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Route März 2008 SSEDG Ras Adjir Tripolis Benghazi Ghadames Mandara-Seen Sebha Wadi Mathendous Ghat Akakus Wau-en-Namus Kufra Djebel Uweinat Tagebuch einer Libyenreise 2008 Fotos, Text, Layout © 2008 s.e.pp. sahara.expeditions.pp. Josef Eberhardt D-82327 Traubing b. Tutzing Riedstraße 39 josefeberhardt@yahoo.de von Josef Eberhardt 2 3 Josef Eberhardt Dirk Herrlein Alexandra Huguel Joachim Schablas Michael Schaupp 4 Ein Reisebericht Aufbruch mit guten Freunden Die Planungen zu dieser Reise begannen im September 2007. Es galt, die spezifischen Einreisebestimmungen nach Libyen und die Buchung für die Fähre GENOVA-TUNIS rechtzeitig einzubeziehen. Die Fähre ist meist weit im voraus in diversen Klassen ausgebucht, da nur beschränkte Kontingente sowohl für Wohnmobile (zum Wohnmobil ausgebaute LKWs) mit Überhöhe und –länge als auch für normale Geländewagen vorhanden sind. Die Einreisebestimmungen nach Libyen verlangen die Inanspruchnahme einer Einreiseagentur, die die staatlicherseits verlangte Einladung besorgt bzw. diese Einladung durch ihr Tätigwerden ausspricht und auch sonst alle administrativen Vorkehrungen in Libyen (Visabeschaffung bei der Einreise, Nummernschilder und Carnet de Passages für das Fahrzeug) übernimmt. Wir buchten bei MEDUSA TOURS, diese Agentur sollte sich als sehr kompetent und zuverlässig erweisen. Die Mannschaft rekrutierte sich aus mir von der Reise 2003 nach ALGERIEN sehr gut bekannten und saharaerfahrenen Freunden, die wiederum für ihre Fahrzeuge einen Beifahrer suchten. Einen Platz für den unvermeidlichen „Führer“, der uns bzw. jedem Libyenreisenden aufgezwungen wird, mussten wir jedoch freihalten. Diesen Part übernahm Joachim Schablas aus Salzburg, da er keine(n) Beifahrer(in) finden konnte. Wir waren schlussendlich fünf (5) Teilnehmer in drei (3) unterschiedlichen Fahrzeugen (ein Wohnmobil-LKW STEYR und zwei (2) Toyota Landcruiser). Die Beifahrerfrage war von Anfang an ein Mysterium gewesen, da die Ehe- oder Lebenspartner der Beteiligten aus den unterschiedlichsten Gründen „verhindert“ waren, die potenziellen Mitfahrer aus den Kontaktbereichen Landcruisertreffen, Saharaclub, Nachbarn, Bekannte und sonstige Interessierte nach einiger Bedenkzeit absagten. Schlussendlich und vier (4) Wochen vor Abreise hatten wir dann die Crew komplett. In Anbetracht der riesigen Entfernungen waren vier Wochen Urlaub die Minimalvoraussetzung. Es konnte losgehen. Die Tickets für die Fähre lagen - rechtzeitig bereits in 2007 gebucht - vor, die Einladung aus Tripolis über die Agentur ebenfalls, der Übersetzungsstempel der Daten ins Arabische befand sich in den Pässen, die letzten Besorgungen in medizinischer (freiwillige Impfungen), literarischer (Handbücher und Unterhaltung), digitaler (Kartenmaterial) und versorgungstechnischer (Wasser, Lebensmittel, Ersatzteile, Werkzeug) lagen hinter uns. Wir waren gesund und fit, lediglich Alexandra hatte eine deftige Erkältung, die sie aber nach einer Woche in wärmeren Gefilden auskurieren konnte. Die Fahrzeuge sind vorausschauend bereits monatelang vor Beginn der Reise ausgebaut, repariert und auf ihren Zweck hin optimiert worden. Dazu gehören Zusatztanks für überlange Strecken ohne Nachschubmöglichkeiten, sowie Kompressoren und Druckanlagen für die Reifenbefüllung (Aufpumpen der Reifen nach Sandpassagen). Mit unseren Dieselvorräten können wir je nach Geländeverhältnissen gemeinsam bis zu 3.000 Kilometer ohne jede Nachschubmöglichkeit schultern. Jedes Kilogramm an Übergepäck rächt sich jedoch unweigerlich spätestens in den Dünen oder in tiefem Sand. Dachzelte, Stühle, Tische, Kocher müssen fest montiert und/oder rüttelsicher verstaut sein. Dies gilt auch für die Lebensmittelvorräte, denn wir haben sogar haltbare H-Milch für das morgendliche Kraft-Müsli dabei. Auch die „unvermeidliche“ Dose Bier sollte geschmacks- und rüttelsicher verstaut sein. Sie ist zwar in Libyen nicht erlaubt, aber wo kein Richter, … Härtere Alkoholika machen jedoch in diesen Breiten wenig Sinn und sollten sich auch deswegen nicht in der Ausrüstung wieder finden. Nicht unwichtig sind dagegen ein warmer Schlafsack, gute und dicke Isomatten sowie atmungsaktive Kleidung für jeden Temperaturbereich (das Thermometer kann bis unter Null Grad fallen). Freitag, 29. Februar 2008 5 Km-Stand 175.894 Abfahrt von meinem Wohnort mit meiner Arbeitskollegin Alexandra Huguel, die gestern Abend mit der Bahn in Feldafing ankam und bei mir zu Hause übernachtet hat. So kurz entschlossen wie Alex hat wohl noch niemand an einer derartigen Reise teil genommen. Innerhalb von zwei Tagen hat sie vier Wochen Urlaub beantragt und bekommen und auch sonst alles geregelt. Am Nachmittag stoßen mein Freund Michael Schaupp und Dirk Herrlein (sein Beifahrer) mit ihrem blauen Toyota Landcruiser Station HJ 60 in TRAUBING zu uns und wir alle fahren los und wollen wie verabredet, Joachim Schablas mit seinem STEYR LKW in MATREI, Tirol treffen. Das klappt dann irgendwann in der Dunkelheit ganz gut auf dem verabredeten Parkplatz. Es ist relativ kalt. Diejenigen, die sich noch nicht kennen, beäugen sich und so wie ich es erkennen kann, sind sich alle auf Anhieb sympathisch und gespannt auf die Tage, die vor uns liegen. Wir fahren auf der Brenner-Landstrasse bis BRENNERO und dann ab auf die Autobahn, wo wir sofort gründlich in einen unfallbedingten Stau geraten, der uns über eine halbe Stunde Zeitverlust kostet. Wir haben ja vor, den größten Teil der Strecke bis GENOVA noch in dieser Nacht zurück zu legen, um unsere Fähre am nächsten Tag gemütlich zu erreichen. Das glückt dann später auch noch und so gegen Mitternacht liegen wir alle in warmen Schlafsäcken in unseren Autos auf irgendeinem Parkplatz irgendeiner italienischen Autobahnraststätte. Überfahrt nach TUNIS Samstag, 01. März 2008 Wir düsen frühmorgens los Richtung GENOVA über BRESCIA und PIACENZA und sind sehr pünktlich am Hafen. Abfahrt der Fähre ist dann doch später am Nachmittag als gedacht (17:00 Uhr MEZ). Wir geraten noch in einen Streik der Hafenarbeiter, alles gestaltet sich etwas anders als bei früheren Fahrten. Egal. Wir sind jedenfalls pünktlich auf dem Dampfer und alle legen sich in der 4-er-Innenkabine in die Kojen, Joe musste sich aufgrund seiner Länge von nahezu zwei Metern und der fehlenden Kabinenbuchung auf den Kabinenboden legen. „Mafisch muschkil“ (kein Problem) wie wir später immer wieder sagen werden. Der Insider-Spruch der Reise, der ständig zur Aufheiterung beitrug. Die Überfahrt gestaltete sich trotz leichten Seegangs relativ ruhig, wenngleich Alexandra „unverständlicher Weise“ Magenprobleme bekam und zeitig in der Koje die waagrechte Lage aufsuchte. Auch die anderen waren schnell im Bett. Die erste Nacht auf afrikanischem Boden Sonntag, 02. März 2008 Wir kommen in TUNIS am späteren Nachmittag zügig aus dem Bauch der Fähre, lediglich der STEYR entschlüpft etwas später und dann legen wir nach einem Tankstopp sofort los Richtung NABEUL. Zu uns hatte sich auch noch ein in der Szene altbekannter Afrikafahrer mit seinem gelbgrauen Magirus Deutz gesellt, der mir auch schon in DJANET, Algerien, 2003 begegnet ist und damals als einer der letzten Algerien-Touristen ausreiste. Er ist sehr nett, hilfsbereit und auskunftsfreudig, suchte einfach etwas Anschluss bei uns und war mit einem riesigen anatolischen Schäferhund unterwegs, der sich ohne zu knurren mit uns anfreundet, jeden Gaffer aber sofort, obwohl an einer langen Kette angeleint, in die Flucht schlägt. Wie er uns verrät, organisiert er professionelle Fahrten für Touristen in Tunesien. Wir fahren los. Die mautpflichtige Autobahn Richtung NABEUL ist erstaunlich leer und wir kommen gut voran. Wir wundern uns eigentlich über die nette Behandlung durch das Autobahnpersonal, denn es gibt keine überhöhten Forderungen über die korrekten und üblichen 1-2 Dinar hinaus. Das war nicht immer so, aber scheinbar hat man das korrupte Personal ausgewechselt. Wir lagern für diese Nacht am Strand von NABEUL und es wird eine komplikationslose erste afrikanische Nacht, zwar etwas kühl und windig, aber schon viel wärmer als die Nächte in Europa, das wir vorgestern verlassen haben. Wir passieren die libysche Grenze Reichhaltiges Angebot und günstige Preise Montag, 03. März 2008 Schon kurz nach dem Frühstück (8:00 Uhr) mit allen Köstlichkeiten, die wir im Bauch der Autos für die Tour vergraben haben, fahren Joe und ich in seinem STEYR los, um Bremsklötze für meinen Landcruiser zu kaufen. Wir werden schnell fündig und für umgerechnet 60 Euro wechseln diese den Besitzer und wir kehren an den Strand zurück. Leider reißt beim Lösen der Radmuttern eine am vorderen rechten Rad ab und die Reise wird mit nur noch fünf (5) statt sechs (6) funktionierenden Radbolzen fort gesetzt. Michael lässt sich die Hauptarbeit nicht nehmen und nach einer Stunde bin ich wieder voll bremsbereit. Es sollte die einzige nennenswerte Reparatur an meinem Toyota bleiben. Wir halten nach strammer Fahrt gegen Mittag an einem Straßenrestaurant und kaufen uns frisch geschlachtetes Lamm, die Portionen werden von uns zusammen mit dem Besitzer in seiner Küche und Vorratsraum bestimmt. Schon während der Fahrt ist besonders Alex das überreichliche Angebot an Lammfleisch längs der Strassen aufgefallen. Die toten und gehäuteten Lämmer hängen über ihren noch lebenden blökenden und blöde dreinschauenden Verwandten oft zu mehreren an jedem Restaurant. „Wer soll das alles essen?“ war immer wieder Alex´ Frage aus staunend geöffnetem Mund. Keine Sorge, das kommt schon weg. Tunesiens Trucker sind sehr hungrig. Der Besitzer bereitet uns ein sehr leckeres Mahl aus wunderbar zartem Fleisch auf scharfer einheimischer Soße und reichlich Gemüse. Am Nachbartisch sind festlich gekleidete Einheimische sehr zufrieden mit ihrem Essen. Sie bürgen damit für die Qualität des Restaurants. Umgerechnet ca. drei (3) Euro pro Person kostet uns das reichliche Essen, wenn ich mich recht erinnere. In BEN GUERDANE erkundige ich mich zum ersten Mal nach libyschen Dinaren, da wir bereits mehrere Banknoten schwingende Tunesier gesehen haben. Für 100 Euro bekomme ich 150 TD. Ich stelle kurz darauf fest, dass ich mich leicht übers Ohr hauen habe lassen (man soll eben nie dem ersten besten glauben), denn die anderen bekommen beim nächsten Geldhändler 180 TD. Dies war dann auch der offizielle Wechselkurs bei allen weiteren Versuchen. Gegen 15 Uhr sind wir endlich an der Grenze (RAS ADJIR) zu Libyen (KmStand: 177.098). Jede Menge tunesische PKW stauen sich. Wagenburg im libyschen Hinterland obligatorischen libyschen Nummernschilder überreicht, die wir per Draht oder Kabelbinder über unseren Schildern befestigen und fahren hinter ihm her auf einer Nebenstraße an der Küste nach ZOUARA. In seinem geräumigen und nett eingerichteten Büro wandern die fälligen 1350 Euros für die ersten 15 Tage über den Tisch. Wir bekommen ein Carnet de Passages ausgehändigt und auch sonst jede Menge Papiere, die allesamt nur dokumentieren, dass wir ziemlich viel Geld für unseren Libyen-Trip an Verwaltungsaufwand zu bezahlen haben. Dann kommt Hassan, 33 Jahre jung, unser staatlicherseits verordneter Führer mit Hauptberuf Polizist, in das Büro und stellt sich vor. Anschließend verstaut er seinen Schlafsack und sonstige Utensilien bei Joe auf dessen LKW. Das nagelneue unbenützte Aldi-Zelt meiner Kinder (wir müssen Essen und Unterkunft stellen) bekommt er dann beim ersten Campingplatz. Es sollte sich prima bewähren. Nach kurzem Händedruck mit OMRA fahren wir noch eine Stunde Richtung Süden bis wir von der hervorragenden Asphaltstrasse abbiegen und auf freiem Feld zum ersten Mal auf libyschem Boden unser Nachtlager aufschlagen (18:20 MEZ). Die selbst organisierte Reise kann beginnen. Markttag in NALUT Dienstag, 04. März 2008 Km-Stand 177.179 / N 32.42,244 / E 11.50,798 Die Kaffepause ist beendet Markttag in NALUT - Nachschub ist reichlich vorhanden Joe und Alex beim Kaffeeplausch Wir fahren zur Seite und fragen an der Zollbude nach unserer zuständigen Touristen-Agentur, da wir ja von dieser abgeholt werden sollen. Ein freundlicher Italienisch sprechender älterer Libyer ruft netter Weise per Mobiltelefon MEDUSA TOURS an und kurz darauf erscheint OMRA, der Neffe von ASSEM, dem Deutsch sprechenden Agenturbesitzer, den wir allerdings nie persönlich sehen werden. Ein Belgier oder Niederländer in kurzen Hosen und Fahrer einer der mit Aufmerksamkeit erheischenden Aufklebern („Organisation de ...“) bestückten Toyotas schaut sich den LKW vom Joe an und sagt zu uns nur bedeutungsvoll: „This car will be the problem“. Wir grinsen und sollen die nächsten vier Wochen Recht behalten, dass auch ein noch so unglaublich arroganter vermeintlicher Profi keine Ahnung von Autos haben kann. Leider konnten wir nie feststellen, ob er nicht vielleicht doch selbst „the problem“ war. Bald bekommen wir von OMRA die Möhren und Fenchel, Lauch und Zwiebeln, ein Gemüseeldorado am Stadtrand 6 Orangen aus eigener Produktion 7 Wir fahren um 8:00 Uhr nach dem Frühstück los. Auf offener Strecke tanken wir bei der einzigen libyschen Mineralöl-Gesellschaft und deren Petrol-Tankstellen. Ich bezahle für 201 Liter 30,5 LD, umgerechnet 8,4 Cent pro Liter Diesel. Nicht schlecht, man muss aber bedenken, dass dieser Diesel bei weitem nicht so gut raffiniert ist wie der europäische und deshalb auch mehr Diesel bei gleicher Leistungsanforderung verbraucht wird. Wird also sicher mindestens 10-12 Cent im realen Vergleich entsprechen. Trotzdem sind 10% Dieselkosten im Vergleich zu Europa (BRD im März 2008 ca. 1,20 Euro) natürlich traumhaft für unseren Geldbeutel. Diesel wird meist hinter der Tankstelle an separaten Zapfsäulen verkauft und fast ausschließlich für LKW, die zum Teil noch rechtsgesteuert sind (FIAT) und sehr gebrechlich aussehen, nebenbei auch beim Tanken die entsprechende Sauerei auf dem Boden hinterlassen, was wiederum wahrscheinlich ein Grund für die strikte räumliche Trennung der Zapfsäulen gewesen sein könnte. Richtung NALUT fahrend erkennen wir die Falaise mit dem burgähnlichen Stadtbild schon von weitem. Die asphaltierte Strasse windet sich in engen Serpentinen hinauf. Der Verkehr ist beachtlich, der Dieselqualm ebenfalls. Oben angekommen sind wir mitten im Verkehrsgewühl und einem geschäftigen Treiben. Die Kleinstadt boomt für libysche Verhältnisse. Es wird enorm gebaut und gearbeitet. Ein starker Wind treibt feinen Sand und Plastiktüten durch die Luft. Gegen halb zwölf Uhr machen wir Rast an einem Platz neben der Hauptstraße mit marktähnlichen Treiben gegenüber einem wuchtigen Restaurant. Hier wird von Orangen und anderem Obst, von Gemüse bis hin zu Sandalen, Rasierklingen und Schmuck, Tee, Nagelclipper mit Toyotaemblem, Parfüm, Kosmetik so ziemlich alles angeboten, was sich auf einer Decke ausbreiten lässt. Auch eine Kaffeebude fehlt nicht, die Joe als Kaffeeliebhaber sofort findet und mit Alex in Beschlag nimmt. Michael und Dirk gehen gegenüber ins Restaurant und suchen so Schutz vor dem allgegenwärtigen Staubwind, der das Fotografieren heftig erschwert. Ich lasse mich jedoch nicht entmutigen, auch auf die Gefahr hin, dass der feine Sand ins Objektiv dringen könnte. GMR - seit über zwei Jahrzehnten eine gigantische Baustelle Das GMR-Projekt hinterlässt tiefe Spuren Mittwoch, 05. März 2008 Auf der Weiterfahrt Richtung GHADAMES sehe ich unvermittelt linker Hand riesige Röhren entlang eines tiefen Grabens liegen. Meine libysche Reisevergangenheit holt mich mit ihren Erinnerungen sofort ein. Das GMR-Project wird hier scheinbar auch weitergeführt. Ich biege von der Strasse ab und fahre hin. Die anderen folgen. Wir sind schnell von koreanischen und tschadischen Gastarbeitern, allesamt mit Mund- und Sichtschutz tief vermummt, umringt. Sie verlegen Tausende von zwei Meter im Durchmesser messenden Betonröhren in den bereits passend ausgehobenen Graben. Riesige Kräne helfen dabei. Der Sand weht auch hier ziemlich heftig und die Sonne ist nur noch zu erahnen. Michael tauscht seine Kappe gegen die eines GMR-Arbeiters mit eben derselben Aufschrift (Great Manmade River Project – Der große von Menschen gemachte Fluss, von Oberst Ghaddafi und seinen Petrodollars inszeniert). Bei der Weiterfahrt treffen wir auf einen Pulk wartender Autos, ein Polizei-Pickup steht quer zur Strasse und die beiden Polizisten verdeutlichen allen, dass bald für den GMR eine neue Sprengung vorbereitet wird. Dann zittert der Boden und mein Toyota, eine Staubfontäne schießt in einem Kilometer Entfernung in die Wolken und alsbald prasseln Steinchen durch die Luft, einige bleiben auf der Strasse liegen. Wir sind tief beeindruckt, dürfen nach kurzen Funksprüchen der Polizei mit der Sprengleitung weiterfahren und erwarten jeden Moment eine neue Straßensperre, so plastisch und nah war die gewaltige Explosion, wie man sie sonst nur in Aktionstreifen bestaunen kann. Mittags während der zur lieben Gewohnheit werdenden Rast gibt es prima Salat mit wohlschmeckenden, reifen Tomaten – die nicht aus dem Kühlhaus stammen - vom örtlichen Markt in NALUT und Thunfischsteak aus der Dose. Gaumenfrisch gemacht von Michael und seinen Küchenhelfern Alex und Dirk. In dieser Situation und Gegend einfach mehr als lecker. Bei Km-Stand 177.646 / N 30.07,045 / E 09.29,497 treffen wir auf eine Petrol Station, bei der noch mal heftig von allen getankt wird. Es ist schon reichlich spät, als wir in GHADAMES den etwas außerhalb gelegenen Campingplatz CEMBENG (soll wohl Camping heißen) aufsuchen und uns von Michael wieder mit Kartoffelpüree und Rouladen bekochen lassen. Dass der Kerl so gut kochen kann, hatte ich von unserer letzten gemeinsamen Reise 2003 nach Algerien gar nicht mehr in Erinnerung. Wir trinken vor dem Essen jeder eine Dose polnisches Bier. Das geschieht im Verlauf der Reise so lange wie der Vorrat eben reicht. Am frühen Abend gibt es für jeden noch die ersehnte warme Dusche in den recht ordentlichen Duschkabinen. Dann installiere ich meine GPS-SIRF3-Antenne ohne zu wissen, dass sie nie von Nutzen sein wird, weil ich mein Notebook beim Laden der Batterie unabsichtlich deaktiviere, da ich mit 24 V statt mit 12 V lade. Das ging auch nicht lange gut. Das Notebook machte von da an keinen Pieps mehr. Die Altstadt von Ghadames wird zur Attraktion Donnerstag, 06. März 2008 Im Halbdunkel der labyrinthisch angeordneten Gassen von Alt-Ghadames Die neumodischen Zeiten sind auch hier angebrochen. Dann nehmen wir Kurs auf IN AZAR, einen in der Karte verzeichneten Brunnen unweit der Grenze zu Algerien im Süden, den wir im weiteren Verlauf jedoch nie anfahren, weil wir auf Grund der topfebenen Landschaft den Weg abkürzen können und wollen. An der Ortsausfahrt von GHADAMES steigen wir zunächst in die ausgefahrene „OffroadAutobahn“ Richtung Westen ein und folgen dieser Piste. Sie ist relativ steinig, in weiten Abschnitten sandig und die Geschwindigkeit lässt sich von 25 km/h manchmal bis auf 60 km/h steigern. Mittags rasten wir an einem Tafelberg aus Sandsteinbänken, es gibt Fischdosen und Leberwurst auf Brot. Immer noch ist es relativ kalt. Anschließend montieren wir bei meinem Landcruiser den Keilriemen für den Kompressor, damit ich bei Bedarf schneller Luft aufpumpen kann. Doch ein hohes schrilles pfeifendes Geräusch, das ich nach ungefähr 30 gefahrenen Kilometer sogar bei voller Fahrt innen höre, zwingt uns, den Riemen wieder abzunehmen. Wir queren unvermittelt eine Pipeline mit breiter Trasse, die quer zu unserer Piste verläuft. Wie schon erwähnt biegen wir dann ca. 30 Kilometer vor IN AZAR nach Osten ab und nächtigen bei N 29.11,072 / E 10.19,678, Km-Stand 177.800. Schwer bewaffnete Militärs kontrollieren uns Km-Stand 177.653 Freitag, 07. März 2008 Frühmorgens wird der Campingplatz bezahlt (6 LD pro Person / 180 LD = 100 Euro) Um 8:30 Uhr geht es dann in die Altstadt zum Fototermin. Es ist ziemlich kalt, wir sind für unsere Fliesjacken und Anoraks dankbar. Während Michael mit seiner Frau telefoniert gehen die anderen Kaffee trinken und Joe zum Friseur. Das hätte er auch lassen können. Der Gesamteindruck wurde einfach nicht besser. Der Kaffee ist jedoch Klasse, inzwischen wird er schon pflegeleicht in Pappbechern abgefüllt. 