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Route März 2008 SSEDG
Ras Adjir
Tripolis
Benghazi
Ghadames
Mandara-Seen
Sebha
Wadi Mathendous
Ghat
Akakus
Wau-en-Namus
Kufra
Djebel
Uweinat
Tagebuch
einer
Libyenreise
2008
Fotos, Text, Layout
© 2008 s.e.pp. sahara.expeditions.pp.
Josef Eberhardt
D-82327 Traubing b. Tutzing
Riedstraße 39
josefeberhardt@yahoo.de
von Josef Eberhardt
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Josef
Eberhardt
Dirk
Herrlein
Alexandra
Huguel
Joachim
Schablas
Michael
Schaupp
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Ein Reisebericht
Aufbruch mit guten Freunden
Die Planungen zu dieser Reise begannen im September 2007. Es galt,
die spezifischen Einreisebestimmungen nach Libyen und die Buchung
für die Fähre GENOVA-TUNIS rechtzeitig einzubeziehen. Die Fähre
ist meist weit im voraus in diversen Klassen ausgebucht, da nur
beschränkte Kontingente sowohl für Wohnmobile (zum Wohnmobil
ausgebaute LKWs) mit Überhöhe und –länge als auch für normale
Geländewagen vorhanden sind.
Die Einreisebestimmungen nach Libyen verlangen die Inanspruchnahme einer Einreiseagentur, die die staatlicherseits verlangte
Einladung besorgt bzw. diese Einladung durch ihr Tätigwerden
ausspricht und auch sonst alle administrativen Vorkehrungen in
Libyen (Visabeschaffung bei der Einreise, Nummernschilder und
Carnet de Passages für das Fahrzeug) übernimmt. Wir buchten bei
MEDUSA TOURS, diese Agentur sollte sich als sehr kompetent und
zuverlässig erweisen.
Die Mannschaft rekrutierte sich aus mir von der Reise 2003 nach
ALGERIEN sehr gut bekannten und saharaerfahrenen Freunden, die
wiederum für ihre Fahrzeuge einen Beifahrer suchten. Einen Platz für
den unvermeidlichen „Führer“, der uns bzw. jedem Libyenreisenden
aufgezwungen wird, mussten wir jedoch freihalten. Diesen Part
übernahm Joachim Schablas aus Salzburg, da er keine(n) Beifahrer(in)
finden konnte. Wir waren schlussendlich fünf (5) Teilnehmer in drei
(3) unterschiedlichen Fahrzeugen (ein Wohnmobil-LKW STEYR
und zwei (2) Toyota Landcruiser). Die Beifahrerfrage war von
Anfang an ein Mysterium gewesen, da die Ehe- oder Lebenspartner
der Beteiligten aus den unterschiedlichsten Gründen „verhindert“
waren, die potenziellen Mitfahrer aus den Kontaktbereichen
Landcruisertreffen, Saharaclub, Nachbarn, Bekannte und sonstige
Interessierte nach einiger Bedenkzeit absagten. Schlussendlich und
vier (4) Wochen vor Abreise hatten wir dann die Crew komplett.
In Anbetracht der riesigen Entfernungen waren vier Wochen Urlaub
die Minimalvoraussetzung. Es konnte losgehen. Die Tickets für die
Fähre lagen - rechtzeitig bereits in 2007 gebucht - vor, die Einladung
aus Tripolis über die Agentur ebenfalls, der Übersetzungsstempel
der Daten ins Arabische befand sich in den Pässen, die letzten
Besorgungen in medizinischer (freiwillige Impfungen), literarischer
(Handbücher und Unterhaltung), digitaler (Kartenmaterial) und
versorgungstechnischer (Wasser, Lebensmittel, Ersatzteile, Werkzeug)
lagen hinter uns. Wir waren gesund und fit, lediglich Alexandra hatte
eine deftige Erkältung, die sie aber nach einer Woche in wärmeren
Gefilden auskurieren konnte.
Die Fahrzeuge sind vorausschauend bereits monatelang vor Beginn
der Reise ausgebaut, repariert und auf ihren Zweck hin optimiert
worden. Dazu gehören Zusatztanks für überlange Strecken ohne
Nachschubmöglichkeiten, sowie Kompressoren und Druckanlagen
für die Reifenbefüllung (Aufpumpen der Reifen nach Sandpassagen).
Mit unseren Dieselvorräten können wir je nach Geländeverhältnissen
gemeinsam bis zu 3.000 Kilometer ohne jede Nachschubmöglichkeit
schultern. Jedes Kilogramm an Übergepäck rächt sich jedoch
unweigerlich spätestens in den Dünen oder in tiefem Sand. Dachzelte,
Stühle, Tische, Kocher müssen fest montiert und/oder rüttelsicher
verstaut sein. Dies gilt auch für die Lebensmittelvorräte, denn wir
haben sogar haltbare H-Milch für das morgendliche Kraft-Müsli
dabei. Auch die „unvermeidliche“ Dose Bier sollte geschmacks- und
rüttelsicher verstaut sein. Sie ist zwar in Libyen nicht erlaubt, aber wo
kein Richter, … Härtere Alkoholika machen jedoch in diesen Breiten
wenig Sinn und sollten sich auch deswegen nicht in der Ausrüstung
wieder finden. Nicht unwichtig sind dagegen ein warmer Schlafsack,
gute und dicke Isomatten sowie atmungsaktive Kleidung für jeden
Temperaturbereich (das Thermometer kann bis unter Null Grad
fallen).
Freitag, 29. Februar 2008
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Km-Stand 175.894
Abfahrt von meinem Wohnort mit meiner Arbeitskollegin Alexandra
Huguel, die gestern Abend mit der Bahn in Feldafing ankam und bei
mir zu Hause übernachtet hat. So kurz entschlossen wie Alex hat wohl
noch niemand an einer derartigen Reise teil genommen. Innerhalb
von zwei Tagen hat sie vier Wochen Urlaub beantragt und bekommen
und auch sonst alles geregelt. Am Nachmittag stoßen mein Freund
Michael Schaupp und Dirk Herrlein (sein Beifahrer) mit ihrem blauen
Toyota Landcruiser Station HJ 60 in TRAUBING zu uns und wir alle
fahren los und wollen wie verabredet, Joachim Schablas mit seinem
STEYR LKW in MATREI, Tirol treffen. Das klappt dann irgendwann
in der Dunkelheit ganz gut auf dem verabredeten Parkplatz. Es ist
relativ kalt. Diejenigen, die sich noch nicht kennen, beäugen sich und
so wie ich es erkennen kann, sind sich alle auf Anhieb sympathisch
und gespannt auf die Tage, die vor uns liegen. Wir fahren auf der
Brenner-Landstrasse bis BRENNERO und dann ab auf die Autobahn,
wo wir sofort gründlich in einen unfallbedingten Stau geraten, der
uns über eine halbe Stunde Zeitverlust kostet. Wir haben ja vor, den
größten Teil der Strecke bis GENOVA noch in dieser Nacht zurück zu
legen, um unsere Fähre am nächsten Tag gemütlich zu erreichen. Das
glückt dann später auch noch und so gegen Mitternacht liegen wir alle
in warmen Schlafsäcken in unseren Autos auf irgendeinem Parkplatz
irgendeiner italienischen Autobahnraststätte.
Überfahrt nach TUNIS
Samstag, 01. März 2008
Wir düsen frühmorgens los Richtung GENOVA über BRESCIA und
PIACENZA und sind sehr pünktlich am Hafen. Abfahrt der Fähre
ist dann doch später am Nachmittag als gedacht (17:00 Uhr MEZ).
Wir geraten noch in einen Streik der Hafenarbeiter, alles gestaltet
sich etwas anders als bei früheren Fahrten. Egal. Wir sind jedenfalls
pünktlich auf dem Dampfer und alle legen sich in der 4-er-Innenkabine
in die Kojen, Joe musste sich aufgrund seiner Länge von nahezu zwei
Metern und der fehlenden Kabinenbuchung auf den Kabinenboden
legen. „Mafisch muschkil“ (kein Problem) wie wir später immer
wieder sagen werden. Der Insider-Spruch der Reise, der ständig zur
Aufheiterung beitrug.
Die Überfahrt gestaltete sich trotz leichten Seegangs relativ ruhig,
wenngleich Alexandra „unverständlicher Weise“ Magenprobleme
bekam und zeitig in der Koje die waagrechte Lage aufsuchte. Auch
die anderen waren schnell im Bett.
Die erste Nacht auf afrikanischem Boden
Sonntag, 02. März 2008
Wir kommen in TUNIS am späteren Nachmittag zügig aus dem
Bauch der Fähre, lediglich der STEYR entschlüpft etwas später und
dann legen wir nach einem Tankstopp sofort los Richtung NABEUL.
Zu uns hatte sich auch noch ein in der Szene altbekannter Afrikafahrer
mit seinem gelbgrauen Magirus Deutz gesellt, der mir auch schon
in DJANET, Algerien, 2003 begegnet ist und damals als einer der
letzten Algerien-Touristen ausreiste. Er ist sehr nett, hilfsbereit und
auskunftsfreudig, suchte einfach etwas Anschluss bei uns und war
mit einem riesigen anatolischen Schäferhund unterwegs, der sich
ohne zu knurren mit uns anfreundet, jeden Gaffer aber sofort, obwohl
an einer langen Kette angeleint, in die Flucht schlägt. Wie er uns
verrät, organisiert er professionelle Fahrten für Touristen in Tunesien.
Wir fahren los. Die mautpflichtige Autobahn Richtung NABEUL
ist erstaunlich leer und wir kommen gut voran. Wir wundern uns
eigentlich über die nette Behandlung durch das Autobahnpersonal,
denn es gibt keine überhöhten Forderungen über die korrekten und
üblichen 1-2 Dinar hinaus. Das war nicht immer so, aber scheinbar
hat man das korrupte Personal ausgewechselt. Wir lagern für diese
Nacht am Strand von NABEUL und es wird eine komplikationslose
erste afrikanische Nacht, zwar etwas kühl und windig, aber schon
viel wärmer als die Nächte in Europa, das wir vorgestern verlassen
haben.
Wir passieren die libysche Grenze
Reichhaltiges Angebot und günstige Preise
Montag, 03. März 2008
Schon kurz nach dem Frühstück (8:00 Uhr) mit allen Köstlichkeiten,
die wir im Bauch der Autos für die Tour vergraben haben, fahren
Joe und ich in seinem STEYR los, um Bremsklötze für meinen
Landcruiser zu kaufen. Wir werden schnell fündig und für umgerechnet
60 Euro wechseln diese den Besitzer und wir kehren an den Strand
zurück. Leider reißt beim Lösen der Radmuttern eine am vorderen
rechten Rad ab und die Reise wird mit nur noch fünf (5) statt sechs
(6) funktionierenden Radbolzen fort gesetzt. Michael lässt sich die
Hauptarbeit nicht nehmen und nach einer Stunde bin ich wieder voll
bremsbereit. Es sollte die einzige nennenswerte Reparatur an meinem
Toyota bleiben.
Wir halten nach strammer Fahrt gegen Mittag an einem
Straßenrestaurant und kaufen uns frisch geschlachtetes Lamm, die
Portionen werden von uns zusammen mit dem Besitzer in seiner Küche
und Vorratsraum bestimmt. Schon während der Fahrt ist besonders
Alex das überreichliche Angebot an Lammfleisch längs der Strassen
aufgefallen. Die toten und gehäuteten Lämmer hängen über ihren noch
lebenden blökenden und blöde dreinschauenden Verwandten oft zu
mehreren an jedem Restaurant. „Wer soll das alles essen?“ war immer
wieder Alex´ Frage aus staunend geöffnetem Mund. Keine Sorge, das
kommt schon weg. Tunesiens Trucker sind sehr hungrig. Der Besitzer
bereitet uns ein sehr leckeres Mahl aus wunderbar zartem Fleisch auf
scharfer einheimischer Soße und reichlich Gemüse. Am Nachbartisch
sind festlich gekleidete Einheimische sehr zufrieden mit ihrem Essen.
Sie bürgen damit für die Qualität des Restaurants. Umgerechnet ca.
drei (3) Euro pro Person kostet uns das reichliche Essen, wenn ich
mich recht erinnere.
In BEN GUERDANE erkundige ich mich zum ersten Mal nach
libyschen Dinaren, da wir bereits mehrere Banknoten schwingende
Tunesier gesehen haben. Für 100 Euro bekomme ich 150 TD. Ich
stelle kurz darauf fest, dass ich mich leicht übers Ohr hauen habe
lassen (man soll eben nie dem ersten besten glauben), denn die anderen
bekommen beim nächsten Geldhändler 180 TD. Dies war dann auch
der offizielle Wechselkurs bei allen weiteren Versuchen. Gegen 15
Uhr sind wir endlich an der Grenze (RAS ADJIR) zu Libyen (KmStand: 177.098). Jede Menge tunesische PKW stauen sich.
Wagenburg im libyschen Hinterland
obligatorischen libyschen Nummernschilder überreicht, die wir per
Draht oder Kabelbinder über unseren Schildern befestigen und fahren
hinter ihm her auf einer Nebenstraße an der Küste nach ZOUARA. In
seinem geräumigen und nett eingerichteten Büro wandern die fälligen
1350 Euros für die ersten 15 Tage über den Tisch. Wir bekommen
ein Carnet de Passages ausgehändigt und auch sonst jede Menge
Papiere, die allesamt nur dokumentieren, dass wir ziemlich viel Geld
für unseren Libyen-Trip an Verwaltungsaufwand zu bezahlen haben.
Dann kommt Hassan, 33 Jahre jung, unser staatlicherseits verordneter
Führer mit Hauptberuf Polizist, in das Büro und stellt sich vor.
Anschließend verstaut er seinen Schlafsack und sonstige Utensilien
bei Joe auf dessen LKW. Das nagelneue unbenützte Aldi-Zelt
meiner Kinder (wir müssen Essen und Unterkunft stellen) bekommt
er dann beim ersten Campingplatz. Es sollte sich prima bewähren.
Nach kurzem Händedruck mit OMRA fahren wir noch eine Stunde
Richtung Süden bis wir von der hervorragenden Asphaltstrasse
abbiegen und auf freiem Feld zum ersten Mal auf libyschem Boden
unser Nachtlager aufschlagen (18:20 MEZ). Die selbst organisierte
Reise kann beginnen.
Markttag in NALUT
Dienstag, 04. März 2008
Km-Stand 177.179 / N 32.42,244 / E 11.50,798
Die Kaffepause ist beendet
Markttag in NALUT - Nachschub ist reichlich vorhanden
Joe und Alex beim Kaffeeplausch
Wir fahren zur Seite und fragen an der Zollbude nach unserer
zuständigen Touristen-Agentur, da wir ja von dieser abgeholt werden
sollen. Ein freundlicher Italienisch sprechender älterer Libyer ruft
netter Weise per Mobiltelefon MEDUSA TOURS an und kurz darauf
erscheint OMRA, der Neffe von ASSEM, dem Deutsch sprechenden
Agenturbesitzer, den wir allerdings nie persönlich sehen werden. Ein
Belgier oder Niederländer in kurzen Hosen und Fahrer einer der mit
Aufmerksamkeit erheischenden Aufklebern („Organisation de ...“)
bestückten Toyotas schaut sich den LKW vom Joe an und sagt zu uns
nur bedeutungsvoll: „This car will be the problem“. Wir grinsen und
sollen die nächsten vier Wochen Recht behalten, dass auch ein noch so
unglaublich arroganter vermeintlicher Profi keine Ahnung von Autos
haben kann. Leider konnten wir nie feststellen, ob er nicht vielleicht
doch selbst „the problem“ war. Bald bekommen wir von OMRA die
Möhren und Fenchel, Lauch und Zwiebeln, ein Gemüseeldorado am Stadtrand
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Orangen aus eigener Produktion
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Wir fahren um 8:00 Uhr nach dem Frühstück los. Auf offener Strecke
tanken wir bei der einzigen libyschen Mineralöl-Gesellschaft und deren
Petrol-Tankstellen. Ich bezahle für 201 Liter 30,5 LD, umgerechnet 8,4
Cent pro Liter Diesel. Nicht schlecht, man muss aber bedenken, dass
dieser Diesel bei weitem nicht so gut raffiniert ist wie der europäische
und deshalb auch mehr Diesel bei gleicher Leistungsanforderung
verbraucht wird. Wird also sicher mindestens 10-12 Cent im realen
Vergleich entsprechen. Trotzdem sind 10% Dieselkosten im Vergleich
zu Europa (BRD im März 2008 ca. 1,20 Euro) natürlich traumhaft
für unseren Geldbeutel. Diesel wird meist hinter der Tankstelle an
separaten Zapfsäulen verkauft und fast ausschließlich für LKW,
die zum Teil noch rechtsgesteuert sind (FIAT) und sehr gebrechlich
aussehen, nebenbei auch beim Tanken die entsprechende Sauerei auf
dem Boden hinterlassen, was wiederum wahrscheinlich ein Grund für
die strikte räumliche Trennung der Zapfsäulen gewesen sein könnte.
Richtung NALUT fahrend erkennen wir die Falaise mit dem
burgähnlichen Stadtbild schon von weitem. Die asphaltierte Strasse
windet sich in engen Serpentinen hinauf. Der Verkehr ist beachtlich,
der Dieselqualm ebenfalls. Oben angekommen sind wir mitten im
Verkehrsgewühl und einem geschäftigen Treiben. Die Kleinstadt
boomt für libysche Verhältnisse. Es wird enorm gebaut und gearbeitet.
Ein starker Wind treibt feinen Sand und Plastiktüten durch die Luft.
Gegen halb zwölf Uhr machen wir Rast an einem Platz neben der
Hauptstraße mit marktähnlichen Treiben gegenüber einem wuchtigen
Restaurant. Hier wird von Orangen und anderem Obst, von Gemüse
bis hin zu Sandalen, Rasierklingen und Schmuck, Tee, Nagelclipper
mit Toyotaemblem, Parfüm, Kosmetik so ziemlich alles angeboten,
was sich auf einer Decke ausbreiten lässt. Auch eine Kaffeebude fehlt
nicht, die Joe als Kaffeeliebhaber sofort findet und mit Alex in Beschlag
nimmt. Michael und Dirk gehen gegenüber ins Restaurant und suchen
so Schutz vor dem allgegenwärtigen Staubwind, der das Fotografieren
heftig erschwert. Ich lasse mich jedoch nicht entmutigen, auch auf die
Gefahr hin, dass der feine Sand ins Objektiv dringen könnte.
GMR - seit über
zwei Jahrzehnten eine gigantische Baustelle
Das GMR-Projekt hinterlässt tiefe Spuren
Mittwoch, 05. März 2008
Auf der Weiterfahrt Richtung GHADAMES sehe ich unvermittelt
linker Hand riesige Röhren entlang eines tiefen Grabens liegen. Meine
libysche Reisevergangenheit holt mich mit ihren Erinnerungen sofort
ein. Das GMR-Project wird hier scheinbar auch weitergeführt. Ich
biege von der Strasse ab und fahre hin. Die anderen folgen. Wir sind
schnell von koreanischen und tschadischen Gastarbeitern, allesamt
mit Mund- und Sichtschutz tief vermummt, umringt. Sie verlegen
Tausende von zwei Meter im Durchmesser messenden Betonröhren
in den bereits passend ausgehobenen Graben. Riesige Kräne helfen
dabei. Der Sand weht auch hier ziemlich heftig und die Sonne ist
nur noch zu erahnen. Michael tauscht seine Kappe gegen die eines
GMR-Arbeiters mit eben derselben Aufschrift (Great Manmade
River Project – Der große von Menschen gemachte Fluss, von Oberst
Ghaddafi und seinen Petrodollars inszeniert). Bei der Weiterfahrt
treffen wir auf einen Pulk wartender Autos, ein Polizei-Pickup steht
quer zur Strasse und die beiden Polizisten verdeutlichen allen, dass
bald für den GMR eine neue Sprengung vorbereitet wird. Dann zittert
der Boden und mein Toyota, eine Staubfontäne schießt in einem
Kilometer Entfernung in die Wolken und alsbald prasseln Steinchen
durch die Luft, einige bleiben auf der Strasse liegen. Wir sind tief
beeindruckt, dürfen nach kurzen Funksprüchen der Polizei mit der
Sprengleitung weiterfahren und erwarten jeden Moment eine neue
Straßensperre, so plastisch und nah war die gewaltige Explosion, wie
man sie sonst nur in Aktionstreifen bestaunen kann. Mittags während
der zur lieben Gewohnheit werdenden Rast gibt es prima Salat mit
wohlschmeckenden, reifen Tomaten – die nicht aus dem Kühlhaus
stammen - vom örtlichen Markt in NALUT und Thunfischsteak aus der
Dose. Gaumenfrisch gemacht von Michael und seinen Küchenhelfern
Alex und Dirk. In dieser Situation und Gegend einfach mehr als
lecker. Bei Km-Stand 177.646 / N 30.07,045 / E 09.29,497 treffen
wir auf eine Petrol Station, bei der noch mal heftig von allen getankt
wird. Es ist schon reichlich spät, als wir in GHADAMES den etwas
außerhalb gelegenen Campingplatz CEMBENG (soll wohl Camping
heißen) aufsuchen und uns von Michael wieder mit Kartoffelpüree
und Rouladen bekochen lassen. Dass der Kerl so gut kochen kann,
hatte ich von unserer letzten gemeinsamen Reise 2003 nach Algerien
gar nicht mehr in Erinnerung. Wir trinken vor dem Essen jeder eine
Dose polnisches Bier. Das geschieht im Verlauf der Reise so lange
wie der Vorrat eben reicht. Am frühen Abend gibt es für jeden noch
die ersehnte warme Dusche in den recht ordentlichen Duschkabinen.
