Ladies first

Transcription

Ladies first
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Aktuelle News, Tourdaten
und Neuerscheinungen
jeden Mittwoch neu unter
http://www.jazzecho.de
Herbst 2006
„Wer kann James Brown mit
Gustav Mahler verschmelzen?“
Tomasz Stanko sucht noch Musiker. Weitere
Qualifikationen im Porträt auf Seite 9.
world’s best-sounding newspaper
Hörproben und mehr auf www.jazzecho.de: Einfach die JazzLinks ins kleine Kästchen auf der Homepage eintippen. Keith Jarrett
kann
auch anders
Seite 3
„In der Kürze liegt die Würze“: Keith Jarrett hat sich auf
seiner neuen CD die Binsenweisheit zu Herzen genommen.
Teddy Thompson
fällt nicht weit
vom Stamm
Teddy
Thompson
ist ironisch.
Seite 12
Branford Marsalis
braucht
keinen Pop
mehr
Seite 3
Ladies first
Seele, Sinnlichkeit und Stimmkraft sind die drei S der
modernen Frau. Diana Krall, Madeleine Peyroux und
Rebekka Bakken zeigen, wie’s geht.
W
Zeitleiste
JAZZLADIES
Jenseits von Eva. Neue Weiblichkeit mit Rebekka Bakken, Diana Krall und Madeleine Peyroux
1923
1933
1960
1985
2001
2006
Mit dem „Downhearted
John Hammond entdeckt
Abbey Lincolns Schreie
Cassandra Wilson, die
Zehn Jahre nach Ella
Wie lebendig die Welt der
Blues“ wird Bessie Smith,
Billie Holiday und
auf der „Freedom Now
­Stimme des „M-Base
Fitzgeralds letztem
singenden Jazzladies ist,
die „Empress of the Blues“,
produziert ihre ersten
Suite“ und „The Modern
­Collective“ um Steve
öffentlichen Auftritt und
zeigen die so faszinierenden wie unterschied-
nicht nur die erste große,
Aufnahmen mit Benny
Sound Of Betty Carter“
Cole­man, nimmt ihr
Natalie Coles „Unforgett-
auf Platte aufgenommene
Goodman. Die Swing-Ära
manifestieren eine neue,
Debüt­album mit wesent-
able“ wird Diana Krall mit
lichen Veröffentlichungen
Jazz- und Bluessängerin,
floriert auch mit Ella
freiere und wütendere
lich mehr Standards als
einem Grammy für „The
von Diana Krall, Rebekka
sondern bleibt lange Zeit
Fitzgerald, Sarah Vaughan
Phase im modernen Jazz.
Eigenkompositionen auf.
Look Of Love“ zur First
Bakken und Madeleine
auch die erfolgreichste.
und Anita O’Day.
Lady des Jazz gekrönt.
Peyroux.
Soundcheck
Meine erste Jazzplatte
Mein Vater war – und ist – vom Jazz besessen. Vor allem vom Free Jazz. Als ich
ungefähr drei war, haben meine Mutter und er mich immer zu Konzerten
mitgenommen.
Ich erinnere mich: Es war sehr aufregend, ich habe mich auf der Erde gerollt und auf den Sitzen getanzt. Zum
großen Erstaunen meiner Schwester,
die diese Musik schwer zugänglich
fand. Ich mochte die Konzertatmosphäre, die Freiheit. Han Bennink war
mein Lieblingsmusiker. Ich mochte sei-
ne Fantasie. Meine Mutter erzählt, dass
ich einmal auf die Bühne geklettert bin,
um einen seiner Drumsticks zu klauen.
Ich erinnere mich nicht daran. Für mich
ist der Drumstick zu mir gekommen,
durch die Luft, mit Kraft von Han Bennink
zu mir geworfen. Ich habe ihn aufgefangen und in meinem Zimmer aufbewahrt
wie einen Schatz. Ich nehme an, dass der
Drumstick immer noch irgendwo ist, auf
einem Dachboden oder in einem Keller
in Brüssel, zwischen meinen Teddybären
und den Martine-Büchern.
Als Erwachsene habe ich dem Jazz abgeschworen. Er war die „Musik meiner
Eltern” geworden. Als Ausdruck des Protests habe ich es also mit Pop versucht.
Ich habe Diana Ross entdeckt, Blondie,
Françoise Hardy und das Yeah-Yeah.
Ich hatte das Gefühl, mit dieser Musik
ein Sakrileg zu begehen. Meinem Vater
missfiel sie, wie mir schien, wegen ihrer
Ungezwungenheit. Offensichtlich habe
ich mich geirrt, aber ich glaubte, mich
zu emanzipieren, mich seinem Einfluss zu
entziehen.
Erst mit dreißig Jahren, als ich meine
portugiesischen Wurzeln zu akzeptieren
begann, ist der Jazz zu mir zurückgekommen wie eine Selbstverständlichkeit.
Er hatte sich in den vergangenen zehn
Jahren über Billie Holiday an mich herangeschlichen und über die Schauspielerinnen aus Hollywood, über Julie London.
Aber ich glaubte mich noch unempfänglich für den Stil. Und dann entdeckte ich
Bill Evans, der auf großer Tour war. Ich
habe mich gleich in die Platte verliebt,
wegen ihres Covers, dort in den Rega-
as haben Frauen im Jazz zu
suchen? Einiges, vielleicht
alles. Nur, dass sie es dort
jahrzehntelang einfach nicht
finden konnten. Allgemeine Ungleichberechtigung und der ganz spezielle
Sexismus der Männerwelten von Bebop
bis Free Jazz haben ihnen weniger den
Weg verstellt, als dass sie ihnen bereits
den Einstieg vermiest haben. „A woman
is a woman, but a cigar is a smoke“, wie
es Rudyard Kipling so bezeichnend wie
kryptisch formulierte. Doch seit einigen
Jahren tut sich was in Sachen Frauen und
Jazz. Mittlerweile, nach einer FußballWM, die Frauen nicht nur interessierte,
sondern sogar dazu brachte, Panini-Bilder
zu sammeln und Wetten abzuschließen
(und, noch schlimmer, zu gewinnen!),
rückt eine weibliche Vorherrschaft, die im
Pop spätestens mit Madonna und Shakira
vollzogen wurde, auch im Jazzgeschäft in
immer greifbarere Nähe.
„Sind Frauen mit den Männern in der
Jazzwelt gleichberechtigt?“, fragte der
amerikanische Journalist Tim Pulice Diana Krall, die gerade hochschwanger ihr
neues Swingalbum „From This Moment
On“ promotete. „Ich glaube, dass Frauen
in vielerlei Hinsicht nicht gleichberechtigt
sind“, kam die Antwort der 41-jährigen
Kanadierin. „Meine Freundinnen sind
Anwältinnen und Ärztinnen und auch
das sind in einigen Fachbereichen noch
extreme Männerdomänen … Ich denke aber schon, dass es eher Frauen sind,
die andere Frauen im Jazz unterstützen.“
Jetzt kommt’s: „Es ist dabei sehr wichtig,
dass Frauen sich nicht dafür entschuldigen müssen, dass sie gut aussehen.“ Ist
das vielleicht der Knackpunkt? Sitzen die
Vorurteile wirklich so tief?
„Frauen haben so viel zu sagen“, gibt
Natalie Cole zu Protokoll, deren neues Album „Leavin’“ im Januar erscheinen soll.
„Ich würde es gerne sehen, dass Frauen mehr Songs für Männer schreiben.
Schließlich schreiben Männer ständig
für Frauen. Aber wie wäre es wohl, wenn
eine Frau Lieder für einen Mann schreiben würde? Sie würde ihn alles Mögliche singen lassen, aber sicher nicht ‚Du
erinnerst mich an mein Auto’“ (eine Anspielung an R. Kellys „You Remind Me Of
Something“)
„Ich will Gleichberechtigung und
trotzdem meine Weiblichkeit ausleben“,
erklärt Rebekka Bakken, die oft mehr als
unterschwellig für ihre ansprechenden
Albumcoverfotos angefeindet wird. „Es
ist mir wichtig, die Kontrolle zu behalten – über die optische Präsentation genauso wie über die Musik.“ „I Keep My
Cool“ heißt das neue, dritte Album der
len eines großen Schallplattenladens. Bill
Evans mit Paul Chambers und Philly Joe
Jones: On Green Dolphin Street.
Ich bin nach Hause gegangen, und während ich die Platte hörte, kam etwas aus
meiner Kindheit zurück, etwas Weiches
wie ein alter verlorener Freund. Ein Vater.
Nach diesem Fund habe ich weitergemacht. Gut, ich bin keine große Kennerin
geworden wie mein Vater. Aber ich liebe
Chet Baker, Jimmy Scott, Duke Ellington, Thelonious Monk, Herbie Hancock,
Coltrane, Jarrett und die anderen.
norwegischen Sängerin und Songwriterin. Ein leidenschaftliches, intimes Werk
voll glücklicher, dramatischer, einsamer,
trauriger, abgeklärter und immer wieder
hoffnungsschimmernder Liebesgeschichten aus Frauensicht – die sie, bis auf eine
einsame Ausnahme, selbst komponiert,
getextet und produziert hat. Mit dieser
eindeutig weiblichen Musik wissen auch
Männer etwas anzufangen.
„Ich bin eine Frau, aber ich definiere
mich nicht über mein Geschlecht oder
mein Aussehen, sondern über meine Musik“, meint Madeleine Peyroux kurz vor
der Veröffentlichung ihres Albums „Half
The Perfect World“, auf dem sie neben
dem Titelsong von Leonard Cohen und
Serge Gainsbourgs „La Javanaise“ auch
„I’m All Right“ singt, ihre Kollaboration
mit dem Produzenten Larry Klein und
Walter Becker von Steely Dan. „Für mich
ist das Singen wie eine Fremdsprache”,
meint sie weiter. „Wenn man eine andere Sprache fließend spricht und beginnt,
sogar in dieser Sprache zu denken, kann
man sich gewisse Freiheiten nehmen und
Dinge in dieser Sprache erschaffen, die
einem aus der Zwickmühle helfen. Singen löst meine Probleme.“
So verschieden diese drei Frauen in
Aussehen und Ansichten sein mögen, so
unterschiedlich ist auch ihre Musik. Diana
Krall zieht es jetzt wieder zum klassischen
Swing, Rebekka Bakken schreibt und singt
immer eigener über ihre Liebeserfahrungen, Madeleine Peyroux wirkt nach wie
vor wie eine in schönster Modernität wiedergeborene Blueslady. Eines haben sie
mit Sicherheit gemein: Sie haben ihren
Weg gefunden – jenseits von Jazz, Pop
oder anderen Kategorien, in ihrer individuellen und originellen Musik.
JazzLinks: bakken, krall, peyroux
Madeleine
Peyroux
Half The Perfect World
Emarcy 06025 170 3279
Rebekka Bakken
I Keep My Cool
Emarcy 06024 985 9256
Diana Krall
From This Moment On
Verve 06025 170 5042
(limited Edition)
Erscheint am 08.09.2006
Helenas neues Album
auf Seite 12.
Seite
2
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Intro
Eine Nacht mit
Frank
Zwischen Schönberg
und Art Tatum
Hübsch, jung, talentiert: Erin Boheme zeigt, was sie
von Frank, Billie, Peggy und Dean gelernt hat.
STEFANO bollani lässt sich beeinflussen
Arnold Schönberg hat recht behalten, als er sagte: „Es gibt noch viel gute
Musik, die in C-Dur geschrieben werden
kann.” Das findet auch der italienische
Pianist Stefano Bollani, der kürzlich sein
Solodebüt „Piano Solo” bei ECM veröffentlicht hat. Der Mittdreißiger aus
Mailand studierte am Konservatorium
in Florenz. Er begleitete Luciano Pavarotti
und Italo-Rapper Jovanotti. Aus dem
Bann von Klassik-Light und Pop zog
Bollani schließlich der italienische ÜberTrompeter Enrico Rava und brachte ihn
zu seiner wahren Passion: dem Jazz. Mit
seinem Mentor Rava hat der vielseitige
Sideman Bollani zwölf CDs eingespielt
und sich auf dieser Plattform als eigen-
williger, impulsiver Virtuose etabliert. Hervorstechend ist Bollani auf Enrico Ravas
jüngsten Alben „Easy Living” und „Tati”.
Kollegen verglichen ihn mit Art Tatum.
In Zusammenarbeit mit ECM-Chef
Manfred Eicher sortierte der junge Pianist seine Ideen fürs Solodebüt. Eine
Vielzahl ganz unterschiedlicher Quellen
strömt dort nun in eine Suite aus 16 Miniaturen: Prokofieff („Für mich die Essenz
der modernen Musik”, erklärt Bollani),
Scott Joplin und der italienische Gassenhauer „Antonia” gaben dem Album
Impulse und dann auch ein Song der Beach Boys („Don’t Talk” vom Album „Pet
Sounds”). Dieses Material lugt immer mal
wieder aus Bollanis freier Improvisation
hervor. „Solche Vexierspiele sind wichtig
für mich”, sagt er dazu.
Dem Feuerwerk von Effekten, Kunststückchen und Überraschungen, das
ihn immer wieder so fasziniert hat, erlag
Bollani am Ende jedoch nicht. Auf „Piano Solo” agiert er lyrisch und gesammelt
– ein beeindruckendes Kräftespiel auf einfachen Harmonien.
JazzLink: bollani
STEFANO bollani
Piano Solo
ECM 06024 987 7372
my.jazz.space
Catching Thongs
Seit Tom Jones misst sich der Erfolg männlicher Popstars an der Anzahl auf die Bühne geworfener Damenunterhöschen. Jetzt hält
diese schöne Tradition auch Einzug in die Jazzwelt. Jamie Cullum brachte es Anfang August in Hamburg immerhin auf sechs. In
rot und rosa flogen die Reizfetzen in Richtung Mikrophonständer, und das schon beim vierten Song. Dabei war der 26-Jährige bis
dahin weder aufs Klavier gehüpft noch hatte er Pharell, Paul Simon oder die Pussycat Dolls gecovert. Er war einfach nur er selbst:
Ein zotteliger Wirbelwind am Piano, der wie eine Mischung aus Mick Jagger und Eddie Jefferson singt. Die paar Tausend Zuhörer,
die ihre Unterwäsche das ganze Konzert über anbehielten, dankten ihm seinen Einsatz mit Chorgesängen und Applausattacken.
Dass ihn sogar die meist mitgebrachten (und derweil abgeschriebenen) Männer mochten, spricht für die entwaffnende Art des
Jazzpopmonsters in T-Shirt und Turnschuhen. Das verteilte die Slips an die Bandmitglieder und meinte, einen letzten in der Hand
wendend: „Eigentlich mag ich es ja lieber, wenn ich die Unterwäsche einer Frau erst nach dem ersten Date zu sehen bekomme...
Götz Bühler, Musikjournalist, war kein Mitgebrachter und blieb angezogen.
The Jazzing Stones
Es gibt Dinge, die kann man kaum
glauben: Etwa wenn ein Jazzsaxophonist,
der erst drei eigene Alben auf kleinen Independent-Labels herausgebracht hat,
für die vierte CD nicht nur Jazz-Cracks
wie Bill Frisell, John Scofield, Larry Goldings, John Patitucci und Brian Blade
ins Studio lockt, sondern auch Pop- und
Rockstars wie Sheryl Crow, Norah Jones
und gleich drei prominente Mitglieder
der Rolling Stones: Keith Richards, Charlie
Watts und Ron Woods. Tim Ries, der seit
1999 der Bläsersektion von Mick Jaggers
unverwüstlicher Rockband angehört, hat
dieses einmalige Kunststück vollbracht.
Für sein „The Rolling Stones Project“ arrangierte er Klassiker wie „Satisfaction“,
„Honky Tonk Women“, „Ruby Tuesday“
und „Gimme Shelter“, aber auch weniger geläufige Stones-Nummern in jazziger Weise um und spielte diese dann
nach und nach mit den genannten Größen ein. Das wohl wertvollste Lob erhielt
Ries von Keith Richards: „Ich fand es
ganz erstaunlich, was Tim da aufgenommen hatte, und ich beneide ihn sogar
ein bisschen. Als wir diese Stücke schrieben, standen wir unter enormem Druck,
sie für den Single-Markt so kurz wie nur
möglich zu halten. Tim hat bei dem,
was er macht, den Luxus, die Melodien
strecken und in verschiedenen Tonarten
und mit anderen Harmonien spielen zu
können. Während wir damals im Grunde
nur grobe Skizzen der Stücke aufgenommen haben, wirken Tims Versionen sehr
viel mehr wie vollkommen fertige Songs.
Und sie sind auch wundervoll gespielt.“
Erin Boheme: Zu jung, zu hübsch?