8 Km-Stand 177.800 / N 29.11,072 / E 10.19,678 Abfahrt um 8:15 Uhr nach dem Frühstück, das bereits im Vorfeld wie immer von Michael und Dirk mit geräuschvollem Kaffekochen eingeläutet wird. Es war eine wirklich bitter kalte Nacht um die Null Grad, Beweis ist hier die auf der Motorhaube zum Abtropfen 9 ausgelegte festgefrorene Gummimatte, die wir beim Duschen als Unterlage verwenden. Die Stimmung ist prima und ausgelassen, vor allem Joe und Alex liefern sich die ersten Duelle bezüglich ihres Dialekts (Badenser vs. Österreicher). Dirk enthält sich komplett derartiger Verbalattacken, er wird als der große Schweiger in die Annalen der Reise eingehen. Wir „wandern“ mit unserem geländegängigen „Material“ über scheinbar grenzenlosen bis an den Horizont reichenden SERIR, in Algerien auch REG genannt, alles ebene Steinflächen, die mit guten und unzähligen Pisten zerrissen sind, Geologen, Ölprospektoren, Schmuggler, Jäger, Militär, Händler, wer weiß wer sie alles mit Reifen zerfurcht und gestaltet hat. Michael fährt meist voraus und sucht die passenden Pisten in der gewünschten Richtung aus. Er steht ständig unter „Äkschoon“, wie er immer wieder brüllt, wenn er die Karre auf Vollgas beschleunigt. Armer HJ60, leider für ihn nur „Material“, sonst nichts (aber wenn das Material dann nachgibt, ist Michael „Käfer“ tief beleidigt und kann Campingplätze bis in die hinterste Ecke ausfluchen, auch wenn einem schier das Herz bricht und man ihn liebevoll zu beruhigen sucht, was wiederum nur den gegenteiligen Effekt bewirkt: „Sepp, das geht nicht gegen Dich, woaßt scho“ und dann verzerrt sich wieder sein Gesicht: „so eine verdammte Sch…, dieses Sch…getriebe und ….“). So weiter und so fort, bis er seine sprichwörtliche Ruhe in hektischem Schrauben findet. Wir fahren strikt nach Osten um auf die südöstliche verlaufende Piste zu treffen, die laut Karte nach IDRI führen soll. Staubwolken tauchen am Horizont auf. Kurz darauf lassen sich einzelne LKW aus den Staubfahnen filtern. Es sind mindestens zehn (10) übergroße Brummer, die vor uns aus Süden kommend nach Norden fahren. Wir verlangsamen die zügige Fahrt und lassen sie in großer Entfernung passieren. Es ist unwahrscheinlich, dass sie uns nicht gesehen haben. Aber wir haben auch keine Lust auf überflüssigen Kontakt mit Militär oder gleichartigen Organisationen. Kamele liegen auf der Piste und laufen entrüstet davon, als wir auftauchen. Es ist immer noch topfeben, Allabendliches Lagerfeuer wärmt Seele auf eine typische Peneplain eben. Sandige Oueds flechten sich in die Kieselwüste. Buschgruppen tauchen auf und machen sich wieder rar. Windstille und klare Sicht erfreuen unsere Augen, die Sonne ist so grell, dass der Himmel nur morgens oder abends seine gewünschte blaue Farbe zeigt. Wir sehen, soweit ich mich erinnern kann, kein einziges Flugzeug und keinen Kondensstreifen am Firmament. Nachts können wir sogar Satelliten bei ihrer rasenden Fahrt beobachten. Bei einer Pinkelpause bzw. während wir auf den zurückgebliebenen STEYR warten habe ich die Ursache des klopfenden Geräuschs, aus dem hinteren Wagenbereich kommend, als eine fehlende Sicherungsschraube am Ersatzrad entdeckt und sofort repariert. Wenn es um Hilfe geht, ist Michael nicht abzuschütteln. Chefkoch („Essen ist wichtig“) und Chefmechaniker („alles nur Material“), das passt gut zusammen. Wohl dem, der einen „Käfer“ hat. Eintönige braunschwarze Kieselwüste (Serir) lässt uns mit 60 – 80 Stundenkilometer dahinbrausen. Viel rotbrauner Staub – Qualm wäre zutreffender - wird durch das vorausfahrende Fahrzeug dabei aufgewirbelt und jeder versucht auf eine gute Spur links oder rechts des Verursachers auszuweichen, so dass wir öfters in hundert Meter Abstand nebeneinander über die flache Landschaft preschen und uns zuwinken können. Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn Joe und sein jeweiliger Beifahrer/in bei dieser Gelegenheit eine Bodenwelle übersehen und flugs an die Decke geschleudert werden, denn der STEYR verzeiht keinen Fahrfehler, die Fahrerkabine befindet sich direkt über der Vorderachse. Auf offener Serir halten wir in einem querenden Oued, auch Wadi genannt, mit Dornbüschen unsere mittägliche Pause mit zweitem Frühstück ein. Eine einzelne Rauchschwalbe zieht einen engen Kreis um uns und verschwindet. Gegen Nachmittag, die Sonne steht nicht mehr im Zenith, treffen wir dann unvermittelt auf den steilen Plateauabbruch, auf dessen einziger Piste in Richtung IDRI der Militärposten strategisch perfekt hinter einem tiefen Graben, der nur sehr langsam durchfahren werden kann, auf einer kleinen Anhöhe steht. Die Militärs haben uns schon längst entdeckt. Als wir unten ankommen, kommen uns im Laufschritt drei verwegene Gestalten, eher zerlumpt als militärisch korrekt gekleidet entgegen, der Chief in wallendem dicken Militärmantel ebenfalls mit entsicherter AK-47, der nach ihrem Erbauer Kalaschnikow genannten und meist verkauften automatischen Waffe der Welt. Eine echte globale Markenware. Traum jeden Produktmanagers, da sich das Teil wegen seiner unverwüstlichen Gebrauchseigenschaften von alleine verkauft. Der Jüngste der Drei stolpert auch noch zu allem Überfluss über seine eigenen Beine und Alex bekommt nach dem anfänglichen Schrecken über das urplötzliche Auftauchen des Postens auch noch den Horror einer möglichen von alleine, da entsicherten, losspuckenden Gewehrsalve vorgeführt. Aber es passiert – Inshallah - nichts. Hassan liefert den vorgefertigten Durchschlag des Formulars über unsere genehmigte Strecke ab, quatscht noch mit den abenteuerlich aussehenden, sehr dunkelhäutigen Militärs, wir zeigen die Pässe und dürfen passieren. Weiter geht es, aber nach kurzer Fahrt und einigem Abstand zum Posten wollen wir heute mal pünktlich rasten. Michael und seine kleinen Helferlein zaubern aus drei Truthahndosen ein tolles Abendessen mit Barilla-Nudeln und frischem Gemüse, das von allen gierig erwartet wird und mit viel Genuss in den hungrigen Mäulern verschwindet, zumal das obligatorische Dosenbier polnischen Ursprungs vor dem Essen den Hunger doch vehement anstachelt und den Gaumen gierig macht. Perfekt. Das abendliche Lagerfeuer – wie immer von Hassan mit der Holzsuche angekündigt – wird zum Ritual und lässt die Gedanken den Erlebnissen des Tages nachhängen. Meist sind dann die beiden Abspüler noch am Werk, die die Reste des Abendmahls verschwinden lassen und im Schein der „Hirnbirn“ (Stirnlampe) und des Feuers für den nächsten Hunger vorsorgen. In Ermangelung qualifizierter Kochkünste gehöre ich fast immer dieser Abteilung an. Da muss ich einfach durch, auch wenn mein Selbstwertgefühl in diesen Minuten auf dem „Höhepunkt“ 10 Übergrosse Alamate weisen den Weg nach Idri angelangt ist. Eine organisatorische und nicht unerhebliche Pflicht haben wir uns bereits vor der Reise auferlegt bzw. verabredet und sie hat sich bestens bewährt. So wechseln täglich die Fahrer die Beifahrer durch, hauptsächlich deswegen, weil keiner den Führer Hassan jeden Tag im Fahrzeug haben will. Hassan kann weder Englisch, Deutsch, Französisch oder Italienisch. Nicht nur die Verständigung mit ihm gestaltet sich schwierig und missverständlich, er hat auch keine Ahnung wohin wir fahren, geschweige denn dass er uns beim Navigieren helfen kann. Er ist einfach da, hört Musik mit uns, trinkt mit uns, isst mit uns, holt Holz für uns, backt ab und zu ein Fladenbrot für uns, raucht, solange er Zigaretten hat, während der Fahrt hält er schon mal ein Nickerchen, seine Pistole zeigt er nur ganz selten, legt sie demonstrativ auf den Sitz, wenn er meint, wir würden seine Autorität in Frage stellen, wie am Schluss der Rückreise geschehen. Er kocht fast jeden Abend starken, bitteren, süßen Tee in der Art der Tuareg für uns auf. Das alles ist zwar für einen Führer nicht unbedingt das non plus ultra, aber diese Tatsachen machen uns unmissverständlich klar, dass er eigentlich nur dazu da ist, um auf uns aufzupassen. Schade. Ab vier (4) Personen ist es Pflicht, dass ein Polizist als Guide mit zur Reisegruppe gehören muss, bei weniger großen Gruppen genügt ein vom Veranstalter gewählter Führer, der diesen Namen meist dann auch verdient. Diese Führer sind oft Tuareg, die die Gegend kennen und auch ohne GPS den Weg und das Ziel finden. Wie wir später auch noch feststellen müssen, kann Hassan auch nicht schnell und besonders gut lesen, was beim Entziffern arabischer Verkehrsschilder (und nur solche gibt es in Libyen) während der Fahrt für die Gruppe nicht schlecht gewesen wäre. So blöd, so gut. Hassan, so lernen wir allmählich, hat auch noch andere „Qualitäten“. Aber das ist eine andere Geschichte und … vielleicht später davon mehr. 11 Langweilige Piste nach Idri Samstag, 08. März 2008 Km-Stand: 178.093 / N 28.24,305 / E 12.44,922 Es gab leichten Frost in der Nacht. Wir sind wie immer früh aufgestanden, ausgiebiges frühes Frühstück ist obligatorisch, als gelernte Frühaufsteher sind Michael „Käfer“ und Dirk immer die Ersten, Joe macht hier die Ausnahme, sein Moskitonetz auf der Ladepritsche hält ihn wohl vor ersten Aktivitäten im grellen Morgengrauen zurück. Alex nützt den gewährten Freiraum über meinem Auto im geräumigen Dachzelt ebenfalls ausgiebig, kommt jedoch pünktlich zum Honigschlecken an den gedeckten Tisch. Meine Verhaltensweisen am frühen Morgen sind soweit ich das beurteilen kann selbstredend vorbildlich. In einer der ersten Sandstellen nach der üblichen eher langweiligen Fahrt bleibe ich infolge Schaltfaulheit wie immer als Erster stecken. Das nötige Quäntchen Luft rauslassen verschlingt einige Minuten, die ich für selbstkritisches Fluchen nutze. Nach der unvermeidlichen Mittagsrast erreichen wir gegen 15:00 Uhr den Ort IDRI. Wir haben einen Riesenumweg gefahren, weil die Angaben von Göttler1) wieder ungenau waren, derartig irreführende Angaben streng genommen „strafrechtlich“ zu behandeln wären, denn der selbsternannte Sahara-Reiseführer-Guru bringt seine Leser durchaus in mögliche Lebensgefahr, sollten sie sich ausschließlich auf ihn verlassen. Verlass dich auf Gott, wenn schon, aber nie auf Göttler. Wir treffen auf die Asphaltstraße weit im Osten vor IDRI. Fahren aber auf dieser mit Schlaglöcher gespickten und höchst unangenehm zu fahrenden (am Seitenstreifen sind weniger Löcher) Asphaltpiste schnell noch zum Einkaufen dorthin, bevor wir wie gewünscht, den gleichen Weg zurückfahrend, den Einstieg in den ERG UBARI zu den so genannten Mandara-Seen suchen. In IDRI kaufen wir Brot, 106 Kilometer seit heute früh und ständig im Dünenmeer sind wir um 16:30 Uhr am ersten Ziel: UM EL MAA. Palmenumsäumt, an einer Seite von einer irrwitzig hohen Dünenkette fast erdrückt, quetscht sich dieser längliche „Mandara-See“ an die Sandmassen. Mücken tanzen zu Tausenden am Seeufer, ihre Larven färben den Seeboden am seichten Uferwasser leicht rötlich. Salzkrusten an kleinen ausgetrockneten Uferbereichen lassen erkennen, dass hier nur Leben im Brackwassermilieu möglich ist. Fische? Fehlanzeige. Vögel zwitschern unermüdlich aus den Büschen und Schilfgewächsen, die die Ufer des Mini-Sees hermetisch vom Sand trennen und für europäische Füße undurchdringlich machen, bis die ersten Toyotas irgendeiner „Agence-de-Tourisme“ nahe den zahlreichenVerkaufständen der Tuareg halten und jede Menge Europäer - um diese Jahreszeit sind es meist Franzosen oder Italiener - entlassen, die „fachmännisch“ auf die Decken mit den ausgelegten Schmuckstücken und Messer, Dolche und Zahnstocher, Ringe und Halsketten, Tierfiguren, Schachbretter und Armbänder zustürmen und die Beute in ihren Händen drehen und wenden bis der Händler den ersten weit überhöhten Preis nennt. Touristen kaufen nämlich garantiert alles. Zumindest beim ersten Mal. Wir suchen uns ein ruhiges, etwas abseitig vom See gelegenes Plätzchen, das für mindestens einen Tag unser Lager bleiben wird, wir haben durchaus etwas Ruhe nötig und die Gelegenheit ist günstig. Haushohe Dünenkämme im Erg von Ubari sind zu queren Gemüse, Obst für einige Tage und hier werde ich auch einen ZehnDinar-Schein noch aus der 1994-er Libyen-Ägypten-Sudan-TschadLibyen-Rundreise stammend los, den jeder Geldwechsler abgelehnt hat. Diese überdimensionalen Scheine wurden scheinbar schon vor längerer Zeit von schmaleren und kürzeren Scheinen (jeweils ca. 1cm in Höhe und Breite) abgelöst und scheinen auch nicht mehr in allen Varianten zu gelten. Wie auch immer. Weg ist er. Allah sei Dank. Norden Richtung MANDARA schlängeln. Es ist sehr sandig und wir fahren mit reduziertem Luftdruck von 0.8 – 0,9 bar. Eine gigantische Dünenlandschaft bietet sich dem staunenden und dankbaren Auge, wie man es auch als Wüstenfahrer nicht alle Reisen sieht. Es wird unbeschreibbar schön, nahezu außerirdisch, nicht umsonst wurden Teile von STARWARS in der Sahara (in Südtunesien) gedreht. Und das nicht nur wegen der Produktionskosten. Noch am späten Nachmittag biegen wir von IDRI kommend vor BRAK rechts auf eine Asphaltstraße ab, die wieder nach Westen zurückführt um dann nach Südwesten einzuschwenken bei N 26.38,808 / E 13.38,960 (Schuttplatz) Richtung GABRON. Wir fahren auf einer sichtbar oft befahrenen Palmbauern-Piste, die akkurat nach Süden führt, wobei wir nicht nur einmal tatsächlich oder vermeintlich ausgetrocknete Salzsümpfe (Sebkhas) durchqueren. Joe überlegt vor der Durchquerung der Sebkhas etwas länger als wir, denn sein schwerer STEYR sinkt ganz sicher schneller ein als unsere drei bis dreieinhalb (3- 3,5) Tonnen „leichten“ Toyotas, aber dann wagt er es nach ausgiebigem Luftablassen – und wie es sich herausstellt – problemlos doch. Wir campen in den ersten Dünen bei N 27.25,249 und E 13.33,701 und Km-Stand 178.301. Es gibt Landschaftsbilder, die man nur hier findet und sonst nicht mehr auf diesem Planeten, es sei denn in der Sahara. Sahara Planet sozusagen. Man könnte manchmal wirklich weinen vor Glück, dass man dies sehen darf. Ehrfurcht und Staunen nennt man wohl die beiden Zustände, die den Kopf schütteln lassen. Unglaublich, aber geologisch möglich. Irre schön (man verzeihe den Ausdruck, mir fällt momentan nichts dazu ein: Wörter wie traumhaft, phantastisch treffen nicht, weichen aus, denn die Szenerie bleibt auch nach heftigem Augenwischen Realität und Wirklichkeit, keine Sinnestäuschung, jeder wird es anders empfinden, aber keinen lässt dies unbewegt, dies ist sicher). Michael und Joe suchen mit ihrem geübten Dünenblick für das Machbare den Weg nach GABRON, denn dieser See, einer von ihnen, liegt auf der direkten Route nach dem eigentlichen Mandara-See, MANDARA genannt, weitere sind der UM EL MAA, TROUNA, MAFOU, TEDEMKA und wie sie alle heißen. Ihre genaue Anzahl ist wohl unbekannt bzw. wechselt je nach Trockenfallen und Grundwasserspiegel. Auch im Satellitenbildzeitalter sind nur Momentaufnahmen möglich. Wir kämpfen uns durch die Dünen – ein Traum wird wahr Sonntag, 09. März 2008 Km-Stand 178.301 / N 27.25,249 / E 13.33,701 Abfahrt ist - wie schon gewohnheitsmäßig eingeübt – um 8:00 Uhr. Zunehmend öfter sehen wir in den Dünentälern breit zerwühlte und befahrene Sandfelder, die eindeutig darauf hindeuten, dass wir uns auf einer der öfter befahrenen Hauptrouten befinden, die sich von Es ergibt sich keine vernünftige und spontan problemlose Möglichkeit die hohen Dünen nach GABRON zu