zu garantieren. Batterie-, Generator-, Energie- und Lastmanagement ergänzen sich zu einem allumfassenden Systemmanagement. Sämtliche notwendigen Größen werden vom Sunny Island gemessen oder berechnet, um keine Schalthandlung oder Sollwert-Änderung dem Zufall zu überlassen. Um den Parallelbetrieb der AC-gekoppelten Spannungsquellen ohne Kommunikation zu ermöglichen, wird der sogenannte „Droop-Mode“ (SelfSync®) benutzt. Diese Methode basiert auf dem Einsatz von Wirk- und Blindleistungsstatiken, um das Betriebsverhalten der verschiedenen miteinander gekoppelten Stromrichter zu koordinieren (Abb. 2.1). Zum Erreichen eines optimalen Leistungsflusses werden die Netzparameter Spannung und Frequenz gezielt beeinflusst. Jeder Stromrichter arbeitet mittels einer Kaskadenregelung als Spannungsquelle. So wird beispielsweise die Wirkleistungsaufnahme oder -abgabe eines jeden parallelen Stromrichters in Abhängigkeit von der Frequenz im Inselnetz selbstständig geregelt. Steigt die Frequenz bei plötzlicher Entlastung an, reduzieren alle Stromrichter die eingespeiste Leistung – das System bleibt im Gleichgewicht. Diese Regelungsalgorithmen erlauben eine schnelle Reaktion auf typische Leistungsschwankungen im Inselnetz. Sie sind für alle relevanten Netzkonfigurationen (400 V oder 230 V/50 Hz sowie 120 V/60 Hz) verfügbar. 6"$ G G 7 %G 'SFRVFO[ %SPPQ 4QBOOVOHT %SPPQ 0 1OPN 1 Abb. 2.1: Regelungsalgorithmus im Insel-Wechselrichter von SMA (SelfSync®) 14 %7 2OPN 2 Solare Insel- und Backup-Versorgung 2.1 Sicherheitsfunktionen Der Insel-Wechselrichter ist sowohl für thermische als auch für elektrische Überlastbedingungen optimiert. Er passt die maximale Leistung direkt an die Umgebungsbedingungen an. Mit dem patentierten "CMVGU "CMVGU ;VMVGU Kühlsystem OptiCool (Abb. 2.2) bietet SMA jetzt eine technische Lösung, die sowohl passive als auch aktive Kühlung miteinander verbindet. Das intelligente Temperaturmanagement besteht aus einem Zweikammersystem mit einem wasserdichten Bereich für die Elektronik und einem luftdurchströmten Bereich mit den relevanten Wärmequellen. Das gewährleistet einen hervorragenden Schutz bei gleichzeitig außergewöhnlichem Überlastverhalten und bestmöglicher Zuverlässigkeit. Im Falle von hohen Einschaltströmen kommen Sanftanlauffunktionen zum Einsatz: Der Überstrom wird beispielsweise beim Sunny Island 5048 für die ersten 0,1 Sekunden auf 100 A begrenzt. Bis zu drei Sekunden liefert der Wechselrichter den 2,5-fachen Überstrom. Erst danach – z. B. bei einem Dauerkurzschluss – wird das Gerät aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. 16 A Schutzschalter mit B-Charakteristik werden innerhalb von 100 ms ausgelöst, wodurch auch die Sicherheitsansprüche netzparalleler Installation abgedeckt werden. Abb. 2.2: Kühlsystem OptiCool ermöglicht Einsatz bei extremen Umgebungsbedingungen Abb. 2.3: U- und I-Kurve des Sunny Island 5048 vor, während und nach Auftreten eines Kurzschlusses 15 SMA Solar Technology 2.2 Betriebs- und Benutzerführung 2.3 Datenerfassung und Datenspeicherung Grundlage des Bedienkonzepts der Insel-Wechselrichter (z. B. SI 5058, SI 2224) ist der „Single Point of Operation“ (SPO). Alle Einstellungen, Schaltabläufe oder wichtigen Systemgrößen können zusammengefasst und so auf einem einzelnen Display angezeigt bzw. verändert werden. Ein wesentlicher Teil des internen Bedienmenüs befasst sich mit der Historie aller aufgetretenen Betriebszustände. Spitzenwerte sowie wichtige Informationen und Ereignisse werden in einem internen, permanenten Speicher abgelegt. Ein integriertes Datenerfassungssystem übernimmt alle Messungen, Berechnungen und Auswertungen. So kann ein umfassendes Bild aller Aktivitäten – von Ladevorgängen bis hin zu automatischen Lastabwürfen – erstellt werden. SPO erlaubt eine geschlossene Systemübersicht und ermöglicht die Einstellung paralleler Einheiten sowie angeschlossener Laderegler von einem Gerät aus. Informationen über externe Quellen oder Lasten können eingesehen werden, da alle automatischen Schalthandlungen ebenfalls durch den InselWechselrichter aktiviert werden. Über eine interne Kommunikationsstruktur werden alle relevanten Informationen zwischen den Systemkomponenten ausgetauscht – soweit sie eine solche Funktion unterstützen. Um Installateur und Nutzer die Installation und Bedienung des Sunny Island so einfach wie möglich zu machen, hat SMA den „Quick-ConfigurationGuide“ entwickelt. Über das Menü gibt der Installateur Antworten auf einige wenige Fragen und programmiert so das komplette System. Aus ca. sechs einfachen Einstellungen kann der Wechselrichter alle fehlenden Defaultwerte generieren und gewährleistet so den sicheren Systembetrieb. 16 Alle wichtigen Daten werden auf einer FlashSpeicherkarte gespeichert. Der Nutzer kann zwischen Kartenspeichergrößen von 128 MB bis 2 GB wählen. Die Daten werden nach dem FIFO-Verfahren (First In – First Out) gespeichert. So stehen die neuesten Informationen nicht nur dem Nutzer, sondern auch dem SMA Support Team zur Verfügung. Die Datenerfassung des Sunny Island lässt sich ganz einfach erweitern – mit Kommunikationsprodukten von SMA. So ist beispielsweise mit dem Datenlogger Sunny WebBox eine einfache und umfassende Fernüberwachung möglich. Solare Insel- und Backup-Versorgung 3. Stromerzeuger im Inselnetz Inselnetze werden in erster Linie errichtet, um netzferne Lasten mit Energie zu versorgen. Diese Energie muss in einer für die Verbraucher nutzbaren Form bereitgestellt werden. Für AC-gekoppelte Inselnetze bedeutet das, dass alle Quellen auf der Basis definierter Spannungs- und Frequenzebenen (z. B. 230 Volt/50 Hz) arbeiten. Die auf dem Markt erhältlichen Energieerzeuger sind meist auf die landesüblichen Einstellungen vorkonfiguriert. In einigen Ländern, wie etwa in Brasilien oder Japan, ist es ratsam, die Angaben genau zu überprüfen. So sind in Japan 127 V und 230 V gleichermaßen gängig – und das bei unterschiedlichen Frequenzen (50 Hz oder 60 Hz). Die Einspeiser decken primär den direkten Energiebedarf der Verbraucher. Energie, die nicht direkt verbraucht wird, speist die Batterien und kann je nach Bedarf später wieder abgerufen werden. Der Energiefluss hängt damit entscheidend vom Verhalten des Verbrauchers ab. Insgesamt lassen sich Energiequellen in erneuerbare und solche auf Basis fossiler Brennstoffe unterschieden. 