Dann installiere ich meine GPS-SIRF3-Antenne ohne zu wissen, dass
sie nie von Nutzen sein wird, weil ich mein Notebook beim Laden
der Batterie unabsichtlich deaktiviere, da ich mit 24 V statt mit 12 V
lade. Das ging auch nicht lange gut. Das Notebook machte von da an
keinen Pieps mehr.
Die Altstadt von Ghadames wird zur Attraktion
Donnerstag, 06. März 2008
Im Halbdunkel der labyrinthisch angeordneten Gassen von Alt-Ghadames
Die neumodischen Zeiten sind auch hier angebrochen. Dann nehmen
wir Kurs auf IN AZAR, einen in der Karte verzeichneten Brunnen
unweit der Grenze zu Algerien im Süden, den wir im weiteren Verlauf
jedoch nie anfahren, weil wir auf Grund der topfebenen Landschaft
den Weg abkürzen können und wollen. An der Ortsausfahrt von
GHADAMES steigen wir zunächst in die ausgefahrene „OffroadAutobahn“ Richtung Westen ein und folgen dieser Piste. Sie ist relativ
steinig, in weiten Abschnitten sandig und die Geschwindigkeit lässt
sich von 25 km/h manchmal bis auf 60 km/h steigern. Mittags rasten
wir an einem Tafelberg aus Sandsteinbänken, es gibt Fischdosen und
Leberwurst auf Brot. Immer noch ist es relativ kalt. Anschließend
montieren wir bei meinem Landcruiser den Keilriemen für den
Kompressor, damit ich bei Bedarf schneller Luft aufpumpen kann.
Doch ein hohes schrilles pfeifendes Geräusch, das ich nach ungefähr
30 gefahrenen Kilometer sogar bei voller Fahrt innen höre, zwingt
uns, den Riemen wieder abzunehmen. Wir queren unvermittelt eine
Pipeline mit breiter Trasse, die quer zu unserer Piste verläuft. Wie
schon erwähnt biegen wir dann ca. 30 Kilometer vor IN AZAR nach
Osten ab und nächtigen bei N 29.11,072 / E 10.19,678, Km-Stand
177.800.
Schwer bewaffnete Militärs kontrollieren uns
Km-Stand 177.653
Freitag, 07. März 2008
Frühmorgens wird der Campingplatz bezahlt (6 LD pro Person / 180
LD = 100 Euro)
Um 8:30 Uhr geht es dann in die Altstadt zum Fototermin. Es ist
ziemlich kalt, wir sind für unsere Fliesjacken und Anoraks dankbar.
Während Michael mit seiner Frau telefoniert gehen die anderen Kaffee
trinken und Joe zum Friseur. Das hätte er auch lassen können. Der
Gesamteindruck wurde einfach nicht besser. Der Kaffee ist jedoch
Klasse, inzwischen wird er schon pflegeleicht in Pappbechern abgefüllt.
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Km-Stand 177.800 / N 29.11,072 / E 10.19,678
Abfahrt um 8:15 Uhr nach dem Frühstück, das bereits im Vorfeld
wie immer von Michael und Dirk mit geräuschvollem Kaffekochen
eingeläutet wird. Es war eine wirklich bitter kalte Nacht um die
Null Grad, Beweis ist hier die auf der Motorhaube zum Abtropfen
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ausgelegte festgefrorene Gummimatte, die wir beim Duschen als
Unterlage verwenden. Die Stimmung ist prima und ausgelassen, vor
allem Joe und Alex liefern sich die ersten Duelle bezüglich ihres
Dialekts (Badenser vs. Österreicher). Dirk enthält sich komplett
derartiger Verbalattacken, er wird als der große Schweiger in die
Annalen der Reise eingehen.
Wir „wandern“ mit unserem geländegängigen „Material“ über
scheinbar grenzenlosen bis an den Horizont reichenden SERIR, in
Algerien auch REG genannt, alles ebene Steinflächen, die mit guten
und unzähligen Pisten zerrissen sind, Geologen, Ölprospektoren,
Schmuggler, Jäger, Militär, Händler, wer weiß wer sie alles mit Reifen
zerfurcht und gestaltet hat. Michael fährt meist voraus und sucht die
passenden Pisten in der gewünschten Richtung aus. Er steht ständig
unter „Äkschoon“, wie er immer wieder brüllt, wenn er die Karre auf
Vollgas beschleunigt. Armer HJ60, leider für ihn nur „Material“, sonst
nichts (aber wenn das Material dann nachgibt, ist Michael „Käfer“ tief
beleidigt und kann Campingplätze bis in die hinterste Ecke ausfluchen,
auch wenn einem schier das Herz bricht und man ihn liebevoll zu
beruhigen sucht, was wiederum nur den gegenteiligen Effekt bewirkt:
„Sepp, das geht nicht gegen Dich, woaßt scho“ und dann verzerrt sich
wieder sein Gesicht: „so eine verdammte Sch…, dieses Sch…getriebe
und ….“). So weiter und so fort, bis er seine sprichwörtliche Ruhe in
hektischem Schrauben findet.
Wir fahren strikt nach Osten um auf die südöstliche verlaufende
Piste zu treffen, die laut Karte nach IDRI führen soll. Staubwolken
tauchen am Horizont auf. Kurz darauf lassen sich einzelne LKW
aus den Staubfahnen filtern. Es sind mindestens zehn (10) übergroße
Brummer, die vor uns aus Süden kommend nach Norden fahren. Wir
verlangsamen die zügige Fahrt und lassen sie in großer Entfernung
passieren. Es ist unwahrscheinlich, dass sie uns nicht gesehen haben.
Aber wir haben auch keine Lust auf überflüssigen Kontakt mit Militär
oder gleichartigen Organisationen. Kamele liegen auf der Piste und
laufen entrüstet davon, als wir auftauchen. Es ist immer noch topfeben,
Allabendliches Lagerfeuer wärmt Seele auf
eine typische Peneplain eben. Sandige Oueds flechten sich in die
Kieselwüste. Buschgruppen tauchen auf und machen sich wieder rar.
Windstille und klare Sicht erfreuen unsere Augen, die Sonne ist so
grell, dass der Himmel nur morgens oder abends seine gewünschte
blaue Farbe zeigt. Wir sehen, soweit ich mich erinnern kann, kein
einziges Flugzeug und keinen Kondensstreifen am Firmament. Nachts
können wir sogar Satelliten bei ihrer rasenden Fahrt beobachten.
Bei einer Pinkelpause bzw. während wir auf den zurückgebliebenen
STEYR warten habe ich die Ursache des klopfenden Geräuschs,
aus dem hinteren Wagenbereich kommend, als eine fehlende
Sicherungsschraube am Ersatzrad entdeckt und sofort repariert.
Wenn es um Hilfe geht, ist Michael nicht abzuschütteln. Chefkoch
(„Essen ist wichtig“) und Chefmechaniker („alles nur Material“),
das passt gut zusammen. Wohl dem, der einen „Käfer“ hat.
Eintönige braunschwarze Kieselwüste (Serir) lässt uns mit 60 – 80
Stundenkilometer dahinbrausen. Viel rotbrauner Staub – Qualm
wäre zutreffender - wird durch das vorausfahrende Fahrzeug dabei
aufgewirbelt und jeder versucht auf eine gute Spur links oder rechts
des Verursachers auszuweichen, so dass wir öfters in hundert Meter
Abstand nebeneinander über die flache Landschaft preschen und uns
zuwinken können. Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn
Joe und sein jeweiliger Beifahrer/in bei dieser Gelegenheit eine
Bodenwelle übersehen und flugs an die Decke geschleudert werden,
denn der STEYR verzeiht keinen Fahrfehler, die Fahrerkabine
befindet sich direkt über der Vorderachse. Auf offener Serir halten
wir in einem querenden Oued, auch Wadi genannt, mit Dornbüschen
unsere mittägliche Pause mit zweitem Frühstück ein. Eine einzelne
Rauchschwalbe zieht einen engen Kreis um uns und verschwindet.
Gegen Nachmittag, die Sonne steht nicht mehr im Zenith, treffen wir
dann unvermittelt auf den steilen Plateauabbruch, auf dessen einziger
Piste in Richtung IDRI der Militärposten strategisch perfekt hinter
einem tiefen Graben, der nur sehr langsam durchfahren werden kann,
auf einer kleinen Anhöhe steht. Die Militärs haben uns schon längst
entdeckt. Als wir unten ankommen, kommen uns im Laufschritt drei
verwegene Gestalten, eher zerlumpt als militärisch korrekt gekleidet
entgegen, der Chief in wallendem dicken Militärmantel ebenfalls mit
entsicherter AK-47, der nach ihrem Erbauer Kalaschnikow genannten
und meist verkauften automatischen Waffe der Welt. Eine echte
globale Markenware. Traum jeden Produktmanagers, da sich das Teil
wegen seiner unverwüstlichen Gebrauchseigenschaften von alleine
verkauft. Der Jüngste der Drei stolpert auch noch zu allem Überfluss
über seine eigenen Beine und Alex bekommt nach dem anfänglichen
Schrecken über das urplötzliche Auftauchen des Postens auch noch den
Horror einer möglichen von alleine, da entsicherten, losspuckenden
Gewehrsalve vorgeführt. Aber es passiert – Inshallah - nichts.
Hassan liefert den vorgefertigten Durchschlag des Formulars über
unsere genehmigte Strecke ab, quatscht noch mit den abenteuerlich
aussehenden, sehr dunkelhäutigen Militärs, wir zeigen die Pässe und
dürfen passieren. Weiter geht es, aber nach kurzer Fahrt und einigem
Abstand zum Posten wollen wir heute mal pünktlich rasten.
Michael und seine kleinen Helferlein zaubern aus drei Truthahndosen
ein tolles Abendessen mit Barilla-Nudeln und frischem Gemüse, das
von allen gierig erwartet wird und mit viel Genuss in den hungrigen
Mäulern verschwindet, zumal das obligatorische Dosenbier
polnischen Ursprungs vor dem Essen den Hunger doch vehement
anstachelt und den Gaumen gierig macht. Perfekt. Das abendliche
Lagerfeuer – wie immer von Hassan mit der Holzsuche angekündigt
– wird zum Ritual und lässt die Gedanken den Erlebnissen des Tages
nachhängen. Meist sind dann die beiden Abspüler noch am Werk,
die die Reste des Abendmahls verschwinden lassen und im Schein
der „Hirnbirn“ (Stirnlampe) und des Feuers für den nächsten Hunger
vorsorgen. In Ermangelung qualifizierter Kochkünste gehöre ich fast
immer dieser Abteilung an. Da muss ich einfach durch, auch wenn
mein Selbstwertgefühl in diesen Minuten auf dem „Höhepunkt“
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Übergrosse Alamate weisen den Weg nach Idri
angelangt ist. Eine organisatorische und nicht unerhebliche Pflicht
haben wir uns bereits vor der Reise auferlegt bzw. verabredet und sie
hat sich bestens bewährt. So wechseln täglich die Fahrer die Beifahrer
durch, hauptsächlich deswegen, weil keiner den Führer Hassan
jeden Tag im Fahrzeug haben will. Hassan kann weder Englisch,
Deutsch, Französisch oder Italienisch. Nicht nur die Verständigung
mit ihm gestaltet sich schwierig und missverständlich, er hat auch
keine Ahnung wohin wir fahren, geschweige denn dass er uns beim
Navigieren helfen kann. Er ist einfach da, hört Musik mit uns, trinkt
mit uns, isst mit uns, holt Holz für uns, backt ab und zu ein Fladenbrot
für uns, raucht, solange er Zigaretten hat, während der Fahrt hält er
schon mal ein Nickerchen, seine Pistole zeigt er nur ganz selten, legt sie
demonstrativ auf den Sitz, wenn er meint, wir würden seine Autorität
in Frage stellen, wie am Schluss der Rückreise geschehen. Er kocht
fast jeden Abend starken, bitteren, süßen Tee in der Art der Tuareg für
uns auf. Das alles ist zwar für einen Führer nicht unbedingt das non
plus ultra, aber diese Tatsachen machen uns unmissverständlich klar,
dass er eigentlich nur dazu da ist, um auf uns aufzupassen. Schade.
Ab vier (4) Personen ist es Pflicht, dass ein Polizist als Guide mit
zur Reisegruppe gehören muss, bei weniger großen Gruppen genügt
ein vom Veranstalter gewählter Führer, der diesen Namen meist dann
auch verdient. Diese Führer sind oft Tuareg, die die Gegend kennen
und auch ohne GPS den Weg und das Ziel finden. Wie wir später
auch noch feststellen müssen, kann Hassan auch nicht schnell und
besonders gut lesen, was beim Entziffern arabischer Verkehrsschilder
(und nur solche gibt es in Libyen) während der Fahrt für die Gruppe
nicht schlecht gewesen wäre. So blöd, so gut. Hassan, so lernen wir
allmählich, hat auch noch andere „Qualitäten“. Aber das ist eine
andere Geschichte und … vielleicht später davon mehr.
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Langweilige Piste nach Idri
Samstag, 08. März 2008
Km-Stand: 178.093 / N 28.24,305 / E 12.44,922
Es gab leichten Frost in der Nacht. Wir sind wie immer früh
aufgestanden, ausgiebiges frühes Frühstück ist obligatorisch, als
gelernte Frühaufsteher sind Michael „Käfer“ und Dirk immer
die Ersten, Joe macht hier die Ausnahme, sein Moskitonetz auf
der Ladepritsche hält ihn wohl vor ersten Aktivitäten im grellen
Morgengrauen zurück. Alex nützt den gewährten Freiraum über
meinem Auto im geräumigen Dachzelt ebenfalls ausgiebig, kommt
jedoch pünktlich zum Honigschlecken an den gedeckten Tisch. Meine
Verhaltensweisen am frühen Morgen sind soweit ich das beurteilen
kann selbstredend vorbildlich.
In einer der ersten Sandstellen nach der üblichen eher langweiligen
Fahrt bleibe ich infolge Schaltfaulheit wie immer als Erster stecken.
Das nötige Quäntchen Luft rauslassen verschlingt einige Minuten,
die ich für selbstkritisches Fluchen nutze. Nach der unvermeidlichen
Mittagsrast erreichen wir gegen 15:00 Uhr den Ort IDRI. Wir haben
einen Riesenumweg gefahren, weil die Angaben von Göttler1) wieder
ungenau waren, derartig irreführende Angaben streng genommen
„strafrechtlich“ zu behandeln wären, denn der selbsternannte
Sahara-Reiseführer-Guru bringt seine Leser durchaus in mögliche
Lebensgefahr, sollten sie sich ausschließlich auf ihn verlassen. Verlass
dich auf Gott, wenn schon, aber nie auf Göttler.
Wir treffen auf die Asphaltstraße weit im Osten vor IDRI. Fahren
aber auf dieser mit Schlaglöcher gespickten und höchst unangenehm
zu fahrenden (am Seitenstreifen sind weniger Löcher) Asphaltpiste
schnell noch zum Einkaufen dorthin, bevor wir wie gewünscht, den
gleichen Weg zurückfahrend, den Einstieg in den ERG UBARI zu
den so genannten Mandara-Seen suchen. In IDRI kaufen wir Brot,
106 Kilometer seit heute früh und ständig im Dünenmeer sind wir um
16:30 Uhr am ersten Ziel: UM EL MAA. Palmenumsäumt, an einer
Seite von einer irrwitzig hohen Dünenkette fast erdrückt, quetscht
sich dieser längliche „Mandara-See“ an die Sandmassen. Mücken
tanzen zu Tausenden am Seeufer, ihre Larven färben den Seeboden
am seichten Uferwasser leicht rötlich.
Salzkrusten an kleinen ausgetrockneten Uferbereichen lassen
erkennen, dass hier nur Leben im Brackwassermilieu möglich ist.
Fische? Fehlanzeige. Vögel zwitschern unermüdlich aus den Büschen
und Schilfgewächsen, die die Ufer des Mini-Sees hermetisch vom
Sand trennen und für europäische Füße undurchdringlich machen,
bis die ersten Toyotas irgendeiner „Agence-de-Tourisme“ nahe
den zahlreichenVerkaufständen der Tuareg halten und jede Menge
Europäer - um diese Jahreszeit sind es meist Franzosen oder Italiener
- entlassen, die „fachmännisch“ auf die Decken mit den ausgelegten
Schmuckstücken und Messer, Dolche und Zahnstocher, Ringe und
Halsketten, Tierfiguren, Schachbretter und Armbänder zustürmen
und die Beute in ihren Händen drehen und wenden bis der Händler
den ersten weit überhöhten Preis nennt. Touristen kaufen nämlich
garantiert alles. Zumindest beim ersten Mal.
Wir suchen uns ein ruhiges, etwas abseitig vom See gelegenes
Plätzchen, das für mindestens einen Tag unser Lager bleiben wird, wir
haben durchaus etwas Ruhe nötig und die Gelegenheit ist günstig.
Haushohe Dünenkämme im Erg von Ubari sind zu queren
Gemüse, Obst für einige Tage und hier werde ich auch einen ZehnDinar-Schein noch aus der 1994-er Libyen-Ägypten-Sudan-TschadLibyen-Rundreise stammend los, den jeder Geldwechsler abgelehnt
hat. Diese überdimensionalen Scheine wurden scheinbar schon vor
längerer Zeit von schmaleren und kürzeren Scheinen (jeweils ca. 1cm
in Höhe und Breite) abgelöst und scheinen auch nicht mehr in allen
Varianten zu gelten. Wie auch immer. Weg ist er. Allah sei Dank.
Norden Richtung MANDARA schlängeln. Es ist sehr sandig und wir
fahren mit reduziertem Luftdruck von 0.8 – 0,9 bar. Eine gigantische
Dünenlandschaft bietet sich dem staunenden und dankbaren Auge,
wie man es auch als Wüstenfahrer nicht alle Reisen sieht. Es wird
unbeschreibbar schön, nahezu außerirdisch, nicht umsonst wurden
Teile von STARWARS in der Sahara (in Südtunesien) gedreht. Und
das nicht nur wegen der Produktionskosten.
Noch am späten Nachmittag biegen wir von IDRI kommend vor
BRAK rechts auf eine Asphaltstraße ab, die wieder nach Westen
zurückführt um dann nach Südwesten einzuschwenken bei N
26.38,808 / E 13.38,960 (Schuttplatz) Richtung GABRON. Wir fahren
auf einer sichtbar oft befahrenen Palmbauern-Piste, die akkurat nach
Süden führt, wobei wir nicht nur einmal tatsächlich oder vermeintlich
ausgetrocknete Salzsümpfe (Sebkhas) durchqueren. Joe überlegt
vor der Durchquerung der Sebkhas etwas länger als wir, denn sein
schwerer STEYR sinkt ganz sicher schneller ein als unsere drei bis
dreieinhalb (3- 3,5) Tonnen „leichten“ Toyotas, aber dann wagt er
es nach ausgiebigem Luftablassen – und wie es sich herausstellt –
problemlos doch. Wir campen in den ersten Dünen bei N 27.25,249
und E 13.33,701 und Km-Stand 178.301.
Es gibt Landschaftsbilder, die man nur hier findet und sonst nicht
mehr auf diesem Planeten, es sei denn in der Sahara. Sahara Planet
sozusagen. Man könnte manchmal wirklich weinen vor Glück, dass
man dies sehen darf. Ehrfurcht und Staunen nennt man wohl die
beiden Zustände, die den Kopf schütteln lassen. Unglaublich, aber
geologisch möglich. Irre schön (man verzeihe den Ausdruck, mir fällt
momentan nichts dazu ein: Wörter wie traumhaft, phantastisch treffen
nicht, weichen aus, denn die Szenerie bleibt auch nach heftigem
Augenwischen Realität und Wirklichkeit, keine Sinnestäuschung,
jeder wird es anders empfinden, aber keinen lässt dies unbewegt, dies
ist sicher).
Michael und Joe suchen mit ihrem geübten Dünenblick für das
Machbare den Weg nach GABRON, denn dieser See, einer von ihnen,
liegt auf der direkten Route nach dem eigentlichen Mandara-See,
MANDARA genannt, weitere sind der UM EL MAA, TROUNA,
MAFOU, TEDEMKA und wie sie alle heißen. Ihre genaue
Anzahl ist wohl unbekannt bzw. wechselt je nach Trockenfallen
und Grundwasserspiegel. Auch im Satellitenbildzeitalter sind nur
Momentaufnahmen möglich.
Wir kämpfen uns durch die Dünen – ein Traum wird wahr
Sonntag, 09. März 2008
Km-Stand 178.301 / N 27.25,249 / E 13.33,701
Abfahrt ist - wie schon gewohnheitsmäßig eingeübt – um 8:00 Uhr.