E
in Blick genügt: Erin Boheme ist zu
jung, zu hübsch und zu blond, um
Jazz zu singen. Der Cameron-DiazBlick, die Lolita-Lippen, die engen
Jeans, die tief ausgeschnittenen Abendkleider – alles spricht gegen sie. Wenn
man allerdings für einen Moment die Augen schließt, die Ohren öffnet und die unterschwelligen Vorurteile bändigt, könnte
man zu einem anderen Schluss kommen.
Vielleicht initiiert man seinen Meinungswandel am besten mit „Anything”, einer
streichersanften Ballade, die Erin Boheme
mit 15 geschrieben hat, als Schülerin im
Provinznest Oshkosh, Wisconsin.
Während sie ihrem Märchenprinzen anbietet, alles für seine Liebe zu geben, klettert Erins Bohemes Sopranstimme so neu-
gierig und sicher über die Oktaven, dass
einem fast das Herz stehen bleibt. Und
wenn man davon noch nicht überzeugt
sein sollte, kommt gleich im Anschluss
ihre anregende Version von Eric Claptons
„Change The World”, sanft groovend und
gesanglich subtiler. Schon ist man bereit
für ihre Interpretationen von „Let’s Do It”
und „Teach Me Tonight” oder ihre selbst
komponierte Ode an Sinatra „One Night
With Frank”.
„Frank war ein Geschichtenerzähler.
Er hat einen emotional berührt“, meint
Patrick Williams, ein Sinatra-Alumnus, der
jetzt auch auf dem Debütalbum von Erin
Boheme den Dirigentenstab schwingt.
„Und das hat Erin auch, meiner Meinung
nach. Sie erzählt einem etwas, das sie fühlt.”
Die Songs auf „What Love Is” bilden eine
gelungene Mischung aus alten und neuen
Lieblingsliedern und Boheme-Originalen,
eingespielt mit Stars wie Tom Scott oder
David Foster. Und sie überzeugen eben
nicht nur durch Erin Bohemes Stimme,
sondern vor allem durch ihre Interpretation. Zu jung? Zu hübsch? Zu blond? Von
wegen. Erin Boheme ist allenfalls zu gut,
um wahr zu sein.
JazzLink: boheme
tim ries
The Rolling Stones
Project
erin boheme
What Love Is
Concord 00134 312 2862
Erscheint am 29.09.2006
TIM RIes, ein Stones-Mann
Concord
08880 723 0039
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
3
Intro
Musik über
und zu Filmen
In der Kürze
liegt die Würze
Selten kam Keith Jarrett so schnell und gut gelaunt
auf den Punkt wie auf seinem neuen Album „The Carnegie
Hall Concert“.
E
inen singulären Platz in der Jazzgeschichte sicherte sich Keith Jarrett in
den 70er Jahren, als er mit fantasievollen Soloimprovisationen von epischer
Länge die Auditorien in aller Welt fesselte.
Sein Meisterwerk in dieser Kategorie entstand 1975: Das legendäre „Köln Concert“ avancierte zum wohl bestverkauf-
ten Piano-Solo-Album aller Zeiten und
bereichert selbst Plattensammlungen, in
denen Jazz ansonsten gänzlich fehlt.
Ein Sprichwort indes besagt: In der
Kürze liegt die Würze. Und dies muss
auch dem amerikanischen Pianisten zu
Ohren gekommen sein. Denn in letzter
Zeit vollzog er die Wandlung vom impro-
visierenden Marathonmann zum Mittelund Kurzstreckenläufer. Der Prozess, der
sich auf der CD „Radiance“ und der DVD
„Tokyo Live“ abzeichnete, wurde auf „The
Carnegie Hall Concert“ vollendet. Selten
hat man Jarrett in solch ausgelassener
Spiellaune erlebt wie bei seinem Auftritt
in New Yorks feinster Musikadresse. Als
Jarrett letztes Jahr im Isaac Stern Auditorium der Carnegie Hall gastierte, war dies
sein erstes Solokonzert auf heimischem
Boden in zehn Jahren! Nie zuvor auch
hatte sich der Pianist mit einer solchen
stilistischen Bandbreite präsentiert. Das
Programm wirkt wie ein Streifzug durch
die amerikanische Musikgeschichte. Es
enthält Boogie-Woogie, Gospel, Blues,
Funk, Country, elegische Hymnen.
Es ist ein Wechselbad der Stimmungen, mal intensiv lyrisch oder eher klassisch-impressionistisch, dann wieder zupackend funky oder tonal völlig frei. Für
viele Kritiker stand nach dem Konzert
fest, dass sie der Entstehung eines neuen
Albumklassikers beigewohnt hatten, der
– obwohl gänzlich anders – den Vergleich
mit dem fabelhaften „Köln Concert“ nicht
zu scheuen braucht. Wie exzellent Keith
Jarrett an diesem Abend aufgelegt war,
zeigen nicht zuletzt die fünf gespielten
Zugaben: darunter eine wunderbare Version von „Paint My Heart Red“, eine Interpretation des Standards „Time On My
Hands“ und ein Remake von „My Song“,
jenem traumhaften Ohrwurm, den der
Pianist 1974 mit seinem skandinavischen
Quartett für das Album „Belonging“ aufgenommen hatte.
JazzLink: jarrett
keith jarrett
The Carnegie Hall
Concert
ECM 06024 985 6224
Erscheint am 22.09.2006
FranÇois Couturier (2. von rechts) ist ein Cineast
Zwei neue CDs aus dem Hause ECM kann man vor
und nach dem Kinobesuch hören.
N
ostalghia – Song For Tarkovsky“ ist das bislang persönlichste
­Album des französischen Pianisten
François Couturier und eine Hommage
an den 1986 verstorbenen sowjetischen
Regisseur Andrej Tarkowsky. Couturier nennt Tarkowskys Filme „lange Gedichte, hypnotisch in ihrer Langsamkeit
und durchdrungen von Spiritualität“.
Als hypnotisch kann man guten Gewissens auch die treibende Kammermusik
von „Nostalghia“ bezeichnen, die wie
ein kraftvoll klingendes Kompendium
zum Werk des Regisseurs wirkt. Dennoch
enthält das Album keine Filmmusik, sondern eine intensiv lyrische Musik, die
Emotionen sondiert, die mit Tarkowskys
Filmen in Verbindung stehen und einiges
mit deren geheimnisvoller Aura gemein
haben. Aufgenommen hat Couturier
sie mit dem Akkordeonisten Jean-Louis
Matinier, der Cellistin Anja Lechner und
dem Sopransaxophonisten Jean-Marc
Larché.
Die griechische Komponistin und Pianistin Eleni Karaindrou dagegen schreibt
zwar Filmscores und Theatermusik,
macht dies aber so kunstvoll, dass ihre
Kompositionen auch ohne die bewegten
Bilder ihre Wirkung entfalten. In Athen
trat sie mit einem Orchester, großem
Chor und ihrem eigentlichen Begleitensemble an drei Abenden vor ausverkauftem Haus in der Konzerthalle auf.
Aufgeführt wurden vor allem Stücke
der beiden Alben „The Weeping Meadow“ und „Trojan Women“, aber auch
aus ihrem restlichen ECM-Œuvre, darunter viele Kompositionen, die sie für Filme
des Cineasten Theo Angelopoulos („Der
große Alexander“) fertigte. Ihre DoppelCD „Elegy Of The Uprooting“ enthält außerdem noch einige auf ECM bisher nicht
erschienene Titel.
JazzLinks: couturier, karaindrou
Exclusive Showcases
sponsored
by
ExklusivE showcasEs:
François
Couturier
Nostalghia – Song For
Tarkovsky
D
BRANFORD marsalis ist kein Angeber
The Outlaws From Burning Paris
STAGETIME 23:30 UHR
Nähere informationen unter: www.verveclub.de
keith jarrett fasst sich kurz
Auf „Braggtown” spielt der Saxophonist Branford Marsalis mit seinem Quartett
intensivsten Jazz – inspiriert von Wagner, Purcell, Godzilla und einem Pornostar.
war er für die Franzosen und den Befürwortern des Irak-Kriegs gibt er einen chinesischen Fluch mit auf den Kriegspfad:
„Mögen all eure Träume wahr werden”.
Auch musikalisch ist er wesentlich weltoffener, als es seine Reaktionen auf die „Europe Invades!”-Titelgeschichte über e.s.t.
im „Downbeat” annehmen ließen. „Ich
brauche keine Kategorien. Das ist nur etwas für… na ja, für die, die sie eben brauchen”, lacht er. „Ich habe viel Wagner
gehört und aus einem seiner Leitmotive
meine Komposition ‚Fate‘ entwickelt. ‚O
Solitude‘ von Henry Purcell haben wir, bis
auf eine kleine Änderung – und natürlich
das, was Tain am Schlagzeug macht –,
Sweet Sounds From Swinging
London / STAGETIME 22:00 UHR
verve club
Der club des legendären Jazzlabels
Der Verve Club steht für Jazz und Artverwandtes. Immer
aus erster Hand. Von Herbie Hancock bis Sergio Mendes,
von Jamie Cullum bis „Verve Remixed“.
Donnerstag, 21.09.2006
Reeperbahn Festival, Mandarin kasino
Reeperbahn 1, 20359 Hamburg
ELENI KARAINDROU
Elegy Of The
Uprooting
Porno und Purcell
ie Klimaanlage ist mir auch zu
kalt”, bestätigt Branford Marsalis mit einem breiten Grinsen
die Befürchtungen der Promoterin.
„Ich hab’ dir doch gesagt, dass ich
nicht ganz so amerikanisch bin.” Der
älteste Spross der Marsalis-Familie
aus New Orleans ist sogar noch unamerikanischer: Bei der Fußball-WM
Dillinger Girl &
Baby Face Nelson ( F )
Mittwoch, 20.09.2006
Popkomm Festival
103 club, Falckensteinstr. 47, 10997 Berlin
ECM 06024 987 7379
ECM 00289 476 5278
Erscheint am 15.09.2006
The Puppini
sisters ( UK )
für diese neue CD genau nach Noten gespielt. Jetzt ist es ein wenig wie eine Modern-Jazz-Quartet-Nummer. Und neben
dem Quartett arbeite ich auch wieder an
einem Album mit Buckshot Le Fonque.
Doch das wird dauern.” Schon weil ihm
das Musizieren mit Pianist Joey Calderazzo, Bassist Eric Revis und Drummer Jeff
„Tain” Watts so viel Spaß macht. „Diese
Band wird einfach immer besser”, meint
er. „Und das hat vor allem damit zu tun,
dass wir alle uns immer weiterentwickeln.
Es stimmt, wir spielen sehr anspruchsvolle Musik. Wir wollen Musik machen, der
man zuhört und auf die man sich konzentrieren muss. Wer zu uns kommt, um sich
zu unterhalten oder berieseln zu lassen,
liegt falsch. Unsere Musik liebt man oder
man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts.”
Tatsächlich erfordern perfekte Powerpakete wie „Blakzilla” oder das fast viertelstündige „Jack Baker”, ein Kommentar zu
uninspiriert tonleiternden Coltrane-Epigonen, den Marsalis nach einem schwarzen
Pornostar benannt hat, höchste musikalische Aufmerksamkeit. Selbst die Balladen auf „Braggtown” zwingen mit ihren
Spannungsbögen mehr zum Zuhören,
als dass sie zum Zurücklehnen verleiten.
„Es gibt immer wieder Leute, die mich
fragen, ob ich mal wieder ‚mit anderen
Künstlern‘ zusammenarbeiten werde”,
erzählt Branford Marsalis. „Sie sagen
nicht ‚Popstars’, weil es ihnen peinlich
ist, wie verdammt oberflächlich sie sind.
Dann nenne ich Charlie Haden oder David Sánchez. „Was ist mit Leuten, die …
kommerzieller sind?” – „Ach, Sie meinen
Popstars? Oder Rockstars? Nein. Diese Ära
ist für mich vorbei. Das Songwriting hat
sich verändert. Gitarrenmusik ist anders
als Klaviermusik. Und da ist weder Raum
noch Notwendigkeit für ein Saxophon.”
Trotzdem hat er eine knappe Woche
vor dem „Marsalis Music“-Wochenende beim North Sea Jazz Festival, direkt
nach den Aufnahmen für ein Album mit
seinem Klarinettenlehrer Alvin Battiste
für die „Marsalis Music Honors Series”,
mit den Allman Brothers gespielt. „Wenn
man heute Rockband sagt, kann man
nicht die Allman Brothers meinen”, sagt
Marsalis. „Nicht nur, weil sie alt sind.
Denn Derek Trucks ist nicht alt. Aber man
kann das, was Derek Trucks macht, nicht
mit dem vergleichen, was etwa Tool machen. Derek ist so ein vielseitiger Musiker
und Tool sind … es nicht.” Er grinst. Und
beim Herausgehen dreht er die Klima­
anlage noch ein paar Grad wärmer.
JazzLink: marsalis
Branford
Marsalis
Braggtown
Marsalis Music
08749 460 0042
Erscheint am 15.09.2006
Seite
4
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Classics
Feuer und
Flamme
Lady is
blue
Kaum jemand ist so heiß auf Rare Grooves wie der britische Musikimpresario Gilles Peterson, das beweist er
seit 20 Jahren immer wieder. Jetzt erscheint mit „Fire” eine
Sammlung seiner liebsten Impulse-Raritäten.
D
ass er ein feines Spürnäschen
für ausgefallenere Songs und
Interpreten besitzt, hat der
britische DJ, Produzent, LabelChef und Radiomoderator Gilles Peterson
in den letzten zwanzig Jahren eigentlich
permanent bewiesen.
Tracks von Impulse-Künstlern wie John
Coltrane, Pharoah Sanders, Archie Shepp
und Yusef Lateef gehörten schon fest zu
seiner DJ-Setlist, als er Ende der 80er Jahre im Londoner Dingwall’s seine „Talkin’
Loud – Sayin’ Something“-Abende zelebrierte. Und schon damals – also lange
bevor auch nur jemand davon träumte,
klassische Impulse-Aufnahmen remixen
zu lassen – kombinierte er diese jazz­
avantgardistischen Sounds mit Hip-Hop
und modernen Grooves. Wenn sich Gilles
Peterson nun also durch seine unermessliche Vinylsammlung gearbeitet hat, um
Material für eine Compilation namens
„Fire – A Gilles Peterson Impulse Collection“ herauszufiltern, kann man davon
Motown hat einen Schatz gehoben:
Diana Ross’ „Blue” ist das bisher
unveröffentlichte, zart swingende
Jazz-Juwel der damals 27-jährigen
Soulprinzessin.
ausgehen, dass er dabei so manche Überraschung in petto hat. Das Repertoire
reicht von John Coltranes „Wise One“
über Milt Jackson und Ray Browns „Enchanted Lady“, Max Roach und Abbey
Lincolns „Lonesome Lover“, Art Blakeys
„Alamode“, Oliver Nelsons „Patterns“,
McCoy Tyners „Three Flowers“ und Archie Shepps „I Got It Bad“ bis hin zu „See
You Later“ von Dave MacKay und Vicky
Hamilton. In seinen Liner Notes schwärmt
Peterson: „Impulse Records – nur ein
Traum, mustergültige Musik mit Form
und Anspruch.“ Nicht weniger mustergültig, formvollendet und anspruchsvoll
ist allerdings auch diese Kollektion des
britischen Jazzschatzgräbers.
Various Artists
Fire – A Gilles
Peterson Impulse
Collection
Impulse 06025 170 4437
Erscheint am 19.09.2006
diana ross veröffentlicht endlich ihr Jazzalbum
G
espenstisch!”, fand MotownMogul Berry Gordy das, was
Diana Ross im Herbst 1971 in
Vorbereitung auf ihre Filmrolle als Billie Holiday in „Lady Sings The
Blues” eingesungen hatte. „Ich sagte
[dem Produzenten] Gil [Askey], er solle
sie ein bisschen von Billie Holiday zurücknehmen und etwas mehr Diana Ross dazugeben”, erinnert sich Gordy in seiner
Autobiografie, „denn ihre Zukunft wird
weit über diesen Film hinausgehen.”
Natürlich behielt der sagenumwobene
Strippenzieher recht. Diana Ross, die für
ihre Darstellung mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde, liebte Jazz – und
besonders „Lady Day”. Ihre Karriere sah
allerdings nicht die Wende von der Frontfrau der Supremes zur Jazzinterpretin vor,
sondern hin zum glamourösen Solostar.
Konsequenz: Das Album verschwand im
Archiv.
35 Jahre später werden Diana Ross’
Jazzaufnahmen jetzt – endlich – erstmals
veröffentlicht. Und „Blue” ist eine echte
Entdeckung; weil die Veteranen in der
begleitenden Big Band so saftig swingen
und Dianas zarte, manchmal sanft raspelnde Stimmbänder so köstlich klingen.
Die damals 27-Jährige konnte „I Love
Ya Porgy”, „What A Difference A Day
Makes” oder „Smile” etwas ganz Eigenes,
alles andere als Gespenstisch-Billieeskes
abgewinnen.