3.1 Wechselrichter für Photovoltaik Die Funktion eines PV-Wechselrichters besteht im Wesentlichen aus der Umwandlung des von den Solar-Modulen gelieferten Gleichstroms in sinusförmigen Wechselstrom. Das Gerät hat dabei die Aufgabe, die Wellenform von Strom und Spannung synchron zur Inselnetzfrequenz bereitzustellen. Heute gängige PV-Wechselrichter, wie die Sunny Boy von SMA, ermitteln den Arbeitspunkt mit der größtmöglichen Leistungsausbeute (Maximum Power Point – MPP), verfolgen diesen während des Betriebs und garantieren so die optimale Energieausbeute. In Inselsystemen spielen vor allem die Leistungsbereiche bis zu 100 Kilowatt eine Rolle. Sunny Boy und Sunny Mini Central von SMA sind optimal für den Einsatz in Systemen dieser Größenordung geeignet. Sie überzeugen durch erstklassige Wirkungsgrade, Anwenderfreundlichkeit und Zuverlässigkeit. .11 5SBDLJOH 4UFVFSVOHEFS "VTHBOHTMFJTUVOH EVSDI'SFRVFO[ Abb. 3.1: String-Wechselrichter Sunny Boy im Inselsystem 17 SMA Solar Technology 3.2 Wechselrichter für Windturbinen Sunny Boy und Sunny Mini Central haben als einzige Solar-Wechselrichter die Fähigkeit, die Höhe der Frequenz im Inselnetz zu „interpretieren“ und sich – wie auch die Großkraftwerke im öffentlichen Versorgungsnetz – aufgrund der Frequenz an den jeweiligen Energiebedarf anzupassen, d. h. den Energiefluss im Inselnetz zu regulieren. Sie lassen sich sowohl in einphasigen- als auch in dreiphasigen Netzen problemlos einsetzen. Eine genaue Auslegung lässt sich mit dem Programm „Sunny Design“ ganz einfach durchführen. Neben der Auslegung von Wechselrichter, Modulen und deren Ausrichtung erhält man detaillierte Angaben zu Kabelquerschnitten und dem jeweiligen optimalen Arbeitspunkt der Solar-Anlage. Sunny Design steht unter www.SMA.de kostenfrei zum Download bereit. Auch hier besteht die Hauptaufgabe in der Umformung des von der Windkraftanlage gelieferten Gleichstroms in Wechselstrom. Ein- und dreiphasige Netze sind kein Problem, da auch die von der SMA hergestellten Windy Boy in jedem SMA Inselnetz einsetzbar sind. Wie die Sunny Boy kann sich auch der Windy Boy an den jeweiligen Energiebedarf eines Inselnetzes anpassen, um ein Energieüberangebot zu vermeiden. Zur Leistungserhöhung für größere Windkraftanlagen können die Geräte auch einphasig parallel geschaltet werden. Die Windy Boy Protection Box, dem Windy Boy vorgeschaltet, bietet optimalen Schutz und gewährleistet einen reibungslosen Anlagenbetrieb. Die Protection Box verfügt über einen dreiphasigen Gleichrichter, begrenzt überschüssige Spannung und Leistung des Windgenerators und leitet diese in einen Lastwiderstand um. Abb. 3.2: Wechselrichter Windy Boy mit Windy Boy Protection Box für Kleinwindkraftanlagen im Inselsystem 18 Solare Insel- und Backup-Versorgung 3.3 Wechselrichter für Wasserturbinen Auch Wasserturbinen lassen sich problemlos in SMA Inselsysteme einbinden. Grundsätzlich kann zwischen solchen mit Asynchrongeneratoren und mit Synchrongeneratoren unterschieden werden. Asynchrongeneratoren mit bis zu 5 kW lassen sich in einfache Dreiphasensysteme integrieren. Eine direkte Aufschaltung ist hierfür ausreichend. Turbinen mit permanent erregten Synchrongeneratoren können über oben genannte Windy Boy eingebunden werden. Windy Boy bieten mit ihren softwareseitig hinterlegten Turbinenkennlinien für Windkraftanlagen auch ideale Voraussetzungen für den Einsatz in der Wasserkraft. Synchrongeneratoren, die über eine eigene Spannungs- und Frequenzregelung verfügen, können in größeren Anlagen mit einer entsprechenden Synchronisiereinrichtung eingebunden werden. Abb. 3.3: Wechselrichter Windy Boy mit Windy Boy Protection Box für Kleinwasserkraftanlagen im Inselsystem 19 SMA Solar Technology 3.4 Blockheizkraftwerke (BHKW) Bei mit Diesel oder nichtfossilen Brennstoffen betriebenen Blockheizkraftwerken handelt es sich um Verbrennungsmaschinen, bei denen neben der erzeugten elektrischen Energie auch die anfallende Wärme am und im Gerät sowie aus der Abluft z. B. zur Warmwassergewinnung genutzt wird. Aufgrund der Leistungsklasse eignen sich für den Einsatz in SMA Inselsystemen vorrangig sogenannte KleinstBHKW. Netzbildende BHKW werden wie konventionelle Dieselgeneratoren in ein Inselnetz eingebunden und vom Sunny Island gestartet und gestoppt. Sie bieten durch ihre Synchrongeneratoren zusätzlich eine Notstromfähigkeit. Im Falle eines Ausfalls des Inselnetzes kann das BHKW selbst ein Netz bilden und die Lasten weiterhin versorgen. Kleinere BHKW arbeiten meist netzparallel, schalten sich also auf bereits bestehende Netze auf und speisen in diese stromgeregelt ein. Sie verfügen über Asynchrongeneratoren und können daher kein eigenes Netz bilden. Die SMA Solar Technology AG hat mit der Firma Power Plus das System EcoIsland entwickelt, bestehend aus einem Sunny