Zunehmend öfter sehen wir in den Dünentälern breit zerwühlte und
befahrene Sandfelder, die eindeutig darauf hindeuten, dass wir uns
auf einer der öfter befahrenen Hauptrouten befinden, die sich von
Es ergibt sich keine vernünftige und spontan problemlose Möglichkeit
die hohen Dünen nach GABRON zu queren. Wir sind im falschen
Dünental und irgendwann zeigt Herr Garmin2) nach hinten links und
das war es dann. Umkehren eher zwecklos. Also nehmen wir Kurs auf
den nächsten Brackwassertümpel und dieses Mal klappt alles. Nach
12
13 am Um el Maa
Lagerplatz
Faulenzen am Um el Maa – ein Fototermin jagt den anderen
Montag, 10. März 2008
Km-Stand 178.407 / N 26.42,717 / E 13.19,085
Wir stehen etwas später auf als sonst. Jeder macht, was ansteht oder
auch nicht. Bei meinem linken hinteren Reifen hat sich aufgrund des
geringen Luftdrucks von 0,5 bar (beim Abkühlen über Nacht sank der
Druck noch mal von 0,8 auf 0,5 bar) der Reifen von der Felge gelöst
und lag platt auf Sand, die Schieflage hatte ich während des Schlafens
gar nicht bemerkt. Kurz hoch gebockt, aufgepumpt und schon stand er
wieder wie eine Eins. Differentialöl an der Vorderachse überprüft und
für gut befunden, zudem wird die Achse entlüftet, denn ein „Käfer“
macht keine halben Sachen und wenn er unterm Auto liegt, dann
bleibt kein Nippel trocken. Seine „Rüttelplatte“ (einen Ausdruck den
er öfters und völlig unpassend für meinen geliebten HZJ verwendete)
versucht Michael mit Druckluft sauber zu kriegen, was in dieser
Situation leicht befremdlich wirkt. Akribisch wird Druckluft auch für
seine heiß geliebte Minolta SLR eingesetzt, denn da kennt er keinen
Spaß. Wenn er so weiterknipst wird er sicher auch noch Chefreporter.
Zuhause gibt es bestimmt mit Abstand die besten Dias zu sehen,
die je von uns allen gemacht wurden. Auch Joe putzt und bläst mit
Druckluft einen aussichtslosen Kampf gegen die gezielte Unordnung
auf der Ladepritsche seines Ungetüms. Alex macht das einzig
Vernünftige und liest „Der Schwarm“ von Frank Schätzing oder prüft
unseren geliebten „Göttler“ auf Wahrheitssandkörner im Reiseführer
Um el Maa von den Dünen schier erdrückt
„Libyen“. Hassan hängt im Campingstuhl, raucht oder langweilt sich.
Trotz seiner robusten Verfahrensweise hält sich das ihm anvertraute
Aldi-Zelt meiner Kinder ausgezeichnet. Irgendwann fängt dann einer
an, geräuscharm aber die allgemeine Aufmerksamkeit steigernd und
aufwändig die Fototasche zu schultern und einen abenteuerlichen
Ausflug zu wagen. Wenn man schon hier ist …. Klar ! Jetzt werden alle
unruhig und suchen verstohlen die Gegend nach Motiven ab. Stimmt.
Ist ja ganz toll hier. Warum nicht. Gehen wir mal fotografieren. Der
„See“ wird umrundet, Dünen erklommen, Palmen ins Gegenlicht
gestellt, alles fachmännisch taxiert, Käferspuren (diesmal von den
ganz kleinen schwarzen Pillendrehern) verfolgt, leider sind Vögel für
den Schnappschuss viel zu schnell oder unsichtbar im Schilf versteckt,
pfeifen aber um die Wette, man kommt dann doch schnell außer Puste
bei all den Motiven, es sind verdammt hohe Dünen, ehrlich, es wird
gerobbt, flach ausgestreckt, barfuß gelaufen, bis die Sohle brennt oder
ein Stachel einen weithin hörbaren Aufschrei verursacht, plötzlich
sind Sandrippel im Weitwinkelobjektiv betrachtet das Höchste, die
Nachwelt ist sicher dankbar, da der Lichteinfall momentan besonders
gut ist. Dann überfallen einzelne von uns noch mal die bereits von den
vielen angekommenen Touristen okkupierten zehn Verkaufsstände
der Tuareg. Michael findet einen zum Plausch bereiten Händler, der
alle Einwohner von AGADEZ kennt, selbstredend auch den Onkel
vom Onkel vom … Ach egal. Eben alle. Adressen werden getauscht,
falls man mal nach AGADEZ kommt („woaßt scho“ = bayrisch für
„Sie verstehen doch“). Die Gelegenheit ist günstig. Nebenbei sinkt
der Preis für die gewünschte Menge Armreife, Ringe und Ketten und
Zahnstocher in Tuaregdesign („a Hund bist scho, Käfer“ = bayrisch
für „Respekt, Respekt, ...“). Während ich mich im Schatten hinter
Joe´s STEYR von den Strapazen der Motivjagd erhole, schwellen
seltsame Motorgeräusche immer stärker an. Plötzlich ist er über uns,
der Minihubschrauber. Saharagelb und weiß, mit zwei Mann besetzt,
wovon einer filmt, während der Pilot uns zuwinkt. Sie fliegen tief über
den aus der Vogelperspektive sicher noch malerischer wirkenden UM
EL MAA, wenden eng über unseren Köpfen, Klappe, die Nächste.
In Einzelteilen hatten wir das Teil schon bei der Einschiffung auf die
Fähre GENOVA-TUNIS auf einem nicht allzu sperrigen Anhänger
betrachtet, aber nicht geahnt, dass wir den Helikopter hier noch mal
sehen würden. Das Ding ist unwahrscheinlich wendig und für diesen
Zweck – Dokumentation für einen TV-Sender wie ARTE - sicher
optimal und durchaus auch wirtschaftlich. Man kommt sich vor
wie – eben – im Film. Vielleicht sehen wir uns ja mal auf ARTE.
Vielleicht.
Als ob dieses ungewohnte penetrante Fluggeräusch nicht reichen
würde, tauchen auch noch einige SQUADS an den Dünen auf. Das
fehlte noch. Die Garage für die Dinger, ein bunt beklebter riesiger
M.A.N (in Bundeswehrausführung) bricht mit enormen Dieselqualm
über die Kleindünen am Ufer des Sees und hält strategisch optimal
direkt vor den Verkaufsständen nahe der Dünen. Die Squad-Meute
übt weiter hinten in den Dünen. Es dauert jedoch nur zwei Stunden,
dann fahren sie wieder ab. Angeblich sind diese Offroadkünstler
auch verantwortlich für die in Google Earth sichtbaren eng stehenden
Fahrspuren an diesem Seeufer, die in einem Wüstenforum heiß
diskutiert werden. UM EL MAA ist offensichtlich für die Darth
Vader`s der 4-Rad-Moped-Szene abgehakt.
Überschlag im Erg Ubari – oder wie man es nicht machen soll
Dienstag, 11. März 2008
Km-Stand 178.407 / N 26.42,714 E 13.19,887
Wanderung im Dünenmeer
Palmen kämpfen in den Dünen ums Überleben
Targi versus Touri - Der Deal ist bereits in vollem Gange
Abendstimmung am Um el Maa
14
15
Frühstück bis 8.10 Uhr. Wir brechen auf zu neuen Ufern.
MANDARA soll es sein. Er wird von den Reiseführern immer noch
als der schönste der Seen im ERG UBARI gehandelt. Er ist nur
um die Ecke. Schnell erkennen wir, dass von diesem ehemaligen
„Traumsee“ nur noch das Schilf und die Palmen die Umrisse des
Sees markieren. Eine minimale Wasserpfütze, sicher mit einem
höchst lebensfeindlichen Salzgehalt, am äußersten Ende der mit
Salzlehmbrocken, aufgeplatzt durch die intensive Sonnenstrahlung,
bedeckten ehemaligen Seefläche, markiert den Todeskampf des
Namen gebenden Buchdeckelmotivs des Reiseführers von Libyen
(Herr Göttler, bitte austauschen!). Möglicherweise füllt er sich
wieder, sollte sich der Grundwasserspiegel wieder regenerieren.
Die Ursachen sind sicher nicht monokausaler Natur, aber dennoch
wissenschaftlich nicht endgültig geklärt. Vielleicht spielt auch die
immense Wasserentnahme aus fossilen Grundwasserstockwerken
durch die libysche Landwirtschaft oder auch das GMR-Projekt
eine Rolle. Wer weiß das schon? Oder besser gesagt, keiner will
es wissen. Wir haben tolle Sicht und richtig warme Temperaturen
zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Bei der Weiterfahrt Richtung
Asphaltstraße nahe dem Einstieg zu den Mandara-Seen bei
TEKERKIBA macht bei der nächsten Düne ein Europäer wie
wild mit der Mütze schwingend auf sich aufmerksam. Hinter der
Düne angekommen sehen wir das Malheur. Ein kurzer Landrover
steht mit eingedrücktem Dach, stark ramponierter A- und B-Säule
und offener Motorhaube, traurig im Sand. Ebenfalls der stark
geknickte italienische Besitzer. Antonio hatte versucht bei der
geplanten direkten Dünenquerung auf der Düne zu wenden,
womöglich aus Angst oder weil er merkte, dass die Kraft und
Geschwindigkeit nicht ausreicht, den Dünenkamm zu erreichen.
Ein fataler Fehler. Als die Kiste längs zum Dünenkamm an Fahrt
verlor, überschlug sie sich logischer Weise in Schwerkraftrichtung
talwärts. Die Teilnehmer dieser organisierten Offroad-Raid hatten
zwar den Landrover wieder auf die Beine gestellt, aber auch keine
Ahnung, was nun zu tun sei. Joe und Michael nahmen sich der
Aufgabe Freude strahlend an. Zunächst wurden alle Teile, in die Öl
eingedrungen sein könnte begutachtet, ausgebaut und gesäubert.
Der befürchtete Ölschlag blieb jedoch beim Anlassen des Motors
aus, denn der Italiener hatte aus Versehen den Motor schon zuvor
nach dem Unfall kurz gestartet. Das war zwar dumm gewesen, aber
der Beweis, dass nicht zu befürchten war, dass Öl im Zylinderraum
beim Starten, da, wie jede Flüssigkeit nicht komprimierbar,
womöglich die Ventile oder gar die Kolbenpleuel schrotten
könnte. Nicht auszudenken. Eine gute Flasche Rotwein wechselte
aus Dankbarkeit den Besitzer und wir gaben den Einspritzdüsen
wieder Diesel. Irgendwann merken wir, dass wir den Ausstieg
aus dem Erg verpasst haben, denn längs des Dünenkamms war
lediglich eine breit ausgefahrene „Autobahn“ sichtbar und wir
hatten gar nicht auf den scheinbar nicht mehr häufig benutzten
südlichen Einstieg, der in TEKERKIBA beginnt, geachtet. Egal.
Die Spuren führten schnurstracks bei N 26.47,311 / E 13.30,526
zum nächsten Brackwasser-Tümpel: MAFOU. Ein kleinerer
Vertreter der Mandara-Familie, dennoch sehenswert. Auch hier
Touristen, Touristen, Touristen und die unvermeidlichen Tuareg in
ihrer blauen Gandurah und dem unvermeidlichen Gesichtsschleier,
Tougoulmoust genannt. Ein dunkelhäutiger Libyer filmt mit
einem Profigerät die Gegend. Er nennt den See auch GABRON
auf unsere Frage, wo wir sind. Also scheint er sich nicht richtig
auszukennen und wohl nicht von hier zu sein und irgend einem
momentan nicht sichtbaren Kamerateam anzugehören. Wir werden
daraus nicht recht schlau, denn außer ihm deutet nichts darauf hin.
Mimt der Bursche etwa Kameramann. Was soll´s. Jetzt ist Kaffee
Reparaturen in Ghat
Mittwoch, 12. März 2008
Km-Stand 178.492 / N 26.36,253 / E 13.31,161
Joe auf der schiefen Ebene
Sitzplatz bei der mobilen libyschen Polizei
Mandara - den schönsten See der Mandaraseen gibt es nicht mehr
trinken angesagt, Joe hält es sonst nicht mehr aus. Die Mannschaft
verschwindet in der mit einfachsten Mitteln zusammen gezimmerten
Bude und schlürft heißen Kaffee aus Pappbechern. Nach kurzer Fahrt
ist auch GABRON erreicht: N 26.48,308 / E 13.32,418. Wir sind
entsetzt. Das hat mit Beschaulichkeit oder gar Romantik aber rein
gar nichts mehr zu tun. Der Auftrieb von vielen männlichen Touristen
in Bade- oder Unterhosen, weiblichen Touristen im Bikini-Outfit,
sprich, BH und kurzem Rock nahe den kaputten alten Palmhütten,
neuen Kaffeebuden, ist nicht unbedingt unser Geschmack.
Auf den Dünen gegenüber stehen in 100 Meter Höhe Geländewagen
und Motorräder, die die Abfahrt zum See wohl nicht zum ersten Mal
machen. Mit unseren voll beladenen Autos wäre das unmöglich so
weit hoch zu kommen, aber die gut motorisierten Toyotas, Benziner
selbstverständlich, können das. Dann taucht wieder der bekannte
Helikopter von UM EL MAA auf und filmt auch GABRON
ausgiebig.
Wir schauen uns das Treiben nicht allzu lange an, denn das ist nicht
unsere Welt. Wir unterhalten uns noch kurz mit einem Zwickauer
HZJ78-Besitzer, ein schon etwas älterer Herr, der noch den
TEDEMKA, einen weiteren Mandara-See ansteuern will und der uns
auch seine Version des Ausstiegs Richtung Asphaltstraße preisgibt.
Wohlan, aufgesessen und los, der Abend naht. Es wird nicht einfach.
Die Dünenriegel sind anfänglich ziemlich verschachtelt und wir
fahren einige Male zurück um einen anderen Ein- oder Aufstieg
zu finden. Bei all den Dünenquerungen mit Vollgas-Aufstieg und
steilem Abstieg mit wenig Motorkraft habe ich des Öfteren auf dem
Dünenkamm steckend geschaufelt, dabei aber immer vergessen, diese
Dünenschaukelstellung zu fotografieren.
Im weiteren Verlauf der Strecke geraten wir in einen Dünentalkessel,
Joe mit STEYR voraus, den steilen Anstieg gegenüber mit Bravour
heftig qualmend nehmend, Michael dreht in dem Kessel ein ums andere
Mal seine Runden um den optimalen Anlauf und die optimale Linie
zu finden. Das Kühlwasser unseres schwächsten Konvoimitgliedes
erreicht schon kritische Temperaturen, bis endlich die Winde des
österreichischen Pisten-Ungetüms mit ihrem Einsatz die vergeblichen
Versuche beendet. Wir haben es geschafft.
Der Rest des Weges auf der weit ausufernden mit unzähligen Spuren
gehärteten Sandpiste verläuft unproblematisch und stellt keine
sonderlich fahrerischen Anforderungen mehr dar. Ein stetiges Auf
und Ab auf den weit geschwungenen Sanddünen mit normalem
Vierradantrieb ohne Reduzierung im dritten Gang wurde damit zu
einem herrlichen Genuss.
Die Landschaft ist in allen Richtungen zu überblicken, wenig
randständige Hügel ohne Sand begleiten uns bis wir nahe einer
Müllkippe bei N 26.41,626 / E 13.39,381 am Rande der Ortschaft
unsere Reifen auf Normaldruck aufpumpen, um auf der Asphaltstraße
Richtung UBARI und schlussendlich GHAT schnell und zügig weiter
fahren zu können. Eine Tankstelle 80 Kilometer vor UBARI verkauft
mir für 30 LD 200 Liter Diesel.
Hier zum Vergleich noch einige weitere Lebensmittelpreise: (1 LD
= ca. 0,56 Euro bei Kurs 180): 2 x 6 Liter Wasser 4 LD (ein Sixpack
also 2 LD), 9 x Brot 0,5 LD, 1 kg Kartoffeln 2 LD, 1 kg Tomaten
2 LD. Ich kann auch noch mit meiner Familie zu Hause über das
Mobilfunktelefon von Hassan telefonieren: alles O.K..
Wir rasten abseits der Straße nach einigen Kilometern Fahrt und
einigen vergeblichen Versuchen z.B. zwischen zwei Hügeln (jedoch
mit Tierhäuten und Kadaverteilen von Schlachtvieh übersät) nahe
eines Getreidefeldes mit Getreideballen (der Bauer hat uns gesehen,
besucht uns aber nicht, also stillschweigende Duldung der Fremden).
16
Habe diese Nacht schlecht geschlafen. Trinke wohl tagsüber viel
zu wenig. Stehen wieder wie gewohnt früh auf und fahren gegen
8:30 Uhr los Richtung GHAT weit im Südwesten Libyens, unserem
Ausgangspunkt für den AKAKUS-Ausflug. Es ist erwartungsgemäß
eine relativ eintönige 600 Kilometer lange asphaltierte Strecke. Gegen
12:30 Uhr machen wir unseren mittäglichen halbstündigen Halt. Es
sind noch 260 Kilometer bis GHAT. Erst gegen Ende der Strecke
werden die endlosen Tafelbergkette zur Linken durch Sandfelder
und angewehten roten Sand an den Hügeln abgelöst und gestalten
die Umgebung farbenfroher. Der HJ60 von Michael verliert an der
Schnittstelle (Simmering) zwischen Kardan und Getriebe viel Öl, eine
Reparatur in GHAT wird wohl nicht zu vermeiden sein. Die Straße
wird zunehmend schlechter, die Temperatur steigt auf 35 Grad im
Auto. Wir erreichen GHAT erst spät. Michael will unbedingt noch
die Simmeringe tauschen, da er die passenden Größen in GHAT in
irgendeinem Serviceshop bekommen konnte. Die Auswechselaktion
(läuft wie geschmiert und echt professionell auf dem Campingplatz
ab) zieht sich bis in die Dunkelheit, deswegen fällt heute zum ersten
Mal das gemeinsame Abendessen aus, wegen Urlaub des Chefkochs
und seiner Küchenmannschaft. Joe lässt noch vor der genannten
Aktion im Abendlicht das Frisbee über den Campingplatz tanzen und
wir haben eine Menge Spaß, zumal der Campingplatzinhaber und
sein Sohn mehr oder weniger erfolgreich daran teilnehmen. Nach
der Reparatur sind wir vom Campingplatz ins Zentrum von GHAT
(Abendessen und Table Dance hieß die Devise) gefahren und haben
uns notgedrungen (die Restaurants hatten geschlossen) ein Sandwich
mit Hühnerinnereien eingeworfen. Hätte ich von dem Inhalt des
Sandwiches eher gewusst, hätte ich wohl die Nacht gehungert.
Schmeckte dennoch nicht schlecht. Natürlich war in GHAT (auch
RHAT genannt) nur tote Hose angesagt, wenn der Vergleich gestattet
ist, von wegen Nachtleben. In Ghaddafis Reich geht da gar nichts und
schon gar nicht offiziell.
Akakus, wir kommen !
Donnerstag, 13. März 2008
Km-Stand 178.935
Plötzlich ist er über uns
„Käfer“17
mit Bodenhaftung
Abfahrt 8:30 Uhr wie gewohnt. Kurz zuvor gehen wir noch zur Bank
in GHAT und ich tausche 70 Euro. Die Bank selber gibt sich scheinbar
mit einer solchen Lappalie nicht ab, der Bankangestellte kommt mit
den Lappen (deswegen wohl Lappalie) raus und hinter den Autos
läuft der Deal. Auf dem Campingplatz ist inzwischen die Hölle los.
Wir sind ohne zu bezahlen zur Bank gefahren und haben vergessen,
dem Besitzer zu sagen, dass wir wiederkommen. Jetzt ist er böse
und verlangt 10 LD pro Person. Das ist viel. Michael ist stocksauer,
murmelt irgendwas und zahlt dann doch, Verhandeln erscheint
aufgrund des Missverständnisses nun aussichtslos. Hassan hat gestern
noch den Führer (aufgrund seiner Lederkappe von Joe „Guide Ferrari“
genannt, wegen ebensolcher Aufschrift) des italienischen Pärchens,
vom Campingplatz angesprochen, ob er uns nicht kostenlos über AL
AWAYNAT mit ins AKAKUS mitnimmt. Da sich die beiden von
irgendwo her kennen, klappt das auch.
Wir tanken randvoll für die kommenden Strecken über COL d`ANAI,
geplante Südquerung des ERG MURZUQ, eine gedachte Traverse
südlich GATRUN über SERIR TIBESTI zum WAU en NAMUS
und zurück nach TMESSAH. Daher gebe ich 46 LD für 306 Liter,
insgesamt sind über 600 Liter bei mir an Bord (Km-Stand 178.951).
Wir fahren auf Asphalt zurück bis AL AWAYNAT und schlagen
uns von dort dann von der Asphaltstraße abweichend nach Süden
in die Büsche. Auf der schwarz erscheinenden Ebene führt uns eine
steinige Piste – zwischenzeitlich laden wir noch jede Menge Holz
auf meinen Dachträger – Richtung AKAKUS in strikt südliche
Richtung. Die Hügel rechter Hand wirken bizarr und rücken immer
näher. Wir werden durch sie wie von unsichtbarer Hand geführt
ins AKAKUS gelenkt. Das ginge natürlich auch ohne den leider
zwingend vorgeschriebenen Führer, denn Kontrollen gibt es keine.
Aber wir wollen uns keine unnötigen Probleme aufhalsen. Es gibt ja
auch noch mobile Polizeikontrollen. Bei N 25.31,250 / E 10.36,274
treffen wir bei einer Felsnadel auf die ersten Gravuren (Km-Stand
179.098) aus der Jungsteinzeit (Neolithikum ca. 10.000 bis 6.000
Jahre v. Chr.) und machen hier auch gegen 13:00 Uhr MEZ Pause.