Bei allmusic.com erkennt man deshalb sehr richtig, dass dieses Album ein
ebensolches künstlerisches Statement ist,
wie die zeitgleichen Veröffentlichungen
ihrer Kollegen Marvin Gaye und Stevie
Wonder. In einer Hinsicht ist „Blue” den
Alben „What’s Going On” und „Where
I’m Coming From” auf jeden Fall ebenbürtig: Es ist ein Klassiker, den man wieder und wieder und nie genug wird
hören können.
diana ross
Blue
Motown 06025 170 2352
Die frühen Kreuzzüge
Es war einmal, in den Zeiten der Kreuzzüge. Die Swinging Sixties hatten sich verabschiedet und mit ihnen der Jazz,
zumindest aus dem Bandnamen der Crusaders.
N
eues Spiel, neues Glück, schien
die Devise der anbrechenden
70er, als die texanischen Kreuzritter Joe, Wilton, Wayne und Stix ihre Band
in Crusaders umbenannten und mit
Hilfe ihres Produzenten Stewart Levine
darangingen, ihren Jazz-Funk-Kollegen
zu zeigen, was ein Groove ist. Kurzerhand stöpselten sie ihre Instrumente ein,
spielten etwa Fender Rhodes statt Piano
oder E- statt Kontrabass. Dazu kamen
drei Gitarristen: funky Bluesmann Arthur
gilles peterson sammelt Seltenes
Adams, Rhythmusheld David T. Walker
und natürlich Wunderkind Larry Carlton.
Diese Neuerfindung der Band, ziemlich
genau zehn Jahre nach Gründung der
Jazz Crusaders, war schon auf dem Doppelalbum „1” erfolgreich: Joe Samples
„Put It Where You Want It”, Wilton Felders „That’s How I Feel”, Wayne Hendersons „Mystique Blues” und die fast 13 Minuten lange Version von Carole Kings „So
Far Away” sind noch heute Klassiker des
Genres. Im Jahr darauf machten sie sich
an die „2nd Crusade”. Die einzige Veränderung im Line-up : Saxophonist Wilton
Felder ersetzte Chuck Rainey am Bass,
und zwar bravourös. (Marimba und BassMarimba spielte er auch noch.) Die dreizehn Tracks dieser Doppel-LP, darunter
Hendersons „Take It Or Leave It”, Samples „Don’t Let It Get You Down”, Hoopers
„Journey From Within” und Felders „Look
Beyond The Hill“, betonen wieder deutlich die zweite Silbe von Jazz-Funk, ohne
die erste irgendwie zu vernuscheln.
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The crusaders
Crusaders 1
Blue Thumb
06025 170 4066
The crusaders
2nd Crusade
Blue Thumb
06025 170 4067
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
5
Classics
jazzecho/Tropical
Gipfeltreffen
der Halbgötter
Top Ten
Er selbst steht in vielen Lieblings­
plattenlisten, aber nur eine trägt
seine Signatur: die, die er fürs Jazz­
Echo geschrieben hat. Weltexklu­
siv: Branford Marsalis’ Top Ten.
1. JElly Roll Morton
Library Of Congress Box
13:41 Uhr
Seite 1
WE PLAY IT !
2. Lester Young
Lester Young Trio
3. Miles Davis
Nefertiti
Mehr als je eine Silbe
braucht es nicht, um ihre
Bedeutung zu subsumieren:
Jetzt erscheinen die gemeinsamen Riverside-Aufnahmen
von Monk und Trane
auf einer Doppel-CD.
4. Sidney Bechet
Box Set – Prosper
5. Duke Ellington
The Blanton-Webster Band
6. Wayne shorter
Ju Ju
7.Charlie Parker
With Strings
D
ie
Vorstellung,
Thelonious
Monk und John Coltrane – den
Mentor und seinen neun Jahre
jüngeren Kompagnon – auf einer Bühne oder im selben Tonstudio zu
erleben, ließ Jazzfans in den 50ern mit
der Zunge schnalzen. Tatsächlich kreuzten sich die Wege der beiden musikalischen Halbgötter dort leider nur wenige
Male. 1957 traten Monk und Coltrane
eine Zeit lang täglich mit einem gemeinsamen Quartett im New Yorker Five Spot
Café auf. Zwischen April und Juli nahmen
sie (unter anderen mit Coleman Hawkins
und Art Blakey) für Riverside im Studio
die atemberaubende Musik auf, die man
nun erstmals komplett auf der DoppelCD „The Complete 1957 Riverside Recordings“ vorliegen hat. Coltrane hatte
19.07.2006
8.Ornette Coleman
The Shape Of Jazz To Come
9. Keith Jarrett
Belonging
Bossa Cabana
10.Sonny Rollins
Our Man in Jazz
50 Years of Eternal Music
THELONIOUS MONK brachte John Coltrane zum Aufblühen
gerade eine durch Alkohol- und Heroinkonsum bedingte Tiefphase überwunden
und blühte im Zusammenspiel mit dem
brillanten Pianisten und Komponisten
Monk zu neuem Leben auf. In einem
„Down Beat”-Interview bezeichnete der
Saxophonist Monk als einen „musikalischen Architekten höchsten Ranges“ und
gestand: „Ich habe von ihm in jeglicher
Beziehung gelernt.“ An Monks Seite ent-
wickelte Coltrane beispielsweise seinen
harmonischen Scharfsinn. Durch dessen
einzigartiges Akkordspiel dazu ermuntert,
erforschte er musikalisches Terrain, das
ihm bis dahin unbekannt gewesen war,
und fand so zu seiner transzendentalen
Spielweise. Besonders interessant sind
zwei bislang unveröffentlichte Tracks: eine alternative Version der Monk-Ballade
„Crepuscule With Nellie“ und ein zweiter
Take von „Abide With Me“, interpretiert
nur von den drei Saxophonisten Coltrane,
Hawkins und Gigi Gryce.
Various Artists
CD "Bossa Cabana" Best.-Nr. 916.88542
Die Klassiker der Bossa Nova
mit Roberto Menescal, Macos Valle,
Os Cariocals, Danilo Caymmi u.v.a
Thelonious Monk
& John Coltrane
The Complete 1957
Riverside Recordings
Concord
08880 723 0027
Bebop
don’t stop
Sonny Stitts Verdienst um den Bebop ist nie richtig
gewürdigt worden. Mit der Veröffentlichung seiner „Bebop
­Recordings 1949–1952” soll sich das ändern.
Ein schwarzer Diamant:
Ilene Barnes
CD „Yesterday Comes“
Best.-Nr. 916.885.52 VÖ: 08.09.06
Das neue Studioalbum der amerikanischen
Songwriterin produziert von Jimmy Hoyson
EUGEN cicero brachte die Klassik zum Swingen
Schwarzwalddimensionen
Auf MPS erscheinen dieser Tage neue CDs von so unterschiedlichen Künstlern wie den Singers Unlimited
und Eugen Cicero.
sonny stitt wird immer noch missverstanden
W
ann bekommt Sonny Stitt
endlich die verdiente Anerkennung?” Eine berechtigte Frage, mit der Harvey
Pekar, der Kollektor-Kauz von „American
Splendour”, seine Liner Notes zu „Stitt’s
Bits: The Bebop Recordings 1949–1952”
eröffnet. „Er war einer der Begründer
des Bebop, aber zu seinen Lebzeiten und
in gewissem Maße tut man ihn noch
immer als technisch versierten CharlieParker-Kopisten ab. Ich glaube, seine
Kritiker interpretieren sein Vermächtnis
falsch. Stitt hat dem Jazzvokabular viele
eigene Ideen zukommen lassen.”
Tatsächlich hört man auf den 76
­Stücken dieses fabelhaften 3-CD-Sets,
wie viel gute Musik Sonny Stitt schon
in den frühen Jahren seiner Karriere gemacht hat. Am Bariton, am Tenor oder
am Altsaxophon, mit Gene Ammons,
J.J. Johnson, Bud Powell, John Lewis,
Max Roach, Junior Mance, Kenny Drew,
Duke Jordan oder Art Blakey. Die erste
Aufnahme von John Lewis’ „Afternoon In
Paris” begeistert hier ebenso wie
„Gravy” (das bei Miles Davis, in dessen
Quintett Stitt 1960 John Coltrane ersetzen sollte, „Walkin’” hieß) oder die vielen
anderen Bebop-, Latin-, Jump-Blues- und
sogar Novelty-Tracks dieses Sets. „Es gibt
vielleicht nicht gerade eine internationale
Verschwörung gegen ihn, aber viel böses
Blut gegen Stitt hängt damit zusammen,
dass er als unehrenhaft galt”, schreibt
Harvey Pekar weiter. „Es stimmt, er war
drogen- und alkoholabhängig und dafür
sogar eine Zeit lang im Gefängnis. (…)
Aber auch Charlie Parker hatte seine Drogenprobleme und er wird immer noch
verehrt.” Es ist zu hoffen, dass Sonny Stitt
jetzt endlich die verdiente Anerkennung
bekommt. Allein schon, damit Prestige,
Verve und Cadet bald auch seine übrigen
Schätze heben.
Cover lag bei
Druck nicht
vor.
Sonny Stitt
Stitt’s Bits: The Bebop
Recordings 1949–1952
Concord
08880 723 0043
D
ie A-cappella-Aufnahmen der
Singers Unlimited haben mit
Eugen Ciceros Klassik-Jazz eigentlich wenig gemeinsam.
Immerhin, die amerikanischen Harmoniestars und der rumänische Pianist nahmen beide für MPS auf und bescherten
dem Label einige seiner größten Erfolge.
Die entscheidende Übereinstimmung
dürfte jedoch sein, dass sie allein dafür
immer wieder, völlig unqualifiziert und
vernichtend, kritisiert werden. Ciceros
Jazzversionen der Kompositionen von
Bach, Liszt, Chopin oder Tschaikowsky,
die er zwischen 1965 und 1970 im Trio
mit Peter Witte am Bass und seinem
Entdecker Charly Antolini am Schlagzeug im Schwarzwald aufnahm, zeugen
nicht nur von einer extremen Verinnerlichung der klassischen Originale, sondern
vor allem von einem sagenhaften Swingfeeling. Carl Philipp Emanuel Bachs
­„Solfeggio c-Moll”, das erste Stück der
ersten CD der neuen 3-CD-Box „Swinging The Classics on MPS”, begeistert
schon in der enorm versierten und rasanten Eröffnung, bei der der Pianist notengetreu über die Tasten flitzt, doch der
improvisierte Swingpart ist kein bisschen
weniger begeisternd. Auch die übrigen
35 Klassikswinger des Trios zeugen von
ebenso viel Talent wie Spaß. Letzteres
trifft zweifellos auch auf die „Complete A
Cappella Sessions” der Singers Unlimited
zu. Unerreicht in Ton und Gemeinklang,
singen hier die sanfte Sopranistin Bonnie
Herman, der Bass Len Dresslar und die
Tenöre Don Shelton und Gene Puerling
(Leiter des Ensembles und verantwortlich
für seine legendären Arrangements) feenhaft schwebende Versionen von SixtiesHits wie „Girl Talk” oder „Fool On The
Hill” sowie Standards aus den Songbooks
von Kurt Weill, Charles Trenet oder Antônio Carlos Jobim.
JazzLink: cicero
The Singers
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The Complete
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Eugen Cicero
Swinging The Classics
On MPS
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Seite
6
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Feedback
Dolle
Dinger
Roy Hargrove Der New
Waver in New
Quintet
vs. RH Factor Orleans
In den 80ern machte sich
Elvis Costello in der
britischen New-Wave-Szene
einen Namen. Und nach
vielen anderen Exkursionen
jetzt gemeinsame Sache mit
Allen Tous­saint.
Klaus Doldinger
wurde 70, und alle gratulierten, auch wenn Puristen
ihm vermeintliche Jugendsünden immer noch nicht
verziehen haben.
D
ROy hargrove beim Doppelschlag
Nicht ohne Risiko war Roy Hargroves Entscheidung, parallel zwei sehr unterschiedliche CDs zu veröffentlichen:
Zum einen das reine Jazz-Quintett-Opus
„Nothing Serious“, zum anderen das mit
der Neo-Soul-Jazz-Funk-Posse RH Factor
eingespielte Album „Distractions“. So
setzte er sich einem direkten Vergleich
mit sich selbst aus, aus dem nach dem
Presseurteil als knap­per Sieger der traditionsbewusste Jazzer hervorging:
„Der Trompeter Roy Hargrove kann
alles“, schrieb zum Beispiel „Audio”.
„Er zeigt in der Ballade ‚Trust‘ romantische Gefühle, und ‚Camaraderie‘ eröffnet er mit Free-Anklängen. In Titeln mit
vergnügtem Latin- und Karibik-Touch
bläst er aberwitzige Soli. Das realistisch
und ohne Effekte eingefangene Quintett
swingt teuflisch.“ Das „JazzPodium” urteilte: „Hargrove demonstriert eindrucksvoll, dass er den klassischen Hardbop
noch immer exzellent beherrscht.“
Aber es gab auch einige Rezensenten,
die „Distractions“ den Vorzug gaben:
„Das neue Album von Roy Hargroves
Blackmusic- und Vocal-Projekt The RH
Factor überzeugt auf der ganzen Linie“,
meinte etwa die „Musikwoche”. „Der
Trompeter, der mit ‚Nothing Serious‘
gleichzeitig auch eine Hardbop-Platte
auf den Markt wirft, überbrückt auf dem
dritten Teil seiner RH-Factor-Serie wie gewohnt spielend alle stilistischen Grenzen
zwischen Soul, Jazz, Blues und HipHop.“
er Ex-New-Waver Elvis Costello hat
in den letzten Jahren ein Faible
für ungewöhnliche musikalische Begegnungen entwickelt:
So nahm er 1998 mit Burt Bacharach, einem der erfolgreichsten Pop-Songwriter
der 60er Jahre, „Painted From Memory“
auf, 2001 mit der schwedischen Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter „On
The Stars“ und schrieb 2004 mit Diana
Krall eine Reihe von Songs für deren Album „The Girl In The Other Room“. Darüber hinaus kooperierte er mit der Mingus Big Band, Paul McCartney, Bill Frisell,
dem Brodsky Quartet, Roy Nathanson
(The Jazz Passengers) und T-Bone Burnett. Nun hat Costello, den der „All
Music Guide“ einen der „innovativsten,
einflussreichsten und besten Songwriter
seit Bob Dylan“ nennt, ein neues aufregendes Projekt mit der New Orleanser
Rhythm’n’Blues- und Funk-Legende Allen
Toussaint realisiert. Im „Musikexpress”
schrieb Peter Felkel darüber: „Zwei alte
Kämpen machen endlich auf Albumlänge
gemeinsame Sache: Elvis Costello, genialischer Songwriter anglo-irischer Abstammung, begnadeter Grenzgänger und
unermüdlicher Kollaborateur, und der legendäre Allen Toussaint, Doyen und guter Geist der einstmals brodelnden, sich
D
Allen Toussaint und Elvis Costello kamen beim Katrina-Benefiz ins Gespräch
ständig erneuernden und Impulse in alle
Ecken der Pop- und Jazz-Welt sendenden
Szene von New Orleans, arbeiteten erstmals 1983 zusammen, als der Mann aus
dem ‚Big Easy‘ eine ziemlich abgefahrene
Attractions-Version von Yoko Onos Song
‚Walking On Thin Ice‘ produzierte.
Acht Jahre später ließen Toussaints Arrangement und Piano-Spiel ‚Deep Dark
Truthful Mirror‘ zu einem der Highlights
auf Elvis Costellos charmantem Krautund-Rüben-Longplayer ‚Spike‘ werden.
Zuletzt traf man sich bei zwei Benefizkonzerten für die Opfer des Hurrikans Katrina (der auch Mr. Toussaint ums Haus
Elvis costello &
Allen Toussaint
The River In Reverse
Verve 06024 985 6057
Dhafer Youssefs Album „Divine Shadows” klingt
magisch und macht süchtig, fand das „Jazz-Podium”.
N
Verve 06024 988 8507
Verve 06024 988 8506
Tears, And More Tears’, ‚Wonder Woman’)
sowie einigen gemeinsam geschriebenen
Songs, von denen das hymnisch-gospelnde ‚The Sharpest Thorn‘ hier nur als Erster
unter Gleichen genannt sei. Denn egal,
ob hitziger Funk oder balladeskes Beben:
Dieser ‚Clash der Kulturen‘ ist unwiderstehlich – cool, calm, collected.“
Tunesischer
Klangteppichhändler
Roy Hargrove
Nothing Serious
The RH Factor
Distractions
und beinahe um die Existenz brachte),
gedachte alter, besserer Zeiten – et voilà:
Die Idee ward geboren, mal zusammen
ein richtig großes Projekt aufzuziehen.