Island und einem Eco Power BHKW. Diese optimal aufeinander abgestimmten Geräte bilden ein zuverlässiges Inselnetz in Gegenden, in denen auch die Wärmegewinnung eine große Rolle spielt. Mehr Infos hierzu unter: http://www.ecopower.de/ecopower-mini-bhkw/ anlagen-und-systeme/ecoisland.html Abb. 3.4: EcoIsland System mit PV-Anlage und Wärmespeicher 20 Solare Insel- und Backup-Versorgung 3.5 Wechselrichter für Brennstoffzellen Mit dem Hydro Boy bietet SMA die optimale Einbindungsmöglichkeit für Brennstoffzellen in ein Sunny Island-System. Der Anspruch von Brennstoffzellen, mit sehr hohen Strömen und vergleichsweise kleinen Spannungen zu arbeiten, macht einen auf die Anwendung zugeschnittenen Wechselrichter wie den Hydro Boy unverzichtbar. Ebenso wie ein Sunny Boy besitzt er die Fähigkeit, sich an die jeweiligen energetischen Gegebenheiten des Inselnetzes anzupassen. Brennstoffzellen werden derzeit noch mit den unterschiedlichsten Spannungs- und Strombereichen produziert. Daher ist hier besonders auf die Kompatibilität zum Hydro Boy zu achten. Brennstoffzellen können in Sunny Island-Systemen auch DC-seitig, also auf der Batterieseite, eingebunden werden. Sie dienen so der direkten Batterieladung und können bei Bedarf Energie von der DC-Seite über den Sunny Island zur AC-Seite liefern. Hydro Boy-Wechselrichter sind in den Standardgrößen von 1,1 kW und 1,3 kW erhältlich, werden aber auch kundenspezifisch hergestellt. Abb. 3.5: Wechselrichter Hydro Boy für Brennstoffzellenanwendung im Inselsystem 21 SMA Solar Technology 3.6 Verbrennungsaggregate Verbrennungsaggregate sind eine Kombination aus Verbrennungsmaschine und Stromgenerator, die zunächst die gespeicherte Energie des Brennstoffs in mechanische Energie umwandeln, um daraus anschließend elektrische Energie zu gewinnen (Stromgenerator). Sowohl die Verbrennungsmaschine als auch der Stromgenerator können in diversen Ausführungen in einem Verbrennungsaggregat integriert sein. Aggregate werden oft als Backup-Generatoren in Hybridsysteme integriert, um die regenerativen Erzeuger- und Speichergrößen zu optimieren und auch die saisonale Energieverfügbarkeit des Versorgungssystems zu verbessern. Die Verfügbarkeit des Kraftstoffs und der Wirkungsgrad der Maschinen sind zwei erhebliche Faktoren, die bei der Planung eines Hybridsystems berücksichtigt werden müssen. Dabei kann eine nicht optimale Auslegung des Verbrennungsaggregats erhebliche Betriebs- und Wartungskosten verursachen, z. B. durch erhöhten Brennstoffverbrauch. Typischerweise verfügen Verbrennungsaggregate über eine integrierte Fernstartmöglichkeit. Sie können anhand von vordefinierten Größen gezielt ein- bzw. ausgeschaltet werden. Aktuell sind auch Aggregate mit manu- Abb. 3.6: Generator für den Einsatz mit Pflanzenöl 22 eller Start/Stop Funktion auf dem Markt verbreitet bzw. vom Anwender bereits eingesetzt. Für diese Aggregate bietet SMA den Generator-Manager GenMan an, der die Fernstartoption ergänzt. Dieselgeneratoren spielen heute auch in regenerativen Hybridsystemen eine wichtige Rolle. Was hier recht paradox klingt, ist schnell erklärt: Angenommen, man würde ein System zu 100 Prozent mit Sonnenenergie versorgen. Dann müsste man Solar-Module in ausreichender Anzahl installieren, um auch in der sonnenärmsten Jahreszeit, also in Zentraleuropa beispielsweise im Winter, genügend Solar-Energie bereitstellen zu können. Ein solches System ist aufgrund des riesigen PV-Generators in der Regel nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Einbindung eines Dieselgenerators stellt die Nutzung einer kurzfristig und sicher verfügbaren Energiequelle dar, die die notwendige Größe einer Solar-Anlage überproportional reduziert. Solare Insel- und Backup-Versorgung 4. Die Betriebsführung in Inselsystemen Die Betriebsführung spielt bislang in den meisten Hybridanlagen nur eine untergeordnete Rolle. Der Betrieb wird durch definierte Grenzwerte gesteuert, die in den Ladereglern oder im BatterieWechselrichter fest eingestellt sind. In Abhängigkeit vom Zustand der Batterie wird das Verbrennungsaggregat zu- oder abgeschaltet. Dabei werden im einfachsten Fall ausschließlich feste Spannungsgrenzwerte verwendet. Doch diese Verfahren bringen einige Einschränkungen mit sich: Bei sehr großer Belastung der Batterie wird aufgrund des Innenwiderstands der Zellen verfrüht der Generator gestartet. Bei kleinen Entladeströmen wird die Batterie oftmals zu tief entladen. Der Batteriespeicher kann somit weder richtig ausgelastet noch sicher vor Tiefentladungen geschützt werden. Neuere Gerätegenerationen nutzen deshalb bereits stromkompensierte Spannungsschwellen. Eine zuverlässige Information für die Betriebsführung ist der Ladezustand der Batterie, der sich aber messtechnisch nicht unmittelbar erfassen lässt. Um den genauen Ladezustand einer Batterie zu ermitteln, sind Rechenalgorithmen notwendig, die sich vor allem in der Genauigkeit der Berechnung unterscheiden. Bis heute haben nur wenige Hersteller von BatterieWechselrichtern Algorithmen zur Bestimmung des Ladezustands in die Geräte integriert. Neben der Ladezustandsermittlung ist die Laderegelung eine wichtige Funktion, um eine lange Batterielebensdauer in Hybridsystemen zu erreichen. Dafür sind regelmäßige Voll- und Ausgleichsladungen mit deutlich verlängerten Ladezeiten notwendig. Bis heute haben nur wenige Hersteller automatische Voll- und Ausgleichsladungen in die Geräte integriert. Soll der Brennstoffverbrauch des Verbrennungsaggregats niedrig gehalten werden, muss das Aggregat möglichst gut und gleichmäßig ausgelastet werden. Dementsprechend darf der Generator nicht größer als der Batterie-Wechselrichter ausgelegt werden. Da die Verbraucherleistung großen Abb. 4.1: Aufbau eines typischen regenerativen Hybridsystems 23 SMA Solar Technology Schwankungen unterliegt, muss der BatterieWechselrichter den Generatorstrom regeln und seine Ladeleistung ständig anpassen. Ein Blindleistungsmanagement ist notwendig, um auch mit kleinen Generatoren zuverlässig laden zu können. Gleichzeitig sind unnötige Blindströme zu vermeiden, die den Wirkungsgrad des Systems verschlechtern. 