queren. Wir sind im falschen Dünental und irgendwann zeigt Herr Garmin2) nach hinten links und das war es dann. Umkehren eher zwecklos. Also nehmen wir Kurs auf den nächsten Brackwassertümpel und dieses Mal klappt alles. Nach 12 13 am Um el Maa Lagerplatz Faulenzen am Um el Maa – ein Fototermin jagt den anderen Montag, 10. März 2008 Km-Stand 178.407 / N 26.42,717 / E 13.19,085 Wir stehen etwas später auf als sonst. Jeder macht, was ansteht oder auch nicht. Bei meinem linken hinteren Reifen hat sich aufgrund des geringen Luftdrucks von 0,5 bar (beim Abkühlen über Nacht sank der Druck noch mal von 0,8 auf 0,5 bar) der Reifen von der Felge gelöst und lag platt auf Sand, die Schieflage hatte ich während des Schlafens gar nicht bemerkt. Kurz hoch gebockt, aufgepumpt und schon stand er wieder wie eine Eins. Differentialöl an der Vorderachse überprüft und für gut befunden, zudem wird die Achse entlüftet, denn ein „Käfer“ macht keine halben Sachen und wenn er unterm Auto liegt, dann bleibt kein Nippel trocken. Seine „Rüttelplatte“ (einen Ausdruck den er öfters und völlig unpassend für meinen geliebten HZJ verwendete) versucht Michael mit Druckluft sauber zu kriegen, was in dieser Situation leicht befremdlich wirkt. Akribisch wird Druckluft auch für seine heiß geliebte Minolta SLR eingesetzt, denn da kennt er keinen Spaß. Wenn er so weiterknipst wird er sicher auch noch Chefreporter. Zuhause gibt es bestimmt mit Abstand die besten Dias zu sehen, die je von uns allen gemacht wurden. Auch Joe putzt und bläst mit Druckluft einen aussichtslosen Kampf gegen die gezielte Unordnung auf der Ladepritsche seines Ungetüms. Alex macht das einzig Vernünftige und liest „Der Schwarm“ von Frank Schätzing oder prüft unseren geliebten „Göttler“ auf Wahrheitssandkörner im Reiseführer Um el Maa von den Dünen schier erdrückt „Libyen“. Hassan hängt im Campingstuhl, raucht oder langweilt sich. Trotz seiner robusten Verfahrensweise hält sich das ihm anvertraute Aldi-Zelt meiner Kinder ausgezeichnet. Irgendwann fängt dann einer an, geräuscharm aber die allgemeine Aufmerksamkeit steigernd und aufwändig die Fototasche zu schultern und einen abenteuerlichen Ausflug zu wagen. Wenn man schon hier ist …. Klar ! Jetzt werden alle unruhig und suchen verstohlen die Gegend nach Motiven ab. Stimmt. Ist ja ganz toll hier. Warum nicht. Gehen wir mal fotografieren. Der „See“ wird umrundet, Dünen erklommen, Palmen ins Gegenlicht gestellt, alles fachmännisch taxiert, Käferspuren (diesmal von den ganz kleinen schwarzen Pillendrehern) verfolgt, leider sind Vögel für den Schnappschuss viel zu schnell oder unsichtbar im Schilf versteckt, pfeifen aber um die Wette, man kommt dann doch schnell außer Puste bei all den Motiven, es sind verdammt hohe Dünen, ehrlich, es wird gerobbt, flach ausgestreckt, barfuß gelaufen, bis die Sohle brennt oder ein Stachel einen weithin hörbaren Aufschrei verursacht, plötzlich sind Sandrippel im Weitwinkelobjektiv betrachtet das Höchste, die Nachwelt ist sicher dankbar, da der Lichteinfall momentan besonders gut ist. Dann überfallen einzelne von uns noch mal die bereits von den vielen angekommenen Touristen okkupierten zehn Verkaufsstände der Tuareg. Michael findet einen zum Plausch bereiten Händler, der alle Einwohner von AGADEZ kennt, selbstredend auch den Onkel vom Onkel vom … Ach egal. Eben alle. Adressen werden getauscht, falls man mal nach AGADEZ kommt („woaßt scho“ = bayrisch für „Sie verstehen doch“). Die Gelegenheit ist günstig. Nebenbei sinkt der Preis für die gewünschte Menge Armreife, Ringe und Ketten und Zahnstocher in Tuaregdesign („a Hund bist scho, Käfer“ = bayrisch für „Respekt, Respekt, ...“). Während ich mich im Schatten hinter Joe´s STEYR von den Strapazen der Motivjagd erhole, schwellen seltsame Motorgeräusche immer stärker an. Plötzlich ist er über uns, der Minihubschrauber. Saharagelb und weiß, mit zwei Mann besetzt, wovon einer filmt, während der Pilot uns zuwinkt. Sie fliegen tief über den aus der Vogelperspektive sicher noch malerischer wirkenden UM EL MAA, wenden eng über unseren Köpfen, Klappe, die Nächste. In Einzelteilen hatten wir das Teil schon bei der Einschiffung auf die Fähre GENOVA-TUNIS auf einem nicht allzu sperrigen Anhänger betrachtet, aber nicht geahnt, dass wir den Helikopter hier noch mal sehen würden. Das Ding ist unwahrscheinlich wendig und für diesen Zweck – Dokumentation für einen TV-Sender wie ARTE - sicher optimal und durchaus auch wirtschaftlich. Man kommt sich vor wie – eben – im Film. Vielleicht sehen wir uns ja mal auf ARTE. Vielleicht. Als ob dieses ungewohnte penetrante Fluggeräusch nicht reichen würde, tauchen auch noch einige SQUADS an den Dünen auf. Das fehlte noch. Die Garage für die Dinger, ein bunt beklebter riesiger M.A.N (in Bundeswehrausführung) bricht mit enormen Dieselqualm über die Kleindünen am Ufer des Sees und hält strategisch optimal direkt vor den Verkaufsständen nahe der Dünen. Die Squad-Meute übt weiter hinten in den Dünen. Es dauert jedoch nur zwei Stunden, dann fahren sie wieder ab. Angeblich sind diese Offroadkünstler auch verantwortlich für die in Google Earth sichtbaren eng stehenden Fahrspuren an diesem Seeufer, die in einem Wüstenforum heiß diskutiert werden. UM EL MAA ist offensichtlich für die Darth Vader`s der 4-Rad-Moped-Szene abgehakt. Überschlag im Erg Ubari – oder wie man es nicht machen soll Dienstag, 11. März 2008 Km-Stand 178.407 / N 26.42,714 E 13.19,887 Wanderung im Dünenmeer Palmen kämpfen in den Dünen ums Überleben Targi versus Touri - Der Deal ist bereits in vollem Gange Abendstimmung am Um el Maa 14 15 Frühstück bis 8.10 Uhr. Wir brechen auf zu neuen Ufern. MANDARA soll es sein. Er wird von den Reiseführern immer noch als der schönste der Seen im ERG UBARI gehandelt. Er ist nur um die Ecke. Schnell erkennen wir, dass von diesem ehemaligen „Traumsee“ nur noch das Schilf und die Palmen die Umrisse des Sees markieren. Eine minimale Wasserpfütze, sicher mit einem höchst lebensfeindlichen Salzgehalt, am äußersten Ende der mit Salzlehmbrocken, aufgeplatzt durch die intensive Sonnenstrahlung, bedeckten ehemaligen Seefläche, markiert den Todeskampf des Namen gebenden Buchdeckelmotivs des Reiseführers von Libyen (Herr Göttler, bitte austauschen!). Möglicherweise füllt er sich wieder, sollte sich der Grundwasserspiegel wieder regenerieren. Die Ursachen sind sicher nicht monokausaler Natur, aber dennoch wissenschaftlich nicht endgültig geklärt. Vielleicht spielt auch die immense Wasserentnahme aus fossilen Grundwasserstockwerken durch die libysche Landwirtschaft oder auch das GMR-Projekt eine Rolle. Wer weiß das schon? Oder besser gesagt, keiner will es wissen. Wir haben tolle Sicht und richtig warme Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Bei der Weiterfahrt Richtung Asphaltstraße nahe dem Einstieg zu den Mandara-Seen bei TEKERKIBA macht bei der nächsten Düne ein Europäer wie wild mit der Mütze schwingend auf sich aufmerksam. Hinter der Düne angekommen sehen wir das Malheur. Ein kurzer Landrover steht mit eingedrücktem Dach, stark ramponierter A- und B-Säule und offener Motorhaube, traurig im Sand. Ebenfalls der stark geknickte italienische Besitzer. Antonio hatte versucht bei der geplanten direkten Dünenquerung auf der Düne zu wenden, womöglich aus Angst oder weil er merkte, dass die Kraft und Geschwindigkeit nicht ausreicht, den Dünenkamm zu erreichen. Ein fataler Fehler. Als die Kiste längs zum Dünenkamm an Fahrt verlor, überschlug sie sich logischer Weise in Schwerkraftrichtung talwärts. Die Teilnehmer dieser organisierten Offroad-Raid hatten zwar den Landrover wieder auf die Beine gestellt, aber auch keine Ahnung, was nun zu tun sei. Joe und Michael nahmen sich der Aufgabe Freude strahlend an. Zunächst wurden alle Teile, in die Öl eingedrungen sein könnte begutachtet, ausgebaut und gesäubert. Der befürchtete Ölschlag blieb jedoch beim Anlassen des Motors aus, denn der Italiener hatte aus Versehen den Motor schon zuvor nach dem Unfall kurz gestartet. Das war zwar dumm gewesen, aber der Beweis, dass nicht zu befürchten war, dass Öl im Zylinderraum beim Starten, da, wie jede Flüssigkeit nicht komprimierbar, womöglich die Ventile oder gar die Kolbenpleuel schrotten könnte. Nicht auszudenken. Eine gute Flasche Rotwein wechselte aus Dankbarkeit den Besitzer und wir gaben den Einspritzdüsen wieder Diesel. Irgendwann merken wir, dass wir den Ausstieg aus dem Erg verpasst haben, denn längs des Dünenkamms war lediglich eine breit ausgefahrene „Autobahn“ sichtbar und wir hatten gar nicht auf den scheinbar nicht mehr häufig benutzten südlichen Einstieg, der in TEKERKIBA beginnt, geachtet. Egal. Die Spuren führten schnurstracks bei N 26.47,311 / E 13.30,526 zum nächsten Brackwasser-Tümpel: MAFOU. Ein kleinerer Vertreter der Mandara-Familie, dennoch sehenswert. Auch hier Touristen, Touristen, Touristen und die unvermeidlichen Tuareg in ihrer blauen Gandurah und dem unvermeidlichen Gesichtsschleier, Tougoulmoust genannt. Ein dunkelhäutiger Libyer filmt mit einem Profigerät die Gegend. Er nennt den See auch GABRON auf unsere Frage, wo wir sind. Also scheint er sich nicht richtig auszukennen und wohl nicht von hier zu sein und irgend einem momentan nicht sichtbaren Kamerateam anzugehören. Wir werden daraus nicht recht schlau, denn außer ihm deutet nichts darauf hin. Mimt der Bursche etwa Kameramann. Was soll´s. Jetzt ist Kaffee Reparaturen in Ghat Mittwoch, 12. März 2008 Km-Stand 178.492 / N 26.36,253 / E 13.31,161 Joe auf der schiefen Ebene Sitzplatz bei der mobilen libyschen Polizei Mandara - den schönsten See der Mandaraseen gibt es nicht mehr trinken angesagt, Joe hält es sonst nicht mehr aus. Die Mannschaft verschwindet in der mit einfachsten Mitteln zusammen gezimmerten Bude und schlürft heißen Kaffee aus Pappbechern. Nach kurzer Fahrt ist auch GABRON erreicht: N 26.48,308 / E 13.32,418. Wir sind entsetzt. Das hat mit Beschaulichkeit oder gar Romantik aber rein gar nichts mehr zu tun. Der Auftrieb von vielen männlichen Touristen in Bade- oder Unterhosen, weiblichen Touristen im Bikini-Outfit, sprich, BH und kurzem Rock nahe den kaputten alten Palmhütten, neuen Kaffeebuden, ist nicht unbedingt unser Geschmack. Auf den Dünen gegenüber stehen in 100 Meter Höhe Geländewagen und Motorräder, die die Abfahrt zum See wohl nicht zum ersten Mal machen. Mit unseren voll beladenen Autos wäre das unmöglich so weit hoch zu kommen, aber die gut motorisierten Toyotas, Benziner selbstverständlich, können das. Dann taucht wieder der bekannte Helikopter von UM EL MAA auf und filmt auch GABRON ausgiebig. Wir schauen uns das Treiben nicht allzu lange an, denn das ist nicht unsere Welt. Wir unterhalten uns noch kurz mit einem Zwickauer HZJ78-Besitzer, ein schon etwas älterer Herr, der noch den TEDEMKA, einen weiteren Mandara-See ansteuern will und der uns auch seine Version des Ausstiegs Richtung Asphaltstraße preisgibt. Wohlan, aufgesessen und los, der Abend naht. Es wird nicht einfach. Die Dünenriegel sind anfänglich ziemlich verschachtelt und wir fahren einige Male zurück um einen anderen Ein- oder Aufstieg zu finden. Bei all den Dünenquerungen mit Vollgas-Aufstieg und steilem Abstieg mit wenig Motorkraft habe ich des Öfteren auf dem Dünenkamm steckend geschaufelt, dabei aber immer vergessen, diese Dünenschaukelstellung zu fotografieren. Im weiteren Verlauf der Strecke geraten wir in einen Dünentalkessel, Joe mit STEYR voraus, den steilen Anstieg gegenüber mit Bravour heftig qualmend nehmend, Michael dreht in dem Kessel ein ums andere Mal seine Runden um den optimalen Anlauf und die optimale Linie zu finden. Das Kühlwasser unseres schwächsten Konvoimitgliedes erreicht schon kritische Temperaturen, bis endlich die Winde des österreichischen Pisten-Ungetüms mit ihrem Einsatz die vergeblichen Versuche beendet. Wir haben es geschafft. Der Rest des Weges auf der weit ausufernden mit unzähligen Spuren gehärteten Sandpiste verläuft unproblematisch und stellt keine sonderlich fahrerischen Anforderungen mehr dar. Ein stetiges Auf und Ab auf den weit geschwungenen Sanddünen mit normalem Vierradantrieb ohne Reduzierung im dritten Gang wurde damit zu einem herrlichen Genuss. Die Landschaft ist in allen Richtungen zu überblicken, wenig randständige Hügel ohne Sand begleiten uns bis wir nahe einer Müllkippe bei N 26.41,626 / E 13.39,381 am Rande der Ortschaft unsere Reifen auf Normaldruck aufpumpen, um auf der Asphaltstraße Richtung UBARI und schlussendlich GHAT schnell und zügig weiter fahren zu können. Eine Tankstelle 80 Kilometer vor UBARI verkauft mir für 30 LD 200 Liter Diesel. Hier zum Vergleich noch einige weitere Lebensmittelpreise: (1 LD = ca. 0,56 Euro bei Kurs 180): 2 x 6 Liter Wasser 4 LD (ein Sixpack also 2 LD), 9 x Brot 0,5 LD, 1 kg Kartoffeln 2 LD, 1 kg Tomaten 2 LD. Ich kann auch noch mit meiner Familie zu Hause über das Mobilfunktelefon von Hassan telefonieren: alles O.K.. Wir rasten abseits der Straße nach einigen Kilometern Fahrt und einigen vergeblichen Versuchen z.B. zwischen zwei Hügeln (jedoch mit Tierhäuten und Kadaverteilen von Schlachtvieh übersät) nahe eines Getreidefeldes mit Getreideballen (der Bauer hat uns gesehen, besucht uns aber nicht, also stillschweigende Duldung der Fremden). 16 Habe diese Nacht schlecht geschlafen. Trinke wohl tagsüber viel zu wenig. Stehen wieder wie gewohnt früh auf und fahren gegen 8:30 Uhr los Richtung GHAT weit im Südwesten Libyens, unserem Ausgangspunkt für den AKAKUS-Ausflug. Es ist erwartungsgemäß eine relativ eintönige 600 Kilometer lange asphaltierte Strecke. Gegen 12:30 Uhr machen wir unseren mittäglichen halbstündigen Halt. Es sind noch 260 Kilometer bis GHAT. Erst gegen Ende der Strecke werden die endlosen Tafelbergkette zur Linken durch Sandfelder und angewehten roten Sand an den Hügeln abgelöst und gestalten die Umgebung farbenfroher. Der HJ60 von Michael verliert an der Schnittstelle (Simmering) zwischen Kardan und Getriebe viel Öl, eine Reparatur in GHAT wird wohl nicht zu vermeiden sein. Die Straße wird zunehmend schlechter, die Temperatur steigt auf 35 Grad im Auto. Wir erreichen GHAT erst spät. Michael will unbedingt noch die Simmeringe tauschen, da er die passenden Größen in GHAT in irgendeinem Serviceshop bekommen konnte. Die Auswechselaktion (läuft wie geschmiert und echt professionell auf dem Campingplatz ab) zieht sich bis in die Dunkelheit, deswegen fällt heute zum ersten Mal das gemeinsame Abendessen aus, wegen Urlaub des Chefkochs und seiner Küchenmannschaft. Joe lässt noch vor der genannten Aktion im Abendlicht das Frisbee über den Campingplatz tanzen und wir haben eine Menge Spaß, zumal der Campingplatzinhaber und sein Sohn mehr oder weniger erfolgreich daran teilnehmen. Nach der Reparatur sind wir vom Campingplatz ins Zentrum von GHAT (Abendessen und Table Dance hieß die Devise) gefahren und haben uns notgedrungen (die Restaurants hatten geschlossen) ein Sandwich mit Hühnerinnereien eingeworfen. Hätte ich von dem Inhalt des Sandwiches eher gewusst, hätte ich wohl die Nacht gehungert. Schmeckte dennoch nicht schlecht. Natürlich war in GHAT (auch RHAT genannt) nur tote Hose angesagt, wenn der Vergleich gestattet ist, von wegen Nachtleben. In Ghaddafis Reich geht da gar nichts und schon gar nicht offiziell. Akakus, wir kommen ! Donnerstag, 13. März 2008 Km-Stand 178.935 Plötzlich ist er über uns „Käfer“17 mit Bodenhaftung Abfahrt 8:30 Uhr wie gewohnt. Kurz zuvor gehen wir noch zur Bank in GHAT und ich tausche 70 Euro. Die Bank selber gibt sich scheinbar mit einer solchen Lappalie nicht ab, der Bankangestellte kommt mit den Lappen (deswegen wohl Lappalie) raus und hinter den Autos läuft der Deal. Auf dem Campingplatz ist inzwischen die Hölle los. Wir sind ohne zu bezahlen zur Bank gefahren und haben vergessen, dem Besitzer zu sagen, dass wir wiederkommen. Jetzt ist er böse und verlangt 10 LD pro Person. Das ist viel. Michael ist stocksauer, murmelt irgendwas und zahlt dann doch, Verhandeln erscheint aufgrund des Missverständnisses nun aussichtslos. Hassan hat gestern noch den Führer (aufgrund seiner Lederkappe von Joe „Guide Ferrari“ genannt, wegen ebensolcher Aufschrift) des italienischen Pärchens, vom Campingplatz angesprochen, ob er uns nicht kostenlos über AL AWAYNAT mit ins AKAKUS mitnimmt. Da sich die beiden von irgendwo her kennen, klappt das auch. Wir tanken randvoll für die kommenden Strecken über COL d`ANAI, geplante Südquerung des ERG MURZUQ, eine gedachte Traverse südlich GATRUN über SERIR TIBESTI zum WAU en NAMUS und zurück nach TMESSAH. Daher gebe ich 46 LD für 306 Liter, insgesamt sind über 600 Liter bei mir an Bord (Km-Stand 178.951). Wir fahren auf Asphalt zurück bis AL AWAYNAT und schlagen uns von dort dann von der Asphaltstraße abweichend nach Süden in die Büsche. Auf der schwarz erscheinenden Ebene führt uns eine steinige Piste – zwischenzeitlich laden wir noch jede Menge Holz auf meinen Dachträger – Richtung AKAKUS in strikt südliche Richtung. Die Hügel rechter Hand wirken bizarr und rücken immer näher. Wir werden durch sie wie von unsichtbarer Hand geführt ins AKAKUS gelenkt. Das ginge natürlich auch ohne den leider zwingend vorgeschriebenen Führer, denn Kontrollen gibt es keine. Aber wir wollen uns keine unnötigen Probleme aufhalsen. Es gibt ja auch noch mobile Polizeikontrollen. Bei N 25.31,250 / E 10.36,274 treffen wir bei einer Felsnadel auf die ersten Gravuren (Km-Stand 179.098) aus der Jungsteinzeit (Neolithikum ca. 10.000 bis 6.000 Jahre v. Chr.) und machen hier auch gegen 13:00 Uhr MEZ Pause. „Guide Ferrari“ ist ein richtig arroganter Angeber und wird durch die etwas leicht geschürzte Italienerin, die ständig an seinen Lippen hängt, nur in seinem Machodasein bestätigt. Auch unser