Allen Toussaint brachte seinen Gitarristen Anthony Brown und seine vierköpfige Bläsersection mit, Elvis Costello die
Imposters um Tastenmann Steve Nieve,
und unter Aufsicht des mittlerweile eher
als Produzenten denn als performing artist zu Ruhm gelangten Joe Henry wurde
‚The River In Reverse‘ eingespielt: mit einer Setlist aus bekannten (‚On The Way
Down’) und weniger bekannten, gleichwohl klassischen Toussaint-Tracks (‚Tears,
ass in Deutschland die Grenzen
zwischen U- und E-Musik nicht
überschritten werden dürfen,
hat der Saxophonist Klaus Doldinger, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, schon lange vor anderen
stilistischen Gelegenheitsfremdgängern
(wie etwa Till Brönner) erfahren müssen.
Bei Jazzpuristen genießt Doldinger wegen diverser erfolgreicher Ausflüge in die
Film-, Fernseh- und Popmusik einen nicht
unbefleckten Ruf. Gerade rücken können
diese ihr Bild von ihm nun mit der Box
„Early Doldinger – The Complete Philips
Sessions“, die vor allem, wenn auch nicht
ausschließlich, den Vollblutjazzer Doldinger präsentiert.
„Am 12. Mai feierte Klaus Doldinger
seinen 70. Geburtstag. Dieses kalendarische Ereignis zeitigte auch in seinem Fall
die gewohnten Erinnerungsaktivitäten,
doch womit das Boutique-Label aus dem
Göttliche Schatten: Dhafer Youssef
eben Rabih Abou-Khalil und
Anouar Brahem hat sich der
Tunesier Dhafer Youssef in den
letzten fünf Jahren als weiterer
großer Oud-Spieler etablieren können,
der einen musikalischen Mittelweg zwischen der traditionellen arabischen Musik und der westlichen Improvisationsmusik sucht, bei seiner Experimentierlust
aber noch weitergeht und in seine Musik
moderne Grooves sowie elektronische
Klangelemente integriert. Eine besondere Affinität entwickelte Youssef zuletzt
zu den Protagonisten der norwegischen
Nu-Jazz-Szene. Wie sehr sich seine Bindungen zu diesen vertieft haben, machte sein sechstes Soloalbum „Divine
Shadows“ deutlich, das er mit Gitarrist
Eivind Aarset, Trompeter Arve Henriksen, E-Bassist Auden Erlien, Schlagzeuger
Rune Arnesen und anderen eingespielt
hat. „Erstaunlich homogen verweben
Dhafer Youssef und sein nordisches Ensemble arabische Themen, minimalisti-
sche Electronic Grooves und sphärische
Ambient-Sounds zu einem Klangteppich,
der kunstvoll, organisch und spannungsreich traditionelle östliche und moderne
westliche Klangkultur verbindet“, hieß es
im „Schallplattenmann”. „Trotz vielfach
eingesetzter elektronischer Elemente und
vornehmlich ruhiger Grundstimmung
besteht über die gesamte Spieldauer
niemals die leiseste Gefahr, in banale
Nu-Jazz- oder World-Lounge-Muster zu
verfallen.“ Ulrich Steinmetzger schwärmte im „JazzPodium” von „berückenden
Momenten von betörender Magie, ohne
lange seinen immensen Drive einzubüßen. Mythische Clubmusik ist das – mit
hohem Suchtpotenzial“.
Dhafer youssef
Divine Shadows
Emarcy 06024 987 7224
KlaUs Doldinger hat noch Puste
5 Fragen an …
Wirbel um …
Götz Alsmann
Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker?
Archäologe oder Buchbinder.
Das Leben könnte so schön sein, wenn …
... noch Gummibäume vor den Lautsprechern stünden und der Bühnen­
rand durch Stiefmütterchen gekennzeichnet wäre.
Es gibt nichts Schlimmeres als …
… gut gelaunte Frühstücks-TV-Moderatoren.
Der perfekte Song ist …
… bereits viel häufiger geschrieben worden, als man glaubt.
Nicht ohne meine …
… brokatene Schlafmaske!
… den langen
Schwanz
Kürzlich rief Chris Anderson, Chefredakteur des US-amerikanischen
Technologie-Magazins „Wired“, das
Ende des Blockbusters aus. In seinem
Buch „The Long Tail“ (Hyperion) beschreibt Anderson die Folgen der Atomisierung der (musikalischen) Geschmäcker durch Internet und iTunes.
„The Long Tail“ ist gerade das meistdiskutierte US-Wirtschaftsbuch. Andersons Prinzip des „langen Schwanzes“ basiert auf der Statistik: Demnach
hat eine gewöhnliche Nachfragekurve
erst einen hohen Wert und flacht dann
langsam ab. Im flacheren Teil der Kurve verkümmerten früher musikalische
Nischenprodukte, nur die Stars sorg-
ten für den geschäftsträchtigen ersten hohen Ausschlag. Das Internet
hat diese Regeln gründlich verändert.
Mit unendlicher Kapazität bedient es
heute jeden Sonderwunsch, und eine
Massenkultur ist nicht mehr so leicht
auszumachen. Auch für Jazzfans ist
das eine willkommene Entwicklung.
Vorbei sind die Zeiten, als man sich
für Jazzalben jenseits des Mainstreams
Sonntag morgens auf Plattenbörsen
die Finger wund wühlen musste. Bei
Redaktionsschluss musste sich Andersons Buch an der Theorie des Autors
messen lassen: Es war gerade in die
Top Ten der „New York Times“ vorgedrungen.
Hause Universal jetzt aufwartet, ist schon
von besonderer Klasse“, lobt Thomas
Fitterling in „Rondo”. „In einem vorbildlich dokumentierten 4-CD-Set macht es
all die frühen Philips-Aufnahmen wieder
zugänglich, die einst den Ruhm Doldingers als modernen Tenorsaxophonisten
begründeten, und führt damit auch zu
den Anfängen einer anderen Jazzlegende,
denen des Produzenten Siggi Loch. […]
Hier misst sich der überragende Musikant
Doldinger mit so herausragenden Titanen wie Kenny Clarke, Rolf Kühn, George Gruntz und sogar Albert Mangelsdorff
und macht immer die beste Figur. ‚Early
Doldinger‘ ist wahrlich ein wunderbares Geburtstagsgeschenk für den Jubilar
– und eines des Jubilars an die Nachgeborenen.“
Klaus doldinger
Early Doldinger –
The Complete
Philips Sessions
Boutique
06024 987 7999
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
7
Shortcuts
Kurz angespielt
Das JazzEcho präsentiert eine brandneue Rubrik mit Kurzrezensionen. Noch nie passte so viel auf so wenig Seiten.
Neue CDs
Barbara Dennerlein
Best Of Dennerlein
Barbara Dennerleins Liaison mit Verve
währte nur wenige Jahre und drei Alben
lang. Doch in dieser Zeit konnte die international bekannteste deutsche Jazzmusikerin Aufnahmen machen, die sie
mit ihren eigenen kleinen Plattenfirma
Bebab Records kaum hätte verwirklichen
können. Nun hat die ebenso sympathische wie virtuose Hammond-Organistin aus „Take Off!“, „Junkanoo“ und
„Outhipped“ für die Compilation „Best
Of Dennerlein“ ihre persönlichen Favoriten ausgewählt und mit einem Begleittext versehen.
Die elf Nummern, die Jazz in allen möglichen Schattierungen (sowie ein RollingStones-Cover) bieten, spielte die Münchnerin zwischen 1995 und 1999 mit
Größen wie Roy Hargrove, Randy Brecker, David Murray, David Sánchez, Ray
Anderson, Dennis Chambers, Jeff „Tain“
Watts und Don Alias in New York ein. Auf
ihre drei Verve-Alben blickt Dennerlein
mit großer Zufriedenheit zurück, da sie
auf ihnen ihre in den Liner Notes dargelegte Philosophie verwirklichen konnte.
OM
A Retrospective
Das 1972 im schweizerischen Luzern
gegründete Quartett OM (bestehend
aus Saxophonist Urs Leimgruber, Gitarrist Christy Doran, Bassist Bobby Burri
und Drummer Fredy Studer) bezog genauso viel Inspiration aus der Rockmusik
eines Jimi Hendrix wie aus dem improvisierten Jazz eines John Coltrane. Das
Motto der Band lautete: „Elektrischer
Jazz – freie Musik“. Wie Peter Rüedi in
den Liner Notes dieser fantastischen Retrospektive schreibt, war OM „eine wirkliche Band und nicht eine Allianz von
vier Einzelkämpfern.
Es war eine Gruppe, die im Laufe ihrer
zehnjährigen Geschichte immer enger
zusammenwuchs und bei der jedes einzelne Bandmitglied sein Ego an kurzer
Leine führte. Sie taten dies, indem sie
Routiniertheit (inklusive der damals fast
schon obligatorischen endlosen Soli)
vermieden und sabotierten. Dank dieses
erstaunlichen Mangels an Eitelkeit, dank
des Wagemuts, der Energie und Vitalität
dieser vier Musiker klingen die Werke
von OM – das damals eines der führenden Jazzensembles Europas war – auch
heute noch bemerkenswert frisch“. Auf
„OM – A Retrospective“ liegt die Musik
dieses Ensembles nun erstmals auf CD
(mit einer Laufzeit von über 80 Minuten!) vor.
Jazz Club
„Jazz Club“ ist der Titel einer preiswerten neuen Compilation-Reihe von
Verve, die all das präsentiert, was Jazz so
attraktiv und zeitlos macht. Von historischen Aufnahmen, über klassischen Jazz
der 50er und 60er Jahre bis hin zu aktuellen Club-Trends.
Unterteilt ist die „Jazz Club“-Serie in
vier Segmente, die einem die inhaltliche Orientierung innerhalb der Reihe leicht machen: Die CDs der „Jazz
Club Legends“ sind Zusammenstellungen von Aufnahmen eines bekannten
Künstlers, die „Jazz Club Highlights“
sind jeweils einem populären Genre gewidmet, sogenannte LifestyleCompilations bietet das Segment
„Jazz Club Moods“ und die aktuellen Club- und Retro-Trends reflektieren schließlich die Zusammenstellungen der „Jazz Club Trends“. Die
zehn neuen Compilations der Serie
featuren zum einen Quincy Jones,
Billie Holiday und George Shearing,
zum anderen „The Greatest Jazz Hits“,
„Cool Jazz“, „The Cole Porter Song
book“, „Saxophone Ballads“, „Summer Jazz“, „Jazz For Dining“ und „Jazz
Swings Pop“.
Taylor Eigsti
Lucky To Be Me
Dass der 21-jährige Pianist Taylor Eigsti,
wie der Titel seines fünften Albums verkündet, „glücklich ist, er selbst zu sein“,
glaubt man ihm gerne: Mit 13 Jahren
jammte Taylor schon mit der Jazzlegende
Dave Brubeck, mit 14 nahm er sein erstes Album auf. Nun will er nach den USA
auch die Welt erobern. „‚Lucky To Be Me‘
ist das reife, temperamentvolle und überraschende Album eines Talents, das noch
am Anfang seiner Karriere steht, dabei
aber schon über alles verfügt, was einen
arrivierten Künstler ausmacht“, schwärmte der „All Music Guide”. Belegt wird dies
durch ebenso brillante wie verblüffende
Interpretationen von eigenen Kompositionen und Jazzstandards. Die größte
Überraschung gelingt dem jungen Überflieger aber mit einer Popnummer von
Björk und einer klassischen Komposition
von Mussorgsky. Dabei sekundieren ihm
zwei erstklassige Rhythmusteams: mal
Christian McBride und Lewis Nash, dann
James Genus und Billy Kilson. Einen hervorragenden Eindruck hinterlässt auch
der erst 17-jährige Gitarrist Julian Lage,
der als Gast in Erscheinung tritt.
zu einer der beeindruckendsten Jazzsängerinnen der Gegenwart gemausert. Oft
wird ihr Name in einem Atemzug mit
denen von Diana Krall, Holly Cole und
Susannah McCorkle genannt. Ihre letzten
drei Alben waren jeweils für einen Grammy nominiert. Für „Footprints“ vertonte
sie nun dreizehn klassische Instrumentalnummern der 50er und 60er Jahre: Allein
drei Stücke stammen von Cannonball Adderley, zwei von John Coltrane, je eines
von Dizzy Gillespie, Horace Silver, Duke
Jordan, Hank Mobley, Oscar Brown Jr.,
Lambert, Hendricks & Ross und der Titelsong natürlich von Wayne Shorter. Einige
der Songs nahm Karrin Allyson im Duett
mit Vocalese-Legende Jon Hendricks oder
Nancy King oder mit der Unterstützung
des ehemaligen Count-Basie-Saxophonisten Frank Wess auf. Ein ambitioniertes
und rundum gelungenes Projekt!
Christian Scott
Rewind That
Concord 00134 312 2442
.....................................
Karrin Allyson
Footprints
Alle Titel und Details zu dieser Serie finden
Sie unter www.jazzecho.de.
Concord 00134 312 2912
.....................................
Taylor Eigsti
Lucky To Be Me
Barbara Dennerlein
Best Of
Concord 00134 312 2992
.....................................
Verve 06025 170 3375
.....................................
Jazz Echo_Ausgabe_09.06
OM
A Retrospective
Various Artists
Cole Porter Songbook (Jazz Club)
ECM 06024 985 7452
Verve 06024 984 1790
.....................................
.....................................
21.07.2006
9:08 Uhr
Karrin Allyson
Footprints
Seit sie 1992 ihr Debütalbum bei Concord Jazz vorlegte, hat sich Karrin Allyson
ersten Album unter eigenem Namen mit
einem smarten und fantastisch groovenden Repertoire, das bis auf zwei Ausnahmen (den bluesigen Miles-Davis-Klassiker
„So What“ und Donald Harrisons „Paradise Found“) aus selbst komponierten
Stücken besteht, und einem elektrischen
und zugleich elektrisierenden Sextett, zu
dem sich bei vier Stücken als Gast außerdem der Altsaxophonist Donald Harrison
gesellt. Den mittlerweile in New York lebenden Berklee-Absolventen darf man
getrost als das größte Trompetentalent
seit Roy Hargrove bezeichnen.
Christian Scott
Rewind That
Der 22-jährige Christian Scott präsentiert
beim Label Concord Jazz mit „Rewind
That“ ein Debütalbum, das die ganze
Szene – von Musikerkollegen, über Journalisten bis hin zu den Jazzfans – aufhorchen lassen wird. Statt, wie es so viele
sogenannte junge Löwen seit den frühen
90er Jahren tun, die Spielweisen des Bebop neu aufzuwärmen, überrascht der
Trompeter aus New Orleans auf seinem
Charlie Parker
Dinah Washington
… For Lovers
In die Jazzgeschichte ist Charlie Parker als
heißblütiger Bebopper eingegangen, der
auf seinem Altsaxophon schwindelerregend schnell durch sämtliche Skalen jagte und die jazzige Improvisation in neue
Dimensionen führte. Doch auch als Interpret von Balladen machte sich Bird einen
Namen, nicht zuletzt durch die Aufnahmen für das Album „Charlie Parker With
Strings“, das bei seiner Fangemeinde
zunächst Verunsicherung und dann Begeisterung auslöste. Die Tracks für diese
Compilation zeigen Parker von seiner poetischsten Seite, mal in Begleitung von
Streichern und mal nur mit einem kleinen
Ensemble. Ein amerikanischer Kritiker be-
Seite 1
VISION S OF JA ZZ
WOLLNY / KRUSE / SCHAEFER
LARS DANIELSSON
Michael Wollny - piano, Eva Kruse - bass, Eric Schaefer -drums
„Dieses Trio setzt ein selbstbewusstes, eigenständiges
Statement einer jungen deutschen Szene, die sich ernsthaft
der internationalen Konkurrenz stellt.“ SZ
„ein Klaviertrio, das aus dem konventionellen Format
unkonventionelle Klänge herauskitzelt.“ STEREO
[em] II
ACT 9655-2
JOACHIM KÜHN / MICHAEL GIBBS
Lars Danielsson - cello, bass, Bugge Wesseltoft - piano
Nils Petter Molvaer - trumpet, Eivind Aarset - guitar
Jon Christensen + Xavier Desandre Navarre - drums, percussion
Jan Bang - samples
Caecilie Norby - voices, Copenhagen Concert Orchestra
Joachim Kühn - piano, Albert Mangelsdorff - trombone
Klaus Doldinger + Christof Lauer - saxophone
Markus Stockhausen - trumpet, Richard Galliano - accordion
Django Bates - horn, Douglas Boyd - oboe
Radio Philharmonie Hannover NDR dirigiert von Michael Gibbs
Mélange Bleu - die Kunst der vielfältigen Klangfarbenmischung
Europeana, die Jazzphony von Michael Gibbs für Orchester
und Jazzsolisten. Welturaufführung am 10. 09. in Hamburg.
MÉLANGE BLEU
EUROPEANA - JAZZPHONY NO. 1
ACT 9604-2
ACTSACD 9804-2
MICHAEL SCHIEFEL
Michael Schiefel - vocals
You will hear vocals only!