„Guide Ferrari“ ist ein richtig arroganter Angeber und wird durch
die etwas leicht geschürzte Italienerin, die ständig an seinen Lippen
hängt, nur in seinem Machodasein bestätigt. Auch unser Führer, der
„Guide Ferrari“ von früher zu kennen scheint, wird offensichtlich
durch dessen Verhalten diesbezüglich beeinflusst, denn nicht erst
ab diesem Zeitpunkt kommen die bereits früher angesprochenen
„Qualitäten“ unseres „Führers“ öfters an Tageslicht. Mittags machen
wir Rast – die sich aber dieses Mal nach „Guide Ferrari“ richtet – an
einem flachen Felsbogen. Neben dem Felsbogen sind in den Felsen
Strukturen, die an Nester von Vögeln erinnern, aber sicher eine andere
Entstehungsursache haben. Denkbar wäre es, dass diese entfernt
auch an Gerüstverstrebungen erinnernden Auswaschungen, die
härtere Kluftfüllung in einem weicheren Material sind. Bei diversen
Sedimentationsvorgängen blieb dieses inhomogene Gemenge
erhalten und kam erst in jüngster geologischer Zeit durch die Erosion
wieder zum Vorschein. Wir lassen uns neben dem Torbogen auf
Joe´s unnachahmlicher Plastikmatte nieder und ruhen nach einem
Dosengelage mit Fisch und/oder Leberwurst, Senf und Harissa im
Schatten der Felsen. Nahebei finde ich einen von normalen Steinen
fast nicht zu unterscheidenden Dosenhaufen, der in seiner braunen
rostigen Farbe sicher schon Jahre hier liegt. Die Stanzung LIBYA im
Dosenboden deutet eventuell auf militärischen Ursprung. Die Gegend
wird immer wilder und zerfurchter. Allerlei Deutungen für die einzeln
stehenden Felsen oder Bergköpfe sind unschwer und spontan möglich:
Geierschnabel, Affenkopf, Pfeifenstiel, für jeden ist eine Deutung
möglich. Weitere Gravuren und Zeichnungen finden sich dann bei N
25.22,301 / E 10.32,480. Oft unter Felsvorsprüngen, die meist durch
Palmwedelmatten abgetrennt werden, um allzu heftige Liebkosungen
von Touristen zu vermeiden. Sie sind manchmal übermalt, schwer
erkenntlich und scheinen mir nicht in allen Einzelheiten authentisch.
Alex wird ob des Verhaltens von „Guide Ferrari“ und der routinemäßig
ablaufenden Fahrt mit festgelegten Stopps immer verschnupfter und
hofft sehnlichst auf eine baldige Trennung von dieser Gruppe. Wenn
man unseren Rast- und Pausenrhythmus gewohnt ist, erinnern diese
routinierten Stopps unangenehm an Bushaltestellen. Ein Ende dieser
Quälerei ist jedoch frühestens morgen möglich. Mal sehen. Inmitten
einer grandios-geilen Landschaft machen wir gegen 18:00 Uhr Rast
und campen bei N 25.20,517 / E 10.33,320 und nach 177 km Fahrt
seit GHAT (Tachostand 179.128). Wir beschließen den Abend am
Lagerfeuer in einer wildromantischen Landschaft.
Das Akakus gibt seine neolithischen Raritäten preis
Freitag, 14. März 2008
Km-Stand 179.128 / N 25.20,517 / E 10.33,320
Die Fahrt geht toujours nach Süden durch das AKAKUS-Gebirge
(wobei eigentlich Hügel der korrektere Ausdruck ist, obwohl wir
hier über 1000 Meter NN erreichen). Zerklüftet, mit rötlichem Sand
überflutet, weite Sandebenen, enge Durchschlüpfe durch irrational auf
Verwunschene Plätze im steineren Irrgarten des Akakus
dem Kopf stehende Pilzfelsen, Schrägfahrten, die an eine Skiabfahrt
erinnern, nach jeder Biegung ein neues Panorama, man könnte Tage
und Wochen in diesem Irrgarten mit den unzähligen Nebentälern
verbringen. Mittags gibt es wieder leckeren Tomatensalat und
Thunfisch mit Zwiebeln und Olivenöl. Die sonst unumstößliche
Lagebesprechung fällt aus. Ziel ist bekannt. Wir wollen Richtung
COL d`ANAI, einem Grenzpunkt zu Algerien. Wir sind immer noch
mit der anderen Gruppe zusammen, da sich keine Piste Richtung
Südosten abspaltet. Wieso eigentlich nicht? Nach einer Biegung und
Abfahrt auf weichem Sand sehen wir das Schauspiel schlechthin. Ein
riesiger Torbogen, kirchturmhoch, beherrscht das sandgefüllte Tal mit
den dunklen Sandsteinhügeln. Gigantisch. Unsere Autos wirken wie
Kieselsteine neben einem aufrecht gehenden Menschen. Wir kommen
aus dem Staunen nicht heraus, steigen aus und nehmen uns Zeit für
einen gründlichen Fototermin. Mann, ist das ein Trumm. Wir stehen
am Fuß des Felsbogens. Der Kopf fällt in den Nacken, doch kein
Ende des Monstrums ist in Sicht. Nachdem jeder sein Auto einzeln
am Arche (Steintorbogen) fotografiert hat, stellt sich nach einiger Zeit
die Frage erneut nach der richtigen Piste. Wir fragen notgedrungen
den „Guide Ferrari“, wann denn die Piste zum COL d`ANAI abgeht.
Aber er grinst nur wissend. Wir müssten zurück, hier kommen wir
auf keinen Fall dorthin. Es geht keine Piste hier ab. Zurück zu der
Wasserstelle mit Quellpumpe und Baracke und dem netten Tuareg,
der eigentlich kein Kontrollposten ist, eher Nomade, Händler, Bauer
unter demselben Schleier. Dort müssten wir in östlicher Richtung
abfahren. Tatsächlich. Nach kurzer Rückfahrt (schnelle 30 Kilometer)
sehen wir die deutliche Piste. Kein Problem.
Wir sind in einem Längstal zu der Hauptroute, die zu dem
gigantischen Torbogen führt, die Fahrt in den späten Nachmittag
und in die untergehende Sonne ist anfänglich schnell und findet auf
festem Sand statt, dann wird das Tal enger, die Piste härter, sie windet
sich nach Südosten und sucht sich den Weg in ein tiefer gelegenes
Tal, das nahezu parallel der Grenze zu ALGERIEN verläuft und in
atemberaubende Nebentäler mit Sandanwehungen an diese verrückt-
18
Rush Hour in Ghat, der südöstlichsten Stadt Libyens an der Grenze zu Algerien
19
grotesk ausgeschliffenen Felsformationen unglaubliche Einblicke
gewährt. Die Schatten fallen schon merklich länger und geben dem
Sand Konturen und seine rote Farbe zurück. Die Realität ist manchmal
eben doch traumhaft. Da ich vorausfahre, bestimme ich dieses Mal den
Lagerplatz rechts ab der Piste auf einer erhöhten Sandkuppe unweit
mehrerer in den Sand gebetteten Hügel, die wie erstarrte Lavapropfen
in den Himmel ragen. Unsere Spuren im Sand zeichnen sich tief
und deutlich ab, man befährt Stellen, die so unverfälscht sind, dass
man sich fast dafür schämt, diese mit den Reifen zu durchschneiden.
Dieser Lagerplatz im südöstlichen AKAKUS war mit einer der
schönsten unserer Reise. Fast wie eine Mondlandung. Einfach
spektakulär. Unsere Gruppe verflüchtigt sich in die angrenzenden mit
Sand belagerten blauschwarzen Hügel und will Neuland erkunden.
Alex kann es schier nicht glauben, dass die Grenze zu ALGERIEN so
völlig ohne Grenzpfosten ist. Einen Schritt und wir sind in Algerien,
ein Schritt zurück, Libyen lässt grüssen. Bescheuerte Welt. Hier ist es
einfach nur schön und einsam, sonst nichts. Wessen Staatsgebiet dies
ist? Alex, vergiss es. Es dauert lange bis wir uns wieder gemeinsam
am Rastplatz einfinden. Die Luft ist unverschämt klar. Nicht zu warm,
nicht zu kalt. Oben-ohne-Wetter. Hassan schürt das Feuer mit dem
Holz, das ich nun schon fast 200 Kilometer durch den AKAKUS karre.
Aber was wäre, wenn es abends keine Lagerfeuer gäbe. Undenkbar.
Sterne am Nachthimmel tauchen auf, in einer Dichte, die in Europa
gar nicht mehr möglich ist aufgrund der Staub- und Russpartikel in
der Atmosphäre. Die Milchstrasse ist klar zu erkennen, klarer geht
es nicht. Ich glaube, in Deutschland denken die Kinder bei diesem
Wort an eine ganz gewöhnliche Adresse und fragen womöglich noch
nach der Hausnummer, so unbekannt, so unsichtbar ist sie geworden.
Hier gewährt jede Nacht einen Blick in die Unendlichkeit. Sterne
und Sternbilder in Hülle und Fülle, unerhört plastisch. Nicht umsonst
haben die Alten, Griechen wie Römer, geglaubt, dass die Welt am
Firmament zu Ende ist und die Sterne nur Löcher in der grellen, hinter
dem Firmament befindlichen Unnahbarkeit sind, dort, wo die Götter
wohnen. Es wird eine entspannte und ruhige Nacht, wir haben ein
Unweit der Grenze zu Algerien
Gigantisches Monument der Erosion
Steinbogen im Wadi Fozzigiaren
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Unberührte Landschaft und unglaubliche Stille
Das Akakus - in bizarrer Vielfalt und urweltlichen Formen erstarrt
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Seit Jahrtausenden modelliert der Wind die Felsen, bedeckt sie mit rotem Sand
Blick in den Sonnenuntergang
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Col d´Anai - ein Kegelberg am Plateaurand des Messak Mellet
tolles Lagerfeuer und wir wissen, dass es kaum noch schöner werden
kann. Es bleibt warm, so wie es sein soll. Ein heller Halbmond
skizziert die unwirkliche Szenerie.
Col d´Anai und die Änderung der Reiseroute
Samstag, 15. März 2008
Km-Stand 179.282 / N 24.34,283 / E 10.49,670
Ein wehrhafter Geselle
Fundort am Col d´Anai: fossiles Holz
Ende einer Rallye
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Um 8:30 Uhr haben wir „lärmarm“ gefrühstückt, will heißen, dass
es auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen „verboten“ war, Messer
oder Gabel auf den Alu-Tisch fallen zu lassen. Der resultierende
„ohrenbetäubende Lärm“ in dieser Stille wäre nicht auszuhalten
gewesen. Inzwischen habe ich den Dachzeltauf- und abbau optimiert,
er dauert nur noch zehn Minuten. Die Abläufe sind gelernt und wir
hätten den morgendlichen Aufbruch womöglich auch mit verbundenen
Augen geschafft. Hassan fährt heute bei mir auf dem Beifahrersitz, er
hat Zahnschmerzen. Der Abschied von dieser urweltlichen Kulisse
fällt schon schwer, da wir aber nicht wissen, was uns erwartet, auch
wieder nicht. Wir freuen uns eben auf den Weg, denn der Weg ist
das Ziel. Die Hügel treten zurück, die Landschaft wird offener und
bald tiefsandig. Hohe helle Dünenketten des parallel zum MESSAK
MELLET, Nord-Süd verlaufenden Erg bleiben zu unserer Linken
ständige Begleiter. Die Toyotas arbeiten schwer im zweiten oder
dritten Gang und bei reduziertem Luftdruck von 1,7 bar in tiefem
weichen Sand. Der HJ 60 von Michael, bei dem heute Alex mitfährt,
arbeitet immer am Anschlag, bei laufender Heizung wird versucht
die Kühlwassertemperatur zu verringern, aber der alte Toyota bleibt
im roten Bereich, schließlich hat er noch ein etwas antiquiertes
Kühlsystem im Vergleich zu meinem Buschtaxi. Auch Joe´s STEYR
zeigt keine Schwächen. Wir reduzieren noch mal um 0,5 bar.
Dann haben wir es geschafft. Wir sehen den MESSAK MELLET in
der Ferne als schwarzes Band aus der hellen, sandfarbenen Ebene
aufragen. Die bisher alle paar Kilometer mit Reifen markierte
Sandfläche wird zur harten Kieselwüste und -piste. Wir registrieren
linker Hand und nördlich einige Lehmhütten, wohl die südlichste
Station des libyschen Militärs in diesem Bereich zu dem in Sichtweite
nahen ALGERIEN. Wir kümmern uns jedoch nicht darum und fahren
die Station auch nicht an, obwohl Hassan unruhig wird. Kein PolizeiPickup will uns folgen. Sie haben uns wohl in der aufkommenden
Mittagshitze nicht bemerkt. Dann biegen wir Richtung COL d´
ANAI in strikt östlicher Richtung ab und fahren in einen breiten, mit
Steinblöcken aller Größen übersäten Talkessel ein. Die Piste und das
Ziel sind zwar klar erkenntlich, jedoch zwingen der weiche Sand und
die darin verstreuten Blöcke zu aufmerksamen Ausweichmanövern.
Nicht immer sind diese von Erfolg gekrönt. Hier ein hell klingender
Schlag gegen die Achse, dort ein dumpfes Geräusch am Unterflurtank.
Wir haben Glück. Keine abgeschlagene Schraube, keine gebrochene
Feder, kein leckender Tank erschweren die Weiterfahrt. Dann kommt
der sandige Anstieg zum COL (N 24.15,350 / E 11.34,916). Als wir
schon glauben, wir hätten es geschafft, wird es noch mal kritisch.
Einen steilen Anstieg über einen mit Scherben übersäten Absatz
kriege ich gerade noch so hin ohne den Motor abzuwürgen. Joe´s
STEYR macht das mit schierer Kraft, Michael hat schon vorher in
weiser Voraussicht alles mobilisiert was mit 100 PS zu mobilisieren
war. Oben angekommen treffen wir auf die traurigen Überreste (ein
Pajero) einer unbekannten schon vor Jahren havarierten Crew, die
geschmolzenen Aluminiumfelgen liegen auf dem eingedrückten Dach
des vollkommen ausgebrannten und dennoch geplünderten Oldtimers.
In der Mittagspause, bei der ich kurzfristig noch auf Skorpionjagd und
-ausgrabung bin, wird Joe´s Reifen repariert.
Wir besprechen, dass die von uns zunächst verfolgte Piste in
Richtung ERG MURZUQ abzweigt, dann aber den Erg im Süden
umfahren sollte, eindeutig auf algerischem Boden liegt. Das kann
uns nicht gefallen. Ein Zusammentreffen mit einer algerischen
Patrouille, so unwahrscheinlich das in dieser Gegend auch ist, hätte
Petrified Forest und was davon übrig blieb
höchstwahrscheinlich zeitraubende und unabsehbare Folgen
gehabt. Wir fahren also zurück um eine neue Piste in der von
uns gewünschten Richtung zu suchen. Bei dem überaus steinigen
Boden mit Brocken bis zur Achshöhe kein leichtes Unterfangen.
Richtung Osten wird es zunehmend sandiger und die ersten
Ausläufer des ERG MURZUQ stellen sich ein. Noch sind diese
problemlos zu queren. Als plötzlich von Michael signalisiert wird,
dass sich sein Reduziergetriebe nicht mehr schalten, also nicht
der aktuellen Situation entsprechend ein- oder ausschalten lässt,
ist das ein herber Schlag für uns alle. Bedeutet es doch, dass die
gewünschte Südquerung des ERG MURZUQ nicht nur aufgrund
des engen Zeitfensters sondern auch aufgrund technischer
Schwierigkeiten nahezu unkalkulierbar, ja aussichtslos geworden
ist. Wir kennen die Beschaffenheit des vor uns liegenden Geländes
nicht, höchstwahrscheinlich wird es jedoch mit mittleren Dünen
gespickt sein. Wir sind uns aber sicher, dass dies auf keinen
Fall ein Spaziergang ist und ohne Reduziergetriebe kann es
der HJ 60 von Michael kaum bewältigen, zumal der Zeitfaktor
uns zwingt, die Strecke in drei Tagen zu fahren, zumindest bis
GATRUN, um im dümmsten Fall reparieren oder nachtanken zu
können. Nach kurzer Diskussion ändern wir unseren bisherigen
Routenplan und beschließen, zum COL d`ANAI zurückzufahren
und über das WADI MATHENDOUS nach MURZUQ und dann
weiter über TMESSAH zum WAU en NAMUS zu fahren. Dass
mit Verabschiedung dieser Route das WADI MATHENDOUS,
das wir eigentlich schon aus Zeitgründen abgeschrieben hatten,
wieder auf unseren machbaren Zielen auftaucht, ist ein positiver
Nebeneffekt der Panne. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen,
auch wenn ich sehr gerne die Strecke bis zum WAU en NAMUS
auf einer unbekannten West-Ost-Traverse im südlichen Teil
des ERG MURZUQ gefahren wäre, schon um eventuelle NordSüd querende LKW-Pisten ins TIBESTI aufzuspüren. Egal.
Wir gewinnen eine Menge Zeit und können das Restprogramm
geruhsamer angehen.
Wir fahren zum COL d`ANAI zurück, Joe fährt voraus und
sucht sich eine völlig neue Variante aus, die uns ein ums andere
Mal wieder zurückfahren läßt, da die Weiterfahrt an einer nicht
passierbaren Geländestufe oder sonstwie scheitert. Bei einem
dieser „Umwege“ finden wir an einer durch ständiges Reversieren
erzwungenen Haltestelle eine Unmenge versteinertes Holz,
sozusagen ein versöhnendes Abfallprodukt der nervigen Kurverei.
Wenn auch die Fundstelle nicht groß ist, sind die Einzelstücke
sehr gut erhalten und eine Augenweide. Joe ist der unfreiwillig
erfolgreiche Geologe. Er hält eines dieser fossilen Holzteile beim
erzwungenen Halt hoch und ruft uns zu, dass das ja wie Holz
aussähe und schmeißt es wieder weg. Volltreffer. Der durch die
Erosion wieder frei gelegte Teil des „versteinerten Waldes“ ist
sicher tertiären Ursprungs, also mindestens fünf, wenn nicht bis
zu 60 Millionen Jahre alt. Endlich erzwingt Michael mit seiner
„Rüttelplatte HJ 60“ den Ausweg aus dem Sandhaufen. In einer
fulminanten Schleife mit viel „Äkschoon“ erreichen er und wir in
seinem Sandschatten den Aussichtspunkt mit Blick auf die Ebene
mit den zahllosen Steinblöcken und Gesteinsschutt. Aber das
kennen wir ja schon. Gelernt ist gelernt.
Auf unserer nach Norden gerichteten Fahrt in einer mit zahllosen
Querrillen durchzogenen Kieselwüste zwischen den linker Hand
hohen Dünen und dem rechter Hand aufragenden im Abendlicht
blau erscheinenden Sandsteinplateau des MESSAK MELLET
kommen wir unweigerlich in die Nähe des Kontrollpostens,
den wir heute Vormittag so genial umgehen konnten. Hassan
will es, dass wir nicht vorher campen, da er befürchtet, dass wir
dem libyschen Militär dann wie algerische Eindringlinge oder
Banditen erschienen wären. Wo er Recht hat, hat er Recht. Wir
treffen auf eine armselige Befestigung mit Funkantenne und den
üblichen drei bis vier intakten Toyota Pickups mit aufmontiertem
überschweren Maschinengewehr, acht halbwegs ordentlich
gekleideten Soldaten, wie immer mit schlechtem Schuhwerk, aber
mit der unvermeidlichen Kalaschnikow bestückt, die Soldaten
werden von Hassan mit dem üblichen Formular versorgt, sie
Das blaue Dünenwunder aus der Ferne
überfliegen kurz und freundlich lachend unsere Pässe und dann
sind wir schon wieder außer Sichtweite, wo wir früh am Abend auf
brettebener Fläche einen Rastplatz finden. Bei unseren Bemühungen
ums Abendessen – es gibt Kartoffelbrei mit Schweinefleisch und
Gemüse – belagern uns im Dunkeln kurzfristig drei herrenlose
Köter, die sich aber von unseren Taschenlampen beeindrucken lassen
und schnell Richtung Süden und zu dem von uns bereits passierten
Militärstandort weitertippeln.