Führer, der „Guide Ferrari“ von früher zu kennen scheint, wird offensichtlich durch dessen Verhalten diesbezüglich beeinflusst, denn nicht erst ab diesem Zeitpunkt kommen die bereits früher angesprochenen „Qualitäten“ unseres „Führers“ öfters an Tageslicht. Mittags machen wir Rast – die sich aber dieses Mal nach „Guide Ferrari“ richtet – an einem flachen Felsbogen. Neben dem Felsbogen sind in den Felsen Strukturen, die an Nester von Vögeln erinnern, aber sicher eine andere Entstehungsursache haben. Denkbar wäre es, dass diese entfernt auch an Gerüstverstrebungen erinnernden Auswaschungen, die härtere Kluftfüllung in einem weicheren Material sind. Bei diversen Sedimentationsvorgängen blieb dieses inhomogene Gemenge erhalten und kam erst in jüngster geologischer Zeit durch die Erosion wieder zum Vorschein. Wir lassen uns neben dem Torbogen auf Joe´s unnachahmlicher Plastikmatte nieder und ruhen nach einem Dosengelage mit Fisch und/oder Leberwurst, Senf und Harissa im Schatten der Felsen. Nahebei finde ich einen von normalen Steinen fast nicht zu unterscheidenden Dosenhaufen, der in seiner braunen rostigen Farbe sicher schon Jahre hier liegt. Die Stanzung LIBYA im Dosenboden deutet eventuell auf militärischen Ursprung. Die Gegend wird immer wilder und zerfurchter. Allerlei Deutungen für die einzeln stehenden Felsen oder Bergköpfe sind unschwer und spontan möglich: Geierschnabel, Affenkopf, Pfeifenstiel, für jeden ist eine Deutung möglich. Weitere Gravuren und Zeichnungen finden sich dann bei N 25.22,301 / E 10.32,480. Oft unter Felsvorsprüngen, die meist durch Palmwedelmatten abgetrennt werden, um allzu heftige Liebkosungen von Touristen zu vermeiden. Sie sind manchmal übermalt, schwer erkenntlich und scheinen mir nicht in allen Einzelheiten authentisch. Alex wird ob des Verhaltens von „Guide Ferrari“ und der routinemäßig ablaufenden Fahrt mit festgelegten Stopps immer verschnupfter und hofft sehnlichst auf eine baldige Trennung von dieser Gruppe. Wenn man unseren Rast- und Pausenrhythmus gewohnt ist, erinnern diese routinierten Stopps unangenehm an Bushaltestellen. Ein Ende dieser Quälerei ist jedoch frühestens morgen möglich. Mal sehen. Inmitten einer grandios-geilen Landschaft machen wir gegen 18:00 Uhr Rast und campen bei N 25.20,517 / E 10.33,320 und nach 177 km Fahrt seit GHAT (Tachostand 179.128). Wir beschließen den Abend am Lagerfeuer in einer wildromantischen Landschaft. Das Akakus gibt seine neolithischen Raritäten preis Freitag, 14. März 2008 Km-Stand 179.128 / N 25.20,517 / E 10.33,320 Die Fahrt geht toujours nach Süden durch das AKAKUS-Gebirge (wobei eigentlich Hügel der korrektere Ausdruck ist, obwohl wir hier über 1000 Meter NN erreichen). Zerklüftet, mit rötlichem Sand überflutet, weite Sandebenen, enge Durchschlüpfe durch irrational auf Verwunschene Plätze im steineren Irrgarten des Akakus dem Kopf stehende Pilzfelsen, Schrägfahrten, die an eine Skiabfahrt erinnern, nach jeder Biegung ein neues Panorama, man könnte Tage und Wochen in diesem Irrgarten mit den unzähligen Nebentälern verbringen. Mittags gibt es wieder leckeren Tomatensalat und Thunfisch mit Zwiebeln und Olivenöl. Die sonst unumstößliche Lagebesprechung fällt aus. Ziel ist bekannt. Wir wollen Richtung COL d`ANAI, einem Grenzpunkt zu Algerien. Wir sind immer noch mit der anderen Gruppe zusammen, da sich keine Piste Richtung Südosten abspaltet. Wieso eigentlich nicht? Nach einer Biegung und Abfahrt auf weichem Sand sehen wir das Schauspiel schlechthin. Ein riesiger Torbogen, kirchturmhoch, beherrscht das sandgefüllte Tal mit den dunklen Sandsteinhügeln. Gigantisch. Unsere Autos wirken wie Kieselsteine neben einem aufrecht gehenden Menschen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, steigen aus und nehmen uns Zeit für einen gründlichen Fototermin. Mann, ist das ein Trumm. Wir stehen am Fuß des Felsbogens. Der Kopf fällt in den Nacken, doch kein Ende des Monstrums ist in Sicht. Nachdem jeder sein Auto einzeln am Arche (Steintorbogen) fotografiert hat, stellt sich nach einiger Zeit die Frage erneut nach der richtigen Piste. Wir fragen notgedrungen den „Guide Ferrari“, wann denn die Piste zum COL d`ANAI abgeht. Aber er grinst nur wissend. Wir müssten zurück, hier kommen wir auf keinen Fall dorthin. Es geht keine Piste hier ab. Zurück zu der Wasserstelle mit Quellpumpe und Baracke und dem netten Tuareg, der eigentlich kein Kontrollposten ist, eher Nomade, Händler, Bauer unter demselben Schleier. Dort müssten wir in östlicher Richtung abfahren. Tatsächlich. Nach kurzer Rückfahrt (schnelle 30 Kilometer) sehen wir die deutliche Piste. Kein Problem. Wir sind in einem Längstal zu der Hauptroute, die zu dem gigantischen Torbogen führt, die Fahrt in den späten Nachmittag und in die untergehende Sonne ist anfänglich schnell und findet auf festem Sand statt, dann wird das Tal enger, die Piste härter, sie windet sich nach Südosten und sucht sich den Weg in ein tiefer gelegenes Tal, das nahezu parallel der Grenze zu ALGERIEN verläuft und in atemberaubende Nebentäler mit Sandanwehungen an diese verrückt- 18 Rush Hour in Ghat, der südöstlichsten Stadt Libyens an der Grenze zu Algerien 19 grotesk ausgeschliffenen Felsformationen unglaubliche Einblicke gewährt. Die Schatten fallen schon merklich länger und geben dem Sand Konturen und seine rote Farbe zurück. Die Realität ist manchmal eben doch traumhaft. Da ich vorausfahre, bestimme ich dieses Mal den Lagerplatz rechts ab der Piste auf einer erhöhten Sandkuppe unweit mehrerer in den Sand gebetteten Hügel, die wie erstarrte Lavapropfen in den Himmel ragen. Unsere Spuren im Sand zeichnen sich tief und deutlich ab, man befährt Stellen, die so unverfälscht sind, dass man sich fast dafür schämt, diese mit den Reifen zu durchschneiden. Dieser Lagerplatz im südöstlichen AKAKUS war mit einer der schönsten unserer Reise. Fast wie eine Mondlandung. Einfach spektakulär. Unsere Gruppe verflüchtigt sich in die angrenzenden mit Sand belagerten blauschwarzen Hügel und will Neuland erkunden. Alex kann es schier nicht glauben, dass die Grenze zu ALGERIEN so völlig ohne Grenzpfosten ist. Einen Schritt und wir sind in Algerien, ein Schritt zurück, Libyen lässt grüssen. Bescheuerte Welt. Hier ist es einfach nur schön und einsam, sonst nichts. Wessen Staatsgebiet dies ist? Alex, vergiss es. Es dauert lange bis wir uns wieder gemeinsam am Rastplatz einfinden. Die Luft ist unverschämt klar. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Oben-ohne-Wetter. Hassan schürt das Feuer mit dem Holz, das ich nun schon fast 200 Kilometer durch den AKAKUS karre. Aber was wäre, wenn es abends keine Lagerfeuer gäbe. Undenkbar. Sterne am Nachthimmel tauchen auf, in einer Dichte, die in Europa gar nicht mehr möglich ist aufgrund der Staub- und Russpartikel in der Atmosphäre. Die Milchstrasse ist klar zu erkennen, klarer geht es nicht. Ich glaube, in Deutschland denken die Kinder bei diesem Wort an eine ganz gewöhnliche Adresse und fragen womöglich noch nach der Hausnummer, so unbekannt, so unsichtbar ist sie geworden. Hier gewährt jede Nacht einen Blick in die Unendlichkeit. Sterne und Sternbilder in Hülle und Fülle, unerhört plastisch. Nicht umsonst haben die Alten, Griechen wie Römer, geglaubt, dass die Welt am Firmament zu Ende ist und die Sterne nur Löcher in der grellen, hinter dem Firmament befindlichen Unnahbarkeit sind, dort, wo die Götter wohnen. Es wird eine entspannte und ruhige Nacht, wir haben ein Unweit der Grenze zu Algerien Gigantisches Monument der Erosion Steinbogen im Wadi Fozzigiaren 20 Unberührte Landschaft und unglaubliche Stille Das Akakus - in bizarrer Vielfalt und urweltlichen Formen erstarrt 21 Seit Jahrtausenden modelliert der Wind die Felsen, bedeckt sie mit rotem Sand Blick in den Sonnenuntergang 22 23 Col d´Anai - ein Kegelberg am Plateaurand des Messak Mellet tolles Lagerfeuer und wir wissen, dass es kaum noch schöner werden kann. Es bleibt warm, so wie es sein soll. Ein heller Halbmond skizziert die unwirkliche Szenerie. Col d´Anai und die Änderung der Reiseroute Samstag, 15. März 2008 Km-Stand 179.282 / N 24.34,283 / E 10.49,670 Ein wehrhafter Geselle Fundort am Col d´Anai: fossiles Holz Ende einer Rallye 24 25 Um 8:30 Uhr haben wir „lärmarm“ gefrühstückt, will heißen, dass es auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen „verboten“ war, Messer oder Gabel auf den Alu-Tisch fallen zu lassen. Der resultierende „ohrenbetäubende Lärm“ in dieser Stille wäre nicht auszuhalten gewesen. Inzwischen habe ich den Dachzeltauf- und abbau optimiert, er dauert nur noch zehn Minuten. Die Abläufe sind gelernt und wir hätten den morgendlichen Aufbruch womöglich auch mit verbundenen Augen geschafft. Hassan fährt heute bei mir auf dem Beifahrersitz, er hat Zahnschmerzen. Der Abschied von dieser urweltlichen Kulisse fällt schon schwer, da wir aber nicht wissen, was uns erwartet, auch wieder nicht. Wir freuen uns eben auf den Weg, denn der Weg ist das Ziel. Die Hügel treten zurück, die Landschaft wird offener und bald tiefsandig. Hohe helle Dünenketten des parallel zum MESSAK MELLET, Nord-Süd verlaufenden Erg bleiben zu unserer Linken ständige Begleiter. Die Toyotas arbeiten schwer im zweiten oder dritten Gang und bei reduziertem Luftdruck von 1,7 bar in tiefem weichen Sand. Der HJ 60 von Michael, bei dem heute Alex mitfährt, arbeitet immer am Anschlag, bei laufender Heizung wird versucht die Kühlwassertemperatur zu verringern, aber der alte Toyota bleibt im roten Bereich, schließlich hat er noch ein etwas antiquiertes Kühlsystem im Vergleich zu meinem Buschtaxi. Auch Joe´s STEYR zeigt keine Schwächen. Wir reduzieren noch mal um 0,5 bar. Dann haben wir es geschafft. Wir sehen den MESSAK MELLET in der Ferne als schwarzes Band aus der hellen, sandfarbenen Ebene aufragen. Die bisher alle paar Kilometer mit Reifen markierte Sandfläche wird zur harten Kieselwüste und -piste. Wir registrieren linker Hand und nördlich einige Lehmhütten, wohl die südlichste Station des libyschen Militärs in diesem Bereich zu dem in Sichtweite nahen ALGERIEN. Wir kümmern uns jedoch nicht darum und fahren die Station auch nicht an, obwohl Hassan unruhig wird. Kein PolizeiPickup will uns folgen. Sie haben uns wohl in der aufkommenden Mittagshitze nicht bemerkt. Dann biegen wir Richtung COL d´ ANAI in strikt östlicher Richtung ab und fahren in einen breiten, mit Steinblöcken aller Größen übersäten Talkessel ein. Die Piste und das Ziel sind zwar klar erkenntlich, jedoch zwingen der weiche Sand und die darin verstreuten Blöcke zu aufmerksamen Ausweichmanövern. Nicht immer sind diese von Erfolg gekrönt. Hier ein hell klingender Schlag gegen die Achse, dort ein dumpfes Geräusch am Unterflurtank. Wir haben Glück. Keine abgeschlagene Schraube, keine gebrochene Feder, kein leckender Tank erschweren die Weiterfahrt. Dann kommt der sandige Anstieg zum COL (N 24.15,350 / E 11.34,916). Als wir schon glauben, wir hätten es geschafft, wird es noch mal kritisch. Einen steilen Anstieg über einen mit Scherben übersäten Absatz kriege ich gerade noch so hin ohne den Motor abzuwürgen. Joe´s STEYR macht das mit schierer Kraft, Michael hat schon vorher in weiser Voraussicht alles mobilisiert was mit 100 PS zu mobilisieren war. Oben angekommen treffen wir auf die traurigen Überreste (ein Pajero) einer unbekannten schon vor Jahren havarierten Crew, die geschmolzenen Aluminiumfelgen liegen auf dem eingedrückten Dach des vollkommen ausgebrannten und dennoch geplünderten Oldtimers. In der Mittagspause, bei der ich kurzfristig noch auf Skorpionjagd und -ausgrabung bin, wird Joe´s Reifen repariert. Wir besprechen, dass die von uns zunächst verfolgte Piste in Richtung ERG MURZUQ abzweigt, dann aber den Erg im Süden umfahren sollte, eindeutig auf algerischem Boden liegt. Das kann uns nicht gefallen. Ein Zusammentreffen mit einer algerischen Patrouille, so unwahrscheinlich das in dieser Gegend auch ist, hätte Petrified Forest und was davon übrig blieb höchstwahrscheinlich zeitraubende und unabsehbare Folgen gehabt. Wir fahren also zurück um eine neue Piste in der von uns gewünschten Richtung zu suchen. Bei dem überaus steinigen Boden mit Brocken bis zur Achshöhe kein leichtes Unterfangen. Richtung Osten wird es zunehmend sandiger und die ersten Ausläufer des ERG MURZUQ stellen sich ein. Noch sind diese problemlos zu queren. Als plötzlich von Michael signalisiert wird, dass sich sein Reduziergetriebe nicht mehr schalten, also nicht der aktuellen Situation entsprechend ein- oder ausschalten lässt, ist das ein herber Schlag für uns alle. Bedeutet es doch, dass die gewünschte Südquerung des ERG MURZUQ nicht nur aufgrund des engen Zeitfensters sondern auch aufgrund technischer Schwierigkeiten nahezu unkalkulierbar, ja aussichtslos geworden ist. Wir kennen die Beschaffenheit des vor uns liegenden Geländes nicht, höchstwahrscheinlich wird es jedoch mit mittleren Dünen gespickt sein. Wir sind uns aber sicher, dass dies auf keinen Fall ein Spaziergang ist und ohne Reduziergetriebe kann es der HJ 60 von Michael kaum bewältigen, zumal der Zeitfaktor uns zwingt, die Strecke in drei Tagen zu fahren, zumindest bis GATRUN, um im dümmsten Fall reparieren oder nachtanken zu können. Nach kurzer Diskussion ändern wir unseren bisherigen Routenplan und beschließen, zum COL d`ANAI zurückzufahren und über das WADI MATHENDOUS nach MURZUQ und dann weiter über TMESSAH zum WAU en NAMUS zu fahren. Dass mit Verabschiedung dieser Route das WADI MATHENDOUS, das wir eigentlich schon aus Zeitgründen abgeschrieben hatten, wieder auf unseren machbaren Zielen auftaucht, ist ein positiver Nebeneffekt der Panne. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen, auch wenn ich sehr gerne die Strecke bis zum WAU en NAMUS auf einer unbekannten West-Ost-Traverse im südlichen Teil des ERG MURZUQ gefahren wäre, schon um eventuelle NordSüd querende LKW-Pisten ins TIBESTI aufzuspüren. Egal. Wir gewinnen eine Menge Zeit und können das Restprogramm geruhsamer angehen. Wir fahren zum COL d`ANAI zurück, Joe fährt voraus und sucht sich eine völlig neue Variante aus, die uns ein ums andere Mal wieder zurückfahren läßt, da die Weiterfahrt an einer nicht passierbaren Geländestufe oder sonstwie scheitert. Bei einem dieser „Umwege“ finden wir an einer durch ständiges Reversieren erzwungenen Haltestelle eine Unmenge versteinertes Holz, sozusagen ein versöhnendes Abfallprodukt der nervigen Kurverei. Wenn auch die Fundstelle nicht groß ist, sind die Einzelstücke sehr gut erhalten und eine Augenweide. Joe ist der unfreiwillig erfolgreiche Geologe. Er hält eines dieser fossilen Holzteile beim erzwungenen Halt hoch und ruft uns zu, dass das ja wie Holz aussähe und schmeißt es wieder weg. Volltreffer. Der durch die Erosion wieder frei gelegte Teil des „versteinerten Waldes“ ist sicher tertiären Ursprungs, also mindestens fünf, wenn nicht bis zu 60 Millionen Jahre alt. Endlich erzwingt Michael mit seiner „Rüttelplatte HJ 60“ den Ausweg aus dem Sandhaufen. In einer fulminanten Schleife mit viel „Äkschoon“ erreichen er und wir in seinem Sandschatten den Aussichtspunkt mit Blick auf die Ebene mit den zahllosen Steinblöcken und Gesteinsschutt. Aber das kennen wir ja schon. Gelernt ist gelernt. Auf unserer nach Norden gerichteten Fahrt in einer mit zahllosen Querrillen durchzogenen Kieselwüste zwischen den linker Hand hohen Dünen und dem rechter Hand aufragenden im Abendlicht blau erscheinenden Sandsteinplateau des MESSAK MELLET kommen wir unweigerlich in die Nähe des Kontrollpostens, den wir heute Vormittag so genial umgehen konnten. Hassan will es, dass wir nicht vorher campen, da er befürchtet, dass wir dem libyschen Militär dann wie algerische Eindringlinge oder Banditen erschienen wären. Wo er Recht hat, hat er Recht. Wir treffen auf eine armselige Befestigung mit Funkantenne und den üblichen drei bis vier intakten Toyota Pickups mit aufmontiertem überschweren Maschinengewehr, acht halbwegs ordentlich gekleideten Soldaten, wie immer mit schlechtem Schuhwerk, aber mit der unvermeidlichen Kalaschnikow bestückt, die Soldaten werden von Hassan mit dem üblichen Formular versorgt, sie Das blaue Dünenwunder aus der Ferne überfliegen kurz und freundlich lachend unsere Pässe und dann sind wir schon wieder außer Sichtweite, wo wir früh am Abend auf brettebener Fläche einen Rastplatz finden. Bei unseren Bemühungen ums Abendessen – es gibt Kartoffelbrei mit Schweinefleisch und Gemüse – belagern uns im Dunkeln kurzfristig drei herrenlose Köter, die sich aber von unseren Taschenlampen beeindrucken lassen und schnell Richtung Süden und zu dem von uns bereits passierten Militärstandort weitertippeln. Das blaue Wunder in den Dünen Sonntag, 16. März 2008 Erosionsrinnen am Plateauabbruch des Messak Mellet Geodätischer Punkt im Nirgendwo Hassan - der Tourist Police Guide - beim Holzsammeln Der Einstieg zur Piste Richtung Wadi Mathendous Wadi Mathendous - UNESCO Welterbe In Habeter III - Plattform jungsteinzeitlicher Künstler Km-Stand 179.444 / N 24.22,759 / E 11.19,277 Wir sind wie immer früh unterwegs Ziel und Richtung AL AWAYNAT. Links die Dünen des ERG und rechts der Plateauabbruch des blaugrauen MESSAK MELLET. Eine Rauchschwalbe und auch gelbbauchige finkenähnliche Singvogel begleiten kurzfristig unsere Route. Dann queren tiefe Furchen von ehemaligen mäandrierenden Flussläufen die ansonsten ausgezeichnete Bahn, wieder weichen wir nach Westen aus. Die Steilstufe des MELLET rückt wieder von uns ab. Nach harter Fahrt auf steinigem Untergrund machen wir heute etwas früher (12.30 Uhr) als üblich bei N 25.05,508 / E 11.22,147, Km-Stand 179.535 Mittagspause. Hohe Dünen kommen linker Hand im Westen deutlicher in Sicht. Das imposante Bild zwingt immer wieder zum Blick