„Michael Schiefel ist sein eigenes Genre unter den
Jazzsängern... Seine Musik beweist einen hoch entwickelten
Sinn für die Statik der Klänge und die Lust daran, aus ihnen
komplizierte Gebilde zu kneten.“ WELT AM SONNTAG
DON’T TOUCH MY ANIMALS
ACT 9711-2
IN CONCERT EUROPEANA: Welturaufführung 10. September, Hamburg, Musikhalle, Benefizkonzert 20 Jahre Phönikks
[em]: 11.09. Hamburg - Fabrik 14.09. Osnabrück - Blue Note 15.09. München - Unterfahrt 17.09. Regensburg - Leerer Beutel 18.09. Freiburg - JazzGipfel 16.10. Wien - Porgy & Bess 19.10. Frankfurt - Romanfabrik 21.10. Heilbronn - Cave 61
27.10. Bielefeld - Bunker Ulmenwall 9.11. Berlin – WdK 17.11. Köln - Pfandhaus 19.11. Nürnberg - Tafelhalle 21.11. München - Prinzregententheater
LARS DANIELSSON: 24.09. Freiburg - JazzGipfel 9.10. Nürnberg - Tafelhalle 10.10. München - Unterfahrt 11.10. Zürich - Moods 12.10. Allensbach - Jazz am See 13.10. Heidelberg - Enjoy Festival 14.10. Darmstadt - Centralstation 15.10. Wien - Porgy & Bess
MICHAEL SCHIEFEL: 11.9. Hamburg - Fabrik 22.9. Berlin - A-Trane 4.10. München - Unterfahrt 21.11. München - Prinzregententheater 23.11. Essen - Katakomben
Vertrieb: edel Contraire (D), edel Musica (A), Musikvertrieb (CH)
www.actmusic.com
e-mail: info@actmusic.com
Seite
8
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Shortcuts
schrieb Parkers balladeske Episoden einst
als „das perfekte Gegenmittel, wenn man
sich an Jazzplatten, die undisziplinierte
Bläserorgien featuren, überfressen hat“.
Die Liebe thematisierte die Sängerin
Dinah Washington in Plattentiteln wie
„Music For A First Love“, „I Concentrate
On You“, „Two Of Us“, „In Love“ und „I
Wanna Be Loved“ immer wieder.
Mal besang sie dabei auf sehr persönliche
Art die positiven Seiten der Liebe, dann
wieder die zahlreichen Schattierungen
des Herzschmerzes und unerwiderten
Verlangens. Diese Compilation spiegelt
diese Zerrissenheit der Gefühle hervorragend wider. Mehr als nur kompetente instrumentale Unterstützung erhielt
sie bei der Aufnahme dieser Liebeslieder
von den hochkarätig besetzten Orchestern von Quincy Jones, Hal Mooney und
Belford Hendricks und Solisten wie dem
Trompeter Clifford Brown.
Dinah Washington
Dinah Washington For Lovers
Verve 06024 985 7028
.....................................
Oscar Peterson
Exclusively For My Friends
1992 bereits einmal erfolgreich in einer
4-CD-Box wiederveröffentlicht, bilden die
sechs Alben der Serie „Exclusively For My
Friends“ das Herzstück fast jeder OscarPeterson-Sammlung.
Der „All Music Guide” gab der Box damals die Höchstwertung von fünf Sternen
und schrieb: „Oscar Peterson hat gesagt,
dass er seine MPS-Einspielungen für seine besten Aufnahmen hält. Das ist schon
eine ziemlich gewichtige Aussage, wenn
man bedenkt, welche enorme Menge an
Platten der Pianist im Laufe der letzten 50
Jahre veröffentlicht hat.“ Dokumentiert
sind auf den nun wieder einzeln erhältlichen und mit den original Liner Notes
ausgestatteten CDs die Hauskonzerte, die
Oscar Peterson zwischen 1963 und 1968
in der Villa des Toningenieurs und Produzenten Hans Georg Brunner-Schwer
machte. Neben seltenen Soloeinspielungen Oscar Petersons enthalten die CDs
hochkalibrige Trio-Sessions mit den Bassisten Sam Jones und Ray Brown sowie
den Schlagzeugern Bobby Durham, Ed
Thigpen und Louis Hayes.
OSCAR PETERSON
Travelin’ On
(Exclusively For My Friends Vol. VI)
Etta Jones
Don’t Go To Strangers
(RVG Series)
Oliver Nelson
Screamin’ The Blues
(RVG Series)
Coleman Hawkins
The Hawk Relaxes
(RVG Series)
Kenny Dorham
Quiet Kenny
(RVG Series)
MPS 06025 170 2373
Concord 08880 723 0007
Concord 08880 723 0013
Concord 00252 188 1062
Concord 00252 188 1082
Jack M c Duff
The Honeydripper
(RVG Series)
Richard „Groove“ Holmes
Soul Message
(RVG Series)
Eric Dolphy
Out There
(RVG Series)
Miles Davis
Relaxin’ With The Miles Davis Quintet
(RVG Series)
Concord 08880 723 0035
Concord 08880 723 0014
Concord 00252 188 1012
Concord 00252 188 1042
.....................................
RVG Series
„Ich kann mich noch gut an die Sessions
erinnern”, schreibt Rudy Van Gelder, der
legendäre Tonmeister aus Hackensack,
New Jersey, in einem Grußwort seiner
neuen „Remasters” für Prestige. „Ich erinnere mich, wie die Musiker klingen
wollten, und ich erinnere mich an ihre
Reaktionen auf die Playbacks. Heute habe
ich das deutliche Gefühl, ihr Botschafter
zu sein.”
Im Januar 1954, knapp ein Jahr, nachdem ihn Alfred Lion für Blue Note „entdeckte”, nahm der gelernte Optiker seine
erste Session für Bob Weinstocks Label
Prestige auf. Nachdem viele seiner legendären Aufnahmen für Prestige lange Zeit
nur als eher lieblose CD-Überspielungen
erhältlich waren, nimmt sich ihrer Van
Gelder jetzt persönlich an. In seinem perfekt ausgerüsteten Digitalstudio in Englewood Cliffs bereitet er Klassiker von Miles
Davis, John Coltrane, Sonny Rollins, Eric
Dolphy, Red Garland, Coleman Hawkins
oder dem Modern Jazz Quartet so auf,
wie sie authentischer und besser nicht
klingen können. Getreu seiner Maxime:
„Qualität ist meine Motivation.”
Cover lag bei
Druck nicht
vor.
John Coltrane
Soultrane
(RVG Series)
Sonny Stitt
Stitt’s Bitt
(RVG Series – 3 CD Box Set)
Gene Ammons
Boss Tenor
(RVG Series)
Red Garland
Red Garland’s Piano
(RVG Series)
Concord 08880 723 0006
Concord 08880 723 0043
Concord 00252 188 1022
Concord 00252 188 1092
Miles Davis
Walkin’
(RVG Series)
Yusef Lateef
Eastern Sounds
(RVG Series)
John Coltrane
Lush Life
(RVG Series)
Sonny Rollins
Saxophone Colossus
(RVG Series)
Concord 08880 723 0008
Concord 08880 723 0012
Concord 00252 188 1032
Concord 00252 188 1052
Mose Allison
Mose Allison Sings
(RVG Series)
Thelonious Monk &
Sonny Rollins
Thelonious Monk & Sonny Rollins
(RVG Series)
Kenny Burrell &
John Coltrane
Kenny Burrell & John Coltrane
(RVG Series)
The Modern
Jazz Quartet
Django
(RVG Series)
Concord 08880 723 0010
Concord 00252 188 1072
Concord 00252 188 1102
Eddie „Lockjaw“ Davis
Cookbook Vol. 1
(RVG Series)
Concord 08880 723 0009
.....................................
Concord 08880 723 0011
OSCAR PETERSON
Girl Talk
(Exclusively For My Friends Vol. II)
MPS 06025 170 2353
Tu felix Oscar
In den 60er Jahren war Oscar Peterson Dauergast im Schwarzwald,
wo er in Hans-Georg Brunner-Schwers Wohnzimmer einige der besten Jazzalben
überhaupt aufnahm – siehe links.
OSCAR PETERSON
The Way I Really Play
(Exclusively For My Friends Vol. III)
MPS 06025 170 2354
Oscar Peterson
Action
(Exclusively For My Friends Vol. I)
MPS 06025 170 2352
OSCAR PETERSON
My Favorite Instrument
(Exclusively For My Friends Vol. IV)
MPS 06025 170 2358
OSCAR PETERSON
Mellow Mood
(Exclusively For My Friends Vol. V)
MPS 06025 170 2371
Spielte im Schwarzwald nur im kleinsten Kreis: Oscar Peterson
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
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9
Porträt
11.07.1942: Tomasz Stanko kommt
in Rzesow/Polen zur Welt.
1962: Stankos Band The Jazz
Darings gehört zu den ersten FreeJazz-Ensembles in Europa.
1965: Im Quintett des Pianisten und
Komponisten Krzysztof Komeda spielt
Stanko einen Meilenstein osteuropäischen Jazz ein, die LP „Astigmatic”.
1973–1980: Stanko arbeitet mit
Drummer Edward Vesala, Pianist
Cecil Taylor, Bassist Gary Peacock
und nimmt eine Solo-LP im
indischen Taj Mahal auf.
1990er: Stanko spielt auf verschiede-
nen ECM-Alben von Bobo Stenson,
Tony Oxley, John Surman und Terje
Rypdal.
2002: Mit dem aus Teenagern
bestehenden Simple Acoustic Trio
begeistert Stanko auf seinem
neo-cooljazzigen Album „The Soul
Of Things”.
2005: An der Seite von Jan Garbarek
spielt Stanko auf Manu Katchés zweitem Soloalbum „Neighbourhood”.
2006: Das neue Album „Lontano”,
eingespielt mit dem Simple Acoustic Trio, bringt die Quintessenz von
Stankos Karriere auf die Länge von
77 Minuten.
Trickste den Zensor aus: TomasZ Stanko
Der Pate aus Polen
Für viele ist Tomasz Stanko der Pate des modernen polnischen Jazz. Fürs JazzEcho greift diese Bezeichnung zu kurz.
V
iele Leute aus meiner Generation
werden nicht müde zu wiederholen, dass ‚früher alles besser
war’”, grinst Tomasz Stanko.
Doch erst, nachdem sich der Eiserne Vorhang über seiner Heimat Polen hob, wurde bei ihm persönlich alles besser. „Vielen Menschen aus meiner Generation
geht es heute nicht so gut in Polen”, sagt
der 64-jährige Trompeter. „Sie hatten gelernt, sich mit einem Regime zu arrangieren, das ihnen soufflierte: ‚Mach nur das
Notwendigste. Mach nicht zu viel’”, beschreibt er. Dafür gab es ein kleines, aber
sicheres Leben. „Jetzt haben diese Menschen nichts mehr und keiner hat ihnen
je beigebracht, was Eigeninitiative ist.”
Starke Emigration ins westliche Eu­ropa,
nutzlose populistische Parteien und postsozialistisches Trauma schwächen das
Land, sagt Stanko. „Die junge Generation
aber ist Polens größte Hoffnung. Sie lamentiert nicht, sie sitzt nicht herum und
säuft. Die jungen Leute wissen genau,
dass ihnen niemand helfen wird, kein
patriotischer Politiker oder sonst jemand,
und sie machen es alleine.” Als Tomasz
Stanko selbst jung war, schwamm er mit
genau dieser Haltung gegen den Strom.
„Ich habe nie darauf gewartet, dass irgendwas passiert. Ich wollte einfach frei
sein, das hat mich ständig angetrieben.
Manfred [Eicher] hat mal gesagt: ‚Wenn
mir niemand mehr hilft, dann bin ich
wirklich frei.‘ Und das beschreibt meine
frühe Karriere ganz genau.”
Viele sehen in Stanko heute den Paten
des modernen polnischen Jazz. Stanko
begann seine Karriere in den 60ern. „Wir
hatten damals natürlich wenig Kontakt
zum Westen. Trotzdem bekamen wir
einige Jazzplatten sofort. Ich lernte die
Musik von John Coltrane und Ornette
Coleman ohne Zeitverzögerung kennen. Die Zensur funktionierte, das muss
man sagen, wie eine Art Filter, es kam
so gut wie kein Müll an unsere Ohren.
Gary Peacock fragte mich einmal, wie
wir überhaupt mit Jazz in Kontakt treten
konnten. Es war aber nicht so schwer,
jemand, der im Westen auf dem Land
lebte, ist da viel schwieriger herangekommen.” Osteuropäischer Jazz hatte damals
etwas Mythisches, im Ostblock gab es
brillante Musiker. „In Polen haben sich
die Behörden aber nicht wirklich sehr für
Jazz interessiert, er war ihnen zu abstrakt.
Und dann erzählten wir ihnen, er wäre
die Musik der revolutionären Schwarzen
in den USA, das funktionierte. Bis auf
die ständigen Visa-Probleme blieben wir
ziemlich unbehelligt”, schildert Stanko
mit einnehmend schwerem slawischen
Akzent.
Einzigartige Musikkulturen
Auch in anderen hermetischen Staatssystemen sind einzigartige Musikkulturen
erblüht, so ironisch das am Ende ist. In
Brasilien florierte die Bossa-Nova- und
MPB-Bewegung innerhalb einer Diktatur. „Auch dort hatte Musik damals etwas Revolutionäres”,
nickt Stanko. „Die Idee
von Revolution gibt es
aber heute kaum noch
in der Kunst. Das Wort
Revolution bekommt
immer mehr eine falsche Bedeutung. So
viele große Ideen sind
gescheitert. Man muss
heute nicht mehr versuchen, jede Idee direkt umzusetzen. Free
Jazz ist die beste Musik
– wenn man sie nicht
spielt”, sagt er und lacht. „Das klingt paradox. Ich gebe dir ein Beispiel: Cecil Taylor ist für mich ein Gigant! Er ist so konsequent, er geht immer den schwierigeren
Weg. Er ist ein Katalysator von Ideen, dabei ist ihm egal, was aus diesen Ideen am
Ende wird. In der Zeit, in der ich bei ihm
spielte, schrieb er so viele unglaubliche
Stücke. Ich erinnere mich an eins, es hieß
‚Wombwater‘ [Fruchtwasser], ein heftiger
Titel. Irgendwann fragte ich ihn, ob er
mir die Komposition geben könne, aber
sie war weg, er hatte keine Ahnung mehr
davon. Es war ihm egal. Ich dachte: Mein
Gott, was für ein Künstler! Er schreibt unglaubliches Zeug und schmeißt es dann
weg. Das ist, was ich mit ‚Idee‘ meine.
Am Ende kommt es nicht so sehr auf sie
selbst an, sondern auf den Prozess, damit
umzugehen. Ein besserer Musiker, ein
besserer Mensch zu werden.” Stanko befindet sich seit über 40 Jahren in diesem
Prozess. „Es war manchmal sehr anstrengend, ich hatte manchmal keine Lust
mehr und wollte aufhören. Musiker zu
sein, fordert eine starke Entscheidung, es
gibt in diesem Beruf keine Sicherheiten.
Aber ich hatte Glück, ich konnte mit den
Besten zusammenarbeiten, mit Komeda
und danach mit so vielen anderen, das
war fantastisch.”
Krysztof Komeda ist womöglich der Pate von Tomasz Stankos Sound. Komeda
kennen
vielleicht
(unbewusst) mehr Cineasten als Jazzfans,
denn zwischen 1958
und 1968 schrieb er
die Soundtracks für
Roman Polanskis Filme, wie „Das Messer
im Wasser”, „Tanz
der Vampire” und
Tomasz Stanko.......„Rosemary’s
Baby”.
Nach den Dreharbeiten von „Rosemary’s
Baby” hatte Komeda in Los Angeles einen Autounfall und starb wenige Monate
nach seiner Rückkehr nach Polen an den
Folgen seiner schweren Kopfverletzungen. „International ist er relativ unbekannt geblieben, weil er so jung starb.
Zu viele Polen
lebten nach
der Maxime
„Mach nur das
Notwendigste“.
Seine Kompositionen aber sind zeitlos”,
resümiert Stanko, der auf seinem neuen
Album „Lontano” eine neue Version von
Komedas „Kattorna” eingespielt hat. Der
Titel erschien 1965 auf der legendären LP
„Astigmatic”, auf der Stanko in Komedas
Band zu hören ist. „Genau wie ich war
Komeda einerseits stark in der Tradition
geerdet und hatte eine avantgardistische
Seele”, beschreibt Stanko. „Ich erinnere
mich, wie wir 1964 in Kopenhagen im
Montmartre-Club spielten und Don Cherry jede Nacht vorbeikam und einstieg.”
Komedas Musik war, obwohl modern,
meilenweit von Free Jazz entfernt. Besonders Komedas melodische Patterns sollten
Stanko für immer prägen.