Das blaue Wunder in den Dünen
Sonntag, 16. März 2008
Erosionsrinnen am Plateauabbruch des Messak Mellet
Geodätischer Punkt im Nirgendwo
Hassan - der Tourist Police Guide - beim Holzsammeln
Der Einstieg zur Piste Richtung Wadi Mathendous
Wadi Mathendous - UNESCO Welterbe
In Habeter III - Plattform jungsteinzeitlicher Künstler
Km-Stand 179.444 / N 24.22,759 / E 11.19,277
Wir sind wie immer früh unterwegs Ziel und Richtung AL
AWAYNAT. Links die Dünen des ERG und rechts der Plateauabbruch
des blaugrauen MESSAK MELLET. Eine Rauchschwalbe und auch
gelbbauchige finkenähnliche Singvogel begleiten kurzfristig unsere
Route. Dann queren tiefe Furchen von ehemaligen mäandrierenden
Flussläufen die ansonsten ausgezeichnete Bahn, wieder weichen wir
nach Westen aus. Die Steilstufe des MELLET rückt wieder von uns
ab. Nach harter Fahrt auf steinigem Untergrund machen wir heute
etwas früher (12.30 Uhr) als üblich bei N 25.05,508 / E 11.22,147,
Km-Stand 179.535 Mittagspause. Hohe Dünen kommen linker Hand
im Westen deutlicher in Sicht. Das imposante Bild zwingt immer
wieder zum Blick aus dem Fenster. Dann erleben wir ein kleines
Phänomen um nicht zu sagen unser Blaues Wunder. Wir wundern
uns alle sehr über die „Blauen Dünen“, die in ziemlicher Entfernung
vor uns zu sehen sind. Wie es sich bald herausstellt, wird, durch die
flachen Winkel in den Ausläufern der Dünen und das reflektierende
Sonnenlicht bedingt, ein blaugrauer Farbton erzeugt, der beim
Nahekommen langsam verschwindet. Es handelt sich nicht um die
üblichen, Wasser vortäuschenden Bodenspiegelungen, die auch „Fata
Morgana“ genannt werden.
Um halb fünf Uhr nachmittags machen wir früh Rast in einem
mit Coloquinten und Akazien bestandenen etwas abseits der
Piste gelegenen Sandfeld. Fünf Landcruiser mit einer geführten
Touristengruppe kreuzen kurz darauf auf der in Sichtweite von unserem
Rastplatz sich befindenden Piste unsere Position. Mit Alex habe ich
dann noch Baseball mit den zuhauf umher liegenden Coloquinten
(ungenießbaren, wilden Kürbissen) gespielt, aber die Treffsicherheit
der Akteure ließ sehr zu wünschen übrig und so wurde es langweilig
und die Kommandos für den Beginn des Abendessens ließen nicht
lange auf sich warten. Wieder setzte sich eine Rauchschwalbe in
unserer Nähe nieder und begutachtete die europäische Variante des
libyschen Landlebens.
Wadi Mathendous – ein Kleinod der Jungsteinzeit
Montag, 17. März 2008
Km-Stand 179.603 / N 25.10,133 / E 11.55,434
Um 8:45 Uhr geht wieder die Post ab. Auf Höhe N 25.38,509 / E
12.08,180 und in rascher Fahrt erreichen wir einen V-Einschnitt
im MESSAK MELLET. Wir geben Stoff, das Geläuf ist fest und
urplötzlich ist der Polizei-Pickup da. Wir bremsen scharf ab, geben
unsere Personalien an und Hassan zückt ein weiteres Formular, die
beiden Polizisten steigen in ihren Toyota, winken barhäuptig noch
mal kurz herüber, wenden und düsen in ein Seitental davon. Das
ging ruckzuck. Bei einem Hügel mit einer angeschobenen Rampe
und einigen kleinen Rohren halten wir an und besteigen ihn. Hier
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In Habeter III - Strausse hatten ideale Lebensbedingungen
In Habeter III - Eine Gruppe von Giraffen - Der Beweis für einen Klimawandel vor zehntausend Jahren perfekt in Stein überliefert
sind eindeutig Spuren von ehemaligen Bauarbeiten zu besichtigen.
Wasserleitungsbau? Weiter nordwestlich finden wir noch weitere
gewaltige Wegebauarbeiten. Hier sollte wohl eine Piste geschoben
werden, die jetzt jedoch bereits wieder am Erodieren ist. Nachdem wir
diese vermeintliche Route zum WADI MATHENDOUS eine kurze
Zeit lang verfolgen können, ist plötzlich Schluss und der ganze Tross
muss umkehren.
Bei schneller Fahrt auf hartem bis sandigen Pistengrund erreichen
wir eine mit vielen riesigen Reifen markierte Fluglandebahn direkt
am ERG MURZUQ, die wohl militärischen oder prospektorischen
Gründen geschuldet ist. Momentan sieht sie eher verlassen und
ungenutzt aus. Irgendwann am Nachmittag treffen wir auf ein
vermeintliches „Gräberfeld“, das sich jedoch bald nicht nur wegen des
aus Steinen gelegten Wortes „Shukran“ als Touristenspleen erweist.
Hassan bestätigt die Vermutung und weiß, dass es unter Touristen
aus unerfindlichen Gründen üblich geworden ist, an dieser nur sehr
langsam zu befahrenden Steinstrecke Steine ähnlich den Alamaten
aufzuhäufen und sich hier zu verewigen. Wie es scheint, sind über die
Jahre sehr viele Touristengruppen hier gewesen.
Alex fährt heute bei mir im Auto und wir haben uns den ganzen Weg
angeregt und gut unterhalten. Sie wirkt völlig entspannt und ist von
der Landschaft, so eintönig sie manchmal auch ist, total begeistert. So
was nennt man einen echten Naturfreak.
Wir versuchen vergeblich direkt über eine fürchterliche Steinpiste im
Schritttempo in Richtung IN HABETER I3) von Westen kommend
ins WADI MATHENDOUS einzufahren, dieses Vorhaben geben
wir jedoch nach Augenschein der Schlucht und des steilen und mit
Blöcken übersäten Wadigrundes bald auf und fahren brav Richtung
IN HABETER III ( N 25.45,636 / E 12.10,030) wo wir von einem
großen eingezäunten Bereich mit einigen gedeckten Schilfdächern und
festen Steinbauten empfangen werden. Einige Tuareg verkaufen die
üblichen Utensilien, wir interessieren uns allerdings nicht mehr dafür.
Der Trip zu den Gravuren kostet pro Person drei (3) LD und wer einen
In Habeter III - Das berühmte Krokodil vom Wadi Mathendous
In Habeter III - Das Rind war bereits domestiziert
Elefanten bevölkerten die Feuchtsavanne
In Habeter III - Gut ernährte Rinder - Existenzgrundlage damaliger Clans
Fotoapparat dabei hat, zahlt noch mal fünf (5) LD. So unspektakulär
das WADI MATHENDOUS auch aussieht, so umwerfend sind die von
unseren jungsteinzeitlichen (Neolithikum / 10.000 bis 2.000 Jahre v.
Chr.) Vorfahren hier in den steil stehenden Sandstein gravierten Bilder
von den damals in einer feuchten Savanne lebenden Wildtieren, die
ihnen als Nahrungsgrundlage dienten oder auch Nahrungskonkurrenten
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waren, mit denen es sich auseinander zu setzen galt. Manchmal
auch in tödlichem Kampf. Strauße, Krokodile, Giraffen, Elefanten,
Rinder, Gazellen und auch ihre nomadisierenden Jäger sind in nahezu
beängstigender Detailtreue und Kenntnis der Bewegungsabläufe der
wilden Tiere dargestellt. Unser „Führer“ Hassan jedoch verhält sich
nicht nur völlig desinteressiert, er entfernt sich nahezu demonstrativ
von der Gruppe und raucht eine Zigarette. Anscheinend kann er dem
touristischen Treiben nichts abgewinnen. Man kann auch erkennen,
da auch in dieser Gegend leere Mineralflaschen und Dosen keine
Seltenheit darstellen, dass von den Einheimischen dem kulturellen
Wert der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen und
weltweit nicht nur in Fachkreisen hoch geschätzten jungsteinzeitlichen
Fundstelle kein entsprechendes Bewusstsein entgegengebracht wird.
Nach einer Stunde haben wir in der prallen Sonne jedoch keinen
weiteren Appetit mehr auf IN HABETER II oder gar I, da dazu ein
kilometerweiter Fußmarsch in der Hitze nötig gewesen wäre. Wir
essen noch eine Kleinigkeit unter den Schilfdächern und brechen
wieder auf, nach dem wir Hassan die benötigte Summe in libyschen
Dinaren gegeben und er diese weitergereicht hatte. Unser nächstes Ziel
war MURZUQ, die zentral im FEZZAN gelegene Provinz-Metropole,
die in alten Zeiten auch schon Heinrich Barth4) als Stützpunkt für
den Weitermarsch Richtung KANO im NIGER diente. Viel der alten
Bausubstanz - wie wir später sehen werden - ist allerdings nicht mehr
erhalten. Die moderne Bauweise hat rigoros die alten Bauten bis auf
einen Teil der alten Stadtmauer verdrängt.
Wir fahren bald wieder auf sandigem, meist festen Pistengrund. Eine
Polizeistation weit vor MURZUQ bei N 25.47,441 / E 12.20,920
liegt strategisch sehr günstig am östlichen Ausgang des WADI
MATHENDOUS und beherrscht die ganze Ebene, ein unbemerktes
Durchkommen schier unmöglich machend. Auf dieser öden mit
Spuren übersäten überbreiten Piste bemerke ich plötzlich aus den
Augenwinkeln einen Fenek, der aus seinem mitten in der Piste
gelegenen Bau kommt. Automatisch bremse ich ab und wende das
Fahrzeug, um den kleinen Wüstenfuchs besser sehen zu können.
Dirk sitzt bei mir im Auto und hat ihn nicht bemerkt. Jetzt nimmt
er doch seinen Fotoapparat in Anschlag. Als wir stehen, warten
wir und schon bald kommt der Fenek aus dem Bau. Er quickt und
schreit für unsere Ohren jämmerlich. Wir haben den Eindruck, dass
er entweder von seinen Eltern verlassen – dafür ist er allerdings zu
groß – oder krank und am Verhungern ist. Er ist ziemlich verwirrt
und zieht sich wieder in den Bau zurück, kommt wieder und als
wir ihn ausgiebig beobachten und fotografieren konnten, läuft er
davon. Armer Kerl. Die auch nachts viel befahrene Strecke verdirbt
ihm sicher oft genug die Nahrungssuche oder Nachtruhe. Dirk ist
während der Weiterfahrt ziemlich angefressen, weil wir (Michael
fährt voraus) die in der Karte verzeichnete Asphaltstrasse ignorieren
und auf sandigem und teilweise schön zu fahrendem Dünengelände
aus dunklem Sand die Direttissima nach MURZUQ nehmen wollen.
Wir kommen zwar gut voran, aber heute hatte Dirk wohl keinen
weiteren Appetit auf Landschaft. Wir treffen im weiteren Verlauf auf
landwirtschaftlich genutztes oder dicht mit Gestrüpp bestandenes
Gelände und es wird ein richtiges „Herumgegurke“. Hier konnte ich
dann die gequälte Miene von Dirk, der sich wohl auf ein alsbaldiges
Erreichen von MURZUQ gefreut hat, sehr wohl verstehen. Sei es
drum, es ist nicht mehr anders zu machen. In TESSWAY erstehe ich
sechs (6) Flaschen Wasser für 4,5 LD. Ich will mich zum Trinken
zwingen, da ich bekanntermaßen zu wenig trinke. Bei der Weiterfahrt
nach MURZUQ werden wir am Stadtrand gleich von einer mit einem
zivilen PKW ausgeführten Polizeikontrolle angehalten. Wir suchen
bei einbrechender Dunkelheit einen Campingplatz. Kein Mensch
scheint ihn zu kennen. Wir fahren über Müllplätze, umkurven Zement
verpackende Bauarbeiter, es stinkt sehr nach Schlachtabfällen und es
brennt und qualmt allenthalben. Für einen Weg zum Campingplatz
eine ziemlich unwirkliche Umgebung. Aber das Navigationsgerät hat
Recht (im Göttler stehen zwar die GPS-Daten, der Weg dorthin jedoch
nicht). Endlich sind wir am Campingplatz, aber noch lange nicht drin.
Denn Hassan kochte sein eigenes unverständliches Süppchen. Wie
wir anschließend vom groß und kräftig gewachsenen schwarzen
Torwächter und Platzwart erfahren, hatte Hassan behauptet, dass dies
Mitten in der Piste von Wadi Mathendous nach Murzuk hat sich ein Fenek seinen Bau gegeraben
ein öffentliches Gelände sei und wir kostenlos dort übernachten dürfen.
Der Schwarze im hellen Umhang protestierte sofort und wollte uns
deswegen nicht auf den Platz lassen. Endlich lichtet sich das Dunkel
und Alex erklärt dem Mann, dass wir durchaus die fünf (5) Dinar für
die Übernachtung pro Person bezahlen wollen. Hassan war damit
außen vor und hat wohl zum ersten Mal „sein Gesicht verloren“, was er
uns aber an diesem und den folgenden Tagen noch nicht merken ließ.
Oder wir haben es nicht bemerkt. Kann sein. Wir kommen auf einen
gepflegten riesigen Platz mit sehr gut funktionierenden und sauberen
Duschen, einem Erholungsgelände sozusagen. Der Duft von Zitronen
und Orangen aus den die Wege säumenden Sträuchern kommend war
allgegenwärtig und sehr angenehm. Wir sind die einzigen Gäste auf
dem Platz und nur einmal kommen schwarze Bauarbeiter aus Mali, die
auf dem Gelände Mauern setzen und Ausbesserungsarbeiten verrichten
vorbei und unterhalten sich mit uns. Wir wollen einen Tag Ruhepause
einlegen und MURZUQ kennen lernen. Ich hole das weit gereiste
Holz vom Dach. Wir essen zu Abend. Vom HJ 60 kommt wie immer
der zusammenrollbare Alu-Tisch aus den Untiefen des Laderaumes,
die Bestuhlung stellen die jeweiligen Fahrzeuge, Kochgeschirr,
Besteck und Kocher befinden sich auf der umgeklappten Ladeklappe
des HJ60, Gewürze werden beigesteuert, Gemüse und Zwiebeln
geschnitten, Kartoffeln geschält. Wenn die Gasflamme von Michael
nicht ausreicht, kamen auch Joe´s und mein Kocher zum Einsatz.
Die Wassersäcke wandern aus den Geländewagen an die Seite fürs
Händewaschen und andere hygienisch motivierte Aktionen.
Während dessen jedoch werden wir von unzähligen tief und sehr gut
fliegenden maikäfergroßen Grillen „angegriffen“, die sich überaus
neugierig uns und unserer Feuerstelle annehmen. Ein ums andere
Mal springen sie in die Glut und hauchen ihr chitingeschütztes Leben
aus. Michael geht angesichts dieser Tragödie unter die Philosophen
und hiermit halte ich seine denkwürdige Analyse alles Lebenden am
Beispiel der wie blind ins Feuer springenden Grillen fest, unverschämt
trocken wie immer: „So ist das im Leben. Der Eine hüpft. Der
Andere hüpft daneben“. Wir lachen uns schier kaputt. In den knapp
zwei Wochen sind wir wirklich zu einer guten Truppe geworden,
die wie selbstverständlich funktioniert. Das Essen, ich kann mich
an die Menugänge nicht mehr erinnern, schmeckt unter Mitwirkung
aller wie immer vorzüglich. Es muss wohl Truthahn mit Reis und
Gemüse gewesen sein. Bier gibt es schon lange nicht mehr, Rotwein
ist ebenfalls aus, wir leben alkoholisch gesehen völlig trocken und
konform zu den landesüblichen Bräuchen und Gesetzen.
Ruhetag auf dem Campingplatz in Murzuq
Dienstag, 18. März 2008
Km-Stand 179.873 / N 25.52,349 / E 13.54,154
Um 8:45 Uhr finden wir uns alle relativ spät zum Frühstück ein.
Amselähnliche Vögel hüpfen am Boden, Sperlinge und sogar Tauben
haben unser Lager entdeckt und suchen es nach Essbarem ab.
Zudem entdecke ich einen Raubwürger im dicht belaubten Geäst, die
Zeichnung des Gefieders ist jedoch gegenüber der mitteleuropäischen
Spezies heller und mit kaum sichtbarer Augenbinde. Michael und Dirk
zerlegen gegenüber unserem Lagerplatz einen bereits abgestorbenen
Palmstumpf in Lagerfeuer gerechte Prügel und Scheite. Man denkt
eben voraus. Notwendige Vorratsbeschaffung für die Strecke zum
WAU en NAMUS.
Kurzfristig wird noch die Frage diskutiert ob wir nicht doch über
GATRUN fahren könnten, denn das wäre für mich und einige andere
doch noch Neuland gewesen, aber die Zeit reicht dafür wohl nicht
aus. Wir wollen nicht hetzen. Abhängen war angesagt. Jedenfalls
ging das bis Mittag und den frühen Nachmittag gut. Jeder würfelt
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Gemüsemarkt Murzuq - Ein pralles und täglich frisches Angebot an Obst und Gemüse lädt zum Kauf
gegen jeden, Alex und Joe „kriegen“ sich deswegen nicht mehr „ein“,
Michael füttert sein GPS-Gerät, überprüft libysche Karten auf ihren
Wahrheitsgehalt, inspiziert den Motorraum, seinen Luftfilter, Hassan
und einige von uns waschen ihre erste Garnitur und hängen die
Ergebnisse in die brütende Sonne. Die Schatten werden länger. Die
Unruhe unter den Reisenden entsprechend groß. Na endlich.
Joe sattelt seinen steyrischen Kampfhund und dann geht die
Entdeckungsreise los, ein Bauarbeiter aus MALI springt noch auf
dem Weg vom Campingplatz in die Stadt auf und findet es hinten
auf dem mit den aufgeschraubten Bierbänken mit Biertisch üppig
ausgestatteten Laderaum ebenfalls gemütlich. Wir haben einen
imposanten Einmarsch in die Stadt, die Kinder winken uns zu und
die Jugendlichen pfeifen. Gemeinsames Kaffeetrinken im Cafe ist
angesagt, ein gut Englisch sprechender Libanese versorgt uns mit den
neuesten Meldungen aus Europa, Angela Merkel ist mit roter Jacke im
Fernsehen zu sehen, wir bezahlen und marschieren dann geschlossen
über die Straße Richtung „Frauenmarkt“. Über beide Schultern mit
unseren Fotoapparaten bewaffnet. Der Staub in den Nebenstraßen
wird von den Ladenbesitzern so gut es geht mit Wasser besprüht,
damit die durchfahrenden abenteuerlich anmutenden alten Peugeots
und arg verbeulten Mitsubishis ihn nicht aufwirbeln.
Alex verschwindet alsbald in einer Boutique mit Handtaschen, Röcken,
Blusen und sonstigem femininen Zeugs und kommt tatsächlich mit
zwei Röcken wieder. „Isch günschdig“ (= ist/war günstig), meint
sie nur. Ich halte mich mit Kaufen sehr zurück, obwohl die Beutel
und Dosen, bunten Tücher und antiken Bürsten schon verführerisch
fremd und handwerklich sauber verarbeitet vor mir liegen. Noch
heute befinden sich die drei mit TARZAN-Fett gefüllten und 2003
in DJANET erstandenen Tiegelchen in der Toilette bei mir zu Hause
ungenutzt neben dem Zahnbecher. Zum Herschenken und zum
Gebrauch zu arabisch. Ich versuche mit bestem Willen hier in den
armselig ausgestatten Verkaufsverschlägen eine dokumentarisch-
31
fotografische Bestandsaufnahme zu machen, muss aber feststellen,
dass die Lichtverhältnisse doch sehr ungünstig sind und auch bei
nochmaligem Versuch immer das gleiche Ergebnis zeigen. Mit Blitz
zu fotografieren schreit nach Erlaubnis einholen und das hätte nur
eingefrorene Gesichter erzeugt. Lieber schlecht und authentisch, als
prima ausgeleuchtet und für den Katalog.
Auf dem Gemüse- und Obstmarkt ist gerade eine neue Toyota-PickupLadung mit Fenchel und Möhren eingetroffen. Abladen ist angesagt
und Wiegen. Eine alte Waage zittert die Nadel in die gewünschte
Position, dann trägt der bemützte barfüssige Junge die Portion zu den
jeweiligen Ladenbesitzern, die bei ihm schon vorher geordert hatten.
Michael, Alex und Dirk – den Joe sah ich selten, ist wohl schon
wieder Kaffeetrinken oder zum Fotografieren hinter irgendeiner
Säule verschwunden -, drücken sich an Bananen, Orangen und jeder
Menge Obst die Füße platt. Sollen wir oder sollen wir nicht? Der
Verkäufer zeigt über sich und dann war alles klar. Ghaddafis Segen
steht bereits fest. Ein großes Bildnis des großen Revolutionärs und
Führers verströmt Zuversicht und Stärke. Also kaufen.
Spät am Nachmittag kommt für mich der große Einschnitt. Also, es
war ein dringender Haarschnitt angesagt, die Friseurbude mit zwei
Drehsesseln antiker Bauart und dunkelhäutigem Friseur ist entdeckt
und von meinen Freunden und Hassan empfohlen. Ich nehme Platz
und bevor ich dem Meister erklären kann, dass mein Kopfrasen
auf keinen Fall unter sechs (6) mm gemäht werden dürfe, ist der
erste Einschlag mit der elektrischen Mähmaschine auf der linken
Kopfhälfte vor den Ohren bereits geschehen. Protestierend will ich
aufspringen, aber die beruhigenden Gesten meiner Kampfgenossen
und das einstimmige „schaut gut aus“, lassen mich wehrlos in mich
zurücksinken. Die Haare wachsen ja wieder nach. Also weg damit.