aus dem Fenster. Dann erleben wir ein kleines Phänomen um nicht zu sagen unser Blaues Wunder. Wir wundern uns alle sehr über die „Blauen Dünen“, die in ziemlicher Entfernung vor uns zu sehen sind. Wie es sich bald herausstellt, wird, durch die flachen Winkel in den Ausläufern der Dünen und das reflektierende Sonnenlicht bedingt, ein blaugrauer Farbton erzeugt, der beim Nahekommen langsam verschwindet. Es handelt sich nicht um die üblichen, Wasser vortäuschenden Bodenspiegelungen, die auch „Fata Morgana“ genannt werden. Um halb fünf Uhr nachmittags machen wir früh Rast in einem mit Coloquinten und Akazien bestandenen etwas abseits der Piste gelegenen Sandfeld. Fünf Landcruiser mit einer geführten Touristengruppe kreuzen kurz darauf auf der in Sichtweite von unserem Rastplatz sich befindenden Piste unsere Position. Mit Alex habe ich dann noch Baseball mit den zuhauf umher liegenden Coloquinten (ungenießbaren, wilden Kürbissen) gespielt, aber die Treffsicherheit der Akteure ließ sehr zu wünschen übrig und so wurde es langweilig und die Kommandos für den Beginn des Abendessens ließen nicht lange auf sich warten. Wieder setzte sich eine Rauchschwalbe in unserer Nähe nieder und begutachtete die europäische Variante des libyschen Landlebens. Wadi Mathendous – ein Kleinod der Jungsteinzeit Montag, 17. März 2008 Km-Stand 179.603 / N 25.10,133 / E 11.55,434 Um 8:45 Uhr geht wieder die Post ab. Auf Höhe N 25.38,509 / E 12.08,180 und in rascher Fahrt erreichen wir einen V-Einschnitt im MESSAK MELLET. Wir geben Stoff, das Geläuf ist fest und urplötzlich ist der Polizei-Pickup da. Wir bremsen scharf ab, geben unsere Personalien an und Hassan zückt ein weiteres Formular, die beiden Polizisten steigen in ihren Toyota, winken barhäuptig noch mal kurz herüber, wenden und düsen in ein Seitental davon. Das ging ruckzuck. Bei einem Hügel mit einer angeschobenen Rampe und einigen kleinen Rohren halten wir an und besteigen ihn. Hier 26 27 In Habeter III - Strausse hatten ideale Lebensbedingungen In Habeter III - Eine Gruppe von Giraffen - Der Beweis für einen Klimawandel vor zehntausend Jahren perfekt in Stein überliefert sind eindeutig Spuren von ehemaligen Bauarbeiten zu besichtigen. Wasserleitungsbau? Weiter nordwestlich finden wir noch weitere gewaltige Wegebauarbeiten. Hier sollte wohl eine Piste geschoben werden, die jetzt jedoch bereits wieder am Erodieren ist. Nachdem wir diese vermeintliche Route zum WADI MATHENDOUS eine kurze Zeit lang verfolgen können, ist plötzlich Schluss und der ganze Tross muss umkehren. Bei schneller Fahrt auf hartem bis sandigen Pistengrund erreichen wir eine mit vielen riesigen Reifen markierte Fluglandebahn direkt am ERG MURZUQ, die wohl militärischen oder prospektorischen Gründen geschuldet ist. Momentan sieht sie eher verlassen und ungenutzt aus. Irgendwann am Nachmittag treffen wir auf ein vermeintliches „Gräberfeld“, das sich jedoch bald nicht nur wegen des aus Steinen gelegten Wortes „Shukran“ als Touristenspleen erweist. Hassan bestätigt die Vermutung und weiß, dass es unter Touristen aus unerfindlichen Gründen üblich geworden ist, an dieser nur sehr langsam zu befahrenden Steinstrecke Steine ähnlich den Alamaten aufzuhäufen und sich hier zu verewigen. Wie es scheint, sind über die Jahre sehr viele Touristengruppen hier gewesen. Alex fährt heute bei mir im Auto und wir haben uns den ganzen Weg angeregt und gut unterhalten. Sie wirkt völlig entspannt und ist von der Landschaft, so eintönig sie manchmal auch ist, total begeistert. So was nennt man einen echten Naturfreak. Wir versuchen vergeblich direkt über eine fürchterliche Steinpiste im Schritttempo in Richtung IN HABETER I3) von Westen kommend ins WADI MATHENDOUS einzufahren, dieses Vorhaben geben wir jedoch nach Augenschein der Schlucht und des steilen und mit Blöcken übersäten Wadigrundes bald auf und fahren brav Richtung IN HABETER III ( N 25.45,636 / E 12.10,030) wo wir von einem großen eingezäunten Bereich mit einigen gedeckten Schilfdächern und festen Steinbauten empfangen werden. Einige Tuareg verkaufen die üblichen Utensilien, wir interessieren uns allerdings nicht mehr dafür. Der Trip zu den Gravuren kostet pro Person drei (3) LD und wer einen In Habeter III - Das berühmte Krokodil vom Wadi Mathendous In Habeter III - Das Rind war bereits domestiziert Elefanten bevölkerten die Feuchtsavanne In Habeter III - Gut ernährte Rinder - Existenzgrundlage damaliger Clans Fotoapparat dabei hat, zahlt noch mal fünf (5) LD. So unspektakulär das WADI MATHENDOUS auch aussieht, so umwerfend sind die von unseren jungsteinzeitlichen (Neolithikum / 10.000 bis 2.000 Jahre v. Chr.) Vorfahren hier in den steil stehenden Sandstein gravierten Bilder von den damals in einer feuchten Savanne lebenden Wildtieren, die ihnen als Nahrungsgrundlage dienten oder auch Nahrungskonkurrenten 28 29 waren, mit denen es sich auseinander zu setzen galt. Manchmal auch in tödlichem Kampf. Strauße, Krokodile, Giraffen, Elefanten, Rinder, Gazellen und auch ihre nomadisierenden Jäger sind in nahezu beängstigender Detailtreue und Kenntnis der Bewegungsabläufe der wilden Tiere dargestellt. Unser „Führer“ Hassan jedoch verhält sich nicht nur völlig desinteressiert, er entfernt sich nahezu demonstrativ von der Gruppe und raucht eine Zigarette. Anscheinend kann er dem touristischen Treiben nichts abgewinnen. Man kann auch erkennen, da auch in dieser Gegend leere Mineralflaschen und Dosen keine Seltenheit darstellen, dass von den Einheimischen dem kulturellen Wert der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen und weltweit nicht nur in Fachkreisen hoch geschätzten jungsteinzeitlichen Fundstelle kein entsprechendes Bewusstsein entgegengebracht wird. Nach einer Stunde haben wir in der prallen Sonne jedoch keinen weiteren Appetit mehr auf IN HABETER II oder gar I, da dazu ein kilometerweiter Fußmarsch in der Hitze nötig gewesen wäre. Wir essen noch eine Kleinigkeit unter den Schilfdächern und brechen wieder auf, nach dem wir Hassan die benötigte Summe in libyschen Dinaren gegeben und er diese weitergereicht hatte. Unser nächstes Ziel war MURZUQ, die zentral im FEZZAN gelegene Provinz-Metropole, die in alten Zeiten auch schon Heinrich Barth4) als Stützpunkt für den Weitermarsch Richtung KANO im NIGER diente. Viel der alten Bausubstanz - wie wir später sehen werden - ist allerdings nicht mehr erhalten. Die moderne Bauweise hat rigoros die alten Bauten bis auf einen Teil der alten Stadtmauer verdrängt. Wir fahren bald wieder auf sandigem, meist festen Pistengrund. Eine Polizeistation weit vor MURZUQ bei N 25.47,441 / E 12.20,920 liegt strategisch sehr günstig am östlichen Ausgang des WADI MATHENDOUS und beherrscht die ganze Ebene, ein unbemerktes Durchkommen schier unmöglich machend. Auf dieser öden mit Spuren übersäten überbreiten Piste bemerke ich plötzlich aus den Augenwinkeln einen Fenek, der aus seinem mitten in der Piste gelegenen Bau kommt. Automatisch bremse ich ab und wende das Fahrzeug, um den kleinen Wüstenfuchs besser sehen zu können. Dirk sitzt bei mir im Auto und hat ihn nicht bemerkt. Jetzt nimmt er doch seinen Fotoapparat in Anschlag. Als wir stehen, warten wir und schon bald kommt der Fenek aus dem Bau. Er quickt und schreit für unsere Ohren jämmerlich. Wir haben den Eindruck, dass er entweder von seinen Eltern verlassen – dafür ist er allerdings zu groß – oder krank und am Verhungern ist. Er ist ziemlich verwirrt und zieht sich wieder in den Bau zurück, kommt wieder und als wir ihn ausgiebig beobachten und fotografieren konnten, läuft er davon. Armer Kerl. Die auch nachts viel befahrene Strecke verdirbt ihm sicher oft genug die Nahrungssuche oder Nachtruhe. Dirk ist während der Weiterfahrt ziemlich angefressen, weil wir (Michael fährt voraus) die in der Karte verzeichnete Asphaltstrasse ignorieren und auf sandigem und teilweise schön zu fahrendem Dünengelände aus dunklem Sand die Direttissima nach MURZUQ nehmen wollen. Wir kommen zwar gut voran, aber heute hatte Dirk wohl keinen weiteren Appetit auf Landschaft. Wir treffen im weiteren Verlauf auf landwirtschaftlich genutztes oder dicht mit Gestrüpp bestandenes Gelände und es wird ein richtiges „Herumgegurke“. Hier konnte ich dann die gequälte Miene von Dirk, der sich wohl auf ein alsbaldiges Erreichen von MURZUQ gefreut hat, sehr wohl verstehen. Sei es drum, es ist nicht mehr anders zu machen. In TESSWAY erstehe ich sechs (6) Flaschen Wasser für 4,5 LD. Ich will mich zum Trinken zwingen, da ich bekanntermaßen zu wenig trinke. Bei der Weiterfahrt nach MURZUQ werden wir am Stadtrand gleich von einer mit einem zivilen PKW ausgeführten Polizeikontrolle angehalten. Wir suchen bei einbrechender Dunkelheit einen Campingplatz. Kein Mensch scheint ihn zu kennen. Wir fahren über Müllplätze, umkurven Zement verpackende Bauarbeiter, es stinkt sehr nach Schlachtabfällen und es brennt und qualmt allenthalben. Für einen Weg zum Campingplatz eine ziemlich unwirkliche Umgebung. Aber das Navigationsgerät hat Recht (im Göttler stehen zwar die GPS-Daten, der Weg dorthin jedoch nicht). Endlich sind wir am Campingplatz, aber noch lange nicht drin. Denn Hassan kochte sein eigenes unverständliches Süppchen. Wie wir anschließend vom groß und kräftig gewachsenen schwarzen Torwächter und Platzwart erfahren, hatte Hassan behauptet, dass dies Mitten in der Piste von Wadi Mathendous nach Murzuk hat sich ein Fenek seinen Bau gegeraben ein öffentliches Gelände sei und wir kostenlos dort übernachten dürfen. Der Schwarze im hellen Umhang protestierte sofort und wollte uns deswegen nicht auf den Platz lassen. Endlich lichtet sich das Dunkel und Alex erklärt dem Mann, dass wir durchaus die fünf (5) Dinar für die Übernachtung pro Person bezahlen wollen. Hassan war damit außen vor und hat wohl zum ersten Mal „sein Gesicht verloren“, was er uns aber an diesem und den folgenden Tagen noch nicht merken ließ. Oder wir haben es nicht bemerkt. Kann sein. Wir kommen auf einen gepflegten riesigen Platz mit sehr gut funktionierenden und sauberen Duschen, einem Erholungsgelände sozusagen. Der Duft von Zitronen und Orangen aus den die Wege säumenden Sträuchern kommend war allgegenwärtig und sehr angenehm. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz und nur einmal kommen schwarze Bauarbeiter aus Mali, die auf dem Gelände Mauern setzen und Ausbesserungsarbeiten verrichten vorbei und unterhalten sich mit uns. Wir wollen einen Tag Ruhepause einlegen und MURZUQ kennen lernen. Ich hole das weit gereiste Holz vom Dach. Wir essen zu Abend. Vom HJ 60 kommt wie immer der zusammenrollbare Alu-Tisch aus den Untiefen des Laderaumes, die Bestuhlung stellen die jeweiligen Fahrzeuge, Kochgeschirr, Besteck und Kocher befinden sich auf der umgeklappten Ladeklappe des HJ60, Gewürze werden beigesteuert, Gemüse und Zwiebeln geschnitten, Kartoffeln geschält. Wenn die Gasflamme von Michael nicht ausreicht, kamen auch Joe´s und mein Kocher zum Einsatz. Die Wassersäcke wandern aus den Geländewagen an die Seite fürs Händewaschen und andere hygienisch motivierte Aktionen. Während dessen jedoch werden wir von unzähligen tief und sehr gut fliegenden maikäfergroßen Grillen „angegriffen“, die sich überaus neugierig uns und unserer Feuerstelle annehmen. Ein ums andere Mal springen sie in die Glut und hauchen ihr chitingeschütztes Leben aus. Michael geht angesichts dieser Tragödie unter die Philosophen und hiermit halte ich seine denkwürdige Analyse alles Lebenden am Beispiel der wie blind ins Feuer springenden Grillen fest, unverschämt trocken wie immer: „So ist das im Leben. Der Eine hüpft. Der Andere hüpft daneben“. Wir lachen uns schier kaputt. In den knapp zwei Wochen sind wir wirklich zu einer guten Truppe geworden, die wie selbstverständlich funktioniert. Das Essen, ich kann mich an die Menugänge nicht mehr erinnern, schmeckt unter Mitwirkung aller wie immer vorzüglich. Es muss wohl Truthahn mit Reis und Gemüse gewesen sein. Bier gibt es schon lange nicht mehr, Rotwein ist ebenfalls aus, wir leben alkoholisch gesehen völlig trocken und konform zu den landesüblichen Bräuchen und Gesetzen. Ruhetag auf dem Campingplatz in Murzuq Dienstag, 18. März 2008 Km-Stand 179.873 / N 25.52,349 / E 13.54,154 Um 8:45 Uhr finden wir uns alle relativ spät zum Frühstück ein. Amselähnliche Vögel hüpfen am Boden, Sperlinge und sogar Tauben haben unser Lager entdeckt und suchen es nach Essbarem ab. Zudem entdecke ich einen Raubwürger im dicht belaubten Geäst, die Zeichnung des Gefieders ist jedoch gegenüber der mitteleuropäischen Spezies heller und mit kaum sichtbarer Augenbinde. Michael und Dirk zerlegen gegenüber unserem Lagerplatz einen bereits abgestorbenen Palmstumpf in Lagerfeuer gerechte Prügel und Scheite. Man denkt eben voraus. Notwendige Vorratsbeschaffung für die Strecke zum WAU en NAMUS. Kurzfristig wird noch die Frage diskutiert ob wir nicht doch über GATRUN fahren könnten, denn das wäre für mich und einige andere doch noch Neuland gewesen, aber die Zeit reicht dafür wohl nicht aus. Wir wollen nicht hetzen. Abhängen war angesagt. Jedenfalls ging das bis Mittag und den frühen Nachmittag gut. Jeder würfelt 30 Gemüsemarkt Murzuq - Ein pralles und täglich frisches Angebot an Obst und Gemüse lädt zum Kauf gegen jeden, Alex und Joe „kriegen“ sich deswegen nicht mehr „ein“, Michael füttert sein GPS-Gerät, überprüft libysche Karten auf ihren Wahrheitsgehalt, inspiziert den Motorraum, seinen Luftfilter, Hassan und einige von uns waschen ihre erste Garnitur und hängen die Ergebnisse in die brütende Sonne. Die Schatten werden länger. Die Unruhe unter den Reisenden entsprechend groß. Na endlich. Joe sattelt seinen steyrischen Kampfhund und dann geht die Entdeckungsreise los, ein Bauarbeiter aus MALI springt noch auf dem Weg vom Campingplatz in die Stadt auf und findet es hinten auf dem mit den aufgeschraubten Bierbänken mit Biertisch üppig ausgestatteten Laderaum ebenfalls gemütlich. Wir haben einen imposanten Einmarsch in die Stadt, die Kinder winken uns zu und die Jugendlichen pfeifen. Gemeinsames Kaffeetrinken im Cafe ist angesagt, ein gut Englisch sprechender Libanese versorgt uns mit den neuesten Meldungen aus Europa, Angela Merkel ist mit roter Jacke im Fernsehen zu sehen, wir bezahlen und marschieren dann geschlossen über die Straße Richtung „Frauenmarkt“. Über beide Schultern mit unseren Fotoapparaten bewaffnet. Der Staub in den Nebenstraßen wird von den Ladenbesitzern so gut es geht mit Wasser besprüht, damit die durchfahrenden abenteuerlich anmutenden alten Peugeots und arg verbeulten Mitsubishis ihn nicht aufwirbeln. Alex verschwindet alsbald in einer Boutique mit Handtaschen, Röcken, Blusen und sonstigem femininen Zeugs und kommt tatsächlich mit zwei Röcken wieder. „Isch günschdig“ (= ist/war günstig), meint sie nur. Ich halte mich mit Kaufen sehr zurück, obwohl die Beutel und Dosen, bunten Tücher und antiken Bürsten schon verführerisch fremd und handwerklich sauber verarbeitet vor mir liegen. Noch heute befinden sich die drei mit TARZAN-Fett gefüllten und 2003 in DJANET erstandenen Tiegelchen in der Toilette bei mir zu Hause ungenutzt neben dem Zahnbecher. Zum Herschenken und zum Gebrauch zu arabisch. Ich versuche mit bestem Willen hier in den armselig ausgestatten Verkaufsverschlägen eine dokumentarisch- 31 fotografische Bestandsaufnahme zu machen, muss aber feststellen, dass die Lichtverhältnisse doch sehr ungünstig sind und auch bei nochmaligem Versuch immer das gleiche Ergebnis zeigen. Mit Blitz zu fotografieren schreit nach Erlaubnis einholen und das hätte nur eingefrorene Gesichter erzeugt. Lieber schlecht und authentisch, als prima ausgeleuchtet und für den Katalog. Auf dem Gemüse- und Obstmarkt ist gerade eine neue Toyota-PickupLadung mit Fenchel und Möhren eingetroffen. Abladen ist angesagt und Wiegen. Eine alte Waage zittert die Nadel in die gewünschte Position, dann trägt der bemützte barfüssige Junge die Portion zu den jeweiligen Ladenbesitzern, die bei ihm schon vorher geordert hatten. Michael, Alex und Dirk – den Joe sah ich selten, ist wohl schon wieder Kaffeetrinken oder zum Fotografieren hinter irgendeiner Säule verschwunden -, drücken sich an Bananen, Orangen und jeder Menge Obst die Füße platt. Sollen wir oder sollen wir nicht? Der Verkäufer zeigt über sich und dann war alles klar. Ghaddafis Segen steht bereits fest. Ein großes Bildnis des großen Revolutionärs und Führers verströmt Zuversicht und Stärke. Also kaufen. Spät am Nachmittag kommt für mich der große Einschnitt. Also, es war ein dringender Haarschnitt angesagt, die Friseurbude mit zwei Drehsesseln antiker Bauart und dunkelhäutigem Friseur ist entdeckt und von meinen Freunden und Hassan empfohlen. Ich nehme Platz und bevor ich dem Meister erklären kann, dass mein Kopfrasen auf keinen Fall unter sechs (6) mm gemäht werden dürfe, ist der erste Einschlag mit der elektrischen Mähmaschine auf der linken Kopfhälfte vor den Ohren bereits geschehen. Protestierend will ich aufspringen, aber die beruhigenden Gesten meiner Kampfgenossen und das einstimmige „schaut gut aus“, lassen mich wehrlos in mich zurücksinken. Die Haare wachsen ja wieder nach. Also weg damit. Gnadenlos geht es in die Vollen. Am Schluss sehe ich zwar aus wie Dirk ohne Brille, aber Hauptsache, die Prozedur ist vorbei und ich brauche mich morgens für die restliche Reise nicht mehr mit meiner haarsträubenden Frisur herumärgern. Basta. Hassan kauft dann für Murzuq - Markt der Frauen Lichtgestalten den diesen Abend geplanten Hühnertopf Hühnchen ein und dann fahren wir auf den Campingplatz zurück. Huhn schmeckt immer gut und das Lagerfeuer knistert anschließend (nach dem Abspülen) in den mit Sternen übersäten Nachthimmel. Eine Stichelei jagt die andere, eine