„Für mich ist es sehr schwer, jemandem
meine Melodien zu erklären, ich denke
nicht bewusst über sie nach”, tastet sich
Stanko an das Thema heran. „Möglicherweise haben meine Melodien etwas mit
dem Licht zu tun, das wir hier in Polen
haben. Es ist ein spezielles Licht, ein nordöstliches Licht. Ich vergleiche immer Melodien mit Licht. Ich glaube auch, dass
skandinavische Musik klingt, wie sie klingt
,wegen des Lichts. Warum klingt italienische Musik so anders? Dabei muss helleres Licht gar nicht unbedingt mehr Fröhlichkeit bedeuten, es ist schon komplexer.
Fado zum Beispiel oder Bossa kommen ja
aus südlichen Ländern.”
Noch mehr als für die Avantgarde begeisterte Stanko sich vom Anfang seiner Karriere an für den Cool Jazz und Hard Bop
von Miles und Trane, die Blue-Note-LPs
der frühen 60er. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust”, bekennt er. Auch
„Lontano” klingt stark an diesen Sound
an. Dennoch stellt Stanko klar, dass er sich
an keine Retrowelle zu hängen braucht,
dafür habe er viel zu sehr seinen eigenen
Sound, seine eigene Harmonik und sein
eigenes Vokabular. „Mir geht es in meiner
Arbeitsweise mehr um Prinzipien wie Zitat
und Collage.” Dabei meint Stanko nicht
so sehr das musikalische Patchwork als eine Art von Synergie. „Mit Collage meine
ich die Art, wie ich die Dinge, die mich
beeinflussen, interpretiere. Die Erzählweise von William Faulkner in seinen Büchern
oder die von Michail Scholochows ‚Der
stille Don‘. Ein Bild von Modigliani. Wie
irgendwann mal ein Club in Krakau gerochen hat. Auf einmal erinnert man sich
daran und setzt es um, wie genau kann
ich dir nicht erklären.” So dunkel seine
Trompete auch klingt, Stanko hat überhaupt kein Problem damit, auch mal popkompatiblen Jazz zu machen. „Ich hatte
einen Riesenspaß auf dem letzten Album
von Manu Katché”, betont er zufrieden.
Kreative Unfälle
Er hat die Literatur und Kunst des 20.
Jahrhunderts verinnerlicht, was macht Tomasz Stanko im digitalen Zeitalter? „Ich
würde liebend gern digitale Technologie
in meiner Musik verwenden, aber ich finde keine Musiker, die das so können, wie
ich es brauche”, zuckt Stanko mit den
Schultern. „Die meiste elektronische Musik klingt für mich weniger interessant.
Theoretisch liebe ich Sampling, das ist
Collage, das ist die Zukunft. Aber ich habe noch nicht den Musiker gefunden, der
meine Ideen umsetzen, der James Brown
mit Gustav Mahler verschmelzen könnte.
Ich denke viel darüber nach.”
Stankos Informationsquellen sind immer noch vorwiegend analog, er liest
mehr Zeitung, als dass er im Internet
surft, und er ist ein Improvisator, auch
im Leben. „Ich plane nicht so viel. Wenn
man voller Pläne und Projektionen ist,
dann entgehen einem die kleinen Details
am Wegesrand. Viel von Improvisation
hat mit kreativen Unfällen zu tun. Meine
Band ist da großartig, ich betone es immer wieder. Sie ist offen für alles Neue,
aber tief verwurzelt und versiert in der
Tradition.”
Als Stanko vor zehn Jahren das Quartett zusammenstellte, mit dem er nun
auch „Lontano” eingespielt hat, war der
Schlagzeuger Michal Miskiewicz gerade mal 16. Der junge Michal spielte mit
Slawomir Kurkiewicz am Kontrabass und
Pianist Marcin Wasilewski, die ihn dazu
überredeten, Tomasz Stanko zu überreden, sie auch in sein neues Quartett
aufzunehmen. 2005 begeisterten Miskiewicz, Kurkiewicz und Wasilewski mit ihrem eigenen „Trio”-Album. „Lontano“ ist
das dritte und kühnste der drei Alben, die
Tomasz Stanko mit dem Simple Acoustic
Trio aufgenommen hat. „Es ist eine Art
Quintessenz meines künstlerischen Lebens”, sagt Stanko. „Auch wenn ich das
nicht bewusst angestrebt habe. Als wir
ins Studio gingen, war ich mehr als vorbereitet. Ich habe über ein Jahr an dem
Album gearbeitet, wir haben viele der
Stücke auf unserer USA-Tournee gespielt.
Als wir dann im Studio waren, löschte ich
alle diese Vorarbeit, dekonstruierte sie,
um wieder intuitiv mit dem Material umzugehen.” Wichtiger Partner dabei war
ECM-Chef Manfred Eicher, der das Album
produzierte. „Ich liebe es, mit Manfred
zu arbeiten”, begeistert sich Stanko. „Er
schafft eine tiefe, ganz spezielle sensible
Atmosphäre, seine Kommentare und Vorschläge sind immer wieder erstaunlich,
aufregend, nett und dann gar nicht mehr
nett und knallhart. Wenn man stark genug ist, diese Intensität auszuhalten, gibt
es keinen besseren Produzenten. Marcin
Wasilewski fiel am Abend des ersten Aufnahmetags fast vom Stuhl, so erschöpft
war er”, lacht Stanko. „‚Lontano‘ war
sehr heftig.” JazzLink: stanko
Tomasz stanko
Quartet
Lontano
ECM 06024 987 7380
Seite
10
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Call & Response
Das
Wohlfühlduo
Mit „Street Life” landeten die Sängerin
Randy Crawford und der CrusadersPianist Joe Sample 1978 einen Welthit. Mit
ihrer aktuellen CD „Feeling Good”
modernisieren sie das Konzept – Soul und
Jazz fühlten sich einander selten so nah.
Joe Sample
Joe Sample, Randy Crawford
JazzEcho: Sie haben schon Mitte der
70er Jahre zusammen Musik gemacht.
Wie haben Sie sich kennen gelernt?
Joe Sample: Ich bekam einen Anruf von
Randys Produzent Stewart Levine. Randy
hatte ihm anscheinend gesagt: „Ich mag
diese Crusaders.” Denn Randys Liebesaffäre mit den Crusaders ging sogar noch
weiter zurück. Auf jeden Fall war ich bei
ihren ersten beiden Sessions für Warner
Brothers dabei. Und da habe ich mich in
Randys Stimme verliebt. Das muss 1976
gewesen sein, bei ihrem Debütalbum
„Everything Must Change”.
Randy Crawford: Ich erinnere mich noch
sehr gut an unsere ersten Aufnahmen. Da
gab es immer Süßkartoffelkuchen. Lecker.
JazzEcho: Können Sie sich erinnern,
wann Sie die Crusaders zum ersten Mal
gehört haben?
Crawford: Ja, das war dieser Song: (singt)
Sample: „Way Back Home“!
Crawford: (sie singt eine andere Melodie)
Sample: Das ist jetzt „Put It Where You
Want It”. Als du uns das erste Mal gehört
hast, lebtest du da noch in Cincinnati?
JazzEcho: Und haben Sie da schon in der
Band mit Bootsy Collins gespielt?
Sample: Moment, du hast mit Bootsy in
einer Band gespielt?
Crawford: Mit Bootsy und seinem Bruder Phelps. Aber wir haben keine eigenen
Stücke gespielt, sondern nur Coverversionen. „Respect” und so was.
JazzEcho: Und dann kamen Auftritte im
Vorprogramm von George Benson, das
Album „Big Man” mit Cannonball Adderley und eine Single für Columbia, die
Johnny Bristol produzierte …
Crawford: Genau. Ich glaube, der Song
mit Johnny Bristol hieß „Don’t Get
Caught In Love’s Triangle”.
Sample: Johnny Bristol war damals als
Produzent sehr populär. Ich habe sicher
auch mal mit ihm gearbeitet, Anfang
der 70er. Aber ich habe seinen Namen
schon so lange nicht mehr gehört. Und
an Songtitel kann ich mich ohnehin
kaum noch erinnern … Was ich von damals noch im Kopf habe, ist, dass das
Label absolut verliebt in Randy war. Sie
liebten sie, als Künstlerin und als Sängerin. Diese Unterstützung, diese Hingabe,
machte den Unterschied. Ich konnte das
fühlen und das konnte man auch auf den
Aufnahmen spüren. Heute gibt es das
nicht mehr. Die Plattenfirmen nehmen
vielleicht mal einen Song mit einem auf
und warten dann ab, ob es ein Hit wird.
Damals fühlten sie sich den Künstlern gegenüber verpflichtet. Ich denke mal, dass
sie dich damals ganz gut behandelt haben, Randy, oder?
Crawford: Na ja, ich war zu denen auch
1939 Am 01.02. kommt Joe Sample in
Houston, Texas, zur Welt.
1956 Mit seinen Schulfreunden Wilton
Felder, Stix Hooper und Wayne
Henderson bildet er die Nite Hawks.
1961 The Jazz Crusaders, seit drei Jahren
erfolgreich in Los Angeles, nehmen
ihr Debütalbum für Pacific Jazz auf.
1971 Mit „1”, gerade auf CD wieder
veröffentlicht, präsentieren sich
die Crusaders erstmals mit neuem
Namen und Jazz-Funk-Sound.
1978 Der Erfolg von „Rainbow Seeker”
gründet sich auch auf den Song
„In All My Wildest Dreams”, der
später von 2pac gesamplet wird.
1997 „Sample This” enthält aktualisier­
te ­Versionen seiner größten
Instrumentalhits zum Samplen.
2006 Für „Feeling Good”, das gemein
same Album mit Randy Crawford,
hat Joe Sample alle Arrangements
geschrieben – und natürlich Piano
und Keyboard gespielt.
ziemlich sweet. Aber ich habe auch danach immer weitergemacht, meinen
Kopf hochgehalten und versucht, ihn
über Wasser zu halten.
JazzEcho: Auf dem neuen Album setzen
Sie, Herr Sample, Ihr Klavier oft wie eine
zweite Stimme ein. Sie antworten Randy,
die wiederum auf Sie reagiert …
Sample: Als wir diese Stücke aufnahmen,
achtete ich sehr genau darauf, wie Randy ihre Phrasen beendete. Ich wartete,
bis sie die letzte Silbe beendet hatte, und
fing erst dann an zu spielen. Ich wollte nie
über ihren Gesang spielen, allein schon,
weil er so einzigartig ist. Ich liebe die
großen Sänger dafür, wie sie einen Text
rüberbringen können. Und dabei hat es
mich immer gestört, wenn ein Pianist im
Hintergrund ständig um sie herum- und
über sie hinwegspielt. Bei diesem Album
wollte ich das anders machen. Ich habe
nur um sie herumgespielt, wenn es nötig
war.
Crawford: Das hat mir sehr gut getan.
Als ich euch hörte, hat es mich angestachelt, noch besser zu singen. Ohne euch
wäre das alles längst nicht so gut geworden.
JazzEcho: „Feeling Good” hat nicht nur
viel Raum, sondern auch jede Menge
Inspiration. Vieles klingt so, als wäre es
beim ersten Take passiert.
Sample: Stimmt, es ging alles sehr
Randy Crawford
1956 gründete der Pianist Joe
Sample, geboren am 01.02.1939
in Houston, Texas, mit seinen
Schulfreunden Wilton Felder, Stix
Hooper und Wayne Henderson die
Nite Hawks. Zwei Jahre später, nach
dem Umzug des Soul-Jazz-Quartetts
nach Los Angeles, mischen sie als
The Jazz Crusaders die Westküste
auf. 1971, sechs Jahre nach ihrem
Instrumentalhit mit Stevie Wonders „Uptight”, verbannen sie das
Wort Jazz aus dem Bandnamen und
werden fast umgehend zu einer der
erfolgreichsten Jazz-Funk-Bands der
USA. Auch im Studio sind Sample
und seine Kollegen gefragt, etwa
bei Sessions mit Marvin Gaye, B.B.
King oder Quincy Jones. Seit 1978
ist Joe Sample auch solo erfolgreich,
unter anderem mit der mittlerweile
viel gesampleten Ballade „In All My
Wildest Dreams”. Neben Randy
Crawford, mit der Sample bereits auf
ihrem Debütalbum 1976 zu hören
war, hat der Pianist auch mit Sängern
wie Joe Cocker, Lalah Hathaway oder
Phyllis Hyman aufgenommen.
schnell. Ich bin immer zuerst ins Studio
gegangen und habe mich mit der Musik beschäftigt. Das Wichtigste war dabei das Tempo. Und wenn ich mal nicht
weiterwusste, hörte ich Steve Gadd in
meinen Kopfhörern und dann fing Randy
auch schon zu singen an. Ich dachte nur:
„Oh Boy, wir müssen jetzt ganz schnell
die Bandmaschine mitlaufen lassen.” Es
klingt so fantastisch! Aber dann rief Randy schon: „Wo ist Christian?” McBride
kam nämlich immer zu spät.
Crawford: Ja. Aber das war okay. Er ist
ein toller Bassist! Obwohl ich manchmal
schon mehr als bereit war und dann noch
auf Christian warten musste.
Sample: Ich glaube, das meiste auf dem
Album sind „First Takes”. Zumindest Randys Gesang. Ich selbst musste manchmal
etwas ausbessern. Irgendwann fiel mir
auf, dass der Klavierstimmer die Saiten
nicht fest genug angezogen hatte und
mitten im Song ein C langsam unsauber
wurde. Also versuchte ich, diese Note
nicht zu spielen …
Crawford: Ich habe es auch gemerkt,
und dachte nur: „Jetzt bloß nicht auch
noch unsauber singen!”
Sample: Also versuchte ich, bloß nicht
diese Note zu spielen. Das passierte in
zwei Songs. Am nächsten Tag habe ich
das dem Klavierstimmer gesagt und wir
haben alles ausgebessert. Auf jeden Fall
1952 Am 18.02. kommt Veronica
„Randy” Crawford in Macon,
Georgia, zur Welt.
1967 Am Klavier vom Vater begleitet,
bringt sie ihr Gesangstalent aus
dem Kirchenchor in die Jazzclubs.
1975 Kurz vor Cannonball Adderleys
Tod gibt sie ihr Studiodebüt auf
dessen Album „Big Man”.
1976 Debütalbum mit Instrumental­
unterstützung der Crusaders:
„Every­thing Must Change”.
1979 „Street Life” aus dem Soundtrack
von Burt Reynolds’ „Sharky und
seine Profis”, wird ein Welthit.
1998 Mit „Every Kind Of Mood: Randy,
Randi, Randee” gelingt Randy
Crawford ihr höchster US-Chart­
einstieg (Platz 2 von „Billboards“
„Contemporary Jazz Charts”).
2006 Fünf Jahre nach ihrem letzten Solo
album begeistert sie an der Seite
von Joe Sample, live und auf dem
gemeinsamen Album.
haben wir vierzehn Stücke in dreieinhalb
Tagen aufgenommen. Wir haben mittags
angefangen und waren immer am frühen Abend fertig. Es war sehr entspannt.
Wir waren uns alle sicher, dass wir es im
ersten Take schaffen. Die Musiker waren
alle sehr gut, das hat mich beruhigt. Das
Wichtigste war schließlich, dass Randy im
Vordergrund steht. Wir sind immer gleich
nach einem Take rausgegangen und haben ihn uns angehört. Vielleicht haben
wir dann zwei oder drei Mal noch einen
Take aufgenommen. Aber genommen
haben wir, glaube ich, immer den ersten
Take.
Crawford: Ich hatte ein kleines Problem
mit „The Late, Late Show”. Das war für
mich immer ein seltsamer Song. Ich hatte Angst davor. Und auch der klappte im
ersten Take. Nachher war ich stolz auf
mich. Aber auch wütend, weil ich vorher
solche Angst davor gehabt hatte.
Sample: Du warst dir mit allen Songs
immer sehr sicher. Bis auf „The Late,
Late Show”. Und den hast du echt auf
den Punkt gesungen. Wie gesagt, Randy
war vorbereitet. Heute erlebt man selten
Sänger, die so gut vorbereitet ins Studio
kommen.
JazzEcho: Das hört man auf der CD.
Sample: Wir alle spürten diese Grooves.
Wir hatten ja ursprünglich 24 Songs ausgesucht. Ich sagte immer wieder, und
„One Day I’ll Fly Away”, „Rainy
Night In Georgia” und natürlich
„Street Life” haben die süßliche
Sopranstimme von Veronica „Randy”
Crawford weltbekannt gemacht.
Am 18.02.1952 in Macon, Georgia,
geboren, wächst sie in Cincinnati,
Ohio, auf. Mit 15 singt sie erstmals
in Clubs, von ihrem Vater am Klavier
begleitet. Nach einigen Jahren als
Leadsängerin einer Coverband, in
der auch der Bassist Bootsy Collins
spielt, geht sie 1972 auf US-Tour mit
dem Gitarristen George Benson. Erste
Aufnahmen mit Cannonball Adderley
für das Album „Big Man” folgen,
bald sogar eine Single für Columbia.