4.1 Aufgaben und Ziele PV-Hybridsysteme (Abb. 4.1) bestehen aus zwei oder mehreren Stromerzeugungs- und Versorgungseinheiten wie PV- und Windenergieanlagen, Wasserkraftwerken oder Verbrennungsaggregaten. Häufig werden einige dieser Stromerzeuger parallel geschaltet. Mit Ausnahme der Verbrennungsaggregate sind die Erzeuger nur bedingt oder gar nicht regelbar. Daher ist in das Hybridsystem immer eine Batterie als Energie- und Leistungspuffer integriert. Der Batteriespeicher übernimmt zentrale Aufgaben: Bei einem Überangebot an Erzeugung nimmt die Batterie die Energie auf, die nicht gleichzeitig verbraucht werden kann. Wenn die Erzeugung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, gibt die Batterie die Energie wieder ab. Allerdings ist die speicherbare Energie und Leistung begrenzt. Darüber hinaus unterliegt die Batterie Alterungsprozessen, die sehr stark von der eingesetzten Ladetechnik abhängt. Das Batteriemanagement wird somit zur zentralen Größe für die gesamte Betriebsführung. Ohne eine intelligente Laderegelung und einen effektiven Tiefenentladeschutz erreichen typische Bleibatterien nur eine sehr kurze Lebensdauer. Verbrennungsaggregate weisen ebenfalls in ihrer Lebensdauer und im Wirkungsgrad eine starke Abhängigkeit von den aktuellen und häufig auftretenden Betriebsbedingungen auf. So erreichen typische Dieselaggregate zur Stromerzeugung ihren maximalen Wirkungsgrad in der Regel bei 100 Prozent ihrer Nennleistung (Abb. 4.2). Bei halber Nennleistung fällt der Wirkungsgrad bereits um 20 Prozent geringer aus. Bei Generatorauslastungen unter 50 Prozent sinkt er sehr stark ab. Die Betriebsführung von Hybridsystemen hat drei wesentliche Aufgaben: • Das System immer in einem sicheren Betriebszustand zu halten, damit die Lasten zuverlässig mit elektrischer Energie versorgt werden können • Die Minimierung der Brennstoff- und Wartungskosten • Die Optimierung der Lebensdauer der Batterie und des Generators &GGJDJFODZ (FOFSBUPS1PXFS<11OPN> Abb. 4.2: Wirkungsgradkurve eines typischen kleinen Dieselgenerators 24 Solare Insel- und Backup-Versorgung 4.2 Optimale Betriebsführung: Die Laderegelung des Sunny Island Batterie-Wechselrichter der SMA Solar Technology AG arbeiten mit einem sehr genauen Ausgleichsalgorithmus, der sich automatisch an die verschiedenen Batterietypen und das Alter der Batterien anpasst. Die Ladezustandserfassung wurde um den Anschluss eines externen Strommess-Shunts erweitert. Hierdurch wird auch eine Überwachung und Steuerung von DC-Verbrauchern oder Einspeisern auf der Batterieseite möglich. Der Batterie-Wechselrichter Sunny Island besitzt eine dreistufige Laderegelung mit automatischer Voll- und Ausgleichsladung, (wie in Abb. 4.3 dargestellt). Hierdurch können sowohl Überladung als auch Mangelladung sehr zuverlässig unterbunden werden. Abb. 4.3: Verschiedene Phasen der Laderegelung des Batterie-Wechselrichters Sunny Island 5048 4UBUFPG$IBSHF<> #BUUFSZ$VSSFOU<""I> #BUUFSZ7PMUBHF<7;FMMF> Abb. 4.4 zeigt die Laderegelung und Ladezustandserfassung eines PV-Hybridsystems in Griechenland. Nach einer Vollladung von ca. fünf Stunden wird am darauf folgenden Tag nur eine Erhaltungsladung durchgeführt. #BUUFSZ7PMUBHF 4FUQPJOU$IBSHF7PMUBHF #BUUFSZ$VSSFOU 4UBUFPG$IBSHF40$ Abb. 4.4: Laderegelung und Ladezustand in einem griechischen PV-Hybridsystem über einen Zeitraum von zwei Tagen 25 SMA Solar Technology 4.2.1 Generatormanagement 4.2.2 Systemmanagement Der Batterie-Wechselrichter generiert anhand des Ladezustands – oder der aktuellen Leistung kombiniert mit Timerfunktionen – ein Start- und StoppSignal für ein Verbrennungsaggregat. Zusätzlich hält er Warm- und Mindestlaufzeiten sowie Abkühlzeiten für den Generator ein. Dies führt zu einem wartungsarmen Betrieb und einer deutlichen Verlängerung der Lebensdauer des Generators. Hybridsysteme, die neben Beleuchtung, Radio, Fernseher und Kühlschränken auch sehr dynamische Lasten (Maschinen, Haushaltsgeräte, Küchengeräte) versorgen, sollten nicht nur anhand von energetischen Werten, wie z. B. dem Ladezustand, gesteuert werden. Bei einem großen Leistungsbedarf ist dieser nicht notwendigerweise aus der Batterie zu decken, sondern direkt durch den angeschlossenen Generator. Dies erhöht deutlich den Systemwirkungsgrad und sorgt aufgrund des geringeren Energiedurchsatzes durch die Batterie für eine längere Batterielebensdauer. Die Möglichkeit, den Generator bei erhöhter Verbraucherleistung zu starten, ist daher vorteilhaft. Auch ein Lastmanagement, das das zeitliche Wegschalten unkritischer Lasten erlaubt, verbessert das Systemverhalten. Diese und weitere Funktionen können im Sunny Island aktiviert werden. Damit der Batterie-Wechselrichter genügend Zeit hat, sich auf solche Situationen einzustellen, besitzt er eine sehr hohe Überlastfähigkeit und kann beispielsweise Anlaufströme von Maschinen sicher bewältigen. Eine schnelle und genaue Generatorstromregelung sorgt dafür, dass der Generator immer im optimalen Betriebspunkt bleibt. Selbst bei plötzlich vorkommenden Laständerungen