Anekdote findet immer noch eine weitere, bis meistens Dirk und oft Alex als Erste im Dachzelt verschwinden und die bereits in Jacke und Stirnlampe ausharrende fröstelnde Meute auflösen. Murzuq – Tmessah. On the road again. Mittwoch, 19. März 2008 Km-Stand 179.873 / N 25.52,349 / E 13.54,154 Der Aufbruch nach TMESSAH ist für heute geplant. Wir wollen jedoch noch mal in die Stadt und Brot, Gemüse und Obst kaufen. Kartoffeln und Tomaten werden verstaut, meist in Kartons für den jederzeitigen Zugriff. Wasser gibt es in Sechserpackungen zu kaufen und wird bei mir in den Türfüllungen deponiert, damit während der Fahrt getrunken werden kann. Joe geht noch Kaffeetrinken, Michael zum Friseur rasieren, ich mache noch Fotos und dann fahren wir los. Stopp. Zuvor handele ich dem Besitzer eines Cafes noch für fünf (5) 32 LD ein CocaCola-Schild mit arabischen Schriftzeichen ab, verstaue es unter einer Decke im HZJ. Michael hat das gleiche ebenfalls irgendwo abgehängt oder jemanden abgeluchst und hinter das seitliche Fenster geschoben und so fuhr der weithin kenntliche CocaCola-Konvoi Richtung TMESSAH. Die überaus eintönige, stundenlang auf Asphalt sich hin ziehende Fahrt endet in TMESSAH mit einem kleinen Eklat. Hassan als Führer ist brüskiert, weil jedes Fahrzeug für sich auf der Suche nach dem richtigen Einstieg in die Piste zum WAU en NAMUS agiert. Joe bleibt kurzfristig im Salzsumpf stecken, der HJ60 kämpft in den TMESSAH umgebenden Palmgärten ebenfalls einen einsamen Kampf gegen die Halbdünen, ich folge ihm nur so lange, bis irgendwann wieder eine feste Straße auftaucht und Hassan und ich (er war heute bei mir im Wagen) von dort aus uns neu orientieren. Ein wackeliges blaues Schild kurz vor der Anhöhe zum Ortseingang auf dem die Richtung zum WAU en NAMUS erkenntlich ist, erzeugt bei Hassan plötzlich navigatorische Euphorie und er deutet wie besessen darauf und will unbedingt wieder dem Pfeil auf dem Schild folgen, ungeachtet der Tatsache, dass man das Schild samt Pfahl in jede Richtung drehen kann, das Teil also völlig nutzlos ist. So in seiner Euphorie und Autorität allein gelassen, wird Hassan dann zunehmend verstockter und ergibt sich schlussendlich – wie sich herausstellen sollte – stocksauer in sein wenig erfolgreiches Führerschicksal. Endlich haben wir uns wieder alle am Ortsrand eingefunden, Hassan hält uns noch belehrend vor, sich doch in Zukunft nicht mehr als Gruppe aufzuteilen, denn das könne großen Ärger für ihn und uns bedeuten, wenn einer von uns ohne ihn von der Polizei aufgegriffen werde. Ein älterer ortskundiger Mann ist dann schnell gefunden und der deutet wie selbstverständlich in die Richtung, die auch unser GPS anzeigt. Na so was. Hassan wird kleinlaut. Die ersten fünfzig Kilometer geht es über eine leuchtend hellgelbe Weichsandfläche mit jeder Menge „volle Pulle“. Wir kommen in dem verdammt weichen Sand maximal in den dritten Gang (ohne Reduzierung), der HJ60 ist sicher wieder im roten Bereich unterwegs. Die Gegend ist eine Augenweide für Sandfahrer, weich und wellig, 33 ohne Konturen und nur einzelne Spurenbündel deuten auf eine rege Verbindung zum Mückenkrater WAU en NAMUS hin und in eine weiter südliche Richtung. Wir wollen jedoch mit der nördlich verlaufenden Piste zusammentreffen. Welliger Serir, dunkelgraue Kieselwüste mit quer zur Fahrtrichtung verlaufenden Rillen, lösen den Weichsand ab und führen uns zielstrebig auf die von Koreanern geschobene und ausgebaute Piste Richtung WAU en NAMUS. Bei N 25.50,903 / E 16.16,070 machen wir auf einer ehemaligen Pisten-Baustelle Rast. Das in der unmittelbaren Umgebung herum liegende Holz wird zum Lagerplatz geschleppt und verfeuert. „„Guide Harissa““ (wie wir Hassan aufgrund seiner Vorliebe für diese scharfe Gewürzsoße und für seine Vorliebe zum Nachwürzen nur noch nennen) zerlegt mit Alex in MURZUQ gekauftes Hühnerfleisch und in Joes Südafrika-Topf köchelt bald köstliches Gulasch mit Kartoffeln, das unsere Bäuche prall werden lässt. Herrlich. Dieser Abend zählt mit zu den kühleren, da ein stetiger leichter Wind aus Südosten blies. Die Fahrt zum Wau en Namus – Höhepunkt der Reise Donnerstag, 20. März 2008 Km-Stand 180.159 / N 25.50,903 / E 16.16,070 Wir verlassen die Kiesgrube gegen 8:00 Uhr und an diesem Morgen erhalte ich wohl in Anbetracht meiner vorwärts und jeden Morgen zum Aufbruch treibenden „Qualitäten“ den Codenamen „Yussuf Treiber and his hardware from Wadi McIntosh“. Alex amüsiert sich köstlich zumal sie daran nicht unbeteiligt ist. Während der Fahrt lösen sich „Käfers“ hintere Stoßdämpfer in ihre Bestandteile auf. Da wir uns sehr weit südlich halten treffen wir unvermittelt auf einen umzäunten Flugplatz mit militärischem Gerät, so dass wir am Zaun Der Wau-en-Namus (Mückenkrater) hat seine aktive Zeit längst hinter sich. Arabisch beschriftete Schilder erschweren die Orientierung nur auf Asphalt entlang Richtung WAU el KEBIR, einem Militärposten (N 25.18,941 / E 17.03,465) fahren müssen, wo Hassan wie immer seine Formulare zückt und ganz wichtig agiert. Es ist gerade Mittag (11:30 Uhr). Wir sehen uns im Fuhrpark der momentan fahruntüchtigen Toyota Pickups, der eher ein Schrottplatz ist, um. Kein Stoßdämpfer passt. Der Kommandant des Militärpostens, der eher einer Tankstelle gleicht (Tarnung?), behauptet, dass morgen hier Stoßdämpfer eintreffen könnten, denn er wolle per Satellitentelefon die passenden ordern. Soll er. Wir können auch so weiterfahren und bei 45 Grad Celsius im Auto erreichen wir am späteren Nachmittag den Polizeiposten vor WAU en NAMUS (16:00 Uhr) an den dem Hauptkrater vorgelagerten Schlammkratern. Der Container-Posten ist mit drei (3) Soldaten besetzt und wir werden mit Bananen überhäuft. Scheinbar ist gerade eine Lieferung eingetroffen. Die Soldaten sind sehr nett und auch zu Alex sehr höflich und laden uns zum Tee ein. Hassan setzt sich ebenfalls zu den Soldaten und unterhält sich angeregt mit ihnen und komischer Weise sehen die Soldaten Alex nach dieser Unterhaltung mit ganz anderen Augen an (Alex bestätigt mir das später, da ich das so gar nicht bemerkt hatte) und allmählich wird uns allen klar, dass dieser Möchtegern von Führer jedem Polizeiposten, der des Weges kommt, seine angeblichen amourösen Abenteuer mit Alex schmackhaft machen will um so als der tolle Kerl da zu stehen. Umso mehr wurde nach diesen „Informationen“ Alexandra bei den libyschen Kollegen von Hassan als Freiwild eingestuft. Was können wir machen? Alex ignoriert den Kerl fortan. Als wir zum Krater WAU en NAMUS weiterfahren, steigt einer der Soldaten mit der Kalaschnikow zu Joe und Alex mit ins Fahrerhaus. Daraus können wir ebenfalls nur den Sinn entnehmen, dass dieser bewaffnete Soldat Alex testen will. Wieso soll in Sichtweite dieses Weltwunders noch ein Soldat bei uns zusteigen? Auf jeden Fall eine unangenehme Situation für Alex. Wir haben die beiden, Joe und Alex, bewusst vorausfahren lassen, da beide noch nie am WAU gewesen sind, die anderen mehr oder weniger oft. Sie sollen die Schönheit des Mückenkraters, wie WAU en NAMUS übersetzt heißt, allein und ohne andere Fahrzeuge genießen. Wie mir Alex hinterher sagt, habe sie bei dem unerwarteten Anblick Tränen in den Augen gehabt. Kann ich sehr gut verstehen. Auch jetzt, nachdem ich den Krater zum vierten Mal erblicke, ist diese Caldera eines ehemaligen riesigen Vulkans, der in seine eigene leer gepumpte Magmakammer zurückgestürzt ist, im wahrsten Sinne atemberaubend. Es macht fassungslos in welchen Graunuancen die Natur Formen aus der porösen Asche und dem darunter liegenden eingewehten Sand zaubert und modelliert, wie es möglich ist, dass diese über drei (3) Kilometer durchmessende Schüssel mit dem in der Mitte darin befindlichen Minivulkankegel, wohl einem letzten Aufbäumen der vulkanischen Tätigkeit in dieser Region geschuldet, ein derart stimmiges Gefühl von Harmonie und Ruhe, von Vollkommenheit und Endgültigkeit in uns erzeugen kann, wie perfekt die länglichen Vulkanseen sich an die Flanken des mittigen Vulkankegels schmiegen in ihren abgestuften Farben von grünlich, blau bis braunrot. Diese Grundwasserseen werden von fossilem Grundwasser gespeist, das sich bis in die Uweinat-, Tibesti-, und Ounianga-Region erstreckt. Die Grundwasserstockwerke sind bereits längst (ca. 1970) von Eberhard Klitzsch, Freie Universität Berlin5) geologisch kartiert und unterliegen einem fragilen Gleichgewicht. Jede zusätzliche Entnahme bedingt ein Absinken der jeweiligen Stockwerk-Grundwasserspiegel. Die seit der Jungsteinzeit herrschende und über Jahrtausende andauernde Verdunstung konnte diesem Gleichgewicht nicht viel schaden, obwohl sich das Grundwasser nie durch regelmäßige Niederschläge regenerieren konnte. Ich fahre eine komplette Runde oben um den Krater und vermerke auf dem Tacho genau 10,4 Kilometer. Der Krater hat also 3,3 Kilometer im Durchmesser. Nur im Nordwestteil, hier hat die Schüssel einen flacheren Rand, sind viele Reifenspuren zu erkennen. Die anderen Kraterränder sind für unsere Autos und für andere 4x4-Fahrzeuge viel zu steil (mehr als 45 Grad oder über 100 % Steigung), höchstwahrscheinlich auch für unbeladene, leichte Rallye-Fahrzeuge. Ich sammle Asche am Kraterrand und einige Gesteinsbrocken. Dabei blicke ich immer und immer wieder in den Krater, der mir wie ein geschlossenes Auge ins Innere der Welt 34 Der Zentralkegel ist von Grundwasser gespeisten Seen umgeben . Er ist einem letzten Aufbäumen der vulkanischen Tätigkeit geschuldet, die mit ziemlicher Sicherheit bereits vor dem Auftreten der ersten Menschen erloschen war. Der in seine eigene leere Magmakammer zurückgestürzte Vulkan erzeugte diese über drei Kilometer durchmessende Caldera. Vor Äonen ausgeworfene Asche färbt in weitem Umkreis die Serir Tibesti schwarz. Der Wau-en-Namus liegt auf einer Aktivitätslinie, die sowohl mit der Tibesti-Region als auch mit der nördlicher gelegenen Harudj eng verknüpft ist und sich bis Gharyan nahe der Küste 35 bei Tripolis hinzieht. Ein Naturwunder - mit nichts auf diesem Planeten vergleichbar. erscheint. Ich wünschte, Birgit, Philipp und Kai wären mit mir hier und könnten das ebenfalls sehen. Wenn nur diese verdammt weite Anreise nicht wäre. Einige von uns steigen noch vor Sonnenuntergang in den Krater, um den Mücken, die bei Sonnenuntergang und kurz danach angeblich besonders aggressiv sind, zu entgehen. Hassan will sogar schwimmen gehen, reißt sich das Hemd vom Leib und rennt in den Krater hinab. Er unterschätzt wohl die Entfernung, denn bald hört er auf zu rennen. Am späten Nachmittag schwebt lärmend ein großer Hubschrauber heran – augenscheinlich aus Militärbeständen oder vom Militär gechartert und mit winkenden Touristen besetzt – und zieht einen weiten Bogen über den Aschevulkan um nach kurzer Zeit in der Abendsonne zu verschwinden. Wahrscheinlich müssen die Touristen noch das nächste Highlight erreichen, bevor die Nacht einbricht. Wir beschließen, hier eine eintägige Rast einzulegen, um dieses Naturschauspiel, das nicht oft genug betrachtet werden kann, entsprechend zu genießen. Wir gehen barfuss in der rauen Asche, die durch ihre Grobkörnigkeit bei starkem Wind immer oben zu liegen kommt und daher nur kurzfristig den darunter liegenden Sand sehen lässt, nach unten in den Krater und direkt an die mit starkem Schilf bewachsenen Seeränder. Das heißt, wir versuchen es, denn das Schilf steht dicht und eine Wolke von Mücken, die nur auf uns gewartet zu haben scheint, sirrt auf uns zu. Wir flüchten, die Fotoapparate umklammernd, Hals über Kopf in vermeintlich sichere Hang aufwärts gelegene Gefilde. Aber eine große Anzahl dieser kleinen Biester ist nicht abzuschütteln. Wir erschlagen sie mit wilden Verrenkungen. Einige schaffen es tatsächlich, wie ich in der Nacht feststellen muss, bis in meinen Toyota. Einen neuerlichen Versuch, das Gelände zu erkunden, wagen wir nicht und so beginnt der Kräfte raubende Aufstieg zu unseren Geländewagen. Geschafft. Auch Alex macht einen Ausflug in die Tiefe der gigantischen Kraterschüssel und wählt bewusst nicht unsere Route. Sie wollte, wie sie mir hinterher auf unseren Einwand erzählt, dass wir uns Sorgen gemacht haben, einfach nur allein sein. Wir campen auf dem südlichen Rand bei N 24.54,596 / E 17.44,427, Km-Stand 180.382, 1.531 Kilometer seit GHAT ohne zu tanken. Starker Wind kommt auf. Hassans Zelt macht sich bereits beim Aufbau fast selbständig und wir müssen es mit den Expeditionskisten „einmauern“. Die Zubereitung des Abendessens gestaltet sich dieses Mal etwas anstrengender als sonst, die Anoraks und Jacken werden enger gezurrt, die Mützen tiefer ins Gesicht gezogen. Nach dem Essen und abends beim Lagerfeuer greifen die Mücken an. Trotz der Kälte und trotz dem starken Wind, der mein Dachzelt heftig schüttelt, sind sie auf Kriegspfad. Alex wird heute Nacht im STEYR (Joe´s LKW) unter Moskitozelt nächtigen, einerseits wegen der Quälgeister und auch weil ihr die Windgeräusche im Dachzelt auf meinem Toyota zu laut sind. Uns fällt auch auf, dass sich ganz wenige Reifenspuren im Krater befinden, obwohl angeblich mal eine Rallye Paris-Dakar mitten durch den Krater fuhr. Der Wind hat alles wieder verweht. Auch scheinen Touristen und die Einheimischen etwas sensibler in ihrem Verhältnis zur Natur geworden zu sein, denn sonst ließe sich bei der heutigen hohen Frequentierung ein nahezu gleicher Anblick nicht erklären, wie ich ihn aus eigener Erfahrung aus den Jahren 1989, 1990 (2 x) und 1994 (1 x) in Erinnerung habe, nämlich ohne Autospuren. Hoffentlich bleibt das noch lange so. Wir schlafen trotz des zum Sturm mutierten Windes gut. Er legt sich gegen 5:30 Uhr MEZ, also 6:30 Uhr libyscher Zeitrechnung, als ich aufgrund der Stille staunend aus dem Wagen steige und die Umgebung inspiziere. Es wird bereits hell, die Sonne geht auf und der Krater erglüht. Caldera abwärts läuft es sich gut Geschwader von Ascherippeln bilden sich und ... ... werden durch den beständig blasenden Wind geformt 36 37 Der Wau en Namus wird zum letzten Mal erkundet Freitag, 21. März 2008 Km-Stand 180.382 / N 24.54,596 / E 17.44,427 Nahezu elf Kilometer Umfang sind nicht darstellbar Blick vom Zentralkegel zu unserem Lagerplatz Nach dem zeitigen Frühstück bepacken Michael und ich unsere jeweiligen Toyotas, bereit zur Abfahrt. Ich weiß warum, denn wir beide gehen noch auf den mittig gelegenen kleinen Vulkankegel und inspizieren das darin befindliche stumpf endende Loch. Zarter Schwefelgeruch steigt allenthalben in die Nase. Auch gelbe Schwefelkristalle finden sich am Weg. Sogar stark verwehte Tierspuren treffen wir an. Entweder hatte ein Tourist einen größeren Hund dabei oder es gibt tatsächlich Wildtiere hier, Feneks oder Schakale. Dies wäre sicher möglich, da ja auch Enten und Wasserhühner und die allgegenwärtigen Mäuse, eventuell auch Hasen, also die ganze potentielle Beutepalette für die Räuber sich hier einfinden. Von weitem Flug ermattete Zugvögel rasten hier sicher auch. Nach der eineinviertelstündigen Wanderung und dem unvermeidlichen Aufstieg bin ich ziemlich fertig und muss mich zunächst erholen. Ich weiß, warum ich vorher packen wollte. Es ist sehr windig und wir fahren schon etwas eher los Richtung WAU el KEBIR, auf direktem Wege zurück bis nach TMESSAH. Kurz vor WAU el KEBIR machen wir gegen 13:15 Uhr wieder Rast, Km-Stand 180.449. Dabei kriege ich nicht mit, dass die anderen einen Campingplatz ansteuern wollen, den wir bereits bei der Hinfahrt nördlich und links von der Route gesehen hatten. Joe will seinen Reifen reparieren, alle wollen eventuell duschen. Wir kommen bei der Rückfahrt nicht auf gleicher Route zurück und werden auf nördlicher verlaufende Piste abgeleitet ohne es richtig zu merken. Lediglich das Ziel Campingplatz entfernt sich immer mehr, bis Michael kurz entschlossen bei einem Halt das Ruder um 90 Grad nach Süden dreht und direkt auf den gewünschten Campingplatz zusteuert. Die Fahrt verläuft zügig und ohne Probleme und wir erreichen – nebenbei fahren wir an den riesigen runden Grünfeldern vorbei, die durch ein drehendes Wasserrohrgestänge mit Wasser besprüht werden – den reichlich heruntergekommenen Campingplatz mit Swimmingpool, in dem das Wasser fehlt, womöglich nur einmal bei der Einweihung eines hatte. Ich kann nicht verstehen, warum man an so einem trostlosen Platz, wo nur eine miese und siffige Dusche funktioniert, die Übernachtung 10 LD kostet, rasten will, nur um einen Reifen zu flicken und einmal zu duschen. Ich bin dagegen, weil mir der Aufwand für den erzielten Zweck zu hoch erscheint. Wir fahren weiter und halten bei N 25.36,411 / E 16.31,100, Km-Stand 180.552, 679 km nach MURZUQ. Sandwehen zwischen Sebha und Brak Samstag, 22. März 2008 Ein Moment tiefer Zufriedenheit und betäubender Stille Km-Stand 180.552 / N 25.36,411 / E 16.31,100, Heute starten wir um 7:30 Uhr. Wir wollen die Rückreise zügig angehen, da wir nicht wissen, wie viel Zeit wir noch benötigen werden bis zur libysch-tunesischen Grenze mit all den noch zu erledigenden Formalitäten. Um 10:00 Uhr sind wir bereits in TMESSAH. Dieses Mal kommen wir genau von der anderen nordöstlichen Seite in den Ort. Es geht am Rand der Sebkha durch Palmengärten, deren Wegesbreite nicht immer für uns und den STEYR beschaffen ist. Es kratzt und zwickt am Dach und an den Seiten. Wir treffen direkt auf die Hauptstrasse, wo wir in einem kleinen Cafe mit Kickertisch Kaffee oder Tee trinken. Wir kaufen etwas Brot und Wasser zu und fahren schnell weiter. Wieder in sicheren, heimatlichen Asphalt-Gefilden, fängt Hassan wieder mit seinen Spielchen an, die soweit eskalieren, dass er nach eintöniger Fahrt und neben mir im Toyota dösend auf meine Frage, wo es denn nach SEBHA gehe immer mit der Hand geradeaus 38 39 Ruhepause nach einer pannenfreien Fahrt