1976 nimmt sie ihr erstes Soloalbum
für Warner Brothers auf. Zwei Jahre
später gelingt ihr der Durchbruch
– mit ihrem dritten Album „Raw Silk”
und dem Soundtrack-Song „Street
Life” mit den Crusaders. Vor allem in
Europa und England ist Randy
Crawford noch heute, zwölf Alben
und fast zwanzig Jahre nach ihrem
Debüt, ein gern gehörter Star – live
und im Radio (siehe oben).
immer öfter: „Entscheidet euch endlich.
Ich werde doch keine 24 Arrangements
schreiben!” Als ich dann nach Japan kam,
wo ich zusammen mit George Duke im
Blue Note in Tokio auftrat, standen die
Songs fest. Wir wussten, dass wir von den
14 immer noch vier weglassen könnten.
Aber unsere Instinkte waren richtig: Alle
Songs sind auf dem Album. Und in sehr
guten neuen Versionen, Lichtjahre von
den Originalen entfernt.
Crawford: Ich war allerdings erst glücklich mit den Aufnahmen, als Joe wieder
aus dem Krankenhaus herauskam!
Sample: Mir passierte da etwas am unteren Teil der Wirbelsäule, direkt nachdem
wir mit unserer Europatour im letzten
Jahr fertig waren, im August. Als wir alle Tracks aufgenommen hatten, bin ich
gleich ins Krankenhaus gegangen. Es war
nichts, was mich umgebracht hätte. Aber
es hat mir jede Menge Schmerzen bereitet. Seit den Aufnahmen, seit der zweiten
Dezemberwoche in New York, bin ich immer wieder untersucht worden. Vor einer
Woche erst habe ich mich einer Prozedur unterzogen, durch die ich fast keine
Schmerzen mehr habe. Ich fand es viel
schlimmer, dass Randy etwa zur selben
Zeit ihren Bruder verlor.
Crawford: Ich musste eben auch schon
an ihn denken, als du Johnny Bristol erwähnt hast. Mein Bruder hieß nämlich
auch Johnny. Er starb, kurz nachdem ich
ihn im Krankenhaus besucht hatte und
ihm die Rough Mixes dieses Albums vorgespielt hatte.
Sample: Das hat ihn so gefreut! Es ging
ihm sichtlich besser danach, hast du erzählt. Auch wegen all der unguten Erfahrungen im Vorwege sind wir wirklich sehr
froh, jetzt hier zu sein. Und ich weiß, dass
Randy sich schon auf unsere Tour freut,
weil sie immer zu mir meinte: „Wann fangen wir endlich an zu arbeiten?”
JazzEcho: Wie sind Sie auf die ursprünglichen 24 Songs gekommen?
Sample: Mit einigen kam Randy, etwa ihren eigenen Songs „Danceland” und „Rio
De Janeiro Blues”, die sie dringend noch
mal mit uns aufnehmen wollte. Die anderen Stücke hat größtenteils Tommy LiPuma ausgesucht. Ich meinte zu Tommy,
er solle sich mal das Nina-Simone-Songbook durchsehen. Weil da bestimmt ein
paar Killer-Songs sind, die Randy lieben
würde. Wie viele Nina-Simone-Songs haben wir schließlich aufgenommen, Randy? Mindestens drei, die man mit ihr in
Verbindung bringt, oder?
Crawford: Stimmt. „See Line Woman”,
„The End Of The Line“ und „Feeling
Good“. Oh Mann, wie ich die liebe!
JazzEcho: Denken Sie eigentlich manchmal noch an „Street Life” zurück?
Crawford: Oh ja, das ist mein Song! Und
ich bin immer froh, wenn ich ihn noch
mal singen darf.
Sample: Ich habe drei Erinnerungen an
„Street Life”. Zuerst sind wir in einer kleinen Bar, in der Randy auftritt. Ich hatte
eine Kassette mit dem Song dabei. Die
hörte sich Randy in der Pause an und
meinte, der Song gefiele ihr. Das zweite
Mal saßen wir in Randys Appartement
zusammen und sie sang den Song, während ich sie auf einem winzigen Keyboard
begleitete. Die dritte und letzte Erinnerung ist, dass ich im Studio mit Wilton
Felder und den anderen bin und Wilton
einfach nicht diese Bassline spielen will,
die ich ihm auf dem Klavier vorspiele! Das
sei keine Bassline, sondern ein Klavierpart,
sagte er wieder und wieder. Irgendwann,
nach elf Stunden, gab er sich geschlagen
und spielte endlich das, was ich die ganze
Zeit mit der linken Hand vorgespielt hatte – und es funktionierte. Ich hatte wirklich schon gedacht, wir schaffen es nicht
mehr. JazzLink: feelinggood
Randy Crawford
& Joe Sample
Feeling Good
Emarcy 06025 170 1163
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
11
Planet Jazz
Der Charlie Parker
der Prosa
Heinrich Heine: Kein anderer deutscher
Dichter wurde von derart unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen vor
den eigenen Karren gespannt – oder vehement abgelehnt. Das ­Heine-Jahr feiert
den Dichter und Denker nun vor allem
als Paten des modernen europäischen
Feuilletons. Zu Lebzeiten musste sich
Heine immerhin anhören, dass seine Gedichte schwer zu vertonen seien. Trotzdem versuchten sich zahlreiche moderne
Komponisten an ihm: Alban Berg, Béla
Bartók, Hugo Wolf gehören dazu, und
auch, man staune: Richard Wagner.
Ein wahres Juwel im bunten Reigen der
Heine-Adaptionen ist die Langspielplatte „Heinrich Heine Lyrik und Jazz“. Sie
erschien 1966 und entstand nach einer
zweitägigen Session im Schwunge einer
gesamtdeutschen Jazz+Lyrik-Szene – die
Antwort auf die amerikanischen BeatnikAutoren Jack Kerouac, Leroy Jones und
Langston Hughes, die bereits in den
50er Jahren „Poetry Sessions“ mit dem
New York Art Quintet oder Charles
Mingus abgehalten hatten. Sowohl
auf dem DDR-Label Amiga als auch auf
dem ­ Philips-Label Twen erschienen damals jazzige Lyrikplatten verschiedener
Couleur. Einerseits wurden dort zeitgenössische Autoren wie Hans Christian
Kirsch und Wolf Biermann rezitiert, dann
aber vor allem auch Bewährtes von Kurt
Tucholsky, Christian Morgenstern und
natürlich Heinrich Heine. Im April 1964
NuJoik,
NuJoik
organisierte Jazzpapst Joachim Ernst
Berendt eine Studiosession mit dem damals blutjungen Sprecher Gert Westphal
und dem Atilla Zoller Quartett. Heines
Geist erschien dort als junger Intellektueller im schwarzen Rollkragenpullover,
seine Nähe zum Weltbild der 1960er ist
erstaunlich.
Die Musik hatte Zoller speziell um HeineGedichte wie „Nachtgedanken“ oder
„Was aber die Liebe ist“ herum skizziert
und arrangiert. Am Ende improvisierte
das Ensemble live mit Westphal im Studio
und streute dabei fleißig Zitate aus dem
Melodiefundus des Jazz ein: Bei „Was
aber die Liebe ist“ hört man deutlich die
Melodie von „What Is This Thing Called
Love“. Aus der Ob­skurität erblickt hier ein
ausgesprochener Glücksfall des Jazz- und
Lyrik-Genres erneut das Licht der Welt.
Heines zeitloser Zeitgeist, seine absolut epochenresistente Modernität, seine
pointierten Attacken und vor allem seine
Menschlichkeit: Ppackend vermittelt sie
der begnadete Sprecher Gert Westphal,
cool und geschmackvoll unterlegt von
Attila Zoller und seinem Quartett. Lange
war diese LP hoffnungslos vergriffen.
AtTila Zoller
Quartett
Heinrich Heine
Lyrik und Jazz
Philips 9876 629
mari boine bricht auf zu neuen Ufern
Mit ihrem neuen Album
zeigt die samische
Sängerin Mari Boine
eine neue Seite.
V
ier Jahre sind verstrichen, seit die
samische Sängerin Mari Boine
ihr letztes Album „Eight Seasons/
Gávcci Jahkejuogo“ veröffentlichte. Seit
sie 1989 auf Peter Gabriels Label Real
World ihr zweites Album „Gula Gula“
herausbrachte und den internationalen
Durchbruch schaffte, hat Boine beharrlich ihren eigenen musikalischen Weg
beschritten, ohne sich je um modische
Trends zu scheren.
Erst nach einem Zusammentreffen mit
Bugge Wesseltoft, der 2001 einige ihrer
Songs für ein Album remixen ließ, öffnete sie sich – auf allerdings sehr dezente
Weise – auch moderneren musikalischen
Einflüssen. Auf ihrem neuen Album, das
den englischen Titel „In The Hand Of
The Night“ trägt, setzt sie die Öffnung
nun fort. „In The Hand Of The Night“
(Originaltitel: „Idjagiedas“) zeigt Mari
Boine gleich in mehrfacher Hinsicht von
einer neuen Seite. Sie hat sich sehr nach
außen geöffnet und wagt auch, völlig
neue musikalische Elemente zu verwenden, um eine andere Grundstimmung zu
schaffen. Erlaubt ist alles, solange es ihre
Identität als Künstlerin positiv beeinflusst.
Während bei ihren früheren Werken der
Schwerpunkt auf atmosphärischen Klängen lag, stehen diesmal die wunderbaren Melodien und Maris Stimme im Mittelpunkt.
Außerdem wurden neben traditionellen akustischen Instrumenten aus aller
Welt auch moderne elektronische Mittel
eingesetzt, die hier in einem reizvollen
Kontrast zu Maris archaischen Joik-Gesängen stehen. Für frische Ideen sorgten
außerdem der neue Gitarrist Georg Buljo,
der drei der Stücke schrieb, und Trompeter Ole Jørn Myklebust.
mari boine
Idjagiedas – In The
Hand Of The Night
Emarcy 06024 985 5486
(K)eine Dutzendware
Stephan Micus sammelt Instrumente, die vom Aussterben bedroht sind
Save
the Hné!
Stephan Micus reist durch die Welt und rettet nicht nur
Stile, sondern ganze Instrumente. Reisen wir ein Stück mit.
A
lle drei Monate verschwindet ein
Instrument aus der Welt. Da im Zuge der zunehmend globalisierten
„Weltmusik“ auch immer mehr Musiker
in Afrika und Asien elektronische Instrumente spielen, vollzieht sich seit einigen
Jahren ein regelrechtes Artensterben. Wie
eine Arche Noah für bedrohte Instrumente wirkt da Stephan Micus’ Studio im Osten Mallorcas. Allein in einem Raum stehen Dutzende verschiedener Gongs.
Seit fast 35 Jahren zieht der 53-Jährige
in die Welt hinaus, um bei lokalen Musikern zu lernen, nach Indien, Burma und
Japan, nach Ghana oder in den Jemen.
Mit seinem Instrumentarium verbindet
der unorthodoxe Musiker die Welt und
mit seiner Arbeitsweise schweißt er zwei
Seelen in seiner Brust zusammen: die des
weltoffenen Nomaden und die des zurückgezogenen Sesshaften.
Wie man seine Musik am Ende nennt,
ist für Micus irrelevant, lieber nicht „New
Age“. Er imitiert nicht, er transformiert
die Inspirationen seiner Reisen in einen eigenen Sound, den die Zeitschrift
„Rolling Stone“ mit „sehnsuchtsvollen,
melancholischen Melodien, warm glühenden Harmonien, Schatten, die zu
Klängen werden ...“, skizzierte. Er ist frei
vom falschen Anspruch, ein „ethnisches“
Instrument perfekt „nachzuspielen“: „Mir
geht es aber vor allem darum, die Instrumente aus ihrem ursprünglichen Kontext
zu lösen und eine ganz neue Klangwelt
für sie zu schaffen“, sagt der Musiker.
Wer Stephan Micus verstehen will, sollte
vielleicht ein bisschen wie er selbst sein:
offen und reiselustig, sowohl äußerlich als
auch innerlich.
Gerade hat der Multiinstrumentalist
und Klangforscher sein 17. Album bei
ECM veröffentlicht. Seine Hauptinstrumente dort sind die chinesische Sattar,
das aus dem Irak stammende Mudbedsh
und die burmesische Hné, von der er
sagt: „Die Hné ist ein sehr kraftvolles und
durchdringendes Instrument, das vor allem im ­ Freien benutzt wird. Jedes Mal,
wenn ich in Burma war, habe ich Unterricht bei Hné-Spielern genommen, deshalb war es mir so wichtig, die Hné nun
endlich einmal in eine Komposition zu integrieren.“ Wieder drei Instrumente von
der Liste der bedrohten Arten gestrichen!
B
ossa-Nova-Compilations gibt es wie
Sand am Meer. Oft gleichen sie sich
wie ein Ei dem anderen und „beglücken“ immer wieder mit denselben
Songs derselben Künstler. Aus der Flut der
Bossa-CDs ragte in den letzten Jahren vor
allem die von Arnaldo DeSouteiro produzierte Reihe „A Trip To Brazil“ heraus, die
in die Tiefe ging und viele Raritäten enthielt. Eine Ausnahme ist auch die kürzlich
erschienene Zusammenstellung „Bossa
Nova – The Sound From Ipanema“, für
die Ruy Castro verantwortlich zeichnete.
Ein Glücksfall sind für Freunde der wahren Bossa nun die zwölf zum Mid-Price
erhältlichen CDs der Reihe „Pure Bossa
Nova“. Auf je einer CD bieten sie historische Aufnahmen von Lúcio Alves, Os
Cariocas, Tom Jobim, Nara Leão, Carlos
Lyra, Sérgio Mendes, Roberto Menescal,
Vinícius de Moraes, dem Tamba Trio,
Sylvia Telles und Walter Wanderley. Die
CD von Sérgio Mendes präsentiert zum
Beispiel ausschließlich Instrumentalaufnahmen, die der Pianist noch vor seinem
immensen Erfolg in den USA und dem
Rest der Welt gemacht hatte. Das Album
des Poeten Vinícius de Moraes enthält
auch Interpretationen seiner Songs von
Caetano Veloso, Chico Buarque, Al­cione
und Toquinho. Abgerundet wird die Serie durch eine „Best Of“-Compilation,
auf der sich neben Tracks von bereits
genannten Stars zudem Aufnahmen von
Stan Getz & João Gilberto, Doris Monteiro, Leila Pinheiro, João Donato und Leny
Andrade befinden. Wer die wahre Bossa Nova und ihre Protagonisten besser
kennen lernen möchte, wird mit diesen
zwölf CDs hervorragend bedient.
12 neue Bossa-NovaSampler beweisen,
dass der Ausdruck
„Im Dutzend billiger“
keine Qualitätsaussage
bedeuten muss.
Various Artists
The Best Of Pure
Bossa Nova
Emarcy 06025 170 1401
Stephan Micus
On The Wing
ECM 06024 985 4516
Sérgio Mendes hat schon seit vielen Jahren gut lachen
Seite
12
Ausgabe 3 • Jahrgang 9
Mix
Der
Tenor und die
Klassik
Der JazzEcho-Konzertführer
Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags
unter www.jazzecho.de
Susanne Abbuehl
05.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival
Jimi Tenor, musikalisches
Chamäleon, hat sich für
die zweite Ausgabe der
„ReComposed“-Serie
Seelenverwandte ausgesucht.
Monty Alexander
with John Clayton and Jeff Hamilton
15.11. Köln, Philharmonie
Misha Alperin
16.09. Bonn, Harmonie
Jan Garbarek & Hilliard Ensemble
28.09. Tübingen, Stiftskirche
Jan Garbarek & Manu Katché
26.10. Oldenburg, Staatstheater
27.10. Potsdam, Nikolaisaal
Edgard Varèses Skandalstück „Désert” inszeniert er zu einem beklemmenden Hörspiel. „Répons” von Pierre Boulez wird
zum Krimisoundtrack. Saties „Vexations”
verbrämt er mit Minimal-Techno-Elementen. Am Ende scheint Tenor auf listige Art
ein eigenes neues experimentelles Album
gemacht zu haben. Sein witziger Umgang mit popmusikalischen Klischees, seine käsigen Synthies aus dem Supermarkt,
die Drumsounds, mit denen er auf seinen
Alben bei Warp das 80er-Revival markier-
te: Alles das zieht sich (auch) durch diese
CD. Tenor bleibt mit sich selbst identisch,
wenn er auf seinen Bearbeitungen in das
Material eindringt, im Material selbst arbeitet und arrangiert, anstatt sich lediglich seiner zu bedienen. Tenor umtastet,
umspielt die von ihm gewählten Originale, er collagiert behutsam, aber nie, ohne
seinen eigenen Sound dabei zu verlieren.