übernimmt in der Hauptsache der Batterie-Wechselrichter Sunny Island die Lastschwankungen und stützt den Generator durch Energielieferung aus der Batterie. Hierdurch können auch im Verhältnis zur Nennlast kleine Generatoren zuverlässig eingesetzt werden. Dieses Verfahren funktioniert nicht nur mit Diesel- oder Benzingeneratoren, sondern auch mit kleinen Wasserkraftwerken (Abb. 4.5). Die Spannungsschwankungen sind auf die unterschiedlichen Blindleistungssituationen innerhalb des Systems zurückzuführen. (SJE'SFRVFODZ 1PXFS<L8> "DUJWF1PXFS8BUFS5VSCJOF "DUJWF1PXFS$POTVNFS "DUJWF1PXFS4VOOZ*TMBOE Abb. 4.5: Generatorstromregelung im Zusammenspiel mit einer Wasserturbine 26 7PMUBHF<7> 'SFRVFODZ<)[> (SJE7PMUBHF Solare Insel- und Backup-Versorgung 5. Kommunikation im Inselnetz Kommunikationseinrichtungen können in Inselsystemen zu drei unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden: Daten der Batterien, externer Quellen und Lasten erfassen kann. Diese Daten können mit einer Sunny WebBox aufgenommen und gespeichert werden. Dies funktioniert über die Anbindung des Datenloggers mit einem RS485-Bus. Auf Wunsch sendet die Sunny WebBox die Daten an Sunny Portal, wo sie weltweit online verfügbar sind. 1. Funktionsabhängige Kommunikation 2. Unterstützende Kommunikation 3. Gesamtdiagnose 1. Die Aufgaben des Systems können eine funktionsabhängige Kommunikation erfordern. Werden beispielsweise mehrere BatterieWechselrichter parallel geschaltet oder in einem 3-phasigen Inselnetz betrieben, benötigen sie eine Kommunikation untereinander, um Daten auszutauschen oder elektrische Parameter wie Phasenverschiebungen einhalten zu können. Es sind keine weiteren Kommunikationsmittel nötig. 2. Die unterstützende Kommunikation dient der Auswertung von Daten, um den optimalen Betrieb der Anlage überprüfen und lenken zu können. Hierzu reicht meist eine Kommunikation mit dem Sunny Island aus, da dieser gleichzeitig die 3. Die Gesamtdiagnose umfasst die Kommunikation mit nahezu jeder Komponente des Systems. Jedes einzelne Gerät kann erfasst und die Daten aufgezeichnet werden. Über einen Kommunikationsbus (z. B. RS485) ist die Verbindung von Sunny Island, Sunny Boy, Hydro Boy, Windy Boy, Smart Load mit der Sunny WebBox möglich. So kann eine detaillierte Datenanalyse erfolgen. Sämtliche hier genannten Kommunikationsaufgaben können auch lokal mit einem Laptop oder PC durchgeführt werden. Für solche Anwendungen stehen Softwareprogramme kostenlos zum Download zur Verfügung. Abb. 5.1: Möglichkeiten der Kommunikation im Inselnetz 27 SMA Solar Technology 5.1 Sunny WebBox – die Kommunikationszentrale Die Sunny WebBox ist das Bindeglied zwischen der Inselanlage und dem Anlagenbetreiber. Mit direktem Kontakt zum Sunny Portal via Internet eröffnet der Datenlogger neue Möglichkeiten der Datenerfassung, Auswertung und der individuellen Visualisierung auf jedem PC mit einem Standard Internet-Browser. Von RS232 über RS485 werden von der Sunny WebBox alle vorhandenen Kommunikationswege zu den SMA Wechselrichtern unterstützt. Zum Anwender hin, über das Sunny Portal, kann die Datenübertragung sowie die Anlagenkonfiguration über den integrierten EthernetController oder über Telefonmodem realisiert werden. Die Speicherung der Anlagendaten innerhalb der Sunny WebBox erfolgt auf einer austauschbaren Speicherkarte. Der Transfer dieser Daten zum Sunny Portal via Internet kann in konfigurierbaren Zeitintervallen automatisch erfolgen. 28 Die Sunny WebBox im Überblick: • • • • • • • • Kontinuierliche Anlagenkontrolle Frühzeitiges Erkennen von Betriebsstörungen Erfassung der Energieerträge Diagnose und Anlagenkonfiguration mit jedem PC (Windows, Linux, Mac OS) Kostenlose Datenaufbereitung und grafische Darstellung im Internet über Sunny Portal Überwachung von bis zu 50 Wechselrichtern verschiedenen Typs pro Anlage Zeitlich nahezu unbegrenzte und transportable Datenspeicherung auf austauschbarer MMC/SD-Card Niedriger Energieverbrauch Solare Insel- und Backup-Versorgung 5.2 Sunny Portal – Datenspeicherung und Anzeige online Mit dem kostenfreien Sunny Portal von SMA lassen sich aktuelle Betriebsdaten eines Inselsystems von jedem Ort der Welt abrufen. So ist der Betreiber jederzeit über den Status seiner Energieversorgung informiert. Gleichzeitig ist über eine sichere Internetverbindung eine zuverlässige Ferndiagnose möglich. Neben der Darstellung von Erträgen und Leistungsdaten ermöglicht der Webservice auch die automatische Versendung von Statusberichten per E-Mail. Das komplett vorkonfigurierte Sunny Portal eignet sich sowohl für kleine Inselnetze als auch für große Energieversorgungssysteme. Die Daten werden dauerhaft gespeichert. Einzelne Portalseiten können individuell konfiguriert werden. Die Werte einzelner Wechselrichter oder der gesamten Anlage lassen sich übersichtlich präsentieren. Hierfür stehen ansprechende Grafiktypen wie Säulen-, Linien- oder Streudiagramme zur Verfügung. Sunny Portal im Überblick: • Einfache Fernüberwachung von jedem Ort der Welt • Darstellung der Anlagenmesswerte in Diagrammen und Tabellen • Kostenfreie Archivierung der Systemdaten • Systeminformationen per E-Mail • Anlegen mehrerer Webseiten mit Visualisierung der Anlagendaten • Maßgeschneiderte Seitengestaltung durch HTML Der Datentransfer sowie die Anlagenkonfiguration laufen über eine Ethernet-Verbindung oder ein Telefon mit GSM-Modem. Dabei wird der Datentransfer automatisch in den eingestellten Übertragungsintervallen durchgeführt. Abb. 5.2: Online-Datenspeicherung und Anzeige in Sunny Portal 29 SMA Solar Technology 