zur Schwarzen Oase Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer Schritt für uns Purpuralgen färben diesen See rot nach ZUARA kommen können und verwerfen den Gedanken, da wir ja noch jede Menge administrativer Aufgaben erledigen müssen wie unseren Führer „übergeben“ und mit MEDUSA TOURS abrechnen, die Nummernschilder abgeben und weil die Grenzformalitäten meistens länger dauern können als geplant. Also verschieben wir das alles auf den morgigen Tag. Wir kommen in zunehmend belebte Gegenden, die Gegend wird grün, fruchtbar, hügelig, die Dörfer und Städte folgen rasch auf einander. Was jedoch ausbleibt, sind Diesel führende Tankstellen. Mein Tank ist nahezu leer und ich brauche dringend Stoff. Nach drei oder vier Tankstellen, die kein Diesel haben, meine Tanknadel am linken Rand des Messinstruments verschwindet, werden wir endlich fündig. Auch hier spielt Hassan wieder seine Spielchen an der Tankstelle und stellt sich gegenüber dem Tankwart als Frauenheld dar. Alex wendet sich nur ab und negiert sein armselig besch … Verhalten. Wir kaufen womöglich ein letztes Mal in einer größeren Stadt vor ZUARA Lebensmittel ein. Dann rasten wir etwa 20 Kilometer vor ZUARA nahe der Straße. Grenzübergang Montag, 24. März 2008 Km-Stand 181.649 / N 32.24,523 / E 12.47,143 Frischer Wind zwingt uns beim Frühstücken in die wärmenden Fleece-Jacken Richtung MURZUQ deutet. Ich frage einmal, zweimal und bekomme immer die gleiche Antwort, selbst an einer riesigen Straßenkreuzung, an der eine Straße eindeutig nach Norden, also in unsere gewünschte Richtung führt. Da wir alle die arabisch beschrifteten Verkehrsschilder nicht lesen können, sind wir diesbezüglich auf Hassan angewiesen. Ich habe mit ihm deswegen schon in meinem Fahrzeug eine heftige Auseinandersetzung, weil er partout immer Richtung Westen zeigt und nach MURZUQ fahren will. Als 20 Kilometer nach dem großen Abzweig und bei einer Polizeikontrolle immer noch keine Straße Richtung SEBHA kommt laut Hassan, halten wir an und machen ihm klar, dass hier was nicht stimmen kann. Kleinlaut geht er mit Michael zum Posten und der zeigt in die rückwärtige Richtung mit einer nach links verlaufenden Handbewegung, Abzweigen nach Norden also. Hassan ist ziemlich betroffen und verdeutlicht den anderen, dass auf dem Formular die Route nach MURZUQ vorgegeben sei und er sich danach zu richten hat. Da werde ich richtig wütend und verdeutliche ihm lautstark schimpfend, dass er auf meine ständigen Fragen nach SEBHA (bei jedem Verkehrsschild habe ich ihn gefragt, ob es hier nach SEBHA gehe, weil ich die Schriftzeichen nicht entziffern konnte) nichts geantwortet habe und stur geradeaus gedeutet hat. Schließlich sei er unser Führer und solle sich gefälligst um unsere Routenwünsche kümmern. Nach diesem Disput, den Michael vor den Augen aller zu entschärfen sucht, steigt Hassan widerwillig wieder bei mir ein, schweigt sich aus und wir fahren zurück bis zur großen Abzweigung und biegen nach Norden ab. Na endlich. Wenn Hassan ab diesem Zwischenfall bei irgendwelchen Stopps aussteigt, lässt er demonstrativ die Pistole auf meinem Beifahrersitz liegen. Wir fahren Richtung SEBHA und kommen gut voran. Starker Wind von Westen zerrt an den Autos. Diesige Sicht. In SEBHA kaufen wir Brot und Wasser, Hassan noch Zigaretten und dann weist uns unser „Guide Harissa“ auf die Umgehungsstraße um die Innenstadt (ab 17:00 Uhr ist es angeblich nicht mehr möglich, in die Innenstadt rein zu fahren) Richtung BRAK. Hassan will ständig wissen, ob wir in BRAK in ein Der Wau-en-Namus steht als schützenswertes Naturdenkmal auf der Liste der UNESCO Hotel gehen werden. Da wir selber nicht wissen, wie weit wir heute noch kommen, kann ich ihm diese Frage nicht beantworten. Nach SEBHA wird es sehr diesig und die Sonne ist kaum noch auszumachen. Sandwind wird zum leichten Sturm und der Wind drückt vehement gegen die Autos. Die feinen Sandkörner schaffen es auf der kurzen Strecke bis zu einem Übernachtungsplatz, meine Stoßstange an den lackierten Stellen blank zu scheuern, gesunder Lack wird jedoch nicht angegriffen. Die Frontscheibe ist dem Sand ebenfalls ausgesetzt und erhält unzählige feinste Krater, die bei Tageslicht kaum auffallen, in der Nacht und bei Gegenlicht jedoch durchaus blenden. Wir fahren bis 17:30 Uhr und campen wenig abseits der Straße in einem mit Steinblöcken übersäten felsigen Gelände bei N 28.03,787 / E 14.20,347, Km-Stand 181.070. Um Hassans Zelt wird eine Steinmauer errichtet. Es ist kalt und die Nacht über herrscht ein starker Wind. Die Fahrt nach Norden Richtung Grenze Im Schlund und am Hang des Zentralkegels ist geringer Schwefelgeruch wahrnehmbar Wir fahren gegen 8:00 Uhr Richtung ZUARA los. Bei km 181.729 tanke ich komplett voll für 88 LD (146 Liter unten, 420 Liter innen und vorne 20 Liter). Wer weiß, wo ich das wieder so ausdauernd und ungeniert machen kann. Gegen 11:30 Uhr sind wir vor der Agentur (km 181.762), ASSEM, der Besitzer ist jedoch in GHADAMES und OMRA unterwegs von TRIPOLIS nach ZUARA, kommt in etwa einer Stunde zurück. So ist es dann auch. Während dessen schwärmt die Crew ein letztes Mal aus und Alex und Joe gehen zu einem Bekannten von ASSEM in dessen Wohnung und erzählen hinterher von einer überaus netten Begegnung mit ihm und seiner Familie. Nach den Formalitäten bei MEDUSA und dem Begleichen unserer restlichen Schulden für die sechs (6) zusätzlich noch anzurechnenden Tage sind wir an der Grenze. Alex erzählte OMRA in dessen vorausfahrendem Auto noch von der Sache mit Hassan. OMRA ist sehr betroffen, entschuldigt sich, kann aber, da die Führer zugeteilt werden, kaum etwas dagegen ausrichten. Als wir an der Grenze halten, luchse ich den beiden noch das Nummernschild ab, das ich wochenlang am Fahrzeug hatte. Dann sind wir in TUNESIEN und fahren Richtung KSAR GHILANE. Wir haben starkes Windwehen quer zur Straße am späten Nachmittag, der späte Nachmittag und das fahle Sonnenlicht bedecken mit unnatürlichen Farben das karge Land. Gespenstisch, aber schön. Etwas außerhalb von TATOUINE, einem noch relativ unverfälschtem Städtchen werden wir die Nacht auf dem Campingplatz des Hotels MOBRUK verbringen. Das hervorragende Essen mit feinem Hammelfleisch kostet 15 TD, der Campingplatz 10 TD (wobei 1,8 TD = 1,8 LD = 1,0 Euro). Die Dusche im Hotel trägt zu unser aller Wohlbefinden bei und wir fallen bald hundemüde in die Schlafsäcke. Sonntag, den 23. März 2008 Km-Stand 181.070 / N 28.03,787 / E 14.20,347 Ksar Ghilane – die touristische Infrastruktur stimmt. Früh morgens nach dem Frühstück fahren wir auf der belebten Asphaltstraße weiter und an dem Abzweig nach BRAK vorbei Richtung TRIPOLIS. An einer Tankstelle tanken die anderen und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vorrat noch bis zur Küste reicht. Fahre also wieder, da sich drei oder vier einheimische Landcruiser mit Touristen in die Schlange hinter mir einreihen, von der Zapfsäule weg. Es ist eine langweilige Strecke Richtung Norden. Links und rechts Steinwüste, manchmal einige Hügelketten oder Sandhaufen. Es herrscht jedoch kein Sandwind mehr. Um 12:15 Uhr ist Mittagspause. Wir überlegen, ob wir heute noch 40 Dienstag, 25. März 2008 Km-Stand 181.942 Aufbruch gegen 8:30 Uhr vom Hotel MOBRUK. Wir gehen noch in die nahe gelegene Stadt TATOUINE einkaufen. TATOUINE entpuppt sich als ein sehr hübsches Städtchen mit einem ebensolchen Markt im Zentrum. Hier kaufe ich für meine beiden Jungs noch ein paar Armbänder. Es gibt eine Menge an Gemüse, Obst, Gebäck, nützlichen 41 Waren für die Einheimischen und selbstverständlich auch eine Unmenge Souvenirs für die Touristen, die hier noch relativ selten um diese Jahreszeit auftauchen. Bald fahren wir weiter Richtung KSAR GHILANE, einer von Joe gepriesenen ruhigen Oase mit hohem Erholungswert. Wir werden sehen. Nach langer Fahrt über eine raue zermürbende Steinpiste sind wir – ich musste sehr vorsichtig fahren, denn immerhin hatte ich über 600 Liter billigen libyschen Diesel im Bauch und es gibt einiges zu tun für unsere Blattfedern und Stoßdämpfer - doch am Ziel und wir fahren in KSAR GHILANE ein. Von wegen ruhig und beschaulich. Das ist vielleicht ein Auftrieb an französischen Schulklassen, Eltern mit ihren Kindern. Der zentrale Quelltümpel mit den umgebenden Cafes und Buden ist hoch frequentiert. Motocross-Aktivitäten sind ebenso an der Tagesordnung wie das Eintreffen immer neuer Touristengruppen. Alex und Joe genehmigen sich in den Abendstunden noch ein Bad im Quelltümpel und können sich über die Annäherungsversuche des einheimischen Gigolos (Targi, Pl. Tuareg) an die europäischen Opfer nicht genug amüsieren. Ohne Lagerfeuer, aber mit viel Kontakt zu den angrenzenden Landrover und Landcruiser gehen wir zum zweiten Mal ohne die typische Stille der Sahara schlafen. Soukh, ein Führer hat sich uns aufgedrängt und wir haben ihn für fünf (5) TD gechartert. Wie sich herausstellt, will er dann fünf (5) TD pro Mann, die er aber nicht bekommt. Ich gehe noch mal zum Friseur rasieren. Mit zehn (10) TD bin ich dabei und ärgere mich sehr über die Abzocke, da ich den Preis nicht vorher ausgehandelt oder erfragt habe. Die Preisliste wies auf jeden Fall diesen Betrag in keinem Fall (ich konnte die arabischen Schriftzeichen nicht lesen) aus. Süßes Zuckergebäck wandert noch in die Reservoire meines HZJ. Als ich Birgit anrufe, erfahre ich, dass in Deutschland das Schneechaos ausgebrochen ist, Bayern jedoch weniger von der weißen Pracht ab bekommen hat als der Rest der Republik. Gegen 15:10 Uhr treffen wir wieder in NABEUL ein. Dieses Mal stehen wir an etwas anderer Stelle unweit des Campingplatzes am Strand. Es regnet ab und zu und ist kalt. Wir fahren deshalb zum Essen in die Stadt und kaufen uns in einer Art Fast-Food-Oase ein halbes Hähnchen, das sogar prima schmeckt. Abends fahre ich auch noch mal in die Stadt zum Tanken und befülle zum letzten Mal meinen Haupttank bis an den Rand und zahle für 73 Liter 65 TD. Mein CDAutoradio macht jetzt was es will, schaltet sich ein, schaltet sich aus, die eingelegten CD´s kommen nur gelegentlich wieder zum Vorschein. Auch die von Alex gekauften CD´s mit arabischer Musik (Raubkopien wie überall auf dem Kontinent) verschwinden auf unabsehbare Zeit im Schacht. Verzweifelte Stellplatzsuche in Tunesien Mittwoch, 26. März 2008 Zerstörung im Bauch der „Catharge“ Km-Stand 182.028 Freitag, 28. März 2008 Wir brechen in KSAR GHILANE erst am Nachmittag auf, die erhoffte Beschaulichkeit und Ruhe ist hier nicht mehr zu bekommen. Fahren nur noch auf Asphalt und in Richtung Küste. Bei der Höhlensiedlung MATMATA essen wir in einem sehr einfachen Restaurant. Es schmeckt sehr gut. Hier kaufe ich dem Händler nebenan auch die beiden CocaCola-Flaschen ab, die ich bis nach Hause transportiere. Schon am späten leicht regnerischen Nachmittag suchen wir verzweifelt – wie immer in Tunesien – nach einem halbwegs felderund menschenfreien Lagerplatz. Endlich bietet sich die Gelegenheit hinter einem stark renovierungsbedürftigen Schulgebäude unweit der Straße. Wir werden unzweifelhaft beobachtet, aber niemand kommt uns besuchen. Dies geschieht dann in der Dunkelheit. Wir werden mit Taschenlampen gescannt und anscheinend als tolerierbar eingeschätzt. Der Kontakt bleibt aus. Während der einbrechenden Dunkelheit verlegt Michael noch ein Kabel im Motorraum seines HJ60, da das Licht heute während der Fahrt ausgefallen ist. Lediglich ein Kabel hatte sich durch die ständige Vibration durchgescheuert. Km-Stand 182.491 / N 36.26,330 / E 10.43,003 Um 7:10 Uhr geht es weiter Richtung TUNIS und um 8:45 Uhr sind wir in LA GOULETTE, dem nahe und westlich davon gelegenen Hafen. Joe hat schlechte Chancen mit der um eine Woche früher gewünschten Umbuchung. Bei der Einfahrt in die Fähre haben die Fährearbeiter mich auf das Oberdeck gelotst. Prompt eckt mein Dachzelt oben an. Auch durch Luft ablassen komme ich auf dem Oberdeck nicht durch. Ich muss zurückfahren. Zuhause werde ich feststellen, dass ein Campingstuhl zerstört und das Dachzelt teilweise eingedrückt bzw. der Boden aufgerissen sind. Wir sind um 12:00 Uhr auf der CATHARGE in der Kabine und blicken von Deck auf das Hafentor, ob der STEYR auftaucht. Aber er kommt leider, leider nicht mehr mit. Er wird noch eine Woche in Tunesien verbleiben müssen. Seine Lebensgefährtin Karin bucht kurz entschlossen bei TUI einen Charterflug nach DJERBA und nach einer Woche gemeinsamen Urlaubs in Tunesien fährt sie mit ihm zurück. Letzte Stunden in Kairouan Donnerstag, 27. März 2008 Kaum zu glauben - vier Wochen sind schon vorbei Km-Stand 182.323 Samstag, 29. März 2008 Es ist kalt, leicht windig, sehr bewölkt und es fallen einige Regentropfen. Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Joe macht sich schon jetzt Gedanken um die Umbuchung unserer Fähre, da er laut Ticket erst eine Woche später zurückfahren kann, da bei Erstbuchung dieser Termin ebenfalls nicht frei gewesen ist und wir auf eine Lösung vor Ort hofften. In KSAR GHILANE haben alle von einer angeblichen Überbuchung der Fähre für das kommende Wochenende gesprochen. Michael hat etwas Durchfall. Während der ganzen Reise hatte niemand nennenswerte gesundheitliche Probleme oder war gar ernsthaft krank. Im Gegenteil. Alex kurierte ihre heftige Erkältung während der Anfahrt und in Tunesien aus. Vor KAIROUAN kaufe ich in einer Ortschaft an der Strasse für neun (9) TD über sechs (6) Kilo Orangen, ziehe noch 100 TD bei einem ECBank-Automaten. In KAIROUAN gehen wir alle in den sehenswerten Km-Stand 182.203 Nach ruhiger und schneller Überfahrt sind wir am Samstag in GENOVA. Gegen 15:00 Uhr kommen wir aus dem Hafengelände, starten Richtung Deutschland. Michael und Dirk stecken noch tief im Bauch der CATHARGE, wir haben uns getrennt. Sie kommen schätzungsweise frühestens eine Stunde später von der Fähre und solange – das haben wir verabredet – wollen wir nicht warten, zumal sich sowieso die Wege bereits vor MILANO trennen würden. Um 23:00 Uhr, Km-Stand 183.203 sind wir beide in TRAUBING. Die Fahrt vergeht schnell und zügig wie noch nie zuvor. Keine Staus, keine Kompromisse (es fehlt nur noch das Jever). Alex übernachtet noch in Traubing bei mir und meiner Familie und fährt am nächsten Tag weiter nach OFFENBURG. Leon, ihr Sohn, wartet schon. 42 43 Glossar meistens nur wenig Öffnungen zur Straße. Die tunesischen Ksour bestehen häufig aus mehrstöckigen Tonnengewölben, die man als Ghorfa bezeichnet. Die UNESCO hat die Ksour von Ouadane, Chinguetti, Tichitt and Oualata als Weltkulturerbe anerkannt. Arabia felix Col d` Anai Ausdruck für das glückliche Arabien, Jemen. Darth Vader (Science-Fiction-Film Starwars – Episode I-IV) Vater von Luke Skywalker, Verbündeter des Herrschers, böse, war ein Lord der Sith und von daher ein Anhänger der dunklen Seite der Macht, bekannt durch seine schwarze Rüstung und einen Helm aus Durastahl, der wiederum als Modell für die futuristischen Helme der Squadfahrer fungiert. Dies trifft natürlich nicht für alle Helme von Squadfahrern zu. Erg, Edeien Erg (arabisch irq, „Dünenmeer“) bezeichnet großflächige Sandmeere in der Sahara, die in etwa 20 % des Trockenraums der Sahara bedecken. Einige Dünen sind bis zu 300 m hoch, was diesen Edeien oder Erg(s) einen sehr hohen Bekanntheitsgrad beschert. Durch den feinen Sand fungieren Ergs häufig als Wasserspeicher, oft lassen sich Brunnen an deren Rand finden. Oft wird der allgemeine Begriff Wüste mit dem Erg gleichgesetzt, es bestehen aber nur 20 % aller Wüsten auf der Erde aus Dünen bzw. Sand. Den größten Teil der Wüstenflächen nimmt die Hammada (Stein-/Felswüste) mit circa 70 %. Die restlichen 10 Prozent bestehen aus Kies (Serir). Falaise franz., ursprünglich abgeleitet von der Burg von Falaise. Jetzt auch Bezeichnung für Abbruch, Steilstufe, Plateaurand, -abbruch, (Falaise von Bandiagara, etc.). Felsgravuren Felsritzungen, geschaffen im Neolithikum (ca. 10.000 bis 2.000 Jahre v. Chr.) Fenek, Fennek Vulpes zerda, früher Fennecus zerda oder Wüstenfuchs ist der kleinste aller Wildhunde. Er ist gut an das Leben in der Wüste angepasst. Gandurah Weiter Körperumhang der Tuareg, meist indigoblau. GMR Great Manmade River Project, teilweise fertig gestelltes gigantisches Wassertransportsystem in Libyen, das aufgrund von Petrodollareinnahmen mögliche Milliarden-Dollar-Lieblingsprojekt von Muammar Ghaddafi. Hier wird fossiles Grundwasser von Kufrah-Tazerbo (tiefer Süden) nach AjdabjaBengasi (Küste) oder von Sebha-Ghadames (Zentralsahara) Richtung Tripolis (Küste) um jeden Preis vorangetrieben, obwohl weder die für die immensen nach Norden gepumpten Wassermengen die nötigen Auffangbecken noch die dafür geplanten landwirtschaftlichen oder sonstigen Abnehmer vorhanden sind. In Habeter I – III Lokalitäten von Fundstellen im Wadi Mathendous, Leo Froebenius, DIAFE X, 10. DeutschInnerafrikanische Forschungs-Expedition, 1937. Klitzsch, Eberhard Geologische und hydrologische Arbeiten „Zur Geologie von Libyen“ (Geologische Rundschau). Ksar Als Ksar, Ksour (Pl.) bezeichnet man traditionelle, ländliche befestigte Siedlungen der Berber in Nordafrika, z.B. in Marokko und Tunesien. Oft liegen sie an den traditionellen Karawanenstraßen durch die Sahara und dienen als Wohnsiedlung, Handelsposten und religiöses Zentrum. In Tunesien findet man Ksour im berberischen Siedlungsgebiet des Dahar-Berglandes. Ein typisches Beispiel für die Ksar-Architektur ist der tunesische Ort Ksar Hadadda, der als Kulisse für den Film Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung diente. Der gesamte Ksar ist von Verteidigungsmauern umschlossen, durch die eines oder mehrere, oft monumental gestaltete Tore nach außen führen. Im Inneren befindet sich ein Netz gitterartig angeordneter Gassen, die oft als Sackgasse enden. Meistens gibt es nur wenige öffentliche Plätze in der Nähe der Tore, wo auch Moschee und Hammam zu finden sind. Die Häuser selbst bestehen wie die Mauern traditionell aus ungebranntem Lehm. In der Regel handelt es sich um zweistöckige Bauten mit einem oft auch als Wohnraum, zum Schlafen u.a. genutzten Flachdach. Sie sind meist um einen kleinen Innenhof angeordnet, es gibt neben dem Tor Libyen Kegelberg an der Südgrenze Libyen zu Algerien. . 