Gnadenlos geht es in die Vollen. Am Schluss sehe ich zwar aus wie
Dirk ohne Brille, aber Hauptsache, die Prozedur ist vorbei und ich
brauche mich morgens für die restliche Reise nicht mehr mit meiner
haarsträubenden Frisur herumärgern. Basta. Hassan kauft dann für
Murzuq - Markt der Frauen
Lichtgestalten
den diesen Abend geplanten Hühnertopf Hühnchen ein und dann
fahren wir auf den Campingplatz zurück. Huhn schmeckt immer gut
und das Lagerfeuer knistert anschließend (nach dem Abspülen) in den
mit Sternen übersäten Nachthimmel. Eine Stichelei jagt die andere,
eine Anekdote findet immer noch eine weitere, bis meistens Dirk und
oft Alex als Erste im Dachzelt verschwinden und die bereits in Jacke
und Stirnlampe ausharrende fröstelnde Meute auflösen.
Murzuq – Tmessah. On the road again.
Mittwoch, 19. März 2008
Km-Stand 179.873 / N 25.52,349 / E 13.54,154
Der Aufbruch nach TMESSAH ist für heute geplant. Wir wollen
jedoch noch mal in die Stadt und Brot, Gemüse und Obst kaufen.
Kartoffeln und Tomaten werden verstaut, meist in Kartons für den
jederzeitigen Zugriff. Wasser gibt es in Sechserpackungen zu kaufen
und wird bei mir in den Türfüllungen deponiert, damit während der
Fahrt getrunken werden kann. Joe geht noch Kaffeetrinken, Michael
zum Friseur rasieren, ich mache noch Fotos und dann fahren wir los.
Stopp. Zuvor handele ich dem Besitzer eines Cafes noch für fünf (5)
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LD ein CocaCola-Schild mit arabischen Schriftzeichen ab, verstaue es
unter einer Decke im HZJ. Michael hat das gleiche ebenfalls irgendwo
abgehängt oder jemanden abgeluchst und hinter das seitliche Fenster
geschoben und so fuhr der weithin kenntliche CocaCola-Konvoi
Richtung TMESSAH. Die überaus eintönige, stundenlang auf Asphalt
sich hin ziehende Fahrt endet in TMESSAH mit einem kleinen
Eklat. Hassan als Führer ist brüskiert, weil jedes Fahrzeug für sich
auf der Suche nach dem richtigen Einstieg in die Piste zum WAU en
NAMUS agiert. Joe bleibt kurzfristig im Salzsumpf stecken, der HJ60
kämpft in den TMESSAH umgebenden Palmgärten ebenfalls einen
einsamen Kampf gegen die Halbdünen, ich folge ihm nur so lange,
bis irgendwann wieder eine feste Straße auftaucht und Hassan und ich
(er war heute bei mir im Wagen) von dort aus uns neu orientieren. Ein
wackeliges blaues Schild kurz vor der Anhöhe zum Ortseingang auf
dem die Richtung zum WAU en NAMUS erkenntlich ist, erzeugt bei
Hassan plötzlich navigatorische Euphorie und er deutet wie besessen
darauf und will unbedingt wieder dem Pfeil auf dem Schild folgen,
ungeachtet der Tatsache, dass man das Schild samt Pfahl in jede
Richtung drehen kann, das Teil also völlig nutzlos ist.
So in seiner Euphorie und Autorität allein gelassen, wird Hassan
dann zunehmend verstockter und ergibt sich schlussendlich – wie
sich herausstellen sollte – stocksauer in sein wenig erfolgreiches
Führerschicksal. Endlich haben wir uns wieder alle am Ortsrand
eingefunden, Hassan hält uns noch belehrend vor, sich doch in Zukunft
nicht mehr als Gruppe aufzuteilen, denn das könne großen Ärger für
ihn und uns bedeuten, wenn einer von uns ohne ihn von der Polizei
aufgegriffen werde. Ein älterer ortskundiger Mann ist dann schnell
gefunden und der deutet wie selbstverständlich in die Richtung, die
auch unser GPS anzeigt. Na so was. Hassan wird kleinlaut.
Die ersten fünfzig Kilometer geht es über eine leuchtend hellgelbe
Weichsandfläche mit jeder Menge „volle Pulle“. Wir kommen in
dem verdammt weichen Sand maximal in den dritten Gang (ohne
Reduzierung), der HJ60 ist sicher wieder im roten Bereich unterwegs.
Die Gegend ist eine Augenweide für Sandfahrer, weich und wellig,
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ohne Konturen und nur einzelne Spurenbündel deuten auf eine rege
Verbindung zum Mückenkrater WAU en NAMUS hin und in eine weiter
südliche Richtung. Wir wollen jedoch mit der nördlich verlaufenden
Piste zusammentreffen. Welliger Serir, dunkelgraue Kieselwüste mit
quer zur Fahrtrichtung verlaufenden Rillen, lösen den Weichsand ab
und führen uns zielstrebig auf die von Koreanern geschobene und
ausgebaute Piste Richtung WAU en NAMUS. Bei N 25.50,903 /
E 16.16,070 machen wir auf einer ehemaligen Pisten-Baustelle Rast.
Das in der unmittelbaren Umgebung herum liegende Holz wird zum
Lagerplatz geschleppt und verfeuert. „„Guide Harissa““ (wie wir
Hassan aufgrund seiner Vorliebe für diese scharfe Gewürzsoße und
für seine Vorliebe zum Nachwürzen nur noch nennen) zerlegt mit Alex
in MURZUQ gekauftes Hühnerfleisch und in Joes Südafrika-Topf
köchelt bald köstliches Gulasch mit Kartoffeln, das unsere Bäuche
prall werden lässt. Herrlich.
Dieser Abend zählt mit zu den kühleren, da ein stetiger leichter Wind
aus Südosten blies.
Die Fahrt zum Wau en Namus – Höhepunkt der Reise
Donnerstag, 20. März 2008
Km-Stand 180.159 / N 25.50,903 / E 16.16,070
Wir verlassen die Kiesgrube gegen 8:00 Uhr und an diesem Morgen
erhalte ich wohl in Anbetracht meiner vorwärts und jeden Morgen
zum Aufbruch treibenden „Qualitäten“ den Codenamen „Yussuf
Treiber and his hardware from Wadi McIntosh“. Alex amüsiert sich
köstlich zumal sie daran nicht unbeteiligt ist. Während der Fahrt
lösen sich „Käfers“ hintere Stoßdämpfer in ihre Bestandteile auf. Da
wir uns sehr weit südlich halten treffen wir unvermittelt auf einen
umzäunten Flugplatz mit militärischem Gerät, so dass wir am Zaun
Der Wau-en-Namus (Mückenkrater) hat seine aktive Zeit längst hinter sich.
Arabisch beschriftete Schilder erschweren die Orientierung nur auf Asphalt
entlang Richtung WAU el KEBIR, einem Militärposten (N 25.18,941
/ E 17.03,465) fahren müssen, wo Hassan wie immer seine Formulare
zückt und ganz wichtig agiert. Es ist gerade Mittag (11:30 Uhr).
Wir sehen uns im Fuhrpark der momentan fahruntüchtigen Toyota
Pickups, der eher ein Schrottplatz ist, um. Kein Stoßdämpfer passt.
Der Kommandant des Militärpostens, der eher einer Tankstelle gleicht
(Tarnung?), behauptet, dass morgen hier Stoßdämpfer eintreffen
könnten, denn er wolle per Satellitentelefon die passenden ordern.
Soll er. Wir können auch so weiterfahren und bei 45 Grad Celsius
im Auto erreichen wir am späteren Nachmittag den Polizeiposten vor
WAU en NAMUS (16:00 Uhr) an den dem Hauptkrater vorgelagerten
Schlammkratern. Der Container-Posten ist mit drei (3) Soldaten
besetzt und wir werden mit Bananen überhäuft. Scheinbar ist gerade
eine Lieferung eingetroffen.
Die Soldaten sind sehr nett und auch zu Alex sehr höflich und laden uns
zum Tee ein. Hassan setzt sich ebenfalls zu den Soldaten und unterhält
sich angeregt mit ihnen und komischer Weise sehen die Soldaten Alex
nach dieser Unterhaltung mit ganz anderen Augen an (Alex bestätigt
mir das später, da ich das so gar nicht bemerkt hatte) und allmählich
wird uns allen klar, dass dieser Möchtegern von Führer jedem
Polizeiposten, der des Weges kommt, seine angeblichen amourösen
Abenteuer mit Alex schmackhaft machen will um so als der tolle Kerl da
zu stehen. Umso mehr wurde nach diesen „Informationen“ Alexandra
bei den libyschen Kollegen von Hassan als Freiwild eingestuft. Was
können wir machen? Alex ignoriert den Kerl fortan. Als wir zum
Krater WAU en NAMUS weiterfahren, steigt einer der Soldaten mit
der Kalaschnikow zu Joe und Alex mit ins Fahrerhaus. Daraus können
wir ebenfalls nur den Sinn entnehmen, dass dieser bewaffnete Soldat
Alex testen will. Wieso soll in Sichtweite dieses Weltwunders noch ein
Soldat bei uns zusteigen? Auf jeden Fall eine unangenehme Situation
für Alex. Wir haben die beiden, Joe und Alex, bewusst vorausfahren
lassen, da beide noch nie am WAU gewesen sind, die anderen mehr
oder weniger oft. Sie sollen die Schönheit des Mückenkraters, wie
WAU en NAMUS übersetzt heißt, allein und ohne andere Fahrzeuge
genießen. Wie mir Alex hinterher sagt, habe sie bei dem unerwarteten
Anblick Tränen in den Augen gehabt. Kann ich sehr gut verstehen.
Auch jetzt, nachdem ich den Krater zum vierten Mal erblicke, ist
diese Caldera eines ehemaligen riesigen Vulkans, der in seine eigene
leer gepumpte Magmakammer zurückgestürzt ist, im wahrsten Sinne
atemberaubend. Es macht fassungslos in welchen Graunuancen die
Natur Formen aus der porösen Asche und dem darunter liegenden
eingewehten Sand zaubert und modelliert, wie es möglich ist, dass diese
über drei (3) Kilometer durchmessende Schüssel mit dem in der Mitte
darin befindlichen Minivulkankegel, wohl einem letzten Aufbäumen
der vulkanischen Tätigkeit in dieser Region geschuldet, ein derart
stimmiges Gefühl von Harmonie und Ruhe, von Vollkommenheit
und Endgültigkeit in uns erzeugen kann, wie perfekt die länglichen
Vulkanseen sich an die Flanken des mittigen Vulkankegels schmiegen
in ihren abgestuften Farben von grünlich, blau bis braunrot. Diese
Grundwasserseen werden von fossilem Grundwasser gespeist, das
sich bis in die Uweinat-, Tibesti-, und Ounianga-Region erstreckt. Die
Grundwasserstockwerke sind bereits längst (ca. 1970) von Eberhard
Klitzsch, Freie Universität Berlin5) geologisch kartiert und unterliegen
einem fragilen Gleichgewicht. Jede zusätzliche Entnahme bedingt ein
Absinken der jeweiligen Stockwerk-Grundwasserspiegel. Die seit
der Jungsteinzeit herrschende und über Jahrtausende andauernde
Verdunstung konnte diesem Gleichgewicht nicht viel schaden,
obwohl sich das Grundwasser nie durch regelmäßige Niederschläge
regenerieren konnte. Ich fahre eine komplette Runde oben um den
Krater und vermerke auf dem Tacho genau 10,4 Kilometer. Der
Krater hat also 3,3 Kilometer im Durchmesser. Nur im Nordwestteil,
hier hat die Schüssel einen flacheren Rand, sind viele Reifenspuren
zu erkennen. Die anderen Kraterränder sind für unsere Autos und
für andere 4x4-Fahrzeuge viel zu steil (mehr als 45 Grad oder über
100 % Steigung), höchstwahrscheinlich auch für unbeladene, leichte
Rallye-Fahrzeuge. Ich sammle Asche am Kraterrand und einige
Gesteinsbrocken. Dabei blicke ich immer und immer wieder in
den Krater, der mir wie ein geschlossenes Auge ins Innere der Welt
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Der Zentralkegel ist von Grundwasser gespeisten Seen umgeben . Er ist einem letzten Aufbäumen der vulkanischen Tätigkeit geschuldet, die mit ziemlicher
Sicherheit bereits vor dem Auftreten der ersten Menschen erloschen war. Der in seine eigene leere Magmakammer zurückgestürzte Vulkan erzeugte diese
über drei Kilometer durchmessende Caldera. Vor Äonen ausgeworfene Asche färbt in weitem Umkreis die Serir Tibesti schwarz. Der Wau-en-Namus liegt auf
einer Aktivitätslinie, die sowohl mit der Tibesti-Region als auch mit der nördlicher gelegenen Harudj eng verknüpft ist und sich bis Gharyan nahe der Küste
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bei Tripolis hinzieht. Ein Naturwunder - mit nichts auf diesem Planeten vergleichbar.
erscheint. Ich wünschte, Birgit, Philipp und Kai wären mit mir hier
und könnten das ebenfalls sehen. Wenn nur diese verdammt weite
Anreise nicht wäre. Einige von uns steigen noch vor Sonnenuntergang
in den Krater, um den Mücken, die bei Sonnenuntergang und kurz
danach angeblich besonders aggressiv sind, zu entgehen. Hassan will
sogar schwimmen gehen, reißt sich das Hemd vom Leib und rennt
in den Krater hinab. Er unterschätzt wohl die Entfernung, denn bald
hört er auf zu rennen. Am späten Nachmittag schwebt lärmend ein
großer Hubschrauber heran – augenscheinlich aus Militärbeständen
oder vom Militär gechartert und mit winkenden Touristen besetzt –
und zieht einen weiten Bogen über den Aschevulkan um nach kurzer
Zeit in der Abendsonne zu verschwinden. Wahrscheinlich müssen
die Touristen noch das nächste Highlight erreichen, bevor die Nacht
einbricht.
Wir beschließen, hier eine eintägige Rast einzulegen, um dieses
Naturschauspiel, das nicht oft genug betrachtet werden kann,
entsprechend zu genießen. Wir gehen barfuss in der rauen Asche,
die durch ihre Grobkörnigkeit bei starkem Wind immer oben zu
liegen kommt und daher nur kurzfristig den darunter liegenden
Sand sehen lässt, nach unten in den Krater und direkt an die mit
starkem Schilf bewachsenen Seeränder. Das heißt, wir versuchen es,
denn das Schilf steht dicht und eine Wolke von Mücken, die nur auf
uns gewartet zu haben scheint, sirrt auf uns zu. Wir flüchten, die
Fotoapparate umklammernd, Hals über Kopf in vermeintlich sichere
Hang aufwärts gelegene Gefilde. Aber eine große Anzahl dieser
kleinen Biester ist nicht abzuschütteln. Wir erschlagen sie mit wilden
Verrenkungen. Einige schaffen es tatsächlich, wie ich in der Nacht
feststellen muss, bis in meinen Toyota. Einen neuerlichen Versuch,
das Gelände zu erkunden, wagen wir nicht und so beginnt der Kräfte
raubende Aufstieg zu unseren Geländewagen. Geschafft.
Auch Alex macht einen Ausflug in die Tiefe der gigantischen
Kraterschüssel und wählt bewusst nicht unsere Route. Sie wollte,
wie sie mir hinterher auf unseren Einwand erzählt, dass wir uns
Sorgen gemacht haben, einfach nur allein sein. Wir campen auf dem
südlichen Rand bei N 24.54,596 / E 17.44,427, Km-Stand 180.382,
1.531 Kilometer seit GHAT ohne zu tanken. Starker Wind kommt auf.
Hassans Zelt macht sich bereits beim Aufbau fast selbständig und wir
müssen es mit den Expeditionskisten „einmauern“. Die Zubereitung
des Abendessens gestaltet sich dieses Mal etwas anstrengender als
sonst, die Anoraks und Jacken werden enger gezurrt, die Mützen tiefer
ins Gesicht gezogen. Nach dem Essen und abends beim Lagerfeuer
greifen die Mücken an. Trotz der Kälte und trotz dem starken Wind,
der mein Dachzelt heftig schüttelt, sind sie auf Kriegspfad. Alex wird
heute Nacht im STEYR (Joe´s LKW) unter Moskitozelt nächtigen,
einerseits wegen der Quälgeister und auch weil ihr die Windgeräusche
im Dachzelt auf meinem Toyota zu laut sind.
Uns fällt auch auf, dass sich ganz wenige Reifenspuren im Krater
befinden, obwohl angeblich mal eine Rallye Paris-Dakar mitten durch
den Krater fuhr. Der Wind hat alles wieder verweht. Auch scheinen
Touristen und die Einheimischen etwas sensibler in ihrem Verhältnis
zur Natur geworden zu sein, denn sonst ließe sich bei der heutigen
hohen Frequentierung ein nahezu gleicher Anblick nicht erklären,
wie ich ihn aus eigener Erfahrung aus den Jahren 1989, 1990 (2
x) und 1994 (1 x) in Erinnerung habe, nämlich ohne Autospuren.
Hoffentlich bleibt das noch lange so. Wir schlafen trotz des zum
Sturm mutierten Windes gut. Er legt sich gegen 5:30 Uhr MEZ, also
6:30 Uhr libyscher Zeitrechnung, als ich aufgrund der Stille staunend
aus dem Wagen steige und die Umgebung inspiziere. Es wird bereits
hell, die Sonne geht auf und der Krater erglüht.
Caldera abwärts läuft es sich gut
Geschwader von Ascherippeln bilden sich und ...
... werden durch den beständig blasenden Wind geformt
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Der Wau en Namus wird zum letzten Mal erkundet
Freitag, 21. März 2008
Km-Stand 180.382 / N 24.54,596 / E 17.44,427
Nahezu elf Kilometer Umfang sind nicht darstellbar
Blick vom Zentralkegel zu unserem Lagerplatz
Nach dem zeitigen Frühstück bepacken Michael und ich unsere
jeweiligen Toyotas, bereit zur Abfahrt. Ich weiß warum, denn wir
beide gehen noch auf den mittig gelegenen kleinen Vulkankegel
und inspizieren das darin befindliche stumpf endende Loch.
Zarter Schwefelgeruch steigt allenthalben in die Nase. Auch gelbe
Schwefelkristalle finden sich am Weg. Sogar stark verwehte Tierspuren
treffen wir an. Entweder hatte ein Tourist einen größeren Hund
dabei oder es gibt tatsächlich Wildtiere hier, Feneks oder Schakale.
Dies wäre sicher möglich, da ja auch Enten und Wasserhühner und
die allgegenwärtigen Mäuse, eventuell auch Hasen, also die ganze
potentielle Beutepalette für die Räuber sich hier einfinden. Von
weitem Flug ermattete Zugvögel rasten hier sicher auch. Nach der
eineinviertelstündigen Wanderung und dem unvermeidlichen Aufstieg
bin ich ziemlich fertig und muss mich zunächst erholen. Ich weiß,
warum ich vorher packen wollte. Es ist sehr windig und wir fahren
schon etwas eher los Richtung WAU el KEBIR, auf direktem Wege
zurück bis nach TMESSAH. Kurz vor WAU el KEBIR machen wir
gegen 13:15 Uhr wieder Rast, Km-Stand 180.449. Dabei kriege ich
nicht mit, dass die anderen einen Campingplatz ansteuern wollen, den
wir bereits bei der Hinfahrt nördlich und links von der Route gesehen
hatten. Joe will seinen Reifen reparieren, alle wollen eventuell duschen.
Wir kommen bei der Rückfahrt nicht auf gleicher Route zurück und
werden auf nördlicher verlaufende Piste abgeleitet ohne es richtig zu
merken. Lediglich das Ziel Campingplatz entfernt sich immer mehr,
bis Michael kurz entschlossen bei einem Halt das Ruder um 90 Grad
nach Süden dreht und direkt auf den gewünschten Campingplatz
zusteuert. Die Fahrt verläuft zügig und ohne Probleme und wir
erreichen – nebenbei fahren wir an den riesigen runden Grünfeldern
vorbei, die durch ein drehendes Wasserrohrgestänge mit Wasser
besprüht werden – den reichlich heruntergekommenen Campingplatz
mit Swimmingpool, in dem das Wasser fehlt, womöglich nur einmal
bei der Einweihung eines hatte. Ich kann nicht verstehen, warum man
an so einem trostlosen Platz, wo nur eine miese und siffige Dusche
funktioniert, die Übernachtung 10 LD kostet, rasten will, nur um einen
Reifen zu flicken und einmal zu duschen. Ich bin dagegen, weil mir
der Aufwand für den erzielten Zweck zu hoch erscheint. Wir fahren
weiter und halten bei N 25.36,411 / E 16.31,100, Km-Stand 180.552,
679 km nach MURZUQ.
Sandwehen zwischen Sebha und Brak
Samstag, 22. März 2008
Ein Moment tiefer
Zufriedenheit und betäubender Stille
Km-Stand 180.552 / N 25.36,411 / E 16.31,100,
Heute starten wir um 7:30 Uhr. Wir wollen die Rückreise zügig
angehen, da wir nicht wissen, wie viel Zeit wir noch benötigen werden
bis zur libysch-tunesischen Grenze mit all den noch zu erledigenden
Formalitäten. Um 10:00 Uhr sind wir bereits in TMESSAH. Dieses
Mal kommen wir genau von der anderen nordöstlichen Seite in
den Ort. Es geht am Rand der Sebkha durch Palmengärten, deren
Wegesbreite nicht immer für uns und den STEYR beschaffen ist.