6. Auslegung von Inselsystemen Die professionelle Systemauslegung, die die Bestimmung der Größe von PV-Generator und Batterie einschließt, ist von zentraler Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit und Betriebszuverlässigkeit eines Inselsystems. Sie muss – neben dem Energieverbrauchsprofil – beim Einsatz regenerativer Energiequellen insbesondere die Schwankungen in der Verfügbarkeit berücksichtigen. Zur Unterstützung des Anlagendesigners kann beispielsweise folgende Simulationssoftware verwendet werden: HYBRID2, PV SOL, PVS, Anesys. Die Auslegung eines Systems ist vergleichbar mit der Arbeit eines Architekten, der erst ein Haus auf dem Papier konstruiert, bevor er den Bau veranlasst. Eine Auslegung beinhaltet im Wesentlichen die Anpassung einer Anlage an die energetischen und geographischen Verhältnisse sowie an das Energieverhalten des Anlagennutzers. Solche Verhältnisse werden unter anderem beeinflusst durch: • • • • • Solare Deckungsrate Autonomiezeit Energieverhalten Komponentenhersteller Geographische Lage Für eine erste Schätzung von Anlagengröße, notwendiger Komponenten und Kosten kann eine Grobauslegung in fünf Schritten erfolgen. Ein solches Herantasten an die Realität eines Hybridsystems erspart dem Planenden oft unangenehme Überraschungen. 6.1 Hinweise zum Auslegungsbeispiel Da es sich hier um eine grobe Auslegung handelt, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: 1. Die oben genannten fünf Schritte sind nur eine erste Abschätzung 2. Eine Auslegung umfasst wesentlich mehr Angaben, wie z. B.: • Jahreszeitliche Schwankungen • Auslegung auf schlechtesten Monat • Wirkliche Einstrahlungsverhältnisse • Weitere, individuelle Wünsche 30 3. Wenn SMA Sie bei der Auslegung unterstützen soll, bitten wir Sie, den Fragebogen zum Sunny Island-System auszufüllen. Dieser dient: • zur Abklärung technischer Details • als spätere Hilfe für das Service-Team Solare Insel- und Backup-Versorgung 6.2 Verbraucher und Nutzungszeiten Die Leistung und der Energieverbrauch der Lasten spielt im Inselsystem eine grundlegende Rolle. Tab. 6.1 zeigt eine Übersicht gängiger Lasten, ihre Leistungen sowie die typischen Betriebszeiten pro Tag. Verbraucher Nennleistung [W] typ. Betriebszeit [h] Energie [kWh] Energiesparlampe 15 2 0,03 Umwälzpumpe Heizung 70 2 0,14 200 3 0,6 90 5 0,45 100 5 0,5 Herd (Kochfeld + Backofen) 2.300 0,75 1,7 Mikrowelle 1.200 0,25 0,3 Wasserkocher 1.800 0,25 0,45 Toaster 1.200 0,25 0,3 200 0,25 0,05 Geschirrspüler 1.300 1 1,3 Staubsauger 1.800 0,25 0,43 Bügeleisen 1.000 0,25 0,24 80 0,25 0,02 Waschmaschine 2.000 1 2 Trockner 1.000 4 4 5 3 0,015 DVD-Player 15 2 0,03 Verstärker 100 2 0,2 Fernseher (70 cm diagonal) 100 4 0,4 Satellitenempfänger 18 3 0,054 Videorekorder 20 1 0,02 250 2 0,5 10 0,25 0,0025 100 2 0,2 Klimaanlage (Raum) 3.000 2 6 Föhn 1.000 0,25 0,25 15 2 0,03 Wasserpumpe Kühlschrank Gefriertruhe 200 l Mixer Nähmaschine Radio Computer Thermisches Faxgerät Laserdrucker Rasierapparat Tab. 6.1: Übersicht gängiger Lasten 31 SMA Solar Technology 6.3 Vorgehen bei der Auslegung Je mehr Angaben zum Inselsystem erarbeitet werden können, desto hilfreicher ist es für die optimale Anlagenauslegung. Die folgenden Fragen aus sechs verschiedenen Bereichen sollten auf jeden Fall beantwortet werden. 1. Anwendungsgebiete des geplanten Systems ▸ Dient die Anlage als Inselanlage oder als ein Netzersatzsystem? ▸ Soll das System einphasig oder dreiphasig installiert werden? 2. Geographische Eigenschaften ▸ In welchem Land soll das System installiert werden? ▸ Wie hoch sind Einstrahlung und Temperatur? ▸ Wie hoch sind die mittleren Windgeschwindigkeiten vor Ort? 3. Energieerzeuger ▸ Welche Energieerzeuger sollen genutzt werden? PV, Diesel, Wind, Wasser, andere? 4. Deckungsrate ▸ Wie hoch soll die Deckungsrate durch erneuerbare Energien sein (Verhältnis z. B. von PV-Energie zu Diesel-Energie)? 5. Stromverbrauch ▸ Wie hoch ist der Stromverbrauch pro Jahr oder pro Tag? 6. Leistung ▸ Wie hoch ist die maximale Leistung an einem Tag? Mit den hier erfragten Daten lässt sich eine erste Auslegung anfertigen, die Auskunft über die Größenordnung, die geeigneten Energielieferanten sowie Komponenten geben kann. 6.4 Auswahl des Insel-Wechselrichters Für die Wahl des richtigen Geräts sollte berücksichtigt werden, dass einige InselWechselrichter nur einphasig, andere auch dreiphasig arbeiten können. Zudem unterscheiden sich die Geräte durch ihre Leistungsbereiche. 30-Minuten-Leistung einphasiges System dreiphasiges System Pmax = 1...2,7 kW SI 2012 — Pmax = 1...2,9 kW SI 2224 — Pmax = 1...8,7 kW — SI 2224 / SI 2012 Pmax = 1...4,2 kW SI 3324 — Pmax = 2...6,5 kW SI 5048 — Pmax = 6...78 kW — SI 5048 Tab. 6.2: Auswahl der Insel-Wechselrichter 32 Gerätebezeichnung Sunny Island Bei der Gerätebezeichnung SI XYZZ bedeutet: X = AC-Dauerleistung [kW] bei 25 °C Y = AC-Dauerleistung [W] bei 25 °C ZZ = DC-Batteriespannung [V] Solare Insel- und Backup-Versorgung Dementsprechend lässt sich anhand a.) der maximalen Leistung Pmax und b.) der Phasenzahl der entsprechende Sunny Island ermitteln: Beispielrechnung 1 Die Anzahl der Insel-Wechselrichter in einphasigen Systemen mit höheren Leistungen ermittelt man, indem man die maximale Leistung Pmax durch die 30-Minuten-Leistung des Sunny Island teilt: Die Ergebnisse müssen dann auf die nächsthöhere ganze Zahl aufgerundet werden, um die benötigte Geräteanzahl Sunny Island zu erhalten. Pmax = 16 kW Die Gerätezahl in dreiphasigen Systemen ermittelt man ebenfalls durch die 30-Minuten-Leistung des Sunny Island. Allerdings muss man das Ergbenis