44 arabisch Libiya, amtlich Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Dschamahirija, in der amtlichen Kurzform Libysch-Arabische Republik), ist ein Staat im Norden Afrikas. Er liegt am Mittelmeer und grenzt im Osten an Ägypten und Sudan, im Süden an Niger und Tschad und im Westen an die Maghreb-Staaten Tunesien und Algerien. Das Land ist fünfmal so groß wie Deutschland. Den Nordwesten Libyens, das sogenannte Tripolitanien, nehmen die Küstenebene Al-Jifarah, das gebirgige Schichtstufenland Jabal Nafusah (bis 968 m) und die anschließende Steinwüste Al-Hamadah alhamrah ein. Eine Steilstufe nach Süden leitet zu den Sand-, Kies- und Geröllwüsten des Fessan über. Der mittlere Abschnitt umfasst das küstennahe, an Erdöl- und Erdgasvorkommen reiche Syrtebecken. In seinem Hinterland erhebt sich das vulkanische Gebirgsmassiv Al- Haruj al-aswad (1.200 m) mit dem Charudsch. Im Nordosten liegt die Cyrenaika mit dem steil zum Meer abfallenden Karstgebirge des Al-Jabal al-akhdar (878 m). Über das Mittelmeer im Norden ist Libyen Nachbar von Italien (Sizilien und Pantelleria), Malta und Griechenland (Kreta). Die Bucht der Großen Syrte wird von Libyen als Hoheitsgewässer beansprucht. Das Karstgebirge geht nach Osten in die Steppe der Marmarika über, nach Süden in das Sanddünenmeer der Libyschen Wüste. Im Grenzgebiet zum Tschad greifen die nördlichen Ausläufer des Tibesti mit dem höchsten Berg des Landes (Bette 2.286 m) auf Libyen über. Insgesamt werden gut 85 % der Landesfläche von der Sahara eingenommen. Nur rund zwei Prozent der Fläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Libyen ist eines der wenigen Länder der Welt, in denen es keinen einzigen ständigen Fluss gibt. Es verfügt lediglich über so genannte Wadis, die aber nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führen. Libyen ist nach dem Sudan, nach Algerien und der Demokratischen Republik Kongo das viertgrößte Land des afrikanischen Kontinents. Trotz der Größe des Landes kennt Libyens Klima nur zwei wesentliche Ausprägungen: eine subtropisch warme Klimazone entlang der Küste und eine heiße, trockene Wüstenklimazone im Landesinneren (der bei weitem überwiegende Teil). Am schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer herrschen milde Winter vor, in denen etwas Regen fällt. Durchschnittlich hält man hier bei 250 bis 400 mm Niederschlag im Jahr, was in etwa 30–50 Regentagen entspricht, die sich fast ausschließlich von November bis Februar einstellen. Die Temperaturen betragen in dieser Zeit 8–12 °C in der Nacht und ca. 16–20 °C am Tag. Das Frühjahr ist warm, mit Werten zwischen 12 und 16 °C bzw. 20–28 °C, fast ohne Niederschlag. Nun ist auch die Zeit heißer Sandstürme (genannt Ghibli) aus dem Süden, die selbst im April Spitzentemperaturen von bis zu 43 °C mit sich bringen können. Die Sommer sind lang, sehr trocken und heiß bei durchschnittlichen Tageswerten von 30–33 °C. In den Nächten sinken die Temperaturen gewöhnlich auf etwa 20–22 °C ab. Der Herbst zeigt sich warm und gegen Ende hin wieder etwas feuchter mit Tages- und Nachtwerten von 13–16 bzw. 22–27 °C. Zu dieser Zeit können abermals Ghibli auftreten, die dann wiederum Hitzewellen von 40 °C verursachen. Die Luftfeuchtigkeit ist mit 60–75 % ganzjährig hoch. Das soeben beschriebene Klima trifft auf Städte wie Tripolis (die Hauptstadt), Misratah, Surt und Benghazi zu. Die Steppen- und Wüstengebiete die bereits knapp nach der Küste beginnen, sind geprägt von milden Wintern und sehr heißen Sommern. Niederschlag gibt es das ganze Jahr über so gut wie keinen (0–5 Niederschlagstage bzw. 1-35 mm). Im Winter bewegen sich die Temperaturen bei warmen 18–24 °C am Tag, während sie in der Nacht auf kühle Werte von 3–8 °C fallen. In manchen Gegenden ist leichter Frost durchaus möglich. Die Luftfeuchte ist bei 35–55 % mittel. Frühjahr und Herbst sind tagsüber sehr warm (24–35 °C, wobei es aber auch heißer werden kann), in den Nächten weiterhin kühl (10–18 °C). Des Öfteren gibt es Sandstürme (Ghibli), die manchmal auch die Küste erreichen. Die Luftfeuchte nimmt im Frühjahr ab, im Herbst wieder zu. Die Sommer sind sehr heiß mit trockener Luft (20–30 % Luftfeuchte). Die Tagesdurchschnittstemperaturen betragen 38–42 °C, in den Nächten zwischen 20 und 26 °C. Die libyschen Wüstengebiete galten bis 2005 mit bis zu 58 °C als der Ort mit der weltweit höchsten je gemessenen Temperaturen. In der Stadt Ghadames an der tunesischen Grenze betragen die Höchstwerte ganzer fünf Monate (Mai bis September) 50 °C und darüber. Das Wüstenklima trifft auf Städte wie Ghat, Ghadames, Kufra und Sabha zu, die trotz ihrer verstreuten Lage sehr ähnliche klimatische Verhältnisse aufweisen. Flora und Fauna: Die küstennahen Gebirge tragen Mittelmeerflora, in den Küstentiefländern gibt es Steppenvegetation. Die Tierwelt umfasst die typischen Arten der Trockengebiete, wie Dünengazellen, Hyänen, Schakale, Wüstenspringmäuse und Wüstenfüchse (Feneks), weiterhin leben hier Anubispaviane, Wildesel, Hasen und Falbkatzen sowie verschiedene Greifvögel, Schlangen und Skorpione. Zwischen 1990 und 2000 hat der Waldbestand um 1,4 % zugenommen. 45 Messak Mellet Plateauabbruch bzw. Plateaurand im Südwesten von Libyen. Murzuk (Mursuk, Murzuq, Marzuq; ist eine Stadt in Libyen mit 43.732 Einwohnern (Stand 1. Januar 2005) sowie das historische Zentrum des Fessan (Fezzan). Es löste im 12. Jahrhundert Zuwaylah als Zentrum des Fessan ab und war bis ins 20. Jahrhundert der wichtigste Ort in dieser Saharagegend. Diese Bedeutung basierte auf der Funktion als Drehscheibe für den Transsaharahandel auf der „BornuStraße“ zwischen dem Tschadsee und Tripolis. So befand sich hier ein großer Sklavenmarkt. Auf Grund der wirtschaftlichen Bedeutung war Murzuk auch der Sitz der Herrscher des Fessan. Im 19. Jahrhundert begann aber der Niedergang der Stadt als der Sklavenhandel von den Kolonialmächten in Westafrika unterbunden wurde und sich wegen der am nördlichen Rand der Stadt befindlichen Salzsümpfe Malaria-Epidemien häuften. Am 29. Oktober 1798 erreichte Friedrich Konrad Hornemann im Auftrag der African Association Murzuk und berichtet später darüber in seinem Reisebericht. Im Rahmen der offiziellen englischen „African Mission“ kam der Afrikaforscher Heinrich Barth am 6. Mai 1850 nach Murzuk. Nach seiner Beschreibung war die Stadt damals von einer lehmartigen Mauer umfasst, in die drei Tore nach Osten (Haupttor), Norden und Westen eingelassen waren. Auf einer Skizze von seiner Hand sind weiter insbesondere die Residenz des türkischen Statthalters, die Kaserne, die Moschee, das Haus des Scheichs von Bornu und das englische Vizekonsulat zu sehen. Als bedeutend für die Beziehungen Murzuks zu den arabischen Ländern und zum Sudan galt Heinrich Barth die weiträumige Esplanade der Stadt, die einen Großteil der Stadt luftiger, aber für die Hitze auch anfälliger mache. Die Einwohnerschaft betrug zu diesem Zeitpunkt 2.800 Menschen. Die Pflanzungen der Stadt waren in der Umgebung weit verstreut und von auffallend spärlichem Wuchs. Nachdem die Italiener schon 1914 Murzuk erstmals besetzt hatten, wurde sie 1930 endgültig erobert. Unter der italienischen Herrschaft verlor Murzuk seine Führungsrolle im Fessan an Sabha (Sebha). Ounianga Peneplain Name einer Region und von zwei Seen (O. Serir, O. Kebir) im Nordosten des Tschad nahe der libyschen Grenze zwischen Tibesti und Ennedi. Tibesti Das Tibesti ist ein aus Vulkanen bestehender Gebirgszug im Tschad an der Grenze zu Libyen und zugleich das höchste Gebirge der Sahara. Es erhebt sich am Nordrand des Tschadbeckens und steigt aus der flachen Wüstenlandschaft mit ihren Schichtstufen auf. Das Hochgebirge ist teilweise stark zerklüftet und zeigt zahlreiche Vulkankrater und -kegel. Das Tibesti gehört zu den isoliertesten Regionen der Erde und wird von den Tubbu besiedelt. Die Vulkane des Tibesti gehören zu den kontinentalen Riftvulkanen, von denen mindestens drei als tätig beschrieben worden sind. Aufgrund ihrer abgelegenen Lage wurde erst in den 1970er Jahren die aktive vulkanische Tätigkeit aus dem Weltraum entdeckt, als ein sowjetischer Satellit der Kosmos-Serie einen Ausbruch des Emi Koussi beobachtete. Allerdings scheint sich das Rift nicht weiter auszudehnen und den Zenit seiner vulkanischen Tätigkeit überschritten zu haben, denn es gibt in diesem Gebiet häufig Calderen und eingestürzte Magmakammern, die zahlreiche Kratersysteme hinterlassen haben. Wegen seiner Höhe erhält das Gebirge mehr Niederschlag als das Umland. Dennoch trägt das Tibesti den Beinamen „Bergland des Hungers“, da dieses Gebiet nur wenige Einwohner ernähren kann. Weitere Vulkane sind der Tarso Woon mit 3.100 Metern und der Tarso Toon mit 2.625 Metern Höhe. Der höchste Gipfel ist der Emi Koussi mit 3.415 Metern. Tougoulmoust Kopf- und Gesichtsschleier der Tuareg. Toyota HJ 60 Landcruiser, Stationwagon, 4-Sitzer, 3967 ccm Hubraum, 6-Zylinder Saugdiesel, 101 PS, hier: Bereifung BF Goodrich 235/85 R 16, Blattfedern (original, verstärkt), gebaut bis 1988. Toyota HZJ 75 Landcruiser, Stationwagon, aufgrund der Verwendung in Afrika und Australien auch „Buschtaxi“ genannt, als Troop Carrier 10-Sitzer, sonst zwei (2) Sitze, Motor 1HZ, 4164 ccm Hubraum, 6-Zylinder Saugdiesel, 130 PS, hier: Bereifung BF Goodrich 235/85 R 16, Blattfedern (original, verstärkt), gebaut bis 1999. Tuareg Die Tuareg sind ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika, dessen Siedlungsgebiet sich über die Wüste Sahara und den Sahel ausbreitet. Ihre Sprache ist das Tamascheq, ihre Schrift das Tifinaq. Sie leben seit Jahrhunderten nomadisch im Gebiet der heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen, Mauretanien, Burkina Faso und Nigeria und zählen heute etwa eine Million Menschen. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Aufständen der Tuareg, die sich dabei behindert fühlen, ihre traditionelle nomadische Lebensweise fortzuführen. Unesco Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (engl. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO) ist eine Internationale Organisation und gleichzeitig eine der 16 rechtlich selbständigen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Sie hat ihren Sitz in Paris (Frankreich). Derzeit sind 193 Staaten in der UNESCO vertreten. Uweinat Gabal Uwainat 1.934 m; arabisch Dschabal Uwainat, ägyptisch-arabisch: Gabal Uwainat; auch Auenat, Ouenat, Ouinat, Owainat, Uwaynat, Uweinat, Uwenat, Uweynat u.v.m.) ist ein Berg im ägyptisch-libysch-sudanesischen Dreiländereck. Der Name bedeutet „Berg der Quellchen“ Der Gebel Uweinat ist eine granitische Intrusion. Täler werden hier statt Wadi Karkur genannt. Der Gabal Uwainat kann geologisch in zwei Bereiche geteilt werden. Der westliche Teil ist der erodierte Teil eines Granitdomes, der heute als Ringkomplex (mit 25 km Durchmesser) zu Tage tritt. Nach Westen hin wird der Gabal Uwainat durch drei große Täler entwässert: Karkur Hamid, Karkur Idriss und Karkur Ibrahim. Im Süden sind zwei Quellen zu finden: Ain Ghazal und Ain Doua. Gespeist werden diese Quellen nur aus Regenwasser, doch sind sie seit Menschengedenken nicht mehr trocken gefallen. Der östliche Bereich besteht aus paläozoischem Sandstein, der auf präkambrischem Grundgebirge aufliegt. Die komplexen Talsyteme im Osten münden in den Karkur Talh. Im Karkur Murr befindet sich eine permanente Wasserstelle (sog. Guelta) Ain al-Brins (Bir Murr). Wau en Namus Rest/-Aschevulkan in der Zentralsahara Libyens, diese Einbruch-Caldera wird auch Schwarze Oase oder Mückenkrater (namus = Mücke, Fliege) genannt, Durchmesser 3,3 Kilometer, Aktiviät hängt mit der Tibestiregion zusammen, keine bekannt in menschlichen Zeiträumen. Als Naturwunder und besonders schutzwürdig auf der Liste der UNESCO vermerkt. Eine Peneplain (auch: Rumpffläche, Fastebene) ist eine durch Abtragung gebildete Verebnungsfläche. Sie deutet auf längere Zeiten tektonischer Ruhe in diesem Gebiet hin, da die starke Abschwächung des Landschaftsreliefs nur in größeren Zeiträumen stattfinden kann. Als Ergebnis entsteht eine wellige, mehr oder weniger ausdruckslose Ebene. Quartär Dauer von der Jetztzeit bis vor ca. 3 Million Jahre, Das Holozän ist die jüngste geologische Epoche der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 12.000 Jahren mit der Erwärmung des Klimas am Ende des Pleistozäns. Beide Epochen gehören zum Quartär. Reg Kieswüste wie Serir, regionaler Name in Mauretanien, Algerien. Sandsea zusammenhängende Dünengebiete, mit wenigen Zwischenräumen (S. v. Kalansho, S. v. Rebianah). Serir Kieswüste oder Geröllwüste in der Sahara. Serir ist ein Begriff aus der Berbersprache und bedeutet „flache Senke“. SSEDGSchaupp-Schablas-Eberhardt-Desert-Group Starwars Kultfilm (Science Fiction) mit Harrison Ford, etc. Ksar Hadadda, in Tunesien, diente als Kulisse für den Film Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung. STEYR 12M18, LKW des Österreichischen Bundesheeres (spätere Übernahme durch M.A.N.) ca. 6600 ccm Hubraum, 180 PS, 6-Zylinder Diesel, Michelin XZL 165/85 R 20, Parabelfedern, Scheibenbremsen. Tertiär Mit dem Begriff Tertiär bezeichnet man informell den geologischen Zeitabschnitt der Erdneuzeit vor Beginn des Quartärs. Das Tertiär begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren, in deren Folge das Eiszeitalter im Quartär einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten brachte. Das Klima auf der Erde war im Tertiär wesentlich wärmer als heute. Nach dem Massenaussterben der großen Saurier und vieler anderer Tierarten am Ende der Kreidezeit entwickelte sich hauptsächlich im Tertiär die Tier- und Pflanzenwelt, wie wir sie heute kennen. 46 47 Literaturverzeichnis Barth, Heinrich (1857) Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855. Tagebuch seiner im Auftrag der Britischen Regierung unternommenen Reise. 5 Bände. Justus Perthes, 1857 Rhotert, Hans; Kuper, Rudolph (1981) Felsbilder aus Wadi Ertan und Wadi Tarhoscht (Südwest-Fezzan, Libyen), Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz-Austria Dittrich, Peter (1983) Biologie der Sahara - Ein Führer durch die Tier- und Pflanzenwelt der Sahara mit Bestimmungstabellen und 170 Abb., 2. Auflage, UNI-Druck, München Richter, Nikolaus Benjamin (1954) Unvergessliche Sahara, VEB F.A. Brockhaus, Leipzig Richter, Nikolaus Benjamin (1958) Auf dem Weg zur Schwarzen Oase, Nr. 150/13/58 MdI der DDR, Leipziger Volkszeitung Frobenius, Leo (1937) Ekade Ektab - Die Felsbilder des Fezzan“. Ergebnisse der DIAFE X (10. Deutsch-Inner-Afrikanische Forschungsexpedition nach Tripolitanien und Ost-Algier mit Ergänzungen de DIAFE XII aus Zentral-Algier. Harrassowietz, 1937 Göttler, Gerhard (1995) Libyen, 1. Auflage, Reise Know-How-Verlag Därr GmbH Göttler, Gerhard; Därr, E., Därr K.; Algerische Sahara, 1. Aufl. Reise Know-How-Verlag Peter Rump GmbH Göttler, Gerhard (1984) Die Sahara, DuMont Verlag, Köln Freiherr von Gagern, Dr. Axel (1978), Museumsdirektor Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Köln Sahara - 10.000 Jahre zwischen Weide und Wüste, Köln Handbuch zu einer Ausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln und dem Museum Alexander Koenig, Bonn. Autoren: Kuper, Rudolph / Klitzsch, Eberhard / Lhote, Henri / Fuchs, Peter / Rhotert, Hans / Baldur, Gabriel / Striedter, Karl-Heinz / Cervicek, Pavel / van Noten, Francis / Jäkel, Dieter / Huard, Paul / Monod, Theodore u.v.m. Striedter, Karl-Heinz (1984) Felsbilder der Sahara, Prestel Verlag, München Klitzsch, Eberhard, Hecht, Franz; Fürst, Manfred (1963) Zur Geologie von Libyen, Sonderdruck aus Geol. Rundschau, Bd. 53, S. 413-469, Stuttgart, Enke Verlag aufgezeichnet bei DEA-Libya, Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft, P.O.Box 953, Tripolis, Libyen Willeitner, Joachim (2001) Libyen - Tripolitanien, Syrtebogen, Fezzan und die Kyrenaik - Kunstführer, DuMont Verlag, Köln Klitzsch, Eberhard (1967) Bericht über eine Ost-West-Querung der Zentralsahara, Zeitschrift für Geomorphologie, Band 11, S. 62-92 Klitzsch, Eberhard (1968) Der Basaltvulkanismus des Djebel Haroudj, Ostfezzan, Libyen. Geol. rund., 57, 585-601, Stuttgart Klitzsch, Eberhard (1974) Bau und Genese der Grarets und Alter des Großreliefs im Nordostfezzan (Südlibyen), Zeitschrift für Geomorphologie, Band 18, S. 99-116 Klitzsch, Eberhard; Sonntag, Christian; Weistroffer, Klaus; El Shazly, E. M. (1976) Grundwasser der Zentralsahara: Fossile Vorräte - Geologische Rundschau, Band 65, Ausgabe 1, S. 24-287 Klitzsch, Eberhard (1989) Zur Stratigraphie Nubiens - Das Ende des Nubischen Sandsteins als stratigraphischer Begriff, Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Band 140, S 151-160, 7 fig. Klitzsch, Eberhard; et.al. (1999) Nordost-Afrika: Strukturen und Ressourcen; Ergebnisse aus dem Sonderforschungsbereich „Geowissenschaftliche Probleme in ariden und semiariden Gebieten“, Wiley - VCH. Knetsch, Georg (1950) Beobachtungen in der libyschen Sahara. Geol. Rund., 38, H. 1, S. 40-59, Stuttgart 1950 Lhote, Henri (1958) Die Felsbilder der Sahara, Entdeckung einer 8000jährigen Kultur, Verlag Andreas Zettner, Würzburg-Wien Rhotert, Hans (1952) Libysche Felsbilder, Ergebnisse der XI. und XII. Deutschen Inner-Afrikanischen Forschungsexpedition (DIAFE) 1933 / 1934 / 1935, L.C. 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