Es kratzt und zwickt am Dach und an den Seiten. Wir treffen direkt
auf die Hauptstrasse, wo wir in einem kleinen Cafe mit Kickertisch
Kaffee oder Tee trinken. Wir kaufen etwas Brot und Wasser zu und
fahren schnell weiter.
Wieder in sicheren, heimatlichen Asphalt-Gefilden, fängt Hassan
wieder mit seinen Spielchen an, die soweit eskalieren, dass er nach
eintöniger Fahrt und neben mir im Toyota dösend auf meine Frage,
wo es denn nach SEBHA gehe immer mit der Hand geradeaus
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Ruhepause nach einer pannenfreien Fahrt zur Schwarzen Oase
Ein kleiner Schritt für die Menschheit,
ein großer Schritt für uns
Purpuralgen färben diesen See rot
nach ZUARA kommen können und verwerfen den Gedanken, da wir
ja noch jede Menge administrativer Aufgaben erledigen müssen wie
unseren Führer „übergeben“ und mit MEDUSA TOURS abrechnen,
die Nummernschilder abgeben und weil die Grenzformalitäten
meistens länger dauern können als geplant. Also verschieben wir
das alles auf den morgigen Tag. Wir kommen in zunehmend belebte
Gegenden, die Gegend wird grün, fruchtbar, hügelig, die Dörfer und
Städte folgen rasch auf einander. Was jedoch ausbleibt, sind Diesel
führende Tankstellen. Mein Tank ist nahezu leer und ich brauche
dringend Stoff. Nach drei oder vier Tankstellen, die kein Diesel haben,
meine Tanknadel am linken Rand des Messinstruments verschwindet,
werden wir endlich fündig. Auch hier spielt Hassan wieder seine
Spielchen an der Tankstelle und stellt sich gegenüber dem Tankwart
als Frauenheld dar. Alex wendet sich nur ab und negiert sein armselig
besch … Verhalten. Wir kaufen womöglich ein letztes Mal in einer
größeren Stadt vor ZUARA Lebensmittel ein. Dann rasten wir etwa
20 Kilometer vor ZUARA nahe der Straße.
Grenzübergang
Montag, 24. März 2008
Km-Stand 181.649 / N 32.24,523 / E 12.47,143
Frischer Wind zwingt uns beim Frühstücken in die wärmenden Fleece-Jacken
Richtung MURZUQ deutet. Ich frage einmal, zweimal und bekomme
immer die gleiche Antwort, selbst an einer riesigen Straßenkreuzung,
an der eine Straße eindeutig nach Norden, also in unsere gewünschte
Richtung führt. Da wir alle die arabisch beschrifteten Verkehrsschilder
nicht lesen können, sind wir diesbezüglich auf Hassan angewiesen.
Ich habe mit ihm deswegen schon in meinem Fahrzeug eine heftige
Auseinandersetzung, weil er partout immer Richtung Westen zeigt
und nach MURZUQ fahren will. Als 20 Kilometer nach dem großen
Abzweig und bei einer Polizeikontrolle immer noch keine Straße
Richtung SEBHA kommt laut Hassan, halten wir an und machen ihm
klar, dass hier was nicht stimmen kann. Kleinlaut geht er mit Michael
zum Posten und der zeigt in die rückwärtige Richtung mit einer nach
links verlaufenden Handbewegung, Abzweigen nach Norden also.
Hassan ist ziemlich betroffen und verdeutlicht den anderen, dass auf
dem Formular die Route nach MURZUQ vorgegeben sei und er sich
danach zu richten hat. Da werde ich richtig wütend und verdeutliche
ihm lautstark schimpfend, dass er auf meine ständigen Fragen nach
SEBHA (bei jedem Verkehrsschild habe ich ihn gefragt, ob es hier
nach SEBHA gehe, weil ich die Schriftzeichen nicht entziffern
konnte) nichts geantwortet habe und stur geradeaus gedeutet hat.
Schließlich sei er unser Führer und solle sich gefälligst um unsere
Routenwünsche kümmern. Nach diesem Disput, den Michael vor den
Augen aller zu entschärfen sucht, steigt Hassan widerwillig wieder
bei mir ein, schweigt sich aus und wir fahren zurück bis zur großen
Abzweigung und biegen nach Norden ab. Na endlich. Wenn Hassan
ab diesem Zwischenfall bei irgendwelchen Stopps aussteigt, lässt er
demonstrativ die Pistole auf meinem Beifahrersitz liegen. Wir fahren
Richtung SEBHA und kommen gut voran. Starker Wind von Westen
zerrt an den Autos. Diesige Sicht. In SEBHA kaufen wir Brot und
Wasser, Hassan noch Zigaretten und dann weist uns unser „Guide
Harissa“ auf die Umgehungsstraße um die Innenstadt (ab 17:00 Uhr
ist es angeblich nicht mehr möglich, in die Innenstadt rein zu fahren)
Richtung BRAK. Hassan will ständig wissen, ob wir in BRAK in ein
Der Wau-en-Namus steht als schützenswertes Naturdenkmal auf der Liste der UNESCO
Hotel gehen werden. Da wir selber nicht wissen, wie weit wir heute
noch kommen, kann ich ihm diese Frage nicht beantworten. Nach
SEBHA wird es sehr diesig und die Sonne ist kaum noch auszumachen.
Sandwind wird zum leichten Sturm und der Wind drückt vehement
gegen die Autos. Die feinen Sandkörner schaffen es auf der kurzen
Strecke bis zu einem Übernachtungsplatz, meine Stoßstange an den
lackierten Stellen blank zu scheuern, gesunder Lack wird jedoch nicht
angegriffen. Die Frontscheibe ist dem Sand ebenfalls ausgesetzt und
erhält unzählige feinste Krater, die bei Tageslicht kaum auffallen,
in der Nacht und bei Gegenlicht jedoch durchaus blenden. Wir
fahren bis 17:30 Uhr und campen wenig abseits der Straße in einem
mit Steinblöcken übersäten felsigen Gelände bei N 28.03,787 / E
14.20,347, Km-Stand 181.070. Um Hassans Zelt wird eine Steinmauer
errichtet. Es ist kalt und die Nacht über herrscht ein starker Wind.
Die Fahrt nach Norden Richtung Grenze
Im Schlund und am Hang des Zentralkegels ist geringer Schwefelgeruch wahrnehmbar
Wir fahren gegen 8:00 Uhr Richtung ZUARA los. Bei km 181.729
tanke ich komplett voll für 88 LD (146 Liter unten, 420 Liter innen
und vorne 20 Liter). Wer weiß, wo ich das wieder so ausdauernd und
ungeniert machen kann. Gegen 11:30 Uhr sind wir vor der Agentur
(km 181.762), ASSEM, der Besitzer ist jedoch in GHADAMES und
OMRA unterwegs von TRIPOLIS nach ZUARA, kommt in etwa
einer Stunde zurück. So ist es dann auch. Während dessen schwärmt
die Crew ein letztes Mal aus und Alex und Joe gehen zu einem
Bekannten von ASSEM in dessen Wohnung und erzählen hinterher
von einer überaus netten Begegnung mit ihm und seiner Familie.
Nach den Formalitäten bei MEDUSA und dem Begleichen unserer
restlichen Schulden für die sechs (6) zusätzlich noch anzurechnenden
Tage sind wir an der Grenze. Alex erzählte OMRA in dessen
vorausfahrendem Auto noch von der Sache mit Hassan. OMRA ist
sehr betroffen, entschuldigt sich, kann aber, da die Führer zugeteilt
werden, kaum etwas dagegen ausrichten. Als wir an der Grenze
halten, luchse ich den beiden noch das Nummernschild ab, das ich
wochenlang am Fahrzeug hatte. Dann sind wir in TUNESIEN und
fahren Richtung KSAR GHILANE. Wir haben starkes Windwehen
quer zur Straße am späten Nachmittag, der späte Nachmittag und das
fahle Sonnenlicht bedecken mit unnatürlichen Farben das karge Land.
Gespenstisch, aber schön. Etwas außerhalb von TATOUINE, einem
noch relativ unverfälschtem Städtchen werden wir die Nacht auf dem
Campingplatz des Hotels MOBRUK verbringen. Das hervorragende
Essen mit feinem Hammelfleisch kostet 15 TD, der Campingplatz 10
TD (wobei 1,8 TD = 1,8 LD = 1,0 Euro). Die Dusche im Hotel trägt
zu unser aller Wohlbefinden bei und wir fallen bald hundemüde in die
Schlafsäcke.
Sonntag, den 23. März 2008
Km-Stand 181.070 / N 28.03,787 / E 14.20,347
Ksar Ghilane – die touristische Infrastruktur stimmt.
Früh morgens nach dem Frühstück fahren wir auf der belebten
Asphaltstraße weiter und an dem Abzweig nach BRAK vorbei
Richtung TRIPOLIS. An einer Tankstelle tanken die anderen und ich
bin mir ziemlich sicher, dass mein Vorrat noch bis zur Küste reicht.
Fahre also wieder, da sich drei oder vier einheimische Landcruiser
mit Touristen in die Schlange hinter mir einreihen, von der Zapfsäule
weg. Es ist eine langweilige Strecke Richtung Norden. Links und
rechts Steinwüste, manchmal einige Hügelketten oder Sandhaufen.
Es herrscht jedoch kein Sandwind mehr.
Um 12:15 Uhr ist Mittagspause. Wir überlegen, ob wir heute noch
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Dienstag, 25. März 2008
Km-Stand 181.942
Aufbruch gegen 8:30 Uhr vom Hotel MOBRUK. Wir gehen noch in
die nahe gelegene Stadt TATOUINE einkaufen. TATOUINE entpuppt
sich als ein sehr hübsches Städtchen mit einem ebensolchen Markt
im Zentrum. Hier kaufe ich für meine beiden Jungs noch ein paar
Armbänder. Es gibt eine Menge an Gemüse, Obst, Gebäck, nützlichen
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Waren für die Einheimischen und selbstverständlich auch eine
Unmenge Souvenirs für die Touristen, die hier noch relativ selten um
diese Jahreszeit auftauchen. Bald fahren wir weiter Richtung KSAR
GHILANE, einer von Joe gepriesenen ruhigen Oase mit hohem
Erholungswert. Wir werden sehen. Nach langer Fahrt über eine
raue zermürbende Steinpiste sind wir – ich musste sehr vorsichtig
fahren, denn immerhin hatte ich über 600 Liter billigen libyschen
Diesel im Bauch und es gibt einiges zu tun für unsere Blattfedern
und Stoßdämpfer - doch am Ziel und wir fahren in KSAR GHILANE
ein. Von wegen ruhig und beschaulich. Das ist vielleicht ein Auftrieb
an französischen Schulklassen, Eltern mit ihren Kindern. Der
zentrale Quelltümpel mit den umgebenden Cafes und Buden ist hoch
frequentiert. Motocross-Aktivitäten sind ebenso an der Tagesordnung
wie das Eintreffen immer neuer Touristengruppen.
Alex und Joe genehmigen sich in den Abendstunden noch ein Bad
im Quelltümpel und können sich über die Annäherungsversuche des
einheimischen Gigolos (Targi, Pl. Tuareg) an die europäischen Opfer
nicht genug amüsieren. Ohne Lagerfeuer, aber mit viel Kontakt zu
den angrenzenden Landrover und Landcruiser gehen wir zum zweiten
Mal ohne die typische Stille der Sahara schlafen.
Soukh, ein Führer hat sich uns aufgedrängt und wir haben ihn für fünf
(5) TD gechartert. Wie sich herausstellt, will er dann fünf (5) TD pro
Mann, die er aber nicht bekommt. Ich gehe noch mal zum Friseur
rasieren. Mit zehn (10) TD bin ich dabei und ärgere mich sehr über
die Abzocke, da ich den Preis nicht vorher ausgehandelt oder erfragt
habe. Die Preisliste wies auf jeden Fall diesen Betrag in keinem Fall
(ich konnte die arabischen Schriftzeichen nicht lesen) aus. Süßes
Zuckergebäck wandert noch in die Reservoire meines HZJ.
Als ich Birgit anrufe, erfahre ich, dass in Deutschland das Schneechaos
ausgebrochen ist, Bayern jedoch weniger von der weißen Pracht ab
bekommen hat als der Rest der Republik.
Gegen 15:10 Uhr treffen wir wieder in NABEUL ein. Dieses Mal
stehen wir an etwas anderer Stelle unweit des Campingplatzes am
Strand. Es regnet ab und zu und ist kalt. Wir fahren deshalb zum Essen
in die Stadt und kaufen uns in einer Art Fast-Food-Oase ein halbes
Hähnchen, das sogar prima schmeckt. Abends fahre ich auch noch
mal in die Stadt zum Tanken und befülle zum letzten Mal meinen
Haupttank bis an den Rand und zahle für 73 Liter 65 TD. Mein CDAutoradio macht jetzt was es will, schaltet sich ein, schaltet sich aus,
die eingelegten CD´s kommen nur gelegentlich wieder zum Vorschein.
Auch die von Alex gekauften CD´s mit arabischer Musik (Raubkopien
wie überall auf dem Kontinent) verschwinden auf unabsehbare Zeit
im Schacht.
Verzweifelte Stellplatzsuche in Tunesien
Mittwoch, 26. März 2008
Zerstörung im Bauch der „Catharge“
Km-Stand 182.028
Freitag, 28. März 2008
Wir brechen in KSAR GHILANE erst am Nachmittag auf, die erhoffte
Beschaulichkeit und Ruhe ist hier nicht mehr zu bekommen. Fahren
nur noch auf Asphalt und in Richtung Küste. Bei der Höhlensiedlung
MATMATA essen wir in einem sehr einfachen Restaurant. Es
schmeckt sehr gut. Hier kaufe ich dem Händler nebenan auch die
beiden CocaCola-Flaschen ab, die ich bis nach Hause transportiere.
Schon am späten leicht regnerischen Nachmittag suchen wir
verzweifelt – wie immer in Tunesien – nach einem halbwegs felderund menschenfreien Lagerplatz. Endlich bietet sich die Gelegenheit
hinter einem stark renovierungsbedürftigen Schulgebäude unweit der
Straße. Wir werden unzweifelhaft beobachtet, aber niemand kommt
uns besuchen. Dies geschieht dann in der Dunkelheit. Wir werden mit
Taschenlampen gescannt und anscheinend als tolerierbar eingeschätzt.
Der Kontakt bleibt aus. Während der einbrechenden Dunkelheit
verlegt Michael noch ein Kabel im Motorraum seines HJ60, da das
Licht heute während der Fahrt ausgefallen ist. Lediglich ein Kabel
hatte sich durch die ständige Vibration durchgescheuert.
Km-Stand 182.491 / N 36.26,330 / E 10.43,003
Um 7:10 Uhr geht es weiter Richtung TUNIS und um 8:45 Uhr sind
wir in LA GOULETTE, dem nahe und westlich davon gelegenen
Hafen. Joe hat schlechte Chancen mit der um eine Woche früher
gewünschten Umbuchung.
Bei der Einfahrt in die Fähre haben die Fährearbeiter mich auf das
Oberdeck gelotst. Prompt eckt mein Dachzelt oben an. Auch durch
Luft ablassen komme ich auf dem Oberdeck nicht durch. Ich muss
zurückfahren. Zuhause werde ich feststellen, dass ein Campingstuhl
zerstört und das Dachzelt teilweise eingedrückt bzw. der Boden
aufgerissen sind. Wir sind um 12:00 Uhr auf der CATHARGE in
der Kabine und blicken von Deck auf das Hafentor, ob der STEYR
auftaucht. Aber er kommt leider, leider nicht mehr mit. Er wird noch
eine Woche in Tunesien verbleiben müssen. Seine Lebensgefährtin
Karin bucht kurz entschlossen bei TUI einen Charterflug nach
DJERBA und nach einer Woche gemeinsamen Urlaubs in Tunesien
fährt sie mit ihm zurück.
Letzte Stunden in Kairouan
Donnerstag, 27. März 2008
Kaum zu glauben - vier Wochen sind schon vorbei
Km-Stand 182.323
Samstag, 29. März 2008
Es ist kalt, leicht windig, sehr bewölkt und es fallen einige
Regentropfen. Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Joe macht sich schon
jetzt Gedanken um die Umbuchung unserer Fähre, da er laut Ticket
erst eine Woche später zurückfahren kann, da bei Erstbuchung dieser
Termin ebenfalls nicht frei gewesen ist und wir auf eine Lösung vor
Ort hofften. In KSAR GHILANE haben alle von einer angeblichen
Überbuchung der Fähre für das kommende Wochenende gesprochen.
Michael hat etwas Durchfall. Während der ganzen Reise hatte niemand
nennenswerte gesundheitliche Probleme oder war gar ernsthaft krank.
Im Gegenteil. Alex kurierte ihre heftige Erkältung während der
Anfahrt und in Tunesien aus.
Vor KAIROUAN kaufe ich in einer Ortschaft an der Strasse für neun
(9) TD über sechs (6) Kilo Orangen, ziehe noch 100 TD bei einem ECBank-Automaten. In KAIROUAN gehen wir alle in den sehenswerten
Km-Stand 182.203
Nach ruhiger und schneller Überfahrt sind wir am Samstag in
GENOVA. Gegen 15:00 Uhr kommen wir aus dem Hafengelände,
starten Richtung Deutschland. Michael und Dirk stecken noch tief
im Bauch der CATHARGE, wir haben uns getrennt. Sie kommen
schätzungsweise frühestens eine Stunde später von der Fähre und
solange – das haben wir verabredet – wollen wir nicht warten, zumal
sich sowieso die Wege bereits vor MILANO trennen würden. Um
23:00 Uhr, Km-Stand 183.203 sind wir beide in TRAUBING. Die
Fahrt vergeht schnell und zügig wie noch nie zuvor. Keine Staus,
keine Kompromisse (es fehlt nur noch das Jever). Alex übernachtet
noch in Traubing bei mir und meiner Familie und fährt am nächsten
Tag weiter nach OFFENBURG. Leon, ihr Sohn, wartet schon.
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Glossar
meistens nur wenig Öffnungen zur Straße. Die tunesischen Ksour bestehen häufig aus mehrstöckigen
Tonnengewölben, die man als Ghorfa bezeichnet. Die UNESCO hat die Ksour von Ouadane,
Chinguetti, Tichitt and Oualata als Weltkulturerbe anerkannt.
Arabia felix
Col d` Anai
Ausdruck für das glückliche Arabien, Jemen.
Darth Vader
(Science-Fiction-Film Starwars – Episode I-IV) Vater von Luke Skywalker, Verbündeter des
Herrschers, böse, war ein Lord der Sith und von daher ein Anhänger der dunklen Seite der Macht,
bekannt durch seine schwarze Rüstung und einen Helm aus Durastahl, der wiederum als Modell
für die futuristischen Helme der Squadfahrer fungiert. Dies trifft natürlich nicht für alle Helme von
Squadfahrern zu.
Erg, Edeien
Erg (arabisch irq, „Dünenmeer“) bezeichnet großflächige Sandmeere in der Sahara, die in etwa 20 %
des Trockenraums der Sahara bedecken. Einige Dünen sind bis zu 300 m hoch, was diesen Edeien oder
Erg(s) einen sehr hohen Bekanntheitsgrad beschert. Durch den feinen Sand fungieren Ergs häufig als
Wasserspeicher, oft lassen sich Brunnen an deren Rand finden. Oft wird der allgemeine Begriff Wüste
mit dem Erg gleichgesetzt, es bestehen aber nur 20 % aller Wüsten auf der Erde aus Dünen bzw. Sand.
Den größten Teil der Wüstenflächen nimmt die Hammada (Stein-/Felswüste) mit circa 70 %. Die
restlichen 10 Prozent bestehen aus Kies (Serir).
Falaise
franz., ursprünglich abgeleitet von der Burg von Falaise. Jetzt auch Bezeichnung für Abbruch,
Steilstufe, Plateaurand, -abbruch, (Falaise von Bandiagara, etc.).
Felsgravuren
Felsritzungen, geschaffen im Neolithikum (ca. 10.000 bis 2.000 Jahre v. Chr.)
Fenek, Fennek
Vulpes zerda, früher Fennecus zerda oder Wüstenfuchs ist der kleinste aller Wildhunde. Er ist gut an
das Leben in der Wüste angepasst.
Gandurah
Weiter Körperumhang der Tuareg, meist indigoblau.
GMR
Great Manmade River Project, teilweise fertig gestelltes gigantisches Wassertransportsystem in
Libyen, das aufgrund von Petrodollareinnahmen mögliche Milliarden-Dollar-Lieblingsprojekt von
Muammar Ghaddafi. Hier wird fossiles Grundwasser von Kufrah-Tazerbo (tiefer Süden) nach AjdabjaBengasi (Küste) oder von Sebha-Ghadames (Zentralsahara) Richtung Tripolis (Küste) um jeden
Preis vorangetrieben, obwohl weder die für die immensen nach Norden gepumpten Wassermengen
die nötigen Auffangbecken noch die dafür geplanten landwirtschaftlichen oder sonstigen Abnehmer
vorhanden sind.
In Habeter I – III
Lokalitäten von Fundstellen im Wadi Mathendous, Leo Froebenius, DIAFE X, 10. DeutschInnerafrikanische Forschungs-Expedition, 1937.
Klitzsch, Eberhard
Geologische und hydrologische Arbeiten „Zur Geologie von Libyen“ (Geologische Rundschau).