dann auf die nächsthöhere, durch 3 teilbare Zahl, aufrunden. Nur so lassen sich die Wechselrichter symmetrisch auf die Phasen aufteilen: Pmax = 32 kW 33 SMA Solar Technology 6.5 Dimensionierung der Batterie Die Batteriegröße ist in erster Linie abhängig von: • Überbrückungszeit • Jahresenergieverbrauch (Ea) • Mittlerer Systemwirkungsgrad beim Entladen (annäherungsweise ƞ = 0,9) Zur Ermittlung der Überbrückungszeit kann eine für die Anwendung sinnvolle Zeitspanne genutzt werden. Für die Auslegung empfiehlt sich jedoch die Nutzung der Erfahrungswerte aus der folgenden Tab. 6.3. Überbrückungszeit (Tage) Batterietyp 0,5 OGi Backup (schlechtes Netz) 1 OGi zyklenfest PV- oder Wind-Batteriesystem 4 OPzV System mit Diesel 2 OPzV 1,5 OPzV Backup (Europa) System mit Wasserturbine Tab. 6.3: Überbrückungszeiten bei verschiedenen Anwendungen 34 Solare Insel- und Backup-Versorgung Beispielrechnung 2 Entsprechend der örtlichen Gegebenheiten ist die Batteriegröße in kWh oder Ah angegeben. Wichtig: Batterien sind nicht in allen Größen erhältlich. Batteriehersteller bieten Standardgrößen an. Dabei ist die Auswahl der nächsthöheren Standardgröße empfehlenswert. Die Batteriespannung hängt von den eingesetzten Insel-Wechselrichtern ab: Sunny Island 2012: 12 V Sunny Island 2224 und 3324: 24 V Sunny Island 5048: 48 V System mit Dieselgenerator Überbrückungszeit: 2 Tage Jahresenergieverbrauch [Ea]: 4.500 kWh Mittlerer Systemwirkungsgrad [ƞ]: 0,9 Gewählter Sunny Island: SI 2224 35 SMA Solar Technology 6.6 Dimensionierung der PV-Anlage Die Größe der PV-Anlage ist abhängig von: • Jahresenergieverbrauch • Systemwirkungsgrad (annäherungsweise ƞ = 0,7) • Solar-Anteil • Solare Einstrahlung Im Vorfeld muss festgelegt werden, in welcher Region die Anlage errichtet wird. Die örtliche SolarEinstrahlung und der sinnvolle Solar-Anteil können sehr unterschiedlich ausfallen (Tab. 6.4). 1 Energieertrag EPV pro Jahr und kWp Sinnvoller Solar-Anteil (SF) 800 – 900 kWh 50 – 70 % Südeuropa 1.300 – 1.450 kWh 60 – 90 % Nord- oder Südafrika 1.450 – 1.700 kWh 60 – 100 % 1.800 kWh 60 – 100 % Deutschland Saudi Arabien (extrem gut) Tab. 6.4: Örtliche Solar-Einstrahlung und sinnvoller Solar-Anteil Beispielrechnung 3 Anhand der oben genannten Werte lässt sich die PV-Anlagengröße in kWp für ein Einfamilienhaus in Südeuropa näherungsweise berechnen. Jahresenergieverbrauch [Ea]: 4.500 kWh Mittlerer Systemwirkungsgrad [ƞsys]: 0,7 Solar-Anteil [SF]: 70 % Solare Einstrahlung [EPV]: 1.300 kWh Eine passgenaue Auslegung des Solar-Felds und des Solar-Wechselrichters sowie die richtige Verkabelung lässt sich ganz einfach mit dem Auslegungstool SMA Sunny Design errechnen (http://www.SMA.de/de/produkte/software/sunny-design.html). 1 36 Der Systemwirkungsgrad beinhaltet die Lade- und Entladewirkungsgrade, Leitungsverluste, Verluste durch Blindleistung etc. Solare Insel- und Backup-Versorgung 6.7 Auslegung des Dieselgenerators 6.8 Kalkulation der Anlagenkosten Die Ermittlung der Größe eines Dieselgenerators ist recht einfach: Seine Nennleistung sollte etwa 80 – 120 Prozent der Sunny Island-Nennleistung betragen. Vorzugsweise sollte der Wert aber eher unterhalb von 100 Prozent liegen, da der Generator so stets optimal belastet wird. Dadurch sind eine hohe Lebensdauer sowie eine gute Dieselausnutzung gewährleistet. Mit der hier durchgeführten Grobauslegung kann auch eine erste Kostenabschätzung der Anlage stattfinden. Die Kosten in der hier gezeigten Ermittlung setzen sich zusammen aus: • • • • • Kosten für Insel-Wechselrichter Kosten für den Batteriespeicher Kosten für die PV-Anlage Kosten für den Dieselgenerator Kosten für die Montage und Installation Alle weiteren fehlenden Posten müssen in einer genaueren Betrachtung noch hinzugezogen werden, können hier jedoch aufgrund der Variantenvielfalt der Systeme nicht berücksichtigt werden. Zusammenstellung der Anlagenkosten: Kosten Sunny Island Kosten Batterie Kosten PV Kosten Diesel Geräteanzahl ╳ Gerätepreis Ebat [kWh] ╳ 200–300 €2 PPV [kWp] ╳ 3.500 €3 PDiesel ╳ 1.000 € Zwischensumme Installation (15 %) xy € 0,15 ╳ Zwischensumme Gesamtsumme xy € 2 Bei Batteriehersteller zu erfragen 3 Stand Ende 2009 37 SMA Solar Technology 7. Ökonomische Aspekte von Inselsystemen Aus ökonomischer Sicht sind kleine Inselsysteme mit Batteriespeicher im Leistungsbereich von einigen Kilowatt heute bereits deutlich günstiger als Anlagen, bei denen ausschließlich Dieselgeneratoren eingesetzt werden. Sogar größere Hybridsysteme, bei denen ein Dieselgenerator nur zur Vermeidung von langfristiger Batteriespeicherung eingesetzt wird, können schon aufgrund der höheren Lebensdauer und des geringeren Wartungsaufwands für die Aggregate zu niedrigeren Kosten betrieben werden als Stationen, die ausschließlich mit Dieselaggregaten arbeiten. Insbesondere muss bei der Bewertung der entstehenden Kosten berücksichtigt werden, dass eine Kilowattstunde in entlegenen Regionen durchaus zwischen 0,50 und 1,50 Euro kosten kann. Die Investitionskosten für eine Netzerweiterung sind vornehmlich abhängig von der Länge des Netzausbaus. Bei den Hybridsystemen hängen die Investitionskosten davon ab, welche möglichen Lasten versorgt werden müssen. Daraus leitet sich die benötigte Größe der PV-Anlage ab. 8JSUTDIBGMJDIFS7FSHMFJDI/FU[FSXFJUFSVOHNJU17)ZCSJETZTUFN व 1VCMJD(SJE L8Q171PXFS4VQQMZ L8Q171PXFS4VQQMZ L8Q171PXFS4VQQMZ L8Q171PXFS4VQQMZ *OWFTUJUJPOTLPTUFO व व व व व व व ,JMPNFUFS Quelle: Alliance for Rural Electrification (ARE) Abb. 7.1: Wirtschaftlichkeit von Inselanwendungen in Abhängigkeit der Entfernung zum öffentlichen Stromnetz 