Damit nimmt Tenor die von ihm bearbeiteten Komponisten ernst, aber eben nicht
bierernst. Hätten Varèse, Satie oder Bou-
lez heute selbst so geschrieben? Wenn
sich beim Hören der CD diese Frage aufdrängt, muss an ihr (der CD) etwas dran
sein. Wir erwarteten das Unerwartete.
Danke, Jimi! JazzLink: tenor
Jimi Tenor
Deutsche Grammophon ReComposed by
Jimi Tenor
Deutsche Grammophon
476 567 6
Ausbruch zum Durchbruch
„Der Unterschied zu unseren bisherigen Alben“, meint Neal Evans, „ist,
dass wir bei ‚Break Out‘ zum ersten Mal
mehr als fünf Tage für die Aufnahmen
hatten.” Der Organist und Keyboarder
von ­ Soulive, der die Band 1999 mit seinem Bruder Alan, dem besten modernen Funkdrummer neben Questlove,
und Gitarrist Eric Krasno gründete, kann
stolz auf das Ergebnis von fast drei Jahren
Studioarbeit sein. Mit „Break Out”, dem
Concord-Debüt der Band, die wegen ihrer Aufnahmen mit Dave Matthews, Meshell Ndegeocello, Black Thought, Talib
Kweli oder Chali 2na als „Funk Brothers
des 21. Jahrhunderts” gilt, ist Soulive womöglich der Ausbruch zum Durchbruch
gelungen. Um einige Gäste bereichert,
von einer Hornsection bis zu Stars wie
Ivan Neville, Corey Glover (ehem. Living
Colour) und Souldiva Chaka Khan, lebt
sich das „junge, hungrige und grooven-
de Trio” („Downbeat”) auf diesem Album
mal so richtig aus. König Funk regiert,
schwingt den Szepter aber auch mal in
Richtung Latin („Cachaça”) oder HipHop („Got Soul”) und verneigt sich mit
„Crosstown Traffic” vor Jimi Hendrix. Für
alle, die Soulive live verpassen (sie treten
dieses Jahr bei Lollapalooza und im Vorprogramm von Aretha Franklin auf), ist
dieses Album ein Segen – der allerdings
jetzt schon heiß auf den nächsten Streich
macht. „Vielleicht”, lacht Evans, „gelingt
uns ja bei den nächsten Aufnahmen ein
guter Mittelweg zwischen fünf Tagen und
drei Jahren.“ JazzLink: soulive
Soulive
Break Out
Concord 00134 312 3022
Erscheint am 12.09.2006
Familienbande
Gefährlich: Dillinger Girl ANd „Baby face“ Nelson
gesucht hatte: burschikose, ganz einfache Songs, die Tom Waits und Nick Drake
hätten singen können, die ganz zufällig in
die Kerbe von New Folk schlugen. Sie nahmen „Bang!“ in Tucson, Arizona, auf, so
wie man eine Bank überfällt: ohne Gerede,
ohne großen Plan. Produzent Jim Waters
(Primal Scream) hatte im Studio nicht viel
zu tun. Das Motto von „Bang!“ drängte
sich im ehemaligen Gangsternest Tucson
geradezu auf. Eine Generation nach Faye
Dunaway und Warren Beatty passen Noguerra und Pellegrini nun perfekt in die
Kostüme von Bonnie & Clyde. „Es war
alles irgendwie Zufall“, sagt Helena, deren charmantes Lächeln über rote Ampeln
fährt. JazzLink: dillinger
dillinger Girl &
„Baby face“ Nelson
Bang!
Universal Music France
006024 983 7679
Erscheint am 22.09.2006
Im Opener seines neuen Albums will
Teddy Thompson „ein großer Star sein,
der in Hotelbars rumhängt, und mittags
im Zimmer von jemand anderem aufwacht”. Das ist ironisch gemeint. Stellt
man sich das lyrische Ich dieses Albums
vor, so erscheint ein intelligenter, schüchterner junger Mann, der auf Partys zu Mobiliar mutiert, während sein Freund Rufus
Wainwright jeden verfügbaren Milliliter
Sauerstoff aufsaugt. „Als ich sah, dass
meine Plattenfirma eine Anzeige geschaltet hatte: ‚Featuring Rufus and Martha
Wainwright and Richard and Linda
Thompson’, ärgerte mich das etwas”, erklärte der in New York lebende Thompson
in der „Times”. Sein Album sei vor allem
persönlich. In seinen Songs sticht eine
skeptische lyrische Unentschiedenheit zwischen emotionaler Tiefe und Sarkasmus
hervor, verblüffen melodische Sensibilität
und mühelos-organische Arrangements.
Der Sohn der Britfolk-Ikonen Richard
und Linda Thompson gehört zur neuen
Generation des Genres. Neben den
Thompsons und den Wainwrights wirkten auf „Separate Ways” Jenni Muldaur
(Maria Muldaurs Tochter) und an den
Drums Richard Thompsons früherer
Fairport-Conven­tion-Kollege Dave Mattacks mit, der Bluegrass-Banjoist Tony
Trischka und Garth Hudson, der Keyboarder von The Band. Thompson steuerte dem Soundtrack zum Film „Brokeback Mountain” zwei Songs bei, die sich
nicht auf seinem neuen Album befinden.
JazzLink: thompson
Gonzales
13.09.
Potsdam, Jazzfestival, Schinkelhalle
Rebekka Bakken
06.10. A-Judenburg, Festsaal
07.10. A-Graz, Orpheum
08.10. A-Linz, Brucknerhaus
10.10. A-Wien, Gasometer
12.10. Osnabrück, Rosenhof
13.10. Lübeck, Schuppen
14.10. Hamburg, Laeiszhalle
25.10. A-Salzburg, Republic
28.10. Neunkirchen, Bürgerhaus
29.10. Köln, Gloria
31.10. Aachen, Ludwigforum
03.11. Mainz, Phönixhalle
04.11. Neuwied, Festival
05.11. Düsseldorf, ZAKK
09.11. Essen, Zollverein
10.11. Hannover, Raschplatz
Klassik-Remixe zum Bauklötzestaunen: jimi tenor
Mit ihrem neuen Bandprojekt hat HELENA die
Faye Dunaway in sich entdeckt.
E
Torun Eriksen
15.10. Remchingen, Kulturhalle
17.10. Erlangen, E-Werk
18.10. Osnabrück, Lagerhalle
19.10. Bornheim, Alter Dorfsaal
21.10. Dortmund, Domicil
22.10. Leipzig, Moritzbastei
Nik Bärtsch‘s Ronin
04.11. Berlin, Jazz Festival
09.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival
Verbrechen lohnt
sich wieder
s war ein kreativer Unfall. „Früher
glaubte ich, dass mich das Publikum
nur liebt, wenn ich hübsch und süß
bin“, bekennt Helena Noguerra. „Ich wollte ein weiblicher Crooner sein: glamourös.
Heute mache ich, was ich will.“ Eigentlich
hatte die portugiesisch-belgische Chanteuse, Ehefrau des Produzenten Philippe
Katerine (und Schwester der „Nina Hagen Frankreichs“, Lio) an einem eigenen,
ihrem vierten Album gearbeitet. Katerine
hatte schon länger gesagt: „Helena, mach
mal was anderes, ich kenne dich, du bist
anders.“ Dann gab ihr Federico Pellegrini,
ein Freund des Ehemanns, ein Demo: burschikose Songs mit akustischer Gitarrenbegleitung. Helena sollte das Material für
sich umschreiben. Pellegrini (er schrieb
unter anderem die Musik des VanessaParadis-Films „Atomik Circus“) plante, eine Band anzuheuern. Die schöne Helena
wollte aber alles so lassen: die Arrangements, die Texte, die Instrumentierung.
Auf einmal war da nämlich, wonach sie
Paco de Lucia
09.11. Leverkusen, Forum
11.11. Berlin, Tempodrom
Götz Alsmann
12.09. Neuss, Rheinisches Landestheater
17.09. Bad Salzuflen, Kurtheater
18.09. Braunschweig, Kulturzelt
22.09. Arnsberg, Stadthalle
04./05.10.Darmstadt, Centralstation
06./07.10.Mainz, Kammerspiele
08.10. Ransbach-Baumbach, Stadthalle
14.10. Bremen, Glocke
15.10. Stade, Stadeum
20.10. Chemnitz, Stadthalle
21.10. Dresden, Alter Schlachthof
28.10. Neustadt, Saalbau
29.–31.10.München, Lustspielhaus
01.11. Oberursel, Stadthalle
W
as für eine Gratwanderung ist
der Klassik-Remix? Auf der einen Seite steht der Bildersturm,
auf der anderen Seite die Banalität. Auf
der Seite der Banalität steht ein Publikum
mit zu kurzer Aufmerksamkeitsspanne;
auf der anderen Seite klammern dann
wieder Musikverlage mit eisernem langem Arm an den Autorenrechten. Kein
leichtes Terrain. Nur Mut, hätte man
ihm noch vor knapp einem Jahr sagen
können, als das Internet den finnischen
Funk-Exzentriker Jimi Tenor bereits als
Kandidaten der zweiten Ausgabe von
„ReComposed” ausrief. „Anscheinend
sind die meisten Leute in der Welt der
Klassik nicht wirklich offen für Bearbeitungen ihrer Musik”, erklärte Tenor, „dieses
Projekt zieht sich hin.” Nun ist das Album
da: „ReComposed by Jimi Tenor” geht
von einem ganz anderen Blickwinkel aus
als die „ReComposed”-Ausgabe 1 von
Matthias Arfmann. Hoch anzurechnen ist
den Kuratoren der Reihe, dass sie gerade
Tenor ihren goldenen Backkatalog anvertraut haben: Tenor, dem musikalischen
Chamäleon. Tenor, dem Enfant terrible
des elektronischen Sophisticated Pop
der 90er. Aus dem Archiv der Deutschen
Grammophon wählte Jimi Tenor sich
Seelenverwandte, nämlich solche Musiker, die zu Lebzeiten mit ihren Werken
irritierten, schockierten und polarisierten. Im Albumopener verdubbt er Steve
Reichs „Music For Mallet Instruments”.
Jamie Cullum
17.11.
Freiburg, Konzerthaus
19.11.
Stuttgart, Theaterhaus
20.11.
München, Philhamonie
21.11.
Köln, Palladium
23.11.
Berlin, Tempodrom
25.11.
Offenbach, Capitol
Tord Gustavsen Trio
02.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche
04.11. Bad Grönenbach, Festival
05.11. Mainz, Frankfurter Hof
06.11. Landsberg
Jazzland Community
06.11. Hamburg, Fabrik
07.11. Dortmund, Domicil
08./09.11.Köln, Stadtgarten
10.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof
Maria João & Mário Laginha
08.11. Leverkusen
Branford Marsalis
19.10. Mannheim, Alte Feuerwache
20.10. Düsseldorf, Tonhalle
21.10. Berlin, Quasimodo
Mari Boine
27.10. Nürnberg, Karstadt Kultur-Café
30.10. Freiburg, Konzerthaus
01.11. Kaiserslautern, Kammgarn
02.11. Karlsruhe, Tollhaus
04.11. Stuttgart, Theaterhaus
05.11. Plauen, Malzhaus
07.11. Leverkusen, Forum/Jazzfestival
08.11. Berlin, Passionskirche (tbc)
09.11. Hamburg, Fabrik
11.11. Marburg, KFZ
Mojo Club – The Original Jazz Rockers
02.09. Bielefeld, Kamp
15.09. Köln, Stadtgarten
30.09. Darmstadt, Stella
20.10. Köln, Stadtgarten
Enrico Rava & Eberhard Weber
22.09. Ravensburg
23.09. Villingen
Stefano Bollani
17.09. Coesfeld, WBK
Dino Saluzzi
07./08.09.Hamburg (w/ Marcio Doctor)
27.09. Berlin, Kammermusiksaal (w/ Anja
Lechner)
Richard Bona
26.10. Ludwigshafen, BASF Gesellschaftshaus
Anouar Brahem
06.10. Hamburg, Jazztage
07.10. Leipzig, Jazztage
Trygve Seim
05.11. Berlin, JazzFest
Till Brönner
03.09. Braunschweig, Classix Festival
30.10. Leipzig, Gewandhaus
31.10. Göttingen, Stadthalle
02.11. Lörrach, Burghof
03.11. Aalen, Ramada Treff Hotel
04.11. Ingolstadt, Hotel Ambassador
05.11. Berlin, Philharmonie
07.11. Darmstadt, Centralstation
09.11. München, Prinzregententheater
10.11. Hamburg, Laeiszhalle
11.11. Düsseldorf, Tonhalle
12.11. Bielefeld, Oetkerhalle
13.11. Hannover, Theater Am Aegi
14.11. Mannheim, Feuerwache
16.11. Saarbrücken, Garage
Simply Acoustic Trio
02./03.11.Hamburg, NDR Studio 10
Tomasz Stanko
09.09. Neuhardenberg, Schinkelkirche
19.09. Hamburg, Fabrik
21.09. Darmstadt, Centralstation
23.09. Stuttgart, Theaterhaus
Ralph Towner
08.10. Wetzlar, Musikschule
06.11. Leverkusen
Ralph Towner w/ Oregon
03.11. Darmstadt, Centralstation
04.11. Göppingen
Frank Chastenier Trio
17.09. Übach-Palenberg
Gianluigi Trovesi & Gianni Coscia
19.09. Altenkirchen, Spiegelzelt
24.10. Köln
03.11. Göttingen, Theater
04.11. Coesfeld, Evangelische Kirche
Frank Chastenier & WDR Big Band
31.08. Essen, Aalto Theater
01.09. Münster, Theater
02.09. Aachen, Stadttheater
03.09. Bielefeld, Ringlokschuppen
06.09. Düsseldorf, Robert Schumann Saal
07.09. Dortmund, Opernhaus
09.09. Siegen, Siegerlandhalle
10.09. Wuppertal, Schauspielhaus
22.09. Viersen, Jazzfest
23.09. Köln, Philharmonie
28.10. Köln, Klaus von Bismarck Saal
11.11. Leverkusen
Gianluigi Trovesi – Ottetto
01.09. Ulm
08.11. Karlsruhe, Tollhaus
10.11. München, Theater am Gärtnerplatz
11.11. Gschwend, Stadthalle
Philipp Weiss
05.10. Heilbronn, Jazzfestival
11.11. Mülheim, Jazzfestival
Randy Crawford & Joe Sample
07.10. Stuttgart, Theaterhaus
10.10. Frankfurt, Alte Oper
11.10. Köln, Philharmonie
12.10. München, Circus Krone
14.10. Hannover, Theater am Aegi
15.10. Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
16.10. Berlin, Philharmonie
18.10. Dortmund, Konzerthaus
Dhafer Youssef
10.09. Bremen, Musikfest
01.10. Essen, Philharmonie
25.10. Oldenburg, Kulturzentrum PFL
26.10. Berlin, Quasimodo
27.10. Köln
30.10. München, Unterfahrt
31.10. Frankfurt, Brotfabrik
Nach Redaktionsschluss
+++ Concord hebt ab: Parallel zur VerveToday-Reihe überfliegt nun auch das Concord-Label sein aktuelles Repertoire und
präsentiert 12 Tracks aus brandneuen und
bald erscheinenden Alben auf der Compilation „This Is Concord“. Für Schnelleinsteiger
und zum Budgetpreis +++ Gute Nachricht
für Fans von Till Brönner: Der Trompeter und Sänger hat einen Nachschlag zu
seinem Erfolgsalbum „Oceana“ aufgenommen: jazzige Versionen der Burt-BacharachKlassiker „This Guy’s In Love With You“ und
„I’ll Never Fall In Love Again“. Beide Titel
produzierte (wie auch das Album) Larry
Klein. Die beiden spätsommerlichen Balladen erscheinen Ende September als Single
und auf einer Special Edition von ­„Oceana“
+++ Film Noir aus dem Schwarzwald: Liebevoll und vielschichtig hat Elke Baurs das
MPS-Label und seinen Gründer Hans Georg Brunner-Schwer in ihrer DVD-Doku
„MPS – Jazzin The Black Forest“ porträtiert.
Großzügig unterfüttert Baurs die Story von
„Deutschlands Blue-Note-Label“ mit Interviews mit Musikern und Angestellten, Archivdokumenten und alten Livemitschnitten, die einen Insider-Einblick in das Nest
des „Most Perfect Sound“ bieten +++
Impressum
Herausgeber
UNIVERSAL MUSIC JAZZ, Berlin
Konzept und Gestaltung
TEQUILA\ GmbH, Hamburg
Litho
RAWA Print und neue Medien GmbH, Hamburg
Druck
Axel Springer AG, Ahrensburg
FOTOS: Mark Seliger, Ian Gittler, Neil Gavin, Torkil Gudnason, Roberto Masotti, Wolfgang Krebs, Caroline Forbes, Jessica
Chaney, Vincent Knapp u.a.
Alle Rechte vorbehalten. Nach­druck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:
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Teddy Thompson
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