Ksar
Als Ksar, Ksour (Pl.) bezeichnet man traditionelle, ländliche befestigte Siedlungen der Berber in
Nordafrika, z.B. in Marokko und Tunesien. Oft liegen sie an den traditionellen Karawanenstraßen
durch die Sahara und dienen als Wohnsiedlung, Handelsposten und religiöses Zentrum. In Tunesien
findet man Ksour im berberischen Siedlungsgebiet des Dahar-Berglandes. Ein typisches Beispiel
für die Ksar-Architektur ist der tunesische Ort Ksar Hadadda, der als Kulisse für den Film Star
Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung diente. Der gesamte Ksar ist von Verteidigungsmauern
umschlossen, durch die eines oder mehrere, oft monumental gestaltete Tore nach außen führen. Im
Inneren befindet sich ein Netz gitterartig angeordneter Gassen, die oft als Sackgasse enden. Meistens
gibt es nur wenige öffentliche Plätze in der Nähe der Tore, wo auch Moschee und Hammam zu
finden sind. Die Häuser selbst bestehen wie die Mauern traditionell aus ungebranntem Lehm. In der
Regel handelt es sich um zweistöckige Bauten mit einem oft auch als Wohnraum, zum Schlafen u.a.
genutzten Flachdach. Sie sind meist um einen kleinen Innenhof angeordnet, es gibt neben dem Tor
Libyen
Kegelberg an der Südgrenze Libyen zu Algerien.
.
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arabisch Libiya, amtlich Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Dschamahirija, in der amtlichen
Kurzform Libysch-Arabische Republik), ist ein Staat im Norden Afrikas. Er liegt am Mittelmeer
und grenzt im Osten an Ägypten und Sudan, im Süden an Niger und Tschad und im Westen an
die Maghreb-Staaten Tunesien und Algerien. Das Land ist fünfmal so groß wie Deutschland. Den
Nordwesten Libyens, das sogenannte Tripolitanien, nehmen die Küstenebene Al-Jifarah, das gebirgige
Schichtstufenland Jabal Nafusah (bis 968 m) und die anschließende Steinwüste Al-Hamadah alhamrah ein. Eine Steilstufe nach Süden leitet zu den Sand-, Kies- und Geröllwüsten des Fessan
über. Der mittlere Abschnitt umfasst das küstennahe, an Erdöl- und Erdgasvorkommen reiche
Syrtebecken. In seinem Hinterland erhebt sich das vulkanische Gebirgsmassiv Al- Haruj al-aswad
(1.200 m) mit dem Charudsch. Im Nordosten liegt die Cyrenaika mit dem steil zum Meer abfallenden
Karstgebirge des Al-Jabal al-akhdar (878 m). Über das Mittelmeer im Norden ist Libyen Nachbar
von Italien (Sizilien und Pantelleria), Malta und Griechenland (Kreta). Die Bucht der Großen Syrte
wird von Libyen als Hoheitsgewässer beansprucht. Das Karstgebirge geht nach Osten in die Steppe
der Marmarika über, nach Süden in das Sanddünenmeer der Libyschen Wüste. Im Grenzgebiet
zum Tschad greifen die nördlichen Ausläufer des Tibesti mit dem höchsten Berg des Landes (Bette
2.286 m) auf Libyen über. Insgesamt werden gut 85 % der Landesfläche von der Sahara eingenommen.
Nur rund zwei Prozent der Fläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Libyen ist eines der wenigen Länder
der Welt, in denen es keinen einzigen ständigen Fluss gibt. Es verfügt lediglich über so genannte
Wadis, die aber nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führen.
Libyen ist nach dem Sudan, nach Algerien und der Demokratischen Republik Kongo das viertgrößte
Land des afrikanischen Kontinents.
Trotz der Größe des Landes kennt Libyens Klima nur zwei wesentliche Ausprägungen: eine
subtropisch warme Klimazone entlang der Küste und eine heiße, trockene Wüstenklimazone im
Landesinneren (der bei weitem überwiegende Teil). Am schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer
herrschen milde Winter vor, in denen etwas Regen fällt. Durchschnittlich hält man hier bei 250 bis
400 mm Niederschlag im Jahr, was in etwa 30–50 Regentagen entspricht, die sich fast ausschließlich
von November bis Februar einstellen. Die Temperaturen betragen in dieser Zeit 8–12 °C in der Nacht
und ca. 16–20 °C am Tag. Das Frühjahr ist warm, mit Werten zwischen 12 und 16 °C bzw. 20–28 °C,
fast ohne Niederschlag. Nun ist auch die Zeit heißer Sandstürme (genannt Ghibli) aus dem Süden,
die selbst im April Spitzentemperaturen von bis zu 43 °C mit sich bringen können. Die Sommer
sind lang, sehr trocken und heiß bei durchschnittlichen Tageswerten von 30–33 °C. In den Nächten
sinken die Temperaturen gewöhnlich auf etwa 20–22 °C ab. Der Herbst zeigt sich warm und gegen
Ende hin wieder etwas feuchter mit Tages- und Nachtwerten von 13–16 bzw. 22–27 °C. Zu dieser
Zeit können abermals Ghibli auftreten, die dann wiederum Hitzewellen von 40 °C verursachen. Die
Luftfeuchtigkeit ist mit 60–75 % ganzjährig hoch. Das soeben beschriebene Klima trifft auf Städte
wie Tripolis (die Hauptstadt), Misratah, Surt und Benghazi zu. Die Steppen- und Wüstengebiete die
bereits knapp nach der Küste beginnen, sind geprägt von milden Wintern und sehr heißen Sommern.
Niederschlag gibt es das ganze Jahr über so gut wie keinen (0–5 Niederschlagstage bzw. 1-35 mm).
Im Winter bewegen sich die Temperaturen bei warmen 18–24 °C am Tag, während sie in der Nacht
auf kühle Werte von 3–8 °C fallen. In manchen Gegenden ist leichter Frost durchaus möglich. Die
Luftfeuchte ist bei 35–55 % mittel. Frühjahr und Herbst sind tagsüber sehr warm (24–35 °C, wobei
es aber auch heißer werden kann), in den Nächten weiterhin kühl (10–18 °C). Des Öfteren gibt es
Sandstürme (Ghibli), die manchmal auch die Küste erreichen. Die Luftfeuchte nimmt im Frühjahr ab,
im Herbst wieder zu. Die Sommer sind sehr heiß mit trockener Luft (20–30 % Luftfeuchte). Die
Tagesdurchschnittstemperaturen betragen 38–42 °C, in den Nächten zwischen 20 und 26 °C. Die
libyschen Wüstengebiete galten bis 2005 mit bis zu 58 °C als der Ort mit der weltweit höchsten
je gemessenen Temperaturen. In der Stadt Ghadames an der tunesischen Grenze betragen die
Höchstwerte ganzer fünf Monate (Mai bis September) 50 °C und darüber. Das Wüstenklima trifft
auf Städte wie Ghat, Ghadames, Kufra und Sabha zu, die trotz ihrer verstreuten Lage sehr ähnliche
klimatische Verhältnisse aufweisen.
Flora und Fauna: Die küstennahen Gebirge tragen Mittelmeerflora, in den
Küstentiefländern gibt es Steppenvegetation. Die Tierwelt umfasst die typischen Arten der
Trockengebiete, wie Dünengazellen, Hyänen, Schakale, Wüstenspringmäuse und Wüstenfüchse
(Feneks), weiterhin leben hier Anubispaviane, Wildesel, Hasen und Falbkatzen sowie verschiedene
Greifvögel, Schlangen und Skorpione. Zwischen 1990 und 2000 hat der Waldbestand um 1,4 %
zugenommen.
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Messak Mellet
Plateauabbruch bzw. Plateaurand im Südwesten von Libyen.
Murzuk (Mursuk, Murzuq, Marzuq; ist eine Stadt in Libyen mit 43.732 Einwohnern (Stand 1. Januar 2005)
sowie das historische Zentrum des Fessan (Fezzan). Es löste im 12. Jahrhundert Zuwaylah als Zentrum
des Fessan ab und war bis ins 20. Jahrhundert der wichtigste Ort in dieser Saharagegend. Diese
Bedeutung basierte auf der Funktion als Drehscheibe für den Transsaharahandel auf der „BornuStraße“ zwischen dem Tschadsee und Tripolis. So befand sich hier ein großer Sklavenmarkt. Auf
Grund der wirtschaftlichen Bedeutung war Murzuk auch der Sitz der Herrscher des Fessan. Im 19.
Jahrhundert begann aber der Niedergang der Stadt als der Sklavenhandel von den Kolonialmächten
in Westafrika unterbunden wurde und sich wegen der am nördlichen Rand der Stadt befindlichen
Salzsümpfe Malaria-Epidemien häuften. Am 29. Oktober 1798 erreichte Friedrich Konrad Hornemann
im Auftrag der African Association Murzuk und berichtet später darüber in seinem Reisebericht. Im
Rahmen der offiziellen englischen „African Mission“ kam der Afrikaforscher Heinrich Barth am
6. Mai 1850 nach Murzuk. Nach seiner Beschreibung war die Stadt damals von einer lehmartigen
Mauer umfasst, in die drei Tore nach Osten (Haupttor), Norden und Westen eingelassen waren. Auf
einer Skizze von seiner Hand sind weiter insbesondere die Residenz des türkischen Statthalters, die
Kaserne, die Moschee, das Haus des Scheichs von Bornu und das englische Vizekonsulat zu sehen.
Als bedeutend für die Beziehungen Murzuks zu den arabischen Ländern und zum Sudan galt Heinrich
Barth die weiträumige Esplanade der Stadt, die einen Großteil der Stadt luftiger, aber für die Hitze
auch anfälliger mache. Die Einwohnerschaft betrug zu diesem Zeitpunkt 2.800 Menschen. Die
Pflanzungen der Stadt waren in der Umgebung weit verstreut und von auffallend spärlichem Wuchs.
Nachdem die Italiener schon 1914 Murzuk erstmals besetzt hatten, wurde sie 1930 endgültig erobert.
Unter der italienischen Herrschaft verlor Murzuk seine Führungsrolle im Fessan an Sabha (Sebha).
Ounianga Peneplain
Name einer Region und von zwei Seen (O. Serir, O. Kebir) im Nordosten des Tschad nahe der
libyschen Grenze zwischen Tibesti und Ennedi.
Tibesti
Das Tibesti ist ein aus Vulkanen bestehender Gebirgszug im Tschad an der Grenze zu Libyen und
zugleich das höchste Gebirge der Sahara. Es erhebt sich am Nordrand des Tschadbeckens und steigt
aus der flachen Wüstenlandschaft mit ihren Schichtstufen auf. Das Hochgebirge ist teilweise stark
zerklüftet und zeigt zahlreiche Vulkankrater und -kegel. Das Tibesti gehört zu den isoliertesten
Regionen der Erde und wird von den Tubbu besiedelt. Die Vulkane des Tibesti gehören zu den
kontinentalen Riftvulkanen, von denen mindestens drei als tätig beschrieben worden sind. Aufgrund
ihrer abgelegenen Lage wurde erst in den 1970er Jahren die aktive vulkanische Tätigkeit aus
dem Weltraum entdeckt, als ein sowjetischer Satellit der Kosmos-Serie einen Ausbruch des Emi
Koussi beobachtete. Allerdings scheint sich das Rift nicht weiter auszudehnen und den Zenit seiner
vulkanischen Tätigkeit überschritten zu haben, denn es gibt in diesem Gebiet häufig Calderen und
eingestürzte Magmakammern, die zahlreiche Kratersysteme hinterlassen haben.
Wegen seiner Höhe erhält das Gebirge mehr Niederschlag als das Umland. Dennoch trägt das Tibesti
den Beinamen „Bergland des Hungers“, da dieses Gebiet nur wenige Einwohner ernähren kann.
Weitere Vulkane sind der Tarso Woon mit 3.100 Metern und der Tarso Toon mit 2.625 Metern Höhe.
Der höchste Gipfel ist der Emi Koussi mit 3.415 Metern.
Tougoulmoust
Kopf- und Gesichtsschleier der Tuareg.
Toyota HJ 60
Landcruiser, Stationwagon, 4-Sitzer, 3967 ccm Hubraum, 6-Zylinder Saugdiesel, 101 PS, hier:
Bereifung BF Goodrich 235/85 R 16, Blattfedern (original, verstärkt), gebaut bis 1988.
Toyota HZJ 75
Landcruiser, Stationwagon, aufgrund der Verwendung in Afrika und Australien auch „Buschtaxi“
genannt, als Troop Carrier 10-Sitzer, sonst zwei (2) Sitze, Motor 1HZ, 4164 ccm Hubraum, 6-Zylinder
Saugdiesel, 130 PS, hier: Bereifung BF Goodrich 235/85 R 16, Blattfedern (original, verstärkt), gebaut
bis 1999.
Tuareg
Die Tuareg sind ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika, dessen Siedlungsgebiet sich über die
Wüste Sahara und den Sahel ausbreitet. Ihre Sprache ist das Tamascheq, ihre Schrift das Tifinaq. Sie
leben seit Jahrhunderten nomadisch im Gebiet der heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen,
Mauretanien, Burkina Faso und Nigeria und zählen heute etwa eine Million Menschen. In den
letzten Jahren kam es immer wieder zu Aufständen der Tuareg, die sich dabei behindert fühlen, ihre
traditionelle nomadische Lebensweise fortzuführen.
Unesco
Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (engl. United
Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO) ist eine Internationale
Organisation und gleichzeitig eine der 16 rechtlich selbständigen Sonderorganisationen der Vereinten
Nationen. Sie hat ihren Sitz in Paris (Frankreich). Derzeit sind 193 Staaten in der UNESCO vertreten.
Uweinat
Gabal Uwainat 1.934 m; arabisch Dschabal Uwainat, ägyptisch-arabisch: Gabal Uwainat; auch
Auenat, Ouenat, Ouinat, Owainat, Uwaynat, Uweinat, Uwenat, Uweynat u.v.m.) ist ein Berg im
ägyptisch-libysch-sudanesischen Dreiländereck. Der Name bedeutet „Berg der Quellchen“ Der
Gebel Uweinat ist eine granitische Intrusion. Täler werden hier statt Wadi Karkur genannt. Der Gabal
Uwainat kann geologisch in zwei Bereiche geteilt werden. Der westliche Teil ist der erodierte Teil
eines Granitdomes, der heute als Ringkomplex (mit 25 km Durchmesser) zu Tage tritt. Nach Westen
hin wird der Gabal Uwainat durch drei große Täler entwässert: Karkur Hamid, Karkur Idriss und
Karkur Ibrahim. Im Süden sind zwei Quellen zu finden: Ain Ghazal und Ain Doua. Gespeist werden
diese Quellen nur aus Regenwasser, doch sind sie seit Menschengedenken nicht mehr trocken gefallen.
Der östliche Bereich besteht aus paläozoischem Sandstein, der auf präkambrischem Grundgebirge
aufliegt. Die komplexen Talsyteme im Osten münden in den Karkur Talh. Im Karkur Murr befindet
sich eine permanente Wasserstelle (sog. Guelta) Ain al-Brins (Bir Murr).
Wau en Namus
Rest/-Aschevulkan in der Zentralsahara Libyens, diese Einbruch-Caldera wird auch Schwarze Oase
oder Mückenkrater (namus = Mücke, Fliege) genannt, Durchmesser 3,3 Kilometer, Aktiviät hängt mit
der Tibestiregion zusammen, keine bekannt in menschlichen Zeiträumen.
Als Naturwunder und besonders schutzwürdig auf der Liste der UNESCO vermerkt.
Eine Peneplain (auch: Rumpffläche, Fastebene) ist eine durch Abtragung gebildete Verebnungsfläche.
Sie deutet auf längere Zeiten tektonischer Ruhe in diesem Gebiet hin, da die starke Abschwächung des
Landschaftsreliefs nur in größeren Zeiträumen stattfinden kann. Als Ergebnis entsteht eine wellige,
mehr oder weniger ausdruckslose Ebene.
Quartär
Dauer von der Jetztzeit bis vor ca. 3 Million Jahre, Das Holozän ist die jüngste geologische Epoche
der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 12.000 Jahren mit der Erwärmung des Klimas am Ende des
Pleistozäns. Beide Epochen gehören zum Quartär.
Reg
Kieswüste wie Serir, regionaler Name in Mauretanien, Algerien.
Sandsea
zusammenhängende Dünengebiete, mit wenigen Zwischenräumen (S. v. Kalansho, S. v. Rebianah).
Serir
Kieswüste oder Geröllwüste in der Sahara. Serir ist ein Begriff aus der Berbersprache und bedeutet
„flache Senke“.
SSEDGSchaupp-Schablas-Eberhardt-Desert-Group
Starwars
Kultfilm (Science Fiction) mit Harrison Ford, etc. Ksar Hadadda, in Tunesien, diente als Kulisse für
den Film Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung.
STEYR
12M18, LKW des Österreichischen Bundesheeres (spätere Übernahme durch M.A.N.) ca. 6600 ccm
Hubraum, 180 PS, 6-Zylinder Diesel, Michelin XZL 165/85 R 20, Parabelfedern, Scheibenbremsen.
Tertiär
Mit dem Begriff Tertiär bezeichnet man informell den geologischen Zeitabschnitt der Erdneuzeit vor
Beginn des Quartärs. Das Tertiär begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte
bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren, in deren Folge das Eiszeitalter
im Quartär einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten brachte. Das Klima auf der Erde war im Tertiär
wesentlich wärmer als heute. Nach dem Massenaussterben der großen Saurier und vieler anderer
Tierarten am Ende der Kreidezeit entwickelte sich hauptsächlich im Tertiär die Tier- und Pflanzenwelt,
wie wir sie heute kennen.
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Literaturverzeichnis
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Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855.
Tagebuch seiner im Auftrag der Britischen Regierung unternommenen Reise. 5 Bände. Justus Perthes, 1857
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Felsbilder aus Wadi Ertan und Wadi Tarhoscht (Südwest-Fezzan, Libyen), Akademische Druck- und
Verlagsanstalt Graz-Austria
Dittrich, Peter (1983)
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170 Abb., 2. Auflage, UNI-Druck, München
Richter, Nikolaus Benjamin (1954)
Unvergessliche Sahara, VEB F.A. Brockhaus, Leipzig
Richter, Nikolaus Benjamin (1958)
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Libyen, 1. Auflage, Reise Know-How-Verlag Därr GmbH
Göttler, Gerhard; Därr, E., Därr K.;
Algerische Sahara, 1. Aufl. Reise Know-How-Verlag Peter Rump GmbH
Göttler, Gerhard (1984)
Die Sahara, DuMont Verlag, Köln
Freiherr von Gagern, Dr. Axel (1978), Museumsdirektor Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Köln
Sahara - 10.000 Jahre zwischen Weide und Wüste, Köln
Handbuch zu einer Ausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde in Zusammenarbeit mit
dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln und dem Museum Alexander Koenig, Bonn.
Autoren: Kuper, Rudolph / Klitzsch, Eberhard / Lhote, Henri / Fuchs, Peter / Rhotert, Hans / Baldur, Gabriel
/ Striedter, Karl-Heinz / Cervicek, Pavel / van Noten, Francis / Jäkel, Dieter / Huard, Paul / Monod, Theodore
u.v.m.
Striedter, Karl-Heinz (1984)
Felsbilder der Sahara, Prestel Verlag, München
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Zur Geologie von Libyen, Sonderdruck aus Geol. Rundschau, Bd. 53, S. 413-469, Stuttgart, Enke Verlag
aufgezeichnet bei DEA-Libya, Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft, P.O.Box 953, Tripolis, Libyen
Willeitner, Joachim (2001)
Libyen - Tripolitanien, Syrtebogen, Fezzan und die Kyrenaik - Kunstführer, DuMont Verlag, Köln
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Bericht über eine Ost-West-Querung der Zentralsahara, Zeitschrift für Geomorphologie, Band 11, S. 62-92
Klitzsch, Eberhard (1968)
Der Basaltvulkanismus des Djebel Haroudj, Ostfezzan, Libyen. Geol. rund., 57, 585-601, Stuttgart
Klitzsch, Eberhard (1974)
Bau und Genese der Grarets und Alter des Großreliefs im Nordostfezzan (Südlibyen), Zeitschrift für
Geomorphologie, Band 18, S. 99-116
Klitzsch, Eberhard; Sonntag, Christian; Weistroffer, Klaus; El Shazly, E. M. (1976)
Grundwasser der Zentralsahara: Fossile Vorräte - Geologische Rundschau, Band 65, Ausgabe 1, S. 24-287
Klitzsch, Eberhard (1989)
Zur Stratigraphie Nubiens - Das Ende des Nubischen Sandsteins als stratigraphischer Begriff, Zeitschrift der
Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Band 140, S 151-160, 7 fig.
Klitzsch, Eberhard; et.al. (1999)
Nordost-Afrika: Strukturen und Ressourcen; Ergebnisse aus dem Sonderforschungsbereich
„Geowissenschaftliche Probleme in ariden und semiariden Gebieten“, Wiley - VCH.
Knetsch, Georg (1950)
Beobachtungen in der libyschen Sahara. Geol. Rund., 38, H. 1, S. 40-59, Stuttgart 1950
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Die Felsbilder der Sahara, Entdeckung einer 8000jährigen Kultur, Verlag Andreas Zettner, Würzburg-Wien
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Libysche Felsbilder, Ergebnisse der XI. und XII. Deutschen Inner-Afrikanischen Forschungsexpedition
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Johann-Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
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