38 Solare Insel- und Backup-Versorgung Die Wirtschaftlichkeit von PV-Hybridsystemen zeigt sich im Vergleich zu reinen Dieselsystemen sehr deutlich, wenn man die Kosten über die Lebensdauer beider Systeme betrachtet. Am Beispiel einer Anwendung in Tansania (Ostafrika) kann man erkennen, dass die höheren Anfangsinvestitionen des PV-Hybridsystems gegenüber einer reinen Dieselstation bereits im sechsten Jahr durch die wesentlich höheren Betriebskosten eines Dieselgenerators abgelöst werden. In den Folgejahren wird der Einsatz eines PV-Hybridsystems immer vorteilhafter. Daten für System mit Diesel Dieselgenerator 25 kVA PV-Hybridsysteme können schon heute langfristig wirtschaftlich betrieben werden. Unter dem Gesichtspunkt der steigenden Energie- und Rohstoffkosten sind Hybridsysteme auf Basis regenerativer Energien eine echte Alternative und werden zusätzliche Anwendungsfelder erschließen. Daten für PV-Hybridsystem mit Diesel Dieselgenerator 25 kVA Photovoltaikanlage 30 kWp Insel-Wechselrichter 30 kW Batterie 240 kWh 8JSUTDIBGUMJDIFS7FSHMFJDI%JFTFMHFOFSBUPSNJU17)ZCSJETZTUFN ,PTUFO¼CFSEJF#FUSJFCTEBVFS व व 5BO[BOJB%JFTFM 5BO[BOJB)ZCSJE व व व व व +BISF Quelle: Alliance for Rural Electrification (ARE) Abb. 7.2: Wirtschaftlichkeit von Inselanwendungen 39 SMA Solar Technology 8. Kompetent, flexibel, weltweit: der SMA Service Bereits seit mehr als 20 Jahren entwickelt und produziert SMA Wechselrichter für netzgekoppelte Photovoltaikanlagen und dezentrale Energiesysteme. Diese langjährige Erfahrung bildet die Grundlage für die kontinuierliche Weiterentwicklung der SMA Produkte. Heute steht eine breite Palette verschiedener Insel- bzw. Batterie-Wechselrichter zur Verfügung – sowohl für große Inselnetze als auch für Notstromversorgungssysteme. Die Geräte sind speziell für Ihr jeweiliges Einsatzgebiet konzipiert und gewährleisten auch unter schwierigsten Bedingungen einen einwandfreien Betrieb. Für eine sichere Energieversorgung bedarf es nicht nur langlebiger Komponenten, sondern auch eines zuverlässigen Servicepartners. Deshalb bietet SMA innovative Spitzentechnologie und umfassenden Service aus einer Hand. Ob SMA Serviceline, Service vor Ort, umfangreiches Garantieprogramm oder Rücknahme der Geräte am Betriebsende: die flexiblen Leistungen von SMA sind optimal auf Kundenwünsche zugeschnitten. 40 Die Fachkräfte der telefonischen Serviceline unterstützen Anlagenbetreiber bei der Planung, Installation und Inbetriebnahme von Sunny Island-Systemen, beraten bei technischen Fragen und geben Tipps zur Systemüberwachung. Der kostenfreie Sunny Island-Service steht unter der Telefonnummer +49 561 9522 399 zur Verfügung. Mit derzeit über 20 Servicestützpunkten in Deutschland und einer gut ausgebauten internationalen Service-Infrastruktur ist SMA vor Ort im Einsatz. Ob Installation, Wartung oder Systemanalyse: Das SMA Serviceteam ist der kompetente Ansprechpartner für Anlagenbetreiber. SMA Produkte sind von höchster Qualität und mit einer Standardgarantie von fünf Jahren ausgestattet. Zusätzlich bietet SMA eine Garantieverlängerung, mit der sich der Kunde für die Dauer von weiteren 20 Jahren einen Anspruch auf kostenlose Reparatur bzw. ein Austauschgerät sichert. Solare Insel- und Backup-Versorgung 9. Referenzen Mit dem Sunny Island stellt SMA die nötige Technik zum Aufbau modularer Inselnetze zur Verfügung. Ob eine Dorfstromversorgung in China, ein Krankenhaus in Indien, eine Alpenhütte in Italien oder ein Gehöft in Deutschland: bei SMA finden Anlagenplaner für jede Anwendung das passende Gerät. Mit über 1.000 installierten Inselsystemen auf der ganzen Welt verfügt SMA über viel Erfahrung im Bereich der autarken Energieversorgung und hält auch für anspruchsvolle Projekte individuelle Lösungen bereit. Abb. 9.1: Stromversorgung für Haus in Ghana Abb. 9.2: Mit PV-Strom versorgte Alpenhütte Abb. 9.3: Dorfstromversorgung in China Abb. 9.4: Dorfstromversorgung in China 41 SMA Solar Technology 10. Literatur [1] Beverungen, S.: „Review of Energy Management Strategies for Hybrid Energy Systems“, Internal Report of the University of Kassel, IEE-RE Efficient Energy Conversion; Kassel (2000) [2] Sauer, D. U., et al.: „Entwicklung und Test von Ladestrategien für Gel- und Vliesbatterien in autonomen Systemen“, Final Report of a Research Project, Fraunhofer ISE; Freiburg (2001) [3] Bopp, G.; Bächler, M.; Wollny, M.; Jossen, A. et al.: „Systemkorrelierende Auswertung und Bewertung des Betriebsverhaltens in bestehenden PVAnlagen“, Final Report of a Research Project, ZSW; Ulm (1999) [4] SMA Technologie AG: „Stromversorgung netzferner Gebiete“, Broschüre; Niestetal (2007) [5] SMA Technologie AG: „Sunny Island 5048 – Neuer Batteriewechselrichter für Inselanwendungen”, Broschüre; Niestetal (2006) [6] SMA Technologie AG: „Solarstrom auch bei Netzausfall“, Broschüre; Niestetal (2007) [7] Meinhardt, M.; Rothert, M.; Engler, A.: „New V/fStatics controlled Battery Inverter: Sunny Island”; Niestetal (2003) [8] Wollny, M.: „Electrifying China”; Sonderdruck Refocus – „Renewable energy focus“, Oxford (2005) [9] Cramer, G.; Ibrahim, M.; Kleinkauf, W.: „PV System Technologies”; Sonderdruck Refocus – „Renewable energy focus“, Oxford (2004) [10] Rothert, M.; Wollny, M.: „Optimized Operation Management in Hybrid Systems“; Niestetal (2006) 42 INSELVERSOR-ADE100810 Gedruckt auf chlorfrei hergestelltem Papier. Änderungen, die dem technischen Fortschritt dienen, bleiben vorbehalten. SMA Solar Technology AG www.SMA.de Sonnenallee 1 34266 Niestetal, Germany Tel.: +49 561 9522 0 Fax: +49 561 9522 100 E-Mail: info@SMA.de